Ich habe bey dieser neuen Auflage
meinen möglichsten
Fleiß ange-
wandt, die Mängel der vorigen zu
verbessern,
und das wichtigste von
dem Zuwachs den die Naturgeschichte
in den
letzten Jahren erhalten, nach-
zutragen. Um aber das Buch
doch
nicht anzuschwellen habe ich mich da-
gegen hin und
wieder mehr als bey
den vorigen Ausgaben ins kurze ge-
faßt. Ueberhaupt aber darf wohl
[Seite IV] ein Handbuch der N. G., wenn es
nemlich auch als
Leitfaden zum aca-
demischen Vortrage brauchbar seyn
soll,
wohl nicht viel kürzer seyn.
Denn da es die Natur der Sache
mit sich
bringt, daß bey weiten der
größte Theil der Zuhörer doch nicht
mehr als
einen halbjährigen Cursus
auf diese so viel umfassende Wissen-
schaft wenden kan, so muß das Com-
pendium an
den wichtigsten Gegen-
ständen derselben so reichhaltig
als
möglich seyn, damit die kurze Zeit
des mündlichen Vortrags zur
nöthigen
Erläuterung des Buchs, zur Anlei-
tung zum
fernern Gebrauch desselben,
und zur Mittheilung der
anschaulichen
Kenntnisse durch Vorzeigung der Na-
turalien
selbst oder wo das nicht geht
durch treue deutliche Abbildungen
etc.
benutzt werden kan.
Auch dadurch habe ich dieser neuen
Ausgabe einen kleinen Vorzug vor
den
vorhergehenden zu geben gesucht, daß
ich am Ende jedes Abschnitts
die wich-
tigsten Schriftsteller darüber ange-
führt, auch durchgehends wo es nö-
thig schien
bey jeder Gattung eine
treue Abbildung citirt, und die fran-
zösischen und englischen Namen bey-
gefügt
habe.
Vorzüglich habe ich im Thierreich
manche nützliche physiologische Be-
merkung aus der anatome
comparata
etc. beygebracht; so auch den Ab-
schnitt
von der Physiologie und dem
Nutzen der Gewächse erweitert; be-
sonders aber haben wohl die Ab-
schnitte von
der allgemeinen Minera-
logie und von den
Versteinerungen
(und der Behandlungsart wodurch das
[Seite VI] sonst sterile Studium der letztern
sehr
fruchtbar werden kan) beträchtliche
Verbesserungen erhalten.
An der Ordnung im Ganzen habe
ich nichts zu ändern gefunden,
einiges
weniges ausgenommen; da man es
z.B. gut heißen wird, daß ich
die
Linnéischen nantes von den Amphi-
bien getrennt und wieder zu den
Fischen gebracht: und
hingegen die
Dachsartigen Thiere die man sonst
bald zu den Bären bald zu
den viuer-
ris zog, in einem eignen
Geschlechte
verbunden habe. Da ich die weißen
Ameisen von den
Papirläusen trennen
mußte, so habe ich jenen den Ge-
schlechtsnamen termes gelassen und
dagegen das
Geschlecht der letztern
zum Unterschied termiculus
genannt.
Daß ich das Wort genus immer
durch Geschlecht, und
hingegen spe-
cies durch Gattung
übersetze, dafür
habe ich nicht nur die Autorität des
Hrn. v. Haller
u.a. Claßiker in die-
sem Fache, sondern noch zwey Autori-
täten ganz andrer Art, den gemeinen
Sprachgebrauch nemlich
und gewis-
sermaßen die Natur selbst, vor mir.
Die Natur zeigt (wenigstens im
gewöhnlichen Laufe, de
regula), daß
nur die Thiere von einer species
sich
mit einander gatten; und daß genus
auch
Geschlecht bedeutet lernen wir in
den Kinderjahren in der Grammatik
beym
Unterschied der Worte generis
masculini oder foeminini etc.
Beym Thierreich ist denjenigen
Gattungen die sich in Deutschland
[Seite VIII] finden, wieder so wie in
den vorigen
Ausgaben ein † vorgesetzt: und ein *
am Ende des
lateinischen Characters
bedeutet, daß ich das ganze Thier im
hiesigen
academischen Museo oder
sonst wo gesehen habe.
Göttingen,
den 1ten März 1788.
J. F. Blumenbach.
S. 17 lese man die beiden ersten Zeilen so:
erreichen früh die bestimmte
Größe ihres Kör-
pers, und dann ist ihr
S. 45 letzte Zeile, l. doch daß die Hinter-
floßen ohne Knochen
sind, und horizontal,
nicht wie
Der S. 67. Z. 9 u. f. angegebene Umstand hat,
wie ich nun von kundigen
Augenzeugen weis, seine
vollkommenste Richtigkeit.
S. 86. Z. 1. 2. st. ebenfalls in Südamerica l.
im ganzen wärmern America
S. 97. Z. 11. setze hinzu: Eisbär.
S. 145. Z. 7 vom Ende werden die Worte
– und Junius – ausgestrichen.
S. 192. Zu Lösung des scheinbaren Wieder-
spruchs, daß vom
Albatros gesagt wird er lebe
außerhalb der Wendecirkel und nähre sich
doch
großentheils von fliegenden Fischen, muß ich zu-
setzen daß zwar die eigentliche Heimat dieser Vögel
außerhalb der
Wendecirkel zu seyn scheint, daß sie
aber bey ihren Zügen den ganzen Ocean
von Sü-
den nach Norden und v. v.
durchstreichen, und sich
da von fliegenden Fischen nähren. – Vergl. Pen-
nant's arctic Zoology
T. II. pag. 507.
S. 193. Z. 10. l. hat in der Bildung und
Lebensart viel ähnliches mit
S. 197. Z. 9. statt: und liegt in diesem l. und
dieser liegt in jenem
S. 214. Z. 13 wird das Wort äußersten aus-
gestrichen.
S. 223. Z. 8. setze noch ein Synonym hinzu:
Mook.
S. 333. Z. 11. l. man wird zumal im
Sommer kaum eine
S. 343. Z. 3. vom Ende werden die Worte
– die Wanzen – ausgestrichen.
S. 361. Z. 5. v. E. l. attelabvs.
S. 376. Z. 7. 8. v. E. werden ausgestrichen da
sie nichts dem Heupferd eignes
enthalten.
S. 381. zu Z. 17. – Eine ähnliche Bemerkung
hat aber auch schon Swammerdam
bey dem Hielän-
dischen grauen Wasserscorpion gemacht. s.
Dess.
biblia naturae T. I.
pag. 230. tab. III. fig. 4. 5.
S. 389. Z. 12. v. E. st. schon l. schön
S. 473. Z. 3. 4. l. werden ihnen, wie schon
die Alten wußten, leicht
reproducirt.
S. 547. Z. 10. die Brodfrucht wird doch nicht
ganz roh gegessen sondern erst
geschält und geröstet.
S. 550. Z. 2. v. E. statt vorzüglich l. am
meisten
S. 574. Z. 12. 13. v. E. st. gelblichtes l. ge-
bleichtes
Ein paar wichtige Gattungen von Thieren
müssen auch
noch nachgetragen werden.
S. 124. nach Z. 14. – 5. Moschatus. Der
Bisamstier. (Fr. le boeuf musquè. Engl. the
musk-ox.) B. cornuum deflexorum basibus la-
tissimis complanatis ad frontem contiguis; apici-
bus reflexis.
pennant's arctic Zool. T. I. tab. VII.
Dieses Thier das sich schon durch die ganz
eigne Bildung seiner Hörner (wovon
ein Paar zu-
weilen über 1/2 Centner wiegen soll)
auszeichnet,
wird vor allen durch sein Vaterland äußerst merk-
würdig, das blos aufs äußerste Nordamerica im
Westen der
Hudsonsbay vom 66 bis 73° der
Breite eingeschränkt ist.
S. 200. nach Z. 6. – 3. * Garzetta. (Fr.
l'aigrette) A. occipite cristato, corpore albo,
rostro nigro, loris
pedibusque virescentibus.
Diese Gattung ist im Orient zu Hause, und
hat die berühmten langen,
schneeweißen seidenar-
[Seite XIII] tigen Rückenfedern, die zumal von den Persianern
und
Türken so theuer bezahlt, und auf dem Tur-
ban getragen
werden.
Ein längst gewünschtes überaus nützliches Hülfs-
mittel zum
Studium der N. G., nemlich eine Er-
klärung der
Linnéischen Kunstsprache, erhalte ich
so eben bey der Revision dieses
Bogen:
io. reinh. forster enchiridion historiae na-
turali
inseruiens, quo termini et delineationes ad
auium, piscium, insectorum
et plantarum adum-
brationes intelligendas et
concinnandas, secundum
methodum systematis Linnaeani continentur.
Halae 1788.
8.
Den zweyten Theil dazu der die übrigen Fächer
der N. G. befaßt, haben wir
vom jüngern Hrn.
Forster, dem Hrn. Geh. R. zu erwarten.
Fig. 1-7. die verschiednen Würmer im mensch-
lichen Körper in natürlicher Größe. – Sie sind
alle nach
der Natur gezeichnet nur den Blasen-
wurm fig. 7. ausgenommen, den ich noch nicht
selbst
gesehen, und daher aus Werners Schrift
entlehnt habe.
Alle Dinge, die sich auf, und in unsrer
Erde
finden, zeigen sich entweder in der-
selben Gestalt, in
welcher sie aus der Hand der
Natur gekommen; oder so, wie sie durch
Men-
schen und Thiere; zu bestimmten Absichten,
oder
auch durch bloßen Zufall verändert und gleich-
sam umgeschaffen worden sind. Auf diese Ver-
schiedenheit gründet sich die bekannte Einthei-
lung
aller Körper in natürliche (naturalia),
und
durch Kunst verfertigte (artefacta). Dir
er-
stern machen den Gegenstand der Naturge-
schichte aus, und man belegt alle Körper mit
dem Namen
der Naturalien, die nur noch
keine wesentliche Veränderung durch Men-
schenhände erlitten haben. Artefacten werden
[Seite 2] werden sie blos alsdann, wenn
der Mensch*)
wesentliche
Veränderungen mit ihren vornimt.
Anm. Da übrigens der Begriff vom wesentlichen
hier
nur relativ ist, so versteht sich von selbst, daß auch
die
Grenzen zwischen Natur und Kunst nach diesem
Begriff nicht sehr
streng bestimmt werden können.
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung,
2) ihres Wachs-
thums, und 3) ihrer Structur, eine
doppelte Ver-
schiedenheit. Die einen nemlich sind allemal
von
andern natürlichen Körpern ihrer Art hervorge-
bracht; so daß ihre Existenz in einer ununter-
brochenen
Reihe bis zur ersten Schöpfung hin-
auf immer andere
dergleichen Körper voraus-
setzt, denen sie ihr Daseyn zu
danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan-
zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, as-
similiren sie den Bestandtheilen desselben, und
befördern
dadurch ihr Wachsthum von innen
(mittelst inniger Aneignung, intus susceptio,
expansio). Diese beiden
Eigenschaften setzen
drittens von selbst eine besondere Structur
bey
dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie
[Seite 3] müssen nemlich, wenn sie auf
diese Weise Nah-
rungsmittel zu sich nehmen und mit der
Zeit an-
dere Geschöpfe ihrer Art wieder
hervorbringen
sollen, mancherley Gefäße und Organe in ihrem
Körper
haben, die zur Assimilation dieser Ali-
mente, zur
Erzeugung ihrer Nachkommenschaft
u.s.w. nothwendig sind.
Dieß alles fehlt bey den natürlichen Körpern
der andern Art, nemlich den
Mineralien. Bei-
des, sowol ihre Entstehung, als ihr
Wachsthum,
wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf,
wird
keineswegs durch Ernährung, sondern le-
diglich durch
Anhäufung oder Ansatz homogener
Theile von außen (aggregatio, iuxta positio)
bewirkt; und sie bedürfen folglich auch
keines or-
ganisirten Körperbaues, keiner solcher Gefäße
etc.
als die Eigenschaften der natürlichen Körper der
ersten Art
unumgänglich erfoderten.
Und eben deshalb heisen jene organisirte,
die letztern aber,
unorganisirte Körper.
Endlich sind nun auch die organisirten Kör-
per selbst,
theils in der Art wie sie ihre Nah-
rungsmittel zu sich
nehmen, theils in Rücksicht
ihrer Bewegung, von einer doppelten
Verschie-
denheit. Die Einen nemlich ziehen einen
sehr
einfachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine
[Seite 4] Oeffnungen, die sich am einen
Ende ihres Kör-
pers befinden, in sich: da hingegen die
Andern
eine einfache, aber nach Verhältnis ungleich
größere Oeffnung
an sich haben, die zu einem
geräumigen Schlauche führt, wohin sie
ihre
Alimente, die von sehr verschiedener Art sind,
bringen; die
aber alsdann erst noch vielerley Ver-
änderungen erleiden
müssen, ehe sie zur Nutri-
tion geschickt werden. Diese
letztern äussern zu-
dem noch willkürliche Bewegung ihrer
Glied-
maßen, die den erstern völlig mangelt, und zei-
gen dadurch daß sie beseelt sind. Jenes sind
die
Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen giebt die Fähigkeit den
Standpunkt
zu verändern (locomotiuitas) kein
hinreichendes Un-
terscheidungszeichen der Thiere von den
Pflanzen,
ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die
gemeinen
Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern
können zu
gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufent-
halt verändern,
bald zu Boden sinken, bald wie-
der auf die Oberfläche des
Wassers steigen u.s.w.
Und hingegen giebt es ganze Geschlechter von
Was-
serthieren, zumal unter den Conchylien, Coral-
len etc. die ihren einmal eingenommenen Platz nie
von
selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natürli-
chen Körper in
organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter
einan-
der (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey
Reiche, worunter man die Naturalien sehr schick-
[Seite 5] lich gebracht hat, und
wovon das erste die Thiere,
das zweyte die Pflanzen, das dritte die
Minera-
lien begreift.
Die Thiere sind folglich nach dem was oben
gesagt worden, belebte und
beseelte organisirte
Körper, die erstens willkührliche Bewegung be-
sitzen, und zweytens ihre Nahrungsmittel durch
den Mund
in den Magen bringen, wo der nahr-
hafteste Theil davon
abgesondert und zur Nutri-
tion verwandt wird.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organi-
sirte Körper, aber
blos belebt, so daß ihnen die
willkührliche Bewegung gänzlich mangelt,
und
die zweytens ihren Nahrungssaft durch Wurzeln
einsaugen, nicht
so wie die Thiere ihre Speisen
durch eine besondere einfache Oeffnung zu
sich
nehmen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die blos
dadurch entstehen,
daß einfache feste Theile durch Ansatz von
aussen
zusammen gehäuft, und mit einander verbun-
den
werden.
Anm. Gegen diese Eintheilung der Naturalien in
die
drey Reiche sind, zumal neuerlich, Einwendungen
gemacht worden:
da manche Naturforscher wenig-
stens keine bestimmte
Grenzen zwischen dem Thier-
und Pflanzenreich haben
zugeben wollen: andere
aber überhaupt geläugnet haben, daß
dergleichen
Grenzen zwischen den sogenannten Naturreichen,
[Seite 6] geschweige zwischen den Classen
etc. worein jedes der-
selben wieder abgetheilt wird, in
der Natur Statt
fänden.
Die erstern haben sich theils auf dies
sogenannten
empfindlichen Pflanzen, theils auf die Polypen
u.a.
sogenannte Pflanzenthiere berufen, die aus ver-
schiedner Rücksicht sowohl zum einen als zum an-
dern
organisirten Reiche, gerechnet werden könn-
ten, folglich
das Band zwischen beiden –, und
einen unmerklichen Uebergang vom einen
zum an-
dern, abgäben etc.
Die andern nehmen folgends eine
allgemeine
Continuität in der Natur an, deuten den Satz:
Die Natur
thut keinen Sprung, dahin daß alle
Arten von erschaffenen Wesen in der
Natur, in
Rücksicht ihrer Bildung, einander Stufenweise wie
Sprosse
auf Sprosse in einer Leiter folgten, gleich-
sam wie Glied
an Glied in einer Kette zusammen
hiengen, so daß durchaus keine andre
als nur sehr
willkürliche erkünstelte Eintheilung der Naturalien
in
Reiche und Classen und Ordnungen etc. statt habe.
Die erstre Einwendung schwindet sobald man
reine
bestimmte Begriffe von thierischer und von
Pflanzen-Natur festgesetzt
hat. So kann es wohl,
diesen Begriffen ohnbeschadet, Thiere geben,
die
in manchen minder wesentlichen Eigenschaften ei-
nige Aenlichkeit mit den Gewächsen zeigen und
v.
v. – Aber doch wohl schwerlich ein Ding das
willkürliche Bewegung
zugleich hat und auch nicht
hat etc. Kurz kein wahres Mittelding das
gleich
viel Anspruch auf einen Platz im Thierreich und
auf einen im
Pflanzenreich machen könnte.
Und so ist die zweyte Einwendung eigentlich
von
selbst gleich beygelegt; da folgends die Kluft
zwischen dem Pflanzen-
und Mineralreich noch un-
gleich auffallender ist. –
Ueberhaupt aber haben
die Bilder von Stufenfolge, von Kette, oder
Lei-
ter in der Natur, zwar in sofern ihren großen Nu-
tzen, daß sie den wahren Grund eines natürlichen
[Seite 7] Systems in der N. G.
abgeben, zur Erleichtung
der Methode und als Hülfsmittel fürs
Gedächtnis
dienen etc. – aber sie nun wie doch oft geschieht,
dem
Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hin-
einlegen; und
die Vollkommenheit und den Zusam-
menhang derselben darin
suchen zu wollen, daß die
Geschöpfe in Rücksicht ihrer Form so sein
Stufen-
weise auf einander folgten, wäre doch an sich
schon
eine Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch
der Fall ist,
durch alle Erfahrung so ganz wider-
legt würde. Denn
erstens ist schlechterdings noch
kein Körper bekannt, noch auch nach den
obigen
bestimmten Begriffen der drey Naturreiche denkbar,
der ein
wahres Bindungsglied zwischen zweyen der-
derselben
abgeben könnte. Und anderseits finden
sich hingegen, zumal im
Thierreich, ganze Classen,
und zahlreiche Geschlechter von einer so
auszeichnen-
den Bildung, daß man sie auch bey der
sorgfältig-
sten Anlage einer solchen Leiter der Natur
doch nur
mit Mühe und nicht ohne sichtlichen Zwang irgend-
wo einschieden und unterbringen kann. So isolirt
ist z.B.
die Classe der Vögel, das Geschlecht der
Schweine etc. Und endlich wie
soll es dann mit der
Einrollirung derjenigen Thiergattungen
gehalten
werden, bey welchen die beiden Geschlechter eine
so
durchaus gänzlich verschiedne Bildung haben,
wie z.B. bey den
Schildläusen etc.
Jeder organisirte Körper (§. 2.) entsteht,
lebt,
und stirbt ab. Dieß sind die drey großen
Revolutionen, welche die
Existenz eines jeden
Thiers oder jeder Pflanze unumgänglich voraus-
setzt, sie mögen nun wie der Baobab (Adansonia)
und die Eiche ein Alter von Jahrtausenden errei-
chen, oder wie mancher Schimmel (z.B. Embolus
carneus hall.) binnen einer einzigen
Stunde
entstehen, erwachsen, veraltern und sterben; und
wenn sie
auch selbst sogleich nach der Empfäng-
nis wieder
vernichtet wären, so setzt doch dieses
ihr augenblickliches Daseyn
Entstehung, Leben
und Tod voraus; die man sich als eben so ver-
schiedne Epochen oder Revolutionen ihrer Exi-
stenz denken muß.
Jedes hier und jede Pflanze haben von der
andern Seite auch drey große
Bestimmungen,
die sie schon als organisirte Körper, ohne Rück-
[Seite 10] sicht
auf ihre übrigen Geschäfte, erfüllen müssen;
nemlich: sich zu nähren, zu
wachten und ihres
gleichen zu zeugen. Die beiden ersten sind eben
so
schlechterdings nothwendig als jene Revoluti-
onen; nur
die dritte ist conditional. Das Leben
eines organisirten Körpers mag
noch so kurz,
noch so augenblicklich seyn, so hätte es doch
nicht
ohne Nahrung dauren können, und diese Ernäh-
rung hat Wachsthum zur Folge, sollte dieß
auch gleich noch so
unmerklich gewesen seyn; die
dritte Bestimmung hingegen, oder die
Fähig-
keit seines gleichen zu zeugen, kommt dem orga-
nisirten Körper nur bedingungsweise zu. Denn
erstens
giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die
erzeugt und gebohren werden, sich
nähren, wach-
sen etc. und am Ende wieder absterben, ohne
je
im Stande zu seyn, weder zu erzeugen, noch zu
empfangen, ohne je
der Freuden der Liebe zu
genießen u.s.w. wohin z.B. die
Arbeitsbienen
gehören. Zweytens aber wird auch das Zeu-
gungs-Geschäfte, bey denen organisirten Kör-
pern, die
alle Fähigkeiten dazu besitzen, doch
nur in einem bestimmten. Alter
ihres Lebens voll-
zogen, dahingegen Ernährung und
Wachsthum
(letzteres nemlich im weitläuftigen Sinn genom-
men) lebenswierig dauern. Die also vor dem
bestimmten
Alter absterben, können diese Be-
stimmung gar nie
erfüllen, und die es überle-
ben, sind auch nachher
unvermögend dazu.
Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären,
hat man neuerlich die freylich
ganz commode Lehre der Evolution
angenom-
men, und gemeynt, es werde kein Mensch
und
kein Thier und keine Pflanze in der Welt er-
zeugt, sondern sie lägen alle schon seit der er-
sten
Schöpfuug als völlig präformirte Keime
bey ihren Eltern und Vorfahren
längstens vor-
räthig; die verschiedenen Generationen
streckten,
gleichsam wie eingepackte Schachteln in einan-
der, und würden nur nach und nach so wie die
Reihe an sie
käme durch die Befruchtung ent-
wickelt und ans Licht
gebracht. Manche Ge-
lehrte haben diese Keime im
väterlichen, andere
hingegen haben sie im mütterlichen Zeugungs-
stoffe gesucht. Jene glaubten sie also bey den
Thieren in
den sogenannten Saamenthiergen,
diese aber im weiblichen Eyerstock
gefunden zu
haben.
Gegen diese vermeynte Präexistenz solcher
vorgeblich präformirten Keime
streitet aber, um
nur weniges anzuführen, z.B. die bekannte Er-
fahrung, daß sich auch dem bewaffnetesten Auge
doch nie
sogleich – sondern immer erst nur ge-
raume, zum Theil
beträchtlich lange Zeit, nach
der Befruchtung die erste Spur des neu
empfan-
[Seite 12] gnen Menschen oder Thiers oder Gewächses zeigt;
das
aber dann auch gleich mit dem ersten An-
fange die
Ausbildung aufs schnellste fortrückt
u.s.w. Ferner soviele mit dem
Evolutions-
system nicht zu reimende Phänomene in Er-
zeugung der Bastarde, und der Misgeburten;
auch in der
Ausartung der organisirten Körper;
so wie fast das ganze
Reproductions-Geschäfte etc.
wie auch die unleugbaren Beyspiele von
erblich
werdenden Verstümmelungen am Körper; be-
sonders auch die Entstehung ganz widernatür-
licher,
sonst im natürlichen Baue gar nicht exi-
stirender
organischer Theile, die blos durch zu-
fällige
Verletzungen und andere Krankheiten ver-
anlaßt worden:
wohin auch gewissermaßen die
so eleganten Vegetationen gezählt werden
kön-
nen, die nie anders als nach dem zufälligen
Stich
eines Insects auswuchern wie z.B. die
Schlafäpfel (spongiae cynosbati) u.s.w.
Und können einmal vollkommen organisirte
Theile da gebildet werden, wo an
keinen dazu
präformirten Keim zu denken ist, wozu brauchts
denn
überhaupt der ganzen Einschachtelungs-
Hypothese?
Hingegen zeigen sich durch die ganze Natur
die unverkennbarsten Spuren
eines fast allge-
[Seite 13] mein verbreiteten Triebes, der Materie eine be-
stimmte Bildung zu geben; welcher schon im
unorganisirten
Reiche von auffallender Würksam-
keit ist, da es z.B.
metallische Crystallisationen
giebt, die, was die äußere Bildung
betrifft, ge-
wissen organisirten Körpern zum Wunder
ähnlich
sind. So z.B. manches dendritisches gedie-
genes Silber, oder auch die sogenannte Menge-
pesse
(eine Art von Stück-Meßing) mit gewis-
sen Moosarten zumal
unter den hypnis. Und
in beiden organisirten
Reichen läßt sich die Wür-
kungsart dieses Triebes bey
solchen Thieren oder
Pflanzen die von durchsichtiger Textur sind,
und
dabey so schnell erzeugt werden und wachsen daß
man die ganze
Entstehung derselben gleichsam
unter den Augen verfolgen kann, ganz
augen-
scheinlich beobachten; so z.B. bey den Arm-
Polypen, bey der Brunnen-Conserve (conferua
fontinalis.) etc.
Und so ist es wohl ungleich befriedigender
und allen Erscheinungen des
Zeugungs- und Nu-
tritions- und Reproductions-Geschäftes
weit an-
gemeßner, wenn man annimmt: daß keine prä-
formirte Keime existiren; sondern daß in den bey
der
Befruchtung ergoßnen Zeugungsstoffen der
beiden Geschlechter, nachdem
dieselben sich in-
nigst gemischt, gleichsam zur behörigen
Reife
[Seite 14] gediehen,
ein besonderer, dann lebenslang thä-
tiger Trieb rege
wird, ihre bestimmte Gestalt
anfangs anzunehmen, dann lebenslang zu
er-
halten, und wenn sie ja etwa verstümmelt wor-
den, wo möglich wieder herzustellen. Ein Trieb
der
folglich der Hauptgrund aller Generation,
Nutrition und Reproduction zu
seyn scheint, und
den man, um ihn von allen andern Naturkräf-
ten zu unterscheiden mit dem Namen des Bil-
dungstriebes (nisus formatiuus) belegen kann.
Die Ursache dieses Bildungstriebes läßt sich
freylich eben so wenig als
die der Attraction oder
der Schwere und anderer noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte angeben. Genug daß es
eine
eigenthümliche Kraft ist, deren unleugbare
Existenz und ausgedehnte
Würksamkeit sich durch
die ganze Natur in der Erfahrung
offenbart,
und deren so constante Phänomene einen weit
leichtern und
hellern Aufschluß über das Zeu-
gungsgeschäfte und viele
andere der wichtigsten
Gegenstände der Naturgeschichte geben, als an-
dere zu deren Erklärung vorgeschlagene Theorien.
Wenn der Bildungstrieb durch eine zufäl-
lige Ursache
gestört wird, eine abweichende
Richtung nimmt, so wird dadurch ein
organisir-
[Seite 15] ter Körper zur Misgeburt verunstaltet. Nach
dem
Sprachgebrauch versteht man unter Mis-
geburt: eine
widernatürliche, angebohrne, leicht
in die Augen fallende Verunstaltung
in Bildung
äußerer, größerer Theile. So unzählich diese
Misgestalten
seyn können, so lassen sie sich doch
alle auf vier Hauptclassen
zurückbringen.
1. M. G. mit wiedernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.
2. M. G. mit Versetzung oder wiedernatürlicher
Lage
einzelner Glieder. Situs mutatus. Die
seltensten
von allen.
3. M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon-
stra per defectum. Unter diesen
die lehr-
reichsten.
4. M. G. mit überzähligen oder zum Theil
unmäßig
großen Gliedern. Monstra per ex-
cessum. Die gemeinsten. – Theils gar erblich,
wie z.B. in den
sechs-fingrichten Familien.
Anm. Die auffallende Aenlichkeit unter so
vielen
Monstrositäten, beweist, daß auch selbst diese
Abweichungen
des Bildungstriebes dennoch be-
stimmten Gesetzen folgen
müssen; so wie hingegen
die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere
seit
ihrer Unterjochung denselben weit mehr als in ih-
rem wilden Zustand unterworfen sind, (daß z.B. Mis-
geburten unter den Hausschweinen so häufig, unter
den wilden Schweinen
hingegen fast unerhört sind) sich
mit der Lehre der vor der Befruchtung
präexistiren-
den Keime, doch schlechterdings nicht reimen
läßt.
Die Ernährung der organisirten Körper geht
auf verschiedene Weise vor
sich. Den Pflanzen
wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln,
die
sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende
desselben befinden,
zugefüührt. Die Thiere hin-
gegen haben, wie sich
Boerhaave ausdruckte,
gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Kör-
pers. Sie bringen nemlich die Alimente durch
den Mund in
den Magen und Darmcanal, wo
der nahrhafte Theil durch unzählige
Gefäsgen,
fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, einge-
sogen und den Theilen des Körpers zugeführt
wird. Viele
ungebohrne Thiere werden auch
außerdem durch den Nabel ernährt; eine
Art
von Nutrition, die ebenfalls viele Aehnlichkeit
mit der Gewächse
ihrer hat.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen
bewundernswürdigen Proceß
dem Stoff der organisirten Körper assimilirt;
der
überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den
Thieren, die
keinen so geläuterten Nahrungssaft
wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch
durch
andre Wege als Harn und Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die
mehresten
[Seite 17] erreichen früh die bestimmte
Größe
ihres Körpers, und dann ist ihr
ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was
nach und nach
durch die Bewegung der festen
Theile und durch den Umlauf der flüssigen,
von
der Maschine abgenutzt wird. Einige Thiere
hingegen, wie die
Crocodile, die großen Wasser-
schlangen etc. mehr aber
noch viele Gewächse,
Eichen, Linden, Cedern etc. scheinen gar
keine
bestimmte Größe zu haben sondern ihre ganze
Lebenszeit
hindurch an Länge und Dicke zuzu-
nehmen.
Zum Wachsthum der organisirten K. gehört
auch ihre Reproduction, oder die
merkwürdige
Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig
verlohrne
Theile ihres Körpers von selbst wieder
ergänzen. Sie gehört zu den
weisesten Einrich-
tungen in der Natur, und sichert die
Thiere und
die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Kör-
per verletzt wird: sie ist folglich auch nebst
der
Ernährung überhaupt, einer der grösten Vor-
züge,
wodurch die Maschinen aus der Hand
des Schöpfers bey weitem über die
grösten Kunst-
werke der Menschen erhoben werden, als
wel-
chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen kön-
nen ihre Triebfedern und Räder, wenn sie ver-
bogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von
selbst
wieder herzustellen: eine Kraft, die hin-
[Seite 18] gegen die Allmacht jedem Thier
und jeder Pflanze
– nur in verschiedenem Maaße – beygelegt hat.
Viele organisirte K. verlieren zu bestimmten
Zeiten, gewisse Theile ihres
Körpers von freyen
Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt
werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das
Mausern der
Vögel, die Häutung der Schlan-
gen, der Raupen, das
Schälen der Krebse,
das Entblättern der Gewächse u.s.w. gehört.
Man
könnte dieß die natürliche Reproduction
nennen.
Die andre hingegen ist die außerordentliche,
von der hier eigentlich die
Rede ist, da nemlich
den organisirten K. zumal den Thieren Wun-
den, Beinbrüche etc. geheilt, oder gar durch Un-
fall verstümmelte und verlohrne Theile wieder
ersetzt
werden. Der Mensch, und die ihm zu-
nächst verwandten
Thiere besitzen eine minder
vollkommene, und meist nur auf Knochen,
Nä-
gel, Haare und Zellgewebe eingeschränkte Re-
productionskraft: die hingegen bey vielen kaltblü-
tigen Thieren, besonders bey den Wasser-Molchen,
Krebsen,
Land-Schnecken, Regenwürmern, See-
Anemonen, See-Sternen,
Arm-Polypen etc.
von einer ausnehmenden Stärke und Vollkom-
menheit ist.
Anm. Manche dieser so äuserst merkwürdigen
Repro-
ductionsversuche setzen eine schon in dergleichen
Ar-
beiten geübte Hand und viele Vorsicht, auch viel-
[Seite 19] leicht
günstige Nebenumstände voraus, wenn sie
gelingen sollen: daher man sich
hüten muß aus dem
etwa anfangs mislungenen Erfolgt zu voreilig
die
ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir selbst ist
es nach mehrern
fruchtlosen Versuchen erst spät
gelungen, daß der ganze Kopf der
gemeinen Wald-
schnecke (helix pomatia) mit seinen vier Hörnern
binnen
ohngefähr 6 Monaten wieder reproducirt
ward.
Vor drey Jahren habe ich einem Wassermolch
der
größern Art (lacerta lacustris) den ich nun in
Spiritus aufbewahre, fast das ganze
Auge exstir-
pirt; nemlich alle Säfte auslaufen lassen und
dann
4/5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnitten –:
und doch hat
sich binnen 10 Monaten ein vollkom-
mener neuer Augapfel
mit neuer Hornhaut, Au-
genstern, Crystall-Linse etc.
reproducirt, der sich blos
dadurch vom andern gesunden Auge auszeichnet
daß
er nur erst ohngefähr halb so groß ist. (– s. Göt-
ting. gel. Anz. 1785. 47 St.)
Nächst Ernährung und Wachsthum war
die dritte Bestimmung der organisirten
K. die,
ihres gleichen zu zeugen (§. 6.). Zu diesem
Geschäfte werden
sie aber erst in einem bestimm-
ten Alter tüchtig, und
vollziehen es alsdann auf
sehr verschiedene Weise. Ueberhaupt
nemlich
ist entweder schon jedes Individuum für sich im
Stande, sein
Geschlecht fortzupflanzen; oder
aber es müssen sich ihrer zweye mit
einander paa-
ren oder begatten, wenn sie neue organisirte
K.
ihrer Art hervorbringen sollen. Die mannich-
faltigen besondern Verschiedenheiten in diesen
beiderley Hauptarten
der Fortpflanzungsweise
[Seite 20] lassen sich doch füglich unter folgende vier
Classen
bringen.
I. Cl. Jedes Individuum vermehrt sich auf
die
einfachste Weise, ohne vorhergegangne Be-
fruchtung: entweder durch Theilung wie man-
che
Infusions-Thiergen*) und Blumen-Po-
lypen**); oder wie bey der Brunnen-Con-
serve so, daß
das alte fadenartige Gewächs
am einen Ende zu einem dicken
Knöpfgen
anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu
einem solchen
Faden ausgetrieben und umge-
bildet wird***); oder durch Sprossen wie
die
Arm-Polypen und viele Gewächse u.s.w.
II. Cl. Jedes Individuum ist zwar auch im
stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein
wahrer Zwitter beiderley
Geschlechtstheile an
seinem Leibe, und muß vorher, wenn es
Thier
ist, die bey sich habenden weiblichen Eyergen
mit männlichen
Saamen – und wenn es
Pflanze ist, seine weiblichen Saamen-Kör-
ner mit männlichen Blumenstaub – begie-
sen
und dadurch befruchten, ehe sich ein junges
daraus entwickeln kan. Dieß
ist der Fall bey
[Seite 21] den mehresten Gewächsen, und im Thierreich
wie es scheint bey manchen
Muscheln.
III. Cl. Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey
den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in
einem Individuo verknüpft; doch
daß keines
sich selbst zu befruchten im Stande ist, son-
dern immer ihrer zwey sich zusammen paaren
und
wechselseitig einander befruchten und be-
fruchtet werden
müssen. Diese sonderbare
Einrichtung findet sich nur bey wenigen
Thie-
ren; beym Regenwurm, bey manchen Land-
Schnecken*) etc.
IV. Cl. Die beiden Geschlechter in
separaten
Individuis, von denen das eine die weibli-
chen Theile oder Eyer, das andere den männ-
lichen
befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andre Thiere,
und so auch
manche Pflanzen, wie die Weiden, der
Hopfen etc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer
selbst von
sich, in welchen sich erst nachher das
Junge folgends ausbildet. Dieß
sind die
eyerlegenden Thiere (ouipara). Bey
andern
aber wird dieß Ey so lange in der Gebähr-
mutter zurück behalten, bis das Junge voll-
kommen
entwickelt worden, und nun von sei-
nen Hülsen befreyt,
zur Welt kommen kan;
lebendiggebährende Thiere (viuipara).
Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied
zwischen
Eyerlegen und Lebendiggebähren sey, erweisen die
Beyspiele
der Blattläufe und Federbusch-Polypen,
die sich bald auf die eine, bald
auf die andre Weise
fortpflanzen; und der Salamander und
manche
Schlangen die zwar Eyer legen, in welchen aber
das ganz
ausgebildete Thier enthalten ist. Gewis-
sermasen könnte
man mit diesem letztern Fall dieje-
nigen Pflanzen
vergleichen in deren reisen Saa-
menkörnern ein grüner
Pflanzenkeim eingeschlossen
liegt, wie z.B. bey den sogenannten
Aegyptischen
Bohnen von der Nymphaea nelumbo.
Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei-
gentlich ihren
Vorfahren, und ihre Nachkom-
men ihnen selbst vollkommen
gleichen. Nun aber
findet sich dennoch bey Thieren und Pflanzen der-
selben Art sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung,
Größe,
Farbe etc. so viel Verschiedenheit, daß
sie zuweilen leicht für besondre
Gattungen ange-
sehen werden könnten. Solche
Abweichungen
nennt man Spielarten, Varietäten; und sie
sind eine
Folge der Ausartung, Degeneration,
die vorzüglich aus folgenden Quellen
hergeleitet
werden muß.
Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die
Begattung organisirter Körper
verschiedner Art;
wodurch Bastarde (hybrida)
erzeugt werden,
die keinem von beiden Eltern vollkommen glei-
chen, sondern vielmehr mit beiden zusammen
Aehnlichkeit
haben. Da aber von der bestimm-
[Seite 23] ten Bildung der organisirten
Körper, besonders
der Thiere, die behörige und für den Gang
der
Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung
ihrer Geschäfte abhängt, so
ist es eine weise
Einrichtung der Vorsicht, daß diese
Bastarde
mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im
Stande
sind ihr Geschlecht weiter fortzuflanzen.
Daher gehört es zu den
seltnern Ausnahmen
wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Füch-
sen und Hunden, von Hänflingen und Canarien-
vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan-
zen
gelingt es leichter daß durch künstliche Be-
fruchtung
verschiedner Gattungen von Tabac etc.
Bastard-Arten hervorgebracht
werden können
die fruchtbaren Saamen tragen. Hingegen be-
dürfen die fabelhaften Sagen von vermeynten
Bastarden aus
der Vermischung vom Rindvieh
und Pferden oder Eseln, und von Caninchen
und
Hünern, oder folgends gar von Menschen und
Vieh, jetzt
hoffentlich keiner weitern Widerlegung.
Andre Ursachen der Ausartung würken zwar
langsamer, unmerklicher, aber
meist für die
Folge desto dauerhafter, tiefer. Es gehören da-
hin vorzüglich Einfluß des Himmelsstrichs, der
Nahrung,
und bey Menschen und Thieren auch
der Lebensart u.s.w. Kaltes Clima z.B.
un-
terdruckt das Wachsthum der organisirten Kör-
per und bringt auch weiße Farbe an ihnen her-
[Seite 24] vor,
und v. v. Drum sind die Grönländer,
Lappländer
etc. so wie die Thiere und Gewächse
kalter Erdstriche, klein,
untersetzt: die Nord-
länder von Natur von weißer Haut,
meist blau-
augicht etc. so wie viele warmblütige Thiere
der
kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und
Federn haben,
viele Pflanzen daselbst anomalisch
weiße Blüthen tragen u.s.w.
Wie sehr aber verschiedne Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und
nach die Bildung,
Farbe und ganze Constitution der
organisirten
Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir
an unsern
Hausthieren, an unserm Getraide,
Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren
etc. –
am allerauffallendsten aber bey den Verschieden-
heiten im Menschen-Geschlechte selbst die augen-
scheinlichsten Beyspiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach
Verschiedenheit der Um-
stände entweder einander
unterstützen und die Aus-
artung um so schneller und
auffallender machen,
oder aber auch wieder gewissermasen
aufheben
u.s.w. daher man in dieser Untersuchung bey
der Anwendung
auf einzelne Fälle nie zu voreilig
urtheilen darf.
Anm. 1. So giebt es z.B. selbst unter der Linie
kalte
Erdstriche, wie im innern von Sumatra etc. Hin-
gegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
[Seite 25] mern Gegenden hervor, die
in dem weit südlichern
Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Würkung
die
einige Climaten auf die organisirten Körper, zu-
mal des Thierreichs, äusern. So z.B. daß in
Syrien die Katzen,
Caninchen, Ziegen etc. so auf-
fallend langes und weißes
Haar haben: auf Cor-
sica die Pferde, Hunde etc. so
auszeichnend gefleckt
sind: auf Guinea Menschen und Hunde und
Hüner
zu Negern in ihrer Art werden u.s.w.
Anm. 3. Selbst Künsteleyen am Körper wenn
sie
durch lauge Reihen von Generationen wiederholt
werden, scheinen
mit der Zeit zum erblichen Schlag
auszuarten. – Bey Völkern z.B. die
ihre Knäb-
gen beschneiden ist es nichts seltnes daß auch
welche
mit kurzer Vorhaut gleichsam beschnitten gebohren
werden. –
Büffon hat Hunde gesehen denen so
wie ihren Vorfahren die Ohren und der
Schwanz
gestutzt worden, und die nun eben so verstümmelte
Junge
warfen. – In England wo seit 1000
Jahren den Pferden die Schwänze
gestutzt worden,
sollen die Füllen nun weniger Wirbel im Schwanz
mit
zur Welt bringen.*) – Und wer weis
wie
viele uns jetzt räzelhafte Verschiedenheit im Men-
schengeschlecht – zumal in Rücksicht der Gesichts-
Form
– von der gleichen Ursache herrührt.
Nachdem die organisirten K. die Bestim-
mungen ihres Lebens
erfüllt haben, so geht über
lang oder kurz die letzte Revolution (§. 5.)
mit
ihnen vor, sie sterben. Die wenigsten aber er-
reichen das Ziel, was ihnen die Natur zum
Laufe ihres Lebens
vorgesteckt hat, sondern tau-
senderley Zufälle verkürzen
ihnen diesen Weg
[Seite 26] meist lange vor der bestimmten Zeit. Von allen
den großen furchtbaren
Thieren, Crocodilen,
Wasserschlangen etc. erreicht vielleicht nicht
das
tausendste sein gesetztes Alter und Größe, son-
dern muß in seiner Kindheit kleinern Thieren
zum Raube werden, da es
sonst künftig Men-
schen und andre große Thiere
verschlungen haben
würde.
So unendlich mannichfaltig die äußere Bil-
dung der Thiere ist, so scheinen sie doch alle
ohne
Ausnahme eine einfache, aber verhältnißmäßig
große Oeffnung an
ihrem Körper, mit einander ge-
mein zu haben, durch welche
sie demselben seine Nah-
rung zuführen. Sowol diese
Oeffnung, nemlich der
Mund, als auch die große Verschiedenheit
der
Alimente, die die Thiere zu ihrer Erhaltung ver-
wenden, unterscheidet sie schon hinlänglich von
den Pflanzen. Statt
daß diese eine einförmige
Nahrung, und zwar fast lediglich aus dem
Mi-
neralreich genießen; so ist hingegen der Thiere
ihr
Futter äußerst mannichfaltig, und wird beynah
ohne Ausnahme aus
den organisirten Reichen
entlehnt.
Die Thiere werden von der einen Seite durch
die unerträglichen Gefühle
des Hungers und
Durstes, und von der andern durch die unwider-
stehlichen Reize des Appetits getrieben, diese
ihre
Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und dadurch
[Seite 28] ihre Erhaltung zu bewürken. Die
kaltblütigen
Thiere können indeß doch überhaupt länger als
die
warmblütigen, und manche von ihnen zum
Erstaunen lange hungern. Auch
nehmen einige,
zumal aus der Classe der Insecten, in einer ge-
wissen Epoche ihres Lebens; viele andere aber im
Winter,
den sie theils durchschlafen, gar keine
Speise zu sich.
Die Speisen müssen bey den Thieren sehr
mannichfaltige Veränderungen
erleiden, ehe sie
zur eigentlichen Ernährung geschickt, und
der
Substanz des thierischen Körpers assimilirt wer-
den können. Die härtern Speisen müssen von
den mehresten erst mittelst
des Gebisses zermalmt,
und mit speichelartigen Säften vermischt wer-
den, ehe sie zum Darmcanal gelangen können.
Auch hier
werden sie noch ferner mit allerhand
vorräthigen Säften, Galle etc.
vermengt, da-
durch aufgelöst, und in einen weichen Brey
ver-
wandelt, von welchem der meist
milchartige
Nahrungssaft abgesondert, und der Ueberrest
als Unrath
wieder aus dem Körper geworfen wird.
Bey den insgemein sogenannten vollkomm-
neren Thieren wird
der abgesonderte Nah-
rungssaft zuvor mit dem Blute das in
den
Adern circulirt, vermischt, und von da erst in
[Seite 29] die übrigen Bestandtheile des
Körpers abgesetzt.
Auserdem werden zugleich in besondern dazu be-
stimmten Werkzeugen durch das Secretions-Ge-
schäfte mancherley besondre Säfte aus der allge-
meinen
Blutmasse abgeschieden. Dieses wahre
Blut ist durchgehends von rother
Farbe, aber
in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen
Classen
dieser rothblütigen Thiere von doppelter
Verschiedenheit. Bey dem einen
nemlich hält
es meist ohngefähr die Temperatur des Mediums
in
welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den
andern aber, die des-
halb warmblütig heißen, zeigt es in
ihrem voll-
kommensten gesunden Zustande immer eine
Wärme
von ohngef. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger.
Und diese
thierische Wärme scheint vorzüglich
durch die Art wie diese warmblütigen
Thiere mit-
telst sehr vollkommner Lungen athmen,
unter-
halten zu werden. Der Saft hingegen,
wodurch
bey den sogenannten weißblütigen Thieren (nem-
lich bey den Insecten und Gewürmen) die Ernäh-
rung
vollzogen wird, zeigt doch im Ganzen ge-
nommen nur eine
entfernte Aenlichkeit mit dem
wahren rothen Blute.
Nächst der Ernährungsart war willkürliche
Bewegung ein Hauptcharacter,
wodurch sich
die Thiere von den Pflanzen auszeichneten (§. 3.).
Die
Organe die bey den allermehresten Thierclassen
[Seite 30] zum Behuf aller dieser unzählig
mannichfaltigen
Bewegungen dienen, sind die Muskeln, die
oft bey
sehr kleinen Thieren in großer Anzahl be-
findlich sind.
Der Mensch hat kaum fünftehalb-
hundert Muskeln, eine
Weidenraupe hingegen
über viertausend. Hieraus läßt sich aber
auch
die ungemeine Stärke vieler dieser kleinen Thiere
zumal unter
den Insecten erklären. Ein Floh
z.B. an ein Kettgen gelegt, schleppt wol
eine
Last die achtzigmal so viel als er selbst wiegt, und
ein
Mist-Käfer läuft mit einem Stücke Bley
auf dem Rücken fort, was eben so
groß als er
selbst ist.
Die Muskeln werden nach dem Entschluß
des Willens durch die Nerven in
Bewegung
gesetzt; einige (wie z.B. das Herz) ausgenom-
men über die der Wille nichts vermag; sondern
die unaufhörlich,
lebenslang, und zwar ohne
wie andere Muskeln zu ermüden, oder
endlich
zu schmerzen, in Bewegung sind.
Die Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es
scheint daß
die Größe der beiden letztern in Verhältnis zur
Dicke
der daraus entstehenden Nerven mit den
Geisteskräften der Thiere im
umgekehrten Ver-
[Seite 31] hältnis stehe*), so daß der Mensch von allen
das größte Gehirn, in
Vergleich seiner sehr dün-
nen Nerven, hat; einfältige
Thiere hingegen
wie z.B. die hieländischen Amphibien haben
dicke
Nerven zu einem sehr kleinen Gehirne.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die
Muskelbewegung haben, ist ihr
zweytes Ge-
schäfte, auch die äußern Eindrücke auf den
thie-
rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit-
zutheilen. Die Art der sinnlichen Empfindung
sowol als
die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge
ist bey den Thieren sehr
verschieden. Viele
Thiere erhalten offenbar allerhand sinnliche Ein-
drücke, ohne daß wir doch die Sinn-Werkzeuge
an ihnen
entdecken könnten, die bey andern zu
solchen Eindrücken nothwendig sind.
Der Po-
lype z.B. hat keine Augen, und doch das fein-
ste Gefühl vom Licht; die Schmeisfliege und
viele andere
Insecten haben Geruch, ob wir
gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie
brau-
chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung
[Seite 32] neuer Kräfte, die ihnen
der Schlaf gewährt.
Dem Menschen und den mehresten Grasfressen-
den Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung an-
gewiesen; viele Raubthiere und die mehresten
Fische
hingegen, auch die kränklichen Kacker-
lacken mit den
lichtscheuen bleichen Augen, und
manche Insecten müssen eben diese
Stille der
Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pfle-
gen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen,
und dagegen
einen Theil des Tages zu jener Er-
holung verwenden. Die
Länge der zu dieser Er-
holung nöthigen Zeit ist bey den
Thieren sehr
verschieden; sie steht weder mit der Größe
ihres
Körpers, noch mit dem Maaße ihrer Arbeiten
in beständigen
Verhältnis. Ein Pferd z.B.
schläft wenig, der Dachs ungemein lange;
und
der Körper eines gesunden erwachsenen Men-
schen
braucht etwa sechs Stunden, um neue
Kräfte für die Arbeiten des Tages zu
samm-
len: nur in beiden Extremen ihres Lebens
als
Säuglinge und als kindische Greise sind sich die
Menschen auch
darin gleich daß sie eines viel-
stündigen Schlafs
bedürfen.
Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in
der Oekonomie vieler Thiere
noch die sehr be-
queme Einrichtung, daß sie einen
beträchtlichen
Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten
Monate, da es ihnen schwer werden würde, für
[Seite 33] ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem tiefen Win-
terschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn
diese
Zeit kommt, an sichre schaurige Orte; wie die
Murmelthiere, Hamster,
Ameisen etc. in ihre
Nester, die Fledermäuse in Hölen, die Frösche
und
einige Fische in Sümpfe, die Schlangen und Schne-
cken ins Gebüsch u.s.w. und fallen mit einbrechen-
der
Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der
sie erst durch die erwärmenden
Blicke der Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese
Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere
während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche
Wärme übrig
behalten, und daß die Puppen
vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre
Ver-
wandlung bestehen, im Winter oft so durchfro-
ren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafen-
den Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder
Glas klingen,
wenn man sie auf die Erde fallen
läßt. Der Winterschlaf ist aber auch
bey einer-
ley Thieren nach Verschiedenheit des Clima,
oder
der Witterung bald länger bald kürzer. In har-
ten Wintern liegt z.B. das Murmelthier lange und
tief in seiner Höle
unter der Erde verborgen, in
gelinden Wintern machts kein so tiefes
Nest
und kommt im Frühjahr zeitiger wieder zum
Vorschein.
So wie aber unzählige Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten
nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen sonst so leicht
tödlich seyn könnte,
erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor-
sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem
Maas ihrer
Bedürfnisse und der Gefahren de-
nen sie bey ihrer
bestimmten Lebensart ausge-
setzt seyn müssen, ihre eigene
und ihres Geschlechts
Erhaltung auf die mannichfaltigste
wunderbarste
Weise gesichert. So weit wir jetzt die Schö-
pfung kennen, enthält sie auch nicht ein einziges
von
ihrem Schöpfer vergessenes, verwahrlostes
Geschöpf: und es ist daher
nichts weniger als
scharfsinnig wenn sich einige Sophisten
haben
beykommen lassen, manche Thiere wie z.B. das
Faulthier als
unglücklich und von der Natur zum
Leiden bestimmt zu verschreien. Schon
der Kör-
perbau der mehresten Thiere zweckt aufs augen-
scheinlichste zu ihrer Selbsterhaltung ab; indem
manche
wie z.B. die Polypen, wegen ihrer star-
ken
Reproductionskraft fast unzerstörbar sind,
andre durch die äußern
Bekleidungen ihres Kör-
pers, durch Schuppen, Schilder,
Schaalen,
Flügeldecken etc. gegen die Anfälle vieler Feinde
(wie
z.B. das Stachelschwein gegen die Macht
des Löwen) gesichert werden;
andre mit aus-
nehmender Stärke oder mit mancherley
Waf-
fen, Hörnern, Zähnen, Klauen, oder theils
mit
Gift versehen sind u.s.w.
Doch das allerwichtigste und allgemeinste
von allen diesen
mannichfaltigen Mitteln, wo-
mit die Thiere zu ihrem
eignen und der ganzen
Schöpfung Besten ausgerüstet sind, ist ihr In-
stinct oder Naturtrieb*), da sie nemlich aus
einem angebohrnen, unwillkürlichen,
blinden
Drange, ohne allen Unterricht von freyen Stücken
sich
mannichfaltigen, zweckmäsigen, und zu ihrer
und ihres Geschlechts
Erhaltung abzielenden
Handlungen, unterziehen.
Daß diese so wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt blos
maschinenmäsig vollzogen
werden wird durch tausend Bemerkungen
z.B.
dadurch offenbar erweislich, daß die Hamster
auch tobten Vögeln
doch zuerst die Flügel zer-
brechen ehe sie weiter
anbeisen; daß die Meisen
auch tobten Thieren doch zuerst nach den
Augen
hacken; daß die Schmeisfliegen sich so oft durch
den aashaften
Geruch mancher Blumen (stape-
lia
hirsuta u.a. m.) verführen lassen ihre Eyer
drauf zu legen, welchen
Irthum doch nachher
die auskriechenden Maden aus Mangel der
Nahrung
mit dem Leben büßen müssen u.s.w.
Zu diesen Instincten gehöret nun ganz vor-
züglich der,
Trieb zum gesellschaftlichen Leben,
[Seite 36] wogegen sich zwar einige unsrer neuern Welt-
weisen empören wollen, der doch aber ganzen
Gattungen von
Thieren z.B. den Bienen und
Ameisen ihre Lebenserhaltung sichert, die
sie
ohne denselben unmöglich gegen ihre zahlreichen
größern Feinde
zu behaupten vermöchten. Eben
dahin gehören die mannichfaltigen Mittel
wo-
durch so viele Gattungen von Thieren
ihrem
sonstigen Untergang in der rauhesten Jahrszeit
zu entgehen
wissen. Nur wenige haben Win-
terschlaf: wie viele der
übrigen müßten also un-
ter Kälte, und Mangel an
Lebensmitteln erlie-
gen, wenn nicht einige, wie die
Bieber, vom
Instinct getrieben, zur guten Zeit ihre Scheu-
ern mit Wintervorrath füllten, oder andere,
wie die
Zugvögel, im Herbst unsre rauhen Ge-
genden verliessen,
und bis gegens Frühjahr sich
am Nil, am Senegal etc. wohl seyn
liessen.
Daß dieß blos innerer Trieb, nicht Angewohn-
heit, oder Unterweisung und Tradition der alten
erfahrnern Thiere sey,
lehrt das Beyspiel junger
Zugvögel, die man ganz einsam im
Zimmer
erzogen hat, und die doch wenn die Zeit naht,
da ihre Brüder
ihr Haus bestellen, und sich zu
ihrer großen Reise bereiten, im Bauer
unruhig
werden, und es bey allem guten Futter und bey
aller
Bequemlichkeit, doch innerlich fühlen, daß
es nicht ihre Bestimmung sey,
das ganze Jahr
am gleichen Ort zu verweilen.
Andre Naturtriebe der Thiere dienen nicht
zu Befriedigung eigener
Bedürfnisse, sondern
blos zur Erhaltung ihrer, vielleicht noch
nicht
einmal erzeugten, Nachkommenschaft. Die
genaue Wahl eines
schicklichen Ortes zum Eyer-
legen, welcher dem Unterhalt
der daraus ent-
stehenden Jungen vollkommen entspricht,
giebt
ein deutliches Beyspiel dieser Art vom Instinct:
so legen
manche Insecten ihre Eeyer blos auf
Aas, andre in den Körper lebendiger
Thiere,
andre in bestimmte Theile der Pflanzen u.s.w.
Unter diesen verschiedenen thierischen Trie-
ben sind
besonders die Kunsttriebe ganz vorzüg-
lich merkwürdig, da
sich nemlich so viele Thiere
ohne alle Anweisung und ohne alle
vorgängige
Uebung, (die bey so vielen z.B. bey den Rau-
pen die nur ein für allemal in ihrem Leben davon
Gebrauch machen
können, und wo folglich schlech-
terdings erster Versuch
und Meisterstück eins
seyn muß, durchaus nicht statt finden kann),
so
ungemein künstliche Wohnungen, Nester, Ge-
webe
etc. zu ihrem Aufenthalt, zur Sicherheit
für ihre Junge, zum Fang ihres
Raubes, und
zu tausend andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Bau
der Bieber, die Hölen der Hamster,
der Murmelthiere; die Nester der
Eichhörn-
chen, der Vögel, der Insecten; die Spinne-
[Seite 38] weben,
die Failgruben des Ameisenlöwen; fer-
ner die Auswahl der
bestimmten Bau-Mate-
rialien, und die regelmäßige – aber
ewig einför-
mige – Gestalt dieser Wohnungen
überhaupt,
folgends aber die einzelnen erstaunenswürdigen
Beyspiele
wie z. E. der Bienen die nicht einerley
– sondern drey ganz verschiedne
Sorten von
Zellen, nach eben so verschiedenen Maas und
Zweck erbauen
müssen; vor allen aber die innere
Einrichtung der colossalischen
Wohnhügel der
sogenannten weißen Ameisen u.s.w. geben un-
erschöpflich zahlreiche Beweise von der Größe
und
Mannichfaltigkeit dieser unbegreiflichen Na-
turtriebe.
Der Mensch zeigt außer den Begattungs-
trieben wenig andere
Spuren von Instinct:
Kunsttriebe aber hat er folgends ganz und
gar
nicht. Was ihn hingegen reichlich für diesen
Mangel entschädigt,
ist der Gebrauch der Ver-
nunft, die ihm allein
ausschließlich, und durch-
aus keinem andern Thiere
zukommt, und die
sich schon dadurch von den Instincten aufs deut-
lichste auszeichnet, daß sie erstens nicht so wie
diese
eine angebohrne Fertigkeit ist, sondern erst
durch Erziehung, Unterricht
und Cultur gleichsam
entwickelt und ausgebildet werden muß; daß
sie
aber dagegen zweytens auch unendlich unbe-
schränkter und eines täglich zunehmenden Wachs-
[Seite 39] thums fähig ist, welches
bey den thierischen Trie-
ben, zumal bey den Kunsttrieben
schlechter-
dings nicht statt hat. Der Mensch hat
keinen
bestimmten Wohnplatz, und keine bestimmte
Nahrung – sondern,
die ganze Erde, in Nor-
den und Süden und unter jedem
Meridian, ist
ihm zum Aufenthalt, und die ganze
organisirte
Schöpfung von seinem Nebenmenschen an bis
zur Auster und
vom Pisang und von der Ananas
bis zum Pilz und zur Trüffel zur Speise
über-
lassen. Diese unendliche Verschiedenheit des Cli-
mas und der Lebensart erregt folglich in ihm eben
so
verschiedene Bedürfnisse, die nicht auf einer-
ley Weise
befriedigt werden können; mithin
würde ein einförmiger Kunsttrieb ein
sehr un-
brauchbares Geschenk für ihn gewesen seyn,
da
er hingegen durch den Gebrauch seiner Vernunft
alle seine
mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben
so mannichfaltige Weise zu stillen
vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die
ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweist
die
unbeschränkte Herrschaft womit er über alle Triebe
und über die
Lebensart, Haushaltung etc. mit
einem Wort über das ganze Naturell
dieser sei-
ner Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren
kan!
Er weis die furchtbarsten Thiere, Tiger und
Rhinocer und
Crocodile unter seine Hand zu beu-
[Seite 40] gen, sie geschmeidig und kirre
zu machen: er
kan die ungelehrigsten Geschöpfe, Kröten, Spin-
nen etc. an seinen Ruf und Wink gewöhnen: er
kan ihre
hefrigsten Antipathien dämpfen und
Katzen und Mäuse zu
gemeinschaftlichen Tisch-
genossen machen; und den
plumpsten ungeschick-
testen Thieren die
außerordentlichsten kunstreich-
reichsten Handlungen
beybringen.
Am allerdeutlichsten erhellt dieß aus dem
Beyspiel der Hausthiere: als
von welchen der
Mensch entweder wie bey den Pferden, Schaa-
fen, Hünern etc. die ganzen Gattungen ihrer
Freyheit
beraubt und sich unterjocht hat: oder,
wenn ihm auch dieß bey einigen,
wie beym Ele-
phanten, Falken etc. noch nicht gelungen
ist, doch
die einzelnen Individua einzufangen, zu bändi-
gen und zu seinem Dienst abzurichten versteht.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen wie sehr
der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf
dieser Erde
ist, braucht man sich blos an die Um-
schaffung zu
erinnern, die er seit Entdeckung der
neuen Welt mit ihr und der alten
wechselseitig
vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere
er aus
dieser in jene übergepflanzt hat, wie z.B.
Reis, Zuckerrohr, Caffee
etc., Pferde, Rindvieh,
und sogar Cameele und Affen! und was er v.
v.
von dorther nun wieder in seinem Welttheil einhei-
misch gemacht wie z.B. Cartoffeln, Tabac u.s.w.
Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach
dem Linneischen System unter
folgende sechs
Classen bringen:
I. Cl. Säugethiere (mammalia),
Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
lebendig zur Welt
bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an
Brüsten
säugen.
II. Cl. Vögel (aues), Thiere
mit warmen
rothen Blut, die aber Eyer legen, die Jun-
ge nicht mit Milch säugen, und Federn
haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kalten ro-
then Blut, die durch Lungen Athem holen.
IV. Cl. Fische (pisces), Thiere
mit kalten
rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht
durch Lungen,
athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kalten weißen
Blut, die
Fühlhörner (antennas) am Kopf
haben.
VI. Cl. Würmer (vermes), Thiere
mit
kalten weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner,
sondern meist Fühlfaden (tentacula)
haben.
Die Säugethiere haben zwar das warme rothe
Blut
mit den Vögeln gemein; doch zeichnen sie
sich schon dadurch von ihnen
aus, daß sie keine
Eyer legen, sondern lebendige Junge gebähren:
ihr
Hauptcharakter aber, der sie von allen übri-
gen Thieren
unterscheidet, und von dem auch die
Benennung der ganzen Classe entlehnt
ist, sind
die Brüste, wodurch die Weibgen ihre Junge
mit Milch
ernähren. Die Anzahl und Lage der
Brüste ist verschieden. Meist sind
ihrer noch
einmal so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise
Junge
zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an
der Brust (mammae pectorales), oder am Bauche
(abdominales), oder zwischen den Hinterfüßen
(inguinales). Bey den Männchen sind sie weit
kleiner
als der Weibgen ihre; und einigen männ-
lichen Thieren
z.B. dem Mongoz, dem Ham-
ster, der Haselmaus etc.
scheinen sie, wenigstens
wenn dieselben erwachsen sind, gänzlich zu
feh-
len; und bey einigen andern finden sie sich,
wie
beym Hunde etc. doch in geringerer Anzahl als
der Weibgen ihre,
oder wie beym Hengste an
einer andern Stelle.
Der Körper der allermehresten Säugethiere
ist mit Haaren von sehr
verschiedener Stärke,
Länge, und Farbe bedecket; die auch bey
einigen
als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff
und struppicht
sind, oder gar wie beym Igel etc.
steife Stacheln bilden. Bey manchen
Thieren
sind die Haare an besondern Stellen als Mähne
oder Bart
verlängert; und bey einigen wie bey
den Pferden, Hunden etc. stehen sie
an bestimm-
ten Stellen in entgegen gesetzter Richtung
an
einander und machen sogenannte Näthe (suturas).
Bey manchen wie z.B. bey den Seehunden etc.
ändert
sich die Farbe mit dem Alter und bey den
mehresten Hausthieren dieser
Classe variirt sie
so wie beym Gefieder des meisten
Hausgeflügels.
Auch sind manche durch die Kälte (§. 19.) bey
uns den
Winter über, in Norden aber Jahr aus
Jahr ein entweder grau wie die
Eichhörnchen
(Grauwerk), oder schneeweiß wie die Wiesel
(Hermelin)
etc. Wenn hingegen diese weiße Farbe
zugleich mit rosenrothen
lichtscheuen Augen ver-
bunden ist, wie bey den weißen
Mohren, bey
den weißen Mäusen etc. (auch bey manchen Vö-
geln,) so ist es die Folge einer wirklich kränk-
lichen Schwache. Die allermehresten Säuge-
thiere haaren sich in gewissen Jahrszeiten
so wie sich die Vögel
mausern und die Schlan-
gen sich häuten etc. (§. 15.).
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben
auf der Erde;
manche wie die Affen, Eichhörnchen, etc. fast
blos auf
Bäumen; einige wie der Maulwurf
als eigentliche animalia subterranea unter der
Erde; andere bald auf dem Lande
bald im
Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch
andre endlich
blos im Wasser wie die Wallfische.
Hiernach sind nun auch ihre Füße oder
änli-
che Bewegungswerkzeuge verschieden.
Die
Mehresten haben vier Füße, der Mensch nur
zweye, aber auch zwey
Hände. Die Affen hin-
gegen haben vier Hände, und können
die an
den Hinterfüßen, da sie auch einen abstehenden
Daumen und
keine große Zehe haben, eben so
wol zum fassen und greifen gebrauchen
als ihre
Vorderhände. Die Finger und Zehen der
Säugethiere sind in
Rücksicht ihrer Bildung,
Anzahl und Verbindung sehr verschieden. Ge-
meiniglich sind sie frey; bey einigen aber, die
im Wasser
und auf dem Lande zugleich leben,
durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey
den
Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen un-
gemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist
eine floränliche Haut
ausgespannt die zum flie-
gen dient. Die Füße mancher
Seethiere aus
dieser Classe sind wie in einen Klumpen verwach-
sen, und bey den Wallfischen äneln sie gar den
Floßfedern
der Fische; doch daß die Hinter-
[Seite 46] floßen ohne Knochen sind, und
horizontal,
nicht wie ein Fischschwanz ver-
tical, liegen. Einige
wenige Säugethiere (Solid-
ungula)
haben Hufe; viele aber (Bisulca) ge-
spaltene Klauen. Die mehresten gehen blos
auf den Zehen
der Füße; einige aber, wie der
Mensch, und gewissermaßen auch die
Affen,
Bären, Elephanten u.a.m. auf der ganzen
Fußsohle bis zur
Ferse.
Die Ameisenbären, Formosanischen Teu-
felgen, und einige
Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver-
sehn, die man in Schneidezähne (incisores),
Spitzzähne oder Eckzähne (caninos), und
Backenzähne (molares),
abtheilt. Die letztern
zumal sind nach der verschiednen Nahrung die-
ser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bey
den
fleischfressenden nemlich ist die Krone zackicht
und scharf; bey den
grasfressenden oben breit und
eingefurcht; und bey denen die sich, so
wie der
Mensch, von beiden organisirten Reichen näh-
ren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken
abgerundet.
Blos unter den Säugethieren, und zwar nur
unter den grasfressenden, giebt
es wirklich wieder-
kauende Gattungen, bey welchen nemlich
das
blos flüchtig zerbißne und geschluckte Futter
[Seite 47] bissen-weis wieder durch den
Schlund zurück ge-
trieben und nun erst recht durchkaut
und dann
zum zweytenmal geschluckt wird.
Der allgemeine Character dieser wieder-
kauenden Thiere
liegt nicht in den gespaltnen
Klauen, als welche auch den Schweinen
zukom-
men, die doch nicht ruminiren, und hingegen
den
allerdings wiederkauenden Caninchen etc. ab-
gehen. Eben
so wenig giebt der blose Mangel
der obern Vorderzähne ein hinreichendes
Unter-
scheidungszeichen, da sie bey den Caninchen
sogar
doppelt sind etc.
Mehr allgemein passend ist hingegen die den
wiederkauenden Thieren eigne
Bildung der Ba-
cken-Zähne; die wie mit sägeförmigen
Queer-
furchen ausgeschnitten, und deren Kronen
nicht
horizontal liegen, sondern schräg-ausgeschlegelt
sind, so daß
an denen im Oberkiefer die Ausenseite
– an denen im untern aber die nach
der Zunge
hin gerichtete innere Seite, die höchste ist. Da-
bey haben sie einen schmalen Unterkiefer der eine
sehr
freye Seitenbewegung hat, wodurch denn
wie der Augenschein lehrt, der
Mechanismus
dieser sonderbaren Verrichtung bewürkt wird.
Ann. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich gespalt-
ne Klauen haben,
nemlich bey den Geschlechtern
der Schaafe und Ziegen, Antilopen, des
Rindviehs,
der Cameele, Hirsche, Moschus-Thiere und vermuth-
lich auch der Giraffe kommt nun auserdem noch der
[Seite 48] vierfache Magen hinzu,
dessen innerer Bau und
Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das
zum
erstenmal geschluckte noch halb-rohe Futter gelangt
nemlich in
den ungeheuren ersten Magen, (rumen,
[...] gnus venter, franz. le double, l'herbier, la
panse,
der Pansen, Wanst) als in ein Magazin, worin
es nur
ein wenig durchweicht wird. Von da wird
eine kleine Portion dieses
Futters nach der andern mit-
telst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet,
le reseau, die Haube, Mütze, das Garn) der
gleich-
sam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und
wie-
der durch den Schlund hinauf getrieben. Nun
wird
der wiedergekaute zum zweytenmal geschluckte
Bissen durch eine
besondere Rinne, ohne wieder
durch die beiden ersten Mägen zu passiren,
gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus,
cen-
tipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier,
das
Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet,
mo er sich wohl
bey der geringen Weite desselben
nicht lange aufhalten kan, sondern von
da endlich
zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus,
franz. la
caillette, der Laab, die Ruthe, der Fett-
magen)
gelangt, der dem Magen andrer Säuge-
thiere am nächsten
kommt.
Anm. 2. Der allgemeine Haupt – Nutze der
Rumina-
tion scheint noch unbekannt. – Vielen
kleinen,
schüchternen, unbewaffneten wiederkauenden Thie-
ren und denen noch dazu von den reissenden Thie-
ren so sehr nachgestellt wird, kommt sie in
sofern
zupasse, daß sie ihr Futter auf der offnen Weide
geschwind
abgraßen und dann im Dickicht in Ruhe
und Sicherheit gemäglich ruminiren
können etc.
Die allermehresten Säugethiere haben eine
Stimme (vox), die nach Verschiedenheit der
Gattungen, des Geschlechts, des
Alters, und
der Leidenschaften überaus mannichfaltig ist. Ei-
nige, wie der Maulwurf, die Hasen, Canin-
[Seite 49] chen etc. lassen sie
aber nur im äußersten Noth-
fall erschallen. Der Mensch
allein besitzt aus-
schlieslich den Gebrauch der Sprache
(loquela).
die eine nothwendige Folge der ihm
ebenfalls
allein eignen Vernunft (§. 37.) ist.
Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern zu
Waffen ver-
sehen, die doch, wie der Bart beym
Menschen,
meist erst gegen die Zeit der Mannbarkeit
recht
hervorbrechen. Bey einigen Gattungen, wie
beym Hirsch, Reh
etc. sind die Weibchen unge-
hörnt; bey andern, wie im
Ziegengeschlecht,
sind ihre Hörner doch kleiner als der
Männchen
ihre. Anzahl, Structur, und Lage der Hör-
ner
sind sehr verschieden. Beym Ochsen-Ziegen-
und
Gazellengeschlecht sind sie hol, und sitzen wie
eine Scheide über einem
knöchernen Zapfen oder
Fortsaß des Stirnbeins. Des Rhinocers Hör-
ner sind dichte, und blos mit der Haut auf der
Nase
verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hin-
gegen, sind sie
zwar ebenfalls solide, aber von
besondrer Structur, und astig. Sie
heissen
dann Geweihe, und werden mehrentheils alljär-
lich abgeworfen und neue an ihrer statt repro-
ducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten
Säugethieren durch den Schwanz be-
[Seite 50] deckt, der eine Fortsetzung des
Kukuksbeins
(coccyx), und von mannichfaltiger
Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z.B. manchen
Thieren die Fliegen
und Bremsen von sich zu
wedeln; andern statt einer Hand, um sich
daran
halten, oder fast wie der Elephant mit seinem
Rüssel damit
fassen zu können (cauda
prehensilis,
Rollschwanz); dem Eichhörnchen zur Haltung
beym
schnellen Lauf auf den Zweigen etc.
Noch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondere Beutel von
verschiedner Be-
stimmung zu merken. So haben viele
Affen,
Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster, die
Ziselmaus u.a.,
Backentaschen, um Proviant
darin einschleppen zu können. Beym
Weibchen
der Beutelratte liegen die Zitzen in einer beson-
dern Tasche am Bauche, worein sich die saugen-
den Junge verkriechen können. Der Orang-
utang und manche andre Affen, auch das Renn-
thier etc.
haben einen Beutel am Halse, der sich in
die Kehle öffnet, und
vermuthlich zur Verstärkung
der Stimme dient. Der Bieber, die
Zibetkatze,
das Bisamthier, der Dachs u.a.m. haben ver-
schiedne Behälter (folliculos) am Nabel,
beym
After etc. in welche sich eine klebriche, starkrie-
chende Feuchtigkeit sammlet u.s.w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läst
sich hauptsächlich aus einem
zweyfachen Gesichts-
punkte bestimmen; entweder nemlich,
in so ferne
sie auf die Haushaltung der Natur im großen,
auf den
ganzen Gang der Schöpfung Einfluß
haben; oder in so fern sie dem
Menschen unmit-
telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht
sind,
wie wir unten sehen werden, die Insecten die
bey weiten
wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin-
gegen die
Säugethiere. Die Verschiedenheit in
ihrer Bildung, ihre große
Gelehrigkeit, ihre
Stärke u.s.w. machen sie für den Menschen
aus die
mannichfaltigste Weise brauchbar. Aus
keiner andern Classe von Thieren
hat er sich so
treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen
zu
schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmit-
telbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung
so schlechterdings
unentbehrlich als diese. –
Ganze Völker des Erdbodens können mit
einer
einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre
dringendsten
Bedürfnisse befriedigen. So die
Grönländer mit dem Seehund; die
Lappen,
Tungusen etc. mit dem Rennthier; die Aleuten mit
dem
Wallfisch. – Gewissermaßen auch die Ein-
wohner der
Lüneburger Heide mit dem Schaaf etc.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-
thiere fürs
Menschengeschlecht reducirt sich vor-
[Seite 52] züglich auf folgendes. Zum
Reiten, zum,
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.: Pferde,
Maulthiere,
Esel, Ochsen, Büffel, Rennthiere,
Elephanten, Kameele, Lacmas, Hunde.
Zur
Jagd, zum Bewachen etc. Hunde. Zum
Mausen und Vertilgen anderer
schädlichen Thiere:
Katzen, Igel, Ameisenbären etc. Zur Speise:
das
Fleisch von Rindvieh, Schafen, Ziegen,
Schweinen, vom Hirschgeschlecht,
von Hasen,
Caninchen, u.s.w. Ferner Speck, Schmalz,
Blut, Milch,
Butter, Käse. Zur Kleidung,
zu Decken, Zelten etc. Pelzwerk, Leder,
Haare,
Wolle etc. Zum Brennen: Talg, Fischthran,
Wallrath. Zum
Schreiben, Bücherbinden etc.
Pergament, Leder. Für andere Künstler
und
zu gemischtem Gebrauch: Borsten, Haare,
Geweihe, Hörner, Klauen,
Elfenbein, Zähne,
Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen und
Knochen zu
Tischlerleim. Därme zu Saiten.
Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur
Feue-
rung, zu Salmiak etc. Harn zu
Phosphorus.
Endlich zur Arzney: Bisam, Biebergeil,
Hirschhorn, Milch
etc.
Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem
Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar
nachtheilig.
Die reissenden Thiere, besonders aus dem Katzen-
Geschlecht, tödten Menschen. Eben diese und
[Seite 53] noch manche andere z.B. die
Wiesel, Marder,
Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wallfische etc. ver-
tilgen viele nutzbare Thiere: – oder schaden
den
Gewächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem
Getraide u.s.w. wie die
Feldmäuse, Hamster,
Leming, Hirsche, Hasen, Bieber, Affen, Ele-
phanten, Rhinocer, Nilpferde etc. oder gehen
andern
Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse,
Fledermäuse, Murmelthiere. Verderben
Haus-
geräthe, wie die Schakale, Hyänen u.s.w.
Gift
besitzt kein einziges Thier dieser Classe,
außer in der Wuth und
Wasserscheue, der zu-
mal die aus dem Hundegeschlecht
leicht ausge-
setzt sind.
Man hat verschiedene künstliche Systeme,
nach welchen berühmte Männer die
Säugethiere
zu ordnen versucht haben. Aristotelis Einthei-
lung z.B. ist auf die Verschiedenheit der Zehen
und
Klauen gegründet, und die haben auch Ray
u.a. nach der Hand
angenommen und weiter be-
arbeitet. Aber hierbey müssen
die verwandte-
sten und im ganzen noch so änlichen
Gattungen
von Ameisenbären, Faulthieren etc. getrennt, und
in ganz
verschiedene Ordnungen versetzt werden,
blos weil die eine mehr, die
andere weniger Ze-
hen hat. Linné hat die Zähne zum
Classifica-
tionsgrund gewählt, ein Weg, auf dem
man
aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten
[Seite 54] Trennungen, bald auf die
sonderbarsten Verbin-
dungen stößt. Das Geschlecht der
Fledermäuse
muß nach des Ritters Entwurf, wegen des ver-
schiedenen Gebisses bey einigen Gattungen we-
nigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt
werden;
der Elephant kommt mit den Panzer-
thieren, und den
formosanischen Teufelgen; der
Igel aber und der Maulwurf mit Löwen
und
Tigern in eine gemeinschaftliche Ordnung.
Ich habe daher diesen Mängeln abzuhelfen,
und ein natürliches System der
Säugethiere zu
entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf ein-
zelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merk-
male zugleich, auf den ganzes Habitus, der
Thiere gesehn
habe. So sind Thiere die in
neunzehn Stücke einander änelten, und nur
im
zwanzigsten differirten, doch zusammengeordnet
worden, dieses
zwanzigste mochten nun die
Zähne oder die Klauen oder irgend ein
andrer
Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ord-
nungen dieser ersten Classe entstanden:
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit
zwey
Händen.
II. Pitheci. Thiere mit vier
Händen. Affen,
Paviane, Meerkatzen, und Makis.
III. Bradypoda. Thiere mit
langen haken-
förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
bau auf den ersten Blick Trägheit und
Langsamkeit
verrächt. Faulthiere, Amei-
senbären.
IV. Sclerodermata. Die
Säugethiere mit
sonderbaren Decken statt behaarter Haut,
und zwar a)
mit Schuppen: die Formo-
sanischen Teufelgen; b) mit
Schildern:
die Panzerthiere; c) mit Stacheln: Igel
und
Stachelschweine.
V. Chiroptera. Die Sängethiere,
deren
Vorderfüße Flügel bilden (§. 43.). Die
Fledermäuse.
VI. Glires. Mäuse, Maulwürfe,
Hasen,
Wiesel und andere verwandte kleinere viel-
zehigte Säugethiere.
VII. Ferae. Reissende Thiere,
die Menschen
anfallen. Nur die Bären-Hunde-
und
Katzen-Geschlechter.
IX. Bisulca. Thiere mit gespaltnen Klauen.
X. Belluae. Ungeheure,
dünnbehaarte Thiere,
mit dicken Füßen. Tapir, Elephant,
Nashorn,
Nilpferd.
XI. Palmata. Die Amphibien
dieser Classe
mit kurzen Schwimmfüßen: und zwar
a) lacustria, mit bloßer Schwimmhaut
zwischen den
Zehen; b) marina, mit ver-
wachsenen Fingern (§. 43.), deren Spur
nur durch die Nägel bezeichnet
wird.
Der Manate macht von hier den schick-
lichsten Uebergang zur
XIIten O. Cetacea. Wallfische,
warmblütige
Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen
fast nichts als
den unschicklichen Namen
gemein haben, und deren natürliche Verbin-
dung mit den übrigen Säugethieren schon
Ray vollkommen
richtig eingesehen hat.*)
1. Geschl. homo. Animal rationale, loquens,
erectum,
bimanum.
1. Gatt. sapiens. Der Mensch wird durch so
merkwürdige
Eigenschaften des Geistes und des
Körpers von der ganzen übrigen
thierischen
Schöpfung ausgezeichnet, daß er bey weitem
nicht
blos in einem eignen Geschlecht, sondern
allerdings in einer
besondern Ordnung von ihr
abgeschieden werden muß.
Er hat außer dem Begattungstrieb wenig
Spuren von
Instinct (§. 33 u. f.), Kunsttriebe
aber (§. 36.), schlechterdings
gar nicht. Da-
gegen ist er ausschlieslich im Besitz
der Vernunft
(§. 37.), und der dadurch erfundenen Rede
oder
Sprache (loquela), die nicht mit der
blos
thierischen Stimme (vox) als welche auch
den
ganz jungen und selbst den stummgebohrnen
Kindern zukommt,
verwechselt werden darf (§.
46.). Daß die Rede hingegen eine blose
Folge
der Vernunft und nicht etwa der besondern Or-
ganisation der menschlichen Sprachwerkzeuge
sey, erhellt aus den
bekannten Beyspielen der
Papagaien, Raben etc. die allerhand Worte
ganz
vernehmlich nachsprechen lernen. Die Stimme
ist den Thieren
wie ihr Instinct angebohren;
die Sprache hingegen entwickelt sich
erst mit der
Vernunft, da dann die Seele ihre
erlangten
Begriffe, der Zunge zum Aussprechen über-
[Seite 59] trägt. Es giebt
eben so wenig ein sprachloses,
als ein vernunftloses Volk auf
unserer Erde,
und wir haben nun die Wörterbücher der Es-
kimos, der Hottentotten und anderer Nationen,
denen
die leichtglaubigen Reisenden der alten
Zeit die Rede abzusprechen
wagten.
Zu den körperlichen Eigenschaften des Men-
schen gehört vorzüglich sein aufrechter Gang,
wozu
seine breiten Fussohlen, und überhaupt
sein ganzer Körperbau
eingerichtet ist, und der
Gebrauch zweyer Hände, wodurch er,
selbst
vom menschenähnlichsten Affen zu unterschei-
den ist.
Das weibliche Geschlecht hat noch ein
paar
eigenthümliche Chraktere, die dem männlichen
und allen
übrigen Thieren abgehen, nemlich
einen periodischen Blutverlust in
einer bestimm-
ten Reihe von Lebensjahren; und dann
ein
körperliches Rennzeichen der unverlezten Jung-
fräulichen Unschuld.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülf-
bedürftiges Geschöpf, das ohne alle Waffen
und ohne
alle schützende Bedeckung auf die Welt
kommt. Kein andres Thier
außer ihm ist so in-
stinctlos, keins bleibt so lange
Kind, keins kriegt
so sehr späte erst sein Gebiß, lernt so sehr
späte
erst auf seinen Füßen stehn, keins wird so sehr
späte
mannbar u.s.w. Selbst seine großen
Vorzüge, Vernunft und Sprache,
sind nur
Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst
durch
fremde Hülfe, durch Kultur und Erzie-
hung entwickeln
können; so daß sich also wol
die sonderbare Frage von selbst
beantwortet, ob
der Mensch bey dieser natürlichen Blöse und
[Seite 60] bey diesen zahllosen
dringendsten Bedürfnissen
zum geselligen Umgang bestimmt sey oder
nicht?
So wie es sich aus der Proportion in der An-
zahl der gebohrnen Mädgen und Knäbgen, aus
den unglücklichen
Folgen der Vielweiderey u.s.w.
von selbst ergiebt, daß er in
Monogamie leben soll.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beide
unbeschränkt; er bewohnt die ganze Erde,
und nährt sich beynahe von
der ganzen organi-
sirten Schöpfung. Und in Verhältnis
mit seiner
mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich
mit
andern Säugethieren erreicht er ein aus-
nehmend hohes
Alter, was ihn für seine lange
Kindheit entschädigt.
Es giebt nur eine Gattung im Menschen-
geschlecht; und die Menschen aller Zeiten und
aller Himmelsstriche
können von Adam abstam-
men. Die Verschiedenheiten in
Bildung und
Farbe des menschlichen Körpers werden blos
durch
Clima, Nahrung, Lebensart u.s.w. bewirkt,
da der Mensch kein
Privilegium hat, warum
er nicht auch, wie jeder andere organisirte
Kör-
per, (§. 10.) wie eine Taube oder wie
eine
Tulpe, ausarten sollte? So brennt die Son-
nenhitze die Mohren schwarz, und macht sie
kraushaarigt; so wie
hingegen die Kälte in Nor-
dischen Zonen weiße Farbe
und kleine Statur
hervorbringt. Alle diese Verschiedenheiten
fließen
aber so unvermerkt zusammen, daß sich keine
andre als
sehr willkührliche Gränzen zwischen
ihnen festsetzen lassen; doch
habe ich das ganze
Menschengeschlecht noch am füglichsten unter
fol-
gende fünf Varietäten zu bringen geglaubt;
1) Die ursprüngliche und größte Raçe
begreift
erstens alle Europäer, die Lappen mit ein-
[Seite 61] geschlossen,
deren Bildung und Sprache ihre
Finnische Abkunft verrätht, und die
gar nichts
so auszeichnendes haben, daß sie eine beson-
dere Varietät ausmachen könnten: sodann die
Asiaten,
die disseits des Obi, des Caspi-
schen Meers, des
Gebürges Imaus und
des Ganges, wohnen: und endlich die Nord-
afrikaner. Alle diese Völker find mehren-
theils von weißer Farbe, und nach den Eu-
ropäischen Begriffen von Schönheit die
best
gebildetsten Manschen.
2) Die übrigen Asiaten, jenseits des
Obi,
Ganges etc. und bann die allernordlichsten
Americaner, (an
der westlichen Küste nemlich
etwa bis nach Alaschka etc. und an der
ostlichen
bis Labrodor). Sie sind meist gelbbraun,
dünnbehaart,
haben platte Gesichter und kleine
Augen. Als Ideal ihrer Gestaltung
denke
man sich die Schinesen.
3) Die übrigen Afrikaner: von schwarzer
Farbe,
mit wollichten Haar, stumpfen Nasen,
und aufgeworfenen Lippen Am
auffallendsten
ist dieser Charakter bey den Negern, die
sich
dann in die Abessinier, Mauren etc verlieren,
so wie jede
andre Menschen-Varietät mit
ihren benachbarten Völkerschaften
gleichsam
zusammenfließt.
4) Die übrigen Amerikaner: von kupferro-
ther Farbe, meist schlanken Wuchs und her-
vorstehenden Backenknochen, tiefliegenden Au-
gen etc.
5) Die Südländer oder Australasiaten und Po-
lynesen des fünften Welttheils; dazu man
auch wohl
die Bewohner der Sundaischen In-
seln, der Molukken,
Philippinen u.s.w. zäh-
[Seite 62] len könnte. Sie sind meist
schwarzbraun,
breitnasicht, großmanlicht und dick-behaart.
Ihre
Gesichtszüge gleichsam stark ausge-
würkt etc.
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen,
womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts
verunreinigt
haben, lohnt sich kaum mehr
der Mühe: die vermeintlichen
Patagonischen
Riesen z. N. sind, von Magalbaens Zeiten
bis auf
die unsrigen, in den Erzählungen der
Reisenden, von zwölf Fuß zu
sechs bis sie-
benthalb eingekrochen, und bleiben also
we-
nig größer als jeder andre Mensch von
guter
Statur.
Und daß Commersons Quimos und
andre
Zwergnationen auch nichts als abgeschmackte
Erdichtungen
waren, ist jetzt nun allgemein
bekannt.
Die Rackerlacken, Blafards, Albinos oder
weiße
Mohren sind nicht einmal eine Spiel-
art, geschweige
eine besondre Gattung, son-
dern Patienten, deren
Geschickte mehr in
die Pathologie als in die Naturhistorie
gehört.
Linnés Homo troglodytes ist
ein unbegreif-
liches Gemische aus der Geschichte
jener
preßhaften kränklichen Menschen, und des
Orangutangs: sein
Homo lar hingegen ein
wahrer Affe.
Die in Wildnis unter Thieren erwachsenen Kin-
der find klägliche sittliche Monstra, die man
eben so
wenig, als andre durch Krankheit
oder Zufall entstellte Menschen,
zum Muster
[Seite 63] des Meisterstücks der Schöpfung anführen
darf.
Geschwänzte Völker, von Natur
geschürzte
Hottentotinnen, Syrenen, Centauren, und
alle Fabeln
von gleichem Schrot und Korn,
verzeihen wir der gutherzigen
Leichtglaubig-
keit unsrer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt
aus den Bäumen
erfodert. Sie sind blos zwischen den Wende-
cirkeln zu Hause.
2. simia. Affe. habitus plus minus
anthropo-
morphus, auriculae et manus magis hu-
manae.
Die Affen finden sich blos in der alten Welt;
ihr
Gesicht ist zwar Menschenänlicher als an-
drer Thiere
ihres, aber doch schon vorn in eine
Thier-Schnauze verlängert, weil
sie, so wie
die übrigen Säugethiere einen besondern Kno-
chen (os intermaxillare) zwischen
den Oberkie-
fern haben, in welchem die obern
Schneidezähne
sitzen, und der dem Menschengeschlechte
mangelt.
Auch ihr Unterkiefer ist länger und schmaler als
beym
Menschen, das Kinn zurückgezogen, die Lippen
dünne und kurz, daher
das aeffische Zähneflet-
schen. Ueberhaupt aber sind
auch die Menschen-
änlichsten Affen in ihrer ganzen
Bildung, durch
die schmalen Hüften, durch die platten Len-
den u.s.w. folgends durch so tausend Beson-
[Seite 64] derheiten in ihrem innern Körperbau aufs auf-
fallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Troglodytes. der Schimpanse, Pongo,
Jocko, Barris.
S. macrocephala, torosa.
dorso et humeris
pilosis, reliquo corpore
glabro.
tvlpii observ. med. p. 284. tab XIII.
Nou.a. E. Lips. m. Sept. 1739. tab. V.
Ist im innern von Angola, Congo etc. und
tiefer
landeinwärts zu Hause; wird ohngefähr
fünf Fus hoch; hat doch
ein etwas mehr Men-
schenänliches Ansehen als der
eigentliche Orang-
utang und dient folglich zum
kürzesten bün-
digsten Beweis des mächtig-großen
Abstan-
des, der auch schon in Rücksicht der
äusern
Bildung, zwischen dem Menschen und der gan-
zen übrigen thierischen Schöpfung
vorwaltet.
Diese Thiere sind unbändig stark, wild,
und
sollen Menschen anfallen. Man sagt daß sie
sich
Truppweise in den dicksten Wäldern aufhalten,
sich auf
den Bäumen eine Art von Laube gegen
Wind und Wetter machen, sich
gern nach dem
Feuer ziehen was die Wilden etwa im
Walde
angemacht haben, daß sie es aber nicht
mit
nachgelegten Holze zu unterhalten verstehen.
2. Satyrus. der Orangutang (Büffons Jocko)
S. capite minore, gracilior, hirsuta;
pilo-
rum humeri et ulnae contraria
directione.
pollice manuum anteriorum mutico,
ungue
destituto.
vosmaer descr. du or. out. Amst.
1778.
4. tab. I. II.
Dieses berufene Thier, das mit dem vori-
gen sehr oft unter dem gemeinschaftlichen Na-
men von Waldmensch, Pygmäe u.s.w. ver-
wechselt worden, ist wie es scheint blos auf Bor-
neo zu Hause, wird ohngefähr 4 Fus hoch, hat
aber
einen weit schlankern, schmächtigern Wuchs,
kleinern Kopf, ganz
andere Gesichtsbildung und
einen dicht behaarten Leib. Ist sehr
schüchtern
und leutescheu, und wird daher selbst in
seiner
Heimat nicht häufig gesehen; gewohnt auch gar
schwer
der Gefangenschaft und fremden Climas;
läßt sich aber doch wenn
es ganz jung einge-
fangen worden, so wie der
Schimpanse und
andere Affen auch, zu allerhand
künstlichen
Handlungen abrichten, die man aber von
seinem
natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Nach aller Wahrscheinlichkeit giebt es aber
in
Ostindien, und zumal auf den Sundaischen
Inseln, noch andere
Gattungen von menschen-
änlichen Affen die von
diesem wahren Orang-
utang specifisch verschieden
sind. Selbst der
langzottige Affe den Hr. Prof. Camper
zerglie-
dert und als einen Orangutang
beschrieben*),
scheint mir, besonders auch bey seinem so
ganz
auffallend sonderbaren Profil mit einer so
stark
gewölbten Stirne und hingegen fast ho-
rizontal
hervorragenden Schnauze, mehr als
eine blose Spielart des
vorigen zu seyn.
Herr Camper hat dieses Thier zerglie-
dert und die
physische Unmöglichkeit erwie-
sen, daß
dergleichen sogenannte Menschenänliche
Geschöpfe je einer
menschlichen Rede, oder eines
natürlichen aufrechten Ganges etc.
fähig seyn
könnten.
3. Longimana. der Gibbon oder Golok.
(Linne's homo lar.) S. brachiis longissimis,
talos
attingentibus.
jo. Fr. miller Fasc. V. tab. XXVII.
Ein artiges, kirres, aber schwächliches
Thier,
was sich in Malacka, Coromandel, und
auf den Molucken findet,
und dem sein ziemlich
menschenänlichcs Gesicht und die ungeheuer
lan-
gen Arme ein sonderbares Ansehn geben.
Es
ist von schwärzlicher Farbe, wird gegen vier Fus
hoch,
und braucht, wenns auch auf allen vie-
ren lauft,
sich doch nur wenig mit dem Körper
vorwärts zu beugen.
4. Syluanus. der gemeine Türkische Affe. S.
brachiis corpore breuioribus, natibus cal-
uis, capite subrotundo. *
Der allergemeinste und dauerhafteste Affe,
der
auch in Europa leicht Junge heckt. Hat etwa
die Größe
vom Fuchs, ist leicht zu zähmen, sehr
gelehrig und possirlich,
lebt Schaarenweise in
Nordafrica, Ostindien etc.
5. Inuus (cynocephalus auctorum. Büffons
magot.) S. capite oblongo, natibus caluis.
*
Schreber tab. V., it. V. a. V. b.
[Seite 67]Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen
und ist
ihm überhaupt so nahe verwandt daß
es schwer hält beide recht
bestimmt von einan-
der zu unterscheiden. Zumal da
beide, den
Abbildungen nach zu urtheilen, selbst in meh-
rere Varietäten ausgeartet zu seyn scheinen.
Man
hält den inuus für den wahren Aegypti-
schen cynocephalus der Alten.
– Derselbe
Affe soll auch auf Gibraltar verwildet seyn
und
sich da im freyen fortpflanzen. Und im 6ten Jahr-
hundert war (vermuthlich auch durch eine
solche
zufällige Verwilderung) ganz Corsica voll Affen.
6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein
sogenannte)
Meerkatze S. cauda longa,
arcuata, labio
leporino. *
Im westlichen Africa, auf Guinea, Ango-
la etc. Von beynah oliven-grünlicher Farbe.
Ein
überaus lebhaftes, possirliches und dauerhaftes
Thier,
das daher sehr häufig nach Europa ge-
bracht
wird.
7. Aygula (Büffons aigrette) S. subimberbis
grisea, eminentia pilosa verticis
reuersa lon-
gitudinali. *
In Ostindien. Graugelblich. Von der Größe
einer
Katze.
3. papio. Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba-
boon.) Caput prolongatum, minus
anthro-
pomorphum, nates nudae, coccineae,
cauda
abbreuiata.
Auch die Paviane sind der alten Welt eigen.
Ihr
Kopf hat wenig menschenänliches, bey man-
chen ehr
etwas vom Schwein, zumal in der
breiten Schnauze. Auch ihre
Stimme ist so
grunzend. Meist sind es unbändige,
säuische
und äußerst geile Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso miniato,
ad
latera coerulescente. *
Schreber tab. VIII. A. VIII. B.
Wird gegen fünf Fus hoch, ist auf Ceilan
etc.
zu Hause, und hat wegen der schönen farbichten
Streifen
im Gesicht, wegen seines weißen Barts,
und der spitzzulaufenden
Kopfhaare, ein auffal-
lendes Ansehn.
2. Mandril. (maimon linn.) P. facie violacea
glabra,
profunde sulcata. *
Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze
Schaaren
des Nachts Weinberge und Obstgär-
ten plündern
sollen. Die Größe scheint bey die-
sem Pavian und
auch wol bey andern Thieren
dieser Ordnung zuweilen sehr
verschieden zu
seyn. Es giebt Mandrils, die wol fünf
Fus
hoch sind; einer aber den ich zergliedert habe,
war
völlig ausgewachsen und bejahrt, und doch
nur von der Größe des
Fuchses.
4. cercopithecvs. Meerkatze. auriculae
mi-
nus humanae. manus (plurimis) quasi sciu-
rinae.
Das ganze Geschlecht ist blos in
America
einheimisch.
a) cauda prehensili, die Sapajus.
[Seite 69]1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C.
ater,
palmis tetradactylis absque pollice. *
Schreber tab XXVI. A. XXVI. B.
In Südamerika, besonders in Brasilien.
Soll mit
seinem langen Rollschwanz Fische fan-
gen können;
und wenn mehrere von einem Bau-
me diesseits eines
schmalen Flußes auf einen an-
dern, jenseitigen
wollen; so sollen sie sich, wie
eine Kette, von einem Aste
herunter aneinan-
der hängen, und so lange über
dem Wasser hin
und wieder schwanken, bis der unterste den
jen-
seitigen Baum erreicht und sich dran
angehal-
ten hat, da dann der erste losläßt, und
so die
ganze Kette nüber fliegt.*)
b) cauda non prehensili,
die Sangu-
inchen.
2. Jacchus. der Uistiti. C. juba pilosa
alba
ad genas ante aures, cauda villosa annu-
lata. *
In Brasilien. Von brauner Farbe und so
klein
daß er in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.
Soll besonders gern
Fische fressen.
5. lemvr. Mati. Nasus acutus, dentes
inci-
sores inferiores porrecti, compressi,
incum-
bentes.
1. Cucang. der Loris. (tardigradus linn.)
L. ecaudatus. *
Diese und die folgende Gattung haben
am
Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle,
an allen
übrigen Fingern aber platte Nägel.
[Seite 70] Der Loris findet sich
auf Ceilan; ein flinkes leb-
haftes Thiergen von
der Größe und Farbe des
Eichhörnchens, schlanken dünnen Beinen
etc.
2. Mongoz. der Mongus L. facie nigra,
cor-
pore et cauda griseis. *
Schreber tab. XXXIX. A. XXXIX. B.
Ist so wie einige verwandte Gattungen
auf
Madagaskar, und den benachbarten Inseln zu
Hause. Hat
schöne orangegelbe Augen, sehr
weiches Haar, und einen langen
wollichten
Schwanz, den er im Sitzen um den Hals
schlägt.
Die Hinterfüße sind viel länger als die vor-
dern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen,
einen
specifiken Geruch, fast nach Ameisen-
haufen.
Der Bau der Füße und der ganze Habi-
tus dieser Thiere
verrätht ihren trägen langsa-
men Gang. Meist haben
sie wenige Zehen an
den Vorderfüßen, die aber mit großen krum-
men Klauen versehen sind, und zum klettern
auf Bäumen
dienen. Sie sind dickbehaart,
und durch zahlreiche aber sehr breite
Rippen von
innen fast so gut gepanzert, als die Scleroder-
mata durch ihre hornichte Decken von
aussen.
6. ignavvs. Faulthier. (Fr. paresseux. Engl.
sloth.) Caput rotundatum, crura
antica
longiora.
1. Tridactylus. der Aï. I. pedibus
tridacty-
lis, cauda breui. *
Freylich ein äußerst langsames, schwerfälli-
ges Geschöpf, was nie mehr als einen Fus auf
einmal
aufheben, nachher jedesmal erst einige
Zeit ausruhen, und beständig
sein heulendes
Aï, wovon es den Namen hat, hören lassen
soll.
Aber bey aller dieser Trägheit ist es (wie ich
von
Augenzeugen weis die sich viele Jahre in
Guiana aufgehalten) listig
genug um seinen
Feinden, zumal den kleinen Amerikanischen Ti-
gern etc. auf allerhand Weise zu entgehen; und
stark
genug um sich im Nothfall gegen sie zu
vertheidigen. Hat dabey ein
äußerst zähes Le-
ben, und wenige Bedürfnisse. Frißt
wenig, säuft
gar nicht etc.
7. myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr.
four-
miller. Engl. ant-eater.) Rostrum pro-
ductius, lingua lumbriciformis,
dentes
nulli.
1. Didactyla. der kleine
Tamandua. M. pal-
mis didactylis,
ungue exteriore maximo,
plantis tetradactylis, cauda
prehensili. *
In Südamerica; von der Größe und auch
fast von der
Farbe des Eichhörnchens. Mit sei-
ner vier Zoll langen
Zunge bohrt er nach und
nach gleichsam einen Gang in die
Ameisenhau-
fen, und da sie wie bey den übrigen
Gattun-
gen mit zähem Schleim überzogen ist, so
blei-
den die Ameisen dran klebend und er
braucht
sie nur von Zeit zu Zeit in den Mund zu ziehen
[Seite 72] und die Thiergen
hinterzuschlucken. Mit den
großen hakenförmigen Klauen der
Vorderfüße
kratzt er die mit einer festen Erdrinde
bedeckten
Ameisenhaufen auf.
Die Säugethiere mit Stacheln, oder Schup-
pen, oder
Schilden statt des behaarten Fells.
Sie rollen sich bey Gefahr ganz
kugelicht zu-
sammen, und können sich bey der
Begattung
nicht wie die mehresten übrigen Thiere dieser
Classe
bespringen.
8. manis. Formosanische Teufelchen. Cor-
pus squamis tectum. dentes nulli.
lingua
teres.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die
Thiere dieses
Geschlechts, in ihrer Bildung,
Lebensart etc. viel Aenlichkeit mit
den Ameisen-
bären. Von vielen ältern
Reisebeschreibern und
Naturforschern wurden sie unter die
Eidexen
gezählt.
1. Macroura. der Phatagin. (tetradactyla
linn.) M. cauda longiore. *
In Formosa u.a. Gegenden Asiens: auch
wol in
Africa. Ein seltnes kleines Thier, von
der Größe des obigen
Ameisenbären. Sein ge-
schuppter Körper änelt einem
Tannenzapfen.
Die Schuppen sind von dunkelbrauner Farbe
und
ungemein sauber gestreift.
9. tatu. Armadill, Panzerthier. (dasypus
linn.)
Corpus testis zonisque osseis tectum,
dentes
incisores et laniarii nulli.
1. Nouemcinctus der
Caschicame. Zonis dor-
salibus
IX. palmis tetradactylis. plantis pen-
tadactylis.*
In Südamerica, wohin das ganze Geschlecht
zu Hause
zu gehören scheint. Baut unter die
Erde und ist sehr kirre so daß
die Kinder damit
spielen.
10. histrix. Corpus spinis tectum.
1. †. Erinaceus. der Igel. (Fr. le herisson,
Engl. the hedge-hog) H. auriculis rotun-
datis, naribus cristatis. *
Ein unschuldiges Thier, das fast in der
ganzen
alten Welt zu Hause ist. Er nährt sich
von Ratten und Mäusen, die er
mit viel Ge-
schicklichkeit zu fangen versteht; auch
von Krö-
ten, Insecten, besonders aber von
Früchten,
die er zuweilen an seine Stacheln gespiest zu sei-
nem Lager schleppen soll. Man unterscheidet
insgemein
zwey Varietäten bey dieser Gattung:
Hundsigel und Schweinigel; deren
Verschie-
denheit besonders in der Bildung der
Schnauze
beruhen soll.
2. Malaccensis. H. auriculis pendulis.
seba thesaur. vol. I tab. LI. Fig. 1.
Findet sich auf Malacca und den Sundai-
schen Inseln; und ist, wegen des ehedem als
Panazee
berufnen und mit großen Summen
[Seite 74] bezahlten Piedra del porco
merkwürdig, der
sich zuweilen in seiner Gallenblase erzeugt.
3. Cristata. das Stachelschwein. (Fr. le porc-
epic. Engl. the porcupine) H. capite cristato,
cauda abbreuiata.
*
Ist im wärmern Asien und in ganz Africa
zu Hause,
nährt sich von Baumrinde und
Früchten, und nistet in einen ziemlich
tiefen Bau
unter der Erde. Im Zorn rasselts mit seinen
Stacheln,
die ihm zuweilen, zumal im Herbste
ausfallen, schießt sie aber nicht
gegen seine Ver-
folger von sich.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men
ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser
Thiere; und zwischen ihnen ist eine
Floränliche Haut ausgespannt,
die statt Flügel
dient (§. 43). Daher können sie eben so
wenig
als die Affen, Faulthiere etc. bequem auf der
Erde
gehn.
11. vespertilio. Fledermaus. (Fr. chauve-
souris. Engl. bat.) Pollex palmarum et
digiti
plantarum breues, reliqui longissimi.
1. Spectrum, der Vampyr. V. ecaudatus,
naso
infundibiliformi lanceolato. *
Die Flügel abgerechnet, hat der Körper
dieses
Thiers, was in Südamerica zu Hause
ist, die Größe vom Eichhorn. Es
ist von grau-
braunlicher Farbe, lebt von kleinen
Thieren und
Baumfrüchten, wird aber dadurch wenigstens be-
schwerlich wenn auch nicht sehr gefährlich,*)
daß es nicht
nur dem Rindvieh, Pferden, Maul-
eseln etc. sondern
auch schlafenden Menschen, bey
welchen es sich vorzüglich an die
Fuszehen setzt,
Blut aussaugt, woher es denn auch den Na-
men des Vampyrs erhalten hat.
2. canis
volans. der fliegende Hund. (Linnés
vampyrus, Büffons roussette.) V. ecauda-
tus, naso
simplici, membrana inter femora
diuisa. *
Ist größer als der Vampyr, lebt aber blos
von
Baumfrüchten und wird also ganz unrich-
tig Vampyr
genannt: findet sich Schaarenweis
auf Ternate und andern
Ostindischen – und Au-
stral-Inseln; auf welchen
letzteren er nebst den
Schweinen, Hunden und Ratten die
einzigen
daselbst einheimischen Säugethiere ausmacht.
3. †. Auritus. (Büffons oreillard) V. cauda-
tus, auriculis
maximis. *
Diese Fledermaus hat mit der folgenden
einerley
Vaterland und Lebensart. Ihre Ohren
die man insgemein, aber
fälschlich, doppelt
nennt, sind auch eben so einfach, nur
alle
Theile ungeheuer groß, daher das Thier ein
sonderbares
Ansehen erhält.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus,
Speckmaus. V. candatus, auriculis capite
minoribus. *
Diese Thiere sind wie die vorigen animalia
nocturna. Zu ihrem Winterschlaf hängen sie
sich
in Hölen klumpweise bey den Hinterfüßen
auf.
Eine große Ordnung, die wieder in Fami-
lien
eingetheilt werden kan. Die dahin gehö-
rigen Thiere
sind vielzehicht, gehen fast immer
auf dem ganzen Hinterfuß (§. 43),
und mehren-
theils im Galop. Meist sind es kleine
aber
flinke, lebhafte Geschöpfe.
12. scivrvs. cauda pilosa, disticha.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der
Polatusche.
S. duplicatura cutis laterali a
pedibus
anterioribus ad posteriores. *
Der Flug dieser Thiere, die sich fast in
der
ganzen nordlichen Erde finden, kan bey weitem
nicht mit
der Fledermaus ihrem verglichen wer-
den. Das
schlappe Fell, was von ihren Vor-
derfüßen nach
den Hinterfüßen zu, auf der
Seite weglauft, und wovon sich auch
schon, bey
unsern gemeinen Eichhörnchen eine Spur
zeigt,
dient ihnen nur zu einem Seegel, um einen
weitern
Sprung wagen zu dürfen. Sie können
[Seite 77] damit nie aufwärts,
nicht einmal wasserpaß,
sondern immer nur schief herunterwärts
setzen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil. Engl. the squirrel) S. auriculis apice
barbatis,
cauda dorso concolori. *
Diese flinken kleinen Thiere kommen in
der
Wildnis fast nie auf die Erde, sondern leben
auf den
Bäumen, da ihnen bey ihren schnellen
weiten Sprüngen der Schwanz
statt Seegel
und die immer stark dunstenden feuchten
und
großen Fußsohlen zum festern Tritt helfen. Sie
machen
sich in den. Gipfeln der Tannen und
Eichen ein Nest aus Laub und
Moos, oder be-
ziehn auch wol verlaßne Nester
wilder Tauben
und anderer Vögel. Ihr Vaterland ist ganz Eu-
ropa, fast ganz Asien und das nordliche Ame-
rica.
Die Nordischen, zumal an den Ufern des Obi
und
am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben
dann das
bekannte Grauwerk (petit gris);
das
Büffon mit Unrecht von einer besondern
großen
Nordamerikanischen Gattung ableitet, und wo-
von der Bauch unter dem Namen von Vebam
zu
Futtern verarbeitet wird. Zuweilen finden
sich auch schwarze
Eichhörnchen; seltner schnee-
weiße mit
rosenrothen Augen; auch habe ich ein
weiß- und schwarz
geflecktes aus dem Gothai-
schen gesehn.
13. glis. Cauda rotunda, in apice crassior.
Leben nicht wie die Eichhörnchen auf
den
Bäumen, sondern auf der Erde, und nisten
meist unter
derselben.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ras
Bilch, die
Rellmaus (Fr. le
loir. Engl.
[Seite 78] the
rellmouse) G. griseus, subtus albidus
auriculis rotundatis,
nudis. *
Der Siebenschläfer ist der wahre glis der Al-
ten, den sie als Delicatesse
verspeisten*),
und
in eigenen glirariis**)
mästeten. Er ist im südli-
chern Europa, auch
einzeln hier um Göttingen zu
Hause, sein Fell änelt der Farbe
nach fast dem
Grauwerk. Lebt in Eichen- und
Buchenwäldern,
nistet in hole Bäume; und hält langen
und
sehr festen Winterschlaf.
2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr.
le muscardin. Engl. the dormouse.) G. ru-
fus, pollice plantarum mutico,
auriculis
rotundatis. *
In der nordlichen alten Welt. Ein
ungemein
niedliches, muntres Thierchen, von der Größe
der
Hausmaus, aber mehr vom Betragen des
Eichhörnchen. Zu seinem
Winterschlaf bereitet
es sich eine kuglichte ziemlich feste
Hülse von
Tangelnadeln, u.a. kleinen Gestrüppe, worin
es
sich vergräbt.
14. marmota. auriculae abbreuiatae, cauda
breuis,
pilosa.
1. Alpina. das Murmelthier. (Romanisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la
marmotte) M. corpore
supra fusco, subtus
flauescente. *
In den höhern Alpen von Europa und
Asien
besonders in Savoyen, Graubünden, am St
Gotthard, und
in der großen Tattarey. Macht
sich tiefe Hölen in die Erde, die
es mit Heu
und Moos ausfuttert, nährt sich von
allerhand
Pflanzen und Wurzeln; liebt aber
vorzüglich
Milchspeisen, daher es sich in den Schweizer-
alpen häufig in die Sennhütten
eingräbt
Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blan-
che in Savoyen theils auf
isolirten Klippen fin-
det die wie Inseln auf
diesem Eismeer hervor-
ragen, etliche Stunden weit
von allem unbe-
eisten Erdreich entfernt, und im
ganzen Jahr
nur etwa 6 Wochen lang von Schnee befreyt
sind,
so daß es scheint, die dasigen Murmel-
thiere
durchschlafen wenigstens 10 Monate vom
Jahr und bringen nur
einen äuserst kleinen Theil
ihrer Existenz wachend zu.
2. †. Citellus. das Erdzeiselgen, Suslik.
(mus noricus.) M. corpore
longiore, capite
paruo, pedibus breuibus pentadactylis.
*
Schreber tab. CCXI. A. CCXI. B.
Dieses artige kleine Geschöpf steht vollkom-
men zwischen dem Murmelthier und Hamster
in der
Mitte. Die äusere Gestalt und Farbe,
auch die Sitten sind wie
vom Murmelthier.
Es hat aber nur die Größe vom Hamster,
auch
so wie dieser Backentaschen etc. Nur, statt daß
der
Hamster fettes Erdreich liebt, so baut hin-
gegen
das Erdzeiselchen in dürren sandichten
oder thonichten Boden. Es
findet sich in Oester-
reich, und Böhmen, doch nur
in geringer An-
zahl; in größter Menge hingegen in
Un-
garn, Polen und Sibirien. Ein paar die
[Seite 80] mir vom
Carpatischen Gebürge zugeschickt wor-
den, fraßen
Getraide, Obst, Brod etc. und über
alles gern Fleisch. Sie
werden von den Cal-
muken und Ungrischen Bauern
gegessen; und
leztre streifen ihnen das ganze Fell ab,
und
brauchens zum Geldbeutel.
3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M.
abdomine nigro. *
Schreber tab. CXCVIII. A. CXCVIII. B.
