Der Zweck des gegenwärtigen Werks
scheint deutlich
genug, um keiner
weitern Erläuterung zu bedürfen. Es
war nemlich um ein
Handbuch zu thun,
was den ersten Umriß der allgemeinen
und besondern
Naturgeschichte zugleich
umfassen sollte. Jene hat allerdings ihre
eigne
Vorzüge, und es ist auch gesagt
worden, sie sey für Anfänger allein zu-
reichend. Aber es scheint dem grossen
Haufen der
Dilettanten, für die doch hier
am meisten gesorgt werden muß, interes-
[[IV]] santer, die besondre
Geschichte des Men-
schen, des Elephanten, der Polypen,
die
Oekonomie eines Bienenstocks u.s.w. zu
wissen, als sich mit den
abstracten Leh-
ren von den allgemeinen Eigenschaften
der
Naturalien allein zu begnügen. Nur
muß man unter specieller Geschichte
keine
blose trockne Registratur der Gattungen
und ihrer Charaktere
verstehen. Das Lin-
neische Systema
Naturae und änliche In-
ventarien unsrer neuen
Faunisten und
Floristen haben ihre großen Verdienste,
aber wol
schwerlich Reiz genug, einen
jungen Menschen aufzumuntern, sich mit
der
Natur und der Kentniß ihrer Ge-
schöpfe in etwas vertraut zu
machen. Es
[[V]] ist daher meine Absicht
gewesen, sowol
die allgemeinen Grundsätze der Naturge-
schichte überhaupt, als auch das anzüg-
lichste aus der
Geschichte der merkwür-
digsten Geschöpfe insbesondere, in
diesen
Bogen zu vereinigen. Ich pflichte voll-
kommen den
erhabnen Begriffen von ei-
nem Compendium bey, die einer der
wei-
sesten Menschen, Bacon von Verulam
davon hegte,
daß es nemlich der kernige
Inbegriff der wichtigsten Wahrheiten ei-
ner Wissenschafft seyn sollte, die als reine
narhafte
Quelle für die Zeitgenossen, und
in Zukunft fürs Archiv der
Litteratur
noch als ächte Urkunde dienen sollte, wie
hoch man zu
damaliger Zeit in der Wis-
[[VI]] senschaft gestiegen sey.
Ich würde mich
daher schwerlich an ein Werk von einer
so ernsten und
wichtigen Bestimmung ge-
wagt haben, wenn nicht theils schon
mein
Beruf, nemlich die Bearbeitung der theo-
retischen
Medicin, und deren ihre nahe
Verwandschaft mit dem Studium der
übrigen
Natur, und dann auch die mir
übertragne Unteraufsicht des
Akademischen
Musei, die Hoffnung in mir erregt
hätten, dieser Arbeit
einigermasen entspre-
chen zu können. Besonders hat mich
die
Benutzung dieses Musei, das vielleicht
von manchem an äusrer Pracht
oder
Grösse, aber schwerlich von einem an in-
nerer
Brauchbarkeit und der durch lange
[[VII]] Jahre und Kosten und
Kennerfleis, und
mit einem seltnen Glücke gesammleten
Menge der
instructivsten Stücke, über-
troffen wird, in den Stand
gesetzt, die
Natur nicht blos aus Büchern, sondern
aus ihr selbst
studiren zu können. Es ist
nicht anders möglich, als daß ich bey die-
sen Subsidien vieles neues sehen mußte.
Gleichwol bin ich
immer ungern und nie
anders von Linne und andern berümten
Männern
abgegangen, als wenn ich der
Warheit schlechterdings eine solche Tren-
nung schuldig war. Es ist noch manches
stehen geblieben,
wogegen sich wol meine
Ueberzeugung empörte: aber ich wollte
lieber, daß
man einen alten Irthum auch
[[VIII]] einst noch in meinem
Buche rügen sollte,
als daß ich in den, der Warheit und
den
Wissenschaften weit gefährlichern Fehler
verfallen wollte, eine
richtige Lehre aus
Neuerungssucht durch Zweifel verdächtig
zu machen.
Darum ist auch unter den
manchen abweichenden neuen Lehren, die
ich in
diesem Buche vortrage, keine ein-
zige, von deren
Zuverlässigkeit ich mich
nicht durch widerholte Versuche und
eigne
Erfahrungen vergewissert hätte. Die Cha-
ractere der
Geschlechter und Arten habe
ich lateinisch angegeben, theils der Kür-
ze wegen, theils auch um dadurch den
trocknen Theil des
Buchs vom anmu-
thigern sogleich zu unterscheiden. Je-
[[IX]] ner ist für Leute vom
Metier, die doch La-
tein verstehen werden, und um reine
Regi-
stratur zu halten, immer nothwendig; aber
er
ennuyirt die blosen Liebhaber, die sich
um jene kunstmäsige Definitionen,
nicht zu
bekümmern brauchen, und in der wenigen
Zeit die sie von ihren
Berufsgeschäften
zum Vergnügen auf Naturgeschichte ver-
wenden, nur das Unterhaltendste der Wis-
senschaft
verlangen. Denn so wie ich
zwar glaube, daß einige Kenntnis der
Natur
allen gebildeten Menschen manchen
wesentlichen Nutzen und viele Unterhal-
tung verschaffen kan, so gewis soll sie
doch auch bey den
allermehresten loses
Nebenwerk und Erholungsstudium blei-
[[X]] ben, aber nicht für die
basis aller mensch-
lichen
Kenntnisse verschrien werden, und
am wenigsten etwa Humaniora u.a. so-
lide Grundwissenschaften verdrängen. Ich
habe so
gedrungen zu schreiben gesucht,
als es der Deutlichkeit ohnbeschadet ge-
schehen konnte, wenigstens immer die un-
erträglich langweilige Weitläufigkeit ver-
mieden, womit so
manche Werke zur
Naturgeschichte durchwässert sind, und
die sich nur
durch Unfähigkeit wie bey
illiteratis (die doch für
ihren guten Wil-
len Dank verdienen) oder durch häus-
liche Bedrängnisse entschuldigen läst.
Nur in den ersten
Blättern die eine Art
Einleitung seyn sollten, bin ich in etwas
[[XI]] umständlicher gewesen.
Ueberhaupt habe
ich meinem Buche den Zuschnitt gege-
ben,
daß es sowol als Handbuch für je-
den Liebhaber, als auch zur
Grundlage
bey Vorlesungen dienen kan. Es ist zur
letzten Absicht
geschmeidig genug, und
hoffentlich wird sich kein Lehrer in Ver-
legenheit finden, im mündlichen Vortrage
noch gnug
zusetzen zu können. Was
noch von Pflanzen und Mineralien ge-
sagt werden soll, wird wenig an Bogen
betragen. Von jenen
versteht sich, blos
das allgemeine; denn nur die Namen
der
Pflanzen-Geschlechter anzuzeigen, ist eine
sterile Arbeit, und sich
in Geschichte der Gat-
tungen einzulassen, gehört fürs weite Feld
[[XII]] der Botanik. Den
Citationsprunk habe
ich vermieden, und nur hin und wieder
etwa ein
anatomisches Werk oder eine
andere von Naturforschern vielleicht bis-
her übersehene Quelle angegeben. Den
Thieren die sich in
Deutschland finden,
habe ich ein † vorgesezt: So hat man zu-
gleich eine Art Fauna Germanica,
ohne
daß ich doch bey jedem widerholen durfte
daß es Landsleute wären.
Ein * am
Ende des Charakters bedeutet, daß ich
das ganze Thier im
academischen Museo
oder sonst gesehen habe. Göttingen, den
24. Apr.
1779.
Blumenbach.
S. 5. Z. 10. statt einige, lies innige. S. 23. Z. 14.
st. neugebohrne l.
ungebohrne. S. 113. Z. 3. vom Ende
wiederum st. neugebornen l.
ungebornen. S. 116. Z. 4.
vom Ende st. bisweilen l. bey weiten. S. 117.
Z. 16. st.
Schneelaurinnen l. Schneelauwinnen. Und Z. 21. st.
diese
l. tiefe. S. 119. Z. 15. st. Geschlecht. l. Thiers
Geschichte.
S. 123. Z. 12. v. E. st. Tamhirsch l. Tannhirsch. S.
125.
Z. 11. st. seinem l. seinen. S. 142. Z. 9. st. spiritales l. spi-
rales. S. 158. Z. 8. st. May l. Aprils;
und Z. 9. st. Aprils
Mays. S. 185. Z. 15. st. percuopterus l. percnopterus. S.
218. lezte Z. st. 1674. l. 1574. S.
240. Z. 6. v. E. st. de
l. La. S. 406. Z. 8. st. gute l.
eigentlich. S. 407. Z. 6.
st. herabsteigen l. herabstürzen.
S. 51. Z. 13. die Worte: sind stumme; andre, wie
–
werden ausgestrichen.
S. 143. Z. 4 v. E. st. Junius u. Julius l. May und Junius.
S. 153. Z. 14. Wir haben seit den Abdruck jenes
Bogens,
unsre Untersuchung der Luftbehälter bey Vögeln wei-
ter verfolgt: und halten es für eine Hauptbestim-
mung der Zellen im Unterleibe, daß sie die Auslee-
rung des Unraths befördern, und dadurch den Man-
gel eines fleischigen Zwerchfells ersetzen sollen.
S. 208. soll die 13te Zeile heisen: Schlangen,
Fröschen
und Kröten.
Alle Dinge, die sich auf, und in unsrer
Erde
finden, zeigen sich entweder in derselben
Gestalt, in welcher
sie aus der Hand der Natur
gekommen; oder so, wie sie durch
Menschen
oder Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch
durch
bloßen Zufall verändert und gleichsam
umgeschaffen worden sind. Auf
diese Verschie-
denheit gründet sich die bekannte Eintheilung
[Seite 2] aller Körper in
natürliche (naturalia), und
durch Kunst
verfertigte (artefacta). Die
erstern machen den
Gegenstand der Naturge-
schichte aus, und man belegt alle
Körper mit
dem Namen der Naturalien, die nur noch
keine wesentliche
Veränderung durch
Menschenhände erlitten haben; Da hin-
gegen die mehresten von denen so der Zufall um-
geändert
hat, und beyläufig auch diejenigen so
durch die Thiere nach ihren
Trieben und zu Stil-
lung ihrer Bedürfnisse verändert und
umgebil-
det worden, mit unter den Naturalien
begrif-
fen werden. Artefacten werden sie blos als-
dann, wenn der Mensch*) wesentliche Ver-
änderungen mit ihnen vornimt. Man rech-
net z.B. die schwammichte Rinde einer Art
Maulbeerbäume (Morus papyrifera) oder die
äussere Schaale einer
Cocosnuß doch zu den Na-
turalien, wenn gleich beyde durch
Menschen
vom Stamme oder von der Nuß, die sie um-
kleideten, abgelöst worden. Die dadurch mit
ihnen vorgenommene
Veränderung ist nicht
Wesentlich genug, um sie deshalb zu Artefak-
ten zu machen. Dies werden sie aber, und
sie
verlieren folglich den Namen von Naturalien,
wenn die Chinesen
aus jener Rinde Papier, und
[Seite 3] die Utaheiten ihre
feinsten Zeuge daraus verfer-
tigen, und wenn man in ganz
Ostindien aus der
Cocusnuß-Schaale Stricke dreht. Wenn der
Blitz in
sandichten Boden schlägt, schmilzt er
oft den Sand zu Glas, wie wir
selbst derglei-
chen milchweiße Glaßtropfen vor uns
liegend
haben: und ähnliche Glaßstückchen zeigen sich
auch
gemeiniglich in den Laven der feuerspeyen-
den Berge.
Beyderley gehören zu den Natu-
ralien, da sie
zufälligerweise von himmli-
schem und unterirdischem Feuer
gezeugt worden:
Da hingegen das Glas, was der Mensch aus
ähnlichen
Ingredienzen verfertigt, blos deswe-
gen, weil es seiner
Hände Werk ist, Artefakt
heist. Die Holzzasern, die die Wespen zu
ihrem
Nesterbau verarbeiten, werden auch selbst in die-
ser Gestalt, nach einer sehr wesentlichen Verän-
derung
mit zu den Naturalien gezählt: da hinge-
gen die
Papier-Proben, die man auf ähnliche Weise
in neuern Zeiten aus
Holzspänen verfertigt hat,
ohne Widerrede Artefakten heisen. Diese
Ver-
schiedenheit zwischen so verwandten
Produkten,
reducirt sich blos darauf, daß das eine durch
Wespen, das
andere durch Menschen-
hände verfertigt worden. So faßlich
indeß
diese Hintheilung aller Körper scheint, so wenig
hält sie doch
eine strengere Analyse aus. Es
lassen sich eben so wenig absolute
Grenzen zwi-
schen Natur und Kunst bestimmen, als
irgend
eine Logik des Erdbodens das relative in den
[Seite 4] Begriffen von
wesentlich und zufällig, wor-
auf doch im gegenwärtigen
Fall so vieles an-
kommt, aufzuheben, und eine Scheidewand
zwi-
schen beyden festzusetzen, vermocht hat.
Nichts
desto weniger wird man sich aber auch sehr leicht,
und der
ganzen Eintheilung unbeschadet, über
den Gesichtspunkt vergleichen
können, aus wel-
chem man diesen oder jenen zweydeutigen
Kör-
per ansehen will, und nach welchem er
etwa
mehr Anspruch auf Natur oder auf Kunst ma-
chen
könnte.
Alle und jede natürliche Körper zeigen, in
Rücksicht ihrer Entstehung,
ihres Wachs-
thums, und ihrer Structur, eine
doppelte
Verschiedenheit. Die einen nemlich sind alle-
mal von andern natürlichen Körpern ihrer Art
hervorgebracht; ihre
Exsistenz setzt in einer un-
unterbrochenen Reihe bis zur
ersten Schöpfung
hinauf immer andere dergleichen Körper
voraus,
denen sie ihr Daseyn zu danken haben. Zwey-
tens nehmen sie allerhand fremde Substanzen als
Nahrungsmittel in
ihren Körper auf, aßimili-
ten sie den Bestandtheilen
desselben, nnd beför-
dern dadurch ihr Wachsthum von innen
(in-
nige Aneignung, intus
susceptio). Diese bey-
den Eigenschaften setzen
drittens von selbst eine
besondere Structur bey dieser Art von
natürli-
chen Körpern voraus. Sie müssen nemlich,
[Seite 5] wenn sie anders ihres
gleichen hervorbringen,
und Nahrungsmittel zu sich nehmen sollen,
man-
cherley Gefäße und Organe in ihrem Körper ha-
ben, die zur Aßimilation dieser Alimente, zur Er-
zeugung ähnlicher Körper ihrer Art u.s.w.
nothwendig
sind. Dies alles fehlt bey den natür-
lichen Körpern der
andern Art. Beydes, so-
wol ihre Entstehung, als ihr
Wachsthum, wenn
man es gar nur Wachsthum nennen darf, ist
sehr
zufällig, wird keineswegs durch innige An-
eignung,
sondern lediglich durch Anhäufung oder
Ansatz von aussen (Sammlung, aggregatio)
bewirkt; und sie bedürfen folglich
auch keines
so zusammengesetzten Körperbaues, keiner sol-
chen Organe, als die Eigenschaften der natürli-
chen Körper der ersten Art unumgänglich erfo-
derten. Jene heisen deshalb organisirte, die
letztern
unorganisirte Körper, oder Mine-
ralien.
Endlich sind nun auch die organisirten
Körper selbst, theils in der Art
wie sie ihre Nah-
rungsmittel zu sich nehmen, theils in
Rücksicht
ihrer Bewegung, sehr augenscheinlich verschieden.
Manche
ziehen einen bloßen Saft durch zahlrei-
che kleine
Oefnungen, die sich an einem Ende
ihres Körpers befinden, in sich: da
hingegen an-
dere eine einfache, aber nach Proportion
grös-
sere Oefnung an sich haben, die zu einem ge-
[Seite 6] räumlichen Schlauche
führt, wohin sie ihre Ali-
mente, die von sehr
verschiedner Art sind, bringen;
die aber alsdann erst noch vielerley
Veränderung
erleiden müssen, ehe sie zur Nutrition geschickt
werden.
Diese letztern äussern zudem noch
willkürliche oder eigenthümliche
Bewe-
gung ihrer Gliedmaßen, die den erstern
völlig
mangelt. Jenes sind die Pflanzen, dieses
die Thiere.
Diese sehr faßliche Eintheilung der na-
türlichen Körper in
organisirte und unorgani-
sirte (§. 2.), und der
organisirten wieder unter
sich (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey
Reiche, worein man alle Naturalien sehr schick-
lich classificirt hat, und wovon das erste die
Thiere, das zweyte die
Pflanzen, das dritte die
Mineralien begreift. Die Thiere sind,
nach
dem was oben gesagt worden, organisirte Kör-
per,
die erstens willkührliche Bewegung besitzen,
und zweytens ihre Alimente
durch den Mund
in den Magen bringen, wo der nahrhafteste Ex-
tract davon abgesondert und zur Nutrition ver-
wandt wird. Die Pflanzen sind zwar eben-
falls organisirte Körper, denen aber die willkühr-
liche
Bewegung gänzlich mangelt, und die zwey-
tens ihren
Nahrungssaft durch Wurzeln einsau-
gen, nicht so wie die
Thiere ihre Speisen durch
eine besondere einfache Oefnung zu sich nehmen.
[Seite 7] Die Mineralien endlich
sind unorganisirte
Körper, die blos dadurch entstehen, daß ein-
fache Theile durch Ansatz von aussen
zusammen
gehäuft, und mit einander verbunden werden,
ohne daß sie
die mindste Nahrung, weder durch
einen Mund wie die Thiere, noch durch
Wur-
zeln wie die Pflanzen, in sich bringen, und
so
ihr Wachsthum durch innige Aneignung bewir-
ken
könnten.
Man hat sonst die Thiere und Pflanzen durch
andere als die angezeigten
Charaktere zu unter-
scheiden gemeint. Die Pflanzen, sagte
man,
sind organisirte Körper die den Ort ihres Aufent-
halts nicht verändern können, weil sie eingewur-
zelt
sind; da hingegen die Thiere allerdings diese
Fähigkeit ihren Standpunkt
zu wechseln (loco-
motivitas)
besitzen. Allein diese Kennzeichen
sind unzulänglich. Von der einen
Seite ken-
nen wir sehr viele Pflanzen, die nichts weniger
als
eingewurzelt sind; und von der andern sehr viele
Thiere, die
eben so wenig auf locomotivitas An-
spruch machen können. Eine Wasserlinse würde,
im Fall sie willkürliche
Bewegung besäße, sehr
leicht ihren Aufenthalt ändern können, da hin-
gegen eine See-Tulpe (Lepas
balanus) so wie
viele andere Thiere aus der Classe der
Würmer,
ihren einmal eingenommenen Platz nie von selbst
wieder
verlassen kann.
Andere berühmte Männer haben, zumal ganz
neuerlich, die Gränzen zwischen
Thier- und Pflan-
zen-Reich gänzlich aufzuheben
getrachtet; indem
sie sich auf organisirte Körper bezogen haben,
die
gleich viel Anspruch auf thierische und Pflan-
zen-Natur
machen könnten, die folglich mit Un-
recht zu einem
organisirten Reiche insbesondere
gezählt würden, sondern die das Band
zwischen
beyden, und einen unmerklichen Uebergang vom
einen zum
andern, abgäben. Allein diese Ein-
würfe verschwinden,
sobald man sich über die
Eigenschaften vergleicht, die man zu einem
Thier
oder zu einer Pflanze erfodert. Wir haben uns
erklärt, was wir
für Begriffe mit Animalität
oder Vegetabilität verbinden, und so ist
unserm
Bedünken nach alle Zweydeutigkeit und Unge-
wißheit über diese Punkte gehoben. Der Po-
lype läßt
sich durch Zweige fortpflanzen, wie
eine Weide; aber muß er nun deswegen
gleich
zur Pflanze, oder doch zum Mittelding zwischen
ihr und einem
Thiere gemacht werden? Er ver-
schlingt seine Würmchen
durch eine große Oeff-
nung die an seinem Körper ist, und
zieht seine
Nahrung nicht durch Wurzelzäserchen in sich; er
hat
willkürliche Bewegung, so gut als irgend
ein Thier des Erdbodens; und
das ist uns ge-
nug, um ihm seine Animalität zu
vindiciren,
und zu behaupten, daß er mit gleich wenig Recht
Pflanze
oder Stein genannt werden dürfe. Erst
[Seite 9] vor kurzem hat man
sich einiger Mooße, beson-
ders der gallertigen
Wasserfäden (Conferva ge-
latinosa) zu Aufhebung des Unterschieds zwi-
schen
Thier und Pflanze bedient, indem man an
diesen Gewächsen, die ganz
augenscheinlich durch
Wurzeln ernährt werden, doch eine
willkürliche
Bewegung wahrzunehmen geglaubt hat. Al-
lein wir haben schon mehrere Sommer hindurch
an verschiedenen
Varietäten dieser Wasserfäden,
die sich in der Nachbarschaft von
Göttingen fin-
den, mit aller uns möglichen Behutsamkeit,
und
theils unter den Augen sehr vieler Zeugen, Ver-
suche angestellt, ohne auch nur die geringste Spur
von eigenthümlicher
Bewegung an diesem merk-
würdigen Mooße zu bemerken. Die
mindste
Bewegung eines kleinen Würmchens, was etwa
zugleich mit
diesem Mooße im Wasser ist, oder
der mindste Hauch auf die Oberfläche
des Was-
sers, setzen freylich das ganze gallertige
Gewächs
in Erschütterung; aber diese consensuelle Bewe-
gung ist doch wohl eben so wenig willkürlich zu
nennen, als die
bekannten Erscheinungen an den
sogenannten Fühlpflanzen, der
Venus-Fliegen-
Falle (Dionaea
muscipula) u.s.w. die alle, so-
wol als die
gedachten Wasserfäden, in unsern Au-
gen wahre Pflanzen,
so wie die Polypen wahre
Thiere, bleiben. Kurz, uns wenigstens ist
noch
kein Geschöpf bekannt, daß auf beyde organisirte
Reiche gleich
viel Anspruch machen dürfte; und
schon a priori
scheint uns die Exsistenz eines sol-
[Seite 10] chen Dinges gar nicht
denkbar, was in dem Fall
willkürliche Bewegung zugleich haben und
nicht
haben müßte. Aber das ist eine andere Frage,
ob wir nicht
zuweilen auf organisirte Körper
stossen, deren Eigenschaften noch so
wenig ent-
wickelt sind, daß man balanciren muß, zu
wel-
chem von beyden Reichen man sie rechnen
soll.
Von der Art sind in unsern Augen die Wasser-
schwämme (Spongiae) und die Landschwämme
(Fungi). Es scheint uns leichter gesagt als er-
wiesen, daß jenes Thiere, dies Pflanzen seyn
sollen.
Hierzu aber würden wir des berühmten
und ungemein verdienten Landdrosten
von
Münchhausen Mittel-Reich (Regnum neu-
trum) recipiren. Nicht daß es vermeinte Bin-
dungs-Glieder zwischen beyden organisirten Rei-
chen enthalten solle; sondern daß man die noch
nicht
genug untersuchten, und pro und contra
bestrittenen Körper ad interim
dahin deponirte;
bis ihre Natur durch die Bemühung der After-
welt näher bestimmt, und ihnen ihr behöriger
Platz in
einem von beyden organisirten Rei-
chen mit Zuverläßigkeit
angewiesen würde.
Noch müssen wir endlich ein paar Worte
über die bekannten Bilder von
Ketten und Lei-
tern und Netzen, die man der Natur
angepaßt
hat, sagen. Auch durch sie hat man neuerlich
die Stützen
der bestimmten Naturreiche zu un-
[Seite 11] tergraben gesucht.
Man hat nemlich den Satz:
Die Natur thut keinen Sprung, über
den
schon der große Leibnitz viel wahres und schö-
nes
gesagt hat, den Bradley nachher (auf
Addison's Anrathen) in einem eignen
Werke,
aber ziemlich unvollständig und trocken, Bon-
net ungemein scharfsinnig, und Robinet ganz
abentheuerlich behandelt
haben, dahin gedeutet:
daß alle erschaffene Wesen, vom
vollkommensten
bis zum Atom, vom Engel bis zum einfachsten
Elemente,
in einer ununterbrochnen Reihe, wie
Glied an Glied in einer Kette,
zusammenhin-
gen; daß sie in Rücksicht ihrer Bildung
und Ei-
genschaften stufenweise, aber doch so unmerk-
lich auf einander folgten, daß durchaus keine an-
dre, als eine sehr willkürliche, sehr
imaginäre
Abtheilung in Reiche oder Classen und Ordnun-
gen etc. bey ihnen statt finden könne. Dieses
Räsonnement scheint
wirklich auf den ersten
Blick ganz richtig. Die Idee von
Stufenfolge
in der Natur ist eben so alt als artig. Wir
selbst haben
sie von je her für eine der interessant-
sten
Speculationen in der Natürlichen Philoso-
phie gehalten.
Sie kann auch sehr wesentlich
nutzbar werden. Sie ist, beym Lichte
betrachtet,
der wahre Grund eines natürlichen Systems
in der
Naturgeschichte, das der große, aber noch
meist unbefriedigte Wunsch,
aller Naturforscher
ist, und nach welchem man die natürlichen Kör-
per nach ihrer grösten Verwandschaft zusammen
[Seite 12] ordnen, die ähnlichen
verbinden, die unähnli-
chen von einander entfernen soll.
Jedes natür-
liche System sollte eigentlich eine Art
Bonneti-
scher Leiter seyn, und das ganze Studium
der
Naturgeschichte würde ungemein gewinnen,
würde gar sehr
erleichtert werden, wenn die Sy-
stematiker nach diesem
Plane arbeiteten, sich
weniger willkürliche Charaktere abstrahirten,
nach
welchen sie die Naturalien rangiren etc. Aber
alles dies
herzlich gerne zugegeben, dürfen
doch die Leitern und Ketten, der guten
Sache der
bestimmten Naturreiche, und der Classification
der
Naturalien, bey weitem keinen Eintrag thun.
Die passendste Allegorie
kann matt werden, kann
in eine Spielerey ausarten, wenn sie zu
weit
getrieben wird. Und das ist in der That bey
den eben
angeführten zu befürchten. Es ist un-
terhaltend, es ist,
wie wir so eben selbst gesagt
haben, nutzbar, wenn der Naturforscher
die
Creaturen nach ihrer nächsten Verwandschaft un-
ter einander ordnet, an einander kettet u.s.w.
Aber es scheint uns von
der andern Seite eine
schwache, und der Allweisheit des
Schöpfers
unanständige Behauptung, wenn man im
Ernste annehmen
wollte, daß auch Er bey der
Schöpfung einen solchen allegorischen Plan
be-
folgt, und die Vollkommenheit seiner
großen
Handlung darein gesetzt hätte, daß er seinen Crea-
turen alle ersinnliche Formen gäbe, und sie folg-
lich vom obersten bis zum untersten ganz regel-
[Seite 13] mäßig stufenweis auf
einander folgen liesse. Man
würde lächeln, wenn jemand den Vorzug bey
der
Einrichtung eines Hauses darinn suchte, daß die
Meublen darinne
alle von verschiedner Gestalt
oder Größe wären, und sich auch, so wie
die an-
gebliche Kette der natürlichen Körper, unter
eine
gleiche Stufenfolge bringen liessen. Die Voll-
kommenheit in der große Haushaltung der Mut-
ter-Natur
ist, so wie bey der kleinsten Oekonomie
einer Familie, in ganz andern
Vorzügen zu su-
chen. Daß Gott in seiner Schöpfung
keine
Lücke gelassen hat, daß dieses unermeßliche Uhr-
werk nirgend stockt, sondern im ununterbroch-
nen Gange,
im beständigen Gleichgewicht er-
halten wird, davon liegt
der Grund wohl schwer-
lich darinne, weil der Orangoutang
den Ueber-
gang vom Menschen zum Affen machen,
oder
weil die Vögel durch die Fledermäuse mit den
vierfüßigen
Thieren, und durch die fliegenden
Fische mit den Fischen verbunden seyn
sollen:
sondern weil jedes erschaffne Wesen seine Be-
stimmung, und den zu dieser Bestimmung er-
foderlichen
Körperbau hat; weil kein zweckloses
Geschöpf exsistirt, was nicht auch
seinen Bey-
trag zur Vollkommenheit des Ganzen gäbe.
Das
machts, daß die Schöpfung ihren Gang geht,
und daß noch kein
Weiser, irgend einer Zeit oder
eines Volks, in ihr eine Lücke hat
antreffen kön-
nen. Kette der Natur, die suchen wir
nicht
in der gradativen Bildung ihrer Körper, nicht
[Seite 14] darinn, daß der eine,
Thier und Pflanze, und ein
andrer Pflanze und Stein verknüpfen soll;
son-
dern in den angewiesenen Geschäften der Glie-
der dieser Kette, wie Glied und Glied nicht
nach
ihrer Form, sondern nach ihrer Bestimmung in
einander greifen
u.s.w. Bey dem ewigen Cir-
kel von unermeßlich weiser
Einrichtung, da die
Pflanzen ihre Nahrung aus der Erde ziehn,
und
nachher Menschen und Thieren, und ein Thier
dem andern, zur
Nahrung dienen, und da am
Ende Menschen und Thiere und Pflanzen
wieder
zur Erde werden; bey diesem großen Cirkel
braucht die
Vernunft keine Bindungsglieder
vorauszusetzen, die diese Geschöpfe so
verschied-
ner Art in Rücksicht ihrer Bildung
verknüpfen
müßte; so wie uns auch die Erfahrung bis
jetzt noch keine
natürliche Körper kennen gelehrt
hat, die mit Recht auf den Namen
solcher Bin-
dungsglieder zwischen den drey
Naturreichen
Anspruch machen dürften.
Es scheint beym Vortrag der N. G.
ziemlich
willkürlich, ob man die unorganisirten oder
die
organisirten Körper zuerst abhandle. Doch
dünkt es uns
schicklicher, mit dem Menschen, und
den ihm zunächst verwandten Thieren
anzufan-
gen, dann zu den übrigen organisirten
Körpern
fortzuschreiten, und mit dem Mineral Reich zu
beschliessen.
Was ein organisirter Körper im
Gegensatz vom unorganisirten, vom
Mineral,
sey, haben wir oben (§. 2.) bestimmt. Jetzt
müssen wir die
allgemeinen Eigenschaften dieser
Körper, die Eigenschaften, die der
Mensch und
die Käse-Milbe, die Ceder und der Schimmel
mit einander
gemein haben, näher beleuchten.
Jeder organisirte Körper entsteht, lebt,
und stirbt ab. Das sind die drey
großen
Revolutionen, welche die Exsistenz eines je-
den Thiers oder jeder Pflanze unumgänglich vor-
[Seite 16] aussetzt, sie mögen
nun wie der Baobab (Adan-
sonia)
und die Eiche ein Alter von Jahrtausen-
den erreichen,
oder wie mancher Schimmel alle
diese Rollen in wenigen Tagen absolviren;
und
wenn sie auch selbst in der Geburt erstickt wä-
ren, so setzt doch ihr augenblickliches Daseyn
Entstehung, Leben und
Tod voraus; die man
sich als eben so verschiedne Epochen oder Revo-
lutionen ihrer Exsistenz denken muß. Jedes Thier
und
jede Pflanze haben von der andern Seite
auch drey große Bestimmungen,
die sie schon
als organisirte Körper, ohne Rücksicht auf
ihre
übrigen Funktionen, und auf den Beytrag den
sie zur
Vollkommenheit des Ganzen thun, erfül-
len müssen;
nemlich: sich nähren, wachsen
und ihres gleichen zeugen. Die beyden
er-
sten sind eben so absolut als jene
Revolutionen;
nur die dritte ist conditional. Das Leben
eines
organisirten Körpers mag noch so kurz, noch so
augenblicklich
seyn, so hätte es doch nicht ohne
Nahrung dauren können, und diese
Ernährung
hat Wachsthum zur Folge, sollte dies auch gleich
noch so
unmerklich gewesen seyn; die dritte Be-
stimmung hingegen,
oder die Fähigkeit seines
gleichen zu zeugen, kommt dem organisirten
Kör-
per nur bedingungsweise zu. Denn
erstens
giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die gebohren
werden, sich
nähren, wachsen, alle Rollen ihres
Lebens ganz natürlich spielen, und am
Ende
wieder absterben, ohne auch nur den Beruf oder
[Seite 17] die Fähigkeit zu
haben, diese dritte Bestimmung
eines organisirten Körpers zu erfüllen:
wohin
z.B. die Arbeitsbienen gehören. Zweytens
aber wird auch das
Zeugungs-Geschäfte, bey
denen organisirten Körpern die alle
Fähigkeiten
dazu besitzen, doch nur in einem bestimmten Alter
ihres
Lebens vollzogen, dahingegen Ernährung
und Wachsthum (letzteres nemlich
im weitläuf-
tigen Sinn genommen) lebenswierig
dauern.
Die also vor dem bestimmten Alter absterben,
können diese
Bestimmung gar nie erfüllen, und
die es überleben, sind auch nachher
unvermögend
dazu. Drittens endlich, so kommen, zumal
bey den
Thieren, des behörigen Alters und der
Fähigkeit ohngeachtet, doch oft
zufällige Ursa-
chen hinzu, die sie dennoch zur Ausübung
dieses
Berufs unfähig machen.
Die Entstehung der organisirten Körper
ist, alles des großen Lichtes, was
die Bemühun-
gen der Neuern darüber verbreitet haben,
ohn-
geachtet, eine der schwierigsten Lehren der
Phy-
siologie. Wo der erste Grundstoff eines je-
den Thiers und jeder Pflanze hervorkomme, und
durch
was für Kräfte dieser Stoff nachher aus-
gebildet werde,
sind beydes Probleme, deren
Auflösung bis jetzt immer noch mit vieler
Dun-
kelheit bedeckt ist. Den ersten Stoff oder
die
Grundtheile des organisirten Körpers haben fast
[Seite 18] alle Alten, und
neuerlich auch Büffon u.a.m.
aus der Vermischung des männlichen Saa-
mens mit dem weiblichen (dessen Exsistenz
aber noch
nicht einmal erwiesen ist) hergeleitet.
Nachdem aber Ludwig von Hammen
aus
Danzig, im August 1677. zuerst die Würmgen
im männlichen Saamen
entdeckt hatte, so glaub-
ten Leeuwenhöck, Börhaave, Chr.
Wolff
u.a. den ersten Stoff eben in diesen Saamen-
Thiergen zu finden. Allein sie haben neuer-
lich sehr
viel von ihrem Ansehen verlohren,
nachdem man sie in vielen männlichen
Thieren
vermißt, und hingegen in tausend andern
faulichten Säften
ausser lebendigen Körpern, ähn-
liche Würmgen
(Infusions-Thiergen) vorgefun-
den hat. Andere berühmte
Männer haben endlich,
nach den Erfahrungen über den Eyerstock
der
unbefruchteten Vögel, die Grundtheile der or-
ganisirten Körper im weiblichen Ey gesucht.
Besonders hat Herr von
Haller aus diesen
Erfahrungen Schlüsse gefolgert, die diese
Lehre
bey weitem mehr als blos wahrscheinlich machen.
Die Ausbildung dieses Grundstoffs zu
erklären, ist man zwey Wege
eingeschlagen, die
beyde von sehr großen Männern betreten wor-
den sind, deren jeder den seinigen zu verfechten,
und
die Richtigkeit des andern zu bestreiten, ge-
trachtet
hat. Diese Wege sind die, in der neuern
Philosophie so berühmt
gewordnen, Theorien der
[Seite 19] Epigenese und der
Evolution. Die Epi-
genese lehrt, daß der rohe Grundstoff
(§. 10.)
nach der Empfängnis oder Befruchtung all-
mählig ausgebildet, und ein Theil des orga-
nisirten
Körpers nach dem andern geformt würde.
Diese allmählige Bildung
wahrscheinlich zu ma-
chen, haben ihre Anhänger allerhand
Kräfte
angenommen, die dieses Geschäfte bewürken soll-
ten. Die Spiritualisten haben die Seele zum
Baumeister ihres Körpers
machen wollen, Büf-
fon hat sich innere Modelle im alten
organi-
sirten Körper ersonnen, von welchen der
Grund-
stoff des neuen, Abdrücke nehmen sollte;
Herr
Casp. Fr. Wolff hat zu seinem scharfsinnigen
System eine
gewisse vis essentialis aufgenommen,
der er
diese allmählige Ausbildung überträgt u.
s. w. Die Theorie der Evolution
hingegen
nimmt an, daß in dem rohen Urstoff nicht erst
ein Theil
nach dem andern gebildet werde, son-
dern, daß derselbe
den ganzen Keim, den völli-
gen Entwurf des organisirten
Körpers in sich
fasse, daß folglich alle Keime der
organisirten
Körper in ihren Vorfahren bis zur ersten Schö-
pfung hinauf gleichsam eingeschachtelt, und in
einen
unthätigen Schlaf versenkt gelegen hätten,
und daß diese Keime bey der
Befruchtung durch
den Reiz des männlichen Saamens nur ermun-
tert, und so zu ihrer fernern
Entwickelung
angetrieben würden.
Diese Lehre von der Entwickelung des, lan-
ge vor der
Befruchtung, vorräthig liegenden
Keims, hat durch die Erscheinungen an
den
Blattläusen, am Kugelthier, am Leich der Frö-
sche, besonders aber durch die unzählichen und
äusserst genauen
Beobachtungen des Herrn von
Haller am Hünchen im Ey, ein sehr
starkes
Gewicht erhalten. Dem Hallerischen System
zufolge liegt der
Keim des neuen organisirten
Körpers im Ey der Mutter eingewickelt,
und
der männliche Saame trägt zur Erzeugung wei-
ter
nichts bey, als daß er durch seinen Reiz die-
sen Keim zur
Entwickelung antreibt, und einige
wenige Veränderung in Bildung der
Frucht zu
bewürken vermag. Doch möchte, unserm Be-
dünken nach, der Antheil des männlichen Saa-
mens an
Bildung der Frucht wohl größer seyn,
als er gemeiniglich angegeben wird.
Die Er-
zeugung der Bastarde, die sechsfingrichten Fa-
milien der Kalleja und Bilfinger, besonders
aber die
Beyspiele so vieler Gattungen von Thie-
ren, bey welchen
die beyden Geschlechter von
gänzlich verschiedner Bildung sind (wie
die
Schildläuse u.a.m.), scheinen unsre Vermu-
thung
allerdings zu begünstigen.
Die Alten, die den Gebrauch der Mikroskope
verkannten, und denen so viele
andre von unsern
[Seite 21] Subsidien mangelten,
nahmen bey der Zeugung
kleiner organisirter Körper, zumal des
sogenann-
ten Ungeziefers, ihre Zuflucht zur
Entstehung
aus Fäulniß, zur generatio aequivoca.
Die
bekannte Erfahrung, daß Fäulniß die Vermeh-
rung
solcher Thiere, auch des Schimmels etc.
befördere, konnte sie
freylich auf diesen Fehl-
schluß leiten. So verfänglich es
nun zwar heu-
tiges Tages ist, und so wenig wir also
geneigt
sind, der generatio aequivoca das Wort
zu reden,
so dünkt sie uns doch öfterer verlacht als gründ-
lich widerlegt zu seyn. Die gewisse Wahrheit,
daß
manche Gattungen von Würmern sich blos
in andern thierischen Körpern
finden; und daß
sie gänzlich von denen verschieden sind, die
sich
auch ausser andern Thieren im Wasser aufhalten,
ist uns immer
aus dieser Rücksicht bedenklich ge-
wesen. Am wenigsten
wissen wir uns die Er-
zeugung der kleinen Spulwürmer zu
erklären, die
Bald. Ronßeus und der seel. Brendel bey
ungebohrnen
Thieren vorgefunden haben. Wir
selbst haben junge Hunde, wenige Stunden
nach
ihrer Geburt zergliedert, und ihren ganzen Darm-
kanal mit unzähligen Bandwürmern gefüllt
gesehn.
Sowol durch eine fehlerhafte Anlage des
Keims, als auch durch Zufall bey
seiner Ent-
wickelung, wird zuweilen ein organisirter
Kör-
[Seite 22] per zur Mißgeburt
verunstaltet. Nach dem
Sprachgebrauch versteht man unter Misge-
burt: eine widernatürliche, angebohrne, leicht
in die
Augen fallende Verunstaltung in Bil-
dung äusserer,
grösserer Theile. So unzählich
diese Mißgestalten seyn können, so lassen
sie sich
doch alle auf vier Hauptclassen reduciren.
1. M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.
Wohin
auch die blos getrennten Theile, (wie Ha-
senscharte) und die blos zusammen gewach-
senen Theile
gerechnet werden.
2. M. G. mit Versetzung oder widernatür-
licher Lage einzelner Glieder. Situs
mu-
tatus.
3. M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum.
4. M. G. mit überzähligen oder zum Theil
unmäßig
großen Gliedern. Monstra per
excessum.
Daß nicht alle M. G. durch Zufall
entstehn,
sondern daß ein großer Theil von ihnen schon im
ersten
Entwurfe des Keims monströs gebildet
seyn müsse, wird besonders durch
die Beyspiele
der widernatürlich links gewundnen Schnecken,
und
durch die Zergliederungen der Mißgeburten
aus der 4ten Classe
erweislich.
Die Ernährung der organisirten Körper
geht auf verschiedene Weise vor
sich. Den Pflan-
zen wird ihre Nahrung durch Wurzeln, die
sich
ausserhalb ihres Stammes am einen Ende
desselben finden,
zugeführt. Die Thiere hinge-
gen haben, wie sich Börhaave
ausdrückte,
ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers. Sie
bringen
nemlich die Alimente durch den Mund
in den Magen und Darmcanal, wo der
nahr-
hafte Theil durch unzählige Bläsgen und Röhr-
gen, wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, ein-
gesogen und den Theilen des Körpers zugeführt
wird.
Viele ungebohrne Thiere werden auch
ausserdem durch den Nabel ernährt;
eine Art
von Nutrition, die ebenfalls sehr viel Aehnlich-
keit mit der Gewächse ihrer hat. Der brauch-
bare Theil der Alimente wird der Substanz
der
organisirten Körper assimilirt; der überflüßige
hingegen
ausgedünstet; und bey den Thieren,
die keinen so geläuterten
Nahrungssaft wie die
Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andre
Wege
ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Kör-
per ist die Folge ihrer
Ernährung. Die meh-
resten haben eine bestimmte Größe
ihres Kör-
pers; und wenn sie diese erreicht haben, so
ist
alsdann ihr ferneres Wachsthum bloßer Ersatz
[Seite 24] dessen, was nach und
nach von der Maschi-
ne abgenutzt wird. Der Mensch z. E.
wächst
gemeiniglich bis zum zwanzigsten Jahre zu einer
Höhe von 6
Fuß; seine übrige Lebenszeit hin-
durch wird blos das, was
seinem Körper allmäh-
lig abgeht, durch die fernere
Ernährung wieder
ersetzt. Dieser Abgang von der einen Seite,
und
sein Ersatz von der andern, sind doch aber
so beträchtlich, daß man
annehmen kann, der
ganze menschliche Körper werde in Zeit von
vier
Jahren immer gänzlich erneuert, so daß wir
heute wenig oder
nichts von dem Körper mehr
übrig haben, den unsre Seele vor vier
Jahren
bewohnte. Einige Thiere hingegen, wie die Cro-
codille, die großen Wasserschlangen etc. scheinen
gar keine
bestimmte Größe zu haben, sondern
ihre ganze Lebenszeit hindurch in die
Länge zu
wachsen.
Zum Wachsthum der organisirten K. ge-
hört auch ihre
Reproduktion, oder die merk-
würdige Eigenschaft, daß sich
verlohrne Theile
ihres Körpers von selbst wieder ersetzen.
Sie
gehört zu den weisesten Einrichtungen in der
Natur, und sichert
die Thiere und die Pflanzen
bey tausend Gefahren, wo ihr Körper
verletzt
wird: sie ist folglich auch einer der grösten Vor-
züge, wodurch die Maschinen aus der Hand
des
Schöpfers bey weitem über die grösten Kunst-
[Seite 25] werke der Menschen
erhoben werden. Die Au-
tomaten von Vaucanson und den
beyden Ja-
quet Droz, die in der That alles
übertreffen,
was menschliche Kunst in der Art noch hervorge-
bracht hat, müssen doch darinn jedem
natürlich
organisirten Körper nachstehen, daß ihnen ihr
Künstler
keine Kraft mittheilen kann, ihre Trieb-
federn und Räder,
wenn sie verstümmelt und
abgenutzt würden, von selbst wieder zu
restitui-
ren: eine Kraft, die hingegen jedem Thier
und
jeder Pflanze, nur in verschiedenem Maaße, bey-
wohnt. Manche organisirte K. verlieren zu
gewissen Zeiten, Theile
ihres Körpers von freyen
Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt
werden; wohin das Abwerfen der Geweihe,
das Mausern der
Vögel, und das Entblättern
der Pflanzen gehört. Aber ausser dem
werden
ihnen auch Theile ersetzt, die durch Zufall verloh-
ren oder verstümmelt werden; eine Eigenschaft
die man
an den Pflanzen vorlängst bemerkt hat,
und auf die man, zumal nach
Trembley's
Erfahrungen an den Polypen, nun auch im
ganzen Thierreich
attent worden ist. Der Mensch,
und die ihm zunächst verwandten Thiere
besitzen
eine geringe, die Würmer hingegen, besonders
die Polypen,
die Seeanemonen etc. eine unend-
lich starke
Reproductions-Kraft.
Nächst Ernährung und Wachsthum war
die dritte Bestimmung der organisirten
K. die,
[Seite 26] ihres gleichen zu
zeugen (§. 9.). Zu diesem Ge-
schäfte werden sie aber erst
in einem bestimmten
Alter tüchtig, und vollziehen es alsdann
auf
sehr verschiedne Weise. Bey den mehresten
ist jedes Individuum
für sich im Stande, sein
Geschlecht fortzupflanzen; bey den übrigen
hin-
gegen müssen sich immer ihrer zwey, der
eine
männlichen, der andre weiblichen Geschlechts, mit
einander
begatten, wenn sie neue organisirte K.
ihrer Art hervorbringen sollen.
Die mannich-
faltigen Arten der Vermehrung lassen sich
doch
füglich unter folgende vier Classen bringen.
I. Cl. Jedes Individuum vermehrt sich auf
die
einfachste Weise, ohne vorhergegangne Be-
fruchtung: entweder durch Theilung wie
manche Infusions-Thiergen; oder
durch
Sprossen wie die Arm-Polypen und viele
Gewächse; oder so, daß
das junge in
eine Hülse (Ey der Thiere, Saame der
Pflanzen)
eingeschlossen ist, die der alte
organisirte K. von sich giebt,
u.s.w.
II. Cl. Jedes Individuum enthält
dergleichen
Hülsen; die aber bey den Pflanzen erst
mit Blumen-Staub,
und bey den Thie-
ren mit männlichem Saamen, (der
doch
ebenfalls bey jedem organisirten Körper
dieser Art vorräthig
liegt) begossen werden
müssen, ehe sich ein junges daraus ent-
wickeln kann. Dies ist der Fall bey den
[Seite 27] mehresten Pflanzen,
und bey wenigen Thie-
ren, wie beym Kiefenfuß.
III. Cl. Ebenfalls beyde Geschlechter, wie bey
den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in ei-
nem
Individuo verknüpft; doch daß keins
sich selbst zu befruchten im Stande
ist, son-
dern immer ihrer zwey sich zusammen be-
gatten müssen. Diese sonderbare Ein-
richtung findet sich nur bey wenigen
Thieren; wie nach Swammer-
dams Bemerkung bey manchen Garten-
Schnecken.
IV. Cl. Die beyden Geschlechter in
separaten
Individuis, von denen das eine die Hül-
sen
oder Eyer, das andere den befruchten-
den Saft enthält. So
die größern Thiere,
und manche Pflanzen, wie die Weiden,
der Hopfen
etc. Einige Thiere dieser Classe
geben die Hülsen selbst von sich;
das heist,
sie legen Eyer, in welchen sich erst nach-
her das Junge folgends ausbildet. Dies
sind die Eyerlegenden Thiere
(ovipara).
Bey andern aber wird dies Ey so
lange
in der Gebährmutter zurück behalten, bis
das Junge vollkommen
entwickelt worden,
und nun von seinen Hülsen befreyt, zur
Welt
kommen kann; Lebendiggebährende
Thiere (vivipara).
NB. Wie gering der
Unterschied zwischen Eyerlegen und
Lebendiggebähren sey, erweisen die
Beyspiele der
Blattläufe und Federbusch-Polypen, die sich
auf
beyderley Weise fortpflanzen.
Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei-
gentlich ihren
Vorfehren, und ihre Nachkom-
men ihnen selbst vollkommen
gleichen. Doch
findet sich bey Thieren und Pflanzen derselben
Art,
sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung, Größe,
Farbe etc. so viel
Verschiedenheit, daß sie zuwei-
len leicht für besondre
Gattungen angesehn wer-
den könnten. Solche Abweichungen
nennt man
Spielarten, Varietäten; und sie sind eine
Folge der
Ausartung, Degeneration, die
aus verschiedenen Quellen hergeleitet
werden muß.
Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die
Begattung organisirter Körper
verschiedner Art;
wodurch Bastarde (hybrida)
erzeugt werden,
die keinem von beyden Eltern vollkommen glei-
chen, sondern vielmehr mit beyden
zusammen
Aehnlichkeit haben. Nach einer weisen Ein-
richtung der Vorsehung sind diese Bastarde
mehrentheils unfruchtbar;
und nur wenige sind
im Stande ihr Geschlecht weiter
fortzupflanzen.
Die Bastarden von Hänflingen und Canarien-
vögeln, von Füchsen und Hunden, von ver-
schiednen Gattungen Tabac etc. sind allerdings
[Seite 29] fruchtbar. Hingegen
können wir schwerlich glau-
ben, daß man je aus der
Vermischung von Ca-
ninchen und Hünern, oder von Stieren
und
Stuten, auch nur unfruchtbare Bastarden gezo-
gen
habe, so wie folgends die von Menschen
und Vieh, aus mehr als blos
physischen Grün-
den, absolut zu leugnen sind.
Die übrigen Ursachen der Degeneration wür-
ken zwar
langsam, aber kräftig. Wir rechnen
dahin Einfluß des Himmelsstrichs, der
Lebens-
art, der Nahrungsmittel u.s.w. Kaltes Kli-
ma unterdrückt das Wachsthum der organisirten
K. und
bringt auch weiße Farbe an ihnen her-
vor. Drum sind die
Patagonier groß, die
Grönländer klein; die Neger schwarz, die Deut-
schen weiß u.s.f. Was aber Lebensart, Cul-
tur und Nahrung vermöge, davon sehn wir an
unsern
Hausthieren, und an den Pflanzen die in
unsern Gärten künstlicher Pflege
bedürfen, au-
genscheinliche Beyspiele.
Nachdem die organisirten K. die Bestim-
mungen ihres Lebens
erfüllt haben, so geht die
letzte Revolution (§. 9.) mit ihnen vor, sie
ster-
ben. Diese Revolution ereignet sich bey eini-
gen nach einer langen, bey andern nach einer
sehr
kurzen Lebensfrist. Die wenigsten erreichen
[Seite 30] aber das Ziel was
ihnen die Natur zum Laufe
ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern
tausender-
ley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg
meist
lange vor der bestimmten Zeit; und sie sind nur
nach der
Verschiedenheit ihres Körperbaues, bald
mehr, bald weniger, gegen solche
Unfälle gesichert.
Ein Polyp pflanzt durch die Wunden
sein
Geschlecht fort, die eine Fliege tödten würden.
Ein Fisch muß
sterben, wenn er lange dem Was-
ser entzogen wird;
dahingegen ein Räder-Thier
mehrere Sommer hindurch an der Sonne
gedörrt
werden kann, und dennoch wieder auflebt, so-
bald man es nur nachher mit einem Tropfen sei-
nes
Elementes befeuchtet.
Der vorige Abschnitt lehrte, was Thiere
und
Pflanzen als organisirte Körper mit einander ge-
mein haben. Der gegenwärtige soll nun die
Eigenschaften behandeln, die
den Thieren allein
zukommen, und wodurch sie sich von den Ge-
wächsen auszeichnen.
Die äussere Bildung der Thiere ist so
unendlich verschieden, daß sich
nichts allgemei-
nes darüber sagen läst. Das einzige, was
un-
serm Bedünken nach alle Thiere ohne
Ausnahme
hierinn mit einander gemein haben, ist eine ein-
fache, aber verhältnißmäßig große Oeffnung an
ihrem
Körper, durch welche sie ihm seine Nah-
rung zuführen.
Sowol diese Oeffnung, nem-
lich der Mund, als auch die
große Mannich-
faltigkeit der Alimente, die die Thiere zu
ihrer
Erhaltung verwenden, unterscheidet sie schon
hinlänglich vom
andern Haufen organisirter Kör-
per, von den Pflanzen.
Statt daß diese eine
[Seite 32] einförmige Nahrung,
und zwar fast gänzlich aus
dem Mineralreich geniessen; so ist hingegen
der
Thiere ihr Futter fast unbeschränkt, und wird
beynah blos aus
den organisirten Reichen ent-
lehnt. Manche nähren sich
sogar von Thieren
ihrer eignen Gattung, wie der Mensch und
die
Spinne; nur wenige aber nehmen Mineralien
als Speise zu
sich.
Die Thiere werden von der einen Seite durch
die unerträglichen Gefühle
des Hungers und
Durstes, und von der andern durch die ange-
nehmen Reitze des Appetits getrieben, diese
ihre
Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und dadurch
ihre Erhaltung zu
bewürken. Die kaltblütigen
Thiere können indeß doch überhaupt länger,
als
die warmblütigen, und manche von ihnen zum
Erstaunen lange
hungern. Auch nehmen einige,
zumal aus der Classe der Insecten, in einer
ge-
wissen Epoche ihres Lebens; viele andre aber
im
Winter, den sie theils durchschlafen, gar keine
Speise zu
sich.
Die Nahrungsmittel müssen bey den Thie-
ren sehr
mannichfaltige Veränderungen erleiden,
ehe sie zur eigentlichen
Nutrition geschickt, und
der Substanz des thierischen Körpers
assimilirt
werden können. Die härtern Speisen müssen
[Seite 33] von den mehresten
erst mittelst der Zähne zer-
malmt, und mit Speichel, oder
wie bey manchen
Schlangen gar mit ätzendem Gift vermischt,
oder wie
bey vielen Vögeln in einem besondern
Behälter einige Zeit eingeweicht
werden, eh sie
zum Magen und Darmcanal gelangen können.
Auch hier
werden sie noch ferner mit allerhand
vorräthigen Säften vermengt und in
einen wei-
chen Brey verwandelt, von welchem der nahr-
hafte Theil abgesondert, und der Ueberrest als Un-
rath wider aus dem Körper geworfen wird.
Dies
letztere geschieht bey den mehresten durch
den After; bey einigen aber
durch die gleiche
Oefnung, wodurch sie die Alimente zuerst in
sich
nahmen.
Bey den meisten Thieren wird der abgeson-
derte
Nahrungssaft (§. 27.) zuvor mit dem
Blute vermischt, und von da erst in
die Theile
des Körpers abgesetzt. Das Blut ist bey man-
chen Thieren von rother, bey andern von weisser
Farbe; bey einigen
warm, bey den mehresten
kalt; und wird mittelst des Herzens, und
derer
Adern in welchen es läuft, in beständiger Circu-
lation erhalten. Einige wenige Thiere (Arm-
Polypen
etc.) haben aber weder Blut, noch
Herz, noch Adern, sondern der
nahrhafte Theil
ihrer Alimente tritt sogleich aus dem Magen in
die
gallertige Substanz ihres Körpers selbst über.
Nächst der Ernärungsart war willkürliche
Bewegung ein Hauptcharakter,
wodurch wir
die Thiere von den Pflanzen auszeichneten (§. 4.).
Die
Organe die zum Behuf aller dieser unzählig-
mannichfaltigen Bewegungen dienen, sind die
Muskeln, die oft bey sehr
kleinen Thieren in
grosser Anzal befindlich sind. Der Mensch
hat
kaum funftehalb hundert Muskeln, eine Wei-
denraupe hingegen über viertausend. Hieraus
läßt sich aber auch die
ungemeine Stärke vieler
dieser kleinen Thiere erklären. Ein Floh
z.B.
schleppt wol eine Last die achtzig mal so viel als
er selbst
wiegt, und ein Mist-Käfer läuft mit
einem Stücke Bley auf dem Rücken
fort, was
eben so gros als er selbst ist.
Die Muskeln werden nach dem Entschluß
des Willens durch die Nerven in
Bewegung
gesetzt; einige (wie z.B. das Herz) ausge-
nommen, über die der Wille nichts vermag,
sondern die unaufhörlich,
lebenslang, und zwar
ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder end-
lich zu schmerzen, in Bewegung sind.
Der dunkle Körper im Leibe des Räderthiers, den
einige
berümte Männer, seiner willkürlichen Bewegung
ungeachtet, für
das Herz des Thiergens gehalten
haben, ist nach unsern Untersuchungen
zuverläßig
der Magen, und kein Herz.
Ausser dem Einfluß, den die Nerven auf die
Muskelbewegung haben, ist ihr
zweytes Ge-
schäft, auch die äussern Eindrücke auf den
thie-
rischen Körper, der Seele durch die Sinne
mit-
zutheilen. Die Art der sinnlichen
Empfindung
und die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge ist
bey den
Thieren sehr verschieden. Viele Thiere
erhalten offenbar allerhand
sinnliche Eindrücke,
ohne daß wir doch die Organe an ihnen entde-
cken könnten, die bey andern zu solchen Eindrü-
cken nothwendig sind. Der Polype z.B. hat
keine
Augen, und doch das feinste Gefühl vom
Licht. Die Schmeisfliege riecht,
und die Biene
hört, ob wir gleich weder Nase noch Ohren an
ihnen
wahrnehmen.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie
brauchen
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer
Kräfte, die ihnen
der Schlaf gewärt. Den
mehresten Thieren ist die Nacht zu dieser
Erho-
lung angewiesen, da sie schon durch ihre Dun-
kelheit zum Schlafe einladet; wenigstens schla-
fen viele Thiere weit über ihre bestimmte Zeit,
wenn
sie sich in finstern Orten befinden, und
wachen hingegen lange, wenns
ungewönlich helle
um sie ist. Einige Thiere müssen aber doch
eben
diese Stille der Nacht, da ihre mehresten Mit-
[Seite 36] geschöpfe der Ruhe
pflegen, zu Vollziehung
ihrer Geschäfte benutzen, und dagegen einen
Theil
des Tages zu ihrer Erholung verwenden. So
die Katzen, Mäuse,
Fledermäuse, Eulen,
Schaben, Nachtzweyfalter u.a.m. Die Län-
ge der zu dieser Erholung nöthigen Zeit ist bey
den
Thieren sehr verschieden; sie steht weder mit
der Grösse ihres Körpers,
noch mit dem Maasse
ihrer Arbeiten in bestimmtem Verhältnis.
Ein
Pferd schläft wenig, der Dachs ungemein lange;
der menschliche
Körper bedarf, im Durchschnitt
genommen, fünf bis sechs Stunden, um
neue
Kräfte für die Arbeiten des Tags zu sammlen.
Manche Thiere, wie
z.B. die Hüner, gehen sehr
pünktlich zur Ruhe, und erwachen wieder
zur
gesetzten Stunde: andere hingegen, wie die
Katzen etc.
schlafen zu ganz unbestimmten Zeiten.
Ausser diesem Erholungsschlaf findet sich in
der Oekonomie vieler Thiere
noch die sehr be-
queme Einrichtung, daß sie einen
beträchtlichen
Theil des Jahrs, und zwar gerade die herbsten
Monate,
da es ihnen schwer werden würde, für
ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem
tiefen
Winterschlaf passiren. Sie verkriechen sich,
wenn diese Zeit
kommt, an sichre schaurige Orte,
wie die Murmelthiere, Hamster, Ameisen etc.
[Seite 37] in ihre Nester, die
Fledermäuse in Hölen, die
Frösche und einige Fische in Sümpfe, die
Ufer-
schwalben ins Schilf, die Schlangen und
Schne-
cken ins Gebüsch u.s.w. und fallen mit
einbre-
chender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus
der sie erst durch die erwärmenden Blicke der
Frühlingssonne
wieder erweckt werden. Diese
Erstarrung ist so stark, daß die
warmblütigen
Thiere wärend dieses Todtenschlafs nur unmerk-
liche Wärme übrig behalten, und daß die Pup-
pen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Ver-
wandlung bestehen, im Winter oft so durchfro-
ren sind, daß sie, dem Leben des drin
schlafenden
Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas
klingen,
wenn man sie aus die Erde fallen läßt.
Der Winterschlaf ist bey einerley
Thieren, nach
Verschiedenheit des Clima, oder der Witterung
bald
länger bald kürzer. Der Bär durchschläft in
Nördlichen Zonen 5 Monate,
in Deutschland
nur so viele Wochen. In harten Wintern liegt
das
Murmelthiere lange und tief in seiner Höle
unter der Erde verborgen, in
gelinden Wintern
machts kein so tiefes Nest und kommt im Früh-
jahr zeitiger wieder zum Vorschein. Manche
Thiere
erwachen auch wol wärend ihres Win-
terschlafs bey warmen
Tagen zuweilen auf kur-
ze Zeit, und fallen beym folgenden
Frost wieder
in ihre vorige Erstarrung. So ist eine Haselmaus
in
einem rauhen September einigemal unter
unsern Augen erwacht, hat
schlaftrunken etwa
[Seite 38] einen halben Tag
herum getaumelt, sich wieder ver-
krochen, und ist dann
von neuem in ihren
Schlummer verfallen. Die Stubenfliegen, die
den
Winter über in den Fenstern herum liegen, er-
muntern
sich, wenn im Zimmer eingeheitzt wird,
und fallen in der Kälte wieder
für todt nieder.
So wie nun gar viele Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten
nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen so leicht tödtlich
seyn könnte, er-
halten werden; so hat der Schöpfer noch
tau-
senderley andere Mittel in die thierische
Natur
gelegt, wodurch sie ihre Sicherheit und Erhal-
tung bewirken, ihr Geschlecht fortpflanzen, und
alle die andern
Geschäfte vollziehen können, die
ihnen zur Vollkommenheit des Ganzen
übertra-
gen sind. Zu diesen Mitteln gehört z.B.
die
sonderbare Structur mancher Thiere, die, wie
die Polypen, wegen
ihrer starken Reproductions-
kraft fast unzerstörbar sind,
oder die äussern Be-
kleidungen ihres Körpers, die
Schuppen,
Schilder, Schaalen, Flügeldecken etc. die
sie gegen die
Anfälle vieler Feinde (wie z.
B. das Stachelschwein gegen die Macht
des
Löwen) sichern; oder ihre Stärke, ihre Waf-
fen,
Hörner, Zähne, Klauen, das Gift wo-
mit viele versehen
sind u.s.w. Vorzüglich
auch die Macht des gesellschaftlichen Lebens,
wo-
gegen sich zwar einige unserer neuern Weltwei-
[Seite 39] sen empören; die doch
aber ganzen Gattungen
von Thieren Sicherheit verschaft, da sie
ohne
sociale Verbindung und einzeln gegen ihre
Feinde zu ohnmächtig
seyn würden. So hat
man gesehn, daß Ameisen mit vereinter
Kraft
einen grossen feindlichen Käfer lebendig begra-
ben, und daß Bienen eine Raubschnecke auf
eben die Art mit Wachs
umzogen haben.
Von allen diesen mannichfaltigen Mitteln,
womit die Thiere zu ihrem
eignen und der ganzen
Schöpfung Besten, ausgerüstet sind, ist
das
allerwichtigste und allgemeinste, ihr Instinct,
oder die
angebohrnen natürlichen Triebe,
nach welchen sie viele zweckmäßige
Handlungen
ganz maschinenmäßig, ohne Anweisung, sondern
blos aus
innerm eigenem Drange verrichten müs-
sen. Alle Thiere
haben dergleichen Triebe in
ihrer Natur, nur freylich jedes nach seiner
Be-
stimmung, Instincte verschiedener Art und
in
verschiedenem Maaße. Die allgemeinsten Na-
tur-Triebe, wie z.B. die zur Begattung, sind bey
der einen Thierart
stärker, bey der andern schwä-
cher; und Montesquieu
derivirt schon aus die-
sem verschiedentlich bestimmten
Maaße von In-
stinct, das unveränderliche Gleichgewicht,
was sich
bey der Vermehrung jeder Gattung von Thieren
zeigt. Die
Erde könnte für die Elephanten zu
klein, und das Menschengeschlecht
gegen die Lö-
[Seite 40] wen zu schwach
werden, wenn diese grossen und
fürchterlichen Thiere den unersättlichen
Liebes-
trieb der Caninchen oder Meerschweinchen
be-
sässen. Eben so merkwürdig sind die Triebe
der
Selbsterhaltung, ohne welche ganze Thier-
arten sehr bald
ihren Untergang finden würden.
Nur wenige haben Winterschlaf: wie viele
der
übrigen müßten also unter Kälte und Mangel
an Lebensmitteln
erliegen, wenn nicht einige,
wie die Biber, vom Instinct getrieben, zur
guten
Zeit ihre Scheuern mit Wintervorrath füllten,
oder andere, wie
die Zugvögel, im Herbst unsre
rauhen Gegenden verliessen, und bis gegens
Früh-
jahr sich am Nil, am Senega etc. wohl
seyn
liessen. Daß dies blos innerer Trieb, nicht
Gewohnheit, oder
Unterweisung und Tradition
der alten Thiere sey, lehrt das Beyspiel
junger
Zugvögel, die man ganz isolirt im Zimmer er-
zogen hat, und die doch, wenn die Zeit naht,
da ihre Brüder ihr Haus
bestellen, und sich zu
ihrer grossen Reise bereiten, im Bauer
unruhig
werden, und es, bey allem guten Futter und bey
aller
Bequemlichkeit, doch innerlich fülen, daß
es nicht ihre Bestimmung sey,
das ganze Jahr
am gleichen Ort zu verweilen. Andre Natur-
triebe der Thiere dienen nicht zu
Befriedigung
eigener Bedürfnisse, sondern blos zur Erhal-
tung ihrer, vielleicht noch nicht einmal erzeug-
ten, Nachkommenschaft. Die genaue Wahl
eines
schicklichen Ortes zum Eyerlegen, welcher dem
[Seite 41] Unterhalt der daraus
entstehenden Jungen voll-
kommen entspricht, giebt ein
deutliches Beyspiel
dieser Art von Instinct: so legen manche In-
secten ihre Eyer blos auf Aas, andre in den
Körper
lebendiger Thiere, andre auf Tuch, in
bestimmte Theile der Pflanzen
u.s.w.
Unter allen diesen verschiedenen thierischen
Trieben sind die Kunsttriebe
ganz vorzüglich
merkwürdig, da sich viele Thiere ohne allen Un-
terricht so ungemein künstliche Wohnungen, Ne-
ster, Gewebe etc. zu ihrem Aufenthalt, zur Si-
cherheit für ihre Jungen, zum Fang ihres Rau-
des, und zu tausend andern Zwecken zu verferti-
gen wissen. Der Bau der Biber, die Hölen
der Hamster,
der Murmelthiere; die Nester der
Eichhörnchen, der Vögel, der Insecten;
die
Spinneweben, die Fallgruben des Ameisenlö-
wen;
ferner die Auswahl der Bau-Materia-
lien, da die eine
Gattung von Insecten ihre
Zellen aus Wachs, eine andre verwandte
Art
die ihrigen aus Stein, eine dritte ans Holzspän-
chen, eine vierte aus Rosenblättern verfertigt;
die regelmäßige, aber
ewig einförmige, Gestalt
dieser Wohnungen u.s.w. geben
unerschöpflich
zahlreiche Beweise von der Grösse und Man-
nichfaltigkeit dieser unbegreiflichen Naturtriebe.
Der Mensch hat überhaupt wenig Instinct,
Kunsttriebe aber gar nicht: was
ihn hingegen
reichlich dafür entschädigt, ist der Gebrauch
der
Vernunft, die ihm allein ausschließlich, und
durchaus keinem
andern Thiere zukommt. Er
hat keinen bestimmten Wohnplatz, sondern
die
ganze Erde, in Norden und Süden und unter
jedem Meridian, ist
ihm zum Aufenthalt ange-
wiesen; die Verschiedenheit des
Clima und der
Lebensart erregt in ihm eben so verschiedne Be-
dürfnisse, die nicht auf einerley Weise befrie-
digt werden können; und ein einförmiger Kunst-
trieb würde folglich ein sehr unbrauchbares Ge-
schenk für ihn gewesen seyn: da er hingegen
durch
Reflexion die individuellen Bedürfnisse
auf mannichfaltige und
schickliche Weise zu stil-
len vermag.
Allen Instinct eines Thiers, seine ganze Le-
bensart,
Handlungen, Aufenthalt, Charakter,
Oekonomie u.s.w. begreift man unter
dem all-
gemeinen Namen von Naturell. Jede Gat-
tung von Thieren hat, nach der Verschiedenheit
aller
dieser Dinge, und nach ihrer besondern Be-
stimmung, auch
ihr verschiednes, eignes Na-
turell, was nach der weisen
Einrichtung des
Ganzen, seine eben so bestimmten Grenzen
und
Richtung hat. In dessen kann doch der Mensch,
[Seite 43] durch den Gebrauch
seiner Vernunft, die ihn
zum Herrn der übrigen Schöpfung macht,
nach
seiner Willkür ungemein viel am Naturell der
Thiere abändern,
so daß wir uns keines der oben
genannten Stücke entsinnen, was nicht
Men-
schenkunst an diesen oder jenen Thieren
gleich-
sam umzuschaffen vermocht hätte. Der
Mensch
hat sich ganze Gattungen anderer Thiere unter-
jocht, sie aus der Wildnis genommen, und zu
Hausthieren gemacht. Er
hat Elephanten und
Raubthiere gebändigt, und zu seinen Diensten
oder
zu seiner Belustigung abgerichtet; hat
Spinnen gezähmt, Adler und
Seemöven an
blosses Brod gewöhnt; und hat die Antipathie
der Thiere
zu dämpfen, und Hunde, Katzen,
Mäuse, Sperlinge etc.*) zu
gemeinschaftlichen
Tischgenossen zu machen gewußt.
Die Anzal der Gattungen von Thieren zu
bestimmen, kennen wir unsre Erde
noch zu we-
nig. Von dem was wir wissen, auf das
was
uns noch davon unbekannt ist, zu schliessen,
kann man ihrer
ohngefähr dreyßigtausend anneh-
men. Da wir so viele
Thiere blos versteint,
und noch nicht in Natur kennen, so haben eini-
ge berühmte Männer geschlossen, daß wol
manche
Gattungen ja ganze Geschlechter ausgestorben
seyn möchten.
Dagegen läßt sich nun zwar
[Seite 44] das eben gesagte
einwenden, daß ein sehr gros-
ser Theil der Erde noch
ununtersucht ist, und
daß wir nicht wissen können, was im Boden
des
Meers, im innern Afrika und anderwärts,
wo sich Naturgeschichte noch
keinen Weg hinge-
bahnt hat, verborgen liegen kann. Aber
von
der andern Seite bleibts doch immer bedenklich,
daß man von so
grossen Petrefacten-Geschlechtern
dergleichen z. E. die Ammoniten sind,
noch gar
kein Original aufgefunden hat: und da wir doch
aus allem
sehn, daß unsere Erde weiland schon
gar sehr grosse Catastrophen
erlitten hat, so
wär es wenigstens sehr wohl möglich, daß da
auch
Thier-Gattungen hätten untergehen kön-
nen, die nur für
jene Vorwelt bestimmt, und
der revolvirten Erde entbehrlich gewesen
wären.
Man hat mancherley Eintheilungen erson-
nen, um die
Geschlechter und Gattungen der
Thiere unter bestimmte Classen zu
bringen.
Aller der Mängel unbeachtet, deren man das
Linneische
System beschuldigt hat, scheinen
uns doch die Classen des berümten
Mannes un-
gemein gründlich und passend bestimmt zu
seyn;
daher wir sie ganz nach seiner Angabe beybehal-
ten. Es sind folgende sechse.
I. Cl. Säugthiere, (mammalia,)
Thiere
mit warmem rothem Blut, die ihre Jun-
[Seite 45] gen lebendig zur Welt
bringen, und sie
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten
säugen.
Fast alle Thiere dieser Cl. haben Haare, nur die
Wall-
fische ausgenommen; die aber wegen ihrer gan-
zen körperlichen Einrichtung doch allerdings zu
den
übrigen Saugthieren, und nicht zu den
Fischen zu rechnen sind.
II. Cl. Vögel, (Aves) Thiere
mit warmem
rothem Blut, die aber Eyer legen, die
Jungen nicht mit
Milch säugen, und
Federn haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem ro-
them Blut, die durch Lungen Othem holen.
IV. Cl. Fische, (pisces) Thiere
mit kaltem
rothem Blut, die durch Kiefern, und nicht
durch Lungen,
athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weissem
Blut,
die Fühlhörner (Antennas) am
Kopf haben.
VI. Cl. Würmer, (vermes,)
Thiere mit
kaltem weissem Blute, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlsaden (tentacula)
haben.
Bey dieser letzten Classe ist noch am meisten
qui pro
quo. Nicht alle Thiere derselben
haben einmal
Blut (§. 28.)
Die Thiere der ersten Classe haben zwar, so
wie
die Vögel, warmes rothes Blut; doch zeichnen
sie sich schon
dadurch von ihnen aus, daß sie
keine Eyer legen, sondern lebendige Junge
ge-
bähren: ihr Hauptcharakter aber, der sie
von
allen übrigen Thieren unterscheidet, und von
dem auch die
Benennung der ganzen Classe ent-
lehnt ist, sind die
Brüste, wodurch die Weib-
gen ihre Jungen mit Milch
ernären. Die
Anzal und Lage der Brüste ist verschieden. Meist
sind
ihrer noch einmal so viel, als die Mutter
gewönlicher Weise Junge zur
Welt bringt;
und sie sitzen entweder an der Brust, (mammae
pectorales) oder am Bauche (abdominales),
oder zwischen den Hinterfüssen (inguinales).
Gewönlich haben auch die Männchen,
zu uns
unbekannten Zwecken, dergleichen Brüste; doch
fehlen sie
einigen, wie den Hamstern, der Ha-
selmaus u.a.m.
gänzlich; bey andern sind sie
doch in geringerer Anzal als der Weibchen
ihre,
der Hund z.B. hat nur sechs Zitzen am Bauche,
[Seite 47] die Hündin aber
ausser diesen auch noch viere
an der Brust; und allemal sind sie kleiner
als
beym weiblichen Geschlechte.
Die mehresten Säugethiere haben einen be-
haarten Körper;
einige aber, wie z.B. die
Wallfische, sind unbehaart. Diejenigen,
die
mit andern Bedeckungen, wie die Igel- und Sta-
chelschweine mit Stacheln, der Manis mit
Schuppen, und der Armadill
mit einem beiner-
nen Panzer, versehen sind, haben doch
wenig-
stens an einigen Theilen ihres Körpers,
am
Halse etc. wirkliche Haare; so wie sich hingegen
am Körper
vieler Säugethiere oft einzelne kahle
Stellen finden. Der Mensch ist
fast gar nicht,
der Chimpanzee, der Elephant u.a. nur dünn
behaart.
Beym Menschen wächst dem männ-
lichen Geschlechte in
gewissen Jahren d-r Bart,
der hingegen den Frauenzimmern mangelt.
Die
Länge, Beschaffenheit und Farbe der Haare ist
oft bey einer und
eben derselben Gattung (z. E.
bey den Hunden) gar sehr verschieden:
weiche
gerollte Haare heissen Wolle, straffe hingegen
Borsten. Wenn
die Haare in conträrer Richtung
einander entgegen laufen, so nennt man
die er-
habnen Streifen, wo sie sich begegnen,
Näthe,
(suturas), längeres Haar am Hals und
Rücken
aber Mähne (juba). Um die Lippen, und
an
einzeln Stellen des Gesichts, haben viele Säuge-
[Seite 48] thiere einzelne
längere steifere Haare (mystaces
und vibrissas). Die Farbe der Haare variirt,
zumal
bey den Hausthieren aus dieser Classe, un-
gemein, doch
ist sie beym Esel beständiger; die
Haare der Nordischen Säugethiere
sind, des kal-
ten Clima wegen (§. 21.) meist weiß:
doch
kann die gleiche Anomalie auch durch eine Krank-
heit, die mit der weissen Mohren ihrer viel
Aehnlichkeit hat, bewirkt
werden. Bey man-
chen ändert sich die Farbe nach der
Jahrszeit,
wie beym Hasen, Eichhörnchen, Wiesel etc.
und einige
wechseln gar ihre Haare, und mausen
sich gleichsam wie die Vögel: so das
Caninchen
von Angora, der Bison u.a.
Der Aufenthalt der Säugthiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben
auf der Erde,
manche fast blos auf Bäumen, wie die Eich-
hörnchen, einige unter der Erde, wie der Maul-
wurf, andere bald auf dem Lande bald im Was-
ser, wie die Biber, Seebären, oder blos im
Wasser wie
die Wallfische. Hiernach sind nun
auch die Füsse oder die änlichen
Bewegungs-
werkzeuge dieser Thiere verschieden. Die
meh-
resten haben vier Füsse, der Mensch nur
zwey,
aber auch zwey Hände. Die meisten Affen ha-
ben
vier Hände, und sie können die hintern we-
gen des
abstehenden Daumens eben so wol zum
greifen brauchen als die vordern.
(Taf. I. Fig.
[Seite 49] 1 und 2). Die Finger
und Zehen der Säug-
thiere sind in Rücksicht ihrer
Bildung, Anzal
und Verbindung sehr verschieden. Gemeinig-
lich sind sie frey; bey einigen aber, die im Was-
ser und auf dem Lande zugleich leben, durch
eine
Schwimmhaut (Taf. I. Fig. 3) verbunden. Bey
den Fledermäusen
sind die an den Vorderfüßen
ungemein lang und dünne; und zwischen
ihnen
ist eine Floränliche Haut ausgespannt (Taf. I.
Fig. 4), die
zum Fliegen dient. Die Füße man-
cher Seethiere aus dieser
Classe sind in einen
unförmlichen Klumpen verwachsen, und bey
den
Wallfischen äneln sie gar den Floßfedern der Fi-
sche; doch daß die Hinterfüße horizontal, und
nicht wie der
Fischschwanz vertical, liegen. Ei-
nige wenige Säugethiere
(Solidungula) haben
Hufe; viele aber (Bisulca) gespaltene Klauen.
Die mehresten gehen
blos auf den Spitzen der
Füße (Taf. I. Fig. 5); einige aber, wie
der
Mensch, die Affen, Bären, Eichhörnchen u.
a. m. auf dem ganzen
Fuß bis zur Ferse (Taf. I.
Fig. 6).
Der Mund und die Kinnladen der Säug-
thiere liegen
horizontal; nur der Unterkiefer ist
bey ihnen beweglich. Die
Ameisenbären, For-
mosanischen Teufelgen, und einige
Wallfische aus-
genommen, sind die übrigen Thiere dieser
Classe
mit Zähnen versehn, die man in Schneide-
[Seite 50] zähne (incisores), Spitzzähne (caninos), und
Backenzähne (molares),
abtheilt. Die leztern
zumal sind nach der verschiednen Nahrung die-
ser Thiere auch verschiedentlich gebaut. Bey
den
fleischfressenden zackicht (Taf. I. Fig. 7),
bey den grasfressenden
platt (Taf. I. Fig. 8), und
bey denen die sich, so wie der Mensch, von
beiden
organisirten Reichen nähren, in der Mitte ge-
furcht, und an den Seiten abgerundet (Taf. I.
Fig. 9).
Verschiedene grasfressende Säugethiere
Kauen wieder; das heist, sie
treiben das
einmal geschluckte Futter nach und nach Bissen-
weise wieder in den Mund, zermalmen es noch-
mals, und bringen es sodann zum zweytenmal
in den
Magen. Einige dieser ruminirnden
Thiere haben vier Magen, deren jeder
seinen
bestimmten Namen hat. Der erste heist Rumen
oder Aqualiculus, der Pansen;
der zweyte Re-
ticulum, die Haube
oder Mütze; der dritte
Echinus oder Omasum, das Buch oder der Psal-
ter; der vierte endlich Faliscus oder Abomasum,
der Laab oder die Ruthe. Im Grunde
bestim-
men aber weder die vielfachen Magen, noch
die
gespaltnen Klauen, sondern blos der schmal zu-
laufende Unterkiefer, und die Art seiner Ver-
bindung
mit dem übrigen Kopfe, den Chara-
kter des
Wiederkauens.
Alle Säugethiere haben Lungen, die ih-
nen zum Othemholen,
und zur Stimme (vox)
dienen, die zwar nach
Verschiedenheit der Gat-
tungen, des Geschlechts, des
Alters, und der
Leidenschaften variirt; aber doch nicht mit so-
viel Mannichfaltigkeit abwechselt, als der Ge-
sang der Vögel, die überdem auch viel öfterer
als die
Säugethiere ihre Stimme von sich ge-
ben. Einige dieser
Thiere, wie der Maulwurf,
Ameisenbär, das Formosanische Teufelgen
etc.
die Hasen, Canin-
chen
etc. lassen ihre Stimme nur im äussersten
Nothfall erschallen. Der
Mensch allein besitzt
ausschlieslich den Gebrauch der Sprache (Lo-
quela), die eine Folge der ihm
ebenfalls allein
eignen Vernunft (§. 37.) ist.
Auser den Hufen, Klauen, Zähnen etc. sind
viele Säugethiere auch mit
Hörnern zu Waf-
fen versehen, die doch, wie der Bart beym
Men-
schen, erst zur Zeit der Mannbarkeit hervor-
brechen. Bey einigen Gattungen, wie beym
Hirsch, sind
die Weibchen ungehörnt; bey an-
dern, wie im
Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner
doch kleiner als der Männchen ihre.
Anzal,
Bau, und Lage der Hörner sind sehr verschie-
den. Beym Ochsen- und Ziegengeschlechte sind
[Seite 52] sie hol, und sitzen
wie eine Scheide über einen
Fortsatz der Stirnknochen. Des Rhinoce-
ros Hörner sind dichte, und blos mit der Haut
aus der
Nase verwachsen. Beym Hirschge-
schlecht hingegen, bey den
gehörnten Hasen u.
s. w. sind sie zwar ebenfalls solide, aber von be-
sondrer, beynahe holzichter Structur, und
astig. Sie
heissen dann Geweihe, und werden
mehrentheils alljärlich abgeworfen und
neue an
ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten
Säugethieren durch den Schwanz be-
deckt, der eine
Fortsetzung des Kukuksbeins
(coccyx), und von
mannichfaltiger Bildung und
Gebrauch ist. Er dient den Thieren z.B.
die
Fliegen und Bremsen von sich zu wedeln; oder
als Werkzeug zum
Bau, wie dem Biber der
seinige; oder zum Anhalten für die Jungen,
wie
beym Surinamischen Aenegs; oder statt einer
Hand, um damit, wie
der Elephant mit seinem
Rüssel, fassen zu können (cauda prehensilis. Taf. I.
Fig. 10); so der Rollschwanz vieler
Meerkatzen,
eines Ameisenbären etc.; oder zum Schirm ge-
gen Sonnenstich und Regen, wie beym Mongoz
und beym
Eichhörnchen, dem sein Schwanz auch
auserdem zum Laufe auf den Aesten
der Bäume
nutzt. Manche Säugethiere, wie der Mensch,
einige Affen,
ein Faulthier u.a. sind gänzlich
ungeschwänzt.
Noch sind am Körper einiger Thiere beson-
dere Beutel von
verschiedner Bestimmung zu
merken. So haben manche Meerkatzen,
der
Hamster, die Ziselmaus u.a. Backentaschen,
um Proviant darin
einschleppen zu können. Das
Weibchen der Beutelratte hat eine Tasche
über
ihre Zitzen am Bauche, in welche sich die sau-
genden Jungen verkriechen, können. Der Orang-
utang und
das Rennthier haben einen Beutel am
Halse, der sich in die Kehle öffnet,
und zur Ver-
stärkung der Stimme dient. Der Biber,
die
Zibetkatze, das Bisamthier, der Dachs u.a.m.
haben verschiedne
Beutel (Folliculos) am Na-
bel,
beym After etc. in welche sich eine schmierich-
te
starkriechende Fettigkeit sammlet u.s.w.
Die Säugethiere geben die wichtigsten
Geschöpfe fürs Menschengeschlecht.
Der Mensch
hat sich noch aus keiner andern Thierclasse so
treue,
arbeitsame und dienstfertige Gehülfen zu
schaffen gewußt, als aus
dieser. Sie enthält un-
gemein gelehrige Thiere, deren
Naturell sich leicht
abändern läst, und der Mensch hat folglich
ganze
Gattungen aus ihrer Wildniß versetzen, und
blos zu seinen
Hausgenossen machen können.
