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Handbuch
der
Naturgeschichte.

Mit Kupfern.

Multa fiunt eadem sed aliter.

(qvintilian.)
Zweyte durchgehends verbesserte Ausgabe.
Göttingen,
bey Johann Christian Dieterich,
1782.
[titlePage_verso]
Ex
Bibliotheca
Regia Acad.
Georgiæ
Aug:

Vorrede.

[[I]]

Ich habe in den zwey Jahren die
seit der ersten Ausgabe dieses
Handbuchs verstrichen sind, allen Fleis
angewandt dessen Mängel zu verbessern,
und schäme mich nicht zu sagen, daß
es nun sowol in Rücksicht der Sachen,
als des Ausdrucks, mehrere hundert Be-
richtigungen und Zusätze erhalten hat;
und hingegen vieles minder wichtige aus-
gelassen worden*). An der Einrichtung
[[II]] überhaupt aber, an der Classification u.
s. w. habe ich nichts abzuändern gefun-
den: so wie auch die gegenwärtige Auf-
lage der vorigen an Bogenzal gleich ge-
blieben ist. Den Thieren die sich in
Deutschland finden habe ich wieder, so
wie in jener, ein † vorgesetzt: und ein *
am Ende des Characters bedeutet, daß
ich das ganze Thier im Academischen
Museo oder sonst wo gesehen habe.
Göttingen den 24. Apr. 1782.

Blumenbach.

Erklärung der Kupfertafeln.

[[III]]

I. Taf. zum Thierreich.

  • 1. Fig. eines Affen Vorderhand. (S. 46.)
  • 2. Fig. dessen Hinterhand. (eben das.)
  • 3. Fig. Hinterfus des Löwen, der nur mit den
    Zehen auftritt. (S. 47.)
  • 4. Fig. Des Bären Hinterfus, der auf der ganzen
    Fussohle geht. (eben das.)
  • 5. 6. und 7. Fig. Dreyerley Backenzähne, von fleisch-
    fressenden, grasfressenden, und von Thie-
    ren die sich aus beiden organisirten Reichen
    nähren. (S. 47.) Fig. 5. vom Wolf.
    Fig. 6. vom Pferd. Fig. 7. vom Menschen.
  • 8. Fig. Rollschwanz des Ameisenbären. (S. 50.)
  • 9. 10. und 11. Fig. Die dreyerlen Bienen-Ge-
    schlechter. (S. 380.) Fig. 9. die Königin
    oder der Weisler. Fig. 10. eine männliche
    Biene oder Trone. Fig. 11. eine Werk-
    oder Arbeitshiene.
  • 12. Fig. Eine rechtsgewundene Schnecke. (S. 426).
    Helix ianthina (S. 432.)
  • 13. Fig. Eine linksgewundene Schnecke (S. 426.)
    Turbo peruersus, des Linkshörnchen (S. 432.)
  • 14. 15. und 16. Fig. Die dreyerley Süswasser-
    Polypen. Fig. 14. a Federbusch-Polypen
    Tubularia Sultana, in natürlicher Grösse.
    Fig. 14. b Eben dieselben vergrössert. (S.
    441.) Fig. 15. Ein Armpolyp nebst seinen
    daran sitzenden Jungen, Hydra fusca (S. 444.)
    Fig. 16. a Blumen-Polypen, Vorticella
    anastatica
    , in natürl. Grösse. Fig. 16. b
    Eben dieselben vergrössert (S. 445.)

II. Taf. zum Pflanzenreich.

  • 1. und 2. Fig. Die beiden Rinden vom Birnblatt,
    sehr stark vergrössert. (S. 452.) Fig. 1. ist
    die Blattrinde von der untern Seite, Fig. 2.
    die von der obern. Die Maschen sind da
    wo sie über drunter liegende holzichte Ge-
    fässe des eigentlichen Blattgerippes weglau-
    fen, ganz anders gestaltet als in den Zwi-
    schenräumen. Auf der untern Blattrinde
    sind auch häufigere und grössere Drüsen als
    auf der obern.
  • 3. Fig. eine Lilie. a. der Fruchtboden. b. c. d.
    der Staubweg; nemlich b. der Fruchtknoten.
    c. der Griffel. d. die Narbe. e. f. die
    Staubfäden; nemlich e. der Faden. f. der
    Staubbeutel. (S. 461. u. f.)
  • 4. Fig. eine Apfelblüthe. a. germen inferum.
    (S. 462.)
  • 5. Fig. eine kreuzförmige Blüthe, Flos cruciatus.
    (S. 465.)
  • 6. Fig. Eine Schmetterlingsblume, Flos papiliona-
    ceus. a.
    das grosse Schirmblatt, vexil
    lum. bb
    . die beiden Flügel, alae. c das Schiff-
    gen, carina. d. der Kelch, calix. (S. 465.)
  • 7. Fig. eine Rachenförmige Blüthe, Flos ringens.
    a. der Helm, galea. b. die Lippe, labium.
    c. der Schlund, Faux. d. der Kelch.
    (S. 466.)
  • 8. Fig. ein Blumen-Schirm oder Dolde, Vm-
    bella. a.
    die erste, b. die zweyte Division
    der Stiele. (S. 466.)
  • 9. Fig. eine zusammengesetzte Blüthe von regulären
    und irregulären Blümchen, Flos composi-
    tus radiatus. a.
    die regulären Flosculi.
    b. die irregulären Semiflosculi. (S. 467.)
  • 10. Fig. eine Kornblüthe. a. die beiden Staub-
    wege. b. die drey Staubbeutel. (S. 468.)
  • 11. Fig. ein blühendes Moos, Bryum caespiti-
    tium. a.
    der Hut, calyptra. b. das Be-
    cherförmige Köpfgen, capitulum, das sei-
    nen Staub ausschüttet.

III. Taf. zum Mineralreich.

  • 1. 2 und 3. Fig. verschiedene Crystallisationen des
    Kalkspaths. (S. 491.) 1. Canondruse. 2.
    Schweinszahn.
  • 4. Fig. Schwerspat-Crystall. (S. 493.)
  • 5. Fig. Crystallisation des rohen Demants (S. 500.)
  • 6. Fig. Crystallisation des Schneckensteins und des
    Brasilischen Topas. (S. 502.)
  • 7. Fig. Quarz. Crystall. (S. 504.)
  • 8. Fig. Crystallisation des orientalischen Topas.
    (S. 502.).
  • 9. Fig. Ein dodecaëtrischer Granat mit stumpfen
    Rändern. (S. 504)
  • 10. Fig. Kieswürfel deren zunächst an einander
    stossende Seitenflächen so sonderbar, nemlich
    ganz conträr, gestreift sind. (S. 524.)
  • 11. Fig. eine gegliederte Basaltsäule, Vulcanius
    columnaris
    , vom Riesendamme in Irland,
    deren Glieder auf der Unterseite a. concav,
    auf der obern b. hingegen convex sind.
    (S. 513.)
  • 12. Fig. eine saubere kleine Basaltart vom Drans-
    berg (eben das.)
  • 13. Fig. der wahre Ludus Helmontii. (S. 544.)
  • 14. Fig. Wieliczkaër Gekrösstein. (eben das.)
  • 15. Fig. Doppelröhre vom Heinberg. (S. 557.)

Erster Abschnitt.
Von Naturalien überhaupt;
ihrer Eintheilung in drey Reiche
u.s.w.

[Seite 1]

§. 1.

Alle Dinge, die sich auf, und in unsrer
Erde finden, zeigen sich entweder in der-
selben Gestalt, in welcher sie aus der Hand der
Natur gekommen; oder so, wie sie durch Men-
schen oder Thiere, zu bestimmten Absichten,
oder auch durch bloßen Zufall verändert und
gleichsam umgeschaffen worden sind. Auf
diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte
Eintheilung aller Körper in natürliche (na-
turalia
), und durch Kunst verfertigte (ar-
tefacta
). Die erstern machen den Gegenstand
der Naturgeschichte aus, und man belegt alle
Körper mit dem Namen der Naturalien, die
nur noch keine wesentliche Veränderung
[Seite 2] durch Menschenhände erlitten haben. Ar-
tefacten werden sie blos alsdann, wenn der
Mensch*) wesentliche Veränderungen mit
ihnen vornimt.

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, in
Rücksicht ihrer Entstehung, ihres Wachs-
thums, und ihrer Structur, eine doppelte
Verschiedenheit. Die einen nemlich sind alle-
mal von andern natürlichen Körpern ihrer Art
hervorgebracht; ihre Existenz setzt in einer un-
unterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung
hinauf immer andere dergleichen Körper vor-
aus, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub-
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper
auf, aßimiliren sie den Bestandtheilen dessel-
ben, und befördern dadurch ihr Wachsthum
von innen (mittelst inniger Aneignung, in-
tus susceptio, expansio
). Diese beiden Eigen-
schaften setzen drittens von selbst eine besondere
Structur bey dieser Art von natürlichen Kör-
pern voraus. Sie müssen nemlich, wenn sie
anders ihres gleichen hervorbringen, und Nah-
rungsmittel zu sich nehmen sollen, mancherley
[Seite 3] Gefäße und Organe in ihrem Körper haben,
die zur Aßimilation dieser Alimente, zur Er-
zeugung ähnlicher Körper ihrer Art u.s.w.
nothwendig sind. Dieß alles fehlt bey den na-
türlichen Körpern der andern Art. Beides,
sowol ihre Entstehung, als ihr Wachsthum,
wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf,
ist sehr zufällig, wird keineswegs durch innige
Aneignung, sondern lediglich durch Anhäufung
oder Ansatz von aussen (Sammlung, aggre-
gatio, juxta positio
) bewirkt; und sie bedürfen
folglich auch keines so zusammengesetzten Kör-
perbaues, keiner solchen. Organe, als die
Eigenschaften der natürlichen Körper der ersten
Art unumgänglich erfoderten. Jene heisen des-
halb organisirte, die letztern unorganisirte
Körper, oder Mineralien.

§. 3.

Endlich sind nun auch die organisirten
Körper selbst, theils in der Art wie sie ihre
Nahrungsmittel zu sich nehmen, theils in
Rücksicht ihrer Bewegung, von einer doppel-
ten Verschiedenheit. Die Einen nemlich zie-
hen einen sehr einfachen Nahrungssaft durch
zahlreiche kleine Oefnungen, die sich am einen
Ende ihres Körpers befinden, in sich: da hin-
gegen die Andern eine einfache, aber nach Ver-
hältnis ungleich grössere Oefnung an sich ha-
ben, die zu einem geräumlichen Schlauche führt,
[Seite 4] wohin sie ihre Alimente, die von sehr verschied-
ner Art sind, bringen; die aber alsdann erst
noch vielerley Veränderung erleiden müssen, ehe
sie zur Nutrition geschickt werden. Diese letz-
tern äussern zu dem noch willkürliche oder
eigenthümliche Bewegung ihrer Gliedmas-
sen, die den erstern völlig mangelt. Jenes
sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter sich
(§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey
Reiche, worein man alle Naturalien sehr schick-
lich classificirt hat, und wovon das erste die
Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte
die Mineralien begreift. Die Thiere sind,
nach dem was oben gesagt worden, organisirte
Körper, die erstens willkührliche Bewegung
besitzen, und zweytens ihre Nahrungsmittel
durch den Mund in den Magen bringen, wo
der nahrhafteste Theil davon abgesondert und
zur Nutrition verwandt wird. Die Pflanzen
sind zwar ebenfalls organisirte Körper, denen
aber die willkührliche Bewegung gänzlich man-
gelt, und die zweytens ihren Nahrungssaft
durch Wurzeln einsaugen, nicht so wie die
Thiere ihre Speisen durch eine besondere ein-
fache Oefnung zu sich nehmen. Die Mine-
[Seite 5] ralien endlich sind unorganisirte Körper, die
blos dadurch entstehen, daß einfache Theile
durch Ansatz von aussen zusammen gehäuft, und
mit einander verbunden werden, ohne daß sie
die mindste Nahrung, weder durch einen Mund
wie die Thiere, noch durch Wurzeln wie die
Pflanzen, in sich bringen, und so ihr Wachs-
thum durch innige Aneignung bewirken könnten.

§. 5.

Man hat sonst die Thiere und Pflanzen
durch andere als die angezeigten Charaktere zu
unterscheiden gemeint, die sich zwar auch auf
Wurzel der Gewächse und Bewegung der
Thiere, aber in einem ganz andern Sinne grün-
den. Die Pflanzen sollten nemlich organisirte
Körper seyn, die den Ort ihres Aufenthalts
nicht verändern könnten, weil sie eingewurzelt
wären; und hingegen die Thiere ausschlieslich
diese Fähigkeit ihren Standpunkt zu wechseln
(locomotivitas) besitzen. Allein diese Kernzei-
chen sind unzulänglich. Von der einen Seite
kennen wir sehr viele Pflanzen, die nichts we-
niger als eingewurzeln sind; und von der an-
dern sehr viele Thiere, die eben so wenig auf
locomotivitas Anspruch machen können. Eine
Wasserlinse verändert järlich ihren Aufenthalt,
indem sie mit Annährung des Winters zu Bo-
den sinkt und im Frühjahr wieder heraussteigt,
da hingegen eine See-Tulpe (Lepas balanus)
[Seite 6] so wie viele andere Thiere aus der Classe der
Würmer, ihren einmal eingenommenen Platz
nie von selbst wieder verlassen kann.

§. 6.

Andere berühmte Männer, haben, zumal
ganz neuerlich, die Gränzen zwischen Thier-
und Pflanzen-Reich gänzlich aufzuheben ge-
trachtet; indem sie sich auf organisirte Körper
bezogen haben, die gleich viel Anspruch aus
thierische und Pflanzen-Natur machen könnten,
die folglich mit Unrecht zu einem organisirten
Reiche insbesondere gezählt würden, sondern
die das Band zwischen beiden, und einen un-
merklichen Uebergang vom einen zum andern,
abgäben. Allein diese Einwürfe verschwinden,
sobald man sich über die Eigenschaften ver-
gleicht, die man zu einem Thier oder zu einer
Pflanze erfodert. Wir haben uns erklärt,
was wir für Begriffe mit Animalität oder Ve-
getabilität verbinden, und so ist unserm Be-
dünken nach alle Zweydeutigkeit und Ungewiß-
heit über diese Punkte gehoben. Der Polype
läßt sich zwar durch Zweige fortpflanzen, wie eine
Weide; aber wie kan er nun deswegen gleich
zur Pflanze, oder doch zum Mittelding zwi-
schen ihr und einem Thiere gemacht werden?
Er verschlingt seine Würmchen durch eine große
Oeffnung die an seinem Körper ist, und zieht
seine Nährung nicht durch Wurzelzäserchen in
[Seite 7] sich; er hat willkürliche Bewegung, so gut als
irgend ein Thier des Erdbodens; und was
brauchts mehr, um ihm seine Animalität zu
vindiciren, und zu beweisen, daß er mit gleich
wenig Recht Pflanze oder Stein genannt wer-
den dürfe. Kurz, uns wenigstens ist noch kein
Geschöpf bekannt, daß auf beide organisirte
Reiche gleich viel Anspruch machen dürfte; und
schon a priori scheint uns die Existenz eines
solchen Dinges gar nicht denkbar, was in dem
Fall willkürliche Bewegung zugleich haben und
nicht haben müßte. Zwar giebt es allerdings
organisirte Körper, die uns bis jetzt noch zwei-
felhaft lassen, zu welchem von beiden Reichen
man sie rechnen soll. Von der Art sind in un-
sern Augen die Saugeschwämme (Spongiae)
und die Pilze (Fungi). Es scheint uns leich-
ter gesagt als erwiesen, daß jenes Thiere, dieß
Pflanzen seyn sollen. Allein diese Ungewiß-
heit rürt bey weiten nicht etwa daher, daß
diese Geschöpfe das Mittel zwischen beiden or-
ganisirten Reichen hielten, sondern daher, daß
wir überhaupt von ihrer Entstehung noch zu
wenig befriedigendes haben erfahren können,
worüber aber hoffentlich die Bemühungen der
Nachwelt einst mehreres Licht verbreiten, ihre
Natur näher bestimmen, und ihnen dann ih-
ren behörigen Platz in einem von beiden or-
ganisirten Reichen mit Zuverläßigkeit anweisen
werden.

§. 7.

[Seite 8]

Noch müssen wir endlich ein paar Worte
über die bekannten Bilder von Ketten und Lei-
tern und Netzen, die man der Natur angepaßt
hat, sagen. Auch durch sie hat man neuer-
lich die Stützen der bestimmten Naturreiche zu
untergraben gesucht. Man hat nemlich den
Satz: Die Natur thut keinen Sprung,
über den schon Leibniz viel wahres und
schönes gesagt hat, den Bradley nachher
(auf Addison's Anrathen) in einem eignen
Werke, aber ziemlich unvollständig und tro-
cken, Bonnet ungemein scharssinnig, und Ro-
binet ganz abentheuerlich behandelt haben, da-
hin gedeutet: daß alle erschaffene Wesen, vom
vollkommensten bis zum Atom, vom Engel
bis zum einfachsten Elemente, in einer unun-
terbrochnen Reihe, wie Glied an Glied
in einer Kette, zusammenhingen; daß sie
in Rücksicht, ihrer Bildung stufenweise,
aber doch so unmerklich auf einander folg-
ten, daß durchaus keine andre, als eine
sehr willkürliche, sehr imaginäre Abtheilung
in Reiche oder Classen und Ordnungen etc. bey
ihnen statt finden könne. Diese Idee von Stu-
fenfolge in der Natur ist allerdings nicht nur
eine der interessantsten Speculationen in der
Natürlichen Philosophie, sondern auch der
wahre Grund eines natürlichen Systems
in der Naturgeschichte, das der große, aber
[Seite 9] noch meist unbefriedigte Wunsch, aller Natur-
forscher ist, und nach welchem man die natürli-
chen Körper nach ihrer grösten vielseitigsten äu-
sern Verwandschaft zusammen ordnen, die ähn-
lichen verbinden, die unähnlichen von einander
entfernen soll. Zur Erleichterung und Ver-
vollkomnung der Methode in der Naturge-
schichte also, und als Hülfsmittel fürs. Ge-
dächtnis, sind dergleichen Vorstellungen von Ket-
ten und Leitern gar sehr nutzbar. Aber um so
weniger dürfen sie der guten Sache der be-
stimmten Naturreiche, und der Classification
der Naturalien, Eintrag thun, und überhaupt
für nichts mehr als eine gut ausgedachte Alle-
gorie angesehen, am wenigsten aber in den Plan
Gottes bey seiner Schöpfung hinein gedichtet
werden. Denn das scheint uns eine schwache,
und der Allweisheit des Schöpfers unanstän-
dige Behauptung, wenn man im Ernste an-
nehmen wollte, daß auch. Er bey der Schö-
pfung einen solchen allegorischen Plan befolgt,
und die Vollkommenheit seiner großen Hand-
lung darein gesetzt hätte, daß er seinen Ge-
schöpfen alle ersinnliche Formen gäbe, und sie
folglich vom obersten bis zum untersten ganz
regelmäßig stufenweis auf einander folgen liesse.
Die Vollkommenheit in der großen Haushal-
tung der Natur ist, so wie bey der kleinsten
Oekonomie einer Familie, in ganz andern
Vorzügen zu suchen. Daß Gott in seiner
[Seite 10] Schöpfung keine Lücke gelassen hat, daß die-
ses unermeßliche Uhrwerk nirgend stockt, son-
dern im ununterbrochnen Gange, im beständi-
gen Gleichgewicht erhalten wird, davon liegt
der Grund wohl schwerlich darinne, weil der
Orangutang den Uebergang vom Menschen
zum Affen machen, oder weil die Vögel durch
die Fledermäuse mit den vierfüßigen Thieren,
und durch die fliegenden Fische mit den Fischen
verbunden seyn sollen: sondern weil jedes er-
schaffne Wesen seine Bestimmung, und den zu
dieser Bestimmung erfoderlichen Körperbau
hat; weil kein zweckloses Geschöpf existirt,
was nicht auch seinen Beytrag zur Vollkom-
menheit des Ganzen gäbe, ja, was nicht so zu
sagen, das für die ganze übrige Schöpfung
wäre, was Phidias Bild am Schild seiner Mi-
nerva war, das man nicht ausheben durfte,
wenn nicht das ganze große Werk zusammen
fallen sollte! Das machts, daß die Schöpfung
ihren Gang geht, und daß noch kein Weiser,
irgend einer Zeit oder eines Volks, in ihr eine
Lücke hat antreffen können. Kette der Natur,
die suchen wir nicht in der stufenweisen Bil-
dung ihrer Körper, nicht darinn, daß der eine,
Thier und Pflanze, und ein andrer Pflanze
und Stein verknüpfen soll; sondern in den an-
gewiesenen Geschäften der Glieder dieser Kette,
wie Glied und Glied nicht nach ihrer Form,
sondern nach ihrer Bestimmung in einander
[Seite 11] greifen u.s.w. Bey dieser unendlich weisen
Einrichtung der göttlichen Vorsicht braucht die
Vernunft keine Bindungsglieder vorauszuse-
tzen, die diese Geschöpfe so verschiedner Art in
Rücksicht ihrer Bildung verknüpfen müßten; so
wie uns auch die Erfahrung bis jetzt noch
keine natürliche Körper kennen gelehrt hat, die
mit Recht auf den Namen solcher Bindungs-
glieder zwischen den drey Naturreichen Un-
spruch machen dürften. Im Gegentheil braucht
man sich blos der zahllosen Arten von Verstei-
nerungen zu erinnern, zu welchen in der jetzt-
gen Schöpfung noch keine Spur von einen Ori-
ginal hat aufgefunden werden können, um die
eingebildete Leiter voller Lücken und sehr man-
gelhaft zu finden: so wie hingegen unter den
gegenwärtigen organischen Körpern gar viele
Geschlechter und Arten von so auszeichnender
ungewönlicher Bildung sind, daß man sie auch
bey der sorgfältigsten Anlage einer solchen Lei-
ter der Natur mit Mühe und nicht ohne sicht-
lichen Zwang irgendwo einschieben und unter-
bringen kan.

Zweyter Abschnitt.
Von den organisirten Körpern
überhaupt.

[Seite 12]

§. 8.

Was ein organisirter Körper im Gegensatz
vom unorganisirten, vom Mineral, sey, ha-
ben wir oben (§. 2.) bestimmt. Jetzt müssen
wir die allgemeinen Eigenschaften dieser Kör-
per, die Eigenschaften, die der Mensch und
die Made, die Ceder und der Schimmel mit
einander gemein haben, näher beleuchten.

§. 9.

Jeder organisirte Körper entsteht, lebt,
und stirbt ab. Das sind die drey großen
Revolutionen, welche die Existenz eines je-
den Thiers oder jeder Pflanze unumgänglich
voraussetzt, sie mögen nun wie der Baobab
(Adansonia) und die Eiche ein Alter von Jahr-
tausenden erreichen, oder wie mancher Schim-
mel (Embolus carneus hall.) binnen einer
einzigen Stunde entstehen, erwachsen, veral-
tern und sterben; und wenn sie auch selbst so-
gleich nach der Empfängnis wieder vernichtet
[Seite 13] wären, so setzt doch dieses ihr augenblickliches
Daseyn Entstehung Leben und Tod voraus; die
man sich als eben so verschiedne Epochen oder
Revolutionen ihrer Existenz denken muß. Je-
des Thier und jede Pflanze haben von der an-
dern Seite auch drey große Bestimmun-
gen, die sie schon als organisirte Körper, ohne
Rücksicht auf ihre übrigen Geschäfte, erfüllen
müssen; nemlich sich zu nähren, zu wach-
sen und ihres gleichen zu zeugen. Die bei-
den ersten sind eben so schlechterdings nothwen-
dig als jene Revolutionen; nur die dritte ist
conditional. Das Leben eines organisirten Kör-
pers mag noch so kurz, noch so augenblicklich
seyn, so hätte es doch nicht ohne Nahrung dau-
ren können, und diese Ernährung hat Wachs-
thum zur Folge, sollte dieß auch gleich noch so
unmerklich gewesen seyn; die dritte Bestim-
mung hingegen, oder die Fähigkeit seines glei-
chen zu zeugen, kommt dem organisirten Kör-
per nur bedingungsweise zu. Denn erstens
giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die erzeugt
und gebohren werden, sich nähren, wachsen etc.
und am Ende wieder absterben, ohne je im
Stande zu seyn, weder zu erzeugen, noch zu
empfangen, ohne je der Freuden der Liebe zu
geniesen u.s.w. wohin z.B. die Arbeitsbienen
gehören. Zweytens aber wird auch das Zeu-
gungs-Geschäfte, bey deren organisirten Kör-
pern, die alle Fähigkeiten dazu besitzen, doch
[Seite 14] nur in einem bestimmten Alter ihres Lebens
vollzogen, dahingegen Ernährung und Wachs-
thum (letzteres nemlich im weitläuftigen Sinn
genommen) lebenswierig dauern. Die also
vor dem bestimmten Alter absterben, können
diese Bestimmung gar nie erfüllen, und die es
überleben, sind auch nachher unvermögend dazu.

§. 10.

Sich die Entstehung der organisirten
Körper zu erklären, hat man neuerlich die frey-
lich ganz commode Lehre der Evolution ange-
nommen, und gemeynt, die Thiere und Ge-
wächse würden bey der Empfängnis gar nicht
erst erzeugt, sondern lägen schon seit der ersten
Schöpfung als völlig gebildete Reime bey ih-
ren Eltern und Vorfahren längstens vorräthig;
steckten gleichsam wie eingepackte Schachteln
in einander, und würden nur nach und nach
durch die Befruchtung entwickelt und ans Licht
gebracht. Manche Gelehrte haben diese Reime
beym Vater, andere hingegen haben sie bey
der Mutter gesucht. Jene glaubten sie in den
sogenannten Saamenthiergen, diese aber im
weidlichen Eyerstock gesunden zu haben. Al-
lein der zahllosen und unauflöslichen Schwie-
rigkeiten zu geschweigen, die sich bey einer prä-
judizlosen Beleuchtung gegen eine solche Lehre
empören, so braucht man blos zu erwägen, daß
es nicht genug ist sich nur die erste Entstehung
[Seite 15] des neuen organisirten Körpers nothdürftig er-
klärt zu haben, sondern daß die Ernährung im
Grunde eine Lebenswierig fortgesetzte – und
die Wiederersetzung verlohrner Theile des Kör-
pers eine wiederholte partielle, Generation
ist, auf die folglich jene Keim. Systeme doch
auch passen müßten, um sich von ihrem Ungrund
offenbar zu überzeugen.

§. 11.

Ungleich befriedigender und allen den ange-
führten Erscheinungen weit angemeßner ist es
also, wenn man annimmt:

daß in allen organisirten Körpern ein beson-
drer, eingebohrner, lebenslang thätiger
würksamer Trieb liegt, ihre bestimmte Ge-
stalt anfangs anzunehmen, dann lebens-
lang zu erhalten, und wenn sie ja etwa zer-
stört worden, wo möglich wieder herzustel-
len. Ein Trieb, der folglich der Haupt-
grund aller Generation, Nutrition und Re-
production zu seyn scheint, und den wir, um
ihn von allen andern Naturkräften zu unter-
scheiden, mit dem Namen des Bildungs-
triebes (Nisus formatiuus) belegen.

§. 12.

Schon die allgemein bestätigte Erfahrung,
daß sich die erste Spur der neuempfangenen
Leibesfrucht auch dem bewafneten Auge doch
[Seite 16] erst eine geraume Zeit nach der Empfängnis
zeigt; daß ihre Ausbildung alsdenn aber auch
desto schneller und gleichsam zusehends von stat-
ten geht: noch mehr aber die Beobachtung ver-
schiedner einfacher Thiere, dergleichen die Po-
lypen sind, oder eben so einfacher Gewächse, wie z.
E. die Wasserfaden (zumal Conferva fontinalis),
deren ganze Ausbildung man unter den Augen
abwarten, und sich von dem Nichtdaseyn ir-
gend eines präformirten Keims, und hingegen
von der Würkung des Bildungstriebes, gleich-
deutlich überzeugen kan: überhaupt aber auch
fast alle dem Zeugungsgeschäfte verwandte Er-
scheinungen, von denen noch in der Folge die
Rede seyn wird, entkräften eben so sehr die
Lehre der präexistirenden Keime, als sie von
der andern Seite die vom Billdungstriebe
durchgehends bestärken.

§. 13.

Die Alten, die den Gebrauch der Mikro-
skope verkannten, und denen so viele andre von
unsern Hülfsmitteln mangelten, nahmen bey der
Zeugung kleiner organisirter Körper, zumal
des sogenannten Urgeziefers, ihre Zuflucht zur
Entstehung aus Fäulnis, zur generatio aequi-
voca
. Die bekannte Erfahrung, daß Fäulnis
die Vermehrung solcher Thiere, auch des Schim-
mels etc. befördere, konnte sie freylich aus die-
sen Fehlschluß leiten. So wenig wir nun zwar
[Seite 17] uns beykommen lassen die Abgeschmacktheiten
zu begünstigen, die der scholastische Stumpfsinn
aus dieser weiland so abentheuerlich weit ausge-
dehnten Zeugungsart gefolgert, so scheint es
uns doch unleugbar, daß man allerdings bey der
sonst so allgemein angenommenen Erzeugung
aus väterlichen Saamen einige Ausnahmen zu-
gestehen, und eine Art von Generatio aequivoca
oder vielmehr spontanea, ohne vorräthigen
Saamen, annehmen müsse; wovon schon die
allgemein bekannt moosartigen Auswüchse
an den wilden Rosenstöcken (Schlafäpfel,
spongiae cynosbati, Bedeguar) ein Beyspiel
geben. Dieß sind wahre Vegetationen – die
doch, aber ganz zufälliger Weise auf einem ih-
nen sonst so ganz unänlichen Gewächse, durch
den Stich eines kleinen Insects hervorgebracht
werden; die folglich nicht von ihres gleichen
erzeugt, auch nie ihres gleichen erzeugen
werden n. s. w.

§. 14.

Wenn der Bildungstrieb durch eine zufäl-
lige Ursache gestört wird, eine abweichende
Richtung nimmt, so wird dadurch ein organisir-
ter Körper zur Misgeburt verunstaltet. Nach
dem Sprachgebrauch versteht man unter Mis-
geburt: eine widernatürliche, angebohrne,
leicht in die Augen fallende Verunstaltung in
Bildung äusserer, grösserer Theile. So un-
[Seite 18] zälich diese Misgestalten seyn können, so las-
sen sie sich doch alle auf vier Hauptclassen zu-
rückbringen.

1. M. G. mit wiedernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena. Wohin auch
die blos getrennten Theile, (wie die Ha-
senscharte) und die blos zusammen gewach-
senen Theile gerechnet werden.

2. M. G. mit Versetzung oder wiedernatür-
licher Lage einzelner Glieder. Situs mu-
tatus
.

3. M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum.

4. M. G. mit überzähligen oder zum Theil
unmäßig großen Gliedern. Monstra per
excessum
.

Die auffallende Aenlichkeit unter so vielen
Monstrositäten, beweist, daß auch selbst diese
Abweichungen des Bildungstriebes dennoch
bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie
hingegen die bekannte Erfahrung daß die Haus-
thiere seit ihrer Unterjochung denselben weit
mehr als in ihrem wilden Zustand unterworfen
sind, (daß z.B. Misgeburten unter den Haus-
schweinen so häufig unter den wilden Schwei-
nen unerhört sind) sich mit der Lehre der vor
der Befruchtung präexistirenden Keime, doch
schlechterdings nicht reimen läßt.

§. 15.

[Seite 19]

Die Ernährung der organisirten Körper
geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflan-
zen wird ihre einfache Nahrung durch Wur-
zeln, die sich ausserhalb ihres Stammes am
einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die
Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave
ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln inner-
halb ihres Körpers. Sie bringen nemlich
die Alimente durch den Mund in den Magen
und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil
durch unzählige Bläsgen und Röhrgen, fast
wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, einge-
sogen und den Theilen des Körpers zugeführt
wird. Viele ungebohrne Thiere werden auch
ausserdem durch den Nabel ernährt; eine Art
von Nutrition, die ebenfalls sehr viel Aehnlich-
keit mit der Gewächse ihrer hat. Der brauch-
bare Theil der Nahrungsmittel wird dem
Stoff der organisirten Körper assimilirt; der
überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey
den Thieren, die keinen so geläuterten Nah-
rungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen,
auch durch andre Wege als Harn und Unrath
ausgeworfen.

§. 16.

Das Wachsthum der organisirten Kör-
per ist die Folge ihrer Ernährung. Die meh-
resten haben eine bestimmte Größe ihres Kör-
[Seite 20] pers; und wenn sie diese erreicht haben, so ist
alsdann ihr ferneres Wachsthum bloßer Ersatz
dessen, was nach und nach durch die Bewe-
gung der festen Theile und durch den Umlauf
der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird.
Der Mensch z. E. wächst gemeiniglich bis zum
zwanzigsten Jahre zu einer Höhe von 6 Fuß;
seine übrige Lebenszeit hindurch wird blos das,
was seinem Körper allmählig abgeht, durch
die fernere Ernährung wieder ersetzt. Dieser
unmerkliche aber unaufhörtliche Abgang von der
einen Seite und sein eben so unmerklicher
und eben so unaufhörlicher Ersatz von der an-
dern, sind doch aber im ganzen so beträchtlich,
daß man annehmen kan, der ganze mensch-
liche Körper werde in drey Jahren immer gänz-
lich erneuert, so daß wir heute wenig oder
nichts von dem Körper mehr übrig haben, den
unsre Seele vor drey Jahren bewohnte. Ei-
nige Thiere hingegen, wie die Crocodille, die
großen Wasserschlangen etc. mehr aber noch
viele Gewächse, Eichen, Linden, Cedern etc.
scheinen gar keine bestimmte Größe zu haben
sondern ihre ganze Lebenszeit hindurch in die
Länge und Dicke zu wachsen.

§. 17.

Zum Wachsthum der organisirten K. ge-
hört auch ihre Reproduction oder die merk-
würdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder
[Seite 21] völlig, verlohrne Theile ihres Körpers von
selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den
weisesten Einrichtungen in der Natur, und
sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend
Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: sie
ist folglich auch nebst der Ernährung überhaupt,
einer der grösten Vorzüge, wodurch die Ma-
schinen aus der Hand des Schöpfers bey wei-
tem über die grösten Kunstwerke der Menschen
erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger
keine Kraft mittheilen können ihre Triebfedern
und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt
und abgenutzt würden, von selbst wieder her-
zustellen: eine Kraft, die hingegen die All-
macht jedem Thier und jeder Pflanze – nur in
verschiedenem Maaße – beygelegt hat. Viele
organisirte K. verlieren zu bestimmten Zeiten,
gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stük-
ken, die ihnen nachher wieder reproducirt
werden; wohin das Abwerfen der Geweihe,
das Mausern der Vögel, die Häutung der
Schlangen, der Raupen, das Schälen der
Krebse, das Entblättern der Pflanzen u.s.w.
gehört. Man könnte dieß die natürliche
Reproduction nennen. Die andre hingegen ist
die ausserordentliche von der hier eigentlich
die Rede ist, da nemlich den organisirten K. zu-
mal den Thieren Wunden, Beinbrüche etc. ge-
heilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und
verlohrne Theile wieder ersetzt werden. Der
[Seite 22] Mensch, und die ihm zunächst verwandten
Thiere besitzen eine geringere, die kaltblüti-
gen hingegen, besonders die Waßer Molche,
die Krebse, Regenwürmer, See-Anemonen,
Polypen etc. eine ausnehmend starke solche Re-
productions-Kraft.

§. 18.

Nächst Ernährung und Wachsthum war
die dritte Bestimmung der organisirten K. die,
ihres gleichen zu zeugen (§. 9). Zu diesem Ge-
schäfte werden sie aber erst in einem bestimmten
Alter tüchtig, und vollziehen es alsdann auf
sehr verschiedne Weise. Entweder ist schon
jedes Individuum für sich im Stande, sein
Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen
sich ihrer zwey, der eine männlichen, der an-
dre weiblichen Geschlechts, mit einander paa-
ren oder begatten, wenn sie neue organisirte K.
ihrer Art hervorbringen sollen. Die mannich-
faltigen besondern Verschiedenheiten in diesen
beiderley Fortpflanzungsarten lassen sich doch
füglich unter folgende vier Classen bringen.

I. Cl. Jedes Individuum vermehrt sich auf die
einfachste Weise, ohne vorhergegangne Be-
fruchtung: entweder durch Theilung wie
manche Infusions-Thiergen und Blu-
men-Polypen; oder wie bey der Brun-
nen-Conferve so, daß das alte fadenar-
[Seite 23] tige Gewächs am einen Ende zu einem
dicken Knöpfgen anschwillt, das nachher
abfällt und wieder zu einem solchen Fa-
den ausgetrieben und umgebildet wird;
oder durch Sprossen wie die Arm-Poly-
pen und viele Gewächse u.s.w.

II. Cl. Jedes Individuum ist zwar auch im
stande sich fortzupflanzen, hat aber als
ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechts-
theile an seinem Leibe, und muß vorher,
wenn es Thier ist, die bey sich habenden
weiblichen Eyergen mit männlichen Saa-
men – und wenn es Pflanze ist, seine
weiblichen Saamen-Körner mit männli-
chen Blumenstaub – begiesen und dadurch
befruchten, ehe sich ein junges daraus
entwickeln kan. Dieß ist der Fall bey
den mehresten Pflanzen, und bey eini-
gen wenigen Thieren.

III. Cl. Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in ei-
nem Individuo verknüpft; doch daß keines
sich selbst zu befruchten im Stande ist, son-
dern immer ihrer zwey sich zusammen
paaren und wechselseitig einander befruch-
ten und befruchtet werden müssen. Diese
sonderbare Einrichtung findet sich nur
bey wenigen Thieren; beym Regen-
wurm, bey manchen Schnecken etc.

[Seite 24]

IV. Cl. Die beiden Geschlechter in separaten
Individuis, von denen das eine die weib-
lichen Theile oder Eyer, das andere den
männlichen befruchtenden Saft enthält.
So alle rothblütige und viele andre
Thiere und so auch manche Pflanzen,
wie die Weiden, der Hopfen etc. Einige
Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst
von sich, in welchen sich erst nachher das
Junge folgends ausbildet. Dieß sind
die Eyerlegender Thiere (ovipara.) Bey
andern aber wird dieß Ey so lange in der
Gebährmutter zurück behalten, bis das
Junge vollkommen entwickelt worden,
und nun von seinen Hülsen befreyt, zur
Welt kommen kan; Lebendiggebährende
Thiere (vivipara). Wie gering inzwischen
der Unterschied zwischen Eyerlegen und
Lebendiggebähren sey, erweisen die Bey-
spiele der Blattläuse und Federbusch-
Polypen, die sich auf beiderley Weise
fortpflanzen.

§. 19.

Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei-
gentlich ihren Vorfahren, und ihre Nachkom-
men ihnen selbst vollkommen gleichen. Doch
findet sich bey Thieren und Pflanzen derselben
Art, sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung, Größe,
Farbe etc. so viel Verschiedenheit, daß sie zuwei-
[Seite 25] len leicht für besondre Gattungen angesehn wer-
den könnten. Solche Abweichungen nennt man
Spielarten, Varietäten; und sie sind eine
Folge der Ausartung, Degeneration, die
aus verschiedenen Quellen hergeleitet werden
muß.

§. 20.

Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die
Begattung organisirter Körper verschiedner Art;
wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden,
die keinem von beiden Eltern vollkommen glei-
chen, sondern vielmehr mit beiden zusammen
Aehnlichkeit haben. Da aber von der bestimm-
ten Bildung der organisirten Körper, beson-
ders der Thiere, die behörige und für den Gang
der Schöpfung so äusserst wichtige Vollziehung
ihrer Geschäffte abhängt, so ist es eine weise
Einrichtung der Vorsicht, daß diese Bastarde
mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten
im Stande sind ihr Geschlecht weiter fortzu-
pflanzen. Die Bastarden von Häuflingen und
Canarienvögeln, von Füchsen und Hunden,
von verschiednen Gattungen Tabac etc. sind al-
lerdings zuweilen fruchtbar. Hingegen kön-
nen wir schwerlich glauben, daß man je aus
der Vermischung von Caninchen und Hünern,
oder von Stieren und Stuten, auch nur un-
fruchtbare Bastarden gezogen habe, so wie
folgends die von Menschen und Vieh, aus
[Seite 26] mehr als blas physischen Gründen, absolut
zu leugnen sind.

§. 21.

Die übrigen Ursachen der Degeneration
würken zwar langsamer, aber desto dauerhaff-
ter. Wir rechnen dahin Einfluß des Him-
melsstrichs, der Lebensart, der Nahrungs-
mittel u.s.w. Kaltes Clima z.B. unter-
drückt das Wachsthum der organisirten K. und
bringt auch weiße Farbe an ihnen hervor.
Drum sind die Patagonier gros, die Grön-
länder klein: die Neger schwarz, die Euro-
päer weiß u.s.f. Wie sehr aber verschiedne
Lebensart, Cultur und Nahrung nach und
nach die Bildung, Farbe, und ganze Consti-
tution umzuändern vermöge, davon sehen wir
an unsern Hausthieren, an unserm Getraide,
Obst, Gartengewächsen etc. die augenscheinlichsten
Beyspiele.

§. 22.

Nachdem die organisirten K. die Vestim-
mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht
über lang oder kurz die letzte Revolution (§. 9.)
mit ihnen vor, sie sterben. Die wenigsten
erreichen aber das Ziel, was ihnen die Natur
zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, son-
dern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen die-
sen Weg meist lange vor der bestimmten Zeit.
[Seite 27] Von allen den großen furchtbaren Thieren,
Crocodilen, Wasserschlangen etc. erreicht viel-
leicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter
und Größe, sondern muß in seiner Kindheit
kleinern Thieren zum Raube werden, da es
sonst künftig Menschen und andre große Thiere
verschlungen haben würde.

§. 23.

Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen
wird ihr Körper allmählich aufgelöst, ihr Orga-
nismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der
übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nah-
rung oder Aufenthalt gegeben hatte.


Dritter Abschnitt.
Von den Thieren überhaupt.

[Seite 28]

§. 24.

Der vorige Abschnitt lehrte, was Thiere und
Pflanzen als organisirte Körper mit einander ge-
mein haben. Der gegenwärtige soll nun die
Eigenschaften behandlen, die den Thieren allein
zukommen, und wodurch sie sich von den Ge-
wächsen auszeichnen.

§. 25.

Die äussere Bildung der Thiere ist so
unendlich verschieden, daß sich nichts allgemei-
nes darüber sagen läst. Das einzige, was un-
serm Bedünken nach alle Thiere ohne Ausnahme
hierin mit einander gemein haben, ist eine ein-
fache aber verhältnismäßig große Oeffnung an
ihrem Körper, durch welche sie ihm seine Nah-
runq zuführen. Sowol diese Oeffnung, nem-
lich der Mund, als auch die große Mannich-
faltigkeit der Alimente, die die Thiere zu ihrer
Erhaltung verwenden, unterscheidet sie schon
hinlänglich vom andern Haufen organisirter Kör-
per, von den Pflanzen. Statt daß diese eine
[Seite 29] einförmige Nahrung und zwar fast lediglich aus
dem Mineralreich geniessen; so ist hingegen der
Thiere ihr Futter äusserst mannichfaltig, und
wird beynah ohne Ausnahme aus den organi-
sirten Reichen entlehnt.

§. 26.

Die Thiere werden von der einen Seite durch
die unerträglichen Gefühle des Hungers und
Durstes, und von der andern durch die unwi-
derstehlichen Reize des Appetits getrieben, diese
ihre Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und da-
durch ihre Erhaltung zu bewürken. Die kalt-
blütigen Thiere können indeß doch überhaupt
länger als die warmblütigen, und manche von
ihnen zum Erstaunen lange hungern. Auch
nehmen einige, zumal aus der Classe der In-
secten, in einer gewissen Epoche ihre Lebens,
viele andere aber im Winter, den sie theils
durchschlafen, gar keine Speise zu sich.

§. 27.

Die Speisen müssen bey den Thieren sehr
mannichfaltige Veränderungen erleiden, ehe
sie zur eigentlichen Ernährung geschickt und
der Substanz des thierischen Körpers assimilirt
werden können. Die härtern Speisen müssen
von den mehresten erst mittelst der Zähne zer-
malmt, und mit Speichel, oder wie bey manchen
Schlangen gar mit ätzendem Gift vermischt,
[Seite 30] oder wie bey vielen Vögeln, die ihre Körner
ganz schlucken, in einem besondern Behälter ei-
nige Zeit eingeweicht werden, ehe sie zum Ma-
gen und Darmcanal gelangen können. Auch
hier werden sie noch ferner mit allerhand vor-
räthigen Säften, Galle etc. vermengt und in
einen weichen Brey verwandelt, von welchem
der Nahrungssaft abgesondert, und der Ue-
beerest als Unrath wieder aus dem Körper
geworfen wird. Dieß letztere geschieht bey
den mehresten durch den Alter; bey einigen
aber wie bey den Polypen, durch die gleiche
Oefnung, wodurch sie die Speise zuerst in
sich nahmen.

§. 28.

Bey den allermeisten Thieren wird der
abgesonderte Nahrungssaft zu vor mit dem
Blute vermischt, und von da erst in die Theile
des Körpers abgesetzt. Sowol nach der Ver-
schiedenheit der Farbe als der Wärme des
Bluts laßen sich alle Thiere in rothblütige und
weißblütige, in warmblütige und kaltblütige
abtheilen. Weißblütige heißen die, so wie
die Insecten und Gewürme nur einen weißli-
chen kalten Saft im Körper führen, der doch
aber in Rücksicht seiner Bestimmung und
Beschaffenheit dem rothen Blut der übri-
gen Thiere änelt. Sie heißen zugleich so wie
die Amphibien und Fische kaltblütig, weil ihr
[Seite 31] Blut nur wenig – aber doch um etwas – wär-
mer ist als der äusere Dunstkreis: denn ein le-
bendiger Fisch macht doch den Schnee schmelzen
den er berürt, und ein Frosch das Thermome-
ter um ein merkliches steigen. Ihre ganze
körperliche Beschaffenheit ist von der warm-
blütigen ihrer weit verschieden, sie haben un-
gleich stärkere Reproductionskraft (§. 17.); über-
haupt ein zäheres Leben und können vorzüglich
einen ausserordentlichen Grad von Kälte vertra-
gen so wie hingegen die warmblütigen und
besonders der Mensch eine eben so erstaunen so
würdige Hitze ohne Schaden ausstehen können.

§. 29.

Nächst der Ernährungsart war willkür-
liche Bewegung ein Hauptcharakter, wodurch
wir die Thiere von den Pflanzen auszeichneten
(§. 4.). Die Organe die zum Behuf aller die-
ser unzäligmannichfaltigen Bewegungen dienen,
sind die Muskeln, die oft bey sehr kleinen
Thieren in grosser Anzal befindlich sind. Der
Mensch hat kaum funftehalbhundert Mus-
keln, eine Weidenraupe hingegen über vier-
tausend. Hieraus läßt sich aber auch die un-
gemeine Stärke vieler dieser kleinen Thiere er-
klären. Eben die genannte Raupe beist mit
einer solchen Kraft daß ihr zuweilen die Kin-
laden darüber brechen; ein Floh an ein Kett-
gen gelegt, schleppt wol eine Last die achtzig
[Seite 32] mal so viel als er selbst wiegt, und ein Mist-
Käfer läuft mit einem Stücke Bley auf dem
Rücken fort, was eben so gros als er selbst ist.

§. 30.

Die Muskeln werden nach dem Entschluß
des Willens durch die Nerven in Bewegung
gesetzt; einige (wie z.B. das Herz) ausge-
nommen*) über die der Wille nichts vermag;
sondern die unaufhörlich, lebenslang, und
zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden,
oder endlich zu schmerzen, in Bewegung sind.

§. 31.

Ausser dem Einfluß, den die Nerven auf die
Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge-
schäfte, auch die äussern Eindrücke auf den thie-
rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit-
zutheilen. Die Art der sinnlichen Empfindung
sowol als die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge
ist bey den Thieren sehr verschieden. Viele
Thiere erhalten offenbar allerhand sinnliche
Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinn-Werk-
zeuge an ihnen entdecken könnten, die bey an-
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.
[Seite 33] Der Polype z.B. hat keine Augen, und doch
das feinste Gefühl vom Licht; die Schmeis-
fliege und viele andere Insecten haben Geruch,
ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen.

§. 32.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau-
chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewärt.
Dem Menschen und den mehresten Grasfres-
senden Thieren ist die Nacht zu dieser Erho-
lung angewiesen; die Fleischfressenden hingegen,
auch die kränklichen Kackerlacken mit den licht-
scheuen bleichen Augen, und manche In-
secten müssen eben diese Stille der Nacht,
da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pflegen,
zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und
dagegen einen Theil des Tages zu ihrer Erho-
lung verwenden. So die weißen Mohren,
die Löwen, Hyänen, Wölfe, Katzen, Mar-
der, Mäuse, Fledermäuse, Eulen, Scha-
ben, Nachtzweyfalter u.a.m. Die Länge
der zu dieser Erholung nöthigen Zeit ist bey
den Thieren sehr verschieden; sie steht weder
mit der Grösse ihres Körpers, noch mit dem
Maasse ihrer Arbeiten in bestimmtem Ver-
hältnis. Ein Pferd z.B. schläft wenig, der Dachs
ungemein lange; und der Körper eines gesunden
erwachsenen Menschen braucht etwa fünf bis
[Seite 34] sechs Stunden, um neue Kräfte für die Ar-
beiten des Tages zu sammlen: nur in beiden Ex-
tremen ihres Lebens als Säuglinge und als
kindische Greise sind sich die Menschen auch
darin gleich daß sie eines vielstündigen Schlafs
bedürfen.

§. 33.

Ausser diesem Erholungsschlaf findet sich
in der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträchtli-
chen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
herbesten Monate, da es ihnen schwer werden
würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*), in
einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an
sichre schaurige Orte; wie die Murmelthiere,
Hamster, Ameisen etc. in ihre Nester, die
Fledermäuse in Hölen, die Frösche und einige
Fische in Sümpfe, die Rauchschwalben ins
Schilf, die Schlangen und Schnecken ins Ge-
büsch u.s.w. und fallen mit einbrechender Kälte
in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst
durch die erwärmenden Blicke der Frühlings-
sonne wieder erweckt werden. Diese Erstar-
rung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere
während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche
Wärme übrig behalten, und daß die Puppen
vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Ver-
[Seite 35] wandlung bestehen, im Winter oft so durch-
froren sind, daß sie, dem Leben des darin schla-
fenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen
oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde
fallen läßt. Der Winterschlaf ist bey einer-
ley Thieren nach Verschiedenheit des Clima,
oder der Witterung bald länger bald kürzer.
Der Bär durchschläft in Nordlichen Zonen 5
Monate, in Deutschland nur so viele Wo-
chen. In harten Wintern liegt das Murmel-
thier lange und tief in seiner Höle unter der
Erde verborgen, in gelinden Wintern machts
kein so tiefes Nest und kommt im Frühjahr
zeitiger wieder zum Vorschein. Manche Thiere
erwachen auch wol wärend ihres Winterschlafs
bey warmen Tagen zuweilen auf kurze Zeit,
und fallen beym folgenden Frost wieder in ihre
vorige Erstarrung. Die Stubenfliegen z.B.
die den Winter über in den Fenstern herum
liegen, ermuntern sich theils, wenn im Zim-
mer eingeheizt wird, und fallen in der Kälte
wieder für todt nieder.

§. 34.

So wie aber unzählige Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte,
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem
Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de-
[Seite 36] nen sie bey ihrer bestimmten Lebensart aus-
gesetzt seyn müßen, ihre eigene und ihres Ge-
schlechts Erhaltung auf die mannichfaltigste
wunderbarste Weise gesichert. So weit wir
jetzt die Schöpfung kennen, enthält sie auch nicht
ein einziges von ihrem Schöpfer vergeßenes,
verwahrlostes Geschöpf: und es ist daher nichts
weniger als scharfsinnig wenn sich einige So-
phisten haben beykommen laßen, manche
Thiere wie z.B. das Faulthier als unglück-
lich und von der Natur zum Leiden bestimmt
zu verschreien. Schon der Körperbau der meh-
resten Thiere zweckt aufs augenscheinlichste zu
ihrer Selbsterhaltung ab; indem manche wie z.B.
die Polypen, wegen ihrer starken Reproducti-
onskraft fast unzerstörbar sind, andre durch
die äussern Bekleidungen ihres Körpers,
durch Schuppen, Schilder, Schaalen, Flü-
geldecken etc. gegen die Anfälle vieler Feinde
(wie z.B. das Stachelschwein gegen die Macht
des Löwen) gesichert werden; andre mit aus-
nehmender Stärke oder mit mancherley Waf-
fen, Hörnern, Zähnen, Klauen, oder theils
mit Gift versehen sind u.s.w.

§. 35.

Doch das allerwichtigste und allgemeinste
von allen diesen mannichfaltigen Mitteln, wo-
mit die Thiere zu ihrem eignen und der gan-
zen Schöpfung Besten ausgerüstet sind, ist ihr
[Seite 37] Instinct oder Naturtrieb, da sie nemlich
aus einem angebohrnen, unwillkürlichen, blin-
den Drange, ohne allen Unterricht, von freyen
Stücken sich mannichfaltigen, zweckmäsigen,
und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung
abzielenden Handlungen, unterziehen. Daß
diese so wichtigen Handlungen wirklich ganz
unüberlegt blos maschinenmäsig vollzogen wer-
den wird durch tausend Bemerkungen z.B.
dadurch offenbar erweislich, daß die Hamster
auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zer-
brechen ehe sie weiter anbeisen; daß die Meisen
auch todten Thieren doch zuerst nach den Augen
hacken; daß die Schmeisfliegen sich so oft durch
den aashaften Geruch mancher Blumen (stape-
lia variegata
u.a.m.) verführen laßen ihre Eyer
drauf zu legen, welchen Irthum doch nachher
die auskriechenden Maden aus Mangel der
Nahrung mit dem Leben büßen müßen u.s.w.
Zu diesen Instincten rechnen wir nun ganz vor-
züglich den Trieb zum gesellschaftlichen Le-
ben, wogegen sich zwar einige unsrer neuern
Weltweisen empören wollen, der doch aber
ganzen Gattungen von Thieren z.B. den Bie-
nen und Ameisen ihre Lebenserhaltung sichert,
die sie ohne denselben unmöglich gegen ihre
zahlreichen grössern Feinde zu behaupten ver-
möchten. Eben dahin gehören die mannichfalti-
gen Mittel wodurch so viele Gattungen von Thie-
ren ihrem sonstigen Untergang in der rauhesten
[Seite 38] Jahrszeit zu entgehen wißen. Nur wenige ha-
ben Winterschlaf: wie viele der übrigen müß-
ten also unter Kälte, und Mangel an Lebens-
mitteln erliegen, wenn nicht einige, wie die
Bieber, vom Instinct getrieben, zur guten
Zeit ihre Scheuern mit Wintervorrath füllten,
oder andere, wie die Zugvögel, im Herbst unsre
rauhen Gegenden verliessen, und bis gegens
Frühjahr sich am Nil, am Senega etc. wohl
seyn liessen. Daß dieß blos innerer Trieb,
nicht Angewohnheit, oder Unterweisung und
Tradition der alten erfahrnern Thiere sey, lehrt
das Beyspiel junger Zugvögel, die man ganz
einsam im Zimmer erzogen hat, und die doch
wenn die Zeit naht, da ihre Brüder ihr Haus
bestellen, und sich zu ihrer grossen Reise be-
reiten, im Bauer unruhig werden, und es
bey allem guten Futter und bey aller Bequem-
lichkeit, doch innerlich fülen, daß es nicht ihre
Bestimmung sey, das ganze Jahr am gleichen
Ort zu verweilen. Andre Naturtriebe der
Thiere dienen nicht zu Befriedigung eigener
Bedürfnisse, sondern blos zur Erhaltung ih-
rer, vielleicht noch nicht einmal erzeugten,
Nachkommenschaft. Die genaue Wahl eines
schicklichen Ortes zum Eyerlegen, welcher dem
Unterhalt der daraus entstehenden Jungen voll-
kommen entspricht, giebt ein deutliches Beyspiel
dieser Art vom Instinct: so legen manche In-
secten ihre Eyer blos auf Aas, andre in den
[Seite 39] Körper lebendiger Thiere, andre in bestimmte
Theile der Pflanzen u.s.w.

§. 36.

Unter diesen verschiedenen thierischen Trie-
ben sind besonders die Kunsttriebe ganz vor-
züglich merkwürdig da sich nemlich so viele Thiere
ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Ue-
bung, (die bey so vielen z.B. bey den Raupen
die nur ein für allemal in ihrem Leben davon Ge-
brauch machen können, und wo folglich schlechter-
dings erster Versuch und Meisterstück eins seyn
muß, durchaus nicht statt finden kan), so unge-
mein künstliche Wohnungen, Nester, Gewebe etc.
zu ihrem Aufenthalt, zur Sicherheit für ihre
Jungen, zum Fang ihres Raubes, und zu
tausend andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Bau der Bieber, die Hölen der Hamster,
der Murmelthiere; die Nester der Eichhörn-
chen, der Vögel, der Insecten; die Spinne-
weben, die Fallgruben des Ameisenlöwen: fer-
ner die Auswahl der bestimmten Bau-Mate-
rialien, und die regelmäßige, aber ewig einför-
mige, Gestalt dieser Wohnungen überhaupt, fol-
gends aber die einzelnen erstaunens würdigen
Beyspiele wie z. E. der Bienen die nicht einerley
– sondern drey ganz verschiedne Sorten von
Zellen, nach eben so verschiedenen Maas und
Zweck erbauen müßen u.s.w. geben uner-
schöpflich zahlreiche Beweise von der Grösse
[Seite 40] und Mannichfaltigkeit dieser unbegreiflichen
Naturtriebe.

§. 37.

Der Mensch zeigt ausser den Begattungs-
trieben wenig andere Spuren von Instinct,
Kunsttriebe aber hat er folgends ganz und gar
nicht; was ihn hingegen reichlich für diesen
Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft, die ihm allein ausschließlich, und
durchaus keinem andern Thiere zukommt, und
die sich schon dadurch von den Instincten aufs
deutlichste auszeichnet, daß sie erstens nicht so
wie sie eine angebohrne Fähigkeit ist, sondern
erst durch Erziehung, Unterricht und Cultur
gebaut und gleichsam ausgebildet werden muß;
daß sie aber dagegen zweytens auch unendlich
unbeschränkter und eines täglich zunehmenden
Wachsthumsfähig ist welches bey den thierischen
Trieben, zumal bey den Kunsttrieben schlech-
terdings nicht statt hat. Der Mensch hat kei-
nen bestimmten Wohnplatz, und keine be-
stimmte Nahrung – sondern, die ganze Erde,
in Norden und Süden und unter jedem Meri-
dian, ist ihm zum Aufenthalt und die ganze
organisirte Schöpfung von seinen Nebenmen-
schen an bis zur Auster und vom Pisang und
von der Ananas bis zum Pilz und zur Trüf-
fel zur Speise überlaßen, diese unendliche Ver-
[Seite 41] schiedenheit des Climas und der Lebensart er-
regt folglich in ihm eben so verschiedene Be-
dürfnisse, die nicht auf einerley Weise befrie-
digt werden können; mithin würde ein ein-
förmiger Kunsttrieb ein sehr unbrauchbares Ge-
schenk für ihn gewesen seyn, da er hingegen
durch den Gebrauch seiner Vernunft alle seine
mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben so man-
nichfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweist
die unbeschränkte Herrschaft womit er über alle
Triebe und über die Lebensart, Haushaltung
etc. mit einem Wort über das ganze Naturell
dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkühr dis-
poniren kan! Er weis die furchtbarsten Thiere,
Tiger und Rhinocer und Crocodile unter seine
Hand zu beugen, sie geschmeidig und kirre zu
machen: er kan die ungelehrigsten Geschöpfe,
Kröten, Spinnen etc. an seinen Ruf und Wink
gewöhnen: er kan ihre heftigsten Antipathien
dämpfen und Katzen und Mäuse zu gemein-
schaftlichen Tischgenoßen machen; und den
plumpsten ungeschicktesten Thieren die ausser-
ordentlichsten kunstreichsten Handlungen bey-
bringen.

§. 39.

[Seite 42]

Am allerdeutlichsten erhellt dieß aus dem
Beyspiel der Hausthiere: als von welchen
der Mensch entweder wie bey den Pferden,
Schaafen, Hünern etc. die ganzen Gattungen
ihrer Freyheit beraubt und sich unterjocht hat:
oder wenn ihm auch dieß bey einigen, wie
beym Elephanten, Falken etc. noch nicht gelun-
gen ist, doch die einzelnen Individua einzufan-
gen, zu bändigen und zu seinem Dienst abzu-
richten versteht.

§. 40.

Man hat mancherley Eintheilungen erson-
nen, um die Geschlechter und Gattungen der
Thiere unter bestimmte Classen zu bringen.
Aller der Mängel ungeachtet, deren man das
Linneische System beschuldigt hat, scheinen
uns doch die Classen des berümten Mannes un-
gemein gründlich und passend bestimmt zu seyn;
daher wir sie ganz nach seiner Angabe beybehal-
ten. Es sind folgende sechse:

I. Cl. Säugethiere, (mammalia,) Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Jun-
gen lebendig zur Welt bringen, und sie
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten
säugen.

II. Cl. Vögel, (aves) Thiere mit warmen
rothen Blut, die aber Eyer legen, die
[Seite 43] Jungen nicht mit Milch säugen, und
Federn haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kalten ro-
then Blut, die durch Lungen athem holen.

IV. Cl. Fische, (pisces) Thiere mit kalten
rothen Blut, die durch Kiesern, und nicht
durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kalten weissen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am
Kopf haben.

VI. Cl. Würmer, (vermes,) Thiere mit
kalten weissen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfaden (tentacula)
haben.


Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren.

[Seite 44]

§. 41.

Die Säugethiere haben zwar das warme
rothe Blut mit den Vögeln gemein; doch zeich-
nen sie sich schon dadurch von ihnen aus, daß
sie keine Eyer legen, sondern lebendige Junge
gebähren: ihr Hauptcharakter aber, der sie
von allen übrigen Thieren unterscheidet, und
von dem auch die Benennung der ganzen Classe
entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die
Weibgen ihre Junge mit Milch ernären. Die
Anzal und Lage der Brüste ist verschieden-
Meist sind ihrer noch einmal so viel, als die
Mutter gewönlicher Weise Junge zur Welt
bringt; und sie sitzen entweder an der Brust
(mammae pectorales), oder am Bauche (abdo-
minales
), oder zwischen den Hinterfüssen (in-
guinales
). Gewöhnlich haben auch die Männ-
chen, zu uns unbekannten Zwecken, derglei-
chen Brüste; die doch aber weit kleiner als der
Weibgen ihre sind; auch einigen männlichen
Thieren z.B. dem Mongoz, dem Hamster,
der Haselmaus etc. gänzlich fehlen; und bey
[Seite 45] einigen andern, wie beym Hunde etc. doch in
geringerer Anzal als der Weibgen ihre, oder
wie beym Hengste an einer andern Stelle, sich
finden.

§. 42.

Der Körper der allermehresten Säuge-
thiere ist mit Haaren von sehr verschiedener
Stärke, Länge, und Farbe bedecket; die
auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder
als Borsten straff und struppicht sind, oder
gar wie beym Igel etc. steife Stacheln bilden.
Bey manchen Thieren sind die Haare an be-
sondern Stellen als Mähne oder Bart ver-
längert; und bey einigen wie bey den Pferden,
Hunden etc. stehen sie an bestimmten Stellen
in entgegen gesetzter Richtung an einander und
machen sogenannte Näthe (suturas). Bey
den mehresten Hausthieren dieser Claße vari-
irt die Farbe der Haare so wie beyn Gefieder
des meisten Hausgeflügels. Auch sind manche
durch die Kälte (§. 21.) bey uns den Winter
über, in Norden aber Jahr aus Jahr ein ent-
weder grau wie die Eichhörnchen (Grauwek),
oder Schneeweiß wie die Wiesel (Hermelin) etc.
Wenn hingegen diese weiße Farbezugleich mit ro-
senrothen lichtscheuen Augen verbunden ist, wie
bey den weißen Mohren, bey den weißen Mäu-
sen etc. auch bey manchen Vögeln, so ist es die
Folge einer wirklich kränklichen Schwäche
[Seite 46] (§. 32.). Die allermehresten Säugethiere haaren
sich in gewissen Jahrszeiten so wie sich die
Vögel mausern und die Schlangen häuten etc.
(§. 17.)

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche wie die Affen, Eichhörnchen, etc. fast blos
auf Bäumen; einige wie der Maulwurf als
eigentliche animalia subterranea unter der Erde;
andere bald auf dem Lande bald im Wasser,
wie die Bieber, Seebären; und noch andre
endlich blos im Wasser wie die Wallfische.
Hiernach sind nun auch die Füße oder die änli-
chen Bewegungswerkzeuge verschieden. Die
mehresten haben vier Füsse, der Mensch nur
zwey, aber auch zwey Hände. Die Affen hin-
gegen haben vier Hände, und können die an
den Hinterfüßen, (Taf. I. Fig. 2.) da sie auch
einen abstehenden Daumen und keine große
Zehe haben, eben so wol zum faßen und greifen
gebrauchen als ihre Vorderhände (Taf. I. Fig. 1).
Die Finger und Zehen der Säugethiere sind in
Rücksicht ihrer Bildung, Anzal und Verbin-
dung sehr verschieden. Gemeiniglich sind sie
frey; bey einigen aber, die im Wasser und
auf dem Lande zugleich leben, durch eine
Schwimmhaut verbunden. Bey den Fleder-
mäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein
[Seite 47] lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine
Floränliche Haut ausgespannt die zum flie-
gen dient. Die Füße mancher Seethiere aus
dieser Classe sind wie in einen Klumpen ver-
wachsen, und bey den Wallfischen äneln sie
gar den Floßsedern der Fische; doch daß die
Hinterfüße horizontal, und nicht wie ein Fisch-
schwanz vertical, liegen. Einige wenige Säu-
gethiere (Solidungula) haben Huse; viele aber
(Bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten
gehen bloß auf den Zehen der Füße (Taf. I.
Fig. 3); einige aber, wie der Mensch, die
Affen, Bären, Elephanten u.a.m. auf der gan-
zen Fussohle bis zur Ferse (Taf. I. Fig. 4.).

§. 44.

Die Ameisenbären, Formosanischen Teu-
felgen, und einige Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver-
sehn, die man in Schneidezähne (incisores),
Spitzzähne oder Eckzähne (caninos), und
Backenzähne (morales), abtheilt. Die lez-
tern zumal sind nach der verschiednen Nahrung
dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet.
Bey den fleischfressenden nemlich ist die Krone
zackicht und scharf (Taf. I. Fig. 5); bey den
grasfressenden oben breit und eingefurcht (Taf.
I. Fig. 6); und bey denen die sich, so wie der
Mensch, von beiden organisirten Reichen näh-
[Seite 48] ren, in der Mitte eingedruckt, und an den
Ecken abgerundet (Taf. I. Fig. 7.)

§. 45.

Verschiedene grasfressende Säugethiere
Kauen wieder; das heist, sie treiben das
einmal geschluckte Futter nach und nach Bissen-
weise wieder in den Mund, zermalmen es noch-
mals, und bringen es sodann zum zweytenmal
in den Magen. Einige dieser rumi irenden
Thiere haben einen vierfachen Magen, der
aber im Grunde eben so wenig als die gespal-
tenen Klauen den Charackter des Wiederkau-
ens bestimmt, als welcher vielmehr in dem
schmal zulaufenden Unterkiefer und in der Art
seiner Einlenkung zu suchen ist.

§. 46.

Vermuthlich haben alle Säugethiere, da
sie durchgehends mit Lungen athmen, eine
Stimme (vox), die nach Verschiedenheit der
Gattungen, des Geschlechts, des Alters, und
her Leidenschaften überaus mannichfaltig ist.
Einige, wie der Maulwurf, die Hasen, Ca-
ninchen etc. lassen ihre Stimme nur im äusser-
sten Nothfall erschallen und vom Ameisenbären
scheint es uns nach dem was wir bey seiner
Zergliederung gefunden haben, zweifelhaft ob
er je eine von sich geben kan. Der Mensch
[Seite 49] allein besitzt ausschlieslich den Gebrauch der
Sprache (Loquela), die eine rothwendige
Folge der ihm ebenfalls allein eignen Vernunft
(§. 37.) ist.

§. 47.

Auser den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern zu Waffen
versehen, die doch, wie der Bart beym Men-
schen, meist erst gegen die Zeit der Mann-
barkeit hervorbrechen. Bey einigen Gattun-
gen, wie beym Hirsch, Reh etc. sind die Weib-
chen ungehörnt; bey andern, wie im Ziegen-
geschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der
Männchen ihre. Anzal, Structur und Lage
der Hörner sind sehr verschieden. Beym Och-
sen Ziegen und Gazellengeschlecht sind sie hol,
und sitzen wie eine Scheide über einem knöcher-
nen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins.
Des Rhinocers Hörner sind dichte, und blos
mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen, sind sie zwar eben-
falls solide, aber von besondrer, beynahe hol-
zichter Structur und astig. Sie heissen dann Ge-
weihe, und werden mehrentheils alljärlich ab-
geworfen und neue an ihrer statt reproducirt.

§. 48.

Die Oeffnung des Afters wird bey den
mehresten Säugethieren durch den Schwanz
[Seite 50] bedeckt, der eine Fortsetzung des Kukuksbeins
(coccyx), und von mannichfaltiger Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z. V. manchen
Thieren die Fliegen und Bremsen von sich zu
wedeln; andern statt einer Hand, um sich daran
halten, oder fast wie der Elephant mit seinem
Rüssel damit fassen zu können (cauda prehen-
silis
Rollschwanz, Taf. I. Fig. 8); andern zum
Schirm gegen Sonnenstich und Regen, wie
dem Mongoz, den Eichhörnchen etc.

§. 49.

Noch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondere Beutel von verschiedner Be-
stimmung zu merken. So haben viele Affen,
Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster,
die Ziselmaus n. a., Backentaschen, um Pro-
viant darin einschleppen zu können. Beym
Weibchen der Beutelratte liegen die Zitzen in
einer besondern Tasche am Bauche, worin sich
die saugenden Junge verkriechen können. Der
Orangutang und manche andre Affen, auch
das Rennthier etc. haben einen Beutel am Halfe,
der sich in die Kehle öffnet, und zur Verstär-
kung der Stimme dient. Der Bieber, die
Zibetkatze, das Bisamthier, der Dachs u.a.
m. haben verschiedne Behälter (Folliculos)
am Nabel, beym After etc. in welche sich eine
klebriche, starkriechende Fettigkeit sammlet
u.s.w.

§. 50.

[Seite 51]

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt
läst sich hauptsächlich aus einem zweyfachen
Gesichtspunkte bestimmen; entweder nemlich,
in so ferne sie auf die Haushaltung der Natur
im grossen, auf den ganzen Gang der Schöpf-
ung Einfluß haben; oder in so fern sie dem
Menschen unmittelbar nützlich werden. Aus
jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen wer-
den die Insecten die bey weiten wichtigsten
Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säuge-
thiere. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung,
ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u.s.w.
machen sie für den Menschen auf die mannich-
faltigste Weise brauchbar. Aus keiner andern
Classe von Thieren hat er sich so treue, dienst-
fertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen ge-
wußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren
Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so
schlechterdings unentbehrlich als diese.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-
thiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vor-
züglich auf folgendes. Zum Reiten, zum
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.: Pfer-
de, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renn-
thiere, Elephanten, Kameele, Lacmas, Hun-
de. Zur Jagd, zum Bewachen etc. Hunde.
Zum Mausen und Vertilgen, anderer schäd-
[Seite 52] lichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären etc.
Zur Speise: das Fleisch von Rindvieh, Scha-
fen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschge-
schlecht, von Hafen, Caninchen, u.s.w. Fer-
ner Speck, Schmalz Blut, Milch, Butter,
Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zelten etc.
Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle etc. Zum
Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath.
Zum Schreiben Bücherbinden etc. Per-
gament, Leder. Für andere Künstler und zu
gemischtem Gebrauch: Borsten, Haare,
Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein, Zäh-
ne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen
und Knochen zu Tischlerleim. Därme zu
Saiten. Blut zu Farbe. Mist zum Dün-
ger, zur Feuerung, zu Salmiak etc. Harn
zu Phosphorus. Endlich zur Arzney: Bi-
sam, Biebergeil, Hirschhorn, Milch etc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachthei-
lig. Die reissenden Thiere, besonders aus
dem Hunde- und Katzen – Geschlecht, tödten
Menschen. Eben diese und noch manche an-
dere z.B. die Wiesel, Marder, Iltise, Viel-
fraße, Fischottern, Wallfische etc. vertilgen viel
nutzbare Thiere: oder schaden den Gewäch-
sen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem
[Seite 53] Getraide u.s.w. wie die Feldmäuse, Ham-
ster, Leming, Hirsche Hasen, Bieber, Af-
fen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde etc.
oder gehen andern Eßwaaren nach; wie
Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel-
thiere. Verderben Hausgeräthe, wie die
Schakale, Hyänen u.s.w. Gift besitzt
kein einziges Thier dieser Classe, ausser in der
Wuth und Wasserscheue, der zumal die aus
dem Hundegeschlecht leicht ausgesetzt sind.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche Systeme,
nach welchen berümte Männer die Säugethiere
zu ordnen versucht haben, die aber unserm
Bedünken nach grossentheils mangelhaft und
unnatürlich ausfallen. Aristotelis Einthei-
lung ist auf die Verschiedenheit der Zehen und
Klauen gegründet, und die haben auch Ray
und Klein nach der Hand angenommen und
weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die
verwandtesten und im ganzen noch so änli-
chen Gattungen von Ameisenbären, Faulthie-
ren etc. getrennt, und in ganz verschiedene Ord-
nungen versetzt werden, blos weil die eine
mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné
hat die Zähne zum Classificationsgrund ge-
wält, ein Weg, auf dem man aber nicht min-
der, halb auf die unnatärlichsten Trennungen,
bald auf die sonderbarsten Verbindungen stößt.
[Seite 54] Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach des
Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen
Gebisses bey einigen Gattungen wenigstens in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
der Elephant kommt mit den Panzerthieren,
und den formosanischen Teufelgen; der Igel
aber und der Maulwurf mit Löwen und Ti-
gern in eine gemeinschaftliche Ordnung.

§. 54.

Wir haben daher diesen Mängeln abzu-
helfen, und ein natürliches System der Säuge-
thiere zu entwerfen getrachtet wobey wir,
nach unserm Begriffe von natürlicher Methode,
(§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern
auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den
ganzen Habitus der Thiere gesehn haben. So
sind Thiere die in neunzehn Stücke einander
änelten, und nur im zwanzigsten differirten,
doch zusammengeordnet worden, dieses zwan-
zigste mochten nun die Zähne oder die Klauen
oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind
denn folgende zwölf Ordnungen dieser er-
sten Classe entstanden.

I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey
Händen.

II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen,
Paviane, Meerkatzen, und Makis.

III. Bradypoda. Thiere mit langen haken-
förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
[Seite 55] bau auf den ersten Blick Trägheit und
Langsamkeit verrätth. Faulthiere, Amei-
senbären.

IV. Sclerodermata. Die Säugethiere mit
sonderbaren Decken statt behaarter Haut,
und zwar a) mit Schuppen: die Formo-
sanischen Teufelgen; b) mit Schildern:
die Panzerthiere; c) mit Stacheln: Igel
und Stachelschweine.

V. Chiroptera. Die Säugethiere, deren
Vorderfüße Flügel bilden (§. 43.). Die
Fledermäuse.

VI. Glires. Mäuse, Maulwürfe, Hasen,
Wiesel und andere verwandte kleinere
Säugethiere.

VII. Ferae. reissende Thiere, die Menschen
anfallen. Nur Bären, Hunde, Katzen.

VIII. Solidungula. Pferd.

IX. Bifulca. Thiere mit gespaltnen Klauen.
(Die allgemeine Verwandschaft der Thiere
dieser Ordnung unter sich, rechtfertigt
die Benennung der Ordnung nach der
Beschaffenheit der Füße, eben sowol als
die der vorigen Ordnung, der IIIten und
der XIten.)

X. Belluae. Ungeheure, dünnbehaarte Thiere,
mit dicken Füssen. Tapir, Elephant,
Nashorn, Nilpferd.

[Seite 56]

XI. Palmata. Die Amphibien dieser Classe
mit kurzen Schwimmfüssen, und zwar
a) lacustria, mit blosser Schwimmhaut
zwischen den Zehen; b) marina, mit ver-
machsenen Fingern (§. 43.), deren Spur
nur durch die Nägel bezeichnet wird. Der
Monate macht von hier den schicklichsten
Uebergang zur

XIIten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige
Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen
fast nichts als den unschicklichen Namen
gemein haben, und deren natürliche Ver-
bindung mit den übrigen Säugethieren
Ray vollkommen richtig eingesehen hat.*)

I. Ord. INERMIS.

[Seite 57]

1. Geschl. homo. Animal rationale, loqueas,
erectum, bimanum
.*)

1. Gatt. sapiens. Der Mensch wird durch so merk-
würdige Eigenschaften des Geistes und des Kör-
per von der ganzen übrigen thierischen Schöpf-
ung ausgezeichnet, daß er bey weitem nicht
blos in einem eignen Geschlecht, sondern aller-
dings in einer besondern Ordnung von ihr abge-
schieden werden muß.

Er hat ausser dem Begattungstrieb we-
nig Spuren von Instinct (§ 36), Kunsttriebe
ber (§ 35), schlechterdings gar nicht. Da-
gegen ist er ausschlieslich im Besitz der Ver-
nunft (§ 37), und der dadurch erfundenen
Rede oder Sprache (Loquela), die nicht mit
der blos thierischen Stimme (vox) als welche
auch den ganz jungen und selbst den stummge-
bohrnen Kindern zukommt, verwechselt werden
darf (§ 46). Daß die Rede hingegen eine blose
Folge der Vernunft und nicht etwa der beson-
dern Organisation der menschlichen Sprach-
werkzeuge sey, erhellt aus den bekannten Bey-
spielen der Papagaien, Raben etc. die allerhand
Worte ganz vernehmlich nachsprechen lernen.
Die Stimme ist den Thieren wie ihr Instinct
angebohren; die Sprache hingegen entwickelt
sich erst mit der Vernunft, da denn die Seele
ihre erlangten Begriffe, der Zunge zum Aus-
[Seite 58] sprechen überträgt. Es giebt eben so wenig
ein sprachloses, als ein vernunftloses Volk auf
unserer Erde, und wir haben nun die Wörter-
bücher der Eskimos, der Hottentotten und an-
derer Nationen, denen die leichtgläubigen Rei-
senden der alten Zeit die Rede abzusprechen wagten.

Zu den körperlichen Eigenschaften des
Menschen gehört, vorzüglich sein aufrechter
Gang, wozu seine breiten Fussohlen und über-
haupt sein ganzer Körperbau eingerichtet ist,
und der Gebrauch zweyer Hände, wodurch
er unserm Bedünken nach, selbst vom Menschen-
ähnlichsten Affen zu unterscheiden ist.

Das Weibliche Geschlecht hat noch ein
paar eigenthümliche Charaktere, die dem Männ-
lichen und allen übrigen Thieren abgehen, näm-
lich einen periodischen Blutverlust in einer be-
stimmten Reihe von Lebensjahren; und dann
ein körperliches Rennzeichen der unverlezten
Jungfräulichen Unschuld, was blos seinen
sittlichen Nutzen hat, und folglich für andre
Thiere ein zweckloser Theil seyn würde.

Der Mensch ist für sich ein wehrloses
hülfbedürftiges Geschöpf, das ohne alle Waf-
fen und ohne alle schützende Bedeckung auf die
Welt kommt. Kein andres Thier außer ihm ist
so instinctlos, Keins bleibt so lange Kind, Keins
kriegt so sehr späte erst sein Gebiß, lernt so
sehr späte erst auf seinen Füßen stehn, Keins
wird so sehr späte mannbar u.s.w. Selbst
seine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache,
sind nur Keime, die sich nicht von selbst, son-
dern erst durch fremde Hülfe, durch Kultur
und Erziehung entwickeln können; so daß sich
also wol die sonderbare Frage von selbst be-
[Seite 59] antwortet, ob der Mensch bey dieser natürli-
chen Blöse und bey diesen zahllosen dringendsten
Bedürfnissen zum geselligen Umgang bestimmt
sey oder nicht. So wie es sich aus der Pro-
portion in der Anzal der gebohrnen Mädgen und
Knäbgen, aus den unglücklichen Folgen der
Vielweiberey u.s.w. auch von selbst ergiebt daß
er in Monogamie leben soll.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung
sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze
Erde, und nährt sich beynahe von der ganzen
organisirten Schöpfung. Und in Verhältnis
mit seiner mässigen Körperlichen Grösse, und in
Vergleich mit andern Säugethieren, erreicht er
ein ausnehmend hohes Alter, was ihn für
seine lange Kindheit entschädigt.

Es gibt nur eine Gattung im Men-
schengeschlecht; und die Menschen aller Zeiten
und aller Himmelsstriche können von Adam ab-
stammen. Die Verschiedenheiten in Bildung
und Farbe des menschlichen Körpers werden blos
durch Clima, Nahrung, Lebensart u.s.w. be-
wirkt, da der Mensch kein Privilegium hat,
warum er nicht auch wie jeder andere organi-
sirte Körper, (§. 21.) wie eine Taube oder wie
eine Tulpe, ausarten sollte? So brennt die
Sonnenhitze die Mohren schwarz, und macht
sie kraushaarigt; so wie hingegen die Kälte in
Nordischen Zonen weisse Farbe und kleine Sta-
tur hervorbringt. Alle diese Verschiedenheiten
fliessen aber so unvermerkt zusammen, daß sich
keine andre als sehr willkührliche Grenzen zwi-
schen ihnen fest setzen lassen; doch haben wir
das ganze Menschengeschlecht am füglichsten
unter folgende fünf Varietäten zu bringen ge-
glaubt;

[Seite 60]

1. Die ursprüngliche und größte Raçe begreift
erstens alle Europäer, die Lappen mit ein-
geschlossen, deren Bildung und Sprache
ihre Finnische Abkunft verrätht, und die gar
nichts so auszeichnendes haben, daß sie eine
besondere Varietät ausmachen könnten: so-
dann die Asiaten, die disseits des Obi,
des Caspischen Meeres, des Gebürges
Imaus und des Ganges, wohnen: fer-
ner die Nordafrikaner: und endlich die
Grönländer und Eskimos, die gar sehr
von den übrigen Amerikanern verschieden
sind, und wahrscheinlich auch von Finnen
abstammen. Alle diese Völker sind meh-
rentheils von weisser Farbe, und nach un-
sern Begriffen von Schönheit die best gebil-
detsten Menschen.

2. Die übrigen Asiaten, jenseits des Obi,
Ganges etc. Sie sind meist gelbbraun,
dünnbehaart, haben platte Gesichter und
kleine Augen.

3. Die übrigen Afrikaner: von schwarzer
Farbe, mit wollichten Haar, stumpfen Na-
sen und aufgeworfenen Lippen.

4. Die übrigen Amerikaner: von kupfer-
rother Farbe.

5. Die Südländer oder Australasiaten und Po-
lynesen des fünften Welttheils; dazu man
auch wol die Bewohner der Sundaischen
Inseln, der Molukken, Philippinen u.s.w.
zälen könnte. Sie sind meist schwarz-
braun, breitnasicht, und starkbehaart.

Alle den fabelhaften Wust herzuzälen, womit die
Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunrei-
nigt haben, lohnt sich kaum mehr der Mühe:
[Seite 61] die vermeintlichen Patagonischen Rie-
sen z.B. sind, von Magalhaens Zeiten
bis auf die unsrigen, in den Erzälungen
der Reisenden, von zwölf Fus zu sechs
bis siebenthalb eigekrochen, und bleiben
also nicht größer und nicht kleiner als jeder
andre Mensch von guter Statur. Und daß
Commersons Quimos und andre Zwerg-
nationen auch nichts als abgeschmakte
Erdichtungen nach abentheuren haschender
Landfahrer waren, ist jetzt nun allgemein
bekannt. Die Kackerlacken, Blafards,
Albinos oder weiße Mohren sind nicht
einmal eine Spielart, geschweige eine be-
sondre Gattung, sondern Patienten, deren
Geschichte mehr in die Pathologie als in die
Naturhistorie gehört. Linne's Homo tro-
glodytes
ist ein unbegreifliches Gemische
aus der Geschichte dieser preßhaften kränk-
lichen Menschen, und des Orangutangs:
sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe.
Die in Wildnis unter Thieren erwachsenen
Kinder sind klägliche sittliche Monstra, die
man eben so wenig, als andre durch Krank-
heit oder Zufall entstellte Menschen, zum
Muster des Meisterstücks der Schöpfung
anführen darf. Geschwänzte Völker, von
Natur geschürzte Hottentottinnen, Sy-
renen, Centauren, und alle Fabeln von
gleichem Schrot und Korn, verzeihn wir
der gutherzigen Leichtgläubigkeit unsrer lie-
ben Alten.


II. PITHECI.

[Seite 62]

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfodert. Sie sind blos zwischen den Wende-
cirkeln zu Hause.

2. simia. Affe. habitus antropomorphus,
nares alis obtectae, vox grunniens
.

Die Affen finden sich blos in der alten Welt;
ihr Gesicht ist zwar Menschenänlicher als an-
drer Thiere ihres, aber doch schon vorn in eine
Thier-Schnauze verlängert, weil sie, so wie
die mehresten übrigen Säugethiere einen beson-
dern Knochen (os intermaxillare) zwischen den
Oberkiefern haben, in welchem die obern Schnei-
dezähne sitzen, und der dem Menschengeschlechte
mangelt. Auch ihr Unterkiefer ist lang und
schmal, das Kinn zurückgezogen, die Lippen
dünne und kurz, daher das aeffische Zähneflet-
schen. Ueberhaupt aber sind auch die Menschen-
änlichsten Affen in ihrer ganzen Bildung, durch
die schmalen Hüften, durch die platten Len-
den u.s.w. folgends durch so tausend Beson-
derheiten in ihrem innern Körperbau aufs auffal-
lend sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) ungeschwänzte.

1. Troglodytes der Chimpanse, Pongo,
Jocko Barris. S. macrocephala, to-
rosa, dorfo et humeris pilosis, reliquo cor-
pore glabro
.

[Seite 63]

tvlpii observ. med. p. 284. tab. XIII.

Nov. A. E. Lips. m. Sept. 1739. tab. V.

Der Chimpanse ist in Angola, Congo etc. zu
Hause; wird ohngefähr fünf Fus hoch; hat doch
ein etwas mehr Menschenänliches Ansehen als
der eigentliche Orangutang oder andre Affen,
und dient folglich zum kürzesten bündigsten Be-
weis des mächtig grossen Abstandes, der auch
schon in Rücksicht der äuseren Bildung, zwi-
schen dem Menschen und der ganzen übrigen,
thierischen Schöpfung vorwaltet. Man sagt,
daß sich die Chimpanses Truppweise in den
dicksten Wäldern aufhalten, sich auf den Bäu-
men eine Art von Laube gegen Wind und Wet-
ter machen, sich gern nach dem Feuer ziehen
was die Wilden etwa im Walde angemacht ha-
ben, daß sie es aber nicht mit nachgelegten
Holze zu unterhalten verstehen. Sie sollen
Feinde der Elephanten und der Neger seyn,
doch von lezteren zuweilen welche entführen
ohne ihnen wetter Schaden zu thun: wenn aber
dieses ja wahr seyn sollte, so betrifft es we-
nigstens nicht blos Weibsen, und ist nicht wie
man vorgegeben hat, auf Unzucht abgesehn;
denn der ehrliche Purchas z.B. versichert, bey
seinem Freund Battell einen jungen Neger ge-
sehn zu haben, den ihm diese Thiere entführt
und der einen Monat lang unter ihnen gelebt
hätte.

2.a. Satyrus. der eigentliche Orangutang
(Büffons Jocko) S capite minore, gra-
cilior, hirsuta; pilorum humeri et ulnae
contraria directione
. *

le cat Traité du mouvement musculaire,
tab. I.

[Seite 64]

vosmaer descr. du or. out. Amst. 1778.
4. tab. I. II.

Dieses berufene Thier, das mit dem vorigen
sehr oft unter dem gemeinschafftlichen Namen
von Waldmensch, Pygmäe u.s.w. verwechselt
worden, ist in Ostindien, besonders auf den
Sundaischen Inseln zu Hause, bat ohngefähr
mit jenem gleiche Höhe, aber einen weit schlan-
kern, schmächtigern Wuchs, kleinern Kopf, ganz
andere Gesichtsbildung und einen dickt behaar-
ten Leib. Darin aber kommen beide miteinan-
der überein, daß sie sehr schüchtern und Leute-
schen sind, und daher selbst in ihrer Heimat
nicht häufig gesehen werden; auch gar schwer
der Gefangenschafft und fremden Climas ge-
wohnen; aber doch wenn sie ganz jung einge-
fangen worden, sich wie andere Affen auch, zu
allerhand künstlichen Handlungen abrichten lassen,
die man aber von ihren natürlichen genau unter-
scheiden muß.

2.b. Pygmaeus der zottige Orangutang. S.
villosa, fronte gibba, manibus praemagnis
.

allamand (Zugabe zu Büffons N. G. T.
XV.) tab. XI.

camper in vaterl. Letteroefening. T. I.
p. 18.

Diese merkwürdige Gattung hat zwar mit
der vorigen gleiches Vaterland, unterscheidet
sich aber durch die langzottigen Haare, durch
die gewölbte Stirne und hingegen vorn ausste-
hende Schnauze, durch die kaum merkliche kleine
Nase, durch die auffallende Größe der Norder-
und Hinter-Hände u.s.w. Herr Prof. Cam-
per hat dieses Thier zergliedert und die Güte ge-
habt uns seine darüber verfertigten anatomischen
Tafeln mitzutheilen, woraus sich, ausser vielen
[Seite 65] andern wichtigen Entdeckungen, auch die phy-
sische Unmöglichkeit ergiebt, daß dergleichen so-
genannte Menschenänliche Geschöpfe je einer
menschlichen Rede, oder eines natürlichen auf-
rechten Ganges etc. fähig seyn könnten.

3. Longimana der Gibbon oder Golok. (Lin-
ne's homo lar.) S. brachiis longissimis, talos
attingentibus
.

Ein artiges, kirres, aber schwächliches Thier,
was sich in Malacka, Coromandel, und auf den
Molucken findet, und dem sein ziemlich men-
schenänliches Gesicht und die ungeheuer langen
Arme ein sonderbares Ansehn geben. Es ist
von schwärzlicher Farbe, wird gegen vier Fus
hoch, und braucht, wenns auch auf allen vie-
ren läuft, sich doch nur wenig mit dem Kör-
per vorwärts zu beugen.

4. Sylvanus. der gemeine Türkische Affe. S.
brachiis corpore brevioribus, natibus cal-
vis, capite subrotundo
. *

Der dauerhafteste Affe, der auch in Europa
leicht Junge heckt, hat etwa die Grösse vom
Fuchs, ist leicht zu zähmen, sehr gelehrig und
possirlich, hat ein starkes Gedächtnis, und kennt
seine alten Wohlthäter nach mehrern Jahren wie-
der. Lebt Schaarenweise in Aethiopien, Ostin-
dien etc.

b) geschwänzte.

5. Cynomolgus. der Macacco. S. cauda lon-
ga, arcuata, labio leporino
. *

Findet sich häufig in Afrika, besonders auf Gui-
nea. Ein ausnehmend lebhaftes Thier dessen Ge-
[Seite 66] sichtsfarbe, wie beym Menschen, nach Clima u.s.w.
variirt. Von zweyen, die wir zergliedert haben, war
der eine im Gesicht braun wie ein Abessinier,
der andere Fleischfarben wie ein Europäer.

3. papio. Pavian. Caput prolongatum,
corpus brevius, cauda abbreviata
.

Auch die Paviane sind der alten Welt eigen.
Ihr Kopf hat wenig menschenänliches, ehr etwas
vom Schwein, zumal in der breiten Schnauze.
Auch ihre Stimme ist so grunzend. Meist sind
es unbändige, sänische und äusserst geile Thiere.

1. Mormon. der Choras. P. naso miniato,
ad latera coerulescente
. *

Schwed. Abhandl. 1766. p. 144. tab. III.

Wird gegen fünf Fus hoch, ist auf Ceilan etc.
zu Hause, und hat wegen der schönen farbichten
Streifen im Gesicht, wegen seines weissen Barts,
und der spitzzulaufenden Kopfhaare, ein sonder-
bares Ansehn.

2. Mandril. (Linne's Maimon.) P. facie violacea
glabra, profunde fulcata
. *

Die Grösse scheint bey diesem Pavian und
auch wol bey andern Thieren dieser Ordnung
zuweilen sehr verschieden zu seyn. Es giebt
Mandrils, die wol fünf Fus hoch sind; einer
aber den wir zergliedert haben, war völlig aus-
gewachsen und bejahrt, und doch nur von der
Grösse des Fuchses: es war ein ungemein neu-
gieriges, diebisches Thier. Das Vaterland
dieser Thiere ist Guinea, das Cap. etc. wo oft
[Seite 67] ganze Schaaren des Nachts Weinberge und
Obstgärten plündern sollen.

4. cercopithecvs. Meerkatze. nares
lateraliter hiantes, vox crocitans
.

Das ganze Geschlecht ist blos in Amerika ein-
heimisch.

a) cauda prehensili, die Sapajus.

1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater,
palmis tetradactylis absque pollice
. *

Ein munteres, aber zärtliches Thier, was
in Südamerika, besonders in Brasilien,
zu Hause ist. Es weis sich seines langen Roll-
schwanzes sehr geschickt zu bedienen, und sich
dadurch den Mangel des Daumen an den Vor-
derhänden zu ersetzen. Es soll damit Fische
fangen können; und wenn mehrere von einem
Baume auf einen andern, etwas entferntern,
wollen; so sollen sie sich, wie eine Kette, von
einem Aste herunter an einander hängen, und
so lange hin und wieder schwanken, bis der
unterste den andern Baum erreicht und sich dran
angehalten hat, da denn der erste losläßt, und
so die ganze Ketten über fliegt.*)

b) cauda non prehensili, die Sangu-
inchen.

2. Facchus. der Uistiti. C. juba pilosa alba
ad genas ante aures, cauda villosa annu-
lata
. *

Eine der kleinsten artigsten Meerkatzen; ist in
Brasilien zu Hause, und kan in einer Cocos-
nußschale logiren. Ihre Hände äneln den Pfoten
[Seite 68] unsers Eichhörnchens: auch die Lebensart beider
Thiere hat viel gleiches; doch soll der Uistiti
besonders gern Fische fressen.

5. lemvr. Maki. Caput vulpinum, den-
tes incisores inferiores incumbentes
.

1. Cucang. der Loris. (Linne's tardigradus.)
L. ecaudatus. *

seba thes. I. tab. XXXV. f. I. et 2.

Diese und die folgende Gattung haben am
Zeigefinger der Hinterfüsse eine spitzige Kralle,
an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
Der Loris findet sich auf Ceilan; ist ein flinkes
lebhaftes Thiergen von der Grösse und Farbe
des Eichhörnchens, bat schlanke dünne Beine,
und soll in Monogamie leben.

2. Mongoz. der Mongus L. facie nigra, cor-
pore et cauda griseis
. *

Der Mongus hat schöne orangegelbe Augen,
sehr weiches Haar, und einen langen wollichten
Schwanz, den er im Sitzen um den Hals schlägt.
Die Hinterfüsse sind viel länger als die vordern.
Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen spe-
cifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen. Er
ist in Madagascar, Mozambike etc. zu Hause.
Büffon beschreibt ihn als wild und böse; das
waren aber die, die wir gesehen, und einer,
den wir selbst geraume Zeit lebendig gehabt ha-
ben, im geringsten nicht. Der unsrige war
das gefälligste, sanftmüthigste Thier von der
Welt, mit dem jedes Kind spielen konnte. Er
kannte seinen Herrn, vertrug sich sehr gut mit
Affen und andern Thieren; fraß am liebsten
Obst, gelbe Möhren etc. doch auch sehr gern
kleine lebendige Vögel.

III. BRADYPODA.

[Seite 69]

Die Füsse und der ganze Habitus dieser
Thiere verrathen ihren trägen langsamen Gang.
Meist haben sie wenige Zehen an den Vorder-
füssen, die aber mit grossen krummen Klauen
versehen sind, und zum Klettern auf Bäumen
dienen. Sie sind dickbehaart, und durch zahl-
reiche aber sehr breite Rippen von innen so
gut gepanzert, als die Sclerodermata durch
ihre hornichte Decken von aussen.

6. ignavvs. Faulthier. Caput rotundum,
crura antica longiora
.

1. Tridactylus. der Aï. I. pedibus tridacty-
lis, cauda brevi
. *

Freylich ein äusserst langsames, schwerfälli-
ges Geschöpf, was immer nur einen Fus auf
einmal aufheben, nachher jedesmal erst einige
Zeit ausruhen, und beständig sein heulendes Aï,
wovon es den Namen hat, hören lassen soll.
Aber bey aller dieser Trägheit ist das Faulthier
(wie wir von Augenzeugen wissen die sich viele
Jahre in Guiana aufgehalten) listig genug um
seinen Feinden, zumal den kleinen Americanischen
Tigern etc. auf allerhand Weise zu entgehen;
und stark genug um sich im Nothfall siegreich
gegen sie zu vertheidigen.

7. myrmecophaga. Ameisenbär. Ro-
strum productius, lingua filiformis, dentes
nulli
.

[Seite 70]

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis. ungue exteriore maximo,
plantis tetradactylis, cauda prehensili
. *

In Südamerika; von der Grösse des Eichhörn-
chens, und hellbrauner Farbe. Mit seiner vier
Zoll langen Zunge bohrt er nach und nach gleich-
sam einen Gang in die Ameisenhaufen, und da
sie wie bey den übrigen Gattungen mit zähem
Schleim überzogen ist, so bleiben die Ameisen
dran klebend und er braucht sie nur von Zeit zu
Zeit in den Mund zu ziehen und die Thiergen
hinterzuschlucken. In den grossen hakenförmi-
gen Klauen der Vorderfüsse hat er so viel Stärke
daß er Hunde damit zu todt kratzen kan.*) Zum
Laufen sind seine Füsse zwar unbequem, aber
desto geschickter zum Klettern und zum anhalten
an Zweigen, wobey ihm überdem noch sein Roll-
schwänz zu statten kommt.

IV. SCLERODERMATA.

Die Säugethiere mit Stacheln, oder Schup-
pen, oder Schilden statt des behaarten Fells.
Sie rollen sich bey Gefahr ganz kugelicht zu-
sammen, und können sich, bey der Begattung,
ihrer Stacheln wegen, nicht wie die mehresten
übrigen Thiere dieser Classe bespringen.

8. manis. Formosanische Teufelchen.
Corpus squamis tectum. dentes nulli. lin-
gua teres
.

[Seite 71]

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thie-
re dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebens-
art etc. viel Aenlichkeit mit den Ameisenbären.

1. Macroura. der Phatagin. M. cauda lon-
giore
. *

In Formosa u.a. Gegenden Asiens: auch wol
in Afrika. Ein artiges aber seltnes Thier, von
der Grösse des obigen Ameisenbären. Der ge-
schuppte Körper des Phatagins änelt einem
Tannenzapfen. Die Schuppen sind von dun-
kelbrauner Farbe und ungemein sauber gestreift.

9. tatu. Armadill, Panzerthier. (Linne's
Dasypus.) Corpus testis zonisque osseis te-
ctum. dentes incisores et laniarii nulii
.

1. Novemcinctus. der Cachicame. Zonis dor-
falibus IX. palmis tetradactylis. plantis pen-
tadactylis
. *

watson in philos. transact. 1764. tab. VII.

Ein kirres artiges Thier, womit die Kinder
in Peru spielen. Lebt von kleinen Thieren und
Früchten. Sein Fleisch ist eßbar, wenn es vor-
her über Nacht in Salz und Citronsaft gelegt
und ihm dadurch der Bisamgeschmack benom-
men ist.

10. hystrix. Corpus spinis tectum.

1. †. Erinaceus. der Igel. H. auriculis ro-
tundatis, naribus cristatis
. *

Die Bildung und Lebensart der Igel ist so mit
der Stachelschweine ihrer verwandt, daß wir uns
nicht haben überwinden können, sie in abgeson-
derten Geschlechtern von einander zu trennen.
Der Igel, das sehr unschuldige Thier, ist fast in
der ganzen alten Welt zu Hause. Er nährt sich
[Seite 72] von Ratten und Mäusen, die er mit viel Ge-
schicklichkeit zu fangen versteht; auch von Krö-
ten, Insecten, besonders aber von Früchten, die
er (wie man längst bemerkt und neuerlich ohne
allen Grund hat leugnen wollen) an seine Sta-
cheln gespiest zu seinem Lager schleppt. Es giebt
allerdings zwey Varietäten bey dieser Gattung:
Hundsigel und Schweinigel; deren Verschie-
denheit sich so gar auf den Bau ihrer Einge-
weide erstrecken soll.*)

2. Malaccensis. H. auriculis pendulis.

Findet sich auf Malacca und den Sundaischen
Inseln; und ist, wegen des ehedem als Panazee
berufnen und wol mit tausend Thalern bezahl-
ten Piedra del porco merkwürdig, der sich zu-
weilen in seiner Gallenblase erzeugt.

3. Cristata. das Stachelschwein. H. capite
cristato, cauda abbreviata
. *

Ist im wärmern Asien und in ganz Africa zu
Hause, nährt sich von Baumrinde und Früchten
und nistet in einen ziemlich tiefen Bau unter der
Erde. Im Zorn rasselts mit seinen Stacheln,
die ihm zuweilen, zumal im Herbste ausfallen,
schießt sie aber nicht gegen seine Verfolger von
sich.

V. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüsse sind, den
Daumen ausgenommen, länger als der ganze
[Seite 73] Körper dieser Thiere; und zwischen ihnen ist
eine Floränliche Haut ausgespannt, die statt
Flügel dient (§. 43). Daher können sie eben
so wenig als die Affen bequem auf der Erde
gehn.

11. vespertilio. Fledermaus. Pollex
palmarum et digiti plantarum breves, reli-
qui longissimi
.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus,
naso infundibiliformi lanceolato
. *

seba thesaur. I. tab. LVIII. fig. I.