F. G. Sulzers V. G. des Hamsters. Gött.
1774.
8. Taf. I. II.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Si-
birien etc. Ein beissiges boshaftes Thier, was
außer
dem Zorn kaum eine andere Leidenschaft zu ken-
nen scheint. Hey einer sehr unbeträchtlichen
Leibes-
größe stellt er sich doch, gegen Menschen
etc. zur Wehr;
und Hunde, die des Hamsterfangs
ungewohnt
sind, ziehen leicht gegen ihm den Kürzern. Er
lebt
von kleinen Thieren, jungen Pflanzen doch
vorzüglich von
Getraide, Bohnen etc. wovon er
erstaunlichen Vorrath in den
Backentaschen zu
seinen unterirdischen und wol 7 Fuß tiefen
Hö-
len schleppet. Eine Höle hält wol manchmal
auf
60 Pfund solcher Victualien. Fr vermehrt sich
ausnehmend
stark, und man hat wol eher im
Gothaischen in einem Jahr über
27000 Hamster
getödtet. Es giebt eine ganz schwarze
Spielart
unter diesen Thieren: so wie auch Kackerlacken
mit
rosenrothen Augen.
4. Lemmus. der Lemming. M. capite
acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter macu-
lato. *
Schreber tab. CXCV. A. CXCV. B.
Vorzüglich in Lappland und Sibirien. Thut
den
Gewächsen großen Schaden. Zuweilen
[Seite 81] emigriren ganze Legionen
wie Zugheuschrecken
von einer Gegend in die andere. Sie sollen
so-
dann in gerader Linie, ohne Umweg,
über
Berg und Thal, durch Seen und Flüsse, bis
zum Ort wo
sie sich niederlassen wollen, ziehen.
Ihre unerwartete und
unbemerkte Ankuft da-
selbst, und dann auch der
Fall daß welche von
den Raubvögeln in die Luft gehoben
worden
und sich doch noch losgearbeitet und herunter ge-
fallen etc., hat zu der wunderlichen Sage
Anlaß
gegeben, der sogar Th. Bartholin, Ol. Worm
und viele
andere Naturforscher der vorigen Zeit
beygepflichtet sind, daß
es Leminge vom Him-
mel regnete.
5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M.
ecau-
data, palmis pentadactylis, incisoribus
su-
pra infraque latis, palpebrarum aperturis
au-
riculisque nullis.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils
unter
der Erde. Es soll für seine kleinen ganz
deutlichen Augäpfel
doch gar keine Oeffnung in
der Gegend der Augenlider haben, und
folglich
gänzlich blind seyn!
15. mvs. cauda gracilis, subnuda.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda
sub-
sesquuncialis, auriculis nudis vellere
molli
latentibus, palmis subtetradactylis,
corpore
fusco.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka.
Wird
theils durch die großen Wanderungen die es, zu-
mal von Kamtschatka aus, in manchen Jahren
in
unsägliger Menge und unermeßlichen Zügen fast
[Seite 82] wie der Leming anstellt,
besonders aber durch
die Industrie merkwürdig, womit dieses
kleine
Thier eine große Menge meist eßbarer Wurzeln
in seine
unterirdischen Hölen schleppt, denen die
Tungusen u.a.
Sibirische Völker (wie die Thü-
ringer etc. den
Hamster-Hölen) nachgraben und
diesen Wurzelvorrath zu ihrem
eignen Gebrauch
ernden.
2. †. Siluaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le
mulot. Engl. the
field-rat.)
M. cauda mediocri,
pectore flauescente, ab-
domine albido.
Dieses zumal für die Holzungen sehr schäd-
liche Thier lebt in den Europäischen
Wäldern,
sammlet häufigen Wintervorrath von Nüssen,
Eicheln
etc.
3. †. terrester. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr.
le campagnol. Engl. the field-mouse) M.
cauda
mediocri, dorso ferrugineo, abdo-
mine
cinereo. *
Ein schädliches Thier, was meist in ganz Eu-
ropa zu Hause ist, sich im Sommer mehr in
Wiesen,
Gärten und Feldern, im Winter aber
mehr im Wald aufhält. Es
nistet unter der
Erde, vermehrt sich in manchen Jahren
ganz
ungeheuer, und thut den Feldfrüchten, zumal
der jungen
Aussaat, großen Schaden.
4. †. Musculus, die Hausmaus. (fr. le souris.
Engl. the mouse.) M. cauda elongata, pal-
mis tetradactylis, pollice palmarum mutico.
*
Die Maus änelt der Ratte wie in der Bil-
dung so in der Lebensart, doch daß sie sich
mehr
häuslich hält, nicht so wie jene umherschweift.
[Seite 83] Sie frißt fast
alles was ihr vorkommt, und ih-
ren Zähnen beisbar
ist. Katzen, Igel und Eu-
len sind ihre
Erbfeinde.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind
die
Kackerlacken in ihrer Art, und theils so lichtscheu,
daß
sie in der Hellung die Augenlider fest zu-
schließen, und für blind gehalten werden könnten.
5. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra-
dactylis cum vnguiculo pollicari. *
Die Ratte ist, wie sich aus Albertus Ma-
gnus, Vincenz von Beauvais etc. schließen
läßt
ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Die
alten
Griechen und Römer gedenken des Thiers
nie, und in die neue Welt
ist es erst seit ihrer
Entdeckung, von Europa aus übergebracht
wor-
den. Wenige andre Thiere sind so
äuserst
gefräßig als die Ratten. Sie fressen sogar
Scorpione
und ziehen den Menschen und seinen
Victualien überall nach.
Sogar den Bergleu-
ten in die tiefsten Schachte.
Sie verlassen die
ankommenden Schiffe wenn sie ausgeladen
wer-
den und schwimmen ans Land; und beziehen
sie
wieder sobald sie von neuem befrachtet wer-
den*).
Sie benagen sogar schlafende Men-
schen; haben
aber auch oft in Hungersnoth,
zumal auf Schiffen, vielen zur
Erhaltung als
Nahrungsmittel dienen müssen. Die
Mütter
vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensge-
fahr, selbst gegen größere Katzen. Dagegen
werden
auch alte kraftlose Ratten von den jün-
gern
besorgt und gefüttert.
Solche bejahrte Ratten, die nun der
Ruhe
pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und
[Seite 84] mehrern, mit den
Schwänzen in einander, und
das sind die ehemals so berufenen und
neuerlich
ohne Grund gänzlich geleugneten Rattenkönige.
16. sorex. nasus rostratus, auriculae breues.
1. †. Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la musa-
raigne. Engl.
the shrew.) S. cauda
medio-
cri, abdomine albido. *
Lebt in Europa und Nordasien in altem Ge-
mäuer, in Ställen, Mistgruben etc. Daß sie
giftig
sey, oder den Pferden in den Leib krieche etc.
sind ungegründete
Sagen. Zuweilen, aber sel-
ten, finden sich weiße
Spitzmäuse.
2. †. Daubentonii. die Wasserspitzmaus. S.
habitu talpae, digitis ciliatis.
davbenton in den Mém. de l'ac. de Paris,
1756. tab. I. fig. 2.
Ein erst neuerlich bekannt gewordenes,
aber
überaus sonderbares artiges Thiergen, das sich
an
kleinen Gewässern aufhält, und mehr ein
eigentliches Wasserthier
ist als die obige Wasser-
ratte. Seine Füße haben
zwar keine Schwimm-
haut: jede Zähe ist aber zu
beiden Seiten mit
kurzen Härchen besetzt, die die Füße zum
Ru-
dern ungemein geschickt machen. Die
Oeffnung
des Gehörganges kan das Thier durch eine
Klappe
zuschließen, so lang es unter Wasser ist. Es
nährt
sich von Regenwürmern etc. kommt wenig
zum Vorschein, läßt sich
am meisten früh Mor-
gens blicken, ist aber wegen
seiner Behendigkeit
schwer zu fangen.
17. talpa. caput rostratum, palmae fossoriae.
1. †. Europaea. der Maulwurf. (Fr. la taupe.
Engl. the mole.) T. cauda breuiore, auri-
riculis plane nullis. *
Der Maulwurf ist ein vollkommnes animal
subterraneum, wozu ihm seine
Schaufelpfoten,
und ein sonderbares Brustbein, was fast
der
Vögel ihrem änelt, zu statten kommen. Er hat
gar keine
äußere Ohren, und so kleine Augen,
daß ihn das Alterthum deshalb
für blind ver-
schrieen hat. Er kan geschickt
schwimmen und
bey Ueberschwemmung auf die Bäume
klettern.
Die Junge sind gar possirliche kleine
Geschöpfe,
die zusammen spielen, balgen etc. Es giebt
auch
weiße und gefleckte Maulwürfe.
18. didelphis. Plantae manus, pollice mutico.
cauda
subnuda.
1. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, dorso fusco, abdomine
albido.
*
In Südamerika, baut unter die Erde und
ist
besonders durch die Art berühmt, wie die Mut-
ter ihre Junge aus Gefahr zu retten versteht.
Sie
schlägt den Schwanz auf den Rücken; die
Junge springen auf sie,
rollen ihre Schwänze
um der Mutter ihren an, die dann so mit
ih-
nen davon flüchtet.
2. Marsupialis. die Beutelratte, der Opos-
sum, Phylander, D. mammis intra saccum ab-
dominalem.
Auch bey dieser Gattung, die im ganzen
wärmern America, (eine ihr verwandte aber auch in
Ostindien)
zu Hause ist, hat die Natur eine
sonderbare Einrichtung zur
Erhaltung der Jun-
gen getroffen. Das Weibgen hat
nemlich eine
große Tasche am Bauche, die durch
besondre
Muskeln und dünne Knochen geschlossen und ge-
öffnet werden kan; und in deren Boden die Zi-
tzen liegen. Die Junge werden sehr klein,
und
gleichsam nur als unreife Abortus zur Welt ge-
bohren, verkriechen sich aber sogleich in diese
Ta-
sche, nähren sich da von der Muttermilch,
und
verweilen so lange bis sie ausgebildet sind, und
nun
gleichsam vom neuen gebohren werden
können. Doch bleibt dieser
Beutel auch nach
dieser zweyten Geburt noch zuweilen ihre
Reti-
rade; die Mutter nimt sie bey Gefahr darin
auf,
und sucht sich und ihre Bürde durch die Flucht
zu
retten.
19. iacvlvs. Pedes antici breuissimi, postici
elongati. Cauda
corpore longior.
1. Giganteus. der Känguruh. I. cauda
atte-
nuata.
Dieses durch Cook's erste Reise nach der
Südsee
bekannt gewordne Thier ist auf der Ost-
küste von
Neu-Holland zu Hause, und hat in
der Bildung des Kopfs viel vom
Windspiel, ist
aber über 80 Pfund schwer. Doch demohnge-
achtet äuserst flink so daß es unglaublich
hohe
und weite Sprünge thun kan. Sein Fell ist
mausefahl;
das Fleisch eßbar und schmackhaft.
2. Ierboa. der Springhaase, Erdhaase, die
zweybeiuichte
Bergmaus. I. cauda floccosa,
plantis
tridactylis. *
haym, tesoro Britann. Vol. II. p. 124.
Dieses sonderbare Thier, was schon auf
den
alten Münzen von Cyrene sehr gut abgebildet
ist, findet
sich in Nord-Africa, Arabien etc.
Es macht sich Hölen in die
Erde*), wo es am
Tage verborgen bleibt, und des
Nachts seinen
Geschäften nachgeht. Die Vorderfüße sind, zu-
mal wenn es sitzt, beynah unmerklich, die hin-
tern hingegen ungeheuer lang. Der Erdhaase
kan
sich ziemlich lange auf den Hinterbeinen
aufrecht erhalten, doch
scheint ihm in dem Fall
sein langer ausgesteifter Schwanz
gleichsam zum
dritten Fuße zu dienen. Er springt mit
der
Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wol 7 bis 8
Fuß
weit.
Die Sibirische Alactacha ist ihm ähnlich,
aber
fünfzehicht. Beider Thiere Fleisch wird
von den Arabern und
Kalmucken gegessen.
20. lepvs. Dentes primores superiores du-
plicati.
1. †. timidus. der Hase. (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) A. auriculis apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis longioribus. *
Der Hase ist ein sehr furchtsames unbewehr-
tes Geschöpf, wird aber durch seine hervorlie-
genden Augen und durch sein scharfes Gehör
sehr
leicht für einer nahenden Gefahr gewarnt,
und durch seine
Geschwindigkeit sehr oft daraus
entrissen; zudem hilft ihm auch
sein Instinkt, da
[Seite 88] er durch vielerley Wendungen und
Absprünge
seinen Verfolgern die Spur zu verderben sucht.
Er
ist unter den Fussohlen, und sogar zum Theil
im Munde behaart.
Beide, er und das Ca-
ninchen, sind äuserst
fruchtbare Thiere; beide
kauen auch wieder.*)
Zuweilen giebt es schwarze Hasen, und in
den
nordlichen und Alpinischen Gegenden eine eigne
weiße
Spielart, nemlich die eigentlich sogenann-
ten
Berghasen; die in manchen Gegenden wie
in Grönland etc. Jahr aus
Jahr ein; in andern
aber wie in der Schweiz, nur im Winter
weiß,
im Sommer aber von der gewöhnlichen Hasen-
Farbe sind.
Merkwürdig ist, daß man schon oft und in
ganz
verschiednen Gegenden und Zeiten Hasen
gefunden hat, aus deren
Stirnknochen ein paar
kleine Geweihe, völlig wie bey einem
Rehbock,
nur kleiner, mit Krone und proportionirten
Enden
gewachsen waren.
2. †. Cuniculus. das Caninchen. (Fr. le lapin.
Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, cor-
pore et pedibus posticis breuioribus. *
Das Caninchen ist ursprünglich in den wär-
mern Zonen der alten Welt zu Hause, ist aber
nun
auch in Nordischen Gegenden einheimisch
worden. Sie vermehren
sich so stark daß sie wol
eher (z.B. neuerlich ums Jahr 1736 auf
der
S. Peters Insel bey Sardinien**)) zur Land-
plage worden sind***); und kommen auch in
[Seite 89] ganz wüsten Gegenden,
wie auf Volcano, der
sonst so öden Liparischen Insel, fort. Die
wil-
den Caninchen sind grau und ihr Fleisch
sehr
schmackhaft; sie werden mit Frettelchen gejagt,
die so
wie die Iltisse und Dachse ihre Erbfeinde sind.
Die weißen Caninchen mit rothen Augen
sind zwar
eben sowol Kackerlacken, wie die Ne-
gres blancs, doch scheinen sie des Lichts
besser
als andre Thiere der Art, gewohnt zu seyn.
Die langhaarichten Angorischen (§. 19. Anm.
2.)
oder sogenannten Seiden-Haäsen kommen
auch hier zu Lande sehr
gut fort.
21. cavia. Halbcaninchen. Auriculae
rotun-
datae, paruae. cauda nulla aut
breuis.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le
cochon d'Inde. Engl. the Guiney-pig.)
C.
ecaudata, corpore variegato. *
Ist so wie die folgende Gattung in Brasilien
zu
Hause, kommt aber auch in Europa sehr
leicht fort, variirt in
der Farbe, ist überaus
fruchtbar, und hat ein sehr schmackhaftes
weißes
Fleisch.
2. Paca. C. caudata, corpore fusco, fasciis la-
teralibus punctatis flauis. *
Von der Größe des Caninchen und von
eben so
schmackhaften Fleisch als das Meer-
schweinchen.
22. mvstela. Dentes primores inferiores VI,
quorum II retrorsum positi; lingua
laeuis.
Die Thiere dieses Geschlechts haben kurze
Füße,
und einen langgestreckten Körper, den
sie im Gehen bogenförmig
krümmen. Sie sind
sehr flink, beisig und blutdurstig.
1. †. Martes. der Baum-Marder, Edel-M.,
Tannen-M., Wild-M.,
Feld-Marder.
(Fr. la
marte. Engl. the
pine-martin.) M.
corpore fuluo nigricante, gula flaua.
*
In den Wäldern, zumal im Schwarz-Holz
der
ganzen Nordlichen Erde. Hat eine roth-
gelbe
feuerfarbne Kehle. Lebt vorzüglich von
Eichhörnchen u.a. dergl.
kleinen Säugethieren.
Sein schönes Fell kommt dem Zobel am
nächsten.
2. †. Foina. der Haus-Marder, Stein-Mar-
der.
(Fr. la fouine.
Engl. the martin.)
M.
corpore fuluo-nigricante, gula alba. *
Hat ein eingeschränkteres Vaterland als
die
vorige Gattung, der er übrigens in der Bil-
dung sehr ähnlich ist. Seine Kehle ist weiß.
Findet sich im
mittlern und wärmern Europa
und dem benachbarten Asien, hält
sich gern in
alten Gemäuer auf, lebt vorzüglich von Fe-
dervieh.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Stänkerratz.
(Fr. le putois. Engl. the polecat.) M. flauo-
nigricans, ore et auricularum apicibus albis.
*
Hat einerley Vaterland mit dem Haus-Mar-
der, dem er auch in seiner Bildung und Le-
bensart änelt. Stellt besonders den Hühnern
und
ihren Eyern, auch den Fischen nach. Hält
sich, zumal im Winter,
gern auf Höfen unter
Holzstößen und Steinhaufen auf. Das
ganze
Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben
einen
sehr widrigen Geruch von sich.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl.
the sable.) M. corpore fuluo nigricante,
fa-
cie et gula cinereis.
Der Zobel kommt dem Baum-Marder am
nächsten.
Lebt in dichten einsamen Wäldern
der nordlichen Erde, zumal aber
in Sibirien,
wo sein Fang vom November bis in den Hor-
nung dauert. Man stellt ihm Schlingen,
und
schätzt die stelle am höchsten, die recht schwarz-
braun, dickhaaricht und glänzend sind. Die
besten
finden sich um Jakuzk.
5. Furo. Das Frettel. (Fr. le furet. Engl. the
ferret.) M. corpore pallide flauo.
*
Ist eigentlich in Africa einheimisch. Von
da
hat mans nach Spanien gebracht, um die Ca-
ninchen zu vertilgen, und nun hat sichs schon
weiter in Europa
verbreitet. Es kriecht den Ca-
ninchen in ihre
Hölen nach, jagt sie heraus,
oder tödtet sie auch wol darin, und
saugt ihnen
das Blut aus. Es hat auch den widrigen Ge-
ruch des Iltis.
6. †. erminea. das große Wiesel; Hermelin.
(Fr. le roselet, l'hermine.
Engl. the
stoat,
the
ermine.) M. caudae apice nigro. *
Schreber tab. CXXXVII. A. CXXXVII. B.
In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibi-
rien. Größer als das gemeine Wiesel. Aen-
dert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß
es
im Sommer braunlich, im Wintes aber (als
Hermelin) weiß ist.
7. †. vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette. Engl. the weesel.) M. corpore ex
rufo fusco
subtus albo. *
Im Norden von Europa und Asien. Ein klei-
nes aber muthiges Thier, über welches kaum
eine
Katze Herr wird. Kan auch große Ha-
sen
bewältigen. Stellt aber zumal den Eyern
des Hausgeflügels und
der wilden Hüner nach
Die Mutter trägt ihre Junge oft im
Maule
umher (daher die alte Sage, als ob sie
dieselben durch
diesen Weg zur Welt brächte).
23. viverra. Caput vulpinum. Cauda pleris-
que
felina. Dentes primores vtrinque VI. inter-
mediis breuioribus. Lingua plerisque
retror-
sum aculeata.
1. Zibetha. die Zibethkatze. (Fr. la civette.
Engl. the civet.) V. cauda annulata,
dorso
cinereo nigroque vndatim striato. *
Das südliche Asien und die mittlere Zone
von
Africa ist das Vaterland der Zibethkatze. Bey
beiden
Geschlechtern sammlet sich in einer beson-
dern
Höle, die zwischen dem After und den Zeu-
gungsgliedern liegt, eine schmierichte stark rie-
chende Substanz, die ehedem mehr als jezt zum
parfümiren und
in der Arzney gebraucht wurde.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor-
pore fuluo-nigricante maculato. *
Hat in der Bildung viel mit der vorigen Gat-
tung gemein; ist im Orient zu Hause, hält
sich
gern am Wasser auf, und wird vorzüglich sei-
nes schönen Felles wegen gesucht.
3. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Engl.
the pol-cat.) V. lineis
quinque dorsalibus
parallelis albis.
Das Stinkthier, was unserm Iltis änelt,
hat
seinen Namen von dem über alle Beschrei-
bung
unerträglichen Gestank, den es, so wie
mehrere verwandte
Gattungen seines Geschlechts,
im Zorne von sich giebt, und der
bey ihm von
einem besondern unter der Harnblase
befindlichen
Safte herrühren soll.
4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mun-
go. (Büffon's mangouste.) V. caudae basi
incrassata sensim attenuata,
pollicibus remo-
tiusculis. *
Schreber tab. CXV. B. CXVI. A. CXVI. B.
Dieses berühmte Thier ist in Ostindien
und
vorzüglich in Aegypten zu Hause, wo es zumal
nach der
Ueberschwemmung des Nils eine Menge
Schlangen, Frösche, Mäuse
und dergl. verzehrt,
auch den Crocodileyern nachstellt, die es
mit
viel Verschlagenheit aus dem Sande scharrt.
Man glaubt,
wenn es von der Brillenschlange
gebissen worden, so brauche es
Schlangenwurzel
[Seite 94] (Ophiorhiza mungos) zum
Gegengift. Es
wird leicht kirre und ist dann äuserst
possirlich.
5. aurita. das Gros-Ohr, Zerda. (Büffons
animal anonyme.) V. auriculis
amplissimis.
Skiöldebrand in den Schwed. Abhandl.
XXXIX B.
1777. tab. VI.
R. Bruce in Büffons supplement vol. III.
tab. XIX.
Ich habe dieses erst neuerlich bekannt gewor-
dene und wegen seiner ungeheuren Ohren
so
auffallende kleine Thier, das in der Wüste Saara
zu Hause
ist, unter die viuerras gesetzt,
weil
mir sein ganzer übriger habitus,
zumal die Bil-
dung des Kopfs, der Füße und des
Schwanzes
damit überein zu kommen scheint. Wenigstens
weit
eher als mit dem Fuchs wozu es Hr. Skiöl-
debrand
rechnet –, oder mit dem Eichhörnchen
womit es R. Bruce
vergleicht. Jener sagt, es
baue in den Sandwüsten in die Erde
und lebe
von Heuschrecken u.a. Insecten: dieser
aber
versichert, es halte sich auf den Palmen auf
und nähre
sich von den Früchten derselben.
24. meles. caput vrsinum. corpus torosum.
cauda abbreuiata.
vngulae plerisque fosso-
riae. dentes primores
vtrimque VI. interme-
diis
breuioribns.
1. gulo. der Vielfras, Kosomack. (Fr. le glou-
ton. Engl. the glutton.) M. corpore
ruso-
fusco, medio dorsi nigro.
In der Nordlichen alten Welt vorzüglich in
den
großen Wäldern von Sibirien. Seine
[Seite 95] Freßgierbe hat zu
allerhand Fabeln Anlas ge-
geben. Er ist so stark
daß er selbst Rennthiere
überwältigen kan. Sein Fell giebt ein
kostba-
res Pelzwerk.
2. Melliuorus. Der Honig-Dachs, Rattel.
M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo-
mine nigro.
Sparrmann in den Schwed. Abhandl.
1777. tab. IV. fig. 3.
Dieses sonderbare Thier findet sich am Cap,
und
lebt vom Honig und Wachs der wilden Bie-
nen, die
in die Hölen der Stachelschwein, Erd-
haasen,
Caninchen, Schakale etc. nisten. Bey
Sonnenuntergang giebt der
Honig-Dachs auf
den Flug der heimeilenden Bienen acht,
oder
folgt auch wohl blos der Anweisung des Honig-
kukuks. Er hat ein zottichtes Fell, und darun-
ter eine ungemein starke Haut, die ganz
locker
und gleichsam wie ein Sack über das Fleisch
des
Thieres herum hängt, wodurch es dann sowohl
für den
Bienenstichen als für den Bissen der
Hunde gesichert ist.
3. †. Taxus. Der Dachs. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger.) M. cauda
concolore,
abdomine nigro. *
Der Dachs findet sich in Europa und Asien
bis
gen Schina. Er lebt von kleinen Thieren,
Rüben u.a. Wurzeln,
Eichelmast etc. Er baut
unter der Erde einen tiefen Kessel, zu
welchem
verschiedne Röhren oder Gänge führen. Er
verschläft
den größten Theil seines Lebens, und
hält besonders langen und
festen Winterschlaf,
wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel
am
Hinterleibe steckt.
Die großen reissenden Thiere, die andre
Säugethiere, und manche
Gattungen derselben
selbst Menschen anfallen.
25. vrsvs. Dentes primores superiores alter-
natim
excauati, inferiores laterales lobati,
lingua laeuis, cauda
abrupta.
1. †. Arctos. Der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear.) V. fusco nigricans, collo breui. *
Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im
Grunde
gutmüthiges Geschöpf, was mehren-
theils einsam in den
großen Wäldern, und in
den Alpgegenden der nordlichen Erde, doch
auch
in Ost-Indien, lebt, und sich nicht leicht außer
im größten
Grimm, am Menschen vergreift.
In der Jugend nährt sich der Bär fast
blos von
Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber wehr
vom
Fleisch; sein größter Leckerbissen aber ist
Honig. Zum Gefechte
stellt er sich auf die Hin-
terfuße, druckt und
schlägt seinen Feind mit den
Vordertatzen, und bedient sich dabey
des Gebisses
seltner als andere reissende Thiere. Er hat aus-
nehmende Stärke und ist, im Stande ganze
Pferde
fortzuschleppen und mit seinen scharfen
Krallen das Fiesch bis auf
die Knochen durch-
zuhauen. Junge Bären lassen sich
leicht zäh-
men, und sind bis zur Zeit der
Mannbarkeit
ungemein possirliche Thiere. Den Winter brin-
gen sie ohne Nahrung zu und dennoch kan die
[Seite 97] Mutter dabey ihre
Junge säugen.*) Da ihr
Gerippe, den Kopf und
das Brustbein ausge-
nommen, viel änliches mit dem
menschlichen
hat, so lernen sie leicht aufrecht stehen und
andre
änliche Kunststücke machen, wozu sie besonders
zu
Smorgonie in Polen abgerichtet werden.
Man kennt verschiedene Spielarten unter
den Bären:
die großen schwarzen Ameisenbä-
ren; die kleinen
hellbraunen Honigbären; die
noch kleinern weißlichten
Silberbären.
2. Maritimus. der weiße Bär, Polarbär, Eisbär. U.
albus, collo et rostro elongatis.
Cptn Cook's voyage to the northern he-
misphere. vol. III. tab. LXXIII.
Der Polarbär darf ja nicht mit der weißen
Spielart
des gemeinen Bären verwechselt wer-
den. Er wird viel
größer, bey zwölf Fuß lang,
hat eine ganz andre Stimme, schlankere
Glie-
der, weißes langzottichtes weiches Haar,
hält
sich in der nördlichsten Erde beym Treib-Eis
und an den
Küsten auf, schwimmt und taucht
sehr geschickt, nährt sich von
Fischen, Vögeln
und deren Eyern, von todten Seehunden
und
Wallfischen, gräbt Leichen aus und geht Men-
schen an, wie unter andern Heemskerks Gefehr-
ten A.
1596 auf Neu-Zembla u.a. erfahren
haben. Er hält auch, meines
Wissens, keinen
Winterschlaf. Seine Leber scheint giftig zu
seyn.
26. canis. Dentes incisores superiores inter-
medii,
inferiores omnes, lobati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl.
the dog.) C. cauda recuruata; subinde di-
gito spurio ad pedes posticos.
*
Ein sehr vorzügliches Geschöpf, was daher
der
Mensch, besonders der Schärfe seiner Sinne
und seiner ausnehmenden
Gelehrigkeit wegen,
vor allen andern Thieren in seinen
nähern
geselligen Umgang gezogen hat Auser den
mannichfaltigen
allgemeinen bekannten Be-
nutzungen des Hundes, wird
er auch besonders
in vielen Gegenden des nördlichen Asiens
zum
Zug in Schlitten, so wie in einem großen Theil
der Südlichen
Erde zur allgemeinsten und vor-
züglichsten Speise
gebraucht.
Mehrere Gründe machen es wahrscheinlich,
daß diese
Thiere wol in einen sehr großen Theil
der Erde ursprünglich zu Hause
gehören, da
selbst in Süd-Amerika*) eine Raçe
derselben
schon vor Ankunft der Spanier einheimisch ge-
wesen zu seyn scheint. Und eben so scheint es
auch,
daß man wol sicher mehr als eine ur-
sprüngliche
Stamm-Raçe von Hunden anneh-
men muß, da der
Bullenbeiser, der Dachshund,
das Windspiel etc. einen so
ausgezeichneten und zu
bestimmten Absichten und Gebrauch
abzweckenden
Körperbau haben, daß man sie wol eben so we-
nig für blos ausgeartete Schäferhunde oder
Schakale,
als für Wölfe (denen doch die in
America verwilderten Europäischen
Hunde voll-
kommen gleichen sollen**)), halten darf.
Doch
läßt sich jetzt wol schwerlich bestimmen, was unter
den
nachstehenden Verschiedenheiten von Hunden
[Seite 99] ursprüngliche oder blos
durch Ausartung ent-
standne Raçen seyn mögen.
a) fricator. der Mops. (Fr. le doguin, Engl.
pug-dog) mit untersetztem
kurzen Leib,
runden Kopf, ganz stumpfer Schnauze, hän-
genden Ohren, und glattem Haar.
b) molossus, mastiuus, der
Bärenbeisser,
Bullenbeisser. (Fr. le dogue, Engl. the
bull-dog, the
mastiffe) groß, starkleibicht,
mit stumpfen Kopf,
hängenden lappichten
Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt dum-
pfig und kurz.
Dahin gehört auch wol der Metzgerhund.
(Fr. le matin.)
c) sagax. der Jagdhund. (Fr.
le chien-cou-
rant) mit langem dicken Körper, einge-
furchtem Hinterkopfe, langen hängenden
Ohren. Das Haar ist bald
schlicht, bald
zotticht.
Die Bracke, der Hünerhund, und der
Wachtelhund
haben kürzere Ohren, auch
einen kürzern Schwanz.
Die Corsicanerhunde sind schön getigert, ha-
ben aber übrigens die Bildung der
glatten
Hünerhunde.
d) aquaticus. der Budel, (Fr.
le barbet,
Engl. the water-dog) mit stumpfen
Kopf,
dicken Leibe, und wollichten Haar.
e) domesticus. der Haushund,
Schäfer-
hund. (Fr. le chien de berger, Engl. the
curre) mit aufrechten Ohren; der
Schwanz
ist auf der untern Seite lang behaart.
Hierzu gehört auch der Sibirische und Is-
ländische Hund, der Spitz oder Pommer
(Fr. le chien-loup.)
Auch die auf den Inseln der Südsee einhei-
mischen Hunde, die sich zwar durch einen
großen Kopf,
kleine Augen, spitzige Oh-
ren etc. auszeichnen,
scheinen doch zu dieser
Raçe zu gehören.
f) meliteus. das
Bologneserhündchen. (Fr.
l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-dog,
the shock) von ungemein
kleiner Statur,
mit sehr langen zottichten Haaren, zumal
im
Gesichte.
g) vertagus. der Dachshund.
(Fr. le
basset,
Engl. the
tumbler, the turnspit) mit lan-
ger
Schnauze, hangenden Ohren, langge-
streckten Körper,
kurzen krummen Vorder-
füßen.
h) graius. das Windspiel. (Fr.
le levrier,
Engl.
the gre-hound) mit
langen zugespitz-
tem Kopf, hängenden Ohren, dicker
Brust,
schlankem Leib und Füßen. Bald zotticht,
bald
schlicht.
i) Aegyptius der Aegyptische
Hund. (Fr.
le
chien-turc, Engl. the
Indian dog, the
naked dog) änelt dem Windspiel, hat
aber
nur im Gesichte Haare, der übrige Körper
ist schwarz und
kahl, völlig wie Neger-Haut
(s. S. 19. Anm. 2.)
Diese verschiednen Hauptraçen paaren und
vermischen
sich aber nicht nur unter einander,
sondern auch mit verwandten
Gattungen dieses
Geschlechts, z.B. mit Wölfen und Füchsen,
mit
welchen letztern sie sogar zuweilen fruchtbare Ba-
starde erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the
wolf.) C. cauda incuruata. *
Der Wolf ist ursprünglich fast in der ganzen
alten
Welt zu Hause, aber in einigen Ländern,
wie z.B. in Groß-Britannien
und Irland
gänzlich ausgerottet. In Ländern wo er sich zu-
gleich mit dem Bären findet, herrscht dieser
doch
mehr im Sommer; der Wolf mehr im Winter.
Er hat einen
schleppenden doch dabey schnellen
und nicht leicht zu ermüdenden
Gang und große
Stärke, zumal im Nacken. Die Wölfe
stehen
einander bey, und gehen gesellschaftlich ungleich
größre
Thiere, wilde Schweine und Bären an.
Aus Hunger fressen sie was
ihnen vorkommt,
sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen
aus,
und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung
auf Kirchhöfen
etc. den Anlaß zu der alten Sage
von Währwölfen gegeben haben. Sonst
fallen
sie nur in der äusersten Noth Menschen an, und
sind mit
Feuer was sie (wie alle animalia no-
cturna) scheuen, leicht abzuhalten.
3. lycaon. der schwarze Fuchs. C. cauda
recta,
corpore toto nigro.
jo. fr. miller fasc. IV. tab. XIX. fig. 2.
Dieses wegen seines kostbaren Felles berühmte
Thier
ist in der nordlichsten Erde zu Hause und
hält sowol in der Statur
als in der Bildung ohn-
gefähr das Mittel zwischen
Wolf und Fuchs.
Der sogenannte Silber-Fuchs ist eine Spiel-
art davon mit silberfarbnen Spitzen der
Haare.
4. †. vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le
renard. Engl. the fox.) C. cauda recta, apice
albo. *
Ein listiges, und wenn er noch klein ist, über-
aus possirliches gar leicht zu zähmendes Thier
der
nordlichen alten Welt. Er baut unter der Erde,
oder nimmt
auch wohl von einer Dachshöle
Besitz, thut dem Wildpret und dem
Geflügel
großen Schaden, frißt aber auch Mäuse, Am-
phibien, Fische, Wespen u.a. Insecten, Honig,
Getraide, und
besonders gern Weintrauben.
5. †. alopex. der Brandfuchs. (Fr. le renard
charbonier.) C. cauda recta, apice
nigro. *
Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland
und
unterscheidet sich fast blos durch die etwas klei-
nere Statur, dunklere Farbe, und
schwarze
Schwanzspitze von demselben.
6. lagopus. der Polarfuchs, Steinfuchs. (Isa-
tis) C. cauda recta, apice
concolore, pal-
mis plantisque pilosissimis.
Schreber tab. XCIII. A. XCIII. B.
In den Polar-Ländern, zumal auf Spitzber-
gen, Neu-Zembla etc. wo sie meist mit dem Eis-
Bär alterniren: d.h. sie kommen daselbst erst
im
November zum Vorschein wenn nun die
Sonne unsichtbar wird und
zugleich jene Bären
sich verlieren. Ihr Fleisch ist schmackhaft;
wie
das von Caninchen: und ihr Fell bekanntlich
geschätzt.
Die mehresten sind weiß. Die sogenannten
blauen
Füchse hingegen blaulicht-grau. Und
[Seite 103] der Kreuzfuchs hat ein
schwarzes Kreuz über
Schultern und Rücken.
7. aureus. der Schnellwolf, Schakal, Thos.
(Büffons Adive.) C. corpore fuluo,
pedi-
bus longioribus, caudae apice nigro.
güldenstaedt in Nov. Comm.
Petrop.
vol. XX. tab. II.
Dieses berufene Thier ist in ganz Nordafria
und
Orient, vorzüglich häufig aber in Natolien
und Bengalen, zu Hause,
zieht des Nachts
schaarenweise umher; frißt Thiere, Lederwaa-
ren etc. gräbt Leichen aus, und soll auch leben-
dige Kinder rauben*). Manche Naturforscher
haben
den Schakal für den ursprünglich wilden
Hund, und manche Exegeten
Simsons Füchse
für Schakale gehalten: oft ist dieses Thier
auch
mit der Hyäne vermengt worden.
8. Hyaena. Das Grabthier, der Abendwolf.
C. villosus, nigricans, facie nigra, iuba
ceruicis dorsique.
*
Jo. fr. miller Fasc. IV. tab. XIX. fig. 1.
Der Indianische Wolf. von J. El. Ridinger.
Die Hyäne hat einerley Vaterland mit dem
Schakal,
dem sie auch in der Lebensart änelt.
Ein äußerst boshaftes, unbändig
zorniges Thier
von fürchterlichem Ansehen, das sich sogar ge-
gen den Löwen muthig vertheidigt. Es baut
unter die
Erde oder nistet in Felsenhölen und
[Seite 104] Klüften, und wird vom
gemeinen Volk in Ae-
gypten gegessen.*)
27. felis. Vngues retractiles, caput rotun-
dius,
lingua aspera.
1. Leo. der Löwe. (Fr. le
lion. Engl. the
lion.)
F. cauda elongata floccosa corpore fuluo. *
Schreber tab. XCVII. A. XCVII. B.
Das majestätische Thier ist in den heissesten Zo-
nen der alten Welt, vorzüglich in den Sand-
wüsten des innern Africa zu Hause, hat sich
hingegen
von den Küsten (so wie die Bären und
Luchse in andern bewohnten
Gegenden) mehr
und mehr verlohren. Sein ganzes Ansehn,
sein
donneränliches Brüllen, seine furchtbare Stärke
und die
Mäsigung, die er demohngeachtet in
Vergleich mit den folgenden
blutdürstigen mör-
derischen Raubthieren bezeigt,
haben ihm den
Beynamen des Königs der Thiere verschafft.
Er
nährt sich blos von seiner eignen Beute und
zwar von größern
Säugethieren; fällt hingegen
nur in der Nothwehr oder aus äußerstem
Hun-
ger Menschen an, schont kleiner kraftloser Ge-
schöpfe; entsetzt und scheut sich aber vor den Bä-
ren**). Er verträgt auch unser Clima
recht
gut; läßt sich ausnehmend zahm machen und
selbst zum Zug
und zur Jagd andrer Thiere ab-
richten. Das Weibgen
wirft 3 bis 4 Junge
von denen aber meist nur eins erwachsen
und
die andern am Zahnen sterben sollen.***)
2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda
elongata.
capite, corpore et cruribus nigro-virgatis. *
the
Tiger, von G. Stubbs, in schwar-
zer
Kunst.
Ist blos in Asien und vorzüglichst von Benga-
len bis Schina einheimisch. Ein prächtiges,
überaus
regelmäßig schön gestreiftes, aber fürch-
terliches
Thier. Es wüthet gegen seinen Gat-
ten, und frißt im
Hunger seine Junge; es fällt
ohne Unterschied Menschen und Löwen und
andre
Säugethiere an, muß aber für dem Elephan-
ten erliegen. Es hat keine Spur von dem Edel-
muth
des Löwen, doch ist die Sage irrig, daß
es durchaus nicht zu
bändigen sey. Ich habe
selbst einen großen lebendigen Tiger gesehn,
dem
alle seine Wärter ohne Bedenken den Rachen
aufreissen und
mit ihm spielen konnten.
3. Leopardus. der Leopard. F. cauda
subelon-
gata, maculis numerosis, minoribus, ob-
tuse angulatis. *
In Africa. Zeigt in seiner Bildung sehr
viel
Verwandtschaft mit den folgenden Gattungen.
daher auch
aller ihre Namen gar oft miteinan-
der vermengt und
verwechselt werden. Das
Fell des Leoparden ist über alle
Beschreibung
schön, hat einen goldgelben Grund mit
kleinen
schwarzen Flecken die aber dichter und regel-
mäßiger als beym Pantherthier, und meist drey
bis
vier nahe beysammen stehn. Der Leopard
giebt dem Tiger an Stärke und
Raubgierde
wenig nach, ist aber leichter zu zähmen. Er
soll
nicht leicht Weiße anfallen, hingegen auf
Neger desto erpichter
seyn.
4. Pardus. das Pantherthier, der Parder.
F. cauda subelongata. maculis maioribus.
irregularibus, passim
confluentibus et an-
nulatis. *
Ebenfalls ein africanisches Thier, was noch
größer
wird als der Leopard, aber ihm und
dem Tiger in der Lebensart
gleicht. Das Fell
des Pantherthiers ist bey weitem nicht so
schön
als des Leoparden seins; die Flecken sind größer,
weniger
regulär, hin und wieder wie zusam-
men geflossen, bald
in Hufeisenform, bald ge-
ringelt u.s.w.
5. panthera. das kleine Panthertier. (Büf-
fons once) F. cauda
elongata corpore albido
maculis irregularibus nigris. *
In der Barbarey und Ostindien. Weit klei-
ner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu
zähmen
und zur Jagd kleiner Thiere, der Rehe,
Gazellen etc. abzurichten:
wozu sie in Orient vor-
längst: und in den mittlern
Zeiten auch in Ita-
lien und Frankreich gebraucht
worden.
6. Onça. der Jaguar, Americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco-lutes-
cente,
maculis angulatis, ocellatis, medio
flauis. *
In Südamerica. Ebenfalls weit kleiner als die
drey
vorletzten Thiere der alten Welt. Furcht-
samer, auch
weit feiger, so daß er schon für mäßig
großen Hunden flieht.
7. concolor. der americanische Löwe, Puma.
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore imma-
maculato fuluo.
Ein blutdürstiges Thier, das in Peru, Bra-
silien etc. zu Hause ist und sich durch sein roth-
gelbes ungeflecktes Fell (weshalb es mit dem
Namen
eines Löwen belegt worden) und kleinen
Kopf auszeichnet.
8. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.)
F. cauda abbreuiata
apice atro, auriculis
apice barbatis, corpore maculato,
plantis
palmisque amplissimis.
Dieses Thier findet sich in großen dichten
Wäldern
der nordlichern Erde; doch auch noch
jetzt häufig in den Wäldern von
Abbruzzo im
Neapolitanischen. Zwar verliert er sich immer
mehr
aus den bewohnten Gegenden, doch hat
man noch vor wenigen Jahren
welche auf dem
Thüringer Walde geschossen. Hält sich auf Bäu-
men auf, und stürzt sich auf vorbeygehende
größere
Säugethiere herab. Hat ein furchtba-
res Gebiß und
thut den Wildbahnen größern
Schaden als der Wolf.
9. †. Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl.
the
cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus
longitudinalibus,
lateralibus spiralibus. *
Schreber tab. CVII. CVII. A. CVII. B.
Die Katze ist fast in der ganzen alten Welt
zu
Hause, aber erst von da durch die Spanier
nach Amerika übergebracht
worden*). Die
[Seite 108] wilde ist größer, als die zahme, von
grauer
Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fussohlen und
nährt sich
vom Raube des Federwildprets, der
Hasen, und selbst junger Rehe. Die
Hauskatze
hat noch nicht die schlappen Ohren und den hän-
genden Schwanz vieler andern unterjochten
Thiere,
auch begattet sie sich nur äußerst selten
unter den Augen der
Menschen, und verwil-
dert sehr leicht wieder wenn sie
zufällig in Wild-
nis gerätht. Zu den Besonderheiten
der Katzen
gehört ihre stärkere Electricität; das Leuchten
ihrer
Augen im finstern; ihre seltsame Gierde
auf gewisse Pflanzen, wie
z.B. auf Baldrian
und aufs marum verum etc.;
ihr schnurren oder
spinnen das durch ein paar eigne zarte
gespannte
Häutgen in ihrem Kehlkopf bewürkt wird; die
ängstliche
unüberwindliche Antipathie vieler
Menschen für denselben etc.
Außer den gemeinen Abänderungen in der
Farbe, sind
die vorzüglichsten Spielarten dieses
Thiers die Angorische Katze mit
dem langen
seidenartigen Haar, die meist taub ist; die blau-
lichgraue Cartheuser- oder Cyper Katze; und
die
Spanische oder Schildpattfärbige Katze
(Tortoise
shell-cat); unter welchen letztern
es zwar häufig weibliche
Katzen von drey ganz
verschiednen Farben (z.B. schwarz, weiß
und
gelb) aber nie einen dergleichen Kater ge-
ben
soll.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.
28. eqvvs. pedes vngula indiuisa, cauda se-
tosa.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl.
the horse.) E. cauda vndique setosa. *
Die großen Vorzüge dieses edlen
prächtigen
Geschöpfs erhellen schon aus der
auszeichnenden
Achtung womit es der Mensch zu allen
Zeiten
angesehen und aus der Sorgfalt und Mühe
die er auf seine
Erziehung verwendet. Kein
andres Thier ist so wie das Pferd
vorzeiten zu-
gleich mit seines Herrn Leiche
verbrannt, und
beider Asche zugleich zur Erde gestattet
worden;
keines andern Thiers Abstammung wird so wie
der
arabischen Pferde ihre mit Documenten be-
legt; keins
ist so von den größten Dichtern be-
sungen, keins ein
so allgemeiner Gegenstand
für die bildenden Künste worden u.s.w.
Keins
hat aber auch seine Vorzüge so sehr dem Ver-
lust seiner Freyheit und der erlittnen Unterjo-
chung zu danken als eben das Pferd! denn ob
es gleich keine
ursprünglich wilden Pferde mehr
giebt, so läßt sich doch aus den
verwilderten
die man in den Polnischen Wäldern, in
den
Schottischen Hochländern, in der Tattarey, in
America (wo
sie auch erst durch die Spanier
hingebracht worden) und zwar da in
der uner-
meßlichsten Menge in Paraguay u.s.w.
findet,
auf ihre natürliche Bildung schließen, die aber
[Seite 110] mit der, die sie
durch Cultur erhalten haben,
einen sehr abfallenden Contrast macht;
da diese
verwilderten Pferde meist klein, struppicht, dick-
köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig sind;
und
hingegen die zahmen Pferde-Raçen sich
durch so vielseitige Talente
auszeichnen. Die
Araber z.B. (versteht sich von der edlen
Raçe)
durch ihre äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftig-
keit. Die Persianer und Barben durch ihren
ausnehmend
schönen Bau u.s.w. Unter den
Europäischen sind die Spanischen,
(besonders
die aus Andalusien), die Neapolitanischen
und
Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben
besonders
den Vorzug der Schnelligkeit, wo-
durch sie sich
hauptsächlich in den Wettrennen,
einem auch schon bey den Alten und
noch jetzt
bey den Tattaren, Türken, in Italien und ander-
wärts gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen.*)
Außer der mannichfaltigen andern Nutzbar-
keit der Pferde ist auch ihr Fleisch eßbar, und
zwar
schmackhaft; und ihre Milch sehr nahr-
haft und schon
wenn sie zusammengeronnen,
folgends aber wenn sie abgezogen worden,
wie
Brantewein berauschend**)
2. †. Asinus. der Esel. (Fr. l'asne. Engl. the
ass) E. cauda extremitate setosa, cruce dor-
sali nigra. *
Der wilde Esel von welchem das zahme Haus-
thier abstammt, ist der wahre onager der Al-
ten; und
findet sich jetzt zumal in der Tattarey,
unter dem Namen Kulan*), von da er jähr-
lich im Herbst in unzähligen Heerden südlich
gegen Indien und
Persien zieht und daselbst
überwintert. Er ist größer und schlanker
als
der zahme Esel, und von
außerordentlicher
Schnelligkeit.**)
Auch der zahme Esel hat eine Menge empfeh-
lender Eigenschaften, wodurch er bey den Al-
ten***) und noch jetzt im Morgenland und im
südlichen Europa
wichtig und geschätzt wird. Er
geht sanfter und sicherer als das
Pferd, trägt
große Lasten, begnügt sich mit schlechten
Unkraut
zum Futter, ist wenigen Krankheiten unterwor-
fen, und wird gegen 30 J. alt. Daß er in die
südliche
Erde zu Hause gehöre, wird durch die
Homonymie seines Namens in den
nordlichen
Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegypten****)
[Seite 112] die besten Esel; jetzt
finden sich die schönsten und
zur Maulthierzucht vorzüglichsten in
Spanien
und im Mayländischen, wo einer mit mehrern
hundert
Thalern bezahlt wird, und in Spanien
die Ausfuhr der Zuchtesel bey
Lebensstrafe ver-
bothen ist. Ins nordlichste Europa
ist der Esel
bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet
er
wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe,
da es z.B. weiße Esel
giebt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begat-
ten, und geben zweyerley Bastarde, die von
großer
Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuwei-
len (aber sehr
selten) fruchtbar sind.
Eins ist das gemeine Maulthier (mulus,
Fr. le mulet*)) das vom männlichen Esel ge-
zeugt, und
von der Stute geworfen wird.
Das andere ist der Maulesel (hinnus, Fr.
le bardeau**)) der vom Hengste gezeugt, und
von der Eselin geworfen
ist.
Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegen-
heit zur Sage von den fabelhaften Jumarn
oder
vorgeblichen Bastarden vom Pferd- und Ochsen-
geschlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus.
*
The Sebra or wild
Ass. von G. Stubbs,
mit lebendigen Farben. 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne
Gattungen
giebt, deren eine man fälschlich für
[Seite 113] die Weibgen der andern
gehalten hat) ist im
südlichen Africa zu Hause, und in Rücksicht
der
äußerst regelmäßigen Streifen seines Fells eins
der
schönsten Säugethiere. Es lebt Heerden-
weis, ist
ungemein schnell, aber wild und un-
bändig, und daher
nur sehr selten und mit
großer Mühe zum Zug oder zum Reiten ab-
zurichten.*)
Die Thiere mit gespaltnen Klauen, unter
welchen sich die wichtigsten
Hausthiere der cul-
tivirten Völker der Erde
finden.
29. camelvs. Cornua nulla. labium lepori-
num. pedes subbisulci.**)
1. Dromedarius. das gemeine Kameel. (Fr.
le dromadaire***)) C. topho dorsi vnico.
*
Das Kameel findet sich noch hin und wieder
in
Asien, zumal in den Wüsteneyen zwischen
Schina und Indien, wild, ist
aber für den gan-
zen Orient das wichtigste Hausthier.
Es kan
zehn und mehrere*) Centner tragen, und in
einem sanften Trabe zwölf
Meilen in einem
Tage zurücklegen. Es kan lange hungern,
und
frißt wie der Esel unnützes Futter, nemlich dor-
nichtes Buschwerk, was in den Wüsten in
Menge wächst,
für kein anderes Säugethier
zur Nahrung taugt, und nur dem Kameele,
das
deshalb mit knorpelartigen Lippen und Zahn-
fleisch versehen ist, geniesbar wird. Auch den
Durst kan dieses
Thier mehrere Tage lang er-
dulden, säuft aber dafür
ungeheuer viel auf
einmal, da sich dieses Wasser lange Zeit in
sei-
nem Magen ziemlich unverändert erhält. Es
ist
ein sanftmüthiges folgsames Thier, was
doch zur Brunstzeit leicht
wütend wird, und
dann selbst seine Führer und Herren
verkennt.
Beide, sowol diese, als die folgende Gattung
haben
eine große Schwiele vorn an der Brust,
vier kleine an den
Vorderfüßen, und zwey der-
gleichen an den
Hinterfüßen, die ihnen zum
Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind,
und
sich niederlegen; und die schon bey den unge-
bornen Kameelen zu sehen sind, mithin nicht,
wie man hat behaupten
wollen, erst in der
Folge durch das Niederknieen entstehen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le cha-
meau. Engl. the camel.) C. tophis
dorsi
duobus. *
Dieses Kameel mit zwey Buckeln findet sich
mehr im
mittlern Asien, bis gen Schina, zu-
mal in ganzen
großen Heerden in Beßarabien etc.
und wird nicht so häufig, wie die
vorige Gat-
tung, zum Lasttragen, sondern seines sehr
schnel-
len Trabes und natürlichen Sattels wegen,
mehr
zum reiten und bey den Tattarn vorzüglich zum
Zug
gebraucht.
3. Llacma. die Kameelziege, Guanaco. C.
dorso
laeui, topho pectorali.
buffon, supplement. vol. VI. tab. XXVII.
Beide, dieses und das folgende Thier, sind
dem
südlichen America, besonders Quito und
dem gebürgichten Peru eigen.
Sie äneln den
Kameelen der alten Welt in ihrer Lebensart,
nur
sind sie weit kleiner, und haben in der Bil-
dung viel
von der Ziege. Die Llacma war
nebst dem ihm verwandten Pacos das
einzige
Geschöpf das die Amerikaner schon vor Ankunft
der
Spanier als Hausthier hielten. Noch jetzt lieben
sie es aufs
zärtlichste, putzen es, richten es heerden-
weis, aber
mit großen Feyerlichkeiten zum Last-
tragen ab u.s.w.
Es trägt bey seiner mäßigen
Größe doch Lasten von anderthalb
Centner, und
wird unter andern auch vorzüglich und in gan-
zen Caravanen zum Transport der Silber-Bar-
ren aus den Bergwerken von Potosi gebraucht.
Doch
machts nur kurze Tagereisen von wenigen
Meilen, und wenn es
gewaltsam fortgetrieben
oder überladen wird, so legt sichs auf der
Stelle
nieder und ist durch kein Mittel wieder zum
Aufstehen zu
bringen, sondern muß geschlachtet
werden, wehrt sich auch durch
einen ätzenden
[Seite 116] Unrath den es auf die sich ihm nähernden
Personen
ausspeyt*) und der eine Art
Krätze auf der
Haut verursachen soll**).
4. Vicuña. das Schaafkameel. (Fr. la vigogne.)
C. tophis
nullis, corpore lanato.
buffon supplement vol. VI. tab. XXVIII.
Die Vicugna ist in ihrer Gestalt wenig von
der
Llacma unterschieden, nur kleiner. Sie
taugt aber nicht so zum
Lasttragen, läßt sich
auch überhaupt nicht zähmen, sondern wird
ih-
res rothbraunen Haares wegen, was die be-
kannte Vicugna-Wolle giebt, in großen
äußerst
beschwerlichen Monatelang dauernden Treibjag-
den haufenweis gefangen. Auch der occiden-
talische Bezoarstein kommt von diesem Thier.
30. capra. Cornua caua rugosa scabra.
1. †. Ouis. das Schaaf. (Fr. le brebis. Engl.
the sheep.) C. mento imberbi, cornibus
compressis
lunatis. *
Das Schaaf begattet sich sehr leicht mit der
Ziege,
und ist überhaupt in seiner ganzen Oe-
konomie und
Körperbau zu nahe mit ihr ver-
wandt, als daß es in
ein besondres Geschlecht
von ihr getrennt zu werden verdiente. Es
fin-
det sich fast über der ganzen alten Welt und seit
der
Entdeckung der neuen, auch nun in einem großen
Theil von
dieser, als Hausthier, und wenige
Hausthiere sind auch dem Menschen
auf so man-
nichfaltige Weise, und so unmittelbar
nutzbar
[Seite 117] als
das Schaaf. Aber auch wenige andere
Thiere sind so vielen
Krankheiten unterworfen
und von so vielerley Ungeziefer geplagt.
Unter den verschiedenen Raçen der Schaafe
sind
vorzüglich die Spanischen aus Segovien, und
die Englischen
wegen ihrer ausnehmenden
Wolle; die Isländischen mit vier, sechs
oder
acht Hörnern; und die Arabischen mit dem
großen und wohl 40
Pfund schweren Fett-
Schwanze, zu merken. Die auf den
Caraiben,
auch die in Abessinien, Cafrerien etc. haben statt
der
krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und
die letztern noch überdem
lange herabhängende
Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (musi-
mon. Büffons mouflon.) C. cornibus
arcuatis
circumflexis subtus planiusculis, palearibus
laxis
pilosis.
pallas spicileg. zoolog. fasc. XI. tab. I. II.
Hin und wieder in der alten Welt, z.B. auf
Corsica
und Sardinien, in Griechenland, in
der Barbarey; vorzüglich aber in
Sibirien bis
Kamtschatka und auf den Kurilen. Ein großes
und
dabey doch äußerst flinkes Thier mit mäch-
tig starken
und schweren*) Hörnern, und von
überaus schmackhaften Fleisch.
Es wird neuerlich
von vielen Naturforschern für das
ursprünglich
wilde Schaaf gehalten.
3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. Engl.
the goat.) C. mento barbato, cornibus ar-
cuatis, carinatis. *
Unsre Hausziege scheint von dem sogenannten
aegagrus einem wilden Thiere dieses
Geschlechts
abzustammen, das in den wildesten Gegenden
des
Caucasus und der daran grenzenden ostli-
chen Gebürge
lebt, und in dessen Mägen zuwei-
len der orientalische
Bezoarstein gefunden
wird, daher das Thier selbst mit dem
Namen
des Bezoarbocks belegt worden.*)
Außer einigen Verschiedenheiten im Kör-
perbau, unterscheidet sich die Ziege vorzüglich
durch
ihr lebhafteres Naturell vom Schaaf.
Sie ist ein muthwilliges
muntres Thier, was
leicht menschlicher Gesellschaft gewohnt,
aber
auch eben so leicht wieder in Wildnis aus-
artet.**) Sie ist nun meist eben so
weit
als das Schaaf auf der Erde verbreitet,
hält sich besonders
gern in bergichten Gegenden
auf, frißt dürres Moos, Laub und Rinde
der
Bäume, dornichtes Gesträuch etc. auch den, dem
Menschen und
andern Thieren giftigen Schierling.
Sonderbar ist daß man bey dieser Thier-
gattung ungleich häufiger als bey andern Säu-
gethieren Beyspiele von Männchen gefunden
hat, die
Milch aus den Zitzen gegeben. Schon
Aristoteles beschreibt
dergleichen melkbare Bö-
cke von der Ins. Lemnos.
Matthiolus hat die
Abbildung eines solchen Bocks gegeben und
ich
selbst habe einen dergl. der hier auf einem be-
nachbarten Amte ist, genau untersucht und be-
schrieben.
Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier
hat einen
kürzern Leib und längere Beine als
die gemeine; und ihr langes
seidenartiges Haar
giebt das beste sogenannte Kameelgarn, was
dem
von den Haaren des wahren Kameels bey wei-
ten
vorzuziehen ist.
4. †. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin.)
C. mento
barbato, cornibus lunatis maxi-
mis, supra nodosis, in
dorsum reclinatis.
Dieses merkwürdige, aber selbst in seiner Hei-
mat seltne oder doch wenig bekannte Thier, ist
in den
höchsten Schneegebirgen von Tyrol und
Savoyen so wie auf Candia und
in den Sibi-
rischen Alpen zu Hause. Es bewohnt blos
die
steilsten und für Menschen fast unzugänglichen
Felsen; wird
größer als unsere Ziege, und wiegt
im Alter wol einige Centner; und
doch kan die-
ses schwerleibige Thier mit großer
Leichtigkeit
jähe Felsenwände hinansetzen, und über
tiefe
Abgründe von einer Klippe zur andern springen.
Erst im
dritten Jahr sollen sie anfangen Hörner
aufzusetzen, und jedes
derselben dann jährlich
einen neuen Knoten erhalten. Das Gehörn
ei-
nes bejahrten Steinbocks wiegt wol
zwanzig
Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte
Ringe auf
jeder Seite. Wenn der Steinbock
ganz jung gefangen wird, so ist er
leicht zu zäh-
men, und läßt sich, wie man im
Walliserlande
versucht hat, mit den Heerden der Hausziegen
auf
die Weide führen.
31. antilope. Cornua caua, teretia, annulata,
vel
spiralia.
1. †. Rupicapra. die Gemse. (Fr. le chamois.)
A cornibus
erectis vncinatis. *
Die Gemse hat wenigstens in Europa ohnge-
fähr einerley Vaterland mit dem Steinbock, doch
wagt
sie sich nicht so wie dieser auf die äußersten
Felsenspitzen,
sondern hält sich mehr in den
mittlern Berggegenden auf. Jung
eingefangen
lassen sich die Gemsen zähmen, so daß sie mit
den
Hausziegen auf die Weide getrieben werden.
In Glarus bin ich
versichert worden daß sich
wohl ehe dergleichen zahme Gemsen mit
den
Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben.
Das Fleisch der
Gemsen ist ein schmackhaftes
Wildpret und ihr Fell zugleich
geschmeidig und
überaus fest. Von den unverdaulichen
Zasern
ihres Futters bilden sich in dem Magen
der Gemsen runde
Kugeln (aegagropilae), denen
man vor Zeiten
seltsame Heilkräfte andichtete.
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus
teretibus
annulatis, medio flexis, apicibus
laeuibus
approximatis.
Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen,
mit
muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient
und Nordafrica
zu Hause ist. Es wird oft im
hohen Lied erwähnt, und ist noch jetzt
in der
Orientalischen Dichtersprache das gewöhnliche
Bild, womit
schöne Mädchen verglichen werden.
Die Hörner der Gazelle gleichen in
der Größe
und Textur der Gemsen ihren, nur sind sie
anders
gebogen.
3. Gnu. das Gnu-Thier. A. cornibus antror-
sum directis, apicibus reflexis: mento bar-
bato: iuba ceruicali et pectorali.
buffon, supplement. vol. VI. tab. VIII. IX.
In öden Gegenden vom Cap landeinwärts.
Fast von der
Größe eines Pferds: und von ei-
ner auffallenden
Bildung die meist völlig das
Mittel zwischen dem Antilopen- und
Ochsen-Ge-
schlecht hält, zu welchen letztern es daher
auch die
Hrn. Forster rechnen und es bos
poephagus
nennen.
32. bos. Cornua concaua, lunata, laeuia.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl.
the
ox.) B. cornibus teretibus extrorsum
curuatis, palearibus
laxis. *
Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab,
(vrus, bonasus, und Bison der alten Welt;
denn
diese dreyerley Namen scheine doch sämt-
lich die
Stammraçe unsers Hornviehs zu be-
zeichnen), der in
Polen, Lithauen, Sibirien, ge-
funden wird (und ehedem
auch in Deutschland
war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil-
dung und Größe nicht so merklich als die übri-
gen Hausthiere aus, und selbst ihre Farbe
ist,
wenigstens in verschiedenen Gegenden, ziemlich
beständig.
Sie gehören zu den allerwichtigsten
Geschöpfen fürs
Menschengeschlecht, da ihre Be-
nutzung zugleich
mannichfaltig und überaus be-
trächtlich und groß ist.
Viele tausend Men-
schen, zumal in der Schweiz etc.
(auch in man-
chen Gegenden von Süd-America z.B.
auf
Terra-ferma, wo sich das Rindvieh bey den
immer grünen
Weiden zum erstaunen vermehrt)
[Seite 122] genießen den größten Theil ihres Lebens hin-
durch, keine andern Nahrungsmittel, als die
ihnen
ihre Kühe geben, und der ganze Wohl-
stand vieler
großen Provinzen hangt lediglich
von dieser einzigen Art Viehzucht,
und der man-
nichfaltigen Milchproducte, ab. Zum
Lasttra-
gen taugt zwar der Ochse nicht so gut als
zum
Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er
nicht, wie das
Pferd, mit der Brust, sondern
mehr mit der Stirne und Nacken
arbeitet, doch
wird er von den Jakuten und Hottentotten auch
zum
reiten gebraucht. In den Magen dieser
Thiere finden sich zuweilen
Ballen, die aber
weder steinartig wie die Bezoare, noch von ve-
getabilischer Substanz wie die Gemskugeln, son-
dern blos aus Haaren zusammengebacken sind,
die sie
sich abgeleckt und eingeschluckt haben.
Die Viehseuche ist eine
ihnen eigene, aber fürch-
terliche pestartige
Krankheit, die zwar schon den
Alten bekannt war, aber doch erst seit
1711 da
sie sich von Ungarn aus durch Italien über
ganz Europa
verbreitete, allgemeiner grassirt
hat.
Merkwürdig ist, daß überhaupt zwar unter
den bisulcis öfter als unter andern Ordnungen
der
Säugethiere, besonders aber doch unter den
Schaafen und am
häufigsten unter dem Rind-
vieh, Lämmer und Kälber mit
misgestalten
männlichen Zeugungstheilen geworfen werden,
die
selbst berühmte Zergliederer ganz fälschlich
für wirkliche Zwitter
gehalten haben. Am son-
derbarsten ist, daß sich
dieser monströse Bau ge-
wöhnlich bey
Zwillings-Kalbern finden, und
diese daher zur Fortpflanzung ihres
Geschlechts
unfähig seyn sollen.
2. Bison. der Buckelochse. B.
cornibus
diuaricatis, iuba longissima, dorso gib-
boso.
buffon supplem. vol. III. tab. V.
Das größte Landthier der neuen Welt. Es
findet sich
im gemäßigtern Nord-America, wo
es Heerdenweise in sumpfichten
Wäldern lebt.
Im Winter ist es über den ganzen Körper be-
haart, im Frühjahr hingegen wird es am Rü-
cken und Hinterleibe kahl, und behält blos
seine
ungeheure Brust- und Nacken-Mäne. Sein
Fleisch ist
schmackhafter als das vom gemei-
nen Ochsen.
3. Buffelus. der Büffel. B. cornibus
resupina-
tis intortis antice planis. *
Der Büffel stammt wol ursprünglich aus Ty-
bet, ist nun aber nach und nach durch den
größten
Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und
wird auch
hin und wieder in Europa, wie z.B.
seit dem siebenten Jahrhundert in
Italien, in
Ungarn, und auch selbst im Salzburgischen, ge-
zogen und zum Zuge gebraucht. Zwey Büffel
sind im
Stande, eine Last zu ziehen, die sechs
Pferde kaum zu bewegen im
Stande seyn wür-
den; sie sind aber unflätig, schwer
zu bändi-
gen etc. und man muß ihnen, wie den
Tanzbä-
ren, Ringe an die Nase legen, und sie
damit
regieren. Sie haben ein schwarzes dünnbehaar-
tes Fell, das außerordentlich stark und vorzüg-
lich
zu Schläuchen tauglich ist. Ihr Fleisch ist
schlechter, ihre Milch
hingegen und die daraus
gemachten Käse und Butter ungleich
schmack-
hafter als die vom gemeinen Hornvieh.
4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferdeschweif,
Ziegenochse.
B. cornibus teretibus, in-
trorsum
curuatis, vellere propendente, cau-
da vndique
iubata.
pallas
in Act. acad. Petropolit. T. I. P. II.
tab. X.
Ebenfalls in Tybet zu Hause, wird aber auch
in
Indien etc. als Hausthier gehalten. Kleiner
als unser Hornvieh,
zeichnet sich auch außerdem
durch seine grunzende Stimme, durch sein
zot-
tiges Ziegenhaar, und durch einen
büschlichten
sehr langhaarichten Schwanz aus, der, wenn
er schön
ist, in Indien äußerst hochgeschätzt und
aufs theuerste bezahlt
wird.
1. Camelopardalis. die Giraffe. C.
cornibus
solidis simplicissimis, breuibus, rectis, tu-
berculo frontali, dorso decliui, iubato.
Cptn carteret, in den philos. Transact.
Vol. LX. tab.
I.
Die Giraffe hat, wegen ihres langen Halses,
ihres
kurzen Körpers, abhängigen Rückens, der
Hals- und Rückenmäne, und
wegen ihres röth-
lichen, schön gefleckten Fells, ein
sehr auszeich-
nendes Ansehn, und verdient daher
allerdings
in einem eignen Geschlechte von den Hirschgat-
tungen abgesondert zu werden. Sie finden sich
blos im
innern Africa, ist unter den spätern
Römischen Kaisern ziemlich oft,
in neuern Zei-
ten aber äußerst selten nach Europa
gebracht
worden, und ihre Geschichte ist mit vielen Fa-
beln und widersprechenden Nachrichten verdun-
kelt. Sie soll im Schreiten, wie die Paßgän-
[Seite 125] ger, immer den Vorder- und Hinterfuß der ei-
nen
Seite zugleich heben, und daher einen son-
derbaren
Gang haben, von dem die Bewegung
des Springers im Schachspiel
entlehnt wor-
den*). Sie ist, wenn sie
aufrecht steht, sech-
zehn Fuß hoch, und nährt sich
vom Laub der
Bäume, das sie mit ihrer zwey Fuß langen aal-
förmigen Zunge abreissen soll. Sie kaut wie-
der, und ist, ihrer Größe ungeachtet,
doch
schwächlich, furchtsam und sehr leicht zu bän-
digen.
34. cervvs. Cornua solida multifida.
1. Alces. das Elennthier. (Fr. l'elan. Engl.
the elk.) C. cornibus planis acaulibus, pal-
matis. *
In der ganzen nordlichen Erde, (wenn anders
das
Nord-Americanische Elenn, Fr. l'orignal,
Engl. the moose-deer**) keine eigne Gattung
ist.) erreicht beynah
die Größe vom Pferd, wiegt
wohl über 1200 und sein Gehörn auf 56
Pfund, und
kommt in seiner Lebensart meist mit dem Renn-
thier überein. Es läßt sich auch zähmen
und
Heerdenweise auf die Weide treiben, wird aber
doch alsdann,
wie andre Gattungen dieses Ge-
schlechts, zur
Brunstzeit leicht wild und unbändig.
Das Fleisch des Thiers ist
schmackhaft, und
sein Fell überaus fest. Die alten Sagen,
daß
das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde,
und sich
dann mit seiner Hinterklaue am Kopf
[Seite 126] blutig kratze, und daß die
Ringe und Halsbän-
der von Elennsklauen wirtsame
Mittel gegen
diese u.a. Krankheiten wären, brauchen jetzt
keiner
weitern Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr.
le dain. Engl. the fallow-deer.) cornibus
subramosis
compressis, summitate palmata. *
In den Wäldern des gemäßigten Europa,
Der
Nordamericanische wird von manchen für
das gleiche Thier, von andern
aber für eine
eigne Gattung gehalten. Ist kleiner als der ge-
meine Hirsch, dem er aber in seiner
Oekonomie
gleicht, und variirt in der Farbe. Man hat
braune,
gefleckte, und auch ganz weiße Dam-
hirsche.
3. Tarandus. das Rehnthier. (rangifer. Fr.
le renne. Engl. the rein.) C. cornibus lon-
gis,
simplicibus, teretibus, summitatibus
subpalmatis, iuba gulari
pendula. *
Schreber tab. CCXLVII. A. B. C.
In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie
in
Kamtschatka in großen Heerden von 1000 u.
m. Stück. Hält sich den
Sommer durch im Ge-
bürge und Wald, im Winter hingegen
mehr in
Ebnen und flachen Moos-Heyden auf; kan aber
in wärmern
Gegenden nicht ausdauern. Es
giebt wenig Geschöpfe in der Natur, die
so wie
das Rehnthier, fast alle Bedürfnisse des Men-
schen zu befriedigen im Stande wären, daher es
auch
von den Lappländern, Koräken, Tungusen und
Samojeden auf alle Weise
benutzt wird. Sie näh-
ren sich von seinem Fleisch und
Milch, kleiden
[Seite 127] sich in sein Fell, und beziehn ihre
Schlitten
und Zelte damit; brauchen es zum Lasttragen
und zum
Zug, verfertigen allerhand Geräthe
aus seinen Hörnern, Nadeln aus
seinen Knochen,
Faden aus seinen Sehnen, und Beutel und Fla-
schen aus seiner Harnblase. Die Rehnthierbut-
ter ist unschmackhaft, der Käse aber desto vorzüg-
licher. Das Rehnthier ist bey alle dem über-
aus wohlfeil zu ernähren: es lebt von dürrem
Laub,
und vorzüglich von Rehnthier-Moos, das
es unter dem Schnee
hervorscharrt.
4. †. Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl.
the flag.) C. cornibus ramosis totis tereti-
bus recuruatis apicibus multifidis. *
Schreber tab. CCXLVIII. A. B. C. D. E.
Hat im Ganzen meist gleiches Vaterland mit
dem
Elenn, nur unter etwas mehr südlicher
Breite. Er schlägt sich im
Frühjahr sein Ge-
weihe ab, das sich nachher wieder
reproducirt,
und meist schon im August wieder völlig
hart,
ausgewachsen, und noch größer und vielendiger
als das
abgeworfene ist. Doch richtet sich die
Zahl der Enden nicht genau
nach dem Alter des
Thiers. Im vierten Jahre ist es sechsendigt,
und
nach dem achten Jahr ist die Anzahl der Enden
unbestimmt.
Die größten Geweihe sind von 64
Enden. Denn was man vom erstaunlich
hohen
Alter der Hirsche sagt, ist Fabel; er wird un-
gefähr 30 Jahre oder etwas drüber alt. Seine
Brunst
fällt in den September, und dauert
wohl sechs Wochen lang. Das
Männchen ist
während der Zeit wie außer sich, ändert
Farbe,
Stimme etc. reißt gierig durchs Gehölz, nimmt
sich kaum
Zeit zu weiden, ruft laut, spürt sei-
nen Weibgen mit
vorhängendem Kopfe hitzig
[Seite 128] nach, und weis genau die Stellen wieder
zu
finden, wo es in vorigen Jahren die Freuden
der Liebe
genossen hat.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil.
Engl. the roe.) C. cornibus ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate bifida. *
In den gemäßigtern und wärmern Erdstrichen
von
Europa und Asien. Der Rehbock wirft sein
Geweihe, (das öfter als den
andern Gattungen
dieses Geschlechts ganz sonderbar und
monströs
gebildet ist,) nicht wie der Hirsch im
Frühjahr,
sondern im Herbst ab, und seine Brunst fällt
im
December.
35. moschvs. Cornua nulla Dentes laniarii
superiores solitarii
exserti.
1. Moschiferus. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk.) M. folliculo vmbicilicali.
buffon supplement vol VI. tab. XXIX.
Das Bisamthier lebt einsam in den Schwarz-
wäldern und bergichten Gegenden von Tybet und
dem
südlichen Sibirien. Ein flinkes aber äußerst
schüchternes wildes
Thier. Das Männchen hat
in der Nabelgegend einen Beutel von der
Größe
eines Hünereys, worin sich der Bisam, dieses
wohlthätige
Arzneymittel sammlet.
2. Pygmaeus. das kleine Guineische Rehgen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu-
lis succenturiatis nullis. *
seba, thes. I. tab. XLV. fig. I.
[Seite 129]Das kleinste Thier dieser Ordnung. Es ist
in
Ostindien und auf Guinea zu Hause, hat den
Wuchs des Rehs, ist ober
so zart daß seine gan-
zen Beine kaum einen kleinen
Finger lang sind
und ohngefähr die Dicke eines Pfeifenstiels
haben.
36. svs. Rostrum truncatum, prominens
mobile.
1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. le cochon.
Engl. the hog.) S. dorso setoso, cauda pi-
losa. *
Das wilde Schwein hat eine längere Schnau-
ze, kürzere aufrechte Ohren, größere Fang-
zähne als das Hausschwein, auch keinen Speck,
und ist
fast immer von schwarzgrauer Farbe.
Es wird durch seine Fänge
furchtbar, womit es
sich, wie man in der Barbarey zuweilen be-
merkt hat, selbst gegen Löwen sattsam verthei-
digen kan: doch hat man auch Beyspiele; daß
sich
Frischlinge haben kirre machen lassen und
wenn sie schon erwachsen,
ihren Herrn gefolgt
sind u.s.w. Es sind wenige Thiere so allge-
mein fast über die ganze Erde verbreitet, als
das
Hausschwein, und einige Völker ausgenom-
wen, welche
aus Religionsprincipien, die sich
doch auf medicinische Ursachen
gründen, kein
Schweinefleisch essen dürfen, wird es seit
den
ältesten Zeiten, und fast unter allen Himmels-
strichen verspeist, hat auch vor den übrigen den
großen Vorzug,
daß es durchs Räuchern und
Einsalzen sich so lange erhalten läßt.
Das
Schwein hat einen ungemein scharfen Geruch,
ist aber
übrigens äußerst dumm und sehr unrein-
lich. Das
Weibchen ist überaus fruchtbar, und
wirft unter allen Thieren mit
gespaltenen Klauen
die mehresten Junge.
In America, wohin die Schweine aus Eu-
ropa übergebracht worden, sind sie theils ver-
wildert (Fr. cochons
marons).
Die Schinesischen Fr. cochons de Siam) haben
kürzere Beine und
einen ausgeschweiften Rücken
ohne Mähne.
In Schweden und Ungarn findet sich häufig
eine
Spielart von Schweinen mit ungespalte-
nen Klauen, die
schon den Alten bekannt war*),
so wie man
auch welche mit drey Klauen gese-
hen hat.
2. aethiopicus. das Emgalo. (Büffons sanglier
du cap vert.) S. sacculis mollibus sub
oculis.
buffon, supplement, vol. III. tab. XI.
pallas
spicileg. fasc. II. tab. I. fasc. XI.
tab. V. fig. 7.
Im Innern, von Süd-Africa. Auch auf
Madagascar. Ein
furchtbar wildes Thier von
einer ganz widerlichen Bildung, mit einem
mäch-
tig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel,
großen
warzichten Fleischlappen unter den Augen etc.
3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein,
Pecari. S. cauda nulla, folliculo moschifero
ad
coccygem. *
tyson, in philos. Transact. N. 153. p. 359.
Heerdenweis in den wärmsten Gegenden
von
Südamerica. Ist viel reinlicher als unser
Schwein, nährt
sich aber auch wie dieses, von
Wurzeln, kleinen Thieren, und
besonders von
Schlangen. Sein Fleisch ist eßbar und schmack-
[Seite 131] haft, doch wird das Thier höchstens nur 60
Pfund schwer, und man
muß ihm, sobald es
getödtet worden, den Rückenbeutel ausschnei-
den, weil es sonst mit dem heftigen
Bisamgeruch
durchzogen wird, und dann nicht zu genießen ist.
4. Babirussa.*) der Schweinhirsch,
Hirsch-
eber. S. dentibus
laniaribus superioribus,
maximis, arcuatis.
buffon suppl. vol. III. tab. XII.
Auf den Moluckischen Inseln und hin und
wieder in
Africa. Hat, wie schon sein Name
anzeigt, in seiner Bildung einige
Aehnlichkeit
vom Hirsch. Lebt am Wasser, und kan sehr ge-
schickt schwimmen und untertauchen. Es hält
schwer,
zu bestimmen, wozu ihm die fast cirkel-
förmigen
großen Eckzähne des Oberkiefers die-
nen mögen?
Große, dem Ansehn nach plumpe Thiere,
meist mit dicken Füßen, und
starkem, aber dünn-
behaartem Fell. Wenige
Geschlechter, und
jedes nur von einer oder ein paar Gattungen.
37. tapir. Habitus suillus, iuba ceruicalis,
palmae vngulis
IV. plantae vngulis III.
1. Suillus. der Tapir, Anta. T. dentibus
pri-
moribus vtrinque 10,
rostro spithamaeo re-
tractili.
buffon
vol. XI. tab. XLIII. und supple-
ment vol. VI.
tab. I.
Der Tapir ist das größte Landthier in Süd-
America, von der Statur eines mittelmäßigen
Ochsen,
und macht einigermaßen den. Ueber-
gang vom
Schweinegeschlecht zu den Belluis.
Der Kopf
und die Schenkel sind ohngefähr wie
beym Schwein; der Rüssel fast
wie am Ele-
phanten, nur weit kürzer und ohne die
haken-
förmige Spitze; und endlich hat das ganze
Thier
auch mit dem Nilpferd manches änliches. Es
ist ein
schüchternes Geschöpf, liegt am Tage in
sumpfichten Wäldern
verborgen, und geht nur
des Nachts seinen Geschäften nach.
Gewöhn-
lich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein
Hund.
Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut etc.
Sein kurzer
Rüssel ist doch ganz beweglich, fast
wie beym Elephanten, und es
weis sich desselben
mit vielem Geschick zum aufheben, abreissen
und
anfassen zu bedienen.
38. elephas. proboscis longissima, prehensi-
lis.
dentes laniarii superiores elongati.
buffon,
supplement vol. III. tab. LIX.
vol. VI. tab. II.
Das erstaunenswürdige Geschöpf findet sich
im
mittlern Africa und im südlichen Asien, vor-
züglich
auf Ceilan, und ist das größte von allen
Landthieren. Ein
erwachsener Elephant ist wohl
funfzehn Fuß hoch, und ein ganz junger
von
20 I. der 1651 zu St. Gallen gewogen worden,
hielt volle
7000 Pfund. Seine Haut ist harsch,
voller Schrammen, aber auf dem
Rücken fast
[Seite 133] Daumens dick, und bey alle dem selbst gegen
Insectenstiche
empfindlich. Gewöhnlich sind die
Elephanten von grauer Farbe; die
weißen oder
vielmehr fleischfarbnen finden sich nur einzeln
und
äußerst selten. Das Hauptorgan des Ele-
phanten ist
sein Rüssel der ihm zum Athem-
holen, zum äußerst
feinen Geruch, zum brüllen,
zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu
fas-
und ins Maul zu stecken, zum Gefechte, und
zu
tausend unbegreiflich künstlichen Verrichtun-
gen,
statt der Hände dient. Er kan ihn drey
Ellen lang ausstrecken, und
bis zu einer Elle
wieder einziehen. Am Ende ist derselbe,
wie
mit einem biegsamen Haken versehen, und hier-
mit kan er Knoten aufknüpfen, Schnallen auf-
lösen,
mehrere Stücken Geld mit einem mal
aufheben, Schlüssel an Thüren
aufdrehen, kleine
Blümchen abreissen u.s.w. Seine Nahrung
ist
blos vegetabilisch, und besteht aus Laub der
Bäume, aus Reis und
andern Gräsern. Man
rechnet daß ein Elephant täglich so viel
frißt,
als dreissig Neger verzehren können. Er hält
sich gern in
sumpfichten Gegenden und am Wasser
auf, und schwimmt mit ungemeiner
Leichtig-
keit selbst durch die schnellsten Ströme,
wieschon
Hannibals Elephanten im Rhone gezeigt haben.
Man will
neuerlich gesehen haben, daß sich die
Elephanten bey der Begattung,
gegen die Muth-
maßung der Alten, wie die mehresten
übrigen
Säugethiere bespringen. Auch die zahmen
Männchen werden
dock (ohngeachtet sie sich in
der Gefangenschaft nicht mit den
Weibchen paa-
ren) alljährlich um die Brunstzeit auf
einige
Zeit wild und unbändig, wobey ihnen ein brau-
ner Saft aus einer besondern Oeffnung an den
[Seite 134] Schläfen
hervordringt*). Das neugeworfne
Junge soll die Größe
eines wilden Schweins
haben; und saugt mit dem Maule (nicht
mit
dem Rüssel wie viele gemeynt haben.) Ohnge-
fähr im dritten, vierten Jahre kommen bey bei-
den
Geschlechtern die zwey großen Eckzähne zum
Ausbruch, die das
Elfenbein geben, aber doch
in ihrer Textur von den Zähnen anderer
Thiere
abweichen. Sie werden wol 7 bis 8 Fuß lang
und je älter
desto stärker gebogen. Man hat
einzeln solche Zähne gesehen die auf
160 Pfund
wogen. Das Alter des Elephanten ist nicht ge-
nau zu bestimmen; wahrscheinlich erstreckt sichs
doch
über zweyhundert Jahre. Man fängt die
Elephanten auf verschiedne
Weise. Theils in
Gruben, meist aber in Treibjagden, auch
durch
zahme abgerichtete, denen die wilden folgen,
und so von
ihnen in besonders dazu eingerich-
tete Ställe gelockt
werden. Die ganz unbe-
greifliche Gelehrigkeit eines
Thieres von einer
so ungeheuren plumpen Körpermasse, was
noch
dazu nicht in langen Generationen als Haus-
thier gezogen wird, sondern immer erst aus der
Wildnis gefangen
werden muß, rechtfertigt den
Vorzug, den ihm die Naturkenner aller
Zeiten
zugestanden haben. Man hat die Talente des
Elephanten zum
Nutzen und zur Unterhaltung
mannichfaltig zu benutzen gewußt. Die
müssi-
gen Römer lehrten das schwerleibige Thier
auf
dem Seile gehn, Worte schreiben, sich krank
stellen und sich
so von vier andern in der Sänfte
tragen lassen etc. In alten Zeiten
bediente man
sich der Elephanten häufig im Krieg; setzte
ihnen
kleine Thürme mit Mannschaft auf den Rücken,
[Seite 135] panzerte sie*)
und bewaffnete ihre Seiten mit
Sensen. Die Erfindung des
Schiespulvers hat
sie zwar zu diesem Gebrauche minder
tauglich
gemacht, da sie beym Feuer und Dampf leicht
scheu
werden etc. Doch werden sie noch von den
Indianern auf Ceilan etc.
dazu gebraucht und
dabey mit einem Getränk aus Opium
berauscht.
Am häufigsten nutzt man sie also jetzt zum Last-
tragen, da sie zum mindsten zwanzig Centner
tragen,
und die größten Transporte Berge hin-
auf zu wälzen,
im Stande sind. Ihr Gang ist
schnell, einem kurzen Galop gleich, und
dabey
so sicher, daß sie auf ungebahnten Wegen doch
nicht
straucheln, und mit der größten Vorsicht,
den Menschen, die ihnen
unversehens begegnen,
ausweichen, oder sie behutsam bey Seite
heben,
und dann ihren Lauf fortsetzen. Ein anderer
wichtiger
Nutzen, den man vom Elephanten
zieht, ist das Elfenbein, das man
feit den Zei-
ten des Trojanischen Kriegs**) zu Kunstwerken
aller Art verwandt hat. Das Fleisch des
Thiers
soll schmackhaft seyn, und dem Rindfleische glei-
chen***). Sein getrockneter Mist wird
auf
Ceilan statt Kohlen gebrannt, und auch von den
Töpfern
untern den Thon gemengt.
39. rhinoceros. Cornu solidum, conicum,
naso insidens.
1. vnicornis. das asiatische Nashorn. Rh.
cornu
vnico, dentibus primoribus vtrinque binis.
b. s.
albini tab. musculorum corp. lium.
tab.
IV. et VIII.
Ein Blatt von J. E. Ridinger, 1748.
In Ostindien. Ein ziemlich phlegmatisches
Thier,
was ungereizt nicht leicht Menschen an-
fallen wird,
aber in der Wuth fürchterlichen
Gebrauch von seinem Horne zu machen
weis.
Am Ende der Oberlippe hat das Nashorn einen
spitzigen
schnabelförmigen sehr beweglichen Ha-
ken, dessen es
sich zum Anfassen und Aufheben
kleiner Dinge doch ganz geschickt
bedient. Im
ganzen aber ist es ein ungelehriges Geschöpf.
Sein
Fell ist gefaltet, harsch und runzlicht.
Das Horn sitzt bey ihm
nicht wie andre Thier-
hörner am Knochen fest, sondern
ist blos mit
der Haut verwachsen. Daß es mit dem Ele-
phanten im ewigen Streit lebe, ist ein
irriges
Vorgeben; es flieht vor ihm.
2. bicornis. das africanische Nashorn. Rh.
cor-
nibus duobus. incisoribus nullis. *
buffon, supplement vol. VI. tab. VI.
In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte
Horn ist
kleiner und sitzt hinter dem erstern nach
der Stirne hinauf.
40. hippopotamvs. Dentes primores superio-
res
remoti, inferiores procumbentes; lania-
rii inferiores
incuruati, oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd, Wasserschwein.
buffon,
supplement vol. III. tab. LXII.
LXIII. vol. VI. tab. IV. V.
Ein äußerst plumpes, misgestaltes Thier, mit
einem
unförmlich großen Kopfe, ganz ungeheu-
rem Rachen,
dickem Leibe, kurzen Beinen etc.
[Seite 137] Findet sich im innern von Ober- Aegypten, be-
sonders am Nil, dessen Symbol es auf
alten
Kunstwerken vorstellt, und macht, da es schnell
und leicht
schwimmt, die Fahrt auf diesem Flusse
gefährlich; doch scheut es das
Feuer, das des-
halb zur Vorsicht auf den Schiffen
unterhalten
wird. Ein erwachsenes Nilpferd wiegt wenig-
stens viertehalb tausend Pfund, und hat bey-
nahe die Größe vom Rhinocer. Es macht sein
Lager in
dickem Schilf, nährt sich von Vegeta-
bilien und
Fischen, frißt viel, und thut daher
den Reisfeldern großen Schaden.
Das Fleisch
des, Thiers ist eßbar. Die spätern Römischen
Kaiser
haben oft Nilpferde zur Schau nach Rom
kommen lassen, jetzt aber
sind sie selbst in Nie-
der- Aegypten selten oder gar
nicht mehr zu
sehen.
Die Säugethiere mit kurzen Schwimm-
süßen. Diese
Ordnung zerfällt, nach der Bil-
dung der Füße und dem
Aufenthalt der Thiere,
wieder in zwey Familien: a) mit deutlichen
Zehen an den Füßen, die nur durch
eine
Schwimmhaut unter einander verbunden sind:
b) mit plumpen Füßen und undeutlichen
Zehen,
deren Spur fast blos durch die Krallen sichtbar
wird.
Jene halten sich mehr in süßen Was-
sern, diese in der
See auf.
41. castor. Pedes tantum postici palmati, den-
des sciurini.
1.†. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the beaver.) C. cauda depressa, ouata, squa-
mosa.
In der nordlichern Erde, in einsamen Gegen-
den an Teichen und größern Flüssen. Er wird
wegen
seiner feinen Haare für die Handlung,
und für die Arzneykunst
wegen einer schmierich-
ten Substanz wichtig, die
sich bey beiden Ge-
schlechtern in besondern
Behältern unterm
Schwanze findet, und die unter dem
unschickli-
chen Namen Bibergeil, als eins der
wirksam-
sten Heilmittel verbraucht wird. Was
aber
diese Thiere für die Naturgeschichte am merk-
würdigsten macht, sind die erstaunlichen Kunst-
triebe mit welchen sie, besonders da wo sie
sich,
wie im innern von Canada u.a. noch in großer
Menge
beysammen finden, ihre berühmten Ge-
bäude
aufführen. Wenn nemlich eine neue Co-
lonie von
ihnen sich anbauen will, so versam-
meln sie sich
zu mehrern Hunderten am Ufer ei-
nes Flusses oder
Sees; fällen Bäume, behauen
sie zu Pfählen, rollen und flösen
sie an Ort und
Stelle, schleppen Erde zusammen, graben Ca-
näle und Floßteiche zu Erleichterung des Trans-
ports, führen im Fall das Wasser zu seichte
ist,
vorher große fast unverwüstliche Dämme auf,
und bauen
dann erst ihre eigentlichen Wohn-
hütten dahinter,
die nach der verschiedenen An-
zahl der Familien,
die sie beziehen sollen, auch
von verschiedener Größe, von vier
bis zehn Fuß
[Seite 139] im Durchschnitt, meist drey Stockwerk
hoch,
und oben gewölbt sind, und vier bis zwölf und
mehrern
Bibern zum Aufenthalt dienen. Jedes
Haus, hat meist eine
doppelte Oeffnung, von
welchen die eine ins Wasser, die andere
ans Ufer
führt. Das untre im Wasser befindliche Stock-
werk dient ihnen zum Magazin, das sie schon
bey
Gelegenheit ihres Baues mit den abgenag-
ten
Blättern und Rinden zu Wintervorrath fül-
len. Im
Herbst und Winter halten sie sich
häuslich, im Frühjahr hingegen
verlassen sie
ihre Wohnung auf einige Zeit und ziehen
zu
Holze um frische saftige Rinden und Knospen
zu
genießen.
42. lvtra. Palmae plantaeque natatoriae, den-
tes mustelini.
1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter.) M. plantis nudis, cauda
corpore
dimidio breuiore.
Die Fischotter und der Biber haben meist ei-
nerley Vaterland, einerley Aufenthalt,
auch
überhaupt in ihrer Lebensart manches mit ein-
ander gemein, ob sie wol in ihrem
Körperbau,
zumal im Gebiß, verschieden gebildet sind.
Die
Fischotter hat den Namen von ihrer vorzüglich-
sten Nahrung. Sie gräbt sich in hole Ufer,
hat
ihren Eingang unterm Wasser, und läßt
nur ein kleines Lüftloch
oben über der Erde.
So wild sie sonst ist, so läßt sie sich doch
wenn
sie jung gefangen worden zähmen und sogar zum
Fischfang
abrichten.
2. Marina. die Mecrotter. L. plantis
pilofis,
cauda corpore quadruplo breuiore.
cook's. voyage to the northern
hemisphere
vol. II. tab.
XLIII.
Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil
sie
sich auch zuweilen in der See finden läßt,
doch entfernt sie
sich nicht weit vom Lande, und
zieht sich allemal lieber in
Flüsse und andre süsse
Wasser. Sie ist besonders um Kamtschatka
und
an der jenseitigen Küste vom nordwestlichen Ame-
rica bis hinunter zu K. George's Sund, zu
Hause.
Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist
das kostbarste aller
Rauchwerke. Das Stuck
wird wohl bis anderthalbhundert Thaler
be-
zahlt. Ihre Hinterfüße äneln schon denen von
der
folgenden Familie.
43. phoca. Pedes postici exporrecti, digiti
coaliti.
Die Thiere dieses und des folgenden Ge-
schlechts sind so recht die Amphibien unter
den
Säugethieren, deren ganzer Körperbau
darnach
eingerichtet ist um in beiden Elementen leben
zu
können.*)
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das See-
kalb. (Fr. le
veau marin. Engl. the seal.)
P. capite laeui,
auriculis nullis, corpore
griseo. *
b. s. albini annot. academ. L. III. tab. VI.
In den nordlichen Meeren. Lebt, wie
andre
Gattungen dieses Geschlechts, von Seetang,
doch auch
von Fischen, und vorzüglich von Ha-
ringen. Ist
für die Finnischen Insulaner, so
wie für die Kamtschadalen,
besonders aber für
die Grönländer und Esquimaux, ein
äußerst
wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker
zumal
nähren sich von seinem Fleisch, kleiden
sich in sein Fell,
beziehn ihre Sommerhütten
und Fischerbote damit etc. Sein Fang
macht
ihr vorzüglichstes Geschäfte und die darin erwor-
bene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren
Stolz
aus. In Europa werden bekanntlich die See-
hundfelle am meisten zu Cofferbeschlägen ver-
braucht.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata,
collo
laeui.
buffon, supplement vol. VI. tab. XLVII.
Findet sich im Sommer heerdenweise auf
den
Inseln des Kamtschatkischen Inselmeeres, von da
er sich
im Herbst wieder entfernt, und vermuthlich
auf den benachbarten
etwas südlichem Inseln des
stillen Meers überwintert. Erlebt in
Polygamie,
so daß jedes Männchen wol dreisig bis
vierzig
Weibgen hat, die es mit vieler Eifersucht be-
wacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler
zu
behaupten sucht. Ueberhaupt aber muß die
ganze Geschichte dieser
Thiere, wenn anders das
alles zuverlässig ist, was Steller davon
berichtet
hat*), (wie z.B. daß die
Weibgen aus Weh-
muth Thränen vergießen sollen
etc.) ausnehmend
viel sonderbares haben.
3. Leonina. der Seelöwe. (Phoca iubata linn.
P. auriculata collo
iubato.
buffon, supplement vol. VI. tab. XLVIII.
Im ganzen stillen Meer. Das größte Thier
dieses
Geschlechts: was wohl 25 Fuß lang wird,
und den Namen von seiner
gewissermaßen löwen-
artigen Mähne hat.
44. trichecvs. Pedes posleriores in pinnam
coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the Walrus.) T. dentibus
laniariis
superioribus exsertis longioribus.
cook's voyage to the northern
hemisphere
vol. II. tab.
LII.
Beym Treibeis des Nordpols: oft ihrer hun-
dert und mehrere beysammen. Sie nähren sich
von
Seetang und Schaalthieren, die sie mit
ihren großen Hauzahnen
loskratzen. Wenn sie
landen wollen, schlagen sie diese Zähne mit
vor-
gestrecktem Kopfe ins Ufer, und ziehen
den
plumpen Körper allmählig nach.
1. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin.)
T. dentibus laniariis
inclusis.
Die Seekuh findet sich mehr einzeln als
die
vorigen Gattungen in den Meeren der wärmern
Erde, auch
häufig im Orinoco. Sie hat die
Größe der vorigen beiden Thiere,
ein vorzüg-
lich schmackhaftes Fleisch*), und mag wohl
das Thier seyn, das
ehedem zur Erdichtung
von Syrenen und Meerjungfern Anlaß
gegeben.
Die sogenannten Lapides manati
sind gar nicht
von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein
Theil
des äußern Gehörgangs und der Pauke
des
Wallfisches.
Die Gründe sind schon oben angegeben,
warum die Thiere dieser
Ordnung, ihrer ganzen
Oekonomie nach zu den Säugethieren, und
bey
[Seite 144] weitem
nicht zu den Fischen gerechnet werden
müssen.*)
45. monodon. Dentes duo maxillae superioris
longissimi, recti,
spirales.
1. Narhwal. das See-Einhorn. D.
fistulis
respiratoriis duabus, confluentibus.
klein
hist. piscium. Miss. II. tab. II. fig. C.
Miss. V. tab. III. fig. a. b.
Das Narhwal hat allerdings zwey lange pa-
rallele Zähne, und sollte folglich nicht mon-
odon, monoceros oder Einhorn
genannt wer-
den. Es ist im nordlichen Ocean zu
Hause;
und zieht da mehrentheils vor den
eigentlichen
Wallfischen her. Man verarbeitet die Zähne
wie
Elfenbein zu Kunstsachen, und die Grön-
länder
brauchten sie ehedem in Ermangelung
des Holzes zu Sparren unter ihre
Hütten. Sie
find meist eben so lang, als der Körper des
Thiers,
und halten wohl achtzehn Fuß und
drüber.
46. balaena. Laminae corneae loco dentium
superiorum.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the whale.) B. dorso impinni.
Abbild. der Wallfische bey Homanns Erbe,
in
Landkarten Format. fig. 1. 2.
Das größte aller bekannten Thiere, das über
100000
Pfund am Gewicht hält, ist theils ge-
gen den Nordpol,
besonders um Grönland und.
Spitzbergen herum, außerdem aber auch in
süd-
lichen Gegenden im Atlantischen Ocean,
auch
um Schina herum und im stillen Meere, wo es
die alten
Peruaner anbeteten, zu Hause. Die
heutiges Tages gefangen werden,
sind selten
über sechzig bis siebenzig Fuß lang, in vori-
gen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so
häufig
nachgestellt worden, haben sie bey höhern Alter
auch eine
Länge von 120 F. und drüber er-
reicht. Der ungeheure
Kopf macht beynahe die
Hälfte des ganzen Thiers aus. Sein Fell
ist
meist schwarz oder mit weiß verschiedentlich un-
termengt, gemarmelt etc. theils auch ganz
weiß oder
gelblicht, Daumens dick, hin und
wieder dünnbehaart, und oft mit
Seegewäch-
sen, Corallen und Muscheln besetzt. Den
Kamt-
schadalischen Insulanern und den
Nordwestlich-
sten Americanern giebt dieses ungeheure
Thier
victus et amicus. Aus seinen Därmen
machen
sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh-
sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre etc.
Die Europäer
hingegen fangen den Walisisch
des Fischthrans und besonders der
Barden we-
gen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die
das
Fischbein geben, und von denen die mittelsten
wohl zwanzig
Fuß lang werden. Der beste Fang
ist im May, wo die
Wallfische oft
w solcher Menge beysammen sind, daß sie we-
gen der Wasserstrahlen, die sie aus ihren Nak-
kenlöchern blasen, in der Ferne einer großen
Stadt
mit rauchenden Schornsteinen äneln. In
der Breite vom 77 bis 79 Grad
kan man um
die Zeit zuweilen auf viertehalbhundert Schiffe,
[Seite 146] von allerhand
Nationen, jedes mit fünf bis
sechs Schaluppen, zählen, die in einer
Zeit von
zwey Monaten leicht zweytausend Wallfische
fangen
können.
2. Physalus. der Finnfisch. B. pinna dorsali.
Die Homannische Abbild. fig. 5.6.
Eben so lang, aber schmaler als das vorige
Thier,
hat auch meist das gleiche Vaterland;
und findet sich besonders
häufig in der Südsee.
Er schlägt heftiger mit dem Schwanze, und
ist
daher gefährlicher zu fangen. Sein Fleisch
ist
schmackhafter, als das vom Wallfisch, hinge-
gen die Barden kürzer und knoticht, auch der
Speck schlechter.
47. physeter. Dentes in maxilla inferiore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
P. dorso impinni, dentibus inflexis,
apice
acutiusculo.
Die Homannische Abbild. fig. 4.
Er erreicht beynah die Größe des Wallfisches
hat
einen ungeheuern Rachen, und kan Klaf-
terlange
Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer
ist sehr breit, der untere
hingegen überaus
schmal. Der Caschelot wird vorzüglich
des
Wallraths (sperma ceti) wegen
aufgesucht, was
in Gestalt eines milchweißen Oels in
besondern
Canälen, die ihrer Lage nach gewißermaßen
den
Blutbehaltern im Kopfe anderer Thiere äneln
gefunden wird:
und an der Luft zu einem halb-
durchsichtigen Talk
verhärtet. Unter seinen Ex-
crementen findet sich
zuweilen die wohlriechende
graue Ambra.
48. delphinvs. Dentes in maxilla vtraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio plin. Engl. the porpus.) D.
corpore subconiformi, dorso lato
pinnato.
rostro subobtuso.
klein
hist. pisc. Miss. II. tab. II. fig. A. B.
tab. III. fig. B.
So wie die folgende Gattung in den Europäi-
schen Meeren, wird zwey Klafter lang, hat ein
eßbares
Fleisch, und vielen Speck, der auch zu
Thran gesotten wird. Lebt in
Gesellschaft und
zieht sich zumal bey bevorstehenden Sturm
nach
den Schiffen.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin. Engl. the porpesse.) D. corpore ob-
longo subtereci, dorso pinnato, rostro at-
tenuato,
acuto.
Der Delphin der Alten, der durch die Ge-
schichte mit Arion, und wegen anderer vorgeb-
lichen Proben seiner Menschenliebe, berühmt
worden.
Ist auf den alten Münzen von Gros-
Griechenland genau
abgebildet.
3. Orca. der Nordcaper, Bugkopf. (Engl.
the grampus.) D. pinna dorsi altissima; den-
tibus subconicis, parum incuruis.
Die Homannische Abbild. fig. 3.
Mehr im nordlichen Weltmeer, doch auch
im
Mitländischen, wird zwanzig Fuß lang, und
lebt in Norden
größtentheils von Häringen, die
er durch einen Schwung mit dem
Schwänze in
einen Wirbel zusammen treibt, und Tonnen-
weise verschlingt.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mit-
hin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel Ver-
schiedenheit, daß sich nur wenig allgemeines von
ihnen
überhaupt sagen läßt, und man sich folg-
lich bey ihrer
speciellen Geschichte desto umständ-
licher zu seyn
gedrungen sieht. Schon bey den
Vögeln, noch mehr aber bey den
folgenden
Thierclassen ist der Fall anders. Beides, so-
wohl ihre Gestalt als auch ihre Lebensart hat im
ganzen genommen mehr
übereinstimmendes, da-
her man sich bey der besondern
Geschichte ihrer
einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kür-
zer fassen kan.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit
einander überein, daß sie zmey
Füße, zwey Flügel, einen hornichten
Schna-
bel, und einen mit Federn bedeckten
Körper
haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese
vier Charactere
von allen andern Thieren aufs
kenntlichste aus, und machen eine
gleichsam iso-
[Seite 149] lirte Classe von Geschöpfen, aus, die mit
keiner
andern zusammenstießt, und die daher in der ver-
meinten Kette oder Leiter der natürlichen Körper
(G. 7) schwerlich
unterzubringen ist.
Der ganze Körperbau der Vögel ist ihrer
Bestimmung zum Fluge angemessen.
Ihre
Gliedmaßen sind überaus schlank, und sein ge-
baut, so daß sie nebst dem ausnehmend geringen
Gewicht des ganzen
Körpers, der Lebensart die-
ser Thiere, und besonders
ihrem Aufenthalt und
ihree freyen Bewegung in dem Elemente, wo-
für die mehresten bestimmt sind,
vollkommen
entsprechen.
Einen vorzüglichen Antheil an der geschick-
ten und
leichten Bewegung der Vogel haben die
Federn, womit sie bekleidet sind,
die in regel-
mäßigen Reihen (in
quincunce) in die Haut
verwachsen und mit vielem Fette durchzogen
sind;
aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im
Herbste, ausfallen
und neue an ihre Statt re-
producirt werden. Manche, wie
die Wachteln,
die Schneehüner etc. mausern sich gar zweymal
im Jahr,
im Frühling und Herbst. Die neuen
Federn haben bey jungen Vögeln oft
ganz an-
dere Farbe als die ausgefallnen; daher man
bey
Bestimmung der Gattungen auf das Alter dieser
[Seite 150] Thiere und auf die davon
abhängende Verschie-
denheit in der Farbe, Rücksicht
nehmen muß.
In der Kunstsprache heist ein einjähriger Vogel,
der
sich nemlich noch nie gemausert hat, auis
hornotina; wenn er aber Federn gewechselt hat,
auis adulta.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heissen
Schwungfe-
dern (remiges), diese
Schwanzfedern (rectri-
ces). Die
Schwungfedern sind von unbestimm-
ter Anzahl, und bilden
gleichsam breite Fächer,
womit sich die Vögel in die Luft heben und
flie-
gen können. Einige wenige Vogel (aues im-
pennes) wie die Pinguine etc. haben gar
keine
Schwungfedern, und sind daher zum Fluge un-
geschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie
dem Casuar, den
Tauchergen etc. die Schwanz-
federn.
Die Farbe der Federn ist bey vielen Vögeln
über alle Beschreibung schön.
Sie werden durch
die theils so lebhaften hellen Farben, durch
ihre
mannichfaltigen Nuancen, durch das schillern
von rothem oder
grünem Golde u.s.w. über alle
übrigen Thiere erhaben, unter denen nur
etwa
manche Insecten den Vögeln, ihrer körperlichen
Schönheit wegen,
an die Seite gesetzt werden
dürfen. Die Raubvögel ausgenommen so
sind
[Seite 151] fast bey
allen übrigen die Männchen schöner be-
fidert als die
Weibgen, und im ganzen auch in
dieser Classe so wie überhaupt in beiden
organi-
sirten Reichen die bey weitem allerschönsten
Ge-
schöpfe bis auf einzelne Ausnahmen den
heissen
Erdstrichen eigen.
Im innern Körperbau zeichnen sich die Vö-
gel besonders
durch die merkwürdigen Luftbehäl-
ter aus, die in ihren
ganzen Körper vertheilt,
und zum Fluge von äußerster Wichtigkeit
sind.
Die mehresten stehen mit den Lungen, andere
aber blos mit dem
Rachen in Verbindung, und
der Vogel kan sie nach Willkühr mit Luft
laden
oder ausleeren, je nachdem er seinen Körper leich-
ter oder schwerer machen will. Zu diesen Luft-
behältern gehören vorzüglich große aber zarte
häutige
Zellen, die theils im Unterleibe, theils
unter den Achseln und sonst
noch unter der Haut
verbreitet sind, und durchs Einathmen
mittelst
der Lungen voll Lust gepumpt werden können.
Außerdem dienen
den Vögeln auch gewisse mark-
leere hohle Knochen, wie die
Schulterknochen
im Flügel, auch das Rückgraat, das Brustbein
etc.
und manchen auch die Hirnschale, zu gleichen
Zwecken. Und
endlich sind auch die ungeheuren
Schnäbel der Pfefferfraße,
Nashornvögel, Pa-
pageyen etc. ebenfalls dahin gehörig;
und selbst
die Federspulen stehen mit dem obgedachten
[Seite 152] lockern Zellgewebe in
Verbindung, und können
mittelst des weichen knorplichten Kanals, der
in
der Spule liegt (die Seele), gleichfalls mit
Luft gefüllt oder
ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, in
Verbindung mit den obgedachten
Einrichtungen
im Körperbau der Vögel überhaupt, werden
diese Thiere
zum Flug geschickt, bey welchem
die Geschwindigkeit sowol als die lang
anhaltende
Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige
Vögel, wie der
Straus, der Casuar, die Pin-
guine und andre aues impennes (§. 59.) können
gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben
so verschieden als der
Säugethiere ihrer. Die
mehresten leben auf Bäumen, andre in
Wassern,
sehr wenige blos auf der Erde: aber kein einzi-
ger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen,
und viele
Geschöpfe in den beiden letztern Thier-
Classen,) unter
der Erde. Die Bildung der
Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey
den
Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt an-
gemessen. Die mehresten haben freye unver-
bundne Zehen
(aues fissipedes) und zwar ge-
wöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn, und
der vierte gleichsam
als Daumen nach hinten ge-
[Seite 153] kehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es
find nur zwey Zehen nach vorn,
und zweye nach
hinten gekehrt (pedes scansorii);
oder der Vo-
gel kan willkürlich die eine Zehe bald
vorwärts
zu den übrigen zweyen, bald rückwärts zum Dau-
men schlagen (digitus versatilis). Bey
andern
ist auch wol die mittlere Zehe an die eine Sei-
tenzehe angewachsen (pedes gressorii); oder
die
Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii); oder
alle
vier Zehen sind, wie bey der Mauerschwalbe,
nach vorn, und gar
keine rückwärts gekehrt; oder
die Hinterzehe ist, wie bey manchen
Hünern, dop-
pelt u.s.w. Bey denen Vögeln, die keine
freye
Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an
der Wurzel (pedes semipalmati) – oder aber
bis vorn an die
Spitze (pedes palmati) – durch
eine Schwimmhaut
verbunden; bey andern sind
die einzelnen Zehen mit einer lappichten
schmalen
Haut, die entweder einen glatten, (pedes
lo-
bati) – oder zackichten Rand (pedes pinnati)
hat, wie mit Fransen eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen
Jahrszeiten; die meisten zwar
blos in sofern, daß sie nur wenige Meilen
weit
in die benachbarten Gegenden streichen, und
bald darauf in ihre
alte Heimat zurückkehren;
andere aber wie die Hausschwalben, die Kra-
niche, Störche etc. so daß sie im Herbst große
[Seite 154] Wallfahrten, weit übers
Meer und über einen
beträchtlichen Theil der Erdkugel weg,
anstellen,
und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden
Frühjahr in
wärmern Zonen zubringen.
Auch das Nutritionsgeschäfte der Vögel
hat viel eignes. Ueberhaupt haben
sie keine
Zähne, sondern müssen ihre Speise entweder mit
dem
Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken.
Bey denjenigen
saamenfressenden Vögeln die ihre
Körner ganz, unzerbissen, einschlucken,
gelan-
gen diese nicht sogleich in den Magen,
sondern
werden vorher im Kropfe oder Vor-Magen (in-
gluuies s. prolobus) d.h. in einem
besondern
drüsenreichen Behälter eingeweicht, und von da
nur
allmählig an den Magen überlassen: der bey
diesen Thieren äußerst
muskulös, und so stark ist
daß er sogar nach Reaumurs u.a. merkwürdi-
gen Versuchen verschluckte Haselnüsse und Oli-
venkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie
Papier
abzuscheuren vermag. Sehr viele Vö-
gel verschlucken aber
auch überdem noch kleine
Kieselsteinchen, die ebenfalls die
Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen beför-
dern. Verschiedne fleischfressende Vögel, wie
die Eulen, Eisvögel etc.
können die Knochen,
Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie ver-
zehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie,
in eine
runde Kugel geballt, nach der Mahlzeit
wieder von sich.
Unter den Sinnen der Vögel ist besonders
ihr Gesicht und bey vielen auch
das Gehör von
vorzüglicher Schärfe. Auch haben die Werk-
zeuge dieser beiden Sinne bey diesen Thieren über-
aus viel eignes, merkwürdiges. Die Augen z.
B. einen
knöchernen aus einzelnen nachgiebigen
Blättgen zusammen gesetzten Ring
in der harten
Haut (sclerotica), und einen
sonderbaren schwar-
zen Fächer (pecten
plicatum, Fr. bourse)
im
Augapfel, der aus dem Ende des Gesichtsnerven
entspringt und in
die gläserne Feuchtigkeit (cor-
pus
vitreum) hineindringt. Die innern Gehör-
werkzeuge
hingegen sind bey den Vögeln weit ein-
facher als bey den
Säugethieren gebildet, und
der ganzen Classe fehlen auch die äußern
Ohren;
ein Mangel, der aber durch die äußerst regel-
mäßige cirkelförmige Stellung und bestimmte
Richtung der Federgen in
der Gegend des Ohres
sattsam ersetzt wird.
Was die Stimme der Vögel betrifft, so ge-
ben zwar die
Raubvögel, die mehresten Wasser-
vögel, und die mehresten
Hünerarten, meist nur
einen ziemlich einförmigen, nicht sehr angeneh-
men laut von sich: desto mannichfaltiger und an-
muthiger sind hingegen die Töne der kleinen soge-
nannten Sangvögel, von denen man doch nicht so-
wohl sagen darf daß sie singen, (– denn Gesang ist
wohl
ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –)
[Seite 156] als daß sie pfeifen. Außer den
obgedachten Luftbe-
hältern (§. 61.) kommt ihnen dazu
vorzüglich
die Einrichtung ihrer Luftröhre zu statten, die
bey, den
Vögeln nicht blos so wie bey andern
Thieren am obern Ende, nemlich an
der Zun-
genwurzel befindlich, sondern gleichsam in
zwey
abgesonderte Helften an die beiden Enden der
Luftröhre
vertheilt ist. Die Papageyen, Ra-
ben, Staare, Dohmpfaffen
etc. hat man Men-
schenstimme nachahmen und Worte
aussprechen
gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht
leicht
fremden Gesang annehmen, Lieder pfeiffen
lernen, und sich sogar zum
Accompagnement ab-
richten lassen, so, daß man mit mehrern
Dohm-
pfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte
hat
geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der
Waldgesang der
Sangvögel doch erst durch Ue-
bung und Nachahmung recht
ausgebildet zu
werden.
Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte Ge-
schöpfe, daher
man auch unter ihnen wen leich-
ter als von andern Thieren
Bastarden erzielen
kan. Die mehresten begatten sich im
Frühjahr;
manche aber, wie der Kreuzschnabel, in der käl-
testen Jahrszeit nach Weyhnachten. Das Haus-
geflügel ist an gar keine bestimmte Zeit gebun-
den,
sondern laßt sich Jahr aus Jahr ein zu
diesem Geschäfte willig finden.
Manche halten
[Seite 157] sich nur zur Begattungszeit, andere aber wie die
Tauben für immer
paarweise zusammen: noch
andre aber leben wie die Hüner in
Polygamie.
Das befruchtete Weibgen wird vom Instinct
getrieben, für die Zukunft zu
sorgen, und zu
nisten, wovon vielleicht blos der Kukuk ausge-
nommen ist. Bey den polygamischen Vögeln,
wie bey den
Hünerarten, nimmt das Männchen
gar keinen Antheil an diesem Geschäfte;
bey
denen aber die sich paarweise zusammen halten,
zumal unter den
Sangvögeln, trägt, es doch Bau-
materialien herben, und
verpflegt sein Weibgen
während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren
Bedürfnissen
und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange-
messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede
Gattung
die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Vögel der heissen Zonen z.B.,
oder die,
so ohnehin in schaurigen Orten nisten, nehmen
zu ihrem Bau
nur leichten Stoff, Stroh, Schilf,
Heu u.s.w. Da hingegen andere, um
ihre
Junge für Frost zu schützen, und sich selbst das
Bebrüten zu
erleichtern, Wolle, Moos, Di-
stelflocken, Federn u.a.
dergleichen wärmende
Materialien zu ihrem Nest verwenden. Die
[Seite 158] meisten füttern dasselbe
inwendig noch besonders
mit einer Lage von ganz weichen
Flaumen,
Wolle etc. zur Bequemlichkeit und Wärme aus.
Die Form der Nester ist bald mehr bald min-
der künstlich.
Manche Vögel, wie die Schnepfen,
Trappen, Kybitze etc. machen sich blos
ein dürres
Lager von Reisholz und Strohhalmen auf der
platten Erde:
andere tragen sich nur ein wei-
ches kunstloses Bett in
Löcher der Mauern, Fel-
senritzen und hohle Bäume; so die
Spechte, He-
her, Dolen, Wiedehopfe, Sperlinge etc.
Sehr
viele, zumal unter den Hünern, Tauben, und
Sangvögeln geben
ihrem Neste die Gestalt einer
Halbkugel oder einer Schüssel: andere, wie
der
Zaunkönig, die Form eines Backofen: noch an-
dere,
wie der Pendulin, der Jupujuba etc. die
von einem Beutel u.s.w.*)
Wenn endlich das Geschäfte des Nesterbaues
vollendet ist, so legt die
Mutter ihre Eyer hin-
ein; deren Anzahl bey den
verschiedenen Gattun-
gen der Vögel sehr verschieden ist.
Viele Was-
servögel z.B. legen jedesmal nur ein
einziges
Ey; die Tauchergen und mehresten Tauben ihrer
zweye; die
Möven dreye; die Raben viere; die Fin-
ken fünfe; die
Schwalben sechs bis acht; die
[Seite 159] Rebhüner und Wachteln vierzehn; das Haus-
Huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer
nach und nach
wegnimmt, bis fünfzig und drü-
ber. Zuweilen geben auch
manche Vögel, ohne
vorhergegangene Befruchtung, Eyer von sich,
die
aber zum Bebrüten untauglich sind und
Windeyer (oua
subuentanea, zephyria, hy-
penemia) heissen.
Die Ausbildung des jungen Thiers, die bey
den Säugethieren noch im
Mutterleibe vollzogen
wird, muß hingegen bey den Vögeln im
schon
gelegten Ey, mittelst des Brütens bewürkt wer-
den. Nur der Kukuk brütet seine Eyer nie selbst
aus, sondern überläßt
es den Grasmücken oder
Bachstelzen etc. in deren Nest er sein Ey
gelegt
hat. Hingegen weis man, daß selbst Capau-
nen,
und Hunde, und sogar Menschen Vogel-
eyer ausgebrütet
haben*). Auch blos
durch
künstliche Wärme, durch erhitzten Mist**),
und durch Lampenfeuer in sogenannten
Brüt-Ma-
[Seite 160] schinen*) und in Brütöfen, kan man leicht
Hünchen auskriechen
lassen. Dies letztre geht
zumal in wärmern Gegenden so gut von statten,
daß
man die Anzahl der Hüner, die auf diese Weise
jährlich in den
Aegyptischen Oefen**) ausge-
brütet
werden, auf 92,000,000 rechnet. Die Vö-
gel werden durchs
anhaltende Brüten abgemattet,
und nur bey solchen, die sich, paarweise
zusam-
men halten, wie bey den Tauben,
Schwalben,
Rothschwänzen etc. nimmt auch das Männchen
an diesem
Geschäfte Antheil. Die Hähne unter
den Canarienvögeln, Hänflingen,
Stiglitzen etc.
überlassen zwar das Brüten blos ihren
Weibgen,
versorgen sie doch aber während der Zeit mit Fut-
ter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß
das Kü-
chelgen darin allmälig gebildet und von Tag
zu
Tag mehr zur Reise gebracht wird. Zu dieser
Absicht ist nicht nur
der Dotter überhaupt speci-
fisch leichter als das Eyweis,
sondern auch wie-
derum diejenige Stelle auf seiner
Oberfläche an
[Seite 161] welcher das künftige Hünchen zu liegen kommt,
selbst noch leichter als
die entgegengesetzte Seite,
so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch
im-
mer jene Stelle dem leibe des bebrütenden
Vogels
am nächsten liegt. Die erste Spur des neuen
Küchelgens zeigt
sich, wie schon oben erwähnt
worden (§. 8.), immer erst eine geraume
Zeit
nachdem das Brüten seinen Anfang genom-
men. Beym
Hünerey z.B. kaum vor Ende
des ersten Tages: so wie am Ende des
zweyten
das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung
des dann noch
sehr unvollkommen Herzgens
(das punctum faliens)
seinen Anfang nimmt.
Zu Ende des fünften Tages sieht man schon
das
ganze kleine gallertige Geschöpf sich bewegen.
Um vierzehnten
brechen die Federn aus; zu An-
fang des funfzehnten
schnappt das Hünchen schon
nach Luft; und ist am neunzehnten Tage
im
Stande einen laut von sich zu geben.
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre be-
stimmte Brutzeit von
verschiedener Länge, die
aber doch nach Verschiedenheit des Clima
und
der wärmern oder kältern Witterung verzögert
oder beschleunigt
wird. Beym Huhn ist das
Küchelgen gewöhnlich zu Ende des ein
und
zwanzigsten Tages zum auskriechen aus dem
Eye (in welchem es die
drey Wochen über vom
Dotter, und theils auch vom Eyweis ernärt
[Seite 162] worden) reif; und
durchbricht dann die Schaale
mittelst eines von der Natur ihm dazu
verliehe-
nen knorplichten Aussatzes auf dem
Schnabel
der ihm, nachdem es ausgekrochen, meist schon
am ersten
Tage entweder von selbst abfällt, oder
von andern jungen Hünern
abgepicket wird.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in
Monogamie
leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit
gefüttert,
und zumal bey den Körnerfressenden
aus dem Kropfe geätzt, bis sie
erwachsen, und für
ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältnis ihrer
körperlichen Größe, und in
Vergleich mit den
Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man
weis,
daß selbst in der Gefangenschaft, Adler
und Papageyen über hundert,
Stieglitze über
24 Jahre etc. leben können. Da ihr
Aufenthalt
ungleich ausgedehnter als der Säugethiere ihrer
ist, sie
auch nach Verhältnis weit weniger zu
ihrem Unterhalt bedürfen, so
begreift sich von
selbst, warum sie länger leben dürfen, den fol-
genden Generationen nicht so bald Platz machen
müssen
u.s.w.
Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im ganzen, ungemein wichtige
Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit
fürs
Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als
der
Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß
keiner ihrer geringsten
Vorzüge, daß sie unter
allen andern Thieren am allermeisten Leben
und
Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten!
Ferner vertilgen
sie unzälige Insecten, und die
gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich
schäd-
lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc.
in
manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere
Vermehrung des
Ungeziefers, und ähnliche nach-
theilige Folgen nach sich
gezogen. Andere ver-
zehren grössere Thiere, Feldmäuse,
Schlangen,
Frösche, Eidexen etc. oder Aeser, und beugen
dadurch
sowol dem Miswachs als der Infection
der Luft vor. Eben so haben
unzälige Vögel
die grosse Bestimmung, so mancherley
Unkraut
auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern.
Von der andern
Seite wird auch die Vermeh-
rung und Fortpflanzung der
Thiere sowohl,
als der Gewächse, durch Vögel befördert. So
weis man
z.B. daß die wilden Gänse bey ihren
Zügen fruchtbare Fischeyer in
entfernte Teiche
übertragen, und sie dadurch zuweilen
fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Saa-
menkörner die sie nachher wieder ganz von sich
geben und dadurch die
Verbreitung derselben be-
[Seite 164] fördern: so z.B. die Tauben die
auf den Ge-
würz- Inseln auf diese Weise die Muskatnüsse
fort-
pflanzen etc. Der Mist der Seevögel düngt
kahle
Felsenklippen und Küsten, daß nachher
die heilsamen Gewächse,
Löffelkraut etc. da fort–
kommen können. Die Falken und
verschiedne
Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer Thiere
abrichten
etc. Sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr
Fett, und die Tunkinsnester,
dienen zur Speise.
Die Federn zum Füllen der Betten, zum schrei-
ben, zum verkielen musikalischer Instrumente,
zu Muffen,
und vorzüglich zu mancherley Putz,
weswegen sie bey vielen wilden
Völkern, zumal
in Amerika und aus den Inseln des stillen
Oceans
einen der wichtigsten Handelsartikel ausmachen.
Für die
Arzney ist hingegen kein beträchtlicher
Nutze aus dieser Classe von
Thieren zu ziehen.
Der Schade, den die Vögel anstiften, last
sich fast gänzlich auf die
Vertilgung nutzbarer
Thiere und Gewächse zurückbringen. Der
Condor,
der Lämmergeyer u.a. Raubvögel töd-
ten Gemsen, Rehe,
Ziegen, Schafe etc. Der
Fischadler und so viele Wasservögel sind
den
Fischen und ihrem laich; so wie die Falken, Ha-
bichte, Sperber, Neuntödter, Aelstern etc. dem
Hausgeflügel
gefährlich. Die Sperlinge und
andre kleine Sangvögel schaden der Saat,
den
Weintrauben, den Obstbäumen u.s.w. Und
[Seite 165] endlich werden freylich nicht
blos brauchbare Ge-
wächse, sondern auch eben sowol
wucherndes
Unkraut, durch die Vögel verpflanzt. Giftige
Thiere
finden sich aber in dieser Classe von
Thieren eben so wenig als in der
vorigen.
Die Classification der Vögel ist weniger
Schwierigkeiten unterworfen, als
der Sänge-
thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen ge-
nommen, nicht so mannichfaltig, sondern ein-
facher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie
der Schnabel und die
Füsse, die sich auf ihre
ganze Lebensart, Nahrung etc. beziehen,
bestim-
men schon an sich so viel vom ganzen
Habitus
der Vögel, daß man, dem natürlichen System
unbeschadet,
schon davon die Charaktere der
Ordnungen und Geschlechter entlehnen
kan.
Die mehresten Ornithologen haben daher auch
ihre Classification
auf die Verschiedenheit des
einen oder des andern von den genannten
Thei-
len gegründet; Klein z.B. auf die Bildung
der
Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Füsse,
Brisson auf beides
in Verbindung mit der Be-
schaffenheit des Schnabels
u.s.w. Linné nimmt
in dem Plan seines Systems der Vögel auch
auf die
Bildung mehrerer Theile zugleich, und
so ziemlich auf den ganzen
Habitus, Rücksicht:
nur scheint er sich in der Ausführung
zuweilen
vergessen zu haben: wenigstens begreift man
[Seite 166] nicht, wie Papagey, Colibrit und
Krähe bey
ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen der
Dudu und
Casuar in zwey Ordnungen von ein-
ander gerissen, und mehr
Verbindungen oder
Trennungen dieser Art zugelassen werden durfte.
Ich habe mit also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System
erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen ab-
zutheilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel
mit krum-
men starken Schnäbeln, kurzen
starken
knorrichten Füssen, und grossen, geboge-
nen,
scharfen Klauen. Geyer, Adler,
Falken, Eulen, Neuntödter etc.
II. Leuirostres. Vögel der
heissesten Erd-
striche, mit kurzen Füssen, und meist
un-
geheuer grossen, aber mehrentheils holen
und daher
sehr leichten Schnäbeln. Papa-
geyen, Pfeffervögel,
Nashornvögel.
III. Pici. Vögel mit kurzen
Füssen, mit-
telmäßig langen und schmalen
Schnäbeln,
und mehrentheils fadenförmiger Zunge,
Wendehals, Spechte,
Baumkletten, Co-
libritgen etc.
IV. Anferes. Schwimmvögel mit
Ruder-
füssen, einem stumpfen, mit Haut überzog-
nen, am Rande meist gezänelten Schna-
[Seite 167] bel, der sich an der
Spitze des Oberkiefers
mit einem Häckgen endigt.
V. Grallae. Sumpfvögel, mit
langen Füs-
sen, langem walzenförmigen Schnabel,
und
meist langem Hals. Reiher, Störche,
Schnepfen, Wasserhüner
etc.
VI. Struthiones. Die grossen
zum Flug
ungeschickten Vögel. Der Straus, Ca-
suar und
Dudu.
VII. Gallinae. Vögel mit kurzen
Füssen,
oben etwas erhabnem Schnabel, der an
der Wurzel mit einer
fleischichten Haut be-
wachsen ist. Der Trappe, Pfau,
Trut-
hahn, Haushahn, Auerhahn, die Wach-
tel etc. Auch den Tauben habe ich in die-
ser Ordnung
ihren Platz angewiesen, da
sie bey weitem mehr mit den Hünern
als
mit den Sangvögeln, denen sie Linné zu-
gesellte,
verwandt sind.
VIII. Coraces. Vögel mit kurzen
Füssen,
mittelmäßig langem, und ziemlich star-
ken
oben erhabnem Schnabel. Raben,
Krähen etc. Die Golddrossel macht
von
diesen den schicklichsten Uebergang zur letz-
ten
Ordnung:
IX. Pafferes. Die Sängvögel
nebst den
Schwalben etc. Sie haben kurze Füsse,
und einen mehr oder
weniger kegelförmigen
[Seite 168] zugespitzten Schnabel, von verschiedner
Länge und
Dicke.
Vögel mit kurzen starken Füssen, grossen
scharfen Krallen und starkem
gekrümmten Schna-
bel, der meist oben auf der Seite in
zwey
stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und an
der Wurzel
mehrentheils mit einer fleischichten
Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils
von Aas, theils vom
Raube lebendiger Thiere,
und äneln in ihrer Oekonomie meist den feris
der vorigen Classe. Sie leben in
Monogamie,
nisten an erhabnen Orten, und haben ein wil-
derndes widerliches Fleisch.
1. vultur. Geyer. Rostrum rectum,
apice
aduncum. plerisque caput et collum im-
penne. Lingua bifida.
1. Gryphus. Der Condor, Cuntur, Greif-
geyer.
V. caruncula verticali
longitudine
capitis.
Der Condor ist der gröste von allen stiegen-
den Vögeln, der mit ausgespannten Flügeln
funfzehn
Fuß in die Breite hält, und dessen
Schwungfedern am Kiel wohl
Fingersdick sind.
Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast
wie
die Aelster, findet sich vorzüglich im
westlichen
Südamerika, nistet im Gebirge und an felsich-
ten Ufern, stiegt ausnehmend hoch, lebt meist
vom
Raube unter den Viehherden, und von
den tobten Fischen die die See
auswirft. Soll
[Seite 170] auch wohl Knaben von zehn bis zwölf
Jahren
angefallen und getödtet haben*).
2. Papa. Der Geyerkönig, Ruttengeyer,
Sonnengeyer. V. naribus carunculatis,
vertice colloque
denudato. *
buffon, oiseaux. Vol. I. tab. VI.
In Westindien und Südamerika. Nur von der
Große
eines welschen Huhns; zumal am Kopf
von schönen gelben rothen und
schwarzen Far-
ben, mit langen fleischichten Lappen
über dem
Schnabel. Kan den nackten Hals ganz in
den
dickgefiederten Schulterkragen einziehen. Lebt
vorzüglich
von Schlangen, und andern Amphi-
bien, und wird häufig
nach Europa gebracht.
3. †. Barbatus. Der Lämmergeyer, Bart-
geyer,
Goldgeyer. V. rostri dorso versus
apicem gibboso,
mento barbato. *
(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. XII.
Der gröste Europäische Vogel, dessen ausge-
spannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der
sich
vorzüglich durch seinen starkhaarichten Bart,
und durch den
befederten Kopf, besonders aber
durch den gewölbten Rücken vorn am
Oberschna-
bel von andern Geyern auszeichnet**). Ist
in den Tyroler- und Schweizer-
Alpen, beson-
ders auf dem Gotthard, der Grimsel, und
in
den Wildnissen beym Pfeffersbade, auch in Si-
birien, zu Hause, nistet aber blos in den aller-
unzugänglichsten Einöden, daher man aller
[Seite 171] Mühe ohngeachtet noch nie
weder sein Nest noch
feine Eyer entdecken können. Er lebt meist
vom
Raube der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen etc.
Daß er aber je
wirklich Kinder weggetragen
haben soll, wie doch fast allgemein
erzält wird,
habe ich in der Schweiz selbst, aller
genauen
Nachfrage ohngeachtet, nie anders als vom
ungewissen
Hörensagen erfahren können.
4. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris margine exteriore, praeter exti-
mas, canis.
Im südlichen Europa, mehr aber in Palä-
stina, Arabien und Aegypten. Verzehrt im ge-
lobten Lande unzälige Feldmäuse, und in Aegyp-
ten die vielen Amphibien und Aeser, die nach
der
Ueberschwemmung des Nils das Land dek-
ken, und leicht
die Luft inficiren könnten. Die
alten Aegyptier haben diesen Vogel,
so wie
einige andere ihnen vorzüglich nuzbare Thiere,
heilig
gehalten, ihn zu tödten bey Lebensstrafe
verboten, und ihn häufig in
ihrer Bilderschrift
auf Obelisken, Mumienbekleidungen u. s.
m.
vorgestellt.
2. falco. Rostrum aduncum, basi cera
instructum. caput pennis
tectum. lingua
bifida.
1. Serpentarius. Der. Secretär (sagittarius),
F. cera alba, cruribus
longissimis, crista
ceruicali pendula, rectricibus
intermediis
elongatis.
jo. fr. miller Fasc. V. tab. XXVIII.
Vom Cap Landeinwarts, auch auf den Phi-
lippinen. Mit langen Füssen wie ein Sumpf-
vogel. Lebt meist von Schlangen und Eidexen.
2. †. Melanaëtus. Der schwarzbraune Adler.
(Büffons aigle commun, Engl. the black
eagle.) F. cera
lutea, pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo-
nigricante, striis
flauis. *
In Europa. Beträchtlich kleiner als der fol-
gende.
3. †. Chrysaëtos. Der Goldadler, Steinad-
ler.
(Büffons grand aigle,
Engl. the gol-
den eagle.) F. cera lutea, pedibusque la-
natis
luteo-ferrugineis, corpore fusco fer-
rugineo vario,
cauda nigra, basi cinereo-
undulata. *
Im gebirgichten Europa. Lebt vom Raube
kleiner
Säugethiere und Vögel, fällt aber auch
wohl Hirsche etc. an, und
versteht ihrer Herr zu
werden. Hat eine starke fürchterliche
Stimme,
nistet auf hohen Felsenspitzen, und versorgt seine
Junge
mit dem besten Wildpret von Hasen,
jungen Rehen etc. Er muß ein
ausnehmend
hohes Alter erreichen, da man sogar welche
in
Menagerien über hundert Jahre lebendig er-
halten hat.
4. Ossifragus. Der Fischadler, der Beinbre-
cher. (Fr. l'orfraie,
Engl. the
sea-eagle,
the
osprey.) F. cera lutea pedibusque semi-
lanatis,
corpore ferrugineo, rectricibus la-
tere interiore
albis.
An den Europäischen Küsten, auch in Nord-
america und theils auf der Südsee. Erreicht
wohl die
Grösse des Goldadlers. Lebt blos von
Fischen, so daß er lieber eine
Woche lang hun-
[Seite 173] gert, ehe er sich an andern Fleisch
vergreifen
sollte. Hat keinesweges, wie doch viele Naturfor-
scher vorgegeben haben, auf der linken Seite
einen
Schwimmfus, sondern an beiden Füssen freye
Zehen wie
andere Thiere seines Geschlechts.
5. †. Haliaëtus. Der Entenstösser, Moos-
weyh.
(Fr. le balbuzard, Engl.
the osprey.)
F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco,
subtus albo, capite albido.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den
Seeküsten.
Ist oft mit dem Fischadler vermengt
worden*).
6. †. Miluus. Die Weihe,
der Gabelgeyer,
Milan, Scheerschwänzel, Taubenfalke.
(Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera
flaua,
cauda forficata, corpore ferrugineo,
capite
albidiore. *
Fast in der ganzen alten Welt, thut zwar
dem
Hausgeflügel Schaden, wird aber von der
andern Seite dadurch
nutzbar, daß sie eine
Menge Aas und Amphibien verzehrt;
daher
sie auch in manchen Gegenden, wie der Aas-
geyer in Aegypten, gehegt wird und zu schießen
verbothen ist. Sie
zieht im Herbst, zuweilen
in unermeßlichen Schaaren, nach Africa,
und
man sieht ihre Rückkunft im Frühjahr für ein
sichres Zeichen
des geendeten Winters an.
7. †. Gentilis. Der Edelfalke. (Fr. le faucon,
Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis
corpore
cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus.
*
Vorzüglich wird diese Gattung, die eigent-
lich in gebirgichten Alpgegenden zu Hause ist,
doch
auch andere verwandte Thiere dieses Ge-
schlechts, zum
Fang kleiner Säugethiere und
Vögel, und besonders zur Reiherbeitze
etc. abge-
richtet. Im Orient hat man diese Jagd
beson-
ders auf die Gazellen, schon in den ältesten
Zei-
ten getrieben, in Europa ist sie aber erst
seit
Ende des zwölften Jahrhunderts gebräuchlich,
da sie, Kaiser
Heinrich der sechste in Italien ein-
führte.
8. †. Palumbarius. Der Habicht, Tanben-
falke.
(Accipiter, Fr. l'autour, Engl. the
goos hawk.) F. cera
nigra, margine pedibus-
que flauis, corpore fusco,
rectricibus fasciis
pallidis, superciliis albis. *
So wie die vorhergehenden Gattungen und
die
folgende in Europa und theils auch in der
benachbarten übrigen alten
Welt. Soll sich
auch in Nordamerika finden.
9. †. Nisus. Der Sperber, Vogelfalke.(Fr.
l'epervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera
viridi, pedibus
flauis, abdomine albo griseo
vndulato, cauda fasciis
nigricantibus. *
Ein schädlich Thier fürs Hausgeflügel, be-
sonders für die Tauben; auch für Rebhüner,
Wachteln
etc. Läst sich doch auch leicht zum Vo-
gelfang
abrichten. Das Weibchen ist fast noch
einmal so schwehr und gros als
das Männchen.
3. strix. Eule. Rostrum breue,
aduncum,
nudum absque cera. nares barbatae. ca-
put grande. lingua bifida. pedes digito
versatili. remiges aliquot
serratae.
Lichtscheue Vögel, die ihren Geschäften nur
zur
Nachtzeit nachgehen, und die, wenn sie sich
am Tage blicken lassen,
von vielen kleinen Vö-
geln, besonders aber von den
Krähen mit lau-
tem Geschrey insultirt und berupft
werden. Sie
haben grosse, für die Dämmerung eingerichtete
Augen,
mit einem sehr beweglichen schönfarbich-
ten Stern,
und ein überaus scharfes Gehör.
Sie nähren sich von Aas und von
lebendigen
kleinen Thieren, von Haasen, Mäusen, Fleder-
mäusen, Vögeln, Eidexen, Heuschrecken u.s.w.
Den
Winter bringen sie einsam in Scheuren
und altem Gemäuer zu, und
fressen in der
Roth wohl einander selbst auf.
1. †. Bubo. Der Uhu, Schubut, die Ohr-
eule. (Fr.
le grand duc, Engl. the great
horn-owl, the
eagle-owl) S. auribus
pennatis, iridibus croceis, corpore
rufo. *
Das gröste Thier seines Geschlechts, von un-
gemeiner Stärke, so daß selbst Adler ihm
zuweilen
unterliegen müssen. Ist so wie die
folgende Gattung im gemäßigten
Europa zu
Hause.
2. †. Ulula. Der Steinkauz, die Steineule.
(Fr. la chouette, Engl. the brown owl.) S.
capite
laeui, iridibus croceis, corpore fer-
rugineo, remige
tertio longiore. *
3. †. Passerina. Das Käutzlein. (Franz. la
chevêche, Engl. the little owl.) S. capite
laeui, remigibus
maculis albis quinque or-
dinum. *
4. lanivs. Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem,
basi nudum-
lingua lacera.
1. †. Excubitor. Der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise, Engl.
the great
shrike.) L.
cauda cuneiformi, lateribus
alba, dorso cano, alis nigris macula
alba. *
In Europa und Nordamerika; soll andrer
Vögel Stimme
nachahmen und sie dadurch
locken, um sie zu tödten.
2. †. Collurio. Der Neuntödter. (Fr. l' ecor-
cheur, Engl. the red-backed shrike.)
L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectrici-
bus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro
plumbeo. *
In Europa, lebt ebenfalls von kleinen Vö-
geln, die er mit list überfällt, und ihnen den
Kopf
einbeist. Für seine Junge sammelt er In
sekten, zumal Käfer,
Schmeisfliegen etc. und
spiest sie zum Vorrath an Schwarzdorn
und
andres dornichtes Gebüsche.
Die Vögel dieser Ordnung sind blos den
wärmsten Erdstrichen eigen,
und werden durch
die theils ungeheuer grossen, aber in
Verhältnis
meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren
oben
(§. 61.), bey Gelegenheit der Luftbehälter
gedacht worden.
5. psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr. per-
roquet. Engl parrot.) Mandibula supe-
rior
adunca, cera instructa. Lingua
carnosa, integra. Pedes
scansorii.
Das ganze Geschlecht hat, überhaupt genom-
men, meist das gleiche Vaterland mit den pi-
thecis unter den Säugethieren.
Hingegen ist
Merkwürdig, daß manche einzelne Gattungen
von
Papageyen eine so überaus eingeschränkte
Heimat haben, daß sich z.B.
auf dem ostindi-
schen Archipelagus um Luçon
verschiedne der-
selben blos einzig und allein auf der
einen oder
andern Insel, und hingegen nie auf den noch
so nahe
liegenden benachbarten, finden. Diese
Thiere haben viel
auszeichnendes eignes in
ihrem Betragen. Sie wissen sich z.B.
ihrer
Füsse wie Hände zu bedienen, bringen ihre
Speise damit zum
Munde, krauen sich damit
hinter den Ohren, und wenn sie auf dem
Bo-
den gehen, so treten sie nicht wie andre
Vögel
blos mit den Krallen sondern wie Menschen und
Affen mit
der ganzen Ferse auf etc. Ihr haken-
[Seite 178] förmiger Oberschnabel ist
eingelenkt*) und sehr
beweglich, und nutzt
ihnen fast statt eines drit-
ten Fusses zum klettern,
anhalten; besonders
aber auch zum ausklauben, knuppern
u.s.w.
Sie können niesen, sich räuspern, jähnen etc.
und beide
Geschlechter lernen mit ihrer dicken
fleischichten Zunge und bey
ihrer großen Geleh-
rigkeit sehr leicht Worte
nachsprechen. Ich
hebe aus dem zahlreichen Geschlechte nur
einige
derjenigen Gattungen aus, die entweder ihres
vorzüglichen
Gefieders wegen, oder weil sie am
besten sprechen lernen, am
häufigsten nach Eu-
ropa gebracht werden.
1. Macao. der Aras, Indianische Rabe.
P.
macrourus ruber, remigibus supra caeru-
leis, subtus
rufis, genis nudis rugosis. *
Ein großes prachtvolles Thier**)
was in den
dicken Wäldern des südlichen America in gan-
zen Fluchten sich sehen läst, und durch sein hoch-
rothes Gefieder, blauen auf der untern
Seite
rothschillernden Flügel und einen langen keil-
förmigen Schwanz ein wunderschönes
Ansehen
bekommt.
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari
pectoreque rubro,
gula nigra. *
In Ostindien. Der erste der, durch Alexan-
der des Großen Indische Züge, nach Europa
gebracht
worden.
3. Cristatus. der Cacadu. P.
brachyurus,
crista plicatili flaua. *
In Ostindien, zumal auf den Molucken.
[Seite 179]4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis al-
bis, cauda coccinea. *
5. Amazonicus. der Amazonen-Papagey
(Ajurucuraii). P. brachyurus
viridis, fronte
caerulea, temporibus fuluis. *
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu-
rus viridis, fronte
rubra, cauda fulua fascia
nigra, orbitis cinereis. *
Auf Guinea und Ostindien. Nicht viel
größer als ein
Dohmpfaff. Hat den französischen
Namen von der Zärtlichkeit womit
die beiden
Gatten einander zugethan sind.
6. ramphastos. Pfefferfras. Rostrum
maximum, inane, extrorsum serratum,
apice incuruatum.
Pedes scansorii ple-
risque.
Der ungeheure Schnabel giebt diesen Thie-
ren, die sich blos im südlichen America finden,
ein
sonderbares Ansehen. Ihre Zunge ist eine
halbe Spanne lang,
hornicht, dünne, an der
Wurzel kaum eine Linie breit, und an den
Sei-
ten nach vorne zu gezasert; sie nähren sich
am
meisten von Pisang- und andern Früchten.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente,
versus basin fascia
nigra, fascia abdominali
flaua. *
7. bvceros. Der Nashornvogel. (hydroco-
rax.) Roftrum maximum,
inane, ad bafin
versus frontem recuruatum, pedes gressorii.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re-
curuato.
Wie die übrigen Nashornvögel in Ostindien;
lebt von
Aas; hat einen widrigen Geruch.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füsse,
und meist einen geraden,
nicht dicken Schnabel
von mittelmäßiger Länge.
8. picvs. Specht. (Fr. pic. Engl. wood-
pecker) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato. lingua teres lumbriciformis, longissi-
ma, mucronata, apice retrorsum aculeato,
pedes
scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderba-
ren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein
in zwey
lange federförmige Knorpel endigt, die
von hinten nach vorn über den
ganzen Hirn-
schädel unter der Haut weglaufen, und
sich an
der Stirne nahe an der Schnabelwurzel fest
setzen. Diese
Knorpel sind also gleichsam elasti-
sche Federn,
mittelst welcher diese Vögel ihre
Fadenförmige Zunge hervorschießen,
und In-
secten damit fangen können. Die pedes scan-
sorii nutzen ihnen zum
Klettern, der robuste
Schwanz zum Widerstämmen und zur Un-
[Seite 181] terstützung, der scharf zulaufende keilförmige
Schnabel aber zum
Aufhacken der Baumrinde,
um die Insecten etc. darunter hervorsuchen
zu
können.
1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die
Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo. *
Nebst den folgenden Gattungen im gemäßig-
ten Europa.
2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo. *
Thut den Bienenstöcken großen Schaden.
3. †. Maior. der große Bunt- oder Roth-
specht.
P. albo nigroque varius, occipite
rubro.
*
Hat einen kürzern Schnabel als andere Spechte.
4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht.
P. albo nigroque varius, vertice
rubro.
*
9. iynx. Rostrum teretiusculum, acumina-
tum.
lingua lumbriciformis, longissima
mucronata. pedes
scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr.
le torcol, Engl. the
wryneck.) F. cauda
explanata, fasciis fuscis
quatuor. *
Hat seinen Namen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und ist in ganz Eu-
ropa zu Hause.
10. sitta. Rostrum subulatum, teretiusculum,
apice compresso,
mandibula superiore paullo
longiore; pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sit-
telle, le torchepot,
Engl. the nuthatch, the
woodcracker.) S. rectricibus nigris:
late-
ralibus quatuor infra apicem albis. *
11. todvs. Rostrum subulatum, depressiuscu-
lum,
obtusum, rectum, basi setis patulis,
pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le
todier, Engl. the
green
sparrow.) T. viridis, pectore rubro.
12. alcedo. Rostrum trigonum, crassum,
rectum, longum. digitus
versatilis.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le
martin pécheur, Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia
temporali flaua, cauda
breui. *
Einer der schönsten deutschen Vögel,
dessen
Geschichte ehedem mit vielerley Fabeln vermengt
wurde.
Hält sich sowohl an der See, als auch
bey Teichen und Flüssen auf;
nährt sich von
Fischen, und bricht nach der Mahlzeit die Grä-
ten in einem Ballen, wie die Eulen die Mäuse-
knochen etc. wieder von sich.
13. merops. Rostrum curuatum compressum,
carinatum; pedes
gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M.
dorso
ferrugineo, abdomine caudaque viridi
coerulescente, gula lutea,
fascia temporali
nigra. *
Ein schönes Thier, was im südlichen Europa
zu Hause
ist, und sich nur selten nach Deutsch-
land verirrt.
Es lebt von Heuschrecken und an-
dern Insecten,
besonders aber von Bienen, die
es in großer Menge wegfängt.
14. vpvpa. Rostrum arcuatum, conuexum,
subcompressum
obtusiusculum; pedes am-
bulatorii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn,
Dreckkrämer. (Fr. la hupe, Engl. the hoo-
poe.)
V. crista variegata. *
In Europa und Ostindien, nährt sich von
Mistkäfern,
Todtengräbern und andern Insecten,
die er aus dem Mist der Thiere
aufliest. Er
nistet in hole Bäume auf eine Grundlage
von
Menschenkoth*).
15. certhia. Baumläufer. Rostrum arcua-
tum, tenue, subtrigonum, acutum;
pedes
ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grü-
per,
Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le
[Seite 184] grimpereau, Engl. the creeper.) C.
grisea,
subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus
decem.
*
In Europa. Klettert so wie die Spechte an
den
Baumstämmen rum, um Insecten und
Puppen zu suchen etc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C.
cinerea,
macula alarum fulua. *
Im wärmern Europa. Lebt mehr in altem
Gemäuer, auf
Thürmen etc. und soll sich zuwei-
len die Arbeit beym
Nestbau dadurch erleichtern,
daß er einen offnen Schedel von
Menschen oder
Thieren aufsucht, und sich da hinein bettet.
3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque ni-
gris,
reliquo corpore coccineo. *
Ein kleines Thier vom schönsten Carmoisin
roth, auf
der für Cptn Cook unglücklichen In-
sel Owaihi, deren kunstreiche Einwohner mit
den
Federgen desselben mancherley in der That über-
aus prachtvollen Putz, und andre Kleidungsstücke,
Helme etc. sogar
ganze Mäntel etc. überziehen.
16. trochilvs. Colibri, Honigsauger, Blu-
menspecht. (Franz oiseau-mouche. Engl.
humming bird.) Rostrum
subulato-filiforme
longum. Mandibula inferiore
tubulata,
superiore vaginante inferiorem. Lingua filis
duobus
coalitis tubulosa. pedes ambulatorii.
Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schön-
heit die weder Pinsel noch Beschreibung auszu-
drücken vermag. Das grün und roth und blau
ihrer
Federn änelt dem gefärbten Golde, und
thut zumal im Sonnenschein
eine unbeschreib-
[Seite 185] liche Wirkung. Diese Thiergen sind so zart,
daß
sie leicht den großen Buschspinnen zum
Raube werden, und nicht
anders als durch Be-
sprützen mit Wasser gefangen
werden können,
da sie selbst mit dem feinsten Schrot oder
Sand
in Stücke geschossen werden würden. Sie näh-
ren sich vom Honigsaft der Blumen, den sie im
Schweben und
Flattern mit ihrem dünnen rö-
renförmigen Schnabel
auszusaugen wissen. Die
Bildung des Schnabels differirt bey den
ver-
schiednen Gattungen. Er ist entweder
gerade,
oder aufwärts, oder niederwärts gebogen.
Diese Thiere
sind doch nicht blos im wärmern
America sondern theils auch in
Californien und
nach den Versicherungen sehr sorgfältiger Rei-
sebeschreiber*) auch am
Vorgebirge der guten
Hoffnung zu Hause.
1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi
nitente, subtus
albido; rectricibus laterali-
bus margine exteriore
albis. *
Der allerkleinste bekannte Vogel, der nur
ohngefähr
dreissig Gran wiegt. Sein Nest ist
von Baumwolle, und hat die Größe
einer Wall-
nuß; und seine Eyer etwa die von einer
Zuk-
kererbse.
2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le
Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo. *
seba thes. tab. XXXVII. fig. 1.
Ein unbeschreiblich prachtvolles Thiergen, des-
sen Stirne und Scheitel wie ein Rubin, und
seine
Kehle wie ein glühendes Gold glänzen.
[Seite 186] Die alten Peruaner
verfertigten vor Zeiten aus
den zarten Federgen dieser und einiger
andrer
der schönsten Colibrite Mosaische Gemählde, und
ihre
Weiber trugen die ganzen Vögelgen zum
Putz als Ohrengehänge.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmsüsse kenntlich,
die ihnen mehr
nach hinten zu sitzen, und daher zum rudern
sehr
geschickt aber desto unbequemer zum gehen sind.
Ueberhaupt
haben sie, besonders auch in ihrer
Lebensart viel änliches mit den
palmatis der
vorigen Classe. Ihr
Oberschnabel endigt sich
meist in ein kurzes Häkgen, und ist wie der
un-
tere mit einer zähen Haut überzogen. Sie ha-
ben eine fleischichte Zunge, einen rauhen stache-
lichten Gaumen, und die mehresten von ihnen
vorn an
der Luftröhre eine besondre knorplichte
oder knöcherne Capsel*). Sie haben dichtes
fettes Gefieder, das kein Wasser
annimmt und
woran sogar bey manchen Arten abgeschoßnes
Schrot
abprallt**). Sie halten sich ihrer Be-
stimmung und dem Bau ihres Körpers gemäß
an den Ufern des Meers,
der Seen, der Flüsse,
auf Inseln, Klippen, im Schilf etc. aus,
und
[Seite 187] leben
mehrentheils in Polygamie. Sie legen
meistens nur ein oder wenige
Eyer; sind aber
von mannichfaltiger Nutzbarkeit, die sich beson-
ders auf ihr Fleisch, Fett, Federn etc. erstreckt.
17. anas. Rostrum lamelloso-dentatum con-
vexum,
obtusum. Lingua ciliata, obtusa.
1. †. Cygnus. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne. Engl. the swan, the elk) A. rostro
semicylindrico
atro, cera flaua, corpore
albo. *
In der ganzen nordlichen Erde: nährt sich
von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Die wilden
Schwane (die von manchen
Naturforschern für
eine eigne vom sogenannten zahmen
Schwan
verschiedne Gattung angesehen werden) geben
einen hellen
weit schallenden nicht unangeneh-
men Ton von sich,
der vielleicht zur Fabel vom
melodischen Gesang der sterbenden
Schwane An-
laß gegeben. Die zahmen werden, zumal
in
Sibirien, häufig, und völlig wie andres Haus-
geflügel gehalten, und mit Wasserpflanzen ge-
mästet.
2. Cygnoides. die Spanische oder Schinesische
Gans. (Fr. l'oye de guinée. Engl. the swan-
goose,
chinese goose.) A. rostro semicylin-
drico: cera
gibbosa, palpebris tumidis. *
Hält in der Größe das Mittel zwischen dem
Schwan
und der Gans. Ist auf Guinea, am
Cap, dann in Sibirien und Schina,
und wies
scheint auch auf den Sandwich-Inseln des stil-
[Seite 188] len Oceans zu Hause. Man unterscheidet meh-
rere
Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose.) A. rostro semicylindrico, corpore
supra
cinereo, subtus pallidiore, collo
striato. *
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter
den
zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweisse
Ganserte, aber nur
selten eine ganz weisse weib-
liche Gans geben.
4. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, Schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo.
In den kältesten Ländern der nordlichen Erde
(z.B.
auf Neu-Zembla, wo sie Barents brü-
tend fand), und
kommt blos zum Ueberwintern
nach Schottland u.a. laulichere
Gegenden, wo
sie sich unter andern von dem Thier der fast ey-
förmigen Entenmuschel (Lepas
anatifera) nährt,
daher die alte seltsame Fabel entstanden
daß
diese Ente nicht aus einem Ey sondern aus diesen
Muscheln
hervorkomme u.s.w.
5. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à du-
vet. Engl. the eiderduck, cuthbert
duck.)
A. rostro cylindrico, cera
postice bifida, ru-
gosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels tab. I.
u. f.
In der nordlichen Erde, zumal häufig auf
Island und
in Grönland. Sein Fleisch und
seine Eyer sind sehr schmackhaft; was
ihn aber
noch wichtiger macht, ist sein Fell, womit man
[Seite 189] Kleider futtert, und
die Flaumfedern, die unter
dem Namen der Eiderdunen bekannt sind.
Die
besten Dunen sind die, so sich der Vogel selbst
ausrupft, um
sein Nest inwendig damit zu be-
kleiden.
6. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck.) A. rectricibus intermediis (ma-
ris)
recuruatis, rostro recto. *
Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen
alten
Welt, theils in ungemein schönen Spiel-
arten; wird
sehr leicht kirre, und läst sich dann
so gut wie die zahme als
Meiergeflügel hal-
ten. Die zahmen Enten scheinen die
größte
Neigung zu unnatürlicher Paarung zu haben,
so daß z.B.
die Entriche auf Hüner erpicht sind
und v.
v. Enten den wälschen Hahnen nachlaufen
und sie zu reizen
suchen.
7. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler.) A. rostri extremo dila-
tato rotundato; vngue incuruo. *
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
18. mergvs. Taucher, Wasserhuhn. Ro-
strum denticulatum, subulato-cylindricum,
apice
adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista longitudi-
nali-erectiuscula: pectore albido immacu-
lato, rectricibus cinereis, scapo nigricante. *
In der ganzen nordlichen Erde. So wie an-
dere Gattungen dieses Geschlechts ein
schädliches
Thier für Fischteiche, zumal zur Laichzeit.
19. alca. (Engl. auk.)
Rostrum edentulum,
breue, compressum, conuexum,
transuerse
sulcatum: mandibula inferior ante
basin
gibbosa.
1. Arctica. der Papageyentaucher. (Fr. le ma-
careux. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti sulcato sulcis 4, oculorum
orbita temporibusque albis, palpebra supe-
riore mucronata. *
An den See-Küsten der nordlichen Erde. Ni-
stet in Caninchenhölen, oder wühlt sich auch
selbst
so ein unterirdisches Lager.
20. aptenodytes. Fettgans, Pinguin. Ro-
strum compressiusculum, subcultratum, lon-
gitudinaliter oblique sulcatum: mandibula
inferior
apice truncato: alae impennes, pin-
niformes.
Hr. Dr. Forster hat unter diesen Geschlechts-
nahmen sehr schicklich die bisher in andre Ge-
schlechter (Diomedea, Phaëthon
etc.) zerstreue-
ten Pinguins-Gattungen
vereinigt.*)
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die
nackten
stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast
aufrechter
Gang geben diesen Thieren ein son-
derbares Ansehen,
die sich zumal zur Brütezeit
in großen Schaaren, auf den einsamen
Inseln
der Südsee, vorzüglich auch um Feuerland her-
um etc. finden.**)
1. Patagonica. A rostro pedibusque nigris,
macula parotica
aurea.
forster
in Commentat. soc. sc. Gotting.
l. c.
tab. II.
An der Magellanischen Meerenge, Südgeor-
gien etc., auch auf Neu-Guinea. Die größte Gat-
tung. Ueber drey Fuß hoch.
2. Magellanica. A. rostro nigro, pedibus ru-
bicundis, fasciis duabus albis, vna includente
oculos, altera
pectorali.
Auf dem Feuer-Lande, auf den Falklands-
Inseln etc.
21. procellaria. Rostrum edentulum, sub-
compressum:
mandibulis aequalibus; supe-
tiore apice adunco;
inferiore apice com-
presso-canaliculato. Pedes vngue
postico
fessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewittervo-
gel. (Fr. le petrel.
Engl. the
storm-finch.)
P. nigra, vropygio
albo.
linn. fauna suec. tab. II. fig. 143.
Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean.
Hält sich
meist in offner freyer See fern vom
Lande auf Klippen auf, und die
Schiffer sehens
als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an,
wenn
er sich von da entfernt, und nach den
Schiffen flüchtet. Er hat
überaus viel Fett,
und die Einwohner von Feroër etc. bedienen
sich
seiner statt Lampe, indem sie ihm blos einen
Tocht durch
den Körper ziehn, und anbrennen,
da dann die Flamme von dem Fette
was allmäh-
lig hineinzieht, lange Zeit unterhalten
wird.
22. diomedea. Rostrum rectum: maxilla su-
periore
apice adunca; inferiore truncata.
1. Exulans. der Albatros. D. alis
pennatis
longissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.
In Süden und Norden außerhalb der Wen-
de-Cirkel. Von der Größe eines Schwans, hält
aber mit
ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß
Breite, fliegt wohl 500 deutsche
Meilen von ir-
gend einem Lande entfernt, aber selten
höher
als 10-20 Fuß über der Meeres-Fläche. Nährt
sich
großentheils von fliegenden Fischen.
23. pelecanvs. Rostrum edentulum, rectum:
apice adunco,
vnguiculato: pedes aequili-
bres: digitis omnibus
quatuor simul pal-
matis.
1. †. Onocrotalus. der Pelican, die Kropfgans.
(Fr. und Engl.
pelican.) P. gula
saccata. *
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
Die Kropfgans ist in den wärmern Gegenden
der alten
Welt zu Hause, und hat den griechi-
schen Namen von
ihrer Eselsstimme, den deut-
schen aber von dem
ungeheuern beutelförmigen
Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt,
und
sich ungemein ausdehnen läßt, so daß er wohl
dreißig Pfund
Wasser fassen kan. Sie ist unge-
mein gefräßig, und
verschluckt Karpfen von
mehrern Pfunden. Die fabelhafte Sage
vom
Pelican der seine Junge mit seinem eignen Blute
ätzen
sollte, ist wohl von der Weise entstanden,
wie dieses Thier seinen
theils blutrothen Beu-
telkropf worin es den Jungen
das Wasser zu-
[Seite 193] trägt, sodann an die Brust druckt und
so
ausleert.
Die Americanische Kropfgans scheint wesent-
lich von dieser verschieden zu seyn.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird.) P. alis amplissimis,
cauda
forficata, corpore nigro, rostro ru-
bro, orbitis
nigris.
Hat in der Bildung und
Lebensart viel ähnliches mit dem Albatros: nur noch längere
Flügel, die
ausgespannt auf vierzehn Fuß breit
sind, und dem fliegenden Thier
ein sonderbares
Ansehn geben.
3. carbo. die Scharbe. (Fr. und Engl. cormo-
ran.) P. cauda rotundata,
corpore nigro,
rostro edentulo, capite subcristato. *
Meist in allen fünf Welttheilen. Lebt von
Fischen
die sie ganz schluckt, und daher (so wie
einige verwandte Gattungen
dieses Geschlechts)
in Schina u.a. zum Fischfang abgerichtet
wird,
indem man ihr einen Ring um den Hals legt
so daß die
verschluckten Fische oberhalb des Kro-
pfes stecken
bleiben und dem Vogel wieder ab-
genommen werden.
4. bassanus. (Fr. le fou
de bassan. Engl. the
gannet, the soland goose.) P. cauda cunei-
formi, corpore albo, rostro serrato, remigi-
busque primoribus nigris, facie caerulea. *
Im Norden von Europa und America, zu-
mal auf den Schottischen Inseln, und nament-
[Seite 194] lich auf Baß*), wovon diese Gans den Namen
führt. Hier lauert sie im
Sommer auf die Züge
der Heeringe, so wie hingegen im Winter
um
Portugal herum und an der Barbarey etc. auf
die Sardellen.
Auf jenen Schottischen Inseln
werden die jungen Vögel und die Eyer
in uner-
meßlicher Menge gegessen, und daher mit
schau-
dervoller Lebensgefahr aus den Nestern in
den
schroffen Felsenklippen ausgenommen.**)
24. plotvs. Rostrum rectum, acuminatum,
denticulatum. Facies
tecta, pedes palmati
omnibus digitis connexis.
In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe
einer
Ente, aber mit einem sehr langen Hals,
den das Thier spiralförmig
zusammenrollen und
so den Kopf gegen die Fische die es
erschnappen
will, losschnellen soll.
25. phaëthon. Rostrum cultratum, rectum,
acuminatum, fauce pone
rostrum hiante.
Digitus poflicus antrorsum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille
en cul. Engl. the tropic bird) P. rectricibus
duabus
longissimis, rostro serrato, pedibus
aequilibribus: digito postico
connexo.
brisson T. VI. tab. XLII. fig. 1.
Lebt an der offenbaren See, und zwar fast
blos
zwischen beiden Wendezirkeln, daher die
[Seite 195] Seefahrer seine Erscheinung
insgemein für ein
Zeichen annehmen, daß sie sich nun
innerhalb
derselben befinden. Auch dieser Vogel nährt
sich meist
von den fliegenden Fischen.
26. colymbvs. Rostrum edentulum, subula-
tum,
rectum, acuminatum, pedes com-
pedes.
1. Grylle. die Grönländische Taube. (Engl.
the sea turtle.) C. pedibus
palmatis tridacty-
lis, corpore atro, rectricibus
alarum albis. *
In der ganzen nordlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fu-
sco, pectore abdomineque niueo, remigi-
bus secundariis extremo apice albis. *
An den Seeküsten der nordlichen Erbe. Zieht
sich im
Winter südlicher, ans mitländische Meer etc.
und ist mir dann auch
mehrmalen vom Seebur-
ger-See bey Göttingen gebracht
worden.
27. larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.)
Rostrum edentulum rectum
cultratum, apice
subadunco. Mandibula inferior infra api-
cem gibba.
Leben meist an den Küsten der nordlichen Erd,
doch
finden sich auch welche auf der Südsee und
zwar in so ungeheuren
Schaaren daß sie gleich-
sam den Tag verdunkeln wenn
sie aufgejagt wer-
den und dabey ihre Verfolger mit
Unrath be-
sprützen.
1. Tridactylus. (Engl. the
tarrock.) L. albi-
cans, dorso canescente,
rectricum apicibus,
excepto extremo, nigris, pedibus trida-
ctylis. *
brisson T. VI. tab. XVII. fig. 2.
Am nordlichen Ocean wo sie bey bevorstehen-
den Regen oder Sturm mit lautem Geschrey
nahe über
dem Wasser flattern*)
28. sterna. Rostrum edentulum, subulatum,
subrectum, acutum,
compressiusculum. Na-
res lineares, ad basin
rostri.
1. Hirundo. die Seeschwalbe. S. cauda for-
ficata: rectricibus duabus extimis albo ni-
groque dimidiatis.
An der ganzen nordlichsten Erde.
[Seite 197]29. rhinchops. Rostrum rectum mandibula
superiore multo breuiore;
inferiore apice
truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en
ciseaux. Engl. the
seacrow, the cut-water) R. nigricans, sub-
tus alba, rostro basi rubro.
brisson T. VI. tab. XXI. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist
kürzer als
der untre und
dieser liegt in jenem gleich-
sam wie ein
eingeschlagnes Taschenmesser.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen
walzenförmigen Schnabel von
ungleicher Länge,
lange Füße, und mehrentheils auch einen
langen
Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich
in sumpfichtem
moorichtem Boden auf, leben
von Amphibien, Insecten und
Wasserpflanzen,
nisten meist auf der Erde oder im Schilf,
und
werden durch ihr ganz vorzüglich schmackhaftes
Fleisch und
durch ihre Eyer nutzbar.
30. phoenicoptervs. Rostrum denudatum,
infracto-incuruatum,
denticulatum, pedes
tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Schar-
tenschnäbler, Korkorre. P. ruber, remigi-
bus nigris. *
catesby vol. I. tab. LXXIII sq.
[Seite 198]In den wärmern Erdstrichen beider Welten.
Wird bey
einem mäßig großen Körper aber ganz
auffallend langen Hals und
Beinen wohl Manns-
hoch, und ist über und über von
schönstem Car-
moisinroth.
31. platalea. Rostrum planiusculum; apice
dilatato, orbiculato,
plano. Pedes tetrada-
ctyli, semipalmati.
1. leucorodia. die Löffelgans, der Löffelrei-
her. (Fr. la spatule.
Engl. the spoon-bill)
P.
corpore albo gula nigra, occipite subcri-
stato.
*
Hin und wieder in der westlichen alten Welt.
32. palamedea. Rostrum conicum, mandi-
bula
superiore adunca. Pedes tetradactyli,
fissi.
1. cornuta. (kamichy,
camoucle) P. alulis bi-
spinosis, fronteque
cornuta.
latham vol. III. P. I. tab. LXXIV.
33. mycteria. Rostrum subadscendens, acu-
tum:
mandibula superiore triquetra rectis-
sima: inferiore
trigona acuminata adscen-
dente: frons calua: nares
lineares: pedes
tetradactyli.
1. americana. (Iabiru. Fr. la cicogne du Bresil.)
Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland.
[Seite 199]34. cancroma. Rostrum gibbosum: mandi-
bula
superiore cymbae resupinatae forma.
1. cochlearia. (Fr. la
cuilliere. Engl. the
boat-
bill) C. ventre rufescente.
35. ardea. Rostrum rectum, acutum, longum,
subcompressum. pedes
tetradactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the
crane.) A. occipite nudo papilloso, cor-
pore
cinereo, alis extus testaceis. *
In der nordlichen alten Welt, zieht aber im
Herbste
zu großen Schaaren nach wärmern Ge-
genden.
2. †. Ciconia. der Storch, Hennotter, Aeh-
bähr.
(Fr. la cicogne. Engl.
the stork) A.
alba,
orbitis nudis remigibusque nigris: ro-
stro, pedibus
cuteque sanguineis. *
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt.
Nährt sich nicht blos von Amphibien,
sondern frißt auch nutzbare
Thiere, ganze Ket-
ten junge Rebhüner u.s.w. schleppt
auch nicht
selten Leinewand, Garn etc. ins Nest ums
weich
auszufuttern.
3. †. Cinerea, der graue Reiher, Fischreiher.
(Fr. und Engl.
heron) A. occipite
nigro
laeui, dorso caerulescente, subtus albido,
pectore maculis
oblongis nigris. *
Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
[Seite 200] der jungen Brut
nachtheilig werden. Sie nisten
auf den höchsten Eichen, und geben
einen über-
aus ätzenden Unrath von sich, wovon sogar
oft
die Bäume verdorren. Vorzüglich diese, doch
auch andre
Gattungen Reiher werden mit Fal-
ken gebaizet.
4. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Ip-
rump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern) A. ca-
pite laeuiusculo, supra testacea maculis trans-
versis, subtus pallidior, maculis
oblongis
fuscis. *
In den mildern Gegenden der nordlichen Erde.
Ein
langsames träges Thier, das eine rauhe
starke Stimme hat, die es
zumal bey Regen-
wetterzeit von sich gibt.
36. tantalvs. Rostrum longum subulatum
teretiusculum subarcuatum,
saccus iugularis
nudus, pedes tetradactyli, basi palmati.
1. Ibis.
T. facie rubra, rostro luteo, pedibus
griseis, remigibus nigris,
corpore rufescente
albido.
Das berühmte, ehedem in Aegypten, auf den
dasigen
alten Denkmälern verewigte*), gött-
lich verehrte und so wie
die damaligen mensch-
lichen Leichen zu Mumien kostbar
einbalsamir-
te**) und in besondern Gewölbern
in größter
Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nie-
der-Aegypten ziemlich seltne Thier.
Ob der schwarze etwas kleinere Ibis eine be-
sondre Gattung ausmacht, oder blos etwa im
Alter von
weißem Ibis (der ohngefähr die Größe
vom Storch hat) verschieden
sey, ist noch un-
entschieden.
37. scolopax. Schnepfe. Rostrum teretiuscu-
lum obtusum, capite longius, facies tecta,
pedes
tetradactyli, postico pluribus articu-
lis
insistente.
1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse. Engl. the woodcock) S. rostro basi
ru-
fescente, pedibus cinereis, femoribus
tectis,
fascia capitis nigra. *
In den wärmern Gegenden der nordlichen al-
ten Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämm-
chen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe) S.
rostro recto
tuberculato, pedibus fuscis,
frontis lineis fuscis quaternis.
*
Hat ein weit ausgedehnteres Vaterland als
die
vorige Gattung und findet sich fast durchge-
hends in
beiden Welten. Das Männchen fliegt
sehr hoch in der Luft, und giebt
dabey seine
meckernde Stimme von sich, daher es zu aller-
hand Fabeln Anlaß gegeben.
38. tringa. Rostrum teretiusculum longitu-
dine
capitis, digito postico vniarticulato, a
terra eleuato.
1. †. Pugnax. (der Kampfhahn, Renomist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, le paon de
mer. Engl. the ruff) T. rostro pedibusque
rubris,
rectricibus tribus lateralibus imma-
culatis, facie
papillis granulatis carneis. *
In der nordlichen alten Welt. Vielleicht
der
einzige wilde Vogel, der in Rücksicht seiner
Farben eben so
variirt wie unser Hausgeflügel.
Seinen Namen hat er von der
hartnäckigen
Streitbarkeit, mit welcher zumal die Männchen
zur
Brunstzeit gegen einander fechten.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (Gauia. Fr. le van-
neau. Engl. the lapwing) T. pedibus ru-
bris,
crista dependente, pectore nigro. *
Ebenfalls in der nordlichen alten Welt. Zieht
wies
scheint im Winter nach Nord-Africa.
Läßt sich mit Nutzen zahm machen
und in Gär-
ten halten, wo er die Regenwürmer u.a.
dergl.
Ungeziefer vertilgt.
39. charadrivs. Regenpfeifer. (Fr. pluvier)
Rostrum teretiusculum, obtusum.
Nares
lineares. Pedes cursorii, tridactyli.
1. †. hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore ni-
gro, fronte nigricante fasciola alba, vertice
fusco,
pedibus luteis. *
Das überaus niedliche Thier findet sich hin
und
wieder an den Flüssen der nordlichen Erde, auch
hier herum,
und auf den Sandwich-Inseln des
stillen Oceans.
40. recvrvirostra. Säbelschnäbler. Ro-
strum depresso-planum subulatum, recur-
vatum, acuminatum apice flexili. Pedes pal-
mati,
tridactyli.
1. †. Auosetta. R. albo nigroque varia. *
buffon vol. VIII. tab. XXXVIII.
In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt
sich vorzüglich von Wasser-Insecten die er
mit seinem sonderbar
aufwärts gebognen Schna-
bel sehr geschickt zu fangen
weis.
41. haematopvs. Rostrum compressum: apice
cuneo aequali, pedes
cursorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann.
Fr. l'hutrier. Engl. the sea pie, the pied oi-
ster-catcher) H. rostro pedibusque rubris.
*
latham vol. III. P. I. tab. LXXXIV.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
42. fvlica. Wasserhuhn. Rostrum conue-
xum, mandibula superiore margine supra
inferiorem
fornicata; frons calua, pedes
tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la
foulque, la morelle. Engl. the coot) F.
fronte
incarnata, armillis luteis, corpore nigricante*
43. parra. Rostrum teretiusculum, obtusi-
usculum.
Nares ouatae in medio rostri.
[Seite 204] Frons
carunculata, carunculis lobatis. Alulae
spinosae.
1. jacana. (Fr. le
chirurgien, le chevalier) P.
vnguibus posticis longissimis,
pedibus viri-
descentibus.
44. rallvs. Rostrum basi crassius, compres-
sum,
dorso attenuatum apicem versus, ae-
quale acutum,
pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr.
le
râle de genet. Engl. the
rail, the daker
hen) R. alis rufo-ferrugineis. *
In den mildern Gegenden der alten Welt.
Den Namen
Crex und Schnerz hat er von sei-
ner Stimme.
Wachtelkönig heist er etwa seiner
Farbe wegen, die der Wachteln
ihrer änelt,
oder von der alten Sage, daß er dieser
Vögel
Heerführer im Strich sey.
45. psophia. Rostrum cylindrico-conicum,
conuexum, acutiusculum,
mandibula supe-
riore longiore. Nares ouatae, patulae.
Pe-
des tetradactyli fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mak-
kukwa. (Fr. l'oiseau
trompette) P. nigra
pectore columbino.
latham vol. II. P. II. tab. LXVIII.
In Süd-America, vorzüglich häufig
am
Amazonen-Strom.
Große Landvögel, mit freyen unverbundenen
Zehen, und kurzen zum Flug
ungeschickten Flü-
geln ohne Schwungfedern.
46. strvthio. Rostrum subconicum, pedes
cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl.
the ostrich) S. pedibus didactylis,
digito
exteriore paruo mutico, spinis alarum binis. *
latham vol. III. P. I. tab. LXXI.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von
acht bis
zehn Fuß erreicht, und wohl drey Cent-
ner wiegt. Er
ist in Africa zu Hause, und hat
in manchen Stücken wie z.B. im
breiten flachen
Brustbein etc. auch besonders in Rücksicht
der
Brustschwiele und einer andern am Hinterleibe,
die ihm beide
beym liegen, sitzen und schlafen
zur Stütze dienen*), einige
Aehnlichkeit mit
dem Cameel. Das Unvermögen zum Flug wird
bey
ihm durch die unglaubliche Schnelligkeit
seines Laufs vergütet,
worin er fast alle andere
laufende Thiere übertrifft. Er läßt sich
abrich-
ten, so daß wohl zwey erwachsne Personen
auf
ihm reiten können. Vorzüglich aber wird er
durch seine
Federn nutzbar. Er verschluckt zwar
zuweilen Geldstücke und ander
Metall, aber der
Versuch kan doch nicht oft ohne Schaden
der
Gesundheit des Thiers wiederholt werden.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S.
pedibus
tridactylis, galea palearibusque nudis, re-
migibus spinosis. *
In Ostindien. Kan auch so wie der
Straus,
Metallstückgen, glüende Kohlen, Eis etc. ver-
schlucken: hat große. Stärke in seiner
mittlern
Klaue, womit er daumendicke Breter durchtre-
ten kan*). Seine Federn sind
hornicht und
äneln Pferdehaaren, und es entspringen immer
zwey
und zwey Schafte aus einem gemein-
schaftlichen
Kiele.
Der sogenannte Amerikanische Straus, (Suri,
Tuju,
struthio rhea) der in
Chili zu Hause ist,
hat viel änliches mit ihm.
47. didvs. Rostrum medio coarctatum rugis
duabus transuersis:
vtraque mandibula in-
flexo apice. facies vltra oculos
nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvo-
gel.
(Cygnus cucullatus) D.
pedibus ambu-
latoriis, cauda breuissima, pennis
incuruis.
Der Dudu, dessen Existenz man neuerlich
zu
bezweifeln sich hat einfallen lassen, lebt auf Ile
de France
und Bourbon, und ist das schwerlei-
bigste langsamste
Thier der ganzen Classe, was
leicht zu fangen, aber wegen seines
widrigen
Fleisches von wenig Nutzen ist.
Von ihm scheint der Solitaire wenig oder
nicht
verschieden, den Leguat beschrieben**).
Die Vögel dieser Ordnung habe kurze Füße
und einen convexen Schnabel,
der an der Wur-
zel mit einer fleischichten Haut
überzogen ist, und
dessen obere Hälfte seitwärts über den Unter-
schnabel hinaus ragt. Sie nähren sich meist
von
Pflanzen-Saamen, die sie im Kropfe (§.
65.) einweichen; leben in
Polygamie, legen
zahlreiche Eyer; und sind ganz vorzüglich nutz-
bare Thiere; daher auch das mehreste Hausge-
flügel aus dieser Ordnung genommen ist.
48. otis. Rostrum mandibula superiore for-
nicata,
pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl.
the bustard.) O. maris capite iuguloque
vtrinque
cristato. *
Dieser gröste hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause, fliegt wenig,
läuft
aber desto schneller. Das Männchen wird
wohl gegen 30 Pfund
schwer.
49. pavo. Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales
elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus. der Pfau, Pageluhn. (Fr.
le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista
compressa,
calcaribus solitariis. *
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einhei-
misch, und seit Alexanders des großen Zeiten
[Seite 208] nach Europa
verpflanzt. Besonders ist das
Männchen in Rucksicht der
unbeschreiblichen
Pracht seiner Schwanz- oder vielmehr Rücken-
Federn eins der schönsten Geschöpfe in der Na-
tur: doch wird dieser Theil nicht vor dem drit-
ten Jahre beym jungen Thiere ausgebildet: so
wie auch
das Federbüschgen auf dem Kopfe als-
dann erst
hervorbricht. Zuweilen (aber freylich
sehr selten) finden sich doch
auch Pfau-Hennen
mit dergleichen männlichen Gefieder*).
Auch giebt es bekanntlich eine weiße Spiel-
art unter den Pfauen**).
50. meleagris. Caput carunculis spongiosis
tectum, gula caruncula
membranacea lon-
gitudinali.
1. Gallopauo. der Kalekuter, Truthahn, Pu-
der, Wälsche Hahn, Kuhnhahn. (Fr. le
dindon, Engl. the turkey.) M. maris pe-
ctore
barbato. *
Ist in mittlern und nordlichern America zu
Hause,
wo er in großen Heerden zu Hunderten,
zumal auf den höchsten Bäumen
lebt, ward
1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo er
nun
wegen seines vortreflichen Fleisches als
Meyergeflügel gehalten
wird, und in zahlreiche
Varietäten von weisser u.a. Farben
ausgeartet
ist. Die Männchen zumal sind sehr hitzige Ge-
schöpfe, die die rothe Farbe und das Pfeiffen
nicht
leiden können, und im Zorn ihr ganz Ge-
fieder
sträuben etc., wobey zugleich der blaue
Fleischzapfen über dem
Schnabel und die am
Halse anschwellen, erröthen etc.
51. crax. Rostrum basi cera obductum in
vtraque mandibula. Pennae
caput tegentes
reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua,
cor-
pore nigro, ventre albo.
52. phasianvs. Genae cute nuda laeuigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl.
the cock.) P. caruncula compressa
verticis
geminaque gulae, auribus nudis, cauda com-
pressa ascendente. *
Der wilde Stammhahn*) ist in Indien zu
Hause, wo ihn zuerst Dampier auf
Pulo-Con-
dor entdeckt hat. Er ist von rothbrauner
Farbe,
und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen
an den
Spitzen der Hals- und Flügelfedern aus
(die den zinnoberrothen
Flügelblättgen des Sei-
denschwanzes ähneln). Der
Haushahn hinge-
gen ist meist über die ganze Erde
verbreitet.
Doch ist er erst durch die Spanier in die neue
Welt
gebracht: hingegen auf der Oster-Insel,
auf Tongatabu, O-waihi, u.a.
Inseln der
Südsee bey ihrer Entdeckung schon häufig vor-
gefunden worden. Das Huhn ist bey der
Menge Eyer die
es legt, und seinem oftmali-
gen Brüten eins der
allernutzbarsten Thiere der
ganzen Classe. Und die Streitbarkeit der
Hähne
hat man von jeher zur Unterhaltung benutzt,
und
Hahnen-Gefechte als Schauspiele gegeben.
[Seite 210] Bey den alten waren
vorzüglich die Hähne von
Rhodos, Chalcis und Tanagra wegen
ihres
Muths berühmt. In Schina, auf Ceilan, auf
den Sundaischen
Inseln, auf den Philippinen,
im Darischen Meerbusen, und vorzüglich
in
England, sind noch jezt die Hahnen-Gefechte
gewöhnliche
Vergnügungen.
Die Hühner sind, wie andre Hausthiere, nach
und
nach mannichfaltig ausgeartet. Daher
vorzüglich folgende Spielarten
zu merken sind:
a) Der
Englische Hahn, mit einem dichten
Federbusch auf dem Kopf. Frisch
tab.
129. 130.
b) Der
Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch
tab. 131.
132.
c) Der
Krausehahn, Frisländische Hahn,
mit krausen lockichten Federn. Fr.
tab. 135.
d) Das
Wollhuhn, aus Japan, China etc.
dessen schon Mark Polo, Ritter
Maunde-
ville und andre Reisebeschreiber des mitt-
lern Zeitalters erwähnen. Seine Federn
sind schlicht,
fast wie Haare, daher die
Fabel von Bastarden die mit
Caninchen
und Hünern erzeugt worden, entstanden ist.
e) Das
Negerhuhn, das so wie der Mohr
und der canis aegyptius den individuellen
Einfluß des
Climats von Guinea erfahren
und schwarze Haut erhalten hat.
Vorzüg-
lich auf St. Jago am grünen Vorgebirge,
wo
überhaupt auch noch andre Vögel diese
Sonderbarkeit haben
sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl.
the pheasant.) P. rufus, variegatus, capite
[Seite 211] viridi
caerulescente, cauda cuneata genis
papillosis. *
Hat den Namen vom Flusse Phasis in Min-
grelien von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa
gebracht haben. Er ist äußerst scheu
und wild, und das Männchen zur
Brunstzeit
unersättlich hitzig. Bey den Fasanhennen
ist
ebenfalls zuweilen die oben von den Pfauhennen
angemerkte
Veränderung beobachtet worden,
daß sie nemlich das Gefieder der
Hähne ge-
kriegt haben.
3. Pictus. der Schinesische Goldfasan. P.
crista flaua, pectore coccineo, remigibus
secundariis
caeruleis, cauda cuneata. *
4. Nycthemerus. der Schinesische Silberfa-
san. P. albus, crista abdomineque nigris,
cauda
cuneata. *
53. nvmida. caput collo compresso colorato
cornutum. palearia
carunculacea ad latera
maxillae vtriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in-
structo nares recipiente. *
In Africa einheimisch, aber nun fast in ganz
Europa
und vielen Gegenden von America fort-
gepflanzt.
54. tetrao. Macula prope oculos nuda, pa-
pillosa.
1. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de
bruyere, le tetras. Engl. the cock of the
wood.) T.
pedibus hirsutis. cauda rotun-
data, axillis
albis. *
Im nordlichern Europa, hat ein äußerst schar-
fes Gesicht und Gehör. So bald er angeschossen
wird,
schluckt er seine Zunge, daher die alte
Sage entstanden, daß er gar
keine Zunge habe,
die man aber bey der Untersuchung im
Schlunde
steckend finden kan.
2. †. Tetrix. der Birkhahn, deutsche Fasan.
(Fr. le petit tetras, Engl. the black cock.)
T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, remi-
gibus secundariis basin versus albis. *
In der nordlichern alten Welt.
3. Lagopus. das Schneehuhn, Rypen. (Fr.
la gelinote blanche. Engl. the white game.)
T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis: intermediis albis. *
Findet sich auf den Schweizer- und Savoy-
schen-Alpen, und dann in den nördlichsten Erd-
gegenden, ist im Sommer von grauer, im Win-
ter aber von weisser Farbe.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.)
T. pedibus
hirsutis, rectricibus cinereis
punctis nigris fascia nigra: exceptis
inter-
mediis duabus. *
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt-
lern Europa.
5. †. Rufus. (Fr. la perdrix
rouge. la barta-
velle.) T. pedibus nudis
calcaratis rostro-
que sanguineis, gula alba cincta
fascia nigra
albo punctata. *
daubenton planch. enlum. CCXXXI.
Schon in der Schweiz. Zumal aber im süd-
lichen Europa und Orient. Wird auf den In-
seln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.
6. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis
calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda
ferruginea, pectore
brunneo. *
Im mittlern Europa und in den gemäßigten
Gegenden
des asiatischen Rußlands. Lassen sich
auch auf dem Hofe halten, und
so abrichten,
daß sie zwar im Gehölze brüten, aber dennoch
die
Kette Junge auf den Hof bringen.
7. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille.
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor-
pore griseo maculato, superciliis albis, re-
ctricibus margine lunulaque ferruginea. *
In der ganzen alten Welt; von Lappland bis
zum Cap.
Ein Zugvogel, der sich dann, zumal
auf den Inseln des mittländischen
Meers und
im benachbarten festen Lande*), zuweilen in
[Seite 214] unermeßlichen Schaaren sehen
läßt*).
Die
Männchen sind zumal in Italien ihres Schlags
wegen beliebt,
und in Schina last man sie
(wie Kampfhäne) paarweis fechten.
55. colvmba. Taube (Fr. und Engl. pigeon.)
Rostrum rectum
versus apicem descendens.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, liuia.
Fr. le biset.
Engl.
the stock dove.) C.
coerulescens, ceruice
viridi nitente, dorso postico albo,
fascia
alarum apiceque caudae nigricante. *
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu
Hause. Die im Norden zieht
im Herbst nach etwas südlichern
Gegenden. Die
in gemäßigten Erdstrichen hingegen überwin-
tern Schaarenweis in Felsen-Klüften, holen
Bäumen
etc. Das wilde Weibchen brütet zwey-
mal im Jahr, die
Haustaube hingegen wohl
neun bis zehnmal, so daß man von einem
ein-
zigen Paar binnen vier Jahren 14762
Tauben
ziehen könnte. Daher sie zumal in Persien und
Aegypten so
allgemein und so sorgfältig gehal-
ten werden. Die
vorzüglichsten Abartungen
(wovon doch manche für besondre
Gattungen
angesehen werden) sind folgende:
a)
dasypus, die Trommeltaube, (Fr. le pi-
geon pattu, Engl. the rough-footed
dove)
mit langbefederten Füssen. Frisch tab. CXLV.
b)
gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer,
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le
grand
gosier, Engl. the cropper pigeon) mit einem
ungeheuren Kropfe. Frisch
tab. CXLVI.
c)
turbita, das Möwchen, (Fr. le
pigeon
cravate, à george frisée, Engl. the turbit)
mit krausen Brustfedern
und ganz kurzem
Schnabel. Frisch tab.
CXLVII.
d)
gyratrix, der Tümler, (Fr. le
pigeon cul-
butant, Engl. the tumbler) mit glattem
Kopf und
einem kahlen rothen Augenring:
überschlagen sich im schnellen Flug,
und
sind zumal in Orient hochgeschätzt. Frisch
tab. CXLVIII.
e)
cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube,
(Fr. le pigeon romain, Engl. the jacobine)
mit
vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Fr.
tab.
CL.
f)
laticauda, die Pfauentaube, der Hüh-
nerschwanz,
(Fr. le pigeon paon,
Engl.
the shaker)
mit aufrechtem ausgebreiteten
Schwanze. Frisch tab. CLI.
g)
tabellaria, die Posttaube, Brieftaube,
türkische Taube, (Fr.
le pigeon
messager,
Engl. the
carrier pigeon) mit rothen Fleisch-
warzen
um den Schnabel und Augen herum.
Hat ihren Namen daher, weil man
sich
ihrer im Orient, zumal um Aleppo herum
bedient, um Briefe
zu überschicken; da
man nemlich solche Tauben aus ihren Ko-
beln mit in die Ferne nimmt, und ihnen
dann ein
Billet unter die Flügel bindet,
mit welchem sie ihrem alten Neste
zueilen,
und da abgeredetermaßen aufgefangen, und
ihnen ihre
Aufträge abgenommen werden.
Mit andern Tauben habens schon
Hirtius
und Brutus bey der Belagerung von Mo-
dena, die Harlemer bey der Belagerung von
[Seite 216] 1573, die Leidner bey der
von 1574, u.a.m.
mit bestem Erfolg versucht.
2. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holz-
taube,
Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr.
le pigeon
ramier,
Engl. the
ring dove.) C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus
margine exte-
riore albidis collo vtrinque albo.
*
3. †. Turtur. die Turteltaube, Wegetaubt.
(Fr. la tourterelle. Engl. the turtle dove.)
C. rectricibus apice albis, dorso griseo pe-
ctore incarnato, macula laterali colli nigra
lineolis
albis. *
In den warmen und gemäßigten Gegenden
der alten
Welt. Ihre gepriesene Keuschheit
und eheliche Treue darf nicht so
gar wörtlich
verstanden werden. Sie ist ein Zugvogel, und
man
sieht ihre Rückkehr im Frühjahr für ein
sicheres Zeichen des völlig
geendeten Winters an.
4. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourte-
relle à collier,
Engl. the indian turtle.)
C.
supra lutescens lunula ceruicali nigra. *
Im mildern Europa und in Ostindien.
[Seite 217]Die Vögel dieser Ordnung haben einen star-
ken oben
erhabnen Schnabel von mittelmäßiger
Größe, und kurze Füsse. Sie
leben theils von
Getraide u.a. Pflanzen, Saamen etc. theils
von
Insecten, und auch von Aas; und haben meh-
rentheils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.
56. bvphaga. Rostrum rectum, subquadran-
gulare:
mandibulis gibbis, integris, extror-
sum
gibbosioribus. Pedes ambulatorii.
1. Africana. (Fr. le pic
boeuf. Engl. the
beef-
eater.)
latham Vol. I. P. I. tab. XII.
57. crotophaga. Rostrum compressum, se-
miouatum,
arcuatum, dorsato carinatum.
Mandibula superiore margine vtrinque
an-
gulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de
petun. Engl. the
razor-
billed black bird.) C. pedibus
scansoriis.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, so daß, gegen die Weise aller andern
Vögel,
viele Weibchen sich zusammen halten
und sich ein gemeinschaftliches
Nest bauen, mit
einander brüten, die Jungen
gemeinschaftlich
füttern u.s.w.
58. corvvs. Rostrum conuexum cultratum,
nares mystace tectae.
pedes ambulatorii.
1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. ater dorso atro caeru-
lescente, cauda subrotunda. *
Fast durchgehends in beiden Welten. Er
hat
vielleicht unter allen Vögeln den schärfsten Ge-
ruch, indem er in einer erstaunlichen Entfer-
nung das Aas, was im Dickicht verborgen
liegt,
auswittert. Er ist ein schädliches Thier, raubt
Fische,
Krebse, junge Enten, selbst junge Ha-
sen etc. stielt
auch Sachen die er nicht fressen kan.
Wird bekanntlich sehr zahm und
lernt überaus
deutlich Worte sprechen.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille, Engl. the carrion crow.) C. atro-
caerulescens totus, cauda rotundata: rectri-
cibus acutis. *
Hat ein eben so ausgedehntes Vaterland als
der
Kolk-Rabe.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Kare-
chel.
(Fr. le freux, la
frayonne. Engl. the
rook.) C. ater, fronte cinerascente,
cauda
subrotunda. *
In Europa. Ein überaus nützliches Thier,
das
unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Gras-
raupen etc.
verzehrt.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe. (Fr.
la corneille mantelée. Engl. the royston crow.)
C. cinerascens, capite iugulo alis
caudaque
nigris. *
In der alten Welt. Wird ebenfalls durch
die
Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite
incano, fronte
alis caudaque nigris. *
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeisser,
Marcolph, Hetzle,
Herrenvogel. (Fr. le
jeay. Engl. the
jay.) C. rectricibus alarum
caeruleis, lineis transuersis albis
nigrisque,
corpore ferrugineo variegato. *
Im gemäßigten Europa. Ein schönes Thier,
was sehr
leicht zu zähmen und in seinem Betra-
gen gar
possirlich ist.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le
casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus
alboque punctatus,
alis caudaque nigris:
rectricibus apice
albis: intermediis apice
detritis. *
Hin und wieder in der nordlichen Erde.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie.
Engl. the magpye.)
C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi. *
9. †. Graculus. der Waldrabe, Alprabe.
(Engl. the cornish chough.) C.
violaceo-
nigricans, rostro pedibusque luteis.
*
In den Gebirgen (zumal in den Alpen) des
mildern
Europa und des Orients.
Vermuthlich ist er einerley mit dem räthsel-
haften, meines wissens von keinem kundigen Or-
nithologen je zuverläßig gesehenen coruus ere-
mita linn.*).
59. coracias. Rostrum cultratum, apice in-
curuato,
basi pennis denudatum. pedes am-
bulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le
rollier, Engl.
the
roller.) C. caerulea, dorso rubro, re-
migibus
nigris. *
Im gemäßigtern Europa und in Nordafrica.
Läst sich
in der Erndtezeit, wenn die Frucht in
Mandeln steht, hauffenweis auf
den Feldern
sehen.
60. gracvla. Rostrum conuexo-cultratum,
basi nudiusculum. Lingua
integra, acutius-
cula, carnosa. Pedes
ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le
mainate, Engl. the
minor
grakle.) G. nigro violacea, macula alarum
alba,
fascia occipitis nuda, flaua. *
In Ostindien. Hat einen schönen Gesang,
und lernt
ausnehmend deutlich Worte sprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G.
nigro-viola
cea, cauda rotundata. *
In Nordamerica: wo er den Schaden den er
freylich
dem Mais thut, durch die Vertilgung
unzähliger schädlicher Insecten,
zumal des Erb-
senkäfers etc. reichlich vergütet.
Daher war es
unüberlegt, daß man vor 40 Jahren in Pen-
sylvanien so lange kleine Preise auf die eingelie-
ferten Köpfe dieses Vogels gesetzt hatte, bis
er
beynah vertilgt war. Denn von der Zeit an
nahm das Ungeziefer
so furchtbar überhand,
daß man froh war wie der Vogel sich
allgemach
wieder vermehrte.
61. paradisea. Paradisvogel. (manuco-
diatta.) Rostrum basi
plumis tomentosis
tectum, pennae hypochondriorum longio-
res. Rectrices duae superiores
singulares
denudatae.
Das ganze Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen hat ein überaus eingeschränktes Vater-
land, da es wohl blos auf Neu-Guinea zu
Hause ist,
von da diese Thiere als Zugvögel
nach den Molucken u.a. benachbarten
Inseln
streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen
Thieren,
die wegen ihres prachtvollen Gefieders
in Indien als Putz getragen
werden, wenn sie
sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füsse
ab,
die daher die leichtgläubigen Alten den Para-
disvögeln überhaupt abzusprechen wagten, de-
ren
Bildung aber schon Magalhaens Gefährte,
Ant. Pigafetta*)
beschrieben hat.
1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis
luteis corpore
longioribus, rectricibus dua-
bus intermediis longis
setaceis. *
62. trogon. Curucuru. Rostrum capite bre-
vius, cultratum, aduncum, margine man-
dibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus,
gula nigra.
63. bvcco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro-
strum cultratum, lateraliter
compressum
apice vtrinque emarginato, incuruato, rictu
infra
oculos protenso.
1. Capensis. B. rufus, fascia humerali fulua,
pectorali
nigra.
Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland;
und ist
daher der Linnéische Trivialname nicht
richtig.
64. cvcvlvs. Rostrum teretiusculum, pedes
scansorii.
1. †. Canorus. der Kukuk. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni-
gricante albo-punctata. *
Ein merkwürdiges Thier, von dem man ehe-
dem viel Unwahres erdichtet hat. Gewiß ist,
daß er
seine Eyer nicht selbst bebrütet, wozu
er selbst nach seinem innern
Körperbau nicht
geschickt scheint*), sondern sie in die Nester der
Grasmücken und
Bachstelzen legt, die sich an
seiner statt diesem Geschäfft
unterziehen. Der
[Seite 223] junge Kukuk hat anfangs eine feine Stimme,
fast
wie die Grasmücken; im Alter geht er wohl
kleine Vögel an und frißt
sie, daher etwa die
Sage von seiner Verwandlung in einem Sper-
ber entstanden seyn mag. Er ist in der nördli-
chen alten Welt zu Hause, scheint aber als Zug-
vogel in Nordafrica zu überwintern.
2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo, Mook. C.
cauda cuneiformi fusco- et albido-maculata,
alis fuscis
maculis flauis, pedibus nigris.
jo. fr. miller fasc. IV. tab. XXIV.
Im südlichern Afrika vom Cap Landeinwärts,
hat
seinen Namen von der Fertigkeit, mit wel-
cher er wie
der Honig-Dachs (s. oben S. 95) seine
liebste Nahrung, die wilden
Bienennester, auf-
zusuchen wels. Er thut dies zumal
des Mor-
gens und gegen Abend; und die
Hottentotten
sowohl als die dortigen Holländer bedienen
sich
dieser Gelegenheit, um selbst den wilden
Honig
einzusammeln. Sie geben auf den Ruf des
Vogels Acht,
beantworten ihn durch Pfeiffen,
und so hält sich dieses Thier immer
um sie auf,
flattert vor ihnen her, und leitet sie zum be-
stimmten Orte.
65. oriolvs. Rostrum conicum, conuexum,
acutissimum, rectum:
mandibula superiore
paulo longiore, obsolete emarginata.
pedes
ambulatorii.
1. †. Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirsch-
vogel, Bülow, Wiedewall, Pyrol, Pfingst-
vogel, Weihrauch, Bieresel. (Fr. le loriot.)
O. luteus, pedibus nigris,
rectricibus exte-
rioribus postice flauis. *
Hin und wieder in der alten Welt. Ein über-
aus schönes Thier, wovon das Männchen gold-
gelb und schwarz, das Weibgen Olivengrün ist.
Macht
sich ein künstliches napfförmiges sehr
dauerhaft zwischen zwey
Aestgen befestigtes Nest.
2. Persicus. der Jupujaba. O. niger,
dorso
postico maculaque tectricum alarum basique
rectricum
luteis. *
brisson vol. II. tab. IX. fig. 1.
Baut sich, wie mehrere Gattungen dieses Ge-
schlechts die in die wärmsten Erdstriche
beider
Welten zu Hause gehören, ein langes Beutel-
förmiges Nest von Schilf und Binsen*), mit
einer engen Oeffnung, das er am
Ende eines
Baumzweiges aufhängt, und dadurch seine
Junge für den
Ueberfällen der Meerkatzen und
Schlangen sichert.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füssen,
und kegelförmigen scharf
zugespitzten Schnabel
von verschiedner Grösse und Bildung. Sie
le-
ben in Monogamie, nähren sich von Insecten
und
Pflanzen-Saamen, und füttern mehren-
theils ihre Junge
aus dem Kropfe. Sie ha-
ben ein zartes schmackhaftes
Fleisch, und die
meisten von ihnen singen.
66. alavda. Rostrum cylindrico-subulatum,
rectum, mandibulis
aequalibus, basi deor-
sum dehiscentibus. Vnguis
posticus rectior
digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelsler-
che,
Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the
field-lark, the sky-lark.) A. rectricibus
extimis
duabus extrorsum longitudinaliter
albis: intermediis inferiori
latere ferrugi-
neis. *
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich
wie Hüner
und viele andre sogenannte Scharr-
vögel (Aues pulueratrices) im Sand.
2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche
Heidelerche, der
Kothmönch. (Fr. le coche-
vis.) A. rectricibus nigris: extimis
duabus
margine exteriori albis, capite cristato. *
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
67. stvrnvs. Rostrum subulatum, angulato-
depressum,
obtusiusculum: mandibula su-
periore integerrima,
marginibus patentius-
culis.
1. †. Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, the sterling.)
S. rostro flauescente, corpore nigro
punctis
sagittatis albis. *
Meist in der ganzen alten Welt. Ein mun-
tres possirliches, und dabey nutzbares Thier,
[Seite 226] was schädliche
Insecten vertilgt, dabey sehr ge-
lehrig ist, und
leicht Worte sprechen lernt.
68. tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum: man-
dibula
superiore apice deflexo, emarginato.
faux ciliata.
1. †. Visciuorus. die Schnarre, Misteldros-
sel,
der Ziemer, Mistler, Brachvogel,
Zaritzer. (Fr. la draine. Engl. the missel
bird, the shrite.) T. dorso fusco,
collo
maculis albis, rostro flauescente. *
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt
sich von
Mistelbeeren, die vorzüglich durch ihn
fortgepflanzt werden, wird
außerordentlich zahm,
und ist dabey sehr dauerhaft und viele
Jahre
zu erhalten.
2. †. Pilaris. der Krametsvogel. (Fr. la litorne,
la tourdelle. Engl. the field fare.) T. rectri-
cibus nigris: extimis margine interiore
apice
albicantibus, capite vropygioque cano. *
Im nordlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Kramets-) Beeren.
3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe.
(Fr. le mauvis. Engl. the redwing). T. alis
subtus ferrugineis, superciliis flauescen-
tibus. *
4. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindrossel,
Weißdrossel. (Fr.
la grive. Engl. the throst-
[Seite 227] le, the song thrush) T. remigibus
basi inte-
riore ferrugineis. *
Hat ohngefähr gleiches Vaterland mit der
vorigen.
Zuweilen findet sich eine weißgraue
Spielart von ihr, dergleichen
ich im Waldecki-
schen gesehen habe.
5. Polyglottus. die Amerikanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr.
le moqueur. Engl. the mock
bird) T.
fusco-cinereus, subtus albidus,
maculis verticis, alarum et caudae
candidis.
In Luisiane, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Er
ahmt aller andern Vögel Gesang aufs täu-
schendste
nach, und ist dabey in unaufhörlicher
Bewegung und Lebhaftigkeit;
ollte auch wohl
unser Clima gewohnen, wenigstens hat man ihn
in
Spanien mit leichter Mühe im Käficht hal-
ten
können.*)
6. †. Merula, die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird) T.
ater,
rostro palpebrisque flauis. *
Im gemäßigtern Europa. Lebt einsam, nährt
sich von
Wacholderbeeren, hat ein treues Ge-
dächtnis, und
behält, was sie einmal pfeiffen
gelernt hat, Lebenslang.
69. ampelis. Rostrum rectum, conuexum:
mandibula superiore longiore, subincuruata,
vtrinque
emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwarz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmet. (Fr. le jaseur
de Boheme. Engl. the bohemian chatterer)
A. occipite cristato:
racheos remigum se-
cundariorum apice coccineo
complanato. *
Im nordlichsten Europa, kommt aber in
manchen
Jahren zur Herbstzeit (vermuthlich wenns in
seiner
Heimat strenger Winter werden will) häu-
fig nach
Deutschland: zumal auch auf den Harz.
70. loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis
basi rotundatum.
mandibula inferior mar-
gine laterali
inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
le bec croise. Engl. the cross-bill, the sheld-
apple)
L. rostro forticato. *
In den Schwarzwäldern der nordlichern Erde.
Zeigt
in Rücksicht seiner schönen Farben, im Ge-
brauch
seines Schnabels und überhaupt in seinem
ganzen Betragen, manche
Aehnlichkeit mit den
Papagayen. Das Männchen ist roth, wird
aber
mir der Zeit, zumal im Käficht, grün wie
das Weibgen. Jenes lernt
artig pfeiffen. Dieses
brütet mitten im Winter zu Ende des
Jänners
und kalfatert das Nest mit Harz, um es gegen
Nässe und
Schnee dauerhaft zu machen.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeisser, Kirsch-
fink, Kirschknäpper. (Fr. le
gros bec. Engl.
the
hawfinch) L. linea alarum alba, remigi-
bus
mediis apice rhombeis, rectricibus la-
tere tenuiore
baseos nigris. *
Hin und wieder in Europa. Vermag mit sei-
nem starken Schnabel Kirschkerne aufzubeissen,
und
sich gegen Hunde und Katzen zu wehren.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie-
big,
Gimpel, Rothfink, Gieker. (rubicil-
la. Fr. le bouvreuil. Engl. the bulfinch) L.
artubus nigris, rectritibus
caudae remigum-
que posticarum albis. *
In der nordlichern alten Welt. Ein ausneh-
mend vertrauliches zuthuiges Geschöpf, wovon
beide
Geschlechter ausser ihrem eigenthümlichen
sanften Ton, auch sehr
leicht Lieder pfeiffen,
selbst einander acompagniren, und sogar
Worte
aussprechen lernen.
4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink,
die Virginische
Nachtigall. (Engl. the
red
bird). L. cristata rubra, capistro nigro, ro-
stro pedibusque sanguineis. *
In Nordamerica, ist wegen der Schönheit
seines
rothen Gefieders und seines vortreflichen
Gesanges geschätzt.
5. Oryzivora. der Reis-Dieb, Padda. L. fu-
sca, temporibus alois, rostro rubro. *
In Ostindien, Schina etc. auf den Reisfeldern.
6. †. Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwanz, die
Zwuntsche. (an-
thus, florus. Fr. le
verdier. Engl. the
green-
finch) L. flauicanti-virens, remigibus
pri-
moribus antice luteis, rectricibus
lateralibus
quatuor basi luteis. *
71. emberiza. Ammer. Rostrum
conicum,
mandibulae basi deorsum, a se inuicem di-
scedentes: inferiore lateribus inflexo-coar-
ctata,
superiore angustiore.
1. †. Niualis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de
neige. Engl. the
snow bunting) E. remigibus albis, primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris,
lateralibus tribus
albis. *
In der nordlichen Erde. Läßt sich zuweilen
mit
einmal in ganz unermeßlichen Zügen sehen:
wie im Febr. 1766 hier um
Göttingen herum.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le pro-
yer. Engl. the bunting) E. grisea,
subtus
nigro maculata, orbitis rufis. *
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, Windsche
Goldammer. E. re-
migibus nigris.
primis tribus margine albi-
dis: rectricibus nigris,
lateralibus duabus
extrorsum nigris. *
In den wärmern Gegenden von Europa und
dem
benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr.
le bruant. Engl. the
yellow hammer) E.
rectricibus nigricanti-
[Seite 231] bus:
extimis duabus latere interiore macula
alba acuta. *
5. paradisaea. die Witwe. (Fr. la veuve á col-
lier d'or) E.
fusca, pectore rubro, rectri-
cibus intermediis
quatuor elongatis acumi-
natis: duabus longissimis,
rostro rubro. *
Auf Angola etc. Ein muntrer Vogel der unser
Clima
gut verträgt, und daher häufig heraus
gebracht wird.
72. tanagra. Rostrum conicum, acumina-
tum,
emarginatum, basi subtrigonum, apice
decliue.
1. iacapa. (Fr. le
cardinal pourpré, le bec d'-
argent. Engl. the
red-breasted blackbird)
T. atra, fronte iugulo pectoreque
coccineis. *
In Westindien und dem benachbarten America.
73. fringilla. Fink. Rostrum conicum re-
ctum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Roth-
fink, Waldfink. (Fr. le
pincon. Engl. the
chaffinch) F. artubus nigris, remigibus
vtrinque
albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus duabus oblique
albis. *
Der Finken Gesang ist überaus mannichfaltig,
so daß
man wol zwanzig verschiedene Gattun-
[Seite 232] gen zählt, die von den
Vogelstellern mit eignen
Namen belegt, und verschiedentlich
geschätzt
werden. Mehrentheils schlagen die Finken in
jedem
Revier von sechs oder mehr Meilen in die
Runde überein, und in
benachbarten Gegenden
wieder anders. Oft hat aber auch ein
Fink
drey bis viererley Gesang, mit dem er abwechselt.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink,
Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee-
fink, Winterfink,
Quäksink, Nikawitz,
Zerscher, Gegler. (Fr. le pincon d'Arden
nes. Engl. the bramble) F. alarum basi
sub
tus flauissima.
linné fauna suec. tab. II. fig. 198.
3. niualis. der Schneefink. (Fr. la nive-
rolle) F. fusca, subtus
niuea, remigibus se-
condariis tectricibusque
albis. *
brisson vol. III. tab. XV. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den Europäischen
Alpen.
Zumal auf dem St. Gotthard und dem
großen St. Bernhard: wo er in den
Clostergän-
gen des Hospitii nistet.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le
chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistle-
finch) F. fronte et gula coccineis,
remigi-
bus antrorsum flauis: rectricibus duabus
ex-
timis medio, reliquisque apice albis. *
Fast durch ganz Europa und in den benach-
barten Ländern der übrigen alten Welt. Der
schönste
hiesige Sangvogel, der Jahr aus Jahr
[Seite 233] ein im Käficht singt, sehr
leicht zahm wird, und
selbst zum freyen Aus- und Einfliegen zu
gewöh-
nen ist. Giebt mit der Canarien-Sie vorzüg-
lich schöne Bastarden.*)
5. amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté) F. fusca
tufescensque
albo punctata. *
bvffon vol. IV. tab. II. fig. 1.
In Ostindien. Ein überaus niedlicher kleiner
Vogel,
von dem man behauptet**) daß er
gelbe
Knochen habe, das ich aber bey denen, die ich
zu
untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestä-
tigt
gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zu-
ckervöglein. (Fr. le serin de
Canarie) F. ro-
stro corporeque albo flauescente,
rectricibus
remigibusque virescentibus. *
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den Canarischen Inseln zuerst nach
Europa
gebracht worden zu seyn; ist aber schon
gegen Ende desselben in
Deutschland gemeiner
worden, und seitdem in mancherley
Varietäten
ausgeartet. Die Stamm-Raçe scheint die
grünliche zu
seyn, die auf den Canarischen In-
seln in kalten
gebirgichten Gegenden***)
am
Wasser nistet. Unter den übrigen sind vorzüg-
lich die mit der Holle oder Federbüschgen auf dem
Kopfer
(sogenannte Kapp-Vögel), und die
Rackerlacken mit rothen Augen zu
merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfik. (ligu-
rinus, acanthis. Fr. le
tarin. Engl. the
siskin)
F. remigibus medio luteis: primis
quatuor
immculatis, rectricibus basi flauis, apice
nigris.
*
Ist ursprünglich wohl im äußersten Norden zu
Hause:
und kommt blos zum überwintern ins
gemäßigte Europa: daher auch sein
Nest hier zu
Lande so sehr selten gefunden wird*). Ist sehr
gelehrig; lernt
Lieder pfeifen und Worte sprechen.
8. †. Cannabina. den Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet) F.
remigibus primoribus rectricibus-
que nigris, vtroque
margine albis. *
In Europa und Nord-America. Die Bastar-
den, die man mit ihm und der Canarien-Sie
erzielt,
sind schön gezeichnet, und gegen die
Weise anderer Bastarden
zuweilen fruchtbar.
9. †. Linaria. das Citrinchen, Gräslein
Steinschößlein, der
Bergzeisig, Meerzei-
sig, Flachsfink, Carminhänfling.
(Fr. le
sizerin.
Engl. the lesser linnet) F.
remigibus
rectricibusque fuscis, margine obsolete pal-
lido, litura alarum albida. *
In der ganzen nordlichen Erde. Hat einen
sanften
lieblichen Gesang, und wird sehr zahm.
10. †. Domestica. der Sperling, Spaz, Lüning.
(Fr. le moineau. Engl. the sparrow) F. re-
[Seite 235] migibus rectricibusque fuscis, gula
nigra,
temporibus ferrugineis. *
In ganz Europa und den benachbarten Län-
dern der übrigen alten Welt. Hält sich aber
nicht in
Schwarzwäldern auf. Ueberhaupt ist
der Sperling gleichsam ein
Hauschier das sich
wie die Maus von selbst nach den Menschen ge-
zogen hat. Er wird ungemein kirre, ist
sehr
wollüstig, und brütet viermal im Jahre. Frey-
lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier,
was aber doch auch
unzähliges Ungeziefer vertilgt.
Zuweilen finden sich ganz weisse Sperlinge.
74. mvscicapa. (Fr. gobe
mouche. Engl. fly-
catcher) Rostrum subtrigonum vtrinque emar-
ginatum, apice incuruo; vibrissae patentes
versus
fauces.
1. †. atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra,
subtus frontisque macula alarumque speculo
albis,
rectricibus lateralibus extus albis. *
linné fauna suecica. tab. I. fig. 229.
75. motacilla. Rostrum subulatum rectum:
mandibulis
subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele.
(Fr. le rossignol. Engl. the Nightingale)
M.
rufo-cinerea, armillis cinereis. *
Das entzückende Thier ist ein Vorrecht der
kühlern
und gemäsigtern Erdstriche der alten
Welt, das im April in unfern
Gegenden an-
[Seite 236] kommt, und wovon die Männchen meist vier-
zehn Tage früher als die Weibgen eintreffen.
Diese
machen in schattichten Gebüsch ein leichtes
Nest von dürren
Eichen-Laub, Bast*) etc. und
legen vier
olivengrüne Eyer, brüten aber zu
wiederholten malen. Zu Ende des
Augusts zie-
hen sie wieder von uns, man weis noch
nicht
gewiß, wohin? wenigstens so viel bekannt nicht
nach
Africa. Sie gewohnen übrigens der Ge-
fangenschaft
ganz leicht und lassen sich wol zwölf
und mehrere Jahre im Käficht
erhalten.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la
fauvette.
Engl. the
hedge sparrow) M. supra fusca,
subtus albida, rectricibus
fuscis: extima
margine tenuiore alba. *
Im gemäsigtern Europa. Das gutmüthige
Thier, was
sich so häufig dem Bebrüten und der
Pflege der jungen Kukuke
unterzieht, hat einen
artigen leisen Gesang, den es aber fast blos
im
Winter, vom ersten Frost an bis ins Frühjahr,
hören läßt.
3. alpina. die Flüe- (d.h. Felsen-) Lerche.
(Fr. la fauvette des alpes) M.
griseo-ferru-
ginea, gula alba maculis lunatis fuscis,
re-
ctricibus alarum nigricantibus versus
apicem
linea punctatis alba. *
Andreä Br. ans der Schweiz tab. XIII.
[Seite 237]Dieses von den Ornithologen oft verkannte*)
artige Thier ist in den
gebirgichten Gegenden
des Mittlern Europa zu Hause, vorzüglich
häu-
fig auf den fetten Alpen-Weiden. Hat
einen
angenehmen Gesang und sehr schmackhaftes
Fleisch.
4. †. Ficedula. die Beccafige. M.
subfusca,
subtus alba, pectore einereo maculato. *
Im mildern und wärmern Europa, zumal
auf der Insel
Cyprus, von wannen sie wegen
ihres schmackhaften Fleisches in
größter Menge
weit verführt wird.
5. †. Alba. das Ackermännchen, die weisse
oder graue
Bachstelze. (Fr. la
lavandiere.
Engl. the white water-wagtail) M. pectore
nigro, rectricibus duabus
lateralibus dimi-
diato-oblique albis. *
Meist in der ganzen alten Welt.
6 †. atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette á tête noire.
Engl. the black-
cap) M. testacea, subtus cinerea, pileo ob-
scuro. *
linné fauna fuecica tab. I. fig. 256.
Im gemäsigtern Europa. Ihr Schlag änelt
der
Nachtigal ihrem.
7. †. phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr.
le rossignol de muraille. Engl. the redstart)
M. gula nigra,
abdomine caudaque rufis,
capite dorsoque cano. *
Hat gleiches Vaterland mit der Nachtigal;
kommt und
geht auch zu gleicher Zeit mit ihr;
hat auch eine überaus anmuthige
Stimme. Zieht
sich nach den Wohnungen, und nistet zuweilen
unter
Dächer oder in Mauerlöcher.
8. †. Rubecula. das Rothkehlgen, Rothbrüsi-
gen,
der Rothbart. (erithacus. Fr. le
rouge-
gorge. Engl. the red breast) M. grisea, gula
pectoreque
ferrugineis. *
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win-
ter bey uns. Ist gar nicht scheu sondern kirr
und
dreust. Aber beißig so daß nach dem lat.
Sprüchwort nicht zwey Paar
in einem Busche
sich vertragen. Tödtet auch leicht andere Vögel.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlu-
pfer, Schneekönig, Winterkönig, (Engl.
the wren) M. grisea, alis nigro
cinereoque
vndulatis. *
In der nordlichen Erde. Ein muntrer kleiner
Vogel,
der seine Stimme bey Wind und Wetter
und herben Frost dennoch hören
laßt, und im
Winter an den Zäunen herum fein Futter sucht
und
Raupennester abliest. Macht sich ein war-
mes weiches
bedecktes Nest, fast in Gestalt eines
Backofen*), und legt sehr zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet) M. remigibus secundariis
exteriori
margine flauis, medio albis, crista
verticali
crocea. *
In vielen Gegenden beider Welten. Der aller-
kleinste europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota
pal-
lide lutea.
pennant's Indian Zoology. tab. VIII.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den Namen
von der merkwürdigen Art wie er
sein Nest aus zwey Baumblättern
verfertigt, da
er ein dürres Blatt an ein grünes am
äußersten
Ende eines Zweigs gleichsam annähet, so daß
beide
zusammen eine tutenförmige Hölung bil-
den, die er mit
seinen Flaumen ausfüttert.
76. pipra. Manakin. Rostrum capite
breuius,
basi subtrigonum integerrimum, apice in-
curuum. Pedes gressorii.
1. rupicola. (Fr. le coq
de roche) P. crista ere-
cta margine purpurea,
corpore croceo, te-
ctricibus rectricum
truncatis.
77. parvs. Meise. (Fr. mesange. Engl. tit-
mouse) Rostrum integerrimum, basi
setis
tectum.
Ueberaus muntre lebhafte, und meist sehr
fruchtbare
Vögel.
1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise,
Spiegelmeise,
Pickmeise, Finkmeise. (Fr.
la
charbonniere. Engl. the
great titmouse)
P. capite nigro, temporibus albis,
nucha
lutea. *
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi-
ges Thier das weit größere Vögel anfällt,
andern
kleinen Sangvögeln die Köpfe aufpickt, und auch
wohl
schlafenden Kindern nach den Augen hackt*).
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der
Blaumüller. (Fr. la me-
sange bleue. Engl. the blue titmouse) P. remi-
gibus
caerulescentibus: primoribus margine
exteriore albis, fronte alba,
vertice cae-
ruleo. *
Häufig in Europa. Ein schönes und überaus
mutzbares
kleines Thier, was Jahr aus Jahr
ein unzählige Insecten und deren
Eyer vertilgt.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise,
Schneemeise, Zagelmeise, der Back-
ofendrescher,
Pfannenstiel. (Fr. la
mesange
á longue queue, Engl. the longtailed titmouse)
P. vertice albo, cauda
corpore longiore. *
In Europa und Westindien. Sehr dick be-
fiedert. Legt zwanzig Eyer, und baut sich
ein
kunstreiches sackförmiges Nest**) von Moos,
Wolle etc.
und bekleidet es, ums zu verbergen,
[Seite 241] von aussen mit den nämlichen
Baumkratzen u.a.
Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm
sie es
angelegt, bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der In-
dianische Sperling. (Fr. le
moustache. Engl.
the
bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda
corpore longiore,
capite barbato.
Im nordwestlichen Europa, England etc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz; Cottonvogel. (Fr. la me-
sange de Pologne.) P.
capite subferrugineo,
fascia oculari nigra, remigibus
rectricibus-
que fuscis margine vtroque
ferrugineo.
buffon vol. III. tab. XXIX. fig. 2.
j. d.
titii parus minimus remiz
descritus
Lips. 1755. 4. tab. I.
II.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen,
Sibirien
etc. Baut sich ein ungemein künstliches
Beutelförmiges Nest von
Pappelwolle etc. das
sie fast wie der Jupujuba das seinige, an
einem
dünnen Aste aufhängt.
78. hirvndo. Schwalbe. Rostrum
minimum
incuruum, subulatum, basi depressum.
Die Schwalben zeichnen sich außer ihrer Bil-
dung auch durch ihre zwitschernde Stimme und
durch
ihre Lebensart gar sehr von den übrigen
Thieren dieser Ordnung aus.
Sie gehen fast
nie, sondern verrichten ihr Geschäfte meist flie-
gend oder sitzend. Haben einen weiten Rachen,
und
wissen damit sehr geschickt die Insecten aus
der Luft oder überm
Wasser im Flug wegzu-
[Seite 242] schnappen. Die bekannte
Streitfrage über den
Winteraufenthalt unsrer hieländischen
Schwal-
ben, zumal der beiden ersten Gattungen,
ist
nach allem was darüber geschrieben worden,
doch noch nicht
vollkommen ins reine. Schade
daß bey den für die eine*) oder für die an-
dre**)
Behauptung angeführten Erfahrungen,
die Gattungen an welchen sie
gemacht worden,
nicht bestimmt genug angegeben sind. In
dubio
scheint doch aber immer das wegziehen dersel-
ben nach wärmern Gegenden bey weiten die
mehreste
Wahrscheinlichkeit für sich zu haben.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica
LINN. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée. Engl. the house-swal-
low, the chimney-swailow.) H. rectrici-
bus, exceptis duabus intermediis, macula
alba notatis. *
In der ganzen nordlichen Erde. Die Benen-
nungen dieser und der folgenden Gattung sind
bey den
Systematikern aufs seltsamste vermengt
und verwechselt worden. Hier
diese mit den
nackten unbefiederten Füssen und
weißgefleckten
Schwanzfedern heist füglich die Stadtschwalbe,
da
sie öfter als die folgende in den Städten sich
[Seite 243] findet. Sie baut ihr offenes
Nest an die Dach-
giebel, Ställe, Scheuern, und auf
den Dör-
fern in den Hausären und unter die
Rauchfange.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe.
(hirundo
vrbica linn.
Fr. l'hirondelle de
muraille,
le martinet à cul blanc. Engl. the
martin.) H. pedibus hirsutis.
rectricibus
immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota
subtus
alba. *
Hat nebst der folgenden meist gleiches Va-
terland mit der vorigen. Nistet meist auf den
Dörfern
außerhalb der Häuser unterm Dache,
an den Kirchfenstern etc. Das
Nest ist wie ein
Backofen oben zugewölbt und die Leim-Klümp-
gen woraus es besteht, sind ziemlich regelmäßig
fast
wie Quaterstücken über einander gelegt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de ripage.
Engl. the sand
martin,
the shore bird.) H. cinerea,
gula
abdomineque albis. *
Baut in Fluß-Ufern, Leimgruben, Sand-
hügeln etc.
4. Esculenta. die Salangane. H.
rectricibus
omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Findet sich
auf den
Sundaischen u.a. Inseln des Indischen
Archipelagus bis Neu-Guinea
etc. Baut da in
Uferlöcher und Berghölen die
berufnen
Indianischen- oder Tunkinsnester, deren Stoff
der
Hausenblase änelt, aber noch weiter nicht
[Seite 244] genau bekannt ist. Man
sammlet jährlich wohl
vier Millionen dieser Nestgen, die
größtentheils
nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwal-
be,
Thurmschwalbe. (Fr. le
martinet. Engl.
the
black, martin, the swift) H. nigricans,
gula alba, digitis omnibus quatuor anticis. *
In allen drey Welttheilen der nordlichen
Erde,
fliegt meist nur früh und Abends aus. Nistet
gern in
Thürmen, auf Kornböden etc.
79. caprimvlgvs. Rostrum modice incur-
vum, minimum,
subulatum, basi depres-
sum, vibrissae ciliares.
Rictus amplissimus,
vnguis intermedius introrsum ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker,
Ziegensauger, Nacht-
rabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'en-
goulevent. Engl. the
goatsucker) C. narium
tubis obsoletis.
In der alten Welt. Ein schön marmorirtes
Thier, was
seinen Geschäften blos des Nachts
nachgeht, und im Flug beständig
schnurrt.
Es lebt von Nachtfaltern etc. und die alte Sage
daß es
den Ziegen die Milch aussauge, ist un-
gegründet.
Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden
sich
beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 25
und 40.) und durch die Menge
desselben von den
Amphibien und Fischen, als welche letztre
beide
meist nur einerley Temperatur mit dem Medium
halten in welchen
sie sich befinden, und dann
auch bey weitem weniger Blut als jene
warmblü-
tigen Thiere haben.
Die Amphibien aber äneln doch darin noch
den warmblütigen Thieren, und
zeichnen sich hin-
gegen von den Fischen vorzüglich
dadurch aus,
daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft
schöpfen;
obgleich dieselben von weit lockerer Tex-
tur, und auch
ihre Athemzüge weit unbestimm-
ter und so zu sagen
unordentliches sind als bey
den beiden Classen mit warmen Blute.
Auch
können sie das Athemholen weit langer entbehren
als diese, weit
langer im sogenannten luftleeren
Raume, oder auch in eingesperrter Luft
(wie z.B.
[Seite 246] Kröten
in einer engen Hole mitten in Baum-
stämmen oder
Steinblöcken) und selbst geraume
Zeit in einer Atmosphäre von fixer und
phlogi-
stisirter Luft aushalten, lind auffallende
Extreme
von Hitze und von Kälte ausdauern, so daß man
z.B.
ungezweifelte Beyspiele von Wasser-
molchen und Fröschen
hat, die sowohl im
Magen und Darmcanal vom Menschen gelebt
haben,
als auch dem Leben ohnbeschadet in
dichte Eisschollen eingefroren
sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen
versehen sind, so sind sie auch
noch fähig Stimme
von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z.