Der Verlust der Freyheit zeigt sich nach
mehrern
Generationen besonders durch hängende Ohren
[Seite 54] und schlichten
Schwanz, so daß manschen aus
diesen Zeichen errathen kan, wie lang oder
wie
kürzlich die Schweine und andere Hausthiere in
verschiednen
Gegenden unterjocht seyn mögen.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säug-
thiere fürs
Menschengeschlecht reducirt sich vor-
züglich auf
folgendes. Zum Reiten, zum
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.: Pfer-
de, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renn-
thiere, Elephanten, Kameele, Clacma, Hun-
de. Im Krieg: Pferde, Elephanten, Ka-
meele. Zur Jagd: Pferde und Hunde. Zum
Bewachen: Hunde. Zum Mausen
und
Vertilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen,
Igel, Ameisenbären
etc. Zur Speise: das
Fleisch von Rindvieh, Schafen, Ziegen,
Schwei-
nen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Ca-
ninchen, Eichhörnchen, Wallfischen u.s.w.
Speck,
Schmalz, Blut, Milch, Butter,
Käse. Zur Kleidung, zu Decken,
Zelten,
Schiffgen (Baidar): gegerbte Felle, Haare,
Wolle etc. Zum
Brennen: Talg, Fischthran.
Zum Schreiben, Bücherbinden etc. Per-
gament, Leder. Für andere Künstler und zu
gemischtem
Gebrauch: Borsten, Haare,
Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein, Zäh-
ne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen
und Knochen zu
Tischlerleim. Därme zu
[Seite 55] Saiten. Blut zu
Farbe. Mist zum Dün-
ger, zur Feuerung, zu Salmiak etc.
Harn
zu Phosphorus. Eselsmilch, Wallrath,
allerhand Fett, zu Pomaden
und sonst für die
Toilette. Endlich zur Arzney: Bisam, Bi-
bergeil, Hirschhorn; und weiland auch;
Zibet,
Wallrath, Bezoare aus beiden Indien, Pie-
dra
del Porco u.s.w.
Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem
Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar
nachthei-
lig. Die reissenden Thiere, besonders aus
dem
Hunde- und Katzen-Geschlecht, tödten Men-
schen.
Andere vertilgen viel nutzbare Vögel
u.a. Thiere: so die Wiesel, Marder,
Iltis,
Vielfraß, Fischottern, Wallfische etc. oder scha-
den den Gewächsen, Bäumen, Garten-
früchten, Getraide u.s.w. wie die Feld-
mäuse, Hamster,
Leming, Ziegen, Hirsche, Hasen,
Biber, Affen, Elephanten, Rhinoceros,
Nil-
pferde etc. oder gehen andern Eßwaaren
nach;
wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel-
thiere.
Verderben Hausgeräthe, wie die Scha-
kale, Hyänen u.s.w.
Gift besitzt kein einzi-
ges Thier dieser Classe, ausser
in der Wuth
und Wasserscheue, der aber viele, zumal aus
dem
Hundegeschlecht, leicht ausgesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche Systeme,
nach welchen berümte Männer die
Säugthiere
zu ordnen versucht haben, die aber unserm
Bedünken nach
grossentheils mangelhaft und
unnatürlich ausfallen. Aristotelis
Einthei-
lung ist auf die Verschiedenheit der Zehen
und
Klauen gegründet, und die haben auch Ray
und Klein nach der Hand
angenommen und
weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die ver-
wandtesten und im ganzen noch so änlichen Gat-
tungen von Affen, Ameisenbären, Faulthieren
etc.
getrennt, und in ganz verschiedene Ordnun-
gen versetzt
werden, blos weil die eine mehr,
die andere weniger Zehen hat. Linne'
hat die
Zähne zum Classificationsgrund gewält, ein
Weg, auf dem man
aber nicht minder, bald auf
die unnatürlichsten Trennungen, bald auf
die
sonderbarsten Verbindungen stößt. Das Ge-
schlecht
der Fledermäuse muß nach des Ritters
Entwurf, wegen des verschiedenen
Gebisses bey
einigen Gattungen, wenigstens in drey verschie-
dene Ordnungen zerstückt werden; der Elephant
kommt
mit den Panzerthieren, und den formo-
sanischen Teufeln;
der Igel aber und der Maul-
wurf mit Löwen und Tigern in
eine gemeinschaft-
lichen Ordnung.
Wir haben daher diesen Mängeln abzuhel-
fen, und ein
natürliches System der Säug-
[Seite 57] thiere zu entwerfen
getrachtet, wobey wir,
nach unserm Begriffe von natürlicher
Methode,
(§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern
auf alle
äußere Merkmale zugleich, auf den ganzen
Habitus der Thiere gesehn
haben. So sind Thiere
die in neunzehn Stücke einander änelten, und
nur
im zwanzigsten differirten, doch zusammergeordnet
worden, dieses
zwanzigste mochten nun die Zäh-
ne oder die Klauen oder
irgend ein andrer
Theil seyn; und so sind denn folgende
zwölf
Ordnungen dieser ersten Classe entstanden.
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit
zwey Hän-
den. Inermis hier in
besonderem Sinne
genommen, um Mangel angebohrner Waf-
fen, Kunsttriebe, Bedeckungen, kurz
alles dessen zu bezeichnen, wofür
den Men-
schen Vernunft schadlos hält.
II. Pitheci. Thiere mit vier
Händen. Affen,
Paviane, Meerkatzen, und Lemur.
III. Bradypoda. Thiere mit
langen haken-
förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
bau auf den ersten Blick Phlegma und
Langsamkeit
verräth. Ameisenbär, Faul-
thier.
IV. Sclerodermata. Die
Säugthiere mit son-
derbaren Decken statt behaarter Haut,
und
zwar a) mit Stacheln: Igel und Sta-
chelschwein. b) mit Schuppen: die
For-
[Seite 58] mosanischen
Teufelgen, c) mit Schildern:
die Tatu.
V. Chiroptera. Die Säugethiere,
deren Vor-
derfüße Flügel bilden, (§. 43.) die Fle-
dermäuse.
VI. Glires. Mäuse, Maulwürfe,
Hasen, Wiesel
und andere verwandte kleinere Säugthiere.
VII. Ferae. reissende Thiere,
die Menschen
anfallen. Nur Bäreu, Hunde, Katzen.
IX. Bisulca. Thiere mit
gespaltnen Klauen.
Die allgemeine Verwandschaft der Thiere
dieser
Ordnung unter sich, rechtfertigt
die Benennung der Ordnung nach
der
Beschaffenheit der Füße, eben sowol als
die der vorigen Ordnung,
der IIIten und
der XIten.
X. Belluae. Ungeheure,
dünnbehaarte Thiere,
mit dicken Füssen. Tapir, Elephant,
Nashorn,
Nilpferd.
XI. Palmata. Die Amphibien
dieser Classe
mit kurzen Schwimmfüssen, und zwar
a) lacustria, mit blosser
Schwimmhaut
zwischen den Zehen. b) marina, mit ver-
wachsenen Fingern
(§. 43.), deren Spur
nur durch die Nägel bezeichnet wird. Der
[Seite 59] Manate macht von hier
den schicklichsten
Uebergang zur
XIIten O. Cetacea. Wallfische,
warmblütige
Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen
fast nichts als
den unschicklichen Namen
gemein haben, und deren natürliche Ver-
bindung mit den übrigen Säugethieren
Ray vollkommen
richtig eingesehen hat.*)
1. Geschl. homo. Animal rationale, loquens,
erectum,
bimanum.*)
1. Gatt. sapiens. Der Mensch wird durch so
merkwürdige
Eigenschaften des Geistes und des
Körpers von der ganzen übrigen
thierischen Schö-
pfung ausgezeichnet, daß er bey
weitem nicht
blos in einem eignen Geschlecht, sondern aller-
dings in einer besondern Ordnung, von ihr abge-
schieden werden muß. Er hat ausser dem Be-
gattungstrieb wenig Spuren von
Instinct:
Kunsttriebe aber, daß er sich, wie tausend an-
dere Thiere, ohne Unterricht und ohne
Nachsinnen,
aus blossem innern Drange, Wohnungen, Netze
für
seinen Raub u.s.w. verfertigen könnte, hat
er gar nicht. Der
Schöpfer hat ihn für diese
Mangel durch den Gebrauch der Vernunft
ent-
schädiget, die ihm allein ausschließlich, und
kei-
nem andern Thiere zukommt, und wodurch
er
alle seine grossen Bestimmungen besser erfüllen,
seine
endlosen Bedürfnisse passender befriedigen
kann, als wenn er selbst
die Kunsttriebe mehre-
rer Thiere in sich vereinte.
Eine directe Folge
der Vernunft, mithin ein abermaliges
Eigenthum
der Menschheit, ist die Rede oder Sprache (Lo-
quela), die nicht mit der
Stimme (vox) der
Thiere verwechselt werden
darf. Auch der Mensch
hat Stimme, wie man an den
unglücklichen
Beyspielen in Wildniß aufgewachsener, oder taub-
gebohrner Kinder sieht, und wie die unwillkürli-
[Seite 61] chen Töne aus
beklemmter Brust, bey Schrecken,
und in andern heftigen
Leidenschaften zeigen.
Die Sprache aber entwickelt sich erst mit
der
Vernunft, da denn die Seele ihre erlangten Be-
griffe, der Zunge zum Aussprechen überträgt. Es
giebt eben so
wenig ein sprachloses, als ein ver-
nunftloses Volt
auf unserer Erde, und wir ha-
ben nun die Wörterbücher
der Eskimos, der
Hottentotten und anderer Nationen, denen
die
leichtglaubigen Reisenden der alten Zeit die Re-
de abzusprechen wagten. Zu den
körperlichen
Eigenschaften des Menschen gehört vorzüglich
sein
aufrechter Gang und der Gebrauch
zweyer Hände, wodurch er, unserm
Bedün-
ken nach, selbst vom Menschenähnlichsten
Af-
fen zu unterscheiden ist. Moscati's
spashaf-
ter Ruf an die Menschheit, auf allen
vieren zu
laufen, wird bey einiger Kenntnis von Anatome
comparata blos belächelt. Die breiten Fußsoh-
len sind zum Auftreten, die Hände zum Fassen
und
Greifen. Die Affen hingegen haben vier Hände,
nemlich keine
grosse Zehe, sondern an den Hin-
terfüßen eben sowol
einen abstehenden Daumen,
als an den vordern (§. 43); und daß nicht
et-
wa unser Fuß nur durch den Gebrauch der
Schu-
he die Bildung und Fähigkeit der Hände
verloren
habe, wird durch die Beyspiele der barfussen
Nationen,
und des ungebornen Kindes, erweis-
lich. Das Weibliche
Geschlecht hat noch ein paar
eigenthümliche Charaktere, die dem
Männlichen
und allen übrigen Thieren abgehen, nämlich ei-
nen periodischen Blutverlust in einer bestimm-
ten Reihe von Lebensjahren; und dann ein kör-
perliches Kennzeichen der unverlezten Jung-
fräulichen Unschuld, was blos seinen
sittlichen
Nutzen hat, und folglich für andre Thiere
ein
zweckloser Theil seyn würde.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfbe-
dürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer
ihm
ist so instinctlos, Keins bleibt so lange Kind,
Keins wird so sehr
späte mannbar u.s.w. Selbst
seine großen Vorzüge, Vernunft und
Sprache,
sind nur Keime, die sich nicht von selbst, son-
dern erst durch fremde Hülfe, durch Kultur
und
Erziehung entwickeln können. Diese natürliche
Blösse von der
einen Seite, und die vielfachen
Bedürfnisse von der andern, machen
den Menschen
zum geselligen Thiere, so daß Hobbes den blos-
sen Nothzwang für die einzige Triebfeder anneh-
men durfte, wodurch der Mensch, so wie die
Bienen
und Ameisen durch ihren Instinct, zur so-
cialen
Verbindung gedrungen würde. Der
Aufenthalt und die Nahrung des
Menschen
sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze
Erde, und
nährt sich beynabe von der ganzen or-
ganisirten
Schöpfung. Er erreicht, in Rücksicht
seiner mässigen Körpermasse,
und in Vergleich
mit andern Säugethieren, ein ausnehmend ho-
hes Alter, was ihn für seine lange Kindheit ent-
schädigt. Die Proportion in der Anzal der Men-
schen beyden Geschlechts, die unglücklichen Fol-
gen der Vielweiberey etc. erweisen die
natürliche
Bestimmung des Menschen zur Monogamie.
Es giebt nur eine Gattung im Menschenge-
schlecht; und die Menschen aller Zeiten und
aller
Himmelsstriche können von Adam abstammen.
Die
Verschiedenheiten in Bildung und Farbe der
menschlichen Körper
werden blos durch Clima,
Nahrung, Lebensart u.s.w. bewirkt; da
der
Mensch kein Privilegium hat, warum er nicht
auch, wie jeder
andere organisirte Körper, (§. 21.)
wie eine Taube oder wie eine
Tulpe, ausarten
sollte? So brennt die Sonnenhitze die
Mohren
schwarz, und macht sie kraushaarigt; so wie hin-
[Seite 63] gegen die Kälte
in Nordischen Zonen weisse Far-
be und kleine Statur
hervorbringt. Alle diese
Verschiedenheiten fliessen so unvermerkt
zusam-
men, daß sich eigentlich keine bestimmte
Gren-
zen zwischen ihnen fest setzen lassen; doch
haben
wir das ganze Menschengeschlecht am füglichsten
unter
folgende fünf Varietäten zu bringen ge-
glaubt;
1. Die ursprüngliche und größte Raçe
begreift
erstens alle Europäer, die Lappen mit ein-
geschlossen, deren Bildung und Sprache
ihre Finnische Abkunft
verrätht, und die gar
nichts so auszeichnendes haben, daß sie
eine
besondere Varietät ausmachen könnten: so-
dann die Asiaten, die disseits des Obi,
des Caspischen Meeres, des
Gebürges
Imaus und des Ganges, wohnen: fer-
ner
die Nordafrikaner: und endlich die
Grönländer und Eskimos, die
gänzlich
von den übrigen Amerikanern verschieden
sind, und
wahrscheinlich auch von Finnen
abstammen. Alle diese Völker sind
meh-
rentheils von weisser Farbe, und nach un-
sern Begriffen von Schönheit die best gebil-
desten Menschen.
2. Die übrigen Asiaten, jenseits des Obi,
Ganges
etc. Sie sind meist gelbbraun,
dünnbehaart, haben platte
Gesichter und
kleine Angen.
3. Die übrigen Afrikaner: von schwarzer
Farbe, mit
wollichten Haar, stumpfen Na-
sen und aufgeworfenen
Lippen.
4. Die übrigen Amerikaner: von kupfer-
rother Farbe.
5. Die Australasiaten und Polynesen; oder
die
Südländer des fünften Welttheils; da-
zu man auch wol
die Bewohner der Sun-
daischen Inseln, der Molucken,
Philippi-
nen u.s.w. zälen könnte. Sie sind
meist
schwarzbraun, breitnasicht, und starkbe-
haart.
Die Patagonischen Riesen sind, von Magel-
hans Zeiten bis auf die unsrigen, in den Erzä-
lungen der Reisenden, von zwölf Fus zu sechs
bis
siebenthalb eingekrochen, und bleiben also nicht
größer und
nicht kleiner als jeder andre ehrliche
Mensch von guter Statur.
Commersons Quimos
und andre Zwergnationen werden in dem
Maas
wachsen, wie die Patagonen an Länge abgenommen
haben. Die
Rackerlacken, Blafards, Albinos oder
weiße Mohren sind nicht einmal
eine Spielart,
geschweige eine besondre Gattung, wozu sie
der
gute Voltaire so gern machen möchte: sondern
eine Krankheit,
die Menschen unter allen Meri-
dianen befallen kan,
und der auch Thiere unter-
worfen sind. Linne's Homo troglodytes ist
ein Gemisch aus der
Geschichte dieser preßhaften
waren Menschen, und des Orangutangs.
Die
in Wildnis unter Thieren erwachsenen Kinder
sind klägliche
sittliche Monstra, die man eben
so wenig, als die Cretins oder andre
durch Krank-
heit oder Zufall entstellte Menschen, zum
Muster
des Meisterstücks der Schöpfung anführen
darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen,
von Natur unbärtige Ame-
rikaner, Syrenen, Centauren,
und alle Fa-
beln von gleichem Schrot und Korn,
verzeihn
wir der gutherzigen Leichtgläubigkeit unsrer lie-
ben Alten.
Säugthiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt
auf den Bäumen
erfodert. Sie sind blos zwischen den Wende-
cirkeln zu Hause.
2. simia. Affe. habitus anthropomorphus.
nares alis obtectae. vox
grunniens.
Die Affen finden sich blos in der alten Welt;
ihr
Gesicht ist Menschenänlich, doch mehr vorwärts ge-
zogen, weil sie, so wie die mehresten
übrigen
Säugthiere, einen besondern Knocken zwischen
den
Oberkiefern haben, in welchem die vordern
Schneidezähne sitzen, und
der dem Menschenge-
schlechte mangelt.
1. Troglodytes. der Chimpanse. S.
macro-
cephala, torosa, dorso et humeris
pilosis,
reliquo corpore glabro.
Tulpii observ. med. p. 284. tab. XIIII.
Nov. A. E. Lips. m. Sept. 1739. tab. V.
2. Satyrus. der Orangutang. S.
capite mi-
nore, gracilior, hirsuta; pilorum
humeri
et ulnae contraria directione. (ut in ho-
mine) *
Tyson's anatomy of a pygmie, tab. I. II.
Le Cat Traité du mouvement
musculaire,
tab. I.
Diese beiden merkwürdigen Thiere sind in ih-
rem Ansehen und Bildung so wesentlich
verschie-
den, daß wir sie für zwey besondere
Gattungen
ansehen. Da sie selten nach Europa kommen,
nur in
dicken Wäldern leben, und von wenigen
glaubwürdigen Reisenden
beschrieben und rich-
tig unterschieden sind, so
ist ihre Geschickte noch
ziemlich dunkel, und mit viel Fabeln
verfälscht.
Man vermengt sie unter den Namen van Pon-
go, Barris, Jocko, Waldmensch etc.
vielleicht
sinds die Satyren der Alten. Sie sind
ohngefär
fünf Fuß hoch, von bräunlicher Farbe,
leben
Truppweis im innern Africa, auf den Sundai-
scheu Inseln etc. sollen Feinde der
Elephanten,
aber Liebhaber der Frauenzimmer seyn. Sie
sind
nicht so munter wie andre Affen; sollen sich gern
nach
dem Feuer ziehen, was die Wilden etwa im
Walde gemacht haben,
aber es nicht mit nachge-
legtem Holz zu
unterhalten verstehen. Das mensch-
liche Betragen
solcher Thiere, die man in Euro-
pa gesehen, ist
blos Nachahmung, wie bey Tanz-
bären oder
gelernten Hunden.
3. Longimana. der Gibbon oder Golok. Lin-
ne's homo lar. S. brachiis
longissimis, talos
attingentibus.
Ein artiges, zahmes, aber schwächliches
Thier,
was sich in Malacka, Coromandel, und auf den
Molucken
findet, und dem sein menschenäuliches
Gesicht und die ungeheuer
langen Arme ein son-
derbares Ansehen geben. Es
ist von schwärzlicher
Farbe, wird gegen vier Fus hoch, und ist,
wenns
auf allen vieren läuft, doch nur wenig mit dem
Körper
vorwärts gebogen.
4. Sylvanus. der gemeine Türkische Affe. S.
brachiis brevibus, natibus calvis.
*
Der dauerhafteste Affe, der auch in
Europa
leicht Junge heckt, hat etwa die Grösse vom
Fuchs,
ist leicht zu zähmen, sehr gelehrig und
possierlich, hat ein
starkes Gedächtnis, und keunt
seine alten Wohlthäter nach
mehrern Jahren wie-
der. Lebt in Äthiopien,
Ostindien etc. thut da
den Baumfrüchten grossen Schaden.
5. Cynomolgus. der Macacco. S.
cauda lon-
ga, arcuata, labio leporino.
*
Findet sich im südwestlichen Africa,
besonders
auf Guinea. Ein ausnehmend lebhaftes Thier
von
Olivenfarbe, was aber viel Feldfrüchte sei-
nes
Vaterlandes, besonders die schwarze Hirse
(kleine Milio)
verwüstet. Seine Gesichtsfarbe
variirt, wie beym Menschen, nach
Clima u.s.w.
Von zweyen, die wir zergliedert haben, war
der
eine im Gesicht braun wie ein Abessinier, der
andere
Fleischfarben wie ein Europäer.
3. papio. Pavian. Caput prolongatum,
corpus brevius, cauda
abbreviata.
Auch die Paviane sind der alten Welt eigen.
Ihr
Kopf hat wenig menschenänliches, ehr etwas
vom Schwein, zumal in
der breiten Schnauze.
Meist sind es unbändige, säuische und
äusserst geile
Thiere, die den Weibern der Wilden
furchtbar
seyn sollen.
1. Mormon. der Choras. P. naso
miniato,
ad latera coerulescente. *
Schwed. Abhandl. 1766. p. 144. tab. III.
Wird gegen fünf Fus hoch, ist auf Ceilan
etc.
zu Hause. Sieht wegen der schönen farbichten
[Seite 68] Streifen im
Gesicht, wegen seines weissen Barts,
und der spitzzulaufenden
Kopfhaare, sehr bizar
aus. Er ist reinlicher als andere Paviane,
ziem-
lich phlegmatisch, aber fürchterlich
stark.
2. Mandril. Linne's Maimon. P.
facie violacea
glabra, profunde sulcata. *
Variirt in der Statur. Manche sind, wenn
sie
aufgerichtet stehen, wol fünf Fus hoch; einer
aber den wir
zergliedert haben, war völlig aus-
gewachsen, und
doch nur von der Grösse des
Fuchses: es war ein ungemein
neugieriges, die-
bisches Thier. Das Vaterland der
Mandril ist
Guinea, das Cap etc. wo oft ganze
Schaaren
des Nachts Weinberge und Obstgärten
plündern
sollen.
4. cercopithecvs.
Meerkatze. nares
lateraliter hiantes, vox
crocitans.
Das ganze Geschlecht ist blos in America ein-
heimisch.
1. Paniscus. der Coaita oder Beelzebub. C.
ater, palmis tetradactylis absque
pollice. *
Ein munteres, zahmes, aber zärtliches
Thier,
was in Südamerica, besonders in Brasilien, zu
Hause
ist. Es weiß sich seines langen Rollschwan-
zes
sehr geschickt zu bedienen, und ersetzt sich da-
durch den Mangel des Daumen an den Vorder-
händen. Es soll damit Fische fangen können;
und wenn mehrere
von einem Baume auf einen
andern, etwas entferntern, wollen; so
hängen
sie sich, wie eine Kette, von einem Aste
herunter,
und schwanken so lange hin und wieder, bis
der
letzte den andern Baum erreicht und sich dran an-
[Seite 69] gehalten hat,
da denn der erste losläßt, und so
die ganze Ketten über
fliegt.
b) cauda non prehensili, Sangouin.
2. Jacchus. der Ouistiti. C. juba
pilosa alba
ad genas ante aures, cauda villosa annu-
lata. *
Eine der kleinsten artigsten Meerkatzen; ist
in
Brasilien zu Hause, und kann in einer Cocusnuß-
schale logiren. Ihre Hände äneln den
Pfoten
unsers Eichhörnchens: auch die Lebensart
beider
Thiere hat viel gleiches. Doch frißt der
Ouistiti
besonders gern Fische.
5. lemvr. Maki. Caput vulpinum, den-
tes
incisores inferiores incumbentes.
1. Cucang. der Loris. Linne's tardigradus.
L. ecaudatus. *
Seba thes. I. tab. XXXV. f. 1 et 2.
Diese und die folgende Gattung haben am Zei-
gefinger der Hinterfüsse eine spitzige Kralle,
an
allen übrigen Fingern aber platte Nägel. Der
Loris hat
die Grösse des Eichhörnchens, ist von
hellbrauner Farbe, auf
Ceilan zu Hause; hat
schlanke dünne Beine, lebt in Monogamie,
und
das Männchen soll sich beym Fressen, und sonst,
sehr
empfindsam gegen sein Weibgen bezeigen.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie
nigra, cor-
pore et cauda griseis. *
Der Mongus hat schöne orangegelbe Augen,
sehr
weiches Haar, und einen langen wollichten
Schwanz, den er im
Sitzen um den Hals schlägt.
Die Hinterfüsse sind viel länger als
die vordern.
Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen spe-
[Seite 70] cifiken
Geruch, fast nach Ameisenhaufen. Sei-
ne Stimme
ist ein Grunzen, wie bey den Af-
en; wenn er aber
böse wird, so quikt er helle
wie die Meerkatzen. Er ist in
Madagascar, Mo-
zambike etc. zu Hause. Büffon
beschreibt
ihn als wild und böse; das waren aber die,
die
wir gesehen, und einer, den wir selbst ge-
raume
Zeit lebendig gehabt haben, im gering-
sten nicht.
Der unsrige war das gefälligste,
sanftmüthigste Thier von der
Welt, mit dem je-
des Kind spielen konnte. Er
kannte seinen Herrn,
vertrug sich sehr gut mit Affen und andern
Thie-
ren; fraß am liebsten Obst, gelbe
Möhren, und
über alles gern kleine lebendige Vögel.
Die Füsse und der ganze Habitus dieser
Thiere verrathen ihren trägen
langsamen Gang.
Meist haben sie wenig Zehen an den Vorder-
füssen, die aber mit grossen krummen
Klauen
versehen sind, und zum Klettern auf Bäumen
etc.
nutzen. Sie sind dickbehaart, und können
lange fasten; ein Vorzug
der ihnen bey ihrer
Faulheit sehr zu statten kommt. Sie sind
durch
zahlreiche aber sehr breite Rippen von innen so
gut
gepanzert, als die Sclerodermata durch
ihre
hornichte Decken von aussen.
6. ignavvs. Faulthier. Caput rotundum,
crura antica longiora.
1. Tridactylus. der Aï. I. pedibus
tridacty-
lis, cauda brevi. *
Ein unglaublich phlegmatisches Geschöpf
im
südlichen America. Es soll einen Tag brauchen,
um 50 Schritte
weit zu kriechen, soll weinen,
und immer sein klägliches Aï, wovon
die Brasi-
lianer des Thieres Namen entlehnt haben,
von
sich hören lassen; hat ein äusserst zähes Leben, lebt
vom
Laub der Bäume, hängt sich mit den Füssen
an die Zweige, nimt sich
aber nicht die Mühe,
wieder von Bäumen herunter zu steigen,
sondern
fällt herab, und bleibt so lange liegen, bis es
endlich
der Hunger nöthigt, sich allgemach wei-
ter zu
schleppen.
7. myrmecophaga. Ameisenbär. Ro-
strum productius, lingua
filiformis, dentes
nulli.
Das ganze Geschlecht ist blos in Südamerica
zu
Hause.
1. Didactyla. der kleine Tamandua. M.
pal-
mis didactylis, ungue exteriore
maximo,
plantis tetradactylis, cauda prehensili. *
Von der Grösse des Eichhörnchens, und hell-
brauner Farbe. Die vier Zoll lange Zunge ist,
wie
bey den übrigen Gattungen, mit zähem Schleim
überzogen, an dem die
Ameisen klebend bleiben.
Mit den grossen hakenförmigen Klauen der
Vor-
derfüsse scharrt er in den Ameisenhaufen.
Die
Hinterpfoten sind zum Laufen unbequem, aber
desto
geschickter zum Anhalten an Zweigen. Im
Nothfall rollt er sich
zusammen, wie die Thiere
der folgenden Ordnung. Er hat, so wie
andere
Gattungen seines Geschlechts ursprünglich hän-
gende Ohren. Er ist stumm, und wir haben bey
[Seite 72] seiner
Zergliederung die Kehlknorpel knöchern,
wie das Zungenbein gefunden;
von ihnen stieg
keine knorplichte Luftröhre, sondern gleich
zwey
häutichte kurze Bronchien, zu den grossen lappich-
ten Lungen hinab.
Die Säugthiere mit Stacheln, oder Schup-
pen, oder
Schilden statt des behaarten Fells.
Sie rollen sich bey Gefahr ganz
kugelicht zu-
sammen, und können sich, wegen ihrer
Sta-
cheln etc. zur Begattung, nicht wie die
mehre-
sten übrigen Thiere dieser Classe
bespringen.
8. hystrix. Corpus spinis tectum.
1. †. Erinaceus. der Igel. H. auriculis
ro-
tundatis, naribus cristatis. *
Die Bildung und Lebensart der Igel ist so mit
der
Stachelschweine ihrer verwandt, daß wir uns
nicht haben überwinden
können, sie in besondern
Geschlechtern von einander zu trennen.
Der
Igel, das sehr unschuldige Thier, ist fast in der
ganzen
alten Welt zu Hause. Er nährt sich von
Ratten und Mäusen, die er mit
viel Geschicklich-
keit zu fangen versteht; auch von
Kröten, In-
secten, Früchten etc. Lebt in
Monogamie. Viele
Zergliederer haben ihm mit unrecht den Herzbeu-
tel abgesprochen. Es giebt allerdings zwey Va-
rietäten bey dieser Gattung: Hundsigel
und
Schweinigel; deren Verschiedenheit sich so gar
auf den Bau
ihrer Eingeweide erstrecken soll.*)
[Seite 73] Der Schweinigel
ist seltener, wird aber unge-
mein zahm.
2. Malaccensis. H. auriculis pendulis.
Findet sich auf Malacca und den Sundaischen
Inseln;
und ist wegen des Piedra del porco merk-
würdig, der sich zuweilen in seiner
Gallenblase
erzeugt.
3. Cristata. das Stachelschwein. H.
capite
cristato, cauda abbreviata. *
Ist im wärmern Asien und in ganz Africa zu
Hause,
pflanzt sich nun auch in Italien und Spa-
nien fort,
wird leicht zahm. Im Zorn rasselts mit
seinen Stacheln, schießt sie
aber nicht gegen sei-
nen Feind von sich. Im Herbst
fallen sie ihm
leicht aus. Selbst kein Löwe kann über ein zu-
sammengerolltes Stachelschwein Herr werden.
9. manis. Formosanische
Teufelchen.
Corpus
squamis
tectum. dentes nulli. lin-
gua
teres.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thie-
re dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebens-
art etc. viel Verwandschaft mit den Ameisen-
bären.
1. Macroura. der Phatagin. M. cauda
lon-
giore. *
In Formosa u.a. Gegenden Asiens: auch wol
in
Afrika. Ein zahmes artiges Thier. von der
Grösse des obigen
Ameisenbären. Der Körper
des Phatagins änelt einem Tannenzapfen.
Die
Schuppen sind von dunkelbrauner Farbe und un-
gemein schön gezeichnet.
10. tatu. Armadillo. Corpus
testis
zonis-
que osseis
tectum. dentes incisores et lania-
rii nulli.
1. Novemcinctus. der Cachicame. Zonis
dor-
salibus IX. palmis tetradactylis, plantis
pentadactylis. *
Watson philos. transact. 1764. tab. VII.
Im Südlichen America. Am Bauche, Hal-
se, an den Beinen etc. hat er blose Hant mit we-
nigen Haaren. Lebt von kleinen Thieren und
Früchten. Sein Fleisch
ist eßbar.
Die Finger der Vorderfüsse sind, den
Daumen ausgenommen, länger als
der ganze
Körper dieser Thiere; und zwischen ihnen ist
eine
Floränliche Haut ausgespannt, die statt Flügel
dient (§.
43). Daher können sie eben so we-
nig wie die Affen
bequem aus der Erde gehn.
11. vespertilio. Fledermaus.
Pollex
palmarum et digiti plantarum breves,
reli-
qui longissimi.
1. Spectrum. der Vampyr. V.
ecaudatus,
naso infundibili formi lanceolato. *
Seba thesaur. I. tab. LVIII. fig. 1.
Die Flügel abgerechnet, hat der Körper
dieses
Thiers, was sich im mittlern America aufhält,
[Seite 75] die Grösse vom
Eichhorn. Es ist von graubräun-
licher Farbe, lebt von
Thieren und Baumfrüch-
ten, wird aber dadurch
fürchterlich, daß es, wie
man sagt, schlafenden Personen Blut
aussaugt,
indeß es ihnen mit seinen grossen Flügeln Küh-
lung zuwehet.
2. †. Perspicillatus. V. caudatus. naso
folio
simplici lanceolato. *
Seba thesaur. I. tab. LV. fig. 2.
Das Nasenblättchen ausgenommen, gleicht sie
der
gemeinen Fledermaus. Sie ist in Südame-
rica, und, wie
wir zuverläßig wissen, auch in
Deutschland zu Hause. Wir haben
mehrere ge-
sehen, die in Gotha, bey Jena etc.
gefangen
waren.
3. †. Auritus. V. caudatus, auriculis maximis. *
Man schreibt ihr gemeiniglich, aber mit Un-
recht, doppelte Ohren zu. Sie sind eben so
wol
einfach als bey der folgenden Gattung, nur
alle Theile (zumal die
Muschel mit ihren beiden
Leisten und dem vordern Blatte) ungeheuer
gros,
daher das Thier ein äusserst sonderbares Ansehen
hat. Es
ist in Europa gemein, und seine Le-
bensart völlig wie
der nachstehenden Gattung
ihre.
4. †. Murinus. die gemeinste Fledermaus,
Speckmaus. V. caudatus, auriculis capite
minoribus.
*
Diese Thiere halten sich am Tage in altem Ge-
mäure, und vorzüglich gern in Rauchkammern
beym
Speck auf, da sie sich mit den Klauen der
Daumen einschlagen und
fressen. Des Abends,
und zumal in heitern Sommernächten,
kommen
sie hervor geflattert, fangen Nachtfalter weg,
[Seite 76] werden aber
darüber selbst leicht den Eulen zu
Theil. Zu ihrem Winterschlaf
hängen sie sich
in Hölen klumpweise bey den Hinterfüssen auf.
5. Molossus. V. caudatus, auriculis
crassis,
brevibus, in fronte approximatis. *
Ist in Brasilien zu Hause, hat ein stumpfes
breites
Maul, und ein sonderbares Gebiß. In
dem Exemplar, was wir vor uns
haben, (Taf.
I. Fig. 4.) sind im Oberkiefer zwey zugespitzte,
im
Unterkiefer hingegen zwey ungemein kleine stum-
pfe
Vorderzähne. Die zwey obern Eckzähne sind
gros, und stehen weit aus
einander; die untern
sind etwas kleiner, stehen näher beysammen,
und
haben am innern Rande, nach den Vorderzähnen
zu, einen
sonderbaren Fortsatz, den vermutlich
einige berühmte Männer für ein
eignes Paar Vor-
derzähne angesehen haben. Auf jeder
Seite jedes
Kiefers sind vier Backenzahne, wovon die
obern
flacher, die untern zackichter sind.
Eine grosse Ordnung, die wieder in Fa-
milien
eingetheilt werden kann. Die dahin ge-
hörigen Thiere
sind vielzehicht, gehen fast im-
mer auf dem ganzen
Hinterfuß (§. 43), und
haben, sowol wegen ihrer Bildung als
ihrer
Oekonomie, viel gleiches.
12. scivrvs. cauda pilosa, disticha.
[Seite 77]Die Thiere dieses Geschlechts leben auf Bäu-
men, die vom folgenden aber auf der Erde,
und
dürfen nicht als cospecies unter
einander gemengt
werden.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen,
der
Polatouche. S. duplicatura cutis laterali
a
pedibus anterioribus ad posteriores*
Der Flug dieser Thiere, die sich fast in
der
ganzen nördlichen Erde finden, kann bey weitem
nicht mit
der Fledermaus ihrem verglichen wer-
den. Das
schlappe Fell, was von ihren Vorder-
füssen nach
den Hinterfüssen zu, auf der Seite
wegläuft, dient ihnen nur zu
einem Seegel, um
einen weitern Sprung wagen zu dürfen.
Sie
können nie aufwärts oder wasserpaß, sondern
immer nur
schief herunterwärts fliegen. Sie le-
ben
gesellschaftlich und fressen am liebsten Ellern-
knospen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. S.
auricu-
lis apice barbatis, cauda dorso
concolori. *
Die Fledermaus änelt den Vögeln in ihrer Bil-
dung, das Eichhörnchen aber in seiner
ganzen
Oekonomie, in seinen Nahrungsmitteln, in
der
Leichtigkeit seiner Bewegungen u.s.w. In der
Wildnis
kommt es fast nie auf die Erde, son-
dern lebt auf
den Bäumen, und springt oft
zwölf und mehr Fus weit von einem
zum andern.
Es macht sich in den Gipfeln der Tannen
und
Eichen ein Nest aus Laub und Moos, oder quar-
tirt sich auch wol in vacante verlaßne Nester
wil-
der Tauben und anderer Vögel. Im
Sommer
lebt es von Haselnüssen, Castanien, Bucheckern,
und
verscharrt sich auch zum Ueberfluß Proviant
in hole Bäume; doch
muß es in den spätern Win-
termonaten, wenn jener
Vorrath aufgezehrt ist,
[Seite 78] bey
Tannenzapfen und Fichtenäpfeln darben.
Das Vorgeben vieler
Naturforscher, daß die Eich-
hörnchen den Winter
durchschliefen, ist irrig;
hingegen hat sich neuerlich die alte
Sage bestäti-
get, daß sie auf Stücken Baumrinde
bey Wind-
stille übers Wasser schiffen, und mit
dem Schwan-
ze gleichsam rudern. In Verhältnis
ihrer Grösse
haben sie ungemeine Stärke, so daß ein
altes
Eichhörnchen Lasten von vielen Pfunden fortzu-
schleppen vermag. Wenn sie recht zufrieden
sind,
klatschen sie mit der Zunge; im Zorn aber ist
ihre
Stimme ein murksen. Die vortheilhafte
Gestalt, die schönen
Augen, die ausnehmende
Lebhaftigkeit, die grosse Reinlichkeit,
und andere
empfelende Qualitäten, machen die
Eichhörnchen
ohne Widerrede zu den artigsten und amüsante-
sten Europäischen Thieren. So wild sie von Na-
tur scheinen, so leicht lassen sie sich doch,
zumal
in ihrer Jugend, zu ausserordentlich zahmen
und
sanften Geschöpfen umbilden. Wir haben ein
Eichhörnchen
gekannt, was dem Rufe seiner Ge-
bieterin folgte,
sich auf ihr Geheis zur Ruhe
legte, sich zuweilen in benachbarte
Gärten, selbst
jenseits eines kleinen Flusses verirrte, und
doch
wieder den Weg nach Hause fand.
Ganz Europa, fast ganz Asien und das nörd-
liche America, ist das Vaterland der Eichhörn-
chen. Die Nordischen, zumal an den Ufern
des
Obi und am Baikal-See, werden im Winter grau,
und geben
dann das bekannte Grauwerk, pe-
tit gris; das Büffon mit Unrecht von einer be-
sondern grossen Nordamerikanischen Gattung ab-
leitet. Zuweilen finden sich auch schwarze
Eich-
hörnchen; sehr selten aber Schneeweisse
mit Rosen-
rothen Augen, die doch, wie die Negres blancs,
und wie die weissen
Mäuse, Patienten, und keine
besondern Varietäten sind.
13. glis. Cauda rotunda, in apice crassior.
1. †. Esculentus, der Siebenschläfer, die Rell-
maus, Le
Loir. G. canus, subtus albi-
dus. *
Valvassor Ehre des Herzogth. Krain, Th.
I. S.
437. u. f.
Der Siebenschläfer ist der wahre glis der Al-
ten, den sie als die größte
Delicatesse verspei-
sten*), und
daher in eigenen glirariis**) mä-
steten. Er ist im südlichern Europa zu
Hause,
lebt in Eichen- und Buchenwäldern, nistet in
holen
Bäumen; kommt nur des Nachts zum Vor-
schein; und
hält langen und sehr festen Winter-
schlaf. Das
Fell des Thiers giebt ein brauch-
bar Pelzwerk,
wird aber meist von den Kürsch-
nern
schwarzfleckicht gebeizt.
2. †. Quercinus. die Eichelmaus, grosse Ha-
selmaus, Le
Lérot. G. canus, macula ni-
gra sub oculis. *
Im südlichen Europa, nistet in holen Bäu-
men und altem Gemäuer, thut den
Pfersichen
Schaden.
3. †. Avellanarius. die kleine Haselmaus. Le
Muscardin. G. pollice plantarum
mutico. *
Ein ungemein artiges, muntres Thierchen,
frißt
am liebsten Haselnüsse, braucht nicht zu
trinken, faßt geschickt
mit den Vorderpfötgen,
hat gar keinen Blinddarm.
14. marmota. auriculae abbreviatae,
cau-
da brevis, pilosa.
1. Alpina. das Murmelthier. Murmont,
mus montanus. M. corpore supra fusco, sub-
tus flavescente. *
Stumpfens Schweytzer-Chronik. Th. II. S.
288.
u. f.
Ein muntres possierliches Thier, was in ge-
bürgichten Gegenden der nordlichen Erde,
beson-
ders in den Schweizer-Alpen, in
Savoyen,
Aegypten, und in der grossen Tattarey zu Hause
ist.
Es macht sich tiefe Hölen in die Erde, die
es mit Heu und Moos
ausfüttert, nährt sich von
allerhand Pflanzen und Wurzeln; liebt
aber vor-
züglich Milchspeisen, daher es sich in
den Schwei-
zeralpen haüfig in die Sennhütten
eingräbt. Bey
kaltem Wetter schlafen die Murmelthiere;
sobald
aber die Sonne scheint, kommen sie aus ihren
Hölen
hervor, balgen sich und spielen mit ein-
ander.
Ihr Fleisch ist eßbar und wohlschme-
ckend. Gegen
den Winter werben sie so fett, daß
oft eins bey 20 Pfund wiegt.
Sie schlafen als-
dann vom October bis in den
April; und nach-
dem der Winter hart oder gelind
werden wird,
vermachen sie den Eingang zu ihren Hölen
fester
oder lockerer. In der Tatarey pflanzen sie
den
Rhabarber fort.*)
2. †. Cricetus. der Hamster. M.
abdomine
nigro. *
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774.
8. Taf. I. II.
Die Murmelthiere und die Hamster baden
in
Rücksicht ihres Körperbaues und ihrer Lebensart
vieles
mit einander gemein. Nur bewohnt der
Hamster mehr nordliche
Gegenden und flaches
Land; da hingegen das Murmelthier weiter
ge-
[Seite 81] gen Süden und
im Gebürge zu finden ist. Sibi-
rien, die Ukräne,
das Elsas, Deutschland, und
namentlich das Herzogthum Gotha sind
das Va-
terland des erstern. Ausser dem
verschiedenen Auf-
enthalt zeichnen sich aber
beide Thiere auch durch
ihren sehr contrastirenden Charakter
aus. Das
Murmelthier war kirre, sehr leicht zu zähmen
etc.
lanter gute Seiten, von denen der Hamster
keine
einzige hat. Er ist ein beissiges boshaftes Thier,
was
ausser dem Zorn kaum eine andere Leiden-
schaft
kennt. Bey einer sehr unbeträchtlichen Lei-
besgrösse geht er doch Menschen und Pferde an;
und Hunde, die
des Hamsterfangs ungewohnt
sind, ziehen leicht gegen ihn den
Kürzern. Er
lebt von kleinen Thieren, jungen Pflanzen,
doch
vorzüglich von Getraide, wovon er erstaunlichen
Vorrath
in den Backentaschen zu seinen unter-
irdischen
Hölen schleppet. Er vermehrt sich stark,
und man hat wohl eher
im Gothaischen in einem
Jahr, über 27000 Hamster getödtet. Der
Pelz
des Thiergens ist nicht viel werth. Es giebt eine
ganz
schwarze Spielart unter diesen Thieren: so
wie auch weisse
Blafards mit rosenrothen Augen.
3. †. Citellus. das Erdzeiselgen, Suslik. M.
corpore longiore, capite parvo, pedibus
bre-
vibus pentadactylis. *
Pallas, Nov. Comm. Petrop.
Tom. XIV.
tab. 21.
Die äussere Gestalt des Erdzeiselgen kommt
des
Hamsters seiner eben nicht sehr nahe; desto
verwandter sind aber
beide Thiere in Rücksicht
ihres innern Körperbaues, der
Backentaschen,
ihrer Lebensart, Nesterbaues, Winterschlafs u.
s.
w. Nur, statt daß der Hamster fettes Erdreich
liebt, so
baut hingegen das Erdzeiselchen in dür-
[Seite 82] rem
sandichtem oder thonichtem Boden. Es sin-
det sich
in Oesterreich, und Böhmen, doch nur
in geringer Anzal; in
größter Menge hingegen
in Ungarn, Polen und Sibirien. Es scheut
das
Wasser, bleibt daher bey Regenwetter zu Hanse;
und man
fängt auch diese Thiergen gar leicht, wenn
man Wasser in ihre
Hölen gießt. Bey Sonnen-
schein kommen sie wie die
Murmelthiere aus ihren
Löchern hervor, sitzen oft auf den
Hinterfüssen,
spielen mit einander etc. Die Calmuken essen
ihr
Fleisch; die Ungrischen Bauern aber streifen ihnen
das
ganze Fell ab, und brauchens zum Geldbeu-
tel. Wir
begreifen nicht, wie man dem Erdzei-
selgen die
äussern Ohren hat absprechen, und es
von der Seite mit dem
Maulwurf im Parallele
setzen dürfen. Wir unterscheiden an dem
Exem-
plar, was wir vor uns haben, alle Theile
des
äussern Ohrs, die Muschel mit ihren beiden Lei-
sten und Blättern; nur alles das flach an
den
Kopf angedrückt, und nicht so ausgebildet als
bey Vespertilio auritus.
4. Lemmus. der Leming. M. capite
acuto,
corpore nigro fulvoque irregulariter macu-
lato.
Ol. Wormii hist. animalis, quod
in Nor-
vagia quandoque e nubibus decidit.
Hafn.
1653. 4. p. 19. fig. I.
Der Leming hat die kurzen Vorderfüsse des Erd-
zeiselgen, aber nicht seinen langgestreckten
schmäch-
tigen Körper. Er ist in Lappland zu
Hause,
frißt Rennthiermoos und junge Pflanzen, und
thut
überhaupt den Gewächsen grossen Schaden.
Zuweilen emigriren
ganze Legionen wie Zugheu-
schrecken von einer
Gegend in die andere. Sie
gehen in dem Fall in gerader Linie,
ohne Unt-
[Seite 83] weg, über
Berg und Thal, durch Seen und
Flüsse, bis zum Ort wo sie sich
niederlassen wol-
len. Ihre unerwartete und
unbemerkte Ankunft
daselbst hat zu einer allgemeinen Sage
Anlaß
gegeben, der sogar Th. Bartholin, Ol. Worm
und viele
andere Naturforscher der vorigen Zeit
beygepflichtet sind, daß
die Leming Schaaren-
weise vom Himmel
regneten.
15. mus. cauda gracilis, subnuda.
1. †. Rattus. die Ratte. M. cauda
elongata,
palmis tetradactylis cum unguiculo pol-
licari. *
Die Ratte ist fast in ganz Europa, und von
da
seit 1544 auch in America, zu Hause. Ein
beissiges, zorniges und
sehr gefräßiges Thier,
was sich am liebsten von Getraide und
Mehlspei-
sen, doch auch von kleinen Thieren
närt, und
selbst übers Kaninchen Herr wird. Hingegen muß
es
gegen seinen Erbfeind, den Wiesel, erliegen.
Die Ratten
sind sehr verliebte Geschöpfe, und
pflanzen sich daher stark
fort. Die Mütter ver-
theidigen ihre Jungen mit
eigner Lebensgefahr,
selbst gegen grössere Katzen. Dagegen
werden
auch alte kraftlose Ratten von den jüngern be-
sorgt und gefüttert. Solche bejahrte Ratten,
die
nun der Ruhe pflegen, verwickeln sich zuweilen
mit den
Schwänzen in einander, und das sind
die ehemals so berufenen
Rattenkönige.
2. †. Amphibius. die Wasserratte. M.
cauda
mediocri, corpore nigricante, abdomine fer-
rugineo.
Die Wasserratte hält sich in Europa und Nord-
amerika an den Ufern der Flüsse und Teiche
auf.
Sie lebt von kleinen Fischen, Fischrogen, Frö-
schen, Wasserinsecten und Pflanzenwurzeln. Sie
[Seite 84] schwimmt und
taucht mit viel Geschick, hat aber
keinesweges, wie doch viele
berümte Män-
ner behaupten, hinten Schwimmfüsse.
Man
kennt auch eine weisse Spielart von diesem Thier.
3. †. Silvaticus. die Waldmaus, grosse Feld-
maus; Buffons Mulot. M. cauda
medio-
cri, pectore flavescente, abdomine
albido.
Hat das gleiche Vaterland mit der
vorigen
Gattung. Hält sich aber nicht beym Wasser, son-
dern im Wald und Feld auf. Lebt von
Getraide
und Früchten; sammlet auch wie der
Hamster
Wintervorrath.
4. †. Musculus. die Hausmaus. M.
cauda
elongata, palmis tetradactylis, pollice pal-
marum mutico. *
Ein freylich sehr gefräßiges, und daher oft be-
schwerliches; aber flinkes und muntres
Thiergen,
was seinen Geschäften bey Nachtzeit nachgeht,
und
das Unglück hat, so vielen Menschen aus
Idiosyncrasie verhaßt zu
seyn. Die Maus geniest
beynahe gar keine bestimmte
Nahrungsmittel,
sondern fast alles was ihr vorkommt, und
ihren
Zähnen beisbar ist; selbst Bley. Sie zieht sich
nach
der Musik, die sie zu lieben scheint. Ihre
Oekonomie gleicht der
Ratte ihrer vollkommen.
Sie wohnt auch, wie diese am liebsten
auf Korn-
böden, in Mehlkammern u.s.w. doch auch
in
Eichelwäldern. Katzen, Igel und Eulen sind
ihre
Erbfeinde. Die weissen Mäuse mit rothen Augen
find
Kakerlaken im höchsten Grade; die Mäuse
überhaupt sind ohnedem
animalia nocturna, die
weissen aber
sind folgends so Lichtschen, daß sie
auch jede mäßige Hellung
fliehen. Bey einem
solchen Albino, den wir noch jetzt lebendig
haben,
können wir daher nicht entscheiden, ob er blind
[Seite 85] oder sehend
ist, weil er wenigstens in einer Däm-
merung, die
unsern Augen noch etwas unterschei-
den läßt, die
seinigen geschlossen hält.
5. †. terrestris. die Feldmaus, Stoßmaus.
M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, abdo-
mine cinereo. *
Ein schädliches Thier, was in Europa
und
Nordamerica zu Hause ist, sich im Sommer in
Garten und
Feldern, im Winter aber im Wald
aufhält. Es nistet unter der
Erde, die es wie
der Maulwurf durchackert; vermehrt sich in
man-
chen Jahren ganz ungeheuer, und thut den
Feld-
früchten, und den jungen Bäumchen
grossen
Schaden.
16. sorex. nasus rostratus, auriculae breves.
1. †. Araneus. die Spitzmaus. S.
cauda me-
diocri, abdomine albido. *
Lebt in Europa und Nordamerika in altem Ge-
mäuer. Der Knoblauchgeruch dieses Thiers,
und
die Bemerkung, daß es zwar wie die Hausmaus
von der
Katze verfolgt und getödtet, aber nicht
gefressen wird, hat wol
das Thier in den Ver-
dacht des Giftes gebracht.
Zuweilen, aber sel-
ten, finden sich weisse
Spitzmäuse.
2. †. Daubentonii. die Wasserspitzmause. S. ha-
bitu talpae, digitis
ciliatis. *
Daubenton in Mem. de l'ac. de
Paris, 1756.
tab. I. fig. 2.
Ein erst neuerlich bekannt gewordenes,
aber
überaus sonderbares artiges Thiergen, von des-
sen Oekonomie Herr Daubenton andern Natur-
forschern noch vieles zu sagen übrig gelassen
hat.
Die Wasserspitzmaus findet sich an kleinen Ge-
[Seite 86] wässern, und
ist mehr ein eigentliches Wasser-
thier, als die
obige Wasserratte. Ihre Füsse ha-
ben zwar keine
Schwimmhaut: Jede Zähe ist
aber zu beiden Seiten mit kurzen
breiten Härchen
besetzt; die die Füsse zum Rudern ungemein
ge-
schickt machen. Die Oefnung des
Gehörgangs
kann das Thier durch eine Klappe zuschliessen,
so
lang es unter Wasser ist. Es närt sich von Re-
genwürmern etc. kommt wenig zum
Vorschein,
läßt sich am meisten früh Morgens blicken,
ist
aber wegen seiner Behendigkeit schwer zu fangen.
17. talpa.
caput rostratum, palmae fos-
soriae.
1. †. Europaea. der Maulwurf. T.
cauda
breviore, auriculis plane nullis. *
Der Maulwurf ist ein sehr unschuldiges Ge-
schöpf, der das Erdreich locker erhalt,
Insecten
und Regenwürmer vertilgt, und in Verhältnis
gegen
seine Nutzbarkeit den Gärten sehr geringen
Schaden thut. Sein
Aufenthalt ist blos unter
der Erde, wozu ihm seine
Schaufelpfoten, und
ein sonderbares Brustbein, was der Vögel
ihrem
änelt, zu passe kommen. Er hat gar keine äusse-
re Ohren, und so kleine Augen, daß ihn das Al-
terthum deshalb für blind*) verschrieen
hat.
Die Natur hat ihn für diese scheinbaren Mängel
dadurch,
daß er ausser Regen und Menschen fast
keinen Feind kennt, durch
ein ungemein feines
Fell, und durch gewisse andere körperliche
Talen-
te zu entschädigen gewußt. Es giebt
auch weiße
und gesteckte Maulwürfe.
18. didelphis. Plantae manus,
pollice mu-
tico. cauda longa,
subnuda.
Ein groß Geschlecht, dessen Gattungen aber
noch
nicht sattsam untersucht und bekannt sind.
1. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, dorso fusco,
abdomine
albido. *
Seba thes. I. tab. 34. fig. 1. 2.
Dieß Thier, was in Surinam zu Hause ist,
und da
in unterirdischen Holen lebt, wird durch
den Instinct
merkwürdig, mit dem es seine Jun-
gen aus Gefahr
zu retten versteht. Die Mutter
schlägt den Schwanz auf den
Rücken; die Jun-
gen springen auf sie, rollen ihre
Schwänze um
der Mutter ihren an, die denn sogleich mit
ihrer
Familie davon flüchtet.
2. Marsupialis. die Beutelratte, der Opos-
sum, Philander. D. mammis
intra sac-
cum abdominalem. *
Seba thes. I. tab. 36. fig. 1. 2. 3.
Auch bey dieser Gattung hat die Natur
eine
sonderbare Einrichtung zur Erhaltung der Jun-
gen getroffen. Das Weibgen hat nemlich
eine
große Tasche am Bauche, die durch besondre
Muskeln und
dünne Knochen geschlossen und ge-
öffnet werden
kan; und in deren Boden die Zi-
tzen liegen. Die
Jungen werden sehr klein, und
gleichsam nur als unreife Abortus
zur Welt ge-
bohren, verkriechen sich aber
sogleich in diese Ta-
sche, nähren sich da von der
Muttermilch, und
verweilen so lauge, bis sie ausgebildet sind,
und
nun gleichsam vom neuem gebohren werden kön-
nen. Doch bleibt dieser Beutel auch nach
dieser
zweyten Geburt noch zuweilen ihre Retirade; die
[Seite 88] Mutter nimt
sie bey Gefahr darin auf, und
sucht sich und ihre Bürde durch
die Flucht zu ret-
ten. Das Thier ist in beiden
Indien zu Hause,
und erreicht die Grösse eines Fuchses.
19. jacvlvs. Pedes antici brevissimi,
po-
stici elongati. Cauda corpore
longior.
1. Giganteus. Der Ränguruh. J.
cauda at-
tenuata.
Cptn. Cook, in Hawkesworth's
Account etc.
Vol. III. No.
20.
Dieses durch die neuern Reisen der
Engländer
nach der Südsee bekannt gewordne Thier ist
auf
Neu-Süd-Wallis zu Hause, und hat in der Grö-
ße, und in der Bildung des Kopfs, viel
vom
Windspiel. Sein Fell ist mausefahl; das Fleisch
eßbar
und schmackhaft; übrigens änelt es in sei-
nem
ganzen Habitus und in seinen Sprüngen der
folgenden Gattung.
2. Jerboa. Der Erdhaase; die zweybeinich-
te Bergmaus der Araber; der Alactacha.
J. cauda floccosa, plantis tridactylis.
Haym, tesoro Britann. Vol. II. p. 124.
Dieses sonderbare Thier, was schon auf den al-
ten Münzen von Cyrene sehr gut abgebildet
ist,
findet sich in Nord-Africa, in Arabien, Geor-
gien und Sibirien. Es macht sich Hölen in
die
Erde*), wo es am Tage
verborgen bleibt, und
des Nachts seinen Geschäfften nachgeht.
Die
Vorderfüße sind, zumal wenn es sitzt, beynah
unmerklich,
die hintern hingegen ungeheuer lang
[Seite 89] Der Erdhaase
kan sich ziemlich lange auf den Hin-
terbeinen
aufrecht erhalten, doch scheint ihm in
dem Fall sein langer
Schwanz gleichsam zum drit-
ten Fuße zu dienen. Er
springt mit der Leichtig-
keit einer Heuschrecke,
und wol 7 bis 8 Fuß weit.
Sein Fleisch wird von den Arabern und
Kalmu-
cken gegessen.
20. lepvs.
Dentes primores superiores du-
plicati.
1. †. timidus. Der
Hase. L. auriculis apice
nigris, corpore et
pedibus posticis longio-
ribus. *
Der Hase ist ein sehr furchtsames
unbewehrtes
Geschöpf, was sich fast über der ganzen Erde fin-
det, und von Menschen und vielen Thieren ver-
folgt wird. Doch wird er durch seine
hervorlie-
genden Augen und durch sein
scharfes Gehör sehr
leicht für einer nahenden Gefahr gewarnt,
und
durch seine Geschwindigkeit sehr oft daraus ent-
rissen; zudem hilft ihm auch sein Instinkt,
da
er durch vielerley Wendungen und Absprünge sei-
nen Verfolgern die Epur zu verderben sucht.
So
gut sich indeß der Hase auf seine Läufte zu
verlassen
weiß, so macht er doch in seiner Familie gern
den
Poltron, frißt seine Jungen oder kleinere Thier-
gen, Mäuse u.s.w. Beide, er und das Ca-
ninchen, sind äußerst fruchtbare Thiere; beide
käu-
en auch wieder. Zuweilen giebt es
schwarze Ha-
sen, und auch ganz weiße: und zwar
von den
leztern theils solche, die, wie in Grönland
etc.
Jahr aus Jahr ein, theils andre die wie in
der
Schweiz, nur im Winter weiß sind.
Ein ungemein merkwürdiges Phänomen, was
alle
Aufmerksamkeit der Naturforscher und Phy-
[Seite 90] siologen
verdient, sind die gehörnten Hasen, da
man nemlich schon oft und
in ganz verschiednen
Gegenden und Zeiten Hasen gefunden hat,
aus
deren Stirnknochen ein paar kleine Geweihe, völ-
lig wie bey einem Rehbock, nur kleiner,
mit
Krone und proportionirten Enden gewachsen wa-
ren.*)
1. †. Cuniculus. Das (Runiglin) Caninchen.
L. auriculis nudatis, corpore et pedibus po-
sticis brevioribus. *
Das Caninchen ist in den wärmern Zonen
der
alten Welt zu Hause, ist aber nun auch in Nor-
dischen Gegenden einheimisch worden.
Ehedem
war besonders Spanien wegen der ungeheuren
Menge
dieser Thiere bekannt,**) und sie ver-
mehrten sich da so stark, daß sie zur Landplage
wurden.***) Sie Hecken wol
siebenmal im Jahr,
und werfen jedesmal sechs und mehrere
Junge.
Das Fleisch der wilden Caninchen ist sehr schmack-
haft; sie werden mit Frettelchen gejagt, die
so
wie die Iltisse und Dachse ihre Erbfeinde sind.
[Seite 91] Die weissen
Caninchen mit rothen Augen sind
Zwar eben sowol kränkliche
Kakerlaken, als die
Negres blancs, doch
scheinen sie das Licht besser,
als andere Thiere der Art,
vertragen zu können.
21. cavia.
Halbcaninchen. Auriculae ro-
tundatae, parvae, cauda nulla aut brevis.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. C. ecau-
data, corpore
variegato. *
Ist in Brasilien zu Haufe, kommt aber auch
in
Europa sehr leicht fort. Ein muntres, kirres,
reinliches, und
überaus fruchtbares Thier. Das
Weibgen läßt sich, gegen andrer
Thiere Weise, gleich
nach der Niederkunft schon wieder zur
Begattung
willig finden.
2. Aguti. C. caudata, dorso
fusco, abdomine
flavescente. *
Das Aguti hat einerley Vaterland mit
dem
Meerschweinchen, auch seine grunzende Stimme,
aber die
Grösse des Caninchen. Es hält sich in
holen Bäumen auf, sitzt
oft auf den Hinterfüssen,
und kann leicht und weit springen.
3. Paca. C. caudata, corpore
fusco, fasciis
lateralibus punctatis flavis. *
Das Paca änelt dem Aguti in seinem Ansehen
und
in seiner Lebensart; nur sitzt es nicht wie die-
fes auf den Hinterfüssen; ist auch in Brasilien zu
Hause.
22. mustela. Dentes primores
inferiores
VI, quorum II retrorsum positi; lingua
laevis.
Die Thiere dieses Geschlechts haben kurze
Füsse,
und einen langgestreckten Körper, den sie im Ge-
hen bogenförmig krümmen; sie besteigen Bäume.
1. †. Martes. der Marder. M. corpore
fulvo
nigricante, gula pallida. *
I. El. Ridinger Entw. einiger Thiere N.
85.
Baum-Marder. N. 86. Stein-Marder.
Man kennt zwey Spielarten von diesen Thie-
ren. Die eine hat eine gelbe Kehle, und
hält
sich in Wäldern, zumal von Schwarzholz, auf;
dies ist
der Baum-Marder oder Feld-Mar-
der. Der
Haus-Marder oder Stein-Mar-
der hingegen zieht
sich mehr in die Häuser, und
wohnt da in altem Gemäuer, und hat
eine weisse
Kehle. Beide sind in der nördlichen Erde
zu
Hause, und leben von kleinen Sängethieren und
Federvieh.
Ihr Auswurf hat einen Bisamäuli-
chen Geruch.
2. †. Putorius. Der Iltis. M.
flavo-nigri-
cans, ore et auricularum
apicibus albis. *
J. E. Ridinger Entw. ein. Th. N. 87.
Aenelt dem Marder in seiner Bildung und Le-
bensart. Tödtet eben so kleine Thiere.
Stellt
besonders den Hünern und ihren Eyern nach. Hält
sich,
zumal im Winter, gern auf Höfen unter
Holzstößen und Steinhaufen
auf. Das ganze
Thier, und selbst sein abgezognes Fell, geben
einen
sehr widrigen Geruch von sich.
3. Furo. Das Frettel. M. corpore
pallide
flavo. *
Ist eigentlich in Africa einheimisch. Von
da
hat mans nach Spanien gebracht, um die Ca-
ninchen zu vertilgen, und nun hat sichs schon
weiter in Europa
verbreitet. Es kriecht den Ca-
[Seite 93] ninchen in
ihre Holen nach, jagt sie heraus, oder
tödtet sie auch wol
darinn, und saugt ihnen das
Blut aus. Es hat auch den widrigen
Geruch
des Iltis. Man behauptet, daß sich beide Thiere
mit
einander begatten, und Bastarden geben, die
blasser als der
Iltis, aber dunkler von Farbe als
das Frettel wären.
4. Zibellina. Der Zobel. M.
corpore fulvo ni-
gricante, facie et gula
cinereis.
I. G. Gmelin in Nov. Comm. Petrop. T.
V. tab. VI.
Der Zobel lebt in dichten einsamen Wäldern
des
nördlichen Asiens, und nistet in holen Bäumen,
oder unter ihren
Wurzeln in der Erde. Er ist
flink und kann mit viel Leichtigkeit
auf den Bäu-
men herumspringen. Am Tage schläft
er; des
Nachts geht er seinem Raub nach, der gewöhn-
lich in kleinen Sängethieren und Vögeln
besteht;
doch frißt er auch, wenns die Zeit mit sich
bringt,
Beeren und Früchte. Der Zobelfang dauert
vom
November bis in den Hornung. Man stellt ihnen
Schlingen,
und schätzt die Felle am höchsten,
die recht schwarzbraun,
dickhaaricht und glän-
zend sind. Die besten Zobel
finden sich um
Jakuzk.
5. †. Erminea. das Wiesel und Hermelin.
M. caudae apice atro. *
Das Hermelin ist doch wol blos eine
Nordische
Spielart von unserm gemeinen Wiesel. Auch
dieses
wird bey uns im Winter weiß, und in
hochliegenden bergichten
Gegenden, wie z.B. im
Walbeckischen, fängt man zuweilen mitten
im
Sommer völlig weisse Wiesel oder Hermeline.
Es finden
sich diese Thiere in der ganzen Nordi-
schen Erde,
sie wonen in Wäldern, ziehen sich
[Seite 94] aber gern
nach Häusern wo Federvieh gehalten
wird; ihre Nahrung ist
dieselbe wie der Iltisse
ihre, sie fressen auch gern Fische und
Erdschwäm-
me, aber keine (andre) Pflanzen.
Die besten
Sibirischen Hermeline werden im Isetischen ge-
fangen.
6. Ichneumon. das Ceilanische Füchschen.
V. corpore subluteo, facie nigricante. *
Seba thes. I. tab. XLI. fig. 6.
Dieses Thier wird fast durchgehends mit
der
Pharaonsmaus im folgenden Geschlechte (viver-
ra ichneumon) vermengt, von
der es aber völ-
lig unterschieden, und ins
Wieselgeschlecht gesetzt
werden muß. Seba hatte es lange
lebendig,
und dasselbe Exemplar ist nun im
Academischen
Museum, wo wir es genau untersucht haben.
Es
hat das ganze Ansehen und die Grösse des Mar-
ders, auch völlig seine stumpfere Schnauze,
und
bey weitem nicht den zugespitzten Kopf der Pha-
raonsmaus. Seine schmuzig weissen Haare
sind
steif, borstenänlich. Es ist leicht zu zähmen;
schläft
am Tage; und wült des Nachts fast immer
in der Erde, um Wurzeln
und Regenwürmer aus-
zugraben, von denen es, wie
von andern kleinen
Thieren, lebt.
7. Gulo. der Vielfraß. Rosomak. M. medio
dorsi nigro.
Klein dispos. quadruped. tab. V.
Der Vielfraß ist in Lapland, und vorzüglich
in
den grossen Wäldern des Nördlichen Asiens, zu
Hause. Sein
überaus starker Appetit hat zu al-
lerhand Fabeln
Anlaß gegeben. Er närt sich von
Aas und lebendigen Thieren, und
kann sogar
Rennthiere überwältigen. Sein Fell war ehedem
[Seite 95] im höhern
Werthe als hentiges Tages. Er stinkt
wie der Iltis und andere
Thiere dieses und des
folgenden Geschlechts.
23. viverra. Dentes primores
utrinque VI,
intermediis
brevioribus. Lingua plerisque
retrorsum aculeata.
1. Zibetha. Die Zibethkatze. V.
cauda annu-
lata, dorso cinereo nigroque
undatim striato. *
Perrault hist. des animaux, I, Tab. XXIII.
Das südliche Asien und die mitlere Zone
von
Africa ist das Vaterland der Zibethkatze. Bey
beiden
Geschlechtern sammlet sich in einer be-
sondern
Höle, die zwischen dem Affter und den
Zeugunsgliedern liegt,
eine schmierichte stark rie-
chende Substanz, die
ehedem mehr als jezt zum
Parfümiren und in der Arzney gebraucht
wurde.
Man zieht deshalb auch in Holland Zibethkatzen
in
Käfichten, um ihnen alle drey Tage ihr Quent-
chen
Zibeth nehmen zu können.
2. Genetta. Die Genettkatze. V.
cauda annu-
lata, corpore fulvo
maculato.
Hat in der Bildung viel mit der vorigen Gat-
tung gemein. Auch bey ihr wird, in
derselben
Gegend wie bey der Zibethkatze, eine wohlriechen-
de Fettigkeit abgeschieden, doch weder in
der
Menge, noch von der Stärke des Geruchs, wie
der Zibeth.
Das Thier ist im Orient zu Hause,
hält sich gern am Wasser auf,
und wird leicht
zahm.
3. Putorius. Das Stinkthier, Conepate. V.
lineis quinque dorsalibus albis.
Catesby nat. hist. of Carolina, II, tab. LXII.
[Seite 96]Das Stinkthier, was unserm Iltis änelt,
hat
seinen Namen von dem über alle
Beschreibung
unerträglichen Gestank, den es, so wie
mehrere
verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zor-
ne von sich giebt. Besonders heftig stinkt
der
Harn des Thiers, den es auf viele Fuß weit ge-
gen seinen Feind zu sprützen vermag. Wenn
man
das geschoßne Stinkthier schleunig ausbalgt,
und ihm die
Harnblase heraus nimmt, so ist das
Fleisch eßbar.
4. Ichneumon. Die Pharaonsmaus, der
Mungo.
Rumph. herbar. Amboin. auctar.
T.
XXVIII. fig. 2. 3.
Dieses berühmte Thier, was keineswegs mit
dem
minder bekannten Ichneumon des vorigen
Geschlechts verwechselt
werden darf, ist in Ostin-
dien und vorzüglich in
Aegypten zu Hause. Es
lebt von Schlangen, Fröschen, Mäusen, und
be-
sonders von Crocodilleyern, die es mit
viel Ver-
schlagenheit aus dem Sande scharrt. Man
glaubt,
wenn es von der Brillenschlange gebissen worden,
so
brauche es Schlangenwurzel (Ophiorhiza
Mungos) zum Antidot.
5. Lotor, das Coati, der Raccoon, (Linne's
Ursus lotor.) V. cauda
annulata, fascia fu-
sca palpebras ambiente.
*
Seba thes. I. tab. XLII. fig. 2.
Das ganze Ansehen des Coati, seine Lebens-
art, sein Zibethbeutel beym Hintern u.s.w. er-
weisen seine nahe Verwandschaft mit andern Vi-
verris, und seine
Unänlichkeit mit dem Bären.
Es ist in Nordamerica zu Hause, und
lebt vor-
züglich von Hünern und andern Vögeln und
ihren
Eyern.
6. †. Meles. Der Dachs. (Linnes ursus meles)
V. cauda concolore, abdomine nigro,
J. E. Ridinger Entw. einiger Thiere. N.
78. 79.
Auch dieses Thiers Bildung, Oekonomie
und
Fettbehälter unter dem Schwanze, weisen ihm
in diesem
Geschlechte, und nicht beym Bären sei-
nen Platz
an. Der Dachs findet sich in Euro-
pa und in Asien
bis gen China. Er lebt wie
andre Viverrae von kleinen Thieren, von Wur-
zeln und Vogel Eyern. Er baut unter der
Erde einen tiefen
Keßel, zu welchem verschied-
ne Röhren oder Gänge
führen. Er verschläft
den grösten Theil seines Lebens, und hält
beson-
ders langen und festen Winterschlaf,
wobey er
seine Schnauze in den Fettbeutel steckt.
7. Mellivora. der Honigsucher, Ratel. V.
dorso cinereo, fascia laterali nigra,
abdomi-
ne nigro, unguibus longis, subtus
cavis,
fossoriis.
Sparrmann Schweb. Abhandl. 1777. tab.
IV. fig. III.
Dieses sonderbare Thier findet sich am Cap,
und
lebt vom Honig und Wachs der wilden Bie-
nen, die
in die Hölen der Stachelschweine, Erd-
haasen,
Caninchen, Schakale etc. nisten. Bey
Sonnenuntergang giebt
der Honigsucher auf den
Flug der heimeilenden Bienen acht, oder
folgt
auch wohl blos der Anweisung des cuculus indi-
cator, geht ihm nach, und
macht so den Erd-
bienen seine unwillkommene
Visite. Denen hin-
gegen, die ihr Nest an Baumäste
hängen, kann
er nichts anhaben; dock beißt und nagt er in
die
Bäume, an welchen er solche Nester vermerkt, und
die
Hottentotten wissen gleich an diesem Kenn-
[Seite 98] zeichen, daß
sie Honig auf solchen angebissenen Bäu-
men zu
erwarten haben. Der Honigsucher hat ein
zottichtes Fell, und
darunter eine ungemein starke
Haut, die ganz locker und
gleichsam wie ein Sack
über das Fleisch des Thieres herum hängt,
wo-
durch er denn sowohl für den Bienenstichen
als
für den Bissen der Hunde gesichert ist.
Die grossen reissenden Thiere, die Menschen
anfallen; wozu wir aber
nicht, wie Linne thut,
auch den Maulwurf oder den unschuldigen
Igel
rechnen können.
24. ursus. Dentes primores superiores alter-
natim excavati,
inferiores laterales lobati,
lingua laevis, cauda
abrupta.
1. †. Arctos. der Bär. U. fusco
nigricans,
collo brevi. *
J. E. Ridinger Entw. ein. Th. N. 39 bis 44.
Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im
Grunde
gutmüthiges Geschöpf, was mehrentheils
einsam in den grossen
Wäldern, und in den Alp-
gegenden der nördlichen Erde
lebt, und was sich
nur im grösten Grimm, und wenn es aufs äus-
serste gebracht worden, am Menschen
vergreift.
Andere Thiere verzehrt der Bär gerne, und trabt
daher
des Nachts weit umher seinem Raube nach;
doch begnügt er sich auch
mit Wurzeln, die er
geschickt auszugraben weiß, mit
Ameisenhaufen
etc. Sein größter Leckerbissen aber ist wilder
Ho-
[Seite 99] nig. Zum Gefechte
stellt er sich auf die Hinter-
füsse, drückt und
schlägt seinen Feind mit den
Vordertatzen, und bedient sich der
Klauen oder
des Gebisses seltner als andere reissende
Thiere.
Junge Bären lassen sich leicht zähmen, und sind
bis zur
Zeit der Mannbarkeit ungemein possierli-
che Thiere.
Im Winter schläft dieses Thier, die
Länge dieses Schlafs variirt
aber nach Verschie-
denheit des Clima. Freytags
Bärenfang*) ist
in Crain, Polen etc. allgemein
gebräuchlich. Den
Kopf ausgenommen, hat des Bären Gerippe
mit
dem menschlichen ungemein viel Aenlichkeit. Man
kennt
verschiedene Spielarten unter den Bären;
die großen schwarzen
Ameisenbären; die kleinen
hellbraunen Honigbären; die noch kleinern
weiß-
lichten Silberbären.
2. Maritimus. der weisse Bär, Polarbär.
U. albus, collo et rostro elongatis.
Pennant, synopsis of quadrupeds,
tab. XX.
fig. I.
Der Polarbärist allerdings eine eigne Gattung,
die
nicht mit der weissen Spielart des gemeinen
Bären verwechselt werden
darf. Er wird viel
grösser, bey zwölf Fus lang, hat schlankere
Glie-
der, weisses langzottichtes Haar, hält sich
in
der nördlichsten Erde, beym Treibeis und am
Meerufer auf,
schwimmt und taucht sehr ge-
schickt, nährt sich von
Fischen, tobten Seehun-
hunden und Wallfischen, geht
aber auch sehr
leicht Menschen an, wie Heemskerk auf Neu Zem-
bla**) u.a. erfahren
haben.
25. canis. Dentes incisores superiores inter-
medii,
inferiores omnes lobati.
Die Thiere dieses Geschlechts klettern nicht
auf
die Bäume.
1. †. Familiaris. der Hund. C. cauda
recur-
vata;
interdum
digitus spurius ad pedes po-
sticos. *
So allgemein Weltbekannt der Hund ist, so
hat doch
seine N. G. noch manches dunkles.
Eben darum, weil er sich fast über
die ganze Erde
verbreitet hat, kann man nicht mit Zuverlässig-
keit bestimmen, welches seine ursprüngliche Hei-
mat sey; ob man nicht mehrere ganz diverse Gat-
tungen unter den Hunden annehmen müsse, die
durch
Vermischung erst manche Spielarten und
Racen hervorgebracht; welches
unter diesen wol
wieder Stamm-Racen oder entferntere
Abarten
seyn mögen, u.s.w. Vielleicht dürfte man Ostin-
dien fürs Vaterland der Hunde annehmen, we-
nigstens waren sie dort in den ältesten Zeiten be-
rümt, und wurden von da nach Egypten und
Europa
verführt.*)
Man hat den Schäferhund
für den Stammvater der übrigen
ausgegeben,
aber doch scheinen die zottichten Hunde erst
in
Norden langhaaricht geworden zu seyn, wenig-
stens sind die auf den alten Kunstwerken glatt, und
zwar theils
Bullenbeisser, theils Windspiele.
Die Hauptvarietäten unter diesen
Thieren sind
folgende:
a) fricator. der Mops, mit untersetztem, kur-
zem Leibe, rundem Kopf, ganz stumpfer
Schnauze, hängenden Ohren,
und glat-
tem Haar.
b) molossus, mastivus. der Bärenbeisser,
Bullenbeisser,
Dogue. gros, starklei-
bicht, mit stumpfem Kopf,
hängenden lap-
pichten Oberlefzen, und glattem Haar,
bellt
dumpfig und kurz.
J. E. Ridinger. Entw. einig. Th. N. 1. 2. 3.
Dahin gehört auch wol der Metzgerhund.
c) sagax. der Jagdhund. mit langem dicken
Körper,
eingefurchtem Hinterkopfe, langen
hängenden Ohren. Das Haar ist
bald
schlicht, bald zotticht.
Ridinger, N. 4. 5. 6. 10. 11.
12. 14. 15.
17. 18.
Die Bracke, der Hünerhund, und der
Wachtelhund
haben kürzere Ohren, auch
einen kürzern Schwanz.
Die Corsicanerhunde sind schön getigert,
haben
aber übrigens die Bildung der glat-
ten
Hünerhunde.
d) aquaticus. der Budel, mit stumpfem Kopf,
dickem Leibe, und
wollichtem Haar.
e) domesticus, pastor fidelis. der Haushund,
Schäferhund. mit
aufrechten Ohren; der
Schwanz ist auf der untern Seite lang
behaart.
Hierzu rechnen wir auch den Sibirischen
und
Isländischen Hund, den Spitz etc. Der
Isländische scheint
wenig vom gemeinen
Spitz verschieden. Einer, den wir leben-
dig haben, und der in Island geworfen wor-
den, hat einen grössern Kopf, und keine
so
spitzige Schnauze, als der von Büffon ab-
gebildete; er ist völlig schwarz, bis auf die
Ohren, die am Rande
mit weissem wollich-
tem Haar eingefaßt sind.
f) meliteus. das Bologneserhündchen.
von ungemein kleiner
Statur, mit sehr lan-
gen zottichten Haaren, zumal im
Gesichte.
g) vertagus. der Dachshund, Däckel, mit
langer Schnauze,
Hangenden Ohren, lang-
gestrecktem Körper, kurzen
krummen Vor-
derfüssen.
h) grajus. das Windspiel. mit langem zu-
gespitztem Kopf, hängenden Ohren, dicker
Brust, schlankem Leib und
Füssen, bald
glatthaaricht, bald schlicht.
i) Aegyptius. der Türkische Hund. änelt
dem Windspiel, hat
aber nur im Gesichte
Haare, der übrige Körper ist schwarz
und
kahl, wie eine geräucherte Spekschwarte.
Wenn die Menge vorzüglicher Eigenschaften
und
zugleich die vielfache Brauchbarkeit fürs Men-
schengeschlecht den Werth eines Thieres bestim-
men
sollen, so würden wir dem Hunde eher als
dem Löwen den Namen eines
Königs der Thiere
zugestehn. Es concentriren sich beym
Hunde
Schönheit, Starke und viele andre Talente, die
wir
zerstreut in andern Thieren bewundern; al-
lein er
wird überdem durch mehrere Qualitäten,
die ihm ganz ausschließlich
zukommen, besonders
aber durch die ausnehmende Feinheit seiner
äus-
sern und innern Sinne über die übrige
thierische
Schöpfung erhoben. Der Mensch hat ihn da-
her auch vor allen andern Hausthieren in
seine
nähere Gesellschaft gezogen, und seine
ungemeine
Gelehrigkeit auf mannichfaltige Weise zu benutzen
[Seite 103] gewußt. Der Hund
hat den feinsten Geruch*)
und dieser Vorzug in
Verbindung mit seiner Stär-
ke und Geschwindigkeit
macht ihn zur Jagd an-
derer Thiere geschickt. Er ist
wachsam, lernt sei-
nen Herrn und andre Wohlthäter
kennen, unter-
scheidet ihre Stimme, und versteht sich
sogar auf
ihren Wink und Minen; ist erkenntlich, getreu,
**) läst
sich ungemein leicht zu künstlichen Hand-
lungen
abrichten,***) und nimmt mit
weniger
und geringer Kost vorlieb. Mau kann ihn zum
Zuge, in
Schlitten und kleinen Wagen, und im
Kriege statt Mannschaft
gebrauchen; sein Fleisch
ist eßbar, sein Fell, sein Speichel, und
selbst sein
Auswurf nutzbar: und endlich sind auch die un-
zähligen Hunde, die als Opfer der Anatomie ge-
storben sind, zufälligerweise für die Wahrheit
und
für die Wissenschaften äusserst wichtig worden.
Der Hund
wird gegen zwanzig Jahre alt; Der
Begattungstrieb ist, zumal bey den
männlichen
Hunden stark; sie sind eifersüchtig, aber gegen
das
schwächere Geschlecht galant, doch in der Wahl
ihrer Gattin eben
nicht eigen. Sie vermischen
sich leicht mit Wölfen und Füchsen, und
zeugen
zumal mit letztern fruchtbare Bastarden, derglei-
chen wir selbst mehrere vor Augen haben.
2. †. Lupus. Der Wolf. C. cauda incurvata. *
[Seite 104]Der Wolf ist fast in der ganzen Welt zu Hause,
doch
ist er in einigen Ländern gänzlich ausgerot-
tet
worden. So hat man seit 1680 keinen mehr
in Schotland gespürt;
früher schon waren sie
in England vertilgt, und 1710 ist auch in
Irland
der letzte geschossen worden. Der Wolf hat ei-
nen schleppenden Gang, aber einen sehr
feinen
Geruch. Er kann lange hungern, frißt aber als-
dann auch desto gieriger. Er zieht oft in gros-
sen Schaaren, fällt doch nur im Nothfall Men-
schen an, und ist mit Feuer, was er scheut,
leicht
abzuhalten. Man hat auch weiße und ganz
schwarze
Wölfe.
3. †. Vulpes. Der Fuchs. C. cauda recta. *
J. E. Ridinger Entw. N. 73.
Brandfuchs.
74. Birkfuchs.
Der Fuchs ist ein ungemein listiges, und wenn
er
noch klein ist, ein überaus possierliches Thier.
Er baut unter der
Erde, oder nimmt von einer
Dachshöle Posseß, sammlet sich Vorrath,
thut
den Schaafheerden und Hausgeflügel großen
Schaden, frißt
doch auch Vegetabilien, und na-
mentlich überaus gern
Weintrauben. Sein Harn
hat einen sehr widrigen Geruch, und er
braucht
ihn zur Vertheidigung gegen die Hunde.
Der gemeine Fuchs oder Birkfuchs hat eine
weiße,
der Roth- oder Brandfuchs (alopex)
aber eine
schwarze Schwanzspitze. Der letztre
ist doch wohl eine bloße
Spielart vom erstern.
Auch der Nordische weiße und blaue Fuchs,
und
der Creuzfuchs, deren Felle so hoch geschätzt
werden,
scheinen uns zu wenig eignes zu haben,
um sie für besondre Gattungen
anzusehn. Zu-
dem wissen wir, daß man selbst in
Deutschland,
wie z.B. in Waldeckischen, schwarzbraune Creuz-
füchse geschossen hat.
4. Aureus. Der Schnellwolf, Schakal. C.
corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae
apice
nigro.
Güldenstaedt, Nov. Comm.
Petrop. T. XX.
Tab. II.
Dieses berufene Thier hält in seiner ganzen Bil-
dung das Mittel zwischen Wolf und Fuchs und
Hund;
besonders zeigt es so viel Verwandschaft
mit dem letztern, daß Herr
Güldenstädt bewo-
gen wird, den Schakal für den wilden
Hund
zu halten. Er ist in ganz Orient und Nordafrica
zu Hause,
zieht des Nachts schaarweise umher;
frißt Thiere, Lederwaaren
etc. gräbt Leichen aus,
und soll auch lebendige Kinder rauben. Er
ist
oft mit der Hyäne vermengt worden, und die
schwankenden
Berichte der Reisenden machens
wahrscheinlich, daß man selbst in
seiner Heimath
andre Thiere mit ihm verwechselt.*)
5. Hyaena. Das Grabthier, der Abend-
wolf. C. villosus, nigricans, facie nigra,
juba
cervicis dorsique. *
Der Indianische Wolf von J. El. Ridinger.
Die Hyäne hat einerley Vaterland mit dem
Schakal,
dem sie auch in der Lebensart änelt.
