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Handbuch
der
Naturgeschichte.

Mit Kupfern.

Multa fiunt eadem sed aliter.
(qvintilian.)

Dritte sehr verbesserte Ausgabe.

Göttingen,
bey Johann Christian Dieterich,

1788
.
[titlePage_verso]
Ex
Bibliotheca
Regia Acad.
Georgiæ
Aug:

Vorrede.

[[III]]

Ich habe bey dieser neuen Auflage
meinen möglichsten Fleiß ange-
wandt, die Mängel der vorigen zu
verbessern, und das wichtigste von
dem Zuwachs den die Naturgeschichte
in den letzten Jahren erhalten, nach-
zutragen. Um aber das Buch doch
nicht anzuschwellen habe ich mich da-
gegen hin und wieder mehr als bey
den vorigen Ausgaben ins kurze ge-
faßt. Ueberhaupt aber darf wohl
[Seite IV] ein Handbuch der N. G., wenn es
nemlich auch als Leitfaden zum aca-
demischen Vortrage brauchbar seyn
soll, wohl nicht viel kürzer seyn.
Denn da es die Natur der Sache
mit sich bringt, daß bey weiten der
größte Theil der Zuhörer doch nicht
mehr als einen halbjährigen Cursus
auf diese so viel umfassende Wissen-
schaft wenden kan, so muß das Com-
pendium an den wichtigsten Gegen-
ständen derselben so reichhaltig als
möglich seyn, damit die kurze Zeit
des mündlichen Vortrags zur nöthigen
Erläuterung des Buchs, zur Anlei-
tung zum fernern Gebrauch desselben,
und zur Mittheilung der anschaulichen
Kenntnisse durch Vorzeigung der Na-
turalien selbst oder wo das nicht geht
durch treue deutliche Abbildungen etc.
benutzt werden kan.

[Seite V]

Auch dadurch habe ich dieser neuen
Ausgabe einen kleinen Vorzug vor den
vorhergehenden zu geben gesucht, daß
ich am Ende jedes Abschnitts die wich-
tigsten Schriftsteller darüber ange-
führt, auch durchgehends wo es nö-
thig schien bey jeder Gattung eine
treue Abbildung citirt, und die fran-
zösischen und englischen Namen bey-
gefügt habe.

Vorzüglich habe ich im Thierreich
manche nützliche physiologische Be-
merkung aus der anatome comparata
etc
. beygebracht; so auch den Ab-
schnitt von der Physiologie und dem
Nutzen der Gewächse erweitert; be-
sonders aber haben wohl die Ab-
schnitte von der allgemeinen Minera-
logie und von den Versteinerungen
(und der Behandlungsart wodurch das
[Seite VI] sonst sterile Studium der letztern sehr
fruchtbar werden kan) beträchtliche
Verbesserungen erhalten.

An der Ordnung im Ganzen habe
ich nichts zu ändern gefunden, einiges
weniges ausgenommen; da man es
z.B. gut heißen wird, daß ich die
Linnéischen nantes von den Amphi-
bien getrennt und wieder zu den
Fischen gebracht: und hingegen die
Dachsartigen Thiere die man sonst
bald zu den Bären bald zu den viuer-
ris
zog, in einem eignen Geschlechte
verbunden habe. Da ich die weißen
Ameisen von den Papirläusen trennen
mußte, so habe ich jenen den Ge-
schlechtsnamen termes gelassen und
dagegen das Geschlecht der letztern
zum Unterschied termiculus genannt.

[Seite VII]

Daß ich das Wort genus immer
durch Geschlecht, und hingegen spe-
cies
durch Gattung übersetze, dafür
habe ich nicht nur die Autorität des
Hrn. v. Haller u.a. Claßiker in die-
sem Fache, sondern noch zwey Autori-
täten ganz andrer Art, den gemeinen
Sprachgebrauch nemlich und gewis-
sermaßen die Natur selbst, vor mir.

Die Natur zeigt (wenigstens im
gewöhnlichen Laufe, de regula), daß
nur die Thiere von einer species sich
mit einander gatten; und daß genus
auch Geschlecht bedeutet lernen wir in
den Kinderjahren in der Grammatik
beym Unterschied der Worte generis
masculini
oder foeminini etc.

Beym Thierreich ist denjenigen
Gattungen die sich in Deutschland
[Seite VIII] finden, wieder so wie in den vorigen
Ausgaben ein † vorgesetzt: und ein *
am Ende des lateinischen Characters
bedeutet, daß ich das ganze Thier im
hiesigen academischen Museo oder
sonst wo gesehen habe.

Göttingen,
den 1ten März 1788.
J. F. Blumenbach.

Verbesserungen und Zusätze.

[Seite IX]

S. 17 lese man die beiden ersten Zeilen so:
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers, und dann ist ihr

S. 45 letzte Zeile, l. doch daß die Hinter-
floßen ohne Knochen sind, und horizontal,
nicht wie

S. 46. Z. 13. l. incisores.

Der S. 67. Z. 9 u. f. angegebene Umstand hat,
wie ich nun von kundigen Augenzeugen weis, seine
vollkommenste Richtigkeit.

S. 77. Z. 19. l. Baikal

S. 84. Z. 12. l. Sagen

S. 86. Z. 1. 2. st. ebenfalls in Südamerica l.
im ganzen wärmern America

S. 97. Z. 11. setze hinzu: Eisbär.

S. 141. Z. 16. l. Sein Fang

S. 145. Z. 7 vom Ende werden die Worte
– und Junius – ausgestrichen.

[Seite X]

S. 192. Zu Lösung des scheinbaren Wieder-
spruchs, daß vom Albatros gesagt wird er lebe
außerhalb der Wendecirkel und nähre sich doch
großentheils von fliegenden Fischen, muß ich zu-
setzen daß zwar die eigentliche Heimat dieser Vögel
außerhalb der Wendecirkel zu seyn scheint, daß sie
aber bey ihren Zügen den ganzen Ocean von Sü-
den nach Norden und v. v. durchstreichen, und sich
da von fliegenden Fischen nähren. – Vergl. Pen-
nant's arctic Zoology T. II. pag. 507.

S. 193. Z. 10. l. hat in der Bildung und
Lebensart viel ähnliches mit

S. 197. Z. 9. statt: und liegt in diesem l. und
dieser liegt in jenem

S. 214. Z. 13 wird das Wort äußersten aus-
gestrichen.

Ebendas. Z. 27. l. pattu.

S. 223. Z. 8. setze noch ein Synonym hinzu:
Mook.

S. 293. Z. 17. l. Rochen.

S. 298. Z. 9. l. old wife.

S. 333. Z. 11. l. man wird zumal im
Sommer kaum eine

[Seite XI]

S. 343. Z. 3. vom Ende werden die Worte
– die Wanzen – ausgestrichen.

S. 361. Z. 5. v. E. l. attelabvs.

S. 376. Z. 7. 8. v. E. werden ausgestrichen da
sie nichts dem Heupferd eignes enthalten.

S. 381. zu Z. 17. – Eine ähnliche Bemerkung
hat aber auch schon Swammerdam bey dem Hielän-
dischen grauen Wasserscorpion gemacht. s. Dess.
biblia naturae T. I. pag. 230. tab. III. fig. 4. 5.

S. 389. Z. 12. v. E. st. schon l. schön

S. 473. Z. 3. 4. l. werden ihnen, wie schon
die Alten wußten, leicht reproducirt.

S. 547. Z. 10. die Brodfrucht wird doch nicht
ganz roh gegessen sondern erst geschält und geröstet.

S. 550. Z. 2. v. E. statt vorzüglich l. am
meisten

S. 574. Z. 12. 13. v. E. st. gelblichtes l. ge-
bleichtes

S. 621. Z. 17. l. zinci

[Seite XII]

Ein paar wichtige Gattungen von Thieren
müssen auch noch nachgetragen werden.

S. 124. nach Z. 14. – 5. Moschatus. Der
Bisamstier. (Fr. le boeuf musquè. Engl. the
musk-ox
.) B. cornuum deflexorum basibus la-
tissimis complanatis ad frontem contiguis; apici-
bus reflexis
.

pennant's arctic Zool. T. I. tab. VII.

Dieses Thier das sich schon durch die ganz
eigne Bildung seiner Hörner (wovon ein Paar zu-
weilen über 1/2 Centner wiegen soll) auszeichnet,
wird vor allen durch sein Vaterland äußerst merk-
würdig, das blos aufs äußerste Nordamerica im
Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der
Breite eingeschränkt ist.

S. 200. nach Z. 6. – 3. * Garzetta. (Fr.
l'aigrette) A. occipite cristato, corpore albo,
rostro nigro, loris pedibusque virescentibus
.

buffon T. VII. tab. XX.

Diese Gattung ist im Orient zu Hause, und
hat die berühmten langen, schneeweißen seidenar-
[Seite XIII] tigen Rückenfedern, die zumal von den Persianern
und Türken so theuer bezahlt, und auf dem Tur-
ban getragen werden.


Noch zu S. 8.

Ein längst gewünschtes überaus nützliches Hülfs-
mittel zum Studium der N. G., nemlich eine Er-
klärung der Linnéischen Kunstsprache, erhalte ich
so eben bey der Revision dieses Bogen:

io. reinh. forster enchiridion historiae na-
turali inseruiens, quo termini et delineationes ad
auium, piscium, insectorum et plantarum adum-
brationes intelligendas et concinnandas, secundum
methodum systematis
Linnaeani continentur.
Halae
1788. 8.

Den zweyten Theil dazu der die übrigen Fächer
der N. G. befaßt, haben wir vom jüngern Hrn.
Forster, dem Hrn. Geh. R. zu erwarten.


Anweisung der Kupfertafeln.

[Seite XIV]

Tab. I.

Fig. 1-7. die verschiednen Würmer im mensch-
lichen Körper in natürlicher Größe. – Sie sind
alle nach der Natur gezeichnet nur den Blasen-
wurm fig. 7. ausgenommen, den ich noch nicht
selbst gesehen, und daher aus Werners Schrift
entlehnt habe.

  • Fig. 1. Ascaris vermicularis (S. 459).
  • – 2. Der Vordertheil von ascaris lumbri-
    coides
    . (Ebendas.)
  • – 3. Ascaris trichuris. (S. 460.) Der Hin-
    terleib ist zu dick vorgestellt.
  • – 4. Das Kopfende der menschlichen Band-
    würmer (S. 462).
  • – 5. Vier Hinterglieder der taenia solium
    (S. 463).
  • – 6. Achtzehn Hinterglieder der taenia lata.
    (Ebendas.)
  • – 7. Hydatis humana. (Ebendas.)
  • – 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Wald-
    schnecke (S. 454) stark vergrößert.
  • [Seite XV] Fig. 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Po-
    lypen, tubularia sultana (S. 511)
    stark vergrößert.
  • – 10. Ein Arm-Polype mit einem Jungen,
    hydra viridis (S. 517) in natürlicher
    Größe.
  • – 11. Ein Stamm mit zwölf Blumen-Poly-
    pen, brachionus anastatica (S. 518)
    stark vergrößert.
  • – 12. Das Räderthier, vorticella rotatoria
    (ebendas.) sehr stark vergrößert.
  • – 13. Ein menschliches Saamenthierchen,
    chaos spermaticum (S. 520) noch
    weit stärker vergrößert. Der eyför-
    mige Körper sollte schlanker, und der
    Schwanz in Verhältnis zu demselben
    etwas länger seyn.

Tab. II.

  • Fig. 1. 2. Blattrinde der Pirnblätter (S. 525)
    stark vergrößert.
  • – 3. (S. 534 u. f.)
  • – 4-11. (S. 537 u. f.)

Tab. III.

[Seite XVI]
  • Fig. 1. 2. 6. (S. 570 u. f.)
  • – 3. (S. 591.)
  • – 4. (S. 579.)
  • – 5. (S. 611.)
  • – 7. (S. 593.)
  • – 8. (S. 596.)
  • – 9. (S. 603.)
  • – 10. (S. 626.)
  • – 11. (S. 606.)
  • – 12. (S. 598) so wie das folgende sehr ver-
    kleinert.
  • – 13. Ein Bruchstück vom wahren ludus
    Helmontii
    (S. 658).
  • – 14. Ein Stück Gekrösstein von Bochnia
    (ebendas.) in natürlicher Größe.
  • – 15. Ein Bruchstück von den Doppelröhren
    (S. 675.) etwas verkleinert.

Erster Abschnitt.
Von Naturalien überhaupt
;
ihrer Eintheilung in drey Reiche
u.s.w.

[[1]]

§. 1.

Alle Dinge, die sich auf, und in unsrer
Erde finden, zeigen sich entweder in der-
selben Gestalt, in welcher sie aus der Hand der
Natur gekommen; oder so, wie sie durch Men-
schen und Thiere; zu bestimmten Absichten, oder
auch durch bloßen Zufall verändert und gleich-
sam umgeschaffen worden sind. Auf diese Ver-
schiedenheit gründet sich die bekannte Einthei-
lung aller Körper in natürliche (naturalia), und
durch Kunst verfertigte (artefacta). Dir er-
stern machen den Gegenstand der Naturge-
schichte aus, und man belegt alle Körper mit
dem Namen der Naturalien, die nur noch
keine wesentliche Veränderung durch Men-
schenhände erlitten haben. Artefacten werden
[Seite 2] werden sie blos alsdann, wenn der Mensch*)
wesentliche Veränderungen mit ihren vornimt.

Anm. Da übrigens der Begriff vom wesentlichen hier
nur relativ ist, so versteht sich von selbst, daß auch die
Grenzen zwischen Natur und Kunst nach diesem
Begriff nicht sehr streng bestimmt werden können.

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Ver-
schiedenheit. Die einen nemlich sind allemal von
andern natürlichen Körpern ihrer Art hervorge-
bracht; so daß ihre Existenz in einer ununter-
brochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung hin-
auf immer andere dergleichen Körper voraus-
setzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan-
zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, as-
similiren sie den Bestandtheilen desselben, und
befördern dadurch ihr Wachsthum von innen
(mittelst inniger Aneignung, intus susceptio,
expansio
). Diese beiden Eigenschaften setzen
drittens von selbst eine besondere Structur bey
dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie
[Seite 3] müssen nemlich, wenn sie auf diese Weise Nah-
rungsmittel zu sich nehmen und mit der Zeit an-
dere Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen
sollen, mancherley Gefäße und Organe in ihrem
Körper haben, die zur Assimilation dieser Ali-
mente, zur Erzeugung ihrer Nachkommenschaft
u.s.w. nothwendig sind.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Körpern
der andern Art, nemlich den Mineralien. Bei-
des, sowol ihre Entstehung, als ihr Wachsthum,
wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf,
wird keineswegs durch Ernährung, sondern le-
diglich durch Anhäufung oder Ansatz homogener
Theile von außen (aggregatio, iuxta positio)
bewirkt; und sie bedürfen folglich auch keines or-
ganisirten Körperbaues, keiner solcher Gefäße etc.
als die Eigenschaften der natürlichen Körper der
ersten Art unumgänglich erfoderten.

Und eben deshalb heisen jene organisirte,
die letztern aber, unorganisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun auch die organisirten Kör-
per selbst, theils in der Art wie sie ihre Nah-
rungsmittel zu sich nehmen, theils in Rücksicht
ihrer Bewegung, von einer doppelten Verschie-
denheit. Die Einen nemlich ziehen einen sehr
einfachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine
[Seite 4] Oeffnungen, die sich am einen Ende ihres Kör-
pers befinden, in sich: da hingegen die Andern
eine einfache, aber nach Verhältnis ungleich
größere Oeffnung an sich haben, die zu einem
geräumigen Schlauche führt, wohin sie ihre
Alimente, die von sehr verschiedener Art sind,
bringen; die aber alsdann erst noch vielerley Ver-
änderungen erleiden müssen, ehe sie zur Nutri-
tion geschickt werden. Diese letztern äussern zu-
dem noch willkürliche Bewegung ihrer Glied-
maßen, die den erstern völlig mangelt, und zei-
gen dadurch daß sie beseelt sind. Jenes sind die
Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen giebt die Fähigkeit den Standpunkt
zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Un-
terscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen,
ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die gemeinen
Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern
können zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufent-
halt verändern, bald zu Boden sinken, bald wie-
der auf die Oberfläche des Wassers steigen u.s.w.
Und hingegen giebt es ganze Geschlechter von Was-
serthieren, zumal unter den Conchylien, Coral-
len etc. die ihren einmal eingenommenen Platz nie
von selbst wieder verlassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natürli-
chen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter einan-
der (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey
Reiche, worunter man die Naturalien sehr schick-
[Seite 5] lich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere,
das zweyte die Pflanzen, das dritte die Minera-
lien begreift.

Die Thiere sind folglich nach dem was oben
gesagt worden, belebte und beseelte organisirte
Körper, die erstens willkührliche Bewegung be-
sitzen, und zweytens ihre Nahrungsmittel durch
den Mund in den Magen bringen, wo der nahr-
hafteste Theil davon abgesondert und zur Nutri-
tion verwandt wird.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organi-
sirte Körper, aber blos belebt, so daß ihnen die
willkührliche Bewegung gänzlich mangelt, und
die zweytens ihren Nahrungssaft durch Wurzeln
einsaugen, nicht so wie die Thiere ihre Speisen
durch eine besondere einfache Oeffnung zu sich
nehmen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die blos dadurch entstehen,
daß einfache feste Theile durch Ansatz von aussen
zusammen gehäuft, und mit einander verbun-
den werden.

Anm. Gegen diese Eintheilung der Naturalien in die
drey Reiche sind, zumal neuerlich, Einwendungen
gemacht worden: da manche Naturforscher wenig-
stens keine bestimmte Grenzen zwischen dem Thier-
und Pflanzenreich haben zugeben wollen: andere
aber überhaupt geläugnet haben, daß dergleichen
Grenzen zwischen den sogenannten Naturreichen,
[Seite 6] geschweige zwischen den Classen etc. worein jedes der-
selben wieder abgetheilt wird, in der Natur Statt
fänden.

Die erstern haben sich theils auf dies sogenannten
empfindlichen Pflanzen, theils auf die Polypen u.a.
sogenannte Pflanzenthiere berufen, die aus ver-
schiedner Rücksicht sowohl zum einen als zum an-
dern organisirten Reiche, gerechnet werden könn-
ten, folglich das Band zwischen beiden –, und
einen unmerklichen Uebergang vom einen zum an-
dern, abgäben etc.

Die andern nehmen folgends eine allgemeine
Continuität in der Natur an, deuten den Satz:
Die Natur thut keinen Sprung, dahin daß alle
Arten von erschaffenen Wesen in der Natur, in
Rücksicht ihrer Bildung, einander Stufenweise wie
Sprosse auf Sprosse in einer Leiter folgten, gleich-
sam wie Glied an Glied in einer Kette zusammen
hiengen, so daß durchaus keine andre als nur sehr
willkürliche erkünstelte Eintheilung der Naturalien
in Reiche und Classen und Ordnungen etc. statt habe.

Die erstre Einwendung schwindet sobald man
reine bestimmte Begriffe von thierischer und von
Pflanzen-Natur festgesetzt hat. So kann es wohl,
diesen Begriffen ohnbeschadet, Thiere geben, die
in manchen minder wesentlichen Eigenschaften ei-
nige Aenlichkeit mit den Gewächsen zeigen und
v. v. – Aber doch wohl schwerlich ein Ding das
willkürliche Bewegung zugleich hat und auch nicht
hat etc. Kurz kein wahres Mittelding das gleich
viel Anspruch auf einen Platz im Thierreich und
auf einen im Pflanzenreich machen könnte.

Und so ist die zweyte Einwendung eigentlich
von selbst gleich beygelegt; da folgends die Kluft
zwischen dem Pflanzen- und Mineralreich noch un-
gleich auffallender ist. – Ueberhaupt aber haben
die Bilder von Stufenfolge, von Kette, oder Lei-
ter in der Natur, zwar in sofern ihren großen Nu-
tzen, daß sie den wahren Grund eines natürlichen
[Seite 7] Systems in der N. G. abgeben, zur Erleichtung
der Methode und als Hülfsmittel fürs Gedächtnis
dienen etc. – aber sie nun wie doch oft geschieht,
dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hin-
einlegen; und die Vollkommenheit und den Zusam-
menhang derselben darin suchen zu wollen, daß die
Geschöpfe in Rücksicht ihrer Form so sein Stufen-
weise auf einander folgten, wäre doch an sich schon
eine Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch
der Fall ist, durch alle Erfahrung so ganz wider-
legt würde. Denn erstens ist schlechterdings noch
kein Körper bekannt, noch auch nach den obigen
bestimmten Begriffen der drey Naturreiche denkbar,
der ein wahres Bindungsglied zwischen zweyen der-
derselben abgeben könnte. Und anderseits finden
sich hingegen, zumal im Thierreich, ganze Classen,
und zahlreiche Geschlechter von einer so auszeichnen-
den Bildung, daß man sie auch bey der sorgfältig-
sten Anlage einer solchen Leiter der Natur doch nur
mit Mühe und nicht ohne sichtlichen Zwang irgend-
wo einschieden und unterbringen kann. So isolirt
ist z.B. die Classe der Vögel, das Geschlecht der
Schweine etc. Und endlich wie soll es dann mit der
Einrollirung derjenigen Thiergattungen gehalten
werden, bey welchen die beiden Geschlechter eine
so durchaus gänzlich verschiedne Bildung haben,
wie z.B. bey den Schildläusen etc.

* * *

Haupt-Quellen zur N. G. überhaupt.

  1. aristotelis opera. gr. lat. ex ed. Gu. du Val. Paris.
    1654, IV vol. fol. zumal im IIten B.
  2. c. plinii secvndi historia mundi L. xxxvii. – ein paar
    saubere und correcte Handausgaben sind die Leid-
    ner, Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zwey-
    brücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner.
  4. Ulyß. Aldrovandus.
  5. Joh. Ray. Die hieher gehörigen Hauptwerke dieser
    drey Männer werden anderwärts angeführt.
  6. C. v. linné systema naturae ed. 12. Holm. 1766 IV vol.
    8. und die dazu gehörigen beiden mantissae. ib.
    1767. sq. 8.
  7. (G. L. le Clerc C. de bvffon) histoire naturelle. Die
    große Orig. Ausg. Paris, seit 1749. 4.

Miscellan-Werke.

  1. C. v. linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749. IX.
    vol. 8.
  2. Oeuvres de ch. bonnet. Neuch. 1779 sq. 4. die ersten
    V B.

Physicotheologische und änliche Werke.

  1. jo. ray's wisdom of God manifested in the works of the
    creation
    . ed
    . 12. Glasgow. 1750. 12.
  2. w. derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. (pluché) spectacle de la nature. Paris 1732. sq. 12.
    Die ersten IV B.
  4. ch. bonnet contemplation de la nature. nouv. ed. Hamb.
    1782. III vol. 8.
  5. abr. trembley instructions d'un pere à ses enfans sur la
    nature et sur la religion
    . Genev
    . 1775. II vol. 8.

Wörterbücher.

  1. valm. de bomare dictionnaire de l'histoire naturelle. Paris.
    1775. VI vol. 4.
  2. Neuer Schauplatz der Natur in alphabetischer Ordnung.
    Leipz. 1775. u. f. X B. 8.

Journale etc.

  1. (rozier) journal de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Der Naturforscher. Halle. seit 1773. 8.
  3. Magazin für das neuste aus der Physic und Naturge-
    schichte, herausgegeben von L. C. Lichtenberg und
    J. H. Voigt. Gotha. seit 1781. 8.

Zweyter Abschnitt.
Von den organisirten Körpern
überhaupt
.

[Seite 9]

§. 5.

Jeder organisirte Körper (§. 2.) entsteht,
lebt, und stirbt ab. Dieß sind die drey großen
Revolutionen, welche die Existenz eines jeden
Thiers oder jeder Pflanze unumgänglich voraus-
setzt, sie mögen nun wie der Baobab (Adansonia)
und die Eiche ein Alter von Jahrtausenden errei-
chen, oder wie mancher Schimmel (z.B. Embolus
carneus
hall.) binnen einer einzigen Stunde
entstehen, erwachsen, veraltern und sterben; und
wenn sie auch selbst sogleich nach der Empfäng-
nis wieder vernichtet wären, so setzt doch dieses
ihr augenblickliches Daseyn Entstehung, Leben
und Tod voraus; die man sich als eben so ver-
schiedne Epochen oder Revolutionen ihrer Exi-
stenz denken muß.

§. 6.

Jedes hier und jede Pflanze haben von der
andern Seite auch drey große Bestimmungen,
die sie schon als organisirte Körper, ohne Rück-
[Seite 10] sicht auf ihre übrigen Geschäfte, erfüllen müssen;
nemlich: sich zu nähren, zu wachten und ihres
gleichen zu zeugen. Die beiden ersten sind eben
so schlechterdings nothwendig als jene Revoluti-
onen; nur die dritte ist conditional. Das Leben
eines organisirten Körpers mag noch so kurz,
noch so augenblicklich seyn, so hätte es doch nicht
ohne Nahrung dauren können, und diese Ernäh-
rung hat Wachsthum zur Folge, sollte dieß
auch gleich noch so unmerklich gewesen seyn; die
dritte Bestimmung hingegen, oder die Fähig-
keit seines gleichen zu zeugen, kommt dem orga-
nisirten Körper nur bedingungsweise zu. Denn
erstens giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die
erzeugt und gebohren werden, sich nähren, wach-
sen etc. und am Ende wieder absterben, ohne je
im Stande zu seyn, weder zu erzeugen, noch zu
empfangen, ohne je der Freuden der Liebe zu
genießen u.s.w. wohin z.B. die Arbeitsbienen
gehören. Zweytens aber wird auch das Zeu-
gungs-Geschäfte, bey denen organisirten Kör-
pern, die alle Fähigkeiten dazu besitzen, doch
nur in einem bestimmten. Alter ihres Lebens voll-
zogen, dahingegen Ernährung und Wachsthum
(letzteres nemlich im weitläuftigen Sinn genom-
men) lebenswierig dauern. Die also vor dem
bestimmten Alter absterben, können diese Be-
stimmung gar nie erfüllen, und die es überle-
ben, sind auch nachher unvermögend dazu.

§. 7.

[Seite 11]

Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären, hat man neuerlich die freylich
ganz commode Lehre der Evolution angenom-
men, und gemeynt, es werde kein Mensch und
kein Thier und keine Pflanze in der Welt er-
zeugt, sondern sie lägen alle schon seit der er-
sten Schöpfuug als völlig präformirte Keime
bey ihren Eltern und Vorfahren längstens vor-
räthig; die verschiedenen Generationen streckten,
gleichsam wie eingepackte Schachteln in einan-
der, und würden nur nach und nach so wie die
Reihe an sie käme durch die Befruchtung ent-
wickelt und ans Licht gebracht. Manche Ge-
lehrte haben diese Keime im väterlichen, andere
hingegen haben sie im mütterlichen Zeugungs-
stoffe gesucht. Jene glaubten sie also bey den
Thieren in den sogenannten Saamenthiergen,
diese aber im weiblichen Eyerstock gefunden zu
haben.

§. 8.

Gegen diese vermeynte Präexistenz solcher
vorgeblich präformirten Keime streitet aber, um
nur weniges anzuführen, z.B. die bekannte Er-
fahrung, daß sich auch dem bewaffnetesten Auge
doch nie sogleich – sondern immer erst nur ge-
raume, zum Theil beträchtlich lange Zeit, nach
der Befruchtung die erste Spur des neu empfan-
[Seite 12] gnen Menschen oder Thiers oder Gewächses zeigt;
das aber dann auch gleich mit dem ersten An-
fange die Ausbildung aufs schnellste fortrückt
u.s.w. Ferner soviele mit dem Evolutions-
system nicht zu reimende Phänomene in Er-
zeugung der Bastarde, und der Misgeburten;
auch in der Ausartung der organisirten Körper;
so wie fast das ganze Reproductions-Geschäfte etc.
wie auch die unleugbaren Beyspiele von erblich
werdenden Verstümmelungen am Körper; be-
sonders auch die Entstehung ganz widernatür-
licher, sonst im natürlichen Baue gar nicht exi-
stirender organischer Theile, die blos durch zu-
fällige Verletzungen und andere Krankheiten ver-
anlaßt worden: wohin auch gewissermaßen die
so eleganten Vegetationen gezählt werden kön-
nen, die nie anders als nach dem zufälligen
Stich eines Insects auswuchern wie z.B. die
Schlafäpfel (spongiae cynosbati) u.s.w.

Und können einmal vollkommen organisirte
Theile da gebildet werden, wo an keinen dazu
präformirten Keim zu denken ist, wozu brauchts
denn überhaupt der ganzen Einschachtelungs-
Hypothese?

§. 9.

Hingegen zeigen sich durch die ganze Natur
die unverkennbarsten Spuren eines fast allge-
[Seite 13] mein verbreiteten Triebes, der Materie eine be-
stimmte Bildung zu geben; welcher schon im
unorganisirten Reiche von auffallender Würksam-
keit ist, da es z.B. metallische Crystallisationen
giebt, die, was die äußere Bildung betrifft, ge-
wissen organisirten Körpern zum Wunder ähnlich
sind. So z.B. manches dendritisches gedie-
genes Silber, oder auch die sogenannte Menge-
pesse (eine Art von Stück-Meßing) mit gewis-
sen Moosarten zumal unter den hypnis. Und
in beiden organisirten Reichen läßt sich die Wür-
kungsart dieses Triebes bey solchen Thieren oder
Pflanzen die von durchsichtiger Textur sind, und
dabey so schnell erzeugt werden und wachsen daß
man die ganze Entstehung derselben gleichsam
unter den Augen verfolgen kann, ganz augen-
scheinlich beobachten; so z.B. bey den Arm-
Polypen, bey der Brunnen-Conserve (conferua
fontinalis
.) etc.

§. 10.

Und so ist es wohl ungleich befriedigender
und allen Erscheinungen des Zeugungs- und Nu-
tritions- und Reproductions-Geschäftes weit an-
gemeßner, wenn man annimmt: daß keine prä-
formirte Keime existiren; sondern daß in den bey
der Befruchtung ergoßnen Zeugungsstoffen der
beiden Geschlechter, nachdem dieselben sich in-
nigst gemischt, gleichsam zur behörigen Reife
[Seite 14] gediehen, ein besonderer, dann lebenslang thä-
tiger Trieb rege wird, ihre bestimmte Gestalt
anfangs anzunehmen, dann lebenslang zu er-
halten, und wenn sie ja etwa verstümmelt wor-
den, wo möglich wieder herzustellen. Ein Trieb
der folglich der Hauptgrund aller Generation,
Nutrition und Reproduction zu seyn scheint, und
den man, um ihn von allen andern Naturkräf-
ten zu unterscheiden mit dem Namen des Bil-
dungstriebes (nisus formatiuus) belegen kann.

§. 11.

Die Ursache dieses Bildungstriebes läßt sich
freylich eben so wenig als die der Attraction oder
der Schwere und anderer noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte angeben. Genug daß es
eine eigenthümliche Kraft ist, deren unleugbare
Existenz und ausgedehnte Würksamkeit sich durch
die ganze Natur in der Erfahrung offenbart,
und deren so constante Phänomene einen weit
leichtern und hellern Aufschluß über das Zeu-
gungsgeschäfte und viele andere der wichtigsten
Gegenstände der Naturgeschichte geben, als an-
dere zu deren Erklärung vorgeschlagene Theorien.

§. 12.

Wenn der Bildungstrieb durch eine zufäl-
lige Ursache gestört wird, eine abweichende
Richtung nimmt, so wird dadurch ein organisir-
[Seite 15] ter Körper zur Misgeburt verunstaltet. Nach
dem Sprachgebrauch versteht man unter Mis-
geburt: eine widernatürliche, angebohrne, leicht
in die Augen fallende Verunstaltung in Bildung
äußerer, größerer Theile. So unzählich diese
Misgestalten seyn können, so lassen sie sich doch
alle auf vier Hauptclassen zurückbringen.

1. M. G. mit wiedernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.

2. M. G. mit Versetzung oder wiedernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die
seltensten von allen.

3. M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon-
stra per defectum
. Unter diesen die lehr-
reichsten.

4. M. G. mit überzähligen oder zum Theil
unmäßig großen Gliedern. Monstra per ex-
cessum
. Die gemeinsten. – Theils gar erblich,
wie z.B. in den sechs-fingrichten Familien.

Anm. Die auffallende Aenlichkeit unter so vielen
Monstrositäten, beweist, daß auch selbst diese
Abweichungen des Bildungstriebes dennoch be-
stimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen
die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit
ihrer Unterjochung denselben weit mehr als in ih-
rem wilden Zustand unterworfen sind, (daß z.B. Mis-
geburten unter den Hausschweinen so häufig, unter
den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind) sich
mit der Lehre der vor der Befruchtung präexistiren-
den Keime, doch schlechterdings nicht reimen läßt.

§. 13.

[Seite 16]

Die Ernährung der organisirten Körper geht
auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen
wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die
sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende
desselben befinden, zugefüührt. Die Thiere hin-
gegen haben, wie sich Boerhaave ausdruckte,
gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Kör-
pers. Sie bringen nemlich die Alimente durch
den Mund in den Magen und Darmcanal, wo
der nahrhafte Theil durch unzählige Gefäsgen,
fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, einge-
sogen und den Theilen des Körpers zugeführt
wird. Viele ungebohrne Thiere werden auch
außerdem durch den Nabel ernährt; eine Art
von Nutrition, die ebenfalls viele Aehnlichkeit
mit der Gewächse ihrer hat.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewundernswürdigen Proceß
dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der
überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den
Thieren, die keinen so geläuterten Nahrungssaft
wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch
andre Wege als Harn und Unrath ausgeworfen.

§. 14.

Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten
[Seite 17] erreichen früh die bestimmte Größe
ihres Körpers, und dann ist ihr
ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was
nach und nach durch die Bewegung der festen
Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von
der Maschine abgenutzt wird. Einige Thiere
hingegen, wie die Crocodile, die großen Wasser-
schlangen etc. mehr aber noch viele Gewächse,
Eichen, Linden, Cedern etc. scheinen gar keine
bestimmte Größe zu haben sondern ihre ganze
Lebenszeit hindurch an Länge und Dicke zuzu-
nehmen.

§. 15.

Zum Wachsthum der organisirten K. gehört
auch ihre Reproduction, oder die merkwürdige
Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig
verlohrne Theile ihres Körpers von selbst wieder
ergänzen. Sie gehört zu den weisesten Einrich-
tungen in der Natur, und sichert die Thiere und
die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Kör-
per verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der
Ernährung überhaupt, einer der grösten Vor-
züge, wodurch die Maschinen aus der Hand
des Schöpfers bey weitem über die grösten Kunst-
werke der Menschen erhoben werden, als wel-
chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen kön-
nen ihre Triebfedern und Räder, wenn sie ver-
bogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von
selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hin-
[Seite 18] gegen die Allmacht jedem Thier und jeder Pflanze
– nur in verschiedenem Maaße – beygelegt hat.

Viele organisirte K. verlieren zu bestimmten
Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen
Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt
werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das
Mausern der Vögel, die Häutung der Schlan-
gen, der Raupen, das Schälen der Krebse,
das Entblättern der Gewächse u.s.w. gehört.
Man könnte dieß die natürliche Reproduction
nennen.

Die andre hingegen ist die außerordentliche,
von der hier eigentlich die Rede ist, da nemlich
den organisirten K. zumal den Thieren Wun-
den, Beinbrüche etc. geheilt, oder gar durch Un-
fall verstümmelte und verlohrne Theile wieder
ersetzt werden. Der Mensch, und die ihm zu-
nächst verwandten Thiere besitzen eine minder
vollkommene, und meist nur auf Knochen, Nä-
gel, Haare und Zellgewebe eingeschränkte Re-
productionskraft: die hingegen bey vielen kaltblü-
tigen Thieren, besonders bey den Wasser-Molchen,
Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern, See-
Anemonen, See-Sternen, Arm-Polypen etc.
von einer ausnehmenden Stärke und Vollkom-
menheit ist.

Anm. Manche dieser so äuserst merkwürdigen Repro-
ductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Ar-
beiten geübte Hand und viele Vorsicht, auch viel-
[Seite 19] leicht günstige Nebenumstände voraus, wenn sie
gelingen sollen: daher man sich hüten muß aus dem
etwa anfangs mislungenen Erfolgt zu voreilig die
ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir selbst ist
es nach mehrern fruchtlosen Versuchen erst spät
gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Wald-
schnecke (helix pomatia) mit seinen vier Hörnern
binnen ohngefähr 6 Monaten wieder reproducirt
ward.

Vor drey Jahren habe ich einem Wassermolch
der größern Art (lacerta lacustris) den ich nun in
Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstir-
pirt; nemlich alle Säfte auslaufen lassen und dann
4/5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnitten –:
und doch hat sich binnen 10 Monaten ein vollkom-
mener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Au-
genstern, Crystall-Linse etc. reproducirt, der sich blos
dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet daß
er nur erst ohngefähr halb so groß ist. (– s. Göt-
ting. gel. Anz. 1785. 47 St.)

§. 16.

Nächst Ernährung und Wachsthum war
die dritte Bestimmung der organisirten K. die,
ihres gleichen zu zeugen (§. 6.). Zu diesem
Geschäfte werden sie aber erst in einem bestimm-
ten Alter tüchtig, und vollziehen es alsdann auf
sehr verschiedene Weise. Ueberhaupt nemlich
ist entweder schon jedes Individuum für sich im
Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder
aber es müssen sich ihrer zweye mit einander paa-
ren oder begatten, wenn sie neue organisirte K.
ihrer Art hervorbringen sollen. Die mannich-
faltigen besondern Verschiedenheiten in diesen
beiderley Hauptarten der Fortpflanzungsweise
[Seite 20] lassen sich doch füglich unter folgende vier Classen
bringen.

I. Cl. Jedes Individuum vermehrt sich auf die
einfachste Weise, ohne vorhergegangne Be-
fruchtung: entweder durch Theilung wie man-
che Infusions-Thiergen*) und Blumen-Po-
lypen**); oder wie bey der Brunnen-Con-
serve so, daß das alte fadenartige Gewächs
am einen Ende zu einem dicken Knöpfgen
anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu
einem solchen Faden ausgetrieben und umge-
bildet wird***); oder durch Sprossen wie die
Arm-Polypen und viele Gewächse u.s.w.

II. Cl. Jedes Individuum ist zwar auch im
stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein
wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an
seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier
ist, die bey sich habenden weiblichen Eyergen
mit männlichen Saamen – und wenn es
Pflanze ist, seine weiblichen Saamen-Kör-
ner mit männlichen Blumenstaub – begie-
sen und dadurch befruchten, ehe sich ein junges
daraus entwickeln kan. Dieß ist der Fall bey
[Seite 21] den mehresten Gewächsen, und im Thierreich
wie es scheint bey manchen Muscheln.

III. Cl. Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey
den Hermaphroditen der vorigen Classe, in
einem Individuo verknüpft; doch daß keines
sich selbst zu befruchten im Stande ist, son-
dern immer ihrer zwey sich zusammen paaren
und wechselseitig einander befruchten und be-
fruchtet werden müssen. Diese sonderbare
Einrichtung findet sich nur bey wenigen Thie-
ren; beym Regenwurm, bey manchen Land-
Schnecken*) etc.

IV. Cl. Die beiden Geschlechter in separaten
Individuis, von denen das eine die weibli-
chen Theile oder Eyer, das andere den männ-
lichen befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andre Thiere, und so auch
manche Pflanzen, wie die Weiden, der
Hopfen etc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer
selbst von sich, in welchen sich erst nachher das
Junge folgends ausbildet. Dieß sind die
eyerlegenden Thiere (ouipara). Bey andern
aber wird dieß Ey so lange in der Gebähr-
mutter zurück behalten, bis das Junge voll-
kommen entwickelt worden, und nun von sei-
nen Hülsen befreyt, zur Welt kommen kan;
lebendiggebährende Thiere (viuipara).

[Seite 22]

Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen
Eyerlegen und Lebendiggebähren sey, erweisen die
Beyspiele der Blattläufe und Federbusch-Polypen,
die sich bald auf die eine, bald auf die andre Weise
fortpflanzen; und der Salamander und manche
Schlangen die zwar Eyer legen, in welchen aber
das ganz ausgebildete Thier enthalten ist. Gewis-
sermasen könnte man mit diesem letztern Fall dieje-
nigen Pflanzen vergleichen in deren reisen Saa-
menkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen
liegt, wie z.B. bey den sogenannten Aegyptischen
Bohnen von der Nymphaea nelumbo.

§. 17.

Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei-
gentlich ihren Vorfahren, und ihre Nachkom-
men ihnen selbst vollkommen gleichen. Nun aber
findet sich dennoch bey Thieren und Pflanzen der-
selben Art sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung,
Größe, Farbe etc. so viel Verschiedenheit, daß
sie zuweilen leicht für besondre Gattungen ange-
sehen werden könnten. Solche Abweichungen
nennt man Spielarten, Varietäten; und sie
sind eine Folge der Ausartung, Degeneration,
die vorzüglich aus folgenden Quellen hergeleitet
werden muß.

§. 18.

Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die
Begattung organisirter Körper verschiedner Art;
wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden,
die keinem von beiden Eltern vollkommen glei-
chen, sondern vielmehr mit beiden zusammen
Aehnlichkeit haben. Da aber von der bestimm-
[Seite 23] ten Bildung der organisirten Körper, besonders
der Thiere, die behörige und für den Gang
der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung
ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise
Einrichtung der Vorsicht, daß diese Bastarde
mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im
Stande sind ihr Geschlecht weiter fortzuflanzen.
Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen
wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Füch-
sen und Hunden, von Hänflingen und Canarien-
vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan-
zen gelingt es leichter daß durch künstliche Be-
fruchtung verschiedner Gattungen von Tabac etc.
Bastard-Arten hervorgebracht werden können
die fruchtbaren Saamen tragen. Hingegen be-
dürfen die fabelhaften Sagen von vermeynten
Bastarden aus der Vermischung vom Rindvieh
und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und
Hünern, oder folgends gar von Menschen und
Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.

§. 19.

Andre Ursachen der Ausartung würken zwar
langsamer, unmerklicher, aber meist für die
Folge desto dauerhafter, tiefer. Es gehören da-
hin vorzüglich Einfluß des Himmelsstrichs, der
Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch
der Lebensart u.s.w. Kaltes Clima z.B. un-
terdruckt das Wachsthum der organisirten Kör-
per und bringt auch weiße Farbe an ihnen her-
[Seite 24] vor, und v. v. Drum sind die Grönländer,
Lappländer etc. so wie die Thiere und Gewächse
kalter Erdstriche, klein, untersetzt: die Nord-
länder von Natur von weißer Haut, meist blau-
augicht etc. so wie viele warmblütige Thiere der
kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und
Federn haben, viele Pflanzen daselbst anomalisch
weiße Blüthen tragen u.s.w.

Wie sehr aber verschiedne Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,
Farbe und ganze Constitution der organisirten
Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir
an unsern Hausthieren, an unserm Getraide,
Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren etc. –
am allerauffallendsten aber bey den Verschieden-
heiten im Menschen-Geschlechte selbst die augen-
scheinlichsten Beyspiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände entweder einander unterstützen und die Aus-
artung um so schneller und auffallender machen,
oder aber auch wieder gewissermasen aufheben
u.s.w. daher man in dieser Untersuchung bey
der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig
urtheilen darf.

Anm. 1. So giebt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im innern von Sumatra etc. Hin-
gegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
[Seite 25] mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern
Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Würkung die
einige Climaten auf die organisirten Körper, zu-
mal des Thierreichs, äusern. So z.B. daß in
Syrien die Katzen, Caninchen, Ziegen etc. so auf-
fallend langes und weißes Haar haben: auf Cor-
sica die Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt
sind: auf Guinea Menschen und Hunde und Hüner
zu Negern in ihrer Art werden u.s.w.

Anm. 3. Selbst Künsteleyen am Körper wenn sie
durch lauge Reihen von Generationen wiederholt
werden, scheinen mit der Zeit zum erblichen Schlag
auszuarten. – Bey Völkern z.B. die ihre Knäb-
gen beschneiden ist es nichts seltnes daß auch welche
mit kurzer Vorhaut gleichsam beschnitten gebohren
werden. – Büffon hat Hunde gesehen denen so
wie ihren Vorfahren die Ohren und der Schwanz
gestutzt worden, und die nun eben so verstümmelte
Junge warfen. – In England wo seit 1000
Jahren den Pferden die Schwänze gestutzt worden,
sollen die Füllen nun weniger Wirbel im Schwanz
mit zur Welt bringen.*) – Und wer weis wie
viele uns jetzt räzelhafte Verschiedenheit im Men-
schengeschlecht – zumal in Rücksicht der Gesichts-
Form – von der gleichen Ursache herrührt.

§. 20.

Nachdem die organisirten K. die Bestim-
mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht über
lang oder kurz die letzte Revolution (§. 5.) mit
ihnen vor, sie sterben. Die wenigsten aber er-
reichen das Ziel, was ihnen die Natur zum
Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tau-
senderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg
[Seite 26] meist lange vor der bestimmten Zeit. Von allen
den großen furchtbaren Thieren, Crocodilen,
Wasserschlangen etc. erreicht vielleicht nicht das
tausendste sein gesetztes Alter und Größe, son-
dern muß in seiner Kindheit kleinern Thieren
zum Raube werden, da es sonst künftig Men-
schen und andre große Thiere verschlungen haben
würde.

§. 21.

Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen
wird ihr Körper allmählich aufgelöst, ihr Or-
ganismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der
übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nah-
rung und Aufenthalt gegeben hatte.


Dritter Abschnitt.
Von den Thieren überhaupt.

[Seite 27]

§. 22.

So unendlich mannichfaltig die äußere Bil-
dung der Thiere ist, so scheinen sie doch alle ohne
Ausnahme eine einfache, aber verhältnißmäßig
große Oeffnung an ihrem Körper, mit einander ge-
mein zu haben, durch welche sie demselben seine Nah-
rung zuführen. Sowol diese Oeffnung, nemlich der
Mund, als auch die große Verschiedenheit der
Alimente, die die Thiere zu ihrer Erhaltung ver-
wenden, unterscheidet sie schon hinlänglich von
den Pflanzen. Statt daß diese eine einförmige
Nahrung, und zwar fast lediglich aus dem Mi-
neralreich genießen; so ist hingegen der Thiere ihr
Futter äußerst mannichfaltig, und wird beynah
ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen
entlehnt.

§. 23.

Die Thiere werden von der einen Seite durch
die unerträglichen Gefühle des Hungers und
Durstes, und von der andern durch die unwider-
stehlichen Reize des Appetits getrieben, diese ihre
Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und dadurch
[Seite 28] ihre Erhaltung zu bewürken. Die kaltblütigen
Thiere können indeß doch überhaupt länger als
die warmblütigen, und manche von ihnen zum
Erstaunen lange hungern. Auch nehmen einige,
zumal aus der Classe der Insecten, in einer ge-
wissen Epoche ihres Lebens; viele andere aber im
Winter, den sie theils durchschlafen, gar keine
Speise zu sich.

§. 24.

Die Speisen müssen bey den Thieren sehr
mannichfaltige Veränderungen erleiden, ehe sie
zur eigentlichen Ernährung geschickt, und der
Substanz des thierischen Körpers assimilirt wer-
den können. Die härtern Speisen müssen von
den mehresten erst mittelst des Gebisses zermalmt,
und mit speichelartigen Säften vermischt wer-
den, ehe sie zum Darmcanal gelangen können.
Auch hier werden sie noch ferner mit allerhand
vorräthigen Säften, Galle etc. vermengt, da-
durch aufgelöst, und in einen weichen Brey ver-
wandelt, von welchem der meist milchartige
Nahrungssaft abgesondert, und der Ueberrest
als Unrath wieder aus dem Körper geworfen wird.

§. 25.

Bey den insgemein sogenannten vollkomm-
neren Thieren wird der abgesonderte Nah-
rungssaft zuvor mit dem Blute das in den
Adern circulirt, vermischt, und von da erst in
[Seite 29] die übrigen Bestandtheile des Körpers abgesetzt.
Auserdem werden zugleich in besondern dazu be-
stimmten Werkzeugen durch das Secretions-Ge-
schäfte mancherley besondre Säfte aus der allge-
meinen Blutmasse abgeschieden. Dieses wahre
Blut ist durchgehends von rother Farbe, aber
in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen
Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter
Verschiedenheit. Bey dem einen nemlich hält
es meist ohngefähr die Temperatur des Mediums
in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den andern aber, die des-
halb warmblütig heißen, zeigt es in ihrem voll-
kommensten gesunden Zustande immer eine Wärme
von ohngef. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger.
Und diese thierische Wärme scheint vorzüglich
durch die Art wie diese warmblütigen Thiere mit-
telst sehr vollkommner Lungen athmen, unter-
halten zu werden. Der Saft hingegen, wodurch
bey den sogenannten weißblütigen Thieren (nem-
lich bey den Insecten und Gewürmen) die Ernäh-
rung vollzogen wird, zeigt doch im Ganzen ge-
nommen nur eine entfernte Aenlichkeit mit dem
wahren rothen Blute.

§. 26.

Nächst der Ernährungsart war willkürliche
Bewegung ein Hauptcharacter, wodurch sich
die Thiere von den Pflanzen auszeichneten (§. 3.).
Die Organe die bey den allermehresten Thierclassen
[Seite 30] zum Behuf aller dieser unzählig mannichfaltigen
Bewegungen dienen, sind die Muskeln, die
oft bey sehr kleinen Thieren in großer Anzahl be-
findlich sind. Der Mensch hat kaum fünftehalb-
hundert Muskeln, eine Weidenraupe hingegen
über viertausend. Hieraus läßt sich aber auch
die ungemeine Stärke vieler dieser kleinen Thiere
zumal unter den Insecten erklären. Ein Floh
z.B. an ein Kettgen gelegt, schleppt wol eine
Last die achtzigmal so viel als er selbst wiegt, und
ein Mist-Käfer läuft mit einem Stücke Bley
auf dem Rücken fort, was eben so groß als er
selbst ist.

§. 27.

Die Muskeln werden nach dem Entschluß
des Willens durch die Nerven in Bewegung
gesetzt; einige (wie z.B. das Herz) ausgenom-
men über die der Wille nichts vermag; sondern
die unaufhörlich, lebenslang, und zwar ohne
wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich
zu schmerzen, in Bewegung sind.

§. 28.

Die Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint daß
die Größe der beiden letztern in Verhältnis zur
Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den
Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Ver-
[Seite 31] hältnis stehe*), so daß der Mensch von allen
das größte Gehirn, in Vergleich seiner sehr dün-
nen Nerven, hat; einfältige Thiere hingegen
wie z.B. die hieländischen Amphibien haben dicke
Nerven zu einem sehr kleinen Gehirne.

§. 29.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die
Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge-
schäfte, auch die äußern Eindrücke auf den thie-
rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit-
zutheilen. Die Art der sinnlichen Empfindung
sowol als die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge
ist bey den Thieren sehr verschieden. Viele
Thiere erhalten offenbar allerhand sinnliche Ein-
drücke, ohne daß wir doch die Sinn-Werkzeuge
an ihnen entdecken könnten, die bey andern zu
solchen Eindrücken nothwendig sind. Der Po-
lype z.B. hat keine Augen, und doch das fein-
ste Gefühl vom Licht; die Schmeisfliege und
viele andere Insecten haben Geruch, ob wir
gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen.

§. 30.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau-
chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung
[Seite 32] neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt.
Dem Menschen und den mehresten Grasfressen-
den Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung an-
gewiesen; viele Raubthiere und die mehresten
Fische hingegen, auch die kränklichen Kacker-
lacken mit den lichtscheuen bleichen Augen, und
manche Insecten müssen eben diese Stille der
Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pfle-
gen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen,
und dagegen einen Theil des Tages zu jener Er-
holung verwenden. Die Länge der zu dieser Er-
holung nöthigen Zeit ist bey den Thieren sehr
verschieden; sie steht weder mit der Größe ihres
Körpers, noch mit dem Maaße ihrer Arbeiten
in beständigen Verhältnis. Ein Pferd z.B.
schläft wenig, der Dachs ungemein lange; und
der Körper eines gesunden erwachsenen Men-
schen braucht etwa sechs Stunden, um neue
Kräfte für die Arbeiten des Tages zu samm-
len: nur in beiden Extremen ihres Lebens als
Säuglinge und als kindische Greise sind sich die
Menschen auch darin gleich daß sie eines viel-
stündigen Schlafs bedürfen.

§. 31.

Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in
der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr be-
queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen
Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten
Monate, da es ihnen schwer werden würde, für
[Seite 33] ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem tiefen Win-
terschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn
diese Zeit kommt, an sichre schaurige Orte; wie die
Murmelthiere, Hamster, Ameisen etc. in ihre
Nester, die Fledermäuse in Hölen, die Frösche und
einige Fische in Sümpfe, die Schlangen und Schne-
cken ins Gebüsch u.s.w. und fallen mit einbrechen-
der Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der
sie erst durch die erwärmenden Blicke der Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere
während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche
Wärme übrig behalten, und daß die Puppen
vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Ver-
wandlung bestehen, im Winter oft so durchfro-
ren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafen-
den Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder
Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen
läßt. Der Winterschlaf ist aber auch bey einer-
ley Thieren nach Verschiedenheit des Clima, oder
der Witterung bald länger bald kürzer. In har-
ten Wintern liegt z.B. das Murmelthier lange und
tief in seiner Höle unter der Erde verborgen, in
gelinden Wintern machts kein so tiefes Nest
und kommt im Frühjahr zeitiger wieder zum
Vorschein.

§. 32.

[Seite 34]

So wie aber unzählige Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte,
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem
Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de-
nen sie bey ihrer bestimmten Lebensart ausge-
setzt seyn müssen, ihre eigene und ihres Geschlechts
Erhaltung auf die mannichfaltigste wunderbarste
Weise gesichert. So weit wir jetzt die Schö-
pfung kennen, enthält sie auch nicht ein einziges
von ihrem Schöpfer vergessenes, verwahrlostes
Geschöpf: und es ist daher nichts weniger als
scharfsinnig wenn sich einige Sophisten haben
beykommen lassen, manche Thiere wie z.B. das
Faulthier als unglücklich und von der Natur zum
Leiden bestimmt zu verschreien. Schon der Kör-
perbau der mehresten Thiere zweckt aufs augen-
scheinlichste zu ihrer Selbsterhaltung ab; indem
manche wie z.B. die Polypen, wegen ihrer star-
ken Reproductionskraft fast unzerstörbar sind,
andre durch die äußern Bekleidungen ihres Kör-
pers, durch Schuppen, Schilder, Schaalen,
Flügeldecken etc. gegen die Anfälle vieler Feinde
(wie z.B. das Stachelschwein gegen die Macht
des Löwen) gesichert werden; andre mit aus-
nehmender Stärke oder mit mancherley Waf-
fen, Hörnern, Zähnen, Klauen, oder theils
mit Gift versehen sind u.s.w.

§. 33.

[Seite 35]

Doch das allerwichtigste und allgemeinste
von allen diesen mannichfaltigen Mitteln, wo-
mit die Thiere zu ihrem eignen und der ganzen
Schöpfung Besten ausgerüstet sind, ist ihr In-
stinct oder Naturtrieb*), da sie nemlich aus
einem angebohrnen, unwillkürlichen, blinden
Drange, ohne allen Unterricht von freyen Stücken
sich mannichfaltigen, zweckmäsigen, und zu ihrer
und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden
Handlungen, unterziehen.

Daß diese so wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt blos maschinenmäsig vollzogen
werden wird durch tausend Bemerkungen z.B.
dadurch offenbar erweislich, daß die Hamster
auch tobten Vögeln doch zuerst die Flügel zer-
brechen ehe sie weiter anbeisen; daß die Meisen
auch tobten Thieren doch zuerst nach den Augen
hacken; daß die Schmeisfliegen sich so oft durch
den aashaften Geruch mancher Blumen (stape-
lia hirsuta u.a. m
.) verführen lassen ihre Eyer
drauf zu legen, welchen Irthum doch nachher
die auskriechenden Maden aus Mangel der
Nahrung mit dem Leben büßen müssen u.s.w.

§. 34.

Zu diesen Instincten gehöret nun ganz vor-
züglich der, Trieb zum gesellschaftlichen Leben,
[Seite 36] wogegen sich zwar einige unsrer neuern Welt-
weisen empören wollen, der doch aber ganzen
Gattungen von Thieren z.B. den Bienen und
Ameisen ihre Lebenserhaltung sichert, die sie
ohne denselben unmöglich gegen ihre zahlreichen
größern Feinde zu behaupten vermöchten. Eben
dahin gehören die mannichfaltigen Mittel wo-
durch so viele Gattungen von Thieren ihrem
sonstigen Untergang in der rauhesten Jahrszeit
zu entgehen wissen. Nur wenige haben Win-
terschlaf: wie viele der übrigen müßten also un-
ter Kälte, und Mangel an Lebensmitteln erlie-
gen, wenn nicht einige, wie die Bieber, vom
Instinct getrieben, zur guten Zeit ihre Scheu-
ern mit Wintervorrath füllten, oder andere,
wie die Zugvögel, im Herbst unsre rauhen Ge-
genden verliessen, und bis gegens Frühjahr sich
am Nil, am Senegal etc. wohl seyn liessen.
Daß dieß blos innerer Trieb, nicht Angewohn-
heit, oder Unterweisung und Tradition der alten
erfahrnern Thiere sey, lehrt das Beyspiel junger
Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer
erzogen hat, und die doch wenn die Zeit naht,
da ihre Brüder ihr Haus bestellen, und sich zu
ihrer großen Reise bereiten, im Bauer unruhig
werden, und es bey allem guten Futter und bey
aller Bequemlichkeit, doch innerlich fühlen, daß
es nicht ihre Bestimmung sey, das ganze Jahr
am gleichen Ort zu verweilen.

§. 35.

[Seite 37]

Andre Naturtriebe der Thiere dienen nicht
zu Befriedigung eigener Bedürfnisse, sondern
blos zur Erhaltung ihrer, vielleicht noch nicht
einmal erzeugten, Nachkommenschaft. Die
genaue Wahl eines schicklichen Ortes zum Eyer-
legen, welcher dem Unterhalt der daraus ent-
stehenden Jungen vollkommen entspricht, giebt
ein deutliches Beyspiel dieser Art vom Instinct:
so legen manche Insecten ihre Eeyer blos auf
Aas, andre in den Körper lebendiger Thiere,
andre in bestimmte Theile der Pflanzen u.s.w.

§. 36.

Unter diesen verschiedenen thierischen Trie-
ben sind besonders die Kunsttriebe ganz vorzüg-
lich merkwürdig, da sich nemlich so viele Thiere
ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige
Uebung, (die bey so vielen z.B. bey den Rau-
pen die nur ein für allemal in ihrem Leben davon
Gebrauch machen können, und wo folglich schlech-
terdings erster Versuch und Meisterstück eins
seyn muß, durchaus nicht statt finden kann), so
ungemein künstliche Wohnungen, Nester, Ge-
webe etc. zu ihrem Aufenthalt, zur Sicherheit
für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und
zu tausend andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Bau der Bieber, die Hölen der Hamster,
der Murmelthiere; die Nester der Eichhörn-
chen, der Vögel, der Insecten; die Spinne-
[Seite 38] weben, die Failgruben des Ameisenlöwen; fer-
ner die Auswahl der bestimmten Bau-Mate-
rialien, und die regelmäßige – aber ewig einför-
mige – Gestalt dieser Wohnungen überhaupt,
folgends aber die einzelnen erstaunenswürdigen
Beyspiele wie z. E. der Bienen die nicht einerley
– sondern drey ganz verschiedne Sorten von
Zellen, nach eben so verschiedenen Maas und
Zweck erbauen müssen; vor allen aber die innere
Einrichtung der colossalischen Wohnhügel der
sogenannten weißen Ameisen u.s.w. geben un-
erschöpflich zahlreiche Beweise von der Größe
und Mannichfaltigkeit dieser unbegreiflichen Na-
turtriebe.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Begattungs-
trieben wenig andere Spuren von Instinct:
Kunsttriebe aber hat er folgends ganz und gar
nicht. Was ihn hingegen reichlich für diesen
Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Ver-
nunft, die ihm allein ausschließlich, und durch-
aus keinem andern Thiere zukommt, und die
sich schon dadurch von den Instincten aufs deut-
lichste auszeichnet, daß sie erstens nicht so wie
diese eine angebohrne Fertigkeit ist, sondern erst
durch Erziehung, Unterricht und Cultur gleichsam
entwickelt und ausgebildet werden muß; daß sie
aber dagegen zweytens auch unendlich unbe-
schränkter und eines täglich zunehmenden Wachs-
[Seite 39] thums fähig ist, welches bey den thierischen Trie-
ben, zumal bey den Kunsttrieben schlechter-
dings nicht statt hat. Der Mensch hat keinen
bestimmten Wohnplatz, und keine bestimmte
Nahrung – sondern, die ganze Erde, in Nor-
den und Süden und unter jedem Meridian, ist
ihm zum Aufenthalt, und die ganze organisirte
Schöpfung von seinem Nebenmenschen an bis
zur Auster und vom Pisang und von der Ananas
bis zum Pilz und zur Trüffel zur Speise über-
lassen. Diese unendliche Verschiedenheit des Cli-
mas und der Lebensart erregt folglich in ihm eben
so verschiedene Bedürfnisse, die nicht auf einer-
ley Weise befriedigt werden können; mithin
würde ein einförmiger Kunsttrieb ein sehr un-
brauchbares Geschenk für ihn gewesen seyn, da
er hingegen durch den Gebrauch seiner Vernunft
alle seine mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben
so mannichfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweist die
unbeschränkte Herrschaft womit er über alle Triebe
und über die Lebensart, Haushaltung etc. mit
einem Wort über das ganze Naturell dieser sei-
ner Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren kan!
Er weis die furchtbarsten Thiere, Tiger und
Rhinocer und Crocodile unter seine Hand zu beu-
[Seite 40] gen, sie geschmeidig und kirre zu machen: er
kan die ungelehrigsten Geschöpfe, Kröten, Spin-
nen etc. an seinen Ruf und Wink gewöhnen: er
kan ihre hefrigsten Antipathien dämpfen und
Katzen und Mäuse zu gemeinschaftlichen Tisch-
genossen machen; und den plumpsten ungeschick-
testen Thieren die außerordentlichsten kunstreich-
reichsten Handlungen beybringen.

§. 39.

Am allerdeutlichsten erhellt dieß aus dem
Beyspiel der Hausthiere: als von welchen der
Mensch entweder wie bey den Pferden, Schaa-
fen, Hünern etc. die ganzen Gattungen ihrer
Freyheit beraubt und sich unterjocht hat: oder,
wenn ihm auch dieß bey einigen, wie beym Ele-
phanten, Falken etc. noch nicht gelungen ist, doch
die einzelnen Individua einzufangen, zu bändi-
gen und zu seinem Dienst abzurichten versteht.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf
dieser Erde ist, braucht man sich blos an die Um-
schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der
neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig
vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere
er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z.B.
Reis, Zuckerrohr, Caffee etc., Pferde, Rindvieh,
und sogar Cameele und Affen! und was er v. v.
von dorther nun wieder in seinem Welttheil einhei-
misch gemacht wie z.B. Cartoffeln, Tabac u.s.w.

§. 40.

[Seite 41]

Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach
dem Linneischen System unter folgende sechs
Classen bringen:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
lebendig zur Welt bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten
säugen.

II. Cl. Vögel (aues), Thiere mit warmen
rothen Blut, die aber Eyer legen, die Jun-
ge nicht mit Milch säugen, und Federn
haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kalten ro-
then Blut, die durch Lungen Athem holen.

IV. Cl. Fische (pisces), Thiere mit kalten
rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht
durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kalten weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf
haben.

VI. Cl. Würmer (vermes), Thiere mit
kalten weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfaden (tentacula)
haben.

Hauptquellen zur Thiergeschichte überhaupt.

[Seite 42]
  1. aristotelis historia animalium. ex ed. Ph. Iac. Maus-
    saci
    . Tolos. 1619. fol.
  2. conr. gesneri icones quadrupedum viuiparorum, it. anium
    et animalium aquatilium; cum nomenclaturis singu-
    lorum in linguis dinersis. Europae
    . ed.
    2. Tig. 1560. fol.
  3. aldrovandvs
  4. io. ionston historia naturalis de animalibus. Frf. 1649-
    53. fol.
  5. auch unter dem Titel h. rvyschii (Frid. Fill.) thea-
    trum universale omnium animalium. Amst
    . 1718.
    II vol. fol.
  6. ray
  7. buffon
  8. Joh. Dan. Meyer Vorstellungen allerhand Thiere,
    sowohl nach ihrer Gestalt als auch nach der
    Structur ihrer Scelete. Nürnb. 1748–56. III
    Bände in Fol.
  9. linnaei fauna suecica. ed. 2. Holm. 1761. 8.
  10. th. pennant's British Zoology. Lond. 1768–77. IV
    vol. 8.
  11. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel. ib.
    seit 1763. gr. Fol.

Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren
.

[Seite 43]

§. 41.

Die Säugethiere haben zwar das warme rothe
Blut mit den Vögeln gemein; doch zeichnen sie
sich schon dadurch von ihnen aus, daß sie keine
Eyer legen, sondern lebendige Junge gebähren:
ihr Hauptcharakter aber, der sie von allen übri-
gen Thieren unterscheidet, und von dem auch die
Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind
die Brüste, wodurch die Weibgen ihre Junge
mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der
Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch
einmal so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise
Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an
der Brust (mammae pectorales), oder am Bauche
(abdominales), oder zwischen den Hinterfüßen
(inguinales). Bey den Männchen sind sie weit
kleiner als der Weibgen ihre; und einigen männ-
lichen Thieren z.B. dem Mongoz, dem Ham-
ster, der Haselmaus etc. scheinen sie, wenigstens
wenn dieselben erwachsen sind, gänzlich zu feh-
len; und bey einigen andern finden sie sich, wie
beym Hunde etc. doch in geringerer Anzahl als
der Weibgen ihre, oder wie beym Hengste an
einer andern Stelle.

§. 42.

[Seite 44]

Der Körper der allermehresten Säugethiere
ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke,
Länge, und Farbe bedecket; die auch bey einigen
als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff
und struppicht sind, oder gar wie beym Igel etc.
steife Stacheln bilden. Bey manchen Thieren
sind die Haare an besondern Stellen als Mähne
oder Bart verlängert; und bey einigen wie bey
den Pferden, Hunden etc. stehen sie an bestimm-
ten Stellen in entgegen gesetzter Richtung an
einander und machen sogenannte Näthe (suturas).
Bey manchen wie z.B. bey den Seehunden etc.
ändert sich die Farbe mit dem Alter und bey den
mehresten Hausthieren dieser Classe variirt sie
so wie beym Gefieder des meisten Hausgeflügels.
Auch sind manche durch die Kälte (§. 19.) bey
uns den Winter über, in Norden aber Jahr aus
Jahr ein entweder grau wie die Eichhörnchen
(Grauwerk), oder schneeweiß wie die Wiesel
(Hermelin) etc. Wenn hingegen diese weiße Farbe
zugleich mit rosenrothen lichtscheuen Augen ver-
bunden ist, wie bey den weißen Mohren, bey
den weißen Mäusen etc. (auch bey manchen Vö-
geln,) so ist es die Folge einer wirklich kränk-
lichen Schwache. Die allermehresten Säuge-
thiere haaren sich in gewissen Jahrszeiten
so wie sich die Vögel mausern und die Schlan-
gen sich häuten etc. (§. 15.).

§. 43.

[Seite 45]

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche wie die Affen, Eichhörnchen, etc. fast
blos auf Bäumen; einige wie der Maulwurf
als eigentliche animalia subterranea unter der
Erde; andere bald auf dem Lande bald im
Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch
andre endlich blos im Wasser wie die Wallfische.
Hiernach sind nun auch ihre Füße oder änli-
che Bewegungswerkzeuge verschieden. Die
Mehresten haben vier Füße, der Mensch nur
zweye, aber auch zwey Hände. Die Affen hin-
gegen haben vier Hände, und können die an
den Hinterfüßen, da sie auch einen abstehenden
Daumen und keine große Zehe haben, eben so
wol zum fassen und greifen gebrauchen als ihre
Vorderhände. Die Finger und Zehen der
Säugethiere sind in Rücksicht ihrer Bildung,
Anzahl und Verbindung sehr verschieden. Ge-
meiniglich sind sie frey; bey einigen aber, die
im Wasser und auf dem Lande zugleich leben,
durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den
Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen un-
gemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist
eine floränliche Haut ausgespannt die zum flie-
gen dient. Die Füße mancher Seethiere aus
dieser Classe sind wie in einen Klumpen verwach-
sen, und bey den Wallfischen äneln sie gar den
Floßfedern der Fische; doch daß die Hinter-
[Seite 46] floßen ohne Knochen sind, und horizontal,
nicht wie ein Fischschwanz ver-
tical, liegen. Einige wenige Säugethiere (Solid-
ungula
) haben Hufe; viele aber (Bisulca) ge-
spaltene Klauen. Die mehresten gehen blos
auf den Zehen der Füße; einige aber, wie der
Mensch, und gewissermaßen auch die Affen,
Bären, Elephanten u.a.m. auf der ganzen
Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die Ameisenbären, Formosanischen Teu-
felgen, und einige Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver-
sehn, die man in Schneidezähne (incisores),
Spitzzähne oder Eckzähne (caninos), und
Backenzähne (molares), abtheilt. Die letztern
zumal sind nach der verschiednen Nahrung die-
ser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bey
den fleischfressenden nemlich ist die Krone zackicht
und scharf; bey den grasfressenden oben breit und
eingefurcht; und bey denen die sich, so wie der
Mensch, von beiden organisirten Reichen näh-
ren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken
abgerundet.

§. 45.

Blos unter den Säugethieren, und zwar nur
unter den grasfressenden, giebt es wirklich wieder-
kauende Gattungen, bey welchen nemlich das
blos flüchtig zerbißne und geschluckte Futter
[Seite 47] bissen-weis wieder durch den Schlund zurück ge-
trieben und nun erst recht durchkaut und dann
zum zweytenmal geschluckt wird.

Der allgemeine Character dieser wieder-
kauenden Thiere liegt nicht in den gespaltnen
Klauen, als welche auch den Schweinen zukom-
men, die doch nicht ruminiren, und hingegen
den allerdings wiederkauenden Caninchen etc. ab-
gehen. Eben so wenig giebt der blose Mangel
der obern Vorderzähne ein hinreichendes Unter-
scheidungszeichen, da sie bey den Caninchen sogar
doppelt sind etc.

Mehr allgemein passend ist hingegen die den
wiederkauenden Thieren eigne Bildung der Ba-
cken-Zähne; die wie mit sägeförmigen Queer-
furchen ausgeschnitten, und deren Kronen nicht
horizontal liegen, sondern schräg-ausgeschlegelt
sind, so daß an denen im Oberkiefer die Ausenseite
– an denen im untern aber die nach der Zunge
hin gerichtete innere Seite, die höchste ist. Da-
bey haben sie einen schmalen Unterkiefer der eine
sehr freye Seitenbewegung hat, wodurch denn
wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus
dieser sonderbaren Verrichtung bewürkt wird.

Ann. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich gespalt-
ne Klauen haben, nemlich bey den Geschlechtern
der Schaafe und Ziegen, Antilopen, des Rindviehs,
der Cameele, Hirsche, Moschus-Thiere und vermuth-
lich auch der Giraffe kommt nun auserdem noch der
[Seite 48] vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und
Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum
erstenmal geschluckte noch halb-rohe Futter gelangt
nemlich in den ungeheuren ersten Magen, (rumen,
[...] gnus venter
, franz. le double, l'herbier, la panse,
der Pansen, Wanst) als in ein Magazin, worin
es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird
eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mit-
telst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet,
le reseau
, die Haube, Mütze, das Garn) der gleich-
sam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wie-
der durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird
der wiedergekaute zum zweytenmal geschluckte
Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder
durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen-
tipellio, omasus
, franz. le feuillet, le pseautier, das
Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet,
mo er sich wohl bey der geringen Weite desselben
nicht lange aufhalten kan, sondern von da endlich
zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus,
franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der Fett-
magen) gelangt, der dem Magen andrer Säuge-
thiere am nächsten kommt.

Anm. 2. Der allgemeine Haupt – Nutze der Rumina-
tion scheint noch unbekannt. – Vielen kleinen,
schüchternen, unbewaffneten wiederkauenden Thie-
ren und denen noch dazu von den reissenden Thie-
ren so sehr nachgestellt wird, kommt sie in sofern
zupasse, daß sie ihr Futter auf der offnen Weide
geschwind abgraßen und dann im Dickicht in Ruhe
und Sicherheit gemäglich ruminiren können etc.

§. 46.

Die allermehresten Säugethiere haben eine
Stimme (vox), die nach Verschiedenheit der
Gattungen, des Geschlechts, des Alters, und
der Leidenschaften überaus mannichfaltig ist. Ei-
nige, wie der Maulwurf, die Hasen, Canin-
[Seite 49] chen etc. lassen sie aber nur im äußersten Noth-
fall erschallen. Der Mensch allein besitzt aus-
schlieslich den Gebrauch der Sprache (loquela).
die eine nothwendige Folge der ihm ebenfalls
allein eignen Vernunft (§. 37.) ist.

§. 47.

Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern zu Waffen ver-
sehen, die doch, wie der Bart beym Menschen,
meist erst gegen die Zeit der Mannbarkeit recht
hervorbrechen. Bey einigen Gattungen, wie
beym Hirsch, Reh etc. sind die Weibchen unge-
hörnt; bey andern, wie im Ziegengeschlecht,
sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen
ihre. Anzahl, Structur, und Lage der Hör-
ner sind sehr verschieden. Beym Ochsen-Ziegen-
und Gazellengeschlecht sind sie hol, und sitzen wie
eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder
Fortsaß des Stirnbeins. Des Rhinocers Hör-
ner sind dichte, und blos mit der Haut auf der
Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hin-
gegen, sind sie zwar ebenfalls solide, aber von
besondrer Structur, und astig. Sie heissen
dann Geweihe, und werden mehrentheils alljär-
lich abgeworfen und neue an ihrer statt repro-
ducirt.

§. 48.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz be-
[Seite 50] deckt, der eine Fortsetzung des Kukuksbeins
(coccyx), und von mannichfaltiger Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z.B. manchen
Thieren die Fliegen und Bremsen von sich zu
wedeln; andern statt einer Hand, um sich daran
halten, oder fast wie der Elephant mit seinem
Rüssel damit fassen zu können (cauda prehensilis,
Rollschwanz); dem Eichhörnchen zur Haltung
beym schnellen Lauf auf den Zweigen etc.

§. 49.

Noch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondere Beutel von verschiedner Be-
stimmung zu merken. So haben viele Affen,
Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster, die
Ziselmaus u.a., Backentaschen, um Proviant
darin einschleppen zu können. Beym Weibchen
der Beutelratte liegen die Zitzen in einer beson-
dern Tasche am Bauche, worein sich die saugen-
den Junge verkriechen können. Der Orang-
utang und manche andre Affen, auch das Renn-
thier etc. haben einen Beutel am Halse, der sich in
die Kehle öffnet, und vermuthlich zur Verstärkung
der Stimme dient. Der Bieber, die Zibetkatze,
das Bisamthier, der Dachs u.a.m. haben ver-
schiedne Behälter (folliculos) am Nabel, beym
After etc. in welche sich eine klebriche, starkrie-
chende Feuchtigkeit sammlet u.s.w.

§. 50.

[Seite 51]

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läst
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts-
punkte bestimmen; entweder nemlich, in so ferne
sie auf die Haushaltung der Natur im großen,
auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß
haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit-
telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind,
wie wir unten sehen werden, die Insecten die
bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin-
gegen die Säugethiere. Die Verschiedenheit in
ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre
Stärke u.s.w. machen sie für den Menschen
aus die mannichfaltigste Weise brauchbar. Aus
keiner andern Classe von Thieren hat er sich so
treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu
schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmit-
telbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung
so schlechterdings unentbehrlich als diese. –
Ganze Völker des Erdbodens können mit einer
einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre
dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die
Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Rennthier; die Aleuten mit
dem Wallfisch. – Gewissermaßen auch die Ein-
wohner der Lüneburger Heide mit dem Schaaf etc.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-
thiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vor-
[Seite 52] züglich auf folgendes. Zum Reiten, zum,
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.: Pferde,
Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Rennthiere,
Elephanten, Kameele, Lacmas, Hunde. Zur
Jagd, zum Bewachen etc. Hunde. Zum
Mausen und Vertilgen anderer schädlichen Thiere:
Katzen, Igel, Ameisenbären etc. Zur Speise:
das Fleisch von Rindvieh, Schafen, Ziegen,
Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen,
Caninchen, u.s.w. Ferner Speck, Schmalz,
Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung,
zu Decken, Zelten etc. Pelzwerk, Leder, Haare,
Wolle etc. Zum Brennen: Talg, Fischthran,
Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden etc.
Pergament, Leder. Für andere Künstler und
zu gemischtem Gebrauch: Borsten, Haare,
Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein, Zähne,
Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen und
Knochen zu Tischlerleim. Därme zu Saiten.
Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur Feue-
rung, zu Salmiak etc. Harn zu Phosphorus.
Endlich zur Arzney: Bisam, Biebergeil,
Hirschhorn, Milch etc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig.
Die reissenden Thiere, besonders aus dem Katzen-
Geschlecht, tödten Menschen. Eben diese und
[Seite 53] noch manche andere z.B. die Wiesel, Marder,
Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wallfische etc. ver-
tilgen viele nutzbare Thiere: – oder schaden den
Gewächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem
Getraide u.s.w. wie die Feldmäuse, Hamster,
Leming, Hirsche, Hasen, Bieber, Affen, Ele-
phanten, Rhinocer, Nilpferde etc. oder gehen
andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse,
Fledermäuse, Murmelthiere. Verderben Haus-
geräthe, wie die Schakale, Hyänen u.s.w.
Gift besitzt kein einziges Thier dieser Classe,
außer in der Wuth und Wasserscheue, der zu-
mal die aus dem Hundegeschlecht leicht ausge-
setzt sind.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche Systeme,
nach welchen berühmte Männer die Säugethiere
zu ordnen versucht haben. Aristotelis Einthei-
lung z.B. ist auf die Verschiedenheit der Zehen und
Klauen gegründet, und die haben auch Ray
u.a. nach der Hand angenommen und weiter be-
arbeitet. Aber hierbey müssen die verwandte-
sten und im ganzen noch so änlichen Gattungen
von Ameisenbären, Faulthieren etc. getrennt, und
in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden,
blos weil die eine mehr, die andere weniger Ze-
hen hat. Linné hat die Zähne zum Classifica-
tionsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man
aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten
[Seite 54] Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbin-
dungen stößt. Das Geschlecht der Fledermäuse
muß nach des Ritters Entwurf, wegen des ver-
schiedenen Gebisses bey einigen Gattungen we-
nigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt
werden; der Elephant kommt mit den Panzer-
thieren, und den formosanischen Teufelgen; der
Igel aber und der Maulwurf mit Löwen und
Tigern in eine gemeinschaftliche Ordnung.

§. 54.

Ich habe daher diesen Mängeln abzuhelfen,
und ein natürliches System der Säugethiere zu
entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf ein-
zelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merk-
male zugleich, auf den ganzes Habitus, der
Thiere gesehn habe. So sind Thiere die in
neunzehn Stücke einander änelten, und nur im
zwanzigsten differirten, doch zusammengeordnet
worden, dieses zwanzigste mochten nun die
Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer
Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ord-
nungen dieser ersten Classe entstanden:

I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey
Händen.

II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen,
Paviane, Meerkatzen, und Makis.

[Seite 55]

III. Bradypoda. Thiere mit langen haken-
förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
bau auf den ersten Blick Trägheit und
Langsamkeit verrächt. Faulthiere, Amei-
senbären.

IV. Sclerodermata. Die Säugethiere mit
sonderbaren Decken statt behaarter Haut,
und zwar a) mit Schuppen: die Formo-
sanischen Teufelgen; b) mit Schildern:
die Panzerthiere; c) mit Stacheln: Igel
und Stachelschweine.

V. Chiroptera. Die Sängethiere, deren
Vorderfüße Flügel bilden (§. 43.). Die
Fledermäuse.

VI. Glires. Mäuse, Maulwürfe, Hasen,
Wiesel und andere verwandte kleinere viel-
zehigte Säugethiere.

VII. Ferae. Reissende Thiere, die Menschen
anfallen. Nur die Bären-Hunde- und
Katzen-Geschlechter.

VIII. SolidunguIa. Pferd etc.

IX. Bisulca. Thiere mit gespaltnen Klauen.

X. Belluae. Ungeheure, dünnbehaarte Thiere,
mit dicken Füßen. Tapir, Elephant,
Nashorn, Nilpferd.

[Seite 56]

XI. Palmata. Die Amphibien dieser Classe
mit kurzen Schwimmfüßen: und zwar
a) lacustria, mit bloßer Schwimmhaut
zwischen den Zehen; b) marina, mit ver-
wachsenen Fingern (§. 43.), deren Spur
nur durch die Nägel bezeichnet wird.

Der Manate macht von hier den schick-
lichsten Uebergang zur

XIIten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige
Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen
fast nichts als den unschicklichen Namen
gemein haben, und deren natürliche Verbin-
dung mit den übrigen Säugethieren schon
Ray vollkommen richtig eingesehen hat.*)

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. conr. gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedi-
    bus viuiparis
    . Basil. 1551. sol.
  2. vl. aldrovandi de quadrupedibus digitatis viuiparis L.
    III. Bonon. 1627. fol.
  3. id. de quadrupedibus solidipedibus. ib. 1616. fol.
  4. id. de quadrupedibus bisulcis. ib. 1613. fol.
  5. ei. de cetis L. I. (am Ende seines Werks de piscibus).
    ib. eod. fol.
  6. io. raii synopsis animalium quadrupedum Lond. 1613. 8.
  7. buffon.
  8. th. pennant's synopsis of quadrupeds. Chester 1771. 8.
  9. ei. history of quadrupeds. Lond. 1781. II vol. 4.
  10. ei. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 4.
  11. I. Ch. Dan. Schrebers Säugthiere. Erlang. seit
    1774. 4.
  12. i. chr. pol. erxleben systema mammalium. Lips. 1777. 8.
  13. e. a. w. zimmermann specimen zoologiae geographicae.
    LB
    . 1777. 4.

I. Ordn. INERMIS.

[Seite 58]

1. Geschl. homo. Animal rationale, loquens,
erectum, bimanum.

1. Gatt. sapiens. Der Mensch wird durch so
merkwürdige Eigenschaften des Geistes und des
Körpers von der ganzen übrigen thierischen
Schöpfung ausgezeichnet, daß er bey weitem
nicht blos in einem eignen Geschlecht, sondern
allerdings in einer besondern Ordnung von ihr
abgeschieden werden muß.

Er hat außer dem Begattungstrieb wenig
Spuren von Instinct (§. 33 u. f.), Kunsttriebe
aber (§. 36.), schlechterdings gar nicht. Da-
gegen ist er ausschlieslich im Besitz der Vernunft
(§. 37.), und der dadurch erfundenen Rede
oder Sprache (loquela), die nicht mit der
blos thierischen Stimme (vox) als welche auch
den ganz jungen und selbst den stummgebohrnen
Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§.
46.). Daß die Rede hingegen eine blose Folge
der Vernunft und nicht etwa der besondern Or-
ganisation der menschlichen Sprachwerkzeuge
sey, erhellt aus den bekannten Beyspielen der
Papagaien, Raben etc. die allerhand Worte ganz
vernehmlich nachsprechen lernen. Die Stimme
ist den Thieren wie ihr Instinct angebohren;
die Sprache hingegen entwickelt sich erst mit der
Vernunft, da dann die Seele ihre erlangten
Begriffe, der Zunge zum Aussprechen über-
[Seite 59] trägt. Es giebt eben so wenig ein sprachloses,
als ein vernunftloses Volk auf unserer Erde,
und wir haben nun die Wörterbücher der Es-
kimos, der Hottentotten und anderer Nationen,
denen die leichtglaubigen Reisenden der alten
Zeit die Rede abzusprechen wagten.

Zu den körperlichen Eigenschaften des Men-
schen gehört vorzüglich sein aufrechter Gang,
wozu seine breiten Fussohlen, und überhaupt
sein ganzer Körperbau eingerichtet ist, und der
Gebrauch zweyer Hände, wodurch er, selbst
vom menschenähnlichsten Affen zu unterschei-
den ist.

Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar
eigenthümliche Chraktere, die dem männlichen
und allen übrigen Thieren abgehen, nemlich
einen periodischen Blutverlust in einer bestimm-
ten Reihe von Lebensjahren; und dann ein
körperliches Rennzeichen der unverlezten Jung-
fräulichen Unschuld.

Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülf-
bedürftiges Geschöpf, das ohne alle Waffen
und ohne alle schützende Bedeckung auf die Welt
kommt. Kein andres Thier außer ihm ist so in-
stinctlos, keins bleibt so lange Kind, keins kriegt
so sehr späte erst sein Gebiß, lernt so sehr späte
erst auf seinen Füßen stehn, keins wird so sehr
späte mannbar u.s.w. Selbst seine großen
Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur
Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst
durch fremde Hülfe, durch Kultur und Erzie-
hung entwickeln können; so daß sich also wol
die sonderbare Frage von selbst beantwortet, ob
der Mensch bey dieser natürlichen Blöse und
[Seite 60] bey diesen zahllosen dringendsten Bedürfnissen
zum geselligen Umgang bestimmt sey oder nicht?
So wie es sich aus der Proportion in der An-
zahl der gebohrnen Mädgen und Knäbgen, aus
den unglücklichen Folgen der Vielweiderey u.s.w.
von selbst ergiebt, daß er in Monogamie leben soll.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze Erde,
und nährt sich beynahe von der ganzen organi-
sirten Schöpfung. Und in Verhältnis mit seiner
mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich
mit andern Säugethieren erreicht er ein aus-
nehmend hohes Alter, was ihn für seine lange
Kindheit entschädigt.

Es giebt nur eine Gattung im Menschen-
geschlecht; und die Menschen aller Zeiten und
aller Himmelsstriche können von Adam abstam-
men. Die Verschiedenheiten in Bildung und
Farbe des menschlichen Körpers werden blos
durch Clima, Nahrung, Lebensart u.s.w. bewirkt,
da der Mensch kein Privilegium hat, warum
er nicht auch, wie jeder andere organisirte Kör-
per, (§. 10.) wie eine Taube oder wie eine
Tulpe, ausarten sollte? So brennt die Son-
nenhitze die Mohren schwarz, und macht sie
kraushaarigt; so wie hingegen die Kälte in Nor-
dischen Zonen weiße Farbe und kleine Statur
hervorbringt. Alle diese Verschiedenheiten fließen
aber so unvermerkt zusammen, daß sich keine
andre als sehr willkührliche Gränzen zwischen
ihnen festsetzen lassen; doch habe ich das ganze
Menschengeschlecht noch am füglichsten unter fol-
gende fünf Varietäten zu bringen geglaubt;

1) Die ursprüngliche und größte Raçe begreift
erstens alle Europäer, die Lappen mit ein-
[Seite 61] geschlossen, deren Bildung und Sprache ihre
Finnische Abkunft verrätht, und die gar nichts
so auszeichnendes haben, daß sie eine beson-
dere Varietät ausmachen könnten: sodann die
Asiaten, die disseits des Obi, des Caspi-
schen Meers, des Gebürges Imaus und
des Ganges, wohnen: und endlich die Nord-
afrikaner. Alle diese Völker find mehren-
theils von weißer Farbe, und nach den Eu-
ropäischen Begriffen von Schönheit die best
gebildetsten Manschen.

2) Die übrigen Asiaten, jenseits des Obi,
Ganges etc. und bann die allernordlichsten
Americaner, (an der westlichen Küste nemlich
etwa bis nach Alaschka etc. und an der ostlichen
bis Labrodor). Sie sind meist gelbbraun,
dünnbehaart, haben platte Gesichter und kleine
Augen. Als Ideal ihrer Gestaltung denke
man sich die Schinesen.

3) Die übrigen Afrikaner: von schwarzer
Farbe, mit wollichten Haar, stumpfen Nasen,
und aufgeworfenen Lippen Am auffallendsten
ist dieser Charakter bey den Negern, die sich
dann in die Abessinier, Mauren etc verlieren,
so wie jede andre Menschen-Varietät mit
ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam
zusammenfließt.

4) Die übrigen Amerikaner: von kupferro-
ther Farbe, meist schlanken Wuchs und her-
vorstehenden Backenknochen, tiefliegenden Au-
gen etc.

5) Die Südländer oder Australasiaten und Po-
lynesen des fünften Welttheils; dazu man
auch wohl die Bewohner der Sundaischen In-
seln, der Molukken, Philippinen u.s.w. zäh-
[Seite 62] len könnte. Sie sind meist schwarzbraun,
breitnasicht, großmanlicht und dick-behaart.
Ihre Gesichtszüge gleichsam stark ausge-
würkt etc.

* * *

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts
verunreinigt haben, lohnt sich kaum mehr
der Mühe: die vermeintlichen Patagonischen
Riesen z. N. sind, von Magalbaens Zeiten
bis auf die unsrigen, in den Erzählungen der
Reisenden, von zwölf Fuß zu sechs bis sie-
benthalb eingekrochen, und bleiben also we-
nig größer als jeder andre Mensch von guter
Statur.

Und daß Commersons Quimos und andre
Zwergnationen auch nichts als abgeschmackte
Erdichtungen waren, ist jetzt nun allgemein
bekannt.

Die Rackerlacken, Blafards, Albinos oder
weiße Mohren sind nicht einmal eine Spiel-
art, geschweige eine besondre Gattung, son-
dern Patienten, deren Geschickte mehr in
die Pathologie als in die Naturhistorie gehört.

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreif-
liches Gemische aus der Geschichte jener
preßhaften kränklichen Menschen, und des
Orangutangs: sein Homo lar hingegen ein
wahrer Affe.

Die in Wildnis unter Thieren erwachsenen Kin-
der find klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andre durch Krankheit
oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster
[Seite 63] des Meisterstücks der Schöpfung anführen
darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentotinnen, Syrenen, Centauren, und
alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn,
verzeihen wir der gutherzigen Leichtglaubig-
keit unsrer lieben Alten.


II. PITHECI.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt aus den Bäumen
erfodert. Sie sind blos zwischen den Wende-
cirkeln zu Hause.

2. simia. Affe. habitus plus minus anthropo-
morphus, auriculae et manus magis hu-
manae
.

Die Affen finden sich blos in der alten Welt;
ihr Gesicht ist zwar Menschenänlicher als an-
drer Thiere ihres, aber doch schon vorn in eine
Thier-Schnauze verlängert, weil sie, so wie
die übrigen Säugethiere einen besondern Kno-
chen (os intermaxillare) zwischen den Oberkie-
fern haben, in welchem die obern Schneidezähne
sitzen, und der dem Menschengeschlechte mangelt.
Auch ihr Unterkiefer ist länger und schmaler als
beym Menschen, das Kinn zurückgezogen, die Lippen
dünne und kurz, daher das aeffische Zähneflet-
schen. Ueberhaupt aber sind auch die Menschen-
änlichsten Affen in ihrer ganzen Bildung, durch
die schmalen Hüften, durch die platten Len-
den u.s.w. folgends durch so tausend Beson-
[Seite 64] derheiten in ihrem innern Körperbau aufs auf-
fallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) ungeschwänzte.

1. Troglodytes. der Schimpanse, Pongo,
Jocko, Barris. S. macrocephala, torosa.
dorso et humeris pilosis, reliquo corpore
glabro
.

tvlpii observ. med. p. 284. tab XIII.

Nou.a. E. Lips. m. Sept. 1739. tab. V.

Ist im innern von Angola, Congo etc. und
tiefer landeinwärts zu Hause; wird ohngefähr
fünf Fus hoch; hat doch ein etwas mehr Men-
schenänliches Ansehen als der eigentliche Orang-
utang und dient folglich zum kürzesten bün-
digsten Beweis des mächtig-großen Abstan-
des, der auch schon in Rücksicht der äusern
Bildung, zwischen dem Menschen und der gan-
zen übrigen thierischen Schöpfung vorwaltet.
Diese Thiere sind unbändig stark, wild, und
sollen Menschen anfallen. Man sagt daß sie sich
Truppweise in den dicksten Wäldern aufhalten,
sich auf den Bäumen eine Art von Laube gegen
Wind und Wetter machen, sich gern nach dem
Feuer ziehen was die Wilden etwa im Walde
angemacht haben, daß sie es aber nicht mit
nachgelegten Holze zu unterhalten verstehen.

2. Satyrus. der Orangutang (Büffons Jocko)
S. capite minore, gracilior, hirsuta; pilo-
rum humeri et ulnae contraria directione.
pollice manuum anteriorum mutico, ungue
destituto.

Schrebers Säugth. tab. II. A.

[Seite 65]

vosmaer descr. du or. out. Amst. 1778.
4. tab. I. II.

Dieses berufene Thier, das mit dem vori-
gen sehr oft unter dem gemeinschaftlichen Na-
men von Waldmensch, Pygmäe u.s.w. ver-
wechselt worden, ist wie es scheint blos auf Bor-
neo zu Hause, wird ohngefähr 4 Fus hoch, hat
aber einen weit schlankern, schmächtigern Wuchs,
kleinern Kopf, ganz andere Gesichtsbildung und
einen dicht behaarten Leib. Ist sehr schüchtern
und leutescheu, und wird daher selbst in seiner
Heimat nicht häufig gesehen; gewohnt auch gar
schwer der Gefangenschaft und fremden Climas;
läßt sich aber doch wenn es ganz jung einge-
fangen worden, so wie der Schimpanse und
andere Affen auch, zu allerhand künstlichen
Handlungen abrichten, die man aber von seinem
natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Nach aller Wahrscheinlichkeit giebt es aber
in Ostindien, und zumal auf den Sundaischen
Inseln, noch andere Gattungen von menschen-
änlichen Affen die von diesem wahren Orang-
utang specifisch verschieden sind. Selbst der
langzottige Affe den Hr. Prof. Camper zerglie-
dert und als einen Orangutang beschrieben*),
scheint mir, besonders auch bey seinem so ganz
auffallend sonderbaren Profil mit einer so
stark gewölbten Stirne und hingegen fast ho-
rizontal hervorragenden Schnauze, mehr als
eine blose Spielart des vorigen zu seyn.

[Seite 66]

Herr Camper hat dieses Thier zerglie-
dert und die physische Unmöglichkeit erwie-
sen, daß dergleichen sogenannte Menschenänliche
Geschöpfe je einer menschlichen Rede, oder eines
natürlichen aufrechten Ganges etc. fähig seyn
könnten.

3. Longimana. der Gibbon oder Golok.
(Linne's homo lar.) S. brachiis longissimis,
talos attingentibus
.

Schreber tab. III.

jo. Fr. miller Fasc. V. tab. XXVII.

Ein artiges, kirres, aber schwächliches
Thier, was sich in Malacka, Coromandel, und
auf den Molucken findet, und dem sein ziemlich
menschenänlichcs Gesicht und die ungeheuer lan-
gen Arme ein sonderbares Ansehn geben. Es
ist von schwärzlicher Farbe, wird gegen vier Fus
hoch, und braucht, wenns auch auf allen vie-
ren lauft, sich doch nur wenig mit dem Körper
vorwärts zu beugen.

4. Syluanus. der gemeine Türkische Affe. S.
brachiis corpore breuioribus, natibus cal-
uis, capite subrotundo
. *

Schreber tab. IV.

Der allergemeinste und dauerhafteste Affe, der
auch in Europa leicht Junge heckt. Hat etwa
die Größe vom Fuchs, ist leicht zu zähmen, sehr
gelehrig und possirlich, lebt Schaarenweise in
Nordafrica, Ostindien etc.

5. Inuus (cynocephalus auctorum. Büffons
magot.) S. capite oblongo, natibus caluis. *

Schreber tab. V., it. V. a. V. b.

[Seite 67]

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen
und ist ihm überhaupt so nahe verwandt daß
es schwer hält beide recht bestimmt von einan-
der zu unterscheiden. Zumal da beide, den
Abbildungen nach zu urtheilen, selbst in meh-
rere Varietäten ausgeartet zu seyn scheinen.
Man hält den inuus für den wahren Aegypti-
schen cynocephalus der Alten. – Derselbe
Affe soll auch auf Gibraltar verwildet seyn und
sich da im freyen fortpflanzen. Und im 6ten Jahr-
hundert war (vermuthlich auch durch eine solche
zufällige Verwilderung) ganz Corsica voll Affen.

b) geschwänzte.

6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein
sogenannte) Meerkatze S. cauda longa,
arcuata, labio leporino
. *

Schreber tab. XIII.

Im westlichen Africa, auf Guinea, Ango-
la etc. Von beynah oliven-grünlicher Farbe. Ein
überaus lebhaftes, possirliches und dauerhaftes
Thier, das daher sehr häufig nach Europa ge-
bracht wird.

7. Aygula (Büffons aigrette) S. subimberbis
grisea, eminentia pilosa verticis reuersa lon-
gitudinali
. *

Schreber tab. XXII.

In Ostindien. Graugelblich. Von der Größe
einer Katze.

3. papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba-
boon
.) Caput prolongatum, minus anthro-
pomorphum, nates nudae, coccineae, cauda
abbreuiata.

[Seite 68]

Auch die Paviane sind der alten Welt eigen.
Ihr Kopf hat wenig menschenänliches, bey man-
chen ehr etwas vom Schwein, zumal in der
breiten Schnauze. Auch ihre Stimme ist so
grunzend. Meist sind es unbändige, säuische
und äußerst geile Thiere.

1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad
latera coerulescente
. *

Schreber tab. VIII. A. VIII. B.

Wird gegen fünf Fus hoch, ist auf Ceilan etc.
zu Hause, und hat wegen der schönen farbichten
Streifen im Gesicht, wegen seines weißen Barts,
und der spitzzulaufenden Kopfhaare, ein auffal-
lendes Ansehn.

2. Mandril. (maimon linn.) P. facie violacea
glabra, profunde sulcata
. *

Schreber tab. VII.

Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze
Schaaren des Nachts Weinberge und Obstgär-
ten plündern sollen. Die Größe scheint bey die-
sem Pavian und auch wol bey andern Thieren
dieser Ordnung zuweilen sehr verschieden zu
seyn. Es giebt Mandrils, die wol fünf Fus
hoch sind; einer aber den ich zergliedert habe,
war völlig ausgewachsen und bejahrt, und doch
nur von der Größe des Fuchses.

4. cercopithecvs. Meerkatze. auriculae mi-
nus humanae. manus (plurimis) quasi sciu-
rinae.

Das ganze Geschlecht ist blos in America
einheimisch.

a) cauda prehensili, die Sapajus.

[Seite 69]

1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater,
palmis tetradactylis absque pollice
. *

Schreber tab XXVI. A. XXVI. B.

In Südamerika, besonders in Brasilien.
Soll mit seinem langen Rollschwanz Fische fan-
gen können; und wenn mehrere von einem Bau-
me diesseits eines schmalen Flußes auf einen an-
dern, jenseitigen wollen; so sollen sie sich, wie
eine Kette, von einem Aste herunter aneinan-
der hängen, und so lange über dem Wasser hin
und wieder schwanken, bis der unterste den jen-
seitigen Baum erreicht und sich dran angehal-
ten hat, da dann der erste losläßt, und so die
ganze Kette nüber fliegt.*)

b) cauda non prehensili, die Sangu-
inchen.

2. Jacchus. der Uistiti. C. juba pilosa alba
ad genas ante aures, cauda villosa annu-
lata.
*

Schreber tab. XXXIII.

In Brasilien. Von brauner Farbe und so
klein daß er in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.
Soll besonders gern Fische fressen.

5. lemvr. Mati. Nasus acutus, dentes inci-
sores inferiores porrecti, compressi, incum-
bentes
.

1. Cucang. der Loris. (tardigradus linn.)
L. ecaudatus. *

Schreber tab. XXXVIII.

Diese und die folgende Gattung haben am
Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle,
an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
[Seite 70] Der Loris findet sich auf Ceilan; ein flinkes leb-
haftes Thiergen von der Größe und Farbe des
Eichhörnchens, schlanken dünnen Beinen etc.

2. Mongoz. der Mongus L. facie nigra, cor-
pore et cauda griseis
. *

Schreber tab. XXXIX. A. XXXIX. B.

Ist so wie einige verwandte Gattungen auf
Madagaskar, und den benachbarten Inseln zu
Hause. Hat schöne orangegelbe Augen, sehr
weiches Haar, und einen langen wollichten
Schwanz, den er im Sitzen um den Hals schlägt.
Die Hinterfüße sind viel länger als die vor-
dern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen,
einen specifiken Geruch, fast nach Ameisen-
haufen.


III. BRADYPODA.

Der Bau der Füße und der ganze Habi-
tus dieser Thiere verrätht ihren trägen langsa-
men Gang. Meist haben sie wenige Zehen an
den Vorderfüßen, die aber mit großen krum-
men Klauen versehen sind, und zum klettern
auf Bäumen dienen. Sie sind dickbehaart,
und durch zahlreiche aber sehr breite Rippen von
innen fast so gut gepanzert, als die Scleroder-
mata
durch ihre hornichte Decken von aussen.

6. ignavvs. Faulthier. (Fr. paresseux. Engl.
sloth.) Caput rotundatum, crura antica
longiora.

[Seite 71]

1. Tridactylus. der Aï. I. pedibus tridacty-
lis, cauda breui.
*

Schreber tab. LXIV.

Freylich ein äußerst langsames, schwerfälli-
ges Geschöpf, was nie mehr als einen Fus auf
einmal aufheben, nachher jedesmal erst einige
Zeit ausruhen, und beständig sein heulendes
Aï, wovon es den Namen hat, hören lassen soll.
Aber bey aller dieser Trägheit ist es (wie ich
von Augenzeugen weis die sich viele Jahre in
Guiana aufgehalten) listig genug um seinen
Feinden, zumal den kleinen Amerikanischen Ti-
gern etc. auf allerhand Weise zu entgehen; und
stark genug um sich im Nothfall gegen sie zu
vertheidigen. Hat dabey ein äußerst zähes Le-
ben, und wenige Bedürfnisse. Frißt wenig, säuft
gar nicht etc.

7. myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. four-
miller
. Engl. ant-eater.) Rostrum pro-
ductius, lingua lumbriciformis, dentes
nulli.

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, ungue exteriore maximo,
plantis tetradactylis, cauda prehensili.
*

Schreber; tab. LXVI.

In Südamerica; von der Größe und auch
fast von der Farbe des Eichhörnchens. Mit sei-
ner vier Zoll langen Zunge bohrt er nach und
nach gleichsam einen Gang in die Ameisenhau-
fen, und da sie wie bey den übrigen Gattun-
gen mit zähem Schleim überzogen ist, so blei-
den die Ameisen dran klebend und er braucht
sie nur von Zeit zu Zeit in den Mund zu ziehen
[Seite 72] und die Thiergen hinterzuschlucken. Mit den
großen hakenförmigen Klauen der Vorderfüße
kratzt er die mit einer festen Erdrinde bedeckten
Ameisenhaufen auf.


IV. SCLERODERMATA.

Die Säugethiere mit Stacheln, oder Schup-
pen, oder Schilden statt des behaarten Fells.
Sie rollen sich bey Gefahr ganz kugelicht zu-
sammen, und können sich bey der Begattung
nicht wie die mehresten übrigen Thiere dieser
Classe bespringen.

8. manis. Formosanische Teufelchen. Cor-
pus squamis tectum. dentes nulli. lingua
teres
.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die
Thiere dieses Geschlechts, in ihrer Bildung,
Lebensart etc. viel Aenlichkeit mit den Ameisen-
bären. Von vielen ältern Reisebeschreibern und
Naturforschern wurden sie unter die Eidexen
gezählt.

1. Macroura. der Phatagin. (tetradactyla
linn
.) M. cauda longiore. *

Schreber tab. LXX.

In Formosa u.a. Gegenden Asiens: auch
wol in Africa. Ein seltnes kleines Thier, von
der Größe des obigen Ameisenbären. Sein ge-
schuppter Körper änelt einem Tannenzapfen.
Die Schuppen sind von dunkelbrauner Farbe
und ungemein sauber gestreift.

[Seite 73]

9. tatu. Armadill, Panzerthier. (dasypus
linn.) Corpus testis zonisque osseis tectum,
dentes incisores et laniarii nulli
.

1. Nouemcinctus der Caschicame. Zonis dor-
salibus
IX. palmis tetradactylis. plantis pen-
tadactylis
.*

Schreber tab. LXXIV.

In Südamerica, wohin das ganze Geschlecht
zu Hause zu gehören scheint. Baut unter die
Erde und ist sehr kirre so daß die Kinder damit
spielen.

10. histrix. Corpus spinis tectum.

1. †. Erinaceus. der Igel. (Fr. le herisson,
Engl. the hedge-hog) H. auriculis rotun-
datis, naribus cristatis.
*

Ein unschuldiges Thier, das fast in der
ganzen alten Welt zu Hause ist. Er nährt sich
von Ratten und Mäusen, die er mit viel Ge-
schicklichkeit zu fangen versteht; auch von Krö-
ten, Insecten, besonders aber von Früchten,
die er zuweilen an seine Stacheln gespiest zu sei-
nem Lager schleppen soll. Man unterscheidet
insgemein zwey Varietäten bey dieser Gattung:
Hundsigel und Schweinigel; deren Verschie-
denheit besonders in der Bildung der Schnauze
beruhen soll.

2. Malaccensis. H. auriculis pendulis.

seba thesaur. vol. I tab. LI. Fig. 1.

Findet sich auf Malacca und den Sundai-
schen Inseln; und ist, wegen des ehedem als
Panazee berufnen und mit großen Summen
[Seite 74] bezahlten Piedra del porco merkwürdig, der
sich zuweilen in seiner Gallenblase erzeugt.

3. Cristata. das Stachelschwein. (Fr. le porc-
epic
. Engl. the porcupine) H. capite cristato,
cauda abbreuiata
. *

Schreber tab. CLXVII.

Ist im wärmern Asien und in ganz Africa
zu Hause, nährt sich von Baumrinde und
Früchten, und nistet in einen ziemlich tiefen Bau
unter der Erde. Im Zorn rasselts mit seinen
Stacheln, die ihm zuweilen, zumal im Herbste
ausfallen, schießt sie aber nicht gegen seine Ver-
folger von sich.


V. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser Thiere; und zwischen ihnen ist eine
Floränliche Haut ausgespannt, die statt Flügel
dient (§. 43). Daher können sie eben so wenig
als die Affen, Faulthiere etc. bequem auf der
Erde gehn.

11. vespertilio. Fledermaus. (Fr. chauve-
souris.
Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti
plantarum breues, reliqui longissimi
.

1. Spectrum, der Vampyr. V. ecaudatus, naso
infundibiliformi lanceolato.
*

Schreber tab. XLV.

[Seite 75]

Die Flügel abgerechnet, hat der Körper
dieses Thiers, was in Südamerica zu Hause
ist, die Größe vom Eichhorn. Es ist von grau-
braunlicher Farbe, lebt von kleinen Thieren und
Baumfrüchten, wird aber dadurch wenigstens be-
schwerlich wenn auch nicht sehr gefährlich,*)
daß es nicht nur dem Rindvieh, Pferden, Maul-
eseln etc. sondern auch schlafenden Menschen, bey
welchen es sich vorzüglich an die Fuszehen setzt,
Blut aussaugt, woher es denn auch den Na-
men des Vampyrs erhalten hat.

2. canis volans. der fliegende Hund. (Linnés
vampyrus, Büffons roussette.) V. ecauda-
tus, naso simplici, membrana inter femora
diuisa. *

Schreber tab. XLIV.

Ist größer als der Vampyr, lebt aber blos
von Baumfrüchten und wird also ganz unrich-
tig Vampyr genannt: findet sich Schaarenweis
auf Ternate und andern Ostindischen – und Au-
stral-Inseln; auf welchen letzteren er nebst den
Schweinen, Hunden und Ratten die einzigen
daselbst einheimischen Säugethiere ausmacht.

3. †. Auritus. (Büffons oreillard) V. cauda-
tus, auriculis maximis
. *

Schreber tab. L.

Diese Fledermaus hat mit der folgenden
einerley Vaterland und Lebensart. Ihre Ohren
die man insgemein, aber fälschlich, doppelt
nennt, sind auch eben so einfach, nur alle
Theile ungeheuer groß, daher das Thier ein
sonderbares Ansehen erhält.

[Seite 76]

4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus,
Speckmaus. V. candatus, auriculis capite
minoribus
. *

Diese Thiere sind wie die vorigen animalia
nocturna
. Zu ihrem Winterschlaf hängen sie
sich in Hölen klumpweise bey den Hinterfüßen
auf.


VI. GLIRES.

Eine große Ordnung, die wieder in Fami-
lien eingetheilt werden kan. Die dahin gehö-
rigen Thiere sind vielzehicht, gehen fast immer
auf dem ganzen Hinterfuß (§. 43), und mehren-
theils im Galop. Meist sind es kleine aber
flinke, lebhafte Geschöpfe.

a) Sciurina.

12. scivrvs. cauda pilosa, disticha.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der
Polatusche. S. duplicatura cutis laterali a
pedibus anterioribus ad posteriores
. *

Schreber tab. CCXXIII.

Der Flug dieser Thiere, die sich fast in der
ganzen nordlichen Erde finden, kan bey weitem
nicht mit der Fledermaus ihrem verglichen wer-
den. Das schlappe Fell, was von ihren Vor-
derfüßen nach den Hinterfüßen zu, auf der
Seite weglauft, und wovon sich auch schon, bey
unsern gemeinen Eichhörnchen eine Spur zeigt,
dient ihnen nur zu einem Seegel, um einen
weitern Sprung wagen zu dürfen. Sie können
[Seite 77] damit nie aufwärts, nicht einmal wasserpaß,
sondern immer nur schief herunterwärts setzen.

2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil
. Engl. the squirrel) S. auriculis apice
barbatis, cauda dorso concolori.
*

Diese flinken kleinen Thiere kommen in der
Wildnis fast nie auf die Erde, sondern leben
auf den Bäumen, da ihnen bey ihren schnellen
weiten Sprüngen der Schwanz statt Seegel
und die immer stark dunstenden feuchten und
großen Fußsohlen zum festern Tritt helfen. Sie
machen sich in den. Gipfeln der Tannen und
Eichen ein Nest aus Laub und Moos, oder be-
ziehn auch wol verlaßne Nester wilder Tauben
und anderer Vögel. Ihr Vaterland ist ganz Eu-
ropa, fast ganz Asien und das nordliche Ame-
rica.

Die Nordischen, zumal an den Ufern des Obi und
am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben
dann das bekannte Grauwerk (petit gris); das
Büffon mit Unrecht von einer besondern großen
Nordamerikanischen Gattung ableitet, und wo-
von der Bauch unter dem Namen von Vebam
zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen finden
sich auch schwarze Eichhörnchen; seltner schnee-
weiße mit rosenrothen Augen; auch habe ich ein
weiß- und schwarz geflecktes aus dem Gothai-
schen gesehn.

13. glis. Cauda rotunda, in apice crassior.

Leben nicht wie die Eichhörnchen auf den
Bäumen, sondern auf der Erde, und nisten
meist unter derselben.

1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ras
Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir. Engl.
[Seite 78] the rellmouse) G. griseus, subtus albidus
auriculis rotundatis, nudis.
*

Schreber tab. CCXXV.

Der Siebenschläfer ist der wahre glis der Al-
ten, den sie als Delicatesse verspeisten*), und
in eigenen glirariis**) mästeten. Er ist im südli-
chern Europa, auch einzeln hier um Göttingen zu
Hause, sein Fell änelt der Farbe nach fast dem
Grauwerk. Lebt in Eichen- und Buchenwäldern,
nistet in hole Bäume; und hält langen und
sehr festen Winterschlaf.

2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr.
le muscardin. Engl. the dormouse.) G. ru-
fus, pollice plantarum mutico, auriculis
rotundatis.
*

Schreber tab. CCXXVII.

In der nordlichen alten Welt. Ein ungemein
niedliches, muntres Thierchen, von der Größe
der Hausmaus, aber mehr vom Betragen des
Eichhörnchen. Zu seinem Winterschlaf bereitet
es sich eine kuglichte ziemlich feste Hülse von
Tangelnadeln, u.a. kleinen Gestrüppe, worin
es sich vergräbt.

b) Murina.

14. marmota. auriculae abbreuiatae, cauda
breuis, pilosa
.

1. Alpina. das Murmelthier. (Romanisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la
marmotte
) M. corpore supra fusco, subtus
flauescente
. *

[Seite 79]

Schreber tab. CCVll.

In den höhern Alpen von Europa und Asien
besonders in Savoyen, Graubünden, am St
Gotthard, und in der großen Tattarey. Macht
sich tiefe Hölen in die Erde, die es mit Heu
und Moos ausfuttert, nährt sich von allerhand
Pflanzen und Wurzeln; liebt aber vorzüglich
Milchspeisen, daher es sich in den Schweizer-
alpen häufig in die Sennhütten eingräbt
Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blan-
che
in Savoyen theils auf isolirten Klippen fin-
det die wie Inseln auf diesem Eismeer hervor-
ragen, etliche Stunden weit von allem unbe-
eisten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr
nur etwa 6 Wochen lang von Schnee befreyt
sind, so daß es scheint, die dasigen Murmel-
thiere durchschlafen wenigstens 10 Monate vom
Jahr und bringen nur einen äuserst kleinen Theil
ihrer Existenz wachend zu.

2. †. Citellus. das Erdzeiselgen, Suslik.
(mus noricus.) M. corpore longiore, capite
paruo, pedibus breuibus pentadactylis.
*

Schreber tab. CCXI. A. CCXI. B.

Dieses artige kleine Geschöpf steht vollkom-
men zwischen dem Murmelthier und Hamster
in der Mitte. Die äusere Gestalt und Farbe,
auch die Sitten sind wie vom Murmelthier.
Es hat aber nur die Größe vom Hamster, auch
so wie dieser Backentaschen etc. Nur, statt daß
der Hamster fettes Erdreich liebt, so baut hin-
gegen das Erdzeiselchen in dürren sandichten
oder thonichten Boden. Es findet sich in Oester-
reich, und Böhmen, doch nur in geringer An-
zahl; in größter Menge hingegen in Un-
garn, Polen und Sibirien. Ein paar die
[Seite 80] mir vom Carpatischen Gebürge zugeschickt wor-
den, fraßen Getraide, Obst, Brod etc. und über
alles gern Fleisch. Sie werden von den Cal-
muken und Ungrischen Bauern gegessen; und
leztre streifen ihnen das ganze Fell ab, und
brauchens zum Geldbeutel.

3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M.
abdomine nigro.
*

Schreber tab. CXCVIII. A. CXCVIII. B.

F. G. Sulzers V. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. I. II.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Si-
birien etc. Ein beissiges boshaftes Thier, was außer
dem Zorn kaum eine andere Leidenschaft zu ken-
nen scheint. Hey einer sehr unbeträchtlichen Leibes-
größe stellt er sich doch, gegen Menschen etc. zur Wehr;
und Hunde, die des Hamsterfangs ungewohnt
sind, ziehen leicht gegen ihm den Kürzern. Er
lebt von kleinen Thieren, jungen Pflanzen doch
vorzüglich von Getraide, Bohnen etc. wovon er
erstaunlichen Vorrath in den Backentaschen zu
seinen unterirdischen und wol 7 Fuß tiefen Hö-
len schleppet. Eine Höle hält wol manchmal auf
60 Pfund solcher Victualien. Fr vermehrt sich
ausnehmend stark, und man hat wol eher im
Gothaischen in einem Jahr über 27000 Hamster
getödtet. Es giebt eine ganz schwarze Spielart
unter diesen Thieren: so wie auch Kackerlacken
mit rosenrothen Augen.

4. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter macu-
lato.
*

Schreber tab. CXCV. A. CXCV. B.

Vorzüglich in Lappland und Sibirien. Thut
den Gewächsen großen Schaden. Zuweilen
[Seite 81] emigriren ganze Legionen wie Zugheuschrecken
von einer Gegend in die andere. Sie sollen so-
dann in gerader Linie, ohne Umweg, über
Berg und Thal, durch Seen und Flüsse, bis
zum Ort wo sie sich niederlassen wollen, ziehen.
Ihre unerwartete und unbemerkte Ankuft da-
selbst, und dann auch der Fall daß welche von
den Raubvögeln in die Luft gehoben worden
und sich doch noch losgearbeitet und herunter ge-
fallen etc., hat zu der wunderlichen Sage Anlaß
gegeben, der sogar Th. Bartholin, Ol. Worm
und viele andere Naturforscher der vorigen Zeit
beygepflichtet sind, daß es Leminge vom Him-
mel regnete.