B.
unter den hieländischen der wahre Salaman-
der, die grüne
Eidechse, die Blindschleiche etc.)
gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht
vorzüglich die doppelte
Verschiedenheit unter den
Amphibien, daß sie entweder, wie die
Schildkrö-
ten, Frösche, Eidexen etc. mit vier Füßen
verse-
hen sind; oder aber, als Schlangen einen lang-
gestreckten, dünnen cylindrischen Körper ohne
olle äußere
Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den Am-
phibien
mannichfaltiger als bey den warmblütigen
Thieren. Einige sind mit einer
knochichten Schaale
überzogen: andre mit hornartigen Reifen oder
mit
zahlreichen kleinen Schildgen oder mit Schup-
pen bedeckt:
und noch andre haben eine nackte
nur mir Schleim überzogne Haut. Die
mehre-
sten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche,
wie
z.B. der Laubfrosch und verschiedne Eidexen,
besonders der
Chamäleon, ändern auch zuweilen
plötzlich ihre Farbe. Ueberhaupt aber
giebt es
in dieser Classe, gegen das selbst von Linné au-
torisirte Vorurtheil, doch Thiere von den rei-
zendsten Farben so wie vom muntersten und un-
schuldigsten Betragen. Zumal unter den Ei-
dexen und unter den Schlangen.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die
Benennung der ganzen Classe
andeutet, Wasser
und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt ange-
wiesen. Die mehresten gehen willkürlich in bei-
den Elementen ihren Geschäften und ihrer Nah-
rung nach. Manche bringen hingegen entweder
eine
bestimmte Periode ihres Lebens, oder ge-
misse Jahrszeiten
blos in einem von beiden zu:
Endlich sind aber auch manche entweder
blos
fürs Land oder blos fürs Wasser, und nicht für
beides zugleich
bestimmt.
Von den Landthieren dieser Classe leben viele
in dumpfen feuchten
Dickicht; andere aber auch
in anmuthigen der Sonnenwärme
ausgesetzten
Gegenden: manche gar aus Bäumen etc.
Manche Amphibien, zumal unter den Schild-
kröten und
Schlangen, leben von sehr gemischter
Nahrung: andre hingegen wie der
Laubfrosch,
Chamäleon etc. sind sehr eigen in der Wahl
ihrer
Speisen, gehen z.B. blos lebende Insecten von
einigen wenigen
bestimmten Gattungen an.
Großentheils können sie zum Wunder lange
fasten:
ich selbst habe z.B. Salamander aus acht Mo-
nate lang ohne Speise und selbst ohne daß sie da-
bey
beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und
von Schildkröten weis man,
daß sie gegen an-
derthalb Jahre ohne alle Nahrung
ausdauren
können.
Ueberhaupt scheint die Nutrition der Am-
phibien
eingeschränkter als bey den warmblütigen
Thieren. Ich habe z.B. es nie
dahin bringen
können sie so wie die Säugethiere und Vögel
mit
Färberröthe zu füttern, daß die Knochen davon
gefärbt worden
wären.
Um desto auffallender ist hingegen bey vielen
die ausnehmende
Leichtigkeit und Stärke ihrer
[Seite 249] Reproductionskraft (§. 15.), ein Vorzug, der,
wo
ich nicht irre, in der abgedachten Stärke ih-
rer Nerven
und hingegen respectiven Kleinheit ih-
res Gehirns (§.
28.) zu suchen ist; da folglich
die erstern von letzterem minder
abhängig sind; und
überhaupt die ganze Maschine zwar
schwächre
Mobilität, weniger consensus zeigt,
das ganze
Leben der Amphibien einfacher, und mehr blos
vegetativ
scheint als bey den warmblütigen Thie-
ren, – aber dagegen
die Glieder mehr mit eigen-
thümlicher independenter
Lebenskraft versehen sind.
Und da folglich bey dieser mehr
eigenthümlichen
Lebenskraft der einzeln Theile, nicht gleich
jeder
Stimulus, der auf einen Theil, oder auf
ein
System würkt, sogleich wie bey den
warmblüti-
gen Thieren andere in Consensus zieht, so
erklärt
sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben,
so daß
Frösche, denen das Herz ausgerissen wor-
den, doch noch
umherhüpfen, und Schildkrö-
ten, denen das Gehirn aus dem
Kopfe genom-
men worden, noch Monatelang leben
können:
daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit
der den
Amphibien abgeschnittnen Theile, wie
z.B. der Schwänze von
Wassermolchen, Blind-
schleichen etc.*)
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien zumal unter
den
Schlangen ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr
milchichter Hautschaum den
sie im Nothfall von sich geben; vielen
auch
wohl der specifike Geruch den sie verbreiten; so
zumal manche
Schlangen, Kröten, Wasserei-
dexen, Crocodille etc.
Die äußern Sinne scheinen bey den meh-
resten Amphibien von
keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn.
Unter den innern zeichnet sich doch bey vie-
len das
Gedächtnis aus, da man Beyspiele
selbst von Crocodillen und Kröten hat
die ihre
Wohlthäter kennen gelernt und kirre worden,
und vollends
viele Schlangen bekanntlich sich
zu allerhand kunstreichen Gaukeleyen
abrichten
lassen.
Hingegen ist, meines Wissens, kein einzi-
ges Thier dieser
Classe mit irgend einem wahren
Kunsttriebe (§. 36.) versehen.
Auch scheinen die Amphibien, etwa einige
Gattungen von Schildkröten
ausgenommen,
keinen täglichen Erholungsschlaf zu halten.
Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme
die kältern Wintermonate in
Erstarrung zu-
bringen. Und zwar theils einzeln, theils
wie
unser hieländische Frösche und Salamander in
großen Haufen. Doch
können auch diese gar
leicht des Winterschlafs entbehren und Jahr
aus
Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein
viel sonderbares. Der Paa-
rungstrieb ist bey vielen so
heftig daß man z.B.
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines
Weib-
gens andre männliche Frösche oder Kröten
oder
gar todte Weibgen besprungen haben. Bey den
mehresten Fröschen
und See-Schildkröten dauert
die Paarung mehrere Tage, ja Wochenlang.
Die
Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem
Hinterleibe aufs
innigste umeinander, und zün-
geln dabey mit gebognem
Halse auf einander
los. Die Wassermolche hingegen umarmen ein-
ander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt
zur
Brunstzeit blos um sein Weibgen herum und
bespritzt die Eyergen so wie
sie dieselben von sich
giebt, von der Ferne.
Die Amphibien sind meines Wissens sämt-
lich Eyerlegende
Thiere. Aber freylich geben
[Seite 252] manche, zumal unter den Schlangen, auch
der
Salamander etc. die Eyer nicht eher von sich als
bis das darin
befindliche Junge schon meist seine
völlige Ausbildung erhalten hat. Die
Pipa
heckt ihre Junge auf dem Rücken aus.
Anm. 1. Ein Salamander den ich wenigstens
vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monate lang
völlig isolirt in
einem Glase gehalten, hat Hier-
auf um Neujahr herum ganz
unerwartet binnen
wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß
folglich
hier eine ehemalige Befruchtung, auf eine noch
weit längere
Zeit hinaus als bey den Hünern,
ihre Wurksamkeit erhalten muß.
Anm. 2. In der ganzen Classe der Amphibien ist
mit
zwar kein ganz zuverläßiges Beyspiel von Bastard-
zeugung bekannt: fast wäre ich aber geneigt
einige Spielarten von
Wassermolchen dafür zu
halten die ich in der hiesigen Nachbarschaft in
einem
stehenden Wasser gefunden, worin lacerta lacustris
und palustris untereinander lebten, und die
an
Größe und Bildung das völlige Mittel zwischen
diesen, beiden
Gattungen zu halten scheinen.
Die Frösche und Eidexen die im Wasser
jung werden, kommen nicht gleich in
ihrer voll-
kommnen Gestalt zur Welt, sondern
müssen
sich zuerst noch einer Art von Metamorphose
unterziehen ehe
sie die Ausbildung und den völ-
ligen Gebrauch aller ihrer
Gliedmaßen erlangen.
Die kleinen Frösche z.B. (die
sogenannten
Kaulquappen, gyrini) haben anfangs
noch
keine Füße sondern dafür einen langen Ruder-
[Seite 253] schwanz; auch, so wie
die neugebohrnen Sala-
mander eine Art von Fischkiefern
(branchiae
oder Swammerdams appendices fimbriatae)
hinter den Ohren; ferner zum Theil eine
kleine
Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m.
lauter Theile die
nur für das ganz zarte junge
Thier bestimmt sind und mit der
zunehmenden
Reise desselben allgemach schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere
hieländischen
Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar
werden:
und doch erreichen diese nur ein, nach
Verhältnis dieser späten Pubertät
nicht be-
trächtliches Alter von 12-16 Jahren. Hin-
gegen weis man daß Schildkröten selbst in
der
Gefangenschaft über 125 Jahre gelebt haben, so
daß hiernach zu
schließen, die Crocodille, und
großen Schlangen etc. zu einem noch
ungleich hö-
hern Alter müssen gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist
ziemlich einfach; aber für manche
Gegenden theils äußerst beträchtlich.
Zumal
der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer,
so wie auch
verschiedener Frösche und Eidexen etc.
[Seite 254] – Schildpatt zu Kunstarbeiten
etc. – bunte
Schlangen bey den Nordamericanischen Wilden
als Putz; –
Eidexen, Vipern etc. zur Arzney.
Schädlich werden manche ungeheuere Thiere
dieser Classe, die Crocodille,
Wasserschlangen etc.
durch ihre Größe, und andere zumahl unter
den
Schlangen durch ihr Gift, das in keiner
andern Thierclasse von einer so
gefahrvollen Hef-
tigkeit ist.
Linné machte vier Ordnungen in dieser
Classe: da er außer den beiden
nächstfolgenden
auch noch drittens die sogenannten
knorplichten
Fische hieher rechnete und sie nantes nannte;
und viertens ein eidexenartiges
Wasserthier aus
Südcarolina (Siren lacertina) in eine eigne Ord-
nung mit dem
Namen meantes aufnahm.
Offen-
bar aber gehören jene nantes zu den übrigen Fi-
schen, und die vermeynte
Siren ist wohl nichts
mehr und nichts weniger
als ein noch unvoll-
kommnes Geschöpf aus dem
Eidexengeschlechte,
das nur seine Verwandlung (§. 95.) noch
nicht
überstanden hat.
I. Reptiles. Die Amphibien mit
vier Füßen.
(Die quadrupeda ouipara der ältern
Na-
[Seite 255] turforscher) – Schildkröten, Frösche, Ei-
deren, und
II. Serpentes. Die Schlangen,
ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommne
Gestalt erlangt haben,)
mit vier Füßen versehn, die nach dem ver-
schiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye,
(pedes digitati) oder durch eine
Schwimmhaut
verbundene, (p. palmati) oder
gar wie in
eine Flosse verwachsene Zehen (p.
pinnati)
haben.
1. testvdo. Schildkröte.*) (Fr. tortue.
(Engl. tortoise. die See-Schildkröten aber
turtle) Corpus testa obtectum,
cauda (pleris-
que) brevis, os
mandibulis nudis edentulis.
Die mehresten Schildkröten sind mit einer
breiten
knochichten sehr festen Schaale bedeckt,
deren Obertheil mit dem
Rückgraat und den
Rippen des Thiers verwachsen, und mit
den
breiten hornichten Schuppen belegt ist, die bey
manchen
Gattungen so stark und schönfarbicht
sind, daß sie zu Kunstsachen
verarbeitet werden.
Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen
in
der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der
Untertheil oder das
Bauchschild ist etwas kleiner
als das obere, und mit Ausschnitten
für Kopf,
Schwanz und Füße versehen.
1. Membranacea. T. pedibus palmatis vngui-
culis
tribus, testa dorsali membranacea ouata
grisea striata. *
Ein artiges kleines Thier, was ich aus Gui-
ana erhalten habe, und von den mir sonst bekann-
ten*) weichschaalichten Schildkröten
verschie-
den ist.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle) T. pedibus
pinniformibus, testa
cordata subcarinata, margine serrato: scu-
tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata. *
In beiden Indien; zumal häufig an den An-
tillen. Giebt das beßte Schildpatt.
3. Mydas. Die grüne oder Riesen-Schild-
kröte,
(viridis schneid. Fr. la tortue franche.
Engl. the green turtle) T. pedibus pinnifor-
mibus, vnguibus palmarum binis, planta-
rum solitariis, testa ouata. *
Die größte und stärkste Schildkröte, die
nach
Leguats Versicherung wohl fünf Centner an Ge-
wicht hält**), und mit Lasten von
sechs und
und mehrern Centnern, die man ihr auf den
flachen
Rücken legt, fortkriecht. Sie hat ihren
[Seite 258] gewöhnlichen Namen von ihrer
schwärzlich grü-
nen Schaale und der auffallend
hoch-grünen
Farbe ihres schmackhaften und heilsamen Fettes;
hält
sich in der See auf, kommt aber zumal in
Junius etc. häufigst auf
unbewohnte Inseln wie
z.B. in Westindien, im stillen Ocean etc.
(die
theils davon ihren Namen erhalten haben) um
ihre Eyer zu
legen, deren Anzahl sich auf meh-
rere hunderte
erstreckt, und die nebst dem Fleisch
der Thiere selbst, das an
Geschmack dem Kalb-
fleische äneln soll, für die
Wilden und für die
Seefahrenden von größter Wichtigkeit ist.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte
(europaea schneid.) T. pedibus palmatis,
testa orbiculata
planiuscula. *
5. Carolina. (Engl. the
turapin) T. pedibus
digitatis, testa gibba, cauda nulla.
*
Diese Landschildkröte ist in Carolina etc.
zu
Hause. Ueberhaupt leben die Landschildkröten
gesellig, und
manche Gattungen derselben (wie
z.B. die auf Ile de France) halten
sich des
Nachts in ganzen Schaaren beysammen, so daß
der Boden
wie mit ihnen gepflastert scheint und
man wohl hundert Schritt weit
auf ihnen herum-
gehen kan, ohne daß man braucht den
Fus am
die Erde zu setzen.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis
eleuatis truncatis. *
In Ostindien. Ohngefähr von der Größe ei-
ner stachen Hand: hat wegen seines regelmäßi-
gen schwarz und gelb gezeichneten
hochgewölbten
Rückenschilds, ein artiges Ansehn.
2. rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog)
und Kröte
(Fr. crapaud. Engl. toad) Cor-
pus
nudum pedibus quatuor, posticis lon-
gioribus.
Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kür-
zern Körper und breitern dicken Kopf als die Ei-
deren. Eine einzige Gattung ausgenommen,
sind die
übrigen ungeschwänzt. Die mehresten
haben an den Vorderfüßen freye
Zehen, hinten
aber Schwimmfüße.*)
1. Pipal. die Pipa. Tedo. R. corpore
plano,
rostro spathiformi, digitis anticis
muticis
quadridentatis, posticis vnguiculatis. *
Die Pipa ist in den Gewässern von Guiana
zu Hause,
und wird durch die überaus sonder-
bare und ganz
anomalische Weise, mit der die
Mutter ihre Junge ausheckt,
merkwürdig.
Das Männchen streicht nemlich den Laich, den
das
Weibchen vorher auf die gewöhnliche Weise
von sich gegeben,
demselben auf den Rücken,
wälzt sich nachher selbst noch rücklings
drüber
her, druckt dadurch die Eyergen in besondere
Grübgen die
in der Haut des Weibgens befind-
lich sind, fest; und
befruchtet sie hierauf mit sei-
nem Saamen. Diese
Eyergen verwachsen nach-
her gleichsam mit der Haut
der Mutter, bis
nach Verlauf von beynahe drey Monaten die
darin
befindliche Junge zum Ausbruch reif sind,
[Seite 260] und nach einer kurzen
Verwandlung den Rücken
ihrer Mutter verlassen können. Denn daß
die
jungen Pipas allerdings auch so wie die hielän-
dischen jungen Fröschen eine Verwandlung über-
stehen, wird, gegen die gemeine Meynung, aus
einer vollständigen
Suite von sechs Exemplaren
dieser Thiere im akademischen Museum
erweis-
lich, wo beym einen die noch geschloßnen
Eyer-
beym andern die hervorbrechende
geschwänzte
Junge, beym dritten völlig ausgebildete unge-
schwänzte Junge u.s.w. zu sehen sind.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
seba vol. I. tab. LXXII. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen
stieren
Augen, und der ungeheuren tutenförmigen obern
Augenlider
ein abentheuerliches Ansehn.
3. ocellata. (Engl. the
bull-frog) R. auribus
ocellatis, pedibus muticis. *
In Nord-America. Fast von der Größe ei-
nes Caninchen. Hat den englischen Namen von
seiner
starken brüllenden Stimme.
4. Paradoxa. (Rana
piscis quorundam) R.
caudata, femoribus postice oblique
striatis. *
Im südlichen America*). zeichnet sich
durch
einen starken fleischichten auf den Seiten platt-
gedruckten Schwanz von den übrigen Gattun-
gen dieses Geschlechts aus. Dieses Thier er-
reicht, gegen die Weise anderer Frösche, bevor
[Seite 261] es noch völlig
ausgebildet worden, doch eine
fast Spannenlange Größe, häutet sich
während
der Zeit verschiedentlich, und hat in diesem Zu-
stand zu einer alten Sage von Fröschen, die sich
in
Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Wenn
es aber auch gleich seine
Metamorphose über-
standen hat, und die Füße groß
gewachsen und
völlig ausgebildet sind, bleibt es dennoch ge-
schwänzt, wie ich ebenfalls aus einer ganzen
Reihe
dieser Thiere in ihrer stufenweisen Ver-
wandlung im
akademischen Museum, vor mir
sehe.
5. †. Bufo. die Kröte, Ueze, Quadüze, Padde,
der Lork. R. corpore ventricoso verrucoso
lurido fuscoque.
*
Ist wohl durch ihr düsteres widerliches An-
sehn, durch ihre lichtscheue Lebensart, dumpfi-
gen Aufenthalt, und den knoblauchartigen Ge-
ruch den sie verbreitet wenn sie gereizt wird, in
den
unschuldigen Verdacht des Gifts gekommen.
Denn daß die Kröten
wirklich Gift besäßen,
scheint doch eben so irrig als die
vorgegebene
Antipathie zwischen diesen Thieren und den
Spinnen.
Hingegen ist es unläugbar, daß man
verschiedentlich lebendige Kröten
mitten in durch-
sägten Baumstämmen, oder in
Steinblöcken etc.
angetroffen hat.*)
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore
ver
rucoso, abdomine aurantio – caesio maculato,
pupilla
triquetra. *
Eine muntre kleine Kröte, die am Bauche
schön blau
und gelb gefleckt ist, fast wie ein
Frosch hüpft, und einen lauten
Ton von sich
giebt, der einem Gelächer änelt.
7. †. portentosa. die Haus-Unke. (Bufo cala-
mita lavrent.) R. verrucosa, linea dorsali
flaua, lateralibus
rufescentibus. *
In feuchten Kellern, Ufer-Holen etc. Kommt
selten
zum Vorschein; giebt aber einen eignen
dumpfigen Laut von sich, der
allerhand aber-
gläubische Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch,
Pogge. R. dorso planiusculo subangulato. *
Im Gras und Gebüsch etc. von da die Junge
nach
warmen Sommer-Regen haufenweis her-
vorkriechen, da
dann ihre plötzliche Erscheinung
wol zu der alten Sage von
Froschregen Anlaß
gegeben haben mag. Sie vermehren sich unge-
mein stark, so daß sie Landplage werden können,
und
die Abderiten einst zu Cassanders Zeiten
wirklich ihrenthalb
emigrirten. Sie sind für
die Gärten nutzbare Geschöpfe, da sie
viele
Schnecken, aber auch giftartige Insecten, und
z.B.
Spanische Fliegen verzehren, und darum
unsicher zu essen sind.
9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker. R. corpore angulato,
dorso
transuerse gibbo, abdomine marginato. *
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut,
zumal des Abends bey schönem
Wetter, und treiben dabey zwey große
Blasen
aus den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und
muthig,
verzehren Mäuse, Sperlinge, und
selbst junge Enten, Forellen etc.
und können so-
gar über große Hechte Herr werden*): sind
aber ohne Gefahr zu essen.
Zur Begattungs-
zeit bekommen die Männchen dieser und
der vo-
rigen Gattung schwarze warzichte Knollen
an
den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich
äußerst fest um
ihrer Weibgen Brust klammern
können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (Calamites.
Fr. la raine, la grenouille de St. Martin,
le
graisset.) S. corpore laeui, subtus granu-
lato, pedibus fissis, apicibus digitorum len-
ticulatis. *
Ein anmuthiges Thier, was fast in ganz Eu-
ropa (doch nicht in England, aber desto häufi-
ger in Italien), auch in America etc. zu Hause
ist.
Der klebrichte Schleim womit es wie die
Schnecken überzogen ist,
dient ihm bey seinem
Aufenthalt am Laub der Baume, zum anhän-
gen. Die Männchen, die an ihrer braunen
Kehle
kenntlich sind, haben eine laute Stimme,
die sie, wenn es regnen
will, besonders aber
zur Paarungszeit von sich geben. Sie
blasen
[Seite 264] dabey
die Kehle zu einer großen Kugel, fast so
groß als ihr ganzer Leib,
auf.
3. draco. Corpus tetrapodum caudatum,
alatum.
1. Volans. die fliegende Eidexe, D. brachiis
ab
ala distinctis. *
seba vol. II. tab. LXXXVI. fig. 3.
In Ostindien und Africa. Die sogenannten
Flügel,
die sie zu beiden Seiten des Leibes hat,
dient ihr wohl einen Sprung
zu wagen, aber
nicht zu einem ordentlichen Flug. Im
übrigen
Körperbau änelt sie der der gemeinen grünen Ei-
dexe.
4. lacerta. Eidexe. Corpus elongatum, pe-
dibus
quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der Nil-Crocodil. L.
capite
cataphracto, nucha carinata, cauda superne
cristis binis
lateralibus horrida. *
gesner quadruped. ouiparis. pag. 8.
Der Crocodil ist das größte Thier der süßen
Wasser,
was wol eine Länge von fünfzig*) Fuß
erreicht,
und hauptsächlich im Nil zu Hause ist.
Er tödtet Menschen und
größere Thiere, und
verschluckt zugleich, (wie manche Vögel, §.
65.)
Kieselsteine, um die Verdauung zu befördern.
Jung gefangene
Crocodile lassen sich doch zäh-
men und abrichten.
Herodotus beschreibt schon
solche zahme von Priestern gepflegte und
gehei-
ligte Crocodile, dergleichen Strabo selbst
einen
zu Arsinoë, und in neuem Zeiten der Oxforder
[Seite 265] Lehrer J. Greaves einen zu
Cairo gesehen hat.
Der letztere schlief unter seines Herren Bett,
kam zu
demselben wenn ihn hungerte u.s.w. Das Weib-
gen liegt bey der Begattung auf dem Rücken,
legt hernach auf 100
Eyer, und verscharrt sie
in den Sand. Sie haben kaum die Größe
eines
Gänseeyes, und werden großentheils vom Ichneu-
mon (Viuerra ichn.) aufgesucht und ausgesof-
fen. Der
Crocodil hat eine brüllende Stimme,
und der Tabac soll ihm tödtlich
seyn.*)
3. Alligator. der Kaiman, Americanische Cro-
codil. L. capite imbricato plano, nucha
nuda,
cauda superne lineis binis lateralibus
aspera. *
Im mittlern America. Linné u.a. gaben ihn
für eine
Spielart des Nil-Crocodils aus, von
dem er sich aber außer seiner
weit kleinern Sta-
tur, schon durch die Bildung seines
Körpers
und Schwanzes auszeichnet, die beide nicht mit
so scharf
hervorstehenden starken Schildern, wie
bey jenem Thier, sondern mit
weit flächern Er-
habenheiten besetzt sind. Dieser
ganz specifike
Unterschied fällt zumal bey den Exemplaren bei-
der Thiere, die im akademischen Museum von
gleicher
Größe befindlich sind, sehr sichtlich in
die Augen. Auch ist der
Kaiman schüchtern,
furchtsam**), und überhaupt in
seinem Natu-
rell und Lebensart vom Nil-Crocodil sehr
ver-
schieden: legt nur etwa dreissig Eyer etc.
3. Monitor. (Fr. la
sauve-garde) L. cauda
carinata, corpore mutico maculis ocel-
latis. *
seba vol. I. tab. XCIV. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ein überaus sauber und
regelmäßig
schwarz und weiß geflecktes Thier,
was ohngefähr anderthalb Ellen
lang wird, und
weil es sich meist in Gesellschaft der
Crocodile
aufhält, durch den pfeiffenden Laut, den es von
sich
giebt, diese seine furchtbare Gefährten ver-
rathen
soll.
4. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti
longa,
sutura dorsali dentata, crista gulae denti-
culata. *
seba
vol. I. tab. XCV sqq.
tab. XCVIII.
fig. 1.
In Westindien. Ein äußerst träges indolentes
Thier.
Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch
und Eyer, und wird des erstern
wegen zuweilen
noch lebendig nach Europa verführt; soll
aber,
wie schon Hieron. Benzo bemerkt, für venerische
Personen
gefährlich zu essen seyn.
5. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque
coadunatis. *
io. fr. miller fascic. II. tab. XI.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils
in
Spanien. Ein langsames träges Thier, das
sich auf Bäumen und in
Hecken aufhält, und
von Insecten lebt, die es beschleicht und
dann
mit einer langen klebrichten Zunge sehr behende
zu fangen
versteht. Seine Lungen sind unge-
heuer groß, füllen
den größten Theil des Leibes
aus, und das Thier kan sich damit nach
Will-
[Seite 267] kühr aufblasen oder dünner machen, daher ver-
muthlich die Sage der Alten entstanden seyn
mag, daß
das Chamäleon blos von Luft lebe.
Die schönen goldfarbnen Augen des
Thiers haben
die ganz eigne Einrichtung, daß jedes
besonders,
oder auch beide zugleich nach verschiedenen Rich-
tungen, eins z.B. aufwärts, das andere hin-
terwärts u.s.w. und zwar sehr schnell bewegt
werden
können: am meisten aber ist es durch
die Veränderung seiner Farben
berüchtigt wor-
den, da man vorgegeben hat, daß es
jedesmal
die Farbe der Körper annähme, die ihm zu-
nächst wären, also auf Bäumen grün, auf
Stroh gelb u.s.w. Das ist
nicht. Die natür-
liche Farbe des Chamäleons ist
stahlgrau, zu-
weilen wird es aber gelb, schwarz, auch
ge-
fleckt etc. und das zwar ohne alle Beziehung
auf
die Farbe der benachbarten Gegenstände, son-
dern theils von freyen Stücken, am sichtbarsten
aber wenn das
Thier gereizt und bös gemacht
wird.
6. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder
saurus der Alten*)) L.
cauda tereti medio-
cri, digitis muticis subtus
lamellatis, cor-
pore verrucoso, auribus
concauis. *
Hat ein weit ausgedehnteres Vaterland als
der
Chamäleon, und ist in Ostindien so wie auf
den Inseln der Südsee und
auch hin und wieder
im südlichen Europa, z.B. im
Neapolitanischen
einheimisch. Am häufigsten findet er sich in Ae-
gypten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in
die
Hauser zieht und oft gefährlich wird. Er
[Seite 268] hat nemlich einen giftigen
Saft zwischen seinen
blättrichen Fußzehen, der sich den
Eßwaaren,
wo das Thier drüber wegläuft, mittheilt: deren
Genuß
nachher die gefährlichsten und fast tödt-
lichen
Coliken nach sich zieht.
7. Stincus. (crocodilus terrester) L. cauda
te-
reti mediocri, apice compressa, digitis mu-
ticis lobato-squamosis marginatis. *
seba vol. II. tab. CV. fig. 3.
Im steinichten Arabien, Ober-Aegypten etc.
War
weiland als ein Stärkungsmittel besonde-
rer Art
berufen; wird auch noch jetzt, wenig-
stens in seiner
Heimat, in dieser Absicht ver-
braucht.
8. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Ei-
dexe.
L. cauda verticillata longiuscula, squa-
mis acutis, collari subtus squamis constricto. *
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Die schönste hieländische Eidexe, die sich über-
haupt im wärmern Europa, und wie es scheint,
auch in
beiden Indien findet. Bey uns ist sie,
zumal in heißen Sommern, sehr
häufig: da sie
zuweilen am Bauche ganz kupferfarben glänzt.
Sie
wohnt in trocknen Gegenden, auf Felsen,
in Mauerritzen, sommert sich
gern an der Sonne,
und ist eben so unschuldig als alle übrige
deutsche
Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im
finstern.
Vermuthlich ist es die gleiche Gattung
die neuerlich im Spanischen
America als ein so
kraftvolles specifisches Heilmittel berufen
ward.
9. †. Vulgaris. die gemeine Landeidexe. L.
cauda tereti mediocri, pedibus vnguiculatis,
[Seite 269] palmis tetradactylis, dorso linea duplici
fusca. *
Die kleinste hieländische Gattung. Auf stei-
nichten Boden, an Mauern etc.
10. †. Palustris. die Sumpfeidexe. L.
cauda
lanceolata mediocri, corpore laeui, capite
depresso.
*
Nicht viel größer als die vorige Gattung.
Lebt aber
in Sümpfen, Gräben etc.
11. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser-
Salamander. L. dorso lateribusque verru-
cosis, capite crassiore, mutico; genis pen-
dulis. *
Weit größer und dicker als die vorige Gat-
tung: von schwarzgrüner Farbe: die Männchen
haben im
Frühjahr eine vom Kopf bis zum
Schwanz längst des Rückens
hinlaufende em-
porstehende ausgezackte Haut. Der
äußerst
merkwürdigen Reproductionskraft wodurch sich
beide
Gattungen hieländischer Wasser-Eidexen,
zumal aber hier diese,
auszeichnen, ist schon
oben Erwähnung geschehn (§. 15.) Die Tür-
ken gebrauchen dieses widrige Geschöpf, das
bey ihnen
Skinkôre heist, zu gleicher Absicht
wie den
Stincus, und bezahlen es daher aufs
theuerste.*)
12. †. Salamandra. der Molch, Salaman-
der, die
Molle. (Fr. le sourd, le mouron)
L. cauda tereti breui, pedibus
muticis,
corpore flauo nigroque vario nudo, po-
roso. *
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Ein schönes schwarz und Orangegelb ge-
flecktes, Spannenlanges und Daumendickes
Thier, was an nicht
vielen Orten, (an man-
chen aber wie z.B. im
Braunwalde bey Löwen-
hagen 3 Stunden von hier, in
unzähliger
Menge) gefunden wird, und wovon man ehe-
dem gefabelt hat, daß es giftig sey, im Feuer
leben könne etc. An
letztern Umstand ist doch
etwas wahres, nemlich daß der Salaman-
der in einem schwachen Kohlfeuer einige Zeit
ohne
Schaden ausdauern kann, indem er theils
durch den Mund, vorzüglich
aber durch kleine
Oeffnungen, die über seinem Körper
zerstreut
sind, einen Saft von sich sprüht, wodurch er
von Zeit
zu Zeit einen Theil des Feuers auslöscht
und die Glut mindert. Durch
mehrere Ver-
suche habe ich erfahren, daß auch diesem
Thiere
abgeschnittne Theile wieder wachsen. Doch weit
langsamer
als bey den Wassermolchen.
Die Schlangen haben einen cylindrischen
langgestreckten Körper, ohne
äußere Gliedmaßen,
den sie wellenförmig bewegen; und der
mit
schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist.
Manche leben
im Wasser, (da sie bey ihren aus-
nehmend langen und
theils blasenförmigen Lungen
leicht schwimmen können) andre aus der
Erde,
andre meist auf Bäumen. Sie legen mehren-
theils aneinander gekettete Eyer, und ihre Kinn-
laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest
eingelenkt, sondern
zum kauen ungeschickt, und
lassen sich so weit von einander dehnen,
daß sie,
andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst
sind,
ganz verschlingen können*). Manche
sind
mit heftigem Gift in besondern Bläsgen des
Oberkiefers
versehen, was ihnen als Digestiv-
mittel, aber auch
zum Fang ihres Raubes und
zur Vertheidigung dient**).
5. crotalvs. Klapperschlange. (Fr. serpent
à sonnettes. (Engl. rattle-snake) Scuta abdo-
minalia. Scuta squamaeque subcaudales.
Crepitaculum terminale caudae.
1. horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23. *
seba vol. II. tab. XCV. fig. 1.
Diese so vorzüglich berufne Schlange ist zumal
im
wärmem Nordamerika zu Hause, und wird
auf sechs Fuß lang und Arms
dick. Der Laut,
den die Klapper von sich gibt, soll dem Zwit-
schern großer Heuschrecken äneln*). Die
An-
zahl der Gelenke dieses Theils steigt bey man-
chen über 40 und soll mit den Jahren des
Thiers
wachsen. Daß Eichhörnchen, kleine Vögel etc.
von den
Bäumen der drunter liegenden Klap-
perschlange
gleichsam von selbst in den Rachen
fallen, bestätigt sich
allerdings, und ist um so
weniger befremdend, da man ähnliche
Phäno-
mene auch an andern Schlangen, und so
auch
an Kröten, an Habichten, und an Katzen
merkt hat, die alle,
wie es scheint, un-
ter gewissen Umständen durch
bloßes steifes An-
sehen andre kleine Thiere an sich
locken können-
Wenigstens liegt also der Grund dieses
vermeyn-
ten Zaubers nicht in der stinkenden und
nach
Kalm's Versicherung**) theils bis zur Ohn-
[Seite 273] macht betäubenden
Ausdünstung der Klapper-
Schlange. Hingegen kommt ihr
ausserdem auch
noch ihre Klapper zu passe, deren
zischelndem
Laut die Eichhörnchen etc. (– seys nun aus ei-
ner Art Neugierde, oder Misverständnis, oder
zagender
Angst etc. –) von selbst nachzugehen
scheinen. Wenigstens weis ich
von sehr unter-
richteten Augenzeugen die sich lange
Jahre in
der Heimat der Klapperschlangen aufgehalten
haben, daß
es der gewöhnliche Kunstgriff der
dortigen jungen Wilden ist, sich
im Busch zu
verstecken, das Zischeln der
Klapperschlangen
Nachzumachen und dadurch die Eichhörnchen
zu
locken und zu fangen. – Die Klapperschlan-
gen selbst,
werden von den Schweinen aufge-
sucht, und ohne
Nachtheil gefressen. Sie lassen
sich überaus kirre und zahm machen;
ja man
versichert daß die Wilden in Canada solche ab-
gerichtete Klapperschlangen mit Anfang des Win-
ters in Freyheit setzen, und sich diese im folgen-
den May doch richtig wieder an einem bestimm-
ten Orte bey ihnen einfinden.*)
6. boa. Scuta abdominalia et snbcaudalia.
1. Constrictor. die Abgottsschlange. B.
scutis
240, scutellis 60. *
seba vol. II. tab. XCVIII. sqq.
In Ostindien und Africa. Ihre Größe er-
streckt sich nach H. Adansons Versicherung auf
40 bis
50 Fus. Sie verschlingt Rehe und win-
det sich um
Hirsche und größere Thiere, bricht
ihnen die Rippen entzwey und
verzehrt sie so-
[Seite 274] dann. Doch ist sie leicht kirre zu machen
und
wird wie die Brillenschlange von den Ostindi-
schen Gaucklern zu allerhand Kunststücken ab-
gerichtet.
Die Amaru-Schlange in Süd-America die
von den Amis
in Peru angebetet ward, und
auch auf 30 Fus lang wird, scheint wenig
von
dieser verschieden.
Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig
verehrte
sogenannte Juda-Schlange von einer
andern Gattung, da sie nur etwa
sechs Fus lang
wird u.s.w.*)
7. colvber. (Fr. couleuvre) Scuta abdomi-
nalia, squamae
subcaudales.
1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22. *
Es werden mehrere Schlangen mit dem Na-
men der Viper belegt. Hier diese von Linné
so
genannte, ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes. ♂ die gehörnte Schlange.**)
C. scutis 145. squamis
44.
ellis in philos. Trans. Vol. LVI. tab. XIV.
Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und
soll
allerdings auch giftig seyn.***)
3. †. Berus. die Italiänische Viper. (Engl.
the adder) ♂ C.
scutis 146. squamis 39. *
Meyer (S. oben S. 42.) vol. II.
tab. XV-
XVIII.
Diese zu Suppen und andern Arzneyen ehe-
dem häufigst verordnete eigentliche Viper ist
von
bräunlicher Farbe (die aber bald mehr ins graue
bald mehr
ins rothe sticht) und in den wärmern
Gegenden der alten Welt, auch
schon im südli-
chen Deutschland und in der Schweiz,
zu Hause.
Ihr Biß ist zwar heftig, verursacht Entzündung
und
Fieber etc. wird doch aber nur selten tödtlich.
Auch wird sie ohne
Scheu von den Raubvögeln
gefressen. Es ist dieselbe Gattung womit
ehe-
dem Redi und neuerlich Fontana so viele merk-
würdige Versuche angestellt haben.
Sie variirt aber in mehrerley Spielarten,
wohin
auch wohl die von Linné für eigne Gat-
tungen gehaltne
aspis und chersea
gehören
möchten.
4. †. Natrix. die Natter. C. scutis 170.
squa-
mis 60. *
Meyer l. c. vol. I. tab. LXXXIX. sq.
Ein unschuldiges schönes Thier von Stahl-
Farbe mit weissen Seiten-Flecken, zumal an
beiden
Seiten des Halses. Man hat selbst in Eu-
ropa welche
von 10 u. m. Fus gefunden die dann
wohl ehedem Anlaß zu den
abentheuerlichen Er-
zählungen von Lindwürmern etc.
gegeben haben
mögen.
5. coccineus. die Carmoisin-Schlange. C.
scu-
tis 175. squamis 35.
*
Voigts Magazin (s. oben S. 8.) IVten B.
4tes St.
tab. I.
Diese ausnehmend schönfarbichte und unschul-
dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien
[Seite 276] zu Hause, Fingers
dick und ohngefähr 2 Fus
lang. An meinem Exemplar das ich der
Güte
des Hrn. Major Gardner verdanke, laufen
längst des Rückens
2, große und sehr regel-
mäßige carmoisin-rothe
Flecken, die mit schwar-
zen Rändern eingefaßt, und
diese wieder mit
citron-gelben Queerstreifen von einander abge-
sondert sind. Die Mädchen in Florida tragen
das
schöne Thier zum Putz als Halsband oder
in die Haare geflochten
etc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
*
seba vol. II. tab. LXXXV. XC. u.a.
In Orient. Die Haut am Halse ist weit aus-
dehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen
Figur
bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlan-
gen, wird
aber doch vom Ichneumon (Viuerra
ichn) ohne
Schaden gefressen, und ist auch
leicht und ohne Gefahr zu allerhand
Gaukel-
künsten abzurichten.*)
8. angvis. Squamae abdominales et subcau-
dales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Hasel-
wurm, Hartwurm. (Engl. the
blind-worm.
the slow-worm) A. squ. abd. 135. totidem-
que subcaud. *
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
bricht
leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und
die Stücke bewegen sich
doch noch Stunden-lang.
Man findet von ihr mancherley theils
sauber
gezeichnete Spielarten.
9. amphisbaena. Annuli trunci caudaeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30. *
seba vol. I. tab. LXXXVIII. fig. 3. u.a.
Ist schwarz und weiß gefleckt. Findet sich
in
America.
10. caecilia. Rugae trunci caudaeque. La-
bium
superius tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 135. *
seba vol. II. tab. XXV. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern
runzlichte Ringe in der glatten Haut,
fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothen kalten
Blut
versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer
Flossen bewegen und mittelst
wahrer Kiefern
Athem holen.
Anm. wahre Kiefer und wahre Flossen – um
sie
von den gewissermaßen analogen Organen der ganz
jungen Frösche,
Salamander etc. (§. 95.) zu unter-
scheiden.
Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae)
vertreten
bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf
beiden Sei-
ten hinter dem Kopfe unter einer oder
mehrern
großen halbmondförmigen Schuppen, die des-
halb die Kiefer-Deckel (opercula
branchialia)
heissen und mit der Kiefer-Haut (membrana
branchiostega) verbunden sind. Die Kiefern
selbst
sind mit unzähligen der zartesten Blutge-
fäße durchwebt
und auf jeder Seite in vier Blät-
ter vertheilt, die
ohngefähr der Fahne an einer
Feder äneln und die an ihrer Basis durch
eben
[Seite 279] so viele
bogenförmige Gräten unterstützt
werden.
Das Athemholen, das die Fische eben so
wenig als die mit Lungen versehene
Thiere lange
entbehren können, geschieht bey ihnen indem sie
die im
Wasser aufgelöste Luft durch den Mund
in die Kiefern leiten und dann
durch die Kieser-
öffnung (apertura
branchialis) wiederum von
sich geben.
Da sie keine Lungen haben so versieht sich
folglich von selbst, daß ihnen
auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kan, obgleich ei-
nige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch
etc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers überhaupt ge-
nommen, ist bey den
Fischen ungleich mannich-
faltiger als bey den beiden
letztern Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine
ver-
ticale Stellung d.h. er ist auf beiden Seiten zu-
sammengedruckt (corpus compressum s.
cathe-
toplateum); bey einigen andern, hingegen
wie
bey dem Roch en, liegt er horizontal, ist in die
Breite platt
gedruckt (corpus depressum s. pla-
gioplateum); bey andern, wie beym Aal etc. ist
[Seite 280] er mehr rundlicht: bey andern,
wie bey den
Panzerfischen prismatisch oder viereckt etc.
Bey allen stoßen aber Kopf und Rumpf un-
mittelber an
einander ohne durch einen eigentli-
chen Hals von einander
abgesondert zu seyn.
Die mehresten Fische sind mit Schuppen
bekleidet; die von einer ganz
eignen Substanz,
und bey den verschiednen Gattungen von
der
mannichfaltigsten theils ausnehmend eleganten
Bildung und
Zeichnung, und farbichten Gold-
und Silberglanze sind.
Sie werden von aussen noch mit einem beson-
dern Schleim
überzogen, der großentheils aus
kleinen Schleimhölen abgeschieden zu
werden
scheint, die bey den mehrsten Fischen zu beiden
Seiten des
Körpers in der sogenannten Seiten-
Linie liegen.
Einige Fische (pisces alepidoti) wie
der
Saugefisch etc. haben gar keine Schuppen, son-
dern eine nackte schlüpfrige Haut.
Die mehrsten der sogenannten Knorpelfische
sind statt der Schuppen mit
Schildern oder gar
mit einer festen knochichten Schaale gepanzert.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen, bestehen aus dünnen
knochenartigen oder
knorplichten Gräten, die durch eine
besondere
Haut mit einander verbunden, an eignen Kno-
chen befestigt, und durch bestimmte Muskeln be-
wegt
werden. Ihrer bestimmten Lage nach
heissen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales);
die seitwärts hinter den Kiefern
befindlichen,
Brustflossen (p. pectorales); die
am Bauche
vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauch-
flossen (p. ventrales); die hinter dieser
Oeffnung,
Steisflosse (p. analis); endlich am
Schwanze,
die Schwanzflosse (p. caudalis). Die
letztere
hat allemal eine verticale Lage, und vertritt völ-
lig die Stelle eines Steuerruders zum lenken etc.
So wie
hingegen die Brustflossen zum eigentli-
chen Fortrudern
u.s.w. dienen.
Die sogenannten fliegenden Fische haben sehr
lange und straffe
Brustflossen, so daß sie sich da-
mit selbst über die
Oberfläche des Wassers erhe-
ben und kleine Strecken weit
fortfliegen können.
Anm. Man muß beides die Schnelligkeit und die
Länge
der Zeit bewundern, womit die Fische ihre Flossen
bewegen und
schwimmen können. Jenes ist zumal
bey ganz jungen Fischen auffallend, da
das Auge
kaum der schnellen Bewegung ihrer Flossen folgen
kann,
Dieses wird zum B. durch die Erfahrung
erweislich, da zuweilen die
nemlichen Thunnfische
den Europäischen, von Martinike kommenden und
[Seite 282] mit dem besten Winde
seegelnden Retourschiffen bis
an die Straße von Gibraltar Tag und Nacht
und
ablässig nachfolgen.
Ein andres Hülfsmittel zu Bewegung der
Fische, besonders wohl zum steigen
und sinken,
ist die Schwimmblase, womit zumal die Süs-
Wasser-Fische versehen sind, die mit phlogisti-
sirter
Luft gefüllt ist und meist mittelst eines eig-
nen Canals
(ductus pneumaticus) mit dem
Magen oder Schlunde
in Verbindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See-
und Süs-Wasser-
Fische. Einige können doch auch zuweilen
ei-
nige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal,
die
Muräne etc. Andre theils in warmen mine-
ralischen
Quellen*).
Die mehresten Fische, zumal die in der See
leben, sind animalia nocturna, die nemlich ih-
ren Geschäften
zur Nachtzeit nachgehen, am
Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig
hal-
ten. Daher auch die von Fischen lebenden In-
sulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts
auf den Fang
ausgehn.
Viele Gattungen von Fischen unternehmen
in gewissen Jahrszeiten große
Reisen; manche
Seefische steigen z.B. um zu laichen in die
Buchten
und Mündungen der Flüsse; andere wie
die Häringe ziehn zu bestimmter
Zeit vom Nord-
pol nach den mildern südlichern Meeren
etc.
Die Fische sind größtentheils fleischfressende
Thiere, und sind, da sie
keine eigentlichen Füße
haben ihre Beute damit zu fassen, mit
mancher-
len andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver-
sehen worden.
Theils nemlich mit langen Bartfasern (cirri)
am
Maule, um damit andere kleine Wasserthiere
wie mit einem Köder zu locken
und gleichsam zu
angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch etc.)
Andre wie der Chaetadon rostratus mit ei-
ner Spritzröhre, um dadurch
die über dem Wasser
fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen.
Andre wie der Zitterrochen, der Zitteraal,
und der Zitterwels mit einer
besondern erschüt-
ternden und betäubenden Kraft.
Viele wie die Hayfische u.a.m. mit einem
furchtbaren Gebiß.
Manche wie der Sägefisch, Schwerdfisch etc.
mit andern Waffen u.s.w.
Die äußern Sinne der Fische haben unge-
mein viel
sonderbares, auszeichnendes.
Das Gefühl ist bey vielen von der äußersten
Schärfe, so daß sie die
unmerklichste Bewegung
des Wassers empfinden.
Auch der Geruch muß bey vielen überaus
scharf seyn, da sie versteckten
Köder in weiter
Entfernung auswittern.
Die Organe des Geschmacks sind bey den
Fischen sehr von denen der
warmblütigen Thiere
verschieden. Nur wenige haben eine wahre
Zunge,
aber großentheils dagegen einen fleischich-
ten
Gaumen.
Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins
reine, da man weis, daß sie
nicht nur den Sinn,
und zwar in auffallender Schärfe –, sondern
auch
selbst ähnliche Organe wie die im innern
Ohr andrer rothblütigen Thiere,
selbst eine Art
flach-länglicher Gehörknöchelgen (von porcellan-
artigen Ansehen, aber sehr brüchiger
Textur)
besitzen.
Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen
sich aber in Baue des Auges der
Fische*),
das
sich in dieser Classe überhaupt erst durch die größere
Menge und
die merkwürdige theils unbeschreib-
lich prachtvolle
Einrichtung der gemeinschaftlichen
Häute desselben und ihrer Blätter; –
hingegen
durch den gänzlichen Mangel des sogenannten
Strahlenbandes
(corpus ciliare); – dann auch
durch einen ganz
eignen glockenförmigen Theil an
der Crystall-Linse (campanula) der einige Aehn-
lichkeit mit dem
schwarzen Fächer im Auge der
Vögel (§. 66.) hat; – ferner durch einen
son-
derbaren kleinen Muskel der innerhalb des Aug-
apfels auf der schwarzen Haut liegt, u. d.
m.
auszeichnet: dann aber auch bey verschiednen Fi-
schen insbesondre, wieder ausnehmend auffal-
lende
eigenthümliche Verschiedenheit zeigt: So
vor allem bey der cobitis anableps**), bey den
Rochen***) etc.
Was die innern Sinne der Fische betrifft,
so fehlt es noch sehr an
richtigen Beobachtungen
[Seite 286] über dieselben. Doch weis man, daß manche
wie z.B.
die Forellen überaus kirre werden*);
andre, z.B. die Karpen sehr listig und
verschla-
gen sind u.s.w.
Auch will man bemerkt haben daß die Fische
einander kennen lernen und
wenn sie zusammen
erzogen und nachher getrennt werden, sich wirk-
lich nach ihren alten Bekannten sehnen**).
Von ihrem Schlaf gilt meist die gleiche An-
merkung die bey
den Amphibien gemacht wor-
den (§. 92.), daß nemlich
vermuthlich alle einem
Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur
sehr
wenige einen bestimmten täglichen periodischen
Erholungsschlaf
haben: wie es z.B. vom Gold-
brachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen wohin der Aal und die
sogenannte Aal-
mutter gehören, mögen sich wohl wenige
Fische
wirklich mit einander paaren; sondern bey den
mehresten giebt
das Weibgen den Rogen noch
unbefruchtet von sich, und das Männchen
kommt
hierauf nach, um denselben mit seiner Milch zu
begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Landwirth-
schaft
benutzen gelernt, indem man auch aus der
künstlichen Vermischung von
Eyern und Saa-
men der Forellen etc. junge Fische erzielen
kan*).
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im
Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man
ein-
zeln unter denselben wirkliche Zwitter**); -
und
anderseits auch völlig geschlechtlose***) Mis-
geburten
gefunden haben will.
Die Vermehrung der Fische ist zum Wun-
der stark, so, daß
ohngeachtet die Eyergen der
mehresten Fische in Verhältnis zu ihrer
Statur
ungleich kleiner sind, als in irgend einer
andern
Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer-
stöcke größer sind als ihr ganzer übriger Körper.
Daher zählt man z.B.
beym Häring zwischen
20 und 37000, beym Karpen über 200000, bey
der
Schleihe 383000, beym Flinder über eine
Million Eyergen etc.****).
Theils haben die jungen Fische so wie
sie aus dem Eye kriegen noch nicht
ihre völ-
lige Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls so
wie
[Seite 288] viele
Amphibien (§. 95.) erst einer Art von Me-
tamorphose
unterziehen, wodurch erst nach und
nach ihre Flossen u. dergl. m.
allgemach ausge-
bildet werden.
Die Fische gelangen in Verhältnis zur Größe
ihres Körpers zu einem hohen
Alter. Man weis
von Karpen, Hechten etc. daß sie anderthalbhun-
dert Jahre erreichen können. Doch werden einige
kleine
Fische, wie z.B. der Stichling etc. nur
wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist
ziemlich einfach, meist blos zur Speise;
aber eben von dieser Seite für
einen großen Theil
des Menschengeschlechts, der theils fast ganz
von
diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig-
keit. Selbst wilde Völker, wie z.B. die Kamt-
schadalen,
Brasilianer etc. wissen die Fische auf
die mannichfaltigste Weise, sogar
zu einer Art
Mehl, zu Kuchen u.s.w. zu bereiten: und bey
vielen, wie
z.B. unter den Insulanern des stil-
len Oceans, macht der
Fischfang ihr Hauptge-
schäfte –, und in Rücksicht der
überaus sinn-
reichen angemeßnen Geräthschaften die sie
sich
dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nach-
denkenden Studium aus. Aber auch für einen
großen Theil der
cultivirten Erde ist der Fang
[Seite 289] einiger besondern Gattungen von Fischen wie z.
B.
des Härings, Cabliaus, Thunnfisches u. d.
m. ein äußerst wichtiger
Gegenstand. Des un-
säglichen Luxus zu geschweigen den man
zumal
bey den alten Römern mit vorzüglich großen
Stücken von
schmackhaften Fischen, besonders
mit Stören, Muränen etc. getrieben. Ihr
be-
rühmtes garum*) ward aus den
Eingeweiden
mancher Fische, (gewissermaßen so wie der Ca-
vear aus dem Rogen der Störe) bereitet.
Manche Theile einiger Fische werden auch zu
Kunstsachen benutzt; wie z.B.
die Schuppen
des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Ro-
chen und Hayen etc.; Hausenblase etc. Die Haut
des Sägefisches zu
Sohlenleder. Sein Thran
zum brennen etc.
Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumal in den
Weltmeeren die Haye; und
in den süßen Wassern die Hechte. –
Auch
sind einige Fische mit heftigen Gift versehen, das
ihren Genuß
gefahrvoll und tödlich machen kan.
So zumal einige Gattungen von Tetrodon.
Bey der Anordnung der Geschlechter dieser
Classe habe ich, wie es die
Natur mit sich bringt,
die von Linné ohne Grund zu den
Amphibien
gezählte Fische (§. 99.) wieder in ihre behörige
Classe
gebracht, wo sie nun die beiden ersten
Ordnungen ausmachen.
In den übrigen vieren hingegen bin ich ganz
dem Linnéschen System
gefolgt.
I. Chondropterygii. Die
eigentlichen Knor-
pelfische, die nemlich knorpelartige
Gräten
haben;
II. Branchiostegi. Denen der
Kieserdeckel
und die Kieferhaut oder doch eins von bei-
den mangelt.
Die folgenden hat Linné nach der Beschaf-
fenheit und Lage
der Bauchflossen geordnet:
nemlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
IV. Iugulares. Die, deren
Bauchflossen vor
den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die
Bauchflossen ge-
rade unter den Brustflossen, und
VI. Abdominales. wo sie hinter diesen sitzen.
Die Fische dieser Ordnung haben knorplichte
Gräten, besonders auch in
den Flossen, und bey
den mehrsten ist das Maul auf der
Unterseite
des Kopfs befindlich.
1. petromyzon. Spiracula VII ad latera colli.
Fistula in vertice.
Pinnae pectorales aut ven-
trales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam-
proye. Engl. the lamprey) P. ore intus ps-
pifloso, pinna dorsali posteriori a cauda di-
stincta *.
In der Nordsee so wie im mitländischen u.a.
Meeren.
Steigt aber auch 8 und mehrere Mei-
len weit in die
Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß
lang.
2. †. fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna
dorsali posteriore angulata. *
In größern Flüssen. Wird nur halb so groß
als die
vorige Gattung. Beide können sich mit
dem Maule an Klippen, Schiffe
etc. (fast wie
Blutigel) festsaugen.
2. raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spi-
racula V fubtus ad collum. corpus depres-
sum. os
sub capite.
Ein ansehnliches Geschlecht, dessen Gattungen
aber
noch nicht genau genug bestimmt scheinen.
Sie werden theils durch
ihre Größe, theils durch
ihr sonderbares Ansehn, theils durch
andre
auszeichnende Eigenschaften etc. merkwürdig.
Ohngeachtet
sie nur ein Ey auf einmal legen so
vermehren sie sich doch so stark,
daß das Meer
in manchen Gegenden ganz davon wimmelt. Die
Eyer
haben eine hornichte Schaale mit vier
Spitzen, und heissen
See-Mause. Freylich
legt die Mutter viele Eyer hinter einander,
und
da dieselben gleich eine ansehnliche Größe haben,
und auch
die jungen Thiere nur von wenigen
Raubfischen gefressen werden, so
erreichen nach
Verhältnis sehr viele derselben ihr volles Wachs-
thum etc. Die alte Grille, daß man getrocknete
Rochen
durch allerhand Künsteley in Drachen-
form umgebildet
hat, kan wohl zum Theil mit
Anlaß zum Mährchen von Basilisken
gegeben
haben.
1. torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr.
la torpille. Engl. the crampfish.) R.
tota
laeuis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. XIX. sq.
Vorzüglich im mitländischen Meer. Er be-
täubt die Thiere die sich ihm nähern, und
man
empfindet die gleiche Würkung, im Arm, wenn
man ihn anfassen
will. Außerdem kan er aber
auch einen erschütternden Schlag
mottheilen, der
dem von der Leidner Flasche änelt. Wird doch
an
theils Orten vom gemeinen Mann gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the
[Seite 294] skate, the flair.) R.
varia, dorso medio gla-
oro, cauda vnico aculeorum
ordine. *
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner
schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf-
tes
Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, la tareronde.
Engl. the
sting-ray.) R.
corpore glabro, aculeo longo
anterius serrato in cauda, et dorse
apterygio.*
In vielen Meeren der Welt. Der Stachel
am Schwanze
dieses Rochen wird irrig für gif-
tig, und seine
Verletzungen für tödtlich gehal-
ten. Aber er dient
dem Thiere und auch wilden
Völkern als Waffen. So schäfften z.B.
die
Brasilianer und viele Insulaner des stillen Oceans
ihre
Pfeile und Spieße damit.
3. sovalvs. Han. (Fr chien
de mer. Engl.
shark.) Spiracula V ad latera colli.
Cor-
pus oblongum teretiusculum. Os in ante-
riore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsalibus
spinosis, cor-
pore teretiusculo. *
In den europäischen Meeren. Hat drey Rei-
hen Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite latissimo transuerso malleiformi.*
3. Carcharias. (lamia. tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano,
dentibus
serratis. *
Ein ungeheures blutdürstiges unersättlich-
gefräßiges Thier, was zuweilen auf zehntausend
Pfund
wiegt, und in dessen Magen man wohl ehr
ganze Pferde gefunden hat.
Zieht Schaaren-
weis den Transportschiffen mit
Negersclaven
von Guinea bis zu den Antillen etc. nach, um
die
Menge derselben die unterwegs an Krank-
heit sterben
oder sich selbst ersäufen, gleich auf-
zuschnappen.
Hat sechsfache Reihen Zähne im
Rachen, die (wie überhaupt bey den
mehrsten
Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son-
dern durch eine Art Gelenk mit denselben ver-
bunden und folglich beweglich sind,
zurückgelegt
werden können.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwerdfisch. (Fr.
la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna
ani
nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrin-
que
dentato. *
Das breite schwerdförmige oft mehrere Elen
lange
Gewehr, was dieses Thier vor dem Kopfe
führt, und womit es sich
selbst den größten Wall-
fischen furchtbar macht, ist
knorplicht und zu
beiden Seiten an den Schärfen mit 24
starken
eingekeilten Zähnen besetzt.
4. chimaera. Spiracula solitaria, quadripar-
tita,
sub collo. Oris labium superius quin-
quepartitum.
Dentes primores incisores bini
supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Im nordlichen Atlantischen Meer.
5. acipenser. Spiracula lateralia solitaria, li-
nearia. Os sub capite, retractile, edentu-
lum.
Cirri quatuor sub rostro ante os.
1. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl.
the sturgeon) A. quamis dorsalibus 11. *
In allen Europäischen Meeren, auch im Ca-
spischen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht
nebst
den übrigen Gattungen dieses Geschlechts
sowohl wegen des Fleisches
als des aus dem Ro-
gen bereiteten Caviars, für viele
Völker einen
wichtigen Fang aus, und kan gegen tausend
Pfund
schwer werden.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis
dorsa-
libus 15. *
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am
häufigsten im Caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30
Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. A.
squamis
dorsalibus 13. caudalibus 43.
*
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hau-
senblase merkwürdig, die man besonders aus der
innern Haut der
Schwimmblase desselben, doch
auch aus dem Stör und noch aus einer
andern
Gattung dieses Geschlechts, nemlich der Se-
wruge (Acipenser stellatus) die auch das
beste
[Seite 297] Caviar
giebt; ja theils auch aus der Luftblase
des Wels, bereitet.
Auch findet sich zuweilen in den Nieren
dieses
Thiers der berühmte Beluga-Stein, der zumal
bey vielen
Russisch-Asiatischen Völkern im unge-
gründeten Ruf
eines wichtigen Arzneymittels
steht.
In Rücksicht der Flossen- und übrigen Grä-
ten nähern
sich die Thiere dieser Ordnung schon
wehr den folgenden Ordnungen
der von Linne'
eigentlich sogenannten Fische. Es fehlt
ihnen
aber doch entweder der Kieferndeckel, oder die Kie-
fernhaut, oder beides*).
6. lophivs. Seeteufel. (Fr. diable de mer.
Engl. sea-devil) Pinnae pectorales
brachiis
insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.
1. piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca-
trix. Fr. la grenouille pecheuse.
Engl. the
toad-fish.) L.
depressus capite rotundato. *
Der ungeheure Kopf der die größere Helfte
des
ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischich-
ten Angelfaden am Maule (§. III.) geben ihm
ein
auffallendes Ansehn.
7. balistes. Hornfisch. Caput
compressum.
Apertura supra pinnas pectorales. Corpus
compressum,
squamis corio coadunatis. Ab-
domen
carinatum.
1. tomentosus. (Engl. the old wife) B.
pinna capitis biradiata, corpore
posterius
subvilloso. *
8. ostracion. Panzerfisch. (Fr poisson coffre)
Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ven-
trales nullae.
1. triqueter. O. trigonus muticus. *
seba vol. III. tab. XXIV. fig. 6. 12.
So wie der folgende in Ostindien.
2. cornutus. O. tetragonns, spinis frontali-
bus
subcaudalibusque binis. *
Ein überaus niedliches kleines Thier, dessen
Panzer
aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken
wie Bienenzellen,
bezeichnet ist.
9. tetrodon. Corpus subtus muricatum. Pin-
nae
ventrales nullae.
1. lagocephalus. (Fr. le
poisson souffleur) T.
abdomine aculcato, corpore laeui,
humeris
prominentibus.
seba vol. III. tab. XXIII. fig. 5.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar
sind die so
man oben im Flusse landeinwärts
fängt, ein gesundes gutes Essen.
Hingegen die
nahe an der See, in der Mündung des Flusses,
sehr
giftig.
2. hispidus. der Kugelfisch. (orbis) T. totus
hispidus papillis setaceis.
*
Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern
der benachbarten Länder. Kan mit
ausnehmender Schnelligkeit bald
schwimmen
bald tauchen etc. und ist neuerlich mit den Luft-
ballonen verglichen und gleichsam als eine Was-
ser-Montgolfiere angesehen worden. Ein sehr
giftiger
Fisch, der aber, wenn ihm das Gift
benommen worden, unschädlich zu
essen und
überaus schmackhaft ist.
3. mola. der Klumpfisch. T. laeuis
compres-
sus, cauda truncata: pinna breuissima dor-
sali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.
10. diodon. Corpus spinis acutis mobilibus
vndique adspersum.
Pinnae ventrales nullae.
1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. D.
ob-
longus, aculeis teretibus. *
Zumal im Atlantischen Ocean: und zwar auch
an den
Nordamericanischen Küsten.
11. cycloptervs. Bauch-Sauger. Caput
obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum
connatae.
1. †. Lumpus. der See-Haase, Klebpfost,
Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the
lump sucker.) C. corpore
squamis osseis an-
gulato. *
In den nordlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich
mit seinem gerippten stachen Brust-
schilde aufs
festeste an die Klippen, Schiffe u.
f. w. an.
12. centriscvs. Messer-Fisch. Caput pro-
ductum in rostrum augustissimum. Abdo-
men carinatum. Pinnae ventrales vnitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C.
corpore
squamoso scabro. cauda recta extensa. *
13. syngnathvs. Rostrum subcylindricum,
ore operculato maxilla
inferiore. Corpus ca-
taphractum. Pinnae ventrales
nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe) S. pinnis caudae ani
pectora-
libusque radiatis, corpore
septemangulato
tuberculato. *
In der Nord- und Ostsee etc. wird wohl über
zwey
Fuß lang, aber kaum Daumens dick.
2. Hippocampus. das See-Pferdgen, die See-
Raupe. (Engl. le cheval
marin) S. pinna
caudae quadrangulae nulla, corpore septem-
angulato tuberculato. *
Hat seine Namen, weil der Vordertheil ei-
nem Pferdekopf und Hals, das Hintere Ende
aber einer
Raupe äneln soll. Im Tode krümmt
es sich wie ein S, und änelt so dem Springer im
Schach.
14. pegasvs. Os proboscide tetractili. Ro-
strum
ensiforme, lineare. Corpus articu-
latum osseis
incisuris, cataphractum. Pinnae
Ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico. *
In Ostindien. Die großen breiten Brustflos-
sen äneln ausgespannten Flügeln, und mögen
wol den
Namen veranlaßt haben.
Diese und die folgenden drey Ordnungen be-
greifen nun
die von Linné eigentlich sogenannten
Fische. Und zwar hier diese,
die so gar keine
Brustflossen haben.
15. mvraena. Caput laeue. Nares tubulosae.
Membr. branch.
radiis X. corpus teretiuscu-
[Seite 302] lum, lubricum.
Pinna caudalis coadunata
dorsali anique. Spiracula pone caput
vel
pinnas pectorales.
1. Helena. die Muräne. M. pinnis
pectorali-
bus nullis. *
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, der in den
wärmern
Meeren beider Welten zu Hause, und
selbst wegen des Luxus, der bey
den alten Rö-
mern mit ihm getrieben wurde, bekannt
ist.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl.
the eel) M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore vnicolore. *
In den Flüssen beider Welten. Geht zuwei-
len ans Land auf Wiesen, ins Getraide etc.
und
verkriecht sich bey strengen Wintern wol gar
auf Heuböden.
Hat ein zähes Leben, und das
ihm ausgeschnittne Herz behält wol noch
40
Stunden lang seine Reizbarkeit. Nach den ge-
nauesten Beobachtungen gebiert er wol sicher le-
bendige Junge.
16. gymnotvs. Caput operculis lateralibus.
Tentacula duo ad labium
superius. Membr.
branch. radiis V. corpus
compressum, sub-
tus pinna carinatum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch. G. nudus, dorso apterygio,
pinna cau-
dali obtusissima anali annexa.
Bey Surinam und Cayenne wo ihn Richer
und Flamstead
zuerst bekannt gemacht haben.
Er ist etwa Mannslang, und vorzüglich
wegen
der sonderbaren ihm beywohnenden electrischen
Kraft
merkwürdig, mittelst deren er so wie der
Zitterrochen und
Zitterwels, Menschen und
Thieren, die sich ihm nähern, einen
betäu-
benden Schlag mittheilt, der dem von der
Leid-
ner Flasche änelt. Daß es auch bey
diesem
Fische ganz unwiderredlich wahre Electricität
sey, ist
selbst dadurch daß man gesehen wie er
Funken giebt etc. völlig
erwiesen.
17. trichivrvs. Caput porrectum, opercu-
lis
lateralibus. Dentes ensiformes, apice
semisagittati: primores
maiores Membr.
branchiostega radiis VII. Corpus compresso-
ensiforme. Cauda subulata,
aptera.
18. anarrhichas. Caput obtusiusculum. Den-
tes
primores supra infraqne conici, diuer-
gentes, sex
pluresue, molares inferiores
palatique rotundati. Membr. branch.
rad.
VI. Corpus teretiusculum, pinna caudae
di-
slincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl.
the ravenous) A. pinnis pectoralibus
amplis
subrotundis. *
An den Küsten des nördlichen Europa.
[Seite 304]19. ammodytes. Caput compressum. La-
bium superius
duplicatum, dentes acerosi.
Membr. branch. rad. VII. corpus teretiuscu-
lum, cauda
distincta.
1. †. Tobianus. der
Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch). (Engl. the sand launce) A. ma-
xilla inferiore longiore. *
Ebenfalls am nordlichen Europa.
20. ophidivm. Caput nudiosculum, dentes
maxillis, palato,
faucibus. Membr. branch
rad VII. patula.
Corpus ensiforme.
1. barbatum. (Fr. la
donzelle) O. maxilla in-
feriore cirris 4.
*
21. stromatevs. Caput compressum. Dentes
in maxillis, palato.
Membr. branchiostega
.... Corpus ouatum, lubricum.
Cauda
bifida.
22. xiphias. Caput maxilla superiore termina-
tum
rostro ensiformi. Os edentulum.
Membr. branch. rad. VIII. corpus teretiuscu-
lum
alepidotum.
1. †. Gladius. der
Schwerdfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épee de mer, l'empereur, l'espadon.
Engl. the sword-fish,
whale-killer) X. man-
dibula inferiore acuta, triangulari. *
Ein furchtbar-starkes Thier der nordlichen
sowohl
als der südlichen Meere, was wol auf
achtzehn Fuß lang wird, und
gegen fünf Centner
am Gewicht hält.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.
23. callionymvs. Caput labio superiore du-
plicato;
oculi approximati. Membr. bran-
chiostega rad.
VI. apertura nuchae forami-
nibus
respirante. Opercula clausa. Corpus
nudum. Pinnae ventrales
remotissimae.
1. lyra. (Fr. le lacert) C. dorsalis prioris
ra-
diis longitudine corporis. *
24. vranoscopvs. Caput depressum, sca-
brum, maius.
Os simum, maxilla supe-
rior breuior. Membr. branch.
rad. V. anus
in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the star gazer.) V. cirris multis in ma-
xilla inferiore. *
Vorzüglich häufig im Mitländischen Meer.
25. trachinvs. Caput scabriusculum, com-
pressum.
Membr. branch. rad. VI. anus
prope
pectus.
1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever) trachinvs.
Im Mitländischen Meer, und der Nordsee etc.
26. gadvs. Caput laeue. Membr. branch.
rad. VII. teretibus, pinnae cute communi ve-
stitae, pectorales acuminatae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock) G. tripterygius cirratus
albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore. *
Im ganzen nordlichen Europäischen
Ocean,
vorzüglichst aber an den Englischen und Schot-
tischen Küsten.
2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius
cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore. *
Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua. der Kabliau, Stockfisch, Stein-
fisch. (Asellus. Fr.
la morne. Engl. the cod-
[Seite 307] fish) G. tripterygius cirratus,
cauda subae-
quali, radio primo anali spinoso.
*
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Na-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge-
schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen
Menge
und wegen der mannichfaltigen Zuberei-
tung (als
eigentlicher Stockfisch, als Laberdan,
und als Klippfisch) und
langen Conservation etc.
von der äußersten Wichtigkeit fürs
Menschenge-
schlecht sind. Sie finden sich in den
nordlichen
Gegenden, beides des stillen und des Atlan-
tischen Oceans, werden aber vorzüglichst
um
Neu-Fundland, Neu-England, Neu-Schott-
land,
auch um Island und an den Nordküsten
von Grosbritannien
gefangen*).
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting) G. triptery-
gius
imberbis albus, maxilia superiore lon-
giore.
*
5. †. Lota. Die Quappe, Drusche, Rutte,
Aalraupe, Aalputte.
(Fr. la lote. Engl. the
burbot.) G. dipterygius
cirratus, maxillis
aequalibus.*
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer
der
schmackhaftesten Europäischen Fische.
27. blennivs. Schleimfisch. Caput
decliue,
tectum. Membr. branch. rad. VI. corpus
lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viuiparus. die
Aalmutter. B. ore tenta-
culis
duobus. *
Im Mitländischen Meer, in der Nordsee etc.
Gebiert
lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen
sitzen.
28. cepola. Caput subrotundum compressum.
Os simum, dentes
curuati, simplici ordine
Membr. brauch. radiis VI. Corpus ensi-
forme, nudum, abdomine vix
capitis lon-
gitudine.
1. taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban.) C.
pinna caudae attenuata, capite
obtusissimo.
29. echeneis. Caput depressum, supra pla-
num
marginatum, transuerse sulcatum.
Membr. branch. rad. X. Corpus nudum.
1. Remora. der Saugefisch.
(Fr. le sucet.
Engl.
the sucking fish) L. cauda
bifurca
striis capitis 18. *
Ein sonderbares Thier, was sich mittelst
der
unzähligen kleinen Mündungen auf dem queer-
gestreiften Hinterkopfe, aufs festeste an Schiffe
und Ufer
festsaugen kan. Die alte Fabel, daß
ein einziger ein Schiff in
vollem Lauf zu hemmen
vermöge, bedarf keiner Widerlegung; doch
hat
sich neuerlich bestätigt, daß ihrer viele allerdings
bey
einem kleinen Fahrzeug das Rudern zu er-
schweren im
Stande sind.
30. coryphaena. Caput truncato decliue.
Membr. branch. rad.
V. pinna dorsalis lon-
gitudine
dorsi.
1. Hippurus der Goldkarpe. (Fr. la dorade.
Engl. the delphin) C. cauda bifida,
radiis
dorsalibus LX. *
Im Atlantischen Meer. Hat den Namen von
der schönen
Goldfarbe seiner Flossen. Ueber-
haupt ein
prachtvolles Thier.
31. gobivs. Caput poris 2 inter oculos
appro-
ximatos: altero anteriore. Membr.
branch.
radiis IV. Pinnae ventrales vnitae
in ouatam.
1. †. niger. die Meergrundel. G. pinna dor-
sali secunda radiis XIV.
Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 3. 5.
32. cottvs. Caput corpore latius, spinosum.
Membr. branch.
rad. VI.
1. †. Cataphractus. Der Knurrhan, Stein-
picker.
(Engl. the pogge) O.
loricatus rostro
verrucis bifidis, capite subtus cirroso. *
Bloch tab. XXXVIII. fig. 3. 4.
An den nordlichen Küsten von Europa
und
America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Kotzkolbe, Gropp,
Kruppe. (Engl. the bull-head, the
miller's
thumb) C. laeuis, capite spinis duabus.*
Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 2.
Ein sehr gemeiner Flußfisch. Das Weibchen
scharrt
sein Laich in eine Höle am Grund, und
bewacht es bis die Jungen
ausgekrochen sind
aufs sorgfältigste.
33. scorpaena. Caput magnum, aculeatum.
Oculi vicini. Dentes
maxillis, palato, fau-
cibusque. Membr. branch.
radiis VII.
1. horrida. S. tuberculis callosis adspersa.*
34. zevs. Caput compressum. Decliue. La-
bium
superius membrana transuersa forni-
catum. Lingua
subulata. Membr. branch.
radiis VII. perpendicularibus: infimo trans-
uerso. Corpus
compressum.
1. vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pinnam
analem dorsalemque
recumbente. *
2. faber. Z. cauda rotundata lateribus mediis
ocello fusco,
pinnis analibus duabus. *
35. plevronectes. Butte,
Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder) Ocu-
lis vtrisque in eodem latere
frontis. Membr.
branch. rad. IV-VII. Corpus
compressum,
latere altero dorsum, altero abdomen re-
ferente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur
die ihre beiden Augen auf einer Seite
des Kopfs haben; manche
Gattungen nemlich
auf der rechten, andere auf der linken: sehr
sel-
ten finden sich Misgeburten unter ihnen,
die
anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen
haben Auch
beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls
so schief seitwärts. Sie
schwimmen in einer
schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe ge-
richtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr.
la plie. Engl. the plaise)
P. oculis
dextris, corpore glabro, tubercu-
lis 6 capitis. *
Nebst den folgenden besonders in den nordli-
chen Meeren. Hier diese wird für die schmack-
hafteste Gattung gehalten.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der) P. oculis dextris,
linea laterali aspera,
spinulis ad pinnas. *
3. †. limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl.
the dab) P. oculis dextris, squamis
ciliatis,
spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique,
dentibus
obtusis. *
4. †. hippoglossus. die Heilbutte. (Fr. le fte-
tang. Engl. the holibut) P. oculis
dextris,
corpore toto glabro. *
Theils von vier Centnern an Gewicht.
5. †. Maximus. die Steinbutte. (Fr. und Engl.
turbot) P. oculis sinistris,
corpore aspero.*
Doch weit kleiner als die vorige.
36. chaetodon. Dentes setacei, flexiles con-
fertissimi, numerosissimi. Membr. branch.
rad. VI. corpus pictum, pinna dorsi anique
carnosa
squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae
dorsalis IX.
maculaque ocellari, rostro cylin-
drico. *
In Ostindien. Hat so wie die verwandten
Gattungen
dieses Geschlechts vortrefliche Far-
ben. Der
Oberkiefer endigt sich in eine Röhre,
wodurch das Thier die Insecten
die an allerhand
Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herab-
fallen und ihm zur Speise werden müssen.
2. macrolepidatus. C. cauda integra, spinis
dorsalibus XI,
radio dorsali quarto filiformi
longissimo.
*
seba vol. III. tab. XXV. fig. 8.
37. sparvs. Dentes primores robusti, molares
obtusi, conferti.
Labia duplicata. Membr.
[Seite 313] branch. rad. V. corpus compressum. Pinnae
pectorales
rotundatae.
1. Aurata. der
Goldbrachsen. S. lunula au-
rea
inter oculos. *
Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von
dem
goldnen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello
sub-
caudali, corpore fasciis nigris. *
Aenelt dem vorigen Fisch in der Bildung
und
Lebensart. Die Männchen sollen zur Begat-
tungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vogel
um ihre Geliebte
kämpfen.
38. labrvs. Dentes acuti, labia simplicia.
Membr. branch.
rad. VI. pinnae dorsalis ra-
dii postice ramento filiformi aucti. Pecto-
rales
acuminatae.
1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus
caeru-
lescentibus, vitta longitudinali fulua
vtrim-
que dentata. *
Im Mitländischen Meer. Nur Fingers lang,
und blos
seiner ausnehmend schönen Farbe we-
gen merkwürdig.
Wird den Badenden durch
seinen Biß lästig der wie Mückenstiche
schmerzt.
39. sciaena. Caput..... Membr. branch.
rad. VI. opercula squamosa et totum caput.
Corpus: fossula
dorsi pro pinna dorsali re-
condenda.
1. umbra. S. nigro varia, pinnis
ventralibus
integerrimis.
40. perca. Opercula squamosa, serrata.
Membr. branch. rad.
VII. Corpus pinnis
spinosis.
1. †. Fluuiatilis. der Baarsch. (Fr. la perche,
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis XVI.*
Von mehrern Seiten einer der
vorzüglichsten
Flußfische.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis XXXII. *
Ein sehr schmackhafter Raubfisch des nordli-
chern Europa.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe)
P. pinnis dorsalibus vnitis radiis XXVII. spinis
XV, cauda
bifida.
41. gasterostevs. Membr. branch. rad. III.
corpus ad caudam vtrimque carinatum.
Pinnae ventrales pone
pectorales, sed supra
sternum.
1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella.
Engl. the
stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus. *
2. Volitans. G. spinis dorsalibus XIII. cirris 6,
pinnis pectoralibus corpore
longioribus. *
seba vol. III. tab. XXVIII. fig. 1.
Um Amboina. Einer der fliegenden Fische.
42. scomber. Caput compressum, laeue.
Membr. branch, rad.
VII. corpus laeue, li-
nea laterali
poslice carinatum. Pinnae spu-
riae saepe versus
caudam.
1. †. scomber. die Makrele. (Fr. le maquereau.
Engl. the mackrel) S. pinnulis V.
Im Nordischen und Atlantischen Meer etc. Wie
der
folgende ein gefräßiger aber schmackhafter
Raubfisch. Von beiden
machten die Alten ein
vorzügliches Garum (§.
119).
2. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon.
Engl. the tunny) S. pinnulis vtrimque 8. *
In der Nordsee, Mitländischen Meer, Ost-
und Westindien etc. Wird über Manns-lang
und dann wol
gegen 5 Centner schwer*).
43. mvllvs. Caput compressum, decliue, squa-
mis
tectum. Membr. branch. rad. III. Cor-
pus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.
Ein sehr schöner und vorzüglich schmackhafter
Fisch
des Mitländischen Meers. Ohngefähr
Fus-lang.
44. trigla. Caput loricatum lineis scabris.
Membr. branch.
rad. VII. Digiti liberi ad
pinnas
pectorales.
1. †. Hirundo. die Seeschwalbe. (Fr. la ca-
bote. Engl. the tub fish) T. digitis
ternis,
linea laterali aculeata. *
2. Volitans. T. digitis vicenis membrana pal-
matis. *
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust-
floßfedern
sitzen. Sie leben größtentheils in
süßen Wassern.
45. cobitis. Oculi in suprema capitis parte.
Membr. branch.
rad. IV–VI. Cauda versus
pinnam minus
angustata.
1. anableps. C. cirris 2. capite depresso,
oculis
prominulis.
seba vol. III. tab. XXXIV. fig. 7.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge,
and wird
besonders (wie obgedacht §. 112.) durch
[Seite 317] den ganz einzigen Bau seiner
gleichsam in zwey
Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges,
und
übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig.
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche) C. cirris 6, ca-
pite inermi compresso. *
Ein bekannter schmackhafter kleiner Fisch, wo-
von es mehrere Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. giebt. Die größten finden sich in der
Aar
in der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die
Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris
8, spina super oculus.*
Giebt wie der Knurrhan einen Laut von sich;
wenn
man ihn in Gläsern mit Sand am Boden,
erhält, so wird er bey jeder
bevorstehenden Wet-
terveränderung unruhig.
46. amia. Caput osseum, nudum, scabrum,
suturis conspicuum. Dentes
in mandibulis
palatoque acuti, conferti. Cirri nasales
2.
Membr. branch. radiis XII. corpus squa-
mosum.
1. calua. A. cauda macula nigra.
47. silvrvs. Caput nudum. Os cirris filifor-
mibus
tentaculatum. Membr. branch. rad.
IV-XIV. Radius pinnarum pectoralium aut
dorsalis primus spinosus,
retrodentatus.
1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S.
pinna
dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.
Der größte Süswasserfisch, der wol 3 Cent-
ner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich
großen
und breiten Kopfes und der langen Bart-
fäden ein
sonderbar Ansehn hat. Er soll wol eher
selbst Menschen und Pferde
etc. aufgefressen haben.
2. cataphractus. S. pinna dorsali postica vnira-
diata, squamis ordine simplici, cirris 6 cauda
integra. *
3. electricus. der Zitter-Wels, Raasch. S.
pinna
dorsali vnica lumbari, remota absque radiis.
cirris
6.
broussonet in den mém.
de l'ac. des sc.
Paris, 1782. tab.
XX.
Die dritte bis jetzt bekannte Fisch-Gattung
die
einen electrischen Schlag mitzutheilen im
Stande ist*). Findet sich im
Nil u.a. Afrikani-
schen Strömen. Wird ohngefähr 20
Zoll lang.
Ist doch eßbar.
48. tevthis. Caput antice subtruncatum.
Membr. branch. radiis
V. Dentes simplici
serie aequales, rigidi,
approximati.
1. hepatus. T. spina vtrinque caudali recum-
bente
mobili.
seba vol. III. tab. XXXIII. fig. 3.
[Seite 319]49. loricaria. (Fr. cuirassier) Caput laeue de-
pressum. Os
edentulum retractile. Membr.
branch. radiis VI. corpus cataphractum.
1. cataphracta. L. pinna dorsi vnica, cirris
duobus. *
seba vol. III. tab. XXIX. fig. 14.
50. salmo. Caput laeue. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch.
rad. IV-X. pinna
dorsalis postica adiposa;
pinnae ventrales
multiradiatae.
1. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau-
mon. Engl. the salmon) S. rostro vltra
in-
feriorem maxillam prominente. *
In den nordischen Meeren und Flüssen. Hält
sich des
Sommers in den Flüssen, im Winter
aber in der See auf. Wird
besonders um die
Laichzeit sehr von Würmern (Lernaea salmo-
num)
hinter den Kiefern geplagt, daher er oft
aus Unruhe schnelle Sprünge
übers Wasser thut.
Nur die Männchen haben einen gebogenen Un-
terkiefer.*)
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truits
saumonée. Engl. the sea trout) S.
ocellis
nigris iridibus brunneis, pinna pectorali
punctis
6. *
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout) S. maculis rubris, maxilla infe-
riore sublongiore.
Dieß schöne, muntre und doch leicht kirre
Thier
lebt in schattichten kalten Waldbächen auf kie-
sichtem Grund, wird selten über zwey Pfund
schwer.
Variirt gar sehr an Farbe und Ge-
schmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Rothfisch.
S. dorso nigro lateribus caeruleis,
ventre
fuluo. *
Im Alpinischen und Nordischen Europa. Zu-
mal ein sehr wichtiges Thier für die Schwedi-
schen Lappen, deren beynah einzige Nahrung es
zu
Zeiten ausmacht; lebt fast blos von Mücken
(culex
pipiens).
5. †. Eperlanus. der Stint, Alander. (Engl.
the smelt) S. capite diaphano, radiis
pinnae
ani XVII. *
6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weisfisch.
S.
maxilla superiore longiore, radiis pinnae
dorsi XIV. *
Einige verwandte und wegen ihres ausneh-
mend schmackhaften Fleisches berühmte Fische
sind nur
noch nicht genau genug bestimmt um
[Seite 321] entscheiden zu können ob sie
als blose Spielarten
der Schnepel oder für besondre Gattungen an-
gesehen werden müssen.
Dahin gehören z.B. die Felchen, und der
Aalbock im
Thuner-See, der mir wenigstens
mit der berühmten*) Ferra
des Genfer-Sees
einerley zu seyn scheint.
51. fistvlaria. Caput: rostrum cylindricum,
apice maxillosum.
Membr. branch. radiis
VII. corpus.....
1. tabacaria. F. cauda bifida setifera.
catesby vol. II. tab. XVII. fig. 2.
52. esox. Caput supra planiusculum; mandi-
bula
superiore plana breuiore, inferiore
punctata: dentes in maxillis,
lingua. Membr.
branch. rad. VII-XII.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike) Q. rostro depresso subaequali. *
Einer der gefährlichsten Raubfische, der nicht
Nur
andere Fische, sondern auch allerhand Am-
phibien,
auch Kröten, viele Wasservögel und
Säugethiere, auch zuweilen gar
Krebse ver-
schlingt. Er wird wol auf dreisig Pfund
schwer,
und über hundert Jahre alt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl.
the garpike) L. rostro vtraque maxilla su-
bulato. *
Ein schmackhafter Fisch. Seine Gräten sind
grün,
als wenn sie mit Saftfarbe angestrichen
wären. Daß sie aber im
Finstern leuchten soll-
ten, wie Linne sagt, muß
wenigstens nicht
immer seyn.
53. elops. Caput laeue. Dentium scabrities in
maxillarum margine,
palato. Membr. branch.
radiis XXX; praeterea
exterius in medio ar-
mata dentibus V.
1. saurus. E. cauda supra infraque armata.
54. argentina. Caput: dentes in maxillis
lingua. Membr. branch.
radiis VIII. Cor-
pus ano
caudae vicino. Pinnae ventrales
multiradiatae.
1. carolina. A. pinna anali radiis XV.
Hat den Namen von seinem Vaterlande.
55. atherina. Caput maxilla superiore pla-
niuscula.
Membr. branch. radiis VI. Corpus
fascia
laterali argentea.
1. hepsetus. A. pinna ani radiis fere XII.
56. mvgil. Caput: Labia membranacea: in-
ferius
introrsum carinatum. Dentes nulli.
Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr.
[Seite 323] branch. radiis VII. curuis. Opercula laeuia
rotundata. Corpus
albicans.
1. cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
queradiata. *
57. exocoetvs. Caput squamosum. Os eden-
tulum,
maxillis vtroque latere connexis.
Membr. branch. rad. X. Corpus albicans,
abdomen angulatum, pinnae pectorales
ma-
xime volatiles, radiis, antice carinatis.
1. Volitans, der fliegende Häring. E.
abdo-
mine vtrinque carinato. *
Der häufigste aller fliegenden Fische. Findet
sich
meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in unsäglicher Menge.
58. polynemvs. Caput compressum, vndique
squamosum: rostro
obrusissimo prominente.
Membr. branch. radiis VII. s. V. corpus di-
gitis liberis ad
pinnas pectorales.
1. quinquarius. P. digitis quinque corpore lon-
gioribus. *
seba vol. III. tab. XXVII. fig. 2.
59. mormyrvs. Caput laeue. Dentes plures,
emarginati. Apertura
branchiarum linearis
[Seite 324] absque operculo. Membr. branch. radio
I.
corpus squamosum.
1. cyperinoides. M. cauda bifida acuta.
60. clvpea. Caput maxillarum superiorum
mystacibus serratis.
Membr. branch. rad.
VIII. Branchiae interne
setaceae. Abdo-
minis carina serrata. Pinnae ventrales
saepe
nouemradiatae.
1. †. Harengus. der Häring, Ströhmling.
(Fr. l'hareng. Engl. the herring) C. imma-
culata,
maxilla inferiore longiore. *
Einer der wichtigsten Fische für die
nordliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren
(zumal vom Nordkaper, von manchen
Möven-Gattungen etc.) verfolgt
wird, sich aber
auch dagegen unglaublich vermehrt.
Besonders
sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Ge-
legenheit ihrer großen äußerst bestimmten, regel-
mäßigen Sommer-Reisen nach den Europäi-
schen Küsten, zumal nach den Orcaden, nach Nor-
wegen etc. einige tausend Europäer mit ihrem
Fang beschäftigt.
Wilhelm Benkelszoon von
Bierfliet in Flandern hat 1416 zuerst
Häringe
eingesalzen.
2. †. sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la surdine. Engl. the sprat) C. pinna
dorsali
radiis XIII. *
Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber
auch im
Mitländischen. Ist von vielen Natur-
forschern irrig
für den jungen Häring gehalten
worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May-
fisch. (Fr. l'alose
Engl. the shad) C. late-
ribus
nigro maculatis, rostro bifido. *
Vorzüglich häufig im Mitländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois) C.
maxilla superiore lon-
giore. *
Ein sehr beliebter kleiner Fisch. Hat
meist
gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vor-
züglich häufig bey Gorgona ohnweit Livorno ge-
fangen.
61. cyprinvs. Caput ore edentulo. Os nasale
bisulcum. Membr.
branch. rad. III. Cor-
pus
laeue albens. Pinnae ventrales saepe
nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani
radiis
7, cirris 7, pinnae dorsi radio secundo
vtrinque ferrato.
2. †. Carpio. der Karpe. ( Fr. la carpe. Engl.
the carp) C. pinna ani radiis 9, cirris 4,
pinnae dorsalis
radio postice serrato. *
In ganz Europa. Soll mit verwandten Gat-
tungen, zumal mit der Karausche, Bastarden
[Seite 326] geben. Auch finden
sich unter den Karpen häu-
figer Misgeburten als unter
irgend einer andern
bekannten Fischgattung. Ihres hohen Alters
ist
oben gedacht.
Die Spiegelkarpen*), die sich
besonders
durch die beständig von Schuppen entblößten
Theile des
Körpers auszeichnen, sind doch nicht
blos für eine Spielart sondern
für eine besondre
Gattung dieses Geschlechts anzusehen.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl.
the thench) C. pinna ani radiis XXV, cauda
integra, corpore mucoso cirris 2. *
In sacht fließenden Wassern mit leimichtem
Boden;
seltner in großen Flüssen, wie im Rhein,
in der Tiber etc. Auch sie
giebt einen Laut mit
den Kieferdeckeln von sich. Die
Goldschleihe**)
die sich zumal in Schlesien findet, ist
einer der
prachtvollsten deutschen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le
carassin.
Engl. the
crucian) C. pinna ani radiis X,
cauda
integra, linea laterali recta. *
5. Auratus. das Schinesische Goldfischgen, der
Goldkarpfe,
Kin-ju. (Fr. la dorée.
Engl.
the goldfish) C.
pinna ani gemina, caudae
transuersa bifurca. *
Bloch tab. XLIII. XCIV. fig. 1-3.
iob.
baster in Haarlem.
Verhandl. VII.
D. I. St. mit. illum. Fig.
Ein überaus schön gezeichnetes Thier, was in
den
Flüssen von Schina und Japan zu Hause ist.
Man hält sie dort ihrer
schönen Auror-Farbe und
ihrer Munterkeit wegen auf den Zimmern
in
Porcellan-Gefäßen: und sie kommen auch recht
gut in Europa
fort, wo sie zuerst 1691 nach
England gebracht worden sind.
6. †. Phoxinus die Elritze. (Fr. le vairon. Engl.
the minow) C. pinna ani radiis VIII, macula
fusca ad caudam, corpore pellucido. *
Ein schöner und sehr schmackhafter kleiner
Fisch.
Häufig in der Weser.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis XIII. *
Zumal im südlichen Deutschland. Ausnehmend
schön
Orangenfarben.
8. †. Alburnus. Ukley, Weisfisch. (Fr. l'ab-
lette. Engl. the bleak) C. pinna ani rad.
XX.*
Ein sehr gemeiner Fisch, dessen Schuppen
zur
Verfertigung der Glasperlen gebraucht werden.*)
9. †. Brama, der Bley, Brachsen. C.
pinna
ani radiis XXVII, pinnis
fuscis.*
Wegen seiner starken Vermehrung und schmack-
haften Fleisches einer der wichtigsten
Fische
Deutschlands.
Die letzten beiden Classen des Thierreichs,
die
Insecten und Gewürme unterscheiden sich schon
dadurch von den
vorhergehenden, daß sie kein
rothes Blut, sondern statt dessen einen
weißlich-
ten Saft in ihrem Körper führen: weshalb
sie
auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia
exsanguia) genannt wurden.
Die Insecten haben ihren Namen daher,
weil wenigstens in ihrem
vollkommenen Zustande,
Kopf, Beust und Hinterleib, wie durch Ein-
schnitte von einander abgesondert sind, ja bey
den
mehresten fast nur wie durch einen Faden
unter sich verbunden werden.
Ausserdem zeichnen
sie sich aber auch durch besondre Fäden aus,
die
sie in ihren vollkommnen Zustand an der Stirne
tragen, (Antennae, Fühlhörner) und die alle-
mal an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch
noch ausserdem
gegliedert sind; ferner durch die Lage
der Kinnladen, die sich bey
denjenigen Insecten,
[Seite 329] so damit versehen sind, nicht wie bey allen
roth,
blütigen Thieren horizontal auf und nieder, son-
dern seitwärts hin und her bewegen: und end-
lich durch
die größere Anzahl Füße, da die voll-
kommenen Insecten
zum allermindesten ihrer
sechs, manche aber wol auf anderthalbhundert
etc.
haben.
Ausser den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten wenige
Eigenschaften, die ihnen
allen gemein wären. Die ganz
unermeßliche
Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver-
schiedenen Bestimmungen, und dahin abzwek-
kende eben so verschiedene Lebensart, Bedürf-
nisse etc.
erfordern einen äußerst mannichfaltigen
Körperbau, in welchem sie, so
wie in der un-
gleichen Größe ihres Körpers
ausnehmend
von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers
ist weit mannichfaltiger als
bey den übrigen
Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn-
artigen Panzer überzogen, der aus mehrern
Stücken besteht
die sich wie die Schienen eines
Blechhandschuhes über einander schieben
lassen;
und wodurch diese Thiere für mancherley Unfällen
gesichert,
und für den Mangel der Knochen die
bey andern Thieren zur Grundlage der
Muskeln
[Seite 330] u.a.
weichen Theilen dienen, entschädigt. Man-
che sind mit
feinen aber meist steifen Haaren be-
setzt, die ihnen zur
Vertheidigung dienen, da sie
ein empfindliches brennen und jucken in der
Haut
verursachen, und bey einigen die Flügel mit klei-
nen Federgen, oder vielmehr Schuppen bedeckt.
die zum Theil von den
schönsten Farben sind: so
wie sich überhaupt unter den Insecten,
vorzüg-
lich unter den Käfern und
Schmetterlingen,
Thiere von ganz unbeschreiblicher
Schönheit
finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge, und also
vermuthlich auch in der Art der
Empfindung (§. 29.), weichen die
Insecten gar
sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen
sogar
viele berühmte Männer verschiedne von
unsern fünf äussern Sinnen
gänzlich abzusprechen,
oder andre uns unbekannte Sinne
zuzuschreiben
gewagt haben.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig, und
zwar in Rücksicht ihres Baues von
zweyfacher Art. Die einen sind
ungeheure Halb-
kugeln, die aber aus vielen tausend
Facetten,
oder wie es Swammerdam's mühseliger Fleiß
erwiesen hat,
eigentlich aus eben so viel beson-
dern kleinen Augen
bestehen. Die mehresten
[Seite 331] geflügelten Insecten, aber auch manche unge-
flügelte, wie der Hummer etc. haben dergleichen.
Die
Augen der andern Art (ocelli, stemmata)
sind
einfach, klein, und sowol in Rücksicht ihrer
Anzahl als Lage
verschieden. Die erstern schei-
nen mehr für die Ferne, so
wie die letztern für
die Nähe bestimmt zu seyn; und darum
kriegen
die Schmetterlinge in ihrem geflügelten voll-
kommnen Zustande solche große componirte tele-
scopische
Augen, da sie vorher als Raupen nur
myopische kleine Augen hatten. Nur
wenige
Insecten, wie z.B. die Krebse, können ihre
Augen bewegen.
Die Fühlhörner (§. 123.) die Linné und
andre berühmte Männer für
Werkzeuge beson-
derer, den Insecten eigener Sinne
angesehen
haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als
was ihr
Name andeutet. – Werkzeuge
des Gefühls, Sonden, Tangenten, die
ihnen
bey ihrer harten unempfindlichen äussern Decke,
und bey der
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt
Wichtig werden. Die Insecten
scheinen das
feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in
den
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großen-
theils im
finstern leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch
feines Gefühl zu
ersetzen.
Im innern Körperbau*)
weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen
Thieren ab.
Ihr Gehirn ist so klein und einfach daß es
kaum den Namen davon verdiene;
so wenig als
das daran hängende Rückenmark, das bey ihnen
längst des
Bauches liegt.
Was man das Herz der Insecten nennt, ist
folgends so sonderbar gebildet,
daß man es
schwerlich dafür erkennen kan. Es ist ein langer
Canal
von ungleicher Weite der längst des Rückens
liegt, aus welchen aber
nicht eine einzige Ader
entspringt, als von welchen man überhaupt –
bey
den Raupen wenigstens – keine Spur findet, so
daß folglich auch
die Ernährung bey diesen In-
secten auf eine eigne, von
der Nutrition der roth-
blütigen Thiere ganz verschiedne
Art vor sich
Zehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren
vom erstaunenswürdigsten
feinsten Bau, und mit
äußerst zahlreichen Muskeln (§. 26.), die
aber
auch sowohl in der Bildung als in der Farbe von
den Muskeln der
rothblütigen Thiere abweichen,
versehen.
So unentbehrlich ihnen die Luft, zur Be-
wegung der Muskeln
u.a. Verrichtungen ist,
[Seite 333] so bemerkt man doch kein, eigentliches
wahres
Athemholen au ihnen; auch ist die mephitische
Luft worin
animalische und vegetabilische Sub-
stanzen faulen und die
den rothblütigen Thieren
tödlich ist, gleichsam das wahre Element der
In-
secten worin sie sich treflich wohl befinden.
Der Aufenthalt der Insecten ist weit un-
beschränkter, als
der von irgend einer andern
Thierclasse. Sie sind so zu sagen in allen
Ele-
menten verbreitet: man wird zumal im
Sommer kaum eine Spanne
breit
Erdreich untersuchen können, ohne Spuren von
Insecten zu
finden: es sind fast auf allen Thie-
ren ohne Ausnahme
welche anzutreffen, so daß
sogar größere Insecten, wie z.B. Käfer,
Bie-
nen etc. selbst wieder ihre besondere Milben
und
Läuse haben. Eben so sind auch wohl nur sehr
wenige Gewächse
(etwa der Taxus, der Seven-
baum etc.) die gar keinen
bekannten Insecten zur
Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hinge-
gen manche wie z.B. die Eiche von mehr als
einem hundert
verschiedener Gattungen von Insec-
ten bewohnt und besucht
werden. Kurz, diese kleinen
Thiere machen gleichsam eine unsichtbare
Welt
für sich aus, die zwischen die ganze übrige orga-
nisirte Schöpfung eingeschoben ist.
So allgemein aber die Insecten, im Gan-
zen genommen, über
die ganze Erde verbreitet
[Seite 334] sind, so streng ist doch dagegen einer jeden ein-
zelnen Gattung ihr besonderer eingeschränkter
Aufenthalt
auf bestimmten Thieren oder Pflan-
zen, und deren
einzelnen Theilen angewiesen: so
wie auch manche sich sogar nur in einer
gewissen
Jahrszeit oder Tageszeit am gleichen Orte auf-
halten, und nachher Insecten andrer Art Platz
machen müssen: so daß
kein Thier das andere in
den Geschäften stören darf, die ihm zu
seiner
eignen Erhaltung oder zum Wohl des Ganzen
von der Hand des
Schöpfers übertragen sind.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher
Verbindung, und leisten sich in ihren
Geschäften wechselseitige Hülfe.
Die allermei-
sten gehen einzeln und isolirt ihren
Verrichtun-
gen nach, und manche, die wie die Spinnen
in
zahlreicher Gesellschaft jung worden sind, zer-
streuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch,
so, daß viele
außer der Begattungszeit kein an-
deres Geschöpf ihrer Art
nachher wieder zu sehen
kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woy-
nungen etc. die sich
so viele Insecten zu verferti-
gen wissen, ist schon oben
bey Anlaß der Kunst-
triebe (§. 36.) Erwähnung geschehn.
Es sind
wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens
[Seite 335] einmal, in einer
gewissen Periode ihres Lebens
Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit
ablegen
sollten, indem sie entweder wie die Kleidermotten
und
Frühlingsfliegen in ihrer unvollkommenen
Gestalt, als Larven, sich ein
Gehäuse zum Auf-
enthalt und zum Schutze verfertigen, oder
sich,
um die Verwandlung und den langen Todeschlaf
zu bestehen, ein
Lager bereiten, oder sich ein-
spinnen, oder die sich wie
die Ameisenlöwen Fal-
len, und wie die Spinnen Netze für
ihren Raub
verfertigen, oder die doch wenigstens, wie man-
che Wasserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit
für ihre
Nachkommenschaft, Säcke oder Nester
zubereiten, denen sie ihre Eyer
anvertrauen kän-
nen. Manche von denen, die in
gesellschaftli-
cher Verbindung leben, bauen sich mit
vereinte
Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst
regelmäßigen
ihnen angebornen Meßkunst, ge-
meinschaftliche Wohnungen:
einige andere In-
secten hingegen, denen der Schöpfer
keinen Kunst-
trieb zur eignen Verfertigung eines Nestes
etc.
verliehen hat, beziehen doch wie der sogenannte
Einsiedlerkrebs
etc. leerstehende ausgestorbene
Schneckenhäuser, die sie mit der Zeit,
wenn sie
ihnen zu enge werden sollten, leicht mit andren
geräumigern
vertauschen können.
Die Nahrung der Insecten entspricht meh-
rentheils ihrem
Aufenthalt: und sie ist einer der
[Seite 336] erstaunenswürdigsten wunderbarsten Beweise von
der
unendlich weisen Einrichtung in der großen
Haushaltung der Natur. Die
Insecten sollen
nicht blos essen um satt zu werden, um sich
zu
ernähren, sondern um das Gleichgewicht zwi-
schen
beiden organisirten Reichen zu erhalten, um
Aas zu verzehren, um selbst
wieder andre leben-
dige Insecten aufzureiben etc., um
Unkraut zu
vertilgen u.s.w. eine große Bestimmung, zu
deren
Erfüllung diesen kleinen Thiergen, theils
ihre fast unglaublich starke
Vermehrung, theils
ihr unersättlicher Appetit zu statten kommt.
Man
weis, daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri-
plum
ihres eignen Gewichts verzehren kan.
Für den Nachstellungen ihrer Feinde sind
einige Insecten, wie z.B. die
Spannraupen
durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch
daß sie
einerley Farbe mit den Gewächsen haben,
worauf sie leben, und folglich
weniger darauf ab-
stechen, nicht so leicht bemerkt werden
können,
andere durch den Gestank, den sie im Nothfall
verbreiten
können; andere durch die Macht des
gesellschaftlichen Lebens (§. 34.);
noch andre durch
ihre bewundernswürdige Stärke (§. 26.) etc. ge-
sichert. Und manche sind gar mit Waffen, z.
B. mit
Hörnern wie Kneipzangen, oder mit
Stachel und Gift versehen.
Es giebt unter den Insecten sehr wenige
Hermaphroditen*) sondern es herrscht bey
den
allermehresten der gleiche Geschlechtsunterschied,
wie bey allen
Thieren der vorigen Classen. Hin-
gegen sind oft in
derselben Gattung die beiden
Geschlechter einander so unähnlich
gebildet, daß
man sie ehr für ganz verschiedene Thierarten, als
für
zusammen gehörige Gatten halten sollte. Un-
ter den Bienen
und andern ihnen verwandten In-
secten ist immer die
größte Anzahl gänzlich ge-
schlechtlos; das heist sie
werden gezeugt und ge-
boren, ohne doch selbst je die
Bestimmung, oder
die Fähigkeit zur Empfängnis oder zur Zeugung
zu
haben.
Auch die Begattung hat bey verschiednen
Insecten sehr viel sonderbares.
Die mehresten
leben in sofern in einer gezwungenen Monoga-
mie, weil sie schlechterdings nicht mehr als
ein
einzigesmal in ihrem Leben sich paaren können:
der Tob ist bey
ihnen eine so unausbleibliche Folge
der ersten Begattung, daß man sogar
ihr Leben
durch verzögerte Paarung verlängern kan.
Auch das eigne hat das Fortpflanzungsge-
schäfte der
Insecten, daß bey vielen, wie z.B.
[Seite 338] beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh etc.
das
trächtige Weibgen zu einer ganz ungeheuren
Größe anwächst: so daß man
z.B. rechnet daß
bey der weißen Ameise die zum gebähren reise
Mutter
auf 2000 mal dicker und größer ist als
sie vor der Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die von
den Müttern nach einen
bewundernswürdigen
Instinct immer aufs genauste an die
bestimmten
der künftigen jungen Brut angemessensten Orte
gelegt
werden. Manche legen z.B. ihre Eyer
blos in den Körper lebendiger
Insecten anderer
Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar
in andrer
Insecten ihre Eyer! denn wirklich krie-
chen zuweilen aus
den Eyern der Ringelraupe
statt der jungen Raupe eine eigne Art
kleiner
Mückgen aus.
Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zu-
mal bey den
Schmetterlingen, von einer überaus
mannichfaltigen sonderbaren Bildung
und Zeich-
nung, und wenn sie von der Mutter an
die
freye Luft gelegt werden, mit einer Art Vernis
überzogen, damit
sie weder vom Regen abgespült
noch durch andern Zufall leicht zerstört
werden
können. Einige wenige Insecten gebären leben-
[Seite 339] dige Junge und
manche, wie die Blattläuse
pflanzen sich auf beiderley Weise fort.
Ein äusserst merkwürdiges Phänomen, was
fast blos dieser Thierclasse
eigen, wenigstens in
den andern (§. 9. 117.), bey weitem nicht
so
auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die
wenigsten Insecten
behalten nemlich die gleiche
Gestalt, in der sie zuerst ans Licht
gekommen
sind, ihr ganzes übriges Leben hindurch, sondern
sie
verwandeln sich größtentheils zu wiederholten
malen in bestimmten
Epochen ihres Lebens, und
erscheinen während dieser Auftritte oft in
ganz
verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer
innrer
Körperbau (gegen die gemeine Meynung)
auf eine Weise umgeschaffen
wird*), die
sich
schwerlich anders als mit den Gesetzten des Bil-
dungstriebes (§. 10. u. f.), am wenigsten aber
mit den vermeynten
präexistirenden Keimen (§.
7. u. f.) zusammen reimen läßt.
In der Gestalt, wie diese Insecten die sich
einer Metamorphose
unterziehen, zuerst aus dem
En kriechen heissen sie Larven. Meist
kommen
sie äusserst klein ans Licht, so daß z.B. eine er-
wachsene Weidenraupe 72,000 mal schwerer wiegt
als da sie
eben aus dem Ey gekrochen war. Da-
[Seite 340] gegen wachsen sie aber auch
desto schneller, so
daß z.B. die Maden der blauen Schmeisfliege
24
Stunden nach dem Auskriechen schon 155 mal
schwerer wiegen als da sie
aus dem Eye kamen.
Theils haben diese Larven Füße wie die Rau-
pen und
Engerlinge: theils aber keine, wie die
Maden. Flügel haben sie gar noch
nicht. Auch
sind sie in diesem Zustand zur Fortpflanzung
noch
gänzlich unfähig: sie ernähren sich blos, und
wachsen, und
häuten sich mit unter einige mal.
Wenn die Larve merkt, daß die Zeit herbey
kommen ist, so verpuppt sie
sich, sie verfertigt
sich eine Verwandlungshülse, in der sie bis
zur
letzten Catastrophe ihres Lebens eingeschlossen
bleibt. Manche
können sich während dieses Zu-
standes herum bewegen, auch
Nahrungsmittel
zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen
sich in
ihre Puppe, (chrysalis, aurelia) fast
wie in
einen Sarg: und bringen einen großen
Theil des Jahrs und ihres Lebens in
einem be-
täubenden Todesschlaf, ohne
Nahrungsmittel,
und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in
seiner Hülse ver-
graben scheint, geht mit ihm selbst die
große
[Seite 341] Veränderung vor, daß es aus seinem Larvenstand
zum vollkommnen Insect
(Insectum declara-
tum) umgebildet
wird, und nach bestimmter
Zeit verschönert und vervollkommnet aus
seinem
Kerker hervorbrechen kan. Manche Insecten
absolviren diese
letzte Rolle ihres Lebens in einer
sehr kurzen Zeit. Verschiedne
bringen, wenn
sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht einmal einen
Mund
mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie
wachsen nicht weiter: jene
beiden Bestimmungen
eines organisirten Körpers hatten sie schon
als
Larven erfüllt: Jetzt ist ihnen nur noch die dritte
übrig: sie
sollen eine Gattin aufsuchen, ihr Ge-
schlecht
fortpflanzen, und dann der Nachkom-
menschaft Platz
machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich
einfach: dagegen aber ist der
Antheil, den diese kleinen unbemerkten
Thiere
an der großen Haushaltung der Natur haben, die
Geschäfte die
ihnen der Schöpfer zum Wohl des
Ganzen anvertrauet hat, desto
mannichfaltiger
und ganz unermeßlich. Die Insecten sind es,
die ganz
vorzüglich die bestimmten Grenzen des
Pflanzenreichs, sein
verhältnismäßiges Gleich-
gewicht gegen das Thierreich
erhalten, und des-
halb unzählige Arten von Unkraut theils
im Keim
ersticken, theils, wenns auch aufgewachsen ist,
vertilgen,
und seinem fernern Wucher vorbeu-
[Seite 342] gen müssen. Eine nicht gar sehr
in die Augen
fallende, aber im Grunde unabsehliche und un-
aufhörliche Arbeit, die schlechterdings als eine
der
ersten und kräftigsten Triebfedern im Gange
der Schöpfung angesehen
werden muß. Einen
andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen
leisten
so viele Insecten die sich von Aas nähren, im
Miste leben
u.s.w. und die dadurch, daß sie
diese widrigen animalischen Substanzen
aufzeh-
ren, zerstreuen und durchwirken, von der
einen
Seite der Infection der Lust vorbeugen, und
von der andern die
allgemeine Düngung des
Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht wer-
den z.B. die Schmeisfliegen in den heißen Erd-
strichen so wohlthätig. Anderseits helfen auch
unzählige
Insecten zur Fortpflanzung und Be-
fruchtung der Gewächse,
indem sie den Blumen-
staub vom einen zum andern
übertragen*)
Manche Thiere dieser
Classe, wie die Krebse,
die großen orientalischen Heuschrecken etc. sind
eß-
bar. So auch der Honig der Bienen. Die
Seide nutzt
zur Kleidung und mancherley andern
Gebrauch. Verschiedne Insecten geben
vor-
trefliche Farben, wie die Cochenille den Schar-
lach, der Kermes das Carmoisin. Die Gall-
äpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Lich-
tern und
tausenderley andern Absichten benutzt.
So das Lack, ein Product gewisser ostindischer
Schildläuse, das zu
Vernis, zum Siegellack u.
s. w. verbraucht wird. Für die Arzney
sind
vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel
und die
Ameisen von Belange, und neuerlich
sind auch die Maykäfer, und
sogenannten May-
würmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen
den
tollen Hundsbiß berüchtigt worden.
Nutze und Schade der verschiednen Thier-
classen stehen
meist in Verhältnis mit einander:
und so ist auch hier der Nachtheil,
den die In-
secten anrichten, zwar mit ihrem
unermeßlichen
Nutzen in keinem Vergleich zu bringen, aber
doch im
Ganzen genommen, beträchtlicher als
bey andern Thieren. Sehr viele
Insecten sind
den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verur-
sachen Miswachs, und verheeren, wie die Zug-
Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie
auffallen. Manche sind
besonders dem Getraide
nachtheilig; andere, wie so viele Raupen, Erd-
flöhe, Engerlinge etc. den Gartengewächsen;
andre Raupen,
und Käferlarven etc. den Obst-
bäumen; die Schildläuse
besonders der Orangerie:
die Larven einiger Dermestes-Gattungen, und die
Holzraupen den Holzungen: die Ameisen
den
Wiesen: die Kackerlacken, die
weissen Ameisen etc.
dem Hausgeräthe: die Klei-
dermotten der Wolle, dem
Pelzwerk u.s.w.
Die Larven vieler kleiner Käfergen den Büchern
und Naturaliensammlungen.
Endlich werden
auch einige Arten von sogenanntem Ungeziefer
dem
Menschen selbst, so wie den Pferden, Schaa-
fen, Hünern
und andern Hausthieren, ja sogar
verschiednen nutzbaren Insecten, den
Bienen,
Seidenwürmern etc. auf eine sehr unmittelbare
Weise lästig;
und andre, wie die Skorpione etc.
durch ihr Gift, furchtbar.