Ein äusserst boshaftes,
zorniges Thier von fürch-
terlichem Ansehen, über
welches selbst der Löwe
kaum Herr werden kann; nährt sich von
Leichen
und frischen Thieren, doch auch im Nothfall
von
Vegetabilien. Es baut unter die Erde, und wird
in Aegypten
gegessen.**)
26. felis. Ungues retractiles, caput rotun-
dius, lingua
aspera.
Die Thiere dieses Geschlechts, den Löwen aus-
genommen, besteigen Bäume.
1. Leo. Der Löwe. F. cauda elongata
floc-
cosa, corpore fulvo *
B. Picart, Recueil de Lions.
Amst. 1729. 4.
transv. nach Dürers,
Remdrands, le
Brüns, Potters, und Picarts eignen Zeich-
nungen.
Der Löwe ist in den heisen Zonen der alten
Welt,
vorzüglich in Africa, zu Hause. Er lebt
vom Raube größerer
Säugthiere, und geht nur
wenn er gereitzt, oder vom äussersten
Hunger ge-
trieben wird, Menschen an. In der
Jugend
läßt er sich zähmen, und selbst zum Zuge abrich-
ten. Von seiner Erkenntlichkeit und Treue
gegen
Wohlthäter zeugen die bekannten Geschichten von
Androclus
und Gottfried von Bouillon. Er scheut
das Feuer, aber bey weitem
nicht Hanengeschrey.
2. Tigris. Das Tigerthier. F. cauda
elon-
gata, capite, corpore et cruribus
nigro-vir-
gatis. *
The Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.
Der Tiger ist blos in Asien einheimisch.
Ein
schönes, überaus regelmäßig gestreiftes, aber
fürchterliches
Thier. Es wütet gegen seinen Gat-
ten, und frißt im
Hunger seine Jungen; es fällt
ohne Unterschied Menschen und Löwen
und an-
dre Säugthiere an, muß aber für dem
Elephan-
ten erliegen. Es hat keine Spur von dem
Edel-
muth des Löwen, doch ist die Sage irrig, daß
es
durchaus nicht zu bändigen sey. Wir haben selbst
einen großen
lebendigen Tiger gesehn, dem alle
seine Wärter ohne Bedenken den
Rachen aufreis-
sen und mit ihm spielen konnten.
3. Leopardus. Der Leopard. F. cauda
sub-
elongata, maculis numerosis, minoribus,
ob-
tuse angulatis. *
Dieses Thier, was in seiner Bildung sehr
viel
Verwandschaft mit den folgenden Gattungen zeigt,
ist in
Africa zu Hause. Sein Fell ist über alle
Beschreibung schön, und
änelt einer bekannten
Sorte von großfleckichtem Manchester. Der
Grund
ist goldgelb, die kleinen schwarzen Flecken stehen
dichter
und regelmäßiger als beym Pantherthier,
meist drey bis viere nahe
beysammen. Der Leo-
pard giebt dem Tiger an Stärke und
Raubgierde
wenig nach, doch geht er nicht so leicht Menschen
an,
ist auch eben sowol als der Tiger zu zähmen;
Wir haben die seltne
Gelegenheit gehabt, die
mehresten Gattungen dieses Geschlechts
lebendig
neben einander zu sehn, und sie unter sich, und
mit den
theils sehr verworrenen Beschreibungen
der Naturforscher,
vergleichen zu können.
4. Pardus. Das Pantherthier, der Parder.
F. cauda subelongata, maculis
majoribus,
irregularibus, passim confluentibus et annu-
latis. *
Ebenfalls ein africanisches Thier, was größer
wird
als der Leopard, aber ihm und dem Tiger
in der Lebensart gleicht.
Das Fell des Panther-
thiers ist bey weitem nicht so
schön als des Leo-
parden seins; Die Flecken sind
größer, irregu-
lärer, hin und wieder wie zusammen
geflossen,
bald in Hufeisenform, bald geringelt u.s.w.
5. Onça. der Jaguar, americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco-lute-
scente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flavis. *
Die Onza ist für Südamerica das, was die
drey
vorigen Thiere in der alten Welt sind; in ihrer
Gestalt und
Oeconomie kommt sie ihnen sehr na-
he, doch ist sie
furchtsamer und flieht für nur
mäßig grossen Hunden.
6. Serval. der Katzen-Parder, Marapüté.
F. cauda abbreviata, corpore cinereo, ni-
gro obscure striato et maculato. *
Der Serval ist in Orient und Africa zu Hau-
se; er lebt in dicken Wäldern, und hält sich
meist
auf den Bäumen auf. Der, den wir gesehen
haben, war
ernsthaft und stille; aber raubgierig,
und dabey sehr schnell und
flink in seinen Bewe-
gungen. Seine Farbe war wie der
wilden Kaz-
zen ihre, nicht gelblicht wie an dem den
Büf-
fon gesehen hat.
7. †. Lynx, der Luchs. F. cauda abbreviata
apice atra, auriculis apice
barbatis, corpore
maculato, plantis palmisque
amplissimis.
J. E. Ridinger, Entw. N. 65. 66. 67.
Dieses Thier findet sich in großen dickten Wäl-
dern der nördlichen Erde; es verliert sich
zwar
immer mehr aus den bewohnten Gegenden, doch
hat man noch
vor wenig Jahren welche auf dem
Thüringer Walde geschossen, und sie
sind noch keine
so unerhörte Seltenheit für Europa, als
man
neuerlich in, Frankreich hat behaupten wollen.
Der Luchs
hält sich auf Bäumen auf, und stürzt
sich auf vorbeygehende größere
Säugthiere herab,
denen er doch meist nur das Blut aussaugt,
und
ihr Gehirn frißt. Das Weibgen fängt auch Vö-
gel zum Futter für die Jungen.
8. †. Catus. Die Katze. F. cauda
elongata,
striis dorsalibus longitudinalibus,
lateralibus
spiralibus. *
Die Hauskatze ist kleiner als die Wilde,
und
variirt in der Farbe wie andre Hausthiere. Sie
lebt zwar
auch wie der Hund in Gesellschaft des
Menschen; allein sie hat bey
weitem nicht das at-
tachante, treuherzige jenes
Thiels. Ihr Cha-
rakter behält bey aller Cultur
widrige Seiten;
sie ist falsch, tückisch, näschig; und ihre
hübsche
Gestalt, ihre Reinlichkeit und ihre Schmeiche-
leyen und das einzige, weswegen sie der
Mensch
zuweilen zu seinem Zeitvertreib und nähern Um-
stanz erhebt. Doch hat man einzelne Beyspiele
von
Katzen, die mit aller Treue eines Hundes
ihrem Herrn ergeben
gewesen, nach seinem Tode
die Leiche begleitet, und lange Zeit
hindurch täg-
lich sein Grab besucht haben.*) Die Katzen
sind ungemein elektrisch, ein
Phänomen, das,
so wie der unüberwindliche ängstliche
Abscheu
vieler Menschen vor diesen Thieren, weitere
Untersuchung
verdient. Es scheint, daß sich
ihr Naturell schwer abändern lasse;
die zahme
Katze ist nicht sehr von der wilden verschie-
den; sie hat noch nicht die hängenden Ohren an-
derer unterjochten Thierarten; sie begattet
sich
nicht, wie andere Thiere, unter den Augen des
Menschen, und
verwildert geschwinde wieder,
wenn sie zufällig in ihre natürliche
Freyheit ge-
rätht. Wir begreifen nicht, wie man dem
R.
Linne hat nachschreiben können, das die Katzen
keine Flöhe
hätten.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.
27. Equus. pedes ungula
indivisa, cauda se-
tosa.
1. †. Coballus. das Pferd. E. cauda
undique
setosa. *
Das Pferd allein ist schon im Stande,
den
deutlichsten Beweis von dem. Uebergewicht und
der
unbegränzten Herrschaft des Menschen über
die ganze übrige,
Thierwelt abzugeben. Das
wilde Pferd, so wie es in den
Schottischen
Hochländern, in Sibirien, in der grossen Tat-
tarey etc. gefunden wird, ist ein kleines
ruppich-
tes, dicktöpfichtes, häßliches, und dabey
doch un-
bändiges Geschöpf; was aber durch, die
Cultur
und die Bemühungen der Menschen zum schön-
sten, ansehnlichsten, edelsten und zugleich folg-
samsten Thiere umgebildet werden kann. Das
ursprüngliche Vaterland
der Pferde läßt sich eben
so wenig, als der Hunde ihres, mit
Gewißheit
angeben. Die Schönheit dieser Thiere ist
eine Folge
der Cultur, mithin darf man bey wei-
tem nicht die
schönsten Pferde-Racen auch für
die ältesten, und die minder schönen
für ihre ans-
gearteten Abkömmlinge halten; so wenig
als man
Sibirien, seiner wilden Pferde wegen, für die Hei-
math der ganzen Gattung annehmen darf. Si-
birien bat auch wilden Weizen, wildes Korn
und
wilde Gerste; aber beides, jene Pferde und die-
se Getraidearten, sind sicher erst durch Zufall da-
hin gekommen und nur mit der Zeit verwildert.
Die Talente des
Pferds sind so mannigfaltig und
so relativ, daß man keiner Race den
absoluten Vor-
zug vor den übrigen zugestehen kan. Die
Ara-
bischen, Spanischen, Neapolitanischen und
Eng-
lischen sind die schönsten Reitpferde. Die leztern
[Seite 111] haben überdem
noch die ungemeine Geschwindig-
keit voraus. Die
Frisischen sind zum Zug am dauer-
haftesten u.s.w. Die
Pferde sind eigentlich Gras-
fressende Thiere, doch
lassen sie sich im Nothfall
auch an Thierische Nahrungsmittel
gewöhnen.
Fett und Seife verabscheuen sie. Für ihre Jun-
gen bezeugen sie viel Liebe, und für alte kraftlo-
se Bekannte Achtung. Sie schlafen meist ste-
hend, und nur wenige Stunden. Das Fleisch
der
Pferde ist eßbar, und aus ihrer Milch ma-
chen die
Calmucken Branntewein.
2. †. Asinus. der Esel. T. cauda
extremitate
setosa, cruce dorsali nigra. *
Der Esel hat weder die schöne Taille noch das
Feuer
des Pferdes, aber eine Menge anderer
empfelender Eigenschaften
berechtigen uns, seine
Eloge zu machen, und ihn von der unbilligen
Ver-
achtung, mit der er nur neuerlich*) im nörd-
lichen Europa angesehen wird, loszusprechen.
Er
gebt saufter und sicherer als das Pferd, trägt
grosse Lasten, ist
dabey ungemein gedultig, und
begnüat sich mit schlechten Unkraut zum
Futter.
Auch sein ursprüngliches Vaterland ist ungewiß.
Daß er
in die südliche Erde zu Hause gehöre,
wird durch die Homonymie
seines Namens in
den nordlichen Sprachen erweislich. In der Tat-
tarey lebt er Heerdenweise wild. Sonst
hatte
Aegypten,**) jetzt Italien, die
besten Esel; im
nördlichsten Europa finden sie sich bis jetzt
noch
gar nicht. Der zahme Esel ist wenig vom wil-
den verschieden, und variirt nicht so, wie andere
Hausthiere, in
der Farbe.
Pferd und Esel laßen sich zusammen bestatten,
und
geben Bastarden, die in ihrer Bildung die
mehrste Aehnlichkeit mit
der Mutter zeigen, und
die zuweilen fruchtbar sind.*)
Mulus. das
Maulthier
(J. E. Ridinger, Entw. N. 30)
wird vom
männlichen Esel gezeugt, und von der
Stute geworfen. Hinnus hingegen, der
Maul-
esel (Hist. des eglises
Vaudoises par J. Leger. Ley-
de 1669. fol. p. 7.) ist vom Hengste gezeugt,
und von
der Eselin geworfen. Der lezte ist selt-
ner, und hat
Gelegenheit zur Sage von den Ju-
marn, fabelhaften
Bastarden vom Pferd- und
Ochsengeschlecht, gegeben.
3. Zebra. N. zonis fuscis et albidis,
maxime
regularibus. *
The Sebra or wild Ass, von G.
Stubbs, mit
lebendigen Farben. 1771.
Der Zebra ist im südlichen Africa zu Hause,
hat in
seiner Bildung die mehreste Gleichheit mit
dem Maulthier (mulus), und ist in Rücksicht
der äuserst
regelmäßigen Streifen seines Fells das
schönste von allen
Säugethieren. Er lebt Heer-
denweis, ist ungemein
geschwinde, aber wild
und unbändig, und daher nur sehr selten und
mit
großer Mühe zum Zug oder zum Reiten abzu-
richten.**)
28. camelus. Cornua nulla, labium lepori-
num.
pedes subbisulci.
1. Dromedarius. das gemeine Kameel, Büf-
fons Dromedaire. C. topho dorsi
unico. *
Ein Blatt von van Schley, nach
Herrn Cam-
pers Zeichnung. Kopf und Füße des
Thiers.
Die Klauen sind, zumal bey dieser und der folgen-
den Gattung, nicht durchaus, sondern nur
vorne
gespalten. Allein die Beschaffenheit der Schaa-
len, des Fußes selbst, und die ganze
Oekonomie
dieser Thiere, rechtfertigen den Platz, den wir ih-
nen unter andern bisulcis
anweisen. Das Ka-
meel findet sich noch hin und wieder
in Asien wild,
ist aber für den ganzen Orient das
wichtigste
Hausthier. Es ist im Stande, funfzehn Centner
zu
tragen, und in einem sanften Trabe achtzehn
Meilen in einem Tage
zurückzulegen. Es kann
lange hungern, und frißt wie der Esel
unnützes
Futter, nemlich dornichtes Buschwerk, was in
den Wüsten
in Menge wächst, für kein anderes
Säugethier zur Nahrung taugt, und
nur dem
Kameele, das deshalb mit hornichten Lippen
versehen ist,
geniesbar wird. Auch den Durst
kann dieses Thier mehrere Tage lang
erdulden,
säuft aber dafür ungeheuer viel auf einmal, und
behält
gleichsam zum Vorrath eine Menge Was-
ser in besondern
Zellen seines Magens. Es ist
ein sanftmüthiges folgsames Thier, was
doch
zur Brunstzeit leicht wütend wird, und dann
selbst seine
Führer und Herren verkennt. Beide,
sowol diese, als die folgende
Gattung, haben eine
grosse Schwiele vorn an der Brust, vier
kleine
an den Vorderfüssen, und zwey dergleichen an
ben
Hinterfüssen, die ihnen zum Aufstemmen
dienen, wenn sie müde sind,
und sich niederle-
gen; und die schon bey den
ungebornen Kamee-
len zu sehen sind, mithin nicht,
wie berümte
Männer geglaubt haben, erst in der Folge durch
[Seite 114] das Niederknieen
entstehen. Man distinguirt
verschiedene Racen unter den Kameelen.
Der
Djämmel z.B. ist zum Lasttragen am dauer-
haftesten: der Hadjin schöner von Körper und
geschwinder im
Laufen; auch in der Farbe va-
riiren die Kameele; es
giebt braune, weisse
u.s.w.
2. Bactrianus. das Trampelthier. Büffons
Chameau. C. tophis dorsi duobus. *
Ein Blatt von M. E. Ridinger, nach seines
Vaters J.
E. Zeichnung.
Diese Gattung hat mit der vorigen so viel Aen-
lichkeit in ihrer Bildung und Lebensart, daß
sie
von vielen Naturforschern für eine blosse Spielart
von jener
angegeben worden ist. Beide Thiere
begatten sich auch mit einander.
Doch findet
sich das Kameel mit zwey Buckeln mehr im nörd-
lichen Asien, bis gen China, meist wild, und
wird
nicht so häufig, wie die vorige Gattung, als
Hausthier
gebraucht.
3. Clacma. die Rameelziege, Guanaco. C.
dorso laevi, topho pectorali.
Matthioli epist. L. V. p. 212.
Beide, dieses und das folgende Thier, sind
dem
südlichen America, besonders dem gebürgich-
ten Peru
eigen. Sie äneln den Kameelen der
alten Welt in ihrer Lebensart, nur
sind sie viel
kleiner, und haben in der Bildung viel von
der
Ziege. Das Clacma ist leicht zu zähmen, und
trägt, bey
seiner mäßigen Grösse, Lasten von an-
derthalb
Centnern. Es kann lange dursten, und.
wehrt sich durch einen
ätzenden Unrath, den es auf
zehn Fus weit gegen seine Feinde zu
speyen vermag.
4. Vicunna. das Schaafcameel. C.
tophis
nullis, corpore lanato.
Hill, hist. of anim. tab. XXVIII.
Die Vicunna ist in ihrer Gestalt wenig vom
Clacma
unterschieden, nur kleiner. Sie taugt
aber nicht so zum Lasttragen,
sondern wird mehr
ihres rothbraunen Hares wegen geschätzt,
was
die bekannte Vicugna-Wolle giebt. Auch der
occidentalische
Bezoar kommt von diesem Thier.
Das Alpaca kommt ihm sehr nahe, ist
aber
noch grösser als das Clacma.
29. capra. Cornua cava scabra.
1. †. Ovis. das Schaaf. C. mento
imberbi,
cornibus compressis lunatis. *
Das Schaaf begattet sich sehr leicht mit der
Ziege,
und ist überhaupt in seiner ganzen Oekono-
mie und
Körperbau zu nahe mit ihr verwandt,
als daß es in ein besonder
Geschlecht von ihr ge-
trennt zu werden verdiente. Es
ist ein ungemein
furchtsames, dummes, und zugleich
wehrloses
Thier, was sich seiner Freyheit von selbsten
begeben
zu haben, und freywillig unter den Schutz des Men-
schen geflüchtet zu seyn scheint, was sich
daher
nicht mehr wild, aber fast über die ganze Erde
als
Hausthier findet. Wenige dieser Thiere sind
dem Menschen auf so
mannichfaltige Weise, und
so unmittelbar nutzbar als das Schaaf.
Sein
Fleisch, seine Milch, seine Wolle, sein Fell, sein
Talg,
seine Därme, seine Knochen, und selbst
sein Mist werden zu
vielfachen Zwecken verbraucht;
und der starke Hang zur Wollust, den
dieses Thier
mit aller seiner Dummheit verbindet, und
seine
davon abhängende Fruchtbarkeit, machen den
Vortheil, den
man von seiner Zucht zieht, noch
[Seite 116] um desto
beträchtlicher. Die Schaafe arten leicht
aus, und man kennt daher
viele Varietäten von
ihnen, worunter vorzüglich die Spanischen
und
Englischen Schaafe wegen ihrer vorzüglichen
Wolle, die
Isländischen Schaafe und Haid-
Schnucken mit vier oder
sechs Hörnern, und
die Arabischen Schaafe mit dem grossen
und
fetten Schwanze, zu merken sind.
2. †. Hircus. die Ziege. C. mento
barbato, cor-
nibus arcuatis, carinatis.
*
Ausser einigen unbedeutenden Verschiedenhei-
ten im Körperbau, distinguirt sich die Ziege vor-
züglich durch ihr lebhafteres Naturell vom
Schaaf.
Sie ist ein muthwilliges muntres Thier, was
leicht
menschlicher Gesellschaft gewohnt, aber
auch eben so leicht wieder
in Wildnis ausartet.
Sie hält sich gern in bergichten Gegenden
auf,
frißt dürres Moos, Laub und Rinde der Bäu-
me, dornichtes Gesträuch etc. auch den, dem
Menschen und andern
Thieren giftigen Schier-
ling. Den Schaden, den sie
den Gärten und
besonders den jungen Bäumgen thut, ersetzt
sie
reichlich durch die vielfache Brauchbarkeit ihrer
Milch,
Fleisches, Haare etc. und dock ist man in
einigen Gegenden
unbarmherzig genug den
Ziegen die Vorderzähne auszubrechen,
oder
ihnen, damit sie nicht über Zäune springen kön-
nen, den einen Hinterfuß zu lähmen. Die An-
gorische Ziege hat einen kürzern Leib und län-
gere Beine als die gemeine; und ihr langes Sei-
den artiges Haar giebt das beste Kameelgarn,
was
dem von den Haaren des wahren Kameels
bey weiten vorzuziehen ist.
3. †. Ibex. der Steinbock. C. mento
barbato,
cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in
dorsum
reclinatis. *
a) corpore
hirto. C. Gesner, icon. quadrup.
p. 35. Der Steinbock aus
Stumpfens
Schweytzer-Chronik, Th. II. S. 287. Ybsch-
geis, des Steinbocks Wyblin oder Gespan.
b) corpore
glabro. Vorbildung aller aus-
länd. Thiere in
des Pr. Eugens Menage-
gerie, Augsb. 1734. fol. transv.
Ridinger Entw. einiger Th. N. 71.
Dieses merkwürdige, aber selbst in seiner Hei-
mat seltne und wenig bekannte Thier, ist in
den
höchsten Schneegebirgen von Tyrol, Savoyen
und der Schweiz
zu Hause. Es bewohnt blos
die steilsten und für Menschen fast
unzugänglichen
Felsen, und kommt nur, wenn es auf der
Flucht
nicht weiter klettern kann, oder wenn es
von
Schneelauwinnen ergriffen wird, in die Thäler
herab. Es wird
grösser als unsere Ziege, und
wiegt im Alter wohl einige Centner;
und doch
kann dieses schwerleibige Thier mit einer unbe-
schreiblichen Leichtigkeit jähe Felsenwände hinan-
laufen, und über tiefe Abgründe von einer Klip-
pe zur andern setzen. Besonders sind seine
Klauen
dazu sehr bequem eingerichtet, lang, scharfge-
spalten, fest und spitzig. Das Gehörn
eines
bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig Pfund,
und hat eben
so viel knorrichte Ringe auf je-
der Seite. Die
mehresten Naturforscher be-
schreiben auch das
Weibchen als gehörnt; das
aber Herr von Haller, in der Nachricht,
die er
uns über seltene Schweizer-Thiere mitzutheilen
die Güte
gehabt hat, ausdrücklich verneint. Die
Gestalt des Thieres ist bey
weitem schöner als
die von unserer gemeinen Ziege. Es hat keine
so
häßliche Nase, helle feurige Augen, unk in der
Bildung des
ganzen Kopfs mehr vom Hirsch als
[Seite 118] von der Ziege;
daher wir Pennant's Behaup-
tung, daß unsere
Hausziegen vom Steinbock ur-
sprünglich abstammeten,
unmöglich beypflichten
können. Wenn der Steinbock ganz jung
gefan-
gen wird, so ist er leicht zu zähmen, und
läßt
sich, wie man im Walliserlande versucht hat,
mit den
Heerden der Hausziegen auf die Weide
führen. Den, den wir lebendig
gesehen haben,
war im Grindelwalde gefangen, und selbst in
der
ganzen Schweiz als eine grosse Seltenheit herum
geführt
worden. Er war überaus flink und mun-
ter, aber doch
ganz kirre, und gegen seinen Herrn
sehr schmeichelnd.
4. †. Rupicapra. die Gemse. C. mento
im-
berbi, cornibus erectis
uncinatis.
Faesi Erdbeschr. der Eidgenossenschaft, Th.
I. S.
34. u. f.
Ridinger Entw. ein. Th. N. 72.
Die Gemse hat einerley Vaterland mit der vo-
rigen Gattung, doch wagt sie sich nie auf
die
äußersten Felsenspitzen, die der Steinbock be-
wohnt, sondern hält sich mehr in den mittlern
Berggegenden, und
zwar theils auf kahlen Stein-
klippen, theils im
Gehölze und Buschwerk auf.
Die Gemsen, die blos auf den Klippen
wohnen,
sind kleiner und dunkler von Farbe, als die so auch
ins
Gebüsch gehen. Jene nennt man in der
Schweiz Gratthiere, diese
Waldthiere. In ihrer
übrigen Oekonomie sind aber beide Arten
einan-
der gleich. Sie leben in Gesellschaft, sind
furcht-
samer im Klettern und Springen als der
Stein-
bock, und stellen auf der Weide einen aus
ihrem
Mittel auf die Wache, der das Vorthier oder
die Vorgeyß
genannt wird, und der beym
mindesten Geräusch durch einen besondern Ton
[Seite 119] die Heerde
warnt, und mit ihr davon flüchtet.
Daß sich die Gemsen ihrer Hörngen
zum Klettern
bedienten, ist eine irrige Sage. Ausser dem Men-
scheu, sind die Lämmergeyer die
gefährlichsten
Feinde dieser Thiere. Ihre Jagd und deren Ge-
fahren ist im Theuerdank umständlich und
ganz
nach der Natur beschrieben. Von den unverdau-
lichen Zasern der Bärwurz und anderer Quirlför-
migen Pflanzen, bilden sich in dem Magen der
Gemsen runde Kugeln
(aegagropilae), denen
man vor Zeiten
seltsame Heilkräfte andichtete.
5. Bezoartica. der Berzoarbock. C.
mento bar-
bato, cornibus teretibus subarcuatis
annu-
latis, apice laevi.
Auch dieses Thiers
Geschichte hat noch viel dunkles.
Es
lebt Heerdenweise auf den Bergen von Orient
und Aegypten, kommt
wenig zum Vorschein,
ist doch aber, wenn es jung gefangen wird,
wie
der Steinbock, leicht zu zähmen. Von ihm kömmt
der
Orientalische Bezoarstein, der ebenfalls ehe-
dem in
dem ungegründeten Rufe einer Pana-
cee war.
6. Dorcas. die Gazelle. C. mento
imberbi,
cornibus teretibus annulatis, medio
flexis,
apicibus laevibus approximatis.
Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen,
mit
muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient
und Nordafrica
zu Hause ist. Es wird oft im
hohen Lied erwänt, und ist noch jetzt
in der Orien-
talischen Dichtersprache das gewöhnliche
Bild,
womit schöne Mädchen verglichen werden. Die
Hörner der
Gazelle, die wir vor uns haben, glei-
chen in der
Grösse und Struktur der Gemsen
ihren, nur sind sie anders
gebogen.
30. bos. Cornua concava, lunata, laevia.
1. Taurus. der Ochse. Stier. B.
cornibus
teretibus extrorsum curvatis, palearibus la-
xis. *
Die Genealogie dieses Thiers läßt sich
weit
leichter, als der Pferde, Hunde u.a. Hausthie-
re ihre, verfolgen. Das Rindvieh stammt si-
cher vom
Auerochsen ab, der in Polen, Litthauen,
Sibirien, und einzeln auch
in Deutschland (wo
er zu Cäsars Zeiten in Menge war)
gefunden
wird. Die zahmen Ochsen arten auch in
Bildung und
Grösse nicht so merklich als die übri-
gen Hausthiere
aus, und selbst ihre Farbe ist,
wenigstens in verschiedenen
Gegenden, ziemlich
constant. Sie gehören zu den
allerwichtigsten
Geschöpfen fürs Menschengeschlecht, da ihre Be-
nutzung zugleich mannichfaltig und überaus be-
trachtlich und gros ist. Viele tausend
Menschen,
zumal in der Schweiz etc. geniessen, den
größten
Theil ihres Lebens hindurch keine andern Nah-
rungsmittel, als die ihnen ihre Kühe geben,
und
von der andern Seite hängt der ganze Wohlstand
vieler
grossen Provinzen lediglich von dieser ein-
zigen Art
Viehzucht, und der mannichfaltigen
Milchprodukte, ab. Zum Lasttragen
taugt zwar
der Ochse nicht, aber desto besser zum Ackerbau
und
überhaupt zum Zug, wobey er nicht, wie
das Pferd, mit der Brust,
sondern mehr mit
der Stirne und Nacken arbeitet. Das Leder die-
ser Thiere, ihr Horn, ihr Talg, ihr Blut,
sind
auf vielfache Weise brauchbar, und neuerlich hat
man gar
die Kuhställe zum Aufenthalte für
schwindsüchtige Personen
angerathen. Der Ochse
frißt zwar gewönlich, wie andere
wiederkauende
Thiere, lauter Vegetabilien, doch hat man ihn
in
Norwegen und mehrern Gegenden auch an
[Seite 121] thierische
Nahrung; Fischgräten u.s.w. gewönt.
In dem Magen dieser Thiere
finden sich zuweilen
Ballen, die aber weder steinartig, wie die
Be-
zoare, noch von vegetabilischer Substanz,
wie
die Gemskugeln sind, sondern blos aus
Haaren
zusammengebacken sind, die sie sich abgeleckt
und
eingeschluckt haben. Die Viehseuche ist eine
ihnen eigene, aber
fürchterliche Pestartige Krank-
heit, die theils im
Blute, theils in den Lun-
gen ihren Sitz hat, die zwar
durch strenge Sper-
rung zu verhüten ist, aber wenn
sie sich einmal
geäussert hat, unheilbar scheint.
2. †. Bubalis. der Büffel. B. cornibus
resu-
pinatis intortis antice planis.
*
Zwey Blätter von M. C. Ridinger, nach sei-
nes Vaters J. E. Zeichnungen.
Der Büffel ist in Asien und Nordafrica zu
Hause;
wird aber auch hin und wieder in Euro-
pa, wie z.B.
seit dem siebenten Jahrhundert in
Italien, in Ungern, und auch
selbst im Salz-
burgischen, gezogen und zum Zug
gebraucht, wo
er den gemeinen Ochsen an Kräften
bisweilen
übersteigt. Zwey Büffel sind im Stande, eine
Last zu
ziehen, die sechs Pferde kaum zu bewe-
gen im Stande
seyn würden; sie sind aberschwer
zu bändigen, und man muß ihnen, wie
den
Tanzbären, Ringe an die Nase legen, und sie da-
mit regieren. Sie sind, zumal in der Hitze,
sehr durstig, und wenn
sie nicht mit sattsamem
Wasser versorgt werden, gehen sie
zuweilen
durch, und springen mit samt dem Karrn, den
sie ziehen,
in den nächsten Fluß. Sie haben dik-
kes schwarzes
Fell, aber wenig Haar.
3. Bison. der Buckelochse, Wisent. B.
cor-
nibus divaricatis, juba longissima,
dorso
gibboso.
Dieses grosse und grimmige Thier findet sich
im
nördlichen Amerika, wo es Heerdenweise in
sumpfichten Wäldern lebt.
Im Winter ist es
über den ganzen Körper behaart, im
Frühjahr
hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe
kahl, und
behält blos seine ungeheure Brust- und
Nacken-Mäne. Jung gefangen,
läßt sich der
Wisent doch auch zähmen. Sein Fleisch
ist
schmackhafter, als das vom gemeinen Ochsen.
31. cervus. Cornua solida, annua, tenera
corio hirto
tecta.
1. Camelopardalis. Die Giraffe. C.
cornibus
simplicissimis, tuberculo frontali, iuba dor-
sali, pedibus anticis longioribus.
Cptn. Carteret, philos. Transact.
Vol. LX.
for 1770. tab. 1.
Die Giraffe hat, wegen ihres langen Halses,
ihres
kurzen Körpers, des abhängigen Rückens,
der langen Vorderfüße, der
kleinen Hörngen, der
Hals, und Rückenmäne, und wegen ihres
gefleck-
ten Fells, ein überaus sonderbares
Ansehn, und
verdiente daher wohl, in einem eignen
Geschlechte
von den eigentlichen Hirschgattungen abgesondert
zu
seyn. Sie findet sich blos im innern Africa,
kommt äusserst selten
nach Europa, und ihre Ge-
schickte ist mit vielen
Fabeln und widersprechen-
den Nachrichten verdunkelt.
Sie soll im Schrei-
ten, wie die Paßgänger, immer den
Vorder- und
Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und
daher
einen hinkenden sonderbaren Gang haben,
von dem die Bewegung des
Springers im Schach-
spiel entlehnt worden*). Sie
ist, wenn sie auf-
recht steht, nach Gillis Zeugniß,
sechszehn Fuß
[Seite 123] hoch, und nährt
sich vom Land der Bäume, die
sie mit ihrer zwey Fuß langen Zunge
abreisten soll.
Sie kaut wieder, und ist, ihrer Größe
ungeachtet,
doch schwächlich, furchtsam und sehr leicht zu bän-
digen.
2. Alces. Das Elendthier. C. cornibus
acan-
libus, palmatis. *
Das Elendthier lebt in der nördlichen Erde, er-
reicht beynah die Größe vom Pferd, und kommt
in
seiner Lebensart mit dem Rennthier überein.
Es ist eben so schnell,
und soll in einem Tage funf-
zig Meilen zurück legen
können. Es läßt sich
zahmen und mit den Rennthieren auf die
Weide
treiben, bleibt aber doch auch alsdann, wie
andre
Gattungen dieses Geschlechts, zur Brunstzeit
fürchterlich.
Das Fleisch des Thiers ist schmack-
haft, und sein
Fell so fest, daß es Flintenkugeln
widerstehen soll. Daß das
Elendthier oft von
Epilepsie befallen werde, und sich dann mit
sei-
ner Hinterklaue am Kopf blutig kratze, und
daß
die Ringe und Halsbänder von Elendsklauen
wirksame Mittel
gegen vielerley Krankheiten wä-
ren, sind alles
ungegründete Sagen.
3. †. Dama. Der Damhirsch, Tannhirsch. C.
cornibus subramofis compressis,
summitate
palmata.
Dieses Thier lebt Heerdenweise in den Wäl-
dern des gemäßigten Europa und Nordamerika.
Es
ist kleiner als der gemeine Hirsch, dem es aber
in seiner Oekonomie
gleicht, und variirt in der
Farbe. Man hat braune, gefleckte, und
auch ganz
weisse Damhirsche. In der Wildniß sind
ziemlich
muthige Thiere, die oft Tage lang wegen
eines
streitigen Weidplatzes, oder die Männchen wegen
ihrer
Gatten kämpfen. Allein in der Gefangen-
[Seite 124] schaft legt sich
dieses Feuer, da sie zwangkirre
und furchtsam werden.
4. Tarandus. Das Rennthier. C.
cornibus
ramosis teretibus, summitatibus palmatis. *
Das Rennthier ist in der ganzen nördlichen
Erde zu
Hanse, hält sich den Sommer durch im
Gebürge und Wald, im Winter
hingegen mehr
in Ebnen auf; kann aber in wärmern Gegen-
den nicht ausdauern. Es giebt wenig Geschöpfe
in
der Natur, die so wie das Rennthier, fast alle
Bedürfnisse des
Menschen zu befriedigen im Stan-
de wären, und doch
sind es blos die Lappländer,
die die Vortheile dieser Thiere in
ihrem ganzen
Umfange zu benutzen verstehn. Sie nähren sich
von
ihrem Fleisch und Milch, kleiden sich in ihre
Felle, und beziehn
ihre Schlitten und Zelte damit;
brauchen sie zum Lasttragen und zum
Zug, verfer-
tigen allerhand Geräthe aus ihren
Hörnern, Ra-
deln aus ihren Knochen, Faden aus ihren
Sehnen,
und Beutel und Flaschen aus ihrer Harnblase.
Die
Rennthierbutter ist unschmackhaft, der Käse
aber desto delikater.
Das Rennthier ist bey allem
dem überaus wohlfeil zu ernähren; es
lebt von dür-
rem Laub, und vorzüglich von
Rennthier-Moos,
das es unter dem Schnee hervorscharrt.
5. †. Elaphus. Der Hirsch. C. cornibus
ra-
mosis totis, teretibus recurvatis.
*
Ein prächtiges schlankes Thier, was eine schö-
nere Taille als alle vorige Gattungen hat,
und
sich so wie das Reunthier in der ganzen nördli-
chen Erbe, doch mehr in wärmern Zonen auf-
hält. Der
Hirsch schlägt sich im Hornung sein
Geweihe ab, das sich nachher
wieder reproducirt,
und im August wieder völlig hart, ausgewach-
sen, und noch größer und vielendiger, als das ab-
[Seite 125] geworfne ist.
Die Zahl der Enden an den Hirsch-
geweihen richtet
sich nicht genau nach dem Alter
des Thiers. Im vierten Jahre ist es
sechsendigt,
und nach dem achten Jahre ist die Anzahl der En-
den unbestimmt. Die grösten Geweihe sind von
64
Enden. Was man vom erstaunlich hohen Al-
ter der
Hirsche sagt, ist Fabel; er wird ungefähr
30 Jahre oder etwas drüber
alt. Die Brunstzeit
dieses Thiers ist im September, und dauert
wohl
sechs Wochen lang. Das Männchen spürt sei-
nen Weibgen, mit vorhängendem Kopfe, wie ein
Hund nach, und weis
genau die Stellen wieder
zu finden, wo es in vorigen Jahren die
Freuden
der Liebe genossen hat. Treffen sich mehrere bey
einer
Geliebten, so entstehen blutige Gefechte, wo-
bey sie
zuweilen einander spiessen, oder sich so fest
mit den Geweihen in
einander versperren, daß sie
nicht wieder von einander können,
sondern auf
dem Wahlplatz verhungern müssen. Sie lassen
sich
doch zähmen, und wurden von spätern Römi-
schen
Kaisern zum Zug gebraucht. Zum reiten
taugen sie hingegen gar nicht,
sie werden scheu
und unbändig, und es war ehedem die unmensch-
liche Strafe für Wilddiebe, daß sie auf
Hirsche
geschmiedet, und so bey der Flucht dieser scheuen
Thiere
im Gehölze allmählig in Stücke zerrissen
wurden.
6. †. Capreolus. Das Reh. C. cornibus
ra-
mosis, teretibus, erectis, summitate
bifida. *
Das Reh ist in Europa und Asien zu Hause,
hat in
der Bildung viel vom Hirsch, nur ist es
kleiner, lebt doch eben so
in Wäldern, zieht auch
truppweise, ist eben so munter und flink, und
läßt
sich doch noch leichter zähmen. Der Rehbock wirft
sein
Geweihe, das oft ganz sonderbar und mon-
streus
gebildet ist, nicht wie der Hirsch im Hor-
[Seite 126] nung, sondern im
Herbst ab, und seine Brunst
fällt in den December.
32. moschvs. Cornua nulla. Dentes la-
niarii
superiores solitarii exserti.
Rozier, obs. et mém. sur la
physique, T.
I. p. 63.
1. Moschiferus. Das Bisamthier. M.
fol-
liculo umbilicali.
Das Bisamthier lebt einsam in den Schwarz-
wäldern und bergichten Gegenden von Tibet und
dem
südlichen Sibirien. Das Männchen hat in
der Nabelgegend einen Beutel
von der Größe ei-
nes Hünereys, worum sich, zumal in
der Brunst-
zeit ein braunes schmierichtes Wesen,
nemlich der
Müsk sammlet, der ehedem mehr als jetzt zum
Parfüm,
aber wegen seiner ungemeinen Heil-
träfte desto
häufiger als Arzney gebraucht wird.
Der beste Bisam ist der, den
sich das brünstige
Männchen selbst an Steinen oder Bäumen aus-
reibt, dessen frischer Geruch aber so
unglaublich
stark ist, daß man ihn mit verbundner Nase ein-
sammlen muß, wenn man nicht zu ersticken riski-
ren will.
2. Pygmaeus. Das kleine Guineische Reh-
gen. M. supra fusco-rufus, subtus
albus,
ungulis succenturiatis nullis. *
Seba, thes. I. tab. XLV. fig. I.
Das kleinste Thier dieser Ordnung. Es ist
in
Ostindien und auf Guinea zu Hause, aber über-
aus zärtlich, und kann daher sehr selten nach Eu-
ropa gebracht werden. Bey der sehr geringen
Größe hat es doch die
schlankste schönste Taille
von der Welt; die ganzen Beine des
Thiergens
sind kaum einen kleinen Finger lang, von der Dicke
[Seite 127] eines
Pfeifenstiels, und werden mit Gold beschla-
gen, und
zu Tobacksstopfern gebraucht.
33. sus. Rostrum truncatum, prominens,
mobile.
1. †. Scrofa. das Schwein. S. dorso
setoso,
cauda pilosa. *
Das wilde Schwein ist nur wenig vom zah-
men verschieden. Es hat eine längere
Schnauze,
kürzere aufrechte Ohren, grössere Fangzähne, kei-
nen Speck, und ist fast immer von
schwarzgrauer
Farbe. Doch variirt auch die Farbe des zah-
men Schweins weniger als bey andern Hausthie-
ren. Es sind wenige Thiere so allgemein fast
über
die ganze Erde verbreitet als das Schwein,
und einige Völker
ausgenommen, welche aus Re-
ligionsprincipien, die
sich doch auf medicinische
Ursachen gründen, kein Schweinfleisch
essen dür-
fen, wird es, seit den ältesten Zeiten, und
un-
ter allen Himmelsstrichen verspeist. Das
Schwein
bat einen ungemein scharfen Geruch, ist
von
phlegmatischem Temperament, sehr unreinlich, und
zumal in
der Wahl seiner Nahrungsmittel nichts
weniger als delicat. Gegen die
Weise anderer
Thiere macht hier das Männchen den Spröden,
und
läßt sich erst nach langen zärtlichen Liebko-
sungen
des Weibgens zum Liebesgeschäft willig
finden. Das Weibchen ist
überaus fruchtbar,
und wirft unter allen Thieren mit
gespaltenen
Klauen die mehresten Jungen. In Schweden und
Ungern
findet sich eine Spielart von Schweinen
mit ungespaltenen Klauen,
die schon den Alten
bekannt war.
2. Tajassu. das Nabelschwein, Bisam-
schwein. S. cauda nulla, folliculo moschi-
fero ad coccygem. *
Tyson, philos. Transact. N. 153. p. 359.
Dieses Thier findet sich in den wärmsten Ge-
genden von Südamerica, wo es sich heerdenwei-
se in den Gebürgen, und dichten Wäldern auf-
halt. Es ist viel reinlicher als unser
Schwein,
närt sich aber auch wie dieses, von Wurzeln, klei-
nen Thieren, und besonders von Schlangen.
Das
Fleisch des Nabelschweins ist eßbar und schmack-
haft, doch muß man ihm, so bald es
getödtet
worden, den Rückenbeutel ausschneiden, weil sonst
das
ganze Thier mit dem heftigen Bisamgeruch
durchzogen wird, und dann
nicht zu geniessen ist.
3. Babirussa.*) der
Schweinhirsch, Hirsch-
eber. S.
dentibus laniaribus superioribus
maximis, arcuatis.
Seba, thes. I. tab. 50. fig. 2.
Dieses Thier hält sich in den Molukkischen In-
seln auf, und hat, wie schon sein Name an-
zeigt, in seiner Bildung einige Aenlichkeit
vom
Hirsch. Es lebt am Wasser, und kann sehr ge-
schickt schwimmen und untertauchen. Es hält
schwer, zu bestimmen,
wozu dem Hirscheber die
fast cirkelförmigen grossen Eckzähne des
Oberkie-
fers dienen mögen? Etwa um Zweige von
den
Bäumen damit herabzuziehen, von deren Laub
er sich nährt,
oder auch, wie man vorgiebt,
um sich damit an die Aeste halten, und
ausru-
hen zu können.
Grosse, dem Ansehn nach plumpe Thiere
mit dicken Füssen, und starkem,
aber dünnbehaar-
tem Fell.
34. tapir. Habitus suillus, juba cervicalis,
palmae ungulis IV. plantae ungulis III.
1. Suillus. das Wasserschwein, Anta. T. auri-
culis ovalibus, rostro spithamaeo
retractili.
Buff. h. n. additions par M.
Allamand, tab.
IX. X.
Der Tapir ist das größte Landthier der neuen
Welt,
ohngefähr von der Statur eines mittel-
mäßigen Ochsen.
Er ist fast im ganzen Süd-
amerika zu Hause, und macht
füglich den Ueber-
gang vom Schweinegeschlecht zu den
Belluis.
Der Kopf und die Schenkel sind
wie beym
Schwein; der Rüssel fast wie am Elephanten,
nur kürzer
und ohne die hackenförmige Spitze;
und endlich hat das ganze Thier
auch mit dem
Nilpferd viel änliches. Der Tapir lebt in Ge-
sellschaft, liegt am Tage in sumpfichten Wäl-
dern verborgen, und geht nur des Nachts
seinen
Geschäften nach. Er geht gern ins Wasser,
schwimmt sehr
gut, nährt sich von Zuckerrohr,
und andern Vegetabilien, ist aber
bey seiner be-
trächtlichen Grösse doch zärtlich und
furchtsam.
Sein Rüssel ist ganz beweglich, wie beym Ele-
phanten, und er weiß sich desselben mit vie-
lem Geschick zum Aufheben, Abreisen und An-
fassen zu bedienen.
35. elephas. proboscis longissima, prehen-
filis, dentes laniarii superiores elongati.
1. Maximus. der Elephant.*)
E. palmis
plantisque pentadactylis. *
P. Gillii nova descriptio elephanti,
ad cal-
cem Aeliani de h. anim. Lugd. 1565.
8.
P. 497-525.
(Fr. Serno) opuscoli di fisico
argumento.
Napol. 1766. 4. p. 1-62.
tab. 1.
Wer je einen Elephanten lebendig gesehen, oder
sich
mit seiner Geschichte bekannt gemacht hat,
muß gestehen, daß er,
nächst dem Menschen, ohne
Widerrede das merkwürdigste Geschöpf auf
Erd-
boden ist. Er findet sich im mittlern Africa
und
im südlichen Asien, und ist das größte von
allen
Landthieren. Ein erwachsener Elephant ist wohl
funfzehn
Fus hoch, und ein ganz junger von
vierzehn Jahren, den Peiresc 1631
zu Aix wie-
gen lies, hielt fünftehalbtausend
Provenzer Pfund.
Seine Haut ist harsch, voller Schrammen,
aber
stark, aus dem Rücken fast Daumens dick, und
Hey alle dem
selbst gegen Insectenstiche empfind-
lich. Gewönlich
sind die Elephanten von grauet
Farbe, die röthlichen und zumal die
ganz weis-
sen sind äusserst selten, und man hat in
Pegu
und Siam über den blosen Titel eines Königs
vom weissen
Elephanten blutige Kriege ent-
stehen gesehen. Die
Augen des Thiers sind klein,
matt, aber sprechend; seine Ohren
hingegen de-
sto grösser, und bey drey Spannen lang.
Das
Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüffel, der
ihm zum
Athemholen, zum Riechen, zum Brül-
[Seite 131] len, zum
Wasserschöpfen, sein Futter damit zu
fassen und ins Maul zu stecken,
zum Gefechte,
und zu tausend unbegreiflich künstlichen Verrich-
tungen, statt der Hände dient. Er kann ihn
drey
Ellen lang ausstrecken, und bis zu einer Elle wie-
der einziehen. Am Ende ist der Rüssel, wie
mit
einem biegsamen Haken versehen, und hiermit
kann er Knoten
aufknüpfen, Schnallen auflösen.
mehrere Stücken Geld mit einem mal
aufheben,
Schlüssel an Thüren aufdrehen, kleine
Blümchen
abreissen u.s.w. Wenn er durchs Wasser schwimmt,
trägt
er den Rüssel immer in der Höhe, und im
Schlaf drückt er die Mündung
desselben auf
den Boden, damit ihm, wie schon Pli-
nius richtig bemerkt hat, nicht Mäuse hinein
kriechen können. Das
Gehirn des Elephan-
ten ist nach Proportion ungemein
klein, und
widerlegt also die schöne Hypothese von
der
verhältnismäßigen Grösse des Gehirns der Thiere
mit ihren
Geistes-Kräften. Er hat starken Ap-
petit, und man
rechnet, daß ein Elephant täg-
lich so viel frißt, als
dreißig Neger verzehren
können. Seine Nahrung ist blos
vegetabilisch,
und besteht aus Laub der Bäume, aus Reis
und
andern Gräsern. Er halt sich gern in sumpfich-
ten Gegenden und am Wasser auf, und schwimmt
mit ungemeiner
Leichtigkeit selbst durch die schnell-
sten Ströme,
wie schon Hannibals Elephanten
in der Rhone gezeigt haben. Die
Fortpflanzung
dieser Thiere ist noch der dunkelste Theil
ihrer
Geschichte. Mit dem Verlust der Freyheit resi-
gniren sie auf allen Genuß der Liebe; sie begat-
ten sich blos in öden einsamen Wäldern, und
da
sie zur Brunstzeit fürchterlich wild werden, so
ist die
Gelegenheit eben so gefährlich als selten,
[Seite 132] ihre ehelichen
Geschäfte beobachten zu können.
Doch will man neuerlich gesehen
haben, daß sie
sich, gegen die Muthmaßung der Alten, wie
die
mehreren übrigen Säugthiere bespringen. Ohn-
gefähr im dritten, vierten Jahre kommen die
zwey grossen Eckzähne
bey beiden Geschlechtern
zum Ausbruch, die das Elfenbein geben,
aber
in ihrer Lage und Struktur von den Zähnen an-
derer Thiere abweichen, und eher einige Aen-
lichkeit mit Hörnern haben. Sie werden, wenn
sie ausgewachsen
sind, abgesägt, und wiegen bey
grossen Elephanten zusammen wol drey
Centner
und drüber. Das Alter dieser Thiere ist nicht ge-
nau zu bestimmen; warscheinlich erstreckt
sichs
über zweyhundert Jahre. Man fängt die Ele-
phanten durch zahme abgerichtete Weibchen, de-
neu
die wilden folgen, und so von ihnen in be-
sonders
dazu eingerichtete Ställe gelockt werden.
Nach einer achttägigen
Melancholie fangen sie an,
ihres Schicksals zu gewohnen, die
Herrschaft des
Menschen zu erkennen, und sich allmälig zur Alb-
richtung zu bequemen. Die ganz
unbegreifliche
Gelehrigkeit*)
eines Thieres von einer so unge-
heuren plumpen
Körpermasse, was noch dazu
nicht in langen Generationen als
Hausthier ge-
zogen wird, sondern immer erst aus der
Wildnis
gefangen werden muß, rechtfertigt den Vorzug
den wir ihm
beym Anfang seiner Geschichte zu-
gestanden haben. Man
hat dieses Talent des
Elephanten zum Nutzen und zur
Unterhaltung
mannichfaltig zu benutzen gewust. Die müßigen
Römer
lehrten das schwerleibige Thier auf dem
[Seite 133] Seile tanzen,
Worte schreiben, sich krank stellen,
und sich so von vier andern in
der Sänfte tra-
gen lassen etc. In alten Zeiten
bediente man sich
der Elephanten häufig im Krieg; man setzte ih-
nen Thürme mit Mannschaft ans den
Rücken,
panzerte sie*) und bewaffnete
ihre Seiten mit
Sensen. Die Erfindung des Schiespulvers hat
sie
aber zu diesem Gebrauche untauglicher ge-
macht, da
sie beym Feuer und Dampf scheu wer-
den, und gegen
ihre eigenen Heere wüten würden.
Am häufigsten nuzt man sie also
jetzt zum Lasttragen,
da sie wol vierzig Centner zu schleppen, und
die
größten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im
Stande sind.
Ihr Gang ist schnell, einem kur-
zen Galopp gleich,
und dabey so sicher, daß sie
auf ungebauten Wegen doch nicht
straucheln, und
mit der größten Vorsicht, den Menschen,
die
ihnen unversehens begegnen, ausweichen, oder
sie behutsam
bey. Seite heben, und dann ihren
Lauf fortsetzen. Ein anderer
wichtiger Nutzen, den
man vom Elephanten zieht, ist das
Elfenbein,
das man seit dem Trojanischen Kriege**) zu
Kunstwerken aller
Art verwandt hat. Das Fleisch
des Thieres ist schmackhaft, und
gleicht dem be-
sten Rindfleische. Sein getrockneter
Mist wird
auf Ceilan statt Kohlen gebrannt, und auch von
Töpfern
unter den Thon gemengt.
36. rhinoceros. Cornu solidum, coni-
cum, naso
infìdens.
1. Rugosus. Das Nashorn. R. ungulis
tri-
bus.
B. S. Albini tabulae musculorum
corp. hum.
tab. IV et VIII. von Wandelaar.
Ein Blatt von J. E. Ridinger, 1748.
Das Nashorn hat einerley Vaterland mit
dem
Elephanten, änelt ihm auch in seiner Nahrung
und Lebensart,
ist aber ein unendlich dümmeres
Geschöpf, was weder durch gelinde
Behandlung,
noch durch Zwang, zu irgend einer von den mannich-
faltigen, eben so nutzbaren als künstlichen
Handlun-
gen des Elephanten abgerichtet werden
kann. Es ist
ein ziemlich phlegmatisches Thier, was
ungereizt
nicht leicht Menschen anfallen wird, aber in der
Wuth,
zumal wenns verwundet worden, fürch-
terlichen
Gebrauch von seinem Horne zu machen
weist. Am Ende der Oberlippe hat
das Nashorn
einen spitzigen schnabelförmigen sehr
beweglichen
Haken, dessen es sich zum Anfassen und Aufhe-
ben kleiner Dinge doch ganz geschickt
bedient.
Sein Fell ist gefaltet, harsch, runzlicht, und
das
sonderbare Ansehen, das es dadurch erhält, ist in
den
Zeichungen der ältern Maler, selbst in Dürers
seiner noch
übertrieben, und das ganze Thier wie
mit Schilden behängt,
vorgestellt worden. Das
Hörn sitzt bey ihm nicht wie andre
Thierhörner
am Knochen fest, sondern ist blos mit der
Haut
verwachsen. Es wird nicht wie Hirschgeweihe
von Zeit zu
Zeit abgeworfen, sondern perennirt.
Beym erwachsnen Nashorn wird es
wohl drey
Fuß lang, ist von faserichter Struktur, an der
Wurzel
gleichsam behaart, und endigt sich in eine
scharfe Spitze, die aber
bey gefangnen Rhinocern
[Seite 135] abgescheuert und
das ganze Horn kurz abgestümpft
wird. Die Stimme des Thiers gleicht
dem Grün-
zen eines Schweins. Daß es mit dem
Elephan-
ten im ewigen Streit lebe, ist ein
irriges Vorge-
ben; es ist viel zu ohnmächtig dazu,
und es flieht
vor dem Elephanten, der über Nashorn und Ti-
ger Herr wird, und der ausser dem Menschen
und
der Maus kein anders Thier fürchten darf.
Man hat auch Rhinocer mit
zwey Hörnern, de-
ren schon die Alten*)
gedenken, und die auch auf
Münzen**) vorgestellt sind. Sie sind aber
wei-
ter in nichts vom gemeinen Nashorn
verschieden,
und für eine blose Spielart von diesem
anzusehn.
Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter
dem
erstern nach der Stirne hinauf.
37. hippopotamus. Dentes primores supe-
riores
remoti, inferiores procumbentes; la-
niarii
inferiores recurvati, oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd, Wasserschwein.
H. pedibus tetradactylis.
(Allamand) Additions à l'histoire
natu-
relle de l'hippopotame. 1776. 4.
tab. I.
Ein äusserst plumpes, misgestaltes Thier, mit
einem
unförmlich grossen Kopf, ganz ungeheurem
Rachen, dickem Leibe,
kurzen Beinen etc. Es
lebt im nördlichen Africa, zumal in
Aegypten,
hält sich besonders am Nil auf, dessen Symbol
es auf
alten Kunstwerken vorstellt, und macht,
da es schnell und leicht
schwimmt, die Fahrt auf
diesem Flusse gefährlich; doch scheut es das
Feuer,
das deshalb zur Vorsicht auf den Schiffen unter-
[Seite 136] halten wird. Ein
erwachsenes Nilpferd wiegt
drittehalbtausend Pfund, und hat
ohngefähr die
Grösse vom Rhinocer. Es macht sein Lager in
dickem
Schilf, nährt sich von Vegetabilien und
Fischen, frißt viel, und
thut daher den Reisfel-
dern grossen Schaden. Das
Fleisch des Thiers
ist schmackhaft. Die spätern Römischen
Kaiser
haben oft Nilpferde zur Schau nach Rom kom-
men lassen, und wir haben numos seculares
der
Ottacilla Severa vor uns, worauf
dieses Thier
besser als von den mehresten neuen
Künstlern,
abgebildet ist.
Die Säugthiere mit kurzen Schwimmfüs-
sen. Sie
zerfallen, nach der Bildung dieser Füsse
und ihrem Aufenthalt,
wieder in zwey Familien:
a) mit deutlichen
Zehen an den Füssen, die nur
durch eine Schwimmhaut unter einander
ver-
bunten, und daher zum Rudern geschickt
sind:
b) mit plumpen Füssen und
undeutlichen Zehen,
deren Spur fast blos durch die Krallen
sichtbar
wird. Jene halten sich in süssen Wassern, diese
in
offenbarer See auf.
38. castor. Pedes tantum postici palmati.
1. †. Fiber. der Biber. C. cauda
depressa, ova-
ta, squamosa.
J. E. Ridinger, Entw. ein. Th. N. 84.
[Seite 137]La Hontan, Memoires de l'Amer.
septentr.
T. III.
Der Biber lebt in der nördlichen Erde,
am
liebsten in einsamen Gegenden an Teichen und
grössern
Flüssen. Er geht zu Nachtzeit seinen
Geschäften nach, und nährt
sich von Baumrin-
den, zu deren Verdauung sein
Magen ganz be-
sonders eingerichtet, und gleich
beym Eingang
mit grossen Schleimdrüsen besetzt ist.
Der
Biber wirb wegen seiner feinen Haare für die
Handlung,
und für die Arzneykunst wegen einer
schmierichten Substanz
wichtig, die sich bey bei-
den Geschlechtern in
besondern Behältern unterm
Schwanze findet, und die unter dem
unschickli-
lichen Namen Bibergeil, als eins
der wirksam-
sten Heilmittel verbraucht wird. Was
aber die,
se Thiere, zumal für die Naturgeschichte, noch
bey
weitem merkwürdiger macht, sind die erstaun-
lichen Kunsttriebe mit welchen sie, besonders in
den grossen
Strömen von Nordamerica, ihre
Wohnungen anlegen. Unsere
Europäischen Bi-
ber bauen zwar auch, allein da
sie meist isolirt,
höchstens nur wenige beysammen leben, so
sind
ihre Gebäude kleiner, zerstreut, meist un-
term Wasser, und nicht so ins Grosse gehend,
als der Biber in
Canada ihre, die sich im Früh-
jahr zu hunderten
an den Ufern der Seen und
Flüsse versammlen, und dann mit
vereinten Kräf-
ten Wohnungen aufführen, die
Menschenkunst be-
schämen, und bey deren Besitz
ein Californier
oder Feuerländer glücklich seyn würde. Sie
fäl-
len Bäume, behauen sie zu Pfälen,
schleppen
Steine, Thon etc. zusammen, führen grosse Däm-
me auf, und bauen dann erst ihre
eigentlichen
Wohnhütten dahinter, die von ovaler Form
sind,
und den Kralen der Hottentotten äneln. Sie sind,
[Seite 138] nach der
verschiedenen Stärke der Familie die
sie beziehen soll, auch von
verschiedener Grösse,
von vier bis zehn Fuß im Durchschnitt, und
die-
nen vier bis zwanzig und mehrern Bibern
zum
Aufenthalt. Jedes Haus hat meist eine doppel-
te Oeffnung. von denen die eine ins Wasser,
die
andere ans Ufer führt. Die ganze Wohnung wird
überaus
reinlich gehalten, und die Biber entle-
digen sich
sogar ihres Unraths nur ausser dem
Hause. Unterm Wasser legen
sie Magazine an,
und sammeln schon bey Gelegenheit ihres
Baues
die abgenagten Blätter und Rinden zu Winter-
vorrath. Im Herbst und Winter halten sie
sich
häuslich, begatten sich, und erziehen ihre Jun-
gen, mit denen sie aber bey annahendem Früh-
ling ihre Wohnungen bis auf den wärmern Som-
mer verlassen, und die Zwischenzeit tiefer im
Land,
im Gehölze zubringen, und sich bey saftigen Rin-
den und Knospen wohl seyn lassen.
39. lvtra. Plantis palmisque natatoriis.
1. †. Vulgaris. Die Fischotter. L.
plantis
nudis, cauda corpore dimidio breviore.
J. E. Ridinger, Vorst. ein. Th. N. 82. 83.
Die Fischotter und der Biber haben
einerley
Vaterland, einerley Aufenthalt, auch überhaupt
in
ihrer Oeconomie vieles mit einander gemein,
ob sie wol, die Fuße
ausgenommen, in ihrem übri-
gen Körperbau
verschieden gebildet sind. Der
Biber hat lange Vorderzähne wie
das Eichhorn,
um Bäume fallen und benagen zu können.
Die
Fischotter hingegen, die fast blos von
thierischer
Nahrung, von Fischen, Krebsen und Fröschen
lebt,
und nur im Nothfall ihren Hunger mit Baum-
rinden stillt, hat ein fleischfressendes Gebiß, was
[Seite 139] der Wiesel
und Marder ihrem gleicht. Sie
schleicht des Nachts am Ufer
umher, um ihren
Raub aufzuspühren, stürzt sich, sobald sie ihn
merkt,
ins Wasser, wo sie, so wie unterm Eise, lang ver-
weilen kann, verzehrt ihn aber im trocknen.
Sie
baut bey weitem nicht so künstlich, wie der
Biber,
sondern gräbt sich blos in hole Ufer, hat
ihren
Eingang unterm Wasser, und läßt nur ein
kleines
Luftloch oben über der Erde.
2. Marina. Die Meerotter. L.
plantis pi-
losis, cauda corpore quadruplo
breviore.
Steller, nov. Comm. Petrop. T. II. tab. XXVI.
Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil sie
sich
auch zuweilen in der See finden läßt, doch ent-
fernt sie sich nicht weit vom Lande, und zieht
sich
allemal lieber in Flüsse und andre süße Wasser.
Sie ist
in Nordamerika und Sibirien, besonders
um Kamtschatka, zu Hause.
Sie hat ein kostba-
res schwarzes oder
silbergraues sammtartiges
Fell, was zumal von den Chinesern
geschäzt und
aufgekauft wird. Ihre Hinterfüße äneln
schon
denen von der folgenden Familie.
40. phoca.
Pedes postici exporrecti,
digiti
coaliti.
1. Vitulina. Der Seehund, Robbe, das See-
kalb. P. capite laevi,
auriculis nullis, cor-
pore griseo.*
B. S. Albini annot. academ.
L. I. tab. VI.
von
Wandelaar.
Der Seehund ist in der ganzen nördlichen
Erde
zu Hause, hält sich im Sommer mehr auf dem
Lande, im
Winter in der See auf, und versteigt
[Seite 140] sich nur
selten in die Mündung der Flüsse. Er
lebt, wie andre Gattungen
dieses Geschlechts, von
Seetang, doch auch von Fischen und
vorzüglich
von Häringen. Er ist für die Kamtschadalen
und
besonders für die Grönländer und Esquimaux,
ein äusserst
wichtiges Geschöpf: sie nähren sich
von seinem Fleisch, kleiden
sich in sein Fell, be-
ziehn ihre Sommerhütten und
Baidar damit etc.
Auch werden viele Felle in Europa zu
Cofferbe-
schlägen verbraucht.
2. Ursina. Der Seebär. P. capite
auriculato.
Steller l. c.
Der Seebär findet sich im Sommer Heerden-
weise auf den Inseln des Anadirskischen
Archipe-
lagus, von denen er sich im Herbst
wieder entfernt,
und vermuthlich in südlichen Zonen
überwintert.
Er lebt in Monogamie, und jedes Männchen
hält
sich wohl ein Serail von dreysig bis vierzig
Weibgen, die es mit
vieler Eifersucht bewacht,
und grimmig gegen seine Rivale zu
behaupten
sucht. Die Männchen tyrannisiren gegen
ihre
Weibgen, zumal wenn diese in der Sorge für die
Jungen
etwas versehn haben, und diese sollen
sich mit thränenden Augen,
zu den Füssen ihres
Gatten, wieder in seine Gunst
einzuschmeichlen su-
chen. Die alten kraftlosen
Seebären entfernen
sich aus der Gesellschaft ihrer Brüder, von
denen
sie keine Hülfe zu erwarten haben, und bringen
den
traurigen Rest ihrer Tage ganz einsam am
Ufer mit Hungern und
Schlafen zu.
3. Leonina. Der Seelöwe. P.
capite antice
cristato.
Ein großes Thier, was wohl zwanzig Fus
lang
wird, und wegen der fleischichten Lappen im Ge-
[Seite 141] sicht ein
sonderbares Ansehn hat. In seiner Le-
bensart hat
der Seelöwe viel vom Seebären, hält
sich aber blos in der
südlichen Hemisphäre, zu-
mal im stillen Meere
auf.
41. trichecvs. Pedes posteriores
in pin-
nam coadunati.
1. Rosmarus. Das Wallroß. T.
dentibus
laniariis superioribus exsertis
longioribus.
Das Wallroß lebt gesellschaftlich beym
Treibeis
des Nordpols: oft finden sich hundert und meh-
rere beysammen. Sie nähren sich von
Seetang
und Schaalthieren, die sie mit ihren großen Vor-
verzähnen loskratzen. Wenn sie landen
wollen,
hauen sie die Eckzähne mit vorgestrecktem Kopfe
ins
Ufer, und schleppen den plumpen Körper all-
mählig
nach.
2. Manatus. Die Seekuh. T.
dentibus la-
niariis inclusis.
Die Seekuh findet sich in den Meeren
der
wärmern Erde, und hält sich nur in kleinen
Familien,
nicht in so grossen Schaaren wie die
vorigen Gattungen,
zusammen. Die Lapides
manati sind keine
Gehörknochen dieses Thiers,
sondern seine Pauke. In der Bildung
weicht
der Manate noch mehr als die andern Palmata.
von den übrigen Säugethieren ab, und
änelt
schon gar sehr den Thieren der folgenden
letzten
Ordnung.
Wir brauchen die Gründe nicht wieder ab-
zuschreiben,
warum die Thiere dieser Ordnung,
ihrer ganzen Oeconomie nach zu den
Säugthie-
ren, und bey weitem nicht zu den Fischen
ge-
rechnet werden müssen.
42. monodon. Dentes duo maxillae superio-
ris
longissimi, recti, spirales.
1. Narhwal. das See-Einhorn. D.
fistulis re-
spiratoriis duabus,
confluentibus.
Ruysch, thef. anatom. IX. tab. V. fìg. 5.
Der Narhwal hat allerdings zwey lange pa-
rallele Zähne, und sollte folglich nicht monodon,
monoceros oder Einhorn genannt
werden. Er
hat einerley Vaterland mit den eigentlichen Wall-
fischen, und zieht mehrentheils vor ihnen
her.
Wenn viele beysammen sind, versperren sie sich
mit den
Zähnen Unter einander, und können dann
leicht gefangen werden. Man
verarbeitet die
Zähne wie Elfenbein zu Kunstsachen, und
die
Grönländer brauchen sie in Ermangelung des Hol-
zes zu Sparren unter ihren Hütten. Sie find
meist eben so lang,
als der Körper des Thiers,
und halten wohl achtzehn Fus und
drüber.
43. balaena. Laminae corneae, loco den-
tium
superiorum.
1. Mysticetus. der gemeine Grönländische
Wallfisch.
B. fistulis respiratoriis duabus,
distinctis,
dorso impinni.
P. P. v. S. seldsaame
Wal-vis-vangst. Leid.
1684. mit sehr exacten Kupf.
de Bry, India orient. T. IV. tab. 4.
Der Wallfisch, das größte aller bekannten Thie-
re, ist gegen den Nordpol, besonders um
Grönland
und Spitzbergen herum, zu Hanse. Die größ-
ten, die heutiges Tages gefangen werden sind
sechzig bis siebenzig
Schuh lang, in vorigen Zei-
ten aber, da ihnen noch
nicht so häufig nachge-
stellt worden, hat man welche
von hundert Fus
und drüber, gesehen. Der ungeheure Kopf
macht
beynahe die Hälfte des ganzen Thiers aus. Das
Fell des
Wallfisches ist schwarz, Daumen dick,
hin und wieder dünnbehaart,
und oft mit Pflan-
zen, Corallen und Muscheln besetzt.
Der beste
Fang ist um Spitzbergen, der in Stra-Davis hinge-
gen unbeträchtlich. Das wichtigste am
Walisisch
sind die 700 Barden im Oberkiefer, die das
Fischbein
geben, und von denen die mittelsten
wohl zwanzig Fus lang sind. Der
Fischthran
wird aus dem Specke des Thiers gezogen. Der
beste ist
der, welcher von selbst auslauft; der nach-
her noch
ausgekochte ist schlechter. Die beyden
Knochen der Unterkinnlade,
die allein ein halb
Quarteel solches reinen Thrans enthalten,
wer-
den, wenn dieses ausgelaufen ist, in
Grönland
und Holland zu Thorwegen aufgerichtet, auch
wohl zu
Bänken und Kirchstülen gebraucht etc.
Das Fleisch des Wallfisches
ist eßbar, aber hart
und thranicht; der Schwanz ist noch am
schmack-
haftesten. Aus ihm und aus den Finnen
wird Leim
gekocht, und die Sehnen brauchen die Grönlän-
der statt Faden. Der beste Fang ist im May
und
Junius, wo die Wallfische oft in solcher
Menge beysammen sind, daß
sie wegen der Fon-
tainen, die sie aus ihren
Nackenlöchern blasen, in
[Seite 144] der Ferne einer
großen Stadt mit rauchenden
Schornsteinen äneln. In der Breite vom
77 bis
79 Grad kann man um die Zeit zuweilen
auf
vierthalbhundert Schiffe, von allerhand Nationen,
jedes mit
fünf bis sechs Schaluppen, zälen, die in
einer Zeit von zwey Monaten
leicht zwey tausend
Wallfische fangen können.
2. Physalus. Der Finnfisch. B. pinna
dorsali.
P. P. v. S. l. c.
Er ist eben so lang, aber schmaler als das vo-
rige Thier. Er schlägt auch heftiger mit
dem
Schwanze, und ist daher gefährlicher zu fangen.
Sein Fleisch
ist schmackhafter, als das vom Wall-
fisch, hingegen
die Barden kürzer und knoticht,
auch der Speck schlechter.
44. physeter. Dentes in maxilla inferiore.
1. Catodon. Der Wittfisch, Weißfisch. P.
dorso impinni, fistulis duabus, coalescenti-
bus, in rostro.
Hat den Namen von seiner Farbe; änelt in
der
Bildung dem Wallfisch, hat aber einen spitzi-
gern
Kopf; er wird nur 3 Klaffter lang, und
giebt kaum vier Tonnen Thran.
Am häufigsten
findet er sich in der Diskobay, und Cranz
schreibt
ihm auch Zähne im Oberkiefer zu.
2. Macrocephalus. Der Caschelott, Pottfisch.
P. dorso impinni, fìstulis duabus coalescenti-
bus in fronte.
Er erreicht beynah die Größe des Wallfisches,
hat
einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter-
lange
Hayfische verschlingen. Seine Schnauze
ist sehr breit, und das ganze
Thier von conischer
Gestalt. Der Caschelott wird vorzüglich des
[Seite 145] Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, was
in der
Gestalt eines milchweissen Oels in beson-
dern
Canälen, die den Blutbehaltern im Kopfe
anderer Thiere äneln,
gefunden wird; und an
der Luft zu einem halbdurchsichtigen Talk
ver-
härtet.
45. delphinus. Dentes in maxilla utraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. D. rostro obtuso.
(Tyson's) Phocaena. Lond. 1680.
4. tab.
I. fig. 1.
Das Meerschwein findet sich im Europäischen
Ocean,
wird zwey Klafter lang, hat ein leidlich
eßbares Fleisch, und vielen
Speck, der auch zu
Thran gekocht wird. Er lebt in Gesellschaft
und
zieht sich zumal bey herannahendem Sturm nach
den
Schiffen.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. D.
ro-
stro longo, acuto.
Der Delphin der Alten, der durch die Ge-
schichte mit Arion, und wegen anderer vorgebli-
chen Proben seiner Menschenliebe, berümt wor-
den ist. Er ist auf den alten Münzen von Gros-
Griechenland sehr genau abgebildet, und wird
von
den neuern Zeichnern meist durch einen plum-
pen Kopf
verunstaltet. Seine Lebensart ist wie
der vorigen Gattung ihre.
3. Orca. der Nordcaper. Putzkopf. D.
ro-
stro sursum repando.
Er ist am Nord-Cap und im übrigen Nordi-
schen Ocean zu Hause, und zieht nicht wie
andere
Cetacea zu gewissen Zeiten in südliche-
re Gegenden. Er wird zwanzig Fus lang,
und lebt
fast blos von Häringen, die er durch
einen Schwung mit dem Schwanze
in einen
Wirbel zusammen treibt, und Tonnenweise ver-
schlingt.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, in
ihrer
Lebensart etc. so viel Verschiedenheit,
daß sich nur wenig
Allgemeines von ihnen über-
haupt sagen läßt, und man sich
folglich bey
ihrer speciellen Geschichte desto umständlicher zu
seyn
gedrungen sieht. Schon bey den Vögeln,
noch mehr aber bey den folgenden
Thierclassen
ist der Fall anders. Die Gattungen haben
ausser ihrer
Gestalt weniger eigenthümlich Aus-
zeichnendes, und ihre
Oekonomie zeigt so viel
Einförmigkeit, daß man, um ewige Wiederho-
lung zu vermeiden, das mehreste im allgemei-
nen Theil zusammen fassen, und blos die ein-
zelnen abweichenden Eigenschaften bey der beson-
dern Anzeige dieser Thiere nachtragen muß.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit
einander überein, daß sie zwey
Füsse, zwey Flügel, einen
hornichten
Schnabel, und einen mit Federn bedeckten
[Seite 148] Körper haben. Sie
zeichnen sich zugleich durch
diese vier Charactere von allen andern
Thieren
aufs kenntlichste aus, und sie sind gleichsam eint
ganz
isolirte Classe von Geschöpfen, die mit
keiner andern zusammenstießt,
und die daher
mit Mühe in einer Stufenfolge der natürlichen
Körper
(§. 7.) unterzubringen ist.
Der ganze Körperbau der Vögel ist ih-
rer Bestimmung zum
Fluge angemessen. Ihr
Rumpf ist klein, eyförmig, und in seiner Stru-
ctur gänzlich vom Rumpfe der Säugethiere ver-
schieden. Das Brustbein änelt einer Pflug-
schaar, und dient den Vögeln vorzüglich, die
Lust im
Fluge zu durchschneiden. Zu beiden
Seiten des Brustbeins liegen die
ausnehmend
grossen und starken Brustmuskeln, die vorzüg-
lich die Flügel bewegen, und die, bey wilden
Vögeln
wenigstens, nie mit Fette bedeckt sind,
was sonst der Leichtigkeit im
Fliegen und dem
Zweck des Brustbeins hinderlich werden könnte.
Das
Rückgrad ist unbeweglich; der Hals
aber dagegen desto gelenker, und
dabey in
Verhältniß gegen den übrigen Körper ungemein
lang.
Auch der Kopf der Vögel ist bey den mei-
sten
verhältnismäßig klein, daher er ebenfalls
[Seite 149] die Luft leicht
durchbohrt, und dadurch den Flug
erleichtert. Ihre Gliedmassen sind
überaus
schlank, und fein gebaut, so daß sie nebst dem
ausnehmend
geringen Gewicht des ganzen Kör-
pers, der Lebensart
dieser Thiere, und besonders
ihrem Aufenthalt und ihrer freyen
Bewegung
in dem Elemente, wofür die mehresten bestimmt
sind,
vollkommen entsprechen.
Einen vorzüglichen Antheil an der geschick-
ten und
leichten Bewegung dieser Thiere haben
die Federn, womit die Vögel, so
wie die meh-
resten Säugthiere mit Haaren, oder, wie
die
Fische mit Schuppen, bekleidet sind. Man
unterscheidet an einer
Feder den Kiel und die
Fahne. Der Kiel ist mit dem untern, dickern
und
holen Ende, das die Spuhle genennet wird,
in der Haut befestigt;
der obere dünne Theil ist
dicht, und heißt der Schaft (rachis). Die
Fahne besteht aus lauter parallel
laufenden und
schichtweise über einander liegenden Fasern, de-
ren jede aber wiederum mit änlichen kleinern Zä-
sergen besetzt ist.
Die Federn sind in regelmäßigen Reihen
(in
quincunce) in die Haut der Vögel vermach-
sen,
aber zu gewisser Jahreszeit, gewönlich im
Herbste, mausern sich diese
Thiere, d.h. es fal-
[Seite 150] len ihnen die Federn
von selbst aus, und wer-
den dann (wie die Haare vieler
Säugethiere)
neue an ihre Statt reproducirt. Dieses Wech-
seln der Federn scheint viel zum hohen Alter
der
Vögel beyzutragen, ist doch aber immer mit
einer kleinen
Unpäßlichkeit verbunden; daher
zumal ausländische Vögel in fremden
Climaten
leicht zur Mauserzeit sterben, und die einheimi-
mischen Sangvögel wärend der Zeit übel dispo-
nirt und stille sind. Die neuen Federn haben
bey
jungen Vögeln oft ganz andere Farbe als die
ausgefallnen; daher man bey
Bestimmung der
Gattungen auf das Alter dieser Thiere und auf
die
davon abhängende Verschiedenheit in der
Farbe, Rücksicht nehmen muß. In
der Kunst-
spräche heißt ein Vogel, der sich noch nie
ge-
mausert hat, avis
hornotina; wenn er aber Fe-
dern gewechselt hat,
avis adulta.
Die Federn variiren unendlich in der Grösse,
Farbe u.s.w. Die stärksten
sind in den Fittigen
und im Schwänze. Jene heissen Schwungfe-
dern (remiges), diese
Schwanzfedern (rectri-
ces). Die
Schwungfedern sind von unbestimmter
Anzal, nach aussen und nach hinten
zu gerichtet,
und bilden gleichsam breite Fächer, womit sich
die
Vögel in die Luft heben und fliegen können.
Einige wenige Vögel (aves impennes) wie
die Pinguine etc. haben
gar keine Schwungfedern
[Seite 151] und sind daher zum
Fluge ungeschickt. Der
Schwanzfedern sind mehrentheils zwölfe:
die
Hüner etc. haben achtzehn, die Spechte nur zehn
u.s.w.
Einigen Vögeln, wie dem Casuar,
den Tauchergen etc. fehlen sie
gänzlich. Die ganz
kleinen weichen Federgen, die zwischen die übri-
gen eingesprengt sind, heissen Pflaumen
(plumae).
Die Federn sind mit vielem Fett durchzogen,
wodurch sie leichter werden,
und auch der Nässe
desto besser widerstehen können. Die Vögel ha-
ben auch am Ende des Rückens besondere Fett-
drüsen (uropygium, crissum), aus
welchen
sie das Oel mit dem Schnabel auspressen, und
die Federn,
besonders in den Flügeln, damit be-
streichen. Dieß thun
besonders die Wasservö-
gel, und die kleinen Sangvögel im
Fall sie sich
baden wollen, oder wenn sie Regenwetter ver-
Werken. Diese Fettdrüsen werden leicht ver-
stopft, und die Vögel dadurch mit einer Krank-
heit befallen, die die Darre heißt, die zumal
den
Sangvögeln leicht tödtlich wird, die aber
doch durch den innern Gebrauch
von Eisenrost
und Safran, und am sichersten durch eine klei-
ne Operation am leidenden Theil gehoben wer-
den kann.
Die Farbe der Federn ist bey vielen Vö-
geln über alle
Beschreibung schön. Sie wer-
den durch die mannichfaltigen
Nüancen der Cou-
lenren, durch das Changeant von rothem
oder
grünem Golde, durch die theils so hellen bren-
nenden Farben n. s. w. über alle übrigen Thiere
erhoben, unter denen
nur etwa manche In-
secten den Vögeln, ihrer körperlichen
Schönheit
wegen, an die Seite gesetzt werden dürfen. Die
Natur, die
in der Oekonomie der Vögel so viel
sonderbares gehäuft hat, ist auch
darinn von
ihrer Regel abgewichen, daß sie die Schönheit
der Farben
und einige andere Vorzüge, womit
sie sonst das weibliche Geschlecht
unter den übri-
gen Thieren begünstigt, in dieser Classe
den
Männchen, und zwar ausschließlich, mitgetheilt
hat. Was wir oben
von den organisirten Kör-
pern überhaupt gesagt haben, daß
ihre Farben
in kalten Climaten blaß und matt, in heißen
Gegenden
hingegen dunkler und höher sind,
findet sich vorzüglich bey den Vögeln
bestätigt.
Die allerschönsten Vögel, die Pfauen, Colibri,
Papageyen
etc. sind, so wie der Leopard und der
Zebra, wie die schönsten
Schmetterlinge und wie
die schönsten Blumen, den heißen Zonen eigen.
Im innern Körperbau und in der Ver-
richtung der Eingeweide
haben die Vögel viel
[Seite 153] Gleichheit mit der
vorigen Elaste der warmblü-
tigen Thiere. Nur zeichnen sie
sich, ausser eini-
gen minder beträchtlichen
Verschiedenheiten,
durch besondre Luftbehälter aus, die in ih-
rem ganzen Körper zerstreut, und zum Fluge
von
äusserster Wichtigkeit sind. Die mehresten ste-
hen mit den Lungen, andere aber mit dem Maule
in Verbindung, und der
Vogel kann sie nach
Willkür mit Luft laden oder ausleeren, je nach-
dem er seinen Körper leichter oder schwerer ma-
chen will. Zu diesen Luftbehaltern gehört vorzug-
lich ein lockres weiches Zellgewebe, was theils
im
Unterleibe, theils unter den Achseln und
sonst noch unter der Haut
verbreitet ist, und
durchs Einathmen in die Lunge voll Luft
gepumpt
werden kau. Ausserdem dienen den Vögeln
auch gewisse
markleere hole Knochen, beson-
ders die
Schenkelknochen*) und die Schulter-
knochen
im Flügel, auch das Rückgrad, das
Brustbein, und manchen auch die
Hirn-
schaale, zu gleichen Zwecken. Und
endlich
sind auch, nach unsern eignen Untersuchungen
die ungeheuren
Schnabel der Pfefferfraße,
Nashornvögel, Papageyen etc. die berühmte
Män-
ner**) mit Unrecht für Werkzeuge, des Geruchs
[Seite 154] gehalten haben,
ebenfalls nichts anders als der-
gleichen Luftbehälter;
und selbst die Federspu-
len stehen mit dem obgedachten
lockern Zellge-
webe in Verbindung, und können mittelst
des
weichen knorplichten Kanals der in der Spule
liegt (die Seele)
gleichfalls mit Luft gefüllt oder
ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, und
durch mannichfaltige andre
Einrichtungen im
Körperbau der Vögel, die wir oben angezeigt
haben,
werden diese Thiere zum Flug geschickt,
den welchem die Geschwindigkeit
sowol als die
lange anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind.
Man hat
die Schwalben, acht Tage nachdem sie
Frankreich verlassen hatten, am
Senegal an-
kommen gesehen; und ein Falke, der König
Hein-
richen dem zweyten von Frankreich entflog,
ward
am folgenden Tag auf Malta wieder eingefan-
gen;
so wie ein andrer Falk in sechszehn Stun-
den von
Andalusien nach der Insel Teneriffa
über zweyhundert deutsche Meilen
zurücklegte.
Hingegen können verschiedene Vögel, wie der
Straus, der
Casuar, die Pinguine und andre
Aves impennes (§.
61) gar nicht, andre aber
doch nicht hoch oder nicht weit fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe
eben so verschieden als der
Säugethiere ihrer.
[Seite 155] Die mehresten leben
auf Bäumen, andre in
Wassern, sehr wenige blos aus der Erde:
aber
kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in
der vorigen, und
viele Geschöpfe in den beiden
letzten Thier-Classen,) unter der Erde.
Die
Bildung der Füsse ist auch bey den Vögeln, so
wie bey den
Säugethieren, ihrem diversen Auf-
enthalt angemessen. Die
mehresten dieser Thiere
haben freye unverbundne Zehen (aves fissipedes
Taf. II. Fig. 1.) und zwar
gewönlich ihrer vier,
wovon drey noch vorn, und der vierte gleich-
sam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes
ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey
Ze-
hen nach vorn, und zwey nach hinten
gekehrt
(pedes scansorii); oder der Vogel
kann willkür-
lich die eine Zehe bald vorwärts zu den
übrigen
zweyen, bald rückwärts zum Daumen schlagen
(digitus versatilis). Bey andern ist auch wol
die
mittlere Zehe an die eine Seitenzehe ange-
wachsen (pedes gressorii); oder die Hinterzehe
fehlt ganz
(pedes cursorii); oder alle vier Zehen
sind,
wie bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und
gar keine rückwärts gekehrt;
oder die Hinterzehe
ist, wie bey manchen Hünern, doppelt u.s.w.
Bey
denen Vögeln, die keine freye Zehen haben,
sind die Zehen entweder nur
an der Wurzel
(Taf. II. Fig. 2. pedes
semipalmati), oder aber
bis vorn an die Spitze (Taf. II. Fig.
3. pedes pal-
mati) durch eine
Schwimmhaut verbunden;
bey andern sind die einzelen Zehen mit einer
lap-
[Seite 156] pichten schmalen
Haut, die entweder einen glat-
ten, (Taf. II. Fig. 4. pedes lobati) oder zackich-
ten
Rand (Taf. II. Fig. 5. pedes pinnati) hat,
wie
mit Franzen eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen
Jahrszeiten; die meisten zwar
nur in so fern, daß sie nur wenige Meilen
weit
in die benachbarten Gegenden streichen, und bald
darauf in ihre
alte Heimath returniren; andere
aber so daß sie große Wallfarten, weit
übers
Meer und über einen beträchtlichen Theil der
Erdkugel weg,
anstellen, und einen großen Theil
des Jahrs in wärmern Zonen zubringen.