5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecau-
data, palmis pentadactylis, incisoribus su-
pra infraque latis, palpebrarum aperturis au-
riculisque nullis.

Schreber tab. CCVI.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils
unter der Erde. Es soll für seine kleinen ganz
deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in
der Gegend der Augenlider haben, und folglich
gänzlich blind seyn!

15. mvs. cauda gracilis, subnuda.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda sub-
sesquuncialis, auriculis nudis vellere molli
latentibus, palmis subtetradactylis, corpore
fusco
.

Schreber tab. CXC.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird
theils durch die großen Wanderungen die es, zu-
mal von Kamtschatka aus, in manchen Jahren in
unsägliger Menge und unermeßlichen Zügen fast
[Seite 82] wie der Leming anstellt, besonders aber durch
die Industrie merkwürdig, womit dieses kleine
Thier eine große Menge meist eßbarer Wurzeln
in seine unterirdischen Hölen schleppt, denen die
Tungusen u.a. Sibirische Völker (wie die Thü-
ringer etc. den Hamster-Hölen) nachgraben und
diesen Wurzelvorrath zu ihrem eignen Gebrauch
ernden.

2. †. Siluaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.)
M. cauda mediocri, pectore flauescente, ab-
domine albido.

Schreber tab. CLXXX.

Dieses zumal für die Holzungen sehr schäd-
liche Thier lebt in den Europäischen Wäldern,
sammlet häufigen Wintervorrath von Nüssen,
Eicheln etc.

3. †. terrester. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr.
le campagnol. Engl. the field-mouse) M.
cauda mediocri, dorso ferrugineo, abdo-
mine cinereo.
*

Schreber tab. CXCI.

Ein schädliches Thier, was meist in ganz Eu-
ropa zu Hause ist, sich im Sommer mehr in
Wiesen, Gärten und Feldern, im Winter aber
mehr im Wald aufhält. Es nistet unter der
Erde, vermehrt sich in manchen Jahren ganz
ungeheuer, und thut den Feldfrüchten, zumal
der jungen Aussaat, großen Schaden.

4. †. Musculus, die Hausmaus. (fr. le souris.
Engl. the mouse.) M. cauda elongata, pal-
mis tetradactylis, pollice palmarum mutico.
*

Die Maus änelt der Ratte wie in der Bil-
dung so in der Lebensart, doch daß sie sich mehr
häuslich hält, nicht so wie jene umherschweift.
[Seite 83] Sie frißt fast alles was ihr vorkommt, und ih-
ren Zähnen beisbar ist. Katzen, Igel und Eu-
len sind ihre Erbfeinde.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und theils so lichtscheu,
daß sie in der Hellung die Augenlider fest zu-
schließen, und für blind gehalten werden könnten.

5. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra-
dactylis cum vnguiculo pollicari.
*

Die Ratte ist, wie sich aus Albertus Ma-
gnus, Vincenz von Beauvais etc. schließen läßt
ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Die
alten Griechen und Römer gedenken des Thiers
nie, und in die neue Welt ist es erst seit ihrer
Entdeckung, von Europa aus übergebracht wor-
den. Wenige andre Thiere sind so äuserst
gefräßig als die Ratten. Sie fressen sogar
Scorpione und ziehen den Menschen und seinen
Victualien überall nach. Sogar den Bergleu-
ten in die tiefsten Schachte. Sie verlassen die
ankommenden Schiffe wenn sie ausgeladen wer-
den und schwimmen ans Land; und beziehen sie
wieder sobald sie von neuem befrachtet wer-
den*). Sie benagen sogar schlafende Men-
schen; haben aber auch oft in Hungersnoth,
zumal auf Schiffen, vielen zur Erhaltung als
Nahrungsmittel dienen müssen. Die Mütter
vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensge-
fahr, selbst gegen größere Katzen. Dagegen
werden auch alte kraftlose Ratten von den jün-
gern besorgt und gefüttert.

Solche bejahrte Ratten, die nun der Ruhe
pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und
[Seite 84] mehrern, mit den Schwänzen in einander, und
das sind die ehemals so berufenen und neuerlich
ohne Grund gänzlich geleugneten Rattenkönige.

16. sorex. nasus rostratus, auriculae breues.

1. †. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la musa-
raigne
. Engl. the shrew.) S. cauda medio-
cri, abdomine albido.
*

Schreber tab. CLX.

Lebt in Europa und Nordasien in altem Ge-
mäuer, in Ställen, Mistgruben etc. Daß sie
giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche etc.
sind ungegründete Sagen. Zuweilen, aber sel-
ten, finden sich weiße Spitzmäuse.

2. †. Daubentonii. die Wasserspitzmaus. S.
habitu talpae, digitis ciliatis
.

davbenton in den Mém. de l'ac. de Paris,
1756. tab. I. fig. 2.

Ein erst neuerlich bekannt gewordenes, aber
überaus sonderbares artiges Thiergen, das sich
an kleinen Gewässern aufhält, und mehr ein
eigentliches Wasserthier ist als die obige Wasser-
ratte. Seine Füße haben zwar keine Schwimm-
haut: jede Zähe ist aber zu beiden Seiten mit
kurzen Härchen besetzt, die die Füße zum Ru-
dern ungemein geschickt machen. Die Oeffnung
des Gehörganges kan das Thier durch eine Klappe
zuschließen, so lang es unter Wasser ist. Es
nährt sich von Regenwürmern etc. kommt wenig
zum Vorschein, läßt sich am meisten früh Mor-
gens blicken, ist aber wegen seiner Behendigkeit
schwer zu fangen.

[Seite 85]

17. talpa. caput rostratum, palmae fossoriae.

1. †. Europaea. der Maulwurf. (Fr. la taupe.
Engl. the mole.) T. cauda breuiore, auri-
riculis plane nullis.
*

Der Maulwurf ist ein vollkommnes animal
subterraneum
, wozu ihm seine Schaufelpfoten,
und ein sonderbares Brustbein, was fast der
Vögel ihrem änelt, zu statten kommen. Er hat
gar keine äußere Ohren, und so kleine Augen,
daß ihn das Alterthum deshalb für blind ver-
schrieen hat. Er kan geschickt schwimmen und
bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern.
Die Junge sind gar possirliche kleine Geschöpfe,
die zusammen spielen, balgen etc. Es giebt auch
weiße und gefleckte Maulwürfe.

18. didelphis. Plantae manus, pollice mutico.
cauda subnuda
.

1. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, dorso fusco, abdomine
albido
. *

Schreber tab. CL.

In Südamerika, baut unter die Erde und ist
besonders durch die Art berühmt, wie die Mut-
ter ihre Junge aus Gefahr zu retten versteht.
Sie schlägt den Schwanz auf den Rücken; die
Junge springen auf sie, rollen ihre Schwänze
um der Mutter ihren an, die dann so mit ih-
nen davon flüchtet.

2. Marsupialis. die Beutelratte, der Opos-
sum, Phylander, D. mammis intra saccum ab-
dominalem
.

Schreber tab. CXLV.

[Seite 86]

Auch bey dieser Gattung, die im ganzen
wärmern America, (eine ihr verwandte aber auch in
Ostindien) zu Hause ist, hat die Natur eine
sonderbare Einrichtung zur Erhaltung der Jun-
gen getroffen. Das Weibgen hat nemlich eine
große Tasche am Bauche, die durch besondre
Muskeln und dünne Knochen geschlossen und ge-
öffnet werden kan; und in deren Boden die Zi-
tzen liegen. Die Junge werden sehr klein, und
gleichsam nur als unreife Abortus zur Welt ge-
bohren, verkriechen sich aber sogleich in diese Ta-
sche, nähren sich da von der Muttermilch, und
verweilen so lange bis sie ausgebildet sind, und
nun gleichsam vom neuen gebohren werden
können. Doch bleibt dieser Beutel auch nach
dieser zweyten Geburt noch zuweilen ihre Reti-
rade; die Mutter nimt sie bey Gefahr darin auf,
und sucht sich und ihre Bürde durch die Flucht
zu retten.

c) Leporina.

19. iacvlvs. Pedes antici breuissimi, postici
elongati. Cauda corpore longior.

1. Giganteus. der Känguruh. I. cauda atte-
nuata
.

Schreber tab. CLIV.

Dieses durch Cook's erste Reise nach der
Südsee bekannt gewordne Thier ist auf der Ost-
küste von Neu-Holland zu Hause, und hat in
der Bildung des Kopfs viel vom Windspiel, ist
aber über 80 Pfund schwer. Doch demohnge-
achtet äuserst flink so daß es unglaublich hohe
und weite Sprünge thun kan. Sein Fell ist
mausefahl; das Fleisch eßbar und schmackhaft.

[Seite 87]

2. Ierboa. der Springhaase, Erdhaase, die
zweybeiuichte Bergmaus. I. cauda floccosa,
plantis tridactylis
. *

Schreber tab. CCXXIX.

haym, tesoro Britann. Vol. II. p. 124.

Dieses sonderbare Thier, was schon auf den
alten Münzen von Cyrene sehr gut abgebildet
ist, findet sich in Nord-Africa, Arabien etc.
Es macht sich Hölen in die Erde*), wo es am
Tage verborgen bleibt, und des Nachts seinen
Geschäften nachgeht. Die Vorderfüße sind, zu-
mal wenn es sitzt, beynah unmerklich, die hin-
tern hingegen ungeheuer lang. Der Erdhaase
kan sich ziemlich lange auf den Hinterbeinen
aufrecht erhalten, doch scheint ihm in dem Fall
sein langer ausgesteifter Schwanz gleichsam zum
dritten Fuße zu dienen. Er springt mit der
Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wol 7 bis 8
Fuß weit.

Die Sibirische Alactacha ist ihm ähnlich,
aber fünfzehicht. Beider Thiere Fleisch wird
von den Arabern und Kalmucken gegessen.

20. lepvs. Dentes primores superiores du-
plicati
.

1. †. timidus. der Hase. (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) A. auriculis apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis longioribus
. *

Der Hase ist ein sehr furchtsames unbewehr-
tes Geschöpf, wird aber durch seine hervorlie-
genden Augen und durch sein scharfes Gehör
sehr leicht für einer nahenden Gefahr gewarnt,
und durch seine Geschwindigkeit sehr oft daraus
entrissen; zudem hilft ihm auch sein Instinkt, da
[Seite 88] er durch vielerley Wendungen und Absprünge
seinen Verfolgern die Spur zu verderben sucht.
Er ist unter den Fussohlen, und sogar zum Theil
im Munde behaart. Beide, er und das Ca-
ninchen, sind äuserst fruchtbare Thiere; beide
kauen auch wieder.*)

Zuweilen giebt es schwarze Hasen, und in den
nordlichen und Alpinischen Gegenden eine eigne
weiße Spielart, nemlich die eigentlich sogenann-
ten Berghasen; die in manchen Gegenden wie
in Grönland etc. Jahr aus Jahr ein; in andern
aber wie in der Schweiz, nur im Winter weiß,
im Sommer aber von der gewöhnlichen Hasen-
Farbe sind.

Merkwürdig ist, daß man schon oft und in
ganz verschiednen Gegenden und Zeiten Hasen
gefunden hat, aus deren Stirnknochen ein paar
kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock,
nur kleiner, mit Krone und proportionirten
Enden gewachsen waren.

2. †. Cuniculus. das Caninchen. (Fr. le lapin.
Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, cor-
pore et pedibus posticis breuioribus
. *

Das Caninchen ist ursprünglich in den wär-
mern Zonen der alten Welt zu Hause, ist aber
nun auch in Nordischen Gegenden einheimisch
worden. Sie vermehren sich so stark daß sie wol
eher (z.B. neuerlich ums Jahr 1736 auf der
S. Peters Insel bey Sardinien**)) zur Land-
plage worden sind***); und kommen auch in
[Seite 89] ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der
sonst so öden Liparischen Insel, fort. Die wil-
den Caninchen sind grau und ihr Fleisch sehr
schmackhaft; sie werden mit Frettelchen gejagt,
die so wie die Iltisse und Dachse ihre Erbfeinde sind.

Die weißen Caninchen mit rothen Augen
sind zwar eben sowol Kackerlacken, wie die Ne-
gres blancs
, doch scheinen sie des Lichts besser
als andre Thiere der Art, gewohnt zu seyn.

Die langhaarichten Angorischen (§. 19. Anm.
2.) oder sogenannten Seiden-Haäsen kommen
auch hier zu Lande sehr gut fort.

21. cavia. Halbcaninchen. Auriculae rotun-
datae, paruae. cauda nulla aut breuis
.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le
cochon d'Inde
. Engl. the Guiney-pig.) C.
ecaudata, corpore variegato
. *

Schreber tab. CLXXIII.

Ist so wie die folgende Gattung in Brasilien
zu Hause, kommt aber auch in Europa sehr
leicht fort, variirt in der Farbe, ist überaus
fruchtbar, und hat ein sehr schmackhaftes weißes
Fleisch.

2. Paca. C. caudata, corpore fusco, fasciis la-
teralibus punctatis flauis
. *

Schreber tab. CLXXI.

Von der Größe des Caninchen und von
eben so schmackhaften Fleisch als das Meer-
schweinchen.

d) Mustelina.
[Seite 90]

22. mvstela. Dentes primores inferiores VI,
quorum
II retrorsum positi; lingua laeuis.

Die Thiere dieses Geschlechts haben kurze
Füße, und einen langgestreckten Körper, den
sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind
sehr flink, beisig und blutdurstig.

1. †. Martes. der Baum-Marder, Edel-M.,
Tannen-M., Wild-M., Feld-Marder.
(Fr. la marte. Engl. the pine-martin.) M.
corpore fuluo nigricante, gula flaua
. *

Schreber tab. CXXX.

In den Wäldern, zumal im Schwarz-Holz
der ganzen Nordlichen Erde. Hat eine roth-
gelbe feuerfarbne Kehle. Lebt vorzüglich von
Eichhörnchen u.a. dergl. kleinen Säugethieren.
Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.

2. †. Foina. der Haus-Marder, Stein-Mar-
der. (Fr. la fouine. Engl. the martin.) M.
corpore fuluo-nigricante, gula alba.
*

Schreber tab. CXXIX.

Hat ein eingeschränkteres Vaterland als die
vorige Gattung, der er übrigens in der Bil-
dung sehr ähnlich ist. Seine Kehle ist weiß.
Findet sich im mittlern und wärmern Europa
und dem benachbarten Asien, hält sich gern in
alten Gemäuer auf, lebt vorzüglich von Fe-
dervieh.

3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Stänkerratz.
(Fr. le putois. Engl. the polecat.) M. flauo-
nigricans, ore et auricularum apicibus albis.
*

Schreber tab. CXXXI.

[Seite 91]

Hat einerley Vaterland mit dem Haus-Mar-
der, dem er auch in seiner Bildung und Le-
bensart änelt. Stellt besonders den Hühnern
und ihren Eyern, auch den Fischen nach. Hält
sich, zumal im Winter, gern auf Höfen unter
Holzstößen und Steinhaufen auf. Das ganze
Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben
einen sehr widrigen Geruch von sich.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl.
the sable.) M. corpore fuluo nigricante, fa-
cie et gula cinereis
.

Schreber tab. CXXXVI.

Der Zobel kommt dem Baum-Marder am
nächsten. Lebt in dichten einsamen Wäldern
der nordlichen Erde, zumal aber in Sibirien,
wo sein Fang vom November bis in den Hor-
nung dauert. Man stellt ihm Schlingen, und
schätzt die stelle am höchsten, die recht schwarz-
braun, dickhaaricht und glänzend sind. Die
besten finden sich um Jakuzk.

5. Furo. Das Frettel. (Fr. le furet. Engl. the
ferret
.) M. corpore pallide flauo
. *

Schreber tab. CXXXIII.

Ist eigentlich in Africa einheimisch. Von da
hat mans nach Spanien gebracht, um die Ca-
ninchen zu vertilgen, und nun hat sichs schon
weiter in Europa verbreitet. Es kriecht den Ca-
ninchen in ihre Hölen nach, jagt sie heraus,
oder tödtet sie auch wol darin, und saugt ihnen
das Blut aus. Es hat auch den widrigen Ge-
ruch des Iltis.

6. †. erminea. das große Wiesel; Hermelin.
(Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat,
the ermine.) M. caudae apice nigro. *

[Seite 92]

Schreber tab. CXXXVII. A. CXXXVII. B.

In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibi-
rien. Größer als das gemeine Wiesel. Aen-
dert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß
es im Sommer braunlich, im Wintes aber (als
Hermelin) weiß ist.

7. †. vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette
. Engl. the weesel.) M. corpore ex
rufo fusco subtus albo
. *

Schreber tab. CXXXVIII.

Im Norden von Europa und Asien. Ein klei-
nes aber muthiges Thier, über welches kaum
eine Katze Herr wird. Kan auch große Ha-
sen bewältigen. Stellt aber zumal den Eyern
des Hausgeflügels und der wilden Hüner nach
Die Mutter trägt ihre Junge oft im Maule
umher (daher die alte Sage, als ob sie
dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).

23. viverra. Caput vulpinum. Cauda pleris-
que felina. Dentes primores vtrinque
VI. inter-
mediis breuioribus. Lingua plerisque retror-
sum aculeata
.

1. Zibetha. die Zibethkatze. (Fr. la civette.
Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso
cinereo nigroque vndatim striato
. *

Schreber tab. CXII.

Das südliche Asien und die mittlere Zone von
Africa ist das Vaterland der Zibethkatze. Bey
beiden Geschlechtern sammlet sich in einer beson-
dern Höle, die zwischen dem After und den Zeu-
gungsgliedern liegt, eine schmierichte stark rie-
chende Substanz, die ehedem mehr als jezt zum
parfümiren und in der Arzney gebraucht wurde.

[Seite 93]

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor-
pore fuluo-nigricante maculato
. *

Schreber tab. CXIII.

Hat in der Bildung viel mit der vorigen Gat-
tung gemein; ist im Orient zu Hause, hält sich
gern am Wasser auf, und wird vorzüglich sei-
nes schönen Felles wegen gesucht.

3. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Engl.
the pol-cat.) V. lineis quinque dorsalibus
parallelis albis
.

Schreber tab. CXXII.

Das Stinkthier, was unserm Iltis änelt,
hat seinen Namen von dem über alle Beschrei-
bung unerträglichen Gestank, den es, so wie
mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts,
im Zorne von sich giebt, und der bey ihm von
einem besondern unter der Harnblase befindlichen
Safte herrühren soll.

4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mun-
go. (Büffon's mangouste.) V. caudae basi
incrassata sensim attenuata, pollicibus remo-
tiusculis
. *

Schreber tab. CXV. B. CXVI. A. CXVI. B.

Dieses berühmte Thier ist in Ostindien und
vorzüglich in Aegypten zu Hause, wo es zumal
nach der Ueberschwemmung des Nils eine Menge
Schlangen, Frösche, Mäuse und dergl. verzehrt,
auch den Crocodileyern nachstellt, die es mit
viel Verschlagenheit aus dem Sande scharrt.
Man glaubt, wenn es von der Brillenschlange
gebissen worden, so brauche es Schlangenwurzel
[Seite 94] (Ophiorhiza mungos) zum Gegengift. Es
wird leicht kirre und ist dann äuserst possirlich.

5. aurita. das Gros-Ohr, Zerda. (Büffons
animal anonyme.) V. auriculis amplissimis.

Skiöldebrand in den Schwed. Abhandl.
XXXIX B. 1777. tab. VI.

R. Bruce in Büffons supplement vol. III.
tab. XIX.

Ich habe dieses erst neuerlich bekannt gewor-
dene und wegen seiner ungeheuren Ohren so
auffallende kleine Thier, das in der Wüste Saara
zu Hause ist, unter die viuerras gesetzt, weil
mir sein ganzer übriger habitus, zumal die Bil-
dung des Kopfs, der Füße und des Schwanzes
damit überein zu kommen scheint. Wenigstens
weit eher als mit dem Fuchs wozu es Hr. Skiöl-
debrand rechnet –, oder mit dem Eichhörnchen
womit es R. Bruce vergleicht. Jener sagt, es
baue in den Sandwüsten in die Erde und lebe
von Heuschrecken u.a. Insecten: dieser aber
versichert, es halte sich auf den Palmen auf
und nähre sich von den Früchten derselben.

24. meles. caput vrsinum. corpus torosum.
cauda abbreuiata. vngulae plerisque fosso-
riae. dentes primores vtrimque
VI. interme-
diis breuioribns
.

1. gulo. der Vielfras, Kosomack. (Fr. le glou-
ton
. Engl. the glutton.) M. corpore ruso-
fusco, medio dorsi nigro
.

Schreber tab. CXLIV.

In der Nordlichen alten Welt vorzüglich in
den großen Wäldern von Sibirien. Seine
[Seite 95] Freßgierbe hat zu allerhand Fabeln Anlas ge-
geben. Er ist so stark daß er selbst Rennthiere
überwältigen kan. Sein Fell giebt ein kostba-
res Pelzwerk.

2. Melliuorus. Der Honig-Dachs, Rattel.
M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo-
mine nigro
.

Sparrmann in den Schwed. Abhandl.
1777. tab. IV. fig. 3.

Dieses sonderbare Thier findet sich am Cap,
und lebt vom Honig und Wachs der wilden Bie-
nen, die in die Hölen der Stachelschwein, Erd-
haasen, Caninchen, Schakale etc. nisten. Bey
Sonnenuntergang giebt der Honig-Dachs auf
den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder
folgt auch wohl blos der Anweisung des Honig-
kukuks. Er hat ein zottichtes Fell, und darun-
ter eine ungemein starke Haut, die ganz locker
und gleichsam wie ein Sack über das Fleisch des
Thieres herum hängt, wodurch es dann sowohl
für den Bienenstichen als für den Bissen der
Hunde gesichert ist.

3. †. Taxus. Der Dachs. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger.) M. cauda concolore,
abdomine nigro
. *

Schreber tab. CXLII.

Der Dachs findet sich in Europa und Asien
bis gen Schina. Er lebt von kleinen Thieren,
Rüben u.a. Wurzeln, Eichelmast etc. Er baut
unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem
verschiedne Röhren oder Gänge führen. Er
verschläft den größten Theil seines Lebens, und
hält besonders langen und festen Winterschlaf,
wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am
Hinterleibe steckt.

VII. FERAE.

[Seite 96]

Die großen reissenden Thiere, die andre
Säugethiere, und manche Gattungen derselben
selbst Menschen anfallen.

25. vrsvs. Dentes primores superiores alter-
natim excauati, inferiores laterales lobati,
lingua laeuis, cauda abrupta
.

1. †. Arctos. Der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear
.) V. fusco nigricans, collo breui
. *

Schreber tab. CXXXIX. CXL.

Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im
Grunde gutmüthiges Geschöpf, was mehren-
theils einsam in den großen Wäldern, und in
den Alpgegenden der nordlichen Erde, doch auch
in Ost-Indien, lebt, und sich nicht leicht außer
im größten Grimm, am Menschen vergreift.
In der Jugend nährt sich der Bär fast blos von
Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber wehr
vom Fleisch; sein größter Leckerbissen aber ist
Honig. Zum Gefechte stellt er sich auf die Hin-
terfuße, druckt und schlägt seinen Feind mit den
Vordertatzen, und bedient sich dabey des Gebisses
seltner als andere reissende Thiere. Er hat aus-
nehmende Stärke und ist, im Stande ganze
Pferde fortzuschleppen und mit seinen scharfen
Krallen das Fiesch bis auf die Knochen durch-
zuhauen. Junge Bären lassen sich leicht zäh-
men, und sind bis zur Zeit der Mannbarkeit
ungemein possirliche Thiere. Den Winter brin-
gen sie ohne Nahrung zu und dennoch kan die
[Seite 97] Mutter dabey ihre Junge säugen.*) Da ihr
Gerippe, den Kopf und das Brustbein ausge-
nommen, viel änliches mit dem menschlichen
hat, so lernen sie leicht aufrecht stehen und andre
änliche Kunststücke machen, wozu sie besonders
zu Smorgonie in Polen abgerichtet werden.

Man kennt verschiedene Spielarten unter
den Bären: die großen schwarzen Ameisenbä-
ren; die kleinen hellbraunen Honigbären; die
noch kleinern weißlichten Silberbären.

2. Maritimus. der weiße Bär, Polarbär, Eisbär. U.
albus, collo et rostro elongatis.

Schreber tab. CXLI.

Cptn Cook's voyage to the northern he-
misphere
. vol
. III. tab. LXXIII.

Der Polarbär darf ja nicht mit der weißen
Spielart des gemeinen Bären verwechselt wer-
den. Er wird viel größer, bey zwölf Fuß lang,
hat eine ganz andre Stimme, schlankere Glie-
der, weißes langzottichtes weiches Haar, hält
sich in der nördlichsten Erde beym Treib-Eis
und an den Küsten auf, schwimmt und taucht
sehr geschickt, nährt sich von Fischen, Vögeln
und deren Eyern, von todten Seehunden und
Wallfischen, gräbt Leichen aus und geht Men-
schen an, wie unter andern Heemskerks Gefehr-
ten A. 1596 auf Neu-Zembla u.a. erfahren
haben. Er hält auch, meines Wissens, keinen
Winterschlaf. Seine Leber scheint giftig zu seyn.

26. canis. Dentes incisores superiores inter-
medii, inferiores omnes, lobati
.

[Seite 98]

1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl.
the dog.) C. cauda recuruata; subinde di-
gito spurio ad pedes posticos
. *

Ein sehr vorzügliches Geschöpf, was daher
der Mensch, besonders der Schärfe seiner Sinne
und seiner ausnehmenden Gelehrigkeit wegen,
vor allen andern Thieren in seinen nähern
geselligen Umgang gezogen hat Auser den
mannichfaltigen allgemeinen bekannten Be-
nutzungen des Hundes, wird er auch besonders
in vielen Gegenden des nördlichen Asiens zum
Zug in Schlitten, so wie in einem großen Theil
der Südlichen Erde zur allgemeinsten und vor-
züglichsten Speise gebraucht.

Mehrere Gründe machen es wahrscheinlich,
daß diese Thiere wol in einen sehr großen Theil
der Erde ursprünglich zu Hause gehören, da
selbst in Süd-Amerika*) eine Raçe derselben
schon vor Ankunft der Spanier einheimisch ge-
wesen zu seyn scheint. Und eben so scheint es
auch, daß man wol sicher mehr als eine ur-
sprüngliche Stamm-Raçe von Hunden anneh-
men muß, da der Bullenbeiser, der Dachshund,
das Windspiel etc. einen so ausgezeichneten und zu
bestimmten Absichten und Gebrauch abzweckenden
Körperbau haben, daß man sie wol eben so we-
nig für blos ausgeartete Schäferhunde oder
Schakale, als für Wölfe (denen doch die in
America verwilderten Europäischen Hunde voll-
kommen gleichen sollen**)), halten darf. Doch
läßt sich jetzt wol schwerlich bestimmen, was unter
den nachstehenden Verschiedenheiten von Hunden
[Seite 99] ursprüngliche oder blos durch Ausartung ent-
standne Raçen seyn mögen.

a) fricator. der Mops. (Fr. le doguin, Engl.
pug-dog) mit untersetztem kurzen Leib,
runden Kopf, ganz stumpfer Schnauze, hän-
genden Ohren, und glattem Haar.

b) molossus, mastiuus, der Bärenbeisser,
Bullenbeisser. (Fr. le dogue, Engl. the
bull-dog
, the mastiffe
) groß, starkleibicht,
mit stumpfen Kopf, hängenden lappichten
Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt dum-
pfig und kurz.

Dahin gehört auch wol der Metzgerhund.
(Fr. le matin.)

c) sagax. der Jagdhund. (Fr. le chien-cou-
rant
) mit langem dicken Körper, einge-
furchtem Hinterkopfe, langen hängenden
Ohren. Das Haar ist bald schlicht, bald
zotticht.

Die Bracke, der Hünerhund, und der
Wachtelhund haben kürzere Ohren, auch
einen kürzern Schwanz.

Die Corsicanerhunde sind schön getigert, ha-
ben aber übrigens die Bildung der glatten
Hünerhunde.

d) aquaticus. der Budel, (Fr. le barbet,
Engl. the water-dog) mit stumpfen Kopf,
dicken Leibe, und wollichten Haar.

e) domesticus. der Haushund, Schäfer-
hund. (Fr. le chien de berger, Engl. the
curre
) mit aufrechten Ohren; der Schwanz
ist auf der untern Seite lang behaart.

[Seite 100]

Hierzu gehört auch der Sibirische und Is-
ländische Hund, der Spitz oder Pommer
(Fr. le chien-loup.)

Auch die auf den Inseln der Südsee einhei-
mischen Hunde, die sich zwar durch einen
großen Kopf, kleine Augen, spitzige Oh-
ren etc. auszeichnen, scheinen doch zu dieser
Raçe zu gehören.

f) meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr.
l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-dog,
the shock
) von ungemein kleiner Statur,
mit sehr langen zottichten Haaren, zumal
im Gesichte.

g) vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset,
Engl. the tumbler, the turnspit) mit lan-
ger Schnauze, hangenden Ohren, langge-
streckten Körper, kurzen krummen Vorder-
füßen.

h) graius. das Windspiel. (Fr. le levrier,
Engl. the gre-hound) mit langen zugespitz-
tem Kopf, hängenden Ohren, dicker Brust,
schlankem Leib und Füßen. Bald zotticht,
bald schlicht.

i) Aegyptius der Aegyptische Hund. (Fr.
le chien-turc, Engl. the Indian dog, the
naked dog
) änelt dem Windspiel, hat aber
nur im Gesichte Haare, der übrige Körper
ist schwarz und kahl, völlig wie Neger-Haut
(s. S. 19. Anm. 2.)

Diese verschiednen Hauptraçen paaren und
vermischen sich aber nicht nur unter einander,
sondern auch mit verwandten Gattungen dieses
Geschlechts, z.B. mit Wölfen und Füchsen, mit
welchen letztern sie sogar zuweilen fruchtbare Ba-
starde erzeugen.

[Seite 101]

2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the
wolf
.) C. cauda incuruata
. *

Schreber tab. LXXXVIII.

Der Wolf ist ursprünglich fast in der ganzen
alten Welt zu Hause, aber in einigen Ländern,
wie z.B. in Groß-Britannien und Irland
gänzlich ausgerottet. In Ländern wo er sich zu-
gleich mit dem Bären findet, herrscht dieser doch
mehr im Sommer; der Wolf mehr im Winter.
Er hat einen schleppenden doch dabey schnellen
und nicht leicht zu ermüdenden Gang und große
Stärke, zumal im Nacken. Die Wölfe stehen
einander bey, und gehen gesellschaftlich ungleich
größre Thiere, wilde Schweine und Bären an.
Aus Hunger fressen sie was ihnen vorkommt,
sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus,
und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung
auf Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der alten Sage
von Währwölfen gegeben haben. Sonst fallen
sie nur in der äusersten Noth Menschen an, und
sind mit Feuer was sie (wie alle animalia no-
cturna
) scheuen, leicht abzuhalten.

3. lycaon. der schwarze Fuchs. C. cauda recta,
corpore toto nigro
.

Schreber tab. LXXXIX.

jo. fr. miller fasc. IV. tab. XIX. fig. 2.

Dieses wegen seines kostbaren Felles berühmte
Thier ist in der nordlichsten Erde zu Hause und
hält sowol in der Statur als in der Bildung ohn-
gefähr das Mittel zwischen Wolf und Fuchs.

Der sogenannte Silber-Fuchs ist eine Spiel-
art davon mit silberfarbnen Spitzen der
Haare.

[Seite 102]

4. †. vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le
renard
. Engl. the fox.) C. cauda recta, apice
albo
. *

Schreber tab. XC.

Ein listiges, und wenn er noch klein ist, über-
aus possirliches gar leicht zu zähmendes Thier der
nordlichen alten Welt. Er baut unter der Erde,
oder nimmt auch wohl von einer Dachshöle
Besitz, thut dem Wildpret und dem Geflügel
großen Schaden, frißt aber auch Mäuse, Am-
phibien, Fische, Wespen u.a. Insecten, Honig,
Getraide, und besonders gern Weintrauben.

5. †. alopex. der Brandfuchs. (Fr. le renard
charbonier
.) C. cauda recta, apice nigro
. *

Schreber tab. XCI.

Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland und
unterscheidet sich fast blos durch die etwas klei-
nere Statur, dunklere Farbe, und schwarze
Schwanzspitze von demselben.

6. lagopus. der Polarfuchs, Steinfuchs. (Isa-
tis
) C. cauda recta, apice concolore, pal-
mis plantisque pilosissimis
.

Schreber tab. XCIII. A. XCIII. B.

In den Polar-Ländern, zumal auf Spitzber-
gen, Neu-Zembla etc. wo sie meist mit dem Eis-
Bär alterniren: d.h. sie kommen daselbst erst
im November zum Vorschein wenn nun die
Sonne unsichtbar wird und zugleich jene Bären
sich verlieren. Ihr Fleisch ist schmackhaft; wie
das von Caninchen: und ihr Fell bekanntlich
geschätzt.

Die mehresten sind weiß. Die sogenannten
blauen Füchse hingegen blaulicht-grau. Und
[Seite 103] der Kreuzfuchs hat ein schwarzes Kreuz über
Schultern und Rücken.

7. aureus. der Schnellwolf, Schakal, Thos.
(Büffons Adive.) C. corpore fuluo, pedi-
bus longioribus, caudae apice nigro
.

Schreber tab. CXIV.

güldenstaedt in Nov. Comm. Petrop.
vol
. XX. tab. II.

Dieses berufene Thier ist in ganz Nordafria
und Orient, vorzüglich häufig aber in Natolien
und Bengalen, zu Hause, zieht des Nachts
schaarenweise umher; frißt Thiere, Lederwaa-
ren etc. gräbt Leichen aus, und soll auch leben-
dige Kinder rauben*). Manche Naturforscher
haben den Schakal für den ursprünglich wilden
Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse
für Schakale gehalten: oft ist dieses Thier auch
mit der Hyäne vermengt worden.

8. Hyaena. Das Grabthier, der Abendwolf.
C. villosus, nigricans, facie nigra, iuba
ceruicis dorsique
. *

Schreber tab. XCVI.

Jo. fr. miller Fasc. IV. tab. XIX. fig. 1.

Der Indianische Wolf. von J. El. Ridinger.

Die Hyäne hat einerley Vaterland mit dem
Schakal, dem sie auch in der Lebensart änelt.
Ein äußerst boshaftes, unbändig zorniges Thier
von fürchterlichem Ansehen, das sich sogar ge-
gen den Löwen muthig vertheidigt. Es baut
unter die Erde oder nistet in Felsenhölen und
[Seite 104] Klüften, und wird vom gemeinen Volk in Ae-
gypten gegessen.*)

27. felis. Vngues retractiles, caput rotun-
dius, lingua aspera
.

1. Leo. der Löwe. (Fr. le lion. Engl. the lion.)
F. cauda elongata floccosa corpore fuluo
. *

Schreber tab. XCVII. A. XCVII. B.

Das majestätische Thier ist in den heissesten Zo-
nen der alten Welt, vorzüglich in den Sand-
wüsten des innern Africa zu Hause, hat sich
hingegen von den Küsten (so wie die Bären und
Luchse in andern bewohnten Gegenden) mehr
und mehr verlohren. Sein ganzes Ansehn, sein
donneränliches Brüllen, seine furchtbare Stärke
und die Mäsigung, die er demohngeachtet in
Vergleich mit den folgenden blutdürstigen mör-
derischen Raubthieren bezeigt, haben ihm den
Beynamen des Königs der Thiere verschafft.
Er nährt sich blos von seiner eignen Beute und
zwar von größern Säugethieren; fällt hingegen
nur in der Nothwehr oder aus äußerstem Hun-
ger Menschen an, schont kleiner kraftloser Ge-
schöpfe; entsetzt und scheut sich aber vor den Bä-
ren**). Er verträgt auch unser Clima recht
gut; läßt sich ausnehmend zahm machen und
selbst zum Zug und zur Jagd andrer Thiere ab-
richten. Das Weibgen wirft 3 bis 4 Junge
von denen aber meist nur eins erwachsen und
die andern am Zahnen sterben sollen.***)

[Seite 105]

2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elongata.
capite, corpore et cruribus nigro-virgatis
. *

Schreber tab. XCVIII.

the Tiger, von G. Stubbs, in schwar-
zer Kunst.

Ist blos in Asien und vorzüglichst von Benga-
len bis Schina einheimisch. Ein prächtiges,
überaus regelmäßig schön gestreiftes, aber fürch-
terliches Thier. Es wüthet gegen seinen Gat-
ten, und frißt im Hunger seine Junge; es fällt
ohne Unterschied Menschen und Löwen und andre
Säugethiere an, muß aber für dem Elephan-
ten erliegen. Es hat keine Spur von dem Edel-
muth des Löwen, doch ist die Sage irrig, daß
es durchaus nicht zu bändigen sey. Ich habe
selbst einen großen lebendigen Tiger gesehn, dem
alle seine Wärter ohne Bedenken den Rachen
aufreissen und mit ihm spielen konnten.

3. Leopardus. der Leopard. F. cauda subelon-
gata, maculis numerosis, minoribus, ob-
tuse angulatis
. *

Schreber tab. CI.

In Africa. Zeigt in seiner Bildung sehr viel
Verwandtschaft mit den folgenden Gattungen.
daher auch aller ihre Namen gar oft miteinan-
der vermengt und verwechselt werden. Das
Fell des Leoparden ist über alle Beschreibung
schön, hat einen goldgelben Grund mit kleinen
schwarzen Flecken die aber dichter und regel-
mäßiger als beym Pantherthier, und meist drey
bis vier nahe beysammen stehn. Der Leopard
giebt dem Tiger an Stärke und Raubgierde
wenig nach, ist aber leichter zu zähmen. Er
soll nicht leicht Weiße anfallen, hingegen auf
Neger desto erpichter seyn.

[Seite 106]

4. Pardus. das Pantherthier, der Parder.
F. cauda subelongata. maculis maioribus.
irregularibus, passim confluentibus et an-
nulatis
. *

Schreber tab. XCIX.

Ebenfalls ein africanisches Thier, was noch
größer wird als der Leopard, aber ihm und
dem Tiger in der Lebensart gleicht. Das Fell
des Pantherthiers ist bey weitem nicht so schön
als des Leoparden seins; die Flecken sind größer,
weniger regulär, hin und wieder wie zusam-
men geflossen, bald in Hufeisenform, bald ge-
ringelt u.s.w.

5. panthera. das kleine Panthertier. (Büf-
fons once) F. cauda elongata corpore albido
maculis irregularibus nigris
. *

Schreber tab. C.

In der Barbarey und Ostindien. Weit klei-
ner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu
zähmen und zur Jagd kleiner Thiere, der Rehe,
Gazellen etc. abzurichten: wozu sie in Orient vor-
längst: und in den mittlern Zeiten auch in Ita-
lien und Frankreich gebraucht worden.

6. Onça. der Jaguar, Americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco-lutes-
cente, maculis angulatis, ocellatis, medio
flauis
. *

Schreber tab. CII.

In Südamerica. Ebenfalls weit kleiner als die
drey vorletzten Thiere der alten Welt. Furcht-
samer, auch weit feiger, so daß er schon für mäßig
großen Hunden flieht.

[Seite 107]

7. concolor. der americanische Löwe, Puma.
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore imma-
maculato fuluo
.

Schreber tab. CIV.

Ein blutdürstiges Thier, das in Peru, Bra-
silien etc. zu Hause ist und sich durch sein roth-
gelbes ungeflecktes Fell (weshalb es mit dem
Namen eines Löwen belegt worden) und kleinen
Kopf auszeichnet.

8. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.)
F. cauda abbreuiata apice atro, auriculis
apice barbatis, corpore maculato, plantis
palmisque amplissimis
.

Schreber tab. CIX.

Dieses Thier findet sich in großen dichten
Wäldern der nordlichern Erde; doch auch noch
jetzt häufig in den Wäldern von Abbruzzo im
Neapolitanischen. Zwar verliert er sich immer
mehr aus den bewohnten Gegenden, doch hat
man noch vor wenigen Jahren welche auf dem
Thüringer Walde geschossen. Hält sich auf Bäu-
men auf, und stürzt sich auf vorbeygehende
größere Säugethiere herab. Hat ein furchtba-
res Gebiß und thut den Wildbahnen größern
Schaden als der Wolf.

9. †. Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl.
the cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus
longitudinalibus, lateralibus spiralibus
. *

Schreber tab. CVII. CVII. A. CVII. B.

Die Katze ist fast in der ganzen alten Welt
zu Hause, aber erst von da durch die Spanier
nach Amerika übergebracht worden*). Die
[Seite 108] wilde ist größer, als die zahme, von grauer
Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fussohlen und
nährt sich vom Raube des Federwildprets, der
Hasen, und selbst junger Rehe. Die Hauskatze
hat noch nicht die schlappen Ohren und den hän-
genden Schwanz vieler andern unterjochten
Thiere, auch begattet sie sich nur äußerst selten
unter den Augen der Menschen, und verwil-
dert sehr leicht wieder wenn sie zufällig in Wild-
nis gerätht. Zu den Besonderheiten der Katzen
gehört ihre stärkere Electricität; das Leuchten
ihrer Augen im finstern; ihre seltsame Gierde
auf gewisse Pflanzen, wie z.B. auf Baldrian
und aufs marum verum etc.; ihr schnurren oder
spinnen das durch ein paar eigne zarte gespannte
Häutgen in ihrem Kehlkopf bewürkt wird; die
ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler
Menschen für denselben etc.

Außer den gemeinen Abänderungen in der
Farbe, sind die vorzüglichsten Spielarten dieses
Thiers die Angorische Katze mit dem langen
seidenartigen Haar, die meist taub ist; die blau-
lichgraue Cartheuser- oder Cyper Katze; und
die Spanische oder Schildpattfärbige Katze
(Tortoise shell-cat); unter welchen letztern
es zwar häufig weibliche Katzen von drey ganz
verschiednen Farben (z.B. schwarz, weiß
und gelb) aber nie einen dergleichen Kater ge-
ben soll.

VIII. SOLIDVNGVLA.

[Seite 109]

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.

28. eqvvs. pedes vngula indiuisa, cauda se-
tosa
.

1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl.
the horse.) E. cauda vndique setosa. *

Die großen Vorzüge dieses edlen prächtigen
Geschöpfs erhellen schon aus der auszeichnenden
Achtung womit es der Mensch zu allen Zeiten
angesehen und aus der Sorgfalt und Mühe
die er auf seine Erziehung verwendet. Kein
andres Thier ist so wie das Pferd vorzeiten zu-
gleich mit seines Herrn Leiche verbrannt, und
beider Asche zugleich zur Erde gestattet worden;
keines andern Thiers Abstammung wird so wie
der arabischen Pferde ihre mit Documenten be-
legt; keins ist so von den größten Dichtern be-
sungen, keins ein so allgemeiner Gegenstand
für die bildenden Künste worden u.s.w. Keins
hat aber auch seine Vorzüge so sehr dem Ver-
lust seiner Freyheit und der erlittnen Unterjo-
chung zu danken als eben das Pferd! denn ob
es gleich keine ursprünglich wilden Pferde mehr
giebt, so läßt sich doch aus den verwilderten
die man in den Polnischen Wäldern, in den
Schottischen Hochländern, in der Tattarey, in
America (wo sie auch erst durch die Spanier
hingebracht worden) und zwar da in der uner-
meßlichsten Menge in Paraguay u.s.w. findet,
auf ihre natürliche Bildung schließen, die aber
[Seite 110] mit der, die sie durch Cultur erhalten haben,
einen sehr abfallenden Contrast macht; da diese
verwilderten Pferde meist klein, struppicht, dick-
köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig sind;
und hingegen die zahmen Pferde-Raçen sich
durch so vielseitige Talente auszeichnen. Die
Araber z.B. (versteht sich von der edlen Raçe)
durch ihre äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftig-
keit. Die Persianer und Barben durch ihren
ausnehmend schönen Bau u.s.w. Unter den
Europäischen sind die Spanischen, (besonders
die aus Andalusien), die Neapolitanischen und
Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben
besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wo-
durch sie sich hauptsächlich in den Wettrennen,
einem auch schon bey den Alten und noch jetzt
bey den Tattaren, Türken, in Italien und ander-
wärts gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen.*)

Außer der mannichfaltigen andern Nutzbar-
keit der Pferde ist auch ihr Fleisch eßbar, und
zwar schmackhaft; und ihre Milch sehr nahr-
haft und schon wenn sie zusammengeronnen,
folgends aber wenn sie abgezogen worden, wie
Brantewein berauschend**)

[Seite 111]

2. †. Asinus. der Esel. (Fr. l'asne. Engl. the
ass
) E. cauda extremitate setosa, cruce dor-
sali nigra.
*

Der wilde Esel von welchem das zahme Haus-
thier abstammt, ist der wahre onager der Al-
ten; und findet sich jetzt zumal in der Tattarey,
unter dem Namen Kulan*), von da er jähr-
lich im Herbst in unzähligen Heerden südlich
gegen Indien und Persien zieht und daselbst
überwintert. Er ist größer und schlanker als
der zahme Esel, und von außerordentlicher
Schnelligkeit.**)

Auch der zahme Esel hat eine Menge empfeh-
lender Eigenschaften, wodurch er bey den Al-
ten***) und noch jetzt im Morgenland und im
südlichen Europa wichtig und geschätzt wird. Er
geht sanfter und sicherer als das Pferd, trägt
große Lasten, begnügt sich mit schlechten Unkraut
zum Futter, ist wenigen Krankheiten unterwor-
fen, und wird gegen 30 J. alt. Daß er in die
südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die
Homonymie seines Namens in den nordlichen
Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegypten****)
[Seite 112] die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und
zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien
und im Mayländischen, wo einer mit mehrern
hundert Thalern bezahlt wird, und in Spanien
die Ausfuhr der Zuchtesel bey Lebensstrafe ver-
bothen ist. Ins nordlichste Europa ist der Esel
bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet
er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe,
da es z.B. weiße Esel giebt.

* * *

Pferd und Esel lassen sich zusammen begat-
ten, und geben zweyerley Bastarde, die von
großer Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuwei-
len (aber sehr selten) fruchtbar sind.

Eins ist das gemeine Maulthier (mulus,
Fr. le mulet*)) das vom männlichen Esel ge-
zeugt, und von der Stute geworfen wird.

Das andere ist der Maulesel (hinnus, Fr.
le bardeau**)) der vom Hengste gezeugt, und
von der Eselin geworfen ist.

Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegen-
heit zur Sage von den fabelhaften Jumarn oder
vorgeblichen Bastarden vom Pferd- und Ochsen-
geschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus
. *

The Sebra or wild Ass. von G. Stubbs,
mit lebendigen Farben. 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne
Gattungen giebt, deren eine man fälschlich für
[Seite 113] die Weibgen der andern gehalten hat) ist im
südlichen Africa zu Hause, und in Rücksicht der
äußerst regelmäßigen Streifen seines Fells eins
der schönsten Säugethiere. Es lebt Heerden-
weis, ist ungemein schnell, aber wild und un-
bändig, und daher nur sehr selten und mit
großer Mühe zum Zug oder zum Reiten ab-
zurichten.*)

IX. BISVLCA.

Die Thiere mit gespaltnen Klauen, unter
welchen sich die wichtigsten Hausthiere der cul-
tivirten Völker der Erde finden.

29. camelvs. Cornua nulla. labium lepori-
num. pedes subbisulci
.**)

1. Dromedarius. das gemeine Kameel. (Fr.
le dromadaire***)) C. topho dorsi vnico. *

bvffon vol. XI. tab. IX.

[Seite 114]

Das Kameel findet sich noch hin und wieder
in Asien, zumal in den Wüsteneyen zwischen
Schina und Indien, wild, ist aber für den gan-
zen Orient das wichtigste Hausthier. Es kan
zehn und mehrere*) Centner tragen, und in
einem sanften Trabe zwölf Meilen in einem
Tage zurücklegen. Es kan lange hungern, und
frißt wie der Esel unnützes Futter, nemlich dor-
nichtes Buschwerk, was in den Wüsten in
Menge wächst, für kein anderes Säugethier
zur Nahrung taugt, und nur dem Kameele, das
deshalb mit knorpelartigen Lippen und Zahn-
fleisch versehen ist, geniesbar wird. Auch den
Durst kan dieses Thier mehrere Tage lang er-
dulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf
einmal, da sich dieses Wasser lange Zeit in sei-
nem Magen ziemlich unverändert erhält. Es
ist ein sanftmüthiges folgsames Thier, was
doch zur Brunstzeit leicht wütend wird, und
dann selbst seine Führer und Herren verkennt.
Beide, sowol diese, als die folgende Gattung
haben eine große Schwiele vorn an der Brust,
vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey der-
gleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum
Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und
sich niederlegen; und die schon bey den unge-
bornen Kameelen zu sehen sind, mithin nicht,
wie man hat behaupten wollen, erst in der
Folge durch das Niederknieen entstehen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le cha-
meau
. Engl. the camel.) C. tophis dorsi
duobus
. *

buffon vol. XI. tab. XXII.

[Seite 115]

Dieses Kameel mit zwey Buckeln findet sich
mehr im mittlern Asien, bis gen Schina, zu-
mal in ganzen großen Heerden in Beßarabien etc.
und wird nicht so häufig, wie die vorige Gat-
tung, zum Lasttragen, sondern seines sehr schnel-
len Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr
zum reiten und bey den Tattarn vorzüglich zum
Zug gebraucht.

3. Llacma. die Kameelziege, Guanaco. C. dorso
laeui, topho pectorali
.

buffon, supplement. vol. VI. tab. XXVII.

Beide, dieses und das folgende Thier, sind
dem südlichen America, besonders Quito und
dem gebürgichten Peru eigen. Sie äneln den
Kameelen der alten Welt in ihrer Lebensart,
nur sind sie weit kleiner, und haben in der Bil-
dung viel von der Ziege. Die Llacma war
nebst dem ihm verwandten Pacos das einzige
Geschöpf das die Amerikaner schon vor Ankunft der
Spanier als Hausthier hielten. Noch jetzt lieben
sie es aufs zärtlichste, putzen es, richten es heerden-
weis, aber mit großen Feyerlichkeiten zum Last-
tragen ab u.s.w. Es trägt bey seiner mäßigen
Größe doch Lasten von anderthalb Centner, und
wird unter andern auch vorzüglich und in gan-
zen Caravanen zum Transport der Silber-Bar-
ren aus den Bergwerken von Potosi gebraucht.
Doch machts nur kurze Tagereisen von wenigen
Meilen, und wenn es gewaltsam fortgetrieben
oder überladen wird, so legt sichs auf der Stelle
nieder und ist durch kein Mittel wieder zum
Aufstehen zu bringen, sondern muß geschlachtet
werden, wehrt sich auch durch einen ätzenden
[Seite 116] Unrath den es auf die sich ihm nähernden Personen
ausspeyt*) und der eine Art Krätze auf der
Haut verursachen soll**).

4. Vicuña. das Schaafkameel. (Fr. la vigogne.)
C. tophis nullis, corpore lanato.

buffon supplement vol. VI. tab. XXVIII.

Die Vicugna ist in ihrer Gestalt wenig von
der Llacma unterschieden, nur kleiner. Sie
taugt aber nicht so zum Lasttragen, läßt sich
auch überhaupt nicht zähmen, sondern wird ih-
res rothbraunen Haares wegen, was die be-
kannte Vicugna-Wolle giebt, in großen äußerst
beschwerlichen Monatelang dauernden Treibjag-
den haufenweis gefangen. Auch der occiden-
talische Bezoarstein kommt von diesem Thier.

30. capra. Cornua caua rugosa scabra.

1. †. Ouis. das Schaaf. (Fr. le brebis. Engl.
the sheep.) C. mento imberbi, cornibus
compressis lunatis
. *

Das Schaaf begattet sich sehr leicht mit der
Ziege, und ist überhaupt in seiner ganzen Oe-
konomie und Körperbau zu nahe mit ihr ver-
wandt, als daß es in ein besondres Geschlecht
von ihr getrennt zu werden verdiente. Es fin-
det sich fast über der ganzen alten Welt und seit der
Entdeckung der neuen, auch nun in einem großen
Theil von dieser, als Hausthier, und wenige
Hausthiere sind auch dem Menschen auf so man-
nichfaltige Weise, und so unmittelbar nutzbar
[Seite 117] als das Schaaf. Aber auch wenige andere
Thiere sind so vielen Krankheiten unterworfen
und von so vielerley Ungeziefer geplagt.

Unter den verschiedenen Raçen der Schaafe sind
vorzüglich die Spanischen aus Segovien, und
die Englischen wegen ihrer ausnehmenden
Wolle; die Isländischen mit vier, sechs oder
acht Hörnern; und die Arabischen mit dem
großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-
Schwanze, zu merken. Die auf den Caraiben,
auch die in Abessinien, Cafrerien etc. haben statt
der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und
die letztern noch überdem lange herabhängende
Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (musi-
mon
. Büffons mouflon.) C. cornibus arcuatis
circumflexis subtus planiusculis, palearibus
laxis pilosis
.

pallas spicileg. zoolog. fasc. XI. tab. I. II.

Hin und wieder in der alten Welt, z.B. auf
Corsica und Sardinien, in Griechenland, in
der Barbarey; vorzüglich aber in Sibirien bis
Kamtschatka und auf den Kurilen. Ein großes
und dabey doch äußerst flinkes Thier mit mäch-
tig starken und schweren*) Hörnern, und von
überaus schmackhaften Fleisch. Es wird neuerlich
von vielen Naturforschern für das ursprünglich
wilde Schaaf gehalten.

3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. Engl.
the goat.) C. mento barbato, cornibus ar-
cuatis, carinatis
. *

[Seite 118]

Unsre Hausziege scheint von dem sogenannten
aegagrus einem wilden Thiere dieses Geschlechts
abzustammen, das in den wildesten Gegenden
des Caucasus und der daran grenzenden ostli-
chen Gebürge lebt, und in dessen Mägen zuwei-
len der orientalische Bezoarstein gefunden
wird, daher das Thier selbst mit dem Namen
des Bezoarbocks belegt worden.*)

Außer einigen Verschiedenheiten im Kör-
perbau, unterscheidet sich die Ziege vorzüglich
durch ihr lebhafteres Naturell vom Schaaf.
Sie ist ein muthwilliges muntres Thier, was
leicht menschlicher Gesellschaft gewohnt, aber
auch eben so leicht wieder in Wildnis aus-
artet.**) Sie ist nun meist eben so weit
als das Schaaf auf der Erde verbreitet,
hält sich besonders gern in bergichten Gegenden
auf, frißt dürres Moos, Laub und Rinde der
Bäume, dornichtes Gesträuch etc. auch den, dem
Menschen und andern Thieren giftigen Schierling.

Sonderbar ist daß man bey dieser Thier-
gattung ungleich häufiger als bey andern Säu-
gethieren Beyspiele von Männchen gefunden
hat, die Milch aus den Zitzen gegeben. Schon
Aristoteles beschreibt dergleichen melkbare Bö-
cke von der Ins. Lemnos. Matthiolus hat die
Abbildung eines solchen Bocks gegeben und ich
selbst habe einen dergl. der hier auf einem be-
nachbarten Amte ist, genau untersucht und be-
schrieben.

[Seite 119]

Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier
hat einen kürzern Leib und längere Beine als
die gemeine; und ihr langes seidenartiges Haar
giebt das beste sogenannte Kameelgarn, was dem
von den Haaren des wahren Kameels bey wei-
ten vorzuziehen ist.

4. †. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin.)
C. mento barbato, cornibus lunatis maxi-
mis, supra nodosis, in dorsum reclinatis
.

conr. gesner l. c. pag. 1099.

Dieses merkwürdige, aber selbst in seiner Hei-
mat seltne oder doch wenig bekannte Thier, ist
in den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und
Savoyen so wie auf Candia und in den Sibi-
rischen Alpen zu Hause. Es bewohnt blos die
steilsten und für Menschen fast unzugänglichen
Felsen; wird größer als unsere Ziege, und wiegt
im Alter wol einige Centner; und doch kan die-
ses schwerleibige Thier mit großer Leichtigkeit
jähe Felsenwände hinansetzen, und über tiefe
Abgründe von einer Klippe zur andern springen.
Erst im dritten Jahr sollen sie anfangen Hörner
aufzusetzen, und jedes derselben dann jährlich
einen neuen Knoten erhalten. Das Gehörn ei-
nes bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig
Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte
Ringe auf jeder Seite. Wenn der Steinbock
ganz jung gefangen wird, so ist er leicht zu zäh-
men, und läßt sich, wie man im Walliserlande
versucht hat, mit den Heerden der Hausziegen
auf die Weide führen.

31. antilope. Cornua caua, teretia, annulata,
vel spiralia
.

[Seite 120]

1. †. Rupicapra. die Gemse. (Fr. le chamois.)
A cornibus erectis vncinatis. *

Schreber tab. CCLXXIX.

Die Gemse hat wenigstens in Europa ohnge-
fähr einerley Vaterland mit dem Steinbock, doch
wagt sie sich nicht so wie dieser auf die äußersten
Felsenspitzen, sondern hält sich mehr in den
mittlern Berggegenden auf. Jung eingefangen
lassen sich die Gemsen zähmen, so daß sie mit
den Hausziegen auf die Weide getrieben werden.
In Glarus bin ich versichert worden daß sich
wohl ehe dergleichen zahme Gemsen mit den
Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben.
Das Fleisch der Gemsen ist ein schmackhaftes
Wildpret und ihr Fell zugleich geschmeidig und
überaus fest. Von den unverdaulichen Zasern
ihres Futters bilden sich in dem Magen
der Gemsen runde Kugeln (aegagropilae), denen
man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus
annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus
approximatis
.

Schreber tab. CCLXIX.

Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit
muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient
und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im
hohen Lied erwähnt, und ist noch jetzt in der
Orientalischen Dichtersprache das gewöhnliche
Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden.
Die Hörner der Gazelle gleichen in der Größe
und Textur der Gemsen ihren, nur sind sie
anders gebogen.

[Seite 121]

3. Gnu. das Gnu-Thier. A. cornibus antror-
sum directis, apicibus reflexis: mento bar-
bato: iuba ceruicali et pectorali
.

buffon, supplement. vol. VI. tab. VIII. IX.

Sparrmanns Reise tab. X.

In öden Gegenden vom Cap landeinwärts.
Fast von der Größe eines Pferds: und von ei-
ner auffallenden Bildung die meist völlig das
Mittel zwischen dem Antilopen- und Ochsen-Ge-
schlecht hält, zu welchen letztern es daher auch die
Hrn. Forster rechnen und es bos poephagus
nennen.

32. bos. Cornua concaua, lunata, laeuia.

1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl.
the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum
curuatis, palearibus laxis
. *

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab,
(vrus, bonasus, und Bison der alten Welt;
denn diese dreyerley Namen scheine doch sämt-
lich die Stammraçe unsers Hornviehs zu be-
zeichnen), der in Polen, Lithauen, Sibirien, ge-
funden wird (und ehedem auch in Deutschland
war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil-
dung und Größe nicht so merklich als die übri-
gen Hausthiere aus, und selbst ihre Farbe ist,
wenigstens in verschiedenen Gegenden, ziemlich
beständig. Sie gehören zu den allerwichtigsten
Geschöpfen fürs Menschengeschlecht, da ihre Be-
nutzung zugleich mannichfaltig und überaus be-
trächtlich und groß ist. Viele tausend Men-
schen, zumal in der Schweiz etc. (auch in man-
chen Gegenden von Süd-America z.B. auf
Terra-ferma, wo sich das Rindvieh bey den
immer grünen Weiden zum erstaunen vermehrt)
[Seite 122] genießen den größten Theil ihres Lebens hin-
durch, keine andern Nahrungsmittel, als die
ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohl-
stand vieler großen Provinzen hangt lediglich
von dieser einzigen Art Viehzucht, und der man-
nichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Lasttra-
gen taugt zwar der Ochse nicht so gut als zum
Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er
nicht, wie das Pferd, mit der Brust, sondern
mehr mit der Stirne und Nacken arbeitet, doch
wird er von den Jakuten und Hottentotten auch
zum reiten gebraucht. In den Magen dieser
Thiere finden sich zuweilen Ballen, die aber
weder steinartig wie die Bezoare, noch von ve-
getabilischer Substanz wie die Gemskugeln, son-
dern blos aus Haaren zusammengebacken sind,
die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben.
Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch-
terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den
Alten bekannt war, aber doch erst seit 1711 da
sie sich von Ungarn aus durch Italien über
ganz Europa verbreitete, allgemeiner grassirt
hat.

Merkwürdig ist, daß überhaupt zwar unter
den bisulcis öfter als unter andern Ordnungen
der Säugethiere, besonders aber doch unter den
Schaafen und am häufigsten unter dem Rind-
vieh, Lämmer und Kälber mit misgestalten
männlichen Zeugungstheilen geworfen werden,
die selbst berühmte Zergliederer ganz fälschlich
für wirkliche Zwitter gehalten haben. Am son-
derbarsten ist, daß sich dieser monströse Bau ge-
wöhnlich bey Zwillings-Kalbern finden, und
diese daher zur Fortpflanzung ihres Geschlechts
unfähig seyn sollen.

[Seite 123]

2. Bison. der Buckelochse. B. cornibus
diuaricatis, iuba longissima, dorso gib-
boso
.

buffon supplem. vol. III. tab. V.

Das größte Landthier der neuen Welt. Es
findet sich im gemäßigtern Nord-America, wo
es Heerdenweise in sumpfichten Wäldern lebt.
Im Winter ist es über den ganzen Körper be-
haart, im Frühjahr hingegen wird es am Rü-
cken und Hinterleibe kahl, und behält blos seine
ungeheure Brust- und Nacken-Mäne. Sein
Fleisch ist schmackhafter als das vom gemei-
nen Ochsen.

3. Buffelus. der Büffel. B. cornibus resupina-
tis intortis antice planis
. *

buffon vol. XI. tab. XXV.

Der Büffel stammt wol ursprünglich aus Ty-
bet, ist nun aber nach und nach durch den größten
Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und
wird auch hin und wieder in Europa, wie z.B.
seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in
Ungarn, und auch selbst im Salzburgischen, ge-
zogen und zum Zuge gebraucht. Zwey Büffel
sind im Stande, eine Last zu ziehen, die sechs
Pferde kaum zu bewegen im Stande seyn wür-
den; sie sind aber unflätig, schwer zu bändi-
gen etc. und man muß ihnen, wie den Tanzbä-
ren, Ringe an die Nase legen, und sie damit
regieren. Sie haben ein schwarzes dünnbehaar-
tes Fell, das außerordentlich stark und vorzüg-
lich zu Schläuchen tauglich ist. Ihr Fleisch ist
schlechter, ihre Milch hingegen und die daraus
gemachten Käse und Butter ungleich schmack-
hafter als die vom gemeinen Hornvieh.

[Seite 124]

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferdeschweif,
Ziegenochse. B. cornibus teretibus, in-
trorsum curuatis, vellere propendente, cau-
da vndique iubata
.

pallas in Act. acad. Petropolit. T. I. P. II.
tab. X.

Ebenfalls in Tybet zu Hause, wird aber auch
in Indien etc. als Hausthier gehalten. Kleiner
als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem
durch seine grunzende Stimme, durch sein zot-
tiges Ziegenhaar, und durch einen büschlichten
sehr langhaarichten Schwanz aus, der, wenn
er schön ist, in Indien äußerst hochgeschätzt und
aufs theuerste bezahlt wird.

33. giraffa.

1. Camelopardalis. die Giraffe. C. cornibus
solidis simplicissimis, breuibus, rectis, tu-
berculo frontali, dorso decliui, iubato
.

Schreber tab. CCLV.

Cptn carteret, in den philos. Transact.
Vol
. LX. tab. I.

Die Giraffe hat, wegen ihres langen Halses,
ihres kurzen Körpers, abhängigen Rückens, der
Hals- und Rückenmäne, und wegen ihres röth-
lichen, schön gefleckten Fells, ein sehr auszeich-
nendes Ansehn, und verdient daher allerdings
in einem eignen Geschlechte von den Hirschgat-
tungen abgesondert zu werden. Sie finden sich
blos im innern Africa, ist unter den spätern
Römischen Kaisern ziemlich oft, in neuern Zei-
ten aber äußerst selten nach Europa gebracht
worden, und ihre Geschichte ist mit vielen Fa-
beln und widersprechenden Nachrichten verdun-
kelt. Sie soll im Schreiten, wie die Paßgän-
[Seite 125] ger, immer den Vorder- und Hinterfuß der ei-
nen Seite zugleich heben, und daher einen son-
derbaren Gang haben, von dem die Bewegung
des Springers im Schachspiel entlehnt wor-
den*). Sie ist, wenn sie aufrecht steht, sech-
zehn Fuß hoch, und nährt sich vom Laub der
Bäume, das sie mit ihrer zwey Fuß langen aal-
förmigen Zunge abreissen soll. Sie kaut wie-
der, und ist, ihrer Größe ungeachtet, doch
schwächlich, furchtsam und sehr leicht zu bän-
digen.

34. cervvs. Cornua solida multifida.

1. Alces. das Elennthier. (Fr. l'elan. Engl.
the elk.) C. cornibus planis acaulibus, pal-
matis
. *

Schreber tab. CCXLVI.

In der ganzen nordlichen Erde, (wenn anders
das Nord-Americanische Elenn, Fr. l'orignal,
Engl. the moose-deer**) keine eigne Gattung
ist.) erreicht beynah die Größe vom Pferd, wiegt
wohl über 1200 und sein Gehörn auf 56 Pfund, und
kommt in seiner Lebensart meist mit dem Renn-
thier überein. Es läßt sich auch zähmen und
Heerdenweise auf die Weide treiben, wird aber
doch alsdann, wie andre Gattungen dieses Ge-
schlechts, zur Brunstzeit leicht wild und unbändig.
Das Fleisch des Thiers ist schmackhaft, und
sein Fell überaus fest. Die alten Sagen, daß
das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde,
und sich dann mit seiner Hinterklaue am Kopf
[Seite 126] blutig kratze, und daß die Ringe und Halsbän-
der von Elennsklauen wirtsame Mittel gegen
diese u.a. Krankheiten wären, brauchen jetzt
keiner weitern Widerlegung.

2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr.
le dain. Engl. the fallow-deer.) cornibus
subramosis compressis, summitate palmata
. *

Schreber tab. CCXLIX A. B.

In den Wäldern des gemäßigten Europa,
Der Nordamericanische wird von manchen für
das gleiche Thier, von andern aber für eine
eigne Gattung gehalten. Ist kleiner als der ge-
meine Hirsch, dem er aber in seiner Oekonomie
gleicht, und variirt in der Farbe. Man hat
braune, gefleckte, und auch ganz weiße Dam-
hirsche.

3. Tarandus. das Rehnthier. (rangifer. Fr.
le renne. Engl. the rein.) C. cornibus lon-
gis, simplicibus, teretibus, summitatibus
subpalmatis, iuba gulari pendula
. *

Schreber tab. CCXLVII. A. B. C.

In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie
in Kamtschatka in großen Heerden von 1000 u.
m. Stück. Hält sich den Sommer durch im Ge-
bürge und Wald, im Winter hingegen mehr in
Ebnen und flachen Moos-Heyden auf; kan aber
in wärmern Gegenden nicht ausdauern. Es
giebt wenig Geschöpfe in der Natur, die so wie
das Rehnthier, fast alle Bedürfnisse des Men-
schen zu befriedigen im Stande wären, daher es
auch von den Lappländern, Koräken, Tungusen und
Samojeden auf alle Weise benutzt wird. Sie näh-
ren sich von seinem Fleisch und Milch, kleiden
[Seite 127] sich in sein Fell, und beziehn ihre Schlitten
und Zelte damit; brauchen es zum Lasttragen
und zum Zug, verfertigen allerhand Geräthe
aus seinen Hörnern, Nadeln aus seinen Knochen,
Faden aus seinen Sehnen, und Beutel und Fla-
schen aus seiner Harnblase. Die Rehnthierbut-
ter ist unschmackhaft, der Käse aber desto vorzüg-
licher. Das Rehnthier ist bey alle dem über-
aus wohlfeil zu ernähren: es lebt von dürrem
Laub, und vorzüglich von Rehnthier-Moos, das
es unter dem Schnee hervorscharrt.

4. †. Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl.
the flag.) C. cornibus ramosis totis tereti-
bus recuruatis apicibus multifidis
. *

Schreber tab. CCXLVIII. A. B. C. D. E.

Hat im Ganzen meist gleiches Vaterland mit
dem Elenn, nur unter etwas mehr südlicher
Breite. Er schlägt sich im Frühjahr sein Ge-
weihe ab, das sich nachher wieder reproducirt,
und meist schon im August wieder völlig hart,
ausgewachsen, und noch größer und vielendiger
als das abgeworfene ist. Doch richtet sich die
Zahl der Enden nicht genau nach dem Alter des
Thiers. Im vierten Jahre ist es sechsendigt, und
nach dem achten Jahr ist die Anzahl der Enden
unbestimmt. Die größten Geweihe sind von 64
Enden. Denn was man vom erstaunlich hohen
Alter der Hirsche sagt, ist Fabel; er wird un-
gefähr 30 Jahre oder etwas drüber alt. Seine
Brunst fällt in den September, und dauert
wohl sechs Wochen lang. Das Männchen ist
während der Zeit wie außer sich, ändert Farbe,
Stimme etc. reißt gierig durchs Gehölz, nimmt
sich kaum Zeit zu weiden, ruft laut, spürt sei-
nen Weibgen mit vorhängendem Kopfe hitzig
[Seite 128] nach, und weis genau die Stellen wieder zu
finden, wo es in vorigen Jahren die Freuden
der Liebe genossen hat.

5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil.
Engl. the roe.) C. cornibus ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate bifida
. *

Schreber tab. CCLII. A. B.

In den gemäßigtern und wärmern Erdstrichen
von Europa und Asien. Der Rehbock wirft sein
Geweihe, (das öfter als den andern Gattungen
dieses Geschlechts ganz sonderbar und monströs
gebildet ist,) nicht wie der Hirsch im Frühjahr,
sondern im Herbst ab, und seine Brunst fällt
im December.

35. moschvs. Cornua nulla Dentes laniarii
superiores solitarii exserti
.

1. Moschiferus. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk.) M. folliculo vmbicilicali.

Schreber tab. CCXLII.

buffon supplement vol VI. tab. XXIX.

Das Bisamthier lebt einsam in den Schwarz-
wäldern und bergichten Gegenden von Tybet und
dem südlichen Sibirien. Ein flinkes aber äußerst
schüchternes wildes Thier. Das Männchen hat
in der Nabelgegend einen Beutel von der Größe
eines Hünereys, worin sich der Bisam, dieses
wohlthätige Arzneymittel sammlet.

2. Pygmaeus. das kleine Guineische Rehgen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu-
lis succenturiatis nullis
. *

seba, thes. I. tab. XLV. fig. I.

[Seite 129]

Das kleinste Thier dieser Ordnung. Es ist
in Ostindien und auf Guinea zu Hause, hat den
Wuchs des Rehs, ist ober so zart daß seine gan-
zen Beine kaum einen kleinen Finger lang sind
und ohngefähr die Dicke eines Pfeifenstiels haben.

36. svs. Rostrum truncatum, prominens
mobile
.

1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. le cochon.
Engl. the hog.) S. dorso setoso, cauda pi-
losa
. *

Das wilde Schwein hat eine längere Schnau-
ze, kürzere aufrechte Ohren, größere Fang-
zähne als das Hausschwein, auch keinen Speck,
und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.
Es wird durch seine Fänge furchtbar, womit es
sich, wie man in der Barbarey zuweilen be-
merkt hat, selbst gegen Löwen sattsam verthei-
digen kan: doch hat man auch Beyspiele; daß
sich Frischlinge haben kirre machen lassen und
wenn sie schon erwachsen, ihren Herrn gefolgt
sind u.s.w. Es sind wenige Thiere so allge-
mein fast über die ganze Erde verbreitet, als
das Hausschwein, und einige Völker ausgenom-
wen, welche aus Religionsprincipien, die sich
doch auf medicinische Ursachen gründen, kein
Schweinefleisch essen dürfen, wird es seit den
ältesten Zeiten, und fast unter allen Himmels-
strichen verspeist, hat auch vor den übrigen den
großen Vorzug, daß es durchs Räuchern und
Einsalzen sich so lange erhalten läßt. Das
Schwein hat einen ungemein scharfen Geruch,
ist aber übrigens äußerst dumm und sehr unrein-
lich. Das Weibchen ist überaus fruchtbar, und
wirft unter allen Thieren mit gespaltenen Klauen
die mehresten Junge.

[Seite 130]

In America, wohin die Schweine aus Eu-
ropa übergebracht worden, sind sie theils ver-
wildert (Fr. cochons marons).

Die Schinesischen Fr. cochons de Siam) haben
kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken
ohne Mähne.

In Schweden und Ungarn findet sich häufig
eine Spielart von Schweinen mit ungespalte-
nen Klauen, die schon den Alten bekannt war*),
so wie man auch welche mit drey Klauen gese-
hen hat.

2. aethiopicus. das Emgalo. (Büffons sanglier
du cap vert.
) S. sacculis mollibus sub oculis
.

buffon, supplement, vol. III. tab. XI.

pallas spicileg. fasc. II. tab. I. fasc. XI.
tab. V. fig. 7.

Im Innern, von Süd-Africa. Auch auf
Madagascar. Ein furchtbar wildes Thier von
einer ganz widerlichen Bildung, mit einem mäch-
tig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen
warzichten Fleischlappen unter den Augen etc.

3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein,
Pecari. S. cauda nulla, folliculo moschifero
ad coccygem
. *

buffon vol. X. tab. III. IV.

tyson, in philos. Transact. N. 153. p. 359.

Heerdenweis in den wärmsten Gegenden von
Südamerica. Ist viel reinlicher als unser
Schwein, nährt sich aber auch wie dieses, von
Wurzeln, kleinen Thieren, und besonders von
Schlangen. Sein Fleisch ist eßbar und schmack-
[Seite 131] haft, doch wird das Thier höchstens nur 60
Pfund schwer, und man muß ihm, sobald es
getödtet worden, den Rückenbeutel ausschnei-
den, weil es sonst mit dem heftigen Bisamgeruch
durchzogen wird, und dann nicht zu genießen ist.

4. Babirussa.*) der Schweinhirsch, Hirsch-
eber. S. dentibus laniaribus superioribus,
maximis, arcuatis.

buffon suppl. vol. III. tab. XII.

Auf den Moluckischen Inseln und hin und
wieder in Africa. Hat, wie schon sein Name
anzeigt, in seiner Bildung einige Aehnlichkeit
vom Hirsch. Lebt am Wasser, und kan sehr ge-
schickt schwimmen und untertauchen. Es hält
schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast cirkel-
förmigen großen Eckzähne des Oberkiefers die-
nen mögen?

X. BELLVAE.

Große, dem Ansehn nach plumpe Thiere,
meist mit dicken Füßen, und starkem, aber dünn-
behaartem Fell. Wenige Geschlechter, und
jedes nur von einer oder ein paar Gattungen.

37. tapir. Habitus suillus, iuba ceruicalis,
palmae vngulis
IV. plantae vngulis III.

1. Suillus. der Tapir, Anta. T. dentibus pri-
moribus vtrinque
10, rostro spithamaeo re-
tractili.

[Seite 132]

buffon vol. XI. tab. XLIII. und supple-
ment
vol. VI. tab.
I.

Der Tapir ist das größte Landthier in Süd-
America, von der Statur eines mittelmäßigen
Ochsen, und macht einigermaßen den. Ueber-
gang vom Schweinegeschlecht zu den Belluis.
Der Kopf und die Schenkel sind ohngefähr wie
beym Schwein; der Rüssel fast wie am Ele-
phanten, nur weit kürzer und ohne die haken-
förmige Spitze; und endlich hat das ganze Thier
auch mit dem Nilpferd manches änliches. Es
ist ein schüchternes Geschöpf, liegt am Tage in
sumpfichten Wäldern verborgen, und geht nur
des Nachts seinen Geschäften nach. Gewöhn-
lich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund.
Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut etc.
Sein kurzer Rüssel ist doch ganz beweglich, fast
wie beym Elephanten, und es weis sich desselben
mit vielem Geschick zum aufheben, abreissen und
anfassen zu bedienen.

38. elephas. proboscis longissima, prehensi-
lis. dentes laniarii superiores elongati.

1. Maximus. der Elephant. *

buffon, supplement vol. III. tab. LIX.
vol. VI. tab. II.

Das erstaunenswürdige Geschöpf findet sich
im mittlern Africa und im südlichen Asien, vor-
züglich auf Ceilan, und ist das größte von allen
Landthieren. Ein erwachsener Elephant ist wohl
funfzehn Fuß hoch, und ein ganz junger von
20 I. der 1651 zu St. Gallen gewogen worden,
hielt volle 7000 Pfund. Seine Haut ist harsch,
voller Schrammen, aber auf dem Rücken fast
[Seite 133] Daumens dick, und bey alle dem selbst gegen
Insectenstiche empfindlich. Gewöhnlich sind die
Elephanten von grauer Farbe; die weißen oder
vielmehr fleischfarbnen finden sich nur einzeln
und äußerst selten. Das Hauptorgan des Ele-
phanten ist sein Rüssel der ihm zum Athem-
holen, zum äußerst feinen Geruch, zum brüllen,
zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fas-
und ins Maul zu stecken, zum Gefechte, und
zu tausend unbegreiflich künstlichen Verrichtun-
gen, statt der Hände dient. Er kan ihn drey
Ellen lang ausstrecken, und bis zu einer Elle
wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie
mit einem biegsamen Haken versehen, und hier-
mit kan er Knoten aufknüpfen, Schnallen auf-
lösen, mehrere Stücken Geld mit einem mal
aufheben, Schlüssel an Thüren aufdrehen, kleine
Blümchen abreissen u.s.w. Seine Nahrung
ist blos vegetabilisch, und besteht aus Laub der
Bäume, aus Reis und andern Gräsern. Man
rechnet daß ein Elephant täglich so viel frißt,
als dreissig Neger verzehren können. Er hält
sich gern in sumpfichten Gegenden und am Wasser
auf, und schwimmt mit ungemeiner Leichtig-
keit selbst durch die schnellsten Ströme, wieschon
Hannibals Elephanten im Rhone gezeigt haben.
Man will neuerlich gesehen haben, daß sich die
Elephanten bey der Begattung, gegen die Muth-
maßung der Alten, wie die mehresten übrigen
Säugethiere bespringen. Auch die zahmen
Männchen werden dock (ohngeachtet sie sich in
der Gefangenschaft nicht mit den Weibchen paa-
ren) alljährlich um die Brunstzeit auf einige
Zeit wild und unbändig, wobey ihnen ein brau-
ner Saft aus einer besondern Oeffnung an den
[Seite 134] Schläfen hervordringt*). Das neugeworfne
Junge soll die Größe eines wilden Schweins
haben; und saugt mit dem Maule (nicht mit
dem Rüssel wie viele gemeynt haben.) Ohnge-
fähr im dritten, vierten Jahre kommen bey bei-
den Geschlechtern die zwey großen Eckzähne zum
Ausbruch, die das Elfenbein geben, aber doch
in ihrer Textur von den Zähnen anderer Thiere
abweichen. Sie werden wol 7 bis 8 Fuß lang
und je älter desto stärker gebogen. Man hat
einzeln solche Zähne gesehen die auf 160 Pfund
wogen. Das Alter des Elephanten ist nicht ge-
nau zu bestimmen; wahrscheinlich erstreckt sichs
doch über zweyhundert Jahre. Man fängt die
Elephanten auf verschiedne Weise. Theils in
Gruben, meist aber in Treibjagden, auch durch
zahme abgerichtete, denen die wilden folgen,
und so von ihnen in besonders dazu eingerich-
tete Ställe gelockt werden. Die ganz unbe-
greifliche Gelehrigkeit eines Thieres von einer
so ungeheuren plumpen Körpermasse, was noch
dazu nicht in langen Generationen als Haus-
thier gezogen wird, sondern immer erst aus der
Wildnis gefangen werden muß, rechtfertigt den
Vorzug, den ihm die Naturkenner aller Zeiten
zugestanden haben. Man hat die Talente des
Elephanten zum Nutzen und zur Unterhaltung
mannichfaltig zu benutzen gewußt. Die müssi-
gen Römer lehrten das schwerleibige Thier auf
dem Seile gehn, Worte schreiben, sich krank
stellen und sich so von vier andern in der Sänfte
tragen lassen etc. In alten Zeiten bediente man
sich der Elephanten häufig im Krieg; setzte ihnen
kleine Thürme mit Mannschaft auf den Rücken,
[Seite 135] panzerte sie*) und bewaffnete ihre Seiten mit
Sensen. Die Erfindung des Schiespulvers hat
sie zwar zu diesem Gebrauche minder tauglich
gemacht, da sie beym Feuer und Dampf leicht
scheu werden etc. Doch werden sie noch von den
Indianern auf Ceilan etc. dazu gebraucht und
dabey mit einem Getränk aus Opium berauscht.
Am häufigsten nutzt man sie also jetzt zum Last-
tragen, da sie zum mindsten zwanzig Centner
tragen, und die größten Transporte Berge hin-
auf zu wälzen, im Stande sind. Ihr Gang ist
schnell, einem kurzen Galop gleich, und dabey
so sicher, daß sie auf ungebahnten Wegen doch
nicht straucheln, und mit der größten Vorsicht,
den Menschen, die ihnen unversehens begegnen,
ausweichen, oder sie behutsam bey Seite heben,
und dann ihren Lauf fortsetzen. Ein anderer
wichtiger Nutzen, den man vom Elephanten
zieht, ist das Elfenbein, das man feit den Zei-
ten des Trojanischen Kriegs**) zu Kunstwerken
aller Art verwandt hat. Das Fleisch des Thiers
soll schmackhaft seyn, und dem Rindfleische glei-
chen***). Sein getrockneter Mist wird auf
Ceilan statt Kohlen gebrannt, und auch von den
Töpfern untern den Thon gemengt.

39. rhinoceros. Cornu solidum, conicum,
naso insidens.

1. vnicornis. das asiatische Nashorn. Rh. cornu
vnico, dentibus primoribus vtrinque binis
.

b. s. albini tab. musculorum corp. lium. tab.
IV. et VIII.

[Seite 136]

Ein Blatt von J. E. Ridinger, 1748.

In Ostindien. Ein ziemlich phlegmatisches
Thier, was ungereizt nicht leicht Menschen an-
fallen wird, aber in der Wuth fürchterlichen
Gebrauch von seinem Horne zu machen weis.
Am Ende der Oberlippe hat das Nashorn einen
spitzigen schnabelförmigen sehr beweglichen Ha-
ken, dessen es sich zum Anfassen und Aufheben
kleiner Dinge doch ganz geschickt bedient. Im
ganzen aber ist es ein ungelehriges Geschöpf.
Sein Fell ist gefaltet, harsch und runzlicht.
Das Horn sitzt bey ihm nicht wie andre Thier-
hörner am Knochen fest, sondern ist blos mit
der Haut verwachsen. Daß es mit dem Ele-
phanten im ewigen Streit lebe, ist ein irriges
Vorgeben; es flieht vor ihm.

2. bicornis. das africanische Nashorn. Rh. cor-
nibus duobus. incisoribus nullis
. *

buffon, supplement vol. VI. tab. VI.

In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte
Horn ist kleiner und sitzt hinter dem erstern nach
der Stirne hinauf.

40. hippopotamvs. Dentes primores superio-
res remoti, inferiores procumbentes; lania-
rii inferiores incuruati, oblique truncati.

1. Amphibius. das Nilpferd, Wasserschwein.

buffon, supplement vol. III. tab. LXII.
LXIII. vol. VI. tab. IV. V.

Ein äußerst plumpes, misgestaltes Thier, mit
einem unförmlich großen Kopfe, ganz ungeheu-
rem Rachen, dickem Leibe, kurzen Beinen etc.
[Seite 137] Findet sich im innern von Ober- Aegypten, be-
sonders am Nil, dessen Symbol es auf alten
Kunstwerken vorstellt, und macht, da es schnell
und leicht schwimmt, die Fahrt auf diesem Flusse
gefährlich; doch scheut es das Feuer, das des-
halb zur Vorsicht auf den Schiffen unterhalten
wird. Ein erwachsenes Nilpferd wiegt wenig-
stens viertehalb tausend Pfund, und hat bey-
nahe die Größe vom Rhinocer. Es macht sein
Lager in dickem Schilf, nährt sich von Vegeta-
bilien und Fischen, frißt viel, und thut daher
den Reisfeldern großen Schaden. Das Fleisch
des, Thiers ist eßbar. Die spätern Römischen
Kaiser haben oft Nilpferde zur Schau nach Rom
kommen lassen, jetzt aber sind sie selbst in Nie-
der- Aegypten selten oder gar nicht mehr zu
sehen.

XI. PALMATA.

Die Säugethiere mit kurzen Schwimm-
süßen. Diese Ordnung zerfällt, nach der Bil-
dung der Füße und dem Aufenthalt der Thiere,
wieder in zwey Familien: a) mit deutlichen
Zehen an den Füßen, die nur durch eine
Schwimmhaut unter einander verbunden sind:
b) mit plumpen Füßen und undeutlichen Zehen,
deren Spur fast blos durch die Krallen sichtbar
wird. Jene halten sich mehr in süßen Was-
sern, diese in der See auf.

a) lacustria.
[Seite 138]

41. castor. Pedes tantum postici palmati, den-
des sciurini.

1.†. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the beaver.) C. cauda depressa, ouata, squa-
mosa.

Schreber tab. CLXXV.

In der nordlichern Erde, in einsamen Gegen-
den an Teichen und größern Flüssen. Er wird
wegen seiner feinen Haare für die Handlung,
und für die Arzneykunst wegen einer schmierich-
ten Substanz wichtig, die sich bey beiden Ge-
schlechtern in besondern Behältern unterm
Schwanze findet, und die unter dem unschickli-
chen Namen Bibergeil, als eins der wirksam-
sten Heilmittel verbraucht wird. Was aber
diese Thiere für die Naturgeschichte am merk-
würdigsten macht, sind die erstaunlichen Kunst-
triebe mit welchen sie, besonders da wo sie sich,
wie im innern von Canada u.a. noch in großer
Menge beysammen finden, ihre berühmten Ge-
bäude aufführen. Wenn nemlich eine neue Co-
lonie von ihnen sich anbauen will, so versam-
meln sie sich zu mehrern Hunderten am Ufer ei-
nes Flusses oder Sees; fällen Bäume, behauen
sie zu Pfählen, rollen und flösen sie an Ort und
Stelle, schleppen Erde zusammen, graben Ca-
näle und Floßteiche zu Erleichterung des Trans-
ports, führen im Fall das Wasser zu seichte ist,
vorher große fast unverwüstliche Dämme auf,
und bauen dann erst ihre eigentlichen Wohn-
hütten dahinter, die nach der verschiedenen An-
zahl der Familien, die sie beziehen sollen, auch
von verschiedener Größe, von vier bis zehn Fuß
[Seite 139] im Durchschnitt, meist drey Stockwerk hoch,
und oben gewölbt sind, und vier bis zwölf und
mehrern Bibern zum Aufenthalt dienen. Jedes
Haus, hat meist eine doppelte Oeffnung, von
welchen die eine ins Wasser, die andere ans Ufer
führt. Das untre im Wasser befindliche Stock-
werk dient ihnen zum Magazin, das sie schon
bey Gelegenheit ihres Baues mit den abgenag-
ten Blättern und Rinden zu Wintervorrath fül-
len. Im Herbst und Winter halten sie sich
häuslich, im Frühjahr hingegen verlassen sie
ihre Wohnung auf einige Zeit und ziehen zu
Holze um frische saftige Rinden und Knospen zu
genießen.

42. lvtra. Palmae plantaeque natatoriae, den-
tes mustelini.

1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter.) M. plantis nudis, cauda
corpore dimidio breuiore.

Schreber tab. CXXVI. A. B.

Die Fischotter und der Biber haben meist ei-
nerley Vaterland, einerley Aufenthalt, auch
überhaupt in ihrer Lebensart manches mit ein-
ander gemein, ob sie wol in ihrem Körperbau,
zumal im Gebiß, verschieden gebildet sind. Die
Fischotter hat den Namen von ihrer vorzüglich-
sten Nahrung. Sie gräbt sich in hole Ufer,
hat ihren Eingang unterm Wasser, und läßt
nur ein kleines Lüftloch oben über der Erde.
So wild sie sonst ist, so läßt sie sich doch wenn
sie jung gefangen worden zähmen und sogar zum
Fischfang abrichten.

2. Marina. die Mecrotter. L. plantis pilofis,
cauda corpore quadruplo breuiore.

[Seite 140]

Schreber tab. CXXVIII.

cook's. voyage to the northern hemisphere
vol
. II. tab. XLIII.

Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil
sie sich auch zuweilen in der See finden läßt,
doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und
zieht sich allemal lieber in Flüsse und andre süsse
Wasser. Sie ist besonders um Kamtschatka und
an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen Ame-
rica bis hinunter zu K. George's Sund, zu
Hause. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist
das kostbarste aller Rauchwerke. Das Stuck
wird wohl bis anderthalbhundert Thaler be-
zahlt. Ihre Hinterfüße äneln schon denen von der
folgenden Familie.

b) marina.

43. phoca. Pedes postici exporrecti, digiti
coaliti.

Die Thiere dieses und des folgenden Ge-
schlechts sind so recht die Amphibien unter den
Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach
eingerichtet ist um in beiden Elementen leben zu
können.*)

[Seite 141]

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das See-
kalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal.)
P. capite laeui, auriculis nullis, corpore
griseo
. *

Schreber tab. LXXXIV.

b. s. albini annot. academ. L. III. tab. VI.

In den nordlichen Meeren. Lebt, wie andre
Gattungen dieses Geschlechts, von Seetang,
doch auch von Fischen, und vorzüglich von Ha-
ringen. Ist für die Finnischen Insulaner, so
wie für die Kamtschadalen, besonders aber für
die Grönländer und Esquimaux, ein äußerst
wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker
zumal nähren sich von seinem Fleisch, kleiden
sich in sein Fell, beziehn ihre Sommerhütten
und Fischerbote damit etc. Sein Fang macht
ihr vorzüglichstes Geschäfte und die darin erwor-
bene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz
aus. In Europa werden bekanntlich die See-
hundfelle am meisten zu Cofferbeschlägen ver-
braucht.

2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo
laeui
.

[Seite 142]

Schreber tab. LXXXII.

buffon, supplement vol. VI. tab. XLVII.

Findet sich im Sommer heerdenweise auf den
Inseln des Kamtschatkischen Inselmeeres, von da
er sich im Herbst wieder entfernt, und vermuthlich
auf den benachbarten etwas südlichem Inseln des
stillen Meers überwintert. Erlebt in Polygamie,
so daß jedes Männchen wol dreisig bis vierzig
Weibgen hat, die es mit vieler Eifersucht be-
wacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler
zu behaupten sucht. Ueberhaupt aber muß die
ganze Geschichte dieser Thiere, wenn anders das
alles zuverlässig ist, was Steller davon berichtet
hat*), (wie z.B. daß die Weibgen aus Weh-
muth Thränen vergießen sollen etc.) ausnehmend
viel sonderbares haben.

3. Leonina. der Seelöwe. (Phoca iubata linn.
P. auriculata collo iubato.

buffon, supplement vol. VI. tab. XLVIII.

Im ganzen stillen Meer. Das größte Thier
dieses Geschlechts: was wohl 25 Fuß lang wird,
und den Namen von seiner gewissermaßen löwen-
artigen Mähne hat.

44. trichecvs. Pedes posleriores in pinnam
coadunati.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the Walrus.) T. dentibus laniariis
superioribus exsertis longioribus.

Schreber tab. LXXIX.

[Seite 143]

cook's voyage to the northern hemisphere
vol
. II. tab. LII.

Beym Treibeis des Nordpols: oft ihrer hun-
dert und mehrere beysammen. Sie nähren sich
von Seetang und Schaalthieren, die sie mit
ihren großen Hauzahnen loskratzen. Wenn sie
landen wollen, schlagen sie diese Zähne mit vor-
gestrecktem Kopfe ins Ufer, und ziehen den
plumpen Körper allmählig nach.

1. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin.)
T. dentibus laniariis inclusis.

Schreber tab. LXXX.

Die Seekuh findet sich mehr einzeln als die
vorigen Gattungen in den Meeren der wärmern
Erde, auch häufig im Orinoco. Sie hat die
Größe der vorigen beiden Thiere, ein vorzüg-
lich schmackhaftes Fleisch*), und mag wohl
das Thier seyn, das ehedem zur Erdichtung
von Syrenen und Meerjungfern Anlaß gegeben.
Die sogenannten Lapides manati sind gar nicht
von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil
des äußern Gehörgangs und der Pauke des
Wallfisches.

XII. CETACEA.

Die Gründe sind schon oben angegeben,
warum die Thiere dieser Ordnung, ihrer ganzen
Oekonomie nach zu den Säugethieren, und bey
[Seite 144] weitem nicht zu den Fischen gerechnet werden
müssen.*)

45. monodon. Dentes duo maxillae superioris
longissimi, recti, spirales
.

1. Narhwal. das See-Einhorn. D. fistulis
respiratoriis duabus, confluentibus.

klein hist. piscium. Miss. II. tab. II. fig. C.
Miss
. V. tab. III. fig. a. b.

Das Narhwal hat allerdings zwey lange pa-
rallele Zähne, und sollte folglich nicht mon-
odon, monoceros
oder Einhorn genannt wer-
den. Es ist im nordlichen Ocean zu Hause;
und zieht da mehrentheils vor den eigentlichen
Wallfischen her. Man verarbeitet die Zähne
wie Elfenbein zu Kunstsachen, und die Grön-
länder brauchten sie ehedem in Ermangelung
des Holzes zu Sparren unter ihre Hütten. Sie
find meist eben so lang, als der Körper des
Thiers, und halten wohl achtzehn Fuß und
drüber.

46. balaena. Laminae corneae loco dentium
superiorum.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the whale.) B. dorso impinni.

Abbild. der Wallfische bey Homanns Erbe,
in Landkarten Format. fig. 1. 2.

[Seite 145]

Das größte aller bekannten Thiere, das über
100000 Pfund am Gewicht hält, ist theils ge-
gen den Nordpol, besonders um Grönland und.
Spitzbergen herum, außerdem aber auch in süd-
lichen Gegenden im Atlantischen Ocean, auch
um Schina herum und im stillen Meere, wo es
die alten Peruaner anbeteten, zu Hause. Die
heutiges Tages gefangen werden, sind selten
über sechzig bis siebenzig Fuß lang, in vori-
gen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig
nachgestellt worden, haben sie bey höhern Alter
auch eine Länge von 120 F. und drüber er-
reicht. Der ungeheure Kopf macht beynahe die
Hälfte des ganzen Thiers aus. Sein Fell ist
meist schwarz oder mit weiß verschiedentlich un-
termengt, gemarmelt etc. theils auch ganz
weiß oder gelblicht, Daumens dick, hin und
wieder dünnbehaart, und oft mit Seegewäch-
sen, Corallen und Muscheln besetzt. Den Kamt-
schadalischen Insulanern und den Nordwestlich-
sten Americanern giebt dieses ungeheure Thier
victus et amicus. Aus seinen Därmen machen
sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh-
sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre etc.
Die Europäer hingegen fangen den Walisisch
des Fischthrans und besonders der Barden we-
gen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das
Fischbein geben, und von denen die mittelsten
wohl zwanzig Fuß lang werden. Der beste Fang
ist im May, wo die Wallfische oft
w solcher Menge beysammen sind, daß sie we-
gen der Wasserstrahlen, die sie aus ihren Nak-
kenlöchern blasen, in der Ferne einer großen
Stadt mit rauchenden Schornsteinen äneln. In
der Breite vom 77 bis 79 Grad kan man um
die Zeit zuweilen auf viertehalbhundert Schiffe,
[Seite 146] von allerhand Nationen, jedes mit fünf bis
sechs Schaluppen, zählen, die in einer Zeit von
zwey Monaten leicht zweytausend Wallfische
fangen können.

2. Physalus. der Finnfisch. B. pinna dorsali.

Die Homannische Abbild. fig. 5.6.

Eben so lang, aber schmaler als das vorige
Thier, hat auch meist das gleiche Vaterland;
und findet sich besonders häufig in der Südsee.
Er schlägt heftiger mit dem Schwanze, und ist
daher gefährlicher zu fangen. Sein Fleisch ist
schmackhafter, als das vom Wallfisch, hinge-
gen die Barden kürzer und knoticht, auch der
Speck schlechter.

47. physeter. Dentes in maxilla inferiore.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice
acutiusculo.

Die Homannische Abbild. fig. 4.

Er erreicht beynah die Größe des Wallfisches
hat einen ungeheuern Rachen, und kan Klaf-
terlange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer
ist sehr breit, der untere hingegen überaus
schmal. Der Caschelot wird vorzüglich des
Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, was
in Gestalt eines milchweißen Oels in besondern
Canälen, die ihrer Lage nach gewißermaßen den
Blutbehaltern im Kopfe anderer Thiere äneln
gefunden wird: und an der Luft zu einem halb-
durchsichtigen Talk verhärtet. Unter seinen Ex-
crementen findet sich zuweilen die wohlriechende
graue Ambra.

[Seite 147]

48. delphinvs. Dentes in maxilla vtraque.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio plin. Engl. the porpus.) D.
corpore subconiformi, dorso lato pinnato.
rostro subobtuso.

klein hist. pisc. Miss. II. tab. II. fig. A. B.
tab
. III. fig. B.

So wie die folgende Gattung in den Europäi-
schen Meeren, wird zwey Klafter lang, hat ein
eßbares Fleisch, und vielen Speck, der auch zu
Thran gesotten wird. Lebt in Gesellschaft und
zieht sich zumal bey bevorstehenden Sturm nach
den Schiffen.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin
. Engl. the porpesse.) D. corpore ob-
longo subtereci, dorso pinnato, rostro at-
tenuato, acuto.

klein l. c. tab. III. fig. A.

Der Delphin der Alten, der durch die Ge-
schichte mit Arion, und wegen anderer vorgeb-
lichen Proben seiner Menschenliebe, berühmt
worden. Ist auf den alten Münzen von Gros-
Griechenland genau abgebildet.

3. Orca. der Nordcaper, Bugkopf. (Engl.
the grampus.) D. pinna dorsi altissima; den-
tibus subconicis, parum incuruis.

Die Homannische Abbild. fig. 3.

Mehr im nordlichen Weltmeer, doch auch im
Mitländischen, wird zwanzig Fuß lang, und
lebt in Norden größtentheils von Häringen, die
er durch einen Schwung mit dem Schwänze in
einen Wirbel zusammen treibt, und Tonnen-
weise verschlingt.


Fünfter Abschnitt.
Von den Vögeln.

[Seite 148]

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mit-
hin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel Ver-
schiedenheit, daß sich nur wenig allgemeines von
ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folg-
lich bey ihrer speciellen Geschichte desto umständ-
licher zu seyn gedrungen sieht. Schon bey den
Vögeln, noch mehr aber bey den folgenden
Thierclassen ist der Fall anders. Beides, so-
wohl ihre Gestalt als auch ihre Lebensart hat im
ganzen genommen mehr übereinstimmendes, da-
her man sich bey der besondern Geschichte ihrer
einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kür-
zer fassen kan.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit einander überein, daß sie zmey
Füße, zwey Flügel, einen hornichten Schna-
bel, und einen mit Federn bedeckten Körper
haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese
vier Charactere von allen andern Thieren aufs
kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso-
[Seite 149] lirte Classe von Geschöpfen, aus, die mit keiner
andern zusammenstießt, und die daher in der ver-
meinten Kette oder Leiter der natürlichen Körper
(G. 7) schwerlich unterzubringen ist.

§. 57.

Der ganze Körperbau der Vögel ist ihrer
Bestimmung zum Fluge angemessen. Ihre
Gliedmaßen sind überaus schlank, und sein ge-
baut, so daß sie nebst dem ausnehmend geringen
Gewicht des ganzen Körpers, der Lebensart die-
ser Thiere, und besonders ihrem Aufenthalt und
ihree freyen Bewegung in dem Elemente, wo-
für die mehresten bestimmt sind, vollkommen
entsprechen.

§. 58.

Einen vorzüglichen Antheil an der geschick-
ten und leichten Bewegung der Vogel haben die
Federn, womit sie bekleidet sind, die in regel-
mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut
verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind;
aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im
Herbste, ausfallen und neue an ihre Statt re-
producirt werden. Manche, wie die Wachteln,
die Schneehüner etc. mausern sich gar zweymal
im Jahr, im Frühling und Herbst. Die neuen
Federn haben bey jungen Vögeln oft ganz an-
dere Farbe als die ausgefallnen; daher man bey
Bestimmung der Gattungen auf das Alter dieser
[Seite 150] Thiere und auf die davon abhängende Verschie-
denheit in der Farbe, Rücksicht nehmen muß.
In der Kunstsprache heist ein einjähriger Vogel,
der sich nemlich noch nie gemausert hat, auis
hornotina
; wenn er aber Federn gewechselt hat,
auis adulta.

§. 59.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heissen Schwungfe-
dern (remiges), diese Schwanzfedern (rectri-
ces
). Die Schwungfedern sind von unbestimm-
ter Anzahl, und bilden gleichsam breite Fächer,
womit sich die Vögel in die Luft heben und flie-
gen können. Einige wenige Vogel (aues im-
pennes
) wie die Pinguine etc. haben gar keine
Schwungfedern, und sind daher zum Fluge un-
geschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie
dem Casuar, den Tauchergen etc. die Schwanz-
federn.

§. 60.

Die Farbe der Federn ist bey vielen Vögeln
über alle Beschreibung schön. Sie werden durch
die theils so lebhaften hellen Farben, durch ihre
mannichfaltigen Nuancen, durch das schillern
von rothem oder grünem Golde u.s.w. über alle
übrigen Thiere erhaben, unter denen nur etwa
manche Insecten den Vögeln, ihrer körperlichen
Schönheit wegen, an die Seite gesetzt werden
dürfen. Die Raubvögel ausgenommen so sind
[Seite 151] fast bey allen übrigen die Männchen schöner be-
fidert als die Weibgen, und im ganzen auch in
dieser Classe so wie überhaupt in beiden organi-
sirten Reichen die bey weitem allerschönsten Ge-
schöpfe bis auf einzelne Ausnahmen den heissen
Erdstrichen eigen.

§. 61.

Im innern Körperbau zeichnen sich die Vö-
gel besonders durch die merkwürdigen Luftbehäl-
ter aus, die in ihren ganzen Körper vertheilt,
und zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind.
Die mehresten stehen mit den Lungen, andere
aber blos mit dem Rachen in Verbindung, und
der Vogel kan sie nach Willkühr mit Luft laden
oder ausleeren, je nachdem er seinen Körper leich-
ter oder schwerer machen will. Zu diesen Luft-
behältern gehören vorzüglich große aber zarte
häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils
unter den Achseln und sonst noch unter der Haut
verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst
der Lungen voll Lust gepumpt werden können.
Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse mark-
leere hohle Knochen, wie die Schulterknochen
im Flügel, auch das Rückgraat, das Brustbein etc.
und manchen auch die Hirnschale, zu gleichen
Zwecken. Und endlich sind auch die ungeheuren
Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel, Pa-
pageyen etc. ebenfalls dahin gehörig; und selbst
die Federspulen stehen mit dem obgedachten
[Seite 152] lockern Zellgewebe in Verbindung, und können
mittelst des weichen knorplichten Kanals, der in
der Spule liegt (die Seele), gleichfalls mit
Luft gefüllt oder ausgeleert werden.

§. 62.

Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, in
Verbindung mit den obgedachten Einrichtungen
im Körperbau der Vögel überhaupt, werden
diese Thiere zum Flug geschickt, bey welchem
die Geschwindigkeit sowol als die lang anhaltende
Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige
Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin-
guine und andre aues impennes (§. 59.) können
gar nicht fliegen.

§. 63.

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben
so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die
mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern,
sehr wenige blos auf der Erde: aber kein einzi-
ger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen,
und viele Geschöpfe in den beiden letztern Thier-
Classen,) unter der Erde. Die Bildung der
Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey den
Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt an-
gemessen. Die mehresten haben freye unver-
bundne Zehen (aues fissipedes) und zwar ge-
wöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn, und
der vierte gleichsam als Daumen nach hinten ge-
[Seite 153] kehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es
find nur zwey Zehen nach vorn, und zweye nach
hinten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vo-
gel kan willkürlich die eine Zehe bald vorwärts
zu den übrigen zweyen, bald rückwärts zum Dau-
men schlagen (digitus versatilis). Bey andern
ist auch wol die mittlere Zehe an die eine Sei-
tenzehe angewachsen (pedes gressorii); oder die
Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii); oder alle
vier Zehen sind, wie bey der Mauerschwalbe,
nach vorn, und gar keine rückwärts gekehrt; oder
die Hinterzehe ist, wie bey manchen Hünern, dop-
pelt u.s.w. Bey denen Vögeln, die keine freye
Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an
der Wurzel (pedes semipalmati) – oder aber
bis vorn an die Spitze (pedes palmati) – durch
eine Schwimmhaut verbunden; bey andern sind
die einzelnen Zehen mit einer lappichten schmalen
Haut, die entweder einen glatten, (pedes lo-
bati
) – oder zackichten Rand (pedes pinnati)
hat, wie mit Fransen eingefaßt.

§. 64.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar
blos in sofern, daß sie nur wenige Meilen weit
in die benachbarten Gegenden streichen, und
bald darauf in ihre alte Heimat zurückkehren;
andere aber wie die Hausschwalben, die Kra-
niche, Störche etc. so daß sie im Herbst große
[Seite 154] Wallfahrten, weit übers Meer und über einen
beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen,
und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden
Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.

§. 65.

Auch das Nutritionsgeschäfte der Vögel
hat viel eignes. Ueberhaupt haben sie keine
Zähne, sondern müssen ihre Speise entweder mit
dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken.
Bey denjenigen saamenfressenden Vögeln die ihre
Körner ganz, unzerbissen, einschlucken, gelan-
gen diese nicht sogleich in den Magen, sondern
werden vorher im Kropfe oder Vor-Magen (in-
gluuies s. prolobus
) d.h. in einem besondern
drüsenreichen Behälter eingeweicht, und von da
nur allmählig an den Magen überlassen: der bey
diesen Thieren äußerst muskulös, und so stark ist
daß er sogar nach Reaumurs u.a. merkwürdi-
gen Versuchen verschluckte Haselnüsse und Oli-
venkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie
Papier abzuscheuren vermag. Sehr viele Vö-
gel verschlucken aber auch überdem noch kleine
Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen beför-
dern. Verschiedne fleischfressende Vögel, wie
die Eulen, Eisvögel etc. können die Knochen,
Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie ver-
zehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie,
in eine runde Kugel geballt, nach der Mahlzeit
wieder von sich.

§. 66.

[Seite 155]

Unter den Sinnen der Vögel ist besonders
ihr Gesicht und bey vielen auch das Gehör von
vorzüglicher Schärfe. Auch haben die Werk-
zeuge dieser beiden Sinne bey diesen Thieren über-
aus viel eignes, merkwürdiges. Die Augen z.
B. einen knöchernen aus einzelnen nachgiebigen
Blättgen zusammen gesetzten Ring in der harten
Haut (sclerotica), und einen sonderbaren schwar-
zen Fächer (pecten plicatum, Fr. bourse) im
Augapfel, der aus dem Ende des Gesichtsnerven
entspringt und in die gläserne Feuchtigkeit (cor-
pus vitreum
) hineindringt. Die innern Gehör-
werkzeuge hingegen sind bey den Vögeln weit ein-
facher als bey den Säugethieren gebildet, und
der ganzen Classe fehlen auch die äußern Ohren;
ein Mangel, der aber durch die äußerst regel-
mäßige cirkelförmige Stellung und bestimmte
Richtung der Federgen in der Gegend des Ohres
sattsam ersetzt wird.

§. 67.

Was die Stimme der Vögel betrifft, so ge-
ben zwar die Raubvögel, die mehresten Wasser-
vögel, und die mehresten Hünerarten, meist nur
einen ziemlich einförmigen, nicht sehr angeneh-
men laut von sich: desto mannichfaltiger und an-
muthiger sind hingegen die Töne der kleinen soge-
nannten Sangvögel, von denen man doch nicht so-
wohl sagen darf daß sie singen, (– denn Gesang ist
wohl ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –)
[Seite 156] als daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbe-
hältern (§. 61.) kommt ihnen dazu vorzüglich
die Einrichtung ihrer Luftröhre zu statten, die
bey, den Vögeln nicht blos so wie bey andern
Thieren am obern Ende, nemlich an der Zun-
genwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey
abgesonderte Helften an die beiden Enden der
Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Ra-
ben, Staare, Dohmpfaffen etc. hat man Men-
schenstimme nachahmen und Worte aussprechen
gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht
leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeiffen
lernen, und sich sogar zum Accompagnement ab-
richten lassen, so, daß man mit mehrern Dohm-
pfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat
geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der
Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Ue-
bung und Nachahmung recht ausgebildet zu
werden.

§. 68.

Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte Ge-
schöpfe, daher man auch unter ihnen wen leich-
ter als von andern Thieren Bastarden erzielen
kan. Die mehresten begatten sich im Frühjahr;
manche aber, wie der Kreuzschnabel, in der käl-
testen Jahrszeit nach Weyhnachten. Das Haus-
geflügel ist an gar keine bestimmte Zeit gebun-
den, sondern laßt sich Jahr aus Jahr ein zu
diesem Geschäfte willig finden. Manche halten
[Seite 157] sich nur zur Begattungszeit, andere aber wie die
Tauben für immer paarweise zusammen: noch
andre aber leben wie die Hüner in Polygamie.

§. 69.

Das befruchtete Weibgen wird vom Instinct
getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu
nisten, wovon vielleicht blos der Kukuk ausge-
nommen ist. Bey den polygamischen Vögeln,
wie bey den Hünerarten, nimmt das Männchen
gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bey
denen aber die sich paarweise zusammen halten,
zumal unter den Sangvögeln, trägt, es doch Bau-
materialien herben, und verpflegt sein Weibgen
während ihrer Arbeit.

§. 70.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen
und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange-
messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede
Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Vögel der heissen Zonen z.B., oder die,
so ohnehin in schaurigen Orten nisten, nehmen
zu ihrem Bau nur leichten Stoff, Stroh, Schilf,
Heu u.s.w. Da hingegen andere, um ihre
Junge für Frost zu schützen, und sich selbst das
Bebrüten zu erleichtern, Wolle, Moos, Di-
stelflocken, Federn u.a. dergleichen wärmende
Materialien zu ihrem Nest verwenden. Die
[Seite 158] meisten füttern dasselbe inwendig noch besonders
mit einer Lage von ganz weichen Flaumen,
Wolle etc. zur Bequemlichkeit und Wärme aus.

Die Form der Nester ist bald mehr bald min-
der künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen,
Trappen, Kybitze etc. machen sich blos ein dürres
Lager von Reisholz und Strohhalmen auf der
platten Erde: andere tragen sich nur ein wei-
ches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Fel-
senritzen und hohle Bäume; so die Spechte, He-
her, Dolen, Wiedehopfe, Sperlinge etc. Sehr
viele, zumal unter den Hünern, Tauben, und
Sangvögeln geben ihrem Neste die Gestalt einer
Halbkugel oder einer Schüssel: andere, wie der
Zaunkönig, die Form eines Backofen: noch an-
dere, wie der Pendulin, der Jupujuba etc. die
von einem Beutel u.s.w.*)

§. 71.

Wenn endlich das Geschäfte des Nesterbaues
vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin-
ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun-
gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was-
servögel z.B. legen jedesmal nur ein einziges
Ey; die Tauchergen und mehresten Tauben ihrer
zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die Fin-
ken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die
[Seite 159] Rebhüner und Wachteln vierzehn; das Haus-
Huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer
nach und nach wegnimmt, bis fünfzig und drü-
ber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne
vorhergegangene Befruchtung, Eyer von sich,
die aber zum Bebrüten untauglich sind und
Windeyer (oua subuentanea, zephyria, hy-
penemia
) heissen.

§. 72.

Die Ausbildung des jungen Thiers, die bey
den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen
wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon
gelegten Ey, mittelst des Brütens bewürkt wer-
den. Nur der Kukuk brütet seine Eyer nie selbst
aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder
Bachstelzen etc. in deren Nest er sein Ey gelegt
hat. Hingegen weis man, daß selbst Capau-
nen, und Hunde, und sogar Menschen Vogel-
eyer ausgebrütet haben*). Auch blos durch
künstliche Wärme, durch erhitzten Mist**),
und durch Lampenfeuer in sogenannten Brüt-Ma-
[Seite 160] schinen*) und in Brütöfen, kan man leicht
Hünchen auskriechen lassen. Dies letztre geht
zumal in wärmern Gegenden so gut von statten, daß
man die Anzahl der Hüner, die auf diese Weise
jährlich in den Aegyptischen Oefen**) ausge-
brütet werden, auf 92,000,000 rechnet. Die Vö-
gel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet,
und nur bey solchen, die sich, paarweise zusam-
men halten, wie bey den Tauben, Schwalben,
Rothschwänzen etc. nimmt auch das Männchen
an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter
den Canarienvögeln, Hänflingen, Stiglitzen etc.
überlassen zwar das Brüten blos ihren Weibgen,
versorgen sie doch aber während der Zeit mit Fut-
ter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 73.

Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das Kü-
chelgen darin allmälig gebildet und von Tag zu
Tag mehr zur Reise gebracht wird. Zu dieser
Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt speci-
fisch leichter als das Eyweis, sondern auch wie-
derum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche an
[Seite 161] welcher das künftige Hünchen zu liegen kommt,
selbst noch leichter als die entgegengesetzte Seite,
so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch im-
mer jene Stelle dem leibe des bebrütenden Vogels
am nächsten liegt. Die erste Spur des neuen
Küchelgens zeigt sich, wie schon oben erwähnt
worden (§. 8.), immer erst eine geraume Zeit
nachdem das Brüten seinen Anfang genom-
men. Beym Hünerey z.B. kaum vor Ende
des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten
das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung
des dann noch sehr unvollkommen Herzgens
(das punctum faliens) seinen Anfang nimmt.
Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das
ganze kleine gallertige Geschöpf sich bewegen.
Um vierzehnten brechen die Federn aus; zu An-
fang des funfzehnten schnappt das Hünchen schon
nach Luft; und ist am neunzehnten Tage im
Stande einen laut von sich zu geben.

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre be-
stimmte Brutzeit von verschiedener Länge, die
aber doch nach Verschiedenheit des Clima und
der wärmern oder kältern Witterung verzögert
oder beschleunigt wird. Beym Huhn ist das
Küchelgen gewöhnlich zu Ende des ein und
zwanzigsten Tages zum auskriechen aus dem
Eye (in welchem es die drey Wochen über vom
Dotter, und theils auch vom Eyweis ernärt
[Seite 162] worden) reif; und durchbricht dann die Schaale
mittelst eines von der Natur ihm dazu verliehe-
nen knorplichten Aussatzes auf dem Schnabel
der ihm, nachdem es ausgekrochen, meist schon
am ersten Tage entweder von selbst abfällt, oder
von andern jungen Hünern abgepicket wird.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monogamie
leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit
gefüttert, und zumal bey den Körnerfressenden
aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für
ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältnis ihrer
körperlichen Größe, und in Vergleich mit den
Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man
weis, daß selbst in der Gefangenschaft, Adler
und Papageyen über hundert, Stieglitze über
24 Jahre etc. leben können. Da ihr Aufenthalt
ungleich ausgedehnter als der Säugethiere ihrer
ist, sie auch nach Verhältnis weit weniger zu
ihrem Unterhalt bedürfen, so begreift sich von
selbst, warum sie länger leben dürfen, den fol-
genden Generationen nicht so bald Platz machen
müssen u.s.w.

§. 77.