Die Flügel abgerechnet, hat der Körper dieses
Thiers, was sich vorzüglich in Brasilien auf-
hält, die Grösse vom Eichhorn. Es ist von
graubräunlicher Farbe, lebt von Thieren und
Baumfrüchten, wird aber dadurch wenigstens
beschwerlich wenn auch nicht sehr gefährlich,*)
daß es nicht nur den Rindvieh, Pferden, Maul-
eseln etc. sondern auch schlafenden Menschen, bey
welchen es sich vorzüglich an die Fuszehen setzt,
Blut aussaugt, woher es denn auch den Na-
men des Vampyrs erhalten hat.

2. canis volans. der fliegende Hund. (Linne's
vampyrus) V. ecaudatus, naso simplici,
membrana inter femora divisa
. *

seba thesaur. I. tab. LVII. fig. 1. 2.

Ist ohngefähr von der Grösse des Vampyrs,
lebt aber blos von Baumfrüchten und wird also
ganz unrichtig Vampyr genannt: findet sich
Schaarenweis auf Ternate und andern Ostin-
[Seite 74] dischen- und Austral-Inseln; auf welchen letz-
teren er nebst den Schweinen, Hunden und
Ratten die einzigen daselbst einheimischen Säu-
gethiere ausmacht.

3. †. Auritus. V. caudatus, auriculis maximis. *

Diese Fledermaus, hat mit der folgenden ei-
nerley Vaterland und Lebensart. Ihre Ohren
die man insgemein, aber fälschlich, doppelt
nennt, sind auch eben so einfach, nur alle
Theile (zumal die Muschel mit ihren beyden Lei-
sten und dem vordern Blatte) ungeheuer gros,
daher das Thier ein äusserst sonderbares Anse-
hen hat.

4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus,
Speckmaus V. caudatus, auriculis capite
minoribus
. *

Diese Thiere halten sich am Tage in altem Ge-
mäure, und vorzüglich gern in Rauchkammern
beym Speck auf, da sie sich mit den Klauen der
Daumen eingeschlagen und fressen. Des Abends,
und zumal in heitern Sommernächten, kommen
sie hervor geflattert, fangen Nachtfalter weg,
werden aber darüber selbst leicht den Eulen zu
Theil. Zu ihrem Winterschlaf hängen sie sich
in Hölen klumpweise bey den Hinterfüssen auf.

VI. GLIRES.

Eine grosse Ordnung, die wieder in Fa-
milien eingetheilt werden kan. Die dahin ge-
hörigen Thiere sind vielzehicht, gehen fast im-
[Seite 75] mer auf dem ganzen Hinterfuß (§. 43), und
mehrentheils im Galop. Meist sind es kleine
aber flinke, lebhafte Geschöpfe.

a) Sciurina.

12. scivrvs. cauda pilosa, disticha.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der
Polatuche. S. duplicatura cutis laterali a
pedibus anterioribus ad posteriores
. *

Der Flug dieser Thiere, die sich fast in der
ganzen nördlichen Erde finden, kan bey weitem
nicht mit der Fledermaus ihrem verglichen wer-
den. Das schlappe Fell, was von ihren Vorder-
füssen nach den Hinterfüssen zu, auf der Seite
wegläuft, und wovon sich auch schon bey un-
sern gemeinen Eichhörnchen eine Spur zeigt,
dient ihnen nur zu einem Seegel, um einen wei-
tern Sprung wagen zu dürfen. Sie können
damit nie aufwärts, nicht einmal wasserpaß,
sondern immer nur schief herunterwärts setzen.

2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. S. auri-
culis apice barbatis, cauda dorso conco-
lori
. *

Dieses unschuldige und so ausnehmend leb-
hafte kleine Geschöpf hat in seiner ganzen Le-
bensart und Aufenthalt viel Aenlichkeit mit den
Sangvögeln. In der Wildnis kommt es fast
nie auf die Erde, sondern lebt auf den Bäu-
men, wo es mit einer unbeschreiblichen Leich-
tigkeit und Schnelligkeit umherspringt; dabey
ihm sein Schwanz statt Seegel und seine im-
mer stark dunstenden feuchten Fußsohlen zum
festern Tritt helfen. Es macht sich in den
Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest aus
[Seite 76] Laub und Moos, oder bezieht auch wol vacante
verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vö-
gel. Im Sommer lebt es von Haselnüssen,
Castanien, Bucheckern, und verscharrt sich auch
vom Ueberfluß Proviant in hole Bäume; doch
muß es in den spätern Wintermonaten, wenn
jener Vorrath aufgezehrt ist, bey Tannenza-
pfen, Fichtenäpfeln, Pilzen etc. darben. Das
Vorgeben vieler Naturforscher, daß die Eich-
hörnchen den Winter durchschliefen, ist irrig;
hingegen hat sich neuerlich die alte Sage bestä-
tiget, daß sie auf Stücken Baumrinde bey
Windstille übers Wasser schiffen, und mit dem
Schwanze gleichsam rudern. Die vortheilhafte
Gestalt, die schönen Augen, die ausnehmende
Lebhaftigkeit, die grosse Reinlichkeit, die Leich-
tigkeit der Bewegungen und andere Vorzüge
machen die Eichhörnchen ohne Widerrede zu
den artigsten und amüsantesten Europäischen
Thieren. Auch in der Bildersprache der alten
Mexicaner waren sie das Sinnbild der Munter-
keit*). Und doch, so wild sie auch von Na-
tur scheinen, so leicht lassen sie sich gleichwol,
zumal in ihrer Jugend, zu ausserordentlich
zahmen und sanften Geschöpfen umbilden. Wir
haben ein Eichhörnchen gekannt, was dem Wink
seiner Gebieterin folgte, sich auf ihr Geheis
zur Ruhe legte, sich zuweilen in benachbarte
Gärten, selbst jenseits eines kleinen Flusses
verirrte, und doch wieder den Weg nach Hause
fand.

Ganz Europa, fast ganz Asien und das nörd-
liche America, ist das Vaterland der Eichhörn-
chen. Die Nordischen, zumal an den Ufern des
[Seite 77] Obi und am Baikal See, werden im Winter grau,
und geben dann das bekannte Grauwerk (petit
gris
), das Büffon mit Unrecht von einer be-
sondern grossen Nordamerikanischen Gattung ab-
leitet, und wovon der Bauch unter dem Na-
men von Vebam zu Futtern verarbeitet wird.
Zuweilen finden sich auch schwarze Eichhörn-
chen; seltner Schneeweisse mit Rosenrothen
Augen; auch haben wir ein weiß- und schwarz
geflecktes aus dem Gothaischen gesehn.

13. glis. Cauda rotunda, in apice crassior.

Leben nicht wie die Eichhörnchen auf den
Bäumen, sondern auf der Erde, und nisten
meist unter derselben.

1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch die Rellmaus, Le Loir. G. griseus,
subtus albidus auriculis rotundatis, nudis
. *

Valvassor Ehre des Herzogth. Krain, Th.
I. S. 437. u. f.

Der Siebenschläfer ist der wahre glis der Al-
ten, den sie als Delicatesse verspeisten*), und
in eigenen glirariis**) mästeten. Er ist im
südlichern Europa, auch hier um Göttingen zu
Hause, hat ein ungemein weiches schönes Fell
fast wie Grauwerk, ledt in Eichen- und Buchen-
wäldern, nistet in hole Bäume; und hält lan-
gen und sehr festen Winterschlaf.

2. †. Quercinus. die Eichelmaus, grosse Ha-
selmaus, Le Lérot. G. rufus, macula nigra
sub oculis, auriculis ovatis, erectis
. *

[Seite 78]

Im südlichen Europa, nistet in holen Bäu-
men und altem Gemäuer, thut allen Baum-
früchten, zumal aber den Pfirschen grossen
Schaden.

3. †. Avellanarius. die kleine Haselmaus. Le
Muscardin
. G. rufus, pollice plantarum mu-
tico, auriculis rotundatis
. *

Ein ungemein niedliches, muntres Thierchen,
von der Grösse der Hausmaus, aber mehr vom
artigen Betragen des Eichhörnchen, daher es
auch wie dieses in kleinen Käfigen gehalten wird.
Zu seinem Winterschlaf bereitet es sich eine fug-
lichte ziemlich feste Hülse von Tangelnadeln u.
a. kleinen Gestrüppe, worin es sich, fast wie
die Insecten in ihr Gespinste, vergräbt.

b) Murina.

14. marmota. auriculae abbreviatae, cau-
da brevis, pilosa
.

1. Alpina. das Murmelthier. Murmont, mus
montanus. M. corpore supra fusco, subtus
flavescente
. *

Stumpfens Schweytzer-Chronik. Th. II. S.
288. u. f.

Ein muntres possirliches Thier, was in ge-
bürgichten Gegenden der nordlichen Erde, be-
sonders in den Schweizer-Alpen, in Savoyen,
Aegypten, und in der grossen Tattarey zu Hause
ist. Macht sich tiefe Hölen in die Erde, die
es mit Heu und Moos ausfüttert, nährt sich von
allerhand Pflanzen und Wurzeln; liebt aber vor-
züglich Milchspeisen, daher es sich in den Schwei-
zeralpen häufig in die Sennhütten eingräbt.
Bey kaltem Wetter schlafen die Murmelthiere;
sobald aber die Sonne scheint, kommen sie aus
[Seite 79] ihren Hölen hervor, balgen sich und spielen mit
einander. Ihr Fleisch ist eßbar und wohlschme-
ckend, wie Spanferckel. Gegen den Winter
werden sie so fett, daß oft eins bey 20 Pfund
wiegt. Sie schlafen alsdann vom October bis
in den Aprill; und nachdem der Winter hart
oder gelind werden wird, vermachen sie den
Eingang zu ihren Hölen fester oder lockerer. In
der Tattarey nisten sie unter den Rhabarber und
sollen dadurch dessen Fortkommen befördern.*)

2. †. Citellus. das Erdzeiselgen, Suslik,
mus noricus. M. corpore longiore, capite
parvo, pedibus brevibus pentadactylis
. *

pallas, Nov. Comm. Petrop. Tom.
XIV. tab. 21.

Dieses artige kleine Geschöpf, deren wir
zwey, die uns vom Carpathischen Gebürge zuge-
schickt worden, lebendig unter Augen haben,
steht vollkommen zwischen dem Murmelthier und
Hamster in der Mitte. Die äusere Gestalt und
Farbe, auch die Sitten sind völlig wie vom Mur-
melthier. Es hat aber nur die Grösse vom Ham-
ster, auch so wie dieser Backentaschen etc. Nur,
statt daß der Hamster fettes Erdreich liebt, so
baut hingeges das Erdzeiselchen in dürren san-
dichten oder thonichten Boden. Es findet sich
in Oesterreich, und Böhmen, doch nur in ge-
ringer Anzal; in gröster Menge hingegen in
Ungarn, Polen und Sibirien. Die unsrigen
fressen Getraide, Obst, Brod etc. und über alles
gern Fleisch. Sie werden von den Calmuken geges-
sen; die Ungrischen Bauern aber streifen ihnen das
ganze Fell ab, und brauchens zum Gelbbeutel.
Wir begreifen nicht, wie man dem Erdzeiselgen
[Seite 80] die äussern Ohren hat absprechen, und es von
der Seite mit dem Maulwurf vergleichen dürfen.
Wir unterscheiden an den beiden lebendigen
Thieren und auch an zwey ausgestopften Fellen
die wir vor uns haben, alle Theile des äussern
Ohrs, die Muschel mit ihren beiden Leisten und
Blättern; nur alles das, wie beym Murmelthier
auch, flach an den Kopf angedrückt, und frey-
lich nicht so ausgebildet als beym Vespertilio
auritus
.

3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel.
M. abdomine nigro. *

F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. I. II.

Der Hamster findet sich in zerstreuten Gegen-
den von Deutschland, Polen, Sibirien, und
ist ein beissiges boshaftes Thier, was ausser
dem Zorn kaum eine andere Leidenschaft kennt.
Bey einer sehr unbeträchtlichen Leibesgrösse
geht er doch Menschen und Pferde an; und
Hunde, die des Hamsterfangs ungewohnt sind,
ziehen leicht gegen ihm den Kürzern. Er lebt
von kleinen Thieren, jungen Pflanzen, doch
vorzüglich von Getraide, Bohnen etc. wovon er
erstaunlichen Vorrath in den Backentaschen zu
seinen unterirdischen und wol 7 Fuß tiefen Hö-
len schleppet. Er vermehrt sich ausserordentlich
stark und man hat wol eher im Gothaischen in
einem Jahr über 27000 Hamster getödtet. Sein
Fell ist nicht viel werth. Es giebt eine ganz
schwarze Spielart unter diesen Thieren: so wie
auch Kackerlacken mit rosenrothen Augen.

4. Lemmus. der Leming. M. capite acuto,
corpore nigro fulvoque irregulariter macu-
lato
. *

[Seite 81]

Der Leming unterscheidet sich durch sein über-
aus weiches schwarzgraues Fell, durch einen
verhältnismäsig sehr starken Leib, und kleinen
Kopf und Füsse. Er ist vorzüglich in Lapp-
land zu Hause, und thut den Gewächsen gros-
sen Schaden. Zuweilen emigriren ganze Legio-
nen wie Zugheuschrecken von einer Gegend in
die andere. Sie sollen in dem Fall in gerader
Linie, ohne Umweg, über Berg und Thal, durch
Seen und Flüsse, bis zum Ort wo sie sich nie-
derlassen wollen, ziehen. Ihre unerwartete und
unbemerkte Ankunft daselbst hat zu der wunder-
lichen Sage Anlaß gegeben, der sogar Th.
Bartholin, Ol. Worm und viele andere Natur-
forscher der vorigen Zeit beygepflichtet sind, daß
es Leminge Schaarenweise vom Himmel regnete.

15. mvs. cauda gracilis, subnuda.

1. †. Rattus. die Ratte. M. cauda elongata,
palmis tetradactylis cum unguiculo pol-
licari
. *

Die Ratte ist, wie sich aus Albertus Ma-
gnus, Vincenz von Beauvais etc. schliessen läst
ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Die
alten Griechen und Römer gedenken des Thiers
nie, und in die neue Welt ist es erst seit ihrer
Entdeckung, von Europa aus übergebracht wor-
den. Wenige andre Thiere sind so auserordent-
lich gefrässig als die Ratten. Sie ziehen den
Menschen und seinen Victualien überall nach.
Sogar den Bergleuten in die tiefsten Schachte.
Sie verlassen die ankommenden Schiffe wenn sie
ausgeladen werden und schwimmen ans Land; und
beziehen sie wieder so bald sie vom neuen befrachtet
werden*). Sie benagen sogar schlafende Men-
[Seite 82] schen; haben aber auch oft in Hungersnoth,
zumal auf Schiffen, vielen zur Erhaltung
als Nahrungsmittel dienen müssen. Die Müt-
ter vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebens-
gefahr, selbst gegen grössere Katzen. Dagegen
werden auch alte kraftlose Ratten von den jün-
gern besorgt und gefüttert.

Solche bejahrte Ratten, die nun der Ruhe
pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und
mehrern, mit den Schwänzen in einander, und
das sind die ehemahls so berufenen und neuer-
lich ohne allen Grund geleugneten Ratten-
könige.

2. †. Amphibius. die Wasserratte. M. cauda
mediocri, corpore nigricante, abdomine fer-
rugineo
.

In Europa und Nordamerika an den Ufern
der Flüsse und Teiche. Lebt von kleinen Fischen,
Fischrogen, Fröschen, Wasserinsecten und
Pflanzenwurzeln. Schwimmt und taucht mit
viel Geschick, hat aber keinesweges, wie doch
viele berümte Männer behaupten, hinten
Schwimmfüsse. Man kennt auch eine weisse
Spielart von diesem Thier.

3. †. Silvaticus. die Waldmaus, grosse feld-
maus; (Büffons Mulot.) M. cauda medio-
cri, pectore flavescente, abdomine albido
.

Dieses zumal für die Holzungen sehr schäd-
liche Thier, hat mit dem vorigen gleiches
Vaterland, hält sich aber meist im Wald auf,
und sammlet häufigen Wintervorrath von Nüs-
sen, Eicheln etc.

4. †. Musculus. die Hausmaus. M. cauda
elongata, palmis tetradactylis, pollice pal-
marum mutico
. *

[Seite 83]

Die Maus änelt der Ratte wie in der Bil-
dung so in der Lebensart, doch daß sie sich mehr
häuslich hält, nicht so wie jene umherschweist. Sie
frißt fast alles was ihr vorkommt, und ihren
Zähnen deisdar ist; Katzen, Igel und Eulen
sind ihre Erbfeinde. Die weissen Mäuse mit
rothen Augen sind theils so lichtscheu, daß sie
in der Hellung die Augenlieder fest zuschliessen,
und für blind gehalten werden könnten.

5. †. terrestris. die Feldmaus, Stoßmaus.
M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab-
domine cinereo
. *

Ein schädliches Thier, was in Europa und
Nordamerica zu Hause ist, sich im Sommer in
Wiesen Gärten und Feldern, im Winter aber
im Wald aufhält. Es nistet unter der Erde,
vermehrt sich in manchen Jahren ganz unge-
heuer, und thut den Feldfrüchten, zumal der
jungen Aussaat, grossen Schaden.

16. sorex. nasus rostratus, auriculae breves.

1. †. Araneus. die Spitzmaus. S. cauda me-
diocri, abdomine albido
. *

Lebt in Europa und Nordamerika in altem
Gemäuer, in Ställen, Mistgruben etc. Zu-
weilen, aber seiten, finden sich weisse Spitz-
mäuse. Daß sie giftig seyen, oder den Pferden in
den Leib kriechen etc. sind ungegründete Sagen.

2. †. Daubentonii. die Wasserspitzmaus. S.
habitu talpae, digiti ciliatis
. *

davbenton in Mem. de l'ac. de Pa-
ris
, 1756. tab. I. fig. 2.

Ein erst neuerlich bekannt gewordenes, aber
überaus sonderbares artiges Thiergen, das sich
[Seite 84] an kleinen Gewässern aufhält, und mehr ein
eigentliches Wasserthier ist als die obige Wasser-
ratte. Seine Füsse haben zwar keine Schwimm-
haut: jede Zähe ist aber zu beiden Seiten mit
kurzen Härchen besetzt, die die Füsse zum Ru-
dern ungemein geschickt machen. Die Oefnung
des Gehörgangs kan das Thier durch eine
Klappe zuschliessen, so lang es unter Wasser ist.
Es nährt sich von Regenwürmern etc. kommt
wenig zum Vorschein, läst sich am meisten früh
Morgens blicken, ist aber wegen seiner Be-
hendigkeit schwer zu fangen.

17. talpa. caput rostratum, palmae fos-
soriae
.

1. †. Europaea. der Maulwurf. T. cauda
breviore, auriculis plane nullis
. *

Der Maulwurf ist ein ziemlich unschuldiges
Geschöpf, der das Erdreich locker erhält, Re-
genwürmer vertilgt, und in Verhältnis gegen
seine Nutzbarkeit den Wiesen und Gärten durch
sein wühlen geringen Schaden thut. Sein Auf-
enthalt ist blos unter der Erde, wozu ihm seine
Schaufelpfoten, und ein sonderbares Brustbein,
was fast der Vögel ihrem änelt, zu statten kom-
men. Er hat gar keine äussere Ohren, und so
kleine Augen, daß ihn das Alterthum deshalb
für blind*) verschrieen hat. Er kan geschickt
schwimmen und den Ueberschwemmung auf die
Bäume klettern. Die Junge sind gar possirliche
kleine Geschöpfe, die zusammen spielen, balgen
etc. Es giebt auch weisse und gefleckte Maul-
würfe.

[Seite 85]

2. Asiatica. der Goldmaulwurf. I. ecaudata,
versicolor, ovata, palmis tridactylis
.

seba thesaur. I. tab. XXXII. f. 4. 5.

Das schönste Thier der ganzen Classe. Die
ziemlich langen Haare des dichten Fells schil-
lern in die treflichsten Goldfarben. Zumal ins
goldne Grün der Colibri. Es ist im nordlichen
Asien zu Hause, etwas grösser als der gemeine
Maulwurf und fast Eyförmig an Gestalt.

18. didelphis. Plantae manus, pollice mu-
tico. cauda longa, subnuda
.

1. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, dorso fusco, abdomine
albido
. *

seba. thes. I. tab. XXXIV. fig. 1. 2. 3.

Ein südamerikanisches Thier, das in die
Erde baut und besonders durch den Instinct
merkwürdig wird, mit dem es seine Jungen
aus Gefahr zu retten versteht. Die Mutter
schlägt den Schwanz auf den Rücken; die Jun-
ge springen auf sie, rollen ihre Schwänze um
der Mutter ihren an, die denn sogleich mit
ihnen davon flüchtet.

2. Marsupialis. die Beutelratte, der Opos-
sum, Philander, Iawari. D. mammis intra
faccum abdominalem
.

seba. thes. I. tab. XXXVI. fig. 1. 2. 3.

Auch bey dieser Gattung, die ebenfalls in
Südamerica, (eine ihr verwandte aber auch in
Ostindien) zu Hause ist, hat die Natur eine son-
derbare Einrichtung zur Erhaltung der Jun-
gen getroffen. Das Weibgen hat nemlich eine
grosse Tasche am Bauche, die durch besondre
[Seite 86] Muskeln und dünne Knocken geschlossen und ge-
öffnet werden kan; und in deren Boden die Zi-
tzen liegen. Die Junge werden sehr klein, und
gleichsam nur als unreife Abortus zur Welt ge-
bohren, verkriechen sich aber sogleich in diese Ta-
sche, nähren sich da von der Muttermilch, und
verweilen so lange, bis sie ausgebildet sind, und
nun gleichsam vom neuem gebohren werden kön-
nen. Doch bleibt dieser Beutel auch nach dieser
zweyten Geburt noch zuweilen ihre Retirade; die
Mutter nimt sie bey Gefahr darin auf, und
sucht sich und ihre Bürde durch die Flucht zu retten.

c) Leporina.

19. jacvlvs. Pedes antici brevissimi, po-
stici elongati. Cauda corpore longior
.

1. Giganteus. Der Ränguruh. J. cauda at-
tenuata
.

Cptn. cook in hawkesworth's
Collection etc. Vol.
III. No. 20.

Dieses durch die neuern Reisen der Engländer
nach der Südsee bekannt gewordne Thier ist auf
der Ostküste von Neu-Holland zu Hause, und
hat in der Grösse, und in der Bildung des
Kopfs, viel vom Windspiel. Sein Fell ist
mausefahl; das Fleisch eßbar und schmackhaft.

2. Ferboa. Der Erdhaase; die zweybeinich-
te Bergmaus der Araber; J. cauda floc-
cosa, plantis tridactylis
.

haym, tesoro Britann. Vol. II. p. 124.

Dieses sonderbare Thier, was schon auf den
alten Münzen von Cyrene sehr gut abgebildet
ist, findet sich in Nord-Africa, Arabien etc.

[Seite 87]

Es macht sich Hölen in die Erde*), wo es
am Tage verborgen bleibt, und des Nachts sei-
nen Geschäfften nachgeht. Die Norderfüsse
sind, zumal wenn es sitzt, beynah unmerklich,
die hintern hingegen ungeheuer lang. Der Erd-
haase kan sich ziemlich lange auf den Hinter-
beinen aufrecht erhalten, doch scheint ihm in
dem Fall sein langer ausgesteifter Schwanz
gleichsam zum dritten Fusse zu dienen. Er springt
mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wol
7 bis 8 Fuß weit. Die Sibirische Alactacha
ist ihm ähnlich, aber fünfzehicht. Beider Thiere
Fleisch wird von den Arabern und Kakmucken
gegessen.

20. lepvs. Dentes primores superiores du-
plicati
.

1. †. timidus. Der Hase. L. auriculis apice
nigris, corpore et pedibus posticis longio-
ribus
. *

Der Hase ist ein sehr furchtsames unbe-
wehrtes Geschöpf, wird aber durch seine her-
vorliegenden Augen und durch sein scharfes Ge-
hör sehr leicht für einer nahenden Gefahr ge-
warnt, und durch seine Geschwindigkeit sehr
oft daraus entrissen; zudem hilft ihm auch sein
Instinkt, da er durch vielerley Wendungen und
Absprünge seinen Verfolgern die Spur zu ver-
derben sucht. Er ist unter den Fussohlen, und
sogar zum Theil im Munde behaart. Beide,
er und das Caninchen, sind äusserst fruchtbare
Thiere; beide kauen auch wieder. Dem Ha-
sen soll seine zügellose Wollust leicht eine Krank-
heit, die der Lustseuche änelt, zuziehen. Zu-
[Seite 88] weilen giebt es schwarze Hasen, und auch ganz
weisse: und zwar von den letztern theils solche,
die wie in Grönland etc. Jahr aus Jahr ein,
theils andre die wie in der Schweiz, nur im
Winter weiß sind.

Merkwürdig ist, daß man schon oft und in
ganz verschieden Gegenden und Zeiten Hasen
gefunden hat, aus deren Stirnknochen ein paar
kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock,
nur kleiner, mit Krone und proportionirten
Enden gewachsen waren.

2. †. Cuniculus. Das Caninchen L. auricu-
lis nudatis, corpore et pedibus posticis bre-
vioribus
.

Das Caninchen ist ursprünglich in den wär-
mern Zonen der alten Welt zu Hause, ist aber
nun auch in Nordischen Gegenden einheimisch
worden. Sie vermehren sich so start daß sie
wol eher (z.B. neuerlich ums Jahr 1736 auf
der S. Peters Insel bey Sardinien*) zur Land-
plage worden sind**); und kommen auch in
ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano
der sonst so öden Liparischen Insel, fort. Die
wilden Caninchen sind grau und ihr Fleisch sehr
schmackhafft; sie werden mit Frettelchen gejagt,
die so wie die Iltisse und Dachse ihre Erbfeinde
sind. Die weissen Caninchen mit rothen Augen
sind zwar eben sowol Kakerlaken, als die Ne-
gres blancs
, doch scheinen sie des Lichts besser
als andre Thiere der Art, gewohnt zu seyn.

[Seite 89]

21. cavia. Halbcaninchen. Auriculae ro
tundatae, parvae, cauda nulla aut brevis.

1. Porcellus. das Merschweinchen. C. ecau-
data, corpore variegato.
*

Ist so wie beide folgende Gattungen in Bra-
silien zu Hause, kommt aber auch in Europa
sehr leicht fort, variirt in der Farbe, hat ohn-
gefähr die Grösse des Hamsters und ist über-
aus fruchtbar.

2. Aguti. C. caudata, dorso fusco, abdomine
flavescente.
*

Hat die Grösse des Caninchen und wird we-
gen seines vorzüglich schmackhaften Fleisches
häufig gejagt.

3. Paca. C. caudata, corpore fusco, fasciis
lateralibus punctatis flavis.
*

Eben so gros und von so schmackhafften Fleisch
als das Aguti.

d) Mustelina.

22. mvstela. Dentes primores inferiores
VI, quorum II retrorsum positi; lingua
laevis.

Die Thiere dieses Geschlechts haben kurze
Füsse, und einen langgestreckten Körper, den sie
im gehen bogenförmig krümmen.

1. †. Martes. der Marder. M. corpore fulvo
nigricante, gula pallida.
*

Man kennt zwey Spielarten von diesen Thie-
ren. Die eine hat eine gelbe Kehle, und hält
sich in Wäldern, zumal von Schwarzholz, auf;
dieß ist der Baum-Edel-Tannen, oder Feld-
[Seite 90] Marder. Der Haus-Marder oder Stein,
Marder hingegen zieht sich mehr in die Häu-
ser, und wohnt da in altem Gemäuer, und hat
eine weisse Kehle. Beide sind in der nordlichen
Erde zu Hause, und leben von kleinen Säuge-
thieren und Federvieh. Ihr Auswurf hat ei-
nen Bisamänlichen Geruch.

2. †. Putorius. Der Iltis, Ilk, Stänker-
ratz. M flavo-nigricans, ore et auricula-
rum apicibus albis.
*

Aenelt dem Marder in seiner Bildung und Le-
bensart. Stellt besonders den Hühnern und
ihren Eyern, auch den Fischen nach. Hält sich,
zumal im Winter, gern auf Höfen unter Holz-
stöffen und Steinhaufen auf. Das ganze Thier,
und selbst sein abgezogenes Fell, geben einen
sehr widrigen Geruch von sich.

3. Furo. Das Frettel. M. corpore pallide
flavo.
*

Ist eigentlich in Africa einheimisch. Von da
hat mans nach Spanien gebracht, um die Ca-
ninchen zu vertilgen, und nun hat sichs schon
weiter in Europa verbreitet. Es kriecht den Ca-
ninchen in ihre Höhlen nach, jagt sie heraus,
oder tödtet sie auch wol darin, und saugt ihnen
das Blut aus. Es hat auch den widrigen Ge-
zuch des Iltis.

4. Zibellina. Der Zobel. M. corpore fulvo
nigricante, facie et gula cinereis.

Der Zobel lebt in dichten einsamen Wäldern
des nördlichen Asiens, und nistet in holen Bäu-
men, oder unter ihren Wurzeln in der Erde.
Er ist flink und kan mit viel Leichtigkeit auf
den Bäumen herumspringen. Am Tage schläft
[Seite 91] er; des Nachts geht er seinem Raub nach, der
gewöhnlich in kleinen Säugethieren und Vögeln
besteht; doch frißt er auch, wenns die Zeit mit
sich bringt. Beeren und Früchte. Der Zobel,
fang dauert vom November bis in den Hornung.
Man stellt ihnen Schlingen, und schätzt die Felle
am höchsten, die recht schwarzbraun, dickhaa-
richt und glänzend sind. Die besten finden sich
um Jakuzk.

5. †. Erminea. das Wiesel und Hermelin.
M. caudae apice atro. *

Das Hermelin ist doch wol blos eine Nordi-
sche Spielart von unserm gemeinen Wiesel.
Auch dieses wird bey uns im Winter weiß, und
in hochliegenden bergichten Gegenden, wie z.
B. im Waldeckischen, auch im Herzogthum Lau-
enburg, fängt man zuweilen mitten im Som-
mer völlig weisse Wiesel oder Hermeline; und
umgekehrt sind (wie schon Strahlenberg bemerkt
hat) auch die Sibirischen Hermeline den Som-
mer über rothbräunlicht. Es finden sich diese
Thiere in der ganzen Nordischen Erde, sie wo-
nen in Wäldern, ziehen sich aber gern nach
Häusern, wo Federvieh gehalten wird; ihre Nah-
rung ist dieselbe wie der Iltisse ihre, sie fressen
auch gern Fische und Pilze, aber keine andre
Gewächse.

6. Ichneumon. das Ceilanische Füchsgen.
V. corpore subluteo, facie nigricante. *

Seba thes. I. tab. XLI. fig. 6.

Darf nickt, wie insgemein geschieht, mit
der Pharaonsmaus im folgenden Geschlechte
(viverra ichneumon) vermengt werden. Seba
hatte es lange lebendig, und dasselbe Exemplar
ist nun im Academischen Museum, wo wir es
[Seite 92] genau untersucht haben. Es hat das ganze An-
sehen und die Grösse des Marders auch völlig
seine stumpfere Schnauze, und bey weitem nicht
den zugespitzten Kopf der Pharaonsmaus.
Seine schmuzig weissen Haare sind steif, bor-
stenänlich.

7. Gulo. der Vielfraß. Rosomak. M. medio
dorsi nigro
.

klein. dispos. quadruped. tab. V.

Der Vielfraß ist vorzüglich in den grossen
Wäldern des Nordlichen Asiens zu Hause.
Sein überaus starker Appetit hat zu allerhand
Fabeln Anlaß gegeben. Er nährt sich von Aas
und lebendigen Thieren, und kan sogar Renn-
thiere überwältigen.

23. viverra. Dentes primores utrinque VI.
intermediis brevioribus. Lingua plerisque
retrorsum aculeata.

1. Zibetha. die Zibethkatze. V. cauda annu-
lata, dorso cinereo nigroque undatim
striato.
*

Das südliche Asien und die mitlere Zone von
Africa ist das Vaterland der Zibethkatze. Bey
beiden Geschlechtern sammlet sich in einer be-
sondern Höle, die zwischen dem Affter und den
Zeugungsgliedern liegt, eine schmierichte stark
riechende Substanz, die ehedem mehr als jezt
zum parfümiren und in der Arzney gebraucht
wurde.

2. Genetta. die Genettkatze. V. cauda annu-
lata, corpore fulvo maculato.

Hat in der Bildung viel, mit der vorigen Gat-
tung gemein; ist im Orient zu Hause, hält
[Seite 93] sich gern am Wasser auf, und wird vorzüglich
seines schönen Felles wegen gesucht.

3. Putorius. Das Stinkthier, Conepate. V.
lineis quinque dorsalibus albis.

catesby nat. hist. of Carolina, II, tab.
LXII.

Das Stinkthier, was unserm Iltis änelt,
hat seinen Namen von dem über alle Beschrei-
bung unerträglichem Gestank, den es, so wie
mehrere verwandte Gattungen seines Ge-
schlechts, im Zorne von sich giebt. Besonders
heftig stinkt der Harnoder nach Carvers Versi-
cherung ein besondrer unter der Harnblase be-
findlicher Saft des Thiers, den es auf
viele Fuß weit gegen seinen Feind zu sprützen
vermag.

4. Ichneumon. Die pharaonsmaus, der
Mungo.

rvmph. herbar. Amboin. auctar. T.
XXVIII. fig. 2. 3.

Dieses berühmte Thier, was keineswegs mit
dem minder bekannten Ichneumon des vorigen
Geschlechts verwechselt werden darf, ist in Ost-
indien und vorzüglich in Aegypten zu Hause.
Es lebt von Schlangen, Fröschen, Mäusen und
besonders von Crocodileyern, die es mit viel
Verschlagenheit aus dem Sande scharrt. Man
glaubt, wenn es von der Brillenschlange gebis-
sen worden, so brauche es. Schlangenwurzel
(Ophiorhiza Mungos) zum Gegengifft.

5. Lotor, das Coati, der Raccun, (Linne's
Ursus lotor.) V. cauda annulata, fascia fu-
sca palpebras ambiente
. *

seba thes. I. tab. XLII. fig. 2.

Das ganze Ansehen des Coati, seine Lebens-
art, sein Zibethbeutel beym Hintern u.s.w.
[Seite 94] erweisen seine nahe Verwandschaft mit andern
Viverris, und seine Unänlichkeit mit dem Bären.
Es ist in Nordamerica zu Hause, und lebt vor-
züglich von Hühnern und andern Vögeln und
ihren Eyern.

6. Mellivora. der Honigsucher, Ratel. V.
dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo-
mine nigro, unguibus longis, subtus ca-
vis, fossoriis.

Sparrmann in d. Schweb. Abhandl.
1777. tab. IV. fig. III.

Dieses sonderbare Thier findet sich am Cap,
und lebt vom Honig und Wachs der wilden Bie-
nen, die in die Hölen der Stachelschweine, Erd-
haasen, Caninchen, Schakale etc. nisten. Bey
Sonnenuntergang giebt der Honigsucher auf
den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder
folgt auch wohl blos der Anweisung des Honig-
kukuks. Er hat ein zottichtes Fell, und darun-
ter eine ungemein starke Haut, die ganz locker
und gleichsam wie ein Sack über das Fleisch des
Thieres herum hängt, wodurch er denn sowol
für den Bienenstichen als für den Bissen der
Hunde gesichert ist.

7. †. Meles. Der Dachs. (Linne's ursus me-
les)
V. cauda concolore, abdomine nigro. *

Der Dachs findet sich in Europa und Asien
bis gen China. Er lebt wie andre Viverrae
von kleinen Thieren, von Wurzeln und Vogel-
Eyern. Er baut unter der Erde einen tiefen
Kessel, zu welchem verschiedne Röhren oder
Gänge führen. Er verschläft den grösten Theil
seines Lebens, und hält besonders langen und
festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze
[Seite 95] in den Fettbeutel steckt. Es giebt zwey Spiel-
arten von diesen Thieren: Hunds-Dachse
nemlich, und Schweins Dachse.

VII. FERAE.

Die grossen reissenden Thiere, die Men-
schen anfallen; wozu wir aber nicht, wie
Linne thut, auch den Maulwurf oder den
unschuldigen Igel rechnen können.

24. ursvs. Dentes primores superiores alter-
natim excavati, inferiores laterales lobati,
lingua laevis, cauda abrupta.

1. †. Arctos. der Bär. U. fusco nigricans,
collo brevi
. *

Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im
Grunde gutmüthiges Geschöpf, was mehren-
theils einsam in den grossen Wäldern, und in
den Alpgegenden der nordlichen Erde lebt, und
was sich nur im grösten Grimm, und wenn es
aufs äusserste gebracht worden, am Menschen
vergreift. In der Jugend nährt sich der Bär
fast blos von Gewächsen; nach dem dritten Jahr
aber mehr vom Fleisch; sein gröster Leckerbis-
sen aber ist Honig. Zum Gefechte stellt er sich
auf die Hinterfüsse, drückt und schlägt seinen
Feind mit den Norderkatzen, und bedient sich
des Gebisses seltner als andere reissende Thiere.
Er hat ausnehmende Stärke und ist im Stande
ganze Pferde fortzuschleppen und mit seinen
scharfen Krallen das Fleisch bis auf die Knochen
[Seite 96] durchzuhauen. Junge Bären lassen sich leicht
zähmen, und sind bis zur Zeit der Mannbarkeit
ungemein possirliche Thiere. Den Winter brin-
gen sie ohne Nahrung zu und dennoch kan die
Mutter dabey ihre Junge säugen.*) Da ihr
Gerippe, den Kopf und das Brustbein ins-
genommen, viel änliches mit dem Menschli-
chen hat, so lernen sie leicht aufreckt stehen und
andre änliche Kunststücke machen, wozu sie be-
sonders zu Smorgonie in Polen abgerichtet
werden. So wie der Bärenfana im Robinson
beschrieben wird**), ist er noch jetzt in Crain
Polen etc. allgemein gebräuchlich. Man kennt
verschiedene Spielarten unter den Bären; die
grossen schwarzen Ameisenbären; die kleinen
hellbraunen Honigbären; die noch kleinern weiß-
lichten Gilberbären.

2. Maritimus. der weisse Bär, Polarbär.
U. albus, collo et rostro elongatis.

Der Polarbär ist allerdings eine eigne Gat-
tung, die nicht mit der weissen Spielart des
gemeinen Bären verwechselt werden darf. Er
wird viel grösser, bey zwölf Fus lang, hat
schlankere Glieder, weisses langzottichtes wei-
ches Haar, hält sich in der nordlichsten Erde
beim Treib-Eis und am Meerufer auf, schwimmt
und taucht sehr geschickt, nährt sich von Fischen,
Vögeln und deren Eyern, von tobten Seehun-
den und Wallfischen, gräbt Leichen aus und
geht Menschen an, wie Heemskerks Gefehrten
a. 1596 auf Neu-Zembla u.a. erfahren
haben.

[Seite 97]

25. canis. Dentes incisores superiores inter-
medii, inferiores omnes, lobati
.

1. †. Familiaris. der Hund. C. cauda recur-
vata; subinde digito spurio ad pedes po-
sticos.
*

Ein sehr vorzügliches Geschöpf, was daher
der Mensch, besonders der Feinheit seiner Sinne
und seiner ausnehmenden Gelehrigkeit wegen,
vor allen andern Thieren in seinen nähern ge-
selligen Umgang gezogen hat. Das scharfe Ge-
hör und die Wachsamkeit des Hundes verschaf-
fen seinem Herrn häusliche Sicherheit; so wie
ihn sein äusserst feiner Geruch*), worin er so-
viel wir wissen alle übrige Thiere bey weiten
übertrifft, in Verbindung mit seiner Schnellig-
keit und Stärke, zum bewachen der Heerden,
vorzüglich aber zur Jagd am geschicktesten ma-
chen. Hierzu kommt seine getreue Anhänglich-
keit an seinen Herren, die Leichtigkeit womit er
sich sogar auf ihren stummen Wink und Mienen
verstehen lernt, und sich überhaupt zu den man-
nichfaltigsten und kunstreichsten Handlungen
(selbst, was schwerlich ein andres vernunftlo-
ses Säugethier können wird – zum deutlichen
nachsprechen**) vieler Worte) abrichten läst
u.s.w. In vielen Gegenden der Nordlichen
Erde braucht man die Hunde zum Zug in Schlit-
ten, so wie in einen grossen Theil der Südli-
chen zur allgemeinsten und vorzüglichsten Speise,
da sie deshalb gemästet und theils dem schmack-
hafftsten Schweinefleisch vorgezogen werden.

[Seite 98]

Mehrere Gründe machen es uns jetzt wahr-
scheinlich, daß diese Thiere wol in einen sehr gros-
sen Theil der Erde ursprünglich zu Hause gehö-
ren, da selbst in Süd-Amerika*) eine Raçe
derselben schon vor Ankunft der Spanier einhei-
misch gewesen zu seyn scheint. Und eben so
vermuthen wir auch, daß es wol sicher mehr als
eine ursprüngliche Stamm-Raçe von Hunden
geben mag, da der Bullenbeiser, der Dachs-
hund, das Windspiel etc. einen so ausgezeich-
neten und zu bestimmten Absichten und Ge-
brauch abzweckenden Körperbau haben, daß wir
sie eben so wenig für blos ausgeartete Schäfer-
hunde oder Schakale, als für Wölfe (denen
doch die in America verwilderten Europäischen
Hunde vollkommen gleichen sollen**), halten
können. Doch läst sich jetzt wol schwerlich be-
stimmen, was unter den nachstehenden Ver-
schiedenheiten von Hunden ursprüngliche oder
blos durch Ausartung entstande Raçen seyn
mögen.

a) fricator. Der Mops. mit untersetztem
kurzem Leibe, runden Kopf, ganz stum-
pfer Schnauze, hängenden Ohren, und
glattem Haar.

b) molossus, mastivus. der Bärenbeisser,
Bullenbeisser, Dogue. gros, starklei-
bicht, mit stumpfem Kopf, hängenden lap-
pichten Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt
dumpfig und kurz.

Dahin gehört auch wol der Metzgerhund.

[Seite 99]

c) fagax. der Jagdhund. mit langem dicken
Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen
hängenden Ohren. Das Haar ist bald
schlicht, bald zotticht.

Die Bracke, der Hünerhund, und der
Wachtelhund haben kürzere Ohren, auch
einen kürzern Schwanz.

Die Corsicanerhunde sind schön getigert,
haben aber übrigens die Bildung der glat-
ten Hünerhunde.

d) aquaticus. der Budel, mit stumpfem Kopf,
dickem Leibe, und wollichtem Haar.

e) domesticus, pastor fidelis. der Haushund,
Schäferhund. mit aufrechten Ohren; der
Schwanz ist auf der untern Seite lang
behaart.

Hierzu rechnen wir auch den Sibirischen und
Isländischen Hund, den Spitz etc. Der
Isländische scheint wenig vom gemeinen
Spitz verschieden. Einer, den wir leben-
dig haben, und der in Island geworfen wor-
den, hat einen grössern Kopf, und keine so
spitzige Schnauze, als der von Büffon ab-
gebildete; er ist völlig schwarz, bis auf die
Ohren, die am Rande mit weissem wollich-
tem Haar eingefast sind.

Auch die auf den Inseln der Südsee einhei-
mischen Hunde, die sich zwar durch einen
grossen Kopf, kleine Augen, spitzige Oh-
ren etc. auszeichnen, scheinen doch zu dieser
Raçe zu gehören.

f) meliteus. das Bologneserhündchen.
von ungemein kleiner Statur, mit sehr lan-
gen zottichten Haaren, zumal im Gesichte.

[Seite 100]

g) vertagus. der Dachshund, Däckel. mit
langer Schnauze, hangenden Ohren, lang-
gestrecktem Körper, kurzen krummen Vor-
derfüssen.

h) grajus. das Windspiel. mit langen zu-
gespitztem Kopf, hängenden Ohren, dicker
Brust, schlankem Leib und Füssen. Bald
zotticht, bald schlicht.

i) Aegyptius. der Aegyptische Hund. änelt
dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte
Haare, der übrige Körper ist schwarz und
kahl, wie eine geräucherte Speckschwarte.

Diese verschiednen Hauptraçen paaren und
vermischen sich aber nicht nur unter einander, son-
dern auch mit verwandten Gattungen dieses
Geschlechts, z.B. mit Füchsen, wovon sogar
fruchtbare Bastarden erzeugt werden, derglei-
chen wir selbst mehrere unter Augen haben.

2. †. Lupus. der Wolf. C. cauda incurvata. *

Der Wolf ist fast in der ganzen alten Welt zu Hau-
se, doch ist er in einigen Ländern gänzlich ausge-
rottet worden. So hat man seit 1680 keinen
mehr in Schotland gespürt; früher schon waren sie
in England vertilgt, und 1710 ist auch in Irland
der letzte geschossen worden. Er hat einen schlep-
penden doch dabey schnellen und nicht leicht zu er-
müdenden Gang und grosse Stärke, zumal im
Nacken. Die Wölfe stehen einander bey, und ge-
hen gesellschafftlich ungleich grössre Thiere, wilde
Schweine und Bären an. Aus Hunger fressen
sie was ihnen vorkommt, sogar Schilf und
Erde; graben auch Leichen aus, und da mag
etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen
etc. den Anlaß zu der alten Sage von Währ-
wölfen gegeben haben. Sonst fallen sie nur in
[Seite 101] der äusersten Noth Menschen an, und sind mit
Feuer, was sie (wie alle animalia nocturna)
scheuen, leicht abzuhalten. Die neugebohrnen,
und die ganz alten Wölfe sind grau; auser-
dem finden sich aber auch weisse und ganz
schwarze Spielarten unter ihnen.

3. †. Vulpes. der Fuchs. C. cauda recta. *

Der Fuchs ist ein ungemein listiges, und wenn
er noch klein ist, ein überaus possirliches gar
leicht zu zähmendes Thier. Er baut unter der
Erde, oder nimmt von einer Dachshöle Posseß,
thut dem Wildpret und dem Hausgeflügel gros-
sen Schaden, frißt aber auch Mäuse, Amphi-
bien, Fische, Wespen u.a. Insecten, Honig,
Getraide, und besonders überaus gern Weintrau-
ben. Die beiden Hauptvarietäten dieser Thiere sind
der gemeine Fuchs oder Birkfuchs mit der weissen
– und der Roth. oder Brandfuchs (alopex)
mit der schwarzen Schwanzspitze. Auch der
Nordische weisse und blaue Fuchs, und der
Creuzfuchs, deren Felle so hoch geschätzt wer-
den, scheinen uns zu wenig eignes zu haben,
um sie für besondre Gattungen anzusehn. Zu-
dem wissen wir, daß man selbst in Deutschland,
wie z.B. im Waldeckischen, schwarzbraune Creuz-
füchse geschossen hat.

4. Aureus. Der Schnellwolf, Schakal, Thos.
C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae
apice nigro.

güldenstaedt in Nov. Comm. Pe-
trop. T
. XX. Tab. II.

Dieses berufene Thier ist in aanz Orient und
Nordafrica zu Hause, zieht des Nachts schaaren-
weise umher; frißt Thiere, Lederwaaren etc.
[Seite 102] gräbt Leichen aus, und soll auch lebendige Kin-
der rauben.*) Manche Naturforscher haben
den Schakal für den ursprünglich wilden Hund,
und manche Exegeten Simsons Füchse für Scha-
kale gehalten: oft ist dieses Thier auch mit der
Hyäne vermengt worden.

5. Hyaena. Das Grabthie, der Abend-
wolf. C. villosus, nigricans, facie nigra,
juba cervicis dorsique
. *

Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Die Hyäne bat einerley Vaterland mit dem
Schakal, dem sie auch in der Lebensart änelt.
Ein äusserst boshaftes, unbändig zorniges
Thier von fürchterlichem Ansehen, über wel-
ches selbst der Löwe kaum Herr werden kan.
Es baut unter die Erde oder nistet in Felsen-
hölen und Klüfften, und wird vom gemeinen
Volk in Aegypten gegessen.**)

26. felis. Ungues retractiles, caput rotun-
dius, lingua aspera
.

1. Leo. Der Löwe. F. cauda elongata floc-
cosa, corpore fulvo
. *

b. picart, Recueil de Lions. Amst. 1729.
4. transv.

Das majestätische Thier ist in den heissesten
Zonen der alten Welt, vorzüglich in den Sand-
wüsten des innern Africa zu Hause, und wird
hingegen an den Küsten (so wie die Bären und
Luchse in andern bewohnten Gegenden) nicht so
häufig mehr gefunden. Sein ganzes Ansehn,
[Seite 103] sein donneränliches Brüllen, seine furchtbare
Stärke und die Mäsigung und der edle Stolz,
den er dem ohngeachtet in Vergleich mit den fol-
genden blutdürstigen mörderischen Raubthie-
ren bezeigt, haben ihm den Beynahmen des Kö-
nigs der Thiere verschafft. Er nährt sich blos
von seiner eignen Beute und zwar von grössern
Säugethieren; fällt hingegen nur in der Noth-
wehr oder aus äusserstem Hunger Menschen an,
schont kleiner krafftloser Geschöpfe mit vieler Leut-
seeligkeit; entsetzt und scheut sich aber vor den
Bären*). Er verträgt auch unser Clima recht
gut; läst sich ausnehmend zahm machen und
selbst zum Zug und zur Jagd andrer Thiere ab-
richten. Das Weibgen wirft 3 bis 4 Junge
von denen aber meist nur eins erwachsen und
die andern am Zahnen sterben sollen**).

2. Tigris. Das Tigerthier. F. cauda elon-
gata, capite, corpore et cruribus nigro-vir-
gatis.
*

The Tiger, von G. Stubbs, in schwar-
zer Kunst.

Der Tiger ist blos in Asien einheimisch. Ein
prächtiges, überaus regelmässig schön gestreif-
tes, aber fürchterliches Thier. Es wütet gegen
seinen Gatten, und frißt im Hunger seine Junge;
es fällt ohne Unterschied Menschen und Löwen
und andre Säugethiere an, muß aber für dem
Elephanten erliegen. Es hat keine Spur von
dem Edelmuth des Löwen, doch ist die Sage
irrig, daß es durchaus nicht zu bändigen sey.
Wir haben selbst einen grossen lebendigen Tiger
[Seite 104] gesehn, dem alle seine Wärter ohne Bedenken
den Rachen aufreissen und mit ihm spielen
konnten.

3. Leopardus. Der Leopard. F. cauda sub-
elongata, maculis numerosis, minoribus, ob-
tuse angulatis.
*

Dieses Thier, was in seiner Bildung sehr
viel Verwandschaft mit den folgenden Gattun-
gen zeigt, ist in Africa zu Hause. Sein Fell
ist über alle Beschreibung schön, hat einen gold-
gelben Grund mit kleinen schwarzen Flecken die
aber dichter und regelmässiger als beym Pan-
therthier, und meist drey bis vier nahe bey-
sammen stehn. Der Leopard giebt dem Tiger
an Stärke und Raubgierde wenig nach, doch
geht er nicht so leicht Menschen an, ist auch eben
sowol als der Tiger zu zähmen.

4. Pardus. Das Pantherthier, der Parder.
F. cauda subelongata, maculis majoribus,
irregularibus, passim confluentibus et an-
nulatis.
*

Ebenfalls ein afrikanisches Thier, was noch
grösser wird als der Leopard, aber ihm und
dem Tiger in der Lebensart gleicht. Das Fell
des Pantherthiers ist bey weitem nicht so schön
als des Leoparden seins; Die Flecken sind grös-
ser, weniger regulär, hin und wieder wie zu-
sammen geflossen, bald in Hufeisenform, bald
geringelt u.s.w.

5. Onça. der Jaguar, amerikanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco-lute-
scente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flavis.
*

Die Onza ist für Südamerica das, was die
drey vorigen Thiere in der alten Welt sind; in
[Seite 105] ihrer Gestalt und Oeconomie kommt sie ihnen
sehr nahe, doch ist sie furchtsamer und flieht
schon für mässig grossen Hunden.

6. concolor, der americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im-
maculato fulvo.

Ein blutdürstiges Thier, das in Peru, Brasi-
lien etc. zu Hause ist und sich durch sein rothgelbes
ungeflecktes Fell und kleinen Kopf auszeichnet.

7. †. Lynx. der Luchs. F. cauda abbreviata
apice atro, auriculis apice barbatis, cor-
pore maculato, plantis palmisque amplissimis.

Dieses Thier findet sich in grossen dichten
Wäldern der nordlichen Erde; es verliert sich
zwar immer mehr aus den bewohnten Gegen-
den, doch hat man noch vor wenigen Jahren
welche auf dem Thüringer Walde geschossen,
und sie sind noch keine so unerhörte Seltenheit
für Europa, als man neuerlich in Frankreich
hat behaupten wollen. Der Luchs hält sich auf
Bäumen auf, und stürzt sich auf vorbeygehende
grössere Säugethiere herab. Er hat ein furcht-
bares Gebiß und thut den Wildbahnen grössern
Schaden als der Wolf.

8. †. Catus. Die Katze. F. cauda elongata,
striis dorsalibus longitudinalibus, lateralibus
spiralibus.
*

Die Katze ist fast in der ganzen alten Welt zu
Hause, aber erst von da durch die Spanier nach
Amerika übergebracht worden*). Die wilde ist
grösser, als die zahme, von grauer Farbe, mit
schwarzen Lefzen und Fussohlen und nährt sich
vom Raube des Federwildprets, der Hasen,
[Seite 106] und selbst junger Rehe. Die Hauskatze hat noch
nicht die schlappen Ohren und den hängenden
Schwanz vieler andern unterjochten Thiere,
auch begattet sie sich nur äusserst selten unter
den Augen der Menschen, und verwildert sehr
schnell wieder wenn sie zufällig in Wildnis ge-
rätht. Sie lebt zwar auch wie der Hund in
Gesellschaft des Menschen; allein sie hat bey
weitem nicht das aufrichtige treuherzige jenes
Thiers: sie ist falsch, tückisch, näschig; und
ihre hübsche Gestalt, ihre Reinlichkeit und ihre
Schmeicheleyen sind das einzige, weswegen sie
der Mensch zuweilen zu seinem Zeitvertreib und
nähern Umgang erhebt. Doch hat man ein-
zelne Beyspiele von Katzen, die mit aller Treue
eines Hundes ihrem Herrn ergeben gewesen,
nach seinem Tode die Leiche begleitet, und lange
Zeit hindurch täglich sein. Grab besucht ha-
ben*). Zu den Besonderheiten der Katzen ge-
hört ihre stärkere Electricität, das leuchten ihrer
Augen im finstern, ihre seltsame Gierde aufs
marum verum, ihr schnurren, die ängstliche
unüberwindliche Antipathie vieler Menschen für
ihnen etc. Auser den gemeinen Abänderungen
in der Farbe, find die vorzüglichsten Spielarten
dieses Thiers die Angorische Katze mit dem
langen Seidenartigen Haar, die blaulichgraue
Cartheuser-oder Cyper Katze; und die Spa-
nische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoise-
shellcat
); worunter es zwar häufig weibliche
Katzen aber nie ein Kater von drey ganz ver-
schiednen Farben (z.B. schwarz, weiß und
gelb) geben soll.

VIII. SOLIDUNGULA.

[Seite 107]

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.

27. eqvvs. pedes ungula indivisa, cauda
setosa.

1. †. Caballus. das Pferd. E. cauda undique
setosa.
*

Die grossen Vorzüge dieses edlen prächtigen
Geschöpfs erhellen schon aus der auszeichnen-
den Achtung womit es der Mensch zu allen Zei-
ten angesehen und aus der Sorgfalt und Mühe
die er auf seine Erziehung verwendet. Kein andres
Thier ist so wie das Pferd vorzeiten zugleich
mit seines Herrn Leiche verbrannt, und beider
Asche zugleich zur Erde bestattet worden; kei-
nes andern Thiers Abstammung wird so wie
der arabischen Pferde ihre mit Documenten be-
legt; keins ist so von den grösten Dichtern be-
sungen, keins ein so allgemeiner Gegenstand für
die bildenden Künste worden u.s.w. Keins hat
aber auch seine Vorzüge so sehr dem Verlust
seiner Freyheit und der erlittnen Unterjochung
zu danken als eben das Pferd! denn ob es gleich
keine ursprünglich wilden Pferde mehr giebt,
so läst sich doch aus den verwilderten die man
in den Polnischen Wäldern, in den Schottischen
Hochländern, in der Tattarey, in America (wo
sie auch erst durch die Spanier hingebracht wor-
den) u.s.w. findet, auf ihre natürliche Bildung
schliessen, die aber mit der, die sie durch Cultur
erhalten haben, einen sehr abfallenden Contrast
[Seite 108] macht; da diese verwilderten Pferde meist klein,
struppicht, dickköpfig, häßlich und dabey
ganz unbändig sind; und hingegen die zah-
men Pferde Raçen sich durch so vielseitige Ta-
lente auszeichnen. Die Araber z.B. (versteht
sich von der edlen Raçe) durch ihre äuserste Leich-
tigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Persianer und
Barben durch ihren ausnehmend schönen Bau
u.s.w. Unter den Europäischen sind die Spa-
nischen (besonders die aus Andalusien), die Nea-
politanischen und Englischen die vorzüglichsten.
Die letztern haben besonders den Vorzug der
Schnelligkeit, wodurch sie sich hauptsächlich in den
Wettrennen, einem auch schon bey den Alten und
noch jetzt bey den Tartaren, Türken, in Italien u.
anderwärts gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeich-
nen. Vorzüglich ist das Andenken zweyer sol-
cher Rennpferde, Namens Sterling und Childres
verewigt worden, von welchen jenes beym er-
sten Ansatz 82½ Fus in einer Sekunde zurücklegte,
mithin schneller lief als der Sturmwind oder
als ein Schiff mit vollem Winde; dieses aber
zwar nur 46 F. und 6 Zoll in der gleichen Zeit
machte, sich aber immer gleich blieb, sich nie
übernahm, aber auch nie ermüdete, und nie
seines gleichen gehabt hat. Auser der man-
nichfaltigen andern Nutzbarkeit der Pferde ist
auch ihr Fleisch eßbar, und zwar schmackhafft;
und ihre Milch sehr nahrhafft und schon wenn
sie zusammen geronnen, folgends aber wenn
sie abgezogen worden, wie Brantewein berau-
schend*).

2. †. Asinus. der Esel. cauda extremitate
setosa, cruce dorsali nigra.
*

[Seite 109]

Der Esel hat weder die schöne Taille noch das
Feuer des Pferdes, aber eine Menge anderer
empfelender Eigenschaften, wodurch er bey den Al-
ten*) und noch jetzt im Morgenland und im
südlichen Europa wichtig und geschätzt wird.
Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, trägt
grosse Lasten, ist dabey ungemein gedultig, be-
gnügt sich mit schlechten Unkraut zum Futter,
ist sehr reinlich, wenigen Krankheiten unter-
worfen, und wird gegen 30 J. alt. Daß er
in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch
die Homonymie seines Namens in den nordli-
chen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegyp-
ten**) die besten Esel; jetzt finden sich die
schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten
in Spanien und im Mayländischen, wo einer
mit mehrern hundert Thalern bezalt wird, und
in Spanien die Ausfuhr der Zuchtesel bey Le-
bensstrafe verbothen ist. Im nördlichsten Eu-
ropa finden sie sich bis jetzt noch gar nicht.

Pferd und Esel lassen sich zusammen begat-
ten, und geben zweyerley Bastarden, die von
grosser Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuwei-
len (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins
ist das gemeine Maulthier Mulus (le Mulet.
bvff. supplem. T
. III. tab. 1.) wird vom
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute
geworfen. Das andere ist der Maulesel Hin-
nus
(le Bardeau Buff. l. c. tab. 2.) der
vom Hengste gezeugt, und von der Eselin ge-
worfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat
Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Ju-
[Seite 110] marn oder vorgeblichen Bastarden vom Pferd-
und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus.
*

The Sebra or wild Ass. von G. Stubbs,
mit lebendigen Farben. 1771.

Das Zebra ist im südlichen Africa zu Hause,
änelt in seiner Bildung dem Maulthier (mulus)
und ist in Rücksicht der äuserst regelmässigen
Streifen seines Fells eins der schönsten Säuge-
thiere. Es lebt Heerdenweis ist ungemein
schnell, aber wild und unbändig, und daher
nur sehr selten und mit grosser Mühe zum Zug
oder zum Reiten abzurichten.

Vor einigen Jahren hat sich ein weibliches
Zebra in Lord Clives Menagerie in London
nach vielen vergeblichen Versuchen von einem
männlichen Esel (den man wie ein Zebra mit Strei-
fen bemalt hatte) bespringen lassen und eine Art
Maulthier zur Welt gebracht, das in der Bil-
dung völlig das Mittel zwischen seinen beiden
Eltern hielt, und von grauer Grund-Farbe
wie der Vater, aber schwarz gestreift wie die
Mutter war.

IX. BISULCA.

Thiere mit gespaltnen Klauen.

28. camelvs. Cornua nulla. labium lepo-
rinum. pedes subbisulci.

1. Dromedarius. das gemeine Kameel, (Büf-
fons Dromedaire.) C. topho dorsi unico. *

[Seite 111]

Die Klauen sind, zumal bey dieser und der
folgenden Gattung nicht durchaus, sondern nur
vorne gespalten. Allein die Beschaffenheit der
Schaalen des Fusses selbst, und die ganze Oe-
konomie dieser Thiere, rechtfertigen den Plaß,
den wir ihnen unter andern bisulcis anweisen.
Das Kameel findet sich noch hin und wieder in
Asien, zumal in den Wüsteneyen zwischen China
und Indien, wild, ist aber für den ganzen Ori-
ent das wichtigste Hausthier. Es kan zehn
und mehrere*) Centner tragen, und in ei-
nem sanften Trabe zwölf Meilen in einem Tage
zurücklegen. Es kan lange hungern, und frißt
wie der Esel unnützes Futter, nemlich dornich-
tes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge
wächst, für kein anderes Säugethier zur Nah-
rung taugt, und nur dem Kameele, das des-
halb mit hornichten Lippen und Zahnfleisch ver-
sehen ist, geniesbar wird. Auch den Durst kan
dieses Thier mehrere Tage lang erdulden, säuft
aber dafür ungeheuer viel auf einmal, und be-
hält gleichsam zum Vorrath eine Menge Wasser
in besondern Zellen seines Magens. Es ist ein
sanftmüthiges folgsames Thier, was doch zur
Brunstzeit leicht wütend wird, und dann selbst
seine Führer und Herren verkennt. Beide, so-
wol diese, als die folgende Gattung haben eine
grosse Schwiele vorn an der Brust, vier kleine
an den Vorderfüssen, und zwey dergleichen an
den Hinterfüssen, die ihnen zum Aufstemmen
dienen, wenn sie müde sind, und sich niederle-
gen; und die schon bey den ungebornen Kamee-
len zu sehen sind, mithin nicht, wie berümte
Männer geglaubt haben, erst in der Folge durch
[Seite 112] das Niederknien entstehen. Man distinguirt
verschiedene Racen unter den Kameelen. Der
Djämmel z.B. ist zum Lasttragen am dauer-
haftesten: der Hadjin schöner von Körper und
geschwinder im Laufen; auch in der Farbe va-
riiren die Kameele; es giebt braune, weisse
u.s.w.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Büffons
Chameau.) C. tophis dorsi duobus. *

Diese Gattung hat mit der vorigen so viel
Aenlichkeit in ihrer Bildung und Lebensart,
daß sie von vielen Naturforschern für eine blosse
Spielart von jener angegeben worden ist. Beide
Thiere begatten sich auch mit einander. Doch
findet sich das Kameel mit zwey Buckeln mehr
im nördlichen Asien, bis gen China, meist wild,
und wird nicht so häufig, wie die vorige Gat-
tung, zum Lasttragen sondern ihres sanften und
doch sehr schnellen Trabes und ihres natürlichen
Sattels wegen, mehr zum reiten gebraucht.

3. Llacma. die Kameelziege, Guanaco C.
dorso laevi, topho pectorali.

matthioli epist L. V. p. 212.

Beide, dieses und das folgende Thier, sind
dem südlichen America, besonders dem gebür-
gichten Peru eigen. Sie äneln den Kameelen
der alten Welt in ihrer Lebensart, nur sind sie
weit kleiner, und haben in der Bildung viel von
der Ziege. Die Llacma hat ein schönes edles
Ansehn, und war nebst dem ihm verwandten
Pacos das einzige Geschöpf das die Amerika-
ner schon vor Ankunft der Spanier als Haus-
thier hielten. Noch jetzt lieben sie es aufs zärt-
lichste, und mit ganz seltsamen Aeuserungen
von Zuthuigkeit und Schmeicheley: sie putzen
[Seite 113] und küssen es, richten es beerdenweis aber mit
grossen Feyerlichkeiten zum Last tragen ab u.s.w.
Es trägt bey seiner mäsigen Grösse doch Lasten
von anderthalb Centner, und wird unter andern
auch vorzüglich und in ganzen Caravanen zum
Transport der Silber-Barren aus den Berg-
werken von Potosi gebraucht. Doch machts
nur kurze Tagereisen von wenigen Meilen, und
wenn es gewaltsam fortgetrieben oder überladen
wird, so legt sichs auf der Stelle nieder und ist
durch kein Mittel wieder zum Aufheben zu brin-
gen, sondern muß geschlachtet werden, wehrt
sich auch durch einen ätzenden Unrath den es
auf die sich nähernden Personen ausspeyt*)
und der eine Art Krätze auf der Haut verursa-
chen soll**).

4. Vicuña. das Schaafcameel C. tophis nul-
lis, corpore lanato.

Die Vicugna ist in ihrer Gestalt wenig von
der Aacma unterschieden, nur kleiner. Sie
taugt aber nicht so zum Lasttragen, läst sich
auch überhaupt nicht zähmen, sondern wird ih-
res rothbraunen Hares wegen, was die be
kannte Vicuqna-Wolle giebt, in grossen Treib
jagden Haufenweis gefangen. Auch der occi-
dentalische Bezoar kommt von diesem Thier.

29. capra. Cornua cava rugosa scabra.

1. †. Ovis. das Schaaf. C. mento imberbi,
cornibus compressis lunatis.
*

[Seite 114]

Das Schaaf begattet sich sehr leicht mit der
Ziege, und ist überhaupt in seiner ganzen Oekono-
mie und Körperbau zu nahe mit ihr verwandt,
als daß es in ein besonder Geschlecht von ihr ge-
trennt zu werden verdiente. Es ist ein unge-
mein furchtsames, dummes, und zugleich wehr-
loses Thier, was sich seiner Freyheit von selb-
sten begeben zu haben, und freywillig unter den
Schuß des Menschen geflüchtet zu seyn scheint.
Es ist vielleicht das einzige Thier in der Welt
dem der Mensch ganz unentberlich worden ist,
wie man schon daraus, daß es sich nirgend mehr
wild findet und aus den fehlgeschlagenen Ver-
suchen der wilden Schafzucht in Frankreich,
schliesen kan. Hingegen findet es sich fast über
der ganzen Erde als Hausthier und wenige die-
ser Thiere sind auch dem Menschen auf so man-
nichfaltige Weise, und so unmittelbar nutzbar
als das Schaaf. Sein Fleisch, seine Milch,
seine Wolle, sein Fell, sein Talg, seine Därme,
seine Knochen, und selbst sein Mist werden zu
vielfachen Zwecken verbraucht. Aber auch we-
nige andere Thiere sind so vielen Krankheiten
unterworfen und von so vielerley Ungeziefer ge-
plagt als die Schaafe. Unter den verschiednen
Raçen derselben sind vorzüglich die Spanischen
aus Segovien, und die Englischen wegen ihrer
ausnehmenden Wolle, die Isländischen und
Haid Schnucken mit vier, sechs oder acht Hör-
nern*) und die Arabischen mit dem grossen und
fetten Schwanze, zu merken. Die auf den Carai-
ben, auch die in Abessinien, Cafrerien etc. haben statt
der krausen Wolle schlechtes Ziegenhaar; und die
letztern noch überdem lange herabhängende Ohren.

[Seite 115]

3. †. Hircus. die Ziege. C. mento barbato,
cornibus arcuatis, carinatis.
*

Ausser einigen unbedeutenden Verschiedenhei-
ten im Körperbau, distinguirt sich die Ziege vorzüg-
lich durch ihr lebhafteres Naturell vom Schaaf.
Sie ist ein muthwilliges muntres Thier, was
leicht menschlicher Gesellschaft gewohnt, aber
auch eben so leicht wieder in Wildnis ausartet.
Sie hält sich gern in bergichten Gegenden auf,
frißt dürres Moos, Laub und Rinde der Bäu-
me, dornichtes Gesträuch etc. auch den, dem
Menschen und andern Thieren giftigen Schier-
ling. Die Angorische Ziege hat einen kürzern
Leib und längere Beine als die gemeine; und
ihr langes Seiden, artiges Haar giebt das beste
Kameelgarn, was dem von den Haaren des
wahren Kameels bey weiten vorzuziehen ist.

3. †. Ibex. der Steinbock. C. mento barbato,
cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in
dorsum reclinatis.
*

Dieses merkwürdige, aber selbst in seiner Hei,
mal seltne und wenig bekannte Thier, ist in den
höchsten Schneegebirgen von Tyrol, Savoyen
und der Schweiz zu Hause. Es bewohnt blos
die steilsten und für Menschen fast unzugänglichen
Felsen, und kommt nur, wenn es auf der Flucht
nicht weiter klettern kan, oder wenn es von
Schneelauwinnen ergriffen wird, in die Thäler
herab. Es wirb grösser als unsere Ziege, und
wiegt im Alter wol einige Center; und doch
kan dieses schwerleibige Thier mit einer unbe-
schreiblichen Leichtigkeit jähe Felsenwände hinan-
laufen, und über tiefe Abgründe von einer Klip-
pe zur andern setzen. Besonders sind seine Klauen
dazu sehr bequem eingerichtet, lang, scharfge-
spalten, fest und spitzig. Das Gehörn eines
[Seite 116] bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig Pfund,
und bat meist eben so viel knorrichte Rige aus
jeder Seite. Die mehresten Naturforscher be-
schreiben auch das Weibchen als gehörnt; das
aber Herr von Haller, in der Nachricht, die
er uns über seltene Schweizer-Thiere mitzuthei-
len die Güte gehabt bat, ausdrücklich verneint.
Wenn der Steinbock ganz jung gefangen wird,
so ist er leicht zu zähmen, und läst sich, wie
man im Walliserlande versucht hat, mit den
Heerden der Hausziegen auf die Weide führen.
Der, den wir lebendig gesehen haben, war im
Grindelwalde gefangen, und selbst in der gan-
zen Schweiz als eine grosse Seltenheit herum-
geführt worden. Er war überaus flink und mun-
ter, aber doch ganz kirre, und gegen seinen
Herrn sehr schmeichelnd.

Nach den Abbildungen zu urtheilen giebt es
wol zwey verschiedne Varietäten von Stein-
böcken, die doch beide in den Tyroler und Schwei-
zer Alpen zu Hause seyn müsten; die eine mit
glatten*) hirschartigen Fell; die andre mit lan-
gen zottigen Ziegenhaar**). Wir haben nur
den letztern gesehen.

4. Bezoartica. der Bezoarbock. C. mento bar-
bato cornibus teretibus subarcuatis annu-
latis, apice laevi.

[Seite 117]

Auch dieses Thiers Geschichte hat noch viel
dunkles. Es lebt Herdenweise auf den Bergen
von Orient und Aegypten, kommt wenig zum
Vorschein, ist doch aber auch, wenn es jung
gefangen wir, leicht zu zähmen. Von ihm
kommt der Orientalische Bezoarstein, der be-
kanntlich ehedem in dem ungegründeten Rufe
einer Panacee war.

29. * Antilope. Cornua cava, teretia, an-
nulata, vel spiralia.

1. †. Rupicapra. die Gemse. A. cornibus ere-
ctis uncinatis.

Die Gemse hat einerley Vaterland mit dem
Steinbock, doch wagt sie sich nie auf die äus-
sersten Felsenspitzen, die dieser bewohnt, son-
dern hält sich mehr in den mittlern Berggengen-
den, und zwar theils auf kahlen Steinklippen,
theils im Gehölze und Buschwerk auf. Die
Gemsen, die blos auf den Klippen wohnen,
sind kleiner und dunkler von Farbe, als die so
auch ins Gebüsch gehen. Jene nent man in der
Schweiz Gratthiere, diese Waldthiere. Beide
Arten leben in Gesellschaft, sind furchtsamer
im Klettern und Springen als der Steinbock,
und stellen auf der Weide einen aus ihrem Mit-
tel auf die Wache, der das Vorthier oder die
Vorgeyß genannt wird, und der beym minde-
sten Geräusch durch einen besondern Ton die
Heerde warnt, und mit ihr davon flüchtet*).
Jung eingefangen lassen sich die Gemsen zäh-
men, sogar daß sie mit den Haus-Ziegen auf
die Weide gehn. Ihre Jagd und deren Ge-
fahren ist im Theuerdank umständlich und ganz
[Seite 118] nach der Natur beschrieben*). Von den un-
verdaulichen Zasern der Bärwurz, Gemswurz,
Allermansbarnisch u.a.m. bilden sich in dem
Magen der Gemsen runde Kugeln (aegagropi-
lae
), denen man vor Zeiten seltsame Heilkräfte
andichtete.

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus
annulatis, medio flexis, apicibus laevibus
approximatis.

Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit
muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient
und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im
hohen Lied erwänt, und ist noch jetzt in der Ori-
entalischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild,
womit schöne Mädchen verglichen werden. Die
Hörner der Gazelle, die wir vor uns haben,
gleichen in der Grösse und Structur der Gem-
sen ihren, nur sind sie anders gebogen.

30. bos. Cornua concava, lunata, laevia.

1. †. Taurus. der Ochse. Stier. B. cornibus
teretibus extrorsum curvatis, palearibus
laxis.
*

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen (Urus)
ab der in Polen, Lithauen, Sibirien, und
einzeln auch in Deutschland (wo er zu Cäsars
Zeiten in Menge war) gefunden wird. Die zah-
men Ochsen arten auch in Bildung und Grösse
nicht so merklich als die übrigen Hausthiere aus,
und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in verschie-
denen Gegenden, ziemlich beständig. Sie ge-
hören zu den allerwichtigsten Geschöpfen fürs
Menschengeschlecht, da ihre Benutzung zugleich
mannichfaltig und überaus beträchtlich und gros
[Seite 119] ist. Viele tausend Menschen, zumal in der
Schweiz etc. gemessen, den grösten Theil ihres
Lebens hindurch, keine andern Nahrungsmittel,
als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze
Wohlstand vieler grossen Provinzen hangt ledig-
lich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der
mannichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Laft-
tragen taugt zwar der Ochse nicht, aber desto
besser zum Ackerbau und überhaupt zum Zug,
wobey er nicht, wie das Pferd, mit der Brust,
sondern mehr mit der Stirne und Nacken ar-
beitet. In dem Magen dieser Thiere finden sich
zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie
die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz
wie die Gemskugeln, sondern blos aus Haa-
ren zusammengebacken find, die sie sich ab-
geleckt und eingeschluckt haben. Die Viehseuche
ist eine ihnen eigene, aber fürchterliche Pestar-
tige Krankheit, die theils im Blute, theils
in den Lungen ihren Sitz hat, die zwar durch
strenge Sperrung und sicherer noch durch Ein-
pfropfung zu verhüten ist, aber wenn sie sich
einmal geäussert hat, unheilbar scheint.

2. Bubalis. der Büffel. B. cornibus resu-
pinatis intortis antice planis.
*

Der Büffel ist in Asien und Nordafrica zu
Hause; wird aber auch hin und wieder in Eu-
ropa, wie z.B. seit dem siebenten Jahrhundert
in Italien, in Ungern, und auch selbst im
Salzburgischen, gezogen und zum Zuge ge-
braucht. Zwey Büffel sind im Stande, eine
Last zu ziehen, die sechs Pferde kaum zu bewe-
gen im Stande seyn würden; sie sind aber un-
flätig, schwer zu bändigen etc. und man muß
ihnen, wie den Tanzbären, Ringe an die Nase
legen, und sie damit regieren. Sie sind, zu-
[Seite 120] mal in der Hitze sehr durstig, und wenn sie
nicht mit sattsamen Wasser versorgt werden,
gehen sie zuweilen durch, und springen mit samt
dem Karrn, den sie ziehen in den nächsten Fluß.
Sie haben ein schwarzes dünn behaartes Fell, das
ausserordentlich stark und vorzüglich zu Schläu-
chen tauglich ist. Ihr Fleisch ist schlechter, ihre
Milch hingegen und die daraus gemachten Käse
und Butter ungleich schmackhaffter als die vom
gemeinen Hornvieh.

3. Bison. der Buckelochse, Wisent, Bisam-
stier. B. cornibus divaricatis. juba longis-
sima, dorso gibboso.

Dieses grosse und grimmige Thier findet sich
im nordlichen Amerika, wo es Heerdenweise in
sumpfichten Wäldern lebt. Im Winter ist es
über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr
hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe
kahl, und behält blos seine ungeheure Brust- und
Nacken-Mäne, die einen Bisamartigen Ge-
ruch hat. Sein Fleisch ist schmackhaffter, als
das vom gemeinen Ochsen.

4. Grunniens. der Ziegenochse. B. cornibus te-
retibus, introrsum curvatis, vellere pro-
pendente, cauda undique jubata.

nicol. witsen Noord-en Ost Tar-
tarye
. Vol.
I. pag. 66. der zweyten Ausg.

Das kleinste Thier dieses Geschlechts, das
sich auch ausserdem durch seine grunzende Stim-
me, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch
einen büschlichten Schwanz auszeichnet, der in
Indien äusserst hochgeschätzt und aufs theuerste
bezalt wird.

[Seite 121]

31. giraffa. Cornua solida simplicissima.

1. Camelopardalis. Die Giraffe. C. cornibus
brevibus, rectis, tuberculo frontali, iuba
dorsali, humeris longissimis.

Cptn. carteret, in philos. Transact.
Vol. LX. tab. 1.

Die Giraffe hat, wegen ihres langen Halses,
ihres kurzen Körpers, des abhängigen Rückens,
der langen Vorderfüsse, der kleinen Hörner, der
Hals- und Rückenmäne, und wegen ihres röth-
lichen, schön gefleckten Fells, ein überaus son-
derbares Ansehn, und verdient allerdings daher
in einem eignen Geschlechte von den Hirschgat-
tungen abgesondert zu seyn. Sie findet sich
blos im innern Africa, kommt äusserst selten
nach Europa, und ihre Geschichte ist mit vielen
Fabeln und widersprechenden Nachrichten ver-
dunkelt. Sie soll die schönsten Bedeutungvoll-
sten Augen von der Welt haben, im Schreiten,
wie die Paßgänger, immer den Vorder- und
Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und
daher einen hinkenden sonderbaren Gang haben,
von dem die Bewegung des Springers im Schach-
spiel entlehnt worden*). Sie ist, wenn sie auf-
reckt steht, nach Gillis Zeugniß, sechzehn Fuß
bock, und nährt sich vom Land der Bäume, das
sie mit ihrer zwey Fuß langen Zunge abreissen
soll. Sie kaut wieder, und ist, ihrer Grösse
ungeachtet, doch schwächlich, furchtsam und
sehr leicht zu bändigen.

31. * Cervvs. Cornua solida multifida.

1. Alces. das Elendthier. Elch. C. cornibus
planis acaulibns, palmatis.

[Seite 122]

Das Elendthier lebt in der nördlichen Erde,
erreicht beynah die Grösse vom Pferd, und kommt
in seiner Lebensart mit dem Rennthier überein.
Es ist eben so schnell, und soll in einem Tage
funfzig Meilen zurück legen können. Es last
sich zähmen und mit den Rennthieren auf die
Weide treiben, bleibt aber doch auch alsdann,
wie andre Gattungen dieses Geschlechts, zur
Brunstzeit fürchterlich. Das Fleisch des Thiers
ist schmackhafft, und sein Fell so fest, daß es
Flintenkugeln widerstehen soll. Daß das Elend-
thier oft von Epilepsie befallen werde, und sich
dann mit seiner Hinterklaue am Kopf blutig
kratze, und daß die Ringe und Halsbänder von
Elendsklauen wirksame Mittel gegen vielerley
Krankheiten wären, sind alles ungegründete
Sagen.

2. †. Dama der Damhrisch, Tannhirsch. C.
cornibus subramosis compressis, summitate
palmata.
*

Dieses Thier lebt Heerbenweise in den Wäl-
dern des gemässigten Europa, und soll sich nach
der Versicherung mancher Reisenden*) auch in
Nordamerika finden. Es ist kleiner als der ge-
meine Hirsch, dem es aber in seiner Oekonomie
gleicht, und variirt in der Farbe. Man hat
braune, gefleckte, und auch ganz weisse Dam-
hirsche. In der Wildnis find sie ziemlich muthige
Thiere, die oft Tage lang wegen eines streiti-
gen Weidplatzes oder die Männchen wegen ih-
rer Gatten kämpfen. Allein in der Gefangen-
schaft legt sich dieses Feuer, da sie zwangkirre
und furchtsam werden.

[Seite 123]

3. Tarandus. Das Rennthier. C. cornibus
longis, simplicibus, teretibus, summitati-
bus subpalmatis.
*

Das Rennthier ist in der ganzen nordlichen
Erde zu Hause, hält sich den Sommer durch im
Gebürge und Wald, im Winter hingegen mehr
in Ebnen auf; kan aber in wärmern Gegenden
nicht ausdauern. Es giebt wenig Geschöpfe
in der Natur, die so wie das Rennthier, fast
alle Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen
im Stande wären, und doch sind es blos die
Lappländer, die die Vortheile dieser Thiere in
ihrem ganzen Umfange zu benutzen verstehn.
Sie nähren sich von ihrem Fleisch und Milch,
kleiden sich in ihre Felle, und beziehn ihre Schlit-
ten und Zelte damit; brauchen sie zum Lasitra-
gen und zum Zug, verfertigen allerhand Ge-
räthe aus ihren Hörnern, Nadeln aus ihren
Knochen, Faden aus ihren Sehnen, und Beu-
tel und Flaschen aus ihrer Harnblase. Die
Rennthierbutter ist unschmackhaft, der Käse
aber desto delikater. Das Rennthier ist bey
allem dem überaus wohlfeil zu ernähren; es
lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von
Rennthier-Moos, das es unter dem Schnee
hervorscharrt.

4. †. Elaphus. Der Hirsch. C. cornibus ra-
mosis totis, teretibus recurvatis apicibus
multifidis.
*

Ein überaus prächtiges schön gebautes schlan-
kes Thier, was seiner vielfachen Nutzbarkeit we-
gen sowohl, als wegen des Vergnügens was seine
Jagd gewährt, allerdings unter die wichtigsten
Thiere der gemäsigten nördlichen Himmelsstriche
zu zälen ist. Der Hirsch schlägt sich im Frühjahr
sein Geweihe ab, das sich nachher wieder reprodu-
[Seite 124] cirt, und meist schon im August wieder völlig
hart, ausgewachsen, und noch grösser und viel-
endiger, als das geworfene ist. Doch richtet
sich die Zahl der Enden nicht genau nach dem Alter
des Thiers. Im vierten Jahre ist es sechsen-
digt, und nach dem achten Jahr ist die Anzahl
der Enden unbestimmt. Die grösten Geweihe
sind von 64 Enden. Denn was man vom er-
staunlich hohen Alter der Hirsche sagt, ist Fa-
bel; er wird ungefähr 30 Jahre oder etwas
drüber alt. Seine Brunst fällt in den Septem-
ber, und dauert wohl sechs Wochen lang. Das
Männchen ist wühlend der Zeit wie ausser sich,
ändert Farbe, Stimme etc. reißt gierig durchs
Gehölz, nimt sich kaum Zeit zum weiden, ruft
laut, spürt seinen Weibgen mit vorhängendem
Kopfe hitzig nach, und weis genau die Stel-
len wieder zu finden, wo es in vorigen Jahren
die Freuden der Liebe genossen hat. Treffen sich
mehrere bey einer Geliebten, so entstehen blu-
tige Gefechte, wobey sie zuweilen einander
spiessen, oder sich so fest mit den Geweihen
zusammen versperren, daß sie nicht wieder von
einander können, sondern auf dem Wahlplatz
verhungern müssen. Ueberhaupt kommen wenig
andere Thiere dem Hirsch an Muth und edlen
Anstand bey, den wir selbst an angeschoß-
nen Hirschen, die sich demohngeachtet noch
Stunden lang aufs herzhaffteste gegen die Hunde
wehrten und bis ans den letzten Hauch ihr Leben
und Freyheit zu vertheidigen suchten, bewun-
dert haben. Und doch lassen sie sich zähmen,
und wurden von spätern Römischen Kaisern, auch
neuerlich von grossen Herren verschiedentlich
zum Zug gebraucht.

[Seite 125]

5. †. Capreolus. Das Reh. C. cornibus ra-
mosis, teretibus, erectis, summitate bi-
fida.
*

Das Reh ist in Europa und Asien zu Hause,
hat in der Bildung viel vom Hirsch, nur ist es
kleiner, lebt doch eben so in Wäldern, zieht
auch truppweise, ist eben so munter und flink,
und last sich doch noch leichter zähmen. Der
Rehbock wirft sein Geweihe, das oft ganz son-
derbar und monstreus gebildet ist, nicht wie
der Hirsch im Frühjahr, sondern im Herbst ab,
und seine Brunst fällt in den December.

32. moschvs. Cornua nulla. Dentes lani-
arii superiores solitarii exserti
.

1. Moschiferus. Das Bisamthier. M. fol-
liculo umbilicali.

Mém. concern. l'hist. des Chinois. p. I.
mission. de Pe-kin. T. IV. tab. 6.

Das Bisamthier lebt einsam in den Schwarz-
wäldern und bergichten Gegenden von Tibet
und dem südlichen Sibirien. Das Männchen
hat in der Nabelgegend einen Beutel von der
Grösse eines Hünereys, worin sich, zumal in
der Brunstzeit ein braunes schmierichtes Wesen,
nemlich der Müsk sammlet, der ehedem mehr
als jetzt zum Parfüm, aber wegen seiner un-
gemeinen Heilkräfte desto häufiger als Arzney
gebraucht wird.

2. Pygmaeus. Das kleine Guineische Reh-
gen. M. supra fusco-rufus, subtus albus,
ungulis succenturiatis nullis.
*

Seba, thes. I. tab. XLV. fig. I.

[Seite 126]

Das kleinste Thier dieser Ordnung. Es ist in
Ostindien und auf Guinea zu Hause, aber über,
aus zärtlich, und kan daher sehr selten lebendig nach
Europa gebracht werden. Bey der sehr gerin-
gen Grösse hat es doch die schlankste schönste
Taille von der Welt; die ganzen Beine des
Thiergens sind kaum einen kleinen Finger lang,
von der Dicke eines Pfeifenstiels, und werden
mit Gold beschlagen, und zu Tabacksstopfern
gebraucht.

33. SUS. Rostrum truncatum, prominens,
mobile.

1. †. Scrofa. das Schwein. S. dorso setoso,
cauda pilosa
. *

Das wilde Schwein ist nur wenig vom zah-
men verschieden. Es hat eine längere Schnauze,
kürzere aufrechte Ohren, grössere Fangzähne,
keinen Speck, und ist fast immer von schwarz,
grauer Farbe. Es wird durch seine Fänge furcht-
bar, womit es sich, wie man in der Barbarey
zuweilen bemerkt hat, selbst gegen Löwen satt-
sam vertheidigen kan: doch hat man auch Bey-
spiele, daß sich Frischlinge haben kirre machen
lassen und wenn sie schon erwachsen, ihren Herrn
gefolgt sind. u. s w. Es sind wenige Thiere so all-
gemein fast über die ganze Erde verbreitet, als
das Schwein, und einige Völker ausgenommen,
welche aus Religionsprincipien, die sich doch
auf medicinische Ursachen gründen, kein Schwei-
nefleisch essen dürfen, wird es seit den ältesten
Zeiten, und fast unter allen Himmelsstrichen ver-
speist, hat auch vor den übrigen den grossen
Vorzug, daß es durchs Räuchern und Einsalzen
sich so lange erhalten last. Das Schwein hat
einen ungemein scharfen Geruch, ist aber übri-
[Seite 127] gens äusserst dumm, sehr unreinlich, und zu-
mal in der Wahl seiner Nahrungsmittel nichts
weniger als delicat. Gegen die Weise anderer
Thiere soll hier das Männchen den Spröden
machen, und sich erst nach langen zärtlichen
Liebkosungen des Weidgens zum Liebesgeschäft
willig finden lassen. Das Weibchen ist über-
aus fruchtbar, und wirft unter allen Thieren
mit gespaltenen Klauen die mehresten Jungen. In
America, wohin die Schweine aus Europa über-
gebracht worden, sind sie theils verwildert
(Cochons marons); die Chinesischen (Cochons
de Siam
) haben kürzere Beine und einen ausge-
schweiften Rücken ohne Mähne; in Schweden
und Ungern findet sich häufig eine Spielart von
Schweinen mit ungespaltenen Klauen, die schon
den Alten bekannt war*), so wie man auch welche
mit drey Klauen gesehen hat.

2. Tajassu. das Nabelschwein, Bisam-
schwein. S, cauda nulla, folliculo moschi-
fero ad coccygem.
*

tyson, in philos. Transact. N. 153.
p. 359.

Dieses Thier findet sich in den wärmsten Ge-
genden von Südamerika, wo es sich heerden-
weise in den Gebürgen, und dichten Wäldern
aufhält. Es ist viel reinlicher als unser Schwein,
nährt sich aber auch wie dieses, von Wurzeln,
kleinen Thieren, und besonders von Schlangen.
Das Fleisch des Nabelschweins ist eßbar und
schmackhaft, doch wird das Thier höchstens nur
60 Pfund schwer, und man muß ihm, so bald
es gelobtet worden, den Rückenbeutel ausschnei-
den, weil es sonst mit den heftigen Bisamge-
[Seite 128] ruch durchzogen wird, und dann nicht zu ge-
niessen ist.

3. Babirussa.*) der Schweinhirsch, Hirsch-
eber. S. dentibus laniaribus superioribus
maximis, arcuatis.

cosmas Indopleustes. in melchis.
the venot
Rec. de Voy. Vol.
1. p. 2.

Dieses Thier hält sich in den Moluckischen
Inseln und hin und wieder in Afrika auf, und
hat, wie schon sein Name anzeigt, in seiner
Bildung einige Aenlichkeit vom Hirsch. Es lebt
am Wasser, und kan sehr geschickt schwimmen
und untertauchen. Es hält schwer, zu bestim-
men, wozu dem Hirscheber die fast cirkelförmi-
gen grossen Eckzähne des Oberkiefers dienen
mögen? Etwa um Zweige von den Bäumen da-
mit herabzuziehen, von deren Laub er sich nährt,
oder auch, wie man vorgiebt, um sich damit
an die Aeste halten, und ausruhen zu können?

X. BELLVAE.

Grosse, dem Ansehn nach plumpe Thiere
mit dicken Füssen, und starkem, aber dünnbe-
haartem Fell.

34. tapir. Habitus suillus, juba cervicalis,
palmae ungulis
IV. plantae ungulis III.

[Seite 129]

1. Suillus. das Wasserschwein, Anta. T. auri-
culis ovalibus, rostro spithamaeo retractili.

alamand (Zugabe zu Büffons N. G.
T. XV.) tab. IX. X.

Der Tapir ist das gröste Landthier der neuen
Welt, ohngefähr von der Statur eines mittel-
mässigen Ochsen. Er ist fast in ganz Süd-
amerika zu Hause, und macht füglich den Ueber-
gang vom Schweinegeschlecht zu den Belluis.
Der Kopf und die Schenkel sind wie beym
Schwein; der Rüssel fast wie am Elephanten,
nur weit kürzer und ohne die hakenförmige
Spitze; und endlich hat das ganze Thier auch
mit dem Nilpferd viel änliches. Der Tapir lebt
in Gesellschaft, liegt am Tage in sumpfichten
Wäldern verborgen, und geht nur des Nachts
seinen Geschäften nach. Er geht gern ins Was-
ser, schwimmt sehr gut, nährt sich von Zucker-
rohr, und andern Vegetabilien, ist aber bey sei-
ner beträchtlichen Grösse doch zärtlich und furcht-
sam. Sein Rüssel ist ganz beweglich, wie
beym Elephanten, und er weis sich desselben
mit vielem Geschick zum aufheben, abreisten
und anfassen zu bedienen.

35. elephas. proboscis longissima, prehen-
silis. dentes laniarii superiores elongati.

1. Maximus. der Elephant. E. palmis plan-
tisque pentadactylis.
*

(fr. serao opuscoli di fisico argumento.
Napol. 1766. 4. p. 1-62. tab. I.

Das erstaunenswürdige Geschöpf findet sich
im mittlern Africa und im südlichen Asien, und
ist das gröste von allen Landthieren. Ein er-
wachsener Elephant ist wohl funfzehn Fus hoch,
[Seite 130] und ein ganz junger von vierzehn Jahren, den
Peirese 1631 zu Aix wiegen lies, hielt fünfte-
halbtausend Provenzer Pfund. Seine Haut ist
harsch, voller Schrammen, aber stark, auf
dem Rücken fast Daumens dick, und Hey alle
dem selbst gegen Insectenstiche empfindlich.
Gewöhnlich sind die Elephanten von grauer
Farbe; die weissen oder vielmehr fleischfarbnen
finden sich nur einzeln und äusserst selten. Die In-
dianer glauben nach ihren Begriffen von Seelen-
wanderung daß sie von ihren verstorbenen Könige-
beseelt wären, pflegen sie daher aufs sorgfältigste,
und man hat in Arakan, Pegu und Siam über den
blosen Titel eines Königs vom weissen Ele-
phanten blutige Kriege entstehen gesehen.
Die Augen des Thiers sind klein, matt, aber
sprechend; seine Ohren hingegen desto grösser,
und bey drey Spannen lang. Das Hauptorgan
des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum
Athemholen, zum äusserst feinsten Geruch, zum
brüllen, zum Wasserschöpfen, sein Futter da-
mit zu fassen, und ins Maul zu stecken, zum
Gefechte, und zu tausend unbegreiflich künstli-
chen Verrichtungen, statt der Hände dient, und
ihm so unentbehrlich und an sich so äusserst em-
pfindlich ist, daß sich wenigstens das schwerlich
auf den Elephant deuten läßt, was beym Hiob
vom Behemot gesagt wird, baß man ihm ei-
nen Ring in die Nase legen könne u.s.w. Er
kan den Rüssel drey Ellen lang ausstrecken, und
bis zu einer Elle wieder einziehen. Am Ende
ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken
versehen, und hiermit kan der Elephant Knoten
aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stük-
ten Geld mit einem mal aufheben, Schlüssel an
Thüren aufdrehen, kleine Blümchen abreissen
u.s.w. Wenn er durchs Wasser schwimmt,
[Seite 131] trägt er den Rüssel immer in der Höhe, und
im Schlaf drückt er die Mündung desselben auf
den Boden, damit ihm, wie schon Plinius rich-
tig bemerkt hat, nicht Mäuse hinein kriechen
können. Er hat starken Appetit, und man rech-
net, daß ein Elephant täglich so viel frist, als
dreissig Neger verzehren können. Seine Nah-
rung ist blos vegetabilisch, und besteht aus Laub
der Bäume, aus Reis und andern Gräsern.
Er hält sich gern in sumpfichten Gegenden und
am Wasser auf, und schwimmt mit ungemeiner
Leichtigkeit selbst durch die schnellsten Ströme,
wie schon Hannibals Elephanten in der Rhone
gezeigt haben. Die Fortpflanzung dieser Thiere
ist noch der dunkelste Theil ihrer Geschichte. Mit
dem Verlust der Freyheit entsagen sie allem Ge-
nuß der Liebe; sie begatten sich blos in öden
einsamen Wäldern, und da sie zur Brunstzeit
fürchterlich wild werben, so ist die Gelegenheit
eben so gefährlich als selten, ihre ehelichen Ge-
schäfte beobachten zu können. Doch will man
neuerlich gesehen haben, daß sie sich, gegen die
Muthmassung der Alten, wie die mehresten
übrigen Säugethiere bespringen. Auch die zah-
men Elephanten-Männchen werden doch all-
jährlich um die Brunstzeit auf einige Zeit wild
und unbändig, wobey ihnen ein brauner Saft
aus einer besondern Oeffnung an den Schläfen
herausdringt*). Ohngefähr im dritten, vier-
ten Jahre kommen die zwey grossen Eckzähne
bey beiden Geschlechtern zum Ausbruch, die
das Elfenbein geben, aber doch in ihrer
Textur von den Zühnen anderer Thiere abwei-
chen. Sie werden wol 7 bis 8 Fus lang und
[Seite 132] je älter desto stärker gebogen. Das Alter dieser
Thiere ist nicht genau zu bestimmen; wahr-
scheinlich erstreckt sichs über zweyhundert Jahre.
Die Männchen sollen im 15ten Jahre mannbar
werden und auch erst dann bey ihnen die Geilen
aus dem Unterleibe in den Hodensack treten.*)
Man fängt die Elephanten auf verschiedne Weise.
Theils in Gruben, meist aber in Treibjagden,
auch durch zahme abgerichtete Weibgen, denen
die wilden folgen, und so von ihnen in beson-
ders dazu eingerichtete Ställe gelockt werden.
Nach einer achttägigen Melancholie fangen sie
an, ihres Schicksals zu gewöhnen, die Herr-
schaft des Menschen zu erkennen, und sich all-
mälig zur Abrichtung zu bequemen. Die ganz
unbegreifliche Gelehrigkeit**) eines Thieres
von einer so ungeheuren plumpen Körpermasse,
was noch dazu nicht in langen Generationen als
Hausthier gezogen wird, sondern immer erst
aus der Wildnis gefangen werden muß, recht-
fertigt den Vorzug, den wir ihm beym Anfang
seiner Geschichte zugestanden haben. Man hat
dieses Talent des Elephanten zum Nutzen und
zur Unterhaltung mannichfaltig zu benutzen ge-
wust. Die müssigen Römer lehrten das schwer-
leibige Thier auf dem Seile gehn, Worte schrei-
den, sich krank stellen und sich so von vier an-
dern in der Sänfte tragen lassen etc. In alten Zei-
ten bediente man sich der Elephanten häufig im
Krieg; man setzte ihnen Thürme mit Mannschafft
[Seite 133] auf den Rücken, panzerte sie*) und bewaffnete
ihre Seiten mit Sensen. Die Erfindung des
Schiespulvers hat sie aber zu diesem Gebrauche
minder tauglich gemacht, da sie beym Feuer und
Dampf doch leicht scheu werden etc. Am häu-
figsten nutzt man sie also jetzt zum Lasttragen, da
sie zum mindsten zwanzig Centner zu tragen, und
die grösten Transporte Berge hinauf zu wälzen,
im Stande sind. Ihr Gang ist schnell, einem
kurzen Galop gleich, und dabey so sicher, daß
sie auf ungebanten Wegen doch nicht straucheln,
und mit der grösten Vorsicht, den Menschen,
die ihnen unversehens begegnen, ausweichen,
oder sie behutsam bey Seite heben, und dann
ihren Lauf fortsetzen. Ein anderer wichtiger
Nutzen, den man vom Elephanten zieht, ist
das Elfenbein, das man seit dem Trojanischen
Kriege**) zu Kunstwerken aller Art verwandt
har. Das Fleisch des Thiers soll schmackhaft
seyn, und dem Rindfleische gleichen***). Sein
getrockneter Mist wird auf Ceilan statt Kohlen
gebrannt, und auch von Töpfern unter den
Thon gemengt.

36. Rhinoceros. Cornu solidum, coni-
cum, naso insidens.

1. Rugosus. Das Nashorn. R. ungulis tribus.

b. s. albini musculorum corp. hum. tab.
IV. et VIII.

[Seite 134]

Ein Blatt von I. E. Ridinger, 1748.

Das Nashorn hat einerley Vaterland mit dem
Elephanten, änelt ihm auch in seiner Nahrung
und Lebensart, ist aber ein unendlich dümmeres
Geschöpf, was weder durch gelinde Behandlung,
noch durch Zwang, zu irgend einer von den
mannichfaltigen, eben so nutzbaren als künstli-
chen Handlungen des Elephanten abgerichtet
werden kan. Es ist ein ziemlich phlegmatisches
Thier, was ungereizt nicht leicht Menschen an,
fallen wird, aber in der Wuth, zumal wenns
verwundet worden, fürchterlichen Gebrauch von
seinem Hörne zu machen weis. Am Ende der
Oberlippe hat das Nashorn einen spitzigen schna-
belförmigen sehr beweglichen Haaken, dessen es
sich zum Anfassen und Aufheben kleiner Dinge
doch ganz geschickt bedient. Sein Fell ist ge-
faltet, harsch, runzlicht, und das sonderbare
Ansehen, das es dadurch erhält, ist in den Zeich-
nungen der ältern Maler, selbst in Dürers
seiner noch übertrieben, und das ganze Thier
wie mit Schilden behängt, vorgestellt worden.
Das Hörn sitzt bey ihm nicht wie andre Thier-
hörner am Knochen fest, sondern ist blos mit
der Haut verwachsen. Die Stimme des Thiers
gleicht dem Grunzen eines Schweins. Daß es
mit dem Elephanten im ewigen Streit lebe, ist
ein irriges Vorgeben; es ist viel zu ohnmächtig
dazu, und flieht vor ihm. Man hat auch Rhi-
nocer mit zwey Hörnern, deren schon die Alten
gedenken, und die sie auch auf Münzen*) vor,
[Seite 135] gestellt haben. Sie sind aber übrigens wenig
vom gemeinen Nashorn verschieden, und wol
blos für eine Spielart von diesem anzusehn. Das
zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem
erstern nach der Stirne hinauf.

37. hippopotamvs. Dentes primores su-
periores remoti, inferiores procumbentes;
laniarii inferiores recurvati, oblique truncati
.

1. Amphibius. das Nilpferd, Wasserschwein.
H. pedibus tetradactylis.

allmand (Zugabe zu Büffons N. G.
T. XV) tab. XIV.

Ein äusserst plumpes, misgestaltes Thier,
mit einem unförmlich grossen Kopfe, ganz un-
geheurem Rachen, dickem Leibe, kurzen Bei-
nen etc. Es lebt in Africa, zumal in Aegypten,
hält sich besonders am Nil auf, dessen Symbol
es auf alten Kunstwerken vorstellt, und macht,
da es schnell und leicht schwimmt, die Fahrt
auf diesem Flusse gefährlich; doch scheut es das
Feuer, das deshalb zur Vorsicht auf den Schif-
fen unterhalten wird. Ein erwachsenes Nilpferd
wiegt drittehalb tausend Pfund, und hat bey-
nahe die Grösse vom Rhinocer. Es macht sein
Lager in dickem Schilf, nährt sich von Vegeta-
bilien und Fischen, frist viel, und thut daher
den Reisfeldern grossen Schaden. Das Fleisch
des Thiers ist schmackhaft. Die spätern Römi-
schen Kaiser haben oft Nilpferde zur Schau nach
Rom kommen lassen, und wir haben numos
seculares
der Ottacilla Severa vor uns, worauf
dieses Thier besser als von den mehresten neuen
Künstlern abgebildet ist.