Diese
Thiere würden nemlich in den rauhen Winter-
monaten wo die ganze organisirte Natur aus-
gestorben zu
seyn scheint, unter Hunger und
Kälte erliegen müssen. Ihre Nester würden
sie,
zumal bey den entblätterten Bäumen nicht satt-
sam gegen die tödtlichen Folgen des Frostes
schützen; die gefrornen
Gewässer, die hart
gefrorne Erde würde sie verhindern, ihrer
Nahrung
nachgehn zu können; und da oh-
nedem auch die Insecten
sich im Winter ver-
kriechen, und keine Beeren und Körner
von
Früchten in dieser Jahreszeit mehr zu se-
hen
sind, so müßten unzälige Vögel verhun-
gern, wenn sie
nicht vom innern Instinct getrie-
ben, noch vor Einbruch
der strengen Kälte, un-
[Seite 157] sere Gegenden
verliessen, und bis zur Wider-
kehr der wärmern Tage,
südliche Himmelsstri-
che besuchten. Da sie nemlich vorher
paarweise
im Gebüsch zerstreuet waren, so werden sie nun
mit einem
mal unruhig, fliegen hin und her, ver-
sammlen sich in
Schaaren, schicken Bothen aus
um ihre sorglosen vergessenen Mitbrüder,
oder
ihre Invaliden folgends zusammen zu treiben.
Und an frischen
heitern Herbstmorgen verläßt
denn eine Gattung von Vögeln derselbe n
Ge-
gend nach der andern ihr Vaterland, und emi-
grirt nach mildern Erdstrichen. Der Zug
geht in der
strengsten Ordnung vor sich. Er-
hat mehrentheils die
Gestalt eines scharfen Win-
kels, und der Anfürer, der an
der Spitze des
Heers zuerst die Lust gegen Süden durchschnei-
den, und folglich am meisten arbeiten muß,
wird von
Zeit zu Zeit durch andere von seinem
Posten abgelößt, und stiegt dann
mit weniger An-
strengung einige Zeit in den letzten
Gliedern. Zu-
weilen läßt sich der Zug unterweges an
bestimmten
Orten, in Feldern, im Wald etc. auch auf den
Inseln
des Mittelländischen Meeres und auf
Schiffen, nieder, um Malzeit oder
Rasttag
zu halten; bis er denn endlich an dem Ort sei-
ner Bestimmung, in Aegypten, auf Guinea, etc.
angelangt ist. So
bald dieß geschehen, zer-
streut sich die Gesellschaft bis
aufs Wiedersehen
zur Zeit der Rückkehr im nächsten Frühjahr: je-
der Vogel geht seinem eigenen Beruf, seiner
[Seite 158] Narung nach, nistet
aber nicht, begattet sich
nicht, und beträgt sich in allem wie ein
Pilger
und Gast, der diese Gegenden zum Besuch und
zur Retirade,
aber nicht zum beständigen Auf-
enthalt bewohnt.
Zu Ende des April, oder im Anfang des
Mays, wenn die Schöpfung durch die
Früh-
lings-Sonne von neuem belebt zu werden an-
fängt, sieht man diese Emigranten wieder
ihrem
Vaterlande und ihrer Heimat zueilen; aber we-
der in so großen noch in so regelmäßigen Zügen
in welchen sie vor
einem halben Jahre, abreisten.
Sie fülen, daß die besten Tage im Jahr
die Tage
da sie die Freuden der liebe gemessen sollen, für
der Thüre
sind; und von diesem Gedanken be-
seelt, trennt sich
allmälich ein Pärgen nach dem
andern vom großen Trupp, und flieg: mit
ver-
doppelten Kräften zu seinem alten Busch,
und
zu seinem alten Neste, um nun vom neuen sein
Haus zu bestellen
und die schönen Frühlingstage
zu den ehelichen und ökonomischen
Geschäften zu
benutzen. Man hat Störche und Schwalben
vor ihrer
Abreise markirt, und weiß daher, daß
jeder Vogel, nach einer Abwesenheit
von so vielen
Monaten, in einer Entfernung von so vielen
hundert
Meilen, dennoch nicht nur seine Pro-
vinz, sondern sein
Dörfgen, sein Strohdach
und seinen Schornstein wieder findet, an dem er
[Seite 159] in vorigen Zeiten
seine Wohnung aufgeschlagen
hatte.
Die Nahrungsmittel der Vögel sind
sehr verschieden. Die Raubvögel leben
von al-
lerhand andern Thieren; die Wasservögel
meist
von Fischen und deren Laich; manche von fri-
schem Fleisch, andere von Aas; sehr viele blos
von Insecten; die
mehresten kleinen Vögel aber
von Samen und Kernen der Früchte, von
junger
Saat u.s.w. Die Vögel haben keine Zähne, son-
dern müssen ihre Speise entweder mit dem Schna-
bel
zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey den-
jenigen, die
ihren Samen ganz einschlucken, ge-
langen diese doch nicht
sogleich in den Magen,
sondern werden vorher im Kropfe, (ingluvies) d.
i. in einem besondern
Drüsenreichen Behälter ein-
geweicht, und von da nur
allmälig an den Magen
überlassen. Der Magen der fleischfressenden Vö-
gel änelt der Säugethiere ihrem; bey den Sa-
menfressenden ist hingegen dieser Theil
äusserst
muskulös, und so stark daß er sogar nach Re-
aumurs merkwürdigen Versuchen kleine me-
tallne Rörgen
platt zu drücken vermag. Man-
che Vögel, wie z. E. der
Auerhan, wissen den
Mangel der Zähne durch kleine Kieselsteine
zu
ersetzen, die sie zugleich mit ihrer Nahrung ver-
schlucken, und wodurch sie im Magen, eben so
gut als durch Zähne im
Mund, zermalmt wird.
Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eu-
[Seite 160] len etc. können
die Knochen und Haare der klei-
nen Thiere, die sie
verzehrt haben, nicht verdauen,
sondern brechen sie in eine runde Kugel
geballt,
nach der Mahlzeit wieder von sich.
Der Harn wird in den Vögeln nicht, wie
bey den Säugethieren, in einer
besondern Blase
gesammelt, sondern wie bey den kaltblütigen
Thieren
in den Mastdarm ergossen, und von
da zugleich mit dem übrigen Unrath
ausgewor-
fen. Mit dem Harn wird zugleich die über-
flüßige Erde aus dem Körper geschaft, und auch
dieß
ist wol ein Grund des hohen Alters der
Vögel, daß ihr Körper nicht, wie
beym Men-
schen und bey andern Säugethieren, in zuneh-
menden Jahren mit allzuvieler Kalkerde überla-
den, und dadurch früher steif und unbiegsam
wird, und
gleichsam vor der Zeit veraltert.
Die Vögel haben wenig Waffen, da sie ih-
ren mehresten
Feinden durch den Flug zu entge-
hen wissen. Doch dient
bey vielen der Schnabel,
der nach der diversen Nahrung der Vögel
auch
verschieden gebaut ist, zum Angriff oder zur Ver-
theidigung. Er hat die mehreste Aehnlichkeit
mit den Hörnern des
Ziegen- und Ochsen Ge-
schlechts, und sitzt als eine
hornichte Scheide über
einem knochichten Fortsatz, der ihm zur Stütze
[Seite 161] dient. Ben den
mehresten Wasservögeln ist er
mit einer weichen Haut überzogen.
Außerdem
bedienen sich auch die Vögel, zumal die fleisch-
fressenden, ihrer Krallen zur Wehre. Man-
che haben noch außerdem einen oder mehrere
Sporne
hinten über dem Fuß, andre, wie der
Casuar, Stacheln an den Flügeln, und
noch
andre Hörner aus dem Kopfe, womit sie ihre
Feinde angreifen
können.
Die Sinne der Vögel sind von sehr um
gleicher Stärke. Ihr Gefühl, ihr
Geruch und
ihr Geschmack scheinen schwach zu seyn; ihr Ge-
hör und Gesicht hingegen überaus sein. Eine
Henne
sieht einen Habicht in einer Entfernung,
in welcher kaum ein gutes
Fernglas dem mensch-
lichen Auge etwas erkennen läßt: und
eben so
scharf ist auch das Gehör dieser Thiere, zumal
der
Raubvögel. Die innern Gehörwerkzeuge
sind bey den Vögeln ganz anders,
als bey den
Säugethieren gebildet, und der ganzen Classe feh-
len auch die äussern Ohren; ein Mangel, der
aber
durch die äußerst regelmäßige cirkelförmige Stel-
lung und bestimmte Richtung der Federgen
in der Gegend des Ohrs
sattsam ersezt wird.
Die Vögel schlafen nur kurze Zeit, und
zwar sitzend, so daß sie sich mit
der Schärfe des
[Seite 162] Brustbeins
aufstemmen, und sich selbst auf den
dünnsten Aestgen im Gleichgewicht zu
erhalten
wissen. Die kleinen Vögel stecken meist im
Schlaf den Kopf
unter den einen Flügel. Das
Gedächtnis der Vögel ist stark, wie man
an
den abgerichteten Sangvögeln sieht; und die
Lebhaftigkeit ihrer
Phantasie wird durch die
Heftigkeit ihrer Begattungstriebe, und
durch
ihre hitzigen Gefechte erweislich: doch sind sie
im Ganzen
genommen, bey weitem nicht so ge-
lehrig als die Thiere
der vorigen Classe, und
sehr schwer zu nur irgend künstlichen
Handlun-
gen abzurichten.
Die Stimme der Vögel ist überaus verschie-
den; aber so wie
die Schönheit der Federn beym
männlichen Geschlecht weit vorzüglicher
als beym
Weiblichen. Die Raubvögel, die Wasservö-
gel,
und die mehresten Hünerarten, geben zwar
meist nur einen ziemlich
monotonen, nicht sehr
angenehmen Laut von sich: desto mannichfalti-
ger und anmuthiger sind hingegen die Töne der
kleinen
Sangvögel, welche außer dem Men-
scheu, die einzigen
Geschöpfe in der Natur sind,
die fingen können. Gesang ist die
Stimme
der Liebe; und die Vögel singen daher auch nie
kräftiger und
anhaltender, als wenn sie im Früh-
jahr eine Gattin an
sich zu locken suchen, oder
ihren Verlust beweinen, oder wenn sie in
einsa-
[Seite 163] men Käfigen
versperrt, den Mangel der Frey-
heit und des Genusses
ehlicher Freuden betrau-
ten. Sie wetteifern unter
einander, und las-
sen sich durch lautes Reden, und durch
jedes Ge-
räusch, besonders aber durch Instrumental-
Musik sehr willig zum Schlagen ermun-
tern. Die Luftbehälter (§. 64) kommen ihnen
auch in dieser Absicht zu
Nutzen, um Vorrath
von Luft einzupumpen, und ihn allmälig
zum
Langaushalten der Töne und zum anhaltenden
Gesang verwenden zu
können. Ueberhaupt
lassen die Vögel ihre Stimme viel öfter als
die
Säugethiere erschallen, und manche, wie die
Haushüner, geben sie
zu bestimmten Stunden
von sich. Die Papageyen, Raben, Staare etc.
hat
man Menschenstimme nachahmen und Worte aus-
sprechen gelehrt; die Sangvögel nehmen im Käficht
auch leicht fremden
Gesang an, lernen Lieder
pfeiffen, und lassen sich sogar zum
Accompagne-
ment abrichten, so, daß man mit
Dohmpfaf-
fen schon wirklich kleine Concerte hat
geben
können.
Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte
Geschöpfe, daher man auch unter
ihnen weit
leichter als von andern Thieren Bastarden er-
zielen kan. Besonders sind die Männchen in
ihren
Anwerbungen sehr dringend und hitzig,
wozu besonders die Lage ihrer Zeugungstheile
[Seite 164] innerhalb der
Bauchhöle, vieles beyträgt. Der
Trieb zum Paaren ist bey ihnen so
heftig, daß
sie sich zuweilen in Ermangelung eines Weib-
gens wol an andern ihres eignen
Geschlechts
vergreisen. Manche, wie die Auerhäne, sind
zur
Brunstzeit ganz sinnlos, und man weiß, daß
Entriche, denen man ihr
Weibgen vorenthalten
hatte, so wütend worden sind, daß ihr Biß,
wie
der von tollen Hunden, die Wasserscheu her-
vorgebracht
hat.
Die mehresten Vögel begatten sich im
Frühjahr; das Hausgeflügel ist aber
an gar
keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt
sich Jahr aus
Jahr ein zu diesen Geschäfte wil-
lig finden. Die eheliche
Verfassung ist bey den
Vögeln, wie bey den Thieren der vorigen Clas-
se, verschieden. Manche halten sich mir
zur
Begattungszeit, andre aber für immer paar-
weise
zusammen: doch leidet auch diese Einrich-
tung im Nothfall
ihre Ausnahmen, und selbst
unter den Tauben, deren gepriesne Treue
sogar
in die Dichtersprache übergegangen ist, lassen
sich doch auch
ganz leicht Bastarden hervorbrin-
gen. Viele Vögel leben
in Polygamie, und andere
vermischen sich ohne alle weitere eheliche
Verbin-
dung mit einander.
Das befruchtete Weibgen wird vom In-
stinct getrieben, für
die Zukunft zu sorgen, und
ein Nest, zum Wochenbett für sich, und
zur
Wiege für die künftigen Jungen, zu bauen.
Bey vielen Vögeln, wie
bey den Hünerarten,
nimmt das Männchen gar keinen Antheil an die-
sem Geschäfte; bey den übrigen aber, zumal
unter den
Sangvögeln, trägt es doch Bauma-
terialien herbey, und
verpflegt sein Weibgen
wärend ihrer Arbeit. Das Nisten und
Brüten
der Vögel gehört unter die interessantsten Vor-
fälle in ihrer Oekonomie, und wir müssen da-
her die
besondern Umstände bey beiden noch im
nähern detail beleuchten.
Erstens ist die Auswal des Ortes, an dem
jede Gattung ihr Nest anlegt,
ihren Bedürfnissen
und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemes-
sen. Die Raubvögel bauen ihren Horst entwe-
der in die Gipfel hoher Bäume, oder auf Fel-
senspitzen, um freye Aussicht zu haben und
wie von
einer Warte auf den Raub lauren zu
können. Die Wasservögel nisten ins
Schilf,
auf feuchten Wiesen, wo sie Fische, Wasser-
pflanzen etc. vorfinden; manche von ihnen, wie die
Schwane, bauen
zuweilen gar schwimmende Ne-
ster, um während der Brützeit
den Ort ih-
res Aufenthalts zu verändern. Die Hü-
[Seite 166] nerarten, die
Lerchen etc. nisten des Getraides und
andrer Sämereyen wegen, aufs
Feld. Die klei-
nen Sangvögel, die von Insecten, Beeren
etc.
leben, ins Gebüsch u.s.w. Die Rauchschwal-
be
baut meist aus den Dörfern in Häusern oder
unter den Rauchsängen an
einem Brandnagel
an, der dem ganzen Nest zur Stütze dient,
und
folglich dem Thiergen die Arbeit erleichtert. So
die
Hausschwalbe unterm Dache, die Dohlen
und manche Eulen in altem Gemäuer,
an Kirch-
thürmen, die Störche an den Feuermauren
u.
s. w.
Eben so sorgfältig wählt ferner jede Gat-
tung die
Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Vögel der heissen Zonen, oder die, so
nur
den Sommer in nördlichen Gegenden zubringen,
oder die, wie die
Tauben, viel natürliche Wär-
me haben, nehmen zu ihrem Bau
nur leichten
Stoff, Baumreiser, zarte Wurzeln, Stroh,
Schilf, Heu,
dürres Laub, Birkenbast, Spin-
neweben, Hanf, Fischgräten,
Leimen, aller-
hand gallertige Seegewächse, wie zu den
Tun-
kins-Nestern u.s.w. Da hingegen an-
dere, um ihre Jungen für Frost zu schützen, und
sich
selbst das Bebrüten zu erleichtern, Wolle,
Moos, Distelflocken, Haare,
Federn u.a.
dergleichen wärmende Materialien zu ihren Ne-
stern verwenden. Doch sind die Vögel nicht
[Seite 167] eben ganz
unabänderlich an bestimmte Materia-
lien gebunden, sondern
wissen sich auch im
Nothfall nach den Umstanden zu bequemen, und
in
Ermangelung ihres eigentlichen Stoffs, andern
in substituiren. So machen
die Rothkehlgen
ihr Nest gewöhnlich aus Eichenlaub, mit unter
aber
doch auch aus Moos, Haaren, Wolle etc.
Und Zeisgen, oder andere zahme
Sangvögel,
die zuweilen im Zimmer nisten, behelfen sich mit
Wappen,
Zwirn, Papierspänen und ähnlichen
Ingredienzen. Die meisten Vögel
füttern ihr
Nest inwendig noch besonders mit ganz weichen
Pflaumen,
Wolle etc. zur Bequemlichkeit und
Wärme aus.
Wenn sattsame Materialien aus einen Hau-
fen zusammen
gebracht worden, so setzt sich die
Mutter daraus nieder, dreht Kopf und
Füsse
nach allen Seiten hin und her, mißt den Raum
für sich und ihre
künftige Familie, webt und
flicht sodann alles durch einander, und
giebt
ihrem Neste die Gestalt, die ihrer Lebensart
und den
Bedürfnissen der Jungen aufs ge-
naueste entspricht. Die
Form der Nester ist
bald mehr bald minder künstlich. Manche Vö-
gel, wie die Schnepfen, Trappen, Kybitze
etc.
machen sich blos ein dürres Lager von Reisholz
und
Strohhalmen aus der platten Erde: andere tra-
gen
sich nur ein weiches kunstloses Bett in Lö-
[Seite 168] cher der Mauern,
Felsenritzen und hohle Bäume;
so die Spechte, Heber, Dolen,
Widehopfe,
Sperlinge etc. Sehr viele, zumal unter den Hü-
nern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem
Neste die
Gestalt einer Halbkugel oder einer
Schüssel: andere wie die Elstern und
Wasser-
amseln, eine fast kuglichte Form; noch
andere,
wie die Schwanzmeise und der Pendulin, die Fi-
gur eines Beutels; der Jupujuba u.a. Vögel
aus dem Oriolus
Geschlechte, die von einem
Destillirkolben oder von einem
Schrotbeutel
u.s.w.
Wenn endlich das Geschaffte des Nester-
baues vollendet
ist, so legt die Mutter ihre Eyer
hinein; deren Anzal aber bey den
verschiedenen
Gattungen der Vögel gar sehr variirt. Sehr
viele
Wasservögel legen jedesmal nur ein einzi-
ges Ey; die
Täuchergen und mehresten Tauben
ihrer zwey; die Möven drey; die Raben
vier;
die Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht;
die Rebhüner
und Wachteln vierzehn; das Haus-
huhn aber, besonders wenn
man ihm die Eyer
nach und nach wegnimmt, bis funfzig und drü-
ber. Zuweilen geben auch manche Vögel,
ohne
vorhergegangene Befruchtung, Eyer von sich,
die aber zum
Bebrüten untauglich sind und
Windeyer (ova zephyra,
hypenemia) heissen.
Die innere Einrichtung des Eyes, und
die Entwickelung des darin
verborgenen Küchel-
chens ist im Ganzen genommen bey allen
Vö-
geln dieselbe. Sie verdient aber, theils
wegen
des Aufschlusses, den sie über das ganze Zeu-
gungsgeschäfte giebt, (§. 12.) theils des Ver-
gnügens
wegen, das ihre Untersuchung gewährt,
eine genauere Anzeige, wovon wir
zwar nur die
wichtigsten Sätze, aber nach der Natur und
nach unfern
eignen Erfahrungen an Hünereyern,
abfassen wollen. Die Gestalt der Eyer
variirt
bey einer und eben derselben Gattung von Vö-
geln, und ist bald sphärischer, bald länglichter;
eine
Verschiedenheit, die aber lediglich von der
Bildung der Geburtsglieder
bey der Mutter
abhängt, und gar keine Beziehung auf das
darinn
enthaltene Thier hat. Die äusserste
kalkichte Schale des Eyes ist in
Mutterleibe
weichlicht, durchsichtig; verhärtet aber nachher
an der
Lust; wird durchs Bebrüten gelblicht,
aber glatter, wie abgeschliffen,
ist auf der gan-
zen, Oberfläche poörs, und duftet
folglich in
der Wärme aus; daher man Eyer, die man
zum Gebrauch
lange aufbewahren will, mit
Firnis überziehen muß. Unter dieser Kalk-
schale finden sich zwey feinere Häutchen, von de-
nen das äussere dock etwas stärker als das zwey-
te ist, so zunächst das Eyweis umkleidet. Diese
Häute
liegen aber nicht überall au der Kalk-
[Seite 170] schale dicht an,
sondern entfernen sich am stum-
fen Ende des Eyes in etwas
davon, und las-
sen einen leeren Raum (Taf. II. Fig. 6.
a.) der
mit Luft gefüllt ist, die dann durch
die Wärme
wärend des Bebrütens ausgedehnt wird, und
den Dotter nach
und nach dem Hünchen zur
Nahrung in den Leib treibt. Hierauf
folgt
das doppelte Eyweis (albumen) wovon
das
äussere (T. II. F. 6. b.) mehr wäßricht, das
in-
nere (T. II. F. 6. c)
hingegen consistenter ist.
Jedes ist mit einer besondern Haut
umschlossen,
und man kan das äussere ablauffen lassen, ohne
daß das
innere dadurch in seiner Lage gestört
würde. Innerhalb des innern
Eyweisses liegt
endlich der Dotter (vitellus, T.
II. F. 6. d.) der
die Gestalt einer Pomeranze
hat, und von ölich-
ter Substanz ist. Er wird von einer
ziemlich
festen Haut umgeben, und an seinen beiden
Polen, nach den
Spitzen des Eyes zu, mittelst
zweyer knotichten Stricke (chalazae, Hagel
T. Il. F. 6. e. f.) die das Eyweis durchbohren,
und selbst zum Theil damit
gefüllt sind, frey-
schwebend erhalten. Diejenige Stelle
des Dot-
ters, an welcher seitwärts der Keim des
künfti-
gen Hünchens eingewickelt liegt, ist leichter
als
die entgegengesetzte Seite. Man mag daher
das bebrütete Ey an
einer jeden willkürlichen
Stelle von der Seite öffnen, so wird sich
doch
immer der Embryo des Hünchens auf der Ober-
stäche zeigen; und es ist eine vergebne Sorge
[Seite 171] der Hausmütter, wenn
sie den Brüthennen die
Eyer von Zeit zu Zeit umwenden, damit
alle
Seiten gleich stärk durchwärmt werden
mochten, indem auch ohne diese
Vorsicht
von selbst schon das kleine Hünchen beständig
nach dem
Bauche der brütenden Mutter zuge-
kehrt ist.
Die Entwickelung und Ausbildung des jun-
gen Thiers, die
bey den Säugethieren noch im
Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen
bey
den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst der
Wärme bewürkt
werden. Die mehresten Vö-
gel brüten ihre Eyer selbst aus.
Der Straus,
der wegen seines Körperbaues nicht wol brüten
kann,
verscharrt zwar die seinigen in den heissen
Sand, doch unterzieht er
sich, wenigstens des
Nachts allerdings auch diesem Geschaffte.
Auch
die Möven wissen sich die Beschwerde des Brü-
tens dadurch zu erleichtern, daß sie ihr Nest an
Orten anbauen, wo es
lange von der Sonne
beschienen werden kann, der sie dann von Zeit
zu
Zeit die Erwärmung ihrer Eyer überlassen. Der
Kukuk legt seine
Eyer in die Nester der Gras-
mücken und Bachstelzen, die
sich auch ganz
willig zum Ausbrüten derselben bequemen. So
hat man
auch Capaunen zum Brüten gezwun-
gen; und man weiß, daß
Menschen blos durch
die natürliche Wärme ihres Körpers Hüner aus-
[Seite 172] gebrütet haben.*) Auch blos durch künstliche Wär-
me, durch erhitzten Mist**), oder
über Lampen-
feuer in besonders dazu eingerichteten
Kesseln, und
in Brütöfen, kann man leicht Hünchen
auskriechen
lassen. Dieß geht zumal in wärmern Gegenden
so gut von
statten, daß man die Anzal der Hü-
ner, die auf diese
Weise järlich in den Aegypti-
schen Oefen***) ausgebrütet werden, auf
50,000,000 rechnet. Die
Vögel werden durchs
anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey
denen,
die sich paarweise zusammenhalten, wie
bey den Tauben, Schwalben,
Rothschwänzen
etc. nimmt auch das Männchen, und doch nur
wenig
Stunden des Tags, an diesem Geschäf-
te Antheil. Es löst
früh um neune sein Weib-
gen vom Neste ab, und brütet
sodann bis Mit-
tags um zwey, da sich dann das Weibgen
von
neuen dieser Arbeit unterziehen muß. Die
Häne unter den
Canarienvögeln, Hänflingen,
Stiglitzen etc. überlassen zwar das
Brüten blos
ihren Weibgen, versorgen sie doch aber wärend
[Seite 173] der Zeit mit Futter
und ätzen sie theils aus dem
Kropfe.
Während des Brütens gehen nun im Eye
selbst grosse Veränderungen vor,
wovon wir
die wichtigsten anzeigen müssen. Es zeigt sich
nemlich
gleich in den ersten Stunden, nachdem
das Brüten seinen Ansang genommen,
an der
Seite des Dotters ein weißer Fleck wie eine Nar-
be (cicatricula, sacculus vitellarius T. II. A. 6.
g.
F. 7. a), in
welcher Harvey, Malpighi und und an-
dre berümte Männer
fälschlich den Keim des
künftigen Hünchens zu finden gemeint
haben.
Diese Narbe ist viel früher als die Spur des
werdenden
Küchelgens sichtbar, sie zeigt sich so-
gar zuweilen bey
Windeyern (§. 81), und bleibt,
wenn auch das Hünchen selbst durch Zufall
ab-
gestorben ist, noch übrig. Sie ist nach unsrer
Ue-
berzeugung blos eine kleine Blase, die sich
vor-
läufig an die Stelle ansezt, wo sich das
junge
Hünchen entwickeln soll, und die durch ihre
Leichtigkeit den
obgedachten (§. 82) Vortheil be-
wirkt, daß das Thiergen
bey jeder tage des Ey-
es doch immer oben schweben muß.
Einen glei-
chen Nutzen leisten auch wol die weißlichten
Ringe
(Halones Taf. II. Fig. 7. b. b.) von unbestimm-
ter Größe
und Anzahl, die in den ersten Ta-
gen dieses Bläschen
umgeben, und dann ein
glänzendes Häutgen (colliquamentum, nidus pul-
[Seite 174] li Taf. II. Fig. 7. c.) was sich ganz nahe
bey
der beschrieben Narbe zeigt, und wodurch gleich-
sam ein Bette in den Dotter gedruckt wird, in
welchem sich nachher das
Küchelgen ausbilden
soll. Alle diese Theile sind nur für eine
kurze
Zeit, für die Dauer weniger Tage bestimmt,
und verschwinden
allmälich, sowie das Hünchen
und seine Häute selbst hingegen zunehmen.
Die
erste Spur des Hünchens (pullus Taf. II.
Fig. 7.
d.) wird meist zehn oder zwölf
Stundennach An-
sang der Bebrütung sichtbar: doch kanman
es
nicht vor dem Ende des zweyten Tags von der Bla-
se
(amnios Taf. II. 7. e.)
in der es eingeschlos-
sen ist, deutlich unterscheiden.
Das kleine
Thier hat anfangs die Gestalt eines Saamen-
thiergens, oder eines ganz jungen Frosches, wie er
so eben aus dem Eye
kommt, und ist in der
Mitte des andern Tages kaum zwey Linien
lang.
Nach 38 Stunden zeigt sich die erste
Spur des kleinen Herzgens, das aber
erst mit
dem Ende des zweyten Tages oder gegen die
funfzigste Stunde
Bewegung zeigt (punctum
saliens). Um die gleiche
Zeit sind auch die un-
geheuren Augen schon sehr deutlich
zu sehen.
In den ersten Tagen ist das Hünchen ganz ge-
rade gestreckt, und zwar (wenn man das Ey
mit dem stumpfen Ende nach
oben gekehrt hält)
beständig nach der rechten Hand des Zergliede-
rers gerichtet. Vom vierten Tage an krümmet
es sich
allmälich in einen Bogen. An eben
[Seite 175] diesem Tage werden
der Magen und die Gedär-
me liebst einer kleinen Blase
(membrana umbi-
licalis Taf.
II. Fig. 7. f.) sichtbar, die den Harn-
behältern (allantois) mancher
ungeborner Säu-
gethiere änelt, und die, zumal um die
Mitte der
Brütezeit, d.h. am zehnten und folgenden Ta-
gen, unzälige Adergeflechte von unbeschreibli-
cher
Schönheit zeigt. Am fünften Tage kom-
men die Lungen zum
Vorschein, und schon zu
Ende des gleichen Tages haben wir auch
das
kleine gallertige Geschöpf sich bewegen gesehen.
Bis zum achten
Tage wächst der Rumpf und
die Gliedmaßen des Vogels, in Verhältnis
sei-
nes unmäßig grossen Kopfs, nur sehr
langsam.
Nach der Zeit werden aber auch jene Theile im-
mer grösser, und mehr und mehr ausgewirkt.
Am vierzehnten Tage brechen
die Federn aus,
und zu Anfang des funfzehnten, den man mit
dem Ende
des sechsten Monaths beym menschli-
chen Fötus vegleichen
kann, find die zum Leben
nothwendigen Eingeweide völlig
ausgebildet.
Das Hünchen schnappt dann schon nach Luft,
und ist am
neunzehnten Tage im Stande einen
Laut von sich zu geben. Gewönlich zu
Ende
des ein und zwanzigsten Tages ist es endlich zum
Auskriechen
reif; es durchbricht die Schaale
am stumpfen Ende des Eyes, und verläßt
nun
seine Hülse, in welcher es die drey Wochen
über vom Dotter, und
theils auch vom Eyweis
ernärt worden. Wir haben die Termine sei-
[Seite 176] ner Entwickelung
nach dem Mittelcalcul ange-
geben; sie variiren aber nach
der verschiedenen
Wärme des Himmelsstriches und der Witte-
rung. In kalten Gegenden geht die Ausbil-
dung langsamer von Statten, und so geschah es
auch
bey unsern Versuchen in dem kalten win-
terhaften Sommer
des verflossenen Jahres.
Die Adern des Hünchens sind mit den
Adern der Haut, die den Dotter
umschließt,
unzertrennlich verbunden, und da nun der Dot-
ter mit seiner Haut und deren Blutgefässen schon
im
Eyerstock der unbefruchteten Henne vorräthig
liegt, so läßt sich daher
die Wahrscheinlichkeit
der Präexsistenz der Keime der organisirten
Kör-
per im Leibe der Mutter vor ihrer
Befruchtung
(§. 12.) sehr sinnlich erweisen.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in
Monoga-
mie leben, auch vom Vater, mit vieler
Zärtlich-
keit gefüttert, und zumal bey den
Sangvögeln
aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und
für ihren
eignen Unterhalt zu sorgen im Stan-
de sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältnis ihrer
körperlichen Grösse, und im
Vergleich mit den
[Seite 177] Säugethieren, ein
sehr hohes Alter, und man
weiß, daß Adler und Papagayen hundert Jah-
re und drüber leben können. Die Ursachen
davon sind
oben (§. 60. 70.) angezeigt.
Die Vögel sind für die ganze Haushaltung
der Natur ungemein wichtige
Geschöpfe, ob-
gleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit
fürs
Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist,
als der
Säugethiere ihre. Sie vertilgen un-
zälige Insecten, und
die gänzliche Ausrot-
tung mancher vermeintlich
schädlichen Vögel, der
Sperlinge, Krähen etc. in manchen
Gegenden,
hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des
Ungeziefers,
und ähnliche nachteilige Folgen
nach sich gezogen. Andre verzehren
größere
Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Ei-
dexen etc. oder Aeser, und beugen dadurch so-
wol dem
Miswachs als der Infection der Luft
vor; ein wichtiger Nutze, den die
Eulen, Wei-
hen u.a. Raubvögel bey uns; der
Aasgeyer
aber, nebst dem Storch und Ibis, ganz vorzüg-
lich und sehr sichtbarlich in Aegypten nach der
Ueberschwemmung des
Nils, leisten. Eben so
haben unzälige Vögel die grosse
Bestimmung,
so mancherley Unkraut auszurotten, und sei-
nen Wucher zu verhindern. Von der andern
Seite wird aber auch die
Vermehrung und
Fortpflanzung der Thiere, sowol als der
[Seite 178] Gewächse, durch
Vögel befördert. So weiß
man z.B. daß die wilden Gänse in
Sibirien
bey ihren Zügen fruchtbare Fischeyer in entfern-
te Teiche über getragen, und sie dadurch in der
Folge
fischreich gemacht haben. Der Nußbeis-
ser vergräbt
Haselnüsse, die mit der Zeit keimen
und aufwachsen, und sehr viele Vögel
verschlu-
cken Saamenkörner, die sie nachher mit
ihrem
Unrath noch ganz wieder von sich geben, und
dadurch den Anflug
der Pflanzen an Orten, wo
sie sonst schwerlich hervorgekommen seyn
wür-
den, bewirken. Die Falken und
verschiedne
Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer
Thiere
abrichten; der Honigkukuk wird dadurch, daß
er die wilden
Bienennester verräth, nutzbar.
Sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett,
und
die Tunkinsnester, dienen zur Speise. Die Fe-
dern
zum Füllen der Betten, zum schreiben,
zum verkielen musikalischer
Instrumente, zu
Muffen, und vorzüglich zu mancherley ge-
schmackvollem Kopfputz, deßen Gebrauch so-
wol durch sein hohes Alterthum, als durch
das
Beyspiel der Feuerländer und andrer übrigens
ganz schmuckloser
Völker, gerechtfertigt wird.
Viele Vögel amüsiren auch schon durch
ihren
Gesang oder durch die Schönheit ihrer Farben.
Der Mist der
Tauben und andrer Vögel giebt
vorzüglich guten Dünger. Für die Arzney
ist
hingegen kein beträchtlicher Nutze aus dieser
Classe von Thieren
zu ziehen.
Der Schade, den die Vögel anstiften, re-
ducirt sich fast
gänzlich auf die Vertilgung
nutzbarer Thiere und Gewächse.
Der
Cuntur, der Lämmergeyer u.a. Raubvögel töd-
ten
Gemsen, Rehe, Ziegen, Schafe etc. Der
Fischadler und so viele
Wasservögel sind den Fi-
schen und ihrem Laich; so wie die
Falken, Ha-
bichte, Sperber, Neuntödter, Aelstern etc.
dem
Hausgeflügel gefährlich. Die Sperlinge und
andre kleine
Sangvögel schaden der Saat, den
Weintrauben, den Obstbäumen u.s.w.
Und
endlich werden denn auch nicht blos brauchbare
Gewächse, sondern
auch eben sowol wucherndes
Unkraut, durch die Vögel, besonders bey
Ge-
legenheit ihrer großen Züge von einer Gegend
in
die andre, verpflanzt. Giftige Thiere fin-
den sich
aber in dieser Classe von Thieren eben so
wenig als in der vorigen.
Die Classification der Vögel ist weniger
Schwierigkeiten unterworfen, als
der Säugethie-
re ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen
genom-
men, nicht so mannichfaltig, sondern
einfacher:
und gewisse Theile ihres Körpers, wie der
Schnabel und
die Füße, bestimmen schon an sich
soviel vom Habitus des ganzen Thieres,
daß
man, dem natürlichen System unbeschadet,
schon von ihnen
Charaktere der Ordnungen und
[Seite 180] Geschlechter
entlehnen kan. Die mehresten Orni-
thologen haben daher
auch ihre Classification auf
die Verschiedenheit des einen oder des
andern
von den genannten Theilen gegründet: Klein
z.B. auf die
Bildung der Zehen, Möhring
auf die Bedeckung der Füße, Brißon auf
bei-
des in Verbindung mit der Beschaffenheit
des
Schnabels u.s.w. Linné nimmt in dem
Plane seines Systems der
Vögel auch auf die
Bildung mehrerer Theile zugleich, und so ziem-
lich auf den ganzen Habitus, Rücksicht: nur
scheint
er sich in der Ausführung zuweilen
vergessen zu haben: wenigstens
begreift man
nicht, wie Papagey, Colibri und Krähe bey
ihm eine
Ordnung verbunden, hingegen der
Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von
ein-
ander gerissen, und mehr Verbindungen
oder
Trennungen dieser Art zugelassen werden durften.
Wir haben uns also auch hier, wie bey den
Säugethieren, ein eigenes
System zu schaffen
gedrungen gesehen, in welches zwar einige Lin-
neische Ordnungen unverändert aufgenommen
sind, was
wir aber im ganzen doch der Natur
angemessener, mithin auch fürs
Gedächtnis
faßlicher zu machen gesucht haben. Der Ord-
nungen selbst sind neun:
I. Accipitres. Die Raubvögel
mit krummen
starken Schnäbeln, die seitwärts an der
obern Kinnlade
noch mit einem starken
Ausbug versehen sind; kurzen starken Füs-
sen, und grossen, gebogenen, scharfen
Klauen. Geyer,
Adler, Falken, Eulen,
Neuntödter etc.
II. Levirostres. Vögel der
heissesten Erdstriche,
mit kurzen Füssen, und ungeheuren
grossen,
aber holen und daher sehr leichten, Schnä-
beln. Papagayen, Pfeffervögel, Nas-
hornvögel.
III. Pici. Vögel mit kurzen
Füssen, mittel-
mäßig langen aber dünnen
Schnäbeln,
und mehrentheils fadenförmiger Zunge.
Wendehals, Spechte,
Baumkletten, Co-
libritgen etc.
IV. Anseres. Schwimmvögel mit
Ruder-
füssen, einem stumpfen, mit Haut über-
zognen, am Rande meist gezänelten Schna-
bel, der sich an der Spitze des Oberkie-
fers mit einem
Häckgen endigt.
V. Struthiones. Die grossen zum
Flug unge-
schickten Vögel. Der Straus, Casuar
und
Dudu.
VI. Grallae. Sumpfvögel, mit
langen Füs-
sen, langem walzenförmigem Schnabel,
[Seite 182] und meist langem
Hals. Der Trappe, der
viel Verwandschaft mit der vorigen Ord-
nung zeigt, Reiher, Störche, Schnepfen,
Wasserhüner
etc.
VII. Gallinae. Vögel mit kurzen
Füßen, oben
etwas erhabnem Schnabel, der an der
Wurzel mit einer
fleischichten Haut be-
wachsen ist. Pfau, Truthahn,
Haus-
hahn, Auerhahn, Wachtel etc. Auch
den
Tauben haben wir in dieser Ordnung
ihren Platz angewiesen, da sie bey
weitem
mehr mit den Hünern als mit den Sang-
vögeln,
denen sie Linné zugesellte, ver-
wandt sind.
VIII. Coraces. Vögel mit kurzen
Füßen, mittel-
mäßig langem, und ziemlich starkem
oben
erhabnem Schnabel. Raben, Krähen etc.
Die Golddrossel macht
von diesen den
schicklichsten Uebergang zur lezten Ord-
nung:
IX. Passeres. Die Sangvögel
nebst den Schwal-
ben etc. Sie haben kurze Füße, und
ei-
nen kegelförmigen zugespitzten Schnabel,
von
verschiedner Länge und Dicke.
Vögel mit kurzen starken Füßen, grossen
scharfen Krallen und starkem
gekrümmtem Schna-
bel, der oben auf der Seite in zwey
stumpfe
schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wur-
zel mehrentheils mit einer fleischichten Haut (ce-
ra) bedeckt ist. Sie
nähren sich theils von Aas,
theils vom Raube lebendiger Thiere, und
äneln
in ihrer ganzen Oekonomie den feris
der vorigen
Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an
erhabnen
Orten, können theils zur Jagd abge-
richtet werden,
haben aber ein wilderndes un-
schmackhaftes Fleisch.
Gegen die Regel sind
die Weibchen in dieser Ordnung doch größer
und
schöner von Farbe, als ihre Männchen.
1. vultur. Geyer. Rostrum rectum, api-
ce aduncum.
plerisque caput impenne. Lin-
gua bifida.
1. Gryphus. Der Cuntur, Greifgeyer. V.
caruncula verticali longitudine capitis.
Der Cuntur ist der allergröste fliegende Vo-
gel, dessen Geschichte aber noch nicht
sattsam
ins Licht gesezt worden ist, und der wahrschein-
lich zur Fabel vom Vogel Greif Anlaß gege-
ben hat. Mit ausgespannten Flügeln hält
er
achtzehn Fuß in die Breite, und seine Schwung-
federn sind am Kiel von der Dicke eines starken
Daumen. Er nistet
auf Felsen, und an Ufern,
[Seite 184] lebt meist vom
Raube der Säugthiere, und geht
nur im Nothfall auch Fische an. Ein
Cuntur soll
ein ganzes Kalb, und ihrer zwey eine Kuh, auf
eine
Malzeit verzehren können. Das eigentliche
Vaterland dieses
ungeheuren Thiers ist wol das
südliche Amerika, besonders Chili und
Peru, und
es widerlegt nebst den Patagonen die gemeine
Sage, daß
die Thiere der neuen Welt durchge-
hends kleiner
wären, als die in der alten. In-
zwischen scheint der
Cuntur, nach den Erzälungen
der Reisenden zu schliessen, doch auch
in Afrika
und in Ostindien zu leben. Und selbst in Europa
sind
hin und wieder Vögel geschossen worden,
die, wenn sie keine
Lämmergeyer waren (womit
man den Cuntur oft vermengt hat),
wahrschein-
lich Cunture gewesen sind. So hat man
1551 ei-
nen zwischen Torgau und Meisen gefangen,
der
sein Nest auf drey Eichen gehabt; und ähnliche,
aber nur
nicht genau genug bestimmte Vögel sind
1666 zu Harvic bey London,
1719 in Frankreich
und anderwärts geschossen worden.
2. † Barbatus. Der Lämmergeyer, Bartgey-
er. Goldgeyer. V. albidus, dorso fusco,
rostro
incarnato barbato, cera coerulea, ca-
pite linea
nigra cincto.
(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. XII.
Lavaters
physiognom. Fragm. 2 Th. Taf. 55.
Der Lämmergeyer ist der gröste Europäische
Vogel,
der dem Cuntur in vielen Stücken, beson-
ders auch in
seiner Lebensart änelt, sich doch aber
durch seinen starkhaarichten
Bart, und durch den
befederten Kopf, der bey andern Geyern kahl
ist,
auszeichnet. Er ist vorzüglich in Tyroler-
und
Schweizer-Alpen, besonders häufig in den
leztern, zu Hause,
aber sehr schwer lebendig
zu fangen. Er lebt nur im Nothfall von
Aas-
[Seite 185] sonst vom Raube
der Gemsen, Ziegen, wilden
Katzen etc. und ist auch für die
Menschen selbst ge-
färlich. Man weiß, daß die
Lämmergeyer zu-
weilen kleine Kinder fortgetragen
haben, und Tho-
mas Plater flog einmal schon wirklich
in den Klau-
en eines solchen Thiers von der Erde auf,
das ihn
aber aufs Geschrey der Bauren wieder fallen lies:
daher
auch die Hirten ihre Kinder auf der Weide
an Bäume binden, um sie
für diesen Entfürun-
gen zu sichern. Man hat sogar
Beyspiele, daß
der Lämmergeyer erwachsene Personen
angefallen
hat, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner
haben
erwehren können*).
3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V.
remigibus
nigris margine exteriore, praeter
extimas,
canis.
Bellon hist. des oiseaux, p. III.
Dieser Vogel ist im südlichen Europa, in Pa-
lästina, Arabien und in Aegypten zu Hause.
Er
lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden
ein äuserst
wichtiges und nutzbares Geschöpf. So
verzehrt er im gelobten Lande
unzäliche Feldmäu-
se, und in Aegypten die vielen
Amphibien und
Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils
das
Land decken, und leicht die Luft inficiren
könnten. Die alten
Aegypter haben diesen Vogel,
so wie einige andre ihnen vorzüglich
nuzbare
Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebens-
strafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilder-
schrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen**)
u.s.w. vorgestellt. Er ist oft, aber ganz
fälsch-
lich, für den Ibis der Alten gehalten
worden.
2. falco. Rostrum aduncum, basi cera in-
structum. caput
pennis tectum. lingua bifida.
Die Thiere dieses Geschlechts leben blos vom
Raube
frischer oder kürzlich getödteter Thiere, und
fressen blos im
Hunger, den sie doch lange erdul-
den können,
faulendes Aas. Sie fliegen überaus
hoch, und können sich geraume
Zeit auf einer
Stelle in der Luft schwebend erhalten; ihr
Gesicht
ist unbegreiflich scharf, und auf ihre Beute schief-
sen sie mit der Geschwindigkeit eines
abgedruckten
Pfeils herab. Die Begattungszeit ausgenom-
men, leben sie zerstreut, einsam, und jedes
geht
seinen Geschäften allein für sich nach.
1. † Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(le grand Aigle, Buff.) F. cera lutea, pedi-
busque lauatis luteo-ferrugineis,
corpore
fusco ferrugineo vario, cauda nigra,
basi
cinereo-undulata. *
Der Steinadler ist im gebirgichten Europa zu
Hause,
hat eine schöne Taille und grosse Stärke;
er lebt vom Raube kleiner
Säugthiere und Vögel,
fällt aber auch wohl grosse Hirsche an, und
ver-
steht ihrer Herr zu werden. Er hat eine
starke
fürchterliche Stimme, und nistet auf hohen Fel-
senspitzen. Seine Jungen versorgt er mit dem be-
sten Wildpret von Hasen, jungen Rehen etc.
und
man pflegt daher im südlichen Frankreich und in
andern
Gegenden die Adler Neste für die Küche
zu benutzen, indem man in
Abwesenheit des al-
ten Adlers sein Nest besteigt, den
Jungen ihr
Wildpret wieder abnimmt, und sie so gar, wenn
sie
bald erwachsen sind anbindet, damit sie noch
über die gesetzte Zeit
von der Mutter mit Spei-
se versorgt werden mögen. Der
Steinadler
muß ein ausnehmend hohes Alter erreichen,
[Seite 187] da man sogar
welche in Menagerien über hundert
Jahre lebendig erhalten hat.
2. Ossifragus. der Fischadler, der Bein-
brecher. (Orfraie Buff.) F. cera lutea pe-
dibusque
semilanatis, corpore ferrugineo,
rectricibus latere interiore
albis.
C. Gesner icones avium p. 129.
Der Fischadler findet sich im nördlichen Euro-
pa, und lebt blos von Fischen, so daß er
lieber
eine Woche lang hungert, ehe er sich an anderm
Fleisch
vergreifen sollte. Er ist ein ziemlich sanft-
müthiges
Thier, hat eine dicke fast menschenän-
liche Zunge,
und scharfe schneidende Krallen;
aber nicht, wie viele Naturforscher
vorgegeben
haben, auf der linken Seite einen Schwimmfuß,
sondern
an beyden Füssen freye Zehen wie andere
Thiere seines
Geschlechts.
3. † Milvus. die Weyhe, der Gabelgeyer,
Milan,
Scheerschwänzel. F. cera flava,
cauda forficata,
corpore ferrugineo, capite
albidiore. *
Die Weihe lebt fast in der ganzen alten Welt,
thut
zwar dem Hausgeflügel Schaden, wird aber
von der andern Seite
dadurch nutzbar, daß sie
eine Menge Aas und Amphibien verzehrt;
daher
sie auch in manchen Gegenden, wie der Aasgeyer
in Aegypten
gehegt wird, und zu schiessen verbo-
then ist. Sie
zieht im Herbst, zuweilen in ganz
unermeßlichen Schaaren, nach
Africa, und man
sieht ihre Rückkunft im Frühjahr für ein
sichres
Zeichen des geendeten Winters an. Sie hat eine
dumpfe
Stimme, die sie zumal bey annahendem
Regenwetter von sich giebt, so
wie sie hingegen
[Seite 188] bey heiterm
Sonnenschein still, aber hoch, in der
Luft fliegt.
4. † Gentilis. der Edelfalk. F. cera
pedibusque
flavis, corpore cinereo maculis fuscis, cau-
da fasciis quatuor nigricantibus. *
Vorzüglich wird diese Gattung, doch auch an-
dere verwandte Thiere dieses Geschlechts,
zum
Fang kleiner Säugethiere und Vögel, zur Reiher-
beize etc. abgerichtet. In Orient hat man diese
Jagd besonders
auf die Gazellen, schon in den äl-
testen Zeiten
getrieben, in Europa ist sie aber erst
seit Ende des zwölften
Jahrhunderts gebräuch-
lich, da sie Kaiser Heinrich
der sechste in Italien
einfürte.*)
5. † Haliëtus. der Entenstösser, Moosweyh.
(Balbuzard Buff.) F. cera pedibusque cae-
ruleis, corpore supra fusco, subtus
albo,
capite albido.
Der Entenstösser ist oft mit dem Fischadler ver-
mengt worden, dem er in der Lebensart änelt,
aber
in der Bildung gänzlich von ihm verschieden
ist. Linné hat auch
diesem Thier ganz unrecht
einen Schwimmfuß an der linken Seite
zuge-
schrieben.
6. † Nisus. der Sperber. F. cera
viridi, pe-
dibus flavis, abdomine albo griseo
undulato,
cauda fasciis nigricantibus. *
Ein schädlich Thier fürs Hausgeflügel, beson-
ders für die Tauben; was sich aber leicht
zum
Vogelfang abrichten läßt, und zumal im Orient
[Seite 189] so wie der Falke
zur Jagd gebraucht wird. Was
Linné u.a. von den Thieren dieses
Geschlechts
überhaupt gesagt haben, daß sie vom Brode
stürben,
ist irrig. Wir haben mehrere Sperber
geraume Zeit lebendig erhalten,
die ganz willig
Brod unter anderm Futter frassen, und sich
wohl
dabey befanden.
3. strix. Eule. Rostrum breve, aduncum,
nudum absque cera. nares
barbatae. caput
grande. lingua bifida. pedes digito
versatili.
Lichtscheue Vögel, die ihren Geschäften nur
zur
Nachtzeit nachgehen, und die, wenn sie sich
am Tage blicken lassen,
von vielen kleinen Vö-
geln, besonders aber von den
Krähen mit lautem
Geschrey insultirt und berupft werden:
daher
man auch lebendige oder ausgestopfte Eulen
auf
Vogelheerden zum Anlocken braucht. Sie haben
grosse,
scharfsehende, im Finstern leuchtende
Augen, mit einem sehr
empfindlichen, schönfar-
bichten Sterne; und ein
überaus feines Gehör,
mit einer besondern Klappe in der Oeffnung
des
äussern Ohrs. Sie nähren sich von Aas und von
lebendigen
kleinen Thieren, von Haasen, Mäu-
sen, Fledermäusen,
Vögeln, Eidexen, Heuschre-
ken u.s.w. Den Winter
bringen sie ganz trau-
rig und einsam mit Hungern und
Schlafen in
Scheuren und altem Gemäuer zu, und fressen in
der
Noth wohl einander selbst auf. In der Le-
bensart,
auch im runden Kopf etc. äneln sie der
Katze.
1. † Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohr-
eule. S. auribus pennatis, iridibus
croceis,
corpore ruffo. *
Das größte Thier seines Geschlechts, von un-
gemeiner Stärke, so daß selbst Adler ihm unter-
liegen müssen.
2. † Ulula. der Steinkauz, die Steineule.
S. capite laevi, iridibus croceis, corpore fer-
rugineo, remige tertio longiore. *
Die Steinkauze leben in verfallenem Gemäuer,
alten
Schlössern etc. Verschiedene, die wir leben-
dig
gehabt haben, wurden doch bald, und leichter
als andere Eulen, zahm
und der Menschen ge-
wohnt.
4. lanivs. Rostrum rectiusculum, dente
utrinque versus apicem, basi nudum.
lingua
lacera.
1. † Excubitor. der Würger, Bergälster.
L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso
cano,
alis nigris macula alba. *
Der Würger ist ein gefräßiges Thier, was
viele
andre Vögel tödtet, ihre Stimme nachzuah-
men, und sie dadurch zu sich zu locken weis. Wenn
er mächtigere
Raubvögel gewahr wird, so giebt
er einen besondern Laut von sich,
den auch andre
Vögel verstehn, und sich durch die Flucht zu ret-
ten suchen. Er kan wie der Sperber zur
Jagd
abgerichtet werden.
2. † Collurio. der Neuntödter. L. cauda
sub-
cuneiformi, dorso griseo, rectricibus
qua-
tuor intermediis unicoloribus, rostro
plum-
beo. *
Hat in der Bildung sehr viel Aehnlichkeit mit
der
vorigen Gattung, lebt ebenfalls von kleinen
Vögeln, und laurt sogar
Kramtsvögeln auf, die
er mit List überfällt, und ihnen den Kopf einbeißt.
[Seite 191] Er frißt auch
Insekten, zumal Käfer, Schmeiß-
fliegen etc. und
spießt sie in Menge zum Vorrath
an Schwarzdorn und andres dornichtes
Gebüsche.
Die Vögel dieser Ordnung sind blos den
wärmsten Erdstrichen eigen,
und werden durch
die ungeheuer grossen, aber in Verhältnis aus-
nehmend leichten Schnäbel, kentlich, die, wie
wir
oben gesagt haben (§. 64.), nicht zur Ver-
stärkung
des Geruchs, sondern als Lustbehälter
dienen.
5. psittacvs. Sittig, Papagey.
man-
dibula superior adunca,
inanis, cera instru-
cta. Lingua carnosa, integra.
Pedes scan-
sorii.
Die Papagayen haben einerley Vaterland, und
auch in
ihrem Betragen viel Aenlichkeit mit den
Affen. Ihr Hakenförmiger
Oberschnabel ist be-
weglich,*) und
nutzt ihnen sowol zum Klettern
als zum Abschälen der Cocosnüsse. Die
Männ-
chen lernen Worte nachsprechen, und sind
auch
an Schönheit der Farbe ihren Weibchen weit
überlegen.
Alexander der grosse hat zuerst Papa-
gayen nach
Europa gebracht; wo sie nun seit Aloy-
sius von
Cadamosta**) Schiffarten gemeiner
worden sind.
1. Cristatus. der Cacadu. P. albus,
cauda
brevi, crista plicatili flava. *
Seba, Mus. T. I. t. LTX. f. 1.
Ist in Ostindien zu Hause, und hat wie
der
Wiedehopf einen Federbusch auf dem Kopfe, den
er in der Ruhe
zurück schlägt, aber im Zorne
aufrichtet.
2. Passerinus. P. viridis, cauda
brevi, macu-
cula alarum, alisque subtus
caeruleis. *
Ein kleines niedliches Thier, was in America
lebt,
und nur die Grösse eines Sperlings hat.
6. ramphastos. Pfefferfraß. Rostrum
maximum, inane, extrorsum serratum,
api-
ce incurvatum. Pedes scansorii
plerisque.
Der unproportionirlich grosse Schnabel giebt
diesen
Thieren, die sich blos im südlichen Ame-
rica finden,
ein sonderbares Ansehen. Ihre Zun-
ge ist eine halbe
Spanne lang, hornicht, dünne,
an der Wurzel kaum eine Linie breit,
und an
den Seiten nach vorne zu gezasert.
1. Tucanus. R. nigricans, fascia
abdominali
flava. *
Olearii Gottorp. Kunstkammer, T. XIII.
F. 7.
Der Tucan hat einen grünlichen Schnabel, der
an der
Wurzel mit einem schwarzen Streif einge-
faßt ist, und
thut zumal den Pisangfrüchten gro-
ßen Schaden.
7. buceros. Der Nashornvogel.
(hy-
drocorax.) Rostrum maximum, inane,
ad
basin versus frontem recurvatum,
pedes
gressorii.
1. Rhinoceros. B. processu rostri
frontali re-
curvato.
Stalp. v. d. Wiel obs. med. anatom.
Cent.
I. t. IX. f. 1.
Ist wie die übrigen Nashornvögel in Ostindien
zu
Hause, lebt von Aas, und hat einen widrigen
Geruch fast wie der
Wiedehopf.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füsse, einen geraden eckichten
Schnabel von
mittelmäßiger Länge, und nären sich mehren-
theils von Insecten und Würmern.
8. picvs. Specht. Rostrum polyedrum,
apice cuneato, lingua teres
lumbriciformis,
longissima, mucronata, apice retrorsum acu-
leata; pedes scansorii.
Der Wendehals und noch mehrere Vögel die-
ser Ordnung haben den sonderbaren Bau der Zun-
ge mit den Spechten gemein. Das Zungenbein
endigt
sich nemlich in zwey lange federförmige
Knorpel, die von unten nach
oben und von hin-
ten nach vorn über den ganzen
Hirnschädel un-
ter der Haut weglaufen, und sich an
der Stirne
beynahe an der Schnabelwurzel festsetzen. (Taf.
[Seite 194] II. Fig. 8.)
Diese Knorpel sind also gleichsam
elastische Federn, mittelst
welcher diese Vögel ihre
Fadenförmige Zunge fast wie die
Ameisenbären oder
wie der Chamäleon hervorschiessen, und
Insecten
damit fangen können. Die Pedes
scansorii nuz-
zen ihnen zum Klettern, der
Schwanz zum Wi-
derstämmen und zur Unterstützung, der
scharf zu-
laufende keilförmige Schnabel aber zum
Aufhacken
der Baumrinde, um die Insecten etc.
darunter
hervorsuchen zu können.
1. † Martius. der Schwarzspecht. P.
niger,
vertice coccineo. *
Findet sich nebst den folgenden Gattungen
im
gemäßigten Europa.
2. † Viridis. der Grünspecht. P.
viridis, ver-
tice coccineo. *
Ist zumal häufig in der Schweiz, und thut
den
Bienen Schaden.
3. † Major. der grosse Buntspecht. P.
albo
nigroque varius, occipite rubro. *
Hat einen kürzern Schnabel als andere Spechte.
4. † Minor. der kleine Buntspecht. P.
albo
nigroque varius, vertice rubro. *
9. lynx. Rostrum teretiusculum, acuminatum,
lingua lumbriciformis,
longissima mucrona-
ta; pedes scansorii.
1. † Torquilla. der Drehhals, Wendehals.
F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.
*
Der Wendehals hat seinen Nahmen von der
ungemeinen
Gelenksamkeit seines Halses, und ist
in ganz Europa zu Hause, lebt
meist in holen
[Seite 195] Bäumen, und soll
durch einen besondern war-
nenden Laut die Annäherung
der Raubvögel ver-
rathen.
10. sitta. Rostrum subulatum, teretiuscu-
lum, apice
compresso, mandibula superio-
re paullo longiore;
pedes ambulatorii.
1. † Europaea. Blauspecht S.
rectricibus ni-
gris: lateralibus quatuor infra
apicem albis. *
Findet sich in Europa und Nordamerica, und
hat
sowol in der Bildung als in der Lebensart
sehr viel Aehnlichkeit mit
den eigentlichen Spechten.
11. alcedo. Rostrum trigonum, crassum,
rectum, longum;
digitus versatilis.
1. † Ispida. der Eisvogel. (Alcyon) A. su-
pra cyanea,
fascia temporali flava, cauda
brevi. *
Einer der schönsten deutschen Vögel,
dessen
Geschichte ehedem mit vielerley Fabeln vermengt
wurde.
Die Eisvögel halten sich sowol an der See,
als auch bey Teichen und
Flüssen auf; und zwar
sind die, welche an der See leben, schlanker
und
kleiner, als die so an süssen Gewässern nisten.
Sie nähren
sich von Fischen, und speyen nach der
Malzeit die Gräten in einem
Ballen, wie die
Eulen die Mäuseknochen etc. wieder von sich.
12. merops. Rostrum curvatum compres-
sum,
carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf. M. dorso
fer-
rugineo, abdomine caudaque viridi
coerule-
scente, gula lutea, fascia temporali
nigra.
Ein überaus schönes Thier, was im südlichen
Europa
zu Hause ist, und sich nur selten nach
Deutschland verirrt. Es lebt
von Heuschrecken
und andern Insecten, besonders aber von Bie-
nen, die es in grosser Menge wegfängt.
13. upupa. Rostrum arcuatum, convexum,
subcompressum, obtusiusculum; pedes
am-
bulatorii.
1. † Epops. der Wiedehopf. U. crista
varie-
gata. *
Der Wiedehopf lebt in Europa und Ostindien,
und
närt sich von Mistkäfern, Todtengräbern
und andern Insecten, die er
aus dem Koth der
Menschen und Thiere aufliest: ein
schmuziges
Geschäfte, was dem sonst schönen Vogel
einen
ekelhaften widrigen Geruch zuzieht. Im Affect
richtet er
den Federbusch auf dem Kopfe, wie der
Cacadu, in die Höhe.
14. certhia. Rostrum arcuatum, tenue,
subtrigonum, acutum.
pedes ambulatorii.
1. † Familiaris. Die Baumklette, der Grü-
per, Grauspecht, Baumkleber. C. grisea,
subtus
alba, remigibus fuscis; rectricibus
decem. *
Den gekrümmten dünnen Schnabel abgerech-
net, änelt die Baumklette andern Spechten in
der
Bildung, besonders aber in der Lebensart
vollkommen. Klettert eben
so an den Baumstäm-
men rum, um Insekten und Puppen zu
suchen etc.
2. † Muraria. Der Mauerspecht. C.
cinerea,
macula alarum fulva. *
Der Mauerspecht ist im wärmern Europa zu
Hause,
zeichnet sich aber durch seine Lebensart von
den bisher angezeigten
Thieren aus. Er lebt
nicht in Wäldern, sondern mehr wie die
Eulen,
in alten Gemäuern, auf Thürmen, Hochgerich-
ten etc. und weis sich die Arbeit beym Nestbau da-
durch zu erleichtern, daß er einen Schedel von
Menschen oder
Thieren aufsucht, und sich blos
ein weiches Lager da hinein
bettet.
15. trochilvs. Colibri.
Honigsauger.
Rostrum subulato-filiforme
longum. Man-
dibula inferiore tubulata, superiore
vaginan-
te inferiorem. Lingua filis duobus
coalitis tu-
bulosa. pedes ambulatorii.
Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schön-
heit, die weder Pinsel noch Beschreibung auszu-
drücken vermag. Das grün und roth und blau
ihrer
Federn änelt dem gefärbten Golde, und
thut zumal im Sonnenschein
eine unbeschreibliche
Wirkung. Diese Thiergen sind so zart, daß
sie
sehr leicht den grossen Buschspinnen zum Raube
werden, und
nicht anders als durch Besprüzen
mit Wasser gefangen werden können,
da sie selbst
mit dem feinsten Schrot oder Sand in
Stücke
geschoßen werden würden. Sie nähren sich vom
Honigsaft
der Blumen, den sie im Schweben und
Flattern mit ihrem dünnen
rörenförmigen Schna-
bel auszusaugen wissen. Die
Bildung des Schna-
bels differirt bey den verschiednen
Gattungen. Er
ist entweder gerade, oder aufwärts, oder nie-
derwärts gebogen. Das ganze Geschlecht ist
wol
blos dem wärmern Amerika eigen.
1. Minimus. T. rectirostris, corpore
viridi ni-
tente, subtus albido; rectricibus
lateralibus
margine exteriore albis. *
Der allerkleinste bekannte Vogel, der nur ohn-
gefähr dreysig Gran wieget. Sein Nest ist
von
Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß;
und seine Eyer
etwa die von einer Zuckererbse.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmfüße kenntlich, und
äneln sowol
hierin, als auch in ihrer Lebensart, den palmatis
der vorigen Classe. Ihr
Oberschnabel endigt
sich meist in ein kurzes Häkgen, und ist wie,
der
untere mit einer zähen Haut überzogen. Sie
haben eine
fleischigte Zunge, einen rauhen sta-
chelichten Gaum,
und die mehrsten von ihnen
vorn au der Luftröre eine besondre
knorplichte
oder knöcherne Capsel*), die vermuthlich zu
glei-
chen Zwecken als die andern allgemeinen
Luftbe-
hälter, deren wir schon mehrmals gedacht
ha-
ben, dienet. Die Schwimmvögel halten
sich,
ihrer Bestimmung und dem Bau ihres Körpers
gemäs, an den
Ufern des Meers, der Seen, der
Flüsse, auf Inseln, auf Klippen, im
Schilf etc.
auf, und leben mehrentheils in Polygamie.
Sie
legen meistens zahlreiche Eyer, wodurch ih-
[Seite 199] re
mannichfaltige Nutzbarkeit, die sich besonders
auf ihr Fleisch,
Fett, Federn etc. erstreckt, ver-
größert wird.
16. anas. Rostrum lamelloso-dentatum, con-
vexum, obtusum.
Lingua ciliata, obtusa.
1. † Cygnus. Der Schwan, Elbsch. A.
ro-
stro semicylindrico atro, cera flava,
corpore
albo. *
Der Schwan ist in der ganzen nördlichen Erde
zu
Hause, und närt sich von Fröschen, Wasser-
pflanzen
etc. Man unterscheidet zwey Spielarten
unter den Schwänen, die
wilden und die zah-
men, die wesentlich und selbst im
anatomischen
Bau der Luftröhre von einander abweichen.
Die
zahmen Schwäne werden zumal in Sibirien häu-
fig, und völlig wie andres Hausgeflügel gehal-
ten,
und mit Wasserpflanzen gemästet.
2. † Anser. Die Gans. A. rostro
semicylin-
drico, corpore supra cinereo,
subtus palli-
diore, collo striato. *
Dieser sehr bekannte Vogel hat in der Bildung
sehr
viel vom Schwane, nur einen ungleich kür-
zern Hals,
etwas größern Kopf etc. Er lebt in
der nördlichen Erde wild, wird
aber auch, ob-
schon mit weniger Profit als andres
Meyergeflü-
gel, häuslich erzogen. Am nutzbarsten
wird er
durch seine Federn, die man ihm jährlich zwey-
bis dreymal ohne Nachtheil abrupfen kan.
3. Bernicla. Die Baumgans, Scottische
Gans (Morillon). A. fusca, capite
collo
pectoreque nigris, collari albo.
Ebenfalls ein der nordischen Erde eignes
Thier,
dessen Geschichte man ehedem mit der Entenmu-
[Seite 200] schel (Lepas anatifera) ihrer verwebt, und
daher
abgeschmackte abentheuerliche Erzälungen von ihm
erdichtet
hat.
4. Mollissima. der Eidervogel. A.
rostro cy-
lindrico, cera postice bifida,
rugosa.
Ein überaus nutzbarer Vogel, der sich in
der
nördlichen Erde, zumal häufig auf Island und
in Grönland
findet. Sein Fleisch und seine Eyer
sind sehr schmackhaft; was ihn
aber noch wichti-
ger macht, ist sein Fell, womit man
Kleider füt-
tert, und die Pflaumenfedern, die unter
dem Na-
men der Eiderdunen bekant sind. Die besten
Dunen
sind die, die sich der Vogel selbst ausrupft, um
sein Nest
innewendig damit zu bekleiden. Sie
verbinden eine starke Wärme mit
einer so unge-
meinen Leichtigkeit, daß man zu
Ausstopfung
eines ganzen Bettes kaum über fünf Pfund von
ihnen
braucht.
5. + Boschas. die Ente. A. rectricibus
inter-
mediis (maris) recurvatis, rostro
recto. *
Die Ente hat in ihrer Bildung, Vaterland,
und
Lebensart vieles mit der Gans gemein; sie
wird auch eben so als
Hausgeflügel, und zwar
sehr vortheilhaft erzogen, weil sie fast gar
nichts
zu erhalten kostet, und sich blos von
Amphibien,
Insecten, Meerlinsen etc. närt.
17. mergus. Taucher,
Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum,
subulato-cylindri-
cum, apice adunco.
1. † Merganser. der Kneifer. M. crista
lon-
gitudinali-erectiuscula, pectore albido
im-
maculato, rectricibus cinereis, scapo
nigri-
cante.
Ist im nördlichen Europa zu Hause, und wie
andere
Gattungen dieses Geschlechts ein schädli-
ches Thier
für Fischteiche, zumal zur Leichzeit.
18. alca. Rostrum edentulum, breve, com-
pressum, convexum,
transverse sulcatum:
nandibula inferior ante basin
gibbosa.
1. Impennis. die Fettgans, der Penguin. A.
rostro compresso-ancipiti sulcato,
macula
ovata utrinque ante oculos.
Man belegt mehrere aves
impennes aus dieser
Ordnung mit dem Namen Penguin*). Dieser
ist an den
Küsten von Norwegen, Nordamerika etc.
zu Hause, und findet sich
zumal auf unbewohn-
ten Inseln, zuweilen in
unglaublicher Menge. Er
legt wie andre Thiere dieses Geschlechts,
jedes-
mal nur ein einziges, aber verhältnißmäßig
gro-
ßes Ey.
19. procellaria. Rostrum edentulum,
subcompressum : mandibulis
aequalibus; su-
periore apice adunco; inferiore
apice com-
presso-canaliculato. Pedes ungue
postico
fessili absque digito.
1. Pelagica. Der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. P. nigra, uropygio
albo.
Linn. Faun. Suec. T. II. f. 143.
Der Ungewittervogel hält sich meist in
offner
freyer See auf Klippen auf, und die Schiffer se-
hens als Zeichen eines bevorstehenden Sturms
[Seite 202] an, wenn er sich
von da entfernt, und nach den
Schiffen flüchtet. Er hat überaus viel
Fett, und
die Einwohner von Feroër etc. bedienen sich
seiner
statt Lampe, indem sie ihm blos einen Tocht durch
den
Körper ziehn, und anbrennen, da denn die
Flamme von dem Fette was
allmählich hinein-
zieht, lange Zeit unterhalten
wird.
20. diomedea. Rostrum rectum: maxilla
superiore apice adunca;
inferiore truncata.
1. Exsulans. Der Albatros. D. alis
pennatis
longissimis, pedibus aequilibribus tridacty-
lis.
Ist an den Meer-Ufern der wärmern Erde zu
Hause,
fliegt ungemein hoch, und nährt sich gro-
ßentheils
von fliegenden Fischen.
2. Demersa. Die Magellanische Gans, der
Penguin. D. alis impennibus, pedibus com-
pedibus tetradactylis: digitis omnibus con-
nexis.
Ist in der südlichen Hemisphäre, zumal
auf
Feuerland, auf den Inseln des stillen Meers und
am Cap zu
Hause.
21. pelecanvs. Rostrum edentulum, re-
ctum: apice
adunco, unguiculato: pedes ae-
quilibres: digitis
omnibus quatuor simul pal-
matis.
1. Onocrotalus. die
Kropfgans, der Viel-
fras, Nimmersatt. P. gula saccata. *
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
Die Kropfgans ist in beiden Welten zu Hause,
und
ist selbst in manchen Gegenden von Europa,
[Seite 203] wie in Ungern
und Siebenbirgen, in Menge einhei-
misch, wird auch
zuweilen, obschon seltner, in
Deutschland und in der Schweiz
geschossen. Sie
hat den griechischen Namen von ihrer
Eselsstimme,
den deutschen aber von dem ungeheuern Beu-
tel, der ihr am Unterschnabel hängt, den sie zu-
sammen zu ziehen und auszudehnen vermag,
und in
welchen sie wol dreissig Pfund Wasser fas-
sen kan.
Sie hat einen ungemeinen Appetit, und
verschlucket, wie wir selbst
gesehen haben, Kar-
pfen von mehreren Pfunden; wozu
ihr ein unge-
heurer Magen, der vom Bau andrer
Vögelma-
gen abweicht, und eher der Säugthiere,
besonders
der Hunde ihrem änelt, zu statten kommt.
2. Aquilus. die Fregatte. P. alis
amplissimis,
cauda forsicata, corpore nigro, rostro ru-
bro, orbitis nigris.
Die Fregatte hat einerley Vaterland Aufent-
halt und Lebensart mit dem Albatros: nur
noch
längere und fast unproportionirte Flügel, die aus-
gespannt auf vierzehn Fus breit sind, und
dem
fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.
22. phaëton. Rostrum cultratum, rectum,
acuminatum, fauce pone
rostrum hiante.
Digitus posticus antrorsum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. P.
restricibus
duabus longissimis, rostro serrato,
pedibus
aequilibribus: digito postico connexo.
Lebt an der offenbaren See zwischen
beiden
Wendezirkeln, daher auch die Seefahrer seine
Erscheinung
für ein Zeichen annehmen, daß sie
sich nun innerhalb derselben
befinden.
23. colymbus. Rostrum edentulum, subu-
latum,
rectum, acuminatum, pedes compe-
des.
1. Grylle. die Grönländische Taube. C. pe-
dibus palmatis tridactylis, corpore atro,
re-
ctricibus alarum albis. *
Findet sich in Grönland, Spitzbergen, auch
am
Nordcap etc. und lebt, gegen die Weise der
mehresten Vögel dieser
Ordnung, in Monogamie.
24. larus. Möve. Rostrum edentulum re-
ctum
cultratum, apice subadunco. Mandi-
bula inferior
infra apicem gibba.
1. Tridactylus. L. albicans, dorso
canescente, re-
ctricum apicibus, excepto extremo,
nigris,
pedibus tridactylis. *
Wir haben eine solche Möve, die auf der In-
sel Heiligeland gefangen war, mehrere Jahre le-
bendig unter unsern Augen gehabt. Ihr
ganzes
Naturell ward allmälig durch die Zucht abgeän-
dert; Sie lebte im Trocknen, lies sich mit
Brod
speisen, und ward so zahm, daß sie ihres Herrn
Stimme von
ferne erkannte, und mit ihrem
heisern pfeiffenden Tone beantwortete.
Sie hatte
ungemeinen Appetit, konnte Spannen lange Kno-
chen mit einmal verschlingen, und fras nach ei-
ner guten Malzeit doch wol noch den Pfauen
und
andern Vögeln, unter denen sie lebte, ihre Futter
weg. Wir
haben nachher bey ihrer Zergliederung
den Schlund ungemein weit und
dehnbar, den
derben muskulösen Magen hingegen zwar
überaus
robust aber klein gefunden, so daß unmöglich die
ganzen
grossen Knochen darin Platz haben konn-
ten, sondern
das eine Ende davon im Magen zer-
[Seite 205] malmt werden
mußte, indeß das andere noch in
die Speiseröhre hinausragte.
25. phoenicopterus. Rostrum denuda-
tum,
infracto-incurvatum, denticulatum,
pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant. P.
ruber,
remigibus nigris. *
Wir haben den Flamingo, seiner Schwimm-
füsse und mit Haut überzogenen Schnabels we-
gen, in diese Ordnung versezt, ob er gleich
in
Rücksicht seines übrigen Körperbaus auch viel
Aehnlichkeit
mit den Sumpfvögeln zeigt. Er ist
in Africa und America zu Hause,
und war schon
bey den Alten, sowol wegen seiner
anmuthigen
rothen Farbe, als wegen seines schmakhaften
Fleisches
geschäzt.
Grosse Landvögel, mit freyen unverbundenen
Zehen, und kurzen zum Flug
ungeschickten Flü-
geln ohne Schwungfedern.
26. struthio. Rostrum subconicum, pe-
des
cursorii.
1. Camelus. der Straus. S. pedibus
didacty-
lis, digito exteriore parvo mutico,
spinis
alarum binis. *
Der allergröste Vogel, der eine Höhe von acht
Fus
und drüber erreicht. Er ist in Africa zu
Hause, und hat in seiner
Bildung, auch beson-
[Seite 206] ders in
Rücksicht der Brustschwiele, viel Aenlich-
keit mit
dem Cameel. Das Unvermögen zum
Flug wird bey ihm durch die
unglaubliche Schnel-
ligkeit seines Laufs vergütet,
worinn er fast alle
andere Thiere übertrifft. Der Straus
verschluckt
zwar zuweilen Geldstücke und ander Metall, aber
ohne
davon ernärt zu werden, wie man ehedem
vorgegeben hat: und der
Versuch selbst kan nicht
oft ohne Schaden der Gesundheit des
Thiers
wiederholt werden.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S.
pedibus
tridactylis, galea palearibusque nudis, remi-
gibus spinosis. *
Der Casuar ist in Africa und Ostindien zu
Hause,
und gränzt sowol in seiner Bildung als
Grösse zunächst an den
Straus. Seine Federn
sind hornicht und äneln Pferdehaaren. Es
ent-
springen immer zwey und zwey Schafte
aus
einem gemeinschaftlichen Kiele.
27. didus. Rostrum medio coarctatum ru-
gis duabus
transversis: utraque mandibula
inflexo apice. facies ultra
oculos nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Walghvogel. D.
pe-
dibus ambulatoriis, cauda brevissima,
pen-
nis incurvis.
Olearii Gottorp. Kunstk. T. XIII. F. 5.
Der Dudu lebt in Ostindien und ist ein lang-
sames träges Thier, was leicht zu fangen,
aber
wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nuz-
zen ist.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen walzen-
förmigen
Schnabel von ungleicher Länge, lan-
ge Füsse, und
mehrentheils auch einen langen
Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten
sich in
sumpfichtem moorichtem Boden auf, leben von
Amphibien,
Insecten und Wasserpflanzen, nisten
meist auf der Erde oder im
Schilf, und werden
durch ihr ganz vorzüglich schmackhaftes
Fleisch
und durch ihre Eyer nutzbar.
28. otis. Rostrum mandibula superiore for-
nicata, pedes
cursorii, tetradactyli.
1. † Tarda. Der Trappe. O. maris capite
ju-
guloque utrinque cristato. *
Der Trappe ist im wärmern Europa und in
Ostindien
zu Hause, fliegt wenig und langsam,
und kan daher mit Windhunden
gefangen wer-
den. Im Winter streicht er nur auf kurze
Zeit
in benachbarte Gegenden, närt sich von Getrai-
de, doch auch von kleinen Vögeln, Lerchen etc.
Er lebt in
Polygamie, die Männchen sind zur
Brunstzeit äuserst hitzig, und
fechten unter ein-
ander um ihr Weibchen.
29. ardea. Rostrum rectum, acutum, lon-
gum, subcompressum.
pedes tetadractyli.
1. † Grus. Der Kranich. A. occipite
nudo
papilloso, corpore cinereo, alis extus testa-
ceis. *
Der Kranich findet sich im südlichen Europa;
zieht
aber im Herbste zu grossen Schaaren nach
wärmern Gegenden. Daß er
mehrentheils nur
auf einem Bein steht, und das andre an den
Leib
zieht, ist gewiß: aber Fabel, daß er in diesem
einen Stein
halte etc.
2. † Ciconia. Der Storch. A. alba,
orbitis
nudis remigibusque nigris: rostro, pedibus
cuteque
sanguineis. *
Ist fast in der ganzen alten Welt zu finden,
und
närt sich fast blos von Amphibien, besonders von
Fröschen
und Schlangenund Kröten;
nistet auf Dächern an den
Schornsteinen, und
überwintert in Africa. Er giebt zumal des
Nachts
einen eignen Ton von sich, indem er mit dem
Schnabel
klappert, den er sehr schnell zusammen
schlägt.
3. † Cinerea. Der graue Reiher. A.
occipite
nigro laevi, dorso caerulescente, subtus albi-
do, pectore maculis oblongis nigris. *
Schädliche Thiere, die den Fischteichen und be-
sonders der jungen Brut nachtheilig werden.
Sie
nisten auf den höchsten Eichen, und geben einen
überaus
ätzenden Unrath von sich, wovon sogar
oft die Bäume verdorren. Ihr
Fleisch ist unge-
mein schmackhaft, und es wird daher
sowol die-
se als andre Gattungen Reiher mit Falken
ge-
haizet.
4. † Stellaris. Die Rohrdommel, der
Iprump. A. capite laeviusculo, supra testa-
cea maculis transversis, subtus pallidior, ma-
culis oblongis fuscis. *
Ein langsames träges Thier, das eine rauhe
starke
Stimme hat, die es zumal bey Regenwet-
terzeit von
sich gibt, und in der Bildung den Rei-
[Seite 209] hern änelt, aber
nicht auf Bäumen, sondern in
sumpfichten Boden nistet.
30. tantalus. Rostrum longum subula-
tum
teretiusculum subarcuatum, saccus ju-
gularis
nudus, pedes tetradactyli, basi pal-
mati.
1. Ibis. T. facie rubra,
rostro luteo, pedibus
griseis, remigibus nigris, corpore
rufescen-
te albido.
Das sehr wichtige Thier für Aegypten, was
zumal
nach der Ueberschwemmung des Nils, nebst
den Störchen etc. die
unzäligen Frösche u.a. Am-
phibien verzehren
hilft.
31. scolopax. Schnepfe. Rostrum te-
retiusculum obtusum,
capite longius, facies
tecta, pedes tetradactyli, postico
pluribus ar-
ticulis insistente.
1. † Rusticola. die Waldschnepfe. S.
rostro
basi rufescente, pedibus cinereis, femoribus
tectis,
fascia capitis nigra. *
Ein überaus schmackhafter, aber dummer Vo-
gel; der am Tage im Gehölze verborgen liegt,
und
nur zur Nachtzeit, theils um sich für den Nach-
stellungen der Füchse und wilden Katzen zu sichern,
theils seiner
Nahrung nachzugehen sich heraus
in sumpfichten Grund, ins Riedgras
etc. begiebt.
2. † Gallinago. die Herrschnepfe, Himmels-
ziege, Becassine, der Haberbock, das Ha-
berlämmchen. S. rostro recto
tuberculato,
pedibus fuscis, frontis lineis fuscis quater-
nis. *
Nährt sich vom Getraide, zumal vom Haber,
das
Männchen fliegt sehr hoch in der Luft, und
giebt dabey seine
meckernde Stimme von sich, da-
her es zu allerhand
Fabeln Anlaß gegeben hat.
32. tringa. Rostrum teretiusculum longitu-
dine
capitis, postico uniarticulato, a terra
elevato.
Die Thiere dieses Geschlechts sind schwer von
den
Schnepfen zu unterscheiden. Sie halten sich
doch mehr im Felde auf,
und berühren mit dem
Daumen die Erde kaum oder gar nicht. Da
die
Schnepfen hingegen in moorichtem Grund leben,
und auf allen
vier Zehen gehen.
1. † Pugnax. der Kampfhahn, Renomist,
Hausteufel. T. rostro pedibusque rubris,
rectricibus tribus
lateralibus immaculatis
facie papillis granulatis carneis.
*
Der einzige wilde Vogel, der in Rücksicht
seiner
Couleuren eben so variirt wie unser Hausgeflügel.
Seinen
Namen hat er von der hartnäckichen
Streitbarkeit, mit welcher zumal
die Männchen
zur Brunstzeit gegen einander fechten.
2. † Vanellus. der Kybitz. T. pedibus
rubris
crista dependente, pectore nigro. *
Ist in Europa und Nordafrica zu Hause, hält
sich
gewönlich wie andere Sumpfvögel am Was-
ser auf,
nistet doch aber in trocknen Wiesen und
Feldern, auf die er auch bey
trübem Wetter ein-
fällt.
33. haematopus. Rostrum compressum:
apice cuneo aequali, pedes
cursorii tri-
dactyli.
1. † Ostralegus. der Austerdieb, Auster-
mann. H. rostro pedibusque rubris.
Lebt in Europa und Nordamerica von Conchy-
lien, und soll auch bey Annäherung eines Men-
schen einen warnenden Laut von sich geben,
nach
welchem andere Vögel flüchten.
34. fulica. Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula
superiore margine su-
pra inferiorem fornicata;
frons calva, pe-
des tetradactyli,
subpinnati.
1. † Atra. das schwarze Blaßhun. F.
fron-
te incarnata, armillis luteis, corpore
nigri-
cante. *
Ist fast in ganz Europa zu finden. Entfernt
sich
nie vom Wasser.
35. rallus. Rostrum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem versus,
aequale acutum, pedes
tetradactyli, fissi.
1. † Crex. der Wachtelkönig. Schnerz. (or-
tygometra) R.
alis rufo-ferrugineis. *
Die Namen Crex und Schnerz hat er von sei-
ner Stimme. Wachtelkönig heißt er etwa
seiner
Farbe wegen, die der Wachteln ihrer änelt, oder
von der
alten Sage, daß er dieser Vögel Heer-
fürer im Strich
sey.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füsse und einen convexen
Schnabel, der an der
[Seite 212] Wurzel mit einer
fleischichten Haut überzogen
ist, und dessen obere Hälfte seitwärts
über den
Unterschnabel hinaus ragt. Sie nähren sich
meist von
Pflanzen-Saamen, die sie im Kro-
pfe (§. 69.)
einweichen; leben in Polygamie,
legen zahlreiche Eyer; und sind ganz
vorzüglich
nutzbare Thiere: daher auch das mehreste Haus-
geflügel aus dieser Ordnung genommen ist.
36. pavo. Caput pennis revolutis tectum,
pennae caudales elongatae,
ocellatae.
1. † Cristatus. der Pfau. P. capite
crista
compressa, calcaribus solitariis. *
Der Pfau ist in Ostindien zu Hause, und
seit
Alexanders des grossen Zeiten auch in Europa be-
kannt. Besonders ist das Männchen in
Rücksicht
der unbeschreiblichen Pracht seiner Schwanzfedern
eins
der schönsten Geschöpfe in der Natur: doch
wird dieser Theil nicht
vor dem dritten Jahre
beym jungen Thiere ausgebildet: so wie auch
das
Federbüschgen auf dem Kopfe erst in einer bestimm-
ten Zeit und unter kränklichen Anfällen hervor-
bricht: das Weibgen versteckt gern seine
Eyer
trägt auch für die nachherigen Jungen ungemeine
Sorgfalt,
und sucht sie für den Gewalthätigkeit-
ten des
Männchens zu schützen.