[Seite 163]

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als
der Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß
keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie unter
allen andern Thieren am allermeisten Leben und
Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten!
Ferner vertilgen sie unzälige Insecten, und die
gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich schäd-
lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in
manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere
Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nach-
theilige Folgen nach sich gezogen. Andere ver-
zehren grössere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,
Frösche, Eidexen etc. oder Aeser, und beugen
dadurch sowol dem Miswachs als der Infection
der Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel
die grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut
auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern.
Von der andern Seite wird auch die Vermeh-
rung und Fortpflanzung der Thiere sowohl,
als der Gewächse, durch Vögel befördert. So
weis man z.B. daß die wilden Gänse bey ihren
Zügen fruchtbare Fischeyer in entfernte Teiche
übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Saa-
menkörner die sie nachher wieder ganz von sich
geben und dadurch die Verbreitung derselben be-
[Seite 164] fördern: so z.B. die Tauben die auf den Ge-
würz- Inseln auf diese Weise die Muskatnüsse fort-
pflanzen etc. Der Mist der Seevögel düngt
kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher
die heilsamen Gewächse, Löffelkraut etc. da fort–
kommen können. Die Falken und verschiedne
Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer Thiere
abrichten etc. Sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr
Fett, und die Tunkinsnester, dienen zur Speise.
Die Federn zum Füllen der Betten, zum schrei-
ben, zum verkielen musikalischer Instrumente,
zu Muffen, und vorzüglich zu mancherley Putz,
weswegen sie bey vielen wilden Völkern, zumal
in Amerika und aus den Inseln des stillen Oceans
einen der wichtigsten Handelsartikel ausmachen.
Für die Arzney ist hingegen kein beträchtlicher
Nutze aus dieser Classe von Thieren zu ziehen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel anstiften, last
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer
Thiere und Gewächse zurückbringen. Der
Condor, der Lämmergeyer u.a. Raubvögel töd-
ten Gemsen, Rehe, Ziegen, Schafe etc. Der
Fischadler und so viele Wasservögel sind den
Fischen und ihrem laich; so wie die Falken, Ha-
bichte, Sperber, Neuntödter, Aelstern etc. dem
Hausgeflügel gefährlich. Die Sperlinge und
andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den
Weintrauben, den Obstbäumen u.s.w. Und
[Seite 165] endlich werden freylich nicht blos brauchbare Ge-
wächse, sondern auch eben sowol wucherndes
Unkraut, durch die Vögel verpflanzt. Giftige
Thiere finden sich aber in dieser Classe von
Thieren eben so wenig als in der vorigen.

§. 79.

Die Classification der Vögel ist weniger
Schwierigkeiten unterworfen, als der Sänge-
thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen ge-
nommen, nicht so mannichfaltig, sondern ein-
facher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie
der Schnabel und die Füsse, die sich auf ihre
ganze Lebensart, Nahrung etc. beziehen, bestim-
men schon an sich so viel vom ganzen Habitus
der Vögel, daß man, dem natürlichen System
unbeschadet, schon davon die Charaktere der
Ordnungen und Geschlechter entlehnen kan.
Die mehresten Ornithologen haben daher auch
ihre Classification auf die Verschiedenheit des
einen oder des andern von den genannten Thei-
len gegründet; Klein z.B. auf die Bildung der
Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Füsse,
Brisson auf beides in Verbindung mit der Be-
schaffenheit des Schnabels u.s.w. Linné nimmt
in dem Plan seines Systems der Vögel auch
auf die Bildung mehrerer Theile zugleich, und
so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht:
nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen
vergessen zu haben: wenigstens begreift man
[Seite 166] nicht, wie Papagey, Colibrit und Krähe bey
ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen der
Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von ein-
ander gerissen, und mehr Verbindungen oder
Trennungen dieser Art zugelassen werden durfte.

§. 80.

Ich habe mit also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen ab-
zutheilen versucht.

I. Accipitres. Die Raubvögel mit krum-
men starken Schnäbeln, kurzen starken
knorrichten Füssen, und grossen, geboge-
nen, scharfen Klauen. Geyer, Adler,
Falken, Eulen, Neuntödter etc.

II. Leuirostres. Vögel der heissesten Erd-
striche, mit kurzen Füssen, und meist un-
geheuer grossen, aber mehrentheils holen
und daher sehr leichten Schnäbeln. Papa-
geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel.

III. Pici. Vögel mit kurzen Füssen, mit-
telmäßig langen und schmalen Schnäbeln,
und mehrentheils fadenförmiger Zunge,
Wendehals, Spechte, Baumkletten, Co-
libritgen etc.

IV. Anferes. Schwimmvögel mit Ruder-
füssen, einem stumpfen, mit Haut überzog-
nen, am Rande meist gezänelten Schna-
[Seite 167] bel, der sich an der Spitze des Oberkiefers
mit einem Häckgen endigt.

V. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füs-
sen, langem walzenförmigen Schnabel, und
meist langem Hals. Reiher, Störche,
Schnepfen, Wasserhüner etc.

VI. Struthiones. Die grossen zum Flug
ungeschickten Vögel. Der Straus, Ca-
suar und Dudu.

VII. Gallinae. Vögel mit kurzen Füssen,
oben etwas erhabnem Schnabel, der an
der Wurzel mit einer fleischichten Haut be-
wachsen ist. Der Trappe, Pfau, Trut-
hahn, Haushahn, Auerhahn, die Wach-
tel etc. Auch den Tauben habe ich in die-
ser Ordnung ihren Platz angewiesen, da
sie bey weitem mehr mit den Hünern als
mit den Sangvögeln, denen sie Linné zu-
gesellte, verwandt sind.

VIII. Coraces. Vögel mit kurzen Füssen,
mittelmäßig langem, und ziemlich star-
ken oben erhabnem Schnabel. Raben,
Krähen etc. Die Golddrossel macht von
diesen den schicklichsten Uebergang zur letz-
ten Ordnung:

IX. Pafferes. Die Sängvögel nebst den
Schwalben etc. Sie haben kurze Füsse,
und einen mehr oder weniger kegelförmigen
[Seite 168] zugespitzten Schnabel, von verschiedner
Länge und Dicke.

Zur N. G. der Vögel.

  1. conr. gesneri historiae animalium L. III. qui est de
    auium natura
    . Tiguri
    . 1555. fol.
  2. vlyss. aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599 sq.
    Vol. III. fol.
  3. f. willughby ornithologiae I. III. ex ed. RAJI. Lond.
    1676. Fol.
  4. jo. raji synopsis methodica auium. ib. 1713. 8.
  5. j. erdward' s natural history of birds. Lond. 1743. sq.
    Vol
    . IV. 4.
  6. ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4.
  7. brisson ornithologie. Par. 1760. Vol. VI. 4.
  8. buffon
  9. daubenton planches des oiseaux. Par. 1775. sq. fol.
    (984 Bl.)
  10. th. pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  11. ej. arctic zoology. Uter. B. ib. 1784. 4.
  12. (jo. latham's) general synopsis of birds. ib. 1781.
    Vol. VI. 4.
* * *
  1. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutsch-
    land. Berlin 1733 bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  2. corn. nozemann Nederlandsche Vogelen, door chr.
    sepp
    et zoon. Amst
    . 1770 sq. sol.
  3. marc catesby natural history of Carolina. Lond. 1731
    Vol. II. sol.
* * *
  1. Joh. H. Zorn Vetinotheologie. Pappenheim 1742.
    Vol. II. 8.

I. ACCIPITRES.

[Seite 169]

Vögel mit kurzen starken Füssen, grossen
scharfen Krallen und starkem gekrümmten Schna-
bel, der meist oben auf der Seite in zwey
stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und an
der Wurzel mehrentheils mit einer fleischichten
Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils
von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere,
und äneln in ihrer Oekonomie meist den feris
der vorigen Classe. Sie leben in Monogamie,
nisten an erhabnen Orten, und haben ein wil-
derndes widerliches Fleisch.

1. vultur. Geyer. Rostrum rectum, apice
aduncum. plerisque caput et collum im-
penne. Lingua bifida
.

1. Gryphus. Der Condor, Cuntur, Greif-
geyer. V. caruncula verticali longitudine
capitis.

Der Condor ist der gröste von allen stiegen-
den Vögeln, der mit ausgespannten Flügeln
funfzehn Fuß in die Breite hält, und dessen
Schwungfedern am Kiel wohl Fingersdick sind.
Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast wie
die Aelster, findet sich vorzüglich im westlichen
Südamerika, nistet im Gebirge und an felsich-
ten Ufern, stiegt ausnehmend hoch, lebt meist
vom Raube unter den Viehherden, und von
den tobten Fischen die die See auswirft. Soll
[Seite 170] auch wohl Knaben von zehn bis zwölf Jahren
angefallen und getödtet haben*).

2. Papa. Der Geyerkönig, Ruttengeyer,
Sonnengeyer. V. naribus carunculatis,
vertice colloque denudato
. *

buffon, oiseaux. Vol. I. tab. VI.

In Westindien und Südamerika. Nur von der
Große eines welschen Huhns; zumal am Kopf
von schönen gelben rothen und schwarzen Far-
ben, mit langen fleischichten Lappen über dem
Schnabel. Kan den nackten Hals ganz in den
dickgefiederten Schulterkragen einziehen. Lebt
vorzüglich von Schlangen, und andern Amphi-
bien, und wird häufig nach Europa gebracht.

3. †. Barbatus. Der Lämmergeyer, Bart-
geyer, Goldgeyer. V. rostri dorso versus
apicem gibboso, mento barbato
. *

conr. gesner l. c. pag. 748.

(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. XII.

Der gröste Europäische Vogel, dessen ausge-
spannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich
vorzüglich durch seinen starkhaarichten Bart,
und durch den befederten Kopf, besonders aber
durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschna-
bel von andern Geyern auszeichnet**). Ist
in den Tyroler- und Schweizer- Alpen, beson-
ders auf dem Gotthard, der Grimsel, und in
den Wildnissen beym Pfeffersbade, auch in Si-
birien, zu Hause, nistet aber blos in den aller-
unzugänglichsten Einöden, daher man aller
[Seite 171] Mühe ohngeachtet noch nie weder sein Nest noch
feine Eyer entdecken können. Er lebt meist vom
Raube der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen etc.
Daß er aber je wirklich Kinder weggetragen
haben soll, wie doch fast allgemein erzält wird,
habe ich in der Schweiz selbst, aller genauen
Nachfrage ohngeachtet, nie anders als vom
ungewissen Hörensagen erfahren können.

4. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris margine exteriore, praeter exti-
mas, canis
.

Im südlichen Europa, mehr aber in Palä-
stina, Arabien und Aegypten. Verzehrt im ge-
lobten Lande unzälige Feldmäuse, und in Aegyp-
ten die vielen Amphibien und Aeser, die nach
der Ueberschwemmung des Nils das Land dek-
ken, und leicht die Luft inficiren könnten. Die
alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie
einige andere ihnen vorzüglich nuzbare Thiere,
heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebensstrafe
verboten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift
auf Obelisken, Mumienbekleidungen u. s. m.
vorgestellt.

2. falco. Rostrum aduncum, basi cera
instructum. caput pennis tectum. lingua
bifida
.

1. Serpentarius. Der. Secretär (sagittarius),
F. cera alba, cruribus longissimis, crista
ceruicali pendula, rectricibus intermediis
elongatis.

jo. fr. miller Fasc. V. tab. XXVIII.

Vom Cap Landeinwarts, auch auf den Phi-
lippinen. Mit langen Füssen wie ein Sumpf-
vogel. Lebt meist von Schlangen und Eidexen.

[Seite 172]

2. †. Melanaëtus. Der schwarzbraune Adler.
(Büffons aigle commun, Engl. the black
eagle
.) F. cera lutea, pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo- nigricante, striis
flauis. *

Frisch. tab. LXIX.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der fol-
gende.

3. †. Chrysaëtos. Der Goldadler, Steinad-
ler. (Büffons grand aigle, Engl. the gol-
den eagle
.) F. cera lutea, pedibusque la-
natis luteo-ferrugineis, corpore fusco fer-
rugineo vario, cauda nigra, basi cinereo-
undulata
. *

buffon Vol. I. Tab. I.

Im gebirgichten Europa. Lebt vom Raube
kleiner Säugethiere und Vögel, fällt aber auch
wohl Hirsche etc. an, und versteht ihrer Herr zu
werden. Hat eine starke fürchterliche Stimme,
nistet auf hohen Felsenspitzen, und versorgt seine
Junge mit dem besten Wildpret von Hasen,
jungen Rehen etc. Er muß ein ausnehmend
hohes Alter erreichen, da man sogar welche in
Menagerien über hundert Jahre lebendig er-
halten hat.

4. Ossifragus. Der Fischadler, der Beinbre-
cher. (Fr. l'orfraie, Engl. the sea-eagle,
the osprey.) F. cera lutea pedibusque semi-
lanatis, corpore ferrugineo, rectricibus la-
tere interiore albis.

buffon Vol. I. Tab. III.

An den Europäischen Küsten, auch in Nord-
america und theils auf der Südsee. Erreicht
wohl die Grösse des Goldadlers. Lebt blos von
Fischen, so daß er lieber eine Woche lang hun-
[Seite 173] gert, ehe er sich an andern Fleisch vergreifen
sollte. Hat keinesweges, wie doch viele Naturfor-
scher vorgegeben haben, auf der linken Seite einen
Schwimmfus, sondern an beiden Füssen freye
Zehen wie andere Thiere seines Geschlechts.

5. †. Haliaëtus. Der Entenstösser, Moos-
weyh. (Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.)
F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido
.

buffon Vol. I. Tab. II.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den
Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt
worden*).

6. †. Miluus. Die Weihe, der Gabelgeyer,
Milan, Scheerschwänzel, Taubenfalke.
(Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flaua,
cauda forficata, corpore ferrugineo, capite
albidiore
. *

Frisch Tab. LXXII.

Fast in der ganzen alten Welt, thut zwar
dem Hausgeflügel Schaden, wird aber von der
andern Seite dadurch nutzbar, daß sie eine
Menge Aas und Amphibien verzehrt; daher
sie auch in manchen Gegenden, wie der Aas-
geyer in Aegypten, gehegt wird und zu schießen
verbothen ist. Sie zieht im Herbst, zuweilen
in unermeßlichen Schaaren, nach Africa, und
man sieht ihre Rückkunft im Frühjahr für ein
sichres Zeichen des geendeten Winters an.

7. †. Gentilis. Der Edelfalke. (Fr. le faucon,
Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis
corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus. *

[Seite 174]

Frisch Tab. LXXIV.

buffon Vol. I. Tab. XV. XVI.

Vorzüglich wird diese Gattung, die eigent-
lich in gebirgichten Alpgegenden zu Hause ist,
doch auch andere verwandte Thiere dieses Ge-
schlechts, zum Fang kleiner Säugethiere und
Vögel, und besonders zur Reiherbeitze etc. abge-
richtet. Im Orient hat man diese Jagd beson-
ders auf die Gazellen, schon in den ältesten Zei-
ten getrieben, in Europa ist sie aber erst seit
Ende des zwölften Jahrhunderts gebräuchlich,
da sie, Kaiser Heinrich der sechste in Italien ein-
führte.

8. †. Palumbarius. Der Habicht, Tanben-
falke. (Accipiter, Fr. l'autour, Engl. the
goos hawk
.) F. cera nigra, margine pedibus-
que flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis
pallidis, superciliis albis. *

Frisch Tab. LXXXI. LXXXII.

So wie die vorhergehenden Gattungen und
die folgende in Europa und theils auch in der
benachbarten übrigen alten Welt. Soll sich
auch in Nordamerika finden.

9. †. Nisus. Der Sperber, Vogelfalke.(Fr.
l'epervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera
viridi, pedibus flauis, abdomine albo griseo
vndulato, cauda fasciis nigricantibus
. *

Frisch Tab. XC. XCI. XCII.

Ein schädlich Thier fürs Hausgeflügel, be-
sonders für die Tauben; auch für Rebhüner,
Wachteln etc. Läst sich doch auch leicht zum Vo-
gelfang abrichten. Das Weibchen ist fast noch
einmal so schwehr und gros als das Männchen.

[Seite 175]

3. strix. Eule. Rostrum breue, aduncum,
nudum absque cera. nares barbatae. ca-
put grande. lingua bifida. pedes digito
versatili. remiges aliquot serratae.

Lichtscheue Vögel, die ihren Geschäften nur
zur Nachtzeit nachgehen, und die, wenn sie sich
am Tage blicken lassen, von vielen kleinen Vö-
geln, besonders aber von den Krähen mit lau-
tem Geschrey insultirt und berupft werden. Sie
haben grosse, für die Dämmerung eingerichtete
Augen, mit einem sehr beweglichen schönfarbich-
ten Stern, und ein überaus scharfes Gehör.
Sie nähren sich von Aas und von lebendigen
kleinen Thieren, von Haasen, Mäusen, Fleder-
mäusen, Vögeln, Eidexen, Heuschrecken u.s.w.
Den Winter bringen sie einsam in Scheuren
und altem Gemäuer zu, und fressen in der
Roth wohl einander selbst auf.

1. †. Bubo. Der Uhu, Schubut, die Ohr-
eule. (Fr. le grand duc, Engl. the great
horn-owl, the eagle-owl
) S. auribus
pennatis, iridibus croceis, corpore rufo
. *

Frisch Tab. XCIII.

Das gröste Thier seines Geschlechts, von un-
gemeiner Stärke, so daß selbst Adler ihm
zuweilen unterliegen müssen. Ist so wie die
folgende Gattung im gemäßigten Europa zu
Hause.

2. †. Ulula. Der Steinkauz, die Steineule.
(Fr. la chouette, Engl. the brown owl.) S.
capite laeui, iridibus croceis, corpore fer-
rugineo, remige tertio longiore. *

Frisch Tab. XCVIII.

[Seite 176]

3. †. Passerina. Das Käutzlein. (Franz. la
chevêche
, Engl. the little owl.) S. capite
laeui, remigibus maculis albis quinque or-
dinum
. *

Frisch Tab. C.

In Europa und Nordamerika.

4. lanivs. Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum-
lingua lacera
.

1. †. Excubitor. Der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great
shrike
.) L. cauda cuneiformi, lateribus
alba, dorso cano, alis nigris macula alba
. *

Frisch Tab. LIX.

In Europa und Nordamerika; soll andrer
Vögel Stimme nachahmen und sie dadurch
locken, um sie zu tödten.

2. †. Collurio. Der Neuntödter. (Fr. l' ecor-
cheur
, Engl. the red-backed shrike.) L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectrici-
bus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro
plumbeo. *

Frisch Tab. LX.

In Europa, lebt ebenfalls von kleinen Vö-
geln, die er mit list überfällt, und ihnen den
Kopf einbeist. Für seine Junge sammelt er In
sekten, zumal Käfer, Schmeisfliegen etc. und
spiest sie zum Vorrath an Schwarzdorn und
andres dornichtes Gebüsche.

II. LEVIROSTRES.

[Seite 177]

Die Vögel dieser Ordnung sind blos den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch
die theils ungeheuer grossen, aber in Verhältnis
meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren
oben (§. 61.), bey Gelegenheit der Luftbehälter
gedacht worden.

5. psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr. per-
roquet
. Engl parrot.) Mandibula supe-
rior adunca, cera instructa. Lingua
carnosa, integra. Pedes scansorii.

Das ganze Geschlecht hat, überhaupt genom-
men, meist das gleiche Vaterland mit den pi-
thecis
unter den Säugethieren. Hingegen ist
Merkwürdig, daß manche einzelne Gattungen
von Papageyen eine so überaus eingeschränkte
Heimat haben, daß sich z.B. auf dem ostindi-
schen Archipelagus um Luçon verschiedne der-
selben blos einzig und allein auf der einen oder
andern Insel, und hingegen nie auf den noch
so nahe liegenden benachbarten, finden. Diese
Thiere haben viel auszeichnendes eignes in
ihrem Betragen. Sie wissen sich z.B. ihrer
Füsse wie Hände zu bedienen, bringen ihre
Speise damit zum Munde, krauen sich damit
hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Bo-
den gehen, so treten sie nicht wie andre Vögel
blos mit den Krallen sondern wie Menschen und
Affen mit der ganzen Ferse auf etc. Ihr haken-
[Seite 178] förmiger Oberschnabel ist eingelenkt*) und sehr
beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines drit-
ten Fusses zum klettern, anhalten; besonders
aber auch zum ausklauben, knuppern u.s.w.
Sie können niesen, sich räuspern, jähnen etc.
und beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken
fleischichten Zunge und bey ihrer großen Geleh-
rigkeit sehr leicht Worte nachsprechen. Ich
hebe aus dem zahlreichen Geschlechte nur einige
derjenigen Gattungen aus, die entweder ihres
vorzüglichen Gefieders wegen, oder weil sie am
besten sprechen lernen, am häufigsten nach Eu-
ropa gebracht werden.

1. Macao. der Aras, Indianische Rabe.
P. macrourus ruber, remigibus supra caeru-
leis, subtus rufis, genis nudis rugosis
. *

Ein großes prachtvolles Thier**) was in den
dicken Wäldern des südlichen America in gan-
zen Fluchten sich sehen läst, und durch sein hoch-
rothes Gefieder, blauen auf der untern Seite
rothschillernden Flügel und einen langen keil-
förmigen Schwanz ein wunderschönes Ansehen
bekommt.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari
pectoreque rubro, gula nigra
. *

In Ostindien. Der erste der, durch Alexan-
der des Großen Indische Züge, nach Europa
gebracht worden.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus,
crista plicatili flaua
. *

Frisch tab. L.

In Ostindien, zumal auf den Molucken.

[Seite 179]

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis al-
bis, cauda coccinea
. *

Frisch tab. LI.

Auf Guinea, Congo und Angola.

5. Amazonicus. der Amazonen-Papagey
(Ajurucuraii). P. brachyurus viridis, fronte
caerulea, temporibus fuluis.
*

Frisch tab. XLVII.

In Brasilien.

6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu-
rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia
nigra, orbitis cinereis
. *

Frisch tab. LIV. fig. 1.

Auf Guinea und Ostindien. Nicht viel
größer als ein Dohmpfaff. Hat den französischen
Namen von der Zärtlichkeit womit die beiden
Gatten einander zugethan sind.

6. ramphastos. Pfefferfras. Rostrum
maximum, inane, extrorsum serratum,
apice incuruatum. Pedes scansorii ple-
risque
.

Der ungeheure Schnabel giebt diesen Thie-
ren, die sich blos im südlichen America finden,
ein sonderbares Ansehen. Ihre Zunge ist eine
halbe Spanne lang, hornicht, dünne, an der
Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Sei-
ten nach vorne zu gezasert; sie nähren sich am
meisten von Pisang- und andern Früchten.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente,
versus basin fascia nigra, fascia abdominali
flaua
. *

[Seite 180]

7. bvceros. Der Nashornvogel. (hydroco-
rax
.) Roftrum maximum, inane, ad bafin
versus frontem recuruatum, pedes gressorii
.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re-
curuato
.

Wie die übrigen Nashornvögel in Ostindien;
lebt von Aas; hat einen widrigen Geruch.


III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füsse,
und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel
von mittelmäßiger Länge.

8. picvs. Specht. (Fr. pic. Engl. wood-
pecker
) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato. lingua teres lumbriciformis, longissi-
ma, mucronata, apice retrorsum aculeato,
pedes scansorii.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderba-
ren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein
in zwey lange federförmige Knorpel endigt, die
von hinten nach vorn über den ganzen Hirn-
schädel unter der Haut weglaufen, und sich an
der Stirne nahe an der Schnabelwurzel fest
setzen. Diese Knorpel sind also gleichsam elasti-
sche Federn, mittelst welcher diese Vögel ihre
Fadenförmige Zunge hervorschießen, und In-
secten damit fangen können. Die pedes scan-
sorii
nutzen ihnen zum Klettern, der robuste
Schwanz zum Widerstämmen und zur Un-
[Seite 181] terstützung, der scharf zulaufende keilförmige
Schnabel aber zum Aufhacken der Baumrinde,
um die Insecten etc. darunter hervorsuchen zu
können.

1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo
. *

Frisch tab. XXXIV. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im gemäßig-
ten Europa.

2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo. *

Frisch tab. XXXV.

Thut den Bienenstöcken großen Schaden.

3. †. Maior. der große Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, occipite
rubro
. *

Frisch tab. XXXVI.

Hat einen kürzern Schnabel als andere Spechte.

4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, vertice
rubro
. *

Frisch tab. XXXVII.

9. iynx. Rostrum teretiusculum, acumina-
tum. lingua lumbriciformis, longissima
mucronata. pedes scansorii
.

1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the
wryneck
.) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor
. *

Frisch tab. XXXVIII.

[Seite 182]

Hat seinen Namen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und ist in ganz Eu-
ropa zu Hause.

10. sitta. Rostrum subulatum, teretiusculum,
apice compresso, mandibula superiore paullo
longiore; pedes ambulatorii
.

1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sit-
telle, le torchepot
, Engl. the nuthatch, the
woodcracker
.) S. rectricibus nigris: late-
ralibus quatuor infra apicem albis
. *

Frisch tab. XXXIX.

In Europa und Nordamerica.

11. todvs. Rostrum subulatum, depressiuscu-
lum, obtusum, rectum, basi setis patulis,
pedes gressorii
.

1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green
sparrow
.) T. viridis, pectore rubro
.

In Westindien.

12. alcedo. Rostrum trigonum, crassum,
rectum, longum. digitus versatilis
.

1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le
martin pécheur
, Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda
breui
. *

Frisch tab. CCXXIII.

Einer der schönsten deutschen Vögel, dessen
Geschichte ehedem mit vielerley Fabeln vermengt
wurde. Hält sich sowohl an der See, als auch
bey Teichen und Flüssen auf; nährt sich von
Fischen, und bricht nach der Mahlzeit die Grä-
ten in einem Ballen, wie die Eulen die Mäuse-
knochen etc. wieder von sich.

[Seite 183]

13. merops. Rostrum curuatum compressum,
carinatum; pedes gressorii
.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi
coerulescente, gula lutea, fascia temporali
nigra
. *

Frisch tab. CCXXII.

Ein schönes Thier, was im südlichen Europa
zu Hause ist, und sich nur selten nach Deutsch-
land verirrt. Es lebt von Heuschrecken und an-
dern Insecten, besonders aber von Bienen, die
es in großer Menge wegfängt.

14. vpvpa. Rostrum arcuatum, conuexum,
subcompressum obtusiusculum; pedes am-
bulatorii
.

1. †. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn,
Dreckkrämer. (Fr. la hupe, Engl. the hoo-
poe
.) V. crista variegata
. *

Frisch tab. XLIII.

In Europa und Ostindien, nährt sich von
Mistkäfern, Todtengräbern und andern Insecten,
die er aus dem Mist der Thiere aufliest. Er
nistet in hole Bäume auf eine Grundlage von
Menschenkoth*).

15. certhia. Baumläufer. Rostrum arcua-
tum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes
ambulatorii
.

1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grü-
per, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le
[Seite 184] grimpereau, Engl. the creeper.) C. grisea,
subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus
decem
. *

Frisch tab. XXXIX. fig. 1.

In Europa. Klettert so wie die Spechte an
den Baumstämmen rum, um Insecten und
Puppen zu suchen etc.

2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea,
macula alarum fulua
. *

Im wärmern Europa. Lebt mehr in altem
Gemäuer, auf Thürmen etc. und soll sich zuwei-
len die Arbeit beym Nestbau dadurch erleichtern,
daß er einen offnen Schedel von Menschen oder
Thieren aufsucht, und sich da hinein bettet.

3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque ni-
gris, reliquo corpore coccineo
. *

Ein kleines Thier vom schönsten Carmoisin
roth, auf der für Cptn Cook unglücklichen In-
sel Owaihi, deren kunstreiche Einwohner mit den
Federgen desselben mancherley in der That über-
aus prachtvollen Putz, und andre Kleidungsstücke,
Helme etc. sogar ganze Mäntel etc. überziehen.

16. trochilvs. Colibri, Honigsauger, Blu-
menspecht. (Franz oiseau-mouche. Engl.
humming bird.) Rostrum subulato-filiforme
longum. Mandibula inferiore tubulata,
superiore vaginante inferiorem. Lingua filis
duobus coalitis tubulosa. pedes ambulatorii
.

Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schön-
heit die weder Pinsel noch Beschreibung auszu-
drücken vermag. Das grün und roth und blau
ihrer Federn änelt dem gefärbten Golde, und
thut zumal im Sonnenschein eine unbeschreib-
[Seite 185] liche Wirkung. Diese Thiergen sind so zart,
daß sie leicht den großen Buschspinnen zum
Raube werden, und nicht anders als durch Be-
sprützen mit Wasser gefangen werden können,
da sie selbst mit dem feinsten Schrot oder Sand
in Stücke geschossen werden würden. Sie näh-
ren sich vom Honigsaft der Blumen, den sie im
Schweben und Flattern mit ihrem dünnen rö-
renförmigen Schnabel auszusaugen wissen. Die
Bildung des Schnabels differirt bey den ver-
schiednen Gattungen. Er ist entweder gerade,
oder aufwärts, oder niederwärts gebogen.
Diese Thiere sind doch nicht blos im wärmern
America sondern theils auch in Californien und
nach den Versicherungen sehr sorgfältiger Rei-
sebeschreiber*) auch am Vorgebirge der guten
Hoffnung zu Hause.

1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi
nitente, subtus albido; rectricibus laterali-
bus margine exteriore albis
. *

edwards tab. CV.

Der allerkleinste bekannte Vogel, der nur
ohngefähr dreissig Gran wiegt. Sein Nest ist
von Baumwolle, und hat die Größe einer Wall-
nuß; und seine Eyer etwa die von einer Zuk-
kererbse.

2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le
Rubis-topase
.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo
. *

seba thes. tab. XXXVII. fig. 1.

Ein unbeschreiblich prachtvolles Thiergen, des-
sen Stirne und Scheitel wie ein Rubin, und
seine Kehle wie ein glühendes Gold glänzen.
[Seite 186] Die alten Peruaner verfertigten vor Zeiten aus
den zarten Federgen dieser und einiger andrer
der schönsten Colibrite Mosaische Gemählde, und
ihre Weiber trugen die ganzen Vögelgen zum
Putz als Ohrengehänge.


IV. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmsüsse kenntlich, die ihnen mehr
nach hinten zu sitzen, und daher zum rudern sehr
geschickt aber desto unbequemer zum gehen sind.
Ueberhaupt haben sie, besonders auch in ihrer
Lebensart viel änliches mit den palmatis der
vorigen Classe. Ihr Oberschnabel endigt sich
meist in ein kurzes Häkgen, und ist wie der un-
tere mit einer zähen Haut überzogen. Sie ha-
ben eine fleischichte Zunge, einen rauhen stache-
lichten Gaumen, und die mehresten von ihnen
vorn an der Luftröhre eine besondre knorplichte
oder knöcherne Capsel*). Sie haben dichtes
fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt und
woran sogar bey manchen Arten abgeschoßnes
Schrot abprallt**). Sie halten sich ihrer Be-
stimmung und dem Bau ihres Körpers gemäß
an den Ufern des Meers, der Seen, der Flüsse,
auf Inseln, Klippen, im Schilf etc. aus, und
[Seite 187] leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen
meistens nur ein oder wenige Eyer; sind aber
von mannichfaltiger Nutzbarkeit, die sich beson-
ders auf ihr Fleisch, Fett, Federn etc. erstreckt.

17. anas. Rostrum lamelloso-dentatum con-
vexum, obtusum. Lingua ciliata, obtusa
.

1. †. Cygnus. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne
. Engl. the swan, the elk) A. rostro
semicylindrico atro, cera flaua, corpore
albo
. *

Frisch tab. CLII.

In der ganzen nordlichen Erde: nährt sich
von Fröschen, Wasserpflanzen etc. Die wilden
Schwane (die von manchen Naturforschern für
eine eigne vom sogenannten zahmen Schwan
verschiedne Gattung angesehen werden) geben
einen hellen weit schallenden nicht unangeneh-
men Ton von sich, der vielleicht zur Fabel vom
melodischen Gesang der sterbenden Schwane An-
laß gegeben. Die zahmen werden, zumal in
Sibirien, häufig, und völlig wie andres Haus-
geflügel gehalten, und mit Wasserpflanzen ge-
mästet.

2. Cygnoides. die Spanische oder Schinesische
Gans. (Fr. l'oye de guinée. Engl. the swan-
goose, chinese goose
.) A. rostro semicylin-
drico: cera gibbosa, palpebris tumidis
. *

Frisch tab. CLIII. CLIV.

Hält in der Größe das Mittel zwischen dem
Schwan und der Gans. Ist auf Guinea, am
Cap, dann in Sibirien und Schina, und wies
scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stil-
[Seite 188] len Oceans zu Hause. Man unterscheidet meh-
rere Varietäten.

3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose
.) A. rostro semicylindrico, corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo
striato
. *

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter
den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweisse
Ganserte, aber nur selten eine ganz weisse weib-
liche Gans geben.

4. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, Schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo
.

Frisch tab. CLVI.

In den kältesten Ländern der nordlichen Erde
(z.B. auf Neu-Zembla, wo sie Barents brü-
tend fand), und kommt blos zum Ueberwintern
nach Schottland u.a. laulichere Gegenden, wo
sie sich unter andern von dem Thier der fast ey-
förmigen Entenmuschel (Lepas anatifera) nährt,
daher die alte seltsame Fabel entstanden daß
diese Ente nicht aus einem Ey sondern aus diesen
Muscheln hervorkomme u.s.w.

5. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à du-
vet
. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.)
A. rostro cylindrico, cera postice bifida, ru-
gosa
.

edwards tab. XCVIII.

Brünnichs N. H. des Eidervogels tab. I.
u. f.

In der nordlichen Erde, zumal häufig auf
Island und in Grönland. Sein Fleisch und
seine Eyer sind sehr schmackhaft; was ihn aber
noch wichtiger macht, ist sein Fell, womit man
[Seite 189] Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter
dem Namen der Eiderdunen bekannt sind. Die
besten Dunen sind die, so sich der Vogel selbst
ausrupft, um sein Nest inwendig damit zu be-
kleiden.

6. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck.) A. rectricibus intermediis (ma-
ris) recuruatis, rostro recto
. *

Frisch tab. CLVIII. u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen
alten Welt, theils in ungemein schönen Spiel-
arten; wird sehr leicht kirre, und läst sich dann
so gut wie die zahme als Meiergeflügel hal-
ten. Die zahmen Enten scheinen die größte
Neigung zu unnatürlicher Paarung zu haben,
so daß z.B. die Entriche auf Hüner erpicht sind
und v. v. Enten den wälschen Hahnen nachlaufen
und sie zu reizen suchen.

7. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler.) A. rostri extremo dila-
tato rotundato; vngue incuruo
. *

Frisch tab. CLXI. u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.

18. mergvs. Taucher, Wasserhuhn. Ro-
strum denticulatum, subulato-cylindricum,
apice adunco
.

1. †. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista longitudi-
nali-erectiuscula: pectore albido immacu-
lato, rectricibus cinereis, scapo nigricante
. *

Frisch tab. CXC.

In der ganzen nordlichen Erde. So wie an-
dere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches
Thier für Fischteiche, zumal zur Laichzeit.

[Seite 190]

19. alca. (Engl. auk.) Rostrum edentulum,
breue, compressum, conuexum, transuerse
sulcatum: mandibula inferior ante basin
gibbosa
.

1. Arctica. der Papageyentaucher. (Fr. le ma-
careux
. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti sulcato sulcis
4, oculorum
orbita temporibusque albis, palpebra supe-
riore mucronata
. *

An den See-Küsten der nordlichen Erde. Ni-
stet in Caninchenhölen, oder wühlt sich auch selbst
so ein unterirdisches Lager.

20. aptenodytes. Fettgans, Pinguin. Ro-
strum compressiusculum, subcultratum, lon-
gitudinaliter oblique sulcatum: mandibula
inferior apice truncato: alae impennes, pin-
niformes
.

Hr. Dr. Forster hat unter diesen Geschlechts-
nahmen sehr schicklich die bisher in andre Ge-
schlechter (Diomedea, Phaëthon etc.) zerstreue-
ten Pinguins-Gattungen vereinigt.*)

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nackten
stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast
aufrechter Gang geben diesen Thieren ein son-
derbares Ansehen, die sich zumal zur Brütezeit
in großen Schaaren, auf den einsamen Inseln
der Südsee, vorzüglich auch um Feuerland her-
um etc. finden.**)

[Seite 191]

1. Patagonica. A rostro pedibusque nigris,
macula parotica aurea
.

forster in Commentat. soc. sc. Gotting.
l. c. tab
. II.

An der Magellanischen Meerenge, Südgeor-
gien etc., auch auf Neu-Guinea. Die größte Gat-
tung. Ueber drey Fuß hoch.

2. Magellanica. A. rostro nigro, pedibus ru-
bicundis, fasciis duabus albis, vna includente
oculos, altera pectorali
.

forster l. c. tab. V.

Auf dem Feuer-Lande, auf den Falklands-
Inseln etc.

21. procellaria. Rostrum edentulum, sub-
compressum: mandibulis aequalibus; supe-
tiore apice adunco; inferiore apice com-
presso-canaliculato. Pedes vngue postico
fessili absque digito
.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewittervo-
gel. (Fr. le petrel. Engl. the storm-finch.)
P. nigra, vropygio albo.

linn. fauna suec. tab. II. fig. 143.

Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean.
Hält sich meist in offner freyer See fern vom
Lande auf Klippen auf, und die Schiffer sehens
als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an,
wenn er sich von da entfernt, und nach den
Schiffen flüchtet. Er hat überaus viel Fett,
und die Einwohner von Feroër etc. bedienen sich
seiner statt Lampe, indem sie ihm blos einen
Tocht durch den Körper ziehn, und anbrennen,
da dann die Flamme von dem Fette was allmäh-
lig hineinzieht, lange Zeit unterhalten wird.

[Seite 192]

22. diomedea. Rostrum rectum: maxilla su-
periore apice adunca; inferiore truncata
.

1. Exulans. der Albatros. D. alis pennatis
longissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.

edwards tab. LXXXVIII.

In Süden und Norden außerhalb der Wen-
de-Cirkel. Von der Größe eines Schwans, hält
aber mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß
Breite, fliegt wohl 500 deutsche Meilen von ir-
gend einem Lande entfernt, aber selten höher
als 10-20 Fuß über der Meeres-Fläche. Nährt
sich großentheils von fliegenden Fischen.

23. pelecanvs. Rostrum edentulum, rectum:
apice adunco, vnguiculato: pedes aequili-
bres: digitis omnibus quatuor simul pal-
matis
.

1. †. Onocrotalus. der Pelican, die Kropfgans.
(Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata. *

Frisch tab. CLXXXVI.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

Die Kropfgans ist in den wärmern Gegenden
der alten Welt zu Hause, und hat den griechi-
schen Namen von ihrer Eselsstimme, den deut-
schen aber von dem ungeheuern beutelförmigen
Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und
sich ungemein ausdehnen läßt, so daß er wohl
dreißig Pfund Wasser fassen kan. Sie ist unge-
mein gefräßig, und verschluckt Karpfen von
mehrern Pfunden. Die fabelhafte Sage vom
Pelican der seine Junge mit seinem eignen Blute
ätzen sollte, ist wohl von der Weise entstanden,
wie dieses Thier seinen theils blutrothen Beu-
telkropf worin es den Jungen das Wasser zu-
[Seite 193] trägt, sodann an die Brust druckt und so
ausleert.

Die Americanische Kropfgans scheint wesent-
lich von dieser verschieden zu seyn.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird.) P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro ru-
bro, orbitis nigris
.

edwards tab. CCCIX.

Hat in der Bildung und
Lebensart viel ähnliches mit dem Albatros: nur noch längere
Flügel, die ausgespannt auf vierzehn Fuß breit
sind, und dem fliegenden Thier ein sonderbares
Ansehn geben.

3. carbo. die Scharbe. (Fr. und Engl. cormo-
ran
.) P. cauda rotundata, corpore nigro,
rostro edentulo, capite subcristato
. *

Frisch tab. CLXXXVII.

Meist in allen fünf Welttheilen. Lebt von
Fischen die sie ganz schluckt, und daher (so wie
einige verwandte Gattungen dieses Geschlechts)
in Schina u.a. zum Fischfang abgerichtet wird,
indem man ihr einen Ring um den Hals legt
so daß die verschluckten Fische oberhalb des Kro-
pfes stecken bleiben und dem Vogel wieder ab-
genommen werden.

4. bassanus. (Fr. le fou de bassan. Engl. the
gannet, the soland goose
.) P. cauda cunei-
formi, corpore albo, rostro serrato, remigi-
busque primoribus nigris, facie caerulea
. *

brisson T. VI. tab. XLIV.

Im Norden von Europa und America, zu-
mal auf den Schottischen Inseln, und nament-
[Seite 194] lich auf Baß*), wovon diese Gans den Namen
führt. Hier lauert sie im Sommer auf die Züge
der Heeringe, so wie hingegen im Winter um
Portugal herum und an der Barbarey etc. auf
die Sardellen. Auf jenen Schottischen Inseln
werden die jungen Vögel und die Eyer in uner-
meßlicher Menge gegessen, und daher mit schau-
dervoller Lebensgefahr aus den Nestern in den
schroffen Felsenklippen ausgenommen.**)

24. plotvs. Rostrum rectum, acuminatum,
denticulatum. Facies tecta, pedes palmati
omnibus digitis connexis
.

1. anhinga. P. ventre albo.

willoughby tab. LXXII.

In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe
einer Ente, aber mit einem sehr langen Hals,
den das Thier spiralförmig zusammenrollen und
so den Kopf gegen die Fische die es erschnappen
will, losschnellen soll.

25. phaëthon. Rostrum cultratum, rectum,
acuminatum, fauce pone rostrum hiante.
Digitus poflicus antrorsum versus
.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille
en cul
. Engl. the tropic bird) P. rectricibus
duabus longissimis, rostro serrato, pedibus
aequilibribus: digito postico connexo
.

brisson T. VI. tab. XLII. fig. 1.

Lebt an der offenbaren See, und zwar fast
blos zwischen beiden Wendezirkeln, daher die
[Seite 195] Seefahrer seine Erscheinung insgemein für ein
Zeichen annehmen, daß sie sich nun innerhalb
derselben befinden. Auch dieser Vogel nährt
sich meist von den fliegenden Fischen.

26. colymbvs. Rostrum edentulum, subula-
tum, rectum, acuminatum, pedes com-
pedes
.

1. Grylle. die Grönländische Taube. (Engl.
the sea turtle.) C. pedibus palmatis tridacty-
lis, corpore atro, rectricibus alarum albis
. *

Frisch tab. CLXXXV.

In der ganzen nordlichsten Erde.

2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fu-
sco, pectore abdomineque niueo, remigi-
bus secundariis extremo apice albis
. *

Frisch tab. CLXXXV.

An den Seeküsten der nordlichen Erbe. Zieht
sich im Winter südlicher, ans mitländische Meer etc.
und ist mir dann auch mehrmalen vom Seebur-
ger-See bey Göttingen gebracht worden.

27. larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.)
Rostrum edentulum rectum cultratum, apice
subadunco. Mandibula inferior infra api-
cem gibba
.

Leben meist an den Küsten der nordlichen Erd,
doch finden sich auch welche auf der Südsee und
zwar in so ungeheuren Schaaren daß sie gleich-
sam den Tag verdunkeln wenn sie aufgejagt wer-
den und dabey ihre Verfolger mit Unrath be-
sprützen.

[Seite 196]

1. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albi-
cans, dorso canescente, rectricum apicibus,
excepto extremo, nigris, pedibus trida-
ctylis
. *

brisson T. VI. tab. XVII. fig. 2.

Am nordlichen Ocean wo sie bey bevorstehen-
den Regen oder Sturm mit lautem Geschrey
nahe über dem Wasser flattern*)

28. sterna. Rostrum edentulum, subulatum,
subrectum, acutum, compressiusculum. Na-
res lineares, ad basin rostri
.

1. Hirundo. die Seeschwalbe. S. cauda for-
ficata: rectricibus duabus extimis albo ni-
groque dimidiatis
.

Frisch tab. CCXIX.

An der ganzen nordlichsten Erde.

[Seite 197]

29. rhinchops. Rostrum rectum mandibula
superiore multo breuiore; inferiore apice
truncata
.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux. Engl. the
seacrow, the cut-water
) R. nigricans, sub-
tus alba, rostro basi rubro
.

brisson T. VI. tab. XXI. fig. 2.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist
kürzer als der untre und
dieser liegt in jenem gleich-
sam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.


V. GRALLAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen
walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge,
lange Füße, und mehrentheils auch einen langen
Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich
in sumpfichtem moorichtem Boden auf, leben
von Amphibien, Insecten und Wasserpflanzen,
nisten meist auf der Erde oder im Schilf, und
werden durch ihr ganz vorzüglich schmackhaftes
Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.

30. phoenicoptervs. Rostrum denudatum,
infracto-incuruatum, denticulatum, pedes
tetradactyli
.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Schar-
tenschnäbler, Korkorre. P. ruber, remigi-
bus nigris
. *

catesby vol. I. tab. LXXIII sq.

[Seite 198]

In den wärmern Erdstrichen beider Welten.
Wird bey einem mäßig großen Körper aber ganz
auffallend langen Hals und Beinen wohl Manns-
hoch, und ist über und über von schönstem Car-
moisinroth.

31. platalea. Rostrum planiusculum; apice
dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetrada-
ctyli, semipalmati
.

1. leucorodia. die Löffelgans, der Löffelrei-
her. (Fr. la spatule. Engl. the spoon-bill)
P. corpore albo gula nigra, occipite subcri-
stato
. *

Frisch tab. CC. u. f.

Hin und wieder in der westlichen alten Welt.

32. palamedea. Rostrum conicum, mandi-
bula superiore adunca. Pedes tetradactyli,
fissi
.

1. cornuta. (kamichy, camoucle) P. alulis bi-
spinosis, fronteque cornuta
.

latham vol. III. P. I. tab. LXXIV.

Im ostlichen Süd-America.

33. mycteria. Rostrum subadscendens, acu-
tum: mandibula superiore triquetra rectis-
sima: inferiore trigona acuminata adscen-
dente: frons calua: nares lineares: pedes
tetradactyli
.

1. americana. (Iabiru. Fr. la cicogne du Bresil.)

latham l. c. tab. XXV.

Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland.

[Seite 199]

34. cancroma. Rostrum gibbosum: mandi-
bula superiore cymbae resupinatae forma
.

1. cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-
bill
) C. ventre rufescente
.

latham l. c. tab. XXVI.

Ebenfalls in Brasilien etc.

35. ardea. Rostrum rectum, acutum, longum,
subcompressum. pedes tetradactyli
.

1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor-
pore cinereo, alis extus testaceis
. *

Frisch tab. CXCIV.

In der nordlichen alten Welt, zieht aber im
Herbste zu großen Schaaren nach wärmern Ge-
genden.

2. †. Ciconia. der Storch, Hennotter, Aeh-
bähr. (Fr. la cicogne. Engl. the stork) A.
alba, orbitis nudis remigibusque nigris: ro-
stro, pedibus cuteque sanguineis
. *

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht blos von Amphibien,
sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ket-
ten junge Rebhüner u.s.w. schleppt auch nicht
selten Leinewand, Garn etc. ins Nest ums weich
auszufuttern.

3. †. Cinerea, der graue Reiher, Fischreiher.
(Fr. und Engl. heron) A. occipite nigro
laeui, dorso caerulescente, subtus albido,
pectore maculis oblongis nigris
. *

Frisch tab. CXCVIII.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
[Seite 200] der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten
auf den höchsten Eichen, und geben einen über-
aus ätzenden Unrath von sich, wovon sogar oft
die Bäume verdorren. Vorzüglich diese, doch
auch andre Gattungen Reiher werden mit Fal-
ken gebaizet.

4. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Ip-
rump. (Fr. le butor. Engl. the bittern) A. ca-
pite laeuiusculo, supra testacea maculis trans-
versis, subtus pallidior, maculis oblongis
fuscis
. *

Frisch tab. CCV.

In den mildern Gegenden der nordlichen Erde.
Ein langsames träges Thier, das eine rauhe
starke Stimme hat, die es zumal bey Regen-
wetterzeit von sich gibt.

36. tantalvs. Rostrum longum subulatum
teretiusculum subarcuatum, saccus iugularis
nudus, pedes tetradactyli, basi palmati
.

1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus
griseis, remigibus nigris, corpore rufescente
albido
.

buffon vol. VIII. tab. I.

Das berühmte, ehedem in Aegypten, auf den
dasigen alten Denkmälern verewigte*), gött-
lich verehrte und so wie die damaligen mensch-
lichen Leichen zu Mumien kostbar einbalsamir-
te**) und in besondern Gewölbern in größter
Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nie-
der-Aegypten ziemlich seltne Thier.

[Seite 201]

Ob der schwarze etwas kleinere Ibis eine be-
sondre Gattung ausmacht, oder blos etwa im
Alter von weißem Ibis (der ohngefähr die Größe
vom Storch hat) verschieden sey, ist noch un-
entschieden.

37. scolopax. Schnepfe. Rostrum teretiuscu-
lum obtusum, capite longius, facies tecta,
pedes tetradactyli, postico pluribus articu-
lis insistente
.

1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse
. Engl. the woodcock) S. rostro basi ru-
fescente, pedibus cinereis, femoribus tectis,
fascia capitis nigra
. *

Frisch tab. CCXXVI. u. f.

In den wärmern Gegenden der nordlichen al-
ten Welt.

2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämm-
chen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe) S.
rostro recto tuberculato, pedibus fuscis,
frontis lineis fuscis quaternis
. *

Frisch tab. CCXXIX.

Hat ein weit ausgedehnteres Vaterland als
die vorige Gattung und findet sich fast durchge-
hends in beiden Welten. Das Männchen fliegt
sehr hoch in der Luft, und giebt dabey seine
meckernde Stimme von sich, daher es zu aller-
hand Fabeln Anlaß gegeben.

38. tringa. Rostrum teretiusculum longitu-
dine capitis, digito postico vniarticulato, a
terra eleuato
.

[Seite 202]

1. †. Pugnax. (der Kampfhahn, Renomist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, le paon de
mer
. Engl. the ruff) T. rostro pedibusque
rubris, rectricibus tribus lateralibus imma-
culatis, facie papillis granulatis carneis
. *

Frisch tab. CCXXXII. u. f.

In der nordlichen alten Welt. Vielleicht der
einzige wilde Vogel, der in Rücksicht seiner
Farben eben so variirt wie unser Hausgeflügel.
Seinen Namen hat er von der hartnäckigen
Streitbarkeit, mit welcher zumal die Männchen
zur Brunstzeit gegen einander fechten.

2. †. Vanellus. der Kybitz. (Gauia. Fr. le van-
neau
. Engl. the lapwing) T. pedibus ru-
bris, crista dependente, pectore nigro
. *

Frisch tab. CCXIII.

Ebenfalls in der nordlichen alten Welt. Zieht
wies scheint im Winter nach Nord-Africa.
Läßt sich mit Nutzen zahm machen und in Gär-
ten halten, wo er die Regenwürmer u.a. dergl.
Ungeziefer vertilgt.

39. charadrivs. Regenpfeifer. (Fr. pluvier)
Rostrum teretiusculum, obtusum. Nares
lineares. Pedes cursorii, tridactyli
.

1. †. hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier
. Engl. the sea-lark.) C. pectore ni-
gro, fronte nigricante fasciola alba, vertice
fusco, pedibus luteis
. *

Frisch tab. CCXIV.

Das überaus niedliche Thier findet sich hin und
wieder an den Flüssen der nordlichen Erde, auch
hier herum, und auf den Sandwich-Inseln des
stillen Oceans.

[Seite 203]

40. recvrvirostra. Säbelschnäbler. Ro-
strum depresso-planum subulatum, recur-
vatum, acuminatum apice flexili. Pedes pal-
mati, tridactyli
.

1. †. Auosetta. R. albo nigroque varia. *

buffon vol. VIII. tab. XXXVIII.

In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten die er
mit seinem sonderbar aufwärts gebognen Schna-
bel sehr geschickt zu fangen weis.

41. haematopvs. Rostrum compressum: apice
cuneo aequali, pedes cursorii tridactyli
.

1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann.
Fr. l'hutrier. Engl. the sea pie, the pied oi-
ster-catcher
) H. rostro pedibusque rubris
. *

latham vol. III. P. I. tab. LXXXIV.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.

42. fvlica. Wasserhuhn. Rostrum conue-
xum, mandibula superiore margine supra
inferiorem fornicata; frons calua, pedes
tetradactyli, subpinnati
.

1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la
foulque, la morelle
. Engl. the coot) F. fronte
incarnata, armillis luteis, corpore nigricante
*

Frisch tab. CCIX.

In der nordlichen Erde.

43. parra. Rostrum teretiusculum, obtusi-
usculum. Nares ouatae in medio rostri
.
[Seite 204] Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae
spinosae
.

1. jacana. (Fr. le chirurgien, le chevalier) P.
vnguibus posticis longissimis, pedibus viri-
descentibus
.

bvffon vol. VIII. tab. XVI.

In Westindien, Brasilien etc.

44. rallvs. Rostrum basi crassius, compres-
sum, dorso attenuatum apicem versus, ae-
quale acutum, pedes tetradactyli, fissi
.

1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr.
le râle de genet. Engl. the rail, the daker
hen
) R. alis rufo-ferrugineis
. *

Frisch tab. CCX.

In den mildern Gegenden der alten Welt.
Den Namen Crex und Schnerz hat er von sei-
ner Stimme. Wachtelkönig heist er etwa seiner
Farbe wegen, die der Wachteln ihrer änelt,
oder von der alten Sage, daß er dieser Vögel
Heerführer im Strich sey.

45. psophia. Rostrum cylindrico-conicum,
conuexum, acutiusculum, mandibula supe-
riore longiore. Nares ouatae, patulae. Pe-
des tetradactyli fissi
.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mak-
kukwa. (Fr. l'oiseau trompette) P. nigra
pectore columbino
.

latham vol. II. P. II. tab. LXVIII.

In Süd-America, vorzüglich häufig am
Amazonen-Strom.

[Seite 205]

VI. STRVTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbundenen
Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü-
geln ohne Schwungfedern.

46. strvthio. Rostrum subconicum, pedes
cursorii
.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl.
the ostrich) S. pedibus didactylis, digito
exteriore paruo mutico, spinis alarum binis
. *

latham vol. III. P. I. tab. LXXI.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von
acht bis zehn Fuß erreicht, und wohl drey Cent-
ner wiegt. Er ist in Africa zu Hause, und hat
in manchen Stücken wie z.B. im breiten flachen
Brustbein etc. auch besonders in Rücksicht der
Brustschwiele und einer andern am Hinterleibe,
die ihm beide beym liegen, sitzen und schlafen
zur Stütze dienen*), einige Aehnlichkeit mit
dem Cameel. Das Unvermögen zum Flug wird
bey ihm durch die unglaubliche Schnelligkeit
seines Laufs vergütet, worin er fast alle andere
laufende Thiere übertrifft. Er läßt sich abrich-
ten, so daß wohl zwey erwachsne Personen auf
ihm reiten können. Vorzüglich aber wird er
durch seine Federn nutzbar. Er verschluckt zwar
zuweilen Geldstücke und ander Metall, aber der
Versuch kan doch nicht oft ohne Schaden der
Gesundheit des Thiers wiederholt werden.

[Seite 206]

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus
tridactylis, galea palearibusque nudis, re-
migibus spinosis
. *

latham l. c. tab. LXXII.

In Ostindien. Kan auch so wie der Straus,
Metallstückgen, glüende Kohlen, Eis etc. ver-
schlucken: hat große. Stärke in seiner mittlern
Klaue, womit er daumendicke Breter durchtre-
ten kan*). Seine Federn sind hornicht und
äneln Pferdehaaren, und es entspringen immer
zwey und zwey Schafte aus einem gemein-
schaftlichen Kiele.

Der sogenannte Amerikanische Straus, (Suri,
Tuju, struthio rhea) der in Chili zu Hause ist,
hat viel änliches mit ihm.

47. didvs. Rostrum medio coarctatum rugis
duabus transuersis: vtraque mandibula in-
flexo apice. facies vltra oculos nuda
.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvo-
gel. (Cygnus cucullatus) D. pedibus ambu-
latoriis, cauda breuissima, pennis incuruis.

latham l. c. tab. LXX.

Der Dudu, dessen Existenz man neuerlich zu
bezweifeln sich hat einfallen lassen, lebt auf Ile
de France und Bourbon, und ist das schwerlei-
bigste langsamste Thier der ganzen Classe, was
leicht zu fangen, aber wegen seines widrigen
Fleisches von wenig Nutzen ist.

Von ihm scheint der Solitaire wenig oder
nicht verschieden, den Leguat beschrieben**).

[Seite 207]

VII. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung habe kurze Füße
und einen convexen Schnabel, der an der Wur-
zel mit einer fleischichten Haut überzogen ist, und
dessen obere Hälfte seitwärts über den Unter-
schnabel hinaus ragt. Sie nähren sich meist
von Pflanzen-Saamen, die sie im Kropfe (§.
65.) einweichen; leben in Polygamie, legen
zahlreiche Eyer; und sind ganz vorzüglich nutz-
bare Thiere; daher auch das mehreste Hausge-
flügel aus dieser Ordnung genommen ist.

48. otis. Rostrum mandibula superiore for-
nicata, pedes cursorii
.

1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl.
the bustard.) O. maris capite iuguloque
vtrinque cristato
. *

Frisch tab. CVI. u. f.

Dieser gröste hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause, fliegt wenig,
läuft aber desto schneller. Das Männchen wird
wohl gegen 30 Pfund schwer.

49. pavo. Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae
.

1. †. Cristatus. der Pfau, Pageluhn. (Fr.
le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista
compressa, calcaribus solitariis
. *

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einhei-
misch, und seit Alexanders des großen Zeiten
[Seite 208] nach Europa verpflanzt. Besonders ist das
Männchen in Rucksicht der unbeschreiblichen
Pracht seiner Schwanz- oder vielmehr Rücken-
Federn eins der schönsten Geschöpfe in der Na-
tur: doch wird dieser Theil nicht vor dem drit-
ten Jahre beym jungen Thiere ausgebildet: so
wie auch das Federbüschgen auf dem Kopfe als-
dann erst hervorbricht. Zuweilen (aber freylich
sehr selten) finden sich doch auch Pfau-Hennen
mit dergleichen männlichen Gefieder*).

Auch giebt es bekanntlich eine weiße Spiel-
art unter den Pfauen**).

50. meleagris. Caput carunculis spongiosis
tectum, gula caruncula membranacea lon-
gitudinali
.

1. Gallopauo. der Kalekuter, Truthahn, Pu-
der, Wälsche Hahn, Kuhnhahn. (Fr. le
dindon
, Engl. the turkey.) M. maris pe-
ctore barbato
. *

Ist in mittlern und nordlichern America zu
Hause, wo er in großen Heerden zu Hunderten,
zumal auf den höchsten Bäumen lebt, ward
1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo er
nun wegen seines vortreflichen Fleisches als
Meyergeflügel gehalten wird, und in zahlreiche
Varietäten von weisser u.a. Farben ausgeartet
ist. Die Männchen zumal sind sehr hitzige Ge-
schöpfe, die die rothe Farbe und das Pfeiffen
nicht leiden können, und im Zorn ihr ganz Ge-
fieder sträuben etc., wobey zugleich der blaue
Fleischzapfen über dem Schnabel und die am
Halse anschwellen, erröthen etc.

[Seite 209]

51. crax. Rostrum basi cera obductum in
vtraque mandibula. Pennae caput tegentes
reuolutae
.

1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, cor-
pore nigro, ventre albo
.

bvffon vol. II. tab. XIII.

In Guiana etc.

52. phasianvs. Genae cute nuda laeuigata.

1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl.
the cock.) P. caruncula compressa verticis
geminaque gulae, auribus nudis, cauda com-
pressa ascendente
. *

Der wilde Stammhahn*) ist in Indien zu
Hause, wo ihn zuerst Dampier auf Pulo-Con-
dor entdeckt hat. Er ist von rothbrauner Farbe,
und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen
an den Spitzen der Hals- und Flügelfedern aus
(die den zinnoberrothen Flügelblättgen des Sei-
denschwanzes ähneln). Der Haushahn hinge-
gen ist meist über die ganze Erde verbreitet.
Doch ist er erst durch die Spanier in die neue
Welt gebracht: hingegen auf der Oster-Insel,
auf Tongatabu, O-waihi, u.a. Inseln der
Südsee bey ihrer Entdeckung schon häufig vor-
gefunden worden. Das Huhn ist bey der
Menge Eyer die es legt, und seinem oftmali-
gen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der
ganzen Classe. Und die Streitbarkeit der Hähne
hat man von jeher zur Unterhaltung benutzt,
und Hahnen-Gefechte als Schauspiele gegeben.
[Seite 210] Bey den alten waren vorzüglich die Hähne von
Rhodos, Chalcis und Tanagra wegen ihres
Muths berühmt. In Schina, auf Ceilan, auf
den Sundaischen Inseln, auf den Philippinen,
im Darischen Meerbusen, und vorzüglich in
England, sind noch jezt die Hahnen-Gefechte
gewöhnliche Vergnügungen.

Die Hühner sind, wie andre Hausthiere, nach
und nach mannichfaltig ausgeartet. Daher
vorzüglich folgende Spielarten zu merken sind:

a) Der Englische Hahn, mit einem dichten
Federbusch auf dem Kopf. Frisch tab.
129. 130.

b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch
tab. 131. 132.

c) Der Krausehahn, Frisländische Hahn,
mit krausen lockichten Federn. Fr. tab. 135.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, China etc.
dessen schon Mark Polo, Ritter Maunde-
ville und andre Reisebeschreiber des mitt-
lern Zeitalters erwähnen. Seine Federn
sind schlicht, fast wie Haare, daher die
Fabel von Bastarden die mit Caninchen
und Hünern erzeugt worden, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, das so wie der Mohr
und der canis aegyptius den individuellen
Einfluß des Climats von Guinea erfahren
und schwarze Haut erhalten hat. Vorzüg-
lich auf St. Jago am grünen Vorgebirge,
wo überhaupt auch noch andre Vögel diese
Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl.
the pheasant.) P. rufus, variegatus, capite
[Seite 211] viridi caerulescente, cauda cuneata genis
papillosis
. *

Frisch tab. CXXIII.

Hat den Namen vom Flusse Phasis in Min-
grelien von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa gebracht haben. Er ist äußerst scheu
und wild, und das Männchen zur Brunstzeit
unersättlich hitzig. Bey den Fasanhennen ist
ebenfalls zuweilen die oben von den Pfauhennen
angemerkte Veränderung beobachtet worden,
daß sie nemlich das Gefieder der Hähne ge-
kriegt haben.

3. Pictus. der Schinesische Goldfasan. P.
crista flaua, pectore coccineo, remigibus
secundariis caeruleis, cauda cuneata
. *

edwards tab. LXVIII. LXIX.

4. Nycthemerus. der Schinesische Silberfa-
san. P. albus, crista abdomineque nigris,
cauda cuneata
. *

edwards tab. LXVI.

53. nvmida. caput collo compresso colorato
cornutum. palearia carunculacea ad latera
maxillae vtriusque
.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in-
structo nares recipiente
. *

Frisch tab. CXXVI.

In Africa einheimisch, aber nun fast in ganz
Europa und vielen Gegenden von America fort-
gepflanzt.

54. tetrao. Macula prope oculos nuda, pa-
pillosa
.

[Seite 212]

1. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de
bruyere, le tetras
. Engl. the cock of the
wood
.) T. pedibus hirsutis. cauda rotun-
data, axillis albis
. *

Frisch tab. CVII. CVIII.

Im nordlichern Europa, hat ein äußerst schar-
fes Gesicht und Gehör. So bald er angeschossen
wird, schluckt er seine Zunge, daher die alte
Sage entstanden, daß er gar keine Zunge habe,
die man aber bey der Untersuchung im Schlunde
steckend finden kan.

2. †. Tetrix. der Birkhahn, deutsche Fasan.
(Fr. le petit tetras, Engl. the black cock.)
T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, remi-
gibus secundariis basin versus albis
. *

Frisch tab. CIX.

In der nordlichern alten Welt.

3. Lagopus. das Schneehuhn, Rypen. (Fr.
la gelinote blanche. Engl. the white game.)
T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis: intermediis albis
. *

Frisch tab. CX. CXI.

Findet sich auf den Schweizer- und Savoy-
schen-Alpen, und dann in den nördlichsten Erd-
gegenden, ist im Sommer von grauer, im Win-
ter aber von weisser Farbe.

4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.)
T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis
punctis nigris fascia nigra: exceptis inter-
mediis duabus
. *

buffon vol. II. tab. VII.

[Seite 213]

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt-
lern Europa.

5. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge. la barta-
velle
.) T. pedibus nudis calcaratis rostro-
que sanguineis, gula alba cincta fascia nigra
albo punctata
. *

daubenton planch. enlum. CCXXXI.

Schon in der Schweiz. Zumal aber im süd-
lichen Europa und Orient. Wird auf den In-
seln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.

6. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
brunneo
. *

Frisch tab. CXIV.

Im mittlern Europa und in den gemäßigten
Gegenden des asiatischen Rußlands. Lassen sich
auch auf dem Hofe halten, und so abrichten,
daß sie zwar im Gehölze brüten, aber dennoch
die Kette Junge auf den Hof bringen.

7. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille.
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor-
pore griseo maculato, superciliis albis, re-
ctricibus margine lunulaque ferruginea
. *

Frisch tab. CXVII.

In der ganzen alten Welt; von Lappland bis
zum Cap. Ein Zugvogel, der sich dann, zumal
auf den Inseln des mittländischen Meers und
im benachbarten festen Lande*), zuweilen in
[Seite 214] unermeßlichen Schaaren sehen läßt*). Die
Männchen sind zumal in Italien ihres Schlags
wegen beliebt, und in Schina last man sie
(wie Kampfhäne) paarweis fechten.

55. colvmba. Taube (Fr. und Engl. pigeon.)
Rostrum rectum versus apicem descendens.

1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, liuia. Fr. le biset. Engl.
the stock dove.) C. coerulescens, ceruice
viridi nitente, dorso postico albo, fascia
alarum apiceque caudae nigricante
. *

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu Hause. Die im Norden zieht
im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die
in gemäßigten Erdstrichen hingegen überwin-
tern Schaarenweis in Felsen-Klüften, holen
Bäumen etc. Das wilde Weibchen brütet zwey-
mal im Jahr, die Haustaube hingegen wohl
neun bis zehnmal, so daß man von einem ein-
zigen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben
ziehen könnte. Daher sie zumal in Persien und
Aegypten so allgemein und so sorgfältig gehal-
ten werden. Die vorzüglichsten Abartungen
(wovon doch manche für besondre Gattungen
angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube, (Fr. le pi-
geon pattu
, Engl. the rough-footed dove)
mit langbefederten Füssen. Frisch tab. CXLV.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer,
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand
gosier
, Engl. the cropper pigeon) mit einem
ungeheuren Kropfe. Frisch tab. CXLVI.

[Seite 215]

c) turbita, das Möwchen, (Fr. le pigeon
cravate, à george frisée
, Engl. the turbit)
mit krausen Brustfedern und ganz kurzem
Schnabel. Frisch tab. CXLVII.

d) gyratrix, der Tümler, (Fr. le pigeon cul-
butant
, Engl. the tumbler) mit glattem
Kopf und einem kahlen rothen Augenring:
überschlagen sich im schnellen Flug, und
sind zumal in Orient hochgeschätzt. Frisch
tab. CXLVIII.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube,
(Fr. le pigeon romain, Engl. the jacobine)
mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Fr.
tab. CL.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh-
nerschwanz, (Fr. le pigeon paon, Engl.
the shaker) mit aufrechtem ausgebreiteten
Schwanze. Frisch tab. CLI.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube,
türkische Taube, (Fr. le pigeon messager,
Engl. the carrier pigeon) mit rothen Fleisch-
warzen um den Schnabel und Augen herum.
Hat ihren Namen daher, weil man sich
ihrer im Orient, zumal um Aleppo herum
bedient, um Briefe zu überschicken; da
man nemlich solche Tauben aus ihren Ko-
beln mit in die Ferne nimmt, und ihnen
dann ein Billet unter die Flügel bindet,
mit welchem sie ihrem alten Neste zueilen,
und da abgeredetermaßen aufgefangen, und
ihnen ihre Aufträge abgenommen werden.
Mit andern Tauben habens schon Hirtius
und Brutus bey der Belagerung von Mo-
dena, die Harlemer bey der Belagerung von
[Seite 216] 1573, die Leidner bey der von 1574, u.a.m.
mit bestem Erfolg versucht.

2. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier,
Engl. the ring dove.) C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo vtrinque albo
. *

Frisch tab. CXXXVIII.

Meist in ganz Europa.

3. †. Turtur. die Turteltaube, Wegetaubt.
(Fr. la tourterelle. Engl. the turtle dove.)
C. rectricibus apice albis, dorso griseo pe-
ctore incarnato, macula laterali colli nigra
lineolis albis
. *

Frisch tab. CXL.

In den warmen und gemäßigten Gegenden
der alten Welt. Ihre gepriesene Keuschheit
und eheliche Treue darf nicht so gar wörtlich
verstanden werden. Sie ist ein Zugvogel, und
man sieht ihre Rückkehr im Frühjahr für ein
sicheres Zeichen des völlig geendeten Winters an.

4. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourte-
relle à collier
, Engl. the indian turtle.) C.
supra lutescens lunula ceruicali nigra
. *

Frisch tab. CXLI.

Im mildern Europa und in Ostindien.

[Seite 217]

VIII. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen star-
ken oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger
Größe, und kurze Füsse. Sie leben theils von
Getraide u.a. Pflanzen, Saamen etc. theils von
Insecten, und auch von Aas; und haben meh-
rentheils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.

56. bvphaga. Rostrum rectum, subquadran-
gulare: mandibulis gibbis, integris, extror-
sum gibbosioribus. Pedes ambulatorii
.

1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef-
eater
.)

latham Vol. I. P. I. tab. XII.

Auf Senegal etc.

57. crotophaga. Rostrum compressum, se-
miouatum, arcuatum, dorsato carinatum.
Mandibula superiore margine vtrinque an-
gulata. Nares peruiae
.

1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-
billed black bird
.) C. pedibus scansoriis
.

latham l. c. tab. XIII.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, so daß, gegen die Weise aller andern
Vögel, viele Weibchen sich zusammen halten
und sich ein gemeinschaftliches Nest bauen, mit
einander brüten, die Jungen gemeinschaftlich
füttern u.s.w.

[Seite 218]

58. corvvs. Rostrum conuexum cultratum,
nares mystace tectae. pedes ambulatorii
.

1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. ater dorso atro caeru-
lescente, cauda subrotunda
. *

Frisch tab. LXIII.

Fast durchgehends in beiden Welten. Er hat
vielleicht unter allen Vögeln den schärfsten Ge-
ruch, indem er in einer erstaunlichen Entfer-
nung das Aas, was im Dickicht verborgen liegt,
auswittert. Er ist ein schädliches Thier, raubt
Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Ha-
sen etc. stielt auch Sachen die er nicht fressen kan.
Wird bekanntlich sehr zahm und lernt überaus
deutlich Worte sprechen.

2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille
, Engl. the carrion crow.) C. atro-
caerulescens totus, cauda rotundata: rectri-
cibus acutis
. *

buffon vol. III. tab. III.

Hat ein eben so ausgedehntes Vaterland als
der Kolk-Rabe.

3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Kare-
chel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the
rook
.) C. ater, fronte cinerascente, cauda
subrotunda
. *

Frisch tab. LXIV.

In Europa. Ein überaus nützliches Thier,
das unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Gras-
raupen etc. verzehrt.

4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe. (Fr.
la corneille mantelée. Engl. the royston crow.)
C. cinerascens, capite iugulo alis caudaque
nigris
. *

Frisch tab. LXV.

[Seite 219]

In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die
Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.

5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite
incano, fronte alis caudaque nigris
. *

Frisch tab. LXVII.

Im nordwestlichern Europa.

6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeisser,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le
jeay
. Engl. the jay.) C. rectricibus alarum
caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque,
corpore ferrugineo variegato
. *

Frisch tab. LV.

Im gemäßigten Europa. Ein schönes Thier,
was sehr leicht zu zähmen und in seinem Betra-
gen gar possirlich ist.

7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le
casse noix
. Engl. the nut cracker.) C. fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris
:
rectricibus apice albis: intermediis apice
detritis
. *

Frisch tab. LVI.

Hin und wieder in der nordlichen Erde.

8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie. Engl. the magpye.) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi
. *

Frisch tab. LVIII.

In Europa und Nordamerica.

9. †. Graculus. der Waldrabe, Alprabe.
(Engl. the cornish chough.) C. violaceo-
nigricans, rostro pedibusque luteis
. *

gesner pag. 503.

[Seite 220]

In den Gebirgen (zumal in den Alpen) des
mildern Europa und des Orients.

Vermuthlich ist er einerley mit dem räthsel-
haften, meines wissens von keinem kundigen Or-
nithologen je zuverläßig gesehenen coruus ere-
mita
linn
.*).

59. coracias. Rostrum cultratum, apice in-
curuato, basi pennis denudatum. pedes am-
bulatorii
.

1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl.
the roller.) C. caerulea, dorso rubro, re-
migibus nigris
. *

Frisch tab. LVII.

Im gemäßigtern Europa und in Nordafrica.
Läst sich in der Erndtezeit, wenn die Frucht in
Mandeln steht, hauffenweis auf den Feldern
sehen.

60. gracvla. Rostrum conuexo-cultratum,
basi nudiusculum. Lingua integra, acutius-
cula, carnosa. Pedes ambulatorii
.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor
grakle
.) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flaua
. *

buffon vol. III. tab. XXV.

In Ostindien. Hat einen schönen Gesang,
und lernt ausnehmend deutlich Worte sprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola
cea, cauda rotundata
. *

catesby vol. I. tab. XII.

[Seite 221]

In Nordamerica: wo er den Schaden den er
freylich dem Mais thut, durch die Vertilgung
unzähliger schädlicher Insecten, zumal des Erb-
senkäfers etc. reichlich vergütet. Daher war es
unüberlegt, daß man vor 40 Jahren in Pen-
sylvanien so lange kleine Preise auf die eingelie-
ferten Köpfe dieses Vogels gesetzt hatte, bis er
beynah vertilgt war. Denn von der Zeit an
nahm das Ungeziefer so furchtbar überhand,
daß man froh war wie der Vogel sich allgemach
wieder vermehrte.

61. paradisea. Paradisvogel. (manuco-
diatta
.) Rostrum basi plumis tomentosis
tectum, pennae hypochondriorum longio-
res. Rectrices duae superiores singulares
denudatae
.

Das ganze Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen hat ein überaus eingeschränktes Vater-
land, da es wohl blos auf Neu-Guinea zu
Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel
nach den Molucken u.a. benachbarten Inseln
streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen
Thieren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders
in Indien als Putz getragen werden, wenn sie
sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füsse ab,
die daher die leichtgläubigen Alten den Para-
disvögeln überhaupt abzusprechen wagten, de-
ren Bildung aber schon Magalhaens Gefährte,
Ant. Pigafetta*) beschrieben hat.

1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis
luteis corpore longioribus, rectricibus dua-
bus intermediis longis setaceis
. *

edwards tab. CX.

[Seite 222]

62. trogon. Curucuru. Rostrum capite bre-
vius, cultratum, aduncum, margine man-
dibularum serratum. Pedes scansorii
.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus,
gula nigra
.

edwards tab. CCCXXXI.

In Guiana.

63. bvcco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro-
strum cultratum, lateraliter compressum
apice vtrinque emarginato, incuruato, rictu
infra oculos protenso
.

1. Capensis. B. rufus, fascia humerali fulua,
pectorali nigra
.

bvffon vol. VII. tab. IV.

Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland;
und ist daher der Linnéische Trivialname nicht
richtig.

64. cvcvlvs. Rostrum teretiusculum, pedes
scansorii
.

1. †. Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni-
gricante albo-punctata
. *

Frisch tab. XL. u. f.

Ein merkwürdiges Thier, von dem man ehe-
dem viel Unwahres erdichtet hat. Gewiß ist,
daß er seine Eyer nicht selbst bebrütet, wozu
er selbst nach seinem innern Körperbau nicht
geschickt scheint*), sondern sie in die Nester der
Grasmücken und Bachstelzen legt, die sich an
seiner statt diesem Geschäfft unterziehen. Der
[Seite 223] junge Kukuk hat anfangs eine feine Stimme,
fast wie die Grasmücken; im Alter geht er wohl
kleine Vögel an und frißt sie, daher etwa die
Sage von seiner Verwandlung in einem Sper-
ber entstanden seyn mag. Er ist in der nördli-
chen alten Welt zu Hause, scheint aber als Zug-
vogel in Nordafrica zu überwintern.

2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo, Mook. C.
cauda cuneiformi fusco- et albido-maculata,
alis fuscis maculis flauis, pedibus nigris
.

jo. fr. miller fasc. IV. tab. XXIV.

Im südlichern Afrika vom Cap Landeinwärts,
hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit wel-
cher er wie der Honig-Dachs (s. oben S. 95) seine
liebste Nahrung, die wilden Bienennester, auf-
zusuchen wels. Er thut dies zumal des Mor-
gens und gegen Abend; und die Hottentotten
sowohl als die dortigen Holländer bedienen sich
dieser Gelegenheit, um selbst den wilden Honig
einzusammeln. Sie geben auf den Ruf des
Vogels Acht, beantworten ihn durch Pfeiffen,
und so hält sich dieses Thier immer um sie auf,
flattert vor ihnen her, und leitet sie zum be-
stimmten Orte.

65. oriolvs. Rostrum conicum, conuexum,
acutissimum, rectum: mandibula superiore
paulo longiore, obsolete emarginata. pedes
ambulatorii
.

1. †. Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirsch-
vogel, Bülow, Wiedewall, Pyrol, Pfingst-
vogel, Weihrauch, Bieresel. (Fr. le loriot.)
O. luteus, pedibus nigris, rectricibus exte-
rioribus postice flauis
. *

Frisch tab. XXXI.

[Seite 224]

Hin und wieder in der alten Welt. Ein über-
aus schönes Thier, wovon das Männchen gold-
gelb und schwarz, das Weibgen Olivengrün ist.
Macht sich ein künstliches napfförmiges sehr
dauerhaft zwischen zwey Aestgen befestigtes Nest.

2. Persicus. der Jupujaba. O. niger, dorso
postico maculaque tectricum alarum basique
rectricum luteis
. *

brisson vol. II. tab. IX. fig. 1.

In Brasilien etc.

Baut sich, wie mehrere Gattungen dieses Ge-
schlechts die in die wärmsten Erdstriche beider
Welten zu Hause gehören, ein langes Beutel-
förmiges Nest von Schilf und Binsen*), mit
einer engen Oeffnung, das er am Ende eines
Baumzweiges aufhängt, und dadurch seine
Junge für den Ueberfällen der Meerkatzen und
Schlangen sichert.


IX. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füssen,
und kegelförmigen scharf zugespitzten Schnabel
von verschiedner Grösse und Bildung. Sie le-
ben in Monogamie, nähren sich von Insecten
und Pflanzen-Saamen, und füttern mehren-
theils ihre Junge aus dem Kropfe. Sie ha-
ben ein zartes schmackhaftes Fleisch, und die
meisten von ihnen singen.

[Seite 225]

66. alavda. Rostrum cylindrico-subulatum,
rectum, mandibulis aequalibus, basi deor-
sum dehiscentibus. Vnguis posticus rectior
digito longior
.

1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelsler-
che, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the
field-lark, the sky-lark
.) A. rectricibus
extimis duabus extrorsum longitudinaliter
albis: intermediis inferiori latere ferrugi-
neis
. *

Frisch tab. XV. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich
wie Hüner und viele andre sogenannte Scharr-
vögel (Aues pulueratrices) im Sand.

2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche
Heidelerche, der Kothmönch. (Fr. le coche-
vis
.) A. rectricibus nigris: extimis duabus
margine exteriori albis, capite cristato
. *

Frisch tab. XV. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

67. stvrnvs. Rostrum subulatum, angulato-
depressum, obtusiusculum: mandibula su-
periore integerrima, marginibus patentius-
culis
.

1. †. Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, the sterling.)
S. rostro flauescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis
. *

Frisch tab. CCXVII.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein mun-
tres possirliches, und dabey nutzbares Thier,
[Seite 226] was schädliche Insecten vertilgt, dabey sehr ge-
lehrig ist, und leicht Worte sprechen lernt.

68. tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum: man-
dibula superiore apice deflexo, emarginato.
faux ciliata
.

1. †. Visciuorus. die Schnarre, Misteldros-
sel, der Ziemer, Mistler, Brachvogel,
Zaritzer. (Fr. la draine. Engl. the missel
bird, the shrite
.) T. dorso fusco, collo
maculis albis, rostro flauescente
. *

Frisch tab. XXV.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt
sich von Mistelbeeren, die vorzüglich durch ihn
fortgepflanzt werden, wird außerordentlich zahm,
und ist dabey sehr dauerhaft und viele Jahre
zu erhalten.

2. †. Pilaris. der Krametsvogel. (Fr. la litorne,
la tourdelle
. Engl. the field fare.) T. rectri-
cibus nigris: extimis margine interiore
apice albicantibus, capite vropygioque cano
. *

Frisch tab. XXVI.

Im nordlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Kramets-) Beeren.

3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe.
(Fr. le mauvis. Engl. the redwing). T. alis
subtus ferrugineis, superciliis flauescen-
tibus
. *

Frisch tab. XXVIII.

Im gemäßigtern Europa.

4. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throst-
[Seite 227] le, the song thrush) T. remigibus basi inte-
riore ferrugineis
. *

Frisch tab. XXVII.

Hat ohngefähr gleiches Vaterland mit der
vorigen. Zuweilen findet sich eine weißgraue
Spielart von ihr, dergleichen ich im Waldecki-
schen gesehen habe.

5. Polyglottus. die Amerikanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock
bird
) T. fusco-cinereus, subtus albidus,
maculis verticis, alarum et caudae candidis
.

catesby vol. I. tab. XXVII.

In Luisiane, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Er ahmt aller andern Vögel Gesang aufs täu-
schendste nach, und ist dabey in unaufhörlicher
Bewegung und Lebhaftigkeit; ollte auch wohl
unser Clima gewohnen, wenigstens hat man ihn
in Spanien mit leichter Mühe im Käficht hal-
ten können.*)

6. †. Merula, die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird) T. ater,
rostro palpebrisque flauis
. *

Frisch tab. XXIX.

Im gemäßigtern Europa. Lebt einsam, nährt
sich von Wacholderbeeren, hat ein treues Ge-
dächtnis, und behält, was sie einmal pfeiffen
gelernt hat, Lebenslang.

69. ampelis. Rostrum rectum, conuexum:
mandibula superiore longiore, subincuruata,
vtrinque emarginata
.

[Seite 228]

1. Garrulus. der Seidenschwarz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmet. (Fr. le jaseur
de Boheme.
Engl. the bohemian chatterer)
A. occipite cristato: racheos remigum se-
cundariorum apice coccineo complanato
. *

Frisch tab. XXXII.

Im nordlichsten Europa, kommt aber in manchen
Jahren zur Herbstzeit (vermuthlich wenns in
seiner Heimat strenger Winter werden will) häu-
fig nach Deutschland: zumal auch auf den Harz.

70. loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis
basi rotundatum. mandibula inferior mar-
gine laterali inflexa
.

1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
le bec croise. Engl. the cross-bill, the sheld-
apple
) L. rostro forticato
. *

Frisch tab. XI. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nordlichern Erde.
Zeigt in Rücksicht seiner schönen Farben, im Ge-
brauch seines Schnabels und überhaupt in seinem
ganzen Betragen, manche Aehnlichkeit mit den
Papagayen. Das Männchen ist roth, wird
aber mir der Zeit, zumal im Käficht, grün wie
das Weibgen. Jenes lernt artig pfeiffen. Dieses
brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners
und kalfatert das Nest mit Harz, um es gegen
Nässe und Schnee dauerhaft zu machen.

2. †. Coccothraustes. der Kernbeisser, Kirsch-
fink, Kirschknäpper. (Fr. le gros bec. Engl.
the hawfinch) L. linea alarum alba, remigi-
bus mediis apice rhombeis, rectricibus la-
tere tenuiore baseos nigris
. *

Frisch tab. IV. fig. 2. 3.

[Seite 229]

Hin und wieder in Europa. Vermag mit sei-
nem starken Schnabel Kirschkerne aufzubeissen,
und sich gegen Hunde und Katzen zu wehren.

3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie-
big, Gimpel, Rothfink, Gieker. (rubicil-
la
. Fr. le bouvreuil. Engl. the bulfinch) L.
artubus nigris, rectritibus caudae remigum-
que posticarum albis
. *

Frisch tab. II. fig. 1. 2.

In der nordlichern alten Welt. Ein ausneh-
mend vertrauliches zuthuiges Geschöpf, wovon
beide Geschlechter ausser ihrem eigenthümlichen
sanften Ton, auch sehr leicht Lieder pfeiffen,
selbst einander acompagniren, und sogar Worte
aussprechen lernen.

4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink,
die Virginische Nachtigall. (Engl. the red
bird
). L. cristata rubra, capistro nigro, ro-
stro pedibusque sanguineis
. *

Frisch tab. IV. fig. 1.

In Nordamerica, ist wegen der Schönheit
seines rothen Gefieders und seines vortreflichen
Gesanges geschätzt.

5. Oryzivora. der Reis-Dieb, Padda. L. fu-
sca, temporibus alois, rostro rubro
. *

edwards tab. XLI. u. f.

In Ostindien, Schina etc. auf den Reisfeldern.

6. †. Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwanz, die Zwuntsche. (an-
thus, florus
. Fr. le verdier. Engl. the green-
finch
) L. flauicanti-virens, remigibus pri-
moribus antice luteis, rectricibus lateralibus
quatuor basi luteis
. *

[Seite 230]

Frisch tab. II. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

71. emberiza. Ammer. Rostrum conicum,
mandibulae basi deorsum, a se inuicem di-
scedentes: inferiore lateribus inflexo-coar-
ctata, superiore angustiore
.

1. †. Niualis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the
snow bunting
) E. remigibus albis, primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris,
lateralibus tribus albis
. *

Frisch tab. VI. fig. 1. 2.

In der nordlichen Erde. Läßt sich zuweilen
mit einmal in ganz unermeßlichen Zügen sehen:
wie im Febr. 1766 hier um Göttingen herum.

2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le pro-
yer
. Engl. the bunting) E. grisea, subtus
nigro maculata, orbitis rufis
. *

Frisch tab. VI. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, Windsche Goldammer. E. re-
migibus nigris. primis tribus margine albi-
dis: rectricibus nigris, lateralibus duabus
extrorsum nigris
. *

Frisch tab. V. fig. 3. 4.

In den wärmern Gegenden von Europa und
dem benachbarten Asien.

4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the
yellow hammer
) E. rectricibus nigricanti
-
[Seite 231] bus: extimis duabus latere interiore macula
alba acuta
. *

Frisch tab. V. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. paradisaea. die Witwe. (Fr. la veuve á col-
lier d'or
) E. fusca, pectore rubro, rectri-
cibus intermediis quatuor elongatis acumi-
natis: duabus longissimis, rostro rubro
. *

edwards tab. LXXXVI.

Auf Angola etc. Ein muntrer Vogel der unser
Clima gut verträgt, und daher häufig heraus
gebracht wird.

72. tanagra. Rostrum conicum, acumina-
tum, emarginatum, basi subtrigonum, apice
decliue.

1. iacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'-
argent
. Engl. the red-breasted blackbird)
T. atra, fronte iugulo pectoreque coccineis
. *

edwards tab. CCLXVII.

In Westindien und dem benachbarten America.

73. fringilla. Fink. Rostrum conicum re-
ctum acuminatum.

1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Roth-
fink, Waldfink. (Fr. le pincon. Engl. the
chaffinch
) F. artubus nigris, remigibus
vtrinque albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus duabus oblique albis
. *

Frisch tab. I. fig. 1. 2.

Der Finken Gesang ist überaus mannichfaltig,
so daß man wol zwanzig verschiedene Gattun-
[Seite 232] gen zählt, die von den Vogelstellern mit eignen
Namen belegt, und verschiedentlich geschätzt
werden. Mehrentheils schlagen die Finken in
jedem Revier von sechs oder mehr Meilen in die
Runde überein, und in benachbarten Gegenden
wieder anders. Oft hat aber auch ein Fink
drey bis viererley Gesang, mit dem er abwechselt.

2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee-
fink, Winterfink, Quäksink, Nikawitz,
Zerscher, Gegler. (Fr. le pincon d'Arden
nes.
Engl. the bramble) F. alarum basi sub
tus flauissima.

Frisch tab. III. fig. 1. 2.

linné fauna suec. tab. II. fig. 198.

Im nordlichen Europa.

3. niualis. der Schneefink. (Fr. la nive-
rolle
) F. fusca, subtus niuea, remigibus se-
condariis tectricibusque albis
. *

brisson vol. III. tab. XV. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den Europäischen
Alpen. Zumal auf dem St. Gotthard und dem
großen St. Bernhard: wo er in den Clostergän-
gen des Hospitii nistet.

4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le
chardonneret
. Engl. the goldfinch, the thistle-
finch
) F. fronte et gula coccineis, remigi-
bus antrorsum flauis: rectricibus duabus ex-
timis medio, reliquisque apice albis
. *

Frisch. tab. I. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benach-
barten Ländern der übrigen alten Welt. Der
schönste hiesige Sangvogel, der Jahr aus Jahr
[Seite 233] ein im Käficht singt, sehr leicht zahm wird, und
selbst zum freyen Aus- und Einfliegen zu gewöh-
nen ist. Giebt mit der Canarien-Sie vorzüg-
lich schöne Bastarden.*)

5. amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté) F. fusca tufescensque
albo punctata
. *

bvffon vol. IV. tab. II. fig. 1.

In Ostindien. Ein überaus niedlicher kleiner
Vogel, von dem man behauptet**) daß er gelbe
Knochen habe, das ich aber bey denen, die ich
zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestä-
tigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zu-
ckervöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. ro-
stro corporeque albo flauescente, rectricibus
remigibusque virescentibus
. *

Frisch tab. XII. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den Canarischen Inseln zuerst nach
Europa gebracht worden zu seyn; ist aber schon
gegen Ende desselben in Deutschland gemeiner
worden, und seitdem in mancherley Varietäten
ausgeartet. Die Stamm-Raçe scheint die
grünliche zu seyn, die auf den Canarischen In-
seln in kalten gebirgichten Gegenden***) am
Wasser nistet. Unter den übrigen sind vorzüg-
lich die mit der Holle oder Federbüschgen auf dem
Kopfer (sogenannte Kapp-Vögel), und die
Rackerlacken mit rothen Augen zu merken.

[Seite 234]

7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfik. (ligu-
rinus
, acanthis
. Fr. le tarin. Engl. the siskin)
F. remigibus medio luteis: primis quatuor
immculatis, rectricibus basi flauis, apice
nigris
. *

Frisch tab. XI. fig. 1. 2.

Ist ursprünglich wohl im äußersten Norden zu
Hause: und kommt blos zum überwintern ins
gemäßigte Europa: daher auch sein Nest hier zu
Lande so sehr selten gefunden wird*). Ist sehr
gelehrig; lernt Lieder pfeifen und Worte sprechen.

8. †. Cannabina. den Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet
) F. remigibus primoribus rectricibus-
que nigris, vtroque margine albis
. *

Frisch tab. IX. fig. 1. 2.

In Europa und Nord-America. Die Bastar-
den, die man mit ihm und der Canarien-Sie
erzielt, sind schön gezeichnet, und gegen die
Weise anderer Bastarden zuweilen fruchtbar.

9. †. Linaria. das Citrinchen, Gräslein
Steinschößlein, der Bergzeisig, Meerzei-
sig, Flachsfink, Carminhänfling. (Fr. le
sizerin
. Engl. the lesser linnet) F. remigibus
rectricibusque fuscis, margine obsolete pal-
lido, litura alarum albida
. *

Frisch tab. X. fig. 3. 4.

In der ganzen nordlichen Erde. Hat einen
sanften lieblichen Gesang, und wird sehr zahm.

10. †. Domestica. der Sperling, Spaz, Lüning.
(Fr. le moineau. Engl. the sparrow) F. re-
[Seite 235] migibus rectricibusque fuscis, gula nigra,
temporibus ferrugineis
. *

In ganz Europa und den benachbarten Län-
dern der übrigen alten Welt. Hält sich aber
nicht in Schwarzwäldern auf. Ueberhaupt ist
der Sperling gleichsam ein Hauschier das sich
wie die Maus von selbst nach den Menschen ge-
zogen hat. Er wird ungemein kirre, ist sehr
wollüstig, und brütet viermal im Jahre. Frey-
lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier,
was aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt.

Zuweilen finden sich ganz weisse Sperlinge.

74. mvscicapa. (Fr. gobe mouche. Engl. fly-
catcher
) Rostrum subtrigonum vtrinque emar-
ginatum, apice incuruo; vibrissae patentes
versus fauces.

1. †. atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra,
subtus frontisque macula alarumque speculo
albis, rectricibus lateralibus extus albis
. *

Frisch tab. XXIV. fig. I.

linné fauna suecica. tab. I. fig. 229.

Hin und wieder in Europa.

75. motacilla. Rostrum subulatum rectum:
mandibulis subaequalibus.

1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele.
(Fr. le rossignol. Engl. the Nightingale)
M. rufo-cinerea, armillis cinereis
. *

Frisch tab. XXI. fig. 1. 2.

Das entzückende Thier ist ein Vorrecht der
kühlern und gemäsigtern Erdstriche der alten
Welt, das im April in unfern Gegenden an-
[Seite 236] kommt, und wovon die Männchen meist vier-
zehn Tage früher als die Weibgen eintreffen.
Diese machen in schattichten Gebüsch ein leichtes
Nest von dürren Eichen-Laub, Bast*) etc. und
legen vier olivengrüne Eyer, brüten aber zu
wiederholten malen. Zu Ende des Augusts zie-
hen sie wieder von uns, man weis noch nicht
gewiß, wohin? wenigstens so viel bekannt nicht
nach Africa. Sie gewohnen übrigens der Ge-
fangenschaft ganz leicht und lassen sich wol zwölf
und mehrere Jahre im Käficht erhalten.

2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette.
Engl. the hedge sparrow) M. supra fusca,
subtus albida, rectricibus fuscis: extima
margine tenuiore alba
. *

Frisch tab. XXI. fig. 3.

Im gemäsigtern Europa. Das gutmüthige
Thier, was sich so häufig dem Bebrüten und der
Pflege der jungen Kukuke unterzieht, hat einen
artigen leisen Gesang, den es aber fast blos im
Winter, vom ersten Frost an bis ins Frühjahr,
hören läßt.

3. alpina. die Flüe- (d.h. Felsen-) Lerche.
(Fr. la fauvette des alpes) M. griseo-ferru-
ginea, gula alba maculis lunatis fuscis, re-
ctricibus alarum nigricantibus versus apicem
linea punctatis alba
. *

Andreä Br. ans der Schweiz tab. XIII.

[Seite 237]

Dieses von den Ornithologen oft verkannte*)
artige Thier ist in den gebirgichten Gegenden
des Mittlern Europa zu Hause, vorzüglich häu-
fig auf den fetten Alpen-Weiden. Hat einen
angenehmen Gesang und sehr schmackhaftes
Fleisch.

4. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca,
subtus alba, pectore einereo maculato
. *

Frisch tab. XXII. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumal
auf der Insel Cyprus, von wannen sie wegen
ihres schmackhaften Fleisches in größter Menge
weit verführt wird.

5. †. Alba. das Ackermännchen, die weisse
oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere.
Engl. the white water-wagtail) M. pectore
nigro, rectricibus duabus lateralibus dimi-
diato-oblique albis
. *

Frisch tab. XXIII. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

6 †. atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette á tête noire. Engl. the black-
cap
) M. testacea, subtus cinerea, pileo ob-
scuro
. *

Frisch tab. XXIII. fig. 1.

linné fauna fuecica tab. I. fig. 256.

Im gemäsigtern Europa. Ihr Schlag änelt
der Nachtigal ihrem.

[Seite 238]

7. †. phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr.
le rossignol de muraille. Engl. the redstart)
M. gula nigra, abdomine caudaque rufis,
capite dorsoque cano
. *

Frisch tab. XIX. fig. I.

Hat gleiches Vaterland mit der Nachtigal;
kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr;
hat auch eine überaus anmuthige Stimme. Zieht
sich nach den Wohnungen, und nistet zuweilen
unter Dächer oder in Mauerlöcher.

8. †. Rubecula. das Rothkehlgen, Rothbrüsi-
gen, der Rothbart. (erithacus. Fr. le rouge-
gorge
. Engl. the red breast) M. grisea, gula
pectoreque ferrugineis
. *

Frisch tab. XIX. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win-
ter bey uns. Ist gar nicht scheu sondern kirr
und dreust. Aber beißig so daß nach dem lat.
Sprüchwort nicht zwey Paar in einem Busche
sich vertragen. Tödtet auch leicht andere Vögel.

9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlu-
pfer, Schneekönig, Winterkönig, (Engl.
the wren) M. grisea, alis nigro cinereoque
vndulatis
. *

Frisch tab. XXIV. fig. 3.

In der nordlichen Erde. Ein muntrer kleiner
Vogel, der seine Stimme bey Wind und Wetter
und herben Frost dennoch hören laßt, und im
Winter an den Zäunen herum fein Futter sucht
und Raupennester abliest. Macht sich ein war-
mes weiches bedecktes Nest, fast in Gestalt eines
Backofen*), und legt sehr zahlreiche Eyer.

[Seite 239]

10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet
) M. remigibus secundariis exteriori
margine flauis, medio albis, crista verticali
crocea
. *

Frisch tab. XXIV. fig. 4.

In vielen Gegenden beider Welten. Der aller-
kleinste europäische Vogel.

11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pal-
lide lutea.

pennant's Indian Zoology. tab. VIII.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den Namen von der merkwürdigen Art wie er
sein Nest aus zwey Baumblättern verfertigt, da
er ein dürres Blatt an ein grünes am äußersten
Ende eines Zweigs gleichsam annähet, so daß
beide zusammen eine tutenförmige Hölung bil-
den, die er mit seinen Flaumen ausfüttert.

76. pipra. Manakin. Rostrum capite breuius,
basi subtrigonum integerrimum, apice in-
curuum. Pedes gressorii.

1. rupicola. (Fr. le coq de roche) P. crista ere-
cta margine purpurea, corpore croceo, te-
ctricibus rectricum truncatis.

edwards tab. CCLXIV.

In Guiana etc.

77. parvs. Meise. (Fr. mesange. Engl. tit-
mouse
) Rostrum integerrimum, basi setis
tectum.

Ueberaus muntre lebhafte, und meist sehr
fruchtbare Vögel.

[Seite 240]

1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise,
Spiegelmeise, Pickmeise, Finkmeise. (Fr.
la charbonniere. Engl. the great titmouse)
P. capite nigro, temporibus albis, nucha
lutea
. *

Frisch tab. XIII. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi-
ges Thier das weit größere Vögel anfällt, andern
kleinen Sangvögeln die Köpfe aufpickt, und auch
wohl schlafenden Kindern nach den Augen hackt*).

2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la me-
sange bleue
. Engl. the blue titmouse) P. remi-
gibus caerulescentibus: primoribus margine
exteriore albis, fronte alba, vertice cae-
ruleo
. *

Frisch tab. XIV. fig. 1.

Häufig in Europa. Ein schönes und überaus
mutzbares kleines Thier, was Jahr aus Jahr
ein unzählige Insecten und deren Eyer vertilgt.

3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise, Zagelmeise, der Back-
ofendrescher, Pfannenstiel. (Fr. la mesange
á longue queue
, Engl. the longtailed titmouse)
P. vertice albo, cauda corpore longiore
. *

Frisch tab. XIV. fig. 3.

In Europa und Westindien. Sehr dick be-
fiedert. Legt zwanzig Eyer, und baut sich ein
kunstreiches sackförmiges Nest**) von Moos,
Wolle etc. und bekleidet es, ums zu verbergen,
[Seite 241] von aussen mit den nämlichen Baumkratzen u.a.
Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm
sie es angelegt, bewachsen ist.

4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der In-
dianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl.
the bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda
corpore longiore, capite barbato.

Frisch tab. VIII. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England etc.

5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz; Cottonvogel. (Fr. la me-
sange de Pologne
.) P. capite subferrugineo,
fascia oculari nigra, remigibus rectricibus-
que fuscis margine vtroque ferrugineo.

buffon vol. III. tab. XXIX. fig. 2.

j. d. titii parus minimus remiz descritus
Lips
. 1755. 4. tab. I. II.

Hin und wieder in Ober-Italien, Polen,
Sibirien etc. Baut sich ein ungemein künstliches
Beutelförmiges Nest von Pappelwolle etc. das
sie fast wie der Jupujuba das seinige, an einem
dünnen Aste aufhängt.

78. hirvndo. Schwalbe. Rostrum minimum
incuruum, subulatum, basi depressum.

Die Schwalben zeichnen sich außer ihrer Bil-
dung auch durch ihre zwitschernde Stimme und
durch ihre Lebensart gar sehr von den übrigen
Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen fast
nie, sondern verrichten ihr Geschäfte meist flie-
gend oder sitzend. Haben einen weiten Rachen,
und wissen damit sehr geschickt die Insecten aus
der Luft oder überm Wasser im Flug wegzu-
[Seite 242] schnappen. Die bekannte Streitfrage über den
Winteraufenthalt unsrer hieländischen Schwal-
ben, zumal der beiden ersten Gattungen, ist
nach allem was darüber geschrieben worden,
doch noch nicht vollkommen ins reine. Schade
daß bey den für die eine*) oder für die an-
dre**) Behauptung angeführten Erfahrungen,
die Gattungen an welchen sie gemacht worden,
nicht bestimmt genug angegeben sind. In dubio
scheint doch aber immer das wegziehen dersel-
ben nach wärmern Gegenden bey weiten die
mehreste Wahrscheinlichkeit für sich zu haben.

1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica LINN. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée.
Engl. the house-swal-
low
, the chimney-swailow.) H. rectrici-
bus, exceptis duabus intermediis, macula
alba notatis
. *

Frisch tab. XVIII. fig. 1.

In der ganzen nordlichen Erde. Die Benen-
nungen dieser und der folgenden Gattung sind
bey den Systematikern aufs seltsamste vermengt
und verwechselt worden. Hier diese mit den
nackten unbefiederten Füssen und weißgefleckten
Schwanzfedern heist füglich die Stadtschwalbe,
da sie öfter als die folgende in den Städten sich
[Seite 243] findet. Sie baut ihr offenes Nest an die Dach-
giebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dör-
fern in den Hausären und unter die Rauchfange.

2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe.
(hirundo vrbica linn. Fr. l'hirondelle de
muraille, le martinet à cul blanc.
Engl. the
martin
.) H. pedibus hirsutis. rectricibus
immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota
subtus alba
. *

Frisch tab. XVII. fig. 2.

Hat nebst der folgenden meist gleiches Va-
terland mit der vorigen. Nistet meist auf den
Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache,
an den Kirchfenstern etc. Das Nest ist wie ein
Backofen oben zugewölbt und die Leim-Klümp-
gen woraus es besteht, sind ziemlich regelmäßig
fast wie Quaterstücken über einander gelegt.

3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de ripage. Engl. the sand
martin
, the shore bird.) H. cinerea, gula
abdomineque albis
. *

Frisch tab. XVIII. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Leimgruben, Sand-
hügeln etc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis.

Von der Größe eines Zaunkönigs. Findet sich
auf den Sundaischen u.a. Inseln des Indischen
Archipelagus bis Neu-Guinea etc. Baut da in
Uferlöcher und Berghölen die berufnen
Indianischen- oder Tunkinsnester, deren Stoff
der Hausenblase änelt, aber noch weiter nicht
[Seite 244] genau bekannt ist. Man sammlet jährlich wohl
vier Millionen dieser Nestgen, die größtentheils
nach Schina verkauft werden.

5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwal-
be, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl.
the black, martin, the swift) H. nigricans,
gula alba, digitis omnibus quatuor anticis
. *

Frisch tab. XVII. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde,
fliegt meist nur früh und Abends aus. Nistet
gern in Thürmen, auf Kornböden etc.

79. caprimvlgvs. Rostrum modice incur-
vum, minimum, subulatum, basi depres-
sum, vibrissae ciliares. Rictus amplissimus,
vnguis intermedius introrsum ciliatus.

1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nacht-
rabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'en-
goulevent
. Engl. the goatsucker) C. narium
tubis obsoletis.

Frisch tab. CI.

In der alten Welt. Ein schön marmorirtes
Thier, was seinen Geschäften blos des Nachts
nachgeht, und im Flug beständig schnurrt.
Es lebt von Nachtfaltern etc. und die alte Sage
daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist un-
gegründet.


Sechster Abschnitt.
Von den Amphibien
.

[Seite 245]

§. 81.

Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden
sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 25
und 40.) und durch die Menge desselben von den
Amphibien und Fischen, als welche letztre beide
meist nur einerley Temperatur mit dem Medium
halten in welchen sie sich befinden, und dann
auch bey weitem weniger Blut als jene warmblü-
tigen Thiere haben.

§. 82.

Die Amphibien aber äneln doch darin noch
den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin-
gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus,
daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft
schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Tex-
tur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimm-
ter und so zu sagen unordentliches sind als bey
den beiden Classen mit warmen Blute. Auch
können sie das Athemholen weit langer entbehren
als diese, weit langer im sogenannten luftleeren
Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z.B.
[Seite 246] Kröten in einer engen Hole mitten in Baum-
stämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume
Zeit in einer Atmosphäre von fixer und phlogi-
stisirter Luft aushalten, lind auffallende Extreme
von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man
z.B. ungezweifelte Beyspiele von Wasser-
molchen und Fröschen hat, die sowohl im
Magen und Darmcanal vom Menschen gelebt
haben, als auch dem Leben ohnbeschadet in
dichte Eisschollen eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen
versehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme
von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z.
B. unter den hieländischen der wahre Salaman-
der, die grüne Eidechse, die Blindschleiche etc.)
gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht
vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den
Amphibien, daß sie entweder, wie die Schildkrö-
ten, Frösche, Eidexen etc. mit vier Füßen verse-
hen sind; oder aber, als Schlangen einen lang-
gestreckten, dünnen cylindrischen Körper ohne
olle äußere Bewegungswerkzeuge haben.

§. 85.

[Seite 247]

Die äußern Bedeckungen sind bey den Am-
phibien mannichfaltiger als bey den warmblütigen
Thieren. Einige sind mit einer knochichten Schaale
überzogen: andre mit hornartigen Reifen oder
mit zahlreichen kleinen Schildgen oder mit Schup-
pen bedeckt: und noch andre haben eine nackte
nur mir Schleim überzogne Haut. Die mehre-
sten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie
z.B. der Laubfrosch und verschiedne Eidexen,
besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen
plötzlich ihre Farbe. Ueberhaupt aber giebt es
in dieser Classe, gegen das selbst von Linné au-
torisirte Vorurtheil, doch Thiere von den rei-
zendsten Farben so wie vom muntersten und un-
schuldigsten Betragen. Zumal unter den Ei-
dexen und unter den Schlangen.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die
Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser
und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt ange-
wiesen. Die mehresten gehen willkürlich in bei-
den Elementen ihren Geschäften und ihrer Nah-
rung nach. Manche bringen hingegen entweder
eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder ge-
misse Jahrszeiten blos in einem von beiden zu:
Endlich sind aber auch manche entweder blos
fürs Land oder blos fürs Wasser, und nicht für
beides zugleich bestimmt.

[Seite 248]

Von den Landthieren dieser Classe leben viele
in dumpfen feuchten Dickicht; andere aber auch
in anmuthigen der Sonnenwärme ausgesetzten
Gegenden: manche gar aus Bäumen etc.

§. 87.

Manche Amphibien, zumal unter den Schild-
kröten und Schlangen, leben von sehr gemischter
Nahrung: andre hingegen wie der Laubfrosch,
Chamäleon etc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer
Speisen, gehen z.B. blos lebende Insecten von
einigen wenigen bestimmten Gattungen an.
Großentheils können sie zum Wunder lange fasten:
ich selbst habe z.B. Salamander aus acht Mo-
nate lang ohne Speise und selbst ohne daß sie da-
bey beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und
von Schildkröten weis man, daß sie gegen an-
derthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauren
können.

§. 88.

Ueberhaupt scheint die Nutrition der Am-
phibien eingeschränkter als bey den warmblütigen
Thieren. Ich habe z.B. es nie dahin bringen
können sie so wie die Säugethiere und Vögel mit
Färberröthe zu füttern, daß die Knochen davon
gefärbt worden wären.

§. 89.

Um desto auffallender ist hingegen bey vielen
die ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer
[Seite 249] Reproductionskraft (§. 15.), ein Vorzug, der,
wo ich nicht irre, in der abgedachten Stärke ih-
rer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ih-
res Gehirns (§. 28.) zu suchen ist; da folglich
die erstern von letzterem minder abhängig sind; und
überhaupt die ganze Maschine zwar schwächre
Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze
Leben der Amphibien einfacher, und mehr blos
vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thie-
ren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigen-
thümlicher independenter Lebenskraft versehen sind.
Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen
Lebenskraft der einzeln Theile, nicht gleich jeder
Stimulus, der auf einen Theil, oder auf ein
System würkt, sogleich wie bey den warmblüti-
gen Thieren andere in Consensus zieht, so erklärt
sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben,
so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen wor-
den, doch noch umherhüpfen, und Schildkrö-
ten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genom-
men worden, noch Monatelang leben können:
daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit
der den Amphibien abgeschnittnen Theile, wie
z.B. der Schwänze von Wassermolchen, Blind-
schleichen etc.*)

§. 90.

[Seite 250]

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien zumal unter den
Schlangen ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum den
sie im Nothfall von sich geben; vielen auch
wohl der specifike Geruch den sie verbreiten; so
zumal manche Schlangen, Kröten, Wasserei-
dexen, Crocodille etc.

§. 91.

Die äußern Sinne scheinen bey den meh-
resten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn.

Unter den innern zeichnet sich doch bey vie-
len das Gedächtnis aus, da man Beyspiele
selbst von Crocodillen und Kröten hat die ihre
Wohlthäter kennen gelernt und kirre worden,
und vollends viele Schlangen bekanntlich sich
zu allerhand kunstreichen Gaukeleyen abrichten
lassen.

Hingegen ist, meines Wissens, kein einzi-
ges Thier dieser Classe mit irgend einem wahren
Kunsttriebe (§. 36.) versehen.

§. 92.

Auch scheinen die Amphibien, etwa einige
Gattungen von Schildkröten ausgenommen,
keinen täglichen Erholungsschlaf zu halten.

[Seite 251]

Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme
die kältern Wintermonate in Erstarrung zu-
bringen. Und zwar theils einzeln, theils wie
unser hieländische Frösche und Salamander in
großen Haufen. Doch können auch diese gar
leicht des Winterschlafs entbehren und Jahr aus
Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 93.

Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa-
rungstrieb ist bey vielen so heftig daß man z.B.
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weib-
gens andre männliche Frösche oder Kröten oder
gar todte Weibgen besprungen haben. Bey den
mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert
die Paarung mehrere Tage, ja Wochenlang. Die
Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem
Hinterleibe aufs innigste umeinander, und zün-
geln dabey mit gebognem Halse auf einander
los. Die Wassermolche hingegen umarmen ein-
ander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt
zur Brunstzeit blos um sein Weibgen herum und
bespritzt die Eyergen so wie sie dieselben von sich
giebt, von der Ferne.

§. 94.

Die Amphibien sind meines Wissens sämt-
lich Eyerlegende Thiere. Aber freylich geben
[Seite 252] manche, zumal unter den Schlangen, auch der
Salamander etc. die Eyer nicht eher von sich als
bis das darin befindliche Junge schon meist seine
völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa
heckt ihre Junge auf dem Rücken aus.

Anm. 1. Ein Salamander den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monate lang
völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat Hier-
auf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen
wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich
hier eine ehemalige Befruchtung, auf eine noch
weit längere Zeit hinaus als bey den Hünern,
ihre Wurksamkeit erhalten muß.

Anm. 2. In der ganzen Classe der Amphibien ist mit
zwar kein ganz zuverläßiges Beyspiel von Bastard-
zeugung bekannt: fast wäre ich aber geneigt
einige Spielarten von Wassermolchen dafür zu
halten die ich in der hiesigen Nachbarschaft in einem
stehenden Wasser gefunden, worin lacerta lacustris
und palustris untereinander lebten, und die an
Größe und Bildung das völlige Mittel zwischen
diesen, beiden Gattungen zu halten scheinen.

§. 95.

Die Frösche und Eidexen die im Wasser
jung werden, kommen nicht gleich in ihrer voll-
kommnen Gestalt zur Welt, sondern müssen
sich zuerst noch einer Art von Metamorphose
unterziehen ehe sie die Ausbildung und den völ-
ligen Gebrauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen.
Die kleinen Frösche z.B. (die sogenannten
Kaulquappen, gyrini) haben anfangs noch
keine Füße sondern dafür einen langen Ruder-
[Seite 253] schwanz; auch, so wie die neugebohrnen Sala-
mander eine Art von Fischkiefern (branchiae
oder Swammerdams appendices fimbriatae)
hinter den Ohren; ferner zum Theil eine kleine
Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m.
lauter Theile die nur für das ganz zarte junge
Thier bestimmt sind und mit der zunehmenden
Reise desselben allgemach schwinden.

§. 96.

Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere hieländischen
Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar
werden: und doch erreichen diese nur ein, nach
Verhältnis dieser späten Pubertät nicht be-
trächtliches Alter von 12-16 Jahren. Hin-
gegen weis man daß Schildkröten selbst in der
Gefangenschaft über 125 Jahre gelebt haben, so
daß hiernach zu schließen, die Crocodille, und
großen Schlangen etc. zu einem noch ungleich hö-
hern Alter müssen gelangen können.

§. 97.

Die Benutzung der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche
Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumal
der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer,
so wie auch verschiedener Frösche und Eidexen etc.
[Seite 254] – Schildpatt zu Kunstarbeiten etc. – bunte
Schlangen bey den Nordamericanischen Wilden
als Putz; – Eidexen, Vipern etc. zur Arzney.

§. 98.

Schädlich werden manche ungeheuere Thiere
dieser Classe, die Crocodille, Wasserschlangen etc.
durch ihre Größe, und andere zumahl unter
den Schlangen durch ihr Gift, das in keiner
andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Hef-
tigkeit ist.

§. 99.

Linné machte vier Ordnungen in dieser
Classe: da er außer den beiden nächstfolgenden
auch noch drittens die sogenannten knorplichten
Fische hieher rechnete und sie nantes nannte;
und viertens ein eidexenartiges Wasserthier aus
Südcarolina (Siren lacertina) in eine eigne Ord-
nung mit dem Namen meantes aufnahm. Offen-
bar aber gehören jene nantes zu den übrigen Fi-
schen, und die vermeynte Siren ist wohl nichts
mehr und nichts weniger als ein noch unvoll-
kommnes Geschöpf aus dem Eidexengeschlechte,
das nur seine Verwandlung (§. 95.) noch nicht
überstanden hat.

Es bleiben uns also blos

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen.
(Die quadrupeda ouipara der ältern Na-
[Seite 255] turforscher) – Schildkröten, Frösche, Ei-
deren, und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge (§. 84.)

* * *

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser
ganzen Classe:

  1. alb. seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734. – 65.
    IV. vol. Fol. imper. (– hierher gehören blos die
    beiden ersten Bände –)
  2. john. nic. lavrenti synopsis reptilium emendata Vindob.
    1768. 8.

I. REPTILES.

[Seite 256]

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommne Gestalt erlangt haben,)
mit vier Füßen versehn, die nach dem ver-
schiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye, (pedes digitati) oder durch eine
Schwimmhaut verbundene, (p. palmati) oder
gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (p.
pinnati
) haben.

1. testvdo. Schildkröte.*) (Fr. tortue.
(Engl. tortoise. die See-Schildkröten aber
turtle) Corpus testa obtectum, cauda (pleris-
que
) brevis, os mandibulis nudis edentulis.