Die systematische Anordnung wird bey
dieser Classe durch die zahllose
Menge der darin
begriffenen Thiere, und durch ihre so sehr ver-
schiedne Bildung, erschwehrt. Ich folge indeß
auch hier
dem Entwurf des R. Linné, dessen
Classification der Insecten sich am
meisten auf
den ganzen Habitus derselben gründet, und we-
gen der wenigen Ordnungen auch den Vorzug
der Faßlichkeit
fürs Gedächtnis hat. Es ver-
steht sich, daß die
Charactere allemal vom voll-
kommnen Insect nach
überstandner Verwand-
lung etc. hergenommen sind.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer.
Meist mit
hornartigem Körper. die Flügel falten sich
in der Ruhe
zusammen, und sind mit zwey
hornartigen Decken oder Scheiden
belegt,
die sich in der Mitte in gerader Linie an
einander
schließen.
II. Hemiptera. Theils mit einem
hornichten
spitzen Rüffel, der vorn an der Brust hinab
liegt: theils
mit vier meist kreuzweis zu-
sammengelegten zur Hälfte
harten Perga-
mentähnlichen Flügeln etc.
III. Lepidoptera.
Schmetterlinge. Mit wei-
chem behaarten Körper, und vier
ausge-
spannten Flügeln, die mit bunten Schup-
pen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. mit vier
durchsichtigen netz-
förmigen oder gegitterten
Flügeln.
V. Hymenoptera. mit vier
durchsichtigen ge-
aderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit
zwey (unbe-
deckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig
ungeflügelten In-
secten.
Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nu-
men
auch dem ersten Geschlechte insbesondere
beylegt. Die Larve, welche
allemal aus einem
Ey entspringt, hat Freßzangen, und bey
den
mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der
Brust sitzen:
bey einigen wie unter den Holz-
böcken ist sie ohne
Füße (eine Made). Sie ver-
puppt sich mehrentheils
unter der Erde in einer
ausgehölten leimigten Scholle: oder aber,
wie
bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das
vollkommene
Insect kriecht zwar weich aus der
Puppe: seine Haut verhärtet aber
in kurzer Zeit
an der Lust: es hat so wie die Larve Kinnladen
am
Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flü-
geldecken
(Elytra) versehen.
1. scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton. Engl.
beetle.) Antennae clauatae capitulo fissili.
Tibiae anticae
saepius dentatae.
1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu in-
curuo maximo: subtus barbato vnidentato,
capitis recuruato: supra
multidentato. *
Rösel vol. IV. tab. V. fig. 3.
[Seite 349]Eins der größten Insecten; dessen Larve
einen
starken Daumen dick, und beynah eine viertel
Ele lang ist.
Beym Käfer ist das Horn von
der Stirne aufwärts, und das längere
vom
Brustschild im Bogen runterwärts gebogen, so
daß das Thier
beide bewegen, und damit fassen
und kneipen kan. Ist in Brasilien zu
Hause,
variirt in der Farbe, schmutzig-grün etc.
2. Actaeon.
(rhinoceros.) S. scutellatus tho-
race bicorni,
capitis cornu vnidentato, apice
bifido. *
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen: ist
aber am
Körper noch stärker. Seine Flügel
sind wol zweymal so lang als der
Leib, und un-
ter den Flügeldecken
zusammengefaltet.
3. †. Lunaris. S. exscutellatus, thorace bi-
corni: intermedio obtuso bifido, capitis cornu
erecto
clypeo emarginato. *
Hat die Größe vom gemeinen Mistkäfer: ist
ganz
schwarz, glänzend, und überaus artig ge-
bildet; zumal
das Männgen dessen Brustschild
sehr regelmäßig ausgeschweift ist. Er
lebt auf
Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuh-
mist: aus dem er, wie andre verwandte Käfergat-
tungen, hohle Kugeln formt; die er einzeln unter
die Erde
verscharrt, an Graswurzeln befestigt,
und in jede ein einziges Ey
legt; damit die
künftig daraus kriechende Larve aus dem
Miste
Nahrung, und bis zu ihrer Verwandlung sichern
Aufenthalt
habe.
4. †. Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scu-
tellatus, thorace prominentia triplici, ca-
pitis cornu incuruato, antennis hepta-
phyllis. *
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. VII. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer: findet sich vor-
züglich in Gerberlohe von Eichenrinde, und in
holen
Bäumen: fliegt sehr selten.
5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexden-
tato,
thorace inermi crenulato, tibiis pofti-
cis ciliatis,
vertice subbidentato. *
Nicht ganz so groß als der Nashornkäfer,
legt auch
seine Eyer in Kugeln von Mist. Ist
im südlichen Europa, und selbst
in Tyrol, auch
in der Krimm, vorzüglich aber häufig in Ae-
gypten zu Hause, wo er von den alten Aegyp-
tiern verehrt*), und auf ihren
Kunstwerken
vorgestellt ist. Besonders hat man ihn auf
die
Hinterseite der Aegyptischen und Hetrurischen
geschnittenen
Steine ausgeschnitzt, die deshalb
Käferrücken oder Scarabäen genannt
werden.
Ich besitze einen solchen Hetruscischen Carneol,
der auf
dem Rücken ganz genau und völlig nach
der Natur in Form dieses
Käfers geschnitten ist.
6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace in-
ermi
capite tuberculato, elytris rubris, cor-
pore
nigro. *
Frisch P. IV. tab. XIX. fig. 3.
Ein kleiner, Käfer, der sich so, wie seine
Larve,
im Kuhmist aufhält, ihn durchwült, verar-
beitet etc.
7. †. Stercorarius. der Rotzkäfer, Scharne-
weber, Schnurrkäfer, Schaaffink. (Engl.
the dung-beetle) S. scutellatus muticus
ater
glaber, elytris sulcatis; capite rhombeo:
vertice prominulo
antennis rubris. *
Frisch P. IV. tab. VI. fig. 3.
Lebt besonders im Pferdemist: ist daher häu-
fig auf Fahrwegen zu finden. Wenn er an hei-
tern Sommerabenden herum stiegt, so ist auch
für den
folgenden Tag noch gut Wetter zu er-
warten.
8. †. Vernalis. der Mistkäfer. S.
scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis, capite
clypeo
rhombeo, vertice prominulo, anten-
nis nigris.
*
Vorzüglich im Schaafmist, den er zwischen
die
Stacheln der Hinterfüße faßt, und die Ku-
geln um die
Axe wälzt. Manche schillern schön
violet, grün etc. Wird wie die
beiden vorigen
u.a. Gattungen sehr von Ungeziefer (acarus
coleoptrorum)
geplagt.
9. †. horticola. der Gartenkäfer. S.
scutella-
tus muticus, capite thoraceque
caeruleo
fubpiloso, elytris griseis, pedibus nigris. *
10. †. Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace
villoso, cauda inflexa,
incisuris abdominis
albis. *
Röfel vol. II. Erdkäf. I. tab. I.
[Seite 352]Eins der gemeinsten Insecten, was vier Jahre
lang
als Engerling unter der Erde lebt, sich von
Getraidewurzeln etc.
nährt, und zuweilen allge-
meinen Miswachs verursacht
hat*). Im sechs-
ten Jahr kommts endlich als Maykäfer zum
Vorschein,
und schadet in dieser Gestalt dem jun-
gen Laub,
besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. der Brachkäfer, Junius-
käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus muti-
cus testaceus, thorace villoso, elytris lu-
teo-pallidis pellucidis: lineis tribus
albis
parallelis. *
Frisch P. IX. tab. XV. fig. 3.
Hat wie der vorige seinen Namen von der Zeit
wann
er sich zuerst als Käfer sehen läßt. Aenelt
ihm auch in der Bildung,
ist aber nur halb so
groß.
12. †. Auratus, der Goldkäfer, Rosenkäfer.
S.
scutellatus muticus auratus, segmento
abdominis primo lateribus
vnidentato, cly-
peo planiusculo. *
Frisch P. XII. tab. III fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig
in
Ameisenhaufen, und holen Baumstämmen. Der
Käfer selbst aber,
der sich durch seine flachen
grün-goldnen Flügeldecken auszeichnet,
in den
Gärten an Rosenstöcken, Lilien, Iris etc. Man
[Seite 353] hat Beispiele daß er sich
über 8 Jahr lebendig
erhalten und mit angefeuchteten Brodrinden
füt-
tern lassen.
2. lvcanvs. Antennae clauatae: claua com-
pressa
latere latiore pectinato-fissili. Maxil-
lac
porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Weinschrö-
ter,
Feuerschröter, fliegende Hirsch, Neun-
töder, Börner,
Donnerguge. (Fr. le
cerf
volant. Engl. the stag flie) L. scutellarus-
maxillis extertis
apice bifurcatis latere vni-
dentatis. *
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. V.
Nächst den Krebsen das größte deutsche In-
sect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern, variirt
in
der Größe und Farbe, die bey manchen mehr
ins Schwarze, bey andern
ins Dunkelrorhe
fällt. Nur das Männchen hat die überaus ar-
tigen, kleinen Geweihen änelnden Kneipzangen
am
Kopfe. Die Larve hies bey den alten Rö-
mern Cossus und ward von ihnen gegessen.
3. dermestes. Antennae clauatae: capitulo
perfoliato: articulis
tribus crassioribus. Tho-
rax conuexus, vix
marginatus. Caput sub
thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D.
niger,
elytris antice cinereis, punctis nigris. *
Larve und Käfer nähren sich von fetten wei-
chen Theilen todter Thiere, und sind daher über-
all in Speisekammern, vernachlässigten Natura-
[Seite 354] liensammlungen, und auf anatomischen Thea-
tern zu
finden. An eingespritzten trockenen ana-
tomischen
Präparaten fressen sie manchmal das
Fleisch und die Häute so rein
ab, daß die bloße
Wachsmasse in Form der Gefäße sauber
übrig
bleibt*).
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis al-
bis
binis. *
Zieht sich zumal nach Pelzwerk,
ausgestopften
Thieren u.s.w.
3. †. Typographus. der Borkenkäfer, Fich-
tenkrebs, Holzwurm. D. testaceus
pilosus,
elytris striatis retusis praemorsodentatis. *
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde IV B. tab.
IV.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem
Harz und in mehrern
Gegenden Deutschlands
so furchtbar wordne Thier; das im Splint
der
Fichten theils in solcher Menge haußt, daß man
wohl in einem
mäßigen Baume über 80000
seiner Larven gezählt hat. Bey der
dadurch
verursachten Wurmtrocknis stirbt der Baum vom
Wipfel
herunter ab, seine Nadeln werden roth,
er verliert sein Harz, und
taugt dann kaum
recht zum verkohlen geschweige als Bau-
oder
Brennholz.
4. †. Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze
fliegende Wurm. D. niger subuillosus, ely-
tris piceis
integris, plantis rufis. *
Nur halb so groß als die vorige Gattung.
[Seite 355]4. ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vril-
lette) Antennae siliformes: articulis
vltimis
maioribus. Thorax subrotundus, immar-
ginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. P. fuscus vnicolor. *
Hat seinen Namen daher, weil er, sobald
man ihn
berührt, die Füße anzieht, wie todt
liegt, und lange durch keinen
Reiz von der Stelle
zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentato, elytris
fasciis duabus albis. *
Sulzers Gesch. tab. II. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und
Pelzwert;
was durch keine der gewöhnlichen
Berwahrungsmittel gegen solche
nachtheilige In-
secten, sondern blos durch genaue
Aufsicht und
öftere Nachsuchung abgehalten oder vertilgt wer-
den kan.
5. hister. Antennae capitatae capitulo solidius-
culo; infimo articulo compresso, decur-
vato. Caput
intra corpus retractile. Os
forcipatum. Elytra corpore breuiora.
Ti-
biae anticae dentatae.
1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris sub-
striatis. *
Sulzers Kennzeichen tab. II. fig. 8. 9.
In sandigen Boden und auf Viehweiden.
[Seite 356]6. gyrinvs. Antennae clauatae rigidae, ca-
pite
breuiores, oculi 4, duobus supra, duo-
bus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus. *
Sulzers Gesch. tab. II. fig. 10.
Etwa von der Größe einer kleinen Kaffe-
bohne; schwimmt mit einer
außerordentlichen
Schnelligkeit auf der Oberfläche des
Wassers.
Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hinter:
giebt einen
widrigen Geruch von sich.
7. byrrhvs. Antennae clauatae subsolidae,
subcompressae.
1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris subne-
bulosis
puncto albo. *
Nistet besonders auch in Pelzwerk, ausge-
stopften Thieren etc. und richtet in Naturalien-
rabinetten leicht Verwüstung an.
8. silpha. Antennae extrorsum crassiores.
Elytra marginata. Caput
prominens. Tho-
rax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fos-
soyeur) S. oblonga atra
clypeo orbiculato
inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
*
Frisch P. XII. tab. III. fig. 2.
Etwas kleiner als ein Maykäfer. Die Flü-
gel schwarz und orangegelb in die Queere ge-
streift. Sie haben ihren Namen von dem be-
sondern Triebe, die Aeser von kleinen
Thieren,
Maulwürfen, Mäusen, Fröschen, Kröten,
Schlangen etc.
die sie von weitem auswittern,
[Seite 357] Mit vereinten Kräften unter die Erde zu vergra-
ben, und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer
sechst
sind wohl im Stande, einen todten Maul-
wurf binnen
vier Stunden, Fus-tief in fetten
Boden einzuscharren. Sie geben
einen starken
bisamähnlichen Geruch von sich: und sind oft
voll
Ungeziefer.
9. cassida. Schildkäfer. Antennae subfili-
formes, extrorsum crassiores. Elytra mar-
ginata. Caput sub thoracis clypeo
plano
reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro. *
Röfel vol. II. Erdkäf. III. tab. VI.
Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe
find ganz stach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen
versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo- rubro, ely-
tris
sanguineis, punctis nigris sparsis. *
Von der Größe des vorigen, besonders häu-
fig am Alant.
10. coccinella. Sonnenkäfer, Marienküh-
gen,
Sommerkind, Gotteslämmchen.
(Engl. Lady cow) Antennae subclauatae,
truncatae. Palpi
claua semicordata. Cor-
pus hemisphaericum, thorace
elytrisque
marginatis, abdomine plano.
Die Gattungen dieses Geschlechts zeichnen sich
fast
blos durch die Farbe ihrer Flügeldecken und
deren Flecken von
einander aus, die Käfergen
selbst sind klein, sehr sauber, und meist
halbt-
kugelförmig.
1.†. Bipunctata. C. coleoptris rubris, pun-
ctis
nigris duobus. *
Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 4.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis
rubris duobus,
abdomine sanguineo. *
Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 6.
11. chrysomela. Blattkäfer. Antennae mo-
niliformes, extrorsum crassiores. Thorax,
nec elytra,
marginatus.
Ein überaus weitläuftiges Geschlecht,
dessen
Gattungen zum Theil durch die schönen Gold-
farben ihrer Flügekdecken, theils aber auch durch
den Schaden, den
sie an Bäumen und Küchen-
gewächsen thun, merkwürdig
werden.
1. †. Gottingensis. C. ouata atra pedibus vio-
laceis. *
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. V.
2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca. *
Eins der kleinsten Käfergen. Kaum den drit-
ten Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis
tribus,
coleoptrisque quinque violaceis, ab-
domine
violaceo. *
Eine der schönsten Chrysomelen, auf
deren
Brustschild uud Flügeldecken die violetten Strei-
fen mit andern von rochen und grünen
Golde
abwechseln.
4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus po-
sticis
crassissimis) virescenti-caerulea. *
Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh-
rere verwandte Gattungen unter dem Namen
Erdeflöhe
oder Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris
rubra geoffr. ) C. oblonga rubra, thorace
cylindrico vtrinque
impresso. *
Sulzers Gesch. tab. III. fig. 14.
In Lilien, Kaiserkronen etc. Die Larve be-
deckt sich mit ihren eignen Unrath. Der kleine
rothe
Käfer worein sie sich verwandelt gibt wenn
man ihn anfaßt, mit
seinen Flügeldecken einen
durchdringenden hellen Laut von sich.
12. hispa. Stachelkäfer. Antennae fusifor-
mes, basi approximatae, inter oculos sitae.
Thorax
elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro. *
Lebt unter der Erde von Graswurzeln, variirt
in der
Größe.
13. brvchvs. Antennae filiformes, sensim
crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris
albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris. *
Zumal in Nordamerica sehr häufig, wo er
den
Hülsenfrüchten großen Schaden thut.
14. cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charanson)
Antennae subcluatae, rostro
insidentes. Ro-
strum corneum prominens.
Die Rüsselkäfer haben meist einen kurzen rund-
lichen aber überaus hart gepanzerten Körper:
und
einen festen mehr oder weniger gebognen Rüffel
[Seite 360] von verschiedner Länge. Es
sind nachtheilige
Thiere, von denen besonders die mit dem
sehr
langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber
den Feldfrüchten
und Gartengewächsen Schaden
thun. Die Larven nennt man Pfeifer.
1. Palmarum. der Palmbohrer. C.
longiroster
ater, thorace ouato planiusculo, elytris ab-
breuiatis striatis. *
Sulzers Kennz. tab. III, fig. 20.
In beiden Indien. Hat fast die Größe
des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagu-
marke; wird aber selbst von den. Indianern ge-
gessen.
2. †. Frumentarius. der schwarze Kornwarm,
Reuter, Wippel. C. longiroster sanguineus. *
Eine große Plage für die Kornböden. Er
saugt das
Mehl aus dem Korn und läßt die
Hülse liegen. Dabey ist er so
dauerhaft daß er
ohne Schaden die Hitze des siedenden
Wassers
aushalten kann.
3. †. Granarius. C. longiroster piceus oblon-
gus
thorace punctato longitudine elytrorum. *
Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.
4. †. Paraplecticus. C. longiroster cylindricus
subcinereus, elytris
mucronatis. *
Sulzers Gestch. tab. IV. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß
er den
Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und
trifft wol die verdächtigen Pflan-
zen, aber nicht das
drauf wohnende, unschuldige
Thier.
5. †. Bacchus. der Rebensticher. C.
longiroster
aureus, rostro plantisque nigris. *
Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 4.
6. Anchoraco. C. longiroster, femoribus den-
tatis,
elytris flauo striatis, thorace elongato.
Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 6.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes
so
lang als der ganze Hinterleib: dadurch das
Thier ein sonderbares
Ansehen bekommt.
7. †. Nucum. C. longiroster, femoribus den-
tatis,
corpore griseo longitudine rostri. *
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. LXVII.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breui-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis pun-
ctis excauatis, auro versicolore distinctis,
abdomine
aeneo viridi. *
Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Na-
tur. Das gefärbte Gold in den unzähligen
Grübgen, die
reihenweis auf den Flügeldecken
eingegraben sind, thut in hellen
Lichte zumal
unterm Vergrößerungsglase einen unbeschreib-
lichen Effect. Das schöne Thier ist in Brasilien
zu
Haufe, und kommt in der Größe etwa dem
Maykäfer bey.
15. attelabvss. Caput postice attenuatum
inclinatum. Antennae
apicem versus cras-
siores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris. *
Sulzers Kennz. tab. IV. fig. 25.
[Seite 362]Lebt nebst mehreren Gattungen seines Ge-
schlechts auf Haselstauden.
2. †. Apiarius. der Immenwolf. A. caeru-
lescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.
*
Sulzers Gesch. tab. IV. fig. IV.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen
Jahren den Stöcken großen Schaden.
16. cerambyx. Holzbock. (capricornus) An-
tennae attenuatae. Thorax
spinosus aut
gibbus. Elytra linearia.
Die Holzböcke haben eine artige, meist cylin-
drische schlanke Bildung, zum Theil auch
schöne
Zeichnung und Farben; manche ganz ungeheuer
lange
Fühlhörner, einen ungemein harten Brust-
schild und
Flügeldecken, und ein überaus zä-
hes Leben, so daß
man angespießte Holz-
böcke noch nach vier Wochen
lebendig gefunden
hat. Meist leben sie in Holz, und geben mit-
telst des Brustschilds, den sie an die
Flügeldecken
reiben, einen knarrenden Laut von sich.
1. longimanus. C. thorace spinis mobilibus,
elytris basi
vnidentatis apiceque bidentatis
antennis longis. *
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. I. fig. a.
2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato,
maxillis porrectis
coniformibus vtrinque spi-
nosis, antennis
breuibus. *
Noch größer als der vorige. Ebenfalls
schön
gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn-
schröter. Auch in Südamerika zu Hause: wo
[Seite 363] seine Larve von den Wilden
aufgesucht und ge-
gessen wird.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris
obtufis viridibus
nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis
mediocribus. *
Dunkelgrün und blau, wie angelaufener Stahl:
giebt
einen bisamähnlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4.
luteis. elytris
obtusis nebulosis, antennis
longissimis. *
Nicht so gros als der vorige. Die Fühlhör-
ner sind wohl sechsmal so lang als das
ganze
Thier.
17. leptvra. Antennae setaceae. Elytra api-
cem
versus attenuata. Thorax teretiusculus.
1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris,
femoribus posticis
dentatis. *
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der
Farbe,
manche grün und Gold, andere braun
und Gold etc.
18. necydalis. Afterholzbock. Antennae se-
taceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.
1. †. Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugineis
immaculatis,
antennis breuioribus. *
19. lampyris. Johanniswürmgen. (cicindela,
nitedula.*) Fr. ver luisant. Engl. glow-
[Seite 364] worm) Antennae
filiformes. Elytra flexi-
lia. Thorax planus,
semiorbiculatus, caput
subtus occultans cingenscque. Abdominis
la-
tera plicato- papillosa.
Die Johanniswürmgen werden vorzüglich
durch den
blaulichen Schein merkwürdig, den
sie in warmen Sommerabenden eine
kurze Zeit
hindurch von sich geben. Bey den mehre-
sten*) Gattungen sind nur die Männchen geflü-
gelt, und diese haben zwey lichte Punkte unten-
am
Bauche, die im finstern phosphoresci-
ren**). Ihre ungeflügelten Weibgen äneln
ehe den Larven
dieses Geschlechts und leuch-
ten weit stärker als die
Männchen, besonders
um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuth-
lich den Männchen zur Anzeige dient, sie auf-
zufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibgen
seine Eyer
gelegt hat, (die selbst auch im fin-
stern leuchten)
verliert sich der Schein bey bei-
den
Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo
cinereo. *
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ihrer
viere oder fünfe in ein Gläsgen gethan,
leuchten hell genug, um
dabey im finstern lesen
zu können; und die Spanischen Damen
stecken
sie als Putz auf ihren Abendpromenaden in die
Haare***).
20. cantharis. Antennae setaceae. Thorax
marginatus capite
breuior. Elytra flexilia.
Abdominis latcra
plicato-papillosa.
1. †. fusca. C. thorace marginato rubro macula
nigra, elytris
fuscis. *
Frisch P. XII. III Pl. tab. VI. fig. 5.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in
der Erde auf, und kommt dann zuweilen
wenns geschneyt hat zu
taufenden hervor gekro-
chen, da ihre plötzliche
Erscheinung auf dem fri-
schen Schnee zu allerhand
Sagen Anlaß gegeben.
2. †. Naualis. C. thorace teretiusculo, corpore
luteo, elytris
margine apiceque nigris. *
Ein schädliches Thier, dessen Larve das Ei-
chenholz durchbohrt und für die Schiffe gefähr-
lich wird.
21. elater. Springkäfer, Schmidt. (Fr.
taupin) Antennae fetaceae. Thorax retror-
sum angulatus. Mucro pectoris e foramine
abdominis
resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf dem
Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und wieder
auf die Beine zu
helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu
ein
Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist,
und in eine
Rinne oben am Bauche paßt, aus
der er beym Aufschnellen mit Gewalt
heraus
schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts
auf beiden
Seiten des Brustschilds heraus ste-
[Seite 366] hen, und mit den
Flügeldecken auf eine ähnliche
Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis
late-
ribus macula flaua glabra. *
Ist im mittlern America in größter Menge
zu Hause,
wird wol zwey Zoll lang, nährt sich
vorzüglich von Zuckerrohr, und
ist mit glüenden
Kohlen leicht zu locken. Die beiden gelben run-
den Flecken gegen die Seitenspitzen des Brust-
schildes leuchten stark im finstern, und die Wil-
den bedienten sich vor Ankunft der Spanier kei-
ner andern Leuchten als der Cucuyos und
einiger
anderer Insecten. Noch jetzt machen die dorti-
gen Frauenzimmer Guirlanden davon womit
sie sich bey
ihren nächtlichen Spazirgängen
schmücken.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris pedibus
corporeque
nigris. *
22. cicindela. Antennae setaceae. Maxillae
prominentes
denticulatae. Oculi prominuli.
Thorax rotundato-marginatus.
Kleine aber meist sehr schöne Käfer.
Die
Flügeldecken sind mehrentheils artig gezeichnet,
und der
Unterleib und die Füße schillern in far-
biges Gold.
Es sind muthige Thiere, die fast
blos vom Raube anderer Insecten
leben. Als
Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der
Ameisenlöwe, um ihrer Beute aufzulauern, und
als Käfer
wissen sie ihr mit ausnehmender Schnel-
ligkeit im
Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum
albis. *
23. bvprestis. Stinkkäfer. Antennae seta-
ceae, longitudine thoracis. Caput dimi-
dium intra thoracem retractum.
Ebenfalls außerordentlich prächtige Thiere
von den
unnachahmlichsten Goldfarben; daher
ihre Flügeldecken schon längst
von dm Wilden
zum Putz verwendet worden.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace
marginato laeui, corpore
inaurato. *
Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 38.
Wird wol Fingers lang, ist in beiden Indien
zu
Hause.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longitu-
dinaliter sulcatis, maculis duabus aureis im-
pressis, thorace punctato. *
Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 39.
24. dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer.
(Hydrocantharus). Antennae setaceae
aut
clauato-perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii
submutici.
1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore
laeui, sterno
carinato, postice spinoso. *
Frisch P. II. tab. VI. fig. 1.
Eine der größten Arten. Ist in den Euro-
päischen Gewässern gemein. Auch habe ich sie
aus
Tranquebar erhalten. Wenn der Käfer
seine Eyer legen will, so
bereitet er dazu eine
artige längliche Hülse, die er mit einer
braunen
Seide überzieht, und die mit den eingeschloß-
[Seite 368] nen Eyern wie ein Schifgen auf dem Wasser
schwimmt, bis die
kleinen Larven ausgekrochen
und im Stande sind, in ihr Element über
Bord
zu springen.
2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris fulcis di-
midiatis decem villofis. *
Frisch P. II. tab. VII fig. 4.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat-
tungen dieses Geschlechts,) den Fischteichen ge-
fährlich.
25. carabvs. Laufkäfer. Antennae seta-
ceae. Thorax obcordatus apice trunca-
tus marginatus. Elytra marginata.
Leben meist vom Raube anderer Insecten: und
geben,
wenn man sie anfaßt, einen atzenden Saft
von sich. Die wenigsten
können stiegen; laufen
aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris
punctis intricatis
fubrugosis. *
Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 44.
2. †. Nitens. der Goldhahn. C. apterus ely-
tris porcatis: striis passim interruptis sulcis-
que scabriusculis inauratis. *
Häufig auf Feldern, Wiesen etc.
3. †. Sycophanta. C. aureo nitens, thorace
caeruleo, elytris aureo
viridibus striatis, ab-
domine subatro. *
Sulzers Gesch. tab. VII. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
[Seite 369]4. †. Crepitans. der Bombardirkäfer. C.
thorace capite pedibusque ferrugineis, ely-
tris nigris.
Schwedische Abhandl. 1750. tab.
VII.
fig. 2.
Wird besonders von der vorigen Gattung
verfolgt,
und ist dabey durch die von D. Ro-
lander bemerkte
ganz eigne Art berühmt wor-
den, womit er sich gegen
diesen u.a. seiner
Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen
mit
einem ganz auffallend starken Laut einen blau-
lichten Dunst aus dem Hinterleibe entgegen
schießt etc.
26. tenebrio. Antennae moniliformes ar-
ticulo
vltimo subrotundo. Thorax plano-
conuexus, marginatus.
Caput exsertum.
Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femori-
bus
anticis crassioribus. *
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich
daher häufig in Mühlen und Beckerhäu-
sern, heissen
Mehlwürmer, und geben be-
kantlich das beste
Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. Der Todtenkäfer. T. apte-
rus thorace aequali, coleoptris laevibus mu-
cronatis. *
Lebt in modrigen Orten, hat einen wiedrigen
Geruch,
und ist vom Aberglauben ehedem für
ominös gehalten worden.
27. meloë. Antennae moniliformes articulo
ultimo ovato. Thorax
subrotundus. Ely-
tra mollia flexilia, caput inflexum,
gibbum.
1. †. Proscarabaeus. Der Maywurm. M.
apterus, corpore violaceo. *
Frisch P. VI. tab. VI. fig. 5.
Ein wiedriges weiches Thier, was bey
jeder
Berührung einen stinkenden Saft aus der Brust,
da wo die
Füsse eingelenkt sind, fliessen läßt.
2. †. Vesicatorius. Die spanische Fliege. (Can-
tharis offic.) M. alatus viridissimus
nitens,
antennis nigris. *
Das wichtige heilsame Geschöpf, was
zum
Blasenziehen gebraucht wird.
28. mordella. Antennae filiformes serratae
Caput deflexum sub
collo in territo. Palpi
compresso-clauati, oblique truncati. Ely-
tra deorsum curva apicem versus. Ante fe-
mora lamina lata ad basin abdominis.
Kleine Käfergen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch da-
zu sehr wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato. *
Sulzers Kennz. tab. VII. fig. 46.
29. staphylinvs. Antennae moniliformes.
Elytra dimidiata. Alae
tectae. Cauda
simplex exserens duas vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen
merkwürdig,
die sie, so bald sie Gefahr mer-
[Seite 371] ken, aus dem Hinterleibe
treiben; deren wahrer
Nutzen aber noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis
longitudine capitis. *
30. forficula. Antennae setaceae. Ely-
tra
dimidiata. Alae tectae. Cauda forci-
pata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöler. (Fr. le perce-oreille Engl. the
ear-wig) F. elytris apice albis. *
Frisch P. VIII. tab. XV. fig. 1. 2.
Das bekannte Thier, von dem die ungegrün-
dete Sage erdichtet ist, daß es gerne den Men-
schen in die Ohren kröche, wohin sich irgend
etwa
einmal eins so gut wie jedes andre Insect
verirrt haben mag. Aber
den Gärten sind sie
nachtheilig, da sie junges Gemüse, die
Augen
an Orangerie, Nelkenknospen etc. zerfressen.
Bey den Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf an die Brust
niedergedruckt, bey einigen
mit Kinnladen, bey den mehresten aber
mit
einem nach dem Unterleib gebogenen Sauge-
rüssel versehen, weshalb diese auch von einigen
Naturforschern Proboscidea genannt werden.
Anzahl und Bildung
und Richtung der Flügel
ist verschieden. Meistens haben sie vier
Flügel,
[Seite 372] von
welchen zumal die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am
äussern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie
gerade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen-
mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer
Art
kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben nur
zwey Flügel,
und bey verschiedenen sind die
Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre
Verwand-
lung ist nicht sehr auffallend: sondern die
Larven
äneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flü-
gel, die erst nach und nach völlig
ausgebildet
werden.
31. blatta. Die Schabe. Caput
inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque planae
subcoriaceae.
Thorax planiusculus, orbi-
culatus, marginatus. Pedes
cursorii. Cor-
nicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. Der Kakerlake, Tarokan.
B.
ferrugineo-fusca elytris abbreviatis sulco
oblongo impresso.
*
Ist eigentlich in Südamerika zu Hause: hat
sich
aber von da nach Ostindien und nun auch
fast in ganz Europa
fortgepflanzt. So wie an-
dere Schaben, ein
lichtscheues aber vermüstendes
Thier, was Brod, Leder, Hausgeräthe
ver-
zehrt, sich zumal gern in Beckerhäusern einni-
stell, sich sehr nach der Wärme zieht, und bis
jetzt
durch keins der vorgeschlagenen Mittel aus-
zurotten
ist.
3. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sini-
stro integro 4-pustulato; dextro ad margi-
nem internum semipellucido,
3-pustu-
lato *.
pallas
spicileg. zoologic. IX. tab. I.
fig. 5.
In Trankebar etc. Wegen der auffallenden Un-
gleichheit zwischen beiden Flügeldecken merk-
würdig.
3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro-
maculatis *.
Nicht in Lappland allein, sondern auch um
Paris, um
Göttingen, und in der wärmern
Schweiz.
32. mantis. Caput nutans, maxillosum, pal-
pis
instructum. Antennae setaceae. Alae
4 membranaceae, convolutae, inferiores
plicatae. Pedes antici compressi, subtus
serrato denticulati,
armati ungue solitario
et digito setaceo laterali articulato: postici
4 laeves,
gressorii. Thorax linearis elon-
gatus
angustatus.
Alle von einer ungewönlichen
langgestreckten
sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be-
tragen etc. hat was eignes gleichsam Feyerliches,
was
wohl zu der abergläubischen Devotion An-
laß gegeben
hat, mit der mehrere Gattungen die-
ses Geschlecht
zumal im Orient angesehen werden.
1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely-
tris
breuissimis, pedibus spinosis. *
Rösel. vol. II. Heuschr. tab. XIX. fig. 9. 10.
[Seite 374]Auf Amboina. Spannen lang, und doch
kaum so dick
als eine Gänse Spuhle, wird von
den Indianern gegessen, hingegen den
Kühen
für tödlich gehalten. Eine wenigstens sehr ver-
wandte Gattung ist in Brasilien zu Hause, und
soll
wenn sie zufälliger weise gedruckt oder ge-
treten
wird, sich mit einen Biß wehren der ein
ganz eignes Zittern durch
den ganzen Körper
verursache.
2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femo-
ribus
anticis spina terminatis, reliquis lobo. *
Röfel vol. II. Heuschr. tab. VII fig. 1. 2. 3.
3. †. Religiosa. Die Gottesanbeterin, das
wandelnde Blatt, der
Weinhandel, Wein-
hasel. M. thorace
laeui subcarinato elytris-
que viridibus
inmaculatis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. I. II.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält
die vordern beiden in die Höhe, um Mücken
damit zu fangen. Der
Türkische Pöbel hat sich
eingebildet, daß sie mit dem Kopf immer
nach
Mecca zu gerichtet sey, und ihre Vorderfüße
aus Andacht
falte. Man nennt dieses Thier
darum das wandelnde Blatt, weil seine
Ober-
flügel an Gestalt und Farbe einem
Weidenblatte
äneln. Man weis, daß es wohl zehn Jahre
alt
wird.
33. gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle
Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma-
xillosum, palpis instructum. Antennae
setaceae s. filiformes.
Alae 4 deflexae, con-
[Seite 375] volutae, inferiores
plicatae. Pedes postici
saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gat-
tungen den Wiesenwachs und Getraide gefähr-
lich sind. Manche geben entweder zur Begat-
tungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder
wenn
sich das Wetter ändern will, einen be-
kannten
zirpenden Laut von sich, den sie theils
mit den Springfüßen, am
meisten aber, wie
schon Aristoteles richtig bemerkt hat, mit
den
Flügeln hervorbringen*), und der nach Ver-
schiedenheit der Leidenschaften fast wie die
Stimme andrer Thiere
variirt.
1. †. Gryllotalpa. Die Werre, Maulwurfs-
grille,
der Riehwurm, Reutwurm, Schrot-
wurm, Ackerwerbel,
Erdkrebs. G. tho-
race rotundato,
alis caudatis elytro longio-
ribus, pedibus anticis
palmatis tomentofis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XIV. XV.
Ist in Europa und Nordamerica zu Hause:
an theils
Orten, wie in Thüringischen etc. außer-
ordentlich
häufig. Lebt meist unter der Erde.
und thut zumal den
Küchengewächsen und der
Gerstensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus. Die Grille, Zirse, Heim-
gen.
(Fr. le grillon Engl.
the cricket.) G.
thorace
rotundato, alis caudatis elytro lon-
gioribus, pedibus
simplicibus, corpore
glauco. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XII.
[Seite 376]Kommen zur Erntezeit mit der Frucht in die
Häuser,
ziehen sich nach der Wärme, zirpen die
Nacht durch, sind aber mit
hellem Lichte zum
schwelgen zu bringen.
3. †. Campestris. Die Feldgrille. G.
thorace
rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis
elytro
brevioribus, corpore nigro. *
Läßt sich nach reicher Ernte auf den Stop-
pelfeldern hören. Schweigt hingegen
nach
Miswachs.
4. †. Viridissimus. Der Baumhüpfer. G.
thorace rotundato, alis viridibus immacula-
tis, antennis seraceis longissimis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. X. XI.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf
Gebüschen,
springt vorzüglich weit; zirpt am
meisten in den Hundstagen.
5. †. Verrucivorus. Das Heupferd. G. tho-
race subquadrato laeui, alis viridibus
fusco
maculatis, antennis setaceis longitudine
corporis.
*
Rösel vol. II. Heuschr. tab. VIII.
6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua-
drifida. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. V.
Die große eßbare Heuschrecke der Araber,
die
Johannes in der Wüste aß. und die noch jetzt
in Arabien und
andern Morgenländern auf
[Seite 377] mannichfaltige Weise zubereitet und
allgemein
verspeist wird.
7. †. Migratorius. Die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G.
thorace
subcarinato: segmento vnico, capite obtuso,
maxillis
atris. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXIV.
Bey weitem nicht so groß, als die vorige,
aber
furchtbar, weil sie oft in unsäglichen Zü-
gen in
Europa eingefallen ist, und allgemeinen
Miswachs, Hungersnoth und
sterben verur-
sacht hat. Ursprünglich gehört sie wohl
in die
große Tartarey zu Hause, doch findet sie sich
auch in
Deutschland, das doch seit 1750. mit
ihren großen Invasionen
verschont geblieben;
auch hier herum hin und wieder, aber
einzeln,
In Spanien hingegen ist sie sehr häufig, soll
sich
auch, wenn es anders die gleiche Gattung ist,
zuweilen in
Peru, auf Barbados etc. einfinden.
8. †. Stridulus Die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo
nigris
nebulosis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXI. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen ge-
ben im Fluge einen lauten klappernden Ton
von
sich.
34. fvlgora.*) Caput
fronte producta,
inani. Antennae infra oculos, articulis
2.
[Seite 378] exteriore globoso maiore. Rostrum infle-
xum, pedes gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts
ist die
große hornichte Blase vor der Stirne
Die beym lebenden oder kürzlich
abgestorbnen
Thier einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. Der Surinamische Latern-
träger. Leyermann. (Fr. la
portelanterne
Engl. the lanthorn-fly) F. Fronte ouali
recta, alis lividis:
posticis ocellatis. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXVIII. XXIX.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist grös-
ser als der ganze übrige Körper, und scheint so
hell,
daß sich die Wilden ihrer statt Leuchten
bedienen, wenn sie im
finstern reisen.
2. Candelaria. Der Schinesische Laternträ-
ger. F. fronte rostrata subulata adscen-
dente. elytris viridibus luteo-maculatis,
alis
flauis: apice nigris. *
Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXX.
35. cicada. (Fr. Cigale) Rostrum inflexum,
Antennae fetaceae. Alae 4 membranaceae,
deflexae. Pedes plerisque
saltatorii.
Die männlichen Cikaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der aber abwech-
selnder und anmuthiger ist, und durch sehr zu-
sammengesetzte Werkzeuge in ihrer Bauchhöle,
die
Reaumur und Rösel sehr genau untersucht
haben, hervorgebracht
wird.
Merkwürdig ist, daß ein gewisser
kleiner
Keulenschwamm (clauaria) theils auf
den Aesern
[Seite 379] mancher Cikaden-Gattungen theils gar auf dem
lebendigen Leibe
ihrer Larve zu wachsen pflegt.*)
1. †. Cornuta. C. thorace bicorni postice
subulato longitudine
abdominis, alis nudis. *
Sulzers Kennz. tab. X. fig. 63.
Auf Getraide, Disteln etc. Die spitzen Zapfen
zu
beiden Seiten des Brustschildes geben ihr ein
sonderbar Ansehen.
2. Plebeja. C. scutelli apice bidentato, ely-
tris
anastamosibus quatuor, lineisque sex
ferrugineis. *
In Griechenland. Italien und Nordafrica.
Die bey
den Alten so beliebte Cikade**).
3. Orni.
C. elytris intra marginem tennio-
rem punctis sex
concatenatis, anastamosi-
bus interioribaus
fuscis. *
Sulzers Kennz. tab. X. fig. 65.
4. †. Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis
duabus fasciaque
sanguineis. *
In Italien, im südlichen Frankreich, und
auch um
Göttingen nicht selten.
5. †. Spumaria. Der Schaumwurm, Gäscht-
wurm. C. fusca, elytris maculis binis
albis lateralibus:
fascia duplici interrupta
albida. *
Besonders häufig auf Weiden, denen er im
Frühjahr
den Saft aussaugt, und ihn in Ge-
stalt eines Schaums
wieder von sich giebt;
man findet diesen Schaum, den man unter
dem
Namen Kukuksspeichel allerhand fabelhaften Ur-
sprung angedichtet, oft in Klumpen, wie eine
Haselnuß groß, und
das Thier selbst in der
Mitte desselben vergraben.
36. notonecta. Wasserwanze. Rostrum
inflexum. Antennae thorace breuiores.
Alae 4 cruciato-complicatae, antice coria-
ceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.
1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis margine
fusco punctatis
apice bifidis. *
Schwimmt die mehreste Zeit auf dem Rücken:
weis
auch in dieser Lage kleine Mücken etc. von
denen sie sich nährt, mit
vieler Geschwindigkeit
zu haschen. Mit dem Saugestachel kan sie
em-
pfindlich stechen.
37. nepa. Wasserscopion. Rostrum infle-
xum. Alae 4 cruciato-complicatae
antice
coriaceae. Pedes anteriores cheliformes: re-
liqui 4 ambulatorii.
Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vor
derfüße
haben einige Aenlichkeit mit Krebsschee-
ren. Der
lange Stachel am Hintern nutzt nicht
als Waffen sondern zum
Luftschöpfen.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali,
corpore
oblongo-ouato. *
Der Rücken ist schön zinnoberroth. Die Eyer
haben
eine überaus sonderbare Gestalt, am einen
Ende mit Häkchen, fast wie
ein zusammen ge-
krochener Armpolype, oder wie Saamen
von
Kornblumen etc.
2. † Cimicoides. N. abdominis margine ser-
rato.
*
Aenelt den Thieren des vorigen Geschlechts.
3. Plana. N. subfusca; oculis nigris, alis al-
bidis, dorso plano. *
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem
Thier,
das auf Trankebar zu Hause ist, ihre
Eyer auf den Rücken, das daher
beynah einige
Aehnlichkeit mit der weiblichen Pipa (S.
252)
erhält*).
38. cimex. Wanze. (Fr. punaise Engl.
bug). Rostrum inflexum. Alae 4 cruciato-
complicatae, superioribus
antice coriaceis.
Dorsum planum thorace marginato.
Pedes
cursorii.
Ein weitläuftiges Geschlecht von theils aus-
nehmend schönen Gattungen, die doch aber auch
zum
Theil durch den mannichfaltigen Schaden
den sie thun, theils durch
den unerträglichen
Gestank, den viele derselben wenn sie
Gefahr
werken, von sich geben, widerlich werden.
1. †. Lectularius. Die Bettwanze, Wand-
laus. C. flauescens, alis nullis. *
Sulzers Kennz. tab. X. fig. 69.
Die Bettwanzen mögen allerdings im südli-
chen Europa einheimisch seyn: wenigstens
reden
Aristophanes und andre alte Griechen von ihnen
als von
bekannten Thieren. Auch sind sie lange
vor dem großen Londner Brand
von 1666 in
England gewesen, und nur erst nachher durch
die
Einführung des ausländischen Bauholzes ge-
meiner
worden. Von allen gegen dieses Unge-
ziefer
vorgeschlagnen Hülfsmitteln scheint Vor-
sicht und
Reinlichkeit das wirksamste.
2. †. Corticalis. C. membranaceus, abdomi-
nis margine
imbricatim secto, corpore ni-
gricante. *
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen
seiner
täuschenden Rindenartigen Gestalt und
Farbe schwer zu finden.
3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus gri-
seus; abdominis margine nigro maculato. *
In Gärten, zumal an Johannisbeeren; die
daher
zuweilen einen häßlichen Geschmack an-
nehmen. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich-
doch bloß wenn sie
berührt wird; da ihr der
Gestank, wie manchen andern Wanzen zum
Ver-
theidigungsmittel dient.
4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis
apice capillaceis,
corpore oblongo subuillo-
so fusco. *
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumal
sieht
äußerst häßlich aus, und ist immer wie
mit Staub und Kehricht
bedeckt.
39. aphis. Blattlaus, Neffe, Mehlthau.
(Fr. puceron Engl. plant-louse) Rostrum in-
flexum. Antennae thorace longiores. Alae
4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii.
Abdomen
postice saepius bicorne.
Kleine wehrlose, aber bey aller ihrer
Schwäche
furchtbare Thiere, die theils durch den Scha-
den den sie den Gewächsen zufügen, mehr aber
noch
durch die Wunder die der Schöpfer in ihrer
Natürlichen Geschichte
gehäuft hat, merkwürdig
werden. Es giebt oft in einer Gattung, ja
in
einer und eben derselben Familie geflügelte und
ungeflügelte
Blattläuse, und das ohne alle Be-
ziehung auf den
Geschlechtsunterschied. Doch
sind die Männchen weit kleiner als ihre
Weib-
gen, und werden auch in weit mindrer
Anzahl
jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste,
wo sie
ihre Weibgen befruchten, die kurz darauf
Eyer oder vielmehr Hülsen
von sich geben, in
welchen zwar die jungen Blattläuse schon
völlig
ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis
im
folgenden Frühjahr hervorbrechen. Das un-
erwartetste
hierbey ist, daß alle diese nunmehr
ausgekrochenen Blattläuse
durchgehends weibli-
chen Geschlechts sind, und daß im
Frühjahr
und Sommer schlechterdings keine männliche
Blattlaus zu
sehen ist. Und demongeachtet sind
doch alle jene jungfräulichen
Blattläuse im Stan-
de, ohne Zuthun eines Gatten ihr
Geschlecht
fortzupflanzen; man kan jedes Junge, was
sie nunmehr
von sich geben, isoliren, in eine
Einöde verschließen, und doch wird
es nach eini-
ger Zeit wieder andere Junge gebären.
Und so
hat Bonnet*) gefunden, daß jene einmalige
[Seite 384] Begattung im Herbste, ihre
befruchtende Wür-
kung im folgenden Frühjahr und
Sommer bis
ins neunte Glied äußert. Alle die Millionen
von
Blattläusen, die während dieser ganzen Zeit
jung werden, sind
fruchtbar, gebären allesamt
Junge, ohne je ein männlich Thier ihrer
Art
gesehn, ohne sich gepaart zu haben etc. Gegen
den Herbst
kommen endlich wie schon gesagt,
auch Männchen zum Vorschein, die
sich Gatten
suchen, sich paaren, und ebenfalls die
ganze
weibliche Nachkommenschaft des künftigen Som-
mers wieder mit befruchten müssen.
1. †. Ribis. A. ribis rubri. *
2. †. Vlmi. A. vlmi campestris. *
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae. *
Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae. *
swammerdam biblia nat. tab. XLV. fig.
22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba-
ren rosenartigen Auswüchse verursachen, die
man
Pappelrosen, Alberknospen etc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis
longissimis thorace
verrucoso. *
An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc.
wo sich
die Blattläuse in einer spannenlangen
Schotenähnlichen Hülse
aufhalten*).
40. chermes. Blattsauger. Rostrum pecto-
rale. Antennae thorace longiores. Alae
4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel ähnliches mit
den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie
fast aus wie
Cikaden, hüpfen auch so etc.
41. coccus. Schildlaus. Rostrum pecto-
rale. Abdomen postice setosum. Alae 2 ere-
ctae masculis. Feminae
apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die
beiden
Geschlechter einander so auffallend ungleich
als bey den
Schildläusen. Das Männchen
änelt einer kleinen Mücke, das Weibgen
hinge-
gen ist ungleich größer, ungeflügelt, und
hat
meist die Gestalt eines platten Schildgens oder
einer Narbe.
Es sitzt, nachdem es sich gehäu-
tet hat, fast
unbeweglich an den Gewächsen,
und könnte bey manchen Arten ehe für
einen
Auswuchs der Pflanze, als für ein lebendiges
Thier
angesehen werden. Das Männchen
schwärmt indeß im freyen umher, bis
es vom
Begattungstrieb gereizt, ein solches einsiedleri-
sches Weibgen aufsucht und befruchtet.
1. Hesperidum C. hybernaculorum. *
Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 81.
Das Weibgen hält sich vorzüglich an Oran-
genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, zu-
mal an der Mittelribbe auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa. *
Wie die vorige in Gewächshäusern, wo sie
große
Verwüstungen anrichtet: besonders an
Caffeebäumen etc.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. *
Im südlichen Europa, besonders in Langue-
doc und Provence, an Stechpalmen etc.
Die
Beerenförmigen, Gallapfelartigen Eyer-Nester
dieser Thiere
werden mit Essig besprengt, und
das Carmoisinroth draus
verfertigt.
4. † Polonicus. deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis. *
Macht ebenfalls Kermesartige Eyernester an
den
Wurzeln von Weggras und andern Pflan-
zen; zumal
häufig in Polen, wo sie gesammlet,
und zur Farbe angewandt werden.
Im mitt-
lern Zeitalter hat man sie auch in
Deutschland
sorgfältig aufgesucht und zu Gute gemacht.
5. Cacti. der Schlarlachwurm (Fr. la coche-
nille Engl. the cochineal-fly) C. cacti
coc-
cinelliferi. *
ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.
Ein wegen seines Gebrauchs zur Färberey für
die
Handlung äußerst wichtiges Geschöpf. Ist
ursprünglich in Mexico zu
Hause; wird aber
auch in mehrern Theilen von Südamerica, und
nun
selbst in Spanien erzielt. Die Coschenille
findet sich auf mehrern
Sorten Indianischer Fei-
gen, die deshalb in großen
Plantagen gepflanzt,
und jene Insecten fast wie die
Seidenwürmer
darauf gezogen, und jährlich zu dreyen
malen
abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi Lack-wurm. C.
ficus
indicae et religiosae.
Kerr in den philos. Transact. vol. LXXI.
P.
II.
Das merkwürdige Thier das zumal in den
gebürgichten
Gegenden von Hindostan zu bei-
den Seiten des Ganges,
besonders von den ge-
dachten beiden Feigengattungen
lebt, und das
Gummilack liefert, das folglich weder nach
der
Meinung der ältern Naturforscher von Ameisen,
noch einigen
neuern zufolge von kleinen Käfer-
gen herrührt.*)
42. thrips. Rostrum obscurum. Antennae
longitudine thoracis.
Abdomen sursum re-
flexile. Alae 4 rectae, dorso
incumbentes,
longitudinales, angustae, subcruciatae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhal-
ten, und meist nur durch ihre große Anzahl,
oder
durch die Munterkeit, mit der sie umher
hüpfen und fliegen,
bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore
atro. *
Die Schmetterlinge oder Zweyfalter,
(Pfeifholder etc.) eine
weitläuftige Ordnung, die
sich durch vier ausgespannte, mit bunten
Schup-
pen befiederte Flügel, durch einen
behaarten
Körper, und fast durchgehends durch einen spi-
ralmäßig gewundenen Rüssel, auszeichnet. Diese
Thiere
entstehen sämtlich aus Eyern, aus wel-
chen sie als
Raupen hervorbrechen. In diesem
Zustand haben sie Kinnladen, zwölf
Augen am
Kopf, einen langgestreckten cylindrischen Körper
von
zwölf Abschnitten, mit neun Luftlöchern auf
jeder Seite, drey paar
haakenförmigen Klauen
an der Brust, und meist fünf paar runden
flei-
[Seite 389] schigen Füssen am Hinterleibe. Die Raupe
häutet
sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe,
die mehrentheils
unbeweglich, doch bey der Wei-
denraupe und einigen
andern sehr wenigen Gat-
tungen sich von der Stelle zu
bewegen, im Stande
ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimm-
ten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der
lange
Fühlhörner, nur drey paar Füße, und
statt jener zwölf kleinen Augen,
zwey große halb-
kuglichte und drey kleine (§. 135.)
hat. Alle die
zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich un-
ter folgende drey Geschlechte bringen.
43. papilio. Tagvogel. (Engl. butter-fly)
Antennae apicem versus crassiores,
saepius
clauato-capitatae. Alae erectae
sursumque
conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt,
und häutet sich gewöhnlich viermal. Sie
verpuppt sich ohne ein
äußeres Gespinste: die
Puppe ist zackicht, theils schön
goldfarbig,
(chrysalis, aurelia) und hängt
sich mit dem
hintern Ende auf. Der Papillon fliegt nur am
Tage
umher, und hält im Sitzen seine vier brei-
ten
ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der
Oberseite gegen einander
gekehrt. Linne hat
das ganze Geschlecht, leichterer Faßlichkeit
we-
gen, wieder in fünf Familien (phalanges) ab-
getheilt.
a. eqvites. Alis primoribus ab angulo po-
stico ad
apicem longioribus, quam ad ba-
sin: his saepe
antennae filiformes.
Tröes, ad
pectus maculis sanguineis sae-
pius nigri.
Achiui,
pectore incruento, ocello ad an-
gulum ani.
b. heliconii. Alis angustis integerrimis,
saepe denudatis:
primoribus oblongis;
posticis breuissimis.
d. nymphales. Alis denticulatis.
Phalerati alis caecis absque ocellis.
e. plebeji. Parui. Larua saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis
supra viridibus: institis atris, posticis
maculis sex nigris.
*
Auf Amboina. Ein großes unbeschreiblich
prächtiges
Thier, dessen Flügel einem glänzen-
den grünen Atlas
gleichen.
2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, di-
sco
caeruleo splendente dentato. Posticis
subtus ocellis septem.
*
Auch auf Amboina, und ebenfalls so ein aus-
nehmend prachtvolles Geschöpf. Zumal die
großen mit
Atlasglanz blau und grün schillern-
den gezackten
Flecken auf der Oberseite aller 4
[Seite 391] Flügel, und die einer Miniaturmalerey ähn-
lichen Augen auf der Unterseite der Hinterflügel.
3. †. Machaon. Der Schwalbenschwanz. P.
E.
A. alis caudatis concoloribus flauis limbo
fusco lunulis flauis,
angulo ani fuluo. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.
Die Raupe am Till, Fenchel, Rübsaat.
Der
Schmetterling kriecht zuweilen wohl erst im
zweyten Jahr aus
der Puppe.
4. †. Podalirius. Der Segelvogel. P. E.
A.
alis caudatis subconcoloribus flauescentibus:
fasciis
nigricantibus geminatis: posticis sub-
tus linea
sanguinea. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.
Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am
Kohl,
Schlehen, Apfelbäumen etc.
5. +. Apollo. Der rothe Augenspigel P.
H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra
4: subtus 6, basique
rubris. *
Sulzers Kennz. tab. XIII. fig. 41.
Ein großer schöner Schmetterling, Isabell-
gelb mit carmoisinrothen Ringen. Im wär-
mern Europa auf Wintergrün, Knabenkraut etc.
6. †. Crataegi. Der Lilienvogel, Baumweis-
ling,
Heckenweisling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. III.
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume,
die
Junge halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinste zusammen.
7. †. Brassicae. Die Kohleule, der Kohlweis-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integer-
[Seite 392] rimis rotundatis albis; primoribus maculis
duabus apicibusque
nigris, maior. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. IV.
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut,
und
Rübsaat. Buttervogel heist der Schmetter-
ling (so wie
die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Name,
der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gege-
ben worden ist.
8. †. Rapae. Der Rübenweisling. P. D. C
alis
integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus
apicibusque nigris, minor. *
Rösel, vol. I. Tagvögel II. tab. V.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotun-
datis
albis: subtus venis dilatato-virescen-
tibus.
*
10. †. Cardamines. Der Auroravogel. P. D.
C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fuluis, posticis subtus viridi-ne-
bulosis. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VIII.
11. †. Rhamni. Der Citronen-Papillon, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flauis: singulis
puncto flauo, sub-
tus ferrugineo. *
12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus
primoribus ocellis tribus: po-
sticis duobus
tribusque. *
13. †. Io. Das Pfauenauge, der Pfauenspie-
gel.
P. N. G. alis angulato dentatis-ful-
vis nigro-maculatis: singulis subtus ocello
caeruleo. *
Kösel. vol. I. Tagvögel I. tab. III.
An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.
14. †. Galathea. Das Bretspiel. P. N. G.
alis
dentatis albo nigroque variis, subtus pri-
moribus
ocello vnico, posticis quinque ob-
soletis. *
15. †. Cardui. Der Distelvogel. P. N. G.
alis
dentatis fuluis albo nigroque variegatis,
posticis vtrinque ocellis
quatuor, saepius
coecis. *
Rösel. vol. I. Tagvögel I. tab. X.
An Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die
Puppe
ebenfalls ganz goldglänzend. In man-
chen Jahren
unsäglich häufig.
16. †. Iris. Der Schillervogel, Changeant,
P.
N. G. alis subdentatis subtus griseis; fa-
scia
vtrinque alba interrupta, posticis supra
vniocellatis. *
17. †. Antiopa. Der Trauermantel. P. N.
P.
alis angulatis nigris limbo albido. *
Rösel. vol. I. Tagvögel I. tab. I.
[Seite 394]18. †. Polychloros. Der große Fuchs. P. N.
P.
alis angulatis fuluis, nigro maculatis: pri-
moribus supra punctis quatuor nigris. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.
An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe
gibt einen
bisamähnlichen Geruch von sich.
19. †. Vrticae. Der kleine Fuchs, Nessel-
vogel.
P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-
maculatis: primoribus supra punctis
tribus
nigris. *
Rösel vol. I. Tagvögel. I. tab. IV.
20. †. C.
album. Der C-Vogel. P. N. P.
alis
angulatis fuluis nigro maculatis, posti-
cis subtus
C albo notatis. *
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. V.
An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren,
Hopfen
etc. Der Schmetterling variirt in der
Größe, und in der Farbe der
Unterseite, braun,
grün etc.
21. †. Atalanta. Der Admiral, 980-Vogel,
Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo-
maculatis: fascia communi purpurea, pri-
moribus
vtrinque, posticis marginali.*
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. VI.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge:
zumal
auf der Unterseite von den vortreflichsten
mannichfaltigsten
Farben.
22. †. Paphia. Der Silberstrich. P. N.
P.
alis dentatis luteis nigro maculatis, subtus
lineis argenteis
transuersis. *
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. VII.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe.
Zumal die Unterseite der Hinterflügel
blaßgrün und Rosenfarb
schillernd mit mattem
Silberglanz. In Wäldern auf Brennesseln
etc.
23. †. Aglaia. Der große Perlenmuttervo-
gel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis fla-
vis nigro-maculatis: subtus maculis 21
argenteis. *
Auf Stiefmütterchen, Veilchen. Die Raupe
macht sich
erst eine artige Winterlaube aus
Moos, worin sie sich nachher als
Puppe auf-
hängt*).
24. †. Lathonia. Der kleine Perlenmutter-
vogel.
P. N. P. alis dentatis luteis nigro-
macultis: subtus maculis 37. argenteis.
*
25. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus
fascia marginali fulua
nigro-punctata. *
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VII.
26. †. Maluae. Der Pappelvogel. P. P. V.
alis
denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis.
*
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. X.
[Seite 396]44. sphinx. Abendvogel. Antennae
medio
crassiores s. vtraque extremitate
attenuatae
subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen dieser Thiere sind mehrentheils
von
vortreflicher Farbe, mit einem haakenför-
migen Horn
am Ende des Rückens, dessen Spur
auch noch an der Puppe sichtbar
ist. Sie ver-
puppen sich unter der Erde, ohne
Gespinste.
Die Abendvögel haben ihren Namen daher, weil
sie bloß
in der Abenddämmerung umher fliegen.
Die mehresten haben einen
langsamen schweren
Flug. Linne hat das ganze Geschlecht,
was
doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende
Art
unterabgetheilt:
a. legitimae – alis angulatis.
b. adscitae – habitu et larua diuersae.
1. †. Ocellata. Das Nachtpfauenauge. S.
L.
alis repandis; posticis ocellatis. *
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.
2. †. Nerii. Der Oleandervogel. S. L.
alis
subangulatis viridibus: fasciis variis pallidi-
oribus saturatioribus flauescentibusque. *
3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis
margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro
cingulis atris. *
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. VII.
[Seite 397]4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis in-
carnatis fasciis nigris, abdomine rubro cin-
gulis
nigris. *
Auf Hartriegel, spanischem Hollunder.
5. †. Atropos. Der Todtenkopf. S. L.
alis
integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdo-
mine luteo cingulis nigris. *
Auf Jasmin, Cartoffelkraut etc. Die ehema-
lige große Seltenheit dieses Thiers in Deutsch-
land, die Todtenkopfähnliche Zeichnung auf
den
Schultern des Schmetterlings, und der jam-
mernde Laut, den er mit dem Saugrüssel her-
vorbringen kan, mögen wohl zu dem Aberglau-
ben
Anlaß gegeben haben, mit dem man das
schöne Thier ehedem als einen
Sterbepropheten
etc. angesehen hat.
6. †. Celerio. Der Phönix. S. L. alis
integris
griseis lineola albo nigra; inferioribus basi
rubris
maculis sex. *
7. †. Elpenor. Die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus,
fasciis purpureis variis, posticis rubris,
basi atris. *
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. IV.
Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen etc.
8. †. Porcellus. Die kleine Weinmotte. S.
L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.
*
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. V.
Aenelt dem vorigen in der Bildung und Auf-
enthalt.
9. †. Euphorbiae. Die Wolfsmilchraupe. S.
L.
alis integris fuscis vitta superioribus pal-
lida,
inferioribus rubra. *
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. III.
10. †. Stellatarum. Der Taubenschwanz, Kar-
pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateri-
bus albo nigroque variis, alis posticis ferru-
gineis. *
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. VIII.
11. †. Filipendulae. Die Cirkelmotte. S.
A.
alis superioribus cyaneis; punctis sex ru-
bris; inferioribus rubris immaculatis. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. LVII.
12. †. Phegea. Die Ringelmotte. S. A. viri-
di-atra. alis punctis fenestratis: superio-
rum sex, inferiorum duobus, abdomine
cingulo
luteo. *
45. phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth)
Antennae setaceae, a basi ad apicem
sensim
attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.
Das weitläuftigste Geschlecht unter den In-
secten. Die Raupen sind mehrentheis behaart:
und
verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
[Seite 399] dern seidenartigen
Gespinstes (folliculus) wo-
zu
sie den klebrigen Stoff in zwey Darmähnlichen
Schläuchen, die längst
dem Rücken hinab neben
dem Magen liegen, führen; und ihn
nachher,
mittelst einer besondern Röhre, die sich hinter
dem
Munde dieser Raupen findet, zu äußerst
feinen Faden spinnen, die
ihnen auch ausserdem
zu andern Zwecken, sich z.B. wie die
Spinnen
dran herablassen zu können etc. nutzen*). Diese
Gehäuse
werden bey einigen, wie bey dem Pfau-
vogel, wegen
ihrer überaus künstlichen Einrich-
tung; beym
Seidenwurm aber durch ihre große
Nutzbarkeit merkwürdig. Die
Phalänen selbst,
die fast alle bloß des Nachts ihren
Geschäften
nachgehen, hat Linne in folgende Familien ab-
getheilt:
a. attaci – alis patulis inclinatis.
b. bombyces. – alis incumbentibus; anten-
nis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua inuoluto-spirali.
c. noctvae – alis incumbentibus. Anten-
nis setaceis, nec pectinatis.
d. geometrae – alis patentibus horizonta-
libus quiescentes.
e. tortrices – alis obtusissimis, vt fere
re-
tusis, margine exteriore curuo.
f. pyralides. – alis conniuentibus in figu-
ram
deltoideam forsicatam.
g. tineae. – alis conuolutis fere in
cylin-
drum fronte prominula.
h. alvcitae – alis digitatis fissis ad
basin
vsque.
1. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis
falcatis
concoloribus luteo-variis, macula
fenestrata, superioribus
sesquialtera. *
In beiden Indien auf den Orangenbäumen.
Von der
Größe einer hieländischen Fledermaus.
Die großen kahlen
schuppenlosen Stellen auf den
Flügeln sind halbdurchsichtig, wie
mattes Glas.
Man macht aus dem Gespinste dieser und ande-
rer großen Phalänen in Schina die sogenannte
wilde
Seide.
2. †. Pauonia. Der Pfauvogel, das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis
elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis:
ocello
nictitante subfenestrato. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. IV. V.
Auf Obstbäumen, Schlehen, Weiden etc.
Das
Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Fla-
sche, mit einem dem Anschein nach, offnen ab-
gestutzten Hals: dessen Eingang aber doch in-
wendig
auf eine überaus artige Weise, mittelst
elastischer convergirender
Stacheln, die
in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen,
so
gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier
[Seite 401] zu seiner Zeit füglich,
heraus, hingegen kein
feindseliges Insect in seine Hülse hinein
drin-
gen kan. Der Schmetterling selbst variirt
in
Farbe und Größe.
3. †. Quercifolia. Das Eichblatt. P. B. elin-
guis, alis reuersis semirectis dentatis ferru-
gineis margine postico nigris. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XLI.
Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen hat
die
Phaläne eine sonderbar bucklige Stellung.
4. †. Vinula. Der. Gabelschwanz, Hermelin-
vogel.
P. B. elinguis albida nigro-punctata,
alis
subreuersis fusco venosis striatisque. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XIX.
An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Rau-
pe bekommt durch ihren dicken abgestumpften
Kopf, und
die beiden Schwanzspitzen, die ihr
statt des letzten Paars
Hinterfüße gegeben sind,
ein sonderbar Ansehn. Sie vermag einen
sauren
aber scharfen Saft, auf Fuß weit von sich zu
spritzen,
und sich damit im Nothfall zu verthei-
digen*).
5. Mori. Der Seidenwurm.**) P. B.
elin-
guis, alis reuersis pallidis: striis tribus
ob-
soletis fuscis maculaque lunari. *
Rösel vol. III. tab. VII. VIII.
Der Aßyrische bombyx beym
Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber
schon zu
Stoffen verarbeitet heraus: und ist der
Wurm selbst erst seit
Justinians Zeiten in Eu-
ropa gezogen. Er bleibt 6 bis
7 Wochen lang
Raupe; spinnt sich hierauf nachdem er sich vier-
mal gehäutet in einen Coccon von weisser oder
gelber
Farbe; der wenn er dritthalb Gran am
Gewicht hält, aus einem 900 Fuß
langen Faden
besteht; (deren 180 dicht neben einander
gelegt
erst die Breite von einer Linie ausmachen;) und
kriecht
endlich drey Wochen nachher als Schmet-
terling aus.
Nach der Paarung legt das über-
aus dicke Weibgen bey
500 Eyer, die im fol-
genden Frühjahr um die Zeit wenn
die weißen
Maulbeerbäume zu grünen anfangen, auskrie-
chen. Sie sind wol ursprünglich in Schina zu
Hause,
gewohnen aber auch unsers Climas recht
gut, und man zieht sie nun
seit den funfziger
Jahren auch mit bestem Erfolg in
Nordamerika,
zumal in Neu-Göttingen und andern Pflanzun-
gen von Georgien.
6. †. Neustria. Die Ringelraupe. P. B. elin-
guis, alis reversis: fascia sesquialtera;
subtus
unica. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. VI.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die
Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein
Aestgen herum.
7. †. Caja. Die schwarze Bärenraupe. P.
B.
elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis albis,
inferioribus
purpureis nigro punctatis. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.
8. †. Dispar: P. B. elinguis, alis deflexis:
masculis griseo
fuscoque nebulosis: femi-
neis albidis lituris
nigris. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. III.
Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung
und
Größe der beiden Geschlechter.
9. †. Chrysorhoea. Die schwarze Winter-
raupe.
P. B. elinguis alis deflexis albidis,
abdominis
apice barbato luteo. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XXII.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht,
und den
Winter durch gesellschaftlich in zusam-
mengesponnenem
welken Laube an den Aesten zu-
bringt, ohne daß ihr
selbst die grimmigste
Kälte schaden könnte.
10. †. Antiqua. P. B. elinguis, alis planiuscu-
lis
superioribus ferrugineis lunula alba an-
guli
postici. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XXXIX.
11. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis cristata,
alis deflexis
griseis: stigmatibus albidis
coadunatis. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XVI.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr
schädliche
Raupe.
12. †. Cossus. Die Weidenraupe. P. B. elin-
guis, alis deflexis nebulosis, thorace postice
fascia
atra, antennis lamellatis. *
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XVIII.
[Seite 404]Dieselbe Raupe von der H. Lyonet die unbe-
schreiblich mühsame Zergliederung gegeben hat.
Sie
hält sich in Ulmen, Eichen etc, doch bey
weiten am häufigsten in
Weidenstämmen auf,
die so von ihr durchfressen werden daß sie
leicht
ausgehen oder bey mäßigem Sturm umfallen.
Der Schade den
diese Raupe verursacht wird
dadurch vergrössert daß sie gegen das
Beyspiel
vielleicht aller übrigen Raupen bey drey Jahr
alt wird
ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie ein
so äußerst zähes Leben, daß
sie nach H. Lyonets
Versuchen ohne Schaden etliche Stunden
lang
im Luftleeren Raume, und mitten im Sommer
fast drey Wochen
lang unter Wasser ausdauren
kan. Eben so sonderbar ist, daß die
Puppe
sich von der Stelle bewegen, und wenn die Zeit
des
Auskriechens herbey naht, aus der Mitte
des Stammes sich vorn bis an
die Mündung in
der Rinde hervorbohren kan.
13. †. Aesculi. P. N. elinguis laevis nivea
antennis thorace
brevioribus, alis punctis
numerosis caeruleo-nigris, thorace
senis.
Die Flügel-Flecken dieses ansehnlichen Thiers
sind
so wie seine Beine völlig von der Farbe
wie blau angelaufner
Stahl.
14. †. Humuli. P. N. elinguis fulva, antennis
thorace brevioribus,
maris alis niveis. *
15. †. Pacta. P. N. spirilinguis cristata, alis
grisescentibus,
inferioribus rubris, fasciis
duabus nigris, abdomine supra
rubro. *
Rösel Vol. I. Nachtvögel II. tab. XV.
[Seite 405]Eine grosse schöne Phaläne, deren Oberflügel
grau
aber fein gezeichnet, und die Unterflügel
vortrefflich carminroth
sind.
16. †. Meticulosa. P. N. spirilinguis cristata
alis erosis pallidis:
superioribus basi incar-
nata, intra triangulum
fuscum. *
An allerhand Küchengewächsen, auch
an
Erdbeeren.
17. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis ci-
nereis:
anticis fasciis 4 nigris
abbreviatis
inaequalibus. *
Rösel Vol. I. Nachtvögel III. tab. IV.
So wie die folgende auf
Johannisbeeren,
Stachelbeeren.
18. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis
albidis, maculis
rotundatis nigris: anticis
strigis luteis. *
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. II.
19. †. Viridana. P. To. alis rhombeis, supe-
rioribus
viridibus immaculatis. *
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. III.
Die Raupe und die kleine Phaläne sind beide
von
schöner grüner Farbe.
20. †. Farinalis. P. P. palpis recurvatis, alis
politis
fuscescentibus: strigis repandis albi-
dis area
interiecta glauca. *
21. †. Pellionella. Die Pelzmotte. P. Ti.
alis
canis, medio puncto nigro, capite sub-
griseo. *
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. XVII.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
22. †. Sarcitella. Die Kleidermotte. P.
Ti.
alis cinereis, thorace vtrinque puncto albo. *
Besonders in wollnen Kleidungsstücken.
23. †. Mellonella. P. Ti. alis canis postice pur-
purascentibus, striga alba, scutello nigro
apice candido.
*
Einer des gefährlichsten Bienenfeinde.
24. †. Granella. Der Wolf, weisse Korn-
wurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis
capite albo.
*
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. XII.
Auf Kornböden in der Frucht, die er be-
nagt, abhülfet, zerschrotet, und sich daher
leicht
verrätht.
23. †. Goedartella. P. Ti. alis auratis: fasciis
2 argenteis: priore antrorsum, posteriore
retrorsum
arcuata. *
Clerk phal. tab. XII. fig. 14.
Ein niedliches überaus kleines Thier,
dessen
Flügelchen dicht an einander liegen, nach hinten
spitz
zulaufen, und in die Queere Gold- und
Perlenmutterfarb gestreift
sind.
26. †. Linneella. P. Ti. alis fuscis, punctis
tribus argenteis
eleuatis. *
27. †. Hexadactyla. P. Al. alis patentibus
fissis: singulis
sexpartitis cinereis. *
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie
wegen
der sonderbar gespaltenen Flügel ein un-
gewöhnliches
Aussehn.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder
gegitterte Flügel aus-
zeichnet, die mehrentheils in
allerhand Farben
schillern. Die Larve hat sechs Füsse.
46. libellvla, Wasserjungfer, Spinnejung-
fer,
Teufelsnadel, Schillebolze, Schur-
schotte. (Fr. Demoiselle) Os
maxillosum,
maxillis pluribus. Antennae thorace bre-
viores. Alae extensae. Cauda maris hamoso-
forcipata.
Artig gebildete Thiere von überaus schlankem
Wuchs
und vieler Munterkeit, mit der sie beson-
ders an
schönen Sommertagen im Sonnenschein
an Gewässern überaus schnell
umherfliegen, und
mit gierigem Muthe andre Insecten
wegfangen
und verzehren. Als Larve leben sie im Wasser,
und
haben eine sonderbar bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde,
womit sie ihre Beute
haschen. Die Paarung der vollkommen geflü-
gelten Wasserjungfern die überhaupt gar
viel
sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigrican-
tibus,
thorace lineis duabus flauis, abdo-
mine lanceolato
lateribus flauescente. *
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II.
tab. VI.
VII. fig.
3.
2. †. Virgo. L. alis erectis coloratis. *
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. IX.
Die Flügel schwarzblau schillernd, oder braun.
Der
Körper schön blau oder grün, theils wie
vergoldet.
3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis. *
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. X. XI.
Mit ungefärbten Flügeln: kleiner als
die
vorige.
47. ephemera. Uferaas, Hafft, Geschwä-
der (hemerobius, s. diaria auctor.) Os
edentulum absque palpis. Ocelli 2 maximi
supra oculos. Alae erectae posticis mini-
mis. Cauda setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im
Wasser, wo es sich Hölen und Gänge zum
Aufenthalt ins Ufer wült, und
von den Fischern
aufgesucht und zum Köder beym angeln ge-
braucht wird. Nach zwey bis drey Jahren kom-
men mitten im Sommer binnen wenigen Tagen
viele
Millionen dieser Thiere mit einmal aus dem
Wasser als vollkommene
geflügelte Insecten her-
vorgeflogen, die sich auch
alsdann, gegen die
Weise andrer Insecten erst nochmals
häuten
müssen, überhaupt aber ihren vollkommnen Zu-
stand nur sehr kurze Zelt, oft kaum einen halben
Tag genießen.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebulo-
so-maculatis. *
Sulzers Kennz. tab. XVII. fig. 103.
p.
collinson in philos.
Trans. N. 481.
tab. II. fig. 2. 3. 4. pag. 329. sqq.
Das Weibgen legt ein Eyförmiges Klümp-
gen das aus sehr vielen Eyergen zusammenge-
setzt
ist.
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis mar-
gine
crassiore nigricantibus. *
swammerdam bibl. nat. tab. XIII. fig. 15.
48. phryganea. Frülingsfliege. Os eden-
tulum palpis 4. Ocelli 3.
Antennae tho-
race longiores: Alae
incumbentes, infe-
rioribus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden vorzüglich durch die überaus
artigen,
theils sehr künstlichen meist cylindrischen
Hülsen merkwürdig, die
sie sich verfertigen, und
die sie, fast wie die Schnecken ihr Haus
mit sich
herum schleppen. Manche machen diese Gehäuse
aus
Schilfstückgen, andre aus Gras, aus
Sandkörnchen, aus kleinen
Steinchen, andre
aus lauter kleinen Flußschneckgen u.s.w.
1. †. Bicaudata P. cauda biseta, alis venosis
reticulatis.
*
Sulzers Kennz. tab. XVII. fig. 6.
2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner-
voso –
striatis. *
3. †. Rhombica. P. alis flauescentibus deflexo-
compressis macula rhombea laterali alba. *
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. XVI.
49. hemerobivs. Landlibelle. Os denti-
bus 2: palpis 4. Ocelli nulli. Alae de-
flexae (nec
plicatae). Antennae thorace
convexo longiores, setaceae
porrectae.
Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne
Insect
änelt den vorigen.
1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis:
vafis viridibus.
*
Rössel vol. III. tab. XXI. fig. 4. 5.
Ein niedliches kleines Thier mit
Wasserblauen
zarten Flügeln und überaus schönen Perlförmi-
gen und wie ächtes Gold glänzenden Augen.
Nährt sich
vorzüglich von Blattläusen.
50. myrmeleon. Os maxillosum: dentibus 2.
Palpi 4 elongati. Ocelli nulli. Cauda ma-
ris forcipe e filamentis duobus
rectiusculis.
Antennae clavatae longitudine thoracis.
Alae
deflexae.
1. †. Formicarius. Der Ameisenlöwe. (Fr.
le fourmilion) M. alis macula alba
marginali
postica. *
Rösel vol. III. tab. XVII. u. f.
Das merkwürdige berufne Geschöpf, das sich
als
Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden
wült, sich selbst unten bis an den Hals
hineln scharrt, und da die
Ameisen u.a. kleine
[Seite 411] Insecten empfängt und verzehrt, die unverse-
hens an den Rand dieser Grube kommen, und
mit dem
lockern Sand hinabschurren.
51. panorpa. Scorpionfliege. Rostrum cor-
neum cylindricum, palpis 2. Ocelli 3.
Antennae thorace longiores. Cauda
maris
chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro ma-
culatis. *
Frisch P. IX. tab. XIV. fig. 1.
52. raphidia. Kameelhals. Os dentibus
2
in capite depresso corneo. Palpi 4. Ocelli 3.
Alae deflexae.
Antennae longitudine tho-
racis antice elongati
cylindrici. Cauda
feminae seta recurua laxa.
Die Geschichte dieses und des vorigen Ge-
schlechts ist noch wenig untersucht.
1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico. *
Rösel vol. III. tab. XXI. fig. 6. 7.
Insecten mit vier häufigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken
Adern durchzogen sind.
Die Weibchen, und Geschlechtlosen Thiere
dieser
Ordnung sind mit einem verletzenden Stachel
am
Hinterleibe, theils auch mit Gifte, das sie beym
[Seite 412] Stich in die Wunde flößen,
bewaffnet; daher
die ganze Ordnung auch von einigen Entomolo-
gen Aculeata genannt worden. Die
Larven sind
verschiedentlich gebildet: theils wie Raupen
mit
zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne Füße etc.
53. cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque
proboscide. Aculeus spiralis, saepius re-
conditus.
Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile
gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel-
len, und
theils sonderbare Auswüchse bilden,
die dann der Larve so lange zum
Aufenthalt die-
nen, bis sie ihre Verwandlung
überstanden hat,
und nun als vollkommnes Insect aus ihrem Ker-
ker hervorbrechen kan. Ganz sonderbar ist da-
bey, daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der
Mutter
in das Gewächs gelegt werden, erst noch
wachsen, theils noch einmal
so groß werden, be-
vor die darin befindliche Larve
auskriecht.
1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus
ferrugineis. *
An wilden Rosen, wo sie die Moosartigen
krausen
Auswüchse verursacht, die unter dem
Namen Schlafäpfel (Spongia cynosbati, Be-
deguar) ehedem officinell waren.
2. †. Quercus
folii. C. nigra, thorace lineato,
pedibus griseis, femoribus
subtus nigris. *
Frisch P. II. tab. III. fig. 5.
An Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervorbringt, die auch oft noch nachher,
wenn
sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
[Seite 413] Urheberin verlassen sind,
kleinen Wespen ver-
schiedner Art zum Aufenthalt
dienen*).
Zumal auf den Inseln des mitländischen Meers;
in
den wilden Feigen, die man deshalb zu den
zahmen Feigen hängt, damit
der cynips von
jenen in diese übergehen mag,
als wodurch die
Zeitigung und Größe derselben befördert wird.
54. tenthredo. Blattwespe. Os maxillis abs-
que proboscide. Alae planae tumidae. Acu-
leus laminis duabus serratis, vix prominen-
tibus. Scutellum grauis duobus
impositis
distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt, (daher sie
Reaumür
fausses chenilles nennt)
leben von
Laub, und finden sich besonders auf Rosenstöcken,
und
Weiden. Verpuppen sich aber in der Erde.
1. †. Lutea. T. antennis clauatis luteis, abdo-
minis
segmentis plerisque flauis. *
55. sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxil-
lis 2 validis.
Palpi 2 truncati: Antennae
filiformes,
articulis vltra 24. Aculeus exser-
tus rigens serratus. Abdomen sessile mucro-
natum. Alae lanceolatae, planae omnibus.
Das Weibgen weis mit seinem
Sägeförmigen
Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu boh-
ren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve
hält sich
einigt Jahre lang im Holz auf.
1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmen-
tis
nigris, thorace villoso. *
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. IX.
56. ichnevmon. Schlupfwespe, Spinnen-
stecher.
Os maxillis absque lingua. An-
tennae articulis vltra 30. Abdomen petio-
latum plerisque. Aculeus exsertus vagina
cylindrica,
biualui.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und andrer In-
secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in le-
bendige
Raupen, die davon erkranken, und vor
oder nach ihrer Verpuppung
absterben. Manche
sind auch an andre Gattungen ihres
eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larven ihre
Eyer in
den Leib legen, so daß nach Rolanders
Bemerkung, von verschiednen
Gattungen die
eine blos zur Vertilgung der andern geschaffen
zu
seyn scheint.
1. †. Persuasorius. I. scutello albo, thorace
maculato, abdomine
atro, segmentis omni-
bus vtrinque punctis duobus
albis. *
Sulzers Gesch. tab. XXVI. fig. 12. 13.
2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia
alba. *
Sulzers Gesch. tab. XXVI. fig. 14.
3. †. Luteus. I. luteus thorace striato, abdo-
mine
falcato. *
4. †. Aphidum. I. niger, abdomine basi pedi-
busque
anticis genubusque posticis flauis. *
57. sphex. Raupentödter. Os maxillis
absque
lingua. Antennae articulis 10. Alae
plano
incumbentes (nec plicatae) in omni sexu.
Aculeus
punctorius reconditus.
In der Bildung äneln die Raupentödter
den
Schlupfwespen, haben aber viel eignes in ihrer
Lebensart.
Meist graben sich die Weibchen mit
außerordentlicher Mühe runde
Hölen in sandiges
Erdreich, schleppen sodann eine große
Spinne
oder Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist
nur lahm
beissen, und legen sodann in jede Höle
ein Ey, da dann nachher die
junge Larve dem
großen Thier, das die Mutter dahin
begraben
hatte, den Saft zum Gespinste aussaugt, und
sich selbst
ein Verwandlungsgehäuse daraus be-
reitet.
1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo,
postice nigro,
petiolo longissimo. *
Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.
2. †. Cribraria. Die Sieb-Biene. S.
nigra,
abdomine fasciis flauis, tibiis anticis cly-
peis concauis fenestratis. *
Sulzers Gesch. tab. XXVII. fig. 6.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. II.
Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
füßen für durchlöchert gehalten, und hat auch
nicht
ermangelt, diesen vermeynten Sieben eine
merkwürdige Bestimmung
anzudichten, und viel
[Seite 416] schönes über die weise Einrichtung eines
gar
nicht existirenden Theils zu sagen.
58. chrysis. (Fr. mouche
dorée. Engl. gol-
den fly.) Os maxillis absque
proboscide.
Antennae filiformes: articulo 1 longiore,
reliquis 11 breuioribus. Abdomen
subtus for-
nicatum, vtrinque squama laterali.
Anus
dentatus aculeo subexserto. Alae planae.
Corpus
auratum.
Kleine aber überaus schöne Thiergen, die am
Leibe
mit dem schönsten gefärbten Goldglanze
prangen.
1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi
abdomine aureo: apice
quadridentato. *
59. vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp)
Os maxillis absque proboscide. Alae supe-
riores plicatae in omni sexu. Aculeus pun-
ctorius reconditus. Oculi lunares.
Corpus
glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils
zu
tausenden beysammen leben, und durch die über-
aus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen
Wohnungen, die sie
sich mit vereinten Kräften
zu verfertigen wissen, merkwürdig.
1. †. Crabro. V. thorace nigro antice rufo im-
maculato abdominis incisuris puncto nigro
duplici contiguo.
*
Frisch P. IX. tab. XI. fig. 1.
[Seite 417]2. †. Vulgaris. Die Hornisse. V.
thorace
vtrinque lineola interrupta, scutello qua-
drimaculato, abdominis incisuris punctis
nigris distinctis.
*
Frisch P. IX. tab. XII. fig. 1.
Leben wie andre Wespen vom Raube des Bie-
nenhonigs, von reifen Baumfrüchten etc. Sie
bauen
theils unter der Erde, oder in ledige Bie-
nenstöcke,
oder hängen ihre Nester an Bäumen
auf. Diese Nester sind meist
kuglicht von ver-
schiedner Grösse, aus einfachen
Scheiben zusam-
mengesetzt, die von aussen mit einer
lockern blät-
terigen Umkleidung überzogen sind. Ihre
Sub-
stanz die eigentlich aus zarten Holzzasern be-
steht, änelt einem Papiere, und ist meist von
grauer
Farbe, theils aber auch schön marmorirt,
braun, weiß etc.
60. apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee)
Os maxillis atque proboscide inflexa vaginis
duabus
biualuibus. Alae planae in omni
sexu. Aculeus feminis et neutris
punctorius
reconditus.
1. †. Mellifica. Die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo. abdomine fusco,
tibiis posticis
ciliatis, intus transuerse stri-
atis. *
Es ist schon oben der merkwürdigen Einrich-
tung Erwähnung geschehn, die unter den Bie-
nen, Wespen und Ameisen vorwaltet, daß nem-
lich die bey weiten zalreichsten Individuen
unter
ihnen völlig Geschlechtlos sind, d.h. zwar von
einem Vater
erzeugt, von einer dadurch befruch-
teten Mutter
gebohren werden, ohne doch selbst
weder männlichen noch weiblichen
Geschlechts zu
[Seite 418] seyn. Hier bey der Imme*)
zeigt sich die Ver-
schiedenheit zwischen diesen
dreyerley Geschöpfen,
am allerauffallendsten zwar bey der
Zergliederung
ihres innern Baues, doch auch schon in
ihrer
äussern Bildung.
Das Weibgen, die sogenannte Königin oder
der
Weisler, hat einen schlanken schmalen
Leib, kurze Flügel, einen
behaarten Kopf,
ein zackichtes Gebiß, braune Füße u.s.w.
Die männlichen Bienen, oder Thronen
sind groß und
stark von Leibe, mit langen
Flügeln etc.
Die Geschlechtlosen, oder Werk- und Ar-
beits-Bienen hingegen sind weit kleiner als
jene
beiden, von mittler Taille, verhältniß-
mäßiglangen
Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen
Füßen und einer besondern Grube am
Hin-
terschenkel die zum aufladen des Blumenstau-
bes dient, u.s.w.
Diese letztern, deren in einem Stock wol
20000
sind, haben allein die mannichfaltigen
großen Verrichtungen des
Aufbauens, Eintra-
gens und der Besorgung der Brut.
Die jüngern
sammlen Blumenstaub, den sie halbe Stunden
weit her
als Hösgen zum Stock tragen, wo er
ihnen von den ältern abgenommen,
und zu
Wachs verarbeitet wird: ferner saugen sie theils
den
süßen Schweis vieler Baumblätter, vorzüg-
lich aber
den sogenannten Nectar, einen süsli-
chen Saft, der
sich vielleicht in allen Blüthen
findet, und den sie in einem
besondern Einge-
weide zu Honig umarbeiten, und im
Stocke
wieder von sich geben. Sie füttern die Bienen-
Larven, halten den Stock rein, und tragen
ihre
Leichen zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift
und Stachel als
Waffen versehn, von dem sie
aber meist nur einmal in ihrem Leben
Gebrauch
machen können, da sie gewöhnlich mit Verlust
ihres
Stachels stechen, und ihn in der Wunde
stecken lassen. Man hat
Beyspiele, daß ein
Schwarm zwey Pferde zu Tode gestochen hat.
Die männlichen Bienen oder Thronen oder
Holmbienen,
(etwa 1500 im Stock) sind gleich-
sam Müssiggänger,
und haben keine andre Ge-
schäfte, als sich einst mit
ihrer einzigen Königin
zu paaren; und selbst hierzu müssen sie,
gegen
die allgemeine Regel der Natur, doch erst
durch
wiederholte Liebkosungen der wollüstigen Königin
ermuntert
werden. Manche sterben sogleich
nachdem sie sich zur Begattung haben
willig
finden lassen: die übrigen müssen nachher ver-
hungern, oder werden von den
Arbeitsbienen
ermordet.
Die so reichlich befruchtete Königin legt ihre
Eyer
in die bestimmten Zellen oder Mutterpfei-
[Seite 420] fen, von denen schon
vorläufig die für die Thro-
nen bestimmten grösser als
die übrigen gebaut
sind.
Wann diese Nachkommenschaft nach 20 Tagen
zur Reife
gekommen, so trennt sie sich als Colo-
nie vom
Stammvolke, sie schwärmt. Finden
sich hierbey mehrere Königinnen
oder Weisler
ein, so kämpfen diese unter einander, und
die
Ueberwinderin wird vom ganzen Schwarm für
Regentin
erkannt.
In der Wildnis bauen sie in hole Bäume,
oder unter
die Erde etc. Der Mensch hat sie aber
sich zum Hausthier zu machen,
und durch man-
nichfaltige scharfsinnige Erfindungen
ihre Ver-
mehrung und Benutzung zu befördern
gelernt.
Die Biene wird ohngefähr 7 Jahr alt, und ob-
gleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben
als
andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie
doch im Stock, zuweilen
bis zur Wärme des
menschlichen Körpers.
2. †. Centuncularis. Die Rosenbiene. A.
nigra,
ventre lana fulua. *
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt
sich
eine überaus artige Hülse zur Wohnung von
Blättern der
Rosenbüsche.
3. †. Violacea. Die Holzbiene. A.
hirsuta
atra, alis caerulescentibus. *
reaumur vol. VI. tab. VI. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Länge nach aushölen, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibgen von einan-
der absondern.
4. †. Terrestris. Die Hummel. (bombylius)
A.
hirsuta nigra thoracis cingulo flauo, ano
albo. *
Frisch P. IX. tab. XIII. fig. 1.
5. †. Muscorum. Die Moosbiene. A.
hirsuta
fulua abdomine flauo. *
reaumur vol. VI. tab. II. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von aussen mit Moos, da-
her es nicht leicht zu finden ist.
6 †. Caementaria. Die Maurerbiene. A. ful-
va abdomine nigro (femina nigro-violacea
pedibus
fuscis). *
Baut sich mit bewunderungswürdiger Kunst
und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel
an alten Mauern, die viel
Sonne haben. Die
eyförmigen Zellen, deren etwa zehn in
jeder
solchen Eremitage sind, werden mit Gespinste
austapezirt,
und zuweilen auch vom attelabus
apiarius, Schlupfwespen etc. bewohnt.
61. formica. Ameise, Kremense. (Fr. fourmi.
Engl. ant.) Squamula erecta thoraci abdo-
minique interiecta. Aculeus feminis et neu-
tris
reconditus. Alae maribus et feminis,
sed neutris nullae.
Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich
in
Wäldern und Wiesen bey vier- und mehrern tau-
senden in einen Haufen auf; nisteln sich aber
auch sehr in die
Gärten, da sie zumal den Pfer-
sichen schädlich
werden, und selbst in die Wohn-
häuser ein, wo sie
sich nach allem süssen, nach
Zucker, Backwerk etc. ziehen. Doch muß
man
[Seite 422] dabey
die unermüdete Industrie dieses kleinen
Volks, die Emsigkeit mit der
sie Proviant und
Harz (wilden Weihrauch) einsammeln, vorzüg-
lich aber die musterhafte Zärtlichkeit, mit der
sie
ihre Puppen (die fälschlich so genannten Amei-
sen-Eyer) am Morgen in die Sonne, des Abends
aber, oder wenn Regen
kommen will, wieder
nach Hause tragen, bewundern. Man hat ge-
sehen, daß eine Arbeitsameise, der man den
Hinterleib
abgeschnitten, doch noch zehn Pup-
pen vor ihrem
schmerzhaften Tode in Sicherheit
gebracht hat etc. Hier zu Lande
bringen die
Ameisen den Winter im Schlaf zu, und brau-
chen folglich keinen Wintervorrath einzutragen.
Die
in den warmen Zonen hingegen werden von
keiner erstarrenden Kälte
eingeschlummert, und
müssen folglich, wenn sie nicht darben
wollen,
das thun was Salomo zwar gesagt*),
aber
mancher neuere Naturforscher nicht nöthig ge-
funden hat, zur guten Zeit Vorrath einsammlen.
1. †. Herculanea. Die Roß-Ameise. F.
nigra
abdomine ouato, femoribus ferrugineis.*
Sulzers Kenz. tab. XIX. fig. 125.
2. †. Rufa. F. thorace compresso toto ferru-
gineo,
capite abdomineque nigris.*
Sehr gierige Thiere, die im Hunger einander
selbst
auffressen.
3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris.
*
Nebst den beiden folgenden auf Wiesen, Wei-
den etc.
4. †. Nigra. F. tota nigra nitida, tibiis cine-
rascentibus. *
Schwärmt zu Ende des Sommers, zuweilen
in unzäliger
Menge und sonderbarer Gestalt der
Schwärme als auf und nieder
fahrende Säulen,
deren man wol 20 auf einmal sieht, die sich
in
der Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen*).
5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino-
doso:
priore subtus, thoraceque supra bi-
dentato.
*
Sulzers Gesch. tab. XXVII. fig. 20.
6. Cephalotes. F. thorace quadrispinoso, ca-
pite
didymo magno vtrinque postice mu-
eronato. *
merianae ins. surinam. tab. XVIII.
In Westindien, von der Grösse einer
Hornisse;
werden vorzüglich von den Ameisenbären ver-
zehrt.
62. termes. Weisse Ameise. (Fr. fourmi
blanche, poux de bois. Engl. white ant,
wood ant, wood louse,
bugga bug.) Squa-
mula intergerina nulla. Alae
maribus et
feminis temporariae; sed neutris
plane
nullae.
1. Fatalis. (bellicosus. soland.) T. corpore
fusco, alis
fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo
propinquis,
puncto centrali prominulo.
smeathman in phil. Transact. vol.
LXXI.
P. I. tab. X.
fig. 1-9.
Aus aller Rücksicht eins der auffallendstmerk-
würdigsten Geschöpfe in der Natur, das zwar
[Seite 424] im ganzen mancherley
Aenlichkeit mit den Amei-
sen zeigt, z.B. so wie diese
nur zu gewissen
Jahrszeiten geflügelt ist, eben so schwärmt
u.s.w.
sich aber vorzüglich durch seine unendlich mehr
ins große
gehende Industrie, und durch die da-
mit in Verhältniß
stehende Grösse seiner Verhee-
rungen auszeichnet.
Hier diese Gattung (denn
es sind schon jetzt wenigstens noch vier
andre be-
kannt, die hin und wider zwischen beiden
Wen-
decirkeln zumal in beiden Indien, im Südwest-
lichen Afrika und auf Neuholland zu Hause
sind)
findet sich besonders auf Guinea, und führt aus
Leimen,
Letten etc. Kegelförmige, meist mit
mehrern Spitzen besetzte,
inwendig hoch ausge-
wölbte Gebäude auf, die zuweilen
wohl 10 bis
12 Fuß hoch sind, und theils in solcher
Menge
beysammen stehen, daß sie von Ferne das An-
sehn eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird
so ein hohler
Ameisenhaufen von außen ganz mit
Gras überwachsen etc. und ist dabey
so fest, daß
er mehrere Menschen auf seiner Spitze zu tragen
im
stande ist, ohngeachtet die Wände selbst mit
großen weiten Gängen
durchzogen sind, die theils
über eine halbe Elle im Durchmesser
haben. Un-
aufhörlich wird in diesen Stöcken gebaut,
alte
Zellen abgebrochen, neue aufgeführt, andre ver-
weitert u.s.w. Die Zellen des Königs und der
Königin
(als von welchen in jedem Stock nur
ein Paar befindlich ist) sind im
innersten des
Gebäudes verborgen. Zunächst um dieselben
herum
wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die
Eyerzellen für die junge
Brut und dicht bey
diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeissen
und
verzehren Holzwerk, Geräthe, Häuser etc. kurz
alles außer
Erzt und Stein: und können binnen
wenigen Wochen mächtige Baumstämme
gleich-
sam vernichten. Daß die befruchtete
Königin
[Seite 425] 2000
mahl dicker und grösser wird als sie vor-
her war, ist
schon oben erwähnt. Sie legt
dann binnen 24 Stunden auf 80000
Eyer.
63. mutilla. Alae nullae in plerisque. Cor-
pus
pubescens. Thorax postice retusus. Acu-
leus
reconditus punctorius.
Die Insecten mit zwey Flügeln und ein paar
kleinen Knöpfgen oder so
genannten Flügelkölb-
gen oder Balancirstangcn (halteres), die hinter
den Flügeln an der Brust
sitzen, und meist noch
mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind;
deren
Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derentwe-
gen einige Naturkündiger die ganze Ordnung
Halterata benannt haben. Die Larve ist
meist
eine Made, die mehrentheils an faulichten un-
reinen Orten lebt: sie schrumpft nach einiger
Zeit zusammen, und
verhärtet zu einer braunen
cylindrischen Puppe. Das vollkommene
Insect
hat bey einigen Geschlechtern einen spitzigen har-
ten Saugestachel, bey andern einen weichen bieg-
samen Rüssel, bey noch andern gar keinen Mund
u.s.w.
Einige dieser Thiere gebären lebendige
Junge.
64. oestrvs. Bremse. (Engl. gad-fly) Os
nullum, punctis tribus, absque proboscide
aut
rostro exserto.
Bey den zunächstbenannten Gattungen legt
das
Weibgen seine Eyer in die Haut der lebendigen
Thiere,
wodurch eine Geschwulst und Geschwür
(die sogenannte Daßelbeule)
entsteht, in welchem
sich die Larve (der Engerling) ernährt.
1. †. Bouis. Die Ochsenbremse. O. niger,
alis
immaculatis, thorace apice antice posticeque
pilis griseis,
abdomine antice pilis griseis
apiceque flauo-fuluis. *
Sulzers Gesch. tab. XXVIII. fig. 1.
2. Tarandi. Die Kennthierbremse. O.
alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo.
3. †. Haemorrhoidalis. Die Pferdebremse. O.
fuluo griseus, thorace fascia transuersa
nigra, alis
maculatis pedibus fuluis. *
Ein für die Pferde lästiges, auch wol gar töd-
liches Thier. Das Weibgen paßt die Zeit ab,
wann das
Pferd sich seines Unraths entledigt,
und legt ihm seine Eyer ans
Ende des Mast-
darms. Die jungen Larven kriechen
sodann durch
die 84 Fuß langen Gedärme des Pferds in
dessen
Magen, wo ich sie selbst bey Zergliederungen oft
zu
mehrern Hunderten, von der Grösse eines
Dattelkerns, und alle mit
ihren Häkgen an der
innern Haut des Magens befestigt,
gefunden
habe. Zuweilen durchbohren sie den Magen,
und
verursachen den Brand. Gemeiniglich aber
kriechen sie, wann sich die
Zeit ihrer Verwand-
lung herbey naht, denselben langen
finstern
Weg, durch den sie ankamen, zurück, stürzen
[Seite 427] sich selbst aus dem Hintern
des Pferdes heraus,
bohren sich Augenblicklich in die Erde, und
ver-
puppen sich.
4. †. Ouis. Die Schafbremse. O. alis subpun-
ctatis, abdomine albo nigroque versicolore. *
reaumur vol. IV. tab XXXV. fig. 21. 22.
In den Stirnhölen der Hirsche. Rebe, Zie-
gen, und vorzüglich der Schafe, die davon er-
kranken, schwindelnd werden etc. wie ich
ebenfalls
mehrmalen selbst gesehen habe.
65. tipvla (Engl. crane-fly) Os capitis
elongati maxilla superiore fornicata:
palpi
duo incurui capite longiores. Proboscis
recuruata
breuissima.
Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven
J. J.
Scheuchzer in Schwefelwassern lebend ge-
sehn, und die
H. de Luc in einer Höhe von 1560
Toisen über der Meersfläche
angetroffen, wo
sie folglich wohl unter allen Thieren auf
unsrer
Erde am höchsten lebten.
1. †. Oleracea. T. alis hyalinis, costa margi-
nali
fusca. *
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mal am Gemüse viel Schaden.
2. †. Plumosa. T. thorace virescente, alis
hyalinis puncto
nigro. *
Ihre blutrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine
Speise der Armpolypen.
3. †. Phalaenoides. T. alis deflexis cinereis
ouato-lanceolatis
ciliatis. *
Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen
Orten,
Abtriten etc. lebt.
66. mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.)
Os proboscide carnosa: labiis 2 lateralibus:
palpi nulli.
1. †. Vomitoria. Die Schmeisfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente. *
2. †. Carnaria. M. antennis plumatis pilosa
nigra, thorace lineis
pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis
rubris. *
3. †. Domestica. Die Stubenfliege. M. an-
tennis plumatis, pilosa nigra, thorace li-
neis 5 obsoletis, abdomine
nitidulo tesselato,
oculis fuscis. *
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege (Nürnb.) 1764. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in
theils
Gegenden, wie auf Taheiti, in unsäglich
lästiger Menge.
4. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. anten-
nis
setariis pilosa nigra, alis neruosis, ocu-
lis
ferrugineis. *
reaumur vol. V. tab. VIII. fig. 7.
Sehr kleine Thiergen, in Weinkellern und
überhaupt
auf süslichten gährenden Früchten etc.
5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa ni-
gra
abdomine subcinereo, alis basi subflauis,
oculis brunneis.
*
In Gärten und Wäldern, haben einen hüpfen-
den sonderbaren Flug: schwärmen bey schönem
Wetter
haufenweis um die Bäume, und verur-
sachen am
mehresten das Gesumse, was man im
Sommer, zumal in den heissen
Mittagsstunden,
in stillen Gehölzen überall hört.
6. †. Putris. M. antennis setariis, subpilosa
atra, alarum costa
nigra, oculis ferrugi-
neis. *
67. tabanvs. Blinde Fliege, Bremse. (Fr.
taon.) Os proboscide carnosa,
terminata
labiis duobus. Rostro palpis duobus, su-
bulatis, proboscidi lateralibus, parallelis.
1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, abdo-
minis
dorso maculis albis trigonis longitu-
dinalibus.
*
reaumur vol. IV. tab. XVII. fig. 8.
68. cvlex. Os aculeis setaceis intra vaginam
flexilem.
1. † Pipiens. Die Mücke, Schnake, Mos-
kite.
(Fr. le cousin, Engl.
the gnat.) C. ci-
nereus abdomine annulis fuscis 8. *
Kleemanns Beytr. zu Rösel. T.
I. tab. XV.
XVI.
Das beschwerliche Thier hält sich zumal häufig
am
Wasser auf. In vielen heissen Erdstrichen,
wo ohnedem alle
Insectenstiche (wie bey uns in
brennenden Sommertagen) weit
heftigere Ent-
zündung verursachen, sind diese Thiere,
die dort
Moskiten genannt werden, in unsäglicher
[Seite 430] Menge, und werden daher für
Seefahrer oft eine
recht gefährliche Plage. Unkundige Reisende
be-
legen aber auch wohl überhaupt alle Mückenar-
tige stechende Insecten mit dem gemeinschaft-
lichen Namen von Moskiten.
2. Reptans. Die Beißfliege, Kolumbachi-
sche
Mücke. C. niger, alis hyalinis, pe-
dibus nigris annulo albo.
Im gebürgichten Lappland, im südlichen Si-
birien, vor allen aber im Bannat, wo sie
zweymal im
Jahre, im Frühjahr und Sommer,
in unermeßlichen Schaaren erscheint
und den
Pferden u.a. Vieh zu allen Oeffnungen des
Körpers
einkriecht, daß es davon oft in wenigen
Minuten sterben muß. Auch
den Menschen
werden sie dann wenigstens äusserst lästig,
wenn
auch nicht so gefährlich.
69. empis. Os rostro corneo, inflexo, bivalvi,
thorace longiore.
Valuulis horizontalibus.
1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra,
pedibus posticis longis:
alterius sexus
pennatis. *
Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 137.
70. conops. Stechfliege, Pferdestecher. Os
rostro porrecto geniculato.
1. †. Calcitrans. C. antennis subplumatis, ci-
nerea
glabra ouata. *
Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 138.
Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt
des Rüssels den furchtbaren hervorragen-
den Stachel.
Sie kommt nur wanns regnen
will in die Häuser, fliegt niedrig, und
setzt sich
[Seite 431] auch blos an die Beine, so wie sie braussen auf
der Weide sich an
die Füsse des Viehes zu setzen
gewohnt ist, das daher so unruhig
wird und
aufstampft.
71. asilvs. Raubfliege. Os rostro
corneo
porrecto, recto biualui.
1. †. Cabroniformis. A. abdomine tomentoso,
antice segmentis tribus
nigris, postice flauo
inflexo. *
72. bombylivs. Schwebfliege. (Fr. bourdon.
Engl. buzz-fly.) Os rostro porrecto, se-
taceo, largissimo, biualui: valuulis hori-
zontalibus, intra quas aculei setacei.
1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris. *
Sulzers Gesch. tab. XXVIII. fig. 22.
73. hippobosca. (Fr. mouche-araignée.) Os
rostro biualui, cylindrico, obtuso,
nutante.
Pedes vnguibus pluribus.
1. †. Equina. Die Pferdelaus. (Engl. the
horse-leech) H. alis obtusis thorace
albo
variegato, pedibus tetradactylis. *
Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick,
und legt
nur ein einziges Ey oder vielmehr eine
Puppe, in welcher sich in den
ersten Wochen
nichts als ein weisser Saft zeigt, der
nachher
gleich zum erwachsenen Thier gebildet wird, das
nach
einiger Zeit als vollkommnes geflügeltes
Insect auskriecht.
2. †. Ouina. Die Schaaflaus. H. alis nullis. *
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen
seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle be-
hauptet. Es
lebt in der Wolle der Schaafe,
die davon grün wird.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der
Grösse, Bildung, Auf-
enthalt, Nahrung, Freßwerkzeuge,
Anzahl
und Länge der Füsse, der Augen u.s.w. gar
sehr
verschieden. Theils legen sie Eyer, theils
gebären sie lebendige
Junge. Den Floh aus-
genommen, bestehen die übrigen
keine andre
Verwandlung, als daß sie sich meist
einigemal
häuten. – Vermuthlich liegt hierin ein Grund
warum die
Zergliederung derjenigen Insecten die-
ser Ordnung die
man genau zerlegen kan, wie
z. E. der Krebse, Spinnen etc. so sehr
große Ab-
weichungen vom innern Bau der Raupen, Kä-
fer, Bienen etc. zeigt.
74. lepisma. Pedes 6 cursorii. Os palpis
2
setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa setis ex-
tensis. Corpus
squamis imbricatum.
1. †. Saccharina. Der Zuckergast, das Fisch-
gen.
(forbicina) L. squamosa cauda tri-
plici. *
Sulzers Kennz. tab. XXII. fig. 142.
[Seite 433]Ein überaus behendes Thiergen, matt
sicher
glänzend: ist eigentlich in Amerika zu Hause,
aber nun
schon fast in ganz Europa einheimisch.
75. podvra. (Engl. the
spring tail.) Pedes
6 cursorii.
Oculi 2 compositi ex octonis.
Cauda bifurca
saltatrix inflexa. Antennae
setaceae elongatae.
1. †. Fimetaria. P. terrestris alba. *
Haufenweis unter Blumentöpfen.
76. termicvlvs. Pedes 6 cursorii. Oculi
2.
Antennae setaceae. Os maxillis
duabus.
1. †. Pulsatorius. Die Todtenuhr, Papier-
laus,
Holzlaus. (Fr. le pou du
bois,
Engl. the
death watch) S. abdomine ob-
longo, ore rubro,
oculis luteis. *
Sulzers Gesch. tab. XXIX. fig. 3.
In Büchern, Kräutersammlungen, Papier-
tapeten und in Holz, wo sie zumal zur Paa-
rungszeit
im Jul. und August bey nächtlicher
Stille einen Laut fast wie der
Schlag einer
Taschenuhr von sich giebt, dem der Aberglaube ehe-
dem allerhand Unglückedeutung beygelegt hat.*)
77. pedicvlvs. Laus (Fr. pou. Engl louse.)
Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os
aculeo
exserendo. Antennae longitudine thoracis.
Abdomen
depressum sublobatum.
Vielleicht eins der weitläufigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und
Vögel
mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst
Fische, ja sogar manche
Insecten, wie die Bie-
nen etc. sind damit
geplagt.*)
1. †. Humanus. Die Kopflaus und Kleider-
laue.
P. humanus. *
swammerdam bibl. nat. tab. I. fig. 3-6.
Das ekelhafte Thier vermehrt sich schnell
und
häufig: und wird nicht nur der Reinlichkeit,
sondern auch
der Gesundheit selbst äußerst nach-
theilig, scheint
sich auf keinem andern Thiere als
beym Menschen, und auch vielleicht
nicht unter
allen Himmelsstrichen zu finden. Cool bemerkte
z.B.
keine bey den Neu-Holländern. Bey den
Mohren sind die Läuse schwarz:
daß sie sich aber
wie Oviedo u.a. behaupten, auf den
Schiffen
verlören, wenn diese die Linie passiren, ist
leider
eine Fabel.
2. †. Pubis. (morpio) P. pubis. *
An andern Theilen des Körpers bey unrein-
lichen Menschen.
78. pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pe-
des 6 saltatorii:
oculi 2. Antennae fili-
formes. Os rostro inflexo, setaceo, acu-
leum
recondente. Abdomen compressum.
1. †. Irritans. P. proboscide corpore bre-
viore.
*
Rösel vol. II. Mücken etc. tab. II. III. IV.
[Seite 435]Der Floh findet sich auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hafen, Eichhörnchen, Igeln etc.
doch
überhaupt nicht im äußersten Norden, an
der Baffinsbay etc. Er kan
alt werden: we-
nigstens hat man Beyspiele daß Flöhe
sechs
Jahre lang an kleinen goldnen Kettgen erhalten
worden
sind. Seiner außerordentlichen Stärke
ist oben gedacht (§. 26.).
2. Penetrans. Der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton, Attun.
P. proboscide cor-
poris
longitudine.
catesby
N. H. of Carolina III. tab. X.
fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern Ame-
rica, änelt dem gemeinen Floh in der Bildung
und in
den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich
besonders im Staube auf,
und legt seine Eyer
den Menschen unter die Nägel der
Fußzehen,
wodurch heftige und zuweilen in Brand überge-
hende Entzündungen entstehen.
79. acarvs. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.)
Pedes. 8. Oculi 2 ad latera capitis.
Ten-
tacula 2 articulata,
pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen, die sich theils wie die Läufe auf
andern
Thieren, theils aber auch in alten Milchgeschir-
ren, an Bierfässern, auf Pilzen u.s.w. finden.
1. †. Ricinus. A. globoso-ouatus: macula
baseos rotunda: antennis
clauatis. *
2. †. Siro. Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron,
la mite.) A. lateribus sublobatis,
pedibus 4
[Seite 436] posticis longissimis, femoribus capiteque
ferrugineis, abdomine
setoso. *
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc.
Sie wird
nur mit 3 paar Füßen gebohren, und
das 4te wächst erst nachher
dazu.
80. hydrachna. Wasserspinne, Wasser-
milbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi
2. 4. 6. Caput, thorax, abdomenque vnita.
Alle bis jetzt bekannten zahlreichem Gattun-
gen dieses zuerst vom seel. Stats-R.
Müller
bestimmten Geschlechts*) leben in
stehenden
süßen Wassern.
1. †. Despiciens. (acarus aquaticus linn.)
H. rubra rotundata maculis pluribus; ocu-
lis inferis. *
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne. Sehr
lebhaft
in ihren Bewegungen.
81. phalangivm. Pedes 8. Oculi verticis
2
contigui, a laterales. Frons antennis pedi-
formibus. Abdomen rotundatum.
1. †. Opilio. Der Weberknecht, Schuster,
Geist, Tod,
Haberhauer, die Holzspinne,
Habergeis. (Fr. le faucheur.) abdomine
ouato; subtus albo.
*
Sulzers Kennz. tab. XXII. fig. 140.
Ein langbeinichtes sonderbar gebildetes Thier,
was
seinen Geschäften des Nachts nachgeht.
Die ausgerißnen Beine zeigen
noch Stundenlang
[Seite 437] Lebenskraft und Bewegung. Die Augen sitzen
dem
Thiere zwischen den Schultern.