37. meleagris. Caput carunculis spongio
sis tectum, gula
caruncula membranacea
longitudinali.
1. Gallopavo. der Kalckuter, Truthahn,
Puder,
Wälscher Hahn, Ruhnhahn. M.
maris pectore
barbato. *
Dieses Thier, was in Ostindien und Afrika zu
Hause
ist, ward 1530 zuerst nach Deutschland
gebracht, wo es nun wegen
seines vortreflichen
Fleisches als Meyergeflügel gehalten wird.
Die
Männchen zumal sind sehr hitzige Geschöpfe, die die
rothe
Farbe und das Pfeiffen nicht leiden können,
und mit vieler Wuth um
ihre Geliebten fechten.
Sie können die Nässe nicht vertragen, und
wer-
den am besten mit Wallnüssen und Milch ge-
mästet.
38. phasianvs. Genae cute nuda laevigata.
1. † Gallus. Der Haushahn. P.
caruncula
compressa verticis geminaque gulae, auri-
bus nudis, cauda compressa ascendente. *
Auch dieses Thier stammt, wie die vorhergehen-
den, aus Ostindien. Es ist aber durch die Cul-
tur, wie andre Hausthiere, nach und nach man-
nichfaltig ausgeartet, daher vorzüglich
folgende
Spielarten entstanden sind:
a) Der englische Hahn, mit
einem dichten
Federbusch auf dem Kopf. Frisch Vögel. T.
129.
130.
b) Der Kluthahn ohne Schwanz.
Frisch T.
131. 132.
c) Der Krausehahn,
Frisländische Hahn,
mit krausen lockichten Federn. Fr. 135.
d) Der Zwerghahn, Bantam, mit
befiderten
Füssen. Fr. 137.
Das Huhn ist eins der allernutzbarsten Thiere
der
ganzen Classe, dessen ökonomische Brauchbarkeit
durch die
Menge seiner Eyer und durch das oft-
malige Brüten gar
sehr erhöhet wird. Bey den al-
ten Römern hatte der
Aberglaube diese Thiere da-
[Seite 214] durch zu sehr
wichtigen Geschöpfen erhoben*),
daß man aus
dem Fall der Körner bey ihrem Fras,
Glück oder Unfall zu den
schwierigsten Vorhaben
weißagte: und die Streitbarkeit der Häne
hat
man von jeher zur Unterhaltung benutzt, und
Hanen-Gefechte
als Schauspiele gegeben. Bey
den Alten waren vorzüglich die Häne von
Rho-
dos, Chalcis und Tanagra wegen ihres
Muths
berühmt. In Sina, auf den Sundaischen In-
seln, auf den Philippinen, im Darischen Meer-
busen,
und vorzüglich in England, sind noch jezt
die Hanen-Gefechte
gewöhnliche Vergnügungen.
2. Colchicus. Der Fasan. P. rufus,
capite cae-
ruleo, cauda cuneata genis
papillosis. *
Des Fasans Vaterland ist Africa und das wär-
mere Asien. Sie pflanzen sich zwar auch in
Europa
fort, brauchen aber kostbare Wartung, und sind
daher bis
jezt noch nicht mit Vortheil zu ziehen.
3. Pictus. Der Sinesische Goldfasan. P. cri-
sta flava, pectore coccineo, remigibus
secun-
dariis caeruleis, cauda cuneata.
*
Aenelt der vorigen Gattung in der Bildung,
zeichnet
sich aber durch die herrlichsten Roth- und
Goldgelbfarben von ihr
aus.
39. nvmida. caput collo compresso colora-
to
cornutum. palearia carunculacea ad latera
maxillae
utriusque.
1. Meleagris. Das Perlhuhn. N. rostro
cera
instructo nares recipiente. *
Ein schön geflecktes Thier, was in Afrika ein-
heimisch ist, aber auch nördlicher Gegenden ge-
wohnt, und leicht zu ziehen ist.
40. tetrao. Macula prope oculos nuda,
papillosa.
Die Thiere dieses Geschlechts haben in ihrer Le-
bensart vieles mit einander gemein. Einige
halten
sich in Feldern, die mehresten aber im
Gehölze auf, und diese leben
im Sommer von
Beeren, im Winter aber von zartem
Heidekraut,
Tannensprossen etc.
1. † Urogallus. Der Auerhahn. T.
pedibus
hirsutis, cauda rotundata, axillis albis. *
Ist in Europa und Nordamerika zu Hause,
hat ein
äuserst scharfes Gesicht und Gehör, lebt
im Dickicht, und nistet auf
der Erde. So bald
das Thier angeschossen wird, schluckt es
seine
Zunge, daher die alte Sage entstanden, daß
der Auerhahn
gar keine Zunge habe, die man
aber bey der Untersuchung im Schlunde
steckend
finden kan.
2. † Tetrix. Der Birkhahn. T. pedibus
hir-
sutis, cauda bifurcata, remigibus
secunda-
riis basin versus albis. *
Ist im nördlichen Europa zu Hause. Aenelt
dem
Auerhahn in der Lebensart, auch im Betra-
gen zur
Brunstzeit, hat aber ein noch schmackhaf-
teres Fleich
als dieser.
3. Lagopus. Das Schnechuhn, Rypen. T.
pedibus lanatis, remigibus albis, rectricibus
nigris,
apice albis: intermediis albis.
Findet sich in der nördlichsten Erde, ist im Som-
mer von grauer, im Winter aber von weisser Far-
[Seite 216] be, macht sich
aber nicht, wie man vorgegeben
hat, Gänge und Gruben unter dem
Schnee.
4. † Bonasia. Das Haselhuhn. T.
pedibus
hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris
fascia
nigra: exceptis intermediis duabus. *
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt-
lern Europa. Auch bey dieser Gattung ist
das
Männchen im Frühjahr sehr hitzig, und läst sich
dann wie die
Wachtel mit der Pfeife locken.
5. † Rufus. perdrix
rouge.
T. pedibus nudis
calcaratis rostroque sanguineis,
gula alba
cincta fascia nigra albo punctata. *
6. † Perdix. Das Rebhuhn, Feldhuhn. T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
brunneo.
*
Die Rebhühner leben, gegen die Gewohnheit
andrer
Thiere dieser Ordnung, in Monogamie,
brüten jedesmal zwanzig und
mehr Eyer aus, und
beyde Eltern erziehn ihre Jungen mit
ungemeiner
Sorgfalt. Am Tage gehn sie ins Gebüsch, blei-
ben aber wegen der Nachstellung der Füchse
und
Katzen nie über Nacht darin, sondern fallen Abends
ins Feld.
Sie halten sich gern in Weinbergen
auf, und thun den Reben
Schaden.
7. † Coturnix. Die Wachtel. T. pedibus
nu-
dis, corpore griseo maculato, superciliis
albis,
rectricibus margine lunulaque ferruginea. *
Die Wachteln finden sich in den wärmern Stri-
chen der alten Welt, streichen in grossen Schaa-
ren, und sind wol sicher die Speise der Israeli-
ten in der Wüste*)
gewesen, die Ludolf auf Heu-
schrecken, und der junge
Ol. Rudbeck auf fliegen-
[Seite 217] de Fische
deutete. Diese Thiere werden sehr leicht
zahm, verwildern aber, so
bald sie wieder in Frey-
heit kommen. Die Männchen
singen anmuthig,
sind aber überaus hitzig, und tödten
einander
leicht im Streit um ihre Weibgen.
41. columba. Rostrum rectum versus api-
cem
descendens.
1. † Oenas. Die Haustaube, Feldtaube,
Holztaube. C. coerulescens, cervice viridi
nitente, dorso
postico albo, fascia alarum
apiceque caudae nigricante.
*
Chr. Sepp en Zoon Nederl. Vog. door
No-
zeman. t. VII.
Auch unter diesen Thieren sind zahlreiche Ab-
artungen, die theils für eigne Gattungen auge-
sehen worden sind, die aber zumal in ihrem in-
nern Körperbau zu viel Gleichheit zeigen, um
für
etwas mehr als blosse Varietäten passiren zu dür-
fen. Die vorzüglichsten sind folgende:
a) dasypus, die Trummeltaube, mit rauh
befederten Füssen.
Frisch Vögel. T. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Krö-
pfer,
mit einem ungeheuren Kropfe, den
sie bis zur Grösse des ganzen
Körpers auf-
zutreiben vermag. Frisch T. 146.
c) cucullata, die Schleiertaube, Perüken-
taube, mit vorwärts gebogenem Federbu-
sche auf dem
Kopfe. Fr. T. 150.
d) turbita, das Möwchen, mit krausen Brustfe-
dern und ganz kurzem Schnabel. Fr. T. 147.
e) laticauda, die Pfauentaube, der Hü-
nerschwanz, mit aufrechtem ausgebreitetem
Schwanze. Fr. T.
151.
Die Tauben brauchen zwar sorgfältige War-
tung und Reinlichkeit, schaden auch den
Dächern,
und wenn sie Feldflüchter sind, auch dem Getraide
und
Gärten; sind doch aber von der andern Sei-
te auf sehr
vielfache Weise, wegen ihrer starken
Vermehrung, wegen ihres
Fleisches, und selbst
ihres Mistes wegen, der den besten Dünger
ab-
giebt, für die Wirthschaft profitabel. Die
Gat-
ten lieben einander sehr, und sie sind das
einzige
Meyergeflügel, wo auch das Männchen am
Brütgeschäfte
Antheil nimt. In den ersten vier
Jahren bezeigen die Tauben auch
viele Liebe für
ihre Jungen, wenn sie aber älter werden, müs-
sen sie abgeschaft werden, weil sie nachher
ihre
Eyer zerbrechen, ihre Jungen heissen etc. Die
Tauben
zeichnen sich von den mehresten übrigen
Vögeln dadurch aus, daß sie
viel, und ohne Ab-
setzen, saufen, fast wie die
Säugthiere.
2. Tabellaria. die Posttaube. C.
obscure coe-
rulescens, cera lata carunculata
albida, pal-
pebris tuberosis, nudis,
furfuraceis.
Diese Taube hat ihren Nahmen daher weil
man sich
ihrer in Orient, zumal um Aleppo
herum bedient, um Briefe zu
überschicken; da
man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln
mit
in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet an
die Flügel
bindet, mit welchem sie ihren alten
Neste zueilen, und da
abgeredtermaßen aufge-
fangen, und ihnen ihre Aufträge
abgenommen
werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos
diese
Gattung, sondern auch unsere Haustaube,
zu diesem Geschäfte
brauchbar, wie schon Hir-
tius und Brutus bey der
Belagerung von Mo-
dena, die Harlemer bey der
Belagerung von
1573, die Leidner bey der von 1574, u.a.m.
[Seite 219] mit bestem
Erfolg versucht haben.*) Ja man
weiß,
daß sogar Schwalben, Krähen u.a. Vögel zu
gleicher Absicht
gebraucht worden sind.
3. † Palumbus. Die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube. C. rectri-
cibus postice atris, remigibus primoribus mar-
gine exteriore albidis, collo utrinque albo.
*
Fliegt schaarenweise, und thut den Fruchtfel-
dern Schaden.
4. † Turtur. Die Turteltaube. C.
rectricibus
apice albis, dorso griseo, pectore
incarnato,
macula laterali colli nigra lineolis albis.
*
Die kleinste wilde Taube. Ein überaus schö-
nes Thier, was sich in Schwarzwäldern aufhält,
in
hole Bäume nistet und sehr leicht kirre wird; des-
sen
gepriesene Keuschheit und eheliche Treue aber
freylich nicht so gar
wörtlich und streng verstan-
den werden muß. Die
Turteltauben ziehen im
Herbste von uns, und man sieht ihre Rückkehr
im
Frühjahr für ein sicheres Zeichen des völlig geen-
deten Winters an.
5. † Risoria. Die Lachtaube. C. supra
lute-
scens, lunula cervicali nigra.
*
Von der Grösse der Turteltaube, der sie auch
in der
Bildung und Lebensart änelt.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen star-
ken oben
erhabnen Schnabel von mittelmäßiger
[Seite 220] Größe, und kurze
Füsse. Sie leben theils von
Getraide u.a. Pflanzen-Saamen etc.
theils von
Insecten, und auch von Aas; und haben meh-
rentheils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.
42. corvus. Rostrum convexum cultratum,
nares mystace tectae.
pedes ambulatorii.
1. † Corax. Der Kolk-Rabe, gemeine Rabe.
C. ater dorso atro caerulescente, cauda sub-
rotunda. *
Der Rabe nistet auf Tannen, hält sich aber
der
Nahrung wegen gern bey Hochgerichten, auf
Angern etc. auf, und
hat wol unter allen Vögeln
den schärfsten Geruch, indem er in einer
erstaun-
lichen Entfernung das Aas, was im
stärksten
Dickicht verborgen liegt, auswittert. Die Mut-
ter nimt sich nur kurze Zeit ihrer Jungen
an,
stöst sie dann aus dem Nest, und verjagt sie wol
gar aus
ihrem Revier.
2. † Frugilegus. Die Saatkräche, der Kare-
chel. C. ater, fronte
cinerascente, cauda sub-
rotunda. *
Lebt gesellschaftlich; schadet dem Getraide.
3. † Cornix. Die Nebelkrähe. C.
cinerascens,
capite jugulo alis caudaque nigris. *
Ein unschuldiges Thier, was wenigstens den
geringen
Schaden, den es thut, durch die Vertil-
gung
unzähligen Ungeziefers sattsam vergütet.
4. † Monedula. Die Dohle. C. fuscus,
occi-
pite incano, fronte alis caudaque
nigris. *
Die Dohlen nisten auf hohen Thürmen etc. hal-
ten sich im Sommer zerstreut im Felde auf, näh-
ren sich von Getraide und Aas, ziehen sich im
[Seite 221] Winter
haufenweis zusammen, und flüchten des
Abends in die Städte auf
Kirchdächer etc. wo
wir sie oft zu hunderten haben übernachten
ge-
sehen.
5. † Glandarius. Der Holzheher, Nußbeis-
ser, Marcolph. C. tectricibus alarum cae-
ruleis, lineis transversis albis nigrisque,
cor-
pore ferrugineo variegato. *
Ein schönes aber gefrässiges Thier, was sich
von
Saat, Eicheln, Nüssen und Aas nährt; doch
aber dadurch nutzbar wird,
daß es vom Ueber-
fluß Nüsse etc. vergräbt, die
nachher auskeimen
und aufwachsen.
6. † Caryocatactes. der C.
fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris: re-
ctricibus apice albis: intermediis apice de-
tritis. *
7. † Pica. die Aelster, Heister. C.
albo ni-
groque varius, cauda cuneiformi.
*
Einer der schädlichsten Vögel, zumal für jun-
ge Hünchen und Gänse.
43. coracias. Rostrum cultratum, apice
incurvato, basi pennis
denudatum. pedes
ambulatorii.
1. † Garrula. die Mandelkrähe, Racke, der
Birkheher.
C. caerulea, dorso rubro, re-
migibus nigris. *
Ein schöner Vogel, der sich von Insecten
und
Saamenkernen nährt; im Gebüsche, zumal auf Bir-
[Seite 222] ken, nistet,
aber in der Erndezeit, wenn die
Frucht in Mandeln steht, hauffenweis
auf die
Felder fliegt.
44. paradisea. Paradisvogel.
Rostrum
basi plumis tormentosis tectum,
pennae hy-
pochondriorum longiores. Rectrices
duae
superiores singulares denudatae.
1. Apoda. P. pennis hypochondriis
corpore
longioribus, rectricibus duabus intermediis
longis
setaceis. *
Seba thes. T. I. t. LXIII. f. 1. 2.
Lebt Schaarenweis auf den Molukkischen In-
seln, nährt sich vorzüglich von
Schmetterlingen,
hat einen unproportionirlich kleinen Kopf,
aber
grosse Füsse, die ihm die leichtgläubigen
Alten
abzusprechen wagten.
45. cuculus. Rostrum teretiusculum, pe-
des
scansorii.
1. † Canorus. der Kukuk. C. cauda
rotunda-
ta nigricante albo-punctata.
*
Ein merkwürdiges Thier, von dem man ehe-
dem viel Unwahres erdichtet hat. Gewiß ist,
daß
er seine Eyer nicht selbst bebrütet, sondern sie
in die Nester der
Grasmücken und Bachstelzen legt,
die sich an seiner statt diesem
Geschäft unterzieh-
hen: aber was man vom Undank des
erwachse-
nen Kukuks gegen seine Pflegemutter,
oder gar
von seiner Metamorphose in einen Sperber ge-
sagt hat, sind Fabeln.
2. Indicator. der Honigweiser, Honigkukuk.
C. cauda cuneiformi fusco-et albido-macula-
ta, alis fuscis maculis flavis, pedibus
nigris.
Sparrman in Philos. Transact. 1777. t. 9.
Der Honigkukuk ist im südlichern Afrika vom
Cap
Landeinwärts zu Hause, und hat seinen Na-
men von der
Fertigkeit, mit welcher er seine
liebste Nahrung, die wilden
Bienennester, aufzu-
suchen weiß. Er thut dies zumal
des Morgens
und gegen Abend; und die Hottentotten sowol
als die
dortigen Holländer bedienen sich dieser
Gelegenheit, um selbst den
wilden Honig einzu-
sammeln. Sie geben auf den Ruf des
Vogels
Acht, beantworten ihn durch Pfeiffen, und so
hält sich
dieses Thier immer um sie auf, flattert
vor ihnen her, und leitet
sie zum bestimmten
Orte. Zur Erkenntlichkeit überläßt man
ihm
nachher eine kleine Portion vom gefundenen Ho-
nig; aber nur eben genug, um seinen Appetit
von neuem rege zu
machen, und ihn zum fer-
nern Honigverrath zu
ermuntern.
46. oriolvs. Rostrum conicum, conve-
xum,
acutissimum: rectum: mandibula su-
periore paulo
longiore, obsolete emarginata.
pedes ambulatorii.
1. † Die Golddroßel, der Kirschvogel, Wi-
dewall, Pyrol, Pfingstvogel, Weihrauch,
Bieresel.
O. luteus, artubus nigris, rectri-
cibus exterioribus postice flavis. *
Lebt in Europa und Ostindien von In-
secten und Beeren, und macht sich ein überaus
künstliches
napfförmiges Nest, was er sehr daur-
haft zwischen
zwey Aestgen zu befestigen versteht.
2. Persicus. Der Jupujaba. O. niger,
dorso
postico maculaque tectricum alarum basique
rectricum
luteis.
Baut sich, wie andre Gattungen dieses
Geschlechts
die in die wärmsten Erdstriche beyder Welten
zu
Hause gehören, ein langes Beutelförmiges Nest
von Schilf und
Binsen, mit einer engen Oeffnung,
das er am Ende eines Baumzweiges
aufhängt,
und dadurch seine Jungen für den Ueberfällen der
Affen
und Schlangen sichert.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füssen,
und kegelförmigem scharf
zugespitztem Schnabel
von verschiedner Grösse und Bildung. Sie
le-
ben in Monogamie, nären sich von Insecten
und
Pflanzen. Saamen, und füttern mehrentheils
ihre Jungen aus
dem Kropfe. Sie haben ein
zartes schmackhaftes Fleisch, und die
meisten
von ihnen singen.
47. alauda. Rostrum cylindrico-subulatum,
rectum: mandibulis
aequalibus, basi deor-
sum dehiscentibus. Unguis
posticus rectior,
digito longior.
1. † Arvensis. Die Feldlerche, Himmelsler-
che. A. rectricibus extimis duabus
extror-
sum longitudinaliter albis:
intermediis infe-
riori latere ferrugineis.
*
Lebt in ebnen Gegenden, von Insecten und Ge-
traidesaamen, besonders auch von wildem Knob-
lauch, der das Fleisch dieser Thiere
vorzüglich
schmackhaft macht. Sie steigen hoch in die Luft,
und
singen, zumal bey heiterm Wetter. Sie brü-
[Seite 225] ten im Getraide,
werden aber, wenn sie jung
gefangen sind, ungemein zahm.
2. † Pratensis. Die Wiesenlerche. A.
rectri-
cibus duabus extimis extrorsum albis,
linea
superciliorum alba. *
Findet sich mehr auf den Wiesen, und im Herbst
auf
den Fahrwegen; singt nicht so wie andre Ler-
chenarten, sondern schreit blos.
3. † Arborea. die Waldlerche, Baumlerche,
A capite vitta annulari alba cincto. *
4. † Campestris. die Brachlerche. A.
rectri-
cibus fuscis: inferiori medietate,
exceptis in-
termediis duabus, albis: gula
pectoreque
flavescente. *
5. † Trivialis. die Piplerche, Leimvogel. A.
rectricibus fuscis: extima dimidiato-alba,
se-
cunda apice cuneiformi alba, linea
alarum
duplici albida. *
6. † Cristata. die Haubenlerche,
Kobellerche
Heidelerche, der Kothmünch. A.
rectrici-
bus nigris: extimis duabus margine
exterio-
ri albis, capite cristato. *
Singt ungemein schön, ist aber selten länger
als
ein Jahr im Zimmer zu erhalten, und braucht
sorgfältige Wartung und
abwechselndes Futter.
48. stvrnvs. Rostrum subulatum, angu-
lato-depressum, obtusiusculum: mandibula
superiore
integerrima, marginibus paten-
tiusculis.
1. † Vulgaris. der Staar, die Sprehe. S.
rostro flavescente, corpore nigro punctis al-
bis. *
Ein muntres possierliches, und dabey
nutzbares
Thier, was Raupen, Heuschrecken u.a. schädli-
che Insecten vertilgt, dabey sehr gelehrig ist,
und
leicht Worte sprechen lernt. Er gränzt in seiner
Bildung,
Nesterbau und Lebensart an die Aelster,
so wie die Lerche an die
Wachtel.
2. † Cinclus. die Wasseramsel. S.
niger, pe-
ctore albo. *
Hält sich einzeln an kiesichten Forellenbächen
auf,
und lebt meist von Wasserinsecten.
49. tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum:
mandibula superiore
apice deflexo, emargi-
nato, faux
ciliata.
1. † Viscivorus. die Schnarre, Misteldrossel,
der
Brachvogel, Zaritzer. T. dorso fusco,
collo
maculis albis, rostro flavescente. *
Nährt sich von Mistelbeeren, hat einen anmu-
thigen Gesang, und wird leicht zahm.
2. † Pilaris. der Krametsvogel. T.
rectrici-
bus nigris: extimis margine
interiore apice
albicantibus, capite uropygioque cano.
*
Ist fast in ganz Europa zu Hause, nährt
sich
vorzüglich von Wachholder- (Kramets-) Ber-
ren, und war schon bey den Römern wegen sei-
nes
schmackhaften Fleisches berühmt.
3. † Iliacus. die Zipdrossel,
Rothdrossel. T.
alis subtus férrugineis,
superciliis flavescen-
tibus. *
Hält sich im Herbste Schaarenweis zusammen,
und
thut nebst den folgenden Gattungen den
Weintrauben grossen
Schaden.
4. Musicus. die Sangdrossel,
Weindrossel,
Weißdrossel. T. remigibus basi
interiore
ferrugineis. *
Ihr Gesang änelt der Nachtigall ihrem. Zu-
weilen findet sich eine weißgraue Spielart
von
ihr, dergleichen wir selbst im Waldeckischen ge-
sehen haben.
5. † Merula. die Amsel, Schwarzdrossel.
T. ater, rostro palpebrisque flavis. *
Die Amsel lebt einsam, nährt sich von Wachhol-
derbeeren, tödtet aber auch kleine Sangvögel,
hat
ein gutes Gedächtnis, und behält, was sie
einmal pfeiffen gelernt
hat, Lebenslang.
6. † Torquatus. die Ringdrossel, Ringamsel.
T. nigricans, rostro flavescente, macula pe-
ctorali albida. *
7. † Arundinaceus. die Bruchdrossel. T.
fu-
sco ferrugineus, subtus albido-testaceus,
re-
migibus fasciis apice rufescentibus.
*
Nistet im Schilf. So lange das Weibgen
brütet,
singt das Männchen unaufhörlich.
50. ampelis. Rostrum rectum, convexum:
mandibula superiore
longiore, subincurvata,
utrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmer. A.
occipite
cristato, remigibus secundariis apice cocci-
neo cartilagineo. *
Ist in der ganzen nordlichen Erde zu Hause,
kommt
doch aber nur in kalten Wintern nach
Deutschland.
51. loxia. Rostrum conico-gibbum; fron-
tis basi rotundatum.
mandibula inferior mar-
gine laterali
inflexa.
1. †. Curvirostra. der Krumschnabel, Krü-
niz, Tannenpapagey. L. rostro forfìcato.
Ein überaus sonderbares Thier, was sich
in
Tannenwäldern aufhält, und in Rücksicht seiner
schönen
Farben, im Gebrauch seines Schnabels,
und überhaupt in seinem ganzen
Betragen, unge-
mein viel Aenlichkeit mit den
Papagayen zeigt.
Der Krüniz ist, so viel wir wissen, der
einzige
Vogel in der Natur, dessen Schnabelspitzen sich
kreuzen;
eine Anomalie, die ihm zum Ausklauben
der Tannenzapfen, und zum
bequemen Klettern
zu passe kommt. Der Oberschnabel läuft
bald
rechts, bald links neben den untern vorbey.
Auch darin
weicht das Thier von der Oekonomie
anderer Vögel ab, daß es mitten
im Winter zu
Ende des Jänners brütet, und wie wir sicher
wissen,
sein Nest, um es gegen Nässe und Schnee
dauerhaft zu machen, mit
Harz kalfatert.
2. †. Coccothraustes. der Kirschfink, Kern-
beisser. L. linea alarum alba,
remigibus
mediis apice rhombeis, rectricibus latere te-
nuiore baseos nigris. *
Er vermag mit seinem starken Schnabel Kirsch-
kerne aufzubeissen, und sich gegen Hunde
und
Katzen zu wehren.
3. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Sim-
pel, Rothfink, Gieker. (rubicilla) L. ar-
[Seite 229] tubus nigris, tectricibus caudae
remigumque
posticarum albis. *
Ein schönes, aber dummes Thier, was doch
leicht
Lieder pfeiffen lernt, und mit der Canarien-
Sie
Bastarden giebt.
4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink,
die
Virginische Nachtigall. L. cristata ru-
bra, capistro nigro, rostro pedibusque san-
guineis. *
Ist in Nordamerica zu Hause, und wegen
der
Schönheit seiner Federn und seines vortrefflichen
Gesanges
gleich schätzbar.
5. † Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwanz, die
Zwuntsche. (anthus s.
florus) L. flavicanti-virens, remigibus pri-
moribus antice luteis, rectricibus laterali-
bus
quatuor basi luteis. *
Lernt anderer Vögel Gesang nachahmen: faßt
schwer,
behält aber desto besser, und hat den
Vorzug, daß er das ganze Jahr
durch singt. Er
nistet in Schwarzholz, und giebt mit der Cana-
rien-Sie Bastarden.
52. emberiza. Rostrum conicum, man-
dibulae basi
deorsum a se invicem disceden-
tes: inferiore
lateribus inflexo-coarctata, su-
periore
angustiore.
1. † Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. E. remigibus albis:
primoribus ex-
trorsum nigris, rectricibus nigris:
laterali-
bus tribus albis.
Ein ganz nördlicher Vogel, der eigentlich blos
zum
Ueberwintern nach Deutschland kömmt, doch
[Seite 230] auch zuweilen
daselbst in gebürgichten Gegenden
nistet.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. E.
grisea,
subtus nigro-maculata, orbitis rufis. *
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer,
Windsche Goldammer. E.
remigibus nigris: primis
tribus margine al-
bidis, restricibus nigris:
lateralibus duabus
extrorsum nigris. *
Nisten in Weinbergen: nähren sich besonders
von
Hirsen, davon sie vorzüglich schmackhaft und
fett werden.
4. †. Citrinella. die Goldammer, der Emmer-
ling. E. rectricibus
nigricantibus: extimis
duabus latere interiore macula alba
acuta. *
Vertilgt die Kohlraupen; zieht sich im Winter
nach
den Dörfern etc. brütet oft viermal im Jah-
re.
lernt Finkenschlag, und fingt ungewönlich
lange, nämlich vom Hornung
bis im August.
5. † Schoeniclus. die Rohrammer, der Rohr-
sperling, Moosemmerling. E. capite
ni-
gro, corpore griseo nigroque,
rectricibus
extimis macula alba cuneiformi.
Im Schilf und auf sumpfichten Wiesen. Die
Männchen
allein streichen im Herbste weg, so
daß alsdenn lauter Weibgen zu
sehen sind.
53. fringilla. Rostrum conicum rectum
acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink,
Rothfink,
Waldfink. F. artabus nigris, re-
migibus utrinque albis; tribus primis imma-
culatis, rectricibus duabus oblique albis. *
Der Finken Gesang ist überaus mannichfaltig,
so daß
man wol zwanzig verschiedene Gattungen
zählt, die von den
Vogelstellern mit eignen Nah-
wen belegt, und
verschiedentlich geschätzt werden.
Mehrentheils schlagen die Finken
in jedem Revier
von sechs oder mehr Meilen in die Runde über-
ein, und die in den benachbarten Gegenden wie-
der anders. Oft hat aber auch ein Fink drey-
viererley Gesang, mit dem er abwechselt.
Die
Streichzeit dieser Thiere ist um Michaelis, und
dauert vier
Wochen lang. Sie fallen, zumal
bey neblichtem Wetter, leicht auf den
Heerd, und
lassen sich willig durch geblendete Finken
locken.
Sonsten sind sie schlaue Thiere, die den Raubvö-
geln und den Garnen auf mannichfaltige Weise
zu
entgehen wissen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee-
fink, Winterfink, Quäckfink, Nikawitz,
Gegler.
F. alarum basi subtus flavissima. *
Findet sich häufig auf den Harz, und über-
haupt in Tangelwäldern, zieht sich aber des Win-
ters nach den Dörfern, um seine Nahrung auf
dem
Mist zu suchen.
3. † Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. F.
fronte et gula coccineis, remigibus antror-
sum flavis: rectricibus duabus extimis me-
dio reliquisque apice albis. *
Ein überaus artiges Thier, was sich durch
sehr
viele vortheilhafte Seiten empfiehlt. Es ist der
schönste
hiesige Sangvogel, der Jahr aus, Jahr
ein im Käficht fingt, sehr
leicht zahm wird, und
selbst zum freyen Aus- und Einstiegen zu
gewöh-
nen ist. Er erreicht dabey ein Alter von
zwan-
zig und mehr Jahren, und frißt in der Wildnis
[Seite 232] Distelflocken
und anderes unnützes Futter. Mit
der Canarien-Sie giebt er schön
gezeichnete Ba-
starben, die die Taille der Mutter,
und nicht
des Vaters kurze Beine, aber seine schönen Far-
den haben.
4. † Canaria. der Canarienvogel. F.
rostro
corporeque albo flavescente, restricibus re-
migibusque virescentibus. *
Dieses Thier ist zu Anfang des
sechzehnten
Jahrhunderts aus den Canarischen Inseln nach
Europa
gebracht worden, wo es nun gänzlich
eingewohnt, und schon wie andres
Hausgeflügel
in mehrere Varietäten ausgeartet ist. Die Haupt-
Verschiedenheit reducirt sich auf die Farbe: es
giebt
graue, grünliche, hochgelbe und
semmelfarbne
Canarienvögel; auch Kakerlaken mit rothen Au-
gen. Nächst seinem eignem anmuthigen Gesang
ahmt
der Canarienvogel auch gern Nachtigallen-
schlag nach,
und lernt sehr richtig Lieder pfeiffen.
Er wird überaus zahm, so daß
er seinen Herrn
kennen lernt, zum Ein- und Ausfliegen, und
so
gar zum Blüten in der Wildnis zu gewöhnen ist.
Man kann den
kleinen Krankheiten, die dieses
Thier, so wie andere Sangvögel,
zuweilen befallen,
dadurch vorbeugen, daß man ihnen mit unter Sa-
latsaamen, ein Stückgen Apfel, Zucker, ein we-
nig Hünerdarm (alfine media)
oder Bingelkraut
(mercurialis annua) zu
fressen gibt, und zu Zei-
ten etwas Safran, Süsholz
und besonders Eisen-
rost unter ihr Saufen thut.
5. †. Spinus. das Zeisgen, der Erlenfink.
(Ligurinus, acanthis) F. remigibus medio
luteis:
primis quatuor immaculatis, rectri-
cibus basi
flavis, apice nigris. *
Ein sehr gelehriger Vogel, der leicht zum Was-
serziehn, und zum Ein- und Ausfliegen zu ge-
wöhnen ist, auch Lieder pfeiffen lernt, und
mit
der Canarien-Sie Bastarden giebt. Er thut den
Hopfengärten
Schaden, fällt im Herbst Schaa-
renweis auf die
Ellern, hält sich aber sonst am
liebsten in grossen Tangelwäldern
auf, und nistet
ganz einsam auf den höchsten Tannengipfeln; da-
her sein Nest freylich selten gefunden wird, und
zu
allerhand abgeschmackten Fabeln Anlaß gegeben
hat.*)
6. †. Cannabina. der Hänfling. F.
remigibus
primoribus rectricibusque nigris, utroque
margine
albis. *
Der Hänfling nistet in Wacholderbüschen, wird
sehr
kirre, verliert aber im Käficht seine schöne
braunrothe Farbe. Er
singt durchs ganze Jahr,
lernt Lieder pfeiffen, und ahmt auch
Nachtigallen-
Gesang nach. Die Bastarden, die man
mit den
Hänflingsmännchen und der Canarien-Sie er-
zielt, sind überaus schön gelb und roth gezeich-
net, und gegen die Weise anderer Bastar-
den, nebst
ihrer ganzen Nachkommenschaft frucht-
bar.**)
7. †. Linaria. das
Citrinchen, Steinschöß-
lein, der Flachsfink,
Carminhänfling. F.
remigibus rectricibusque
fuscis, margine ob-
solete pallido, litura alarum
albida. *
Zumal beym Männchen ist Brust und Hals un-
gemein schön carminroth gesprenkelt, hat einen
[Seite 234] sanften
lieblichen Gesang, wird sehr zahm, und
läßt sich, wie das Zeisgen,
zum Wasserziehen
und änlichen Kunststücken abrichten. Die
Gatten
lieben einander sehr zärtlich, und schnäbeln sich
wie die
Tauben.
8. †. Domestica. der Sperling, Spaz F.
re-
migibus rectricibusque fuscis, gula
nigra,
temporibus ferrugineis. *
Freylich für Gärten und Feld ein schädliches
Thier,
was aber doch auch seine guten Seiten
hat, die man nicht so ganz
miskennen sollte. Der
Sperling vertilgt unzäliges Ungeziefer, hat
ein
gutes eßbares Fleisch, wird ungemein kirre, und
lernt vieler
Vögel Gesang recht artig nachpfeiffen.
Zum Liebesgeschäfte ist er
ganz unglaublich auf-
gelegt, und brütet viermal im
Jahre. Am be-
sten vertilgt man die Sperlinge, wenn
mau gleich
im Sommer die Jungen tödtet; denn das Weg-
schössen im Winter hilft wenig, da diese
Thiere
im Herbst und Frühjahr wegstreichen, und folg-
lich statt der geschossenen im folgenden April
doch
neue an dieselbe Stelle kommen.
54. motacilla. Rostrum subulatum re-
ctum:
mandibulis subaequalibus.
1.†. Luscinia. die Nachtigall, Philomele.
M. rufo-cinerea, armillis cinereis. †
Die Nachtigall gehört unter die wenigen Thie-
re, die sich durch einen ausschließlichen
Vorzug
vor der ganzen übrigen beseelten Schöpfung aus-
zeichnen. Sie wird eben so sehr durch ihre me-
lodische Stimme, als der Pfau durch die Schön-
heit seiner Federn, oder der Adler durch
seinen
Edelmuth und Tapferkeit, über alle andere Vögel
erhoben,
und die unbeschreibliche Anmuth ihres
[Seite 235] Gesanges wird
durch die romantischen Bilder von
klagender Liebe, von einsamen
dunkeln Gebü-
sche und Sommernächtlicher Stille noch
immer
reizender. Sie kommt im April in unfern Ge-
genden an, und zwar treffen die Männchen vier-
zehn
Tage früher als ihre Weibgen ein. So
lange sie ihre Gattin locken,
singen sie fast die
ganze Nacht durch, nach der Begattung
aber,
und wenn die Weibgen schon dem Brütgeschäfte
obliegen, nur
nach Mitternacht. Sie sind un-
gemein neugierige
Thiere, und daher, zumal in
den ersten Frühlingsmonaten, leicht zu
fangen.
Sie leben isolirt, und wo sich, zumal zur Brunst-
zeit, mehrere Männchen in einer stillen Inse-
ctenreichen schattichten Gegend zusammentref-
fen, fechten sie äusserst hitzig gegen
einander,
und der stärkste tödtet oder verjagt seine Ri-
valen; daher das Wegfangen der
Nachtigallen
weniger Nachtheil hat, als insgemein ge-
glaubt wird, weil doch nur wenige in einem
Revier
zusammen leben, viele aus Mangel eines
schicklichen Wohnplatzes
umkommen, und der
Gefangenen Stelle gar bald durch andere
ersetzt
wird. Sie Hecken sehr leicht in Zimmern; die
Jungen sind
aber mühsam und kostbar aufzuzie-
ben, und müssen doch
zu alten singenden Nachti-
gallen gehängt werden: well
sie sonst nicht leicht,
und nur schlecht von selbst schlagen, und
ehe an-
derer Vögel Gesang, den sie etwa hören,
anneh-
men. Ueberhaupt kan man diese Thiere
nicht
leicht über sechs oder acht Jahre in der Gefangen-
schaft erhalten: doch dauern sie besser und schla-
gen schöner, wenn sie im Zimmer frey her-
um fliegen können, als wenn sie in Käfichte ver-
sperrt werden.
2. † Modularis. die Grasmücke, Baum-
nachtigall, Braunelle. M. supra griseo-fu-
sca, rectricibus alarum apice albis,
pectore
caerulescente-cinereo. *
Ein kirrer menschenfreundlicher Vogel, der
einen
leisen artigen Gesang hat, und der Nach-
tigall in der
Bildung und auch im Betragen änelt.
3. †. Curruca. die graufleckichte oder fahle
Grasmücke.
M. supra fusca, subtus albida,
rectricibus
fuscis: extima margine tenuiore
alba. *
Das gutmüthige Thier, was sich dem Bebrü-
ten und der Pflege der jungen Kukuke
unterzieht,
und auch seine eignen Jungen mit
ungemeiner
Zärtlichkeit besorgt.
4. †. Ficedula. der braune Fliegenschnäpper.
M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo ma-
culato. *
5. †. Alba. das Ackermännchen, die weisse
oder graue
Bachstelze. M. pectore nigro,
rectricibus duabus
lateralibus dimidiato-ob-
lique albis. *
Ein unruhiges muntres Thier, was in Hol-
wegen und Holzstoffen nistet, doch leicht
zahm
wird, aber keine sonderliche Stimme hat.
6. †. Flava. die gelbe Bachstelze. M.
pectore
abdomineque flavo, rectricibus duabus late-
ralibus dimidiato oblique-albis. *
Hat fast die schöne gelbe Farbe des Kirschvo-
gels, und im Frühjahr einen artigen
hellen
Gesang; hält sich in schattichten Gründen an kie-
sichten Bächen auf, ist aber schwer zu fangen
und
zu zähmen.
7. †. Oenanthe. das Weiskehlgen. (vitiflo-
ra) M. dorso
cano, fronte alba, oculorum
fascia nigra. *
8. † Rubetra. das Braunkehlgen. M.
nigri-
cans, superciliis albis, macula alarum
alba,
gula pectoreque flavescente. *
9. †. Atricapilla. der
Klosterwenzel, Mönch.
M. testacea, subtus
cinerea, pileo obscuro. *
10. † Phoenicurus. das Schwarzkehlgen. M.
gula nigra, abdomine caudaque rufis, capi-
te dorsoque cano. *
Nistet in altem Gemäuer, singt anmuthig.
11. † Erithacus. Das Rothschwänzgen. M.
dorso remigibusque cinereis, abdomine re-
ctricibusque rufis: extimis duabus cinereis. *
12. † Suecica. Das Blaukehlgen, die Was-
sernachtigall. M. pectore ferrugineo cingu-
lo caeruleo, rectricibus fuscis versus
basin
ferrugineis. *
Das himmelblaue Brustschild, mit dem weissen
Fleck
in der Mitte, giebt diesem Vogel, der auch
in deutschen
Schwarzwäldern, auf dem Harz etc.
nicht gar selten ist, ein
überaus schönes Ansehn.
An Bildung kommt er dem Rothkehlgen, in
der
Stimme aber der Nachtigall am nächsten. Er
sing nicht so
laut als diese, übrigens aber fast
eben so schön. Im April findet
man vor Son-
nen Auf- und Niedergang fast immer ihrer
vier
zusammen auf einem Baum sitzend, die in die Wet-
te fingen: da sie dann, zumal
mit Leimruthen,
leicht zu fangen sind.
13. † Rubecula. Das Rothkehlgen, Roth-
brüstgen (erithacus). M.
grisea, gula pe-
ctoreque ferrugineis. *
Ein beisiges Thier, was leicht andre Vögel im
Bauer
tödtet, und in der Wildnis keine Nachbarn
um sich rum leidet, was
aber angenehm singt,
und Nachtigallen Schlag ablernt. Sie werden
in
der ersten Stunde, da man sie einfängt, zahm;
und sind auch
zum Ein- und Ausfliegen zu gewöh-
nen.
14. † Troglodytes. Zaunkönig, Schneekönig,
Winterkönig.
M. grisea, alis nigro cinereo-
que undulatis.
Ein muntrer kleiner Vogel, der einen
hübschen
Gesang hat, in altem Gemäuer nistet, und im
Winter an
den Zäunen herum sein Falter sucht.
Daß er nie der Gefangenschaft
gewöhne*), ist
irrig. Er kan
sowol im Zimmer rum fliegend,
als auch im Käficht lange Zeit
erhalten werden,
braucht aber freylich viel Wartung, abwechseln-
des Futter etc.
15. † Trochilus. Der Sommerkönig, Wei-
denzeisig (Asilus). M.
cinereo-virens, alis
subtus tectricibus flavescentibus,
superciliis
flavis. *
Ist in der nördlichen Erbe zu Hause, variirt
aber
nach Verschiedenheit des Clima in den Far-
den.
16. † Regulus. Das Goldhähnchen. M.
re-
migibus secundariis exteriori margine
flavis,
medio albis, crista verticali crocea. *
Der allerkleinste Europäische Vogel, der le-
bend ohngefähr ein Quentchen wiegt, und der
sein
goldgelbes Federbüschgen, fast wie der Cacadu
und wie der
Wiedehopf, aufrichten und zurück
schlagen kan. Er macht sich ein
artiges beutel-
[Seite 239] förmiges Nest,
was er in Schwarzwäldern an
hohe Bäume befestiget, hüpft wie der
Zaunkönig
im Winter an den Zäunen herum, und muß mit
feinen Sand
geschossen werden.
55. parus. Meise. Rostrum integerrimum,
basi setis tectum.
Die Meisen amüsiren weniger durch ihren Ge-
sang, als durch ihr ungemein lebhaftes
Naturell
und ihr possierliches Betragen. Sie klettern wie
die
Spechte, sind überaus neugierig, und lassen
sich, leichter als
andere Vögel, zu allerhand
künstlichen Handlungen abrichten. Im
Zimmer
eingesperrt, kan man sie nicht leicht über ein
Jahr
erhalten, daher man sie zum Ein- und Ausflie-
gen gewönen muß; was sie aber, wenn sie auch
gleich nicht aus dem
Neste auferzogen worden,
doch sehr leicht lernen. Sie sind überaus
frucht-
bar, legen meist ein Dutzend Eyer und
drüber,
sind aber gleichsam Raubvögel in dieser Ordnung,
die
sogar Leichen auf Hochgerichten befressen, und
andern kleinen
Sangvögeln die Köpfe aufhacken;
daher man sie nicht leicht mit
diesen zugleich in
einem Bauer erhalten kan.
1. † Cristatus. die Haubenmeise, Schopf-
meise, Robelmeise. P. capite cristato, col-
lari nigro, ventre albo. *
Nistet in altem Gemäuer, holen Bäumen, Stein-
ritzen etc. Ist leicht zu zähmen, aber minder
ge-
lehrig als andere Gattungen dieses
Geschlechts.
Hingegen ist ihre Stimme angenehmer, und
hat
mannichfaltige Abwechselung.
2. † Major. die Kohlmeise, Spiegelmeise,
Finkmeise.
P. capite nigro, temporibus al-
bis, nucha lutea. *
Ein schön gezeichnetes Thier, was sehr kirre
wird,
und zumal im Winter in die Dörfer und
auf die Höfe kömmt, um Nahrung
zu suchen.
3. † Caeruleus. Die Blaumeise, Pimpelmei-
se. P. remigibus caerulescentibus: primori-
bus margine exteriore albis, fronte alba, ver-
tice caeruleo. *
Ebenfalls ein sehr schönes, aber dabey zärtli-
ches Thier. Die Blaumeisen streichen nicht in
so
grosser Anzal als die Kohlmeisen, aber kurz vor
ihnen her; so
daß man da, wo sie sich nieder-
lassen, in wenigen
Minuten eine grosse Schaar
Kohlmeisen erwarten kan.
4. † Palustris. Die Plattenmeise, Aschmeise,
Bymeise.
P. capite nigro, dorso cinereo, tem-
poribus albis. *
5. † Caudatus. Die Schwanzmeise, Schnee-
meise, Zogelmeise, der Pfannenstiel. P.
vertice
albo, cauda corpore longiore. *
Ein schwächliches Thier, was nicht leicht
int
Zimmer zu erziehn ist. Legt zwanzig Eyer, und
baut sich an
Baumstammen ein beutelförmiges
Nest von Moos, Haaren, Wolle und
Spinnwe-
ben, füttert es inwendig mit weichen
Pflaumen
aus, und bekleidet es, uns zu verbergen, von
ausen mit
dem nämlichen Moose, womit der
Baum, an welchem es nistet, bewachsen
ist.
6.† Biarmicus. Das Bartmännchen, der
Indianische
Sperling (La Moustache) P.
vertice cano, cauda
corpore longiore, capi-
te barbato.
7. Pendulinus. Die Beutelmeise, Pendu-
linmeise, der Remiz, Cottonvogel. P. ca-
pite subferrugineo, fascia oculari nigra,
re-
[Seite 241] migibus rectricibusque fuscis margine utro-
que ferrugineo.
Baut sich ein ungemein künstliches Beutelför-
miges Nest von Pappelwolle etc. läßt zwey Oeff-
nungen daran zum Ein- und Ausflug, und hängt
es,
fast wie der Jupujuba das seinige, an einem dün-
nen
Aste auf.
56. hirundo. Schwalbe. Rostrum mini-
mum incurvum,
subulatum, basi depressum.
Die Schwalben zeichnen sich durch ihre Bil-
dung, durch ihre zwitschernde Stimme und
durch
ihre Lebensart von den übrigen Thieren dieser
Ordnung aus.
Sie gehen fast nie, sondern ver-
richten ihr Geschäfte
meist fliegend oder sitzend.
Sie haben einen weiten Rachen, und
wissen da-
mit sehr geschickt die Insecten aus der
Luft oder
überm Wasser im Flug wegzuschnappen. Ueber
ihren
Winteraufenthalt ist seit Aristoteles Zeiten
sehr verschieden
geurtheilt worden. Viele berühm-
te Männer haben
behauptet, daß sich die Schwal-
ben im Herbste in
Sümpfe verkröchen, und da
bis künftigen Frühjahr im Winterschlaf
begraben
lägen. Andre haben hingegen die Schwalben zu
den
Zugvögeln gerechnet, und geglaubt, daß sie,
wie so viele andre
Thiere dieser Classe, den Win-
ter in mittäglichen
Zonen zubrächten. Nach den
Erfahrungen dieser Männer und nach unsern
eig-
nen Untersuchungen sind wir überzeugt, daß
die
Rauchschwalbe und Hausschwalbe im Herbst
von uns ziehn, die
Uferschwalbe hingegen bey
uns bleibt, und im Schilf schlafend
überwintert.
1. † Rustica. Die Rauchschwalbe. (hirundo
domestica quorumdam) H. rectricibus, exce-
ptis duabus intermediis, macula alba notatis.
*
Baut innerhalb der Hauser im Hausärn, un-
ter den Rauchfängen etc. und wält meist einen
höl-
zernen Brandnagel zur Basis des Nests.
2. Esculenta. H. rectricibus omnibus
macula
alba notatis.
Baut die berufnen Indianischen oder Tunkins-
nester an den Ufern der Flüsse von Sina, Cochin-
china etc. aus gewürzhaften gallertigen
Seegewäch-
sen, Tremellen etc.
3. † Urbica. Die Hausschwalbe. (hirundo
agrestis s. rustica aliorum) H. pedibus hirsu-
tis, rectricibus immaculatis, dorso nigro cae-
rulescente, tota subtus alba. *
Nistet auserhalb der Hänser unterm Dache, an
den
Fenstern etc.
4. † Riparia. Die Uferschwalbe, Erdschwal-
be. H. cinerea, gula abdomineque
albis. *
Baut in Leimengruben, Sandhügeln etc.
5. † Apus. Die Mauerschwalbe, Stein-
schwalbe. H. nigricans, gula alba,
digitis
omnibus quatuor anticis. *
Nistet in alten Thürmen, Kornböden, Kirchen etc.
57. caprimulgus. Rostrum modice in-
curvum, minimum,
subulatum basi depres-
sum, vibrissae ciliares;
unguis intermedius
introrsum ciliatus.
1. † Europaeus. Die Nachtschwalbe, Hexe,
der
Ziegenmelker, Ziegensauger, Nacht-
[Seite 243] rabe,
Tagschläfer. C. narium tubis ob-
soletis. *
Ein schön marmorirtes Thier, was seinen
Geschäften
blos des Nachts nachgebt, und im
Flug beständig schnurrt. Die
Beschuldigung,
daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist un-
gegründet. Es lebt von Nachtfaltern, und ni-
stet in schattichten Gegenden zwischen Felsen-
ritzen.
Wir haben hie warmblütigen Thiere
nunmehr
absolvirt, und gehen zu den kaltblütigen über;
von denen die
in den beiden nächsten Classen,
nemlich die Amphibien und Fische,
ebenfalls ro-
thes Blut haben, was sich blos durch
seine
Kälte vom Blut der Säugthiere und Vögel
auszeichnet. (§. 40)
Dahingegen die Insecten
und Würmer nur einen weissen Saft in
ihrem
Körper füren, der kaum noch den Namen von
Blut verdient.
Die Amphibien und Fische kommen, so wie
in der Beschaffenheit des Bluts,
so auch in der
Einrichtung und Bildung ihres Herzens, mit
einander
überein: sie sind aber darinn von ein-
ander
unterschieden, daß jene durch Lungen
Athem hohlen, mithin auch Stimme
von
sich geben können; da die Fische hingegen blos
durch Kiefern
athmen, und niemals Lungen
[Seite 245] haben, folglich auch
sowol als die Insecten und
Würmer stumm sind.
Die äussere Bildung der Amphibien ist
sehr verschieden. Manche, wie die
Schildkrö-
ten, Frösche und Kröten, haben einen
breiten fla-
chen Körper mit vier Füssen. Die
Crocodile
u.a. Eidexen haben zwar auch vier Füsse, aber
einen
längern, rundlichen, schlanken und ge-
schwänzten Körper.
Die Schlangen einen lang-
gestreckten, dünnen
cylindrischen Körper, ohne
Füsse. Und endlich äneln auch viele
Thiere
dieser Classe in ihrer äussern Bildung den Fi-
schen, sind eben so wie diese mit Flossen verse-
hen
u.s.w. Vermuthlich ist diese Verschieden-
heit in der
Gestalt der Amphibien Ursache ge-
wesen, daß sie von den
ältern Naturforschern
gar nicht für eine eigene Thierclasse
angesehen,
sondern theils den Fischen, theils auch den Säu-
gethieren etc. zugesellt und untergeschoben wor-
den sind.
Auch die Bekleidung des Körpers der Am-
phibien ist weit
verschiedener, als bey den be-
nachbarten Classen. Einige
sind mit einer kno-
chichten Schaale, wie mit einem
Gehäuse über-
zogen, in das sie Kopf und Gliedmaaßen
fast
ganz zurückziehen können. Andere sind mit kno-
[Seite 246] chichten Reifen oder
mit zahlreichen kleinen
Schildgen, andere mit Schuppen bedecket,
und
noch andere haben eine ganz glatte, nur mit
Schleim überzogene
Haut.
Die Amphibien überhaupt sind neuerlich vom
Ritter Linne*) und verschiedenen seiner
Nach-
folger für abscheuliche, widrige, eckelhafte
Ge-
schöpfe, und gleichsam für Auswurf der übri-
gen thierischen Schöpfung verschrien worden.
Beym
Ritter hatte dieser Widerwille, wie uns
gesagt worden, einen
körperlichen natürlichen
Grund, da er für jeden kleinen Frosch,
so
wie viele Leute für Kröten etc. zurück bebte: al-
lein ein Philosoph sollte doch seine Idiosyncra-
sien
nicht für Gesetze der Natur verkaufen; und
so gern wir uns auch
bescheiden, daß manche
dieser Thiere in ihrer Bildung und
Naturell
viel widriges haben, so unbillig finden wir es
doch,
ihrentwegen alle Amphibien überhaupt zu
verrufen. Selbst unter unsern
hieländischen
Amphibien giebt es einige, wie die grüne Ei-
dexe, den Laubfrosch etc. die in Rücksicht ih-
rer schönen Farben, ihres stinken, und
doch
unschuldigen Betragens, den artigsten Thie-
ren
anderer Classen an die Seite gesetzt wer-
den dürfen.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon
die Benennung der ganzen Classe
andeutet,
Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf-
enthalt angewiesen. Die meisten gehen will-
kührlich in
beiden Elementen ihren Geschäften
und ihrer Nahrung nach. Manche
bringen
hingegen entweder eine bestimmte Periode ihres
Gebens, oder
gewisse Jahrszeiten blos in einem
von beiden zu; und andere heissen
endlich abusive
Amphibien, da sie blos fürs Land, oder blos
fürs
Wasser und nicht für beides zugleich bestimmt
sind. Von den Landthieren
dieser Classe, leben
viele in dumpfichtem, feuchtem Dickicht, und
die
könnten freylich Linne's nachtheilige Aeuserung
rechtfertigen;
andere aber suchen sich auch recht
trockne, anmuthige, der Sonnenwärme
ausge-
setzte Gegenden zur Wohnung aus; manche le-
ben gar auf Bäumen u.s.w.
Die Nahrungsmittel der Amphibien sind
überaus mannichfaltig. Manche leben
von le-
bendigen warmblütigen oder kaltblütigen Thie-
ren, von Insecten, Conchylien, Fischeyern; an-
dere von Aas, vom Miste anderer Thiere; viele
aber
von blos vegetabilischen Substanzen, Pflan-
zen-Wurzeln
etc. Sie sind überhaupt in der
Wahl ihrer Speise nicht eckel, und
fast an gar
keine besonders bestimmte Alimente gebunden.
[Seite 248] Sie transspiriren
dabey wenig, und ihre Nu-
trition geht auch sehr langsam
von statten, da-
her sie zum verwundern lange hungern
kön-
nen. Wir selbst haben Laubfrösche, aus
Mangel
der Fliegen, den Winter durch fastend erhalten,
und von
vielen Eidexen und Schlangen weiß
man, daß sie ein ganzes Jahr, von
Schildkrö-
ten aber, daß sie anderthalb Jahre ohne
alle
Nahrungsmittel gelebt haben.
Fast alle Amphibien, wenigstens die in den
kältern Zonen, verschwinden im
Herbst, verkrie-
chen sich ins Gebüsche oder in Sümpfe,
und
halten Winterschlaf. Daß aber einigen, z. E.
den Fröschen die
Zeit über das Maul mit einer
Schleimhaut verschlossen sey, ist eine
irrige
Sage, wozu vermuthlich die Häutung dieser
Thiere im Frühjahr,
Anlaß gegeben hat.
Die Amphibien sind mit mancherley Waf-
fen zum Angriff und
zur Vertheidigung be-
wehrt. Manchen, wie den Crocodillen
und
Wasserschlangen, kommt schon ihre körperliche
Grösse, andern
kleinen doch ihr Muth und ihre
Geschwindigkeit zu paße. Man hat
gesehen,
daß der grüne Wasserfrosch oft grosser Hechte
Herr worden
ist. Er springt ihnen auf die Stir-
ne, hält sich, ihrer
schnellen ängstlichen Bewe-
[Seite 249] gungen ohngeachtet,
fest, und beist ihnen leicht
die Augen aus*). Die
mehresten Amphibien
sind mit zahlreichen spitzigen Zähnen, manche
mit
Stacheln, viele sonst wehrlose Thiere dieser
Classe mit Gift,
und der Zitterrochen mit einer
sonderbaren erschütternden Kraft,
versehen.
Von der andern Seite sind die Amphibien
durch ihr äusserst zähes Leben
bey weitem mehr
als andere Thiere gegen die Anfälle ihrer
Feinde
geschützt. Man hat Schildkröten geraume Zeit
ohne Kopf leben,
und Frösche mit aus der Brust
gerißnen Herzen rumhüpfen gesehen. Auch
die
reproductionskraft ist bey diesen Thieren
ungemein stark; und
sie sind daher, zumal wenn
sie noch jung sind, ganz vorzüglich
geschickt, um
Versuche über diese merkwürdige Lehre an
ihnen
anzustellen.
Die eheliche Verfassung der Amphibien
hat ungemein viel sonderbares. Es
werden die-
se Thiere in Verhältnis ihrer Grösse und
ihres
Alters erst sehr spät, wie unsre Frösche erst im
vierten Jahr,
mannbar, nachher ist aber auch der
Begattungstrieb, zumal bey den
Männchen,
ganz unwiderstehlich heftig, so daß man Bey-
spiele von Fröschen hat, die in Ermangelung
[Seite 250] einer Gattin, andre
männliche Frösche, oder tod-
te Weibgen, oder Kröten
besprungen haben.
Bey den mehrsten mit Füssen versehenen Am-
phibien werden die Weibgen von ihren Männ-
chen zur Begattungszeit mehrere Tage ja Wo-
chen lang umfaßt, und man kann diesen wären-
der Zeit ehr die Beine vom Leibe reißen, als
daß sie
ihre Geliebte los lassen sollten. Bey
vielen dieser Thiere hat keine
wirkliche Begat-
tung statt, sondern das Männchen
befruchtet
erst alsdann die weiblichen Eyer, wenn sie schon
aus dem
Leibe der Mutter herausgetreten sind.
Einige Amphibien gebaren lebendige Jun-
ge, die mehrsten
hingegen legen Eyer, und die
Viper macht gleichsam den Uebergang von
den
lebendig gebärenden zu den eyerlegenden Thieren.
Sie gibt zwar
wirklich Eyer von sich, in welchen
aber die jungen Vipern schon fast
völlig entwi-
ckelt da liegen, und nur noch wenige Tage
lang
auser dem Leibe der Mutter folgends ausgebil-
det, und zum Auskriechen geschickt werden*).
Die Amphibien können so wenig als andre
kaltblütige Thiere ihre Eyer
selbst bebrüten.
Sie überlassen dieß der Sonnenwärme, und ge-
ben daher entweder ihre Eyer ins Wasser von
[Seite 251] sich, oder scharren
sie in den Sand, oder ver-
graben sie, wie die Natter, um
die Ausbildung
der Jungen zu beschleunigen, in Misthaufen.
Nur die
weibliche Pipa streicht sich ihren Laich
aus den Buckel, drückt und
reibt ihn recht
in die Haut ein, und last so ihre Jungen auf
ihrem
Rücken auskriechen.
Nicht alle Amphibien kommen gleich in ih-
rer vollkommnen
Gestalt zur Welt, sondern ver-
schiedne müssen sich in
ihrer Jugend erst noch ei-
ner Art von Metamorphose
unterziehen, ehe sie
die Ausbildung und den völligen Gebrauch
aller
ihrer Gliedmassen erlangen. Dieß gilt vorzüg-
lich von den Fröschen und Eidexen, die in der
Gestalt wie sie dem Eye
entkriechen, noch we-
nig von der Figur haben, die sie im
reisern Al-
ter erlangen sollen. Sie haben dann noch
kei-
ne Füsse, von denen erst allmälig zuerst das
hin-
tere und hernach das vordere Paar zum Aus-
bruch kommen soll. Dagegen sind sie mit ei-
nem langen fischähnlichen Schwänze versehn, der
bey
den mehrsten Fröschen in demselben Maas-
se allgemach
verschwindet, in welchem sich die
Beine des Thiergens entwickeln. Diese
unvoll-
kommenen Geschöpft (larvae) leben blos im Was-
ser, wenn sie auch
gleich in der Folge das tro-
ckene Land zu ihrem
Aufenthalt wählen; und
das blosse Athemholen durch Lungen würde ihnen
[Seite 252] für dieses Element
nie zureichend seyn, wenn
sie nicht für diese Zeit, doch oft nur wenige
Ta-
ge durch, auch mit einer Art von Kiefern
oder
branchiis hinter den Ohren*) versehen wären.
Manche haben
auch noch einige Zeit nachher
zwey besondere gestreifte Eingeweide oder
After-
lungen neben den wahren Lungen in der
Brust,
die wohl ebenfalls das Respiriren erleichtern sol-
len. Manche solche Larven aus dem Froschge-
schlechte (Kaulquappen, Roßnägel, Roß-
köpfe, gyrini, ranabottoli) sind überdem
auch
an der Unterlefze mit einer kleinen Röhre
versehen, mittelst deren sie
sich, der Sicherheit
wegen, an Wasserpflanzen etc. fest saugen
kön-
nen. Endlich haben auch einige blos auf
der
linken Seite des Kopfs neben den Augen einen
kleinen Schlauch
oder Blase, wodurch sie das
eingeschluckte Wasser, wie die Fische
durch
die Kiefern, wieder von sich sprühen können.
Auserdem ziehen auch manche Amphibien
zu gewissen Jahrszeiten ihre
Oberhaut (epider-
mis) ab, oder
häuten sich, ein Geschäfte, was dem
Mausern der Vögel, und dem
Haarwechseln vie-
ler Säugthiere änelt. Die Schlangen
werfen
dabey eine ziemlich feste Haut (Natterhemd)
ab, in der die
Eindrücke der Schuppen etc. zu
sehn sind. Von Fröschen und Eidexen
hin-
[Seite 253] gegen geht nur ein
schleimichter, im Wasser bald
zerfliessender, Ueberzug herunter.
Das Gehör und Gesicht der mehrsten Am-
phibien, zumal der
Frösche und Eidexen, ist
ausnehmend sein, ihr Gefühl hingegen
und
auch wol ihre übrigen Sinne stumpf. Geleh-
tig
sind diese Thiere wol sehr wenig. Freylich
hat mans noch nicht der Mühe
werth ge-
funden, über ihre Talente zu experimentiren,
aber
ihre ganze Geschichte, ihr Naturell, ihre In-
stincte scheinen schon an sich gar wenig zu ver-
sprechen.
Das Alter der Amphibien ist sehr verschie-
den, und es
passen bey ihnen die die wenigsten
Schlüsse, aus denen man sonst mit
viel Grund
aufs Alter anderer Thiere schliessen kan. Un-
sere Frösche z. E. werden erst im vierten
Jahre
mannbar, und erreichen dem ohngeachtet nur
ein Alter von zwölf
bis sechszehn Jahren. Hin-
gegen behauptet man, daß die
Crocodile, die
großen Schildkröten*) u.a.m.
auf hundert
Jahre und drüber, leben sollen.
Der Nutzen der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist
einfach, aber theils sehr be-
[Seite 254] trächtlich. Erstens
vertilgen sie doch viel schäd-
liche Insecten, Schnecken
etc. sodann werden
viele zur Speise verwandt. Vorzüglich
unzälige
Schildkröten und ihre Eyer so auch verschiedene
Frösche und
Eidexen, Neunaugen, Störe, Rochen
etc. Schildplatt und Hausenblasen
werden zu
Kunstsachen verarbeitet. Arzneyen gibt diese
Classe wenig.
Vielleicht sind Kröten ein wichtiges
Mittel gegen den Krebs. Froschlaich
wird zu Pfla-
ster, Ottern- und Natter-Fette ehedem zu
Augensal-
be, und der Stincus
zu andern Zwecken verbraucht.
Der Schade der Amphibien steht mit ih-
rem Nutzen in
ziemlichem Verhältnis. Der grö-
ste Nachtheil ist wol der,
daß sie andere nuz-
bare Thiere, Fische und deren Eyer
etc. vertil-
gen, Pflanzen – Wurzeln abfressen
u.s.w.
Gegen die fürchterlich grossen Amphibien oder
gegen das Gift
der kleinern hat Vorsicht und
Erfarung die Menschen sich ziemlich
sichern
gelehrt.
Die Amphibien lassen sich am schicklichsten
nach dem Plane ordnen, den
der Ritter Linné,
dem man überhaupt die Bestimmung der ganzen
Classe
schuldig ist, darüber entworfen hat. Er
ist auf dem ganzen Habitus
dieser Thiere ge-
gründet, und begreift nur drei
Ordnungen.
I. Reptiles. Die Amphibien mit
Füssen.
Schildkröten, Frösche, Eidexen.
II. Serpentes. Die Schlangen.
Ohne
Füsse, Floßfedern oder andere äussere
Gliedmaaßen; sie haben
einen cylindri-
schen langgestreckten Körper, kriechen
auf
dem Bauche, und bewegen sich wellen-
förmig.
III. Nantes. Die Amphibien mit
Floßfe-
dern, mittelst deren sie wie die Fische
im
Wasser schwimmen.
Die Siren lacertina*) aus Süd-Carolina, die Linné,
doch erst spät und
mit eigenem Gefühl von Zwei-
fel und Ungewißheit, in eine
besondere vierte Ord-
nung (meantes) gesetzt hat, ist nach der Analogie
zu schließen,
besonders auch der Ohrkiefern (§.
105.) wegen, doch wol nur ein noch
unvollkomme-
nes Geschöpf, eine Larve.
Alle Thiere dieser Ordnung sind, wenigstens
wenn sie ihre vollkommne
Gestalt erlangt haben,
mit vier Fußen versehn, die nach dem
verschied-
nen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye, oder
durch eine Schwimmhaut verbundene, oder gar
wie in
eine Flosse verwachsene Zehen haben. Sie
legen sämmtlich Eyer, und
manche von ihnen sind
überaus fruchtbar.
1. testudo. Schildkröte. Corpus testa
obtectum, cauda brevis, os
mandibulis nu-
dis edentulis.
Die Schildkröten sind wol die trägsten phleg-
manschten Geschöpfe in der Natur. Auch
ihr
Wachsthum und übrige Lebensgeschäffte gehen
auserordentlich
langsam von statten, so daß man
rechnet, daß eine Schildkröte binnen
zwanzig Jah-
ren nur wenige Zolle an Größe zunehme.
Die
mehresten sind mit einer breiten knochichten sehr
festen
Schaale bedeckt, in die sich das Thier im
Nothfall fast wie eine
Schnecke in ihr Haus zu-
rückziehen kan. Der Obertheil
dieser Schaale,
oder das Rückenschild ist mit dem Rückgrade
und
den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den
breiten
hornichten Schuppen belegt, die bey man-
chen
Gattungen so stark und schönfarbicht sind,
daß sie zu Kunstsachen
verarbeitet werden. Der
Untertheil oder das Bauchschild ist etwas
kleiner
als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf,
Schwanz
und Füsse versehen.
1. Membranacea
T. pedibus pinniformibus, un-
guiculis tribus, testa dorsali membranacea
ovata grisea
striata. *
Ein artiges kleines Thier, was wir aus
Guiana
erhalten haben, und von den bisher bekannten*)
weichschaalichten Schildkröten verschieden
ist.
2. Imbricata. Die Carette. T. pedibus
pinni-
formibus, testacordata subcarinata,
margine
serrato: scutellis imbricatis latiusculis, cau-
da squamata. *
Findet sich in beiden Indien; zumal häufig an
den
Antillen. Man nimmt das beste Schildpatt
von ihr, und die Wilden
brauchen ihr Fett als
Arzney.
3. Mydas. T. pedibus pinniformibus,
ungui-
bus palmarum binis, plantarum
solitariis,
testa ovata. *
Die gröste und stärkste Schildkröte, die wol
mit
Lasten von sechs und mehrern Centnern, die
man ihr auf den Rücken
legt, fortkriecht. Sie
ist vorzüglich auf den Inseln der Oceane zu
Hause,
und wird wegen ihres schmackhaften Fleisches
und ihrer
zalreichen Eyer, besonders für die See-
farenden
wichtig.
4. Geometrica.
T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis
elevatis truncatis. *
Ein kleines Thier, ohngefähr von der Grösse
einer
flachen Hand: es lebt in Ostindien, und
hat wegen seines
regelmäßigen schwarz und gelb
gezeichneten Rückenschilds, ein sehr
artiges
Ansehn.
2. rana. Frösche und Kröten. Corpus
nudum, pedibus quatuor, posticis
longio-
ribus.
Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kür-
zern Körper und breitern dickern Kopf als die Ei-
dexen. Eine einzige Gattung ausgenommen,
sind die
übrigen ungeschwänzt. Die mehresten
haben an den Vorderfüssen freie
Zehen, hinten
aber Schwimmfüsse.
1. Pipal, die Pipa, Tedo. R. corpore
plano,
rostro spathiformi, digitis anticis
muticis
quadridentatis, posticis unguiculatis. *
Die Pipa ist in den Gewässern von Guiana zu
Hause,
und wird durch die überaus sonderbare
und ganz anomalische Weise,
mit der die Mut-
ter ihre Jungen ausbrütet,
merkwürdig. Das
Männchen streicht nemlich den Laich, den
das
Weibchen vorher auf die gewönliche Weise von sich
gegeben,
demselben auf den Rücken, wälzt sich
nachher selbst noch rücklings
drüber her, drückt
dadurch die Eyerchen in besondere Grübgen
die
in der Haut des Weibchens befindlich sind, fest;
und
befruchtet sie hierauf mit seinem Saamen.
Diese Eyerchen verwachsen
nachher gleichsam
mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf
von
beinah drei Monaten die darin befindlichen Jun-
gen zum Ausbruch reif sind, und nach einer kur-
zen
Verwandlung den Rücken ihrer Mutter ver-
lasten
können. Denn daß die jungen Pipas aller-
dings auch so
wie die hieländischen jungen Frösch-
chen eine
Verwandlung überstellen, wird, gegen die
gemeine Meynung, aus einer
vollständigen Suite
von sechs Exemplaren dieser Thiere
erweislich,
die wir aus dem akademischen Museum vor uns
haben,
wo beym einen die noch geschlossen Eyer,
[Seite 259] beym andern die
hervorbrechenden geschwänzten
Jungen (§. 105.), beym dritten völlig
ausgebil-
dete ungeschwänzte Jungen u.s.w. zu
sehen sind.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Findet sich in Virginien, und hat wegen
seiner
grossen stieren Augen, und der ungeheuren Tuten-
förmigen obern Augenlieder ein sehr
sonderbares
Ansehn.
3. Paradoxa (Rana piscis quorundam)
R. cau-
data, femoribus postice oblique striatis.
*
Dieses Thier ist im südlichen America zu Hause,
Und
zeichnet sich durch einen starken fleischichten
auf den Seiten
plattgedrückten Schwanz von den
übrigen Gattungen dieses Geschlechts
aus. Es
erreicht, gegen die Weise anderer Frösche, bevor
es noch
völlig ausgebildet worden, doch eine be-
trächtliche
fast Spannenlange Grösse, häutet sich
wärend der Zeit
verschiedentlich, und hat in die-
sem Zustand zu einer
alten Sage von Fröschen,
die sich in Fische verwandelten, Anlaß
gegeben.
Wenn es aber auch gleich seine
Metamorphosen
überstanden hat, und die Füsse gros gewachsen
und
völlig ausgebildet sind, bleibt es dennoch ge-
schwänzt, wie wir ebenfalls aus einer ganzen
Reihe dieser Thiere
in ihrer stufenweisen Ver-
wandlung, im akademischen
Museum, ersehen.
4. † Bufo. Die gemeine Kröte. R.
corpore
ventricoso verrucoso lurido fuscoque*
Rösel Gesch. der Frösche, Taf. 20.
Ein langsames Thier, das wol durch sein schmut-
ziges Ansehn, durch seine lichtscheue Lebensart,
und
dumpfigen Aufenthalt so allgemein verhaßt wor-
den, und in den unschuldigen: Verdacht des Gifts
[Seite 260] gekommen ist.
Denn daß die Kröten wirklich Gift
besässen, das sich sogar Gewächsen
mittheilen,
und selbst dann noch tödtlich werden könne*), ist
eben so
irrig als die vorgegebne Antipathie zwi-
schen diesen
Thieren und den Spinnen. Hingegen
ist es wol unläugbar, daß man
verschiedentlich
lebendige Kröten mitten in grossen Steinen,
in
Marmorblöcken etc. angetroffen hat**), die aber
wol nach im Ey dahinein
verschlossen seyn mö-
gen, und vielleicht erst kurz
vor ihrer Entdeckung
ausgekrochen und erwachsen sind.
5. † Bombina. Die Feuerkröte. R.
corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu-
lato, pupilla triquetra. *
Eine muntre kleine Kröte, die sich hin und
wieder
in Deutschland, in der Schweiz etc. und
theils in erstaunlicher
Menge, findet. Sie ist
am Bauche schon blau und gelb gefleckt,
hüpft
fast wie ein Frosch, und gibt einen lauten
Ton von sich,
der einem Gelächter änelt.
6. † Temporaria. Der braune Grasfrosch.
R. dorso planiusculo subangulato. *
Die gemeinste Gattung Frösche. Sie hatten sich
den
Sommer über auf dem Lande, den Winter durch
[Seite 261] aber im Wasser
auf. Nach Regenwetter kom-
men sie hanfenweis aus dem
Gebüsch hervorge-
krochen, und diese Erscheinung mag
wol zu der
alten Sage von Froschregen Anlaß gegeben ha-
haben. Sie vermehren sich ungemein stark, so
daß
sie Landplage werden können, und die Ab-
deriten einst
zu Cassanders Zeiten würtlich ihrent-
halb emigrirten.
Sie sind für die Garten nutz-
bare Geschöpfe, da sie
viel Ungeziefer, Schne-
chen, Insekten etc.
verzehren, aber auch darum
unsicher zu essen sind.
7. † Esculenta. Der grüne Wasserfrosch. R.
corpore angulato, dorso transverse gibbo,
abdomine
marginato. *
Leben blos in Teichen und Sümpfen. Die
Männchen
quaken laut, zumal des Abends bey
schönen Wetter, und treiben dabei
zwey grosse
Blasen aus den Maulwinkeln auf. Sie sind
schlau und
muthig, so daß sie über weit grössere
Thiere Herr werden (§. 100.),
und sind ohne
Besorgniß zu essen. Zur Begattungszeit bekom-
men die Männchen von dieser und der
vorigen
Gattung schwarze warzichte Knollen an den Dan-
wen der Vorderfüsse, womit sie sich äusserst
fest
um ihrer Weibchen Brust klammern können.
8. † Arborea. Der Laubfrosch (Calamites).
R. corpore laevi, subtus
granulato, pedi-
bus fissis, unguibus
lenticulatis. *
Ein anmuthiges Thier, was fast in ganz Eu-
ropa (doch nicht in England, aber desto
häufiger
in Italien) und in Nordamerica zu Hanse ist.
Ist mit
einem klebrichten Schleim, wie die Schne-
cken
überzogen, der ihm bey seinem Aufenthalt am
[Seite 262] Laub der Bäume,
zum Anhängen zu passe kommt.
Die Männchen haben eine laute Stimme,
die sie,
wenn es regnen will, besonders aber zur Paarungs-
zeit, und zwar alsdann so laut von sich
geben,
daß man sie wol Meilen weit hören kann. Sie
blasen dabey
die Kehle zu einer grossen Kugel, fast
so groß als der ganze Leib
des Thiers, auf. Zu-
weilen verändert sich ihre Farbe
ins graue,
schwärzliche etc. fast wie beym Chamäleon.
3. draco. Corpus tetrapodum caudatum, ala-
tum.
1. Volans. Die fliegende Eidexe. D.
brachi-
is ab ala distinctis. *
Diese Thiere finden sich in Ostindien und
Africa.
Die Flügel, die sie zu beiden Seiten des Leibes ha-
ben, dienen ihnen, wie dem fliegenden Eichhörn-
chen, einen weiten Sprung zu wagen, aber
nicht
zum ordentlichen Flug wie bey den Vögeln. Im
übrigen
Körperbau äneln sie der gemeinen Eidexe.
Vermutlich haben diese
Thiere den Stoff zu den
Fabeln von Drachen, Basilisken u.s.w.
gegeben.
4. lacerta. Eidexe. Corpus elongatum,
pedibus quatuor
aequalibus.
1. Crocodilus. Der Nil Crocodil. (Hiobs
Leviathan.)
L. capite cataphracto, nucha
carinata, cauda
superne cristis binis latera-
libus horrida.
*
Der Crocodil ist das größte Thier dieser Ord-
nung, was wol eine Länge von 25 Fus erreicht,
und
hauptsächlich im Nil, dock auch in Ostin-
dien zu
Hause ist. Seine Grosse, seine Schnel-
ligkeit und
sein unersättlicher Appetit machen ihn
für die Gegenden, wo er sich
findet, fürchterlich.
[Seite 263] Er tödtet
Menschen und grössere Thiere, und ver-
schluckt
zugleich, wie manche Vögel (§. 69.),
Kieselsteine, um die Verdauung
zu befördern. Auch
wacht er ausserdem die Fahrt auf den Flüssen
ge-
färlich, da er leicht Bote umschmeist, in die
Fi-
scher – Netze färt etc. Dabey ist seine
Haut zumal
auf dem Rücken so harsch, daß sie
Flinten-Kugeln
widersteht, und er kaum anders als am Bauche
zu
verwunden ist. Auf ebnem Wege läuft er un-
glaublich
schnell, kan sich aber nicht wol seit-
wärts krümmen,
daher man ihm durch Absprünge
und Hin- und Widerlaufen entgehen kan.
Das
Weibchen liegt bey der Begattung auf den Rü-
cken, legt hernach auf 100 Eyer, und verscharrt
sie in den Sand.
Sie haben kaum die Grösse
eines Gänseeyes, und werden grossentheils
vom
Ichneumon (Viverra ichn.) aufgesucht und
aus,
gesoffen. Der Crocodil hat eine brüllende Stimme,
und soll
seinen Auswurf nicht durch dem natürli-
chen Weg,
sondern wieder durch den ungeheuren
Rachen von sich geben. Der Tabac
soll ihm töd-
lich seyn.*)
2. Alligator. Der Kaiman, Americanische
Crocodil.
L. capite imbricato plano, nu-
cha nuda, cauda superne lineis binis latera-
libus aspera. *
Der Kaiman findet sich im mittlern America,
und
wird gewönlich nur für eine Spielart des
Nil-Crocodils ausgegeben,
von dem er sich aber
theils durch seine kleinere Statur, vorzüglich
aber
durch die Bildung seines Körpers und Schwan-
les, auszeichnet, die beide nicht mit so scharf
hervorstehenden
starken Schildern, wie bey jenem
Thier, sondern mit weit flackern
Erhabenheiten
besetzt sind. Dieser ganz specifike Unterschied fällt
[Seite 264] zumal bey den
Exemplaren beider Thiere, die im
akademischen Museum von gleicher
Grösse befind-
lich sind, sehr sichtlich in die
Augen.
3. Monitor. Die Sauvegarde. L. cauda
ca-
rinata, corpore mutico maculis
ocellatis. *
Ein überaus schönes schwarz und weiß marmo-
rirtes Thier, was ohngefär anderthalb Elen
lang
wird, und sich meist in Gesellschaft des
Crocodils
aufhalten, und durch den pfeifenden Laut, den
es von
sich giebt, seinen furchtbaren Gefährten
verrathen soll.
4. † Agilis. Die grüne Eidexe, Kupfer-Ei-
dexe. L. cauda verticillata longiuscula, squa-
mis acutis, collari subtus squamis constricto.
*
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Die schönste hieländische Eidexe, die sich über-
Haupt im wärmern Europa und in Ostindien fin-
det. Am Bauche ist sie zuweilen ganz kupfer-
farben, und das Grüne am Kopf, Rücken und
Schwanz
ist unverbesserlich. Dabey ist das Thier-
chen überaus
flink, lebhaft, wohnt in trocknen
Gegenden, auf Felsen, in
Mauerritzen, som-
mert sich gern an der Sonne, und ist
eben so un-
schuldig als alle übrige deutsche
Eidexen.
5. Chamaeleon. L. cauda tereti brevi
incurva,
digitis duobus tribusque coadunatis. *
Das Chamäleon ist in Ostindien, Nord-Africa,
und
auch in Spanien zu Hause, und wird we-
gen vieler
Sonderbarheiten in seiner Oekonomie
merkwürdig, die ehedem zu
allerhand Erdichtun-
gen Anlaß gegeben haben. Es hält
sich auf Bäu-
men ans, und lebt von Insecten, die es
fast wie
der Ameisenbär mit einer langen
fadenförmigen
klebrichten Zunge zu fangen versteht. Seine Lun-
[Seite 265] gen sind
ungeheuer groß, füllen den grösten Theil
des Leibes aus, und das
Thier kan sich damit
nach Willkür aufblasen oder dünner machen,
da-
her vermutlich die Sage der Alten entstanden
seyn
wag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe.
Die schönen
goldfarbnen Augen des Thiers haben
die ganz eigne Einrichtung, daß
jedes besonders,
und beide zugleich nach verschiedenen
Richtungen.
eins z.B. aufwärts, das andere hinterwärts
u.s.w.
bewegt werden können*): am meisten aber ist es
durch die Veränderung
seiner Farben berüchtigt
worden, da man vorgegeben hat, daß es
jedes-
mal die Farbe der Körper annähme, die ihm
zu-
nächst wären; also auf Bäumen grün, auf
Stroh
gelb u.s.w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe
des
Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber
gelb, schwarz, auch
gefleckt etc. und das zwar
ohne alle Beziehung auf die Farbe der
benach-
barten Gegenstände, sondern theils von
freyen
Stücken, am sichtbarsten aber wenn das Thier
gereizt und
bös gemacht wird. Am füglichsten
kan man dieses Phänomen auf
Rechnung der Galle
schreiben, und es mit der Gelbsucht
vergleichen.
6. Gecko.
L. cauda tereti mediocri, digitis
muticis subtus
lamellatis, corpore verru-
coso, auribus concavis.
*
Der Gecko hat meist das gleiche Vaterland mit
dem
Chamäleon, und ist auch hin und wieder im
südlichen Europa, z.B. im
Neapolitanischen ein-
heimisch. Am häufigsten findet
er sich in Aegy-
pten, zumal bey Cairo, wo er sich
gern in die
Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat
nemlich
einen giftigen Saft zwischen seinen blätt-
richten
Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das
[Seite 266] Thier drüber
wegläuft, mittheilt: deren Genuß
nachher die gefährlichsten und fast
tödtlichen Coliken
nach sich zieht. Die Aegypter nennen ihn
den
Aussatzvater, weil sie glauben, daß er diese Krank-
heit in die Häuser bringe; oder mehr wol
der
Aenlichkeit wegen, die seine knospichte Haut mit dem
Aussatz
jener Gegenden hat. Er hält sich oft
blos auf den Vorderfüssen,
indem er den Hinter-
leib in die Höhe richtet; und ist
wol der ware
Stellio und Saurus der Alten.*)
7. Stincus. L. cauda tereti mediocri,
apice
compressa, digitis muticis
lobato-squamosis
marginatis. *
Der Stincus findet sich im steinichten Ara-
bien, Ober-Aegypten etc. und war weiland
als
ein Stärkungsmittel besonderer Art berufen; wird
auch noch
jezt wenigstens in seiner Heimat in
dieser Absicht verbraucht.
8. Iguana. Der Leguan. L. cauda
tereti
longa, sutura dorsali dentata, crista
gulae
denticulata. *
Ist in America zu Hause. Hat ein
überaus
schmackhaftes Fleisch, und wird deshalb zuwei-
len noch lebendig nach Europa verfürt; soll
aber
für venerische Personen gefärlich zu essen seyn.
9. † Vulgaris. Die gemeine Landeidexe. L.
cauda tereti mediocri, pedibus unguiculatis,
palmis
tetradactylis, dorso linea duplici
fusca. *
Hält sich, bevor sie ihre Verwandlung bestan-
den bat, im Wasser, nachher aber auf dem Lande
in
steinichtem Boden, altem Gemäuer etc. auf.
10. † Palustris. Die Sumpfeidexe. L.
cauda
lanceolata mediocri, pedibus muticis, pal-
mis tetradactylis. *
Lebt in Sümpfen, Teichen etc. und thut
den
Fischen zur Laichzeit grossen Schaden; kan aber
mit Salz
vertrieben werden.