Die mehresten Schildkröten sind mit einer
breiten knochichten sehr festen Schaale bedeckt,
deren Obertheil mit dem Rückgraat und den
Rippen des Thiers verwachsen, und mit den
breiten hornichten Schuppen belegt ist, die bey
manchen Gattungen so stark und schönfarbicht
sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden.
Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen in
der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der
Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner
als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf,
Schwanz und Füße versehen.

[Seite 257]

1. Membranacea. T. pedibus palmatis vngui-
culis tribus, testa dorsali membranacea ouata
grisea striata
. *

Schneider l. c. tab. I.

Ein artiges kleines Thier, was ich aus Gui-
ana erhalten habe, und von den mir sonst bekann-
ten*) weichschaalichten Schildkröten verschie-
den ist.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle
) T. pedibus pinniformibus, testa
cordata subcarinata, margine serrato: scu-
tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata
. *

catesby vol. II. tab. XXXIX.

In beiden Indien; zumal häufig an den An-
tillen. Giebt das beßte Schildpatt.

3. Mydas. Die grüne oder Riesen-Schild-
kröte, (viridis schneid. Fr. la tortue franche.
Engl. the green turtle) T. pedibus pinnifor-
mibus, vnguibus palmarum binis, planta-
rum solitariis, testa ouata
. *

catesby l. c. tab. XXXVIII.

Die größte und stärkste Schildkröte, die nach
Leguats Versicherung wohl fünf Centner an Ge-
wicht hält**), und mit Lasten von sechs und
und mehrern Centnern, die man ihr auf den
flachen Rücken legt, fortkriecht. Sie hat ihren
[Seite 258] gewöhnlichen Namen von ihrer schwärzlich grü-
nen Schaale und der auffallend hoch-grünen
Farbe ihres schmackhaften und heilsamen Fettes;
hält sich in der See auf, kommt aber zumal in
Junius etc. häufigst auf unbewohnte Inseln wie
z.B. in Westindien, im stillen Ocean etc. (die
theils davon ihren Namen erhalten haben) um
ihre Eyer zu legen, deren Anzahl sich auf meh-
rere hunderte erstreckt, und die nebst dem Fleisch
der Thiere selbst, das an Geschmack dem Kalb-
fleische äneln soll, für die Wilden und für die
Seefahrenden von größter Wichtigkeit ist.

4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte
(europaea schneid.) T. pedibus palmatis,
testa orbiculata planiuscula
. *

Im gemäßigtern Europa.

5. Carolina. (Engl. the turapin) T. pedibus
digitatis, testa gibba, cauda nulla
. *

edwards tab. CCV.

Diese Landschildkröte ist in Carolina etc. zu
Hause. Ueberhaupt leben die Landschildkröten
gesellig, und manche Gattungen derselben (wie
z.B. die auf Ile de France) halten sich des
Nachts in ganzen Schaaren beysammen, so daß
der Boden wie mit ihnen gepflastert scheint und
man wohl hundert Schritt weit auf ihnen herum-
gehen kan, ohne daß man braucht den Fus am
die Erde zu setzen.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis eleuatis truncatis
. *

In Ostindien. Ohngefähr von der Größe ei-
ner stachen Hand: hat wegen seines regelmäßi-
gen schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten
Rückenschilds, ein artiges Ansehn.

[Seite 259]

2. rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog)
und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad) Cor-
pus nudum pedibus quatuor, posticis lon-
gioribus.

Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kür-
zern Körper und breitern dicken Kopf als die Ei-
deren. Eine einzige Gattung ausgenommen,
sind die übrigen ungeschwänzt. Die mehresten
haben an den Vorderfüßen freye Zehen, hinten
aber Schwimmfüße.*)

1. Pipal. die Pipa. Tedo. R. corpore plano,
rostro spathiformi, digitis anticis muticis
quadridentatis, posticis vnguiculatis
. *

seba vol. I. tab. LXXVII.

Die Pipa ist in den Gewässern von Guiana
zu Hause, und wird durch die überaus sonder-
bare und ganz anomalische Weise, mit der die
Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig.
Das Männchen streicht nemlich den Laich, den
das Weibchen vorher auf die gewöhnliche Weise
von sich gegeben, demselben auf den Rücken,
wälzt sich nachher selbst noch rücklings drüber
her, druckt dadurch die Eyergen in besondere
Grübgen die in der Haut des Weibgens befind-
lich sind, fest; und befruchtet sie hierauf mit sei-
nem Saamen. Diese Eyergen verwachsen nach-
her gleichsam mit der Haut der Mutter, bis
nach Verlauf von beynahe drey Monaten die
darin befindliche Junge zum Ausbruch reif sind,
[Seite 260] und nach einer kurzen Verwandlung den Rücken
ihrer Mutter verlassen können. Denn daß die
jungen Pipas allerdings auch so wie die hielän-
dischen jungen Fröschen eine Verwandlung über-
stehen, wird, gegen die gemeine Meynung, aus
einer vollständigen Suite von sechs Exemplaren
dieser Thiere im akademischen Museum erweis-
lich, wo beym einen die noch geschloßnen Eyer-
beym andern die hervorbrechende geschwänzte
Junge, beym dritten völlig ausgebildete unge-
schwänzte Junge u.s.w. zu sehen sind.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

seba vol. I. tab. LXXII. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
Augen, und der ungeheuren tutenförmigen obern
Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.

3. ocellata. (Engl. the bull-frog) R. auribus
ocellatis, pedibus muticis
. *

catesby Vol. II. tab. LXXII.

In Nord-America. Fast von der Größe ei-
nes Caninchen. Hat den englischen Namen von
seiner starken brüllenden Stimme.

4. Paradoxa. (Rana piscis quorundam) R.
caudata, femoribus postice oblique striatis
. *

seba vol. I. tab. LXXVIII.

Im südlichen America*). zeichnet sich durch
einen starken fleischichten auf den Seiten platt-
gedruckten Schwanz von den übrigen Gattun-
gen dieses Geschlechts aus. Dieses Thier er-
reicht, gegen die Weise anderer Frösche, bevor
[Seite 261] es noch völlig ausgebildet worden, doch eine
fast Spannenlange Größe, häutet sich während
der Zeit verschiedentlich, und hat in diesem Zu-
stand zu einer alten Sage von Fröschen, die sich
in Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Wenn
es aber auch gleich seine Metamorphose über-
standen hat, und die Füße groß gewachsen und
völlig ausgebildet sind, bleibt es dennoch ge-
schwänzt, wie ich ebenfalls aus einer ganzen
Reihe dieser Thiere in ihrer stufenweisen Ver-
wandlung im akademischen Museum, vor mir
sehe.

5. †. Bufo. die Kröte, Ueze, Quadüze, Padde,
der Lork. R. corpore ventricoso verrucoso
lurido fuscoque
. *

Rösel tab. XX. XXI.

Ist wohl durch ihr düsteres widerliches An-
sehn, durch ihre lichtscheue Lebensart, dumpfi-
gen Aufenthalt, und den knoblauchartigen Ge-
ruch den sie verbreitet wenn sie gereizt wird, in
den unschuldigen Verdacht des Gifts gekommen.
Denn daß die Kröten wirklich Gift besäßen,
scheint doch eben so irrig als die vorgegebene
Antipathie zwischen diesen Thieren und den
Spinnen. Hingegen ist es unläugbar, daß man
verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durch-
sägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken etc.
angetroffen hat.*)

[Seite 262]

6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore ver
rucoso, abdomine aurantio – caesio maculato,
pupilla triquetra
. *

Rösel tab. XXII.

Eine muntre kleine Kröte, die am Bauche
schön blau und gelb gefleckt ist, fast wie ein
Frosch hüpft, und einen lauten Ton von sich
giebt, der einem Gelächer änelt.

7. †. portentosa. die Haus-Unke. (Bufo cala-
mita
lavrent.) R. verrucosa, linea dorsali
flaua, lateralibus rufescentibus
. *

Rösel tab. XXIV.

In feuchten Kellern, Ufer-Holen etc. Kommt
selten zum Vorschein; giebt aber einen eignen
dumpfigen Laut von sich, der allerhand aber-
gläubische Sagen veranlaßt hat.

8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch,
Pogge. R. dorso planiusculo subangulato. *

Röfel tab. I–VIII.

Im Gras und Gebüsch etc. von da die Junge
nach warmen Sommer-Regen haufenweis her-
vorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung
wol zu der alten Sage von Froschregen Anlaß
gegeben haben mag. Sie vermehren sich unge-
mein stark, so daß sie Landplage werden können,
und die Abderiten einst zu Cassanders Zeiten
wirklich ihrenthalb emigrirten. Sie sind für
die Gärten nutzbare Geschöpfe, da sie viele
Schnecken, aber auch giftartige Insecten, und
z.B. Spanische Fliegen verzehren, und darum
unsicher zu essen sind.

[Seite 263]

9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker. R. corpore angulato, dorso
transuerse gibbo, abdomine marginato
. *

Rösel tab. XIII–XVI.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut, zumal des Abends bey schönem
Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen
aus den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und
muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und
selbst junge Enten, Forellen etc. und können so-
gar über große Hechte Herr werden*): sind
aber ohne Gefahr zu essen. Zur Begattungs-
zeit bekommen die Männchen dieser und der vo-
rigen Gattung schwarze warzichte Knollen an
den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich
äußerst fest um ihrer Weibgen Brust klammern
können.

10. †. Arborea. der Laubfrosch. (Calamites.
Fr. la raine, la grenouille de St. Martin, le
graisset.
) S. corpore laeui, subtus granu-
lato, pedibus fissis, apicibus digitorum len-
ticulatis
. *

Rösel tab. IX ad XII.

Ein anmuthiges Thier, was fast in ganz Eu-
ropa (doch nicht in England, aber desto häufi-
ger in Italien), auch in America etc. zu Hause
ist. Der klebrichte Schleim womit es wie die
Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem
Aufenthalt am Laub der Baume, zum anhän-
gen. Die Männchen, die an ihrer braunen
Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme,
die sie, wenn es regnen will, besonders aber
zur Paarungszeit von sich geben. Sie blasen
[Seite 264] dabey die Kehle zu einer großen Kugel, fast so
groß als ihr ganzer Leib, auf.

3. draco. Corpus tetrapodum caudatum,
alatum.

1. Volans. die fliegende Eidexe, D. brachiis ab
ala distinctis
. *

seba vol. II. tab. LXXXVI. fig. 3.

In Ostindien und Africa. Die sogenannten
Flügel, die sie zu beiden Seiten des Leibes hat,
dient ihr wohl einen Sprung zu wagen, aber
nicht zu einem ordentlichen Flug. Im übrigen
Körperbau änelt sie der der gemeinen grünen Ei-
dexe.

4. lacerta. Eidexe. Corpus elongatum, pe-
dibus quatuor aequalibus.

1. Crocodilus. der Nil-Crocodil. L. capite
cataphracto, nucha carinata, cauda superne
cristis binis lateralibus horrida
. *

gesner quadruped. ouiparis. pag. 8.

Der Crocodil ist das größte Thier der süßen
Wasser, was wol eine Länge von fünfzig*) Fuß
erreicht, und hauptsächlich im Nil zu Hause ist.
Er tödtet Menschen und größere Thiere, und
verschluckt zugleich, (wie manche Vögel, §. 65.)
Kieselsteine, um die Verdauung zu befördern.
Jung gefangene Crocodile lassen sich doch zäh-
men und abrichten. Herodotus beschreibt schon
solche zahme von Priestern gepflegte und gehei-
ligte Crocodile, dergleichen Strabo selbst einen
zu Arsinoë, und in neuem Zeiten der Oxforder
[Seite 265] Lehrer J. Greaves einen zu Cairo gesehen hat.
Der letztere schlief unter seines Herren Bett, kam zu
demselben wenn ihn hungerte u.s.w. Das Weib-
gen liegt bey der Begattung auf dem Rücken,
legt hernach auf 100 Eyer, und verscharrt sie
in den Sand. Sie haben kaum die Größe eines
Gänseeyes, und werden großentheils vom Ichneu-
mon (Viuerra ichn.) aufgesucht und ausgesof-
fen. Der Crocodil hat eine brüllende Stimme,
und der Tabac soll ihm tödtlich seyn.*)

3. Alligator. der Kaiman, Americanische Cro-
codil. L. capite imbricato plano, nucha
nuda, cauda superne lineis binis lateralibus
aspera
. *

catesby vol. II. tab. LXIII.

Im mittlern America. Linné u.a. gaben ihn
für eine Spielart des Nil-Crocodils aus, von
dem er sich aber außer seiner weit kleinern Sta-
tur, schon durch die Bildung seines Körpers
und Schwanzes auszeichnet, die beide nicht mit
so scharf hervorstehenden starken Schildern, wie
bey jenem Thier, sondern mit weit flächern Er-
habenheiten besetzt sind. Dieser ganz specifike
Unterschied fällt zumal bey den Exemplaren bei-
der Thiere, die im akademischen Museum von
gleicher Größe befindlich sind, sehr sichtlich in
die Augen. Auch ist der Kaiman schüchtern,
furchtsam**), und überhaupt in seinem Natu-
rell und Lebensart vom Nil-Crocodil sehr ver-
schieden: legt nur etwa dreissig Eyer etc.

[Seite 266]

3. Monitor. (Fr. la sauve-garde) L. cauda
carinata, corpore mutico maculis ocel-
latis
. *

seba vol. I. tab. XCIV. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ein überaus sauber und
regelmäßig schwarz und weiß geflecktes Thier,
was ohngefähr anderthalb Ellen lang wird, und
weil es sich meist in Gesellschaft der Crocodile
aufhält, durch den pfeiffenden Laut, den es von
sich giebt, diese seine furchtbare Gefährten ver-
rathen soll.

4. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa,
sutura dorsali dentata, crista gulae denti-
culata
. *

seba vol. I. tab. XCV sqq. tab. XCVIII.
fig. 1.

In Westindien. Ein äußerst träges indolentes
Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch
und Eyer, und wird des erstern wegen zuweilen
noch lebendig nach Europa verführt; soll aber,
wie schon Hieron. Benzo bemerkt, für venerische
Personen gefährlich zu essen seyn.

5. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque coadunatis
. *

io. fr. miller fascic. II. tab. XI.

In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils
in Spanien. Ein langsames träges Thier, das
sich auf Bäumen und in Hecken aufhält, und
von Insecten lebt, die es beschleicht und dann
mit einer langen klebrichten Zunge sehr behende
zu fangen versteht. Seine Lungen sind unge-
heuer groß, füllen den größten Theil des Leibes
aus, und das Thier kan sich damit nach Will-
[Seite 267] kühr aufblasen oder dünner machen, daher ver-
muthlich die Sage der Alten entstanden seyn
mag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe.
Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben
die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,
oder auch beide zugleich nach verschiedenen Rich-
tungen, eins z.B. aufwärts, das andere hin-
terwärts u.s.w. und zwar sehr schnell bewegt
werden können: am meisten aber ist es durch
die Veränderung seiner Farben berüchtigt wor-
den, da man vorgegeben hat, daß es jedesmal
die Farbe der Körper annähme, die ihm zu-
nächst wären, also auf Bäumen grün, auf
Stroh gelb u.s.w. Das ist nicht. Die natür-
liche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zu-
weilen wird es aber gelb, schwarz, auch ge-
fleckt etc. und das zwar ohne alle Beziehung auf
die Farbe der benachbarten Gegenstände, son-
dern theils von freyen Stücken, am sichtbarsten
aber wenn das Thier gereizt und bös gemacht
wird.

6. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder
saurus der Alten*)) L. cauda tereti medio-
cri, digitis muticis subtus lamellatis, cor-
pore verrucoso, auribus concauis
. *

seba vol. I. tab. CVIII.

Hat ein weit ausgedehnteres Vaterland als
der Chamäleon, und ist in Ostindien so wie auf
den Inseln der Südsee und auch hin und wieder
im südlichen Europa, z.B. im Neapolitanischen
einheimisch. Am häufigsten findet er sich in Ae-
gypten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in
die Hauser zieht und oft gefährlich wird. Er
[Seite 268] hat nemlich einen giftigen Saft zwischen seinen
blättrichen Fußzehen, der sich den Eßwaaren,
wo das Thier drüber wegläuft, mittheilt: deren
Genuß nachher die gefährlichsten und fast tödt-
lichen Coliken nach sich zieht.

7. Stincus. (crocodilus terrester) L. cauda te-
reti mediocri, apice compressa, digitis mu-
ticis lobato-squamosis marginatis
. *

seba vol. II. tab. CV. fig. 3.

Im steinichten Arabien, Ober-Aegypten etc.
War weiland als ein Stärkungsmittel besonde-
rer Art berufen; wird auch noch jetzt, wenig-
stens in seiner Heimat, in dieser Absicht ver-
braucht.

8. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Ei-
dexe. L. cauda verticillata longiuscula, squa-
mis acutis, collari subtus squamis constricto
. *

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Die schönste hieländische Eidexe, die sich über-
haupt im wärmern Europa, und wie es scheint,
auch in beiden Indien findet. Bey uns ist sie,
zumal in heißen Sommern, sehr häufig: da sie
zuweilen am Bauche ganz kupferfarben glänzt.
Sie wohnt in trocknen Gegenden, auf Felsen,
in Mauerritzen, sommert sich gern an der Sonne,
und ist eben so unschuldig als alle übrige deutsche
Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im
finstern. Vermuthlich ist es die gleiche Gattung
die neuerlich im Spanischen America als ein so
kraftvolles specifisches Heilmittel berufen ward.

9. †. Vulgaris. die gemeine Landeidexe. L.
cauda tereti mediocri, pedibus vnguiculatis,

[Seite 269] palmis tetradactylis, dorso linea duplici
fusca
. *

lavrenti tab. III. fig. 4.

Die kleinste hieländische Gattung. Auf stei-
nichten Boden, an Mauern etc.

10. †. Palustris. die Sumpfeidexe. L. cauda
lanceolata mediocri, corpore laeui, capite
depresso
. *

lavrenti tab. IV. fig. 2.

Nicht viel größer als die vorige Gattung.
Lebt aber in Sümpfen, Gräben etc.

11. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser-
Salamander. L. dorso lateribusque verru-
cosis, capite crassiore, mutico; genis pen-
dulis
. *

lavrenti tab. II. fig. 4.

Weit größer und dicker als die vorige Gat-
tung: von schwarzgrüner Farbe: die Männchen
haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum
Schwanz längst des Rückens hinlaufende em-
porstehende ausgezackte Haut. Der äußerst
merkwürdigen Reproductionskraft wodurch sich
beide Gattungen hieländischer Wasser-Eidexen,
zumal aber hier diese, auszeichnen, ist schon
oben Erwähnung geschehn (§. 15.) Die Tür-
ken gebrauchen dieses widrige Geschöpf, das
bey ihnen Skinkôre heist, zu gleicher Absicht
wie den Stincus, und bezahlen es daher aufs
theuerste.*)

[Seite 270]

12. †. Salamandra. der Molch, Salaman-
der, die Molle. (Fr. le sourd, le mouron)
L. cauda tereti breui, pedibus muticis,
corpore flauo nigroque vario nudo, po-
roso
. *

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Ein schönes schwarz und Orangegelb ge-
flecktes, Spannenlanges und Daumendickes
Thier, was an nicht vielen Orten, (an man-
chen aber wie z.B. im Braunwalde bey Löwen-
hagen 3 Stunden von hier, in unzähliger
Menge) gefunden wird, und wovon man ehe-
dem gefabelt hat, daß es giftig sey, im Feuer
leben könne etc. An letztern Umstand ist doch
etwas wahres, nemlich daß der Salaman-
der in einem schwachen Kohlfeuer einige Zeit
ohne Schaden ausdauern kann, indem er theils
durch den Mund, vorzüglich aber durch kleine
Oeffnungen, die über seinem Körper zerstreut
sind, einen Saft von sich sprüht, wodurch er
von Zeit zu Zeit einen Theil des Feuers auslöscht
und die Glut mindert. Durch mehrere Ver-
suche habe ich erfahren, daß auch diesem Thiere
abgeschnittne Theile wieder wachsen. Doch weit
langsamer als bey den Wassermolchen.

II. SERPENTES.

[Seite 271]

Die Schlangen haben einen cylindrischen
langgestreckten Körper, ohne äußere Gliedmaßen,
den sie wellenförmig bewegen; und der mit
schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist.
Manche leben im Wasser, (da sie bey ihren aus-
nehmend langen und theils blasenförmigen Lungen
leicht schwimmen können) andre aus der Erde,
andre meist auf Bäumen. Sie legen mehren-
theils aneinander gekettete Eyer, und ihre Kinn-
laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest
eingelenkt, sondern zum kauen ungeschickt, und
lassen sich so weit von einander dehnen, daß sie,
andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst
sind, ganz verschlingen können*). Manche sind
mit heftigem Gift in besondern Bläsgen des
Oberkiefers versehen, was ihnen als Digestiv-
mittel, aber auch zum Fang ihres Raubes und
zur Vertheidigung dient**).

[Seite 272]

5. crotalvs. Klapperschlange. (Fr. serpent
à sonnettes
. (Engl. rattle-snake) Scuta abdo-
minalia. Scuta squamaeque subcaudales.
Crepitaculum terminale caudae.

1. horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23. *

seba vol. II. tab. XCV. fig. 1.

Diese so vorzüglich berufne Schlange ist zumal
im wärmem Nordamerika zu Hause, und wird
auf sechs Fuß lang und Arms dick. Der Laut,
den die Klapper von sich gibt, soll dem Zwit-
schern großer Heuschrecken äneln*). Die An-
zahl der Gelenke dieses Theils steigt bey man-
chen über 40 und soll mit den Jahren des Thiers
wachsen. Daß Eichhörnchen, kleine Vögel etc.
von den Bäumen der drunter liegenden Klap-
perschlange gleichsam von selbst in den Rachen
fallen, bestätigt sich allerdings, und ist um so
weniger befremdend, da man ähnliche Phäno-
mene auch an andern Schlangen, und so auch
an Kröten, an Habichten, und an Katzen
merkt hat, die alle, wie es scheint, un-
ter gewissen Umständen durch bloßes steifes An-
sehen andre kleine Thiere an sich locken können-
Wenigstens liegt also der Grund dieses vermeyn-
ten Zaubers nicht in der stinkenden und nach
Kalm's Versicherung**) theils bis zur Ohn-
[Seite 273] macht betäubenden Ausdünstung der Klapper-
Schlange. Hingegen kommt ihr ausserdem auch
noch ihre Klapper zu passe, deren zischelndem
Laut die Eichhörnchen etc. (– seys nun aus ei-
ner Art Neugierde, oder Misverständnis, oder
zagender Angst etc. –) von selbst nachzugehen
scheinen. Wenigstens weis ich von sehr unter-
richteten Augenzeugen die sich lange Jahre in
der Heimat der Klapperschlangen aufgehalten
haben, daß es der gewöhnliche Kunstgriff der
dortigen jungen Wilden ist, sich im Busch zu
verstecken, das Zischeln der Klapperschlangen
Nachzumachen und dadurch die Eichhörnchen
zu locken und zu fangen. – Die Klapperschlan-
gen selbst, werden von den Schweinen aufge-
sucht, und ohne Nachtheil gefressen. Sie lassen
sich überaus kirre und zahm machen; ja man
versichert daß die Wilden in Canada solche ab-
gerichtete Klapperschlangen mit Anfang des Win-
ters in Freyheit setzen, und sich diese im folgen-
den May doch richtig wieder an einem bestimm-
ten Orte bey ihnen einfinden.*)

6. boa. Scuta abdominalia et snbcaudalia.

1. Constrictor. die Abgottsschlange. B. scutis
240, scutellis 60. *

seba vol. II. tab. XCVIII. sqq.

In Ostindien und Africa. Ihre Größe er-
streckt sich nach H. Adansons Versicherung auf
40 bis 50 Fus. Sie verschlingt Rehe und win-
det sich um Hirsche und größere Thiere, bricht
ihnen die Rippen entzwey und verzehrt sie so-
[Seite 274] dann. Doch ist sie leicht kirre zu machen und
wird wie die Brillenschlange von den Ostindi-
schen Gaucklern zu allerhand Kunststücken ab-
gerichtet.

Die Amaru-Schlange in Süd-America die
von den Amis in Peru angebetet ward, und
auch auf 30 Fus lang wird, scheint wenig von
dieser verschieden.

Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig
verehrte sogenannte Juda-Schlange von einer
andern Gattung, da sie nur etwa sechs Fus lang
wird u.s.w.*)

7. colvber. (Fr. couleuvre) Scuta abdomi-
nalia, squamae subcaudales.

1. Vipera.C. scutis 118. squamis 22. *

Es werden mehrere Schlangen mit dem Na-
men der Viper belegt. Hier diese von Linné so
genannte, ist in Aegypten zu Hause.

2. Cerastes. ♂ die gehörnte Schlange.**)
C. scutis 145. squamis 44.

ellis in philos. Trans. Vol. LVI. tab. XIV.

Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und
soll allerdings auch giftig seyn.***)

3. †. Berus. die Italiänische Viper. (Engl.
the adder)C. scutis 146. squamis 39. *

Meyer (S. oben S. 42.) vol. II. tab. XV-
XVIII.

[Seite 275]

lavrenti tab. II. fig. 1.

Diese zu Suppen und andern Arzneyen ehe-
dem häufigst verordnete eigentliche Viper ist von
bräunlicher Farbe (die aber bald mehr ins graue
bald mehr ins rothe sticht) und in den wärmern
Gegenden der alten Welt, auch schon im südli-
chen Deutschland und in der Schweiz, zu Hause.
Ihr Biß ist zwar heftig, verursacht Entzündung
und Fieber etc. wird doch aber nur selten tödtlich.
Auch wird sie ohne Scheu von den Raubvögeln
gefressen. Es ist dieselbe Gattung womit ehe-
dem Redi und neuerlich Fontana so viele merk-
würdige Versuche angestellt haben.

Sie variirt aber in mehrerley Spielarten,
wohin auch wohl die von Linné für eigne Gat-
tungen gehaltne aspis und chersea gehören
möchten.

4. †. Natrix. die Natter. C. scutis 170. squa-
mis
60. *

Meyer l. c. vol. I. tab. LXXXIX. sq.

Ein unschuldiges schönes Thier von Stahl-
Farbe mit weissen Seiten-Flecken, zumal an
beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Eu-
ropa welche von 10 u. m. Fus gefunden die dann
wohl ehedem Anlaß zu den abentheuerlichen Er-
zählungen von Lindwürmern etc. gegeben haben
mögen.

5. coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scu-
tis
175. squamis 35. *

Voigts Magazin (s. oben S. 8.) IVten B.
4tes St. tab. I.

Diese ausnehmend schönfarbichte und unschul-
dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien
[Seite 276] zu Hause, Fingers dick und ohngefähr 2 Fus
lang. An meinem Exemplar das ich der Güte
des Hrn. Major Gardner verdanke, laufen
längst des Rückens 2, große und sehr regel-
mäßige carmoisin-rothe Flecken, die mit schwar-
zen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit
citron-gelben Queerstreifen von einander abge-
sondert sind. Die Mädchen in Florida tragen
das schöne Thier zum Putz als Halsband oder
in die Haare geflochten etc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo
) ♂ C. scutis 193. squamis 60. *

seba vol. II. tab. LXXXV. XC. u.a.

In Orient. Die Haut am Halse ist weit aus-
dehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen
Figur bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlan-
gen, wird aber doch vom Ichneumon (Viuerra
ichn
) ohne Schaden gefressen, und ist auch
leicht und ohne Gefahr zu allerhand Gaukel-
künsten abzurichten.*)

8. angvis. Squamae abdominales et subcau-
dales.

1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Hasel-
wurm, Hartwurm. (Engl. the blind-worm.
the slow-worm
) A. squ. abd. 135. totidem-
que subcaud
. *

lavrenti tab. V. fig. 2.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und
die Stücke bewegen sich doch noch Stunden-lang.
Man findet von ihr mancherley theils sauber
gezeichnete Spielarten.

[Seite 277]

9. amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30. *

seba vol. I. tab. LXXXVIII. fig. 3. u.a.

Ist schwarz und weiß gefleckt. Findet sich in
America.

10. caecilia. Rugae trunci caudaeque. La-
bium superius tentaculis
2.

1. Tentaculata. C. rugis 135. *

seba vol. II. tab. XXV. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern runzlichte Ringe in der glatten Haut,
fast wie ein Regenwurm.


Siebenter Abschnitt.
Von den Fischen
.

[Seite 278]

§. 100.

Die Fische sind diejenigen mit rothen kalten
Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer
Flossen bewegen und mittelst wahrer Kiefern
Athem holen.

Anm. wahre Kiefer und wahre Flossen – um sie
von den gewissermaßen analogen Organen der ganz
jungen Frösche, Salamander etc. (§. 95.) zu unter-
scheiden.

§. 101.

Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei-
ten hinter dem Kopfe unter einer oder mehrern
großen halbmondförmigen Schuppen, die des-
halb die Kiefer-Deckel (opercula branchialia)
heissen und mit der Kiefer-Haut (membrana
branchiostega
) verbunden sind. Die Kiefern
selbst sind mit unzähligen der zartesten Blutge-
fäße durchwebt und auf jeder Seite in vier Blät-
ter vertheilt, die ohngefähr der Fahne an einer
Feder äneln und die an ihrer Basis durch eben
[Seite 279] so viele bogenförmige Gräten unterstützt
werden.

§. 102.

Das Athemholen, das die Fische eben so
wenig als die mit Lungen versehene Thiere lange
entbehren können, geschieht bey ihnen indem sie
die im Wasser aufgelöste Luft durch den Mund
in die Kiefern leiten und dann durch die Kieser-
öffnung (apertura branchialis) wiederum von
sich geben.

§. 103.

Da sie keine Lungen haben so versieht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kan, obgleich ei-
nige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben können.

§. 104.

Die Bildung des Körpers überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannich-
faltiger als bey den beiden letztern Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine ver-
ticale Stellung d.h. er ist auf beiden Seiten zu-
sammengedruckt (corpus compressum s. cathe-
toplateum
); bey einigen andern, hingegen wie
bey dem Roch en, liegt er horizontal, ist in die
Breite platt gedruckt (corpus depressum s. pla-
gioplateum
); bey andern, wie beym Aal etc. ist
[Seite 280] er mehr rundlicht: bey andern, wie bey den
Panzerfischen prismatisch oder viereckt etc.

Bey allen stoßen aber Kopf und Rumpf un-
mittelber an einander ohne durch einen eigentli-
chen Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 105.

Die mehresten Fische sind mit Schuppen
bekleidet; die von einer ganz eignen Substanz,
und bey den verschiednen Gattungen von der
mannichfaltigsten theils ausnehmend eleganten
Bildung und Zeichnung, und farbichten Gold-
und Silberglanze sind.

Sie werden von aussen noch mit einem beson-
dern Schleim überzogen, der großentheils aus
kleinen Schleimhölen abgeschieden zu werden
scheint, die bey den mehrsten Fischen zu beiden
Seiten des Körpers in der sogenannten Seiten-
Linie liegen.

Einige Fische (pisces alepidoti) wie der
Saugefisch etc. haben gar keine Schuppen, son-
dern eine nackte schlüpfrige Haut.

Die mehrsten der sogenannten Knorpelfische
sind statt der Schuppen mit Schildern oder gar
mit einer festen knochichten Schaale gepanzert.

§. 106.

[Seite 281]

Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen, bestehen aus dünnen knochenartigen oder
knorplichten Gräten, die durch eine besondere
Haut mit einander verbunden, an eignen Kno-
chen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be-
wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach
heissen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales);
die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen,
Brustflossen (p. pectorales); die am Bauche
vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauch-
flossen (p. ventrales); die hinter dieser Oeffnung,
Steisflosse (p. analis); endlich am Schwanze,
die Schwanzflosse (p. caudalis). Die letztere
hat allemal eine verticale Lage, und vertritt völ-
lig die Stelle eines Steuerruders zum lenken etc.
So wie hingegen die Brustflossen zum eigentli-
chen Fortrudern u.s.w. dienen.

Die sogenannten fliegenden Fische haben sehr
lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da-
mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe-
ben und kleine Strecken weit fortfliegen können.

Anm. Man muß beides die Schnelligkeit und die Länge
der Zeit bewundern, womit die Fische ihre Flossen
bewegen und schwimmen können. Jenes ist zumal
bey ganz jungen Fischen auffallend, da das Auge
kaum der schnellen Bewegung ihrer Flossen folgen
kann, Dieses wird zum B. durch die Erfahrung
erweislich, da zuweilen die nemlichen Thunnfische
den Europäischen, von Martinike kommenden und
[Seite 282] mit dem besten Winde seegelnden Retourschiffen bis
an die Straße von Gibraltar Tag und Nacht und
ablässig nachfolgen.

§. 107.

Ein andres Hülfsmittel zu Bewegung der
Fische, besonders wohl zum steigen und sinken,
ist die Schwimmblase, womit zumal die Süs-
Wasser-Fische versehen sind, die mit phlogisti-
sirter Luft gefüllt ist und meist mittelst eines eig-
nen Canals (ductus pneumaticus) mit dem
Magen oder Schlunde in Verbindung steht.

§. 108.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süs-Wasser-
Fische. Einige können doch auch zuweilen ei-
nige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal,
die Muräne etc. Andre theils in warmen mine-
ralischen Quellen*).

§. 109.

Die mehresten Fische, zumal die in der See
leben, sind animalia nocturna, die nemlich ih-
ren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am
Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig hal-
ten. Daher auch die von Fischen lebenden In-
sulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts
auf den Fang ausgehn.

§. 110.

[Seite 283]

Viele Gattungen von Fischen unternehmen
in gewissen Jahrszeiten große Reisen; manche
Seefische steigen z.B. um zu laichen in die
Buchten und Mündungen der Flüsse; andere wie
die Häringe ziehn zu bestimmter Zeit vom Nord-
pol nach den mildern südlichern Meeren etc.

§. 111.

Die Fische sind größtentheils fleischfressende
Thiere, und sind, da sie keine eigentlichen Füße
haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher-
len andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver-
sehen worden.

Theils nemlich mit langen Bartfasern (cirri)
am Maule, um damit andere kleine Wasserthiere
wie mit einem Köder zu locken und gleichsam zu
angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch etc.)

Andre wie der Chaetadon rostratus mit ei-
ner Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser
fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen.

Andre wie der Zitterrochen, der Zitteraal,
und der Zitterwels mit einer besondern erschüt-
ternden und betäubenden Kraft.

Viele wie die Hayfische u.a.m. mit einem
furchtbaren Gebiß.

[Seite 284]

Manche wie der Sägefisch, Schwerdfisch etc.
mit andern Waffen u.s.w.

§. 112.

Die äußern Sinne der Fische haben unge-
mein viel sonderbares, auszeichnendes.

Das Gefühl ist bey vielen von der äußersten
Schärfe, so daß sie die unmerklichste Bewegung
des Wassers empfinden.

Auch der Geruch muß bey vielen überaus
scharf seyn, da sie versteckten Köder in weiter
Entfernung auswittern.

Die Organe des Geschmacks sind bey den
Fischen sehr von denen der warmblütigen Thiere
verschieden. Nur wenige haben eine wahre
Zunge, aber großentheils dagegen einen fleischich-
ten Gaumen.

Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins
reine, da man weis, daß sie nicht nur den Sinn,
und zwar in auffallender Schärfe –, sondern
auch selbst ähnliche Organe wie die im innern
Ohr andrer rothblütigen Thiere, selbst eine Art
flach-länglicher Gehörknöchelgen (von porcellan-
artigen Ansehen, aber sehr brüchiger Textur)
besitzen.

[Seite 285]

Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen
sich aber in Baue des Auges der Fische*), das
sich in dieser Classe überhaupt erst durch die größere
Menge und die merkwürdige theils unbeschreib-
lich prachtvolle Einrichtung der gemeinschaftlichen
Häute desselben und ihrer Blätter; – hingegen
durch den gänzlichen Mangel des sogenannten
Strahlenbandes (corpus ciliare); – dann auch
durch einen ganz eignen glockenförmigen Theil an
der Crystall-Linse (campanula) der einige Aehn-
lichkeit mit dem schwarzen Fächer im Auge der
Vögel (§. 66.) hat; – ferner durch einen son-
derbaren kleinen Muskel der innerhalb des Aug-
apfels auf der schwarzen Haut liegt, u. d. m.
auszeichnet: dann aber auch bey verschiednen Fi-
schen insbesondre, wieder ausnehmend auffal-
lende eigenthümliche Verschiedenheit zeigt: So
vor allem bey der cobitis anableps**), bey den
Rochen***) etc.

§. 113.

Was die innern Sinne der Fische betrifft,
so fehlt es noch sehr an richtigen Beobachtungen
[Seite 286] über dieselben. Doch weis man, daß manche
wie z.B. die Forellen überaus kirre werden*);
andre, z.B. die Karpen sehr listig und verschla-
gen sind u.s.w.

Auch will man bemerkt haben daß die Fische
einander kennen lernen und wenn sie zusammen
erzogen und nachher getrennt werden, sich wirk-
lich nach ihren alten Bekannten sehnen**).

§. 114.

Von ihrem Schlaf gilt meist die gleiche An-
merkung die bey den Amphibien gemacht wor-
den (§. 92.), daß nemlich vermuthlich alle einem
Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr
wenige einen bestimmten täglichen periodischen
Erholungsschlaf haben: wie es z.B. vom Gold-
brachsen gesagt wird.

§. 115.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen wohin der Aal und die sogenannte Aal-
mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische
wirklich mit einander paaren; sondern bey den
mehresten giebt das Weibgen den Rogen noch
unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt
hierauf nach, um denselben mit seiner Milch zu
begießen.

[Seite 287]

Man hat diese Einrichtung für die Landwirth-
schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der
künstlichen Vermischung von Eyern und Saa-
men der Forellen etc. junge Fische erzielen kan*).

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man ein-
zeln unter denselben wirkliche Zwitter**); -
und anderseits auch völlig geschlechtlose***) Mis-
geburten gefunden haben will.

§. 116.

Die Vermehrung der Fische ist zum Wun-
der stark, so, daß ohngeachtet die Eyergen der
mehresten Fische in Verhältnis zu ihrer Statur
ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern
Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer-
stöcke größer sind als ihr ganzer übriger Körper.
Daher zählt man z.B. beym Häring zwischen
20 und 37000, beym Karpen über 200000, bey
der Schleihe 383000, beym Flinder über eine
Million Eyergen etc.****).

§. 117.

Theils haben die jungen Fische so wie
sie aus dem Eye kriegen noch nicht ihre völ-
lige Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls so wie
[Seite 288] viele Amphibien (§. 95.) erst einer Art von Me-
tamorphose unterziehen, wodurch erst nach und
nach ihre Flossen u. dergl. m. allgemach ausge-
bildet werden.

§. 118.

Die Fische gelangen in Verhältnis zur Größe
ihres Körpers zu einem hohen Alter. Man weis
von Karpen, Hechten etc. daß sie anderthalbhun-
dert Jahre erreichen können. Doch werden einige
kleine Fische, wie z.B. der Stichling etc. nur
wenige Jahre alt.

§. 119.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist ziemlich einfach, meist blos zur Speise;
aber eben von dieser Seite für einen großen Theil
des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von
diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig-
keit. Selbst wilde Völker, wie z.B. die Kamt-
schadalen, Brasilianer etc. wissen die Fische auf
die mannichfaltigste Weise, sogar zu einer Art
Mehl, zu Kuchen u.s.w. zu bereiten: und bey
vielen, wie z.B. unter den Insulanern des stil-
len Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge-
schäfte –, und in Rücksicht der überaus sinn-
reichen angemeßnen Geräthschaften die sie sich
dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nach-
denkenden Studium aus. Aber auch für einen
großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang
[Seite 289] einiger besondern Gattungen von Fischen wie z.
B. des Härings, Cabliaus, Thunnfisches u. d.
m. ein äußerst wichtiger Gegenstand. Des un-
säglichen Luxus zu geschweigen den man zumal
bey den alten Römern mit vorzüglich großen
Stücken von schmackhaften Fischen, besonders
mit Stören, Muränen etc. getrieben. Ihr be-
rühmtes garum*) ward aus den Eingeweiden
mancher Fische, (gewissermaßen so wie der Ca-
vear aus dem Rogen der Störe) bereitet.

Manche Theile einiger Fische werden auch zu
Kunstsachen benutzt; wie z.B. die Schuppen
des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Ro-
chen und Hayen etc.; Hausenblase etc. Die Haut
des Sägefisches zu Sohlenleder. Sein Thran
zum brennen etc.

§. 120.

Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumal in den Weltmeeren die Haye; und
in den süßen Wassern die Hechte. – Auch
sind einige Fische mit heftigen Gift versehen, das
ihren Genuß gefahrvoll und tödlich machen kan.
So zumal einige Gattungen von Tetrodon.

§. 121.

[Seite 290]

Bey der Anordnung der Geschlechter dieser
Classe habe ich, wie es die Natur mit sich bringt,
die von Linné ohne Grund zu den Amphibien
gezählte Fische (§. 99.) wieder in ihre behörige
Classe gebracht, wo sie nun die beiden ersten
Ordnungen ausmachen.

In den übrigen vieren hingegen bin ich ganz
dem Linnéschen System gefolgt.

I. Chondropterygii. Die eigentlichen Knor-
pelfische, die nemlich knorpelartige Gräten
haben;

II. Branchiostegi. Denen der Kieserdeckel
und die Kieferhaut oder doch eins von bei-
den mangelt.

Die folgenden hat Linné nach der Beschaf-
fenheit und Lage der Bauchflossen geordnet:
nemlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor
den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge-
rade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales. wo sie hinter diesen sitzen.

* * *

Zur N. G. der Fische.

[Seite 291]
  1. gvil. rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. hippol. salviani aquatilium historia. Rom. 1554. fol.
  3. conr. gesner de piscium et aquatilium unimantium na-
    tura
    . Tig
    . 1558. fol.
  4. vl. aldrovandvs de piscibus. Bonon. 1638. fol.
  5. steph. a schonevelde ichthyologia. etc. Hamburg.
    1624. 4.
  6. f. willovghbeii historia piscium. ex ed. raii. Oxon.
    1686. fol.
  7. io. raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  8. petr. artedi ichthyologia. ex ed. linnaei. LB. 1738. 8.
  9. lavr. theod. gronovii Zoophylacium Gronovianum
    LB. 1781. P. I–III. fol.
  10. ant. gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  11. du hamel et de marre histoire des poissons. (traité des
    pêches etc.) Par
    . 1770 sq. III vol. fol.
  12. M. El. Block öconomische N. G. der Fische Deutsch-
    lands Berl. 1782. III B. 4.
  13. Dess. N. G. ausländischer Fische. ib. seit 1785. 4.
* * *
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio-
    logie der Fische mit dem Bau des Menschen und
    der übrigen Thiere. – mit vielen Zusätzen von
    P. Camper und J. G. Schneider. Leipz. 1787. 4.

I. CHONDROPTERYGII.

[Seite 292]

Die Fische dieser Ordnung haben knorplichte
Gräten, besonders auch in den Flossen, und bey
den mehrsten ist das Maul auf der Unterseite
des Kopfs befindlich.

1. petromyzon. Spiracula VII ad latera colli.
Fistula in vertice. Pinnae pectorales aut ven-
trales nullae
.

1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam-
proye
. Engl. the lamprey) P. ore intus ps-
pifloso, pinna dorsali posteriori a cauda di-
stincta
*.

Bloch tab. LXXVII.

In der Nordsee so wie im mitländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 8 und mehrere Mei-
len weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß
lang.

2. †. fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna
dorsali posteriore angulata
. *

Bloch tab. LXXVIII.

In größern Flüssen. Wird nur halb so groß
als die vorige Gattung. Beide können sich mit
dem Maule an Klippen, Schiffe etc. (fast wie
Blutigel) festsaugen.

2. raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spi-
racula V fubtus ad collum. corpus depres-
sum. os sub capite
.

[Seite 293]

Ein ansehnliches Geschlecht, dessen Gattungen
aber noch nicht genau genug bestimmt scheinen.
Sie werden theils durch ihre Größe, theils durch
ihr sonderbares Ansehn, theils durch andre
auszeichnende Eigenschaften etc. merkwürdig.
Ohngeachtet sie nur ein Ey auf einmal legen so
vermehren sie sich doch so stark, daß das Meer
in manchen Gegenden ganz davon wimmelt. Die
Eyer haben eine hornichte Schaale mit vier
Spitzen, und heissen See-Mause. Freylich
legt die Mutter viele Eyer hinter einander, und
da dieselben gleich eine ansehnliche Größe haben,
und auch die jungen Thiere nur von wenigen
Raubfischen gefressen werden, so erreichen nach
Verhältnis sehr viele derselben ihr volles Wachs-
thum etc. Die alte Grille, daß man getrocknete
Rochen durch allerhand Künsteley in Drachen-
form umgebildet hat, kan wohl zum Theil mit
Anlaß zum Mährchen von Basilisken gegeben
haben.

1. torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr.
la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota
laeuis maculis dorsalibus
5 orbiculatis.

Bloch tab. CXXII.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. XIX. sq.

Vorzüglich im mitländischen Meer. Er be-
täubt die Thiere die sich ihm nähern, und man
empfindet die gleiche Würkung, im Arm, wenn
man ihn anfassen will. Außerdem kan er aber
auch einen erschütternden Schlag mottheilen, der
dem von der Leidner Flasche änelt. Wird doch
an theils Orten vom gemeinen Mann gegessen.

2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the
[Seite 294] skate, the flair
.) R. varia, dorso medio gla-
oro, cauda vnico aculeorum ordine.
*

Bloch tab. LXXIX.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf-
tes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, la tareronde. Engl. the
sting-ray
.) R. corpore glabro, aculeo longo
anterius serrato in cauda, et dorse apterygio
.*

Bloch tab. LXXXII.

In vielen Meeren der Welt. Der Stachel
am Schwanze dieses Rochen wird irrig für gif-
tig, und seine Verletzungen für tödtlich gehal-
ten. Aber er dient dem Thiere und auch wilden
Völkern als Waffen. So schäfften z.B. die
Brasilianer und viele Insulaner des stillen Oceans
ihre Pfeile und Spieße damit.

3. sovalvs. Han. (Fr chien de mer. Engl.
shark.) Spiracula V ad latera colli. Cor-
pus oblongum teretiusculum. Os in ante-
riore capitis parte
.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, cor-
pore teretiusculo
. *

Bloch tab. LXXXV.

In den europäischen Meeren. Hat drey Rei-
hen Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite latissimo transuerso malleiformi.*

Bloch tab. CXVII.

[Seite 295]

3. Carcharias. (lamia. tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano,
dentibus serratis
. *

Bloch tab. CXIX.

Ein ungeheures blutdürstiges unersättlich-
gefräßiges Thier, was zuweilen auf zehntausend
Pfund wiegt, und in dessen Magen man wohl ehr
ganze Pferde gefunden hat. Zieht Schaaren-
weis den Transportschiffen mit Negersclaven
von Guinea bis zu den Antillen etc. nach, um
die Menge derselben die unterwegs an Krank-
heit sterben oder sich selbst ersäufen, gleich auf-
zuschnappen. Hat sechsfache Reihen Zähne im
Rachen, die (wie überhaupt bey den mehrsten
Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son-
dern durch eine Art Gelenk mit denselben ver-
bunden und folglich beweglich sind, zurückgelegt
werden können.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwerdfisch. (Fr.
la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna
ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrin-
que dentato
. *

Bloch tab. CXX.

Das breite schwerdförmige oft mehrere Elen
lange Gewehr, was dieses Thier vor dem Kopfe
führt, und womit es sich selbst den größten Wall-
fischen furchtbar macht, ist knorplicht und zu
beiden Seiten an den Schärfen mit 24 starken
eingekeilten Zähnen besetzt.

4. chimaera. Spiracula solitaria, quadripar-
tita, sub collo. Oris labium superius quin-
quepartitum. Dentes primores incisores bini
supra infraque
.

[Seite 296]

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. CXXIV.

Im nordlichen Atlantischen Meer.

5. acipenser. Spiracula lateralia solitaria, li-
nearia. Os sub capite, retractile, edentu-
lum. Cirri quatuor sub rostro ante os.

1. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl.
the sturgeon) A. quamis dorsalibus 11. *

Bloch tab. LXXXVIII.

In allen Europäischen Meeren, auch im Ca-
spischen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht
nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts
sowohl wegen des Fleisches als des aus dem Ro-
gen bereiteten Caviars, für viele Völker einen
wichtigen Fang aus, und kan gegen tausend
Pfund schwer werden.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa-
libus
15. *

Bloch tab. LXXXIX.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am häufigsten im Caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis
dorsalibus
13. caudalibus 43. *

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hau-
senblase merkwürdig, die man besonders aus der
innern Haut der Schwimmblase desselben, doch
auch aus dem Stör und noch aus einer andern
Gattung dieses Geschlechts, nemlich der Se-
wruge (Acipenser stellatus) die auch das beste
[Seite 297] Caviar giebt; ja theils auch aus der Luftblase
des Wels, bereitet.

Auch findet sich zuweilen in den Nieren dieses
Thiers der berühmte Beluga-Stein, der zumal
bey vielen Russisch-Asiatischen Völkern im unge-
gründeten Ruf eines wichtigen Arzneymittels
steht.


II. BRANCHIOSTEGI.

In Rücksicht der Flossen- und übrigen Grä-
ten nähern sich die Thiere dieser Ordnung schon
wehr den folgenden Ordnungen der von Linne'
eigentlich sogenannten Fische. Es fehlt ihnen
aber doch entweder der Kieferndeckel, oder die Kie-
fernhaut, oder beides*).

6. lophivs. Seeteufel. (Fr. diable de mer.
Engl. sea-devil) Pinnae pectorales brachiis
insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.

1. piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca-
trix
. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the
toad-fish
.) L. depressus capite rotundato.
*

Bloch tab. LXXXVII.

[Seite 298]

Der ungeheure Kopf der die größere Helfte des
ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischich-
ten Angelfaden am Maule (§. III.) geben ihm
ein auffallendes Ansehn.

7. balistes. Hornfisch. Caput compressum.
Apertura supra pinnas pectorales. Corpus
compressum, squamis corio coadunatis. Ab-
domen carinatum.

1. tomentosus. (Engl. the old wife) B.
pinna capitis biradiata, corpore posterius
subvilloso.
*

Bloch tab. CXLVIII. fig. 1.

In beiden Indien.

8. ostracion. Panzerfisch. (Fr poisson coffre)
Corpus osse integro loricatum. Pinnae ven-
trales nullae
.

1. triqueter. O. trigonus muticus. *

seba vol. III. tab. XXIV. fig. 6. 12.

So wie der folgende in Ostindien.

2. cornutus. O. tetragonns, spinis frontali-
bus subcaudalibusque binis
. *

Ein überaus niedliches kleines Thier, dessen
Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken
wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

9. tetrodon. Corpus subtus muricatum. Pin-
nae ventrales nullae
.

1. lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur) T.
abdomine aculcato, corpore laeui, humeris
prominentibus
.

[Seite 299]

seba vol. III. tab. XXIII. fig. 5.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar
sind die so man oben im Flusse landeinwärts
fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die
nahe an der See, in der Mündung des Flusses,
sehr giftig.

2. hispidus. der Kugelfisch. (orbis) T. totus
hispidus papillis setaceis
. *

gesner pag. 744.

Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder. Kan mit
ausnehmender Schnelligkeit bald schwimmen
bald tauchen etc. und ist neuerlich mit den Luft-
ballonen verglichen und gleichsam als eine Was-
ser-Montgolfiere angesehen worden. Ein sehr
giftiger Fisch, der aber, wenn ihm das Gift
benommen worden, unschädlich zu essen und
überaus schmackhaft ist.

3. mola. der Klumpfisch. T. laeuis compres-
sus, cauda truncata: pinna breuissima dor-
sali analique annexa.

gesner pag. 754.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.

10. diodon. Corpus spinis acutis mobilibus
vndique adspersum. Pinnae ventrales nullae.

1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. D. ob-
longus, aculeis teretibus
. *

Bloch tab. CXXVI.

Zumal im Atlantischen Ocean: und zwar auch
an den Nordamericanischen Küsten.

[Seite 300]

11. cycloptervs. Bauch-Sauger. Caput
obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum
connatae
.

1. †. Lumpus. der See-Haase, Klebpfost,
Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the
lump sucker
.) C. corpore squamis osseis an-
gulato.
*

Bloch tab. XC.

In den nordlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich mit seinem gerippten stachen Brust-
schilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u.
f. w. an.

12. centriscvs. Messer-Fisch. Caput pro-
ductum in rostrum augustissimum. Abdo-
men carinatum. Pinnae ventrales vnitae
.

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro. cauda recta extensa
. *

Bloch tab. CXXIII. fig. 1.

Im mitländischen Meer etc.

13. syngnathvs. Rostrum subcylindricum,
ore operculato maxilla inferiore. Corpus ca-
taphractum. Pinnae ventrales nullae
.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe) S. pinnis caudae ani pectora-
libusque radiatis, corpore septemangulato
tuberculato
. *

Bloch tab. XCI. fig. 2.

In der Nord- und Ostsee etc. wird wohl über
zwey Fuß lang, aber kaum Daumens dick.

[Seite 301]

2. Hippocampus. das See-Pferdgen, die See-
Raupe. (Engl. le cheval marin) S. pinna
caudae quadrangulae nulla, corpore septem-
angulato tuberculato
. *

Bloch tab. CIX. fig. 3.

Hat seine Namen, weil der Vordertheil ei-
nem Pferdekopf und Hals, das Hintere Ende
aber einer Raupe äneln soll. Im Tode krümmt
es sich wie ein S, und änelt so dem Springer im
Schach.

14. pegasvs. Os proboscide tetractili. Ro-
strum ensiforme, lineare. Corpus articu-
latum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae
Ventrales abdominales.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico. *

Bloch tab. CIX. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflos-
sen äneln ausgespannten Flügeln, und mögen
wol den Namen veranlaßt haben.


III. APODES.

Diese und die folgenden drey Ordnungen be-
greifen nun die von Linné eigentlich sogenannten
Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine
Brustflossen haben.

15. mvraena. Caput laeue. Nares tubulosae.
Membr. branch. radiis
X. corpus teretiuscu-
[Seite 302] lum, lubricum. Pinna caudalis coadunata
dorsali anique. Spiracula pone caput vel
pinnas pectorales.

1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectorali-
bus nullis
. *

Bloch tab. CLIII.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, der in den
wärmern Meeren beider Welten zu Hause, und
selbst wegen des Luxus, der bey den alten Rö-
mern mit ihm getrieben wurde, bekannt ist.

2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl.
the eel) M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore vnicolore
. *

Bloch tab. LXXIII.

In den Flüssen beider Welten. Geht zuwei-
len ans Land auf Wiesen, ins Getraide etc. und
verkriecht sich bey strengen Wintern wol gar
auf Heuböden. Hat ein zähes Leben, und das
ihm ausgeschnittne Herz behält wol noch 40
Stunden lang seine Reizbarkeit. Nach den ge-
nauesten Beobachtungen gebiert er wol sicher le-
bendige Junge.

16. gymnotvs. Caput operculis lateralibus.
Tentacula duo ad labium superius. Membr.
branch. radiis
V. corpus compressum, sub-
tus pinna carinatum
.

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch. G. nudus, dorso apterygio, pinna cau-
dali obtusissima anali annexa.

Bloch tab. CLVI.

[Seite 303]

Bey Surinam und Cayenne wo ihn Richer
und Flamstead zuerst bekannt gemacht haben.
Er ist etwa Mannslang, und vorzüglich wegen
der sonderbaren ihm beywohnenden electrischen
Kraft merkwürdig, mittelst deren er so wie der
Zitterrochen und Zitterwels, Menschen und
Thieren, die sich ihm nähern, einen betäu-
benden Schlag mittheilt, der dem von der Leid-
ner Flasche änelt. Daß es auch bey diesem
Fische ganz unwiderredlich wahre Electricität
sey, ist selbst dadurch daß man gesehen wie er
Funken giebt etc. völlig erwiesen.

17. trichivrvs. Caput porrectum, opercu-
lis lateralibus. Dentes ensiformes, apice
semisagittati: primores maiores Membr.
branchiostega radiis
VII. Corpus compresso-
ensiforme. Cauda subulata, aptera
.

1. lepturus. trichivrvs.

Bloch tab. CLVIII.

In beiden Indien.

18. anarrhichas. Caput obtusiusculum. Den-
tes primores supra infraqne conici, diuer-
gentes, sex pluresue, molares inferiores
palatique rotundati. Membr. branch. rad.

VI. Corpus teretiusculum, pinna caudae di-
slincta.

1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl.
the ravenous) A. pinnis pectoralibus amplis
subrotundis
. *

Bloch tab. LXXIV.

An den Küsten des nördlichen Europa.

[Seite 304]

19. ammodytes. Caput compressum. La-
bium superius duplicatum, dentes acerosi.
Membr. branch. rad.
VII. corpus teretiuscu-
lum, cauda distincta
.

1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch). (Engl. the sand launce) A. ma-
xilla inferiore longiore
. *

Bloch tab. LXXV. fig. 2.

Ebenfalls am nordlichen Europa.

20. ophidivm. Caput nudiosculum, dentes
maxillis, palato, faucibus. Membr. branch
rad
VII. patula. Corpus ensiforme.

1. barbatum. (Fr. la donzelle) O. maxilla in-
feriore cirris
4. *

Bloch tab. CLIX. fig. 1.

Am südlichen Europa.

21. stromatevs. Caput compressum. Dentes
in maxillis, palato. Membr. branchiostega
.... Corpus ouatum, lubricum. Cauda
bifida
.

1. paru. S. vnicolor.

Bloch tab. CLX.

In America.

22. xiphias. Caput maxilla superiore termina-
tum rostro ensiformi. Os edentulum.
Membr. branch. rad.
VIII. corpus teretiuscu-
lum alepidotum
.

[Seite 305]

1. †. Gladius. der Schwerdfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épee de mer, l'empereur, l'espadon.
Engl. the sword-fish, whale-killer) X. man-
dibula inferiore acuta, triangulari
. *

Bloch. tab. LXXVI.

Ein furchtbar-starkes Thier der nordlichen
sowohl als der südlichen Meere, was wol auf
achtzehn Fuß lang wird, und gegen fünf Centner
am Gewicht hält.

IV. IVGVLARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.

23. callionymvs. Caput labio superiore du-
plicato; oculi approximati. Membr. bran-
chiostega rad.
VI. apertura nuchae forami-
nibus respirante. Opercula clausa. Corpus
nudum. Pinnae ventrales remotissimae
.

1. lyra. (Fr. le lacert) C. dorsalis prioris ra-
diis longitudine corporis
. *

Bloch tab. CLXI.

Im Atlantischen Ocean.

24. vranoscopvs. Caput depressum, sca-
brum, maius. Os simum, maxilla supe-
rior breuior. Membr. branch. rad.
V. anus
in medio
.

[Seite 306]

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the star gazer.) V. cirris multis in ma-
xilla inferiore
. *

Bloch tab. CLXIII.

Vorzüglich häufig im Mitländischen Meer.

25. trachinvs. Caput scabriusculum, com-
pressum. Membr. branch. rad.
VI. anus prope
pectus
.

1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever) trachinvs.

Bloch tab. LXI.

Im Mitländischen Meer, und der Nordsee etc.

26. gadvs. Caput laeue. Membr. branch.
rad.
VII. teretibus, pinnae cute communi ve-
stitae, pectorales acuminatae
.

1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock
) G. tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore
. *

Bloch tab. LXII.

Im ganzen nordlichen Europäischen Ocean,
vorzüglichst aber an den Englischen und Schot-
tischen Küsten.

2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore
. *

Bloch tab. LXIII.

Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. †. Morrhua. der Kabliau, Stockfisch, Stein-
fisch. (Asellus. Fr. la morne. Engl. the cod-
[Seite 307] fish) G. tripterygius cirratus, cauda subae-
quali, radio primo anali spinoso
. *

Bloch tab. LXIV.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Na-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge-
schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen
Menge und wegen der mannichfaltigen Zuberei-
tung (als eigentlicher Stockfisch, als Laberdan,
und als Klippfisch) und langen Conservation etc.
von der äußersten Wichtigkeit fürs Menschenge-
schlecht sind. Sie finden sich in den nordlichen
Gegenden, beides des stillen und des Atlan-
tischen Oceans, werden aber vorzüglichst um
Neu-Fundland, Neu-England, Neu-Schott-
land, auch um Island und an den Nordküsten
von Grosbritannien gefangen*).

4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting) G. triptery-
gius imberbis albus, maxilia superiore lon-
giore
. *

Bloch tab. LXV.

In den Europäischen Meeren.

5. †. Lota. Die Quappe, Drusche, Rutte,
Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the
burbot
.) G. dipterygius cirratus, maxillis
aequalibus
.*

Bloch tab. LXX.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer
der schmackhaftesten Europäischen Fische.

[Seite 308]

27. blennivs. Schleimfisch. Caput decliue,
tectum. Membr. branch. rad.
VI. corpus
lanceolatum, pinna ani distincta.

1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore tenta-
culis duobus.
*

Im Mitländischen Meer, in der Nordsee etc.
Gebiert lebendige Junge.


V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen sitzen.

28. cepola. Caput subrotundum compressum.
Os simum, dentes curuati, simplici ordine
Membr. brauch. radiis
VI. Corpus ensi-
forme, nudum, abdomine vix capitis lon-
gitudine
.

1. taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban.) C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo
.

Bloch tab. CLXX.

29. echeneis. Caput depressum, supra pla-
num marginatum, transuerse sulcatum.
Membr. branch. rad.
X. Corpus nudum.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet.
Engl. the sucking fish) L. cauda bifurca
striis capitis
18. *

Blach tab. CLXXII.

[Seite 309]

Ein sonderbares Thier, was sich mittelst der
unzähligen kleinen Mündungen auf dem queer-
gestreiften Hinterkopfe, aufs festeste an Schiffe
und Ufer festsaugen kan. Die alte Fabel, daß
ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen
vermöge, bedarf keiner Widerlegung; doch hat
sich neuerlich bestätigt, daß ihrer viele allerdings
bey einem kleinen Fahrzeug das Rudern zu er-
schweren im Stande sind.

30. coryphaena. Caput truncato decliue.
Membr. branch. rad.
V. pinna dorsalis lon-
gitudine dorsi
.

1. Hippurus der Goldkarpe. (Fr. la dorade.
Engl. the delphin) C. cauda bifida, radiis
dorsalibus
LX. *

Bloch tab. CLXXIV.

Im Atlantischen Meer. Hat den Namen von
der schönen Goldfarbe seiner Flossen. Ueber-
haupt ein prachtvolles Thier.

31. gobivs. Caput poris 2 inter oculos appro-
ximatos: altero anteriore. Membr. branch.
radiis
IV. Pinnae ventrales vnitae in ouatam.

1. †. niger. die Meergrundel. G. pinna dor-
sali secunda radiis
XIV.

Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 3. 5.

32. cottvs. Caput corpore latius, spinosum.
Membr. branch. rad
. VI.

1. †. Cataphractus. Der Knurrhan, Stein-
picker. (Engl. the pogge) O. loricatus rostro
verrucis bifidis, capite subtus cirroso
. *

[Seite 310]

Bloch tab. XXXVIII. fig. 3. 4.

An den nordlichen Küsten von Europa und
America.

2. †. Gobio. der Kaulkopf, Kotzkolbe, Gropp,
Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's
thumb
) C. laeuis, capite spinis duabus
.*

Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner Flußfisch. Das Weibchen
scharrt sein Laich in eine Höle am Grund, und
bewacht es bis die Jungen ausgekrochen sind
aufs sorgfältigste.

33. scorpaena. Caput magnum, aculeatum.
Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, fau-
cibusque. Membr. branch. radiis
VII.

1. horrida. S. tuberculis callosis adspersa.*

In Ostindien.

34. zevs. Caput compressum. Decliue. La-
bium superius membrana transuersa forni-
catum. Lingua subulata. Membr. branch.
radiis
VII. perpendicularibus: infimo trans-
uerso. Corpus compressum.

1. vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pinnam
analem dorsalemque recumbente.
*

2. faber. Z. cauda rotundata lateribus mediis
ocello fusco, pinnis analibus duabus
. *

gesner p. 439.

Beide im Atlantischen Meer.

[Seite 311]

35. plevronectes. Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder) Ocu-
lis vtrisque in eodem latere frontis. Membr.
branch. rad
. IV-VII. Corpus compressum,
latere altero dorsum, altero abdomen re-
ferente
.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur die ihre beiden Augen auf einer Seite
des Kopfs haben; manche Gattungen nemlich
auf der rechten, andere auf der linken: sehr sel-
ten finden sich Misgeburten unter ihnen, die
anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen
haben Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls
so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer
schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe ge-
richtet.

1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise)
P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu-
lis
6 capitis. *

Bloch tab. XLII.

Nebst den folgenden besonders in den nordli-
chen Meeren. Hier diese wird für die schmack-
hafteste Gattung gehalten.

2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der
) P. oculis dextris, linea laterali aspera,
spinulis ad pinnas
. *

Bloch tab. XLIV.

3. †. limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl.
the dab) P. oculis dextris, squamis ciliatis,
spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique,
dentibus obtusis
. *

Bloch tab. XLVI.

[Seite 312]

4. †. hippoglossus. die Heilbutte. (Fr. le fte-
tang
. Engl. the holibut) P. oculis dextris,
corpore toto glabro
. *

Bloch tab. XLVII.

Theils von vier Centnern an Gewicht.

5. †. Maximus. die Steinbutte. (Fr. und Engl.
turbot) P. oculis sinistris, corpore aspero.*

Bloch tab. XLIX.

Doch weit kleiner als die vorige.

36. chaetodon. Dentes setacei, flexiles con-
fertissimi, numerosissimi. Membr. branch.
rad.
VI. corpus pictum, pinna dorsi anique
carnosa squamosa.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae
dorsalis
IX. maculaque ocellari, rostro cylin-
drico.
*

Philos. Trans. 1765. tab. IX.

In Ostindien. Hat so wie die verwandten
Gattungen dieses Geschlechts vortrefliche Far-
ben. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre,
wodurch das Thier die Insecten die an allerhand
Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herab-
fallen und ihm zur Speise werden müssen.

2. macrolepidatus. C. cauda integra, spinis
dorsalibus
XI, radio dorsali quarto filiformi
longissimo
. *

seba vol. III. tab. XXV. fig. 8.

In Ostindien.

37. sparvs. Dentes primores robusti, molares
obtusi, conferti. Labia duplicata. Membr.

[Seite 313] branch. rad. V. corpus compressum. Pinnae
pectorales rotundatae
.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula au-
rea inter oculos.
*

rondelet pag. 115.

Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von
dem goldnen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello sub-
caudali, corpore fasciis nigris
. *

rondelet pag. 122.

Aenelt dem vorigen Fisch in der Bildung und
Lebensart. Die Männchen sollen zur Begat-
tungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vogel
um ihre Geliebte kämpfen.

38. labrvs. Dentes acuti, labia simplicia.
Membr. branch. rad.
VI. pinnae dorsalis ra-
dii postice ramento filiformi aucti. Pecto-
rales acuminatae
.

1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus caeru-
lescentibus, vitta longitudinali fulua vtrim-
que dentata.
*

gesner pag. 549.

Im Mitländischen Meer. Nur Fingers lang,
und blos seiner ausnehmend schönen Farbe we-
gen merkwürdig. Wird den Badenden durch
seinen Biß lästig der wie Mückenstiche schmerzt.

39. sciaena. Caput..... Membr. branch.
rad.
VI. opercula squamosa et totum caput.
Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali re-
condenda.

[Seite 314]

1. umbra. S. nigro varia, pinnis ventralibus
integerrimis
.

Im Mitländischen Meer.

40. perca. Opercula squamosa, serrata.
Membr. branch. rad.
VII. Corpus pinnis
spinosis
.

1. †. Fluuiatilis. der Baarsch. (Fr. la perche,
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis
XVI.*

Bloch tab. LII.

Von mehrern Seiten einer der vorzüglichsten
Flußfische.

2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis XXXII.
*

Bloch tab. LI.

Ein sehr schmackhafter Raubfisch des nordli-
chern Europa.

3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe)
P. pinnis dorsalibus vnitis radiis
XXVII. spinis
XV, cauda bifida.

Bloch tab. LIII. fig. 2.

41. gasterostevs. Membr. branch. rad. III.
corpus ad caudam vtrimque carinatum.
Pinnae ventrales pone pectorales, sed supra
sternum
.

1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella.
Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus
. *

Bloch tab. LIII. fig. 3.

[Seite 315]

2. Volitans. G. spinis dorsalibus XIII. cirris 6,
pinnis pectoralibus corpore longioribus
. *

seba vol. III. tab. XXVIII. fig. 1.

Um Amboina. Einer der fliegenden Fische.

42. scomber. Caput compressum, laeue.
Membr. branch, rad.
VII. corpus laeue, li-
nea laterali poslice carinatum. Pinnae spu-
riae saepe versus caudam.

1. †. scomber. die Makrele. (Fr. le maquereau.
Engl. the mackrel) S. pinnulis V.

Bloch tab LIV.

Im Nordischen und Atlantischen Meer etc. Wie
der folgende ein gefräßiger aber schmackhafter
Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein
vorzügliches Garum (§. 119).

2. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon.
Engl. the tunny) S. pinnulis vtrimque 8. *

Bloch tab. LV.

In der Nordsee, Mitländischen Meer, Ost-
und Westindien etc. Wird über Manns-lang
und dann wol gegen 5 Centner schwer*).

43. mvllvs. Caput compressum, decliue, squa-
mis tectum. Membr. branch. rad
. III. Cor-
pus squamis magnis facile deciduis.

1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.

gesner pag. 667.

[Seite 316]

Ein sehr schöner und vorzüglich schmackhafter
Fisch des Mitländischen Meers. Ohngefähr
Fus-lang.

44. trigla. Caput loricatum lineis scabris.
Membr. branch. rad
. VII. Digiti liberi ad
pinnas pectorales
.

1. †. Hirundo. die Seeschwalbe. (Fr. la ca-
bote
. Engl. the tub fish) T. digitis ternis,
linea laterali aculeata.
*

Bloch tab. LX.

2. Volitans. T. digitis vicenis membrana pal-
matis.
*

gesner pag. 514.

Beides fliegende Fische.


VI. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust-
floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in
süßen Wassern.

45. cobitis. Oculi in suprema capitis parte.
Membr. branch. rad
. IV–VI. Cauda versus
pinnam minus angustata
.

1. anableps. C. cirris 2. capite depresso, oculis
prominulis.

seba vol. III. tab. XXXIV. fig. 7.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge,
and wird besonders (wie obgedacht §. 112.) durch
[Seite 317] den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey
Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und
übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig.

2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche) C. cirris 6, ca-
pite inermi compresso.
*

Bloch tab. XXXI. fig. 3.

Ein bekannter schmackhafter kleiner Fisch, wo-
von es mehrere Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. giebt. Die größten finden sich in der
Aar in der Schweiz.

3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 8, spina super oculus.*

Bloch tab. XXXI. fig. 1.

Giebt wie der Knurrhan einen Laut von sich;
wenn man ihn in Gläsern mit Sand am Boden,
erhält, so wird er bey jeder bevorstehenden Wet-
terveränderung unruhig.

46. amia. Caput osseum, nudum, scabrum,
suturis conspicuum. Dentes in mandibulis
palatoque acuti, conferti. Cirri nasales
2.
Membr. branch. radiis XII. corpus squa-
mosum
.

1. calua. A. cauda macula nigra.

In Carolina.

47. silvrvs. Caput nudum. Os cirris filifor-
mibus tentaculatum. Membr. branch. rad.

IV-XIV. Radius pinnarum pectoralium aut
dorsalis primus spinosus, retrodentatus
.

[Seite 318]

1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali vnica scapulari mutica, cirris
6.

Bloch tab. XXXIV.

Der größte Süswasserfisch, der wol 3 Cent-
ner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich
großen und breiten Kopfes und der langen Bart-
fäden ein sonderbar Ansehn hat. Er soll wol eher
selbst Menschen und Pferde etc. aufgefressen haben.

2. cataphractus. S. pinna dorsali postica vnira-
diata, squamis ordine simplici, cirris
6 cauda
integra
. *

catesby vol. III. tab. XIX.

In Nordamerica.

3. electricus. der Zitter-Wels, Raasch. S. pinna
dorsali vnica lumbari, remota absque radiis.
cirris
6.

broussonet in den mém. de l'ac. des sc.
Paris
, 1782. tab. XX.

Die dritte bis jetzt bekannte Fisch-Gattung
die einen electrischen Schlag mitzutheilen im
Stande ist*). Findet sich im Nil u.a. Afrikani-
schen Strömen. Wird ohngefähr 20 Zoll lang.
Ist doch eßbar.

48. tevthis. Caput antice subtruncatum.
Membr. branch. radiis
V. Dentes simplici
serie aequales, rigidi, approximati
.

1. hepatus. T. spina vtrinque caudali recum-
bente mobili
.

seba vol. III. tab. XXXIII. fig. 3.

In beiden Indien.

[Seite 319]

49. loricaria. (Fr. cuirassier) Caput laeue de-
pressum. Os edentulum retractile. Membr.
branch. radiis
VI. corpus cataphractum.

1. cataphracta. L. pinna dorsi vnica, cirris
duobus
. *

seba vol. III. tab. XXIX. fig. 14.

In Süd-America.

50. salmo. Caput laeue. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad.
IV-X. pinna
dorsalis postica adiposa; pinnae ventrales
multiradiatae.

1. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau-
mon
. Engl. the salmon) S. rostro vltra in-
feriorem maxillam prominente
. *

Bloch tab. XX. XCVIII.

In den nordischen Meeren und Flüssen. Hält
sich des Sommers in den Flüssen, im Winter
aber in der See auf. Wird besonders um die
Laichzeit sehr von Würmern (Lernaea salmo-
num
) hinter den Kiefern geplagt, daher er oft
aus Unruhe schnelle Sprünge übers Wasser thut.
Nur die Männchen haben einen gebogenen Un-
terkiefer.*)

2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truits
saumonée
. Engl. the sea trout) S. ocellis
nigris iridibus brunneis, pinna pectorali
punctis
6. *

Bloch tab. XXI.

Wird wol 8-10 Pfund schwer.

[Seite 320]

3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout) S. maculis rubris, maxilla infe-
riore sublongiore
.

Bloch tab. XXII. XXIII.

Dieß schöne, muntre und doch leicht kirre Thier
lebt in schattichten kalten Waldbächen auf kie-
sichtem Grund, wird selten über zwey Pfund
schwer. Variirt gar sehr an Farbe und Ge-
schmack.

4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Rothfisch.
S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre
fuluo
. *

Bloch tab. CIV.

Im Alpinischen und Nordischen Europa. Zu-
mal ein sehr wichtiges Thier für die Schwedi-
schen Lappen, deren beynah einzige Nahrung es
zu Zeiten ausmacht; lebt fast blos von Mücken
(culex pipiens).

5. †. Eperlanus. der Stint, Alander. (Engl.
the smelt) S. capite diaphano, radiis pinnae
ani
XVII. *

Bloch tab. XXVIII. fig. 2.

Im nordlichern Europa.

6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weisfisch.
S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae
dorsi
XIV. *

Bloch tab. XXV.

In der Nord- und Ostsee.

Einige verwandte und wegen ihres ausneh-
mend schmackhaften Fleisches berühmte Fische
sind nur noch nicht genau genug bestimmt um
[Seite 321] entscheiden zu können ob sie als blose Spielarten
der Schnepel oder für besondre Gattungen an-
gesehen werden müssen.

Dahin gehören z.B. die Felchen, und der
Aalbock im Thuner-See, der mir wenigstens
mit der berühmten*) Ferra des Genfer-Sees
einerley zu seyn scheint.

51. fistvlaria. Caput: rostrum cylindricum,
apice maxillosum. Membr. branch. radiis

VII. corpus.....

1. tabacaria. F. cauda bifida setifera.

catesby vol. II. tab. XVII. fig. 2.

In Nordamerica.

52. esox. Caput supra planiusculum; mandi-
bula superiore plana breuiore, inferiore
punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr.
branch. rad
. VII-XII.

1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike) Q. rostro depresso subaequali. *

Bloch tab. XXXII.

Einer der gefährlichsten Raubfische, der nicht
Nur andere Fische, sondern auch allerhand Am-
phibien, auch Kröten, viele Wasservögel und
Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse ver-
schlingt. Er wird wol auf dreisig Pfund schwer,
und über hundert Jahre alt.

2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl.
the garpike) L. rostro vtraque maxilla su-
bulato. *

[Seite 322]

Bloch tab. XXXIII.

Ein schmackhafter Fisch. Seine Gräten sind
grün, als wenn sie mit Saftfarbe angestrichen
wären. Daß sie aber im Finstern leuchten soll-
ten, wie Linne sagt, muß wenigstens nicht
immer seyn.

53. elops. Caput laeue. Dentium scabrities in
maxillarum margine, palato. Membr. branch.
radiis
XXX; praeterea exterius in medio ar-
mata dentibus
V.

1. saurus. E. cauda supra infraque armata.

Auf Jamaica.

54. argentina. Caput: dentes in maxillis
lingua. Membr. branch. radiis
VIII. Cor-
pus ano caudae vicino. Pinnae ventrales
multiradiatae
.

1. carolina. A. pinna anali radiis XV.

catesby vol. II. tab. XXIV.

Hat den Namen von seinem Vaterlande.

55. atherina. Caput maxilla superiore pla-
niuscula. Membr. branch. radiis
VI. Corpus
fascia laterali argentea.

1. hepsetus. A. pinna ani radiis fere XII.

Im Mitländischen Meere.

56. mvgil. Caput: Labia membranacea: in-
ferius introrsum carinatum. Dentes nulli.
Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr
.
[Seite 323] branch. radiis VII. curuis. Opercula laeuia
rotundata. Corpus albicans.

1. cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
queradiata
. *

gesner pag. 649.

Im Mitländischen u.a. Meeren.

57. exocoetvs. Caput squamosum. Os eden-
tulum, maxillis vtroque latere connexis.
Membr. branch. rad
. X. Corpus albicans,
abdomen angulatum, pinnae pectorales ma-
xime volatiles, radiis, antice carinatis
.

1. Volitans, der fliegende Häring. E. abdo-
mine vtrinque carinato
. *

gesner pag. 653.

Der häufigste aller fliegenden Fische. Findet
sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in unsäglicher Menge.

58. polynemvs. Caput compressum, vndique
squamosum: rostro obrusissimo prominente.
Membr. branch. radiis
VII. s. V. corpus di-
gitis liberis ad pinnas pectorales
.

1. quinquarius. P. digitis quinque corpore lon-
gioribus
. *

seba vol. III. tab. XXVII. fig. 2.

In Westindien.

59. mormyrvs. Caput laeue. Dentes plures,
emarginati. Apertura branchiarum linearis
[Seite 324] absque operculo. Membr. branch. radio
I.
corpus squamosum.

1. cyperinoides. M. cauda bifida acuta.

Im Nil.

60. clvpea. Caput maxillarum superiorum
mystacibus serratis. Membr. branch. rad.

VIII. Branchiae interne setaceae. Abdo-
minis carina serrata. Pinnae ventrales saepe
nouemradiatae.

1. †. Harengus. der Häring, Ströhmling.
(Fr. l'hareng. Engl. the herring) C. imma-
culata, maxilla inferiore longiore.
*

Bloch tab. XXIX.

Einer der wichtigsten Fische für die nordliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren (zumal vom Nordkaper, von manchen
Möven-Gattungen etc.) verfolgt wird, sich aber
auch dagegen unglaublich vermehrt. Besonders
sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Ge-
legenheit ihrer großen äußerst bestimmten, regel-
mäßigen Sommer-Reisen nach den Europäi-
schen Küsten, zumal nach den Orcaden, nach Nor-
wegen etc. einige tausend Europäer mit ihrem
Fang beschäftigt. Wilhelm Benkelszoon von
Bierfliet in Flandern hat 1416 zuerst Häringe
eingesalzen.

2. †. sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la surdine. Engl. the sprat) C. pinna
dorsali radiis
XIII. *

Bloch tab. XXIX. fig. 2.

[Seite 325]

Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber
auch im Mitländischen. Ist von vielen Natur-
forschern irrig für den jungen Häring gehalten
worden.

3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May-
fisch. (Fr. l'alose Engl. the shad) C. late-
ribus nigro maculatis, rostro bifido
. *

Bloch tab. XXX. fig. 1.

Vorzüglich häufig im Mitländischen Meere.

4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois) C. maxilla superiore lon-
giore
. *

Bloch tab. XXX. fig. 2.

Ein sehr beliebter kleiner Fisch. Hat meist
gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vor-
züglich häufig bey Gorgona ohnweit Livorno ge-
fangen.

61. cyprinvs. Caput ore edentulo. Os nasale
bisulcum. Membr. branch. rad.
III. Cor-
pus laeue albens. Pinnae ventrales saepe
nouemradiatae
.

1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani radiis
7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo
vtrinque ferrato
.

Bloch tab. XVIII.

2. †. Carpio. der Karpe. ( Fr. la carpe. Engl.
the carp) C. pinna ani radiis 9, cirris 4,
pinnae dorsalis radio postice serrato. *

Bloch tab. XVI.

In ganz Europa. Soll mit verwandten Gat-
tungen, zumal mit der Karausche, Bastarden
[Seite 326] geben. Auch finden sich unter den Karpen häu-
figer Misgeburten als unter irgend einer andern
bekannten Fischgattung. Ihres hohen Alters ist
oben gedacht.

Die Spiegelkarpen*), die sich besonders
durch die beständig von Schuppen entblößten
Theile des Körpers auszeichnen, sind doch nicht
blos für eine Spielart sondern für eine besondre
Gattung dieses Geschlechts anzusehen.

3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl.
the thench) C. pinna ani radiis XXV, cauda
integra, corpore mucoso cirris
2. *

Bloch tab. XIX.

In sacht fließenden Wassern mit leimichtem
Boden; seltner in großen Flüssen, wie im Rhein,
in der Tiber etc. Auch sie giebt einen Laut mit
den Kieferdeckeln von sich. Die Goldschleihe**)
die sich zumal in Schlesien findet, ist einer der
prachtvollsten deutschen Fische.

4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian) C. pinna ani radiis X,
cauda integra, linea laterali recta. *

Bloch tab. XI.

5. Auratus. das Schinesische Goldfischgen, der
Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl.
the goldfish) C. pinna ani gemina, caudae
transuersa bifurca.
*

Bloch tab. XLIII. XCIV. fig. 1-3.

iob. baster in Haarlem. Verhandl. VII.
D. I. St. mit. illum. Fig.

[Seite 327]

Ein überaus schön gezeichnetes Thier, was in
den Flüssen von Schina und Japan zu Hause ist.
Man hält sie dort ihrer schönen Auror-Farbe und
ihrer Munterkeit wegen auf den Zimmern in
Porcellan-Gefäßen: und sie kommen auch recht
gut in Europa fort, wo sie zuerst 1691 nach
England gebracht worden sind.

6. †. Phoxinus die Elritze. (Fr. le vairon. Engl.
the minow) C. pinna ani radiis VIII, macula
fusca ad caudam, corpore pellucido.
*

Bloch tab. VIII. fig. 5.

Ein schöner und sehr schmackhafter kleiner
Fisch. Häufig in der Weser.

7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis XIII. *

Bloch tab. XCVI.

Zumal im südlichen Deutschland. Ausnehmend
schön Orangenfarben.

8. †. Alburnus. Ukley, Weisfisch. (Fr. l'ab-
lette
. Engl. the bleak) C. pinna ani rad. XX.*

Bloch tab. VIII. fig. 4.

Ein sehr gemeiner Fisch, dessen Schuppen zur
Verfertigung der Glasperlen gebraucht werden.*)

9. †. Brama, der Bley, Brachsen. C. pinna
ani radiis
XXVII, pinnis fuscis.*

Bloch tab. XIII.

Wegen seiner starken Vermehrung und schmack-
haften Fleisches einer der wichtigsten Fische
Deutschlands.


Achter Abschnitt.
Von den Insecten
.

[Seite 328]

§. 122.

Die letzten beiden Classen des Thierreichs, die
Insecten und Gewürme unterscheiden sich schon
dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein
rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlich-
ten Saft in ihrem Körper führen: weshalb sie
auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia
exsanguia
) genannt wurden.

§. 123.

Die Insecten haben ihren Namen daher,
weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zustande,
Kopf, Beust und Hinterleib, wie durch Ein-
schnitte von einander abgesondert sind, ja bey
den mehresten fast nur wie durch einen Faden
unter sich verbunden werden. Ausserdem zeichnen
sie sich aber auch durch besondre Fäden aus, die
sie in ihren vollkommnen Zustand an der Stirne
tragen, (Antennae, Fühlhörner) und die alle-
mal an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch
noch ausserdem gegliedert sind; ferner durch die Lage
der Kinnladen, die sich bey denjenigen Insecten,
[Seite 329] so damit versehen sind, nicht wie bey allen roth,
blütigen Thieren horizontal auf und nieder, son-
dern seitwärts hin und her bewegen: und end-
lich durch die größere Anzahl Füße, da die voll-
kommenen Insecten zum allermindesten ihrer
sechs, manche aber wol auf anderthalbhundert etc.
haben.

§. 124.

Ausser den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten wenige Eigenschaften, die ihnen
allen gemein wären. Die ganz unermeßliche
Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver-
schiedenen Bestimmungen, und dahin abzwek-
kende eben so verschiedene Lebensart, Bedürf-
nisse etc. erfordern einen äußerst mannichfaltigen
Körperbau, in welchem sie, so wie in der un-
gleichen Größe ihres Körpers ausnehmend
von einander abweichen.

§. 125.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers
ist weit mannichfaltiger als bey den übrigen
Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn-
artigen Panzer überzogen, der aus mehrern
Stücken besteht die sich wie die Schienen eines
Blechhandschuhes über einander schieben lassen;
und wodurch diese Thiere für mancherley Unfällen
gesichert, und für den Mangel der Knochen die
bey andern Thieren zur Grundlage der Muskeln
[Seite 330] u.a. weichen Theilen dienen, entschädigt. Man-
che sind mit feinen aber meist steifen Haaren be-
setzt, die ihnen zur Vertheidigung dienen, da sie
ein empfindliches brennen und jucken in der Haut
verursachen, und bey einigen die Flügel mit klei-
nen Federgen, oder vielmehr Schuppen bedeckt.
die zum Theil von den schönsten Farben sind: so
wie sich überhaupt unter den Insecten, vorzüg-
lich unter den Käfern und Schmetterlingen,
Thiere von ganz unbeschreiblicher Schönheit
finden.

§. 126.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge, und also vermuthlich auch in der Art der
Empfindung (§. 29.), weichen die Insecten gar
sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen
sogar viele berühmte Männer verschiedne von
unsern fünf äussern Sinnen gänzlich abzusprechen,
oder andre uns unbekannte Sinne zuzuschreiben
gewagt haben.

§. 127.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von
zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure Halb-
kugeln, die aber aus vielen tausend Facetten,
oder wie es Swammerdam's mühseliger Fleiß
erwiesen hat, eigentlich aus eben so viel beson-
dern kleinen Augen bestehen. Die mehresten
[Seite 331] geflügelten Insecten, aber auch manche unge-
flügelte, wie der Hummer etc. haben dergleichen.
Die Augen der andern Art (ocelli, stemmata)
sind einfach, klein, und sowol in Rücksicht ihrer
Anzahl als Lage verschieden. Die erstern schei-
nen mehr für die Ferne, so wie die letztern für
die Nähe bestimmt zu seyn; und darum kriegen
die Schmetterlinge in ihrem geflügelten voll-
kommnen Zustande solche große componirte tele-
scopische Augen, da sie vorher als Raupen nur
myopische kleine Augen hatten. Nur wenige
Insecten, wie z.B. die Krebse, können ihre
Augen bewegen.

§. 128.

Die Fühlhörner (§. 123.) die Linné und
andre berühmte Männer für Werkzeuge beson-
derer, den Insecten eigener Sinne angesehen
haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als
was ihr Name andeutet. – Werkzeuge
des Gefühls, Sonden, Tangenten, die ihnen
bey ihrer harten unempfindlichen äussern Decke,
und bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt
Wichtig werden. Die Insecten scheinen das
feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in
den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großen-
theils im finstern leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu
ersetzen.

§. 129.

[Seite 332]

Im innern Körperbau*) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Ihr Gehirn ist so klein und einfach daß es
kaum den Namen davon verdiene; so wenig als
das daran hängende Rückenmark, das bey ihnen
längst des Bauches liegt.

Was man das Herz der Insecten nennt, ist
folgends so sonderbar gebildet, daß man es
schwerlich dafür erkennen kan. Es ist ein langer
Canal von ungleicher Weite der längst des Rückens
liegt, aus welchen aber nicht eine einzige Ader
entspringt, als von welchen man überhaupt – bey
den Raupen wenigstens – keine Spur findet, so
daß folglich auch die Ernährung bey diesen In-
secten auf eine eigne, von der Nutrition der roth-
blütigen Thiere ganz verschiedne Art vor sich
Zehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren
vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und mit
äußerst zahlreichen Muskeln (§. 26.), die aber
auch sowohl in der Bildung als in der Farbe von
den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen,
versehen.

So unentbehrlich ihnen die Luft, zur Be-
wegung der Muskeln u.a. Verrichtungen ist,
[Seite 333] so bemerkt man doch kein, eigentliches wahres
Athemholen au ihnen; auch ist die mephitische
Luft worin animalische und vegetabilische Sub-
stanzen faulen und die den rothblütigen Thieren
tödlich ist, gleichsam das wahre Element der In-
secten worin sie sich treflich wohl befinden.

§. 130.

Der Aufenthalt der Insecten ist weit un-
beschränkter, als der von irgend einer andern
Thierclasse. Sie sind so zu sagen in allen Ele-
menten verbreitet: man wird zumal im
Sommer kaum eine Spanne breit
Erdreich untersuchen können, ohne Spuren von
Insecten zu finden: es sind fast auf allen Thie-
ren ohne Ausnahme welche anzutreffen, so daß
sogar größere Insecten, wie z.B. Käfer, Bie-
nen etc. selbst wieder ihre besondere Milben und
Läuse haben. Eben so sind auch wohl nur sehr
wenige Gewächse (etwa der Taxus, der Seven-
baum etc.) die gar keinen bekannten Insecten zur
Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hinge-
gen manche wie z.B. die Eiche von mehr als
einem hundert verschiedener Gattungen von Insec-
ten bewohnt und besucht werden. Kurz, diese kleinen
Thiere machen gleichsam eine unsichtbare Welt
für sich aus, die zwischen die ganze übrige orga-
nisirte Schöpfung eingeschoben ist.

So allgemein aber die Insecten, im Gan-
zen genommen, über die ganze Erde verbreitet
[Seite 334] sind, so streng ist doch dagegen einer jeden ein-
zelnen Gattung ihr besonderer eingeschränkter
Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflan-
zen, und deren einzelnen Theilen angewiesen: so
wie auch manche sich sogar nur in einer gewissen
Jahrszeit oder Tageszeit am gleichen Orte auf-
halten, und nachher Insecten andrer Art Platz
machen müssen: so daß kein Thier das andere in
den Geschäften stören darf, die ihm zu seiner
eignen Erhaltung oder zum Wohl des Ganzen
von der Hand des Schöpfers übertragen sind.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher Verbindung, und leisten sich in ihren
Geschäften wechselseitige Hülfe. Die allermei-
sten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtun-
gen nach, und manche, die wie die Spinnen in
zahlreicher Gesellschaft jung worden sind, zer-
streuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch,
so, daß viele außer der Begattungszeit kein an-
deres Geschöpf ihrer Art nachher wieder zu sehen
kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woy-
nungen etc. die sich so viele Insecten zu verferti-
gen wissen, ist schon oben bey Anlaß der Kunst-
triebe (§. 36.) Erwähnung geschehn. Es sind
wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens
[Seite 335] einmal, in einer gewissen Periode ihres Lebens
Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen
sollten, indem sie entweder wie die Kleidermotten
und Frühlingsfliegen in ihrer unvollkommenen
Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Auf-
enthalt und zum Schutze verfertigen, oder sich,
um die Verwandlung und den langen Todeschlaf
zu bestehen, ein Lager bereiten, oder sich ein-
spinnen, oder die sich wie die Ameisenlöwen Fal-
len, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub
verfertigen, oder die doch wenigstens, wie man-
che Wasserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit
für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester
zubereiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen kän-
nen. Manche von denen, die in gesellschaftli-
cher Verbindung leben, bauen sich mit vereinte
Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst
regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst, ge-
meinschaftliche Wohnungen: einige andere In-
secten hingegen, denen der Schöpfer keinen Kunst-
trieb zur eignen Verfertigung eines Nestes etc.
verliehen hat, beziehen doch wie der sogenannte
Einsiedlerkrebs etc. leerstehende ausgestorbene
Schneckenhäuser, die sie mit der Zeit, wenn sie
ihnen zu enge werden sollten, leicht mit andren
geräumigern vertauschen können.

§. 133.

Die Nahrung der Insecten entspricht meh-
rentheils ihrem Aufenthalt: und sie ist einer der
[Seite 336] erstaunenswürdigsten wunderbarsten Beweise von
der unendlich weisen Einrichtung in der großen
Haushaltung der Natur. Die Insecten sollen
nicht blos essen um satt zu werden, um sich zu
ernähren, sondern um das Gleichgewicht zwi-
schen beiden organisirten Reichen zu erhalten, um
Aas zu verzehren, um selbst wieder andre leben-
dige Insecten aufzureiben etc., um Unkraut zu
vertilgen u.s.w. eine große Bestimmung, zu
deren Erfüllung diesen kleinen Thiergen, theils
ihre fast unglaublich starke Vermehrung, theils
ihr unersättlicher Appetit zu statten kommt. Man
weis, daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri-
plum ihres eignen Gewichts verzehren kan.

§. 134.

Für den Nachstellungen ihrer Feinde sind
einige Insecten, wie z.B. die Spannraupen
durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch
daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben,
worauf sie leben, und folglich weniger darauf ab-
stechen, nicht so leicht bemerkt werden können,
andere durch den Gestank, den sie im Nothfall
verbreiten können; andere durch die Macht des
gesellschaftlichen Lebens (§. 34.); noch andre durch
ihre bewundernswürdige Stärke (§. 26.) etc. ge-
sichert. Und manche sind gar mit Waffen, z.
B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit
Stachel und Gift versehen.

§. 135.

[Seite 337]

Es giebt unter den Insecten sehr wenige
Hermaphroditen*) sondern es herrscht bey den
allermehresten der gleiche Geschlechtsunterschied,
wie bey allen Thieren der vorigen Classen. Hin-
gegen sind oft in derselben Gattung die beiden
Geschlechter einander so unähnlich gebildet, daß
man sie ehr für ganz verschiedene Thierarten, als
für zusammen gehörige Gatten halten sollte. Un-
ter den Bienen und andern ihnen verwandten In-
secten ist immer die größte Anzahl gänzlich ge-
schlechtlos; das heist sie werden gezeugt und ge-
boren, ohne doch selbst je die Bestimmung, oder
die Fähigkeit zur Empfängnis oder zur Zeugung
zu haben.

§. 136.

Auch die Begattung hat bey verschiednen
Insecten sehr viel sonderbares. Die mehresten
leben in sofern in einer gezwungenen Monoga-
mie, weil sie schlechterdings nicht mehr als ein
einzigesmal in ihrem Leben sich paaren können:
der Tob ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge
der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben
durch verzögerte Paarung verlängern kan.

§. 137.

Auch das eigne hat das Fortpflanzungsge-
schäfte der Insecten, daß bey vielen, wie z.B.
[Seite 338] beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh etc.
das trächtige Weibgen zu einer ganz ungeheuren
Größe anwächst: so daß man z.B. rechnet daß
bey der weißen Ameise die zum gebähren reise
Mutter auf 2000 mal dicker und größer ist als
sie vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die von
den Müttern nach einen bewundernswürdigen
Instinct immer aufs genauste an die bestimmten
der künftigen jungen Brut angemessensten Orte
gelegt werden. Manche legen z.B. ihre Eyer
blos in den Körper lebendiger Insecten anderer
Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar
in andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich krie-
chen zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe
statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner
Mückgen aus.

Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zu-
mal bey den Schmetterlingen, von einer überaus
mannichfaltigen sonderbaren Bildung und Zeich-
nung, und wenn sie von der Mutter an die
freye Luft gelegt werden, mit einer Art Vernis
überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült
noch durch andern Zufall leicht zerstört werden
können. Einige wenige Insecten gebären leben-
[Seite 339] dige Junge und manche, wie die Blattläuse
pflanzen sich auf beiderley Weise fort.

§. 139.

Ein äusserst merkwürdiges Phänomen, was
fast blos dieser Thierclasse eigen, wenigstens in
den andern (§. 9. 117.), bey weitem nicht so
auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die
wenigsten Insecten behalten nemlich die gleiche
Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen
sind, ihr ganzes übriges Leben hindurch, sondern
sie verwandeln sich größtentheils zu wiederholten
malen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und
erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz
verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer
innrer Körperbau (gegen die gemeine Meynung)
auf eine Weise umgeschaffen wird*), die sich
schwerlich anders als mit den Gesetzten des Bil-
dungstriebes (§. 10. u. f.), am wenigsten aber
mit den vermeynten präexistirenden Keimen (§.
7. u. f.) zusammen reimen läßt.

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten die sich
einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem
En kriechen heissen sie Larven. Meist kommen
sie äusserst klein ans Licht, so daß z.B. eine er-
wachsene Weidenraupe 72,000 mal schwerer wiegt
als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Da-
[Seite 340] gegen wachsen sie aber auch desto schneller, so
daß z.B. die Maden der blauen Schmeisfliege
24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 mal
schwerer wiegen als da sie aus dem Eye kamen.

Theils haben diese Larven Füße wie die Rau-
pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die
Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch
sind sie in diesem Zustand zur Fortpflanzung noch
gänzlich unfähig: sie ernähren sich blos, und
wachsen, und häuten sich mit unter einige mal.

§. 141.

Wenn die Larve merkt, daß die Zeit herbey
kommen ist, so verpuppt sie sich, sie verfertigt
sich eine Verwandlungshülse, in der sie bis zur
letzten Catastrophe ihres Lebens eingeschlossen
bleibt. Manche können sich während dieses Zu-
standes herum bewegen, auch Nahrungsmittel
zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen
sich in ihre Puppe, (chrysalis, aurelia) fast
wie in einen Sarg: und bringen einen großen
Theil des Jahrs und ihres Lebens in einem be-
täubenden Todesschlaf, ohne Nahrungsmittel,
und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver-
graben scheint, geht mit ihm selbst die große
[Seite 341] Veränderung vor, daß es aus seinem Larvenstand
zum vollkommnen Insect (Insectum declara-
tum
) umgebildet wird, und nach bestimmter
Zeit verschönert und vervollkommnet aus seinem
Kerker hervorbrechen kan. Manche Insecten
absolviren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer
sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn
sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht einmal einen
Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie
wachsen nicht weiter: jene beiden Bestimmungen
eines organisirten Körpers hatten sie schon als
Larven erfüllt: Jetzt ist ihnen nur noch die dritte
übrig: sie sollen eine Gattin aufsuchen, ihr Ge-
schlecht fortpflanzen, und dann der Nachkom-
menschaft Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der
Antheil, den diese kleinen unbemerkten Thiere
an der großen Haushaltung der Natur haben, die
Geschäfte die ihnen der Schöpfer zum Wohl des
Ganzen anvertrauet hat, desto mannichfaltiger
und ganz unermeßlich. Die Insecten sind es,
die ganz vorzüglich die bestimmten Grenzen des
Pflanzenreichs, sein verhältnismäßiges Gleich-
gewicht gegen das Thierreich erhalten, und des-
halb unzählige Arten von Unkraut theils im Keim
ersticken, theils, wenns auch aufgewachsen ist,
vertilgen, und seinem fernern Wucher vorbeu-
[Seite 342] gen müssen. Eine nicht gar sehr in die Augen
fallende, aber im Grunde unabsehliche und un-
aufhörliche Arbeit, die schlechterdings als eine
der ersten und kräftigsten Triebfedern im Gange
der Schöpfung angesehen werden muß. Einen
andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten
so viele Insecten die sich von Aas nähren, im
Miste leben u.s.w. und die dadurch, daß sie
diese widrigen animalischen Substanzen aufzeh-
ren, zerstreuen und durchwirken, von der einen
Seite der Infection der Lust vorbeugen, und
von der andern die allgemeine Düngung des
Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht wer-
den z.B. die Schmeisfliegen in den heißen Erd-
strichen so wohlthätig. Anderseits helfen auch
unzählige Insecten zur Fortpflanzung und Be-
fruchtung der Gewächse, indem sie den Blumen-
staub vom einen zum andern übertragen*)
Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse,
die großen orientalischen Heuschrecken etc. sind eß-
bar. So auch der Honig der Bienen. Die
Seide nutzt zur Kleidung und mancherley andern
Gebrauch. Verschiedne Insecten geben vor-
trefliche Farben, wie die Cochenille den Schar-
lach, der Kermes das Carmoisin. Die Gall-
äpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Lich-
tern und tausenderley andern Absichten benutzt.

[Seite 343]

So das Lack, ein Product gewisser ostindischer
Schildläuse, das zu Vernis, zum Siegellack u.
s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind
vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel
und die Ameisen von Belange, und neuerlich
sind auch die Maykäfer, und sogenannten May-
würmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen den
tollen Hundsbiß berüchtigt worden.

§. 144.

Nutze und Schade der verschiednen Thier-
classen stehen meist in Verhältnis mit einander:
und so ist auch hier der Nachtheil, den die In-
secten anrichten, zwar mit ihrem unermeßlichen
Nutzen in keinem Vergleich zu bringen, aber
doch im Ganzen genommen, beträchtlicher als
bey andern Thieren. Sehr viele Insecten sind
den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verur-
sachen Miswachs, und verheeren, wie die Zug-
Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie
auffallen. Manche sind besonders dem Getraide
nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erd-
flöhe, Engerlinge etc. den Gartengewächsen;
andre Raupen, und Käferlarven etc. den Obst-
bäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie:
die Larven einiger Dermestes-Gattungen, und die
Holzraupen den Holzungen: die Ameisen den
Wiesen: die Kackerlacken, die
weissen Ameisen etc. dem Hausgeräthe: die Klei-
dermotten der Wolle, dem Pelzwerk u.s.w.

[Seite 344]

Die Larven vieler kleiner Käfergen den Büchern
und Naturaliensammlungen. Endlich werden
auch einige Arten von sogenanntem Ungeziefer
dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Schaa-
fen, Hünern und andern Hausthieren, ja sogar
verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen,
Seidenwürmern etc. auf eine sehr unmittelbare
Weise lästig; und andre, wie die Skorpione etc.
durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

Die systematische Anordnung wird bey
dieser Classe durch die zahllose Menge der darin
begriffenen Thiere, und durch ihre so sehr ver-
schiedne Bildung, erschwehrt. Ich folge indeß
auch hier dem Entwurf des R. Linné, dessen
Classification der Insecten sich am meisten auf
den ganzen Habitus derselben gründet, und we-
gen der wenigen Ordnungen auch den Vorzug
der Faßlichkeit fürs Gedächtnis hat. Es ver-
steht sich, daß die Charactere allemal vom voll-
kommnen Insect nach überstandner Verwand-
lung etc. hergenommen sind.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit
hornartigem Körper. die Flügel falten sich
in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey
hornartigen Decken oder Scheiden belegt,
die sich in der Mitte in gerader Linie an
einander schließen.

[Seite 345]

II. Hemiptera. Theils mit einem hornichten
spitzen Rüffel, der vorn an der Brust hinab
liegt: theils mit vier meist kreuzweis zu-
sammengelegten zur Hälfte harten Perga-
mentähnlichen Flügeln etc.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit wei-
chem behaarten Körper, und vier ausge-
spannten Flügeln, die mit bunten Schup-
pen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. mit vier durchsichtigen netz-
förmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. mit vier durchsichtigen ge-
aderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe-
deckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In-
secten.

* * *

Zur N. G. der Insecten.

  1. vl. aldrovandi de animalibus insectis. L. VII. Bonon.
    1638. fol.
  2. th. movffet theatrum insectorum. Lond. 1634. fol.
  3. io. raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  4. io. goedart metamorphosis et historia naturalis insectorum.
    Medioburg
    . 1662. III. vol. 8. (Seltenheit und
    Vorzüge der von ihm Selbst ausgemahlten Exem-
    plare.)
  5. io. swammerdam algemeene Verhandeling van de bloede-
    loose Dierkens
    . Utr. 1669. 4.
  6. ei. biblia naturae. LB. 1737. fol.
  7. mar. sib. merian metamorphosis insectorum Surinamen-
    sium
    . Amst
    . 1705. fol. max. (Die gleich Anmer-
    kung wie bey Goedart.)
  8. iac. l'admiral iun. gestaltverwisselende gekorvene Diert-
    jes
    . Amst
    . 1740. fol.
  9. chr. sepp Nederlandsche Iusectrn. Amst. seit 1762. 4.
  10. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand In-
    secten in Deutschland. Berl. 1720–38. XIII
    Th. 4.
  11. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten, Belustigungen.
    Nürnd. 1746–61. IV B. 4.
  12. Chr. Fr. C. Kleemann Beyträge dazu. Ebendas. seit.
    1761. 4.
  13. v. linné fundamenta entomologiae. Vps. 1767. 4. it.
    im VII B. von Linnés amoenitatib. academic.
  14. J. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich
    1761. 4.
  15. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur
    1776. 4.
  16. jac. chr. schaeffer elementa entomologica. Ratisb.
    1766. 4.
  17. ei. icones insectorum Ratisponensium. ib. 1767. 4.
  18. io. ant. scopoli entamologia Carniolica. Vindob. 1763. 8.
  19. io. chr. fabricii philosophia entomologica. Hamb. 1778. 8.
  20. ei. Systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  21. ei. genera insectorum Kilon. 1776. 8.
  22. ei. Species insectorum. Hamb. 1781. II vol. 8.
  23. de reaumur histoire des insectes. Par.. 1734–42.
    VI vol. 4.
  24. de geer histoire des insectes. Stockh. 1752–77. VI
    vol. 4.
  25. ei. genera et species insectorum. extraxit a. i. retzivs.
    Lips
    . 1783. 8.
  26. geoffroy histoire des insectes des environs de Paris.
    Par
    . 1762. II vol. 4.
  27. io. bapt. schlvga primae lineae cognitionis insectorum.
    Vienn
    . 1767. 8.
* * *
  1. lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand) avec
    des remarques de
    p. lyonet. à la Haye
    . 1742.
    II vol. 8.

I. COLEOPTERA (s. Vagini-
pennia
).

[Seite 348]

Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nu-
men auch dem ersten Geschlechte insbesondere
beylegt. Die Larve, welche allemal aus einem
Ey entspringt, hat Freßzangen, und bey den
mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der
Brust sitzen: bey einigen wie unter den Holz-
böcken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie ver-
puppt sich mehrentheils unter der Erde in einer
ausgehölten leimigten Scholle: oder aber, wie
bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das
vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der
Puppe: seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit
an der Lust: es hat so wie die Larve Kinnladen
am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flü-
geldecken (Elytra) versehen.

1. scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton. Engl.
beetle.) Antennae clauatae capitulo fissili.
Tibiae anticae saepius dentatae.

1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu in-
curuo maximo: subtus barbato vnidentato,
capitis recuruato: supra multidentato
. *

Rösel vol. IV. tab. V. fig. 3.

[Seite 349]

Eins der größten Insecten; dessen Larve einen
starken Daumen dick, und beynah eine viertel
Ele lang ist. Beym Käfer ist das Horn von
der Stirne aufwärts, und das längere vom
Brustschild im Bogen runterwärts gebogen, so
daß das Thier beide bewegen, und damit fassen
und kneipen kan. Ist in Brasilien zu Hause,
variirt in der Farbe, schmutzig-grün etc.

2. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus tho-
race bicorni, capitis cornu vnidentato, apice
bifido
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen: ist
aber am Körper noch stärker. Seine Flügel
sind wol zweymal so lang als der Leib, und un-
ter den Flügeldecken zusammengefaltet.

3. †. Lunaris. S. exscutellatus, thorace bi-
corni: intermedio obtuso bifido, capitis cornu
erecto clypeo emarginato
. *

Frisch P. IV. tab. VII.

Hat die Größe vom gemeinen Mistkäfer: ist
ganz schwarz, glänzend, und überaus artig ge-
bildet; zumal das Männgen dessen Brustschild
sehr regelmäßig ausgeschweift ist. Er lebt auf
Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuh-
mist: aus dem er, wie andre verwandte Käfergat-
tungen, hohle Kugeln formt; die er einzeln unter
die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt,
und in jede ein einziges Ey legt; damit die
künftig daraus kriechende Larve aus dem Miste
Nahrung, und bis zu ihrer Verwandlung sichern
Aufenthalt habe.

[Seite 350]

4. †. Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scu-
tellatus, thorace prominentia triplici, ca-
pitis cornu incuruato, antennis hepta-
phyllis
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. VII. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer: findet sich vor-
züglich in Gerberlohe von Eichenrinde, und in
holen Bäumen: fliegt sehr selten.

5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexden-
tato, thorace inermi crenulato, tibiis pofti-
cis ciliatis, vertice subbidentato
. *

Sulzer Gesch. tab. I. fig. 3.

Nicht ganz so groß als der Nashornkäfer,
legt auch seine Eyer in Kugeln von Mist. Ist
im südlichen Europa, und selbst in Tyrol, auch
in der Krimm, vorzüglich aber häufig in Ae-
gypten zu Hause, wo er von den alten Aegyp-
tiern verehrt*), und auf ihren Kunstwerken
vorgestellt ist. Besonders hat man ihn auf die
Hinterseite der Aegyptischen und Hetrurischen
geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deshalb
Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.
Ich besitze einen solchen Hetruscischen Carneol,
der auf dem Rücken ganz genau und völlig nach
der Natur in Form dieses Käfers geschnitten ist.

6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace in-
ermi capite tuberculato, elytris rubris, cor-
pore nigro
. *

Frisch P. IV. tab. XIX. fig. 3.

Ein kleiner, Käfer, der sich so, wie seine Larve,
im Kuhmist aufhält, ihn durchwült, verar-
beitet etc.

[Seite 351]

7. †. Stercorarius. der Rotzkäfer, Scharne-
weber, Schnurrkäfer, Schaaffink. (Engl.
the dung-beetle) S. scutellatus muticus ater
glaber, elytris sulcatis; capite rhombeo:
vertice prominulo antennis rubris
. *

Frisch P. IV. tab. VI. fig. 3.

Lebt besonders im Pferdemist: ist daher häu-
fig auf Fahrwegen zu finden. Wenn er an hei-
tern Sommerabenden herum stiegt, so ist auch
für den folgenden Tag noch gut Wetter zu er-
warten.

8. †. Vernalis. der Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis, capite
clypeo rhombeo, vertice prominulo, anten-
nis nigris
. *

Sulzer Gesch. tab. I. fig. 6.

Vorzüglich im Schaafmist, den er zwischen
die Stacheln der Hinterfüße faßt, und die Ku-
geln um die Axe wälzt. Manche schillern schön
violet, grün etc. Wird wie die beiden vorigen
u.a. Gattungen sehr von Ungeziefer (acarus
coleoptrorum
) geplagt.

9. †. horticola. der Gartenkäfer. S. scutella-
tus muticus, capite thoraceque caeruleo
fubpiloso, elytris griseis, pedibus nigris
. *

Frisch P. IV. tab. XIV.

Zumal an den Obstbäumen etc.

10. †. Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace
villoso, cauda inflexa, incisuris abdominis
albis
. *

Röfel vol. II. Erdkäf. I. tab. I.

[Seite 352]

Eins der gemeinsten Insecten, was vier Jahre
lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von
Getraidewurzeln etc. nährt, und zuweilen allge-
meinen Miswachs verursacht hat*). Im sechs-
ten Jahr kommts endlich als Maykäfer zum
Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jun-
gen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. †. Solstitialis. der Brachkäfer, Junius-
käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus muti-
cus testaceus, thorace villoso, elytris lu-
teo-pallidis pellucidis: lineis tribus albis
parallelis
. *

Frisch P. IX. tab. XV. fig. 3.

Hat wie der vorige seinen Namen von der Zeit
wann er sich zuerst als Käfer sehen läßt. Aenelt
ihm auch in der Bildung, ist aber nur halb so
groß.

12. †. Auratus, der Goldkäfer, Rosenkäfer.
S. scutellatus muticus auratus, segmento
abdominis primo lateribus vnidentato, cly-
peo planiusculo
. *

Frisch P. XII. tab. III fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in
Ameisenhaufen, und holen Baumstämmen. Der
Käfer selbst aber, der sich durch seine flachen
grün-goldnen Flügeldecken auszeichnet, in den
Gärten an Rosenstöcken, Lilien, Iris etc. Man
[Seite 353] hat Beispiele daß er sich über 8 Jahr lebendig
erhalten und mit angefeuchteten Brodrinden füt-
tern lassen.

2. lvcanvs. Antennae clauatae: claua com-
pressa latere latiore pectinato-fissili. Maxil-
lac porrectae, exsertae, dentatae.

1. †. Cervus. der Hornschröter, Weinschrö-
ter, Feuerschröter, fliegende Hirsch, Neun-
töder, Börner, Donnerguge. (Fr. le cerf
volant
. Engl. the stag flie) L. scutellarus-
maxillis extertis apice bifurcatis latere vni-
dentatis
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. V.

Nächst den Krebsen das größte deutsche In-
sect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern, variirt
in der Größe und Farbe, die bey manchen mehr
ins Schwarze, bey andern ins Dunkelrorhe
fällt. Nur das Männchen hat die überaus ar-
tigen, kleinen Geweihen änelnden Kneipzangen
am Kopfe. Die Larve hies bey den alten Rö-
mern Cossus und ward von ihnen gegessen.

3. dermestes. Antennae clauatae: capitulo
perfoliato: articulis tribus crassioribus. Tho-
rax conuexus, vix marginatus. Caput sub
thorace inflexum latens.

1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger,
elytris antice cinereis, punctis nigris
. *

Frisch P. V. tab. IX.

Larve und Käfer nähren sich von fetten wei-
chen Theilen todter Thiere, und sind daher über-
all in Speisekammern, vernachlässigten Natura-
[Seite 354] liensammlungen, und auf anatomischen Thea-
tern zu finden. An eingespritzten trockenen ana-
tomischen Präparaten fressen sie manchmal das
Fleisch und die Häute so rein ab, daß die bloße
Wachsmasse in Form der Gefäße sauber übrig
bleibt*).

2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis al-
bis binis
. *

Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften
Thieren u.s.w.

3. †. Typographus. der Borkenkäfer, Fich-
tenkrebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus,
elytris striatis retusis praemorsodentatis
. *

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde IV B. tab. IV.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem
Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands
so furchtbar wordne Thier; das im Splint der
Fichten theils in solcher Menge haußt, daß man
wohl in einem mäßigen Baume über 80000
seiner Larven gezählt hat. Bey der dadurch
verursachten Wurmtrocknis stirbt der Baum vom
Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth,
er verliert sein Harz, und taugt dann kaum
recht zum verkohlen geschweige als Bau- oder
Brennholz.

4. †. Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze
fliegende Wurm. D. niger subuillosus, ely-
tris piceis integris, plantis rufis
. *

Nur halb so groß als die vorige Gattung.

[Seite 355]

4. ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vril-
lette
) Antennae siliformes: articulis vltimis
maioribus. Thorax subrotundus, immar-
ginatus, caput excipiens.

1. †. Pertinax. P. fuscus vnicolor. *

Hat seinen Namen daher, weil er, sobald
man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt
liegt, und lange durch keinen Reiz von der Stelle
zu treiben ist.

2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentato, elytris fasciis duabus albis
. *

Sulzers Gesch. tab. II. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und
Pelzwert; was durch keine der gewöhnlichen
Berwahrungsmittel gegen solche nachtheilige In-
secten, sondern blos durch genaue Aufsicht und
öftere Nachsuchung abgehalten oder vertilgt wer-
den kan.

5. hister. Antennae capitatae capitulo solidius-
culo; infimo articulo compresso, decur-
vato. Caput intra corpus retractile. Os
forcipatum. Elytra corpore breuiora. Ti-
biae anticae dentatae.

1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris sub-
striatis
. *

Sulzers Kennzeichen tab. II. fig. 8. 9.