XI. PALMATA.

[Seite 136]

Die Säugethiere mit kurzen Schwimmfüs-
sen. Sie zerfallen, nach der Bildung dieser Füsse
und ihrem Aufenthalt wieder in zwey Fami-
lien: a) mit deutlichen Zehen an den Füssen,
die nur durch eine Schwimmhaut unter einan-
der verbunden, und daher zum Rudern ges
schickt sind: b) mit plumpen Füssen und un-
deutlichen Zehen, deren Spur fast blos durch
die Krallen sichtbar wird. Jene halten sich
in süssen Wassern, diese in der See auf.

a) lacustria.

38. castor. Pedes tantum postici palmati.

1. †. Fiber. der Biber. C. cauda depressa, ova-
ta, squamosa.

Der Biber lebt in der nördlichern Erde, am
liebsten in einsamen Gegenden an Teichen und
grössern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen
Haare für die Handlung, und für die Arzney-
kunst wegen einer schmierichten Substanz wich-
tig, die sich bey beiden Geschlechtern in beson-
dern Behältern unterm Schwänze findet, und
die unter dem unschicklichen Namen Bibergeil,
als eins der wirksamsten Heilmittel verbraucht
wird. Was aber diese Thiere für die Natur-
geschichte am merkwürdigsten macht, sind die
erstaunlichen Kunsttriebe mit welchen sie, beson-
ders da wo sie sich, wie in Canada u.a. stil-
len nicht sehr volkreichen Gegenden, noch in
[Seite 137] grosser Menge beysammen finden, ihre berühm-
ten Gebäude aufführen. Wenn nemlich eine neue
Colonie von ihnen sich anbauen will, so ver-
sammeln sie sich zu mehrern Hunderten am Ufer
eines Flusses oder Sees; fällen Bäume, be-
bauen sie zu Pfälen, rollen und flösen sie an
Ort und Stelle, schleppen Erde zusammen, gra-
den Canäle und Floßteiche zu Erleichterung des
Transports, führen im Fall das Wasser zu seichte
ist, vorher grosse fast unverwüstliche Dämme
auf, und bauen dann erst ihre eigentlichen
Wohnhütten dahinter, die nach der verschiedenen
Anzal der Familien die sie beziehen sollen, auch
von verschiedener Grösse, von vier bis zehn Fuß
im Durchschnitt, meist drey Stockwerk hoch,
und oben gewölbt sind, und vier bis zwölf und
mehrern Bibern zum Aufenthalt dienen. Jedes
Haus hat meist eine doppelte Oeffnung, von de-
nen die eine ins Wasser, die andere ans Ufer
führt. Die ganze Wohnung wird überaus rein-
lich gehalten, der Boden der Wohnzimmer mit
Laub oder Tangelreis bestreuet etc. und die Bi-
der entledigen sich sogar ihres Unraths nur ausser
dem Hause. Das untre im Wasser befindliche
Stockwerk des Gebäudes dient ihnen zum Maga-
zin, das sie schon bey Gelegenheit ihres Baues
mit den abgenagten Blättern und Rinden zu
Wintervorrath füllen. Im Herbst und Winter
halten sie sich häuslich, im Frühjahr hingegen
verlassen sie ihre Wohnung ans einige Zeit und
ziehen zu Holze um frische saftige Rinden und
Knospen zu geniessen.

39. LVTRA. Plantis palmisque natatoriis.

1. †. Vulgaris. Die Fischotter. L. plantis
nudis, cauda corpore dimidio breviore.

[Seite 138]

Die Fischotter und der Biber haben einerley
Vaterland, einerley Aufenthalt, auch überhaupt
in ihrer Oeconomie vieles mit einander gemein,
ob sie wol, die Füsse ausgenommen, in ihrem
übrigen Körperbau verschieden gebildet sind. Der
Biber hat lange Vorderzähne wie das Eichhorn,
um Bäume fällen und benagen zu können. Die
Fischotter hingegen. die fast blos von thierischer
Nahrung, von Fischen, Krebsen und Fröschen
lebt, und nur im Nothfall ihren Hunger mit
Baumrinden stillt, hat ein fleischfressendes Ge-
biß, was der Wiesel und Marder ihrem gleicht.
Sie schleicht des Nachts am Ufer umher, um
ihren Raub aufzuspühren, stürzt sich, sobald
sie ihn merkt, ins Wasser, wo sie, so wie un-
term Eise, lang verweilen kan, verzehrt ihn
aber im trocknen. Sie gräbt sich in hole Ufer,
hat ihren Eingang unterm Wasser, und last nur
ein kleines Luftloch oben über der Erde. So
wild sie sonst ist, so last sie sich doch wenn sie
jung gefangen worden zähmen und sogar zum
Fischfang abrichten und benutzen.

2. Marina. Die Meerotter. L. plantis pi-
losis, cauda corpore quadruplo breviore.

steller, nov. Comm. Petrop. T. II.
tab. XXVI.

Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil
sie sich auch zuweilen in der See finden last,
doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und
zieht sich allemal lieber in Flüsse und andre süsse
Wasser. Sie ist in Nordamerica und Sibirien,
besonders um Kamtschatka, zu Hause. Sie hat
ein kostbares schwarzes oder silbergraues Fell,
was zumal von den Chinesen geschäzt und auf-
gekauft wird. Ihre Hinterfüsse äneln schon de-
nen von der folgenden Familie.

b) marina
[Seite 139]

40. phoca. Pedes postici exporrecti, digiti
coaliti.

1. Vitulina. Der Seehund, Robbe, das
Seekalb. P. capite laevi, auriculis nullis,
corpore griseo
. *

B. S. ALBINI annot. academ. L. l. tab. VI.

Der Seehund ist in der ganzen nordlichen
Erde zu Hause, hält sich im Sommer mehr
auf dem Lande, im Winter in der See auf,
und versteigt sich nur selten in die Mündung
der Flüsse. Er lebt, wie andre Gattungen dieses
Geschlechts, von Seetang, doch auch von Fi-
schen und vorzüglich von Häringen. Er ist für
die Kamtschadalen, besonders aber für die Grön-
länder und Esquimaux, ein äusserst wichtiges
Geschöpf: sie nähren sich von seinem Fleisch,
kleiden sich in sein Fell, beziehn ihre Sommer-
hütten und Fischerbote damit etc. Seine Jagd
macht ihr vorzüglichstes Geschaffte und die darin
erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren
Stolz aus. In Europa werden unzälige See-
hundfelle zu Cofferbeschlägen verbraucht.

2. Ursina. Der Seebär. P. capite auriculato.

stelleer am angef. Orte.

Der Seebär findet sich im Sommer Heerden-
weise auf den Inseln des Anadirskischen Archi-
pelagus, von denen er sich im Herbst wieder
entfernt, und vermuthlich in südlichen Zonen
überwintert. Er lebt in Polygamie, und jedes
Männchen hält sich wol ein Serail von dreysig
bis vierzig Weibgen, die es mit vieler Eifer-
sucht bewacht, und grimmig gegen seine Rivale
zu behaupten sucht. Die Männchen tyranni-
[Seite 140] siren gegen ihre Weibgen, zumal wenn diese in
der Sorge für die Jungen etwas versehn ha-
ben, und diese sollen sich mit thränenden Au-
gen, zu den Füssen ihres Gatten, wieder in seine
Gunst einzuschmeicheln suchen. Die alten kraft-
losen Seebären entfernen sich aus der Gesell-
schaft ihrer Brüder, von denen sie leine Hülfe
zu erwarten haben, und bringen den Rest
ihrer Tage ganz einsam am Ufer mit hungern
und schlafen zu.

3. Leonina. der Seelöwe. P. capite mari
antice cristato
.

Ein grosses Thier, was wol 25 Fus lang
wird, und wovon zumal das Männchen wegen
der fleischichten Lappen im Gesicht ein sonder-
bares Ansehn hat. In seiner Lebensart hat der
Seelöwe viel vom Seebären, hält sich aber mehr
in der südlichen Hemisphäre, sowol im stillen
als atlantischen Ocean auf.

41. trichecvs. Pedes posteriores in pin-
nam coadunati.

1. Rosmarus. Das Wallroß. Le Morse. T.
dentibus laniariis superioribus exsertis lon-
gioribus.

Das Wallroß lebt gesellschaftlich beym Treib-
eis des Nordpols: oft finden sich hundert und
mehrere beysammen. Sie nähren sich von See-
tang und Schaalthieren, die sie mit ihren gros-
sen Eckzähnen loskratzen. Wenn sie landen wol-
len, hauen sie diese Zähne mit vorgestrecktem
Kopfe ins Ufer, und schleppen den plumpen
Körper allmählig nach.

2. Manatus. Die Seehkuh. T. dentibus la-
niariis inclusis.

[Seite 141]

Die Seekuh findet sich in den Meeren der
wärmern Erde, und hält sich nur in kleinen Fa-
willen, nicht in so grossen Schaaren wie die
vorigen Gattungen zusammen. Sie hat die
Grösse der vorigen beiden Thiere, ein vorzüg-
lich schmackhaftes Fleisch*), und mag wol das
Thier seyn das ehedem zur Erdichtung von Syre-
nen und Meerjungfern Anlaß gegeben. Die Lapi-
des manati
sind keine Gehörknochen dieses
Thiers, sondern seine Pauke.

XII. CETACEA.

Die Gründe sind schon oben angegeben,
warum die Thiere dieser Ordnung, ihrer gan-
zen Oeconomie nach zu den Säugethieren, und
bey weitem nicht zu den Fischen gerechnet wer-
den müssen.

42. monodon. Dentes duo maxillae superio-
ris longissimi, recti, spirales.

1. Narhwal. Das See-Einhorn. D. fistulis
respiratoriis duabus, confluentibus.

rvysch, thes. anatom IX. tab. V.
fig.
5.

Der Narhwal hat allerdings zwey lange pa-
rallele Zähne, und sollte folglich nicht mono-
don, munoceros
oder Einhorn genannt wer-
den. Er ist im nordlichen Ocean zu Hause;
[Seite 142] und zieht da mehrentheils vor den eigentlichen
Wallfischen her. Wenn ihrer viele beysammen
sind, versperren sie sich mit den Zähnen unter
einander, und können dann leicht gefangen wer-
den. Man verarbeitet die Zähne wie Elfenbein
zu Kunstsachen, und die Grönländer brauchten
sie ehedem in Ermangelung des Holzes zu Spar-
ren unter ihre Hütten. Sie sind meist eben
so lang, als der Körper des Thiers, und hal-
ten wohl achtzehn Fus und drüber.

43. Balaena. Laminae corneae, loco den-
tium superiorum.

1. Mysticetus. der Wallfisch B. fistulis re-
spiratoriis duabus, distinctis, dorso impinni.

P. P. v. S. seldsaame Wal-vis-vangst.
Leid.
1684. mit sehr exacten Kupf.

Der Wallfisch, das gröste aller bekannten
Thiere, das über 100000 Pfund am Gewicht
hält, ist theils gegen den Nordpol, besonders
um Grönland und Spitzbergen herum, ausser-
dem aber auch in südlichen Gegenden im Atlan-
tischen Ocean, auch um China herum und im
stillen Meere, wo ihn die alten Peruaner anbe-
theten, zu Hause. Die heutiges Tages gefan-
gen werden, sind selten über sechzig bis sieben-
zig Schuh lang, in vorigen Zeiten aber, da
ihnen noch nicht so häufig nachgestellt worden,
hat man welche von 120 Fus und drüber gese-
hen. Der ungeheure Kopf macht beynahe die
Hälfte des ganzen Thiers aus. Sein Fell ist
meist schwarz oder mit weiß verschiedentlich un-
termengt, gemarmelt etc. theils auch ganz weiß oder
gelblicht, Daumens dick, hin und wieder dünn-
behaart, und oft mit Pflanzen, Corallen und
[Seite 143] Muscheln besetzt. Das Weibgen hat zwey Brüste
in den Welchen. Das wichtigste am Wallfisch
sind die 700 Barden im Oberkiefer, die daß
Fischbein geben, und von denen die mittelsten
wohl zwanzig Fus lang sind. Der Fischthran
wird aus dem Speck des Thiers gezogen. Der
beste ist der, welcher von selbst ausläuft; der
nachher noch ausgekochte ist schlechter. Die
beiden Knochen der Unterkinnlade, die allein
ein halb Quarteel solches, reinen Thrans ent-
halten, werden, wenn dieses ausgelaufen ist,
in Grönland und Holland etc. zu Thorwegen auf-
gerichtet, auch wohl zu Bänken und Kirchstülen
gebraucht etc. Das Fleisch des Wallfisches ist
eßbar, aber hart und thranicht; der Schwanz
ist noch am schmackhaftesten. Aus ihm und aus
den Finnen wird Leim gekocht, und die Sehnen
brauchen die Grönländer statt Faden. Der beste
Fang ist im May und Junius, wo die Wall-
fische oft in solcher Menge beysammen sind, daß
sie wegen der Fontainen, die sie aus ihren Nak-
kenlöchern blasen, in der Ferne einer grossen
Stadt mit rauchenden Schornsteinen äneln. In
der Breite vom 77 bis 79 Grad kan man um
die Zeit zuweilen auf viertehalbhundert Schiffe,
von allerhand Nationen, jedes mit fünf bis
sechs Schaluppen, zälen, die in einer Zeit von
zwey Monaten leicht zwey tausend Wallfische
fangen können.

2. Physalus. Der Finnfisch. B. pinna dorsali.
P. P. v. S.
im angeführten Buche.

Er ist eben so lang, aber schmaler als das
vorige Thier, hat auch meist das gleiche Vater-
land; und findet sich besonders häufig in der
Südsee. Er schlägt auch heftiger mit dem
Schwänze, und ist daher gefährlicher zu fangen.
[Seite 144] Sein Fleisch ist schmackhafter, als das vom
Wallfisch, hingegen die Barden kürzer und kno-
ticht, auch der Speck schlechter.

44. physeter. Dentes in maxilla inferiore.

1. Catodon. Der Wittfisch, Weißfisch. P.
dorso impinni, fistulis duabus, coalescen-
tibus, in rostro.

Hat den Namen von seiner Farbe; änelt in
der Bildung dem Wallfisch, hat aber einen spitzi-
gern Kopf; er wird nur 3 Klaffter lang, und
giebt kaum vier Tonnen Thran. Am häufig-
sten findet er sich in der Diskobay, und H. Cranz
schreibt ihm auch Zähne im Oberkiefer zu.

2. Macrocephalus. Der Caschelott, Pottfisch.
P. dorso impinni, fistulis duabus coalescen-
tibus in fronte.

Er erreicht beynah die Grösse des Wallfisches,
hat einen ungeheuern Rachen, und kan Klaf-
terlange Hayfische verschlingen. Seine Schnauze
ist sehr breit, und das ganze Thier von coni-
scher Gestalt. Der Caschelott wird vorzüglich
des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht,
was in Gestalt eines milchweissen Oels in be-
sondern Canälen, die den Blutbehaltern im
Kopfe anderer Thiere äneln, gefunden wird;
und an der Luft zu einem halbdurchsichtigen
Talk verhärtet.

45. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. D. rostro obtuso.

(tyson's) Phocaena, Lond. 1680. 4, tab.
I. fig. 1.

[Seite 145]

Das Meerschwein wird zwey Klafter lang,
hat ein eßbares Fleisch, und vielen Speck, der
auch zu Thran gekocht wird. Es lebt in Ge-
sellschaft und zieht sich zumal bey herannahendem
Sturm nach den Schiffen.

2. Delphis. Der Delphin, Tümmler. D. ro-
stro longo, acuto.

Der Delphin der Alten, der durch die Ge-
schichte mit Arion, und wegen anderer vorgeb-
lichen Proben seiner Menschenliebe, berümt
worden ist. Er ist auf den alten Münzen von
Gros-Griechenland sehr genau abgebildet, seine
Lebensart ist wie der vorigen Gattung ihre.

3. Orca. der Nordcaper, Butzkopf. D. ro-
stro sursum repando.

Er ist mehr im Nordlichen Weltmeer, doch
auch im Mitländischen Meer zu Hause, wird
zwanzig Fus lang, und lebt fast blos von Hä-
ringen, die er durch einen Schwung mit dem
Schwanze in einen Wirbel zusammen treibt, und
Tonnenweise verschlingt.

Fünfter Abschnitt.
Von den Vögeln.

[Seite 146]

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig allgemeines
von ihnen überhaupt sagen läst, und man sich
folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto
umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Schon
bey den Vögeln, noch mehr aber bey den sol-
genden Thierclassen ist der Fall anders. Bei-
des, sowol ihre Gestalt als auch ihre Lebensart
hat im ganzen genommen mehr einförmiges
übereinstimmendes, daher man sich bey der
besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlech-
ter und Gattungen schon weit kürzer fassen kan.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit einander überein, daß sie zwey
Füsse, zwev Flügel, einen hornichten
Schnabel, und einen mit Federn bedeckten
Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich
durch diese vier Charactere von allen andern Thie-
[Seite 147] ren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleich-
sam ganz isolirte Classe von Geschöpfen aus,
die mit keiner andern zusammenfliest, und die
daher in der vermeinten Kette oder Leiter der
natürlichen Körper (§. 7.) schwerlich unterzu-
bringen ist.

§. 57.

Der ganze Körperbau der Vögel ist ih-
rer Bestimmung zum Fluge angemessen. Ihr
Rumpf ist verhältnismäsig klein, eyför-
mig; das Brustbein änelt einer Pflug-
schaar, und ist zu beiden Selten mit den gros-
sen und starken Brustmuskeln belegt, wodurch
denn die Brust die Gestalt eines Schiffkiels
erhält und den Vogel zum stiegen oder in der
Luft zu schwimmen geschickt macht. Das Rück-
graat ist unbeweglich; der Hals aber dagegen
desto gelenker, und dabey in Verhältnis ge-
gen den übrigen Körper ungemein lang.

§. 58.

Auch der Kopf der Vögel ist bey den mei-
sten verhältnismässig klein, daher er ebenfalls
mittelst des spitzigen Schnabels die Luft leicht
durchbohrt, und dadurch der Flug erleichtert
wird. Ihre Gliedmassen sind überaus schlank,
und fein gebaut, so daß sie nebst dem ausneh-
mend geringen Gewicht des ganzen Körpers,
[Seite 148] der Lebensart dieser Thiere, und besonders
ihrem Aufenthalt und ihrer freyen Bewegung
in dem Elemente, wofür die mehresten be-
stimmt sind, vollkommen entsprechen.

§. 59.

Einen vorzüglichen Antheil an der geschick-
ten und leichten Bewegung dieser Thiere haben
die Federn, womit die Vögel, so wie die
mehresten Säugethiere mit Haaren, oder, wie
die Asche mit Schuppen, bekleidet sind. Man
unterscheidet an einer Feder den Kiel und die
Fahne. Der Kiel ist mit dem untern, dik-
kern und holen Ende, das die Spuhle genen-
net wird, in der Haut befestigt; der obere
dünne Theil ist dicht, und heist der Schaft
(rachis.) Die Fahne besteht aus lauter paral-
lel laufenden und schichtweise über einander
liegenden Fasern, deren jede aber wiederum
mit änlichen kleinern Zäsergen besetzt ist.

§. 60.

Die Federn sind in regelmässigen Reihen
(in quincunce) in die Haut der Vögel verwach-
sen; aber zu gewisser Jahreszeit, gewönlich
im Herbste, mausern sich diese Thiere, d.h.
es fallen ihnen die Federn von selbst aus, und
werden dann (wie die Haare vieler Säuge-
thiere) neue an ihre Statt reproducirt. Man-
[Seite 149] che, wie die Wachteln, die Schneehüner etc.
mausern sich gar zweymal im Jahr, im Frü-
ling und Herbst. Dieses Wechseln der Fe-
dern ist doch immer mit einer kleinen Unpäß-
lichkeit verbunden; daher zumal ausländische
Vögel in fremden Climaten leicht zur Mauser-
zeit sterben, und die einheimischen Sangvögel
wärend der Zeit übel aufgeräumt und stille
sind. Die neuen Federn haben bey jungen
Vögeln oft ganz andere Farbe als die ausge-
fallnen; daher man bey Bestimmung der Gat-
tungen auf das Alter dieser Thiere und auf
die davon abhängende Verschiedenheit in der
Farbe, Rücksicht nehmen muß. In der Kunst-
sprache heist ein einjäriger Vogel, der sich nem-
lich noch nie gemausert hat, avis hornotina;
wenn er aber Federn gewechselt hat, avis adulta.

§. 61.

Die Federn variiren unendlich in der Grösse,
Farbe u.s.w. Die stärksten sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heissen Schwung-
federn (remiges), diese Schwanzfedern
(rectrices). Die Schwungfedern sind von un-
bestimmter Anzal, nach aussen und nach hin-
len zu gerichtet, und bilden gleichsam breite
Fächer, womit sich die Vögel in die Luft he-
ben und fliegen können. Einige wenige Vö-
gel (aves impennes) wie die Pinguine etc. ha-
ben gar keine Schwungfedern, und sind daher
[Seite 150] zum Fluge ungeschickt. Der Schwanzfedern
sind mehrentheils zwölfe: die Hüner etc. haben
achtzehn, die Spechte nur zehn u.s.w. Ei-
nigen Vögeln, wie dem Casnar, den Tau-
chergen etc. fehlen sie gänzlich. Die ganz klei-
nen weichen Federgen, die zwischen die übri-
gen eingesprengt find, heissen Pflaumen
(plumae).

§. 62.

Die Federn sind mit vielem Fett durch-
zogen, wodurch sie leichter werden, und auch
der Nasse desto besser widerstehen können.
Die Vögel haben auch am Ende des Rük-
kens besondere Fettdrüsen (uropygium, cris-
sum
), die aber leicht verstopft, und die Vö-
gel dadurch mit einer Krankheit befallen wer-
den, die die Darre heist, die zumal den
Sangvögeln leicht tödtlich wird, die aber
doch durch den innern Gebrauch von Eisen-
rost und Safran, und am sichersten durch
eine kleine Operation am leidenden Theil
gehoben werden kan.

§. 63.

Die Farbe der Federn ist bey vielen
Vögeln über alle Beschreibung schön. Sie
werden durch die theils, so lebhaften hellen
Farben, durch ihre mannichfaltigen Nüan-
[Seite 151] cen, durch has schillern von rothem oder grü-
nem Golde u.s.w. über alle übrigen Thie-
re erheben, unter denen nur etwa manche
Insecten den Vögeln, ihrer körperlichen
Schönheit wegen, an die Seite gesetzt wer-
den dürfen. Die Raubvögel ausgenommen
so sind fast bey allen übrigen die Männchen
schöner befiedert als die Weibgen, und was
wir oben von den organisirten Körpern über-
haupt gesagt haben, daß ihre Farben in kal-
ten Climaten blaß und matt, in heissen Ge-
genden hingegen dunkler und höher sind, fin-
det sich auch vorzüglich bey den Vögeln be-
stätigt. Denn ob sich gleich auch hier zu Lande
sehr schön gefärbte Vögel, wie die Grün-
spechte, Goldamseln, Eisvögel, Dompfaf-
fen, Stiglitzen etc. und hingegen auch zwi-
schen den Wendezirckeln genug unansehnlich
gefärbte finden, so sind doch die bey weitem
allerschönsten Vögel, die Pfauen, Colibri, Pa-
pagayen etc. so wie der Leopard und der Ze-
bra, wie die schönsten Schmetterlinge und
wie die schönsten Blumen, den heissen Zo-
nen eigen.

§. 64.

Im innern Körperbau und in der
Verrichtung der Eingeweide haben die Vö-
gel viele Gleichheit mit der vorigen Classe
der warmblütigen Thiere. Nur zeichnen sie
[Seite 152] sich, ausser einigen minder beträchtlichen Ver-
schiedenheiten, durch besondre Luftbehälter
aus, die in ihrem ganzen Körper zerstreut,
und zum Fluge von äusserster Wichtigkeit
sind. Die mehresten stehen mit den Lungen,
andere aber blos mit dem Maule in Ver-
bindung, und der Vogel kan sie nach Will-
kühr mit Luft laden oder ausleeren, je nach-
dem er seinen Körper leichter oder schwerer
machen will. Zu diesen Luftbehältern ge-
hören vorzüglich grosse lockre Zellen, die theils
im Unterleibe, theils unter den Achseln und
sonst noch unter der Haut verbreitet sind,
und durchs Einathmen in die Lungen voll
tust gepumpt werden können. Ausserdem die-
nen den Vögeln auch gewisse markleere hole
Knochen, wie die Schulterknochen im Flü-
gel, auch das Rückgrad, das Brustbein,
und manchen auch die Hirnschale, zu glei-
chen Zwecken. Und endlich find auch, nach
unfern eignen Untersuchungen die ungeheu-
ren Schnäbel der Pfefferfrasse, Nashorn-
vögel, Papageyen etc. die berümte Män-
ner*) mit Unrecht für Werkzeuge des Ge-
ruchs gehalten haben, ebenfalls nichts an-
ders als dergleichen Luftbehälter; und selbst
die Federspulen stehen mit dem obgedach-
ten lockern Zellgewebe in Verbindung, und
[Seite 153] können mittelst des weichen knorplichten Ka-
nals, der in der Spule liegt (die Seele),
gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert
werden.

§. 65.

Durch diese merkwürdigen Luftbehälter,
und durch mannichfaltige andre Einrichtun-
gen im Körperbau der Vögel, die wir oben
angezeigt haben, werden diese Thiere zum
Flug geschickt, bey welchem die Geschwin-
digkeit sowol als die lang anhaltende Dauer
gleich merkwürdig sind. Man hat die Schwal-
ben, acht Tage, nachdem sie Frankreich ver-
lassen hatten, am Senegal ankommen gese-
hen; und ein Falke, der König Heinrich
dem zweyten von Frankreich entflog, ward
am folgenden Tag auf Malta wieder ein-
gefangen; so wie ein andrer Falke in sechs-
zehn Stunden von Andalusien nach der Insel
Teneriffa über zweyhundert deutsche Meilen zu-
rücklegte*). Hingegen können verschiedene Vö-
gel, wie der Straus, der Casuar, die Pinguine
und andre Aves impennes (§. 61.) gar nicht, an-
dre aber doch nicht hoch oder nicht weit
fliegen.

§. 66.

[Seite 154]

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe
eben so verschieden als der Säugethiere ih-
rer. Die mehresten leben auf Bäumen,
andre in Wassern, sehr wenige blos auf der
Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der
Maulwurf in der vorigen, und viele Ge-
schöpfe in den beiden letztern Thier-Clas-
sen,) unter der Erde. Die Bildung der
Füsse ist auch bey den Vögeln, so wie bey
den Säugethieren, ihrem verschiednen Auf-
enthalt angemessen. Die mehresten ha-
ben freye unverbundne Zehen (aves fissi-
pedes
) und zwar gewöhnlich ihrer viere, wo-
von dreye noch vorn, und der vierte gleich-
sam als Daumen nach hinten gekehrt ist
(pedes ambulatorii). Oder aber es sind nur
zwey Zehen nach vorn, und zweye nach hin-
ten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vo-
gel kan willkürlich die eine Zehe bald vor-
wärts zu den übrigen zweyen, bald rück-
wärts zum Daumen schlagen (digitus versa-
tilis
). Bey andern ist auch wol die mit-
lere Zehe an die eine Seitenzehe angewach-
sen (pedes gressorii); oder die Hinterzehe
fehlt ganz (pedes cursorii); oder alle vier
Zehen sind, wie bey der Mauerschwalbe,
nach vorn, und gar keine rückwärts gekehrt;
oder die Hinterzehe ist, wie bey manchen
Hünern, doppelt u.s.w. Bey denen Vö-
[Seite 155] geln, die keine freye Zehen haben, sind die
Zehen entweder nur an der Wurzel (pedes
semi almati
), oder aber bis vorn an die
Spitze (pedes palmati) durch eine Schwimm-
haut verbunden; bey andern sind die einzel-
nen Zehen mit einer lappichten schmalen
Haut, die entweder einen glatten, (pedes
lobati
) oder zackichten Rand (pedes pinnati)
hat, wie mit Franzen eingefast.

§. 67.

Sehr viele Vögel verändern ihren
Wohnplatz zu gewissen Jahrszeiten; die
meisten zwar nur in so fern, daß sie nur
wenige Meilen weit in die benachbarten Ge-
genden streichen, und bald darauf in ihre
alte Heimat zurückkehren; andere aber wie
die Hausschwalben, die Kraniche, Störche
etc. so daß sie grosse Wallfarten, weit übers.
Meer und über einen beträchtlichen Theil
der Erdkugel weg, anstellen, und einen gros-
sen Theil des Jahrs in wärmern Zonen
zubringen. Diese Thiere würden nemlich in
den rauhen Wintermonaten; wo die ganze
organisirte Natur ausgestorben zu seyn scheint,
unter Hunger und Kälte erliegen müssen.
Ihre Nester würden sie, zumal bey den ent-
blätterten Bäumen nicht sattsam gegen die
tödtlichen Folgen des Frostes schützen; die
gefrornen Gewässer, die hart gefrorne Erde
[Seite 156] würde sie, zumal in den kurzen Tagen verhindern,
ihrer Nahrung kümmerlich nachgehn zu können;
und da ohnedem auch die Insecten sich im
Winter verkriechen, und keine Beeren und
Körner von Früchten in dieser Jahrszeit mehr
zu sehen sind, so müsten unzälige Vögel ver-
hungern, wenn sie nicht vom innern Instinct
getrieben, noch vor Einbruch der strengen
Kälte, unsere Gegenden verliessen, und bis
zur Widerkehr der wärmern Tage, südliche
Himmelsstriche besuchten. Da sie nemlich
vorher paarweise im Gebüsch zerstreuet wa-
ren, so werden sie nun mit einem mal unru-
hig, fliegen hin und her, versammlen sich
in Schaaren, und an frischen heitern Herbst-
morgen verläst denn eine Gattung von Vö-
geln derselben Gegend nach der andern ihr Va-
terland, und emigrirt nach mildern Erdstri-
chen. Der Zug geht in der strengsten Ord-
nung vor sich. Er hat mehrentheils die Ge-
stalt eines scharfen Winkels, und der Anfürer,
der an der Spitze des Heers zuerst die Luft
gegen Süden durchschneidet, und folglich am
meisten arbeiten muß, wird von Zeit zu Zeit
durch andere von seinem Posten abgelöst,
und fliegt dann mit weniger Anstrengung
einige Zeit in den letzten Gliedern. Zuwei-
len läst sich der Zug unterweges an bestimm-
ten Orten, in Feldern, im Wald etc. auch
auf den Inseln des Mitländischen Meeres
[Seite 157] und auf Schiffen, nieder, um Malzeit oder
Rasttag zu halten; bis er denn endlich an
dem Ort seiner Bestimmung, in Aegypten,
auf Guinea, etc. angelangt ist. So bald
dieß geschehen, zerstreut sich die Gesellschaft
bis aufs Wiedersehen zur Zeit der Rückkehr
im nächsten Frühjahr: jeder Vogel geht
seinem eigenen Beruf, seiner Nahrung nach,
nistet aber nicht, begattet sich nicht, und be-
trägt sich in allem wie ein Pilger und Gast,
der in diese Gegenden zum Besuch und zur
Retirade, aber nicht zum beständigen Auf-
enthalt gekommen ist.

§. 68.

Zu Ende des Aprils, oder im Anfang
des Mays, wenn die Schöpfung durch die
Frühlings-Sonne vom neuen belebt zu wer-
den anfängt, sieht man diese Emigranten
wieder ihrem Vaterlande und ihrer Heimat
zueilen; aber weder in so grossen noch in so
regelmässigen Zügen, in welchen sie vor ei-
nem halben Jahre abreisten. Sie fülen,
daß die besten Tage im Jahr, die Tage
da sie die Freuden der Liebe geniessen sollen,
vor der Thüre sind; und von diesem Triebe
beseelt, trennt sich allmälich ein Pärgen nach
dem andern vom grossen Trupp, und fliegt
mit verdoppelten Kräften zu seinem alten
Busch, und zu seinem alten Neste, um nun
[Seite 158] vom neuen sein Haus zu bestellen und die schö-
nen Frühlingstage zu den ehelichen Und ökono-
mischen Geschäften zu benutzen. Man hat
Störche und Schwalben vor ihrer Abreise be-
zeichnet, und weis daher, daß jeder Vogel
nach einer Abwesenheit von so vielen Mona-
ten, in einer Entfernung von so vielen hun-
dert Meilen, dennoch nicht nur seine Pro-
vinz, sondern sein Dörfgen, sein Strohdach
und seinen Schornstein wieder findet, an dem
er in vorigen Zeiten seine Wohnung aufgeschla-
gen hatte.

§. 69.

Die Nahrungsmittel der Vögel sind
sehr verschieden. Die Raubvögel leben von
allerhand Thieren; die Wasse Vögel meist
von Wasserpflanzen oder von Fischen und
deren Laich; manche von frischem Fleisch, an-
dere von Aas; sehr viele blos von Insecten;
die mehresten kleinen Vögel aber von Saamen
und Kernen der Früchte, von junger Saat
u.s.w. Die Vögel haben keine Zähne, son-
dern müssen ihre Speise entweder mit dem
Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey
denjenigen, die ihren Samen ganz einschluk-
ken, gelangen diese doch nicht sogleich in den
Magen, sondern werden vorher im Kropfe,
(ingluvies) d. i. in einem besondern Drüsen-
[Seite 159] reichen Behälter eingeweicht, und von da
nur allmälig an den Magen überlassen: der
bey diesen Thieren äusserst muskulös, und
so stark ist daß er sogar nach Reaumurs
merkwürdigen Versuchen verschluckte Hasel-
nüsse und Oliven-Kerne zu zerdrücken und
Münzen so glatt wie Papier abzuscheuren
vermag. Sehr viele Vögel Verschlucken
aber auch überdem noch kleine Kieselsteinchen,
die ebenfalls die Zermalmung und nachherige
Verdauung der Speisen befördern. Ver-
schiedne fleischfressende Vögel, wie die Eu-
len, Gisvögel etc. können die Knochen, Haare
und Gräten der kleinen Thiere, die sie ver-
zehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen
sie, in eine runde Kugel geballt, nach der
Mahlzeit wieder von sich.

§. 70.

Der Harn wird in den Vögeln nicht,
wie bey den Säugethieren, in einer beson-
dern Blase gesammelt, sondern wie bey den
kaltblütigen Thielen in den Mastdarm er-
gossen, und von da zugleich mit dem übri-
gen Unrath ausgeworfen.

§. 71.

Die Vögel haben wenig Waffen, da
sie ihren mehresten Feinden durch den Flug
[Seite 160] zu entgehen wissen und überdem durch ihr
Gefieder theils zum bewundern stark gepan-
zert sind. Eine Flintenkugel prallt oft vom
Condor und Schrot von den Pinguinen, oh-
ne sie zu verletzen, ab. Doch dient bey vie-
len der Schnabel, der nach der diversen
Nahrung der Vögel auch verschieden gebaut
ist, zum Angriff oder zur Vertheidigung.
Er hat die mehreste Aehnlichkeit mit den
Hörnern des Ziegen- und Ochsen-Geschlechts,
und sitzt meist als eine hornichte Scheide
über einem knochichten Fortsaß, der ihm zur
Stütze dient. Bey den mehresten Wasser-
vögeln ist er mit einer weichen Haut über-
zogen. Ausserdem bedienen sich auch die Vö-
gel, zumal die fleischfressenden, ihrer Kral-
len zur Wehre. Manche haben noch über-
dem einen oder mehrere Sporne hinten
über dem Fuß, andre, wie der Casuar,
Stacheln an den Flügeln etc.

§. 72.

Die Sinne der Vögel sind von sehr un-
gleicher Stärke. Ihr Geschmack scheint schwach
zu seyn, hingegen bey einigen, wie bey den
Raben etc. der Geruch sehr schärf, und fast
bey allen Gehör und Gesicht überaus fein.
Eine Henne sieht einen Habicht in einer Ent-
fernung, in welcher ihn kaum ein gutes Ferm-
glas dem menschlichen Auge erkennen last: und
[Seite 161] eben so scharf ist auch das Gehör dieser Thiere,
zumal der Raubvögel. Die innern Gehör-
werkzeuge sind bey den Vögeln ganz anders,
und weit einfacher als bey den Säugethieren
gebildet, und der ganzen Classe fehlen auch die
äussern Ohren; ein Mangel, der aber durch
die äusserst regelmässige cirkelförmige Stellung
und bestimmte Richtung der Federgen in der
Gegend des Ohres sattsam ersetzt wird.

§. 73.

Die Vögel schlafen so daß sie sich mit
der Schärfe des Brustbeins aufstemmen, und
sich selbst auf den dünnsten Aesigen im Gleich-
gewicht zu erhalten wissen. Die kleinen Vö-
gel stecken meist im Schlaf den Kopf unter den
einen Flügel. Das Gedächtnis der Vögel
ist stark, wie man an den abgerichteten Sang-
vögeln sieht; und die Lebhaftigkeit ihrer Phan-
tasie wird durch die Heftigkeit ihrer Begat-
tungstriebe, und durch ihre hitzigen Gefechte
erweislich.

§. 74.

Die Stimme der Vögel ist überaus ver-
schieden; aber so wie die Schönheit der Fe-
dern beym männlichen Geschlecht weit vorzüg-
licher als beym Weiblichen. Die Raubvögel,
die Wasservögel, und die mehresten Hünerar-
[Seite 162] ten, geben zwar meist nur einen ziemlich ein-
förmigen, nicht sehr angenehmen Laut von sich:
desto mannichfaltiger und anmuthiger sind hin-
gegen die Töne der kleinen Sangvögel, welche
ausser dem Menschen, die einzigen Geschöpfe
in der Natur sind, die singen können. Ge-
sang ist die Stimme der Liebe; und die Vögel
singen daher auch nie kräftiger und anhalten-
der, als wenn sie im Frühjahr eine Gattin
an sich zu locken suchen, oder ihren Verlust be-
weinen, oder wenn sie in einsamen Käfigen ver-
sperrt, den Mangel der Freyheit und des Ge-
nusses ehlicher Freuden betrauren. Sie wett-
eifern unter einander, und lassen sich durch lau-
tes Reden, und durch jedes Geräusch, beson-
ders aber durch Instrumental. Musik sehr wil-
lig zum Schlagen ermuntern. Ausser den ob-
gedachten Luftbehältern (§. 64.) kommt ihnen
dazu vorzüglich die Einrichtung ihrer Luftröhre
zu statten, die bey den Vögeln nicht blos so
wie bey andern Thieren am obern Ende, nem-
lich an der Zungenwurzel, sondern auch unten,
wo sie sich in die Lungen vertheilt, noch mit ei-
nem zweyten Kehlkopf, der doch eine andre
Bildung hat als der obere, versehen ist. Es
giebt zwar auch in den heissen Erdstrichen ei-
nige anmuthige Sangvögel; aber die allervor-
züglichsten und mehresten sind doch eben so wol
das Vorrecht der külern Zonen, als es die
prächtigst gefiederten Vögel für die heissesten
[Seite 163] sind (§. 63.). Die Papageyen, Raben, Staa-
re, Dohmpfaffen etc. hat man Menschenstimme
nachahmen und Worte aussprechen gelehrt; so
wie auch die Sangvögel im Käficht leicht frem-
den Gesang annehmen, Lieder pfeiffen ler-
nen, und sich sogar zum Accompagnement ab-
richten lassen, so, daß man mit Dohmpfaffen
schon wirklich kleine Concerte hat geben können.

§. 75.

Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte
Geschöpfe, daher man auch unter ihnen weit
leichter als von andern Thieren Bastarden er-
zielen kan. Der Trieb zum Paaren ist bey
den Männchen so heftig, daß sie sich zuweilen
in Ermangelung eines Weibgens wol an an-
dern ihres eignen Geschlechts vergreifen.
Manche, wie die Auerhäne, sind zur Brunst-
zeit ganz sinnlos, und man weis, daß Ent-
riche, denen man ihre Weibchen vorenthal-
ten hatte, so wütend worden sind, daß ihr
Biß, wie der von tollen Hunden, die Was-
serschen hervorgebracht hat.

§. 76.

Die mehresten Vögel begatten sich im
Frühjahr; manche wie die Sperlinge haben
mehrere Paarungstermine den Sommer hin-
durch; das Hausgeflügel ist aber an gar keine
[Seite 164] bestimte Zeit gebunden, sondern läst sich Jahr
aus Jahr ein zu diesen Geschäfte willig finden.
Manche halten sich nur zur Begattungszeit,
andere aber wie die Tauben für immer paar-
weise zusammen: noch andre aber leben wie die
Hüner in Polygamie.

§. 77.

Das befruchtete Weibgen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen,
und ein Nest, zum Wochenbett für sich, und
zur Wiege für die künstigen Jungen, zu bauen.
Nur der Kukuk, und einige sehr grosse Vö-
gel wie der Straus etc. nisten gar nicht. Bey
vielen Vögeln, wie bey den Hünerarten, nimmt
das Männchen gar keinen Antheil an diesem
Geschäfte; bey den übrigen aber, zumal unter
den Sangvögeln, trägt es doch Baumateri-
alien herbey, und verpflegt sein Weibgen wä-
rend ihrer Arbeit.

§. 78.

Die Auswal des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürf-
nissen und ihrer ganzen Lebensart aufs ge-
naueste angemessen. Die Raubvögel bauen ih-
ren Horst entweder in die Gipfel hoher Bäume,
oder auf Felsenspitzen, um freye Aussicht zu
haben und wie von einer Warte auf den Raub
[Seite 165] lauren zu können. Die Wasservögel nisten auf
Seeklippen, an Küsten und Ufern, ins Schilf,
auf feuchten Wiesen etc. kurz wo sie Fische,
Wasserpflanzen etc. vorfinden. Die Hünerar-
ten, die Lerchen etc. nisten des Getraides und
andrer Sämereyen wegen, aufs Feld. Die
kleinen Sangvögel, die von Insecten, Beeren
und Saamen leben, ins Gebüsch. Die Spechte
etc. in hole Bäume: manche Penguine, Eis-
Vögel etc. gar unter die Erde oder ins Ufer
u.s.w.

§. 79.

Eben so sorgfältig wählt ferner jede Gat-
tung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Vögel der heissen Zonen, oder die, so oh-
nehin in schaurigen Orten nisten, nehmen zu
ihrem Bau nur leichten Stoff, Baumreiser,
zarte Wurzeln, Stroh, Schilf, Heu, dür-
res Laub, Birkenbast, Spinneweben, Hanf,
Fischgräten, Leimen, u.s.w. Da hinge-
gen andere, um ihre Jungen für Frost zu
schützen, und sich selbst das Bebrüten zu er-
leichtern, Wolle, Moos, Distelflocken, Haare,
Federn u.a. dergleichen wärmende Materia-
lien zu ihren Nestern verwenden. Die mei-
sten Vögel füttern ihr Nest inwendig noch be-
sonders mit einer Lage von ganz weichen Flau-
men, Wolle etc. zur Bequemlichkeit und Wär-
me aus.

§. 80.

[Seite 166]

Wenn sattsame Materialien aus einen Hau-
sen zusammen gebracht worden, so setzt sich die
Mutter darauf nieder, dreht Kopf und Füsse
nach allen Seilen hin und her, mißt den Raum
für sich und ihre künftige Familie, webt und
flicht sodann alles durch einander, und giebt
ihrem Neste die Gestalt, die ihrer Lebensart
und den Bedürfnissen der Jungen aufs ge-
naueste entspricht. Die Form der Nester ist
bald mehr bald minder künstlich. Manche Vö-
gel, wie die Schnepfen, Trappen, Kybitze etc.
machen sich blos ein dürres Lager von Reis-
holz und Strohhalmen auf der platten Erde:
andere tragen sich nur ein weiches kunstloses
Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und
hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Do-
len, Widehopfe Sperlinge etc. Sehr viele, zu-
mal unter den Hünern. Tauben, und Sangvö-
geln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbku-
gel oder einer Schüssel: andere wie die Elstern
und Wasseramseln, eine fast kuglichte Form; noch
andere, wie die Schwanzmeise und der Pen-
dulin, die Figur eines Beutels; der Jupu-
juba u.a. Vögel aus dem Oriolus Geschlechte,
die von einem langen Beutel u.s.w.

§. 81.

Wenn endlich das Geschaffte des Nester-
baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre
[Seite 167] Eyer hinein; deren Anzal aber bey den ver-
schiedenen Gattungen der Vögel gar sehr va-
riirt. Sehr viele Wasservögel legen jedesmal
nur ein einziges Ey; die Tauchergen und meh-
resten Tauben ihrer zwey; die Möven drey;
die Raben vier; die Finken fünfe; die Schwal-
ben sechs bis acht; die Rebhüner und Wach-
teln vierzehn; das Haushuhn aber, besonders
wenn man ihm die Eyer nach und nach weg-
nimmt, bis fünfzig und drüber. Zuweilen
geben auch manche Vögel, ohne vorhergegan-
gene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum
Bebrüten untauglich sind und Windeyer (ova
zephyria, hypenemia
) heissen.

§. 82.

Die Gestalt der Eyer variirt bey einer
und eben derselben Gattung von Vögeln, und
ist bald kuglichter, bald länglichter; eine Ver-
schiedenheit, die aber lediglich von der Bil-
dung der Geburtsglieder bey der Mutter ab-
hängt, und gar keine Beziehung auf das da-
rin enthaltene Thier hat. Diejenige Stelle
des Dotters, an welcher seitwärts der Keim
des künftigen Hünchens eingewickelt liegt, ist
leichter, als die entgegengesetzte Seite. Man
mag daher das bebrütete Ey an einer jeden
willkürlichen Stelle von der Seite öffnen, so
wird sich doch immer der Embryo des Hünchens
auf der Oberfläche zeigen; und es ist eine ver-
[Seite 168] gebne Sorge der Hausmütter, wenn sie den
Brüthennen die Eyer von Zeit zu Zeit um-
wenden, damit alle Seiten gleich stark durch-
wärmt werden möchten, indem auch ohne diese
Vorsicht von selbst schon das kleine Hünchen
beständig nach dem Bauche der brütenden Mut-
ter zugekehrt ist.

§. 83.

Die Entwickelung und Ausbildung des jun-
gen Thiers, die bey den Säugethieren noch im
Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey
den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des
Brütens bewürkt werden. Nur der Kukuk
brütet nie seine Eyer selbst aus, sondern überläst
es den Grasmücken oder Bachstelzen etc. in deren
Nest er sein Ey gelegt hat. Auch der Straus,
der seine Eyer in den Sand scharrt, bebrütet
sie höchstens nur des Nachts in kältern Stun-
den. Hingegen weis man, daß selbst Capau-
nen, und Hunde, und sogar Menschen Vo-
geleyer ausgebrütet haben*). Auch blos durch
künstliche Wärme, durch erhitzten Mist**),
[Seite 169] und in Brütöfen, kan man leicht Hünchen aus-
kriechen lassen. Dies geht zumal in wärmern
Gegenden so gut von statten, daß man die
Anzal der Hüner, die auf diese Weise järlich
in den Aegyptischen Oefen*) ausgebrütet wer-
den, auf 92,000,000 rechnet. Die Vögel
werden durchs anhaltende Brüten abgemattet,
und nur bey denen, die sich paarweise zusam-
menhalten, wie bey den Tauben, Schwalben,
Rothschwänzen etc. nimmt auch das Männchen
an diesem Geschäfte Antheil. Des Nachts
nemlich brüten mehrentheils die beiden Gat-
ten zugleich; früh, Nachmittags und Abends
das Weibgen alleine, und um Mittag herum
das Männchen. Die Häne unter den Canari-
envögeln, Hänflingen, Stiglitzen etc. überlas-
sen zwar das Brüten blos ihren Weibgen, ver-
sorgen sie doch aber wärend der Zeit mit Fut-
ter und ätzen sie theils aus dem Kröpfe.

§. 84.

Wärend des Brütens gehet nun im Eye
selbst die grosse Veränderung vor, daß das
Küchelgen darin allmälig gebildet und von Tag
zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Im
Hüner Ey z.B. läst sich in den ersten 12 Stun-
den des Bebrütens nicht einmal eine dunkle und
erst zu Ende des zweyten Tags eine deutliche
Spur des neuen Küchelgens erkennen. Es
[Seite 170] zeigt sich dann der erste Anfang des künftigen
Herzens, das sogenannte punctum saliens. Am
fünften Tage kommen die Lungen zum Bor-
schein, und schon zu Ende des gleichen Tages ha-
ben wir auch das ganze kleine gallertige Geschöpf
sich bewegen gesehen. Am vierzehnten Tage
brechen die Federn aus, und zu Anfang des
fünfzehnten schnappt das Hünchen schon nach
Luft, und ist am neunzehnten Tage im Stande
einen Laut von sich zu geben.

§. 85.

Jede Gattung Vögel hat ihre bestimmte
Brützeit von verschiedener Länge, die aber nach
Verschiedenheit des Clima und der wärmern oder
kältern Witterung verzögert oder beschleunigt
wird. Beym Huhn ist das Küchelgen gewön-
lich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages
zum auskriechen reif; es durchbricht die
Schaale am stumpfen Ende des Eyes, und
verläst nun seine Hülse, in welcher es die drey
Wochen über vom Dotter, und theils auch vom
Eyweis ernärt worden.

§. 86.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monoga-
mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt-
lichkeit gefüttert, und zumal bey den Sangvö-
[Seite 171] geln aus dem Kröpfe geätzt, bis sie erwachsen,
und für ihren eignen Unterhalt Zu sorgen im
Stande sind.

§. 87.

Die Vögel erreichen, nach Verhältnis ih-
rer körperlichen Grösse, und im Vergleich mit
den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und
man weis, daß selbst in der Gefangenschaft,
Adler und Papageyen über hundert, Stieglitze
über 24 Jahre etc. leben können. Da ihr Aufent-
halt ungleich ausgedehnter als der Säugethiere
ihrer ist, sie auch nach Verhältnis weit weniger zu
ihrem Unterhalt bedürfen, so begreift sich von
selbst, warum sie länger leben dürfen, den folgen-
den Generationen nicht so bald Platz machen
müssen u.s.w.

§. 88.

Die Vögel sind für die ganze Haushaltung
der Natur ungemein wichtige Geschöpfe, ob-
gleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist,
als der Gäugethiere ihre. Fürs erste ist es
gewiß keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie
unter allen andern Thieren am allermeisten
Leben und Munterkeit in die ganze Schö-
pfung verbreiten! Ferner vertilgen sie unzä-
lige Insecten, und die gänzliche Ausrottung
[Seite 172] mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der
Sperlinge, Krähen etc. in manchen Gegenden,
hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des
Ungeziefers, und ähnliche nachtheilige Folgen
nach sich gezogen. Andre verzehren grössere
Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche,
Eidexen etc. oder Aeser, und beugen dadurch
sowol dem Miswachs als der Insection der
Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel die
grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut
auszurotten, und seinen Wucher zu verhin-
dern. Von der andern Seite wird auch die
Vermehrung und Fortpflanzung der
Thiere sowol, als der Gewächse, durch
Vögel befördert. So weis man z.B. daß
die wilden Gänse bey ihren Zügen fruchtbare
Fischeyer in entfernte Teiche über tragen, und
sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr
viele Vögel verschlucken Saamen-Körner die
sie nachher wieder ganz von sich geben und da-
durch den Anflug mancher Pflanzen an Orten,
wo sie sonst schwerlich hervorgekommen seyn
würden, bewirken. Der Mist der Seevögel
düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß
nachher die heilsamen Gewächse, Löffelkraut etc.
da fortkommen können. Die Falken und ver-
schiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd an-
drer Thiere abrichten; der Honigkukuk wird
dadurch, daß er die wilden Bienennester ver-
rätht, nutzbar. Sehr viele Vögel, ihre Ey-
[Seite 173] er, ihr Fett, und die Tunkinsnester, dienen
zur Speise. Die Federn zum Füllen der Bet-
ten, zum schreiben, zum verkielen musika-
licher Instrumente, zu Muffen, und vorzüg-
lich zu mancherley Putz, weswegen sie bey vie-
len wilden Völkern, zumal in Amerika und auf
den Inseln der Südsee, einen der wichtigsten
Handelsartickel ausmachen. Für die Arzney
ist hingegen kein beträchtlicher Nutze aus die-
ser Classe von Thieren zu ziehen.

§. 89.

Der Schade, den die Vögel anstiften,
läst sich fast gänzlich auf die Vertilgung nuß-
barer Thiere und Gewächse zurückbringen.
Der Cuntur, der Lämmergeyer u.a. Raubvö-
gel tödten Gemsen, Rehe, Ziegen, Schafe etc.
Der Fischadler und so viele Wasservögel sind
den Fischen und ihrem Laich; so wie die Fal-
ken, Habichte, Sperber, Neuntödter, Ael-
stern etc. dem Hausgeflügel gefährlich. Die
Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden
der Saat, den Weintrauben, den Obstbäu-
men u.s.w. Und endlich werden freylich nicht
blos brauchbare Gewächse, sondern auch eben
sowol wucherndes Unkraut, durch die Vögel
verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber
in dieser Classe von Thieren eben so wenig als
in der vorigen.

§. 90.

[Seite 174]

Die Classification der Vögel ist weniger
Schwierigkeiten unterworfen, als der Säuge-
thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen
genommen, nicht so mannichfaltig, sondern
einfacher: und gewisse Theile ihres Körpers,
wie der Schnabel und die Füsse, die sich auf
ihre ganze Lebensart, Nahrung etc. beziehen,
bestimmen schon an sich so viel vom ganzen Ha-
bitus der Vögel, daß man, dem natürlichen
System unbeschadet, schon davon die Charak-
tere der Ordnungen und Geschlechter entlehnen
kan. Die mehresten Ornithologen haben da-
her auch ihre Classification auf die Verschieben-
hell des einen oder des andern von den genann-
ten Theilen gegründet; Klein z.B. auf die
Bildung der Zehen, Möhring auf die Be-
deckung der Füsse, Brisson auf beides in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna-
bels u.s.w. Linne nimmt in dem Plan
seines Systems der Vögel auch auf die Bil-
dung mehrerer Theile zugleich, und so ziem-
lich auf den ganzen Habitus, Rücksicht: nur
scheint er sich in der Ausführung zuweilen
vergessen zu haben: wenigstens begreift man
nicht, wie Papagey, Colibrit und Krähe bey
ihm eine Ordnung verbunden, hingegen der
Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von ein-
ander gerissen, und mehr Verbindungen oder
Trennungen dieser Art zugelassen werden durften.

§. 91.

[Seite 175]

Wir haben also auch hier, wie bey den
Säugethieren in vielen von dem Linneischen
System abweichen müssen und füglicher die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen ab-
zutheilen gesucht.

I. Accipitres. Die Raubvögel mit krummen
starken Schnäbeln, kurzen starken knor-
richten Füssen, und grossen, gebogenen,
scharfen Klauen. Geyer, Adler, Fal-
ken, Eulen, Neuntödter etc.

II. Levirostres. Vögel der heissesten Erd-
striche, mit kurzen Füssen, und unge-
heuren grossen, aber holen und daher
sehr leichten Schnäbeln. Papagayen,
Pfeffervögel, Nashornvögel.

III. Pici. Vögel mit kurzen Füssen, mittel-
mässig langen, schmalen aber doch star-
ken Schnäbeln, und mehrentheils fa-
denförmiger Zunge. Wendehals, Spech-
te, Baumkletten, Colibritgen etc.

IV. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder-
füssen, einem stumpfen, mit Haut über-
zognen, am Rande meist gezänelten
Schnabel, der sich an der Spitze des
Oberkiefers mit einem Häckgen endigt.

V. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füs-
sen, langem walzenförmigem Schnabel,
[Seite 176] und meist langem Hals. Reiher, Stör-
che, Schnepfen, Wasserhüner etc.

VI. Struthiones. Die grossen zum Flug un-
geschickten Vögel. Der Straus, Ca-
suar und Dudu.

VII. Gallinae. Vögel mit kurzen Füssen,
oben etwas erhabnem Schnabel, der an
der Wurzel mit einer fleischichten Haut
bewachsen ist. Der Trappe, Pfau, Trut-
han, Haushahn, Auerhahn, die Wach-
tel etc. Auch den Tauben haben wir in
dieser Ordnung ihren Platz angewiesen,
da sie bey weitem mehr mit den Hünern
als mit den Sangvögeln, denen sie Linné
zugesellte, verwandt sind.

VIII. Coraces. Vögel mit kurzen Füssen,
mittelmässig langem, und ziemlich star-
ken oben erhabnem Schnabel. Raben,
Krähen etc. Die Golddrossel macht von
diesen den schicklichsten Uebergang zur
lezten Ordnung:

IX. Passeres. Die Sangvögel nebst den
Schwalben etc. Sie haben kurze Füsse,
und einen kegelförmigen zugespitzten
Schnabel, von verschiedner Länge und
Dicke.

I. ACCIPITRES.

[Seite 177]

Vögel mit kurzen starken Füssen, grossen
scharfen Krallen und starkem gekrümten Schna-
bel, der meist oben auf der Seite in zwey
stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und
an der Wurzel mehrentheils mit einer flei-
schichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren
sich theils von Aas, theils vom Raube le-
bendiger Thiere, und äneln in ihrer ganzen
Oekonomie den feris der vorigen Classe. Sie
leben in Monogamie, nisten an erhabnen Or-
ten, und haben ein wilderndes unschmackhaf-
tes Fleisch.

1. vultvr. Geyer. Rostrum rectum, api-
ce aduncum. plerisque caput et collum im-
penne. Lingua bifida
.

1. Gryphus. Der Cuntur, Condor, Greif-
geyer. V. caruncula verticali longitudine
capitis.

Der Cuntur ist der gröste von allen fliegenden
Vögeln, der mit ausgespannten Flügeln acht-
zehn Fuß in die Breite hält, und dessen Schwung-
federn am Kiel von der Dicke eines Daumen
sind. Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast
wie die Aelster, findet sich vorzüglich im westli-
chen Südamerica, nistet auf Felsen, und an
Ufern, lebt meist vom Raube der Säuge-
thiere, und im Nothfall von den todten Fi-
schen die die See auswirft. Ein Cuntur soll
[Seite 178] ein ganzes Kalb, und ihrer zwey eine Kuh, auf
eine Mahlzeit verzehren können. Auch haben
einzelne Cunture, Knaben von zehn bis zwölf
Jahren angefallen und getödtet*).

2. †. Barbatus. Der Lämmergeyer, Bart-
geyer, Goldgeyer. V. albidus, dorso fusco,
rostro incarnato barbato, cera coerulea,
capite linea nigra cincto
.

(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. XII.

Der Lämmergeyer ist der gröste Europäische
Vogel, der sich vorzüglich durch seinen starkhaa-
richten Bart, und durch den befederten Kopf,
von andern Geyern auszeichnet. Er ist in den
Tyroler- und Schweizer Alpen, besonders in
den leztern, zu Hause, lebt meist vom Raube
der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen etc. und ist
auch für die Menschen selbst gefärlich. Er soll
zuweilen kleine Kinder fortgetragen haben, und
man hat sogar Beyspiele, daß er erwachsene
Personen angefallen, die sich kaum, und mit
Lebensgefahr seiner haben erwehren können.

3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris margine exteriore, praeter exti-
mas, canis.

bellon hist. des oiseaux, p. III.

Dieser Vogel ist schon im südlichen Europa,
mehr aber in Palästina, Arabien und Aegyp-
ten zu Hause. Er lebt meist von Aase, und
ist für viele Gegenden ein äusserst wichtiges und
nutzbares Geschöpf. So verzehrt er im gelob,
ten Lande unzälige Feldmäuse, und in Aegyp,
ten die vielen Amphibien und Aeser, die nach
der Ueberschwemmung des Nils das Land dek-
[Seite 179] ken, und leicht die Luft inficiren könnten. Die
alten Aegypter haben diesen Vogel, so wie ei-
nige andere ihnen vorzüglich nuzbare Thiere,
heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebensstrafe
verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift
auf Obelisken, Mumienbekleidungen u.s.w.
vorgestellt.

2. falco. Rostrum aduncum, basi cera in-
structum. caput pennis tectum. lingua bifida.

Die Thiere dieses Geschlechts leben blos vom
Raube frischer oder kürzlich getödteter Thiere, und
fressen blos im Hunger, den sie doch lange erdulden
können, faulendes Aas. Sie fliegen überaus hoch,
ihr Gesicht ist unbegreiflich scharf, und auf ihre
Beute schiessen sie mit der Geschwindigkeit eines
abgedruckten Pfeils herab. Die Begattungszeit
ausgenommen leben sie zerstreut, einsam, und
jedes geht seinen Geschäften allein für sich nach.

1. †. Chrysaëtos, der Goldadler, Steinadler.
(le grand Aigle, Buff.) F. cera lutea, pedi-
busque lanatis luteo-ferrugineis, corpore
fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi
cinereo-undulata.
*

Der Steinadler der wegen seines edlen Anse-
hens, wegen seines hohen Flugs u.s.w. den
Namen des Königs der Vögel erhalten bat, ist
im gebirgichten Europa zu Hause, lebt vom
Raube kleiner Säugethiere und Vögel, fällt
aber auch wohl grosse Hirsche etc. an, und ver-
steht ihrer Herr zu werden. Er hat eine starke
fürchterliche Stimme, und nistet auf hohen Fel-
senspitzen. Seine Jungen versorgt er mit dem
besten Wildpret von Hasen, jungen Rehen etc.
[Seite 180] und man pflegt daher im südlichen Frankreich
und in andern Gegenden die Adler-Neste für
die Küche zu benutzen, indem man in Abwesen-
heit des alten Adlers sein Nest besteigt, den
Jungen ihr Wildpret wieder abnimmt, und sie
so gar, wenn sie bald erwachsen sind anbindet,
damit sie noch über die gesetzte Zeit von der Mut-
ter mit Speise versorgt werden mögen. Der
Steinadler muß ein ausnehmend hohes Al-
ter erreichen, da man sogar welche in Menage-
rien über hundert Jahre lebendig erhalten hat.

2. Ossifragus, der Fischadler, der Beindre-
cher. (Orfraie Buff.) F. cera lutea pedibus-
que semilanatis, corpore ferrugineo, rectri-
cibus latere interiore albis
.

Der Fischadler findet sich im nördlichen Euro-
pa, und lebt blos von Fischen, so daß er lieber
eine Woche lang hungert, ehe er sich an anderm
Fleisch vergreifen sollte. Er ist ein ziemlich sanft-
müthiges Thier, hat scharfe schneidende Kral-
len, aber nicht, wie viele Naturforscher vorge-
geben haben, auf der linken Seite einen Schwimm-
fus, sondern an beiden Füssen freye Zehen wie
andere Thiere seines Geschlechts.

3. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer,
Milan, Scheerschwänzel, Taubenfalke.
F. cera flava, cauda forficata, corpore fer-
rugineo, capite albidiore.
*

Die Weihe lebt fast in der ganzen alten Welt,
thut zwar dem Hausgeflügel Schaden, wird
aber von der andern Seite dadurch nutzbar daß
sie eine Menge Aas und Amphibien verzehrt;
daher sie auch in manchen Gegenden, wie der
Aasgeyer in Aegypten, gehegt wird und zu
schiessen verbothen ist. Sie zieht im Herbst,
[Seite 181] zuweilen in unermeßlichen Schaaren, nach Afri-
ca, und man sieht ihre Rückkunft im Frühjahr
für ein sichres Zeichen des geendeten Winters
an. Sie hat eine dumpfe Stimme, die sie
zumal bey annahendem Regenwetter von sich
giebt, so wie sie hingegen bey heiterm Sonnen-
schein still, aber hoch, in der Luft fliegt.

4. †. Gentilis, der Edelfalk. F. cera pedibus-
que flavis, corpore cinereo maculis fus-
cis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.
*

Vorzüglich wird diese Gattung, die eigent-
lich in gebirgichten Alpgegenden zu Hause ist,
doch auch andere verwandte Thiere dieses Ge-
schlechts, zum Fang kleiner Säugethiere und
Vögel, und besonders zur Reiherbeitze etc. abge-
richtet. Im Orient hat man diese Jagd beson-
ders auf die Gazellen, schon in den ältesten Zei-
ten getrieben, in Europa ist sie aber erst seit
Ende des zwölften Jahrhunderts gebräuchlich,
da sie Kaiser Heinrich der sechste in Italien ein-
fürte*).

5. †. Haliaëtus. der Entenstösser, Moosweyh.
(Balbuzard Buff.) F. cera pedibusque cae-
ruleis, corpore supra fusco, subtus albo,
capite albido.

Der Entenstösser ist oft mit dem Fischadler
vermengt worden, dem er in der Lebensart änelt,
aber in der Bildung gänzlich von ihm verschie-
den ist. Linné hat auch diesem Thier ganz un-
recht einen Schwimmfuß an der linken Seite
zugeschrieben.

6. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. F.
cera viridi, pedibus flavis, abdomine albo
[Seite 182] griseo undulato, cauda fasciis nigrican-
tibus.
*

Ein schädlich Thier fürs Hausgeflügel, be-
sonders für die Tauben; aber auch für die Reb-
hüner, Wachteln etc. läst sich doch auch leicht
zum Vogelfang abrichten, und wird zumal im
Orient so wie der Falke zur Jagd gebraucht.

3. strix. Eule. Rostrum breve, aduncum,
nudum absque cera. nares barbatae. caput
grande. lingua bifida. pedes digito versatili.

Lichtscheue Vögel, die ihren Geschäften nur
zur Nachtzeit nachgehen, und die, wenn sie
sich am Tage blicken, lassen, von vielen kleinen
Vögeln, besonders aber von den Krähen mit
lautem Geschrey insultirt und berupft werden:
daher man auch lebendige oder ausgestopfte Eu-
len beym Vogelfang zum Anlocken braucht. Sie
haben grosse, scharfsehende, im Finstern leuch-
tende Augen, mit einem sehr empfindlichen,
schönfarbichten Stern, und ein überaus feines
Gehör. Sie nähren sich von Aas und von le-
bendigen kleinen Thieren, von Haasen, Mäu-
sen, Fledermäusen, Vögeln, Eidexen, Heu-
schrecken u.s.w. Den Winter bringen sie ganz
traurig und einsam mit Hungern und Schlafen
in Scheuren und altem Gemäuer zu, und fres-
sen in der Noth wohl einander selbst auf.

1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohr-
eule. S. auribus pennatis, iridibus croceis,
corpore ruffo.
*

Das gröste Thier seines Geschlechts, von un-
gemeines Stärke, so daß selbst Adler ihm zu-
wellen unterliegen müssen.

[Seite 183]

2. †. Ulula. der Steinkauz, die Steineule.
S. capite laevi, iridibus croceis, corpore
ferrugineo, remige tertio longiore.
*

3. †. Passerina. das Käutzlein. S. capite
laevi, remigibus maculis albis quinque or-
dinum.
*

Ein niedliches kleines Thier, ohngefähr von
der Grösse des Kernbeisers.

4. lanvis. Rostrum rectiusculum, dente
utrinque versus apicem, ball nudum. lingua
lacera.

1. †. Excubitor, der Würger, Bergälster.
L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso
cano, alis nigris macula alba.
*

Ein gefrässiges Thier, was viele andre Vö-
gel tödtet, ihre Stimme nachzuahmen, und
sie dadurch zu sich zu locken weis. Wenn er
mächtigere Raubvögel gewahr wird, so giebt
er einen besondern Laut von sich, den auch an-
dre Vögel verstehn, und sich durch die Flucht zu
retten suchen. Er kan wie der Sperber zur
Jagd abgerichtet werden.

2. †. Collurio der Neuntödter. L. cauda sub-
cuneiformi, dorso griseo, rectricibus qua-
tuor intermediis unicoloribus, rostro plum-
beo.
*

Hat in der Bildung sehr viel Aehnlichkeit
mit der vorigen Gattung, lebt ebenfalls von
kleinen Vögeln, die er mit List überfällt, und
ihnen den Kopf einbeist. Er frist auch Insek-
ten, zumal Käfer, Schmeisfliegen etc. und
spiest sie in Menge zum Vorrath an Schwarz-
dorn und andres dornichtes Gebüsche.

II. LEVIROSTRES.

[Seite 184]

Die Vögel dieser Ordnung sind blos den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch
die ungeheuer grossen, aber in Verhältnis aus-
nehmend leichten Schnäbel, kenntlich, die ihnen,
wie wir oben gesagt haben (§. 64.), nicht zur
Verstärkung des Geruchs, sondern als Luftbe-
hälter dienen.

5. psittacvs. Sitting, Papagey. man-
dibula superior adunca, inanis, cera instru-
cta. Lingua carnosa, integra. Pedes scan-
sorii.

Die Papagayen haben einerley Vaterland, und
auch in ihrem Betragen viel Aenlichkeit mit den
Affen. Sie sind so wie diese immer geschäftig,
doch nicht so muthwillig, sondern gesetzter, und
ihren Wohlthätern aufs treueste zugethan. Sie
wissen sich ihrer Füsse wie Hände zu bedienen,
bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen
sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf
dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre
Vögel blos mit den Krallen sondern wie Men-
schen und Affen mit der ganzen Ferse auf etc.
Ihr hakenförmiger Schnabel ist eingelenkt*) und
sehr beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines
dritten Fusses zum klettern, anhalten; besonders
aber auch zum ausklauben, knuppern u.s.w.
Sie können niesen, sich räuspern, jähnen etc. und
beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken fleisch-
[Seite 185] ichten Zunge und bey ihrer grossen Geleh-
rigkeit sehr leicht Worte nachsprechen.

1. Macao. der Aras, Indianische Rabe,
P. macrourus ruber, remigibus supra caeru-
leis, subtus rufis, genis nudis rugosis.
*

Ein grosses prachtvolles Thier*) was in den
dicken Wäldern des südlichen America in ganzen
Fluchten sich sehen last, und durch sein hochro-
thes Gefieder, blauen auf der untern Seite roth-
schillernden Flügel und einen langen keilförmigen
Schwanz ein wunderschönes Ansehen bekommt.

2. Amazonicus. der Amazonen-Papagay
(Ajurucurau) P. brachyurns viridis, fronte
caerulea, temporibus fulvis.
*

Ist in Brasilien zu Hause wo die Wilden sei-
ne schönen Federn zu ihrem vorzüglichen Putz
brauchen. An einem den wir schon geraume Zeit
lebendig haben, ist die ausserordentlich schnelle Nu-
trition oder Reproduction**) des Schnabels sehr
merklich, von welchem sich täglich ganze hornichte
Blätter wie Schuppen los geben und abgescheurt
werden ohne daß er dadurch seine Grösse oder
Form merklich verändern sollte.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus,
crista plicatili flava.
*

Ist in Ostindien zu Hause, und hat wie der
Wiedehopf einen Federbusch auf dem Kopfe, den
er in der Ruhe zurück schlägt, aber im Zorne
aufrichtet.

4. Passerinus. P. viridis, cauda brevi, macu-
cula alarum, alisque subtus caeruleis.
*

[Seite 186]

Ein kleines niedliches Thier, was in America
lebt, und nur die Grösse eines Sperlings hat.

6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum
maximum, inane, extrorsum serratum, api-
ce incurvatum. Pedes scansorii plerisque.

Der unproportionirlich grosse Schnabel giebt
diesen Thieren, die sich blos im südlichen Ame-
rica finden, ein sonderbares Ansehen. Ihre
Zunge ist eine halbe Spanne lang, hornicht,
dünne, an der Wurzel kaum eine Linie breit,
und an den Seiten nach vorne zu gezasert; Sie
zwitschern laut, und haben viel Stärke, so daß sie
sich gegen Katzen etc. zu vertheidigen wissen.

1. Tucanus. R. nigricans, fascia abdominali
flava.
*

Der Tucan ist in Südamerica zu Hause, hat
einen grünlichen Schnabel, der an der Wur-
zel mit einem schwarzen Streif eingefast ist,
und thut zumal den Pisangfrüchten grossen
Schaden.

7. buceros. Der Nashornvogel. (hy-
drocorax
.) Rostrum maximum, inane,
ad basin versus frontem recurvatum, pedes
gressorii.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re-
curvato.

STALP v. d. WIEL obs. med. anatom.
Cent.
I. t. IX. f. 1.

Ist wie die übrigen Nashornvögel in Ostin-
dien zu Hause, lebt von Aas, und hat einen
widrigen Geruch.

III. PICI.

[Seite 187]

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füsse, und meist einen geraden, dünnen
Schnabel von mittelmässiger Länge.

8. picvs. Specht. Rostrum polyedrum,
apice cuneato. lingua teres lumbriciformis,
longissima, mucronata, apice retrorsum acu-
leata. pedes scansorii.

Die Spechte, der Wendehals, die Colibri
und noch mehrere Vögel dieser Ordnung haben
den sonderbaren Bau der Zunge daß sich das
Zungenbein in zwey lauge federförmige Knor-
pel endigt, die von hinten nach vorn über den
ganzen Hirnschädel unter der Haut weglau-
fen, und sich au der Stirne nahe an der
Schnabelwurzel fest setzen. Diese Knorpel sind
also gleichsam elastische Federn, mittelst wel-
cher diese Vögel ihre Fadenförmige Zunge
fast wie die Ameisenbären oder wie der Cha-
mäleon hervorschiessen, und Insecten damit
sangen können. Die Pedes scansorii nuzzen
ihnen zum Klettern. der Schwanz zum Wi-
derstämmen und zur Unterstützung, der scharf zu-
laufende keilförmige Schnabel aber zum Auf-
hacken der Baumrinde, um die Insecten etc. dar-
unter hervorsuchen zu können.

1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo
. *

[Seite 188]

Findet sich nebst den folgenden Gattungen im
gemässigten Europa.

2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo. *

Ein überaus schönes Geschöpf, das aber den
Bienenstöcken grossen Schaden thut.

3. †. Major. der grosse Buntspecht oder
Rothspecht. P. albo nigroque varius, oc-
cipite rubro
. *

Hat einen kürzern Schnabel als andere Spechte.

4. †. Minor. der kleine Buntspecht oder
Rothspeckt. P. albo nigroque varius, ver-
tice rubro.
*

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumina-
tum. lingua lumbriciformis, longissima
mucronata. pedes scansorii.

1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. F. cauda explanata, fasciis
fuscis quatuor.
*

Der Wendehals hat seinen Namen von der
ungemeinen Gelenksamkeit seines Halses, und
ist in ganz Europa zu Hause, lebt meist in ho-
len Bäumen, und soll durch einen besondern
warnenden Laut die Annäherung der Raubvögel
verrathen.

10. sitta. Rostrum subulatum, teretiuscu-
lum, apice compresso, mandibula superio-
re paullo longiore; pedes ambulatorii.

1. †. Europaea. der Blauspecht. S. rectricibus
nigris: lateralibus quatuor infra apicem
albis.
*

[Seite 189]

Findet sich in Europa und Nordamerica, und
hat sowol in der Bildung als in der Lebens-
art sehr viel Aehnlichkeit mit den eigentlichen
Spechten.

11. alcedo. Rostrum trigonum, crassum,
rectum, longum. digitus versatilis
.

1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon) A. su-
pra cyanea, fascia temporali flava, cauda
brevi
. *

Einer der schönsten deutschen Vögel, dessen
Geschichte ehedem mit vielerley Fabeln vermengt
wurde. Die Eisvögel halten sich sowol an der
See, als auch bey Teichen und Flüssen auf;
sie nähren sich von Fischen, und brechen nach
der Malzeit die Gräten in einem Ballen, wie
die Eulen die Mäuseknochen etc. wieder von sich.

12. merops. Rostrum curvatum compressum,
carinatum. pedes gressorii
.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque
viridi coerulescente, gula lutea, fascia
temporali nigra
.

Ein schönes Thier, was im südlichen Europa
zu Hause ist, und sich nur selten nach Deutsch-
land verirrt. Es lebt von Heuschrecken und
andern Insecten, besonders aber von Bienen,
die es in grosser Menge wegfängt.

13. upupa. Rostrum arcuatum, convexum,
subcompressum obtusiusculum; pedes am-
bulatorii
.

1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn,
Dreckkrämer. U. crista variegata. *

[Seite 190]

Der Wiedehopf lebt in Europa und Ostindien,
und närt sich von Mistkäfern, Todtengräbern
und andern Insecten, die er aus dem Mist der
Thiere aufliest. Im Zorn richtet er den Feder-
busch auf dem Kopfe, wie der Cacadu, in die
Höhe.

14. certhia. Baumläufer. Rostrum arcu-
atum, tenue, subtrigonum, acutum. pe-
des ambulatorii
.

1. †. Familiaris. Die Baumklette, der Grü-
per, Grauspecht, Baumkleber. C. grisea,
subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus
decem
. *

Den gekrümmten dünnen Schnabel abgerech-
net, änelt die Baumklette andern Spechten in
der Bildung, besonders aber in der Lebensart
vollkommen. Klettert eben so an den Baum-
stammen rum, um Insekten und Puppen zu
suchen etc.

2. †. Muraria. Der Mauerspecht. C. cine-
rea, macula alarum fulva
. *

Der Mauerspecht ist im wärmern Europa zu
Hause, zeichnet sich aber durch seine Lebensart
von den bisher angezeigten Thieren aus. Er
lebt nicht in Wäldern, sondern mehr wie die
Eulen, in altem Gemäuer, auf Thürmen, Hoch-
gerichten etc. und soll sich zuweilen die Arbeit
beym Nestbau dadurch erleichtern, daß er einen
Schedel von Menschen oder Thieren aufsucht,
und sich blos ein weiches Lager da hinein bettet.

3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque ni-
gris reliquo corpore coccineo
. *

[Seite 191]

Ein kleines Thier vom schönsten Carmoisin
roth, auf der für Cptn Cook unglücklichen In-
sel Owaihi deren Einwohner aus dessen Feder-
gen mancherley Putz, sogar ganze Mäntel etc.
verfertigen.

15. trochilvs. Colibri, Honigsauger,
Blumenspecht. Rostrum subulato-filifor-
me longum. Mandibula inferiore tubulata,
superiore vaginante inferiorem. Lingua
filis duobus coalitis tubulofa. pedes ambu-
latorii
.

Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schön-
heit die weder Pinsel noch Beschreibung auszu-
drücken vermag. Das grün und roth und blau
ihrer Federn änelt dem gefärbten Golde, und
thut zumal im Sonnenschein eine unbeschreib-
liche Wirkung. Diese Thiergen sind so zart,
daß sie sehr leicht den grossen Buschspinnen zum
Raube werden, und nicht anders als durch Be-
sprützen mit Wasser gefangen werden können,
da sie selbst mit dem feinsten Schrot oder Sand
in Stücke geschossen werden würden. Sie näh-
ren sich vom Honigsaft der Blumen, den sie im
Schweben und Flattern mit ihrem dünnen rö-
renförmigen Schnabel auszusaugen wissen. Die
Bildung des Schnabels differirt bey den ver-
schiednen Gattungen. Er ist entweder gerade,
oder aufwärts, oder niederwärts gebogen.
Diese Thiere sind doch nicht blos im wärmern
America sondern theils auch in Californien und
nach den Versicherungen sehr sorgfältiger Rei-
sebeschreiber*) auch am Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung zu Hause.

[Seite 192]

1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi
nitente, subtus albido; rectricibus latera-
libus margine exteriore albis
. *

Der allerkleinste bekannte Vogel, der nur ohn-
gefähr dreissig Gran wiegt. Sein Nest ist von
Baumwolle, und hat die Grösse einer Wallnuß;
und seine Eyer etwa die von einer Zuckererbse.

2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Le
Rubis – topase
) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo
. *

seba thes. tab. XXXVII. fig. 1.

Ein unbeschreiblich prachtvolles Thiergen dessen
Stirne und Scheitel wie ein Rubin und seine
Kehle wie ein glüendes Gold glänzen. Die al-
ten Peruaner verfertigten vor Zeiten aus den
zarten Federgen dieser und einiger andrer der
schönsten Colibrite Mosaische Gemälde, und
ihre Weiber trugen die ganzen Vögelgen zum
Putz als Ohrengehänge.

IV. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmfüsse kenntlich, die ihnen mehr
nach hinten zu sitzen und daher zum rudern sehr
geschickt aber desto unbequemer zum gehen sind.
Ueberhaupt haben sie, besonders auch in ihrer
Lebensart vielänliches mit den palmatis der vo-
rigen Classe. Ihr Oberschnabel endigt sich
meist in ein kurzes Häkgen, und ist wie der
[Seite 193] untere mit einer zähen Haut überzogen. Sie
haben eine fleischichte Zunge, einen rauhen sta-
chelichten Gaumen, und die mehresten von ihnen
vorn an der Luftröre eine besondre knorplichte
oder knöcherne Capsel*). Sie haben dichtes
fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt
und woran sogar bey manchen Arten abgeschoß-
ner Schrot abprallt.**) Sie halten sich ih-
rer Bestimmung und dem Bau ihres Körpers
gemäs an den Ufern des Meers, der Seen,
der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im
Schilf etc. auf, und leben mehrentheils in Po-
lygamie. Sie legen meistens nur ein oder we-
nige Eyer; sind aber von mannichfaltiger Nutz-
barkeit, die sich besonders auf ihr Fleisch, Fett,
Federn etc. erstreckt.

16. anas. Rostrum lamelloso-dentatum,
convexum, obtusum. Lingua ciliata,
obtusa
.

1. †. Cygnus. Der Schwan, Elbsch. A. ro-
stro semicylindrico atro, cera flava, corpore
albo
. *

Der Schwan ist in der ganzen nordlichen Erde
zu Hause, und närt sich von Fröschen, Wasser-
pflanzen etc. Die wilden Schwane geben einen
hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton
[Seite 194] von sich der vielleicht zur Fabel vom melodischen
Gesang der sterbenden Schwane Anlaß gegeben.
Die zahmen werden zumal in Sibirien häufig,
und völlig wie andres Hausgeflügel gehalten,
und mit Wasserpflanzen gemästet.

2. †. Anser. Die Gans. A. rostro semicylin-
drico, corpore supra cinereo, subtus palli-
diore, collo striato
. *

Dieser sehr bekannte Vogel hat in der Bildung
sehr viel vom Schwan, nur einen ungleich kür-
zern Hals, etwas grössern Kopf etc. Die wil-
den Gänse leben in der nordlichen Erde von da
sie sich bey einfallenden Schnee nach gelindern
Gegenden ziehen, und sich sehr leicht mit den
zahmen Gänsen begatten. Unter den letztern
soll es wol sehr häufig völlig Schneeweise Gan-
serte, aber nur äusserst selten eine ganz weisse weib-
liche Gans geben.

3. Bernicla. Die Baumgans, Schottische
Gans. (Klakis, Morillon). A. fusca, capite
collo pectoreque nigris, collari albo
.

hayes's British Birds tab. XXIV.

Dieses Thier lebt in den kältesten Ländern
der nordlichen Erde z.B. auf neu Zembla, wo
es Barents brütend fand, und kommt blos zum
überwintern nach Schottland u.a. laulichere Ge-
genden, wo es sich unter andern von dem Thier
der fast Eyförmigen Entenmuschel (Lepas ana-
tifera
) nährt, daher die alte seltsame Fabel ent-
standen daß diese Ente nicht aus einem Ey son-
dern aus diesen Muscheln entstünde u.s.w.

[Seite 195]

4. Mollissima. Der Eidervogel. A. rostro cy-
lindrico, cera postice bifida, rugosa
.

Ein überaus nutzbarer Vogel, der sich in der
nordlichen Erde, zumal häufig auf Island und
in Grönland findet. Sein Fleisch und seine
Eyer sind sehr schmackhaft; was ihn aber noch
wichtiger macht, ist sein Fell, womit man Klei-
der füttert, und die Flaumfedern, die unter
dem Namen der Eiderdunen bekannt sind. Die
besten Dunen sind die, die sich der Vogel selbst
ausrupft, um sein Nest inwendig damit zu be-
kleiden.

5. †. Boschas. Die Ente. A. rectricibus inter-
mediis
(maris) recurvatis, rostro recto. *

Die Ente hat in ihrer Bildung, Vaterland,
und Lebensart vieles mit der Gans gemein; die
wilde hat ein schön gezeichnetes und überaus
glattes Gefieder, wird aber sehr leicht kirre,
und läst sich so gut wie die zahme als Meierge-
flügel halten. Die zahmen Enten sind sehr ge-
frässige, und wie die Schweine in der Wahl ih-
rer Speisen nicht delicate Thiere.

17. mergvs. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylindri-
cum, apice adunco
.

1. †. Merganser. Der Kneifer. M. crista longi-
tudinali-erectiuscula, pectore albido im-
maculato, rectricibus cinereis, scapo ni-
gricante
.

Ist im nördlichen Europa zu Hause, und wie
andere Gattungen dieses Geschlechts ein schäd-
liches Thier für Fischteiche, zumal zur
Laichzeit.

[Seite 196]

18.a. alca. Rostrum edentulum, breve, com-
pressum, convexum, transverse sulcatum
:
mandibula inferior ante basin gibbosa.

1. Arctica. Der Papageyentaucher. A. rostro
compresso-aticipiti sulcato sulcis
4, oculo-
rum orbita temporibusque albis, palpebra
superiore mucronata
.

An den steilern Klippen der nordlichen Euro-
päischen Küsten.

18.b. aptenodytes. Penguin. Rostrum
compressiusculum, subcultratum, longitu-
dinaliter oblique sulcatum: mandibula infe-
rior apice truncato: alae impennes, pin-
niformes
.

H. Dr. Forster hat unter diesen Geschlechts-
nahmen sehr schicklich die bisher in andre Ge-
schlechter zerstreueten Penguins Gattungen ver-
einigt.*)

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nackten
stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast auf-
rechter Gang geben diesen Thieren ein sonderba-
res Ansehn, die sich zumal zur Brüt-Zeit in grossen
Schaaren, auf den einsamen Inseln der Süd-
see vorzüglich auch um Feuerland herum etc.
finden**).

1. Demersa. Die Magellanische Gans. (Dio-
medea demersa linn
.) A. rostro pedibus-
que nigris: superciliis fasciaque pectorali
albis
.

[Seite 197]

In der südlichen Hemisphäre, zumal am Cap.

2. Catarractes. (Phaëthon demersus linn.)
A. rostro pedibusque rubris, capite fusco.

Ebenfalls in der Südsee jenseits des südlichen
Wendecirkels.

19. procellaria. Rostrum edentulum,
subcompressum: mandibulis aequalibus; su-
periore apice adunco; inferiore apice com-
presso-canaliculato. Pedes ungue postico
fessili absque digito
.

1. Pelagica Der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. P. nigra, uropygio albo.

Der Ungewittervogel hält sich meist in offner
freyer See fern vom Lande auf Klippen auf, und
die Schiffer sehens als Zeichen eines bevorste-
henden Sturms an, wenn er sich von da ent-
fernt, und nach den Schiffen flüchtet. Er hat
überaus viel Fett, und die Einwohner von Fe-
roër etc. bedienen sich seiner statt Lampe, indem
sie ihm blos einen Tocht durch den Körper ziehn,
und anbrennen, da denn die Flamme von dem
Fette was allmählig hineinzieht, lange Zeit un-
terhalten wird.

20. diomedea. Rostrum rectum: maxilla
superiore apice adunca; inferiore truncata
.

1. Exulans. Der Albatros. D. alis pennatis
longissimis, pedibus aequilibribus trida-
ctylis
.

Ist an den Meer-Ufern der wärmern Erde zu
Hause, mit ausgespannten Flügeln wol 11 Fus
breit, fliegt ungemein hoch, und viele hundert
Meilen weit vom Lande, und nährt sich grossen-
theils von fliegenden Fischen.

[Seite 198]

21. pelecanvs. Rostrum edentulum, re-
ctum: apice adunco, unguiculato: pedes
aequilibres: digitis omnibus quatuor simul
palmatis
.

1. Onocratalus. die Kropfgans, der Viel-
fras, Nimmersatt. P. gula saccata. *

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

Die Kropfgans ist in den wärmern Gegenden
der alten Welt zu Hause und hat den griechi-
schen Namen von ihrer Eselsstimme, den deut-
schen aber von dem ungeheuern Beutel, der ihr
am Unterschnabel hängt, den sie zusammen zu
ziehen und auszudehnen vermag, und in wel-
chen sie wol dreissig Pfund Wasser fassen kan.
Sie ist ungemein gefrässig, und verschlucket, wie
wir selbst gesehen haben, Karpfen von mehrern
Pfunden; wozu ihr ein ungeheurer Magen, der
vom Bau bey Wasservögeln abweicht, und eher
der Hunde ihrem änelt, zu statten kommt. Die
Americanische Kropfgans scheint wesentlich von
dieser verschieden zu seyn.

2. Aquilus. die Fregatte. P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro ru-
bro, orbitis nigris
.

Die Fregatte hat einerley Vaterland, Aufent-
halt und Lebensart mit dem Albatros: nur noch
längere und fast unproportionirte Flügel, die
ausgespannt auf vierzehn Fus breit sind, und
dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn
geben.

22. phaëthon. Rostrum cultratum, rectum,
acuminatum, fauce pone rostrum hiante.
Digitus posticus antrorsum versus
.

[Seite 199]

1. Aethereus. der Tropikvogel. P. rectricibus
duabus longissimis, rostro ferrato, pedibus
aequilibribus: digito postico connexo
.

Lebt an der offenbaren See zwischen beiden
Wendezirkeln, daher auch die Seefahrer seine
Erscheinung für ein Zeichen annehmen, daß sie
sich nun innerhalb derselben befinden.

23. colymbus. Rostrum edentulum, subu-
latum, rectum, acuminatum, pedes com-
pedes
.

1. Grylle. die Grönländische Taube. C. pe-
dibus palmatis tridactylis, corpore atro, re-
ctricibus alarum albis
. *

Findet sich in Grönland, Spitzbergen, auch
am Nordcap etc. und soll, gegen die Weise der
mehresten Vögel dieser Ordnung, in Monoga-
mie leben.

2. †. Troile. die Lumer. C. pedibus palma-
tis tridactylis, corpore fusco, pectore ab-
domineque niveo, remigibus secundariis
extremo apice albis
. *

Nicht blos auf Spitzbergen und um den Po-
larcreis, sondern auch in Deutschland z.B.
auf dem Seeburger See woher wir sie vor uns
haben.

24. larus. Möve. Rostrum edentulum re-
ctum cultratum, apice subadunco. Mandi-
bula inferior infra apicem gibba
.

Die mehresten Möen leben an den Küsten der
nordlichen Erde, doch finden sich auch welche
auf der Südsee und zwar in so ungeheuren Schaa-
ren daß sie gleichsam den Tag verdunkeln wenn
[Seite 200] sie aufgejagt werden und dabey ihre Verfolger
mit Unrath bespritzen.

1. Tridactylus. L. albicans, dorso canescente,
rectricum apicibus, excepto extremo, ni-
gris, pedibus tridactylis
. *

Im Nordlichen Ocean wo sie bey bevorstehen-
den Regen oder Sturm mit lauten Geschrey
nahe über dem Wasser flattern. Wir ha-
ben eine solche Möve, die auf der Insel Hel-
ligeland gefangen war, mehrere Jahre lebendig
unter unsern Augen gehabt. Ihr ganzes Natu-
rell ward allmälig durch die Zucht abgeändert;
sie lebte blos im Trocknen, ließ sich mit Brod
speisen, und ward so zahm, daß sie ihres Herrn
Stimme von ferne erkannte, und mit ihrem
heisern pfeiffenden Tone beantwortete. Sie
hatte ungemeinen Appetit, konnte Spannen-
lange Knochen mit einmal verschlingen, und
wir haben nachher bey ihrer Zergliederung den
Schlund ungemein weit und dehnbar, den der-
ben muskulösen Magen hingegen zwar überaus
robust aber klein gefunden, so daß unmöglich
die ganzen grossen Knochen darin Platz haben
konnten, sondern das eine Ende davon im Ma-
gen zermalmt werden mußte, indeß das andre
noch in die Speiseröhre hinaus ragte.

25. sterna. Rostrum edentulum, subula-
tum, subrectum, acutum, compressiuscu-
lum. Nares lineares, ad basin rostri
.

1. Hirundo. S. cauda forficata: rectricibus du-
abus extimis albo nigroque dimidiatis
.

26. rhinchops. Rostrum rectum mandi-
bula superiore multo breviore; inferiore
apice truncata
.

[Seite 201]

1. Nigra. R. nigricans, subtus alba, rostro
basi rubro
.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kür-
zer als der untre und liegt in diesem gleichsam
wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.

V. GRALLAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen
walzenförmigen Schnabel von ungleicher Län-
ge, lange Füsse, und mehrentheils auch einen
langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie
halten sich in sumpfichtem moorichtem Boden
auf, leben von Amphibien, Insecten und Was-
serpflanzen, nisten meist auf der Erde oder im
Schilf, und werden durch ihr ganz vorzüglich
schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer
nutzbar.

27. phoenicoptervs. Rostrum denuda-
tum, infracto-incurvatum, denticulatum
pedes tetradactyli
.

1. Ruber. Der Flamingo, Flamant, Schar-
tenschnäbler, Rorkorre. P. ruber, ren.
gibus nigris
. *

Ein glosser über und über schön roth gefärb-
ter Vogel der in beiden Welten zu Hause ist,
und der zumal bey den alten Römern als Lecker-
bissen geschätzt war.

[Seite 202]

27. ardea. Rostrum rectum, acutum, lon-
gum, subcompressum. pedes tetradactyli
.

1. †. Grus. Der Kranich. A. occipite nu-
do papilloso, corpore cinereo, alis extus
testaceis
. *

Der Kranich findet sich im südlichen Europa;
zieht aber im Herbste zu grossen Schaaren nach
wärmern Gegenden. Daß er mehrentheils nur
auf einem Bein steht, und das andre an den
Leib zieht, ist gewiß: aber Fabel, daß er in
diesem einen Stein halte etc.

2. †. Ciconia. Der Storch, Hennotter, Aeh-
bähr. A. alba, orbitis nudis remigibusque
nigris: rostro, pedibus cuteque sanguineis
. *

Ist fast in der ganzen alten Welt zu finden,
und närt sich nicht blos von Amphibien, sondern
frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge
Rebhüner u.s.w. und schlept überdem auch
Leinewand, Garn etc. ins Nest ums weich aus-
zufuttern.

3. †. Cinerea. Der graue Reiher, Fischrei-
her. A. occipite nigro laevi, dorso caeru-
lescente, subtus albido, pectore maculis ob-
longis nigris
. *

Schädliche Thiere, die den Fischteichen und
besonders der jungen Brut nachtheilig werden.
Sie nisten auf den höchsten Eichen, und geben
einen überaus ätzenden Unrath von sich, wovon
sogar oft die Bäume verdorren. Vorzüglich
diese doch auch andre Gattungen Reiher werden
mit Falken gebaizet.

4. †. Stellaris. Die Rohrdommel, der
Iprump. A. capite laeviusculo, supra te-
[Seite 203] stacea maculis transversis, subtus pallidior,
maculis oblongis fuscis
. *

Ein langsames träges Thier, das eine rauhe
starke Stimme hat, die es zumal bey Regenwet-
terzeit von sich gibt, und in der Bildung den
Reihern änelt, aber nicht auf Bäumen, sondern
in sumpfichten Boden nistet.

28. tantalus. Rostrum longum subula-
tum teretiusculum subarcuatum, saccus ju-
gularis nudus, pedes tetradactyli, basi pal-
mati
.

1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus
griseis, remigibus nigris, corpore rufescen-
te albido
.

Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf
den dasigen alten Denkmälern verewigte, gött-
lich verehrte und so wie die damaligen Mensch-
lichen Leichen zu Mumien kostbar einbalsamir-
te*) und in besondern Gewölbern in gröster
Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nie-
der-Aegypten ziemlich seltne Thier.

29. scolopax. Schnepfe. Rostrum tere-
tiusculum obtusum, capite longius, facies
tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus
articulis insistente
.

1. †. Rusticola. die Waldschnepfe, Becasse.
S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis,
femoribus tectis, fascia capitis nigra
. *

Ein überaus schmackhafter, aber dummer Vo-
gel; der am Tage im Gehölze verborgen liegt,
und nur zur Nachtzeit, theils um sich für den
Nachstellungen der Füchse und wilden Katzen
[Seite 204] zu sichern, theils seiner Nahrung nachzugehen
sich heraus in sumpfichten Grund ins Ried-
gras etc. bezieht.

2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, Becassine, der Haberbock, das
Haberlämmchen. S. rostro recto tubercu-
lato, pedibus fuscis, frontis lineis fuscis
quaternis
. *

Nährt sich vom Getraide, zumal vom Haber,
das Männchen fliegt sehr hoch in der Luft, und
giebt dabey seine meckernde Stimme von sich,
daher es zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben hat.

30. tringa. Rostrum teretiusculum longi-
tudine capitis, digito postico uniarticulato,
a terra elevato
.

1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renomist,
Hausteufel. T. rostro pedibusque rubris,
rectricibus tribus lateralibus immaculatis,
facie papillis granulatis carneis
. *

Der einzige wilde Vogel, der in Rücksicht sei-
ner Farben eben so variirt wie unser Hausgeflü-
gel. Seinen Namen hat er von der hartnäcki-
chen Streitbarkeit, mit welcher zumal die Männ-
chen zur Brunstzeit gegen einander fechten.

2. †. Vanellius. der Rybitz. (Gavia) T. pedi-
bus rubris, crista dependente, pectore
nigro
. *

Ist in Europa und Nordafrica zu Hause, hält
sich gewönlich wie andere Sumpfvögel auf moo-
richten Heiden und Wiesen auf: Wenn man ihm
die schmackhafften Eyer aus dem Neste nimmt
verfolgt er den Räuber wol viertel Meilen weit
mit lauten Geschrey das auch andre Kybitze aus
der Nachbarschaft herbey zieht.

[Seite 205]

30.b. recurvirostra. Säbelschnäbler.
Rostrum depresso-planum subulatum, re-
curvatum, acuminatum apice flexili. Pedes
palmati, tridactyli
.

1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.

Im mildern Europa, an Ufern, ans moo-
richten Grund etc. nährt sich vorzüglich von Was-
ser-Insecten die er mit seinem sonderbar auf-
wärts gebognen Schnabel sehr geschickt zu fan-
gen weis.

31. haematopvs. Rostrum compressum:
apice cuneo aequali, pedes cursorii tri-
dactyli
.

1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Auster-
mann. H. rostro pedibusque rubris.

Lebt an den Seeufern von Europa und Nord-
america; nährt sich vorzüglich von Conchylien.

32. fulica. Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula superiore margine supra
inferiorem fornicata; frons calva, pedes
tetradactyli, subpinnati
.

1. †. Atra. das schwarze Blaßhun. F. fronte
incarnata, armillis luteis, corpore nigri-
cante
. *

Ist fast in ganz Europa zu finden. Entfernt
sich nie vom Wasser.

33.a. rallus. Rostrum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem versus,
aequale acutum, pedes tetradactyli, fissi
.

[Seite 206]

1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz,
Wiesenschnarcher, Schars. (ortygometra)
R. alis rufo-ferrugineis. *

Die Namen Crex und Schnerz hat er von sei-
ner Stimme. Wachtelkönig heist er etwa seiner
Farbe wegen, die der Wachteln ihrer änelt,
oder von der alten Sage, daß er dieser Vögel
Heerfürer im Strich sey.

33. psophia. Rostrum cylindrico-coni
cum, convexum, acutiusculum, mandibu-
la superiore longiore. Nares ovatae, pa-
tulae. Pedes tetradactyli fissi
.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami,
Mackukawa. P. nigra pectore columbino.

In Süd-America.

VI. STRUTHIONES.

Grosse Landvögel, mit freyen unverbun-
denen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschick-
ten Flügeln ohne Schwungfedern.

34. struthio. Rostrum subconicum, pe-
des cursorii
.

1. Camelus. der Straus. S. pedibus didacty-
lis, digito exteriore parvo mutico, spinis
alarum binis
. *

Der allergröste Vogel, der eine Höhe von
acht Fus und drüber erreicht. Er ist in Africa
zu Hause, und hat in seiner Bildung, im breiten
flachen Brustbein etc. auch besonders in Rücksicht
[Seite 207] der Brustschwiele und einer andern am Hinter-
leibe, die ihm beide beym liegen sitzen und schlafen
zur Stütze dienen*), viel Aehnlichkeit mit dem
Cameel. Das Unvermögen zum Flug wird bey
ihm durch die unglaubliche Schnelligkeit seines
Laufs vergütet, worinn er fast alle anbete lau-
fende Thiere übertrifft. Er legt bis 50 Eyer,
lebt gesellschafftlich, hat eine rauhe widrige
Stimme die dem wiehern eines Füllen ähnelt,
und wird vorzüglich durch seine Federn nutzbar.
Er verschluckt zwar zuweilen Geldstücke und an-
der Metall, aber der Versuch kan nicht oft ohne
Schaden der Gesundheit des Thiers wiederholt
werden.

2. Casuarius. der Casuar, Emen. S. pedibus
tridactylis, galea palearibusque nudis, re-
migibus spinosis
. *

Der Casuar ist in Africa und Ostindien zu
Hause, kan auch so wie der Straus, Metall-
stückgen, glüende Kohlen, Eis etc. verschlucken:
hat grosse Stärke in seiner mitlern Klaue womit er
Daumendicke Breter durchtreten kan**). Seine
Federn sind hornicht und äneln Pferdehaaren,
und es entspingen immer zwey und zwey Schafte
aus einigen gemeinschaftlichen Kiele. Der so-
genante Amerikanische Straus, (Suri, stru-
rhio rhea
) der in Chili zu Hause ist, hat sehr
viel änliches mit ihm.

35. didus. Rostrum medio coarctatum rugis
duabus transversis: utraque mandibula in-
flexo apice. facies ultra oculos nuda
.

[Seite 208]

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvo-
gel. (Cygnus cucullatus) D. pedibus ambu-
latoriis, cauda brevissima, pennis incurvis
.

melchis. thevenot Rec. des Voy.
Vol. I. p. 36.

th. hyde relig. veter Persar. tab. VI.

Der Dudu, dessen Existenz man neuerlich zu
bezweifeln sich hat einfallen lassen, lebt vorzüg-
lich auf Ile de France und Bourbon, und ist
das schwerleibigste langsamste Thier der ganzen
Classe, was leicht zu fangen, aber wegen sei-
nes widrigen Fleisches von wenig Nutzen ist.
Von ihm scheint der Solitaire wenig oder nicht
verschieden, den der ehrliche Leguat umständ-
lich beschrieben*).