11. † Salamandra. L. cauda tereti brevi,
pe-
dibus muticis, corpore flavo nigroque
va-
rio nudo, poroso. *
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Auch vom Salamander hat man ehedem viel
gefabelt:
daß er giftig sey, im Feuer leben kön-
ne etc. An
lezterm Umstand ist doch etwas wares,
nemlich daß das Thier in einem
mäßigen Kohl-
feuer ohne Schaden ausbauen, indem es
theils
durch den Mund, vorzüglich aber durch kleine
Oeffnungen,
die über seinen Körper zerstreut sind,
einen Saft von sich sprüzt,
wodurch es von Zeit
zu Zeit einen Theil des Feuers auslöschen
und
die Glut mindern tau.
Die Schlangen haben einen cylindrischen
langgestreckten Körper, ohne
Füsse, Floßfe-
dern etc. den sie wellenförmig
(seitwärts, aber
nicht auf und nieder, wie es insgemein vorge-
stellt wird) bewegen; und der mit
Schuppen,
Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche
leben, im
Wasser, andre auf der Erde, noch
andre auf Bäumen. Sie häuten sich
zuwei-
[Seite 268] len; legen
mehrentheils aneinander gekettete
Eyer, und halten, wenigstens in
Europa,
Winterschlaf. Ihre Kinnladen sind nicht, wie
bey andern
Thieren, fest eingelenkt, sondern
lassen sich so weit von einander
dehnen, daß die
Schlangen, Vögel, Mäuse u.a. Thiere die
oft weit
dicker als sie selbst sind, ganz verschlin-
gen
können*). Manche sind mit heftigem Gift
in
besondern Bläsgen des Oberkiefers versehen,
was ihnen als
Digestivmittel, aber auch zum
Fang ihres Raubes und zur
Vertheidigung
dient.**) Sie holen
durch Zungen Othem, die
sich unten in eine länglicht dünne Blase
enden.
5. crotalvs. Klapperschlange. Scuta
abdominalia. Scuta squamaeque subcauda-
les.
Crepitaculum
terminale caudae.
1. horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23. *
Ein fürchterliches Thier des wärmern
America,
dessen Biß in fünf Minuten tödtlich werden kan,
wenn
man nicht schleunigst den leibenden Theil
scarificirt, und viel
lauwarme Milch dazu trinkt.
Diese Klapperschlange wird auf sechs Fus
lang
und Armsdick. Der Laut, den die Klapper am Ende
des
Schwanzes von sich gibt, änelt dem von einer
hölzern Kinderklapper
mit Erbsen. Die Anzal der
Gelenke dieses Theils soll mit den Jahren
des
Thiers wachsen, und höchstens bis gegen 40 steigen.
Daß
Eichhörnchen, kleine Vögel etc. von den Bäu-
men,
der drunter liegenden Klapperschlange von
[Seite 269] selbst in den
Rachen fallen, bestätigt sich aller-
dings; und rürt
wol von den Schrecken her,
worein jene Thiere beym Anblick dieses
furchtbaren
Geschöpfs versezt werden. Hingegen werden
die
Klapperschlangen selbst, von den Schweinen auf,
gesucht, und
ohne Nachtheil gefressen.
6. boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.
1. Constrictor. Die Abgottsschlange. B. scu-
tis 240,
scutellis 60. *
Findet sich in beiden Indien, ist zwar
nicht
giftig, wird aber durch ihre Grösse fürchterlich,
die sich
auf zwölf Elen und drüber erstreckt. Sie
verschlingt Rehe und windet
sich um Hirsche und
grössere Thiere, bricht ihnen die Rippen
entzwey
und verzehrt sie sodann. Sie ist schön gezeich-
net, und wird von den Wilden in America an-
gebethet.
7. coluber. Scuta abdominalia, squamae
subcaudales.
1. Vipera. ♂ Die Viper. C.
scutis 118. squa-
mis
22. *.
Ist in Aegypten zu Hause, und wird zu Arz-
ney verbraucht.
2. Cerastes. Die gehörnte Schlange.*)
C.
scutis 145. squamis 44.
Ellis philos. Trans. Vol. LVI. tab. XIV.
Hat gleiches Vaterland mit der Viper.
3. † Berus. ♂ C. scutis 146. squamis 39. *
Variirt in Her Farbe, die zuweilen
silbergrau,
zuweilen schwärzlich ist. Ihr Biß ist nicht leicht
[Seite 270] tödtlich,
verursacht aber heftige und schnelle Ent-
zündung,
Fieber, Schlaflosigkeit etc.
4. † Chersea. ♂ C. scutis 150. squamis 43. *
Von rothbrauner Farbe. Gefärlicher als
die
vorige.
5. † Natrix. Die Natter. C. scutis
170.
squamis. 60.
Hat zu beiden Seiten des Halses einen weis-
sen Fleck. Hält sich gern in Viehställen auf,
und
legt ihre Eyer in Mistgruben.
6. Naja. Die Brillenschlange. ♂ C.
scutis
193. squamis 60. *
Ist in Ostindien zu Hause. Die Haut am
Halse ist
wie ein Kragen weit ausgedehnt, und
hinten mit einer Brillenänlichen
Figur bezeichnet.
Ist die allergiftigste Schlange, wird aber
doch
vom Ichneumon (Viverra ichm.) ohne
Schaden
gefressen.
8. anguis. Squamae abdominales et subcau-
dales.
1. † Fragilis. Die Blindschleiche. A.
squ.
abd. 135. totidemque subcaud.
*
Hält sich in dumpfigen Gegenden, in alten
Kellern
etc. auf: bricht leicht entzwey, wenn man
sie anfaßt, und die
Stücke bewegen sich doch
noch Stunden lang. Die Alten wollten auch
die-
sem Thier, so wie dem Maulwurf die Augen
ab-
sprechen.
9. amphisbaena. Annuli trunci cau-
daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30. *
[Seite 271]Ist schwarz und weiß gefleckt. Findet sich
in
America.
10. caecilia. Rugae trunci caudaeque.
Labium superius
tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 155. *
Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern
runzlichte Ringe in der glatten Haut,
fast wie beym Regenwurm.
Die Thiere dieser Ordnung äneln in ihrer
Bildung den Fischen, denen
sie auch von vie-
len Naturforschern zugesellt werden.
Sie ha-
ben Floßfedern, auch mehrentheils Kiefern
etc.
weichen doch aber darin von allen Fischen gänz-
lich ab, daß sie Lungen haben, die jenen
Thieren
gänzlich mangeln, daher sie immer ihren Platz
in dieser
Classe behaupten können.
11. petromyzon. Spiracula VII. ad la-
tera colli. Branchiae nullae. Fistula in ver-
tice, pinnae pectorales aut ventrales
nullae.
1. Marinus. Die Lamprete. P. ore
intus
papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda
distincta.
*
Findet sich im Mittländischen Meer, in der
Nord See
etc. versteigt sich aber doch auch acht
und mehr Meilen weit in
die Flüsse. Aenelt in
der Bildung und im Geschmack dem Aal;
und
wird bis drey Fus lang.
2. † Fluviatilis. Die Pricke, Neunauge.
P. pinna dorsali posteriore angulata. *
Lebt in grossen Flüssen. Wird nur halb so
groß als
die vorige Gattung. Kau sich mit dem
Maule fast wie der Blutigel
ansaugen.
12. raia. Roche. Spiracula V subtus
ad
collum. Corpus depressum. Os sub capite.
Sie haben einen ganz breiten weist rhomboi-
dalen Körper; einige Gattungen spitze, andre
aber
stumpf abgerundete Zähne. Ihre Eyer haben
eine
schwarzbraune hornichte Schaale, mit vier
Spitzen, heissen
See-Mäuse, und wurden ehe-
dem als Arzneyen
gepriesen.
1. Torpedo. Der Zitterfisch, Krampffisch.
R. tota laevis, maculis dorsalibus
quinque
orbiculatis.
J. Walsh et J. Hunter, philos. Tr.
Vol. LXIII.
tab. XIX. XX.
Ein überaus merkwürdiges Thier, was sich
vorzüglich
im Mittländischen Meer findet, und
nicht mit dem Zitteraal (Gymnotus electricus)
verwechselt werden
darf. Es betäubt die Thiere,
die sich ihm nähern, und man empfindet
die
gleiche Würkung im Arm, wenn man es anfaßt;
ausserdem kan es
auch einen erschütternden
Schlag mittheilen, der dem von der Leydner
Flasche
änelt; aber doch ganz erträglich ist. Man
hat
gestritten, ob man diese sonderbare Erscheinungen
auf eine
blos mechanische Kraft der tausend klei-
nen Muskeln
(von fünf und sechseckichter pris-
matischer Gestalt,)
die sich in den breiten Seiten-
theilen des Thiers
finden, oder auf eine eigne
Art von Electricität schreiben solle.
Zwar hat
man noch nicht bemerkt, daß er Funken gäbe, auch
[Seite 273] nicht daß er
anziehende und zurückstossende Kraft
besässe; doch aber scheinen die
übrigen Phäno-
mene, zumal in Begleichung mit denen am
Zitier-
aal, die leztere Vermuthung zu
begünstigen. In
Aegypten wird dieser Roche gegessen, und soll-
schmackhaftes Fleisch haben.
2. Batis. R. varia, dorso medio glabro,
cau-
da unico aculeorum ordine. *
Wird so wie andre Rochenarten (R.
oxyrin-
chus, fullonica, clavata etc.)
häufig in der
Nord-See, im Mittländischen Meere etc. gefan-
gen und verspeist. Die Gattungen dieses Ge-
schlechts verdienen aber sorgfältigere Untersu-
chung, da die wenigsten bis jezt noch genau ge-
nug bestimmt sind.
3. Pastinaca. Der Giftroche, Stachelroche.
(Altavela). R. corpore glabro,
aculeo lon-
go anterius serrato in cauda, et dorso
ap-
terygio. *
Der Stachel am Schwänze dieses Rochen soll
giftig,
und seine Verletzungen tödtlich seyn. Te-
legonus
erhielt einen solchen Stachel von der Circe,
um ihn vorn an der
Speer zu befestigen, und
hatte das Unglück, seinen eignen Vater
Ulysses ohn-
wissender Weise damit zu ermorden.*)
13. squalus. Hay. Spiracula V ad la-
tera colli. Corpus oblongum teretiusculum.
Os
in anteriore capitis pane.
1. Acanthias. S. pinna anali nulla,
dorsalibus
spinosis, corpore teretiusculo. *
Ist im Europäischen Ocean zu Hause: hat drey
Reihen
Zähne in jedem Kiefer: sein Fleisch ist über-
aus
schmackhaft.
2. Zygaena. Der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite latissimo transverso malleiformi.
*
3. Carcharias. Der Requin (Lamia). S. dorso
plano, dentibus
ferratis.
Ein ungeheures Thier, was zuweilen auf zehn-
tausend Pfund wiegt, und das, wenn man
die
Geschichte des Propheten Jonas nicht etwa allego-
risch erklären will, wol der Wallfisch, von
dem
dort die Rede ist, seyn könnte. Man hat ganze
Pferde im
Magen solcher Thiere gefunden. Sie
haben sechsfache Reihen Zähne im
Rachen, die
sich häufig versteinert finden und
Glossopetren
heissen.
4. Pristis. Der Sägefisch. S. pinna
ani nulla,
rostro ensiformi osseo plano utrinque den-
tato. *
Das breite Schwerdförmige oft mehrere Elen
lange
Gewehr, was dieses Thier vor dem Kopfe
fürt, ist knochicht, und zu
beiden Seiten an den
Schärfen mit starken Stacheln, wie mit
Zähnen
besetzt.
14. chimaera. Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium superius
quinquepartitum.
Dentes primores inciso-
res bini supra
infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Im Atlantischen Meer, lebt von Muscheln etc.
15. lophius. Pinnae pectorales brachiis in-
sidentes. Spiracula solitaria pone brachia.
1. Piscatorius. Der Seeteufel (Rana
pisca-
trix). L.
depressus, capite rotundato. *
Der ungeheure Kopf, der die grössere Hälfte
des
ganzen Thiers ausmacht, und dann die langen
fleischichten
Faden beym Maule, womit er Fische
angelt, geben ihm ein sonderbares
Ansehn.
16. acipenser. Spiracula lateralia solita-
ria,
linearia. Os sub capite, retractile, eden-
tulum,
Cirri sub rostro ante os.
1. Sturio. Der Stör. A. cirris
4. squamis
dorsalibus II. *
Ist in allen Europäischen Meeren zu finden;
wird
sehr groß, hat ein schmackhaftes Fleisch,
und war bey den spätern
Römern bis zum Luxus
geschäzt.
2. Ruthenus. Der Sterlet. A.
cirris 4. squa-
mis
dorsalibus 15. *
In Rußland, Schweden etc. Ist weit kleiner,
aber
von ungleich delicaterm Fleisch als der Stör.
Aus den Eyern dieser
und der folgenden Gattung
wird der Caviar bereitet.
3. Huso. Der Hausen. A. cirris 4.
squamis
dorsalibus 13. caudalibus 43. *
Ist vorzüglich wegen der Hausenblase merk-
würdig, die man aus dieses Thiers Haut,
Schwanz,
und Eingeweiden; doch auch aus der
Luftblase verschiedner Fische
bereitet.
17. balistes. Caput compressum. Aper-
tura supra
pinnas pectorales. Corpus com-
pressum, squamis
corio coadunatis. Abdo-
men carinatum.
1. Hispidus. B. pinna dorsali prima
biradiata,
radio anteriore triplo longiore, anterius deor-
sum serrulato. Pinnae ventralis radiis
in
spinam muticam coalitis. Corpore papillis
stellatis
obsito. *
Ein artiges kaum Zollanges Thier, das, so
viel uns
wissend, noch nicht beschrieben ist. Wir
haben es durch die Güte des
Herrn D. Sulzer in
Gotha, und dieser aus Neuorleans, erhalten.
18. ostracion. Corpus osse integro lo-
ricatum.
Pinnae ventrales nullae.
1. Quadricornis. O. trigonus, spinis
fronta-
libus subcaudalibusque binis.
*
Ebenfalls ein sehr hübsches kleines Thierchen,
aber
aus Ostindien. Der ganze Panzer ist mit
Sechsecken, wie Bienenzellen
bezeichnet.
19. tetrodon. Corpus subtus murica-
tum. Pinnae
ventrales nullae.
1. Mola. T. laevis compressus, cauda
trun-
cata: pinna brevissima dorsali analique
an-
nexa. *
C. Gesner icon. et nomencl. p. 158.
Der abgestumpfte dicke Hinterleib gibt dem
Thier
ein ungewönliches Aussehn.
20. diodon. Corpus spinis acutis mobili-
bus
undique adspersum. Pinnae ventrales
nullae.
1. Hystrix. Der Stachelfisch. D.
oblongus,
aculeis teretibus. *
Ist am Cap, und wie uns ebenfalls Hr. D.
Sulzer
belehrt hat, auch in Nordamerica zu Hause.
21. cyclopterus. Caput obtusum. Pin-
nae ventrales
in orbiculum connatae.
1. Lumpus. Der Klebpfost, Hafpadde. C.
corpore squamis osseis angulato. *
Findet sich in der alten Welt. Hängt sich mit
den
Bauchflossen an den Uferfelsen fest.
22. centriscvs. Caput productum in
rostrum angustissimum. Abdomen
carina-
tum. Pinnae ventrales unitae.
1. Scolopax. Die Meer-Schnepfe. C.
cor-
pore squamoso scabro, cauda recta
extensa. *
Im mittländischen Meer. Hat am Ende des
Rückens
einen knochichten gesägten Stachel.
23. syngnathus. Rostrum subcylin-
dricum, ore
operculato maxilla inferiore.
Corpus cataphractum. Pinnae
ventrales
nullae.
1. Acus. Die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
S. pinnis caudae ani pectoralibusque radia-
tis,
corpore septemangulato. *
Wird anderthalb Fuß lang, aber kaum Fin-
gers dick.
2. Hippocampus. Das Seepferdchen, die
Seeraupe. S. pinna caudae quadrangulae
nulla, corpore
septemangulato tuberculato.
Hat seinen Nahmen, weil der Vordertheil
einem
Pferde. Kopf und Hals, das Hintere Ende aber
einer Raupe
äneln soll. Wird meist wie ein S
zusammengebogen, und änelt so dem
Springer im
Schach.
24. pegasus. Os proboscide retractili. Ro-
strum
ensiforme, lineare. Corpus articula-
tum osseis
incisuris, cataphractum. Pin-
nae ventrales
abdominales.
1. Draconis. P. rostro conico.*
Die grossen Seitenflossen äneln
ausgespannten
Flügeln, und mögen wol den Namen
veranlaßt
haben.
Es ist nur noch die lezte Classe
rothblütiger
Thiere übrig, die Fische. Sie haben, wie schon
gedacht
(S. 271.) mit den Amphibien der lez-
ten Ordnung (Nantes) viel gleiches, bewohnen
so wie sie blos
das Wasser, bewegen sich mit-
telst Floßfedern,
unterscheiden sich aber da-
durch gänzlich von ihnen, daß
sie lediglich durch
Kiefern, und nie durch Lungen Athem holen,
und
daß sie fast durchgehends mit Schuppen
bedeckt sind.
Die Bildung des Körpers der Fische ist
verschieden. Bey den mehresten ist
er aus den
Seiten vertical platt gedruckt; bald mehr in die
Länge,
bald mehr in die Höhe gezogen. Kopf
und Rumpf stossen unmittelbar an
einander,
ohne durch einen Hals separirt zu seyn.
Die Schuppen sind von hornichter Sub-
stanz, und wie man
zumal durchs Microscop
[Seite 280] sieht, überaus artig
gezeichnet. Meist glän-
zen sie wie mattes Silber oder
Gold; theils
spielen sie aber auch in andre Farben, und sind
bey
einigen Fischen, wie bey den kleinen Chi-
nesischen
Goldkarpen etc. von auserordentlicher
Schönheit. Sie sind noch mit
einem besondern
Schleim überzogen, der aus der Haut abge-
schieden wird, und die Bewegung dieser Thie-
re erleichtert. Einige Fische, wie die Remora,
haben
gar keine Schuppen (Alepidoti), bey
andern aber,
wie z.B. beym Spiegelkarpen, sind
doch gewisse Theile des Körpers von
Schuppen
entblößt.
Die Kiefern (branchiae) dienen den Fi-
schen statt der Lungen, und sind von einer son-
derbaren und sehr merkwürdigen Einrichtung.
Sie
liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe,
unter einer grossen
halbmondförmigen Schup-
pe, die deshalb der Kieserndeckel
(operculum
branchiale) heißt, und bestehen
aus vielen tau-
send knorplichten Fäden, die mit unzäligen
A-
dern und Nerven durchwebt sind. Sie sind
durch
eine zarte Haut untereinander verbunden,
und bilden auf jeder Seite vier
Bläter, die ohn-
gefähr der Fahne an einer Feder (§. 59.)
äneln,
und die an ihrer Basis durch eben so viele Rip-
penförmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemholen der Fische geschieht, in-
dem sie die Luft
mit dem Wasser durch den Mund
in sich ziehen, und durch die Kiefern
wieder
von sich geben. Die Kiefern selbst dehnen sich
dabey (wie die
Lungen der Thiere in den drey
vorigen Classen) wechselseitig aus, und
fallen
wieder zusammen, wie man besonders bey ihrer
heftigen
ängstlichen Bewegung, an Fischen die
man aus dem Wasser genommen hat,
sehen kan.
Da die Fische keine Lungen haben, so geht ih-
nen folglich auch die Stimme ab, und sie
sind
stumm.
Auch derjenige Umlauf des Bluts, der
bey andern Thieren zwischen Herz und
Lungen
vorgeht, (der sogenannte circulus sanguinis
mi-
nor) wird bey den Fischen zwischen Herz
und
Kiefern vollzogen. Aus dem obern Herzohr
entspringt nemlich die
gröste Hauptschlagader
(aorta ascendens), die
anfangs in zwey Aesten
auf jeder Seite nach dem Obertheil der
Kiefer
hinauf steigt, sich nach der Anzal der Kiefer-
blätter in vier grosse Zweige zertheilt, und nach-
dem
diese wieder unzäliche kleine Zweige (§.
116.) abgegeben hahen, sich am
untern Ende
der Kiefer abermals in einen gemeinschaftlichen
Stamm
(aorta descendes) vereint, und von
da dem
übrigen Körper sein Blut zufürt. Die
[Seite 282] lezten Endgen der
feinsten Kieferschlagadern ge-
hen in eben so viele kleine
zurückfürende Adern
(Venen, Blutadern) über, die sich ebenfalls
auf
jeder Seite in vier grosse Aeste, und end-
lich am obern
Theil der Kiefer wieder in einen
gemeinschaftlichen Stamm (vena cava superior)
vereinigen, der das
Kieserblut dem untern Herz-
ohr wieder überliefert; zu
welchem auch das
Blut des übrigen Körpers in zwey grossen Adern
(venae cavae inferiores) zurück gefürt, und
so
vom neuen durch die gröste Hauptschlagader
nach den Kiefern
geschickt wird.
Der Aufenthalt der Fische ist blos im
Wasser, worin sie sich so wie die
Vögel in der
Luft bewegen, daher sie auch, so wie andrer
Aenlichkeit
wegen, Geflügel des Wassers ge-
nannt worden sind. Nur
sehr wenige, z.B.
der Aal, gehen zuweilen auf kurze Zeit ans
Land.
Die mehrsten leben in der offenbaren
See, andre in Teichen und Flüssen.
Die lez-
tern halten sich meist in bestimmten
Revieren
auf, entfernen sich nicht aus ihren Wohnbezir-
ken: daher man oft in kleinen Flüßgen an ver-
schiednen
Stellen auch verschiedne bestimmte
Gattungen Fische findet; auch der
Geschmack
und andre Eigenschaften von Fischen derselben
Gattung, in
verschiednen Gegenden desselben
Flusses, oft sehr auffallend
differiren.
Die vorzüglichsten Werkzeuge zur Bewe-
gung der Fische sind
die Floßfedern und die
Schwimmblase, wovon man jene mit den Flü-
geln der Vögel, diese aber mit ihren Luftbehäl-
tern (§. 64.) vergleichen könnte. Die Floß-
federn bestehen aus dünnen elastischen Gräten,
die
durch eine besondere Haut mit einander ver-
bunden, an
eigne Knochen befestigt, und durch
bestimmte Muskeln bewegt werden.
Ihrer La-
ge nach heissen die obern, Rückenfloßfedern (pin-
nae dorsales); die seitwärts
neben den Kiefern
befindlichen, Brustfloßfedern (p.
pectorales);
die am Bauche vor der Oeffnung des Afters ste-
henden, Bauchfloßfedern (p.
ventrales); die
hinter dieser Oeffnung, Steisfloßfeder (p. analis);
endlich am Schwanze die
Schwanzfloßfeder
(p. caudalis). Die leztere
hat allemal eine ver-
ticale Lage, sie ist zur Bewegung
der Fische die
allerwichtigste, und vertritt völlig die Stelle ei-
nes Steuerruders: so wie hingegen die Brust-
floßfedern mehr zum Stillstehen der Fische,
zum
Aufhalten im Schwimmen beytragen. Einige
Fische haben sehr lange
und straffe Brustflossen,
so daß sie sich damit selbst über die
Oberfläche
des Wassers erheben, und kleine Strecken weit
wirklich
fliegen können.
Die Schwimmblase mangelt nur weni-
gen Fischen, sie liegt
bey den übrigen im Un-
terleibe, und wird, nach unsern
Versuchen mit
der Luftpumpe zu schliessen, wol durch besondre
Gänge,
die sich von der Oberfläche des Körpers
dahin erstrecken, mit Luft
gefüllt. Ausserdem
steht sie auch mittelst eines eignen Canals (du-
ctus pnevmaticus) mit dem
Magen oder
Schlunde*) in Verbindung, und die Fische
können sie willkürlich
zusammen pressen, und in
etwas ausleren oder aufblasen und füllen,
um
sich dadurch leichter oder schwerer zu machen.
Daß sie auch zur
Verdauung nutze**), dünkt
uns unwahrscheinlich.
Die Narungsmittel der Fische sind so
wie bey allen übrigen Thierclassen
verschieden.
Die meisten leben von Wasserinsecten und Was-
serpflanzen, Meerlinsen, Seetang u.s.w. Vie-
le fressen auch Schlamm und Erde mit hinter.
Die
Raubfische nären sich von grössern Thieren,
von Fröschen, Eidexen,
Wasservögeln, und
auch von andern Fischen. Die Verdauung
wird bey
den Fischen durch beygemischte Galle,
vorzüglich aber durch den Saft der
grossen Ma-
[Seite 285] gendrüse (succus pancreaticus), die bey vielen
ganz
sonderbar gros und vielfach ist*),
beför-
dert. Die Oeffnung des Afters liegt nicht,
wie
bey den mehrsten übrigen Thieren, am äussersten
Ende des
Körpers, sondern weiter vorwärts,
bey vielen in der Gegend der Brust
etc.
Die Sinne der Fische scheinen nicht son-
derlich scharf zu
seyn. Die Werkzeuge des Ge-
sichts und Gehörs sind auch
anders als bey
den übrigen Thieren gebaut, wie es das Ele-
ment, das sie bewohnen, und die Gesetze des
Lichtes
und Schalles erfodern. Der Crystall-
körper in ihrem Auge
ist fast ganz sphärisch,
nicht wie bey andern Thieren linsenförmig.
Au-
genlieder haben sie gar nicht. Die Regenbo-
genhaut ist meist gold- oder silberfarben, und
die
Pupille bey vielen nach vorn in einen Win-
kel zugespizt.
Auch das äusere Ohr mangelt
den Fischen; hingegen haben sie allerdings
in-
nere Gehörwerkzeuge; und daß sie auch würk-
lich hören, hat man längst beobachtet, und wir
haben
selbst ehedem die Karpen im Teich eines
grossen Gartens zum Füttern
gelockt. Ueber die
innern Sinne der Fische läßt sich wenig
sagen.
Ihre Liebestriebe sind doch sehr heftig, und
man hat auch
ausserdem bemerkt, daß die Fische
einander kennen lernen, und wenn sie zusammen
[Seite 286] erzogen, und nachher
getrennt worden, sich würk-
lich nach ihren alten
Bekannten sehnen*).
Es ist unwahrscheinlich, daß sich die Fische
würklich begatten sollen;
höchstens geschieht
das nur von sehr wenigen. Bey den meisten
giebt
das Weibgen die Eyer noch unbefruchtet
von sich, und das Männchen kommt
einige Zeit
hernach, um sie mit seinem Saamen zu begies-
sen**). Man hat diese
Einrichtung für die
Landwirthschaft benutzen gelernt, indem man
auch
aus der künstlichen Vermischung von Eyern
und Saamen der Forellen
etc. junge Fische erzie-
len kan.
Die Vermehrung der Fische ist, wie
sichs bey ihrer grossen Nutzbarkeit
fürs Men-
schengeschlecht von der Vorsehung
erwarten
läßt, überaus stark. Bey manchen sind die
Eyerstöcke
grösser als der ganze übrige Kör-
per, und man zält wol
bey einem Häring auf
zehn tausend Eyergen. Auch die
Seefische
begeben sich doch mehrentheils zur Leichzeit
an die
Seeküsten; und da die verschiednen Gat-
tungen auch meist
zu ganz verschiednen Zeiten
leichen, so vergeht kein Monat im Jahr, daß
[Seite 287] nicht grosse Züge
Fische an die Küsten kommen,
und sich den Bewohnern gleichsam von
selbst
zum Fang anbieten sollten, die dadurch Jahr
aus Jahr ein mit
diesem Lebensmittel versorgt
werden.
Auch ausser der Leichzeit, unternehmen doch
manche Gattungen Fische, fast
wie die Zugvö-
gel, alljährlich grosse Reisen. So
kommen
z.B. die Häringe im Junius zu Millionen
vom Nordpol in die
gelindern Europäischen
Meere, um dort ihren Feinden den
Wallfischen
zu entgehen, da denn indessen ihr Besuch un-
zälige Menschen mit ihrem Fang beschäftigt.
Die Fische erreichen im Verhältniß ihrer
Grösse ein hohes Alter. Man weiß
von Kär-
pen, Hechten etc. daß sie
anderthalbhundert
Jahre erreichen können. Doch werden einige
kleine
Fische, die Stichlinge etc. nur wenige
Jahre alt.
Die Benutzung der Fische ist einfach, meist
blos zur Speise, aber für
manche Völker, die
fast ganz von diesen Thieren leben, äusserst be-
trächtlich. Den mehresten Schaden thun die
[Seite 288] Raubfische, die den
Wasservögeln, und auch an-
dern Fischen nachstellen.
In der Classification der Fische folgen
wir ganz dem Ritter Linné der sie
nach der
Beschaffenheit und Lage der Bauchfloßfedern
unter folgende
vier Ordnungen gebracht hat:
I. Apodes. Fische die gar keine
Bauchfloßfe-
dern haben.
II. Jugulares. Fische deren
Bauchfloßfedern
vor den Brustflossen sitzen.
III. Thoracici. Die, wo die
Bauchflossen
grade unter den Brustflossen, und
IV. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.
Die Fische ohne Bauchfloßfedern.
1. mvraena. Caput laeue. Nares tubulo-
sae. Membr. branch.
radiis 10. corpus tere-
tiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadu-
nata
dorsali anique. Spiracula pone caput
vel pinnas
pectorales.
1. Helena. Die Muräne. M. pinnis
pe-
ctoralibus nullis. *
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, der in den
wärmern
Meeren beider Welten zu Hause, und
wegen des Luxus, der bey den
alten Römern mit
ihm getrieben wurde, merkwürdig ist. Sie mäste-
ten ihn mit ungeheuren Kosten in eignen Behäl-
tern, oder hielten ihn auch theils nur zum Zeit-
vertreib, wie man etwa bey uns chinesische Gold-
fischgen hält.
2. † Auguilla. Der Aal. M. maxilla
infe-
riore longiore, corpore
vnicolore.*
Ein merkwürdiges Thier, was seinen Geschäf-
ten nur zu Nachtzeit nachgeht, und
mehrentheils
von Aas, doch auch von kleinen lebendigen
Fischen
und ihrem Laich lebt. Der Aal kann gegen die
Weise
andrer Fische ziemlich lang ausser dem Was-
ser
ausdauern, und geht zuweilen ans Land auf
Wiesen, ins Getraide
etc. Seine Haut ist ausser-
ordentlich feste und
daher zu Dreschflegelriemen
und zu anderm Gebrauch dienlich.
2. gymnotvs. Caput operculis lateralibus.
Tentacula duo ad labium superius.
Membr.
[Seite 290] branch. radiis 5. corpus
compressum, sub-
tus pinna carinatum.
1. Electricus. Der Zitteraal,
Zitterfisch,
Drillfisch. G. nudus, dorso
apterygio,
pinna caudali obtusissima anali annexa.
I. Hunter in philos. Trans. Vol. LXVI. tab. 9.
Der Zitteraal findet sich bey Surinam und
Cayenne
wo ihn Dr. Rich im Jahr 1677 zuerst
bemerkt und bekannt gemacht hat.
Er wird vor-
züglich wegen der sonderbaren ihm
beywohnen-
den electrischen Kraft merkwürdig,
mittelst deren
er so wie der Zitterrochen, Menschen und
Thieren,
die sich ihm nähern, einen betäubenden
Schlag
mittheilt, der dem von der leidner Flasche änelt.
Daß es
bey diesem Fische ganz unwiderredlich
wahre Elektricität sey, ist
neulich, da man das
Thier lebendig nach England gebracht und
gese-
hen hat daß er Funken von sich giebt etc.
völlig
erwiesen.
3. anarrhichas. Caput obtusiusculum.
Dentes primores supra
infraque conici, di-
uergentes, sex pluresue,
molares inferiores
palatique rotundati. Membr. branch. rad.
6.
corpus teretiusculum, pinna caudae
distincta.
1. Lupus. Der Seewolf. A. pinnis
pecto-
ralibus amplis subrotundis.*
An der Küste des nördlichen Europa. Die so-
genannten Bufoniten sind wohl die
versteinten
stumpfen Zähne dieses Thiers.
4. ammodytes. Caput compressum. La-
bium superius duplicatum,
dentes acerosi.
[Seite 291] Membr. branch. rad. 7. corpus
teretiusculum,
cauda distincta.
1. Tobianus. Der Sandfisch. Tobiasfisch.
A. maxilla inferiore longiore. *
5. ophidivm. Caput nudiusculum, den-
tes maxillis, palato,
faucibus. Membr.
branch. rad. 7. patula.
Corpus ensiforme.
1. Imberbe. O. maxillis imberbibus,
cauda ob-
tusiuscula.
6. xiphias. Caput maxilla superiore ter-
minatum rostro
ensiformi. Os edentulum.
Membr. branch. rad. 8. corpus teretiusculum
alepidotum. (§.
115.)
1. Gladius. Der Schwerdfisch. X.
mandi-
bula inferiore acuta,
triangulari.*
Ein furchtbares starkes Thier der Nördlichen
Meere,
was wol auf achtzehn Fus lang wird,
und gegen zwey Centner am
Gewicht hält. Ein
Schwerdfisch vermag wol einen todten
Wallfisch
fortzuschleppen, wenn auch gleich ein paar Scha-
luppen mit Leuten sich widersetzen und ihn fort-
buxiren wollen.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust-
flossen
sitzen.
7. vranoscopvs. Caput depressum, sca-
brum, maius.
Os simum, maxilla superior
[Seite 292] breuior. Membr. branch. rad. 5. anus in
medio.
1. Scaber. Der Sternseher. V. cirris
mul-
tis in maxilla inferiore. *
Ist vorzüglich häufig im Mitländischen
Meer;
schläft am Tage und geht nur zu Nachtzeit am
seinen Raub
aus. Die Augen sind bey diesem
Thiere beständig in die Höhe und gen
Himmel
gerichtet, und machen, so wie bey noch vielen an-
dern Thieren Ausnahme vom pronaque
cum spe-
ctent etc.
8. trachnivs. Caput scabriusculum, com-
pressum. Membr. branch.
rad. 6. anus prope
pectus.
1. Draco. Das Petermännchen. T.
maxilla
inferiore longiore, imberbi, dorso transuer-
sim striato.
Ein sehr schmackhafter, geschätzter Fisch
im
Mittländischen Meer, und der Nordsee etc. Die
Augen des
Thiers äneln wegen ihrer vortrefflich
grünen Farbe den Smaragden.
Die Stacheln
der ersten Rückenfloßen werden für giftig gehalten.
9. gadvs. Caput laeue. Membr. branch.
rad. 7. teretibus, pinnae cute communi ve-
stitae,
pectorales acuminatae.
1. Aeglefinus. Der Schellfisch. G.
triptery-
gius cirratus albicans, cauda
biloba, maxilla
superiore longiore. *
Wird besonders an den Englischen und Schot-
tischen Küsten gefangen, und größtentheils ein-
gesalzen.
2. Callarias. Der Dorsch. G.
tripterygius
cirratus varius, cauda integra, maxilla su-
periore longiore. *
Hat gleichen Aufenthalt und Lebensart mit
dem
vorigen.
3. Morrhua. Der Kabliau, Stockfisch,
Steinfisch (Asellus) G. tripterygius
cirra-
tus, cauda subaequali, radio primo
anali
spinoso. *
Ist ebenfalls in der Nördlichen Erde zu
Hause.
Vermehrt sich unglaublich, und ist zumal frisch,
ein
überaus schmackhafter Fisch.
4. Merlangus. Der Witling, Gadde. G.
tripterygius imberbis albus, maxilla supe-
riore longiore. *
5. † Lota. Die Quappe, Drusche, Rutte,
Aalraupe,
Aalputte. G. dipterygius cir-
ratus, maxillis aequalibus. *
Ein überaus schnelles und verschlagnes Thier,
was
leicht andrer Fische Herr wird; laicht um
Weyhnachten und vermehrt
sich sehr stark. Be-
sonders ist die Leber als ein
Leckerbissen berüchtigt.
10. blennivs. Caput decliue, tectum.
Membr. branch. rad.
6. corpus lanceolatum,
pinna ani
distincta.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen
sitzen.
11. echeneis. Caput depressum, supra
planum, marginatum,
transuerse sulcatum.
Membr. branch. rad. 10. Corpus nudum.
1. Remora. Der Säugefisch. L. cauda
bi-
furca, striis capitis 18.*
Ein sonderbares Thier, was sich mittelst derun-
zälichen kleinen Mündungen auf dem quergestreif-
ten Hinter-Kopfe, aufs festeste an Schiffe
und
Ufer festsaugen kann. Die alte Fabel, daß ein
einziges ein
Schiff in vollem Lauf zu hemmen ver-
möge, bedarf kaum
einer Erwänung; doch hat
sich neulich bestätigt, daß ihrer viele
allerdings
ein kleines Fahrzeug aufzuhalten im Stande sind.
12. coryphaena. Caput truncato de-
cliue. Membr.
branch. rad. 5. pinna dorsa-
lis longitudine dorsi.
1. Hippurus. Der Goldkarpe (el
Dorado).
C. cauda bifida, radiis
dorsalibus 60.*
Hat den Namen von der schönen Goldfarbe
seiner
Schuppen. Last sich wie der Delphin zur
Sturmzeit häufig um die
Schiffe sehen.
13. cottvs. Caput corpore latius, spino-
sum.
Membr. branch. rad. 6.
1. Cataphractus. Der Knurrhan, Stein-
bicker. C. loricatus, rostro verrucis
bifidis,
capite subtus cirroso.*
Giebt wenn er gereizt wird einen knurrenden
Laut
von sich, was aber keine Stimme, sondern
wie bey Heuschrecken ein
bloser Schall ist.
2. † Gobio. Der Kaulkopf, Rotzkolbe. C.
laeuis, capite spinis duabus.*
Ein sehr gemeiner Flußfisch. Hat schöne gras-
grüne glänzende Augen. Kommt nur des
Nachts,
besonders bey Mondenschein hervor. Das Weib-
chen scharrt sein Laich in eine Höle am
Grund,
und bewacht es bis die Jungen ausgekrochen
sind aufs
sorgfältigste.
14. plevronectes. Die
Burren,
Schollen. Oculis vtrisque in eodem la-
tere frontis. Membr. branch. rad. 4-7. Cor-
pus compressum, latere altero
dorsum, al-
tero abdomen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur
die ihre beiden Augen auf einer Seite des
Kopfs haben; manche
Gattungen nemlich auf
der rechten, andere auf der linken: sehr
selten fin-
den sich Misgeburten unter ihnen, die
anomalisch
auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch
beide
Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seit-
wärts.
Sie schwimmen in einer schrägen Lage,
die Augenseite in die Höhe
gerichtet.
1. Platessa. Die Scholle, Plateis,
Gold-
butte. P. oculis dextris,
corpore glabro,
tuberculis 6 capitis.*
Die Unterseite ist weis, die Augenseite grau
mit
gelben Flecken. Wird für die schmackhaf-
tefte Gattung
gehalten.
2. Flesus. Der Flünder. P. oculis
dextris,
linea laterali aspera, spinulis ad pinnas. *
Von weit schlechterm Fleische als das
vorige
Thier.
3. Maximus. Die Steinbutte. P.
oculis
sinistris, corpore aspero.
15. chaetodon. Dentes setacei, flexi-
les,
confertissimi, numerosissimi. Membr.
branch. rad. 6. corpus pictum, pinna dorsi
anique carnosa
squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra,
spinis pinnae
dorsalis 9, maculaque
ocellari, rostro cy-
lindrico. *
In Ostindien. Hat so wie die verwandten
Gattungen
dieses Geschlechts vortrefliche Farben.
Der Oberkiefer endigt sich
in eine Röhre, wo-
durch das Thier die Insecten die
über dem Was-
ser schweben bespritzt, daß sie
herabfallen und
ihm zur Speise werden müssen.
16. sparvs. Dentes primores robusti, mo-
lares
obtusi, conferti. Labia duplicata.
Membr. branch. rad. 5,
corpus compressum.
Pinnae pectorales
rotundatae.
1. Aurata. Der Goldbrachsen. S.
lunula
aurea inter oculos. *
Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von
dem
goldnen halben Mond vor den Augen. Hält
[Seite 297] sich im Sommer
in der offnen See, die übrige
Zeit aber am Gestade und in Flüssen
auf. Er
schläft zu gesetzter Zeit, was man bey andern Fi-
schen nicht so bemerkt.
2. Sargus. Der Geyßbrachsen. S.
ocello
subcaudali, corpore fasciis nigris. *
Aenelt dem vorigen Fisch in der Bildung
und
Lebensart. Die Männchen sollen zur Begattungs-
zeit sehr hitzig seyn und wie Säugthiere oder Vö-
gel um ihre Geliebte kämpfen. Beide, dieses
und das vorige Thier
waren vorzüglich bey den
Römern in hohem Werth.
17. labrvs. Dentes acuti, labia simplicia.
Membr. branch.
rad. 6. pinnae dorsalis radii
postice
ramento filiformi aucti. Pectorales
acuminatae.
1. Iulis. Der Meerjunker. L.
lateribus
caerulescentibus, vitta longitudinali
fulua
vtrimque dentata. *
Der schönste Europäische Fisch, von
vielfachen
Farben, besonders am Rücken treflich changeant.
Er
soll listig und schwer zu fangen seyn, weil
er den Köder abfrißt
ohne die Angel zu schlucken.
18. perca. Opercula squamosa, serrata.
Membr. branch. rad. 7. Corpus pinnis spi-
nosis.
1. † Fluuiatilis. Der Bars. P. pinnis
dor-
salibus distinctis, secunda radiis
16.*
Ist vorzüglich im Sommer fett und schmack-
haft, hält sich an den Ufern, und laicht an Reis-
holz, Gestrüppe etc.
2. † Lucioperca. Der Zander, Sandbars,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis 32.*
Ein Raubfisch, der harten kiesichten Grund
liebt,
und an Steinen laicht.
3. † Cernua. Der Kaulbars. P. pinnis
dor-
salibus unitis radiis 27. spinis 15, cauda
bifida. *
Hält sich in Teichen auf; ist im Winter
am
schmackhaftesten.
19. gasterostevs. Membr. branch.
rad. 3. corpus ad caudam vtrimque carina-
tum. Pinnae
ventrales pone pectorales, sed
supra sternum.
1. † Aculeatus. Der Stichling. G.
spinis
dorsalibus tribus. *
Ein kleiner aber schädlicher Raubfisch; der
nicht
zum Essen, aber desto besser zur Schweine-
mast dient,
und guten Thran giebt.
2. Volitans. G. spinis
dorsalibus 13, cirris 6,
pinnis pectoralibus corpore longioribus. *
Ist um Amboina zu Hause, und kann sich
mittelst
seiner langen Brustflossen wie andere flie-
gende
Fische einige Zeit in der Luft halten.
20. scomber. Caput compressum, laeue.
Membr. branch. rad.
7. corpus laeue, linea
laterali postice
carinatum. Pinnae spuriae
saepe versus caudam.
1. Thynnus. Der Thunnfisch. S.
pinnulis
vtrimque 8.
Ein sehr gefräßiges grosses Thier, was wol
mehrere
Centner wiegt. Um kleine Fische zu fan-
gen, schwimmt
der Thunnfisch in einer Spiralli-
nie, wodurch er sie
wie in einem Maalstrom hau-
fenweis zusammen
treibt.
21. mvllvs. Caput compressum, decliue,
squamis tectum. Membr.
branch. rad. 3.
Corpus squamis magnis
facile deciduis.
1. Barbatus. Der Rothbart, Die Meer-
barbe. M. cirris geminis, corpore rubro.
Ein sehr schönes Thier, roth mit Goldstrie-
fen. War ebenfalls bey den Römern bis
zur
Ausschweifung geschätzt.
22. trigla. Caput loricatum lineis sca-
bris.
Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi
ad
pinnas pectorales.
1. Hirundo. T. digitis ternis, linea
laterali
aculeata. *
2. Volitans. T. digitis vicenis
membrana
palmatis. *
Beides fliegende Fische, die in beiden Elemen-
ten ihre Feinde haben, im Wasser Raubfische,
und
drüber die Wasservögel; doch auch beiden
durch Fliegen oder
Schwimmen zu entgehen wissen.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust-
floßfedern
sitzen.
23. cobitis. Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch.
rad. 4-6. Cauda
versus pinnam minus
angustata.
1. † Barbatula. Der Schmerling,
Bart-
gründel. C. cirris
6, capite inermi com-
presso.
*
Ein sehr bekannter kleiner Fisch, der kiesich-
ten Grund liebt, und im Frühjahr am schmack-
haftesten ist.
2.† Fossilis. Der Wetterfisch, Peizker. C.
cirris 8, spina super
oculos. *
Philos. Trans. 1747. t. II. f. 1.
Giebt wie der Knurrhan einen Laut von sich;
wenn
man ihn in Gläsern mit Sand am Boden,
erhält, so zeigt er die
Wetteränderungen an wie
der Laubfrosch.
24. silvrvs. Caput nudum. Os cirris
fìliformibus tentaculatum.
Membr. branch.
rad. 4-14. Radius
pinnarum pectoralium
aut dorsalis primus spinosus,
retrodentatus.
1. † Glanis. Der Wels, Schaidfisch. S.
pinna
dorsali vnica mutica, cirris 6.*
Der größte Süswasserfisch, der wol eine Länge
von
acht Elen erreicht, und wegen des unförm-
lich grossen
und breiten Kopfes und der langen
Bartfäden ein sonderbar Ansehn
hat. Er närt
sich von andern Fischen, auch von Wasservögeln
und
grössern Thieren, und soll wol ehe selbst
Menschen aufgefressen
haben.
25. salmo. Caput laeue. Dentes in ma-
xillis, lingua. Membr.
branch. rad. 4-10.
[Seite 301] pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ven-
trales multiradiatae.
1. Salar. Der Lachs, Salm. S. rostro
vl-
tra inferiorem maxillam
prominente.*
Eigentlich ein Seefisch, der aber zur Laichzeit
in
die Flüsse steigt. Er wird besonders um die
Zeit sehr von Würmern
(Lernaea salmonum)
hinter dem Kiefer
geplagt, daher er oft aus Un-
ruhe weite schnelle
Sprünge übers Wasser thut.
2. † Trutta. Die Lachs-Forelle. S.
ocel-
lis nigris iridibus brunneis, pinna
pectorali
punctis 6.*
3. † Fario. Die Forelle. S. maculis
rubris,
maxilla inferiore sublongiore. *
Lebt in schattichten Waldbächen auf
kiesichtem
Grund, wird in theils Gegenden bis 50 Pfund
schwer,
in andern aber kaum Spannenlang.
Doch sind diese kleinen vorzüglich
schmackhaft.
4. Alpinus. Der Rothfisch. S. dorso
nigro
lateribus caeruleis, ventre fuluo.*
Ein sehr wichtiges Thier für die
Schwedischen
Lappen, deren beynah einzige Nahrung es aus-
macht; lebt fast blos von Mücken (culex pipiens).
5. Eperlanus. Der Stint, Alander. S.
ca-
pite diaphano, radiis pinnae ani
17.*
6. † Lauaretus. Der Gangfisch, Blauling,
Schnepel,
Weisfisch. S. maxilla superiore
longiore, radiis
pinnae dorsi 14.*
Ein kleiner aber überaus schädlicher Raubfisch,
der
sich fast blos vom Laich anderer Fische närt.
Sein Fleisch ist
schmackhaft, und wird auch einge-
salzen, geräuchert
etc. Vorzüglich wird eine Spiel-
art (Ferra), die sich im Genfer-See findet, aber
[Seite 302] nur zu gewissen
Zeiten gefangen wird*), für einen
der delicatsten
Fische gehalten.
7. † Thymallus. Die Aesche. S. maxilla
su-
periore longiore, pinna dorsi radiis
23.*
26. esox. Caput supra planiusculum; man-
dibula superiore
plana breuiore, inferiore pun-
ctata: dentes in
maxillis, lingua. Membr.
branch. rad. 7-12.
1. † Lucius. Der Hecht. Q. rostro
depresso
subaequali. *
Einer der gefährlichsten Raubfische, der nicht
nur
andere Fische, sondern auch Wasservögel und Säu-
gethiere verschlingt. Er wird zuweilen auf drey-
sig Pfund schwer.
2. Belone. L. rostro vtraque maxilla subulato.
Ein schmackhafter Fisch. Seine Gräten sind
grün,
als wenn sie mit Saftfarbe angestrichen
wären. Daß sie aber im
Finstern leuchten soll-
ten, wie Linné sagt, ist
nicht: – wenigstens nicht
immer.
27. exocoetvs. Caput squamosum. Os
edentulum, maxillis vtroque
latere conne-
xis. Membr. branch. rad. 10.
Corpus al-
bicans, abdomen
angulatum, pinnae pecto-
rales maximae volatiles,
radiis antice cari-
natis.
1. Volitans. E. abdomine vtrimque carinato. *
28. clvpea. Caput maxillarum superio-
rum
mystacibus serratis. Membr. branch.
[Seite 303] rad. 8. Branchiae interne
setaceae. Ab-
dominis carina serrata. Pinnae
ventrales saepe
nouemradiatae.
1. Harengus. Der Häring. C.
immaculata,
maxilla inferiore longiore.
Einer der wichtigsten Fische für die
Nördliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren
verfolgt wird, sich aber auch dagegen
ungemein vermehrt, indem man
bey einem Hä-
ring wol auf 10000 Eyerchen zält.
Besonders
sind die Wallfische der Häringe gefährlichste
Feinde;
denen diese im Junius durch ihre
grossen Reisen nach den
Europäischen Küsten zu
entgehen suchen, da denn ihre Anwesenheit
einige
tausend Menschen mit ihrem Fang beschäfftigt.
Wilhelm
Beukelszoon von Bierfilet in Flandern
hat 1416 zuerst Häringe
eingesalzen.
2. Alosa. Die Sardelle, Alse, der Gold-
fisch, Mayfisch. C. lateribus nigro macu-
latis, rostro bifido.*
Die Sardellen finden sich vorzüglich häufig
im
Mittländischen Meere; doch sind die so sich in
Flüsse ziehen
bey weitem schmackhafter.
3. Encrasicolus. Der Anschovis. C.
ma-
xilla superiore longiore. *
Ein sehr beliebter kleiner Fisch, der auf
sehr
verschiedne Weise für die Tafeln bereitet wird.
29. cyprinvs. Caput ore edentulo. Os
nasale bisulcum. Membr.
branch. rad. 3.
Corpus laeue albens.
Pinnae ventrales saepe
nouemradiatae.
1. Barbus. Die Barbe. C. pinna ani
ra-
diis 7, cirris 4, pinnae dorsi radio
secundo
vtrimque serrato. *
2. † Carpio. Der Karpe. C. pinna ani
ra-
diis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio
postice
serrato. *
Es giebt mehrere Spielarten, worunter sich
die
Spiegelkarpen wegen ihrer schönen Farben,
und einiger beständig von
Schuppen entblösten
Theile des Körpers auszeichnen. Unter den
Kar-
pen giebts häufiger als unter andern Fischen
Mis-
geburten.
2. † Gobio. Der Gründling, die Kresse.
C. pinna ani radiis 11, cirris 2.*
4. † Tinca. Die Schleihe. C. pinna ani
ra-
diis 25, cauda
integra, corpore mucoso,
cirris 2.*
Findet sich in sacht fliessenden Wassern mit lei-
michtem Boden; seltner in grossen Flüssen, wie
im
Rhein, in der Tiber etc. Auch sie giebt einen
Laut mit den
Kieferdeckeln von sich.
5. † Carassus. Die Karausche. C.
pinna
ani radiis 10, caudae integra,
linea laterali
recta. *
Ein Raubfisch, der besonders den Karpen ge-
fährlich wird.
6. Auratus. Das Schinesische Goldfischgen.
C. pinna ani gemina, caudae transuersa bi-
furca. *
Ioh. Baster in Haarlem.
Verhandl. VII. D.
1 S. illum. Fig.
Ein überaus schön gezeichnetes Thier, was in
den
Flüssen von China und Japan zu Hause ist.
[Seite 305] Die schönsten
Goldfische werden in einem klei-
nen Teiche in der
Provinz Che-Kyang
gefangen.
Man hält sie ihrer schönen Farbe und ihrer Mun-
terkeit wegen auf den Zimmern in Porcellan-Va-
sen: und sie kommen auch in Europa fort, wo
sie
zuerst 1691. nach England gebracht worden
sind.
7. † Phoxinus. Die Elritze. C. pinna
ani ra-
diis 8. macula
fusca ad caudam, corpore
pellucido. *
Ein gemeiner, aber ebenfalls schönfarbiger
kleiner
Fisch. Am Rücken glänzt er wie Gold,
am Bauch wie Silber, und an den
Seiten chan-
girt er ins Purpurrothe.
8. † Aphya. Der Spirling. C. pinna
ani
radiis 9, iridibus rubris, corpore
pellu-
cido. *
Das kleinste Thier der ganzen Classe.
9. † Leuciscus. Die Seele, Laugele, der
Blauling. C. pinna ani radiis 10, dorsa-
li 9.*
Ist zumal in einigen Gegenden der Schweiz
äuserst
häufig: lebt gesellschaftlich: hält sich gern
an dergleichen Stelle
auf: wird geräuchert und
eingepöckelt.
10. † Dobula. Der Häseling, Hasel, Schnott.
C. pinna ani dorsalique radiis 10.*
11. † Rutilus. Das Rothauge, Röthling.
C. pinna ani dorsalique radiis 12. rubicun-
da. *
Es giebt mehrere Varietäten unter dieser Gat-
tung; wovon besonders die eine wegen
ihrer
schönen zinnoberrothen Farbe merkwürdig ist.
12. † Orsus. Der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.*
13. † Nasus. Die Nase. C. pinna ani
radiis
14. rostro prominente. *
So wie die vorige Gattung besonders häufig
im
Rhein. Die Nase hat ihren Nahmen von
der ungewöhnlichen Bildung
ihrer Schnauze,
die einer Menschennase änelt.
14. † Alburnus. Der Weisfisch, die Blicke.
C. pinna ani radiis 20.*
Ein sehr gemeiner, wenig geschäzter Fisch.
15. † Brama. Der Brachsen. C. pinna
ani
radiis 27, pinnis fuscis. *
Ein bekannter, schmackhafter Fisch,
dessen
Nutzbarkeit durch seine ausserordentliche Vermeh-
rung verstärkt wird. Er lebt in lettigen
Boden,
den er bey Annäherung der Hechte oder anderer
Raubfische
aufwült, und sich dadurch ihren Au-
gen entzieht.
Die lezten beiden Classen des Thierreichs,
Die
Insecten und Gewürme unterscheiden sich
schon dadurch von den
vorhergehenden, daß
sie kein rothes Blut, sondern statt dessen
einen
weißlichten Saft in ihrem Körper führen: wes-
halb sie auch von den Alten Blutlose Thiere
(animalia exsanguia) genannt wurden. Doch
lehren die
microscopischen Untersuchungen, daß
dieser Saft wenigstens bey den
grössern Insec-
ten, bey Hummern etc. blos in der Farbe
vom
rothen Blut der bisher abgehandelten Thiere
verschieden ist, daß
hingegen die Kügelgen,
aus denen er besteht, in ihrer Bildung
und
Einrichtung den eigentlich so genannten Blut-
kügelgen allerdings gleichen.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens in ihrem
vollkommenen Zustan-
de, Kopf, Brust und Hinterleib, wie
durch
Einschnitte von einander abgesondert sind,
[Seite 308] ja bey den mehresten
fast nur wie durch einen
Faden unter sich verbunden werden.
Auserdem
characterisiren sie sich aber auch durch geglieder-
te Fäden, die sie an der Stirne tragen, (Anten-
nae, Fühlhörner): durch die
Lage der Rinn-
laden, die sich nicht wie bey allen
rothblütigen
Thieren horizontal auf und nieder, sondern
seitwärts
hin und her bewegen: und endlich
durch die grössere Anzahl Füsse, da die
vollkom-
menen Inseten zum allermindesten ihrer
sechs,
manche aber wol auf anderhalb hundert etc.
haben.
Auser den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten wenig
Eigenschaften, die ihnen al-
len gemein wären. Die ganz
unermeßliche An-
zal der Gattungen, ihre so unendlich
verschiede-
nen Bestimmungen, und dahin
abzweckende
eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse
etc.
erfordern einen äuserst mannichfaltigen Kör-
perbau, in dem sie, so wie in der ungleichen
Grösse ihres Körpers,
ausserordentlich von ein-
ander abweichen.
Selbst die äusere Bedeckung ihres Kör-
pers ist weit
mannichfaltiger, als bey den übri-
gen Thieren. Sehr viele
sind wie mit einem
hornartigen Panzer überzogen, der sie für man-
[Seite 309] cherley Unfällen
sichert, und für den Mangel der
Knochen, die bey andern Thieren zur
Grundlage
der Muskeln u.a. weichen Theile dienen, ent-
schädigt. Manche sind mit seinen aber meist
kleifen Haaren besetzt,
und bey einigen die
Flügel mit kleinen Federgen, oder
vielmehr
schuppen bedeckt, die zum Theil von den
schönsten Farben
sind: so wie sich überhaupt
unter den Insecten, vorzüglich unter den
Kä-
fern und Schmetterlingen, Thiere von ganz un-
beschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge, und also
vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, weichen die Insecten
gar
sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ih-
nen so
gar viele berühmte Männer verschiedne
von unsern fünf äusern Sinnen
gänzlich abzu-
sprechen, oder andre uns unbekannte
Sinne
zuzuschreiben gewagt haben. So wenig wir
nun zwar etwas
ungereimtes in einer von beiden
Vermuthungen finden, so wenig dünken
sie
uns dennoch, nach dem, was uns die Betrach-
tung
der Insecten und ihrer Haushaltung ge-
lehrt hat,
nothwendig. Daß viele dieser Thie-
re allerdings riechen,
wird durch die artige
Erfahrung erweislich, da sich die Schmeisflie-
gen zuweilen durch den aashaften Geruch man-
cher Pflanzen verführen lassen, ihre Eyer dar-
[Seite 310] auf zu legen, ein
Irrthum den nachher die
auskriechenden Maden aus Mangel der Nah-
rung mit dem leben bezalen müssen. So ha-
ben andre Versuche das Gehör der Bienen
und mehrer
Insecten vollkommen bestätigt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich
merkwürdig, und zwar in Rücksicht
ihres Baues
von zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure
Halbkugelu,
die aber aus vielen tausend Facet-
ten, oder wie es
Swammerdam's mühseeli-
ger Fleis erwiesen hat, eigentlich
aus eben so
viel besondern kleinen Augen bestehen. Fast
alle
geflügelte Insecten haben solche componirte
Augen; doch meist erst im
vollkommenen Zu-
stande, nach ihrer lezten Verwandlung.
Die
Augen der andern Art sind einfach, klein, und
sowol in Rücksicht
ihrer Anzahl als Lage ver-
schieden. Die Insecten haben
keine eigentli-
che Augenlieder, die ihnen bey der Härte
der
Hornhaut entbehrlich sind: und nur wenige,
wie die Krebse,
können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner (§. 131.), die Linné und
andere berühmte Männer für
Werkzeuge beson-
derer, den Insecten eigener Sinne
angesehen ha-
ben, dünken uns doch nichts weiter, als
was
sie ihrem Nahmen nach seyn sollen: – Werk-
[Seite 311] zeuge des Gefühls,
Sonden, die ihnen bey
ihrer harten unempfindlichen äusern Decke,
und
bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen dop-
pelt wichtig
werden.
Im innern Körperbau weichen die In-
secten gar sehr von den
rothblütigen Thieren ab.
Ihr Gehirn ist sehr klein und einfach: dage-
gen hat aber ihr Rückenmark hin und wieder
grosse
Knoten, die dem Gehirn äneln, und
aus welchen, eben so wie aus dem
Gehirne
selbst, Nervenstämme entspringen. Ihr Herz
ist fadenförmig
aber lang: und ihr Magen
und Darmcanal hat nach den
verschiedenen
Nahrungsmitteln, die den Gattungen angewie-
sen sind, auch verschiedne Bildung und Lage
etc.
Lungen haben die Insecten nie: folglich auch
keine Stimme,
obschon manche, wie die Heu-
schrecken mittelst ihrer
Flügel, oder wie die Ci-
kaden durch besondere Höhlen in
der Brust etc.
einen Laut von sich geben können. Die mehre-
sten Insecten müssen durch eigne Oeffnungen
(stigmata), die sich meist an der Seite
ihres
Körpers befinden, Athem holen: diese können
sich fast wie der
Stern im Auge erweitern und
verengern, und durch sie wird die
geschöpfte
Luft mittelst unzähliger der unbeschreiblich fein-
sten Zweige in den ganzen Körper vertheilt.
Wie wir
selbst bey mehrern Insecten gese-
[Seite 312] hen haben, so änelt die
Anzahl ihrer Athem-
züge, den Pulsschlägen eines gesunden
Men-
schen: etwa 80 in einer Minute. Verschie-
dene Wasserinsecten respiriren doch durch ganz
andere
Wege: wie durch den Hintern etc.
Der Aufenthalt der Insecten ist weit unbe-
schränkter, als
der von irgend einer andern
Thierclasse. Sie sind so zu sagen in allen
Ele-
menten verbreitet: man wird keine
Spanne
breit Erdreich untersuchen können, ohne Spu-
ren von Insecten zu finden: es sind fast auf al-
len
Thieren ohne Ausnahme, auf allen Pflan-
zen, welche
anzutreffen, und sie machen gleich-
sam eine unsichtbare
Welt für sich aus, die
zwischen die ganze übrige organisirte
Schöpfung
eingeschoben ist. So allgemein aber die In-
secten, im Ganzen genommen, über die ganze
Erde verbreitet sind, so
streng ist doch dagegen
einer jeden einzelnen Gattung ihr
besonderer
eingeschränkter Aufenthalt auf bestimmten Thie-
ren oder Pflanzen, und deren einzelnen
Theilen
angewiesen: so wie auch manche sich sogar
nur in einer
gewissen Jahrszeit oder Tagszeit
am gleichen Orte aufhalten, und nachher
In-
secten andrer Art Platz machen müssen: so
daß
kein Thier das andere in den Geschäften stören
darf, die ihm zu
seiner eignen Erhaltung oder
[Seite 313] zum Wohl des Ganzen
von der Hand des
Schöpfers übertragen sind.
Nur wenige Insecten leben in gesell-
schaftlicher
Verbindung, und leisten sich
in ihren Geschäften wechselseitige Hülfe.
Die
allermeisten gehen einzeln und insolirt ihren
Verrichtungen
nach, und manche, die wie die
Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung
wor-
den sind, zerstreuen sich bald nachher, und
leben
einsiedlerisch, so, daß viele auser der Begat-
tungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art nach-
her
wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen etc. die
sich so viele Insecten zu verfer-
tigen wissen, haben wir
schon oben auf An-
laß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung
ge-
than. Es sind wenige Thiere dieser Classe,
die
nicht wenigstens einmal, in einer gewissen
Periode ihres Lebens Proben
dieser natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie entwe-
der wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen
in
ihrer unvollkommenen Gestalt, als Larven,
sich ein Gehäuse zum
Aufenthalt und zum
Schutze verfertigen, oder sich, um die Verwand-
lung und den langen Todesschlaf zu bestehen,
ein
Lager bereiten, oder sich einspinnen, oder
[Seite 314] die sich wie die
Ameisenlöwen Fallen, und wie
die Spinnen Netze für ihren Raub
verfertigen,
oder die doch wenigstens, wie manche Wasser-
käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach-
kommenschaft Säcke oder Nester zubereiten, de-
nen sie ihre Eyer anvertrauen können. Man-
che von denen, die in gesellschaftlicher Verbin-
dung leben, bauen sich mit vereinten Kräften,
und
nach den Gesetzen einer äuserst regelmässi-
gen ihnen
angebohrnen Meßkunst, gemeinschaft-
liche Wohnungen:
einige andere Insecten hin-
gegen, denen der Schöpfer
keinen Kunsttrieb zur
eignen Verfertigung eines Nestes etc.
verliehen
hat, beziehen doch wie Bruder Bernhard der
Einsiedler
leerstehende ausgestorbene Schnecken-
häuser, die sie mit
der Zeit, wenn sie ihnen zu
enge werden sollten, leicht mit andren
geräumi-
gern vertauschen können.
Die Nahrung der Insecten entspricht
mehrentheils ihrem Aufenthalt: und
sie ist ei-
ner der erstaunenswürdigsten
wunderbarsten
Beweise von der unendlich weisen Einrichtung
in der
grossen Haushaltung der Natur. Die
Insecten sollen nicht blos essen, um
satt zu wer-
den, um sich zu ernähren, sondern um das
Gleich-
gewicht zwischen beiden organisirten Reichen
zu
erhalten, um Aas zu verzehren, um Unkraut
zu vertilgen u.s.w.
eine grosse Bestimmung, zu
[Seite 315] deren Erfüllung
diesen kleinen Thiergen, theils
ihre fast unglaublich starke Vermehrung,
theils
ihr unersättlicher Appetit zu statten kommt.
Man weiß, daß
eine Raupe in 24. Stunden
das Triplum ihres eignen Gewichts
verzehren
kan.
Für den Nachstellungen ihrer Feinde
sind einige Insecten, wie z.B. die
Spanurau-
pen durch ihre tauschende Gestalt, andere
da-
durch, daß sie einerley Farbe mit den Gewäch-
sen haben, worauf sie leben, und folglich we-
niger darauf abstechen, nicht so leicht
bemerkt
werden können; andere durch den Gestank, den sie
im Nothfall
verbreiten können, andere durch
die Macht des gesellschaftlichen Lebens
(§. 34.)
und noch andre durch ihre bewunderungswürdige
Stärke (§.
29.) gesichert. Manche sind gar
mit Waffen, z.B. mit Hörnern wie
Kneip-
zangen, oder mit Stachel und Gift
versehen,
oder sie sind wie die sogenannten Bärraupen
mit Hären
besetzt, die wie Nesseln empfindlich
in die Haut stechen, wenn man sie
fassen will:
oder sie können auch, wie manche Weidenrau-
pen, einen äuserst scharfen ätzenden Saft in ziem-
licher Entfernung auf ihre Verfolger sprützen.
Es giebt unter den Insecten sehr wenige
Hermaphroditen (§. 18.), sondern
es herrscht
[Seite 316] bey den
allermehresten der gleiche Geschlechts-
unterschied, wie
bey allen Thieren der vorigen
Classen. Hingegen sind oft in derselben
Gat-
tung die beiden Geschlechter einander so unän-
lich gebildet, daß man sie ehr für ganz verschie-
dene Thierarten, als für zusammen gehörige
Gatten
halten sollte. Unter den Bienen und
andern ihnen verwandten Insecten ist
immer die
gröste Anzahl gänzlich geschlechtlos; das
heist, sie
werden gezeugt und gebohren, ohne
doch selbst je die Bestimmung, oder
die Fä-
higkeit zur Empfängnis oder zur Zeugung
zu
haben.
Auch die Begattung der Insecten hat sehr
viel sonderbares. Bey einigen,
wie bey den
Spinnen scheint sie ein zweydeutiges Gemisch
von Angst
und Vergnügen zu seyn, und sehr
viele andre können schlechterdings nicht
mehr als
ein einziges mal in ihrem Leben die eheliche Freu-
de geniesen: der Tod ist bey diesen eine so un-
ausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß
man so
gar ihr Leben durch verzögerte Paarung
verlängern kan.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die
zum Theil, zumal bey den
Schmetterlingen, von
einer überaus mannigfaltigen sonderbaren Bil-
[Seite 317] dung und Zeichnung sind. Einige wenige ge-
bähren
lebendige Junge, und manche, wie
die Blattläuse, pflanzen sich auf
beyderley Wei-
se fort. Auch wird bey eben diesen
sonderbaren
Geschöpfen durch eine einzige Paarung zugleich
die ganze
weibliche Nachkommenschaft bis ins
vierte Glied, und weiter hinaus,
schon in Mut-
terleibe befruchtet.
Ein äuserst merkwürdiges Phänomen, was
fast blos dieser Thierclasse eigen
ist, sich wenig-
stens in den andern (§. 105.), doch bey
wei-
tem nicht so auffallend interessant zeigt, ist
ihre
Metamorphose. Die wenigsten Insecten
behalten nemlich die
gleiche Gestalt, in der sie
zuerst ans Licht gekommen sind, ihr ganzes
übri-
ges Leben hindurch, sondern sie verwandeln
sich
gröstentheils zu wiederholten malen in bestimm-
ten Epochen ihres Lebens, und erscheinen wäh-
rend
dieser Austritte oft in so sehr verschiednen
Gestalten, daß man nur erst
neuerlich, nach sehr
sorgfältigen Untersuchungen, die
bleibenden
Spuren des gleichen Geschöpfs unter so man-
cherley Verwandlungen, und den allmähligen
Uebergang der einen in die
andere hat auffinden
können.
In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich
einer Metamorphose
unterziehen, zuerst aus dem
Ey kriechen, heisen sie Larven. Theils
haben
sie Füsse, wie die Raupen und Engerlinge:
theils aber keine,
wie die Maden. Flügel haben
sie noch nicht. Auch sind sie in diesem
Zustand
zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie er-
nähren sich blos, und wachsen, und häuten
sich mit
unter einige mal.
Wenn die Larve merkt, daß ihre Zeit her-
bey kommen ist, so
verpuppt sie sich, sie ver-
fertigt sich eine
Verwandlungshülse, in der sie
bis zur lezten Catastrophe ihres Lebens
einge-
schlossen bleibt. Manche können sich
während
dieses Zustandes herum bewegen, auch Nah-
rungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen
verschliessen sich in ihre
Puppe (chrysalis, au-
relia) fast
wie in einen Sarg: und bringen ei-
nen grossen Theil des
Jahrs und ihres Lebens
in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nah-
rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu
bewegen,
zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in
seiner Hülse
[Seite 319] vergraben scheint,
geht mit ihm selbst die grosse
Veränderung vor, daß es aus seinem
Larven-
stand zum vollkommnen Insect (lnsectum
declaratum) umgebildet wird, und nach
bestimm-
ter Zeit verschönert und vervollkommnet aus
sei-
nem Kerker hervorbrechen kan. Wirklich ist
es
eines der bedeutungsvollsten Schauspiele in
der Natur, die Betäubung zu
beobachten, mit
der das schlaftrunkene Thier zum zweyten mal
das
Licht der Welt begrüst, bis es von seinem Tau-
mel
ermuntert, verjüngt und neu belebt davon
flattert, und der Erfüllung
seiner noch übrigen
Pflichten entgegen eilt. Manche Insecten ab-
solviren diese lezte Rolle ihres Lebens in einer
sehr
kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn
sie aus ihrer Hülse kriechen,
nicht einmal einen
Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr,
sie
wachsen nicht weiter: jene beiden Bestimmun-
gen
eines organisirten Körpers hatten sie schon
als Larven erfüllt: Jetzt
ist ihnen nur noch die
dritte übrig; sie sollen eine Gattin
aufsuchen,
ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nach-
kommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich
einfach: dagegen ist aber der
Antheil, den diese kleinen unbemerkten
Thiere
an der grossen Haushaltung der Natur haben,
die Geschäfte die
ihnen der Schöpfer zum Wohl
[Seite 320] des Ganzen
anvertrauet hat, desto mannichfal-
tiger und ganz
unermeßlich. Wir haben ihrer
schon bey mehrerem Anlaß Erwähnung
gethan.
Die Insecten sind es, die die bestimmten Gren-
zen des Pflanzenreichs, sein verhältnismässiges
Gleichgewicht gegen
das Thierreich erhalten,
und deshalb unzählige Arten von
Unkraut
theils im Keim ersticken, theils, wenns auch
aufgewachsen
ist, vertilgen, und seinem fernern
Wucher vorbeugen müssen. Eine gar
nicht sehr
in die Augen fallende, aber im Grunde unab-
schliche und unaufhörliche Arbeit, die schlech-
terdings
als eine der ersten und kräftigsten
Triebfedern im Gange der Schöpfung
angese-
hen werden muß. Einen andern ebenfalls äu-
serst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten
die
sich von Aas nähren, im Miste leben u. s.
w. und die dadurch, daß sie
diese widrigen ani-
malischen Substanzen aufzehren,
zerstreuen und
durchwirken, von der einen Seite der Infe-
ction der Luft vorbeugen, und von der an-
dern die allgemeine Düngung des Erdreichs
befördern.
Manche Thiere dieser Classe, wie
die Krebse, die grossen orientalischen
Heuschre-
cken etc. sind eßbar. So auch der Honig
der
Bienen. Die Seide nutzt zur Kleidung und
mancherley andern
Gebrauch. Verschiedne
Insecten geben vortrefliche Farben, wie
die
Cochenille den Scharlach, der Kermes das
Carmoisin, Die
Galläpfel werden zur Dinte,
[Seite 321] und Wachs zu
Lichtern und tausenderley an-
dern Absichten verbraucht.
Für die Arzney
sind vorzüglich die Spanischen Fliegen, die Kel-
leresel und die Ameisen von Belange, und neuer-
lich sind auch die Maykäfer, und sogenann-
ten Maywürmer, vom frischen als Hülfsmittel
gegen den
tollen Hundsbiß berüchtigt worden.
Die Weisheit des Schöpfers hat gewollt,
baß Nutze und Schade der
verschiednen Thier-
classen in einigem Verhältnis stehe:
und so ist
auch hier der Nachtheil, den die Insecten an-
richten, zwar mit ihrem unermeßlichen Nutzen
in
keinen Vergleich zu bringen, aber doch im
Ganzen genommen, importanter
als bey an-
dern Thieren. Sehr viele Insecten sind
den
Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursa-
chen
Miswachs, und verheeren, wie die gros-
sen Heuschrecken,
junge Saat, und alles, wo
sie auffallen. Manche sind besonders dem
Ge-
traide nachtheilig; andere, wie so viele Rau-
pen, Erdflöhe, Engerlinge etc. den Gartenge-
wächsen; andre Raupen, und Käferlarven etc.
den
Obstbäumen; die Schildläuse besonders
der Orangerie: die Larven von
Speckkäfern,
und Holzraupen den Holzungen: die Ameisen
den Wiesen:
die Kakerlacken, die Wanzen, die
weissen Ameisen etc. dem
Hausgeräthe: die
[Seite 322] Larven vieler
kleiner Käfergen den Büchern
und Naturaliensammlungen. Endlich wer-
den auch einige Arten von sogenanntem Unge-
ziefer den Menschen selbst, so wie den
Pferden,
Schaafen, Hünern und andern Hausthieren, ja
so gar
verschiednen nutzbaren Insecten, den Bie-
nen,
Seidenwürmern etc. auf eine sehr unmittel-
bare Weise
lästig, und andre, wie die Skor-
pione etc. durch ihr
Gift, furchtbar.
Die systematische Anordnung wird bey
dieser Classe durch die zahllose
Menge der da-
rin begriffenen Thiere, und durch ihre so
sehr
verschiedne Bildung, erschwehrt. Wir fol-
gen
indeß auch hier dem scharssinnigen Ent-
wurf des R. Linné,
dessen Classification der In-
secten sich am meisten auf
den ganzen Habitus
derselben gründet, und wegen der wenigen Ord-
nungen auch den Vorzug der Faßlichkeit fürs Ge-
dächtnis hat. Es versteht sich, daß die Cha-
ractere allemal vom vollkommen reifen
Insect
hergenommen sind.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer.
Insecten
mit hornigem Körper, deren Flügel in der
Ruhe sich zusammen
falten, und mit
zwey hornartigen Decken oder Schei-
den belegt werden, die sich in der Mitte
in gerader Linie an einander
schliefen.
II. Hemiptera. meist mit einem
hornichten
spitzen Rüssel, der vorn an der Brust
hinab liegt: und
mit vier meist kreuzweis
zusammengelegten zur Hälfte harten Per-
gamentänlichen Flügeln.
III. Lepidoptera.
Schmetterlinge. Mit
weichem behaarten Körper, und vier aus-
gespannten Flügeln, die mit bunten Schup-
pen bedeckt sind.
IV. Nevroptera. mit vier
durchsichtigen netz-
förmigen oder gegitterten
Flügeln.
V. Hymenoptera. mit vier
durchsichtigen ge-
aderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit
zwey (unbe-
deckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig
ungeflügelten In-
secten.
Die Thiere dieser Ordnung werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen
Nahmen
auch dem ersten Geschlechte ins beson-
dere beylegt.
Die Larve, welche allemal aus
einem Ey entspringt, hat Freßzangen,
und bey
den mehresten Geschlechtern sechs Füsse, die an
der
Brust sitzen: bey einigen, wie unter den Holz-
böcken,
ist sie ohne Füsse (eine Made). Sie ver-
puppt sich
mehrentheils unter der Erde in einer
ausgehölten leimigten Scholle:
oder aber, wie
bey den eben genannten Holzböcken, im Holze.
Das
vollkommene Insect kriecht zwar weich
aus der Puppe: seine Haut
verhärtet aber in
kurzer Zeit an der Luft: es hat so wie die
Larve
Kinnladen am Kopfe, und Luftlöcher an der
Seite: und ist
mit harten hornartigen Flügel-
decken (Elytra) versehen.
1. scarabavs. Käfer. Antennae claua-
tae capitulo
fìssilli. Tibiae anticae saepius
dentatae.
1. Hercules. S. scutellatus, thoracis
cornu in-
curuo maximo: subtus barbato
vnidentato,
capitis recuruato: supra multidentato. *
Eins der grösten Insecten; dessen Larve
einen
starken Daumen dick, und beynah eine viertel Ele
lang ist.
Beym Käfer ist das Horn von der Stir-
[Seite 325] ne aufwärts, und
das längere vom Brustschild
im Bogen runterwärts gebogen, so daß das
Thier
beide bewegen, und damit fassen und kneipen kan.
Ist in
Brasilien zu Hause, variirt in der Farbe,
dunkelbraun, violet,
schmutzig grün etc.
2. Actaeon. (rhinoceros
auctori.) S. scutella-
tus
thorace bicorni, capitis cornu uniden-
tato, apice
bifido. *
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen: ist aber
am
Körper noch stärker. Seine Flügel sind wol
zweymal so lang als der
Leib, und unter den Flü-
geldecken
zusammengefaltet.
3. † Lunaris. S. exscutellatus, thorace
bicor-
ni: intermedio obtuso bifido, capitis
cornu
erecto, clypeo emarginato.*
Hat die Grösse vom gemeinen Mistkäfer: ist vor-
züglich hart, ganz schwarz, glänzend, und
überaus
artig gebildet. Das Männgen hat ein längeres
Horn auf
der Stirne als das Weibchen: und sein
Brustschild ist sehr
regelmässig ausgeschweift, zackigt.
Er lebt auf Wiesen und
Viehweiden, vorzüglich im
Ruhmist: aus dem er, wie andre verwandte
Käfer-
arten, hole Kugeln formt; die er einzeln
unter die
Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt, und in
jede
ein einziges Ey legt; damit die künftig daraus
kriechende Larve aus
dem Miste Nahrung, und bis
zu ihrer Verwandlung sichern Aufenthalt
habe.
4. † Nasicornis. Der Nashornkäfer. S.
scu-
tellatus, thorace prominentia triplici,
capi-
tis cornu incurvato, antennis
heptaphyllis.*
Der gröste hieländische Käfer: findet sich vor-
züglich in Gerberlohe von Eichenrinde, und in ho-
len Bäumen: fliegt sehr selten.
5. Sacer. S. exscutellatus, clypeo
sexdentato,
thorace inermi crenulato, tibiis posticis ci-
liatis, vertice subbidentato.
Nicht ganz so gros als der Nashornkäfer, legt
auch
seine Eyer in Kugeln von Mist. Ist in süd-
lichen
Europa, und in Nordafrica, vorzüglich häu-
fig in
Aegypten zu Hause, wo er nach der Ueber-
schwemmung
des Nils den Unrath verzehren hilft,
und wohl mehr dieser Ursache
wegen, als wegen
der symbolischen Aenlichkeit, die das Wälzen
seiner
Mistkugel mit dem Lauf der Sonne haben sollte*),
von den alten Aegyptern
verehret, und auf ihren
Kunstwerken vorgestellt ist. Besonders hat
man
ihn auf die Hinterseite der geschnittenen
Steine
ausgeschnitzt, die deshalb Scarabaei
genannt wer-
den. Wir besitzen selbst einen solchen
Carneol, der
auf dem Rücken ganz genau und völlig nach der
Natur
in Form dieses Käfers geschnitten ist.
6. † Fimetarius.
S. scutellatus, thorace iner-
mi
capite tuberculato, elytris rubris, cor-
pore
nigro. *
Ein kleiner Käfer, der sich so, wie seine Larve,
im
Kuhmist aufhält, ihn durchwült, verarbeitet etc.
7. † Stercorarius. Der Roßkäfer, Scharne-
weber. S. scutellatus muticus ater glaber-
elytris sulcatis; capite rhombeo:
vertice
prominulo, antennis rubris.*
Lebt besonders im Pferdemist: ist daher häufig
auf
Fahrwegen zu finden. Wenn er an heitern
Sommerabenden herum fliegt,
so ist auch für den fol-
genden Tag noch gut Wetter zu
erwarten.
8. † Vernalis. Der Mistkäfer. S.
scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis,
capite
clypeo rhombeo, vertice prominulo, anten-
nis nigris. *
Vorzüglich im Schaafmist, den er zwischen
die
Stacheln der Hinterfüsse faßt, und wie Kugeln um
die Axe
wälzt. Manche changiren schön violett,
grün etc. wird wie die
beiden vorigen Arten sehr von
Ungeziefer (acarus
coleoptrorum) geplagt.
9. † Melolontha. Der Maykäfer. S.
scutel-
latus muticus testaceus, thorace
villoso,
cauda inflexa, iucisuris abdominis albis.*
Eins der gemeinsten Insecten, was fünf Jahre
lang
als Engerling unter der Erde lebt, sich von
Getraidewurzeln etc.
nährt, und zuweilen allgemei-
nen Miswachs verursacht
hat*). Im sechsten
Jahr
kömmts endlich als Maykäfer zum Vorschein,
und schadet in dieser
Gestalt dem jungen Laub, be-
sonders an
Obstbäumen.
10. † Solstitialis. Der Brachkäfer, Junius-
käfer. S. scutellatus muticus
testaceus, tho-
race villoso, elytris
luteo-pallidis: lineis tri-
bus albis
parallelis.*
Hat wie der vorige seinen Nahmen von der Zeit,
wann
er sich zuerst als Käfer sehen läst. Aenelt ihm
auch in der Bildung,
ist aber nur halb so gros.
11. †. Auratus. Der Goldkäfer, Rosenkä-
fer. S. scutellatus muticus auratus, segmen-
te abdominis primo lateribus
vnidentato,
clypeo planiusculo.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei-
senhaufen, und holen Baumstämmen. Der
Käfer
selbst aber, der wegen seiner grün-goldnen Flügel-
decken überaus schön aussieht, in den Gärten
an
Rosenstöcken, Lilien, Iris etc.
2. Lvcanvs. Antennae clavatae: clava com-
pressa latere
latiore pectinato-fissili. Maxillae
porrectae, exsertae,
dentatae.
1. †. Cervus. Der Feuerschröter, fliegende
Hirsch,
Börner, Donnerguge. L. scutel-
latus: maxillis exsertis apice bifurcatis la-
tere unidentatis. *
Nächst den Krebsen das gröste deutsche Insect,
lebt
vorzüglich in Eichenwäldern, variirt in der
Grösse und Farbe, die
bey manchen mehr ins
Schwarze, bey andern ins Dunkelrothe
fällt.
Nur das Männchen hat die überaus artigen, klei-
nen Geweihen änelnden Kneipzangen am Kopfe.
3. dermestes. Antennae clavatae: ca-
pitulo perfoliato:
articulis tribus crassiori-
bus. Thorax convexus,
vix marginatus.
Caput sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D.
niger,
elytris antice cinereis, punctis nigris. *
Larve und Käfer nähren sich von fetten
weichen
Theilen todter Thiere, und sind daher überall
in
Speisekammern, negligirten Naturaliensammlun-
gen, und auf anatomischen Theatern zu finden.
[Seite 329] An
eingespritzten trockenen anatomischen Präpara-
ten
fressen sie manchmal das Fleisch und die Häute
so rein ab, daß die
blose Wachsmasse in Form
der Gefässe sauber übrig bleibt.*)
2. †. Pellio. D. niger, coleopteris
punctis al-
bis binis. *
Zieht sich zumal nach Pelzwerk,
ausgestopften
Thieren u.s.w.
3. †. Typographus, der Holzwurm. D.
te-
staceus pilosus, elytris striatis retusis
prae-
morsodentatis. *
Unter der Rinde der Bäume, da er so wie
mehrere
verwandte Gattungen dieses Geschlechts
das Holz wurmstichig
macht.
4. †. Piniperda, der schwarze fliegende
Wurm,
Borkenkäfer. D. niger subvillo-
sus, elytris piceis integris, plantis rufis. *
In Nadelhölzern, wo er in manchen Jahren
ausserst
häufig ist, und grosse Verwüstungen
anrichtet.