In sandigen Boden und auf Viehweiden.

[Seite 356]

6. gyrinvs. Antennae clauatae rigidae, ca-
pite breuiores, oculi 4, duobus supra, duo-
bus infra
.

1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus
. *

Sulzers Gesch. tab. II. fig. 10.

Etwa von der Größe einer kleinen Kaffe-
bohne; schwimmt mit einer außerordentlichen
Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers.
Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hinter:
giebt einen widrigen Geruch von sich.

7. byrrhvs. Antennae clauatae subsolidae,
subcompressae.

1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris subne-
bulosis puncto albo
. *

Nistet besonders auch in Pelzwerk, ausge-
stopften Thieren etc. und richtet in Naturalien-
rabinetten leicht Verwüstung an.

8. silpha. Antennae extrorsum crassiores.
Elytra marginata. Caput prominens. Tho-
rax planiusculus, marginatus.

1. †. Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fos-
soyeur
) S. oblonga atra clypeo orbiculato
inaequali, elytris fascia duplici aurantia
. *

Frisch P. XII. tab. III. fig. 2.

Etwas kleiner als ein Maykäfer. Die Flü-
gel schwarz und orangegelb in die Queere ge-
streift. Sie haben ihren Namen von dem be-
sondern Triebe, die Aeser von kleinen Thieren,
Maulwürfen, Mäusen, Fröschen, Kröten,
Schlangen etc. die sie von weitem auswittern,
[Seite 357] Mit vereinten Kräften unter die Erde zu vergra-
ben, und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer
sechst sind wohl im Stande, einen todten Maul-
wurf binnen vier Stunden, Fus-tief in fetten
Boden einzuscharren. Sie geben einen starken
bisamähnlichen Geruch von sich: und sind oft
voll Ungeziefer.

9. cassida. Schildkäfer. Antennae subfili-
formes, extrorsum crassiores. Elytra mar-
ginata. Caput sub thoracis clypeo plano
reconditum.

1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro. *

Röfel vol. II. Erdkäf. III. tab. VI.

Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe find ganz stach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. †. Murraea. C. nigra, clypeo- rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis
. *

Von der Größe des vorigen, besonders häu-
fig am Alant.

10. coccinella. Sonnenkäfer, Marienküh-
gen, Sommerkind, Gotteslämmchen.
(Engl. Lady cow) Antennae subclauatae,
truncatae. Palpi claua semicordata. Cor-
pus hemisphaericum, thorace elytrisque
marginatis, abdomine plano.

Die Gattungen dieses Geschlechts zeichnen sich
fast blos durch die Farbe ihrer Flügeldecken und
deren Flecken von einander aus, die Käfergen
selbst sind klein, sehr sauber, und meist halbt-
kugelförmig.

[Seite 358]

1.†. Bipunctata. C. coleoptris rubris, pun-
ctis nigris duobus
. *

Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 4.

2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo
. *

Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 6.

11. chrysomela. Blattkäfer. Antennae mo-
niliformes, extrorsum crassiores. Thorax,
nec elytra, marginatus.

Ein überaus weitläuftiges Geschlecht, dessen
Gattungen zum Theil durch die schönen Gold-
farben ihrer Flügekdecken, theils aber auch durch
den Schaden, den sie an Bäumen und Küchen-
gewächsen thun, merkwürdig werden.

1. †. Gottingensis. C. ouata atra pedibus vio-
laceis
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. V.

Häufig an der Schaafgarbe.

2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca. *

Eins der kleinsten Käfergen. Kaum den drit-
ten Theil so groß als ein Floh.

3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab-
domine violaceo
. *

Eine der schönsten Chrysomelen, auf deren
Brustschild uud Flügeldecken die violetten Strei-
fen mit andern von rochen und grünen Golde
abwechseln.

4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus po-
sticis crassissimis) virescenti-caerulea
. *

[Seite 359]

Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh-
rere verwandte Gattungen unter dem Namen
Erdeflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.

5. †. Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris
rubra geoffr
. ) C. oblonga rubra, thorace
cylindrico vtrinque impresso
. *

Sulzers Gesch. tab. III. fig. 14.

In Lilien, Kaiserkronen etc. Die Larve be-
deckt sich mit ihren eignen Unrath. Der kleine
rothe Käfer worein sie sich verwandelt gibt wenn
man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen
durchdringenden hellen Laut von sich.

12. hispa. Stachelkäfer. Antennae fusifor-
mes, basi approximatae, inter oculos sitae.
Thorax elytraque aculeata saepius
.

1. †. Atra. H. corpore toto atro. *

Lebt unter der Erde von Graswurzeln, variirt
in der Größe.

13. brvchvs. Antennae filiformes, sensim
crassiores.

1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris
. *

Zumal in Nordamerica sehr häufig, wo er
den Hülsenfrüchten großen Schaden thut.

14. cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charanson)
Antennae subcluatae, rostro insidentes. Ro-
strum corneum prominens.

Die Rüsselkäfer haben meist einen kurzen rund-
lichen aber überaus hart gepanzerten Körper: und
einen festen mehr oder weniger gebognen Rüffel
[Seite 360] von verschiedner Länge. Es sind nachtheilige
Thiere, von denen besonders die mit dem sehr
langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber
den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden
thun. Die Larven nennt man Pfeifer.

1. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiroster
ater, thorace ouato planiusculo, elytris ab-
breuiatis striatis
. *

Sulzers Kennz. tab. III, fig. 20.

In beiden Indien. Hat fast die Größe des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagu-
marke; wird aber selbst von den. Indianern ge-
gessen.

2. †. Frumentarius. der schwarze Kornwarm,
Reuter, Wippel. C. longiroster sanguineus. *

Eine große Plage für die Kornböden. Er
saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die
Hülse liegen. Dabey ist er so dauerhaft daß er
ohne Schaden die Hitze des siedenden Wassers
aushalten kann.

3. †. Granarius. C. longiroster piceus oblon-
gus thorace punctato longitudine elytrorum
. *

Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.

4. †. Paraplecticus. C. longiroster cylindricus
subcinereus, elytris mucronatis
. *

Sulzers Gestch. tab. IV. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und trifft wol die verdächtigen Pflan-
zen, aber nicht das drauf wohnende, unschuldige
Thier.

[Seite 361]

5. †. Bacchus. der Rebensticher. C. longiroster
aureus, rostro plantisque nigris
. *

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 4.

6. Anchoraco. C. longiroster, femoribus den-
tatis, elytris flauo striatis, thorace elongato.

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 6.

Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes
so lang als der ganze Hinterleib: dadurch das
Thier ein sonderbares Ansehen bekommt.

7. †. Nucum. C. longiroster, femoribus den-
tatis, corpore griseo longitudine rostri
. *

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. LXVII.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breui-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis pun-
ctis excauatis, auro versicolore distinctis,
abdomine aeneo viridi
. *

Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Na-
tur. Das gefärbte Gold in den unzähligen
Grübgen, die reihenweis auf den Flügeldecken
eingegraben sind, thut in hellen Lichte zumal
unterm Vergrößerungsglase einen unbeschreib-
lichen Effect. Das schöne Thier ist in Brasilien
zu Haufe, und kommt in der Größe etwa dem
Maykäfer bey.

15. attelabvss. Caput postice attenuatum
inclinatum. Antennae apicem versus cras-
siores
.

1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris. *

Sulzers Kennz. tab. IV. fig. 25.

[Seite 362]

Lebt nebst mehreren Gattungen seines Ge-
schlechts auf Haselstauden.

2. †. Apiarius. der Immenwolf. A. caeru-
lescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris
. *

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. IV.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.

16. cerambyx. Holzbock. (capricornus) An-
tennae attenuatae. Thorax spinosus aut
gibbus. Elytra linearia.

Die Holzböcke haben eine artige, meist cylin-
drische schlanke Bildung, zum Theil auch schöne
Zeichnung und Farben; manche ganz ungeheuer
lange Fühlhörner, einen ungemein harten Brust-
schild und Flügeldecken, und ein überaus zä-
hes Leben, so daß man angespießte Holz-
böcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden
hat. Meist leben sie in Holz, und geben mit-
telst des Brustschilds, den sie an die Flügeldecken
reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. longimanus. C. thorace spinis mobilibus,
elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis
antennis longis
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. I. fig. a.

In Südamerica.

2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato,
maxillis porrectis coniformibus vtrinque spi-
nosis, antennis breuibus
. *

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön
gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn-
schröter. Auch in Südamerika zu Hause: wo
[Seite 363] seine Larve von den Wilden aufgesucht und ge-
gessen wird.

3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris
obtufis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus
. *

Frisch P. XIII. tab. XI.

Dunkelgrün und blau, wie angelaufener Stahl:
giebt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. †. Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4.
luteis. elytris obtusis nebulosis, antennis
longissimis
. *

Frisch P. XIII. tab. XII.

Nicht so gros als der vorige. Die Fühlhör-
ner sind wohl sechsmal so lang als das ganze
Thier.

17. leptvra. Antennae setaceae. Elytra api-
cem versus attenuata. Thorax teretiusculus.

1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris,
femoribus posticis dentatis
. *

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der
Farbe, manche grün und Gold, andere braun
und Gold etc.

18. necydalis. Afterholzbock. Antennae se-
taceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.

1. †. Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugineis
immaculatis, antennis breuioribus.
*

19. lampyris. Johanniswürmgen. (cicindela,
nitedula.*) Fr. ver luisant. Engl. glow-
[Seite 364] worm
) Antennae filiformes. Elytra flexi-
lia. Thorax planus, semiorbiculatus, caput
subtus occultans cingenscque. Abdominis la-
tera plicato- papillosa.

Die Johanniswürmgen werden vorzüglich
durch den blaulichen Schein merkwürdig, den
sie in warmen Sommerabenden eine kurze Zeit
hindurch von sich geben. Bey den mehre-
sten*) Gattungen sind nur die Männchen geflü-
gelt, und diese haben zwey lichte Punkte unten-
am Bauche, die im finstern phosphoresci-
ren**). Ihre ungeflügelten Weibgen äneln
ehe den Larven dieses Geschlechts und leuch-
ten weit stärker als die Männchen, besonders
um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuth-
lich den Männchen zur Anzeige dient, sie auf-
zufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibgen
seine Eyer gelegt hat, (die selbst auch im fin-
stern leuchten) verliert sich der Schein bey bei-
den Geschlechtern.

1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo
cinereo
. *

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ihrer viere oder fünfe in ein Gläsgen gethan,
leuchten hell genug, um dabey im finstern lesen
zu können; und die Spanischen Damen stecken
sie als Putz auf ihren Abendpromenaden in die
Haare***).

[Seite 365]

20. cantharis. Antennae setaceae. Thorax
marginatus capite breuior. Elytra flexilia.
Abdominis latcra plicato-papillosa.

1. †. fusca. C. thorace marginato rubro macula
nigra, elytris fuscis
. *

Frisch P. XII. III Pl. tab. VI. fig. 5.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in der Erde auf, und kommt dann zuweilen
wenns geschneyt hat zu taufenden hervor gekro-
chen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem fri-
schen Schnee zu allerhand Sagen Anlaß gegeben.

2. †. Naualis. C. thorace teretiusculo, corpore
luteo, elytris margine apiceque nigris
. *

Frisch P. XIII. tab. 20.

Ein schädliches Thier, dessen Larve das Ei-
chenholz durchbohrt und für die Schiffe gefähr-
lich wird.

21. elater. Springkäfer, Schmidt. (Fr.
taupin) Antennae fetaceae. Thorax retror-
sum angulatus. Mucro pectoris e foramine
abdominis resiliens.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu
helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein
Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist,
und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus
der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus
schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts
auf beiden Seiten des Brustschilds heraus ste-
[Seite 366] hen, und mit den Flügeldecken auf eine ähnliche
Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late-
ribus macula flaua glabra
. *

Ist im mittlern America in größter Menge
zu Hause, wird wol zwey Zoll lang, nährt sich
vorzüglich von Zuckerrohr, und ist mit glüenden
Kohlen leicht zu locken. Die beiden gelben run-
den Flecken gegen die Seitenspitzen des Brust-
schildes leuchten stark im finstern, und die Wil-
den bedienten sich vor Ankunft der Spanier kei-
ner andern Leuchten als der Cucuyos und einiger
anderer Insecten. Noch jetzt machen die dorti-
gen Frauenzimmer Guirlanden davon womit
sie sich bey ihren nächtlichen Spazirgängen
schmücken.

2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris pedibus
corporeque nigris
. *

Häufig auf Viehweiden.

22. cicindela. Antennae setaceae. Maxillae
prominentes denticulatae. Oculi prominuli.
Thorax rotundato-marginatus.

Kleine aber meist sehr schöne Käfer. Die
Flügeldecken sind mehrentheils artig gezeichnet,
und der Unterleib und die Füße schillern in far-
biges Gold. Es sind muthige Thiere, die fast
blos vom Raube anderer Insecten leben. Als
Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der
Ameisenlöwe, um ihrer Beute aufzulauern, und
als Käfer wissen sie ihr mit ausnehmender Schnel-
ligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum albis
. *

[Seite 367]

23. bvprestis. Stinkkäfer. Antennae seta-
ceae, longitudine thoracis. Caput dimi-
dium intra thoracem retractum.

Ebenfalls außerordentlich prächtige Thiere
von den unnachahmlichsten Goldfarben; daher
ihre Flügeldecken schon längst von dm Wilden
zum Putz verwendet worden.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laeui, corpore
inaurato
. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 38.

Wird wol Fingers lang, ist in beiden Indien
zu Hause.

2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longitu-
dinaliter sulcatis, maculis duabus aureis im-
pressis, thorace punctato
. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 39.

24. dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer.
(Hydrocantharus). Antennae setaceae
aut clauato-perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii submutici.

1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore
laeui, sterno carinato, postice spinoso
. *

Frisch P. II. tab. VI. fig. 1.

Eine der größten Arten. Ist in den Euro-
päischen Gewässern gemein. Auch habe ich sie
aus Tranquebar erhalten. Wenn der Käfer
seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine
artige längliche Hülse, die er mit einer braunen
Seide überzieht, und die mit den eingeschloß-
[Seite 368] nen Eyern wie ein Schifgen auf dem Wasser
schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen
und im Stande sind, in ihr Element über Bord
zu springen.

2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris fulcis di-
midiatis decem villofis
. *

Frisch P. II. tab. VII fig. 4.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat-
tungen dieses Geschlechts,) den Fischteichen ge-
fährlich.

25. carabvs. Laufkäfer. Antennae seta-
ceae. Thorax obcordatus apice trunca-
tus marginatus. Elytra marginata.

Leben meist vom Raube anderer Insecten: und
geben, wenn man sie anfaßt, einen atzenden Saft
von sich. Die wenigsten können stiegen; laufen
aber desto schneller.

1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris
punctis intricatis fubrugosis
. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 44.

2. †. Nitens. der Goldhahn. C. apterus ely-
tris porcatis: striis passim interruptis sulcis-
que scabriusculis inauratis
. *

Häufig auf Feldern, Wiesen etc.

3. †. Sycophanta. C. aureo nitens, thorace
caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, ab-
domine subatro
. *

Sulzers Gesch. tab. VII. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

[Seite 369]

4. †. Crepitans. der Bombardirkäfer. C.
thorace capite pedibusque ferrugineis, ely-
tris nigris.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. VII.
fig. 2.

Wird besonders von der vorigen Gattung
verfolgt, und ist dabey durch die von D. Ro-
lander bemerkte ganz eigne Art berühmt wor-
den, womit er sich gegen diesen u.a. seiner
Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen mit
einem ganz auffallend starken Laut einen blau-
lichten Dunst aus dem Hinterleibe entgegen
schießt etc.

26. tenebrio. Antennae moniliformes ar-
ticulo vltimo subrotundo. Thorax plano-
conuexus, marginatus. Caput exsertum.
Elytra rigidiuscula.

1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femori-
bus anticis crassioribus
. *

Frisch P. III. tab. I.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäu-
sern, heissen Mehlwürmer, und geben be-
kantlich das beste Nachtigallenfutter ab.

2. †. Mortisagus. Der Todtenkäfer. T. apte-
rus thorace aequali, coleoptris laevibus mu-
cronatis
. *

Frisch P. XIII. tab. XXV.

Lebt in modrigen Orten, hat einen wiedrigen
Geruch, und ist vom Aberglauben ehedem für
ominös gehalten worden.

[Seite 370]

27. meloë. Antennae moniliformes articulo
ultimo ovato. Thorax subrotundus. Ely-
tra mollia flexilia, caput inflexum, gibbum.

1. †. Proscarabaeus. Der Maywurm. M.
apterus, corpore violaceo
. *

Frisch P. VI. tab. VI. fig. 5.

Ein wiedriges weiches Thier, was bey jeder
Berührung einen stinkenden Saft aus der Brust,
da wo die Füsse eingelenkt sind, fliessen läßt.

2. †. Vesicatorius. Die spanische Fliege. (Can-
tharis offic.) M. alatus viridissimus nitens,
antennis nigris
. *

Das wichtige heilsame Geschöpf, was zum
Blasenziehen gebraucht wird.

28. mordella. Antennae filiformes serratae
Caput deflexum sub collo in territo. Palpi
compresso-clauati, oblique truncati. Ely-
tra deorsum curva apicem versus. Ante fe-
mora lamina lata ad basin abdominis.

Kleine Käfergen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch da-
zu sehr wenig zu vermehren scheinen.

1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato. *

Sulzers Kennz. tab. VII. fig. 46.

29. staphylinvs. Antennae moniliformes.
Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda
simplex exserens duas vesiculas oblongas
.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen
merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr mer-
[Seite 371] ken, aus dem Hinterleibe treiben; deren wahrer
Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis
. *

30. forficula. Antennae setaceae. Ely-
tra dimidiata. Alae tectae. Cauda forci-
pata.

1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöler. (Fr. le perce-oreille Engl. the
ear-wig
) F. elytris apice albis
. *

Frisch P. VIII. tab. XV. fig. 1. 2.

Das bekannte Thier, von dem die ungegrün-
dete Sage erdichtet ist, daß es gerne den Men-
schen in die Ohren kröche, wohin sich irgend
etwa einmal eins so gut wie jedes andre Insect
verirrt haben mag. Aber den Gärten sind sie
nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen
an Orangerie, Nelkenknospen etc. zerfressen.

II. HEMIPTERA.

Bey den Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf an die Brust niedergedruckt, bey einigen
mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit
einem nach dem Unterleib gebogenen Sauge-
rüssel versehen, weshalb diese auch von einigen
Naturforschern Proboscidea genannt werden.
Anzahl und Bildung und Richtung der Flügel
ist verschieden. Meistens haben sie vier Flügel,
[Seite 372] von welchen zumal die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äussern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen-
mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art
kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben nur
zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die
Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwand-
lung ist nicht sehr auffallend: sondern die Larven
äneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flü-
gel, die erst nach und nach völlig ausgebildet
werden.

31. blatta. Die Schabe. Caput inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque planae
subcoriaceae. Thorax planiusculus, orbi-
culatus, marginatus. Pedes cursorii. Cor-
nicula duo supra caudam.

1. †. Orientalis. Der Kakerlake, Tarokan.
B. ferrugineo-fusca elytris abbreviatis sulco
oblongo impresso
. *

Frisch P. V. tab. III.

Ist eigentlich in Südamerika zu Hause: hat
sich aber von da nach Ostindien und nun auch
fast in ganz Europa fortgepflanzt. So wie an-
dere Schaben, ein lichtscheues aber vermüstendes
Thier, was Brod, Leder, Hausgeräthe ver-
zehrt, sich zumal gern in Beckerhäusern einni-
stell, sich sehr nach der Wärme zieht, und bis
jetzt durch keins der vorgeschlagenen Mittel aus-
zurotten ist.

[Seite 373]

3. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sini-
stro
integro 4-pustulato; dextro ad margi-
nem internum semipellucido, 3-pustu-
lato
*.

pallas spicileg. zoologic. IX. tab. I.
fig. 5.

In Trankebar etc. Wegen der auffallenden Un-
gleichheit zwischen beiden Flügeldecken merk-
würdig.

3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro-
maculatis
*.

Nicht in Lappland allein, sondern auch um
Paris, um Göttingen, und in der wärmern
Schweiz.

32. mantis. Caput nutans, maxillosum, pal-
pis instructum. Antennae setaceae. Alae

4 membranaceae, convolutae, inferiores
plicatae. Pedes antici compressi, subtus
serrato denticulati, armati ungue solitario
et digito setaceo laterali articulato: postici

4 laeves, gressorii. Thorax linearis elon-
gatus angustatus
.

Alle von einer ungewönlichen langgestreckten
sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be-
tragen etc. hat was eignes gleichsam Feyerliches,
was wohl zu der abergläubischen Devotion An-
laß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen die-
ses Geschlecht zumal im Orient angesehen werden.

1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely-
tris breuissimis, pedibus spinosis
. *

Rösel. vol. II. Heuschr. tab. XIX. fig. 9. 10.

[Seite 374]

Auf Amboina. Spannen lang, und doch
kaum so dick als eine Gänse Spuhle, wird von
den Indianern gegessen, hingegen den Kühen
für tödlich gehalten. Eine wenigstens sehr ver-
wandte Gattung ist in Brasilien zu Hause, und
soll wenn sie zufälliger weise gedruckt oder ge-
treten wird, sich mit einen Biß wehren der ein
ganz eignes Zittern durch den ganzen Körper
verursache.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo
. *

Röfel vol. II. Heuschr. tab. VII fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea etc.

3. †. Religiosa. Die Gottesanbeterin, das
wandelnde Blatt, der Weinhandel, Wein-
hasel. M. thorace laeui subcarinato elytris-
que viridibus inmaculatis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. I. II.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beiden in die Höhe, um Mücken
damit zu fangen. Der Türkische Pöbel hat sich
eingebildet, daß sie mit dem Kopf immer nach
Mecca zu gerichtet sey, und ihre Vorderfüße
aus Andacht falte. Man nennt dieses Thier
darum das wandelnde Blatt, weil seine Ober-
flügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte
äneln. Man weis, daß es wohl zehn Jahre
alt wird.

33. gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle
Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma-
xillosum, palpis instructum. Antennae
setaceae s. filiformes. Alae
4 deflexae, con-
[Seite 375] volutae, inferiores plicatae. Pedes postici
saltatorii. Vngues vbique bini
.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gat-
tungen den Wiesenwachs und Getraide gefähr-
lich sind. Manche geben entweder zur Begat-
tungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder
wenn sich das Wetter ändern will, einen be-
kannten zirpenden Laut von sich, den sie theils
mit den Springfüßen, am meisten aber, wie
schon Aristoteles richtig bemerkt hat, mit den
Flügeln hervorbringen*), und der nach Ver-
schiedenheit der Leidenschaften fast wie die
Stimme andrer Thiere variirt.

1. †. Gryllotalpa. Die Werre, Maulwurfs-
grille, der Riehwurm, Reutwurm, Schrot-
wurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. G. tho-
race rotundato, alis caudatis elytro longio-
ribus, pedibus anticis palmatis tomentofis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XIV. XV.

Ist in Europa und Nordamerica zu Hause:
an theils Orten, wie in Thüringischen etc. außer-
ordentlich häufig. Lebt meist unter der Erde.
und thut zumal den Küchengewächsen und der
Gerstensaat großen Schaden.

2. †. Domesticus. Die Grille, Zirse, Heim-
gen. (Fr. le grillon Engl. the cricket.) G.
thorace rotundato, alis caudatis elytro lon-
gioribus, pedibus simplicibus, corpore
glauco
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XII.

[Seite 376]

Kommen zur Erntezeit mit der Frucht in die
Häuser, ziehen sich nach der Wärme, zirpen die
Nacht durch, sind aber mit hellem Lichte zum
schwelgen zu bringen.

3. †. Campestris. Die Feldgrille. G. thorace
rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis
elytro brevioribus, corpore nigro
. *

Frisch P. I. tab. I.

Läßt sich nach reicher Ernte auf den Stop-
pelfeldern hören. Schweigt hingegen nach
Miswachs.

4. †. Viridissimus. Der Baumhüpfer. G.
thorace rotundato, alis viridibus immacula-
tis, antennis seraceis longissimis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. X. XI.

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf
Gebüschen, springt vorzüglich weit; zirpt am
meisten in den Hundstagen.

5. †. Verrucivorus. Das Heupferd. G. tho-
race subquadrato laeui, alis viridibus fusco
maculatis, antennis setaceis longitudine
corporis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. VIII.

6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua-
drifida
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. V.

Die große eßbare Heuschrecke der Araber, die
Johannes in der Wüste aß. und die noch jetzt
in Arabien und andern Morgenländern auf
[Seite 377] mannichfaltige Weise zubereitet und allgemein
verspeist wird.

7. †. Migratorius. Die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace
subcarinato: segmento vnico, capite obtuso,
maxillis atris
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXIV.

Bey weitem nicht so groß, als die vorige,
aber furchtbar, weil sie oft in unsäglichen Zü-
gen in Europa eingefallen ist, und allgemeinen
Miswachs, Hungersnoth und sterben verur-
sacht hat. Ursprünglich gehört sie wohl in die
große Tartarey zu Hause, doch findet sie sich
auch in Deutschland, das doch seit 1750. mit
ihren großen Invasionen verschont geblieben;
auch hier herum hin und wieder, aber einzeln,
In Spanien hingegen ist sie sehr häufig, soll sich
auch, wenn es anders die gleiche Gattung ist,
zuweilen in Peru, auf Barbados etc. einfinden.

8. †. Stridulus Die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXI. fig. 1.

Leben meist im Gehölze. Die Männchen ge-
ben im Fluge einen lauten klappernden Ton
von sich.

34. fvlgora.*) Caput fronte producta,
inani. Antennae infra oculos, articulis 2
.
[Seite 378] exteriore globoso maiore. Rostrum infle-
xum, pedes gressorii.

Der sonderbare Character dieses Geschlechts
ist die große hornichte Blase vor der Stirne
Die beym lebenden oder kürzlich abgestorbnen
Thier einen hellen Schein verbreitet.

1. Laternaria. Der Surinamische Latern-
träger. Leyermann. (Fr. la portelanterne
Engl. the lanthorn-fly) F. Fronte ouali
recta, alis lividis: posticis ocellatis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXVIII. XXIX.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist grös-
ser als der ganze übrige Körper, und scheint so
hell, daß sich die Wilden ihrer statt Leuchten
bedienen, wenn sie im finstern reisen.

2. Candelaria. Der Schinesische Laternträ-
ger. F. fronte rostrata subulata adscen-
dente. elytris viridibus luteo-maculatis,
alis flauis: apice nigris
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXX.

35. cicada. (Fr. Cigale) Rostrum inflexum,
Antennae fetaceae. Alae
4 membranaceae,
deflexae. Pedes plerisque saltatorii.

Die männlichen Cikaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der aber abwech-
selnder und anmuthiger ist, und durch sehr zu-
sammengesetzte Werkzeuge in ihrer Bauchhöle,
die Reaumur und Rösel sehr genau untersucht
haben, hervorgebracht wird.

Merkwürdig ist, daß ein gewisser kleiner
Keulenschwamm (clauaria) theils auf den Aesern
[Seite 379] mancher Cikaden-Gattungen theils gar auf dem
lebendigen Leibe ihrer Larve zu wachsen pflegt.*)

1. †. Cornuta. C. thorace bicorni postice
subulato longitudine abdominis, alis nudis
. *

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 63.

Auf Getraide, Disteln etc. Die spitzen Zapfen
zu beiden Seiten des Brustschildes geben ihr ein
sonderbar Ansehen.

2. Plebeja. C. scutelli apice bidentato, ely-
tris anastamosibus quatuor, lineisque sex
ferrugineis
. *

In Griechenland. Italien und Nordafrica.
Die bey den Alten so beliebte Cikade**).

3. Orni. C. elytris intra marginem tennio-
rem punctis sex concatenatis, anastamosi-
bus interioribaus fuscis
. *

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 65.

4. †. Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis
duabus fasciaque sanguineis
. *

In Italien, im südlichen Frankreich, und
auch um Göttingen nicht selten.

5. †. Spumaria. Der Schaumwurm, Gäscht-
wurm. C. fusca, elytris maculis binis
albis lateralibus: fascia duplici interrupta
albida
. *

[Seite 380]

Frisch P. VIII. tab. XII.

Besonders häufig auf Weiden, denen er im
Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Ge-
stalt eines Schaums wieder von sich giebt;
man findet diesen Schaum, den man unter dem
Namen Kukuksspeichel allerhand fabelhaften Ur-
sprung angedichtet, oft in Klumpen, wie eine
Haselnuß groß, und das Thier selbst in der
Mitte desselben vergraben.

36. notonecta. Wasserwanze. Rostrum
inflexum. Antennae thorace breuiores.
Alae
4 cruciato-complicatae, antice coria-
ceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.

1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis margine
fusco punctatis apice bifidis
. *

Frisch P. VI. tab. XIII.

Schwimmt die mehreste Zeit auf dem Rücken:
weis auch in dieser Lage kleine Mücken etc. von
denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit
zu haschen. Mit dem Saugestachel kan sie em-
pfindlich stechen.

37. nepa. Wasserscopion. Rostrum infle-
xum. Alae
4 cruciato-complicatae antice
coriaceae. Pedes anteriores cheliformes: re-
liqui
4 ambulatorii.

Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vor
derfüße haben einige Aenlichkeit mit Krebsschee-
ren. Der lange Stachel am Hintern nutzt nicht
als Waffen sondern zum Luftschöpfen.

1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali,
corpore oblongo-ouato
. *

[Seite 381]

Frisch P. VII. tab. XV.

Der Rücken ist schön zinnoberroth. Die Eyer
haben eine überaus sonderbare Gestalt, am einen
Ende mit Häkchen, fast wie ein zusammen ge-
krochener Armpolype, oder wie Saamen von
Kornblumen etc.

2. † Cimicoides. N. abdominis margine ser-
rato
. *

Frisch P. VI. tab. XIV.

Aenelt den Thieren des vorigen Geschlechts.

3. Plana. N. subfusca; oculis nigris, alis al-
bidis, dorso plano
. *

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem
Thier, das auf Trankebar zu Hause ist, ihre
Eyer auf den Rücken, das daher beynah einige
Aehnlichkeit mit der weiblichen Pipa (S. 252)
erhält*).

38. cimex. Wanze. (Fr. punaise Engl.
bug). Rostrum inflexum. Alae 4 cruciato-
complicatae, superioribus antice coriaceis.
Dorsum planum thorace marginato. Pedes
cursorii
.

Ein weitläuftiges Geschlecht von theils aus-
nehmend schönen Gattungen, die doch aber auch
zum Theil durch den mannichfaltigen Schaden
den sie thun, theils durch den unerträglichen
Gestank, den viele derselben wenn sie Gefahr
werken, von sich geben, widerlich werden.

1. †. Lectularius. Die Bettwanze, Wand-
laus. C. flauescens, alis nullis. *

[Seite 382]

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 69.

Die Bettwanzen mögen allerdings im südli-
chen Europa einheimisch seyn: wenigstens reden
Aristophanes und andre alte Griechen von ihnen
als von bekannten Thieren. Auch sind sie lange
vor dem großen Londner Brand von 1666 in
England gewesen, und nur erst nachher durch
die Einführung des ausländischen Bauholzes ge-
meiner worden. Von allen gegen dieses Unge-
ziefer vorgeschlagnen Hülfsmitteln scheint Vor-
sicht und Reinlichkeit das wirksamste.

2. †. Corticalis. C. membranaceus, abdomi-
nis margine imbricatim secto, corpore ni-
gricante
. *

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen
seiner täuschenden Rindenartigen Gestalt und
Farbe schwer zu finden.

3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus gri-
seus; abdominis margine nigro maculato
. *

In Gärten, zumal an Johannisbeeren; die
daher zuweilen einen häßlichen Geschmack an-
nehmen. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich-
doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der
Gestank, wie manchen andern Wanzen zum Ver-
theidigungsmittel dient.

4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis
apice capillaceis, corpore oblongo subuillo-
so fusco
. *

Frisch P. X. tab. XX.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumal
sieht äußerst häßlich aus, und ist immer wie
mit Staub und Kehricht bedeckt.

[Seite 383]

39. aphis. Blattlaus, Neffe, Mehlthau.
(Fr. puceron Engl. plant-louse) Rostrum in-
flexum. Antennae thorace longiores. Alae

4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii.
Abdomen postice saepius bicorne.

Kleine wehrlose, aber bey aller ihrer Schwäche
furchtbare Thiere, die theils durch den Scha-
den den sie den Gewächsen zufügen, mehr aber
noch durch die Wunder die der Schöpfer in ihrer
Natürlichen Geschichte gehäuft hat, merkwürdig
werden. Es giebt oft in einer Gattung, ja in
einer und eben derselben Familie geflügelte und
ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Be-
ziehung auf den Geschlechtsunterschied. Doch
sind die Männchen weit kleiner als ihre Weib-
gen, und werden auch in weit mindrer Anzahl
jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste,
wo sie ihre Weibgen befruchten, die kurz darauf
Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in
welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig
ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis
im folgenden Frühjahr hervorbrechen. Das un-
erwartetste hierbey ist, daß alle diese nunmehr
ausgekrochenen Blattläuse durchgehends weibli-
chen Geschlechts sind, und daß im Frühjahr
und Sommer schlechterdings keine männliche
Blattlaus zu sehen ist. Und demongeachtet sind
doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stan-
de, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht
fortzupflanzen; man kan jedes Junge, was
sie nunmehr von sich geben, isoliren, in eine
Einöde verschließen, und doch wird es nach eini-
ger Zeit wieder andere Junge gebären. Und so
hat Bonnet*) gefunden, daß jene einmalige
[Seite 384] Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wür-
kung im folgenden Frühjahr und Sommer bis
ins neunte Glied äußert. Alle die Millionen
von Blattläusen, die während dieser ganzen Zeit
jung werden, sind fruchtbar, gebären allesamt
Junge, ohne je ein männlich Thier ihrer Art
gesehn, ohne sich gepaart zu haben etc. Gegen
den Herbst kommen endlich wie schon gesagt,
auch Männchen zum Vorschein, die sich Gatten
suchen, sich paaren, und ebenfalls die ganze
weibliche Nachkommenschaft des künftigen Som-
mers wieder mit befruchten müssen.

1. †. Ribis. A. ribis rubri. *

Frisch P. XI. tab. XIV.

2. †. Vlmi. A. vlmi campestris. *

3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae. *

Frisch P. XI. tab. XVIII.

4. †. Rosae. A. rosae. *

Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 79.

5. †. Bursaria. A. populi nigrae. *

swammerdam biblia nat. tab. XLV. fig.
22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba-
ren rosenartigen Auswüchse verursachen, die
man Pappelrosen, Alberknospen etc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis
longissimis thorace verrucoso
. *

An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc.
wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen
Schotenähnlichen Hülse aufhalten*).

[Seite 385]

40. chermes. Blattsauger. Rostrum pecto-
rale. Antennae thorace longiores. Alae

4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.

Haben in der Bildung viel ähnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie
fast aus wie Cikaden, hüpfen auch so etc.

1. † Buxi. C. buxi. *

2. † Alni. C. betulae alni. *

Frisch P. VIII. tab. XIII.

41. coccus. Schildlaus. Rostrum pecto-
rale. Abdomen postice setosum. Alae
2 ere-
ctae masculis. Feminae apterae
.

Bey keinen andern Thieren sehen die beiden
Geschlechter einander so auffallend ungleich
als bey den Schildläusen. Das Männchen
änelt einer kleinen Mücke, das Weibgen hinge-
gen ist ungleich größer, ungeflügelt, und hat
meist die Gestalt eines platten Schildgens oder
einer Narbe. Es sitzt, nachdem es sich gehäu-
tet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen,
und könnte bey manchen Arten ehe für einen
Auswuchs der Pflanze, als für ein lebendiges
Thier angesehen werden. Das Männchen
schwärmt indeß im freyen umher, bis es vom
Begattungstrieb gereizt, ein solches einsiedleri-
sches Weibgen aufsucht und befruchtet.

1. Hesperidum C. hybernaculorum. *

Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 81.

Das Weibgen hält sich vorzüglich an Oran-
genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, zu-
mal an der Mittelribbe auf.

[Seite 386]

2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa. *

Wie die vorige in Gewächshäusern, wo sie
große Verwüstungen anrichtet: besonders an
Caffeebäumen etc.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. *

Im südlichen Europa, besonders in Langue-
doc und Provence, an Stechpalmen etc. Die
Beerenförmigen, Gallapfelartigen Eyer-Nester
dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und
das Carmoisinroth draus verfertigt.

4. † Polonicus. deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis. *

Frisch P. V. tab. II.

Macht ebenfalls Kermesartige Eyernester an
den Wurzeln von Weggras und andern Pflan-
zen; zumal häufig in Polen, wo sie gesammlet,
und zur Farbe angewandt werden. Im mitt-
lern Zeitalter hat man sie auch in Deutschland
sorgfältig aufgesucht und zu Gute gemacht.

5. Cacti. der Schlarlachwurm (Fr. la coche-
nille
Engl. the cochineal-fly) C. cacti coc-
cinelliferi
. *

ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ein wegen seines Gebrauchs zur Färberey für
die Handlung äußerst wichtiges Geschöpf. Ist
ursprünglich in Mexico zu Hause; wird aber
auch in mehrern Theilen von Südamerica, und
nun selbst in Spanien erzielt. Die Coschenille
findet sich auf mehrern Sorten Indianischer Fei-
gen, die deshalb in großen Plantagen gepflanzt,
und jene Insecten fast wie die Seidenwürmer
darauf gezogen, und jährlich zu dreyen malen
abgelesen werden.

[Seite 387]

6. Lacca. der Gummi Lack-wurm. C. ficus
indicae et religiosae
.

Kerr in den philos. Transact. vol. LXXI.
P. II.

Das merkwürdige Thier das zumal in den
gebürgichten Gegenden von Hindostan zu bei-
den Seiten des Ganges, besonders von den ge-
dachten beiden Feigengattungen lebt, und das
Gummilack liefert, das folglich weder nach der
Meinung der ältern Naturforscher von Ameisen,
noch einigen neuern zufolge von kleinen Käfer-
gen herrührt.*)

42. thrips. Rostrum obscurum. Antennae
longitudine thoracis. Abdomen sursum re-
flexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes,
longitudinales, angustae, subcruciatae
.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhal-
ten, und meist nur durch ihre große Anzahl,
oder durch die Munterkeit, mit der sie umher
hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.

1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore
atro
. *

De Geer in den Schwed. Abh. v. J. 1744.
tab. IV. fig. 4.

Im Getraide, Bohnenblüten etc.

III. LEPIDOPTERA.*)

[Seite 388]

Die Schmetterlinge oder Zweyfalter,
(Pfeifholder etc.) eine weitläuftige Ordnung, die
sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schup-
pen befiederte Flügel, durch einen behaarten
Körper, und fast durchgehends durch einen spi-
ralmäßig gewundenen Rüssel, auszeichnet. Diese
Thiere entstehen sämtlich aus Eyern, aus wel-
chen sie als Raupen hervorbrechen. In diesem
Zustand haben sie Kinnladen, zwölf Augen am
Kopf, einen langgestreckten cylindrischen Körper
von zwölf Abschnitten, mit neun Luftlöchern auf
jeder Seite, drey paar haakenförmigen Klauen
an der Brust, und meist fünf paar runden flei-
[Seite 389] schigen Füssen am Hinterleibe. Die Raupe
häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe,
die mehrentheils unbeweglich, doch bey der Wei-
denraupe und einigen andern sehr wenigen Gat-
tungen sich von der Stelle zu bewegen, im Stande
ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimm-
ten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der
lange Fühlhörner, nur drey paar Füße, und
statt jener zwölf kleinen Augen, zwey große halb-
kuglichte und drey kleine (§. 135.) hat. Alle die
zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich un-
ter folgende drey Geschlechte bringen.

43. papilio. Tagvogel. (Engl. butter-fly)
Antennae apicem versus crassiores, saepius
clauato-capitatae. Alae erectae sursumque
conniuentes
.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt, und häutet sich gewöhnlich viermal. Sie
verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste: die
Puppe ist zackicht, theils schön goldfarbig,
(chrysalis, aurelia) und hängt sich mit dem
hintern Ende auf. Der Papillon fliegt nur am
Tage umher, und hält im Sitzen seine vier brei-
ten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der
Oberseite gegen einander gekehrt. Linne hat
das ganze Geschlecht, leichterer Faßlichkeit we-
gen, wieder in fünf Familien (phalanges) ab-
getheilt.

a. eqvites. Alis primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam ad ba-
sin: his saepe antennae filiformes.

[Seite 390]

Tröes, ad pectus maculis sanguineis sae-
pius nigri
.

Achiui, pectore incruento, ocello ad an-
gulum ani
.

b. heliconii. Alis angustis integerrimis,
saepe denudatis: primoribus oblongis;
posticis breuissimis
.

c. danai. Alis integerrimis.

Candidi alis albidis.

Festiui alis variegatis.

d. nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati alis ocellatis.

Phalerati alis caecis absque ocellis.

e. plebeji. Parui. Larua saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Vrbicolae, alis maculis pellucidis.

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis supra viridibus: institis atris, posticis
maculis sex nigris
. *

clerk tab. XVII.

Auf Amboina. Ein großes unbeschreiblich
prächtiges Thier, dessen Flügel einem glänzen-
den grünen Atlas gleichen.

2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, di-
sco caeruleo splendente dentato. Posticis
subtus ocellis septem
. *

clerk tab. XXIII. fig. 1.

Auch auf Amboina, und ebenfalls so ein aus-
nehmend prachtvolles Geschöpf. Zumal die
großen mit Atlasglanz blau und grün schillern-
den gezackten Flecken auf der Oberseite aller 4
[Seite 391] Flügel, und die einer Miniaturmalerey ähn-
lichen Augen auf der Unterseite der Hinterflügel.

3. †. Machaon. Der Schwalbenschwanz. P.
E. A. alis caudatis concoloribus flauis limbo
fusco lunulis flauis, angulo ani fuluo
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.

Die Raupe am Till, Fenchel, Rübsaat. Der
Schmetterling kriecht zuweilen wohl erst im
zweyten Jahr aus der Puppe.

4. †. Podalirius. Der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flauescentibus:
fasciis nigricantibus geminatis: posticis sub-
tus linea sanguinea
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.

Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am
Kohl, Schlehen, Apfelbäumen etc.

5. +. Apollo. Der rothe Augenspigel P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra
4: subtus 6, basique rubris. *

Sulzers Kennz. tab. XIII. fig. 41.

Ein großer schöner Schmetterling, Isabell-
gelb mit carmoisinrothen Ringen. Im wär-
mern Europa auf Wintergrün, Knabenkraut etc.

6. †. Crataegi. Der Lilienvogel, Baumweis-
ling, Heckenweisling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. III.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume,
die Junge halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinste zusammen.

7. †. Brassicae. Die Kohleule, der Kohlweis-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integer-
[Seite 392] rimis rotundatis albis; primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, maior
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. IV.

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut,
und Rübsaat. Buttervogel heist der Schmetter-
ling (so wie die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Name, der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gege-
ben worden ist.

8. †. Rapae. Der Rübenweisling. P. D. C
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor
. *

Rösel, vol. I. Tagvögel II. tab. V.

9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotun-
datis albis: subtus venis dilatato-virescen-
tibus
. *

10. †. Cardamines. Der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fuluis, posticis subtus viridi-ne-
bulosis
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VIII.

Am Täschelkraut, Kohl etc.

11. †. Rhamni. Der Citronen-Papillon, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub-
tus ferrugineo
. *

Rösel vol. III. tab. XLVI.

Am Faulbeerbaum, Wegdorn.

12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: po-
sticis duobus tribusque
. *

Im Gras.

[Seite 393]

13. †. Io. Das Pfauenauge, der Pfauenspie-
gel. P. N. G. alis angulato dentatis-ful-
vis nigro-maculatis: singulis subtus ocello
caeruleo
. *

Kösel. vol. I. Tagvögel I. tab. III.

An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.

14. †. Galathea. Das Bretspiel. P. N. G.
alis dentatis albo nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello vnico, posticis quinque ob-
soletis
. *

Rösel vol. III. tab. XXXVII.

Am Wiesenklee.

15. †. Cardui. Der Distelvogel. P. N. G.
alis dentatis fuluis albo nigroque variegatis,
posticis vtrinque ocellis quatuor, saepius
coecis
. *

Rösel. vol. I. Tagvögel I. tab. X.

An Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die
Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In man-
chen Jahren unsäglich häufig.

16. †. Iris. Der Schillervogel, Changeant,
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fa-
scia vtrinque alba interrupta, posticis supra
vniocellatis
. *

Rösel. vol. III. tab. XLII.

An Espen, Eichen etc.

17. †. Antiopa. Der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido
. *

Rösel. vol. I. Tagvögel I. tab. I.

An Birken, Weiden etc.

[Seite 394]

18. †. Polychloros. Der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis fuluis, nigro maculatis: pri-
moribus supra punctis quatuor nigris
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.

An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe
gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

19. †. Vrticae. Der kleine Fuchs, Nessel-
vogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-
maculatis: primoribus supra punctis tribus
nigris
. *

Rösel vol. I. Tagvögel. I. tab. IV.

An Brennesseln.

20. †. C. album. Der C-Vogel. P. N. P.
alis angulatis fuluis nigro maculatis, posti-
cis subtus C albo notatis
. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. V.

An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren,
Hopfen etc. Der Schmetterling variirt in der
Größe, und in der Farbe der Unterseite, braun,
grün etc.

21. †. Atalanta. Der Admiral, 980-Vogel,
Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo-
maculatis: fascia communi purpurea, pri-
moribus vtrinque, posticis marginali
.*

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. VI.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge:
zumal auf der Unterseite von den vortreflichsten
mannichfaltigsten Farben.

22. †. Paphia. Der Silberstrich. P. N. P.
alis dentatis luteis nigro maculatis, subtus
lineis argenteis transuersis
. *

[Seite 395]

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. VII.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe. Zumal die Unterseite der Hinterflügel
blaßgrün und Rosenfarb schillernd mit mattem
Silberglanz. In Wäldern auf Brennesseln etc.

23. †. Aglaia. Der große Perlenmuttervo-
gel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis fla-
vis nigro-maculatis: subtus maculis
21
argenteis. *

Auf Stiefmütterchen, Veilchen. Die Raupe
macht sich erst eine artige Winterlaube aus
Moos, worin sie sich nachher als Puppe auf-
hängt*).

24. †. Lathonia. Der kleine Perlenmutter-
vogel. P. N. P. alis dentatis luteis nigro-
macultis: subtus maculis
37. argenteis. *

Im Gehölze.

25. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali fulua
nigro-punctata
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VII.

Auf Zwetschenbäumen.

26. †. Maluae. Der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. X.

Auf Stockrosen.

[Seite 396]

44. sphinx. Abendvogel. Antennae medio
crassiores s. vtraque extremitate attenuatae
subprismaticae. Alae deflexae
.

Die Raupen dieser Thiere sind mehrentheils
von vortreflicher Farbe, mit einem haakenför-
migen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur
auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie ver-
puppen sich unter der Erde, ohne Gespinste.
Die Abendvögel haben ihren Namen daher, weil
sie bloß in der Abenddämmerung umher fliegen.
Die mehresten haben einen langsamen schweren
Flug. Linne hat das ganze Geschlecht, was
doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art
unterabgetheilt:

a. legitimaealis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. adscitaehabitu et larua diuersae.

1. †. Ocellata. Das Nachtpfauenauge. S. L.
alis repandis; posticis ocellatis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.

Auf Weiden, Obstbäumen.

2. †. Nerii. Der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis viridibus: fasciis variis pallidi-
oribus saturatioribus flauescentibusque
. *

Rösel vol. III. tab. XVI.

Am Oleander.

3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. VII.

[Seite 397]

Auf Winden, Zaunglocken.

4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis in-
carnatis fasciis nigris, abdomine rubro cin-
gulis nigris
. *

Auf Hartriegel, spanischem Hollunder.

5. †. Atropos. Der Todtenkopf. S. L. alis
integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdo-
mine luteo cingulis nigris.
*

Rösel vol. III. tab. II.

Auf Jasmin, Cartoffelkraut etc. Die ehema-
lige große Seltenheit dieses Thiers in Deutsch-
land, die Todtenkopfähnliche Zeichnung auf den
Schultern des Schmetterlings, und der jam-
mernde Laut, den er mit dem Saugrüssel her-
vorbringen kan, mögen wohl zu dem Aberglau-
ben Anlaß gegeben haben, mit dem man das
schöne Thier ehedem als einen Sterbepropheten
etc. angesehen hat.

6. †. Celerio. Der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex
. *

Rösel vol. IV. tab. VIII.

An Weinstöcken.

7. †. Elpenor. Die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris,
basi atris
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. IV.

Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen etc.

8. †. Porcellus. Die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis
. *

[Seite 398]

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. V.

Aenelt dem vorigen in der Bildung und Auf-
enthalt.

9. †. Euphorbiae. Die Wolfsmilchraupe. S.
L. alis integris fuscis vitta superioribus pal-
lida, inferioribus rubra
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. III.

An Wolfsmilch, Färberröthe.

10. †. Stellatarum. Der Taubenschwanz, Kar-
pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateri-
bus albo nigroque variis, alis posticis ferru-
gineis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. VIII.

Auf Färberröthe, Wegkraut.

11. †. Filipendulae. Die Cirkelmotte. S. A.
alis superioribus cyaneis; punctis sex ru-
bris; inferioribus rubris immaculatis
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. LVII.

An Quecken, Hundsgras.

12. †. Phegea. Die Ringelmotte. S. A. viri-
di-atra. alis punctis fenestratis: superio-
rum sex, inferiorum duobus, abdomine
cingulo luteo.
*

Aenelt der vorigen.

45. phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth)
Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim
attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae
.

Das weitläuftigste Geschlecht unter den In-
secten. Die Raupen sind mehrentheis behaart:
und verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
[Seite 399] dern seidenartigen Gespinstes (folliculus) wo-
zu sie den klebrigen Stoff in zwey Darmähnlichen
Schläuchen, die längst dem Rücken hinab neben
dem Magen liegen, führen; und ihn nachher,
mittelst einer besondern Röhre, die sich hinter
dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst
feinen Faden spinnen, die ihnen auch ausserdem
zu andern Zwecken, sich z.B. wie die Spinnen
dran herablassen zu können etc. nutzen*). Diese
Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem Pfau-
vogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrich-
tung; beym Seidenwurm aber durch ihre große
Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst,
die fast alle bloß des Nachts ihren Geschäften
nachgehen, hat Linne in folgende Familien ab-
getheilt:

a. attacialis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. bombyces. – alis incumbentibus; anten-
nis pectinatis
.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua inuoluto-spirali.

c. noctvaealis incumbentibus. Anten-
nis setaceis, nec pectinatis
.

Elingues.

Spirilingues.

d. geometraealis patentibus horizonta-
libus quiescentes
.

Pectinicornes.

[Seite 400]

Seticornes.

e. tortricesalis obtusissimis, vt fere re-
tusis, margine exteriore curuo
.

f. pyralides. – alis conniuentibus in figu-
ram deltoideam forsicatam.

g. tineae. – alis conuolutis fere in cylin-
drum fronte prominula.

h. alvcitaealis digitatis fissis ad basin
vsque.

1. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis
falcatis concoloribus luteo-variis, macula
fenestrata, superioribus sesquialtera.
*

merianae surinam. tab. LII.

In beiden Indien auf den Orangenbäumen.
Von der Größe einer hieländischen Fledermaus.
Die großen kahlen schuppenlosen Stellen auf den
Flügeln sind halbdurchsichtig, wie mattes Glas.
Man macht aus dem Gespinste dieser und ande-
rer großen Phalänen in Schina die sogenannte
wilde Seide.

2. †. Pauonia. Der Pfauvogel, das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. IV. V.

Auf Obstbäumen, Schlehen, Weiden etc. Das
Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Fla-
sche, mit einem dem Anschein nach, offnen ab-
gestutzten Hals: dessen Eingang aber doch in-
wendig auf eine überaus artige Weise, mittelst
elastischer convergirender Stacheln, die
in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen,
so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier
[Seite 401] zu seiner Zeit füglich, heraus, hingegen kein
feindseliges Insect in seine Hülse hinein drin-
gen kan. Der Schmetterling selbst variirt in
Farbe und Größe.

3. †. Quercifolia. Das Eichblatt. P. B. elin-
guis, alis reuersis semirectis dentatis ferru-
gineis margine postico nigris
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XLI.

Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen hat
die Phaläne eine sonderbar bucklige Stellung.

4. †. Vinula. Der. Gabelschwanz, Hermelin-
vogel. P. B. elinguis albida nigro-punctata,
alis subreuersis fusco venosis striatisque
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XIX.

An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Rau-
pe bekommt durch ihren dicken abgestumpften
Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr
statt des letzten Paars Hinterfüße gegeben sind,
ein sonderbar Ansehn. Sie vermag einen sauren
aber scharfen Saft, auf Fuß weit von sich zu
spritzen, und sich damit im Nothfall zu verthei-
digen*).

5. Mori. Der Seidenwurm.**) P. B. elin-
guis, alis reuersis pallidis: striis tribus ob-
soletis fuscis maculaque lunari
. *

[Seite 402]

Rösel vol. III. tab. VII. VIII.

jac. l'admiral tab. IX.

Der Aßyrische bombyx beym Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber
schon zu Stoffen verarbeitet heraus: und ist der
Wurm selbst erst seit Justinians Zeiten in Eu-
ropa gezogen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang
Raupe; spinnt sich hierauf nachdem er sich vier-
mal gehäutet in einen Coccon von weisser oder
gelber Farbe; der wenn er dritthalb Gran am
Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden
besteht; (deren 180 dicht neben einander gelegt
erst die Breite von einer Linie ausmachen;) und
kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmet-
terling aus. Nach der Paarung legt das über-
aus dicke Weibgen bey 500 Eyer, die im fol-
genden Frühjahr um die Zeit wenn die weißen
Maulbeerbäume zu grünen anfangen, auskrie-
chen. Sie sind wol ursprünglich in Schina zu
Hause, gewohnen aber auch unsers Climas recht
gut, und man zieht sie nun seit den funfziger
Jahren auch mit bestem Erfolg in Nordamerika,
zumal in Neu-Göttingen und andern Pflanzun-
gen von Georgien.

6. †. Neustria. Die Ringelraupe. P. B. elin-
guis, alis reversis: fascia sesquialtera;
subtus unica
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. VI.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestgen herum.

7. †. Caja. Die schwarze Bärenraupe. P. B.
elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis albis,
inferioribus purpureis nigro punctatis
. *

[Seite 403]

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.

8. †. Dispar: P. B. elinguis, alis deflexis:
masculis griseo fuscoque nebulosis: femi-
neis albidis lituris nigris
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. III.

Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung
und Größe der beiden Geschlechter.

9. †. Chrysorhoea. Die schwarze Winter-
raupe. P. B. elinguis alis deflexis albidis,
abdominis apice barbato luteo
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XXII.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht,
und den Winter durch gesellschaftlich in zusam-
mengesponnenem welken Laube an den Aesten zu-
bringt, ohne daß ihr selbst die grimmigste
Kälte schaden könnte.

10. †. Antiqua. P. B. elinguis, alis planiuscu-
lis superioribus ferrugineis lunula alba an-
guli postici
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XXXIX.

Das Weibgen ungeflügelt.

11. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis cristata,
alis deflexis griseis: stigmatibus albidis
coadunatis
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XVI.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.

12. †. Cossus. Die Weidenraupe. P. B. elin-
guis, alis deflexis nebulosis, thorace postice
fascia atra, antennis lamellatis
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XVIII.

[Seite 404]

Dieselbe Raupe von der H. Lyonet die unbe-
schreiblich mühsame Zergliederung gegeben hat.
Sie hält sich in Ulmen, Eichen etc, doch bey
weiten am häufigsten in Weidenstämmen auf,
die so von ihr durchfressen werden daß sie leicht
ausgehen oder bey mäßigem Sturm umfallen.
Der Schade den diese Raupe verursacht wird
dadurch vergrössert daß sie gegen das Beyspiel
vielleicht aller übrigen Raupen bey drey Jahr
alt wird ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie ein
so äußerst zähes Leben, daß sie nach H. Lyonets
Versuchen ohne Schaden etliche Stunden lang
im Luftleeren Raume, und mitten im Sommer
fast drey Wochen lang unter Wasser ausdauren
kan. Eben so sonderbar ist, daß die Puppe
sich von der Stelle bewegen, und wenn die Zeit
des Auskriechens herbey naht, aus der Mitte
des Stammes sich vorn bis an die Mündung in
der Rinde hervorbohren kan.

13. †. Aesculi. P. N. elinguis laevis nivea
antennis thorace brevioribus, alis punctis
numerosis caeruleo-nigris, thorace senis
.

Die Flügel-Flecken dieses ansehnlichen Thiers
sind so wie seine Beine völlig von der Farbe
wie blau angelaufner Stahl.

14. †. Humuli. P. N. elinguis fulva, antennis
thorace brevioribus, maris alis niveis
. *

An Hopfenwurzeln.

15. †. Pacta. P. N. spirilinguis cristata, alis
grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis
duabus nigris, abdomine supra rubro
. *

Rösel Vol. I. Nachtvögel II. tab. XV.

[Seite 405]

Eine grosse schöne Phaläne, deren Oberflügel
grau aber fein gezeichnet, und die Unterflügel
vortrefflich carminroth sind.

16. †. Meticulosa. P. N. spirilinguis cristata
alis erosis pallidis: superioribus basi incar-
nata, intra triangulum fuscum
. *

Rösel vol. IV. tab. IX.

An allerhand Küchengewächsen, auch an
Erdbeeren.

17. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis ci-
nereis: anticis fasciis
4 nigris abbreviatis
inaequalibus
. *

Rösel Vol. I. Nachtvögel III. tab. IV.

So wie die folgende auf Johannisbeeren,
Stachelbeeren.

18. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis
albidis, maculis rotundatis nigris: anticis
strigis luteis
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. II.

19. †. Viridana. P. To. alis rhombeis, supe-
rioribus viridibus immaculatis
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. III.

Die Raupe und die kleine Phaläne sind beide
von schöner grüner Farbe.

20. †. Farinalis. P. P. palpis recurvatis, alis
politis fuscescentibus: strigis repandis albi-
dis area interiecta glauca
. *

clerk phal. tab. II. fig. 14.

Im Mehl.

[Seite 406]

21. †. Pellionella. Die Pelzmotte. P. Ti. alis
canis, medio puncto nigro, capite sub-
griseo
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. XVII.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

22. †. Sarcitella. Die Kleidermotte. P. Ti.
alis cinereis, thorace vtrinque puncto albo
. *

Besonders in wollnen Kleidungsstücken.

23. †. Mellonella. P. Ti. alis canis postice pur-
purascentibus, striga alba, scutello nigro
apice candido
. *

Rösel vol. III. tab. XLI.

Einer des gefährlichsten Bienenfeinde.

24. †. Granella. Der Wolf, weisse Korn-
wurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis
capite albo
. *

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. XII.

Auf Kornböden in der Frucht, die er be-
nagt, abhülfet, zerschrotet, und sich daher
leicht verrätht.

23. †. Goedartella. P. Ti. alis auratis: fasciis
2 argenteis: priore antrorsum, posteriore
retrorsum arcuata.
*

Clerk phal. tab. XII. fig. 14.

Ein niedliches überaus kleines Thier, dessen
Flügelchen dicht an einander liegen, nach hinten
spitz zulaufen, und in die Queere Gold- und
Perlenmutterfarb gestreift sind.

26. †. Linneella. P. Ti. alis fuscis, punctis
tribus argenteis eleuatis
. *

Clerk phal. tab. XII. fig. 8.

[Seite 407]

27. †. Hexadactyla. P. Al. alis patentibus
fissis: singulis sexpartitis cinereis
. *

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie
wegen der sonderbar gespaltenen Flügel ein un-
gewöhnliches Aussehn.

IV. NEUROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder gegitterte Flügel aus-
zeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben
schillern. Die Larve hat sechs Füsse.

46. libellvla, Wasserjungfer, Spinnejung-
fer, Teufelsnadel, Schillebolze, Schur-
schotte. (Fr. Demoiselle) Os maxillosum,
maxillis pluribus. Antennae thorace bre-
viores. Alae extensae. Cauda maris hamoso-
forcipata
.

Artig gebildete Thiere von überaus schlankem
Wuchs und vieler Munterkeit, mit der sie beson-
ders an schönen Sommertagen im Sonnenschein
an Gewässern überaus schnell umherfliegen, und
mit gierigem Muthe andre Insecten wegfangen
und verzehren. Als Larve leben sie im Wasser,
und haben eine sonderbar bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute
haschen. Die Paarung der vollkommen geflü-
gelten Wasserjungfern die überhaupt gar viel
sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.

[Seite 408]

1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigrican-
tibus, thorace lineis duabus flauis, abdo-
mine lanceolato lateribus flauescente
. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. VI.
VII. fig. 3.

2. †. Virgo. L. alis erectis coloratis. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. IX.

Die Flügel schwarzblau schillernd, oder braun.
Der Körper schön blau oder grün, theils wie
vergoldet.

3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. X. XI.

Mit ungefärbten Flügeln: kleiner als die
vorige.

47. ephemera. Uferaas, Hafft, Geschwä-
der (hemerobius, s. diaria auctor.) Os
edentulum absque palpis. Ocelli
2 maximi
supra oculos. Alae erectae posticis mini-
mis. Cauda setosa
.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser, wo es sich Hölen und Gänge zum
Aufenthalt ins Ufer wült, und von den Fischern
aufgesucht und zum Köder beym angeln ge-
braucht wird. Nach zwey bis drey Jahren kom-
men mitten im Sommer binnen wenigen Tagen
viele Millionen dieser Thiere mit einmal aus dem
Wasser als vollkommene geflügelte Insecten her-
vorgeflogen, die sich auch alsdann, gegen die
Weise andrer Insecten erst nochmals häuten
müssen, überhaupt aber ihren vollkommnen Zu-
stand nur sehr kurze Zelt, oft kaum einen halben
Tag genießen.

[Seite 409]

1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebulo-
so-maculatis
. *

Sulzers Kennz. tab. XVII. fig. 103.

p. collinson in philos. Trans. N. 481.
tab. II. fig. 2. 3. 4. pag. 329. sqq.

Das Weibgen legt ein Eyförmiges Klümp-
gen das aus sehr vielen Eyergen zusammenge-
setzt ist.

2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis mar-
gine crassiore nigricantibus
. *

swammerdam bibl. nat. tab. XIII. fig. 15.

48. phryganea. Frülingsfliege. Os eden-
tulum palpis
4. Ocelli 3. Antennae tho-
race longiores: Alae incumbentes, infe-
rioribus plicatis
.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden vorzüglich durch die überaus
artigen, theils sehr künstlichen meist cylindrischen
Hülsen merkwürdig, die sie sich verfertigen, und
die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus mit sich
herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse
aus Schilfstückgen, andre aus Gras, aus
Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen, andre
aus lauter kleinen Flußschneckgen u.s.w.

1. †. Bicaudata P. cauda biseta, alis venosis
reticulatis
. *

Sulzers Kennz. tab. XVII. fig. 6.

2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner-
voso – striatis
. *

Frisch P. XIII. tab. III.

[Seite 410]

3. †. Rhombica. P. alis flauescentibus deflexo-
compressis macula rhombea laterali alba
. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. XVI.

49. hemerobivs. Landlibelle. Os denti-
bus
2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae de-
flexae (nec plicatae). Antennae thorace
convexo longiores, setaceae porrectae
.

Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne
Insect änelt den vorigen.

1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis:
vafis viridibus
. *

Rössel vol. III. tab. XXI. fig. 4. 5.

Ein niedliches kleines Thier mit Wasserblauen
zarten Flügeln und überaus schönen Perlförmi-
gen und wie ächtes Gold glänzenden Augen.
Nährt sich vorzüglich von Blattläusen.

50. myrmeleon. Os maxillosum: dentibus 2.
Palpi 4 elongati. Ocelli nulli. Cauda ma-
ris forcipe e filamentis duobus rectiusculis.
Antennae clavatae longitudine thoracis.
Alae deflexae
.

1. †. Formicarius. Der Ameisenlöwe. (Fr.
le fourmilion) M. alis macula alba marginali
postica
. *

Rösel vol. III. tab. XVII. u. f.

Das merkwürdige berufne Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden wült, sich selbst unten bis an den Hals
hineln scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine
[Seite 411] Insecten empfängt und verzehrt, die unverse-
hens an den Rand dieser Grube kommen, und
mit dem lockern Sand hinabschurren.

51. panorpa. Scorpionfliege. Rostrum cor-
neum cylindricum, palpis
2. Ocelli 3.
Antennae thorace longiores. Cauda maris
chelata
.

1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro ma-
culatis
. *

Frisch P. IX. tab. XIV. fig. 1.

52. raphidia. Kameelhals. Os dentibus 2
in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocelli 3.
Alae deflexae. Antennae longitudine tho-
racis antice elongati cylindrici. Cauda
feminae seta recurua laxa
.

Die Geschichte dieses und des vorigen Ge-
schlechts ist noch wenig untersucht.

1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico. *

Rösel vol. III. tab. XXI. fig. 6. 7.


V. HYMENOPTERA.

Insecten mit vier häufigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken Adern durchzogen sind.
Die Weibchen, und Geschlechtlosen Thiere dieser
Ordnung sind mit einem verletzenden Stachel am
Hinterleibe, theils auch mit Gifte, das sie beym
[Seite 412] Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher
die ganze Ordnung auch von einigen Entomolo-
gen Aculeata genannt worden. Die Larven sind
verschiedentlich gebildet: theils wie Raupen mit
zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne Füße etc.

53. cynips. Gallwespe. Os maxillis absque
proboscide. Aculeus spiralis, saepius re-
conditus
.

Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel-
len, und theils sonderbare Auswüchse bilden,
die dann der Larve so lange zum Aufenthalt die-
nen, bis sie ihre Verwandlung überstanden hat,
und nun als vollkommnes Insect aus ihrem Ker-
ker hervorbrechen kan. Ganz sonderbar ist da-
bey, daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der
Mutter in das Gewächs gelegt werden, erst noch
wachsen, theils noch einmal so groß werden, be-
vor die darin befindliche Larve auskriecht.

1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis
. *

Frisch P. VI. tab. I.

An wilden Rosen, wo sie die Moosartigen
krausen Auswüchse verursacht, die unter dem
Namen Schlafäpfel (Spongia cynosbati, Be-
deguar
) ehedem officinell waren.

2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato,
pedibus griseis, femoribus subtus nigris
. *

Frisch P. II. tab. III. fig. 5.

An Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervorbringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
[Seite 413] Urheberin verlassen sind, kleinen Wespen ver-
schiedner Art zum Aufenthalt dienen*).

3. Pfenes. C. ficus caricae.

Zumal auf den Inseln des mitländischen Meers;
in den wilden Feigen, die man deshalb zu den
zahmen Feigen hängt, damit der cynips von
jenen in diese übergehen mag, als wodurch die
Zeitigung und Größe derselben befördert wird.

54. tenthredo. Blattwespe. Os maxillis abs-
que proboscide. Alae planae tumidae. Acu-
leus laminis duabus serratis, vix prominen-
tibus. Scutellum grauis duobus impositis
distantibus
.

Die Larven haben Raupengestalt, (daher sie
Reaumür fausses chenilles nennt) leben von
Laub, und finden sich besonders auf Rosenstöcken,
und Weiden. Verpuppen sich aber in der Erde.

1. †. Lutea. T. antennis clauatis luteis, abdo-
minis segmentis plerisque flauis
. *

Frisch P. IV. tab. XXIV.

2. †. Capreae. T. salicis. *

Frisch P. VI. tab. IV.

55. sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os maxil-
lis
2 validis. Palpi 2 truncati: Antennae
filiformes, articulis vltra
24. Aculeus exser-
tus rigens serratus. Abdomen sessile mucro-
natum. Alae lanceolatae, planae omnibus
.

[Seite 414]

Das Weibgen weis mit seinem Sägeförmigen
Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu boh-
ren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve
hält sich einigt Jahre lang im Holz auf.

1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmen-
tis nigris, thorace villoso
. *

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. IX.

56. ichnevmon. Schlupfwespe, Spinnen-
stecher. Os maxillis absque lingua. An-
tennae articulis vltra
30. Abdomen petio-
latum plerisque. Aculeus exsertus vagina
cylindrica, biualui
.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und andrer In-
secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in le-
bendige Raupen, die davon erkranken, und vor
oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche
sind auch an andre Gattungen ihres eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larven ihre
Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders
Bemerkung, von verschiednen Gattungen die
eine blos zur Vertilgung der andern geschaffen
zu seyn scheint.

1. †. Persuasorius. I. scutello albo, thorace
maculato, abdomine atro, segmentis omni-
bus vtrinque punctis duobus albis
. *

Sulzers Gesch. tab. XXVI. fig. 12. 13.

2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia
alba
. *

Sulzers Gesch. tab. XXVI. fig. 14.

3. †. Luteus. I. luteus thorace striato, abdo-
mine falcato
. *

[Seite 415]

4. †. Aphidum. I. niger, abdomine basi pedi-
busque anticis genubusque posticis flauis
. *

Frisch P. XI. tab. XIX.

57. sphex. Raupentödter. Os maxillis absque
lingua. Antennae articulis
10. Alae plano
incumbentes (nec plicatae) in omni sexu.
Aculeus punctorius reconditus
.

In der Bildung äneln die Raupentödter den
Schlupfwespen, haben aber viel eignes in ihrer
Lebensart. Meist graben sich die Weibchen mit
außerordentlicher Mühe runde Hölen in sandiges
Erdreich, schleppen sodann eine große Spinne
oder Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist
nur lahm beissen, und legen sodann in jede Höle
ein Ey, da dann nachher die junge Larve dem
großen Thier, das die Mutter dahin begraben
hatte, den Saft zum Gespinste aussaugt, und
sich selbst ein Verwandlungsgehäuse daraus be-
reitet.

1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo,
postice nigro, petiolo longissimo
. *

Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.

2. †. Cribraria. Die Sieb-Biene. S. nigra,
abdomine fasciis flauis, tibiis anticis cly-
peis concauis fenestratis
. *

Sulzers Gesch. tab. XXVII. fig. 6.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. II.

Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
füßen für durchlöchert gehalten, und hat auch
nicht ermangelt, diesen vermeynten Sieben eine
merkwürdige Bestimmung anzudichten, und viel
[Seite 416] schönes über die weise Einrichtung eines gar
nicht existirenden Theils zu sagen.

58. chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. gol-
den fly
.) Os maxillis absque proboscide.
Antennae filiformes: articulo
1 longiore,
reliquis
11 breuioribus. Abdomen subtus for-
nicatum, vtrinque squama laterali. Anus
dentatus aculeo subexserto. Alae planae.
Corpus auratum
.

Kleine aber überaus schöne Thiergen, die am
Leibe mit dem schönsten gefärbten Goldglanze
prangen.

1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi
abdomine aureo: apice quadridentato
. *

Frisch P. IX. tab. X. fig. 1.

59. vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp)
Os maxillis absque proboscide. Alae supe-
riores plicatae in omni sexu. Aculeus pun-
ctorius reconditus. Oculi lunares. Corpus
glabrum
.

Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu
tausenden beysammen leben, und durch die über-
aus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen
Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräften
zu verfertigen wissen, merkwürdig.

1. †. Crabro. V. thorace nigro antice rufo im-
maculato abdominis incisuris puncto nigro
duplici contiguo
. *

Frisch P. IX. tab. XI. fig. 1.

[Seite 417]

2. †. Vulgaris. Die Hornisse. V. thorace
vtrinque lineola interrupta, scutello qua-
drimaculato, abdominis incisuris punctis
nigris distinctis
. *

Frisch P. IX. tab. XII. fig. 1.

Leben wie andre Wespen vom Raube des Bie-
nenhonigs, von reifen Baumfrüchten etc. Sie
bauen theils unter der Erde, oder in ledige Bie-
nenstöcke, oder hängen ihre Nester an Bäumen
auf. Diese Nester sind meist kuglicht von ver-
schiedner Grösse, aus einfachen Scheiben zusam-
mengesetzt, die von aussen mit einer lockern blät-
terigen Umkleidung überzogen sind. Ihre Sub-
stanz die eigentlich aus zarten Holzzasern be-
steht, änelt einem Papiere, und ist meist von
grauer Farbe, theils aber auch schön marmorirt,
braun, weiß etc.

60. apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee)
Os maxillis atque proboscide inflexa vaginis
duabus biualuibus. Alae planae in omni
sexu. Aculeus feminis et neutris punctorius
reconditus
.

1. †. Mellifica. Die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo. abdomine fusco,
tibiis posticis ciliatis, intus transuerse stri-
atis
. *

Es ist schon oben der merkwürdigen Einrich-
tung Erwähnung geschehn, die unter den Bie-
nen, Wespen und Ameisen vorwaltet, daß nem-
lich die bey weiten zalreichsten Individuen unter
ihnen völlig Geschlechtlos sind, d.h. zwar von
einem Vater erzeugt, von einer dadurch befruch-
teten Mutter gebohren werden, ohne doch selbst
weder männlichen noch weiblichen Geschlechts zu
[Seite 418] seyn. Hier bey der Imme*) zeigt sich die Ver-
schiedenheit zwischen diesen dreyerley Geschöpfen,
am allerauffallendsten zwar bey der Zergliederung
ihres innern Baues, doch auch schon in ihrer
äussern Bildung.

Das Weibgen, die sogenannte Königin oder
der Weisler, hat einen schlanken schmalen
Leib, kurze Flügel, einen behaarten Kopf,
ein zackichtes Gebiß, braune Füße u.s.w.

Die männlichen Bienen, oder Thronen
sind groß und stark von Leibe, mit langen
Flügeln etc.

Die Geschlechtlosen, oder Werk- und Ar-
beits-Bienen hingegen sind weit kleiner als
jene beiden, von mittler Taille, verhältniß-
mäßiglangen Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen
Füßen und einer besondern Grube am Hin-
terschenkel die zum aufladen des Blumenstau-
bes dient, u.s.w.

[Seite 419]

Diese letztern, deren in einem Stock wol
20000 sind, haben allein die mannichfaltigen
großen Verrichtungen des Aufbauens, Eintra-
gens und der Besorgung der Brut. Die jüngern
sammlen Blumenstaub, den sie halbe Stunden
weit her als Hösgen zum Stock tragen, wo er
ihnen von den ältern abgenommen, und zu
Wachs verarbeitet wird: ferner saugen sie theils
den süßen Schweis vieler Baumblätter, vorzüg-
lich aber den sogenannten Nectar, einen süsli-
chen Saft, der sich vielleicht in allen Blüthen
findet, und den sie in einem besondern Einge-
weide zu Honig umarbeiten, und im Stocke
wieder von sich geben. Sie füttern die Bienen-
Larven, halten den Stock rein, und tragen ihre
Leichen zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift
und Stachel als Waffen versehn, von dem sie
aber meist nur einmal in ihrem Leben Gebrauch
machen können, da sie gewöhnlich mit Verlust
ihres Stachels stechen, und ihn in der Wunde
stecken lassen. Man hat Beyspiele, daß ein
Schwarm zwey Pferde zu Tode gestochen hat.

Die männlichen Bienen oder Thronen oder
Holmbienen, (etwa 1500 im Stock) sind gleich-
sam Müssiggänger, und haben keine andre Ge-
schäfte, als sich einst mit ihrer einzigen Königin
zu paaren; und selbst hierzu müssen sie, gegen
die allgemeine Regel der Natur, doch erst durch
wiederholte Liebkosungen der wollüstigen Königin
ermuntert werden. Manche sterben sogleich
nachdem sie sich zur Begattung haben willig
finden lassen: die übrigen müssen nachher ver-
hungern, oder werden von den Arbeitsbienen
ermordet.

Die so reichlich befruchtete Königin legt ihre
Eyer in die bestimmten Zellen oder Mutterpfei-
[Seite 420] fen, von denen schon vorläufig die für die Thro-
nen bestimmten grösser als die übrigen gebaut
sind.

Wann diese Nachkommenschaft nach 20 Tagen
zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colo-
nie vom Stammvolke, sie schwärmt. Finden
sich hierbey mehrere Königinnen oder Weisler
ein, so kämpfen diese unter einander, und die
Ueberwinderin wird vom ganzen Schwarm für
Regentin erkannt.

In der Wildnis bauen sie in hole Bäume,
oder unter die Erde etc. Der Mensch hat sie aber
sich zum Hausthier zu machen, und durch man-
nichfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Ver-
mehrung und Benutzung zu befördern gelernt.
Die Biene wird ohngefähr 7 Jahr alt, und ob-
gleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben
als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie
doch im Stock, zuweilen bis zur Wärme des
menschlichen Körpers.

2. †. Centuncularis. Die Rosenbiene. A. nigra,
ventre lana fulua
. *

Frisch P. XI. tab. II.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt
sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von
Blättern der Rosenbüsche.

3. †. Violacea. Die Holzbiene. A. hirsuta
atra, alis caerulescentibus
. *

reaumur vol. VI. tab. VI. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Länge nach aushölen, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibgen von einan-
der absondern.

[Seite 421]

4. †. Terrestris. Die Hummel. (bombylius)
A. hirsuta nigra thoracis cingulo flauo, ano
albo
. *

Frisch P. IX. tab. XIII. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. †. Muscorum. Die Moosbiene. A. hirsuta
fulua abdomine flauo
. *

reaumur vol. VI. tab. II. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von aussen mit Moos, da-
her es nicht leicht zu finden ist.

6 †. Caementaria. Die Maurerbiene. A. ful-
va abdomine nigro (femina nigro-violacea
pedibus fuscis
). *

Baut sich mit bewunderungswürdiger Kunst
und Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel
an alten Mauern, die viel Sonne haben. Die
eyförmigen Zellen, deren etwa zehn in jeder
solchen Eremitage sind, werden mit Gespinste
austapezirt, und zuweilen auch vom attelabus
apiarius
, Schlupfwespen etc. bewohnt.

61. formica. Ameise, Kremense. (Fr. fourmi.
Engl. ant.) Squamula erecta thoraci abdo-
minique interiecta. Aculeus feminis et neu-
tris reconditus. Alae maribus et feminis,
sed neutris nullae
.

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich in
Wäldern und Wiesen bey vier- und mehrern tau-
senden in einen Haufen auf; nisteln sich aber
auch sehr in die Gärten, da sie zumal den Pfer-
sichen schädlich werden, und selbst in die Wohn-
häuser ein, wo sie sich nach allem süssen, nach
Zucker, Backwerk etc. ziehen. Doch muß man
[Seite 422] dabey die unermüdete Industrie dieses kleinen
Volks, die Emsigkeit mit der sie Proviant und
Harz (wilden Weihrauch) einsammeln, vorzüg-
lich aber die musterhafte Zärtlichkeit, mit der
sie ihre Puppen (die fälschlich so genannten Amei-
sen-Eyer) am Morgen in die Sonne, des Abends
aber, oder wenn Regen kommen will, wieder
nach Hause tragen, bewundern. Man hat ge-
sehen, daß eine Arbeitsameise, der man den
Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn Pup-
pen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit
gebracht hat etc. Hier zu Lande bringen die
Ameisen den Winter im Schlaf zu, und brau-
chen folglich keinen Wintervorrath einzutragen.
Die in den warmen Zonen hingegen werden von
keiner erstarrenden Kälte eingeschlummert, und
müssen folglich, wenn sie nicht darben wollen,
das thun was Salomo zwar gesagt*), aber
mancher neuere Naturforscher nicht nöthig ge-
funden hat, zur guten Zeit Vorrath einsammlen.

1. †. Herculanea. Die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ouato, femoribus ferrugineis
.*

Sulzers Kenz. tab. XIX. fig. 125.

2. †. Rufa. F. thorace compresso toto ferru-
gineo, capite abdomineque nigris
.*

Sehr gierige Thiere, die im Hunger einander
selbst auffressen.

3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris
. *

Nebst den beiden folgenden auf Wiesen, Wei-
den etc.

4. †. Nigra. F. tota nigra nitida, tibiis cine-
rascentibus
. *

[Seite 423]

Schwärmt zu Ende des Sommers, zuweilen
in unzäliger Menge und sonderbarer Gestalt der
Schwärme als auf und nieder fahrende Säulen,
deren man wol 20 auf einmal sieht, die sich in
der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen*).

5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino-
doso: priore subtus, thoraceque supra bi-
dentato. *

Sulzers Gesch. tab. XXVII. fig. 20.

6. Cephalotes. F. thorace quadrispinoso, ca-
pite didymo magno vtrinque postice mu-
eronato
. *

merianae ins. surinam. tab. XVIII.

In Westindien, von der Grösse einer Hornisse;
werden vorzüglich von den Ameisenbären ver-
zehrt.

62. termes. Weisse Ameise. (Fr. fourmi
blanche, poux de bois
. Engl. white ant,
wood ant, wood louse, bugga bug
.) Squa-
mula intergerina nulla. Alae maribus et
feminis temporariae; sed neutris plane
nullae
.

1. Fatalis. (bellicosus. soland.) T. corpore
fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo propinquis,
puncto centrali prominulo
.

smeathman in phil. Transact. vol. LXXI.
P. I. tab. X. fig. 1-9.

Aus aller Rücksicht eins der auffallendstmerk-
würdigsten Geschöpfe in der Natur, das zwar
[Seite 424] im ganzen mancherley Aenlichkeit mit den Amei-
sen zeigt, z.B. so wie diese nur zu gewissen
Jahrszeiten geflügelt ist, eben so schwärmt u.s.w.
sich aber vorzüglich durch seine unendlich mehr
ins große gehende Industrie, und durch die da-
mit in Verhältniß stehende Grösse seiner Verhee-
rungen auszeichnet. Hier diese Gattung (denn
es sind schon jetzt wenigstens noch vier andre be-
kannt, die hin und wider zwischen beiden Wen-
decirkeln zumal in beiden Indien, im Südwest-
lichen Afrika und auf Neuholland zu Hause sind)
findet sich besonders auf Guinea, und führt aus
Leimen, Letten etc. Kegelförmige, meist mit
mehrern Spitzen besetzte, inwendig hoch ausge-
wölbte Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis
12 Fuß hoch sind, und theils in solcher Menge
beysammen stehen, daß sie von Ferne das An-
sehn eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird
so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit
Gras überwachsen etc. und ist dabey so fest, daß
er mehrere Menschen auf seiner Spitze zu tragen
im stande ist, ohngeachtet die Wände selbst mit
großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils
über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Un-
aufhörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte
Zellen abgebrochen, neue aufgeführt, andre ver-
weitert u.s.w. Die Zellen des Königs und der
Königin (als von welchen in jedem Stock nur
ein Paar befindlich ist) sind im innersten des
Gebäudes verborgen. Zunächst um dieselben
herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die
Eyerzellen für die junge Brut und dicht bey
diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeissen und
verzehren Holzwerk, Geräthe, Häuser etc. kurz
alles außer Erzt und Stein: und können binnen
wenigen Wochen mächtige Baumstämme gleich-
sam vernichten. Daß die befruchtete Königin
[Seite 425] 2000 mahl dicker und grösser wird als sie vor-
her war, ist schon oben erwähnt. Sie legt
dann binnen 24 Stunden auf 80000 Eyer.

63. mutilla. Alae nullae in plerisque. Cor-
pus pubescens. Thorax postice retusus. Acu-
leus reconditus punctorius
.

1. Occidentalis. M. coccinea, abdomine cin-
gulo nigro
.

VI. DIPTERA.

Die Insecten mit zwey Flügeln und ein paar
kleinen Knöpfgen oder so genannten Flügelkölb-
gen oder Balancirstangcn (halteres), die hinter
den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch
mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren
Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derentwe-
gen einige Naturkündiger die ganze Ordnung
Halterata benannt haben. Die Larve ist meist
eine Made, die mehrentheils an faulichten un-
reinen Orten lebt: sie schrumpft nach einiger
Zeit zusammen, und verhärtet zu einer braunen
cylindrischen Puppe. Das vollkommene Insect
hat bey einigen Geschlechtern einen spitzigen har-
ten Saugestachel, bey andern einen weichen bieg-
samen Rüssel, bey noch andern gar keinen Mund
u.s.w. Einige dieser Thiere gebären lebendige
Junge.

[Seite 426]

64. oestrvs. Bremse. (Engl. gad-fly) Os
nullum, punctis tribus, absque proboscide
aut rostro exserto
.

Bey den zunächstbenannten Gattungen legt das
Weibgen seine Eyer in die Haut der lebendigen
Thiere, wodurch eine Geschwulst und Geschwür
(die sogenannte Daßelbeule) entsteht, in welchem
sich die Larve (der Engerling) ernährt.

1. †. Bouis. Die Ochsenbremse. O. niger, alis
immaculatis, thorace apice antice posticeque
pilis griseis, abdomine antice pilis griseis
apiceque flauo-fuluis
. *

Sulzers Gesch. tab. XXVIII. fig. 1.

2. Tarandi. Die Kennthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo
.

3. †. Haemorrhoidalis. Die Pferdebremse. O.
fuluo griseus, thorace fascia transuersa
nigra, alis maculatis pedibus fuluis
. *

Frisch P. V. tab. VII.

Ein für die Pferde lästiges, auch wol gar töd-
liches Thier. Das Weibgen paßt die Zeit ab,
wann das Pferd sich seines Unraths entledigt,
und legt ihm seine Eyer ans Ende des Mast-
darms. Die jungen Larven kriechen sodann durch
die 84 Fuß langen Gedärme des Pferds in dessen
Magen, wo ich sie selbst bey Zergliederungen oft
zu mehrern Hunderten, von der Grösse eines
Dattelkerns, und alle mit ihren Häkgen an der
innern Haut des Magens befestigt, gefunden
habe. Zuweilen durchbohren sie den Magen,
und verursachen den Brand. Gemeiniglich aber
kriechen sie, wann sich die Zeit ihrer Verwand-
lung herbey naht, denselben langen finstern
Weg, durch den sie ankamen, zurück, stürzen
[Seite 427] sich selbst aus dem Hintern des Pferdes heraus,
bohren sich Augenblicklich in die Erde, und ver-
puppen sich.

4. †. Ouis. Die Schafbremse. O. alis subpun-
ctatis, abdomine albo nigroque versicolore
. *

reaumur vol. IV. tab XXXV. fig. 21. 22.

In den Stirnhölen der Hirsche. Rebe, Zie-
gen, und vorzüglich der Schafe, die davon er-
kranken, schwindelnd werden etc. wie ich ebenfalls
mehrmalen selbst gesehen habe.

65. tipvla (Engl. crane-fly) Os capitis
elongati maxilla superiore fornicata: palpi
duo incurui capite longiores. Proboscis
recuruata breuissima
.

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven
J. J. Scheuchzer in Schwefelwassern lebend ge-
sehn, und die H. de Luc in einer Höhe von 1560
Toisen über der Meersfläche angetroffen, wo
sie folglich wohl unter allen Thieren auf unsrer
Erde am höchsten lebten.

1. †. Oleracea. T. alis hyalinis, costa margi-
nali fusca
. *

Frisch P. IV. tab. XII.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mal am Gemüse viel Schaden.

2. †. Plumosa. T. thorace virescente, alis
hyalinis puncto nigro
. *

Frisch P. XI. tab. III. XII.

Ihre blutrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine Speise der Armpolypen.

3. †. Phalaenoides. T. alis deflexis cinereis
ouato-lanceolatis ciliatis
. *

[Seite 428]

Frisch P. X. tab. III. XI.

Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen
Orten, Abtriten etc. lebt.

66. mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.)
Os proboscide carnosa: labiis
2 lateralibus:
palpi nulli
.

1. †. Vomitoria. Die Schmeisfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente
. *

2. †. Carnaria. M. antennis plumatis pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris
. *

Frisch P. VII. tab. XIV.

Gebiert lebendige Maden.

3. †. Domestica. Die Stubenfliege. M. an-
tennis plumatis, pilosa nigra, thorace li-
neis
5 obsoletis, abdomine nitidulo tesselato,
oculis fuscis
. *

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege (Nürnb.) 1764. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in
theils Gegenden, wie auf Taheiti, in unsäglich
lästiger Menge.

4. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. anten-
nis setariis pilosa nigra, alis neruosis, ocu-
lis ferrugineis
. *

reaumur vol. V. tab. VIII. fig. 7.

Sehr kleine Thiergen, in Weinkellern und
überhaupt auf süslichten gährenden Früchten etc.

5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa ni-
gra abdomine subcinereo, alis basi subflauis,
oculis brunneis
. *

[Seite 429]

In Gärten und Wäldern, haben einen hüpfen-
den sonderbaren Flug: schwärmen bey schönem
Wetter haufenweis um die Bäume, und verur-
sachen am mehresten das Gesumse, was man im
Sommer, zumal in den heissen Mittagsstunden,
in stillen Gehölzen überall hört.

6. †. Putris. M. antennis setariis, subpilosa
atra, alarum costa nigra, oculis ferrugi-
neis
. *

Frisch P. I. tab. VII.

Die Made lebt in faulem Käse.

67. tabanvs. Blinde Fliege, Bremse. (Fr.
taon.) Os proboscide carnosa, terminata
labiis duobus. Rostro palpis duobus, su-
bulatis, proboscidi lateralibus, parallelis
.

1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, abdo-
minis dorso maculis albis trigonis longitu-
dinalibus. *

reaumur vol. IV. tab. XVII. fig. 8.

68. cvlex. Os aculeis setaceis intra vaginam
flexilem
.

1. † Pipiens. Die Mücke, Schnake, Mos-
kite. (Fr. le cousin, Engl. the gnat.) C. ci-
nereus abdomine annulis fuscis
8. *

Kleemanns Beytr. zu Rösel. T. I. tab. XV.
XVI.

Das beschwerliche Thier hält sich zumal häufig
am Wasser auf. In vielen heissen Erdstrichen,
wo ohnedem alle Insectenstiche (wie bey uns in
brennenden Sommertagen) weit heftigere Ent-
zündung verursachen, sind diese Thiere, die dort
Moskiten genannt werden, in unsäglicher
[Seite 430] Menge, und werden daher für Seefahrer oft eine
recht gefährliche Plage. Unkundige Reisende be-
legen aber auch wohl überhaupt alle Mückenar-
tige stechende Insecten mit dem gemeinschaft-
lichen Namen von Moskiten.

2. Reptans. Die Beißfliege, Kolumbachi-
sche Mücke. C. niger, alis hyalinis, pe-
dibus nigris annulo albo
.

Im gebürgichten Lappland, im südlichen Si-
birien, vor allen aber im Bannat, wo sie
zweymal im Jahre, im Frühjahr und Sommer,
in unermeßlichen Schaaren erscheint und den
Pferden u.a. Vieh zu allen Oeffnungen des
Körpers einkriecht, daß es davon oft in wenigen
Minuten sterben muß. Auch den Menschen
werden sie dann wenigstens äusserst lästig, wenn
auch nicht so gefährlich.

69. empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi,
thorace longiore. Valuulis horizontalibus
.

1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra,
pedibus posticis longis: alterius sexus
pennatis
. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 137.

70. conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os
rostro porrecto geniculato
.

1. †. Calcitrans. C. antennis subplumatis, ci-
nerea glabra ouata
. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 138.

Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt des Rüssels den furchtbaren hervorragen-
den Stachel. Sie kommt nur wanns regnen
will in die Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich
[Seite 431] auch blos an die Beine, so wie sie braussen auf
der Weide sich an die Füsse des Viehes zu setzen
gewohnt ist, das daher so unruhig wird und
aufstampft.

71. asilvs. Raubfliege. Os rostro corneo
porrecto, recto biualui
.

1. †. Cabroniformis. A. abdomine tomentoso,
antice segmentis tribus nigris, postice flauo
inflexo
. *

Frisch P. III. tab. VIII.

72. bombylivs. Schwebfliege. (Fr. bourdon.
Engl. buzz-fly.) Os rostro porrecto, se-
taceo, largissimo, biualui: valuulis hori-
zontalibus, intra quas aculei setacei
.

1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris. *

Sulzers Gesch. tab. XXVIII. fig. 22.

73. hippobosca. (Fr. mouche-araignée.) Os
rostro biualui, cylindrico, obtuso, nutante.
Pedes vnguibus pluribus
.

1. †. Equina. Die Pferdelaus. (Engl. the
horse-leech
) H. alis obtusis thorace albo
variegato, pedibus tetradactylis
. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick,
und legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine
Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen
nichts als ein weisser Saft zeigt, der nachher
gleich zum erwachsenen Thier gebildet wird, das
nach einiger Zeit als vollkommnes geflügeltes
Insect auskriecht.

[Seite 432]

2. †. Ouina. Die Schaaflaus. H. alis nullis. *

Frisch. P. V. tab. XVIII.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen
seines ganzen übrigen Habitus diese Stelle be-
hauptet. Es lebt in der Wolle der Schaafe,
die davon grün wird.


VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Grösse, Bildung, Auf-
enthalt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl
und Länge der Füsse, der Augen u.s.w. gar
sehr verschieden. Theils legen sie Eyer, theils
gebären sie lebendige Junge. Den Floh aus-
genommen, bestehen die übrigen keine andre
Verwandlung, als daß sie sich meist einigemal
häuten. – Vermuthlich liegt hierin ein Grund
warum die Zergliederung derjenigen Insecten die-
ser Ordnung die man genau zerlegen kan, wie
z. E. der Krebse, Spinnen etc. so sehr große Ab-
weichungen vom innern Bau der Raupen, Kä-
fer, Bienen etc. zeigt.

74. lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis 2
setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis ex-
tensis. Corpus squamis imbricatum
.

1. †. Saccharina. Der Zuckergast, das Fisch-
gen. (forbicina) L. squamosa cauda tri-
plici
. *

Sulzers Kennz. tab. XXII. fig. 142.

[Seite 433]

Ein überaus behendes Thiergen, matt sicher
glänzend: ist eigentlich in Amerika zu Hause,
aber nun schon fast in ganz Europa einheimisch.

75. podvra. (Engl. the spring tail.) Pedes
6 cursorii. Oculi 2 compositi ex octonis.
Cauda bifurca saltatrix inflexa. Antennae
setaceae elongatae
.

1. †. Fimetaria. P. terrestris alba. *

Haufenweis unter Blumentöpfen.

76. termicvlvs. Pedes 6 cursorii. Oculi 2.
Antennae setaceae. Os maxillis duabus.

1. †. Pulsatorius. Die Todtenuhr, Papier-
laus, Holzlaus. (Fr. le pou du bois,
Engl. the death watch) S. abdomine ob-
longo, ore rubro, oculis luteis
. *

Sulzers Gesch. tab. XXIX. fig. 3.

In Büchern, Kräutersammlungen, Papier-
tapeten und in Holz, wo sie zumal zur Paa-
rungszeit im Jul. und August bey nächtlicher
Stille einen Laut fast wie der Schlag einer
Taschenuhr von sich giebt, dem der Aberglaube ehe-
dem allerhand Unglückedeutung beygelegt hat.*)

77. pedicvlvs. Laus (Fr. pou. Engl louse.)
Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os aculeo
exserendo. Antennae longitudine thoracis.
Abdomen depressum sublobatum
.

[Seite 434]

Vielleicht eins der weitläufigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und
Vögel mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst
Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bie-
nen etc. sind damit geplagt.*)

1. †. Humanus. Die Kopflaus und Kleider-
laue. P. humanus. *

swammerdam bibl. nat. tab. I. fig. 3-6.

Das ekelhafte Thier vermehrt sich schnell und
häufig: und wird nicht nur der Reinlichkeit,
sondern auch der Gesundheit selbst äußerst nach-
theilig, scheint sich auf keinem andern Thiere als
beym Menschen, und auch vielleicht nicht unter
allen Himmelsstrichen zu finden. Cool bemerkte
z.B. keine bey den Neu-Holländern. Bey den
Mohren sind die Läuse schwarz: daß sie sich aber
wie Oviedo u.a. behaupten, auf den Schiffen
verlören, wenn diese die Linie passiren, ist leider
eine Fabel.

2. †. Pubis. (morpio) P. pubis. *

redi l. c. tab. XIX. fig. 1.

An andern Theilen des Körpers bey unrein-
lichen Menschen.

78. pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.) Pe-
des
6 saltatorii: oculi 2. Antennae fili-
formes. Os rostro inflexo, setaceo, acu-
leum recondente. Abdomen compressum
.

1. †. Irritans. P. proboscide corpore bre-
viore
. *

Rösel vol. II. Mücken etc. tab. II. III. IV.

[Seite 435]

Der Floh findet sich auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hafen, Eichhörnchen, Igeln etc.
doch überhaupt nicht im äußersten Norden, an
der Baffinsbay etc. Er kan alt werden: we-
nigstens hat man Beyspiele daß Flöhe sechs
Jahre lang an kleinen goldnen Kettgen erhalten
worden sind. Seiner außerordentlichen Stärke
ist oben gedacht (§. 26.).

2. Penetrans. Der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton, Attun. P. proboscide cor-
poris longitudine
.

catesby N. H. of Carolina III. tab. X.
fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern Ame-
rica, änelt dem gemeinen Floh in der Bildung
und in den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich
besonders im Staube auf, und legt seine Eyer
den Menschen unter die Nägel der Fußzehen,
wodurch heftige und zuweilen in Brand überge-
hende Entzündungen entstehen.

79. acarvs. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.)
Pedes. 8. Oculi 2 ad latera capitis. Ten-
tacula
2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen, die sich theils wie die Läufe auf andern
Thieren, theils aber auch in alten Milchgeschir-
ren, an Bierfässern, auf Pilzen u.s.w. finden.

1. †. Ricinus. A. globoso-ouatus: macula
baseos rotunda: antennis clauatis
. *

Frisch P. V. tab. XIX.

2. †. Siro. Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron,
la mite
.) A. lateribus sublobatis, pedibus 4
[Seite 436] posticis longissimis, femoribus capiteque
ferrugineis, abdomine setoso
. *

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc.
Sie wird nur mit 3 paar Füßen gebohren, und
das 4te wächst erst nachher dazu.

80. hydrachna. Wasserspinne, Wasser-
milbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi
2. 4. 6. Caput, thorax, abdomenque vnita.

Alle bis jetzt bekannten zahlreichem Gattun-
gen dieses zuerst vom seel. Stats-R. Müller
bestimmten Geschlechts*) leben in stehenden
süßen Wassern.

1. †. Despiciens. (acarus aquaticus linn.)
H. rubra rotundata maculis pluribus; ocu-
lis inferis
. *

Frisch. P. VIII. tab. III.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne. Sehr
lebhaft in ihren Bewegungen.

81. phalangivm. Pedes 8. Oculi verticis 2
contigui, a laterales. Frons antennis pedi-
formibus. Abdomen rotundatum
.

1. †. Opilio. Der Weberknecht, Schuster,
Geist, Tod, Haberhauer, die Holzspinne,
Habergeis. (Fr. le faucheur.) abdomine
ouato; subtus albo
. *

Sulzers Kennz. tab. XXII. fig. 140.

Ein langbeinichtes sonderbar gebildetes Thier,
was seinen Geschäften des Nachts nachgeht.
Die ausgerißnen Beine zeigen noch Stundenlang
[Seite 437] Lebenskraft und Bewegung. Die Augen sitzen
dem Thiere zwischen den Schultern.

2. †. Cancroides. Der Bücherscorpion. (Fr.
le scorpion araignée) P. abdomine obouato
depresso, chelis laeuibus, digitis pilosis
. *

Rösel vol. III. tab. LXIV.

In altern Papier, Büchern, Kräutersamm-
lungen. Sieht wegen des flachen plattgedruck-
ter Körpers und der langen Krebsscheeren son-
derbar aus. Kriecht rücklings und vorwärts
wie ein Krebs.

3. †. Balaenarum. Die Wallfischlaus. P. ab-
domine dilatato muricato, rostro subulato
. *

pennant's british zoology P. IV. tab.
XVIII. fig. 7.

Darf nicht mit dem oniscus ceti verwech-
selt werden.

82. aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée.
Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8. Os
unguibus s. retinaculis
2. Anus papillis
textoriis
.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen
Gattungen*), die sich meines Wissens alle blos
von lebendigen Thieren, zumal Insecten, näh-
ren; auch einander selbst auffressen. Allerdings
sind einige grosse ausländische Spinnen giftig,
und selbst der Biß mancher Europäischen scheint
nach Harveys Versuchen verdächtig zu seyn**):

[Seite 438]

Auch habe ich selbst oft Fliegen zu retten
gesucht, die nur einmal von einer Spinne ge-
stochen waren, und die demohngeachtet in kur-
zem unter sonderbaren Zuckungen und Krämpfen
verstarben. Hingegen können bekanntlich Kreuz-
spinnen, Taranteln etc. ohne Bedenken gegessen
werden. Auch lassen sie sich kirre machen, und
lernen ihre Wohlthäter kennen, wie der Graf
Lauzun im Gefängnis zu Pignerol, und Pelisson
in der Bastille aus langer Weile versucht haben.
Die mehresten Spinnen weben sich ein Gespinste,
dessen regelmäsige Anlage sowol als die Festigkeit
womit es Wind und Wetter aushält, bewun-
dernswürdig ist. Auch hat man mehrmalen den
freylich seltsamen Einfall im Kleinen ausgeführt
aus Spinnewebe, und besonders aus dem Eyer-
gespinste der Kreuzspinnen, eine Art Seide zu
verarbeiten. – Der sogenannte fliegende Som-
mer (Mädgen-Sommer, Mariengarn etc.) ist
wenigstens größtentheils kleinen Spinnen zuzu-
schreiben, die zumal im Frühjahr häufigst an
Hecken und Büschen umher weben.

1. †. Diadema. Die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba
punctata
. *

Rösel vol. IV. tab. XXXV bis XL.

In Gärten, unter Dächern etc. macht ein
radförmiges senkrechtes Gespinste.

2. †. Domestica. Die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris
5 subcon-
tiguis: anterioribus maioribus
. *

clerck tab. II. fig. 9.

3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. sa-
liens nigra: lineis semicircularibus
3 albis
transuersis
. *

[Seite 439]

clerck tab. V. fig. 13.

Auf Dächern, aussen an Wänden etc. Sie
hüpft: macht aber kein Gespinste.

4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugineo
fusco
. *

Frisch P. VIII. tab. II.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer Bey-
spiellofen Zärtlichkeit ihr Leben, um ihn wenn er
ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*).

5. Avicularia. Die Buschspinne. A. tho-
race orbiculato conuexo: centro transuerse
excauato
. *

Kleemanns Beytr. zu Rösel. T. I. tab.
XI. XII.

Ein fürchterliches Geschöpf was in Westindien
zu Hause ist, und wovon ich Stücke von der
Grösse einer kleinen Kinderfaust besitze. Die
Fußsohlen schillern in bunte Goldfarben. Sie
tödtet Colibrits, und saugt ihre Eyer aus.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pe-
dibus longissimis
. *

seba thesaur. vol. IV. tab. XCIX. fig. 9?

Ein ungeheures Geschöpf: mit ausgestreckten
Beinen vom Umfang einer ausgespannten Hand.
Mein Exemplar ist aus Java.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro fasciatis
. *

g. baglivi diss. de tarantula fig. 1. 2.

Ich besitze eine ganze Sammlung der ver-
schiednen Apulischen Spinnen, deren mehrere
[Seite 440] (wie ich aus der Vergleichung mit andern Schrift-
stellern ersehe) mit dem gemeinschaftlichen Namen
der berüchtigten Tarantel belegt worden. –
Hier diese ist die wahre, von welcher nemlich die
abgeschmackten Fabeln von den unausbleiblichen
Folgen ihres Bisses und den musikalischen Hei-
lungsmitteln dagegen erdichtet sind, die sich aber
dahin auflösen, daß es theils Einbildungen hypo-
chondrischer und hysterischer Patienten; mehren-
theils aber armseelige Betteleyen seyn mögen,
womit sich leichtgläubige Reisende haben hinter-
gehen lassen. So viel ist indeß richtig daß diese
Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhö-
len aufhält, den Schnittern zur Erndezeit durch
ihren Biß lästig wird: und so wie alle Insecten-
stiche etc. im brennenden Sommer gefährlich wer-
den (zuweilen wohl eine Art Veits-Tanz erregen)
können, so auch freylich wohl der Tarantel-Biß.

83. scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2 fronta-
les. Oculi
2 in tergo. Palpi 2 cheliformes.
Cauda elongata articulata terminata mucrone
arcuato. Pectines
2 subtus inter pectus et ab-
domen
.

Der Scorpion hat in der Bildung und Lebens-
art manches mit dem Krebs gemeln, auch wirft
er, so wie dieser, jährlich seine Schale ab. Der
kleine Europäische Scorpion ist wenn nicht ge-
rade schwuhle Sonnenhitze u.a. dergl. Umständt
dazu kommen, ziemlich unschädlich. Auch der
Ostindischen Stich ist weniger gefährlich als ein
Bienenstich*). Hingegen verursacht der von den
Persianischen und so auch von den Westindischen
Scorpionen leicht den Brand.

[Seite 441]

1. Aser. S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis
. *

Rösel vol. III. tab. LXV.

2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis,
manibus angulatis
. *

Rösel vol. III. tab. LXVI. fig. 1. 2.

84. cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab.)
Pedes 8 insuper manus 2 chelatae. Oculi
2 distantes, plerisque pedunculati, elongati
mobiles. Palpi
2 cheliferi. Cauda articu-
lata inermis
.

Ein weltläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschiednen Länge und Bedeckung
des Schwanzes, von Linné in folgende drey
Familien abgetheilt worden*):

A) Brachyuri Krabben, Taschenkrebse,
See-Spinnen.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus,
thorace laeui lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato
. *

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb
der Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey
Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig.
Er verwirrt sich wol oft in den Bart dieser Mu-
schel so wie andre Krebse auch: aber die gutmü-
tige Absicht fällt weg.

2. Vocans. Die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
crab
) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti
. *

[Seite 442]

catesby N. H. of Carolina. vol. II. tab.
XXXV.

Zumal im wärmern Nordamerica. Wird durch
die auffallende Ungleichheit seiner beiden Schee-
ren merkwürdig, deren eine nicht viel größer ist
als ein Bein des Thiers, die andre hingegen so
ungeheuer schwerfällig, daß sie der Krebs, wenn
er von der Stelle will, auf den Rücken legen,
und so forttragen muß.

3. Maenas. Die Krabbe. C. brachyurus, tho-
race laeuiusculo, vtrinque qninquedentato,
carpis vnidentatis, pedibus ciliatis: posti-
cis subulatis
. *

4. Pagurus. Der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger.) C. brachyurus, thorace
vtrinque obtuse nouem-plicato, manibus
apice atris
. *

B) Parasitici, cauda aphylla. Schnecken-
krebse.

5. Bernhardus. Der Einsiedler. C. macrou-
rus parasiticus, chelis cordatis muricatis:
dextra maiore
. *

Sulzers Gesch. tab. XXXI. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser (§. 132.):
und zwar wies scheint ohne Auswahl besondrer
Geschlechter oder Gattungen. Ich habe ihn un-
ter andern im murex vertagus. Auch besitze
ich solche ausgestorbne Schneckenhäuser aus dem
Adriatischen Meere, die nun inwendig von einem
Einsiedlerkrebs bezogen, und von aussen zugleich
mit Alcyonien u.a. dergl. Corallen besetzt sind.

C) Macrouri eigentlich so genannte Krebse.

[Seite 443]

6. Gammarus. Der Summer. (Fr. l'homard.
Engl. the lobster.) C. macrourus, tho-
race laeui, rostro lateribus dentato: basi
supra dente duplici
. *

In den Meeren der nordlichen Erde: wo er
wie manche Fische zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht. Er ist sehr gefrässig, und hat
einen geräumigen Magen, der durch besondre
Grätenförmige Knochen ausgespannt und unter-
stützt wird.

7. †. Astacus. Der Fluß-Krebs. (Fr. l'ecre-
visse
. Engl. the craw-fish.) C. macrourus
thorace laeui, rostro lateribus dentato: basi
vtrinque dente vnico
. *

Rösel vol. III. tab. LIV. bis LXI.

Dieses Thier, (wovon es auch von Natur rothe,
und andre selbst beym sieden schwarzbleibende
Spielarten giebt,) ist äusserst gefrässig, erreicht
ein zwanzigjähriges Alter und theils ausnehmende
Grösse. Es wirft bekanntlich seine ganze Schaale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden; und die
zwey Steinartigen kalkichten Verhärtungen, die
sich im Sommer zu beiden Seiten seines Ma-
gens finden, die man fälschlich Krebsaugen
nennt, und die man ehedem als Arzney mis-
brauchete, sind doch wol der vorzüglichste Stoff,
voraus die neue verjüngte Schaale verhärtet.
Auch der zufällige Verlust von Füssen, Schee-
ren etc. dieser u.a. Gattungen von Krebsen wird
durch ihre starte Reproductionskraft leicht wieder
ersetzt. Sie schnellen sogar Füße und Scheeren,
wenn sie ihnen nicht zu nahe am Leibe gequetscht
oder mit einem glühenden Eisen berührt werden,
von selbst von sich.

[Seite 444]

8. †. Squilla. Die See-Garneele, Granate.
(Fr. la chevrette, crevette, salicoque, le bar-
bot
) C. macrourus, thorace laeui, rostro
supra serrato, subtus tridentato, manuum
digitis aequalibus
. *

Sulzers Gesch. tab. XXXII. fig. 4.

Mem. de l'ac. des sc. de Paris 1772. P.
II. tab. I. fig. 1. 2.

Ein Ungeziefer aus dem Onicus-Geschlechte
das sich unter den Rückenschild dieses schmack-
haften kleinen Krebses einnistelt, hat man ehe-
dem für junge Brut von Schollen (Pleuronectes)
gehalten, daher dann ganz sonderbare Irthü-
mer entstanden*).

9. Mantis. C. macrourus articularis, manibus
adactylis compressis falcatis serratoden-
tatis
. *

Sulzers Gesch. tab. XXXII. fig. 2.

Im mittländischen u.a. warmen Meeren.

10. †. Pulex. Die Fluß-Garneele. C. ma-
crourus articularis, manibus
4 adactylis,
pedibus
10. *

Rösel vol. III. tab. LXII.

Ein muntres kleines Thier, was sich zumal
häufig in der Brunnentresse findet, und im Was-
ser zuweilen auf dem Rucken schwimmt.

85. monocvlvs. Kiefenfus. Pedes natatorii.
Corpus crusta tectum. Oculi approximati,
testae innati
.

[Seite 445]

Alle bisher bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich meines Wissens blos im
Wasser.

1. Polyphemus. Der Moluccische Krebs.
[Engl. the horse-shoe. helmed fish
Limulus gigas müll.*)]. M. testa, plana
convexa futura lunata, postica dentata, cauda
subulata longissima
. *

Das allergröste Insect, was wol eine Länge
von vier Fuß erreichen kan. Daß es nur ein
Auge haben soll, ist ungegründet**), mithin
seine Benennung gar nicht passend. Auch ist es
irrig, das es nur in Ostindien sich finde, da
ich es selbst mehreremale von der Nordamerica-
nischen Küste, zumal aus der Bahamischen
Meerenge, wo es unermeßlich häufig ist, er-
halten habe.

2. †. Apus. (Limulus palustris müll. l. c.)
M. testa subcompressa, antice retusa, postice
truncata, cauda biseta
. *

Frisch P. X. tab. I.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber in manchen Jahren, nach Ueberschwem-
mungen etc. in unsäglicher Menge. Wie es
scheint ein wahrer Zwitter.***)

[Seite 446]

3. †. Pulex. (Daphnia pennata müll. l. c.)
Der Wasserfloh. M. antennis dichotomis,
cauda inflexa
. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 10.

In Flüssen und Teichen, auch in Brunnen-
wasser: an theils Orten so häufig daß er bey sei-
ner röthlichen Farbe wol ehr die Sage von Was-
ser das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. †. Quadricornis. (Cyclops quadricornis
müll. l. c.) M. antennis quaternis, cauda
recta bifida
. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 9.

Beides diese und die vorige Gattung sind eine
gewöhnliche Speise der Arm-Polypen.

86. oniscvs. Pedes 14. Antennae setaceae.
Corpus ouale
.

1. Ceti. Die Wallfischlaus. O. oualis seg-
mentis distinctis, pedibus tertii quartique
paris linearibus ouaticis
. *

pallas spicileg. zoolog. Fase. IX. tab. IV.
fig. 14.

Eine Plage der Wallfische bey welchen dieses
Insect zumal an den Finnen und Zeugungstheilen
aufs festeste sich einnistelt.

2. †. Asellus. Der Kelleresel. (Fr. la cloporte.)
O. oualis, cauda obtusa, stylis simpli-
cibus
. *

An feuchten Orten, in Kellern, Mauer-
ritzen etc.

87. scolopendra. Assel. Pedes numerosi,
totidem vtrinque quot corporis segmenta
.
[Seite 447] Antennae setaceae. Palpi 2 articulati. Cor-
pus depressum
.

1. †. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 14.

In den beißen Zonen: und selbst schon in
Spanien. Ihr Biß verursacht gefärliche Ent-
zündung.

2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, cor-
pore ouali, cauda penicillo albo
. *

Mem. présentés à l'ac. des sc. T. I.
tab. XVII.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist daß verschiedne Gattungen die-
ses und des folgenden Geschlechts ihre zahlrei-
chen Füße erst nach und nach erhalten, und nur
wenige Paare derselben mit aus dem Ey bringen.

3. †. Electrica. Die Feuerassel, der Feuer-
wurm. S. pedibus vtrinque 70. *

Frisch P. XII. tab. II. VIII. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht
aber auch zuweilen auf Blumen, und dadurch
lassen sich wohl die nicht gar seltnen Fälle erklä-
ren, wo sich dieses Thier in die Stirnhölen bey
Menschen eingenistelt und unerträgliches Kopf-
weh u. dergl. verursacht hat. Ich besitze selbst
eins, das endlich nach mancherley heftigen,
fast Jahr und Tag anhaltenden Zufällen, noch
lebendig von einem Frauenzimmer ausge-
schneutzt worden.

[Seite 448]

88. ivlvs. Vielfus. Pedes numerosi: duplo
vtrinque plures quam corporis segmenta.
Antennae moniliformes. Palpi
2 articulati.
Corpus semicylindricum
.

1. †. Terrester. S. pedibus vtrinque 100. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 16.

Ein langsames Thier, was meist unter der
Erde in fettem Boden oder im Miste lebt.


Neunter Abschnitt.
Von den Würmern
.

[Seite 449]

§. 146.

Die Insecten haben so zuverlässige und faßli-
che, die Würmer hingegen so wenig allgemein
passende positive Charactere, daß man die letztern
vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblü-
tigen Thiere definiren könnte, die keine Insecten
sind.

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen mat-
schigen, theils schleimigen, meist nackten Kör-
per: nur wenige sind wie die Aphroditen mit
Haaren, einige wie die See-Igel mit einer
kalkichten oder Spatartigen Schaale bedeckt.
Manche Nereiden verfertigen sich eine kunstreiche
Hülse von Sandkörnchen etc. viele andere Thiere
dieser Classe aber, (die Conchylien nämlich und
manche Corallen) bewohnen ein ihnen angebohrnes
festes fast porzellan- oder steinartiges Gehäuse,
das ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet:
und theils von dem Thier umher getragen wird,
theils aber unbeweglich fest sitzt.

§. 148.

[Seite 450]

Kein einziges Thier dieser Classe ist würklich
geflügelt (denn daß der Dintenfisch ziemlich große
Sätze aus dem Wasser heraus thun kan, ist
eben so wenig ein Flug zu nennen, als daß ver-
trocknete Räderthierchen mit dem Staube in der
Luft fortgeführt werden): auch kan man ihnen
keine eigentlichen Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch
haben die Regenwürmer, See-Igel, Seesterne etc.
gewisse Gliedmaßen, die wenigstens eine ähnliche
Bestimmung haben. Und überhaupt wird auch
der Mangel dieser Bewegungswerkzeuge bey
den Würmern durch die bey ihnen ausnehmende
Kraft, ihren Körper wechselsweis eng zusammen
zu ziehen, und wieder weit auszustrecken, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner, die die Insecten be-
saßen, haben viele Würmer sogenannte Fühl-
faden (tentacula), oder biegsame ungegliederte
meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bey
einigen von ansehnlicher Länge, überhaupt aber
von mannichfaltiger Bestimmung sind. Den
Arm-Polypen nutzen sie zum Fang: bey den
Gartenschnecken sitzen vorn die Augen dran u.s.w.