VII. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füsse und einen convexen Schnabel der an der
Wurzel mit einer fleischichten Haut überzogen
ist, und dessen obere Hälfte seltwärts über den
Unterschnabel hinaus ragt. Sie nähren sich
meist von Pflanzen-Saamen, die sie im Kro-
pfe (§. 69.) einweichen; leben in Polygamie,
legen zahlreiche Eyer; und sind ganz vorzüg-
züglich nutzbare Thiere: daher auch das mehreste
Hausgeflügel aus dieser Ordnung genom-
men ist.

[Seite 209]

36.a. otis. Rostrum mandibula superiore for-
nicata. pedes cursorii
.

1. †. Tarda. der Trappe. O. maris capite
juguloque utrinque cristato
. *

Dieser gröste hieländische Vogel ist in Deutsch-
land und überhaupt im wärmern Europa und in
Orient zu Hause, fliegt wenig, läuft aber desto
schneller. Wird ausserordentlich kirre und dreist,
und wol gegen 30 Pfund. schwer.

36.b. pavo. Caput pennis revolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellata
.

1. †. Cristatus. der Pfau, Pageluhn. P. capi-
te crista compressa, calcaribus solitariis
. *

Der Pfau ist in Ostindien zu Hause, und seit
Alexanders des grossen Zeiten auch in Europa
bekannt. Besonders ist das Männchen in Rück-
sicht der unbeschreiblichen Pracht seiner Schwanz-
oder vielmehr Rücken-Federn eins der schönsten
Geschöpfe in der Natur: doch wird dieser Theil
nickt vor dem dritten Jahre beym jungen Thiere
ausgebildet: so wie auch das Federbüschgen auf dem
Kopfe alsdenn erst hervorbricht: das Weibgen ver-
steckt seine Eyer, trägt auch für die nachherigen
Jungen ungemeine Sorgfalt, und sucht sie für
den Gewalthätigkeiten des Männchens zu schützen.

37. meleagris. Caput carunculis spongio-
sis tectum, gula caruncula membranacea
longitudinali
.

1. Gallopavo. der Ralekuter, Truthahn,
Puder, Wälsche Hahn, Ruhnhahn M.
maris pectore barbato
. *

Dieses sonderbar gebildete Thier, was im
mittlern und nordlichern America zu Hause ist,
[Seite 210] ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht,
wo es nun wegen seines vortreflichen Fleisches
als Meyergeflügel gehalten wird. Die Männ-
chen zumal sind sehr hitzige Geschöpfe, die die
rothe Farbe und das Pfeiffen nicht leiden kön-
nen, und im Zorn ihr ganz Gefieder sträuben,
etc. wobey zugleich der blaue Fleischzapfen
über dem Schnabel und die am Halse anschwel-
len erröthen etc.

38. phasianvs. Genae cute nuda laevigata.

1. †. Gallus. Der Haushahn. P. caruncula
compressa verticis geminaque gulae, auri-
bus nudis, cauda compressa ascendente
. *

Das Hahn ist beynahe so wie das Schwein
wegen seiner ausnehmenden Nutzbarkeit, fast
über die ganze Erde verbreitet. Doch sind beide
Thiere erst durch die Spanier in die neue
Welt gebracht, hingegen auf der Oster-Insel,
auf Tongatabu, O-waihi, u.a. Inseln der Süd-
See bey ihrer Entdeckung schon häufig vorgefun-
den worden. Die Hühner sind in so verschiednen
Himmelsstrichen und durch die Cultur, wie an-
dre Hausthiere, nach und nach mannichfaltig
ausgeartet, daher vorzüglich folgende Spielar-
ten entstanden sind:

a) Der Englische Hahn, mit einem dichten
Federbusch auf dem Kopf. Frisch Vögel. T.
129. 130.

b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch T.
131. 132.

c) Der Krausehahn, Frisländische Hahn,
mit krausen lockichten Federn. Fr. 135.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, China etc.
dessen schon Mark Polo, Ritter Maundeville
[Seite 211] u.a. Reisebeschreiber des mittlern Zeit-Alters
erwähnen. Seine Federn sind schlicht, fast wie
Haare, daher die Fabel von Bastarden die mit
Caninchen und Hünern erzeugt worden, ent-
standen ist.

Das Huhn ist eins der allernutzbarsten Thiere
der ganzen Classe, dessen ökonomische Brauch-
barkeit durch die Menge seiner Eyer und durch
das oftmalige Brüten gar sehr erhöhet wird.
Bey den alten Römern hatte der Aberglaube diese
Thiere dadurch zu sehr wichtigen Geschöpfen er-
hoben, daß man aus dem Fall der Körner bey
ihrem Fras, Glück oder Unfall zu den schwie-
rigsten Vorhaben weissagte: und die Streitbar-
keit der Häne hat man von jeher zur Unterhal-
tung benutzt, und Hanen-Gefechte als Schau-
spiele gegeben. Bey den alten waren vorzüglich
die Häne von Rhodos, Chalcis und Tanagra
wegen ihres Muths berühmt. In China, auf
den Sundaischen Inseln, auf den Philippinen,
im Darischen Meerbusen, und vorzüglich in
England, sind noch jezt die Hanen-Gefechte
gewönliche Vergnügungen.

2. Colchicus. Der Fasan. P. rufus, variega-
tus, capite viridi caerulescente, cauda cu-
neata genis papillofis
. *

Der Fasan, der sich eben so sehr durch sein
ausnehmend sauber gezeichnetes und dabey in
alle dunkle Goldfarben spielendes Gefieder, als
durch sein zartes so vorzüglich schmackhaftes
Fleisch auszeichnet, hat den Namen vom Flusse
Phasis in Mingrelien von da ihn die Argonauten
zuerst nach Europa gebracht haben. Er ist äus-
serst scheu und wild, und das Männchen zur
Brunstzeit unersättlich hitzig.

[Seite 212]

3. Pictus. Der Chinesische Goldfasan. P. cri-
sta flava, pectore coccineo, remigibus se-
cundariis caeruleis, cauda cuneata
. *

Ist in China zu Hause; änelt der vorigen Gat-
tung in der Bildung, unterscheidet sich aber
durch die herrlichsten Roth- und Goldgelbfarben.

39. nvmida. caput collo compresso colora-
to cornutum. palearia carunculacea ad la-
tera maxillae utriusque
.

1. Meleagris. Das Perlhuhn. N. rostro cera
instructo nares recipiente
. *

Ein schön geflecktes Thier, was in Africa
einheimisch ist, aber auch sehr leicht nordlicher
Gegenden gewohnt.

40. tetrao. Macula prope oculos nuda,
papillosa
.

Die Thiere dieses Geschlechts haben in ihrer
Lebensart vieles mit einander gemein. Einige
halten sich in Feldern, die mehresten aber im
Gehölze auf, und diese leben im Sommer von
Beeren, im Winter aber von zartem Heidekraut,
Tannensprossen etc.

1. †. Urogallus. Der Auerhahn. T. pedibus
hirsutis, cauda rotundata, axillis albis
. *

Ist in Europa und Nordamerika zu Hause,
hat ein äusserst scharfes Gesicht und Gehör; lebt
im Dickicht, und nistet auf der Erde. So bald
das Thier angeschossen wird, schluckt es seine
Zunge, daher die alte Sage entstanden, daß
der Auerhahn gar keine Zunge habe, die man
aber bey der Untersuchung im Schlunde steckend
finden kan.

[Seite 213]

2. †. Tetrix. Der Birkhahn, deutsche Fa-
san T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata,
remigibus secundariis basin versus albis
. *

Ist im nordlichen Europa zu Hause. Aenelt
dem Auerhahn in der Lebensart, auch im Betra-
gen zur Brunstzeit, hat aber ein zarteres Fleisch
als dieser.

3. Lagopus. Das Schneehuhn, Rypen. T.
pedibus lanatis, remigibus albis, rectrici-
bus nigris, apice albis: intermediis albis
.

Findet sich in den nördlichsten Erdgegenden, ist
im Sommer von grauer, im Winter aber von weis-
ser Farbe, macht sich aber nicht, wie man vor-
gegeben hat, Gänge und Gruben unter dem
Schnee.

4. †. Bonosia. Das Haselhuhn. T. pedibus
hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris
fascia nigra: exceptis intermediis duabus
. *

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt-
lern Europa.

5. †. Rufus. perdrix rouge. T. pedibus nudis
calcaratis rostroque sanguineis, gula alba
cincta fascia nigra albo punctata
. *

Zumal im südlichen Europa und Orient. Ein
vorzüglich wohlschmeckendes Thier.

6. †. Perdix. Das Rebhuhn, Feldhuhn. T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
brunneo
. *

Diese Gattung hat ein ausgedehnteres Va-
terland als die vorige. Die schönsten Rebhüner
[Seite 214] finden sich in Persien. Auf Scio werden sie als
Meyergeflügel gezogen, und selbst hier zu Lande
lassen sie sich auf dem Hofe halten und so abrich-
ten daß sie zwar im Gehölze brüten aber den-
noch die Kette Junge auf den Hof bringen.

7. †. Coturnix. Die Wachtel T. pedibus nu-
dis, corpore griseo maculato, superciliis
albis, rectricibus margine lunulaque fer-
ruginea
. *

Die Wachteln finden sich in den wärmern Stri-
chen der alten Welt, und streichen in grossen
Schaaren. Die Männchen singen anmuthig,
sind aber überaus hitzig, und todten einander
leicht im Streit um ihre Weibgen.

41. colvmba. Rostrum rectum versus api-
cem descendens
.

1. †. Oenas. Die Haustaube, Feldtaube,
Holztaube. (vinago, Livia.) C. coerule-
scens, cervice viridi nitente, dorso postico
albo, fascia alarum apiceque caudae ni-
gricante
. *

Auch unter diesen Thieren finden sich zahlreiche
Abartungen, die theils für eigne Gattungen
angesehen worden sind. Die vorzüglichsten sind
folgende:

a) menstrua, Die Mon-Taube, mit kurz-
befederten Füssen: brütet alle Monate.
Frisch Vögel. T. 144.

b) dasypus, die Trummeltaube, mit lang-
befederten Füssen. Frisch T. 145.

c) gutturosa, die Kropstaube, der Krö-
pfer, mit einem ungeheuern Kropfe.
Frisch T. 146.

[Seite 215]

d) turbita, das Möwchen, mit krausen
Brustfedern und ganz kurzem Schnabel.
Fr. T. 147.

e) gesticulatoria, der Tümler, mit glat-
ten Kopf und einen kalen rothen Augen-
Ring: überschlagen sich im schnellen Flug,
und sind zumal in Orient hochgeschätzt. Fr.
T. 148.

f) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube,
mit vorwärts gerichteten Kopf-Busche.
Fr. T. 150.

g) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh-
nerschwanz, mit aufrechtem ausgebreite-
tem Schwanze. Fr. T. 151.

Die wilden Tauben halten sich gesellschaftlich
zusammen und überwintern, zumal in gebür-
gichten Gegenden, bey grossen Schaaren in
Felsen-Klüfften. Von den zahmen werden die
mehresten und grösten und schönsten in Persien
gezogen, wo die Taubenhäuser in unzäliger Menge
und aufs zierlichste gebaut*) sind, und der
Tauben-Mist besonders zum Melonen düngen
gebraucht wird.

2. Tabellaria. die Posttaube. C. obscure coe-
rulescens, cera lata carunculata albida, bal-
pebris tuberosis, nudis, furfuraceis
.

hayes's British Birds tab. XVI.

Diese Taube hat ihren Namen daher weil man
sich ihrer in Orient**), zumal um Aleppo her-
[Seite 216] um bedient, um Briefe zu überschicken; da
man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit
in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet
unter die Flügel bindet, mit welchem sie ihren
alten Neste zueilen, und da abgeredtermassen
aufgefangen, und ihnen ihre Aufträge abge-
nommen werden. Inzwischen ist bey weitem
nicht blos diese Gattung, sondern auch unsere
Haustaube, zu diesem Geschäfte brauchbar, wie
schon Hirtius und Brutus bey der Belagerung
von Modena, die Harlemer bey der Belagerung
von 1573, die Leidner bey der von 1574, u.a.
m. mit bestem Erfolg versucht haben. Ja
man weis, daß sogar Schwalben, Krähen u.a.
Vögel zu gleicher Absicht gebraucht worden sind*).

3. †. Palumbus. Die Ringtaube, grosse Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo utrinque albo
. *

Nistet wie die folgende in dicke Büsche.

4. †. Turtur. Die Turteltaube, Wegetaube.
C. rectricibus apice albis, dorso griseo pe-
ctore incarnato, macula laterali colli nigra
lineolis albis
. *

Die kleinste wilde Taube. Ein überaus schö-
nes Thier, was sich in Schwarzwäldern auf-
hält, und sehr leicht kirre wird; dessen geprie-
sene Keuschheit und eheliche Treue aber nicht so
gar wörtlich verstanden werben muß. Die Tur-
teltauben ziehen im Herbste von uns, und man
sieht ihre Rückkehr im Frühjahr für ein siche-
res Zeichen des völlig geendeten Winters an.

[Seite 217]

5. †. Risoria. Die Lachtaube. C. supra lute-
scens lunula cervicali nigra
. *

Von der Grösse der Turteltaube, der sie auch
in der Bildung und Lebensart änelt.

VIII. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen
starken oben erhabnen Schnabel von mittelmäs-
siger Grösse, und kurze Füsse. Sie leben theils
von Getraide u.a. Pflanzen Saamen etc. theils
von Insecten, und auch von Aas; und haben
mehrentheils ein wilderndes unschmackhaftes
Fleisch.

42. corvus. Rostrum convexum cultratum,
nares mystace tectae. pedes ambulatorii
.

1. †. Corax. Der Kolk-Rabe, gemeine Rabe.
C. ater dorso atro caerulescente, cauda sub-
rotunda
. *

Der Rabe hat wol unter allen Vögeln den
schärfsten Geruch, indem er in einer erstaunli-
chen Entfernung das Aas, was im Dickicht ver-
borgen liegt, auswittert. Er ist ein schädliches
Thier, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst
junge Hasen etc. stielt auch Sachen die er nicht
fressen kan; wird aber sehr zahm und lernt über-
aus deutlich Worte sprechen.

2. †. Frugilegus. Die Saatkrähe, der Ka-
rechel. C. ater, fronte cinerascente, cauda
subrotunda
. *

[Seite 218]

Lebt gesellschaftlich; schadet dein Getraide.

3. †. Cornix. Die Krähe, Nebelkrähe. C.
cinerascens, capite jugulo alis caudaque
nigris
. *

Ein unschuldiges Thier, was wenigstens den
geringen Schaden, den es thut, durch die Vertil-
gung unzähligen Ungeziefers sattsam vergütet.

4. †. Monedula. Die Dohle. C. fuscus, occi-
pite incano, fronte aus caudaque nigris
. *

Die Dohlen nisten auf hohen Thürmen etc.
halten sich im Sommer zerstreut im Felde auf,
nähren sich von Getraide und Aas, ziehen sich
im Winter haufenweis zusammen, und flüchten
des Abends auf Kirchdächer etc. wo wir sie oft
zu hunderten haben übernachten gesehen.

5. †. Glandarius. Der Holzheher, Nußbeis-
ser, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel.
C. rectricibus alarum caeruleis, lineis trans-
versis albis nigrisque, corpore ferrugineo
variegato
. *

Ein schönes aber gefrässiges Thier, was sehr
leicht zu zähmen und in seinen Betragen gar
possirlich ist.

6. †. Caryocatactes. der Nußheher. C. fufcus
alboque punctatus, alis caudaque nigris
:
rectricibus apice albis: intermediis apice de-
tritis
. *

7. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. C. albo nigroque varius, cauda cu-
neiformi
. *

Einer der schädlichsten Vögel, zumal für jun-
ge Hünchen und Gänse.

[Seite 219]

43. coracias. Rostrum cultratum, apice
incurvato, basi pennis denudatum. pedes
ambulatorii
.

1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke,
Blauracke, der Birkheher. C. caerulea,
dorso rubro, remigibus nigris
. *

Ein schöner Vogel, der sich von Insekten und
Saamenkernen nährt; im Gebüsche, zumal auf
Birken nistet; aber in der Erndtezeit, wenn die
Frucht in Mandeln steht, hauffenweis auf die
Felder fliegt.

44. paradisea. Paradiesvogel. (Manu-
co-diatta
). Rostrum basi plumis tomento-
sis tectum, pennae hypochondriorum lon-
giores. Rectrices duae superiores singula-
res denudatae
.

1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis lu-
teis corpore longioribus, rectricibus dua-
bus intermediis longis setaceis
. *

seba thes. T. I. t. LXIII. f. 1.

Die Paradiesvögel überhaupt leben Schaaren-
weis auf den Molukischen und benachbarten Inseln,
haben durchgehende einen unproportionirlich klei-
nen Kopf, aber grosse Füsse, die ihnen die leicht-
gläubigen Alten abzusprechen wagten, deren
Bildung aber schon Magalhaens Gefährte, Ant.
Pigafetta, beschrieben hat*). Hier diese Gat-
tung unterscheidet sich durch ein ganz sonderba-
res Gefieder das um den Schnabel herum und
an der Kehle sehr kurz und dicht wie ein Gold-
glänzender grüner Sammt ist; an den Seiten
[Seite 220] aber und am Rücken etc. Fuslang, dünne, von
schöner gelber Farbe, ausgebreitet und schwan-
kend hinten naus ragt. Das beschränkte und
abgelegne Vaterland dieser Thiere, ihre auffal-
lende auszeichnende Bildung und viele ihnen von
den Reisenden angedichtete fabelhaffte Eigen-
schafften, können wohl zu dem Mährgen vom
Vogel Phönix Anlaß gegeben haben.

45. cuculus. Rostrum teretiusculum, pe-
des scansorii
.

1. †. Canorus. der Kukuk. C. cauda rotunda-
ta nigricante albo-punctata
. *

Ein merkwürdiges Thier, von dem man ehe-
dem viel Unwahres erdichtet hat*). Gewiß ist,
daß er seine Eyer nicht selbst bebrütet, wozu
er selbst nach seinem innern Körperbau nicht ge-
schickt ist**), sondern sie in die Nester der
Grasmücken und Bachstelzen legt, die sich an
seiner statt diesem Geschäfft unterziehen.
Der junge Kukuk hat anfangs eine feine Stimme,
fast wie die Grasmücken; im Alter geht er
wol kleine Vögel an und frißt sie, daher etwa
die Sage von seiner Verwandelung in einen
Sperber entstanden seyn mag. Er soll in holen
Bäumen etc. überwintern, und dabey fast nacket
werden.

2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo. C.
cauda cuneiformi fusco-et albido-mucula-
ta, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris
.

sparrmann in Philos. Transact. vol.
LXVII. P. I. tab. I.

[Seite 221]

Der Honigkukuk von dem schon Cavazzi*) und
der alte Joh. Otto Helbig**) Nachricht gegeben,
ist im südlichern Afrika vom Cap Landeinwärts
zu Hause, und hat seinen Namen von der Fer-
tigkeit, mit welcher er wie der Ratel (s. oben
S. 94.) seine liebste Nahrung, die wilden Bie-
nennester, aufzusuchen weis. Er thut dies zu-
mal des Morgens und gegen Abend; und die
Hottentotten sowol als die dortigen Holländer
bedienen sich dieser Gelegenheit, um selbst den
wilden Honig einzusammeln. Sie geben auf den
Ruf des Vogels Acht, beantworten ihn durch
Pfeiffen, und so hält sich dieses Thier immer
um sie auf, flattert vor ihnen her, und leitet
sie zum bestimmten Orte. Zur Erkenntlichkeit
überläßt man ihm nachher eine kleine Portion
vom gefundenen Honig; aber nur eben genug,
um seinen Appetit vom neuen rege zu machen,
und ihn zum fernern Honigverrath zu ermuntern.

46. oriolvs. Rostrum conicum, conve-
xum, acutissimum, rectum: mandibula
superiore paulo longiore, obsolete emargi-
nata. pedes ambulatorii
.

1. †. Die Golddrossel, Goldamsel, der
Kirschvogel, Bülow, Wiedewall, Py-
rol, Pfingstvogel, Weihrauch. Bieresel.
O. luteus, pedibus nigris, rectricibus ex-
terioribus postice flavis
. *

Ein überaus schönes Thier, wovon das Männ-
chen goldgelb und schwarz, das Weibgen Oli-
vengrün ist. Lebt in Europa und im Orient,
[Seite 222] und macht sich ein künstliches napfförmiges sehr
dauerhaft zwischen zwey Aestgen befestigtes Nest.

2. Persicus. Der Jupujaba. O. niger, dorso
postico maculaque tectricum alarum basique
rectricum luteis
. *

Baut sich, wie andre Gattungen dieses Ge-
schlechts die in die wärmsten Erdstriche beider
Welten zu Hause gehören, ein langes Beutel-
förmiges Nest von Schilf und Binsen, mit ei-
ner engen Oeffnung, daß er am Ende eines
Baumzweiges aufhängt, und dadurch seine Jun-
gen für den Ueberfällen der Affen und Schlan-
gen sichert.

IX. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füssen,
und kegelförmigen scharf zugespitztem Schnabel
von verschiedner Grösse und Bildung. Sie le-
ben in Monogamie, nären sich von Insecten
und Pflanzen-Saamen, und füttern mehren-
theils ihre Jungen aus dem Kropfe. Sie ha-
ben ein zartes schmackhaftes Fleisch, und die
meisten von ihnen singen.

47. alauda. Rostrum cylindrico-subula-
tum, rectum, mandibulis aequalibus, basi
deorsum dehiscentibus. Unguis posticus re-
ctior digito longior
.

1. †. Arvensis. Die Feldlerche, Himmels-
lerche. A. rectricibus extimis duabus extror-
[Seite 223] sum longitudinaliter albis: intermediis infe-
riori latere ferrugineis
. *

Lebt in ebnen Gegenden, auf Haiden und
Wiesen von Insecten und Getraidesaamen, be-
sonders auch von wildem Knoblauch, der das
Fleisch dieser Thiere vorzüglich schmackhaft
macht. Sie steigen hoch in die Lust, und sin-
gen, zumal bey heiterm Wetter. Sie brüten
im Getraide, werden wenn sie jung gefangen
sind, ungemein zahm, und baden sich wie die
Hüner und viele andre sogenannte Scharrvö-
gel (Aves pulverartrices) im Sand.

2. †. Pratensis. Die Wiesenlerche. A. rectri-
cibus duabus extimis extrorsum albis, linea
superciliorum alba
. *

Findet sich mehr auf den Wiesen, und im
Herbst auf den Fahrwegen; fingt nicht so wie
andre Lerchenarten, sondern schreit blos.

3. †. Arborea. die Waldlerche, Baumlerche.
A. capite vitta annulari alba cincto. *

Lebt gesellschaftlich.

4. †. Campestris. Die Brachlerche. A. rectri-
cibus fuscis: inferiori medietate, exceptis
intermediis duabus, albis: gula pectoreque
flavescente
. *

5. †. Trivialis. die Piplerche, Leimvogel.
A. rectricibus fuscis: extima dimidiato-alba,
secunda apice cuneiformi alba, linea alarum
duplici albida
. *

6. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche
Heidelerche, der Rothmünch. A. rectrici-
bus nigris: extimis duabus margine exte-
riori albis, capite cristato
. *

[Seite 224]

Singt ungemein schön, ist aber bey aller sorg-
fältigen Wartung doch selten länger als ein Jahr
im Zimmer zu erhalten.

48. stvrnvs. Rostrum subulatum, angu-
lato-depressum, obtusiusculum: mandibula
superiore integerrima, marginibus paten-
tiusculis
.

1. †. Vulgaris. der Staar, die Spreche. S.
rostro flavescente, corpore nigro punctis
albis
. *

Ein muntres possirliches, und dabey nutzba-
res Thier, was schädliche Insecten vertilgt, da-
bey sehr gelehrig ist, und leicht Worte sprechen
lernt.

2. †. Cinclus. die Wasseramsel. S. niger, pe-
ctore albo
. *

Hält sich einzeln an kiesichten Forellenbächen
auf, und lebt meist von Wasserinsecten, doch
auch von kleinen Fischen.

49. tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, emar-
ginato. faux ciliata
.

1. †. Viscivorus. die Schnarre, Misteldros-
sel, der Ziemer, Mistler, Brachvogel,
Zaritzer. T. dorso fusco, cullo maculis al-
bis, rostro flavescente
. *

Nährt sich von Mistelbeeren, wird ausseror-
dentlich zahm, und ist dabey sehr dauerhaft und
viele Jahre zu erhalten.

2. †. Pilaris. der Krametsvogel. T. rectrici-
bus nigris: extimis margine interiore apice
albicantibus, capite uropigioque cano
. *

[Seite 225]

Ist fast in ganz Europa zu Hause, nährt sich
vorzüglich von Wachholder-(Kramels-)Beeren,
und war schon bey den Römern wegen seines
schmackhaften Fleisches berühmt.

3. †. Iliacus. die Zipdrossel, Rothdrossel,
Zippe. T. alis subtus ferrugineis, super-
ciliis flavescentibus
. *

Hält sich im Herbste Schaarenweis zusammen,
und thut nebst der folgenden Gattung den
Weintrauben grossen Schaden.

4.a. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindros-
sel, Weißdrossel. T. remigibus basi inte-
riore ferrugineis
. *

Ihr Gesang änelt der Nachtigall ihrem. Zu-
weilen findet sich eine weißgraue Spielart von
ihr, dergleichen wir selbst im Waldeckischen ge-
sehen haben.

4.b. Polyglottus. die Americanische Nachti-
gall, der Moqueur, Sinsonte. T. fu-
sco-cinereus, subtus albidus, maculis ver-
ticis, alarum et caudae candidis
.

davbenton planch. enlumin. nro. 558.
f. 1.

Ein unansehnlicher Vogel der in Luisiane, Ca-
rolina, auch auf Jamaica etc. zu Hause ist, dem
aber die Reisebeschreiber wegen der entzückenden
Anmuth seiner Stimme den Namen des Kö-
nigs der Sangvögel zugestehen, und ihn sogar
der Europäischen Nachtigall vorziehen. Er
macht folglich eine Ausnahme von dem sonst
eingebildeten Natur-Gesetz daß die Vögel der
heissen Erdstriche schön aussähen aber schlecht
sängen. Er ahmt aller andern Vögel Gesang
aufs täuschendste nach, und ist dabey in unauf-
[Seite 226] hörlicher Bewegung und Lebhaftigkeit; sollte auch
wol unser Clima gewohnen, wenigstens hat man
ihn in Spanien mit leichter Mühe und ohne daß
er sein musikalisches Talent vergessen hätte, im
Käficht halten können*).

5. †. Merula. die Amsel, Sckwarzdrossel.
T. ater, rostro palpebrisque flavis. *

Die Amsel lebt einsam, nährt sich von Wach-
holderbeeren, hat ein gutes Gedächtnis, und
behält, was sie einmal pfeiffen gelernt hat,
Lebenslang.

6. †. Torquatus. die Ringdrossel, Ringamsel.
T. nigricans, rostro flavescente, macula pe-
ctorali albida
. *

7. †. Arundinaceus. die Bruchdrossel. T. fu-
sco ferrugineus, subtus albido-testaceus,
remigibus fasciis apice rufescentibus
. *

Nistet im Schilf. So lange das Weibgen
brütet, singt das Männchen unaufhörlich.

50. ampelis. Rostrum rectum, convexum:
mandibula superiore longiore, subincurvata,
utrinque emarginata
.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmer. A. occipite
cristato; racheos remigum secundariorum
apice coccineo complanato
. *

Ist vorzüglich im nordlichsten Europa zu
Hause, und kommt nur in kalten Wintern nach
Deutschland.

[Seite 227]

51. loxia. Rostrum conico-gibbum; fron-
tis basi rotundatum. mandibula inferior mar-
gine laterali inflexa
.

1. †. Curvirostra. der Kreuzschnabel,
Krummschnabel, Krünitz, Tannenpapa-
gey. L. rostro forficato. *

Ein überaus sonderbares Thier, was sich in
Tannenwäldern aufhält, und in Rücksicht seiner
schönen Farben, im Gebrauch seines Schnabels
und überhaupt in seinem ganzen Betragen, un-
gemein viel Aehnlichkeit mit den Papagayen
zeigt. Das Mänchen ist roth, wird aber mit
der Zeit, zumal im Bauer, grün wie das Weib-
gen. Jenes lernt artig pfeiffen. Diese Thiere
brüten mitten im Winter zu Ende des Jänners
und kalfatern das Nest mit Harz, um es gegen
Nässe und Schnee dauerhaft zu machen.

2. †. Coccothraustes. der Kernbeisser, Kirsch-
fink, Kirschknäpper. L. linea alarum alba,
remigibus mediis apice rhombeis, rectrici-
bus latere tenuiore baseos nigris
. *

Er vermag mit seinem starken Schnabel Kirsch-
kerne aufzubeissen, und sich gegen Hunde und
Katzen zu wehren.

3. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie-
big, Gimpel, Rothfink, Gieker. (rubi-
cilla
) L. artubus nigris, tectricibus caudae
remigumque posticarum albis
. *

Ein ausnehmend vertrauliches zuthuiges Ge-
schöpf, wovon beide Geschlechter ausser ihrem
eigenthümlichen in etwas melancholischen sanf-
ten Ton, auch sehr leicht Lieder pfeiffen, selbst
einander acompagniren, und sogar Worte aus-
sprechen lernen.

[Seite 228]

4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink,
die Virginische Nachtigall. L. cristata ru-
bra, capistro nigro, rostro pedibusque san-
guineis
. *

Ist in Nordamerica zu Hause, und wegen
der Schönheit seiner Federn und seines vortreff-
lichen Gesanges gleich schätzbar.

5. †. Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwanz, die Zwuntsche. (anthus,
florus
) L. flavicanti-virens, remigibus pri-
moribus antice luteis, rectricibus laterali-
bus quatuor basi luteis
. *

52. emberiza. Rostrum conicum, mandi-
bulae basi deorsum, a se invicem disceden-
tes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, su-
periore angustiore
.

1. †. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. E. remigibus albis, primoribus ex-
trorsum nigris: rectricibus nigris, laterali-
bus tribus albis
.

Ein ganz nordischer Vogel, der eigentlich blos
zum Ueberwintern nach Deutschland kommt,
doch auch zuweilen daselbst in gebürgichten Ge-
genden nistet.

2. †. Miliaria. die graue Ammer. E. grisea,
subtus nigro-maculata, orbitis rufis
. *

3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink,
die Fettammer, Windsche Goldammer.
E. remigibus nigris, primis tribus margine
albidis: rectricibus nigris, lateralibus dua-
bus extrorsum nigris
. *

[Seite 229]

Nisten in Weinbergen: nähren sich besonders
von Hirsen, davon sie vorzüglich schmackhaft
und fett werden. Die vorzüglichsten kommen
von der Ins. Cypern.

4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelb-
gans, der Emmerling. E. rectricibus ni-
gricantibus: extimis duabus latere interi-
ore macula alba acuta
. *

5. †. Schoeniclus. die Rohrammer, der Rohr-
sperling, Moosemmerling. E. capite ni-
gro, corpore griseo nigroque, rectricibus
extimis macula alba cuneiformi
. *

53. fringilla. Rostrum conicum rectum
acuminatum
.

1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink,
Rothfink, Waldfink. F. artubus nigris,
remigibus utrinque albis, tribus primis im-
maculatis: rectricibus duabus oblique albis
. *

Der Finken Gesang ist überaus mannichfaltig,
so daß man wol zwanzig verschiedene Gattungen
zählt, die von den Vogelstellern mit eignen Nah-
wen belegt, und verschiedentlich geschätzt wer-
den. Mehrentheils schlagen die Finken in je-
dem Revier von sechs oder mehr Meilen in die
Runde überein, und in benachbarten Gegenden
wieder anders. Oft hat aber auch ein Fink
drey-viererley Gesang, mit dem er abwechselt.

2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Rowert,
Schneefink, Winterfink, Quäckfink,
Nikawitz, Zetscher, Gegler. F. alarum
basi subtus flavissima
. *

Ist eigentlich im kalten Norden zu Hause und
kommt meist nur zum überwintern in unsere mil-
[Seite 230] dern Gegenden, wo er sich verschiedentlich in
unzäliger Menge eingefunden.

3. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. F.
fronte et gula coccineis, remigibus antror-
sum flavis: rectricibus duabus extimis me-
dio, reliquisque apice albis
. *

Der schönste hiesige Sangvogel, der Jahr
aus Jahr ein im Käficht singt, sehr leicht zahm
wird, und selbst zum freyen Aus- und Einflie-
gen zu gewöhnen ist. Er erreicht dabey ein
Alter von zwanzig und mehr Jahren, frißt in
der Wildnis Distelflocken und anderes unnützes
Futter und wird auch noch dadurch nutzbar daß
er die Blattläuse von den Gewächsen abliest.

4.a. Citrinella. die Hirngrille. (Vercellino)
F. subvirescens, dorso fusco maculato, pe-
dibus incarnatis
.

In Italien etc. änelt dem Canarienvogel.

4.b. Canaria. der Canarienvogel. ehedem
Zuckervöglein. F. rostro corporeque albo fla-
vescente, rectricibus remigibusque vire-
scentibus
. *

Dieses artige Thiergen scheint zu Anfang des
sechszehnten Jahrhunders aus den Canarischen
Inseln zuerst nach Europa gebracht worden zu
seyn; ist aber schon gegen Ende desselben in
Deutschland gemeiner worden, und seitdem in
mancherley Varietäten ausgeartet. Die Stamm-
Raçe scheint die grünliche zu seyn, die auf den
Canarischen Inseln im kalten gebirgichten Ge-
genden*) am Wasser nistet. Unter den übri-
gen sind vorzüglich die mit der Holle oder Fe-
[Seite 231] derbüschgen auf dem Kopfe, und die Kackerlacken
mit rothen Augen zu merken.

5. †. Spinus. das Zeisgen, der Erlenfink.
(Ligurinus, acanthis) F. remigibus medio
luteis: primis quatuor immaculatis, rectri-
cibus basi flavis, apice nigris
. *

Ein sehr gelehriger Vogel, der leicht zum
Wasserziehn, und zum Ein- und Ausfliegen zu
gewöhnen ist, auch Lieder pfeiffen lernt, und
mit der Canarien-Sie Bastarden giebt. Er thut
den Hopfengärten Schaden, fällt im Herbst
Schaarenweis auf die Ellern, hält sich aber
sonst am liebsten in grossen Tangelwäldern auf,
und nistet ganz einsam auf den höchsten Tan-
nengipfeln; daher sein Nest selten gefunden
wird*).

6. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink,
die Artsche. F. remigibus primoribus re-
ctricicibusque nigris, utroque margine
albis
. *

Der Hänfling lernt Lieder pfeiffen, und ahmt
auch Nachtigallen Gesang nach. Die Bastar-
den, die man mit den Hänflingsmännchen und
der Canarien-Sie erzielt, sind schön gelb und
roth gezeichnet, und gegen die Weise anderer
Bastarden zuweilen fruchtbar.

7. †. Linaria. das Citrinchen, Steinschöß-
lein, der Flachsfink, Carminhänfling. F.
remigibus rectricibusque fuscis, margine
obsolete pallido, litura alarum albida
. *

[Seite 232]

Zumal beym Männchen ist Brust und Hals
schön carminroth gesprenkelt, hat einen sanf-
ten lieblichen Gesang, wird sehr zahm, und
läst sich wie das Zeisgen, zum Wasserziehen
und änlichen Kunstücken abrichten.

8. †. Domestica. der Sperling, Spaz, Lü-
ning. F. remigibus rectricibusque fuscis,
gula nigra, temporibus ferrugineis
. *

Freylich für Gärten und Feld ein schädliches
Thier, was aber doch auch unzäliges Ungezie-
fer vertilgt. Der Sperling ist gleichsam ein
Hausthier das sich wie die Maus von selbst nach
den Menschen gezogen hat; doch hält er sich nicht
in Schwarzwäldern auf. Er wird ungemein
kirre, ist sehr wollüstig, und brütet viermal
im Jahre.

54. motacilla. Rostrum subulatum re-
ctum: mandibulis subaequalibus
.

1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele.
M. rufo-cinerea, armillis cinereis. *

Das entzückende Thier ist ein Vorrecht der
gemässigtern Erdstriche der alten Welt, das im
Aprill in unsern Gegenden ankommt, und wo-
von die Mänchen meist vierzehn Tage früher als
die Weibgen eintreffen. Diese machen in schat-
tichten Gebüsch ein leichtes Nest von dürren
Eichen-Laub, Bast*) etc. und legen vier Oli-
ven-grüne Eyer. Die alte Sage daß die jun-
gen Nachtigallen von ihren Eltern im singen un-
terrichtet werden müsten, mag etwa daher ent-
standen seyn, daß ganz junge eingefangene, an-
drer Vögel schlechtern Gesang den sie gehört
[Seite 233] angenommen und ihren eigenthümlichen darüber
verlernt. Sie gewohnen übrigens der Gefan-
genschaft ganz leicht und lassen sich wol zwölf
und mehrere Jahre im Käficht erhalten.

2. †. Modularis. die Baumnachtigall, Brau-
nelle. M. supra griseo-fusca, rectricibus
alarum apice albis, pectore caerulescente-
cinereo
. *

Ein kirrer menschenfreundlicher Vogel, der
einen leisen artigen Gesang hat, und der Nach-
tigall in der Bildung und auch im Betragen
änelt.

3. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer. M. supra fusca, subtus albida,
rectricibus fuscis: extima margine tenui-
ore alba
. *

Das gutmüthige Thier, was sich dem Bebrü-
ten und der Pflege der jungen Kukuke unterzieht,
und auch seine eigne Junge mit ungemeiner
Zärtlichkeit besorgt.

4. †. Alba. das Ackermännchen, die weisse
oder graue Bachstelze. M. pectore nigro,
rectricibus duabus lateralibus dimidiato-ob-
lique albis
. *

Ein unruhiges muntres Thier, was in Hol-
wegen und Holzstössen nistet.

5. †. Flava. die gelbe Bachstelze. M. pectore
abdomineque flavo, rectricibus duabus late-
ralibus dimidiato oblique-albis
. *

Hat fast die schöne gelbe Farbe des Kirschvo-
gels, und im Frühjahr einen artigen hellen Ge-
sang; hält sich in schattichten Gründen an kie-
sichten Bächen auf.

[Seite 234]

6. †. Erithacus. Das Rothschwänzgen, Roth-
sterzgen. M. dorso remigibusque cinereis,
abdomine rectricibusque rufis: extimis dua-
bus cinereis
. *

7. †. Suecica. Das Blaukehlgen, Spiegel-
vögelgen, die Wassernachtigall. M. pe-
ctore ferrugineo cingulo caeruleo, rectrici-
bus fuscis versus basin ferrugineis
. *

Das himmelblaue Brustschild, mit dem weis-
sen Fleck in der Mitte, giebt diesem schönsin-
genden Vogel, der auch in deutschen Schwarz-
wäldern, auf dem Harz etc. nicht gar selten ist,
ein überaus schönes Ansehn.

8. †. Rubecula. Das Rothkehlgen, Roth-
brüstgen, der Rothbarth (erithacus). M.
grisea, gula pectoreque ferrugineis
. *

Ein beissiges Thier, was leicht andre Vögel
im Bauer tödtet, und in der Wildnis keine
Nachbarn um sich rum leidet, was aber ange-
nehm singt, sehr leicht zahm wird und auch zum
Ein- und Ausfliegen zu gewöhnen ist.

14. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlu-
pfer, Schneekönig, Winterkönig. M.
grisea, alis nigro cinereoque undulatis
.

Ein muntrer kleiner Vogel, der seinen hüb-
schen Gesang bey Wind und Wetter und herben
Frost dennoch hören last, und im Winter an
den Zäunen herum sein Futter sucht und Rau-
pennester abliest. Er macht sich ein warmes
weiches bedecktes Nest, fast in Gestalt eines
Backofen*), und legt sehr zahlreiche Eyer.

15. †. Trochilus. der Sommerkönig, Wei-
denzeisig, das Seidenvögelchen. (Asilus).
[Seite 235] M. cinereo-virens, alis subtus rectricibus
flavescentibus, superciliis flavis
. *

16. †. Regulus. Das Goldhähnchen. M. re-
migibus secundariis exteriori margine fla-
vis, medio albis, crista verticali crocea
. *

Der allererkleinste Europäische Vogel, der
lebend ohngefähr ein Quentchen wiegt, und der
sein goldgelbes Federbüschgen, fast wie der Ca-
cadu und wie der Wiedehopf, aufrichten und
zurück schlagen kan.

55. parus. Meise. Rostrum integerrimum,
basi setis tectum
.

Die Meisen haben ein ungemein lebhaftes
Naturell und possierliches Betragen. Sie klet-
tern wie die Spechte, sind überaus neugierig,
und lassen sich, leichter als andere Vögel, zu
allerhand künstlichen Handlungen abrichten. Sie
sind überaus fruchtbar, legen meist ein Dutzend
Eyer und drüber, sind aber gleichsam Raubvö-
gel in dieser Ordnung, die sogar Leichen auf
Hochgerichten befressen, und andern kleinen
Sangvögeln die Köpfe aufhacken; auch wol schla-
fenden Kindern nach den Augen hacken*).

1. †. Cristatus. die Haubenmeise, Schopf-
meise, Strausmeise, Kobelmeise. P. ca-
pite cristato, collari nigro, ventre albo
. *

Nistet in altem Gemäuer, holen Bäumen,
Steinritzen etc.

2. †. Major. die Kohlmeise, Brandmeise,
Spiegelmeise, Pickmeise, Finkmeise. P.
capite nigro, temporibus albis, nucha lu-
tea
. *

[Seite 236]

3. †. Caeruleus. Die Blaumeise, Pimpel-
meise, Jungfernmeise, der Blaumüller.
P. remigibus caerulescentibus: primoribus
margine exteriore albis, fronte alba, ver-
tice caeruleo
. *

Ebenfalls ein sehr schönes und überaus nutz-
bares Thier, was Jahr aus Jahr ein eine un-
zählige Menge von Insecten und deren Eyern
vertilgt.

4. †. Palustris. Die Plattenmeise, Aschmeise,
Mehlmeise, Nonnmeise Rietmeise, By-
meise, Sumpfmeise, der Schilssperling.
P. capite nigro, dorso cinereo, temporibus
albis
. *

5. †. Caudatus. Die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise, Zogelmeise, der
Backofendrescher, Pfannenstiel. P. ver-
tice albo, cauda corpore longiore
. *

Legt zwanzig Eyer, und baut sich ein kunst-
reiches beutelförmiges Nest*) von Moos,
Wolle etc. und bekleidet es, uns zu verbergen,
von aussen mit den nämlichen Baumkrätzen u.a.
Moosen, womit der Baum, an welchen sie nistet,
bewachsen ist.

6. †. Biarmicus. Das Bartmännchen, der
Indianische Sperling. (La Moustache) P.
vertice cano, cauda corpore longiore, ca-
pite barbato
.

sepp Nederl. Vogelen tab. XLVII.

7. Pendulinus. Die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel. P. ca-
[Seite 237] pite subferrugineo, fascia oculari nigra, re-
migibus rectricibusque fuscis margine utro-
que ferrugineo
.

Im südlichen Frankreich, Ober-Italien, Vol-
hynien etc. Baut sich ein ungemein künstliches
Beutelförmiges Nest von Pappelwolle etc. läst
zwey Oeffnungen daran zum Ein- und Ausflug,
und hängt es, fast wie der Jupujuba das sei-
nige, an einem dünnen Aste auf.

56. hirundo. Schwalbe. Rostrum mini-
mum incurvum, subulatum, basi depressum
.

Die Schwalben zeichnen sich durch ihre Bil-
dung, durch ihre zwitschernde Stimme und durch
ihre Lebensart von den übrigen Thieren dieser
Ordnung aus. Sie gehen fast nie, sondern ver-
richten ihr Geschäfte meist fliegend oder sitzend
Sie haben einen weiten Rachen, und wissen
damit sehr geschickt die Insecten aus der Luft
oder überm Wasser im Flug wegzuschnappen.
Die bekannten Streitigkeiten über den Winter-
aufenthalt der Schwalben sind wol gröstentheils
aus Unbestimmtheit der Gattungen wovon die
Rede gewesen, entstanden. Die Hausschwalbe
zieht sich nach den artigen Versuchen des ver-
dienten Rect. Frisch in Berlin und nach den
Erfahrungen die Hr. Adanson am Senegal ge-
macht, wol gewiß nach diesen wärmern Ge-
genden. Die Rauchschwalbe hingegen die wir
selbst unzäligemal auch den ganzen Sommer
hindurch des Abends zu tausenden in den
Stadtgraben ins Schilf flüchten und da übernach-
ten gesehen haben, mag auch wol über Winter
bey uns bleiben, und ihn in einem erstarrenden
Schlafe zu bringen.

[Seite 238]

1. †. Domestica. Die Rauchschwalbe, Feu-
erschwalbe. (L'hirondelle de cheminée. the
House-swallow, chimney-swallow. Hirun-
do rustica linn
) H. rectricibus, exceptis
duabus intermediis, macula alba notatis
. *

Die Benennungen dieser und der folgenden
Gattung sind bey den Systematikern aufs
seltsamste vermengt und verwechselt worden.
Hier diese mit den nackten unbefiederten Füssen
und weißgefleckten Schwanzfedern heist füglich
die Stadtschwalbe da sie öfter als die folgende
in Städten sich findet. Sie baut ihr offenes
Nest an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern,
und auf den Dörfern in den Hausären und un-
ter die Rauchfänge.

2. †. Agrestis. Die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe.
(hirundo urbica Linn.) H. pedibus hirsutis,
rectricibus immaculatis, dorso nigro cae-
rulescente, tota subtus alba
. *

Nistet auf den Dörfern ausserhalb der Häuser un-
term Dache, zumal an den Kirchfenstern wo wir
wol eher Dutzende solcher Nester auf einen Haufen
neben und über einander angebaut gesehen haben.
Sie sind wie ein Backofen oben zugewölbt und die
Leim-Klümpgen woraus sie gebaut sind ziem-
lich regelmassig fast wie Quaterstücken über ein-
ander gelegt.

3. †. Riparia. Die Uferschwalbe, Erdschwal-
be. H. cinerea, gula abdomineque albis. *

Baut in Leimgruben, Sandhügeln etc.

4. †. Apus. Die Mauerschwalbe, Stein-
schwalbe, Thurmschwalde. H. nigricans,
gula alba, digitis omnibus quatuor anticis
. *

[Seite 239]

Nistet in alten Thürmen, Kornböden, Kirchen etc.

5. Esculenta. H. rectricibus omnibus macula
alba notatis
.

Baut die berufnen Indianischem oder Tun-
kins-Nester an den Ufern der Flüsse von China,
Cochinchina etc. vermuthlich aus gewürzhaften
gallertartigen Seegewächsen, Tremellen etc.

57. caprimvlgvs. Rostrum modice in-
curvum, minimum, subulatum, basi de-
pressum. vibrissae ciliares. unguis interme-
dius introrsum ciliatus
.

1. †. Europaeus. Die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nacht-
rabe, Tagschläfer. C. narium tubis obsole-
tis
. *

Ein schön marmorirtes Thier, was seinen
Geschäfter blos des Nachts nachgeht, und im
Flug beständig schnurrt. Die Beschuldigung,
daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist un-
gegründet. Es lebt von Nachtfaltern, und ni-
stet in schattichten Gegenden zwischen Felsenritzen.


Sechster Abschnitt.
Von den Amphibien.

[Seite 240]

§. 92.

Wir haben bis jetzt die warmblütigen Thiere
betrachtet, und gehen zu den kaltblütigen über;
von denen die in den beiden nächsten Classen,
nemlich die Amphibien und Fische, ebenfalls
rothes Blut haben, was sich blos durch seine
Kälte vom Blut der Säugethiere und Vögel
auszeichnet.

§. 93.

Beide kommen, so wie in der Beschaffen-
heit des Bluts, so auch in der Einrichtung
und Bildung ihres Herzens, mit einander über-
ein: sie sind aber darinn von einander unter-
schieden, daß die Amphibien durch Lun-
gen Athem hohlen, mithin auch Stimme
von sich geben können; da die Fische hingegen
blos durch Kiefern athmen, und niemals Lun-
gen haben, folglich auch sowol als die Inse-
cten stumm sind.

§. 94.

[Seite 241]

Die äussere Bildung der Amphibien ist
sehr verschieden. Manche, wie die Schildkrö-
ten, Frösche und Kröten haben einen breiten
flachen Körper mit vier Füssen. Die Cro-
codille u.a. Eidexen haben zwar auch vier
Füsse, aber einen längern, rundlichen, schlan-
ken und geschwänzten Körper. Die Schlan-
gen einen langgestreckten, dünnen cylindrischen
Körper, ohne Füsse. Und endlich äneln auch
viele Thiere dieser Classe in ihrer äussern Bil-
dung den Fischen, sind eben so wie diese mit
Flossen versehen u.s.w.

§. 95.

Auch die Bekleidung des Köpers der Am-
phibien ist weit verschiedener, als bey den be-
nachbarten Classen. Einige sind mit einer kno-
chichten Schaale, wie mit einem Gehäuse über-
zogen; andere mit knochichten Reifen oder mit
zahlreichen kleinen Schildgen, andere mit
Schuppen bedecket, und noch andre haben eine
ganz glatte, nur mit Schleim überzogne Haut.

§. 96.

Obgleich manche Amphibien in ihrer Farbe
oder Gestalt und Naturell allerdings etwas
widerliches haben und viele auch durch ihr Gifft
gefärlich werden, so giebt es doch auch, zumal
unter den Eidexen und Schlangen sehr viele
[Seite 242] überaus schöne Thiere von den lebhafftesten
Farben, und von einem sehr muntern flinken
und ganz unschuldigen Betragen.

§. 97.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon
die Benennung der ganzen Classe andeutet,
Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf-
enthalt angewiesen. Die meisten gehen will-
kührlich in beiden Elementen ihren Geschäften
und ihrer Nahrung nach. Manche bringen
hingegen entweder eine bestimmte Periode ihres
Lebens, oder gewisse Jahrszeiten blos in einem
von beiden zu; endlich sind auch manche ent-
weder blos fürs Land, oder blos fürs Wasser
und nicht für beides zugleich bestimmt. Von
den Landthieren dieser Classe, leben viele in
sumpfichtem, feuchtem Dickicht; andere aber
suchen auch recht trockne, anmuthige, der Son-
nenwärme ausgesetzte Gegenden zur Wohnung
aus; manche leben gar auf Bäumen u.s.w.

§. 98.

Die Nahrungsmittel der Amphibien
sind überaus mannichfaltig. Manche leben
von lebendigen warmblütigen oder kaltblütigen
Thieren, von Insecten, Conchylien, Fischerr-
ern; andere von Aas, vom Miste anderer
Thiere; viele aber blos von vegetabilischen Sub-
stanzen, Pflanzen-Wurzeln etc.

§. 99.

[Seite 243]

Fast alle Amphibien, wenigstens die in
den kältern Zonen, verkriechen sich im Herbst
ins Gebüsche oder in Sümpfe, und halten
Winterschlaf. Daß aber einigen, z. E.
den Fröschen die Zeit über das Maul mit einer
Schleimhaut verwachsen sey, ist eine irrige
Sage, wozu vermuthlich die Häutung dieser
Thiere im Frühjahr Anlaß gegeben hat.

§. 100.

Die Amphibien sind mit mancherley Waf-
fen zum Angriff und zur Vertheidigung be-
wehrt. Manchen, wie den Crocodillen und
Wasserschlangen kommt schon ihre körperliche
Grösse zu passe. Die mehresten sind mit
zahlreichen spitzigen Zähnen, manche mit Sta-
cheln, viele zumal unter den Schlangen mit
Gift, und der Zitterrochen mit einer sonderba-
ren erschütternden Kraft, versehn.

§. 101.

Von der andern Seite sind die Amphibien
durch ihr äusserst zähes Leben bey weitem mehr
als andere Thiere gegen die Anfälle ihrer Feinde
geschützt. Man hat Eidexen ohne Schaden
im Wasser einfrieren, Schildkröten gerau-
me Zeit ohne Kopf leben, und Frösche mit
aus der Brust gerißnem Herzen rumhüpfen ge-
[Seite 244] sehen. Und daß Eidexen oder Frösche aus ver-
schluckten Laich etc. im Darmcanal der Men-
schen*) u.a. warmblüthigen Thiere haben aus-
geheckt werden können, ist ebenfalls ein Be-
weis ihres dauerhafften Lebens. Auch die
Reproductionskraft ist bey diesen Thieren
ungemein stark; und sie sind daher, ganz vor-
züglich geschickt, um Versuche über diese merk-
würdige Lehre an ihnen anzustellen.

§. 102.

Die eheliche Verfassung der Amphibien
hat ungemein viel sonderbares. Es werden
diese Thiere in Verhältnis ihrer Grösse und ih-
res Alters erst sehr spät, wie unsre Frösche erst
im vierten Jahr mannbar, nachher ist aber
auch der Begattungstrieb, zumal bey den
Männchen, ganz unwiderstehlich heftig, so
daß man Beyspiele von Fröschen hat, die in
Ermangelung einer Gattin, andre männliche
Frösche oder todte Weibgen, oder Kröten besprun-
gen haben. Bey den mehresten Fröschen werden
die Weibgen von ihren Männchen zur Begat-
tungszeit mehrere Tage, ja Wochen lang umfast,
und man kan diesen wärender Zeit ehr die Beine
vom Leibereissen, als daß sie jenes los lassen soll-
ten. Bey vielen dieser Thier hat keine wirk-
liche Begattung statt, sondern das Männ-
[Seite 245] chen befruchtet erst alsdann die weiblichen Eyer,
wenn sie schon aus dem Leibe der Mutter her-
ausgetreten sind.

§. 103.

Einige Amphibien gebären lebendige Jun-
ge, die mehrsten hingegen legen Eyer, und
die Viper gibt zwar wirklich Eyer von sich, in
welchen aber die jungen Vipern schon fast völlig
entwickelt da liegen, und nur noch wenige Tage
lang ausser dem Leibe der Mutter folgends aus-
gebildet, und zum Auskriechen geschickt wer-
den*).

§. 104.

Die Amphibien können so wenig als andre
kaltblütige Thiere ihre Eyer selbst bebrüten.
Sie überlassen dies der Sonnenwärme, und
geben daher entweder ihre Eyer ins Wasser von
sich, oder scharren sie in den Sand, oder ver-
graben sie, wie die Natter, in Misthaufen.
Bey der Pipa kriechen die Jungen auf dem Rük-
ken der Mutter aus.

§. 105.

Die Frösche und Eidexen kommen nicht
gleich in ihrer vollkommnen Gestalt zur Welt
sondern müssen sich in ihrer Jugend erst noch
einer Art von Metamorphose unterziehen,
ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge-
[Seite 246] brauch aller ihrer Gliedmassen erlangen. Sie
haben dann noch keine Füsse, von denen erst
allmälig zuerst das hintere und hernach das vor-
dere Paar zum Ausbruch kommen soll. Da-
gegen sind sie mit einem langen sischähnlichen
Schwanze versehen, der bey den mehresten
Fröschen in demselben Maasse allgemach ver-
verschwindet, in welchem sich die Beine des
Thiergens entwickeln. Diese unvollkommenen
Geschöpfe (larvae) leben blos im Wasser, wenn
sie auch gleich in der Folge das trockene Land
zu ihrem Aufenthalt wählen; und das blosse
Athemholen durch Lungen würde ihnen für die-
ses Element nie zureichend seyn, wenn sie nicht
für diese Zeit, doch oft nur wenige Tage durch,
auch mit einer Art von Kiefern oder branchiis
hinter den Ohren*) versehen wären. Diese
ziehen sich allgemach in die Brust hinein und
bilden ferner für einige Zeit zwey besondere ge-
streifte Eingeweide oder Afterlungen neben den
wahren Lungen in der Brust, die ebenfalls
das Respiriren, und besonders den Blutum-
lauf erleichtern sollen.

§. 106.

Manche solche Larven aus dem Froschge-
schlechte (Kaulquappen, Roßnägel, Roß-
köpfe, gyrini, ranabottoli) sind über-
[Seite 247] dem auch an der Unterlefze mit einer klei-
nen Röhre versehen, mittelst deren sie sich,
der Sicherheit wegen, an Wasserpflanzen etc.
fest saugen können. Endlich haben auch
einige blos auf der linken Seite des Kopfs
neben den Augen einen kleinen Schlauch oder
Blase wodurch sie das eingeschluckte Wasser,
wie die Fische durch die Kiefern wieder von sich
sprützen können.

§. 107.

Ausserdem ziehen auch manche Amphibien
zu gewissen Jahreszeiten ihre Oberhaut (epider-
mis
) ab, oder häuten sich. Die Schlangen
werfen dabey eine ziemlich feste Haut (Natter-
hemd) ab, in der die Eindrücke der Schuppen
etc. zu sehen sind. Von Fröschen und Eidexen
hingegen geht nur ein schleimichter, im Wasser
bald zerfliessender, Ueberzug herunter.

§. 108.

Das Gehör und Gesicht der mehresten
Amphibien, zumal der Frösche und Eidexen
ist ausnehmend sein, ihr Gefühl hingegen
und auch wol ihre übrigen Sinne scheinen
stumpfer. Sie sind gelehrig genug, wie man
aus den sehr häufigen Beyspielen der giftigsten
Schlangen, der Klapperschlangen, Brillen-
schlangen etc. und aus den seltnern Fällen von
Eidexen die sich ins Haus und Bett gewöhnen
[Seite 248] lassen, von Kröten die ganz vertraulich gegen
ihre Wohlthäter worden etc. ersieht.

§. 109.

Das Alter der Amphibien ist sehr ungleich.
Unsere Frösche z. E. werden erst im vierten
Jahre mannbar, und erreichen dem ohngeach-
tet ein Alter von zwölf bis sechszehn Jahren.
Hingegen behauptet man, daß die Crocodile,
die grossen Schildkröten*) u.a.m. aus hun-
dert Jahre und drüber, leben sollen.

§. 110.

Der Nutzen der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist einfach, aber theils sehr be-
trächtlich. Erstens vertilgen sie doch viel schäd-
liche Insecten, Schnecken etc. Sodann werden
viele zur Speise verwandt; vorzüglich unzä-
lige Schildkröten und ihre Eyer, so auch ver-
schiedene Frösche und Eidexen, Neunaugen,
Störe, Rochen u.s.w. Zu Kunstsachen
werden Schildpatt, Hausenblasen und Fisch-
haut von Rochen und Hayen verarbeitet. Arz-
neyen giebt diese Classe wenig. Vielleicht sind
Kröten ein wichtiges Mittel gegen den Krebs.

§. 111.

Der meiste Schade der Amphibien ist wol
der, daß sie andere nutzbare Thiere, Fische
[Seite 249] und deren Eyer etc. vertilgen, Pflanzen Wur-
zeln abfressen u.s.w. Manche werden frey-
lich auch durch ihre Grösse und andere wegen
ihres Giftes gefährlich.

§. 112.

In Classificationen der Amphibien sind
wir gänzlich den R. Linne gefolgt, ob wir gleich
die letzte der drey folgenden Ordnungen hier
nicht recht natürlich, und mehr mit den Fischen
als mit den übrigen Amphibien verwandt finden.

I. Reptiles. Die Amphibien mit Füssen.
Schildkröten, Frösche, Eidexen.

II. Serpentes. Die Schlangen. Ohne
Füsse, Floßfedern oder andere äussere
Gliedmaassen; sie haben einen cylindri-
schen langgestreckten Körper, kriechen
auf dem Bauche, und bewegen sich wel-
lenförmig.

III. Nantes. Die Amphibien mit Floßfe-
dern, mittelst deren sie wie die Fische
im Wasser schwimmen.

Die Siren lacertina*) aus Süd-Carolina die Linne,
doch erst spät und mit eigenem Gefühl von Zwei-
fel und Ungewißheit, in eine besondere vierte Ord-
nung (meantes) gesetzt hat, ist nach der Analogie
zu schliessen, besonders auch der Ohrkiefern (§.
105.) wegen, doch wol nur ein noch unvollkom-
menes Geschöpf, eine Larve.


I. REPTILES.

[Seite 250]

Alle Thiere dieser Ordnung sind, wenig-
stens wenn sie ihre vollkomne Gestalt erlangt
haben, mit vier Füssen versehn, die nach dem
verschiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye, oder durch eine Schwimmhaut verbun-
dene, oder gar wie in eine Flosse verwachsene
Zehen haben. Sie legen sämtlich Eyer, und
und manche von ihnen sind überaus fruchtbar.

1. testudo. Schildkröte. Corpus testa
obtectum, cauda brevis, os mandibulis
nudis edentulis
.

Die Schildkröten sind sehr träge Geschöpfe
deren Wachsthum und übrige Lebensgeschäffte
ausserordentlich langsam von statten gehen; so
daß sie z.B. binnen zwanzig Jahren nur we-
nige Zolle an der Grösse zunehmen, auch wäh-
rend ihres langen Winterschlafs doch nur sehr
wenig am Gewicht verlieren*) u.s.w. Die
mehresten sind mit einer breiten knochichten sehr
festen Schaale bedeckt, deren Obertheil mit dem
Rückgrade und den Nippen des Thiers verwach-
sen, und mit den breiten hornichten Schuppen
belegt ist, die bey manchen Gattungen so stark
und schönfarbicht sind, daß sie zu Kunstsachen
verarbeitet werden. Der Untertheil oder das
Bauchschild ist etwas kleiner als das obere, und
[Seite 251] mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füsse
versehen.

1. Membranacea. T. pedibus pinniformibus,
unguiculis tribus, testa dorsali membrana-
cea ovata grisea striata
. *

Ein artiges kleines Thier, was wir aus Gui-
ana erhalten haben, und von den uns be-
kannten*) weichschaalichten Schildkröten ver-
schieden ist.

2. Imbricata. Die Carette. T. pedibus pinni-
formibus, testa cordata subcarinata, mar-
gine ferrato: scutellis imbricatis latiusculis,
cauda squamata
. *

Findet sich in beiden Indien; zumal häufig
an den Antillen, und giebt das beste Schildpatt.

3. Mydas. T. pedibus pinniformibus, ungui-
bus palmarum binis, plantarum solitariis,
testa ovata
. *

Die gröste und stärkste Schildkröte, die wol
drey Centner an Gewicht hält, und mit Lasten
von sechs und mehrern Centern, die man ihr auf
den flachen Rücken legt, fortriecht. Sie hält sich
in der See auf, kommt aber zumal in Junius
etc. häufigst auf viele Inseln in Westindien, im
stillen Ocean etc. (die theils davon ihren Namen er-
halten haben) um ihre Eyer zu legen, deren Anzal
sich auf mehrere hunderte erstreckt, und die nebst
dem Fleisch der Thiere selbst, das an Geschmack
den Kalbfleische äneln soll, für die Wilden und
für die Seefahrenden von gröster Wichtigkeit sind.

4. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis elevatis truncatis
. *

[Seite 252]

Ein kleines Thier, ohngefähr von der Grösse
einer flachen Hand: es lebt in Ostindien, und
hat wegen seines regelmässigen schwarz und gelb
gezeichneten hochgewölbten Rückenschilds, ein
sehr artiges Ansehen.

2. rana. Frösche und Kröten. Corpus nu-
dum pedibus quatuor, posticis longioribus
.

Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kür-
zern Körper und breitern dicken Kopf als die Ei-
dexen. Eine einzige Gattung ausgenommen,
sind die übrigen ungeschwänzt. Die mehresten
haben an den Vorderfüssen freie Zehen, hinten
aber Schwimmfüsse.

1. Pipal. die Pipa, Tedo. R. corpore plano,
rostro spathiformi, digitis anticis muticis
quadridentatis, posticis unguiculatis
. *

Die Pipa ist in den Gewässern von Guiana
zu Hause, und wird durch die überaus sonder-
bare und ganz anomalische Weise, mit der die
Mutter ihre Jungen ausheckt, merkwürdig. Das
Männchen streicht nämlich den Laich, den das
Weibchen vorher auf die gewönliche Weise von
sich gegeben, demselben auf den Rücken, wälzt
sich nachher selbst noch rücklings drüber her,
druckt dadurch die Eyergen in besondere Grüb-
gen die in der Haut des Weibgens befindlich sind,
fest; und befruchtet sie hierauf mit seinem Saa-
men. Diese Eyergen verwachsen nachher gleich-
sam mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf
von beynahe drey Monaten die darin befind-
liche Junge zum Ausbruch reif sind, und nach
einer kurzen Verwandlung den Rücken ihrer Mut-
ter verlassen können. Denn das die jungen Pi-
pas allerdings auch so wie die hieländischen jun-
[Seite 253] gen Fröschgen eine Verwandlung überstehen,
wird, gegen die gemeine Meynung, aus einer
vollständigen Suite von sechs Exemplaren dieser
Thiere erweislich, die wir aus dem akademischen
Museum vor uns haben, wo beym einen die
noch geschlossnen Eyer, beym andern die her-
vorbrechende geschwänzte Junge (§. 105.),
beym dritten völlig ausgebildete ungeschwänzte
Junge u.s.w. zu sehen sind.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

seba T. I. t. LXXII. f. 1. 2.

Findet sich in Virginien, und hat wegen sei-
ner grossen stieren Augen, und der ungeheuren
Tutenförmigen obern Augenlieder ein sehr sonder-
bares Ansehn.

3. Paradoxa. (Rana piscis quorundam) R. cau-
data, femoribus postice oblique striatis
. *

Ist im südlichen America*) zu Hause, und
zeichnet sich durch einen starken fleischichten auf
den Seiten plattgedruckten Schwanz von den
übrigen Gattungen dieses Geschlechts aus. Es
erreicht, gegen die Weise anderer Frösche, be-
vor es noch völlig ausgebildet worden, doch eine
beträchtliche fast Spannenlange Grösse, häutet
sich wärend der Zeit verschiedentlich, und hat
in diesem Zustand zu einer alten Sage von Frö-
schen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß
gegeben. Wenn es aber auch gleich seine Me-
tamorphose überstanden hat, und die Flüsse
gros gewachsen und völlig ausgebildet sind, bleibt
es dennoch geschwänzt, wie wir ebenfalls aus
einer ganzen Reihe dieser Thiere in ihrer stufen-
[Seite 254] weisen Verwandlung im akademischen Museum,
ersehn.

4. †. Buso. Die Kröte, Uetze, Quadütze,
Padde, der Lork. R. corpore ventricoso
verrucoso lurido fuscoque
. *

Ein langsames Thier, das wol durch sein dü-
steres Ausehn, durch seine lichtscheue Lebensart,
und dumpfigen Aufenthalt so allgemein verhaßt
worden, und in den unschuldigen Verdacht des
Gifts gekommen ist. Denn daß die Kröten
wirklich Gift besässen, daß sich sogar Ge-
wächsen mittheilen, und selbst dann noch
tödlich werden könne*), ist eben so irrig als
die vorgegebene Antipathie zwischen diesen Thie-
ren und den Spinnen. Hingegen ist es wol un-
läugbar, daß man verschiedentlich lebendige
Kröten mitten in grossen Bäumen, oder in
Steinen, in Marmorblöcken etc. angetroffen
hat**).

5. †. Bombina. Die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu-
lato, pupilla triquetra
. *

Rösel Gesch. der Frösche. Taf. 22.

Eine muntre kleine Kröte, die am Bauche
schön blau und gelb gefleckt ist, fast wie ein
Frosch hüpft, und einen lauten Ton von sich
giebt, der einem Gelächer äuelt.

6. †. Temporaria. Der braune Grasfrosch.
R. dorso planiusculo subangulato. *

Die gemeinste Gattung Frösche. Nach Re-
genwetter kommen sie haufenweis aus dem Ge-
[Seite 255] büsch hervorgekrochen, und diese Erscheinung
mag wol zu der alten Sage von Froschregen
Anlaß gegeben haben. Sie vermehren sich un-
gemein stark, so daß sie Landplage werden kön-
nen, und die Abderiten einst zu Cassanders Zei-
ten würklich ihrenhalb emigrirten. Sie sind
für die Gärten nutzbare Geschüpfe, da sie viel
Ungeziefer, Schnecken, Insecten etc. verzehren,
aber auch darum unsicher zu essen, sind.

7. †. Esculenta. Der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker. R. corpore angulato,
dorso transverse gibbo, abdomine mar-
ginato
. *

Leben blos in Teichen und Sümpfen. Die
Männchen quaken laut, zumal des Abends bey
schönem Wetter, und treiben dabei zwey grosse
Blasen aus den Maulwinkeln auf. Sie sind
schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge,
selbst junge Enten, Forellen etc. und können sogar
über grosse Hechte Herr werden*); sind aber ohne
Gefahr zu essen. Zur Begattungszeit bekommen die
Männchen von dieser und der vorigen Gattung
schwarze warzichte Knollen an den Daumen der
Vorderfüsse, womit sie sich äusserst fest um ihrer
Weibgen Brust klammern können.

8. †. Arborea. Der Laubfrosch. (Calamites).
S. corpore laevi, subtus granulato, pedi-
bus fissis, unguibus lenticulatis
. *

Ein anmuthiges Thier, was fast in ganz Eu-
ropa (doch nicht in England, aber desto häufi-
ger in Italien), auch in America etc. zu Hause
ist. Der klebrichte Schleim womit er wie die
Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem
[Seite 256] Aufenthalt am Laub der Bäume, zum anhän-
gen. Die Männchen haben eine laute Stimme,
die sie, wenn es regnen will, besonders aber zur
Paarungszeit von sich geben. Sie blasen dabey die
Kehle zu einer grossen Kugel, fast so gros als der
ganze Leib des Thiers, auf. Zuweilen verändert
sich ihre Farbe ins graue, schwärzliche etc. fast wie
beym Chamäleon.

3. draco. Corpus tetrapodum caudatum,
alatum
.

1. Volans. Die fliegende Eidexe. D. brachiis
ab ala distinctis
. *

Diese Thiere finden sich in Ostindien und
Africa. Die sogenannten Flügel, die sie zu bei-
den Seiten des Leibes haben, dienen ihnen wol
einen weiten Sprung zu wagen, aber nicht zu
einem ordentlichen Flug. Im übrigen Körperbau
äneln sie der gemeinen Eidexe. Vielleicht haben
auch diese Thiere Anlaß zu den Fabeln von
Drachen, Basilisken u.s.w. gegeben.

4. lacerta. Eidexe. Corpus elongatum,
pedibus quatuor aequalibus
.

1. Crocodilus. Der Nil Crocodil. L. capite
cataphracto, nucha carinata, cauda superne
cristis binis lateralibus horrida
. *

Der Crocodil ist das gröste Thier dieser Ord-
nung, was wol eine Länge von fünfzig*) Fus
erreicht, und hauptsächlich im Nil, doch auch
in Ostindien zu Hause ist. Er tödtet Menschen
und grössere Thiere, und verschluckt zugleich,
wie manche Vögel (§. 69.), Kieselsteine,
[Seite 257] um die Verdauung zu befördern. Auch macht
er ausserdem die Fahrt auf den Flüssen ge-
färlich, da er leicht Bote umschmeist, in die
Fischer-Netze färt etc. Dabey ist seine Haut
zumal auf den Rücken so barsch, daß sie Flin-
ten-Kugeln widersteht, und er kaum anders als
am Bauche zu verwunden ist. Auf ebnem Wege
läuft er unglaublich schnell, kan sich aber nicht
wol seitwärts krümmen, daher man ihm durch
Absprünge und Hin- und Widerlaufen entgehen
kan. Jung gefangene Crocodille lassen sich doch
zähmen und abrichten. Herodotus beschreibt
schon solche zahme von Priestern gepflegte und
geheiligte Crocodile, dergleichen Strabo selbst
einen zu Arsinoë, und in neuern Zeiten der
Oxforder Lehrer J. Greaves einen zu Cairo ge-
sehen hat. Der letztere schlief unter seines Her-
ren Bette, kam zu ihm wenn ihn hungerte
u.s.w. Schon dieses und daß man allerdings
den Crocodil mit Angeln fängt, macht es unwahr-
scheinlich daß unter Hiobs Leviathan dieses
Thier zu verstehen sey, des heissen Othems
u.a. hier nicht passenden Attributen die dorten
dem Leviathan zugeschrieben werden, zu ge-
schweigen. Das Weibgen liegt bey der Begat-
tung auf dem Rücken, legt hernach auf 100
Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie
haben kaum die Grösse eines Gänseeyes, und
werden grossentheils vom Ichneumon (Viverra
ichn
.) aufgesucht und ausgesoffen. Der Croco-
dil hat eine brüllende Stimme und der Tabac
soll ihm tödlich seyn*).

2. Alligator. Der Kaiman, Americanische
Crocodil. L. capite imbricato plano, nu-
[Seite 258] cha nuda, cauda superne lineis binis late-
ralibus aspera
. *

Der Kaiman findet sich im mittlern America,
und wird gewönlich nur für eine Spielart des
Nil Crocodils ausgegeben, von dem er sich aber
theils durch seine kleinere Statur, vorzüglich
aber durch die Bildung seines Körpers und
Schwanzes, auszeichnet, die beide nicht mit
so scharf hervorstehenden starken Schildern, wie
bey jenem Thier, sondern mit weit flächern Er-
habenheiten besetzt sind. Dieser ganz specifike
Unterschied fällt zumal bey den Exemplaren bei-
der Thiere, die im akademischen Museum von
gleicher Grosse befindlich sind, sehr sichtlich in
die Augen. Auch ist der Kaiman schüchtern, furcht-
sam*), und überhaupt in seinem Naturell und
Lebensart vom Crocodil der alten Welt sehr ver-
schieden: legt nur etwa dreissig Eyer etc.

3. Monitor. Die Sauvegarde. L. cauda ca-
rinata, corpore mutico maculis ocellatis
. *

Ein überaus schönes schwarz und weiß marmo-
rirtes Thier, was ohngefähr anderthalb Ellen
lang wird, und sich meist in Gesellschaft des
Crocodills aufhalten, und durch den pfeiffenden
Laut, den es von sich giebt, seinen furchtbaren
Gefährten verrathen soll.

4. †. Agilis. Die grüne Eidexe, Kupfer-
Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula,
squamis acutis, collari subtus squamis con-
stricto
. *

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Die schönste hieländische Eidexe, die sich über-
haupt im wärmern Europa und in Ostindien fin-
[Seite 259] det. Am Bauche ist sie zuweilen ganz kupfer-
farben, und das Grüne am Kopf, Rücken und
Schwanz ist unverbesserlich. Dabey ist das
Thierchen überaus flink, lebhaft, wohnt in
trocknen Gegenden, auf Felsen, in Mauerritzen,
sommert sich gern an der Sonne, und ist eben
so unschuldig als alle übrige deutsche Eidexen.

5. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque coadunatis
. *

Der Chamäleon ist in Ostindien, Nord-Afri-
ca, und auch in Spanien zu Hause, und wird
wegen vieler Sonderbarheiten in seiner Oekono-
mie merkwürdig, die ehedem zu allerhand Er-
dichtungen Anlaß gegeben haben. Es ist ein
langsames träges Thier, das sich auf Bäumen
und in Hecken aufhält, und von Insecten lebt,
die es beschleicht und dann mit einer langen kle-
brichten Zunge sehr behende zu fangen versteht.
Seine Lungen sind ungeheuer groß, füllen den
grösten Theil des Leibes aus, und das Thier
kan sich damit nach Willkühr aufblasen oder
dünner machen, daher vermutlich die Sage der
Alten entstanden seyn mag, daß das Chamäleon
blos von Luft lebe. Die schönen goldfarbnen
Augen des Thiers haben die ganz eigne Einrich-
tung, daß jedes besonders, oder auch beide zu-
gleich nach verschiedenen Richtungen, eins z.B.
aufwärts, das andere hinterwärts u.s.w.
und zwar sehr schnell bewegt werden können: am
meisten aber ist es durch die Veränderung seiner
Farben berüchtigt worden, da man vorgegeben
hat, daß es jedesmal die Farbe der Körper an-
nähme, die ihm zunächst wären, also auf Bäu-
men grün, auf Stroh gelb u.s.w. Das ist
nicht. Die natürliche Farbe des Chamäleons
ist stahlgrau, zuweilen wird es aber gelb, schwarz,
[Seite 260] auch gefleckt etc. und das zwar ohne alle Bezie-
hung auf die Farbe der benachbarten Gegenstände,
sondern theils von freyen Stücken, am sichtbar-
sten aber wenn das Thier gereitzt und bös ge-
macht wird.

6. Gecko. L. cauda tereti mediocri, digitis
muticis subtus lamellatis, corpore verru-
coso, auribus concavis
. *

Der Gecko hat ein weit ausgedehnteres Va-
terland als der Chamäleon, und ist in Orient
so wie auf den Inseln der Südsee und auch hin
und wieder im südlichen Europa, z.B. im Nea-
politanischen einheimisch. Am häufigsten findet
er sich in Aegypten, zumal bey Cairo, wo er
sich gern in die Häuser zieht und oft gefärlich
wird. Er hat nemlich einen giftigen Saft zwi-
schen seinen blättrichen Fuszehen, der sich den
Eßwaren, wo das Thier drüber wegläuft, mit-
theilt: deren Genuß nachher die gefährlichsten
und fast tödtlichen Coliken nach sich zieht. Die
Aegypter nennen ihn den Aussatzvater, weil sie
glauben, daß er diese Krankheit in die Häuser
bringe; oder mehr wol der Aenlichkeit wegen,
die seine knospichte Haut mit dem Aussatz jener
Gegenden hat. Er hält sich oft bloß auf den
Vorderfüssen, indem er den Hinterleib in die
Höhe richtet; und ist wol der ware Stellio und
Saurus der Alten*).

7. Stincus. L. cauda tereti mediocri, apice
compressa, digitis muticis lobato-squamo-
sis marginatis
. *

Der Stincus findet sich im steinichten Ara-
bien, Ober-Aegypten etc. und war weiland als
[Seite 261] ein Stärkungsmittel besonderer Art berufen;
wird auch noch jezt, wenigstens in seiner Heimat,
in dieser Absicht verbraucht.

8. Iguana. Der Leguan. L. cauda tereti
longa, futura dorsali dentata, crista gulae
denticulata
. *

Ist in America zu Hause. Hat ein überaus
schmackhaftes Fleisch und Eyer, und wird des
erstern wegen zuweilen noch lebendig nach Euro-
pa verfürt; soll aber, wie schon Hieron. Benzo
bemerkt, für venerische Personen gefärlich zu
essen seyn.

9. †. Vulgaris. Die gemeine Landeidexe. L.
cauda tereti mediocri, pedibus unguiculatis,
palmis tetradactylis, dorso linea duplici
fusca
. *

10. †. Palustris. Die Sumpfeidexe. L. cauda
lanceolata mediocri, corpore laevi, capite
depresso
. *

gesner quadrup. ovipara. pag. 27.

Ein kleines artiges Thier, ohngefähr von der
Grösse der vorigen Gattung: lebt nebst der fol-
genden in Sümpfen, Teichen etc. und ist bequem
sowol zu Versuchen über die Reproduction, als
auch den Blutumlauf daran zu beobachten*).

11. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was-
ser-Salamander. L. dorso lateribusque
verrucosis, capite crassiore, mutico; genis
pendulis
. *

du fay in Mém. de l'ac. des sc. de P.
1729. tab. XI. fig. 1.

Weit grösser dicker als das vorige Thier:
von schwarzgrüner Farbe: die Männchen haben
[Seite 262] fast wie der Leguan eine vom Kopf bis zum
Schwanz längst des Rückens hinlaufende em-
porstehende ausgezackte Haut. Die Reprodu-
ction, worüber wir auch an dieser, hier zu Lande
gar häufigen Gattung zahlreiche Versuche ange-
stellt, geht doch ungleich langsamer als bey der
vorigen von statten. Die Türken gebrauchen
dieses widrige Geschöpf das bey ihnen Skinkôre
heist zu gleicher Absicht wie den Stincus, und
bezahlen es daher aufs theuerste*).

12. †. Salamandra. der Molch, Erd-Sala-
mander. L. cauda tereti brevi, pedibus
muticis, corpore flavo nigroque vario nu-
do, poroso
. *

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Ein schönes schwarz und Orangengelb ge-
flecktes, Spannenlanges und Daumendickes
Thier, was an nicht vielen Orten, an manchen
aber wie z.B. im Braunwalde bey Löwenhagen
(3 Stunden von hier) in unzäliger Menge gefunden
wird, und wovon man ehedem gefabelt hat,
daß es giftig sey, im Feuer leben könne etc. An
letztern Umstand ist doch etwas wares, nemlich
daß der Salamander in einem mässigen Kohl-
feuer ohne Schaden ausdauert, indem er theils
durch den Mund, vorzüglich aber durch kleine
Oeffnungen, die über seinem Körper zerstreut
sind, einen Saft von sich sprützt, wodurch er
von Zeit zu Zeit einen Theil des Feuers auslö-
schen und die Glut mindern kan.


II. SERPENTES.

[Seite 263]

Die Schlangen haben einen cylindrischen
langgestreckten Körper, ohne äussere Glied-
massen, den sie wellenförmig (seitwärts, aber
nicht auf und nieder, wie es insgemein vorge-
stellt wird) bewegen; und der mit Schuppen,
Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche
leben im Wasser, andre auf der Erde, andre
meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils
aneinander gekettete Eyer, und ihre Kinnla-
den sind nicht, wie bey andern Thieren, fest
eingelenkt, sondern zum kauen ungeschickt,
und lassen sich so weit von einander deh-
nen, daß sie, andere Thiere, die oft weit
dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen
können*). Manche sind mit heftigem Gift
in besondern Bläsgen des Oberkiefers versehen,
was ihnen als Digestivmittel, aber auch zum
Fang ihres Raubes und zur Vertheidigung
dient**). Sie holen durch Lungen Othem,
die sich unten in eine länglichte dünne Blase
enden.

5. crotalvs. Klapperschlange. Scuta
abdominalia. Scuta squamaeque subcauda-
les. Crepitaculum terminale caudae
.

[Seite 264]

1. horridus. ♂ C. scutis 167. scuteliis 23.

Ein fürchterliches Thier des wärmern Nord-
America, dessen Biß, zumal in den Hundstagen
in fünf Minuten tödtlich werden kan, wenn
man nicht schleunigst den leidenden Theil scari-
ficirt, mit Salz reibt, viel lauwarme Milch da-
zu trinkt etc. Es wird auf sechs Fus lang und
Armsdick. Der Laut, den die Klapper von sich
gibt, änelt dem von einer hölzernen Kinderklapper
mit Erbsen. Die Anzal der Gelenke dieses Theils
steigt bey manchen über 40 und soll mit den
Jahren des Thiers wachsen. Daß Eichhörn-
chen, kleine Vögel etc. von den Bäumen, der
drunter liegenden Klapperschlange von selbst in
den Rachen fallen, bestätigt sich allerdings. Hin-
gegen werden die Klapperschlangen selbst, von
den Schweinen aufgesucht, und ohne Nachtheil
gefressen. Sie lassen sich überaus kirre und
zahm machen, ja man versichert daß die Wilden
in Canada solche abgerichtete Klapperschlangen
mit Anfang des Winters in Freyheit setzen, und
sich diese im folgenden May doch richtig wieder
an einen bestimmten Orte bey ihnen einfinden*).

6. boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.

1. Constrictor. Die Abgottsschlange. B. scu-
tis
240, scutellis 60. *

Eine ungeheure Schlange deren Grösse sich
nach H. Adansons Versicherung auf 40 bis 50
Fus erstreckt. Sie verschlingt Rehe und windet
sich um Hirsche und grössere Thiere, bricht ih-
nen die Rippen entzwey und verzehrt sie sodann.
Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird wie
die Brillenschlange von den Ostindischen Gauck-
[Seite 265] lern zu allerhand Kunststücken abgerichtet. Die
auf Guinea so heilig verehrte sogenannte Juda-
Schlange scheint doch von dieser verschieden zu
seyn, da sie nur etwa sechs Fus lang wird
u.s.w.*)

7. coluber. Scuta abdominalia, squamae
subcaudales
.

1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22. *

Es werden mehrere Schlangen mit dem Na-
men der Viper belegt. Hier diese von Linné
so genannte, ist in Aegypten zu Hause, und wird
daselbst zu Arzney verbraucht.

2. Cerastes. ♂ Die gehörnte Schlange.**)
C. scutis 145. squamis 44.

ellis in philos. Trans. Vol. LVI. tab.
XIV.

Hat gleiches Vaterland mit der Viper, und
soll allerdings auch giftig seyn***).

3. †. Berus. ♂ C. scutis 146. squamis 39. *

Diese zu Suppen und andern Arzneyen häu-
figst verordnete eigentliche Viper ist von brauner
oder grauer Farbe, und in den wärmern Ge-
genden der alten Welt, auch schon im südlichen
Deutschland und in der Schweiz, besonders häu-
fig um Baume bey Yverdon etc. zu Hause. Ihr
Biß ist zwar heftig, verursacht Entzündung
und Fieber etc. aber nicht tödlich. Auch werden
sie ohne Scheu von den Raubvögeln gefressen.

[Seite 266]

4. †. Chersea. ♂ C. scutis 150. squamis 43. *

Von rothbrauner Farbe. Gefärlicher als die
vorige.

5. †. Natrix. Die Natter. C. scutis 170.
squamis 60. *

Ein unschuldiges schönes Thier von grünblauer
Farbe mit weissen Seiten-Flecken, zumal an
beiden Seiten des Halses. Wird selbst in
Deutschland wol Mannslang, und hat ehedem
wol Anlaß zu allerhand abentheurlichen Erzälun-
gen von Lindwürmern etc. gegeben.

6. Naja. Die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo
) ♂ C. scutis 193. squamis 60. *

Ist in Orient zu Hause. Die Haut am Halse
ist wie ein Kragen weit ausgedehnt, und hinten
mit einer Brillenänlichen Figur bezeichnet. Ist
die allergiftigste Schlange, wird aber doch vom
Ichneumon (Viverra ichn.) ohne Schaden ge-
fressen und ist auch leicht und ohne Gefahr zu
allerhand Gaukel-Künsten abzurichten*).

8. anguis. Squamae abdominales et subcau-
dales
.

1. †. Fragilis. Die Blindschleiche. A. squ.
abd.
135. totidemque subcaud. *

Hält sich in dumpfigen Gegenden, in alten
Gemäuer etc. auf: bricht leicht entzwey, wenn
man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich
doch noch Stunden lang. Die Alten wollten
auch diesem Thier, so wie dem Maulwurf die
Augen absprechen. Eine ungemein saubere
Spielart die wir bey Göttingen gefunden, hat
[Seite 267] einen weissen Rücken mit einem zarten schwarzen
Streif der längst der Mitte hinläuft.

9. amphisbaena. Annuli trunci cau-
daeque
.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30. *

Ist schwarz und weiß gesteckt. Findet sich in
America.

10. caecilia. Rugae trunci caudaeque.
Labium superius tentaculis
2.

1. Tentaculata. C. rugis 155. *

Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern runzlichte Ringe in der glatten Haut,
fast wie beym Regenwurm.


III. NANTES.

Die Thiere dieser Ordnung äneln in ihrer
Bildung den Fischen, denen sie auch von vie-
len Naturforschern zugesellt werden. Sie ha-
ben Floßfedern, auch mehrentheils Kiefern
etc. weichen aber doch darin von den Fischen
ab, daß sie Lungen haben, die jenen Thie-
ren gänzlich mangeln.

11. petromyzon. Spiracula VII. ad latera
colli. Branchiae nulla. Fistula in vertice,
pinnae pectorales aut ventrales nullae
.

1. Marinus. Die Lamprete. P. ore intus
papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda
distincta
. *

[Seite 268]

Findet sich im Mitländischen Meer, in der
Nord-See etc. versteigt sich aber doch auch acht
und mehr Meilen weit in die Flüsse. Aenelt in
der Bildung und im Geschmack dem Aal; und
wird bis drey Fus lang.

2. †. Fluviatilis. Die Pricke, Neunauge.
P. pinna dorsali posteriore angulata. *

Lebt in grossen Flüssen. Wird nur halb so
gros als die vorige Gattung. Kan sich mit dem
Maule fast wie der Blutigel ansaugen.

12. raia. Roche. Spiracula V subtus ad
collum. Corpus depressum. Os sub capite
.

Diese Thiere haben einen flachen meist rhom-
boidalen Körper; einige Gatungen spitze,
andre aber stumpf abgerundete Zähne. Ihre
Eyer haben eine schwarzbraune hornichte Schaa-
le, mit vier Spitzen, heissen See-Mäuse, und
und wurden ehedem als Arzney gebraucht.

1. Torpedo. Der Zitterfisch, Krampffisch.
R. tota laevis, maculis dorsalibus quinque
orbiculatis
.

1. hunter in philos. Tr. Vol. LXIII.
tab. XIX. XX.

Ein überaus merkwürdiges Thier, was sich
vorzüglich im Mitländischen Meer findet, und
nicht mit dem Zitteraal (Gymnotus electricus)
verwechselt werden darf. Es betäubt die Thiere,
die sich ihm nähern, und man empfindet die
gleiche Würkung im Arm, wenn man es anfaßt;
ausserdem kan es auch einen erschütternden
Schlag mittheilen, der dem von der Leydner
Flasche änelt; aber doch ganz erträglich ist.
Man hat gestritten, ob man diese sonderbare
Erscheinungen auf eine blos mechanische Kraft
[Seite 269] der tausend kleinen Muskeln (von fünf und sechs-
eckichter prismatischer Gestalt), die sich in den
breiten Seitentheilen des Thiers finden, oder
auf eine eigne Art von Electricität schreiben solle.
Zwar hat man noch nicht bemerkt, daß er Fun-
ken gäbe, auch nicht daß er anziehende und zu-
rückstossende Kraft besässe; doch aber scheinen
die übrigen Phänomene, zumal in Vergleichung
mit denen am Zitteraal, die letzte Vermuthung
zu begünstigen. In Aegypten wird dieser Roche
gegessen, und soll schmackhaftes Fleisch haben.

2. Batis. R. varia, dorso medio glabro, cau-
da unico aculeorum ordine
. *

Wird so wie andre Rochenarten (R. oxyrin-
chus, fullonica, clavata etc
.) häufig in der
Nord-See, im Mitländischen Meere etc. gefan-
gen und verspeist. Die Gattungen dieses Ge-
schlechts verdienen aber sorgfältigere Untersu-
chung, da die wenigsten bis jezt noch genau ge-
nug bestimmt sind.

3. Pastinaca. Der Gistroche, Stachelroche,
Pfeilschwanz. (Pyl-staert. Altavela). R.
corpore glabro, aculeo longo anterius ser-
rato in cauda, et dorso apterygio
. *

Der Stachel am Schwanze dieses Rochen soll
giftig, und seine Verletzungen tödtlich seyn. Te-
legonus soll einen solchen Stachel von der Circe
erhalten, und das Unglück gehabt haben, seinen
eignen Vater Ulysses ohnwissender Weise damit
zu ermorden*). Noch jetzt schäfften die Brasi-
lianer ihre Pfeile und die Südländer auf Neu-
Caledonien ihre Spieße damit.

[Seite 270]

13. squalus. Hay. Spiracula V ad latera
colli. Corpus oblongum teretiusculum. Os
in anteriore capitis parte
.

1. Acanthias. S. pinna anali nulla, dorsalibus
spinosis, corpore teretiusculo
. *

Ist im Europäischen Ocean zu Hause: hat
drey Reihen Zähne in jedem Kiefer: sein Fleisch
ist überaus schmackhaft.

2. Zygaena. Der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite Iatissimo transverso malleiformi. *

3. Carcharias. Der Requin. (Lamia). S. dorso
plano, dentibus serratis
. *

Ein ungeheures Thier, was zuweilen auf zehn-
tausend Pfund wiegt, und das, wenn man die
Geschichte des Propheten Jonas nicht lieber alle-
gorisch erklären will, etwa der Wallfisch, von
dem dort die Rede ist, seyn könnte. Man hat
ganze Pferde im Magen solcher Thiere gesun-
den. Sie haben sechsfache Reihen Zähne im
Rachen, die dem versteinten Glossopetern äneln,
und deren sich die Grönländer vorzeiten statt
eiserner Sägen bedienten.

4. Pristis. Der Sägefisch, Schwerdfisch. S.
pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano
utrinque dentato
.

Das breite Schwerdförmige oft mehrere Elen
lange Gewehr, was dieses Thier vor dem Kopfe
fürt, und womit es sich selbst den grösten Wall-
fischen furchtbar macht, ist knochicht und zu
beiden Seiten an den Schärfen mit 24 starken
Zähnen besetzt.

14. chimaera. Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium superius
[Seite 271] quinquepartitum. Dentes primores inciso-
res bini supra infraque
.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Im Atlantischen Meer, lebt von Muscheln etc.

15. lophius. Pinnae pectorales brachiis in-
sidentes. Spiracula solitaria pone brachia
.

1. Piscatorius. Der Seeteufel. (Rana pisca-
trix
). L. depressus, capite rotundato. *

Der ungeheure Kopf, der die grössere Hälfte
des ganzen Thiers ausmacht, und dann die
langen fleischichten Faden beym Maule, wo-
mit er Fische angelt, geben ihm ein sonderbares
Ansehn.

16. acipenser. Spiracula lateralia solita-
ria, linearia. Os sub capite, retractile, eden-
tulum, Cirri sub rostro ante os
.

1. Sturio. Der Stör. A. cirris 4. squamis
dorsalibus
11. *

Ist in allen Europäischen Meeren zu finden;
wird sehr groß, hat ein schmackhaftes Fleisch,
und war bey den spätern Römern bis zum Luxus
geschätzt.

2. Ruthenus. Der Sterlet. A. cirris 4. squa-
mis dorsalibus
15. *

In Rußland, Schweden etc. Ist weit kleiner,
aber von ungleich delicaterm Fleisch als der Stör.
Aus den Eyern dieser und der folgenden Gattung
wird der Caviar bereitet.

3. Huso. Der Hausen, Beluga. A. cirris 4.
squamis dorsalibus 13. caudalibus 43. *

[Seite 272]

Ist vorzüglich wegen der Hausenblase merk-
würdig, die man aus dieses Thiers Haut,
Schwanz, und Eingeweiden; doch auch aus der
Luftblase verschiedner Fische bereitet.

17. balistes. Caput compressum. Aper-
tura supra pinnas pectorales. Corpus com-
pressum, squamis corio coadunatis. Abdo-
men carinatum
.

1. Hispidus. B. pinna dorsali prima biradiata,
radio anteriore triplo longiore, anterius
deorsum serrulato. Pinnae ventralis radiis
in spinam muticam coalitis. Corpore pa-
pillis stellatis obsito
. *

Ein artiges kaum Zollanges Thier, das so
viel uns wissend, noch nicht beschrieben ist. Wir
haben es durch die Güte des Herrn D. Sulzer
in Gotha, und dieser aus Neuorleans, erhalten.

18. ostracion. Corpus osse integro lori-
catum. Pinnae ventrales nullae
.

1. Qnadricornis O. trigonus, spinis frontali-
bus subcaudalibusque binis
. *

Ebenfalls ein sehr hübsches kleines Thierchen,
aber aus Ostindien. Der ganze Panzer ist mit
Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet.

19. tetrodon. Corpus subtus muricatum.
Pinnae ventrales nullae
.

1. Mola. T. laevis compressus, cauda trun-
cata: pinna brevissima dorsali analique an-
nexa
. *

Der abgestumpfte dicke Hinterleib gibt dem
Thier ein ungewönliches Aussehn.

[Seite 273]

20. diodon. Corpus spinis acutis mobili-
bus undique adspersum. Pinnae ventrales
nullae
.

1. Hystrix. Der Stachelfisch. D. oblongus,
aculeis teretibus
. *

Ist am Cap, und wie uns ebenfalls Hr. D.
Sulzer belehrt hat, auch in Nordamerica zu
Hause.

21. cyclopterus. Caput obtusum. Pin-
nae ventrales in orbiculum connatae
.

1. Lumpus. Der Klebpfost, Haspadde. C.
corpore squamis osseis angulato
. *

In den Meeren der alten Welt. Hängt sich mit
den Bauchflossen an die Uferfelsen fest.

22. centriscvs. Caput productum in
rostrum angustissimum. Abdomen carina-
tum. Pinnae ventrales unitae
.

1. Scolopax. Die Meer-Schnepfe. C. cor-
pore squamoso scabro, cauda recta extensa
. *

Im mittländischen Meer. Hat am Ende des
Rückens einen knochichten gesägten Stachel.

23. syngnathus. Rostrum subcylindri-
cum, ore operculato maxilla inferiore.
Corpus cataphractum. Pinnae ventrales
nullae
.

1. Acus. Die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
S. pinnis caudae ani pectoralibusque radia-
tis, corpore septemangulato tuberculato
. *

Wird anderthalb Fus lang, aber kaum Fin-
gers dick.

[Seite 274]

2. Hippocampus. Das See-Pferdgen, die
See-Raupe. S. pinna caudae quadrangulae
nulla, corpore septemangulato tuberculato
. *

Hat seinen Namen, weil der Vordertheil ei-
nem Pferde-Kopf und Hals, das hintere Ende
aber einer Raupe äneln soll. Wenn es stirbt,
krümmt es sich wie ein S, und änelt so dem
Springer im Schach.

24. pegasus. Os proboscide retractili. Ro-
strum ensiforme, lineare. Corpus articu-
latum osseis incisuris, cataphractum. Pin-
nae ventrales abdominales
.

1. Draconis. P. rostro conico. *

Die grossen Seitenflossen äneln ausgespann-
ten Flügeln, und mögen wol den Namen ver-
anlaßt haben.


Siebenter Abschnitt.
Von den Fischen.

[Seite 275]

§. 113.

Es ist nur noch die letzte Classe rothblütiger
Thiere übrig, die Fische. Sie haben, wie
schon gedacht (S. 271.) mit den Amphibien
der letzten Ordnung (Nantes) viel gleiches, be-
wohnen so wie sie blos das Wasser, bewegen
sich mittelst Floßfedern, unterscheiden sich aber
dadurch gänzlich von ihnen, daß sie lediglich
durch Kiefern, und nie durch Lungen Athem
holen, und daß sie fast durchgehends mit Schup-
pen bedeckt sind.

§. 114.

Die Bildung des Körpers der Fische ist
verschieden. Bey den mehresten ist er auf den
Seiten vertical platt gedruckt; bald mehr in die
Länge, bald mehr in die Höhe gezogen. Kopf
und Rumpf stossen unmittelbar an einander,
ohne durch einen Hals abgesondert zu seyn.

§. 115.

Die Schuppen sind von hornichter Sub-
stanz, und wie man zumal durchs Microscop
[Seite 276] sieht, überaus artig gezeichnet. Meist glän-
zen sie wie mattes Silber oder Gold; theils
spielen sie aber auch in andre Farben, und sind
bey einigen Fischen, wie bey den kleinen Chi-
nesischen Goldkarpen, bey der Goldschleihe etc.
von ausserordentlicher Schönheit. Sie sind
noch mit einem besondern Schleim überzogen,
der aus der Haut abgeschieden wird, und die
Bewegung dieser Thiere erleichtert. Einige
Fische, wie der Wels, der Saugefisch etc. ha-
ben gar keine Schuppen (Alepidoti), bey an-
dern aber, wie z.B. beym Spiegelkarpen, sind
doch gewisse Theile des Körpers von Schup-
pen entblößt. Fast alle haben auf der Seite
eine rauhe mit Drüsen besetzte Linie unter wel-
cher ein besonderer Gang vom Kopf nach den
Schwanze zu hinläuft*).

§. 116.

Die Kiefern (branchiae) dienen den Fi-
schen statt der Lungen, und sind von einer son-
derbaren und sehr merkwürdigen Einrichtung**).
Sie liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe,
unter einer grossen halbmondförmigen Schup-
pe, die deshalb der Kieferndeckel (operculum
branchiale
) heist, und bestehen aus vielen tau-
[Seite 277] send knorplichten Fäden, die mit unzäligen
Adern und Nerven durchwebt sind. Sie sind
durch eine zarte Haut untereinander verbunden,
und bilden auf jeder Seite vier Blätter, die
ohngefähr der Fahne an einer Feder (§. 59.)
äneln, und die an ihrer Basis durch eben so
viele Rippenförmige Gräten unterstützt werden.

§. 117.

Das Athemholen der Fische geschieht,
indem sie die Luft mit dem Wasser durch den
Mund in sich ziehen, und durch die Kiefern
wieder von sich geben. Die Kiefern selbst deh-
nen sich dabey (wie die Lungen der Thiere in
den drey vorigen Classen) wechselseitig aus, und
fallen wieder zusammen, wie man besonders
bey ihrer heftigen ängstlichen Bewegung, an
Fischen die man aus dem Wasser genommen
hat, sehen kan. Da die Fische keine Lungen
haben, so geht ihnen folglich auch die Stimme
ab, und sie sind stumm.

§. 118.

Auch derjenige Umlauf des Bluts, der
bey andern Thieren zwischen Herz und Lungen
vorgeht, (der sogenannte circulus sanguinis
minor
) wird bey den Fischen zwischen Herz und
Kiefern vollzogen. Aus dem obern Herzohr
entspringt nemlich die gröste Hauptschlagader
[Seite 278] (aorta ascendens), die Anfangs in zwey Aesten
auf jeder Seite nach dem Obertheil der Kiefer
hinauf steigt, sich nach der Anzal der Kiefer-
blätter in vier grosse Zweige zertheilt, und nach-
dem diese wieder unzäliche kleine Zweige (§.
116.) abgegeben haben, sich am untern Ende
der Kiefer abermals in einen gemeinschaftlichen
Stamm (aorta descendens) vereint, und von
da dem übrigen Körper sein Blüt zufürt. Die
letzten Endgen der feinsten Kieferschlagadern ge-
hen in eben so viele kleine zurückfürende Adern
(Venen, Blutadern) über, die sich ebenfalls
auf jeder Seite in vier grosse Aeste, und end-
lich am obern Theil der Kiefer wieder in einen
gemeinschaftlichen Stamm (vena cava superior)
vereinigen, der das Kieferblut dem untern
Herzohr wieder überliefert; zu welchem auch
das Blut des übrigen Körpers in zwey grossen
Adern (venae cavae inferiores) zurück gefürt,
und so vom neuen durch die gröste Hauptschlag-
ader nach den Kiefern geschickt wird.

§. 119.

Der Aufenthalt der Fische ist blos im
Wasser, worin sie sich so wie die Vögel in der
Luft bewegen, daher sie auch, so wie andrer
Aenlichkeit wegen, Geflügel des Wassers ge-
nannt worden sind. Nur sehr wenige, z.B.
der Aal, gehen zuweilen auf kurze Zeit ans
Land. Die mehresten leben in der offenbaren
[Seite 279] See, andre in Teichen und Flüssen, theils auch
gar in heissen Quellen*) etc.