2. †. Cancroides. Der Bücherscorpion. (Fr.
le scorpion araignée) P. abdomine
obouato
depresso, chelis laeuibus, digitis pilosis. *
In altern Papier, Büchern, Kräutersamm-
lungen. Sieht wegen des flachen plattgedruck-
ter Körpers und der langen Krebsscheeren son-
derbar aus. Kriecht rücklings und vorwärts
wie ein
Krebs.
3. †. Balaenarum. Die Wallfischlaus. P. ab-
domine dilatato muricato, rostro subulato. *
pennant's british zoology P. IV. tab.
XVIII. fig. 7.
Darf nicht mit dem oniscus ceti
verwech-
selt werden.
82. aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée.
Engl. spider.) Pedes 8. Oculi
8. Os
unguibus s. retinaculis 2. Anus papillis
textoriis.
Ein ansehnliches Geschlecht von
zahlreichen
Gattungen*), die sich
meines Wissens alle blos
von lebendigen Thieren, zumal Insecten,
näh-
ren; auch einander selbst auffressen.
Allerdings
sind einige grosse ausländische Spinnen giftig,
und
selbst der Biß mancher Europäischen scheint
nach Harveys Versuchen
verdächtig zu seyn**):
Auch habe ich selbst oft Fliegen zu retten
gesucht,
die nur einmal von einer Spinne ge-
stochen waren, und
die demohngeachtet in kur-
zem unter sonderbaren
Zuckungen und Krämpfen
verstarben. Hingegen können bekanntlich
Kreuz-
spinnen, Taranteln etc. ohne Bedenken
gegessen
werden. Auch lassen sie sich kirre machen, und
lernen
ihre Wohlthäter kennen, wie der Graf
Lauzun im Gefängnis zu
Pignerol, und Pelisson
in der Bastille aus langer Weile versucht
haben.
Die mehresten Spinnen weben sich ein Gespinste,
dessen
regelmäsige Anlage sowol als die Festigkeit
womit es Wind und Wetter
aushält, bewun-
dernswürdig ist. Auch hat man
mehrmalen den
freylich seltsamen Einfall im Kleinen
ausgeführt
aus Spinnewebe, und besonders aus dem Eyer-
gespinste der Kreuzspinnen, eine Art Seide
zu
verarbeiten. – Der sogenannte fliegende Som-
mer (Mädgen-Sommer, Mariengarn etc.) ist
wenigstens größtentheils
kleinen Spinnen zuzu-
schreiben, die zumal im Frühjahr
häufigst an
Hecken und Büschen umher weben.
1. †. Diadema. Die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco: cruce
alba
punctata. *
Rösel vol. IV. tab. XXXV bis XL.
In Gärten, unter Dächern etc. macht ein
radförmiges
senkrechtes Gespinste.
2. †. Domestica. Die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris 5 subcon-
tiguis: anterioribus
maioribus. *
3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. sa-
liens nigra: lineis
semicircularibus 3 albis
transuersis.
*
Auf Dächern, aussen an Wänden etc. Sie
hüpft: macht
aber kein Gespinste.
4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugineo
fusco. *
Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer Bey-
spiellofen Zärtlichkeit ihr Leben, um ihn wenn er
ihr
mit Gewalt entrissen wird, zu retten*).
5. Avicularia. Die Buschspinne. A. tho-
race orbiculato conuexo: centro
transuerse
excauato. *
Kleemanns Beytr. zu Rösel. T.
I. tab.
XI. XII.
Ein fürchterliches Geschöpf was in Westindien
zu
Hause ist, und wovon ich Stücke von der
Grösse einer kleinen
Kinderfaust besitze. Die
Fußsohlen schillern in bunte Goldfarben.
Sie
tödtet Colibrits, und saugt ihre Eyer aus.
6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pe-
dibus
longissimis. *
seba thesaur. vol. IV. tab. XCIX. fig. 9?
Ein ungeheures Geschöpf: mit ausgestreckten
Beinen
vom Umfang einer ausgespannten Hand.
Mein Exemplar ist aus Java.
7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro
fasciatis. *
g. baglivi diss. de tarantula fig. 1. 2.
Ich besitze eine ganze Sammlung der ver-
schiednen Apulischen Spinnen, deren mehrere
[Seite 440] (wie ich aus der
Vergleichung mit andern Schrift-
stellern ersehe) mit
dem gemeinschaftlichen Namen
der berüchtigten Tarantel belegt
worden. –
Hier diese ist die wahre, von welcher nemlich
die
abgeschmackten Fabeln von den unausbleiblichen
Folgen ihres
Bisses und den musikalischen Hei-
lungsmitteln dagegen
erdichtet sind, die sich aber
dahin auflösen, daß es theils
Einbildungen hypo-
chondrischer und hysterischer
Patienten; mehren-
theils aber armseelige Betteleyen
seyn mögen,
womit sich leichtgläubige Reisende haben hinter-
gehen lassen. So viel ist indeß richtig daß
diese
Spinne, die sich auf dem Felde in kleinen Erdhö-
len aufhält, den Schnittern zur Erndezeit durch
ihren
Biß lästig wird: und so wie alle Insecten-
stiche etc.
im brennenden Sommer gefährlich wer-
den (zuweilen
wohl eine Art Veits-Tanz erregen)
können, so auch freylich wohl der
Tarantel-Biß.
83. scorpio. Pedes 8. insuper chelae 2
fronta-
les. Oculi 2 in tergo. Palpi 2 cheliformes.
Cauda elongata articulata terminata
mucrone
arcuato. Pectines 2 subtus inter pectus et ab-
domen.
Der Scorpion hat in der Bildung und Lebens-
art manches mit dem Krebs gemeln, auch wirft
er, so
wie dieser, jährlich seine Schale ab. Der
kleine Europäische
Scorpion ist wenn nicht ge-
rade schwuhle Sonnenhitze
u.a. dergl. Umständt
dazu kommen, ziemlich unschädlich. Auch
der
Ostindischen Stich ist weniger gefährlich als
ein
Bienenstich*). Hingegen verursacht der
von den
Persianischen und so auch von den
Westindischen
Scorpionen leicht den Brand.
1. Aser.
S. pectinibus 13 dentatis,
manibus
subcordatis pilosis. *
2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis,
manibus angulatis. *
Rösel vol. III. tab. LXVI. fig. 1. 2.
84. cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl. crab.)
Pedes 8 insuper manus 2 chelatae. Oculi
2 distantes, plerisque pedunculati, elongati
mobiles.
Palpi 2 cheliferi. Cauda articu-
lata inermis.
Ein weltläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschiednen Länge und Bedeckung
des
Schwanzes, von Linné in folgende drey
Familien abgetheilt
worden*):
A) Brachyuri Krabben, Taschenkrebse,
See-Spinnen.
1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus,
thorace laeui
lateribus antice planato, cau-
dae medio
noduloso-carinato. *
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb
der
Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey
Annäherung der Blackfische
zu warnen, ist irrig.
Er verwirrt sich wol oft in den Bart dieser
Mu-
schel so wie andre Krebse auch: aber die gutmü-
tige Absicht fällt weg.
2. Vocans. Die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
crab) C. brachyurus,
thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti. *
catesby
N. H. of Carolina. vol. II. tab.
XXXV.
Zumal im wärmern Nordamerica. Wird durch
die
auffallende Ungleichheit seiner beiden Schee-
ren
merkwürdig, deren eine nicht viel größer ist
als ein Bein des
Thiers, die andre hingegen so
ungeheuer schwerfällig, daß sie der
Krebs, wenn
er von der Stelle will, auf den Rücken legen,
und so
forttragen muß.
3. Maenas. Die Krabbe. C. brachyurus, tho-
race laeuiusculo, vtrinque qninquedentato,
carpis
vnidentatis, pedibus ciliatis: posti-
cis
subulatis. *
4. Pagurus. Der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger.) C. brachyurus,
thorace
vtrinque obtuse nouem-plicato, manibus
apice atris.
*
B) Parasitici, cauda aphylla. Schnecken-
krebse.
5. Bernhardus. Der Einsiedler. C. macrou-
rus parasiticus, chelis cordatis muricatis:
dextra
maiore. *
Sulzers Gesch. tab. XXXI. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser (§. 132.):
und zwar
wies scheint ohne Auswahl besondrer
Geschlechter oder Gattungen. Ich
habe ihn un-
ter andern im murex
vertagus. Auch besitze
ich solche ausgestorbne Schneckenhäuser
aus dem
Adriatischen Meere, die nun inwendig von
einem
Einsiedlerkrebs bezogen, und von aussen zugleich
mit
Alcyonien u.a. dergl. Corallen besetzt sind.
C) Macrouri eigentlich so genannte Krebse.
[Seite 443]6. Gammarus. Der Summer. (Fr. l'homard.
Engl. the lobster.) C. macrourus, tho-
race laeui, rostro lateribus dentato: basi
supra dente
duplici. *
In den Meeren der nordlichen Erde: wo er
wie manche
Fische zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht. Er ist sehr
gefrässig, und hat
einen geräumigen Magen, der durch
besondre
Grätenförmige Knochen ausgespannt und unter-
stützt wird.
7. †. Astacus. Der Fluß-Krebs. (Fr. l'ecre-
visse. Engl. the craw-fish.) C.
macrourus
thorace laeui, rostro lateribus dentato: basi
vtrinque
dente vnico. *
Rösel vol. III. tab. LIV. bis LXI.
Dieses Thier, (wovon es auch von Natur rothe,
und
andre selbst beym sieden schwarzbleibende
Spielarten giebt,) ist
äusserst gefrässig, erreicht
ein zwanzigjähriges Alter und theils
ausnehmende
Grösse. Es wirft bekanntlich seine ganze
Schaale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und
selbst sein Magen erneuert werden; und die
zwey Steinartigen
kalkichten Verhärtungen, die
sich im Sommer zu beiden Seiten seines
Ma-
gens finden, die man fälschlich
Krebsaugen
nennt, und die man ehedem als Arzney mis-
brauchete, sind doch wol der vorzüglichste
Stoff,
voraus die neue verjüngte Schaale verhärtet.
Auch der
zufällige Verlust von Füssen, Schee-
ren etc. dieser
u.a. Gattungen von Krebsen wird
durch ihre starte Reproductionskraft
leicht wieder
ersetzt. Sie schnellen sogar Füße und
Scheeren,
wenn sie ihnen nicht zu nahe am Leibe gequetscht
oder
mit einem glühenden Eisen berührt werden,
von selbst von sich.
8. †. Squilla. Die See-Garneele, Granate.
(Fr. la chevrette, crevette, salicoque, le
bar-
bot) C. macrourus, thorace laeui,
rostro
supra serrato, subtus tridentato, manuum
digitis
aequalibus. *
Sulzers Gesch. tab. XXXII. fig. 4.
Mem. de l'ac. des
sc. de Paris 1772. P.
II. tab. I. fig. 1. 2.
Ein Ungeziefer aus dem Onicus-Geschlechte
das sich unter den Rückenschild dieses
schmack-
haften kleinen Krebses einnistelt, hat man
ehe-
dem für junge Brut von Schollen (Pleuronectes)
gehalten, daher dann ganz
sonderbare Irthü-
mer entstanden*).
9. Mantis. C. macrourus articularis, manibus
adactylis compressis
falcatis serratoden-
tatis. *
Sulzers Gesch. tab. XXXII. fig. 2.
Im mittländischen u.a. warmen Meeren.
10. †. Pulex. Die Fluß-Garneele. C. ma-
crourus articularis, manibus 4 adactylis,
pedibus 10. *
Ein muntres kleines Thier, was sich zumal
häufig in
der Brunnentresse findet, und im Was-
ser zuweilen auf
dem Rucken schwimmt.
85. monocvlvs. Kiefenfus. Pedes
natatorii.
Corpus crusta tectum. Oculi approximati,
testae
innati.
Alle bisher bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich meines Wissens blos
im
Wasser.
1. Polyphemus. Der Moluccische Krebs.
[Engl. the horse-shoe. helmed fish
–
Limulus gigas müll.*)]. M. testa, plana
convexa
futura lunata, postica dentata, cauda
subulata longissima.
*
Das allergröste Insect, was wol eine Länge
von vier
Fuß erreichen kan. Daß es nur ein
Auge haben soll, ist
ungegründet**), mithin
seine
Benennung gar nicht passend. Auch ist es
irrig, das es nur in
Ostindien sich finde, da
ich es selbst mehreremale von der
Nordamerica-
nischen Küste, zumal aus der
Bahamischen
Meerenge, wo es unermeßlich häufig ist, er-
halten habe.
2. †. Apus. (Limulus palustris müll. l. c.)
M. testa subcompressa, antice retusa,
postice
truncata, cauda biseta. *
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber in
manchen Jahren, nach Ueberschwem-
mungen etc. in
unsäglicher Menge. Wie es
scheint ein wahrer Zwitter.***)
3. †. Pulex. (Daphnia pennata müll. l. c.)
Der
Wasserfloh. M. antennis dichotomis,
cauda
inflexa. *
Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 10.
In Flüssen und Teichen, auch in Brunnen-
wasser: an theils Orten so häufig daß er bey sei-
ner röthlichen Farbe wol ehr die Sage von Was-
ser das in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.
4. †. Quadricornis. (Cyclops quadricornis
müll. l. c.) M.
antennis quaternis, cauda
recta bifida. *
Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 9.
Beides diese und die vorige Gattung sind
eine
gewöhnliche Speise der Arm-Polypen.
86. oniscvs. Pedes 14. Antennae
setaceae.
Corpus ouale.
1. Ceti. Die Wallfischlaus. O. oualis seg-
mentis distinctis, pedibus tertii quartique
paris
linearibus ouaticis. *
pallas
spicileg. zoolog. Fase. IX. tab. IV.
fig. 14.
Eine Plage der Wallfische bey welchen dieses
Insect
zumal an den Finnen und Zeugungstheilen
aufs festeste sich
einnistelt.
2. †. Asellus. Der Kelleresel. (Fr. la cloporte.)
O. oualis,
cauda obtusa, stylis simpli-
cibus. *
An feuchten Orten, in Kellern, Mauer-
ritzen etc.
87. scolopendra. Assel. Pedes
numerosi,
totidem vtrinque quot corporis segmenta.
[Seite 447] Antennae setaceae. Palpi 2 articulati. Cor-
pus depressum.
1. †. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20. *
Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 14.
In den beißen Zonen: und selbst schon in
Spanien.
Ihr Biß verursacht gefärliche Ent-
zündung.
2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, cor-
pore ouali, cauda penicillo albo. *
Mem. présentés à
l'ac. des sc. T. I.
tab. XVII.
Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen
etc.
Merkwürdig ist daß verschiedne Gattungen die-
ses und des folgenden Geschlechts ihre zahlrei-
chen
Füße erst nach und nach erhalten, und nur
wenige Paare derselben mit
aus dem Ey bringen.
3. †. Electrica. Die Feuerassel, der Feuer-
wurm.
S. pedibus vtrinque 70. *
Frisch P. XII. tab. II. VIII. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie
gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
Lebt vorzüglich in
feuchtem Erdreich, kriecht
aber auch zuweilen auf Blumen, und
dadurch
lassen sich wohl die nicht gar seltnen Fälle erklä-
ren, wo sich dieses Thier in die Stirnhölen
bey
Menschen eingenistelt und unerträgliches Kopf-
weh u. dergl. verursacht hat. Ich besitze selbst
eins, das endlich
nach mancherley heftigen,
fast Jahr und Tag anhaltenden Zufällen,
noch
lebendig von einem Frauenzimmer ausge-
schneutzt worden.
88. ivlvs. Vielfus. Pedes numerosi:
duplo
vtrinque plures quam corporis segmenta.
Antennae
moniliformes. Palpi 2 articulati.
Corpus
semicylindricum.
1. †. Terrester. S. pedibus vtrinque 100. *
Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 16.
Ein langsames Thier, was meist unter der
Erde in
fettem Boden oder im Miste lebt.
Die Insecten haben so zuverlässige und faßli-
che, die Würmer hingegen so wenig allgemein
passende
positive Charactere, daß man die letztern
vielleicht am kürzesten durch
diejenigen weißblü-
tigen Thiere definiren könnte, die
keine Insecten
sind.
Sie haben mehrentheils einen weichen mat-
schigen, theils
schleimigen, meist nackten Kör-
per: nur wenige sind wie
die Aphroditen mit
Haaren, einige wie die See-Igel mit
einer
kalkichten oder Spatartigen Schaale bedeckt.
Manche Nereiden
verfertigen sich eine kunstreiche
Hülse von Sandkörnchen etc. viele
andere Thiere
dieser Classe aber, (die Conchylien nämlich und
manche
Corallen) bewohnen ein ihnen angebohrnes
festes fast porzellan- oder
steinartiges Gehäuse,
das ihnen zum Schutz und Aufenthalt
dienet:
und theils von dem Thier umher getragen wird,
theils aber
unbeweglich fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Classe ist würklich
geflügelt (denn daß der
Dintenfisch ziemlich große
Sätze aus dem Wasser heraus thun kan,
ist
eben so wenig ein Flug zu nennen, als daß ver-
trocknete Räderthierchen mit dem Staube in der
Luft fortgeführt
werden): auch kan man ihnen
keine eigentlichen Füße zum Aufstützen des
Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch
haben
die Regenwürmer, See-Igel, Seesterne etc.
gewisse Gliedmaßen, die
wenigstens eine ähnliche
Bestimmung haben. Und überhaupt wird
auch
der Mangel dieser Bewegungswerkzeuge bey
den Würmern durch die
bey ihnen ausnehmende
Kraft, ihren Körper wechselsweis eng
zusammen
zu ziehen, und wieder weit auszustrecken, ersetzt.
Statt der Fühlhörner, die die Insecten be-
saßen, haben
viele Würmer sogenannte Fühl-
faden (tentacula), oder biegsame ungegliederte
meist weiche fleischige
Faden am Kopfe, die bey
einigen von ansehnlicher Länge, überhaupt
aber
von mannichfaltiger Bestimmung sind. Den
Arm-Polypen nutzen sie
zum Fang: bey den
Gartenschnecken sitzen vorn die Augen dran u.s.w.
Manche Würmer sind von so einfachem Kör-
perbau, daß man
gar keine Gliedmaßen an ih-
[Seite 451] nen unterscheiden kan. Andere
haben hingegen
desto zahlreichere, doch meist ziemlich
einförmig
gebildete Glieder.
Auch die Grösse variirt in dieser Classe noch
weit mehr, als in der
vorigen. Es giebt Conchy-
lien, die auf sechs Centner am
Gewicht halten, und
Infusionsthierchen, die kaum durch unsre
besten
Vergrässerungsgläser erkannt werden können.
Die mehresten Würmer haben unansehnliche
Farben. Doch sind auch einige,
wie die See-
anemonen, Seefedern, Aphroditen, und
viele
Conchylien von ausnehmender Schönheit.
Ueber die Sinne dieser Thiere und deren
Werkzeuge läßt sich noch weniger
bestimmtes als
über der Insecten ihre, sagen. Einige
haben
ungezweifelt wahre Augen (wie die Dintenfische,
Schnecken
etc.), und andre, wie z.B. die Poly-
pen, haben ohne Augen
doch das feinste Gefühl
von Licht und Hellung.
Im innern Körperbau weichen die Gewür-
mer wieder eben so
sehr von der Insecten ihrem,
als diese von dem der rothblütigen Thiere,
ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon
dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier
derselben, sich (so wie
hingegen die allermehrsten Insecten) einer
Ver-
wandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: theils gar nur in
fauligen Säften: oder
doch in feuchten dumpfigen Orten. Einige
leben
blos unter der Erde: und viele lediglich*)
im
lebendigen Körper andrer Thiere, wie die Darm-
würmer, Saamenthierchen u.s.w. Viele hal-
ten sich
zusammmen an Corallen-Stämmen,
auf Austerbänken etc. auf, doch ohne sich
wie etwa
die Bienen etc. wechselseitige Hülfe zu leisten.
Die Würmer nähren sich aus allen dreyen
Naturreichen, manche nemlich
fressen sogar Erde,
[Seite 453] Kalk etc. Viele derselben, zumal unter
den
Schnecken, auch Blutigel etc. können ausneh-
mend
lange fasten.
Manche sind mit Gift als Waffen, und
die Blackfische mit ihrer Dinte als
Vertheidi-
gungsmittel versehn. Viele werden auch
durch
ihr zähes Leben, oder durch ihre
ausnehmende
Reproductionskraft, die in keiner andern Thier-
Classe so überaus wunderbar ist, für
feindlichen
Gewaltthätigkeiten geschützt: und einige wie
z.B. der
Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen
eine Art von Reviviscenz,
wodurch sie gewisser-
maßen unzerstörbar scheinen*).
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Dintenfische etc.
ausgenommen, sind wohl
die allermehresten übrigen Thiere dieser
Classe
wahre Hermaphroditen, von denen jedes In-
dividuum sein Geschlecht auf eine der angegebe-
nen
Weisen (§. 16. S. 21.) fortzupflanzen im
Stande ist**).
Die Würmer werden dadurch dem Menschen
mittelbar oder unmittelbar
nutzbar, daß sie theils
wie der Regenwurm die Erde locker halten
etc.
Viele, zumal unter den Conchylien, sind eßbar.
Von einigen
Schnecken wurde ehedem mehr als
jetzt eine grünlich-rothe Farbe (wie
junges Wein-
beerlaub) der Purpur der Alten genommen*).
Aus dem Safte der Blackfische kan Dinte berei-
tet werden. Der Bart der Steckmuschel giebt
eine Art
brauner Seide, die theuer verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen
Perlen**).
[Seite 455] Das rothe Corall giebt einen
wichtigen Handels-
artikel, zumal nach Ostindien.
Verschiedne
Schneckchen oder Muscheln etc. cursiren ganz oder
in
Stückchen geschnitten bey einigen wilden Völ-
kern statt
Geldes. Viele Wilde brauchen Mu-
schelschaalen und
Schneckenhäuser statt Trinkge-
schirre, Löffel etc. Die
Mahlermuschel, Per-
lenmutter, und die große beinartige
Schuppe des
Blackfisches (os sepiae) werden von
Künstlern
benutzt. Der Badeschwamm dient zu mancher-
ley häuslichen Gebrauch. Unzählige Conchylien
und Corallen werden zu
Kalk gebrannt; einige
große dünne Muschelschaalen in Schina etc.
statt
Fensterscheiben gebraucht u.s.w. Auch dienen
die Conchylien
zum allergemeinsten Putz der
wilden Völker*). Die Blutigel endlich
sind ein
überaus wichtiges chirurgisches Genesmittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe ge-
hören
vorzüglich alle die furchtbaren Würmer
des menschlichen Körpers, die
sich entweder
wie die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichu-
riden und Bandwürmer im Darmcanal; oder
wie der Blasenwurm außen an
den Eingeweiden
und zwischen den Muskeln; oder wie der Ner-
venwurm nahe unter der Haut aufhalten. So-
dann auch die Egelschnecken, die sich bey den
Schafen etc., die Finnen
der Schweine, die
Blasenwürmer und so viele andre Würmer, die
sich
zumal bey den vierfüßigen Hausthieren und
bey Fischen finden, und sie
krank machen. Die
Regenwürmer und Schnecken schaden Gewäch-
sen. Der Pfahlwurm durchbohrt Dämme und
Schiffe. Manche
Würmer sind auch, wie schon
gesagt worden, giftig.
Hingegen kan ich den abentheuerlichen Er-
zälungen von der
höllischen Furie, einem von
niemand zuversichtlich gesehenen, und doch
sehr
genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi-
derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der
Luft herumfliegenden
Würmchen; was auf Men-
schen und Vieh herabstürzen, und
sie durchbohren
soll u.s.w., keinen Glauben beymessen.
Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im
ganzen dir Ord-
nung des Linnéischen, Systems befolgt:
I. Intestina. Länglichte
Würmer, ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.
II. Mollusca. Nackte weiche
Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große Aehn-
lichkeit mit
den Bewohnern der Schnecken-
häuser und Muschelschaalen in
der folgen-
den Ordnung.
III. Testacea. Die den Würmern
der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner der Con-
chylien.
IV. Crustacea. Mit einem
beynahe knorp-
lichten Körper, und theils mit einer
festen
(bey einigen Spatartigen) Cruste. See-
Igel,
Seesterne, See-Palme.
V. Corallia. Die Polypen und
andere Pflan-
zenthiere die einen Corallenstamm oder
an-
dere ähnliche Gehäuse bewohnen.
VI. Zoophyta. Die nackten
Pflanzenthiere ohne
Gehäuse. Nebst den Infusionsthierchen.
Zur N. G. der sämtlichen Ordnungen
dieser Classe ist mir außer manchen
der obge-
dachten allgemeinen Quellen zur ganzen
Thierge-
schichte etc. kein besondres Werk bekannt.
Einigermaßen kan man hierher rechnen:
Die mehresten Thiere dieser Ordnung haben
theils einen cylindrischen,
theils einen bandförmigen
Körper; und fast bey allen hat man
gefunden,
daß sie nicht Zwitterartig sondern die beiden Ge-
schlechter in separaten Individius getrennt sind.
Die
Eingeweid-Würmer des menschlichen Kör-
pers sind (die
Saamenthierchen ausgenommen)
alle aus dieser Ordnung.
1. gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair worm.)
Corpus filiforme, teres, aequale,
laeue.
1. †. Aquaticus. Das Wasserkalb. G. palli-
dus extremitatibus nigris. *
c. gesner hist. aquatilium. pag. 547.
Spannenlang, von der Dicke eines
starken
Zwirnfaden. Lebt in lettigten Boden und im
Wässer. Ist
vermuthlich der gleiche Wurm,
der sich auch zuweilen bey Kälbern,
Pferden,
(und wenigstens ein sehr ähnlicher in der Luft-
röhre der Schweine) findet: und den Poterius
und Fr.
Hofmann sogar bey Menschen im Knie,
in den Waden etc. völlig wie den
Indianischen
Nervenwurm gesehen haben.
2. Medinensis. Der Nervenwurm. (dracun-
culus, vena
Medinensis. Fr. le ver
de Guinée.)
G. totus pallidus.
*
sloane
nat. hist. of Iamaica vol. II. tab.
CCXXXIII. fig.
1.
Am Persischen Meerbusen, in Ost- und West-
Indien, auf Guinea etc. Etwas stärker als der
vorige,
und wol zwey Ellen lang. Er kriecht
zumal an den Knöcheln, am Knie,
am Arm etc.
unter die Haut, verursacht schmerzhafte
Beulen,
Entzündung u.s.w., und muß äußerst behutsam,
damit er
nicht abreisse, allgemach ausgewunden
werden: eine Operation, die
wol drey und mehr
Wochen dauert. Selten hat ein Mensch mehr
als
einen solchen Wurm: doch auch wol viere,
fünfe etc. zugleich.
3. †. Marinus. G. plano spirali conuolutus. *
2. ascaris. Corpus teres filiforme, vtraque
extremitate
attenuatum.
1. †. Vermicularis. Der Mastwurm, Ma-
denwurm,
Springwurm. A. cauda se-
tacea,
longit. 4 linearum. *
Wie eine Käse-Made. Hält sich im Mast-
darm bey Menschen auf, saugt mit dem stum-
pfern
Ende.
2. †. Lumbricoides. Der Spuhlwurm, Herz-
wurm
(lumbricus teres auct.
Fr. le
strongle.
Engl. the
round worm). A. spithanea, ru-
gose annulata, vtraque extremitate subulata
ore
trinodi. *
Der allergemeinste Darmwurm im menschli-
chen Körper, findet sich im ganzen
Darmcanal,
zuweilen in unsäglicher Menge. Aenelt in der
Grösse
und Statur dem Regenwurm, ist aber
[Seite 460] von härterer, fast
knorpelartiger Consistenz, meist
von heller Fleischfarbe etc.
3. †. Trichuris. Der Haarwurm. A.
corpore
clauato, (maribus spirali) altera
extremitate
capilliformi. *
Meines Wissens blos im Blinddarm beym
Menschen;
saugt mit dem dünnen haarförmigen
Ende.
3. lvmbricvs. Corpus teres annulatum, lon-
gitudinaliter exasperatum aculeis conditis.
1. †. Terrester. Der Regenwurm. (Fr. le ver
de terre. Engl. the earth worm.) L. ephip-
pio circulari, 8 seriebus aculeorum abdomi-
nalium. *
i. andr.
mvrray de verm. in lepra
obuiis.
Tab. II.
Das bekannte den jungen Kückengewächsen
schädliche
Thier: ein wahres animal subterra-
neum.
2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus,
sexfariam
aculeatus. *
bonnet
Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. I. fig. 1-4.
Ein überaus schönes Geschöpf von Carmoisin-
rother und grüner Farbe etwa 1 1/2 Zoll lang. Lebt
in
Teichen, Gräben etc. und hat, so wie der ge-
meine
Regenwurm auch, ausnehmende Repro-
ductionskraft.
Sogar ein abgeschnittnes 1/20 des
Thiers wird binnen einigen Monaten
wieder zu
einem ganzen Thiere von vollkommner Länge re-
producirt. Seine natürliche Fortpflanzung ge-
schieht sowohl indem es lebendige Junge gebiert,
[Seite 461] als auch durch junge
Blut die es wie Sprossen
austreibt.
4. fasciola. (Engl. fluke.) Corpus gelatino-
sum, planiusculum, poro
ventrali duplici.
1. †. Hepatica. Die Egelschnecke. F.
depressa,
ouata fusca, antice tubulo instructs. *
Jac. Chr. Schäffers Egelschnecken etc. fig.
1 bis 8.
2. †. Intestinalis. Der Riemenwurm, Fisch-
riemen, Fick. F. corpore taeniolari mar-
ginibus vndulatis. *
Journal des scavans 1726. pag. 104.
Wie ein schmales Streifchen Band: ungeglie-
dert: verdiente also eher den Namen Bandwurm,
als das
folgende Geschlecht. Hält sich in der
Brusthöle bey manchen Fischen
auf, und ist selbst,
nachdem diese gesotten waren, noch lebendig
in
ihnen gefunden worden.
5. taenia. Bandwurm, Nestelwurm, Ket-
tenwurm.
(Fr. ver solitaire.
Engl. tape
worm, jointed
worm. lumbricus latus au-
ctor.) Corpus planiusculum, geniculatum
os quadrilobum.
Ein weitläufiges sowohl wegen der ausneh-
mend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als
wegen
der hartnäckigen und gefahrvollen und
mannichfaltigen Zufälle, die
durch die nachge-
nannten Gattungen im menschlichen
Körper ver-
ursacht werden, überaus merkwürdiges
Thierge-
schlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich
mit-
[Seite 462] telst des aus seinem vierkolbichten Kopfe (tab. I.
fig. 4)
herausragenden zugespitzten Saugerüssels
im Darmcanal fest. Zunächst
auf den Kopf
folgt (wenigstens bey den nachbenannten Gat-
tungen) ein überaus schmahler fast fadenförmi-
gen Hals, (tab. I. fig. 4) der allgemach mit
immer deutlichern und
größern Gliedern in den
übrigen Körper des Wurms übergeht. In
jedem
der größern Glieder die dann bey weiten den
längsten Theil
des Thiers ausmachen (tab. I.
fig. 5-6) zeigt sich ein besondrer Eyerstock,
meist
von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk etc.
der seine
Eyerchen durch eine am Rande oder auf
der breiten Seite befindliche
einfache oder dop-
pelte Oeffnung von sich gehen kan.
Auch scheint
diese Oeffnung außerdem noch dem Wurme sowohl
um
sich anzuhalten, als auch zu einiger Ernäh-
rung
dieser vom Kopf so weit entfernten Glieder,
zu dienen. Jeder
Bandwurm kan folglich sein
Geschlecht fortpflanzen, ist aber
übrigens nichts
weniger als solitaire, sondern man hat gar oft
bey einem Menschen
oder einem Thiere viele
ganze Bandwürmer zugleich gefunden*).
1. †. Solium. Der langgliedrige. Bandwurm.
(T. cucurbilina auctor.). T. articulis oblon-
gis, osculis
marginalibus solitariis. *
Diese Gattung ist in Deutschland die
gemeinste.
Findet sich so wie die folgende im dünnen Daime
beym
Menschen.
Die sogenannten Kürbokernwürmer (ver-
mes cucurbitini,
ascarides couleti.) sind ab-
gesetzte Hinterglieder dieses Wurme.
2. †. Lata. Der kurzgliedrige Bandwurm.
T.
articulis breuissimis medio nodosis, oscu-
lis
alterius lateris. *
In andern Gegenden von Europa, zumal in
der Schweiz
und in Frankreich äußerst häufig.
6. hydatis. Blasenwurm. Corpus taeni-
forme desinens in vesicam symphaticam.
Os
quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls
überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in der-
schiednen Eingeweiden vielerley Säugethiere fin-
den, hat bey den mehrsten Gattungen viele Aen-
lichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hinter-
theil aber endigt sich in eine Eyförmige Wasser-
blase von verschiedner Größe.
1. †. Humana. H. capsa vaginali cartilaginea,
vesicula caudata
apicibus obtusis.
Eine wichtige Entdeckung des seel. Werner,
der
diesen sonderbaren Blasenwurm zu hunder-
[Seite 464] ten im Muskelfleische des
ganzen Körpers bey
der Leiche eines 40jährigen übrigens
gesunden
robusten Mannes gefunden hat.
Der Wurm hat große Aenlichkeit mit den Fin-
nen im Schweinefleisch, deren thierische Natur
Hr.
Past. Goeze zuerst außer Zweifel gesetzt hat.
2. †. Gigas. H. orbicularis, vesica magna;
corpore breui rugoso imbricato capite qua-
driosculato vncinatoque. *
Goeze Eingew. Würmer tab. XVII.
Die Blase oft größer als ein Hühnerey.
Am
häufigsten am Darmfell und in der Leber der
Schweine.
3. †. Multiceps. H. vesica pluribus communi.
Findet sich nach den Untersuchungen des seel.
Leste
im Gehirn der drehenden Schafe.
7. sipvncvlvs. Corpus teres elongatum. Os
anticum, attenuatum,
cylindricum. Aper-
tura lateralis corporis
verruciformis.
1. Saccatus. (vermis micro
rhynchoterus.) S.
corpore tunica laxa induto. *
c. gesner hist. aquatil. pag. 1226.
8. myxine. Corpus teres, subtus carinatum
pinna adiposa. Maxillae
binae pinnatae.
Dentes in faucibus.
1. Glutinosa. M. tentaculis 9.
linn.
museum reg. Adolph. Frid. tab.
VIII.
fig. 4.
9. hirudo. Blutegel (Fr. sangsue. Engl.
leech.) Corpus oblongum, promouens se
ore caudaque in
orbiculum dilatandis.
1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flauis
6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea
nigro maculata. *
i. iac.
dillenivs in Eph. N. C. Cent.
VII.
t. V. fig. 1-4.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.
2. †. Sanguisuga. H. depressa fusca: margine
laterali flauo.
*
Schwed. Abhandl. 1757. tab. VI. fig. 3. 4.
Noch blutgieriger als die vorige.
3. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis
8 nigris supra os. *
Schwed. Abhandl. l. c. fig. 5-8.
Legt nur ein einziges Ey, das anfange blose
Lymphe
enthält, aus welchem aber nachher, 8
bis 10 u. mehr Junge heraus
kommen.
Nackte Würmer die sich durch einen mehr
schleimichten Körper und
deutlichere äußere
Gliedmaßen von denen in der vorigen
Ordnung
auszeichnen*). Manche haben die größte Aen-
lichkeit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser
und
Muschelschaalen.
10. limax. Weg-Schnecke. (Fr. limau.
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dextrum
pro genitalibus et
excrementis. Tenta-
cula 4 supra os.
Sämmtlich den Gartengewächsen und Wiesen,
theils
auch den Bienen schädlich. Die starke
Reproductionskraft haben sie
mit den ihnen ähn-
lichen Schnecken mit dem Haus aus
dem Helix-
Geschlechte gemein.
lister
ex edit. Huddesfordi tab. CI.
fig.
102.
3. †. Maximus. L. cinereus maculatus. *
4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus. *
11. aplysia. Corpus repens. Clypeo dorsali
membranaceo. Foramen
laterale dextrum
pro genitalibus. Anus supra extremita-
tem dorsi.
1. Depilans. Die Giftkuttel. L. tentacu-
lis 4.
gesner de aquatilib. pag. 561.
12. doris. Corpus repens, oblongum, sub-
tus planum.
Os antice subtus. Anus postice,
supra cinctus ciliis. Tentacula duo,
supra
corpus antice, intra foramina retractilia.
1. Argo (Lepus marinus
minor columnae.)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad
os, ano ciliato phrygio.
fab.
columna de aquatilibus in ecphras.
stirpium pag. XXXII.
13. aphrodita. Seeraupe. Corpus
repens,
ouale: fasciculi pediformes vtrinque plu-
rimi. Os retractile. Tentacula a setacea.
1. Aculeata. Der Goldwurm. (pudendum
regale auctor.) A. oualis hirsuta
aculeata,
pedibus vtrinque 32. *
swammerdam bibl. nat. tab. X. fig. 8.
Ein über alle Beschreibung prächtiges Geschöpf:
die
Stacheln und Haare, womit es an beiden
Seiten besetzt ist,
schillern, zumal im Sonnen-
schein in alle mögliche
Goldfarben: theils auch
wie blaue Schwefelflammen u.s.w.
14. nereis. Corpus repens oblongum lineare.
Tentaculis lateralibus
penicillatis plumosis
supra os.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore
vix
conspicuo.
Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuch-
ten es beyträgt*).
2. Tubifica. Der Sandköcher. N.
pedibus
vtrinque 26. Ore ciliato pectine
aurato. *
pallas miscell. zoolog. tab. IX. fig. 3.
Diese und verschiedne andre
Nereiden-Arten,
verfertigen sich, fast wie die
Phryganäenlarven,
(nur noch weit kunstreicher) unbeschreiblich
sau-
bere Röhren zu ihrem Aufenthalt. Bey
dieser
Gattung ist die Hülse nur so dünn wie Papier,
und aus
vielen tausend Sandkörnchen zusam-
men gebaut.
15. nais. Wasserschlängelgen. (Fr. Millepied
d'eau.) Corpus lineare pellucidum,
depres-
sum, setis pedatum.
Diese Würmer sind in neuern Zeiten durch
ihre
Reproductionskraft sowol als durch die son-
derbare
Weise ihrer Fortpflanzung, die besonders
der seel. Etatsr. Müller an
ihnen wahrgenom-
men hat, berühmt worden*). Das
letzte Gelenk
des gegliederten Wurms dehnt sich nemlich all-
mälig aus, und erwächst zu einem ganzen Thiere,
das
sich nach einiger Zeit vom übrigen Körper
der alten Naide absondert,
oder auch selbst noch
vorher wieder andre Junge auf gleiche Weise
durch
die Ausdehnung seines letzten Gelenkes hinten
austreibt:
doch können sich wenigstens manche
Gattungen, wie z.B. die
nachstehende, auch aus-
serdem durch Eyerstöcke, die
durch eine wahre
Paarung befruchtet werden, fortpflanzen.
1. †. Proboscidea. Die gezüngelte Naide.
(Nereis lacustris linn.) N. setis lateralibus
solitariis, proboscide longa.
*
Rösel Hist. der Polypen. tab.
LXXVIII.
fig. 16. 17.
16. ascidia. Corpus fixum teretiusculum, va-
ginans.
Aperturae binae ad summitatem:
altera
humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser
in langen Stralen von sich zu sprützen.
1. Intestinalis. A. laeuis alba, membranacea. *
17. actinia. Seeanemone, Meernessel, Klip-
rose. (Fr. cul d'ane. Vrtica
marina auctor.)
Corpus se affigens
basi, oblongum, teres,
apicis margine dilatabili intus
tentaculato,
os terminale centrale ambiente.
Die Seeanemonen haben neuerlich besonders
durch die
Versuche Aufmerksamkeit erregt, die
Hr. Dicquemare über ihre
Reproductionskraft
angestellt hat, die der Arm-Polypen ihrer
wenig
nachgiebt, und bey dem zusammengesetzten Kör-
perbau allerdings noch auffallender ist. Sie kön-
nen, ihrem Leben ohnbeschadet, einfrieren, ge-
raume
Zeit in heissem Wasser und im luftleeren
Raume ausdauern, Jahre lang
ohne Nahrung
bleiben u.s.w. Die abgeschnittenen
Fühlfaden
bewegen sich noch Tage lang; und werden bald
am Körper
wieder reproducirt. Ja selbst in der
Mitte getheilte Seeanemonen
sind wieder zu gan-
zen Thieren erwachsen.
1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa. *
Philos.
Transact. vol. LXIII. tab. XVI sq.
fig. 10 sq.
18. tethys. Corpus liberum, oblongiuscu-
lum,
carnosum, apodum. Os proboscide
terminali, cylindrico, sub labio
explicato.
Foramina 2 ad latus colli
finistrum.
1. Leporina. (lepus
marinns maior colvmnae.)
T. labro ciliato.
19. holothvria. Corpus liberum, nudum,
gibbum, arro terminali.
Tentacula plura
in altera extremitate. Os inter tentacula.
1. Physalis. H. cirrhis difformibus filiformibus
pendulis.
*
sloane
nat. hist. of Iamaica. vol. I. tab.
IV fig. 5.
20. terebella. Corpus filiforme. Os anti-
cum,
praeputio glandem pedunculatam tu-
bulosam exserente.
Tentacula circum os,
capillaria, plura.
Schwed. Abhandl. 1754. tab. III. fig. A-E.
21. triton. Corpus oblongum. Os lingua
inuoluta, spirali.
Tentacula 12 bipartita:
vtrinque 6: posticis
cheliferis.
Vergl. philos.
Transact. vol. L. P. II. tab.
XXXIV, fig. A.
22. lernaea. Corpus se affigens tentaculis,
oblongum
teretiusculum. Ouaria bina. Ten-
tacula
brachiformia.
Ein schädliches Ungeziefer für Fische, in
deren
Kiefern es vorzüglich nistet.
1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, thorace
cylindrico bifurco,
tentaculis apice lunatis.
linnaei fauna fuec. tab. II. fig. 2100.
23. scyllaea. Corpus se affigens, compres-
sum,
dorso canaliculato. Os foramine eden-
tulo, terminali.
Tentacula s. brachia sub-
tus trium parium.
seba thesaur. vol. I. tab. LXXIV. fig. 7.
Im Ocean, am Sargasso (fucus natans).
[Seite 472]24. clio. Corpus natans, oblongum. Alis
duabus membranaceis,
oppositis.
1. Limacina. C. nuda corpore obconico. *
ellis et solander tab. XV. fig. 9. 10.
Bey Spitzbergen, Neufundland etc – Mein
Exemplar
hat einen längern Hinterleib als das
von Ellis abgebildete.
25. sepia. Dintenfisch, Blackfisch. Brachia 8
interius adspersa cosyledonibus.
Rostrum
inter brachia terminale, corneum. Venter
vesica
atramentifera instructus, infra scissura
transuersa ad basin
apertus, supra quam
fistula excretoria eminet.
Die Dintenfische die sich meist in allen Welt-
meeren finden*),
weichen in so vielen Stücken,
zumal in Rücksicht ihres innern Baues,
der so
vollkommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs-
werkzeuge, besonders aber auch der Augen und
sogar
der Gehörwerkzeuge (die ihnen nemlich Hr.
J. Hunter zuschreibt) so
ganz von andern Thie-
ren dieser Classe ab, und ähneln
hingegen in so
vielen Stücken manchen Fischen, daß es mir
fast
Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen den
so
einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.
Die Anzahl der Saugenäpfgen an ihren
Armen wächst
mit dem Alter der Thiere, und
steigt dann bey manchen Gattungen über
1000.
Sie haften damit fest an, gleichsam wie ein
[Seite 473] Schröpfkopf. Die Arme die
diesen Thieren
oft von Muscheln abgekneipt, und von
Fischen
abgebissen werden, werden ihnen, wie schon
die Alten wußten, leicht
reproducirt. Die mehresten Gat-
tungen werden
auch durch den schwarzen Saft
merkwürdig, den sie in einem besondern
Behälter
im Leibe führen, und willkürlich von sich Lassen,
und
dadurch das Wasser zunächst um sich ver-
dunkeln
können. Hr. Prof. Schneider hat das
ganze Geschlecht schicklich in
folgende zwey Fami-
lien abgetheilt:
A) promuscidibus binis; ventre pinnato; ossi-
culo
dorsi.
1. Officinalis. Der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche.) S. ventre latissimo
rotundato
vndique pinna cincto, offe dorsali maximo. *
swamerdam biblia nat. tab. L. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das sogenannte
weisse Fisch-
bein das auch in manchen Gegenden
Meer-
schaum heißt) eine breite knochichte
Schulpe
von sehr sonderbarer Textur, im Rücken des
Thiers. Die
sogenannten Seetrauben (vuae
marinae) sind
die Eyerstöcke dieser und verwand-
ter Gattungen.
2. Loligo. Der Calmar. (Fr. le casseron.)
S. ventre
fricto subulato, pinna augulari
media, osse dorsali penniformi.
*
turberv.
needham nouv. observ.
microsc.
tab. I. II.
Was Plinius u.a. Alte von der loligo sagen,
und von manchen neuern abgeläugnet worden,
[Seite 474] daß nämlich
diese Thiere weite Sprünge aus dem
Wasser thun können, ist mir von
den zuverläßig-
sten Augenzeugen versichert und genau
beschrie-
ben worden. Sie füllen sich nemlich voll
Wasser
das sie dann mit großer Gewalt wie in einem
Strahl durch
die am Hals befindliche Röhre
von sich sprützen, und sich dadurch
eine große
Strecke weit über das Wasser forttreiben
können,
wobey sie ihre Arme steif ausgestreckt halten.
B) pedibus
basi palmatis, absque promuscidi-
bus, pinnis et osse
dorsali.
3. Octopodia. (polypus veter. Fr. le
poupe.)
S. acetabulorum in interna
pedum superfi-
cie ordine duplico, in basi singulis
acetabu-
lis, paullatim increscentibus. *
seba Vol. III. tab. II. fig. 1-6.
Diese schon auf den alten Münzen von Sici-
lien und Gros-Griechenland sehr gut abgebil-
dete*) und wegen ihres
schmackhaften Fleisches
beliebte Gattung, findet sich in manchen
Gegen-
den, besondere in Ostindien und im Mexicani-
schen Meerbusen von ganz ungeheurer Grösse;
so daß
sie Boote umreissen kan, und man abge-
rißne einzelne
Arme von ihr gemessen hat die bey
30 Fuß lang waren.
26. medvsa. Corpus gelatinosum, orbicula-
tum,
depressum. Os subtus centrale.
1. Aurita. M. orbicularis subtus 4 cauitatibus.
2. Velella. (vrtica
marina colvmnae.) M. ona-
lia concentrice striata, margine ciliato, su-
pra velo membranaceo.
Man unterscheidet bey diesen äusserst zahl-
reichen
Geschöpfen zwey Haupttheile, nemlich
die Schaalen und die darin
befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannichfaltiger
Bil-
dung; doch meist den Würmern der vorigen Ord-
nung ähnlich. Die Schaalen bestehen anfäng-
lich aus einer knorplichten oder hornichten Grund-
lage die ihre nachherige Festigkeit durch
die
allgemach in sie abgesetzte Kalkerde erhält. Die
neugebornen
Schneckenhäuser haben aber (nach
Reaumurs von Hrn. Kämmerer
gründlich be-
stätigten Beobachtungen) noch nicht ihre
voll-
zähligen Windungen, sondern diese werden
mit
zunehmendem Wachsthum des Thiers allgemach
neuerzeugt und an
dem Mündungssaum der
Schaale abgesetzt. (– Bey weiten nicht
etwa
aus der jugendlichen Schaale als Keime ent-
wickelt. –) Und bey den Muscheln ist ceteris
paribus die gleiche Einrichtung. Viele
dieser
Schalen sind wegen ihres wunderbaren Baues*),
andre
wegen ihres Porcellanartigen glänzen-
den Schmelzes,
wegen ihrer vortreflichen Far-
[Seite 476] ben*), regelmäßigen saubern
Zeichnung u.a.
dergl. Schönheiten merkwürdig**).
Man vertheilt die weitläufige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl
und Bildung der
Schaalen in folgende vier Familien:
B) Zweyschaalige oder Muscheln,
C) einschaalige mit
bestimmten Windungen,
nemlich die Schnecken,
und D) einschaalige ohne
dergleichen Win-
dungen.
27. chiton. Testae plures, longitudinaliter
digestae, dorso
incumbentes.
1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa
septem-
valui, corporo tuberculato. *
28. lepas. Animal rostro inuoluto spirali,
tentaculis
cristatis. Testa multiualuis, inae-
quiualuis.
1. Balanus. Die Meertulpe, See-Eichel. L.
te-
sta conica sulcata fixa, operculis
acuminatis. *
Chemnitz vol. VIII. tab. XCVII. fig. 820.
Unbeweglich an Ufern, am Kiel der Schiffe,
oder
auch auf andern Thieren, auf Muscheln,
Krebsen etc.
2. Diadema. Die Wallfisch-Pocke. L.
testa
subrotunda sexlobata sulcata fixa. *
Chemnitz vol. VIII. tab. XCIX. fig. 82. sq.
3. Anatifera. Die Entenmuschel. (Pentilas-
mus.) L. testa
compressa quinqueualui laeui,
intestino insidente. *
Chemnitz vol. VIII. tab. C. fig. 853. sq.
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sa-
gen berüchtigt worden, deren schon bey
der
Baumgans (S. 188.) gedacht worden. Die
fünffache
Muschelschaale hängt mit dem darin
wohnenden Thiere an einer
fleischichten darmähn-
lichen Röhre, auch wol
ihrer mehrere wie Zweige
eines Stammes an einem
gemeinschaftlichen sol-
chen Darme, der gewöhnlich
an faulen Weiden,
altem Schiffwrek etc. festsitzt.
29. pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.) Testa
biualuis, diuaricata, cum
minoribus acces-
soriis difformibus, ad cardinem.
Cardo re-
curuatus, connexus cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen,
selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Coral-
lenstämme und Austerschaalen, und höhlen sich
am
Ende des Ganges ihre Wohnung aus.
1. Dactylus. Die Dattelmuschel. P.
testa
oblonga hinc reticulato striata. *
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter be-
ruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der bei-
den Schaalen und ihrer Ränder, und der Be-
schaffenheit des Schlosses (cardo).
30. mya. (Fr. moule. Engl. gaper.) Testa
biualuis, hians altera extremitate.
Cardo
dente (plerisque) solido, crasso,
patulo,
vacuo, nec inserto testae oppositae.
1. †. Pictorum. Die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis dente pri-
mario crenulato: laterali longitudinali: al-
terius duplicato. *
Chemnitz vol. VI. tab. I. fig. 6.
2. †. Margaritifera. Die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario
conico, natibus decorticatis. *
l. ferd. marsigli Bosforo Tracio. tab. I.
Chemnitz vol. VI. tab. I. fig. 5.
31. solen. Messerscheide (Fr. manche de cou-
teau,
coutelier. Engl. razor.) Testa biual-
vis, oblonga, vtroque
latere hians. Cardo
dens subulatus, reflexus, saepe
duplex,
non insertus testae oppositae: margo late-
ralis obsoletior.
1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine al-
tero bidentato. *
Chemnitz vol. VI. tab. IV. fig. 29.
[Seite 480]32. tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice
hinc ad alterum latus flexa. Cardo dentibus
ternis;
lateralibus planis alterius testae.
1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime
substriata nitida, sutura anali
canaliculata. *
Chemnitz vol. VI. tab. XI. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striats,
costa fusca
transuersali. *
In Teichen etc. etwa von der Grösse einer Erbse.
33. cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle.) Testa
biualuis, subaequilatera, aequiualuis.
Cardo
dentibus mediis binis alternatis; lateralibus
remotis,
insertis.
1. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exa-
ratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis. *
Chemnitz vol. VI. tab. XV. fig. 158.
34. mactra. Backtrog. Testa biualuis
inae-
quilatera, aequiualuis. Cardo dente
medio
complicato cura adiecta foueola; laterali-
bus remotis insertis.
1. Solida. Die Strandmuschel. M. testa
opaca
laeuiuscula subantiquata. *
Chemnitz vol. VI. tab. XXIII. fig. 229. sq.
35. donax. (Fr. carne
tronquée.) Testa bi-
valuis, margine antico
obtusissimo. Cardo
dentibus duobus: marginalique
solitario,
subremoto sub ano.
1. Scripta. Die Letter-Schulpe. D.
testa
ouata compressa laeui, scripta lineis purpu-
reis vndatis, rima acuta, marginibus cre-
nulatis. *
Chemnitz vol. VI. tab. XXVI. fig. 261. sq.
36. venvs. Testa biualuis, labiis margine
antico
incumbentibus. Cardo dentibus 3
omnibus approximatis,
lateralibus apice di-
vergentibus.
1. Dione. Die ächte Venusmuschel. V.
testa
subcordata, transuerse sulcata,
antrorsum
spinosa. *
Chemnitz vol. VI. tab. XXVII. fig. 271. sq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa
cordata solida transuerse substriata
laeui,
margine crenulato, intus violacea, ano
ouato.
*
Schrift. der Berl. Naturf. Gesellsch. VI B.
tab. VI. fig. 1. sq.
Hat sehr dicke schwere Schaalen, welche
die
Nordamericanischen Wilden zu ihren Denckschnü-
ren auch statt Geld und zu Putz brauchen und
das
darin befindliche Thier auf ihren weiten Fus-
reisen im Munde führen, auskauen etc.
3. Tigerina. Die Tigerzunge. V. testa
len-
tiformi: striis crenatis decussatis, ano
im-
presso ouato. *
Chemnitz vol. VI. tab. XXXVII. fig.
390. sq.
37. spondylvs. (Fr. huitre epineuse) Testa
inaequiualuis, rigida. Cardo
dentibus 2
recuruis, cum foraminulo
intermedio.
1. Gaederopus. Die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare.) S. testa
subaurita spi-
nosa. *
Chemnitz vol. VII. tab. XLIV. fig. 459.
Die eine Schaale läuft hinten beym
Charnier
weit über die andere hinaus, und ist wie abge-
sägt. Eben so merkwürdig ist auch die Einlen-
kung des Schlosses selbst, dessen Zähne so son-
derbar in einander gefügt sind, daß sich
die
Muschel zwar öffnen, aber die Schaalen nicht
ohne
Zerbrechen des Schlosses von einander
ablösen lassen.
38. chama. Testa biualuis, grossior. Cardo
callo gibbo,
oblique inserto fossulae ob-
liquae.
1. Cor. Das Ochsenherz. C. testa
subrotunda
laeui, processibus retrorsum recuruatis, ri-
ma hiante. *
Chemnitz vol. VII. tab. XLVIII. fig. 483.
2. Gigas. Die Hohlziegel, Nagelschulpe
Riesenmuschel,
Vater-Moab Schulpe.
(Kima. Fr. le grand benitier.) C. testa
pli-
cata, fornicata, squamosa. *
Chemnitz vol. VII. tab. XLIX. fig. 492. sq.
Die größte bekannte Conchylie, deren Schaa-
len wol gegen sechs Centner und das Fleisch dreis-
sig Pfund wiegen. Letztres wird von den Indi-
schen Insulanern häufig gegessen.
3. Gryphoides. Die Felsenmuschel. (Fr. l'hui-
tre de mer rouge.)
C. testa orbiculata,
muricata; valuula altera planiore;
altera
nate productiore subspirali. *
Chemnitz vol. VII. tab. LI. fig. 110. sq.
[Seite 483]4. Bicornis. C. testa valuulis conicis, natibus
cuneiformibus
obliquis tubuloisis valuula
longioribus. *
Chemnitz vol. VII. tab. LII. fig. 516. sq.
39. arca. Testa biualuis, aequiualuis. Car-
do
dentibus numerosis, acutis, alternis,
insertis.
1. Noae. Die Arche. A. testa oblonga
striata,
apice emarginata, processibus incuruis re-
motissimis, margine integerrimo hiante. *
Chemnitz vol. VII. tab. LIII. fig. 529. sq.
40. ostrea. (Fr. huitre. Engl. oyster, scal-
lop.)
Testa biualuis, inaequiualuis, sub-
aurita. Cardo
edentulus fossula caua ouata,
striisque lateralibus
transuersis.
1. Pleuronectes. Die
Compasmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12
duplicatis, extus laeui. *
Chemnitz vol. VII. tab. LXI. fig. 595.
2. Pallium. Der Königsmantel. O. testa
ae-
quiualui radiis 12 conuexis, striata scabra
squamis imbricata. *
Chemnitz vol. VII. tab. LXIV. fig. 607.
3. Malleus. Der Polnische Hammer, das
Crucifix. (Fr. le martean noir.) O.
testa
aequiualui triloba, lobis transuersis. *
Chemnitz vol. VIII. tab. LXX. fig. 655. sq
4. Folium. Das Lorbeerblatt. O. testa
inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse
plicata
parasitica. *
Chemnitz vol. VIII. tab. LXXI. fig. 662. sq.
[Seite 484]5. Edulis. Die gemeine Auster. O. testa
inae-
quiualui semiorbiculata, membranis imbri-
catis vndulatis, valuula altera plana inte-
gerrima. *
Diese allgemein bekannte Gattung wird zumal
an
den Küsten des Nordwestlichen Europa auch
am Mitländischen und
Adriatischen Meere etc.
auf Austerbänken gehegt, und besonders
in Rück-
sicht auf diese und die davon abhängende
Ver-
schiedenheit des Geschmacks in Berg-Tand-
und
Thon-Austern eingetheilt.
41. anomia. Testa inaequiualuis; valuula al-
tera planiuscula (saepe basi perforata), al-
tera basi magis gibba. Cardo edentulus cica-
tricula lineari prominente, introrsum dente
laterali.
Radii 2 ossei pro basi animalis.
1. Ephippium. Das Fensterduplet, die
weisse
Zwiebelschaale, der Sattel. A. testa
sub-
orbiculata rugoso-plicata: planiore perso-
rata. *
Chemnitz vol. VIII. tab. LXXVI. fig. 692 sq.
2. Cepa. Die Zwiebelschaale. A. testa
obo-
vata inaequali violacea: superiore
conuexa,
inferiore perforata. *
42. mytilvs. Miesmuschel. (Fr. moule. Engl.
mussel.) Testa biualuis rudis, saepius
affixa
bysso. Cardo edentulus, distinctus linea
subulata
excauata longitudinali.
1. Crista
galli. Der Hahnenkamm. M.
testa
plicata spinosa, labro vtroque scabro. *
Chemnitz vol. VIII. tab. LXXV. fig. 683 sq.
[Seite 485]2. Margaritiser. Die Perlmuttermuschel. (Fr.
la coquille de nacre.) M.
testa compresso-
plana suborbiculata, basi
transuersa imbri-
cata tunicis dentatis.
*
Chemnitz vol. VIII. tab. LXXX. fig. 717 sq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die
sich in diesem Thiele finden, und theils der
Schaale wegen
merkwürdig, die das Perlenmut-
ter giebt, so wie
aus dem sehnichten Schloßbande
derselben der sogenannte
Pfauenstein (gemma
penna
pauonis s. helmintholithus adrodamas
linn.)
geschnitten wird.
3. Lithophagus. Der
Steinbohrer, die Stein-
dattel. (Fr. la moule pholade, la datte.)
M. testa
cylindrica vtrinque extremitatibus
rotundatis. *
Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXII. fig. 729 sq.
Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme etc.
4. Edulis. Der Blaubart. M. testa
laeuiuscula
violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis. *
Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXIV. fig.
750 sq.
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zu-
weilen tödlich gewesen ist.
5. Bidens. Die Magellanische Miesmuschel.
M. testa striata subcuruata, margine poste-
riore inflexo, cardine terminali bidentato.
*
Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXIII. fig.
742 sq.
43. pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel. (Fr. jambon, coquille porte.
[Seite 486] foie.) Testa subbiualuis,
fragilis erecta,
emittens barbam byssinam. Cardo edentu-
lus, coalitis in vnam valuulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und
der
eine kostbare braune Seide giebt, die in
Smirna,
Messina. Palermo etc. zu Strümpfen, Hand-
schuhen u.s.w. verarbeitet wird.
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis,
per series
digestis. *
Die Richtung der Schneckenwindungen ist
fast
durchgehends gleichförmig; so nemlich, daß sie,
wenn
man die spitze unterwärts und die Mün-
dung nach
oben gerichtet hält, diese letztere einem
alsdann links
zugekehrt ist, und die Windungen
von oben nach unten der
scheinbaren Bewegung
der Sonne gleich laufen.
Einige wenige Gattungen haben von Natur
eine
gegenseitige Windung; und dann finden sich
auch, obschon äußerst
selten, unter andern
Schnecken zuweilen völlig linksgewundne
Misge-
burten, (anftractibus
sinistris s. contrariis).*)
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines andern Deckels (operculum) zuzu-
schließen, und andere
ziehen bey Annäherung
des Winters, eine Kalkscheibe vor die
Mündung
ihres Hauses.
44. argonavta. Animal sepia. Testa vniual-
vis
spiralis, inuoluta, membranacea, vni-
locularis.
1. Argo. Der Papirnautilus, Reißbry. (nau-
tilus papyraceus.) A.
carina subdentata. *
Martini vol. I. tab. XVII. fig. 156 sq.
Eine milchweisse überaus dünne leichte,
aber
große Schaale, die von einem Blackfischähnli-
chen Thier bewohnt wird, das darin mittelst
eines
ausgespannten häutigen Segels sehr ge-
schickt auf
del Oberfläche des Meers zu schwim-
men, aber auch
unterzutauchen etc. versteht.
45. navtilvs. Tesla vniualuis, isthmis per-
foratis concamerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt,
in
deren vorderer das Thier wohnt, und durch
Wasser, das es
in die übrigen ein- oder aus-
pumpt, sich nach
Willkühr leichter oder schwerer
machen kan.
1. Pompilius. Das Schiffboot, die Schiff-
kuttel, Perlenmutterschnecke. N. testa spi-
rali apertura cordata, anfractibus
contiguis
obtusis laeuibus. *
Die ganze Schaale ward ehedem zu Trinkge-
schirren zugerichtet, gravirt, ausgeschnitzt
u.s.w.
Heutiges Tages macht man überaus artige Lam-
pen daraus und braucht auch die vielfarbicht-
schillerden Stücken statt der gemeinen Perlen-
mutter zu eingelegter Arbeit.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari,
anfractibus
contiguis, geniculis eleuatis. *
Martini vol. I. tab. XIX. fig. 168 sq.
[Seite 488]Ist nebst dem nächstfolgenden eins von den
sehr
kleinen Schneckgen im Sand von Rimini*),
die den
versteinten Ammoniten in etwas äneln.
3. Beccarii. N. testa spirali, apertura obouata,
anfractibus
contiguis torulofis, geniculis
insculptis. *
Martini vol. I. tab. XIX. fig. 173 sq.
4. Spirula. Das Posthörnchen. N. testa
spi-
rali apertura orbiculari, anfractibus
disiun-
ctis cylindricis. *
Martini vol. I. tab. XX. fig. 184 sq.
Vorzüglich an der Küste von Amboina.
5. Raphanus. N. testa recta attenuata, articu-
culis torosis: striis eleuatis sedenis, siphone
sublaterali
obliquo. *
Martini vol. I. Vignette fig. A. B. C.
Ebenfalls im Sande von Rimini wie die bei-
den vorletzten Gattungen.
46. convs. Tute. Tesla vniualuis,
conuo-
luta, turbinata. Apertura effusa
longitudi-
nalis, linearis edentula, basi integra;
colu-
mella laeuis.
1. Marmoreus. Das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout bey Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis. *
Martini vol. II. tab. LXII. fig. 685 – 88.
2. Virgo Die Mennonitten Tute, das
Wachslicht. C. testa conica, basi caeru-
lescente. *
Martini vol. II. tab. LIII fig. 585 sq.
3. Admiralis. C. testa basi punctato-scabra. *
Martini vol. II. tab. LVII. fig. 633 sq.
Auf einige Spielarten dieses Admirals, wie
auf
die Ober-Admirale, zumal aber auf den
sogenannten Cedo nulli*), hat eine sonderbare
Art von Luxus
ungeheure Preise gesetzt.
4. Aurisiacus. Der Orange-Admiral. C.
testa incarnata laeui fasciis albidis, anfra-
ctuum summis canaliculatis. *
Martini vol. II. tab. LVII. fig. 636.
5. Textile. Das Haselhuhn. (Fr. le drapd'or.)
C. testa venis reticulatis
luteis, maculis lu-
teis fuscisque. *
Martini vol. II. tab. LIV. fig. 598 sq.
47. cypraea. Porcellane. [Concha veneris,
s. cytheriaca, s.
paphia.**)] Testa vni-
valuis, inuoluta, subouata, obtusa, laeuis.
Apertura vtrinque
effusa, linearis, vtrinque
dentata, longitudinalis.
1. Arabica. Der Bastart-Harlekin. C.
testa
subturbinata characteribus inscripta,
macula
longitudinali simplici. *
Martini vol. I. tab. XXXI. fig. 328 sq.
2. Mauritiana. Der große Schlangenkopf.
C. testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
presso, acuta; subtus nigra. *
Martini vol. I. tab. XXX. fig. 317 sq.
[Seite 490]3. Tigris. C. testa obtusa ouata, postice ob-
tusa, antice rotundata, linea longitudinali
testacea.
*
Martini vol. I. tab. XXIV. fig. 232 sq.
Auch auf Taheiti wo sie den Einwohnern
zur
Trinkschaale dient.
4. Moneta. Die Muschelmünze, das Ottern-
köpfgen, Kauri, Simbipuri. C. testa mar-
ginato nodosa albida. *
Zumal auf den Maldivischen Inseln, aber
auch
auf Taheiti und anderwärts. Ist bekannt-
lich
nebst gewissen bittern Mandeln die Schei-
demünze
der Neger auf der Goldküste*) se
wie
mancher Indischen Völker etc. Und die
Brahmanen bedienen sich
ihrer statt Rechenpfen-
nige u.s.w.
48. bvlla. Blasenschnecke. Tesla
vniualuis,
conuoluta, inermis. Apertura
subcoarctata,
oblonga, longitudinalis, basi
integerrima.
Columella obliqua, laeuis.
1. Ouum. Das Hübnerey B. testa ouata
ob-
tuse fubbirostri, labro dentato. *
Martini vol. I. tab. XXII. fig. 205 sq.
2. Physis. Die Prinzenflagge, Orangen-
flagge. B. testa rotundata glaberrima pellu-
cida lineis crispata, spina retusa. *
Martini vol. I. tab. XXL fig. 196.
49. volvta. Testa vnilocularis, spiralis.
Apertura ecaudata
aubeffusa. Columella pli-
cata: labio vmbilicoue
nullo.
1. Auris
Midae. V. testa coarctata, ouali-
oblonga,
spina rugosa, columella biden-
tata. *
Martini vol. II. tab. XLIII. fig. 436 sq.
2. Oliua. Die Mohrin, das Prinzenbegräb-
nis u.a.m. V. testa emarginata
cylindroide
laeui, spirae basi reflexae, columella obli-
qne striata. *
Martini vol. II. tab. XLV. fig. 472 s.
In Ostindien; auch in Nordamerica etc.
3. Mitra. Die Bischofsmütze V. testa
emar-
ginata fusiformi laeui, labro
denticulato,
columella quadriplicata. *
Martini vol. IV. tab. CXLVII. fig. 1360.
4. Musica. Die Notenschnecke. V. testa
mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis
obtusis,
columella octoplicata, labro laeui crassius-
culo. *
Martini vol. III. tab. XCVI. fig. 926 sq.
50. bvccinvm. Sturmhaube, Kinkhorn.
Testa vniualuis, spiralis, gibbosa.
Apertura
ouata, desinens in canaliculum dextrum,
cauda
retusum. Labium interius explanatum.
1. Harpa. Die Davidsharfe. B. testa
varici-
bus aequalibus longitudinalibus
distinctis
mucronatis, columella laeuigata. *
Martini vol. III. tab. CXIX. fig. 1090.
2. Vndatum. Das Wellenborn, Bart-
männchen. B. testa oblonga rudi transuer-
sim striata: anfractibus curnato multangulis.
*
Martini vol. IV. tab. CXXVI. fig. 1206 sq.
[Seite 492]Legt wie manche andre Seeschnecken ihre aus-
nehmend zahlreiche Brut in einer langen
Reibe
bornartiger flacher Kapseln die mit dem einen
Rande an
einer gemeinschaftlichen wohl Fuß-
langen Rippe
befestigt an einander liegen.
3. Maculatum. Das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
sractibus laeuibus indiuisis integerrimis. *
Martini vol. IV. tab. CLIII. fig. 1440.
Meist in allen Südlichen Weltmeeren, auch
im
stillen Mett etc.
51. strombvs. Flügelschnecke. Testa
vniual-
vis, spiralis, latere ampliata. Apertura
la-
bro saepius dilatato, desinens in
canalem
sinistrum.
1. Fusus. Die Sternspindel, Zahnspindel.
S. testa turrita laeui, cauda subulata,
labio
dentato. *
Martini vol. IV. tab. CLVIII. fig. 1495 sq.
2. Chiragra. Die Teufelsklaue, der Boote-
hacke. S. testae labro hexadactylo,
digitis
curuis, cauda recuruata. *
Martini vol. III. tab. LXXXVI sq.
fig.
853 sq.
3. Lentiginosus. Der Rikfrosch. S.
testae
labro antice trilobo incrassato, dorso ver-
rucoso coronato, cauda obtusa. *
Martini vol. III. tab. LXXVIII. fig. 800.
Der Deckel dieser u.a. verwandten
Schnecken,
(die sogenannte Räucher-Klaue, Vnguis odo-
ratus oder Blatta byzantina,) war ehedem
officinell.
52. mvrex. Testa vniualuis, spiralis, exas-
perata suturis membranaceis. Apertura de-
sinens
in canalem integrum, rectum s.
subascendentem.
1. Tribulus. Der Spinnenkopf. M.
testa
ouata spinis setaceis trifariis, cauda elon-
gata subulata recta similiter spinosa. *
Martini vol. III. tab. CXIII. fig. 1053 sq.
Theils mit wunderbaren langen
dünnen
Stacheln.
2. Babylonius. Der Babylonische Thurm.
M. testa turrita, cingulis acutis
maculatis,
recto- caudata, labro fisso. *
Martini vol. IV. tab. CXLIII. fig. 1331 sq.
3. Vertagus. Der Entenschnabel, die
Schnauzennadel. M. testa turrita, anfra-
ctibus
superne plicatis, cauda adscendente,
columella intus
plicata. *
Martini vol. IV. tab. CLVI. sq.
fig.
1479 sq.
53. trochvs. Kräuselschnecke. Testa
vniual-
vis, spiralis, subconica. Apertura
subretra-
gono- angulata s. rotundata, superius
trans-
versa, coarctata: columella
obliquata.
1. Perspectiuus. Die Perspectivschnecke, das
Wirbelborn.
T. testa conuexa obtusa mar-
ginata, vmbilico pernio crenulato. *
Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1691 sq.
Eine Schnecke mit überaus
merkwürdigen
Windungen, die in der Mitte einen trichterför-
migen Raum zwischen sich lassen etc.
2. Magus. T. testa oblique umbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis. *
Chemnitz vol. V. tab. CLXXI. fig. 1656 sq.
3. Telescopium. Die Seetonne. T. testa
im-
perforata turrita striata, columella ex-
serta spirali. *
Chemnitz vol. V. tab. CLX. fig. 1507 sq.
4. Lithophorus. Die Trödelschnecke. (Fr. la
fripiere, la
maçonne.) T. testa imperso-
rata rugosa,
quisquiliarum impressionibus
scabra. *
Chemnitz vol. V. tab. CLXXII fig. 1688 sq.
An den Westindischen Inseln. Hat ihren Na-
men daher, weil ihre Schaale mit einer
Menge
Steinchen, Stückgen von andern Schneckenhäu-
fern etc. dicht belegt ist; die unebne
Eindrücke
auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer-
schläge oder Pockennarben) verursachen.
54. tvrbo. Testa vniualuis, spiralis, solida.
Apertura
coarctata, orbiculata, integra.
1. Cochlus. Die Schlangenhaut. T.
testa
imperforata ouata striata: stria vnica
dorsali
crassiore. *
Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1805 sq.
Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat-
tungen ist der ehedem officinelle Vmbilicus ve-
neris.
2. Scalaris. Die ächte Wendeltreppe. (Sca-
lata.) T. testa
cancellata conica anstacti-
bus
distantibus. *
Martini vol. IV. tab. CLII. fig. 1426 sq.
[Seite 495]Auch eine gesuchte Conchylie von der Südost-
lichen Küste von Coromandel, die sich durch
die
von einander abstehenden Windungen auszeichnet.
3. Clathrus. Die
unächte Wendeltreppe. T.
testa cancellata
turrita exumbilicata, anfra-
ctibus contiguis
laeuibus. *
Martini vol. IV. tab. CLIII. fig. 1434 sq.
4. †. Peruersus. Das Linkohörnchen. T.
testa
turrida pellucida: anfractibus contrariis,
apertura
edentula. *
Chemnitz vol. IX. tab. CXII. fig. 959.
Diese kleine linksgewundne Schnecke findet
sich
häufig an alten Weiden und andern Baum-
stämmen.
5. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis. *
Chemnitz vol. IX. tab. CXXIII. fig. 1077.
Rösel Polypen-Historie tab. XCVII. fig. 7.
55. helix. Testa vniualuis, spiralis. subdia-
phana, fragilis. Apertura coarctata, intus
lunata s.
subrotunda: segmento circulari
demto.
Meist Land- und Süßwasser- Schnecken.
1. †. Hispida. H. testa vmbilicata conuexa
hispida diaphana,
anfractibus quinis, aper-
tura- subrotundo-
lunata. *
2. †. Pomatia. Die Weinbergsschnecke, eß-
bare Schnecke. (Fr. le
vignerom.) H. testa
vmbilicata subouata, obtusa decolore,
aper-
tura subrotundo-lunata. *
Chemnitz vol. IX. tab. CXXVIII. fig. 1138.
[Seite 496]Diese gemeine Schnecke ist so wie
mehrere
Gattungen dieses weitläufigen Geschlechts seit
1768
durch die Versuche über die Reproduction
der ihnen
abgeschnittnen Köpfe (die sie mit den
nackten Wegschnecken
gemein haben) berühmt
worden. (s. oben S. 19.) In manchen
Gegen-
den, zumal in der Schweiz, wirb gegen die
Fa-
stenzeit ein beträchtlicher Handel mit ihr tu
die
katholischen Länder getrieben. Auch bat man da
besondre
Schneckengärten, worin sie zu vielen
taufenden gefüttert werden
etc.
3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata con-
vexa
acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata,
antice elongata. *
Chemnitz vol. IX. tab. CXXXIII. fig. 1102.
4. Ianthina. Die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das
Qualle-Bootgen. H. testa
subimperforata
subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice
dilatata, labro
emarginato. *
Chemnitz vol. V. tab. CLXVI. fig. 1577 sq.
Diese sehr saubere Schnecke findet sich im Mit-
ländischen u.a. Meeren, auch auf der Südsee,
ist
von treflicher Himmelblauer und Purpurfarbe.
Das Thier giebt, so
wie manche andre Schnecken,
Purpursaft von sich.
5. †. Viuipara. H.
imperforata subouata ob-
tusa cornea: cingulis
fuscatis; apertura sub-
orbiculari. *
Frisch Insecten. P. XIII. tab. I.
6. †. Nemoralis. Die Waldschnecke. (Fr. la
livrée,) H. testa imperforata
subrotunda
[Seite 497] laeui diaphana fasciata, apertura subro-
tundo-lunata. *
Chemnitz vol. IX. tab. CXXXIII. fig.
1196 sq.
7. Decollata. H. testa imperforata turrita:
spira
mutilato-truncata, apertura ouata. *
Chemnitz vol. IX. tab. CXXXVI. fig.
1254 sq.
8. Haliotoidea. Der Milchnapf, die weisse
Ohrschulpe.
H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis vndatis, apertura ouali
dilatata vsque in
apicem. *
Martini vol. I. tab. XVI. fig. 151 sq.
56. nerita. Schwimmschnecke. Testa vni-
valuis spiralis, gibba, subtus
planiuscula.
Apertura semiorbicularis: labio
columellae
transuerso, truncato planiusculo.
1. Canrena. Der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon) N. testa vmbilicata
laeui, spina
submucronata, vmbilico. gibbo bifido. *
Chemnitz vol. V. tab. CLXXXVI. fig.
1860 sq.
2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurascente, ma-
culis albis tessulata. *
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckgen,
das
so wie die folgende Gattung seine Brut
außen auf der Schaale mit
sich rum tragen soll*).
3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula exca-
vato-oculata, labio interiore laeui crenu-
lato. *
57. haliotis. Meerohr. Testa
auriformis,
patens: spira occultata laterali; disco longi-
tudinaliter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa sobonata dorso trans-
versim rugoso tuberculato. *
Martini vol. I. tab. XV sq. fig. 145 sq.
2. Iris. Das Neuseeländische Seeohr. (hi-
paüa) H. testa ouata,
dorso gibbo, spira
alte prominula. *
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil-
lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause.
Das
akademische Museum besitzt außer der Schalle
selbst,
auch allerhand Kunstwerke von unsern An-
tipogen,
musicalische Instrumente, Zierrathen
an Cannes etc. die mit
dieser Conchylie einge-
legt sind.
58. patella. Napfschnecke. Testa
vniualuis
subconica absque spira externa.
1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice sub-
spirali, labio laterali. *
2. Vulgata P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto. *
Martini vol. I. tab. V. fig 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali,
vertice mucronato
reflexo. *
4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata
vertice
recuruo, antice fissa. *
Martini vol. I. tab. XII, fig. 109.
[Seite 499]5. Graeca. Das Ziegenauge. P. testa
ouata
conuexa: margine introrsum crenulato, ver-
tice perforato. *
Martini vol. I. tab. XI. fig. 98 sq.
tournefort voy. du levant vol. I. p. 294.
Wird häufig auf den Inseln des
Archipelagus
gegessen.
59. dentalivm. Meerzahn, Meeröhre.
Testa vniualuis, tubulosa, recta, vtraque
extremitate
peruia.
1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua
laeui.
*
Martini vol. I. tab. I. fig. 1 sq.
2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui
minuta.
*
60. serpvla. Wurmröhre. Testa
vniualuis,
tubulosa, adhaerens.
1. Filograna. Die geflochtene Fadenröhre. S.
testis capillaribus fasciculatis ramoso-glo-
meratis cancellatisque. *
seba vol. III. tab. C. fig. 8.
2. Glomerata. Der Vogeldarm. S. testa
tereti
decussato-rugosa glomerata. *
Martini vol. I. tab. III. fig. 23.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus
artige
Bildung, mit sieben langen im Bogen gekrümm-
ten und convergirenden Armen, die an der Wur-
zel mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.
3. Penicillus. Der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gieskanne. S. testa tereti
recta
extremitatis disco poris pertuso, margine
reflexo,
tubuloso. *
Martini vol. I. tab. I. fig. 7.
Eine sonderbare Art von Wormröhren,
deren
Mündung dem Ende einer Gieskaune änelt, und
die am
Rande wie mit einem Ringe von kurzen
Röhrgen eingefaßt ist. Das
hintere Ende ist fast
immer abgebrochen.
61. teredo. Darmröhre. Testa teres,
fle-
xuosa, lignum penetrans.
1. Naualis. Der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr.
le taret.) T.
maxillis
binis calcariis lunatis appendiculis caudali-
bus binis. *
gottfr.
sellii hist. nat. teredinis.
1733.
4. tab. I.
Das gefährliche Thier ist längst in beiden In-
dien bekannt gewesen. Es wird ohngefähr Fuß-
lang. Wohnt in Eichen-Ellern-Tannen- u.a.
Holz,
worin es sich Fingersdicke Gänge bohrt,
die es mit einer zarten
Kalkschaale auskleidet.
Hat zumal 1730 für Holland groß
Unglück
gedroht.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter
eine besondre Ordnung
gebracht, da sie zu sehr
von andern Würmern abweichen, und im
gan-
zen hingegen (besonders in ihrer Textur)
viel
übereinstimmendes unter einander zeigen.
62. echinvs. See-Igel. Corpus subrotun-
dum, crusta spatacea tectum, spinis mobi-
libus saepius aculeatum. Os
quinqueualue
subtus.
Die Schaale der See- Igel*) ist meist
mit
beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit
den
eigentlich sogenannten Füßen oder Bewe-
gungswerkzeugen des Thiers vermengt werden
Müssen. Diese sind um
ein Drittel länger als
die Stacheln, aber nur so lange sichtbar,
als
das Thier unter Wasser ist; es zieht sie ein, wenn
es aus
seinem Elemente genommen wird. Ein
See-Igel, der etwa 2000 Stacheln
hat, hat
ohngefähr 1400 solcher Füße.
1. Esculentus. E. hemisphaerico-globosus;
areis obsolete
verrucosis. *
klein tab. I. et XXXVIII. fig. I.
2. Cidaris. E. hemisphaerico-depressus; am-
bulacris 5 repandis linearibus: areis
alter-
natim bifariis. *
klein tab. VII. A. et XXXIX. fig. 2.
[Seite 502]3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus: am-
bulacris 5 oualibus, ano subremoto. *
63. asterias. See-Stern. Corpus depres-
sum, crusta subcoriacea, tentaculis muricata.
Os
centrale, quinqueualue.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne*)
sind der See-Igel
ihren ähnlich. Doch können
sie nicht so schnell wie diese, sondern
nur lang-
sam wie die Schnecken fortkommen.
1. Papposa. A. stellata, radiis 13,
vndique
muricata fasciculis. *
link tab. XXXIV. fig. 54 et al.
2. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis grib-
bis, vndique aculeata. *
Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffal-
lend. Unter einer ganzen Folge solcher in
der
Reproduction stehenden See-Serne dieser Gat-
tung besitze ich einen der von seinen fünf Strah-
len viere völlig verloren hatte, und die alle vier
schon wieder
ergänze zu werden anfingen.
3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba. *
link tab. XXXVII. fig. 65 et al.
4. Caput
Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis.
*
link tab. XVIII. fig. 29 et al.
[Seite 503]Ein äußerst sonderbares und ansehnlich gebil-
detes Thier, an dessen Umfang man auf 82000
Endzweige
gezählt hat*).
64. encrinvs. Stirps elongata, corpore ter-
minali
radiato (aut ouali).
1. Asteria. Die See- Palme. (Isis asteria
linn.) E.
stirpe spatacea articulata penta-
gona, ramis
verticillatis; stella terminali
sexfida ad basin, tum
dichotoma.
gvettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltne
Thier
soll sich an der Küste von Barbados finden.
Sein
sogenannter Kopf hat überaus viel Gleichheit
mit dem
letztgenannten Medusenhaupt.
2. Radiatus (vorticella encrinus linn.) E.
stirpe
cartilaginea continua, stella terminali octo-
radiata.
Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von
Haller. Lond.
1755. 4.
3. Ouifer. (vorticella ouifera linn.) E.
stirpe
cartilaginea continua, corpore terminali
ouali.
Mém. présent. à l'ac. de Paris vol. II. tab. II.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten,
beynah wie die Conchylien
zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben
we-
nigstens in manchen Geschlechtern beider Ord-
nungen viel übereinstimmendes. Nur sind sie
in der
letzten nackt unbedeckt und können sich von
der Stelle bewegen; da
sie hingegen in dieser
besondre festsitzende Gehäuse bewohnen, die
bey
den mehresten Arten von steinartiger Substanz
sind, und
Corallen*) heissen. Doch muß man
[Seite 505] sich diese Gehäuse nicht so
wohl als von ihren
Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als
eine
ihnen, angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher
nicht
etwa mit Bienen-Zellen, sondern ehr mit
Schnecken-Schaalen
vergleichen: nur daß bey
ihrer Fortpflanzung das junge Thier
zugleich mit
seinem kalchichten Gehäuse vom alten wie ein
Zweig
aus dem Stamme hervorgetrieben wird,
und sich daher beym schnellen
Wachstham und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe*)
die ungeheure
Grösse und Menge derselben er-
klären läßt.
65. tvbipora. Röhren-Corall. Corallium
tubis cylindricis, cauis, erectis, parallelis.
1. Musica. Das Orgelwerk. T. tubis fasci-
culatis combinatis: dissepimentis
transuersis
distantibus. *
66. madrepora. Stern-Corall. Corallium
cauitatibus lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella conuexa:
lamellis simplicibus longitu-
dinalibus, subtus
concaua. *
2. Labyrinthiformis. M. simplex acaulis,
stella
repando-labyrinthiformi, sutura obtusa. *
solander tab. XLVI. fig. 3. 4.
3. Ananas. M. composita, stellis angulosis
conuexis: disco
concauis. *
4. Astroites. M. composita, stellis confertissi-
mis immersis disco concauo-cylindrico. *
seba vol. III. tab. CXII. fig. 17.
5. Porites M. subramosa composita scabra,
poris substellatis
confertis. *
6. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata,
stellis oblique truncatis prominentibus
adscendentibus. *
7. Oculata. Das weisse Corall. M.
caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis
alternis, stellis immersis bifariis. *
seba vol. III. tab. CXVI. fig. 1. 2.
8. Virginea. M. caulescens subdichotoma recta
solida, stellis
alternis eminentibus. *
67. millepora. Punct-Corall. Corallium
poris turbinatis teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifa-
rie
dichotoma, ramis denticulatis binis po-
rosis
scabris. *
solander tab. XXIII. fig. 10 sq.
[Seite 507]2. Fascialis. M. membranacea ramosa flexuosa
vtrinque
porosa. *
3. Cellulosa. Die Neptunus-Manschette.
M.
membranacea reticulata vmbilicata, tur-
binato-vndulata, hine porosa pubescens. *
cavolini tab. III. fig. 12 sq.
4. Polymorpha. M. crustacea polymorpha so-
lida,
poris nullis. *
seba vol. III. tab. CXVI. fig. 7.
68. cellepora. Corallium foraminulis vrceo-
latis,
membranaceis.
1. Spongites. Der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.) C. lamellis
simplici-
bus vndulato-turbinatis cumulatis;
cellulis
seriatis: osculo marginato. *
69. isis. Stauden-Corall. Stirps
radicata
solida, cortice molli habitabili obducta.
1. Hippuris. Das Königs-Corall. I.
stirpe
articulata, geniculis attenuatis. *
solander tab. III. fig. 1 sq. tab. IX. fig. 3. 4.
2. Nobilis. Das rothe Corall. I. stirpe
con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra-
mis vagis. *
Wild vorzüglich an den Küsten des Mitländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc.
zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ost-
indien verführt, und zumal in Japan und Schina
fast den
Edelsteinen gleichgeschätzt werden.
3. Spiralis. (Gorgonia abies ß linn.) I. sim-
plicissima spiralis scabra. *
Eine Art von schwarzen Corall*), das mir
seiner Substanz nach füglicher in
dieses als ins
folgende Geschlecht zu gehören scheint.
70. gorgonia. Crusta calcarea corallina stir-
pem
vegetabilem obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre
Vegetabilien
(deren holzichte Natur zumal an den starten Wur-
zelstämmen gar nicht zu verkennen ist;) die blos
mit
Corallencruste überzogen sind. Man findet
den sogenannten
Venusfliegenwedel gar häufig
ohne den thierischen Ueberzug, und da
zeigt er
schlechterdings nichts animalisches.
1. Ceratophyta. G. subdichotoma, axillis di-
varicatis, ramis virgatis bisulcatis, cortice
rubro poris
bifariis. *
2. Verrucosa. G. bifaria, ramis flexuosis, cor-
tice calcareo albido poris prominulis. *
seba vol. III. tab. CVI. fig. 3.
3. Flabellum. Der Venusfliegenwedel. G.
reticulata, ramis interne compressis, cortice
flauo.
*
71. alcyonivm. See-Kork. Stirps
radicata,
stuposa, tunicato-corticata. Animal hydra.
1. Exos. Die Diebehand. (manus marina. Fr.
la main de ladre.) A. stirpe arborescente
coriacea coccinea
superne ramosa, papillis
stellatis. *
gesner de aquatilib. pag. 619.
2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa rufe-
scente. *
gesner de aquatilib. pag. 1287.
3. Ficus. Die See-Feige. A. obouatum pul-
posum liuens. *
4. Gelatinosum. A. polymorphum gelatinosum. *
72. spogia. Sauge-Schwamm. Stirps ra-
dicata, flexilis, spongiosa, bibula.
1. Fistularis. S. tubulosa fusca simplex fragilis
sensim
ampliata. *
seba vol. III. tab. XCV. fig. 1. 7.
2. Officinalis. Der Badeschwamm. S.
forami-
nulata subramosa difformis tenax
tomentosa. *
3. †. Fluuiatilis. Die Badaja. S.
conformis
polymorpha, fragilis, granulis repieta. *
Diese hieländische Gattung verbreitet einen
sehr
starken specifiken Geruch; und ist oft, aber
nur zufällig, mit
Stämmen von Federbusch-
Polypen durchwürkt. Wenn sie
jung ist, liegt
sie meist nur flach am Ufer, an Dämmen etc.
an.
Mit der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger
oder Geweihe.
Ich habe diese Gattung im hie-
[Seite 510] sigen Stadtgraben gefunden,
und seitdem oft
allerhand Versuche mit ihr angestellt, ohne
bis
jetzt doch noch bestimmte Zeichen einer
würklich
animalischen Natur an ihr gewahr zu werden.
73. flvstra. Stirps radicata foliacea, vndi-
que
poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cunei-
formibus rotundatis. *
2. Pilosa. F. foliacea varie ramosa: poris in-
fimo
dente setaceo. *
Ueberzieht allerhand See-Tang. (fucus car-
tilagineus
u.a.m.)
74. tvbvlaria. Stirps radicata, filiformis,
tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern
die
Corallen des süßen Wassers, nemlich die Feder-
busch-Polypen, (Fr. polypes à
panache) an
welchen man so wie bey denen im Meere,
die
Hülse und das darin wohnende Thiergen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weissen Federbusch
auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im
Tode ein-
zieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig
ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft
bey
der gleichen Gattung unter sehr verschiednen Ge-
stalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrgen
wie
kleine Därme an Wasserpflanzen umherkan-
ten gesehn:
andre die wie Bäumgen mit Zwei-
gen zwischen der
obigen Badaja in die Höhe ge-
wachsen waren: andre die
sich zu tausenden dicht
neben einander an Dämme etc. angelegt
hatten:
[Seite 511] andre die in dichten Klumpen in unzähliger Menge
neben einander
gebaut waren, u.s.w.
1. Indiuisa. T. culmis simplicissimis, genicu-
lis
contortis. *
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta
terminali striata
radiata calcarea. *
3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis
vaginae aunulatis,
corpore intra vaginam
ab scondito. *
Rösel Hist. der Polypen. Taf. LXXIII.
LXXV.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat
gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad
basin ciliata.
*
Ein überaus niedliches Geschöpf, was ich
im
Stadtgraben von Göttingen gefunden habe. Es
hat 20 Arme, die
äußerst regelmäßig wie ein
kleiner Feberbusch rangirt sind.
75. corallina. Stirps radicata, geniculata,
filamentosa,
calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis
subreniformibus. *
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis. *
3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis
superioribus eleuatis. *
4. Conglutinata. C. stipite simplici subincru-
stato, ramis dichotomis omnibus congluti-
natis,
fronde flabelliformi nuda. *
Meine Exemplare von dieser und der folgen-
den Gattung sind Schneeweiß, 1 1/2 Zoll hoch und
von
einem ausnehmend saubern Bau.
5. Penicillus C. culmo simplici, ramis fasciculatis
fastigiatis
dichotomis flexilibus continuis. *
76. sertvlaria. Stirps radicata, tubulosa
cornea, nuda,
articulata: denticulis calyci-
formibus
obsita.
Ein weitläufiges Geschlecht. Die Stämme
sind meist
ausnehmend sein, und alle ihre Schön-
heit kaum dem
bloßen Auge sichtbar. Sie pflan-
zen sich durch Blasen
fort, die man mit Eyer-
stöcken vergleichen kan.
1. Operculata S. denticulis oppositis mucro-
natis
erectiusculis, ouariis obouatis opercu-
latis, ramis
alternis. *
2. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis,
ouariis
oualibus, ramis pinnato-alternis. *
3. Thuja. S. denticulis distichis adpressis, oua-
riis obouatis marginatis, stirpe dichotoma
disticha. *
4. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ouariis
ouatis, ramis pinnatis al-
ternis. *
5. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenti-
culatis, ouariis obouatis polyzoniis, stirpe
ramosa. *
Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre
ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen
Arm, Polypen der süßen
Wasser vollkommen ähn-
lich gefunden.
77. cellvlaria. Stirps crustacea, lapidescens,
e cellulis seriatis
composita, plerumque ra-
mosa et articulata, tubulis
adhaerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata linn.) C.
denticulis
alternis acutis, ramis dichotomis
erectis fastigiatis. *
2. Flabellum. C. lapidea articulata ramosa di-
chotoma articulis subcuneiformibus uno la-
tere cellulosis. *
Ich habe einen dickten Busch dieser ausneh-
mend eleganten zarten Cellularie aus Ostin-
dien erhalten, der auf drittehalb Zoll im Durch-
messer hat.
3. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho-
toma, articulis subciliatis, ouato-trunca-
tis, vno
latere planis celliferis. *
Ebenfalls eins der saubersten Geschöpfe dieser
Art.
Auch aus Ostindien.
Man hat den Namen Zoophyt oder Thier-
pflanze den
Geschöpfen dieser und der vorige
Ordnung gemeinschaftlich beygelegt.
Und in der
That sehen auch, wie schon erinnert worden
manche
Polypen dieser Ordnung den Bewohnern
mancher Corallen in der vorigen
gar sehr ähn-
lich. Nur haben sie in der gegenwärtigen
einen
unbedeckten Körper, wenigstens kein solches Co-
rallengehäuse als in der vorigen. Einige sind
doch in
einen gemeinschaftlichen Stamm verbun-
den, andere
hingegen einzeln. Außerdem sind
aber auch die Infusionsthierchen
u.a. dergl.
Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.
78. penntavla. Seefeder. Stirps libera,
pen-
niformis.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui, pin-
nis
imbricatis plicatis spinosis.
b. s.
albini annot. acad. L. I. Tab. IV.
fig. 1. 2
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra
pinnis
imbricatis. *
Phil. Transact. vol. LIII. tab. XIX. fig. 1-4.
Leuchten so stark im finster, daß wenn sie
beym
Fischzug aus dem Meere gezogen werden, man
bey ihrem Schein
alle Fische im Netz erkennen kan.
3. Rubra. P. stirpe carnosa, rachi pennata,
pinnis imbricatis
laeuibus. *
b. s. albinvs l. c. fig. 3. 4.
[Seite 515]79. hydra. Arm-Polype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes.)
Corpus
gelatinosum conicum. Os terminale cin-
ctum
cirris filiformibus.
Diese Thiere*) sind neuerlich durch die Wunder
allgemein
berühmt worden, die der Scharfsinn
des würdigen Trembley, und andrer
berühmten
Männer nach ihm, an ihnen entdeckt hat Sie
sind
gallertartig, halbdurchsichtig, und daher
von ungeübten Augen nicht
immer gleich zu er-
kennen. In der Ruhe haben sie den
Körper und
die Arme ausgestreckt: Hey einer
gewaltsamen
Berührung aber, oder außer dem Wasser, zie-
hen sie sich in ein unförmliches Klümpgen zusam-
men. Die Gattungen variiren in der Farbe,
theils auch
in der Proportion, und in der meh-
rern oder mindern
Festigkeit ihres schleimichten
Körpers. Die veschiedne Anzahl der
Arme ist
mehr zufällig Sie sind von den ersten
warmen
Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft
fließenden
Wassern und Teichen zu finden, und
[Seite 516] sitzen mit dem hintern Ende
an Wasserpflanzen,
Schnecken etc fest. Oft sieht man zu
Hunderten
bey einander: da zuweilen ihre Arme wie ver-
wirrter Flachs durch einander zu kreuzen schei-
nen, und doch jedes einzelne Thier die seinigen
ohne
sie zwischen der andern ihren zu verwickeln,
zu sich ziehen kan. Ihr
Körper ist hol, ohne alle
Eingeweide. Den Sommer hindurch vermeh-
ren sie sich, indem sie die lebendige Junge
wie
Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft
erst. wenn
ihnen selbst schon wieder Junge aus-
gewachsen find,
von der Mutter losreissen. Bey
Annäherung des Winters aber mögen
sie, aus
der Analogie mit den Feberbusch-Polypen
und
Blumen-Polypen zu schließen, wohl Eyer legen,
aus denen im
Frühjahr die junge Brut hervor-
bricht. Man kan sie in
sechs und mehr Stücke
zerschneiden, und jedes Stück wird binnen
eini-
gen Tagen wieder zu ganzen Polypen
erwachsen.
Man kan ihnen den Kopf oder den Hintertheil
der Länge
nach spalten, und sich vielköpfige oder
vielgeschwänzte Polypen
schaffen. Man kan
mehrere Polypen in einander stecken, oder
auch
zu wunderlichen monstreusen Gruppen zusammen-
heilen. Man kan sie durch einen, freylich Uebung
und Geduld
erfordernden. Handgriff wie einen
Handschuh umkehren. Man kan sie
der Länge
nach aufschlitzen, und wie ein Stückgen
Band
ausbreiten, und doch können auch dann, wie
Rösel zuerst
bemerkt hat, mehrere auf eine schwehr
zu begreifende Weist einander
auffressen, oder
eigentlich in einander schmelzen. Man kan
sie,
nach den merkwürdigen Versuchen des Hrn.
Prof.
Lichtenberg*), mit Schlingen von
Haaren durch-
schnüren, und während daß die Schlinge
allmäh-
[Seite 517] lig durchschneidet, werden die derweil getrenn-
ten Theile doch schon wieder aneinander wach-
sen u.s.w.
1. †. Viridis. Der grüne Arm-Polype. H.
viridis tentaculis breuioribus. *
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen
in
Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers
und der Arme zu variiren.
Die hier abgebil-
dete Art findet sich in unsrer
Nachbarschaft; und
die Beobachtung ihrer Reproduction hat
mich
zuerst auf die Untersuchung des Bildungstriebes
(§. 9 u. f.) geführt.
2. †. Fusca. Der braune Arm-Polype. H.
fusca, corpore longiore, cirris longissimis. *
3. †. Grisea. Der Orangegelbe Arm-Polype.
H.
aurantia, corpore longiore, cirris lon-
gioribus.
*
80. branchionvs. Blumen-Polype. (Fr. po-
lype à bouquet.) Stirps fixa,
ramosa, po-
lypis terminalibus ore contractili
(plerisque
ciliato).
Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren
nähere
Untersuchung aber dock ein stark bewaf-
netes Auge
erfordert. Die Blumen-Polypen
leben an einem gemeinschaftlichen
Stamme als
Aeste, da eine solche Colonie dem bloßen Auge
wie ein
Kügelchen Schimmel vorkommt, das
aber bey der mindesten
Erschütterung des Glases
für einen Augenblick ganz zusammenfährt,
und
zu verschwinden scheint.
1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus
campanulatis.
*
Diese überaus zarten kleinen Thiergen pflan-
zen sich auf die einfachste Weise durch Theilung
fort
(§. 16. S. 20).
81. vorticella. After-Polype. Corpus nu-
dum, simplex, vagum.
Die mehresten After- Polypen leben gesellig,
so daß
oft tausende derselben beysammen versam-
melt sind,
und dann fast das Ansehn von Schim-
mel haben. Ich
habe selbst lebendige Wasser-
molche längst des
Rückens mit unzähligen dieser
Thiere dicht überzogen gesehen.
1. †. Stentorea. (hydra stentorea linn.) V.
corpore
infundibuliformi, tentaculis cilia-
ribus. *
2. †. Rotatoria. Das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal.) V. corpore pellucido, ten-
taculis rotatoriis ciliatis. *
Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
gen findet sich meist in allen stehenden Wassern
und
Infusionen, schwimmt überaus behende,
verändert dabey fast alle
Augenblicke seine Ge-
stall; soll Jahre lang im
trocknen für todt liegen
können, und dock nachher in jedem
Tropfen
Wasser wieder aufleben etc. Der dunkle Körper
im
Vorderleide des Räderthiers den Hr. Fon-
tana,
Spallanzani u.a. seiner willkührlichen Be-
wegung
ohngeachtet fürs Herz des Thiergens
gehalten haben, ist, wie ich
mich genan über-
zeugt zu haben glaube, ein zum
Speisecanal ge-
höriges Organ, und kein Herz.
82. volvox. Corpus liberum, rotundatum,
gelatinosum,
gyratile.
1. †. Globator. Das Kugelthier. V.
globosus,
superficie granulata. *
Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder
andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch
im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kan die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der Erwachsnen bis ins
vierte
Glied erkennen.
83. chaos. Corpus liberum, simplex: – ge-
neri
polymorphon, speciebus vniforme.
Wir fassen mit Linné, zum Beschluß der gan-
zen Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsna-
men die zahllosen meist dem bloßen Auge unsicht-
baren Geschöpfe zusammen, wovon sich zahl-
reiche Gattungen in mancherley stehenden Wassern
(–
zumal in solchen worin die sogenannte Priest-
leysche
grüne Materie vegetirt –), oder im Auf-
guß von
allerhand thierischen und vegetabilischen
Substanzen (daher der Name
Infusionsthier-
gen entstanden), andre in versauerten
Säften,
andre im reifen Saamen der mehrsten männli-
chen Thiere, andre in noch andern verschiednen
Flüßigkeiten
finden. Hingegen ist es ungegrün-
det, daß das Pulver
der Pilze oder der Brand
im Getraide zu dergleichen Thiergen
belebt
würde. Aber das ist allerdings richtig, daß
manche von
ausnehmender Dauer sind, so daß
sie der Hitze des siedenden Wassers
und dem
stärksten Froste widerstehen und im luftleeren
Raume
mehrere Wochen hindurch ausdauern
können etc. Theils vermehren sich
diese Thiergen
[Seite 520] durch Theilung: theils aber gebären sie
lebendige
Junge, und einige legen Eyer.
1. †. Anguillula. Die Essig-Aale, Kleister-
Aale.
C. filiforme, vtrinque attenuatum. *
baker's
employment for the microscope
tab. X.
fig 8. 9.
In altem Buchbinder-Kleister, im Wein-Essig,
auch
im rhachitischen Getrarde (grains rachiti-
ques oder avortés) etc, denn
die in allen drenen
befindlichen kleinen Würmgen scheinen
doch
wenig von einander verschieden. Man versichert
daß sie wie
die Räderthiergen sollen vertrocknen
können, und dennoch selbst nach
25 u. m. Jahren
durch Anfeuchten wieder lebendig werden.
2. †. Spermaticum. Die Saamenthiergen. C
corpore ouato, cauda breui filiformi. *
Im reifen männlichen Saamen. Doch sind
es
zuverläßig bloße Bewohner und Gäste dieses
Saftes und nichts weniger
als Keime die sich
etwa nach der Empfängnis zu neuen
Menschen
entwickeln sollten.
Bey andern rothblütigen männlichen Thieren
haben
sie theils eine, von der angegebnen, sehr
verschiedne Gestalt. So
wie hingegen die vom
Esel denen beym Menschen vollkommen ähneln.
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder
organisirter Körper, nemlich zu den Gewäch-
sen,
die sich von den Thieren, erstens durch die
gänzliche Unfähigkeit irgend
einer willkürlichen
Bewegung; und dann durch die Wurzel unter-
scheiden (§. 3. u. 4.) wodurch sie ihren Nahrungs-
saft einsaugen, und die wohl der einzige äußere
Theil
ist, den alle Pflanzen ohne Ausnahme mit
einander gemein haben.
Auch darin ist die Bildung der Gewächse
überhaupt, von der allermeisten
Thiere ihrer
verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die
Anzahl
ihrer einzelnen Theile nicht so beständig
und bestimmt, sondern im
ganzen ungleich ver-
änderlicher ist.
Um so einförmiger scheint hingegen ihr inne-
rer Bau, da
sich der Grundstoff aller Theile
der Gewächse am Ende doch auf die
eigentlich
[Seite 522] sogenannten Gefäße (Adern) und auf das dazwi-
schen
liegende Zellengewebe zu reduciren scheint. -
Unter jenen
sind besonders die so aus platten in
die Länge gewundnen Spiralfäden
bestehen: und
im zellichten Gewebe vorzüglich die
dazwischen
ausgestreuten größern Bläsgen (vtriculi) zu
merken.
Die aus diesem allgemeinen einfachen Grund-
stoff zusammen
gesetzten besondern Organe der
Pflanzen und ihre Geschäfte lassen sich
am füg-
lichsten nach den allgemeinen Bestimmungen
der
organisirten Körper (§. 6.) in die zur Ernährung
und in die zur
Fortpflanzung gehörigen, abthei-
len. Von jenen
zuerst.
Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der Pflan-
zen, wodurch
ihnen nemlich ihr Nahrungsaft
zugeführt wird, ist die Wurzel, womit
die
allermehresten in der Erde fest sitzen, und deren
Größe und
Umfang zuweilen beträchtlicher ist
als des ganzen übrigen Gewächses. Die
Kraft
mit welcher sie umherranken ist so stark, daß
wohl dicke
Mauern, nicht nur durch große Ei-
chenwurzeln, sondern
schon durch die kleinen Rau-
penänlichen Würzelgen des
Epheus gesprengt
werden können. Um auch nackte Mauern und
Felsen mit
Gewächsen zu beleben daß sie daran
Wurzel schlagen können, läßt die
Natur erst
[Seite 523] trockne Schorfmoose (Lichenes) und andre so-
genannte plantas aëreas anfliegen,
die wenig
Nahrung bedürfen und aus deren Moder nach-
her die Saamen grösserer Pflanzen die vom
Wind und Vögeln dahin
gebracht werden, aus-
keimen und Nahrung ziehen.
Verschiedne Pflanzen ziehen aber ihre Nah-
rung nicht
unmittelbar aus der Erde, sondern
leben, gleichsam wie Ungeziefer auf
andern Ge-
wächsen, und nähren sich indem sie diesen
einen
Theil ihres Nahrungssaftes aussaugen, daher
sie
Schmarozerpflanzen (plantae parasiticae)
genannt
werden. So die Baumkrätzen und
viele andre Moose, der Mistel, die
Flachsseide
(cuscuta europaea
und epithymum) u.s.w.
Anm. Auch giebt ei Pflanzen die in der Erde
einge-
wurzelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren
Wur-
zelzafern immer an den Wurzeln gewisser
andrer
benachbarter Pflanzen ansitzen, und sich durch die-
selben nähren. So z.B. die hydnora africana an
der euphorbia
mauritanica u.a. s. Schwed. Abhandl.
XXXIX.
B. S. 132.
Derjenige Nahrungssaft den die Wurzel
einsaugt, besteht aus Wasser, das
aber mit sal-
zichten, phlogistischen und erdigen Theilen
ge-
schwängert seyn muß. Daher sich denn erklärt
wie
manche Gewächse auch außer dem Erdboden,
z.B. Hyacinthenzwiebeln auf
bloßem Wasser,
[Seite 524] und nach Bonnets Versuchen andre Pflanzen in
nassen Papirspänen,
Baumwolle oder Moos etc.
ernährt werden und aufwachsen können.
Dieser Nahrungssaft wird nun aber bey den
Pflanzen nicht wie bey den
rothblüthigen Thie-
ren durch einen Kreislauf in den
Körper ver-
theilt und umgetrieben: sondern sie äneln
sowohl
hierin als auch in manchen andern Einrichtungen
ihres inner
Baues, ehr den Insecten; da man
wie oben gedacht (§. 129.) wenigstens
bey vielen
derselben auch keine Spur von irgend zu einem
Kreislauf
bestimmten Adern findet.
Bey vielen Gewächsen wird die Wurzel gleich
über der Erde in Blätter
verheilt: bey den meh-
resten aber erst in einen Stamm
oder Stengel,
Halm (wie mans bey manchen Pflanzen nennt)
verlängert,
der aber im Grunde die gleiche
Structur wie die Wurzel selbst, behält.
Zu
äußerst nemlich sind beide mit einer feinen Ober-
haut bedeckt, unter welcher die Rinde, weiter
hinein die holzigte
Substanz, und in der Mitte
gewöhnlich das Mark befindlich ist.
Eigentliches wahres Holz findet sich nur bey
den Stauden und Bäumen, bey
welchen, da
wo es außen an die Rinde stößt, alljährlich aus
dem
sogenannten Bast oder Splint (liber) eine
[Seite 525] oder eigentlich zwey
neue Holzlagen (alburnum)
erzeugt werden.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in Aeste,
diese wieder in Zweige, an
welchen endlich die
Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus
den
gleichen Theilen wie die Wurzel oder der Stamm
zusammen gesetzt
sind; indem man auch an ihnen
Oberhaut, Rinde, holzichte Substanz und
Mark
unterscheiden kan. Das Mark liegt in der Mitte
des Blattes
zwischen dem (meist doppelten) hol-
zichten Netze von
welchen man durch Einbeizen
u.a. Handgriffe die übrigen Theile absondern
und
dadurch die sogenannten Blätter-Scelete verfer-
tigen kan. Dieses holzichte Netz ist auf beiden
Seiten des Blattes mit
einer besondern Haut
überzogen, die man insgemein die Cutikel
nennt,
die aber noch von dem wahren äußerst zarten
Oberhäutgen was
endlich zu alleräußerst die
Blätter überzieht, gar sehr verschieden, von
weit
zusammengesetzterm Bau, und vielmehr eine
wahre Rinde ist.
Anm. Diese Blatt- Rinde besteht, wie sich bey
einer
starken Vergrösserung zeigt, aus einem ungemein
saubern Netze
von Gefäßen, dessen Maschen mit
feinen Drüsen untermengt, bey den
verschiednen
Gattungen der Gewächse, aber auch bey der Ober-
und Unterseite desselben Blattes, so wie auch da
wo sie
über die darunter liegenden holzichten Ge-
fäße weglaufen,
von verschiedner Gestalt find,
theils geschlängelt, mehr oder weniger
eckicht u.s.w.
tab. II. fig. 1. ist die untere – und fig. 2. die
obere
Rinde eines Pirnblattes stark vergrössert abgebildet.
Diese verschiednen Theile sind um so merk-
würdiger je
wichtiger die Verrichtung der Blät-
ter selbst ist, da sie
einerseits die überflüssigen
Säfte der Pflanzen, gleichsam ihren
Auswurf
(§. 13.), und darunter vorzüglich in der Hellung
so viele
den Menschen und andern rothblütigen
Thieren so wohlthätige
dephlogistisirte Luft aus-
dunsten; andernseits aber sehr
vieles Phlogiston
und andre lustartige Flüßigkeiten, auch
wäßrige
Dünste etc. aus der Atmosphäre einsaugen; mit-
hin einen sehr beträchtlichen Antheil an der Er-
nährung
der Gewächse und dadurch zugleich einen
so äußerst wichtigen Einfluß auf
die Haushaltung
der Natur im Großen haben.
Anm. Daher erklärt sich auch, wie oft die
saftvollsten
Wanzen, z.B. das Hauslauch auf trocknen Dä
chern,
dennoch im besten Flor stehen, und andre
mit fast ganz nackten Wurzeln
an kahlen Felsen
umher ranken können u.s.w.
Bey den mehresten Gewächsen der kältern
Himmelsstriche sind doch diese so
wichtigen Theile
ein vergänglicher Schmuck, womit sie blos
den
Sommer hindurch geziert sind, der hingegen mit
Annäherung des
Winters vertrocknet, welkt und
theils abfällt. Daß dieses entblättern
haupt-
sächlich durch den Frost bewirkt werde, der
die
Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt, und
so wie bey den
Thieren den Lauf ihrer Säfte
[Seite 527] Verzögert (§. 31.), die Gefäße zusammenzieht so
daß
die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrich-
tung gehindert
werden und absterben, erhellet
unter andern auch daraus, weil die
Gewächse
der heissen Zonen diesem Abfallen des Laubes nicht
so
ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den
kältern diejenigen Pflanzen
die ein sehr festes
harzreiches Blatt haben, wie z.B. die
mehresten
Tangel- oder Nadelhölzer, der Epheu, die Mehl-
beeren, das Heidekraut, der Buxbaum u.s.w.
dasselbe den
Winter über grün behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere giebt,
die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. (s.
z.B. oben §. 68.) so giebt es auch
manche Wanzen die dann am stärksten
vegetiren,
wie die schwarze Nieswurzel, die Zeitlosen, Schnee-
glöckgen etc.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie
sich die Blätter alle Abend
zusammen legen oder
niedersenken und sich gleichsam zur Ruhe bege-
ben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß
nicht etwa blos
von der kühlen Abendluft her,
denn es erfolgt im Treibhaus eben so gut
wie im
Freyen: auch nicht blos von der Dunkelheit, denn
manche
Pflanzen schlafen schon im Sommer
Nachmittags um 6 U. ein: sondern es
ist dieß
vermuthlich eine Art Erholung, so gut wie der
Schlaf der
Thiere. So schließen sich auch ge-
wisse Blumen zu
bestimmten Stunden z.B. der
gelbe Bocksbart (tragopogon luteus) früh
[Seite 528] nach 9 u.s.w. und zwar meist zur
bestimmten
Zeiten, daß man beym Spatziergehen blos aus
der noch
offnen oder schon geschloßnen Blüthe
solcher Gewächse die Stunde wissen
kan.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedne andre Arten von
eigenthümlicher Be-
wegung; wohin z.B. meist bey allen ihr
Zug
nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst
wohlthätigen
Licht gehört, als welcher Zug bey
weitem nicht blos an den Sonnenblumen,
son-
dern fast an allen Gewächsen zu merken ist:
zumal
in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen
so sehr nach der Hellung an die
Glasfenster
drängen als ob sie dawider gepreßt wären. Fer
ner
bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse
sehr lebhaft wenn sie
berührt werden; wie z.B.
die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica), oder der auerrhoa carambola, oder
die
Venus- Fliegenfalle (dionaea muscipula) deren
Blättgen, wenn sich auch nur eine Mükke
dar-
auf setzt, augenblicklich zusammenklappen und
das
Insect zerdrücken.