§. 150.

Manche Würmer sind von so einfachem Kör-
perbau, daß man gar keine Gliedmaßen an ih-
[Seite 451] nen unterscheiden kan. Andere haben hingegen
desto zahlreichere, doch meist ziemlich einförmig
gebildete Glieder.

§. 151.

Auch die Grösse variirt in dieser Classe noch
weit mehr, als in der vorigen. Es giebt Conchy-
lien, die auf sechs Centner am Gewicht halten, und
Infusionsthierchen, die kaum durch unsre besten
Vergrässerungsgläser erkannt werden können.

§. 152.

Die mehresten Würmer haben unansehnliche
Farben. Doch sind auch einige, wie die See-
anemonen, Seefedern, Aphroditen, und viele
Conchylien von ausnehmender Schönheit.

§. 153.

Ueber die Sinne dieser Thiere und deren
Werkzeuge läßt sich noch weniger bestimmtes als
über der Insecten ihre, sagen. Einige haben
ungezweifelt wahre Augen (wie die Dintenfische,
Schnecken etc.), und andre, wie z.B. die Poly-
pen, haben ohne Augen doch das feinste Gefühl
von Licht und Hellung.

§. 154.

Im innern Körperbau weichen die Gewür-
mer wieder eben so sehr von der Insecten ihrem,
als diese von dem der rothblütigen Thiere, ab.

[Seite 452]

Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier derselben, sich (so wie
hingegen die allermehrsten Insecten) einer Ver-
wandlung unterzieht.

§. 155.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: theils gar nur in fauligen Säften: oder
doch in feuchten dumpfigen Orten. Einige leben
blos unter der Erde: und viele lediglich*) im
lebendigen Körper andrer Thiere, wie die Darm-
würmer, Saamenthierchen u.s.w. Viele hal-
ten sich zusammmen an Corallen-Stämmen,
auf Austerbänken etc. auf, doch ohne sich wie etwa
die Bienen etc. wechselseitige Hülfe zu leisten.

§. 156.

Die Würmer nähren sich aus allen dreyen
Naturreichen, manche nemlich fressen sogar Erde,
[Seite 453] Kalk etc. Viele derselben, zumal unter den
Schnecken, auch Blutigel etc. können ausneh-
mend lange fasten.

§. 157.

Manche sind mit Gift als Waffen, und
die Blackfische mit ihrer Dinte als Vertheidi-
gungsmittel versehn. Viele werden auch durch
ihr zähes Leben, oder durch ihre ausnehmende
Reproductionskraft, die in keiner andern Thier-
Classe so überaus wunderbar ist, für feindlichen
Gewaltthätigkeiten geschützt: und einige wie
z.B. der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen
eine Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser-
maßen unzerstörbar scheinen*).

§. 158.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Dintenfische etc. ausgenommen, sind wohl
die allermehresten übrigen Thiere dieser Classe
wahre Hermaphroditen, von denen jedes In-
dividuum sein Geschlecht auf eine der angegebe-
nen Weisen (§. 16. S. 21.) fortzupflanzen im
Stande ist**).

§. 159.

[Seite 454]

Die Würmer werden dadurch dem Menschen
mittelbar oder unmittelbar nutzbar, daß sie theils
wie der Regenwurm die Erde locker halten etc.
Viele, zumal unter den Conchylien, sind eßbar.
Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als
jetzt eine grünlich-rothe Farbe (wie junges Wein-
beerlaub) der Purpur der Alten genommen*).
Aus dem Safte der Blackfische kan Dinte berei-
tet werden. Der Bart der Steckmuschel giebt
eine Art brauner Seide, die theuer verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen**).
[Seite 455] Das rothe Corall giebt einen wichtigen Handels-
artikel, zumal nach Ostindien. Verschiedne
Schneckchen oder Muscheln etc. cursiren ganz oder
in Stückchen geschnitten bey einigen wilden Völ-
kern statt Geldes. Viele Wilde brauchen Mu-
schelschaalen und Schneckenhäuser statt Trinkge-
schirre, Löffel etc. Die Mahlermuschel, Per-
lenmutter, und die große beinartige Schuppe des
Blackfisches (os sepiae) werden von Künstlern
benutzt. Der Badeschwamm dient zu mancher-
ley häuslichen Gebrauch. Unzählige Conchylien
und Corallen werden zu Kalk gebrannt; einige
große dünne Muschelschaalen in Schina etc. statt
Fensterscheiben gebraucht u.s.w. Auch dienen
die Conchylien zum allergemeinsten Putz der
wilden Völker*). Die Blutigel endlich sind ein
überaus wichtiges chirurgisches Genesmittel.

§. 160.

[Seite 456]

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe ge-
hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer
des menschlichen Körpers, die sich entweder
wie die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichu-
riden und Bandwürmer im Darmcanal; oder
wie der Blasenwurm außen an den Eingeweiden
und zwischen den Muskeln; oder wie der Ner-
venwurm nahe unter der Haut aufhalten. So-
dann auch die Egelschnecken, die sich bey den
Schafen etc., die Finnen der Schweine, die
Blasenwürmer und so viele andre Würmer, die
sich zumal bey den vierfüßigen Hausthieren und
bey Fischen finden, und sie krank machen. Die
Regenwürmer und Schnecken schaden Gewäch-
sen. Der Pfahlwurm durchbohrt Dämme und
Schiffe. Manche Würmer sind auch, wie schon
gesagt worden, giftig.

Hingegen kan ich den abentheuerlichen Er-
zälungen von der höllischen Furie, einem von
niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr
genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi-
derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der
Luft herumfliegenden Würmchen; was auf Men-
schen und Vieh herabstürzen, und sie durchbohren
soll u.s.w., keinen Glauben beymessen.

§. 161.

Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im ganzen dir Ord-
nung des Linnéischen, Systems befolgt:

[Seite 457]

I. Intestina. Länglichte Würmer, ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nackte weiche Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große Aehn-
lichkeit mit den Bewohnern der Schnecken-
häuser und Muschelschaalen in der folgen-
den Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner der Con-
chylien.

IV. Crustacea. Mit einem beynahe knorp-
lichten Körper, und theils mit einer festen
(bey einigen Spatartigen) Cruste. See-
Igel, Seesterne, See-Palme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan-
zenthiere die einen Corallenstamm oder an-
dere ähnliche Gehäuse bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere ohne
Gehäuse. Nebst den Infusionsthierchen.

* * *

Zur N. G. der sämtlichen Ordnungen
dieser Classe ist mir außer manchen der obge-
dachten allgemeinen Quellen zur ganzen Thierge-
schichte etc. kein besondres Werk bekannt.

Einigermaßen kan man hierher rechnen:

  1. o. fr. müller historia vermium terrestrium
    et fluuiatilium
    . Havn
    . 1773. 4.
  2. und alb. seba thesaurus vol. III.

I. INTESTINA.

[Seite 458]

Die mehresten Thiere dieser Ordnung haben
theils einen cylindrischen, theils einen bandförmigen
Körper; und fast bey allen hat man gefunden,
daß sie nicht Zwitterartig sondern die beiden Ge-
schlechter in separaten Individius getrennt sind.
Die Eingeweid-Würmer des menschlichen Kör-
pers sind (die Saamenthierchen ausgenommen)
alle aus dieser Ordnung.

1. gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair worm.)
Corpus filiforme, teres, aequale, laeue
.

1. †. Aquaticus. Das Wasserkalb. G. palli-
dus extremitatibus nigris
. *

c. gesner hist. aquatilium. pag. 547.

Spannenlang, von der Dicke eines starken
Zwirnfaden. Lebt in lettigten Boden und im
Wässer. Ist vermuthlich der gleiche Wurm,
der sich auch zuweilen bey Kälbern, Pferden,
(und wenigstens ein sehr ähnlicher in der Luft-
röhre der Schweine) findet: und den Poterius
und Fr. Hofmann sogar bey Menschen im Knie,
in den Waden etc. völlig wie den Indianischen
Nervenwurm gesehen haben.

2. Medinensis. Der Nervenwurm. (dracun-
culus, vena Medinensis
. Fr. le ver de Guinée.)
G. totus pallidus. *

sloane nat. hist. of Iamaica vol. II. tab.
CCXXXIII. fig. 1.

[Seite 459]

Am Persischen Meerbusen, in Ost- und West-
Indien, auf Guinea etc. Etwas stärker als der
vorige, und wol zwey Ellen lang. Er kriecht
zumal an den Knöcheln, am Knie, am Arm etc.
unter die Haut, verursacht schmerzhafte Beulen,
Entzündung u.s.w., und muß äußerst behutsam,
damit er nicht abreisse, allgemach ausgewunden
werden: eine Operation, die wol drey und mehr
Wochen dauert. Selten hat ein Mensch mehr
als einen solchen Wurm: doch auch wol viere,
fünfe etc. zugleich.

3. †. Marinus. G. plano spirali conuolutus. *

Häufig in Häringen.

2. ascaris. Corpus teres filiforme, vtraque
extremitate attenuatum
.

1. †. Vermicularis. Der Mastwurm, Ma-
denwurm, Springwurm. A. cauda se-
tacea, longit.
4 linearum. *

(tab. I. fig. 1.)

Wie eine Käse-Made. Hält sich im Mast-
darm bey Menschen auf, saugt mit dem stum-
pfern Ende.

2. †. Lumbricoides. Der Spuhlwurm, Herz-
wurm (lumbricus teres auct. Fr. le strongle.
Engl. the round worm). A. spithanea, ru-
gose annulata, vtraque extremitate subulata
ore trinodi
. *

(tab. I. fig. 2.)

Der allergemeinste Darmwurm im menschli-
chen Körper, findet sich im ganzen Darmcanal,
zuweilen in unsäglicher Menge. Aenelt in der
Grösse und Statur dem Regenwurm, ist aber
[Seite 460] von härterer, fast knorpelartiger Consistenz, meist
von heller Fleischfarbe etc.

3. †. Trichuris. Der Haarwurm. A. corpore
clauato
, (maribus spirali) altera extremitate
capilliformi
. *

(tab. I. fig. 3.)

Meines Wissens blos im Blinddarm beym
Menschen; saugt mit dem dünnen haarförmigen
Ende.

3. lvmbricvs. Corpus teres annulatum, lon-
gitudinaliter exasperatum aculeis conditis
.

1. †. Terrester. Der Regenwurm. (Fr. le ver
de terre
. Engl. the earth worm.) L. ephip-
pio circulari,
8 seriebus aculeorum abdomi-
nalium
. *

i. andr. mvrray de verm. in lepra obuiis.
Tab
. II.

Das bekannte den jungen Kückengewächsen
schädliche Thier: ein wahres animal subterra-
neum
.

2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus,
sexfariam aculeatus
. *

bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. I. fig. 1-4.

Ein überaus schönes Geschöpf von Carmoisin-
rother und grüner Farbe etwa 1 1/2 Zoll lang. Lebt
in Teichen, Gräben etc. und hat, so wie der ge-
meine Regenwurm auch, ausnehmende Repro-
ductionskraft. Sogar ein abgeschnittnes 1/20 des
Thiers wird binnen einigen Monaten wieder zu
einem ganzen Thiere von vollkommner Länge re-
producirt. Seine natürliche Fortpflanzung ge-
schieht sowohl indem es lebendige Junge gebiert,
[Seite 461] als auch durch junge Blut die es wie Sprossen
austreibt.

4. fasciola. (Engl. fluke.) Corpus gelatino-
sum, planiusculum, poro ventrali duplici
.

1. †. Hepatica. Die Egelschnecke. F. depressa,
ouata fusca, antice tubulo instructs
. *

Jac. Chr. Schäffers Egelschnecken etc. fig.
1 bis 8.

In den Lebern der Schafe.

2. †. Intestinalis. Der Riemenwurm, Fisch-
riemen, Fick. F. corpore taeniolari mar-
ginibus vndulatis
. *

Journal des scavans 1726. pag. 104.

Wie ein schmales Streifchen Band: ungeglie-
dert: verdiente also eher den Namen Bandwurm,
als das folgende Geschlecht. Hält sich in der
Brusthöle bey manchen Fischen auf, und ist selbst,
nachdem diese gesotten waren, noch lebendig in
ihnen gefunden worden.

5. taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Ket-
tenwurm. (Fr. ver solitaire. Engl. tape
worm, jointed worm
. lumbricus latus au-
ctor.) Corpus planiusculum, geniculatum
os quadrilobum
.

Ein weitläufiges sowohl wegen der ausneh-
mend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als
wegen der hartnäckigen und gefahrvollen und
mannichfaltigen Zufälle, die durch die nachge-
nannten Gattungen im menschlichen Körper ver-
ursacht werden, überaus merkwürdiges Thierge-
schlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich mit-
[Seite 462] telst des aus seinem vierkolbichten Kopfe (tab. I.
fig. 4) herausragenden zugespitzten Saugerüssels
im Darmcanal fest. Zunächst auf den Kopf
folgt (wenigstens bey den nachbenannten Gat-
tungen) ein überaus schmahler fast fadenförmi-
gen Hals, (tab. I. fig. 4) der allgemach mit
immer deutlichern und größern Gliedern in den
übrigen Körper des Wurms übergeht. In jedem
der größern Glieder die dann bey weiten den
längsten Theil des Thiers ausmachen (tab. I.
fig. 5-6) zeigt sich ein besondrer Eyerstock, meist
von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk etc.
der seine Eyerchen durch eine am Rande oder auf
der breiten Seite befindliche einfache oder dop-
pelte Oeffnung von sich gehen kan. Auch scheint
diese Oeffnung außerdem noch dem Wurme sowohl
um sich anzuhalten, als auch zu einiger Ernäh-
rung dieser vom Kopf so weit entfernten Glieder,
zu dienen. Jeder Bandwurm kan folglich sein
Geschlecht fortpflanzen, ist aber übrigens nichts
weniger als solitaire, sondern man hat gar oft
bey einem Menschen oder einem Thiere viele
ganze Bandwürmer zugleich gefunden*).

[Seite 463]

1. †. Solium. Der langgliedrige. Bandwurm.
(T. cucurbilina auctor.). T. articulis oblon-
gis, osculis marginalibus solitariis
. *

(tab. I. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich so wie die folgende im dünnen Daime
beym Menschen.

Die sogenannten Kürbokernwürmer (ver-
mes cucurbitini, ascarides couleti
.) sind ab-
gesetzte Hinterglieder dieses Wurme.

2. †. Lata. Der kurzgliedrige Bandwurm.
T. articulis breuissimis medio nodosis, oscu-
lis alterius lateris
. *

(tab. I. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumal in
der Schweiz und in Frankreich äußerst häufig.

6. hydatis. Blasenwurm. Corpus taeni-
forme desinens in vesicam symphaticam.
Os quadrilobum
.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in der-
schiednen Eingeweiden vielerley Säugethiere fin-
den, hat bey den mehrsten Gattungen viele Aen-
lichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hinter-
theil aber endigt sich in eine Eyförmige Wasser-
blase von verschiedner Größe.

1. †. Humana. H. capsa vaginali cartilaginea,
vesicula caudata apicibus obtusis
.

(tab. I. fig. 7.)

Eine wichtige Entdeckung des seel. Werner,
der diesen sonderbaren Blasenwurm zu hunder-
[Seite 464] ten im Muskelfleische des ganzen Körpers bey
der Leiche eines 40jährigen übrigens gesunden
robusten Mannes gefunden hat.

Der Wurm hat große Aenlichkeit mit den Fin-
nen im Schweinefleisch, deren thierische Natur
Hr. Past. Goeze zuerst außer Zweifel gesetzt hat.

2. †. Gigas. H. orbicularis, vesica magna;
corpore breui rugoso imbricato capite qua-
driosculato vncinatoque
. *

Goeze Eingew. Würmer tab. XVII.

Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Darmfell und in der Leber der
Schweine.

3. †. Multiceps. H. vesica pluribus communi.

Findet sich nach den Untersuchungen des seel.
Leste im Gehirn der drehenden Schafe.

7. sipvncvlvs. Corpus teres elongatum. Os
anticum, attenuatum, cylindricum. Aper-
tura lateralis corporis verruciformis
.

1. Saccatus. (vermis micro rhynchoterus.) S.
corpore tunica laxa induto
. *

c. gesner hist. aquatil. pag. 1226.

Im Ostindischen Ocean.

8. myxine. Corpus teres, subtus carinatum
pinna adiposa. Maxillae binae pinnatae.
Dentes in faucibus
.

1. Glutinosa. M. tentaculis 9.

linn. museum reg. Adolph. Frid. tab. VIII.
fig. 4.

[Seite 465]

9. hirudo. Blutegel (Fr. sangsue. Engl.
leech.) Corpus oblongum, promouens se
ore caudaque in orbiculum dilatandis
.

1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flauis
6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata
. *

i. iac. dillenivs in Eph. N. C. Cent.
VII. t. V. fig. 1-4.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.

2. †. Sanguisuga. H. depressa fusca: margine
laterali flauo
. *

Schwed. Abhandl. 1757. tab. VI. fig. 3. 4.

Noch blutgieriger als die vorige.

3. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis
8 nigris supra os. *

Schwed. Abhandl. l. c. fig. 5-8.

Legt nur ein einziges Ey, das anfange blose
Lymphe enthält, aus welchem aber nachher, 8
bis 10 u. mehr Junge heraus kommen.


II. MOLLVSCA.

[Seite 466]

Nackte Würmer die sich durch einen mehr
schleimichten Körper und deutlichere äußere
Gliedmaßen von denen in der vorigen Ordnung
auszeichnen*). Manche haben die größte Aen-
lichkeit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser
und Muschelschaalen.

10. limax. Weg-Schnecke. (Fr. limau.
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dextrum
pro genitalibus et excrementis. Tenta-
cula
4 supra os.

Sämmtlich den Gartengewächsen und Wiesen,
theils auch den Bienen schädlich. Die starke
Reproductionskraft haben sie mit den ihnen ähn-
lichen Schnecken mit dem Haus aus dem Helix-
Geschlechte gemein.

1. †. Ater. L. ater. *

[Seite 467]

lister ex edit. Huddesfordi tab. CI.
fig. 102.

2. †. Rufus. L. subrufus. *

lister tab. CI. a. fig. 103.

3. †. Maximus. L. cinereus maculatus. *

lister tab. CI. a. fig. 104.

4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus. *

lister tab. CI. fig. 101.

11. aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali
membranaceo. Foramen laterale dextrum
pro genitalibus. Anus supra extremita-
tem dorsi
.

1. Depilans. Die Giftkuttel. L. tentacu-
lis
4.

gesner de aquatilib. pag. 561.

12. doris. Corpus repens, oblongum, sub-
tus planum. Os antice subtus. Anus postice,
supra cinctus ciliis. Tentacula duo, supra
corpus antice, intra foramina retractilia
.

1. Argo (Lepus marinus minor columnae.)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad
os, ano ciliato phrygio
.

fab. columna de aquatilibus in ecphras.
stirpium
pag
. XXXII.

13. aphrodita. Seeraupe. Corpus repens,
ouale: fasciculi pediformes vtrinque plu-
rimi. Os retractile. Tentacula a setacea
.

[Seite 468]

1. Aculeata. Der Goldwurm. (pudendum
regale
auctor.) A. oualis hirsuta aculeata,
pedibus vtrinque
32. *

swammerdam bibl. nat. tab. X. fig. 8.

Ein über alle Beschreibung prächtiges Geschöpf:
die Stacheln und Haare, womit es an beiden
Seiten besetzt ist, schillern, zumal im Sonnen-
schein in alle mögliche Goldfarben: theils auch
wie blaue Schwefelflammen u.s.w.

14. nereis. Corpus repens oblongum lineare.
Tentaculis lateralibus penicillatis plumosis
supra os
.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo
.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuch-
ten es beyträgt*).

2. Tubifica. Der Sandköcher. N. pedibus
vtrinque
26. Ore ciliato pectine aurato. *

pallas miscell. zoolog. tab. IX. fig. 3.

Diese und verschiedne andre Nereiden-Arten,
verfertigen sich, fast wie die Phryganäenlarven,
(nur noch weit kunstreicher) unbeschreiblich sau-
bere Röhren zu ihrem Aufenthalt. Bey dieser
Gattung ist die Hülse nur so dünn wie Papier,
und aus vielen tausend Sandkörnchen zusam-
men gebaut.

15. nais. Wasserschlängelgen. (Fr. Millepied
d'eau
.) Corpus lineare pellucidum, depres-
sum, setis pedatum
.

[Seite 469]

Diese Würmer sind in neuern Zeiten durch
ihre Reproductionskraft sowol als durch die son-
derbare Weise ihrer Fortpflanzung, die besonders
der seel. Etatsr. Müller an ihnen wahrgenom-
men hat, berühmt worden*). Das letzte Gelenk
des gegliederten Wurms dehnt sich nemlich all-
mälig aus, und erwächst zu einem ganzen Thiere,
das sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper
der alten Naide absondert, oder auch selbst noch
vorher wieder andre Junge auf gleiche Weise durch
die Ausdehnung seines letzten Gelenkes hinten
austreibt: doch können sich wenigstens manche
Gattungen, wie z.B. die nachstehende, auch aus-
serdem durch Eyerstöcke, die durch eine wahre
Paarung befruchtet werden, fortpflanzen.

1. †. Proboscidea. Die gezüngelte Naide.
(Nereis lacustris linn.) N. setis lateralibus
solitariis, proboscide longa
. *

Rösel Hist. der Polypen. tab. LXXVIII.
fig. 16. 17.

16. ascidia. Corpus fixum teretiusculum, va-
ginans. Aperturae binae ad summitatem
:
altera humiliore.

Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser in langen Stralen von sich zu sprützen.

1. Intestinalis. A. laeuis alba, membranacea. *

17. actinia. Seeanemone, Meernessel, Klip-
rose. (Fr. cul d'ane. Vrtica marina auctor.)
Corpus se affigens basi, oblongum, teres,
apicis margine dilatabili intus tentaculato,
os terminale centrale ambiente
.

[Seite 470]

Die Seeanemonen haben neuerlich besonders
durch die Versuche Aufmerksamkeit erregt, die
Hr. Dicquemare über ihre Reproductionskraft
angestellt hat, die der Arm-Polypen ihrer wenig
nachgiebt, und bey dem zusammengesetzten Kör-
perbau allerdings noch auffallender ist. Sie kön-
nen, ihrem Leben ohnbeschadet, einfrieren, ge-
raume Zeit in heissem Wasser und im luftleeren
Raume ausdauern, Jahre lang ohne Nahrung
bleiben u.s.w. Die abgeschnittenen Fühlfaden
bewegen sich noch Tage lang; und werden bald
am Körper wieder reproducirt. Ja selbst in der
Mitte getheilte Seeanemonen sind wieder zu gan-
zen Thieren erwachsen.

1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa. *

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. XVI sq.
fig
. 10 sq.

18. tethys. Corpus liberum, oblongiuscu-
lum, carnosum, apodum. Os proboscide
terminali, cylindrico, sub labio explicato.
Foramina
2 ad latus colli finistrum.

1. Leporina. (lepus marinns maior colvmnae.)
T. labro ciliato.

fab colvmna l. c. pag. XXVI.

Im Mitländischen Meere.

19. holothvria. Corpus liberum, nudum,
gibbum, arro terminali. Tentacula plura
in altera extremitate. Os inter tentacula
.

1. Physalis. H. cirrhis difformibus filiformibus
pendulis
. *

sloane nat. hist. of Iamaica. vol. I. tab.
IV fig. 5.

Im Atlantischen Ocean etc.

[Seite 471]

20. terebella. Corpus filiforme. Os anti-
cum, praeputio glandem pedunculatam tu-
bulosam exserente. Tentacula circum os,
capillaria, plura
.

1. Lapidaria. terebella.

Schwed. Abhandl. 1754. tab. III. fig. A-E.

Im Mitländischen Meere.

21. triton. Corpus oblongum. Os lingua
inuoluta, spirali. Tentacula
12 bipartita:
vtrinque 6: posticis cheliferis.

1. Litoreus. triton.

Vergl. philos. Transact. vol. L. P. II. tab.
XXXIV, fig. A.

Im Meere, an Klippen etc.

22. lernaea. Corpus se affigens tentaculis,
oblongum teretiusculum. Ouaria bina. Ten-
tacula brachiformia
.

Ein schädliches Ungeziefer für Fische, in deren
Kiefern es vorzüglich nistet.

1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, thorace
cylindrico bifurco, tentaculis apice lunatis
.

linnaei fauna fuec. tab. II. fig. 2100.

23. scyllaea. Corpus se affigens, compres-
sum, dorso canaliculato. Os foramine eden-
tulo, terminali. Tentacula s. brachia sub-
tus trium parium
.

1. Pelagicum. scyllaea. *

seba thesaur. vol. I. tab. LXXIV. fig. 7.

Im Ocean, am Sargasso (fucus natans).

[Seite 472]

24. clio. Corpus natans, oblongum. Alis
duabus membranaceis, oppositis
.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico. *

ellis et solander tab. XV. fig. 9. 10.

Bey Spitzbergen, Neufundland etc – Mein
Exemplar hat einen längern Hinterleib als das
von Ellis abgebildete.

25. sepia. Dintenfisch, Blackfisch. Brachia 8
interius adspersa cosyledonibus. Rostrum
inter brachia terminale, corneum. Venter
vesica atramentifera instructus, infra scissura
transuersa ad basin apertus, supra quam
fistula excretoria eminet
.

Die Dintenfische die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen in so vielen Stücken,
zumal in Rücksicht ihres innern Baues, der so
vollkommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs-
werkzeuge, besonders aber auch der Augen und
sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen nemlich Hr.
J. Hunter zuschreibt) so ganz von andern Thie-
ren dieser Classe ab, und ähneln hingegen in so
vielen Stücken manchen Fischen, daß es mir fast
Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen den
so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.

Die Anzahl der Saugenäpfgen an ihren
Armen wächst mit dem Alter der Thiere, und
steigt dann bey manchen Gattungen über 1000.
Sie haften damit fest an, gleichsam wie ein
[Seite 473] Schröpfkopf. Die Arme die diesen Thieren
oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen
abgebissen werden, werden ihnen, wie schon
die Alten wußten, leicht reproducirt. Die mehresten Gat-
tungen werden auch durch den schwarzen Saft
merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter
im Leibe führen, und willkürlich von sich Lassen,
und dadurch das Wasser zunächst um sich ver-
dunkeln können. Hr. Prof. Schneider hat das
ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Fami-
lien abgetheilt:

A) promuscidibus binis; ventre pinnato; ossi-
culo dorsi
.

1. Officinalis. Der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato
vndique pinna cincto, offe dorsali maximo
. *

rondelet. de riscib. pag 498.

swamerdam biblia nat. tab. L. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das sogenannte weisse Fisch-
bein das auch in manchen Gegenden Meer-
schaum heißt) eine breite knochichte Schulpe
von sehr sonderbarer Textur, im Rücken des
Thiers. Die sogenannten Seetrauben (vuae
marinae
) sind die Eyerstöcke dieser und verwand-
ter Gattungen.

2. Loligo. Der Calmar. (Fr. le casseron.)
S. ventre fricto subulato, pinna augulari
media, osse dorsali penniformi
. *

rondelet pag. 506.

turberv. needham nouv. observ. microsc.
tab
. I. II.

Was Plinius u.a. Alte von der loligo sagen,
und von manchen neuern abgeläugnet worden,
[Seite 474] daß nämlich diese Thiere weite Sprünge aus dem
Wasser thun können, ist mir von den zuverläßig-
sten Augenzeugen versichert und genau beschrie-
ben worden. Sie füllen sich nemlich voll Wasser
das sie dann mit großer Gewalt wie in einem
Strahl durch die am Hals befindliche Röhre
von sich sprützen, und sich dadurch eine große
Strecke weit über das Wasser forttreiben können,
wobey sie ihre Arme steif ausgestreckt halten.

B) pedibus basi palmatis, absque promuscidi-
bus, pinnis et osse dorsali
.

3. Octopodia. (polypus veter. Fr. le poupe.)
S. acetabulorum in interna pedum superfi-
cie ordine duplico, in basi singulis acetabu-
lis, paullatim increscentibus
. *

rondelet pag. 513.

seba Vol. III. tab. II. fig. 1-6.

Diese schon auf den alten Münzen von Sici-
lien und Gros-Griechenland sehr gut abgebil-
dete*) und wegen ihres schmackhaften Fleisches
beliebte Gattung, findet sich in manchen Gegen-
den, besondere in Ostindien und im Mexicani-
schen Meerbusen von ganz ungeheurer Grösse;
so daß sie Boote umreissen kan, und man abge-
rißne einzelne Arme von ihr gemessen hat die bey
30 Fuß lang waren.

26. medvsa. Corpus gelatinosum, orbicula-
tum, depressum. Os subtus centrale
.

1. Aurita. M. orbicularis subtus 4 cauitatibus.

2. Velella. (vrtica marina colvmnae.) M. ona-
lia concentrice striata, margine ciliato, su-
pra velo membranaceo
.

fab. colvmna l. c. pag. XXII.


III. TESTACEA.
Die Conchylien
.

[Seite 475]

Man unterscheidet bey diesen äusserst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nemlich
die Schaalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannichfaltiger Bil-
dung; doch meist den Würmern der vorigen Ord-
nung ähnlich. Die Schaalen bestehen anfäng-
lich aus einer knorplichten oder hornichten Grund-
lage die ihre nachherige Festigkeit durch die
allgemach in sie abgesetzte Kalkerde erhält. Die
neugebornen Schneckenhäuser haben aber (nach
Reaumurs von Hrn. Kämmerer gründlich be-
stätigten Beobachtungen) noch nicht ihre voll-
zähligen Windungen, sondern diese werden mit
zunehmendem Wachsthum des Thiers allgemach
neuerzeugt und an dem Mündungssaum der
Schaale abgesetzt. (– Bey weiten nicht etwa
aus der jugendlichen Schaale als Keime ent-
wickelt. –) Und bey den Muscheln ist ceteris
paribus
die gleiche Einrichtung. Viele dieser
Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues*),
andre wegen ihres Porcellanartigen glänzen-
den Schmelzes, wegen ihrer vortreflichen Far-
[Seite 476] ben*), regelmäßigen saubern Zeichnung u.a.
dergl. Schönheiten merkwürdig**).

[Seite 477]

Man vertheilt die weitläufige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl und Bildung der
Schaalen in folgende vier Familien:

A) Vielschaalige Conchylien.

B) Zweyschaalige oder Muscheln,

C) einschaalige mit bestimmten Windungen,
nemlich die Schnecken,

und D) einschaalige ohne dergleichen Win-
dungen.

A) Vielschaalige Conchylien.
MVLTIVALVES.

Leben blos in der See.

27. chiton. Testae plures, longitudinaliter
digestae, dorso incumbentes
.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valui, corporo tuberculato
. *

28. lepas. Animal rostro inuoluto spirali,
tentaculis cristatis. Testa multiualuis, inae-
quiualuis
.

1. Balanus. Die Meertulpe, See-Eichel. L. te-
sta conica sulcata fixa, operculis acuminatis
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. XCVII. fig. 820.

Unbeweglich an Ufern, am Kiel der Schiffe,
oder auch auf andern Thieren, auf Muscheln,
Krebsen etc.

[Seite 478]

2. Diadema. Die Wallfisch-Pocke. L. testa
subrotunda sexlobata sulcata fixa
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. XCIX. fig. 82. sq.

In der Haut der Wallfische.

3. Anatifera. Die Entenmuschel. (Pentilas-
mus
.) L. testa compressa quinqueualui laeui,
intestino insidente
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. C. fig. 853. sq.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sa-
gen berüchtigt worden, deren schon bey der
Baumgans (S. 188.) gedacht worden. Die
fünffache Muschelschaale hängt mit dem darin
wohnenden Thiere an einer fleischichten darmähn-
lichen Röhre, auch wol ihrer mehrere wie Zweige
eines Stammes an einem gemeinschaftlichen sol-
chen Darme, der gewöhnlich an faulen Weiden,
altem Schiffwrek etc. festsitzt.

29. pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.) Testa
biualuis, diuaricata, cum minoribus acces-
soriis difformibus, ad cardinem. Cardo re-
curuatus, connexus cartilagine
.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Coral-
lenstämme und Austerschaalen, und höhlen sich
am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus. Die Dattelmuschel. P. testa
oblonga hinc reticulato striata
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. CI. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet überaus hell im
Dunklen.

B) Zweyschaalige Conchylien. Muscheln.
CONCHAE.
[Seite 479]

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter be-
ruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der bei-
den Schaalen und ihrer Ränder, und der Be-
schaffenheit des Schlosses (cardo).

30. mya. (Fr. moule. Engl. gaper.) Testa
biualuis, hians altera extremitate. Cardo
dente
(plerisque) solido, crasso, patulo,
vacuo, nec inserto testae oppositae
.

1. †. Pictorum. Die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis dente pri-
mario crenulato: laterali longitudinali: al-
terius duplicato
. *

Chemnitz vol. VI. tab. I. fig. 6.

2. †. Margaritifera. Die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis
. *

l. ferd. marsigli Bosforo Tracio. tab. I.

Chemnitz vol. VI. tab. I. fig. 5.

31. solen. Messerscheide (Fr. manche de cou-
teau, coutelier
. Engl. razor.) Testa biual-
vis, oblonga, vtroque latere hians. Cardo
dens subulatus, reflexus, saepe duplex,
non insertus testae oppositae: margo late-
ralis obsoletior
.

1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine al-
tero bidentato
. *

Chemnitz vol. VI. tab. IV. fig. 29.

[Seite 480]

32. tellina. Sonne. Testa biualuis, antice
hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus
ternis; lateralibus planis alterius testae
.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura anali
canaliculata
. *

Chemnitz vol. VI. tab. XI. fig. 102.

2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striats,
costa fusca transuersali
. *

In Teichen etc. etwa von der Grösse einer Erbse.

33. cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle.) Testa
biualuis, subaequilatera, aequiualuis. Cardo
dentibus mediis binis alternatis; lateralibus
remotis, insertis
.

1. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exa-
ratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis
. *

Chemnitz vol. VI. tab. XV. fig. 158.

34. mactra. Backtrog. Testa biualuis inae-
quilatera, aequiualuis. Cardo dente medio
complicato cura adiecta foueola; laterali-
bus remotis insertis
.

1. Solida. Die Strandmuschel. M. testa opaca
laeuiuscula subantiquata
. *

Chemnitz vol. VI. tab. XXIII. fig. 229. sq.

35. donax. (Fr. carne tronquée.) Testa bi-
valuis, margine antico obtusissimo. Cardo
dentibus duobus: marginalique solitario,
subremoto sub ano
.

[Seite 481]

1. Scripta. Die Letter-Schulpe. D. testa
ouata compressa laeui, scripta lineis purpu-
reis vndatis, rima acuta, marginibus cre-
nulatis
. *

Chemnitz vol. VI. tab. XXVI. fig. 261. sq.

36. venvs. Testa biualuis, labiis margine
antico incumbentibus. Cardo dentibus 3
omnibus approximatis, lateralibus apice di-
vergentibus.

1. Dione. Die ächte Venusmuschel. V. testa
subcordata, transuerse sulcata, antrorsum
spinosa
. *

Chemnitz vol. VI. tab. XXVII. fig. 271. sq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa
cordata solida transuerse substriata laeui,
margine crenulato, intus violacea, ano
ouato
. *

Schrift. der Berl. Naturf. Gesellsch. VI B.
tab. VI. fig. 1. sq.

Hat sehr dicke schwere Schaalen, welche die
Nordamericanischen Wilden zu ihren Denckschnü-
ren auch statt Geld und zu Putz brauchen und
das darin befindliche Thier auf ihren weiten Fus-
reisen im Munde führen, auskauen etc.

3. Tigerina. Die Tigerzunge. V. testa len-
tiformi: striis crenatis decussatis, ano im-
presso ouato
. *

Chemnitz vol. VI. tab. XXXVII. fig.
390. sq.

37. spondylvs. (Fr. huitre epineuse) Testa
inaequiualuis, rigida. Cardo dentibus
2
recuruis, cum foraminulo intermedio.

[Seite 482]

1. Gaederopus. Die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare
.) S. testa subaurita spi-
nosa
. *

Chemnitz vol. VII. tab. XLIV. fig. 459.

Die eine Schaale läuft hinten beym Charnier
weit über die andere hinaus, und ist wie abge-
sägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlen-
kung des Schlosses selbst, dessen Zähne so son-
derbar in einander gefügt sind, daß sich die
Muschel zwar öffnen, aber die Schaalen nicht
ohne Zerbrechen des Schlosses von einander
ablösen lassen.

38. chama. Testa biualuis, grossior. Cardo
callo gibbo, oblique inserto fossulae ob-
liquae.

1. Cor. Das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laeui, processibus retrorsum recuruatis, ri-
ma hiante
. *

Chemnitz vol. VII. tab. XLVIII. fig. 483.

2. Gigas. Die Hohlziegel, Nagelschulpe
Riesenmuschel, Vater-Moab Schulpe.
(Kima. Fr. le grand benitier.) C. testa pli-
cata, fornicata, squamosa
. *

Chemnitz vol. VII. tab. XLIX. fig. 492. sq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schaa-
len wol gegen sechs Centner und das Fleisch dreis-
sig Pfund wiegen. Letztres wird von den Indi-
schen Insulanern häufig gegessen.

3. Gryphoides. Die Felsenmuschel. (Fr. l'hui-
tre de mer rouge
.) C. testa orbiculata,
muricata; valuula altera planiore; altera
nate productiore subspirali
. *

Chemnitz vol. VII. tab. LI. fig. 110. sq.

[Seite 483]

4. Bicornis. C. testa valuulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubuloisis valuula
longioribus
. *

Chemnitz vol. VII. tab. LII. fig. 516. sq.

39. arca. Testa biualuis, aequiualuis. Car-
do dentibus numerosis, acutis, alternis,
insertis.

1. Noae. Die Arche. A. testa oblonga striata,
apice emarginata, processibus incuruis re-
motissimis, margine integerrimo hiante
. *

Chemnitz vol. VII. tab. LIII. fig. 529. sq.

40. ostrea. (Fr. huitre. Engl. oyster, scal-
lop
.) Testa biualuis, inaequiualuis, sub-
aurita. Cardo edentulus fossula caua ouata,
striisque lateralibus transuersis.

1. Pleuronectes. Die Compasmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12
duplicatis, extus laeui. *

Chemnitz vol. VII. tab. LXI. fig. 595.

2. Pallium. Der Königsmantel. O. testa ae-
quiualui radiis
12 conuexis, striata scabra
squamis imbricata
. *

Chemnitz vol. VII. tab. LXIV. fig. 607.

3. Malleus. Der Polnische Hammer, das
Crucifix. (Fr. le martean noir.) O. testa
aequiualui triloba, lobis transuersis
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXX. fig. 655. sq

4. Folium. Das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse plicata
parasitica
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXI. fig. 662. sq.

[Seite 484]

5. Edulis. Die gemeine Auster. O. testa inae-
quiualui semiorbiculata, membranis imbri-
catis vndulatis, valuula altera plana inte-
gerrima
. *

Diese allgemein bekannte Gattung wird zumal
an den Küsten des Nordwestlichen Europa auch
am Mitländischen und Adriatischen Meere etc.
auf Austerbänken gehegt, und besonders in Rück-
sicht auf diese und die davon abhängende Ver-
schiedenheit des Geschmacks in Berg-Tand- und
Thon-Austern eingetheilt.

41. anomia. Testa inaequiualuis; valuula al-
tera planiuscula (saepe basi perforata), al-
tera basi magis gibba. Cardo edentulus cica-
tricula lineari prominente, introrsum dente
laterali. Radii
2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium. Das Fensterduplet, die weisse
Zwiebelschaale, der Sattel. A. testa sub-
orbiculata rugoso-plicata: planiore perso-
rata
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXVI. fig. 692 sq.

2. Cepa. Die Zwiebelschaale. A. testa obo-
vata inaequali violacea: superiore conuexa,
inferiore perforata
. *

Chemnitz l. c. fig. 694 sq.

42. mytilvs. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl.
mussel.) Testa biualuis rudis, saepius affixa
bysso. Cardo edentulus, distinctus linea
subulata excauata longitudinali.

1. Crista galli. Der Hahnenkamm. M. testa
plicata spinosa, labro vtroque scabro
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXV. fig. 683 sq.

[Seite 485]

2. Margaritiser. Die Perlmuttermuschel. (Fr.
la coquille de nacre.) M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transuersa imbri-
cata tunicis dentatis
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXX. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiele finden, und theils der
Schaale wegen merkwürdig, die das Perlenmut-
ter giebt, so wie aus dem sehnichten Schloßbande
derselben der sogenannte Pfauenstein (gemma
penna pauonis s. helmintholithus adrodamas
linn
.) geschnitten wird.

3. Lithophagus. Der Steinbohrer, die Stein-
dattel. (Fr. la moule pholade, la datte.)
M. testa cylindrica vtrinque extremitatibus
rotundatis
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXII. fig. 729 sq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme etc.

4. Edulis. Der Blaubart. M. testa laeuiuscula
violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXIV. fig.
750 sq.

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zu-
weilen tödlich gewesen ist.

5. Bidens. Die Magellanische Miesmuschel.
M. testa striata subcuruata, margine poste-
riore inflexo, cardine terminali bidentato
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXIII. fig.
742 sq.

43. pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel. (Fr. jambon, coquille porte.
[Seite 486] foie.) Testa subbiualuis, fragilis erecta,
emittens barbam byssinam. Cardo edentu-
lus, coalitis in vnam valuulis.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und der
eine kostbare braune Seide giebt, die in Smirna,
Messina. Palermo etc. zu Strümpfen, Hand-
schuhen u.s.w. verarbeitet wird.

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis,
per series digestis.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXVIII. fig.
773 sq.

C) Einschaalige Conchylien mit bestimmten
Windungen. Schnecken. COCHLEAE.

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig; so nemlich, daß sie,
wenn man die spitze unterwärts und die Mün-
dung nach oben gerichtet hält, diese letztere einem
alsdann links zugekehrt ist, und die Windungen
von oben nach unten der scheinbaren Bewegung
der Sonne gleich laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur
eine gegenseitige Windung; und dann finden sich
auch, obschon äußerst selten, unter andern
Schnecken zuweilen völlig linksgewundne Misge-
burten, (anftractibus sinistris s. contrariis).*)

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines andern Deckels (operculum) zuzu-
schließen, und andere ziehen bey Annäherung
des Winters, eine Kalkscheibe vor die Mündung
ihres Hauses.

[Seite 487]

44. argonavta. Animal sepia. Testa vniual-
vis spiralis, inuoluta, membranacea, vni-
locularis
.

1. Argo. Der Papirnautilus, Reißbry. (nau-
tilus papyraceus
.) A. carina subdentata
. *

Martini vol. I. tab. XVII. fig. 156 sq.

Eine milchweisse überaus dünne leichte, aber
große Schaale, die von einem Blackfischähnli-
chen Thier bewohnt wird, das darin mittelst
eines ausgespannten häutigen Segels sehr ge-
schickt auf del Oberfläche des Meers zu schwim-
men, aber auch unterzutauchen etc. versteht.

45. navtilvs. Tesla vniualuis, isthmis per-
foratis concamerata, polythalamia
.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderer das Thier wohnt, und durch
Wasser, das es in die übrigen ein- oder aus-
pumpt, sich nach Willkühr leichter oder schwerer
machen kan.

1. Pompilius. Das Schiffboot, die Schiff-
kuttel, Perlenmutterschnecke. N. testa spi-
rali apertura cordata, anfractibus contiguis
obtusis laeuibus
. *

Die ganze Schaale ward ehedem zu Trinkge-
schirren zugerichtet, gravirt, ausgeschnitzt u.s.w.
Heutiges Tages macht man überaus artige Lam-
pen daraus und braucht auch die vielfarbicht-
schillerden Stücken statt der gemeinen Perlen-
mutter zu eingelegter Arbeit.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari,
anfractibus contiguis, geniculis eleuatis
. *

Martini vol. I. tab. XIX. fig. 168 sq.

[Seite 488]

Ist nebst dem nächstfolgenden eins von den
sehr kleinen Schneckgen im Sand von Rimini*),
die den versteinten Ammoniten in etwas äneln.

3. Beccarii. N. testa spirali, apertura obouata,
anfractibus contiguis torulofis, geniculis
insculptis
. *

Martini vol. I. tab. XIX. fig. 173 sq.

4. Spirula. Das Posthörnchen. N. testa spi-
rali apertura orbiculari, anfractibus disiun-
ctis cylindricis
. *

Martini vol. I. tab. XX. fig. 184 sq.

Vorzüglich an der Küste von Amboina.

5. Raphanus. N. testa recta attenuata, articu-
culis torosis: striis eleuatis sedenis, siphone
sublaterali obliquo
. *

Martini vol. I. Vignette fig. A. B. C.

Ebenfalls im Sande von Rimini wie die bei-
den vorletzten Gattungen.

46. convs. Tute. Tesla vniualuis, conuo-
luta, turbinata. Apertura effusa longitudi-
nalis, linearis edentula, basi integra; colu-
mella laeuis.

1. Marmoreus. Das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout bey Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis
. *

Martini vol. II. tab. LXII. fig. 685 – 88.

2. Virgo Die Mennonitten Tute, das
Wachslicht. C. testa conica, basi caeru-
lescente
. *

[Seite 489]

Martini vol. II. tab. LIII fig. 585 sq.

3. Admiralis. C. testa basi punctato-scabra. *

Martini vol. II. tab. LVII. fig. 633 sq.

Auf einige Spielarten dieses Admirals, wie
auf die Ober-Admirale, zumal aber auf den
sogenannten Cedo nulli*), hat eine sonderbare
Art von Luxus ungeheure Preise gesetzt.

4. Aurisiacus. Der Orange-Admiral. C.
testa incarnata laeui fasciis albidis, anfra-
ctuum summis canaliculatis
. *

Martini vol. II. tab. LVII. fig. 636.

5. Textile. Das Haselhuhn. (Fr. le drapd'or.)
C. testa venis reticulatis luteis, maculis lu-
teis fuscisque
. *

Martini vol. II. tab. LIV. fig. 598 sq.

47. cypraea. Porcellane. [Concha veneris,
s. cytheriaca, s. paphia.
**)] Testa vni-
valuis, inuoluta, subouata, obtusa, laeuis.
Apertura vtrinque effusa, linearis, vtrinque
dentata, longitudinalis
.

1. Arabica. Der Bastart-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula
longitudinali simplici
. *

Martini vol. I. tab. XXXI. fig. 328 sq.

2. Mauritiana. Der große Schlangenkopf.
C. testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
presso, acuta; subtus nigra
. *

Martini vol. I. tab. XXX. fig. 317 sq.

[Seite 490]

3. Tigris. C. testa obtusa ouata, postice ob-
tusa, antice rotundata, linea longitudinali
testacea
. *

Martini vol. I. tab. XXIV. fig. 232 sq.

Auch auf Taheiti wo sie den Einwohnern zur
Trinkschaale dient.

4. Moneta. Die Muschelmünze, das Ottern-
köpfgen, Kauri, Simbipuri. C. testa mar-
ginato nodosa albida
. *

Zumal auf den Maldivischen Inseln, aber
auch auf Taheiti und anderwärts. Ist bekannt-
lich nebst gewissen bittern Mandeln die Schei-
demünze der Neger auf der Goldküste*) se
wie mancher Indischen Völker etc. Und die
Brahmanen bedienen sich ihrer statt Rechenpfen-
nige u.s.w.

48. bvlla. Blasenschnecke. Tesla vniualuis,
conuoluta, inermis. Apertura subcoarctata,
oblonga, longitudinalis, basi integerrima.
Columella obliqua, laeuis
.

1. Ouum. Das Hübnerey B. testa ouata ob-
tuse fubbirostri, labro dentato
. *

Martini vol. I. tab. XXII. fig. 205 sq.

2. Physis. Die Prinzenflagge, Orangen-
flagge. B. testa rotundata glaberrima pellu-
cida lineis crispata, spina retusa
. *

Martini vol. I. tab. XXL fig. 196.

49. volvta. Testa vnilocularis, spiralis.
Apertura ecaudata aubeffusa. Columella pli-
cata: labio vmbilicoue nullo
.

[Seite 491]

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali-
oblonga, spina rugosa, columella biden-
tata
. *

Martini vol. II. tab. XLIII. fig. 436 sq.

2. Oliua. Die Mohrin, das Prinzenbegräb-
nis u.a.m. V. testa emarginata cylindroide
laeui, spirae basi reflexae, columella obli-
qne striata
. *

Martini vol. II. tab. XLV. fig. 472 s.

In Ostindien; auch in Nordamerica etc.

3. Mitra. Die Bischofsmütze V. testa emar-
ginata fusiformi laeui, labro denticulato,
columella quadriplicata
. *

Martini vol. IV. tab. CXLVII. fig. 1360.

4. Musica. Die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laeui crassius-
culo
. *

Martini vol. III. tab. XCVI. fig. 926 sq.

50. bvccinvm. Sturmhaube, Kinkhorn.
Testa vniualuis, spiralis, gibbosa. Apertura
ouata, desinens in canaliculum dextrum,
cauda retusum. Labium interius explanatum
.

1. Harpa. Die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laeuigata
. *

Martini vol. III. tab. CXIX. fig. 1090.

2. Vndatum. Das Wellenborn, Bart-
männchen. B. testa oblonga rudi transuer-
sim striata: anfractibus curnato multangulis
. *

Martini vol. IV. tab. CXXVI. fig. 1206 sq.

[Seite 492]

Legt wie manche andre Seeschnecken ihre aus-
nehmend zahlreiche Brut in einer langen Reibe
bornartiger flacher Kapseln die mit dem einen
Rande an einer gemeinschaftlichen wohl Fuß-
langen Rippe befestigt an einander liegen.

3. Maculatum. Das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
sractibus laeuibus indiuisis integerrimis
. *

Martini vol. IV. tab. CLIII. fig. 1440.

Meist in allen Südlichen Weltmeeren, auch
im stillen Mett etc.

51. strombvs. Flügelschnecke. Testa vniual-
vis, spiralis, latere ampliata. Apertura la-
bro saepius dilatato, desinens in canalem
sinistrum.

1. Fusus. Die Sternspindel, Zahnspindel.
S. testa turrita laeui, cauda subulata, labio
dentato
. *

Martini vol. IV. tab. CLVIII. fig. 1495 sq.

2. Chiragra. Die Teufelsklaue, der Boote-
hacke. S. testae labro hexadactylo, digitis
curuis, cauda recuruata
. *

Martini vol. III. tab. LXXXVI sq. fig.
853 sq.

3. Lentiginosus. Der Rikfrosch. S. testae
labro antice trilobo incrassato, dorso ver-
rucoso coronato, cauda obtusa
. *

Martini vol. III. tab. LXXVIII. fig. 800.

Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken,
(die sogenannte Räucher-Klaue, Vnguis odo-
ratus
oder Blatta byzantina,) war ehedem
officinell.

[Seite 493]

52. mvrex. Testa vniualuis, spiralis, exas-
perata suturis membranaceis. Apertura de-
sinens in canalem integrum, rectum s.
subascendentem
.

1. Tribulus. Der Spinnenkopf. M. testa
ouata spinis setaceis trifariis, cauda elon-
gata subulata recta similiter spinosa
. *

Martini vol. III. tab. CXIII. fig. 1053 sq.

Theils mit wunderbaren langen dünnen
Stacheln.

2. Babylonius. Der Babylonische Thurm.
M. testa turrita, cingulis acutis maculatis,
recto- caudata, labro fisso
. *

Martini vol. IV. tab. CXLIII. fig. 1331 sq.

3. Vertagus. Der Entenschnabel, die
Schnauzennadel. M. testa turrita, anfra-
ctibus superne plicatis, cauda adscendente,
columella intus plicata
. *

Martini vol. IV. tab. CLVI. sq. fig.
1479 sq.

53. trochvs. Kräuselschnecke. Testa vniual-
vis, spiralis, subconica. Apertura subretra-
gono- angulata s. rotundata, superius trans-
versa, coarctata: columella obliquata.

1. Perspectiuus. Die Perspectivschnecke, das
Wirbelborn. T. testa conuexa obtusa mar-
ginata, vmbilico pernio crenulato
. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1691 sq.

Eine Schnecke mit überaus merkwürdigen
Windungen, die in der Mitte einen trichterför-
migen Raum zwischen sich lassen etc.

[Seite 494]

2. Magus. T. testa oblique umbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis
. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXI. fig. 1656 sq.

3. Telescopium. Die Seetonne. T. testa im-
perforata turrita striata, columella ex-
serta spirali
. *

Chemnitz vol. V. tab. CLX. fig. 1507 sq.

4. Lithophorus. Die Trödelschnecke. (Fr. la
fripiere
, la maçonne.) T. testa imperso-
rata rugosa, quisquiliarum impressionibus
scabra
. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII fig. 1688 sq.

An den Westindischen Inseln. Hat ihren Na-
men daher, weil ihre Schaale mit einer Menge
Steinchen, Stückgen von andern Schneckenhäu-
fern etc. dicht belegt ist; die unebne Eindrücke
auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer-
schläge oder Pockennarben) verursachen.

54. tvrbo. Testa vniualuis, spiralis, solida.
Apertura coarctata, orbiculata, integra
.

1. Cochlus. Die Schlangenhaut. T. testa
imperforata ouata striata: stria vnica dorsali
crassiore
. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1805 sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat-
tungen ist der ehedem officinelle Vmbilicus ve-
neris
.

2. Scalaris. Die ächte Wendeltreppe. (Sca-
lata
.) T. testa cancellata conica anstacti-
bus distantibus
. *

Martini vol. IV. tab. CLII. fig. 1426 sq.

[Seite 495]

Auch eine gesuchte Conchylie von der Südost-
lichen Küste von Coromandel, die sich durch die
von einander abstehenden Windungen auszeichnet.

3. Clathrus. Die unächte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, anfra-
ctibus contiguis laeuibus
. *

Martini vol. IV. tab. CLIII. fig. 1434 sq.

4. †. Peruersus. Das Linkohörnchen. T. testa
turrida pellucida: anfractibus contrariis,
apertura edentula
. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXII. fig. 959.

Diese kleine linksgewundne Schnecke findet
sich häufig an alten Weiden und andern Baum-
stämmen.

5. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis
. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXIII. fig. 1077.

Rösel Polypen-Historie tab. XCVII. fig. 7.

55. helix. Testa vniualuis, spiralis. subdia-
phana, fragilis. Apertura coarctata, intus
lunata s. subrotunda: segmento circulari
demto
.

Meist Land- und Süßwasser- Schnecken.

1. †. Hispida. H. testa vmbilicata conuexa
hispida diaphana, anfractibus quinis, aper-
tura- subrotundo- lunata
. *

2. †. Pomatia. Die Weinbergsschnecke, eß-
bare Schnecke. (Fr. le vignerom.) H. testa
vmbilicata subouata, obtusa decolore, aper-
tura subrotundo-lunata
. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXVIII. fig. 1138.

[Seite 496]

Diese gemeine Schnecke ist so wie mehrere
Gattungen dieses weitläufigen Geschlechts seit
1768 durch die Versuche über die Reproduction
der ihnen abgeschnittnen Köpfe (die sie mit den
nackten Wegschnecken gemein haben) berühmt
worden. (s. oben S. 19.) In manchen Gegen-
den, zumal in der Schweiz, wirb gegen die Fa-
stenzeit ein beträchtlicher Handel mit ihr tu die
katholischen Länder getrieben. Auch bat man da
besondre Schneckengärten, worin sie zu vielen
taufenden gefüttert werden etc.

3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata con-
vexa acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata, antice elongata
. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXIII. fig. 1102.

4. Ianthina. Die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Bootgen. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato
. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXVI. fig. 1577 sq.

fab. colvmna l. c. pag. XXII.

Diese sehr saubere Schnecke findet sich im Mit-
ländischen u.a. Meeren, auch auf der Südsee,
ist von treflicher Himmelblauer und Purpurfarbe.
Das Thier giebt, so wie manche andre Schnecken,
Purpursaft von sich.

5. †. Viuipara. H. imperforata subouata ob-
tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura sub-
orbiculari
. *

Frisch Insecten. P. XIII. tab. I.

6. †. Nemoralis. Die Waldschnecke. (Fr. la
livrée
,) H. testa imperforata subrotunda
[Seite 497] laeui diaphana fasciata, apertura subro-
tundo-lunata
. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXIII. fig.
1196 sq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita:
spira mutilato-truncata, apertura ouata
. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXVI. fig.
1254 sq.

8. Haliotoidea. Der Milchnapf, die weisse
Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis vndatis, apertura ouali
dilatata vsque in apicem
. *

Martini vol. I. tab. XVI. fig. 151 sq.

56. nerita. Schwimmschnecke. Testa vni-
valuis spiralis, gibba, subtus planiuscula.
Apertura semiorbicularis: labio columellae
transuerso, truncato planiusculo.

1. Canrena. Der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon) N. testa vmbilicata laeui, spina
submucronata, vmbilico. gibbo bifido
. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXXVI. fig.
1860 sq.

2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurascente, ma-
culis albis tessulata
. *

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckgen,
das so wie die folgende Gattung seine Brut
außen auf der Schaale mit sich rum tragen soll*).

3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula exca-
vato-oculata, labio interiore laeui crenu-
lato
. *

[Seite 498]

57. haliotis. Meerohr. Testa auriformis,
patens: spira occultata laterali; disco longi-
tudinaliter poris pertuso
.

1. Tuberculata. H. testa sobonata dorso trans-
versim rugoso tuberculato
. *

Martini vol. I. tab. XV sq. fig. 145 sq.

2. Iris. Das Neuseeländische Seeohr. (hi-
paüa
) H. testa ouata, dorso gibbo, spira
alte prominula
. *

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil-
lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause. Das
akademische Museum besitzt außer der Schalle
selbst, auch allerhand Kunstwerke von unsern An-
tipogen, musicalische Instrumente, Zierrathen
an Cannes etc. die mit dieser Conchylie einge-
legt sind.

D) Einschaalige Conchylien ohne bestimmte
äussere Windungen.

58. patella. Napfschnecke. Testa vniualuis
subconica absque spira externa.

1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice sub-
spirali, labio laterali
. *

2. Vulgata P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto. *

Martini vol. I. tab. V. fig 38.

3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali,
vertice mucronato reflexo
. *

4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata
vertice recuruo, antice fissa
. *

Martini vol. I. tab. XII, fig. 109.

[Seite 499]

5. Graeca. Das Ziegenauge. P. testa ouata
conuexa: margine introrsum crenulato, ver-
tice perforato
. *

Martini vol. I. tab. XI. fig. 98 sq.

tournefort voy. du levant vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus
gegessen.

59. dentalivm. Meerzahn, Meeröhre.
Testa vniualuis, tubulosa, recta, vtraque
extremitate peruia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua
laeui
. *

Martini vol. I. tab. I. fig. 1 sq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui
minuta
. *

Im Sande von Rimini.

60. serpvla. Wurmröhre. Testa vniualuis,
tubulosa, adhaerens.

1. Filograna. Die geflochtene Fadenröhre. S.
testis capillaribus fasciculatis ramoso-glo-
meratis cancellatisque
. *

seba vol. III. tab. C. fig. 8.

2. Glomerata. Der Vogeldarm. S. testa tereti
decussato-rugosa glomerata
. *

Martini vol. I. tab. III. fig. 23.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige
Bildung, mit sieben langen im Bogen gekrümm-
ten und convergirenden Armen, die an der Wur-
zel mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.

[Seite 500]

3. Penicillus. Der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gieskanne. S. testa tereti recta
extremitatis disco poris pertuso, margine
reflexo, tubuloso
. *

Martini vol. I. tab. I. fig. 7.

Museum Leersianum tab. I.

Eine sonderbare Art von Wormröhren, deren
Mündung dem Ende einer Gieskaune änelt, und
die am Rande wie mit einem Ringe von kurzen
Röhrgen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast
immer abgebrochen.

61. teredo. Darmröhre. Testa teres, fle-
xuosa, lignum penetrans.

1. Naualis. Der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr. le taret.) T. maxillis
binis calcariis lunatis appendiculis caudali-
bus binis
. *

gottfr. sellii hist. nat. teredinis. 1733.
4. tab. I.

Das gefährliche Thier ist längst in beiden In-
dien bekannt gewesen. Es wird ohngefähr Fuß-
lang. Wohnt in Eichen-Ellern-Tannen- u.a.
Holz, worin es sich Fingersdicke Gänge bohrt,
die es mit einer zarten Kalkschaale auskleidet.
Hat zumal 1730 für Holland groß Unglück
gedroht.


IV. CRVSTACEA.

[Seite 501]

Ich habe die nachstehenden Thiere unter
eine besondre Ordnung gebracht, da sie zu sehr
von andern Würmern abweichen, und im gan-
zen hingegen (besonders in ihrer Textur) viel
übereinstimmendes unter einander zeigen.

62. echinvs. See-Igel. Corpus subrotun-
dum, crusta spatacea tectum, spinis mobi-
libus saepius aculeatum. Os quinqueualue
subtus.

Die Schaale der See- Igel*) ist meist mit
beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit
den eigentlich sogenannten Füßen oder Bewe-
gungswerkzeugen des Thiers vermengt werden
Müssen. Diese sind um ein Drittel länger als
die Stacheln, aber nur so lange sichtbar, als
das Thier unter Wasser ist; es zieht sie ein, wenn
es aus seinem Elemente genommen wird. Ein
See-Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat
ohngefähr 1400 solcher Füße.

1. Esculentus. E. hemisphaerico-globosus;
areis obsolete verrucosis
. *

klein tab. I. et XXXVIII. fig. I.

2. Cidaris. E. hemisphaerico-depressus; am-
bulacris
5 repandis linearibus: areis alter-
natim bifariis
. *

klein tab. VII. A. et XXXIX. fig. 2.

[Seite 502]

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus: am-
bulacris
5 oualibus, ano subremoto. *

klein tab. XXI sq.

63. asterias. See-Stern. Corpus depres-
sum, crusta subcoriacea, tentaculis muricata.
Os centrale, quinqueualue.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne*)
sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können
sie nicht so schnell wie diese, sondern nur lang-
sam wie die Schnecken fortkommen.

1. Papposa. A. stellata, radiis 13, vndique
muricata fasciculis
. *

link tab. XXXIV. fig. 54 et al.

2. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis grib-
bis, vndique aculeata
. *

link tab. IV. fig. 5 et al.

Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffal-
lend. Unter einer ganzen Folge solcher in der
Reproduction stehenden See-Serne dieser Gat-
tung besitze ich einen der von seinen fünf Strah-
len viere völlig verloren hatte, und die alle vier
schon wieder ergänze zu werden anfingen.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba
. *

link tab. XXXVII. fig. 65 et al.

4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis
. *

link tab. XVIII. fig. 29 et al.

[Seite 503]

Ein äußerst sonderbares und ansehnlich gebil-
detes Thier, an dessen Umfang man auf 82000
Endzweige gezählt hat*).

64. encrinvs. Stirps elongata, corpore ter-
minali radiato (aut ouali)
.

1. Asteria. Die See- Palme. (Isis asteria
linn.) E. stirpe spatacea articulata penta-
gona, ramis verticillatis; stella terminali
sexfida ad basin, tum dichotoma.

gvettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltne Thier
soll sich an der Küste von Barbados finden. Sein
sogenannter Kopf hat überaus viel Gleichheit
mit dem letztgenannten Medusenhaupt.

2. Radiatus (vorticella encrinus linn.) E. stirpe
cartilaginea continua, stella terminali octo-
radiata.

Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von
Haller. Lond. 1755. 4.

3. Ouifer. (vorticella ouifera linn.) E. stirpe
cartilaginea continua, corpore terminali
ouali.

Mém. présent. à l'ac. de Paris vol. II. tab. II.


V. CORALLIA.

[Seite 504]

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynah wie die Conchylien
zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben we-
nigstens in manchen Geschlechtern beider Ord-
nungen viel übereinstimmendes. Nur sind sie
in der letzten nackt unbedeckt und können sich von
der Stelle bewegen; da sie hingegen in dieser
besondre festsitzende Gehäuse bewohnen, die bey
den mehresten Arten von steinartiger Substanz
sind, und Corallen*) heissen. Doch muß man
[Seite 505] sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren
Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als eine
ihnen, angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher
nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern ehr mit
Schnecken-Schaalen vergleichen: nur daß bey
ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit
seinem kalchichten Gehäuse vom alten wie ein
Zweig aus dem Stamme hervorgetrieben wird,
und sich daher beym schnellen Wachstham und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe*)
die ungeheure Grösse und Menge derselben er-
klären läßt.

65. tvbipora. Röhren-Corall. Corallium
tubis cylindricis, cauis, erectis, parallelis.

1. Musica. Das Orgelwerk. T. tubis fasci-
culatis combinatis: dissepimentis transuersis
distantibus
. *

solander tab. XXVII.

66. madrepora. Stern-Corall. Corallium
cauitatibus lamelloso-stellatis.

[Seite 506]

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella conuexa: lamellis simplicibus longitu-
dinalibus, subtus concaua
. *

solander tab. XXVIII.

2. Labyrinthiformis. M. simplex acaulis, stella
repando-labyrinthiformi, sutura obtusa
. *

solander tab. XLVI. fig. 3. 4.

3. Ananas. M. composita, stellis angulosis
conuexis: disco concauis
. *

solander tab. XLVII. fig. 6.

4. Astroites. M. composita, stellis confertissi-
mis immersis disco concauo-cylindrico
. *

seba vol. III. tab. CXII. fig. 17.

5. Porites M. subramosa composita scabra,
poris substellatis confertis
. *

solander tab. XLVII. fig. 1.

6. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominentibus
adscendentibus
. *

solander tab. LVII.

7. Oculata. Das weisse Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, stellis immersis bifariis
. *

seba vol. III. tab. CXVI. fig. 1. 2.

8. Virginea. M. caulescens subdichotoma recta
solida, stellis alternis eminentibus
. *

solander tab. XXXVI.

67. millepora. Punct-Corall. Corallium
poris turbinatis teretibus
.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifa-
rie dichotoma, ramis denticulatis binis po-
rosis scabris
. *

solander tab. XXIII. fig. 10 sq.

[Seite 507]

2. Fascialis. M. membranacea ramosa flexuosa
vtrinque porosa
. *

ellis tab. XXX. fig. a.

3. Cellulosa. Die Neptunus-Manschette.
M. membranacea reticulata vmbilicata, tur-
binato-vndulata, hine porosa pubescens
. *

ellis tab. XXIV. fig. d.

cavolini tab. III. fig. 12 sq.

4. Polymorpha. M. crustacea polymorpha so-
lida, poris nullis
. *

seba vol. III. tab. CXVI. fig. 7.

68. cellepora. Corallium foraminulis vrceo-
latis, membranaceis
.

1. Spongites. Der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae
offic.) C. lamellis simplici-
bus vndulato-turbinatis cumulatis; cellulis
seriatis: osculo marginato
. *

69. isis. Stauden-Corall. Stirps radicata
solida, cortice molli habitabili obducta.

1. Hippuris. Das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis
. *

solander tab. III. fig. 1 sq. tab. IX. fig. 3. 4.

2. Nobilis. Das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra-
mis vagis
. *

cavolini tab. II. fig. 1-6.

Wild vorzüglich an den Küsten des Mitländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ost-
indien verführt, und zumal in Japan und Schina
fast den Edelsteinen gleichgeschätzt werden.

[Seite 508]

3. Spiralis. (Gorgonia abies ß linn.) I. sim-
plicissima spiralis scabra
. *

Eine Art von schwarzen Corall*), das mir
seiner Substanz nach füglicher in dieses als ins
folgende Geschlecht zu gehören scheint.

70. gorgonia. Crusta calcarea corallina stir-
pem vegetabilem obducens
.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien
(deren holzichte Natur zumal an den starten Wur-
zelstämmen gar nicht zu verkennen ist;) die blos
mit Corallencruste überzogen sind. Man findet
den sogenannten Venusfliegenwedel gar häufig
ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er
schlechterdings nichts animalisches.

1. Ceratophyta. G. subdichotoma, axillis di-
varicatis, ramis virgatis bisulcatis, cortice
rubro poris bifariis
. *

solander tab. XII. fig. 2.

2. Verrucosa. G. bifaria, ramis flexuosis, cor-
tice calcareo albido poris prominulis
. *

seba vol. III. tab. CVI. fig. 3.

cavolini tab. I.

3. Flabellum. Der Venusfliegenwedel. G.
reticulata, ramis interne compressis, cortice
flauo
. *

ellis tab. XXVI. fig. K.

[Seite 509]

71. alcyonivm. See-Kork. Stirps radicata,
stuposa, tunicato-corticata. Animal hydra.

1. Exos. Die Diebehand. (manus marina. Fr.
la main de ladre.) A. stirpe arborescente
coriacea coccinea superne ramosa, papillis
stellatis
. *

gesner de aquatilib. pag. 619.

2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa rufe-
scente
. *

gesner de aquatilib. pag. 1287.

3. Ficus. Die See-Feige. A. obouatum pul-
posum liuens
. *

solander tab. LIX. fig. 4.

4. Gelatinosum. A. polymorphum gelatinosum. *

ellis. tab. XXXII. fig. d.

72. spogia. Sauge-Schwamm. Stirps ra-
dicata, flexilis, spongiosa, bibula.

1. Fistularis. S. tubulosa fusca simplex fragilis
sensim ampliata
. *

seba vol. III. tab. XCV. fig. 1. 7.

2. Officinalis. Der Badeschwamm. S. forami-
nulata subramosa difformis tenax tomentosa
. *

3. †. Fluuiatilis. Die Badaja. S. conformis
polymorpha, fragilis, granulis repieta
. *

Diese hieländische Gattung verbreitet einen
sehr starken specifiken Geruch; und ist oft, aber
nur zufällig, mit Stämmen von Federbusch-
Polypen durchwürkt. Wenn sie jung ist, liegt
sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen etc. an.
Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger
oder Geweihe. Ich habe diese Gattung im hie-
[Seite 510] sigen Stadtgraben gefunden, und seitdem oft
allerhand Versuche mit ihr angestellt, ohne bis
jetzt doch noch bestimmte Zeichen einer würklich
animalischen Natur an ihr gewahr zu werden.

73. flvstra. Stirps radicata foliacea, vndi-
que poris cellulosis tecta
.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cunei-
formibus rotundatis
. *

ellis tab. XXIX. fig. a.

2. Pilosa. F. foliacea varie ramosa: poris in-
fimo dente setaceo
. *

ellis tab. XXXI. fig a. b.

Ueberzieht allerhand See-Tang. (fucus car-
tilagineus
u.a.m.)

74. tvbvlaria. Stirps radicata, filiformis,
tubulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die
Corallen des süßen Wassers, nemlich die Feder-
busch-Polypen, (Fr. polypes à panache) an
welchen man so wie bey denen im Meere, die
Hülse und das darin wohnende Thiergen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weissen Federbusch auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im Tode ein-
zieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey
der gleichen Gattung unter sehr verschiednen Ge-
stalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrgen
wie kleine Därme an Wasserpflanzen umherkan-
ten gesehn: andre die wie Bäumgen mit Zwei-
gen zwischen der obigen Badaja in die Höhe ge-
wachsen waren: andre die sich zu tausenden dicht
neben einander an Dämme etc. angelegt hatten:
[Seite 511] andre die in dichten Klumpen in unzähliger Menge
neben einander gebaut waren, u.s.w.

1. Indiuisa. T. culmis simplicissimis, genicu-
lis contortis
. *

ellis tab. XVI. fig. c

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta
terminali striata radiata calcarea
. *

donati tab. II.

3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis
vaginae aunulatis, corpore intra vaginam
ab scondito
. *

Rösel Hist. der Polypen. Taf. LXXIII.
LXXV.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad
basin ciliata
. *

(tab. I. fig. 9)

Ein überaus niedliches Geschöpf, was ich im
Stadtgraben von Göttingen gefunden habe. Es
hat 20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein
kleiner Feberbusch rangirt sind.

75. corallina. Stirps radicata, geniculata,
filamentosa, calcarea
.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis subreniformibus
. *

solander tab. XX. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis
. *

ellis tab. XXIV. fig. a.

[Seite 512]

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis superioribus eleuatis
. *

ellis tab. XXIV. fig. f. g.

4. Conglutinata. C. stipite simplici subincru-
stato, ramis dichotomis omnibus congluti-
natis, fronde flabelliformi nuda
. *

solander tab. XXV. fig. 7.

Meine Exemplare von dieser und der folgen-
den Gattung sind Schneeweiß, 1 1/2 Zoll hoch und
von einem ausnehmend saubern Bau.

5. Penicillus C. culmo simplici, ramis fasciculatis
fastigiatis dichotomis flexilibus continuis
. *

solander tab. XXV. fig. 4 sq.

76. sertvlaria. Stirps radicata, tubulosa
cornea, nuda, articulata: denticulis calyci-
formibus obsita.

Ein weitläufiges Geschlecht. Die Stämme
sind meist ausnehmend sein, und alle ihre Schön-
heit kaum dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflan-
zen sich durch Blasen fort, die man mit Eyer-
stöcken vergleichen kan.

1. Operculata S. denticulis oppositis mucro-
natis erectiusculis, ouariis obouatis opercu-
latis, ramis alternis
. *

ellis tab. III. fig. b.

2. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis,
ouariis oualibus, ramis pinnato-alternis
. *

ellis tab. I. fig. b.

3. Thuja. S. denticulis distichis adpressis, oua-
riis obouatis marginatis, stirpe dichotoma
disticha
. *

ellis tab. V. fig. b.

[Seite 513]

4. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis al-
ternis
. *

ellis tab. VII. fig. a.

5. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenti-
culatis, ouariis obouatis polyzoniis, stirpe
ramosa
. *

ellis tab. III. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen
Arm, Polypen der süßen Wasser vollkommen ähn-
lich gefunden.

77. cellvlaria. Stirps crustacea, lapidescens,
e cellulis seriatis composita, plerumque ra-
mosa et articulata, tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata linn.) C.
denticulis alternis acutis, ramis dichotomis
erectis fastigiatis
. *

ellis tab. XVIII. fig. a.

2. Flabellum. C. lapidea articulata ramosa di-
chotoma articulis subcuneiformibus uno la-
tere cellulosis
. *

solander tab. IV. fig. C.

Ich habe einen dickten Busch dieser ausneh-
mend eleganten zarten Cellularie aus Ostin-
dien erhalten, der auf drittehalb Zoll im Durch-
messer hat.

3. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho-
toma, articulis subciliatis, ouato-trunca-
tis, vno latere planis celliferis
. *

solander tab. IV. fig. d.

Ebenfalls eins der saubersten Geschöpfe dieser
Art. Auch aus Ostindien.


VI. ZOOPHYTA.

[Seite 514]

Man hat den Namen Zoophyt oder Thier-
pflanze den Geschöpfen dieser und der vorige
Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in der
That sehen auch, wie schon erinnert worden
manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern
mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähn-
lich. Nur haben sie in der gegenwärtigen einen
unbedeckten Körper, wenigstens kein solches Co-
rallengehäuse als in der vorigen. Einige sind
doch in einen gemeinschaftlichen Stamm verbun-
den, andere hingegen einzeln. Außerdem sind
aber auch die Infusionsthierchen u.a. dergl.
Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.

78. penntavla. Seefeder. Stirps libera, pen-
niformis
.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui, pin-
nis imbricatis plicatis spinosis.

b. s. albini annot. acad. L. I. Tab. IV.
fig. 1. 2

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra
pinnis imbricatis
. *

Phil. Transact. vol. LIII. tab. XIX. fig. 1-4.

Leuchten so stark im finster, daß wenn sie beym
Fischzug aus dem Meere gezogen werden, man
bey ihrem Schein alle Fische im Netz erkennen kan.

3. Rubra. P. stirpe carnosa, rachi pennata,
pinnis imbricatis laeuibus
. *

b. s. albinvs l. c. fig. 3. 4.

[Seite 515]

79. hydra. Arm-Polype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes.) Corpus
gelatinosum conicum. Os terminale cin-
ctum cirris filiformibus.

Diese Thiere*) sind neuerlich durch die Wunder
allgemein berühmt worden, die der Scharfsinn
des würdigen Trembley, und andrer berühmten
Männer nach ihm, an ihnen entdeckt hat Sie
sind gallertartig, halbdurchsichtig, und daher
von ungeübten Augen nicht immer gleich zu er-
kennen. In der Ruhe haben sie den Körper und
die Arme ausgestreckt: Hey einer gewaltsamen
Berührung aber, oder außer dem Wasser, zie-
hen sie sich in ein unförmliches Klümpgen zusam-
men. Die Gattungen variiren in der Farbe,
theils auch in der Proportion, und in der meh-
rern oder mindern Festigkeit ihres schleimichten
Körpers. Die veschiedne Anzahl der Arme ist
mehr zufällig Sie sind von den ersten warmen
Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft
fließenden Wassern und Teichen zu finden, und
[Seite 516] sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen,
Schnecken etc fest. Oft sieht man zu Hunderten
bey einander: da zuweilen ihre Arme wie ver-
wirrter Flachs durch einander zu kreuzen schei-
nen, und doch jedes einzelne Thier die seinigen
ohne sie zwischen der andern ihren zu verwickeln,
zu sich ziehen kan. Ihr Körper ist hol, ohne alle
Eingeweide. Den Sommer hindurch vermeh-
ren sie sich, indem sie die lebendige Junge wie
Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft
erst. wenn ihnen selbst schon wieder Junge aus-
gewachsen find, von der Mutter losreissen. Bey
Annäherung des Winters aber mögen sie, aus
der Analogie mit den Feberbusch-Polypen und
Blumen-Polypen zu schließen, wohl Eyer legen,
aus denen im Frühjahr die junge Brut hervor-
bricht. Man kan sie in sechs und mehr Stücke
zerschneiden, und jedes Stück wird binnen eini-
gen Tagen wieder zu ganzen Polypen erwachsen.
Man kan ihnen den Kopf oder den Hintertheil
der Länge nach spalten, und sich vielköpfige oder
vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kan
mehrere Polypen in einander stecken, oder auch
zu wunderlichen monstreusen Gruppen zusammen-
heilen. Man kan sie durch einen, freylich Uebung
und Geduld erfordernden. Handgriff wie einen
Handschuh umkehren. Man kan sie der Länge
nach aufschlitzen, und wie ein Stückgen Band
ausbreiten, und doch können auch dann, wie
Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwehr
zu begreifende Weist einander auffressen, oder
eigentlich in einander schmelzen. Man kan sie,
nach den merkwürdigen Versuchen des Hrn. Prof.
Lichtenberg*), mit Schlingen von Haaren durch-
schnüren, und während daß die Schlinge allmäh-
[Seite 517] lig durchschneidet, werden die derweil getrenn-
ten Theile doch schon wieder aneinander wach-
sen u.s.w.

1. †. Viridis. Der grüne Arm-Polype. H.
viridis tentaculis breuioribus
. *

(tab. I. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen
in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers
und der Arme zu variiren. Die hier abgebil-
dete Art findet sich in unsrer Nachbarschaft; und
die Beobachtung ihrer Reproduction hat mich
zuerst auf die Untersuchung des Bildungstriebes
(§. 9 u. f.) geführt.

2. †. Fusca. Der braune Arm-Polype. H.
fusca, corpore longiore, cirris longissimis
. *

Rösel tab. LXXXIV. sq.

3. †. Grisea. Der Orangegelbe Arm-Polype.
H. aurantia, corpore longiore, cirris lon-
gioribus
. *

Rösel tab. LXXVIII. sq.

80. branchionvs. Blumen-Polype. (Fr. po-
lype à bouquet
.) Stirps fixa, ramosa, po-
lypis terminalibus ore contractili (plerisque
ciliato)
.

Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren
nähere Untersuchung aber dock ein stark bewaf-
netes Auge erfordert. Die Blumen-Polypen
leben an einem gemeinschaftlichen Stamme als
Aeste, da eine solche Colonie dem bloßen Auge
wie ein Kügelchen Schimmel vorkommt, das
aber bey der mindesten Erschütterung des Glases
für einen Augenblick ganz zusammenfährt, und
zu verschwinden scheint.

[Seite 518]

1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus
campanulatis
. *

(tab. I. fig. 22)

Diese überaus zarten kleinen Thiergen pflan-
zen sich auf die einfachste Weise durch Theilung
fort (§. 16. S. 20).

81. vorticella. After-Polype. Corpus nu-
dum, simplex, vagum
.

Die mehresten After- Polypen leben gesellig,
so daß oft tausende derselben beysammen versam-
melt sind, und dann fast das Ansehn von Schim-
mel haben. Ich habe selbst lebendige Wasser-
molche längst des Rückens mit unzähligen dieser
Thiere dicht überzogen gesehen.

1. †. Stentorea. (hydra stentorea linn.) V.
corpore infundibuliformi, tentaculis cilia-
ribus
. *

Rösel tab. XCIV. fig. 47. 8.

2. †. Rotatoria. Das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal
.) V. corpore pellucido, ten-
taculis rotatoriis ciliatis
. *

(tab I. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
gen findet sich meist in allen stehenden Wassern
und Infusionen, schwimmt überaus behende,
verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge-
stall; soll Jahre lang im trocknen für todt liegen
können, und dock nachher in jedem Tropfen
Wasser wieder aufleben etc. Der dunkle Körper
im Vorderleide des Räderthiers den Hr. Fon-
tana, Spallanzani u.a. seiner willkührlichen Be-
wegung ohngeachtet fürs Herz des Thiergens
gehalten haben, ist, wie ich mich genan über-
zeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal ge-
höriges Organ, und kein Herz.

[Seite 519]

82. volvox. Corpus liberum, rotundatum,
gelatinosum, gyratile
.

1. †. Globator. Das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata
. *

Rösel tab. CI. fig. 1-3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kan die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der Erwachsnen bis ins
vierte Glied erkennen.

83. chaos. Corpus liberum, simplex: – ge-
neri polymorphon, speciebus vniforme
.

Wir fassen mit Linné, zum Beschluß der gan-
zen Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsna-
men die zahllosen meist dem bloßen Auge unsicht-
baren Geschöpfe zusammen, wovon sich zahl-
reiche Gattungen in mancherley stehenden Wassern
(– zumal in solchen worin die sogenannte Priest-
leysche grüne Materie vegetirt –), oder im Auf-
guß von allerhand thierischen und vegetabilischen
Substanzen (daher der Name Infusionsthier-
gen entstanden), andre in versauerten Säften,
andre im reifen Saamen der mehrsten männli-
chen Thiere, andre in noch andern verschiednen
Flüßigkeiten finden. Hingegen ist es ungegrün-
det, daß das Pulver der Pilze oder der Brand
im Getraide zu dergleichen Thiergen belebt
würde. Aber das ist allerdings richtig, daß
manche von ausnehmender Dauer sind, so daß
sie der Hitze des siedenden Wassers und dem
stärksten Froste widerstehen und im luftleeren
Raume mehrere Wochen hindurch ausdauern
können etc. Theils vermehren sich diese Thiergen
[Seite 520] durch Theilung: theils aber gebären sie lebendige
Junge, und einige legen Eyer.

1. †. Anguillula. Die Essig-Aale, Kleister-
Aale. C. filiforme, vtrinque attenuatum. *

baker's employment for the microscope
tab
. X. fig 8. 9.

In altem Buchbinder-Kleister, im Wein-Essig,
auch im rhachitischen Getrarde (grains rachiti-
ques
oder avortés) etc, denn die in allen drenen
befindlichen kleinen Würmgen scheinen doch
wenig von einander verschieden. Man versichert
daß sie wie die Räderthiergen sollen vertrocknen
können, und dennoch selbst nach 25 u. m. Jahren
durch Anfeuchten wieder lebendig werden.

2. †. Spermaticum. Die Saamenthiergen. C
corpore ouato, cauda breui filiformi
. *

(tab. I. fig. 13.)

Im reifen männlichen Saamen. Doch sind
es zuverläßig bloße Bewohner und Gäste dieses
Saftes und nichts weniger als Keime die sich
etwa nach der Empfängnis zu neuen Menschen
entwickeln sollten.

Bey andern rothblütigen männlichen Thieren
haben sie theils eine, von der angegebnen, sehr
verschiedne Gestalt. So wie hingegen die vom
Esel denen beym Menschen vollkommen ähneln.


Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen
.

[Seite 521]

§. 162.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter oder
organisirter Körper, nemlich zu den Gewäch-
sen, die sich von den Thieren, erstens durch die
gänzliche Unfähigkeit irgend einer willkürlichen
Bewegung; und dann durch die Wurzel unter-
scheiden (§. 3. u. 4.) wodurch sie ihren Nahrungs-
saft einsaugen, und die wohl der einzige äußere
Theil ist, den alle Pflanzen ohne Ausnahme mit
einander gemein haben.

§. 163.

Auch darin ist die Bildung der Gewächse
überhaupt, von der allermeisten Thiere ihrer
verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die
Anzahl ihrer einzelnen Theile nicht so beständig
und bestimmt, sondern im ganzen ungleich ver-
änderlicher ist.

§. 164.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr inne-
rer Bau, da sich der Grundstoff aller Theile
der Gewächse am Ende doch auf die eigentlich
[Seite 522] sogenannten Gefäße (Adern) und auf das dazwi-
schen liegende Zellengewebe zu reduciren scheint. -
Unter jenen sind besonders die so aus platten in
die Länge gewundnen Spiralfäden bestehen: und
im zellichten Gewebe vorzüglich die dazwischen
ausgestreuten größern Bläsgen (vtriculi) zu
merken.

§. 165.

Die aus diesem allgemeinen einfachen Grund-
stoff zusammen gesetzten besondern Organe der
Pflanzen und ihre Geschäfte lassen sich am füg-
lichsten nach den allgemeinen Bestimmungen der
organisirten Körper (§. 6.) in die zur Ernährung
und in die zur Fortpflanzung gehörigen, abthei-
len. Von jenen zuerst.

§. 166.

Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der Pflan-
zen, wodurch ihnen nemlich ihr Nahrungsaft
zugeführt wird, ist die Wurzel, womit die
allermehresten in der Erde fest sitzen, und deren
Größe und Umfang zuweilen beträchtlicher ist
als des ganzen übrigen Gewächses. Die Kraft
mit welcher sie umherranken ist so stark, daß
wohl dicke Mauern, nicht nur durch große Ei-
chenwurzeln, sondern schon durch die kleinen Rau-
penänlichen Würzelgen des Epheus gesprengt
werden können. Um auch nackte Mauern und
Felsen mit Gewächsen zu beleben daß sie daran
Wurzel schlagen können, läßt die Natur erst
[Seite 523] trockne Schorfmoose (Lichenes) und andre so-
genannte plantas aëreas anfliegen, die wenig
Nahrung bedürfen und aus deren Moder nach-
her die Saamen grösserer Pflanzen die vom
Wind und Vögeln dahin gebracht werden, aus-
keimen und Nahrung ziehen.

§. 167.

Verschiedne Pflanzen ziehen aber ihre Nah-
rung nicht unmittelbar aus der Erde, sondern
leben, gleichsam wie Ungeziefer auf andern Ge-
wächsen, und nähren sich indem sie diesen einen
Theil ihres Nahrungssaftes aussaugen, daher
sie Schmarozerpflanzen (plantae parasiticae)
genannt werden. So die Baumkrätzen und
viele andre Moose, der Mistel, die Flachsseide
(cuscuta europaea und epithymum) u.s.w.

Anm. Auch giebt ei Pflanzen die in der Erde einge-
wurzelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wur-
zelzafern immer an den Wurzeln gewisser andrer
benachbarter Pflanzen ansitzen, und sich durch die-
selben nähren. So z.B. die hydnora africana an
der euphorbia mauritanica u.a. s. Schwed. Abhandl.
XXXIX. B. S. 132.

§. 168.

Derjenige Nahrungssaft den die Wurzel
einsaugt, besteht aus Wasser, das aber mit sal-
zichten, phlogistischen und erdigen Theilen ge-
schwängert seyn muß. Daher sich denn erklärt
wie manche Gewächse auch außer dem Erdboden,
z.B. Hyacinthenzwiebeln auf bloßem Wasser,
[Seite 524] und nach Bonnets Versuchen andre Pflanzen in
nassen Papirspänen, Baumwolle oder Moos etc.
ernährt werden und aufwachsen können.

§. 169.

Dieser Nahrungssaft wird nun aber bey den
Pflanzen nicht wie bey den rothblüthigen Thie-
ren durch einen Kreislauf in den Körper ver-
theilt und umgetrieben: sondern sie äneln sowohl
hierin als auch in manchen andern Einrichtungen
ihres inner Baues, ehr den Insecten; da man
wie oben gedacht (§. 129.) wenigstens bey vielen
derselben auch keine Spur von irgend zu einem
Kreislauf bestimmten Adern findet.

§. 170.

Bey vielen Gewächsen wird die Wurzel gleich
über der Erde in Blätter verheilt: bey den meh-
resten aber erst in einen Stamm oder Stengel,
Halm (wie mans bey manchen Pflanzen nennt)
verlängert, der aber im Grunde die gleiche
Structur wie die Wurzel selbst, behält. Zu
äußerst nemlich sind beide mit einer feinen Ober-
haut bedeckt, unter welcher die Rinde, weiter
hinein die holzigte Substanz, und in der Mitte
gewöhnlich das Mark befindlich ist.

§. 171.

Eigentliches wahres Holz findet sich nur bey
den Stauden und Bäumen, bey welchen, da
wo es außen an die Rinde stößt, alljährlich aus
dem sogenannten Bast oder Splint (liber) eine
[Seite 525] oder eigentlich zwey neue Holzlagen (alburnum)
erzeugt werden.

§. 172.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste,
diese wieder in Zweige, an welchen endlich die
Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus den
gleichen Theilen wie die Wurzel oder der Stamm
zusammen gesetzt sind; indem man auch an ihnen
Oberhaut, Rinde, holzichte Substanz und Mark
unterscheiden kan. Das Mark liegt in der Mitte
des Blattes zwischen dem (meist doppelten) hol-
zichten Netze von welchen man durch Einbeizen
u.a. Handgriffe die übrigen Theile absondern und
dadurch die sogenannten Blätter-Scelete verfer-
tigen kan. Dieses holzichte Netz ist auf beiden
Seiten des Blattes mit einer besondern Haut
überzogen, die man insgemein die Cutikel nennt,
die aber noch von dem wahren äußerst zarten
Oberhäutgen was endlich zu alleräußerst die
Blätter überzieht, gar sehr verschieden, von weit
zusammengesetzterm Bau, und vielmehr eine
wahre Rinde ist.

Anm. Diese Blatt- Rinde besteht, wie sich bey einer
starken Vergrösserung zeigt, aus einem ungemein
saubern Netze von Gefäßen, dessen Maschen mit
feinen Drüsen untermengt, bey den verschiednen
Gattungen der Gewächse, aber auch bey der Ober-
und Unterseite desselben Blattes, so wie auch da
wo sie über die darunter liegenden holzichten Ge-
fäße weglaufen, von verschiedner Gestalt find,
theils geschlängelt, mehr oder weniger eckicht u.s.w.
tab. II. fig. 1. ist die untere – und fig. 2. die obere
Rinde eines Pirnblattes stark vergrössert abgebildet.

§. 173.

[Seite 526]

Diese verschiednen Theile sind um so merk-
würdiger je wichtiger die Verrichtung der Blät-
ter selbst ist, da sie einerseits die überflüssigen
Säfte der Pflanzen, gleichsam ihren Auswurf
(§. 13.), und darunter vorzüglich in der Hellung
so viele den Menschen und andern rothblütigen
Thieren so wohlthätige dephlogistisirte Luft aus-
dunsten; andernseits aber sehr vieles Phlogiston
und andre lustartige Flüßigkeiten, auch wäßrige
Dünste etc. aus der Atmosphäre einsaugen; mit-
hin einen sehr beträchtlichen Antheil an der Er-
nährung der Gewächse und dadurch zugleich einen
so äußerst wichtigen Einfluß auf die Haushaltung
der Natur im Großen haben.

Anm. Daher erklärt sich auch, wie oft die saftvollsten
Wanzen, z.B. das Hauslauch auf trocknen Dä
chern, dennoch im besten Flor stehen, und andre
mit fast ganz nackten Wurzeln an kahlen Felsen
umher ranken können u.s.w.

§. 174.

Bey den mehresten Gewächsen der kältern
Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen Theile
ein vergänglicher Schmuck, womit sie blos den
Sommer hindurch geziert sind, der hingegen mit
Annäherung des Winters vertrocknet, welkt und
theils abfällt. Daß dieses entblättern haupt-
sächlich durch den Frost bewirkt werde, der die
Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und
so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte
[Seite 527] Verzögert (§. 31.), die Gefäße zusammenzieht so
daß die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrich-
tung gehindert werden und absterben, erhellet
unter andern auch daraus, weil die Gewächse
der heissen Zonen diesem Abfallen des Laubes nicht
so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den
kältern diejenigen Pflanzen die ein sehr festes
harzreiches Blatt haben, wie z.B. die mehresten
Tangel- oder Nadelhölzer, der Epheu, die Mehl-
beeren, das Heidekraut, der Buxbaum u.s.w.
dasselbe den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere giebt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. (s. z.B. oben §. 68.) so giebt es auch
manche Wanzen die dann am stärksten vegetiren,
wie die schwarze Nieswurzel, die Zeitlosen, Schnee-
glöckgen etc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie
sich die Blätter alle Abend zusammen legen oder
niedersenken und sich gleichsam zur Ruhe bege-
ben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß
nicht etwa blos von der kühlen Abendluft her,
denn es erfolgt im Treibhaus eben so gut wie im
Freyen: auch nicht blos von der Dunkelheit, denn
manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
Nachmittags um 6 U. ein: sondern es ist dieß
vermuthlich eine Art Erholung, so gut wie der
Schlaf der Thiere. So schließen sich auch ge-
wisse Blumen zu bestimmten Stunden z.B. der
gelbe Bocksbart (tragopogon luteus) früh
[Seite 528] nach 9 u.s.w. und zwar meist zur bestimmten
Zeiten, daß man beym Spatziergehen blos aus
der noch offnen oder schon geschloßnen Blüthe
solcher Gewächse die Stunde wissen kan.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedne andre Arten von eigenthümlicher Be-
wegung; wohin z.B. meist bey allen ihr Zug
nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst
wohlthätigen Licht gehört, als welcher Zug bey
weitem nicht blos an den Sonnenblumen, son-
dern fast an allen Gewächsen zu merken ist:
zumal in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen
so sehr nach der Hellung an die Glasfenster
drängen als ob sie dawider gepreßt wären. Fer
ner bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse
sehr lebhaft wenn sie berührt werden; wie z.B.
die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica
), oder der auerrhoa carambola, oder die
Venus- Fliegenfalle (dionaea muscipula) deren
Blättgen, wenn sich auch nur eine Mükke dar-
auf setzt, augenblicklich zusammenklappen und
das Insect zerdrücken.

§. 177.

So merkwürdig inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte in
den Gewächsen abgeben, so unterscheiden, sie sich
doch bey genauer Prüfung aufs deutlichste von
[Seite 529] dem ausschließlichen Eigenthum der Thiere, nem-
lich der willkührlichen Bewegung, als von wel-
cher auch bey den, wegen ihrer Bewegung be-
rufensten Pflanzen (wie z.B. beym hedysarum
gyrans
) doch nicht die mindeste ächte Spur zu
erkennen ist.

§. 178.

Außer den bisher beschriebenen Theilen der
Gewächse, sind auch einige, wie der Weinstock
mit Gabeln und Schlingen zum fortranken und
anhalten; andre mit Dornen (aculei) in der
Rinde; oder mit Stacheln (spinae) die aus
dem Holze selbst entspringen, versehen. Manche
Wanzen der kältern und heissesten Erdstriche
sind auch mit einem mehlichten oder wollichten
Ueberzuge bedeckt; der ihnen in Norden zum
Schutz gegen die Kälte dient, und unter der Linie
vielleicht durch seine helle Farbe am Tage gegen
Sonnenstich, und doch auch gegen die kalten
dächte schützt. Einige Gewächse dieser heissen
Gegenden sind wie mir Perlgen, andre (mesem-
bryanthemum crystallinum
) wie mit unzähligen
Glaströpfgen besetzt u.s.w.

§. 179.

Aus den gedachtermaßen von den Gewächsen
eingesognen und in ihre festen Theile verbreiteten
Nahrungssäften (§. 168 und 173) werden nun
die ihnen eignen specifiken vegetabilischen Säfte
bereitet, die man wieder in den durchs ganze
[Seite 530] Gewächs verbreiteten vegetabilischen Hauptfast
und in die aus selbigen abgeschiednen besondern
Localsäfee eintheilt. Unter allen diesen eigentlich
vegetabilischen Säften herscht sehr viele merkwür-
dige Verschiedenheit. Manche Gewächse z.B.
enthalten einen milchichten, theils ätzenden, Saft;
andre geben Gummi; verschiedne Bäume, zu
mal unter den Nadelhölzern, im höhern Alter
ein Harz; andre Zucker, Manna, Wachs, Cam-
pher, Balsam etc. Einige wenige das sogenannte
Federharz (cahutchuc) u.s.w.

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdün-
stungen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzichten
entzündbaren des weissen Diptams etc.

§. 180.

Daß aber diese verschiednen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und Ver-
änderungen der eingesogenen Nahrungssäfte in
den Gewächsen selbst bereitet werden müssen,
erhellet schon daraus weil im gleichen Erdreich
und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre
bittern, der Sauerampfer seine sauren und der
Lattig seine külenden Säfte erhält; und weil selbst
die Säfte in den verschiednen Theilen ein und
eben derselben Pflanze, ja in einer und eben der-
selben Frucht, dennoch so äußerst verschieden
seyn können.

§. 181.

Außerdem aber tragt allerdings auch die
Verschiedenheit des Bodens und des Climas
[Seite 531] zur verschiednen Beschaffenheit der Säfte in den
Pflanzen vieles bey: daher denn eines theils
viele in fremden Boden verpflanzte Gewächse
so wie in ihrer Bildung so auch in der Beschaffen-
heit ihrer Säfte verändert werden, dadurch von
ihren Kräften verlieren etc. andre hingegen eben da-
durch noch gewinnen und veredelt werden. Ueber-
haupt nährt fast jeder Boden seine bestimmten ihm
angemeßnen Pflanzen, so daß man zuweilen schon
aus den wildwachsenden Gewächsen einer Gegend
die Beschaffenheit ihres Bodens errathen kan;
doch hat die Vorsehung den für das Menschen-
geschlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen
Vorzug verliehen, sich leicht an jedes fremde
Clima zu gewöhnen, so daß z.B. die schwäch-
lich scheinenden Getraidearten etc. besser als Ei-
chen u.a. noch so robustaussehende Bäume in
ganz verschiednen Himmelsstrichen fortkommen.

Anm. Die aus Chili abstammenden Cartoffeln z.B.
gedeihen nun fast durch die ganze alte Welt; am
Cap so gut wie in theils Gegenden vom Asiatischen
Nußland etc.

§. 182.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannichfaltige Arten sich im gan-
zen doch auf drey Hauptwege zurückbringen las-
sen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln oder
Zweige; zweytens durch Augen; und endlich
durch Saamen.

§. 183.

[Seite 532]

Die erste Art der Propagation, nemlich durch
Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche
bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt
haben, ist im Pflanzenreich desto gewöhnlicher.
Manche Gewächse nemlich vermehren sich von
selbst auf diese Weise. Ben vielen andern hat
es die Kunst durch absenken oder ablegen nach-
geahmt. Es giebt z.B. eine Art Feigenbaum
(ficus indica) dessen Zweige herabhängen und
sobald sie den Boden berühren von selbst Wurzel
schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit
der Zeit ein kleines Wäldgen, dessen Stämme
oben durch Bogen verbunden sind, vorstellt. Und
wie leicht überhaupt Zweige Wurzel schlagen
können, erhellt aus dem sonderbaren Versuch da
man Bäume umgekehrt d.h. mit den Zweigen in
die Erde und mit den Wurzeln in die Höhe ge-
pflanzt, da dann die letztern mit Laub ausgeschlagen
u.s.w. Welches (im Vorbeygehn zu erinnern)
wohl nicht hätte geschehen können, wenn nach
der Evolutionstheorie (§. 7.) die vermeynten Kei-
me der Blätter schon vorräthig in den neuen in
die Erde gesteckten Zweigen gelegen hätten.

§. 184.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man nem-
lich die kleinen Knöspgen, die im Herbste an den
Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
[Seite 533] Vorschein kommen, aber erst im folgenden Früh-
jahr sich öffnen und ausschlagen. Sie finden sich
meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche,
und fallen bey einigen von selbst ab: keimen
auch wenn man sie vorsichtig säet, wie ein Saame
aus. Man kan bekanntlich diese Augen andern
Stämmen inoculiren, oder auch das davon aus-
geschoßne Reis einpfropfen.

§. 185.

Sehr viel änliches mit den Augen haben die
Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm der
Bäume und also über der Erde, die eigentlichen
an Lilienartigen Gewächsen befindlichen Zwiebeln
aber unter der Erde unmittelbar an der Wurzel
entstehen; bey jenen der Stamm fortlebt und
den Augen Nahrung giebt; bey diesen hingegen
das übrige der alten Pflanze bis auf Wurzel
und Zwiebel im Herbste abstirbt.

§. 186.

Weit allgemeiner aber als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynah im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 182.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht oder auf andre Weise zu Saa-
men reift. Diese nemlich sie mag übrigens ge-
staltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen
oder mehrere zusammen in eine Traube oder Aehre
oder Kätzgen etc. verbunden seyn, enthält in ihrer
[Seite 534] Mitte auf dem sogenannten Fruchtboden (re-
ceptaculum, tab
. II. fig. 3. a.) verschiedne aus-
gezeichnet gebildete Theile, von welchen einige
männlich, andre weiblich sind; und diese sollen,
wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey gekom-
men ist, von jenen befruchtet werden. In
Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung
haben also diese vegetabilischen Organe viele
Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der
Thiere. Nur unterscheiden sie sich dadurch, daß
sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren an-
gebohren und lebenslang bleibend sind, sondern
daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedesmal
neue Werkzeuge bilden müssen.

§. 187.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab. II.
fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus dem
Fruchtknoten (germen. b), dem Griffel (sty-
lus
. c), und der Narbe (stigma. d). Der
Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei-
len innerhalb der Blumenblätter (germen su-
perum
), oder aber wie bey der Rose, bey den
Aepfeln etc. unten außerhalb derselben (germen
inferum tab
. II. fig. 4. a.): und enthält immer
die Saamenkörner der Pflanze, daher man
dieses Behälter gewissermaßen mit dem Eyerstock
der Thiere vergleichen kan. Der hole Griffel
sitzt auf diesem Saamenbehälter, und die Narbe
[Seite 535] endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie
durch den Griffel mit dem Fruchtknoten verbun-
den ist, und alle dreye eine gemeinschaftliche
Hölung ausmachen.

§. 188.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina,
tab
. II. fig. 3. e. f.) herum: und bestehen aus
dem Faden (filamentum. e.), und dem darauf
ruhenden Staubbeutel (anthera. f). Dieser
letztere ist mit einem mehlichten Staub überzogen,
der aber (wie man unter einer starken Vergrösse-
rung sieht) eigentlich aus kuglichten ein unendlich
feineres duftiges Pulver enthaltenden Bläsgen
besteht, welches seiner Bestimmung nach mit
dem männlichen Saamen der Thiere verglichen
zu werden pflegt.

§. 189.

Bey der Befruchtung fällt jener kuglichte
Blumenstaub auf die weibliche Narbe: scheint
da zu platzen, und sein dustiges Pulver zu ver-
schütten, welches bann vermuthlich durch den
Griffel in den Fruchtknoten dringt und die daselbst
vorräthig liegenden, bis dahin aber unfruchtbar
gewesenen Saamenkörner befruchtet. Wenn man
die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser
wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch,
so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 190.

[Seite 536]

Bey den mehresten Gewächsen sind diese bei-
derley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe,
die folglich zwitterarrig ist, verbunden. Bey
einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo-
von die einen blos männlichen, die andern blos
weiblichen Geschlechts, aber doch am gleichen
Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia
linn
.), wie z.B. bey den Haselnüssen, Wall-
nüssen, Gurken etc. Andre Gewächse wie z.B.
der Ahorn, die Esche etc. haben gar dreyerley
Blüthen, blos männliche, blos weibliche, und
überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia). Bey
noch andern aber wie z.B. beym Hanf, Hopfen
u.s.w. sind die beiden Geschlechter in den Pflan-
zen selbst, so wie bey allen rothblüthigen und
vielen andern Thieren abgesondert: so daß die
eine Pflanze blos männliche, eine andre aber die
übrigens von der gleichen Art ist, blos weibliche
Blumen trägt: und die Blüthen des weiblichen
Stammes nicht anders befruchtet werden, als
wenn der Blumenstaub von der männlichen
Pflanze durch den Wind oder durch Insecten
(S. 342) oder auch durch die Kunst ihnen zuge-
führt worden ist (Dioecia linn.).

§. 191.

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei-
nen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch
bey den mehresten befindliche Blumen-Kelch
[Seite 537] (Calix. tab. II. fig. 6. d. fig. 7. d.); und die so-
genannten Nectaria aus deren Saft die Bienen
ihren Honig ziehen (S. 419) zu merken. Ueber-
haupt theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung
und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige
und irreguläre. Bey jenen nemlich haben die
einzelnen Theile gleiche Gestalt, Größe und Ver-
hältnis (z.B. tab. II. fig. 4 und 5); bey diesen
hingegen sind sie in ungleicher Proportion (tab. II.
fig. 6 und 7).

Außerdem aber finden sich noch viele andre
Hauptverschiedenheiten in der Gestalt der Blü-
then, die großentheils auch in Beziehung mit
dem ganzen übrigen Ansehen der Pflanzen stehen,
und daher zur Kenntnis derselben, besonders
auch zur Gründung eines natürlichen Pflanzen-
Systems von Wichtigkeit sind.

Als Beyspiele einiger der auffallendsten und
am häufigsten vorkommenden Verschiedenheiten
dieser Art können folgende dienen:

§. 192.

Bey den Lilienartigen Gewächsen (§. 185)
z.B. ist die Blüthe (tab. II. fig. 3) regelmäßig,
ohne Blumen-Kelch, und besteht aus sechs Blät-
tern. Der Fruchtknoten ist dreyeckig, und der
Staubfäden sind bey den mehresten sechse, bey
einigen aber nur dreye.

§. 193.

[Seite 538]

Die Kreuzförmigen Blüthen (Cruciatae,
tab
. II. fig. 5), wohin die Kohlarten, Rüben etc.
auch die Levcoien, der gelbe Lack u.s.w. gehören,
sind ebenfalls regelmäßig, und haben vier Blu-
menblätter die in einem viertheiligen Kelche sitzen.
Von den darin befindlichen sechs Staubfäden
sind zweye immer merklich kürzer als die übrigen
viere (Tetradynamia linn.); und der Saame
reist nach der Befruchtung in eine eigentlich so-
genannte Schote (Siliqua und Silicula).

§. 194.

Die Schmetterlingsblumen (Papiliona-
ceae
), worunter die Hülsenfrüchte und andre sehr
nutzbare Gewächse, auch einige Bäume und Stau-
den gehören, finden sich meist nur in gemäßigtern
und wärmern Himmelsstrichen. Sie sind irre-
gulär (tab. II. fig. 6), und man unterscheidet an
der Blüthe, die in einem einblättrigen fünfspitzi-
gen Kelche (fig. 6. d.) sitzt, das große Schirm-
blatt (vexillum. a.); die beiden Flügel (alae. b. b.);
und das Schiffgen (carina. c). Die Frucht ist
eine Hülse (legumen).

§. 195.

Die Rachenförmigen Blüthen (Ringentes)
sind ebenfalls irregulär (tab. II. fig. 7), und
man nennt den Obertheil davon den Helm (galea.
fig
. 7. a.), den Untertheil die Lippe (labium. b.)
[Seite 539] und den Zwischenraum den Schlund (faux. c).
Meist haben sie vier Staubfäden, von denen
zweye länger als die andern beiden sind (Didy-
namia, linn
.). In diese Ordnung gehören die
Nesseln, aber auch viele wohlriechende Pflanzen,
Lavendel, Krausemünze, Isop, Basilicum u.s.w.

§. 196.

Die Dolden- oder Schirmtragenden Pflan-
zen (Umbelliferae) treiben meist hohe gerade
Stengel, die sich oben tab. II. fig. 8. (bey a) in
divergirende Stiele, und diese (bey b) wieder in
dergleichen kleinere vertheilen; an welchen letztern
die kleinen fünfblätterichen Blümchen dicht neben
einander sitzen. Sie haben zwey Staubwege
mit fünf Staubfäden, und tragen nachher zwey
aneinander liegende meist kümmelförmige Saa-
men. Es gehören dahin Petersilie, Körbel,
Möhren, Anis, Fenchel etc. auch einige giftige
Pflanzen wie der Schierling etc.

§. 197.

Die zusammengesetzten Blüthen (Compo-
sitae
) machen eine äußerst zahlreiche Ordnung
aus, die wohl allein den zehnten Theil von allen
Gewachsen begreift: und bey welchen mehrere
kleine Blümgen auf einem gemeinschaftlichen
Fruchtboden und innerhalb eines gemeinschaftli-
chen Kelches verbunden sind. Bey manchen sind
diese kleinen Blümgen regulär (flosculosae); bey
[Seite 540] andern irregulär (semiflosculosae); und bey noch
andern sind endlich beiderley Arten von Blümgen
zugleich anzutreffen (radiatae tab. II. fig. 9); da
dann die Blümgen der ersten Art die Mitte des
Fruchtbodens bedecken (fig. 9. a.) und mit denen
von der andern Art am Rande eingefaßt sind
(fig. 9. b).

§. 198.

Bey den Getraidearten und andern Gräsern
sind die Blüthen meist in eine Aehre verbunden,
da denn der Staubweg (tab. II. fig. 10. a.) und
die Staubfäden, deren mehrentheils dreye sind
(fig. 10. b.), von den Spelzen umschlossen werden.

§. 199.

Bey den vollkommenern oder eigentlich soge-
nannten Moosen (musci frondosi etc.) ist wie
die wichtigen Entdeckungen des Hrn. D. Hedwig
gelehrt haben, die Aenlichkeit der Befruchtungs-
werkzeuge mit denen bey andern Gewächsen weit
größer als man vorher geglaubt hatte. Das
saubere fast becherförmige Köpfgen (capitulum,
tab
. II. fig. 11. b) enthält gleichsam als Frucht-
knote (§. 187) die kleinen Saamenkörnchen; die
mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra
fig
. II. a) der die Stelle des Griffels und der
Narbe (§. 187) vertritt, von dem männlichen
Blumenstaube besondrer theils Rosen- oder
Sternförmiger Theile befruchtet, und nachher
ausgeschüttet werden.

§. 200.

[Seite 541]

Bey den einfachsten Aftermoosen hingegen
die blos im Wasser leben, wie bey den Tremel-
len, Ulven, Conferven, und beym See-Tang
(fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr ver-
schieden, obschon bey den wenigsten noch genau
genug untersucht; bey manchen aber, wie z.B.
bey der oben erwähnten Brunnen-Conferve (Con-
ferua fontinalis
§. 9 und S. 20) zur Bewunde-
rung einfach.

§. 201.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Piltze, Pfifferlinge, der
Trüffeln etc. und des Schimmels deren ganze
Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes dunk-
les hat.

§. 202.

Bey den vollkommnern im eigentlichen Sinne
blühenden Gewächsen fallen nach der Befruch-
tung die übrigen nun überflüßigen Theile der
Blüthe ab (§. 186): der beschwängerte Frucht-
knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen
theils erstaunlich zahlreichen Saamen nach und
nach zur Reise zu bringen.

§. 203.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Saa-
menkörner selbst*), als auch der Gehäuse worin
[Seite 542] sie eingeschlossen sind, ist eben so unendlich man-
nichfaltig als der Blüten ihre, und in Rücksicht
auf ihre weitere Verbreitung und auf ihr weite-
res Bekleiben etc. der Erhaltung der Gattungen
aufs weiseste angemessen. Auch ist der bekannte
Trieb merkwürdig womit die Saamen bey jeder
Lage die sie im Boden erhalten, dennoch wenn
sie aufkeimen allemal die ersten Wurzelzäsergen
unter sich, und hingegen den Blattkeim über sich
treiben.

§. 204.

Viele Saamen sind in eine holzartige aber
theils noch weit härtere Schaale eingeschlossen,
die wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte
ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die
bloßen Saamenkörner unmittelbar mit einem saf-
tigen Fleische überzogen sind, so heißt dieß eine
Beere. Zuweilen liegen auch die bloßen Saa-
menkörner von außen auf dem großgewachsenen
fleischichten Fruchtboden auf, wie bey den Erd-
beeren, die folglich genau und bestimmt zu reden,
nicht sollten Beere genannt werden.

§. 205.

Besonders machen die Obstbäume eine ei-
gene und sehr ansehnliche Familie von Gewächsen
aus, deren Frucht entweder wie bey den Pirnen,
Aepfeln, und Quitten ein Kernhaus oder Kröbs
einschließt und dann Kernfrucht heißt: oder aber
wie bey den Pflaumen, Kirschen, Abricosen und
[Seite 543] Pfirschen eine Nuß enthält und Steinfrucht
genannt wird.

§. 206.

Die Ursachen der Degeneration (§. 17-19)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm
eine abweichende veränderliche Richtung geben
zu können: daher viele theils in ihrer ganzen
Bildung besonders aber in Rücksicht der Blüthe
und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus-
geartet sind. So zählt man z.B. jetzt auf drey
tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch
vor 200 Jahren blos die gelbe Stammart in
Europa bekannt war. Ueberhaupt sind auch die
Gewächse manchen Arten von Degeneration aus-
gesetzt, die bey den Thieren gar nicht statt haben
können, wie z.B. die Ausartung der männlichen
Befruchtungstheile in den gefüllten Blumen
u. dergl. m.

§. 207.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der
Gewächse durch Bastardzeugung, worüber be-
kanntlich Hr. Kölreuter die scharfsinnigsten Ver-
suche angestellt und sogar durch wiederhohlte Er-
zeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, die eine
Gattung von Tabac (nicotiana rustica) endlich
vollkommen in eine andre (nicotiana paniculata)
verwandelt und umgeschaffen*): welches sich
[Seite 544] freylich mit der Lehre von vermeynten präformir-
ten Keimen schlechterdings nicht, aber wo ich
nicht irre ganz wohl mit der vom Bildungstriebe
(§. 10 u. f.) reimen läßt.

§. 208.

Auch die Misgeburten sind im Gewächs-
reich ungleich zahlreicher als unter den Thieren.
Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man
nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig
Monstrositäten bemerkte. Am meisten sinds über-
zählige, wuchernde Theile (monstra, per excessum
S. 15); doppelte an einander gewachsene Stämme,
doppelte oder vielfache Früchte etc. vielfache Korn-
ähren, Rosen aus deren Mitte andre kleine Ro-
sen hervorschießen u.s.w.

Anm. 1. Besonders gehört dahin die Peloria, eine
monströse Abweichung im Sporn an der Blüthe
dreyer Arten von Antirrhinum; nemlich linaria
elatine
und spurium, deren Entstehungsart durch
verdorbenen Nahrungssaft der seel. D. Merk in
Ravenspurg scharfsinnig erklärt hat*).

Anm. 2. Zu den allerseltensten und merkwürdigsten
Monstrositäten gehören aber die Beyspiele von
wildwachsenden Pflanzen die am gleichen Stamme
und zu gleicher Zeit Blüthen von Gewächsen ganz
verschiedner Geschlechter, ja selbst aus den verschie-
densten Classen getragen haben. Dieß ist, der Fall
mit dem berühmten ranunculus bellidiflorus an wel-
chem man mehrmalen sowohl Blüthen vom polyan-
drischen ranunculus pratensis als von der syngenesi-
stischen bellis perennis gefunden hat. Das erste
Beyspiel dieser Art hat Hr. Chorh. Gesner in der
diss. de ranunculo bellidifloro. Tigur. 1753. 4. genau
beschrieben und abgebildet. Mit einem andern
[Seite 545] vollkommen ähnlichen das auch am Zürcher Gebiet
gewachsen, hat mich Hr. Dr. Hotze zu Richters-
wyl beschenkt.

Eine planta vmbellifera bellidiflora ist im 1. St.
des Züricher Magaz. für die Botanik tab. II. fig. 2.
abgebildet.