§. 120.

Die vorzüglichsten Werkzeuge zur Bewe-
gung der Fische sind die Floßfedern und die
Schwimmblase, wovon man jene mit den Flü-
geln der Vögel, diese aber mit ihren Luftbehäl-
tern (§. 64.) vergleichen könnte. Die Floß-
federn bestehen aus dünnen elastischen Gräten,
die durch eine besondere Haut mit einander ver-
bunden, an eigne Knochen befestigt, und durch
bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer La-
ge nach heissen die obern, Rückenfloßfedern
(pinnae dorsales); die seitwärts neben den Kie-
fern befindlichen, Brustfloßfedern (p. pectora-
les
); die am Bauche vor der Oeffnung des As-
ters stehenden, Bauchfloßfedern (p. ventrales);
die hinter dieser Oeffnung, Steisfloßfeder (p.
analis
); endlich am Schwanze die Schwanz-
floßfeder (p. caudalis). Die letztere hat alle-
mal eine verticale Lage, und vertritt völlig die
Stelle eines Steuerruders, zum lenken etc. so
wie hingegen die Brustfloßfedern mehr zum
schnellen fortschwimmen, die Bauchflossen zum
stillstehen u.s.w. dienen. Einige Fische ha-
ben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß
[Seite 280] sie sich damit selbst über die Oberfläche des Was-
sers erheben, und kleine Strecken weit wirk-
lich fliegen können.

§. 121.

Die Schwimmblase mangelt nur weni-
gen Fischen, sie liegt bey den übrigen im Un-
terleibe, steht mittelst eines eignen Canals (du-
ctus pnevmaticus
) mit dem Magen oder
Schlunde*) in Verbindung, und die Fische
können sie willkürlich zusammen pressen, und in
etwas ausleeren, oder aufblasen und füllen, um
sich dadurch leichter oder schwerer zu machen.
Daß sie auch zur Verdauung nutze**), dünkt
uns unwahrscheinlich.

§. 122.

Die Narungsmittel der Fische sind so
wie bey allen übrigen Thierclassen verschieden.
Die meisten leben von Wasserinsecten und Was-
serpflanzen, Meerlinsen, Seetang u.s.w. Vie-
le fressen auch Schlamm und Erde mit hinter.
Die Raubfische nären sich von grössern Thie-
ren, von Fröschen, Eidexen, Wasservögeln,
und auch von andern Fischen. Die Verdau-
ung wird bey den Fischen durch beygemischte
[Seite 281] Galle, vorzüglich aber durch den Saft der gros-
sen Magendrüse (succus pancreaticus), die bey
vielen ganz sonderbar gros und vielfach ist*),
befördert. Die Oeffnung des Afters liegt
nicht, wie bey den mehresten übrigen Thieren,
am äussersten Ende des Körpers, sondern wei-
ter vorwärts, bey vielen in der Gegend der
Brust etc.

§. 123.

Die Sinne der Fische scheinen nicht son-
derlich scharf zu seyn. Die Werkzeuge des Ge-
sichts und Gehörs sind auch anders als bey
den übrigen Thieren gebaut, wie es das Ele-
ment, das sie bewohnen, und die Gesetze des
Lichtes und Schalles erfordern. Das äussere
Ohr mangelt ihnen: hingegen haben sie aller-
dings innere Gehörwerkzeuge; und daß sie auch
würklich hören, hat man längst beobachtet.
Manche wie z.B. die Forellen werden überaus
kirre**), und andre, wie die Karpen etc. sind
listig und verschlagen. Auch hat man bemerkt,
daß die Fische einander kennen lernen, und
wenn sie zusammen erzogen, und nachher ge-
trennt worden, sich würklich nach ihren alten
Bekannten sehnen***).

§. 124.

[Seite 282]

Ausser den wenigen lebendiggebärenden Fi-
schen wohin der Aal und die sogenante Aalmut-
ter gehören, wögen sich wol wenige würklich
mit einander begatten: sondern bey den mei-
sten giebt das Weibgen den Rogen noch unbe-
fruchtet von sich, und das Männchen kommt
einige Zeit hernach, um ihn mit seiner Milch
zu begiessen. Man hat diese Einrichtung für
die Landwirthschaft benutzen gelernt, indem man
auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern
und Saamen der Forellen etc. junge Fische er-
zielen kan. Zu andern Merkwürdigkeiten im
Zeugungsgeschäffte der Fische gehört auch noch
daß man einzeln unter ihnen würkliche Zwit-
ter*), und anderseits auch völlig Geschlecht-
lose**) Misgeburten gesunden haben will-
und daß die kleinen Fischgen so wie sie aus dem
Eye kriechen noch nicht ihre vollkommne Ge-
stalt haben, sondern ihre mehresten Flossen u.a.
Theile des Körpers erst nachher allgemach aus-
gebildet werden.

§. 125.

Die Vermehrung der Fische ist, wie
sich bey ihrer grossen Nutzbarkeit fürs Men-
schengeschlecht von der Vorsehung erwarten
[Seite 283] läßt, überaus stark. Bey manchen sind die
Eyerstöcke grösser als der ganze übrige Kör-
per, und man zält wol nach den neuen und sehr
genauen Erfahrungen des H. Harmer*) beym
Häring zwischen 20 und 37 tausende, beym
Karpen über 200000, bey der Schleihe über
383000, beym Flinder über eine Milion Ey-
ergen. Dagegen sind aber auch die Eyer der
mehresten Fische in Verhältnis gegen aller an-
dern Thiere ihre zum erstaunen klein. Auch
die Seefische begeben sich doch mehrentheils zur
Leichzeit an die Küsten; und da die verschied-
nen Gattungen auch meist zu ganz verschiednen
Zeiten leichen, so vergeht kein Monat im Jahr,
daß nicht grosse Züge Fische an die Küsten kom-
men, und sich den Bewohnern gleichsam von
selbst zum Fang anbieten sollten, die dadurch
Jahr aus Jahr ein mit diesem Lebensmittel
versorgt werden.

§. 126.

Auch ausser der Leichzeit, unternehmen doch
manche Gattungen Fische, fast wie die Zugvö-
gel, alljährlich grosse Reisen. So kommen
z.B. die Häringe im Junius zu Millionen
vom Nordpol in die gelindern Europäischen
Meere, um dort ihren Feinden den Wallfischen
zu entgehen, da denn indessen ihr Besuch un-
zälige Menschen mit ihrem Fang beschäftigt.

§. 127.

[Seite 284]

Die Fische erreichen im Verhältniß ihrer
Grösse ein hohes Alter. Man weis von Kar-
pen, Hechten etc. daß sie anderthalbhundert
Jahre erreichen können. Doch werden einige
kleine Fische, die Stichlinge etc. nur wenige
Jahre alt.

§. 128.

Die Brauchbarkeit der Fische für den
Menschen ist ziemlich einfach, meist blos zur
Speise, aber für manche Völker, die fast ganz
von diesen Thieren leben, und sie auf die mannich-
faltigste Weise, selbst als Brod, zubereiten,
äusserst beträchtlich. Manche Theile einiger
Fische werden doch zu Kunstsachen benutzt,
wie die Schuppen der Blicke zu Glasperlen,
Fischgalle zum tuschen u.s.w. Den mehresten
Schaden thun die Raubfische, die den Was-
servögeln, und auch andern Fischen nachstellen.
Auch sind einige Fische mit hefftigen Gift
versehen.

§. 129.

In der Classification der Fische folgen
wir ganz dem Ritter Linné der sie nach der
Beschaffenheit und Lage der Bauchfloßfedern
unter folgende vier Ordnungen gebracht hat:

[Seite 285]

I. Apodes. Fische die gar keine Bauchfloßfe-
dern haben.

II. Jugulares. Fische deren Bauchfloßfedern
vor den Brustflossen sitzen.

III. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen
gerade unter den Brustflossen, und

IV. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.


I. APODES.

[Seite 286]

1. mvraena. Caput laeve. Nares tubulo-
sae. Membr. branch. radiis
10. corpus tere-
tiusculum, lubricum. Pinna caudalis coa-
dunata dorsali anique. Spiracula pone ca-
put vel pinnas pectorales
.

1. Helena. Die Muräne. M. pinnis pecto-
ralibus nullis
. *

Ein sehr gefrässiger Raubfisch, der in den
wärmern Meeren beider Welten zu Hause, und
wegen des Luxus, der bey den alten Römern
mit ihm getrieben wurde, merkwürdig ist. Sie
mästeten ihn mit ungeheuren Kosten in eignen
Behältern, oder hielten ihn auch theils nur zum
Zeitvertreib, wie man etwa bey uns chinesische
Goldfischgen hält.

2. †. Anguilla. Der Aal. M. maxilla infe-
riore longiore, corpore unicolore
. *

Der Aal kan gegen die Weise andrer Fische
ziemlich lange ausser dem Wasser ausdauern,
geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Ge-
traide etc. und verkriecht sich bey sehr strengen
Wintern wol gar auf Heuboden etc. Er hat
ein zähes Leben, und eine ausserordentlich feste
Haut: und gebirt zuverlässig lebendige Junge.

2. gymnotvs. Caput operculis lateralibus.
Tentacula duo ad labium superius. Membr.
branch. radiis
5. corpus compressum, sub-
tus pinna carinatum
.

[Seite 287]

1. Electricus. Der Zitteraal, Zitterfisch,
Drillfisch. G. nudus, dorso apterygio,
pinna caudali obtusissima anali annexa
.

1. hunter in philos. Trans. Vol. LXVI.
tab. IX.

Der Zitteraal findet sich bey Surinam und
Cayenne wo ihn Flamstead zuerst bemerkt und
bekannt gemacht hat. Er ist etwa Mannslang,
und vorzüglich wegen der sonderbaren ihm bey-
wohnenden electrischen Kraft merkwürdig, mit-
telst deren er so wie der Zitterrochen, Menschen
und Thieren, die sich ihm nähern, einen betäu-
benden Schlag mittheilt, der dem von der Leyd-
ner Flasche änelt. Daß es bey diesem Fische
ganz unwiderredlich wahre Electricität sey, ist
neulich, da man das Thier lebendig nach Eng-
land gebracht und gesehen hat daß er Funken
giebt etc. völlig erwiesen.

3. anarrhichas. Caput obtusiusculum.
Dentes primores supra infraque conici, di-
vergentes, sex pluresve, molares inferio-
res palatique rotundati. Membr. branch.
rad.
6. corpus teretiusculum, pinna caudae
distincta
.

1. Lupus. Der Klippfisch, Seewolf. A.
pinnis pectoralibus amplis subrotundis
. *

An der Küste des nördlichen Europa. Die
versteinten Bufoniten äneln den stumpfen Zähnen
dieses Thiers.

4. ammodytes. Caput compressum, La-
bium superius duplicatum, dentes acerosi.
Membr. branch. rad.
7. corpus teretiusculum,
cauda distincta
.

[Seite 288]

1. Tobianus. Der Sandfisch, Sandaal,
Tobiasfisch. A. maxilla inferiore lon-
giore
. *

5. ophidivm. Caput nudiusculum, den-
tes maxillis, palato, faucibus. Membr.
branch. rad.
7. patula. Corpus ensiforme.

1. Imberbe. O. maxillis imberbibus, cauda ob-
tusiuscula
.

6. xiphias. Caput maxilla superiore ter-
minatum rostro ensiformi. Os edentulum.
Membr. branch. rad.
8. corpus teretiuscu-
lum alepidotum
. (§. 115.)

1. Gladius. Der Schwerdfisch. X. mandi-
bula inferiore acuta, triangulari
. *

Ein furchtbares starkes Thier der Nordlichen
Meere, was wol auf achtzehn Fus lang wird,
und gegen zwey Centner am Gewicht hält. Ein
Schwerdfisch vermag wol einen todten Wallfisch
fortzuschleppen, wenn auch gleich ein paar
Schaluppen mit Leuten sich widersetzen und ihn
fortbuxiren wollen.


II. IVGVLARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.

7. vranoscopvs. Caput depressum, sca-
brum, majus. Os simum, maxilla supe-
[Seite 289] rior brevior. Membr. branch. rad.
5. anus
in medio.

1. Scaber. Der Sternseher. V. cirris mul-
tis in maxilla inferiore
. *

Ist vorzüglich häufig im Mitländischen Meer;
schläft am Tage und geht nur zur Nachtzeit auf
seinen Raub aus.

8. trachinus. Caput scabriusculum, com-
pressum. Membr. branch, rad.
6. anus prope
pectus.

1. Draco. Das Petermännchen. T. maxilla
inferiore longiore, imberbi, dorso trans-
versim striato.

Im Mitländischen Meer, und der Nordsee etc. Die
Augen des Thiers äneln wegen ihrer vortrefflich
grünen Farbe den Smaragden. Die Stacheln
der ersten Rückenflossen werden für giftig gehalten.

9. gadvs. Caput laeve. Membr. branch.
rad.
7. teretibus, pinnae cute communi ve-
stitae, pectorales acuminatae
.

1. Aeglefinus. Der Schellfisch. G. triptery-
gius cirratus albicans, cauda biloba, ma-
xilla superiore longiore
. *

Im ganzen nordlichen Europäischen Ocean,
vorzüglichst aber an den Englischen und Schot-
tischen Küsten.

2. Callarias. Der Dorsch. G. tripterygius
cirratus varius, cauda integra, maxilla su-
periore longiore
. *

[Seite 290]

Hat gleichen Aufenthalt und Lebensart mit
dem vorigen.

3. Morrhua. Der Rabliau, Stockfisch,
Steinfisch. (Asellus) G. tripterygius cirra-
tus, cauda subaequali, radio primo anali
spinoso.
*

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen von Stock-
fischen begriffen, die wegen ihrer unsäglichen
Menge und wegen der mannichfaltigen Zuberei-
tung und langen Conservation etc. von der äus-
sersten Wichtigkeit fürs Menschen-Geschlecht
sind. Sie finden sich in den Nordlichen Gegen-
den, beides des stillen Meers und des grossen
Oceans, werden aber vorzüglichst um Neu-Fund-
land, Neu-England, Neu-Schottland, auch
um Island und an den Nordküsten von Gros-
britannien gefangen*).

4. Merlangus. Der Witling, Gadde. G.
tripterygius imberbis albus, maxilla supe-
riore longio re.
*

5. †. Lota. Die Quappe, Drusche, Rutte,
Aalraupe, Aalputte. G. dipterygius cir-
ratus, maxillis aequalibus
. *

Ein überaus schnelles und verschlagnes Thier,
was leicht andrer Fische Herr wird; laicht um
Weyhnachten und vermehrt sich sehr stark. Be-
sonders ist die Leber als ein Leckerbissen berüchtigt.

10. blennivs. Caput declive, tectum.
Membr. branch. rad.
6. corpus lanceolatum,
pinna ani distincta
.

[Seite 291]

1. Viviparus. Die Aalmutter. B. ore tenta-
culis duobus.
*

Im Mitländischen Meer, in der Nordsee etc.
Gebiert lebendige Junge.

III. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade un-
ter den Brustflossen sitzen.

11. echeneis. Caput depressum, supra
planum marginatum, transverse sulcatum.
Membr. brauch. rad.
10. Corpus nudum.

1. Remora. Der Saugefisch. L. cauda bi-
furca, striis capitis
18. *

Ein sonderbares Thier, was sich mittelst der
unzälichen kleinen Mündungen auf dem queerge-
streiften Hinter-Kopfe, aufs festeste an Schiffe
und Ufer festsaugen kann. Die alte Fabel, daß
ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen
vermöge, bedarf keiner Widerlegung; doch hat
sich neuerlich bestätigt, daß ihrer viele allerdings
ein kleines Fahrzeug aufzuhalten im Stande sind.

12. coryphaena. Caput truncato declive.
Membr. branch. rad.
5. pinna dorsalis lon-
gitudine dorsi
.

1. Hippurus. Der Goldkarpe. (el Dorado).
C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60. *

Hat den Namen von der schönen Goldfarbe
seiner Schuppen. Läst sich wie der Delphin zur
Sturmzeit häufig um die Schiffe sehen.

[Seite 292]

13. cottvs. Caput corpore latius, spino-
sum. Membr. branch. rad.
6.

1. Cataphractus. Der Knurrhan, Stein-
bicker. C. loricatus rostro verrucis bifidis,
capite subtus cirroso
. *

Giebt wenn er gereizt wird einen knurrenden
Laut von sich, was aber keine Stimme, sondern
wie bey Heuschrecken etc. ein bloser Schall ist.

2. †. Gobio. Der Kaulkopf, Rotzkolbe.
Kruppe. C. laevis, capite spinis duabus. *

Ein sehr gemeiner Flußfisch. Hat schöne gras-
grüne glänzende Augen. Das Weibchen scharrt
sein Laich in eine Höle am Grund, und bewacht
es bis die Jungen ausgekrochen sind aufs sorg-
fältigste.

14. plevronectes. Die Buttett,
Schollen. Oculis utrisque in eodem la-
tere frontis. Membr. branch. rad.
4. 7. Cor-
pus compressum, latere altero dorsum, al-
tero abdomen referente.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur die ihre beiden Augen auf einer Seite
des Kopfs haben; manche Gattungen nemlich
auf der rechten, andere auf der linken: sehr
selten finden sich Misgeburten unter ihnen, die
anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen
haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls
so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer
schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe ge-
richtet.

1. Platessa. Die Scholle, Plateis, Gold-
butte. P. oculis dextris, corpore glabro,
tuberculis
6 capitis. *

[Seite 293]

Die Unterseite ist weis, die Augenseite grau
mit rothen und gelben Flecken. Wird für die
schmackhafteste Gattung gehalten.

2. Flesus. Der Flünder, die Helbütte. P.
oculis dextris, linea laterali aspera, spinu-
lis ad pinnas
. *

Von weit schlechterm Fleische als das vorige
Thier.

3. Maximus. Die Steinbutte. P. oculis
sinistris, corpore aspero
. *

15. chaetodon. Dentes setacei, flexi-
les confertissimi, numerosissimi. Membr.
branch. rad.
6. corpus pictum, pinna dorsi
anique carnosa squamosa
.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae
dorsalis
9. maculaque ocellari, rostro cy-
lindrico
. *

Philos. Trans. 1765. tab. IX.

In Ostindien. Hat so wie die verwandten
Gattungen dieses Geschlechts vortrefliche Far-
ben. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre,
wodurch das Thier die Insecten die an allerhand
Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfal-
len und ihm zur Speise werden müssen.

16. sprarvs. Dentes primores robusti, mo-
lares obtusi, conferti. Labia duplicata,
Membr. branch. rad.
5, corpus compressum.
Pinnae pectorales rotundatae
.

1. Aurata. Der Goldbrachsen. S. lunula
aurea inter oculos
. *

Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von
dem goldnen halben Mond vor den Augen.
[Seite 294] Streicht im Frühjahr in grossen Schaaren an
die Küsten und Mündungen der Flüsse. Er
schläft zu gesetzter Zeit, was man bey andern
Fischen nicht so bemerkt.

2. Sargus. Der Geißbrachsen. S. ocello
subcaudali, corpore fasciis nigris
. *

Aenelt dem vorigen Fisch in der Bildung und
Lebensart. Die Männchen sollen zur Begattungs-
zeit sehr hitzig seyn und wie Säugethiere oder
Vögel um ihre Geliebte kämpfen. Beide, die-
ses und das vorige Thier waren vorzüglich bey
den Römern in hohem Werth.

17. labrvs. Dentes acuti, labia simplicia.
Membr. branch. rad.
6. pinnae dorsalis radii
postice ramento filiformi aucti. Pectorales
acuminatae
.

1. Iulis. Der Meerjunker. L. lateribus
caerulescentibus, vitta longitudinali fulva
utrimque dentata
. *

Nebst der Goldschleihe der schönste Europäi-
sche Fisch, von vielfachen Farben, besonders
am Rücken treflich changeant. Er soll listig und
schwer zu fangen seyn, weil er den Köder ab-
frißt ohne die Angel zu schlucken.

18. perca. Opercula squamosa, serrata.
Membr. branch. rad.
7. Corpus pinnis spi-
nosis
.

1. †. Fluviatilis. Der Bars. P. pinnis dor-
salibus distinctis, secunda radiis
16. *

Ein fetter schmackhafter Fisch; hält sich an
den Ufern auf.

[Seite 295]

2. †. Lucioperca. Der Zander, Sandbars,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis
32. *

Ein Raubfisch, der harten kiesichten Grund
liebt, und an Steinen laicht.

3. †. Cernua. Der Kaulbars. P. pinnis dor-
salibus unitis radiis
27. spinis 15, cauda
bifida.
*

19. gasterostevs. Membr. branch.
rad.
3. corpus ad caudam utrimque carina-
tum. Pinnae ventrales pone pectorales, sed
supra sternum
.

1. †. Aculeatus. Der Stichling. G. spinis
dorsalibus tribus
. *

Ein kleiner nur Zoll langer aber schädlicher
Raubfisch.

2. Volitans. G. spinis dorsalibus 13. cirris 6,
pinnis pectoralibus corpore longioribus. *

Ist um Amboina zu Hause, und kan sich mit-
telst seiner langen Brustflossen wie andere flie-
gende Fische einige Zeit in der Luft halten.

20. scomber. Caput compressum, laeve.
Membr. branch. rad.
7. corpus laeve, linea
laterali postice carinatum. Pinnae spuriae
saepe versus caudam
.

1. Thynnus. Der Thunnfisch. S. pinnulis
utrimque
8. *

Ein sehr gefrässiges grosses Thier, was wol
mehrere Centner wiegt, und ehedem bey den
Römern, die ihr Garum aus ihm nahmen, sehr
hochgeschätzt war; auch jetzt noch einen der vor-
[Seite 296] züglichsten Arten von Fischfang im Mitländischen
Meere ausmacht. Um kleine Fische zu fangen,
schwimmt der Thunfisch in einer Spirallinie,
wodurch er sie wie in einem Malstrom haufen-
weis zusammen treibt.

21. mvllvs. Caput compressum, declive,
squamis tectum. Membr. branch. rad.
3.
Corpus squamis magnis facile deciduis.

1. Barbatus. Der Rothbart, die Meer-
barbe. M. cirris geminis, corpore rubro.

Ein sehr schönes Thier, roth mit Goldstrei-
fen. War ebenfalls bey den Römern bis zur
Ausschweifung geschätzt.

22. trigla. Caput loricatum lineis sca-
bris. Membr. branch. rad.
7. Digiti liberi
ad pinnas pectorales.

1. Hirundo. T. digitis ternis, linea laterali
aculeata
. *

2. Volitans. T. digitis vicenis membrana
palmatis
. *

Beides fliegende Fische, die in beiden Elemen-
ten ihre Feinde haben, im Wasser Raubfische,
und drüber die Wasservögel; doch auch beiden
durch Fliegen oder Schwimmen zu entgehen wissen.

IV. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchflossen hinter den
Brustfloßfedern sitzen. Sie leben gröstentheils
in süssen Wassern.

[Seite 297]

23. cobitis. Oculi in suprema capitis parte.
Membr. branch. rad.
4-6. Cauda versus
pinnam minus angustata
.

1. †. Barbatula. Der Schmerling, Grun-
del, Bartgrundel. C. cirris 6, capite in-
ermi compresso
. *

Ein sehr bekannter fruchtbarer Fisch, wovon
es mehrere Spielarten, mit und ohne Bartfä-
den etc. giebt.

2. †. Fossilis. Der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisser, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 8, spina super
oculus.
*

Philos. Trans. 1747. t. II. f. 1.

Giebt wie der Knurrhan einen Laut von sich;
wenn man ihn in Gläsern mit Sand am Boden,
erhält, so wird er bey jeder bevorstehenden Wet-
terveränderung unruhig.

24. silvrvs. Caput nudum. Os cirris
filiformibus tentaculatum. Membr. branch.
rad
. 4-14. Radius pinnarum pectoralium
aut dorsalis primus spinosus, retrodentatus
.

1. †. Glanis. Der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali unica mutica, cirris
6. *

Der gröste Süswasserfisch, der wol eine Länge
von acht Ellen erreicht, und wegen des unförm-
lich grossen und breiten Kopfes und der langen
Bartfäden ein sonderbar Ansehn hat. Er närt
sich von andern Fischen, auch von Wasservögeln
und grössern Thieren, und soll wol eher selbst
Menschen und Pferde etc. aufgefressen haben.

[Seite 298]

25. salmo. Caput laeve. Dentes in ma-
xillis, lingua. Membr. branch. rad.
4-10.
pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ven-
trales multiradiatae
.

1. †. Salar. Der Lachs, Salm. S. rostro ul-
tra inferiorem maxillam prominente
. *

Eigentlich ein Seefisch, der aber zur Laichzeit
in die Flüsse steigt. Er wird besonders um die
Zeit sehr von Würmern (Lernaea salmonum)
hinter dem Kiefer geplagt, daher er oft aus Un-
ruhe schnelle Sprünge übers Wasser thut.
Nur die Männchen haben einen gebogenen Unter-
kiefer*).

2. †. Trutta. Die Lachs-Forelle. S. ocel-
lis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali
punctis
6. *

3. †. Fario. Die Forelle. S. maculis rubris,
maxilla inferiore sublongiore
. *

Dieses schöne, muntre und doch menschen-
freundliche, leicht kirre Thier lebt in schattichten
kalten Waldbächen auf kiesichtem Grund, wird
in theils Gegenden bis 50 Pfund schwer, in an-
dern aber kaum Spannenlang. Doch sind diese
kleinen vorzüglich schmackhaft.

4. Alpinus. Der Rothfisch. S. dorso nigro
lateribus caeruleis, ventre fulvo
. *

Ein sehr wichtiges Thier für die Schwedischen
Lappen, deren beynah einzige Nahrung es zu-
weilen ausmacht; lebt fast blos von Mücken
(culex pipiens).

5. Eperlanus. Der Stint, Alander. S. ca-
pite diaphano, radiis pinnae ani
17. *

[Seite 299]

6. †. Lavaretus. Der Gangfisch, Blauling,
Schnepel, Weisfisch. S. maxilla superiore
longiori, radiis pinnae dorsi
14. *

Ein kleiner aber überaus schädlicher Raubfisch,
der sich fast blos vom Laich andrer Fische närt.
Sein Fleisch ist schmackhaft, und wird auch einge-
salzen, geräuchert etc. Vorzüglich wird eine Spiel-
art (Ferra), die sich im Genfer-See findet, aber
nur zu gewissen Zeiten gefangen wird*), für ei-
nen der delikatsten Fische gehalten.

7. †. Thymallus. Die Aesche. S. maxilla su-
periore longiore, pinna dorsi radiis
23. *

26. esox. Caput supra planiusculum; man-
dibula superiore plana breviore, inferiore
punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr.
branch. rad.
7-12.

1. †. Lucius. Der Hecht. Q. rostro depresso
subaequali
. *

Einer der gefährlichsten Raubfische, der nicht
nur andere Fische, sondern auch allerhand Am-
phibien, auch Kröten, viele Wasservögel und
Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.
Er wird wol auf dreisig Pfund schwer, und
über hundert Jahre alt.

2. Belone. L. rostro vtraque maxilla subulato. *

Ein schmackhafter Fisch. Seine Gräten sind
grün, als wenn sie mit Saftfarbe angestrichen
wären. Daß sie aber im Finstern leuchten soll-
ten, wie Linné sagt, muß wenigstens nicht
immer seyn.

27. exocoetvs. Caput squamosum. Os
edentulum, maxillis vtroque latere conne-
[Seite 300] xis. Membr. branch. rad.
10. Corpus al-
bicans, abdomen angulatum, pinnae pecto-
rales maxime volatiles, radiis antice cari-
natis
.

1. Volitans. E. abdomine vtrinque carinato. *

28. clvpea. Caput maxillarum superio-
rum mystacibus serratis. Membr. branch.
rad.
8. Branchiae interne setaceae. Ab-
dominis carina serrata. Pinnae ventrales saepe
nouemradiatae
.

1. Harengus. Der Häring. C. immaculta,
maxilla inferiore longiore
. *

Einer der wichtigsten Fische für die Nordliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren verfolgt wird, sich aber auch dagegen
unglaublich vermehrt. Besonders sind die Wall-
fische der Häringe gefährlichste Feinde; denen
diese im Junius durch ihre grossen äusserst be-
stimmten, regelmässigen Reisen nach den Euro-
päischen Küsten, zumal nach den Orcaden über
Schottland, zu entgehen suchen, da denn ihre An-
wesenheit (seit dem Jahr 1164) einige tausend
Menschen mit ihrem Fang beschäfftigt. Wil-
helm Beukelszoon von Bierfliet in Flandern hat
1416 zuerst Häringe eingesalzen.

2. Alosa. Die Sardelle, Alse, der Gold-
fisch, Mayfisch. C. lateribus nigro macu-
latis, rostro bifido
. *

Die Sardellen finden sich vorzüglich häufig im
Mittelländischen Meere; doch sind die so sich in
Flüsse ziehen bey weitem schmackhafter.

3. Encrasicolus. Der Anschovis. C. maxilla
superiore longiore
. *

[Seite 301]

Ein sehr beliebter kleiner Fisch, der am häu-
figsten bey Gorgona ohnweit Livorno gefangen
wird.

29. cyprinvs. Caput ore edentulo. Os
nasale bisulcum. Membr. branch. rad.
3.
Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe
nouemradiatae
.

1. †. Barbus. Die Barbe. C. pinna ani ra-
diis
7, cirris 4, pinnae dorsi radio secundo
vtrinque serrato
. *

2. †. Carpio. Der Karpe. C. pinna ani ra-
diis
9, cirris 4, pinnae dorsalis radio postice
serrato
. *

Es giebt mehrere Spielarten, worunter sich
die Spiegelkarpen wegen ihrer schönen Farben,
und einiger beständig von Schuppen entblösten
Theile des Körpers auszeichnen. Sie erreichen
theils ein ungemein hohes Alter, Mannslänge,
und eine Schwere von zwey Centnern.

3. †. Gobio. Der Grundling, die Kresse.
C. pinna ani radiis 11, cirris 2. *

4. †. Tinca. Die Schleihe. C. pinna ani ra-
diis
25, cauda integra, corpore mucoso,
cirris
2. *

Findet sich in sacht fliessenden Wassern mit lei-
michtem Boden; seltner in grossen Flüssen, wie
im Rhein, in der Tiber etc. Auch sie giebt einen
Laut mit den Kieferdeckeln von sich. Die Gold-
schleihe*) die sich zumal in Schlesien findet, ist
einer der prachtvollsten deutschen Fische.

5. †. Carassius. Die Karausche. C. pinna
ani radiis
10, caudae integra, linea laterali
recta
. *

[Seite 302]

Ein Raubfisch, der besonders den Karpen ge-
fährlich wird.

6. Auratus. Das Chinesische Goldfischgen.
C. pinna ani gemina, caudae transuersa bi-
furca
. *

iob baster in Haarlem. Verhandl.
VII. D. I. St. mit illum. Fig.

Ein überaus schön gezeichnetes Thier, was in
den Flüssen von China und Japan zu Hause ist.
Die schönsten Goldfische werden in einem klei-
nen Teiche in der Provinz Che-Kyang gefangen.
Man hält sie ihrer schönen Farbe und ihrer Mun-
terkeit wegen auf den Zimmern in Porcellan-Ge-
fässen: und sie kommen auch in Europa fort, wo
sie zuerst 1691. nach England gebracht worden
sind.

7. †. Phoxinus. Die Elritze. C. pinna ani ra-
diis
8. macula fusca ad caudam, corpore
pellucido
. *

Ein gemeiner, aber ebenfalls schönfarbiger
kleiner Fisch. Am Rücken glänzt er wie Gold,
am Bauch wie Silber, und an den Seiten schil-
lert er ins Purpurrothe.

8. †. Aphya. Der Spierling. C. pinna ani
radiis
9, iridibus rubris, corpore pellu-
cido
. *

Das kleinste Thier der ganzen Classe.

9. †. Leuciscus. Die Seele, Laugele, der
Blauling. C. pinna ani radiis 10, dor-
sali
9. *

Ist zumal in einigen Gegenden der Schweiz
äusserst häufig: lebt gesellschaftlich: hält sich gern
an der gleichen Stelle auf: wird geräuchert und
eingepöckelt.

[Seite 303]

10. †. Dobula. Der Häseling, Hasel, Schnott.
C. pinna ani dorsalique radiis 10. *

11. †. Rutilus. Das Rothauge, Röthling.
C. pinna ani dorsalique radiis 12. rubicun-
da
. *

Es giebt mehrere Varietäten unter dieser Gat-
tung; wovon besonders die eine wegen ihrer
schönen zinnoberrothen Farbe merkwürdig ist.

12. †. Orfus. Der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13. *

13. †. Nasus. Die Nase. C. pinna ani radiis
14. rostro prominente. *

So wie die vorige Gattung besonders häufig
im Rhein. Die Nase hat ihren Nahmen von
der ungewöhnlichen Bildung ihrer Schnauze,
die einer Menschennase änelt.

14. †. Alburnus. Der Ukley, Weisfisch. C.
pinna ani radiis
20. *

Ein sehr gemeiner Fisch, dessen Schuppen zu
den Glasperlen gebraucht werden.*)

15. †. Brama. Der Brachsen, Bley. C. Pinna
ani radiis
27, pinnis fuscis. *

Ein bekannter, schmackhafter Fisch, dessen
Nutzbarkeit durch seine ausserordentliche Vermeh-
rung verstärkt wird. Er lebt in lettigen Boden,
den er bey Annäherung der Hechte oder anderer
Raubfische aufwült, und sich dadurch ihren Au-
gen entzieht.

Achter Abschnitt.
Von den Insecten.

[Seite 304]

§. 130.

Die lezten beyden Classen des Thierreichs,
die Insecten und Gewürme unterscheiden sich
schon dadurch von den vorhergehenden, daß
sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen
weißlichten Saft in ihrem Körper führen: wes-
halb sie auch von den Alten Blurlose Thiere
(animalia exsanguia) genannt wurden.

§. 131.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zustan-
de, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch
Einschnitte von einander abgesondert sind,
ja bey den mehresten fast nur wie durch einen
Faden unter sich verbunden werden. Ausserdem
zeichnen sie sich aber auch durch besondre Fäden
aus, die sie an der Stirne tragen, (Antennae,
Fühlhörner) und die allemal an der Wurzel
eingelenkt, meist aber auch noch ausserdem geglie-
dert sind; ferner durch die Lage der Rinnladen,
die sich bey denen Insekten, so damit versehen
[Seite 305] sind, nicht wie bey allen rothblütigen Thieren
horizontal auf und nieder, sondern seitwärts
hin und her bewegen: und endlich durch die
grössere Anzahl Füsse, da die vollkommenen
Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche
aber wol auf anderthalbhundert etc. haben.

§. 132.

Ausser den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten wenig Eigenschaften, die ihnen
allen gemein wären. Die ganz unermeßliche
Anzal der Gattungen, ihre so unendlich ver-
schiedenen Bestimmungen, und dahin abzwek-
kende eben so verschiedene Lebensart, Bedürf-
nisse etc. erfordern einen äusserst mannichfal-
tigen Körperbau, in welchen sie, so wie in der
ungleichen Grösse ihres Körpers ausserordent-
lich von einander abweichen.

§. 133.

Selbst die äussere Bedeckung ihres Kör-
pers ist weit mannichfaltiger, als bey den übri-
gen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem
hornartigen Panzer überzogen, der aus meh-
rern Stücken besteht die sich wie die Schienen
eines Harnisches über einander schieben lassen;
und wodurch diese Thiere für mancherley Unfällen
gesichert, und für den Mangel der Knochen die
bey andern Thielen zur Grundlage der Mus-
[Seite 306] keln u.a. weichen Theilen dienen, entschä-
digt. Manche sind mit feinen aber meist
steifen Haaren besetzt, und bey einigen die
Flügel mit kleinen Federgen, oder vielmehr
Schuppen bedeckt, die zum Theil von den
schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt
unter den Insecten, vorzüglich unter den Kä-
fern und Schmetterlingen, Thiere von ganz
unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 134.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge, und also vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, (§. 31.) weichen die In-
secten gar sehr von den übrigen Thieren ab.
So daß ihnen so gar viele berühmte Männer
verschiedne von unsern fünf äussern Sinnen
gänzlich abzusprechen, oder andre uns unbe-
kannte Sinne zuzuschreiben gewagt haben.

§. 135.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich
merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues
von zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure
Halbkugeln, die aber aus vielen tausend Fa-
cetten, oder wie es Swammerdam's mühseeli-
ger Fleis erwiesen hat, eigentlich aus eben so
viel besondern kleinen Augen bestehen. Die meh-
resten geflügelten Insecten, aber auch manche un-
[Seite 307] geflügelte, wie der Hummer etc. haben derglei-
chen. Die Augen der andern Art sind einfach,
klein, und sowol in Rücksicht ihrer Anzahl als
Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr
für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe
bestimmt zu seyn; und darum kriegen die
Schmetterlinge in ihrem geflügelten vollkomm-
nen Zustande solche grosse componirte Telesco-
pische Augen, da sie vorher als Raupen nur
Myopische kleine Augen hatten. Nur wenige
Insecten wie z.B. die Krebse, können ihre
Augen bewegen.

§. 136.

Die Fühlhörner (§. 131.) die Linné und
andre berühmte Männer für Werkzeuge beson-
derer, den Insecten eigener Sinne angesehen
haben, dünken uns doch nichts weiter, als
was sie ihrem Nahmen nach seyn sollen –
Werkzeuge des Gefühls, Sonden, Tangen-
ten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen
äussern Decke, und bey der Unbeweglichkeit
ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die In-
secten scheinen das feinste Gefül in ihren An-
tennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben,
und da sie grossentheils im finstern leben, da-
durch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts
durch seines Gefül zu ersetzen.

§. 137.

[Seite 308]

Im innern Körperbau*) weichen die
Insecten gar sehr von den rothblütigen Thieren
ab. Ihr Gehirn ist so klein und einfach daß
es kaum den Namen davon verdient; so we-
nig als das daran hängende Rückenmark, das
bey ihnen längst des Bauches liegt. Was
man das Herz der Insecten nennt, ist folgends
so sonderbar gebildet, daß man es schwerlich
dafür erkennen kan. Es ist ein langer Canal
von ungleicher Weite der längst des Rückens
liegt, aus welchen aber nicht eine einzige Ader
entspringt, als von welchen man überhaupt
keine Spur bey den Insecten findet. Hingegen
sind sie mit unzäligen Luftröhren vom erstau-
nenswürdigsten feinsten Bau, und mit äusserst
zalreichen, Muskeln (§. 29.), die aber auch
sowol in der Bildung als in der Farbe von den
Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen,
versehen. So unentbehrlich ihnen die Luft,
zur Bewegung der Muskeln u.a. Verrichtungen
ist, so bemerkt man doch kein eigentliches wah-
res Athemholen an ihnen; so wie auch über-
haupt die Art ihrer Ernärung von der roth-
blütigen Thiere ihrer gänzlich verschieden zu
seyn scheint.

§. 138.

[Seite 309]

Der Aufenthalt der Insecten ist weit un-
beschränkter, als der von irgend einer andern
Thierclasse. Sie sind so zu sagen in allen Ele-
menten verbreitet: man wird keine Spanne
breit Erdreich untersuchen können, ohne Spu-
ren von Insecten zu finden: es sind fast auf al-
len Thieren ohne Ausnahme, auf allen Pflan-
zen, welche anzutreffen, und sie machen gleich-
sam eine unsichtbare Welt für sich aus, die
zwischen die ganze übrige organisirte Schö-
pfung eingeschoben ist. So allgemein aber die
Insecten, im Ganzen genommen, über die
ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch
dagegen einer jeden einzelnen Gattung ihr be-
sonderer eingeschränkter Aufenthalt auf bestimm-
ten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen
Theilen angewiesen: so wie auch manche sich
sogar nur in einer gewissen Jahrszeit oder Tags-
zeit am gleichen Orte aufhalten, und nachher
Insecten andrer Art Platz machen müssen: so
daß kein Thier das andere in den Geschäften stö-
ren darf, die ihm zu seiner eignen Erhaltung
oder zum Wohl des Ganzen von der Hand des
Schöpfers übertragen sind.

§. 139.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher Verbindung, und leisten sich in ih-
[Seite 310] ren Geschäften wechselseitige Hülfe. Die aller-
meisten gehen einzeln und insolirt ihren Ver-
richtungen nach, und manche, die wie die Spin-
nen in zahlreicher Gesellschaft jung worden sind,
zerstreuen sich bald nachher, und leben einsied-
lerisch, so, daß viele ausser der Begattungszeit
kein anderes Geschöpf ihrer Art nachher wieder
zu sehen kriegen.

§. 140.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen etc. die sich so viele Insecten zu verfer-
tigen wissen, haben wir schon oben auf Anlaß
der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung gethan.
Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht
wenigstens einmal, in einer gewissen Periode
ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfä-
higkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie
die Kleidermotten und Frühlingsfliegen in ih-
rer unvollkommenen Gestalt, als Larven, sich
ein Gehäuse zum Aufenthalt und zum Schutze
verfertigen, oder sich, um die Verwandlung
und den langen Todesschlaf zu bestehen, ein
Lager bereiten, oder sich einspinnen, oder die
sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die
Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen,
oder die doch wenigstens, wie manche Wasser-
käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre
Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zube-
reiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
[Seite 311] Manche von denen, die in gesellschaftlicher
Verbindung leben, bauen sich mit vereinten
Kräften, und nach den Gesetzen einer äusserst
regelmässigen ihnen angebohrnen Meßkunst,
gemeinschaftliche Wohnungen: einige andere
Insecten hingegen, denen der Schöpfer keinen
Kunsttrieb zur eignen Verfertigung eines Ne-
stes etc. verliehen hat, beziehen doch wie der
sogenannte Einsiedlerkrebs etc. leerstehende aus-
gestorbene Schneckenhäuser, die sie mit der
Zeit, wenn sie ihnen zu enge werden soll-
ten, leicht mit andren geräumigern vertauschen
können.

§. 141.

Die Nahrung der Insecten entspricht
mehrentheils ihrem Aufenthalt: und sie ist ei-
ner der erstaunenswürdigsten wunderbarsten
Beweise von der unendlich weisen Einrichtung
in der grossen Haushaltung der Natur. Die
Insecten sollen nicht blos essen um satt zu wer-
den, um sich zu ernähren, sondern um das
Gleichgewicht zwischen beiden organisirten Rei-
chen zu erhalten, um Aas zu verzehren, um
Unkraut zu vertilgen u.s.w. eine grosse Be-
stimmung, zu deren Erfüllung diesen kleinen
Thiergen, theils ihre fast unglaublich starke
Vermehrung, theils ihr unersättlicher Appetit
zu statten kommt. Man weis, daß eine Raupe
[Seite 312] in 24 Stunden das Triplum ihres eignen Ge-
wichts verzehren kan.

§. 142.

Für den Nachstellungen ihrer Feinde
sind einige Insecten, wie z.B. die Spannrau-
pen durch ihre täuschende Gestalt, andere da-
durch, daß sie einerley Farbe mit den Gewäch-
sen haben, worauf sie leben, und folglich we-
niger darauf abstechen, nicht so leicht bemerkt
werden können; andere durch den Gestank, den
sie im Nothfall verbreiten können, andere durch
die Macht des gesellschaftlichen Lebens (§. 34.)
noch andre durch ihre bewunderungswürdige
Stärke (§. 29.) etc. gesichert. Und manche
sind gar mit Waffen, z.B. mit Hörnern wie
Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift ver-
sehen.

§. 143.

Es giebt unter den Insecten sehr wenige
Hermaphroditen*) sondern es herscht bey
den allermehresten der gleiche Geschlechtsun-
terschied, wie bey allen Thieren der vorigen
Classen. Hingegen sind oft in derselben Gat-
tung die beiden Geschlechter einander so unän-
lich gebildet, daß man sie ehr für ganz ver-
schiedene Thierarten, als für zusammen gehö-
rige Gatten halten sollte. Unter den Bienen
[Seite 313] und andern ihnen verwandten Insecten ist im-
mer die gröste Anzahl gänzlich geschlechtlos;
das heist sie werden gezeugt und gebohren, ohne
doch selbst je die Bestimmung, oder die Fä-
higkeit zur Empfängnis oder zur Zeugung
zu haben.

§. 144.

Auch die Begattung hat bey verschiednen
Insecten sehr viel sonderbares. Die mehresten
leben in sofern in einer gezwungenen Monoga-
mie, weil sie schlechterdings nicht mehr als ein
einziges mal in ihrem Leben die ehelichen Freuden
geniesen können: der Tod ist bey ihnen eine so
unausbleibliche Folge der ersten Begattung,
daß man so gar ihr Leben durch verzögerte Paa-
rung verlängern kan.

§. 145.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die
zum Theil, zumal bey den Schmetterlingen,
von einer überaus mannichfaltigen sonderbaren
Bildung und Zeichnung*), und wenn sie von der
Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit ei-
ner Art Virnis überzogen sind, damit sie weder
vom Regen abgespült noch durch andern Zufall
leicht zerstört werden können. Einige wenige
gebären lebendige Junge und manche, wie die
Blatläuse pflanzen sich auf beiderley Weise fort.

§. 146.

[Seite 314]

Ein äusserst merkwürdiges Phänomen, was
fast blos dieser Thierclasse eigen, wenigstens in
den andern (§. 105. 124.), bey weitem nicht
so auffallend wird, ist ihre Metamorphose.
Die wenigsten Insecten behalten nemlich die
gleiche Gestalt, in der sie zuerst ans Licht ge-
kommen sind, ihr ganzes übriges leben hin-
durch, sondern sie verwandeln sich gröstentheils
zu wiederholten malen in bestimmten Epochen
ihres Lebens, und erscheinen während dieser
Auftritte oft in ganz verschiednen Gestalten,
wobey zugleich ihr ganzer innrer Körperbau auf
eine Weise umgeschaffen wird*), die sich
schwehrlich anders als mit den Gesetzten des
Bildungstriebes (§. 11. u. f.), am wenigsten
aber mit den vermeinten präexistirenden Kei-
men (§. 10.) zusammen reimen läßt.

§. 147.

In der Gestalt, wie diese Insecten die
sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus
dem Ey kriechen, heissen sie Larven. Meist
kommen sie äusserst klein ans Licht, so daß z.B.
eine erwachsene Weidenraupe 27,000 mal
schwerer wiegt als da sie eben aus dem Ey ge-
krochen war. Theils haben diese Larven Füsse,
wie die Raupen und Engerlinge: theils aber
[Seite 315] keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar
noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustand
zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie
ernähren sich blos, und wachsen, und Häuten
sich mit unter einige mal.

§. 148.

Wenn die Larve merkt, daß ihre Zeit her-
bey kommen ist, so verpuppt sie sich, sie ver-
fertigt sich eine Verwandlungshülse, in der sie
bis zur lezten Catastrophe ihres Lebens einge-
schlossen bleibt. Manche können sich während
dieses Zustandes herum bewegen, auch Nah-
rungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen
verschliessen sich in ihre Puppe, (chrysalis, au-
relia
) fast wie in einen Sarg: und bringen ei-
nen grossen Theil des Jahrs und ihres Lebens
in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nah-
rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu
bewegen, zu.

§. 149.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver-
graben scheint, geht mit ihm selbst die grosse
Veränderung vor, daß es aus seinem Larven-
stand zum vollkommnen Insect (Insectum
declaratum
) umgebildet wird, und nach be-
stimmter Zeit verschönert und vervollkommnet
[Seite 316] aus seinem Kerker hervorbrechen kan. Wirk-
lich ist es eines der bedeutungsvollsten Schau-
spiele in der Natur, die Betäubung zu beobach-
ten, mit der das schlaftrunkene Thier zum zwey-
ten mal das Licht der Welt begrüst, bis es von
seinem Taumel ermuntert, verjüngt und neu
belebt, davon flattert, und der Erfüllung sei-
ner noch übrigen Pflichten entgegen eilt. Man-
che Insecten absolviren diese letzte Rolle ihres
Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne
bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen,
nicht einmal einen Mund mit zur Welt, sie
fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter:
jene beiden Bestimmungen eines organisirten
Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt:
Jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie
sollen eine Gattin aufsuchen, ihr Geschlecht
fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft
Platz machen, und sterben.

§. 150.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich einfach: dagegen ist aber der
Antheil, den diese kleinen unbemerkten Thiere
an der grossen Haushaltung der Natur haben,
die Geschäfte die ihnen der Schöpfer zum Wohl
des Ganzen anvertrauet hat, desto mannichfal-
tiger und ganz unermeßlich. Wir haben ihrer
schon bey mehrerem Anlaß Erwähnung gethan.
[Seite 317] Die Insecten sind es, die die bestimmten Gren-
zen des Pflanzenreichs, sein verhältnismässiges
Gleichgewicht gegen das Thierreich erhalten,
und deshalb unzählige Arten von Unkraut
theils im Keim ersticken, theils, wenns auch
aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fer-
nern Wucher vorbeugen müssen. Eine gar
nicht sehr in die Augen fallende, aber im Grunde
unabsehliche und unaufhörliche Arbeit, die
schlechterdings als eine der ersten und kräftigsten
Triebfedern im Gange der Schöpfung angese-
hen werden muß. Einen andern ebenfalls äus-
serst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten
die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s.
w. und die dadurch, daß sie diese widrigen ani-
malischen Substanzen aufzehren, zerstreuen und
durchwirken, von der einen Seite der Infe-
ction der Luft vorbeugen, und von der an-
dern die allgemeine Düngung des Erdreichs
befördern. Hingegen helfen auch unzälige
Insecten zur Fortpflanzung und Befruchtung
der Gewächse, indem sie den Blumenstaub
vom einen zum andern übertragen*). Manche
Thiere dieser Classe, wie die Krebse, die gros-
sen orientalischen Heuschrecken etc. sind eßbar.
So auch der Honig der Bienen. Die Seide
nutzt zur Kleidung und mancherley andern Ge-
[Seite 318] brauch. Verschiedne Insecten geben vortref-
liche Farben, wie die Cochenille den Schar-
lach, der Kermes das Carmeisin. Die Gall-
äpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Lich-
tern und tausenderley andern Absichten be-
nutzt. Auch das Lack das zu Virnis,
zum Siegellack u.s.w. verbraucht wird, ist
das Product einer noch nicht genau bestimm-
ten Insectenart, vermuthlich aus dem Ameisen-
geschlecht. Für die Arzney sind vorzüglich die
Spanischen Fliegen, die Kelleresel und die
Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch
die Maykäfer, und sogenannten Maywürmer,
vom frischen als Hülfsmittel gegen den tollen
Hundsbiß berüchtigt worden.

§. 151.

Die Weisheit des Schöpfers hat gewollt,
daß Nutzen und Schade der verschiednen Thier-
classen in einigem Verhältnis stehe: und so ist
auch hier der Nachtheil, den die Insecten an-
richten, zwar mit ihrem unermeßlichen Nutzen
in keinem Vergleich zu bringen, aber doch im
Ganzen genommen, beträchtlicher als bey an-
dern Thieren. Sehr viele Insecten sind den
Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursa-
chen Miswachs, und verheeren, wie die
grossen Heuschrecken, junge Saat, und alles,
wo sie auffallen. Manche sind besonders dem
Getraide nachtheilig; andere, wie so viele
[Seite 319] Raupen, Erdflöhe, Engerlinge etc. den Gar-
tengewächsen; andre Raupen, und Käfer-
larven etc. den Obstbäumen; die Schildläuse
besonders der Orangerie: die Larven von Speck-
käfern, und die Holzraupen den Holzungen:
die Ameisen den Wiesen: die Kackerlacken,
die Wanzen, die weissen Ameisen etc. dem
Hausgeräthe: die Kleidermotten der Wolle,
dem Peltzwerk u.s.w. Die Larven vieler klei-
ner Käfergen den Büchern und Naturalien-
sammlungen. Endlich werden auch einige
Arten von sogenanntem Ungeziefer den Men-
schen selbst, so wie den Pferden, Schafen,
Hünern und andern Hausthieren, ja so gar
verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen,
Seidenwürmern etc. auf eine sehr unmittelbare
Weise lästig; und andre, wie die Skorpione etc.
durch ihr Gift, furchtbar.

§. 152.

Die systematische Anordnung wird bey
dieser Classe durch die zahllose Menge der da-
rin begriffenen Thiere, und durch ihre so sehr
verschiedne Bildung, erschwehrt. Wir fol-
gen indeß auch hier dem scharfsinnigen Ent-
wurf des R. Linné, dessen Classification der
Insecten sich am meisten auf den ganzen Ha-
bitus derselben gründet, und wegen der weni-
gen Ordnungen auch den Vorzug der Faßlich-
keit fürs Gedächtnis hat. Es versteht sich,
[Seite 320] daß die Charaktere allemal vom vollkommnen
Insect nach überstandner Verwandlung etc. her-
genommen sind.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Insecten
mit hornigem Körper, deren Flügel in
der Ruhe sich zusammen falten, und mit
zwey hornartigen Decken oder Schei-
den belegt werden, die sich in der Mitte
in gerader Linie an einander schliessen.

II. Hemiptera. meist mit einem hornichten
spitzen Rüssel, der vorn an der Brust
hinab liegt: und mit vier meist kreuzweis
zusammengelegten zur Hälfte harten Per-
gamentänlichen Flügeln.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaarten Körper, und vier aus-
gespannten Flügeln, die mit bunten Schup-
pen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. mit vier durchsichtigen netz-
förmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. mit vier durchsichtigen ge-
aderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe-
deckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In-
secten.

I. COLEOPTERA

[Seite 321]

Die Thiere dieser Ordnung werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen
Nahmen auch dem ersten Geschlechte insbeson-
dere beylegt. Die Larve, welche allemal aus
einem Ey entspringt hat Freßzangen, und bey
den mehresten Geschlechtern sechs Füsse, die an
der Brust sitzen: bey einigen wie unter den
Holzböcken ist sie ohne Füsse (eine Made). Sie
verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in
einer ausgehölten leimigten Scholle: oder aber,
wie bey den genannten Holzböcken, im Holze.
Das vollkommene Insect kriecht zwar weich
aus der Puppe: seine Haut verhärtet aber in
kurzer Zeit an der Luft: es hat so wie die Larve
Kinnladen am Kopfe, und Luftlöcher an der
Seite: und ist mit harten hornartigen Flügel-
decken (Elytra) versehen.

1. scarabaevs. Käfer. Antennae clava-
tae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius
dentatae.

1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu in-
curvo maximo: subtus barbato unidentato,
capitis recurvato: supra multidentato
. *

Eins der grösten Insecten; dessen Larve einen
starken Daumen dick, und beynah eine viertel
Ele lang ist. Beym Käfer ist das Horn von der
[Seite 322] Stirne aufwärts, und das längere vom Brust-
schild im Bogen runterwärts gebogen, so daß
das Thier beide bewegen, und damit fassen und
kneipen kan. Ist in Brasilien zu Hause, vari-
irt in der Farbe, dunkelbraun, violet, schmutzig
grün etc.

2. Actaeon. (rhinoceros auctor.) S. scutella-
tus thorace bicorni, capitis cornu uniden-
tato, apice bifido
. *

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen: ist
aber am Körper noch stärker. Seine Flügel sind
wol zweymal so lang als der Leib, und unter
den Flügeln zusammengefaltet.

3. †. Lunaris. S. exscutellatus, thorace bicor-
ni: intermedio obtuso bifido, capitis cornu
erecto clypeo emarginato
. *

Hat die Grösse vom gemeinen Mistkäfer: ist
ganz schwarz, glänzend, und überaus artig ge-
bildet; zumal das Männgen dessen Brustschild
sehr regelmässig ausgeschweift ist. Er lebt auf
Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuh-
mist: aus dem er, wie andre verwandte Käfer-
arten, hole Kugeln formt; die er einzeln unter
die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt,
und in jede ein einziges Ey legt; damit die künf-
tig daraus kriechende Larve aus dem Miste
Nahrung, und bis zu ihrer Verwandlung sichern
Aufenthalt habe.

4. †. Nasicornis. Der Nashornkäfer. S. scu-
tellatus, thorace prominentia triplici, capi-
tis cornu incurvato, antennis heptaphyllis
. *

Der gröste hieländische Käfer: findet sich vor-
züglich in Gerberlohe von Eichenrinde, und in
holen Bäumen: fliegt sehr selten.

[Seite 323]

5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexden-
tato, thorace inermi crenulato, tibiis po-
sticis ciliatis, vertice subbidentato
.

Nicht ganz so gros als der Nashornkäfer,
legt auch seine Eyer in Kugeln von Mist. Ist
im südlichen Europa, und selbst in Tyrol, vor-
züglich aber häufig in Aegypten zu Hause, wo
er von den alten Aegyptiern verehrt*), und auf
ihren Kunstwerken vorgestellt ist. Besonders
hat man ihn auf die Hinterseite der Aegyptischen
und Hetrurischen geschnittenen Steine aus-
geschnitzt, die deshalb Scarabaei genannt wer-
den. Wir besitzen selbst einen solchen Hetruscischen
Carneol, der auf dem Rücken ganz genau und
völlig nach der Natur in Form dieses Käfers ge-
schnitten ist.

6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace iner-
mi capite tuberculato, elytris rubris, cor-
pore nigro
. *

Ein kleiner Käfer, der sich so, wie seine Larve,
im Kuhmist aufhält, ihn durchwült, verar-
beitet etc.

7. †. Stercorarius. Der Roßkäfer, Scharne-
weber, Schnurrkäfer, Schaaffink. S.
scutellatus muticus ater glaber, elytris sul-
catis; capite rhombeo: vertice prominulo,
antennis rubris
. *

Lebt besonders im Pferdemist: ist daher häufig
auf Fahrwegen zu finden. Wenn er an heitern
Sommerabenden herum fliegt, so ist auch für
den folgenden Tag noch gut Wetter zu erwarten.

[Seite 324]

8. †. Vernalis- Der Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laevissimis, capite
clypeo rhombeo, vertice prominulo, an-
tennis nigris
. *

Vorzüglich im Schaafmist, den er zwischen
die Stacheln der Hinterfüsse faßt, und wie Ku-
geln um die Axe wälzt. Manche schillern schön
violet, grün etc. Wird wie die beiden vorigen
Arten sehr von Ungeziefer (acarus coleoptro-
rum
) geplagt.

9. †. Melolontha. Der Maykäfer. S. scutel-
latus muticus testaceus, thorace villoso,
cauda inflexa, incisuris abdominis albis
. *

Eins der gemeinsten Insecten, was fünf Jahre
lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von
Getraidewurzeln etc. nährt, und zuweilen allge-
meinen Miswachs verursacht hat*). Im sechs-
ten Jahr kömmts endlich als Maykäfer zum
Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem
jungen Laub, besonders an Obstbäumen.

10. †. Solstitialis. Der Brachkäfer, Junius-
käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus mu-
ticus testaceus, thorace villoso, elytris lu-
teo-pallidis pellucidis: lineis tribus albis
parallelis
. *

Hat wie der vorige seinen Namen von der Zeit
wann er sich zuerst als Käfer sehen läßt. Ae-
nelt ihm auch in der Bildung, ist aber nur halb
so gros.

[Seite 325]

11. †. Auratus. Der Goldkäfer, Rosenkä-
fer. S. scutellatus muticus auratus, segmen-
te abdominis primo lateribus unidentato,
clypeo pluniusculo
. *

Die Larve und Puppe findet sich häufig in
Ameisenhaufen, und holen Baumstämmen. Der
Käfer selbst aber, der wegen seiner grün-gold-
nen Flügeldecken überaus schön aussieht, in den
Gärten an Rosenstöcken, Lilien, Iris etc.

2. lvcanvs. Antennae clavatae: clava
compressa latere latiore pectinato-fissili.
Maxillae porrectae, exsertae, dentatae
.

1. †. Cervus. Der Hornschröter, Wein-
schröter, Feuerschröter, fliegende Hirsch,
Neuntöder, Börner, Donnerguge. L.
scutellatus: maxillis exsertis apice bifurca-
tis latere unidentatis
. *

Nächst den Krebsen das gröste deutsche Insect,
lebt vorzüglich in Eichenwäldern, variirt in der
Grösse und Farbe, die bey manchen mehr ins
Schwarze, bey andern ins dunkelrothe fällt.
Nur das Männchen hat die überaus artigen,
kleinen Geweihen änelnden Kneipzangen am
Kopfe. Die Larve hies bey den alten Römern
Cossus und ward von ihnen gegessen.

3. dermestes. Antennae clavatae: capi-
tulo perfoliato: articulis tribus crassioribus.
Thorax convexus, vix marginatus. Caput
sub thorace inflexum latens.

1. †. Lardarius. Der Speckkäfer. D. niger,
elytris antice cinereis, punctis nigris
. *

Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen
Theilen todter Thiere, und sind daher überall
[Seite 326] in Speisekammern, vernachlässigten Naturalien-
sammlungen, und auf anatomischen Theatern
zu finden. An eingespritzten trockenen anatomi-
schen Präparaten fressen sie manchmal das Fleisch
und die Häute so rein ab, daß die blose Wachs-
masse in Form der Gefässe sauber übrig bleibt*).

2. †. Pellio. D. niger, coleopteris punctis al-
bis binis
. *

Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften
Thieren u.s.w.

3. †. Typographus. Der Holzwurm. D. te-
staceus pilosus, elytris striatis retusis prae-
morfodentatis
. *

Unter der Rinde der Bäume, da er so wie
mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts
das Holz wurmstichig macht.

4. †. Piniperda, der schwarze fliegende
Wurm, Borkenkäfer. D. niger subvillo-
sus, elytris piceis integris, plantis rufis
. *

In Nadelhölzern, wo er theils äusserst häufig
ist, und grosse Verwüstungen anrichtet. Die
Stämme erkranken davon durch und durch, und
zu Bauholz verarbeitet, sind sie von äusserst kur-
zer Dauer.

4. ptinvs. Kümmelkäfer. Antennae fili-
formes: articulis ultimis majoribus. Tho-
rax subrotundus, immarginatus, caput ex-
cipiens.

1. †. Pertinax. P. fuscus unicolor. *

Hat seinen Namen daher, weil er, sobald
man ihn berürt, die Füsse anzieht, wie todt
[Seite 327] liegt, und lange durch keinen Reitz von der
Stelle zu treiben ist.

2. †. Fur. P. testaceus subapterus, thorace
quadridentato, elytris fasciis duabus albis
. *

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und
Pelzwerk; was durch keine der gewöhnlichen
Verwahrungsmittel gegen solche nachtheilige In-
secten, sondern blos durch genaue Aufsicht und
öftere Nachsuchung abgehalten oder vertilgt wer-
den kan.

5. hister. Antennae capitate capitulo so-
lidiusculo; infimo articulo compresso, de-
curvato. Caput intra corpus retractile. Os
forcipatum. Elytra corpore breviora. Ti-
biae anticae dentatae.

1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris sub-
striatis
. *

In sandigen Boden und auf Viehweiden.

6. gyrinvs. Antennae clavatae, rigidae,
capite breviores, oculi
4, duobus supra.
duobus infra
.

1. †. Natator, Der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus
. *

Etwa von der Grösse einer kleinen Kaffebohne;
schwimmt mit einer ausserordentlichen Schnellig-
keit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tau-
chen hat er eine Luftblase am Hintern: giebt
einen widrigen Geruch von sich.

7. byrrhvs. Antennae clavatae subsolidae,
subcompressae
.

[Seite 328]

1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris subne-
bulosis puncto albo
. *

Nistet in Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
und richtet in Naturaliencabinetten leicht Ver-
wüstung an.

8. silpha. Antennae extrorsum crassiores.
Elytra marginata. Caput prominens. Tho-
rax planiusculus, marginatus
.

1. †. Vespillo. Der Todtengräber. S. oblon-
ga atra clypeo orbiculato inaequali, elytris
fascia duplici aurantia
. *

Etwas kleiner als ein Maykäfer. Die Flügel
schwarz und orangegelb in die Quere gestreift.
Sie haben ihren Nahmen von dem besondern
Triebe, die Aeser von kleinen Thieren, Maul-
würfen, Mäusen, Fröschen, Kröten, Schlan-
gen etc. die sie von weitem auswittern, mit ver-
einten Kräften unter die Erde zu vergraben, und
ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer sechs sind
wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen
vier Stunden, Fus tief in fetten Boden einzu-
scharren. Sie geben einen starken bisamähnli-
chen Geruch von sich: und sind oft voll Ungeziefer.

9. cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo pla-
no reconditum
.

1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro. *

Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen versehen.

[Seite 329]

2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis
. *

Von der Grösse des vorigen, besonders häufig
am Alant.

10. coccinella. Sonnenkäfer, Ma-
rienkäfer, Marienkühgen, Sommer-
kind, Gotteslämchen. Antennae sub-
clavatae, truncatae. Palpi clava semicor-
data. Corpus hemisphaericum, thorace
elytrisque marginatis, abdomine plano
.

Die Gattungen dieses Geschlechts zeichnen sich
fast blos durch die Farbe ihrer Flügeldecken und
deren Flecken von einander aus, die Käfergen
selbst sind klein, sehr sauber, und meist halb-
kugelförmig.

1. †. Bipunctata. C. coleoptris rubris, pun-
ctis nigris duobus
. *

2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo.
*

11. chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus
.

Ein überaus weitläuftiges Geschlecht, dessen
Gattungen zum Theil durch die schönen Gold-
farben ihrer Flügeldecken, theils aber auch durch
den Schaden, den sie an Bäumen und Küchen-
gewächsen thun, merkwürdig werden.

1. †. Goettingensis. C. ovata atra pedibus vio-
laceis
. *

Häufig an der Schaafgarbe.

2. †. Minuttissima. C. ovata nigra opaca. *

[Seite 330]

Eins der kleinsten Käfergen. Kaum den drit-
ten Theil so gros als ein Floh.

3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab-
domine violaceo
. *

Eine der schönsten Chrysomelen, auf deren
Brustschild und Flügeldecken die violetten Strei-
fen mit andern von rothen und grünen Golde ab-
wechseln.

4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus
posticis crassissimis) virescenti-caerulea
. *

Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh-
rere verwandte Gattungen unter dem Namen der
Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.

5. †. Merdigera. Der Lilienkäfer. (Crioceris
rubra geoffr
.) C. oblonga rubra, tho-
race cylindrico utrinque impresso
. *

In Lilien, Kaiserkronen etc. Die Larve be-
deckt sich mit ihren eignen Unrath. Der kleine
rothe Käfer worein sie sich verwandelt gibt wenn
man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen
durchdringenden hellen Laut von sich.

12. hispa. Stachelkäfer. Antennae fu-
siformes, basi approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata saepius
.

1. †. Atra. H. corpore toto atro. *

Lebt unter der Erde von Graswurzeln, variirt
in der Grösse.

13. brvchvs. Antennae filiformes, sen-
sim crassiores
.

1. †. Pisi. Der Erbsenkäfer. B. elytris albo pun-
ctatis, podice albo maculis binis nigris
. *

[Seite 331]

Zumal in Nordamerika sehr häufig, wo er den
Hülsenfrüchten grossen Schaden thut.

14. cvrcvlio. Rüsselkäfer. Antennae
subclavatae, rostro insidentes. Rostrum
corneum prominens
.

Die Rüsselkäfer haben meist einen kurzen rund-
lichen aber überaus hart gepanzerten Körper:
und einen festen runterwärts gebognen Rüssel
von verschiedner Länge. Es sind nachtheilige
Thiere, von denen besonders die mit dem sehr
langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber
den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden
thun. Die Larven nennt man Pfeifer.

1. Palmarum. Der Palmbohrer. C. longiro-
stris ater, thorace ovato planiusculo, ely-
tris abbreviatis striatis
. *

Ist in beiden Indien zu Hause, hat die Grösse
des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom
Sagumarke; wird aber selbst von den Indianern
gegessen.

2. †. Frumentarius. Der schwarze Korn-
wurm, Reuter, Wippel. C. longirostris
sanguineus
. *

Eine grosse Plage für die Kornböden. Er
saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse
liegen. Dabey ist er so dauerhaft daß er ohne
Schaden die Hitze des siedenden Wassers aus-
halten kan.

3. †. Granarius. C. longirostris piceus oblon-
gus thorace punctato longitudine elytro-
rum
. *

Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.

[Seite 332]

4. †. Paraplecticus. C. longirostris cylindricus
subcinereus, elytris mucronatis
. *

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und trift wol die verdächtigen Pflan-
zen, aber nicht das drauf wohnende unschuldige
Thier.

5. †. Bacchus. Der Rebensticher. C. longi-
rostris aureus, rostro plantisque nigris
. *

6. Anchoraco. C. longirostris, femoribus den-
tatis, elytris flavo striatis, thorace elon-
gato
.

Die schmale Brust, und der Rüssel sind je-
des so lang als der ganze Hinterleib: dadurch
das Thier ein sonderbares Ansehen bekommt.

7. †. Nucum. C. longirostris, femoribus den-
tatis, corpore griseo longitudine rostri
. *

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. Der Juwelenkäfer. C. brevi-
rostris niger, elytris dentatis, sulcatis pun-
ctis excavatis, auro versicolore distinctis,
abdomine aeneo viridi
. *

Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Na-
tur. Das gefärbte Gold in den unzäligen Grüb-
gen, die reihenweis auf den Flügeldecken einge-
graben sind, thut in hellen Lichte zumal unterm
Vergrösserungsglase einen unbeschreiblichen Ef-
fect. Das schöne Thier ist in Brasilien zu Hause,
und kommt in der Grösse etwa dem Maykä-
fer bey.

15. attellabvs. Caput postice attenua-
tum inclinatum. Antennae apicem versus
crassiores
.

[Seite 333]

1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris. *

Lebt nebst mehreren Gattungen seines Ge-
schlechts auf Haselstauden.

2. †. Apiarius. Der Immennwolf. A. caeru-
luscens, elytris rubris, fasciis tribus nigris
. *

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut den
Stöcken grossen Schaden.

16. cerambyx. Holzbock. (Capricornus
auctor
.) Antennae attenuatae. Thorax spi-
nosus aut gibbus. Elytra linearia
.

Die Holzböcke haben eine artige, meist cylin-
drische schlanke Bildung, zum Theil auch schöne
Zeichnung und Farben; manche ganz ungeheure
lange Fühlhörner, einen ungemein harten Brust-
schild und Flügeldecken, und ein überaus zähes
Leben. Wir wissen, daß man angespießte Holz-
böcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden
hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst
des Brustschilds, den sie an die Flügeldecken rei-
ben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Cervicornis. C. thorace marginato dentato,
maxillis porrectis coniformibus utrinque
spinosis, antennis brevibus
. *

Sehr groß, schön gezeichnet, mit Kinnzan-
gen, fast wie am Hornschröter. Ist in Süda-
merica zu Hause: wo seine Larve von den Wil-
den aufgesucht und gegessen wird.

2. †. Granulatus. C. thorace spinoso, rugoso,
elytris bidentatis, nigris, polline ferrugi-
neo conspersis, ad basin acinulis nigris splen-
dentibus granulatis
. *

Ein ansehnliches, zwey Zoll langes, vielleicht
noch nicht beschriebenes Thier. Die Fühlhörner
[Seite 334] sind von gleicher Länge mit dem Körper. Die
Flügeldecken haben an beiden Seiten, zumal an
der äussern, einen schwarzen aufgeworfnen schma-
len Rand.

3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus
. *

Dunkelgrün und blau, wie angelaufener Stahl:
giebt einen bisamänlichen Geruch von sich.

4. †. Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4.
luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis
longissimis
. *

Nicht so groß als der vorige. Die Fühlhörner
sind wohl sechsmal so lang als das ganze Thier.

17. leptvra. Antennae fetaceae. Elytra
apicem versus attenuata. Thorax tereti-
usculus
.

1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris,
femoribus pofticis dentatis
. *

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der
Farbe, manche grün und Gold, andere braun
und Gold etc.

18. necydalis. Afterholzbock. An-
tennae setaceae. Elytra alis minora. Cau-
da simplex
.

1. †. Major. N. elytris abbreviatis ferrugi-
neis immaculatis, antennis brevioribus
. *

19. lampyris. Johanniswürmgen.
(Cicindela, Nitedula.*)) Antennae filifor-
[Seite 335] mes. Elytra flexilia. Thorax planus, se-
miorbiculatus, caput subtus occultans cin-
gensque, Abdominis latera plicato-papillosa
.

Die Johanniswürmgen werden vorzüglich durch
den blaulichen Schein merkwürdig, den sie in
heitern Sommerabenden von sich geben. Bey
den mehresten*) Gattungen sind nur die Männ-
chen geflügelt, und diese haben zwey lichte
Punkte unten am Bauche, die im finstern phos-
phoresciren**). Ihre ungeflügelten Weibgen
äneln ehe den Larven dieses Geschlechts und leuch-
ten weit stärker als die Männchen, besonders
um die Begattungszeit, da ihr Licht vermutlich
den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufin-
den. Einige Zeit, nachdem das Weibgen seine
Eyer gelegt hat, (die selbst auch im finstern
leuchten) verliert sich der Schein bey beiden Ge-
schlechtern.

1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo
cinereo
. *

Unter Wacholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ihrer vier oder fünf in ein Gläsgen gethan,
leuchten hell genug, um dabey im finstern lesen
zu können; und die Spanischen Damen stecken
sie als Putz auf ihren Abendpromenaden in die
Haare***).

20. cantharis. Antennae setaceae. Tho-
rax marginatus capite brevior. Elytra fle-
xilia. Abdominis latera plicato-papillosa
.

[Seite 336]

1. †. Navalis. C. thorace teretiusculo, cor-
pore luteo, elytris margine apiceque nigris
. *

Ein schädliches Thier, dessen Larve das Ei-
chenholz durchbohrt und für die Schiffe gefähr-
lich wird.

21. elater. Springkäfer, Schmidt.
Antennae setaceae. Thorax retrorsum an-
gulatus. Mucro pectoris e foramine abdo-
minis resiliens
.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf den Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu
helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein
Stachel, der vorn an der Brust befestigst ist,
und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus
der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus
schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts
auf beiden Seiten des Brustschilds heraus ste-
hen, und mit den Flügeldecken auf eine änliche
Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. Der Cucuyo. E. thoracis
lateribus macula flava glabra
.

Ist im mittlern America in gröster Menge zu
Hause, wird wol zwey Zoll lang, nährt sich vor-
züglich von Zuckerrohr, und ist mit glüenden
Kohlen leicht zu locken. Die beiden Flecken auf
dem Brustschild leuchten stark im finstern, und
die Wilden bedienten sich vor Ankunft der Spa-
nier keiner andern Leuchten als der Cucuyos und
einiger andern Insecten. Noch jetzt machen die
dortigen Frauenzimmer Guirlanden davon wo-
mit sie sich bey ihren nächtlichen Spazirgängen
schmücken.

[Seite 337]

2. †. Niger. E. thorace laevi, elytris pedi-
bus corporeque nigris
. *

Häufig auf Viehweiden.

22. cicindela. Antennae setaceae. Ma-
xillae prominentes denticulatae. Oculi pro-
minuli. Thorax rotundato-marginatus
.

Kleine aber meist sehr schöne Käfer. Die Flü-
geldecken sind mehrentheils artig gezeichnet, und
der Unterleib und die Füsse schillern in farbi-
ges Gold. Es sind muthige Thiere, die fast
blos vom Raube anderer Insecten leben. Als
Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der
Ameisenlöwe, um ihrer Beute aufzulauern, und
als Käfer wissen sie ihr mit ausnehmender Schnel-
ligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum albis
. *

23. bvprestis. Stinkkäfer. Antennae se-
taceae, longitudine thoracis. Caput dimi-
dium intra thoracem retractum
.

Ebenfalls ausserordentlich prächtige Thiere von
den unnachahmlichsten Goldfarben; daher ihre
Flügeldecken schon längst von den Wilden zum
Putz verwendet worden.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laevi, corpore
inaurato
. *

Wird wol Fingers lang, ist in beiden Indien
zu Hause.

2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis
impressis, thorace punctato
. *

[Seite 338]

24. dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer.
(Hydrocantharus). Antennae setaceae aut
clavato-perfoliatae. Pedes postici villosi,
natatorii submutici
.

1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpo-
re laevi, sterno carinato, postice spinoso
. *

Eine der größten Arten. Ist in den Europäi-
schen Gewässern gemein. Auch haben wir sie
aus Tranquebar erhalten. Wenn der Käfer seine
Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige
längliche Hülse, die er mit einer braunen Seide
überzieht, und die mit den eingeschloßnen Eyern
wie ein Schifgen auf dem Wasser schwimmt,
bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stan-
de sind, in ihr Element über Bord zu springen.

2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis
dimidiatis decem villosis.
*

Ist so wie vermutlich die mehresten Gattun-
gen dieses Geschlechts, den Fischteichen ge-
fährlich.

25. carabvs. Laubkäfer. Antennae se-
taceae. Thorax obcordatus apice truncatus
marginatus. Elytra marginata
.

Leben meist vom Raube anderer Insecten: und
geben, wenn man sie anfaßt, einen ätzenden
Saft von sich. Die wenigsten können fliegen;
laufen aber desto schneller.

1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely-
tris punctis intricatis subrugosis
. *

2. †. Nitens. Der Goldhahn. C. apterus,
elytris porcaris: striis passim interruptis
sulcisque scabriusculis inauratis
. *

[Seite 339]

Häufig auf Feldern, Wiesen etc.

26. tenebrio. Antennae moniliformes
articulo ultimo subrotundo. Thorax plano-
convexus, marginatus. Caput exsertum.
Elytra rigidiuscula
.

1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femo-
ribus anticis crassioribus
. *

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäu-
fern, heissen Mehlwürmer, und geben be-
kantlich das beste Nachtigallenfutter ab.

2. †. Mortisagus. Der Todtenkäfer. T. apte-
rus thorace aequali, coleoptris laevibus mu-
cronatis
. *

Lebt in modrigen Orten, hat einen widrigen
Geruch, und ist vom Aberglauben ehedem für
ominös gehalten worden.

27. meloë. Antennae moniliformes articu-
lo ultimo ovato. Thorax subrotundus.
Elytra mollia flexilia, caput inflexum, gib-
bum
.

1. †. Proscarabaeus. Der Maywurm. M.
apterus, corpore violaceo
. *

Ein widriges weiches Thier, was bey jeder
Berürung einen stinkenden Saft aus der Brust,
da wo die Füsse eingelenkt sind, fliessen läßt.

2. †. Vesicatorius. Die spanische Fliege. (Can-
tharis offic
.) M. alatus viridissimus nitens,
antennis nigris
. *

Das wichtige heilsame Geschöpf, was zum
Blasenziehen gebraucht wird.

[Seite 340]

28. mordella. Antennae filiformes ser-
ratae. Caput deflexum sub collo in ter-
rito. Palpi compresso-clavati, oblique trun-
cati. Elytra deorsum curva apicem versus.
Ante femora lamina lata ad basin abdo-
minis
.

Kleine Käfergen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu
sehr wenig zu vermehren scheinen.

1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato. *

29. staphylinvs. Antennae monilifor-
mes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda
simplex exserens duas vesiculas oblongas
.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen
merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr mer-
ken, aus dem Hinterleibe treiben; deren wahrer
Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis
. *

30. forficvla. Antennae setaceae. Ely-
tra dimidiata. Alae tectae. Cauda forci-
pata
.

1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöler. F. elytris apice albis. *

Das bekannte Thier, von dem die ungegrün-
dete Sage erdichtet ist, daß es gerne den Men-
schen in die Ohren kröche, wohin sich irgend
etwa einmal eins so gut wie jedes andre Insect
verirrt haben mag. Aber den Gärten sind sie
nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen
an Orangerie, Nelkenknospen etc. zerfressen.

II. HEMIPTERA.

[Seite 341]

Bey den Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf an die Brust niedergedruckt, bey einigen
mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit
einem Saugerüssel versehen, weshalb diese auch
von einigen Naturforschern Proboscidea genannt
werden. Anzal und Bildung und Richtung
der Flügel ist verschieden. Meistens haben sie
vier Flügel, die an der Wurzel fester und born-
artiger, am äussern Ende aber dünner und wei-
cher sind. Bey einigen sind sie gerade ausge-
streckt, bey andern übers Kreuz zusammenge-
falten. Theils sind sie auch mit einer Art klei-
ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur
zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die
Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver-
wandlung ist nicht sehr auffallend: sondern die
Larven äneln dem vollkommnern Insect bis auf
die Flügel, die erst nach und nach völlig aus-
gebildet werden.

31. blatta. Die Schabe. Caput infle-
xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque
plane, subcoriaceae. Thorax planiuscu-
lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur-
sorii. Cornicula duo supra caudam
.

1. †. Orientalis. Der Kakerlake, Tarokan.
B. ferrugineo-fusca elytris abbreviatis sulco
oblongo impresso
. *

[Seite 342]

Ist eigentlich in Südamerica zu Hause: hat
sich aber von da nach Ostindien und nun auch
fast in ganz Europa fortgepflanzt. So wie an-
dere Schaben ein lichtscheues aber verwüstendes
Thier, was Brodt, Leder, Hausgeräthe ver-
zehrt, sich zumal gern in Beckerhäusern einni-
stelt; sich sehr nach der Wärme zieht; und bis
jetzt durch keins der vorgeschlagenen Mittel aus-
zurotten ist.

2. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro-
maculatis
. *

Nicht in Lappland allein, sondern auch um
Paris, um Göttingen, und in der wärmern
Schweiz.

32. mantis. Caput nutans, maxillosum,
palpis instructum. Antennae setaceae. Alae

4. membranaceae, convolutae, inferiores
plicatae. Pedes antici compressi, subtus ser-
rato-denticulati, armati ungue solitario et
digito setaceo laterali articulato: postici
4
laeves, gressorii. Thorax linearis elonga-
tus angustatus
.

Alle von einer ungewönlichen langgestreckten
sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be-
tragen etc. hat was eigenes Feyerliches, was wol
zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben
hat, mit der mehrere Gattungen in Orient und
im wärmern Europa angesehen worden sind.

1.a. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely-
tris brevissimis, pedibus spinosis
. *

Spannen lang, und doch kaum so dick als
eine Gänse Spuhle. Ist auf Amboina zu Hause.

[Seite 343]

1.b. Linearis. Das Gespensterpferd, Agama,
Ziumbi Rawei. M. aptera, corpore fili-
formi, triunciali, pedibus longissimis
. *

drury exotic Insects. T. I. tab. L. fig. 3.

Ebenfalls von einer auffallend hagern Ge-
stalt, ungeflügelt, langgestreckt und hochbeinicht,
aber äusserst träge und langsam in allen seinen
Bewegungen, daher es die Neger auf den Carai-
ben als Ideal der Faulheit zum Schimpfnamen
brauchen*). Das Exemplar das wir vor uns
haben ist aus West-Florida.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo
. *

3. †. Religiosa. Die Gottesanbetherin, das
wandelnde Blatt der Weinhandel, Wein-
hasel. M. thorace laevi subcarinato elytris-
que viridibus inmaculatis
. *

Geht meist nur auf den vier Hinterfüssen, und
hält die vordern beiden in die Höhe, um Mücken
damit zu fangen. Der Türkische Pöbel hat sich
eingebildet, daß sie mit dem Kopf immer nach
Mecca zu gerichtet sey, und ihre Vorderfüsse
aus Andacht falte. Auch die Hottentotten ver-
ehren dieses Thier, das man darum das wan-
delnde Blatt nennt, weil seine Oberflügel an
Gestalt und Farbe einem Weidenblatte äneln.
Man weis, daß es wohl zehn Jahre alt wird.

33. gryllvs. Heuschrecke. Caput infle-
xum, maxillosum, palpis instructum. An-
tennae setaceae s. filiformes. Alae
4 de-
flexae, convolutae, inferiores plicatae. Pe-
des postici saltatorii. Ungues ubique bini
.

[Seite 344]

Ein grosses Geschlecht, dessen mehreste Gat-
tungen dem Wiesenwachs und Getraide gefärlich
sind. Manche geben entweder zur Begattungs-
zeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn
sich das Wetter ändern will, einen bekannten
zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den
Springfüssen, am meisten aber, wie schon Ari-
stoteles richtig bemerkt hat, mit den Flügeln
hervorbringen*), und der nach Verschiedenheit
der Leidenschaften fast wie die Stimme andrer
Thiere variirt.

1. †. Gryllotalpa. Die Werre, Maulwurfs-
grille, der Riehwurm, Reutwurm,
Schrotwurm, Ackerwerbel, Erdkrebs.
G. thorace rotundato, alis caudatis elytro
longioribus, pedibus anticis palmatis to-
mentosis
. *

Ist in Europa und Nordamerica zu Hause:
an theils Orten, wie im Thüringischen etc. aus-
serordentlich häufig. Lebt meist unter der Erde,
und thut zuma den Küchengewächsen und der
Gerstensaat, grossen Schaden.

2. †. Domesticus. Die Grille, Zirse, Heim-
gen. G. thorace rotundato, alis caudatis
elytro longioribus, pedibus simplicibus, cor-
pore glauco
. *

Kommen zur Erndezeit mit der Frucht in die
Häuser, ziehen sich nach der Wärme, zirpen die
Nacht durch, sind aber mit hellem Licht zum
schweigen zu bringen.

3. †. Campestris. Die Feldgrille. G. thorace
rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis
elytro brevioribus, corpore nigro
. *

[Seite 345]

4. †. Viridissimus. Der Baumhüpfer. G. tho-
race rotundato, alis viridibus immaculatis,
antennis setaceis longissimis
. *

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf
Gebüschen, springt vorzüglich weit; zirpt am
meisten in den Hundstagen.

5. †. Verrucivorus. Das Heupferd. G. tho-
race subquadrato laevi, alis viridibus fusco
maculatis, antennis setaceis longitudine
corporis
. *

Aeusserst gefrässige Thiere die wol einander
selbst auffressen.

6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua-
drifida
. *

Die grosse eßbare Heuschrecke der Araber, die
Johannes in der Wüste as, und die noch jetzt
in Arabien und andern Morgenländern auf man-
nichfaltige Weise zubereitet und allgemein ver-
speist wird.

7. †. Migratorius. Die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace
subcarinato: segmento unico, capite obtu-
so, maxillis atris
. *

Bey weitem nicht so gros, als die vorige,
aber furchtbar, weil sie oft in unsäglichen Zügen
in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Mis-
wachs und Hungersnoth verursacht, auch nach
dem Tode die Luft inficirt und sterben verursacht
hat. Ursprünglich gehört sie wohl in die grosse
Tartarey zu Hause, doch findet sie sich auch in
Deutschland, das doch seit 1747 mit ihren grossen
Invasionen verschont geblieben; auch hier her-
um hin und wieder, aber einzeln. In Spa-
nien hingegen ist sie sehr häufig, soll sich auch,
[Seite 346] wenn es anders die gleiche Gattung, ist, zuweilen
in Peru, auf Barbados etc. einfinden.

8. †. Stridulus. Die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis
. *

Leben meist im Gehölze. Die Männchen ge-
ben im Fluge einen lauten klappernden Ton
von sich.

34. fvlgora. Caput fronte producta, ina-
ni. Antennae infra oculos, articulis
2. ex-
teriore globoso majore. Rostrum inflexum,
pedes gressorii
.

Der sonderbare Character dieses Geschlechts
ist die grosse hornichte Blase vor der Stirne, die
beym lebenden oder kürzlich abgestorbnen Thier
einen hellen Schein verbreitet.

1. Laternaria. Der Surinamische Latern-
träger. F. Fronte ovali recta, aus lividis;
posticis ocellatis. *

Die gröste Art; die leuchtende Blase ist grös-
ser als der ganze übrige Körper, und scheint so
hell, daß sich die Wilden ihrer stat Leuchten be-
dienen, wenn sie im finstern reisen.

2. Candelaria. Der Chinesische Laternträger.
F. fronte rostrata subulata adscendente, ely-
tris viridibus luteo-maculatis, alis flavis
:
apice nigris. *

35. cicada. Rostrum inflexum. Antennae
setaceae. Alae
4 membranaceae, deflexae.
Pedes plerisque saltatorii
.

Die männlichen Cikaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der aber abwech-
[Seite 347] selnder und anmuthiger ist, und durch sehr zu-
sammengesetzte Werkzeuge in ihrer Bauchhöle,
die Reaumur und Rösel sehr genau untersucht
haben, hervorgebracht wird.

1. †. Cornuta. C. thorace bicorni postice
subulato longitudine abdominis, alis nudis
. *

Auf Getraide, Disteln etc. Die spitzen Zapfen
zu beyden Seiten des Brustschilds geben ihr ein
sonderbar Ansehen.

2. Plebeja. C. scutelli apice bidentato, ely-
tris anastomosibus quatuor, lineisque sex
ferrugineis
. *

In Griechenland, Italien und Nordafrica.
Diese und die folgende Gattung sind die bey den
Alten so beliebten Cikaden*).

3. Orni. C. elytris intra marginem tennio-
rem punctis sex concatenatis, anastomosi-
bus interioribus fuscis
. *

4. †. Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis
duabus fasciaque sanguineis
. *

In Italien, im südlichen Frankreich, und
auch um Göttingen nicht selten.

5. †. Spumaria. Der Schaumwurm, Gäscht-
wurm. C. fusca, elytris maculis binis
albis lateralibus: fascia duplici interrupta
albida
. *

Besonders häufig auf Weiden denen er im
Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Ge-
stalt eines Schaums wieder von sich giebt;
mau findet diesen Schaum, dem man unter dem
Namen Kukuksspeichel allerhand fabelhaften Ur-
[Seite 348] sprung angedichtet, oft in Klumpen, wie eine
Haselnuß groß, und das Thier selbst in der
Mitte vergraben.

36. notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antenna thorace brevio-
res. Alae
4 cruciato-complicatae, antice
coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii
.

1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis margine
fusco punctatis apice bifidis
. *

Schwimmt die mehreste Zeit auf dem Rücken:
weis auch in dieser Lage kleine Mücken etc. von
denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit
zu baschen. Mit dem Saugestachel kan sie em-
pfindlich stechen.

37. nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae
4 cruciato-complicatae antice
coriaceae. Pedes anteriores cheliformes: re-
liqui
4 ambulatorii.

Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vor-
derfüsse haben einige Aenlichkeit mit Krebsschee-
ren. Der lange Stachel am Hintern nutzt nicht
als Waffen, sondern zum Luftschöpfen.

1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali,
corpore oblongo-ovato
. *

Der Rücken ist schön zinnoberroth. Die Eyer
haben eine überaus sonderbare Gestalt, am einen
Ende mit Häkchen, fast wie ein zusammen ge-
krochener Armpolype, oder wie Saamen von
Kornblumen etc.

2. †. Cimicoides. N. abdominis margine fer-
rato
. *

[Seite 349]

Aenelt den Thieren des vorigen Geschlechts.

3. Plana. N. subfusca, oculis nigris, alis al-
bidis, dorso plano
. *

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem
Thier, das auf Trankebar zu Hause ist, ihre Eyer
auf den Rücken, das daher beynah einige Aen-
lichkeit mit der weiblichen Pipa (S. 252) er-
hält*).

38. cimex. Wanze. Rostrum inflexum.
Alae
4 cruciato-complicatae, superioribus
antice coriaceis. Dorsum planum thorace
marginato. Pedes cursorii
.

Widrige Geschöpfe, die theils durch den man-
nichfaltigen Schaden den sie thun, theils durch
den unausstehlichen Gestank, den sie von sich
geben, furchtbar werden.

1. †. Lectularius. Die Bettwanze, Wand-
laus. C. flavescens, alis nullis. *

Die Bettwanzen mögen allerdings im südli-
chen Europa einheimisch seyn: wenigstens reden
Aristophanes und andre alte Griechen von ihnen
als von bekannten Thieren. Auch sind sie lange
vor dem grossen Londner Brand von 1666 in
England gewesen, und nur erst nachher durch
die Einführung des ausländischen Bauholzes ge-
meiner worden. Von allen gegen dieses Unge-
ziefer vorgeschlagnen Hülfsmitteln scheint Vor-
sicht und Reinlichkeit das wirksamste.

2. †. Corticalis. C. membranaceus, abdomi-
nis margine imbricatim secto, corpore ni-
gricante
. *

[Seite 350]

In Wäldern an Baumstämmen; ist wegen sei-
ner täuschenden Rindenartigen Gestalt und Far-
be schwer zu finden.

3. †. Baccarum. C. ovatus griseus; abdomi-
nis margine nigro maculato
. *

In Gärten, zumal an Johannisbeeren; die
daher zuweilen einen häßlichen Geschmack anneh-
men. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch
blos wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank,
wie andern Wanzen zum Vertheidigungsmittel
dient.

4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis
apice capillaceis, corpore oblongo subvillo-
so fusco
. *

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumal
sieht äusserst häßlich aus, und ist immer wie
mit Staub und Kehricht bedeckt.

39. aphis. Blattlaus, Neffe, Mehl-
thau. Rostrum inflexum. Antennaetho-
race longiores. Alae
4 erectae aut nullae.
Pedes ambulatorii. Abdomen postice sae-
pius bicorne
.

Kleine wehrlose, aber bey aller ihrer Schwäche
furchtbare Thiere die theils durch den Schaden
den sie den Gewächsen zufügen, mehr aber noch
durch die Wunder die der Schöpfer in ihrer na-
türlichen Geschichte gehäuft hat, merkwürdig
werden. Es giebt oft in einer Gattung, ja in
einer und eben derselben Familie geflügelte und
ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Be-
ziehung auf den Geschlechtsunterschied. Doch
sind die Männchen weit kleiner als ihre Weib-
gen, und werden auch in weit mindrer Anzahl
[Seite 351] jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste,
wo sie ihre Weibgen befruchten, die kurz darauf
Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in
welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig
ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis
im folgenden Frühjahr hervorbrechen. Das un-
erwarteste hierbey ist, daß alle diese nunmehr
ausgekrochenen Blattläuse durchgehende weibli-
chen Geschlechts sind, und daß im Frühjahr
und Sommer schlechterdings keine männliche
Blattlaus zu sehen ist. Und demongeachtet sind
doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stan-
de, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht
fortzupflanzen; man kan jedes Junge, was
sie nunmehr von sich geben, isoliren, in eine
Einöde verschliessen, und doch wird es nach eini-
ger Zeit wieder andere Junge gebären. Und so
hat Bonnet gefunden, daß jene einmalige Be-
gattung im Herbste, ihre befruchtende Wür-
kung im folgenden Frühjahr und Sommer bis
ins neunte Glied äussert. Alle die Millionen
von Blattläusen, die wärend dieser ganzen Zeit
jung werden, sind fruchtbar, gebären allesamt
Junge, ohne je ein männlich Thier ihrer Art
gesehn, ohne sich gepaart zu haben etc. Gegen
den Herbst kommen endlich wie schon gesagt,
auch Männchen zum Vorschein, die sich Gatten
suchen, sich paaren, und ebenfalls die ganze
weibliche Nachkommenschaft des künftigen Som-
mers wieder mit befruchten müssen.

1. †. Ribis. A. ribis rubri. *

2. †. Ulmi. A. ulmi campestris. *

3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae. *

4. †. Rosae. A. rosae. *

5. †. Bursaria. A. populi nigrae. *

[Seite 352]

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba-
ren rosenartigen Auswüchse verursachen, die
man Pappelrosen, Alberknospen etc. heist.

6. †. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis
longissimis thorace verrucoso
. *

An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc.
wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen
Schotenähnlichen Hülse aufhalten*).

40. chermes. Blattsauger. Rostrum pe-
ctorale. Antennae thorace longiores. Alae

4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.

Haben in der Bildung viel ähnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie
fast aus wie Cikaden, hüpfen auch so etc.

1. †. Buxi. C. buxi. *

2. †. Alni. C. betulae alni. *

41. coccus. Schildlaus. Rostrum pecto-
rale. Abdomen postice setosum. Alae
2 ere-
ctae masculis. Feminae apterae
.

Wir entsinnen uns keiner andern Thiere, bey
denen die beiden Geschlechter einander so ausser-
ordentlich ungleich sähen, als die Schildläuse.
Das Männchen änelt einer kleinen Mücke, das
Weibgen hingegen ist ungleich grösser, ungeflü-
gelt, und hat meist die Gestalt eines platten
Schildgens oder einer Narbe. Es sitzt, nach-
dem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an
den Gewächsen, und könnte bey manchen Arten
ehe für einen Auswuchs der Pflanze, als für
ein ledendiges Thier angesehen werden. Das
Männchen schwärmt indeß im freyen umher, bis
[Seite 353] es vom Begattungstrieb gereizt, ein solches ein-
siedlerisches Weibgen aufsucht und befruchtet.

1. Hesperidum C. hybernaculorum. *

Das Weibgen hält sich vorzüglich an Oran-
genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, zu-
mal an der Mittelribbe auf.

2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa. *

Wie die vorige in Gewächshäusern, wo sie
grosse Verwüstungen anrichtet: besonders an Caf-
feebäumen etc.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. *

Im südlichen Europa, besonders in Langue-
doc und Provence, an Stechpalmen etc. Die
Beerenförmigen, Gallapfelartigen Eyer-Nester
dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und
das Carmoisinroth draus verfertigt.

4. †. Polonicus. deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis. *

Macht ebenfalls Kermesartige Eyernester
an den Wurzeln von Weggras und andern
Pflanzen; zumal häufig in Polen, wo sie ge-
sammlet, und zur Farbe angewandt werden.
Im mittlern Zeitalter hat man sie auch in Deutsch-
land sorgfältig aufgesucht und zu Gute gemacht.

5. Cacti. Cochenille, Scharlach. C. cacti coc-
cinelliferi
. *

Ein wegen seines Gebrauchs zur Färberey für
die Handlung äusserst wichtiges Geschöpf. Ist
ursprünglich in Mexico zu Hause; wird aber
auch in mehrern Theilen von Südamerica, und
nun selbst in Spanien erzielt. Die Cochenille
findet sich auf mehrern Sorten Indianischer Fei-
gen, die deshalb in grossen Plantagen gepflanzt,
[Seite 354] und die Cochenille fast wie die Seidenwürmer
darauf gezogen, und järlich zu dreyen malen
abgelesen wird.

42. thrips. Rostrum obscurum. Antennae
longitudine thoracis. Abdomen sursum re-
flexile. Alae
4 rectae, dorso incumbentes,
longitudinales, angustae, subcruciatae
.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhal-
ten, und meist nur durch ihre grosse Anzal, oder
durch die Munterkeit, mit der sie umher hü-
pfen und fliegen, bemerkbar werden.

1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore
atro
. *

Im Getraide, Bohnenblüten etc.

III. LEPIDOPTERA.

Die Schmetterlinge oder Zweyfalter,
Pfeifholder etc. eine weitläustige Ordnung,
die sich durch vier ausgespannte, mit bunten
Schuppen befiederte Flügel, durch einen be-
haarten Körper, und fast durchgehends durch
einen spiralmässig gewundenen Rüssel, auszeich-
net. Diese Thiere entstehen sämtlich aus Ey-
ern, aus welchen sie als Raupen hervorbre-
chen. In diesem Zustand haben sie Kinnladen,
zwölf Augen am Kopf, einen langgestreckten
cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten,
[Seite 355] mit neun Luftlöchern auf jeder Seite, drey paar
haakenförmigen Klauen an der Brust, und meist
fünf paar runden fleischigen Füssen am Hinter-
leibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich,
wird dann zur Puppe, die mehrentheils un-
beweglich, doch bey der Weidenraupe und ei-
nigen andern sehr wenigen Gattungen sich von
der Stelle zu bewegen, im stande ist. Hieraus
kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der
Schmetterling zum Vorschein, der lange
Fühlhörner, nur drey paar Füsse, und statt
jener zwölf kleinen Augen zwey grosse halbkug-
lichte und drey kleine (§. 135.) hat. Alle die
zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich
unter drey Geschlechte bringen.

43. papilio. Tagvogel. Antennae api-
cem versus crassiores, saepiius clavato-capi-
tatae. Alae erectae sursumque conniventes
.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt, und häutet sich gewönlich viermal. Sie
verpuppt sich ohne ein äusseres Gespinste: die
Puppe ist zackicht, theils schön goldfarbig, und
hängt sich mit dem hintern Ende auf. Der Pa-
pilion fliegt nur am Tage umher, und hält im
Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flügel in
die Höhe, mit der Oberseite gegen einander ge-
kehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leich-
terer Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Fami-
lien (phalanges) abgetheilt.

a. eqvites. Alis primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam ad
basin: his saepe antennae filiformes
.

[Seite 356]

Troës, ad pectus maculis sanguineis saepius
nigri
.

Achivi, pectore incruento, ocello ad angu-
lum ani
.

b. heliconii. Alis angustis integerrimis,
saepe denudatis: primoribus oblongis
;
posticis brevissimis.

c. danai. Alis integerrimis.

Candidi alis albidis.

Festivi alis variegatis.

d. nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati Alis ocellatis.

Phalerati Alis caecis absque ocellis.

e. plebeji. Parvi Larva saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Urbicolae, alis saepius maculis pellucidis.

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis supra viridibus: institis atris, posticis
maculis sex nigris
. *

Auf Amboina. Ein grosses unbeschreiblich
prächtiges Thier, dessen Flügel einem glänzen-
den grünen Atlas gleichen.

2.a. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, di-
sco caeruleo splendente dentato. Posticis
subtus ocellis septem
. *

Auch auf Amboina, und ebenfalls so ein aus-
nehmend prachtvolles Geschöpf. Zumal die
grossen mit Atlasglanz blau und grün schillern-
den gezackten Flecken auf der Oberseite aller 4
Flügel, und die einer Miniaturmalerey änlichen
Augen auf der Unterseite der Hinterflügel.

[Seite 357]

2.b. Machaon. Der Schwalbenschwanz. P.
E. A. alis caudatis concoloribus flavis limbo
fusco lunulis flavis, angulo ani fulvo
. *

Die Raupe am Till, Fenchel, Rübsaat. Der
Schmetterling kriecht zuweilen wol erst im zwey-
ten Jahr aus der Puppe.

3. †. Podalirius. Der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flavescentibus
:
fasciis nigricantibus geminatis: posticis sub-
tus linea sanguinea
. *

Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am Kohl,
Schlehen, Apfelbäumen etc.

4. †. Apollo. Der rothe Augenspiegel. P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra
4: subtus 6, basique rubris. *

Ein grosser schöner Schmetterling, Isabell-
gelb mit Carmoisinrothen Ringen. Im wär-
mern Europa auf Wintergrün, Knabenkraut etc.

5. †. Crataegi. Der Lilienvogel, Baumweis-
ling, Heckenweisling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris
. *

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinste zusammen.

6. †. Brassicae. Die Kohleule, der Kohlweis-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integer-
rimis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, major
. *

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut,
und Rübsaat. Buttervogel heist der Schmetter-
ling (so wie die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Name, der aber nach-
[Seite 358] her auch den Papilionen überhaupt gegeben wor-
den ist.