So merkwürdig inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und
so sinnliche Beweise sie von
der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte
in
den Gewächsen abgeben, so unterscheiden, sie sich
doch bey
genauer Prüfung aufs deutlichste von
[Seite 529] dem ausschließlichen Eigenthum der Thiere, nem-
lich der willkührlichen Bewegung, als von wel-
cher auch bey den, wegen ihrer Bewegung be-
rufensten Pflanzen (wie z.B. beym hedysarum
gyrans) doch nicht die mindeste ächte Spur
zu
erkennen ist.
Außer den bisher beschriebenen Theilen der
Gewächse, sind auch einige,
wie der Weinstock
mit Gabeln und Schlingen zum fortranken
und
anhalten; andre mit Dornen (aculei) in
der
Rinde; oder mit Stacheln (spinae) die
aus
dem Holze selbst entspringen, versehen. Manche
Wanzen der
kältern und heissesten Erdstriche
sind auch mit einem mehlichten oder
wollichten
Ueberzuge bedeckt; der ihnen in Norden zum
Schutz gegen
die Kälte dient, und unter der Linie
vielleicht durch seine helle Farbe
am Tage gegen
Sonnenstich, und doch auch gegen die kalten
dächte
schützt. Einige Gewächse dieser heissen
Gegenden sind wie mir Perlgen,
andre (mesem-
bryanthemum crystallinum) wie mit unzähligen
Glaströpfgen
besetzt u.s.w.
Aus den gedachtermaßen von den Gewächsen
eingesognen und in ihre festen
Theile verbreiteten
Nahrungssäften (§. 168 und 173) werden nun
die
ihnen eignen specifiken vegetabilischen Säfte
bereitet, die man wieder
in den durchs ganze
[Seite 530] Gewächs verbreiteten vegetabilischen Hauptfast
und
in die aus selbigen abgeschiednen besondern
Localsäfee eintheilt. Unter
allen diesen eigentlich
vegetabilischen Säften herscht sehr viele
merkwür-
dige Verschiedenheit. Manche Gewächse
z.B.
enthalten einen milchichten, theils ätzenden, Saft;
andre geben
Gummi; verschiedne Bäume, zu
mal unter den Nadelhölzern, im höhern
Alter
ein Harz; andre Zucker, Manna, Wachs, Cam-
pher,
Balsam etc. Einige wenige das sogenannte
Federharz (cahutchuc) u.s.w.
Anm. Hierher gehören auch die specifiken
Ausdün-
stungen gewisser Pflanzen, wie z.B. die
harzichten
entzündbaren des weissen Diptams etc.
Daß aber diese verschiednen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und Ver-
änderungen der
eingesogenen Nahrungssäfte in
den Gewächsen selbst bereitet werden
müssen,
erhellet schon daraus weil im gleichen Erdreich
und auf
demselben Gartenbeete die Raute ihre
bittern, der Sauerampfer seine
sauren und der
Lattig seine külenden Säfte erhält; und weil
selbst
die Säfte in den verschiednen Theilen ein und
eben derselben
Pflanze, ja in einer und eben der-
selben Frucht, dennoch
so äußerst verschieden
seyn können.
Außerdem aber tragt allerdings auch die
Verschiedenheit des Bodens und
des Climas
[Seite 531] zur
verschiednen Beschaffenheit der Säfte in den
Pflanzen vieles bey: daher
denn eines theils
viele in fremden Boden verpflanzte Gewächse
so wie
in ihrer Bildung so auch in der Beschaffen-
heit ihrer
Säfte verändert werden, dadurch von
ihren Kräften verlieren etc. andre
hingegen eben da-
durch noch gewinnen und veredelt werden.
Ueber-
haupt nährt fast jeder Boden seine bestimmten
ihm
angemeßnen Pflanzen, so daß man zuweilen schon
aus den
wildwachsenden Gewächsen einer Gegend
die Beschaffenheit ihres Bodens
errathen kan;
doch hat die Vorsehung den für das Menschen-
geschlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen
Vorzug
verliehen, sich leicht an jedes fremde
Clima zu gewöhnen, so daß z.B.
die schwäch-
lich scheinenden Getraidearten etc. besser
als Ei-
chen u.a. noch so robustaussehende Bäume
in
ganz verschiednen Himmelsstrichen fortkommen.
Anm. Die aus Chili abstammenden Cartoffeln
z.B.
gedeihen nun fast durch die ganze alte Welt; am
Cap so gut wie
in theils Gegenden vom Asiatischen
Nußland etc.
Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren
mannichfaltige Arten sich im gan-
zen doch auf drey
Hauptwege zurückbringen las-
sen. Auf die Fortpflanzung
durch Wurzeln oder
Zweige; zweytens durch Augen; und endlich
durch
Saamen.
Die erste Art der Propagation, nemlich durch
Zweige, von der wir auch
schon im Thierreiche
bey den Polypen und sonst einige Spuren
bemerkt
haben, ist im Pflanzenreich desto gewöhnlicher.
Manche
Gewächse nemlich vermehren sich von
selbst auf diese Weise. Ben vielen
andern hat
es die Kunst durch absenken oder ablegen nach-
geahmt. Es giebt z.B. eine Art Feigenbaum
(ficus indica) dessen Zweige
herabhängen und
sobald sie den Boden berühren von selbst
Wurzel
schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit
der Zeit ein
kleines Wäldgen, dessen Stämme
oben durch Bogen verbunden sind,
vorstellt. Und
wie leicht überhaupt Zweige Wurzel schlagen
können,
erhellt aus dem sonderbaren Versuch da
man Bäume umgekehrt d.h. mit den
Zweigen in
die Erde und mit den Wurzeln in die Höhe ge-
pflanzt, da dann die letztern mit Laub ausgeschlagen
u.s.w. Welches
(im Vorbeygehn zu erinnern)
wohl nicht hätte geschehen können, wenn
nach
der Evolutionstheorie (§. 7.) die vermeynten Kei-
me der Blätter schon vorräthig in den neuen in
die Erde gesteckten
Zweigen gelegen hätten.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch
Augen. So nennt man nem-
lich die kleinen Knöspgen, die im
Herbste an den
Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
[Seite 533] Vorschein kommen, aber
erst im folgenden Früh-
jahr sich öffnen und ausschlagen.
Sie finden sich
meist nur an den Bäumen der kältern Erdstriche,
und
fallen bey einigen von selbst ab: keimen
auch wenn man sie vorsichtig
säet, wie ein Saame
aus. Man kan bekanntlich diese Augen
andern
Stämmen inoculiren, oder auch das davon aus-
geschoßne Reis einpfropfen.
Sehr viel änliches mit den Augen haben die
Zwiebeln, nur daß die Augen am
Stamm der
Bäume und also über der Erde, die eigentlichen
an
Lilienartigen Gewächsen befindlichen Zwiebeln
aber unter der Erde
unmittelbar an der Wurzel
entstehen; bey jenen der Stamm fortlebt
und
den Augen Nahrung giebt; bey diesen hingegen
das übrige der
alten Pflanze bis auf Wurzel
und Zwiebel im Herbste abstirbt.
Weit allgemeiner aber als alle diese Fort-
pflanzungswege
und beynah im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist
endlich die dritte Art
(§. 182.) mittelst der Blüthe, die darnach
zum
Theil zur Frucht oder auf andre Weise zu Saa-
men
reift. Diese nemlich sie mag übrigens ge-
staltet seyn wie
sie will, sie mag einzeln stehen
oder mehrere zusammen in eine Traube
oder Aehre
oder Kätzgen etc. verbunden seyn, enthält in ihrer
[Seite 534] Mitte auf dem
sogenannten Fruchtboden (re-
ceptaculum, tab. II. fig. 3. a.) verschiedne
aus-
gezeichnet gebildete Theile, von welchen
einige
männlich, andre weiblich sind; und diese sollen,
wenn die
Zeit der Fortpflanzung herbey gekom-
men ist, von jenen
befruchtet werden. In
Rücksicht ihrer Bestimmung und
Verrichtung
haben also diese vegetabilischen Organe
viele
Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der
Thiere. Nur
unterscheiden sie sich dadurch, daß
sie den Gewächsen nicht so wie den
Thieren an-
gebohren und lebenslang bleibend sind,
sondern
daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedesmal
neue Werkzeuge
bilden müssen.
Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab. II.
fig. 3.
b. c. d.) genannt, und bestehen aus
dem
Fruchtknoten (germen. b), dem Griffel (sty-
lus. c), und der Narbe (stigma. d). Der
Fruchtknoten sitzt entweder mit den
übrigen Thei-
len innerhalb der Blumenblätter (germen su-
perum), oder aber wie bey
der Rose, bey den
Aepfeln etc. unten außerhalb derselben (germen
inferum tab. II. fig.
4. a.): und enthält immer
die Saamenkörner der
Pflanze, daher man
dieses Behälter gewissermaßen mit dem
Eyerstock
der Thiere vergleichen kan. Der hole Griffel
sitzt auf
diesem Saamenbehälter, und die Narbe
[Seite 535] endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie
durch
den Griffel mit dem Fruchtknoten verbun-
den ist, und alle
dreye eine gemeinschaftliche
Hölung ausmachen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden
(stamina,
tab. II. fig.
3. e. f.) herum: und bestehen aus
dem Faden (filamentum. e.), und dem darauf
ruhenden Staubbeutel (anthera. f). Dieser
letztere ist mit einem
mehlichten Staub überzogen,
der aber (wie man unter einer starken
Vergrösse-
rung sieht) eigentlich aus kuglichten ein
unendlich
feineres duftiges Pulver enthaltenden Bläsgen
besteht,
welches seiner Bestimmung nach mit
dem männlichen Saamen der Thiere
verglichen
zu werden pflegt.
Bey der Befruchtung fällt jener kuglichte
Blumenstaub auf die weibliche
Narbe: scheint
da zu platzen, und sein dustiges Pulver zu ver-
schütten, welches bann vermuthlich durch den
Griffel in
den Fruchtknoten dringt und die daselbst
vorräthig liegenden, bis dahin
aber unfruchtbar
gewesenen Saamenkörner befruchtet. Wenn man
die
Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser
wesentlichen Theile
beraubt, so wird sie dadurch,
so gut als ein verschnittenes Thier,
unfruchtbar.
Bey den mehresten Gewächsen sind diese bei-
derley
Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe,
die folglich zwitterarrig ist,
verbunden. Bey
einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo-
von die einen blos männlichen, die andern blos
weiblichen
Geschlechts, aber doch am gleichen
Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia
linn.), wie
z.B. bey den Haselnüssen, Wall-
nüssen, Gurken etc. Andre
Gewächse wie z.B.
der Ahorn, die Esche etc. haben gar
dreyerley
Blüthen, blos männliche, blos weibliche, und
überdem auch
Zwitterblüthen (Polygamia). Bey
noch andern aber
wie z.B. beym Hanf, Hopfen
u.s.w. sind die beiden Geschlechter in den
Pflan-
zen selbst, so wie bey allen rothblüthigen
und
vielen andern Thieren abgesondert: so daß die
eine Pflanze blos
männliche, eine andre aber die
übrigens von der gleichen Art ist, blos
weibliche
Blumen trägt: und die Blüthen des weiblichen
Stammes nicht
anders befruchtet werden, als
wenn der Blumenstaub von der
männlichen
Pflanze durch den Wind oder durch Insecten
(S. 342) oder
auch durch die Kunst ihnen zuge-
führt worden ist (Dioecia linn.).
Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei-
nen, Theilen der
Blüthe ist besonders der doch
bey den mehresten befindliche
Blumen-Kelch
[Seite 537] (Calix. tab. II. fig. 6.
d. fig. 7. d.); und die
so-
genannten Nectaria aus deren
Saft die Bienen
ihren Honig ziehen (S. 419) zu merken. Ueber-
haupt theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung
und nach
der Lage ihrer Theile in regelmäßige
und irreguläre. Bey jenen nemlich
haben die
einzelnen Theile gleiche Gestalt, Größe und Ver-
hältnis (z.B. tab. II. fig. 4 und 5); bey diesen
hingegen sind sie in
ungleicher Proportion (tab. II.
fig. 6 und 7).
Außerdem aber finden sich noch viele andre
Hauptverschiedenheiten in der
Gestalt der Blü-
then, die großentheils auch in Beziehung
mit
dem ganzen übrigen Ansehen der Pflanzen stehen,
und daher zur
Kenntnis derselben, besonders
auch zur Gründung eines natürlichen
Pflanzen-
Systems von Wichtigkeit sind.
Als Beyspiele einiger der auffallendsten und
am häufigsten vorkommenden
Verschiedenheiten
dieser Art können folgende dienen:
Bey den Lilienartigen Gewächsen (§. 185)
z.B. ist die Blüthe (tab. II. fig. 3)
regelmäßig,
ohne Blumen-Kelch, und besteht aus sechs Blät-
tern. Der Fruchtknoten ist dreyeckig, und der
Staubfäden
sind bey den mehresten sechse, bey
einigen aber nur dreye.
Die Kreuzförmigen Blüthen (Cruciatae,
tab. II.
fig. 5), wohin die Kohlarten, Rüben etc.
auch
die Levcoien, der gelbe Lack u.s.w. gehören,
sind ebenfalls regelmäßig,
und haben vier Blu-
menblätter die in einem viertheiligen
Kelche sitzen.
Von den darin befindlichen sechs Staubfäden
sind
zweye immer merklich kürzer als die übrigen
viere (Tetradynamia linn.); und der
Saame
reist nach der Befruchtung in eine eigentlich so-
genannte Schote (Siliqua und Silicula).
Die Schmetterlingsblumen (Papiliona-
ceae), worunter die Hülsenfrüchte und andre sehr
nutzbare
Gewächse, auch einige Bäume und Stau-
den gehören, finden
sich meist nur in gemäßigtern
und wärmern Himmelsstrichen. Sie sind
irre-
gulär (tab. II. fig. 6), und man unterscheidet an
der Blüthe, die in
einem einblättrigen fünfspitzi-
gen Kelche (fig. 6. d.) sitzt, das große
Schirm-
blatt (vexillum. a.); die
beiden Flügel (alae. b. b.);
und das Schiffgen
(carina. c). Die Frucht ist
eine Hülse (legumen).
Die Rachenförmigen Blüthen (Ringentes)
sind
ebenfalls irregulär (tab. II. fig. 7), und
man nennt den Obertheil davon den Helm (galea.
fig. 7. a.), den
Untertheil die Lippe (labium. b.)
[Seite 539] und den Zwischenraum den Schlund
(faux. c).
Meist haben sie vier Staubfäden, von
denen
zweye länger als die andern beiden sind (Didy-
namia, linn.). In
diese Ordnung gehören die
Nesseln, aber auch viele wohlriechende
Pflanzen,
Lavendel, Krausemünze, Isop, Basilicum u.s.w.
Die Dolden- oder Schirmtragenden Pflan-
zen (Umbelliferae) treiben meist hohe gerade
Stengel, die
sich oben tab. II. fig. 8.
(bey a) in
divergirende Stiele, und diese (bey
b) wieder in
dergleichen kleinere vertheilen; an
welchen letztern
die kleinen fünfblätterichen Blümchen dicht
neben
einander sitzen. Sie haben zwey Staubwege
mit fünf Staubfäden,
und tragen nachher zwey
aneinander liegende meist kümmelförmige Saa-
men. Es gehören dahin Petersilie, Körbel,
Möhren, Anis,
Fenchel etc. auch einige giftige
Pflanzen wie der Schierling etc.
Die zusammengesetzten Blüthen (Compo-
sitae) machen eine äußerst zahlreiche Ordnung
aus, die wohl
allein den zehnten Theil von allen
Gewachsen begreift: und bey welchen
mehrere
kleine Blümgen auf einem gemeinschaftlichen
Fruchtboden und
innerhalb eines gemeinschaftli-
chen Kelches verbunden
sind. Bey manchen sind
diese kleinen Blümgen regulär (flosculosae); bey
[Seite 540] andern irregulär (semiflosculosae); und bey noch
andern sind endlich beiderley Arten
von Blümgen
zugleich anzutreffen (radiatae tab.
II. fig. 9); da
dann die Blümgen der ersten Art
die Mitte des
Fruchtbodens bedecken (fig. 9. a.) und mit denen
von der andern Art am Rande
eingefaßt sind
(fig. 9. b).
Bey den Getraidearten und andern Gräsern
sind die Blüthen meist in eine
Aehre verbunden,
da denn der Staubweg (tab. II.
fig. 10. a.) und
die
Staubfäden, deren mehrentheils dreye sind
(fig.
10. b.), von den Spelzen umschlossen werden.
Bey den vollkommenern oder eigentlich soge-
nannten Moosen
(musci frondosi etc.) ist
wie
die wichtigen Entdeckungen des Hrn. D. Hedwig
gelehrt haben, die
Aenlichkeit der Befruchtungs-
werkzeuge mit denen bey
andern Gewächsen weit
größer als man vorher geglaubt hatte.
Das
saubere fast becherförmige Köpfgen (capitulum,
tab. II. fig. 11. b) enthält gleichsam als Frucht-
knote
(§. 187) die kleinen Saamenkörnchen; die
mittelst des kleinen spitzigen
Hutes (calyptra
fig. II. a) der die Stelle des
Griffels und der
Narbe (§. 187) vertritt, von dem
männlichen
Blumenstaube besondrer theils Rosen- oder
Sternförmiger
Theile befruchtet, und nachher
ausgeschüttet werden.
Bey den einfachsten Aftermoosen hingegen
die blos im Wasser leben, wie
bey den Tremel-
len, Ulven, Conferven, und beym
See-Tang
(fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl
sehr ver-
schieden, obschon bey den wenigsten noch
genau
genug untersucht; bey manchen aber, wie z.B.
bey der oben
erwähnten Brunnen-Conferve (Con-
ferua
fontinalis §. 9 und S. 20) zur Bewunde-
rung einfach.
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Piltze,
Pfifferlinge, der
Trüffeln etc. und des Schimmels deren
ganze
Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes dunk-
les hat.
Bey den vollkommnern im eigentlichen Sinne
blühenden Gewächsen fallen
nach der Befruch-
tung die übrigen nun überflüßigen Theile
der
Blüthe ab (§. 186): der beschwängerte Frucht-
knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen
theils erstaunlich
zahlreichen Saamen nach und
nach zur Reise zu bringen.
Die Bildung sowohl der verschiedenen Saa-
menkörner
selbst*), als auch
der Gehäuse worin
[Seite 542] sie eingeschlossen sind, ist eben so unendlich man-
nichfaltig als der Blüten ihre, und in Rücksicht
auf ihre weitere
Verbreitung und auf ihr weite-
res Bekleiben etc. der
Erhaltung der Gattungen
aufs weiseste angemessen. Auch ist der
bekannte
Trieb merkwürdig womit die Saamen bey jeder
Lage die sie im
Boden erhalten, dennoch wenn
sie aufkeimen allemal die ersten
Wurzelzäsergen
unter sich, und hingegen den Blattkeim über
sich
treiben.
Viele Saamen sind in eine holzartige aber
theils noch weit härtere
Schaale eingeschlossen,
die wenn sie von beträchtlicher Größe und
Härte
ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die
bloßen Saamenkörner
unmittelbar mit einem saf-
tigen Fleische überzogen sind,
so heißt dieß eine
Beere. Zuweilen liegen auch die bloßen Saa-
menkörner von außen auf dem großgewachsenen
fleischichten
Fruchtboden auf, wie bey den Erd-
beeren, die folglich
genau und bestimmt zu reden,
nicht sollten Beere genannt werden.
Besonders machen die Obstbäume eine ei-
gene und sehr
ansehnliche Familie von Gewächsen
aus, deren Frucht entweder wie bey den
Pirnen,
Aepfeln, und Quitten ein Kernhaus oder Kröbs
einschließt und
dann Kernfrucht heißt: oder aber
wie bey den Pflaumen, Kirschen,
Abricosen und
[Seite 543] Pfirschen eine Nuß enthält und Steinfrucht
genannt wird.
Die Ursachen der Degeneration (§. 17-19)
scheinen bey den Gewächsen
leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und
ihm
eine abweichende veränderliche Richtung geben
zu können: daher
viele theils in ihrer ganzen
Bildung besonders aber in Rücksicht der
Blüthe
und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus-
geartet sind. So zählt man z.B. jetzt auf drey
tausend Varietäten von
Tulipanen, wovon doch
vor 200 Jahren blos die gelbe Stammart
in
Europa bekannt war. Ueberhaupt sind auch die
Gewächse manchen
Arten von Degeneration aus-
gesetzt, die bey den Thieren
gar nicht statt haben
können, wie z.B. die Ausartung der
männlichen
Befruchtungstheile in den gefüllten Blumen
u. dergl.
m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der
Gewächse durch Bastardzeugung,
worüber be-
kanntlich Hr. Kölreuter die scharfsinnigsten
Ver-
suche angestellt und sogar durch wiederhohlte Er-
zeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, die eine
Gattung von
Tabac (nicotiana rustica)
endlich
vollkommen in eine andre (nicotiana paniculata)
verwandelt und umgeschaffen*): welches sich
[Seite 544] freylich mit der Lehre von vermeynten präformir-
ten Keimen schlechterdings nicht, aber wo ich
nicht irre
ganz wohl mit der vom Bildungstriebe
(§. 10 u. f.) reimen läßt.
Auch die Misgeburten sind im Gewächs-
reich ungleich
zahlreicher als unter den Thieren.
Es ist kein Theil der Pflanze, an
welchem man
nicht zuweilen, an einigen aber sehr
häufig
Monstrositäten bemerkte. Am meisten sinds über-
zählige, wuchernde Theile (monstra, per excessum
S. 15); doppelte an einander gewachsene
Stämme,
doppelte oder vielfache Früchte etc. vielfache Korn-
ähren, Rosen aus deren Mitte andre kleine Ro-
sen hervorschießen u.s.w.
Anm. 1. Besonders gehört dahin die Peloria,
eine
monströse Abweichung im Sporn an der Blüthe
dreyer Arten von
Antirrhinum; nemlich linaria
elatine und spurium, deren Entstehungsart durch
verdorbenen
Nahrungssaft der seel. D. Merk in
Ravenspurg scharfsinnig erklärt
hat*).
Anm. 2. Zu den allerseltensten und
merkwürdigsten
Monstrositäten gehören aber die Beyspiele
von
wildwachsenden Pflanzen die am gleichen Stamme
und zu gleicher
Zeit Blüthen von Gewächsen ganz
verschiedner Geschlechter, ja selbst aus
den verschie-
densten Classen getragen haben. Dieß ist,
der Fall
mit dem berühmten ranunculus bellidiflorus an wel-
chem man
mehrmalen sowohl Blüthen vom polyan-
drischen ranunculus pratensis als von der
syngenesi-
stischen bellis perennis gefunden hat. Das erste
Beyspiel
dieser Art hat Hr. Chorh. Gesner in der
diss. de ranunculo bellidifloro. Tigur. 1753. 4.
genau
beschrieben und abgebildet. Mit einem andern
[Seite 545] vollkommen ähnlichen das auch am
Zürcher Gebiet
gewachsen, hat mich Hr. Dr. Hotze zu Richters-
wyl beschenkt.
Eine planta vmbellifera bellidiflora ist im 1. St.
des Züricher Magaz.
für die Botanik tab. II. fig. 2.
abgebildet.
Vom ungleichen Alter der Gewächse, das
sich bey manchen nie über leine
einzige Stunde,
und bey andern hingegen oft über
Jahrtausende
erstreckt, sind schon oben (§. 5.) Beyspiele gege-
ben. Ueberhaupt aber theilt man die Pflanzen
in
perennirende und Sommergewächse, welche
letztere nemlich schon mit dem
Ende ihres ersten
Sommers absterben.
Anm. Auch von dem merkwürdigen
Wiederaufleben
nach einem langen vertrocknen, das im Thierreich
beym
Räderthier (S. 518) und bey den Kleister-
aalen (S. 520)
angemerkt worden, finden sich
unter den Gewächsen änliche Beyspiele:
besonders
an der deshalb längst berufnen Himmelsblume
oder Erdblume
(tremella nostoc).
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas weniges
kurz zu be-
rühren.
In der Haushaltung der Natur im
Großen scheinen die Pflanzen vorzüglichst
den
wichtigen Vortheil zu bewürken, daß sie in Rück-
sicht der verschiednen Luftarten die sie wie gedacht
(§. 173) von der
einen Seite einsaugen und von
der andern wieder von sich geben, im
Ganzen
[Seite 546] in einem
bewunderungswürdigen Gegengewicht
mit der thierischen Schöpfung stehen:
indem
sie die vom Menschen und von andern rothblüthi-
gen Thieren als nachtheilig ausgedunstete soge-
nannte
phlogistisirte Luft begierig einsaugen, und
dagegen die jenen Thieren so
wie dem Menschen
so wohlthätige Feuerluft mittelst der Blätter
am
Tage und besonders im Sonnenschein als eignen
Auswurf von sich
entbinden.
Einen andern ebenfalls sehr beträchtlichen
Nutzen leistet die
unermeßliche Menge der in der
Erde vermodernden Wurzelstuken, des
abfallen-
den Laubes u. dergl. m. die zu Garten- und
Damm-
Erde werden, und so viel zur allgemeinen Frucht-
barkeit des Erdreichs beytragen.
Des Schmuckes zu geschweigen womit das
Gewächsreich weit mehr als die
andern beiden
Naturreiche dazu beyträgt den Totaleindruck
der
Schöpfung schön zu machen, durch ihre
heitern abwechselnden Farben
überall Leben und
Munterkeit, und großentheils auch durch
ihre
balsamischen Gerüche Erquickung zu verbreiten:
was dann die
Kunst in der Lustgärtnerey weiter
benutzt.
Die mancherley Futterkräuter dienen zur
Nahrung der dem Menschen
wichtigsten eigent-
lich sogenannten Hausthiere; und der
beiden
nützlichen Insecten-Gattungen die er sich zieht,
der Bienen
nemlich und der Seidenwürmer.
Zur unmittelbaren Benutzung der Gewächse
für den Menschen dienen
vorzuglichst die ohne
weitre Bereitung gleich als Nahrungsmittel
zu
genießenden mancherley Früchte. Zumal in den
heissen Erdstrichen
die Datteln (phoenix dacty-
lifera); die verschiednen Gattungen Pisang (musa
paradisiaca und die
Westindischen Bananes oder
Bacoves von der musa sapientum). In Ost-
indien und
aus den Südsee – Inseln der Brod-
baum (artocarpus incisa).
So auch die vielen Gattungen von Beeren,
die ebenfalls für manche Völker
(wie z.B. für
Lappen) eins der wichtigsten
Nahrungsmittel
abgeben.
Ferner die schon einige Zubereitung erfordern-
den Wurzeln,
Rüben, Möhren, Cartoffeln,
Erdäpfel (helianthus tuberosus), Bataten (con-
volvulus batatas). Im wärmern
America die
Yams-Wurzeln (dioscorea alata, satiua etc.) die
Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) u. dergl.
m.
Dann die Getraidearten nebst dem Mais
(zea mays); Buchwaizen (polygonum fagopy-
rum); Reis (oryza sativa) zumal für die
Mor-
genländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum)
für viele Africanische
Völkerschaften.
Und die besondern Pflanzentheile die von
einigen Völkern als
gewöhnlichstes Nahrungs-
mittel häufigst gegessen werden,
wie das Sagu-
mark (von cycas circinalis etc.); das Senegal-
Gummi (von mimosa senegal)
u.s.w.
Hierzu die mancherley Arten von Gewürze.
Auch der Zucker; der eigentliche
nemlich aus dem
Zuckerrohr; ähnliche Substanzen aber aus
der
Anu-Palme (auf Sumatra etc.): auf Island
aus der alga saccharifera; in
Kamtschatka aus
dem heracleum sibiricum etc.
Als Getränke erst die natürliche Pflanzen-
milch in der
unreifen Cocosnuß, die mancherley
Biere (unter andern das Spruce-Bier aus der
pinus canadensis etc.)
Die verschiednen weinichten Getränke: der
Rebensaft; der Palmwein von der
weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch von
der weiblichen Cocospalme. Andre
berauschende
Getränke, Brantewein, Arak, Rum, Kirsch-
wasser etc. etc.
Die gegohrnen Getränke aus gekauten Wur-
zeln wie z.B. bey
den Brasilianern etc. aus
[Seite 549] ihrem Caßawi-Brod; bey den Insulanern der
Südsee
aus piper latifolium
etc.
Und der Rauchtabak: und der aus gleiche
Weise genossene Hanf etc.
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle von
den verschiednen Gattungen gossypium und bom-
bax, Flachs, Hanf, mehrere Gattungen von
Nesseln etc. Der
treffliche Neu-Seeländische
Seidenflachs vom phormium
tenax; die Südlän-
dischen
Zeuge vom Baste der morus papyrifera
und des Brodbaums etc.
Zur Feuerung außer dem mancherley ge-
meinen Brennholz in
manchen Gegenden beson-
dre Arten; wie z.B. auf den Alpen
rhododen-
dron ferrugineum, auf den Heiden erica vul-
garis etc.
Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch
arundo
bambus),
Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.
Zu dem mannichfaltigsten Gebrauch für
Künstler und Handwerker alle das
verschiedne
Nutzholz für Tischler, Ebenisten, Wagner,
Drechsler,
Faßbinder etc.
Weiden, Bast der Cocosnuß u. dergl. zum
Korbstechten etc. – Kork etc.
Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey, zum Gerben, Waschen
etc.
Gummi-Senegal zu so vielfachen Gebrauch
Auch die mehresten Schreibmaterialien sind
blos aus den Gewächsreich
genommen. Schreib-
rohr, Papirschilf (cyperus papyrus), Mala-
barische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter
hierher, deren
Kenntnis die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des
Erdbodens
ausmacht.
Unter den zahlreichen Pflanzensystemen die
man seit, Cäsalpins Zeiten zu
entwerfen versucht
hat, ist keins mit einem so allgemeinen auf
seine
Faßlichkeit gegründeten Beyfall aufgenommen
worden als das
Linnéische Sexualsystem: das
den oben angezeigten
Befruchtungswerkzeugen
und deren verschiednen Anzahl und
Verhältnis
angepaßt ist; da nemlich die Classen nach der
Anzahl der
Staubfäden oder nach ihrem Verhält-
nis der Lage und
Verbindung mit den Staub-
wegen; – die Ordnungen aber
meist nach des
Anzahl dieser letztern bestimmt sind.
Wir gehen von der Geschichte der
organisirten
Körper zu den unorganischen, nemlich den Mi-
neralien, über; wovon der Begriff schon oben
in den
ersten Blättern dieses Buchs (§. 2 und 4)
bestimmt worden.
So groß inzwischen, jenen Begriffen zufolge,
die Kluft ist, welche die
Natur zwischen den
organisirten Geschöpfen und den Mineralien
in
Rücksicht ihres Baues etc. befestigt hat, – und
so wenig sie uns
Bindungsglieder zeigt, wo-
durch diese mit jenen in eine
projectirte Leiter oder
Stufenfolge verbunden werden könnten: so
innig
und unverkennbar ist hingegen das Verhältnis,
worin die
organisirte Schöpfung und das Mine-
ralreich in Rücksicht
ihrer wechselseitigen Ein-
würkung auf einander stehen; da
z.B. das letz-
tere dem Gewächsreich die Nahrung giebt,
und
hingegen aus diesem so wie aus dem Thierreich
seinen unabläßigen
Zufluß von neuen Stoff er-
hält u.s.w.
Ueberhaupt müssen auch hier bey der Ab-
handlung der
Mineralien zu besserm Verständnis
des folgenden, so wie oben beym Anfang
der
Geschichte der organisirten Körper, die Grund-
begriffe von ihrer Entstehung voraus geschickt
werden; die sich
vorzüglich auf zwey Hauptquel-
len, theils nemlich auf den
oben gedachten be-
ständigen Zufluß aus der organisierten
Schöpfung,
theils aber auf die mehr oder weniger allgemei-
nen Revolutionen, die zumal durch Wasser und
Feuer auf
und in unsrer Erde vorgegangen sind,
reduciren. Von den letztern
zuerst:
Daß schon die mannichfaltigsten und größten
Catastrophen mit unsrer Erde
seit ihrer ersten
Schöpfung vorgegangen seyn müssen, wird vor-
züglich aus einem doppelten Grund ganz auffal-
lend einleuchtend.
A) Aus der bestimmten Verschiedenheit
der
mancherley Arten von Gebirgen; und dem Ver-
hältnis worin sie zu einander stehen.
B) Aus der eben so bestimmten Verschie-
denheit der Lagerstätte der Versteinerungen
und Foßilien,
und dieser ihrer Vergleichung mit
den organisirten Körpern in der
gegenwärtigen
Schöpfung.
A) Die verschiednen Arten von Gebirgen
lassen
sich im Ganzen auf folgende vier Haupt-
classen
zurückbringen:
I. Die Grund- oder Ur-Gebirge, die aus
Granit bestehen, und zu welchen
die Höchsten
und größten Berg-Ketten auf unsrer Erde ge-
hören. Sie zeigen keine Spur von einem Pe-
trefact; oder von vulcanischen Laven u.a. dergl.
Denkmahlen späterer
Revolutionen; sondern ihre
Substanz, der Granit, scheint mit unserm
Pla-
neten selbst von gleichen Alter zu seyn,
und
gleichsam die selbstständige innere Rinde
desselben
auszumachen.
II. Die Gang-Gebirge oder einfachen
Thon-Gebirge die zunächst um jene
Ur-Ge-
birge herum liegen, meist mehr oder
weniger
schiefricht sind, und die mehresten Erzte, hin-
gegen ebenfalls keine Petrefacten, halten. Sie
bestehen meist aus
Gneis (der zunächst an den
Granit zu gränzen pflegt), aus grauer
Wacke,
aus ursprünglichem Thonschiefer u.s.w.
Auch schließen sich, wohl noch an diese die
einfachen Kalk-Gebirge an, in
welchen sich
eben so wenig Versteinerungen zeigen.
III. Die Flöz-Gebirge, die auch ange-
schwemmte,
aufgesetzte oder zusammen gesetzte
Gebirge genannt werden, und offenbar
ungleich
[Seite 556] spätern
Ursprungs sind als die vorhergenannten;
da sie die Lagerstätte der
versteinerten oder foßi-
len organisirten Körper ausmachen
etc.
IV. Endlich die Vulcane, zumal die alten
ausgebrannten, die in so großer
Menge auch in
unsrer Nachbarschaft zwischen den Flöz-Gebir-
gen zerstreut liegen.
Eben so lassen sich aber auch B) die Ver-
steinerungen und Foßilien (§. 227) in Rücksicht
auf
Cosmogenie in folgende Hauptclassen und
Unterabtheilungen bringen:
I. Die unzähligen Petrefacten von incogni-
tis der Vorwelt; d.h. von solchen
organisirten
Körpern zu welchen sich keine Originale in
der
gegenwärtigen Schöpfung vorfinden. S. z.B.
die paar hundert
Gattungen von Ammonshör-
nern, die Belemniten,
Orthoceratiten, Trilobi-
ten etc. etc. die sich meist in
den Flöz – Gebirgen
in so ungestörter ruhiger Lage als wie auf
einer
Auster-Bank finden.
II. Foßilien von organisirten Körpern aus
der jetzigen Schöpfung: die nun
aber in Rück-
sicht auf ihre jetzige Lagerstätte wieder
von zweyer-
ley Art sind:
a) Solche, wozu sich die
lebenden Origi-
nale noch jetzt in der gleichen Gegend
finden,
wie z.B. die Thiere und Pflanzen, deren
[Seite 557] Abdrücke sich in den Oeninger
Stinkschiefer
zeigen.
b) Hingegen solche wozu die
Originale,
zwar ebenfalls noch in der jetzigen Schöpfung
aber blos
in weit entfernten Erdstrichen exi-
stiren. Und selbst
diese sind wieder in Rück-
sicht ihrer ursprünglichen
Heimat von einer
doppelten merkwürdigen Verschiedenheit:
1) solche aus den heissesten Erdstrichen,
wie z.B. alle
die zahlreichen Gerippe von
Elephanten, Rhinoceren und dergl. die
hin
und wieder in Deutschland und namentlich
auch in unsrer
Nachbarschaft ausgegraben
werden.
2) Solche aus den kältesten Zonen;
wie z.B. die foßilen
Schedel, u.a. Kno-
chen, Zähne etc. vom Nordischen
Polar-
Bär, die sich in der Scharzfelder-Höle,
in der
Gailenreuter-Hole etc. in so großer
Menge finden.
Nun alle diese data, diese merkwürdigen
Urkunden
im Archiv der Natur mit einander
verglichen, scheinen dahin zu führen,
daß man
wohl durchaus mehr als eine große Revolution
annehmen muß,
die mit unsrer Erde seit ihrer
ersten Erschaffung vorgegangen seyn mag.
Und
von diesen verschiednen Catastrophen die sich
[Seite 558] successiv, nach wer weis wie
langen Intervallen,
ereignet haben mögen, scheint wenigstens fol-
gendes unverkennbar zu seyn:
Die erste, früheste Revolution von der sich
Anzeigen finden, scheint eine
totale Umschaffung
der Vorwelt, und zwar durch heftige
allgemeine
Ausbrüche des unterirdischen Feuers, bewürkt
zu haben:
so, daß einestheils das vormalige
feste Land von unterirdischem Feuer
unterminirt
worden, folglich einstürzen müssen*), theils
auch wohl viele Stellen
des vormaligen Meeres-
bodens dagegen von der ausdehnenden
Kraft die-
ses Feuers empor gehoben; – kurz durch
jene
Total-Catastrophe der vormalige Boden des
Meeres mit einmal
aufs Trockne, und dagegen
das vormalige feste Land unter Wasser
versetzt
worden.
Von dieser ersten Revolution datiren sich
vermuthlich sowohl jene incognita unter den Pe-
[Seite 559] trefacten (§. 229. I.) die in so
unsäglicher Menge
sich finden, daß man nach unsrer jetzigen
(zumal
in den letzten 20 Jahren so ausgedehnten
und
vervollkommneten) Kenntnis der Erde und der
Meere wohl der
Hoffnung entsagen muß die Ori-
ginale dazu noch irgendwo
aufzufinden: – als
auch die ausgebrannten alten Vulcane (§. 228.
III.)
deren man nur allein von Göttingen bis zum
nächsten Ufer des
Rheins wohl auf 50 zählen kan.
Anm. So können manche unsrer jetzigen
Ur-Gebirge
(§. 228. I.) vor dieser Revolution als Inseln im
Ocean
der Vorwelt gelegen haben: wie ließ z.B.
aus der geologischen
Beschaffenheit des Harzes
nicht unwahrscheinlich wird; da sich am
Vorharze,
als an den vormaligen Küsten, jener vermuthlichen
Insel,
die versteinerten Corallen finden, (so wie
die Corallen-Rife an den
Küsten der jetzigen Erde
– s. oben S. 505. N. *) –) und erst tiefer
herab,
wie in unsrer Nachbarschaft etc. die Conchylien-Bänke.
Nach diesem allgemeinen Weltgerichte, was
damals über die Vorwelt auf
unsern, Erdball
ergangen zu seyn scheint, ist dieser auf die in
der
Mosaischen Schöpfungsgeschichte beschriebne
Weise umgeschaffen, mit
neuen Vegetabilien
belebt, mit neuen Thieren beseelt worden:
scheint
aber selbst seit dieser seiner Umschaffung, noch
mehr als
eine große Revolution erlitten zu haben,
wovon die zahlreichen
Ueberbleibsel von Thieren
der entferntesten Erdstriche (§. 229. II. b) zeu-
gen, wozu sich die lebenden
Originale nun jetzt
unter der Linie und am Nord. Pol aushalten.
–
[Seite 560] Die
Lagerstätte dieser foßilen Ueberbleibsel
und ihre ausnehmend
vollständige Erhaltung*)
läßt kaum
zweifeln, daß unsre Zone weiland
die wahre Heimat jener Thiere gewesen
sey, und
scheint also meines Bedünkens die Meynung
zu begünstigen,
daß die Erd-Are seit der von
Moses beschriebnen Umschaffung ihre
vormalige
Lage (– und zwar wenigstens schon zweymal –)
verändert
haben müsse.
Anm. Einige Zweifel die man gegen diese
letztere
Meynung und die daraus gezognen Folgen auf
die jetzige
Gestalt der Erde erregt bat, sind von
Hrn. Hofr. Meister in zwey
Vorlesungen gehoben,
die sich in den commentation. societat. reg.
scientiar.
Gottingens. T. V. et VI.
finden.
So wie aber alle diese gewaltsamen und all-
gemeinen
Erdcatastrophen den Hauptgrund zur
jetzigen Gestalt der Erde und ihrer
Gebirge und
der Lagerstätte und selbst der Entstehung
vieler
Mineralien gegeben haben: so ereignen sich auch
noch jetzt
gar häufig ähnliche partielle Revolu-
tionen, und zwar
ebenfalls besonders durch Feuer
und Wasser, Vulcane und
Ueberschwemmungen,
die auf eine ähnliche Weise zur einseitigen Zer-
stöhrung, Schmelzung, Auflösung – und ander-
[Seite 561] seitigen
Umschaffung und neuen Mischung und
Bildung der Mineralien beytragen.
Weit unbemerkter, aber unaufhörlich ergie-
big und im
Ganzen ungleich allgemeiner ist hin-
gegen die Entstehung
der Mineralien durch das
allmälige Absterben der organisirten
natürlichen
Körper, durch das Verwittern vieler unorgani-
sirten selbst, und endlich durch die Zerstörung
aller
verarbeiteten Naturalien oder Kunstsachen:
kurz durch das unabbittliche
Looß aller belebten,
vieler unbelebten natürlichen Körper, und
aller
von Menschen verfertigten Dinge über kurz oder
lang einmal
wieder aufgelöset zu werden und zur
Erde zu werden von der sie genommen
waren.
So sind z.B. die 200000 Millionen Men-
schen, die nach der
gemeinen Rechnung von Adam
bis jetzt gestorben seyn sollen, gleichsam
verschwun-
den, zu einer Erde vermodert, die man
deshalb,
so wie sie rein in den Gräbern gefunden wird,
terra adamica genannt hat. Und doch sagt
dieser
Beytrag von menschlichen Leichen noch nichts nur
allein in
Vergleich mit der Asche der seit der
gleichen Zeit gestorbenen übrigen
Säuge-Thiere etc.
Der gleiche Uebergang der abgestorbenen
Gewächse ins Mineralreich wird
theils am Torf,
[Seite 562] aber auch schon bey jeder reinen Gartenerde
(humus) sichtbar, die größtentheils aus vermo-
derten
Pflanzenwurzeln erzeugt wird, deren cylin-
drische
Zäserchen und andere sehr deutliche Spuren
oft noch mit bloßen Augen
darin zu erkennen sind.
Aber nicht nur die organisirten Körper, son-
dern auch die
Mineralien selbst sind diesem all-
gemeinen Gesetz der
Vernichtung (oder vielmehr
Veränderung) unterworfen. Die
mancherley
Säuren, die überall in allen Elementen in Luft
und Wasser
etc. verbreitet sind, lösen mit der Zeit
die festesten Mineralien auf,
und so vererzen die
Metalle und die härtesten Felsen zerfallen
in
mürbe Erde und Staub etc. So lößt das Wasser
den Kalk aus und
setzt ihn an andern Orten wie-
der als Tofstein und Sinter
ab etc.
Und endlich müssen auch alle von Menschen
schon verarbeitete Producte aus
allen drey Na-
turreichen hier in Anschlag gebracht
werden, die
ohne Ausnahme doch endlich, jedes nach seiner
Weise
vermodern oder verrosten, kurz so gut wie
die Naturalien selbst, aus
denen sie verfertiget
waren, zerstört werden, und theils wenn
sie
schon ins Mineralreich übergegangen sind, noch
das leserliche
Gepräge ihrer ehemaligen Bestim-
mung an sich tragen.
Anm. So ist im academischen Museum eine
Eisen-
steinstufe aus dem Zweybrückischen in die ein
halb
verochertes aber doch noch ganz kenntliches Berg-
eisen fest eingewachsen ist. – So besitze ich selbst
ein Stück von
einem antiken Siegelring, an wel-
chem das Metall ganz und
gar zu einer festen Eisen-
miner vererzt ist, aber doch
seine ehemalige Form
behalten und den gegrabenen Onyx noch fest ein-
geschlossen gleichsam in sich verwachsen hält.
So unerschöpflich also der Stoff zur bestän-
digen
Erzeugung der Mineralien ist, so unermü-
det ist die Natur
diesen gemischten Stoff aus
einander zu sondern, zu reinigen,
aufzulösen, zu
bilden etc. Und wenn sie in Ruhe und
ungestört
gelassen wird, so braucht sie weniger Zeit als
insgemein
geglaubt wird, um daraus Steine,
Crystalle etc. hervorzubringen.
Anm. So ist z.B. im Museum eine Sprosse
von
einer Bergleiter befindlich, die man bey Aufräu-
mung einer, höchstens hundert Jahre lang ver-
laßnen
Grube im Rammelsberge vorgefunden, um
welche sich während dieser Zeit
eine Selenitdruse
von 7 Zoll im Durchmesser und von einer
ganz
ausnehmenden Schönheit angesetzt hat.
Und daß auch selbst Erzte auf die gleiche
Weise noch täglich erzeugt
werden können, ist
zwar schon öfters z.B. in den alten
Peruanischen
Silbergruben*) etc. bemerkt worden; aber
den
unwiderredlichsten Beweis davon hat der Hr.
[Seite 564] Viceberghauptmann von Trebra
gegeben*),
der selbst alte hölzerne Stempel, die etwa 200
Jahre
lang in einem Marienberger Schachte ge-
standen, mit
gediegen Silber, Glaserzte etc. an-
geflogen gefunden.
Alle Mineralien lassen sich füglich unter fol-
gende
Classen bringen; deren Eigenschaften und
nähere Bestimmung in den
folgenden besondern
Abschnitten angegeben werden.
Die erste und bey weiten ansehnlichste Classe
des
unorganischen Naturreichs begreift die Erden
und Steine d.h. diejenigen
trocknen Mineralien
die sich weder wie die Erdharze im Feuer verbren-
nen, noch wie die Erzte hämmern und breit schla-
gen, noch im Wasser so wie die Salze auflösen
lassen:
aber mit diesen letztern in naher Ver-
wandschaft stehen:
und deren specifike Schwere
des Wassers seine höchstens vier- bis
fünfmal
übersteigt.
Anm. Die ältern Mineralogen haben die Erden
und
Steine von einander abgesondert und in zwey be-
sondre Classen vertheilt. Allein der beständigen
Wiederholungen zu
geschweigen die bey dieser un-
natürlichen Absonderung
unvermeidlich sind, so
beruht überhaupt der ganze unterschied auf
dem
so relativen, oft äußerst zufälligen Grad der Cohä-
sion, die wenn sie locker ist Erden, – und wenn
sie feste wird, Steine
constituiren soll.
Es sind vorzüglich zwey Hülfsmittel deren
man sich zur Prüfung und
Bestimmung der
Mineralien dieser und überhaupt auch der fol-
[Seite 567] genden Classen, und zu ihrer systematischen An-
ordnung
bedienen kan. Ihr äußeres Ansehn
nemlich (Bildung, Textur, Harte,
Farbe,
Schwere etc.): und dann die chemische Unter-
suchung ihrer Bestandtheile. Beide haben ihre
eignen so große Vorzüge,
daß sie beide dadurch
zum gründlichen Studium der Mineralogie un-
entbehrlich werden, und beide auch aufs schick-
lichste mit einander verbunden werden können:
wenn die
Hauptcharactere vom Gehalt der Be-
standtheile zum Grunde
gelegt, und dann so viel
möglich die äußern Kennzeichen zur
leichtern
Kenntnis für den ersten Anlauf, beygefügt
werden.
Anm. Zu den letztern gehören vorzüglichst die
Cry-
stallisationen von deren Untrüglichkeit man im-
mer mehr überzeugt wird.
Nach dem meisterhaften Entwurfe des R.
Bergmann den nun neuerlich Hr.
Kirwan so
glücklich weiter ausgeführt hat, und den ich
ebenfalls
befolge, läßt sich diese erste Classe zu-
förderst unter
folgende fünf Hauptordnungen von
primitiven oder einfachen Erden
bringen, die
sich im Ganzen schon durch ihr Verhältnis
zur
Vitriolsäure unterscheiden lassen.
I. Calcaria. Kalk-Erde die mit
der Vitriol-
säure Gyps giebt.
II. Ponderosa. Schwer-Erde die
mit eben
dieser Säure den Schwerspat ausmacht.
III. Magnesialis.
Bittersalz-Erde die damit
Bittersalz giebt.
IV. Aluminosa s. Argillosa.
Alaun- oder
Thon-Erde die damit den Alaum macht.
V. Silicea. Kiesel-Erde die von
der Vitriol-
säure gar nicht angegriffen wird.
Anm. Ueberhaupt braucht es, nach dem was im
vo-
rigen Abschnitte von der Entstehung der
Mineralien
gesagt worden, keiner weitern Erinnerung, daß sich
jene
primitiven Erden sehr selten rein, sondern
meist mehrere derselben unter
einander gemischt
finden. Diese zusammen gesetzten Erdarten
finden
aber leicht im System da ihren Platz wo sie nach
ihren
Hauptbestandtheilen hingehören. Denn auch
hier a potiori fit denominatio.
Die kalkartigen Steine, bey welchen nem-
lich die
Kalk-Erde den Hauptbestandtheil aus-
macht, sind
gewöhnlich weich, so daß sie weder
in Glas schneiden noch am Stahl
Feuer geben,
und im Feuer mürbe gebrannt werden. Es ge-
hören dahin vorzüglich folgende 6 Geschlechter:
1. calx
aërata. Kalk mit Luftsäure ver-
bunden.
Wenn die Luftsäure womit der Kalk in
diesen
Geschlechtern verbunden ist, durch Feuer aus
ihnen
betrieben wird, so entsteht dadurch der
caustische ungelöschte Kalt.
Wird sie aber durch
andre Säuren daraus verjagt so zeigt sich
das
Aufbrausen.
Dieses kalkartige Geschlecht ist überall in
der
Schöpfung verbreitet. Unzählige Flöz-Gebirge
(§. 228. III.)
die wie gesagt das Grab der See-
thiere der Vorwelt
auszumachen scheinen, beste-
hen aus Kalk. Und da
dieser auch den Haupt-
stoff der Muschelschaalen, der
Corallenstämme
und selbst aller Knochen von Menschen u.a. roth-
blüthigen Thieren ausmacht, so sind einige
neuere
Naturforscher dadurch auf die Behauptung ver-
fallen, allen Kalk in unsrer Erde von thieri-
schem Ursprunge abzuleiten. Eine Meynung die
unter
andern auch schon durch das Beyspiel der
einfachen keine Spur von
Petrefacten enthalten-
den Kalk-Gebirge die oben (§.
228 II.) mit zu
den Gang-Gebirgen gezählt worden, widerlegt
[Seite 570] wirb. So z.B. der
Holsteinische Segeberg:
der Urwerf bey Schafhausen u.a.m. – Hin-
gegen finden sich am Fuß unsers Heinbergs
genug
thierische Petrefacten in den Thonlagen.
Folgendes sind die fünf merkwürdigsten Arten
dieses
Geschlechts:
Spat (Engl. spar) ist ein viel bedeutendes
Bergmanns-Wort, das von
allen durchsichtigen
und crystallisirten Steinen dieser und der
folgen-
den Ordnung, und dann auch von den
crystalli-
sirten metallischen sogenannten Kalken
gebraucht
wird.
Dieser, der Kalkspat findet sich in verschied-
nen Gestalten; und zuweilen, obschon selten,
auch
gefärbt: zumal citrongelb und rosenroth.
Bey den sogenannten Canondrusen sind
die
Säulenförmigen Crystalle sechsseitig, ohne End-
spitzen, sondern wie horizontal abgeschnitten
(tab. III. fig. 1.) und zwar ist diese
Endfläche
Kreitenweiß und undurchsichtig, wenn gleich die
Säule
selbst übrigens so hell als Wasser ist. –
Die Länge dieserr Säulen
verliert sich bey man-
chen Abartungen in bloße
sechseckte Scheiben
und endlich gar in ganz dünne dergleichen
Blätter.
Eine andre Art Kalkspat besteht aus
einer
sechsseitigen Säule mit einer breyseitigen stum-
pfen Endspitze. – Und dahin gehört auch
der
Nagelkopf-Spat wo die beiden dergleichen
Spitzen mit den
Grundflächen auf einander ste-
hen etc.
Die sogenannten Schweinszähne bilden
spitze
sechsseitige Pyramiden. (tab. III.
fig. 2.)
Der Doppelspat oder sogenannte Isländi-
sche Crystall, der in verschobnen Würfeln
(tab. III. fig. 6.) bricht,
und dieser Textur we-
gen, wenn er in durchsichtigen
und nicht zu klei-
nen Stücken ist, untergelegte
Schriftzüge wie
verdoppelt vorstellt, wird insgemein für
eine
eigne Art von Kalkspat angegeben. Ich finde
aber daß dieses
rhomboidale Gefüge allen mir be-
kannten reinen
Kalkspaten gemein ist, und die
Textur derselben ausmacht; die man
aber durch-
gehends in der ganzen Mineralogie von
der
Crystallisation der Steine etc.
schlechterdings
unterscheiben muß! da sonst ihre
Verwechselung
zu den abentheuerlichsten Irrthümern verleitet.
2. Tofacea. Der Sinter, Tropfstein, Tuff-
stein etc.
Wird ans kalkichtem Wasser nieder geschlagen,
ist
gewöhnlich gar nicht, und in einigen Fällen
nur sehr unvollkommen
crystallisirt: meist von
weisser, theils auch von gelber, brauner
u.a.
Farben; bald dichter halb lockerer etc.: und er,
hält nach
der verschiednen Art seiner Anlage ver-
schiedne
Namen.
Wenn er breite Flächen überzieht, so wie er
z.B.
die Wände der Baumanns- u.a. dergl.
Hölen gleichsam übertüncht, so
heißt er Sinter
und findet sich zuweilen Marmorhart,
vom
schönsten Milchweiß und halbdurchsichtig; wie
ich
dergleichen von den Ufern des Tigris bey
Bassora (und ähnlichen auch
aus der Scharzfel-
der Knochenhöle) besitze. Jener
scheint mir der
wahre alabastrites lydinus
der A ten zu seyn.
Wenn der Tofus Hingegen im Heruntertröpfeln
des
Kalkwassers, zumal von der Decke solcher
gedachten Hölen sich
allgemach in Zapfen ansetzt,
[Seite 572] so heissen diese Tropfstein oder Stalactit,
der
zuweilen mancherley Figuren oder eigentliche
Naturspiele bi
det. Die Baumannshöle und
die berufne Grotte auf Antiparos*) sind
voll
von unzähligen solcher Stalactitzapfen. Unter
den großen
Geschenken des Hrn. Baron von Asch
ans hiesige academische Museum
finden sich Säu-
len aus der letztgedachten Grotte die
über 10 Zoll
im Durchschnitt haben. – Auch gehört dahin
die
Corallenförmige sogenannte Eisenblüthe u.s.w.
Wenn endlich das Tofwasser mancherley an-
dre Körper überzieht, so bilden sich die Incru-
state, wie z.B. das incrustirte Moos von
der
Papiermühle bey Göttingen**), die Incrustate
vom Carlsbade,
vom Wisbade u. dergl. Der
Salzstein am Reisholz der Leckwerke. Auch
die
Blätterabdrücke die sich an manchen Orten, wie
bey Coburg,
Winterthur etc. so häufig und theils
von ausnehmender Sauberkeit
finden.
Desgleichen das Beinbrech, Beinwell (osteo-
colla) das sich um allerhand Schilf,
Wurzel-
gestrippe etc. anlegt, und in theils
Gegenden,
wie hier um Göttingen, in größter Menge ge-
brochen und als Baustein verarbeitet wird.
Auch das sogenannte Confect von Tivoli,
die
Erbsensteine (pisolithi), Rogensteine
(oolithi), u. dergl. sind ebenfalls Geburten
des
Tofwassers*) [Seite 572] .
3. Creta. Die Kreite. (Fr. craie, Engl. chalk.)
[Seite 573]Diese allgemein bekannte Kalkart bildet in
theils
Gegenden ganze Vorgebirge, wie z.B.
hin und wieder an den englischen
Küsten, wo-
von Albion den
Namen hat. Merkwürdig ist
das Verhältnis worin der Feuerstein zur
Kreite
steht, der sich so häufig in derselben
eingesprengt
findet, und dann oft saubere Versteinerungen
zumal
von See-Igeln enthält.
Die Mondmilch oder wie sie in der Schweiz
heißt der
Berg-Zieger (lac lunae, agaricus
saxatilis)
ist eine weiche Stärkenartige Kreite
die sich meist in Bergklüften,
wie z.B. auf dem
Lucerner Pilatusberg, und beym wilden Kirch-
lein auf den Appenzeller-Alpen etc. findet.
4. Vulgaris. Der Kalkstein. (Fr. pierre à chaux.)
Von verschiedner Farbe, doch meist grau, gelb-
lich etc.: und eben so verschiednem Korne. Die
feinen
Arten die Politur annehmen heißen Fr.
presque marbre, Engl. half marble.
Wird bekanntlich roh zum bauen und pfla-
stern etc wenn er aber gebrannt und gelöscht
worden
zum tünchen, gerben etc. auch zum Zucker-
sieden und
in der Arzney gebraucht.
Als ein paar Spielarten verdienen der fase-
richte Kalkstein und der blättrige
Kalkschiefer
angeführt zu werden. Jener sieht fast
wie
Strahlgyps aus. Findet sich unter andern auf
unserm
Heinberg. Der Kalkschiefer ist meist von
weißgelber Farbe, theils
mit saubern dendriti-
[Seite 574] schen Zeichnungen oder mit
versteinten Fischen,
Krebsen etc. wie der Pappenheimische.
5. Marmor. (Fr. marbre, Engl. marble.)
Die unendlich mannichfaltigen Marmorarten,
die
größtentheils wegen der Geschmeidigkeit die
sie mit ihres Schönheit
und Festigkeit verbinden
von je zu den edelsten Kunstwerken der
Archi-
tectur und Bildhauerkunst verarbeitet
worden,
lassen sich A) nach der
Verschiedenheit ihres
Korns in schuppichten ober salinischen
Glanz-
marmor und in gemeinen dichten; und B) nach
der Verschiedenheit der Farbe, Zeichnung
etc. in
folgende drey Hauptarten eintheilen:
a) Unicolor. Einfärbiger Marmor.
Z.B. der weisse, der so wie andre Marmor-
arten auch, in Rücksicht auf die Kunst (nach-
dem er nemlich schon von den Künstlern des
Alterthums
verarbeitet worden oder nicht,) in
antiken und modernern eingetheilt
wird. Un-
ter jenen (bianco antico) vorzüglich der Pari-
sche, der höchstens in Blöcken von Menschen-
länge
brach, von einen schuppichten glimmern-
den Korne und
halbdurchsichtig wie ein ge-
bleichtes Wachs. So auch
der Carrarische (mar-
mor lunense bey den Alten) u.a.m.
Einfarbiger grüner Marmor, das eigentliche
verde antico (marmor laconicum) vom
Vorge-
birge Tänarus, das nicht mit dem eben soge-
nannten grünen Porphyr etc. verwechselt wer-
den darf.
So giallo, rosso, nero antico etc.
Gefleckt, adrig, wolkicht, streificht (wie
der
Blankenburger Tafftstein) in unzähligen Varie-
täten.
Dahin z.B. pavonazzo antico weiß mit ro-
then
Streifen.
Fiorito antico von zwey bis drey Farben, meist
weiß, roth und
gelb geflammt.
Broccatello antico von vier Farben, gelb,
roth, weiß, grau etc.
Breschen (breccia) heissen die
aus größern
oder kleinern einzelnen Massen von
mancherley
einfärbigen Marmorarten gleichsam zusammen-
gebacknen Gattungen.
Entweder mit Zeichnungen wie Bäumchen,
Moos, kurz
dendritisch (ausnehmend sauber
bey Baden im Aargau):
oder mit Zügen wie altes Mauerwerk, im
Florentiner
Ruinen-Marmor (paësino d'Arno)
der meist in
dünnen Täfelchen zu eingelegter Ar-
beit verbraucht
wird.
Auch kan man den Petrefacten-Marmor
(lumachella) hierher zählen.
2. calx
vitriolata. Kalk mit Vitriolsäure
verbunden.
Läßt sich leicht mit dem Messer spalten.
Ist theils crystallinisch z.B. in platten zehn-
seitigen rhomboidalen Crystallen, mit zwey brei-
ten Flächen zu beiden Seiten, und vier gedoppel-
ten schmahlen an den Rändern. Zuweilen
in
ansehnlichen Drusen, wie vor Alters im Ram-
melsberge (§. 239).
Meist weißlich-grau etc. theils Perlemutter-
färb zuweilen von einer ausnehmenden Schönheit;
wie
z.B. ein Genfer den ich kürzlich von Hrn.
de Luc daher erhalten
habe, und der mit dem
feinsten Silberglanz wie ein gewässerter
Moor
schillert.
Das Marienglas oder Fraueneis (glacies Ma-
riae. lapis specularis). Hornglas,
Eselsspie-
gel etc. sind alles Abarten des
Selenits.
Gebrannt und mit Wasser gemischt giebt er
einen
besondern Geruch; verhärtet wieder schnell;
und wird bekanntlich zu
Estrich. Stuckaturar-
beit, Abgüssen von Statüen,
Büften etc. gebraucht.
Der Strabigyps (stirium. lapis
inolithus)
ist fasricht, meist weiß, grau etc.
Verhält sich zu Gyps ohngefähr wie der Mar-
mor zum gemeinen Kalkstein.
Von mancherley Farben und Zeichnungen. –
Vom
blendendsten weiß habe ich ihn unter dem
Eise des buisson-Gletschers am Fuß des mont
blanc gefunden.
3. calx
flvorata. Kalk mit Flußspatsäure
verbunden.
Der Flußspat, Glasspat (fluor).
Würflicht, mehr oder weniger durchsichtig;
theils
so hell als Glas, mehrentheils farbig wie
gefärbte Edelsteine etc.,
theile vom schönsten ci-
trongelb, Smaragdgrün (bey
Brienz etc. auch in
Sibirien etc.) oder Rosenfarb (am St.
Gotthard),
[Seite 577] dunkel-violet (bey Ehrenfriedersdorf etc.) oder
bunt aus mehrern
dieser Farben zusammen wie
bey den ausnehmend schönen Flußspaten
von
Derbyshire die zugleich in so großen Stücken
brechen und
sich so gut drehen und poliren lassen,
daß sie bekanntlich zu
mancherley kostbaren Na-
sen u. dergl. verarbeitet
werden.
Sonst sind diese Spate, zumal der grüne, noch
wegen
des schönen grünen phosphorischen Scheins,
womit sie gebröckelt und
auf ein heisses Eisen
gestreut, im Finstern leuchten,
merkwürdig.
4. calx
ponderosata. Kalk mit Tung-
(Schwehr-)
stein- Säure verbunden.
Lapis
ponderosus. Der Tungstein, Schwehr-
stein,
(sogenannte) weisse Zinngraupen.
Von der Crystallisation des Demants (tab. I.
fig. 5.): sein specifisches
Gewicht übersteigt noch
das vom Schwehrspat: meist von
gelblich-grauer
Farbe, halbdurchsichtig: fettig-glänzend auf
dem
Bruche. Fand sich ehedem häufiger als jetzt
bey Schlackenwalde.
5. marga. Kalk mit Thon vermischt.
Der Mergel. (Fr. marne. Engl. marle.)
Mancher Mergel besteht aus gleichen Theilen
von
Kalk und Thon. Bey andern aber hat der
eine oder der andre dieser
beiden Hauptbestand-
theile das Uebergewicht, und
hiernach theilt man
ihn dann in Kalk- und in Thon-Mergel. Ueber-
haupt zeigt er sich in endloser Mannichfaltigkeit
der
Mischung, Farbe etc. Oft kuglicht als Mer-
gelnüsse
etc.
Dient bekanntlich zur Verbesserung
manches
Erdreichs.
Hierher gehört auch die pietra
fongeja die
man in Unter-Italien in großen Stücken in
der
Küche bat, und durch begießen und anfeuchten
Champignons
darauf zieht.
6. lapis
svillvs. Kalk mit Bergöl ver-
mischt.
Der Saustein, Stinkstein. (Fr. pierre puante.)
Giebt wenn er geschabt wird einen Geruch
wie
angebranntes Horn. Gewöhnlich von schwarz-
grauer oder gelblichtweisser Farbe, letztrer meist
als
Kalkschiefer wie bey Oeningen und auf dem
Libanon, an beiden Orten
voller versteinter Fisch-
gerippe etc. Der schwarze
nicht schiefrige enthält
hingegen sehr oft Belemniten die ganz von
ihm
durchdrungen find.
1. terra
ponderosa vitriolata. Schwer-
Erde mit
Vitriolsäure verbunden.
Der Schwerspat. (Spatum
ponderosum, mar-
mor metallicum. Fr. spat pesant, Engl.
cawk.)
Hat den Namen von seinem ansehnlichen Ge-
wichte: theils undurchsichtig, theils mehr
oder
weniger durchsichtig, meist weiß, oder Wasser-
blau, auch graulich. Oft crystallinisch; und
dann gewöhnlich in
flachgedruckten Tafeln (tab.
III. fig. 4.): theils wie Hahnenkämme die Grup-
penweis an einander stehen. Bey großen Dru-
sen kreuzen sich oft diese Gruppen wie Flechtar-
beit. Zuweilen, aber selten, finden sich
diese
Crystallen microscopisch klein, schneeweiß und
wie an
Fäden angeschossen, die bereiften Haar-
büscheln
ähneln, daher sie Haardrusen genannt
werden.
Eine sehr berühmte Art von Schwerspat ist
der
bononische Stein (meist von der Größe und
Form wie getrocknete
Feigen und von schmuzig-
grauer Farbe,
halbdurchsichtig,) an welchem man
ums I. 1630 zuerst die
phosphorescirende Eigen-
schaft dieses Spats bemerkt
hat, daß er nemlich,
wenn er calcinirt worden die sogenannten
Licht-
magnete giebt, die nemlich Lichtmaterie von
der
Sonne oder auch vom Schein starken Küchen-
feuers (aber nicht vom Mondschein) einsaugen
und es in der
Dunkelheit (und zwar wenn es
buntes prismatisches Licht war das sie
empfin-
[Seite 580] ge, auch genau mit den gleichen Farben)
wieder
von sich werfen.
Auch gehören zum Schwerspat der Stangen-
spat von Freyberg; desgl. der Aehrenstein
(lapis acerosus oder irrig sogenannte Straus-
asbest) der am Harz in sauber figurirten Bü-
schein in einem grauen Gestein bricht u.a.m.
2. lapis
hepaticvs. Schwer-Erde mit
Kiesel-Erde und Bergöl etc.
vermischt.
Giebt wenn er geschabt wird, einen Geruch
wie
Schwefelleber von sich, ist meist von weiß-
grauer,
gelber, oder schwarzbrauner Farbe.
1. magnesia aërata. Bittersalz-Erde mit
Luftsäure
verbunden.
1. Spuma
marina. Der Meerschaum. (Türk.
Kill-Keffi d.h. Schaumthon oder
leichter
Thon.)
Diese merkwürdige Erdart*) wird zu
Kilt-
schick (d.h. Thonort) ohnweit Konie (Iconium
der Alten) in Anatolien gegraben, und
die bar-
aus verfertigten bekannten Pfeifenköpfe
gehören
zu den vorzüglichsten Einkünften des dasigen
großen
Derwisch-Closters. Sie besteht aus
gleichen Theilen Bittersalz- und
Kiesel, Erde
und zeichnet sich unter andern Besonderheiten
auch
dadurch aus, daß sie keine Spur von Eisen
zeigt, und in Wachs
gesotten ihre weisse Farbe
behält etc.
2. Steatites. Der Speckstein. (smectis. der
Seifenstein.)
Vorzüglich diese und die nächstfolgende Gat-
tung, halten sehr viel mehr Kiesel-Erde in
ihrer
Mischung als die vorige.
Der Speckstein findet sich von weisser, röth-
licher und grünlicher Farbe. Zuweilen crystalli-
sirt. Die feinern Arten sind wie ein Stück
Seife
anzufühlen. Der Baireutische ist theils mit sau-
[Seite 582] bern Dendriten durchzogen. Der feinste bricht
in Schina, wo er zu
Theegeschirren, kleinen
Schaalen, Flaschen, Figuren u.a.
Schnitzarbeit
verarbeitet wird.
Geschabt zieht er vortrefflich Fettflecken
aus,
zumal aus Seide.
Hierher gehört auch die Spanische Kreite.
3. Ollaris. Der Topfstein, Giltstein, Weich-
stein, Lavezzi. (lapis comensis der
Alten.)
Weicher und von gröberm Gefüge als der
Speckstein.
Meist von grünlich-grauer Farbe.
Bricht in theils Gegenden häufigst
und in großen
Massen; wie zumal hin und wieder in
den
Schweizer-Alpen, z.B. im Urnerland am St.
Gotthard; in
Graubünden, wo er vor Zeiten
die Hauptnahrung des schönen a. 1618 vom Ein-
sturz des Bergs
Conti begrabnen Flecken Plürs
ausmachte etc. Man macht theure aber
Jahrhun-
derte ausdauernde Stubenöfen daraus.
Und
dreht mittelst großer Räder die vom Wasser ge-
trieben werden, Kochtöpfe und Kessel daraus die
zuweilen wohl 3
Fuß im Durchschnitt halten.
Fast auf gleiche Weise benutzen auch die Grön-
länder ihren Weichstein.
Selbst im fünften Welttheile findet er sich,
auf
den Neuen Hebriden; wo die Neu-Caledo-
nier ihre
Schleudersteine daraus schnitzen.
2. ophites. Reine Bittersalz-Erde mit eben
so viel
Kiesel-Erde, 1/3 Thon und etwas
Eisen.
1. Serpentinus. Der Serpentinstein.
[Seite 583]Von dichtern festern Korn als der Topfstein.
Meist
von schwarzgrauer Farbe, theils auch mit
schönen dunkelrothen Adern.
Vorzüglich zu
Zöplitz im Erztgebirge, wo er seit dem Ende
des
sechzehnten Jahrhunderts (theils in Blöcken
von 30 Centnern
etc.) gebrochen, und von den
dasigen Steindrechslern in unsäglicher
Menge
zu Reibemörsern, Büchsen u. dergl. verarbeitet
wird.
2. Lapis
nephriticus. Der Nierenstein. (Fr.
jade.)
Von noch feinerm fettern Korn als der Ser-
pentinstein, so daß er schöne Politur annimmt
und
theils gar am Stahl Feuer giebt. Meist
von grüner Farbe, theils
hell, theils dunkel
lauch-grün. Meist halbdurchsichtig.
Bricht
wohl nur in kleinen etwa Faust großen Stücken.
Hierher gehört der Amazonenstein aus Süd-
america, woraus die alten Peruaner zu den
Zeiten der
Incas artige Kunstwerke schnitzten.
So auch die schöne Steinart woraus unsre
Antipoden
die Neuseeländer und andre Südsee-
Insulaner ihre
wichtigsten Geräthschaften (Axte,
Meisel etc.) verfertigen, wovon
ausnehmende
Stücke in der Südländischen Sammlung
des
academischen Musei befindlich sind.
Auch scheinen die berühmten Kreuzsteine von
St.
Jago von Compostel zu dieser Stewart zu
gehören.
3. asbestvs. Milde Bittersalz-Erde mit
Kiesel-Kalk-weniger
Thon-Erde und Eisen
vermischt.
1. Rigidus. Der steife (oder sogenannte unreife)
Asbest.
Läßt sich nicht wie Wolle zasern und
spinnen,
sondern bröckelt, wenn er auch gleich wie der
Veltliner
oder der von schwatz in Tyrol etc. aus
Fußlangen blendend weissen
Fäden besteht. Oder
wie der Corsicanische von Corte noch so zart
und
weich anzufühlen ist.
In größter Menge zumal im Piemontesischen
und
Savoyischen wo ganze mächtige Gänge von
reichem Bleyglanz in Asbest
liegen.
Dahin gehört auch das Bergleder (aluta
montana) das zumal in Sibirien in großen weis-
sen Blättern gefunden wird: wie z.B. unter
den
Aschischen Geschenken im Museum das Berg-
leder aus
dem Oloneczischen das als Saalband
an beiden Seiten der schönen
dendritisch crystal-
lisirten gediegnen Kupferschollen
anliegt.
Und der Bergkork (suber montanum).
2. Textilis. Der Bergflachs (sogenannte reise
Asbest).
Diese Gattung die sich auf der Insel Cyprus,
so wie
in Arabien und Sibirien etc. findet, ist
biegsam und läßt sich zu
Faden spinnen; woraus
man vor Alters zum Verbrennen der Leichen*)
[Seite 585] und noch jetzt hin und
wieder zur Curiosität un-
verbrennliche Leinwand
verfertigt.
Auch sogenanntes unverbrennliches Papir hat
man aus
Asbest zu machen versucht.
Und Hr. Colleg. Assessor Koch in St. Peters-
burg hat ihn neuerlich zum Abformen der Mün-
zen etc. angewandt.
4. talcvm. Reine Bittersalz-Erde mit etwas
weniger Thon-Erde
und hingegen fast
doppelt so viel Kiesel-Erde innig vermischt.
Meist Silberweiß oder ins grünlichte
spielend;
überaus fettig anzufühlen; färbt wie Silber-
schaum ab. Wird daher zumal in Schina zu
feinem
Tapetenpapir u. dergl. verbraucht das da-
von einen
matten Silberglanz kriegt.
Neuerlich schlug ihn B. Tott als eine mine-
ralische Seife vor, um die Friction Hey aller-
hand Maschinen zu mindern.
1. terra
alvminosa aërata. Alaun-Erde
mit Luftsäure verbunden.
Weiß; in kleinen Nieren; ähnelt da der kalk-
artigen Mondmilch (S. 573) womit sie auch
neuerlich
von Mineralogen verwechselt worden.
2. Argilla. Der Thon. (Engl. clay.)
Mehr oder weniger mit Kiesel- und Kalk-
Erde etc. vermischt. Besonders sind davon fol-
gende Abartungen zu merken:
a) Der Ziegel- oder
Töpfer-Thon, eins
der nutzbarsten und daher auch wohl meist
über
die ganze Erde verbreiteten Mineralien.
b) Der Thon-Mergel (s. oben S. 577).
c) Das Steinmark (lithomarga) eine meh-
rentheils
weisse oder röthliche Thonart von einem
festen und doch
geschmeidigen Korn. Eine vom
Hrn. Viceberghauptmann von Trebra im
tiefen
Georg-Stollen am Harz entdeckte Abart davon
giebt wenn im
finstern mit einer Spitze darauf ge-
strichen wird,
einen hellen phosphorischen Schein.
Sehr fettig anzufühlen. Schäumt im Wasser
wie Seife
und zieht begierig Fett in sich. Da-
her ihre
Wichtigkeit zum Wallen der Tücher.
Die feinste Leberfarbene findet
sich bekanntlich in
England.
e) Siegel-Erde (terra sigillata, s. Lemnia).
[Seite 587]Von verschiedenen Falben. Feine Sorten wer-
den zumal in der Türkey und in Schina zu
mancherley
Theegeschirren, Pfeifenköpfen etc. ver-
arbeitet.
Aenliche Arten auch zum sogenannten Stein-
gut, Fayence etc.*)
Auch zur Majolica die zuerst zu Anfang
des
sechszehnten Jahrhunderts von Raphaels Vetter
Guido
Durantino zu Urbino mit schöner Mahle-
rey nach des
Marc-Antonio Kupferstichen ver-
fertigt wurde.
Die wichtige Erdart, aus der man zuerst in
Schina
(und zwar wies scheint schon gegen die
Mitte des fünften
Jahrhunderts) Porcellan ge-
macht: das nun zu Anfang
des jetzigen Jahr-
hunderts von dem nachher
Baronisirten Apothe-
ker Bötticher oder doch auf
dessen Veranlassung
in Meisen ebenfalls erfunden, und nun
seitdem
an mehrern Orten in- und außerhalb Deutsch-
land nachgemacht worden.
h) Noch gehören hierher die
mancherley ge-
färbten Thonarten, wie z.B. Bolus: –
Rö-
thelstein: – selbst der gemeine Lehmen der
so
häufig und in so großen Lagen gegraben wird.
Auch manche Umberarten: (– denn sie sind
nicht alle
mit Erdharz durchdrungne vegetabili-
[Seite 588] sche Erden: –) wie z.B. die,
die ich häufig
in den Ilfelder Achatnieren gefunden habe.
3. Vulcanica. Die Thonarten vulcanischen
Ursprungs.
Es gehören dahin vorzüglich folgende Ab-
arten:
Meist von aschgrauer Farbe, theils als Pul-
ver, theils in gebröckelten Stückgen von schwam-
michter Textur. Giebt den trefflichen Mörtel
zum
Wasserbau.
Meist von gelblicher Farbe und härter als
die
Puzzolana, der er sonst in der Textur etc. ähnelt,
auch
bekanntlich zu gleichem Gebrauch benutzt
wird.
Ein Gemengsel von grauer vulcanischer Thon-
Asche mit andern Erdarten:
Dahin gehören auch die Rapilli
womit vor-
züglich Pompeji a.
79. n. E. G. überschüttet
worden*).
Auch diese bekannte gemischte Thonart, die
meist
von gelblicher Farbe ist, und wessen ihres
scharfen Korns zu
mancherley technischem Ge-
brauch dient, wird jetzt
für vulcanischen Ur-
sprungs gehalten.
2. mica. Alaun-Erde verbunden mit Kiesel-
Erde, und etwas weniger Bittersalz-Erde.
Einer der drey Hauptbestandtheile des Granits.
Theils crystallinisch in sechseckichten Scheib-
chen, zumal schön auf dem St. Gotthard.
2. Ruthenica. Rußisch Frauenglas.
Darf ja nicht mit dem obigen
selenitischen
Marienglas (S. 576) verwechselt werden. Fin-
det sich in Sibirien theils in Blättern von Bo-
gengröße, ist etwas biegsam, selten recht durch-
sichtig, sondern meist wie räuchricht; wird
zu
Fensterscheiben gebraucht.
3. schistvs. Schiefer. – Alaun-Erde in-
nigst
vermischt mit Kiesel-Erde, etwas
weniger Bittersalz- und Kalk-Erde,
und
Eisen.
Ueberhaupt werden die mehrsten undurchsich-
tigen Steine die sich in Tafeln spalten
lassen,
Schiefer genannt: (so Kalkschiefer, Mergel-
schiefer, Stinkschiefer etc.) im engerm Sinn wird
doch aber meist
der Thonschiefer von welchem hier
die Rebe ist darunter
verstanden.
Diese Thonschieferarten zerfallen aber in Rück-
sicht ihres Ursprungs und ihrer Lagerstätte in
zwey
Hauptclassen, die sich auf die obgedachte
allgemeine Eintheilung der
Gebirge (§. 228) be-
ziehen: in Gangschiefer nemlich,
und in Flöz-
schiefer. Außerdem aber sind nun
vorzüglich
folgende Hauptgattungen darunter zu merken.
1. Ardesius. Der Dachschiefer, Tafelschiefer.
Von verschiedner Feinheit des Korns, Festig-
keit etc. besonders auch von verschiedner
Farbe
sowohl der mit einem Stift derselben Art
darauf
gezeichneten Schriftzüge (scriptura alba etc.)
als des Schiefers
selbst. Letzterer meist schwarz
oder schwarz-blau; zuweilen
hell-grau (wie der
womit im Faucigny die Dächer gedeckt
werden):
auch grün und rothbraun (wie im Berner Gebiet).
Gröbere Sorten werden gewöhnlich zum Dach-
decken gebraucht. Feinere wie zumal die aus
den
mächtigen Schieferbrüchen im Canton Gla-
rus zu
Schreibtafeln, Tischplatten etc. – auch
in die Korndarren.
Mit einem festen schwarzgrauen Schiefer schäf-
ten auch die Insulaner von Unalaschka und
die
Nordlichsten Americaner jenseits der Hudsonsbay
ihre
Pfeile.
Besonders merkwürdig ist auch ein sehr
feiner,
weicher etc. leichter, Taubenblauer Schiefer vom
Ufer
der Wolga an der Mündung der Kamy-
schinka, woraus
zuerst der seel. Prof. Lowitz eine
neue und sehr vorzügliche Art von
Hygrometer
verfertigte.
Von feinerm und festerm Korn als der Schie-
fer; auch nicht so leicht in Tafeln zu spalten.
Dahin gehört ferner der feinere Schleifstein
zum
Abziehen der Messer.
Auch wo ich nicht irre der wahre basanites
der Alten.
3. Scriptorius. Die schwarze Kreite.
Von feinem Korn, aber weich, geschmeidig.
4. cornevs. Hornfelsstein, Hornblende. -
Alaun-Erde innigst vermischt mit Eisen-
Kalk,
Kiesel-Erde, weniger Bittersalz-
Erde, und noch
weniger Kalk-Erde.
Von verschiedner Farbe, meist schwarz und
grau,
auch von verschiednem Korn und ungleicher
Härte. Doch daß er wohl
nie am Stahl Feuer
giebt. Theils auf der Oberfläche glänzend.
5. zeolithvs. – Alaun-Erde mit Kalk-
und
Kiesel-Erde gemischt.
Diese erst neuerlich bekannt wordene
Steinart
findet sich von verschiedner Farbe, Durchsichtig-
keit, Dichtigkeit etc., und mancherley
Gestaltung.
Meist weiß, oder bräunlich, oder grün etc. Der
auf
Island und Feroë häufig in Nieren die beym
Zerschlagen in
strahlichte Keile springen. So
auch die kleinen Nierchen in den
Laven unsrer
benachbarten ausgebrannten Vulcane. Auf dem
St.
Andreasberge am Harz finden sich zwey
Arten Zeolith in kleinen
Crystallen die meist auf
den Canondrusen (S. 570) aufliegen. Die
eine
Art ist halbdurchsichtig schwärzlich: die andre
hingegen
Kreitenweiß.
Auch die merkwürdigen Rreuzerystallen (tab.
III. fig. 3.) die daselbst brechen,
scheinen nach
Hr. Gerhards Untersuchungen zum Zeolith
zu
gehören.
Und so auch die ganz neuerlich im Lünebur-
ger Gyps entdeckten würflichten Crystallen, die
[Seite 592] aber bey der Menge
Kieselerde die sie halten in
Glas schneiden und schöne Politur
annehmen:
daher sie Anfangs unter den Namen von cubi-
schen Quarz bekannt worden.
6. picevs. Pechstein. – Alaun-Erde mit
viermal so viel
Kiesel-Erde und etwas
Eisen unvollkommen verbunden.
Ist vulcanischen Ursprungs, und bat den Na-
men von seiner gewöhnlichen Farbe und Ansehen.
Die Kieselarten zeichnen sich außer dem schon
angeführten Character
(§. 244) auch durch ihre
größere Härte von den vorhergehenden
Ordnun-
gen aus, da sie am Stahl Feuer geben, in
Glas
schneiden etc. – Weil sie mit Zusah eines
festen
Laugensalzes leicht zu Glas schmelzen, so werden
sie auch
vitrescible Erden genannt. Die Kiesel-
Erde selbst
wird nur in der Flußspatsäure auf-
gelöset.
1. qvarzvm. Die reinsten Kieselarten.
Ein zweyter Hauptbestandtheil des Granits
(vergl.
S. 589) der sich aber auch außerdem in
großer Menge und in großen
Massen findet, meist
ungefärbt, mehr oder weniger durchsichtig
etc.
Seine Crystallisation ist eigentlich eine
sechsseitige
Säule an beiden Enden mit einer
sechsseitigen
Spitze (tab. III. fig. 7). Gewöhnlich abersitzt die
Säule mit dem
einen Ende in der Quarzmutter
fest. Ober man sieht auch wie bey dem
auf den
Harz meist blos sechseckichte Spitzen ohne Säu-
len auf der Mutter.
Zuweilen scheinen die Quarzcrystalle eine drey-
eckichte Spitze zu haben, und folglich hierin
manchem
Kalkspat (S. 570) zu ähneln; wie ich
dergleichen Quarznieren aus den
Kalklagern des
Jura bey Genf vor mir habe: bey genauer Be-
trachtung sieht man aber allerdings noch drey
äußerst
kleine Facetten die mit den drey großen
abwechseln.
Die größten und schönsten Bergcrystalle bre-
chen w den Schweizer-Alpen zumal am Gott-
bald, auf der Grimsel, auch in Savoyen und
in Wallis
wo man einzelne Crystallen von
zwölf und mehrern Centnern am Gewicht
ge-
brechen hat*). Und darunter Centner schwere
Stücke von einer
Klarheit, daß man ein dahin-
ter gehaltnes
Zeitungs-Blat dadurch lesen kan.
Daß der Quarzcrystall die Schriftzüge etc. ver-
doppelt, fast wie der Doppelspat, nur schwä-
cher, hat schon Newton angemerkt.
Zuweilen schließt er merkwürdige fremde Kör-
per ein. Z.B. die aus dem Bannat etc. Was-
sertropfen**); – die Schweizer und
die von
Madagaskar etc. Amiant, Schörl etc. – die
Sächfischen,
Zinngrupen, Kies etc. – Auch habe
ich einen überaus hellen vom St.
Gotthard mit-
gebracht der crystallisirten Glimmer (S.
589)
in sich halt.
Die Rauchcrystalle (oder sogenannte Rauch-
topasen) finden sich von hellerer oder
dunklerer
braunen Farbe; (theils vollkommen schwarz
und
undurchsichtig:) vorzüglich schön im Bernerge-
biet, und in Sibirien.
Die in den Achatnieren befindlichen Crystall-
spitzen find mehrentheils gefärbt wie Amethysten:
so
wie es auch außerdem gelbe u.a. gefärbte
[Seite 595] Quarze giebt. Und darunter
zuweilen welche die
sich wenn sie brillantirt werden mit einem
uner-
warteten Feuer ausnehmen, dergleichen ich
gelbe
und violette von der Schneekoppe auf dem Thü-
ringerwald besitze.
So finden sich such in gewissen Gegenden un-
gefärbte kleine Crystalle vom reinsten Wasser
und
voller Feuer, daher sie mit den Namen unächter
Demanten
belegt werden. So z.B. die auf den
Feldern zwischen Pyrmont und
Lüde; die Mar-
moruschen vom carpatischen Gebirge, die
Bri-
stolsteine (Kerrystones)
etc.
Endlich gehören auch hierher die im
Wasser
abgerundeten Crystall-Kiesel die theils auch
wenn sie
geschliffen werden ausnehmende Schön-
heit zeigen; wie
z.B. die Linsburger Steine im
Cellischen, die von Ceilan etc.
2. gemma. Gefärbte Edelsteine. – Kiesel-
Erde
mit Thon- und Kalk-Erde und Eisen.
1. Der Rubin. (Fr. rubis, Engl. ruby.)
Der härtste und kostbarste von allen
gefärbten
Edelsteinen. Kommt vorzüglichst aus Pegu und
Ceilan.
Seine Crystallisation ist wie die des
Demants (tab. III. fig. 5). Nach der Verschie-
denheit seiner Röthe erhält er eben so
verschiedne
Unterbenennungen:
Almandin nemlich (carbunculus
der Alten)
wenn er vom schönsten hochroth ist.
Von violetter Farbe. Zeichnet sich doch durch
seine
geringe specifische Schwere u. u. Eigenhei-
ten von
andern Edelsteinen aus.
Der orientalische ist meist citrongelb, findet
sich
häufig auf Ceilan als abgerundeter Kiesel;
doch erkennt man noch an
manchen die Crystal-
lisation die aus zwey
sechsseitigen Pyramiden
besteht (tab. III.
fig. 8).
Der Sächsische Schneckenstein hat seinen
Namen von
einem Felsen im Bergamte Falken-
stein wo er 1729
entdeckt worden. Hat ohnge-
fähr die Farbe des
orientalischen Topas. Aber
eine ganz davon verschiedne
Crystallisation.
Der Brasilische ist gewöhnlich mehr orangen-
gelb; theils röthlich: ähnelt dem Schneckenstein
in
der Crystallisation. Findet sich aber auch im
Wasser abgerundet.
4. Der Hyazint. (Lyncurium der Alten.)
Feuerfarb, orangegelb. Weit weicher als
der
vorige.
5. Der Smaragd. (Fr. emeraude, Engl. emerald.)
Von der Crystallisation der oben beym Kalk-
spat (S. 570) beschriebnen Kanondrusen (tab. III.
fig. 1). Jetzt
kommen die mehresten aus Brasi-
lien. Die Alten
kriegten ihre aus Aegypten.
(– Daß der ehemals so berufne vermeinte
Sma-
ragd im Kloster Reichenau bey Costanz
nichts
weiter ist als ein schöner grüner Glasfluß,
braucht jetzt
kaum mehr erinnert zu werden.)
7. Der Beryll oder Aquamarin. (Fr. aigue-
marine.)
Meergrün, ins Wasserblaue etc.
8. Der Sapphir. (hyacinthus der Alten.)
Hat gleiches Vaterland und Crystallisation mit
dem
orientalischen Topas. Der ganz blaßblaue
heißt Lux-Sapphir.
3. gemma
secvndaria. Die Halb-Edel-
steine. –
Kiesel-Erde mit andern Erden
in verschiednen Verhältnissen und mit
Ei-
sen vermischt.
Halbdurchsichtig, und ohne
ursprüngliche
eigenthümliche*) Crystallisation.
Von allen möglichen Farben und Zeichnungen.
Zwar
meist in Kugeln oder Nieren von verschied-
ner Größe.
Gewöhnlich find diese Kugeln hohl
und inwendig mit gefärbten
Crystallspitzen (S.
594) besetzt. Oft aber ist auch diese
crystallini-
sche Höle wiederum mit Achat oder
Chalcedon etc.
ausgefüllt, und auf diese Weise entstehen
wohl
die sogenannten Festungsachate mit eckichten
[Seite 598] Zügen wie Sternschanzen u.a.
Fortifications-
zeichnungen die durch die in den
Umkreis des
mittlern Achat-Kerns eindringende Crystall-
spitzen gebildet werden.
Zu den besonders merkwürdigen Abarten die-
ser Gattung gehört der streisichte Regenbogen-
achat von Oberkirchen im Elsas, der in Täfel-
gen geschnitten gegen das Licht gehalten in
die
feurigsten Regenbogenfarben spielt.
Und der eignen Gestalt wegen verdienen
die
Achatnieren vom Netzberg bey Ilfeld Erwähnung
die
großentheils plattgedrückt sind, und zwar so
daß ihr einer Rand
einen runden gewölbten
Mücken, der entgegenstehende aber eine
scharfe
Schneide bildet (ohngefähr wie tab.
III. fig. 12).
Dabey zeigt die ganze
übereinstimmende abhän-
gige Lage dieser sonderbaren
Nieren wie sie sich
bey ihrer Bildung etc. (wie weiche hohle
Thon-
klumpen) in diese Form gesenkt haben.
Von Milchblauer Farbe (zuweilen ungemein
schön wie
Helles Himmelblau) theils in hohlen
Nieren inwendig mit kuglichten
Knöpfen, (der-
gleichen ich ans den Kaltlagern des
Jura bey
Genf von Hrn. de Luc erhalten,) theils in Zapfen
wie
Stalactiten etc.
Hierher gehört auch der Caschelong, der
sich
besonders schön bey Nertschinsk in Sibirien fin-
det, meist auch in kleinen Nieren die wenn sie
im
finstern an einander gerieben werden mit hel-
lem
Lichte phosphoresciren*).
Die Moccasteine (oder Dendrachate) sind
Chalcedone
mit dendritischen Zeichnungen von
Moos und Bäumchen etc. In den
orientalischen
find diese Figuren oft von hochrothem Carneol
und
ausnehmender Sauberkeit. In den Ober-
steinern sind
sie meist schwarz oder braun, sel-
ten grün. Manche
Isländische enthalten ein
grünes Gewebe das ich (blos nach der
micro-
scopischen Untersuchung zu urtheilen) für
eine
würkliche Conferve halten möchte.
Dunkelbraun und schwarzblau mit milchweis-
sen Schichten: weswegen ihn die Alten so vor-
züglich zu geschnittnen Steinen besonders zu
Cameen
verarbeiteten, die, wenn der Meister
die Schichten des Steins recht
zu benutzen
wußte, gleichsam natürliche Gemählde vorstel-
len konnten. Es haben sich ausnehmend große
Stücke
der Art aus dem Alterthum erhalten;
wie z.B. das vas Mantuanum zu Braunschweig,
das Basrelief mit dem Jupiter
Stator und der
Pallas in Gotha u.a.m.
Meist die gleichen Farben wie beym Onyx,
nur noch
mit schichten und Adern von Carniol
durchzogen.
Von dieser bey den Alten sehr geschätzten
Steinart
waren nach aller Wahrscheinlichkeit
ihre ächten vasa murrhina (– die manche Ge-
lehrten für Porcellan halten wollten –) verfer-
tigt, so wie sie hingegen unächte aus einer
Art
Glascomposition nachmachten*).
5. Der Carneol. (Sarda der
Alten. Fr. cornaline,
Engl. carnelian.)
Von sehr ungleicher Schönheit der Färbe,
mehrern
oder minderern Durchsichtigkeit, Fein-
heit des Korns
etc.
Ward vorzüglich von den alten Künstlern,
wegen der
ausnehmenden Geschmeidigkeit die die
feinern Carneole mit ihrer
Härte verbinden, zu
den Petschirsteinen (Intaglios) verarbeitet.
Der schönste und seltenste antike Carneol
(cornaline de la vieille roche) hat die
Farben
eines recht dunkelrothen Weins, der gegen das
Licht
gehalten klar und feurig wie ein Rubin,
bey zurückgeworfnen Lichte
hingegen tief schwarz-
roth aussieht.
Meist milchblau, mehr oder weniger durch-
sichtig, schillert aber in Regenbogenfarben die
er
bey auffallendem Lichte mit ausnehmendem
Feuer zurückwirft, theils
wie glühende Kohlen
oder Schwefelflammen etc. daher er auch
nicht
durch Kunst nachgemacht werden kan.
Hierher gehört auch das sogenannte Weltauge
das
Charleton zuerst beschrieben, und das unter
Wasser Durchsichtigkeit,
Widerschein etc. erlang.
4. prasivs. Der Praser. – Kiesel-Erde ver-
bunden mit 1/55 Kalk-Erde, mit noch we-
niger
Bitter-Erde und Alaun-Erde, und
sehr wenigen von Eisen, Kupfer und
Fluß-
spatsäure.
Vorzüglich zu Kosemitz in Schlesien, von lauch-
grüner Farbe, theils muschlicht im Bruch.
Die hellern Grasgrünen oder Apfelgrünen
Abarten
heissen Chrysopras, spielen theils ins
blaulichte; wie
opalisirend.
5. petrosilex. – Kiesel-Erde mit ohnge-
fähr
1/4 Thon- und 1/40 Kalk-Erde.
1. Der Feuerstein. (pyrrhomachus, Fr. pierre
á fusil, Engl. flint.)
Von verschiedner Farbe und eben so verschied-
nen Graben der Durchsichtigkeit, theils
sauber
dendritisch. Häufigst in Kreitebergen (S. 573)
enthält
oft Versteinerungen zumal von See-
Igeln und zarten
Corallen.
Dahin gehören auch die sogenannten Melo-
nen vom Berge Carmel, die von ihrer Form
und
gewöhnlichen Größe den Namen haben.
Sie sind hohl wie Achatnieren
und die Hölung
ist mit milchweissen kleinen Quarzcrystallen
dicht
überfintert.
In rundlichten dickten Stücken, von brauner
Farbe
in mancherley Nüancen, theils mit überaus
schönen Adern,
dendritischen Zeichnungen etc.
findet sich vorzüglich an den Ufern
des Nils bey
Cana in Ober-Aegypten, doch auch in Arabien
am
rothen Meere etc. Ist nicht zuerst von Paul
Lucas, sondern schon
lange vorher von Pr. Al-
pin beschrieben*).
6. iaspis. Kiesel-Erde mit 1/3 Thon und ohn-
gefähr 1/6 Eisen-Kalk.
Von allen Farben und Zeichnungen wie der
Marmor
oder Achat.
Zu den vorzüglichsten Wartungen gehört der
Bänder
Jaspis worunter sich z.B. der so aus-
nehmend schöne
braun und grün gestreifte Sibi-
rische auszeichnet
Ferner der orientalische Blut-Jaspis (diaspro
rosso antico).
Der Heliotrop, dunkelgrün mit blutrothen
Flecken
u.a.m.
Auch der wahre basaltes oder
lapis aethiopi-
cus der Alten,
aus welchem so viele Alt-Aegyp-
tische Kunstwerke
verfertigt sind (wie z.B. die
Grundlage der schönen Pyramide des
Mycerinus
bey Cairo, die ohnweit davon befindlichen
alten
Gebäude, die ehedem so berufne colossalische
Statue des
Memnon zu Theben, der Brunne
der Verliebten zu Cairo und mehr dergl.
Sar-
cophagen, auch Vüsten u.s.w.) scheint mir
nach
den Stücken zu urtheilen die ich (freylich nur
dem äußern
Ansehn nach) zu untersuchen Gele-
genheit gehabt, eine
Jaspisart ohne Spur eines
vulcanischen Ursprungs, und also von dem
was
wir seit Agricolas Zeiten Basalt nennen, genau
zu
unterscheiden.
Der Sinopel ein mehrentheils grobkörniger
Jaspis
von ziegelrother Farbe in mancherley
Nüancen, zeichnet sich durch
seinen starken Ei-
sengehalt aus.
7. lapis
lazvli. Lasurstein. (sapphirus
der
Alten. Fr. pierre
d'azur.) Kiesel-Erde mit
blauem Eisenfluß und etwas
Gyps.
Von der vortrefflichsten himmelblauen Farbe,
selten
in großen Stücken. Wird zu Kunstarbei-
ten und bann
zur Ultramarinfarbe gebraucht.
8. feldspatvm. – Kiesel-Erde mit Thon-
Schwer-
und Bittersalz-Erde.
Der dritte Hauptbestandtheil des Granits
(vergl. S.
589 und 593). Von blättrigem Ge-
füge aber meist
ausnehmend hart. Gewöhnlich
undurchsichtig. Von mancherley Farben:
weiß,
röthlich etc. einige seltnere feinere Sorten
sogar
Smaragdgrün und Lazurblau. Auch wie Per-
lenmutter schillernd. Theils crystallisirt etc.
Spielt (zumal wenn er vortheilhaft
geschnitten
wird) Pfauenschweifig ins blaue, grüne etc. Hat
den
Namen von dem Lande wo er zuerst entdeckt
worden. Findet sich aber
auch in Ingermanland.
Ein feiner Feldspat von mancherley Farben,
zumal
gelblicht, grünlicht etc. der aber wenn er
geschliffen ist einen
leuchtenden Widerschein giebt,
fast wie die Augen der Katzen im
finstern. Die
schönsten finden sich in Ostindien.
9. granatvs. (Fr. grenat, Engl. garnet.)
Kiesel-Erde mit etwas Thon- und Kalk-
Erde und dephlogistisirtem Eisen.
Die feinern Sorten die mit unter die Edel-
steine gezählt werden, sind vom schönsten dunkel-
roth; und ihre Crystallisation meist
dodecadëdrisch
(tab. III. fig. 9). Die vorzüglichsten find die
Orientalischen und die
Böhmischen.
10. schorlvm. – Kiesel-Erde mit Thon-
Kalk- und
Bittersalz-Erde; und halb-
phlogistisirtem Eisen.
Von sehr mannichfaltiger Verschiedenheit
der
Crystallisation, Textur, mehrerer oder
minderer
Durchsichtigkeit, mehr oder wenigerm glasarti-
gen Ansehen u.s.w. häufig schwarz und grün,
theils in
eccentrischen Strahlen.
11. tvrmalinvs. Aschenzieher. – Kiesel-
Erde
mit Thon-Erde, weniger milder
Kalk-Erde und Eisen.
Von brauner, grüner und schwarzer Farbe,
Letztre
undurchsichtig. Alle zeichnen sich aber
durch die auffallende
Eigenschaft aus, daß ihre
Electricität nicht blos durchs Reiben,
sondern
schon durch bloßes Erwärmen erregt wird etc.
Die braunen finden sich auf Ceilan. Die grü-
nen in Brasilien. Schwarze in Tirol etc. und
von
vorzüglicher Größe in Grönland.
12. vvlcanivs. – Kiesel-Erde mit Thon-
und
weniger Kalk-Erde theils auch mit
etwas Bittersalz-Erde und meist
mit Eisen.
Die vorzüglichsten vulcanischen Producte,
außer den
wenigen die schon oben unter den
Alaun-Erden (S. 588. 592) angeführt
worden.
Von mannichfaltiger Verschiedenheit der
Farbe,
Dichtigkeit etc.
Theils bläsricht, zellicht: wohin z.B.
der
Rheinländische Mühlenstein zu rechnen.
Meist wohl die gleiche Masse wie die gemeine
Lava,
deren Guß aber bey plötzlichem Erkalten
oder durch andere Zufälle,
durch ihre ganze
Dicke in unzählige Säulen zersprungen ist, ohn-
gefähr wie ein nasser Stärke-Klumpe, wenn
er, zumal
beym Feuer trocknet, rissig wird etc.
Diese Basaltsäulen sind von
verschiedener Ge-
stalt, Stärke, Regelmäßigkeit und
Richtung;
meist nemlich stehen sie aufrecht, zuweilen liegen
sie
schräg, und an einigen Orten gar im halben
Mond gebogen mit beiden
Enden in die Höhe
gekehrt. Auf vielen ausgebrannten Vulkanen,
z.
V. auf dem Dransberg in unserer Nachbar-
schaft*); auf dem Weidelsberg an der
Hessi-
schen und Waldeckischen Grenze und
anderwärts,
finden sie sich ziemlich unförmlich, rauh, krumm
etc.
Die bey Stolpe, das daher seinen Namen hat**),
find schon ungleich gerader, auch von
dichterm
Korn. Die bewunderungswürdigsten von allen
aber find
vollends die so äußerst regelmäßig ge-
gliederten
Basalte, da jede Säule aus genau
auf einander passenden Gliedern,
fast wie ein
Rückgrat aus Wirbeln, besteht. So die beru-
fene Fingals-Höhle auf der Schottischen Insel
Staffa,
vor allen andern aber der Riesen-Damm
(Giant's-Causway) an der Nordküste von Ir-
land,
der aus mehr als 30,000 solcher Säulen,
deren jede meist 20 Zoll und
drüber im Durch-
schnitt, und eine Hohe von 15 Fuß
hat, die
dicht an einander stehen, und öden eine große
[Seite 606] gangbare Ebne
bilden. Sie sind von unbestimm-
ten Seiten, doch meist
fünf- oder sechseckicht,
(tab. III. fig. 11.) und die ganz unzähligen Glie-
der, aus denen sie zusammen gesetzt sind,
von
ungleicher Höhe, die häufigsten 8 bis 12 Zoll
hoch, jedes
etwa 200 Pfund schwer, und was
das sonderbarste ist, fast
durchgehends auf der
einen Seite convex, auf der andern
concav
(fig. 11. a.
b.), am Rande ausgeschweift, und
die Ecken fast wie an einer
Krone zugespitzt*).
Meist nur in kleinen Nestergen als
sogenannte
Fritten sowohl in den alten ausgebrannten als
in den
noch jetzt brennenden Vulcanen. So
z.B. in den Laven des Dransbergs
in unsrer
Nachbarschaft sowohl als in denen des Vesuvs etc.
Theils aber auch in großen Massen, meist
von
schwarzer Farbe, und ebenfalls in den jetzi-
gen
Vulcanen so gut als in denen die nach der
obigen Vermuthung (S. 231)
bey Umschaffung
unsrer Erde gebrannt haben mögen. So z.B.
von
erstern der sogenannte Isländische Achat,
und hingegen von den
letztern vollkommen ähn-
liches schwarzes Glas unter
den Laven vom
Ararat die Hr. D. Reineggs ans
academische
Museum geschenkt hat.
4. Bimsstein. (pumex. Fr.
ponce. Engl. pu-
mice)
Von weisser, grauer, schwarzer etc. Farbe.
Meist
von fasrichter Textur fast wie ein fester
Asbest, womit er auch
ohnehin manche Ver-
[Seite 607] wandtschaft zeigt, scharf anzufühlen.
Ueberaus
leicht, so daß er auf dem Wasser schwimmt.
Zu
mancherley Gebrauch für Handwerker, und
in den Bädern bey den
Morgenländern so wie
ehedem bey den Alten die Haut damit zu
reiben.
13. arenarivs. Sandstein. (Fr. grés. Engl.
freestone.) – Kieselsand mit Kalk oder
Thon
oder Eisen etc. zusammengeküttet.
Dieses und die nächstfolgenden drey Geschlech-
ter sind zusammengebackne Steinalten, wo
Kiesel in
größern oder kleinern – mehr oder
weniger gleichförmigen –
rundlichen Körnern
oder eckichten Brocken, entweder blos unter
sich
oder mit andern Steinarten zusammeng küttet,
oder auch in
eine andre Grundmasse wie einge-
knetet ist.
Hier, der Sandstein besteht aus Aggregaten
von
feinern oder gröbern Sandkörnern, (an
welchen zuweilen noch die
Spuren der Quarz-
crystallisation zu erkennen sind)
von verschiedner
Farbe, die durch die angegebnen
veschiednen
Arten von Cäment zusammengebacken sind.
Durch was für Revolutionen aber der Quarz
erst zu
Sand zerrieben – und dieser dann wie-
der zu Sandstein
[und zwar in theils Gegenden
zu ganzen großen Gebirgen dieser
Art*)] zu-
sammengebacken worden, bleibt bis jetzt ein
cosmogentsches
Problem.
Zu den besonders merkwürdigen Sandstein-
arten gehört der von Fontainebleau in rhomboi-
dalen Crystallen; die doch aber blos als
eine
secundäre Crystallisation (S. 597. N. *) an-
zusehen sind.
Der kürzlich vom neuen wieder berühmt
wordne
biegsame Stein ist ein glimmeriger Sandstein den
man
schon vor anderthalbhundert Jahren sehr
gut gekannt und
beschrieben*).
Quaderstein, Mühlstein, Wetzstein, Filtrir-
stein etc. sind alles einfacherere oder zusammen-
gesetztere Abarten des Sandsteins.
14. porphyrites. – Kiesel-Körner in eine
mehr oder weniger
thonichte Grundmasse
eingeknetet.
Die eigentlichen Porphyre und andre zu die-
sem Geschlecht gehörige Steine haben eine ein-
förmige, meist Jaspisartige, Grundmasse, worin
die
Brocken von Quarz, Feldspat etc. wie in einen
Teig gleichsam
eingeknetet sind.
Die schönste Art ist der dunkelrothe
oder
eigentlich sogenannte Porphyr, der pyrthopoe-
cilon der Alten, den sie meist aus
Arabien er-
hielten*), wo z.B. der St. Catharinenberg
[Seite 609] oberhalb des Sinai ganz
daraus besteht, und der
wegen seiner gleichsam unbändigen Härte so
müh-
sam zu bearbeiten ist.
Dann der grüne (Serpentino verde antico)
u.s.w.
Der sogenannte Puddingstein,
mancherley
Kieselartige Breschen (vergl. oben S.
575),
Wurststein, Mandelstein, Fruchtstein, auch
die Nagelfluhe
der Schweizer-Alpen und die
graue Wacke in den Gang-Gebirgen des
Har-
zes (vergl. §. 228. II.) – sind alles im
Grunde
modificirte Abartungen dieses Geschlechts.
15. gnevsvm. – Quarz, Glimmer, Stein-
mark etc.
blättrig zusammengeschichtet.
Zum Gneusgeschlechte gehören auch das Lin-
néische saxum metalliferum, der
Gestellstein
u.a.m.
Ueberhaupt hat der Gneus mit dem Granit
nahe
Verwandschaft, und fließt in theils Ge-
genden so zu
sagen durch unmerkliche Uebergänge
mit ihm zusammen. (vergl. §. 228.
II.)
16. granites. – Quarz, Glimmer, Feld-
spat etc.
in eckichten Brocken zusammen-
gebacken.
Der Granit, diese ehrwürdige Gebirgsart,
von deren
Lagerstätte oben die Rede war (§.
228. I.) findet sich in mancherley
Verschiedenheit
der Mischung, Festigkeit, Farbe etc.
Gemeine Arten find z.B. der sogenannte Hei-
denstein vom Brocken u.a. dergl. Grund-Ge-
birgen des Harzes. – Der Geisbergerstein
der
Schweizer-Alpen u.a. dergl. mehr.
Von letztern, habe ich einige ausnehmende
Stücke
vom St. Gotthard mitgebracht au deren
jedem alle drey Bestandtheile
des Granits aufs
vollkommenste crystallisirt zu sehen find.
Quarz-
crystallen nemlich: crystallisirter Feldspat:
und
die sechseckichten Glimmerscheibgen (S. 589
und 594).
Zu den edlern Granitarten gehören vorzüglichst
die
beiden schönten antiken Granite, der schwarz
und weisse nemitch; und
der roth and weisse, die
beide aus Ober-Aegypten kommen, wo
Metlen-
lange Gebirge, das Nil-Bette in der
Gegend
von Syene, die dortigen Inseln etc. alle aus
diesen
ausnehmenden Graniten bestehen: und
woraus die der Vergänglichkeit
trotzenden Denk-
male des Alterthums, die Säule des
Pompeius
bey Alexandrien, der vorgebliche Sarg des
Cheops in der
großen Pyramide etc. und beson-
ders die Obelisten
verfertigt worden: denen
aus unfern Zeiten blos die allgemein
berühmte
Basis zur Falconetischen Statue Czaar Peters
des Großen
beygesellt werden kan, die bekannt-
lich aus dem
einzigen ungeheuren Granit-Block-
besteht, der in
einem Sumpfe am Finnischen
Meerbusen gefunden, und seines Gewichts
von
drey Millionen Pfund ohngeachtet, glücklich
transportirt
worden*).
Zwey annoch räthselhafte mineralische Kör-
per die
nemlich weder unter die wirklichen Erd-
arten, noch
doch auch füglich unter die Erd-
harze (womit sie
sonst manche Aenlichkeit zeigen)
gebracht werden können, sind 1. der
Demant;
und 2. das Reißbley.
1. adamas. Demant. (Fr. diamant. Engl.
diamond.).
Der härteste und kostbarste von allen bekann-
ten Körpern; und doch, wie Newton
gleichsam
geweissagt und nachher besonders die Kaiser-
probe erwiesen hat, seines prächtigen
Namens
ohngeachtet, im Feuer sehr vergänglich, da er
nicht
einmal die Hitze aushält die zum raffiniren
des Silbers nöthig ist,
sondern darin verfliegt,
sogar in kleine Flämmgen hervorbricht, und
blos
etwas Rus zurückläßt.
Das er stärker als andre Edelsteine licht an-
zieht hat zumal Beccaria erwiesen.
Seine Crystallisation ist mehrentheils so wie
sie
der alte Ritter Maundevile*) aus dem
vier-
zehnten Jahrhundert in seiner Meerfahrt
zum
heiligen Grabe etc. beschreibt: nemlich mit acht
gleichen
dreyseitigen Flächen (tab. III. fig. 5).
Er ist von blättriger Textur und soll
eigentlich
ohne alle Grundfarbe, sondern rein wie ein
Thautropfe
seyn, aber alle Farben mit vollem
[Seite 612] Feuer zurückwerfen. Doch werden einige Abar-
ten von gefärbten Demanten ihrer ausnehmen-
den Schönbert wegen den völlig ungefärbten
wohl noch
vorgezogen, wie z.B. die grünen
wovon ein vorzügliches Stück im
academischen
Museum befindlich ist, – so auch blaue, und
theils
rothe. Demanten. – Die gelbe oder
bräunliche Färbe hingegen wird für
einen Fehler
angesehen, so wie vollends eingesprengtes Pul-
ver etc.
Die schönsten Demanten kommen aus den al-
ten Felsen von Decan, Golconda, theils werden
sie
auch in Flüssen gefunden. – Die Brasili-
schen sind
ungleich weniger schön.
Daß schon die Alten in Demant gegraben
hätten,
bleibt alles gegen einander erwogen,
doch ganz unwahrscheinlich*). Vermuthlich
war
Ludw. Berquen der erste, der 2. 1475 einen De-
mant geschliffen hat**).
Von einem weichen feinkörnichten
gleichsam
glimmerigen abfärbenden Gewebe, und
dunkeln
Bleyähnlichen Glanze. Hält Luftsäule und ver-
flüchtigt in starkem offnen Feuer fast gänzlich.