§. 209.

Vom ungleichen Alter der Gewächse, das
sich bey manchen nie über leine einzige Stunde,
und bey andern hingegen oft über Jahrtausende
erstreckt, sind schon oben (§. 5.) Beyspiele gege-
ben. Ueberhaupt aber theilt man die Pflanzen
in perennirende und Sommergewächse, welche
letztere nemlich schon mit dem Ende ihres ersten
Sommers absterben.

Anm. Auch von dem merkwürdigen Wiederaufleben
nach einem langen vertrocknen, das im Thierreich
beym Räderthier (S. 518) und bey den Kleister-
aalen (S. 520) angemerkt worden, finden sich
unter den Gewächsen änliche Beyspiele: besonders
an der deshalb längst berufnen Himmelsblume
oder Erdblume (tremella nostoc).

§. 210.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas weniges kurz zu be-
rühren.

In der Haushaltung der Natur im
Großen scheinen die Pflanzen vorzüglichst den
wichtigen Vortheil zu bewürken, daß sie in Rück-
sicht der verschiednen Luftarten die sie wie gedacht
(§. 173) von der einen Seite einsaugen und von
der andern wieder von sich geben, im Ganzen
[Seite 546] in einem bewunderungswürdigen Gegengewicht
mit der thierischen Schöpfung stehen: indem
sie die vom Menschen und von andern rothblüthi-
gen Thieren als nachtheilig ausgedunstete soge-
nannte phlogistisirte Luft begierig einsaugen, und
dagegen die jenen Thieren so wie dem Menschen
so wohlthätige Feuerluft mittelst der Blätter am
Tage und besonders im Sonnenschein als eignen
Auswurf von sich entbinden.

Einen andern ebenfalls sehr beträchtlichen
Nutzen leistet die unermeßliche Menge der in der
Erde vermodernden Wurzelstuken, des abfallen-
den Laubes u. dergl. m. die zu Garten- und Damm-
Erde werden, und so viel zur allgemeinen Frucht-
barkeit des Erdreichs beytragen.

Des Schmuckes zu geschweigen womit das
Gewächsreich weit mehr als die andern beiden
Naturreiche dazu beyträgt den Totaleindruck
der Schöpfung schön zu machen, durch ihre
heitern abwechselnden Farben überall Leben und
Munterkeit, und großentheils auch durch ihre
balsamischen Gerüche Erquickung zu verbreiten:
was dann die Kunst in der Lustgärtnerey weiter
benutzt.

§. 211.

Die mancherley Futterkräuter dienen zur
Nahrung der dem Menschen wichtigsten eigent-
lich sogenannten Hausthiere; und der beiden
nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht,
der Bienen nemlich und der Seidenwürmer.

§. 212.

[Seite 547]

Zur unmittelbaren Benutzung der Gewächse
für den Menschen dienen vorzuglichst die ohne
weitre Bereitung gleich als Nahrungsmittel zu
genießenden mancherley Früchte. Zumal in den
heissen Erdstrichen die Datteln (phoenix dacty-
lifera
); die verschiednen Gattungen Pisang (musa
paradisiaca
und die Westindischen Bananes oder
Bacoves von der musa sapientum). In Ost-
indien und aus den Südsee – Inseln der Brod-
baum (artocarpus incisa).

So auch die vielen Gattungen von Beeren,
die ebenfalls für manche Völker (wie z.B. für
Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel
abgeben.

§. 213.

Ferner die schon einige Zubereitung erfordern-
den Wurzeln, Rüben, Möhren, Cartoffeln,
Erdäpfel (helianthus tuberosus), Bataten (con-
volvulus batatas
). Im wärmern America die
Yams-Wurzeln (dioscorea alata, satiua etc.) die
Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) u. dergl. m.

so mancherley, Hülsenfrüchte:

und Gemüse

Dann die Getraidearten nebst dem Mais
(zea mays); Buchwaizen (polygonum fagopy-
rum
); Reis (oryza sativa) zumal für die Mor-
genländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum)
für viele Africanische Völkerschaften.

[Seite 548]

Und die besondern Pflanzentheile die von
einigen Völkern als gewöhnlichstes Nahrungs-
mittel häufigst gegessen werden, wie das Sagu-
mark (von cycas circinalis etc.); das Senegal-
Gummi (von mimosa senegal) u.s.w.

§. 214.

Hierzu die mancherley Arten von Gewürze.
Auch der Zucker; der eigentliche nemlich aus dem
Zuckerrohr; ähnliche Substanzen aber aus der
Anu-Palme (auf Sumatra etc.): auf Island
aus der alga saccharifera; in Kamtschatka aus
dem heracleum sibiricum etc.

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen,
Oel, Essig etc.

Tabak, Betel (piper betle) zum Kauen.

§. 215.

Als Getränke erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, die mancherley
Biere (unter andern das Spruce-Bier aus der
pinus canadensis etc.)

Die verschiednen weinichten Getränke: der
Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch von
der weiblichen Cocospalme. Andre berauschende
Getränke, Brantewein, Arak, Rum, Kirsch-
wasser etc. etc.

Die gegohrnen Getränke aus gekauten Wur-
zeln wie z.B. bey den Brasilianern etc. aus
[Seite 549] ihrem Caßawi-Brod; bey den Insulanern der
Südsee aus piper latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtabak: und der aus gleiche
Weise genossene Hanf etc.

Endlich unsre dreyerley warmen Getränke.

§. 216.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle von
den verschiednen Gattungen gossypium und bom-
bax
, Flachs, Hanf, mehrere Gattungen von
Nesseln etc. Der treffliche Neu-Seeländische
Seidenflachs vom phormium tenax; die Südlän-
dischen Zeuge vom Baste der morus papyrifera
und des Brodbaums etc.

§. 217.

Zur Feuerung außer dem mancherley ge-
meinen Brennholz in manchen Gegenden beson-
dre Arten; wie z.B. auf den Alpen rhododen-
dron ferrugineum
, auf den Heiden erica vul-
garis
etc.

Kohlen, Zunder, Lunden etc.

§. 218.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch arundo
bambus
),

Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.

§. 219.

[Seite 550]

Zu dem mannichfaltigsten Gebrauch für
Künstler und Handwerker alle das verschiedne
Nutzholz für Tischler, Ebenisten, Wagner,
Drechsler, Faßbinder etc.

Weiden, Bast der Cocosnuß u. dergl. zum
Korbstechten etc. – Kork etc.

Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey, zum Gerben, Waschen etc.

Gummi-Senegal zu so vielfachen Gebrauch

Harz, Pech, Theer, Kienrus etc.

Oele, Virniße etc.

Soode, Potasche etc.

§. 220.

Auch die mehresten Schreibmaterialien sind
blos aus den Gewächsreich genommen. Schreib-
rohr, Papirschilf (cyperus papyrus), Mala-
barische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme.

§. 221.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
Kenntnis die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens
ausmacht.

§. 222.

Schädlich sind dagegen am meisten das Un-
kraut und die giftigen Gewächse.

§. 223.

[Seite 551]

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen die
man seit, Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht
hat, ist keins mit einem so allgemeinen auf seine
Faßlichkeit gegründeten Beyfall aufgenommen
worden als das Linnéische Sexualsystem: das
den oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen
und deren verschiednen Anzahl und Verhältnis
angepaßt ist; da nemlich die Classen nach der
Anzahl der Staubfäden oder nach ihrem Verhält-
nis der Lage und Verbindung mit den Staub-
wegen; – die Ordnungen aber meist nach des
Anzahl dieser letztern bestimmt sind.

Nur einige wenige botanische Schriften als
Hülfsmittel.

* * *

Anweisung zum eignen fortkommen.

  1. alb. haller de methodico studio botanices
    absque praeceptore
    . Gotting
    . 1736. 4. (und in
    Dess opuscul. botanic. p. 43 sq.)
* * *

Zur Pflanzenkenntnis nach dem Linnéischen System.

  1. C. à linné termini botanici explicati 1762.
    Lips. 1767. 8. (auch im VI. B. der Linnéischen
    amoenitar. academicar.)
  2. ej. philosophia botanica Holm. 1751. 8.
  3. ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  4. ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  5. ej. systema vegetabilium. ed. XIV. curante
    j. andr. murray. Gotting
    . 1784. 8.
  6. Sal. Schinz erster Grundriß der Kräuterwis-
    senschaft. Zürich 1775. fol.
  7. j. miller illustration of the sexual system of
    Linnaeus. Lond
    . 1775. II. vol. fol. und ib.
    1770. II. vol. 8.
  8. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoreti-
    schen und angewandten Botanik. Leipzig 1786.
    II. Th. 8.
* * *

Besonders zur Kenntnis unsrer einheimischen Ge-
wächse:

  1. alb. v. haller historia stirpium Heluetiae in-
    digenarum
    . Bern
    . 1768. III. vol. fol.
  2. g. chr. oeder icones florae danicae. Havn.
    1761. sq. sol.
* * *

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. nehem. grew's anatomy os plants. Lond.
    1682. fol.
  2. marcell. malpighii anatome plantarum. ib.
    1686. fol.
  3. steph. hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. du hamel physique des arbres. Par. 1778.
    II. vol. 4.

Eilfter Abschnitt.
Von den Mineralien überhaupt.

[Seite 553]

§. 224.

Wir gehen von der Geschichte der organisirten
Körper zu den unorganischen, nemlich den Mi-
neralien, über; wovon der Begriff schon oben
in den ersten Blättern dieses Buchs (§. 2 und 4)
bestimmt worden.

§. 225.

So groß inzwischen, jenen Begriffen zufolge,
die Kluft ist, welche die Natur zwischen den
organisirten Geschöpfen und den Mineralien in
Rücksicht ihres Baues etc. befestigt hat, – und
so wenig sie uns Bindungsglieder zeigt, wo-
durch diese mit jenen in eine projectirte Leiter oder
Stufenfolge verbunden werden könnten: so innig
und unverkennbar ist hingegen das Verhältnis,
worin die organisirte Schöpfung und das Mine-
ralreich in Rücksicht ihrer wechselseitigen Ein-
würkung auf einander stehen; da z.B. das letz-
tere dem Gewächsreich die Nahrung giebt, und
hingegen aus diesem so wie aus dem Thierreich
seinen unabläßigen Zufluß von neuen Stoff er-
hält u.s.w.

§. 226.

[Seite 554]

Ueberhaupt müssen auch hier bey der Ab-
handlung der Mineralien zu besserm Verständnis
des folgenden, so wie oben beym Anfang der
Geschichte der organisirten Körper, die Grund-
begriffe von ihrer Entstehung voraus geschickt
werden; die sich vorzüglich auf zwey Hauptquel-
len, theils nemlich auf den oben gedachten be-
ständigen Zufluß aus der organisierten Schöpfung,
theils aber auf die mehr oder weniger allgemei-
nen Revolutionen, die zumal durch Wasser und
Feuer auf und in unsrer Erde vorgegangen sind,
reduciren. Von den letztern zuerst:

§. 227.

Daß schon die mannichfaltigsten und größten
Catastrophen mit unsrer Erde seit ihrer ersten
Schöpfung vorgegangen seyn müssen, wird vor-
züglich aus einem doppelten Grund ganz auffal-
lend einleuchtend.

A) Aus der bestimmten Verschiedenheit der
mancherley Arten von Gebirgen; und dem Ver-
hältnis worin sie zu einander stehen.

B) Aus der eben so bestimmten Verschie-
denheit der Lagerstätte der Versteinerungen
und Foßilien, und dieser ihrer Vergleichung mit
den organisirten Körpern in der gegenwärtigen
Schöpfung.

Von beiden ein Wort insbesondre:

§. 228.

[Seite 555]

A) Die verschiednen Arten von Gebirgen
lassen sich im Ganzen auf folgende vier Haupt-
classen zurückbringen:

I. Die Grund- oder Ur-Gebirge, die aus
Granit bestehen, und zu welchen die Höchsten
und größten Berg-Ketten auf unsrer Erde ge-
hören. Sie zeigen keine Spur von einem Pe-
trefact; oder von vulcanischen Laven u.a. dergl.
Denkmahlen späterer Revolutionen; sondern ihre
Substanz, der Granit, scheint mit unserm Pla-
neten selbst von gleichen Alter zu seyn, und
gleichsam die selbstständige innere Rinde desselben
auszumachen.

II. Die Gang-Gebirge oder einfachen
Thon-Gebirge die zunächst um jene Ur-Ge-
birge herum liegen, meist mehr oder weniger
schiefricht sind, und die mehresten Erzte, hin-
gegen ebenfalls keine Petrefacten, halten. Sie
bestehen meist aus Gneis (der zunächst an den
Granit zu gränzen pflegt), aus grauer Wacke,
aus ursprünglichem Thonschiefer u.s.w.

Auch schließen sich, wohl noch an diese die
einfachen Kalk-Gebirge an, in welchen sich
eben so wenig Versteinerungen zeigen.

III. Die Flöz-Gebirge, die auch ange-
schwemmte, aufgesetzte oder zusammen gesetzte
Gebirge genannt werden, und offenbar ungleich
[Seite 556] spätern Ursprungs sind als die vorhergenannten;
da sie die Lagerstätte der versteinerten oder foßi-
len organisirten Körper ausmachen etc.

IV. Endlich die Vulcane, zumal die alten
ausgebrannten, die in so großer Menge auch in
unsrer Nachbarschaft zwischen den Flöz-Gebir-
gen zerstreut liegen.

§. 229.

Eben so lassen sich aber auch B) die Ver-
steinerungen und Foßilien (§. 227) in Rücksicht
auf Cosmogenie in folgende Hauptclassen und
Unterabtheilungen bringen:

I. Die unzähligen Petrefacten von incogni-
tis
der Vorwelt; d.h. von solchen organisirten
Körpern zu welchen sich keine Originale in der
gegenwärtigen Schöpfung vorfinden. S. z.B.
die paar hundert Gattungen von Ammonshör-
nern, die Belemniten, Orthoceratiten, Trilobi-
ten etc. etc. die sich meist in den Flöz – Gebirgen
in so ungestörter ruhiger Lage als wie auf einer
Auster-Bank finden.

II. Foßilien von organisirten Körpern aus
der jetzigen Schöpfung: die nun aber in Rück-
sicht auf ihre jetzige Lagerstätte wieder von zweyer-
ley Art sind:

a) Solche, wozu sich die lebenden Origi-
nale noch jetzt in der gleichen Gegend finden,
wie z.B. die Thiere und Pflanzen, deren
[Seite 557] Abdrücke sich in den Oeninger Stinkschiefer
zeigen.

b) Hingegen solche wozu die Originale,
zwar ebenfalls noch in der jetzigen Schöpfung
aber blos in weit entfernten Erdstrichen exi-
stiren. Und selbst diese sind wieder in Rück-
sicht ihrer ursprünglichen Heimat von einer
doppelten merkwürdigen Verschiedenheit:

1) solche aus den heissesten Erdstrichen,
wie z.B. alle die zahlreichen Gerippe von
Elephanten, Rhinoceren und dergl. die hin
und wieder in Deutschland und namentlich
auch in unsrer Nachbarschaft ausgegraben
werden.

2) Solche aus den kältesten Zonen;
wie z.B. die foßilen Schedel, u.a. Kno-
chen, Zähne etc. vom Nordischen Polar-
Bär, die sich in der Scharzfelder-Höle,
in der Gailenreuter-Hole etc. in so großer
Menge finden.

§. 230.

Nun alle diese data, diese merkwürdigen
Urkunden im Archiv der Natur mit einander
verglichen, scheinen dahin zu führen, daß man
wohl durchaus mehr als eine große Revolution
annehmen muß, die mit unsrer Erde seit ihrer
ersten Erschaffung vorgegangen seyn mag. Und
von diesen verschiednen Catastrophen die sich
[Seite 558] successiv, nach wer weis wie langen Intervallen,
ereignet haben mögen, scheint wenigstens fol-
gendes unverkennbar zu seyn:

§. 231.

Die erste, früheste Revolution von der sich
Anzeigen finden, scheint eine totale Umschaffung
der Vorwelt, und zwar durch heftige allgemeine
Ausbrüche des unterirdischen Feuers, bewürkt
zu haben: so, daß einestheils das vormalige
feste Land von unterirdischem Feuer unterminirt
worden, folglich einstürzen müssen*), theils
auch wohl viele Stellen des vormaligen Meeres-
bodens dagegen von der ausdehnenden Kraft die-
ses Feuers empor gehoben; – kurz durch jene
Total-Catastrophe der vormalige Boden des
Meeres mit einmal aufs Trockne, und dagegen
das vormalige feste Land unter Wasser versetzt
worden.

Von dieser ersten Revolution datiren sich
vermuthlich sowohl jene incognita unter den Pe-
[Seite 559] trefacten (§. 229. I.) die in so unsäglicher Menge
sich finden, daß man nach unsrer jetzigen (zumal
in den letzten 20 Jahren so ausgedehnten und
vervollkommneten) Kenntnis der Erde und der
Meere wohl der Hoffnung entsagen muß die Ori-
ginale dazu noch irgendwo aufzufinden: – als
auch die ausgebrannten alten Vulcane (§. 228. III.)
deren man nur allein von Göttingen bis zum
nächsten Ufer des Rheins wohl auf 50 zählen kan.

Anm. So können manche unsrer jetzigen Ur-Gebirge
(§. 228. I.) vor dieser Revolution als Inseln im
Ocean der Vorwelt gelegen haben: wie ließ z.B.
aus der geologischen Beschaffenheit des Harzes
nicht unwahrscheinlich wird; da sich am Vorharze,
als an den vormaligen Küsten, jener vermuthlichen
Insel, die versteinerten Corallen finden, (so wie
die Corallen-Rife an den Küsten der jetzigen Erde
– s. oben S. 505. N. *) –) und erst tiefer herab,
wie in unsrer Nachbarschaft etc. die Conchylien-Bänke.

§. 232.

Nach diesem allgemeinen Weltgerichte, was
damals über die Vorwelt auf unsern, Erdball
ergangen zu seyn scheint, ist dieser auf die in
der Mosaischen Schöpfungsgeschichte beschriebne
Weise umgeschaffen, mit neuen Vegetabilien
belebt, mit neuen Thieren beseelt worden: scheint
aber selbst seit dieser seiner Umschaffung, noch
mehr als eine große Revolution erlitten zu haben,
wovon die zahlreichen Ueberbleibsel von Thieren
der entferntesten Erdstriche (§. 229. II. b) zeu-
gen, wozu sich die lebenden Originale nun jetzt
unter der Linie und am Nord. Pol aushalten. –
[Seite 560] Die Lagerstätte dieser foßilen Ueberbleibsel
und ihre ausnehmend vollständige Erhaltung*)
läßt kaum zweifeln, daß unsre Zone weiland
die wahre Heimat jener Thiere gewesen sey, und
scheint also meines Bedünkens die Meynung
zu begünstigen, daß die Erd-Are seit der von
Moses beschriebnen Umschaffung ihre vormalige
Lage (– und zwar wenigstens schon zweymal –)
verändert haben müsse.

Anm. Einige Zweifel die man gegen diese letztere
Meynung und die daraus gezognen Folgen auf
die jetzige Gestalt der Erde erregt bat, sind von
Hrn. Hofr. Meister in zwey Vorlesungen gehoben,
die sich in den commentation. societat. reg. scientiar.
Gottingens
. T. V. et VI. finden.

§. 233.

So wie aber alle diese gewaltsamen und all-
gemeinen Erdcatastrophen den Hauptgrund zur
jetzigen Gestalt der Erde und ihrer Gebirge und
der Lagerstätte und selbst der Entstehung vieler
Mineralien gegeben haben: so ereignen sich auch
noch jetzt gar häufig ähnliche partielle Revolu-
tionen, und zwar ebenfalls besonders durch Feuer
und Wasser, Vulcane und Ueberschwemmungen,
die auf eine ähnliche Weise zur einseitigen Zer-
stöhrung, Schmelzung, Auflösung – und ander-
[Seite 561] seitigen Umschaffung und neuen Mischung und
Bildung der Mineralien beytragen.

§. 234.

Weit unbemerkter, aber unaufhörlich ergie-
big und im Ganzen ungleich allgemeiner ist hin-
gegen die Entstehung der Mineralien durch das
allmälige Absterben der organisirten natürlichen
Körper, durch das Verwittern vieler unorgani-
sirten selbst, und endlich durch die Zerstörung
aller verarbeiteten Naturalien oder Kunstsachen:
kurz durch das unabbittliche Looß aller belebten,
vieler unbelebten natürlichen Körper, und aller
von Menschen verfertigten Dinge über kurz oder
lang einmal wieder aufgelöset zu werden und zur
Erde zu werden von der sie genommen waren.

§. 235.

So sind z.B. die 200000 Millionen Men-
schen, die nach der gemeinen Rechnung von Adam
bis jetzt gestorben seyn sollen, gleichsam verschwun-
den, zu einer Erde vermodert, die man deshalb,
so wie sie rein in den Gräbern gefunden wird,
terra adamica genannt hat. Und doch sagt dieser
Beytrag von menschlichen Leichen noch nichts nur
allein in Vergleich mit der Asche der seit der
gleichen Zeit gestorbenen übrigen Säuge-Thiere etc.

§. 236.

Der gleiche Uebergang der abgestorbenen
Gewächse ins Mineralreich wird theils am Torf,
[Seite 562] aber auch schon bey jeder reinen Gartenerde
(humus) sichtbar, die größtentheils aus vermo-
derten Pflanzenwurzeln erzeugt wird, deren cylin-
drische Zäserchen und andere sehr deutliche Spuren
oft noch mit bloßen Augen darin zu erkennen sind.

§. 237.

Aber nicht nur die organisirten Körper, son-
dern auch die Mineralien selbst sind diesem all-
gemeinen Gesetz der Vernichtung (oder vielmehr
Veränderung) unterworfen. Die mancherley
Säuren, die überall in allen Elementen in Luft
und Wasser etc. verbreitet sind, lösen mit der Zeit
die festesten Mineralien auf, und so vererzen die
Metalle und die härtesten Felsen zerfallen in
mürbe Erde und Staub etc. So lößt das Wasser
den Kalk aus und setzt ihn an andern Orten wie-
der als Tofstein und Sinter ab etc.

§. 238.

Und endlich müssen auch alle von Menschen
schon verarbeitete Producte aus allen drey Na-
turreichen hier in Anschlag gebracht werden, die
ohne Ausnahme doch endlich, jedes nach seiner
Weise vermodern oder verrosten, kurz so gut wie
die Naturalien selbst, aus denen sie verfertiget
waren, zerstört werden, und theils wenn sie
schon ins Mineralreich übergegangen sind, noch
das leserliche Gepräge ihrer ehemaligen Bestim-
mung an sich tragen.

[Seite 563]

Anm. So ist im academischen Museum eine Eisen-
steinstufe aus dem Zweybrückischen in die ein halb
verochertes aber doch noch ganz kenntliches Berg-
eisen fest eingewachsen ist. – So besitze ich selbst
ein Stück von einem antiken Siegelring, an wel-
chem das Metall ganz und gar zu einer festen Eisen-
miner vererzt ist, aber doch seine ehemalige Form
behalten und den gegrabenen Onyx noch fest ein-
geschlossen gleichsam in sich verwachsen hält.

§. 239.

So unerschöpflich also der Stoff zur bestän-
digen Erzeugung der Mineralien ist, so unermü-
det ist die Natur diesen gemischten Stoff aus
einander zu sondern, zu reinigen, aufzulösen, zu
bilden etc. Und wenn sie in Ruhe und ungestört
gelassen wird, so braucht sie weniger Zeit als
insgemein geglaubt wird, um daraus Steine,
Crystalle etc. hervorzubringen.

Anm. So ist z.B. im Museum eine Sprosse von
einer Bergleiter befindlich, die man bey Aufräu-
mung einer, höchstens hundert Jahre lang ver-
laßnen Grube im Rammelsberge vorgefunden, um
welche sich während dieser Zeit eine Selenitdruse
von 7 Zoll im Durchmesser und von einer ganz
ausnehmenden Schönheit angesetzt hat.

§. 240.

Und daß auch selbst Erzte auf die gleiche
Weise noch täglich erzeugt werden können, ist
zwar schon öfters z.B. in den alten Peruanischen
Silbergruben*) etc. bemerkt worden; aber den
unwiderredlichsten Beweis davon hat der Hr.
[Seite 564] Viceberghauptmann von Trebra gegeben*),
der selbst alte hölzerne Stempel, die etwa 200
Jahre lang in einem Marienberger Schachte ge-
standen, mit gediegen Silber, Glaserzte etc. an-
geflogen gefunden.

§. 241.

Alle Mineralien lassen sich füglich unter fol-
gende Classen bringen; deren Eigenschaften und
nähere Bestimmung in den folgenden besondern
Abschnitten angegeben werden.

I. Erden und Steine.

II. Salze.

III. Erdharze.

IV. Metalle und Halbmetalle.

* * *

Einige Hauptquellen und Handbücher zur
Mineralogie.

  1. g. agricola de re metallica L. XII. it de
    natura fossilium
    L. X. etc. Basil. 1546. fol.
  2. (Cronstedt) Försök til Mineralogie. Stockh.
    1758. 8.
  3. Deutsch von Abr. G. Werner. Leipzig seit
    1780. 8.
  4. Rud. Auf. Vogel practisches Mineralsystem.
    II. Ausg. Leipz. 1776. 8.
  5. j. gottsch. wallerii systema mineralogicum.
    Holm
    . 1772. II. vol. 8.
  6. Deutsch v. Nath. Gottfr. Leske u. E. B.
    G. Hebenstreit. Berlin 1781. II. B. 8.
  7. C. Abr. Gerhard Beyträge zur Chymie und
    Geschickte des Mineralreichs. Berlin seit 1773. 8.
  8. Dess. Versuch einer Geschichte des Mineral-
    reichs. Das. seit 1781. 8.
  9. Dess. Grundriß des Mineralsystems. Das.
    1786. 8.
  10. I. Fr. Gmelin Einleitung in die Mineralogie.
    Nürnb. 1780. 8.
  11. Dess. vollständiges Linnéisches Natursystem, des
    Mineralrelchs. Das. 1777. IV. B. 8.
  12. (v. veltheim) Grundriß einer Mineralogie.
    Braunschwig
    1781. fol.
  13. torb. bergman sciagraphia regni mineralis.
    Lips
    . 1782. 8.
  14. rich. kirwan's elements of mineralogy Lond.
    1784. 8.
  15. Deutsch mit Anm. von Lor. Crell. Berlin
    1785. 8.
  16. tib. cavallo's mineralogical tables. Lond.
    1786. fol.
  17. Deutsch von I. Reinh. Forster. Halle
    1786. fol.
  18. Wenc. I. Gust. Rarstens Entwurf der Na-
    turwissenschaft, vornemlich ihres chymisch-mine-
    ralogischen Theils. Halle 1785. 8.
* * *
  1. Abr. G. Werner von den äußern Kennzeichen
    der Foßilien. Leipz. 1774. 8.
  2. de romé de l'isle cristallographie. ed. II.
    Par. 1783. IV. vol. 8.

Zwölfter Abschnitt.
Von den Erden und Steinen.

[Seite 566]

§. 242.

Die erste und bey weiten ansehnlichste Classe
des unorganischen Naturreichs begreift die Erden
und Steine d.h. diejenigen trocknen Mineralien
die sich weder wie die Erdharze im Feuer verbren-
nen, noch wie die Erzte hämmern und breit schla-
gen, noch im Wasser so wie die Salze auflösen
lassen: aber mit diesen letztern in naher Ver-
wandschaft stehen: und deren specifike Schwere
des Wassers seine höchstens vier- bis fünfmal
übersteigt.

Anm. Die ältern Mineralogen haben die Erden und
Steine von einander abgesondert und in zwey be-
sondre Classen vertheilt. Allein der beständigen
Wiederholungen zu geschweigen die bey dieser un-
natürlichen Absonderung unvermeidlich sind, so
beruht überhaupt der ganze unterschied auf dem
so relativen, oft äußerst zufälligen Grad der Cohä-
sion, die wenn sie locker ist Erden, – und wenn
sie feste wird, Steine constituiren soll.

§. 243.

Es sind vorzüglich zwey Hülfsmittel deren
man sich zur Prüfung und Bestimmung der
Mineralien dieser und überhaupt auch der fol-
[Seite 567] genden Classen, und zu ihrer systematischen An-
ordnung bedienen kan. Ihr äußeres Ansehn
nemlich (Bildung, Textur, Harte, Farbe,
Schwere etc.): und dann die chemische Unter-
suchung ihrer Bestandtheile. Beide haben ihre
eignen so große Vorzüge, daß sie beide dadurch
zum gründlichen Studium der Mineralogie un-
entbehrlich werden, und beide auch aufs schick-
lichste mit einander verbunden werden können:
wenn die Hauptcharactere vom Gehalt der Be-
standtheile zum Grunde gelegt, und dann so viel
möglich die äußern Kennzeichen zur leichtern
Kenntnis für den ersten Anlauf, beygefügt
werden.

Anm. Zu den letztern gehören vorzüglichst die Cry-
stallisationen von deren Untrüglichkeit man im-
mer mehr überzeugt wird.

§. 244.

Nach dem meisterhaften Entwurfe des R.
Bergmann den nun neuerlich Hr. Kirwan so
glücklich weiter ausgeführt hat, und den ich
ebenfalls befolge, läßt sich diese erste Classe zu-
förderst unter folgende fünf Hauptordnungen von
primitiven oder einfachen Erden bringen, die
sich im Ganzen schon durch ihr Verhältnis zur
Vitriolsäure unterscheiden lassen.

I. Calcaria. Kalk-Erde die mit der Vitriol-
säure Gyps giebt.

[Seite 568]

II. Ponderosa. Schwer-Erde die mit eben
dieser Säure den Schwerspat ausmacht.

III. Magnesialis. Bittersalz-Erde die damit
Bittersalz giebt.

IV. Aluminosa s. Argillosa. Alaun- oder
Thon-Erde die damit den Alaum macht.

V. Silicea. Kiesel-Erde die von der Vitriol-
säure gar nicht angegriffen wird.

Anm. Ueberhaupt braucht es, nach dem was im vo-
rigen Abschnitte von der Entstehung der Mineralien
gesagt worden, keiner weitern Erinnerung, daß sich
jene primitiven Erden sehr selten rein, sondern
meist mehrere derselben unter einander gemischt
finden. Diese zusammen gesetzten Erdarten finden
aber leicht im System da ihren Platz wo sie nach
ihren Hauptbestandtheilen hingehören. Denn auch
hier a potiori fit denominatio.


I. CALCARIA. Kalk-Erde.

[Seite 569]

Die kalkartigen Steine, bey welchen nem-
lich die Kalk-Erde den Hauptbestandtheil aus-
macht, sind gewöhnlich weich, so daß sie weder
in Glas schneiden noch am Stahl Feuer geben,
und im Feuer mürbe gebrannt werden. Es ge-
hören dahin vorzüglich folgende 6 Geschlechter:

1. calx aërata. Kalk mit Luftsäure ver-
bunden.

Wenn die Luftsäure womit der Kalk in diesen
Geschlechtern verbunden ist, durch Feuer aus
ihnen betrieben wird, so entsteht dadurch der
caustische ungelöschte Kalt. Wird sie aber durch
andre Säuren daraus verjagt so zeigt sich das
Aufbrausen.

Dieses kalkartige Geschlecht ist überall in der
Schöpfung verbreitet. Unzählige Flöz-Gebirge
(§. 228. III.) die wie gesagt das Grab der See-
thiere der Vorwelt auszumachen scheinen, beste-
hen aus Kalk. Und da dieser auch den Haupt-
stoff der Muschelschaalen, der Corallenstämme
und selbst aller Knochen von Menschen u.a. roth-
blüthigen Thieren ausmacht, so sind einige neuere
Naturforscher dadurch auf die Behauptung ver-
fallen, allen Kalk in unsrer Erde von thieri-
schem Ursprunge abzuleiten. Eine Meynung die
unter andern auch schon durch das Beyspiel der
einfachen keine Spur von Petrefacten enthalten-
den Kalk-Gebirge die oben (§. 228 II.) mit zu
den Gang-Gebirgen gezählt worden, widerlegt
[Seite 570] wirb. So z.B. der Holsteinische Segeberg:
der Urwerf bey Schafhausen u.a.m. – Hin-
gegen finden sich am Fuß unsers Heinbergs
genug thierische Petrefacten in den Thonlagen.

Folgendes sind die fünf merkwürdigsten Arten
dieses Geschlechts:

1. Spatosa. Der Kalkspat.

Spat (Engl. spar) ist ein viel bedeutendes
Bergmanns-Wort, das von allen durchsichtigen
und crystallisirten Steinen dieser und der folgen-
den Ordnung, und dann auch von den crystalli-
sirten metallischen sogenannten Kalken gebraucht
wird.

Dieser, der Kalkspat findet sich in verschied-
nen Gestalten; und zuweilen, obschon selten,
auch gefärbt: zumal citrongelb und rosenroth.

Bey den sogenannten Canondrusen sind die
Säulenförmigen Crystalle sechsseitig, ohne End-
spitzen, sondern wie horizontal abgeschnitten
(tab. III. fig. 1.) und zwar ist diese Endfläche
Kreitenweiß und undurchsichtig, wenn gleich die
Säule selbst übrigens so hell als Wasser ist. –
Die Länge dieserr Säulen verliert sich bey man-
chen Abartungen in bloße sechseckte Scheiben
und endlich gar in ganz dünne dergleichen Blätter.

Eine andre Art Kalkspat besteht aus einer
sechsseitigen Säule mit einer breyseitigen stum-
pfen Endspitze. – Und dahin gehört auch der
Nagelkopf-Spat wo die beiden dergleichen
Spitzen mit den Grundflächen auf einander ste-
hen etc.

Die sogenannten Schweinszähne bilden spitze
sechsseitige Pyramiden. (tab. III. fig. 2.)

[Seite 571]

Der Doppelspat oder sogenannte Isländi-
sche Crystall, der in verschobnen Würfeln
(tab. III. fig. 6.) bricht, und dieser Textur we-
gen, wenn er in durchsichtigen und nicht zu klei-
nen Stücken ist, untergelegte Schriftzüge wie
verdoppelt vorstellt, wird insgemein für eine
eigne Art von Kalkspat angegeben. Ich finde
aber daß dieses rhomboidale Gefüge allen mir be-
kannten reinen Kalkspaten gemein ist, und die
Textur derselben ausmacht; die man aber durch-
gehends in der ganzen Mineralogie von der
Crystallisation der Steine etc. schlechterdings
unterscheiben muß! da sonst ihre Verwechselung
zu den abentheuerlichsten Irrthümern verleitet.

2. Tofacea. Der Sinter, Tropfstein, Tuff-
stein etc.

Wird ans kalkichtem Wasser nieder geschlagen,
ist gewöhnlich gar nicht, und in einigen Fällen
nur sehr unvollkommen crystallisirt: meist von
weisser, theils auch von gelber, brauner u.a.
Farben; bald dichter halb lockerer etc.: und er,
hält nach der verschiednen Art seiner Anlage ver-
schiedne Namen.

Wenn er breite Flächen überzieht, so wie er
z.B. die Wände der Baumanns- u.a. dergl.
Hölen gleichsam übertüncht, so heißt er Sinter
und findet sich zuweilen Marmorhart, vom
schönsten Milchweiß und halbdurchsichtig; wie
ich dergleichen von den Ufern des Tigris bey
Bassora (und ähnlichen auch aus der Scharzfel-
der Knochenhöle) besitze. Jener scheint mir der
wahre alabastrites lydinus der A ten zu seyn.

Wenn der Tofus Hingegen im Heruntertröpfeln
des Kalkwassers, zumal von der Decke solcher
gedachten Hölen sich allgemach in Zapfen ansetzt,
[Seite 572] so heissen diese Tropfstein oder Stalactit, der
zuweilen mancherley Figuren oder eigentliche
Naturspiele bi det. Die Baumannshöle und
die berufne Grotte auf Antiparos*) sind voll
von unzähligen solcher Stalactitzapfen. Unter
den großen Geschenken des Hrn. Baron von Asch
ans hiesige academische Museum finden sich Säu-
len aus der letztgedachten Grotte die über 10 Zoll
im Durchschnitt haben. – Auch gehört dahin die
Corallenförmige sogenannte Eisenblüthe u.s.w.

Wenn endlich das Tofwasser mancherley an-
dre Körper überzieht, so bilden sich die Incru-
state, wie z.B. das incrustirte Moos von der
Papiermühle bey Göttingen**), die Incrustate
vom Carlsbade, vom Wisbade u. dergl. Der
Salzstein am Reisholz der Leckwerke. Auch die
Blätterabdrücke die sich an manchen Orten, wie
bey Coburg, Winterthur etc. so häufig und theils
von ausnehmender Sauberkeit finden.

Desgleichen das Beinbrech, Beinwell (osteo-
colla
) das sich um allerhand Schilf, Wurzel-
gestrippe etc. anlegt, und in theils Gegenden,
wie hier um Göttingen, in größter Menge ge-
brochen und als Baustein verarbeitet wird.

Auch das sogenannte Confect von Tivoli,
die Erbsensteine (pisolithi), Rogensteine
(oolithi), u. dergl. sind ebenfalls Geburten des
Tofwassers*) [Seite 572] .

3. Creta. Die Kreite. (Fr. craie, Engl. chalk.)

[Seite 573]

Diese allgemein bekannte Kalkart bildet in
theils Gegenden ganze Vorgebirge, wie z.B.
hin und wieder an den englischen Küsten, wo-
von Albion den Namen hat. Merkwürdig ist
das Verhältnis worin der Feuerstein zur Kreite
steht, der sich so häufig in derselben eingesprengt
findet, und dann oft saubere Versteinerungen
zumal von See-Igeln enthält.

Die Mondmilch oder wie sie in der Schweiz
heißt der Berg-Zieger (lac lunae, agaricus
saxatilis
) ist eine weiche Stärkenartige Kreite
die sich meist in Bergklüften, wie z.B. auf dem
Lucerner Pilatusberg, und beym wilden Kirch-
lein auf den Appenzeller-Alpen etc. findet.

4. Vulgaris. Der Kalkstein. (Fr. pierre à chaux.)

Von verschiedner Farbe, doch meist grau, gelb-
lich etc.: und eben so verschiednem Korne. Die
feinen Arten die Politur annehmen heißen Fr.
presque marbre, Engl. half marble.

Wird bekanntlich roh zum bauen und pfla-
stern etc wenn er aber gebrannt und gelöscht
worden zum tünchen, gerben etc. auch zum Zucker-
sieden und in der Arzney gebraucht.

Als ein paar Spielarten verdienen der fase-
richte Kalkstein und der blättrige Kalkschiefer
angeführt zu werden. Jener sieht fast wie
Strahlgyps aus. Findet sich unter andern auf
unserm Heinberg. Der Kalkschiefer ist meist von
weißgelber Farbe, theils mit saubern dendriti-
[Seite 574] schen Zeichnungen oder mit versteinten Fischen,
Krebsen etc. wie der Pappenheimische.

5. Marmor. (Fr. marbre, Engl. marble.)

Die unendlich mannichfaltigen Marmorarten,
die größtentheils wegen der Geschmeidigkeit die
sie mit ihres Schönheit und Festigkeit verbinden
von je zu den edelsten Kunstwerken der Archi-
tectur und Bildhauerkunst verarbeitet worden,
lassen sich A) nach der Verschiedenheit ihres
Korns in schuppichten ober salinischen Glanz-
marmor und in gemeinen dichten; und B) nach
der Verschiedenheit der Farbe, Zeichnung etc. in
folgende drey Hauptarten eintheilen:

a) Unicolor. Einfärbiger Marmor.

Z.B. der weisse, der so wie andre Marmor-
arten auch, in Rücksicht auf die Kunst (nach-
dem er nemlich schon von den Künstlern des
Alterthums verarbeitet worden oder nicht,) in
antiken und modernern eingetheilt wird. Un-
ter jenen (bianco antico) vorzüglich der Pari-
sche, der höchstens in Blöcken von Menschen-
länge brach, von einen schuppichten glimmern-
den Korne und halbdurchsichtig wie ein ge-
bleichtes Wachs. So auch der Carrarische (mar-
mor lunense
bey den Alten) u.a.m.

Einfarbiger grüner Marmor, das eigentliche
verde antico (marmor laconicum) vom Vorge-
birge Tänarus, das nicht mit dem eben soge-
nannten grünen Porphyr etc. verwechselt wer-
den darf.

So giallo, rosso, nero antico etc.

b) Versicolor. Bunter Marmor.

Gefleckt, adrig, wolkicht, streificht (wie der
Blankenburger Tafftstein) in unzähligen Varie-
täten.

[Seite 575]

Dahin z.B. pavonazzo antico weiß mit ro-
then Streifen.

Fiorito antico von zwey bis drey Farben, meist
weiß, roth und gelb geflammt.

Broccatello antico von vier Farben, gelb,
roth, weiß, grau etc.

Breschen (breccia) heissen die aus größern
oder kleinern einzelnen Massen von mancherley
einfärbigen Marmorarten gleichsam zusammen-
gebacknen Gattungen.

c) Pictum. Figurirter Marmor.

Entweder mit Zeichnungen wie Bäumchen,
Moos, kurz dendritisch (ausnehmend sauber
bey Baden im Aargau):

oder mit Zügen wie altes Mauerwerk, im
Florentiner Ruinen-Marmor (paësino d'Arno)
der meist in dünnen Täfelchen zu eingelegter Ar-
beit verbraucht wird.

Auch kan man den Petrefacten-Marmor
(lumachella) hierher zählen.

2. calx vitriolata. Kalk mit Vitriolsäure
verbunden.

1. Selenites. Der Gypsspat.

Läßt sich leicht mit dem Messer spalten.

Ist theils crystallinisch z.B. in platten zehn-
seitigen rhomboidalen Crystallen, mit zwey brei-
ten Flächen zu beiden Seiten, und vier gedoppel-
ten schmahlen an den Rändern. Zuweilen in
ansehnlichen Drusen, wie vor Alters im Ram-
melsberge (§. 239).

[Seite 576]

Meist weißlich-grau etc. theils Perlemutter-
färb zuweilen von einer ausnehmenden Schönheit;
wie z.B. ein Genfer den ich kürzlich von Hrn.
de Luc daher erhalten habe, und der mit dem
feinsten Silberglanz wie ein gewässerter Moor
schillert.

Das Marienglas oder Fraueneis (glacies Ma-
riae. lapis specularis
). Hornglas, Eselsspie-
gel etc. sind alles Abarten des Selenits.

2. Gypsum. Der Gyps.

Gebrannt und mit Wasser gemischt giebt er
einen besondern Geruch; verhärtet wieder schnell;
und wird bekanntlich zu Estrich. Stuckaturar-
beit, Abgüssen von Statüen, Büften etc. gebraucht.

Der Strabigyps (stirium. lapis inolithus)
ist fasricht, meist weiß, grau etc.

3. Alabastrum. Der Alabaster.

Verhält sich zu Gyps ohngefähr wie der Mar-
mor zum gemeinen Kalkstein.

Von mancherley Farben und Zeichnungen. –
Vom blendendsten weiß habe ich ihn unter dem
Eise des buisson-Gletschers am Fuß des mont
blanc
gefunden.

3. calx flvorata. Kalk mit Flußspatsäure
verbunden.

Der Flußspat, Glasspat (fluor).

Würflicht, mehr oder weniger durchsichtig;
theils so hell als Glas, mehrentheils farbig wie
gefärbte Edelsteine etc., theile vom schönsten ci-
trongelb, Smaragdgrün (bey Brienz etc. auch in
Sibirien etc.) oder Rosenfarb (am St. Gotthard),
[Seite 577] dunkel-violet (bey Ehrenfriedersdorf etc.) oder
bunt aus mehrern dieser Farben zusammen wie
bey den ausnehmend schönen Flußspaten von
Derbyshire die zugleich in so großen Stücken
brechen und sich so gut drehen und poliren lassen,
daß sie bekanntlich zu mancherley kostbaren Na-
sen u. dergl. verarbeitet werden.

Sonst sind diese Spate, zumal der grüne, noch
wegen des schönen grünen phosphorischen Scheins,
womit sie gebröckelt und auf ein heisses Eisen
gestreut, im Finstern leuchten, merkwürdig.

4. calx ponderosata. Kalk mit Tung-
(Schwehr-) stein- Säure verbunden.

Lapis ponderosus. Der Tungstein, Schwehr-
stein, (sogenannte) weisse Zinngraupen.

Von der Crystallisation des Demants (tab. I.
fig. 5.): sein specifisches Gewicht übersteigt noch
das vom Schwehrspat: meist von gelblich-grauer
Farbe, halbdurchsichtig: fettig-glänzend auf
dem Bruche. Fand sich ehedem häufiger als jetzt
bey Schlackenwalde.

5. marga. Kalk mit Thon vermischt.

Der Mergel. (Fr. marne. Engl. marle.)

Mancher Mergel besteht aus gleichen Theilen
von Kalk und Thon. Bey andern aber hat der
eine oder der andre dieser beiden Hauptbestand-
theile das Uebergewicht, und hiernach theilt man
ihn dann in Kalk- und in Thon-Mergel. Ueber-
haupt zeigt er sich in endloser Mannichfaltigkeit
der Mischung, Farbe etc. Oft kuglicht als Mer-
gelnüsse etc.

[Seite 578]

Dient bekanntlich zur Verbesserung manches
Erdreichs.

Hierher gehört auch die pietra fongeja die
man in Unter-Italien in großen Stücken in der
Küche bat, und durch begießen und anfeuchten
Champignons darauf zieht.

6. lapis svillvs. Kalk mit Bergöl ver-
mischt.

Der Saustein, Stinkstein. (Fr. pierre puante.)

Giebt wenn er geschabt wird einen Geruch wie
angebranntes Horn. Gewöhnlich von schwarz-
grauer oder gelblichtweisser Farbe, letztrer meist
als Kalkschiefer wie bey Oeningen und auf dem
Libanon, an beiden Orten voller versteinter Fisch-
gerippe etc. Der schwarze nicht schiefrige enthält
hingegen sehr oft Belemniten die ganz von ihm
durchdrungen find.


II. PONDEROSA. Schwer-Erde.

[Seite 579]

1. terra ponderosa vitriolata. Schwer-
Erde mit Vitriolsäure verbunden.

Der Schwerspat. (Spatum ponderosum, mar-
mor metallicum
. Fr. spat pesant, Engl.
cawk.)

Hat den Namen von seinem ansehnlichen Ge-
wichte: theils undurchsichtig, theils mehr oder
weniger durchsichtig, meist weiß, oder Wasser-
blau, auch graulich. Oft crystallinisch; und
dann gewöhnlich in flachgedruckten Tafeln (tab.
III. fig. 4.): theils wie Hahnenkämme die Grup-
penweis an einander stehen. Bey großen Dru-
sen kreuzen sich oft diese Gruppen wie Flechtar-
beit. Zuweilen, aber selten, finden sich diese
Crystallen microscopisch klein, schneeweiß und
wie an Fäden angeschossen, die bereiften Haar-
büscheln ähneln, daher sie Haardrusen genannt
werden.

Eine sehr berühmte Art von Schwerspat ist
der bononische Stein (meist von der Größe und
Form wie getrocknete Feigen und von schmuzig-
grauer Farbe, halbdurchsichtig,) an welchem man
ums I. 1630 zuerst die phosphorescirende Eigen-
schaft dieses Spats bemerkt hat, daß er nemlich,
wenn er calcinirt worden die sogenannten Licht-
magnete giebt, die nemlich Lichtmaterie von der
Sonne oder auch vom Schein starken Küchen-
feuers (aber nicht vom Mondschein) einsaugen
und es in der Dunkelheit (und zwar wenn es
buntes prismatisches Licht war das sie empfin-
[Seite 580] ge, auch genau mit den gleichen Farben) wieder
von sich werfen.

Auch gehören zum Schwerspat der Stangen-
spat von Freyberg; desgl. der Aehrenstein
(lapis acerosus oder irrig sogenannte Straus-
asbest) der am Harz in sauber figurirten Bü-
schein in einem grauen Gestein bricht u.a.m.

2. lapis hepaticvs. Schwer-Erde mit
Kiesel-Erde und Bergöl etc. vermischt.

Leberstein.

Giebt wenn er geschabt wird, einen Geruch
wie Schwefelleber von sich, ist meist von weiß-
grauer, gelber, oder schwarzbrauner Farbe.


III. MAGNESIALIS. Bitterfalz-Erde.

[Seite 581]

1. magnesia aërata. Bittersalz-Erde mit
Luftsäure verbunden.

1. Spuma marina. Der Meerschaum. (Türk.
Kill-Keffi d.h. Schaumthon oder leichter
Thon.)

Diese merkwürdige Erdart*) wird zu Kilt-
schick (d.h. Thonort) ohnweit Konie (Iconium
der Alten) in Anatolien gegraben, und die bar-
aus verfertigten bekannten Pfeifenköpfe gehören
zu den vorzüglichsten Einkünften des dasigen
großen Derwisch-Closters. Sie besteht aus
gleichen Theilen Bittersalz- und Kiesel, Erde
und zeichnet sich unter andern Besonderheiten
auch dadurch aus, daß sie keine Spur von Eisen
zeigt, und in Wachs gesotten ihre weisse Farbe
behält etc.

2. Steatites. Der Speckstein. (smectis. der
Seifenstein.)

Vorzüglich diese und die nächstfolgende Gat-
tung, halten sehr viel mehr Kiesel-Erde in ihrer
Mischung als die vorige.

Der Speckstein findet sich von weisser, röth-
licher und grünlicher Farbe. Zuweilen crystalli-
sirt. Die feinern Arten sind wie ein Stück Seife
anzufühlen. Der Baireutische ist theils mit sau-
[Seite 582] bern Dendriten durchzogen. Der feinste bricht
in Schina, wo er zu Theegeschirren, kleinen
Schaalen, Flaschen, Figuren u.a. Schnitzarbeit
verarbeitet wird.

Geschabt zieht er vortrefflich Fettflecken aus,
zumal aus Seide.

Hierher gehört auch die Spanische Kreite.

3. Ollaris. Der Topfstein, Giltstein, Weich-
stein, Lavezzi. (lapis comensis der Alten.)

Weicher und von gröberm Gefüge als der
Speckstein. Meist von grünlich-grauer Farbe.
Bricht in theils Gegenden häufigst und in großen
Massen; wie zumal hin und wieder in den
Schweizer-Alpen, z.B. im Urnerland am St.
Gotthard; in Graubünden, wo er vor Zeiten
die Hauptnahrung des schönen a. 1618 vom Ein-
sturz des Bergs Conti begrabnen Flecken Plürs
ausmachte etc. Man macht theure aber Jahrhun-
derte ausdauernde Stubenöfen daraus. Und
dreht mittelst großer Räder die vom Wasser ge-
trieben werden, Kochtöpfe und Kessel daraus die
zuweilen wohl 3 Fuß im Durchschnitt halten.

Fast auf gleiche Weise benutzen auch die Grön-
länder ihren Weichstein.

Selbst im fünften Welttheile findet er sich,
auf den Neuen Hebriden; wo die Neu-Caledo-
nier ihre Schleudersteine daraus schnitzen.

2. ophites. Reine Bittersalz-Erde mit eben
so viel Kiesel-Erde, 1/3 Thon und etwas
Eisen.

1. Serpentinus. Der Serpentinstein.

[Seite 583]

Von dichtern festern Korn als der Topfstein.
Meist von schwarzgrauer Farbe, theils auch mit
schönen dunkelrothen Adern. Vorzüglich zu
Zöplitz im Erztgebirge, wo er seit dem Ende des
sechzehnten Jahrhunderts (theils in Blöcken
von 30 Centnern etc.) gebrochen, und von den
dasigen Steindrechslern in unsäglicher Menge
zu Reibemörsern, Büchsen u. dergl. verarbeitet
wird.

2. Lapis nephriticus. Der Nierenstein. (Fr.
jade.)

Von noch feinerm fettern Korn als der Ser-
pentinstein, so daß er schöne Politur annimmt
und theils gar am Stahl Feuer giebt. Meist
von grüner Farbe, theils hell, theils dunkel
lauch-grün. Meist halbdurchsichtig. Bricht
wohl nur in kleinen etwa Faust großen Stücken.

Hierher gehört der Amazonenstein aus Süd-
america, woraus die alten Peruaner zu den
Zeiten der Incas artige Kunstwerke schnitzten.

So auch die schöne Steinart woraus unsre
Antipoden die Neuseeländer und andre Südsee-
Insulaner ihre wichtigsten Geräthschaften (Axte,
Meisel etc.) verfertigen, wovon ausnehmende
Stücke in der Südländischen Sammlung des
academischen Musei befindlich sind.

Auch scheinen die berühmten Kreuzsteine von
St. Jago von Compostel zu dieser Stewart zu
gehören.

3. asbestvs. Milde Bittersalz-Erde mit
Kiesel-Kalk-weniger Thon-Erde und Eisen
vermischt.

[Seite 584]

1. Rigidus. Der steife (oder sogenannte unreife)
Asbest.

Läßt sich nicht wie Wolle zasern und spinnen,
sondern bröckelt, wenn er auch gleich wie der
Veltliner oder der von schwatz in Tyrol etc. aus
Fußlangen blendend weissen Fäden besteht. Oder
wie der Corsicanische von Corte noch so zart und
weich anzufühlen ist.

In größter Menge zumal im Piemontesischen
und Savoyischen wo ganze mächtige Gänge von
reichem Bleyglanz in Asbest liegen.

Dahin gehört auch das Bergleder (aluta
montana
) das zumal in Sibirien in großen weis-
sen Blättern gefunden wird: wie z.B. unter
den Aschischen Geschenken im Museum das Berg-
leder aus dem Oloneczischen das als Saalband
an beiden Seiten der schönen dendritisch crystal-
lisirten gediegnen Kupferschollen anliegt.

Und der Bergkork (suber montanum).

2. Textilis. Der Bergflachs (sogenannte reise
Asbest).

Diese Gattung die sich auf der Insel Cyprus,
so wie in Arabien und Sibirien etc. findet, ist
biegsam und läßt sich zu Faden spinnen; woraus
man vor Alters zum Verbrennen der Leichen*)
[Seite 585] und noch jetzt hin und wieder zur Curiosität un-
verbrennliche Leinwand verfertigt.

Auch sogenanntes unverbrennliches Papir hat
man aus Asbest zu machen versucht.

Und Hr. Colleg. Assessor Koch in St. Peters-
burg hat ihn neuerlich zum Abformen der Mün-
zen etc. angewandt.

4. talcvm. Reine Bittersalz-Erde mit etwas
weniger Thon-Erde und hingegen fast
doppelt so viel Kiesel-Erde innig vermischt.

Meist Silberweiß oder ins grünlichte spielend;
überaus fettig anzufühlen; färbt wie Silber-
schaum ab. Wird daher zumal in Schina zu
feinem Tapetenpapir u. dergl. verbraucht das da-
von einen matten Silberglanz kriegt.

Neuerlich schlug ihn B. Tott als eine mine-
ralische Seife vor, um die Friction Hey aller-
hand Maschinen zu mindern.

IV. ALVMINOSA s. ARGILLOSA.
Alaun- oder Thon-Erde.

[Seite 586]

1. terra alvminosa aërata. Alaun-Erde
mit Luftsäure verbunden.

1. Pura. Reine Alaun-Erde.

Weiß; in kleinen Nieren; ähnelt da der kalk-
artigen Mondmilch (S. 573) womit sie auch
neuerlich von Mineralogen verwechselt worden.

2. Argilla. Der Thon. (Engl. clay.)

Mehr oder weniger mit Kiesel- und Kalk-
Erde etc. vermischt. Besonders sind davon fol-
gende Abartungen zu merken:

a) Der Ziegel- oder Töpfer-Thon, eins
der nutzbarsten und daher auch wohl meist über
die ganze Erde verbreiteten Mineralien.

b) Der Thon-Mergel (s. oben S. 577).

c) Das Steinmark (lithomarga) eine meh-
rentheils weisse oder röthliche Thonart von einem
festen und doch geschmeidigen Korn. Eine vom
Hrn. Viceberghauptmann von Trebra im tiefen
Georg-Stollen am Harz entdeckte Abart davon
giebt wenn im finstern mit einer Spitze darauf ge-
strichen wird, einen hellen phosphorischen Schein.

d) Die Walker-Erde.

Sehr fettig anzufühlen. Schäumt im Wasser
wie Seife und zieht begierig Fett in sich. Da-
her ihre Wichtigkeit zum Wallen der Tücher.
Die feinste Leberfarbene findet sich bekanntlich in
England.

e) Siegel-Erde (terra sigillata, s. Lemnia).

[Seite 587]

Von verschiedenen Falben. Feine Sorten wer-
den zumal in der Türkey und in Schina zu
mancherley Theegeschirren, Pfeifenköpfen etc. ver-
arbeitet.

f) Pfeifenthon.

Zu Tobakspfeifen.

Aenliche Arten auch zum sogenannten Stein-
gut, Fayence etc.*)

Auch zur Majolica die zuerst zu Anfang des
sechszehnten Jahrhunderts von Raphaels Vetter
Guido Durantino zu Urbino mit schöner Mahle-
rey nach des Marc-Antonio Kupferstichen ver-
fertigt wurde.

g) Porcellan-Erde. (Kaolin.)

Die wichtige Erdart, aus der man zuerst in
Schina (und zwar wies scheint schon gegen die
Mitte des fünften Jahrhunderts) Porcellan ge-
macht: das nun zu Anfang des jetzigen Jahr-
hunderts von dem nachher Baronisirten Apothe-
ker Bötticher oder doch auf dessen Veranlassung
in Meisen ebenfalls erfunden, und nun seitdem
an mehrern Orten in- und außerhalb Deutsch-
land nachgemacht worden.

h) Noch gehören hierher die mancherley ge-
färbten Thonarten, wie z.B. Bolus: – Rö-
thelstein: – selbst der gemeine Lehmen der so
häufig und in so großen Lagen gegraben wird.

Auch manche Umberarten: (– denn sie sind
nicht alle mit Erdharz durchdrungne vegetabili-
[Seite 588] sche Erden: –) wie z.B. die, die ich häufig
in den Ilfelder Achatnieren gefunden habe.

3. Vulcanica. Die Thonarten vulcanischen
Ursprungs.

Es gehören dahin vorzüglich folgende Ab-
arten:

a) Die Puzzolana.

Meist von aschgrauer Farbe, theils als Pul-
ver, theils in gebröckelten Stückgen von schwam-
michter Textur. Giebt den trefflichen Mörtel
zum Wasserbau.

b) Der Traß.

Meist von gelblicher Farbe und härter als die
Puzzolana, der er sonst in der Textur etc. ähnelt,
auch bekanntlich zu gleichem Gebrauch benutzt
wird.

c) Die Tuffa.

Ein Gemengsel von grauer vulcanischer Thon-
Asche mit andern Erdarten:

Dahin gehören auch die Rapilli womit vor-
züglich Pompeji a. 79. n. E. G. überschüttet
worden*).

d) Der Tripel.

Auch diese bekannte gemischte Thonart, die
meist von gelblicher Farbe ist, und wessen ihres
scharfen Korns zu mancherley technischem Ge-
brauch dient, wird jetzt für vulcanischen Ur-
sprungs gehalten.

[Seite 589]

2. mica. Alaun-Erde verbunden mit Kiesel-
Erde, und etwas weniger Bittersalz-Erde.

1. Vulgaris. Der Glimmer.

Einer der drey Hauptbestandtheile des Granits.

Theils crystallinisch in sechseckichten Scheib-
chen, zumal schön auf dem St. Gotthard.

2. Ruthenica. Rußisch Frauenglas.

Darf ja nicht mit dem obigen selenitischen
Marienglas (S. 576) verwechselt werden. Fin-
det sich in Sibirien theils in Blättern von Bo-
gengröße, ist etwas biegsam, selten recht durch-
sichtig, sondern meist wie räuchricht; wird zu
Fensterscheiben gebraucht.

3. schistvs. Schiefer. – Alaun-Erde in-
nigst vermischt mit Kiesel-Erde, etwas
weniger Bittersalz- und Kalk-Erde, und
Eisen.

Ueberhaupt werden die mehrsten undurchsich-
tigen Steine die sich in Tafeln spalten lassen,
Schiefer genannt: (so Kalkschiefer, Mergel-
schiefer, Stinkschiefer etc.) im engerm Sinn wird
doch aber meist der Thonschiefer von welchem hier
die Rebe ist darunter verstanden.

Diese Thonschieferarten zerfallen aber in Rück-
sicht ihres Ursprungs und ihrer Lagerstätte in
zwey Hauptclassen, die sich auf die obgedachte
allgemeine Eintheilung der Gebirge (§. 228) be-
ziehen: in Gangschiefer nemlich, und in Flöz-
schiefer. Außerdem aber sind nun vorzüglich
folgende Hauptgattungen darunter zu merken.

[Seite 590]

1. Ardesius. Der Dachschiefer, Tafelschiefer.

Von verschiedner Feinheit des Korns, Festig-
keit etc. besonders auch von verschiedner Farbe
sowohl der mit einem Stift derselben Art darauf
gezeichneten Schriftzüge (scriptura alba etc.)
als des Schiefers selbst. Letzterer meist schwarz
oder schwarz-blau; zuweilen hell-grau (wie der
womit im Faucigny die Dächer gedeckt werden):
auch grün und rothbraun (wie im Berner Gebiet).

Gröbere Sorten werden gewöhnlich zum Dach-
decken gebraucht. Feinere wie zumal die aus
den mächtigen Schieferbrüchen im Canton Gla-
rus zu Schreibtafeln, Tischplatten etc. – auch
in die Korndarren.

Mit einem festen schwarzgrauen Schiefer schäf-
ten auch die Insulaner von Unalaschka und die
Nordlichsten Americaner jenseits der Hudsonsbay
ihre Pfeile.

Besonders merkwürdig ist auch ein sehr feiner,
weicher etc. leichter, Taubenblauer Schiefer vom
Ufer der Wolga an der Mündung der Kamy-
schinka, woraus zuerst der seel. Prof. Lowitz eine
neue und sehr vorzügliche Art von Hygrometer
verfertigte.

2. Lydius. Der Probirstein.

Von feinerm und festerm Korn als der Schie-
fer; auch nicht so leicht in Tafeln zu spalten.

Dahin gehört ferner der feinere Schleifstein
zum Abziehen der Messer.

Auch wo ich nicht irre der wahre basanites
der Alten.

[Seite 591]

3. Scriptorius. Die schwarze Kreite.

Von feinem Korn, aber weich, geschmeidig.

4. cornevs. Hornfelsstein, Hornblende. -
Alaun-Erde innigst vermischt mit Eisen-
Kalk, Kiesel-Erde, weniger Bittersalz-
Erde, und noch weniger Kalk-Erde.

Von verschiedner Farbe, meist schwarz und
grau, auch von verschiednem Korn und ungleicher
Härte. Doch daß er wohl nie am Stahl Feuer
giebt. Theils auf der Oberfläche glänzend.

5. zeolithvs. – Alaun-Erde mit Kalk-
und Kiesel-Erde gemischt.

Diese erst neuerlich bekannt wordene Steinart
findet sich von verschiedner Farbe, Durchsichtig-
keit, Dichtigkeit etc., und mancherley Gestaltung.
Meist weiß, oder bräunlich, oder grün etc. Der
auf Island und Feroë häufig in Nieren die beym
Zerschlagen in strahlichte Keile springen. So
auch die kleinen Nierchen in den Laven unsrer
benachbarten ausgebrannten Vulcane. Auf dem
St. Andreasberge am Harz finden sich zwey
Arten Zeolith in kleinen Crystallen die meist auf
den Canondrusen (S. 570) aufliegen. Die eine
Art ist halbdurchsichtig schwärzlich: die andre
hingegen Kreitenweiß.

Auch die merkwürdigen Rreuzerystallen (tab.
III. fig. 3.) die daselbst brechen, scheinen nach
Hr. Gerhards Untersuchungen zum Zeolith zu
gehören.

Und so auch die ganz neuerlich im Lünebur-
ger Gyps entdeckten würflichten Crystallen, die
[Seite 592] aber bey der Menge Kieselerde die sie halten in
Glas schneiden und schöne Politur annehmen:
daher sie Anfangs unter den Namen von cubi-
schen Quarz bekannt worden.

6. picevs. Pechstein. – Alaun-Erde mit
viermal so viel Kiesel-Erde und etwas
Eisen unvollkommen verbunden.

Ist vulcanischen Ursprungs, und bat den Na-
men von seiner gewöhnlichen Farbe und Ansehen.

V. SILICEA. Kiesel-Erde.

[Seite 593]

Die Kieselarten zeichnen sich außer dem schon
angeführten Character (§. 244) auch durch ihre
größere Härte von den vorhergehenden Ordnun-
gen aus, da sie am Stahl Feuer geben, in Glas
schneiden etc. – Weil sie mit Zusah eines festen
Laugensalzes leicht zu Glas schmelzen, so werden
sie auch vitrescible Erden genannt. Die Kiesel-
Erde selbst wird nur in der Flußspatsäure auf-
gelöset.

1. qvarzvm. Die reinsten Kieselarten.

Ein zweyter Hauptbestandtheil des Granits
(vergl. S. 589) der sich aber auch außerdem in
großer Menge und in großen Massen findet, meist
ungefärbt, mehr oder weniger durchsichtig etc.
Seine Crystallisation ist eigentlich eine sechsseitige
Säule an beiden Enden mit einer sechsseitigen
Spitze (tab. III. fig. 7). Gewöhnlich abersitzt die
Säule mit dem einen Ende in der Quarzmutter
fest. Ober man sieht auch wie bey dem auf den
Harz meist blos sechseckichte Spitzen ohne Säu-
len auf der Mutter.

Zuweilen scheinen die Quarzcrystalle eine drey-
eckichte Spitze zu haben, und folglich hierin
manchem Kalkspat (S. 570) zu ähneln; wie ich
dergleichen Quarznieren aus den Kalklagern des
Jura bey Genf vor mir habe: bey genauer Be-
trachtung sieht man aber allerdings noch drey
äußerst kleine Facetten die mit den drey großen
abwechseln.

[Seite 594]

Die größten und schönsten Bergcrystalle bre-
chen w den Schweizer-Alpen zumal am Gott-
bald, auf der Grimsel, auch in Savoyen und
in Wallis wo man einzelne Crystallen von
zwölf und mehrern Centnern am Gewicht ge-
brechen hat*). Und darunter Centner schwere
Stücke von einer Klarheit, daß man ein dahin-
ter gehaltnes Zeitungs-Blat dadurch lesen kan.

Daß der Quarzcrystall die Schriftzüge etc. ver-
doppelt, fast wie der Doppelspat, nur schwä-
cher, hat schon Newton angemerkt.

Zuweilen schließt er merkwürdige fremde Kör-
per ein. Z.B. die aus dem Bannat etc. Was-
sertropfen**); – die Schweizer und die von
Madagaskar etc. Amiant, Schörl etc. – die
Sächfischen, Zinngrupen, Kies etc. – Auch habe
ich einen überaus hellen vom St. Gotthard mit-
gebracht der crystallisirten Glimmer (S. 589)
in sich halt.

Die Rauchcrystalle (oder sogenannte Rauch-
topasen) finden sich von hellerer oder dunklerer
braunen Farbe; (theils vollkommen schwarz und
undurchsichtig:) vorzüglich schön im Bernerge-
biet, und in Sibirien.

Die in den Achatnieren befindlichen Crystall-
spitzen find mehrentheils gefärbt wie Amethysten:
so wie es auch außerdem gelbe u.a. gefärbte
[Seite 595] Quarze giebt. Und darunter zuweilen welche die
sich wenn sie brillantirt werden mit einem uner-
warteten Feuer ausnehmen, dergleichen ich gelbe
und violette von der Schneekoppe auf dem Thü-
ringerwald besitze.

So finden sich such in gewissen Gegenden un-
gefärbte kleine Crystalle vom reinsten Wasser und
voller Feuer, daher sie mit den Namen unächter
Demanten belegt werden. So z.B. die auf den
Feldern zwischen Pyrmont und Lüde; die Mar-
moruschen vom carpatischen Gebirge, die Bri-
stolsteine (Kerrystones) etc.

Endlich gehören auch hierher die im Wasser
abgerundeten Crystall-Kiesel die theils auch
wenn sie geschliffen werden ausnehmende Schön-
heit zeigen; wie z.B. die Linsburger Steine im
Cellischen, die von Ceilan etc.

2. gemma. Gefärbte Edelsteine. – Kiesel-
Erde mit Thon- und Kalk-Erde und Eisen.

a) Rothe.

1. Der Rubin. (Fr. rubis, Engl. ruby.)

Der härtste und kostbarste von allen gefärbten
Edelsteinen. Kommt vorzüglichst aus Pegu und
Ceilan. Seine Crystallisation ist wie die des
Demants (tab. III. fig. 5). Nach der Verschie-
denheit seiner Röthe erhält er eben so verschiedne
Unterbenennungen:

Almandin nemlich (carbunculus der Alten)
wenn er vom schönsten hochroth ist.

Rubibalais, blaßroth.

Rubispinell, violetroth.

Rubicell, gelblichtroth.

[Seite 596]

2. Der Amethyst.

Von violetter Farbe. Zeichnet sich doch durch
seine geringe specifische Schwere u. u. Eigenhei-
ten von andern Edelsteinen aus.

b) Gelbe.

3. Der Topas.

Der orientalische ist meist citrongelb, findet
sich häufig auf Ceilan als abgerundeter Kiesel;
doch erkennt man noch an manchen die Crystal-
lisation die aus zwey sechsseitigen Pyramiden
besteht (tab. III. fig. 8).

Der Sächsische Schneckenstein hat seinen
Namen von einem Felsen im Bergamte Falken-
stein wo er 1729 entdeckt worden. Hat ohnge-
fähr die Farbe des orientalischen Topas. Aber
eine ganz davon verschiedne Crystallisation.

Der Brasilische ist gewöhnlich mehr orangen-
gelb; theils röthlich: ähnelt dem Schneckenstein
in der Crystallisation. Findet sich aber auch im
Wasser abgerundet.

4. Der Hyazint. (Lyncurium der Alten.)

Feuerfarb, orangegelb. Weit weicher als der
vorige.

c) Grüne.

5. Der Smaragd. (Fr. emeraude, Engl. emerald.)

Von der Crystallisation der oben beym Kalk-
spat (S. 570) beschriebnen Kanondrusen (tab. III.
fig. 1). Jetzt kommen die mehresten aus Brasi-
lien. Die Alten kriegten ihre aus Aegypten.
(– Daß der ehemals so berufne vermeinte Sma-
ragd im Kloster Reichenau bey Costanz nichts
weiter ist als ein schöner grüner Glasfluß,
braucht jetzt kaum mehr erinnert zu werden.)

[Seite 597]

6. Der Chrysolith.

Zeisiggrün.

7. Der Beryll oder Aquamarin. (Fr. aigue-
marine
.)

Meergrün, ins Wasserblaue etc.

d) Blaue.

8. Der Sapphir. (hyacinthus der Alten.)

Hat gleiches Vaterland und Crystallisation mit
dem orientalischen Topas. Der ganz blaßblaue
heißt Lux-Sapphir.

3. gemma secvndaria. Die Halb-Edel-
steine. – Kiesel-Erde mit andern Erden
in verschiednen Verhältnissen und mit Ei-
sen vermischt.

Halbdurchsichtig, und ohne ursprüngliche
eigenthümliche*) Crystallisation.

1. Der Achat.

Von allen möglichen Farben und Zeichnungen.
Zwar meist in Kugeln oder Nieren von verschied-
ner Größe. Gewöhnlich find diese Kugeln hohl
und inwendig mit gefärbten Crystallspitzen (S.
594) besetzt. Oft aber ist auch diese crystallini-
sche Höle wiederum mit Achat oder Chalcedon etc.
ausgefüllt, und auf diese Weise entstehen wohl
die sogenannten Festungsachate mit eckichten
[Seite 598] Zügen wie Sternschanzen u.a. Fortifications-
zeichnungen die durch die in den Umkreis des
mittlern Achat-Kerns eindringende Crystall-
spitzen gebildet werden.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten die-
ser Gattung gehört der streisichte Regenbogen-
achat von Oberkirchen im Elsas, der in Täfel-
gen geschnitten gegen das Licht gehalten in die
feurigsten Regenbogenfarben spielt.

Und der eignen Gestalt wegen verdienen die
Achatnieren vom Netzberg bey Ilfeld Erwähnung
die großentheils plattgedrückt sind, und zwar so
daß ihr einer Rand einen runden gewölbten
Mücken, der entgegenstehende aber eine scharfe
Schneide bildet (ohngefähr wie tab. III. fig. 12).
Dabey zeigt die ganze übereinstimmende abhän-
gige Lage dieser sonderbaren Nieren wie sie sich
bey ihrer Bildung etc. (wie weiche hohle Thon-
klumpen) in diese Form gesenkt haben.

2. Der Chalcedon.

Von Milchblauer Farbe (zuweilen ungemein
schön wie Helles Himmelblau) theils in hohlen
Nieren inwendig mit kuglichten Knöpfen, (der-
gleichen ich ans den Kaltlagern des Jura bey
Genf von Hrn. de Luc erhalten,) theils in Zapfen
wie Stalactiten etc.

Hierher gehört auch der Caschelong, der sich
besonders schön bey Nertschinsk in Sibirien fin-
det, meist auch in kleinen Nieren die wenn sie
im finstern an einander gerieben werden mit hel-
lem Lichte phosphoresciren*).

[Seite 599]

Die Moccasteine (oder Dendrachate) sind
Chalcedone mit dendritischen Zeichnungen von
Moos und Bäumchen etc. In den orientalischen
find diese Figuren oft von hochrothem Carneol
und ausnehmender Sauberkeit. In den Ober-
steinern sind sie meist schwarz oder braun, sel-
ten grün. Manche Isländische enthalten ein
grünes Gewebe das ich (blos nach der micro-
scopischen Untersuchung zu urtheilen) für eine
würkliche Conferve halten möchte.

3. Der Onyx, Camahuya.

Dunkelbraun und schwarzblau mit milchweis-
sen Schichten: weswegen ihn die Alten so vor-
züglich zu geschnittnen Steinen besonders zu
Cameen verarbeiteten, die, wenn der Meister
die Schichten des Steins recht zu benutzen
wußte, gleichsam natürliche Gemählde vorstel-
len konnten. Es haben sich ausnehmend große
Stücke der Art aus dem Alterthum erhalten;
wie z.B. das vas Mantuanum zu Braunschweig,
das Basrelief mit dem Jupiter Stator und der
Pallas in Gotha u.a.m.

4. Der Sardonyx.

Meist die gleichen Farben wie beym Onyx,
nur noch mit schichten und Adern von Carniol
durchzogen.

Von dieser bey den Alten sehr geschätzten
Steinart waren nach aller Wahrscheinlichkeit
ihre ächten vasa murrhina (– die manche Ge-
lehrten für Porcellan halten wollten –) verfer-
tigt, so wie sie hingegen unächte aus einer Art
Glascomposition nachmachten*).

[Seite 600]

5. Der Carneol. (Sarda der Alten. Fr. cornaline,
Engl. carnelian.)

Von sehr ungleicher Schönheit der Färbe,
mehrern oder minderern Durchsichtigkeit, Fein-
heit des Korns etc.

Ward vorzüglich von den alten Künstlern,
wegen der ausnehmenden Geschmeidigkeit die die
feinern Carneole mit ihrer Härte verbinden, zu
den Petschirsteinen (Intaglios) verarbeitet.

Der schönste und seltenste antike Carneol
(cornaline de la vieille roche) hat die Farben
eines recht dunkelrothen Weins, der gegen das
Licht gehalten klar und feurig wie ein Rubin,
bey zurückgeworfnen Lichte hingegen tief schwarz-
roth aussieht.

6. Der Opal, Elementstein.

Meist milchblau, mehr oder weniger durch-
sichtig, schillert aber in Regenbogenfarben die
er bey auffallendem Lichte mit ausnehmendem
Feuer zurückwirft, theils wie glühende Kohlen
oder Schwefelflammen etc. daher er auch nicht
durch Kunst nachgemacht werden kan.

Hierher gehört auch das sogenannte Weltauge
das Charleton zuerst beschrieben, und das unter
Wasser Durchsichtigkeit, Widerschein etc. erlang.

4. prasivs. Der Praser. – Kiesel-Erde ver-
bunden mit 1/55 Kalk-Erde, mit noch we-
niger Bitter-Erde und Alaun-Erde, und
sehr wenigen von Eisen, Kupfer und Fluß-
spatsäure.

Vorzüglich zu Kosemitz in Schlesien, von lauch-
grüner Farbe, theils muschlicht im Bruch.

[Seite 601]

Die hellern Grasgrünen oder Apfelgrünen
Abarten heissen Chrysopras, spielen theils ins
blaulichte; wie opalisirend.

5. petrosilex. – Kiesel-Erde mit ohnge-
fähr 1/4 Thon- und 1/40 Kalk-Erde.

1. Der Feuerstein. (pyrrhomachus, Fr. pierre
á fusil
, Engl. flint.)

Von verschiedner Farbe und eben so verschied-
nen Graben der Durchsichtigkeit, theils sauber
dendritisch. Häufigst in Kreitebergen (S. 573)
enthält oft Versteinerungen zumal von See-
Igeln und zarten Corallen.

Dahin gehören auch die sogenannten Melo-
nen vom Berge Carmel, die von ihrer Form
und gewöhnlichen Größe den Namen haben.
Sie sind hohl wie Achatnieren und die Hölung
ist mit milchweissen kleinen Quarzcrystallen dicht
überfintert.

2. Der Aegyptische Kiesel.

In rundlichten dickten Stücken, von brauner
Farbe in mancherley Nüancen, theils mit überaus
schönen Adern, dendritischen Zeichnungen etc.
findet sich vorzüglich an den Ufern des Nils bey
Cana in Ober-Aegypten, doch auch in Arabien
am rothen Meere etc. Ist nicht zuerst von Paul
Lucas, sondern schon lange vorher von Pr. Al-
pin beschrieben*).

6. iaspis. Kiesel-Erde mit 1/3 Thon und ohn-
gefähr 1/6 Eisen-Kalk.

[Seite 602]

Von allen Farben und Zeichnungen wie der
Marmor oder Achat.

Zu den vorzüglichsten Wartungen gehört der
Bänder Jaspis worunter sich z.B. der so aus-
nehmend schöne braun und grün gestreifte Sibi-
rische auszeichnet

Ferner der orientalische Blut-Jaspis (diaspro
rosso antico
).

Der Heliotrop, dunkelgrün mit blutrothen
Flecken u.a.m.

Auch der wahre basaltes oder lapis aethiopi-
cus
der Alten, aus welchem so viele Alt-Aegyp-
tische Kunstwerke verfertigt sind (wie z.B. die
Grundlage der schönen Pyramide des Mycerinus
bey Cairo, die ohnweit davon befindlichen alten
Gebäude, die ehedem so berufne colossalische
Statue des Memnon zu Theben, der Brunne
der Verliebten zu Cairo und mehr dergl. Sar-
cophagen, auch Vüsten u.s.w.) scheint mir nach
den Stücken zu urtheilen die ich (freylich nur
dem äußern Ansehn nach) zu untersuchen Gele-
genheit gehabt, eine Jaspisart ohne Spur eines
vulcanischen Ursprungs, und also von dem was
wir seit Agricolas Zeiten Basalt nennen, genau
zu unterscheiden.

Der Sinopel ein mehrentheils grobkörniger
Jaspis von ziegelrother Farbe in mancherley
Nüancen, zeichnet sich durch seinen starken Ei-
sengehalt aus.

7. lapis lazvli. Lasurstein. (sapphirus der
Alten. Fr. pierre d'azur.) Kiesel-Erde mit
blauem Eisenfluß und etwas Gyps.

[Seite 603]

Von der vortrefflichsten himmelblauen Farbe,
selten in großen Stücken. Wird zu Kunstarbei-
ten und bann zur Ultramarinfarbe gebraucht.

8. feldspatvm. – Kiesel-Erde mit Thon-
Schwer- und Bittersalz-Erde.

1. Der gemeine Feldspat.

Der dritte Hauptbestandtheil des Granits
(vergl. S. 589 und 593). Von blättrigem Ge-
füge aber meist ausnehmend hart. Gewöhnlich
undurchsichtig. Von mancherley Farben: weiß,
röthlich etc. einige seltnere feinere Sorten sogar
Smaragdgrün und Lazurblau. Auch wie Per-
lenmutter schillernd. Theils crystallisirt etc.

2. Der Labradorstein.

Spielt (zumal wenn er vortheilhaft geschnitten
wird) Pfauenschweifig ins blaue, grüne etc. Hat
den Namen von dem Lande wo er zuerst entdeckt
worden. Findet sich aber auch in Ingermanland.

3. Das Katzenauge.

Ein feiner Feldspat von mancherley Farben,
zumal gelblicht, grünlicht etc. der aber wenn er
geschliffen ist einen leuchtenden Widerschein giebt,
fast wie die Augen der Katzen im finstern. Die
schönsten finden sich in Ostindien.

9. granatvs. (Fr. grenat, Engl. garnet.)
Kiesel-Erde mit etwas Thon- und Kalk-
Erde und dephlogistisirtem Eisen.

Die feinern Sorten die mit unter die Edel-
steine gezählt werden, sind vom schönsten dunkel-
roth; und ihre Crystallisation meist dodecadëdrisch
(tab. III. fig. 9). Die vorzüglichsten find die
Orientalischen und die Böhmischen.

[Seite 604]

10. schorlvm. – Kiesel-Erde mit Thon-
Kalk- und Bittersalz-Erde; und halb-
phlogistisirtem Eisen.

Von sehr mannichfaltiger Verschiedenheit der
Crystallisation, Textur, mehrerer oder minderer
Durchsichtigkeit, mehr oder wenigerm glasarti-
gen Ansehen u.s.w. häufig schwarz und grün,
theils in eccentrischen Strahlen.

11. tvrmalinvs. Aschenzieher. – Kiesel-
Erde mit Thon-Erde, weniger milder
Kalk-Erde und Eisen.

Von brauner, grüner und schwarzer Farbe,
Letztre undurchsichtig. Alle zeichnen sich aber
durch die auffallende Eigenschaft aus, daß ihre
Electricität nicht blos durchs Reiben, sondern
schon durch bloßes Erwärmen erregt wird etc.

Die braunen finden sich auf Ceilan. Die grü-
nen in Brasilien. Schwarze in Tirol etc. und
von vorzüglicher Größe in Grönland.

12. vvlcanivs. – Kiesel-Erde mit Thon-
und weniger Kalk-Erde theils auch mit
etwas Bittersalz-Erde und meist mit Eisen.

Die vorzüglichsten vulcanischen Producte,
außer den wenigen die schon oben unter den
Alaun-Erden (S. 588. 592) angeführt worden.

1. Die gemeine Lave.

Von mannichfaltiger Verschiedenheit der Farbe,
Dichtigkeit etc.

Theils bläsricht, zellicht: wohin z.B. der
Rheinländische Mühlenstein zu rechnen.

[Seite 605]

2. Der Basalt.

Meist wohl die gleiche Masse wie die gemeine
Lava, deren Guß aber bey plötzlichem Erkalten
oder durch andere Zufälle, durch ihre ganze
Dicke in unzählige Säulen zersprungen ist, ohn-
gefähr wie ein nasser Stärke-Klumpe, wenn
er, zumal beym Feuer trocknet, rissig wird etc.
Diese Basaltsäulen sind von verschiedener Ge-
stalt, Stärke, Regelmäßigkeit und Richtung;
meist nemlich stehen sie aufrecht, zuweilen liegen
sie schräg, und an einigen Orten gar im halben
Mond gebogen mit beiden Enden in die Höhe
gekehrt. Auf vielen ausgebrannten Vulkanen,
z. V. auf dem Dransberg in unserer Nachbar-
schaft*); auf dem Weidelsberg an der Hessi-
schen und Waldeckischen Grenze und anderwärts,
finden sie sich ziemlich unförmlich, rauh, krumm etc.
Die bey Stolpe, das daher seinen Namen hat**),
find schon ungleich gerader, auch von dichterm
Korn. Die bewunderungswürdigsten von allen
aber find vollends die so äußerst regelmäßig ge-
gliederten Basalte, da jede Säule aus genau
auf einander passenden Gliedern, fast wie ein
Rückgrat aus Wirbeln, besteht. So die beru-
fene Fingals-Höhle auf der Schottischen Insel
Staffa, vor allen andern aber der Riesen-Damm
(Giant's-Causway) an der Nordküste von Ir-
land, der aus mehr als 30,000 solcher Säulen,
deren jede meist 20 Zoll und drüber im Durch-
schnitt, und eine Hohe von 15 Fuß hat, die
dicht an einander stehen, und öden eine große
[Seite 606] gangbare Ebne bilden. Sie sind von unbestimm-
ten Seiten, doch meist fünf- oder sechseckicht,
(tab. III. fig. 11.) und die ganz unzähligen Glie-
der, aus denen sie zusammen gesetzt sind, von
ungleicher Höhe, die häufigsten 8 bis 12 Zoll
hoch, jedes etwa 200 Pfund schwer, und was
das sonderbarste ist, fast durchgehends auf der
einen Seite convex, auf der andern concav
(fig. 11. a. b.), am Rande ausgeschweift, und
die Ecken fast wie an einer Krone zugespitzt*).

3. Vulcanische Verglasungen.

Meist nur in kleinen Nestergen als sogenannte
Fritten sowohl in den alten ausgebrannten als
in den noch jetzt brennenden Vulcanen. So
z.B. in den Laven des Dransbergs in unsrer
Nachbarschaft sowohl als in denen des Vesuvs etc.

Theils aber auch in großen Massen, meist
von schwarzer Farbe, und ebenfalls in den jetzi-
gen Vulcanen so gut als in denen die nach der
obigen Vermuthung (S. 231) bey Umschaffung
unsrer Erde gebrannt haben mögen. So z.B.
von erstern der sogenannte Isländische Achat,
und hingegen von den letztern vollkommen ähn-
liches schwarzes Glas unter den Laven vom
Ararat die Hr. D. Reineggs ans academische
Museum geschenkt hat.

4. Bimsstein. (pumex. Fr. ponce. Engl. pu-
mice
)

Von weisser, grauer, schwarzer etc. Farbe.
Meist von fasrichter Textur fast wie ein fester
Asbest, womit er auch ohnehin manche Ver-
[Seite 607] wandtschaft zeigt, scharf anzufühlen. Ueberaus
leicht, so daß er auf dem Wasser schwimmt.
Zu mancherley Gebrauch für Handwerker, und
in den Bädern bey den Morgenländern so wie
ehedem bey den Alten die Haut damit zu reiben.

13. arenarivs. Sandstein. (Fr. grés. Engl.
freestone.) – Kieselsand mit Kalk oder
Thon oder Eisen etc. zusammengeküttet.

Dieses und die nächstfolgenden drey Geschlech-
ter sind zusammengebackne Steinalten, wo
Kiesel in größern oder kleinern – mehr oder
weniger gleichförmigen – rundlichen Körnern
oder eckichten Brocken, entweder blos unter sich
oder mit andern Steinarten zusammeng küttet,
oder auch in eine andre Grundmasse wie einge-
knetet ist.

Hier, der Sandstein besteht aus Aggregaten
von feinern oder gröbern Sandkörnern, (an
welchen zuweilen noch die Spuren der Quarz-
crystallisation zu erkennen sind) von verschiedner
Farbe, die durch die angegebnen veschiednen
Arten von Cäment zusammengebacken sind.

Durch was für Revolutionen aber der Quarz
erst zu Sand zerrieben – und dieser dann wie-
der zu Sandstein [und zwar in theils Gegenden
zu ganzen großen Gebirgen dieser Art*)] zu-
sammengebacken worden, bleibt bis jetzt ein
cosmogentsches Problem.

[Seite 608]

Zu den besonders merkwürdigen Sandstein-
arten gehört der von Fontainebleau in rhomboi-
dalen Crystallen; die doch aber blos als eine
secundäre Crystallisation (S. 597. N. *) an-
zusehen sind.

Der kürzlich vom neuen wieder berühmt wordne
biegsame Stein ist ein glimmeriger Sandstein den
man schon vor anderthalbhundert Jahren sehr
gut gekannt und beschrieben*).

Quaderstein, Mühlstein, Wetzstein, Filtrir-
stein etc. sind alles einfacherere oder zusammen-
gesetztere Abarten des Sandsteins.

14. porphyrites. – Kiesel-Körner in eine
mehr oder weniger thonichte Grundmasse
eingeknetet.

Die eigentlichen Porphyre und andre zu die-
sem Geschlecht gehörige Steine haben eine ein-
förmige, meist Jaspisartige, Grundmasse, worin
die Brocken von Quarz, Feldspat etc. wie in einen
Teig gleichsam eingeknetet sind.

Die schönste Art ist der dunkelrothe oder
eigentlich sogenannte Porphyr, der pyrthopoe-
cilon
der Alten, den sie meist aus Arabien er-
hielten*), wo z.B. der St. Catharinenberg
[Seite 609] oberhalb des Sinai ganz daraus besteht, und der
wegen seiner gleichsam unbändigen Härte so müh-
sam zu bearbeiten ist.

Dann der grüne (Serpentino verde antico)
u.s.w.

Der sogenannte Puddingstein, mancherley
Kieselartige Breschen (vergl. oben S. 575),
Wurststein, Mandelstein, Fruchtstein, auch
die Nagelfluhe der Schweizer-Alpen und die
graue Wacke in den Gang-Gebirgen des Har-
zes (vergl. §. 228. II.) – sind alles im Grunde
modificirte Abartungen dieses Geschlechts.

15. gnevsvm. – Quarz, Glimmer, Stein-
mark etc. blättrig zusammengeschichtet.

Zum Gneusgeschlechte gehören auch das Lin-
néische saxum metalliferum, der Gestellstein
u.a.m.

Ueberhaupt hat der Gneus mit dem Granit
nahe Verwandschaft, und fließt in theils Ge-
genden so zu sagen durch unmerkliche Uebergänge
mit ihm zusammen. (vergl. §. 228. II.)

16. granites. – Quarz, Glimmer, Feld-
spat etc. in eckichten Brocken zusammen-
gebacken.

Der Granit, diese ehrwürdige Gebirgsart,
von deren Lagerstätte oben die Rede war (§.
228. I.) findet sich in mancherley Verschiedenheit
der Mischung, Festigkeit, Farbe etc.

Gemeine Arten find z.B. der sogenannte Hei-
denstein vom Brocken u.a. dergl. Grund-Ge-
birgen des Harzes. – Der Geisbergerstein
der Schweizer-Alpen u.a. dergl. mehr.

[Seite 610]

Von letztern, habe ich einige ausnehmende
Stücke vom St. Gotthard mitgebracht au deren
jedem alle drey Bestandtheile des Granits aufs
vollkommenste crystallisirt zu sehen find. Quarz-
crystallen nemlich: crystallisirter Feldspat: und
die sechseckichten Glimmerscheibgen (S. 589
und 594).

Zu den edlern Granitarten gehören vorzüglichst
die beiden schönten antiken Granite, der schwarz
und weisse nemitch; und der roth and weisse, die
beide aus Ober-Aegypten kommen, wo Metlen-
lange Gebirge, das Nil-Bette in der Gegend
von Syene, die dortigen Inseln etc. alle aus
diesen ausnehmenden Graniten bestehen: und
woraus die der Vergänglichkeit trotzenden Denk-
male des Alterthums, die Säule des Pompeius
bey Alexandrien, der vorgebliche Sarg des
Cheops in der großen Pyramide etc. und beson-
ders die Obelisten verfertigt worden: denen
aus unfern Zeiten blos die allgemein berühmte
Basis zur Falconetischen Statue Czaar Peters
des Großen beygesellt werden kan, die bekannt-
lich aus dem einzigen ungeheuren Granit-Block-
besteht, der in einem Sumpfe am Finnischen
Meerbusen gefunden, und seines Gewichts von
drey Millionen Pfund ohngeachtet, glücklich
transportirt worden*).

[Seite 611]
* * *

Zwey annoch räthselhafte mineralische Kör-
per die nemlich weder unter die wirklichen Erd-
arten, noch doch auch füglich unter die Erd-
harze (womit sie sonst manche Aenlichkeit zeigen)
gebracht werden können, sind 1. der Demant;
und 2. das Reißbley.

1. adamas. Demant. (Fr. diamant. Engl.
diamond.).

Der härteste und kostbarste von allen bekann-
ten Körpern; und doch, wie Newton gleichsam
geweissagt und nachher besonders die Kaiser-
probe erwiesen hat, seines prächtigen Namens
ohngeachtet, im Feuer sehr vergänglich, da er
nicht einmal die Hitze aushält die zum raffiniren
des Silbers nöthig ist, sondern darin verfliegt,
sogar in kleine Flämmgen hervorbricht, und blos
etwas Rus zurückläßt.

Das er stärker als andre Edelsteine licht an-
zieht hat zumal Beccaria erwiesen.

Seine Crystallisation ist mehrentheils so wie
sie der alte Ritter Maundevile*) aus dem vier-
zehnten Jahrhundert in seiner Meerfahrt zum
heiligen Grabe etc. beschreibt: nemlich mit acht
gleichen dreyseitigen Flächen (tab. III. fig. 5).

Er ist von blättriger Textur und soll eigentlich
ohne alle Grundfarbe, sondern rein wie ein
Thautropfe seyn, aber alle Farben mit vollem
[Seite 612] Feuer zurückwerfen. Doch werden einige Abar-
ten von gefärbten Demanten ihrer ausnehmen-
den Schönbert wegen den völlig ungefärbten
wohl noch vorgezogen, wie z.B. die grünen
wovon ein vorzügliches Stück im academischen
Museum befindlich ist, – so auch blaue, und
theils rothe. Demanten. – Die gelbe oder
bräunliche Färbe hingegen wird für einen Fehler
angesehen, so wie vollends eingesprengtes Pul-
ver etc.

Die schönsten Demanten kommen aus den al-
ten Felsen von Decan, Golconda, theils werden
sie auch in Flüssen gefunden. – Die Brasili-
schen sind ungleich weniger schön.

Daß schon die Alten in Demant gegraben
hätten, bleibt alles gegen einander erwogen,
doch ganz unwahrscheinlich*). Vermuthlich war
Ludw. Berquen der erste, der 2. 1475 einen De-
mant geschliffen hat**).

[Seite 613]

2. plvmbago. Reißbley.

Von einem weichen feinkörnichten gleichsam
glimmerigen abfärbenden Gewebe, und dunkeln
Bleyähnlichen Glanze. Hält Luftsäule und ver-
flüchtigt in starkem offnen Feuer fast gänzlich.

Die geschmeidigsten feinsten Sorten finden sich
blos zu Keswig in Cumberland, und werden be-
kanntlich zu Bleystiften geschnitten.

Die gröbern Arten geben die sogenannte Ei-
senfarbe der Ofensetzer, und werben zu Ipser
Schmelztigeln verarbeitet.


Dreyzehnter Abschnitt.
Von den Salzen
.

[Seite 614]

§. 245.

Die Salze lassen sich in sattsamer Menge
kochenden Wassers auflösen, und geben einen
eignen specifiken Geschmack. Wenn sie aufge-
löset gewesen und nun das übrige Wasser ver-
dunstet, so schießen die mehresten in mehr oder
weniger durchsichtige Crystallen von bestimmter
Form an.

§. 246.

Alle Salze lassen sich unter folgende drey
Ordnungen bringen:

I. Acida. Säuren. Haben den Namen von
ihrem Geschmack, und färben mehrentheils
den Veilchensyrup u.a. blaue Pflanzen-
säfte roch.

II. Alcalina. Laugensalze von scharfem bren-
nenden Geschmack, färben den Veilchen-
syrup grün.

III. Neutra. (s. media s. composita.) Mit-
telsalze die durch Verbindung der Sauren-
mit Laugensalzen, oder auch mit gewissen
Erden und metallischen Substanzen entste-
hen und meist jenen Pflanzensäften ihre
blaue Farbe unverändert lassen.

I. ACIDA.

[Seite 615]

Außer der Luftsaure und dem Sedativsalz
wird schwerlich eine der nachstehenden Sauren
ganz rein und unverbunden in der Natur gefun-
den. – Ueberhaupt aber sind sie nächst dem
Feuer die stärksten Auflösungsmittel in der Na-
tur, daher ihrer Verbindung mit manchen Erd-
arten schon oben mehrmalen Erwähnung gesche-
hen, und ihrer unten als Vererzungsmittel eben-
falls oft gedacht werden wird.

Die drey ersten unter den nachstehenden
Säuren haben vorzugsweise den Namen der
mineralischen Säuren.

1. acidvm vitrioli. Vitriolsäure.

Ihrer Verbindung mit den reinen Erbarten
außer der Kiesel-Erde ist schon gedacht worden
(§. 244). Mit Phlogiston womit sie (so wie
mit dem Wasser) große Verwandschaft oder An-
ziehungskraft hat, macht sie Schwefel. Concen-
trirt hat sie den unschicklichen Namen Vitriolöl.

2. acidvm nitri. Salpetersäure.

Wird bey weitem am häufigsten in faulenden
thierischen oder vegetabilischen Substanzen ge-
funden. Concentrirt heißt sie Salpetergeist:
und dieser mit Wasser verdünnt, Scheidewasser.

3. acidvm mvriaticvm. Kochsalzsäure, See-
salzsäure, (auch schlechtweg Salzsäure).

[Seite 616]

Hat einen specifiken Geruch. Mit der vori-
gen vermischt giebt sie das Königswasser.

4. acidvm aërvm (aër fixus). Luftsäure.

Findet sich im Mineralreiche hin und wieder
in Luftförmiger Gestalt, wie z.B. in der grotta
del cane
, in der irrig sogenannten Schwefel-
höhle bey Pyrmont etc.

Sonst auch in Sauerbrunnen, die von ihr den
säuerlichen Geschmack haben.

Ferner in Verbindung mit Erdarten (S. 569.
581. 586); und mit metallischen Substanzen.

5. acidvm arsenicale. Arseniksäure.

Giebt mit Phlogiston den weissen Arsenik.

6. acidvm lapidis ponderosi. Tungstein-
säure.

Macht mit Kalk-Erde den Tungstein (S. 577).
Hr. d'Elhuyar versichert sie mit Phlogiston zu
einem eignen Metall gemacht zu haben.

7. acidvm flvoris. Flußspatsäure.

Macht mit Kalt-Erde den Flußspat (S. 576).
Greift sogar Kiesel-Erde und Glas an.

8. acidvm boracis. Boraxsäure. (Homber-
gisches Gedativsalz.)

Läßt sich in trockner Gestalt als glimmernde
schuppichte Blättgen darstellen. So hat sie Hr.
Höfer aus mineralischen Wassern im Florentini-
schen erhalten, und völlig eben so habe ich sie
aus dem abgedampften Wasser der Cerchtaco-
See in Sibirien vor mir.

[Seite 617]

9. acidvm molybdenae. Wasserbleysäure.

Im Wasserbley (molybdena). Soll ebenfalls
so wie die Tungsteinsäure mit Phlogiston ein eig-
nes Metall geben. Hat sonst viel Aehnlichkeit
mit der Arseniksäure.

10. acidvm svccini. (Sal volatile succini.)
Bernsteinsäure.

Macht mit Bergöl den Agtstein.

11. acidvm phosphorevm. Phosphorsäure.

Findet sich häufiger in vegetabilischen und zu-
mal in thierischen Substanzen (im Harn, in den
Knochen etc.) wo sie in Verbindung mit Phlogiston
den bekannten Harn-Phosphorus giebt. Doch
hat man sie auch im Mineralreiche, z.B. im
grünem Bleyspat etc. gefunden.

II. ALCALIA.

[Seite 618]

1. alcalia fixvm minerale. (Natrum, –
nitrum der Alten.) Feuerfestes minerali-
sches Laugensalz (Borech der Persianer,
Kien der Schinesen etc.)

Ist zwar so wie es in der Natur gefunden
wird wenigstens mit Luftsäure verbunden, die
doch aber sehr leicht davon ausgetrieben, und in
so fern dieses Salz für ein natürliches minerali-
sches Alkali anzunehmen ist.

Theils locker mit Thon-Erde vermischt, wie
um Debrezin etc. in Hungarn, wo man es
zur Seife braucht, auch den Schafen giebt etc. -
theils aber auch derb crystallinisch wie das aus
der Barbarey das sich in großen Fingerskicken
Schichten findet. Die alten Aegyptier beizten
ihre Leichen einen Monatlang in diesem Salze
ein, ehe sie dieselben zu Mumien bereiteten: und
den Kaufleuten am Ufer des Belus soll es be-
kanntlich zur Erfindung des Glasmachens Anlaß
gegeben haben. Noch jetzt wird es in den Mor-
genländern häufigst zu diesem letztern Zweck, so
wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der
Zeuge, auch in Aegypten zur Speise und zum
Brodteig verwandt.

Auch der fälschlich sogenannte Salpeter der
aus feuchten Mauren wie wollichter Schimmel etc.
ausschlägt, ist ein unreines Natrum.

2. alcali fixvm vegetabile. Feuerfestes
vegetabilisches Laugensalz.

[Seite 619]

Wird (mit Luftsäure verbunden) in manchen
Wassern, und in einigen Alaunerzten gefunden.

3. alcali volatile. Flüchtiges Laugensalz.

Verflüchtigt mit einem durchdringenden gleich-
sam stechenden Geruch: findet sich häufiger im
Thier- und Pflanzenreich (z.B. in Verbindung
mit der Phosphorussäure als sal microcosmicum
s. essentiale vrinae
in unserm Körper): bey dem
innigen Verhältnis aber worin diese organisirten
Reiche mit dem unorganischen stehen (§. 225.
235. 256) ebenfalls in diesem. Z.B. blos mit
der Luftsäure verbunden, schon in der Garten-
oder Damm-Erde (humus).

III. NEVTRA.

[Seite 620]

1. tartarvs vitriolatvs. Vitriolisirter
Weinstein. – Vitriolsäure mit vegetabi-
lischem Laugensalz.

Soll zuweilen in einigen Erden enthalten seyn.

2. sal mirabile Glauberi. Glaubers
Wundersalz. – Vitriolsäure mit festem
mineralischen Laugensalz.

Auch hin und wieder in der Erde, und in
Salzwerken: theils auch in mineralischen Was-
sern (in Hungarn etc.).

3. magnesia. Bittersalz. – Eine der drey
mineralischen Hauptsäuren (S. 615) mit
Bittersalz-Erde (S. 581).

1. Vitriolata. Englisches Salz. (Epsomer-
Seidschützer-Sedlitzer-Salz.)

In Mineralwassern. Dock auch hin und wie-
der in trockner Gestalt. Vorzüglich häufig in
Savojen, um Servoz etc.

2. Nitrata.

3. Muriatica.

Im Seewasser, Salzsohlen etc.

4. alvmen. Alaun. (Fr. alun. Engl. alum.) -
Vitriolsäure mit Alaun-Erde (S. 586).

Hin und wieder in mineralischen Wassern,
trocken aber auch in Schiefern, Steinkohlen,
[Seite 621] Laven etc. Besonders in mancherley eigentlich so-
genannten Alaunerzten (wie die im Kirchenstaate
woraus der Römische Alaun gewonnen wird)
theils fadicht oder wollicht als Federalaun (alu-
men plumosum
).

5. vitriolvm. Vitriol. – Vitriolsäure mit
einem metallischen Kalke.

Besonders sind folgende drey Gattungen zu
merken:

1. Ferri. Eisenvitriol.

Von grüngelber Farbe. – Hierher gehört
auch der Atramentstein.

2. Cupri. Kupfervitriol.

Saphirblau etc. so z.B. im Rammelsberge bey
Goslar und in andern Kupfer- oder Cament-
Wassern.

3. Zinci. Zinkvitrtol.

Von weisser Farbe. Ebenfalls im Rammels-
berge etc.

6. nitrvm. Salpeter. – Salpetersäure mit
Laugenfalz.

1. Prismaticum.

Salpetersäure mit festem vegetabilischen Lau-
gensalze, sowohl trocken (zumal häufig in Ost-
indien) als in mineralischen Wassern.

2. Cubicum.

Salpetersäure mit festem mineralischen Lau-
gensalze.

[Seite 622]

7. mvria. (sal culinare.) Kochsalz, Meer-
salz. – Salzsäure mit festem mineralischen
Laugensalz.

Darunter vorzüglich folgende zwey Abarten
zu merken:

a) Steinsalz, sal gemmae.

Mehr oder weniger durchsichtig und rein.
Auch von verschiednem Korn: theils fasricht etc.:
meist von weisser Farbe; aber auch Ziegelfarben,
oder Saphirblau etc. – hält auch zuweilen Was-
sertropfen in sich eingeschlossen.

Findet sich oft in der Nachbarschaft des Gyp-
ses: in Siebenbürgen theils zwischen umberarti-
ger Holzkohle von welcher ich Stückt besitze die
mit starken Adern des reinsten Steinsalzes aufs
sauberste durchzogen sind. In Savoyen gar in
Gang-Gebirgen.

Nirgend aber bricht es in so unsäglicher
Menge als in den berühmten Polnischen Sali-
nen unter Bochnia und Wieliczka, die nun schon
seit der Mitte des dreyzehnten Jahrhunderts in
solchem Ueberfluß Steinsalz liefern, daß wohl
eher 400,000 Centner davon vorräthig gelegen
haben, und über 500 Arbeiter in den viele hun-
dert Lachter weit sich, erstreckenden Gruben*)
beschäftigt sind.

[Seite 623]

b) See- und Quellensalz.

Letztres wird häufigst an vielen Orten in Eu-
ropa gewonnen, die theils davon ihren Namen
haben. So z.B. in Deutschland die so Hall
heißen; in England die so sich auf – wich
enden.

8. ammoniacvm. Salmiak. – Salzsäure
mit flüchtigem Laugensalz.

Haufig in den Laven. Vorzüglich derb in
den Persianischen Vulcanen. Ganz ausnehmend
schön crystallisirt, theils schneeweis theils Bern-
steinfarb (mit Schwefel) auf dem Aetna. Sonst
auch als weisses Pulver – Aufgelößt in man-
chen mineralischen Wassern.

9. borax (chrysocolla). Tinkal. – Seda-
tivsalz mit festem mineralischen Laugensalz.

Kommt aus Bengalen, Tibet etc. in schmuzig-
grauen fettigen Crystallen, die dann erst in Hol-
land zum gemeinen Materialisten-Borax raf-
finirt werden.


Vierzehnter Abschnitt.
Von den Erdharzen
.

[Seite 624]

§. 247.

Die Erdharze sind diejenigen mineralischen
Körper die sich nicht wie die Salze im Wasser,
aber, wenn sie rein sind, in Oel auflösen, und im
Feuer mit einer Flamme oder doch glimmend
und dabey meist mit einem harzichten oder schwef-
lichten Geruche brennen, daher sie auch brenn-
bare Mineralien genannt werden. Manche
geben auch ohnedem und andre doch wenn sie
nur gerieben werden einen eignen dergleichen Ge-
ruch von sich. Einige sind flüssig: von den
trocknen aber die mehrsten vorzüglich stark idio-
electrisch. Die mehresten sind so leicht daß sie
auf dem Wasser schwimmen.

§. 248.

Ihre Haupteigenschaft die auszeichnende
Brennbarkeit erhalten sie von der Menge des
brennbaren Wesens oder Phlogistons das den
vorzüglichsten Bestandtheil in ihrer Mischung aus-
macht: des merkwürdigen Grundstoffs dessen
Daseyn in allen drey Naturreichen aus seinen
Erscheinungen – zumal in der Verbindung mit
[Seite 625] dem Feuerwesen – offenbar erhellet; obschon
seine wahre Natur erst noch nähere Aufklärung
bedarf.

1. svlphvr. Schwefel. (Fr. soufre, Engl.
brimstone.)

Beym Schwefel ist sein Phlogiston mit Vi-
triolsäure verbunden; er brennt mit einer blauen
Flamme, und einem stechenden durchdringenden
Geruch.

Vorzüglich findet er sich unter folgenden Ge-
stalten:

1. Gediegner- oder Jungfern-Schwefel.
(Sulphur natiuum.)

Findet sich theils derb, (– wie z.B. sehr
schön bey Lauenstein im Hannoverschen; so auch
im Berner Gebiet; bey der Solfatara auf den
campis phlegraeis; auf den Liparischen In-
sein etc. –) theils mehr oder weniger durchsich-
tig, und crystallisirt; theils aber auch mehlicht
oder haaricht etc. in den Cratern der jetzigen
Feuerspeyenden Berge, in warmen Bädern (wie
z.B. zu Baden im Argau etc.).

2. Natürliche Schwefelleber.

Ist Schwefel mit Kalk verbunden: zumal in
Schwefelwassern die davon den eckelhaften Ge-
ruch wie faule Eyer haben, (wie z.B. zu
Schinz nach im Argau etc.).

3. Schwefelkies, Marcasit (pyrites).

Schwefel mit vielem Eisen verbunden (zuwei-
len auch noch außerdem mit Arsenik, oder Kupfer,
oder auch mit etwas Silber und Gold) daher
[Seite 626] er seine fast Messingartige Farbe, Schwere und
übriges metallisches Ansehen erhält. Er ist meist
durch die stanze Erde verbreitet, und der meh-
reste Schwefel wird (durch Rösten oder auf andre
Weise) aus ihm gewonnen. Wegen seiner aus-
nehmenden Härte warb er auch vor Zeiten statt
Feuerstein gebraucht: und da er eine schöne Po-
litur annimmt zu allerhand Flitterstaat (unter
dem Namen von Gesundheitsstein) verar-
beiter.

Er findet sich in mancherley Crystallisationen,
besondere cubisch, (– theils von ausnehmender
Größe wie die Goldhaltigen Kieswürfel von Ca-
tharinenburg in Sibirien –) da die Würfel meist
mit einer braunen Rinde überzogen, und ihre
Flächen aus eine unbegreiflich sonderbare Weist
gestreift find, so daß nemlich blos die Streifen
von den beiden einander gerade entgegengesetz-
ten Seiten in ihrer Richtung mit einander über-
einstimmen, und hingegen den Streifen der zu'
nächst anstoßenden übrigen vier Flächen ganz
zuwider laufen (tab. III. fig. 10). Von der
Art find die sogenannten Incasteine.

Die Kiescrystallen finden sich nicht so häufig
einzeln als hingegen drusicht zusammengewach-
sen, in mancherley Gestalten, oft kuglicht als
Kiesballe, Kiesnieren etc. oder auch Trau-
benförmig, röhricht u.s.w.

2. petrolevm. Bergöl.

Die Gattungen dieses Geschlechts bestehen aus
Phlogiston mit Säuren und Kalk-Erde, und
sind theils flüssig, theils schmierig-zähe, theils
fest, theils brüchig.

[Seite 627]

Ueberhaupt aber hat der Ursprung der Erd-
harze dieses und der übrigen nachstehenden Ge-
schlechter noch viel rätselhaftes*).

1. Natürliche Naphtha, eigentlich sogenann-
tes Steinöl.

Zumal häufig in Persien auf den sogenannten
brennenden Feldern wo entzündete Stellen lange
Zeit mit einer blauen Flamme lodern.

2. Bergtheer (maltha).

Von Farbe und Consistenz meist wie Theer;
theils sandig schmierig, wie der bey Winsen im
Hannoverschen wo man ihn seit 100 Jahren gräbt
und statt Wagenschmiere gebraucht.

Aus der Moldauischen Maltha ließ Hr. Ba-
ron von Asch im Türkenkriege a. 1770 zur Pest-
zeit eine Digestivsalbe verfertigen und mit großem
Nutzen gebrauchen.

3. Bergpech.

Von dieser festern Gattung Erdharz verdienen
vorzüglich folgende drey Abarten besondre Er-
wähnung:

a) Das mineralische Federharz.

Findet sich zu Castletown in Derbyshire, und
hat seinen Namen von der sonderbaren Elastici-
tät, da es wie das Cahutchuc (§. 179) dem
Drucke nachgiebt und doch gleich wieder in seine
vorige Gestalt zurückschnellt.

b) Die mineralische Mumie, der Bergbal-
sam. (Pers. muminahi.)

[Seite 628]

Dieses wegen der ihm von den Morgenländern
zugeschriebnen Heilkräfte so hochgehaltne kostbare
Erdharz ist von dunkelbrauner Farbe und einem
angenehmen balsamischen Geruche. Es findet
sich blos in einigen Bergklüften in Persien, und
seine ursprüngliche Benennung ist erst im drey-
zehnten Jahrhundert auf die alten ägyptischen
einbalsamirten Leichen (die vorher gabbaras
hießen) transferirt worden: wenigstens ist Nic.
Myrepsus der erste Grieche bey dem ich das
Wort Mumie von diesen Leichen gebraucht finde.

c) Judenpech, Asphalt.

Vorzüglich auf dem todten Meere. Ward von
den alten Aegyptern mit in einige ihrer Compo-
sitionen genommen, womit sie ihre Leichen zu
Mumien balsamirten.

3. lithanthrax. Steinkohle. (Fr. houille,
charbon de terre
, Engl. coal.)

Hält Bergöl gewöhnlich mit etwas Thon-
Erde und Schwefelkies verbunden: von schwar-
zer Farbe und schiefrigen oder muschlichten Bru-
che. Nach aller Wahrscheinlichkeit vegetabili-
schen Ursprungs.

1. Die gemeine Steinkohle.

Wieder von mancherley Abarten nach der Ver-
schiedenheit des Gefüges, der Festigkeit etc.

So z.B. a) Schieferkohle von blättriger
Textur: weicher und im Feuer nicht so
dauerhaft als die folgende:

b) Glanzkohle von festerm Korn, bricht
mehr würflicht, glänzend.

[Seite 629]

Die Steinkohlen überhaupt liegen in Flözge-
birgen, theils in unermeßlicher Menge; wie
z.B. die berühmten Kohlengruben in Newcastle,
die wohl 30000 Menschen und 1500 Schiffe in
Arbeit setzen, und die nun wirklich unter den
Boden des Meeres weggetrieben sind und Kriegs-
schiffe über der Arbeiter Köpfen seegeln.

2. Der schwarze Bernstein, Gagat. (Fr.
jays, jayet, Engl. jet.)

Von einem vorzüglich feinen, festen, und doch
nickt zu spröden Korne, so baß er sich polieren
und zu Kunstsachen verarbeiten läßt. Bricht
häufig im Schwarzwald.

Von der sogenannten Holzkohle oder
tauben Kohle, die ein wahres foßiles Holz
ist, das durch Erdcatastrophen m seine jetzige
Lagerstätte gekommen, sprechen wir fügli-
cher unten, wann von den übrigen Fossilien
dieser Art die Rede ist.

Beyläufig ist ihrer auch schon Erwähnung
geschehen (S. 622).

Die mehreste Umbererde ist wohl aus
der Verwittrung solchen fossilen Holzes ent-
standen (vergl. S. 587).

4. tvrfa. Torf. (Fr. tourbe.)

Der vegetabilische Ursprung des Torfs ist vol-
lends ganz handgreifilch. Es ist feines Wurzel-
gestrüppe von Moos- und Gras-Arten (zumal
von sphagnum palustre, carex cespitosa etc.)
[Seite 630] die in moorichtem Grund wachsen und da mit
Bergöl durchzogen werden*).

Wie schnell sich dieses Gestrüppe erzeugt und
wenn es gestochen worden regenerirt, hat man
aus zufälligen Bemerkungen ersehen: da z.B.
im Gröningischen Torf einmal in einer Tiefe
von 30 F. eine Münze von einem der Gordiane
gefunden worden, u. dergl m.

Nachdem er mehr oder weniger von der vege-
tabilischen Wurzel Textur behalten hat, wird er
auch in mehrere Abarten gebracht. Im ersten
Fall heißt er Rasentorf, im andern hingegen
Moortorf u.s.w.

5. svccinvm. Bernstein, Agtstein, (electrum.
carabé,
Fr. ambre jaune, Engl. ambre.)

Dieser so ausnehmend schöne Naturkörper
zeichnet sich besonders durch eine eigne Säure
aus die von ihm den Namen hat, und giebt
wenn er schmilzt oder brennt einen angenehmen
Geruch.