7. †. Rapae. Der Rübenweisling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor
. *

8. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotun-
datis albis: subtus venis dilatato-virescen-
tibus
. *

9. †. Cardamines. Der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primo-
ribus medio fulvis, posticis subtus viridi-ne-
bulosis
. *

Am Täschelkraut, Kohl etc.

10. †. Rhamni. Der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C, alis integerrimis
angulatis flavis: singulis puncto flavo, sub-
tus ferrugineo
. *

Am Faulbeerbaum, Wegdorn.

11. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: po-
sticis duobus tribusque
. *

Im Gras.

12. †. Io. Das Pfauenauge, der Pfauen-
spiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-ful-
vis nigro-maculatis: singulis subtus ocello
caeruleo
. *

An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.

13. †. Galathea. Das Bretspiel. P. N. G.
alis dentatis albo nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello unico, posticis quinque ob-
soletis
. *

Am Wiesenklee.

[Seite 359]

14. †. Cardui. Der Distelvogel. P. N. G.
alis dentatis fulvis albo nigroque variegatis,
posticis utrinque ocellis quatuor, saepius
coecis
. *

An Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die
Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In man-
chen Jahren unsäglich häufig.

15. †. Iris. Der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fa-
scia utrinque alba interrupta, posticis supra
uniocellatis
. *

An Espen, Eichen etc.

16. †. Antiopa. Der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido
. *

An Birken, Weiden etc.

17. †. Polychloros. Der grosse Fuchs. P. n.
P. alis angulatis fulvis, nigro maculatis: pri-
moribus supra punctis quatuor nigris
. *

An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe
gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

18. †. Urticae. Der kleine Fuchs, Nessel-
vogel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro-
maculatis: primoribus supra punctis tribus
nigris
. *

An Brennesseln.

19. †. C. album. Der C-Vogel. P. N. P
alis angulatis fulvis nigro maculatis, posti-
cis subtus C albo notatis
. *

An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren,
Hopfen. Der Schmetterling variirt in der Grös-
se, und in der Farbe der Unterseite, braun,
grün etc.

[Seite 360]

20. †. Atalanta. Der Admiral, 980-Vogel,
Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo-
maculatis: fascia communi purpurea, pri-
moribus utrinque, posticis marginali
. *

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge:
zumal auf der Unterseite von den vortreflichsten
mannichfaltigsten Farben.

21. †. Paphia. Der Silberstrich. P. N. P.
alis dentatis luteis nigro maculatis, subtus
lineis argenteis transversis
. *

Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Grösse. Zumal die Unterseite der Hinterflügel
blaßgrün und Rosenfarbe schillernd mit matten
Silberglanz. In Wäldern auf Brennesseln etc.

22. †. Aglaja. Der grosse Perlenmuttervo-
gel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis
flavis nigro-maculatis: subtus maculis
21
argenteis. *

Auf Stiefmütterchen, Veilchen. Die Raupe
macht sich erst eine artige Winterlaube aus Moos,
worin sie sich nachher als Pupe aufhängt*).

23. †. Lathonia. Der kleine Perlenmutter-
vogel. P. N. P. aus dentatis luteis nigro-
maculatis: subtus maculis
37 argenteis. *

Im Gehölze.

24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali fulva
nigro-punctata
. *

Auf Zwetschenbäumen.

[Seite 361]

25. †. Malvae. Der Pappelvogel. P. P. V. alis
denticulatis divaricatis nigris albo-maculatis
. *

Auf Stockrosen.

44. sphinx. Abendvogel. Antennae me-
dio crassiores s. utraque extremitate attenua-
tae, subprismaticae. Alae deflexae
.

Die Raupen dieser Thiele sind mehrentheils
von vortreflicher Farbe, mit einem haakenförmi-
gen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur
auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie ver-
puppen sich unter der Erde, ohne Gespinste.
Die Abendvögel haben ihren Namen daher, weil
sie blos in der Abenddämmerung umher fliegen.
Die mehresten haben einen langsamen schweren
Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, was
doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art
unterabgetheilt:

a. legitimaealis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. adscitaehabitu et larva diversae.

1. †. Ocellata. Das Nachtpfauenauge. S. L.
alis repandis: posticis ocellatis
. *

Auf Weiden, Obstbäumen.

2. †. Nerii. Der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis viridibus: fasciis variis pallidi-
oribus saturatioribus flavescentibusque
. *

Am Oleander.

3. †. Convolvuli. S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris
. *

Auf Winden, Zaunglocken.

[Seite 362]

4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis in-
carnatis fasciis nigris, abdomine rubro cin-
gulis nigris
. *

Auf Hartriegel, spanischem Hollunder.

5. †. Atropos. Der Todtenkopf. S. L. alis
integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdo-
mine luteo cingulis nigris
. *

Auf Jesmin, Cartoffelkraut etc. Die ehema-
lige grosse Seltenheit dieses Thiers in Deutsch-
land, die Todtenkopfähnliche Zeichnung auf den
Schultern des Schmetterlings, und der jam-
mernde Laut, den er mit dem Sangrüssel her-
vorbringen kan, mögen wol zu dem Aberglau-
ben Anlaß gegeben haben, mit dem man das
schöne Thier ehedem als einen Sterbepropheten
etc. angesehen hat.

6. †. Celerio. Der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo nigra; interioribus basi
rubris maculis sex
. *

An Weinstöcken.

7. †. Elpenor. Die Weinraupe, der grosse
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris,
basi atris
. *

Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen etc.

8. †. Porcellus. Die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis
. *

Aenelt dem vorigen in der Bildung und Auf-
enthalt.

[Seite 363]

9. †. Euphorbiae. Die Wolfsmilchraupe. S.
L. alis integris fuscis vitta superioribus pal-
lida, inferioribus rubra
. *

An Wolfsmilch, Färberröthe.

10. †. Stellatarum. Der Taubenschwanz, Kar-
pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateri-
bus albo nigroque variis, alis posticis ferru-
gineis
. *

Auf Färberröthe, Wegkraut.

11. †. Filipendulae. Die Cirkelmotte. S. A.
aus superioribus cyaneis: punctis sex, ru-
bris; inferioribus rubris immaculatis
. *

An Quecken, Hundsgras.

12. †. Phegea. Die Ringelmotte. S. A. viri-
di-atra. alis punctis fenestratis: superio-
rum sex, inferiorum duobus, abdomine
cingulo luteo
. *

Aenelt der vorigen.

45. phalaena. Nachtvogel. Antennae
setaceae, a basi ad apicem sensim attenua-
tae. Alae sedentis saepius deflexae
.

Das weitläuftigste Geschlecht unter den In-
secten. Die Raupen sind mehrentheils behaart:
und verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
dern seidenartigen Gespinstes (folliculus) wo-
zu sie den klebrigen Stoff in zwey Darmänlichen
Schläuchen, die längst dem Rücken hinab neben
dem Magen liegen, führen; und ihn nachher,
mittelst einer besondern Röhre, die sich hinter
dem Munde vieler Raupen findet, zu äusserst
feinen Faden spinnen, die ihnen auch ausserdem
zu andern Zwecken, sich z.B. wie die Spinnen
[Seite 364] dran herablassen zu können etc. nutzen*). Diese
Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem Pfau-
vogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrich-
tung; beym Seidenwurm aber durch ihre grosse
Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst,
die fast alle blos des Nachts ihren Geschäften
nachgehen, hat Linné in folgende Familien ab-
getheilt.

a. attacialis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. bombyces alis incumbentibus; an-
tennis pectinatis
.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua involuto-spirali.

c. noctvaealis incumbentibus. An-
tennis setaceis, nec pectinatis
.

Elingues.

Spirilingues.

d. geometraealis patentibus hori-
zontalibus quiescentes
.

Pectinicornes.

Seticornes.

e. tortricesalis obtusissimis, ut fe-
re retusis, margine exteriore curvo
.

f. pyralides. – alis conniventibus in
figuram deltoideam forsicatam
.

g. tineaealis convolutis fere in cy-
lindrum fronte prominula
.

[Seite 365]

h. alvcitaealis digitatis fissis ad
basin usque
.

1. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis
falcatis concoloribus luteo-variis, macula
fenestrata, superioribus sesquialtera
. *

In beiden Indien auf den Orangenbäumen.
Von der Grösse einer hieländischen Fledermaus.
Die grossen kahlen schuppenlosen Stellen auf den
Flügeln sind halbdurchsichtig, wie mattes Glas.
Man macht aus dem Gespinste dieser und ande-
rer grossen Phalänen in China die sogenannte
wilde Seide.

2. †. Pavonia. Der Pfauvogel, das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis
:
ocello nictitante subfenestrato. *

Auf Obstbäumen, Schlehen, Weiden etc. Das
Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Fla-
sche, mit einem dem Anschein nach, offnen ab-
gestutzten Hals: dessen Eingang aber doch, in-
wendig auf eine überaus artige Weise, mittelst
convergirender Stacheln, die in eine hervorste-
hende Spitze zusammen laufen, so gut vetwahrt
ist, daß das vollkommne Thier zu seiner Zeit
füglich heraus, hingegen kein feindseeliges In-
sect in seine Hülse hinein dringen kan*). Der
Schmetterling selbst variirt in Farbe und Grösse.

3. †. Quercifolia. Das Eichblatt. P. B. elin-
guis, alis reversis semitectis dentatis ferru-
gineis margine postico nigris
. *

Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen hat
die Phaläne eine sonderbar bucklige Stellung.

[Seite 366]

4. †. Vinula. Der Gabelschwanz, Herme-
linvogel. P. B. elinguis albida nigro-pun-
ctata, alis subreversis fusco venosis stria-
tisque
. *

An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Rau-
pe bekommt durch ihren dicken abgestumpften
Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr
statt des letzten Paars Hinterfüsse gegeben sind,
ein sonderbar Ansehn. Sie vermag einen sauren
aber scharfen Saft, auf Fuß weit von sich zu
spritzen, und sich damit im Nothfall zu verthei-
digen*).

5. Mori. Der Seidenwurm. P. B. elinguis,
alis reversis pallidis: striis tribus obsoletis
fuscis maculaque lunari
. *

Obgleich der Bombyx der Alten wol schwer-
lich der gegenwärtige Seidenwurm seyn mag:
so scheint ihnen doch die Seide allerdings bekannt
gewesen zu seyn: nur hat man sie erst seit Justi-
nians Zeiten in Europa selbst gezogen. Der
Seidenwurm ist 6 bis 7 Wochen lang Raupe;
spinnt sich hierauf nachdem er sich viermal ge-
häutet, in einen Coccon von weisser oder gelber
Farbe; der wenn er dritthalb Gran am Gewicht
hält, aus einen 900 Fus langen Faden besteht;
und kriecht endlich drey Wochen nachher als
Schmetterling aus. Nach der Paarung legt
das überaus dicke Weibgen bey 500 Eyer, die
im folgenden Frühjahr um die Zeit wenn die
weissen Maulbeerbäume zu grünen anfangen, aus-
kriechen. Sie sind wol ursprünglich in China
zu Hause, gewohnen aber auch unsers Climas
[Seite 367] recht gut, und man zieht sie gegenwärtig schon in
ziemlich nordlichen Gegenden mit bestem Erfolg.

6. †. Neustria. Die Ringelraupe. P. B. elin-
guis, alis reversis: fascia sesqui altera; sub-
tus unica
. *

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestgen herum.

7. †. Caja. Die schwarze Bärenraupe. P. B.
elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis albis,
inferioribus purpureis nigro punctatis
. *

8. †. Dispar. P. B. elinguis, alis deflexis:
masculis griseo fuscoque nebulosis: femineis
albidis lituris nigris
. *

Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung
und Grösse der beiden Geschlechter.

8.b. †. Chrysorhoea. Die schwarze Winter-
raupe. P. B. elinguis alis deflexis albidis,
abdominis apice barbato luteo
. *

Frisch. III. Th. S. 8. u. f.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume die den Herbst aus den Eyern kriechen
und den Winter durch gesellschaftlich in zusam-
mengesponnenen welken Laube an den Aesten zu-
bringen, ohne daß ihnen selbst die grimmigste
Kälte schaden könnte.

9. †. Antiqua. P. B. elinguis, aus planiuscu-
lis: superioribus ferrugineis lunula alba an-
guli postici
. *

Das Weibgen ungeflügelt.

10. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis cristata,
alis deflexis griseis: stigmatibus albidis co-
adunatis
. *

[Seite 368]

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.

11a. †. Cossus. Die Weidenraupe. P. B. elin-
guis, alis deflexis nebulosis, thorace postice
fascia atra, antennis lamellatis
. *

Dieselbe Raupe von der H. Lyonet die unbe-
schreiblich mühsame Zergliederung gegeben hat.
Sie hält sich in Ulmen, Eichen etc. doch bey
weiten am häufigsten in Weidenstämmen auf.
die so von ihr durchfressen werden daß sie leicht
ausgehn oder bey mäsigen Sturm umfallen. Der
Schade den diese Raupe verursacht wird dadurch
vergrössert daß sie gegen das Beyspiel vielleicht
aller übrigen Raupen bey drey Jahr alt wird
ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie ein so äus-
serst zähes Leben, daß sie nach H. Lyonets Ver-
suchen ohne Schaden etliche Stunden lang im
Luftleeren Raume, und mitten im Sommer fast
drey Wochen lang unter Wasser ausdauren kan.
Eben so sonderbar ist, daß die Puppe sich von
der Stelle bewegen, und wenn die Zeit des aus-
kriechens herbey naht, aus der Mitte des Stam-
mes sich vorn bis an die Mündung in der Rinde
hervorbohlen kan.

11b. †. Aesculi. P. N. elinguis laevis nivea
antennis thorace brevioribus. alis punctis
numerosis caeruleo-nigris, thorace senis
. *

Die Flügel-Flecken dieses ansehnlichen Thiers
sind so wie seine Beine völlig von der Farbe
wie blau angelaufner Stahl.

12. †. Humuli. P. N. elinguis fulva, antennis
thorace brevioribus, maris alis niveis
. *

An Hopfenwurzeln.

[Seite 369]

13. †. Pacta. P. N. spirilinguis cristata, alis
grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis
duabus nigris, abdomine supra rubro
. *

Eine grosse schöne Phaläne, deren Oberflügel
grau aber fein gezeichnet, und die Unterflügel
vortreflich carminroth sind.

14. †. Meticulosa. P. N. spirilinguis cristata,
alis erosis pallidis: superioribus basi incar-
nata, intra triangulum fuscum
. *

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.

15. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis ci-
nereis: anticis fasciis
4 nigris abbreviatis
inaequalibus
. *

So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta-
chelbeeren.

16. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis al-
bidis, maculis rotundatis nigris: anticis stri-
gis luteis
. *

17. †. Viridana. P. To. alis rhombeis, supe-
rioribus viridibus immaculatis
. *

Die Raupe und die kleine Phaläne sind beide
von schöner grüner Farbe.

18a. †. Farinalis. P. P. palpis recurvatis, alis
politis fuscescentibus: strigis repandis albi-
dis area interjecta glauca
. *

Im Mehl.

18b. †. Pellionella. Die Pelzmotte. P. Ti. alis
canis, medio puncto nigro, capite sub-
griseo
. *

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

[Seite 370]

19a. †. Sarcitella. Die Kleidermotte. P. Ti.
alis cinereis, thorace utrinque puncto albo
. *

Besonders in wollnen Kleidungsstücken.

19b. †. Mellonella. P. Ti. alis canis postice pur-
purascentibus, striga alba, scutello nigro-
apice candido
. *

Eine der gefährlichsten Bienenfeinde.

20. †. Granella. Der Wolf, weisse Korn-
wurm. P. Ti. aus albo nigroque maculatis
capite albo
. *

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt,
zerschrotet, und sich daher leicht verräth.

21. †. Goedartella. P. Ti. alis auratis: fasciis
2 argenteis: priore antrorsum, posteriore
retrorsum arcuata
. *

Ein niedliches überaus kleines Thier, dessen
Flügelchen dicht an einander liegen, nach hinten
spitz zulaufen, und in die Queere Gold- und Per-
lenmutterfarb gestreift sind.

22. †. Hexadactyla. P. Al. alis patentibus fissis:
singulis sexpartitis cinereis. *

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie
wegen der sonderbar gespannten Flügel ein un-
gewöhnliches Aussehn.

IV. NEUROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder gegitterte Flügel characte-
risirt, die mehrentheils in allerhand Farben
schillern. Die Larve hat sechs Füsse.

[Seite 371]

46. libellvla. Wasserjungfer, Spin-
nejungfer, Teufelsnadel, Schillebolze.
Os maxillosum, maxillis pluribus. Anten-
nae thorace breviores. Alae extensae. Cau-
da maris hamoso-forcipata
.

Artig gebildete Thiere von überaus schlanken
Wuchs und vieler Munterkeit, mit der sie beson-
ders an schönen Sommertagen im Sonnenschein
an Gewässern überaus schnell umherfliegen, und
mit gierigem Muthe andre Insecten wegfangen
und verzehren. Als Larve leben sie im Wasser,
und haben eine sonderbar bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute
haschen. Die Paarung der vollkommnen geflü-
gelten Wasserjungfern die überhaupt gar viel son-
derbares hat, wird im Fluge vollzogen.

1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigrican-
tibus, thorace lineis duabus flavis, abdo-
mine lanceolato lateribus flavescente
. *

2. †. Virgo. L. alis erectis coloratis. *

Die Flügel schwarzblau schillernd, oder braun.
Der Körper schön blau oder grün, theils wie
vergoldet.

3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis. *

Mit ungefärbten Flügeln: kleiner als die
vorige.

47. ephemera. Uferaas, Hafft. (He-
merobius s. Diaria auctor
.) Os edentulum
absque, palpis. Ocelli
2 maximi supra
oculos. Alae erectae posticis minimis, Cau-
da setosa
.

[Seite 372]

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser, wo es sich Hölen und Gänge zum
Aufenthalt ins Ufer wült, und von den Fischern
aufgesucht und zum Köder beym Angeln ge-
braucht wird. Nach zwey bis drey Jahren kom-
men mitten im Sommer binnen wenigen Tagen
viele Millionen dieser Thiere mit einmal aus dem
Wasser als vollkommene geflügelte Insecten her-
vorgeflogen, die sich auch alsdenn, gegen die
Weise andrer Insecten erst nochmals häuten müs-
sen, überhaupt aber ihren vollkommnen Zustand
nur sehr kurze Zeit, oft kaum einen halben Tag
geniessen.

1. †. Vulgata. E. cauda trifeta, alis nebulo-
so-maculatis
. *

p. collinson in philos. Trans. N. 481.
tab. II. fig. 2. 3. 4. pag. 329. sqq.

Das Weibgen legt ein Eyförmiges Klümp-
gen das aus sehr vielen Eyergen zusammen ge-
setzt ist.

2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis mar-
gine crassiore nigricantibus
. *

swammerdam biblia naturae tab. XIII.
fig. 15.

48. phryganea. Frülingsfliege. Os
edentulum palpis
4. Ocelli 3. Antennae
thorace longiores: Alae incumbentes, infe-
rioribus plicatis
.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden vorzüglich durch die überaus
artigen, theils sehr künstlichen meist cylindri-
schen Hülsen merkwürdig, die sie sich verferti-
gen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus
[Seite 373] mit sich herum schleppen. Manche machen diese
Gehäuse aus Schilfstückgen, andre aus Gras,
aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen, an-
dre aus lauter kleinen Flußschneckgen u.s.w.

1. †. Bicaudata. P. cauda biseta, alis venosis
reticulatis
. *

2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso
striatis
. *

49. hemerobivs. Landlibelle. Os den-
tibus
2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae
deflexae
(nec plicatae). Antennae thorace
convexo longiores, setaceae porrectae
.

Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne
Insect änelt den vorigen: Manche Gattungen
haben schöne perlfarbne Flügel, und goldglän-
zende Augen.

1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis,
vasis viridibus
. *

Nährt sich vorzüglich von Blattläusen.

50. myrmeleon. Os maxillosum: denti-
bus
2. Palpi 4 elongati. Ocelli nulli.
Cauda maris forcipe e filamentis duobus re-
ctiusculis. Antennae clavatae longitudine
thoracis. Alae deflexae
.

1. †. Formicarius. Der Ameisenlöwe. M. alis
macula alba marginali postica
. *

Das merkwürdige berufne Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden wült, sich selbst unten bis an den Hals
hinein scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine
Insecten empfängt und verzehrt, die unvers-
[Seite 374] hens an den Rand dieser Grube kommen, und
mit dem lockern Sand hinabschurren.

51. panorpa. Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum, palpis
2. Ocelli
3. Antennae thorace longiores. Cauda maris
chelata
.

1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro ma-
culatis
. *

52. raphidia. Kameelhals. Os dentibus
2 in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocel-
li
3. Alae deflexae. Antennae longitudi-
ne thoracis antice elongati cylindrici. Cauda
feminae seta recurva laxa
.

Die Geschichte dieser beiden Geschlechte ist
noch wenig untersucht.

1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico. *

V. HYMENOPTERA.

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken Adern durchzogen sind.
Die Weibgen sind mit einem verletzenden Sta-
chel am Hinterleibe, theils auch mit Gifte, das
sie beym Stich in die Wunde flössen, und das
nach des Abt Fontana Untersuchung saurer Na-
tur ist, bewaffnet; daher die ganze Ordnung
auch von einigen Entomologen Aculeata genannt
worden. Die Larven sind verschiedentlich ge-
[Seite 375] bildet: theils wie Raupen mit zwanzig Füssen,
theils wie Maden ohne Füsse etc.

53. cynips. Gallwespe. Os maxillis abs-
que proboscide. Aculeus spiralis, saepius
reconditus
.

Das Weibgen legt seine Eyer in besondere
Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel-
len, und theils sonderbare Auswüchse bilden,
die denn der Larve so lang zum Aufenthalt die-
nen, bis sie ihre Verwandlung überstanden hat,
und nun als vollkommnes Insect aus ihrem Ker-
ker hervorbrechen kan. Ganz sonderbar ist da-
bey, daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der
Mutter in das Gewächs gelegt werden, erst noch
wachsen, theils noch einmal so gros werden, be-
vor die darin befindliche Larve auskriecht.

1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis
. *

An wilden Rosen, wo sie die Moosartigen
krausen Auswüchse verursacht, die unter dem
Namen Schlafäpfel (Bedeguar) ehedem offici-
nell waren, und deren wir schon oben (§. 13.)
als eines wichtigen Einwurfs gegen die vorge-
gebne Präexistenz präformirter Keime etc. gedacht
haben.

2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato,
pedibus griseis, femoribus subtus nigris
. *

An Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervorbringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
Urheberin verlassen sind, kleinen Wespen ver-
schiedner Art zum Aufenthalt dienen*).

[Seite 376]

3. †. Psenes. C. ficus caricae. *

Im Orient, in den Feigen; deren Befruch-
tung oder sogenannte Caprification sie dadurch
befördert, daß sie von den männlichen zu den
weiblichen Feigen fliegt, und dabey von jenen
den Blumenstaub zu diesen überträgt.

54. tenthredo. Blatwespe. Os maxil-
lis absque proboscide. Alae planae tumidae.
Aculeus laminis duabus serratis, vix promi-
nentibus. Scutellum granis duobus impositis
distantibus
.

Die Larven haben Raupengestalt, leben von
Laub, und finden sich besonders auf Rosenstöcken
und Weiden. Verpuppen sich aber in der Erde.

1. †. Lutea. T. antennis clavatis luteis, abdo-
minis segmentis plerisque flavis
. *

2. †. Capreae. T. salicis. *

55. sirex. Holzwespe. Os maxillis 2 vali-
dis. Palpi
2 truncati: Antennae filiformes,
articulis ultra
24. Aculeus exsertus rigens
serratus. Abdomen sessile mucronatum. Alae
lanceolatae, planae omnibus
.

Das Weibgen weis mit seinem Sägeförmigen
Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu boh-
ren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve
hält sich einige Jahre lang im Holz auf.

1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmen-
tis nigris, thorace villoso
. *

56. ichneumon. Schlupfwespe, Spin-
nenstecher. Os maxillis absque lingua. An-
[Seite 377] tennae articulis ultra
30. Abdomen petiola-
tum plerisque. Aculeus exsertus vagina cy-
lindrica, bivalvi
.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und anderer In-
secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in le-
bendige Raupen, die davon erkranken, und vor
oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche
sind auch an andre Gattungen ihres eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larven ihre
Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders
Bemerkung, von verschiednen Gattungen die
eine blos zur Vertilgung der andern geschaffen
zu seyn scheint.

1. †. Luteus. I. luteus thorace striato, abdo-
mine falcato
. *

2. †. Aphidum. I. niger, abdomine basi pedi-
busque anticis genubusque posticis flavis
. *

57. sphex. Raupentödter. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis
10. Alae
plano incumbentes
(nec plicatae) in omni
sexu. Aculeus punctorius reconditus
.

In der Bildung äneln die Raupentödter den
Schlupfwespen, haben aber viel eignes in ihrer
Lebensart. Meist graben sich die Weibgen mit
ausserordentlicher Mühe runde Hölen in sandiges
Erdreich, schlepen sodann eine grosse Spinne
oder Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist
nur lahm beissen, und legen sodann in jede Höle
ein Ey, da denn nachher die junge Larve dem
grossen Thier, das die Mutter dahin begraben
hatte, den Saft zum Gespinste aussaugt, und
[Seite 378] sich selbst ein Verwandlungsgehäuse, daraus
bereitet.

1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fulvo,
postice nigro, petiolo longissimo
. *

2. †. Cibraria. Die Siebbiene. S. nigra, ab-
domine fasciis flavis, tibiis anticis clypeis
concavis fenestratis
. *

Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
füssen für durchlöchert gehalten, und hat auch
nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine
merkwürdige Bestimmung anzudichten, und viel
schönes über die weise Einrichtung eines gar
nicht existirenden Theils zu sagen.

58. chrysis. Os maxillis absque proboscide.
Antennae filiformes: articulo
1 longiore,
reliquis
11 brevioribus. Abdomen subtus for-
nicatum, utrinque squama laterali. Anus
dentatus aculeo subexserto. Alae planae.
Corpus auratum
.

Kleine aber überaus schöne Thiergen, die am
Leibe mit dem schönsten gefärbten Goldglanze
prangen.

1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo: apice quadridentato. *

59. vespa. Wespe. Os maxillis absque
proboscide. Alae superiores plicatae in omni
sexu. Aculeus punctorius reconditus. Oculi
lunares. Corpus glabrum
.

Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu tau-
senden beysammen leben, und durch die überaus
[Seite 379] kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Woh-
nungen, die sie sich mit vereinten Kräften zu
verfertigen wissen, merkwürdig.

1. †. Crabro. V. thorace nigro antice rufo im-
maculato abdominis incisuris puncto nigro
duplici contiguo
. *

2. †. Vulgaris. Die Hornisse. V. thorace
utrinque lineola interrupta, scutello qua-
drimaculato, abdominis incisuris punctis
nigris distinctis
. *

Leben wie andre Wespen vom Raube des Bie-
nenhonigs, von reifen Baumfrüchten etc. Sie
bauen theils unter der Erde, oder in ledige Bie-
nenstöcke, oder hängen ihre Nester an Bäumen
auf. Diese Nester sind meist kuglicht von ver-
schiedner Grösse, bestehen aus einfachen Schei-
ben, die von aussen mit einer lockern blätterigen
Umkleidung überzogen sind. Ihre Substanz die
eigentlich aus zarten Holzzasern besteht, änelt
einem Papiere, und ist meist von grauer Farbe,
theils aber auch schön marmorirt, braun, weiß etc.

60. apis. Biene. Os maxillis atque probo-
scide inflexa vaginis duabus bivalvibus. Alae
planae in omni sexu. Aculeus feminis et
neutris punctorius reconditus
.

1. †. Mellifica. Die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco,
tibiis posticis ciliatis, intus transverse stri-
atis
. *

Wir haben schon oben der merkwürdigen Ein-
richtung Erwähnung gethan, die unter den Bie-
nen, Wespen und Ameisen vorwaltet, daß nem-
lich die bey weiten zalreichsten Individuen unter ih-
nen völlig Geschlechtlos sind, d.h. zwar von ei-
[Seite 380] nem Vater erzeugt, von einer dadurch befruch-
teten Mutter gebohren werden, ohne doch selbst
weder männlichen noch weiblichen Geschlechts zu
seyn. Hier bey der Imme zeigt sich die Ver-
schiedenheit zwischen diesen dreyerley Geschöpfen,
am allerauffallendsten zwar bey der Zergliederung
ihres innern Baues, doch auch schon in ihrer
äussern Bildung. Das Weibgen, die sogenannte
Königin oder der Weisler, (Taf. I. Fig. 9.)
hat einen schlanken schmalen Leib, kurze Flügel,
einen behaarten Kopf, ein zackichtes Gebiß,
braune Füsse u.s.w. Die männlichen Bienen,
oder Thronen (Taf. I. Fig. 10.) sind gros und
stark von Leibe, mit langen Flügeln etc. Die
Geschlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-Bie-
nen hingegen (Taf. I. Fig. 11.) sind weit klei-
ner als jene beiden, von mittler Taille, verhält-
nismässigen langen Flügeln, glatten Gebiß,
schwarzen Füssen und einer besondern Grube am
Hinterschenkel die zum aufladen des Blumen-
staubes dient, u.s.w. Diese letztern, deren
in einem Stock wol 20000 sind, haben allein
die mannichfaltigen grossen Verrichtungen des
Aufbauens, Eintragens und der Besorgung der
Brut. Die jüngern sammlen Blumenstaub, den
sie halbe Stunden weit her als Hösgen zum
Stock tragen, wo er ihnen von den ältern abge-
nommen, und zu Wachs verarbeitet wird: fer-
ner saugen sie den sogenannten Nectar, ei-
nen süslichen Saft, der sich vielleicht in allen
Blüthen findet, und den sie in einem besondern
Eingeweide zu Honig umarbeiten, und im Stocke
wieder von sich geben. Sie füttern die Bienen-
Larven, halten den Stock rein, und tragen ihre
Leichen zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift
und Stachel als Waffen versehn, von dem sie
aber meist nur einmal in ihrem Leben Gebrauch
[Seite 381] machen können, da sie gewönlich mit Verlust ih-
res Stachels stechen, und ihn in der Wunde
stecken lassen. Man hat Beyspiele, daß ein
Schwarm zwey Pferde zu Tode gestochen hat.
Die männlichen Bienen oder Thronen oder
Holmbienen, (etwa 1500 im Stock) sind gleich-
sam Müssiggänger, und haben keine andre Ge-
schäffte, als sich einst mit ihrer einzigen Königin
zu paaren; und selbst hierzu müssen sie, gegen
die allgemeine Regel der Natur, doch erst durch
wiederholte Liebkosungen der wollüstigen Königin
ermuntert werden. Manche sterben sogleich
nachdem sie sich zur Begattung haben willig fin-
den lassen: die übrigen müssen nachher verhun-
gern, oder werden von den Arbeitsbienen ermor-
det. Die so reichlich befruchtete Königin legt ihre
Eyer in die bestimmten Zellen oder Mutterpfei-
fen, von denen schon vorläufig die für die Thro-
nen bestimmten grösser als die übrigen gebaut
sind. Wann diese Nachkommenschaft nach 20
Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich
als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt.
Finden sich hierbey mehrere Königinnen oder
Weisler ein, so kämpfen diese unter einander,
und die Ueberwinderin wird vom ganzen Schwarm
für Regentin erkannt. In der Wildnis bauen
sie in hole Bäume, oder unter die Erde etc. Der
Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu ma-
chen, und durch mannichfaltige scharfsinnige Er-
findungen ihre Vermehrung und Benutzung zu
befördern gelernt. Die Biene wird ohngefähr
7 Jahr alt, und obgleich einzelne Bienen so we-
nig Wärme haben als andere kaltblüthige Thiere;
so erwärmen sie doch im Stock, durch die Fri-
ction etc. zuweilen bis zur Wärme des menschli-
chen Körpers.

[Seite 382]

2. †. Centuncularis. Die Rosenbiene. A. nigra,
ventre lana fulva
. *

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt
sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von
Blättern der Rosenbüsche.

3. †. Violacea. Die Holzbiene. A. hirsuta atra,
alis caerulescentibus
. *

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Länge nach aushölen, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibgen von einan-
der absondern.

4. †. Terrestris. Die Hummel. (bombylius)
A. hirsuta nigra thoracis cingulo flavo, ano
albo
. *

Nistet tief unter der Erde.

5. †. Muscorum. Die Moosbiene. A. hirsuta
fulva abdomine flavo
. *

Bekleidet ihr Nest von aussen mit Moos, da-
her es schwer zu finden ist.

6. †. Caementaria. Die Maurerbiene. A. ful-
va abdomine nigro
(femina nigro-violacea
pedibus fuscis
).

Baut sich mit bewunderungswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an al-
ten Mauern, die viel Sonne haben. Die eyför-
migen Zellen, deren etwa zehn in jeder solchen
Eremitage sind, werden mit Gespinste austape-
zirt, und zuweilen auch von Immenwölfen,
Schlupfwespen etc. bewohnt.

61. formica. Ameise, Kremense. Squa-
mula erecta thoraci abdominique interjecta.
Aculeus feminis et neutris reconditus. Alae
maribus et feminis, sed neutris nullae
.

[Seite 383]

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich in
Wäldern und Wiesen bey vier und mehrern tau-
senden in einem Haufen auf; nisteln sich aber
auch sehr in die Gärten, da sie zumal den Pfer-
sichen schädlich werden, und selbst in die Wohn-
häuser ein, wo sie sich nach allem süssen, nach
Zucker, Backwerk etc. ziehen. Doch muß man
dabey die unermüdete Industrie dieses kleinen
Volks, die Emsigkeit mit der sie Proviant und
Harz (wilden Weihrauch) einsammlen, vorzüg-
lich aber die musterhafte Zärtlichkeit, mit der
sie ihre Puppen (die fälschlich so genannten Amei-
sen-Eyer) am Morgen in die Sonne, des Abends
aber, oder wenn Regen kommen will, wieder
nach Hause tragen, bewundern. Man hat ge-
sehen, daß eine Arbeitsameise, der man den
Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Pup-
pen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit
gebracht hat etc. Hier zu Lande bringen die
Ameisen den Winter im Schlaf zu, und brau-
chen folglich keinen Wintervorrath einzutragen.
Die in den warmen Zonen hingegen werden von
keiner erstarrenden Kälte eingeschlummert, und
müssen folglich, wenn sie nicht darben wollen,
das thun was Salamo zwar gesagt*), aber
mancher neuere Naturforscher nicht nöthig ge-
funden hat, zur guten Zeit. Vorrath einsammlen.

1. †. Herculanea. Die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ovato, femoribus ferrugineis
. *

2. †. Rufa. F. thorace compresso toto ferru-
gineo, capite abdomineque nigris
. *

Sehr gierige Thiere, die im Hunger einander
selbst auffressen.

[Seite 384]

3a. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris
. *

Nebst den beiden folgenden auf Wiesen, Wei-
den etc.

3b. †. Nigra. F. tota nigra nitida, tibiis cine-
rascentibus
. *

Schwärmt zu Ende des Sommers, zuweilen
in unzäliger Menge und sonderbarer Gestalt der
Schwärme als auf und nieder fahrende Säulen,
deren man wol 20 auf einmal sieht, die sich in
der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen*).

4. †. Caespitum. F. abdominis petiolo binodo-
so: priore subtus, thoraceque supra biden-
tato
. *

5. Omnivora. F. thorace punctis elevatis,
petiolo binodoso, corpore testaceo, abdo-
mine minuto
. *

In beiden Indien**). Furchtbare Thiere,
die in grossen Heeren wandern, und auf ihren
Zügen alles zerfressen, was nur ihrem Gebis
beisbar ist; selbst Kinder getödtet haben sol-
len etc: aber selbst von Ameisenbären verzehrt
werden.

6. Fatalis. Die weisse Ameise. (Termes fa-
tale linn
.) F. alba, squamula thoracica
nulla
.

Beschäftig. der Berl. Naturf. Ges. Th. IV.
Taf. 1. Fig. 1-9.

Zumal in Ostindien. Eben so nachtheilig wie
die vorige.

[Seite 385]

62. mutilla. Alae nullae in plerisque. Cor-
pus pubescens. Thorax postice retusus. Acu-
leus reconditus punctorius
.

1. Occidentalis. M. coccinea, abdomine cin-
gulo nigro
.

VI. DIPTERA.

Die Insecten mit zwey Flügeln und ein paar
kleinen Knöpfgen oder so genannten Flügelkölb-
gen oder Balancirstangen (halteres), die hinter
den Flügeln an der Brust sitzen: deren Nutzen
noch unbestimmt ist, und derentwegen einige
Naturkündiger die ganze Ordnung Halterata be-
nannt haben. Die Larve ist meist eine Made,
die mehrentheils an faulichten unreinen Orten
lebt: sie schrumpft nach einiger Zeit zusammen,
und verhärtet zu einer braunen cylindrischen
Puppe. Das vollkommene Insect hat bey ei-
nigen Geschlechtern einen spitzen harten Sauge-
stachel, bey andern einen weichen biegsamen
Rüssel, bey noch andern gar keinen Mund u.
s. w. Einige dieser Thiere gebären lebendige
Junge.

63. oestrvs. Bremse. Os nullum, punctis
tribus, absque proboscide aut rostro exserto
.

Bey den mehresten Gattungen legt das Weib-
gen seine Eyer in die Haut lebendiger Thiere,
[Seite 386] wodurch eine Geschwulst und Geschwür entsteht,
von welchem sich die Larve ernährt.

1. †. Bovis. Die Viehbremse. O. alis macula-
tis, thorace flavo, fascia fusca, abdomine
flavo apice nigro
. *

2. †. Tarandi. Die Rennthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flavo fascia nigra, ab-
domine fulvo apice flavo
. *

3. †. Haemorrhoidalis. Die Pferdebremse. O.
alis immaculatis, thorace nigro, scutello
pallido, abdomine nigro basi albo apiceque
fulvo
. *

Ein für die Pferde lästiges, auch wol gar töd-
liches Thier. Das Weibgen paßt die Zeit ab,
wann das Pferd sich seines Unraths entledigt,
und legt ihm seine Eyer ans Ende des Mast-
darms. Die jungen Larven kriechen sodann durch
die 84 Fus langen Gedärme des Pferds in dessen
Magen, wo wir sie selbst bey Zergliederungen
zu mehrern Hunderten, von der Grösse eines
Dattelkerns, und alle mit ihren Häkgen an der
innern Haut des Magens befestigt, gefunden
haben. Zuweilen durchboren sie den Magen,
und verursachen den Brand. Gemeiniglich aber
kriechen sie, wann sich die Zeit ihrer Verwand-
lung herbey naht, denselben langen finstern
Weg, durch den sie ankamen, zurück, stürzen
sich selbst aus dem Hintern des Pferdes heraus,
bohren sich augenblicklich in die Erde, und ver-
puppen sich.

4. †. Ovis. Die Schafbremse. O. alis subpun-
ctatis, abdomine albo nigroque versicolore
. *

In den Stirnhölen der Hirsche, Rehe, Zie-
gen, und vorzüglich der Schafe, die davon er-
[Seite 387] kranken, schwindelnd werden etc. wie wir vor
neun Jahren, da die Krankheit in einigen be-
nachbarten Schäfereyen grassirte, häufig gese-
hen haben.

64. tipvla. Os capitis elongati maxilla su-
periore fornicata: palpi duo incurvi capite
longiores. Proboscis recurvata brevissima
.

Aeusserst dauerhafte Insecten, deren Larven
J. J. Scheuchzer in Schwefelwassern lebend ge-
sehn, und die H. de Luc in einer Höhe von 1560
Toisen über der Meersfläche angetroffen, wo
sie folglich wol unter allen Thieren auf unsrer
Erde am höchsten lebten.

1. †. Oleracea. T. alis hyalinis, costa margi-
nali fusca
. *

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mal am Gemüse viel Schaden.

2. †. Phalaenoides. T. alis deflexis cinereis
ovato-lanceolatis ciliatis
. *

Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen
Orten, Abtriten etc. lebt.

65. mvsca. Fliege. Os proboscide carnosa:
labiis 2 lateralibus: palpi nulli.

1a. †. Vomitoria. Die Schmeisfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente
. *

1b. †. Carnaria. M. antennis plumatis pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris
. *

Gebiert lebendige Maden.

2. †. Domestica. Die Stubenfliege. M. an-
tennis plumatis, pilosa nigra, thorace li-
[Seite 388] neis
5 obsoletis, abdomine nitidulo tesselato,
oculis fuscis
. *

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in
theils Gegenden, wie auf Taiti, in unsäglich lä-
stiger Menge.

3. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. anten-
nis setariis pilosa nigra, alis nervosis, ocu-
lis ferrugineis
. *

Sehr kleine Thiergen, in Weinkellern und
überhaupt auf süslichen gährenden Früchten etc.

4. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa ni-
gra abdomine subcinereo, alis basi subflavis,
oculis brunneis
. *

In Gärten und Wäldern, haben einen hüpfen-
den sonderbaren Flug: schwärmen bey schönem
Wetter haufenweis um die Bäume, und verur-
sachen am mehresten das Gesumse, was man im
Sommer, zumal in den heissen Mittagsstunden,
in stillen Gehölzen überall hört.

5. †. Putris. M. antennis setariis, subpilosa
atra, alarum costa nigra, oculis ferrugi-
neis
. *

Die Made lebt in faulem Käse.

66. tabanvs. Os proboscide carnosa, ter-
minata labiis duobus. Rostro palpis duo-
bus, subulatis, proboscidi lateralibus, pa-
rallelis
.

1. †. Bovinus. T. oculis virescentibus, abdo-
minis dorso maculis albis trigonis longitudi-
nalibus
. *

67. culex. Os aculeis setaceis intra vaginam
flexilem
.

[Seite 389]

1. †. Pipiens. Die Mücke, Schnacke. C. ci-
nereus abdomine annulis fuscis
8. *

Das beschwerliche Thier hält sich zumal häufig
am Wasser auf. Die Americanischen Mosqui-
tos deren Stich ein unerträgliches Jucken und
theils starke Entzündung verursacht, scheinen von
mehr als einer Art, meist doch aber eine
blosse Spielart unsrer Mücken zu seyn.

68. empis. Os rostro corneo, inslexo, bi-
valvi, thorace longiore. Valvulis horizon-
talibus
.

1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pe-
dibus posticis longis: alterius sexus pen-
natis
. *

69. conops. Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.

1. †. Calcitrans. C. antennis subplumatis, ci-
nerea glabra ovata
. *

Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt des Rüssels den furchtbaren hervorragen-
den Stachel. Sie kommt nur wanns regnen
will in die Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich
auch blos an die Beine, so wie sie draussen auf
der Weide sich an die Füsse des Viehes zu setzen
gewohnt ist, das daher so unruhig wird und
aufstampft.

70. asilvs. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto bivalvi
.

1. †. Cabronisormis. A. abdomine tomentoso,
antice segmentis tribus nigris, postice flavo
inflexo.

[Seite 390]

71. bombylivs. Os rostro porrecto, seta-
ceo, longissimo, bivalvi: valvulis horizon-
talibus, intra quas aculei setacei
.

1. †. Major. B. alis dimidiato-nigris. *

72. hippobosca. (Mouche – araignée) Os
rostro bivalvi, cylindrico, obtuso, nutante.
Pedes unguibus pluribus
.

1. †. Equina. Die Pferdelaus. H. alis obtu-
sis thorace albo variegato, pedibus tetrada-
ctylis
. *

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick,
und legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine
Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen
nichts als ein weisser Saft zeigt, der nachher
gleich zum erwachsenen Thier gebildet wird, das
nach einiger Zeit als vollkommnes geflügeltes
Insect auskriecht.

2. †. Ovina. Die Schaflaus. H. alis nullis. *

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen sei-
nes ganzen übrigen Habitus diese Stelle behau-
ptet. Es lebt in der Wolle der Schaafe, die
davon grün wird.

VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Grösse, Bildung, Auf-
enthalt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzal und
Länge der Füsse, der Augen u.s.w. ausser-
ordentlich verschieden. Theils legen sie Eyer,
[Seite 391] theils gebären sie lebendige Junge. Den Floh
ausgenommen, bestehen die übrigen keine andre
Verwandlung, als daß sie sich meist einigemal
häuten.

73. lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2
setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis ex-
tensis. Corpus squamis imbricatum
.

1. †. Saccharina. Der Zuckergast, das Fisch
gen. L. squamosa cauda triplici. *

Ein überaus behendes Thiergen, matt silber
glänzend; ist eigentlich in America zu Hause,
aber nun schon fast in ganz Europa einheimisch.

74. podura. Pedes 6 cursorii. Oculi 2 com-
positi ex octonis. Cauda bifurca saltatrix in-
flexa. Antennae setaceae elongatae
.

1. †. Fimetaria. P. terrestris alba. *

Haufenweis unter Blumentöpfen.

75. termes. Pedes 6 cursorii. Oculi 2. An-
tennae setaceae. Os maxillis duabus
.

1. †. Pulsatorium. Die Todtenuhr, Papier-
laus. S. abdomine oblongo, ore rubro, ocu-
lis luteis
. *

In Büchern, Kräutersammlungen, Papier-
tapeten und in Holz, wo sie zumal bey nächtli-
cher Stille einen Laut von sich giebt, dem der
Aberglaube ehedem allerhand Unglücksdeutung
gegeben hat.

76. pediculus. Laus. Pedes 6 ambula-
torii, oculi
2. Os aculeo exserendo. Anten-
[Seite 392] nae longitudine thoracis. Abdomen depres-
sum sublobatum
.

Vielleicht das weitläufigste aller Thiergeschlech-
ter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mö-
gen wol ihre Läuse haben: und selbst Fische, ja
sogar manche Insecten, wie die Bienen etc. sind
mit dergleichen Ungeziefer geplagt.

1. †. Humanus. Die Kopflaus und Kleider-
laus. P. humanus. *

Das ekelhafte Thier vermehrt sich schnell und
häufig: und wird nicht nur der Reinlichkeit, son-
dern auch der Gesundheit selbst äusserst nachthei-
lig, daher auch die alten Yncas in Peru dieses
Ungeziefer lieber als Tribut von ihren armen
Unterthanen annahmen um sie nur zugleich da-
von zu befreyen*). Bey den Möhren sind die
Läuse schwarz: daß sie sich aber wie Oviedo u.a.
behaupten, auf den Schiffen verlöhren, wenn
diese die Linie passiren ist leider eine Fabel.

77. pulex. Floh. Pedes 6 saltatorii: oculi
2. Antennae filiformes. Os rostro inflexo,
setaceo, aculeum recondente. Abdomen com-
pressum
.

1. †. Irritans. P. proboscide corpore bre-
viore
. *

Der Floh findet sich auch auf Hunden, Katzen,
Igeln etc. und ist fast eben so weit als der Mensch
über die Erde verbreitet: doch findet er sich nicht
im äussersten Norden, an der Baffinsbay etc. Er
kan alt werden: wenigstens hat man Beyspiele
daß Flöhe sechs Jahre lang an kleinen goldnen
[Seite 393] Kettgen erhalten worden sind. Seiner ausser-
ordentlichen Stärke haben wir oben gedacht
(§. 29.).

2. Penetrans. Der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton Attun. P. proboscide corpo-
ris longitudine
.

catesby N. H. of Carolina III. tab.
X. fig. 3.

Ein äusserst lästiges Thier in beiderley Ame-
rica, änelt dem gemeinen Floh in der Bildung
und in den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich
besonders im Staube auf, und legt seine Eyer
den Menschen unter die Nägel der Fuszehen,
wodurch heftige und zuweilen in Brand überge-
hende Entzündungen entstehen.

78. acarvs. Milbe. Pedes 8. Oculi 2 ad
latera capitis. Tentacula
2 articulata, pedi-
formia
.

Ein grosses Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen, die theils wie die Läuse auf andern
Thieren: theils aber von Pflanzen leben.

1. †. Ricinus. A. globoso-ovatus: macula ba-
seos rotunda: antennis clavatis
. *

2. †. Siro. Die Käsemilbe. A. lateribus sub-
lobatis, pedibus
4 posticis longissimis, fe-
moribus capiteque ferrugineis, abdomine
fetoso
. *

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc. Daß
sie die Krätze verursachen solle, ist falsch. Aber
freilich kan sie wol bey äusserst unreinlichen Krä-
tzigen sich einnisteln, und das Uebel verschlim-
mern. Sie wird nur mit 3 paar Füssen geboh-
ren, und das 4te wächst erst nachher dazu.

[Seite 394]

3. †. Aquaticus. A. abdomine sanguineo de-
presso tomentoso postice obtuso
. *

Im Wasser; fast wie eine kleine blutrothe
Spinne.

79. phalangivm. Pedes 8. Oculi verticis
2 contigui, 2 laterales. Frons antennis pe-
diformibus. Abdomen rotundatum
.

1. †. Opilio. Der Weberknecht, Schuster,
Geist, Tod, Haberhauer, die Holzspinne,
Habergeis. P. abdomine ovato; subtus
albo
. *

Ein langbeinichtes sonderbar gebildetes Thier,
was seinen Geschäften des Nachts nachgeht. Die
ausgerißnen Beine zeigen noch Stunden lang
Lebenskraft und Bewegung. Die Augen sitzen
dem Thiere zwischen den Schultern.

2. †. Cancroides. Der Bücherscorpion. P. ab-
domine obovato depresso, chelis laevibus,
digitis pilosis
. *

In altem Papier, Büchern, Kräutersamm-
lungen. Sieht wegen des flachen plattgedruck-
ten Körpers und der langen Krebscheeren son-
derbar aus. Kriecht rücklings und vorwärts
wie ein Krebs.

3. †. Balaenarum. Die Walfischlaus. P. ab-
domine dilatato muricato, rostro subulato
. *

Darf nicht mit dem oniscus ceti verwechselt
werden.

80. aranea. Spinne, Kanter. Pedes
8. Oculi 8. Os unguibus s. retinaculis 2.
Anus papillis textoriis.

[Seite 395]

Die Lichtscheue einsiedlerische Lebensart der
Spinnen, ihr gehässiger Charakter, da sie ein-
ander selbst auffressen etc. und der Verdacht des
Giftes mag zum Theil Ursach an dem gemeinen
und oft unüberwindlichen Abscheu seyn, womit
sich so viele Menschen für diesen Thieren entse-
tzen. Allerdings sind einige grosse ausländische
Spinnen giftig, und selbst den Biß mancher Eu-
ropäischen scheint nach des arossen Harveys Ver-
suchen verdächtig zu seyn*): wir selbst haben
auch oft Fliegen zu retten gesucht, die nur ein-
mal von einer Spinne gestochen waren, und
die demohngeachtet in kurzem unter sonderbaren
Zuckungen und Krämpfen verstarben. Hingegen
kan man Spinnen, mit so wenig Gefahr als
Viperngift essen. Auch lassen sie sich kirre ma-
chen, und lernen ihre Wohlthäter kennen, wie
der Grav Lauzun im Gefängnis zu Pignerol,
und Pelisson in der Bastille aus langer Weile
versucht haben. Die mehresten Spinnen weben
sich ein Gespinste, dessen regelmäsisse Anlage so-
wol als die Festigkeit womit es Wind und Wet-
ter aushält, bewundernswürdig ist.

1. †. Diadema. Die Kreuzspinne. A. abdomi-
ne subgloboso rubro-fusco; cruce albo pun-
ctata
. *

In Gärten, unter Dächern etc. macht ein
radförmiges senkrechtes Gespinste.

2. †. Domestica. Die Fensterspinne. A. abdo-
mine ovato fusco: maculis nigris
5 subcon-
tiguis: anterioribus majoribus
. *

3a. †. Scenica. A. saliens nigra: lineis semicir-
cularibus
3 albis transversis. *

[Seite 396]

Auf Dächern, aussen an Wänden etc. Sie hüpft:
macht aber kein Gespinste.

3b. Saccata. A. abdomine ovato ferrugineo
fusco
.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer Bey-
spiellosen Zärtlichkeit ihr Leben, um ihn wenn er
ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*).

4a. Avicularia. Die Buschspinne. A. tho-
race orbiculato convexo; centro transverse
excavato
. *

Ein fürchterliches Geschöpf was in Westindien
zu Hause ist, und wovon wir Stücke von der
Grösse einer kleinen Kinderfaust besitzen. Die
Fußsohlen schillern in bunte Goldfarben. Sie
tödtet Colibrits, und saugt ihre Eyer aus.

4b. Spithamea. A. abdomine oblongo, pe-
dibus longissimis
. *

Ein ungeheures Geschöpf: mit ausgestreckten
Beinen vom Umfang einer ausgespannten Hand.
Das unsrige haben wir aus Java erhalten.

5. Tarantula. A. subtus atra, pedibus subtus
atro fasciatis
. *

Die abgeschmackten Fabeln, die man vom Ta-
rantelbiß und seinen Folgen und musikalischen
Heilungsmitteln erdichtet hat, lösen sich dahin
auf, daß es theils Einbildungen hypochondrischer
und hysterischer Patienten; mehrentheils aber
armseelige Betteleyen seyn mögen, womit sich
mitleidige leichtgläubige Reisende haben betrü-
gen lassen.

[Seite 397]

81. scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 fron-
tales. Oculi
2 in tergo. Palpi 2 cheliformes.
Cauda elongata articulata terminata mucrone
arcuato. Pectines
2 subtus inter pectus et ab-
domen
.

Der Scorpion hat in der Bildung und Lebens-
art viel mit dem Krebs gemein, auch wirft er,
so wie dieser, järlich seine Schale ab. Der kleine
Europäische Scorpion ist zuverlässig unschädlich.
Auch der Ostindischen Stich ist weniger gefärlich
als ein Bienenstich*). Hingegen verursacht der
von den Westindischen leicht den Brand.

1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis
. *

2. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis, ma-
nibus angulatis
. *

82. cancer. Krebs. Pedes 8. insuper ma-
nus
2 chelatae. Oculi 2 distantes, plerisque
pedunculati, elongati mobiles. Palpi
2 che-
liferi. Cauda articulata inermis
.

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschiednen Länge des Schwanzes,
und der Beschaffenheit des Brustschilds und der
Scheeren wieder in Familien abgetheilt werden
können.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus,
thorace laevi lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato
. *

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb
der Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey
[Seite 398] Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig.
Er verwirrt sich wol oft in den Bart dieser Mu-
schel so wie andre Krebse auch: aber die gutmü-
tige Absicht fällt weg.

2. Maenas. Die Krabbe. C. brachyurus, tho-
race laeviusculo, utrinque quinquedentato,
carpis unidentatis, pedibus ciliatis: posti-
cis subulatis
. *

3. Bernhardus. Der Einsiedler. C. macrou-
rus parasiticus, chelis cordatis muricatis:
dextra majore
. *

Bewohnt leere Schneckenhäuser (§. 140.):
und zwar wies scheint ohne Auswal besondrer
Gattungen. Wir haben ihn unter andern im
murex vertagus.

4. Gammarus. Der Hummer. C. macrourus,
thorace laevi, rostro lateribus dentato: basi
supra dente duplici
. *

In den Meeren der nordlichen Erde: wo er
wie manche Fische zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht. Er ist sehr gefrässig, und hat
einen geräumigen Magen, der durch besondre
Grätenförmige Knochen ausgespannt und unter-
stützt wird.

5. †. Astacus. Der Fluß-Krebs. C. macrou-
rus thorace laevi, rostro lateribus dentato:
basi utrinque dente unico
. *

Dieses Thier, wovon es auch von Natur rothe,
und andre selbst beym sieden schwarzbleibende
Spielarten giebt, ist äufferst gefrässig, erreicht
ein zwanzigjähriges. Alter und theils ausnehmende
Grösse. Es wirkt bekanntlich seine ganze Schaale
alljärlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden; und die
[Seite 399] zwey Steinartigen kalkichten Verhärtungen, die
sich im Sommer zu beiden Seiten seines Ma-
gens finden, die man fälschlich Krebsaugen
nennt, und die man ehedem als Arznen mis-
brauchete, sind wol der vorzüglichste Stoff, wor-
aus die neue verjüngte Schaale verhärtet. Auch
der zufällige Verlust von Füssen, Scheeren etc. des
Krebses wird durch seine starke Reproductions-
kraft leicht wieder ersetzt.

6. †. Pulex. Die Fluß Garneele. C. macrourus
articularis, manibus
4 adactylis, pedibus 10. *

Ein muntres kleines Thier, was sich zumal
häufig in der Brunnenkresse findet, und im Was-
ser zuweilen auf dem Rücken schwimmt.

7. Squilla. Die See-Garneele, Granate.
C. macrourus, thorace laevi, rostro supra
ferrato, subtus tridentato, manuum digi-
tis aequalibus
. *

Mem. de l'ac. des sc. de Paris 1772. P.
II. tab. I. fig. 1. 2.

Ein Ungeziefer aus dem Oniscus-Geschlecht
das sich unter den Rückenschild dieses schmack-
haften kleinen Krebses einnistelt, hat man ehe-
dem für junge Brut von Schollen (Pleuronectes)
gehalten, daher denn sonderbare Irthümer ent-
standen*).

83. monoculus. Kiefenfus. Pedes nata-
torii. Corpus crusta tectum. Oculi approxi-
mati, testae innati
.

1. Polyphemus. Der Moluccische Krebs.
M. testa plana convexa futura lunata, po-
stica dentata, cauda subulata longissima
. *

[Seite 400]

Das allergröste Insect, was wol eine Länge
von vier Fuß erreichen kan. Daß es nur ein
Auge haben soll, ist irrig, mithin eine Benen-
nung gar nicht passend. Auch ist es falsch, daß
es nur in Ostindien sich finde, wir wissen von
Augenzeugen, daß es häufig an der Küste von
Carolina gefangen wird, und haben den Schwanz-
stachel des Thiers, den man dort zu Tabacksröh-
ren verarbeitetet, von daher erhalten.

2. †. Apus. M. testa subcompressa, antice re-
tusa, postice truncata, cauda biseta
. *

Wie es scheint ein wahrer Zwitter.*)

3. Pulex. Der Wasserfloh. M. antennis
dichotomis, cauda inflexa
. *

In Flüssen und Teichen, auch Brunnen-
wasser: an theils Orten so häufig daß er bey sei-
ner röthlichen Farbe wol ehr die Sage von Was-
ser das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. †. Quadricornis M. antennis quaternis, cau-
da recta bifida
. *

84. oniscus. Pedes 14. Antennae setaceae.
Corpus ovale
.

1. Ceti. Die Wallfischlaus. O. ovalis, seg-
mentis distinctis, pedibua tertii quartique
paris linearibus ovaticis
. *

2. †. Asellus. Der Kelleresel. O. ovalis, cau-
da obtusa, stylis simplicibus
. *

An feuchten Orten, in Fenstern, Mauerritzen etc.
85. scolopendra. Assel. Pedes nume-
rosi, totidem utrinque quot corporis segmen-
[Seite 401] ta. Antennae setaceae. Palpi
2 articulati.
Corpus depressum
.

1a. †. Lagura. S. pedibus utrinque 24. cor-
pore ovali, cauda penicillo albo
.

Mem. présentés à l'ac. des sc. vol. I.
tab. XVII.

Unter alten Baumrinden, Moos etc. Sonder-
bar ist, daß dieses Thier die volle Zahl seiner
Gliedmassen erst mit dem Alter bekommt, statt
daß nemlich ein altes 12 paar Füsse hat und sein
Körper aus 8 Abschnitten besteht, so hat ein
ganz junges nur erst 3 Abschnitte und 3 paar
Füsse u.s.w.

1b. Morsitans. S. pedibus utrinque 20. *

In den heissen Zonen: und selbst schon in
Spanien. Ihr Biß verursacht gefärliche Ent-
zündung.

2. †. Electrica. Der Feuerwurm. S. pedibus
utrinque
70. *

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
er gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.

86. iulus. Vielfus. Pedes numerosi: du-
plo utrinque plures quam corporis segmenta.
Antennae moniliformes. Palpi
2 articulati.
Corpus semicylindricum
.

1. †. Terrester. S. pedibus utrinque 100. *

Ein langsames Thier, was meist unter der
Erde in fettem Boden oder im Miste lebt.

Neunter Abschnitt.
Von den Würmern.

[Seite 402]

§. 153.

Die Insecten haben so zuverlässige und faßli-
che, die Würmer hingegen so wenig allge-
mein positive Charactere, daß man die letztern
vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblü-
tigen Thiere definiren könnte, die keine Insecten
sind. Doch wollen wir versuchen, die auszeich-
nenden Eigenschaften dieser äusserst merkwürdi-
gen Geschöpfe, mit welchen wir die Thierge-
schichte beschliessen, zusammen zu lesen.

§. 154.

Die Würmer haben einen weichen mat-
schigen, theils schleimigen, meist nackten Kör-
per: nur wenige sind wie die Aphroditen mit
Haaren, einige wie die Seeigel mit einer knorp-
lichen Schaale bedeckt. Viele aber, die Con-
chylien nemlich und die Corallen, bewohnen ein
festes fast porzellan- oder steinartiges Gehäuse,
das ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet:
und theils mit dem Thier umher getragen wird,
theils aber unbeweglich fest steht.

§. 155.

[Seite 403]

Kein einziges Thier dieser Classe ist geflü-
gelt: auch kan man ihnen keine eigentliche Füs-
se zum Aufstützen des Körpers und zum Fort-
schreiten zugestehen. Doch haben die Regen-
würmer, Seeigel und Seesterne gewisse Glied-
masen, die wenigstens eine ähnliche Bestim-
mung haben. Und überhaupt wird auch der
Mangel dieser Bewegungswerkzeugen bey
den Würmern durch die ausnehmende Reizbar-
keit ihrer Muskeln und die Kraft ihren Körper
dadurch wechselsweis zusammen zu ziehen, und
wieder auszudehnen, ersetzt.

§. 156.

Statt der Fühlhörner, die die Insecten be-
sassen, haben die mehresten Würmer sogenann-
te Fühlfaden (tentacula), oder biegsame un-
gegliederte meist weiche fleischige Faden am Ko-
pfe, die bey einigen von ansehnlicher Länge,
überhaupt aber von mannichfaltiger Bestim-
mung sind. Den Arm-Polypen nutzen sie zum
Fang: bey den Gartenschnecken sitzen vorn die
Augen dran u.s.w.

§. 157.

Manche Würmer sind von so einfachem Kör-
perbau, daß man gar keine Gliedmasen an
ihnen unterscheiden kan. Andre haben hinge-
[Seite 404] gen desto zahlreichere, doch meist ziemlich ein-
förmig gebildete Glieder.

§. 158.

Auch die Grösse variirt in dieser Classe
weit mehr, als in der vorigen. Es gibt Con-
chylien, die auf sechs Centner am Gewicht hal-
ten, und Infusionsthiergen, die kaum durch
unsre besten Vergrösserungsgläser erkannt wer-
den können.

§. 159.

Die mehresten Würmer haben unansehn-
liche Farben. Doch sind auch einige, wie die
Seeanemonen, Seefedern, Aphroditen, und vie-
le Conchylien von ausserordentlicher Schönheit.

§. 160.

Ueber die Sinne dieser Thiere und deren
Werkzeuge läst sich noch weniger bestimmtes als
über der Insecten ihre, sagen. Einige haben
ungezweifelt wahre Augen, und andre, wie
z.B. die Polypen, haben ohne Augen doch
das feinste Gefül von Licht und Hellung.

§. 161.

Wenn die Würmer würklich Athem ho-
len, so geschieht dieß doch wenigstens auf eine
von andrer thierischen Respiration sehr ver-
schiedne Weise.

§. 162.

[Seite 405]

Auch läst sich bey ihnen noch weniger
als bey den Insecten ein wirkliches Herz oder
Gehirn erweisen. Magen oder Darmca-
nal hingegen haben sie wol alle ohne Ausnahme.

§. 163.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: theils gar nur in fauligen Säften:
oder doch in feuchten dumpfigen Orten. Eini-
ge leben blos unter der Erde: und viele ledig-
lich im lebendigen Körper andrer Thiere, wie
die Darmwürmer, Saamenthiergen u s. w.
Viele leben zusammen an Corallen-Stämmen,
auf Austerbänken etc., doch ohne sich wie etwa
die Bienen etc. wechselseitige Hülfe zu leisten.

§. 164.

Die Nahrung der Würmer ist ziemlich
einfach: die mehresten nähren sich durch saugen.
Manche essen Erde, und viele Schnecken,
Blutigel etc. können außerordentlich lang fasten.

§. 165.

Manche sind mit Gift als Waffen, und
der Blackfisch mit seiner Dinte als Vertheidi-
gungsmittel versehn. Viele werden auch durch
ihr zähes Leben, oder durch ihre ausserordent-
liche Reproductionskraft, die in keiner andern
[Seite 406] Thier-Classe so überaus wunderbar ist, für
feindlichen Gewaltthätigkeiten geschützt: und
einige wie z.B. der Kleisteraal, das Räder-
thier etc. besitzen eine Art von Reviviscenz, wo-
durch sie gewissermasen unzerstörbar scheinen.

§. 166.

Die allermehresten Würmer sind wol Herm-
aphroditen, von denen jedes Individuum
sein Geschlecht auf eine der angegebenen Weisen
(§. 18.) fortzupflanzen im Stande ist.

§. 167.

Die Würmer werden dadurch dem Menschen
mittelbar oder unmittelbar nutzbar, daß sie
theils wie der Regenwurm die Erde locker
halten; oder wie der Fadenwurm den Thon
durchboren, und dadurch dem Wasser Durch-
gang verschaffen. Ferner sind viele, zumal
unter den Conchylien, eßbar. Von einigen
Murexarten wurde ehedem mehr als jetzt eine
grünlich rothe Farbe (wie junges Weinbeer-
Laub) der Purpur der Alten genommen. Aus
dem Safte der Blackfische kan Dinte bereitet
werden. Der Bart der Steckmuschel giebt
eine braune Seide, die zu Kleidungsstücken
verarbeitet wird. Mehrere Muschelarten füh-
ren Perlen. Verschiedne Schneckgen oder aus
Muscheln geschlifne durchbohrte Korallen cursi-
ren bey einigen wilden Völkern statt Geldes-
[Seite 407] Viele Wilde brauchen Muschelschaalen statt
Löffel. Die Mahlermuschel, Perlenmutter,
das eigentlich sogenannte rothe Corall, und
die grosse beinartige Schuppe des Blackfisches
(os sepiae) werden von Künstlern benutzt.
Der Badeschwamm hat mancherley häusli-
chen Gebrauch. Unzälige Conchylien und
Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige
grosse dünne Muschelschalen in China etc. statt
Fensterscheiber gebraucht u.s.w. Die Blut-
egel endlich sind ein überaus wichtiges chir-
urgisches Genesmittel.

§. 168.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe
gehören vorzüglich alle die furchtbaren Wür-
mer des menschlichen Körpers, die sich
entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwür-
mer, Trichuriden und Bandwürmer im Darm-
canal: oder wie der Nervenwurm unter der
Haut und zwischen dem Fleische aushalten.
Sodann auch die Egelschnecken, die sich bey
den Schafen, und so viele andre Würmer,
die sich zumal bey Hausthieren und bey Fi-
schen finden, und sie krank machen. Die
Regenwürmer und Schnecken schaden Gewäch-
sen. Der Pfahlwurm durchbort Dämme und
Schiffe. Manche Würmer sind auch, wie
schon gesagt worden, giftig. Hingegen kön-
nen wir den abentheuerlichen Erzälungen von
[Seite 408] der höllischen Furie, einem von niemand zu-
versichtlich gesehenen, und doch sehr genau be-
schriebenen, und wie es heist, mit Widerhäk-
gen bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft
rumfliegenden Würmgen, was auf Menschen
und Vieh herabstürzen, und sie durchboren
soll u.s.w., keinen Glauben beymessen.

§. 169.

Wir haben diese Classe am schicklichsten in
folgende 5 Ordnungen abzutheilen geglaubt:

I. Mollusca. Nackte weiche Würmer, die
sich theils durch zahlreichere Gliedmasen,
theils durch zusammengesetztere Eingewei-
de, und eine bleibendere dauerhaftere Ge-
stalt von den Zoophyten auszeichnen.

II. Testacea. Die Würmer die ein Schne-
ckenhaus oder Muschelschaalen bewoh-
nen, mit einem Worte die Conchylien.

III. Cartilaginea. Mit knorplichtem Kör-
per, und theils mit einer festen Spat-
artigen Cruste. See: Igel, Seesterne,
See-Palme.

IV. Corallia. Die Polypen und andere
Thierpflanzen die einen Corallenstamm
oder ein anderes ähnliches Gehäuse be-
wohnen.

V. Zoophyta. Die nackten Thierpflanzen
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thiergen.

I. MOLLVSCA.

[Seite 409]

In der Bildung des Körpers sind zwar die
Würmer dieser Ordnung sehr verschieden; dar-
in aber kommen alle mit einander überein, daß
er weich, und einige wenige Gattungen ausge-
nommen, nackt ist. Die Würmer des mensch-
lichen Körpers sind alle aus dieser Ordnung.

1. gordius. Fadenwurm. Corpus fili-
forme, aequale laeve
.

1. †. Aquaticus. Das Wasserkalb; G. palli-
dus extremitatibus nigris
. *

Spannenlang, von der Dicke eines Zwirnfa-
den. Lebt in thonigem Boden und im Wasser.
Ist vermuthlich der gleiche Wurm, der sich auch
bey Kälbern, Pferden, Falken, Lerchen, Fi-
schen, Heuschrecken, Raupen, und in der Luft-
röre der Schweine findet: und den Poterius
und Fr. Hofmann sogar bey Menschen im Knie,
in den Waden etc. völlig wie den Indianischen
Nervenwurm gesehen haben.

2. Medinensis. Der Nervenwurm. (dra-
cunculs, Vena Medinensis
) G. totus pal-
lidus
. *

Im Orient, auf Guinea, in Surinam, etwas
stärker als der vorige, und wol zwey Ellen lang.
Er kriecht zumal an den Knöcheln, am Knie,
am Arm etc. unter die Haut, verursacht schmerz-
hafte Beulen, Entzündung u.s.w., und muß
äusserst behutsam, damit er nicht abreisse, all-
gemach ausgewunden werden: eine Operation,
[Seite 410] die wol drey und mehr Wochen dauert. Selten
hat ein Mensch mehr als einen solchen Wurm:
doch auch wol vier, fünfe etc. zugleich.

3. †. Marinus. G. plano spirali convolutus. *

Häufig in Häringen. Doch haben wir ihn
auch zwischen den Kiefern der Forelle gefunden.

2. ascaris. Corpus teres conicum, altera
extremitate acutum
.

1. †. Vermicularis. Der Mastwurm, Ma-
denwurm, Springwurm. A. longit. 4
linearum. *

Wie eine Käse-Made. Hält sich im Mast-
darm auf.

3. echinorhynchos. Corpus teres subfi-
liforme rugosum. Proboscis retractilis echi-
nata
.

Ein neues Geschlecht des Herrn Zöga, durch
dessen Güte wir zahlreiche Gattungen, die sich
zumal in Fischen finden, kennen gelernt haben.

1. †. Trichuris. Der Haarwurm. E. cauda
filiformi tenui prolongata
. *

wrisberg de animale, infusoriis. p. 6.

Blos im Blinddarm, wo er zuerst bey einer
Epidemie in den Leichen der Französischen Be-
satzung von Göttingen im Winter 1760 bemerkt
worden ist. Wir selbst haben ihn läufig in den
Leichen armer erwachsener Personen gefunden.

4. lumbricus. Corpus teres annulatum
utraque extremitate attenuatum
.

[Seite 411]

1a. Terrester. Der Regenwurm. L. ephip-
pio circulari,
8 seriebus aculeorum abdo-
minalium
. *

i. andr. mvrray de verm. in lepra
obviis
. Tab
. II.

Das bekannte den jungen Küchengewächsen
schädliche Thier distinguirt sich durch seinen Fin-
gerbreiten Wulst gegen die Mitte des Leibes,
und durch die vier doppelten Stacheln, die ihm
auf jedem Abschnitte sitzen, sehr deutlich vom
Spulwurme. Auch legt der Regenwurm Eyer,
da der Spulwurm hingegen lebendige Junge
gebiert.

1b. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sex-
fariam aculeatus
. *

bonnet Tr. d'Insectol. II. t. I. f. 1-4.

Ein ausnehmend schönes Geschöpf von Carmoi-
sinrother und grüner Farbe etwa 1 ½ Zoll lang.
Lebt in Teichen, Gräben etc. und hat, so wie
der gemeine Regenwurm auch, ausnehmende Re-
productionskraft.

2. †. Intestinalis. Der Spulwurm, Herz-
wurm. L. corpore aequali, laevi, ore tri-
lobo
. *

Im ganzen Darmcanal. Zuweilen in unzä-
liger Menge: wir haben sie selbst zu mehrern
Hunderten auf einmal von einem Kranken abge-
hen gesehen.

5. fasciola. Corpus gelatinosum, plani-
usculum, poro ventrali duplici
.

1. †. Hepatica. Die Egelschnecke. F. depressa,
ovata fusca, antice tubulo instructa
. *

In den Lebern, der Schaafe.

[Seite 412]

2. †. Intestinalis. Der Fick. F. corpore taenio-
lari marginibus undulatis
. *

Wie ein schmales Streifgen Band: ungeglie-
dert: verdiente also eher den Namen Bandwurm,
als das folgende Geschlecht. Hält sich in Fi-
schen auf, und ist selbst, nachdem, diese gesotten
waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.

6a. taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm. (Lumbricus latus auctor.)
Corpus gelatinosum, planiusculum. os qua-
drilobum
.

Der Bandwurm ist noch immer ein sehr rä-
zelhaftes Thier das villeicht am schicklichsten als
ein animal compositum auzusehen ist: da zwar
eine jede Reihe der zusammenhängenden Glieder
(wenn sie zumal feste unter einander verbunden
sind) ein gemeinschaftliches Ganzes ausmacht:
aber doch auch ganz unläugbar die abgesonder-
ten, einzelnen oder in mehrerer oder mindrer
Anzal an einander hängenden Glieder, als wahre
Thiere für sich subsistiren, leben, wachsen u. s.
w. Daher die gänzlich unbestimmte Anzal der
Glieder bey diesem animal compositum, die sich
von etlichen wenigen bis auf viele tausende er-
strecken kan: so daß man gegen 400 Elen Band-
würmer in kurzer Zeit, und bey 800 Elen binnen
5 Jahren von einem Menschen abgehen gesehen.
Daher auch die oft beobachtete Unregelmäsigkeit
in der Art wie diese Glieder zuweilen unter ein-
ander verbunden sind u.s.w. Sie gehören
übrigens bey weitem nicht unter die Zoophyten,
da sie nichts von dieser ihrer Reproductionskraft
besitzen, sondern einzelne Würmer, wenn sie in
der Mitte durchschnitten werden, binnen wenig
Minuten absterben. Die Gattungen sind äusserst
[Seite 413] zahlreich, aber die wenigsten noch genug be-
stimmt.

1. †. Solium. Der B. W. mit langen Gelen-
ken, Kürbskernwurm. (T. cucurbitina,
Ascaris auctor.) T. osculo alterius mar-
ginis
. *

So wie die beiden folgenden Arten, in den
dünnen Därmen bey Menschen u.a. Thieren.

2. †. Vulgaris. Der B. W. mit kurzen Ge-
lenken. T. osculis lateralibus utrinque. *

3. †. Lata. Der B. W. mit breiten Gelen-
ken. T. osculo alterius tantum lateris. *

Die gemeinste Art: die zumal in einigen Ge-
genden der Schweiz, in Holland, Rußland etc.
sehr häufig ist.

6b. hydatis. Blasenwurm. Corpus ve-
sicarium. Os uncinatum, quadrilobum.

Ebenfalls überaus sonderbare Thiere, in Ge-
stalt von Eyförmigen Blasen verschiedner Grösse,
die eine Lymphe enthalten, und sich an verschied-
nen Eingeweiden vielerley kranker Thiere finden.

1. †. Multiceps. H. corpore vesicario pluribus
communi
.

Findet sich nach den Untersuchungen des H.
Pr. Leste im Gehirn der drehenden Schaafe.

7. sipunculus. Corpus teres elongatum.
Os anticum, attenuatum, cylindricum.
Apertura lateralis corporis verruciformis
.

1. Saccatus. S. corpore tunica laxa induto. *

[Seite 414]

8. myxine. Corpus teres, subtus carinatum
pinna adiposa. Maxillae binae pinnatae.
Dentes in faucibus
.

1. Glutinosa. M. tentaculis 9.

9. hirudo. Blutegel. Corpus oblongum,
promovens se ore caudaque in orbiculum
dilatandis
.

1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis, flavis
6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata
. *

i. iac. dillenius in Eph. N. C.
Cent. VII. t. V. fig. 1-4.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.

2. †. Sanguifuga. H. depressa fusco; margine
laterali flavo
. *

Noch blutgieriger als die vorige.

3. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis
8 nigris supra os. *

Legt nur ein einziges Ey, das anfangs blose
Lymphe enthält, aus welchen aber nachher, 8
bis 10 u. m. junge heraus kommen.

10. limax. Schnecke. Corpus oblongum,
repens: supra clypeo carnoso: subtus disco
longitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis. Tenta-
cula
4 supra os.

Sämtlich den Gartengewächsen und Wiesen:
theils auch den Bienen schädlich.

1. †. Ater. L. ater. *

2. †. Rufus. L. subrufus. *

[Seite 415]

3. †. Maximus. L. cinereus maculatus. *

4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus. *

11. aplysia. Corpus repens. Clypeo dor-
sali membranaceo. Foramen laterale dex-
trum pro genitalibus. Anus supra extremita-
tem dorsi
.

1. Depilans. Die Giftkuttel. L. tentacu-
lis
4.

2. Leporina. Der Seehaase. L. labro ciliato.

12. aphrodita. Seeraupe. Corpus re-
pens, ovale: fasciculi pediformes utrinque
plurimi. Os retractile. Tentacula
2 setacea.

1. Aculeata. Der Goldwurm. A. ovalis hir-
suta aculeata, pedibus utrinque
32. *

Ein über alle Beschreibung prächtiges Geschöpf:
die Stacheln und Haare, womit es an beiden
Seiten besetzt ist, schillern, zumal im Son-
nenschein in alle mögliche Goldfarben: theils
auch wie blaue Schwefelflammen u.s.w.

13. nereis. Corpus repens oblongum linea-
re. Tentaculis lateralibus penicillatis plu-
mosis supra os
.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo
.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichen Leuch-
ten es beyträgt.

2. Tubiformis. Der Sandköcher. N. pedibus
utrinque
26. Ore ciliato pectine aureo. *

Diese und verschiedne andre Nereiden-Arten,
verfertigen sich, fast wie die Phryganäenlarven,
[Seite 416] unbeschreiblich kunstreiche Rören zu ihrem Auf-
enthalt. Bey dieser Gattung ist die Hülse nur
so dünn wie Papier, und aus vielen tausend
Sandkörnchen zusammen gebaut.

14. nais. Wasserschlängelgen. (Mille-
pied d'eau) Corpus lineare pellucidum, de-
pressum, letis pedatum
.

Diese Würmer sind in neuern Zeiten durch
ihre Reproductionskraft sowol als durch die son-
derbare Weise ihrer Fortpflanzung, die besonders
der H. Etatsrath Müller an ihnen wahrgenom-
men hat, berümt worden. Das letzte Gelenk
des gegliederten Wurms dehnt sich nemlich all-
mäligt aus, und erwächst zu einem ganzen Thiere,
das sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper
der alten Naide absondert, oder auch selbst noch
vorher wieder andre Junge auf gleiche Weise durch
die Ausdehnung seines letzten Gelenkes hinten
austreibt: doch können sich wenigstens manche
Gattungen, wie z.B. die nachstehende, auch aus-
serdem durch Eyerstöcke, die durch eine wahre
Paarung befruchtet werden, fortpflanzen.

1. †. Proboscidea. Die gezüngelte Naide. N.
setis lateralibus solitariis, proboscide longa
. *

15. ascidia. Corpus fixum teretiusculum,
vaginans. Aperturae binae ad summitatem:
altera humiliore
.

Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser in langen Stralen von sich zu sprützen.

1. Intestinalis. A. laevis alba membranacea. *

16. actinia. Seeanemone, Meernessel,
Klipprose. (Urtica marina, cul d'ane)
[Seite 417] Corpus se assigens basi, oblongum, teres,
apices margine dilatabili intus tentaculato,
os terminale centrale ambiente
.

Die Seeanemonen haben neuerlich besonders
durch die Versuche Aufmerksamkeit erregt, die
der Hr. Abt Dicquemare über ihre Reproductions-
kraft angestellt hat, die der Arm-Polypen ihrer
wenig nachgiebt, und bey dem zusammengesetzten
Körperbau allerdings roch auffallender ist. Sie
können, ihrem Leben ohnbeschadet, einfrieren, ge-
raume Zeit in heissem Wasser und in luftleerem
Raume ausdauern, Jahre lang ohne Nahrung
bleiben u.s.w. Die abgeschnittenen Fühlfaden
bewegen sich noch Tage lang; und werden bald
am Körper wieder reproducirt. Ja selbst in der
Mitte getheilte Seeanemonen sind wieder zu gan-
zen Thieren erwachsen.

1. Senilis. A. subcylindrica transverse rugosa. *

Wir haben diese Gattung von Dieppe erhalten
und zergliedert. Der Schlund ist überaus son-
derbar der Länge nach gefalten; und die Bauch-
höle mit einer flockigen Haut, (fast wie die in
den dünnen Därmen vieler warmblüthigen Thie-
re), ausgekleidet.

17. lernaea. Corpus se affigens tentaculis,
oblongum teretiusculum. Ovaria bina. Ten-
tacula brachiformia
.

Ein schädliches Ungeziefer für Fische, in de-
ren Kiefern es vorzüglich nistet.

1. †. Cyprinacea. L. corpore obclavato, thorace
cylindrico bifurco, tentaculis apice lunatis
.

18. sepia. Dintenfisch, Blackfisch. Bra-
chia
8 interius adspersa cotyledonibus. Os
[Seite 418] inter brachia terminale, corneum. Corpus
carnosum vagina excipiens pectus. Tubus
ad basin pectoris
.

Ausser der sonderbaren Bildung werden die meh-
resten Gattungen noch durch den schwarzen Saft
merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter
im Leibe führen, und im Nothfall von sich lassen,
und das Wasser zunächst um sich verdunkeln
können.

1. Officinalis. S. corpore ecaudato marginato
tentaculis duobus
. *

Das Os sepiae ist eine knochichte Schulpe im
Rücken dieses Thiers; und die sogenannten See-
trauben (Uuae marinae) seine Eyerstöcke.

2. Loligo. Die See-Katze, der Calmar. S.
corpore subcylindrico subulato, cauda anci-
piti rhombea
. *

Diese Gattung ist in neuen Zeiten besonders
durch die äusserst merkwürdige Einrichtung be-
rühmt worden, die H. Needham an den Saa-
menbehältern des Männchen entdeckt hat. Nach
seiner Versicherung*) liegt nemlich jedes Saa-
mengefäs nebst einem besondern dazu gehörigen
Stempel, der an einen spiralmäsig gedreh-
ten Faden befestigt ist, in einer gemeinschaftli-
chen Hülse, aus welcher es mittelst dieses Stem-
pels mit Gewalt wie aus einer Pumpe heraus-
getrieben wird.

19. medvsa. Corpus gelatinosum, orbicu-
latum, depressum. Os subtus, centrale
.

[Seite 419]

1. Aurita. M. orbicularis subtus 4 cavitatibus.

2. Velella. M. ovalis concentrice striata, mar-
gine ciliato, supra velo membranaceo
.

II. TESTACEA.
Die Conchylien.

Man unterscheidet bey diesen äusserst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nemlich
die Schaalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannichfaltiger Bil-
dung; doch meist den Würmern der vorigen
Ordnung änlich. Die Schaalen haben über-
haupt, besonders aber in ihrer Entstehungsart
viel änliches mit den Knochen der wurmblüthi-
gen Thiere, und bestehen anfänglich aus einer
knorplichten oder hornichten Grundlage die ihre
nachherige Festigkeit durch die allgemach in sie
abgesetzte Kalkerde erhält. Viele darunter sind
wegen ihres wunderbaren Baues, andre wegen
ihrer vortreflichen Farben, regelmäsigen saubern
Zeichnung u.a. dergl. Schönheiten merkwür-
dig. Man vertheilt die weitläuftige Ordnung
am füglichsten nach der Anzal und Bildung der
Schaalen in folgende vier Familien: A) Vie–,
schaalige Conchylien. B) Zweyschaalige oder Mu-
scheln, C) einschaalige mit bestimmten Windun-
[Seite 420] gen, nemlich die Schnecken, und D) einschaa-
lige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschaalige Conckylien.
MULTIVALVES.

20. chiton. Testae plures, longitudinali-
ter digestae, dorso incumbentes
.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valvi, corpore tuberculato
. *

21. lepas. Animal rostro involuto spirali,
tentaculis cristatis. Testa multivalvis, inae-
quivalvis
.

1. Balanus. Die Meertulpe, See-Eichel. L. te-
sta conica sulcata fixa, operculis acuminatis
. *

Unbeweglich an Ufern, am Kiel der Schiffe,
oder auch auf andern Thieren, auf Wallfischen,
Muscheln, Krebsen etc.

2. Anatifera. Die Entenmuschel. (Pentilas-
mus
) L. testa compressa quinquevalvi laevi,
intestino insidente
. *

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sa-
gen berüchtigt worden, deren wir schon bey
der Baumgans (S. 194.) Erwähnung gethan
haben. Die fünffache Muschelschaale hängt mit
dem darin wohnenden Thiere an einer fleischich-
ten darmähnlichen Röhre, auch wol ihrer meh-
rere wie Zweige eines Stammes an einen gemein-
schaftlichen solchen Darme, der gewönlich an
faulen Weiden, alten Schifwrek etc. festsitzt.

22. pholas. Bohrmuschel. Testa bival-
vis, divaricata, cum minoribus accessoriis
difformibus, ad cardinem. Cardo recurva-
tus, connexus cartilagine
.

[Seite 421]

Sie bohren sich in die Uferfelsen, selbst in den
härtesten Marmor, auch in starke Corallenstämme
und Austerschaalen.

1. Dactylus. Dattelmuschel. P. testa ob-
longa hinc reticulato striata
. *

Das Thier selbst leuchtet überaus hell im
Dunklen.

B) Zweyschaalige Conckylien. Muscheln.
CONCHAE.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter be-
ruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der bei-
den Schaalen und ihrer Ränder. Verschiedne
Gattungen werden auch durch die Perlen merk-
würdig, die sich zum Theil im Thier selbst, theils
aber auch inwendig an der Schaale finden, und
deren Entstehungsart noch nicht zuverlässig ent-
schieden ist. Die schönsten werden auf Ceilon
und im Persischen Meerbusen gefischt, sind halb-
durchsichtig, mattsilberweiß etc. Die America-
nischen sind weit weniger schön.

23. mya. Testa bivalvis, hians altera extre-
mitate. Cardo dente (plerisque) solido,
crasso, patulo, vacuo, nec inserto testae
oppositae
.

1. †. Pictorum. Die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ovata, cardinis dente pri-
mario crenulato: laterali longitudinali: al-
terius duplicato
. *

2. †. Margaritifera. Die Perlenmuschel. M.
testa ovata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis
. *

l. ferd. marsigli Bosforo Tracio.
tab. I.

[Seite 422]

24. solen. Messerscheide. Testa bivalvis,
oblonga, utroque latere hians. Cardo dens
subulatus, reflexus, saepe duplex, non in-
sertus testae oppositae: margo lateralis ob-
soletior
.

1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine al-
tero bidentato
. *

25. tellina. Sonne. Testa bivalvis, an-
tice hinc ad alterum latus flexa. Cardo den-
tibus ternis; lateralibus planis alterius testae
.

1. Angulata. T. testa subovata striis transver-
sis recurvatis, antice angulata, dentibus la-
teralibus nullis
. *

2. †. Cornea. T. globosa, transversim striata,
costa fusca transversali
. *

In Teichen etc. etwa von der Grösse einer Linse.

26. cardivm. Testa bivalvis, subaequila-
tera, aequivalvis. Cardo dentibus mediis bi-
nis alternatis; lateralibus remotis inferris
.

1. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exa-
ratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis
. *

27. mactra. Testa bivalvis, inaequilatera,
aequivalvis. Cardo dente medio complicato
cum adjecta foveola; lateralibus remotis in-
sertis
.

1. Solida. M. testa opaca laeviuscula subanti-
quata
. *

28. donax. Testa bivalvis, margine antico
obtusissimo. Cardo dentibus duobus: mar-
ginalique solitario, subremoto sub ano
.

[Seite 423]

1. Scripta. D. testa ovata compressa laevi,
scripta lineis purpureis undatis, rima acuta,
marginibus crenulatis
. *

29. venvs. Testa bivalvis, labiis margine
antico incumbentibus. Cardo dentibus
3
omnibus approximatis, lateralibus apice di-
vergentibus
.

1. Dione. Die Venusmuschel. V. testa subcor-
data, transverse sulcata, antrorsum spinosa.
*

30. spondylvs. Testa inaequivalvis, ri-
gida. Cardo dentibus
2 recurvis, cum fora-
minulo intermedio
.

1. Gaederopus. Die Lazarusklappe. S. testa
subaurita spinosa
. *

Die eine Schaale läuft hinten beym Charnier
welt über die andere hinaus, und ist wie abge-
sägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlen-
kung des Schlosses selbst, dessen Zähne so son-
derbar in einander gefügt sind, daß sich die Mu-
schel zwar öffnen, aber die Schaalen nicht ohne
Zerbrechen des Schlosses von einander ablösen
lassen.

31. chama. Testa bivalvis, grossior. Cardo
callo gibbo, oblique inserto fossulae obli-
quae.

1. Cor. Das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laevi, processibus retrorsum recurvatis, ri-
ma hiante
. *

2. Gigas. Die Hohlziegel, Nagelschulpe,
Riesenmuschel, Kima. C. testa plicata,
fornicata, squamosa
. *

[Seite 424]

Die gröste bekannte Conchylie, deren Schaa-
len wol gegen sechs Centner und das Fleisch dreis-
sig Pfund wiegen. Letztres wird von den Indi-
schen Insulanern häufig gegessen.

32. arca. Testa bivalvis, aequivalvis. Car-
do dentibus numerosis, acutis, alternis, in-
sertis
.

1. Noae. Die Arche. A. testa oblonga striata,
apice emarginata, processibus incurvis re-
motissimis, margine integerrimo hiante
. *

Wir haben sie annoch mit dem Thiere, das
aber keinem der uns bekannten Würmer gleicht.

33. ostrea. Testa bivalvis, inaequivalvis,
subaurita. Cardo edentulus fossula cava ova-
ta, striisque lateralibus transversis
.

1. Pleuronectes. Die Compasmuschel. O. te-
sta aequivalvi radiis
12 duplicatis, extus
laevi
. *

2. Pallium. Der Königsmantel. O. testa ae-
quivalvi radiis
12 convexis, striata scabra
squamis imbricata
. *

3. Malleus. Der Polnische Hammer, das
Crucifix. O. testa aequivalvi triloba, lobis
transversis.
*

Eine theure Muschel, wovon wir ein äusserst
sonderbares Spannenlanges Exemplar mit gros-
sen wellenförmig geschuppten Fortsätzen, aus
dem academischen Museum vor uns haben.

4. Folium. Das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quivalvi ovata, lateribus obtuse plicata pa-
rasitica
. *

[Seite 425]

5. Edulis. Die gemeine Auster. O. testa inae-
quivalvi semiorbiculata, membranis imbri-
catis undulatis, valvula altera plana inte-
gerrima
. *

Diese allgemein bekannte Gattung wird zu-
mal an den Küsten des Nordostlichen Europa
auch am Mitländischen und Adriatischen Mee-
re etc. auf Austerbänken gehegt, und besonders
in Rücksicht auf diese und die davon abhängende
Verschiedenheit des Geschmacks in Berg-Sand-
und Thon. Austern eingetheilt.

34. anomia. Testa inaequivalvis; valvula
altera planiuscula (saepe basi perforata), al-
tera basi magis gibba. Cardo edentulus cica-
tricula lineari prominente, introrsum dente
laterali. Radii
2 ossei pro basi animalis.

1. Terebratula. A. testa obovata laevi conve-
xa: valvula altera triplicata, altera bipli-
cata
. *

35. mytilvs. Miesmuschel. Testa bi-
valvis rudis, saepius affixa bysso. Cardo
edentulus, distinctus linea subulata excavata
longitudinali
.

1. Crista galli. Der Hanenkamm. M. testa
plicata spinosa, labro utroque scabro
. *

2. Margaritifer. M. testa compresso – plana
suborbiculata, basi transversa imbricata tu-
nicis dentatis
. *

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schaale wegen merkwürdig, die das Perlen-
mutter giebt. Vorzüglich im Persischen Meer-
busen.

[Seite 426]

3. Edulis. M. testa laeviuscula violacea. val-
vulis antice subcarinatis, postice retusis
. *

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zu-
weilen tödtlich gewesen ist.

4. Bidens. M. testa striata subcurvata, margi-
ne posteriore inflexo, cardine terminali bi-
dentato
. *

Im mitländischen Meer, auch an der Küste
von Carolina und um Japan, woher wir eine
überaus artige dunkelviolette, fast durchsichtige
Spielart erhalten haben.

36. pinna. Steckmuschel. Testa subbi-
valvis, fragilis, erecta, emittens barbam
byssinam. Cardo edentulus, coalitis in unam
valvulis
.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und
der eine kostbare braune Seide giebt, die von
den Frauenzimmern in Smirna, Messina, Pa-
lermo etc. zu Strümpfen, Handschuhen u.s.w.
verarbeitet wird.

1. Rudis. P. testa sulcata; squamis fornicatis,
per series digestis
. *

C) Einschaalige Conchylien mit bestimmten
Windungen. Schnecken. COCHLEAE.

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig: so nemlich, daß sie,
wenn man die Mündung nach oben, und die
Spitze unterwärts gerichtet hält, der scheinbaren
Bewegung, der Sonne gleich laufen (Taf. I. Fig.
12.): einige wenige Gattungen haben von Na-
tur eine gegenseitige Windung (Taf. I. Fig. 13.):
und dann finden sich auch, obschon äusserst sel-
[Seite 427] ten, unter andern Schnecken zuweilen völlig
linksgewundne Misgeburten (anfractibus fini-
stris s. contrariis
). Einige Schnecken vermö-
gen ihr Gehäuse mittelst eines besondern Deckels
(operculum) zuzuschliessen, und andre ziehen
bey Annäherung des Winters, eine Kalkscheibe
vor die Mündung ihres Hauses.

37. argonavta. Animal sepia. Testa
univalvis spiralis, involuta, membranacea,
unilocularis
.

1. Argo. Der Papiernautilus. A. carina sub-
dentata
. *

Eine milchweisse überaus dünne leichte, aber
grosse Schaale, die von einem Blackfischähnli-
chen Thier bewohnt wird, das mittelst eines aus-
gespannten häutigen Segels sehr geschickt auf
der Oberfläche des Meers zu schwimmen, aber
auch unterzurauchen etc. versteht.

38. navtilvs. Testa univalvis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia
.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderer das Thier wohnt, und durch
Wasser, das es in die übrigen ein- oder aus-
pumpt, sich nach Willkühr leichter oder schwerer
machen kan.

1. Pompilius. Das Schifboot. N. testa spira-
li apertura cordata, anfractibus contiguis
obtusis laevibus
. *

Die ganze Schaale ward ehedem zu Trinkge-
schirren zugerichtet, gravirt, ausgeschnitzt u.
s. w. Heutiges Tages macht man überaus ar-
tige Lampen daraus und braucht auch die viel-
[Seite 428] farbichtschillernden Stücken statt der gemeinen
Perlenmutter zu eingelegter Arbeit.

2a. Spirula. Das Posthörnchen. N. testa spi-
rali apertura orbiculari, anfractibus disjun-
ctis cylindricis
. *

Vorzüglich an der Küste von Amboina.

2b. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari,
anfractibus contiguis, geniculis elevatis
. *

Eins von den sehr kleinen Schneckgen im Sand
von Rimini, die den versteinten Ammoniten in
etwas äneln.

39. convs. Testa univalvis, convoluta, tur-
binata. Apertura effusa longitudinalis, linea-
ris edentula, basi integra; columella laevis
.

1. Admiralis. C. testa basi punctato-scabra. *

Auf einige Spielarten dieses Admirals, zu-
mal auf die sogenannten Cedo nulli*), hat eine
sonderbare Art von Luxus ungeheure Preise gesetzt.

2. Aurisiacus. Der Orange-Admiral. C. testa
incarnata laevi fasciis albidis, anfractuum
summis canaliculatis
. *

40. cypraea. Porcellane. Testa unival-
vis, involuta, subovata, obtusa, laevis.
Apertura utrinque effusa, linearis, utrinque
dentata, longitudinalis
.

1. Mauritiana. C. testa obtusa triquetro-gib-
ba, postice depresso, acuta; subtus nigra
. *

Eine ansehnliche Ostindische Porcellane von
der Grösse eines Hüner-Eyes; schön dunkel-
braun mit hellbraunen Flecken.

[Seite 429]

2. Tigris. C. testa obtusa ovata, postice ob-
tusa, antice rotundata, linea longitudinali
testacea
. *

Hat mit der vorigen gleiches Vaterland und
Grösse. Ist auf Milchweissen Grund schön
braungefleckt.

3. Moneta. Die Muschelmünze, das Ottern-
köpfgen, Kauri, Simbipuri. C. testa mar-
ginato-nodosa albida
. *

Zumal auf den Maldivischen Inseln, aber
auch auf Taiti und anderwärts. Ist bekannt-
lich nebst gewissen bittern Mandeln die Schei-
demünze in Indostan, auf der Goldküste*)
u.s.w.

41. bvlla. Blasenschnecke. Testa unival-
vis, convoluta, inermis. Apertura subcoar-
ctata, oblonga, longitudinalis, basi integer-
rima. Columella obliqua, laevis
.

1. Ovum. B. testa ovata obtuse subbirostri,
labro dentato
. *

42. volvta. Testa unilocularis, spiralis.
Apertura ecaudata subeffusa. Columella pli-
cata: labio umbilicove nullo
.

1. Oliva. V. testa emarginata cylindroide lae-
vi, spirae basi reflexae, columella oblique
striata
. *

In Ostindien; auch in Nordamerica etc.

2. Musica. Die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laevi crassius-
culo
. *

[Seite 430]

43. bvccinvm. Kinthorn. Testa uni-
valvis, spiralis, gibbosa. Apertura ovata,
desinens in canaliculum dextrum, cauda re-
tusum. Labium interius explanatum
.

1. Harpa. Die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laevigata
. *

2. Maculatum. B. testa turrita subfusiformi,
anfractibus laevibus indivisis integerrimis
. *

Meist im ganzen Südlichen Ocean, auch im
stillen Meer etc.

44. strombvs. Testa univalvis, spiralis,
latere ampliata. Apertura labro saepius dila-
tato, desinens in canalem sinistrum
.

1. Lentiginosus. S. testae labro antice trilobo
incrassato, dorso verrucoso coronato, cauda
obtusa
. *

Der Deckel dieser Schnecke, die sogenannte
Räucher-Klaue, Unguis odoratus oder Blatta
byzantina
, war ehedem officinell.

45. mvrex. Testa univalvis, spiralis, exas-
perata suturis membranaceis. Apertura desi-
nens in canalem integrum, rectum s. sub-
ascendentem
.

1. Tribulus. Der Spinnenkopf. M. testa ova-
ta spinis setaceis trifariis, cauda elongata
subulata recta similiter spinosa
. *

Theils mit wunderbaren langen dünnen Sta-
cheln.

[Seite 431]

2. Despectus. M. testa patulo-subcaudata ob-
longa. anfractibus octolineis, duabus ele-
vatis
. *

3. Vertagus. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, columel-
la intus plicata
. *

46. trochvs. Kräuselschnecke. Testa
univalvis, spiralis, subconica. Apertura sub-
tetragono-angulata s. rotundata, superius
transversa, coarctata: columella obliquata
.

1. Perspectivus. Die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. T. testa convexa obtusa mar-
ginata, umbilico pervio crenulato
. *

Eine Schnecke mit überaus merkwürdigen Win-
dungen, die in der Mitte einen trichterförmigen
Raum zwischen sich lassen etc.

2. Magus. T. testa oblique umbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis
. *

Eine ansehnliche Ostindische- und Südländi-
sche Schnecke, von aussen weiß und dunkelroth
gemarmelt; inwendig schön Perlenmutterfard.

47. tvrbo. Testa univalvis, spiralis, so-
lida. Apertura coarctata, orbiculata, in-
tegra
.

1. Cochlus. T. testa imperforata ovata striata:
stria unica dorsali crassiore
. *

Der Deckel davon ist der ehedem officinelle
Umbilicus veneris.

2. Scalaris. Die ächte Wendeltreppe. T. testa
cancellata conica anfractibus distantibus
. *

Auch eine sehr kostbare Conchylie, die sich doch
fast blos durch die von einander abstehenden
[Seite 432] Windungen von der folgenden sehr gemeinen
Schnecke unterscheidet.

3. Clathrus. Die unächte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, anfra-
ctibus contiguis laevibus
. *

4. Perversus. Das Linkshörnchen. T. testa
turrida pellucida: anfractibus contrariis, aper-
tura edentula
. *

Diese kleine linksgewundne Schnecke (Taf.
I. Fig. 13.) findet sich häufig an alten Weiden
und andern Baumstämmen.

48. helix. Testa univalvis, spiralis subdia-
phana, fragilis. Apertura coarctata, intus
lunata s. subrotunda: segmento circulari
demto
.

1. †. Pomatia. H. testa umbilicata subovata,
obtusa decolore, apertura subrotundo-lu-
nata
. *

Man hat neuerlich an dieser und einigen ver-
wandten sehr gemeinen Gattungen dieses Ge-
schlechts merkwürdige Versuche über die Repro-
duction angestellt. Daß einer Schnecke der gänz-
lich abgeschnittene Kopf wieder gewachsen wäre,
hat uns nie glücken wollen.

2. Ianthina. Die Purpurschnecke. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato
. *

Diese sehr saubere kleine Schnecke (Taf. l.
Fig. 12.) findet sich im Mitländischen u.a.
Meeren, auch auf der Südsee, ist von treflicher
Himmelblauer und Purpurfarbe. Das Thier
[Seite 433] giebt, so wie manche andre Schnecken, Pur-
pursaft von sich.

3. †. Vivipara. H. imperforata subovata obtusa
cornea: cingulis fuscatis; apertura subor-
biculari
. *

Frisch Insecten. Th. XIII. Taf. I.