4. ptinvs. Antennae filiformes: articulis
ultimis majoribus. Thorax
subrotundus,
immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. P. fuscus unicolor. *
Hat seinen Namen daher, weil er, sobald man
ihn
berürt, die Füsse anzieht, wie todt liegt,
und lange durch keinen
Reiz von der Stelle zu
treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus subapterus,
thorace
quatuordentato, elytris fasciis duabusalbis. *
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe
und
Pelzwerk; was durch keine der gewöhnlichen Ver-
wahrungsmittel gegen solche nachtheilige Inse-
cten,
sondern blos durch genaue Aufsicht und öf-
tere
Nachsuchung abgehalten oder vertilgt wer-
den kan.
5. hister. Antennae capitatae capitulo so-
lidiusculo;
infimo articulo compresso, de-
curvato. Caput
intra corpus retractile. Os
forcipatum. Elytra corpore breviora.
Ti-
biae anticae dentatae.
1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris
sub-
striatis. *
In sandigen Boden und auf Viehweiden.
6. gyrinvs. Antennae clavatae, rigidae,
capite breviores, oculi 4, duobus supra, duo-
bus
infra.
1. †. Natator, der Schwimmkäfer. G.
sub-
striatus. *
Etwa von der Grösse einer Kaffeebohne, ist
den
Sommer durch fast in allen Gewässern zu
finden. Lebt
gesellschaftlich, schwimmt mit einer
ausserordentlichen
Schnelligkeit auf der Oberflä-
che des Wassers. Im
Tauchen hat er eine Luft-
blase am Hintern: giebt
einen widrigen Geruch
von sich.
7. byrrhvs. Antennae clavatae subsolidae,
subcompressae.
1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris
sub-
nebulosis puncto albo. *
Nistet in Pelzwerk, ausgestopften Thieren
etc.
und richtet in Naturaliencabinetten leicht Verwü-
stung an.
8. silpha. Antennae extrorsum crassiores.
Elytra marginata. Caput
prominens. Tho-
rax planiusculus,
marginatus.
1. †. Vespillo, der Todtengräber. S.
oblon-
ga atra clypeo orbiculato inaequali,
elytris
fascia duplici aurantia. *
Etwas kleiner als ein Maykäfer. Die Flügel
schwarz
und orangegelb in die Quere gestreift.
Sie haben ihren Nahmen von
dem besondern
Triebe, die Aeser von kleinen Thieren, Maulwür-
fen, Mäusen, Fröschen, Kröten, Schlangen
etc.
die sie von weitem auswittern, mit vereinten
Kräften
unter die Erbe zu vergraben, und ihre
Eyer dahinein zu legen. Ihrer
sechs sind wohl
im Stande, einen todten Maulwurf binnen
vier
Stunden, Fuß tief in fetten Boden einzuschar-
ren. Sie geben einen starken bisamähnlichen
Geruch von sich: und
sind oft voll Ungeziefer.
9. cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum
crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo pla-
no reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro. *
Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe
sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezakt mit Spitzen
versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro,
ely-
tris sanguineis, punctis nigris
sparsis. *
Von der Grösse des vorigen, besonders häufig
am
Alant.
10. coccinella, Sonnenkäfer,
Ma-
rienkäfer, Marienkühgen. Antennae
subclavatae, truncatae. Palpi clava semi-
cordata. Corpus hemisphaericum,
thorace
elytrisque marginatis, abdomine plano.
Die Gattungen dieses Geschlechts zeichnen sich
fast
bloß durch die Farbe ihrer Flügeldecken und
deren Flecken von
einander aus, die Käfer selbst
sind klein, und meist
halbkugelförmig.
1. †. Bipunctata. C. coleoptris rubris,
pun-
ctis nigris duobus. *
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris
punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo. *
11. chrysomela, Blattkäfer.
Anten-
nae moniliformes,
extrorsum crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus.
Ein üheraus weitläuftiges Geschlecht,
dessen
Gattungen zum Theil durch die schönen Gold-
farben ihrer Flügeldecken, theils aber auch durch
den Schaden, den
sie an Bäumen und Küchen-
gewächsen thun, merkwürdig
werden.
1. †. Goettingensis. C. ovata atra
pedibus vio-
laceis. *
2. †. Minutissima. C. ovata nigra opaca. *
[Seite 333]Eins der kleinsten Käfergen. Kaum den drit-
ten Theil so gros als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace
lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab-
domine violaceo. *
Eine der schönsten Chrysomelen, auf
deren
Brustschild und Flügeldecken die violetten Strei-
fen mit andern von rothen und grünen Golde ab-
wechseln.
4. †. Oleracea. C. saltatoria (s.
femoribus
posticis crassissimis) virescenti-caerulea. *
Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh-
rere verwandte Gattungen unter dem Namen
der
Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
12. hispa, Stachelkäfer. Antennae fu-
siformes, basi
approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata
saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro. *
Lebt unter der Erde von Graswurzeln, variirt
in der
Grösse.
13. brvchvs. Antennae filiformes, sen-
sim
crassiores.
1. Pisi, der Erbsenkäfer. B. elytris albo
pun-
ctatis, podice albo maculis binis
nigris.
Zumal in Nordamerika sehr häufig, wo er
den
Hülsenfrüchten grossen Schaden thut.
14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer.
Antennae
subclavatae, rostro insidentes.
Rostrum cor-
neum prominens.
Die Rüsselkäfer haben meist einen kurzen rund-
lichen aber überaus hart gepanzerten Körper;
und
einen festen runterwärts gebognen Rüssel von ver-
schiedener Länge. Es sind nachtheilige
Thiere,
von denen besonders, die mit dem sehr langen
Rüssel den
Bäumen, die übrigen aber den Feld-
flüchten und
Gartengewächsen Schaden thun.
Die Larven nennt man Pfeifer.
1. Palmarum. Der Palmbohrer. C.
longiro-
stris ater, thorace ovato
planiusculo, elytris
abbreviatis striatis. *
Ist in beiden Indien zu Hause, hat die Grösse
des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom
Sagumarke; wird aber selbst
von den Indianern
gegessen.
2. †. Frumentarius. Der schwarze Korn-
wurm, Reuter. C. longirostris sangui-
neus. *
3. †. Granarius. C. longirostris piceus
oblon-
gus, thorace punctato longitudine
elytro-
rum. *
Nebst dem vorigen auf Kornböden, in Mühlen.
4. †. Paraplecticus. C. longirostris
cylindricus
subcinereus, elytris mucronatis. *
Auf Wasserpflanzen. Daß er den Pferden
Lähmung
verursache, haben wir nirgends bestä-
tigt
gefunden.
5. †. Bacchus. Der Rebensticher. C.
longi-
rostris aureus, rostro plantisque
nigris.
6. Anchoraco. C. longirostris,
femoribus den-
tatis, elytris flavo striatis,
thorace elonga-
to.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes
so
lang als der ganze Hinterleib: dadurch das
Thier ein sonderbares
Ansehn bekommt.
7. †. Nucum. C. longirostris, femoribus
den-
tatis, corpore griseo longitudine
rostri. *
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. Der Juwelenkäfer. C.
brevi-
rostris niger, elytris dentatis,
sulcatis pun-
ctis excavatis, auro versicolore
distinctis,
abdomine aeneo viridi. *
Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Na-
tur. Das gefärbte Gold in den unzäligen Grüb-
gen, die reihenweis auf den Flügeldecken einge-
graben sind, thut in hellem Lichte, zumal
unterm
Vergrösserungsglase einen unbeschreiblichen Ef-
fect. Das schöne Thier ist in Brasilien zu
Hause,
und kommt in der Grösse etwa dem Maykäfer
bey.
15. Attelabvs. Caput postice attenuatum
inclinatum. Antennae
apicem versus cras-
siores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris. *
Lebt nebst mehreren Gattungen seines Ge-
schlechts auf Haselstauden.
2. †. Apiarius. Der Immenwolf. A.
caeru-
lescens, elytris rubris, fasciis tribus
nigris. *
Ist häufig, wo viel Bienenzucht ist, thut
den
Stöcken grossen Schaden.
16. Cerambyx. Holzbock. (Capricornus
auctor.) Antennae attenuatae, Thorax
spi-
nosus aut gibbus. Elytra
linearia.
Die Holzböcke haben eine artige, meist cylindri-
sche schlanke Bildung, zum Theil auch
schöne
Zeichnung und Farben; manche ganz ungeheure
lange
Fühlhörner, einen ungemein harten Brust-
schild und
Flügeldecken, und ein überaus zähes
Leben. Wir wissen, daß man
angespießte Holz-
böcke noch nach vier Wochen lebendig
gefunden
hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst
des
Brustschilds, den sie an die Flügeldecken rei-
ben,
einen knarrenden Laut von sich.
1. Cervicornis. C. thorace marginato
dentato,
maxillis porrectis coniformibus vtrinque
spinosis,
antennis brevibus. *
Sehr groß, schön gezeichnet, mit Kinnzan-
gen, fast wle am Hornschröter. Ist in Südame-
rica zu Hause: wo seine Larve von den
Wilden
aufgesucht und gegessen wird.
2. †. Granulatus. C. thorace spinoso,
rugoso,
elytris bidentatis, nigris, polline ferrugi-
neo conspersis, ad basin acinulis nigris
splen-
dentibus granulatis. *
Ein ansehnliches, zwey Zoll langes, vielleicht
noch
nicht beschriebenes Thier. Die Fühlhörner
sind von gleicher Länge
mit dem Körper. Die
Flügeldecken haben an beiden Seiten, zumal
an
der äusern, einen schwarzen aufgeworfnen schma-
len Rand.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso,
elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus. *
Dunkelgrün und blau, wie angelaufener Stahl-
giebt ein bisamänlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. C. thorace spinoso:
punctis 4.
luteis, elytris obtusis
nebulosis, antennis
longissimis.
Nicht so gros als der vorige. Die Fühlhörner
sind
wohl sechsmal so lang als das ganze Thier.
17. leptvra. Antennae setaceae. Ely-
tra apicem
versus attenuata. Thorax tere-
tiusculus.
1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis
nigris,
femoribus posticis dentatis. *
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der
Farbe,
manche grün und Gold, andere braun
und Gold etc.
18. necydalis, Afterholzbock.
An-
tennae setaceae. Elytra
alis minora. Cau-
da simplex.
1. †. Major. N. elytris abbreviatis
ferrugi-
neis immaculatis, antennis
brevioribus. *
19. lampyris,
Johanniswürmgen.
(Cicindela auctor.*)) Antennae filiformes.
Elytra flexilia. Thorax planus,
semiorbi-
culatus, caput subtus occultans
cingensque,
Abdominis latera plicato-papillosa.
Die Johanniswürmgen werden vorzüglich durch
den
blaulichen Schein merkwürdig, den sie in
heitern Sommerabenden von
sich geben. Nur
die Männchen sind geflügelt, und diese
haben
zwey lichte Punkte unten am Bauche, die im fin-
stern phosphoresciren. Die Weibgen sind unge-
flügelt, äneln ehe den Larven dieses
Geschlechts
und leuchten weit stärker als die Männchen, be-
[Seite 338] sonders um die
Begattungszeit, da ihr Licht ver-
mutlich den Männchen
zur Anzeige dient, sie auf-
zufinden. Einige Zeit,
nachdem das Weibgen
seine Eyer gelegt hat, (die selbst auch im
finstern
leuchten) verliert sich der Schein bey
beyden
Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca,
clypeo
cinereo. *
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen
etc.
Ihrer vier oder fünf in ein Gläschen gethan,
leuchten
hell genug, um dabey im finstern lesen
zu können; und die Spanischen
Damen stecken
sie als Putz auf ihren Abendpromenaden in
die
Haare.*)
20. cantharis. Antennae setaceae. Tho-
rax
marginatus capite brevior. Elytra fle-
xilia.
Abdominis latera plicato. papillosa.
1. †. Navalis. C. thorace teretiusculo,
cor-
pore luteo, elytris margine apiceque
nigris. *
Ein schädliches Thier, dessen Larve das Eichen-
holz durchbohrt und für die Schiffe
gefährlich
wird.
21. elater, Springkäfer,
Schmidt.
Antennae setaceae. Thorax retrorsum
an-
gulatus. Mucro pectoris e foramine
abdo-
minis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf
den Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und
wieder auf die Beine zu
helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein
[Seite 339] Stachel, der
vorn an der Brust befestigt ist, und
in eine Rinne oben am Bauche
paßt, aus der
er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus
schnappt;
und dann die Spizen, die rückwärts auf beyden
Seiten
des Brustschilds heraus stehen, und mit
den Flügeldecken auf eine
änliche Weise eingelenkt
sind.
1. Noctilucus, der Cocujo. E.
thoracis late-
ribus macula flava glabra.
Ist in Nordamerika zu Hause. Wird wol zwey
Zoll
lang. Die beyden Flecken auf dem Brust-
schild
leuchten stark im finstern, und die Wilden
bedienten sich vor
Ankunft der Spanier keiner
andern Leuchten als der Cocujos und
einiger an-
dern Insecten.
3. †. Niger. E. thorace laevi, elytris
pedibus
corporeque nigris. *
22. cicindela. Antennae setaceae. Ma-
xillae
prominentes denticulatae. Oculi pro-
minuli.
Thorax rotundato-marginatus.
Kleine aber meist sehr schöne Käfer. Die Flü-
geldecken sind mehrentheils artig gezeichnet,
und
der Unterleib und die Füsse changiren in farbiges
Gold. Es
sind muthige Thiere, die fast blos
vom Raube anderer Insecten leben.
Als Larven
scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisen-
löwe, um ihrer Beute aufzulauern, und als Kä-
fer wissen sie ihr mit ausnehmender Schnellig-
keit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris
puncto
lunulaque apicum albis. *
23. bvprestis, Stinkkäfer.
Antennae se-
taceae,
longitudine thoracis. Caput dimi-
dium intra
thoracem retractum.
Ebenfalls ausserordentlich prächtige Thiere
von den
unnachahmlichsten Goldfarben; daher
ihre Flügeldecken schon längst
von den Wilden
zum Putz verwendet worden.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis
bidentatis
rugosis, thorace marginato laevi,
corpore
inaurato. *
Wird wol Fingers lang, ist in beyden Indien
zu
Hause.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis
longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus
aureis
impressis, thorace punctato. *
24. dytiscvs, Wasserkäfer,
Fischkä-
fer. (Hydrocantharus
auctor.) Antennae
setaceae aut clavato-perfoliatae. Pedes po-
stici villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis,
corpo-
re laevi, sterno carinato, postice
spinoso. *
Eine der grösten Arten. Ist in den Europäi-
schen Gewässern gemein. Auch haben wir sie
aus
Tranquebar erhalten. Wenn der Käfer seine
Eyer legen will, so
bereitet er dazu eine artige
längliche Hülse, die er mit einer
braunen Seide
überzieht, und die mit den eingeschloßnen
Eyern
wie ein Schiffgen auf dem Wasser schwimmt,
bis die kleinen
Larven ausgekrochen und im Stan-
de sind, in ihr
Element über Bord zu springen.
2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris
sulcis
dimidiatis decem villosis. *
Ist, so wie vermutlich die mehresten Gattun-
gen dieses Geschlechts, den Fischteichen ge-
fährlich.
25. carabvs, Laufkäfer. Antennae se-
taceae. Thorax
obcordatus apice truncatus
marginatus. Elytra
marginata.
Leben meist vom Raube anderer Insecten: und
geben,
wenn man sie anfaßt, einen ätzenden
Saft von sich. Die wenigsten
können fliegen;
laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus,
ely-
tris punctis intricatis subrugosis.
*
2. †. Auratus, der Goldhahn. C.
apterus
elytris punctis striis sulcisque laevibus in-
auratis. *
26. tenebrio. Antennae moniliformes
articulo ultimo subrotundo.
Thorax plano-
convexus, marginatus. Caput
exsertum.
Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus,
femo-
ribus anticis crassioribus. *
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich
daher häufig in Mühlen, und Beckerhäusern,
heissen Mehlwürmer, und
geben bekanntlich
das beste Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus, der Todtenkäfer. T.
apte-
rus thorace aequali, coleoptris laevibus
mu-
cronatis. *
Lebt in modrigen Orten, hat einen widrigen
Geruch,
und ist vom Aberglauben ehedem für
omineus gehalten worden.
27. meloë. Antennae moniliformes articu-
lo ultimo ovato.
Thorax subrotundus.
Elytra mollia flexilia, caput inflexum,
gib-
bum.
1. †. Proscarabaeus, der Maywurm. M.
apterus, corpore violaceo. *
Ein widriges weiches Thier, was bey jeder
Berürung
einen stinkenden Saft auf der Brust,
da wo die Füsse eingelenkt
sind, fliessen läßt.
2. †. Vesicatorius, die spanische Fliege. (Can-
tharis offic.) M. alatus
viridissimus nitens,
antennis nigris. *
Das wichtige heilsame Geschöpf, was
zum
Blasenziehen gebraucht wird.
28. mordella. Antennae filiformes ser-
ratae.
Caput deflexum sub collo, in ter-
rito. Palpi
compresso-clavati, oblique trun-
cati. Elytra
deorsum curva apicem versus.
Ante femora lamina lata ad basin
abdo-
minis.
Kleine Käfergen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch
dazu
sehr wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.
29. staphylinvs. Antennae monilifor-
mes. Elytra
dimidiata. Alae tectae. Cau-
da simplex exserens
duas vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen
Blasen,
merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr merken,
[Seite 343] aus dem
Hinterleibe treiben; deren wahrer Nuzen
aber noch unbestimmt
ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger,
fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis. *
30. forficvla. Antennae setaceae. Ely-
tra
dimidiata. Alae tectae. Cauda forci-
pata.
1. †. Auricularia, der Ohrwurm. F.
elytris
apice albis. *
Das bekannte Thier, von dem die abgeschmakte
Sage
ersonnen ist, daß es gerne den Menschen
in die Ohren kröche.
Bey den Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf an die Brust
niedergedruckt, bey einigen
mit Kinnladen, bey den mehresten aber
mit
einem Saugerüssel versehen, weshalb diese auch
von einigen
Naturforschern Proboscidea genannt
werden.
Anzal und Bildung und Richtung
der Flügel ist verschieden. Meistens
haben sie
vier Flügel, die an der Wurzel fester und hörn-
artiger, am äussern Ende aber dünner und wei-
cher sind. Bey einigen sind sie gerade ausge-
streckt, bey andern übers Kreuz zusammen ge-
falten. Theils sind sie auch mit einer Art klei-
ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur
zwey
Flügel, und bey verschiedenen sind die
[Seite 344] Weibchen
gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver-
wandlung ist nicht
sehr auffallend: sondern die
Larven äneln dem vollkomnern Insect bis
auf
die Flügel, die erst nach und nach völlig ausge-
bildet werden.
31. blatta, die Schabe. Caput infle-
xum. Antennae
setaceae. Elytra alaeque
planae, subcoriaceae. Thorax
planiuscu-
lus, orbiculatus. marginatus. Pedes
curso-
rii. Cornicula duo supra
caudam.
1. †. Orientalis, der Kakerlake, Tarokan.
B. ferrugineo-fusca, elytris abbreviatis
sulco
oblongo impresso. *
Ist eigentlich in Südamerika zu Hause: hat
sich
aber von da nach Ostindien und nun auch
fast in ganz Europa
fortgepflanzt. So wie an-
dere Schaben ein
lichtscheues aber verwüstendes
Thier, was Brod, Leder, Hausgeräthe
verzehrt,
sich zumal gern in Beckerhäusern einnistelt; sich
sehr
nach der Wärme zieht; und bis jetzt durch
keins der vorgeschlagenen
Mittel auszurotten ist.
2. †. Lapponica. B. flavescens, elytris
nigro-
maculatis. *
Nicht in Lappland allein, sondern auch um
Paris, um
Göttingen, und in der wärmern
Schweiz.
32. mantis. Caput nutans, maxillosum,
palpis instructum.
Antennae setaceae. Alae
4 membranaceae,
convolutae, inferiores
plicatae. Pedes
antici
compressi, subtus ser-
[Seite 345] rato-denticulati, armati ungue solitario
et
digito setaceo laterali articulato:
postici 4 lae-
ves, gressorii. Thorax
linearis elongatus
angustatus.
Alle von einer ungewönlichen
langgestreckten
sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be-
tragen etc. hat was eigenes Feyerliches, was
wol
zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben
hat, mit der
mehrere Gattungen in Orient und
im wärmern Europa angesehen worden
sind.
1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro,
ely-
tris brevissimis, pedibus spinosis.
*
Spannen lang, und doch kaum so dick als
eine Gänse
Spuhle. Ist auf Amboina zu Hause.
2. Gongylodes. M. thorace subciliato,
femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis
lobo. *
3. †. Religiosa, die Gottesanbetherin, das
wandelnde
Blatt. M. thorace laevi sub-
carinato elytrisque viridibus inmaculatis. *
Geht meist nur auf den vier Hinterfüssen, und
hält
die vordern beyden in die Höhe, um Mücken
damit zu fangen. Der
Türkische Pöbel hat sich
eingebildet, daß sie mit dem Kopf immer
nach
Mecca zu gerichtet sey, und ihre Vorderfüsse
aus Andacht
falte. Der Deutsche und Französi-
sche Pöbel hat in
dieser Stellung auch was Bit-
tendes oder
Bedeutungvolles zu finden gemeynt.
Das wandelnde Blatt nennt man das
Thier,
weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe
einem
Weidenblatte äneln. Man weiß, daß es wohl
zehn Jahre alt
wird.
33. gryllvs, Heuschrecke. Caput in-
flexum, maxillosum,
palpis instructum.
Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4
de-
flexae, convolutae,
inferiores plicatae. Pe-
des postici saltatorii.
Ungues ubique bini.
Ein grosses Geschlecht, dessen mehreste Gat-
tungen dem Wiesenwachs und Getraide
gefärlich
sind. Manche geben entweder zur Begattungs-
zeit, oder bey einbrechender Nacht, oder
wenn
sich das Wetter ändern will, einen bekannten
zirpenden,
Laut von sich, den sie theils mit den
Springfüssen, am meisten aber,
wie schon Ari-
stoteles richtig bemerkt hat, mit den
Flügeln
hervorbringen, von denen die untern an der Wur-
zel mit einer Art Trommelfellgen, die obern
aber
mit einem Knöpfgen versehen sind, das auf
jenes Fellgen paßt, und
darauf hin und her ge-
rieben wird.*) Bey der Begattung sitzt
das
Weibgen dem Männchen auf dem Rücken.
1. †. Gryllotalpa, die Werre, Maulwurfs-
grille, der Riehwurm, Reutwurm,
Schrotwurm, Ackerwerbel,
Erdkrebs.
G. thorace rotundato, alis caudatis
elytro
longioribus, pedibus anticis palmatis to-
mentosis. *
Ist in einigen Gegenden, wie im Thüringi-
schen etc. ausserordentlich häufig. Lebt meist
un-
ter der Erde, und thut, zumal den Küchenge-
wächsen und der Gerstensaat, grossen Schaden.
2. †. Domesticus, die Grille, Zirse, Heim-
gen. G. thorace rotundato, alis caudatis
[Seite 347] elytro longioribus, pedibus simplicibus, cor-
pore glauco. *
Kommen zur Erndezeit mit der Frucht in die
Häuser,
ziehen sich nach der Wärme, zirpen die
Nacht durch, sind aber mit
hellem Licht zum
schweigen zu bringen.
3. †. Campestris, die Feldgrille. G.
thorace
rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis
elytro
brevioribus, corpore nigro. *
Hat in der Bildung vieles mit der vorigen
Grille
gemein, in ihrem Betragen aber ist sie
noch poßirlicher als jene.
Der Laut, den sie
nut ihren Flügeln hervorbringt, variirt
nach
Verschiedenheit der Leidenschaft so gut als die
Stimme der
Thiere. Er ist anders, wenn das
Männchen eine Gattin zu sich locken
will, und
anders, wenn zwey Feldgrillen einerley Ge-
schlechts über eine leerstehende Höle, die sie be-
ziehen wollen, oder sonst zu Streite kommen:
die
beyden Geschlechter hingegen leben verträg-
lich, und
besonders bezeigt das Männchen,
wenn es mit einem Weibchen über der
Weide,
oder sonst in Collision kommt, viel Gefälligkeit.
4. †. Viridissimus, der Baumhüpfer. G.
tho-
race rotundato, alis viridibus
immaculatis,
antennis setaceis longissimis. *
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf
Gebüschen,
springt vorzüglich weit; zirpt am
meisten in den Hundstagen.
5. †. Verrucivorus. G. thorace
subquadrato
laevi, alis viridibus fusco maculatis, anten-
nis setaceis longitudine corporis. *
Die gemeinste Heuschrecke. Variirt in der Farbe.
[Seite 348]6. Cristatus. G. thorace cristato,
carina qua-
drifida. *
Die grosse eßbare Heuschrecke der Araber,
die
Johannes in der Wüste as, und die noch jetzt
in Arabien und
andern Morgenländern auf man-
nichfaltige Weise
zubereitet und allgemein ver-
speist wird.
7. †. Migratorius, die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheischrecke. G.
thorace
subcarinato: segmento unico, capite obtu-
so, maxillis atris. *
Bey weitem nicht so gros als die vorige,
aber
furchtbar, weil sie oft in unsäglichen Zügen in
Europa
eingefallen ist und allgemeinen Miswachs
und Hungersnoth verursacht
hat. Ursprünglich ge-
hört sie wohl in die grosse
Tartarey zu Hause,
doch findet sie sich auch in Deutschland hin
und
wieder, aber einzeln. Seit 1747 ist Deutsch-
land mit ihren grossen Invasionen verschont ge-
blieben. Besonders haben sich noch diese Thiere
durch die
Widerwärtigkeiten, die sie K. Carl dem
XII. in Bessarabien
verursachten,*) berüchtigt
gemacht.
8. †. Stridulus, die Holzheuschrecke. G.
tho-
race subcarinato, alis rubris extimo
nigris
nebulosis. *
Leben meist im Gehölze. Die Männchen ge-
ben im Fluge einen lauten klappernden Ton
von
sich.
34. fvlgora. Caput fronte producta, ina-
ni.
Antennae infra oculos, articulis 2. ex-
[Seite 349] teriore globoso majore. Rostrum inflexum,
pedes
gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts
ist die
grosse hornichte Blase vor der Stirne, die
beym lebenden oder
kürzlich abgestorbnen Thier
einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria, der Surinamische Laternträ-
ger. F. Fronte ovali recta, alis
lividis: posti-
cis ocellatis. *
Die gröste Art; die leuchtende Blase ist grös-
ser als der ganze übrige Körper, und scheint
so
hell, daß sich die Wilden ihrer statt Leuchten be-
dienen, wenn sie im finstern reisen.
2. Candelaria, der Chinesische Laternträger.
F. fronte rostrata subulata adscendente, ely-
tris viridibus luteo-maculatis, alis
flavis:
apice nigris. *
35. cicada. Rostrum inflexum. Anten-
nae
setaceae. Alae 4 membranaceae, de-
flexae. Pedes plerisque saltatorii.
Die männlichen Cikaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der aber abwech-
selnder und anmuthiger ist, und durch sehr zu-
sammengesetzte Werkzeuge in ihrer Bauchhöle,
die
Reaumur und Rösel sehr genau untersucht
haben, hervorgebracht wird.
Besonders haben
die alten Griechen und Römer die Töne
dieser
Thiergen ausserordentlich goutirt, und theils die-
serwegen, theils wegen eines sehr allgemeinen
und
ungewönlich günstigen Vorurtheils, was sie
von den unschuldigen
sanften Sitten, und dem
sich immer gleichen heitern Temperament der
Ci-
[Seite 350] kaden hegten,
diese Geschöpfe mit einer ausneh-
menden Achtung
angesehen.*)
1. †. Cornuta. C. thorace bicorni
postice su-
bulato longitudine abdominis, alis
nudis. *
Auf Getraide, Disteln etc. Die spitzen Zapfen
zu
beyden Seiten des Brustschilds geben ihr ein
sonderbar Ansehen.
2. Plebeja. C. scutelli apice
bidentato, ely-
tris anastomosibus quatuor,
lineisque sex
ferrugineis. *
In Griechenland, Italien und Nordafrika.
Diese und
die folgende Gattung sind die bey den
Alten so beliebten
Cikaden.
3. Orni. C. elytris intra marginem
tenuio-
rem punctis sex concatenatis,
anastomosi-
bus interioribus suscis.
*
4. †. Sanguinolenta. C. atra, elytris
maculis
duabus fasciaque sanguineis. *
In Italien, im südlichen Frankreich, und
auch um
Göttingen nicht selten.
5. †. Spumaria, der Schaumwurm, der
Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis
binis albis
lateralibus: fascia duplici interru-
pta
albida. *
Besonders häufig auf Weiden, denen er im
Frühjahr
den Saft aussaugt, und ihn in Ge-
stalt eines Schaums
wieder von sich giebt; man
findet diesen Schaum, dem man unter dem
Na-
men Gukuksspeichel allerhand fabelhaften
Ur-
sprung angedichtet, oft in Klumpen, wie
eine
Haselnuß groß, und das Thier selbst in der
Mitte
vergraben.
36. notonecta, Wasserwanze.
Ro-
strum inflexum. Antennae
thorace brevio-
res. Alae 4 cruciato-complicatae, antice
coriaceae. Pedes
posteriores pilosi natatorii.
1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis
margine
fusco punctatis apice bifidis. *
Schwimmt die mehreste Zeit auf dem Rücken:
weiß
auch in dieser Lage kleine Mücken etc. von
denen sie sich nährt,
mit vieler Geschwindigkeit
zu haschen. Mit dem Saugestachel kann sie
em-
pfindlich stechen. Ihre Eyergen läßt sie
aufs
gerade wol ins Wasser fallen. Sie sind so schwer,
daß sie
zu Boden sinken, und da bis zum Aus-
schlupfen der
Jungen sicher genug liegen bleiben.
37. nepa, Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae 4 cruciato-complicatae antice
coriaceae. Pedes
anteriores cheliformes: re-
liqui 4 ambulatorii.
Die Körper ist platt wanzenartig. Die Vor-
derfüsse haben einige Aenlichkeit mit Krebsschee-
ren. Der lange Stachel am Hintern nutzt nicht
als
Waffen, sondern blos zum Athemholen
(§. 37.)
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci
inaequali,
corpore oblongo-ovato. *
Der Rücken ist schön zinnoberroth. Die Eyer
haben
eine überaus sonderbare Gestalt, am einen
Ende mit Häkchen, fast wie
ein zusammen ge-
krochener Armpolype, oder wie Saamen
von
Kornblumen. etc.
2. †. Cimicoides. N. abdominis margine
ser-
rato. *
Aenelt den Thieren des vorigen Geschlechts.
38. cimex, Wanze. Rostrum inflexum.
Alae 4 cruciato-complicatae, superioribus
antice coriaceis. Dorfum
planum thorace
marginato. Pedes cursorii.
Widrige Geschöpfe, die theils durch den man-
nichfaltigen Schaden den sie thun, theils
durch
den unausstehlichen Gestank den sie von sich ge-
ben, furchtbar werden.
1. †. Lectularius, die Bettwanze. C.
flave-
scens, alis nullis. *
Die Bettwanzen mögen allerdings im südli-
chen Europa einheimisch seyn: wenigstens
reden
Aristophanes und andere alte Griechen von ihnen
als von
bekannten Thieren. Auch sind sie lange
vor dem grossen Londner Brand
von 1666 in
England gewesen, und nur erst nachher durch
die
Einführung des ausländischen Bauholzes ge-
meiner
worden. Sie kommen nur des Nachts
zum Vorschein. Von allen gegen
dieses Unge-
ziefer vorgeschlagnen Hülfsmitteln
scheint Vor-
sicht und Reinlichkeit das
wirksamste.
2. †. Corticalis. C. membranaceus,
abdomi-
nis margine imbricatim secto, corpore
ni-
gricante. *
In Wäldern an Baumstämmen, ist wegen sei-
ner täuschenden Rindenartigen Gestalt und Far-
be schwer zu finden.
3. †. Baccarum. C. ovatus griseus;
abdominis
margine nigro maculato. *
In Gärten, zumal an Johannisbeeren; die da-
her zuweilen einen häßlichen Geschmack anneh-
men. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch
[Seite 353] blos wenn sie
berührt wird; da ihr der Gestank,
wie andren Wanzen, zum
Vertheidigungsmittel
dient.
4. †. Personatus. C. rostro arcuato,
antennis
apice capillaceis, corpore oblongo subvillo-
so fusco. *
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumal
sieht
äußerst häßlich aus, und ist immer mit
Staub und Kehricht
bedeckt.
39. aphis. Blattlaus,
Mehlthau. Ro-
strum inflexum.
Antennae thorace longio-
res. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu-
latorii. Abdomen postice saepius bicorne.
Kleine wehrlose, aber bey aller ihrer
Schwäche
furchtbare Thiere, die theils durch den Schaden
den sie
den Gewächsen zufügen, mehr aber noch
durch die Wunder die der
Schöpfer in ihrer na-
türlichen Geschichte gehäuft
hat, merkwürdig wer-
den. Es giebt sehr vielerley
Gattungen Blatt-
läuse, die meist an eben so
verschiednen Gewäch-
sen, besonders an den jungen
Zweigen, Stielen
und Blättern sich aufhalten, ihnen den Saft aus-
saugen, so daß dadurch besonders die Blätter
auf
mancherley Weise verunstaltet, gelb, roth ge-
färbt, gekrümmt und bläserig werden. Sie ge-
ben
theils durch ein paar kleine Röhrgen, die ihnen
auf den Hüften
stehen, theils aber auch nur durch
zwey Oeffnungen, die sich an
deren Stelle befin-
den, einen süslichten Saft von
sich, welcher Amei-
sen und andre ihnen feindliche
Insecten herbey
lockt. Es giebt oft in einer Gattung, ja in ei-
ner und eben derselben Familie geflügelte und un-
geflügelte Blattläuse, und das ohne alle
Beziehung
auf den Geschlechtsunterschied. Doch sind die
[Seite 354] Männchen weit
kleiner als ihre Weibgen, und
werden auch in weit mindrer Anzahl
jung. Sie
erscheinen nicht eher als im Herbste, wo sie
ihre
Weibgen befruchten, die kurz darauf Eyer oder
vielmehr
Hülsen von sich geben, in welchen zwar
die jungen Blattläuse schon
völlig ausgebildet lie-
gen, aber doch nicht eher als
bis im folgenden
Frühjahr hervorbrechen. Das unerwartetste hier-
bey ist, daß alle diese nunmehr
ausgekrochenen
Blattläuse durchgehends weiblichen
Geschlechts
sind, und daß im Frühjahr und Sommer schlech-
terdings keine männliche Blattlaus zu sehen
ist.
Und demohngeachtet sind doch alle jene jungfräu-
lichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun
eines
Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; sie waren
nicht nur
für sich selbst, sondern zugleich für alle
ihre künftigen Töchter
und Enkelinnen in Mut-
terleibe befruchtet; man kan
jedes Junge, was
sie nunmehr von sich geben, isoliren, in eine
Ein-
öde verschließen, und doch wird es nach
einiger
Zeit wieder andere Junge gebären. Und so hat
Bonner (der
diesen Wundern und ihrer microsco-
pischen
Untersuchung seine Augen opferte) ge-
funden, daß jene
einmalige Begattung im Herb-
ste, ihre befruchtende
Würkung im folgenden
Frühjahr und Sommer bis ins neunte Glied äu-
sert. Alle die Millionen von Blattläusen,
die
wärend dieser ganzen Zeit jung werden, sind
fruchtbar,
gebären allesammt Junge, ohne je ein
männlich Thier ihrer Art
gesehn, ohne sich ge-
paart zu haben, ohne anders als
im Leibe ihrer
Mütter und Eltermütter befruchtet zu seyn. Ge-
gen den Herbst verliert endlich jene einmalige Be-
fruchtung ihre wunderbare Wirksamkeit.
Die
Blattläuse hören auf, blose Weibgen zu gebären,
es kommen,
wie wir schon gesagt haben, nun
[Seite 355] auch Männchen
zum Vorschein, bis sich Gatten
suchen, sich paaren, und zugleich die
ganze weib-
liche Nachkommenschaft des künstigen
Sommers
wieder mit befruchten müssen.
1. †. Ribis. A. ribis rubri. *
2. †. Ulmi. A. ulmi campestris. *
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae. *
5. †. Bursaria. A. populi nigrae. *
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba-
ren rosenartigen Auswüchse verursachen, die
man
Pappelrosen, Alberknospen etc. heist.
6. †. Pistaciae. A. nigra, alis albidis,
tibiis
longissimis, thorace verrucoso. *
An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc.
wo
sich die Blattläuse in einer spannenlangen Schoten-
ähnlichen Hülse aufhallen*).
40. chermes. Blattsauger. Rostrum pe-
ctorale. Antennae
thorace longiores. Alae
4 deflexae.
Thorax gibbus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel ähnliches mit
den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast
aus wie
Cikaden, hüpfen auch so etc.
2. †. Alni. C. betulae alni. *
41. coccus. Schildlaus. Rostrum pecto-
rale. Abdomen
postice setosum. Alae 2 ere-
ctae masculis. Feminae apterae.
Wir entsinnen uns keiner anderer Thiere, bey
denen
die beyden Geschlechter einander so ausser-
ordentlich
ungleich sähen, als die Schildläuse.
Das Männchen änelt einer
kleinen Mücke, das
Weibgen hingegen ist ungleich grösser,
ungeflü-
gelt, und hat meist die Gestalt eines
platten
Schildgens oder einer Narbe. Es sizt, nach dem
es sich
gehäutet hat, fast unbeweglich an den
Gewächsen, und könnte bey
manchen Arten ehe
für einen Auswuchs, der Pflanze, als für ein
leben-
diges Thier angesehen werden. Das
Männchen
schwärmt indeß im freyen umher, bis es
vom
Begattungstrieb gereizt, ein solches einsiedleri-
sches Weibgen aufsucht und befruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum. *
Das Weibgen hält sich vorzüglich an Orangen-
bäumen, auf der Rückseite der Blätter, zumal
an
der Mittelribbe auf.
2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa. *
Wie die vorige in Gewächshäusern, wo sie
grosse
Verwüstungen anrichtet: besonders an Caf-
feebäumen
etc.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. *
Im südlichen Europa, besonders in Langue-
doc und Provenze, an Stechpalmen etc.
werden
mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth
draus
verfertigt.
4. †. Polonicus. deutsche Cochenille, Johannis-
blut. C. radicis scleranthi
perennis. *
An den Wurzeln vom Weggras und andern
Pflanzen,
zumal häufig in Polen, wo sie gesamm-
let, und zur
Farbe angewandt wird. Im mitt-
[Seite 357] lern Zeitalter
hat man sie auch in Deutschland
sorgfältig aufgesucht und zu Gute
gemacht*).
5. Cacti. Cochenille, Scharlach. C. cacti
coc-
cinelliferi. *
Ein wegen seines Gebrauchs zur Färberey für
die
Handlung äuserst wichtiges Geschöpf. Ist
ursprünglich in Mexico zu
Hause; wird aber auch
in mehrern Theilen von Südamerika, und
nun
selbst in Spanien erzielt. Die Cochenille findet
sich auf
mehrern Sorten Indianischer Feigen, die
deshalb in grossen Plantagen
gepflanzt, und die
Cochenille fast wie die Seidenwürmer darauf
ge-
zogen, und järlich zu dreyen malen
abgelesen
wird.
42. thrips. Rostrum obscurum. Antennae
longitudine thoracis.
Abdomen sursum re-
flexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes,
longitudinales,
angustae, subcruciatae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich
gesellschaftlich
in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten,
und
meist nur durch ihre große Anzal, oder durch die
Munterkeit,
mit der sie umher hüpfen und flie-
gen, bemerkbar
werden.
Die Schmetterlinge, eine weitläuftige
Ordnung, die sich durch vier
ausgespannte, mit
bunten Schuppen befiederte Flügel, durch
einen
behaarten Körper, und fast durchgehends durch
einen
spiralmäßig gewundenen Rüssel, charakte-
risirt. Diese
Thiere entstehen sämmtlich aus
Eyern, aus denen sie als Raupen
hervorbre-
chen. In diesem Zustand haben sie
Kinnladen,
zwölf Augen am Kopf, einen
langgestreckten
cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten,
mit
neun Luftlöchern auf jeder Seite, drey paar
haakenförmige Klauen an
der Brust, und meist
fünf paar runden fleischigen Füßen am
Hinter-
leibe. Die Raupe häutet sich
verschiedentlich,
verpuppe sich sodann, und kommt zuletzt
als
Schmetterling zum Vorschein, der lange
Fühlhörner, nur drey
paar Füße, und statt
jener zwölf kleinen Augen, zwey grosse
halbkug-
lichte und drey kleine (§. 135.) hat.
Alle die
zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich un-
ter drey Geschlechte bringen.
43. papilio. Tagvogel. Antennae api-
cem versus
crassiores, saepius clavato-capi-
tatae. Alae
erectae sursumque conniventes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besezt,
und häutet sich gewönlich viermal. Sie
[Seite 359] verpuppt sich
ohne ein äuseres Gespinste: die
Puppe ist zackicht, theils schön
goldfarbig, und
hängt sich mit dem hintern Ende auf. Der Pa-
pillion fliegt nur am Tage umher, und hält
im
Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flügel in
die Höhe,
mit der Oberseite gegen einander ge-
kehrt. Linne' hat
das ganze Geschlecht, leichte-
rer Faßlichkeit wegen,
wieder in sechs Familien
(phalanges)
abgetheilt.
a. eqvites. Alis primoribus ab
angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam
ad
basin: his saepe antennae filiformes.
Troës,
ad pectus maculis sanguineis
saepius
nigri.
Achivi,
pectore incruento, ocello ad angu-
lum ani.
b. heliconii. Alis angustis
integerrimis,
saepe denudatis: primoribus oblongis;
posticis
brevissimis.
d. nymphales. Alis denticulatis.
Phalerati Alis caecis absque ocellis.
e. plebeji. Parvi. Larva saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Urbicolae, alis saepius maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis
denticulatis tomen-
tosis supra viridibus:
institis atris, posticis
maculis sex nigris. *
Auf Amboina. Ein grosses unbeschreiblich
prächtiges
Thier, dessen Flügel einem glänzenden
grünen Atlas gleichen.
2. †. Machaon. Der Schwalbenschwanz. P.
E. A. alis caudatis concoloribus flavis limbo
fusco
lunulis flavis, angulo ani fulvo. *
Die Raupe am Till, Fenchel, Rübsaat.
Der
Schmetterling kriecht zuweilen wol erst im zwey-
ten Jahr aus der Puppe.
3. †. Podalirius. Der Segelvogel. P. E.
T.
alis caudatis subconcoloribus flavescentibus:
fasciis
nigricantibus geminatis: posticis sub-
tus linea
sanguinea. *
Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am
Kohl,
Schlehen, Apfelbäumen etc.
4. †. Apollo. Der rothe Augenspiegel. P.
H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis
supra 4: subtus 6, basique rubris. *
Auf Wintergrün, Knabenkraut etc.
5. †. Crataegi. Der Lilienvogel, Baumweis-
ling, Heckenweisling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris. *
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die
Jungen halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinste zusammen.
6. †. Brassicae. Die Kohleule, der Kohlweis-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis
integerrimis
rotundatis albis: primoribus maculis
duabus
apicibusque nigris, major. *
Nebst den beyden folgenden auf Kohl, Kraut,
und
Rübsaat. Buttervogel heist der Schmetter-
ling (so wie
die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Name,
der aber nach-
[Seite 361] her auch den
Papilionen überhaupt gegeben wor-
den ist.
7. †. Rapae. Der Rübenweisling. P. D. C.
alis
integerrimis rotundatis: primoribus maculis
duabus
apicibusque nigris, minor. *
8. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis
rotun-
datis albis: subtus venis
dilatato-virescenti-
bus. *
9. †. Cardamines. Der Auroravogel. P.
D.
C. alis integerrimis rotundatis albis, primo-
ribus medio fulvis, posticis subtus viridi-ne-
bulosis. *
10. †. Rhamni. Der Citronen-Papilion, das
fliegende
Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis
flavis: singulis puncto flavo, sub-
tus
ferrugineo. *
11. †. Hyperanthus. P. D. F. alis
integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: po-
sticis duobus tribusque. *
12. †. Io. Das Pfauenauge, der Pfauen-
spiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-ful-
vis nigro-maculatis: singulis subtus
ocello
caeruleo. *
An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.
13. †. Galathea. Das Bretspiel. P. N. G.
alis
dentatis albo nigroque variis, subtus primo-
ribus ocello unico, posticis quinque obso-
letis. *
14. †. Cardui. Der Distelvogel. P. N. G.
alis
dentatis fulvis albo nigroque variegatis, po-
sticis utrinque ocellis quatuor, saepius coe-
cis. *
An Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die
Puppe
ebenfalls ganz goldglänzend. In man-
chen Jahren
unsäglich häufig.
15. †. Iris. Der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fa-
scia utrinque alba interrupta; posticis
supra
uniocellatis. *
16. †. Antiopa. Der Trauermantel. P. N.
P.
alis angulatis nigris limbo albido. *
17. †. Polychloros. Der grosse Fuchs. P.
N.
P. alis angulatis fulvis, nigro maculatis: pri-
moribus supra punctis quatuor nigris. *
An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe
gibt einen
biesamähnlichen Geruch von sich.
18. †. Urticae. Der kleine Fuchs, Nesselvo-
gel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-ma-
culatis: primoribus supra punctis tribus ni-
gris. *
19. †. C.
album. Der C-Vogel. P. N. P.
alis
angulatis fulvis nigro maculatis, posticis
subtus c
albo notatis. *
An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren,
Hopfen.
Der Schmetterling variirt in der Grös-
se, und in der
Farbe der Unterseite, braun,
grün etc.
20. †. Atalanta. Der Admiral, 980: Vogel,
Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo-ma-
culatis: fascia communi purpurea, primori-
bus utrinque, posticis marginalis.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge:
zumal
auf der Unterseite von den vortreflichsten
Farben.
21. †. Paphia. Der Silberstrich. P. N. P.
alis
dentatis luteis nigro maculatis, subtus li-
neis argenteis transversis. *
22. †. Aglaja. Der grosse Perlenvogel, Vio-
lenvogel. P. N. P. alis dentatis flavis nigro-
maculatis: subtus maculis 21 argenteis. *
Auf Stiefmütterchen, Veilchen.
23. †. Lathonia. Der Perlenmuttervogel. P.
N. P. alis dentatis luteis nigro-maculatis:
subtus
maculis 37 argenteis. *
24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis
supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali
fulva
nigro-punctata. *
25. †. Malvae. Der Pappelvogel. P. P.
V.
alis denticulatis divaricatis nigris albo-ma-
culatis. *
44. sphinx. Abendvogel. Antennae me-
dio crassiores s.
utraque extremitate attenua-
tae, subprismaticae.
Alae deflexae.
Die Raupen dieser Thiere sind mehrentheils
von
vortreflicher Farbe, mit einem haakenförmi-
gen Horn
am Ende des Rückens, dessen Spur
auch noch an der Puppe sichtbar
ist. Sie ver-
puppen sich unter der Erde, ohne
Gespinste. Die
Abendvögel haben ihren Namen daher, weil sie
blos
in der Abenddämmerung umher fliegen.
Die mehresten haben einen
langsamen schweren
Flug. Linne' hat das ganze Geschlecht, was
doch
nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unterab-
getheilt:
a. legitimae – alis angulatis.
b. adscitae – habitu et larva diversae.
1. †. Ocellata. Das Nachtpfauenauge. S.
L.
alis repandis: posticis ocellatis. *
2. †. Nerii. Der Oleandervogel. S. L.
alis
subangulatis viridibus: fasciis variis pallidi-
oribus saturatioribus flavescentibusque.
*
3. †. Convolvuli. S. L. alis integris:
posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris. *
4. †. Ligustri. S. L. alis integris:
posticis in-
carnatis fasciis nigris, abdomine
rubro cin-
gulis nigris. *
Auf Hartriegel, spanischem Hollunder.
[Seite 365]5. †. Atropos. Der Todtenkopf. S. L.
alis in-
tegris: posticis luteis fasciis fuscis,
abdomi-
ne luteo cingulis nigris. *
Auf Jesmin, Färberröthe, Cartoffelkraut.
Die
ehemalige grosse Seltenheit dieses Thiers in
Deutschland, die
Todtenkopfähnliche Zeichnung
auf den Schultern des Schmetterlings,
und der
jammernde Laut, den er mit dem Säugrüssel her-
vorbringen kann, mögen wol zu dem Aberglau-
den Anlaß gegeben haben, mit dem man das
schöne
Thier ehedem als einen Sterbepropheten
etc. angesehen hat.
6. †. Celerio. Der Phönix. S. L. alis
integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus
basi
rubris maculis sex. *
7. †. Elpenor. Die Weinraupe, der grosse
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris,
basi
atris. *
Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen etc.
8. †. Porcellus. Die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis
basi
fuscis. *
Aenelt dem vorigen in der Bildung und Auf-
enthalt.
9. †. Euphorbiae. Die Wolfsmilchraupe. S.
L. alis integris fuscis: vitta superioribus pal-
lida, inferioribus rubra. *
10. †. Stellatarum, der Taubenschwanz, Kar-
pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateri-
[Seite 366] bus albo nigroque variis, alis posticis ferru-
gineis. *
11. †. Filipendulae, die Cirkelmotte. S.
A.
alis superioribus cyaneis: punctis sex ru-
bris; inferioribus rubris immaculatis. *
12. †. Phegea, die Ringelmotte. S. A.
viri-
di-atra, alis punctis fenestratis:
superiorum
sex, inferiorum duobus, abdomine
cingulo
luteo. *
45. phalaena, Nachtvogel. Antennae
setaceae, a basi ad apicem sensim
attenua-
tae. Alae sedentis saepius
deflexae.
Das weitläuftigste Geschlecht unter den In-
secten. Die Raupen sind mehrentheils behaart:
und
verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
dern
seidenartigen Gespinstes (folliculus) wo-
zu sie den klebrigen Stoff in zwey
Darmänlichen
Schläuchen, die längst dem Rücken hinab neben
dem
Magen liegen, führen; und ihn nachher,
mittelst einer besondern
Röhre, die sich hinter
dem Munde dieser Raupe findet, zu äusserst
fei-
nen Faden spinnen.*) Diese Gehäuse werden
[Seite 367] bey einigen, wie
bey dem Pfanvogel, wegen
ihrer überaus künstlichen Einrichtung, beym
Sei-
denwurm aber durch ihre grosse Nutzbarkeit
merk-
würdig. Die Phalänen selbst, die fast alle
blos
des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linne
in
folgende Familien abgetheilt.
a. attaci – alis patulis inclinatis.
b. bombyces – alis incumbentibus;
an-
tennis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua involuto-spirali.
c. noctvae – alis incumbentibus.
An-
tennis setaceis, nec pectinatis.
d. geometrae – alis patentibus
hori-
zontalibus quiescentes.
e. tortrices – alis obtusissimis, ut
se-
re retusis, margine exteriore
curvo.
f. pyralides – alis conniventibus
in
figuram deltoideam forficatam.
g. tinear
– alis convolutis fere in cy-
lindrum fronte prominula.
h. alvcitae – alis digitatis fissis
ad
basin usque.
1. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis
falcatis concoloribus luteo-variis, macula
fenestrata,
superioribus sesquialtera. *
In beyden Indien auf den Orangebäumen.
Von der
Grösse einer hieländischen Fledermaus.
Die grossen kahlen
schuppenlosen Stellen auf den
Flügeln sind halbdurchsichtig, wie
mattes Glas.
2. †. Pavonia, der Pfauvogel, das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis
elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis
subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato. *
Auf Obstbäumen, Schlehen, Weiden etc.
Das
Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Fla-
sche, mit einem, dem Anschein nach, offnen ab-
gestutzten Hals: dessen Eingang aber doch, auf
eine überaus artige
Weise, mittelst convergiren-
der Stralen, die in eine
hervorstehende Spitze
zusammen laufen, so gut verwahrt ist, daß das
voll-
kommne Thier zu seiner Zeit füglich heraus,
hin-
gegen kein feindseliges Insect in seine
Hülse
hinein dringen kann.*) Der Schmetterling selbst
variirt sehr in Farbe und
Grösse.
3. †. Quercifolia, das Eichblatt. P. B.
elin-
guis, alis reversis semitectis dentatis
ferru-
gineis margine postico nigris.
*
Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen hat
die
Phaläne eine sonderbar bucklige Stellung.
4. † Vinula, der Gabelschwanz, Hermelin-
vogel. P. B. elinguis albida nigro-puncta-
ta, alis subreversis fusco venosis
striatisque. *
An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Rau-
pe bekommt durch ihren dicken abgestumpften
Kopf,
und die beyden Schwanzspitzen, die ihr
statt des letzten Paars
Hinterfüsse gegeben sind,
ein sonderbar Ansehen. Sie vermag einen
sauren
aber scharfen Saft, auf Fuß weit von sich zu
spritzen,
und sich damit im Nothfall zu verthei-
digen.*)
5. Mori. Der Seidenwurm. P. B.
elinguis,
alis reversis pallidis: striis tribus
obsoletis
fuscis maculaque lunari. *
Obgleich der Bombyx der Alten wol schwerlich
der
gegenwärtige Seidenwurm gewesen seyn mag:
so scheint ihnen doch die
Seide allerdings bekannt
gewesen zu seyn: doch hat man sie erst seit
Justi-
nianus Zeiten in Europa selbst gezogen.
Diese
Thiere gewohnen allgemach unsers Climas, und
man zieht sie
gegenwärtig schon in ziemlich nord-
lichen Gegenden
mit bestem Erfolg. Ein Coccon,
der drittehalb Gran am Gewicht hält,
besteht
aus einem 900 Fuß langen Faden, der über eine
[Seite 370] zähere Grundlage
hergesponnen ist, die die Flo-
retseide giebt. Daher
werden auch über 2000
Seidenwürmer zu einem einzigen Pfund
reiner
Seide erfordert: dagegen ist aber auch ihre War-
tung ziemlich leicht, so daß zehn Personen
für
300,000 Raupen zureichend sind. Außer Rein-
lichkeit, Wärme und trocknem Laub, brauchen sie
wenig Aufsicht.
Ein innerer Vorzug der Seide
ist, daß sie so gar an feuchten Orten
Jahrhun-
derte lang der Verwesung widersteht, wie
wir
selbst in alten Gräbern beobachtet haben.
6. †. Neustria, die Ringelraupe. P. B.
elin-
guis, alis reversis: fascia sesqui
altera; sub-
tus unica. *
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die
Phaläne legt ihre Eyer in eine Spirallinie
dicht an einander um ein
Aestgen herum.
7. †. Caja, die schwarze Bärenraupe. P.
B.
elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis
albis,
inferioribus purpureis nigro punctatis. *
8. †. Dispar, P. elinguis, alis
deflexis: mas-
culis griseo fuscoque nebulosis:
femineis
albidis lituris nigris. *
9. †. Antiqua. P. B. elinguis, alis
pluriuscu-
lis: superioribus ferrugineis
lunula alba an-
guli postici. *
10. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis
cristata,
alis deflexis griseis: stigmatibus albidis coad-
unatis. *
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
[Seite 371]11. †. Cossus, die Weidenraupe. P. B.
elin-
guis, alis deflexis nebulosis, thorace
postice
fascia atra, antennis lamellatis. *
Dieselbe Raupe, von der Lyonet im angeführ-
ten Werke die unbeschreiblich mühsame Zerglie-
derung gegeben hat.
12. †. Humuli. P. N. elinguis fulva,
antennis
thorace brevioribus, maris alis niveis. *
13. †. Pacta. P. N. spirilinguis
cristata, alis
grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis
dua-
bus nigris, abdomine supra rubro.
*
Eine große schöne Phaläne, deren Oberflügel
grau
aber fein gezeichnet, und die Unterflügel
vortreflich carminroth
sind.
14. †. Meticulosa. P. N. spirilinguis
cristata,
alis erosis pallidis: superioribus basi incarna-
ta intra triangulum fuscum. *
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.
15. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis
cine-
reis: anticis fasciis 4 nigris abbreviatis in-
aequalibus. *
So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta-
chelbeeren.
16. †. Grossulariata. P. G. seticornis,
alis al-
bidis, maculis rotundatis nigris: anticis
stri-
gis luteis. *
17. †. Viridana. P. To. alis rhombeis,
supe-
rioribus viridibus immaculatis.
*
Die Raupe und die kleine Phaläne sind beide
von
schöner grüner Farbe.
18. †. Farinalis. P. P. palpis
recurvatis, alis
politis fuscescentibus: strigis repandis
albi-
dis area interjecta glauca. *
19. †. Mellonella. P. Ti. alis canis
postice pur-
purascentibus, striga alba, scutello
nigro,
apice candido. *
Eine der gefährlichsten Bienenfeinde.
20. †. Granella, der Wolf, weiße Korn-
wurm. P. Ti. alis albo nigroque
maculatis
capite albo. *
21. †. Goedartella. P. Ti. alis auratis:
fasciis
2 argenteis: priore antrorsum,
posteriore
retrorsum arcuata. *
Ein niedliches überaus kleines Thier,
dessen
Flügelchen dicht an einander liegen, nach hinten
spitz
zulaufen, und in die Queere Gold- und Per-
lenmutterfarbe gestreift sind.
22. †. Hexadactyla. P. Al. alis
patentibus fissis:
singulis sexpartitis cinereis. *
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie
wegen
der sonderbaren gespaltnen Flügel ein un-
gewöhnliches
Aussehn.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder
gegitterte Flügel characte-
[Seite 373] risirt, die
mehrentheils in allerhand Farben chan-
giren. Die
Larve hat sechs Füße.
46. libellvla. Demoiselle,
Wasserjung-
fer, Teufelsnadel. Os maxillosum, ma-
xillis pluribus. Antennae
thorace breviores.
Alae extensae. Cauda maris hamoso-forci-
pata.
Artig gebildete Thiere von überaus schlanker
Taille
und vieler Munterkeit, mit der sie beson-
ders an
schönen Sommertagen im Sonnenschein
an Gewässern überaus schnell
umherfliegen, und
mit gierigem Muthe andre Insecten
wegfangen
und verzehren. Als Larve leben sie im Wasser,
und
haben eine sonderbare bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde,
womit sie ihre Beute ha-
schen: auch athmen sie in
diesem Zustande wie
die Fische blos die im Wasser befindliche
Luft,
aber durch den Hintern, wie man an der abwech-
selnden Bewegung eines einzelnen Fadens, den
man
vom Seidencoccon abgewickelt, und am En-
de in ein
Klümpgen gedreht hat, und ins Was-
ser hinter eine
solche Libellenlarve hinab läst, be-
merken kan. Die
Luftlöcher (§. 137.) an der
Brust, sind zwar schon bey der Larve
sichtbar,
werden aber erst dem ausgebildeten
vollkommen
geflügelten Insect brauchbar. Die Paarung die-
ser Thiere, die überhaupt gar viel
sonderbares
hat, wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi
nigrican-
tibus, thorace lineis duabus flavis,
abdo-
mine lanceolato lateribus
flavescente. *
2. †. Virgo. L. alis erectis coloratis. *
[Seite 374]Die Flügel schwarzblau changeant, oder braun.
Der
Körper schön blau oder grün, theils wie ver-
goldet.
3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis. *
Mit ungefärbten Flügeln: auch von kleinerer
Statur
als die vorige.
47. ephemera, Uferaas, Hafft,
(He-
merobius s. Diaria
auctor.) Os edentulum
absque palpis. Stemmata 2 maxima supra
oculos. Alae erectae posticis
minimis. Cau-
da setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im
Wasser, wo es sich Hölen und Gänge zum
Aufenthalt ins Ufer wült, und
von den Fischern
aufgesucht und zum Lock beym Angeln
gebraucht
wird. Nach zwey bis drey Jahren kommen mit-
ten im Sommer binnen wenigen Tagen
viele
Millionen dieser Thiere mit einmal aus dem Was-
ser als vollkommene geflügelte Insecten hervorge-
flogen, genießen aber ihren vollkommnen
Zustand
kaum einen halben Tag, indem das Weibgen
nun ihre Eyer
fallen läst, das Männchen aber sie
nachher befruchtet, und beide
kurz darauf ab-
sterben.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis
nebuloso-
maculatis. *
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis
albis mar-
gine crassiore nigricantibus.
*
48. phryganea,
Frülingsfliege. Os
edentulum palpis 4. Stemmata 3. Antennae
thorace longiores: Alae incumbentes, infe-
rioribus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden vorzüglich durch die überaus ar-
tigen theils sehr künstlichen cylindrischen
Hülsen
merkwürdig, die sie sich zum Schutz verfertigen,
in die
sie nachher einkriechen, und die sie fast wie
die Schnecken ihr Haus
mit sich herum schlep-
pen. Manche machen diese
Gehäuse aus Schilf-
stückgen, andre aus Gras, aus
Sandkörnchen,
aus kleinen Steinchen, andre aus lauter
kleinen
Flußschneckgen u.s.w.
1. †. Bicaudata. P. cauda biseta, alis
venosis
reticulatis. *
2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis,
nervoso
striatis. *
49. hemerobivs, Landlibelle.
Os den-
tibus 2: palpis 4. Stemmata nulla.
Alae de-
flexae (nec plicatae) Antennae thorace
con-
vexo longiores, setaceae
porrectae.
Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne
Insect
änelt den vorigen: Manche Gattungen
haben schöne perlfarbne Flügel,
und goldglän-
zende Augen.
1. †. Perla.
H. luteo-viridis, alis hyalinis,
vasis
viridibus. *
Nährt sich vorzüglich von Blattläusen.
50. myrmeleon. Os maxillosum: denti-
bus 2.
Palpi 4 elongati.
Stemmata nulla.
Cauda maris forcipe e filamentis duobus re-
ctiusculis. Antenaae clavatae longitudine tho-
racis. Alae deflexae.
1. †. Formicarius, der Ameisenlöwe. M.
alis
macula alba marginali postica. *
Das merkwürdige berufne Geschöpf, das
sich als
Larve eine trichterförmige Fallgrube in
Sandboden wült, sich selbst
unten bis an den
Hals hinein scharrt, und da die Ameisen
u.a.
kleine Insecten empfängt und verzehrt, die un-
versehns an den Rand dieser Grube gekommen,
und mit dem lockern
Sand hinabgeschurrt waren.
51. panorpa. Scorpionfliege.
Rostrum
corneum cylindricum, palpis 2.
Stemmata
3. Antennae
thorace longiores. Cauda maris
chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro
ma-
culatis. *
52. raphidia, Kameelhals. Os dentibus
2 in capite
depresso corneo. Palpi 4. Stem-
mata 3. Alae deflexae.
Antennae longitudi-
ne thoracis antice elongati
cylindrici. Cauda
feminae seta recurva laxa.
Die Geschichte dieser beyden Geschlechte ist
noch
wenig untersucht.
1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico. *
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken
Adern durchzogen sind.
[Seite 377] Die Weibgen sind
mit einem verletzenden Sta-
chel am Hinterleibe,
theils auch mit Gifte, das
sie beym Stich in die Wunde flößen, und
das
nach des Abt Fontana Untersuchung saurer Na-
tur ist, bewaffnet; daher die ganze Ordnung
auch von einigen
Entomologen Aculeata genannt
worden. Die
Larven sind verschiedentlich ge-
bildet: theils wie
Raupen mit zwanzig Füßen,
theils wie Maden ohne Füße etc.
53. cynips, Gallwespe. Os maxillis abs-
que proboscide.
Aculeus spiralis, saepius re-
conditus.
Das Weibgen legt seine Eyer in besondere Thei-
le gewisser Pflanzen, die dadurch
anschwellen,
und theils sonderbare Auswüchse bilden, die
denn
der Larve solang zum Aufenthalt dienen, bis sie
ihre
Verwandlung überstanden hat, und nun als
vollkommnes Insect aus
ihrem Kerker hervorbre-
chen kan.
1. †. Rosae. C. nigra, abdomine
ferrugineo po-
stice nigro, pedibus ferrugineis.
*
An wilden Rosen, wo sie die bunten
krausen
Auswüchse verursacht, die unter dem Namen
Schlafäpfel
(Bedeguar) ehedem officinell, und
wegen
verschiedner ihnen angedichteten heilsamen
Kräfte berüchtigt
waren.
2. †. Quercus
folii. C. nigra, thorace
lineato,
pedibus griseis, femoribus subtus nigris. *
An Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervorbringt, die auch oft noch
nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
[Seite 378] Urheberin
verlassen sind, kleinen Wespen ver-
schiedner Art zum
Aufenthalt dienen*).
3. Psenes. C. ficus caricae. *
Im Orient, in den Feigen; deren Befruchtung
sie
nach Haßelquists Bericht dadurch befördert,
daß sie von männlichen
zu weiblichen Feigen fliegt,
und von jenen den Blamenstaub zu diesen
zufäl-
ligerweise überträgt.
54. tenthredo. Blatwespe. Os maxil-
lis absque proboscide.
Alae planae tumidae.
Aculeus laminis duabus serratis, vix
promi-
nentibus. Scutellum granis duobus
impositis
distantibus.
Die Larven leben von Laub, und finden
sich
besonders auf Rosenstöcken und Weiden. Ver-
puppen sich aber in der Erde.
1. † Lutea. T. antennis clavatis
luteis, abdo-
minis segmentis plerisque
flavis. *
55. sirex, Holzwespe. Os maxillis 2 vali-
dis. Palpi 2 truncati:
Antennae filiformes,
articulis ultra 24. Aculeus exsertus rigens ser-
ratus. Abdomen
sessile mucronatum. Alae
lanceolatae, planae omnibus.
Das Weibgen weis mit ihrem Sägeförmigen
Legestachel
sehr geschickt in weiches Holz zu boh-
ren, um ihre
Eyer da einzulegen. Die Larve
hält sich einige Jahre lang im Holz
auf.
1. † Gigas. S. abdomine ferrugineo:
segmen-
tis nigris, thorace villoso.
*
56. ichneumon, Schlupfwespe.
Os
maxillis absque lingua. Antennae
articulis
ultra 30. Abdomen petiolatum
plerisque.
Aculeus exsertus vagina cylindrica, bivalvi.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung schädlicher Raupen und anderer
Insecten
beytragen. Sie legen ihre Eyer in lebendige
Raupen, die
davon erkranken, und vor oder nach
ihrer Verpuppung absterben.
Manche sind auch
an andre Gattungen ihres eigenen
Geschlechts
gewiesen, denen sie als Larven ihre Eyer in den
Leib
legen, so daß nach Rolanders Bemerkung, von
verschiednen
Gattungen die eine blos zum Un-
tergang der andern
geschaffen zu seyn scheint.
1. † Luteus. I. luteus thorace striato,
abdo-
mine falcato. *
2. † Aphidum. I. niger, abdomine basi
pedi-
busque anticis genubusque posticis
flavis. *
57. sphex, Raupentödter. Os maxillis
absque lingua. Antennae
articulis 10. Alae
plano incumbentes
(nec plicatae) in omni
sexu. Aculeus punctorius
reconditus.
In der Bildung äneln die Raupentödter
den
Schlupfwespen, haben aber viel eignes in ihrer
Lebensart.
Meist graben sich die Weibgen mit
auserordentlicher Mühe runde Hölen
in sandiges
Erdreich, schleppen sodann eine grosse Spinne
oder
Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist
nur lahm beissen, und
legen sodann in jede Höl-
[Seite 380] ein Ey, da denn
nachher die junge Larve dem gro-
ßen Thier, das die
Mutter dahin begraben hatte,
den Saft zum Gespinste aussaugt, und
sich selbst
ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.
1. † Sabulosa. S. nigra hirta,
abdominis pe-
tiolo biarticulato: segmento secundo
tertio-
que ferrugineis. *
2. † Cribraria, die Siebbiene. S.
nigra, ab-
domine fasciis flavis, tibiis anticis
clypeis
concavis fenestratis. *
Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
füssen für durchlöchert gehalten, und hat
auch
nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine
merkwürdige
Bestimmung anzudichten, und viel
schönes über die weise Einrichtung
eines gar nicht
existirenden Theils zu sagen.
58. chrysis. Os maxillis absque proboscide.
Antennae
filiformes: articulo 1 longiore, re-
liquis 11 brevioribus.
Abdomen subtus for-
nicatum, utrinque squama
laterali. Anus
dentatus aculeo subexserto. Alae
planae.
Corpus auratum.
Kleine aber überaus schöne Thiergen, die am
Leibe
mit dem schönsten gefärbten Goldglanze
prangen.
1. † Ignita. C. glabra nitida, thorace
viridi:
abdomine aureo: apice quadridentato.
59. vespa, Wespe. Os maxillis absque
proboscide. Alae superiores
plicatae in omni
sexu. Aculeus punctorius reconditus.
Oculi
lunares. Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu
tau-
senden beysammen leben, und durch die
überaus
kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Woh-
nungen, die sie sich mit vereinten Kräften zu ver-
fertigen wissen, merkwürdig. Sie bauen
diese
meist in horizontalen Scheiben oder Kuchen, die
Etagenweis
über einander stehen, und in lauter
einzelne senkrechte Zellen
abgetheilt sind, die ge-
rade diejenige Form haben,
bey der sie mit mög-
lichster Ersparung des Raums doch
am mehresten
fassen können. Die Wespen bauen nur
einfache
Scheiben, die Bienen aber doppelte, so daß
zwey
Schichten von Zellen über einander stehen,
und durch eine
gemeinschaftliche Scheidewand
von einander getrennet werden. Bey
diesen ist
folglich jede Zelle aus neun Flächen zusammenge-
setzt: sechs lange Trapezia nemlich die die Sei-
tenwände, und drey Rhombi die den Boden aus-
machen. Daß die Wespen aus Holzzasern bauen,
ist
schon oben (§. 1.) beyläufig gesagt. Die mei-
sten
hängen ihre Nester an Bäumen auf. Einige
Merkwürdigkeiten, die den
Geschlechtsunterschied
und die eheliche Verfassung der Wespen
betreffen
und die sie mit der Biene gemein haben, versparen
wir
bis zu diesem Thiere.
1. † Crabro. V. thorace nigro antice
rufo im-
maculato abdominis incisuris puncto
nigro
duplici contigno. *
2. † Vulgaris, die Horniße. V. thorace
utrin-
que lineola interrupta, scutello
quadrimacu-
lato, abdominis incisuris punctis
nigris di-
stinctis. *
Lebt wie andre Wespen vom Raube des Bie-
nenhonigs.
60. apis, Biene. Os maxillis atque probo-
scide
inflexa vaginis duabus bivalvibus. Alae
planae in omni sexu.
Aculeus feminis et neu-
tris punctorius
reconditus.
1. † Mellifica, die Imme. A.
pubescens,
thorace subgriseo, abdomine fusco, tibiis po-
sticis ciliatis, intus transverse striatis.
*
Ein Thier, dessen Nutze für den Menschen
so
wichtig, dessen Geschichte so merkwürdig, und
ihre
Untersuchung so lehrreich und anmuthig ist,
daß wir sorgen müßen,
uns nicht länger dem
Vergnügen ihrer Erzälung zu überlassen, als
es
der Zuschnitt eines Handbuchs erlauben will.
Die Bienen, die
Wespen und die Ameisen, sind,
so viel man bis jezt weis, die
einzigen Thiere in
der Natur, von denen immer die mehresten we-
der männlichen noch weiblichen Geschlechts, son-
dern völlig geschlechtlos, gleichsam
natürliche
Spadonen oder Eunuchen sind. Die
gegenseitigen
Erfarungen einiger neuern Bienenväter die die Ge-
schlechtlosen oder Arbeitsbienen gern zu unentwi-
ckelten Königinnen machen möchten, sind zwar
an
sich noch zu schwankend, um jene Lehre der vori-
gen Jahrtausende zu widerlegen: allein ohne dem
ist Anatomie auch
hier ein Licht was nicht trügt:
und wer die verschiednen Bienen
zergliedert hat,
wird wissen, daß den Arbeitsbienen alle Geburts-
Glieder, der Königin aber die Eingeweide
zur
Bereitung des Wachses abgehn u.s.w. Auch
wärs hier nicht
blos um die Umschaffung des
Körperbaues, sondern auch um
Vertauschung
der Instincte, die bey den dreyerley Bienen so
[Seite 383] gänzlich
verschieden sind, zu thun. Die Arbeits-
bienen, deren
in einem Stock wol 20000 sind,
haben allein die mannichfaltigen
grossen Verrich-
tungen des Aufbauens, Eintragens und
der Be-
sorgung der Brut. Die jüngern sammlen Blu-
menstaub, den sie halbe Stunden weit her
als
Hösgen zum Stock tragen, wo er ihnen von den
ältern
abgenommen, und zu Wachs verarbeitet
wird: ferner saugen sie den so
genannten Nectar,
einen süslichen Safft, der sich vielleicht in
allen
Blüthen findet, und den sie in einem besondern
Eingeweide
zu Honig umarbeiten, und im Stocke
wieder von sich geben. Sie
füttern die Bienen-
Larven, halten den Stock rein, und
tragen ihre
Leichen zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift
und
Stachel als Waffen versehn, von dem sie aber
nur einmal in ihrem
Leben Gebrauch machen
können, da sie mit Verlust ihres
Stachels
stechen, und ihn in der Wunde stecken las-
sen. Man hat Beyspiele, daß ein Schwarm
zwey Pferde zu Tode
gestochen hat. Die männ-
lichen Bienen oder Thronen
oder Holmbienen,
(etwa 1500 im Stock) sind Müssiggänger,
und
haben keine andre Geschäffte, als sich einst mit
ihrer
einzigen Königin zu paaren; und selbst hier-
zu müssen
sie, gegen die allgemeine Regel der
Natur, doch erst durch
wiederholte Liebkosungen
der wollüstigen Königin ermuntert werden.
Man-
che sterben sogleich nachdem sie sich zur
Begat-
tung haben willig finden lassen: die
übrigen wer-
den einige Monate nachher von den
Arbeitsbie-
nen ermordet. Die nun so reichlich
befruchtete
Königin legt ihre Eyer in die bestimmten Zellen
oder
Mutterpfeifen, von denen schon vorläufig die
für die Thronen
bestimmten größer als die übri-
gen gebaut sind. Wann
diese Nachkommenschaft
[Seite 384] zur Reife
gekommen, so trennt sie sich als Colo-
nie vom
Stammvolke, sie schwärmt. Finden sich
hierbey mehrere Königinnen
oder Weisler ein, so
kämpfen diese unter einander, und die Ueber-
winderin wird vom ganzen Schwarm für Regen-
tin erkannt. Einzelne Bienen haben so wenig
Wärme
als andre kaltblüthige Thiere: im Stock
aber erwärmen sie durch die
Friction etc. zuwei-
len bis zum Grade des
bebrüteten Hüner-Eyes.
2. † Centuncularis, die Rosenbiene. A.
nigra,
ventre lana fulva. *
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt
sich
eine überaus artige Hülse zur Wohnung von
Blättern der
Rosenbüsche.
3. † Violacea, die Holzbiene. A.
hirsuta atra,
alis caerulescentibus. *
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Länge nach aushölen, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibgen von einan-
der absondern.
4. † Terrestris, die Hummel. (bombylius) A.
hirsuta nigra thoracis
cingulo flavo, ano
albo. *
5. † Muscorum, die Moosbiene. A.
hirsuta
fulva, abdomine flavo. *
Bekleidet ihr Nest von aussen mit Moos, da-
her es schwer zu finden ist.
6. † Caementaria, die Maurerbiene. A.
ful-
va abdomine nigro (femina nigro
violacea
pedibus fuscis). *
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst
und
Festigkeit ihr Nest aus Grand und Mörtel an al-
[Seite 385] ten Mauern, die
viel Sonne haben. Die eyför-
migen Zellen, deren etwa
zehn in jeder solchen
Eremitage sind, werden mit Gespinste
austape-
zirt, und zuweilen auch von
Immenwölfen,
Schlupfwespen etc. bewohnt.
61. formica, Ameise,
Kremense. Squa-
mula erecta thoraci
abdominique interjecta.
Aculeus feminis et neutris reconditus.
Alae
maribus et feminis, sed neutris nullae.
Auch die Haushaltung der Ameisen hat auser-
ordentlich viel merkwürdiges, ob sie gleich
nicht
so nutzbar als der Bienen ihre, auch nicht so auf-
fallend ist, da ihre Haufen nicht so viel
Kunst
verrathen, als die Nester der vorigen Geschlech-
ter. Bey einer genauen Betrachtung wird aber
die
unermüdete Industrie dieses kleinen Volks,
die Emsigkeit mit der sie
Proviant und Harz (wil-
den Weyhrauch) einsammlen,
vorzüglich aber
die musterhafte Zärtlichkeit, mit der sie ihre
Pup-
pen (die fälschlich so genannten
Ameisen-Eyer)
am Morgen in die Sonne, des Abends aber,
oder wenn
Regen kommen will, wieder nach
Hause tragen, alle Bewunderung
erregen. Man
hat gesehen, daß eine Arbeitsameise, der man
den
Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Pup-
pen vor
ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit
gebracht hat. Unsre hiesigen
Ameisen bringen
den Winter im Schlaf zu, und brauchen
folglich
keinen Wintervorrath einzutragen. Die in den
warmen
Zonen hingegen werden von keiner er-
starrenden Kälte
eingeschlummert, und müssen
folglich, wenn sie nicht darben wollen,
das thun
was Salomo zwar gesagt*), aber mancher neuere
[Seite 386] Naturforscher
nicht nöthig gefunden hat, zur gu-
ten Zeit Vorrath
einsammlen.
1. † Herculanea. F. nigra abdomine
ovato, fe-
moribus ferrugineis. *
2. † Rufa. F. thorace compresso toto
ferru-
gineo, capite abdomineque nigris.
*
Sehr gierige Thiere, die im Hunger einander
selbst
auffressen.
3. † Rubra. F. testacea, oculis
punctoque sub
abdomine nigris. *
4. † Caespitum. F. abdominis petiolo
binodo-
so: priore subtus, thoraceque supra
biden-
tato. *
5. † Omnivora. F. thorace punctis elevatis,
petiolo binodoso,
corpore testaceo, abdo-
mine minuto. *
In beiden Indien*). Furchtbare
Thiere,
die in großen Heeren wandern, und auf ihren Zü-
gen alles zerfressen, was nur ihrem Gebis beis-
bar ist: aber selbst von Ameisenbären
verzehrt
werden.
62. mutilla. Alae nullae in plerisque. Cor-
pus
pubescens. Thorax postice retusus. Acu-
leus
reconditus punctorius.
Die Insecten mit zwey Flügeln und ein paar
kleinen Knöpfgen oder so
genannten Flügelkölb-
gen oder Balancirstangen (halteres), die hinter den
Flügeln an der
Brust sitzen: deren Nutzen noch
unbestimmt ist, und derentwegen
einige Natur-
kündiger die ganze Ordnung Halterata benannt
haben. Die Larve ist meist
eine Made, die
mehrentheils an faulichten unreinen Orten
lebt:
sie schrumpft nach einiger Zeit zusammen, und
verhärtet zu
einer braunen cylindrischen Puppe.
Das vollkommene Insect hat bey
einigen Ge-
schlechtern einen spitzen harten
Saugestachel,
bey andern einen weichen biegsamen Rüssel,
bey
noch andern gar keinen Mund u.s.w. Eini-
ge
dieser Thiere gebären lebendige Junge.
63. oestrvs, Bremse. Os nullum, punctis
tribus, absque proboscide aut
rostro exserto.
Das Weibgen legt seine Eyer in die Haut le-
bendiger Thiere, wodurch eine Geschwulst
und
Geschwür entsteht, von welchem sich die Larve er-
nährt.
1. † Bovis, die Viehbremse. O. alis
macula-
tis, thorace flavo, fascia fusca,
abdomine
flavo apice nigro. *
2. Tarandi, die Renntbierbremse. O
alis
immaculatis, thorace flavo fascia nigra, ab-
domine fulvo apice flavo. *
3. † Haemorrhoidalis, die Pferdebremse. O.
alis immaculatis, thorace nigro, scutello pal-
lido, abdomine nigro basi albo
apiceque
fulvo. *
Ein für die Pferde sehr gefärliches oft
tödliches
Thier. Das Weibgen paßt die Zeit ab, wann
das Pferd
sich seines Unraths entledigt, und legt
ihm seine Eyer ans Ende des
Mastdarms. Die
jungen Larven kriechen sodann durch die 84
Fus
langen Gedärme des Pferds in dessen Magen,
wo wir sie selbst
bey Zergliederungen zu mehrern
Hunderten, von der Größe eines
Dattelkerns, und
alle mit ihren Häkgen an der innern Haut
des
Magens befestigt, gefunden haben. Zuweilen
durchboren sie
den Magen, und verursachen Gan-
grän. Gemeiniglich
aber kriechen sie, wann sich
die Zeit ihrer Verwandlung herbey naht,
densel-
ben langen finstern Weg, durch den sie
ankamen,
zurück, stürzen sich selbst aus dem Hintern des
Pferdes
heraus, bohren sich augenblicklich in die
Erde, und verpuppen
sich.
4. † Ovis, die Schafbremse. O. alis
subpun-
ctatis, abdomine albo nigroque
versicolore. *
In den Stirnhölen der Hirsche, Rehe, Ziegen,
und
vorzüglich der Schaafe, die davon erkranken,
schwindelnd werden, und
dann Seegler heißen.
Wir haben vor einigen Jahren, da die
Krankheit
in einigen benachbarten Schäfereyen wüthete, bey
der
Untersuchung allemal die Larven dieser Brem-
sen in
den Stirnhölen, aber keine Wasserblasen ge-
funden.
64. tipvla. Os capitis elongati maxilla su-
periore fornicata: palpi duo incurvi capite
longiores.
Proboscis recurvata brevissima.
1. † Oleracea. T. alis hyalinis, costa
marginali
fusca. *
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mal am Gemüse viel Schaden.
65. musca, Fliege. Os proboscide carnosa:
labiis 2 lateralibus: palpi nulli.
1. † Caesar, die Schmeisfliege. M.
antennis
plumatis pilosa viridi nitens pedibus nigris.
*
2. † Domestica, die Stubenfliege. M.
anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace
lineis 5
obsoletis, abdomine nitidulo
tesselato, ocu-
lis fuscis. *
3. † Cellaris. (vinulus, conops.)
M. antennis
setariis pilosa nigra, alis
nervosis, oculis
ferrugineis. *
4. † Meteorica. M. antennis setariis
pilosa ni-
gra abdomine subcinereo, alis basi
subflavis,
oculis brunneis. *
In Gärten und Wäldern, haben einen hüpfen-
den sonderbaren Flug: schwärmen bey
schönem
Wetter haufenweis um die Bäume, und verur-
sachen am mehresten das Gesumse, was man im
Sommer, zumal in den
heissen Mittagsstunden,
in stillen Gehölzen überall hört.
5. † Putris. M. antennis setariis,
subpilosa atra,
alarum costa nigra, oculis ferrugineis.
†
66. tabanvs. Os proboscide carnosa, ter-
minata
labiis duobus. Rostro palpis duobus,
subulatis, proboscidi
lateralibus, parallelis.
1. † Bovinus. T. oculis virescentibus,
abdomi-
nis dorso maculis albis trigonis
longitudi-
nalibus. *
67. culex. Os aculeis setaceis intra vaginam
flexilem.
1. † Pipiens, die Mücken, Schnacke. C.
ci-
nereus abdomine annulis fuscis 8.
*
Das beschwerliche Thier hält sich zumal häufig
am
Wasser auf. Die Americanischen Mosquitos
scheinen blos eine Spielart
unsrer Mücken zu
seyn.
68. empis. Os rostro corneo, inflexo, bi-
valvi, thorace
longiore. Valvulis horizonta-
libus.
1. † Pennipes. E. antennis filatis,
nigra, pedi-
bus posticis longis: alterius sexus
pennatis. *
69. conops, Stechfliege,
Pferdestecher.
Os rostro porrecto
geniculato.
1. † Calcitrans. C. antennis
subplumatis, cine-
rea glabra ovata. *
Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt
des Rüssels den furchtbaren hervorragenden
Stachel. Sie kommt nur
wanns regnen will in
die Häuser, fliegt niedrig, und sezt sich auch
blos
an die Beine, so wie sie drausen auf der Weide
sich an die
Füße des Viehes zu setzen gewohnt ist,
das daher so unruhig wird und
aufstampft.
70. asilvs, Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto,
bivalvi.
1. † Crabroniformis. A. abdomine
tomentoso,
antice segmentis tribus nigris, postice
flavo
inflexo. *
71. bombylivs. Os rostro porrecto, seta-
ceo,
longissimo, bivalvis valvulis horizon-
talibus,
intra quas aculei setacei.
1. † Major. B. alis dimidiato-nigris. *
72. hippaobosca. Os rostro bivalvi, cylin-
drico,
obtuso, nutante. Pedes unguibus plu-
ribus.
1. † Equina, die Pferbelaus. H. alis
obtusis,
thorace albo variegato, pedibus tetradacty-
lis. *
2. † Ovina, die Schaflaus. H. alis nullis. *
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen sei-
nes ganzen übrigen Habitus diese Stelle behau-
ptet. Es lebt in der Wolle der Schaafe, die
davon
grün wird.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe,
Bildung, Auf-
enthalt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzal
und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. auseror-
dentlich verschieden. Theils legen sie Eyer,
theils gebären sie
lebendige Junge. Den Floh
ausgenommen, bestehen die übrigen keine andre
[Seite 392] Verwandlung, als
daß sie sich meist einigemal
häuten.