Gewöhnlich ist er von gelber, bald hellerer
oder dunklerer Farbe, mehr oder weniger durch-
sichtig, theils klar wie ein Topas, und von
vorzüglicher Härte, daher er sich zu Kunstsacken
verarbeiten, drechseln, poliren läßt etc. Die
Electricität die man an ihm zuerst wahrgenom-
men, hat daher ihren Namen erhalten. Oft
schließt er Nischen Moos oder kleine Insecten ein,
und zwar meist Mücken, Motten, Spinnen,
Ameisen etc. Aber wohl schwerlich Wasser-In-
[Seite 631] secten oder gar Amphibien und Fische. Jene
Erscheinung und dann auch überhaupt das An-
sehen mancher Stücke, desgleichen ich einige
von Hrn. Hofr. Metzger erhalten, die offenbar
an Baumrinde herabgeflossen und sonst getröpfelt
sind etc. auch des seel. Scheele chemische Unter-
suchung des Bernsteins etc machen die Meynung
von dem vegetabilischen Ursprung immer wahr-
scheinlicher.

Er wird in vielen Gegenden der Erde theils
ausgegraben theils ausgefischt. In größter
Menge und theils in ausnehmender Schönheit
im Curischen und frischen Haff und auf Mada-
gascar.

6. ambra. Amber. (Fr. ambre gris, Engl.
ambergrise.)

Diese räthselhafte kostbare Substanz ist meist
von grauer Farbe; doch auch theils weiß, theils
schwarz etc. Verbreitet einen ausnehmenden
Wohlgeruch, weshalb sie vor einigen hundert
Jahren ganz allgemein zum parfumiren, als
sogenannte Biesamäpfel etc. gebraucht ward. In
mäßiger Wärme schmilzt die Amber wie Wachs.
Sie wird (zumal bey den Molucken etc.) aus der
See gefischt oder an den Küsten aufgelesen. Zu-
weilen findet man sie auch in den dicken Där-
men des Pottfisches (S. 146) der davon zu er-
kranken scheint. Dieß hat neuerlich einmal die
alte Meynung des Fallopius und vieler nachfol-
genden Naturforscher wieder rege gemacht, als
ob die Amber wohl thierischen Ursprungs, ein
widernatürlich verhärteter Unrath jenes Wall-
fisches sey. Aber sie kan ja auch zufällig von
dem so gefräßigen Ungeheuer verschluckt werden
[Seite 632] und dann unverdaut in seinen Därmen zurück-
bleiben und das Thier dabey abzehren etc. Und
da die Amber wie Wachs erweicht und der Fisch
warmblütig ist, so ist auch kein Wunder wenn
sich, wie man gefunden, andre unverdauliche
Reste seines Fraßes, wie z.B. die Schnäbel der
Dintenfische (S. 472) mit hinein ballen. Ohne-
hin aber scheint die neuerlich in Ostindien ange-
stellte chemische Analyse der Amber jenen vor-
geblichen thierischen Ursprung derselben gänzlich
zu widerlegen.


Funfzehnter Abschnitt.
Von den Erzten
.

[Seite 633]

§. 249.

Die Erzte endlich sind diejenigen Mineralien
die sich, wenn sie rein sind, durch ihre ausneh-
mende Schwere und glänzendes metallisches An-
sehen auszeichnen. Sie sind auch dann immer
gänzlich undurchsichtig und die mehresten lassen
sich unter dem Hammer ohne zu zerspringen aus-
dehnen und breitschlagen. Sie sind alle entwe-
der im Scheidewasser oder im Königswasser auf-
lösbar, und werden (das Quecksilber ausgenom-
men) im Feuer theils leichter theils schwerer zum
Fluß gebracht, und nehmen erst beym Abkühlen
ihre vorige Festigkeit an. Auch sind sie die voll-
kommensten electrischen Leiter.

§. 250.

Sie scheinen wohl ohne Ausnahme vorzüglich
einen dreyfachen Grundstoff in ihrer Mischung
zu enthalten. Phlogiston (§. 248) nemlich,
dann eignes metallisches Salz, und eine eigne
wies scheint dem Ansehn nach talkähnliche Erde*).

[Seite 634]

Durch ihre Verbindung mit dem Phlogiston
erhalten die Erzte ihr eigentlich metallisches An-
sehen, Geschmeidigkeit etc. die ihnen mit dem
Verlust desselben eingeht. So manches dunkle
freylich auch noch über diesem brennbaren Stoff
liegt, so ist doch vollends die wahre Natur des
salinischen Theils der Metalle und ihrer Erde
noch weit weniger aufgeklärt.

Anm. Bevor es wird ausgemacht seyn ob jene Be-
standtheile den verschiednen Erzten im Grunde von
einerley Art sind, und dieser ihr verschiednes An-
sehen u.a. Eigenschaften also blos von dem ver-
schiednen Verhältnis der Menge und Mischung
jener Bestandtheile, abhängt, ehe läßt sich auch
wohl die berüchtigte Frage von der Möglichkeit der
Verwandlung der Metalle nicht entscheiden. –
So weit ich entfernt bin eine einzige von allen den
mir bekannten Goldmacherhistörschen für wahr zu
halten, so unphilosophisch scheint es mir, die
absolute Unmöglichkeit der Metallverwandlung à
priori
demonstriren zu wollen.

§. 251.

So mannichfaltig und ungleich auch das
Ansehen ist, unter welchem sich fast jedes Metall
in der Natur zu finden pflegt, so lassen sich doch
alle diese Verschiedenheiten füglich auf zwey
Hauptarten zurückbringen.

Entweder nemlich finden sich die Erzte ge-
diegen (metallum natiuum s. nudum Fr. metal
[Seite 635] vierge
) d.h. in ihrer wahren metallischen Ge-
stalt; oder aber vererzt (metallum mineralisa-
tum
), so daß ihnen entweder der Mangel eines
ihrer eigenthümlichen Bestandtheile (– zumal
des Phlogistons, da sie verkalkt heißen –);
oder hingegen die innige Verbindung einer frem-
den Säure oder des Schwefels etc. mit derselben,
mehr oder weniger von ihrem eigentlich metalli-
schen Ansehen benimmt, ihre Gestalt verändert etc.

§. 252.

Man theilt übrigens insgemein die Metalle
selbst in sogenannte Ganze- und in Halb-Me-
talle, und begreift unter dem letzten Namen die-
jenigen die nicht so geschmeidig sind als die
erstern und im Feuer schneller verändert wer-
den etc. Gold, Platina, Silber, Quecksilber,
Kupfer, Eisen, Zinn und Bley, hat man also zur
erstem, und hingegen Zink, Wismut, Spieß-
glas, Arsenik, Kobalt, Nickel, Braunstein,
Wolfram und Wasserbley (?) zur letztern Art
gerechnet. – Freylich aber leuchtet das relative
unbestimmte einer solchen Abtheilung von selbst ein.

§. 253.

Gold, Silber, Platina und Quecksilber wer-
den, weil sie nach dem Verkalken ohne Zusatz
eines fremden Phlogistons wieder reducirt wer-
den, zum Unterschied vollkommne oder edle
Metalle genannt.

I. Sogenannte ganze Metalle.

[Seite 636]
A. Vollkommne.

1. avrvm. Gold. (Fr. or, Engl. gold.)

Von der bekannten Farbe. Seine specifische
Schwere (versteht sich hier und in der Folge in
Verhältnis zu der vom Regenwasser die = I
angenommen wird) 19,640. Schmilzt schwer,
ist sehr unelastisch zähe, biegsam*) und äußerst
dehnbar. Wird im Königswasser aufgelöset.

1. Gediegen.

Meist in Quarz, Spat etc. theils ganz sichtlich
(sogenanntes Freygold) zuweilen dendritisch etc.
Vorzüglich schön in Hungarn, Siebenbürgen etc.
Sibirien, Mexico etc.

Waschgold findet sich in größern oder klei-
nern Körnchen unter dem Sande in manchen
Flüssen. So war vor Alters schon der Pactolus
deshalb berühmt, so ist auch noch jetzt das
mehrste Gold das von der Goldküste erhandelt
wird. Auch einige deutsche Flüsse führen etwas
Gold; wie z.B. der Rhein, die Eder im Wal-
deckischen etc.

Das mehrste Gold aber ist in kleinen dem er-
sten Anschein nach kaum merklichen Theilchen in
allerhand Kiesen u.a. Erzten versteckt, oder
[Seite 637] verlarvt, und wahrscheinlicher Weise fast wie
das Eisen meist in der ganzen Erde verbreitet.

Vorzüglich aber gehören dahin wegen ihres
ansehnlichen Goldgehalts die güldische Riese
in Sibirien, im Walliserland etc.

2. Vererzt.

Durch Schwefel zumal (nach Bergmanns Un-
tersuchungen) mit Braunstein, in dem Nagya-
ger Golderzt, das wegen des bunten Gesteins
worin es mehrentheile gefunden wird (von ro-
senfarben Feldspat etc.) den Namen Cattunerzt
führt.

2. platinvm. Platinja.

Von mattglänzender Silberfarbe. Die speci-
fische Schwere der vollkommen reinen, nach
Bergmann 18, nach Hrn. Gr. von Sickin-
gen aber 21, 211, so wäre sie mithin der
schwerste aller bekannten Körper in der Natur.
Wird im Königwasser aufgelöset.

Sie findet sich blos in Peru wo sie zuerst
a. 1736 bey Quito und Carthagena entdeckt wor-
den, und zwar in Gestalt kleiner gefletschter Kör-
ner, wie Hammerschlag, die ohngefähr 1/3 Eisen
in ihrer Mischung halten, und daher überaus
spröde, hart und strengflüssig sind.

3. argentvm. Silber. (Fr. argent, Engl.
silver.)

Von der bekannten Farbe. Seine specifische
Schwere 11,095. Ist nächst dem Gold am
geschmeidigsten. Wird im Scheidewasser auf-
gelöset.

[Seite 638]

1. Gediegen.

Theils crystallinisch (von der Form des De-
mants tab. III. fig. 5.) zuweilen dendritisch
wovon zumal eine ausnehmend saubergebildete
Abart in den alten Gruben von Potosi bricht.
(Span. metal machacado, weil sie wie mit ge-
hacktem Quarz durchmengt ist; Fr. argent en
feuille de sougere
ihrer Bildung wegen.) Theils
auch wie Drath, oder Filigraine Arbeit, oder wie
Bürsten, oder in Zacken wie Zähne u.s.w.

Das sogenannte Zundererzt und das Butter-
milcherzt scheinen beides Abarten von verlarv-
tem Silber zu seyn.

2. Vererzt.

Die vorzüglichern Arten sind folgende:

a) Arseniksilber.

Durch Arsenik vererzt. Von mattem Sil-
berglanze, und blättrigem Gefüge. Zumal
schön auf dem St. Andreasberge.

b) Glaserzt.

Durch Schwefel vererzt. Von schwarzer
Bleyfarbe und mattem Glanze. Sehr weich
und geschmeidig. Es läßt sich mit dem Mes-
ser schneiden wie Bley, auch sogar prägen.

c) Hornerzt.

Durch Vitriol- und Salz-Säure vererzt.
Von grauer oder bräunlicher etc. Farbe; am
Rande halbdurchsichtig. Ebenfalls so ge-
schmeidig, daß es sich schneiden läßt, schmilzt
am Lichte fast wie Wachs. Fand sich ehedem
vorzüglich zu Johanngeorgenstadt; und jetzt
ausnehmend schön, theils dendritisch etc. im
Schlangenberg in Sibirien.

[Seite 639]

d) Rothgülden. (Fr. rosiclaire.)

Durch Schwefel und Arsenik vererzt. In
sehr verschiednen Nüancen der Röthe, theils
sauber crystallisirt, dendritisch etc. mehr oder
weniger durchsichtig, zuweilen wie ein Ru-
bin. Geschabt giebt es ein rothes Pulver.
Bericht zumal im St. Andreasberge in aus-
nehmender Schönheit.

e) Weißgülden.

Durch Schwefel und Arsenik vererzt, und
mit Kupfer vermischt. Von hellerer oder
dunklerer Stahlfarbe. Letztres ist Kupfer-
haltiger und heißt Fahlerzt. Findet sich am
Oberharz in ansehnlichen Crystallen von vier
dreyeckichten Flächen. – Auch die Fran-
kenberger Kornähren gehören dahin.

Dieses sind die vorzüglichern Arten
der reichhaltigsten aber auch seltnern Sil-
bererzte. Denn das allermehreste Silber
wird aus andern Erzten gewonnen, de-
nen es zwar nur in geringerm, Verhält-
nisse beygemischt ist, die sich aber dagegen
selbst desto häufiger, in mächtigen Gän-
gen etc. finden. So aus dem Bleyglanz,
aus allerhand Kiesen u.s.w.

4. hydrargyrvm. Quecksilber. (argentum
viuum, mercurius viuus
. Fr. vif-argent,
Engl. quicksilver.)

Von der bekannten Farbe. Seine specifische
Schwere 14,000. Ist flüssig, aber ohne zu
netzen, gefriert bey 38 1/2 unter 0 Fahrenheitischer
[Seite 640] Scale*), und läßt sich dann breitfletschen.
Wird von allen Säuren aufgelöset. Amalgamirt
sich sehr leicht mit Gold, Silber, Zinn und Bley.

1. Natürlich, Jungfernquecksilber.

Vorzüglich häufig bey Guancavelica in Peru,
Almaden in Spanien, Idria etc.

Im Zweybrückischen auch mit gediegnem Sil-
ber als natürliches Amalgama.

2. Vererzt.

Besonders in folgenden Verbindungen:

a) Zinnober.

Durch Schwefel vererzt, z.B. in ausneh-
mender Reinigkeit vom höchsten Roth und
meist durchsichtig in Schina.

Das Lebererzt ist mit Thon vermengter
Zinnober, zumal bey Idria.

b) Natürlicher Sublimat, Hornquecksilber.

Durch Vitriol- und Salz-Säure vererzt,
ist erst neuerlich im Zweybrückischen entdeckt
worden.

B. Unvollkommne Metalle.
[Seite 641]

5. cvprvm. Kupfer. (Fr. cuivre, Engl. copper.)

Von der bekannten Farbe. Die specifische
Schwere beym Schwedischen gegoßnen Kupfer
8,3333. Hat nächst dem Eisen die größte
Härte und Schnellkraft. Wird von allen Säu-
ren aufgelöset.

Durch Zumischung von Gold, Silber, Zinn,
besonders aber von Zink werden aus dem Kupfer
die mancherley Compositionen verfertigt: z.B.
das aes corinthiacum der Alten, das Japani-
sche Packsong, das Malayische Suasso, das
Mannheimer Gold, Similor, Prinzmetall,
Billon, weiß Kupfer, Glockengut, Cano-
nenmetall u. dergl. m.

Vorzüglich aber das Messing (das beym er-
sten Guß, als sogenannte Mengepresse durch
und durch in die elegantesten dendritischen For-
men crystallisirt).

1. Gediegen.

In mancherley Gestalt, theils crystallinisch
wie z.B. in Werchoturien, woher das Museum
ausnehmende Stöcke unter den Aschischen Ge-
schenken besitzt; auch in Körnern am Strande
der Kupferinsel (mednoi-ostrow) bey Kamt-
schatka, oder in den Strömen von Canada (so
wie überhaupt das Nordlichste America überaus
reich an gediegenem Kupfer ist).

Cäment-Kupfer hingegen ist dasjenige so
in Vitriolwassern aufgelöset ist und daraus ab-
gesetzt wird, zumal wenn es Eisen antrifft, auf
[Seite 642] welche Weise es dann im Rammelsberge bey
Goslar, bey Neusol in Ungarn etc. gewonnen
wird.

2. Vererzt.

Unter mancherley Gestalten und Farben: letz-
tre zumal theils von ausnehmender Schönheit.
Zu den merkwürdigsten Arten gehören folgende:

a) Kupferglas.

Durch Schwefel vererzt nebst wenigem Ei-
sen. Läßt sich mit dem Messer schneiden,
hat einen dunkel glänzenden Bruch, und
meist eine bunt schillernde (Pfauenschweisige
oder Taubenhalsichte) Oberfläche.

b) Kupferkies.

Durch Schwefel vererzt, nebst vielem Eisen.
Von dunklerer Farbe als der Schwefelkies
(S. 625) und nicht so hart. Oft wie das
vorige Pfauenschweisig angelaufen. Ist das
gemeinste Kupfererzt von allen.

c) Kupferfahlerzt.

Siehe oben (S. 639).

d) Rothes Kupfererzt.

So wie die folgenden durch Luftsäure ver-
erzt. Theils von ungemeiner Schönheit wie
besonders das Sibirische crystallisirte, und
des haarförmige von Rheinbreitenbach in
der Pfalz.

Das Kupferlebererzt hat den Namen
von seiner braunen Farbe.

e) Kupfergrün.

In mehreren, zum Theil unbeschreiblich
schönen Abarten.

[Seite 643]

Locker und ohne besondres Ansehen heißt
es Berggrün (aerugo natiua).

Sammterzt mit einer Sammtartigen
Oberfläche.

Atlaserzt gestreift, mit dem vollkommen-
sten Atlasglanze, vorzüglich bey Lauterberg
am Harz. Theils in freystehenden strahlich-
ten Keilen, wie zumal in Sibirien und im
Bannat.

Malachit ein festes marmorartiges Kup-
fergrün das theils schöne Politur annimmt,
bricht theils in bauchichten Schaalen, wie
Scherbenkobalt, theils röhricht etc. ist meist
auf dem Bruche strahlicht. Die schönsten in
der Welt sind wohl die Sibirischen, wovon
das Museum eine große Mannichfaltigkeit
theils von vielpfündigen Stücken von Hrn.
Baron von Asch zum Geschenk erhalten hat.

f) Kupferblau.

Wiederum in mancherley Abartungen:
theils crystallinisch, oft von der höchsten
Lasurfarbe. Ebenfalls ausnehmend schön
in Sibirien. Auch im Bannat etc.

6. ferrvm. Eisen. (Fr. fer, Engl. iron.)

Von der bekannten Farbe. Seine specifische
Schwere 7,6000. Ausnehmend hart, schmilzt
schwer, wird vom Magnet gezogen, und von
allen Säuren (mehr oder weniger vollkommen)
aufgelöset. Ist meist in der ganzen Schöpfung
verbreitet. Selbst unser Blut hält Eisen und
zwar so viel man weis nach Verhältnis in größe-
rer Menge als das Blut andrer Thiere.

[Seite 644]

1. Gediegen (?)

Im Museum ist zwar gediegnes Eisen aus
mehrern Gegenden befindlich z.B. von dem das
Marggraf in den Säufenwerken von Eibenstock
fand, auch vom Hrn. Baron von Asch mehrere
ansehnliche Stücke von der großen ohngefähr
16 Centner schweren cellulosen und mit gelbem
Fluß durchmengten Eisenmesse die Hr. Pallas
am Jenisei entdeckt hat. Es bleibt aber zumal
beym letztern immer noch die Frage obs wirklich
von Natur gediegen zu nennen ist?

2. Vererzt.

Die ersten der nachstehenden Abarten sind
mehr oder weniger verkalkt, in mancherley
Mischung.

a) Glaskopf.

Auf dem Bruche strahlicht, übrigens in
mancherley Verschiedenheit der Gestaltung,
röthern oder schwärzern Farbe etc. Theils
kuglicht. Nierenförmig etc. oder auch in
großen Zapfen, wie Stalactit, wie getropft,
oder geflossen etc.

Blutstein (haematites) heißt er wenn er
in einzelnen strahlichten Keilen von ansehn-
licher Größe bricht, theils mit schwarzglän-
zenden Spiegelflächen wie in Facetten ge-
schliffen.

b) Eisenstein.

Eins der gemeinsten Eisenerzte. Dahin
gehört auch das Bohnenerzt das in kleinen
Kugeln meist von Erbsengröße gefunden
wird: auch der lockre Eisenocher. – Zu
letzterm gehört auch das sogenannte natür-
[Seite 645] liche Berlinerblau, das sich in Sibirien,
Kärnten, bey Eckartsberge in Sachsen etc.
findet.

c) Eisenspat.

Durch Luftsäure vererzt, nebst Braunstein
und Kalk-Erde. Von grauer, gelblicher
und andern Farben und verschiednen Cry-
stallisationen. Dahin gehört der Stahl-
stein der den besten Stahl giebt.

d) Moorerzt, Sumpferzt.

Nach Hrn. Klapproths Untersuchungen
durch Phosphorsäure vererzt.

e) Eisenkies.

So wie die folgenden Abarten durch
Schwefel vererzt (vergl. S. 625).

f) Eisenmann.

Theils mürbe, theils fest und zuweilen
ausnehmend schön crystallisirt, mit pfauen-
schweifigem Stahlglanze, wie zumal in den
berühmten Gruben auf der Insel Elba (Ilva
der Alten.)

g) Magnet. (Fr. aimant, Engl. loadstone.)

Das für die Schiffarth und Markscheide-
kunft etc. so wichtige und für die ganze Na-
turkunde so merkwürdige Eisenerzt das die
bekannten Eigenschaften besitzt, das Eisen
an sich zu ziehen, und wenn es in einer
schicklichen Lage hängt, durch die Richtung
die es dann annimmt, die Pole zu zeigen;
auch beides dem Eisen selbst mittheilt, da-
durch denn bekanntlich im dreyzehnten Jahr-
hundert die Magnetnadel erfunden worden.

[Seite 646]

7. stannvm. Zinn. (Fr. etain, Engl. tin.)

Von der bekannten Farbe. Seine specifische
Schwere 7,331. Knarrt wenns gebogen wird.
Schmilzt so wie das Bley ehe als es glüht.
Wird in Königswasser aufgelöset.

1. Gediegen (?)

Im Museum ist eine Zwitterstufe aus dem
Erztgebirge die ihr vormaliger Besitzer Hr. Hofr.
Büttner selbst von einander geschlagen und da
in ihrer Mitte wie schmale Adern von gediegnem
Zinn gefunden. Nur kan man doch nicht sicher
seyn ob sie nicht vorher im Feuer gewesen. –
Neuerlich soll doch auch in Cornwallis dergleichen
gefunden seyn.

2. Vererzt.

Nemlich als Zinnkalk in verschiednen Ge-
stalten:

a) Zinngraupen.

In kurzen Crystallen von verschiedner
Form, daher sie auch Zinngranaten ge-
nannt werden. Theils vom dunkelsten rein-
sten Schwarz.

b) Zinnzwitter.

Das gemeinste Zinnerzt. Ebenfalls, von
schwarzer, oder röthlicher etc. Farbe. Be-
steht auch meist aus überaus kleinen theils
kaum sichtlichen Crystallen.

c) Zinnstein.

Noch mit Arsenik und Eisen vermischt-
In mancherley Gestalt und Farbe.

[Seite 647]

8. plvmbvm. Bley. (Fr. plomb, Engl. lead.)

Von der bekannten Farbe. Seine specifische
Schwere 11,4451. Sehr weich. Wird von
allen Säuren aufgelöset und theilt denselben ei-
nen süslichten Geschmack mit.

1. Gediegen (?)

2. Vererzt.

Es gehören dahin vorzüglichst folgende beide
Abarten:

a) Bleyspat.

Durch Luftsäure vererzt. Theils crystal-
lisirt. Von verschiednen Farben.

Besonders merkwürdig ist darunter
der weisse vom Glücksrad und Bleyfelde
am Harz.

Der gelbe aus Kärnten.

Der rothe von Catharinenburg in
Sibirien.

(Der grüne von Tschopau in Sach-
sen, von Freyburg im Brisgau etc. ist
nach neuern Untersuchungen durch Phos-
phorsäure vererzt.)

b) Bleyglanz (galena).

Durch Schwefel vererzt. Von glänzen-
der Bleyfarbe. Theils von blättrigem theils
von körnichtem u.a. Gefüge, grob- und klar-
[Seite 648] speißig etc. oft crystallinisch, und zwar meist
in Würfeln. Ueberhaupt das allergemeinste
Bleyerzt und fast durchgehends mehr oder
weniger Silberhaltig. (– Der Bleyschweif
nemlich hält statt Silbers, Eisen und
Zink. –) Daher z.B. das allermehreste
Harzsilber daraus gewonnen wird (vergl.
S. 639).

II. Sogenannte Halb-Metalle.

[Seite 649]

9. zincvm. Zink.

Von einer Mittelfarbe zwischen Bley und
Zinn. Mit einem zackichten Bruche. Die spe-
cifische Schwere des Goslarischen Zinks 7,215.
Schmilzt schwerer als Bley und zwar mit einer
blaulichtgrünen Flamme, ist aber nächst dem
Arsenik am flüchtigsten, und sublimirt sich als
sogenannte Zinkblumen. Er wird von allen
Säuren aufgelöset.

1. Gediegen (?)

2. Vererzt.

a) Galmey (lapis calaminaris, cadmia).

Seines Phlogistons beraubter Zink mit
Eisen und Thon vermischt. Meist von gelb-
licher oder röthlicher Farbe.

b) Zinkspat.

Durch Luftsäure vererzt. Gelblicht grau;
in verschiednen Crystallisationen. Vorzüg-
lich in Sibirien und Kärnten.

c) Blende (pseudogalena. Engl. black-jack).

Durch Schwefel vererzt, mittelst des
Eisens. Von verschiedner Crystallisation,
Textur etc. meist blättricht; mehr oder weni-
ger durchscheinend; von brauner Farbe fast
wie Colophonium in mancherley Nüancen,
[Seite 650] ins rothe, gelblichte, grünlichte etc. daher
die Benennungen von Pechblende, Rubin-
blende etc. Manche wie die Scharfenberger
rothe und grüne giebt wenn man im finstern
mit einer Nadel darüber streicht einen phos-
phorischen Schein.

10. bismvtvm. Wismut. (marcasita offic.
Fr. etain de glace.)

Von gelbröthlichem matten Silberglanz und
blättrigem Gefüge. Die specifische Schwere des
gegoßnen Wismuts 9,700. Wird vorzüglich
von der Salpetersäure aufgelöset. Schmilzt sehr
leicht, und giebt daher mit gleichen Theilen Zinn
und Bley eine überaus leichtflüssige Composition,
die man zu allerhand anatomischen Präparaten
u. dergl. angewandt hat.

1. Gediegen.

Findet sich häufiger als irgend ein andres
Halb-Metall in dieser Gestalt. Vorzüglich in
Böhmen, theils blättrig etc. meist aus bräunli-
chem wilden Jaspis.

2. Vererzt.

a) Wismutglanz.

Durch Schwefel vererzt. Theils mit tau-
benhalsiger Oberfläche. Läßt sich mit dem
Messer schneiden.

b) Wismutocher.

Durch Luftsäure vererzt. Von graugrün-
licher etc. Farbe. Theils von Ansehen fast
wie ein Steinmark.

[Seite 651]

11. antimonivm. Spießglas, Spießglanz
(stibium).

Von mattem Silberglanze. Die specifische
Schwere des gereinigten Spießglaskönigs 6,
852. Von glimmrigem Gefüge. Sehr spröde.
Wird vom Königswasser aufgelöst.

1. Gediegen.

2. Vererzt.

Meist blos durch Schwefel. Gewöhnlich
Stahlfarben strahlicht in mancherley Abartungen
von stärkern oder feinern, längern oder kürzern
Spießen; theils von ausnehmender Schönheit,
pfauenschweifig angelaufen etc. Auch blättrig,
schuppicht etc.

Das rothe Spießglas ist zugleich noch mit
Arsenik vererzt.

12. arsenicvm. Arsenik.

Fast Bleyfarben, läuft gelbschwärzlich an.
Seine specifische Schwere 8,308. Das flüch-
tigste aller Erzte; das wegen seiner auszeich-
nenden Eigenschaften von manchen Mineralogen
unter die Erdharze oder unter die Salze gezählt
worden. Es brennt im Feuer mit einem Knob-
lauchsgeruch und seine Dämpfe färben das
Kupfer weiß. Wird von der Salpetersäure leicht
aufgelöset. Freylich ein heftiges Gift; dessen
Dämpfe aber man insgemein doch fürchterlicher
vorstellt als sie seyn müssen, da man bey ge-
nauer Prüfung für die Lungen gar keinen merk-
[Seite 652] lichen Nachtheil von denselben spühret, über-
haupt aber auch, wie ich zuverläßig weis, die
Einwohner mancher Gegenden wo große Arse-
nikhütten in Gange sind, bey ganz guter Ge-
sundheit großenteils alt werden.

1. Gediegen.

Als irrig sogenannter Scherben-Kobalt,
oder Raub- oder Näpfgen-Kobalt in Nie-
renförmigen blättrigen Schaalen. Vorzüglich
schön zu St. Andreasberg, theils mit crystalli-
nischem Rothgülden.

Dahin gehört auch der Fliegenstein, von
schuppichter oder andrer Form.

2. Vererzt.

a) Weisser Arsenik.

Durch Luftsäure vererzt. Theils meh-
licht, theils fest, auch crystallinisch etc.

b) Rauschgelb, Operment (auripigmentum).

Durch Schwefel vererzt. Mehrentheils
Orangenfarb.

Oder als Rubinschwefel (Sandarac,
Realgar) aus der Feuerfarbe ins Rubin-
rothe stechend, theils durchsichtig und cry-
stallisirt, vorzüglich in Siebenbürgen.

c) Gistkies.

Durch Schwefel und Eisen vererzt, wie
ein ganz blasser Schwefelkies. Giebt am
Stahl Feuer wobey sich der Knoblauchsge-
ruch verräth.

Dahin gehört auch der Mispickel, der
mehr Stahlfarben ist.

[Seite 653]

13. cobaltvm. Kobalt.

Von graulicher Stahlfarbe. Seine specifische
Schwere 7,700. Wird in Salpetergeist und
Königswasser leicht aufgelöset, färbt die Auf-
lösung rosenfarben und macht die sogenannte
sympathetische Dinte. Das Glas färbt er
blau und wird daher als Smalte und Saflor oder
Zaffara für die Technologie so wichtig.

1. Vererzt.

(Denn gediegen ist er noch nicht gefunden.)

Vorzüglich sind folgende Kobalterzte zu
merken:

a) Kobaltocher.

Durch Luftsäure vererzt. In mancherley
Farben und verschiedner Dichtigkeit.

Es gehört dahin z.B. der schwarze derbe
Schlacken-Kobalt und der Rusartige Ko-
baltmulm.

So auch die schönen bunten (blauen,
braunen etc.) Saalfelder Kobalte etc.

b) Kobaltblüthe.

Durch Vitriol- oder Arsenik-Säure ver-
erzt. Schön Pfirschblüthfarb. Theils sau-
ber Sternförmig. Mehlicht heißt sie Ko-
baltbeschlag.

c) Stahlderber Kobalt.

Durch Arsenik vererzt mit wenigem Eisen.
Giebt meist am Stahl Feuer.

d) Glanzkobalt.

Durch Schwefel und Arsenik mit Eisen
vererzt. Ungleich weicher als der vorige.
[Seite 654] Besonders gehört dahin der in eleganten den-
dritischen Gestaltungen gestrickte Kobalt.

14. nicolvm. Nickel.

Von blaßröthlicher Farbe. Seine specifische
Schwere meist 8,500. Schmilzt fast so schwer
als Eisen, und ist ausnehmend hart. Lößt sich
im Scheidewasser auf. Wird von den Schine-
sen zu ihrem weissen Kupfer genommen.

1. Gediegen (?)

2. Vererzt.

a) Nickelocher.

Durch Luftsäure vererzt. Meist wie ein
Apfelgrünes Mehl oder körnicht.

b) Kupfernickel.

Durch Schwefel und Arsenik mit Kupfer
und Eisen. Matt Kupferfarben.

15. magnesivm. Braunstein. (Engl. man-
ganese.)

Von dunkler Stahlfarbe. Seine specifische
Schwere 6,850. Sehr hart, spröde, streng-
flüssig. Wird von allen Mineralischen Säuren
aufgelöset. Hat aber so wie das folgende Erzt
noch gar viel räthselhaftes.

1. Gediegen (?)

2. Vererzt.

Durch Luftsäure vererzt. Meist von schwärz-
licher Farbe. Theils ungemein schön in strah-
[Seite 655] lichten Keilen, oder Sternförmig etc. wie zumal
bey Ilfeld wo sich zwey ganze Gänge von Braun-
steinerzt finden.

16. spvma lvpi. Wolfram.

Nach H. Elhujars Versuchen nemlich soll sich
die Tungsteinsäure (vergl. oben S. 616 und
577) zu einem eignen neuen Metall von weisser
Farbe und der ausnehmenden Schwere von 17,
6 reduciren lassen. Der seel. Bergmann trans-
ferirte den Namen Wolfram, womit man bisher
das nachstehende Erzt bezeichnet hatte, auf das
Metall selbst.

1. Vererzt.

Mit wenigem Eisen und Braunstein verbun-
den. Von dunkelbrauner Farbe und blättrigem
oder theils strahlichtem Gefüge. Geschabt giebt
es ein fast rostfarbnes Pulver.

17. molybdena. Wasserbley. (?)

Das Wasserbley hat im äußern Ansehen viel
Aehnlichkeit mit dem Reißbley (s. oben S. 613).
Enthält aber eine eigenthümliche Säure (S. 617)
und diese soll wie man neuerlich versichern wol-
len, mit brennbaren Wesen ebenfalls ein eignes
Metall geben.


Sechzehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen
.

[Seite 656]

§. 254.

Dieser Abschnitt giebt einen nützlichen Anhang
zur Mineralogie, da die Petrefacten-Kunde,
aus dem rechten Gesichtspunkt angesehen, die
wichtigste Aufklärung über Cosmogenie und folg-
lich über die allgemeine Mineralogie theils schon
gegeben hat, theils noch für die Zukunft hoffen
läßt (vergl. §. 229 u. f.).

§. 255.

Versteinerungen oder Petrefacten heissen
abgestorbene organisirte Körper, die aber eine
so ungestörte günstige Lage erhalten haben, daß
sie statt ganz zu verwesen und in Erde zu zerfal-
len, ihre Bildung erhalten haben und noch über-
dem mehr oder weniger mit fremden Erdarten
durchdrungen und dadurch um so mehr verhär-
tet sind.

§. 256.

Es versteht sich daher von selbst, daß man
alle diejenigen Steine von den Petrefacten un-
terscheiden muß, deren Bildung oder Zeichnung
[Seite 657] nur zufälliger Weise einige Aehnlichkeit mit einem
organisirten Körper hat, die folglich bloße Na-
turspiele sind, an denen sich ehedem die Einbil-
dungskraft übte und die Unwissenheit und der
Aberglaube sich weideten. Zu solchen Natur-
spielen gehören z.B. die Ingwersteine eine Art
Kalkmergel der sich hin und wieder in Stücken
findet die ohngefähr den Ingwerwurzeln ähnlich
sehen u.a.m. Auch solche Dinge wie die Me-
lonen vom Berge Carmel (S. 601), die figurir-
ten Stalactiten (S. 572), das Confect von Ti-
voli, die Erbsensteine (eben das.) etc. Gewisser-
maßen auch die Dendriten (S. 575. 582. 599.
601 etc.). Vollends die Kreuzsteine (S. 583),
Achate, Aegyptische Kiesel etc. mit Zügen die
halb und halb Menschen-Figuren ähneln etc.
Buchstabensteine u.a. dergl. sogenannte Grapto-
lithen. Auch die Klappersteine oder Adlersteine,
Aëtiten, Geoden etc. nemlich hohle Mergelnüsse
oder Feuersteine etc. in deren Höhlung lockre
Steinchen befindlich sind, die folglich wenn man
den Stein schüttelt, klappern müssen.

Anm. Offenbare Artefacten wie z.B. die alten Rö-
mischen beinernen Spielwürfelgen die seit der Mitte
des vorigen Jahrhunderts in Menge auf der Wür-
felwiese den Baden und Zurzach im Argan aus-
gegraben werden, gehören vollends eben so wenig
ins Gebiete der Naturgeschichte als die sogenann-
ten Würzburger Versteinerungen womit weiland der
ehrliche Behringer angeführt worden. s. Dess.
lithographiae Wirceburgensis Spec. I. 1726. fol. und
den Schlüssel dazu in H. von Gleichen Abh. über
die Saamenthierchen etc. S. 14 u. f.

§. 257.

[Seite 658]

Eben so wenig gehören auch einige figurirte
Steinarten hierher, die eine mehr bestimmte Ge-
stalt als jene bloßen Naturspiele haben, und doch
nicht eigentlich crystallisirt sind, und wegen des
räthselhaften Grundes ihrer so eignen Form aller-
dings Aufmerksamkeit verdienen, wenn sie gleich
keine Petrefacten sind.

Von der Art ist z.B. der Gekrösstein von
Bochnia bey Crakau (tab. III. fig. 14.) den
Schober beschrieben*) und dem gewissermaßen
der sogenannte weisse Schlangenstein unter den
Hohnsteinischen Alabastern ähnelt.

So auch der berüchtigte wahre ludus Hel-
montii (tab
. III. fig. 13.) von Antwerpen, Co-
burg etc. der neuerlich oft verkannt und ganz irrig
beschrieben worden, der aber eigentlich aus kug-
lichten Massen theils von ansehnlicher Grösse be-
steht, die aus lauter Würfeln eines gelbgrauen
oder bräunlichen Kalkmergels zusammengesetzt,
und diese durch dünne Scheidewände von Kalk-
spat von einander abgesondert sind, u.a. dergl. m.

§. 258.

Allein auch die würklichen organisirten Kör-
per die nun nach dem Tode dennoch ihre Gestalt
im Mineralreich beybehalten haben (§. 255), fin-
den sich nach der Länge der Zeit seit welcher sie
abgestorben, nach der Lagerstätte die sie damals
[Seite 659] erhalten und andern Zufällen in sehr ungleichem
Zustande, von welchen man wenigstens folgende
fünf Hauptverschiedenheiten annehmen kan:

I. Nemlich blos calcinirte Körper, die auch
von manchen Schriftstellern Foßilien im engern
Verstande genannt werden, d.h. Knochen, Ge-
weihe, Conchylien, Corallen etc. die blos ihre
thierische Gallerte oder Leimen, und mit diesem
auch einen großen Theil ihrer sonstigen Festig-
keit verloren haben, da sie statt dessen höchstens
nur mit fremden eingedrungnen weichern Erd-
theilchen (meist von Tofwassern) durchzogen wor-
den; mithin mehr oder weniger mürbe, leicht,
und gleichsam verwittert sind. Sie finden sich
gewöhnlich entweder in stalactitischen Berghölen
und sonst mit Tofstein zusammengebacken (so
zumal die mehresten foßilen Knochen) oder aber
in lockern, meist Mergelartigen Erdlagern (so
z.B. die ausnehmend saubern Schneckchen und
Muscheln in der großen falunière bey Tours,
oder im Piemontesischen etc.). Die mehrsten sind
aus der jetzigen Schöpfung und lassen sich daher
größtentheils auf ihre noch jetzt existirenden Ur-
bilder zurückbringen.

II. Eigentlich sogenannte vollkommne Ver-
steinerungen, wahre Petrefacten, die sich meist
schon durch ihre Lagerstätte, da die mehrsten im
festen Kalkstein und im gemeinen Marmot
(S. 574) der Flözgebirge (§. 228. III.) brechen;
[Seite 660] und durch ihre eigne darin erhaltene Steinhärte
auszeichnen. Da sich zu den größten zahlreich-
sten Geschlechtern derselben (§. 229. I.) auch nicht
ein einziges wahres Original in der gegenwärti-
gen Schöpfung bisher gefunden hat, so sind sie
wohl ungezweifelt als Denkmahle einer gerichte-
ten Vorwelt anzusehen (§. 231).

III. Metallisirte Körper, die mit erzthalti-
gem Stoff durchzogen worden. So z.B. die
Frankenberger Kornähren (S. 639) mit Fahl-
erzt; die Türkise und mancherley verocherte Vege-
tabilien mit Eisenerzt; Hirschgeweihe zuweilen mit
Kupfergrün u.s.w. – Insbesondre aber belegt
man mit diesen Namen die mit Schwefelkies
durchzognen oder angeflognen Conchylien, Fi-
sche etc. wovon sich die letztern im Thonschiefer,
die erstern aber in lettigen Thonlagern finden.

IV. Steinkerne (nuclei) sind der bloße
innere Abguß aus der Hölung der Muscheln
oder Schnecken, deren wirkliche Schaalen (als
die Forme worin sich der Steinkern gebildet,) ver-
loren gegangen. Von der Art sind z.B. die
allermehrsten Ammoniten, auch die Hysteroli-
then u.a. dergl. Steinkerne von Muscheln die
man noch nie mit ihrer conservirten wirklichen
Schaale gefunden hat.

V. Endlich Spurensteine (typolithi) der
bloße Abdruck dem äußern Oberfläche organisir-
ter Körper, die ebenfalls nach der Hand verwit-
[Seite 661] tert, vermodert oder sonst verloren gegangen.
So z.B. die Abdrücke von Conchylien etc. zumal
aber von Encrinitenstielen in manchen Sand-
steinen, die Blätterabdrücke, Pflanzenschiefer etc.

Anm. Gewissermaßen könnte man auch noch die in
Bernstein erhaltnen Insecten etc. (S. 630) mit in
diesen Abschnitt ziehen, da es auch längst abge-
storbne organisirte Körper sind die ihre Gestalt er-
halten haben.

§. 259.

In Rücksicht der Steinarten die Petre-
facten enthalten, ist überhapt zu merken, daß
manche gänzlich davon ausgeschlossen sind; wohin
denn zuförderst der Granit der Urgebirge (§.
228. I. und seine drey Hauptbestandtheile S. 589.
593 und 603) gehört. Aber auch der Porphyr,
der salinische Marmor (S. 574), die Schwer-
Erden, Bittersalz-Erde, auch außer dem Schie-
fer die mehrsten Alaun-Erden, ferner der wahre
vulcanische Basalt etc., die Edelsteine u.a.m.
enthalten niemals ein Petrefact.

Hingegen finden sich die Petrefacten unter
den Kalk-Erden am häufigsten in Stalactit,
Kreite, im Kalkstein, gemeinen Marmor, Mer-
gel und Stinkstein. Unter den Alaun-Erden
im Thonschiefer (zumal Fische, Pentacriniten,
und Pflanzenabdrücke). Unter den Kiesel-Erden
mit Chalcedon durchzogne Schnecken, Coral-
len etc. Im Feuerstein See-Igel und Corallen.
[Seite 662] In Jaspis verwandeltes Holz. Im Sandstein
Seesterne, Corallen, Blätterabdrücke u. dergl.

Anm. In diesen Steinarten finden sich aber die La-
gerstätte der Petrefacten theils in einer solchen
Höhe, theils in einer solchen Tiefe, kurz in einem
so großen Abstand über oder unter der Oberfläche
des Meers, daß man schon hieraus auf die Grösse
der Revolutionen die mit unserm Planeten vorge-
gangen seyn müssen und auf den wichtigen Auf-
schluß schließen kan, der sich vom zweckmäßigen
Studium der Petrefactenkunde für den cosmogoni-
schen Theil der Mineralogie erwarten läßt. Ich
besitze z.B. Strombiten von der Höhe der diable-
rets
an der Grenze des Walliserlandes, Pectuncu-
liten vom hohen Mesmer im Appenzellerland etc.
Hr. de Luc fand Ammoniten im Faucigny in einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meersfläche. Und
hingegen sind mehr als 2000 F. tief unter dieser
Fläche in den Steinkohlengruben von Whitehaven
in Cumberland Pflanzenschiefer gegraben worden.

§. 260.

Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren
Urbildern; und müssen die, zu welchen keine Ur-
bilder mehr vorhanden sind, da einschalten, wo
sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den organisirten
Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am füg-
lichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen:

A. Versteinerungen des Thierreichs.

Die Unterabtheilungen erst nach den
sechs Classen desselben: ferner aber vor-
züglichst in Rücksicht auf Cosmogenie wie-
derum erstens in a) bekannte aus der jetzi-
gen Schöpfung und b) incognita: und dann
[Seite 663] in 1) Land- und Süßwasser-Thiere; und
2) in Seegeschöpfe.

B. Versteinerungen aus dem Pflanzenreiche.

Die Unterabteilungen nach den Thei-
len der Gewächse die sich erhalten haben,
Blätter, Hölzer etc.

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petre-
factenkunde.

  1. (bourguet) traité des petrifications. Par. 1741. 4. ib.
    1778 8.
  2. j. gesneri traćtatus de petrificatis. ed. 2. L. B. 1758. 8.
  3. J. E. Imm. Walchs Steinreich. Halle 1762. u. f.
    II. B. 8.
  4. Dess. Naturgeschichte der Versteinerungen. Nürnb.
    1768 u. f. IV. B. in fol.
  5. j. beckmann de reductione rerum fossilium ad genera
    naturalia protyporum
    in den nouis comment. soc. scient.
    Gotting.
    T.
    II. und III.
* * *
  1. god. gv. leibnitii protogaea. Goett. 1749. 4.
  2. D. S. Büttners rudera dilunii testes. Leipz. 1710. 4.
  3. fr. lachmvnd oryctographia Hildesheimensis. Hildes.
    1669. 4.
  4. P. Wolfart historiae naturalis Hassiae inferioris P. I.
    Caffel. 1719. fol.
  5. j. g. liebknecht Hassiae subterraneae specimen. Giess.
    1730. 4.
  6. j. jac. baier oryctographia norica. Norimb. 1708. 4. ed. 2.
    c. supplem. ferd. jac. baieri. ib.
    1757 sq. II. vol. fol.
  7. G. Ant. Volkmann Silesia subterranea. Lips. 1720. 4.
  8. c. nic. langii historia lapidum figuratorum Helvetiae.
    Ven
    . 1708 4.
  9. Joh. Jac. Scheuchzers Naturhistorie des Schweizer-
    landes. Zürich 1716. 4. zumal im III. Th.
  10. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover ge-
    schrieben. Zürich 1776, 4.
  11. Versuch einer Beschreibung der Merkwürdigkeiten der
    Landschaft Basel. I. bis XXIII. St. Basel 1748 u. f. 8.
  12. avg. scilla de corporibus marinis lapidescentibus. ed. 2.
    Rom. 1759. 4.
  13. ed. luidii lithophylacii Britannici ichnographia, ed. 2.
    (curante Gu. Huddessford). Oxon. 1760. 8.
  14. j. woodward's attempt towards a natural history of the
    fossils of England
    . Lond
    . 1729. II vol. 8.
  15. gust. brander fossilia. Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
* * *
  1. kil. stobaei opuscula. Dantisc. 1752. II. vol. 4.
  2. sam. chr. hollmann commentationum in reg. scient. soc.
    recensitarum sylloge
    . Gott.
    I. 1762. II. ed. 2. 1784. 4.
  3. Cas. Chr. Schmiedel Vorstellung werkwürdiger Ver-
    steinerungen. Nürnb. seit 1780. 4.

A. Versteinerungen des Thierreichs.

[Seite 665]

I. Von Säugethieren.

a) Bekannte.
1) Landthiere dieser Classe.

1. Anthropolithen, foßile Menschenknochen.

Daß man diese nicht als wahre Petrefacten
(§. 258. II.) in den Kalk- und Marmor-Flözen
erwarten dürfe, die das Grab der Seethiere der
Vorwelt ausmachen (§. 229. I.), versteht sich
wohl von selbst.

Blos calcinirte (§. 258 I.) Menschenknochen
hingegen, sind im Grunde wohl eben nicht selt-
ner als die von allen unsern Hausthieren: –
d.h. sie kommen freylich nicht so leicht in eine
Lage wo sie mit Stalactitwasser u. dergl. durch-
zogen werden etc. Und blos verwitterte mürbe
Menschenknochen pflegt man nicht mit unter die
Foßilien zu zählen, ob man gleich die gegrabnen
Rhinocer- und Elephantengebeine etc. dahin rech-
net, wovon doch viele auch keine andre Verän-
derung erlitten haben. – So ist z.B. im Mu-
seum ein ausgegrabner Menschenschedel aus der
hiesigen Gegend der seinem jetzigen Ansehen,
Korne, Festigkeit etc. nach, vollkommen mit eben
dem Rechte foßil genannt werden kan als die
Nashornknochen von Herzberg, oder als viele
Bärenknochen aus der Gailenreuter Höle etc.

[Seite 666]

Die Bestimmung der foßilen Gebeine von an-
dern Säugethieren fodert viele Kenntnis der fei-
nern osteologia comparata; und müssen dabey
besonders Schedel und Zähne; und unter diesen
letztern vorzüglich die Backenzähne (§. 44) den
sichersten Aufschluß geben.

Ich führe nur einige wenige Beyspiele aus
den merkwürdigsten Geschlechtern dieser Classe
an*).

2. Bärenknochen.

Zumal vom Nordischen Polarbär (S. 97) in
der Scharzfelder Höle am Harz und in der Gai-
lenreuter Höle am Fichtelberg**).

3. Knochen von Löwen u.a. verwandten
Raubthieren.

Dahin rechnet Hr. Camper viele der berühm-
ten Knochen im Stalactit des Felsen von Gi-
braltar.

4. Elephantenknochen.

Diese vermeinten Riesenknochen unsrer ehrli-
chen Alten finden sich unter andern auch in
[Seite 667] Menge in Deutschland*). So z.B. das be-
rüchtigte Elephantengerippe das 1695 bey Burg-
Tonna im Gothaischen ausgegraben worden;
die Knochen aus der zweyten Kluft der Bau-
mannshöle etc. und sonst hier zu Lande. Ein
großer Theil der Sibirischen Mammutsknochen
(Mammontovaiakost) – wovon die Eckzähne
(ebur s. unicornu fossile) so gut wie frisches
Elfenbein zu allerhand Kunstsachen verarbeitet
werden.

Doch scheinen die foßilen Elephanten-Back-
zähne in der Krone von der jetzigen Elephanten
ihren in etwas zu differiren**).

5. Nashornknochen.

Häufig in Sibirien. Aber auch in Deutsch-
land z.B. bey Herzberg am Harz***), bey
Burg-Tonna****) u.a.

2) Seethiere.

6. Wallfischknochen.

Im Würtenbergischen, in den Niederlanden etc.

b) Incognita.
[Seite 668]
1) Landthiere.

1. Der sogenannte fleischfressende Elephant.

Hin und wieder in Deutschland, Oberita-
lien*), am Ohio in Nordamerica etc.**)

2) Seethiere.

2. Wallfisch-Knochen und Zähne.

Im Petersberge bey Mastricht etc.***)


II. Von Vögeln.

a) Bekannte.

So habe ich z.B. den Fuß eines Sumpfvogels
in Oeninger Stinkschiefer bey Hrn. D. Amman in
Schafhausen gesehen.

b) Incognita.

Ich besitze einen Osteolithen im festen Kalkstein
von unserm Heinberg, den kein Kenner der ihn noch
gesehen für etwas anders als für den sogenannten
Daumen am Flügel eines sehr großen Vogels hat
halten können.

III. Von Amphibien.

[Seite 669]
a) Bekannte.

1. Schildkröten.

Ich besitze z.B. eine foßile Schildkrötenschaale
aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna wo
wie gedacht auch die Elephanten- und Rhinocer-
Gebeine gefunden wilden*).

2. Frösche und Kröten.

Eine Kröte in Oeninger Stinkschiefer habe ich
in Zürich bey Hrn. D. Lavater gesehen**).

Den so ganz unverkennbar singular gebildeten
Röhrenknochen im Vorderarme und Schienbeine
der Frösche und Kröten habe ich mitten im Sta-
lactit der Baumannshöle gefunden (wo er frey-
lich erst vor nicht gar langer Zeit hinein gekom-
men seyn konnte).

b) Incognita.

Z.B. Crocodilartige Eidexen im Schiefer bey
Suhla etc.***)

IV. Von Fischen*).

[Seite 670]
a) Bekannte.
1) Süßwasser-Fische.

Theils in Thonschiefer, wie die Riegelsdorfer,
Mansfelder etc.

Theils in Stinkschiefer wie die Oeninger**)
und die vom Libanon.

In beiden liegen die Fische meist gerade ausge-
streckt.

2) See-Fische.

Ebenfalls theils in Thonschiefer wie die Glar-
ner***).

Theils in Kalkschiefer wie die Pappenheimer
(die fast durchgehends gekrümmt liegen) und die
so ausnehmend schönen Veroneser, unter welchen
letztern die Hrn. Fortis und Spallanzani welche
erkannt haben wollen wozu die Urbilder gegenwär-
tig in der Südsee bey Utaheiti leben.

b) Incognita.
[Seite 671]

Hierher gehören wohl viele der Wirbelbeine,
Gräten etc. die sich im Kalkstein der Flözgebirge
auch hier bey uns finden.

Ferner mancherley Fischzähne, zumal die so-
genannten Schlangenzungen (glossopetrae) die
zwar im ganzen den Hayfischzähnen ähneln, aber
doch bey näherer Beleuchtung wenigstens von den
mir bekannten Zähnen unsrer jetzigen Hayfische
theils ganz auffallend verschieden sind*).

Und eben dieß scheint der Fall mit vielen Bufo-
niten oder sogenannten Schlangenaugen zu seyn,
wovon freylich auch manche mit den stumpfen Zäh-
nen des Klippfisches (S. 303) Aehnlichkeit haben.

Zu dergleichen Fischzähnen scheint auch der
wahre Türkis (callais der Alten) zu gehören, der
meist von blaugrüner Farbe ist, und zumal in Per-
sien und dann auch in Languedoc gefunden wird.
Man zählte ihn sonst zu den Edelsteinen und die
Morgenländer brauchen ihn auch als solchen zum
garniren der Säbelgefäße etc.

V. Von Insecten.

a) Bekannte.
1) Süßwasser-Insecten.

Von allerhand Art im Oeninger Schiefer. Am
häufigsten Larven von Libellen, Wasserscorpionen
(S. 380) u. dergl.

Flußkrebse bey Gerden im Hannoverschen etc.

2) See-Insecten.
[Seite 672]

Seekrebse im Pappenheimer Schiefer etc.

Einen monoculus polyphemus in eben die-
sem Schiefer habe ich bey Hrn. Prof. d'Annone
in Basel gesehen*).

b) Incognita.

Hierher gehören wohl die Trilobiten oder
fälschlich sogenannten Käfermuscheln, Cacadumu-
scheln (entomolithus paradoxus linn. Engl.
Dudley-fossil) die in verschiedner Größe in
Deutschland (z.B. im Waldeckischen in den Wür-
minghäuser Schiefern), England, Schweden, Ruß-
land etc. gefunden werden, und noch die nächste
Verwandschaft mit dem Oniscus-Geschlechte (S.
446) zu haben scheinen.

VI. Von Würmern.

Versteht sich wohl meist ohne Ausnahme nur
Conchylien, Crustacea (S. 501) und Corallen.
Von erstern

a) Bekannte.
1) Fluß-Conchylien.

Z.B. die Menge kleiner Schneckchen aus dem
helix-Geschlechte (S. 495) in dem nemlichen Mer-
gel der das Bette der Elephanten, Rhinocer und
Schildkröten bey Burg-Tonna ausmacht.

So auch Fluß-Schnecken und Fluß-Muscheln
(mya pictorum etc.) im Oeninger Schiefer.

2) See-Conchylien.
[Seite 673]

Z.B. die Westindische Trödelschnecke (S. 494)
in den Turiner Gebirgen*).

b) Incognita.

Die Fülle in den Flöz-Gebirgen. Nur ein
paar Geschlechter statt vieler:

So z.B. von Muscheln: die beiden merkwür-
digen Bivalven die Hr. de Luc auf dem Saleveberg
bey Genf entdeckt**), und auch (so wie von einer
dritten ganz bizarren Muschel von Barbecieux in
St. Onge) Exemplare davon ans academische Mu-
seum geschenkt hat.

So Hrn. von Fichtels sonderbare Tutenau-
ster u.a.m.***)

Die Pantoffelmuschel des Hrn. von Hüpsch†)
u.s.w.

Von einschaalichten Conchylien aber erst die
sogenannten polythalamiae, deren Schaale nem-
lich inwendig durch Scheidewände in Kammern
oder Fächer abgetheilt ist: und zwar vor allen
das unübersehliche Heer der Ammoniten von der
endlosesten Verschiedenheit sowohl in Größe (–
theils wie ein großes Wagenrad –) als Bildung:
doch daß sie sich in Rücksicht auf die letztre im
[Seite 674] ganzen auf drey Haupt-Familien zurückbringen
lassen Nemlich: 1) Ammoniten mit cylindrischen
Windungen und runden Rücken 2) Mit eckich-
ten knotigen Windungen und breiten Rücken. 3)
Mit flachen Windungen und scharfen Rücken.

Dann die Lenticuliten oder Linsensteine
(porpites, lapis numularis, helicites einiger
Schriftsteller) die außen mit zwey glatten convexen
Schaalen belegt sind, inwendig aber eine überaus
zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehn-
licher Länge enthalten. Finden sich unter andern
in unsäglicher Mengeltheils von der Größe eines
halben Gulden im Lucerner Gebiet wo sie Frucht-
steine genannt werden.

So die Lituiten.

Die Orthoceratiten*).

Die Belemniten**) oder Luchssteine (da-
ctyli idaei
) die häufig mit schwarzem Stinkstein
durchzogen sind (S. 578).

Von einschaaligen Conchylien ohne innert
Scheidewände z.B. die ansehnlichen sonderbaren
Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet die auch in
unsäglicher Menge und unvermischt im festen Kalk-
fels liegen***).

[Seite 675]

Die räthselhaften Doppelröhren die ich oft
aber immer nur in Bruchstücken (höchstens Fingers
lang) am Fuß des Heinbergs gefunden habe, und
die aus zwey cylindrischen parallel liegenden Röh-
ren bestehen, die zusammen von einer gemein-
schaftlichen platten Schaale eingeschlossen werden
(tab. III. fig. 15.)

Die ansehnlichen linksgewundnen Buccini-
ten am Ufer von Harwich*).

Die Strombiten mit doppelten Gewinden
von ungleicher Dicke im Hildesheimischen und im
Basler Gebiet**).

Von crvstaceis ebenfalls sowohl a) be-
kannte als b) incognita. Zu letztern gehören
vorzüglich diejenigen See-Igel, so statt der Sta-
cheln mit den ehedem so räthselhaften Judenstei-
nen besetzt sind***).

Dann die Encriniten und Pentracriniten
zwey ansehnliche Petrefactenarten die der Seepalme
(S. 503) ähneln und aus einem vielarmichten
Körper bestehen der auf einem langen gegliederten
Stiele sitzt: dessen Glieder wenn sie schärfer oder
stumpfer fünfeckt und mit einer Sternförmigen Figur
bezeichnet sind, Asterien heisen, wenn sie hingegen
rund sind und Sonnenförmige Zeichnung haben,
Trochiten (Rädersteine, Bonifacius-Pfennige)
genannt werden.

[Seite 676]

Bey den Encriniten*), die sich meist im
Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers meist
zusammengestaltet da er dann einige Aehnlichkeit
mit einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und des-
halb Lilienstein genannt wird**).

Die Pentacriniten***) finden sich meist im
Schiefer, theils von ausnehmender Größe mit aus-
gebreiteten Armen etc.

Endlich von Corallen****) wiederum

a) Bekannte.

Zumal unter den sogenannten Fungiten.

b) Incognita.

So mancherley andre Madreporiten, die sich
z.B. auf dem Saleveberg bey Genf von ausneh-
mender Schönheit finden wovon das Museum eine
wichtige Sammlung als ein Geschenk des Hrn.
de Luc besitzt.

B. Versteinerungen des Pflanzen-
reichs.

[Seite 677]

Ueberhaupt sind zwar die Petrefacten aus dem
Gewächsreich selten so vollständig, und deutlich er-
halten, daß man diejenigen leicht bestimmen könnte
die sich noch auf ihre in der jetzigen Schöpfung
befindlichen Urbilder reduciren lassen: doch lehren
wenigstens einzelne Beyspiele, daß im Ganzen eben-
falls der nemliche Unterschied statt findet den ich
bey der Eintheilung der thierischen Versteinerung-
gen beobachtet habe.

So z.B. nur unter den schwarzen Pflanzen-
schiefern*):

a) Bekannte.

1) Europäische.

Mancherley Farrenkräuter, Kannenkraut (equi-
setum
).

2) Aus fremden Welttheilen.

Antillische Farrenkräuter im Glarnischberg**).

b) Incognita.

Nur zu einem Beyspiel statt aller, die räth-
selhaften theils astichten oft ungeheuer großen schup-
pichten Abdrücke die hin und wieder in den Schie-
ferbrüchen und Steinkohlengruben von Deutschland
[Seite 678] und England gefunden werden, und die man bald
auf Rinden von Palmbäumen, bald auf Opun-
tien etc. hat deuten wollen*).

So unter andern Blätterabbdrücken – a)
bekannte von Pappeln, Weiden etc. im Oeninger
Stinkschiefer.

b) Incognita wie die schönen großen im Sand-
stein vom Heidelberge bey Blankenburg.

Der Blätterincrustate ist schon oben beym
Tuffstein Erwähnung geschehen (S. 572).

So auch der osteocolla. (Ebendas.)

Verockerte Birkenblätter, Wurzeln, Aeste,
bemooste Rinden etc. finden sich von ausnehmender
Sauberkeit beym Sauerbrunnen von Petrosawoosk
am Ouega-See.

Selbst Blüthen finden sich versteint; derglei-
chen ich z.B. von einem ranunculus im Oeninger
Schiefer bey Hrn. D. Amman gesehen.

Von Saamenkapseln etc. z.B. Zapfen von
Tangelbäumen in Schiefer. – Wallnüsse im Pie-
montesischen**): – auch die schon gedachten
[Seite 679] Frankenberger oder Riegelsdorfer Kornähren*)
(S. 639 und 660).

Endlich die mancherley foßilen Hölzer die sich
im Ganzen doch auf drey Hauptarten zurückdrin-
gen lassen: 1) die sogenannten Holzkohlen (vergl.
S. 629) die metallisirten: und 3) die Jas-
pisartigen.

Die erstern (lignum fossile bituminosum) sind
noch vollkommen brennbar, gehören aber bey der
unermeßlichen Menge in welcher sie sich in einigen
Gegenden finden**), und bey ihrer sonderbaren
Lagerstätte, noch zu den cosmogenischen Räthseln:
vermuthlich mögen sie bey einer Erdcatastrophe durch
Ströhmungen des Meers (– so wie im kleinen
das Treibholz an den Nordlichen Küsten von Asien
und America und auf dem stillen Ocean –) zu-
sammen getrieben seyn. Das Mündner Holz aus
der hiesigen Gegend hat ziemlich viel Aehnlichkeit
mit dem von der Roßcastanie.

Von metallisirten besitzt das Museum merk-
würdige Stücke aus Permien unter den Aschischen
Geschenken, die von außen mit Kupferlasur durch-
zogen, inwendig aber verkohlt sind, und sich zwar
schwer entzünden aber dafür dann desto länger
brennen.

[Seite 680]

Unter den Jaspisartigen Hölzern (lithoxyla)
sind zumal die Coburger wegen ihrer schönen Far-
ben berühmt (theils vom lebhaftesten grün).

Die Sibirischen ähnlen zum Theil dem Nuß-
baumholze.

Und die theils so ausnehmend schönen weissen
vom carpatischen Gebirge den Nadelhölzern.

Daß sie ohngezweifelt ehedem wahres Holz ge-
wesen, beweißt bey vielen (zumal aus den drey
genannten Gegenden) ihr unverkennbar deutliches
Ansehen, die Aeste, Rinde etc. (wie z.B. an einigen
ausnehmenden Coburger Stücken die ich von Hrn.
Prof. Fischer zum Geschenk erhalten); vor allen aber
solche Beyspiele von dergleichen Hölzern bey wel-
chen sich noch zum Theil ihre vegetabilische Natur
conservirt hat. Ich habe im Cabinet der Hrn.
Gebr. de Luc zu Genf das berühmte Stück Holz
aus den Piemonteser Sandhügeln in Händen ge-
habt, das am einen Ende achatisirt ist, Feuer
schlägt etc. und sich am andern noch wie Holzkohle
brennen läßt*).

Appendix A Register.

[Seite 681]
[interleaf]

Appendix B

[Tab. I]
TAB. I.xxx
[interleaf] [Tab. II]
TAB. II.xxx
[interleaf] [Tab. III]
TAB. III.xxx
[interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[Seite 2]

Ars, siue additus rebus homo.“ bacon de verv-
lam
. de augm. scient. L
. II.

‘"L'art en général est l'industrie de l'homme ap-
pliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux pro-
ductions de la Nature
.“’ diderot Syst. figuré des
connoiss. humaines
.

*).
[Seite 20]

spallanzani opuscoli di fisica animale e vegetabile.
Moden
. 1776. 8. vol. I. pag. 152. tab. I. fig. 4. 5.

**).
[Seite 20]

Trembley in den philos. Transact. vol. XLIII. N.
474. S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 1484. S.
638 u. f.

***).
[Seite 20]

Götting. Magaz. II Jahrg. Ites St. S. 80. tab. II.

*).
[Seite 21]

swammerdam biblia naturae. p. 157. tab. VIII. fig. 6.

*).
[Seite 25]

Forster und Sprengel Beytr. zur Völker- und
Länder-Kunde I Th. S. 54.

*).
[Seite 31]

Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Hofr. Sömmerring. f. Dess. Diss. de basi encephali
p.
17.

*).
[Seite 33]

Ergo in hyemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo
somnus
. plinivs.

*).
[Seite 35]

Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der
Thiere. 3te Ausg. Hamb. 1773. 8.

*).
[Seite 56]

‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, co-
eunt, viuos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt,
partium denique omnium internarum structura et vsa
cum iis conueniunt.“
raivs.

*).
[Seite 65]

camper naturkundige Verhandelingen tab. I.
Schrebers Säugth. tab. II. B.

*).
[Seite 69]

s. die Vignette in ant. de ulloa viage. Madr. 1748.
fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149.

*).
[Seite 75]

i. de lery voyage faict en la Terre de Bresil p.
157. sq.

*).
[Seite 78]

apicivs VIII. 9.

**).
[Seite 78]

varro de R. R. III. 15.

*).
[Seite 83]

dvverney oeuvr. anatom. T. II. p. 384.

*).
[Seite 87]

Sprüchw. Salom. K. XXX. V. 26.

*).
[Seite 88]

III. B. Mosis K. XI. V. 5 u. f.

**).
[Seite 88]

(cetti) quadrupedi di Sardegna. p. 149.

***).
[Seite 88]

Certum est, Balearicos adversus prouentum cuniculo-
rum auxilium militare a Divo Augusto petiisse
.“ plin.

*).
[Seite 97]

p. berch westmanl. Björn-och wargfänge p. 13.

*).
[Seite 98]

garcilasso d. l. vega origen d. l. Yncas. p. 138.
Der Lisab. Ausg. v. 1609.

**).
[Seite 98]

Sr walt. ralegh's hist. of the world T. I. p. 95.

*).
[Seite 103]

mich. casiri bibl. arab. Hispan. Escurial. T. I. p. 320.

*).
[Seite 104]

io. vesling obs. anatom. c. 6.

**).
[Seite 104]

strype's Surv. of Lond. et Westminster. Lond. 1720.
fol. Tom. I. p. 118. sq.

***).
[Seite 104]

shaw's Travels p. 171. ed. 2.

*).
[Seite 107]

garcilasso d. l. vega l. c. p. 246.

*).
[Seite 110]

Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Renn-
pferde, Namens Sterling und Childers verewigt
worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1/2
Fuß in einer Secunde zurücklegte, mithin schneller
lief als der Sturmwind oder als ein Schiff mit vol-
lem Winde; dieses aber zwar nur 46 F. und 6 Zoll
in der gleichen Zeit machte, sich aber immer gleich
blieb, sich nie übernahm, aber auch nie ermüdete,
und überhaupt nie seines gleichen gehabt hat.

**).
[Seite 110]

Gottfr. Opitz Kalmuckische Gefangenschaft. S. 198.

*).
[Seite 111]

pallas in Act. acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258 sq.

**).
[Seite 111]

Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls
äußerst schnellen Dshiggetäi (d.h. Lang-Ohr)
einer besondern lichtbeunnen Gattung dieses Ge-
schlechts verwechselt werden, das in den Mongoli-
schen Wüsten in großen Heerden lebt, und von den
Mongolen und Tungusen besonders seines ihnen
schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s.
Hrn. Prof. Pallas in den Nov. comm. acad. Petro-
pol
. vol
. XIX. p. 394. sq. tab. VII.

***).
[Seite 111]

i. m. gesner de antiqua asinorum honestate. Comm.
Gotting.
T
. II.

****).
[Seite 111]

casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208.

*).
[Seite 112]

buffon, supplem. vol. III. tab. I.

**).
[Seite 112]

buffon l. c. tab. II.

*).
[Seite 113]

Vor mehrern Jahren hat sich ein weibliches Zebra
in Lord Clives Menagerie in London nach vielen
vergeblichen Versuchen von einem männlichen Esel
(den man wie ein Zebra mit Streifen bemalt
hatte) bespringen lassen und eine Art Maulthier
zur Welt gebracht, das in der Bildung völlig das
Mittel zwischen seinen beiden Eltern hielt, und
von grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber
schwarz gestreift wie die Mutter war.

**).
[Seite 113]

III. B. Mosis K XI. p. 4.

***).
[Seite 113]

von vielen Schriftstellern und Reisenden wird
hingegen das Kameel mit zweyen Buckeln Drome-
dar genannt.

*).
[Seite 114]

Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande
zwanzig Centner zu tragen.

*).
[Seite 116]

garcil. de la vega l. c. p. 213. der Lisab. Ausg.
v. 1609.

**).
[Seite 116]

alonso d'ovaglie del regno di Cile. p. 54. der
Römischen Ausg. v. 1646.

*).
[Seite 117]

Ein einzelnes und nicht einmal vollständiges dergl.
Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund.

*).
[Seite 118]

pallas spicileg. zoolog. XI. tab. V. fig. 2. 3.

**).
[Seite 118]

Von der Art war auch ohne Zweifel das im Grin-
delwald Berner Gebieths gefangne Thier das A.
1777 unter dem Namen eines Steinbocks durch
Deutschland zur Schau geführt und auch auf ei-
nem einzelnen Kupferblatt in 4to abgebildet worden.

*).
[Seite 125]

th. hyde, Shabiludium. p. 103 sqq. ed. Gr. sharpe.

**).
[Seite 125]

pennant's arctic. zoology vol. I. tab. VIII. und die
Titelvignette.

io. fr. miller fasc. II. tab. X.

*).
[Seite 130]

Hanows Seltenh. der Natur Th. III. Taf. I. Fig. I.

*).
[Seite 131]

Baba heist auf Malaisch das Schwein, russa der
Hirsch.

*).
[Seite 134]

strabo LXV. p. m. 475.

J. Wolf Haydt ostindischer Schauplatz p. 212. u. f.

*).
[Seite 135]

Pitture antiche d'Ercolano. T. II. tab. XL. VI.

**).
[Seite 135]

Heyne in den Nov. Comment. Gott. T. I.

***).
[Seite 135]

p. gillii descr. eleph. p. 511.

*).
[Seite 140]

So habe ich z.B. bey der Zergliederung eines
Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Ein-
richtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande
sind nach Willkür die Durchmesser desselben zu ver-
ändern, um durch zweyerley medium von so ver-
schiedner Dichtigkeit, durchs Wasser nemlich eben
so gut alt durch die Luft deutlich sehen zu können.
Dieß wird durch den Druck der überaus starken
Augenmuskeln auf die äußerste Haut des Aug-
apfels bewürkt, welche letztre an verschiednen Stel-
len von verschiedner Dicke ist. Die durchsichtige
Hornbaut nemlich ist dünne und nachgiebig; von
[Seite 141] der harten weißen Haut (sclerotica) hingegen ist der
zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie
auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr
mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmei-
dig: so daß wenn das Thier durch die tust sehen
will durch den willkürlichen Druck der Augen-
muskeln auf diesen Mittlern Theil die Are des Au-
ges verlängert, die Hornhaut gewölbt etc. werben
kan, und hingegen unter Wasser wenn die Muskeln
nachlassen auch die Are wieder verkürzt und die
Gestalt des ganzen Augapfels, der Fische ihrem wie-
der änlich gemacht wird u.s.w. – s. Commenta-
tiones societat. scient. Gottingens.
vol
. VII.

*).
[Seite 142]

G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meer-
thieren. Halle 1753, 8. (aus den nov. Comment.
Petropolit
.)

*).
[Seite 143]

rich. haklvyt Collection of Voyages Vol. III,
p. 657.

*).
[Seite 144]

Ein classisches Werk zur N. G. dieser ganzen merk-
würdigen Ordnung ist Hrn. Prof. Schneiders kri-
tische Sammlung zur N. G. der Mallfische, unter
Dess. vermischten Abhandl. zur Aufklärung, der
Zoologie etc. Berl. 1784. 8. S. 175–304.

*).
[Seite 158]

Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern-
verschiedner Vögel. beschrieben von Fr. Chr. Gün-
ther. Nürnb. 1772. fol.

*).
[Seite 159]

plin. L. X. c. 55. „Liuia Augusta, prima sua iuuenta
Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum parare viri-
lem sexum admodum cuperet, hoc vsa est puellari
augurio, ouum in finu fouendo, atque cum depo-
nendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne in-
intermitteretur tepor“ etc.

**).
[Seite 159]

aristot. hist. animal L. VI. c. 2.

L' art de saire éclore des oiseaux domestiques p. Mr.
de reaumur. Par
. 1741. 3 Vol. 12.

*).
[Seite 160]

Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht
kostbaren Maschine, und die doch so ausnehmend
interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt
s. in Hrn. Prof. Hollmanns Unterricht von Baro-
metern und Thermometern. Göttingen 1783. 8.
S. 205 u. f. 271 u. f.

**).
[Seite 160]

Ornithotrophie artificiele. Par. 1780. 12. Pl. I.

*).
[Seite 170]

garcilasso de la vega l. c. p.217. b.

**).
[Seite 170]

Viele unserer neuen besten Naturforscher, z.B.
Büffon, Fortis und andere, auch Bomare, Mo-
lina etc. halten ihn (ganz irrig) für einerley mit
dem Condor.

*).
[Seite 173]

Linné hat auch diesem Thier ganz unrecht einen
Schwimmfuß an der linken Seite zugeschrieben.

*).
[Seite 178]

reald. colvmei anat. L. 1. c. 8.

**).
[Seite 178]

anson's Voy. round the world T. II. p. 37. sq.

*).
[Seite 183]

nozemann en chr. sepp Nederlandsche Vogelen p. 129 sq.

*).
[Seite 185]

ten rhyne schediasma de promontor. bonae spei.

*).
[Seite 186]

fabric. hildani Fürtreflichkeit der Anatomy. S.
222. u. f.

**).
[Seite 186]

Martens Spitzbergische Reise. S. 70.

*).
[Seite 190]

i. reinh. forster hist. aptenodytae in Commentat.
Soc. Sc. Goett
. 1780. vol. III. p. 121. sqq.

**).
[Seite 190]

Geb. de Weert in de bry America P. IX. tab. XXV.

*).
[Seite 194]

harvey de generat. animal. p. 30.

**).
[Seite 194]

pennant's arctic zoology vol. I. introd. pag. XXX.
tab. IV.

*).
[Seite 196]

Ich habe eine solche Möve, die auf der Insel Hei-
ligeland gefangen war, mehrere Jahre lebendig
unter Augen gehabt. Ihr ganzes Naturell ward
allmälig durch die Zucht abgeändert; sie lebte blos
im Trocknen, ließ sich mit Brod speisen, und ward
so zahm, daß sie ihres Herrn Stimme von ferne
erkannte, und mit ihrem heisern pfeiffenden Tone
beantwortete. Sie hatte ungemeinen Appetit,
konnte spannenlange Knochen mit einmal verschlin-
gen, und ich habe nachher bey ihrer Zergliederung
den Schlund ungemein weit und dehnbar, den
derben muskulösen Magen hingegen zwar überaus
robust aber klein gefunden, so daß unmöglich die
ganzen großen Knochen darin Platz haben konnten,
sondern das eine Ende davon im Magen zermalmt
werden mußte, indeß das andre noch in die Speise-
röhre hinaus ragte.

*).
[Seite 200]

middleton's miscell. works. vol. IV. tab. X. pag.
90 sq.

**).
[Seite 200]

caylus Recueil d'Antiquités vol. VI. tab. XI. f. 1.

*).
[Seite 205]

ed. brown in rob. hook's philosoph. Collections N.
V
. p
. 148.

*).
[Seite 206]

w. harvey de gener. animal. p. 15.

**).
[Seite 206]

Voyage de f. legvat T. I. p. 98.

*).
[Seite 208]

latham Vol. II. P. II. tab. LX.

**).
[Seite 208]

Frisch tab. CXX.

*).
[Seite 209]

sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. XCIV. XCV.

*).
[Seite 213]

II. B. Mos. C. XVI. B. 13. vergl. mit Ps. LXXVIII.
B. 26.

*).
[Seite 214]

S. Mem. du Bar. de tott P. II. p. 143 u. f.

*).
[Seite 220]

S. gesner pag. 337.

*).
[Seite 221]

ramvsio nauigationi I. p. 367. D.

*).
[Seite 222]

ivst. schrader observ. anatom. p. 216.

*).
[Seite 224]

Besonders auch von der tillandsia usneoides die fast
wie Pferdehaar aussieht.

*).
[Seite 227]

nierenberg hist. naturae, p. 234.

*).
[Seite 233]

Frisch tab. XII. fig. 5.

**).
[Seite 233]

nichols compendium anatomicum pag. 7.

***).
[Seite 233]

clapham's Relat. of the Pico Teneriff. pag. 172.

*).
[Seite 234]

Günthers Nester und Eyer versch. Vögel, durch
Wirsing. Taf. X.

*).
[Seite 236]

nozemann en chr. sepp Nederlandsche Vogelen.
tab
. LXV. p. 124.

*).
[Seite 237]

Auch Latham scheint dasselbe Thier zweymal und
in ganz verschiednen Geschlechtern zu beschreiben;
einmal nemlich als motacilla vol. II. P. II. pag. 434.
und vorher als sturnus vol. II. P. I. pag. 8.

*).
[Seite 238]

nozemann et sepp Nederl. Vogelen tab. LIX. p. 111.

*).
[Seite 240]

Chr. Lehmanns. Erztgebürg. Creis. S. 694.

**).
[Seite 240]

nozemann en sepp. l. c. tab. XXVI. p. 49.

*).
[Seite 242]

Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmen Gegenden hat zumal Büffons Ge-
hülfe Guenau de Montbeillard vollständig zu-
sammengestellt und unterstützt, in der hist. des
oiseaux
Vol
. VI. pag. 557. u. f.

**).
[Seite 242]

Einer der neuesten und eifrigsten Vertheidiger des
Winterschlafs der Schwalben in Sümpfen ist
Daines Barrington in s. miscellanies. p. 225. u. f.

*).
[Seite 249]

Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparate inter animantia ca-
lidi er frigidi sanguinis
. Gott
. 1787. 4.

*).
[Seite 256]

s. Joh. Gottl. Schneider allgem. N. G. der Schild-
kröten, nebst einem systematischen Verzeichnisse
der einzelnen Arten. Leipz. 1783. gr. 8. m. K.

*).
[Seite 257]

s. z.B. roncalli Censur. medic. vniu. p. 131. pen-
nant
in Philos. Trans. Vol
. LXI. P. I. u.a.m.

**).
[Seite 257]

In der hist. of the bucaniers vol. I. pag. 64. wird
von einet (übrigens unbestimmten) Gattung Ame-
ricanischer Schildkröten gesagt, daß sie 2 bis 3000
Pfund am Gewicht halten.

*).
[Seite 259]

Ueber die hieländische Gattungen dieses Geschlechts
s. das bewundernswürdige Meisterwerk, des sel.
Rösel natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes.
Nürnb. 1758. gr. fol.

*).
[Seite 260]

Daß sie sich auch am Cap finde, versichert ten
rhyne
l. c. pag
. 22. sqq.

*).
[Seite 261]

s. haller de corp. hum. fabr. et funct. vol. VII. pag.
151 sq. guettard mém. sur differ. parties des sc.
et arts.
vol
. IV. pag. 615 sq. Kästners Vorr. zum
IIIten B. seiner Uebers. der Schwed. Abb. u.a.m.

Ein neuerliches Beyspiel in der hist. de l'ac. des
sc. de Berlin
v. J. 1782.

*).
[Seite 263]

ian. dveravivs de piscinis pag. 20. sqq.

*).
[Seite 264]

norden voyage d'Egypte pag. 163.

*).
[Seite 265]

vesling obs. anat. c. V.

**).
[Seite 265]

Hist. of Iamaica. vol. III. p. 869. u. f.

*).
[Seite 267]

paoli della relig. di gentili p. rigu. ad alcuni anim.
P
. III.

*).
[Seite 269]

shaw's travels pag. 348. der zweiten Ausg.

*).
[Seite 271]

seba vol. II. tab. VIII. XVII. XIX.

**).
[Seite 271]

Die giftigen Schlangen find mit ♂ bezeichnet.

Die Stärke des Eistes steht bey diesen Thieren
mit dem Alter in Verhältnis, so daß man z.B.
versichert, der Biß von ganz jungen Klapperschlau-
gen sey völlig unschuldig, und hingegen der von
erwachsnen meist tödtlich. Doch macht auch hier
wie beym Stich der Scorpione und vieler anderer
Insecten etc. Himmelsstrich, Jahrszeit und Witte-
[Seite 272] rung einen großen Unterschied, da alle dergleichen
Thiere in südlichen Gegenden und in schwuhler
Hitze ungleich gefährlicher werden, als unter den
entgegesetzten Umstünden.

*).
[Seite 272]

Hr. Hofr. Michaelis der jüngere im Götting. Ma-
gaz. IVten Jahrg. Ites St. S. 91.

**).
[Seite 272]

Schwed. Abh. v. I.1752. S. 321.

*).
[Seite 273]

i. carver's Travels pag. 43. u. f.

*).
[Seite 274]

i. earbot's Descr. of Guinea p. 341.

**).
[Seite 274]

Saraf? 4 B. Mos. 21. 6.

***).
[Seite 274]

v. Neitzschitz siebenjährige Weltbeschauung S.
184.

*).
[Seite 276]

kaempfer amoenit. exotic. pag. 567.

*).
[Seite 282]

s. sonnerat in rozier journal de physique Avr.
1774. pag. 256. u. f. buffon supplement vol. V.
pag. 540. u. f.

*).
[Seite 285]

s. Hr. von Haller in den Mem. de l'acad. des sc. de
Paris
. v. J. 1762. S. 76 u. f. und Dess. opera mi-
nora
vol
. III. pag. 250 sqq.

**).
[Seite 285]

S. die genaue Beschreibung und Abbildung dieses
unbegreiflich wunderbaren Baues in seba thesaur.
vol
. III. pag. 108. tab. XXXIV.

***).
[Seite 285]

stenonis de musc. et glandulis. Havn. 1664. 4.
pag. 68.

*).
[Seite 286]

baster opusc. subseciua. T. I. L. II. pag. 88.

**).
[Seite 286]

philos. Transact. No. 482.

*).
[Seite 287]

Hannov. Magaz. v. J. 1765. S. 978 u. f.

**).
[Seite 287]

s. Hrn. von Haller in den Comment. soc. sc. Got-
ting
. vol
. I. pag. 21.

***).
[Seite 287]

bonnet. vol. III. pag. 506.

****).
[Seite 287]

Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.

*).
[Seite 289]

plin. XXXI. c. 7. „Liquoris exquisiti genus; quod
garon vocauere, intestinis piscium caeterisque quae
abiicienda essent, sale maceratis, vt sit illa putre-
scentium sanier
.“

*).
[Seite 297]

Bey einigen Geschlechtern dieser Ordnung wie bey
den lophiis, cyclopteris und centriscis ist die Kiefer-
öffnung zum Theil mit einer eignen stralichten Haut
verschlossen. s. Broussoner in den Mém. de l'ac-
des sc. de Paris.
a
. 1780. pag. 679 u. f.

*).
[Seite 307]

du hamel Traité général des pêches. P. II. sect. 1.
pag. 36. sqq.

*).
[Seite 315]

seinen Fang f. in honel voyage pittoresque de Sicile etc.
Par
. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII–XXX.

*).
[Seite 318]

So eben fällt mir vol. LXXVI. P. II. der philos. Transact.
vom vorigen Jahr in die Hände, wo tab. XIII. ein
vierter electrischer Fisch, aus Ostindien, und wies
scheint aus dem Tetrodon-Geschlechte, abgebildet
und S. 382 beschrieben ist.

*).
[Seite 319]

io. conr. peyer parerga anatom. p. 139.

*).
[Seite 321]

Nonv. Heloise P. VI. L. XI.

*).
[Seite 326]

Bloch tab. XVII.

**).
[Seite 326]

Bloch tab. XV.

*).
[Seite 327]

reaumur in Mem. de l'ac. des sc. de Paris. 1716. p. 229.

*).
[Seite 332]

swammerdam Biblia naturae Leid. 1737. fol. pierre
lyonet
traité anatomique de la chenille qui ronge le
bois de saule
. à la Haye.
1761. 4.

*).
[Seite 337]

nicholls in philos. Trans. n. 134.

*).
[Seite 339]

lyonet chenille de saule pag 585. u. f.

*).
[Seite 342]

Kölreuter vorläufige Nachr. von einigen das Ge-
schlecht der Pflanzen betreff. Versuchen. S. 21 u. f.
32. 34. u. f.

*).
[Seite 348]

io. evs. voet catalogue systematique des coleopteres.
à la Haye
1766. u. f. 4.

*).
[Seite 350]

horvs apollo L. I. hierogl. S. io. plvtarch. de
Iside et Osir
. pag
. 355. 381.

*).
[Seite 352]

Mit im Jahr 1479, da die Engerlinge deshalb
in einen, weitläuftigen Monitorio vors geistliche
Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar
einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie selbst
aber nach genauer Abhörung beider Parteyen, und
reiflicher Ueberlegung förmlich in den Bann that.
s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick S. 278.

*).
[Seite 354]

i. f. hebenstreit de vermibus anatomicorum admi-
nistris
. Lips
, 1750. 4. c. fig.

*).
[Seite 363]

Stellantes volatus, vergilii terrestres. plin.

*).
[Seite 364]

r. waller in philos. Trans. N. 167. fig. 3. 4. 5.

**).
[Seite 364]

malpighii opera postb. p. 84 sqq. der Venet. Ausg.
v. 1698.

***).
[Seite 364]

twiss's Travels. p. 281.

*).
[Seite 375]

ivl. casserivs placent. de vocis auditusque organis
hist. anat
. tab
. XXI.

*).
[Seite 377]

Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen
der Cicaden en Wantzen
, door casp. stoll. Amst
.
1780. sq. 4.

*).
[Seite 379]

fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris v.
I. 1769.

j. miller's illustr. of the sexual system of lin-
naeus
. tab. vlt. fig
. 11.

**).
[Seite 379]

homer. Il. y. 150. sqq. ANACREON Od. 43. antho-
log. gr
. L.
I.

*).
[Seite 381]

stoll Wanzen II D. tab. VII. fig. 6. A.

*).
[Seite 383]

bonnet traité d'insectologie P. I. Par. 1745. 12.

*).
[Seite 384]

ioach. camerarii epit. Matthioli p. 51.

*).
[Seite 387]

Eine umständlichere Beschreibung des Thiers ha-
be ich in der Medicin. Bibl. gegeben 1 V.
S. 431 u. f.

*).
[Seite 388]

Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man,
außer sepp u.a. obgenannten, vorzüglich noch fol-
gende Werke:

(Denis und Schiffermüller) systematisches
Verzeichnis der Schmetterlinge der Wiener Ge-
gend. Wien 1776. gr. 4.

Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge
Erlangen seit 1776. gr. 4.

Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge 1. Th. Rostock 1785. 8.

Joh. Maders Raupenkalender. Herausgege-
ben von C. F. C. Kleemann ed. 2. Nürnb. 1785. 8.

c. clerk icones insectorum rariorum. Holm.
1759. sq. II. vol. 4.

p. cramer uitlandsche Kapellen Amst. seit 1775. 4.

*).
[Seite 395]

jac. l'admiral jun. gestaltverwisselende gekorvene
Diertjes
, tab
. XIX.

*).
[Seite 399]

lyonet Traité anatomique tab. II. fig. 8. 9. 1.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. III. und tab.
XIV. fig. 10. 11. S. 498.

*).
[Seite 401]

sepp Nederl. Insecten; IV. St. V. Verhandl. S. 25.
Taf. V.

**).
[Seite 401]

marcell. malpighii diss. epistolica de bombyce Lond.
1669. 4. Ein Meisterstück der feinsten anatomi-
schen Untersuchung. – Vergl. damit franc.
bibienae
spicilegium
in den Comm. instit. Bonon.
T
. V. P. I. pag. 9. u. f.

*).
[Seite 413]

ios. rovatti ep. ad Hallerum, vol. VI p. 136. sqq.

*).
[Seite 418]

Von den unzähligen Schriften worin die Geschichte
der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur
dreye statt aller an:

swammerdam bibl. nat. p. 369-550.

reaumur mém. etc. vol. V. p. 207-728.

und, besonders in Rücksicht der neuern Behauptung
über die Umbildung der Werkbienen in Weisler
bey der künstlichen Vermehrung der Stöcke durch
Ableger, bonnet oeuvr. Vol. V. P. I. p. 61-142.

Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsern Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mir Herr Bonner schriftlich
mitzutheilen die Güte gehabt, habe ich in Hrn. Prof.
Voigts Magazin III. B. bekannt gemacht.

*).
[Seite 422]

Sprüchw. Cap. 6. V. 8.

*).
[Seite 423]

Gleditsch in den mém. de l'ac. des sc. de Berlin 1749.
Pl. II.

*).
[Seite 433]

Besonders hat Derham über die Oekonomie dieses
berüchtigten kleinen Insects merkwürdige Beob-
achtungen angestellt in philos. Transact. No. 271
und 291.

*).
[Seite 434]

S. f. redi experimenta circa generationem insecto-
rum
. Opusculor. ed
. Amst. 1686. 12. P. I. tab.
I-XXIV.

*).
[Seite 436]

oth. fr. müller hydrachnae in aquis Daniae pale-
stribus
. Lips
. 1781. 4.

*).
[Seite 437]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge-
schlechts s. c. clerck aranei Suecici, Holm.
1757. 4.

**).
[Seite 437]

harvey de gener. animal. pag. 192.

*).
[Seite 439]

bonnet oeuvres. vol. I. p. 545. u. f.

*).
[Seite 440]

io. ott. helbig Eph. N. C. Dec. I. ann. X. p. 455.

*).
[Seite 441]

J. Fr. W. Herbst Vers über die N. G. der Krab-
ben und Krebse. Zürich 1782. u. f. 4.

*).
[Seite 444]

turberv. needham nouvelle obs. microsc. p. 129. u. f.

*).
[Seite 445]

oth. tr. mülleri entomostraca s. insecta testacea.
Lips
. 1785. 4. Der Verf. hat nemlich das ganze
Geschlecht der Kiefenfüße in vier andere vertheilt,
und diese zusammen mit dem gemeinschaftlichen
Namen entomostraca belegt.

**).
[Seite 445]

S. a microscopic description of the eyes of the mon-
oculus polyphemus. by w. andré
in den philos.
Transact
. vol
. LXXII. P. II.

***).
[Seite 445]

Stralsund. Magaz. I B. S. 239.

*).
[Seite 452]

Es ist nun wohl keinem weitern Zweifel unterwor-
fen, daß die eigentlich so genannten Eingeweide
Würmer der rothblütigen Thiere, so gut wie die
Saamenthierchen, ihnen eigenthümlich sind, nicht
von außen (aus dem Nasser etc.) in den thierischen
Körper gelangen. Und wenn man würklich vier
und da einmal Bandwürmer u. dergl. im Wasser
gefunden, so sind sie aller Wahrscheinlichkeit nach,
erst auf einem thierischen Körper durch Zufall dahin
gelangt, so wie man v. v. freylich auch genug
Beyspiele hat, daß zuweilen andre Thiere, In-
secten, Wassermolche etc. lebendig oder in den
Eyern in den menschlichen Körper gekommen sind,
und da die gefahrvollsten Zufälle erregt haben.

*).
[Seite 453]

Selbst von einigen Schnecken wird ein gleiches be-
haupter: s. Dr. dav. macbride on the reviviscence
of some snails preserved many years in M. Simon's
cabinet
, in den philos. Transact. 1774. vol. LXIV.
P. II. pag. 432 u. f.

**).
[Seite 453]

Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel eignes, wie z.B. bey den
[Seite 454] gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix an-
bustorum, nemoralis
etc
.) als welche zur Brunstzeit
mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-
sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und
ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
Schafts hat. (tab. 1 fig. 8.) Dieser Liebespfeil
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des
Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander
aufgefunden haben, so druckt jedes seinen Pfeil dem
andern in die Brust, oder wirft ihm denselben
auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor-
gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die
wahre Paarung.

*).
[Seite 454]

s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten B.
von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781
8. S. 377-431.

**).
[Seite 454]

Zumal beym margaritiser, mya margariti-
fera
etc
. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten werden bekanntlich auf Zeilan und im
Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen,
Californischen etc. sind weit weniger schön. Sie
[Seite 455] auch die von Utaheiti: vollends die aus deutschen
Flüssen etc. – Einige der größten und schönsten
orientalischen Perlen sind in Taverniers Reisen ab-
gebildet. – In Europa ist wohl, die größte la
pelegrina
im Spanischen Schatze, die 25 Karat
wiegt. Sie ist von der ehedem so berühmten Per-
lenfischerey von der Ins. Margarita, im Spanischen
Westindien.

*).
[Seite 455]

In der großen Südländischen Sammlung die S.
Maj. der König an das hiesige academische Mu-
seum geschenkt haben, findet sich unter vielen an-
dern dergl. Putzstücken, sogar ein Halsband von
niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten, und
mit Bast kunstreich zusammengeflochtenen Schnecken-
häusgen von demjenigen Volke, das vulgo für
den kümmerlichsten Auswurf des Menschenge-
schlechts verschrieen wird, nemlich von den Pesse-
rähs auf dem Feuerlande.

*).
[Seite 462]

Unter den vielen wichtigen Schriften, womit neuer-
lich die Geschichte der Eingeweidwürmer überhaupt
und des Bandwurmgeschlechts insbesondere berei-
chert worden ist, verdienen hier ihrer Vollständig-
keit wegen besonders angeführt zu werden:

Joh. Ann. Evhr. Goeze Versuch einer N. G.
der Eingeweidewürmer thierischer Körper. Blan-
kenburg 1782. 84.

Und vermium intestinalium praesertim taeniae
humanae breuis. expositio
auctore p. chr. wernero.
Lips
. 1782. 8. nebst der dazu gehörigen zweyfachen
continuatio. ib. 1782 und 1786. 8.

*).
[Seite 466]

Ein paar Hauptwerke zur Kenntnis dieser sonst noch
wenig bearbeiteten Ordnung des Thierreichs sind:

jo. bapt. bohadsch de quibusdam animalibus
marinis
. Dresd
. 1761. 4. Deutsch mit Anm. von
Nath. Gottfr. Leske. ebendas. 1776. 4.

petr. forskäl icones rerum naturalium quas in
itinere orientali depingi curauit. edidit
carst. nie.
bvhr
. Havn
. 1776. fol.

Und oth. fr. müller icones zoologiae Danicat.
ibid
. 1777. sq. fol.

*).
[Seite 468]

S. gius. vianelli nuove scoperte intorno le luci not-
turne dell' aqua marina
. Ven
. 1749. 8.

*).
[Seite 469]

O. Fr. Müller von Würmern des süßen und salzi-
gen Wassers. Kopenh. 1771. 4.

*).
[Seite 472]

Die vollständigste Uebersicht und Vergleichung der
bey alten und neuen Schriftstellern von diesem
überaus merkwürdigen Thiergeschlecht befindlichen
Nachrichten, s. in Hrn. Prof. Schneider Samml.
vermischter Abhandl. zur Zoologie und Handlungs-
geschichte. Berlin 1784.8. S. 7 bis 134.

*).
[Seite 474]

hvb. goltzii Sicilia et magna Graecia tab. II. N. 7. 8.
u.a.

*).
[Seite 475]

S. I. Sam. Schröter über den innern Bau der
See- u.a. Schnecken. Frankf. 1783. 4.

*).
[Seite 476]

Viele zeigen auch wenn sie angeschliffen werden
eine ganz andere Farbe als die von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.

**).
[Seite 476]

Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– frey-
lich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der
N. G. gehören unter andern;

mart. lister synopsis methodica conchyliorum.
Lond
. 1685 sq. fol.

Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit gv. hvddes
ford.) Oxon
. 1770. fol.

desall. d'argenville conchyliologie. Par. 1757. 4.

Ed. 31. par de favanne de montcervelle. ib.
seit. 1780. 4.

F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. fol.

Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch I. H. Chemnitz.) Nürnb.
1768. sq. IX. B. 4.

Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Con-
chylien-Kenntniß nach Linné. Halle 1783. III. B. 8.

* * *

adolph. mvrray fundamenta testaceologiae. Vpsal.
1771 4. (ganz abgedruckt in linné amoenitat.
acad. vol
. VIII. und die Erklärung der Kunstwörter
s. t. C. a linné terminologia conchyliologine edita a
jo. beckmanno. Gott
. 1772. 8.)

(c. l. kaemmerer) Conchylien im Cabinette des
H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt
. Rudolst
.
1786. 8.

* * *

geoffroy traité des coquilles qui se trouvent autour
de Paris
. Par
. 1767. 12. Deutsch, durch Martini.
Nürnb. 1767. 8.

em. mendez da costa British conchology. Lond.
1778. 4.

*).
[Seite 486]

s. Chemnitz Conchylien-Cabinet IX. B. 1. Abth.
von der Linkschnecken.

*).
[Seite 488]

jan. planci ariminens. de conchis minus notis L. Venet.
1739. 4.

*).
[Seite 489]

d'argenville conchyliologie Pl. XVI. D. 5. D. 6.
D. 8. vol. II. p. 549. u. f. der Ausg. D. 1780.

**).
[Seite 489]

lor. legati museo Cospiano pag. 121 sq.

*).
[Seite 490]

barbot's Guinea p. 339.

*).
[Seite 497]

rappolt in Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.

*).
[Seite 501]

jac. theod. kleinii naturalis dispositio echinoderma-
tum
ex ed. nath. god. leske. Lips
. 1778. 4.

*).
[Seite 502]

j. h. linkivs de stellis marinis. Lips. 1733. fol.

*).
[Seite 503]

j. winthrop in philos. Transact. Nro. 57.

*).
[Seite 504]

Zur Geschichte der Corallen vergl.

p. s. pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8.
Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens.
Nürnb. 1787. 4.

j. ellis's natural history of the corallines etc.
Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen von I. G.
Krünitz. Nürnb. 1767. 4.

ej. natural history of many curious and uncommon
zoophytes
etc. – systematically arranged and described
by d. solander. Lond
. 1786. 4. (– ich citire
hier dieses vortrefliche Werk, um es von dem vori-
gen zu unterscheiden, unter Solander's Namen. –)

vital. donati della storia naturale marina dell
Adriatico
. Ven
. 1750. 4.

fil. cavolini memorie per servire alta storia de
polipi marini
. Nap
. seit 1785. 4.

Und als brauchbares Handbuch: j. e. roques
de maumont
sur les polypiers de mer. Zelle
1782. 8.

* * *

I. Alb. H. Reimarus von der Natur der Man-
zenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus
Betr. über die besondern Arten der thierischen Kuntz-
triebe). Hamburg 1773. 8.

*).
[Seite 505]

Ich weis von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwrek auffischt, das binnen 3/4 Jah-
ren über und über mit Madreporen u.a. Corallen
dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man
Häuser aus Corallen: viele Vulkanische Inseln der
Süd- See sind ganz mit einer Corallen-Rinde
überzogen; und wie furchtbar die zu einer uner-
meßlichen Höhe aus dem Boden des Meers empor-
rankende Corallen- Bäume den Seefahrenden in
unkundigen Gegenden werden können, hat der
würdige Capit. Cook auf seiner ersten Reise um
die Welt an der Ost-Küste von Neu-Holland
lange genug erfahren.

*).
[Seite 508]

Corallium nigrum substantia prorsus conuenit cum
rubro
.“ ferr. imperati bist. natural. pag. 809.

Hier diese Gattung ist wenigstens dem rothen
Corall der Substanz noch weit ähnlicher als die
sonst mit dem Namen des schwarzen Coralls ge-
meiniglich belegte Gorgonia antipathes.

Vergl. rvmph herbar. Amboinense. vol. VI pag.
202 sq.

*).
[Seite 515]

Der Hauptschriftsteller über die Arm-Polypen bleibt
noch immer Trembley (der sie zwar nicht zuerst
gesehn, aber zuerst studirt hat:) in seinen Mé-
moires pour servir à l'hist d'un genre de polypes d'eau
douce à bras en forme de cornes
Leid.
174. 4.

Nächst ihm hat aber auch der wackre Rösel viel
eigne merkwürdige Beobachtungen über diese so-
wohl als über die Blumen und Federbusch-Po-
lypen angestellt. s. Dess. Historie der Polypen etc.
Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-
Belustig.)

Als Handbücher dienen: h. baker's natural
history of polypes
. Lond
. 1743 8.

Und Jac. Chr. Schäffer's Arm-Polypen in
den süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4.

*).
[Seite 516]

s. Götting. Magazin III. Jahrg. 4. St. S. 565 u. f.

*).
[Seite 541]

jam. parson's microscopical Theatre of seeds. Lond.
1745. 4. m. K.

*).
[Seite 543]

Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht S. 51 u. f.

*).
[Seite 544]

s. Götting. gel. Anz. 1774. 121. St.

*).
[Seite 558]

Wie dieß geschehen, hat niemand mit größerm
Scharfsinn und Einsichten gezeigt, als der Verf.
des nach stehenden eben so lehrreichen als unter-
haltenden Werks, das unter andern auch die voll-
ständigste Uebersicht und Prüfung aller bisher bekannt
gewordenen Cosmogenischen Systeme von irgend
einigem Belange enthält. – Lettres physiques et
morales adressées à
la Reine de la Grande
Bretagne
par J. A. de Luc
. Haag und Paris,
1780. V. B. in 8.

Deutsch von Hrn. D. I. S. Tr. Gehler. Leipz.
1781. II. B. 8.

*).
[Seite 560]

Ich besitze z.B. einen foßilen Schedel von Nordi-
schen Polar-Bären aus der Gaileneuter-Höle der
mir als osteologisches Präparat wichtig ist, da sich
der unbeschreiblich elegante Bau der innern Geruch-
werkzeuge dieses scharfriechenden Thiers zum Wun-
der schön daran erhalten hat.

*).
[Seite 563]

Ulloa Nacht. von America. II. Th. S. 14 u. f.

*).
[Seite 564]

s. Dess. Erfahrungen vom Innern der Gebürge pag.
53 sq. tab. IV. Nro. 4.

*).
[Seite 572]

(c. de choiseul - gouffier) voyage pittoresque de
la Gréce
tab
. XXXV. XXXVIII.

**).
[Seite 572]

r. avg. vogel de incrustato agri Gottingensis. Gott.
1756. 8.

*).
[Seite 573]

[Fußnotentext erscheint auf Folgeseite]Bekanntlich hat man zumal neuerlich im Florenti-
nischen die feinern Tofwasser sehr glücklich für die
Kunst zu benutzen gelernt, da man Formen von
Basreliefs hinein legt an welche sich dann der
Marmorfeste Sinter aufs genauste ansetzt und die
saubersten Abgüsse bildet.

*).
[Seite 581]

Genaue Nachricht von ihrer Bearbeitung etc. aus
einem Schreiben des Hrn. D. Reineggs aus Persien
an den Hrn. Baron von Asch in St. Petersburg
s. in Prof. Voigts Magazin IV. B. 3ten st.
S. 13. u. f.

*).
[Seite 584]

dioscor. de medicinal. mat. L. V. c. 93.

Allerdings finden sich auch zuweilen noch jetzt
in alten Römischen Urnen etc. Stücken von derglei-
chen Asbestnen Leichentüchern.

s. z.B. M. ant. boldetti osservaz. sopra i cimit.
de martiri
L. I. pag.
75.

Und m. mercati metallotheca vatic. pag. 157. u. f.

Noch erst vor einigen Jahren ist ein anders in
einem alten Römischen Grabe gefunden worden,
[Seite 585] wovon ich ein Stück von S. Durchl. dem Prinzen
August von Sachsen-Gotha zum Geschenk erhal-
ten habe.

*).
[Seite 587]

Ohngefähr von der Art sind auch die antiken Aegyp-
tischen kleinen irdnen auf der Oberfläche verglaseten
Osiris-Figuren u.a. dergl. Idole die man theils
in den Mumien findet, und die Gr. Caylus por-
cellanen nannte.

*).
[Seite 588]

Sr. will. hamilton's campi phlegraei tab. XLI. und
LI. pag. 14.

*).
[Seite 594]

Auch wäre ich geneigt die räzelhafte spiegelglatte
Mannshohe und ohngefähr halb so breite Quarz-
wand auf dem großen St. Bernhard für die her-
ausstehende Seite eines solchen ungeheuren Quarz-
crystalls zu halten.

**).
[Seite 594]

Cf. clavdiani epigrammata de crystallo cui aqua
inerat. p. m
. 376 sq.

*).
[Seite 597]

Zum Unterschied von zufälliger secundärer Cry-
stallisation, wenn z.B. ursprüngliche Kalkspat-
Crystallen allgemach aufgelöset worden, und sich
dagegen Kieselerden etc. an die Stelle gelegt und so
die crystallinische Form jenes Spats angenommen
baden; wie beym crystallisirten Feuerstein, cry-
stallisirten Sandstein etc.

*).
[Seite 598]

s. Hrn. Prof. Lichtenbergs Versuche mit denen
vom Hrn. Baron von Asch aus hiesige Museum
geschenkten Sibirischen Caschelongs, – im Gött.
Magaz. 1782. 2tes St.

*).
[Seite 599]

s. winkelmann. descr. des pierres gravées du B. de
Stosch pag
. 501 sq.

*).
[Seite 601]

Rer. Aegypt. L. III. c. 6 p. 146.

*).
[Seite 605]

Völlig wie die Insel Castel-a-mare ohnfern vom
Aetna. S. die Dedications-Tafel vor den Cam-
pis phlegraeis.
fig.
II.

**).
[Seite 605]

Stolpa heißt auf Slavonisch eine Säule.

*).
[Seite 606]

s. die beiden großen Kupfertafeln die Vivares nach
S. Drury A. 1743 von diesen so äußerst merk-
würdigen Basalten gestochen hat.

*).
[Seite 607]

s. z.B. Gottfr. Langhanß Beschreibung des Aders-
bachischen Steingebirges. Breslau 1733. 4. mit
Kupfern.

*).
[Seite 608]

s. z.B. gassendi vit. Peireskii ad a. 1630. pm.
150. – ‘„rogatus aliquando Peireskius de flexi-
litate illius cotis, quam a Iacobo Hallaeo Parisiensi
rationum magistro communicatam habuit, illam ad
Talchum retulit: opinatus nempe fluorem talcho
gignendo comparatum sic fuisse commissum arenae,
seu iis granulis ex quibus cos pertexitur; vt crassi-
tudo coticularis talchi pelluciditati, laeuorique ob-
stiterit; et talchica flexilitas obstiterit cotis rigori.“

*).
[Seite 608]

s. aristidis orat. Aegypt. pag. 587.

*).
[Seite 610]

Die schwerste Last die je durch Menschen bewegt
worden. – Der grüße Vaticanische Obelisk den
Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil-
nur 973537 35/40 Pfund.

*).
[Seite 611]

Sr. john maundevile's Travaile pag. 191 sq. ‘„The
Dyamandes ben square and poynted of here owne
kynde, bothe aboven and benethe, withouten
worchinge of mannes hond etc.“

*).
[Seite 612]

Lippert zwar behauptet es – im Supplem. zur
Daktyl. S. 131. 145 u. f. 149.

**).
[Seite 612]

Es war der berühmte Stein H. Carls des Kühnen
von Burgund der ihm im folgenden Jahre in der
Schlacht bey Gransee von den Eidgenossen abge-
nommen, und an die Fugger nach Augspurg ver-
kauft worden: er ist abgebildet in lambecii bibl.
Vindobon.
L.
II. pag. 516.

Die größten Demanten in der Welt s. bey Ta-
vernier, la Morraye etc. Auch bey papillon
sur la gravure en bois T
. II. pag. 281. – Den so
die Rußische Kaiserin von Gregor. Saffray er-
kauft, im Goth. Taschen-Cal. v. 1771.

Die verschiednen Arten des Schnitts der De-
manten s. bey mariette tr. des pierres gravées
T
. I. pag. 159.

*).
[Seite 622]

Man kan sich einige Idee von der schaudervollen
Größe dieser unterirdischen Gewölde aus dem
großen Kupferblatte machen das Nitson davon nach
Borlachs Rissen und Benj. Müllers Zeichnung
1760 gestochen hat.

*).
[Seite 627]

Vergl. (von Beroldingen) Beobachtungen, Zwei-
fel und Fragen, die Mineralogie betreffend. Erster
Vers. Hannover 1778. 8.

*).
[Seite 630]

s. Hrn. de Luc a. a. O. lettr. CXXIV. CXXVI.

*).
[Seite 633]

Vergl. C. F. Wenzels chymische Versuche die Me-
talle vermittelst der Reverberation in ihre Be-
[Seite 634] standtheile zu zerlegen: – in den Abhandl. die
von der Danischen Ges. den Preis erhalten
haben. Ite Samml. Kopenh. 1781. 4. S. 69 u. f.

*).
[Seite 636]

Doch läßt sich das Gold in allerhand Versetzung
stählen und zu Instrumenten etc. verarbeiten. s.
natter de la methode antique de graver en pierres
fines
. p.
XXXV. der Vorrede.

*).
[Seite 640]

s. Dr. blagden's history of the congelation of quicksil-
ver
. Lond
. 1784. 4. (und im LXXIII. B. der philos.
Transact
.) wo auch S. 10 u. f. die umständliche
Anzeige des von mir in meinen Studentenjahren
darüber angestellten Versuchs befindlich ist. Aus
der Vergleichung aber mit den andern daselbst
erzählten Erfahrungen kan ich selbst nicht ander-
schließen als daß damals eine Selbsttäuschung vor-
gegangen seyn muß, wenn ich gleich nicht einsehe
worin sie gelegen haben mag.

*).
[Seite 658]

Im neuen Hamburg. Magaz. III. Th. S. 3 u. f.

*).
[Seite 666]

Es bedarf keiner Erinnerung daß eine solche Anord-
nung der Petrefacten wie ich hier entworfen habe,
so wichtig sie freylich für Cosmogenie werden muß,
doch vor der Hand noch ihre großen Schwierigkei-
ten hat, daher ich auch den hier gewagten Ver-
such für nichts weniger als ganz fehlerfrey ausge-
ben darf.

**).
[Seite 666]

J. Fr. Espers Nachr. von neuentdeckten Zoolithen
unbekannter vierfüßiger Thiere. Nürnb. 1774. fol.

*).
[Seite 667]

(Hr. Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'elé-
phans et de rhinocéros qui se trouvent en Allemagne

etc. I-III. St. Darmst. 1783 u. f. 4.

**).
[Seite 667]

s. Götting. gel. Anz. 1786. S. 1211.

***).
[Seite 667]

hollmann in commentar. societ. scientiar. Gottin-
gens
. T.
II. pag. 215-280.

****).
[Seite 667]

s. Hrn. Prof. Voigt im Gothaischen Magaz.
III. B. 4. St. S. 2 u. f.

*).
[Seite 668]

Atti di Siena T. III. tab. VI. VII.

**).
[Seite 668]

Philos. Transact. T. LVIII. tab. IV.

***).
[Seite 668]

s. Hrn. Prof. Camper in den philos. Transact.
Vol
. LXXVI.

*).
[Seite 669]

s. Hrn. Prof. Voigt a. a. O. tab. I. fig. 3.

**).
[Seite 669]

Vergl. Hrn. Andreä a. a. O. tab. XV. fig. 6.

***).
[Seite 669]

chr. max. spener in miscellan. Berolinens. T. I.
fig
. 24.

*).
[Seite 670]

Vergl. jo. jac. schevchzer piscium querelae et
vindiciae. Tig
. 1708. 4.

**).
[Seite 670]

Hier stammt auch Scheuchzers vermeynter homo
diluuii testis
her, den ich bey seinem jetzigen Be-
sitzer, dem Hrn. Chorherren Gesner in Zürich,
gesehen habe, und den dieser würdige Greis selbst
für nichts anders als für einen versteinten Wels
(S. 318) hält.

***).
[Seite 670]

Da bey den Glarnern, so viel ich deren in Händen
gehabt, fast immer die Köpfe zerfallen waren, und
Stückweise im Schiefer umherlagen, so getraue
ich mir nicht sicher zu entscheiden ob sie zu den be-
kannten oder auch wohl zu den incognitis gehören.

*).
[Seite 671]

Vergl. j. reiske de glossopetris Luneburgensibus. ed. 2.
Norimb. 1687. 8.

*).
[Seite 672]

s. Hrn. Andreä a. a. O. tab. IV. S. 32.

*).
[Seite 673]

Hr. de Luc a. a. O. im XXXIX. Br.

**).
[Seite 673]

s. Hrn. Prof. de Saussüre voyages dans les Alpes
vol.
I. tab. II.

***).
[Seite 673]

s. Dess. Beyträge zur Mineralgeschichte von Sie-
benbürgen I. Th. tab. IV. fig. 6. 8.

†).
[Seite 673]

s. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten Entdeckungen. Frf. 1768. 8. tab. I.
[Seite 674] Das Museum hat verschiedne intressante Stücke
vom Hrn. von Hüpsch zum Geschenk erhalten.

*).
[Seite 674]

Vergl. picot de la peirouse descr. de plusieurs
nouvelles espèces d'orthocératites
. Erlang.
1781. fol.

**).
[Seite 674]

balth. ehrhart de belemnitis suevicis. Aug. Vindel.
1727. 4.

mich. reinh. rosinvs de belemnitis. Francohuf.
1729 4.

***).
[Seite 674]

s. Hrn. Prof. Voigts Magazin V. B. I. St.

*).
[Seite 675]

Hr. de Luc a. a. O. im LXXXIV. Br.

**).
[Seite 675]

s. Basler Merkwürdigkeiten I. Th. tab. I.

***).
[Seite 675]

Ebenfalls eine wichtige Entdeckung des Hrn.
de Luc. s. Hrn. Andreä a. a. O. tab. XIV. fig. d.
S. 205 u. f.

*).
[Seite 676]

mich. reinh. rosini tentaminis de lithozois ac
lithophytis prodromus
Hamb
. 1719. 4.

jo. chr. harenberg encrinus s. lilium lapideum
(Wolfenb.) 1729. 4

sam. chr. hollmann descriptio pentacrinorum.
Goett
1784. 4.

**).
[Seite 676]

Manche Naturforscher nennen hingegen den Lilien-
stein Pentacrinit, und das folgende Petrefact En-
crinit. Dem Körper nach verdient ehr der Lilien-
stein, dem Stiele nach aber das letztre Seegeschöpf
Pentacrinit genannt zu werden.

***).
[Seite 676]

eberh. fr. hiemeri caput medusae vtpote nouum di-
luuii vuiuersalis monumentum
. Stuttg
. (1724) 4.

****).
[Seite 676]

Vergl. dav. sig. büttner coralliographia subterra-
nea
. Lips
. 1714. 4.

*).
[Seite 677]

Vergl. j. jac. schevchzer herbarium diluuianum.
L. B.
1723. fol.

**).
[Seite 677]

So sagt Hr. von Haller in den Briefen über
einige Einwürfe wider die Offenbahrung. II. Th.
S. 181.

*).
[Seite 678]

Vergl. Volkmann a. a. O. P. I. tab. XV. fig. 4. und
P. III. tab. IV. fig. 6.

Auch da costa in den philos. Transact. vol. L.
P. I. tab. V
.

**).
[Seite 678]

s. Hrn. Andreä a. a. O. tab. V. fig. 1. S. 42.

*).
[Seite 679]

s. Hrn. Prof. Waldins Frankenberger Versteine-
rungen. Marb. 1778. 4. tab. 1. fig. 1-5.

**).
[Seite 679]

Wie z.B. in unsrer Nachbarschaft ohrweit Münden,
und das auf dem Westerwalde etc. Von jenem hat
der seel. Hollmann und von diesem der Hr. Geh.
Rath von Preuschen zu Dillenburg intressante
Sammlungen ans Museum geschenkt. Jenes hat
Hr. Hollmann in seiner zweyten Sylloge S. 95 u. f.
dieses aber der jüngere Herr von Preuschen
im Hannoverschen Magazin 1784. S. 663 u. f.
beschrieben.

*).
[Seite 680]

s. Hrn. de Luc a. a. O. im XVIII. Br.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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