49. nerita. Testa univalvis spiralis, gib-
ba, subtus planiuscula. Apertura semiorbi-
cularis: labio columellae transverso, trun-
cato planiusculo
.

1. †. Fluviatilis. N. testa purpurascente, ma-
culis albis tessulata
. *

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckgen,
das seine Brut, aussen auf der Schaale mit sich
rum tragen soll*): fast wie die Pipa ihre Junge.

50. haliotis. Meerohr. Testa aurifor-
mis, patens: spira occultata laterali; disco
longitudinaliter poris pertuso
.

1. Tuberculata. H. testa subovata dorso trans-
versim rugoso tuberculato
. *

D) Einschaalige Conchylien ohne bestimmte
äussere Windungen.

51. patella. Napfschnecke. Testa uni-
valvis subconica absque spira externa
.

1. Neritoidea. P. testa integra ovata apice sub-
spirali, labio laterali
. *

2. †. Lacustris. P. testa integerrima ovali, ver-
tice mucronato reflexo
. *

[Seite 434]

52. dentalivm. Meerzahn. Testa uni-
valvis, tubulosa, recta, utraque extremi-
tate pervia
.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua
laevi
. *

53. serpvla. Wurmröhre. Testa uni-
valvis, tubulosa, adhaerens
.

1. Glomerata. S. testa tereti decussato-rugosa
glomerata
. *

Das kleine Thier, das wir zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt haben, hat eine überaus artige
Bildung, mit sieben langen im Bogen gekrümm-
ten und convergirenden Armen, die an der
Wurzel mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.

2. Penicillus. Der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gieskanne. S. testa tereti recta
extremitatis disco poris pertuso, margine
reflexo, tubuloso
. *

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, deren
Mündung dem Ende einer Gieskanne änelt, und
die am Rande wie mit einem Ringe von kur-
zen Röhrgen eingefaßt ist.

54. teredo. Darmröhre. Testa teres, fle-
xuosa, lignum penetrans
.

1. Navalis. Der Schiffwurm, Pfahlwum,
Bohrwurm. T. maxillis binis calcariis lu-
natis appendiculis caudalibus binis
. *

Das gefährliche Thier ist längst in beiden In-
dien bekannt gewesen. Es wird ohngefähr Fuslang.
Wohnt in Eichen-Ellern-Tannen u.a. Holz,
worin es sich Fingersdicke Gänge bohrt, die es
[Seite 435] mit einer zarten Kalkschaale auskleidet. Hat
zumal 1730 für Holland gros Unglück gedroht.

III. CARTILAGINEA.

Wir haben die nachstehenden Thiere unter
eine besondre Ordnung zu bringen, uns berech-
tigt geglaubt, da sie zu sehr von andern Wür-
mern abweichen, und im ganzen hingegen be-
sonders in ihrer knorplichten Textur viel über-
einstimmendes unter einander zeigen.

55. echinvs. See-Igel. Corpus subro-
tundum, crusta spatacea tectum, spinis mo-
bilibus saepius aculeatum. Os quinquevalve
subtus
.

Die Schaale der See-Igel bricht meist in
schräge Würfel, wie der Doppelspaat. Meist ist
sie mit beweglichen Stacheln besetzt, die aber
nicht mit den Füssen oder Bewegungswerkzeugen
des Thiers vermengt werden müssen. Diese sind
um ein Drittel länger als die Stacheln, aber
nur so lange sichtbar, als das Thier unter Was-
ser ist; es zieht sie ein, wenn es aus seinem Ele-
mente genommen wird. Ein See-Igel, der et-
wa 2000 Stachel hat, hat ohngefähr 1400 sol-
cher Füsse.

1. Esculentus. E. hemisphaerico-globosus;
areis obsolete verrucosis
. *

56. asterias. See-Stern. Corpus de-
pressum, crusta subcoriacea, tentaculis mu-
ricata. Os centrale, quinquevalve
.

[Seite 436]

Die Bewegungswerkzeuge der Seesterne sind
der See-Igel ihren ähnlich. Doch können sie
nicht so schnell wie diese, sondern nur langsam
wie die Schnecken fortkommen.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gib-
bis, undique aculeata
. *

2. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis
. *

Ein äusserst sonderbares und ansehnlich gebilde-
tes Thier, an dem man auf 82000 Gelenke ge-
zält hat.

57. encrinvs. Stirps elongata, corpore
terminali-radiato (aut ovali)
.

1. Asteria. Die See-Palme. E. stirpe spata-
cea articulata pentagona, ramis verticillatis;
stella terminali sexfida ad basin, tum dicho-
toma
.

gvettard in Mem. de l'ac. des Sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltne Thier
soll sich an der Küste von Barbados finden. Sein
sogenannter Kopf hat überaus viel Gleichheit
mit dem letztgenannten Medusenhaupt.

2. Mylii. E. stirpe cartilaginea continua, stel-
la terminali octoradiata
.

Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. v.
Haller. Lond. 1755. 4.

3. Boltenii. E. stirpe cartilaginea continua,
corpore terminali ovali
.

io. f. boltenii ep. ad C. a Linné.
Hamb. 1771. gr. 4.

IV. CORALLIA.

[Seite 437]

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynah wie die Conchy-
lien zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben
wenigstens in manchen Geschlechtern beider
Ordnungen viel übereinstimmendes. Nur sind
sie in der letzten nackt unbedeckt; da sie hinge-
gen in dieser besondre Gehäuse bewohnen, die
bey den mehresten Arten von steinartiger Sub-
stanz sind, und Corallen heissen. Doch muß man
sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren Be-
wohnern erbaut, sondern vielmehr als eine
ihnen angebohrne Hülse vorstellen, und sie da-
her nickt etwa mit Bienen Zellen, sondern ehr
mit Scnecken-Schaalen vergleichen: nur daß
bey ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich
mit seinem kalchichten Gehäuse vom allen wie
ein Zweig aus dem Stamme hervorgetrieben
wird, und sich daher die ungeheure Grösse und
Menge dieser mekwürdigen Geschöpfe erklären
läst. Am rothen Meere baut man Häuser aus Co-
rallen: viele Vulkanische Inseln der Süd-See
sind ganz wie mit einer Corallen Rinde über-
zogen; und wie furchtbar die zu einer unermeß-
lichen Höhe aus dem Boden des Meers empor-
rankende Corallen-Bäume den Seefahrenden
in unkundigen Gegenden werden können, hat
[Seite 438] der würdige Capit. Cook auf seiner ersten Reise
um die Welt an der Ost-Küste von Neu-Hol-
land erfahren.

58. tvbipora. Corallium tubis cylindri-
cis, cavis erectis, parallelis
.

1. Musica. Das Orgelwerk. T. tubis fascicu-
latis combinatis: dissepimentis transversis,
distantibus
. *

59. madrepora. Corallium cavitatibus la-
melloso-stellatis
.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella convexa: lamellis simplicibus longitu-
dinalibus, subtus concava
. *

2. Oculata. Das weisse Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, stellis immersis bifariis
. *

60. millepora. Corallium poris turbinatis
teretibus
.

1. Cellulosa. Neptunus-Manschette. M. mem-
branacea reticulata umbilicata, turbinato-
undula, hinc porosa pubescens
. *

61. isis. Stirps radicata solida, cortice mol-
li habitabili obducta
.

1. Hippuris. Das Königs-Corall. I. stirpe
articulata. geniculis attenuatis
. *

2. Nobilis. Das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra-
mis vagis
. *

Wird in Orient, zumal in Japan zu kostba-
ren Kunstsachen verarbeitet und den Edelsteinen
gleichgeschätzt.

[Seite 439]

3. Antipathes. Das schwarze Corall. I. stirpe
paniculato-ramosa, extus flexuose striata
. *

62. gorgonia. Crusta calcarea corallina
stirpem vegetabilem obducens.

Die Stämme selbst sind nach unsrer Ueberzeu-
gung wahre Pflanzen, nemlich See-Lang-Ar-
ten (fuci); die blos mit Corallencruste überzo-
gen sind. Man findet den sogenannten Venus-
fliegenwedel (Ceratophyton flabelliforme) gar
häufig, ohne den thiertschen Ueberzug, und da
zeigt er schlechterdings nichts animalisches.

1. Anceps. D. crusta rubra fucum: ancipitem
obducente.
*

63. alcyonyvm. Stirps radicata, stuposa,
tunicato-corticata. Animal hydra.

1. Epipetrum. A. stirpe cavata carnosa ruse-
scente.
*

2. Gelatinosum. A. polymorphum gelatino-
sum.

64. spongia. Sauge-Schwamm. Stirps
radicata, flexilis, spongiosa, bibula.

Wir haben schon oben (§. 6.) unsere Unge-
wißheit über die Natur dieses Geschlechts geau-
sert, wovon wir eine hierherum befindliche Gat-
tung oft untersucht haben, ohne doch nur eine be-
stimmte Vermuthung darüber wagen zu dürfen.

1. Fistularis. S. tubulosa fusca simplex fragilis
sensim ampliata
. *

Wächst in Ellenlangen Nöhren von der Dicke
eines Kinder-Arms.

[Seite 440]

2. Officinalis. Der Badeschwamm. S. fora-
minulata subramosa difformis tenax tomen-
tosa.
*

3. †. Lacustris. Die Badaja. S. viridis, po-
lymorpha, fragilis, granulis repleta
. *

Diese hieländische Gattung verbreitet einen
sehr starken specifiken Geruch; und ist sehr oft,
doch wol nur zufällig, mit Stämmen von Feder-
busch-Polypen durchwürkt. Wenn sie jung ist,
liegt sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen
etc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie
Finger oder Geweihe.

65. flvstra. Stirps radicata foliacea, un-
dique poris cellulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cunei-
formibus rotundatis.
*

66. tvbvlaria. Federbusch-Polyp.
Stirps tubulosa. Animal polypus cristatus.

Dieses Polypen-Geschlecht begreift unter an-
dern die Corallen des süssen Wassers, an welchen
man so wie bey denen im Meere, die Hülse und
das darin wohnende Thiergen unterscheidet, das
sich durch einen ungemein saubern weissen Feder-
busch auszeichnet, womit es seine Würmgen fängt
etc. den es aber bey der mindesten Erschütterung oder
im Tode einzieht. Die Hülse ist anfangs gal-
lertartig, verhärtet aber mit der Zeit, und zeigt
sich oft bey der gleichen Gattung unter sehr ver-
schiednen Gestalten. Wir haben einzelne der-
gleichen Rörgen wie kleine Därme an Wasser-
pflanzen umherranken gesehn: andre die wie
Bäumgen mit Zweigen zwischen Spongia in die
Höhe gewachsen waren: andre die sich zu tau-
senden dicht neben einander (wie eine Millepore)
[Seite 441] an Dämme etc. angelegt hatten: andre die in
dichten Pfund-schweren Klumpen in unzäliger
Menge neben einander gebaut waren, u.s.w.

1. †. Repens. T. crista lunata, corpore extra
vaginam etractili.
*

trembley Polypes d'Eau douce Tab.
X. fig. 8. 9.

2. †. Campanulata. T. crista lunata, orficiis
vaginae annulatis, corpore intra vaginam
abscondito.
*

Kösel Ins. Belust. 3ter Th. Taf. 73. 75.

Beide Gattungen haben gegen 60 Arme oder
Faden im Federbusche.

3. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad
basin ciliata.
*

Ein überaus niedliches Geschöpf, (Taf. I.
Fig. 14a. 14b.) was wir im Stadtgraben von
Göttingen entdeckt haben. Es hat 20 Arme,
die äusserst regelmäsig wie ein kleiner Federbusch
(Sultan) rangirt sind.

67. corallina. Stirps radicata, genicula-
ta, filamentosa, calcarea.

1. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis.
*

68. sertvlaria. Stirps radicata, fibrosa,
nuda, articulata: articulis unifloris

Ein sehr weitläuftiges Geschlecht. Die Stäm-
me sind meist ausnehmend fein, und alle ihre
Schönheit kaum den blosen Augen sichtbar. Sie
pflanzen sich durch Blasen fort, die man mit
den Eyerstöcken grosser Thiere vergleichen kan.

[Seite 442]

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis,
ovariis ovalibus, ramis pinnato-alternis
. *

V. ZOOPHYTA.

Man hat den Namen Zoophyt oder Thier-
pflanze dm Geschöpfen dieser und der vorigen
Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in
der That kommen auch, wie wir schon erinnert
haben, beiderley Thiere in vielem mit einander
überein. In der gegenwärtigen haben sie einen
unbedeckten Körper, wenigstens kein solches Ko-
rallengehäuse als in der vorigen. Einige sind
doch in einem gemeinschaftlichen Stamm ver-
bunden, andre hingegen einzeln.

69. pennatvla. Seefeder. Stirps libera,
penniformis.

1. Grisea: P. stirpe carnosa, rachi laevi, pin-
nis imbricatis plicatis spinosis.

b. s. albini annot. acad. L. I. Tab.
IV. fig. 1. 2.

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra,
pinnis imbricatis
.

Leuchten so start im finstern, daß wenn sie beym
Fischzug aus dem Meere gezogen werden, man
bey ihrem Schein alle Fische im Netz erkennen kan.

70. Hydra. Arm-Polyp, Vielarm. Cor-
pus gelatinosum conicum. Os terminale cin-
ctum cirris filiformibus
.

[Seite 443]

Diese Thiere sind neuerlich durch die Wunder
allgemein berühmt worden, die der Scharfsinn
des würdigen Trembley, und andrer berümten
Männer nach ihm, an ihnen entdeckt hat. Sie
sind gallertartig, halbdurchsichtig, und daher
von ungeübten Augen nicht immer gleich zu er-
kennen. In der Ruhe haben sie den Körper und
die Arme ausgestreckt: bey einer gewaltsamen
Berührung aber, oder ausser dem Wasser, zie-
hen sie sich in ein unförmliches Klümpgen zusam-
men. Die Gattungen variiren in der Farbe,
theils auch in der Proportion, und in der meh-
rern oder mindern Festigkeit ihres schleimichten
Körpers. Die verschiedne Anzal, der Arme ist
mehr zufällig. Sie sind von den ersten warmen
Frülingstagen an bis in den Herbst in sanft
Weisenden Wassern und Teichen zu finden, und
sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen,
Schnecken etc. fest. Oft sieht man zu Hunderten
bey einander: da zuweilen ihre Arme wie ver-
wirrter Flachs durch einander zu kreuzen schei-
nen, und doch jedes einzelne Thier die seinigen
ohne sie zwischen der andern ihren zu verwickeln,
zu sich ziehen kan. Ihr Körper ist hol, ohne alle
Eingeweide. Den Sommer hindurch vermehren
sie sich, indem sie die lebendige Junge wie
Sprossen ans ihrem Körper treiben, die sich
oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge
ausgewachsen sind, von der Mütter losreissen.
Bey Annäherung des Winters aber mögen sie,
wie wir aus der Analogie mit den Federbusch-
Polypen und Blumen-Polypen schliessen, wol
Eyer legen, aus denen im Frühjahr die junge
Brut hevorbricht. Man kan sie in sechs und
mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird
binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen
[Seite 444] erwachsen. Man kan ihnen den Kopf oder den
Hintertheil der Länge nach spalten, und sich viel-
köpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen.
Man kan mehrere Polypen in einander stecken,
oder auch zu wunderlichen monstreusen Gruppen
zusammenheilen. Man kan sie durch einen, frey-
lich Uebung und Geduld erfordernden, Handgriff
wie einen Handschuh umkehren. Man kan sie
der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stück-
gen Band ausbreiten, und doch werden auch
dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere
auf eine schwehr zu begreifende Weise einander
auffressen, oder eigentlich in einander schmelzen,
können. Man kan sie, nach den merkwürdigen
Versuchen des Hrn. Prof. Lichtenberg, mit
Schlingen von Haaren durchschnüren, und wä-
rend daß die Schlinge allmälig durchschneidet,
werden die derweil getrennten Theile doch schon
wieder aneinander wachsen u.s.w.

1. †. Viridis. Der grüne Arm-Polyp. H. vi-
ridis corpore et cirris brevioribus
. *

Kürzer, untersetzter als die übrigen Arten.
Im Teiche vor der Rasemühle ohnweit Göttingen
haben wir aber auch eine Art grüner Arm-Po-
lypen mit schlankem spindelförmigem Körper,
und kurzen Armen, gefunden, deren Reprodu-
ction uns zuerst auf die Untersuchung des Bil-
dungstriebes (§. 11.) geführt hat.

2. †. Fusca. Der braune Arm-Polyp. H.
fusca, corpore longiore, cirris longissimis.
*

Eine der gemeinsten Gattungen (Taf. I
Fig. 15).

3. †. Aurantia. Der Orangegelbe Arm-polyp.
H. aurantia, corpore longiore, cirris lon-
gissimis.
*

[Seite 445]

Auch diese Gattung haben wir um Göttingen
mit Zoll langem Körper und Spannenlangen
Armen gefunden.

71. vorticella. Blumen-Polyp.
Corpus petiolatum vibrans. Os terminale,
plerisque ciliatum.

Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren
nähere Untersuchung aber doch ein stark bewaf-
netes Auge erfordert. Die mehresten Blumen-
Polypen leben gesellschaftlich entweder an einem
gemeinschaftlichen Stamme als Aeste, oder sie
sind doch in eine Stelle oft bey vielen taufenden
zusammen versammelt; da eine solche Colonie
dem blosen Auge wie ein Kügelchen Schimmel
vorkommt, das aber bey der mindesten Erschüt-
terung des Glases auf einige Zeit zusammenfährt,
und zu verschwinden scheint.

1. †. Anastatica. V. stirpe multifida, floribus
campanulatis
. *

Diese überaus zarten kleinen Thiergen (Taf.
I. Fig. 16a. 16b.) pflanzen sich durch Thei-
lung fort (§. 18. S. 22).

2. †. Rotatoria. Das Räderthier. V. caudata
cylindracea, pharyngis corollis tentacula-
tis binis.
*

Dieses überaus sonderbar microsopische Thier,
gen dessen wir schon oben erwähnt (§. 32.), fin-
det sich meist in allen stehenden Wassern und In,
fusionen, schwimmt überaus behende, verändert
dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt; kan
Jahre lang im trocknen für todt gelegen haben,
und doch nachher in jedem Tropfen Wasser wie,
der aufleben etc.

[Seite 446]

3. †. Tubulosa. Der Röhren-Polyp. V. tu-
bulosa, sixa, erecta, capite tetrapetalo
. *

An Wasserpflanzen in einem kleinen Futteral.
Der Hals dreht sich unaufhörlich aber lanasam
herum, fast wie eine Schraube ohne Ende. Nach
den Untersuchungen unsers verstorbnen Freundes
des Hr. Leibmed. Waglers entspringen die Ne-
benrörgen nicht aus der Hauptröhre, sondern
werden blos zufällig angebauet.

72. volvox. Corpus liberum, rotundatum,
gelatinosum gyratile.

I. †. Globator. Das Kugelthier. V. globosus,
supersicie granulata.
*

Ein kleines Kügelchen. von blauer, grüner
oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kan die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der durchsichtigen Mutter
bis ins vierte Glied erkennen.

73. chaos. Corpus liberum, simplex, generi
polymorphon, speciebus uniforme
.

Wir fassen mit Linné, zum Beschluß der gan-
zen Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsna-
men die zallosen meist dem blosen Auge unsicht-
baren Geschöpfe zusammen, die sich in faulen-
den Säften und eingeheizten Theilen andrer Thiere
und der Gewächse zeigen. Es wäre wider den
Zweck eines Handbuchs, dem Fleis der gedul-
tigen Männer zu folgen, die auch diese Thier-
gen in ein besondres System gebracht haben.
Fast in allen faulen Säften finden sich sogenann-
te Infusionsthiergen, ob es schon nicht ge-
gründet ist, daß alle Infusionen verschiedner Art
auch ihre verschiednen Thiergen hervorbrächten,
[Seite 447] oder daß der Staub der Pilze oder der Brand
im Getraide zu dergleichen Thiergen belebt
würde. Hingegen ist es allerdings richtig, daß
sie von ausserordentlicher Dauer sind, daß sie
der Hitze des siedenden Wassers und dem stärksten
Froste widerstehen und im luftleeren, Raume meh-
rere Wochen hindurch ausdauern können: aber der
elektrische Funke macht sie zerschmelzen. Theils
vermehren sie sich durch Theilung: meist aber ge-
bären sie lebendige Junge, und einige legen Eyer.

1. †. Anguillula. Die Essig-Aale, Kleister-
Aale. C. filiforme, utrinque attenuatum. *

In alten Buchbinder Kleister, im Essig,
auch im rhachitischen Getraide (Grains rachi-
tiques ou avortés
) etc. denn die in allen dreyen
befindlichen kleinen Würmgen scheinen doch
wenig von einander verschieden. Man kan sie
wie die Räderthiergen vertrocknen lassen und
selbst noch nach 25 u. m. Jahren durch anfeuch-
ten wieder zum Leben bringen.

2. †. Spermaticum. Die Saamenthiergen. C.
corpore ovato, cauda brevi filiformi.
*

Im reifen männlichen Saamen der mehresten,
wenigstens der rothblütigen, Thiere. Doch sind
es zuverlässig blose Bewohner und Gäste dieses
Saftes und nichts weniger als Keime die sich
etwa nach der Empfängnis zu neuen Menschen
oder Thieren entwickeln sollten.

Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen.

[Seite 448]

§. 170.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nemlich zu den Ge-
wächsen, die sich von den Thieren, erstlich
durch die gänzliche Unfähigkeit irgend einer will-
kürlichen Bewegung; und dann durch die Wur-
zel unterschieden (§. 3. u. 4.) wodurch sie ih-
ren Nahrungssaft einsaugen, und die wol der
einzige äussere Theil ist, den alle Pflanzen ohne
Ausnahme mit einander gemein haben.

§. 171.

Die Bildung der Gewächse überhaupt,
die Anzal ihrer einzeln Theile etc. ist zwar aller-
dings nicht so beständig sondern veränderlicher
als bey den Thieren: doch aber hat jede Gattung,
wenn sie nemlich sich selbst überlassen ist, und
wild wächst allerdings auch einen sehr bestimm-
ten Wuchs und eigene äussere Form, wodurch
sie einem geübten Auge schon von Ferne kennt-
lich wird.

§. 172.

[Seite 449]

Die besondern Theile der Pflanzen und
ihre Geschäfte lassen sich am füglichsten nach
den allgemeinen Bestimmungen der organisir-
ten Körper (§. 9.) in die zur Ernährung und
in die zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen.
Von jenen zuerst.

§. 173.

Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der
Pflanzen, wodurch ihnen nemlich ihr Nah-
rungssaft zugeführt wird, ist die Wurzel, wo-
mit die allermehresten in der Erde fest sitzen,
und deren Grösse und Umfang zuweilen beträcht-
licher ist als des ganzen übrigen Gewächses.
Die Kraft mit welcher sie umherranken ist so
stark, daß wol dicke Mauern, nicht nur durch
grosse Eichenwurzeln, sondern schon durch die
kleinen Raupenänlichen Würzelgen des Epheus
gesprengt werden können. Um auch nackte
Mauren und Felsen mit Gewachsen zu beleben
baß sie daran Wurzel schlagen können, läßt
die Natur erst trockne Schorfmoose (Lichenes)
und andre sogenannte plantas aëreas anfliegen,
die wenig Nahrung bedürfen und ans deren
Moder nachher die Saamen grösserer Pflanzen
die vom Wind und Vögeln dahin gebracht wer-
den, auskeimen und Nahrung ziehen.

§. 174.

[Seite 450]

Verschiedne Pflanzen ziehen aber ihre Nah-
rung nicht unmittelbar aus der Erde, sondern
leben, gleichsam wie Ungeziefer auf andern
Gewächsen, und nähren sich indem sie diesen
einen Theil ihres Nahrungssaftes aussaugen,
daher sie Schmarotzerpflanzen (plantae pa-
rasiticae
) genannt werden. So die Baumkrä-
tzen und viele andre Moose, der Mistel, die
Flachsseide (Cuscuta europaea) u.s.w.

§. 175.

Der Nahrungssaft den die Wurzel ein-
saugt, besteht aus Wasser, das aber mit sal-
zichten, ölichten und erdigen Theilen geschwän-
gert seyn muß. Daher sich denn erklärt wie
manche Gewächse auch ausser dem Erdboden,
z.B. Hyacinthenzwibeln auf blossen Wasser,
und nach Bonnets Versuchen andre Pflanzen in
nassen Papierspänen, Baumwolle oder Moos etc.
ernährt werden und aufwachsen können.

§. 176.

Dieser Nahrungssaft wird nun aber bey
den Pflanzen nicht wie bey den rothblüthigen
Thieren durch einen Kreislauf in den Körper
vertheilt und umgetrieben: sondern sie äneln sowol
hierin als auch in manchen andern Einrichtungen
ihres innern Baues, z.B. in den zalreichen
[Seite 451] Luftgefässen etc. ehr den Insecten; als bey
welchen man wie oben gedacht (§. 137.) auch kei-
ne Spur von irgend zu einem Kreislauf bestimm-
ten Adern findet.

§. 177.

Bey vielen Gewächsen wird die Wurzel
gleich über der Erde in Blätter vertheilt: bey
den mehresten aber erst in einen Stamm oder
Stengel, Halm (wie mans bey manchen
Pflanzen nennt) verlängert, der aber im Grün-
de die gleiche Structur wie die Wurzel selbst,
behält. Zu äusserst nemlich sind beide mit ei-
ner feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher
die Rinde, weiter hinein die holzigte Sub-
stanz, und in der Mitte gewönlich das Mark
befindlich ist.

§. 178.

Eigentliches wahres Holz findet sich nur
bey den Stauden und Bäumen, bey wel-
chen, da wo es aussen an die Rinde stöst, all-
järlich aus dem sogenannten Bast oder Splint
(Liber) eine oder eigentlich zwey neue Holzla-
gen (Alburnum) erzeugt werden.

§. 179.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, diese wieder in Zweige, an welchen
[Seite 452] endlich die Blätter, ein überaus merkwürdiger
Theil der Gewächse ansitzen.

§. 180.

Im Grunde sind die Blätter aus den glei-
chen Theilen zusammengesetzt wie die Wurzel
oder der Stamm, indem man auch an ihnen
Oberhaut, Rinde, holzigte Substanz und
Mark unterscheiden kan. Das Mark liegt
in der Witte des Blattes zwischen dem hol-
zigten Netze von welchen man durch einbeizen
u.a. Handgriffe die übrigen Theile absondern
und dadurch die sogenannten Blätter-Sce-
lete verfertigen kan. Dieses holzichte Netz ist
auf beiden Seiten des Blattes mit einer be-
sondern Haut überzogen, die man insgemein
die Cutikel nennt, die aber noch von dem
wahren äusserst zarten Oberhäutgen was
endlich zu alleräusserst die Blätter überzieht,
gar sehr verschieden, von weit zusammenge-
setztern Bau, und eine wahre Rinde ist.
Diese Blatt-Rinde besteht, wie sich bey
einer starken Vergrösserung zeigt, aus einen
ungemein saubern Netze von Gefässen, des-
sen Maschen mit feinen Drüsen untermengt,
bey den verschiednen Gattungen der Gewäch-
se, aber auch schon bey der Ober oder Unter-
seite desselben Blattes, so wie auch da wo sie
über die darunter liegenden holzichten Gefässe
weglaufen, von verschiedner Gestalt sind, theils
[Seite 453] geschlängelt, mehr oder weniger eckicht u. s.
W. Taf. II. Fig. 1. ist die untere – und Fig.
2. die obere Rinde eines Pirnblattes stark
vergrössert abgebildet.

§. 181.

Diese verschiednen Theile sind um so
merkwürdiger je wichtiger die Verrichtung
der Blätter selbst ist, da sie nicht allein die
überflüssigen Säfte der Pflanzen, gleichsam
ihren Auswurf (§. 15.), unter der Gestalt
des Thaues, oder auch unmerklich, aus-
dunsten, sondern auch sehr viele Feuch-
tigkeiten aus der Luft einsaugen; mithin
einen sehr beträchtlichen Antheil an der Er-
nährung der Gewächse haben, und ihnen
fast so wie die Lungen oder andre Luftwege
der Thiere, dadurch pabulum vitae zufüh-
ren. Daher erklärt sich, wie oft die saft-
vollsten Pflanzen, z.B. das Hauslauch
auf trocknen Dächern, dennoch im besten Flor
stehen, und andre mit fast ganz nackten Wur-
zeln an kahlen Felsen umher ranken kön-
nen u.s.w.

§. 182.

Bey den mehresten Gewächsen der käl-
tern Himmelsstriche sind doch diese so wich-
tigen Theile ein vergänglicher Schmuck, wo-
mit sie blos den Sommer hindurch geziert
[Seite 454] sind, der hingegen mit Annäherung des Win-
ters vertrocknet, welkt und theils abfällt.
Daß dieses entblättern hauptsächlich durch
den Frost bewirkt werde, der die Gewächse
in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie
bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte hemmt
(§. 33.), die Gefässe zusammenzieht so daß
die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrich-
tung gehindert werden und absterben, erbel-
let unter andern auch daraus, weil die Ge-
wächse der heissen Zonen diesem abfallen des
Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil
auch selbst in den kältern diejenigen Pflanzen
die ein sehr festes harzreiches Blatt haben,
wie z.B. die mehresten Tangel- oder Na-
delhölzer, der Epheu, die Mehlbeeren, das
Heidekraut, der Buxbaum u s. w. dasselbe
auch den Winter über grün behalten.

§. 183.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter alle Abend zusammen legen
oder niedersenken und sich gleichsam zur Ruhe
begeben, und in Schlaf fallen. Es rührt
dieß nicht etwa blos von der külen Abendluft
her, denn es erfolgt im Treibhaus eben so gut
wie im freyen: auch nicht von der Dunkelheit,
denn manche Pflanzen schlafen schon im Som-
mer Nachmittags um 6 U. ein: sondern es ist
dieß vermutlich eine Art Erholung, so gut wie
[Seite 455] der Schlaf der Thiere (§. 32). So schliessen
sich auch gewisse Blumen zu bestimmten Stun-
den z.B. der gelbe Bocksbart (Tragopogon lu-
teum
) früh nach 9 u.s.w. und zwar zu so be-
stimmten Zeiten daß man beym Spatziergeben
blos aus der noch offnen oder schon geschloßnen
Blüthe solcher Gewächse die Stunde wissen kan.

§. 184.

Ausserdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedne andre Arten von eigenthümlicher
Bewegung; wohin z.B. ihr Zug nach dem
Licht gehört, der bey weitem nicht bloß an den
Sonnenblumen sondern fast an allen Gewäch-
sen zu bemerken ist: zumal in Treibhäusern,
wo sich oft die Blüthen so sehr nach der Hellung
an die Glasfenster drängen als ob sie dawider
gepreßt wären. Ferner bewegen sich manche
Theile gewisser Pflanzen sehr lebhaft wenn sie
berührt werden; wie z.B. die Blätter und
Zweige des Fühlkrauts (Mimosa pudica), oder
die Venus-Fliegenfalle (Dionaea muscipula)
deren Blättgen, wenn sich auch nur eine Mük-
ke darauf setzt, augenblicklich zusammenklappen
und das Insect zerdrucken. So springt bey den
Balsaminen die Saamenkapsel bey der min-
desten Berührung mit Heftigkeit auf: so springt
auch der ausgeschüttete reise Saame des Kan-
nekrauts oder Schaftheues (Equisetum arvense)
wol einige Minuten lang auf und nieder u. s. w

§. 185.

[Seite 456]

Allein man muß sich hüten, irgend eine
dieser Regungen der Gewächse mit der ausschlies-
lichen Eigenschaft der Thiere, nemlich der will-
kürlichen Bewegung (§. 4.) zu vermengen.
Ben einigen sind sie blos auf Rechnung einer
vorzüglichen Schnellkraft, dieser allgemeinen
Eigenschaft der Körper zu schreiben; bey an-
dern aber äneln sie dock höchstens nur gewisser-
masen der thierischen Irritabilität*) und
setzen allemal eine äussere Anreizung voraus.
Bey keiner einzigen hingegen ist auch nur die
mindeste Spur die auf irgend einige willkür-
liche oder eigentlich thierische Bewegung ver-
muthen, oder den Gewachsen einige Empfin-
dung zuschreiben lies.

§. 186.

Ausser den bisher beschriebenen Theilen der
Gewächse, sind auch einige, wie der Weinstock
mit Gabeln und Schlingen zum fortranken
und anhalten; andre mit Dornen in der Rin-
de; oder mit Stacheln die aus dem Holze
selbst entspringen, versehen. Manche Pflan-
zen der kältern und heissesten Erdstriche sind auch
mit einem mehlichten oder wollichten Ue-
berzuge bedeckt; der ihnen in Norden zum
[Seite 457] Schutz gegen die Kälte dient, und unter der
Linie villeicht durch seine helle Farbe am Tage
gegen Sonnenstich, und doch auch gegen die
kalten Nächte schützt. Einige Gewächse dieser
heissen Gegenden sind wie mit Perlgen, andre
(mesembryanthemum cristallinum) wie mit
unzäligen Glaströpfgen besetzt u.s.w.

§. 187.

Auch unter den Säften der Pflanzen ist
viel merkwürdige Verschiedenheit. Manche ent-
halten einen milchichten, theils ätzenden Saft;
andre geben ein Gummi; verschiedne Tangel-
bäume im höhern Alter ein Harz. Andre Cam-
pher; andre Zucker, Wachs u.s.w. Die
Birken und einige andre Bäume enthalten im
Frühjahr, wenn die Nahrung aus der Erde
vom neuen und mit Gewalt in die Bäume
schiest, eine Menge besondern Wassers u.s.w.

§. 188.

Daß diese verschiednen Säfte durch man-
cherley Abscheidungen (Secretiones) und Ver-
änderungen des eingesogenen an sich sehr ein-
fachen Nahrungssaftes (§. 175.), in den Pflan-
zen selbst bereitet werden müssen, erhellet
schon daraus weil im gleichen Erdreich und
auf demselben Gartenbeete die Raute ihre bit-
tern, der Saurampfer seine sauren und der Lat-
tig seine külenden Säfte erhält; und weil selbst
[Seite 458] die Säfte in den verschiednen Theilen ein
und eben derselben Pflanze dennoch so äusserst
verschieden seyn können.

§. 189.

Ausserdem aber trägt auch die Ver-
schiedenheit des Bodens und des Climas
zur verschiednen Beschaffenheit der Säfte in
den Pflanzen vieles bey: daher denn eines
theils viele in fremden Boden verpflanzte Ge-
wächse sowol in ihrer Bildung als in der
Beschaffenheit ihrer Säfte verändert werden,
dadurch von ihren Kräften verlieren etc. andre
hingegen wie z.B. der Weinstock eben da-
durch noch gewinnen und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt jeder Boden seine bestimm-
ten ihm angemeßnen Pflanzen, so daß man
schon aus den wildwachsenden Gewächsen
einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bo-
dens errathen kan*); doch hat die gütige
Vorsehung den für das Menschengeschlecht
allerwichtigsten Gewächsen den grossen Vor-
zug verliehen, sich leicht an jedes fremde Clima
zu gewöhnen, so daß z.B. der schwächlich
scheinende Waizen oder die Cartoffeln etc. besser
als Eichen u.a. noch so robustaussehende
Bäume in ganz verschiednen Himmelsstrichen
fortkommen.

§. 190.

[Seite 459]

Wir kommen zur Fortpflanzung der
Gewächse, deren mannichfaltige Arten sich
im ganzen doch auf drey Hauptwege zurück-
bringen lassen. Auf die Fortpflanzung durch
Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Au-
gen; und endlich durch Saamen.

§. 191.

Die erste Art der Propagation, nem-
lich durch Zweige, von der wir auch schon
im Thierreiche bey den Polypen und sonst
einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflan-
zenreich desto gewönlicher. Manche Gewächse
nemlich vermehren sich von selbst auf diese
Weise. Ben vielen andern hat es die Kunst
durch absenken oder ablegen nachgeahmt.
Es giebt z.B. eine Art Feigenbaum (Ficus
indica
) dessen Zweige herabhängen und sobald
sie den Boden berühren von selbst Wurzel
schlagen; so daß ein einziger solcher Baum
mit der Zeit ein kleines Wäldgen, dessen
Stämme oben durch Bogen verbunden sind,
vorstellt. Und wie leicht überhaupt Zweige
Wurzel schlagen können, erhellt aus dem son-
derbaren Versuch da man Bäume umgekehrt
d.h. mit den Zweigen in die Erde und
mit den Wurzeln in die Höhe gepflanzt, da
denn die letztern mit Laub ausgeschlagen u.
s. w. welches (im Vorbeygehn zu erinnern)
[Seite 460] wol nicht hätte geschehen können, wenn nach
der Evolutionstheorie (§. 10.). die vermeyn-
ten Keime der Blätter schon vorräthig in
den neuen in die Erde gesteckten Zweigen ge-
legen hätten.

§. 192.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man
nemlich die kleinen Knöspgen, die im Herbste
an den Bäumen, da wo die Blattstiele an-
sitzen, zum Vorschein kommen, aber erst im
folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschla-
gen. Sie finden sich meist nur an den Bäu-
men der kältern Erdstriche, und fallen bey
einigen von selbst ab: keimen auch wenn man
sie vorsichtig säet, wie ein Saame auf. Man
kan bekanntlich diese Augen andern Stämmen
inoculiren, oder auch das davon ausge-
geschoßne Reis einpfropfen.

§. 193.

Sehr viel änliches mit den Augen ha-
ben die Zwibeln, nur daß die Augen am
Stamm der Bäume und also über der Erde,
die Zwibeln aber an Lilienartigen Gewächsen
unter der Erde unmittelbar an der Wurzel
entstehen; bey jenen der Stamm fortlebt und
den Augen Nahrung giebt; bey diesen hin-
[Seite 461] gegen das übrige der alten Pflanze bis auf
Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.

§. 194.

Weit allgemeiner aber als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynah im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 190.) mittelst der Blüthe, die darnach
zur Frucht oder ans andre weise zu Saamen
reist. Diese nemlich sie mag übrigens gestaltet
seyn wie sie will, sie mag einzeln stehn oder
Mehrere zusammen in eine Traube oder Aehre
oder Kätzgen etc. verbunden seyn, enthält in
ihrer Mitte auf dem sogenannten Fruchtbo-
den (Receptaculum, Taf. II. Fig. 3. a.) ver-
schiedne ausgezeichnet gebildete Theile die in
Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung
viele Aenlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen
der Thiere haben. Einige derselben sind nem-
lich männlich, andre weiblich, und diese sol-
len wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey
gekommen ist, von jenen befruchtet werden.

§. 195.

Die weiblichen Theile liegen meist in
der Mitte; werden der Staubweg (pistillum,
Taf. II. Fig. 3. b. c. d.) genannt, und beste-
hen ans dem Fruchtknoten (Germen. b),
dem Griffel (Stylus. c), und der Narbe (Stig-
[Seite 462] ma. d
.) Der Fruchtknoten sitzt entweder mit
den übrigen Theilen innerhalb der Blumen-
blätter (germen superum), oder aber wie bey
der Rose, bey den Aepfeln etc. unten ausserhalb
derselben (Germen inferum Taf. II. Fig. 4.
2): und enthält immer die Saamenkörner
der Pflanze, die man mit den Eyern der
Thiere, und folglich dieses ihr Behälter mit
dem Eyerstock vergleichen kan. Der hole
Griffel sitzt auf diesem Saamenbehälter, und
die Narbe endlich zu oberst auf dem Grif-
fel, so daß sie durch den Griffel mit dem
Fruchtknoten verbunden ist, und alle dreye
eine gemeinschaftliche Hölung ausmachen.

§. 196.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun
die männlichen oder die Staubfäden (Sta-
mina
, Taf. II. Fig. 3. e. f.) herum: und be-
stehen aus dem Faden (Filamentum. e),
und dem darauf ruhenden Staubbeutel
(Anthera. f). Dieser letztere enthält einen
mehlichten Staub, der seiner Bestimmung
nach mit dem männlichen Saamen der Thiere
verglichen werden kan.

§. 197.

Bey der Befruchtung fällt dieser männ-
liche Blumenstand auf die weibliche Nar-
[Seite 463] be: dringt durch den Griffel in den Frucht-
knoten und fecundirt die daselbst vorräthig
liegenden, bis dabin aber unfruchtbar gewe-
senen Saamenkörner. Wenn man die Blüthe
vor der Befruchtungszeit eines dieser wesent-
lichen Theile beraubt, so wird sie dadurch, so
gut als ein verschnitten Thier, unfruchtbar.

§. 198.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese
beiderley Geschlechtstheile in der gleichen Blü-
the, die folglich zwitterartig ist, verbunden.
Bey einigen hingegen in verschiedenen Blü-
then, wovon die einen blos männlichen, die
andern blos weiblichen Geschlechts, aber doch
am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt
(Monoecia linn.), wie z.B. bey den Ha-
selnüssen, Wallnüssen, Gurken etc. Andre
Gewächse wie z. E. der Ahorn, die Esche etc.
haben gar dreyerley Blüthen, blos männliche,
blos weibliche, und überdem auch Zwitter:
blüthen (Polygamia). Bey noch andern aber
wie z.B. beym Hans. Hopfen u.s.w.
sind die beiden Geschlechter in den Pflanzen
selbst, so wie bey den fünf ersten Classen
im Thierreich, abgesondert: so daß die eine
Pflanze blos männliche, eine andre aber die
übrigens von dergleichen Art ist, blos weib-
liche Blumen trägt: und die Blüthen des
weiblichen Stammes nicht anders befruchtet
[Seite 464] werden, als wenn der Blumenstaub von der
männlichen Pflanze durch den Wind oder
durch Insecten (§. 150. und S. 376.) oder
auch durch die Kunst ihnen zugeführt worden
ist. (Dioecia linn).

§. 199.

Unter den übrigen, nicht ganz so allge-
meinen, Theilen der Blüthe ist besonders
der doch bey den mehresten befindliche Blu-
men-Kelch (Calix. Taf. II. Fig. 6. d. Fig.
7. d.); und die sogenannten Nectaria aus
deren Saft die Bienen ihren Honig ziehen
(S. 380.) zu merken. Ueberhaupt theilt
man die Blüthen nach ihrer Bildung und
nach der Lage ihrer Theile in regelmäsige
und irreguläre. Bey jenen nemlich haben
die einzelnen Theile gleiche Gestalt, Grosse
und Verhältnis (z B. Taf. II. Fig. 4. und
s.); bey diesen hingegen sind sie in unglei-
cher Proportion (Taf. II. Fig. 6 und 7).
Ausserdem aber finden sich noch viele andre
Hauptverschiedenheiten in der Gestalt der
Blüthen, die gröstentheils auch in Bezie-
hung mit dem ganzen übrigen Ansehn der
Pflanzen stehn, und daher zur Kenntnis der-
selben, besonders auch zur Gründung eines
natürlichen (§. 7.) Pflanzen-Systems von
Wichtigkeit sind, daher wir einige der vor-
[Seite 465] züglichsten von diesen Verschiedenheiten und
der dadurch bestimmten natürlichen Ordnun-
gen besonders angeben wollen.

§. 200.

Die Lilienartigen Gewächse haben an
der Wurzel eine Zwiebel (§. 193.) und ihre
Blüthe (Taf. II. Fig. 3.) ist regelmäsig, ohne
Blumen-Kelch, und besteht aus sechs Blät-
tern. Der Fruchtknoten ist dreyekkig, und der
Staubfäden bey den mehresten sechse, den eini-
gen aber nur drey.

§. 201.

Die Kreuzförmigen Blüthen (Cruciatae,
Taf. II. Fig. 5.), wohin die Kohlarten, Rü-
ben etc. auch die Levcoien, der gelbe Lack u.s.w.
gehören, sind ebenfalls regelmäsig, und haben
vier Blumenblätter die in einem viertheiligen
Kelche sitzen. Von den darin befindlichen sechs
Staubfäden sind zwey immer merklich kürzer
als die übrigen viere (Tetradynamia linn.);
und der Saame reist nach der Befruchtung in
eine eigentlich sogenannte Schote (Siliqua und
Silicula).

§. 202.

Die Schmetterlingsblumen (Papilio-
naceae
), worunter die Hülsenfrüchte und a.
[Seite 466] sehr nutzbare Gewächse, auch einige Bäume und
Stauden gehören, finden sich meist nur in ge-
mäsigtern und wärmern Himmelsstrichen. Sie
find irregulär (Taf. II. Fig. 6.), und man un-
terscheidet an der Blüthe, die in einem einblätt-
rigen fünfspitzigen Kelche (Fig. 6. d.) sitzt, das
grosse Schirmblatt (vexillum, a.); die beiden
Flügel (alae. b. b.); und das Schifgen (carina.
c.
). Die Frucht ist eine Hülse (Legumen).

§. 203.

Die Kachenförmigen Blüthen (Ringen-
tes
) sind ebenfalls irregulär (Taf. II. Fig. 7.),
und man nennt den Obertheil davon den Helm
(Galea Fig. 7. a.), den Untertheil die Lippe
(Labium b.) und den Zwischenraum den Schlund
(Faux. c). Meist haben sie vier Staubfäden,
von denen zweye länger als die andern beiden
sind (Didynamia linn.). In diese Ordnung
gehören die Nesseln, aber auch viele wohlrie-
chende Pflanzen, Lavendel, Krausemünze, Isop,
Basilicum u.s.w.

§. 204.

Die Dolden: oder Schirmtragenden
Pflanzen (Umbelliferae) treiben meist hohe ge-
rade Stengel, die sich oben Taf. II. Fig. 8.
(bey a) in divergirende Stiele, und diese (bey
b) wieder in dergleichen kleinere vertheilen; an
[Seite 467] welchen letztern die kleinen fünfblätterichen Blüm-
chen dicht neben einander sitzen. Sie haben
zwey Staubwege mit fünf Staubfaden, und
tragen nachher zwey aneinander liegende meist
kümmelförmige Saamen. Es gehören dahin
Petersilie, Körbel, Möhren, Anis, Fen-
chel etc. auch einige giftige Pflanzen wie der
Schierling etc.

§. 205.

Die zusammengesetzten Blüthen (Com-
positae
) machen eine äusserst zalreiche Ordnung
aus, die wol allein den zehnten Theil von allen
Gewächsen begreift: und bey welchen mehrere
kleine Blümgen auf einen gemeinschaftlichen
Fruchtboden und innerhalb eines gemeinschaft-
lichen Kelches verbunden sind. Bey manchen
find diese kleinen Blümgen regulär (flosculo-
sae
); ben andern irregulär (semiflosculosae);
und bey noch andern sind endlich beiderley Ar-
ten von Blümgen zugleich anzutreffen (Radia-
tae
Taf. II. Fig. 9.); da denn die Blümgen
der ersten Art die Mitte des Fruchtbodens be-
decken (Fig. 9. a.) und mit denen von der an-
dern Art am Rande eingefaßt sind (Fig. 9. b.).

§. 206.

Bey den Getraidearten und andern Grä-
sern sind die Blüthen meist in eine Aehre ver-
[Seite 468] bunden, da denn dir Staubweg (Taf. II.
Fig. 10. a.) und die Staubfäden, deren meh-
rentheils dreye sind Fig. 10. b.), von den Spel-
zen umschlossen werden.

§. 207.

Die vollkommnern oder eigentlich sogenann-
ten Moose treiben statt der Blüthe ein kleines
ungemein sauberes fast Becherförmiges Köpf-
gen (capitulum Taf. II. Fig. 11. b.) des anfangs
Mit einem spitzigen kleinen Hute (calyptra Fig. II.
a.) bedeckt ist, und das nachdem dieser abgefal-
len, einen stäubigen Saamen ausschüttet. Bey
den einfachern oder sogenannten Aftermoosen
hingegen ist die Fortpflanzungsart wol sehr ver-
schieden, obschon noch nicht genau genug un-
tersucht; bey manchen aber, wie z.B. bey der
oben erwähnten Brunnen-Conferve (Conferva
fontinalis
§. 12. und 18.) zur Bewunderung
einfach.

§. 208.

Die Fortpflanzung der Pilze, überhaupt
aber ihre ganze Natur ist noch so räthselhaft
daß man kaum mit Zuversicht entscheiden kan
zu welchen von beiden organisirten Reichen sie
eigentlich gehören (§. 6.). Einige davon,
wie z.B. die Trüffel, der Bovist, die Hirsch-
brunst etc. sind blose Kugeln an welchen man
kaum nur einen organisirten Bau zu entdecken
[Seite 469] im stande ist, und wenn man die Gewächse mit
den Thieren vergleichen wollte, etwa dem Ku-
gelthier (S. 446.) am nächsten kämen; so wie
alsdann der Schimmel ohngefähr mit den
Blumen-Polypen (S. 445.) und Infusions-
thiergen (S. 446.) verglichen werden könnte.

§. 209.

Bey den vollkommnern im eigentlichen Sin-
ne blühenden Gewächsen fallen nach der Be-
fruchtung, die übrigen nun überflüssigen
Theile der Blüthe ab: der beschwängerte Frucht-
knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen
theils erstaunlich zahlreichen Saamen nach und
nach zur Reife zu bringen.

§. 210.

Die Bildung sowol der verschiedenen Saa-
menkörner selbst*), als auch der Gehäuse wo-
rin sie eingeschlossen sind, ist eben so unendlich
mannichfaltig als der Blüthen ihre, und der
Erhaltung der Gattungen aufs weiseste ange-
messen.

§. 211.

Viele Saamen sind in eine holzartige aber
theils noch weit härtere Schaale eingeschlossen,
und heissen wenn sie von beträchtlicher Grosse
[Seite 470] find, Nüsse: und wenn die blossen Saamen-
körner unmittelbar mit einen saftigen Fleische
überzogen sind, Beere. Zuweilen liegen
aber auch die blossen Saamenkörner von aussen
auf dem grosgewachsenen fleischichten Frucht-
boden auf, wie bey den Erdbeeren, die folg-
lich genau und bestimmt zu reden, nicht sollten
Beere genannt werden.

§. 212.

Besonders machen die Obstbäume eine
eigene und sehr ansehnliche Familie an Ge-
wächsen aus, deren Frucht entweder wie bey
den Birnen, Aepfeln, und Quitten ein Kern-
haus oder Kröbs einschließt und dann Kern-
frucht beist: oder aber wie bey den Pflaumen,
Kirschen, Abricosen und Pfirschen eine Nuß
enthält und Steinfrucht genannt wird.

§. 213.

Die Ursachen der Degeneration (§. 19-21.)
scheinen dem Bildungstriebe bey den Gewäch-
sen leichter als bey den Thieren eine abweichende
veränderliche Richtung geben zu können: daher
Viele theils in ihrer ganzen Bildung besonders
aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht
in so zahlreiche Spielarten ausgeartet sind.
So zält man z.B. jetzt auf drey tausend Va-
rietäten von Tulipanen, wovon doch vor 200
Jahren blos die gelbe Stammart in Europa
[Seite 471] bekannt war. So die Nelken, Hyacinthen,
Aurikeln u.s.w. die durch gefüllte und
mannigfaltig gefärbte Blumen mannigfal-
tigst variiren.

§. 214.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung
der Gewächse durch Bastardzeugung, wor-
über bekanntlich H. Kölreuter die scharfsin-
nigsten Versuche angestellt und sogar durch
wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard-
pflanzen, die eine Gattung von Tobac (Nico-
tiana rustica
) endlich vollkommen in eine andre
(Nicotiana paniculata) verwandelt und umge-
schaffen*): welches sich freylich mit der Lehre
von vermeynten präformirten Keimen schlech-
terdings nicht, aber sehr füglich mit der vom
Bildungstriebe (§. 11.) reimen läßt.

§. 215.

Auch die Misgeburten sind im Gewächs-
reich ungleich zalreicher als unter den Thieren.
Es ist kein Theil der Pflanze, au welchen man
nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufige
Monstrositäten bemerkte. Am meisten sinds
überzälige, wuchernde Theile (monstra per
excessum
); doppelte an einander gewachsene
Stämme, doppelte oder vielfache Früchte etc.
vielfache Kornähren, Rosen ans deren Mitte
[Seite 472] andre kleine Rosen hervorschiessen u.s.w. Be-
sonders aber gehört dahin die Peloria, eine
monstreuse Abweichung im Sporn an der Blü-
the dreyer Arten von Antirrhinum; nemlich
linaria, elatine und spurium, deren Entste-
hungsart durch verdorbenen Nahrungssaft un-
ser gelehrter Freund der H. Dr. Merk in
Ravenspurg scharfsinnig erklärt hat*).

§. 216.

Vom ungleichen Alter der Gewächse, das
sich bey manchen nie über eine einzige Stunde,
und bey andern hingegen oft über Jahrtau-
sende erstreckt, haben wir schon oben (§. 9.)
Beyspiele gegeben. Ueberhaupt aber theilt
man die Pflanzen in perennirende und Som-
mergewächse, welche letztere nemlich schon
mit dem Ende ihres ersten Sommers abster-
ben. Auch von dem merkwürdigen Wieder-
aufleben nach einem langen vertrocknen, das
wir im Thierreiche beym Räderthier (S. 445.)
und bey den Kleisteraalen (S. 447.) ange-
merkt, finden sich unter den Gewächsen änliche
Beyspiele: besonders an dem deshalb längst be-
rufnem Nostoc.

§. 217.

Vom Nutzen der Gewächse können wir
nur etwas weniges vom allerwichtigsten aushe-
ben, denn wie liesse sich die Erzälung aller
[Seite 473] ihrer zahllosen und mannichfaltigen Brauch-
barkeit in die Schranken, die wir beobachten
müssen, zusammen pressen. Die beiden aller-
allgemeinsten und größten Bestimmungen der
Pflanzen überhaupt, sind wohl, den Totalein-
druck der Schöpfung schön zu machen, und
dann die Luft zu reinigen. Aller übrige
Schmuck der Natur sowohl im Thierreich als
unter den Mineralien ist weit mehr versteckt,
wird erst bey näherer Beleuchtung sichtbar,
und ist überhaupt weit minder allgemein ver-
breitet, da hingegen die Gewächse mit ihren
heitern abwechselnden Farben die ganze Erde
decken, und in der Nähe und Ferne überall Le-
ben und Munterkeit, und grossentheils auch
durch die feinsten balsamischen Gerüche Er-
quickung verbreiten. Wie kräftig aber die Luft
durch die Gewächse gereiniget werde, hat man
noch neuerlich durch überaus scharfsinnige Ver-
suche erwiesen, da verschiedene Sumpfpflanzen
in artificieller verdorbener unreiner Luft nur um
so besser aufgewachsen, aber auch dadurch diese
Luft in kurzen von ihren schädlichen Dünsten,
womit sie geschwängert war, befreyt und ge-
reinigt worden. Ein grosser Theil der in der
Erde vermodernden Wurzeln, des abgefalle-
nen Laubes etc. dient zum Dünger und erhält
die Fruchtbarkeit des Bodens. Die Fut-
terkräuter und so viele andere Gewächse müs-
sen zur Erhaltung der Thiere, das Ge-
[Seite 474] traide aber, der Reis und die Cartoffeln zur
allgemeinsten Nahrung für die Menschen
dienen. So die Cocospalme, der Brod-
baum für die Südländer; der Hirsen für die
Mohren; die Cassabi oder Mandiokawur-
zel für die Südamericaner etc. So alle die Ar-
ten von Gemüsse, Hülsenfrüchten, Wur-
zeln, Obst, Beeren, Nüssen, Mandeln
u.s.w. Der Zucker zu so mannichfaltigem
Gebrauch. Die Gewürze. Der Tabac,
der auf beiderley Weise in so unglaublicher
Menge consumirt wird. Alle unsere künstli-
chen Getränke, der Wein, Brantewein,
Caffee, Thee, Chocolade, das Bier u.
s. w. Das Bauholz, Bambusrohr etc.
und so vielerley Nutzholz, zum Gebrauch für
Tischier, Drechsler etc. Das Brennholz,
Harz, Pech, Theer, Kienrus u.s.w.
Oel zu so mancherley Gebrauch. Baumwolle,
Flachs, Hanf und Bast von Bäumen etc. zur
Kleidung und wenn es da ausgedient, auch
dann noch zum Papier. Zum gleichen Ge-
brauch ehedem das Aegyptische Papierschilf,
Splint, Palmblätter u.s.w. Sode und
Potasche zur Seife, zum Glasmachen. So
viele Pflanzen zur Färberey; Indig, Waid,
Saflor, Färberröthe etc. Endlich alle die wohl-
thätigen Arzneykräuter die so vieler Millio-
nen Menschen Gesundheit erhalten und ihr Le-
ben verlängert haben, und deren Empirische
[Seite 475] Kenntnis die ganze Arzneykunst der ältesten und
wildesten Völker des Erdbodens ausmacht,
und von welchen wir blos die Rhabarber, die
Chinarinde, den Campher und den Mohnsaft
nennen wollen.

§. 218.

Schädlich sind vorzüglich das Unkraut
und die giftigen Gewächse.

§. 219.

Der Pflanzensysteme sind gegenwärtig
eine grosse Zahl, von denen aber freylich jedes
so wie seine Vorzüge, so auch noch seine Män-
gel hat. Das Linneische künstliche Sexual-
system, das den oben angezeigten Befruchtungs-
werkzeugen und deren verschiedenen Anzahl und
Verhältnis angepaßt ist, da nemlich die Classen
nach der Anzal, oder Verhältnis, Lage und
Verbindung der Staubfäden mit den Staub:
wegen, und die Ordnungen nach der Anzal
dieser letztern bestimmt sind, empfiehlt sich durch
seine leichte Faßlichkeit: das Hallerische hin-
gegen, das mehr auf das ganze äussere Anse-
hen der Pflanzen und aller ihrer Theile gegrün-
det ist, mithin sich mehr einem natürlichen Sy-
stem nähert, durch seine Vollständigkeit und
Untrüglichkeit.


Eilfter Abschnitt.
Von den Mineralien überhaupt.

[Seite 476]

§. 220.

Wir haben die Reichthümer der Natur in ih-
ren beiden organisirten belebten Reichen be-
sehen. Das Ende unsers Buchs ist nun noch
den unorganisirten Naturalien, den minerali-
schen Körpern gewidmet, wovon wir die allge-
meinen Begriffe schon oben in den ersten Blät-
tern angegeben haben.

§. 221.

Zuerst etwas vom Ursprung der Minera-
lien, nemlich von den Hauptwegen, wodurch
sie theils vor Zeiten mit einemmal entstanden
sind, und theils nach und nach und noch immer-
fort entstehen. Um jene aufzuklären, müssen
wir nothwendig auf den Ursprung unsrer Erde
selbst zurück gehen: eine Untersuchung, bey der
man sich freylich immer einige gewagte Muth-
massungen wird erlauben müssen: doch wollen
wir uns nicht dem Flug der kühnen Männer über-
lassen, die Kometen und ausgebrannte Sonnen
zum Bau ihres Erdsystems aufgebothen haben,
[Seite 477] sondern unsere bescheidnere Meynung vortragen,
auf die wir zuerst durch die Untersuchung der
Versteinerungen, und durch ihre gefundene Un-
ähnlichkeit mit den gegenwärtigen organisirten
Körpern und dann durch die Vergleichung der
ehemaligen Vulcane und ihrer Producte mit den
Noch jetzt brennenden etc. gebracht worden sind,
und die uns zwar immer noch eine Hypothese,
aber doch eine solche Hypothese zu seyn scheint,
die sich der Natur und dem Augenschein ziemlich
leicht und schicklich anpassen läßt.

§. 222.

Wir glauben demnach überzeugt zu seyn, daß
unsere Erdkugel wenigstens schon einen Jüngsten
Tag einmal erlebt, und diesem damals über sie er-
gangenen allgemeinen Gericht ihre jetzige Gestalt
zu verdanken hat: diese grosse Catastrophe ist
wol blos durch unterirdisches Feuer bewürkt wor-
den, das vermutlich den Boden des Meeres hoch
in die Höhe getrieben, mithin das trockne Land
mit einem mal überschwemmen müssen. Da-
durch folglich die ganze bestelle Erde ertrunken,
und hingegen die nun ausser ihr Element ver-
setzten Wasserthiere im Vertrocknen umgekom-
men sind. Daher also die Menge und die re-
gelmässige Lage der meisten versteinerten, und
noch nie in Natur entdeckten und schwerlich je
zu eindeckenden, Conchylien u.s.w. auf hohen
Bergen, die nur wie Blasen im Brod durch
[Seite 478] innere Glut empor gehoben worden. An tau-
send Stellen aber ist das Feuer durch die Rinde
der Erde durchgebrochen, daher die unzähli-
gen ausgebrannten Vulcane, die in neuern Zei-
ten erst wieder dafür erkannt worden sind, und
deren man allein von Göttingen bis zum User
des Rheins auf 50 bemerkt hat. Vielleicht daß
auch der Granit durch diese grosse Catastrophe
sein jetziges Aussehn erhalten hat, und folglich
so wie die allermehresten Petrefacten, wie die
meisten ausgebrannten Vulcane und Basalt-
Säulen Gebürge blos als Ruinen der Vorwelt,
jener Präadamilischen Erde anzusehen sind, und
von allen den andern Mineralien wohl unter-
schieden werden müssen, die auf der nachher er-
kalteten Erde, nachdem sie der Schöpfer, auf
die von Moses erzählte Weise, mit den gegen-
wärtigen Geschöpfen neu belebt, allgemach oder
auch durch ähnliche gewaltsame Catastrophen
entstanden sind.

§. 223.

Denn der Auebruch unterirdischer Feuer
und Ueberschwemmungen, die beiden Mittel,
wodurch unserer Meynung nach, die Vorwelt
vernichtet worden, sind auch auf der jetzigen Er-
de noch zwey der beträchtlichsten Quellen zur ein-
seitigen Zerstörung und anderseitigen Umschaf-
fung und Entstehung der Mineralien.

§. 224.

[Seite 479]

Aller der unter unsern Augen entstehenden
unmittelbaren Vulkanischen Producte, der Ver-
glasungen, Laven etc. zu geschweigen, die noch
täglich durch würklich brennende Feuerspey-
ende Berge hervorgebracht werden, so muß
auch das ungleich weiter verbreitete verdeckte
unterirdische Feuer sehr viele theils unbe-
merkte Veränderungen bewürken, die doch zum
Theil mit der oben angenommenen allgemeinen
Erdcatastrophe die größte Aehnlichkeit zeigen.
So die schleunige Entstehung neuer Berge wie
z.B. des Monte nuovo bey Pozzuolo, der
im September 1538 binnen 48 Stunden zu ei-
ner Höhe von 2400 F. empor getrieben ward*).
Oder Boden des Meers, der durchs Feuer bis
über die Oberfläche des Meers hinaus gehoben,
zu neuen Inseln umgeschaffen wird. Wie ehe-
den Hiera, Thia und andere Inseln des Ar-
chipelagus, und noch zuletzt im Junius 1707
eine kleinere Insel in der Nachbarschaft von
Santorini (Thera der Alten.)**) etc.

§. 225.

Ganz anders sind die Veränderungen des
Erdbodens die durch Sündfluthen und Ue-
[Seite 480] berschwemmungen verursacht werden. Die
wilden Wasser reissen alles durch einander und
mit sich fort, weichen den Boden auf, und so
wie sie sich allgemach wieder verlaufen, so setzt
sich der Schlamm und mit ihm die zerstörten
durch einander geschwemmten modernden Theile
von Thieren und Pflanzen, wie man das an
den jährlichen Ueberschwemmungen des Nils,
des Oronocko, oder des Amazonen Flusses,
und im kleinen an jeder unter Wasser gesetzten
Wiese etc. sehen kann. Und doch war eine Zeit,
da man die Petrefacten von der Sündfluth her-
leitete! Ehe könnte man vielleicht manche Stein-
arten z.B. Bänder-Jaspis, der zuweilen wie
blos verhärteter Schlamm aussieht, aber wol
nie eine Spur von einer Versteinerung ent-
halten wird, für Urkunden der Sündfluth
ausgeben.

§. 226.

Weit unbemerkter aber unaufhörlich ergie-
big und im ganzen ungleich wichtiger ist hinge-
gen die Entstehung der Mineralien durch das
allmälige Absterben der organisirten natürlichen
Körper durch das Verwittern der unorganisir-
ten selbst, und endlich durch die Zerstörung aller
verarbeiteten Naturalien oder Kunstsachen:
kurz durch das unabbittliche Loos aller erschaffe-
nen oder auch von Menschen verfertigten Dinge,
über kurz oder lang nach dem verschiedenen
[Seite 481] Maaße des von der Vorsehung ihnen zugemeß-
nen Lebens oder Dauer, endlich einmal zu ster-
ben, zu vergehen und wieder zu der Erde zu
werden, von der sie genommen waren.

§. 227.

So sind z.B. die 173000 Millionen Men-
schen, die von Adam bis jetzt gestorben seyn
mögen, gleichsam verschwunden, zu einer Erde
vermodert, die man deshalb, so wie sie rein
in den Gräbern gefunden wird, terra adamica
nennt. Und doch sagt dieser Beytrag von
menschlichen Leichen noch nichts in Vergleich
mit der Asche der seit der gleichen Zeit gestorbe-
nen ungleich grössern Thiere, der Wallfische,
Elephanten, Crocodile, Pferde, Wasserschlan-
gen u.s.w.

§. 228.

Der gleiche Uebergang der abgestorbenen
Gewächse ins Mineralreich wird theils am
Torf, aber auch schon bey jeder reinen Gar-
tenerde (humus) sichtbar, die größtentheils
aus verfaulten Pflanzenwurzeln erzeugt wird,
deren cylindrische Zäsergen und andere sehr deut-
liche Spuren schon mit blossen Augen darin zu
erkennen sind.

§. 229.

Aber nicht nur die organisirten Körper,
sondern auch die Mineralien selbst sind diesem
[Seite 482] allgemeinen Gesetz der Vernichtung (oder viel-
mehr Veränderung) unterworfen. Die man-
cherley Säuren, die überall in allen Elementen
in Luft und Wasser etc. verbreitet sind, lösen mit
der Zeit die festesten Mineralien auf, und so
verrosten die Erzte und die härtesten Felsen zer-
fallen in mürbe Erde und Staub etc. So löst
das Wasser den Kalk auf und setzt ihn an an-
dern Orten wieder als Tophstein und Sinter
ab. So würden nach und nach die Metalle
vererzt, die vielleicht im Anfang alle gediegen
erschaffen waren und theils schon jetzt nur äus-
serst selten und künftig vielleicht gar nicht mehr
in dieser ihrer ursprünglichen reinen Gestalt ge-
funden werden.

§. 230.

Und endlich müssen auch alle von Menschen
schon verarbeitete Producte aus allen drey Na-
turreichen hier in Anschlag gebracht werden,
die ohne Ausnahme doch endlich, jedes nach
seiner Welse vermodern oder verrosten, kurz so
gut wie die Naturalien selbst, aus denen sie
verfertiget waren, zerstört werden, und theils
wenn sie schon ins Mineralreich übergegangen
sind, noch das leserliche Gepräge ihrer ehema-
ligen Bestimmung an sich tragen. So ist im
academischen Musäum eine Eisensteinstufe aus
dem Zweybrückischen in die ein halb verochertes
aber doch noch ganz kenntliches Bergeisen fest
[Seite 483] eingewachsen ist. So besitzen wir selbst einen
antiken Siegelring, an dem das Metall ganz
und gar zu einer festen Eisen miner vererzt ist,
aber doch seine ehemalige Form behalten und
den gegrabenen Onix noch fest eingeschlossen
gleichsam in sich verwachsen hält.

§. 231.

So unerschöpflich also der Stoff zur bestän-
digen Erzengung der Mineralien ist, so uner-
müdet ist die Natur diesen gemischten Stoff
aus einander zu sondern, zu reinigen, zu bil-
den etc. Und wenn sie in Ruhe und ungestört
gelassen wird, so braucht sie weniger Zeit als
insgemein geglaubt wird, um daraus Steine,
Erze etc. hervorzubringen. So ist z.B. im
Museum eine Sprosse von einer Bergleiter be-
findlich, die man bey Ausräumung einer, höch-
stens hundert Jahre lang verlaßnen Grube auf
dem Harz vorgefunden, um welche sich wäh-
rend dieser Zeit eine Selenitdruse von 7 Zoll
im Durchmesser und von einer ganz ausseror-
dentlichen Schönheit angesetzt hat.

§. 232.

Und daß auch selbst Erzte auf die gleiche
Weise noch täglich erzeugt werden können, ist
zwar schon öfters z.B. in den allen Peruani-
schen Silbergruben*) etc. bemerkt worden; aber
[Seite 484] den unwiderredlichsten Beweis davon sind wir
einem grossen Bergwerkskundigen, dem H.
Viceberghauptmann von Trebra schuldig,
der selbst alte hölzerne Stempel, die etwa 200
Jahre lang in einem Marienberger Schachte
gestanden, mit gediegen Silber, Glaserzte etc.
angeflogen gefunden.

§. 233.

Alle Mineralien lassen sich sehr füglich un-
ter folgende Classen bringen:

I. Erden und Steine.

II. Salze.

III. Erdharze.

IV. Metalle und Halbmetalle.

denen wir als eine Zugabe

V. die Versteinerungen beygefügt haben.

Zwölfter Abschnitt.
Von den Erden und Steinen.

[Seite 485]

§. 234.

Die erste und bey weiten ansehnlichste Classe
begreift alle Mineralien, die sich weder wie die
Salze in Wasser, noch wie die Erdharze in
Oel auflösen, auch sich nicht wie die Erzte,
ohne zu zerspringen, hämmern und breit schla-
gen lassen. Die ältern Mineralogen haben
die Erden und Steine von einander abgesondert
und in zwey besondre Classen zertheilt. Allein
der beständigen Wiederholungen zu geschweigen,
die bey dieser Absonderung unvermeidlich sind,
so beruht überhaupt der ganze Unterschied auf
der sehr unbestimmten blos relativen Cohäsion,
die, wenn sie locker ist, Erden, und wenn sie
feste wird, Steine constituiren soll.

§. 235.

Man hat zwey Wege eingeschlagen, die Mi-
neralien dieser, und überhaupt auch der übri-
gen Classen in systematische Ordnung zu brin-
gen. Entweder nemlich werden sie nach ihrer
äussern Bildung, oder aber nach der Mischung
[Seite 486] ihrer Bestandtheile angeordnet. Jenes blos
nach dem Augenschein und Ansehen. Dieses
mittelst der chimischen Auflösung. Man hat
den letztern Weg vielleicht mit nicht bessern
Grunde für untrüglich angepriesen, als man
den ersten für völlig ungewiß zu verschreyen
gesucht hat. Wir lassen jeden in seinen Wür-
den, folgen aber dem erstern, so wie wir auch
oben die Thiere blos nach ihrer äussern Bildung
und nicht nach ihrem innern anatomischen Bau
angeordnet haben: und so lassen sich denn alle
Erd- und Steinarten füglich unter folgende drey
Ordnungen bringen.

I. Calcariae. Kalkarten.

II. Argillaceae. Thonarten.

III. Siliceae s. vitrescibiles. Kieselarten.

Der Bittersalzerde und der Alaunerde,
die nur wenigen Geschlechtern eigen sind, wer-
den wir gelegentlich Erwähnung thun. Ueber-
haupt aber braucht es, nach dem was wir oben
von der Entstehung der Mineralien gesagt ha-
ben, kaum wieder erinnert zu werden, daß sich
jene Erdarten sehr selten rein, sondern fast im-
mer mehrere derselben unter einander gemischt
finden: daß sich aber auch diese unreinen Erden
sehr leicht in derjenigen Ordnung mit der sie die
mehreste Gleichheit haben, unterbringen lassen.


I. CALCARIAE.

[Seite 487]

Die kalkartigen Steine sind weich, so
daß sie weder in Glas schneiden noch am Stahl
Feuer geben und im Feuer noch mürber ge-
brannt werden. Sie find überall in der Schö-
pfung verbreitet. Unzählige Flözgebürge die
unserer Meynung nach das Grab der Seethiere
der Vorwelt ausmachen, bestehen aus Kalk:
und er macht den Grundstoff der Muschelschaa-
len, der Corallenstämme und selbst aller Kno-
chen von Thieren und Menschen, aus.

1. calx cum acidis efferuescens, solubilis,
opaca, non polienda.

Die gemeinen Kalkarten, die in diesem Ge-
schlecht verzeichnet werden, unterscheiden sich
blos durch ein gröberes Korn vom Marmor, der
eigentlich ein feiner harter Kaltstein ist, aber
eine schöne und dauerhafte Politur annimmt.

1. Vulgaris. Der gemeine Kalkstein.

Meist von grauer Farbe. Wird roh zum
bauen und pflastern, wenn er aber gelöscht wor-
den, zum tünchen, gerben etc. auch zum Zucker-
sieden und in der Arzney gebraucht.

2. Fibrosa. Fasericher Kalk.

Fast wie Asbest oder Stralgyps. Häufig auf
dem Heinberg bey Göttingen.

[Seite 488]

3. Schistosa. Kalkschiefer.

Bricht in Tafeln, wie Thonschiefer; ist meist
von weißgelber Farbe. Theils mit Dendritischen
Figuren oder mit versteinten Fischen, Krebsen etc.
wie im Pappenheimischen. Zuweilen als Stink-
stein mit Erdharz durchzogen; wie die Fisch-
Schiefer vom Berge Libanon.

2. marmor cum acidis effervescens solubi-
le opacum egregie poliendum.

Die unendlich mannichfaltigen Marmorarten,
die wegen der Geschmeidigkeit, die dieser Stein
mit seiner Schönheit und Dauer verbindet, von
je zu den edelsten Kunstwerken der Architectur
und Bildhauerkunst verwendet worden sind, lassen
sich, in so fern sie schon von den alten Künst-
lern verarbeitet worden, oder nickt, in antike
und moderne, und nach der Verschiedenheit
der Farben, Zeichnung etc. in folgende drey Haupt-
gattungen abtheilen:

1. Unicolor, einfärbiger Marmor.

Weiß. Unter den alten (bianco antico)
vorzüglich der Parische, der höchstens in Blö-
cken von Menschenlänge brach, von einem fast
glimmerig glänzenden Korne, und zuweilen (wie
an einem antiken kleinen weiblichen Kopfe in un-
serer Sammlung) halb durchsichtig etwa wie
gebleichtes Wachs. Dann der Carrarische (M.
Lunense
bey den Alten) u.a.m. Grün.
Z.B. das eigentliche verde antico (M. Laco-
nicum
) vom Vorgebürge Tänarus, das nicht
mit dem also genannten grünen Porphyr ver-
wechselt werden darf. So giallo, nero, rosso
antico, etc
.

[Seite 489]

2. Versicolor, bunter Marmor.

Gefleckt, adrig, wolkicht, streificht (wie der
Blankenburger Tafftstein) in unzähligen Varie-
täten. Dahin paonazzo, broccatello antico etc.

3. Pictum, figurirter Marmor.

Entweder mit Bäumgen, Moos, kurz dendri-
tisch: oder mit Zeichnung von alten Mauerwerk,
wie in Florentiner Ruinen Marmor (paësino)
der meist in dünnen Täfelgen zu eingelegter Ar-
beit verbraucht wird. Hieher könnte man auch
die Petrefacten-Marmor zählen, die doch aber
füglicher nach ihrem Inhalt den Versteinerungen
zugesellt werden.

3. lapis lazuli Lasurstein. (Sapphirus
veterum) coerulei coloris, opacus
.

Eine gemischte Steinart, die ausser dem Kalk
auch Kieselerde etc. und Eisentheilgen enthält,
die ihr vermuthlich die vortrefliche himmelblaue
Farbe geben. Findet sich meist nur in kleinen Stü-
cken: die größten sind wol am Altar der Casa
santa
zu Loretto. Die eben so kostbare als schö-
ne Ultramarin Farbe, die man aus dem Lasur-
stein verfertiget, ist ehedem häufiger als jetzt,
zumal im medio aevo zu den Mahlereyen in die
Handschriften, und nach jener Zeit wol am mei-
sten vom grossen Titian gebraucht worden.

4. creta cum acidis effervescens, friabilis,
candida, opaca.

1. Scriptoria, die Kreite.

Die Kreite scheint freylich ein verwitterter
Kalk; doch bleibt ihre wahre Entstehung schon
deswegen, daß sie sich fast unzertrennlich mit
[Seite 490] Feuerstein zusammen findet, noch räzelhaft. Es
gibt ganze Ketten von Kreitenbergen. Z.B. die
Englischen, wovon Albion seinen Namen hat.

2. Lac lunae Mondmilch.

Eine weiche Stärkenartige Kreite, die sich meist
in Bergklüften, wie in der Baumannshöhle, auf
dem Lucerner Pilatusberg etc. findet.

5. tophvs Tuffstein. Ex aqua praecipi-
tatus, cum acidis effervescens, opacus.

Wird aus kalkichten Wasser abgesetzt, ist nicht
crystallisirt, sondern überzieht bald dichter, bald
lockerer, entweder breite Flächen, da er Sinter
genannt wird: oder allerhand andre Körper, die
er antrifft. So das incrustirte Moos auf der
Papiermühle bey Göttingen, die Coburger Blät-
ter Abdrücke, die Incrustate vom Carlsbade, von
den Gradirhäusern u.s.w. Auch gehören da-
hin die Roggensteine, Erbsensteine, Confect
von Tivoli, die Corallenartige sogenannte Ei-
senblüthe u.s.w. Zuweilen ist der Sinter
Marmorhart und halb durchsichtig, wie wir der-
gleichen von den Ufern des Tigris bey Bassora,
und aus der Scharzfelder Knochenhöhle vor uns
haben. Jener ist wol der Alabastrites Lydinus
der Alten.

Wenn der Tophus im Heruntertröpfeln des
Kalkwassers sich in Zapfen ansetzt, so heissen
diese Stalactiten oder Tropfstein; die zuwei-
len allerhand Figuren oder eigentliche Natur-
spiele bilden. Die Baumannshöhle und die be-
rufne Grotte auf Antiparos*) sind voll von Mil-
[Seite 491] lionen solcher Stalactitzapfen. Unter den gros-
sen Geschenken des Hrn. Baron Asch ans acade-
mische Museum finden sich Säulen aus der letzt-
gedichten Grotte die über 10 Zoll im Durch-
schnitt halten.

6. spatvm calcarevm. Kalkspat.
Crystallisatum pellucidum.

Spat ist ein viel umfassendes Bergmanns-
wort, das von allen durchsichtigen und crystal-
lisirten Steinen dieser Ordnung und dann auch
von den crystallisirten metallischen sogenannten
Kalken gebraucht wird.

Dieser, der Kalkspat findet sich in verschiede-
nen Gestalten, die aber unabänderlich bestimmt
sind, und folglich, wenn man sie kennt (so wie
alle Crystallisationen ohne Ausnahme) die sicher-
sten und untrüglichsten Unterscheidungszeichen
abgeben. Bey den sogenannten Canondrusen
z.B. sind die Crystalle sechsseitig, ohne End-
spitzen, sondern wie abgeschnitten (Taf. III.
Fig. I.) und zwar ist diese Endfläche Kreiten
weiß und undurchsichtig, wenn gleich die Cry-
stalle selbst übrigens so hell als Wasser sind. Die
sogenannten Schweinszähne bilden sechsseitige
spitze Pyramiden (Taf. III. Fig. 2.): eine andre
Art Kalkspat besteht aus einer sechsseitigen
Säule die sich in eine dreyseitige stumpfe Spitze
endiget (Taf. III. Fig. 3.). Eine Art findet sich
in schrägen Würfeln und stellt dieser Textur we-
gen,*) Schriftzüge, die man dadurch ansieht,
wie verdoppelt, vor. Dieß ist der Doppelspat
oder sogenannte Isländische Crystall. Ei-
gentlich ist aber dieses rhomboidale Gefüge meh-
[Seite 492] rern, vielleicht allen, Kalkspaten gemein, deren
Crystalle, wenn man sie zerschlägt, in solche
schräge Würfelgen zerspringen.

7. gypsvm cum acidis non effervescens, opa-
cum, non poliendum.

Gyps ist eine Kalkerde, die schon so mit Vi-
triolsäure gesättigt ist, daß sie nun nicht mehr
damit aufbraust.

1. Vulgare, Gyps.

Noch mürber als der gemeine Kalk, gebrannt
und mit Wasser gemischt giebt er einen beson-
dern Geruch, verhärtet und wird nachher zu
Estrich, Stuccaturarbeit, Abgüssen von Sta-
tuen, Büsten, Münzen u.s.w. gebraucht.

2. Fibrosum, Strahlgyps (Stirium, lapis in-
olithus
.)

Fast wie der faserichte Kalk. Wird zu Streu-
sand gepülvert.

8. alabastrvm cum acidis non efferve-
scens, opacum, poliendum.

Verhält sich zum Marmor, wie der gemeine
Gyps zum gemeinen Kalkstein.

9. spatvm gypsevm crystallisatum pel-
lucidum.

Die drey folgenden Spat-Arten sind vielleicht
so wesentlich von einander unterschieden, daß
sie wol besondre Geschlechter ausmachen könnten.

1. Selenites, Gypsspat.

Bricht auch in schräge Vierecke: aber von an-
dern Winkeln als beym Kalkspat, läßt sich sehr
[Seite 493] leicht mit dem Messer spalten. Wenn er in gros-
sen Scheiben ist, heist er Marienglas, Frauen-
eis, Eselsspiegel, Hornglas, Glacies Ma-
riae, lapis specularis.

2. Ponderosum, schwerer Spat.

Unterscheidet sich schon durch seine ausneh-
mende Schwere. Findet sich in flach gedruckten
Crystallen (Taf. III. Fig. 4.), theils wie Hah-
nen Kämme, die Gruppenweis an einander
sitzen. Bey grossen Drusen kreuzen sich diese
Gruppen wie Flechtarbeit; theils findet er sich
kalkicht weiß und undurchsichtig: theils aber
auch in grossen hellen Crystallen von blaulichter
oder gelblichter Farbe; zuweilen in überaus zar-
ten Crystallen, die wie an einem Faden sitzen,
und bereiften Haaren ähneln, daher sie auch
Haardrusen genannt werden. Dahin gehört
auch der bononische Stein meist von Eyförmi-
ger Gestalt, der sich doch auch anderwärts fin-
det, und der, wenn er calcinirt worden, die so
genannten Lichtmagnete gibt, die nemlich Licht-
materie von der Sonne und Tageslicht oder auch
von starken Küchenfeuer (aber nie vom Mond-
schein) einsaugen, und es in der Dunkelheit, und
zwar wenn es buntes prismatisches Licht war
das sie empfingen, auch genau mit den gleichen
Farben wieder von sich werfen.

3. Cubicum, Flußspat, Glasspat. Fluor.

Würflicht, hell durchsichtig wie Glas, theils
farbig, zumal gelb, violet und grün. Ist wie
der vorige ein gemischter Spat, der nemlich
auch Kieselerde etc. enthält. Viele Flußspate
leuchten im Finstern, wenn man sie an feste Kör-
per reibt oder auch erwärmt: man braucht sie
zum Schmelzen strengflüssiger Erzte und die schö-
[Seite 494] nen bunten Arten aus Derbyshire zu Vasen auf
Camine u.s.w.

10. zeolithes radiis concentricis.

Eine erst neuerlich bekannt wordene Steinart,
deren chimische Untersuchung viel eigenes zeigt.
Der Zeolith findet sich häufig auf Island, Fer-
röe etc. meist in Kugeln, die aber, wenn man
sie zerschlägt in strahlichte Keile zerspringen.
Wir besitzen ihn aber auch in sehr grossen Keilen,
auch ganz locker in lauter abgesonderten äusserst
feinen Strahlen, auch in grünlichen Strahlen
bey crystallinisch gediegenen Kupfer u.s.w.


II. ARGILLACEAE.

Die Thonarten sind settig anzufühlen, und
ebenfalls weich, so daß sie weder in Glas kri-
tzeln noch am Stahl Feuer geben: statt daß
aber der Kalk mürbe gebrannt wird, so erhär-
tet hingegen der Thon im Feuer, und manche
Arten, wie man am Porcellän sieht, zu einem
ausnehmenden Grade.

11. argilla friabilis.

1. Vulgaris, Töpfer-Thon.

Wol die nutzbarste und unentbehrlichste von
allen Mineralien, die der gütige Schöpfer des-
wegen auch über die ganze Erde verbreitet hat.
Meist von grauer Farbe: zieht das Wasser ein,
und erweicht dadurch.

[Seite 495]

Die nächst folgenden Arten sind feiner, aber
meist mit andern Erdarten, Kalk, Sand u.s.w.
vermischt.

2. Fullonum, Walkererde.

Sehr fettig anzufühlen. Schäumt im Wasser
wie Seife, und zieht begierig Fett in sich. Da-
her ihre Wichtigkeit zum Walken der Tücher.
Die feinste findet sich in England. Hieher ge-
hört auch wohl die Spanische Kreite.

3. Porcellana, Porcellan Erde.

Die wichtige Erdart, aus der man nach den
Jahrbüchern von Frouleam in China im zweyten
Jahr der Regierung des Kaisers Tam, das ist
A. 442. n. C. G. zu allererst Porcellan gemacht:
das nun zu Anfang dieses Jahrhunderts von
dem nachher baronisirten Apotheker Böttger in
Meissen ebenfalls erfunden und auf dem höchsten
Grad der Vollkommenheit gebracht, aber seit
dem auch an mehrern Orten in und ausser Deutsch-
land nachgemacht worden.

4. Faventina, Fayence Thon.

Ebenfalls schneeweiß wie der Porcellan Thon
doch nicht so fein. Hieraus ward zu Anfang
des 16ten Jahrhunderts von Raphaels Vetter
Guido Durantino zu Urbino das unächte Por-
cellan oder so genannte Majolica mit schöner
Mahlerey, nach des Marc Antonio Kupfersti-
chen, verfertigt. Aus ähnlichen Erden, Pfei-
fenthon etc. in neuern Zeiten das Steingut,
Schmelztiegel, Tobackspfeifen u.s.w.

5. Bolus.

Von mancherley Farben. Dahin gehört die
Siegel Erde (Terra Lemnia) woraus Pfeifen-
Köpfe, Thee Geschirre etc. gemacht werden. Fer-
[Seite 496] ner der Röthelstein, und das Steinmark das
beynah der obgedachten Mondmilch ähnelt, und
woraus vermuthlich die so genannten Meerschau-
menen Pfeifen Köpfe verfertigt werden.

6. Tripolitana, der Tripel.

Mager, nicht so fettig wie die vorigen Arten
anzufühlen, aber ziemlich fest.

7a. Marga, der Mergel.

Von unendlichen Abartungen in der Mischung,
Farbe etc. Meist mürbe wie die andern Arten
dieses Geschlechts. Zuweilen aber auch fest,
Eyförmig (Mergelnüsse). Ist für manche Ge-
genden als Dünger zu brauchen.

7b. Limus, Leimen, Letten.

Von gelbbrauner Farbe. Theils in grossen
tiefen Lagern.

8. Humus, Garten Erde, Damm Erde.

Eine folgends sehr gemischte unreine Erdart,
die die Oberfläche des fruchtbaren Erdbodens
ausmacht, und mehrentheils aus modernden
Pflanzenwurzeln entstehet.

12. smectis lapideus.

Dieses und die beiden folgenden Geschlechter
haben vorzüglich viel Bittersalzerde (Magnesia
alba
) in ihrer Mischung.

1. Steatites. Speckstein, Seisenstein.

Von weisser, röthlicher oder grünlicher Farbe,
wie ein Stück Seife anzufühlen. Der feinste
bricht in China wo er zu Thee-Geschirren, Bas-
reliefs, Figuren, Flacons u.s.w. verarbeitet
wird.

[Seite 497]

2. Nephriticus, Nierenstein.

Von grünlicher Farbe, halb durchsichtig, nimt
feine Politur an. Findet sich so wie der Speck-
stein, nur in kleineren Stücken.

3. Serpentinus, Serpentinstein. Ophites.
Die eigentliche Heimat dieses Steins ist Zö-
plitz im Erzgebürge, wo er zu Ende des 16ten
Jahrhunderts aufgefunden, und seitdem in un-
glaublicher Menge zu Reibemörsern, Schreibe-
zeugen, Büchsen u.s.w. verarbeitet wird. Man
hat Blöcke von 30 Centner schwer gebrochen.
Meist von schwarzgrüner Farbe, zuweilen grau,
auch mit schönen dunkelrothen Adern etc.

4. Ollaris, der Topfstein, Lavezzi, Grön-
ländischer Weichstein. Lapis Comensis vet.

Hat ein gröberes Korn als der Serpentinstein.
nimt daher keine so gute Politur an. Findet
sich hin und wieder; auch im fünften Welttheile,
wo die Neu-Caledonier ihre Schleudersteine dar-
aus schnitzen, am meisten aber und in den größ-
ten Stücken in Graubünden, und machte vor
Zeiten die Hauptnahrung des schönen An. 1618.
vom Berg Conti begrabnen Städtchen Plürs
aus. Man dreht mittelst grosser Räder, die
vom Wasser getrieben werden, Kochtöpfe aus
diesem Stein, die zuweilen wol 3 Fuß im Durch-
schnitt halten, und Jahrhunderte ausdauern
können.

13. mica. Glimmer particulis lamellosis dia-
phanis, micantibus.

1. Talcum, Talk.

Meist silberweis oder ins grünliche spielend:
ist überaus fettig anzufühlen und färbt ab. Wird
[Seite 498] zumal in China häufig zu feinen Papier-Tape-
ten verbraucht, die davon einen matten Silber-
glanz kriegen.

2. Aurea, Katzengold, Katzensilber.

Zuweilen in derben Stücken, die Granaten
enthalten.

3. Slud, Rußisch Frauenglas.

Darf ja nicht mit dem obigen Selenitischen
Marienglas verwechselt werden. Findet sich in
Blättern von Bogen-Grösse, ist biegsam, aber
nicht ganz hell, sondern meist räuchericht: wird
in Sibirien und auch auf Schiffen zu Fenster-
scheiben gebraucht, da es zugleich statt Jalou-
sien dient, indem man von aussen nicht dadurch
in die Zimmer sehen kan.

4. Molybdaena. Bleystift.

Von schwärzerer oder blässerer Farbe. Die
feinste englische Sorte wird roh verarbeitet. Die
gröbern oder zum Zeichnen allzuweichen Arten
werden zu Schmelztiegeln, Ofenschwärze u.s.w.
verbraucht.

14. amiantvs, der Asbest. Fibrosus.

Meist in der Nachbarschaft von Topfstein,
Nierenstein u.s.w.

1. Flexilis, reifer Asbest.

Der biegsam ist, und sich zu Faden spinnen
läßt: dahin der Bergflachs gehört, daraus
man die so genannte unverbrennliche Leinwand
und Papier, ewige Tochte etc. verfertigt. Berg-
leder, Bergfleisch, Bergkork.

2. Rigidus, unreifer Asbest.

[Seite 499]

Der sich nicht in Faden drehen läßt, sondern
bröckelt, wenn er auch gleich wie der Veltliner
aus halb Ellen langen blendend weissen Strahlen
besteht. Eine besonders schöne Art ist der
Strausasbest oder Aerenstein (Lapis acero-
sus
) der in kleinen weissen Büscheln in einem
grauen Gestein bricht.

15. schistvs lamellosus, opacus, scissilis.

1. Ardesius, Schiefer.

Von verschiedener Farbe, Feinheit und Festig-
keit. Meist schwarz oder schwarzblau: zuweilen
grau und im Berner Gebiet auch vom schönsten
roth und grün. Gröbere Sorten zum Dachdecken.
Feinere zu Schreibtafeln.

2. Lydius, Probierstein.

Von feinem Korn und vorzüglicher Härte.
Dahin gehört der feinere Schleifstein zum Abzie-
hen der Messer, ferner der Paragone oder wahre
Basanites der Alten, auch eine Art von Nero anti-
co;
und dann ein schwarzgrauer weicherer Stein
mit kleinen crystallinischem Eisenmann durch-
sprengt, dergleichen wir aus Egypten haben,
und der insgemein mit unter der allgemeinen Ru-
brik von antiken Basalt begriffen wird.

3. Scriptorius, schwarze Kreite.

Von feinem Korn, aber weich, geschmeidig, zum
zeichnen etc.


III. SILICEAE.

Die Kieselarten zeichnen sich durch ihre
Härte aus, da sie am Stahl Feuer schlagen,
[Seite 500] im Glas schneiden u s. w. Sie lassen sich nicht
in Säuren auflösen, schmelzen aber mit Zusatz
eines festen Laugensalzes leicht zu Glas, daher
sie auch Terrae vitrescibiles genannt werden.

16. gemma, Edelsteine. Pellucida duris-
sima corruscans nobilis.

1. Adamas, der Demant.

Der härteste und kostbarste von allen bekann-
ten Körpern, und doch, wie die Kaiser-Probe
erwiesen hat, seines prächtigen Nahmens unge-
achtet, ganz vergänglich. Seine natürliche Cry-
stallisation wird oft sehr unrecht angegeben: die
rohen Diamanten, die wir vor uns haben, sind
völlig so geformt, wie sie der alte Ritter Mann-
devile*) aus dem 14ten Jahrhundert in sei-
ner Meerfahrt zum heiligen Grabe beschreibt:
haben nemlich acht egale dreyseitige Flächen
(Taf. III. Fig. 5). Der Diamant ist von blät-
triger Textur und soll eigentlich ohne Grundfarbe,
wie ein Thautropfe seyn, aber alle Farben mit
vollen Feuer zurück werfen. Doch werden einige
Spielarten von gefärbten Diamanten ihrer Schön-
heit und Kostbarkeit wegen ausgenommen und
den völlig ungefärbten noch vorgezogen. So z.
E. die grünen, wovon das grosse Stück in der
Büttnerischen Juwelen Sammlung des acade-
mischen Musei schon in mehrern Werken beschrie-
ben worden. Der blaue, rothe Diamant etc. wer-
den ebenfalls geschätzt, gelb vermindert hinge-
[Seite 501] gen den Werth. Folgends braun oder einge-
sprengtes Pulver etc. sind Hauptfehler. Die be-
sten Diamanten kommen aus den alten Gruben
von Decan, Golconda etc. Die Brasilischen sind
ungleich schlechter. Daß schon die Alten in Dia-
mant gegraben hätten, bleibt uns noch immer
unwahrscheinlich*). Ludwig Berquen von
Brügge hat vermutlich A. 1475. zuerst einen
Diamant geschliffen, und zwar für Herzog Carl
den kühnen von Burgund, dem er aber im fol-
genden Jahr von den Eidgenossen bey Gransee
abgenommen und an die reichen Fugger in Aug-
spurg verkauft wurde**).

2. Rubinus.

Der Rubin ist wol nach dem Diamant der
härteste Edelstein, und hat auch mit ihm einer-
ley Crystallisation. Man theilt ihn seiner Farbe
nach in vier Abartungen. a) Der Almandin
oder Carfunckel vom schönsten hochroth. b)
Rubibalais, blaßroth, fast rosenfarb. c)
Rubispinell violetroth. d) Rubicell, gelb-
roth. Auch die besten Rubine kommen so wie
überhaupt die schönsten gefärbten Edelsteine aus
Orient, besonders aus Pegu und Ceilon.

3. Topasius orientalis.

[Seite 502]

Von bleichgelber Farbe: auf Ceilon, meist im
Wasser abgerundet unter den sogenannten Keys;
doch erkennt man noch an manchen die Crystalli-
sation, die aus zwey sechsseitigen Pyramiden
besteht. (Taf. III. Fig. 8).

4. Topasius occidentalis

Der Schneckenstein und Brasilische Topas,
haben beide einerley, aber schwer zu beschreiben-
de Figur (Taf. III. Fig. 6). Jener vom Schnek-
kenstein (jetzt Königskrone) einem Felsen im
Sächsischen Bergamt Falkenstein, wo er 1729.
entdeckt worden, von blaßgelber Farbe: dieser
aus Brasilien; theils auch im Wasser abgerun-
det; von blasser und dunkelgelber Farbe; theils
röthlich.

5. Smaragdus.

Von der Crystallisation der oben beym Kalk-
spat beschriebenen Kanondrusen. Die mehresten
kommen aus Brasilien. Der ehemals vermeynte
Smaragd im Kloster Reichenau bey Kostnitz ist
ein schöner grüner Flußspat.

6. Sapphirus (Hyacinthus veter.)

Hat gleiches Vaterland und Cristallisation
mit dem orientalischen Topas. Wenn er blaß-
blau ist, heist er Lux Sapphir.

7. Beryllus, der Aquamarin.

Von Wasserblauer oder Perlfarbe, und von der
Gestalt des Schneckensteins oder Brasilischen To-
pas. Zuweilen gelbgrün, da er Goldberyll
heist, und theils ins schwefelblaue changirt.

8. Amethystus.

Violet. Eine schöne orientalische Amethyst-
Druse, die wir vor uns haben, besteht aus
[Seite 503] stumpfen vierseitigen Spitzen, wovon jede Seite
durch einen erhabnen Rücken wieder in zwey Flä-
chen abgetheilt ist.

9. Hyacinthus (Lyncurium veter).

Feuerfarb, orangegelb. In Ostindien und
Deutschland.

10. Sargonus, Jargon.

Im Wasser abgerundet, aus Ostindien: von
ausnehmender Härte und einem besondern etwas
matten aber angenehmen Feuer, und blasser Far-
be, gelblich, grünlich u.s.w.

11. Chrysolithus.

Zeisiggrün mit gestreiften Flächen. In beiden
Indien, auch in Sachsen, Böhmen, Kamtschat-
ka; theils in grossen Stücken.

12. Turmalinus, der Aschenzieher.

Von brauner, grüner und schwarzer Farbe.
Letztere undurchsichtig. Alle zeichnen sich aber
durch die ausserordentliche von Lemery A. 1717.
entdeckte Erscheinung aus, daß die ihnen bey-
wohnende Elektricität nicht nur durchs reiben,
wie bey andern Edelsteinen, sondern schon durch
blosses Erwärmen auf Kohlen oder im heissen
Wasser erregt wird, und daß sie zwey Pole ha-
ben, deren einer die Asche etc. anzieht, und der
andere sie abstöst. Die braunen kommen von
Zeilon, die grünen aus Brasilien, schwarze aus
Norwegen, Tyrol etc. Ein grosser brauner Tur-
malin, den wir besitzen hat fast die Crystallisa-
tion des Schneckensteins (Taf. III. Fig. 6): und
die Tyroler theils die Gestalt einer Kalkspatart
(Taf. III. Fig. 3).

13. Granatus.

[Seite 504]

Vom schönsten dunkelroth, meist dodecaetrisch
(Taf. III. Fig. 9.), vorzüglich in Böhmen, Nor-
wegen und Orient; gewöhnlich in glimmerigen
Gestein eingesprengt, oder auch in Flüssen, in
der Mulde, Aar etc.

14. Opalus, Elementstein.

Ohne bestimmte Form und Farbe. Doch meist
milchweis, mehr oder weniger durchsichtig; aber
in allen Farben vortreflich und aufs lebhafteste
spielend; theils wie glühende Kohlen oder Schwe-
felflamme, Pfauenschweif etc. daher er nicht wie
Diamante u.a. Steine dieses Geschlechts durch
Kunst nachgemacht werden kann.

Hieher gehört auch das so genannte Weltauge
das Charleton zuerst beschrieben, das nur im
Wasser Durchsichtigkeit, Widerschein und theils
Feuerglanz erlangt u.s.w.

17. qvarzvm pellucidum hexaëdricum.

Wir haben das altdeutsche Bergmannswort
Quarz zum Geschlechtsnamen gebraucht: sonst
nennt man die Crystallmutter also, zum Unter-
schied vom eigentlichen Crystall, der aus einer
sechsseitigen Säule besteht, die sich an beiden
Enden wieder mit eben so viel Seiten zuspitzt
(Taf. III. Fig. 7). Zuweilen ist aber die Säule
mit dem einen Ende in den Quarz verwachsen,
wie bey den mehresten Schweizer, und Sibiri-
schen Crystallen: oder man sieht auch blos sechs-
eckichte Spitzen ohne Säulen auf dem Quarz,
wie bey den Harzcrystallen.

1. Pseudoadamas, falsche Demanten.

Kleine Crystalle aber vom reinsten Wasser und
voller Feuer, daher sie zu Garnituren verarbei-
tet werden. So die sogenannten Zackentopa-
[Seite 505] sen vom Schneckenstein, die Marmoruschen
vom Carpatischen Gebürge, die Bristolsteine
aus Irland etc.

2. Crystallus, Bergcrystall.

Die schönsten brechen in den Klüften der
Schweizer-Alpen, wo man wol ehe einzelne
Stücke von 12 Centner am Gewicht und einer
Klarheit, daß man ein Zeitungsblatt dadurch le-
sen können, gefunden hat. Vorzüglich selten
und merkwürdig sind die, so fremde Körper ein-
schliessen: so die Crystalldrusen im Museum,
die mehrere Wassertropfen, andere die grosse
Zinn-Granaten, andere die Schörl u.s.w.
enthalten. Die in den Achatnieren befindlichen
Crystallspitzen sind mehrentheils gefärbt wie
Amethysten, Topase etc. Hieher gehören auch
die Böhmischen Doppeltopasen oder Kling Cry-
stallen, die ihren Nahmen von dem hellen Klang
haben, den sie beym Anschlagen von sich geben;
ferner die so genannten Rauchtopasen, wovon
unter den Aschischen Geschenken Faustgrosse Cry-
stalle aus Sibirien befindlich sind. Ferner der
Morion, und wie wir glauben, der Lapis Ob-
sidianus
der Alten, wovon wir ziemlich grosse
Tafeln aus Aegypten erhalten haben. Und end-
lich die ganz undurchsichtigen Crystallen von
braungelber Farbe, wie die sogenannten Spani-
schen Hyacinthen, oder grau und braun marmo-
rirt, u.s.w.

3. Siliceum.

Die im Wasser abgerundeten Crystalle, theils
von vorzüglicher Schönheit wie die Linsbur-
ger Steine im Hannöverschen, die von Ceilon etc.

[Seite 506]

18. feldspathvm lamellosum micans,
absque forma determinata.

Blätterig wie ein Spat, ausnehmend hart,
meist undurchsichtig.

1. Oculus cati, Katzenauge.

So heissen die feinern Sorten Feldspate; die,
wenn sie geschliffen sind, einen leuchtenden Glanz
haben, fast wie die Augen der Katzen im fin-
stern. Dahin gehört der Sonnenopal, der
wie Goldflittern blitzert u.s.w.

2. Labradoricum, der Labradorstein.

Ein erst neuerlich bekannt gewordener Stein,
der theils in beträchtlicher Grösse gefunden wird,
und in viele Regenbogenfarben, vorzüglich ins
Pfauenschweifige blaue, grüne etc. spielt.

19. cornevs Hornstein. Semipellucidas,
absque forma determinata.