Die geschmeidigsten feinsten Sorten finden
sich
blos zu Keswig in Cumberland, und werden be-
kanntlich zu Bleystiften geschnitten.
Die gröbern Arten geben die sogenannte Ei-
senfarbe der Ofensetzer, und werben zu
Ipser
Schmelztigeln verarbeitet.
Die Salze lassen sich in sattsamer Menge
kochenden
Wassers auflösen, und geben einen
eignen specifiken Geschmack. Wenn sie
aufge-
löset gewesen und nun das übrige Wasser ver-
dunstet, so schießen die mehresten in mehr oder
weniger
durchsichtige Crystallen von bestimmter
Form an.
Alle Salze lassen sich unter folgende drey
Ordnungen bringen:
I. Acida. Säuren. Haben den
Namen von
ihrem Geschmack, und färben mehrentheils
den Veilchensyrup
u.a. blaue Pflanzen-
säfte roch.
II. Alcalina. Laugensalze von
scharfem bren-
nenden Geschmack, färben den Veilchen-
syrup grün.
III. Neutra. (s. media s. composita.) Mit-
telsalze
die durch Verbindung der Sauren-
mit Laugensalzen, oder
auch mit gewissen
Erden und metallischen Substanzen entste-
hen und meist jenen Pflanzensäften ihre
blaue Farbe
unverändert lassen.
Außer der Luftsaure und dem Sedativsalz
wird schwerlich eine der
nachstehenden Sauren
ganz rein und unverbunden in der Natur
gefun-
den. – Ueberhaupt aber sind sie nächst
dem
Feuer die stärksten Auflösungsmittel in der Na-
tur, daher ihrer Verbindung mit manchen Erd-
arten
schon oben mehrmalen Erwähnung gesche-
hen, und ihrer
unten als Vererzungsmittel eben-
falls oft gedacht
werden wird.
Die drey ersten unter den nachstehenden
Säuren haben vorzugsweise den
Namen der
mineralischen Säuren.
1. acidvm vitrioli. Vitriolsäure.
Ihrer Verbindung mit den reinen Erbarten
außer der
Kiesel-Erde ist schon gedacht worden
(§. 244). Mit Phlogiston womit
sie (so wie
mit dem Wasser) große Verwandschaft oder An-
ziehungskraft hat, macht sie Schwefel. Concen-
trirt hat sie den unschicklichen Namen Vitriolöl.
2. acidvm nitri. Salpetersäure.
Wird bey weitem am häufigsten in
faulenden
thierischen oder vegetabilischen Substanzen ge-
funden. Concentrirt heißt sie Salpetergeist:
und
dieser mit Wasser verdünnt, Scheidewasser.
3. acidvm
mvriaticvm. Kochsalzsäure, See-
salzsäure,
(auch schlechtweg Salzsäure).
Hat einen specifiken Geruch. Mit der vori-
gen vermischt giebt sie das Königswasser.
4. acidvm aërvm (aër fixus). Luftsäure.
Findet sich im Mineralreiche hin und wieder
in
Luftförmiger Gestalt, wie z.B. in der grotta
del
cane, in der irrig sogenannten Schwefel-
höhle
bey Pyrmont etc.
Sonst auch in Sauerbrunnen, die von ihr
den
säuerlichen Geschmack haben.
Ferner in Verbindung mit Erdarten (S. 569.
581.
586); und mit metallischen Substanzen.
5. acidvm arsenicale. Arseniksäure.
Giebt mit Phlogiston den weissen Arsenik.
6. acidvm
lapidis ponderosi. Tungstein-
säure.
Macht mit Kalk-Erde den Tungstein (S. 577).
Hr.
d'Elhuyar versichert sie mit Phlogiston zu
einem eignen Metall
gemacht zu haben.
7. acidvm flvoris. Flußspatsäure.
Macht mit Kalt-Erde den Flußspat (S. 576).
Greift
sogar Kiesel-Erde und Glas an.
8. acidvm
boracis. Boraxsäure. (Homber-
gisches
Gedativsalz.)
Läßt sich in trockner Gestalt als
glimmernde
schuppichte Blättgen darstellen. So hat sie Hr.
Höfer
aus mineralischen Wassern im Florentini-
schen
erhalten, und völlig eben so habe ich sie
aus dem abgedampften
Wasser der Cerchtaco-
See in Sibirien vor mir.
9. acidvm molybdenae. Wasserbleysäure.
Im Wasserbley (molybdena). Soll
ebenfalls
so wie die Tungsteinsäure mit Phlogiston ein eig-
nes Metall geben. Hat sonst viel Aehnlichkeit
mit der
Arseniksäure.
10. acidvm svccini. (Sal volatile
succini.)
Bernsteinsäure.
Macht mit Bergöl den Agtstein.
11. acidvm phosphorevm. Phosphorsäure.
Findet sich häufiger in vegetabilischen und zu-
mal in thierischen Substanzen (im Harn, in
den
Knochen etc.) wo sie in Verbindung mit Phlogiston
den
bekannten Harn-Phosphorus giebt. Doch
hat man sie auch im
Mineralreiche, z.B. im
grünem Bleyspat etc. gefunden.
1. alcalia fixvm minerale. (Natrum,
–
nitrum der Alten.) Feuerfestes
minerali-
sches Laugensalz (Borech der
Persianer,
Kien der Schinesen etc.)
Ist zwar so wie es in der Natur gefunden
wird
wenigstens mit Luftsäure verbunden, die
doch aber sehr leicht davon
ausgetrieben, und in
so fern dieses Salz für ein natürliches
minerali-
sches Alkali anzunehmen ist.
Theils locker mit Thon-Erde vermischt, wie
um
Debrezin etc. in Hungarn, wo man es
zur Seife braucht, auch den
Schafen giebt etc. -
theils aber auch derb
crystallinisch wie das aus
der Barbarey das sich in großen
Fingerskicken
Schichten findet. Die alten Aegyptier beizten
ihre
Leichen einen Monatlang in diesem Salze
ein, ehe sie dieselben zu
Mumien bereiteten: und
den Kaufleuten am Ufer des Belus soll es
be-
kanntlich zur Erfindung des Glasmachens
Anlaß
gegeben haben. Noch jetzt wird es in den Mor-
genländern häufigst zu diesem letztern Zweck, so
wie zur Seife,
zum Bleichen und Färben der
Zeuge, auch in Aegypten zur Speise und
zum
Brodteig verwandt.
Auch der fälschlich sogenannte Salpeter der
aus
feuchten Mauren wie wollichter Schimmel etc.
ausschlägt, ist ein
unreines Natrum.
2. alcali
fixvm vegetabile. Feuerfestes
vegetabilisches
Laugensalz.
Wird (mit Luftsäure verbunden) in manchen
Wassern,
und in einigen Alaunerzten gefunden.
3. alcali volatile. Flüchtiges Laugensalz.
Verflüchtigt mit einem durchdringenden gleich-
sam stechenden Geruch: findet sich häufiger im
Thier-
und Pflanzenreich (z.B. in Verbindung
mit der Phosphorussäure als
sal microcosmicum
s. essentiale vrinae in
unserm Körper): bey dem
innigen Verhältnis aber worin diese
organisirten
Reiche mit dem unorganischen stehen (§. 225.
235.
256) ebenfalls in diesem. Z.B. blos mit
der Luftsäure verbunden,
schon in der Garten-
oder Damm-Erde (humus).
1. tartarvs vitriolatvs. Vitriolisirter
Weinstein. –
Vitriolsäure mit vegetabi-
lischem Laugensalz.
Soll zuweilen in einigen Erden enthalten seyn.
2. sal
mirabile Glauberi.
Glaubers
Wundersalz. – Vitriolsäure mit festem
mineralischen
Laugensalz.
Auch hin und wieder in der Erde, und in
Salzwerken:
theils auch in mineralischen Was-
sern (in Hungarn
etc.).
3. magnesia. Bittersalz. – Eine der drey
mineralischen
Hauptsäuren (S. 615) mit
Bittersalz-Erde (S. 581).
1. Vitriolata. Englisches Salz. (Epsomer-
Seidschützer-Sedlitzer-Salz.)
In Mineralwassern. Dock auch hin und wie-
der in trockner Gestalt. Vorzüglich häufig
in
Savojen, um Servoz etc.
4. alvmen. Alaun. (Fr. alun. Engl. alum.) -
Vitriolsäure mit Alaun-Erde (S.
586).
Hin und wieder in mineralischen Wassern,
trocken
aber auch in Schiefern, Steinkohlen,
[Seite 621] Laven etc. Besonders in
mancherley eigentlich so-
genannten Alaunerzten (wie
die im Kirchenstaate
woraus der Römische Alaun gewonnen
wird)
theils fadicht oder wollicht als Federalaun (alu-
men plumosum).
5. vitriolvm. Vitriol. – Vitriolsäure mit
einem metallischen
Kalke.
Besonders sind folgende drey Gattungen
zu
merken:
Von grüngelber Farbe. – Hierher gehört
auch der
Atramentstein.
Saphirblau etc. so z.B. im Rammelsberge bey
Goslar
und in andern Kupfer- oder Cament-
Wassern.
Von weisser Farbe. Ebenfalls im Rammels-
berge etc.
6. nitrvm. Salpeter. – Salpetersäure mit
Laugenfalz.
Salpetersäure mit festem vegetabilischen Lau-
gensalze, sowohl trocken (zumal häufig in Ost-
indien) als in mineralischen Wassern.
Salpetersäure mit festem mineralischen Lau-
gensalze.
7. mvria. (sal culinare.) Kochsalz,
Meer-
salz. – Salzsäure mit festem
mineralischen
Laugensalz.
Darunter vorzüglich folgende zwey Abarten
zu
merken:
Mehr oder weniger durchsichtig und rein.
Auch von
verschiednem Korn: theils fasricht etc.:
meist von weisser Farbe;
aber auch Ziegelfarben,
oder Saphirblau etc. – hält auch zuweilen
Was-
sertropfen in sich eingeschlossen.
Findet sich oft in der Nachbarschaft des Gyp-
ses: in Siebenbürgen theils zwischen umberarti-
ger Holzkohle von welcher ich Stückt besitze die
mit
starken Adern des reinsten Steinsalzes aufs
sauberste durchzogen
sind. In Savoyen gar in
Gang-Gebirgen.
Nirgend aber bricht es in so unsäglicher
Menge als
in den berühmten Polnischen Sali-
nen unter Bochnia
und Wieliczka, die nun schon
seit der Mitte des dreyzehnten
Jahrhunderts in
solchem Ueberfluß Steinsalz liefern, daß
wohl
eher 400,000 Centner davon vorräthig gelegen
haben, und
über 500 Arbeiter in den viele hun-
dert Lachter weit
sich, erstreckenden Gruben*)
beschäftigt sind.
Letztres wird häufigst an vielen Orten in Eu-
ropa gewonnen, die theils davon ihren Namen
haben. So
z.B. in Deutschland die so Hall
heißen; in England die so sich auf –
wich
enden.
8. ammoniacvm. Salmiak. – Salzsäure
mit flüchtigem
Laugensalz.
Haufig in den Laven. Vorzüglich derb in
den
Persianischen Vulcanen. Ganz ausnehmend
schön crystallisirt, theils
schneeweis theils Bern-
steinfarb (mit Schwefel) auf
dem Aetna. Sonst
auch als weisses Pulver – Aufgelößt in man-
chen mineralischen Wassern.
9. borax (chrysocolla). Tinkal. –
Seda-
tivsalz mit festem mineralischen Laugensalz.
Kommt aus Bengalen, Tibet etc. in schmuzig-
grauen fettigen Crystallen, die dann erst in Hol-
land zum gemeinen Materialisten-Borax raf-
finirt werden.
Die Erdharze sind diejenigen mineralischen
Körper
die sich nicht wie die Salze im Wasser,
aber, wenn sie rein sind, in Oel
auflösen, und im
Feuer mit einer Flamme oder doch glimmend
und dabey
meist mit einem harzichten oder schwef-
lichten Geruche
brennen, daher sie auch brenn-
bare Mineralien genannt
werden. Manche
geben auch ohnedem und andre doch wenn sie
nur
gerieben werden einen eignen dergleichen Ge-
ruch von
sich. Einige sind flüssig: von den
trocknen aber die mehrsten vorzüglich
stark idio-
electrisch. Die mehresten sind so leicht daß
sie
auf dem Wasser schwimmen.
Ihre Haupteigenschaft die auszeichnende
Brennbarkeit erhalten sie von der
Menge des
brennbaren Wesens oder Phlogistons das den
vorzüglichsten
Bestandtheil in ihrer Mischung aus-
macht: des
merkwürdigen Grundstoffs dessen
Daseyn in allen drey Naturreichen aus
seinen
Erscheinungen – zumal in der Verbindung mit
[Seite 625] dem Feuerwesen – offenbar
erhellet; obschon
seine wahre Natur erst noch nähere
Aufklärung
bedarf.
1. svlphvr. Schwefel. (Fr. soufre, Engl.
brimstone.)
Beym Schwefel ist sein Phlogiston mit Vi-
triolsäure verbunden; er brennt mit einer blauen
Flamme, und einem
stechenden durchdringenden
Geruch.
Vorzüglich findet er sich unter folgenden Ge-
stalten:
1. Gediegner- oder Jungfern-Schwefel.
(Sulphur natiuum.)
Findet sich theils derb, (– wie z.B. sehr
schön bey
Lauenstein im Hannoverschen; so auch
im Berner Gebiet; bey der Solfatara
auf den
campis phlegraeis; auf den Liparischen
In-
sein etc. –) theils mehr oder weniger durchsich-
tig, und crystallisirt; theils aber auch mehlicht
oder
haaricht etc. in den Cratern der jetzigen
Feuerspeyenden Berge, in
warmen Bädern (wie
z.B. zu Baden im Argau etc.).
Ist Schwefel mit Kalk verbunden: zumal
in
Schwefelwassern die davon den eckelhaften Ge-
ruch
wie faule Eyer haben, (wie z.B. zu
Schinz nach im Argau etc.).
3. Schwefelkies, Marcasit (pyrites).
Schwefel mit vielem Eisen verbunden (zuwei-
len auch noch außerdem mit Arsenik, oder Kupfer,
oder
auch mit etwas Silber und Gold) daher
[Seite 626] er seine fast Messingartige Farbe, Schwere
und
übriges metallisches Ansehen erhält. Er ist meist
durch die
stanze Erde verbreitet, und der meh-
reste Schwefel wird
(durch Rösten oder auf andre
Weise) aus ihm gewonnen. Wegen seiner
aus-
nehmenden Härte warb er auch vor Zeiten
statt
Feuerstein gebraucht: und da er eine schöne Po-
litur annimmt zu allerhand Flitterstaat (unter
dem Namen von
Gesundheitsstein) verar-
beiter.
Er findet sich in mancherley
Crystallisationen,
besondere cubisch, (– theils von
ausnehmender
Größe wie die Goldhaltigen Kieswürfel von Ca-
tharinenburg in Sibirien –) da die Würfel meist
mit einer
braunen Rinde überzogen, und ihre
Flächen aus eine unbegreiflich
sonderbare Weist
gestreift find, so daß nemlich blos die
Streifen
von den beiden einander gerade entgegengesetz-
ten Seiten in ihrer Richtung mit einander über-
einstimmen, und hingegen den Streifen der zu'
nächst anstoßenden
übrigen vier Flächen ganz
zuwider laufen (tab.
III. fig. 10). Von der
Art find die sogenannten
Incasteine.
Die Kiescrystallen finden sich nicht so häufig
einzeln
als hingegen drusicht zusammengewach-
sen, in mancherley
Gestalten, oft kuglicht als
Kiesballe, Kiesnieren etc. oder auch
Trau-
benförmig, röhricht u.s.w.
Die Gattungen dieses Geschlechts bestehen
aus
Phlogiston mit Säuren und Kalk-Erde, und
sind theils flüssig,
theils schmierig-zähe, theils
fest, theils brüchig.
Ueberhaupt aber hat der Ursprung der Erd-
harze dieses und der übrigen nachstehenden Ge-
schlechter noch viel rätselhaftes*).
1. Natürliche Naphtha, eigentlich sogenann-
tes Steinöl.
Zumal häufig in Persien auf den sogenannten
brennenden
Feldern wo entzündete Stellen lange
Zeit mit einer blauen Flamme
lodern.
Von Farbe und Consistenz meist wie Theer;
theils sandig
schmierig, wie der bey Winsen im
Hannoverschen wo man ihn seit 100
Jahren gräbt
und statt Wagenschmiere gebraucht.
Aus der Moldauischen Maltha ließ Hr. Ba-
ron von Asch im Türkenkriege a. 1770 zur Pest-
zeit eine
Digestivsalbe verfertigen und mit großem
Nutzen gebrauchen.
Von dieser festern Gattung Erdharz verdienen
vorzüglich
folgende drey Abarten besondre Er-
wähnung:
a) Das mineralische Federharz.
Findet sich zu Castletown in Derbyshire, und
hat seinen
Namen von der sonderbaren Elastici-
tät, da es wie das
Cahutchuc (§. 179) dem
Drucke nachgiebt und doch gleich wieder in
seine
vorige Gestalt zurückschnellt.
b) Die mineralische Mumie, der
Bergbal-
sam. (Pers. muminahi.)
Dieses wegen der ihm von den
Morgenländern
zugeschriebnen Heilkräfte so hochgehaltne
kostbare
Erdharz ist von dunkelbrauner Farbe und einem
angenehmen
balsamischen Geruche. Es findet
sich blos in einigen Bergklüften in
Persien, und
seine ursprüngliche Benennung ist erst im drey-
zehnten Jahrhundert auf die alten
ägyptischen
einbalsamirten Leichen (die vorher gabbaras
hießen) transferirt worden: wenigstens ist
Nic.
Myrepsus der erste Grieche bey dem ich das
Wort Mumie von
diesen Leichen gebraucht finde.
Vorzüglich auf dem todten Meere. Ward von
den alten
Aegyptern mit in einige ihrer Compo-
sitionen genommen,
womit sie ihre Leichen zu
Mumien balsamirten.
3. lithanthrax. Steinkohle. (Fr. houille,
charbon de terre, Engl. coal.)
Hält Bergöl gewöhnlich mit etwas Thon-
Erde und Schwefelkies verbunden: von schwar-
zer Farbe
und schiefrigen oder muschlichten Bru-
che. Nach aller
Wahrscheinlichkeit vegetabili-
schen Ursprungs.
Wieder von mancherley Abarten nach der Ver-
schiedenheit des Gefüges, der Festigkeit etc.
So z.B. a) Schieferkohle von
blättriger
Textur: weicher und im Feuer nicht so
dauerhaft als die
folgende:
b) Glanzkohle von festerm Korn,
bricht
mehr würflicht, glänzend.
Die Steinkohlen überhaupt liegen in Flözge-
birgen, theils in unermeßlicher Menge; wie
z.B. die
berühmten Kohlengruben in Newcastle,
die wohl 30000 Menschen und 1500
Schiffe in
Arbeit setzen, und die nun wirklich unter den
Boden des
Meeres weggetrieben sind und Kriegs-
schiffe über der
Arbeiter Köpfen seegeln.
2. Der schwarze Bernstein, Gagat. (Fr.
jays, jayet, Engl. jet.)
Von einem vorzüglich feinen, festen, und doch
nickt zu
spröden Korne, so baß er sich polieren
und zu Kunstsachen verarbeiten
läßt. Bricht
häufig im Schwarzwald.
Von der sogenannten Holzkohle oder
tauben Kohle, die ein wahres foßiles Holz
ist, das durch
Erdcatastrophen m seine jetzige
Lagerstätte gekommen, sprechen wir
fügli-
cher unten, wann von den übrigen
Fossilien
dieser Art die Rede ist.
Beyläufig ist ihrer auch schon Erwähnung
geschehen (S.
622).
Die mehreste Umbererde ist wohl aus
der Verwittrung
solchen fossilen Holzes ent-
standen (vergl. S. 587).
Der vegetabilische Ursprung des Torfs ist vol-
lends ganz handgreifilch. Es ist feines Wurzel-
gestrüppe von Moos- und Gras-Arten (zumal
von sphagnum palustre, carex cespitosa etc.)
[Seite 630] die in moorichtem Grund wachsen
und da mit
Bergöl durchzogen werden*).
Wie schnell sich dieses Gestrüppe erzeugt und
wenn es
gestochen worden regenerirt, hat man
aus zufälligen Bemerkungen ersehen:
da z.B.
im Gröningischen Torf einmal in einer Tiefe
von 30 F. eine
Münze von einem der Gordiane
gefunden worden, u. dergl m.
Nachdem er mehr oder weniger von der vege-
tabilischen Wurzel Textur behalten hat, wird er
auch in mehrere
Abarten gebracht. Im ersten
Fall heißt er Rasentorf, im andern
hingegen
Moortorf u.s.w.
5. svccinvm. Bernstein, Agtstein, (electrum.
carabé, Fr. ambre
jaune, Engl. ambre.)
Dieser so ausnehmend schöne Naturkörper
zeichnet sich
besonders durch eine eigne Säure
aus die von ihm den Namen hat, und
giebt
wenn er schmilzt oder brennt einen angenehmen
Geruch.
Gewöhnlich ist er von gelber, bald hellerer
oder
dunklerer Farbe, mehr oder weniger durch-
sichtig, theils
klar wie ein Topas, und von
vorzüglicher Härte, daher er sich zu
Kunstsacken
verarbeiten, drechseln, poliren läßt etc.
Die
Electricität die man an ihm zuerst wahrgenom-
men,
hat daher ihren Namen erhalten. Oft
schließt er Nischen Moos oder kleine
Insecten ein,
und zwar meist Mücken, Motten, Spinnen,
Ameisen etc.
Aber wohl schwerlich Wasser-In-
[Seite 631] secten oder gar Amphibien und
Fische. Jene
Erscheinung und dann auch überhaupt das An-
sehen mancher Stücke, desgleichen ich einige
von Hrn.
Hofr. Metzger erhalten, die offenbar
an Baumrinde herabgeflossen und
sonst getröpfelt
sind etc. auch des seel. Scheele chemische Unter-
suchung des Bernsteins etc machen die Meynung
von dem
vegetabilischen Ursprung immer wahr-
scheinlicher.
Er wird in vielen Gegenden der Erde theils
ausgegraben
theils ausgefischt. In größter
Menge und theils in ausnehmender
Schönheit
im Curischen und frischen Haff und auf Mada-
gascar.
6. ambra. Amber. (Fr. ambre
gris, Engl.
ambergrise.)
Diese räthselhafte kostbare Substanz ist meist
von
grauer Farbe; doch auch theils weiß, theils
schwarz etc. Verbreitet
einen ausnehmenden
Wohlgeruch, weshalb sie vor einigen
hundert
Jahren ganz allgemein zum parfumiren, als
sogenannte
Biesamäpfel etc. gebraucht ward. In
mäßiger Wärme schmilzt die Amber wie
Wachs.
Sie wird (zumal bey den Molucken etc.) aus der
See gefischt
oder an den Küsten aufgelesen. Zu-
weilen findet man sie
auch in den dicken Där-
men des Pottfisches (S. 146) der
davon zu er-
kranken scheint. Dieß hat neuerlich einmal
die
alte Meynung des Fallopius und vieler nachfol-
genden Naturforscher wieder rege gemacht, als
ob die Amber wohl
thierischen Ursprungs, ein
widernatürlich verhärteter Unrath jenes
Wall-
fisches sey. Aber sie kan ja auch zufällig
von
dem so gefräßigen Ungeheuer verschluckt werden
[Seite 632] und dann unverdaut in seinen
Därmen zurück-
bleiben und das Thier dabey abzehren etc.
Und
da die Amber wie Wachs erweicht und der Fisch
warmblütig ist, so
ist auch kein Wunder wenn
sich, wie man gefunden, andre
unverdauliche
Reste seines Fraßes, wie z.B. die Schnäbel
der
Dintenfische (S. 472) mit hinein ballen. Ohne-
hin
aber scheint die neuerlich in Ostindien ange-
stellte
chemische Analyse der Amber jenen vor-
geblichen
thierischen Ursprung derselben gänzlich
zu widerlegen.
Die Erzte endlich sind diejenigen Mineralien
die
sich, wenn sie rein sind, durch ihre ausneh-
mende Schwere
und glänzendes metallisches An-
sehen auszeichnen. Sie
sind auch dann immer
gänzlich undurchsichtig und die mehresten
lassen
sich unter dem Hammer ohne zu zerspringen aus-
dehnen und breitschlagen. Sie sind alle entwe-
der im
Scheidewasser oder im Königswasser auf-
lösbar, und werden
(das Quecksilber ausgenom-
men) im Feuer theils leichter
theils schwerer zum
Fluß gebracht, und nehmen erst beym
Abkühlen
ihre vorige Festigkeit an. Auch sind sie die voll-
kommensten electrischen Leiter.
Sie scheinen wohl ohne Ausnahme vorzüglich
einen dreyfachen Grundstoff in
ihrer Mischung
zu enthalten. Phlogiston (§. 248) nemlich,
dann
eignes metallisches Salz, und eine eigne
wies scheint dem Ansehn nach
talkähnliche Erde*).
Durch ihre Verbindung mit dem Phlogiston
erhalten die Erzte ihr
eigentlich metallisches An-
sehen, Geschmeidigkeit etc.
die ihnen mit dem
Verlust desselben eingeht. So manches
dunkle
freylich auch noch über diesem brennbaren Stoff
liegt, so ist
doch vollends die wahre Natur des
salinischen Theils der Metalle und
ihrer Erde
noch weit weniger aufgeklärt.
Anm. Bevor es wird ausgemacht seyn ob jene
Be-
standtheile den verschiednen Erzten im Grunde
von
einerley Art sind, und dieser ihr verschiednes An-
sehen u.a. Eigenschaften also blos von dem ver-
schiednen Verhältnis der Menge und Mischung
jener Bestandtheile,
abhängt, ehe läßt sich auch
wohl die berüchtigte Frage von der
Möglichkeit der
Verwandlung der Metalle nicht entscheiden. –
So weit
ich entfernt bin eine einzige von allen den
mir bekannten
Goldmacherhistörschen für wahr zu
halten, so unphilosophisch scheint es
mir, die
absolute Unmöglichkeit der Metallverwandlung à
priori demonstriren zu wollen.
So mannichfaltig und ungleich auch das
Ansehen ist, unter welchem sich
fast jedes Metall
in der Natur zu finden pflegt, so lassen sich
doch
alle diese Verschiedenheiten füglich auf zwey
Hauptarten
zurückbringen.
Entweder nemlich finden sich die Erzte ge-
diegen (metallum natiuum s. nudum Fr. metal
[Seite 635] vierge) d.h. in ihrer wahren metallischen
Ge-
stalt; oder aber vererzt (metallum
mineralisa-
tum), so daß ihnen entweder der Mangel
eines
ihrer eigenthümlichen Bestandtheile (– zumal
des Phlogistons,
da sie verkalkt heißen –);
oder hingegen die innige Verbindung einer
frem-
den Säure oder des Schwefels etc. mit
derselben,
mehr oder weniger von ihrem eigentlich metalli-
schen Ansehen benimmt, ihre Gestalt verändert etc.
Man theilt übrigens insgemein die Metalle
selbst in sogenannte Ganze- und
in Halb-Me-
talle, und begreift unter dem letzten Namen
die-
jenigen die nicht so geschmeidig sind als
die
erstern und im Feuer schneller verändert wer-
den
etc. Gold, Platina, Silber, Quecksilber,
Kupfer, Eisen, Zinn und Bley,
hat man also zur
erstem, und hingegen Zink, Wismut, Spieß-
glas, Arsenik, Kobalt, Nickel, Braunstein,
Wolfram und
Wasserbley (?) zur letztern Art
gerechnet. – Freylich aber leuchtet das
relative
unbestimmte einer solchen Abtheilung von selbst ein.
Gold, Silber, Platina und Quecksilber wer-
den, weil sie
nach dem Verkalken ohne Zusatz
eines fremden Phlogistons wieder reducirt
wer-
den, zum Unterschied vollkommne oder edle
Metalle
genannt.
1. avrvm. Gold. (Fr. or, Engl. gold.)
Von der bekannten Farbe. Seine
specifische
Schwere (versteht sich hier und in der Folge
in
Verhältnis zu der vom Regenwasser die = I
angenommen
wird) 19,640. Schmilzt schwer,
ist sehr unelastisch zähe,
biegsam*) und
äußerst
dehnbar. Wird im Königswasser aufgelöset.
Meist in Quarz, Spat etc. theils ganz
sichtlich
(sogenanntes Freygold) zuweilen dendritisch
etc.
Vorzüglich schön in Hungarn, Siebenbürgen
etc.
Sibirien, Mexico etc.
Waschgold findet sich in größern oder klei-
nern Körnchen unter dem Sande in manchen
Flüssen.
So war vor Alters schon der Pactolus
deshalb berühmt, so ist
auch noch jetzt das
mehrste Gold das von der Goldküste
erhandelt
wird. Auch einige deutsche Flüsse führen
etwas
Gold; wie z.B. der Rhein, die Eder im Wal-
deckischen etc.
Das mehrste Gold aber ist in kleinen dem er-
sten Anschein nach kaum merklichen Theilchen
in
allerhand Kiesen u.a. Erzten versteckt, oder
[Seite 637] verlarvt, und
wahrscheinlicher Weise fast wie
das Eisen meist in der ganzen
Erde verbreitet.
Vorzüglich aber gehören dahin wegen
ihres
ansehnlichen Goldgehalts die güldische Riese
in
Sibirien, im Walliserland etc.
Durch Schwefel zumal (nach Bergmanns Un-
tersuchungen) mit Braunstein, in dem Nagya-
ger Golderzt, das wegen des bunten Gesteins
worin
es mehrentheile gefunden wird (von ro-
senfarben
Feldspat etc.) den Namen Cattunerzt
führt.
Von mattglänzender Silberfarbe. Die speci-
fische Schwere der vollkommen reinen,
nach
Bergmann 18, nach Hrn. Gr. von Sickin-
gen aber 21, 211, so wäre sie mithin der
schwerste aller
bekannten Körper in der Natur.
Wird im Königwasser
aufgelöset.
Sie findet sich blos in Peru wo sie zuerst
a. 1736 bey Quito und Carthagena entdeckt
wor-
den, und zwar in Gestalt kleiner gefletschter
Kör-
ner, wie Hammerschlag, die ohngefähr 1/3
Eisen
in ihrer Mischung halten, und daher überaus
spröde,
hart und strengflüssig sind.
3. argentvm. Silber. (Fr. argent, Engl.
silver.)
Von der bekannten Farbe. Seine
specifische
Schwere 11,095. Ist nächst dem Gold
am
geschmeidigsten. Wird im Scheidewasser auf-
gelöset.
Theils crystallinisch (von der Form des De-
mants tab. III. fig. 5.) zuweilen dendritisch
wovon zumal
eine ausnehmend saubergebildete
Abart in den alten Gruben von
Potosi bricht.
(Span. metal machacado, weil sie wie mit ge-
hacktem Quarz durchmengt ist; Fr. argent en
feuille de sougere ihrer
Bildung wegen.) Theils
auch wie Drath, oder Filigraine Arbeit,
oder wie
Bürsten, oder in Zacken wie Zähne u.s.w.
Das sogenannte Zundererzt und das Butter-
milcherzt scheinen beides Abarten von verlarv-
tem Silber zu seyn.
Die vorzüglichern Arten sind folgende:
Durch Arsenik vererzt. Von mattem Sil-
berglanze, und blättrigem Gefüge. Zumal
schön auf
dem St. Andreasberge.
Durch Schwefel vererzt. Von schwarzer
Bleyfarbe
und mattem Glanze. Sehr weich
und geschmeidig. Es läßt sich mit
dem Mes-
ser schneiden wie Bley, auch sogar
prägen.
Durch Vitriol- und Salz-Säure vererzt.
Von
grauer oder bräunlicher etc. Farbe; am
Rande halbdurchsichtig.
Ebenfalls so ge-
schmeidig, daß es sich schneiden
läßt, schmilzt
am Lichte fast wie Wachs. Fand sich
ehedem
vorzüglich zu Johanngeorgenstadt; und
jetzt
ausnehmend schön, theils dendritisch etc.
im
Schlangenberg in Sibirien.
d) Rothgülden. (Fr. rosiclaire.)
Durch Schwefel und Arsenik vererzt. In
sehr
verschiednen Nüancen der Röthe, theils
sauber crystallisirt,
dendritisch etc. mehr oder
weniger durchsichtig, zuweilen wie
ein Ru-
bin. Geschabt giebt es ein rothes
Pulver.
Bericht zumal im St. Andreasberge in aus-
nehmender Schönheit.
Durch Schwefel und Arsenik vererzt, und
mit
Kupfer vermischt. Von hellerer oder
dunklerer Stahlfarbe.
Letztres ist Kupfer-
haltiger und heißt Fahlerzt.
Findet sich am
Oberharz in ansehnlichen Crystallen von
vier
dreyeckichten Flächen. – Auch die Fran-
kenberger Kornähren gehören dahin.
Dieses sind die vorzüglichern Arten
der
reichhaltigsten aber auch seltnern Sil-
bererzte.
Denn das allermehreste Silber
wird aus andern Erzten gewonnen,
de-
nen es zwar nur in geringerm, Verhält-
nisse beygemischt ist, die sich aber
dagegen
selbst desto häufiger, in mächtigen Gän-
gen etc. finden. So aus dem Bleyglanz,
aus
allerhand Kiesen u.s.w.
4. hydrargyrvm. Quecksilber. (argentum
viuum, mercurius viuus. Fr. vif-argent,
Engl. quicksilver.)
Von der bekannten Farbe. Seine
specifische
Schwere 14,000. Ist flüssig, aber ohne
zu
netzen, gefriert bey 38 1/2 unter 0 Fahrenheitischer
[Seite 640] Scale*), und läßt sich dann breitfletschen.
Wird von
allen Säuren aufgelöset. Amalgamirt
sich sehr leicht mit Gold,
Silber, Zinn und Bley.
1. Natürlich, Jungfernquecksilber.
Vorzüglich häufig bey Guancavelica in
Peru,
Almaden in Spanien, Idria etc.
Im Zweybrückischen auch mit gediegnem Sil-
ber als natürliches Amalgama.
Besonders in folgenden Verbindungen:
Durch Schwefel vererzt, z.B. in ausneh-
mender Reinigkeit vom höchsten Roth und
meist
durchsichtig in Schina.
Das Lebererzt ist mit Thon vermengter
Zinnober,
zumal bey Idria.
b) Natürlicher Sublimat, Hornquecksilber.
Durch Vitriol- und Salz-Säure vererzt,
ist erst
neuerlich im Zweybrückischen entdeckt
worden.
5. cvprvm. Kupfer. (Fr. cuivre, Engl. copper.)
Von der bekannten Farbe. Die
specifische
Schwere beym Schwedischen gegoßnen
Kupfer
8,3333. Hat nächst dem Eisen die größte
Härte und
Schnellkraft. Wird von allen Säu-
ren
aufgelöset.
Durch Zumischung von Gold, Silber,
Zinn,
besonders aber von Zink werden aus dem Kupfer
die
mancherley Compositionen verfertigt: z.B.
das aes corinthiacum der Alten, das Japani-
sche
Packsong, das Malayische Suasso, das
Mannheimer Gold, Similor,
Prinzmetall,
Billon, weiß Kupfer, Glockengut, Cano-
nenmetall u. dergl. m.
Vorzüglich aber das Messing (das beym er-
sten Guß, als sogenannte Mengepresse durch
und
durch in die elegantesten dendritischen For-
men
crystallisirt).
In mancherley Gestalt, theils
crystallinisch
wie z.B. in Werchoturien, woher das
Museum
ausnehmende Stöcke unter den Aschischen Ge-
schenken besitzt; auch in Körnern am Strande
der
Kupferinsel (mednoi-ostrow) bey Kamt-
schatka, oder in den Strömen von Canada (so
wie
überhaupt das Nordlichste America überaus
reich an gediegenem
Kupfer ist).
Cäment-Kupfer hingegen ist dasjenige so
in
Vitriolwassern aufgelöset ist und daraus ab-
gesetzt wird, zumal wenn es Eisen antrifft, auf
[Seite 642] welche Weise es dann im
Rammelsberge bey
Goslar, bey Neusol in Ungarn etc.
gewonnen
wird.
Unter mancherley Gestalten und Farben: letz-
tre zumal theils von ausnehmender Schönheit.
Zu
den merkwürdigsten Arten gehören folgende:
Durch Schwefel vererzt nebst wenigem Ei-
sen. Läßt sich mit dem Messer schneiden,
hat
einen dunkel glänzenden Bruch, und
meist eine bunt schillernde
(Pfauenschweisige
oder Taubenhalsichte) Oberfläche.
Durch Schwefel vererzt, nebst vielem Eisen.
Von
dunklerer Farbe als der Schwefelkies
(S. 625) und nicht so hart.
Oft wie das
vorige Pfauenschweisig angelaufen. Ist
das
gemeinste Kupfererzt von allen.
So wie die folgenden durch Luftsäure ver-
erzt. Theils von ungemeiner Schönheit
wie
besonders das Sibirische crystallisirte, und
des
haarförmige von Rheinbreitenbach in
der Pfalz.
Das Kupferlebererzt hat den Namen
von seiner
braunen Farbe.
In mehreren, zum Theil unbeschreiblich
schönen
Abarten.
Locker und ohne besondres Ansehen heißt
es
Berggrün (aerugo natiua).
Sammterzt mit einer
Sammtartigen
Oberfläche.
Atlaserzt gestreift, mit dem vollkommen-
sten Atlasglanze, vorzüglich bey Lauterberg
am
Harz. Theils in freystehenden strahlich-
ten
Keilen, wie zumal in Sibirien und im
Bannat.
Malachit ein festes marmorartiges Kup-
fergrün das theils schöne Politur annimmt,
bricht
theils in bauchichten Schaalen, wie
Scherbenkobalt, theils
röhricht etc. ist meist
auf dem Bruche strahlicht. Die schönsten
in
der Welt sind wohl die Sibirischen, wovon
das Museum eine
große Mannichfaltigkeit
theils von vielpfündigen Stücken von
Hrn.
Baron von Asch zum Geschenk erhalten hat.
Wiederum in mancherley Abartungen:
theils
crystallinisch, oft von der höchsten
Lasurfarbe. Ebenfalls
ausnehmend schön
in Sibirien. Auch im Bannat etc.
6. ferrvm. Eisen. (Fr. fer, Engl. iron.)
Von der bekannten Farbe. Seine
specifische
Schwere 7,6000. Ausnehmend hart,
schmilzt
schwer, wird vom Magnet gezogen, und von
allen
Säuren (mehr oder weniger vollkommen)
aufgelöset. Ist meist in
der ganzen Schöpfung
verbreitet. Selbst unser Blut hält Eisen
und
zwar so viel man weis nach Verhältnis in größe-
rer Menge als das Blut andrer Thiere.
Im Museum ist zwar gediegnes Eisen aus
mehrern
Gegenden befindlich z.B. von dem das
Marggraf in den
Säufenwerken von Eibenstock
fand, auch vom Hrn. Baron von Asch
mehrere
ansehnliche Stücke von der großen ohngefähr
16
Centner schweren cellulosen und mit gelbem
Fluß durchmengten
Eisenmesse die Hr. Pallas
am Jenisei entdeckt hat. Es bleibt
aber zumal
beym letztern immer noch die Frage obs
wirklich
von Natur gediegen zu nennen ist?
Die ersten der nachstehenden Abarten sind
mehr
oder weniger verkalkt, in mancherley
Mischung.
Auf dem Bruche strahlicht, übrigens
in
mancherley Verschiedenheit der Gestaltung,
röthern oder
schwärzern Farbe etc. Theils
kuglicht. Nierenförmig etc. oder
auch in
großen Zapfen, wie Stalactit, wie getropft,
oder
geflossen etc.
Blutstein (haematites)
heißt er wenn er
in einzelnen strahlichten Keilen von ansehn-
licher Größe bricht, theils mit schwarzglän-
zenden Spiegelflächen wie in Facetten ge-
schliffen.
Eins der gemeinsten Eisenerzte. Dahin
gehört
auch das Bohnenerzt das in kleinen
Kugeln meist von Erbsengröße
gefunden
wird: auch der lockre Eisenocher. – Zu
letzterm
gehört auch das sogenannte natür-
[Seite 645] liche Berlinerblau, das
sich in Sibirien,
Kärnten, bey Eckartsberge in Sachsen
etc.
findet.
Durch Luftsäure vererzt, nebst Braunstein
und
Kalk-Erde. Von grauer, gelblicher
und andern Farben und
verschiednen Cry-
stallisationen. Dahin gehört der
Stahl-
stein der den besten Stahl giebt.
Nach Hrn. Klapproths Untersuchungen
durch
Phosphorsäure vererzt.
So wie die folgenden Abarten durch
Schwefel
vererzt (vergl. S. 625).
Theils mürbe, theils fest und
zuweilen
ausnehmend schön crystallisirt, mit pfauen-
schweifigem Stahlglanze, wie zumal in
den
berühmten Gruben auf der Insel Elba (Ilva
der Alten.)
g) Magnet. (Fr. aimant, Engl. loadstone.)
Das für die Schiffarth und Markscheide-
kunft etc. so wichtige und für die ganze Na-
turkunde so merkwürdige Eisenerzt das
die
bekannten Eigenschaften besitzt, das Eisen
an sich zu
ziehen, und wenn es in einer
schicklichen Lage hängt, durch die
Richtung
die es dann annimmt, die Pole zu zeigen;
auch
beides dem Eisen selbst mittheilt, da-
durch denn
bekanntlich im dreyzehnten Jahr-
hundert die
Magnetnadel erfunden worden.
7. stannvm. Zinn. (Fr. etain, Engl. tin.)
Von der bekannten Farbe. Seine
specifische
Schwere 7,331. Knarrt wenns gebogen
wird.
Schmilzt so wie das Bley ehe als es glüht.
Wird in
Königswasser aufgelöset.
Im Museum ist eine Zwitterstufe aus
dem
Erztgebirge die ihr vormaliger Besitzer Hr.
Hofr.
Büttner selbst von einander geschlagen und da
in ihrer
Mitte wie schmale Adern von gediegnem
Zinn gefunden. Nur kan man
doch nicht sicher
seyn ob sie nicht vorher im Feuer gewesen.
–
Neuerlich soll doch auch in Cornwallis
dergleichen
gefunden seyn.
Nemlich als Zinnkalk in verschiednen Ge-
stalten:
In kurzen Crystallen von verschiedner
Form,
daher sie auch Zinngranaten ge-
nannt werden.
Theils vom dunkelsten rein-
sten Schwarz.
Das gemeinste Zinnerzt. Ebenfalls,
von
schwarzer, oder röthlicher etc. Farbe. Be-
steht auch meist aus überaus kleinen theils
kaum sichtlichen
Crystallen.
Noch mit Arsenik und Eisen vermischt-
In mancherley Gestalt und Farbe.
8. plvmbvm. Bley. (Fr. plomb, Engl. lead.)
Von der bekannten Farbe. Seine
specifische
Schwere 11,4451. Sehr weich. Wird von
allen
Säuren aufgelöset und theilt denselben ei-
nen
süslichten Geschmack mit.
Es gehören dahin vorzüglichst folgende
beide
Abarten:
Durch Luftsäure vererzt. Theils crystal-
lisirt. Von verschiednen Farben.
Besonders merkwürdig ist darunter
der weisse
vom Glücksrad und Bleyfelde
am Harz.
Der rothe von Catharinenburg in
Sibirien.
(Der grüne von Tschopau in Sach-
sen, von Freyburg im Brisgau etc. ist
nach neuern
Untersuchungen durch Phos-
phorsäure vererzt.)
Durch Schwefel vererzt. Von glänzen-
der Bleyfarbe. Theils von blättrigem theils
von
körnichtem u.a. Gefüge, grob- und klar-
[Seite 648] speißig etc. oft
crystallinisch, und zwar meist
in Würfeln. Ueberhaupt das
allergemeinste
Bleyerzt und fast durchgehends mehr
oder
weniger Silberhaltig. (– Der Bleyschweif
nemlich hält
statt Silbers, Eisen und
Zink. –) Daher z.B. das
allermehreste
Harzsilber daraus gewonnen wird (vergl.
S.
639).
Von einer Mittelfarbe zwischen Bley und
Zinn. Mit
einem zackichten Bruche. Die spe-
cifische Schwere des
Goslarischen Zinks 7,215.
Schmilzt schwerer als Bley und zwar mit
einer
blaulichtgrünen Flamme, ist aber nächst dem
Arsenik am
flüchtigsten, und sublimirt sich als
sogenannte Zinkblumen. Er wird
von allen
Säuren aufgelöset.
a) Galmey (lapis calaminaris, cadmia).
Seines Phlogistons beraubter Zink mit
Eisen und
Thon vermischt. Meist von gelb-
licher oder röthlicher
Farbe.
Durch Luftsäure vererzt. Gelblicht grau;
in
verschiednen Crystallisationen. Vorzüg-
lich in
Sibirien und Kärnten.
c) Blende (pseudogalena. Engl. black-jack).
Durch Schwefel vererzt, mittelst des
Eisens. Von
verschiedner Crystallisation,
Textur etc. meist blättricht; mehr
oder weni-
ger durchscheinend; von brauner Farbe
fast
wie Colophonium in mancherley Nüancen,
[Seite 650] ins rothe, gelblichte,
grünlichte etc. daher
die Benennungen von Pechblende, Rubin-
blende etc. Manche wie die Scharfenberger
rothe und
grüne giebt wenn man im finstern
mit einer Nadel darüber streicht
einen phos-
phorischen Schein.
10. bismvtvm. Wismut. (marcasita
offic.
Fr. etain de
glace.)
Von gelbröthlichem matten Silberglanz
und
blättrigem Gefüge. Die specifische Schwere des
gegoßnen
Wismuts 9,700. Wird vorzüglich
von der Salpetersäure aufgelöset.
Schmilzt sehr
leicht, und giebt daher mit gleichen Theilen
Zinn
und Bley eine überaus leichtflüssige Composition,
die man
zu allerhand anatomischen Präparaten
u. dergl. angewandt hat.
Findet sich häufiger als irgend ein
andres
Halb-Metall in dieser Gestalt. Vorzüglich in
Böhmen,
theils blättrig etc. meist aus bräunli-
chem wilden
Jaspis.
Durch Schwefel vererzt. Theils mit tau-
benhalsiger Oberfläche. Läßt sich mit dem
Messer
schneiden.
Durch Luftsäure vererzt. Von graugrün-
licher etc. Farbe. Theils von Ansehen fast
wie ein Steinmark.
11. antimonivm. Spießglas, Spießglanz
(stibium).
Von mattem Silberglanze. Die specifische
Schwere
des gereinigten Spießglaskönigs 6,
852. Von glimmrigem Gefüge. Sehr
spröde.
Wird vom Königswasser aufgelöst.
Meist blos durch Schwefel. Gewöhnlich
Stahlfarben
strahlicht in mancherley Abartungen
von stärkern oder feinern,
längern oder kürzern
Spießen; theils von ausnehmender
Schönheit,
pfauenschweifig angelaufen etc. Auch
blättrig,
schuppicht etc.
Das rothe Spießglas ist zugleich noch mit
Arsenik
vererzt.
Fast Bleyfarben, läuft gelbschwärzlich an.
Seine
specifische Schwere 8,308. Das flüch-
tigste aller
Erzte; das wegen seiner auszeich-
nenden Eigenschaften
von manchen Mineralogen
unter die Erdharze oder unter die Salze
gezählt
worden. Es brennt im Feuer mit einem Knob-
lauchsgeruch und seine Dämpfe färben das
Kupfer weiß. Wird von der
Salpetersäure leicht
aufgelöset. Freylich ein heftiges Gift;
dessen
Dämpfe aber man insgemein doch fürchterlicher
vorstellt
als sie seyn müssen, da man bey ge-
nauer Prüfung für
die Lungen gar keinen merk-
[Seite 652] lichen Nachtheil von
denselben spühret, über-
haupt aber auch, wie ich
zuverläßig weis, die
Einwohner mancher Gegenden wo große Arse-
nikhütten in Gange sind, bey ganz guter Ge-
sundheit großenteils alt werden.
Als irrig sogenannter Scherben-Kobalt,
oder Raub-
oder Näpfgen-Kobalt in Nie-
renförmigen blättrigen
Schaalen. Vorzüglich
schön zu St. Andreasberg, theils mit
crystalli-
nischem Rothgülden.
Dahin gehört auch der Fliegenstein,
von
schuppichter oder andrer Form.
Durch Luftsäure vererzt. Theils meh-
licht, theils fest, auch crystallinisch etc.
b) Rauschgelb, Operment (auripigmentum).
Durch Schwefel vererzt.
Mehrentheils
Orangenfarb.
Oder als Rubinschwefel (Sandarac,
Realgar) aus der
Feuerfarbe ins Rubin-
rothe stechend, theils
durchsichtig und cry-
stallisirt, vorzüglich in
Siebenbürgen.
Durch Schwefel und Eisen vererzt, wie
ein ganz
blasser Schwefelkies. Giebt am
Stahl Feuer wobey sich der
Knoblauchsge-
ruch verräth.
Dahin gehört auch der Mispickel, der
mehr
Stahlfarben ist.
Von graulicher Stahlfarbe. Seine
specifische
Schwere 7,700. Wird in Salpetergeist
und
Königswasser leicht aufgelöset, färbt die Auf-
lösung rosenfarben und macht die sogenannte
sympathetische Dinte.
Das Glas färbt er
blau und wird daher als Smalte und Saflor
oder
Zaffara für die Technologie so wichtig.
(Denn gediegen ist er noch nicht gefunden.)
Vorzüglich sind folgende Kobalterzte zu
merken:
Durch Luftsäure vererzt. In mancherley
Farben und
verschiedner Dichtigkeit.
Es gehört dahin z.B. der schwarze
derbe
Schlacken-Kobalt und der Rusartige Ko-
baltmulm.
So auch die schönen bunten (blauen,
braunen etc.)
Saalfelder Kobalte etc.
Durch Vitriol- oder Arsenik-Säure ver-
erzt. Schön Pfirschblüthfarb. Theils sau-
ber
Sternförmig. Mehlicht heißt sie Ko-
baltbeschlag.
Durch Arsenik vererzt mit wenigem Eisen.
Giebt
meist am Stahl Feuer.
Durch Schwefel und Arsenik mit Eisen
vererzt.
Ungleich weicher als der vorige.
[Seite 654] Besonders gehört dahin der in eleganten den-
dritischen Gestaltungen gestrickte Kobalt.
Von blaßröthlicher Farbe. Seine specifische
Schwere
meist 8,500. Schmilzt fast so schwer
als Eisen, und ist ausnehmend
hart. Lößt sich
im Scheidewasser auf. Wird von den Schine-
sen zu ihrem weissen Kupfer genommen.
Durch Luftsäure vererzt. Meist wie ein
Apfelgrünes
Mehl oder körnicht.
Durch Schwefel und Arsenik mit Kupfer
und Eisen.
Matt Kupferfarben.
15. magnesivm. Braunstein. (Engl. man-
ganese.)
Von dunkler Stahlfarbe. Seine specifische
Schwere
6,850. Sehr hart, spröde, streng-
flüssig. Wird von
allen Mineralischen Säuren
aufgelöset. Hat aber so wie das folgende
Erzt
noch gar viel räthselhaftes.
Durch Luftsäure vererzt. Meist von schwärz-
licher Farbe. Theils ungemein schön in strah-
[Seite 655] lichten Keilen, oder Sternförmig etc. wie zumal
bey Ilfeld wo sich
zwey ganze Gänge von Braun-
steinerzt finden.
Nach H. Elhujars Versuchen nemlich soll sich
die
Tungsteinsäure (vergl. oben S. 616 und
577) zu einem eignen neuen
Metall von weisser
Farbe und der ausnehmenden Schwere von 17,
6
reduciren lassen. Der seel. Bergmann trans-
ferirte
den Namen Wolfram, womit man bisher
das nachstehende Erzt bezeichnet
hatte, auf das
Metall selbst.
Mit wenigem Eisen und Braunstein verbun-
den. Von dunkelbrauner Farbe und blättrigem
oder
theils strahlichtem Gefüge. Geschabt giebt
es ein fast rostfarbnes
Pulver.
17. molybdena. Wasserbley. (?)
Das Wasserbley hat im äußern Ansehen
viel
Aehnlichkeit mit dem Reißbley (s. oben S. 613).
Enthält
aber eine eigenthümliche Säure (S. 617)
und diese soll wie man
neuerlich versichern wol-
len, mit brennbaren Wesen
ebenfalls ein eignes
Metall geben.
Dieser Abschnitt giebt einen nützlichen Anhang
zur
Mineralogie, da die Petrefacten-Kunde,
aus dem rechten Gesichtspunkt
angesehen, die
wichtigste Aufklärung über Cosmogenie und folg-
lich über die allgemeine Mineralogie theils schon
gegeben
hat, theils noch für die Zukunft hoffen
läßt (vergl. §. 229 u. f.).
Versteinerungen oder Petrefacten heissen
abgestorbene organisirte Körper,
die aber eine
so ungestörte günstige Lage erhalten haben, daß
sie
statt ganz zu verwesen und in Erde zu zerfal-
len, ihre
Bildung erhalten haben und noch über-
dem mehr oder
weniger mit fremden Erdarten
durchdrungen und dadurch um so mehr
verhär-
tet sind.
Es versteht sich daher von selbst, daß man
alle diejenigen Steine von den
Petrefacten un-
terscheiden muß, deren Bildung oder
Zeichnung
[Seite 657] nur
zufälliger Weise einige Aehnlichkeit mit einem
organisirten Körper hat,
die folglich bloße Na-
turspiele sind, an denen sich
ehedem die Einbil-
dungskraft übte und die Unwissenheit
und der
Aberglaube sich weideten. Zu solchen Natur-
spielen gehören z.B. die Ingwersteine eine Art
Kalkmergel der sich hin
und wieder in Stücken
findet die ohngefähr den Ingwerwurzeln
ähnlich
sehen u.a.m. Auch solche Dinge wie die Me-
lonen vom Berge Carmel (S. 601), die figurir-
ten
Stalactiten (S. 572), das Confect von Ti-
voli, die
Erbsensteine (eben das.) etc. Gewisser-
maßen auch die
Dendriten (S. 575. 582. 599.
601 etc.). Vollends die Kreuzsteine (S.
583),
Achate, Aegyptische Kiesel etc. mit Zügen die
halb und halb
Menschen-Figuren ähneln etc.
Buchstabensteine u.a. dergl. sogenannte
Grapto-
lithen. Auch die Klappersteine oder
Adlersteine,
Aëtiten, Geoden etc. nemlich hohle Mergelnüsse
oder
Feuersteine etc. in deren Höhlung lockre
Steinchen befindlich sind, die
folglich wenn man
den Stein schüttelt, klappern müssen.
Anm. Offenbare Artefacten wie z.B. die alten
Rö-
mischen beinernen Spielwürfelgen die seit der
Mitte
des vorigen Jahrhunderts in Menge auf der Wür-
felwiese den Baden und Zurzach im Argan aus-
gegraben
werden, gehören vollends eben so wenig
ins Gebiete der Naturgeschichte
als die sogenann-
ten Würzburger Versteinerungen womit
weiland der
ehrliche Behringer angeführt worden. s. Dess.
lithographiae Wirceburgensis
Spec. I. 1726. fol. und
den Schlüssel dazu
in H. von Gleichen Abh. über
die Saamenthierchen etc. S. 14 u. f.
Eben so wenig gehören auch einige figurirte
Steinarten hierher, die eine
mehr bestimmte Ge-
stalt als jene bloßen Naturspiele
haben, und doch
nicht eigentlich crystallisirt sind, und wegen
des
räthselhaften Grundes ihrer so eignen Form aller-
dings Aufmerksamkeit verdienen, wenn sie gleich
keine Petrefacten
sind.
Von der Art ist z.B. der Gekrösstein von
Bochnia bey Crakau (tab. III. fig. 14.)
den
Schober beschrieben*) und dem gewissermaßen
der
sogenannte weisse Schlangenstein unter den
Hohnsteinischen Alabastern
ähnelt.
So auch der berüchtigte wahre ludus Hel-
montii (tab. III. fig. 13.) von Antwerpen,
Co-
burg etc. der neuerlich oft verkannt und ganz
irrig
beschrieben worden, der aber eigentlich aus kug-
lichten Massen theils von ansehnlicher Grösse be-
steht,
die aus lauter Würfeln eines gelbgrauen
oder bräunlichen Kalkmergels
zusammengesetzt,
und diese durch dünne Scheidewände von Kalk-
spat von einander abgesondert sind, u.a. dergl. m.
Allein auch die würklichen organisirten Kör-
per die nun
nach dem Tode dennoch ihre Gestalt
im Mineralreich beybehalten haben (§.
255), fin-
den sich nach der Länge der Zeit seit welcher
sie
abgestorben, nach der Lagerstätte die sie damals
[Seite 659] erhalten und andern Zufällen in
sehr ungleichem
Zustande, von welchen man wenigstens folgende
fünf
Hauptverschiedenheiten annehmen kan:
I. Nemlich blos calcinirte Körper, die auch
von manchen Schriftstellern
Foßilien im engern
Verstande genannt werden, d.h. Knochen, Ge-
weihe, Conchylien, Corallen etc. die blos ihre
thierische
Gallerte oder Leimen, und mit diesem
auch einen großen Theil ihrer
sonstigen Festig-
keit verloren haben, da sie statt dessen
höchstens
nur mit fremden eingedrungnen weichern Erd-
theilchen (meist von Tofwassern) durchzogen wor-
den;
mithin mehr oder weniger mürbe, leicht,
und gleichsam verwittert sind.
Sie finden sich
gewöhnlich entweder in stalactitischen Berghölen
und
sonst mit Tofstein zusammengebacken (so
zumal die mehresten foßilen
Knochen) oder aber
in lockern, meist Mergelartigen Erdlagern
(so
z.B. die ausnehmend saubern Schneckchen und
Muscheln in der
großen falunière bey Tours,
oder im
Piemontesischen etc.). Die mehrsten sind
aus der jetzigen Schöpfung und
lassen sich daher
größtentheils auf ihre noch jetzt existirenden Ur-
bilder zurückbringen.
II. Eigentlich sogenannte vollkommne Ver-
steinerungen,
wahre Petrefacten, die sich meist
schon durch ihre Lagerstätte, da die
mehrsten im
festen Kalkstein und im gemeinen Marmot
(S. 574) der
Flözgebirge (§. 228. III.) brechen;
[Seite 660] und durch ihre eigne darin erhaltene
Steinhärte
auszeichnen. Da sich zu den größten zahlreich-
sten Geschlechtern derselben (§. 229. I.) auch nicht
ein
einziges wahres Original in der gegenwärti-
gen Schöpfung
bisher gefunden hat, so sind sie
wohl ungezweifelt als Denkmahle einer
gerichte-
ten Vorwelt anzusehen (§. 231).
III. Metallisirte Körper, die mit erzthalti-
gem Stoff
durchzogen worden. So z.B. die
Frankenberger Kornähren (S. 639) mit
Fahl-
erzt; die Türkise und mancherley verocherte Vege-
tabilien mit Eisenerzt; Hirschgeweihe zuweilen
mit
Kupfergrün u.s.w. – Insbesondre aber belegt
man mit diesen Namen
die mit Schwefelkies
durchzognen oder angeflognen Conchylien, Fi-
sche etc. wovon sich die letztern im Thonschiefer,
die
erstern aber in lettigen Thonlagern finden.
IV. Steinkerne (nuclei) sind der bloße
innere
Abguß aus der Hölung der Muscheln
oder Schnecken, deren wirkliche
Schaalen (als
die Forme worin sich der Steinkern gebildet,) ver-
loren gegangen. Von der Art sind z.B. die
allermehrsten
Ammoniten, auch die Hysteroli-
then u.a. dergl. Steinkerne
von Muscheln die
man noch nie mit ihrer conservirten
wirklichen
Schaale gefunden hat.
V. Endlich Spurensteine (typolithi) der
bloße
Abdruck dem äußern Oberfläche organisir-
ter Körper, die
ebenfalls nach der Hand verwit-
[Seite 661] tert, vermodert oder sonst
verloren gegangen.
So z.B. die Abdrücke von Conchylien etc.
zumal
aber von Encrinitenstielen in manchen Sand-
steinen, die Blätterabdrücke, Pflanzenschiefer etc.
Anm. Gewissermaßen könnte man auch noch die
in
Bernstein erhaltnen Insecten etc. (S. 630) mit in
diesen
Abschnitt ziehen, da es auch längst abge-
storbne
organisirte Körper sind die ihre Gestalt er-
halten
haben.
In Rücksicht der Steinarten die Petre-
facten enthalten,
ist überhapt zu merken, daß
manche gänzlich davon ausgeschlossen sind;
wohin
denn zuförderst der Granit der Urgebirge (§.
228. I. und seine
drey Hauptbestandtheile S. 589.
593 und 603) gehört. Aber auch der
Porphyr,
der salinische Marmor (S. 574), die Schwer-
Erden, Bittersalz-Erde, auch außer dem Schie-
fer die
mehrsten Alaun-Erden, ferner der wahre
vulcanische Basalt etc., die
Edelsteine u.a.m.
enthalten niemals ein Petrefact.
Hingegen finden sich die Petrefacten unter
den Kalk-Erden am häufigsten
in Stalactit,
Kreite, im Kalkstein, gemeinen Marmor, Mer-
gel und Stinkstein. Unter den Alaun-Erden
im Thonschiefer
(zumal Fische, Pentacriniten,
und Pflanzenabdrücke). Unter den
Kiesel-Erden
mit Chalcedon durchzogne Schnecken, Coral-
len etc. Im Feuerstein See-Igel und Corallen.
[Seite 662] In Jaspis verwandeltes Holz. Im
Sandstein
Seesterne, Corallen, Blätterabdrücke u. dergl.
Anm. In diesen Steinarten finden sich aber die
La-
gerstätte der Petrefacten theils in einer
solchen
Höhe, theils in einer solchen Tiefe, kurz in einem
so großen
Abstand über oder unter der Oberfläche
des Meers, daß man schon hieraus
auf die Grösse
der Revolutionen die mit unserm Planeten vorge-
gangen seyn müssen und auf den wichtigen Auf-
schluß schließen kan, der sich vom zweckmäßigen
Studium
der Petrefactenkunde für den cosmogoni-
schen Theil der
Mineralogie erwarten läßt. Ich
besitze z.B. Strombiten von der Höhe der
diable-
rets an der Grenze des
Walliserlandes, Pectuncu-
liten vom hohen Mesmer im
Appenzellerland etc.
Hr. de Luc fand Ammoniten im Faucigny in
einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meersfläche. Und
hingegen sind mehr
als 2000 F. tief unter dieser
Fläche in den Steinkohlengruben von
Whitehaven
in Cumberland Pflanzenschiefer gegraben worden.
Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren
Urbildern; und müssen die, zu
welchen keine Ur-
bilder mehr vorhanden sind, da
einschalten, wo
sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den
organisirten
Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am füg-
lichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen:
A. Versteinerungen des Thierreichs.
Die Unterabtheilungen erst nach den
sechs Classen
desselben: ferner aber vor-
züglichst in Rücksicht auf
Cosmogenie wie-
derum erstens in a) bekannte aus der jetzi-
gen Schöpfung und b) incognita: und dann
[Seite 663] in 1) Land- und
Süßwasser-Thiere; und
2) in Seegeschöpfe.
B. Versteinerungen aus dem Pflanzenreiche.
Die Unterabteilungen nach den Thei-
len der Gewächse die sich erhalten haben,
Blätter, Hölzer etc.
1. Anthropolithen, foßile Menschenknochen.
Daß man diese nicht als wahre
Petrefacten
(§. 258. II.) in den Kalk- und
Marmor-Flözen
erwarten dürfe, die das Grab der Seethiere
der
Vorwelt ausmachen (§. 229. I.), versteht sich
wohl
von selbst.
Blos calcinirte (§. 258 I.)
Menschenknochen
hingegen, sind im Grunde wohl eben nicht
selt-
ner als die von allen unsern
Hausthieren: –
d.h. sie kommen freylich nicht so leicht in
eine
Lage wo sie mit Stalactitwasser u. dergl. durch-
zogen werden etc. Und blos verwitterte
mürbe
Menschenknochen pflegt man nicht mit unter
die
Foßilien zu zählen, ob man gleich die
gegrabnen
Rhinocer- und Elephantengebeine etc. dahin
rech-
net, wovon doch viele auch keine andre
Verän-
derung erlitten haben. – So ist z.B. im
Mu-
seum ein ausgegrabner Menschenschedel aus
der
hiesigen Gegend der seinem jetzigen Ansehen,
Korne,
Festigkeit etc. nach, vollkommen mit eben
dem Rechte foßil
genannt werden kan als die
Nashornknochen von Herzberg, oder
als viele
Bärenknochen aus der Gailenreuter Höle etc.
Die Bestimmung der foßilen Gebeine von an-
dern Säugethieren fodert viele Kenntnis der
fei-
nern osteologia
comparata; und müssen dabey
besonders Schedel und
Zähne; und unter diesen
letztern vorzüglich die Backenzähne
(§. 44) den
sichersten Aufschluß geben.
Ich führe nur einige wenige Beyspiele
aus
den merkwürdigsten Geschlechtern dieser
Classe
an*).
Zumal vom Nordischen Polarbär (S. 97)
in
der Scharzfelder Höle am Harz und in der Gai-
lenreuter Höle am Fichtelberg**).
3. Knochen von Löwen u.a.
verwandten
Raubthieren.
Dahin rechnet Hr. Camper viele der berühm-
ten Knochen im Stalactit des Felsen von Gi-
braltar.
Diese vermeinten Riesenknochen unsrer ehrli-
chen Alten finden sich unter andern auch in
[Seite 667] Menge in
Deutschland*). So z.B. das be-
rüchtigte Elephantengerippe das 1695 bey Burg-
Tonna im Gothaischen ausgegraben worden;
die
Knochen aus der zweyten Kluft der Bau-
mannshöle etc. und sonst hier zu Lande. Ein
großer Theil
der Sibirischen Mammutsknochen
(Mammontovaiakost) – wovon
die Eckzähne
(ebur s. unicornu
fossile) so gut wie frisches
Elfenbein zu allerhand
Kunstsachen verarbeitet
werden.
Doch scheinen die foßilen Elephanten-Back-
zähne in der Krone von der jetzigen
Elephanten
ihren in etwas zu differiren**).
Häufig in Sibirien. Aber auch in Deutsch-
land z.B. bey Herzberg am Harz***),
bey
Burg-Tonna****) u.a.
Ich besitze z.B. eine foßile
Schildkrötenschaale
aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna
wo
wie gedacht auch die Elephanten- und Rhinocer-
Gebeine gefunden wilden*).
Eine Kröte in Oeninger Stinkschiefer habe
ich
in Zürich bey Hrn. D. Lavater
gesehen**).
Den so ganz unverkennbar singular
gebildeten
Röhrenknochen im Vorderarme und Schienbeine
der
Frösche und Kröten habe ich mitten im Sta-
lactit
der Baumannshöle gefunden (wo er frey-
lich erst
vor nicht gar langer Zeit hinein gekom-
men seyn
konnte).
Z.B. Crocodilartige Eidexen im Schiefer
bey
Suhla etc.***)
Theils in Thonschiefer, wie die
Riegelsdorfer,
Mansfelder etc.
Theils in Stinkschiefer wie die Oeninger**)
und die vom Libanon.
Ebenfalls theils in Thonschiefer wie die
Glar-
ner***).
Theils in Kalkschiefer wie die
Pappenheimer
(die fast durchgehends gekrümmt liegen) und
die
so ausnehmend schönen Veroneser, unter
welchen
letztern die Hrn. Fortis und Spallanzani
welche
erkannt haben wollen wozu die Urbilder gegenwär-
tig in der Südsee bey Utaheiti leben.
Hierher gehören wohl viele der
Wirbelbeine,
Gräten etc. die sich im Kalkstein der
Flözgebirge
auch hier bey uns finden.
Ferner mancherley Fischzähne, zumal die so-
genannten Schlangenzungen (glossopetrae) die
zwar im ganzen den Hayfischzähnen
ähneln, aber
doch bey näherer Beleuchtung wenigstens von
den
mir bekannten Zähnen unsrer jetzigen Hayfische
theils
ganz auffallend verschieden sind*).
Und eben dieß scheint der Fall mit vielen Bufo-
niten oder sogenannten Schlangenaugen zu
seyn,
wovon freylich auch manche mit den stumpfen Zäh-
nen des Klippfisches (S. 303) Aehnlichkeit haben.
Zu dergleichen Fischzähnen scheint auch
der
wahre Türkis (callais der Alten) zu
gehören, der
meist von blaugrüner Farbe ist, und zumal in
Per-
sien und dann auch in Languedoc gefunden
wird.
Man zählte ihn sonst zu den Edelsteinen und
die
Morgenländer brauchen ihn auch als solchen zum
garniren
der Säbelgefäße etc.
Von allerhand Art im Oeninger Schiefer.
Am
häufigsten Larven von Libellen, Wasserscorpionen
(S.
380) u. dergl.
Seekrebse im Pappenheimer Schiefer etc.
Einen monoculus polyphemus in eben die-
sem Schiefer habe ich bey Hrn. Prof.
d'Annone
in Basel gesehen*).
Hierher gehören wohl die Trilobiten
oder
fälschlich sogenannten Käfermuscheln, Cacadumu-
scheln (entomolithus paradoxus linn.
Engl.
Dudley-fossil) die in verschiedner Größe
in
Deutschland (z.B. im Waldeckischen in den Wür-
minghäuser Schiefern), England, Schweden, Ruß-
land etc. gefunden werden, und noch die
nächste
Verwandschaft mit dem Oniscus-Geschlechte (S.
446)
zu haben scheinen.
Versteht sich wohl meist ohne Ausnahme
nur
Conchylien, Crustacea (S. 501) und Corallen.
Von erstern
Z.B. die Menge kleiner Schneckchen aus
dem
helix-Geschlechte (S. 495) in
dem nemlichen Mer-
gel der das Bette der
Elephanten, Rhinocer und
Schildkröten bey Burg-Tonna
ausmacht.
So auch Fluß-Schnecken und
Fluß-Muscheln
(mya pictorum etc.) im Oeninger Schiefer.
Z.B. die Westindische Trödelschnecke (S.
494)
in den Turiner Gebirgen*).
Die Fülle in den Flöz-Gebirgen. Nur ein
paar
Geschlechter statt vieler:
So z.B. von Muscheln: die beiden merkwür-
digen Bivalven die Hr. de Luc auf dem
Saleveberg
bey Genf entdeckt**), und auch (so wie von einer
dritten
ganz bizarren Muschel von Barbecieux in
St. Onge) Exemplare
davon ans academische Mu-
seum geschenkt hat.
So Hrn. von Fichtels sonderbare Tutenau-
ster u.a.m.***)
Die Pantoffelmuschel des Hrn. von Hüpsch†)
u.s.w.
Von einschaalichten Conchylien aber erst
die
sogenannten polythalamiae, deren
Schaale nem-
lich inwendig durch Scheidewände in
Kammern
oder Fächer abgetheilt ist: und zwar vor allen
das
unübersehliche Heer der Ammoniten von der
endlosesten
Verschiedenheit sowohl in Größe (–
theils wie ein großes
Wagenrad –) als Bildung:
doch daß sie sich in Rücksicht auf die
letztre im
[Seite 674] ganzen auf drey Haupt-Familien
zurückbringen
lassen Nemlich: 1) Ammoniten mit
cylindrischen
Windungen und runden Rücken 2) Mit eckich-
ten knotigen Windungen und breiten Rücken. 3)
Mit
flachen Windungen und scharfen Rücken.
Dann die Lenticuliten oder Linsensteine
(porpites, lapis numularis, helicites
einiger
Schriftsteller) die außen mit zwey glatten
convexen
Schaalen belegt sind, inwendig aber eine
überaus
zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehn-
licher Länge enthalten. Finden sich unter
andern
in unsäglicher Mengeltheils von der Größe
eines
halben Gulden im Lucerner Gebiet wo sie Frucht-
steine genannt werden.
Die Orthoceratiten*).
Die Belemniten**) oder
Luchssteine (da-
ctyli
idaei) die häufig mit schwarzem Stinkstein
durchzogen sind
(S. 578).
Von einschaaligen Conchylien ohne
innert
Scheidewände z.B. die ansehnlichen
sonderbaren
Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet die auch
in
unsäglicher Menge und unvermischt im festen Kalk-
fels liegen***).
Die räthselhaften Doppelröhren die ich oft
aber
immer nur in Bruchstücken (höchstens Fingers
lang) am Fuß des
Heinbergs gefunden habe, und
die aus zwey cylindrischen parallel
liegenden Röh-
ren bestehen, die zusammen von
einer gemein-
schaftlichen platten Schaale
eingeschlossen werden
(tab. III. fig. 15.)
Die ansehnlichen linksgewundnen Buccini-
ten am Ufer von Harwich*).
Die Strombiten mit doppelten Gewinden
von
ungleicher Dicke im Hildesheimischen und im
Basler Gebiet**).
Von crvstaceis ebenfalls sowohl a)
be-
kannte als b) incognita. Zu letztern
gehören
vorzüglich diejenigen See-Igel, so statt der Sta-
cheln mit den ehedem so räthselhaften Judenstei-
nen besetzt sind***).
Dann die Encriniten und Pentracriniten
zwey
ansehnliche Petrefactenarten die der Seepalme
(S. 503) ähneln
und aus einem vielarmichten
Körper bestehen der auf einem langen
gegliederten
Stiele sitzt: dessen Glieder wenn sie schärfer
oder
stumpfer fünfeckt und mit einer Sternförmigen
Figur
bezeichnet sind, Asterien heisen, wenn sie
hingegen
rund sind und Sonnenförmige Zeichnung
haben,
Trochiten (Rädersteine, Bonifacius-Pfennige)
genannt
werden.
Bey den Encriniten*), die sich
meist im
Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers
meist
zusammengestaltet da er dann einige Aehnlichkeit
mit
einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und des-
halb
Lilienstein genannt wird**).
Die Pentacriniten***) finden sich meist im
Schiefer,
theils von ausnehmender Größe mit aus-
gebreiteten
Armen etc.
Endlich von Corallen****) wiederum
Ueberhaupt sind zwar die Petrefacten aus
dem
Gewächsreich selten so vollständig, und deutlich er-
halten, daß man diejenigen leicht bestimmen könnte
die
sich noch auf ihre in der jetzigen Schöpfung
befindlichen Urbilder
reduciren lassen: doch lehren
wenigstens einzelne Beyspiele, daß im
Ganzen eben-
falls der nemliche Unterschied statt findet
den ich
bey der Eintheilung der thierischen Versteinerung-
gen beobachtet habe.
So z.B. nur unter den schwarzen Pflanzen-
schiefern*):
Antillische Farrenkräuter im Glarnischberg**).
Nur zu einem Beyspiel statt aller, die räth-
selhaften theils astichten oft ungeheuer großen schup-
pichten Abdrücke die hin und wieder in den Schie-
ferbrüchen und Steinkohlengruben von Deutschland
[Seite 678] und England gefunden
werden, und die man bald
auf Rinden von Palmbäumen, bald auf
Opun-
tien etc. hat deuten wollen*).
So unter andern Blätterabbdrücken – a)
bekannte von Pappeln, Weiden etc. im
Oeninger
Stinkschiefer.
b) Incognita wie die schönen großen im Sand-
stein vom Heidelberge bey Blankenburg.
Der Blätterincrustate ist schon oben beym
Tuffstein
Erwähnung geschehen (S. 572).
So auch der osteocolla. (Ebendas.)
Verockerte Birkenblätter, Wurzeln, Aeste,
bemooste
Rinden etc. finden sich von ausnehmender
Sauberkeit beym
Sauerbrunnen von Petrosawoosk
am Ouega-See.
Selbst Blüthen finden sich versteint; derglei-
chen ich z.B. von einem ranunculus im Oeninger
Schiefer bey Hrn. D. Amman gesehen.
Von Saamenkapseln etc. z.B. Zapfen von
Tangelbäumen
in Schiefer. – Wallnüsse im Pie-
montesischen**): – auch die schon gedachten
[Seite 679] Frankenberger oder
Riegelsdorfer Kornähren*)
(S. 639 und 660).
Endlich die mancherley foßilen Hölzer die sich
im
Ganzen doch auf drey Hauptarten zurückdrin-
gen
lassen: 1) die sogenannten Holzkohlen (vergl.
S. 629) die
metallisirten: und 3) die Jas-
pisartigen.
Die erstern (lignum fossile
bituminosum) sind
noch vollkommen brennbar, gehören aber bey
der
unermeßlichen Menge in welcher sie sich in einigen
Gegenden
finden**), und bey ihrer
sonderbaren
Lagerstätte, noch zu den cosmogenischen
Räthseln:
vermuthlich mögen sie bey einer Erdcatastrophe
durch
Ströhmungen des Meers (– so wie im kleinen
das Treibholz
an den Nordlichen Küsten von Asien
und America und auf dem stillen
Ocean –) zu-
sammen getrieben seyn. Das Mündner Holz
aus
der hiesigen Gegend hat ziemlich viel Aehnlichkeit
mit dem
von der Roßcastanie.
Von metallisirten besitzt das Museum merk-
würdige Stücke aus Permien unter den
Aschischen
Geschenken, die von außen mit Kupferlasur durch-
zogen, inwendig aber verkohlt sind, und sich
zwar
schwer entzünden aber dafür dann desto länger
brennen.
Unter den Jaspisartigen Hölzern (lithoxyla)
sind zumal die Coburger wegen ihrer schönen Far-
ben berühmt (theils vom lebhaftesten grün).
Die Sibirischen ähnlen zum Theil dem Nuß-
baumholze.
Und die theils so ausnehmend schönen weissen
vom
carpatischen Gebirge den Nadelhölzern.
Daß sie ohngezweifelt ehedem wahres Holz ge-
wesen, beweißt bey vielen (zumal aus den
drey
genannten Gegenden) ihr unverkennbar deutliches
Ansehen,
die Aeste, Rinde etc. (wie z.B. an einigen
ausnehmenden Coburger
Stücken die ich von Hrn.
Prof. Fischer zum Geschenk erhalten); vor
allen aber
solche Beyspiele von dergleichen Hölzern bey wel-
chen sich noch zum Theil ihre vegetabilische
Natur
conservirt hat. Ich habe im Cabinet der Hrn.
Gebr. de Luc
zu Genf das berühmte Stück Holz
aus den Piemonteser Sandhügeln in
Händen ge-
habt, das am einen Ende achatisirt ist,
Feuer
schlägt etc. und sich am andern noch wie Holzkohle
brennen
läßt*).
„Ars, siue additus rebus homo.“ bacon de
verv-
lam. de augm. scient.
L. II.
‘"L'art en général est l'industrie de l'homme ap-
pliquée par ses besoins, ou par son
luxe, aux pro-
ductions de la Nature.“’ diderot Syst.
figuré des
connoiss. humaines.
spallanzani opuscoli di fisica
animale e vegetabile.
Moden. 1776. 8. vol. I. pag. 152. tab.
I. fig. 4. 5.
Trembley in den philos. Transact. vol. XLIII.
N.
474. S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 1484. S.
638 u.
f.
Diese
scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Hofr. Sömmerring. f. Dess. Diss. de basi encephali
p.
17.
‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, co-
eunt,
viuos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt,
partium denique omnium
internarum structura et vsa
cum iis conueniunt.“’ raivs.
s. die Vignette in ant. de ulloa viage.
Madr. 1748.
fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149.
„Certum est, Balearicos adversus prouentum
cuniculo-
rum auxilium militare a Divo Augusto
petiisse.“ plin.
Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher
Renn-
pferde, Namens Sterling
und Childers verewigt
worden, von welchen
jenes beym ersten Ansatz 82 1/2
Fuß in einer Secunde zurücklegte, mithin
schneller
lief als der Sturmwind oder als ein Schiff mit vol-
lem Winde; dieses aber zwar nur 46 F. und 6 Zoll
in
der gleichen Zeit machte, sich aber immer gleich
blieb, sich nie
übernahm, aber auch nie ermüdete,
und überhaupt nie seines gleichen
gehabt hat.
Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls
äußerst
schnellen Dshiggetäi (d.h. Lang-Ohr)
einer besondern lichtbeunnen
Gattung dieses Ge-
schlechts verwechselt werden, das
in den Mongoli-
schen Wüsten in großen Heerden lebt,
und von den
Mongolen und Tungusen besonders seines
ihnen
schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s.
Hrn.
Prof. Pallas in den Nov. comm.
acad. Petro-
pol. vol. XIX. p. 394. sq. tab.
VII.
Vor mehrern
Jahren hat sich ein weibliches Zebra
in Lord Clives Menagerie in
London nach vielen
vergeblichen Versuchen von einem männlichen
Esel
(den man wie ein Zebra mit Streifen bemalt
hatte)
bespringen lassen und eine Art Maulthier
zur Welt gebracht, das in
der Bildung völlig das
Mittel zwischen seinen beiden Eltern hielt,
und
von grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber
schwarz gestreift
wie die Mutter war.
von vielen Schriftstellern und Reisenden
wird
hingegen das Kameel mit zweyen Buckeln Drome-
dar genannt.
Ein einzelnes und nicht
einmal vollständiges dergl.
Horn im academischen Museum wiegt volle
9 Pfund.
Von der Art war auch ohne
Zweifel das im Grin-
delwald Berner Gebieths gefangne
Thier das A.
1777 unter dem Namen eines Steinbocks
durch
Deutschland zur Schau geführt und auch auf ei-
nem einzelnen Kupferblatt in 4to abgebildet worden.
So habe ich
z.B. bey der Zergliederung eines
Seehund-Auges eine überaus
merkwürdige Ein-
richtung entdeckt, wodurch diese
Thiere im Stande
sind nach Willkür die Durchmesser desselben zu
ver-
ändern, um durch zweyerley medium von so ver-
schiedner Dichtigkeit,
durchs Wasser nemlich eben
so gut alt durch die Luft deutlich
sehen zu können.
Dieß wird durch den Druck der überaus
starken
Augenmuskeln auf die äußerste Haut des Aug-
apfels bewürkt, welche letztre an verschiednen
Stel-
len von verschiedner Dicke ist. Die
durchsichtige
Hornbaut nemlich ist dünne und nachgiebig;
von
[Seite 141] der
harten weißen Haut (sclerotica) hingegen ist
der
zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie
auch
der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr
mittlerer Gürtel
aber wieder dünne und geschmei-
dig: so daß wenn
das Thier durch die tust sehen
will durch den willkürlichen
Druck der Augen-
muskeln auf diesen Mittlern Theil
die Are des Au-
ges verlängert, die Hornhaut
gewölbt etc. werben
kan, und hingegen unter Wasser wenn die
Muskeln
nachlassen auch die Are wieder verkürzt und
die
Gestalt des ganzen Augapfels, der Fische ihrem wie-
der änlich gemacht wird u.s.w. – s. Commenta-
tiones
societat. scient. Gottingens. vol. VII.
G. W.
Stellers Beschr. von sonderbaren Meer-
thieren.
Halle 1753, 8. (aus den nov.
Comment.
Petropolit.)
Ein classisches Werk zur N. G. dieser ganzen
merk-
würdigen Ordnung ist Hrn. Prof. Schneiders
kri-
tische Sammlung zur N. G. der Mallfische,
unter
Dess. vermischten Abhandl. zur Aufklärung, der
Zoologie
etc. Berl. 1784. 8. S. 175–304.
Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern-
verschiedner Vögel. beschrieben von Fr. Chr. Gün-
ther. Nürnb. 1772. fol.
plin. L. X. c. 55. „Liuia Augusta, prima sua iuuenta
Tiberio Caesare ex
Nerone grauida, cum parare viri-
lem sexum admodum
cuperet, hoc vsa est puellari
augurio, ouum in finu fouendo, atque cum
depo-
nendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne
in-
intermitteretur tepor“ etc.
aristot. hist. animal L. VI. c. 2.
L' art
de saire éclore des oiseaux domestiques p. Mr.
de reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.
Eine genaue
Beschreibung dieser nützlichen gar nicht
kostbaren Maschine, und die
doch so ausnehmend
interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt
s. in Hrn. Prof. Hollmanns Unterricht von Baro-
metern und Thermometern. Göttingen 1783. 8.
S. 205 u. f. 271 u.
f.
Viele unserer neuen
besten Naturforscher, z.B.
Büffon, Fortis und andere, auch Bomare,
Mo-
lina etc. halten ihn (ganz irrig) für einerley
mit
dem Condor.
Linné hat auch diesem Thier ganz unrecht
einen
Schwimmfuß an der linken Seite zugeschrieben.
i. reinh. forster hist.
aptenodytae in Commentat.
Soc. Sc. Goett. 1780. vol. III. p. 121. sqq.
Ich habe eine
solche Möve, die auf der Insel Hei-
ligeland gefangen
war, mehrere Jahre lebendig
unter Augen gehabt. Ihr ganzes Naturell
ward
allmälig durch die Zucht abgeändert; sie lebte blos
im
Trocknen, ließ sich mit Brod speisen, und ward
so zahm, daß sie
ihres Herrn Stimme von ferne
erkannte, und mit ihrem heisern
pfeiffenden Tone
beantwortete. Sie hatte ungemeinen
Appetit,
konnte spannenlange Knochen mit einmal verschlin-
gen, und ich habe nachher bey ihrer Zergliederung
den
Schlund ungemein weit und dehnbar, den
derben muskulösen Magen
hingegen zwar überaus
robust aber klein gefunden, so daß unmöglich
die
ganzen großen Knochen darin Platz haben konnten,
sondern das
eine Ende davon im Magen zermalmt
werden mußte, indeß das andre noch
in die Speise-
röhre hinaus ragte.
Auch Latham scheint dasselbe Thier zweymal
und
in ganz verschiednen Geschlechtern zu beschreiben;
einmal
nemlich als motacilla
vol. II. P. II. pag. 434.
und vorher als sturnus vol. II. P. I. pag. 8.
Die Gründe für das Wegziehen der
Schwalben
nach wärmen Gegenden hat zumal Büffons Ge-
hülfe Guenau de Montbeillard vollständig zu-
sammengestellt und unterstützt, in der hist. des
oiseaux Vol. VI. pag. 557. u. f.
Einer der
neuesten und eifrigsten Vertheidiger des
Winterschlafs der Schwalben
in Sümpfen ist
Daines Barrington in s. miscellanies. p. 225. u. f.
Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt
im
specimen physiologiae comparate
inter animantia ca-
lidi er frigidi sanguinis.
Gott. 1787. 4.
s.
Joh. Gottl. Schneider allgem. N. G. der Schild-
kröten, nebst einem systematischen Verzeichnisse
der einzelnen
Arten. Leipz. 1783. gr. 8. m. K.
s. z.B. roncalli Censur. medic. vniu. p. 131. pen-
nant in Philos. Trans. Vol. LXI. P. I. u.a.m.
In der hist. of the bucaniers vol. I. pag. 64. wird
von einet (übrigens unbestimmten)
Gattung Ame-
ricanischer Schildkröten gesagt, daß sie
2 bis 3000
Pfund am Gewicht halten.
Ueber
die hieländische Gattungen dieses Geschlechts
s. das
bewundernswürdige Meisterwerk, des sel.
Rösel natürl. Historie der
Frösche hiesigen Landes.
Nürnb. 1758. gr. fol.
s. haller de corp. hum. fabr. et funct.
vol. VII. pag.
151 sq. guettard mém. sur
differ. parties des sc.
et arts. vol. IV. pag. 615 sq. Kästners Vorr.
zum
IIIten B. seiner Uebers. der Schwed. Abb. u.a.m.
Ein
neuerliches Beyspiel in der hist.
de l'ac. des
sc. de Berlin v. J. 1782.
Die giftigen Schlangen find mit ♂ bezeichnet.
Die Stärke des Eistes steht bey diesen
Thieren
mit dem Alter in Verhältnis, so daß man z.B.
versichert,
der Biß von ganz jungen Klapperschlau-
gen sey völlig
unschuldig, und hingegen der von
erwachsnen meist tödtlich. Doch
macht auch hier
wie beym Stich der Scorpione und vieler
anderer
Insecten etc. Himmelsstrich, Jahrszeit und Witte-
[Seite 272] rung einen großen Unterschied, da alle dergleichen
Thiere in
südlichen Gegenden und in schwuhler
Hitze ungleich gefährlicher
werden, als unter den
entgegesetzten Umstünden.
s. sonnerat in rozier journal de physique Avr.
1774. pag. 256. u. f. buffon supplement vol.
V.
pag. 540. u. f.
s. Hr. von Haller in den Mem. de l'acad. des sc.
de
Paris. v. J. 1762. S. 76 u. f. und Dess. opera mi-
nora vol. III. pag. 250 sqq.
S. die genaue Beschreibung und Abbildung
dieses
unbegreiflich wunderbaren Baues in seba thesaur.
vol.
III. pag. 108. tab.
XXXIV.
plin. XXXI. c. 7. „Liquoris exquisiti genus;
quod
garon vocauere, intestinis piscium
caeterisque quae
abiicienda essent, sale maceratis, vt sit illa
putre-
scentium sanier.“
Bey
einigen Geschlechtern dieser Ordnung wie bey
den lophiis, cyclopteris und centriscis ist
die Kiefer-
öffnung zum Theil mit einer eignen
stralichten Haut
verschlossen. s. Broussoner in den Mém. de l'ac-
des
sc. de Paris. a. 1780. pag. 679 u. f.
seinen Fang f. in
honel voyage pittoresque de Sicile etc.
Par. 1782. fol. vol. I. tab.
XXVIII–XXX.
So eben fällt mir vol.
LXXVI. P. II. der philos. Transact.
vom vorigen Jahr in die
Hände, wo tab. XIII. ein
vierter electrischer Fisch, aus Ostindien, und
wies
scheint aus dem Tetrodon-Geschlechte,
abgebildet
und S. 382 beschrieben ist.
swammerdam Biblia naturae
Leid. 1737. fol. pierre
lyonet traité anatomique de la chenille
qui ronge le
bois de saule. à la Haye. 1761. 4.
Kölreuter vorläufige Nachr.
von einigen das Ge-
schlecht der Pflanzen betreff.
Versuchen. S. 21 u. f.
32. 34. u. f.
Mit im Jahr 1479, da die
Engerlinge deshalb
in einen, weitläuftigen Monitorio vors geistliche
Recht gen Lausanne citirt wurden,
das ihnen zwar
einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie
selbst
aber nach genauer Abhörung beider Parteyen,
und
reiflicher Ueberlegung förmlich in den Bann that.
s. Mich.
Stettlers Schweitzer-Chronick S. 278.
Zu diesen und den
vier nächstfolgenden Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en
Beschryvingen
der Cicaden en Wantzen, door casp. stoll. Amst.
1780.
sq. 4.
fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris v.
I. 1769.
j. miller's illustr. of the
sexual system of lin-
naeus. tab. vlt. fig. 11.
Eine umständlichere Beschreibung des Thiers
ha-
be ich in der Medicin. Bibl. gegeben 1 V.
S.
431 u. f.
Zur Geschichte
dieser Ordnung vergleiche man,
außer sepp u.a. obgenannten, vorzüglich noch
fol-
gende Werke:
(Denis und Schiffermüller)
systematisches
Verzeichnis der Schmetterlinge der Wiener Ge-
gend. Wien 1776. gr. 4.
Eug. Joh. Chph. Esper's
Schmetterlinge
Erlangen seit 1776. gr. 4.
Systematische
Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge 1. Th. Rostock 1785.
8.
Joh. Maders Raupenkalender. Herausgege-
ben
von C. F. C. Kleemann ed. 2. Nürnb. 1785.
8.
c. clerk icones
insectorum rariorum. Holm.
1759. sq. II. vol. 4.
lyonet Traité anatomique tab. II. fig. 8. 9. 1.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V.
X. Y. S. III. und tab.
XIV. fig. 10. 11. S. 498.
marcell. malpighii diss. epistolica de bombyce Lond.
1669. 4.
Ein Meisterstück der feinsten anatomi-
schen
Untersuchung. – Vergl. damit franc.
bibienae spicilegium in
den Comm. instit.
Bonon.
T. V. P. I. pag. 9. u. f.
Von den unzähligen Schriften worin die
Geschichte
der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur
dreye
statt aller an:
swammerdam bibl. nat. p. 369-550.
reaumur mém. etc. vol. V. p. 207-728.
und, besonders in Rücksicht der neuern
Behauptung
über die Umbildung der Werkbienen in Weisler
bey der
künstlichen Vermehrung der Stöcke durch
Ableger, bonnet oeuvr.
Vol. V. P. I. p.
61-142.
Eine genaue Beschreibung und Abbildung
der
vorzüglichsten Art von gläsern Bienenstöcken zur
Beobachtung
der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die
mir Herr Bonner schriftlich
mitzutheilen die Güte gehabt, habe ich
in Hrn. Prof.
Voigts Magazin III. B. bekannt gemacht.
Besonders hat Derham über die Oekonomie
dieses
berüchtigten kleinen Insects merkwürdige Beob-
achtungen angestellt in philos. Transact. No. 271
und
291.
S. f. redi experimenta circa
generationem insecto-
rum. Opusculor. ed.
Amst. 1686. 12. P. I. tab.
I-XXIV.
Ueber die
hieländischen Gattungen dieses Ge-
schlechts s. c. clerck aranei Suecici, Holm.
1757. 4.
oth. tr. mülleri entomostraca s. insecta testacea.
Lips.
1785. 4. Der Verf. hat nemlich das ganze
Geschlecht der Kiefenfüße
in vier andere vertheilt,
und diese zusammen mit dem
gemeinschaftlichen
Namen entomostraca
belegt.
S. a
microscopic description of the eyes of the mon-
oculus
polyphemus. by w. andré in den philos.
Transact. vol.
LXXII. P. II.
Es ist nun wohl keinem weitern Zweifel unterwor-
fen, daß die eigentlich so genannten Eingeweide
Würmer
der rothblütigen Thiere, so gut wie die
Saamenthierchen, ihnen
eigenthümlich sind, nicht
von außen (aus dem Nasser etc.) in den
thierischen
Körper gelangen. Und wenn man würklich vier
und da
einmal Bandwürmer u. dergl. im Wasser
gefunden, so sind sie aller
Wahrscheinlichkeit nach,
erst auf einem thierischen Körper durch Zufall
dahin
gelangt, so wie man v. v. freylich auch genug
Beyspiele hat,
daß zuweilen andre Thiere, In-
secten, Wassermolche etc.
lebendig oder in den
Eyern in den menschlichen Körper gekommen
sind,
und da die gefahrvollsten Zufälle erregt haben.
Selbst von einigen Schnecken wird ein gleiches
be-
haupter: s. Dr. dav. macbride on the reviviscence
of some snails
preserved many years in M. Simon's
cabinet, in den philos. Transact. 1774. vol. LXIV.
P. II. pag. 432 u. f.
Auch die Paarung hat bey manchen Thieren
dieser
Classe ungemein viel eignes, wie z.B. bey den
[Seite 454] gemeinsten Garten- und
Wald-Schnecken (helix an-
bustorum, nemoralis etc.) als welche zur
Brunstzeit
mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-
sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,
und
ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
Schafts hat. (tab. 1 fig.
8.) Dieser Liebespfeil
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung
des
Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander
aufgefunden haben,
so druckt jedes seinen Pfeil dem
andern in die Brust, oder wirft ihm
denselben
auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor-
gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die
wahre
Paarung.
s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten
B.
von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781
8. S.
377-431.
Zumal beym margaritiser, mya margariti-
fera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere
selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest.
Noch ist
ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten werden
bekanntlich auf Zeilan und im
Persischen Meerbusen gefischt. Die
Westindischen,
Californischen etc. sind weit weniger schön. Sie
[Seite 455] auch die von Utaheiti:
vollends die aus deutschen
Flüssen etc. – Einige der größten und
schönsten
orientalischen Perlen sind in Taverniers Reisen ab-
gebildet. – In Europa ist wohl, die größte la
pelegrina im Spanischen Schatze, die 25 Karat
wiegt. Sie
ist von der ehedem so berühmten Per-
lenfischerey von der
Ins. Margarita, im Spanischen
Westindien.
In der großen Südländischen Sammlung die S.
Maj.
der König an das hiesige academische Mu-
seum geschenkt
haben, findet sich unter vielen an-
dern dergl.
Putzstücken, sogar ein Halsband von
niedlichen, mühsam polirten,
durchbohrten, und
mit Bast kunstreich zusammengeflochtenen Schnecken-
häusgen von demjenigen Volke, das vulgo für
den kümmerlichsten Auswurf des Menschenge-
schlechts verschrieen wird, nemlich von den Pesse-
rähs auf dem Feuerlande.
Unter den vielen wichtigen Schriften, womit
neuer-
lich die Geschichte der Eingeweidwürmer
überhaupt
und des Bandwurmgeschlechts insbesondere berei-
chert worden ist, verdienen hier ihrer Vollständig-
keit wegen besonders angeführt zu werden:
Joh. Ann.
Evhr. Goeze Versuch einer N. G.
der Eingeweidewürmer thierischer
Körper. Blan-
kenburg 1782. 84.
Und vermium intestinalium praesertim
taeniae
humanae breuis. expositio auctore p. chr. wernero.
Lips. 1782. 8. nebst
der dazu gehörigen zweyfachen
continuatio. ib. 1782 und 1786. 8.
Ein paar
Hauptwerke zur Kenntnis dieser sonst noch
wenig bearbeiteten Ordnung
des Thierreichs sind:
jo. bapt. bohadsch de quibusdam
animalibus
marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anm.
von
Nath. Gottfr. Leske. ebendas. 1776. 4.
petr. forskäl icones
rerum naturalium quas in
itinere orientali depingi curauit.
edidit carst. nie.
bvhr. Havn.
1776. fol.
Und oth. fr. müller icones
zoologiae Danicat.
ibid. 1777. sq.
fol.
S. gius. vianelli nuove scoperte intorno le luci not-
turne dell' aqua marina. Ven. 1749. 8.
Die
vollständigste Uebersicht und Vergleichung der
bey alten und neuen
Schriftstellern von diesem
überaus merkwürdigen Thiergeschlecht
befindlichen
Nachrichten, s. in Hrn. Prof. Schneider
Samml.
vermischter Abhandl. zur Zoologie und Handlungs-
geschichte. Berlin 1784.8. S. 7 bis 134.
Viele zeigen auch wenn sie angeschliffen
werden
eine ganz andere Farbe als die von ihrer
sonstigen
natürlichen Oberfläche.
Zu den vorzüglichern Werken über diesen (–
frey-
lich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil
der
N. G. gehören unter andern;
mart. lister synopsis
methodica conchyliorum.
Lond. 1685 sq.
fol.
Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit gv.
hvddes
ford.) Oxon. 1770. fol.
desall. d'argenville conchyliologie. Par. 1757. 4.
Ed. 31. par de favanne de
montcervelle. ib.
seit. 1780. 4.
F. Mich. Regenfuß
Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr.
fol.
Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch I. H. Chemnitz.) Nürnb.
1768. sq. IX. B. 4.
Joh. Sam. Schröters Einleitung
in die Con-
chylien-Kenntniß nach Linné. Halle 1783.
III. B. 8.
adolph. mvrray fundamenta
testaceologiae. Vpsal.
1771 4. (ganz abgedruckt in linné amoenitat.
acad. vol. VIII. und die Erklärung der
Kunstwörter
s. t. C. a
linné terminologia conchyliologine edita
a
jo. beckmanno. Gott. 1772.
8.)
(c. l.
kaemmerer) Conchylien im Cabinette des
H.
Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolst.
1786.
8.
geoffroy traité des coquilles
qui se trouvent autour
de Paris. Par. 1767. 12. Deutsch,
durch Martini.
Nürnb. 1767. 8.
d'argenville conchyliologie Pl. XVI. D. 5. D. 6.
D. 8. vol. II. p. 549. u. f.
der Ausg. D. 1780.
jac.
theod. kleinii naturalis dispositio
echinoderma-
tum ex ed. nath. god. leske. Lips. 1778. 4.
Zur Geschichte der Corallen vergl.
p. s.
pallas elenchus zoophytorum. Hag.
1766. 8.
Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens.
Nürnb. 1787.
4.
j. ellis's natural history of the corallines etc.
Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen von I.
G.
Krünitz. Nürnb. 1767. 4.
ej. natural history of many
curious and uncommon
zoophytes etc. – systematically arranged and described
by d.
solander. Lond. 1786. 4. (– ich citire
hier dieses
vortrefliche Werk, um es von dem vori-
gen zu
unterscheiden, unter Solander's Namen. –)
vital. donati della storia
naturale marina dell
Adriatico. Ven. 1750. 4.
fil. cavolini memorie per servire alta storia de
polipi
marini. Nap. seit 1785. 4.
Und als brauchbares Handbuch:
j. e. roques
de
maumont sur les polypiers de mer.
Zelle 1782. 8.
I. Alb. H.
Reimarus von der Natur der Man-
zenthiere (als Anhang
an Herm. Sam. Reimarus
Betr. über die besondern Arten der
thierischen Kuntz-
triebe). Hamburg 1773.
8.
Ich weis von Augenzeugen, daß man oft in
West-
indien etc. Schiffwrek auffischt, das binnen 3/4
Jah-
ren über und über mit Madreporen u.a.
Corallen
dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man
Häuser
aus Corallen: viele Vulkanische Inseln der
Süd- See sind ganz mit
einer Corallen-Rinde
überzogen; und wie furchtbar die zu einer
uner-
meßlichen Höhe aus dem Boden des Meers empor-
rankende Corallen- Bäume den Seefahrenden
in
unkundigen Gegenden werden können, hat der
würdige Capit.
Cook auf seiner ersten Reise um
die Welt an der Ost-Küste von
Neu-Holland
lange genug erfahren.
„Corallium nigrum substantia prorsus conuenit cum
rubro.“ ferr. imperati bist. natural. pag. 809.
Hier diese
Gattung ist wenigstens dem rothen
Corall der Substanz noch weit
ähnlicher als die
sonst mit dem Namen des schwarzen Coralls ge-
meiniglich belegte Gorgonia antipathes.
Der
Hauptschriftsteller über die Arm-Polypen bleibt
noch immer Trembley
(der sie zwar nicht zuerst
gesehn, aber zuerst studirt hat:) in
seinen Mé-
moires pour servir à l'hist d'un genre de polypes d'eau
douce à
bras en forme de cornes Leid. 174. 4.
Nächst ihm hat
aber auch der wackre Rösel viel
eigne merkwürdige Beobachtungen über
diese so-
wohl als über die Blumen und
Federbusch-Po-
lypen angestellt. s. Dess. Historie der
Polypen etc.
Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-
Belustig.)
Als Handbücher dienen: h. baker's natural
history of polypes. Lond. 1743 8.
Und Jac.
Chr. Schäffer's Arm-Polypen in
den süßen Wassern um Regensburg.
1754. 4.
Wie dieß geschehen, hat niemand mit
größerm
Scharfsinn und Einsichten gezeigt, als der Verf.
des nach
stehenden eben so lehrreichen als unter-
haltenden Werks,
das unter andern auch die voll-
ständigste Uebersicht und
Prüfung aller bisher bekannt
gewordenen Cosmogenischen Systeme von
irgend
einigem Belange enthält. – Lettres physiques et
morales adressées à la
Reine de la Grande
Bretagne par J. A. de Luc. Haag und
Paris,
1780. V. B. in 8.
Ich besitze z.B.
einen foßilen Schedel von Nordi-
schen Polar-Bären aus der
Gaileneuter-Höle der
mir als osteologisches Präparat wichtig ist, da
sich
der unbeschreiblich elegante Bau der innern Geruch-
werkzeuge dieses scharfriechenden Thiers zum Wun-
der schön daran erhalten hat.
[Fußnotentext erscheint auf
Folgeseite]Bekanntlich hat man zumal neuerlich im Florenti-
nischen die feinern Tofwasser sehr glücklich für
die
Kunst zu benutzen gelernt, da man Formen von
Basreliefs
hinein legt an welche sich dann der
Marmorfeste Sinter aufs genauste
ansetzt und die
saubersten Abgüsse bildet.
Genaue Nachricht von ihrer Bearbeitung etc.
aus
einem Schreiben des Hrn. D. Reineggs aus
Persien
an den Hrn. Baron von Asch in St. Petersburg
s. in Prof.
Voigts Magazin IV. B. 3ten st.
S. 13. u. f.
dioscor. de medicinal. mat. L. V. c. 93.
Allerdings finden sich auch zuweilen noch jetzt
in alten
Römischen Urnen etc. Stücken von derglei-
chen
Asbestnen Leichentüchern.
s. z.B. M. ant. boldetti osservaz.
sopra i cimit.
de martiri L. I. pag. 75.
Und m. mercati metallotheca vatic. pag. 157. u. f.
Noch erst vor
einigen Jahren ist ein anders in
einem alten Römischen Grabe
gefunden worden,
[Seite 585] wovon ich ein Stück von S. Durchl. dem
Prinzen
August von Sachsen-Gotha zum Geschenk erhal-
ten habe.
Ohngefähr von der Art sind auch die antiken Aegyp-
tischen kleinen irdnen auf der Oberfläche
verglaseten
Osiris-Figuren u.a. dergl. Idole die man theils
in
den Mumien findet, und die Gr. Caylus por-
cellanen
nannte.
Auch
wäre ich geneigt die räzelhafte spiegelglatte
Mannshohe und
ohngefähr halb so breite Quarz-
wand auf dem großen
St. Bernhard für die her-
ausstehende Seite eines
solchen ungeheuren Quarz-
crystalls zu
halten.
Zum
Unterschied von zufälliger secundärer Cry-
stallisation, wenn z.B. ursprüngliche Kalkspat-
Crystallen allgemach aufgelöset worden, und sich
dagegen
Kieselerden etc. an die Stelle gelegt und so
die crystallinische
Form jenes Spats angenommen
baden; wie beym crystallisirten
Feuerstein, cry-
stallisirten Sandstein
etc.
s. Hrn. Prof.
Lichtenbergs Versuche mit denen
vom Hrn. Baron von Asch aus hiesige
Museum
geschenkten Sibirischen Caschelongs, – im Gött.
Magaz.
1782. 2tes St.
Völlig wie die Insel Castel-a-mare ohnfern vom
Aetna. S. die Dedications-Tafel vor
den Cam-
pis
phlegraeis. fig. II.
s. die beiden großen
Kupfertafeln die Vivares nach
S. Drury A. 1743 von diesen so äußerst
merk-
würdigen Basalten gestochen hat.
s. z.B. Gottfr. Langhanß
Beschreibung des Aders-
bachischen Steingebirges.
Breslau 1733. 4. mit
Kupfern.
s. z.B. gassendi vit. Peireskii ad a. 1630.
pm.
150. – ‘„rogatus aliquando
Peireskius de flexi-
litate
illius cotis, quam a Iacobo Hallaeo Parisiensi
rationum magistro
communicatam habuit, illam ad
Talchum retulit: opinatus nempe
fluorem talcho
gignendo comparatum sic fuisse commissum
arenae,
seu iis granulis ex quibus cos pertexitur; vt crassi-
tudo coticularis talchi pelluciditati, laeuorique ob-
stiterit; et talchica flexilitas obstiterit cotis
rigori.“’
Die schwerste Last die je
durch Menschen bewegt
worden. – Der grüße Vaticanische Obelisk
den
Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil-
nur 973537 35/40 Pfund.
Sr. john maundevile's Travaile pag. 191 sq.
‘„The
Dyamandes ben square and
poynted of here owne
kynde, bothe aboven and benethe,
withouten
worchinge of mannes hond etc.“’
Es war der
berühmte Stein H. Carls des Kühnen
von Burgund der ihm im folgenden
Jahre in der
Schlacht bey Gransee von den Eidgenossen abge-
nommen, und an die Fugger nach Augspurg ver-
kauft worden: er ist abgebildet in lambecii bibl.
Vindobon. L. II. pag.
516.
Die größten Demanten in der Welt s. bey Ta-
vernier, la Morraye etc. Auch bey papillon
sur la gravure
en bois T. II. pag. 281. – Den
so
die Rußische Kaiserin von Gregor. Saffray er-
kauft, im Goth. Taschen-Cal. v. 1771.
Die verschiednen Arten des
Schnitts der De-
manten s. bey mariette tr. des pierres
gravées
T. I. pag. 159.
Man kan sich
einige Idee von der schaudervollen
Größe dieser unterirdischen
Gewölde aus dem
großen Kupferblatte machen das Nitson davon
nach
Borlachs Rissen und Benj. Müllers Zeichnung
1760 gestochen
hat.
Vergl.
(von Beroldingen) Beobachtungen, Zwei-
fel und Fragen, die
Mineralogie betreffend. Erster
Vers. Hannover 1778. 8.
Vergl. C. F. Wenzels
chymische Versuche die Me-
talle vermittelst der
Reverberation in ihre Be-
[Seite 634] standtheile zu zerlegen: – in
den Abhandl. die
von der Danischen Ges. den Preis erhalten
haben.
Ite Samml. Kopenh. 1781. 4. S. 69 u. f.
Doch läßt sich das
Gold in allerhand Versetzung
stählen und zu Instrumenten etc.
verarbeiten. s.
natter de la methode antique de graver en
pierres
fines. p. XXXV. der Vorrede.
s. Dr. blagden's history of the congelation of quicksil-
ver.
Lond. 1784. 4. (und im LXXIII. B. der philos.
Transact.) wo auch S. 10 u. f.
die umständliche
Anzeige des von mir in meinen
Studentenjahren
darüber angestellten Versuchs befindlich ist.
Aus
der Vergleichung aber mit den andern daselbst
erzählten
Erfahrungen kan ich selbst nicht ander-
schließen
als daß damals eine Selbsttäuschung vor-
gegangen
seyn muß, wenn ich gleich nicht einsehe
worin sie gelegen haben
mag.
Es bedarf
keiner Erinnerung daß eine solche Anord-
nung
der Petrefacten wie ich hier entworfen habe,
so wichtig sie
freylich für Cosmogenie werden muß,
doch vor der Hand noch
ihre großen Schwierigkei-
ten hat, daher ich
auch den hier gewagten Ver-
such für nichts
weniger als ganz fehlerfrey ausge-
ben
darf.
J. Fr. Espers Nachr. von neuentdeckten
Zoolithen
unbekannter vierfüßiger Thiere. Nürnb. 1774. fol.
(Hr.
Kriegsr. Merk) lettres sur
les os fossiles d'elé-
phans et de rhinocéros
qui se trouvent en Allemagne
etc. I-III. St.
Darmst. 1783 u. f. 4.
Hier stammt auch
Scheuchzers vermeynter homo
diluuii
testis her, den ich bey seinem jetzigen Be-
sitzer, dem Hrn. Chorherren Gesner in
Zürich,
gesehen habe, und den dieser würdige Greis
selbst
für nichts anders als für einen versteinten
Wels
(S. 318) hält.
Da bey den Glarnern, so viel ich deren in
Händen
gehabt, fast immer die Köpfe zerfallen waren,
und
Stückweise im Schiefer umherlagen, so getraue
ich
mir nicht sicher zu entscheiden ob sie zu den be-
kannten oder auch wohl zu den incognitis gehören.
s. Dess. Beyträge zur Mineralgeschichte von Sie-
benbürgen I. Th. tab. IV. fig. 6. 8.
s. Dess. neue in der
N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten
Entdeckungen. Frf. 1768. 8. tab. I.
[Seite 674] Das Museum hat
verschiedne intressante Stücke
vom Hrn. von Hüpsch zum Geschenk
erhalten.
Vergl. picot de la peirouse descr. de plusieurs
nouvelles espèces d'orthocératites.
Erlang. 1781. fol.
Ebenfalls eine wichtige Entdeckung des Hrn.
de Luc. s. Hrn.
Andreä a. a. O. tab. XIV. fig. d.
S. 205 u.
f.
mich. reinh. rosini tentaminis de lithozois
ac
lithophytis prodromus Hamb. 1719. 4.
jo. chr. harenberg encrinus s. lilium
lapideum
(Wolfenb.) 1729.
4
Manche
Naturforscher nennen hingegen den Lilien-
stein
Pentacrinit, und das folgende Petrefact En-
crinit. Dem Körper nach verdient ehr der Lilien-
stein, dem Stiele nach aber das letztre
Seegeschöpf
Pentacrinit genannt zu werden.
eberh. fr. hiemeri caput medusae vtpote
nouum di-
luuii vuiuersalis monumentum.
Stuttg. (1724) 4.
So sagt Hr. von
Haller in den Briefen über
einige Einwürfe wider die
Offenbahrung. II. Th.
S. 181.
s. Hrn. Prof.
Waldins Frankenberger Versteine-
rungen. Marb. 1778.
4. tab. 1. fig.
1-5.
Wie z.B. in unsrer
Nachbarschaft ohrweit Münden,
und das auf dem Westerwalde etc. Von
jenem hat
der seel. Hollmann und von diesem der Hr. Geh.
Rath
von Preuschen zu Dillenburg intressante
Sammlungen ans Museum
geschenkt. Jenes hat
Hr. Hollmann in seiner zweyten Sylloge S. 95 u. f.
dieses aber der jüngere Herr
von Preuschen
im Hannoverschen Magazin 1784. S. 663 u.
f.
beschrieben.