73. lepisma. Pedes 6 cursorii. Os
palpis 2
setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis ex-
tensis. Corpus squamis imbricatum.
1. † Saccharina, der Zuckergast, das Fisch-
gen. L. squamosa cauda
triplici. *
Ein überaus behendes Thiergen, matt silber-
glänzend; ist eigentlich in Amerika zu Hause,
aber
nun schon fast in ganz Europa einheimisch.
74. podura. Pedes 6 cursorii. Oculi
2 com-
positi ex octonis. Cauda
bifurca saltatrix in-
flexa. Antennae setaceae
elongatae.
1. † Fimetaria. P. terrestris alba. *
Haufenweis unter Blumentöpfen.
75. termes. Pedes 6 cursorii. Oculi
2. An-
tennae setaceae. Os maxillis
duabus.
1. Fatale, die weisse Ameise. T.
luteum, ma-
xillis longitudine
antennarum.
Die furchtbare Plage beider Indien. Das
kleine
Thier vermehrt sich unsäglich, und zernagt
und frißt mit einer
unersättlichen Gierde alles
Holz, Hausgeräthe, Kleider, Eßwaaren
etc.
2. † Pulsatorium, die Todtenuhr, Papier-
laus. S. abdomine oblongo, ore rubro, ocu-
culis luteis *
In Büchern, Kräutersammlungen, Papier-
tapeten und in Holz, wo sie zumal bey nächtli-
cher
Stille einen Laut von sich giebt, den der
[Seite 393] Aberglaube
ehedem als Unglücksdeutung angese-
hen hat.
76. pediculus, Laus. Pedes 6 ambula-
torii, oculi 2. Os aculeo
exserendo. Anten-
nae longitudine thoracis.
Abdomen depres-
sum sublobatum.
Vielleicht das weitläuftigste aller Thiergeschlech-
ter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mö-
gen wol ihre Läuse haben: und selbst Fische,
ja
sogar manche Insecten, wie die Bienen etc. sind
mit
dergleichen Ungeziefer geplagt.
1. † Humanus, die Kopflaus und Kleider-
laus. P. humanus. *
Das ekelhafte Thier vermehrt sich schnell
und
häufig: und wird nicht nur der Reinlichkeit, son-
dern auch der Gesundheit selbst äuserst nachthei-
lig, und kan gefährliche und schwere
Cachexien
verursachen. Bey den Mohren sind die Läuse
schwarz:
daß sie sich aber auf den Schiffen ver-
löhren, wenn
diese die Linie passiren, ist leider
eine Fabel.
77. pulex, Floh. Pedes 6 saltatorii:
oculi
2. Antennae filiformes. Os rostro
inflexo,
setaceo, aculeum recondente. Abdomen com-
pressum.
1. † Irritans. P. proboscide corpore
bre-
viore. *
Der Floh ist fast eben so weit als der Mensch
über
die Erde verbreitet: doch findet er sich nicht
im äusersten Norden,
an der Baffinsbay etc. Er
kan alt werden: wenigstens hat man
Beyspiele
daß Flöhe sechs Jahre lang an kleinen goldnen
[Seite 394] Kettgen lebendig
erhalten worden sind. Seiner
auserordentlichen Stärke haben wir oben
gedacht
(§. 29.).
78. acarus, Milbe. Pedes 8. Oculi 2 ad
latera capitis. Tentacula 2 articulata, pedi-
formia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen, die theils wie die Läuse auf andern
Thieren:
theils aber von Pflanzen leben.
1. † Ricinus. A. globoso-ovatus: macula
ba-
seos rotunda: antennis clavatis.
*
2. † Siro, die Käsemilbe. A. lateribus
sublo-
batis, pedibus 4 posticis longissimis, femo-
ribus
capiteque ferrugineis, abdomine se-
toso.
*
In Mehl und Käserinden. Daß sie die
Krätze
verursachen solle, ist falsch. Aber freilich kan
sie wol
bey äuserst unreinlichen Krätzigen sich ein-
nisteln,
und das Uebel verschlimmern.
3. † Aquaticus. A. abdomine sanguineo
de-
presso tomentoso postice obtuso.
*
Im Wasser; fast wie eine kleine
blutrothe
Spinne.
79. phalangium. Pedes 8. Oculi
verticis
2 contigui, 2 laterales. Frons antennis pe-
diformibus. Abdomen rotundatum.
1. † Opilio, der Weberknecht, Schuster,
Geist, die
Holzspinne. P. abdomine ovato;
subtus albo.
*
Ein langbeinichtes sonderbar gebildetes Thier,
was
seinen Geschäften des Nachts nachgeht. Die
[Seite 395] ausgerißnen
Beine zeigen noch lange nachher Le-
benskraft und
Bewegung. Die Augen sitzen dem
Thier zwischen den Schultern auf
einem Stielgen.
2. † Cancroides, der Bücherscorpion. P.
ab-
domine obovato depresso, chelis
laevibus,
digitis pilosis. *
In altem Papier, Büchern, Kräutersammlun-
gen. Sieht wegen des flachen
plattgedruckten
Körpers und der langen Krebsscheeren
sonderbar
aus. Kriecht rücklings und vorwärts wie ein
Krebs.
3. † Balaenarum, die Walfischlaus. P.
ab-
domine dilatato muricato, rostro
subulato. *
Darf nicht mit dem oniscus ceti
verwechselt
werden.
80. aranea, Spinne. Pedes 8. Oculi
8.
Os unguibus s. retinaculis 2. Anus papillis
textoriis.
Die Lichtscheue einsiedlerische Lebensart
der
Spinnen, ihr gehässiger Charakter, da sie ein-
ander selbst auffressen etc. und der Verdacht des
Giftes mag
wol Ursach an dem gemeinen und oft
unüberwindlichen Vorurtheil seyn,
mit dem sich
so viele Menschen für diesen Thieren entsetzen. Al-
lerdings scheint auch ihr Biß nach des
grossen
Harveys Versuchen verdächtig zu seyn*):
und
wir selbst haben oft Fliegen zu retten gesucht, die
nur
einmal von einer Spinne gestochen waren, und
die demohngeachtet in
kurzem unter sonderbaren
Zuckungen und Krämpfen verstarben.
Hingegen
kan man Spinnen, mit so wenig Gefahr als Vi-
perngift, essen. Auch lassen sie sich kirre machen,
[Seite 396] und lernen ihren
Wohlthäter kennen, wie der
Grav Lauzun im Gefängnis zu Pignerol, und
Pe-
lißon in der Bastille aus langer Weile
versucht
haben. Spinneweben wie Seide zu verarbeiten,
war ein
Project, das im großen unüberwindliche
Hindernisse finden würde. Der
Meynung, daß
die Zeugungsglieder der männlichen Spinne am
Kopfe
säßen, und der, daß der fliegende Som-
mer von Spinnen
herrühre, können wir bis
jezt noch nicht beytreten.
1. † Diadema, die Kreuzspinne. A.
abdomi-
ne subgloboso rubro-fusco: cruce
albo-pun-
ctata. *
Auf Boden, in Gartenhäusern etc. macht
ein
rädförmiges Gespinste.
2. † Domestica, die Fensterspinne. A.
abdo-
mine ovato fusco: maculis nigris 5
subcon-
tiguis: anterioribus
majoribus. *
3. † Scenica. A. saliens nigra: lineis
semicir-
cularibus 3 albis transversis. *
Auf Dächern, ausen an Wänden etc. sie
hüpft:
macht aber kein Gespinste.
4. Avicularia, die Buschspinne. A
thorace
orbiculato convexo; centro transverse ex-
cavato. *
Ein fürchterliches Geschöpf, was in Südame-
rika zu Hause ist, und wovon wir Stücke von
der
Größe einer kleinen Kinderfaust besitzen. Die
Fußsohlen changiren
bunte Goldfarben. Sie töd-
tet Colibrits, und saugt
ihre Eyer aus.
5. Tarantula. A. subtus atra, pedibus
subtus
atro fasciatis. *
Die abgeschmackten Fabeln, die man vom Ta-
rantelbiß und seinen Folgen und
musikalischen
Heilungsmitteln erdichtet hat, lösen sich
dahin
auf, daß es theils Einbildungen hypochondrischer
und
hysterischer Patienten; mehrentheils aber
armseelige Betteleyen seyn
mögen, womit sich
mitleidige leichtgläubige Reisende haben
betrügen
lassen.
81. scorpio. Pedes 8. insuper chelae
2 fron-
tales. Oculi 2 in torgo. Palpi 2 cheliformes.
Cauda elongata articulata terminata
mucrone
arcuato. Pectines 2 subtus inter
pectus et ab-
domen.
Der Scorpion hat in der Bildung und Lebens-
art viel mit dem Krebs gemein, auch werfen
sie,
so wie diese, järlich ihre Schale ab. Der
kleine
Europäische Scorpion ist zuverlässig unschädlich.
Die
großen Africanischen hingegen mögen aller-
dings
giftig seyn.
1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis. *
2. † Europaeus. S. pectinibus 18
dentatis, ma-
nibus
angulatis. *
82. cancer, Krebs. Pedes 8. insuper ma-
nus 2 chelatae.
Oculi 2 distantes,
plerisque
pedunculati, elongati mobiles. Palpi 2 che-
liferi. Cauda articulata
inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschiednen Länge des
Schwanzes,
und der Beschaffenheit des Brustschilds und
der
Scheeren wieder in Familien abgetheilt werden
können.
1. Pinnotheres. C. brachyurus
glaberrimus, tho-
race laevi lateribus antice
planato, caudae
medio nodulofo-carinato. *
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb
der
Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey An-
nähung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er
verwirrt sich wol
oft in den Bart dieser Muschel
so wie andre Krebse auch: aber die
gutmüthige Ab-
sicht fällt weg.
2. Maenas, die Krabbe. C. brachyurus,
tho-
race laeviusculo, utrinque quinque
dentato,
carpis unidentatis, pedibus ciliatis: posti-
cis subulatis. *
3. Bernhardus, Bruder Bernhard der Ein-
siedler. C. macrourus parasiticus, chelis cor-
datis muricatis: dextra majore. *
Bewohnt leere Schneckenhäuser (§. 140.):
und zwar
wies scheint ohne Auswal besondrer
Gattungen. Wir haben ihn unter
andern im mu-
rex
vertagus.
4. Gammarus, der Hummer. C.
macrourus,
thorace laevi, rostro lateribus dentato:
basi
supra dente duplici. *
In den Meeren der nördlichen Erde: wo er
wie manche
Fische zu gewissen Jahreszeiten hin
und her zieht. Er ist sehr
gefrässig, und hat ei-
nen geräumigen Magen, der durch
besondre Grä-
tenförmige Knochen ausgespannt und
unterstützt
wird.
5. † Astacus, der Fluß Krebs. C.
macrou-
rus thorace laevi, rostro lateribus
dentato:
basi utrinque dente unico. *
Ein bekanntes Thier, das vorzüglich durch sei-
ne Schmackhaftigkeit, durch die
Steinartigen
kalkichten Verhärtungen, die sich im Sommer
in
seinem Magen finden, die man fälschlich Krebs-
augen
nennt, und die man ehedem als Arzney
misbrauchete, und dann durch
die Stärke seiner
Reproductionskraft merkwürdig wird.
6. Pulex. C. macrourus articularis,
manibus
4 adactylis, pedibus
10.
Ein muntres kleines Thier, was sich zumal
häufig in
der Brunnenkresse findet, und im Was-
ser auf dem
Rücken schwimmt.
83. monoculus, Riefenfus. Pedes nata-
torii. Corpus crusta
tectum. Oculi approxi-
mati, testae
innati.
1. Polyphemus, der Moluccische Krebs. M.
testa plana convexa sutura lunata, postica
dentata,
cauda subulata longissima. *
Das allergröste Insect, was wol eine Länge
von vier
Fuß erreichen kan. Daß es nur ein
Auge haben soll, ist irrig, mithin
seine Benen-
nung gar nicht passend. Auch ist es
falsch, daß
es nur in Ostindien sich finde: wir wissen
von
Augenzeugen, daß es häufig an der Küste von
Carolina
gefangen wird.
2. † Apus. M. testa subcompressa,
antice retu-
sa, postice truncata, cauda
biseta. *
3. † Pulex. M. antennis dichotomis,
cauda
inflexa. *
In Flüssen und Teichen, auch in Brunnenwasser:
an
theils Orten äuserst häufig. Ist nebst dem folgen-
den
eine vorzügliche Nahrung der Arm-Polypen.
4. † Quadricornis. M. antennis
quaternis, cau-
da recta bifida. *
84. oniscus. Pedes 14. Antennae
setaceae.
Corpus ovale.
1. Ceti, die Wallfischlaus. O. ovalis,
segmen-
tis distinctis, pedibus tertii
quartique paris
linearibus ovaticis. *
2. † Asellus, der Kelleresel. O.
ovalis, cau-
da obtusa, stylis simplicibus.
*
An feuchten Orten, in Fenstern, Mauerritzen etc.
85. scolopendra, Assel. Pedes nume-
rosi, totidem utrinque
quot corporis segmen-
ta. Antennae setaceae.
Palpi 2 articulati.
Corpus
depressum.
1. Morsitans. S. pedibus utrinque 20.
In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa-
nien. Ihr Biß verursacht gefärliche Entzündung.
2. † Electrica. S. pedibus utrinque 70. *
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie
gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
86. iulus, Vielfus. Pedes numerosi: du-
plo utrinque
plures quam corporis segmenta.
Antennae moniliformes. Palpi
2 articulati.
Corpus semicylindricum.
1. † Terrestris. S. pedibus utrinque 100. *
Ein langsames Thier, was meist unter der
Erde in
fettem Boden oder im Miste lebt.
Die Insecten haben so zuverlässige und faßli-
che, die Würmer hingegen so wenig allge-
mein positive Charactere, daß man die leztern
vielleicht am kürzesten
durch diejenigen kaltblüti-
gen Thiere definiren könnte,
die keine Insecten
sind. Doch wollen wir versuchen, die auszeich-
nenden Eigenschaften dieser äuserst merkwürdi-
gen Geschöpfe, mit welchen wir die Thierge-
schichte beschließen, zusammen zu lesen.
Die Würmer haben einen weichen mat-
schigen, theils
schleimigen, meist nackten Kör-
per: nur wenige sind wie
die Aphroditen mit
Haaren, einige wie die Seeigel mit einer knorp-
lichen Schaale bedeckt. Viele aber, die Con-
chylien nemlich und die Corallen, bewohnen ein
festes
steinartiges Gehäuse, das ihnen zum
Schutz und Aufenthalt dienet: und
theils mit
dem Thier umher getragen wird, theils aber
unbeweglich
fest steht.
Kein einziges Thier dieser Classe ist geflü-
gelt: auch
kann man ihnen keine eigentliche Füs-
se zum Aufstützen
des Körpers und zum Fort-
schreiten zugestehen. Doch haben
die Regen-
würmer, Seeigel, und Seesterne gewisse
Glied-
masen, die wenigstens eine ähnliche Bestim-
mung haben. Und überhaupt wird auch der
Mangel dieser
Bewegungswerkzeuge bey
den Würmern durch die ausnehmende Reizbar-
keit ihrer Muskeln und die Kraft ihren Körper
dadurch
wechselsweis zusammen zu ziehen, und
wieder auszudehnen, ersetzt.
Statt der Fühlhörner, die die Insecten be-
saßen, haben die
mehresten Würmer sogenann-
te Fühlfaden (tentacula), oder biegsame un-
gegliederte meist weiche fleischige Faden am Ko-
pfe,
die bey einigen von ansehnlicher Länge,
überhaupt aber von
mannichfaltiger Bestim-
mung sind. Den Arm-Polypen nutzen
sie zum
Fang: bey den Gartenschnecken sitzen vorn die
Augen dran
u.s.w.
Manche Würmer sind von so einfachem Kör-
perbau, daß man
gar keine Gliedmasen an
ihnen unterscheiden kan. Andre haben hinge-
[Seite 403] gen desto
zahlreichre, doch meist ziemlich ein-
förmig gebildete
Glieder.
Auch die Größe variirt in dieser Classe
weit mehr, als in der vorigen. Es
giebt Con-
chylien, die auf sechs Centner am Gewicht
hal-
ten, und Infusionsthiergen, die kaum
durch
unsre besten Vergrößerungsgläser erkannt wer-
den können.
Die mehresten Würmer haben unansehn-
liche Farben. Doch
sind auch einige, wie die
Seeanemonen, Seefedern, Aphroditen, und
vie-
le Conchylien von auserordentlicher
Schönheit.
Ueber die Sinne dieser Thiere und deren
Werkzeuge läst sich noch weniger
bestimmtes als
über der Insecten ihre, sagen. Einige
haben
ungezweifelt wahre Augen, und andre, wie
z.B. die Polypen,
haben ohne Augen doch das
feinste Gefül von Licht und Hellung.
Wenn die Würmer würklich Athem ho-
len, so geschieht dieß
doch wenigstens auf eine
von andrer thierischen Respiration sehr
verschied-
ne Weise.
Bey den allerwenigsten Würmern läst sich
ein wirkliches Herz oder Gehirn
erweisen.
Magen und Darmcanal hingegen haben sie
wol alle ohne
Ausnahme.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: theils gar nur in
fauligen Säfften:
oder doch in feuchten dumpfigen Orten. Eini-
ge leben blos unter der Erde: und viele ledig-
lich im lebendigen Körper andrer Thiere, wie
die
Darmwürmer, Saamenthiergen u.s.w.
Viele leben gesellschaftlich an
Corallen-Stäm-
men, auf Austerbänken etc., doch
werden diese
mehr durch Noth oder Zufall, als durch Will-
kühr und in der Absicht sich wechselseitige Hülse
zu
leisten, zusammen gebracht.
Die Nahrung der Würmer ist ziemlich
einfach: die mehresten nähren sich
durch saugen.
Manche essen Erde, und viele können auseror-
dentlich lang fasten.
Manche sind mit Gift als Waffen, und
der Blackfisch mit seiner Dinte als
Vertheidi-
gungsmittel versehn. Viele werden auch
durch
ihr zähes Leben, oder durch ihre auserordentliche
[Seite 405] Reproductionskraft,
die in keiner andern Thier-
Classe so überaus wunderbar
ist, für feindliche
Gewaltthätigkeiten geschützt: und einige
besitzen
eine Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser-
masen unzerstörbar scheinen.
Die allermehresten Würmer sind wol Her-
maphroditen, von
denen jedes Individuum
sein Geschlecht fortzupflanzen im Stande ist
(§.
18). Manche thun das, indem sie selbst in
mehrere Stücke
zerspringen, andere durch
Sprossen, die sie aus ihrem Körper
heraustrei-
ben, andere durch Eyer die sie legen; oder
durch
lebendige Junge die sie gebären: und manche
können sich wie
die Arm-Polypen und Feder-
busch-Polypen auf mehrere der
genannten We-
ge zugleich vermehren.
Die Würmer werden dadurch dem Menschen
mittelbar oder unmittelbar
nutzbar, daß sie
wie der Regenwurm die Erde locker halten;
oder wie
der Fadenwurm den Thon durchbo-
ren, und dadurch dem
Wasser Durchgang ver-
schaffen. Ferner sind viele, zumal
unter den
Conchylien, eßbar. Von einigen Murexarten
wurde ehedem
mehr als jetzt eine grünlich rothe
Farbe (wie Weinbeeren) der Purpur der
Alten
genommen. Aus dem Safte der Blackfische
[Seite 406] kan Dinte bereitet
werden. Der Barth der
Steckmuschel giebt eine braune Seide, die
zu
Kleidungsstücken verarbeitet wird. Mehrere
Muschelarten führen
Perlen. Verschiedne
Schneckgen cursiren bey einigen wilden
Völkern
statt Geldes. Die Mahlermuschel, Perlen-
mutter, das eigentlich sogenannte rothe Corall, und
die grosse beinartige
Schuppe des Blackfisches
(os sepiae) werden von
Künstlern benutzt.
Der Badeschwamm hat mancherley häusli-
chen Gebrauch. Die Blutigel endlich sind
ein überaus
wichtiges Genesmittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe
gehören vorzüglich alle die
furchtbaren Wür-
mer des menschlichen Körpers: die
sich
entweder wie die Askariden, Spulwürmer,
Trichuriden und
Bandwürmer im Darmcanal:
oder wie der Nervenwurm unter der Haut
und
zwischen dem Fleische aufhalten. Sodann auch
die Egelschnecken,
die sich bey den Schafen,
und so viele andre Würmer, die sich zumal
bey
Hausthieren und bey Fischen aufhalten, und
sie krank machen. Die
Regenwürmer und
Schnecken schaden den Gewächsen. Der
Pfahlwurm
durchbort Dämme und Schiffe.
Manche Würmer sind auch, wie wir schon
ge-
sagt haben, giftig. Hingegen können wir
den
abentheuerlichen Erzälungen von der höllischen
[Seite 407] Furie, einem von
niemand zuversichtlich gesehe-
nen, und doch sehr genau
beschriebenen, und
wie es heist, mit Widerhäkgen bewaffneten,
und
ohne Flügel in der Luft rumfliegenden Würm-
gen, was auf
Menschen und Vieh herabstür-
zen, und sie durchboren soll
u.s.w., keinen
Glauben beymessen.
Wir haben auch diese Classe in ein eignes
System gebracht: und so lebhaft
wir auch fü-
len, wie viel diesem noch an seiner
Vollkom-
menheit abgehe, so glauben wir doch hoffen
zu
dürfen, daß es wenigstens natürlicher und
faßlicher als die
bisher ausgearbeiteten seyn
möchte.
I. Mollusca. Nakte weiche
Würmer, die
sich theils durch zahlreichere Gliedmasen,
theils durch
zusammengesetztere Eingewei-
de, von den Zoophyten
auszeichnen.
II. Testacea. Die Würmer die
ein Schne-
ckenhaus oder Muschelschaalen bewoh-
nen, mit einem Worte die Conchylien.
III. Cartilaginea. Mit
knorplichtem Kör-
per, und theils mit einer festen
Spat-
artigen Cruste. See-Igel,
Seesterne,
See-Palme.
IV. Corallia. Die Polypen und
andere
Thierpflanzen die einen Corallenstamm
oder ein anderes
ähnliches Gehäuse be-
wohnen.
V. Zoophyta. Die nackten
Thierpflanzen
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thiergen.
In der Bildung des Körpers sind zwar die
Würmer dieser Ordnung sehr
verschieden: dar-
in aber kommen alle mit einander
überein, daß
er weich, und einige wenige Gattungen ausge-
nommen, nackt ist. Die Würmer des mensch-
lichen Körpers sind alle aus dieser Ordnung.
1. gordius, Fadenwurm. Corpus fili-
forme, aequale
laeve.
1. † Aquaticus, das Wasserkalb. G.
palli-
dus extremitatibus nigris. *
Spannenlang, von der Dicke eines Zwirnfa-
den. Lebt in thonigem Boden und im Wasser.
Ist
vermuthlich der gleiche Wurm, der sich auch
bey Pferden, Falken,
Lerchen, Fischen, Heu-
schrecken, Raupen, und in der
Luftröre der
Schweine findet: und den Poterius und Fr. Hof-
mann sogar bey Menschen im Knie, in den Wa-
den etc. völlig wie den Indianischen
Nervenwurm
gesehen haben.
2. Medinensis, der Nervenwurm. (dracun-
culus, Vena Medinensis) G. totus
pallidus. *
Im Orient, auf Guinea, in Surinam, etwas
stärker
als der vorige, und wol zwey und mehr
Ellen lang. Er kriecht zumal
an den Knöcheln,
am Knie, am Arm etc. unter die Haut, verur-
sacht schmerzhafte Beulen, Entzündung u. s.
w.,
und muß äuserst behutsam, damit er nicht
abreiße, allgemach
ausgezogen werden: eine
[Seite 410] Operation, die
wol drey und mehr Wochen dauert.
Selten hat ein Mensch mehr als
einen solchen
Wurm: doch auch wol vier, fünfe etc. zugleich.
3. † Marinus. G. plano spirali convolutus. *
Häufig in Häringen. Doch haben wir ihn
auch
zwischen den Kiefern der Forelle gefunden.
2. ascaris, Corpus teres conicum, altera
extremitate acutum.
1. † Vermicularis, der Madenwurm, Spring-
wurm. A. longit. 4 linearum. *
Wie eine Käse-Made. Hält sich im Mastdarm
auf.
3. echinorhynchos. Corpus teres subfi-
liforme
rugosum. Proboscis retractilis echi-
nata.
Ein neues Geschlecht des Herrn Zöga, durch
dessen
Güte wir zahlreiche Gattungen, die sich
zumal in Fischen finden,
kennen gelernt haben.
1. † Trichuris, der Haarwurm. E.
cauda
filiformi tenui prolongata. *
wrisberg de animale, infusoriis.
Blos im Blindharm, wo er zuerst bey einer
Epidemie
in den Leichen der Französischen Be-
satzung von
Göttingen im Winter 1760 bemerkt
worden ist. Wir selbst haben ihn
häufig in den
Leichen armer erwachsener Personen gefunden.
4. lumbricus. Corpus teres annulatum
utraque extremitate attenuatum.
1. † Terrestris, der Regenwurm. L.
ephip-
pio circulari, 8 feriebus aculeorum abdomi-
nalium.
i.
andr.
mvrray
de verm. in lepra
obviis. Tab. II.
Das bekannte Thier distinguirt sich durch
seinen
Fingerbreiten Wulst gegen die Mitte des
Leibes, und durch die
vierdoppelten Stacheln,
die ihm auf jedem Abschnitte sitzen, sehr
deut-
lich vom Spulwurme. Auch legt der Regen-
wurm Eyer, da der Spulwurm hingegen le-
bendige Junge gebiert.
2. † Intestinalis, der Spulwurm, Herz-
wurm. L. corpore aequali, laevi, ore tri-
lobo. *
Im ganzen Darmcanal. Zuweilen in unzäli-
ger Menge: wir haben sie selbst zu mehrern Hun-
derten auf einmal von einem Kranken
abgehen
gesehen.
5. fasciola. Corpus gelatinosum, plani-
usculum, poro ventrali
duplici.
1. Hepatica, die Egelschnecke. F.
depressa,
ovata, fusca, antice tubulo instructa. *
2. † Intestinalis. F. corpore
taeniolari, mar-
ginibus undulatis. *
Wie ein schmales Streifgen Band: ungeglie-
dert: verdiente also eher den Namen Bandwurm,
als
das folgende Geschlecht. Hält sich in Fischen
auf, und ist selbst,
nachdem diese gesotten wa-
ren, noch lebendig in ihnen
gefunden worden.
6. taenia, Bandwurm. (Lumbricus la-
tus auctor.) Corpus
gelatinosum, planiuscu-
lum, os
quadrilobum.
Es sind schon in mehrern Werken unsre Grün-
de ausführlich angegeben worden, warum wir
die
vermeinten Gelenke, des sehr uneigentlich so
genannten Bandwurms,
nicht für Glieder ei-
nes einzigen Wurms, sondern für
eben so viel
besondere Thiere, die sich nur an einander ge-
saugt und angereihet haben, halten müssen.
Wir
haben Specimina vor uns, wo sich verschiedene
Gattungen
dieses Geschlechts in eine gemeinschaft-
liche Reihe
angekettet haben, andere wo mehrere
Reihen derselben Gattung sich
auf sonderbare
Weise unter einander angehängt haben u.s.w.
Auch
haben wir die Bandwürmer oft genug bey
Hunden und andern Thieren,
die wir lebendig
zergliedert haben, selbst noch lebend
gefunden,
und Stundenlang in lauwarmer Milch erhalten,
und alle
unsre dabey angestellten Versuche haben
unsre Meynung immer mehr
bestätigt. Es ge-
hören auch diese Thiere bey weitem
nicht unter
die Zoophyten, da sie nichts von dieser ihrer Re-
productionskraft besitzen, sondern einzelne Wür-
mer, wenn sie in der Mitte durchschnitten wer-
den, binnen wenig Minuten absterben.
Die
Gattungen sind äuserst zahlreich, aber die wenig-
sten noch genug bestimmt. Wir haben noch un-
beschriebene Bandwürmer aus Pferden,
Katzen,
Füchsen, Murmelthieren, Kreuzschnäbeln u.s.w.
1. † Solium, der B. W. mit langen Gelen-
ken, Kürbskernwurm. (T. cucurbitina,
Ascaris
auctor.) T. osculo alterius mar-
ginis. *
So wie die beiden folgenden Arten, in den dün-
nen Därmen bey Menschen u.a. Thieren. Theils
in
unsäglicher Menge. Man hat gegen 400 El-
len
Bandwürmer in kurzer Zeit, und gegen 800
[Seite 413] Ellen binnen
fünf Jahren von Menschen abgehen
gesehen.
2. † Vulgaris, der B. W. mit kurzen Ge-
lenken. T. osculis lateralibus utrinque. *
Ist leichter abzutreiben, als die vorige Gat-
tung.
3. † Lata, der B. W. mit breiten Gelen-
ken.
T. osculo alterius tantum lateris. *
Die gemeinste Art: die zumal in einigen Ge-
genden der Schweiz, in Holland, Rußland
etc.
sehr häufig ist.
7. sipunculus. Corpus teres elongatum.
Os anticum, attenuatum,
cylindricum.
Apertura lateralis corporis verruciformis.
1. Saccatus. S. corpore tunica laxa induto. *
8. myxine. Corpus teres, subtus carinatum
pinna adiposa. Maxillae binae
pinnatae.
Dentes in faucibus.
1. Glutinosa. M. tentaculis 9.
9. hirudo, Blutegel. Corpus oblongum,
promovens se ore caudaque in
orbiculum di-
latandis.
1. † Medicinalis. H. depressa
nigricans, supra
lineis flavis 6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata.
*
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.
2. † Sanguisuga. H. depressa fusca:
margine
laterali flavo. *
Noch blutgieriger als die vorigen. Man sagt,
ihrer
9 sollen ein Pferd zu tode saugen können.
10. limax, Schnecke. Corpus oblongum,
repens: supra clypeo carnoso:
subtus disco
longitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis. Tenta-
cula 4 supra os.
Sämtlich den Gartengewächsen und Wiesen:
theils
auch den Bienen schädlich.
3. † Maximus. L. cinereus maculatus. *
4. † Agrestis. L. cinereus immaculatus. *
11. laplysia. Corpus repens. Clypeo dor-
sali
membranaceo. Foramen laterale dex-
trum pro
genitalibus. Anus supra extremita-
tem
dorsi.
1. Depilans, die Giftkuttel. L.
tentacu-
lis 4.
2. Leporina, der Seehaafe. L. labro ciliato.
12. aphrodita, Seeraupe. Corpus re-
pens, ovale: fasciculi
pediformes utrinque
plurimi. Os retractile. Tentacula 2 setacea.
1. Aculeata, der Goldwurm. A. ovalis
hir-
suta aculeata, pedibus utrinque 32.
*
Ein über alle Beschreibung prächtiges Geschöpf:
die
Stacheln und Haare, womit es zumal an
beiden Seiten besetzt ist,
changiren, zumal im
Sonnenschein, in alle mögliche Goldfarben:
theils
auch wie blaue Schwefelflammen u.s.w.
13. nereis. Corpus repens oblongum linea-
re.
Tentaculis lateralibus penicillatis, plu-
mosis
supra os.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo.
In Seewasser, dessen nächtliches Leuchten
es
verursacht.
2. Tubiformis. N. pedibus
utrinque 26. Ore
ciliato pectine
aureo.
Diese und verschiedne andre
Nereiden-Arten,
verfertigen sich, fast wie die
Phryganäenlarven,
unbeschreiblich kunstreiche Rören zu ihrem Auf-
enthalt. Bey dieser Gattung ist die Hülse nur
so
dünn wie Papier, und aus vielen tausend Sand-
körnchen
zusammen gebauet.
14. nais, Wasserschlängelgen.
(Mille-
pied d'eau) Corpus
lineare pellucidum, de-
pressum, setis
pedatum.
Diese Würmer sind in neuern Zeiten durch
die
sonderbare Weise ihrer Fortpflanzung, die der
Fleis
berühmter Männer, besonders des Hrn.
Staatsraths Müller an ihnen
wahrgenommen hat,
berümt worden. Das lezte Gelenk des geglieder-
ten Wurms dehnt sich nemlich allmälig aus,
und
erwächst zu einen ganzen Thiere, das sich nach
einiger Zeit
vom übrigen Körper der alten Naide
absondert, oder auch selbst noch
vorher wieder an-
dre Junge auf gleiche Weise durch
die Ausdeh-
nung seines lezten Gelenkes hinten
austreibt: so
daß man ganze Reihen von sechs dergleichen
nach
und nach entstandnen Thieren gesehen hat, die
doch alle
noch wie die Bandwürmer an einander
gekettet waren. Doch ist dieß
nicht die einzige
[Seite 416] Weise ihrer
Vermehrung, indem wenigstens man-
che Gattungen, wie
z.B. ganz gewiß die nach-
stehende, auch auserdem
durch Eyerstöcke, die durch
eine wahre Paarung befruchtet werden,
sich fort-
pflanzen können.
1. † Proboscidea, die gezüngelte Naide. N.
setis lateralibus solitariis, proboscide longa. *
15. ascidia. Corpus fixum teretiusculum,
vaginans. Aperturae
binae ad summitatem:
altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser
in langen Stralen von sich zu sprützen.
1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea. *
16. actinia, Seeanemone,
Meernessel.
(Urtica marina, cul d'ane) Corpus
se affi-
gens basi, oblongum, teres, apices
margi-
ne dilatabili intus tentaculato, os
terminale
centrale ambiente.
Die Seeanemonen haben neuerlich besonders
durch die
Versuche Aufmerksamkeit erregt, die
der Hr. Abt Dicquemare über ihre
Reproductions-
kraft angestellt hat, die der
Arm-Polypen ihrer
wenig nachgiebt, und bey dem
zusammengesetzten
Körperbau allerdings noch auffallender ist.
Sie
können, ihrem Leben ohnbeschadet, einfrieren, ge-
raume Zeit in heißem Wasser und in
luftleerem
Raume ausdauern, Jahre lang ohne Nahrung
bleiben
u.s.w. Die abgeschnittenen Fühlfaden
bewegen sich noch Tage lang;
und werden bald
am Körper wieder reproducirt. Ja selbst in
der
Mitte getheilte Seeanemonen sind wieder zu gan-
zen Thieren erwachsen.
1. Senilis. A. subcylindrica transverse rugosa. *
Wir haben diese Gattung von Dieppe erhalten
und
zergliedert. Der Schlund ist überaus son-
derbar der
Länge nach gefalten; und die Bauch-
höle mit einer
flockigen Haut, wie in den dün-
nen Därmen vieler
warmen Thiere, ausgekleidet.
17. lernaea. Corpus se affigens tentaculis,
oblongum
teretiusculum. Ovaria bina. Ten-
tacula
brachiformia.
Ein schädliches Ungeziefer für Fische, in de-
ren Kiefern es vorzüglich nistet.
1. † Cyprinacea. L. corpore obclavato,
thorace
cylindrico bifurco, tentaculis apice lunatis.
18. sepia, Dintenfisch,
Blackfisch. Bra-
chia 8 interius adspersa cotyledonibus. Os
inter brachia
terminale, corneum. Corpus
carnosum vagina excipiens pectus.
Tubus
ad basin pectoris.
Auser der sonderbaren Bildung werden die meh-
resten Gattungen noch durch den schwarzen
Saft
merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter
im Leibe
führen, und im Nothfall von sich lassen, und
das Wasser zunächst um
sich verdunkeln können.
1. Officinalis. S. corpore ecaudato
marginato
tentaculis duobus. *
2. Loligo, der Calmar. S. corpore
subcylin-
drico subulato, cauda ancipiti
rhombea. *
Die sogenannten Seetrauben (Uvae
mari-
nae) sind die Eyerstöcke dieses
Thieres.
19. medvsa. Corpus gelatinosum, orbicu-
latum,
depressum. Os subtus, centrale.
Wir haben noch nicht Gelegenheit gehabt, Me-
dusen genau zu untersuchen, und sind daher
noch
zweifelhaft, ob sie nicht vielleicht in die dritte
Ordnung
gehören.
1. Aurita. M. orbicularis subtus 4 cavitatibus.
2. Velella. M. ovalis concentrice
striata, mar-
gine ciliato, supra velo
membranaceo.
Ueber die Thiere, so in den Conchylien
wohnen, läst sich bis jetzt
noch wenig bestimm-
tes sagen. In einigen
Geschlechtern äneln sie
verschiednen Würmern der vorigen
Ordnung,
wie man z.B. aus der Vergleichung der nack-
ten Schnecken mit der Gartenschnecke mit dem
Haus
etc. ersieht. In einigen andern Geschlech-
tern,
wie in den Anomien, Chiton etc. haben
die Thiere eine ganz eigne
Bildung, die sich
nicht wol mit andrer nackten Würmer ihrer ver-
gleichen läßt. Bey sehr vielen aber ist die wah-
re Beschaffenheit des würklichen Thiers
noch
gänzlich unbekannt, da die Liebhaberey aus der
Kenntnis der
leeren Schaalen ein eignes, frey-
lich nicht sehr
fruchtbares Studium gemacht
hat, worüber die Untersuchung ihrer
Bewoh-
ner doch wol zu sehr vernachlässigt worden ist.
[Seite 419] Und selbst über
die Physiologie der Gehäuse,
über ihre Entstehung, Ausbildung,
Farben u.
s. w. ist doch bey aller der weitschichtigen Regi-
stratur der Schneckenhäuser nur noch ein schwa-
ches Licht verbreitet. Es ist uns indeß glaub-
lich, daß die Conchylienschaalen auf eine ähn-
liche Weise, wie die Knochen bey jungen Säu-
gethieren und Vögeln gebildet werden, daß nem-
lich eine gallertige und nachher knorpliche Sub-
stanz die Grundlage des künftigen
Gehäuses
ausmachen, in die nur nach und nach Kalkerde
abgesetzt,
und Festigkeit bewirkt werde. Das
knorpliche Ansehn der ungebohrnen
Conchylien,
dergleichen wir vor uns haben, die Aenlichkeit
der
ehedem gebrochnen und nach der Hand wie-
der geheilten
Schneckenschaalen mit dem Callus
bey Beinbrüchen, und die
Untersuchungen des
Hrn. Herissant begünstigen diese
Meynung.
Fast alle Conchylien werden aus Eyern geboh-
ren, und auser dem Papier Nautilus sind
die
Thiere der übrigen lebenslang in ihrer Schaale
fest
angewachsen: nur sollen die Cypräen all-
jährlich ihr
Gehäuse mit einem neuen vertau-
schen. Man vertheilt
die weitläuftige Ordnung
am füglichsten nach der Anzal und Bildung
der
Schaalen in folgende vier Familien: A)
Viel-
schaalige Conchylien. B) Zweyschaalige oder Mu-
scheln, C) einschaalige mit bestimmten Windun-
gen, nemlich die Schnecken, und D) einschaa-
lige ohne dergleichen
Windungen.
20. chiton.
Testae plures, longitudinali-
ter digestae, dorso incumbentes.
1. Tuberculatus, Oscabrion. C.
testa septem-
valvi, corpore tuberculato.
*
21. lepas.
Animal rostro involuto
spirali,
tentaculis cristatis. Testa multivalvis, inae-
quivalvis.
1. Balanus, die Meertulpe, See-Eichel.
L. testa conica sulcata fixa, operculis acu-
minatis. *
Unbeweglich an Ufern, am Kiel der Schiffe,
oder
auch als Parasite auf andern Thieren,
Muscheln, Krebsen
etc.
2. Anatifera, die Entenmuschel. (Pentilas-
mus) L. testa compressa
quinquevalvi laevi,
intestino insidente. *
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sa-
gen berüchtigt worden, deren wir schon
bey
Gelegenheit der Baumgans Erwähnung gethan
haben.
22. pholas,
Bohrmuschel. Testa bival-
vis,
divaricata, cum minoribus accessoriis
difformibus, ad
cardinem. Cardo recurva-
tus, connexus
cartilagine.
Sie bohren sich in die Uferfelsen, selbst in
den
härtesten Marmor*), auch in starke
Corallen-
stämme und Austerschaalen.
1. Dactylus, die Dattelmuschel. P. testa ob-
longa hinc reticulato
striata. *
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter be-
ruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der
bei-
den Schaalen und ihrer Ränder.
Verschiedne
Muscheln werden auch durch die Perlen merk-
würdig, die sich zum Theil im Thier selbst,
theils
aber auch innwendig an der Schaale finden, und
deren
Entstehungsart noch nicht zuverlässig ent-
schieden ist.
23. mya.
Testa bivalvis, hians altera extre-
mitate. Cardo dente (plerisque)
solido,
crasso, patulo, vacuo, nec inserto testae op-
positae.
1. † Pictorum, die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ovata,
cardinis dente pri-
mario crenulato: laterali
longitudinali: al-
terius duplicato.
*
2. † Margaritifera, die Perlenmuschel. M.
testa ovata antice coarctata, cardinis
dente
primario conico, natibus decorticatis. *
24. solen,
Messerscheide. Testa bivalvis,
oblonga,
utroque latere hians. Cardo dens
subulatus, reflexus, saepe
duplex, non in-
sertus testae oppositae: margo
lateralis ob-
soletior.
1. Siliqua. S. testa lineari
recta, cardine al-
tero bidentato. *
25. tellina, Sonne. Testa bivalvis,
an-
tice hinc ad alterum latus flexa.
Cardo den-
tibus ternis; lateralibus planis
alterius testae.
1. Angulata. T. testa subovata
striis transver-
sis recurvatis, antice
angulata, dentibus la-
teralibus nullis.
*
2. † Cornea. T. globosa,
transversim striata,
costa fusca transversali.
In kleinen Flüssen, Waldbächen etc. etwa
von
der Grösse einer Linse. Wir haben in der Leine
bey
Göttingen mancherley artige Varietäten da-
von,
himmelblau mit weiß etc. gefunden.
26. cardivm. Testa bivalvis,
subaequila-
tera, aequivalvis. Cardo
dentibus mediis bi-
nis alternatis;
lateralibus remotis insertis.
1. Echinatum. C. testa
subcordata, sulcis exa-
ratis linea ciliata
aculeis inflexis plurimis. *
27. mactra.
Testa bivalvis,
inaequilatera,
aequivalvis. Cardo dente medio
complicato
cum adjecta foveola; lateralibus remotis in-
serti.
1. Solida. M. testa opaca
laeviuscula subanti-
quata. *
28. donax.
Testa bivalvis, margine
antico
obtusissimo. Cardo dentibus duobus: mar-
ginalique solitario, subremoto sub
ano.
1. Scripta. D. testa ovata
compressa laevi,
scripta lineis purpureis undatis, rima
acuta,
marginibus crenulatis. *
29. venvs.
Testa bivalvis, labiis margine
antico
incumbentibus. Cardo dentibus 3
omnibus approximatis, lateralibus apice di-
vergentibus.
1. Dione, die Venusmuschel. V.
testa subcor-
data, transverse sulcata,
antrorsum spinosa. *
30. spondylvs. Testa
inaequivalvis, ri-
gida. Cardo dentibus 2
recurvis, cum fora-
minulo
intermedio.
1. Gaederopus, die Lazarusklappe. S. testa
subaurita spinosa. *
Die eine Schaale läuft hinten beym
Charnier
weit über die andere hinaus, und ist wie abge-
sägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlen-
kung des Charnir selbst, deren Zähne so
sonderbar
in einander gefügt sind, daß sich die Muschel
zwar
öffnen, aber die Schaalen nicht ohne Zer-
brechen
des Schlosses von einander ablösen lassen.
31. chama.
Testa bivalvis, grossior. Cardo
callo
gibbo, oblique inserto fossulae obli-
quae.
1. Cor, das Ochsenherz. C. testa
subrotunda
laevi, processibus retrorsum recurvatis, ri-
ma hiante. *
2. Gigas, die Hohlziegel, Nagelschulpe. C.
testa plicata, fornicata, squamosa.
*
Die gröste bekannte Conchylie, deren
Schaalen
wol gegen sechs Centner wiegen.
32. arca.
Testa bivalvis, aequivalvis. Car-
do dentibus numerosis, acutis, alternis,
in-
sertis.
1. Noae, die Arche. A. testa
oblonga striata,
apice emarginata, processibus incurvis
re-
motissimis, margine integerrimo
hiante. *
Wir haben sie annoch mit dem Thiere, das
aber
keinem der uns bekannten Würmer gleicht.
33. ostrea.
Testa bivalvis, inaequivalvis,
subaurita.
Cardo edentulus fossula cava ova-
ta,
striisque lateralibus transversis.
1. Pleuronectes, die Compasmuschel. O. te-
sta aequivalvi
radiis 12 duplicatis,
extus
laevi. *
2. Pallium, der Königsmantel. O.
testa ae-
quivalvi radiis 12 convexis, striata scabra
squamis
imbricata. *
3. Malleus, der Polnische Hammer, das
Crucifix.
O. testa aequivalvi triloba,
lobis
transversis. *
Eine sehr theure Muschel, wovon wir ein äu-
serst sonderbares Spannenlanges Exemplar
mit
grossen wellenförmig geschuppten Fortsätzen, aus
dem
academischen Museum vor uns haben.
4. Folium, das Lorbeerblatt. O.
testa inae-
quivalvi ovata, lateribus obtuse
plicata, pa-
rasitica. *
5. Edulis, die gemeine Auster. O.
testa inae-
quivalvi semiorbiculata, membranis
imbrica-
tis undulatis, valvula altera
plana integer-
rima. *
Das wegen seines leckern Geschmacks allge-
mein bekannte Thier, das deshalb zumal an
den
Küsten der nördlichen Erde auf Austerbänken ge-
hegt, und beträchtlicher Handel damit
getrieben
wird.
34. anomia.
Testa inaequivalvis; valvula
altera
planiuscula (saepe basi perforata), al-
tera
basi magis gibba. Cardo edentulus cica-
tricula lineari prominente, introrsum dente
laterali.
Radii 2 ossei pro basi
animalis.
1. Terebratula. A. testa obovata
laevi conve-
xa: valvula altera triplicata,
altera bipli-
cata. *
35. mytilvs. Miesmuschel. Testa
bi-
valvis rudis, saepius affixa bysso.
Cardo
edentulus, distinctus linea subulata
excavata
longitudinali.
1. Crista
galli, der Hanenkamm. M. testa
pli-
cata spinosa, labro utroque
scabro. *
2. Margaritiferus. M. testa
compresso-plana
suborbiculata, basi transversa imbricata
tu-
nicis dentatis. *
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die
sich in diesem Thiere finden*),
und theils
der Schaale wegen merkwürdig, die das Perlen-
mutter giebt. Vorzüglich im Persischen Meer-
busen.
3. Edulis. M. testa laeviuscula
violacea, val-
vulis antice subcarinatis,
postice retusis. *
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei-
len tödlich gewesen ist.
4. Bidens. M. testa striata
subcurvata, margi-
ne posteriore inflexo,
cardine terminali bi-
dentato. *
Nicht im mitländischen Meer allein,
sondern
auch an der Küste von Carolina und um Japan,
woher
wir eine überaus artige dunkelviolette, fast
durchsichtige
Spielart erhalten haben.
36. pinna,
Steckmuschel. Testa subbi-
valvis, fragilis, erecta, emittens barbam
byssinam. Cardo
edentulus, coalitis in unam
valvulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und
der
eine kostbare braune Seide giebt, die von
den
Frauenzimmern in Smirna, Messina, Paler-
mo etc. zu Strümpfen, Handschuhen u.s.w.
verarbeitet
wird.
1. Rudis. P. testa sulcata:
squamis fornicatis,
per series digestis. *
Die Richtung der Schneckenwindungen ist
fast
durchgehends gleichförmig: so nemlich, daß sie,
wenn
man die Mündung nach oben, und die
Spitze unterwärts gerichtet
hält, der scheinbaren
Bewegung der Sonne gleich laufen: einige
we-
nige Gattungen haben von Natur eine
gegensei-
tige Windung: und dann finden sich
auch, ob-
schon äuserst selten, unter andern
Schnecken zu-
weilen monstreuse Exemplare, die
völlig linksge-
wunden sind (anfractibus sinistris s. contrariis);
wir haben sie
schon oben (§. 14.) zum Beweis
[Seite 427] der
ursprünglichen Misgeburten angeführt,
und auf der IIten Kupfert.
Fig. 10. ist ein sol-
cher linksgewundener Murex despectus, vom Ufer
von Harwich,
den wir der Güte des Herrn I. A.
de Lüc zu verdanken haben,
neben dem rechtsge-
wundnen (Fig. 9) abgezeichnet.
Die Thiere
selbst äneln großentheils den nackten Gartenschne-
cken (Limax). Einige
vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines besondern
Deckels (operculum) zuzu-
schliessen, und andre können sich wenigstens bey
Annährung des
Winters, durch eine Kaltscheibe,
die sie vor die Mündung ihres
Hauses ziehen, das
Ueberwintern erleichtern.
37. argonavta. Animal sepia.
Testa
univalvis spiralis, involuta,
membranacea,
unilocularis.
1. Argo, der Papiernautilus. A.
carina sub-
dentata. *
Eine milchweiße überaus dünne leichte,
aber
große Schaale, die von einem Blackfischähnli-
chen Thier bewohnt wird, das doch nicht
wie
andre Thiere dieser Ordnung an das Gehäuse
angewachsen
ist, und mittelst eines ausgespann-
ten häutigen
Segels sehr geschickt auf der Ober-
fläche des
Meers zu schwimmen, aber auch un-
terzutauchen
etc. versteht.
38. navtilvs. Testa univalvis,
isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt,
in
deren vorderer das Thier wohnt, und durch Was-
ser, das es in die übrigen ein- oder
auspumpt,
sich nach Willkühr leichter oder schwerer
machen
kann.
1. Pompilius, das Schiffboot. N.
testa spira-
li, apertura cordata, anfractibus
contiguis
obtusis laevibus. *
Die Schaale ward ehedem zu
Trinkgeschirren
zugerichtet, gravirt, ausgeschnitzt u.s.w.
3. Calcar. N. testa spirali,
apertura lineari,
anfractibus contiguis, geniculis
elevatis. *
Eins von den sehr kleinen Schneckgen im
Sand
von Rimini, die zwar den versteinten Ammoni-
ten in Rücksicht ihres Baues in etwas
äneln,
aber doch die Meynung vom Untergang
vieler
organisirter Körper einer Vorwelt (§. 39.) nicht
zu
entkräften vermögen.
39. convs.
Testa univalvis, convoluta, tur-
binata. Apertura effusa longitudinalis,
linea-
ris edentula, basi integra;
columella laevis.
1. Ammiralis. C. testa basi punctato-scabra. *
Auf einige Spielarten dieses und des
folgenden
Admirals, zumal wenn sie recht complet (topf-
schön) sind, hat eine sonderbare Art von
Luxus
ungeheure Preise gesetzt.
2. Aurisiacus, der Orange-Admiral. C. testa
incarnata laevi fasciis albidis,
anfractuum
summis canaliculatis. *
40. cypraea, Porcellane. Testa
unival-
vis, involuta, subovata, obtusa,
laevis.
Apertura utrinque effusa, linearis,
utrinque
dentata, longitudinalis.
1. Moneta, die Muschelmünze, das Ottern-
köpfgen, Rauri, Simbipuri. C.
testa mar-
ginato-nodosa albida. *
Zumal auf den Maldivischen Inseln.
Ist
bekanntlich nebst den bittern Mandeln die
einzige
Scheidemünze einiger schwarzen Völker.
41. bvlla,
Blasenschnecke. Testa unival-
vis, convoluta, inermis. Apertura subcoar-
ctata, oblonga, longitudinalis, basi integer-
rima. Columella obliqua, laevis.
1. Ovum. B. testa ovata obtuse
subbirostri,
labro dentato. *
42. volvta.
Testa unilocularis, spiralis.
Apertura
ecaudata, subeffusa. Columella pli-
cata:
labio umbilicove nullo.
1. Oliva. V. testa emarginata
cylindroide lae-
vi, spirae basi reflexae,
columella oblique
striata. *
In Ostindien: doch auch bey Neuorleans
und
sonst in Nordamerika: variirt unendlich in
der
Zeichnung.
2. Musica, die Notenschnecke. V.
testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus
spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laevi
crassius-
culo. *
43. bvccinvm, Sturmhaube. Testa
univalvis, spiralis, gibbosa. Apertura
ovata,
desinens in canaliculum dextrum, cauda re-
tusum. Labium interius explanatum.
1. Pullus. B. testa gibba oblique
striata, labio
interiore explanato gibbo. *
2. Harpa, die Davidsharfe. B.
testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus
distinctis
mucronatis, columella laevigata. *
44. strombvs. Testa univalvis,
spiralis,
latere ampliata. Apertura labro saepius dila-
tato, desinens in canalem sinistrum.
1. Lentiginosus. S. testae labro
antice trilobo
incrassato, dorso verrucoso coronato,
cauda
obtusa. *
Der Deckel dieser Schnecke, die sogenannte
Blatta byzantina, war ehedem officinell.
45. mvrex.
Testa univalvis, spiralis, exa-
sperata suturis membranaceis, Apertura
desi-
nens in canalem integrum, rectum s.
sub-
ascendentem.
1. Tribulus, der Spinnenkopf. M.
testa ova-
ta spinis setaceis trifariis, cauda
elongata
subulata recta similiter spinosa. *
Theils mit wunderbaren langen dünnen Sta-
cheln.
2. Despectus. M. testa
patulo-subcaudata ob-
longa, anfractibus
octolineis, duabus ele-
vatis. *
3. Vertagus. M. testa turrita,
anfractibus su-
perne plicatis, cauda
adscendente, columel-
la intus plicata.
*
46. trochvs, Kräuselschnecke. Testa
univalvis, spiralis, subconica. Apertura sub-
tetragono-angulata s. rotundata,
superius
transversa, coarctata: columella
obliquata.
1. Perspectivus, die Perspectivschnecke,
das
Wirbelhorn. T. testa convexa obtusa
mar-
ginata, umbilico pervio
crenulato. *
Eine Schnecke mit überaus merkwürdigen Win-
dungen, die in der Mitte einen
trichterförmigen
Raum zwischen sich lassen etc.
47. tvrbo.
Testa univalvis, spiralis, so-
lida. Apertura coarctata, orbiculata, in-
tegra.
1. Cochlus. T. testa imperforata
ovata striata:
stria unica dorsali crassiore. *
Der Deckel davon ist der ehedem officinelle Um-
bilicus veneris.
2. Scalaris, die ächte Windeltreppe. T. testa
cancellata conica anfractibus
distantibus. *
Auch eine sehr kostbare Conchylie, die sich
doch
fast blos durch die von einander abstehenden
Windungen
von der folgenden sehr gemeinen
Schnecke unterscheidet.
3. Clathrus, die unächte Windeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata,
anfra-
ctibus contiguis laevibus.
*
4. † Perversus, das Linkshörngen. T. testa
turrita pellucida:
anfractibus
contrariis, aper-
tura edentula. *
5. † Nautileus. T. testa
planiuscula anfracti-
bus annulatis dorso
cristatis. *
Von der Größe einer Linse, an allerhand Was-
serpflanzen.
48. helix.
Testa univalvis, spiralis subdia-
phana, fragilis. Apertura coarctata,
intus
lunata s. subrotunda: segmento
circulari
demto.
1. † Lapicida. H. testa carinata
umbilicata
utrinque convexa, apertura marginata trans-
versali ovata. *
Nährt sich von Moos, Schimmel und Baum-
rinden. Aber wol schwerlich oder nur im Noth-
fall von Kalk. Eine artige ganz weisse
Spielart
haben wir an den Felsen im Bremeker Thale ge-
funden.
2. † Pomatia. H. testa umbilicata
subovata,
obtusa decolore, apertura subrotundo-lu-
nata. *
Man hat neuerlich an dieser und einigen ver-
wandten sehr gemeinen Gattungen dieses Ge-
schlechte merkwürdige Versuche über die
Reprodu-
ction angestellt. Daß einer Schnecke
der gänz-
lich abgeschnittene Kopf wieder
gewachsen wäre,
hat uns nie glücken wollen.
49. nerita.
Testa univalvis spiralis, gib-
ba, subtus planiuscula. Apertura semiorbi-
cularis: labio columellae transverso,
trun-
cato planiusculo.
1. † Fluviatilis. N. testa
purpurascente, ma-
culis albis tessulata.
*
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckgen,
von
zahlreichen Varietäten.
50. haliotis. Meerohr. Testa
aurifor-
mis, patens: spira occultata
laterali; disco
longitudinaliter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa subovata
dorso trans-
versim rugoso tuberculato.
*
51. patella, Napfschnecke. Testa
uni-
valvis subconica absque spira
externa.
1. Neritoidea. P. testa integra
ovata apice sub-
spirali, labio laterali.
*
2. † Lacustris. P. testa
integerrima ovali, ver-
tice mucronato
reflexo. *
52. dentalivm, Meerzahn. Testa
uni-
valvis, tubulosa, recta, utraque
extremitate
pervia.
1. Entalis. D. testa tereti
subarcuata continua
laevi. *
53. serpvla, Wurmröhre. Testa uni-
valvis, tubulosa, adhaerens.
1. Glomerata. S. testa tereti
decussato-rugosa
glomerata. *
Das kleine Thier, das wir zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt und aufbewahret haben, hat
ei-
ne überaus artige Bildung, mit sieben
langen
in Bogen gekrümmten und convergirenden Ar-
men, die an der Wurzel mit 60 kurzen
geraden
Fäden besetzt sind.
2. Penicillus, der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gieskanne. S.
testa tereti recta,
extremitatis disco poris pertuso,
margine
reflexo, tubuloso. *
Eine sonderbare Art von Wurmröhren,
deren
Mündung eine ungemein merkwürdige aber schwer
zu
beschreibende Einrichtung hat.
54. teredo.
Testa teres, flexuosa,
lignum
penetrans.
1. Navalis, der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm.
T. maxillis calcariis lunatis. *
Ein sehr schädliches Thier. Es durchbort
die
Dämme und Schiffe, und hat schon einigemal
wie 1730 für
Holland gros Unglück gedroht.
Wir haben die nachstehenden Thiere unter
eine besondre Ordnung zu
bringen, uns berech-
tigt geglaubt, da sie zu sehr von
andern Wür-
mern abweichen, und im ganzen hingegen,
be-
sonders in ihrer knorplichen Textur viel
über-
einstimmendes unter einander zeigen.
55. echinvs, See-Igel. Corpus subro-
tundum, crusta
spatacea tectum, spinis mo-
bilibus saepius
aculeatum. Os quinquevalve
subtus.
Die Schaale der See-Igel bricht meist in
schräge
Würfel, wie der Doppelspat. Meist ist
sie mit beweglichen Stacheln
besetzt, die aber
nicht mit den Füßen oder
Bewegungswerkzeugen
des Thiers vermengt werden müssen. Diese
sind
um ein Drittel länger als die Stacheln, aber
nur so lange
sichtbar, als das Thier unter Was-
ser ist; es zieht
sie ein, wenn es aus seinem Ele-
mente genommen wird.
Ein See-Igel, der et-
[Seite 435] wa 2000 Stacheln
hat, hat ohngefähr 1400 sol-
cher Füße.
1. † Esculentus. E.
hemisphaerico-globosus;
areis obsolete verrucosis. *
56. asterias, See-Stern. Corpus de-
pressum, crusta
subcoriacea, tentaculis mu-
ricata. Os centrale,
quinquevalve.
Die Bewegungswerkzeuge der Seesterne sind
der
See-Igel ihren ähnlich. Doch können sie
nicht so schnell wie diese,
sondern nur langsam
wie die Schnecken fortkommen.
1. Rubens. A. stellata, radiis
lanceolatis gib-
bis, undique aculeata. *
2. Caput
Medusae. A. radiata, radiis
dicho-
tomis. *
Ein äuserst sonderbares und ansehnlich gebilde-
tes Thier, an dem der blinde Rumph auf
82000
Gelenke gezält hat.
57. encrinvs. Stirps elongata, corpore
terminali-radiato (aut
ovali).
1. Asteria, die See-Palme. E. stirpe
spata-
cea articulata pentagona, ramis
verticillatis;
stella terminali sexfida ad basin, tum dicho-
toma.
gvettard in Mem. de l'ac. des Sc. 1755.
Das bis jetzt noch sehr kostbare Thier findet
sich
an der Küste von Barbados: doch auch an Brasi-
lien, woher wir selbst Bruchstücke erhalten haben.
Sie sind auch
frisch spatig wie die See-Igelschaa-
len. Der
Haupttheil des Thiers hat überaus
[Seite 436] viel Gleichheit
mit dem letzten Thier des vorigen
Geschlechts, dem Medusenhaupt.
2. Mylii. E. stirpe cartilaginea
continua, stel-
la terminali octoradiata.
Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. v. Hal-
ler. Lond. 1755. 4.
3. Boltenii. E. stirpe cartilaginea
continua,
corpore terminali ovali.
io. f. boltenii
ep. ad C. a Linné.
Hamb. 1771. gr. 4.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden lezten, beynah
wie die Conchy-
lien zu den Molluscis. Die Thiere
selbst haben
in beiden viel übereinstimmendes. Nur sind
sie in
der lezten nackt unbedeckt; da sie hingegen
in dieser besondre
Gehäuse bewohnen, die bey
den mehresten Arten von steinartiger
Substanz
sind, und Corallen heissen. Wir haben wenig
Gelegenheit
gehabt, eigne Untersuchungen über
die Thiere dieser Ordnung, und
besonders über
die Entstehungsart ihrer Gehäuse
anzustellen.
Nach dem aber zu schließen, was wir in trock-
nen Corallen gesehen haben, verglichen mit un-
sern Versuchen über die Bildung der Knochen
im
bebrüteten Hünchen, und über die Feder-
buschpolypen,
so dünkt es uns wahrscheinlich,
[Seite 437] daß auch hier
von dem kleinen Thiere der erste
Grund zu seinem künftigen Gehäuse
mit einer
Gallerte gelegt werde, in die es denn
allmälich
Kalkerde absetzt und ihm dadurch seine Festig-
keit verschafft. Wie durch fernern Anbau nach
und
nach ungeheure Corallenstämme entstehen
können, ist ohnehin
ohnschwer zu begreifen.
Von der wunderbaren Reproductionskraft,
die
diese Thiere mit denen in der folgenden Ordnung
gemein
haben, sprechen wir unten bey den Arm-
Polypen.
58. tvbipora. Corallium tubis cylindri-
cis,
cavis erectis, parallelis.
1. Musica, das Orgelwerk. T. tubis
fascicu-
latis combinatis: dissepimentis
transversis
distantibus. *
59. madrepora. Corallium cavitatibus la-
melloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis
orbiculata,
stella convexa: lamellis simplicibus longitu-
dinalibus, subtus concava. *
2. Oculata, das weiße Corall. M.
caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique
substriata,
ramis alternis, stellis immersis bifariis.
*
60. millepora. Corallium poris turbinatis
teretibus.
1. Cellulosa, Neptunus Manschette. M.
mem-
branacea reticulata umbilicata,
turbinato-
undulata, hinc porosa
pubescens. *
61. isis. Stirps radicata solida, cortice mol-
li
habitabili obducta.
1. Hippuris, das Königs-Corall. I.
stirpe
articulata, geniculis attenuatis. *
2. Nobilis, das rothe Corall. I.
stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis
obliquis, ra-
mis vagis. *
Ward ehedem häufiger als jetzt zu Kunstarbei-
ten verarbeitet, auch für heilsam gehalten
etc.
3. Antivathes, das schwarze Corall. I. stirpe
paniculato-ramosa, extus flexuose striata. *
Wir haben von diesem Corall blos den schwar-
zen Strunk gesehen, den wir nicht leicht anima-
lischen Ursprungs gehalten hätten.
62. gorgonia. Crusta calcarea corallina
stirpem vegetabilem
obducens.
Die Stämme selbst sind nach unsrer Ueberzeu-
gung wahre Pflanzen, nemlich See-Tangar-
ten (fuci); die blos mit
Corallencruste überzo-
gen sind. Man findet den
sogenannten Venus-
fliegenwedel (Ceratophyton flabelliforme) gar
häufig, ohne den
thierischen Ueberzug, und da
zeigt er schlechterdings nichts
animalisches. Viel-
leicht waren die Corallen, die den
See Tang um-
kleiden, eher mit den Milleporen zu
verbinden.
1. Anceps. G. crusta rubra fucum
ancipitem
obducente. *
63. alcyonivm. Stirps radicata, stuposa,
tunicato-corticata.
Animal hydra.
1. Epipetrum. A. stirpe cavata
carnosa rufe-
scente. *
2. Gelatinosum. A. polymorphum
gelatino-
sum. *
64. spongia, Schwamm. Stirps radi-
cata, flexilis,
spongiosa, bibula.
Es geschieht mit einiger Schüchternheit, daß
wir
den Schwämmen diesen Platz anweisen (§. 6.).
Wir haben mit
der Gattung, die sich in den Ge-
wässern um Göttingen
findet, mehrere Sommer
hindurch experimentirt, ohne auch nur eine
be-
stimmte Vermuthung über ihre Natur wagen
zu
dürfen.
1. Fistularis. S. tubulosa fusca
simplex fragilis
sensim ampliata. *
Wächst in Ellenlangen Röhren von der Dicke
eines
Kinder-Arms.
2. Officinalis, der Badeschwamm. S.
fora-
minulata subramosa difformis tenax
tomen-
tosa. *
3. † Lacustris, die Badaja. S. viridis,
po-
lymorpha, fragilis, granulis repleta.
*
Diese hieländische Spongia verbreitet einen
sehr
starken specifiken Geruch; und ist sehr oft mit
Stämmen von
Federbusch-Polypen durchwürkt:
ob das aber nur zufällig geschieht,
oder ob beide
einige Beziehung auf einander haben, können
wir
noch nicht entscheiden. Wenn sie jung ist,
liegt sie meist nur flach
am Ufer, an Dämmen etc.
an, Mit der Zeit treibt sie Aeste wie
Finger oder
Geweihe, und das hat wol manche
Naturforscher
verführt, zwey verschiedne Gattungen anzuneh-
men (lacustris und fluviatilis), die doch wol nur
im Alter
differiren.
65. flvstra. Stirps radicata foliacea, un-
dique
poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa,
laciniis cunei-
formibus rotundatis. *
66. tvbvlaria.
Federbusch-Polyp.
Stirps tubulosa. Animal
polypus cristatus.
Diese ungemein schönen Thiere distinguiren
sich
durch einen Federbusch, der aus steifen etwas
gekrümmten
Fäden besteht, die bey einigen Gat-
tungen dem
Elfenbein, bey andern aber polirtem
Stale äneln. Sie ziehen ihn bey
der mindesten
Berührung ein. In dem durchsichtigen Körper
kan
man, wie beym Räderthier, die Speisebe-
hälter
unterscheiden. Einige Arten können diesen
Körper aus der Hülse
hervorstrecken, andre nicht.
Die Hülse ist anfangs gallertartig,
verhärtet aber
mit der Zeit, und zeigt sich oft bey der glei-
chen Gattung unter sehr verschiednen
Gestalten.
Wir haben einzelne dergleichen Rörgen wie
kleine
Därme an Wasserpflanzen umherranken gesehn:
andre die wie
Bäumgen mit Zweigen zwischen
Spongia in die Höhe gewachsen waren:
andre
die sich zu tausenden dicht neben einander (wie ei-
ne Millepore) an Dämme etc. angelegt hatten:
an-
dre die in dichten Pfund-schweren Klumpen
in
unzäliger Menge neben einander gebaut waren,
u.s.w. Wir
führen nur einige von den Arten
an, die wir in den hiesigen
Gewässern gefunden
haben.
1. † Repens. T. crista lunata, corpore
extra
vaginam etractili. *
trembley Mem. Tab. X. fig. 8. 9.
[Seite 441]2. † Campanulata. T. crista lunata,
orificiis
vaginae annulatis, corpore intra
vaginam
abscondito. *
Rösel Ins. Belust. 3ter Th. Taf. 73-75.
Beide Gattungen haben gegen 60 Arme oder
Faden im
Federbusche.
3. † Sultana. T. crista
infundibuliformi, ad
basin ciliata. *
Ein überaus niedliches Geschöpf, was wir
im
Stadtgraben von Göttingen entdeckt haben. Es
hat 20 Arme, die
äuserst regelmäsig wie ein klei-
ner Federbusch
(Sultan) rangirt sind.
67. corallina. Stirps radicata, genicula-
ta,
filamentosa, calcarea.
1. Officinalis. C. subbipinnata,
articulis sub-
turbinatis. *
Wird als ein mechanisches Mittel gegen den
Bandwurm
gebraucht.
68. sertvlaria. Stirps radicata, fibrosa,
nuda, articulata:
articulis unifloris.
Ein sehr weitläuftiges Geschlecht. Die Stäm-
me sind meist ausnehmend fein, und alle
ihre
Schönheit kaum den blosen Augen sichtbar. Sie
pflanzen sich
durch Blasen fort, die man mit
den Eyerstöcken großer Thiere
vergleichen kan.
1. Abietina. S. denticulis
suboppositis tubu-
losis, ovariis ovalibus, ramis
pinnato-alter-
nis. *
Man hat den Namen Zoophyt oder Thier-
pflanze den
Geschöpfen dieser und der vorigen
Ordnung gemeinschaftlich
beygelegt. Und in
der That kommen auch, wie wir schon
erinnert
haben, beiderley Thiere in vielem mit einander
überein.
In der gegenwärtigen haben sie einen
unbedeckten Körper, wenigstens
kein solches Ko-
rallengehäuse als in der vorigen.
Einige sind
doch in einen gemeinschaftlichen Stamm ver-
bunden, andre hingegen einzeln.
69. pennatvla, Seefeder. Stirps libera,
penniformis.
Auch von diesem Geschlecht wollen wir
nicht
behaupten, ob wir ihm hier seinen schicklichsten
Platz
angewiesen haben.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi
laevi, pin-
nis imbricatis plicatis
spinosis.
b. s. albini
annot. acad. L. I. Tab.
IV.
fig. 1. 2.
70. hydra. Arm-Polyp. Corpus gelati-
nosum conicum. Os
terminale cinctum cir-
ris filiformibus.
Diese Thiere sind neuerlich durch die
Wunder
allgemein berühmt worden, die der Scharfsinn
des würdigen
Trembley, und andrer berümten
Männer nach ihm, an ihnen entdeckt
hat. Da
nicht leicht eine Gegend seyn wird, in deren Ge-
[Seite 443] wässern sich
nicht Polypen finden sollten, und
da die leichten und doch noch
lange nicht erschöpf-
ten Versuche, die sich mit
diesen Thieren anstellen
lassen, zu den lehrreichsten und
anmuthigsten Zeit-
vertreiben gehören, so führen wir
nur sehr we-
niges von dem an, was zur Aufmunterung
und
Erleichterung ihrer Untersuchung dienen kan. Die
Arm-Polypen
sind gallertartig, halbdurchsichtig,
und daher von ungeübten Augen
nicht immer gleich
zu erkennen. In der Ruhe haben sie den
Körper
und die Arme ausgestreckt: bey einer gewaltsa-
men Berührung aber, oder auser dem Wasser, zie-
hen sie sich in ein unförmliches Klümpgen zusam-
men. Die Gattungen variiren in der Farbe,
theils
auch in der Proportion, und in der meh-
rern oder
mindern Festigkeit ihres schleimichten
Körpers. Die verschiedene
Anzal der Arme ist
mehr zufällig. Sie sind vom April bis
October
in sanft fließenden Wassern und Teichen zu fin-
den, und sitzen mit dem hintern Ende an Was-
serpflanzen, Schnecken etc. fest. Oft sieht
man
zu Hunderten bey einander: da zuweilen ihre
Arme wie
verwirrter Flachs durch einander zu
kreuzen scheinen, und doch jedes
einzelne Thier
die seinigen ohne sie zwischen der andern ihren
zu
verwickeln, zu sich ziehen kan. Ihr Körper ist
hol, ohne alle
Eingeweide. Den Sommer hin-
durch vermehren sie sich,
indem sie die lebendigen
Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper
treiben,
die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder
Junge
ausgewachsen sind, von der Mutter los-
reißen. Bey
Annäherung des Winters aber mö-
gen sie, wie wir aus
der Analogie mit den Feder-
busch-Polypen und
Blumen-Polypen schließen,
wol Eyer legen, aus denen im Frühjahr die
junge
Brut hervorbricht. Man kan sie in sechs und
mehr Stücke
zerschneiden, und jedes Stück wird
[Seite 444] binnen einigen
Tagen wieder zu ganzen Polypen
erwachsen. Man kan ihnen den Kopf
oder den
Hintertheil der Länge nach spalten, und sich viel-
köpfige oder vielgeschwänzte Polypen
schaffen.
Man kann mehrere Polypen in einander stecken,
oder
auch zu wunderlichen monstreusen Gruppen
zusammenheilen. Man kan sie
durch einen, frey-
lich Uebung und Geduld
erfordernden, Handgriff
wie einen Handschuh umkehren. Man kan sie
der
Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stückgen
Band
ausbreiten, und doch werden auch dann,
wie Rösel zuerst bemerkt hat,
mehrere auf eine
schwehr zu begreifende Weise einander
auffressen,
oder eigentlich in einander schmelzen, können.
Man
kan sie, nach den merkwürdigen Versuchen des
Hrn. Prof.
Lichtenberg, mit Schlingen von Haaren
durchschnüren, und wärend daß
die Schlinge all-
mälig durchschneidet, werden die
derweil getrenn-
ten Theile doch schon wieder
aneinander wachsen
u.s.w.
1. † Viridis, der grüne Arm-Polyp. H.
vi-
ridis, corpore et cirris brevioribus.
*
Kürzer, untersetzter als die übrigen Arten.
Im
Teiche vor der Rasemüle ohnweit Göttingen
haben wir aber auch eine
Art grüner Arm-Po-
lypen mit schlankem spindelförmigem
Körper,
und kurzen Armen, gefunden.
2. † Fusca, der braune Arm-Polyp. H.
fusca, corpora longiore, cirris longissimis. *
3. † Aurantia, der Orangegelbe Arm-Polyp.
H. aurantia, corpore longiore, cirris lon-
gissimis. *
Auch diese Gattung haben wir um Göttingen
mit
Zoll-langem Körper und Spannen langen
Armen gefunden.
71. vorticella,
Blumen-Polypen.
Corpus petiolatum vibrans. Os
terminale,
plerisque ciliatum.
Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren
nähere
Untersuchung aber doch ein stark bewaff-
netes Auge
erfordert. Die mehresten Blumen-
Polypen leben
gesellschaftlich, entweder an einem
gemeinschaftlichen Stamme als
Aeste, oder sie
sind doch in eine Stelle zusammen versammelt;
da
eine solche Colonie dem blosen Auge wie ein
Kügelchen Schimmel
vorkomt, das aber bey der
mindesten Erschütterung des Glases auf
einige
Zeit zusammenfährt, und zu verschwinden scheint.
1. † Anastatica. V. stirpe multifida,
floribus
campanulatis. *
trembley
in philos. Transact. Vol.
XLIV. Tab. I. fig. 7. 8.
9.
2. † Rotatoria, das Räderthier. V.
caudata
cylindracea, pharyngis rotulis binis. *
Wir haben des überaus sonderbaren Thiergens
schon
mehrmahlen erwähnt (§. 22. 30): und
ihm schon oben das vermeinte
Herz abgesprochen,
und es für die Speiseröhre erklärt.
3. † Tubulosa, der Röhren-Polyp. V.
tu-
bulosa, fixa, erecta, capite
tetrapetalo.
An Wasserpflanzen in einem kleinen Futteral.
Der
Hals dreht sich unaufhörlich aber langsam her-
um,
fast wie eine Schraube ohne Ende. Unser ver-
storbener
Freund der Hr. Leibmed. Wagler hat uns
versichert, daß die
Nebenrörgen nicht aus der
Hauptröre entspringen, sondern blos
zufällig
angebauet werden.
72. volvox. Corpus liberum, rotundatum,
gelatinosum
gyratile.
1. † Globator, das Kugelthier. V.
globosus,
superficie granulata. *
Ein kleines Kügelchen, von blauer, grüner
oder
andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewe-
gungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt und
umher
dreht. Man kan die Nachkommenschaft
schon im Leibe der
durchsichtigen Mutter bis ins
vierte Glied erkennen.
73. chaos. Corpus liberum, simplex, generi
polymorphon, speciebus
uniforme.
Wir fassen mit Linné, zum Beschluß der gan-
zen Thiergeschichte unter diesen
Geschlechtsnamen
die zallosen meist dem blosen Auge
unsichtbaren
Geschöpfe zusammen, die sich in faulenden Säf-
ten, und eingebeizten Theilen andrer Thiere
und
der Gewächse zeigen. Es wäre wider den Zweck
eines
Handbuchs, dem Fleis der gedultigen Män-
ner zu
folgen, die auch diese Thiergen in ein
besondres System gebracht
haben. Fast in allen
faulen Säften finden sich sogenannte
Infusions-
thiergen, ob es schon nicht gegründet
ist, daß
alle Infusionen verschiedner Art auch ihre ver-
schiednen Thiergen hervorbrächten, oder daß
der
Staub der Pilze oder der Brand im Getraide zu
dergleichen
Thiergen belebt würde. Hingegen ist
es allerdings richtig, daß sie
von auserordentli-
cher Dauer sind, daß sie der Hitze
des siedenden
Wassers und der Dürre widerstehen können, daß
man
z.B. im Aufguß von gebranntem Kaffee
doch die bestimmten Thiergen,
und im aufgeweich-
ten Kleister von alten Bücherbänden
doch die
kleinen Aale erblickt. Auch im luftleeren Raume
[Seite 447] können sie
mehrere Wochen hindurch ausdauern:
aber der elektrische Funke macht
sie zerschmelzen.
Meist vermehren sie sich durch Theilung: doch
ge-
bären auch manche lebendige Junge, und
einige
legen Eyer.
1. † Anguillula, die Essig-Aale, Kleister-
Aale. C. filiforme, utrinque
attenuatum. *
2. † Spermaticum, die Saamenthiergen. C.
corpore ovato, cauda brevi filiformi. *
Ars, sive additus rebus
homo. baco
de verulam.
L'art
en général est l'industrie
de l'homme
appliquée
par ses besoins, ou par son luxe,
aux productions de la
Nature.
diderot.
Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant,
co-
eunt, vivos foetus pariunt, eosdemque
lacte alunt,
partium denique omnium internarum structura et
usu
cum iis conveniunt. raivs.
Abbildungen oder Nachrichten von gehörnten
Hasen
finden sich z.B. in c.
gesneri
icon. et nomenclatur.
quadrupedum,
ed. 1560. p.
gassendi
vita Peirescii.
th. bartholini
epist. medic Cent. II. Mus.
bes-
ler. Mus.
wormian. ol.
iacobaei. Mus.
reg.
g. h.
welschii
hecatost. phys. med. I. th. bowrey
Malayo Diction. Lond. 1701. 4. Jenkel
Museograph.
Misc. N. C. Dec. II.
klein
dispositio quadruped. I.
D. Meyers Vorstell, allerh.
Thiere. M. E. Ridin-
ger hat auch ein Blatt nach seines Vaters Joh.
Elias Zeichnung gestochen, worauf zwey
gehörnte
Hasen nach dem Leben abgebildet
sind.
Certum est, Balearicos adversus proventum
cuniculorum
auxilium militare a Divo Augusto
petiisse. plin.
V. Haller
elem. physiol. L. XII. et XIV. Von Leonh.
Zollikofers Hund,
der 1582 seinem Herrn, vierzehn
Tage nach dessen Abreise,
vom Schlosse Altenklin-
gen im Thurgau nach
Paris ganz allein nachgelau-
fen und ihn
aufgefunden, s. Herrlibergers Topogra-
phie
der Eidgenoßschaft, 1. Th.
Von einem Hunde
der Briefe über Feld getragen etc.
s. Gothaisch. Kirchen-
und Schul-Staat, I B. II St.
Hiob Ludolf in
der hist. Aethiop. glaubt,
Salomo
meyne den Zebra, Sprüchw. K. 30. B.
31.
Plin. VIII. 1. Elephas animal proximum est humanis sen-
sibus. Die Malaier brauchen orang, das Stamm-
wort
zu orang-utang,
gemeinschaftlich vom Menschen
und Elephanten.
Die Kunstgeschichte des Elfenbeins,
zumal dessen
Bearbeitung Hey den Alten hat Hr. Hofr.
Heyne
in zwey Abhandlungen erschöpft, die sich in
den
Nov. Comment. Goett. T. I.
finden. Die unbeschreib-
lich schönen
Sculpturarbeiten des Lausanner Künst-
lers
Pergaut übertreffen an Feinheit alle Versuche
seiner
Vorgänger in diesem Fache.
Auf einer Münze von Domitianus in klein
Erz. s.
Philos. Transact. Vol. XLVI.
tab. II. fig. 5. 6. 7.
Wir haben einen
Neu-Seeländischen Damen-Hals-
schmuck vor uns, der
aus solchen Luftknochen von
Sangvögeln und aus kleinen
Schneckenhäusern ge-
macht ist. Die Luftknochen
der Gänse u.a. grösserer
Vögel werden bekanntlich zu Pfeifgen
verarbeitet.
plin. L. X. c. 55. Livia Angusta, prima sua juventa
Tiberio
Caesare ex Nerone gravida, cum parere viri-
lem sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari an-
gurio, ovum in sinu fovendo, atqne cum
deponendum
haberet, nutrici per sinum tradendo, ne
intermitte-
retur tepor
etc.
Alex. Gordon, Ess. towards explainnig the
hierogl. fig.
on the Coffin of an ancient Mummy etc.
Lond. 1737.
fol.
Th. Pennant on the different species of the
Birds, call-
ed Pinguins. Philos. Tr.
Vol. LVIII. p. 98. sqq.
Hi magistratus nostros quotidie regunt,
domosque ipsis
suas claudunt aut reserant. Hi fasces
Romanorum im-
pellunt aut retinent, jabent
acies aut prohibent: vi-
ctoriarum omnium
toto orbe partarum auspices. Hi
maxime terrarum imperio
imperant etc.
plin.
Frontini strategem. L. III. c. 13. Tasso
Gierusal. liber.
C. XVIII. Russel nat. hist. of Aleppo.
Günthers Nester
und Eyer versch. Vögel, durch
Wirsing. Taf. X. Ein Nest, was
zahme Zeisgen
in der Stube gebaut, s. in Dresdn. Magazin 1.
Th.
Taf. 1.
Mehrere solche Fälle s. in Herrn Hofr.
Kästners
Vorrede zum 3ten B. seiner Ueberf. der
Schwed.
Abh. Wie lange die Keime der organisirten Kor-
per in ihren Hülsen (§. 18.) verschlossen
ausdauren
können, sieht man an Vogeleyern, die noch
nach
vielen Monaten zum Bebrüten geschickt bleiben;
an
Getraide-Saamen, die selbst nach einigen Jahrhun-
derten noch ausgekeimt und aufgewachsen sind
etc.
Wie im Jahr 1479,
da die Engerlinge deshalb in
einem weitläuftigen Monitorio fürs geistliche Recht
gen
Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen
Advocaten von
Freyburg zugestand, sie selbst aber
nach genauer Abhörung
beider Parteyen, und reif-
licher Ueberlegung
förmlich in Bann that. s. Mich.
Stettlers
Schweitzer-Chronick S. 278.
S. den Codex diplomaticus Ratisponensis in
pezii
collect. T. I. P. III. p. 67. sqq. und
caesarii
heisterbacensis
registrum antiquum honorum
eccles.
Prumiensis in
leibnitii
Collectan. etymo-
logic.
P. II. p. 467.
Wir verweisen hierüber auf ein Werk, was
nie
seines gleichen gehabt hat, vielleicht nie
haben
wird, und immer ein grosses Denkmal des müh-
seeligsten gedultigsten Fleisses, und in
seiner Art
das non plus ultra
menschlicher Kunst, von Sei-
ten der
Zergliederungsnadel sowol, als des Grab-
stichels bleiben dürfte. Traité anatomique
de la
Chenille qui ronge le bois de Saule, par p.
lyonet.
à la
Haye, 1762. 656 S. in gr. 4. mit 18 Kupfert.
[Seite 366] von der
Hand des Verf. Die Spinnwerkzeuge s.
T. II. Fig. 8. 9. 11.
S. 54. T. V. Fig. I. T. V. X. Y.
S.
111. und T. XIV. Fig. 10. 11. S. 498.
S. Beschouwing der Wonderen Gods in de
minstge-
achtte Schepzelen, of
Nederlandsche Insecten etc.
door
chr. sepp. Amst. 1762. 4. IV. St. 5 Verh.
S. 25. T. V. Wir können uns
diese Gelegenheit
nicht entgehen lassen, diesem Werke ein
ähnliches
Lob als dem Lyonetischen zu ertheilen. Der
Pinsel
macht hier seinem Meister völlig so viel Ehre,
als
dort der Grabstichel dem seinigen. Von allen
den
illuminirten Werken zur Naturgeschichte, die uns
bis
jetzt zu Handen kommen sind, hat schlechter-
dings keins die sonst so unnachahmliche Natur auf
eine so
täuschende Weise erreicht, als dieses. Ein
anderes Werk
dieses Künstlers haben wir oben S.
217. u. f. mehrmalen
angeführt.