1. Achates.

Von allen möglichen Farben und Zeichnungen:
und zwar in Kugeln oder Nieren von verschie-
dener Grösse. Meist sind diese Kugeln hohl,
wie die sogenannten Melonen vom Berge Car-
mel, theils aber auch mit andern Steinarten
ausgefüllt. So ein prachtvolles Stück unter der
Sammlung Zweybrücker Achate, die Ihro Durch-
laucht die verwittwete Fürstin von Waldeck ans
Museum geschenkt haben, da eine Spannen lan-
ge Niere von herborisirten Achat und Amethyst-
Crystallen mit Chalcedon wie ausgegossen ist:
Eine andere, deren Höhle einen Kalkspat Cry-
stall, von der Dicke eines Kinderarms enthält
u s. w. Auf diese Art entstehen wol die Fe-
stungsachate mit eckichten Zügen wie Stern-
[Seite 507] schanzen u.a. Fortifications Zeichnungen, wenn
nemlich der Achat, Quarzhöhlen mit Crystalspi-
tzen, füllt. Dendrachaten oder Moccasteine
wenn sie Zeichnungen von Moos und Bäumchen
enthalten.

2. Prasius.

Von dunkelgrüner Farbe, und wenn er Meer-
grün ist, Chrysopras. Findet sich vorzüglich
bey Kosemitz in Schlesien etc. Auch kann hieher
das Plasma di Smeraldo gerechnet werden,
ein Aegyptischer blaßgrüner Stein von ausneh-
mender Härte, woraus noch Altägyptische Kunst-
werke übrig sind*).

3. Chalcedo.

Von milchblauer Farbe, theils in Zapfen wie
Stalactiten und Sinter.

4. Onyx.

Dunkelbraun und schwarzblau mit milchweis-
sen Schichten: weswegen ihn die Alten so vor-
züglich zu geschnittenen Steinen besonders zu Ca-
meen verarbeiteten, die, wenn der Meister die
Schichten des Steins recht zu benutzen wußte,
natürliche Gemählde vorstellen konnten. Es ha-
ben sich ausnehmend grosse Stücke Onyx aus
dem Alterthum erhalten; z.B. das vas Mantua-
num
zu Braunschweig, das Basrelief mit dem
Jupiter Stator und der Pallas in Gotha u.s.w.

5. Pyrrhomachus, der Feuerstein.

Meist in Kreitebergen. Enthält häufig Ver-
steinerungen, zumal von Seeigeln und zarten
Corallen.

6. Carneola. Sarda veter.

[Seite 508]

Vorzüglich von den alten Künstlern wegen
seiner geschmeidigen Härte zu gegrabnen Stei-
nen verarbeitet. Die schönsten, vom höchsten
roth eines frischen rohen Fleisches brachen bey
Babylon (Cornaline de la vieille Roche).

20. silex opacus absque forma determinata.

1. Jaspis.

Von allen Farben und Zeichnungen wie der
Marmor oder Achat. Zeigt in seiner Auflösung
auch theils in äussern Ansehen Aehnlichkeit mit
dem Thon dem er auch von einigen Mineralo-
gen beygesellt wird. Zu den vorzüglichen Abar-
tungen gehört der orientalische Blut Jaspis
(Diaspro rosso antico): der dunkelgrüne mit
rothen Punkten, oder Heliotrop: (welcher Na-
me doch von Prosper Alpin u.a. einem weißlichen
rothgesprengten Jaspis gegeben wird). Der ge-
streifte Bänder Jaspis u.s.w.

2. Niloticus. Pierre oder Caillou d'Egypte.

Eine besondere Jaspisart in rundlichten meist
Faustgrossen Stücken von vorzüglicher Härte,
brauner Farbe, und ungemein artigen dendriti-
schen und andern Zeichnungen. Ist nicht blos
an den Ufern des Nils bey Cana in Ober Aegy-
pten, sondern auch in Arabien am rothen Meer, etc.
zu finden; auch nicht zuerst vom Paul Lucas son-
dern schon lange vorher von Prosper Alpin*)
beschrieben.

3. Basaltes. Lapis Aethiopicus.

Der eigentliche Basalt der Alten, aus dem die
Grundlage der schönen Pyramide des Mycerinus
bey Cairo, die ohnweit davon befindlichen alten
[Seite 509] Gebäude*) die ehedem so berufene colossalische
Statue des Memnon zu Theben, der Brunnen
der Verliebten zu Cairo und mehr dergleichen
Sarcophagen, auch Büsten u.s.w. verfertigt
sind. Dieser Stein ist nichts weniger als Vul-
canisch, wie wir aus eigner Untersuchung alt
Aegyptischer Kunstwerke von Basalt wissen, und
wie sich schon aus der Grösse der daraus verfer-
tigten Colosse u.s.w. schliessen läßt. Und was
Strabo am Wege zwischen Syene und Phile für
Basalt ansah, ist, wie schon Pocok gefunden
hat, blos schwarz angelaufener Granit.

21. saxvm zusammen gebackene Steine.
Ex mixtis fragmentis compactum et aggre-
gatum.

1. Granites. Syenites veter.

Der Granit, von dessen Ursprung wir oben
(§. 222) unsere Vermuthung geäussert haben,
ist ein Gemengsel von kleinen Stücken Quarz,
Feldspat und Glimmer, die alle in einzelnen
eckichten Brocken (nicht wie beym Porphyr in
einer weichen Grundmasse) zusammen gebacken
sind: daher angeschliffener Granit sich fast wie
ein Mosaik ausnimmt. Er deckt die höchsten
Bergketten der Erde, ist aber von verschiedener
Feine und Festigkeit. Zu den gemeinen Arten
gehören die Brecciae, die Wacken vom Brocken,
vom Ziegenrücken bey Goslar etc. Der Geis-
bergerstein auf den Schweitzeralpen u.s.w.
Die vorzüglichsten hingegen sind die vom Sinai
und aus Oberägypten, wo Meilen lange Ge-
bürge, das Nil Bette in der Gegend von Syene,
die dortigen Inseln etc. alles aus dem schönsten
[Seite 510] röthlichen Granite bestehen: und woraus die
ehrwürdigen Denkmale des Alterthums die Obe-
lisken, die so genannte Säule des Pompejus bey
Alexandrien, der vorgebliche Sarg des Cheops
in der großen Pyramide und soviel andere Kunst-
werke verfertiget worden. Denen aus unsern
Zeiten blos die allgemein berühmte Basis zur
Falconetischen Statue Czaar Peters des Grossen
beygesellt werden kan, die bekanntlich aus dem
einzigen ungeheuren Granit Blocke besteht, der
in einem Sumpfe am Finnischen Meerbusen ge-
funden und seines Gewichts von drey Millio-
nen Pfund ungeachtet so glücklich transportirt
worden*).

2. Porphyrites.

Der Porphyr und alle dahin gehörigen Stei-
ne unterscheiden sich vom Granit dadurch, daß
sie nicht so wie dieser aus lauter einzelnen blos
zusammen gebackenen Stückgen bestehen, sondern
eine Grundmasse haben, worin die Quarz- oder
Spat Brocken als wie in einem Teig gleichsam
eingeknätet sind. Die schönsten Arten sind der
dunkelrothe oder eigentlich sogenannte Porphyr
(Pyrrhopoecilon veter.) der vermutlich aus
Arabien gebracht**) wurde, und wegen seiner
unbändigen Härte so unsäglich mühsam zu bear-
beiten ist: und der grüne (Serpentino verde
antico
) der auch in Deutschland z.B. bey Blan-
kenburg in grossen Stücken gebrochen wird.

[Seite 511]

Der Blatterstein, Mandelstein, Wurst-
stein, Poudding stone, die Nagelfluhe, u.s.w.
sind alles Abartungen des Porphyrs.

3. Arenarium, der Sandstein.

Aus zusammen gebackenen gleichartigen Quarz-
körnchen. Es gehört dahin der gemeine Qua-
derstein zum Bauen, der Mühlstein, Wetz-
stein, Filtrirstein u.s.w.

4. Metalliparum, Gneis.

Unter diesem viel umfassenden ziemlich unbe-
stimmten Ausdruck versteht man die mannichfal-
tigen gemeinen Bergarten, in welchen sehr häufig
Erzte gefunden werden, und die bald lockerer,
bald fester aus zarten blättrigen oder körnichten
Partickeln von Glimmer, Thon, Quarz u.s.w.
zusammen gesetzt sind.

22. vvlcanivs die Vulkans-Producte.
Subterraneo igne fusus, adustus, cinefactus.

Wir fassen unter diesen Geschlechtsnahmen alle
die mancherley Producte zusammen, die entwe-
der durch die grosse allgemeine Glut, die nach
unserer Vermuthung ehedem die Umschaffung
unserer Erde bewürkt, oder auch nach dieser Ca-
tastrophe durch die Ausbrüche der hin und wie-
der zerstreuten Feuerspeyenden Berge hervor ge-
bracht worden.

1. Vitreus, die Vulcanischen Verglasungen.
Vitrum fossile.

Es gehört dahin der so genannte Isländische
Achat von schwarzer Farbe aber durchsichtig fast
wie Morion, die violetten, grünen und gelben
Verglasungen, die sich in den Laven des Ve-
suvs etc. finden, und als unächte Edelsteine ge-
[Seite 512] schliffen, und zu Schmuck gefaßt werden; die
Fritten oder kleinen Glaskörnchen, die auch in
den Wacken der hiesigen ehemaligen ausgebrann-
ten Vulcane gemein sind, und der Schörl oder
die schwarz und grün gestreiften Crystallisationen
die auch theils in Granaten Form in den Vul-
canischen Producten vorkommen.

2. Vulgaris.

Die gewöhnliche gemeine ungeformte Lava
mit ihren unzähligen Abartungen in Farbe,
Schwere etc. auch die blaue Wacke von den hie-
ländischen alten Vulcanen etc. die alle zum pfla-
stern und andern Behuf benutzt werden.

3. Columnaris, der Säulen Basalt.

Eigentlich wol die gleiche Masse wie die ge-
meine Lava, deren Guß aber bey plötzlichen Er-
kalten oder durch andere Zufälle, durch ihre ganze
Dicke in unzählige Säulen zersprungen ist, ohn-
gefähr wie ein nasser Stärke-Klumpe, wenn
er, zumal beym Feuer trocknet, rissig wird etc.
Diese Basaltsäulen sind von verschiedener Ge-
stalt, Stärke, Regelmäsigkeit und Richtung;
meist nemlich stehen sie aufrecht, zuweilen liegen
sie schräg, und an einigen Orten gar im halben
Mond gebogen mit beiden Enden in die Höhe
gekehrt. Auf vielen ausgebrannten Vulkanen,
z.B. auf dem Dransberg in unserer Nachbar-
schaft*); auf dem Weidelsberg an der Hessi-
schen und Waldeckischen Grenze und anderwärts,
finden sie sich ziemlich unförmlich, rauh, krumm etc.
Doch haben wir auch auf dem Dransberge eine
überaus regelmäsige Basaltart in Gestalt drey-
[Seite 513] seitiger spitzzulaufender Pyramiden (Taf. III.
Fig. 12.) und zwar theils in sehr kleinen saubern
Stücken von wenigen Zollen im Umfang der
Grundfläche gefunden. Die bey Stolpe, das
daher seinen Nahmen hat*), sind schon un-
gleich gerader, auch von dichtern Korn. Die
erstaunenswürdigsten von allen aber sind fol-
gends die so äusserst regelmässig gegliederten
Basalte, da jede Säule aus genau auf einander
passenden Gliedern, fast wie ein Rückgrad aus
Wirbeln, besteht. So die berufene Fingals-
Höhle auf der Schottischen Insel Staffa, vor
allen andern aber der Riesen-Damm (Giant's-
Causway
) an der Nordküste von Irland, der
aus mehr als 30,000 solcher Säulen, deren jede
weist 20 Zoll und drüber im Durchschnitt, und
eine Höhe von 15 Fuß hat, die dicht an einan-
der stehen, und oben eine grosse gangbare Ebne
bilden. Sie sind von unbestimmten Seiten,
doch meist 5 oder 6 eckicht, (Taf. III. Fig. 11.)
und die ganz unzähligen Glieder, aus denen sie
zusammen gesetzt sind, von ungleicher Höhe, die
häufigsten 8 bis 12 Zoll hoch, jedes etwa 200,
Pfund schwer, und was das unbegreiflichste ist,
fast durchgehends auf der einen Seite convex,
auf der andern concav (Fig. 11. a. b.), am
Rande ausgeschweift, und die Ecken fast wie an
einer Krone zugespizt**).

4. Tusaceus, Tufa.

Ein Gemische von Asche, Bimsstein etc. das
als ein flüssiger Schaum von den Vulcanen aus-
[Seite 514] geworfen wird, und nachher zu einem lockern,
leichten, bläserigen Stein von brauner, gelbli-
cher oder grünlicher Farbe verhärtet; enthält
häufig fremde Körper, Conchylien etc. auch ha-
ben wir weisse, bimssteinartige Granaten von
24 viereckten Flächen darin gefunden.

5. Puteolanus, Puzzolana.

Bimssteinartig, blaulich grau in kleinen Stück-
gen oder auch gepulvert; gibt treflichen Mörtel,
und wird zumal zum Wasserbau gebraucht. Der
Tarras oder Traß ist eine festere steinartige
Puzzolana; die zum gleichen Gebrauche dient,
und zuweilen der Tufa änelt, aber nicht so leicht
locker, bläserig, schlackich ist.

6. Pumiceus, Bimsstein.

Ueberaus leicht, so daß er auf dem Wasser
schwimmt: meist graulicht, von einer gleichsam
zaserichen Textur, auch wenn er gepülvert wor-
den, scharf anzufühlen. Die sogenannten Ra-
pilli*)
, womit im J. 79 nach C. G. Pompeii
verschüttet worden, ist eine Art Bimsstein mit
kleinen Lavabröckgen untermengt.

7. Cinereus, Vulcans-Asche.

Aschfarb, besteht aus zerbröckelter mürber ge-
brannter Lava etc.

Die zufälligen Dinge, die sich ausserdem bey
Feuerspeyenden Bergen finden, Stalactiten,
Schwefel, Salmiak u.s.w. werden an andern
Orten angeführt.


Dreyzehnter Abschnitt.
Von den Salzen.

[Seite 515]

§. 236.

Salze heissen diejenigen Mineralien, die sich
im Wasser auflösen, und einen scharfen Ge-
schmack auf der Zunge geben, der zwar bey al-
len Salzen verschieden, aber wie alle Eindrücke
auf diesen Sinn schwehrlich mit Worten anzu-
deuten ist. Wenn sie rein sind, schiessen sie in
durchsichtige meist weisse Krystallen von be-
stimmter Form an.

§. 237.

Alle Salze lassen sich unter folgende drey
Ordnungen bringen:

I. Acida Saure Salze. Haben von ih-
rem Geschmack den Nahmen, und färben den
Veilchensyrup und andre blaue Pflanzensäfte
roth.

II. Alcalina. Laugensalze; die den Veil-
chensyrup grün färben. Die Auflösungen von
[Seite 516] diesen beyderley Salzen brausen zusammen auf,
und machen alsdann durch ihre Verbindung

III. Salia media oder neutra. Mittelsalze,
die jenen Pflanzensäften ihre blaue Farbe un-
verändert lassen.


I. ACIDA.

1. vitriolvm saporis stiptici, calcem in
gypsum mutans.

1. Ferri, Eisenvitriol.

Von grüngelber Farbe; wird bekanntlich zur
Dinte, in der Arzney u.s.w. gebraucht. Da-
hin gehört auch das sogenannte Haarsalz (Ha-
lotrichum scop
.)

2. Cupri, Kupfervitriol.

Von himmelblauer oder Seewasserfarbe, nach-
dem er mehr oder weniger Kupfer hält. Im
Rammelsberge bey Goslar, und in andern Ce-
mentwassern.

3. Zinci, Zinkvitriol, Gallitzenstein.

Von weisser Farbe: in Flocken, oder als Jö-
kel wie Eiszapfen: ebenfalls auf dem Rammels-
berge und anderwärts.

2. alvmen, Alaun saporis austeri, in igne
spumans.

Dieses Salz besteht aus der Vitriolsäure und
aus einer ganz besondern Erdart, die deshalb
Alaunerde genannt wird, die neuerlich viel Auf-
[Seite 517] merksamkeit erregt hat, und von vielen für eine
eigne Erdart, von andern aber für eine Modifi-
cation der Kieselerde gehalten worden ist.

Selten findet sich der Alaun ganz rein, doch
theils fasericht als wahrer Federalaun. (alumen
plumosum
): meist aber in Schiefer, in Thon,
Kies u.s.w. versteckt.


II. NEVTRA s. MEDIA.

3. nitrvm Salpeter, saporis frigidi, phlo-
gisto in igne detonans.

Blos in Erde etc. versteckt; wird in gröster
Menge zum Schießpulver, Scheidewasser, als
Arzney etc. verbraucht.

4. mvria Kochsalz, saporis notissimi, acu-
ti, in igne crepitans.

1. Aquatica, Wassersalz.

Das nemlich erst aus Seewasser oder Salz-
quellen ausgesotten werden muß.

2. Montana, Steinsalz, Sal gemmae.

Mehr oder weniger durchsichtig und rein: meist
von weisser Farbe: aber auch zuweilen gelb, roth,
himmelblau wie ein Sapphir: zuweilen stralicht
wie Asbest etc. In einigen Gegenden in unbegreif-
licher Menge, wie in den berühmten Polnischen
Salinen unter Bochnia und Wieliczka, wo nun
schon seit der Mitte des 13ten Jahrhunderts
Salz, und zwar in solcher Menge gebrochen wird,
daß wol eher auf 400,000. Centner vorräthig,
[Seite 518] und über 500 Arbeiter in den viele hundert Lach-
ter weit sich erstreckenden Gruben*) beschäf-
tigt sind.

5. ammoniacvm Salmiak. Saporis vri-
nosi, in igne volatile.

Findet sich in derber Gestalt in Sibirien, und
als weisses Pulver in Lava; vorzüglich häufig in
der vom Aetna.

6. borax saporis obtusi, in igne intume-
scens, vitrescens.

Der Borax, oder wie er roh eigentlich heißt,
Tinkal, ist ein räzelhaftes, noch nicht sattsam
aufgeklärtes, vielleicht laugenartiges Salz, das
aus Indostan gebracht, in Holland auf sehr ge-
heim gehaltne Weise raffinirt, und zum Löthen
etc. gebraucht wird.


III. ALCALINA.

7. natrvm mineralisches Alkali (Nitrum
veter.) saporis amaricantis, cum oleo sapo-
nem faciens.

Theils mit Erde vermischt: theils aber auch
rein und dicht, wie das aus der Barbarey, das
sich in grossen Fingers dicken Schichten findet,
[Seite 519] und häufig zum Glasmachen, zu Seife, zum
Färben der Indianischen baumwollenen Zeuge
u.s.w. gebraucht wird. Die alten Aegyptier
heizten ihre Leichen einen Monat lang in diesem
Salze ein, ehe sie sie zu Mumien bereiteten,
und das gleiche Salz hat den Kaufleuten am Ufer
des Belus zur Erfindung des Glasmachens An-
laß gegeben.

Auch der fälschlich sogenannte Salpeter, der
aus feuchten Mauern ausschlägt, ist ein unrei-
nes Natrum.


Vierzehnter Abschnitt.
Von den Erdharzen.

[Seite 520]

§. 238.

Die gegenwärtige Classe begreift diejenigen
mineralischen Körper, die sich nicht im Wasser,
aber wenn sie rein sind, in Oel auflösen, und
im Feuer brennen.

§. 239.

Sie finden sich nie ganz rein, sondern erhal-
ten die letztgenannte Eigenschaft von einem be-
sondern Grundtheil in ihrer einfachern oder zu-
sammengesetztern Mischung, den man das Phlo-
giston, das brennbare Wesen nennt, des-
sen Daseyn aus seinen Erscheinungen offenbar
erhellt, obschon seine Natur, so wie überhaupt
der Ursprung der mehrsten Erdharze noch nicht
sattsam untersucht und entdeckt ist. Manche
geben schon an und für sich, andre erst wann
sie angebrannt werden, einen specifiken Geruch
von sich.

1. ambra, cerea, suaueolens.

[Seite 521]

1. Grisea, Ambergris.

Meist von grauer Farbe, und einem überaus
angenehmen Geruch. Der Amber schmilzt in
der Wärme wie Wachs, ist theurer als Gold,
und wird an den Ufern von Madagascar und von
den Sundaischen Inseln gesammlet, ohne daß
man noch seine Entstehung hätte erfahren kön-
nen.

2. svccinvm Bernstein, Agtstein. (Ele-
ctrum) pellucidum vstum suaueolens.

Meist durchsichtig, von gelber, bald hellerer
oder dunklerer Farbe, und vorzüglicher Härte,
daher er eine glänzende Politur annimmt, sich
drechseln läßt u.s.w. Die Electricität, die
man an ihm zuerst wahrgenommen, hat daher
ihren Nahmen erhalten. Oft schließt er Bisgen
Moos oder kleine Insecten ein, und zwar meist
Mücken, Motten, Spinnen etc. aber wohl schwer-
lich Wasserinsecten oder gar Fische u.s.w. Diese
Erscheinung und die ausnehmende Menge, in der
der Bernstein an einigen Gegenden, vorzüglich
aber im Curischen und frischen Haff ausgefischt
wird, machen zwar seinen Ursprung räzelhaft,
begünstigen doch aber immer die Meynung, daß
er vielleicht ein Baumharz ist, das durch einen
grossen Brand geschmolzen, und gleich in die
See geflossen sey, u.s.w. Man verarbeitet die
schönen Stücken zu Kunstsachen, eingelegter
Arbeit etc. und braucht die Trümmern zu Räucher-
pulver, Virnis etc.

3. naphtha liquida graueolens.

1. Petroleum, Bergöl.

Flüssig wie Oel: zumal häufig in Persien, wo
ganze Gegenden davon duften, und wie Käm-
[Seite 522] pfer versichert, entzündete Stellen daselbst lange
Zeit in einem weg mit einer blauen Flamme
lodern.

2. Mumia. Bergbalsam.

Fettig-schmierig, sehr kostbar: ebenfalls in
Persien.

3. Maltha, Bergtheer.

Sandig-schmierig. Bey Winsen im Hannö-
verschen, wo man ihn seit 100. Jahren gräbt,
im Elsaß, in der Moldau etc. wo Herr Baron
Asch A. 1770. zur Pestzeit eine Digestivsalbe dar-
aus verfertigen, und mit grossem Nutzen brau-
chen lies.

4. asphaltvm. Judenpech, nigrum,
fragile, splendens, ustum graveolens
.

Auf dem todten Meer etc.

5. tvrfa, der Torf. Fusca, radiculosa
tenax.

In moorichtem Grund voll Wurzelgestrüppe,
wo er gestochen, und bekanntlich zur Feuerung
gebraucht wird. Auch hat man Packpapier,
Tapeten etc. daraus zu verfertigen versucht. Der
Torf häuft sich in vielen Gegenden schnell an*),
und Herr von Zanthier, der bekannte Forstge-
gelehrte, hat auf dem Brocken, 8 Fuß tief un-
ter dem Torf ein Hufeisen gefunden.

Die Umbererde die zum malen, färben etc.
gebraucht wird, ist eine weiche, thonichte Torf-
art.

[Seite 523]

6. lithanthrax niger, carbonaceus.

1. Carbo. Steinkohlen.

Von verschiedener Härte, Feinheit etc. In ei-
nigen Gegenden in unsäglicher Menge, wie bey
Zwickau, wo bey einer Belagerung im dreissig-
jährigen Krieg A. 1641. durch einen Zufall
Feuer in die Gruben gekommen, das noch bis
jezt, oft unmerklich aber weit um sich, in ent-
legne Gegenden unter der Erde fortgebrannt hat.
Folgends in Newcastle, wo die Kolenminen jezt
wirklich unter den Boden des Meers hingetrie-
ben sind, und Kriegsschiffe über der Arbeiter
Köpfen seegeln.

2. Gagas. Schwarzer Bernstein.

Vorzüglich hart, so, daß er sich poliren, und
zu Kunstsachen verarbeiten läßt.

Des fossilen Holzes gedenken wir im lezten
Abschnitt.

7. svillvs, Saustein, Stinkstein, cal-
careus, rasus graueolens.

Von verschiedener Farbe, meist grau oder
braun; theils schiefrig; geschabt riecht er völlig
wie angebrannt Horn: meist enthält er Verstei-
nerungen z. E. Belemniten: der von Oeningen,
und vom Libanon, Fische etc.

8. svlphvr, Schwefel, flauum, ardens
acriter foetens.

Beym Schwefel ist sein Phlogiston mit Vi-
triolsäure verbunden; er brennt mit einer blauen
Flamme, und einem heftigen pikanten Geruch:
ist überaus electrisch.

1. Natiuum. Jungfernschwefel.

[Seite 524]

Findet sich theils derb, zumal sehr schön bey
Lauenstein im Hannöverschen, auf den Lipari-
schen Inseln, bey der Solfatara u.s.w. auch
theils crystallisirt, und durchsichtig, wie in Bra-
silien etc. zuweilen Rubinroth, arsenicalisch; theils
aber gepulvert im Crater des Vesuvs, und andrer
noch jezt brennender Vulcane; theils auch flüssig
in Schwefelquellen.

2. Pyriticum. Schwefelkies, Marcasit.

Von Messingfarbe, und vorzüglicher Härte,
daher er ehedem statt Feuerstein gebraucht wor-
den; nimmt auch theils eine schöne Politur an,
und wird unter dem Nahmen Gesundheitsstein
als Flitterstaat getragen. Er findet sich in meh-
rerley Crystallisationen, vorzüglich cubisch, da
die Würfel meist mit einer braunen gestreiften
Rinde überzogen sind, bey welcher die Richtung
der parallelen Streifen auf den 6 Seiten unbe-
greiflich sonderbar ist, indem blos die Streifen
von den einander gegen über stehenden Flächen
auf einander passen, und hingegen mit den Strei-
fen der benachbarten Flächen ganz die queer lau-
fen (Taf. III. Fig. 10.). Er hält immer Eisen,
daher er auch Eisenkies genannt wird; meist
auch Kupfer. Wenn er blaßgelb ist, heißt er
Wasserkies.


Funfzehnter Abschnitt.
Von den Metallen.

[Seite 525]

§. 240.

Diese lezte Classe der eigentlichen Mineralien
begreift die Erzte, die sich, wenn sie rein sind,
durch ihre ausnehmende Schwehre, und durch
ihr glänzendes Ansehen auszeichnen. Sie wer-
den theils leichter theils schwehrer im Feuer zum
Fluß gebracht, und nehmen erst beym Erkalten
ihre vorige Festigkeit wieder an. Die mehresten
sind so geschmeidig, daß sie sich, ohne zu zerspring-
gen, unter dem Hammer ausdehnen und breit
schlagen lassen.

§. 241.

Die Metalle sind im Grunde sehr gemisch-
te Körper, und haben wohl ohne Ausnahme ei-
nen dreyfachen Grundstoff in sich: ein Phlo-
giston nemlich, ein Salz und eine Erde.
Des erstern, des brennbaren Wesens, ist schon
im vorigen Abschnitt (§. 239.) Erwähnung
geschehen. Die Erzte erhalten durch dieses
Phlogisten ihr ganzes metallisches Ansehen,
[Seite 526] Geschmeidigkeit etc. die sie sogleich verlieren, so
bald ihnen dasselbe entzogen wird. Das Salz
und die Erde, die die beyden andern Bestand-
theile des Metalls ausmachen, sind von ganz
eigner Art, und man muß über ihre wahre Na-
tur erst noch eine nähere Aufklärung erwarten.

§. 242.

Man theilt die Metalle überhaupt in Gan-
ze- oder eigentlich so genannte Metalle, und
Halbmetalle, und begreift unter der lezten
Abtheilung diejenigen, die nicht so geschmeidig
als die erstern sind, und im Feuer größtentheils
verflüchtigen. Von jenen hat man das Gold
und Silber wegen ihrer grössern Feuerbeständig-
keit Edle und die übrigen Unedle Metalle ge-
nannt.

§. 243.

So verschieden die Gestalten sind, unter
denen sich die Metalle zeigen, so lassen sie sich doch
am kürzesten auf zwey Hauptgattungen zurück
bringen. Entweder nemlich finden sich die Erz-
te gediegen (metallum nudum s. natiuum) d.h.
in aller ihrer wahren metallischen Substanz und
Ansehen, so daß sie ohne weitere Scheidung
u.s.w. sogleich verarbeitet werden könnten;
oder aber vererzt, (mineralisatum) so daß ihnen
der Mangel eines ihrer eigenthümlichen Be-
standtheile, oder die innige Beymischung einer
[Seite 527] fremden Säure von Schwefel u.s.w. mehr
oder weniger von ihrem eigentlichen Ansehen
benimmt, ihre Gestalt verändert etc.

§. 244.

Man hat neuerlich bezweifeln wollen, ob
sich die unedlen Metalle (§. 242.) würklich ge-
diegen fänden. Nun haben wir zwar selbst
erinnert (§. 229.), daß sie aus den angegebe-
nen Ursachen leicht, und immer mehr und mehr
vererzet würden, und es ist auch bekannt, wie
leicht einige von ihnen z. E. Zinn und Bley etc.
aus ihren Minen ausschmelzen können. Allein
dieses alles zugegeben, so kann deswegen die
Existenz des wirklich gediegnen Kupfers, Ei-
sens, Zinns etc. noch nicht abgeleugnet werden,
wenn man sich nicht einen sonderbar einge-
schränkten, und dem unsrigen (§. 1.) sehr wi-
dersprechenden Begriff von Naturalien bilden
wollte, da man denn aber auch hundert andre
Mineralien nicht dafür erkennen, sondern aus
der Naturgeschichte verbannen müßte.


I. Eigentliche Metalle.

A. Edle.

1. avrvm. (Gold, flauum, ponderosissi-
mum, maxime ductile.

[Seite 528]

Der schwehrste Körper in der Natur: ohne
allen Klang: zähe und zum Erstaunen geschmei-
dig und dehnbar, wie man beym Vergulden
sieht.

1. Natiuum, gediegen, Freygold.

Meist in Quarz, Spat etc. theils wie Bäum-
gen, dendritisch, oder auch, doch weit seltner,
crystallinisch, mit acht dreyeckten Flächen wie
der Diamant, vorzüglich schön in Mexico, Un-
garn, Siebenbürgen etc.

Waschgold findet sich in grössern oder klei-
nern Körnchen unter dem Sande in einigen Flüs-
sen, die es von Goldaderu, die sie auf ihren
Lauf angetroffen, los und mit sich fortgerissen.
So bey den Alten der Pactolus, noch jezt manche
deutsche Flüsse, obgleich in geringer Menge: so
der Rhein, die Aar in der Schweiz, die Eder
im Waldeckischen etc.

Das meiste Gold aber ist in kleinen, dem er-
sten Anschein nach kaum merklichen Theilgen in
allerhand Gestein versteckt. Dahin gehören die
Güldischen Kiese, dergleichen wir aus Sibi-
rien, aus dem Walliser Land*) etc. vor uns ha-
ben. Bey jenen ist der güldische Kies zum Theil
in einen überaus feinen zellulösen Quarz einge-
sprengt, und macht das vom Herrn Pallas be-
schriebene Bimsstein änliche Golderzt.

2. Mineralisatum, vererzt.

Mit Spiesglas etc. im Nagyager Golderzt,
das sich zuweilen in einem schönen fleischfarbenen
Jaspis findet, der zu Tabatieren u.a. Kunst-
sachen verarbeitet wird.

[Seite 529]

2. argentvm, Silber, album, leuius,
ductile.

1. Nativum, gediegen.

Sehr selten crystallisirt: in dergleichen Form
wie das Gold: doch theils in ansehnlichen Cry-
stallen, wie an einer Norwegischen Stufe im
Museum.

Ausserdem aber in sehr mannichfaltiger Gestalt,
nach dem verschiednen Grad der Reinigkeit und
Geschmeidigkeit, z. E. in derben Stücken, wie
der gediegne Silberblock im Museum, der vor
50 Jahren auf dem St. Andreas zum Andreas-
berge am Harz gebrochen, gegen 200. Mark am
Gewicht, und 1644. Thaler am innern Werth
hält; oder aber in Zacken wie Zähne, oder in
Bäumgen dendritisch, asticht, oder wie Drat,
wie Filigrainearbeit u.s.w.

2. Mineralisatum, vererzt.

Die vorzüglichsten Gattungen sind:

a) Glaserzt.

Von schwarzer Farbe und mattem Glanze:
das reichste Silbererzt, das wohl 180. Mark
im Centner hält, und zugleich das geschmeidigste;
es läßt sich mit dem Messer schneiden wie Bley,
und im Museum ist eine Medaille von Thalergrös-
se, die aus einem Stück Glaserzt geprägt ist.

Ein spröderes Glaserzt heißt Röschgewächse.

b) Hornerzt. Luna cornea.

Das allerseltenste Silbererzt. Von Hornfarbe,
oder auch Perlenfarbe, wie das Kolywanische,
ebenfalls so geschmeidig daß es sich schneiden läßt.

[Seite 530]

c) Rothgülden.

Eigentlich von der Farbe, und beynahe auch
von der Durchsichtigkeit des Rubins, die sich aber
meist mit der Zeit verlieren, da denn die Kno-
spen eine schwarzglänzende, doch immer noch (fast
wie beym Glaskopf) ins dunkelrothe fallende Far-
de erhalten. Die größten und schönsten Roth-
güldenstufen die man kennt, brechen auf dem
Andreasberg, und zu Ste Marie aux mines.

d) Weißgülden.

Stalfarben: selten crystallisirt mit vier drey-
eckten Flächen.

Das Silberfahlerzt ist ein armes Weißgül-
den, das von schwärzerer Farbe, und zugleich
kupferhaltig ist: dahin gehören besonders die Fran-
kenberger Kornären, die den Nahmen von ihrer
Gestalt, und von der zuweilen fast täuschenden
Aenlichkeit mit Kornären haben.

Dieses sind die reichhaltigsten, aber auch selt-
neren Silbererzte. Denn das allermehrste Sil-
ber wird aus andern Minern, denen es zwar nur
in geringer Proportion beygemischt ist, die sich
aber dafür selbst desto häufiger finden, gewon-
nen. So aus dem Bleyglanz, aus allerhand
Kiesen u.s.w.

B. Unedle Metalle.

3. cvprvm, Kupfer, rubrum, perdurum,
maxime sonorum.

Das Kupfer wird von allen Salzen, und zwar
sehr leicht aufgelößt, färbt die Solution grün
oder blau, und wird giftig: daher sich die Ge-
fahr bey unvorsichtigen Gebrauch kupferner Kü-
chengeschirre erklärt. Das beste Kupfer kommt
[Seite 531] aus Japan und Schweden. Durch Beymischung
von Gold, Silber, Zinn, am meisten aber von
Zink werden aus dem Kupfer die gemischten Me-
talle, weiß Kupfer, Glockengut, Canonen-
metall, Messing, Tomback, Prinzmetall,
Pinschback, Pakfong, Similor und Mann-
heimer Gold verfertigt.

1. Nativum. Gediegen.

Und zwar auf zweyerley Weise. Erstens nem-
lich derb in Gestein; auch zuweilen, aber höchst
selten, crystallinisch, wie wir dergleichen (in
eben der Form, wie das crystallisirte Gold und
Silber) in Zeolithnieren von der Insel Feroe be-
sitzen: meist aber ohne bestimmte Form, wie
bey Cammsdorf etc. Vor Alters wohl in Men-
ge, und an vielen Orten, wie sich schön daraus
muthmassen läßt, daß so viele alle Völker der
Erde in der frühsten Kindheit ihrer Cultur sich
kupferne Waffen verfertigt, da man ihnen schwer-
lich Metallurgie genug zutrauen darf, daß sie
das Erzt aus Minern zu gewinnen, verstanden
hätten.

Die zweyte Art gediegnes Kupfer, ist das aus
Kupfervitriol, (anstatt des Eisens, daß er ange-
troffen und aufgelößt hat), abgesetzte: dieß ist
das Cämentkupfer, das im Rammelsberg,
und bey Neusol in Ungarn, und anderwärts sich
findet, und durch altes Eisen, das man dem
Vitriolwasser in Weg legt, gewonnen wird.

2. Mineralisatum, vererzt.

a) Kupferkies.

Das allergemeinste Kupfererzt, das, wie schon
oben gesagt worden, zugleich Schwefel und Ei-
sen, nur in verschiedner Proportion, enthält.
[Seite 532] Je reicher es an Kupfer ist, desto dunkler gold-
gelber ist es. Zuweilen mit schönen blauen,
rothen etc. Farben angeflogen, und heißt dann
Pfauenschweifig oder Taubenhälsig.

b) Kupferfahlerzt.

Stahlfarb. Im Grund dasselbe, dessen wir so
eben beym Silber gedacht haben: nur daß es
wenig und theils gar kein Silber hält.

Dahin gehört auch das Kupferglaserzt, das
von schwärzerer Farbe, als anderes Fahlerzt,
und zuweilen mit dunklen bunten Farben ange-
flogen ist.

c) Kupfergrün.

In mehrern, zum Theil unbeschreiblich schö-
nen Abartungen. Locker und ohne besonderes
Ansehen heißt es Berggrün.

Sammterzt mit einer sammtartigen, meist
kuglichten Oberfläche, (fast wie Glaskopf).

Atlaserzt keilförmig gestreift, wie der Blut-
stein, aber mit dem vollkommensten Atlasglanz.
Zuweilen sind die Stralen von einander abgeson-
dert, halbdurchsichtig und völlig Smaragdfarben.

Malachit, Schreckstein, ein ganz derbes
marmorartiges Kupfergrün, das meist kuglicht,
aber selten in grossen Stücken bricht, zum Theil
sehr artig wolkicht etc. gezeichnet ist, und schöne
Politur annimmt. Unter den Sibirischen Ma-
lachiten, die das Museum vom Herrn Baron
Asch erhalten, sind einige der größten Stücke,
überaus dendritisch.

d) Kupferblau.

[Seite 533]

Ebenfalls lockerer oder derber: auch crystalli-
nisch: und theils von einer unverbesserlichen hoch-
blauen Farbe; da es eigentlich Kupferlasur heißt.

e) Lebererzt.

Von brauner, oder Rostfarbe.

4. stannvm, Zinn, (plumbum candi-
dum veter.) album, molle, leve, flexum cre-
pans.

Ein leichtes Metall, das, so wie das Bley
eher schmelzt als glüht: auch leicht von Säuren
angegriffen und aufgelöst wird, daher die zin-
nernen Eßgeschirre mit dergleichen Vorsicht als
die küpfernen gebraucht werden müssen. Das
Englische Zinn ist das beste; nächst diesem das
von Malacca und von Siam. Einige Völker,
wie z. E. die Lappen kennen fast kein andres
Metall; sie ziehen es zu Dratfäden, und sticken
ihre Pelze und ihr Rennthiergeschirr damit. Aus-
ser allerhand Geräthe, das insgemein aus Zinn
verfertigt wird, braucht man es vorzüglich zum
Verzinnen des Eisenblechs, zu Spiegelfolie, Stan-
niol etc.

1. Nativum, gediegen.

Im Museum ist eine Zwitterstufe aus dem Erz-
gebürge, die Herr Professor Büttner selbst von
einander geschlagen, und die in der Mitte einen
Kern von Zinnschörl enthält, der wie mit einem
Saalbande von gediegnen Zinn umzogen, und
beides nachher mit dem Zwitter eingeschlossen ist.

2. Mineralisatum, vererzt.

Dahin gehören

a) Die Zinngranaten.

[Seite 534]

Fast von der Gestalt der eigentlichen Grana-
ten, die wir unter den Edelsteinen angeführt
haben: aber schwarz, metallisch schwehr, weich,
und theils sehr gros, wie wir denn faustgrosse
Stücken aus Cornwallis vor uns haben. Die
kleinen heissen Zinngraupen.

b) Zinnzwitter.

Ebenfalls von schwarzer, theils röthlichter
Farbe: besteht auch meist aus überaus kleinen
kaum sichtbaren Crystallen: wenn diese langstra-
licht sind, heissen sie Zinnschörl.

c) Zinnstein.

Von gar mannichfaltiger Farbe und Gestalt:
braun, gelblicht etc.

5. plvmbvm, Bley, lividum, molissimum,
ponderosum.

Ein giftiges Metall, dessen Dämpfe jammer-
volle Krankheiten, Hüttenkatze, Lähmungen u.
s. w. verursachen; das auch zum Verfälschen der
Weine misgebraucht, Colik, und theils den Tod be-
wirkt hat. Hingegen wird es ausser dem allgemein
bekannten Gebrauch auch durch die daraus ver-
fertigten Farben, Bleyweiß, Bleygelb, Menni-
ge etc. durch die Goldglätte, Silberglätte etc.
nutzbar.

1. Nativum, gediegen.

Dergleichen soll sich in Mommutshire und in
Böhmen gefunden haben. Im Museum ist eine
Bleyglanzstufe aus Steyermark mit gediegnen
Körnern, die uns aber bedenklich vorkommen.

2. Mineralisatum, vererzt.

a) Bleyglanz. Galena.

[Seite 535]

Das allergemeinste Bleyerzt, und fast durch-
gehends mehr oder weniger silberhaltig, so daß,
wie schon erinnert worden, auch das mehreste
Silber daraus gewonnen wird. Die Gestalt des
Bleyglanzes ist meist in Würfeln, zuweilen
von 20 Cubiczoll, glänzend auf dem Bruche,
von gröbern oder feinern Gefüge (grobspeisig
und klarspeisig): theils stralicht, Bleyschweif,
der aber gar kein Silber hält.

b) Bleyspat.

Vorzüglich von dreyerley Farben: weiß, wie
die prachtvollen Stücke, die ehedem auf dem
Glücksrade bey Cellerfeld gebrochen: grün wie
das Böhmische, Breysacher etc. und drittens roth,
zum Theil rubinroth und durchsichtig, wie die
grossen Stücke von Catharinenburg unter den
Aschischen Geschenken.

6. ferrvm, Eisen, nigrescens, durissi-
mum, magneti adhaerens.

Das nutzbarste wichtigste von allen Metallen,
das selbst, wenn es innerlich genossen wird, ge-
sund und stärkend ist, das die Vorsehung deshalb
auch über die ganze Erde verbreitet hat; das bey
aller seiner Härte und schwehren Schmelzbarkeit,
doch sehr leicht von den unmerklichen überall ver-
breiteten Säuren (§. 229.) aufgelößt wird, und
folglich durch die Nahrung in Thiere und Ge-
wächse gebracht, und ihren Säften beygemischt
wird. Die Knochen und das Blut des Menschen
enthalten Eisen und zwar in grösserer Propor-
tion als das Blut irgend eines andern Thiers.

1. Nativum, gediegen.

Im Musem sind mehrere Sorten davon be-
findlich: z.B. von dem, das Herr Margraf in
[Seite 536] den Säufenwerken bey Eibenstock gefunden hat:
vom Herrn Baron Asch ein paar Pfunde von
dem grossen Stücke, das Herr Pallas am Je-
nisei entdeckt, u.s.w.

2. Mineralisatum, vererzt.

a) Eisenstein.

Ohne bestimmte Gestalt: wie die mehrsten fol-
genden Erzte von rothbrauner Farbe; bald heller
bald dunkler.

b) Glaskopf.

Kuglicht, oder auch in Zapfen wie Stalactit,
am Bruche auch so concentrisch stralicht: theils
in überaus sonderbaren Gestalten drusicht ge-
wachsen, wie Grotten voll Tropfstein u.s.w.

c) Blutstein.

In grossen stralichten einzelnen Keilen; so wie
der Glaskopf im Kleinen ganze stralichte Zirkel
auf dem Bruche bildet.

d) Eisenmann.

In crystallinischer Form: theils in grossen Cry-
stallen, zuweilen pfauenschweifig; wie auf den
ausnehmend schönen Stücken von der Insel Elba:
theils in kleinen, glimmerig, wie in dem oben
angeführten thonichten Basalt; dergleichen sich
auch im Topfstein auf Elba zeigen. Dahin ge-
hört auch der eigentliche Eisenglimmer und Ei-
senram.

e) Bohnenerzt, Moorerzt.

In runden Körnern, meist von Erbsengrösse.

f) Magnet.

Das für die Schiffart und Handlung so wich-
tige Eisenerzt, das die bekannte Eigenschaft be-
[Seite 537] sitzt, das Eisen an sich zu ziehen, und durch seine
Richtung nach Norden die Pole zu zeigen, auch
bey des dem Eisen selbst mittheilt, dadurch denn
im 13ten Jahrhundert die Magnetnadel erfun-
den worden.

g) Braunstein. Magnesia.

Meist eisenfarben, theils stralicht, in Keilen
oder Sonnen, fast wie Spiesglas, ist aber arm
an Eisen; dagegen der ihm sonst sehr ähnliche
Wolfram von dunklerer Farbe gar sehr reichhal-
tig ist.

h) Smirgel, Smiris.

Schwarzbraun: hält sehr wenig Eisen: wird
aber wegen seiner ausnehmenden Härte zum
Steinschneiden, poliren u.s.w. gebraucht.


II. Halbmetalle.

Erst zwey noch ziemlich räzelhafte zweydeu-
tige Körper.

7. platina, Weisses Gold, alba, pon-
derosissima, granulata.

Ein sonderbares Erzt von Silberfarbe, aber
von der Schwehre des Goldes, das aus kleinen
gefletschten Körnchen wie Hammerschlag besteht,
wovon der Magnet einen Theil zieht; die über-
aus spröde, hart, und strengflüssig sind, und
die seit 1736. bey Quito und Carthagena hin
und wieder zerstreut gefunden werden.

8. nicolvm, Kupfernickel, aeneum.

[Seite 538]

Von blasser Kupferfarbe. Findet sich nicht häu-
fig, und dann meist bey Kobolt etc. Tessari und
verschiedne andre Chimisten haben den Nickel für
ein blosses Gemische von Kupfer und Arsenik er-
klärt.

9. mercvrivs, Quecksilber, (Argentum
vivum, Hydrargyrum), liquidus
.

Das Quecksilber ist flüssig, aber ohne zu netzen:
und kan nur in einem äusserst hohen Grad von
natürlicher, oder in einer durch Kunst verstärkten
Kälte zum gefrieren gebracht werden. So sah
es zu allererst, und zwar in natürlicher Kälte
Prof. Braun in Petersburg im Januar 1760.
Eben so Herr Pallas zu Krasnojarsk in Sibi-
rien im Dec. 1772. Wir selbst hier in Göttin-
gen mit Hülfe des Salmiaks am 11. Jan. 1774.*)
Herr D. Bicker in Rotterdam den 28. Jan.
1776. und nun ganz kürzlich Herr von Elterlein
zu Witegra am 4. Jan. 1780.

1. Nativus, gediegen.

Sogenanntes Jungfernquecksilber.

2. Mineralisatus, vererzt.

Mehrentheils mit blossen Schwefel, da es den
Zinnober macht, der theils durchsichtig, zuwei-
len crystallinisch, oder in grossen keilförmigen
Stralen, die mit Kies abwechseln, gewachsen
ist: oder wenn ausserdem auch Eisen beygemischt
ist, Lebererzt, woraus das meiste Quecksilber
zu Idria gewonnen wird, u.s.w.

10. arsenicvm, nigricans, lamellosum.

[Seite 539]

Eins der heftigsten Gifte, das das Kupfer
weiß färbt, und sich im Feuer durch einen be-
sondern Knoblauchgeruch verräth. Ueberhaupt
hat es viel eignes, ist überaus flüchtig, und
deshalb von manchen Mineralogen unter die Sal-
ze, von andern gar unter die Erdharze gezählt
worden.

1. Nativam, gediegen.

Als sogenannter Scherbenkobalt oder Raub-
oder Näpfgenkobalt von schwärzlicher Bley-
farbe in Nierenförmigen blättrigen Schaalen.
Dahin gehört auch der Fliegenstein, der Spie-
gelkobalt etc.

2. Mineralisatum, vererzt.

Mit Eisen als Mißpickel von matter Bley-
farbe: mit Schwefel als Sandarac von rother
oder als Rauschgelb und Operment (Auripig-
mentum
) etc. von gelber Farbe.

11. antimonivm, Spießglas, (Stibium)
albidum, fibrosum, friabile.

Ebenfalls ein flüchtiges und zugleich räuberi-
sches Erzt, das ausser dem Gold und der Pla-
tina, die übrigen Erzte mit sich fort nimmt;
aber in der Arzney, und in der Metallurgie zur
Reinigung des Goldes; auch für einige Hand-
werker, z. E. für Schriftgiesser von wichtigem
Nutzen ist.

1. Nativum, gediegen.

Soll sich in einen kalkichten Gestein in Schwe-
den finden.

2. Mineralisatum, vererzt.

[Seite 540]

Meist stralicht, fast wie einige Sorten von
Braunstein, in stärkern oder feinern, langen
oder kurzen Spiesen: auch schuppicht, schor-
ficht etc. gewöhnlich von Stahlfarbe, theils blau
angelaufen, zuweilen aber selten, auch vio-
letroth.

12. zincvm, Zink, Tuttanego, Conter-
fait, Spiauter, cinereum, micaceum,
tenax.

Ein wichtiges Erzt, das, wie schon oben an-
gezeigt worden, das Kupfer zu Messing etc. macht.
Der Zink schmilzt mit einer blaulicht grünen
Flamme, und gibt verschiedne Arten von brauch-
baren Galmeyarten oder Zinkkalken, wie die
Tutie, das Hüttennichts (Nihilum album)
den Ofenbruch (Cadmia fornacum) etc.

1. Nativum, gediegen.

In seiner reinen metallischen Gestalt ist der
Zink noch nicht gefunden: gemeiniglich ist er
aber in vielen andern Erzten, in Kupferkies etc.
versteckt.

2. Mineralisatum vererzt.

a) Blende pseudogalena.

Meist halbdurchsichtig, fast Spatartig, oder
wie Colophonium, rissig, blättrig etc. von ver-
schiednen Farben: grüngelb oder roth (Rubin-
blende) wie die Scharfenberger Arten, die,
wenn man nur mit einer Nadel drüber hinfährt,
phosphoresciren; oder braun, Hornblende;
oder schwarz (fast wie Steinkohlen) Pech-
blende etc.

b) Galmey Lapis calaminaris, Cadmia nativa.

[Seite 541]

Fast von allen Farben und in sehr verschiedner
Gestalt, Festigkeit etc.

13. bismvtvm Wismut rubellum, la-
mellosum.

Wird am meisten zum verzinnen, zum Schnell-
Loth etc. gebraucht. In gleichen Theilen mit
Zinn und Bley zusammen geschmolzen, erhält
man ein ungemein leicht schmelzendes Metall;
das zu anatomischen Einspritzungen etc. geschickt ist.

1. Nativum, gediegen.

Doch auch meist nur versteckt, in Bleyglanz,
Kobolt etc.

2. Mineralisatum, vererzt.

In verschiedner Gestalt, schuppicht, stra-
licht etc. Auch als eine grau-grünliche Erde
(Wismuth Ocher).

14. cobaltvm Kobalt griseum, obso-
letum
.

Auch noch ein räzelhaftes, seiner Natur nach
noch nicht sattsam aufgeklärtes aber äusserst wich-
tiges Erzt, das bekanntlich zur blauen Schmalte,
Stärke, und Zaffara verarbeitet, und zum Por-
cellan malen und zu vielfachen andern Gebrauch
verwendet wird. Er wird von allen minerali-
schen Säuren aufgelöst, und färbt sie roth, so
wie er das Glas blau färbt. In Königswasser
aufgelößt, und mit Wasser verdünnt, macht er
die Sympathetische Dinte.

1. Nativum, gediegen.

Auch der Kobolt ist noch nicht in seiner reinen
sichtbarlich metallischen Gestalt gefunden worden.

[Seite 542]

2. Mineralisatum, vererzt.

In sehr mannichfaltigen Gestalten und Far-
ben. Theils figurirt, dendritisch, oder wie
gestrickt etc. oder Sternförmig (Kobaltblüte)
von rosenrother oder lasurblauer Farbe, schwarz
in länglichten oder runden Körnern von verschie-
dener Grösse, wie Erbsen oder wie Pulverkör-
ner etc. Gemeiniglich ohne bestimmte Form, theils
glänzend wie mattes Zinn oder aber von blauer,
grüner oder brauner Farbe meist bey Spat etc.
Zuweilen sandig von grauer oder Leberfarbe
(Sandkobalt), oder wie gebrannter Rus (Rus-
kobalt u.s.w.

Sechzehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen.

[Seite 543]

§. 245.

Versteinerungen oder Petrefacten heissen
abgestorbene organisirte Körper, die eine so un-
gestörte bequeme Lage erhalten haben, daß sie
anstatt zu verwesen und in die Erde zu zerfallen,
ihre Bildung conservirt haben, und überdem
mehr oder weniger mit fremden Erdarten durch-
drungen und dadurch nur um so mehr verhär-
tet sind.

§. 246.

Es versteht sich daher von selbst, daß man
alle Steine hievon unterscheiden und verbannen
muß, deren Bildung oder Zeichnung nur zu-
fälliger Weise eine Aehnlichkeit mit einem or-
ganisirten Körper hat, die folglich blosse Na-
turspiele sind, an denen sich ehedem die Ein-
bildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Zu solchen Na-
turspielen gehören z.B. die Graptolithen, Buch-
stabensteine, Kreuzsteine etc. die Ingwersteine,
nemlich Mergelnüsse, die einer Ingwerwurzel
[Seite 544] ähneln. Der Confect von Tivoli, die Melo-
nen vom Berg Carmel, gewissermassen auch
die Dendriten, der Florentiner Ruinen Mar-
mor, die Incrustate, u.s.w. Ferner die
Klappersteine, Adlersteine, Aetiten, das
heißt hole Mergelnüsse, oder Feuersteine, oder
Eisenschüssige Steine in deren Höhlung lockere
Steinchen befindlich sind, die folglich, wenn
man den Stein schüttelt, klappern müssen.

§. 247.

Eben so wenig gehören auch die figurirten
Steine hieher, die einen rätzelhaften noch nicht
aufgeklärten Ursprung und eine mehr bestimm-
te Gestalt als die blosse Naturspiele haben, auch
überhaupt Aufmerksamkeit verdienen, aber doch
an sich selbst keine Petrefacten sind. Dahin
rechnen wir den Wieliczkaer Gekrösstein,*)
(Taf. III. Fig. 14, die sonderbar gebildeten
runden gleichsam gedrechselten Thonartigen
Steine**) dergleichen wir aus den Schwedi-
schen Scheeren und aus dem Wasserfall der
Wox zu Imatra in Finnland vor uns haben.
Ferner den wahren Ludus Helmontii (Ludus s.
fel terrae Paracelsi
) der neuerlich oft verkannt
und mit andern figurirten Steinen vermengt
worden ist: der aber eigentlich grosse, meist
rundliche Klumpen bildet, die inwendig aus
[Seite 545] lauter Würfeln von einem weichen, gelbgrauen
eisenschüssigen Kalkstein, in der Grösse eines
Cubiczolles etc. bestehen; welche durch dünne
Scheidewände von schmutziggelben Kalkspat von
einander abgesondert sind (Taf. III. Fig. 13.)
Dann auch die Fingersdicken schlangenförmigen
Figuren von ungleicher Länge und Krümmung,
die sich zwischen den versteinten Ammoniten etc.
auf den Flözgebürgen, und zwar in manchen
Gegenden z.B. auf dem Heinberg recht
häufig finden, und die wir für ausgefüllte Spu-
ren oder Furchen zu halten geneigt wären, in
Welchen manche bey der Erdcatastrophe aufs
trockne versetzten Seegeschöpfe noch vor ihrem
Tode herum gekrochen*).

§. 248.

Allein auch die würklichen Petrefacten fin-
den sich nach der Länge der Zeit, seit welcher
sie abgestorben, der Lage, die sie damals erhal-
ten und anderer Zufälle in verschiednem Zustan-
de: daher man sie schon aus dieser Rücksicht, we-
nigstens unter fünf Abtheilungen bringen kann.

I. nemlich calcinirte Körper oder Fossi-
lien: das heißt, Knochen, Zähne, Geweihe,
Conchylien und Corallen, die blos ihre Gallerte
oder thierischen Leim und mit diesem auch ihre
[Seite 546] Festigkeit verlohren haben, die nur wenig oder
gar nicht durch fremde eingedrungne Erdtheil-
gen wieder ersetzt worden; daher denn diese Art
von Petrefacten nur mürbe, leicht und gleich-
sam verwittert sind, und sich meist ganz unwi-
dersprechlich auf ihre wahren, noch jetzt existi-
renden Originale zurückbringen lassen. So die
fossilen Knochen von Menschen, Elephanten,
u.a. grossen Landthieren: die unzähligen theils
unbeschreiblich zarten und schönen Schnecken
und Muscheln in Piemont, Champagne etc.

II. Eigentlich sogenannte Versteinerun-
gen, Wahre Petrefacten, nemlich organi-
sirte Körper, die vollkommen mit fremden Erd-
theilchen durchdrungen und durch die Länge der Zeit
verhärtet und steinartig worden sind. So alle
die unzähligen Conchylien u.a. Seegeschöpfe
in den Flözgebürgen, die unserer oben geäus-
serten Vermuthung nach wol alle von einer zer-
eichteten Vorwelt herrühren, und wozu man
wol allerhand ähnliche, aber wol schwerlich
vollkommen gleiche Originale in der jetzigen
Schöpfung vorzufinden im Stande seyn wird.

III. Metallisirte Körper sind versteinte Fi-
sche, Conchylien oder Hölzer in Schiefer oder
Thonlagern, die mit Kies durchzogen worden,
und daher ein glänzendes metallisches Ansehen
(einen Harnisch, armaturam) erhalten haben.

IV. Steinkerne (Nuclei) sind der blosse
innere Abguß von der Höhlung der Schnek-
[Seite 547] ken oder Muscheln, deren wirkliche Schaalen
verlohren gegangen. So sind z.B. die Hy-
sterolithen, Trigonellen, Strombiten mit dop-
pelten Windungen etc. nur dergleichen Abflüsse,
wovon die eigentliche Forme, nemlich die Con-
chylie selbst, nicht mehr existirt.

V. Endlich Spurensteine (typolithi) der
blosse Abdruck der äussern Oberfläche ehe-
mahliger organisirter Körper, die ebenfalls nach
der Hand zerstöret und verlohren worden; so
die Blätterabdrücke, die Pflanzenschiefer u.s.w.

§. 249.

Es wird schwerlich irgend eine Gegend auf
der Oberfläche der Erde von Petrefacten gänz-
lich entblößt seyn, und man hat auf sehr hohen
Bergen so wie im tiefen Abgrund der Erde
Spuren davon angetroffen. Herr de Lüc fand
auf dem Grenier des communes in Faucygni
7844 Fus hoch über der Oberfläche des Mee-
res versteinte Ammonshörner: und mehr als
2000 Fuß tief unter dieser Fläche sind in den
Steinkohlengruben von Whitehaven in Cum-
berland Schieferabdrücke von Farrenkräutern
gebrochen worden*).

§. 250.

Eben so sind auch nur wenige Steinarten,
die niemals eine Spur von Versteinerungen ent-
[Seite 548] halten, wohin die Edelsteine, Crystall, Quarz,
der eigentliche Granit und Porphyr, und der
Basalt etc. gehören. Hingegen finden sich die
Petrefacten am allerhäufigsten in Kalk und
Marmor, und zwar vorzüglich Knochen, Grä-
ten, Krebse, Conchylien und Corallen. Im
Thonschiefer, Fische und Pflanzenabdrücke.
In Chalcedon, Schnecken. In Feuerstein,
Seeigel und Corallen. In Jaspis, versteintes
Holz. In Sandstein, Knochen, Corallen,
Blätterabdrücke u.s.w.

§. 251.

Wir ordnen die Petrefacten nach der oben
befolgten Classification ihrer Urbilder, und müs-
sen die, zu welchen keine Urbilder mehr vorhan-
den sind, da einschalten, wo sie nach ihrer
Aehnlichkeit mit den gegenwärtigen organisirten
Körpern am füglichsten hinpassen. Also

A. Versteinerungen des Thierreichs.

I. Von Säugethieren.

Zuförderst fossile Menschenknochen, An-
thropolithen. Daß man diese nicht wirklich
petrificirt, wie Ammoniten im Kalkflöz erwar-
ten dürfe, versteht sich aus dem oben gesagten
wol von selbst. Aber fossile Menschenknochen
giebt es so gut als es fossile Elephanten- oder
[Seite 549] Nashornknochen giebt: nur freylich äusserst sel-
ten, und sie müssen von gültigen Richtern da-
für erkannt seyn; denn den Schedel, das Bek-
ken u.s.w. ausgenommen, so gehört feinere
anatomische Kenntnis dazu, um alle übrige Kno-
chen des Menschengerippes von ähnlicher Thiere
ihren mit Zuverlässigkeit unterscheiden zu können.
Solche ungezweifelt wahre Anthropolithen,
sind z.B. der Stirnknochen aus den Langensal-
zer Sandhügeln, den Herr von Haller besessen
und angeführt hat: die Herrenhäuser Schedel,
die der berühmte Eckhart beschrieben: die Men-
schengebeine, die Morgagni's Schüler Vita-
lian Donati an der Küste von Incoronata zwi-
schen Marmor und Stalactit (völlig wie die
Elephantenknochen in der Baumannshöhle)
vergraben fand: ähnliche Gebeine von Cherso
und Osero die der grosse Anatome Caldani re-
cognoscirt hat: einige Fingerglieder die der
größte Osteologe B. S. Albinus besaß: ein
Schedel aus der hiesigen Gegend im Museum:
Und ein hinteres Glied der grossen Zehe, das
wir selbst besitzen, aber ohne zu wissen wo es
gefunden worden.

Fossile Knochen und Zähne von Bären und
Luchsen in der Scharzfelder Knochenhöhle am
Harz*), wo wir selbst ausgebrochen haben, und
wovon der ganze Schedel nun im Museum be-
[Seite 550] findlich ist, den Leibnitz in den Protogäis ab-
bilden lassen.

Dergleichen von Elephanten in der zwey-
ten Kluft der Baumannshöhle, wo wir sie zu-
gleich mit schwarzen Marmor unter weissen
Sinter vergraben gefunden, und ein grosses sehr
entscheidendes Stück, nemlich vom doppelten
Hirnschädel von daher mitgebracht haben. Auch
bey Burg-Tonna im Gothaischen, in Sibi-
rien als sogenanntes Mammontovaiakost
(wo es so gut wie frisches Elfenbein zu aller-
hand Kunstsachen verarbeitet wird) und an vie-
len andern Orten.

Rhinocerosknochen beym Herzberg am
Harz, in Sibirien und anderwärts.

Knochen und Geweihe von Thieren aus
dem Hirschgeschlecht.

Ungeheure Büffelschedel in Sibirien: Ge-
hörn von Auerochsen im Seeberg bey Go-
tha etc.

Knochen von Wallrossen u.a. grossen
Seethieren, überhaupt sogenanntes gegrab-
nes Einhorn, vermeynte*) Riesenknochen,
u.s.w.

Endlich auch die anonymen räzelhaften
Osteolithen von jetzt unbekannten Thieren, wie
von dem grossen Elephantenähnlichen aber Fleisch-
fressenden Geschöpf, dessen Gebeine und Zähne
in Oberitalien und in Nordamerica ausgegra-
[Seite 551] ben worden*): die kleinen sonderbaren Wir-
belknochen, Rippen, Schulterblätter, Zähne etc.
in Muschelmarmor etc.

II. Von Vögeln

wird schwerlich ein Petrefact erweislich seyn.

III. Von Amphibien.

Allerhand Schilder, Zähne u.s.w. von
Schildkröten, Fröschen, Rochen etc. ganze Ge-
rippe von Ellenlangen Eidexen im Sulaischen
Schiefer etc. besonders die sogenannten Schlan-
genzungen, Glossopetren, Teufelsnägel,
von mancherley Bildung. Sie finden sich bey
Lüneburg; auf der Insel Malta etc. und zwar
meist einzeln, weil sie bey den Hayfischen nicht
wie andre Zähne in Zahnlücken eingekeilt (Gom-
phosis
), sondern mit Gelenkbändern (Syndes-
mosis
) an die Kinladen befestigt gewesen.

IV. Von Fischen.

Theils ganze Fische mit den noch kenntli-
chen schrägen Muskelschichten, zwischen Thon-
schiefer, auf dem Inselsberg bey Gotha, im
Mannsfeldischen, bey Riegelsdorf in Hessen
und anderwärts: theils die blossen Gerippe
und einzelne Gräten, Flossen etc. wie im Pap-
[Seite 552] penheimer Kalkschiefer; im Stinkschiefer auf
dem Libanon etc.

Zu den versteinten Fischzähnen gehören
wenigstens zum Theil die Türkise, von blau-
grüner Farbe, die man zum garniren der Sä-
belgefässe etc. braucht, und deren thierischen Ur-
sprung schon Peter Borell A. 1649. erwie-
sen hat.

Die sogenannten Bufoniten oder Schlan-
genaugen sind flachrunde glatte Fischzähne
(wie beym Anarrhichas lupus etc.): finden
sich zuweilen wie im Lindner Steinbruch bey
Hannover fast Türkisartig, von schöner blauer
Farbe etc.

V. Von Insecten.

Vorzüglich Krebse: theils im Pappenhei-
mer Kalkschiefer, theils aber auch die vollkom-
men erhaltnen Glieder bey Hannover; bey
Mastricht. Kurzschwänzige Moluckische
Krebse u.a.m.

Zuverlässig gehören doch auch wol in diese
Classe die räzelhaften Trilobiten oder Käfer-
muscheln, Cacadumuscheln (Dudley fossil,
Entomolithus paradoxus Linn
.) die in England,
Schweden, und von uns selbst in Menge theils
zusammen geklappt, theils ausgestreckt, und
zwar die letztern fast Spannenlang, in den
Würminghäuser Schiefern gefunden worden
sind; und die wenigstens einige Aehnlichkeit mit
[Seite 553] der von Herrn Banks auf dem Feuerland ge-
fundenen Scolopenderart, haben.

VI. Von Würmern.

Und zwar 1) von mollvscis, wenig
oder nichts. Höchstens nur Spurenstein.

Hingegen 2) testacea, in ganz un-
säglicher Menge. Denn gewiß übersteigt nur
allein die Anzahl der vollkommen petreficirten
Conchylien, die von allen Fossilien und Ver-
steinerungen zusammengenommen. Ganze Berg-
ketten, die einen grossen Theil unsrer Erde um-
gürten sind noch jetzt damit bedeckt, und wie
viel Städte schon davon gebaut, Chausseen da-
mit gepflastert u.s.w.

Nur die vorzüglichsten Geschlechter dieser
würdigen Denkmäler anzuführen, so finden sich
A) Von vielschaaligen Conchylien (Mul-
tivalves
): Balaniten oder versteinte Meertul-
pen, und Pholaditen oder Bohrmuscheln.

B) Von zweyschaaligen, oder eigentlich
sogenannten Muscheln (Conchae), die Mu-
sculiren (aus dem Geschlecht Mya), und My-
tiliten, dergleichen sich bey Millionen in der
Gegend um Göttingen finden.

Venusmuscheln theils in blossen Stein-
kernen, wohin wol die Trigonellen gehören,
theils aber auch ganz vollständig, wovon wir
Faustgrosse Stücke aus der hiesigen Gegend
besitzen.

[Seite 554]

Chamiten von mannichfaltigen Gattun-
gen. Die der Länge nach gefurchten, heissen
Kammmuscheln, Pectiniten, und wenn sie
klein sind Pectunculiten.

Zu den glatten gehören die Bucarditen
u.s.w.

Ostraciten von zahlreichen Arten. Man-
che die den gemeinen Austern, oder dem Lor-
beerblatte, den Mänteln etc. ähneln.

Archen meist nur in Steinkernen.

Endlich Anomien, worunter ausser den
Terebrateln verschiedene räzelhafte Petrefacte
gehören, wie die Gryphiten, die von ihrer
krummschnablichen Bildung, und die Hyste-
rolithen, die von einer andern Aehnlichkeit,
die man darin hat erkennen wollen, den Nah-
men führen; vermuthlich auch die Pantoffel-
muscheln, die Hr. Baron von Hüpsch ent-
deckt, und ans Museum geschenkt hat u.a.m.

C) Von Einschaaligen Conchylien
mit bestimmten Windungen, oder eigent-
lichen Schnecken (Cochleae) zuförderst die,
wo das Gehäuse durch Scheidewände in Kam-
mern oder Fächer (Concamerationes) abgetheilt
ist (Cochleae polythalamiae): nemlich Nau-
tiliten von fast kuglichter Gestalt, an denen
nur die äussere Windung sichtbar ist, in der
die übrigen kleinen Gewinde gleichsam versteckt
liegen. Dergleichen wir in Chalcedon aus den
[Seite 555] Umbernestern zwischen dem Würminghäuser
Schiefer vor uns haben.

Ferner die unzählige Schaar der Ammo-
niten von der Grösse eines Wagenrads an bis
zu der von einer kleinen Linse, folgends von so
mancherley Bildung, die sich im ganzen auf drey
Hauptarten zurück bringen läßt. Nemlich a)
mit cylindrischen Windungen und runden Rük-
ken; b) mit eckichten knotichten Windungen
und breiten Rücken; und c) mit flachen Win-
dungen und scharfen Rücken.

Dann die Lituiten mit von einander ab-
stehenden Gewinden, deren dickeres Ende in
eine gerade Röhre auslauft: und die kleinen
Linsensteine (Lenticulates, Helicites, lapis
numularis
) die aussen mit zwey glatten bauchi-
gen Schaalen belegt sind, aber inwendig eine
überaus zarte vielkammerige Spiralwindung
von ansehnlicher Länge enthalten.

Zu den Schnecken ohne innere Concamera-
tionen (Cochleae Monothalamiae) gehören
die Volutiten, Coniten, Bulliten, Buc-
ciniren, Muriciten, Nerititen etc.

Wol 50 Arten von Turbiniten; auch ver-
steinte Deckel von einigen, oder sogenannte
Venusnabel.

Strombiten ebenfalls von vielerley Ar-
ten, theils über Fuß lang, wie die von Cour-
tagnon
in Champagne: theils die ganz beson-
dern aber seltnen Stücken mit doppelten Ge-
[Seite 556] winden von ungleicher Dicke, dergleichen sich
hier zu Lande finden*): theils überaus artig
gebildet, wie mit Perlschnüren umwunden etc.
an theils Orten in unglaublicher Menge; wie
zu Neustadt bey Hannover, wo die Strombi-
ten zu tausenden dicht aneinander, ganz horizon-
tal in einer fast unbegreiflichen Ordnung, so-
gar die Mündungen alle nach einer Seite ge-
kehrt gefunden werden.

Cochliten und Umbiliciten aus dem He-
lixgeschlechte: und Porcellaniten oder Cyprä-
enarten.

D) Von einschaaligten Conchilien ohne
äussere Windungen mancherley Dentaliten
und Serpuliten oder Vermiculiren: vor-
züglich aber zweyerley sonderbare Geschöpfe die
Orthoceratiten und Belemniten. Beydes
gerade Röhren, von stralichter Textur, (wie
der Tophus an den Gradirreisern) mit Zwi-
schenwänden am einen Ende, die sich auch als
kleine Schaalen einzeln finden, und Alveolen
heissen. Jene wie abgestumpfte Kegel; die Be-
lemniten hingegen, die auch Luchssteine,
Rappensteine, Teufelskegel, Storchstei-
ne, Alpschoß (dactyli idaei) heissen, und
sich häufig in schwarzen Stinkstein finden, sind
an einem Ende zugespizt, theils auch in der
[Seite 557] Mitte am stärksten, also fast spindelförmig,
theils an einer Seite eingefurcht, u.s.w.*)

Hieher gehören auch wohl die Doppelröh-
ren, ein wunderbares, und so viel wir wissen,
noch nirgend beschriebnes Petrefact, das wir
oft, aber immer nur in Bruchstücken am Fuß
des Heinbergs gefunden haben, und das aus
zwey völlig cylindrischen und parallel laufenden
Röhren besteht, die in eine gemeinschaftliche et-
was breit gedruckte Schaale eingeschlossen sind
(Taf. III. Fig. 15.).

Wir gehen zu einer andern Ordnung von
Würmern über. 3) cartilaginea, die
ebenfalls unter den Petrefacten überaus zahl-
reich sind. Es gehören dahin Echiniten oder
Seeigel von mancherley Bildung und Grösse,
die meist in Kalk- oder Feuerstein gefunden wer-
den: und im letztern Fall, zumal wenn sie klein
aber hochgewölbt sind, Knopfsteine oder Krö-
tensteine heissen. Die sogenannten Juden-
steine, (die spatiche Textur, und meist die
Grösse und Gestalt einer Olive haben), sind nun-
mehr ganz zuverlässig für Echinitenstacheln er-
kannt worden.

Die Encriniten und Pentacriniten zwey
prächtige und überaus merkwürdige Petrefacten-
arten bestehen aus zwey Haupttheilen: aus dem
[Seite 558] Körper und dem Stiel. Jener hat, zumal bey
den Pentacriniten sehr viel Aehnlichkeit mit dem
oben beschriebenen Medusenhaupte: bey den
Encriniten aber sind seine Arme meist zusammen
gefaltet, da er denn einige Aehnlichkeit mit ei-
ner geschlossenen Lilie hat, auch deswegen Li-
lienstein genannt wird. Der Stiel ist bey
beiderley Gattungen gegliedert, wie ein Rück-
grad, und zwar bey den Encriniten rund, da-
her seine einzelne Glieder kleinen Bretspielstei-
nen mit artigen sonnenförmigen Zeichnungen
ähneln, und Trochiten oder Bonifacius-
pfennige, Rädersteine, Walzensteine ge-
nannt werden. Bey den Pentacriniten hinge-
gen ist der Stiel eckicht, und seine Glieder und
deren Zeichnung sternförmig, daher sie Asterien
heissen, die fast immer 5, sehr selten nur 4
Spitzen haben, zuweilen auch rundlich sind,
doch daß sie nicht wie die Trochiten mit Son-
nen, sondern immer mit einem fünfeckichten
Stern bezeichnet sind. Die Schraubensteine
sind wohl ausgefressene Stücken von Encrini-
tenstiele, und die Cariophylliten, die fast
wie Würznelken aussehen, müssen wenigstens
in die Nachbarschaft dieser Geschöpfe gehören.

Endlich 4) corallia, von denen wir
wohl mehr Arten versteinert als in Natur ken-
nen. Theils sind Tubiporiten, theils Mil-
leporiten, wie die aus dem Petersberg bey
Mastricht, theils auch versteinerte Corallinen,
[Seite 559] Flustrae etc. dergleichen sich bey Celle, bey Herrn-
hausen etc. im Feuerstein finden: vorzüglich aber
Madreporiten, die in manchen Gegenden,
z.B. auf dem Mont Saleve bey Genf unzählig
sind, woher das Museum eine grosse Samm-
lung von wunderbarer Mannichfaltigkeit und
Schönheit von dem Herrn de Luc zum Geschenk
erhalten hat. Manche Gattungen sind ihrer
Bildung wegen Fungiten, Meandriten,
Cerebriten, Astroiten u.s.w. genannt wor-
den; und zu den letztern gehören auch die soge-
nannten Essigsteinchen, nemlich kleine flach-
geschnittne Astroiten, die sich, wenn sie in Ci-
tronensaft oder Weinessig gelegt werden, ihrer
kalkigten Substanz wegen, wie abgeschliffne
Krebsaugen darin bewegen müssen.

Dieß wären die wichtigsten thierischen Pe-
trefacten: Es folgen

B. Versteinerungen des Pflanzenreichs,

die sich doch kürzer zusammen fassen lassen.

Erstens nemlich: Abdrücke von ganzen Ge-
wächsen oder ihren Theilen in den sogenannten
Pflanzenschiefern, die sich vorzüglich häufig,
und theils von bewundernswürdiger Schönheit
in den Sevennischen Gebürgen, in der Schweiz,
und bey Eisleben finden. Meist sinds Farren-
kräuter, Schilf, Kannekraut etc. theils aber
[Seite 560] ganz unbekannte Gewächse, wie die grossen ge-
schuppten, aber astichen Stücke in den Wür-
minghäuser Schiefern, die wir auf eine Art
von Opuntia zu deuten geneigt wären.

Die hieher gehörigen Hölzer sind von zwey-
erley Art, theils nemlich noch brennbar, har-
zicht, (Lignum fossile bituminosum) meist
alaunhaltig, wie die vom Herrn Prof. Holl-
mann beschriebne unermeßliche Menge, die
bey Münden und zwar in der sonderbarsten La-
ge, wie in einem Schieferbruch gegraben wor-
den. Theils aber versteinert (Lithoxylon)
und zwar meist in Jaspis von ausnehmender
Härte und schönen Farben, wie in Sibirien,
in Ungern, bey Coburg etc. woher wir ausseror-
dentliche Stücke mit Aesten, und deutlichen
Spuren der ehemaligen Zasern, und von den
seltensten hellgrünen Farben besitzen. Zu
den merkwürdigsten gehören solche Stücke die
am einen Ende agatisirt sind, und am andern
noch sich anbrennen lassen*), und folgends die
schon verarbeitet gewesenen, und nachher ver-
steinerten Hölzer, dergleichen in Herkulan ge-
funden seyn sollen**).

Würkliche Früchte sind wol äusserst selten
oder gar nie versteint angetroffen worden.

[Seite 561]

Von Blättern finden sich auch ausser den
obigen Schiefern einzelne Abdrücke: z.B. grosse
und ausnehmend schöne Stücke aus dem Ahorn-
Geschlechte in Sandstein vom Heidelberge bey
Blankenburg u.s.w.

Das Beinbrech, Beinwell (osteocolla)
besteht aus allerhand in Mergel und Kalk ver-
erdeten Wurzelgestrippe, Reisholz etc. und fin-
det sich in theils Gegenden, wie im Gothai-
schen, auch hier um Göttingen in grosser Men-
ge, ward ehedem als Arzney, zumal bey Bein-
brüchen, jetzt aber blos zu Grottenwerk und
als Baustein verbraucht.

Und dahin sind endlich auch die verocker-
ten Vegetabilien, z.B. die artigen Birken-
blätter, Wurzeln, bemoosten Rinden etc. zu
zälen, die sich hin und wieder, aber wol nir-
gend schöner als bey dem berümten Sauerbrun-
nen von Petrosawodsk am Onega-See, den
Peter der Grosse getrunken, finden, und wo-
von das Museum der Freygebigkeit des Herrn
Baron Asch ungemeine Stücke zu verdanken hat.

Appendix A Register.

[[A1]]

Appendix B Einige Druckfehler die zum Theil abgeschmack-
ten Sinn geben, daher sie der Verfasser vor dem
Gebrauch des Buches, abzuändern bittet.

[[VII]]

S. 93. Z. 13. nach Harn s. oder nach Carvers Versi-
cherung ein besondrer unter der Harnblase be-
findlicher Saft.

S. 114. Z. 3. vom E. statt schlechtes, lies schlichtes.

S. 153. Note *) 1te Z. st. 5 l. 15.

S. 238. Z. 11. st. Schwarzfedern, l. Schwanzfedern.

S. 452. Z. 11. st. einbiegen, l. einbeizen.

S. 468. Z. 4. st. Pflanzen l. Spelzen.

Eben das. Z. 14. st. einfachen l. einfachern.

S. 518 Note *) 1te Z. st. schauervollen l. schaudervollen.

S. 545. Note *) st. 1756. l. 1706.

Appendix C

[Tab. I]
TAB. I.xxx
[interleaf] [Tab. II]
TAB. II.xxx
[interleaf] [Tab. III]
TAB. III.xxx
[interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[[I]]

Poteras, inquies, prima statim editione
librum absolutum dare: imo quemad-
modum ipsi semper hoc agimus dum vi-
vimus, vt nobis ipsis reddamur meliores,
ita non prius definemus nostras lucubratio-
nes elimatiores ac locupletiores reddere,
quam desierimus viuere. erasmvs de
scriptis propriis
ad D. Io. Botzhemum.

*).
[Seite 2]

Ars, five additus rebus homo. bacon de veru-
lam
. de augm. scient. L.
II. L'art en général est
l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou
par son luxe, aux productions de la Nature. di-
deroi
. Syst. figuré des connoiss. humaines
.

*).
[Seite 32]

Der dunkle Körper im Leibe des Räderthiers, den
einige berühmte Männer, seiner willkührlichen Bewe-
gung ungeachtet, für das Herz des Thiergens ge-
halten haben, ist nach unsern Untersuchungen zuver-
läßig der Magen, und kein Herz.

*).
[Seite 34]

Ergo in hyemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo
somnus
. plinivs
.

*).
[Seite 56]

Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, co-
eunt, vivos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt,
partium denique omnium internarum structura et usu
cum iis conveniunt. raivs
.

*).
[Seite 57]

Sanctius – animal, mentisque capacius altae
----- et quod dominari in caetera poffet.

ovid.

*).
[Seite 67]

joseph de acosta hist. nat. i moral d. l. In-
dias
p. m.
93.

*).
[Seite 70]

ian iac. hartsinck Beschryv. v. Guiana. Th.
I. S. 93.

*).
[Seite 72]

volcheri coiteri observ. anat. p. 128.

*).
[Seite 73]

i. de lery voyage faict en la Terre de Bresil p.
157. sq.

*).
[Seite 76]

sam. pvrchas his pilgrims Vol. III. p. 1078.

*).
[Seite 77]

apicivs VIII. 9.

**).
[Seite 77]

varro de R. R. III. 15.

*).
[Seite 79]

bell's Travels I, p. 311.

*).
[Seite 81]

dvverney oeuvr. anatom. T. II. p. 384.

*).
[Seite 84]

Von Art seyn alle Maulwurf blind,
Kein sehenden man nimmer sind. Burc. Waldis.

*).
[Seite 87]

Sprüchw. Salom. K. 30. V. 26.

*).
[Seite 88]

(cetti) quadrupedi di Sardegna p. 149.

**).
[Seite 88]

Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculo-
rum auxilium militare a Divo Augusto perisse. plin.

*).
[Seite 96]

p. berch westmanl. Björn-och wargfänge p. 13.

**).
[Seite 96]

robinson crvsoë, Vol. I. p. 275. sqq.

*).
[Seite 97]

v. haller elem. physiol Tom. V. p. 56. 157. sq.

**).
[Seite 97]

L'anatomie de Heister par p. senac P. III. p. 392.

*).
[Seite 98]

garcilasso d. l. vega origen d. l. Yncas p. 138.
Der Lisab. Ausg. v. 1609.

**).
[Seite 98]

Sr. walt. ralegh's hist. of the world T. I.
p. 95.

*).
[Seite 102]

mich. casiri bibl. arab. Hispan. Escurial. T. I.
p. 310.

**).
[Seite 102]

jo. vesling obs. anatom. c. 6.

*).
[Seite 103]

strype's Surv. of Lond. & Westminster. Lond. 1720.
fol. Tom. I. p. 118. sq.

**).
[Seite 103]

shaw's Travels p. 171. ed. 2.

*).
[Seite 105]

GARCILASSO D. L. VEGA l. c. p. 246.

*).
[Seite 106]

rovx, Journ. de Medecine, Decembr. 1771.

*).
[Seite 108]

Gottfr. Opitz Kalmuckische Gefangenschafft. S. 198.

*).
[Seite 109]

I. M. gesner de antiqua asinorum bonestate. Comm.
Goett. T
. II.

**).
[Seite 109]

casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208.

*).
[Seite 111]

Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande
zwanzig Centner zu tragen.

*).
[Seite 113]

garcil. de la vega l. c. p. 213. der Lisab.
Ausg. v. 1609.

**).
[Seite 113]

alonso d'ovaglie del Regno di Cile p. 54.
der Römischen Ausg. p. 1646.

*).
[Seite 114]

r. plott's Oxford-shire p. 192.

*).
[Seite 116]

conr. gesneri, icones animal quadrupedum. p. 35.
Stumpfens Schweitzer Chronik. Th. II. p. 287.
„Der Steinbock und die Ybschgeis des Steinbock.
Wyblin oder Gespan“.

**).
[Seite 116]

Vorbildung aller ausländ. Thiere in des Pr. Eugens
Menagerie. Augsp. 1743. fol. transv. tab. VI. J.
El. Ridingers jagdbare Thiere Taf. XI. und dessen
Entwurf einiger Thiere N. 71.

*).
[Seite 117]

Faesi Erdbeschr. der Eidgenossenschafft. Th. I. S. 35.

*).
[Seite 118]

Zumal Num. 15. 18. 20. 22. 37. 49. 33. 55. 56.
59. 62. 66. 69. 71 etc.

*).
[Seite 121]

th. hyde, Shahiludium p. 103. sqq. ed. gr. sharpe.

*).
[Seite 122]

Gabr. Thomas Pensylvan. S. 12.

*).
[Seite 127]

Hanows Seltenh. der Natur Th. III. Taf. 1. Fig. 1.

*).
[Seite 128]

Baba heist auf Malaisch das Schwein, russa der
Hirsch.

*).
[Seite 131]

strabo L. XV. p. m. 475. J. Wolf. Haydt ostin-
discher Schauplatz. p. 212. u. f.

*).
[Seite 132]

Heinr. Rantzow des jüng. Reiseb. auf Jerus. S. 81.

**).
[Seite 132]

plin. VIII. 1. Elephas animal proximum est humanis
sensibus
. Die Malaier brauchen orang, das Stamm-
wort zu orang-utang, gemeinschaftlich vom Menschen
und Elephanten.

*).
[Seite 133]

Pitture antiche d'Ercolano. T. II. tav. XLVI.

**).
[Seite 133]

Von der Kunstgeschichte des Elfenbeins, zumal
von dessen Bearbeitung bey den Alien s. Hrn Hofr.
Heyne zwey Abhandlungen in den Nov. Com-
ment. Goett. T
. I.

***).
[Seite 133]

p. gillii descr. eleph. p. 511.

*).
[Seite 134]

Auf zwey Münzen von Domitianus, in klein Erzt,
die auch Hr-Prof. Camper auf seinen noch nicht be-
kanntgemachten Tafeln zur Gesch. des zweyhörnigen
Rhinocers Tab. II. fig. IV. V. abgebildet hat.

*).
[Seite 141]

rich. haklvyt Collection of Voyages Vol. III.
p. 657.

*).
[Seite 152]

caietan. monti, in Comment. instit. Bonon.
T.
III. p. 298. sqq.

*).
[Seite 153]

Von einer Taube die 5 deutsche Meilen in 4
Stunden 39 Min. zurückgelegt, s. Bresl. Samml.
1728. p. m. 1457. Von Schwalben s. ian. hvygh.
v. linschoten Anm. zu seiner Uebers. des jos.
de acosta p. m.
90.

*).
[Seite 168]

plin. L. X. c. 55. Livia Augusta, prima sua juventa
Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere viri-
lem sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari au-
gurio, ovum in sinu fovendo, atque cum deponendum
haberet, nutrici per sinum tradendo. ne intermitte-
retur repor etc.

**).
[Seite 168]

aristot. hist. animal. L. VI. c. 2. L'art de faire
éclore des oisenux domestiques
p. Mr. de reavmvr.
Par.
1751. 3 Vol.

*).
[Seite 169]

Ornithotrophie artificiele. Par. 1780. 12. Pl. 1.

*).
[Seite 178]

garcilasso de la vega 1. c. p. 217. b.

*).
[Seite 181]

pandolfo collenvccio istoria Napoletana.

*).
[Seite 184]

REALD. COLVMBI anat. L. 1. c. 8.

*).
[Seite 185]

anson's Voy. ronnd the world T. II. p. 37. sq.

**).
[Seite 185]

bacon de vervl. sylva. sylvar. VIII. 748.

*).
[Seite 191]

ten rhyne schediasma de promontor. bonae spei.

*).
[Seite 193]

Ephem. N. C. Cent. X. p. 431. sq.

**).
[Seite 193]

Martens Spitzberg. Reise. S. 70.

*).
[Seite 196]

i. reinh. forster hist. aptenodytae in Commen-
tat. Soc. Sc. Gött
. 1780. vol. III. p. 121. sqq.

**).
[Seite 196]

Seb. de Weert R. um die Welt in de ery Ame-
rica
P
. IX. tab. XXV.

*).
[Seite 203]

caylvs Recueil d'Antiquités vol. VI. tab. XI. f. 1.

*).
[Seite 207]

ed. brown in roe. hook's philosoph. Colle-
ctions
N
. 5. p. 148.

**).
[Seite 207]

w. harvey de gener. animal. p. 15.

*).
[Seite 208]

Voyage de f. legvat T. I. p. 98.

*).
[Seite 215]

chardin T. III. tab. XX.

**).
[Seite 215]

In den Creuz-Zügen. s. Anon. chronicon Hierosol.
ex. ed. rein. reineccii L. V. c. 9. p. 107.

*).
[Seite 216]

frontini strategem. L. III. c. 13.

*).
[Seite 219]

ramvsio navigationi l. p. 367. D.

*).
[Seite 220]

geoffr. chavcer's Cuckowe. in h. Works p.
543. sqq.

**).
[Seite 220]

ivst. schrader observ. anatom. p. 216.

*).
[Seite 221]

gio. ant. Cavazzi Descr. de Congo, Matamba
et Angola
. Bol
. 1687. p. 59.

**).
[Seite 221]

Eph. N. C. Dec. I. ann. X. p. 454.

*).
[Seite 226]

nieremberg hist. naturae p. 234.

*).
[Seite 230]

clappham's Relat. of the Pico Teneriff. p. 172.

*).
[Seite 231]

Günthers Nester und Eyer versch. Vögel, durch
Wirsing. Taf. X. Ein Nest, was zahme Zeisgen
in der Stube gebaut, s. im Dresdn. Magazin 1 Th.
Taf. 1.

*).
[Seite 232]

nozemann en chr. zepp Nederlandsche Voge-
len
tab
. LXV. p. 124.

*).
[Seite 234]

sepp Nederl. Vogelen tab. LIX. p. III.

*).
[Seite 235]

Chr. Lehmanns Erztgebürg. Creis. S. 694.

*).
[Seite 236]

nozemann en sepp l. c. tab. XXVI. p. 49.

*).
[Seite 244]

ch. bonnet Oeuvres vol. III. p. 37.

*).
[Seite 245]

harvey Exerc. de partu p. 265. 267.

*).
[Seite 246]

Appendices simbrictae swammerdamii.

*).
[Seite 248]

Lettres edifiantes T. XVI.

*).
[Seite 249]

linn. amoen. acad. Vol. VII. ELLIS in Philos.
Trans
. Vol.
LVI.

*).
[Seite 250]

Sr george ent in philos. Trans. N. 194.
pag. 534.

*).
[Seite 251]

Com. roncalli Censur. medic. univ. p. 131.
pennant in Philos. Trans. Vol. LXI. P. I.

*).
[Seite 253]

Daß es sich anch am Cap. finde, versichert ten
rhyne
l. c. pag.
22. sqq.

*).
[Seite 254]

boccaccio Decameron. Giorn. IV. Nov. 7.

**).
[Seite 254]

Mehrere solche Fälle s. im Herrn Hofr. Kästners
Vorrede zum 3ten B. seiner Uebers. der Schwed. Abh.

*).
[Seite 255]

ian. dveravivs de piscinis pag. 20. sqq.

*).
[Seite 256]

norden voyage d'Egypte pag. 163.

*).
[Seite 257]

vesling obs. anat. c. V.

*).
[Seite 258]

Hist. of Inmaica. vol. III. p. 869. u. f.

*).
[Seite 260]

paoli della relig. di gentili p. rigu. ad alcuni anim.
P. III.

*).
[Seite 261]

w. molyneux in philos. Trans. N. 177. pag. 1237.

*).
[Seite 262]

shaw pag. 348. der zweyten Ausg.

*).
[Seite 263]

seba T. II. tab. 8. 17. 19.

**).
[Seite 263]

Die giftigen Schlangen sind mit ♂ bezeichnet.

*).
[Seite 264]

l. carver's Travels pag. 43. u. f.

*).
[Seite 265]

i. barbot's Descr. of Guinea p. 341.

**).
[Seite 265]

Saraf? 4 B. Mos. 21. 6.

***).
[Seite 265]

v. Neitzschitz siebenjährige Weltbeschauung
S. 184.

*).
[Seite 266]

kaempfer amoenit. exoticae. pag. 567.

*).
[Seite 269]

oppian. halieut p. 104, ed. Schneid.

*).
[Seite 276]

nic. stenonis elementar. myologiae specimen pag.
94. sq.

**).
[Seite 276]

duverney oeuvr. anatom. vol. II. tab. IX. Fig.
7. u. f.

*).
[Seite 279]

h. wernher hydrolog. Hungar. p. 104. son-
nerat
in Rozier Journ. de Physique Avr.
1774. p.
256 u. f. buffon supplem. T. V. p. 540. u. f.

*).
[Seite 280]

Obs. anatom. Coll. priv. Amstel. P. II. p. 42. tab. X.

**).
[Seite 280]

gv. needham disqu. anatom. de formato foetu
p.
155.

*).
[Seite 281]

Colleg. anatom. Amstelod. l. c.

**).
[Seite 281]

baster opusc. subsec. T. I. L. II. p. 88.

***).
[Seite 281]

Philos. Trans. n. 482.

*).
[Seite 282]

v. haller Op. minora. vol. III. p. 29.

**).
[Seite 282]

bonnet l. c. p. 506.

*).
[Seite 283]

Philos. Trans. vol. LVII. p. 280.

*).
[Seite 290]

du hamel Traité général des pesches P. II. sect. I.
pag. 36. sqq.

*).
[Seite 298]

10. conr. peyer parerga anatom. p. 139.

*).
[Seite 299]

Nouv. Heloise P. VI. L. XI.

*).
[Seite 301]

M. E. Bloch Naturgeschichte der Fische. Taf. XV.

*).
[Seite 303]

reavmvr in Mem. de l'ac. des sc. de Paris. 1716.
p. 229.

*).
[Seite 308]

10. swammerdam Biblia naturae Leid. 1737.
fol. pierre lyonet Traité anatomique de la che-
nille qui ronge le bois de saule
. à la Haye
. 1762. 4.

*).
[Seite 312]

nichols in philos. Trans. n. 413.

*).
[Seite 313]

chr. sepp Beschouwing der wonderen Gods &
of Nederlandsche Insecten
. Amst
. seit 1762. 4.

*).
[Seite 314]

lyonet l. c. pag. 585. u. f.

*).
[Seite 317]

Kölreuter vorläufige Nachr. v. einigen das Ge-
schlecht der Pflanzen betreff. Versuchen. S. 21 u.
f. 32. 34. u. f.

*).
[Seite 323]

horvs apollo L. I. hierogl. 10. plvtarch, de
Iside
et Ofer. pag
. 355. 381.

*).
[Seite 324]

Wie im Jahr 1479, da die Engerlinge deshalb in
einem weitläuftigen Monitorio fürs geistliche Recht
gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen
Advocaten von Freyburg zugestand, sie selbst aber
nach genauer Abhörung beider Parteyen, und reif-
licher Ueberlegung förmlich in Bann that. s. Mich.
Stettlers Schweitzer Chronick S. 5 [...]8.

*).
[Seite 326]

I. E. hebenstreit de vermibus anatomicorum ad-
ministris
Lipf
. 1750. 4. c. fig.

*).
[Seite 334]

Stellantes volatus, Vergiliae terrestres. plin.

*).
[Seite 335]

R. waller in philos. Trans. N. 167. fig. 3. 4. 5.

**).
[Seite 335]

malpighii opera posth. p. 84. sqq. der Venet.
Ausg. v. 1698.

***).
[Seite 335]

twiss's Travels, p. 281.

*).
[Seite 343]

Oldendorps Missions-Geschichte S. 117.

*).
[Seite 344]

ivl. casserivs placent. de vocis auditusque
organis hist. anat
. tab
. XXI.

*).
[Seite 347]

homer. Il. y. 150. sqq. anacreon Od. 43.
antholog. gr. L. I.

*).
[Seite 349]

stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.

*).
[Seite 352]

ioach. camerarii epit. Matthieli p. 51.

*).
[Seite 360]

iac. l'admiral jun. gestaltverwisselende gekorvene
Diertjes
. tab
. XIX.

*).
[Seite 364]

lyonet Traité anatomique T. II. Fig. 8. 9.
1. S. 54. T. V. Fig. 1. T. V. X. Y. S. III. und T.
XIV. Fig. 10. 11. S. 498.

*).
[Seite 365]

Rösels Insect. Belust. Nachtvögel II. Cl. T. IV. u. V.

*).
[Seite 366]

sepp. Nederl. Insecten; IV. St. V. Verhandl. S. 25.
Taf. V.

*).
[Seite 375]

ios. rovatti ep. ad Hallerum, vol. VI. p.
136. sqq.

*).
[Seite 383]

Sprüchw. Cap. 6. V. 8.

*).
[Seite 384]

gleditsch in mem. de l'ac. des sc. de Berlin 1749.
Pl. II.

**).
[Seite 384]

p. lyonet remarques sur la Theol. des Ins. de
lesser. T
. 1. p. 195. u.f.

*).
[Seite 392]

garcilasso de la vega l. c. p. 105. 202.
203. 205.

*).
[Seite 395]

harvey de gener. animal. Exerc. 57.

*).
[Seite 396]

bonnet oeuvres. vol. I. p. 545. u. f.

*).
[Seite 397]

io. ott. helbig Eph. N. C. Dec. I, ann. X,
p. 455.

*).
[Seite 399]

turberv. needham nouvelles obs. microsc.
p. 129. u. f.

*).
[Seite 400]

Stralsund. Magaz. I B. S. 239.

*).
[Seite 418]

turberv. needham. nouv. observ. microscop.
Pl.
III. IV. pag. 45 u. s. der Ausg. v. 1750.

*).
[Seite 428]

d'argenville conchyliologie Pl. XVI. D. 5. D. 6.
D. 8. vol. II. p. 549. u. f. der Ausg. v. 1780.

*).
[Seite 429]

bareot's Guinea p. 339.

*).
[Seite 433]

rappolt in Commere. Nor. 1738. p. 177. u. f.

*).
[Seite 456]

i. f. gmelin de irritabilitate vegetabilium. Tubing.
1768. 4.

*).
[Seite 458]

Prof. Zinn im Hamburg. Magaz. XXII. B. S. 8.

*).
[Seite 469]

iam. parson's microscopical Theatre of seeds Lond.
1745. 4. m. K.

*).
[Seite 471]

Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht S.
51. u. f.

*).
[Seite 472]

s. Götting. gel. Anz. 1774. 121. St.

*).
[Seite 479]

hamilton's Campi phlegraei tab. XXVI. XXVII.
XXVIII, S. 69. u. f.

**).
[Seite 479]

c. de choiseul voy. pittoresque de la Grece. tab.
XIII. XIV. S. 21. u. f.

*).
[Seite 483]

Ulloa Nachr. von America, II. Th. S. 14. u. f.
v. H. Prof. Dieze Uebers.

*).
[Seite 490]

c. de choiseul voyage pittor. de la Gréce tab.
XXXV. XXXVIII.

*).
[Seite 491]

Sr. isaac newton's Optiks. p. 356. sqq.

*).
[Seite 500]

Sr. iohn. maundevile's Travaile p. 191 seqq.
The Dyamandes ben square and poynted of here
owne kynde, bothe aboven and benethe, without-
en worchinge ot mannes hond etc.

*).
[Seite 501]

Herr Lippert zwar behauptet es. Daktyl. Sup-
plem. S. 131. 145. 146. 149.

**).
[Seite 501]

Er ist abgebildet in lambecii bibl. Vindobon.
L.
II. p. 516. Die grösten Diamanten und andere
Edelsteine in der Welt s. bey Tavernier la Mo-
traye, und in papillon sur la Gravure en bois.
T.
II. p. 281. Den die Russische Kaiserin von
Gregor. Saffray gekauft im Gothaischen Taschen
Cal. 1771. Die verschiednen Arten des Schnitts
bey mariette Tr. des pierres gravées T. I. p. 159.

*).
[Seite 507]

Winkelmann Gesch. d. K. S. 113.

*).
[Seite 508]

rer. Aegypt. L. III. c. 6. p. 146.

*).
[Seite 509]

i. greaves's pyramidogr. p. 139.

*).
[Seite 510]

Die schwerste Last die je von Menschen Händen be-
wegt worden: der Vaticanische Obelisk den Fon-
tana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil:
nur 973537 35/40 Pfund.

**).
[Seite 510]

So sagt schon aristides erat. Aegypt. p. 587.

*).
[Seite 512]

Völlig wie die Insel Castel-a-mare ohnfern vom
Aetna. S. die Dedications-Tafel vor den Cam-
pis phlegraeis.
fig.
11.

*).
[Seite 513]

Stolpa heißt auf Slavonisch eine Säule.

**).
[Seite 513]

S. die beiden grossen Kupfertafeln die Vivares
nach S. Drury A. 1743. von diesem so äusserst
merkwürdigen Basalten gestochen hat.

*).
[Seite 514]

Campi phlegraei tab. XLI. und LI. fig. 14.

*).
[Seite 518]

Man kan sich einige Idee von der schaudervollen
Grösse dieser unterirrdischen Gewölbe aus dem sehr
grossen Kupferblatte machen, das Nilson davon nach
Borlachs Rissen und Benj. Müllers Zeichnung 1760
gestochen hat.

*).
[Seite 522]

ch. patin Traité des Tourbes p. 4. 65.

*).
[Seite 528]

Nouvelle Heloise T. I. L. 23.

*).
[Seite 538]

Unsern Versuch mit den Braunischen verglichen,
s. in den Edinburger Medical and philos. Comment.
Vol
. IV. P. I. p. 107. u. f.

*).
[Seite 544]

C. G. Schober im neuen Hamb. Mag. 3. B. Taf. 1.

**).
[Seite 544]

Bromel lithogr. Suec. S. 50. u. f.

*).
[Seite 545]

s. poupart in Mem. de l'ac. des Sc. 1706. tab. II.
Fig. 5.

*).
[Seite 547]

franklin on Electricity. p. 362.

*).
[Seite 549]

Unicornu Hercynium. S. fr. ioel de pestis curat.
pag
. 60.

*).
[Seite 550]

iac. ph. d'orville Sicula p. 147. sqq.

*).
[Seite 551]

Atti di Siena T. III. Tab. VI. VII. Philos. Transact.
Vol. LVIII. Tab. IV.

*).
[Seite 556]

lachmvnd Oryctogr. Hildesh. p. 47. No. IV.
et VI.

*).
[Seite 557]

m. r. rosinvs de belemnitis et alveolis. Francohus.
1728. 4. eine fast ganz unbekannte Schrift eines
sonst berühmten Verfassers.

*).
[Seite 560]

delvc Lettres Vol. VI. pag. 623.

**).
[Seite 560]

vougeroux de bondarot Recherch. sur l'
Herculanum
p.
38.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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