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Handbuch
der
Naturgeschichte.

Mit Kupfern.

Multa fiunt eadem sed aliter.
qvintilian.

Vierte sehr verbesserte Auflage.

Göttingen,
bey Johann Christian Dieterich,

1791
.
[titlePage_verso]
Ex
Bibliotheca
Regia Acad.
Georgiæ
Aug:

Vorrede.

[[III]]

Ich habe auch bey dieser vierten Auf-
lage meinen möglichsten Fleiß ange-
wandt, die Mängel der vorigen zu verbes-
sern, und das wichtigste von dem Zuwachs,
den die Naturgeschichte, und besonders
die Mineralogie in den letztern Jahren er-
halten, nachzutragen. Um aber das Buch
doch nicht anzuschwellen, habe ich mich da-
gegen hin und wieder zumahl im Thier-
reich mehr als bey den vorigen Ausgaben
ins Kurze gefaßt. Ueberhaupt aber darf
wohl ein Handbuch der N. G., wenn es
nähmlich auch als Leitfaden zum academi-
schen Vortrage brauchbar seyn soll, wohl
nicht viel kürzer seyn. Denn da es die
[Seite IV] Natur der Sache mit sich bringt, daß
bey weiten der größte Theil der Zuhörer
doch nicht mehr als einen halbjährigen
Cursus auf diese so viel umfassende Wis-
senschaft wenden kann; so muß das Com-
pendium an den wichtigsten Gegenständen
derselben so reichhaltig als möglich seyn,
damit die kurze Zeit des mündlichen Vor-
trags zur nöthigen Erläuterung des Buchs,
zur Anleitung zum fernern Gebrauch des-
selben, und zur Mittheilung der anschau-
lichen Kenntnisse durch Vorzeigung der
Naturalien selbst, oder wo das nicht geht
durch treue deutliche Abbildungen etc. be-
nutzt werden kann.

Bloß in der systematischen Anordnung
des Mineralreichs habe ich einige, mei-
ner Ueberzeugung nach, nützliche und der
Natur angemessene Veränderungen getrof-
fen. Außerdem aber habe ich an der
übrigen Anordnung im Ganzen nichts zu
ändern nöthig gefunden.

Aeußerst selten, und nur in Fällen wo
es mir unvermeidlich schien, habe ich mich
[Seite V] der heut zu Tage so oft mißbrauchten und
das Studium der Naturgeschichte so un-
glaublich erschwerenden Frezheit bedient,
den Naturalien neue Nahmen zu geben.
Da ich z.B. die weissen Ameisen von den
Papierläusen trennen mußte, so habe ich
jenen den Geschlechtsnahmen termes ge-
lassen, und dagegen das Geschlecht der
letztern termiculus genannt. Das be-
rühmte neue Fossil aus Neuholland habe
ich in Ermangelung eines andern Nahmens
Australsand genannt. Die Gründe für
die Wahl einiger andern neuen Benen-
nungen wie Tuffwacke, Strahltremolit
u.s.w. sind im Buche selbst angegeben.

Ich habe zwar außer den Lateinischen,
Französischen und Englischen Nahmen auch
die deutschen Synonymien von Bedeutung
gesammelt; durchgehends aber immer die
gebräuchlichste mithin verständlichste Be-
nennung zuerst gesetzt; denn ich bin des
festen Glaubens, daß man hierin zur
Erleichterung des Studii durchaus den ge-
meinen Sprachgebrauch respectiren müsse;
den ‘"vsus

[Seite VI]

‘"quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi
!“’

Darum brauche ich z.B. nicht das hier zu
Lande gewöhnliche Wort Molle sondern
das allgemeiner angenommne Molch: eben
so nicht das im Erzgebürge gebräuchliche
Wort Kobelt, sondern das längst allge-
mein adoptirte und selbst in andre lebende
und todte Sprachen aufgenommne Ko-
balt u.s.w.

Im Thierreich habe ich immer den La-
teinischen Nahmen voraus gesetzt, weil da
hundert erotische Dinge vorkommen die
im Deutschen keine bekannten verständlichen
Nahmen haben. Im Mineralreich hin-
gegen ist der Fall umgekehrt. Da sind
gerade die Deutschen Benennungen die be-
kanntesten und selbst großen Theils in andre
Sprachen aufgenommen.

Daß ich bey den organisirten Körpern
das Wort genus immer durch Geschlecht,
und hingegen species durch Gattung über-
setze, dafür habe ich nicht nur die Auto-
rität unsrer genauesten Deutschen Sprach-
[Seite VII] kundigen, so wie auch der Deutschen Classi-
ker im Fache der N. G., des Hrn. v. Haller
u.a.m., sondern noch zwey Autoritäten
ganz andrer Art, nähmlich wieder den ge-
meinen Sprachgebrauch und gewissermaßen
die Natur selbst vor mir.

Die Natur zeigt (wenigstens im ge-
wöhnlichen Laufe, de regula), daß nur
die Thiere von Einer species sich mit ein-
ander gatten; und daß genus auch Ge-
schlecht bedeutet, lernen wir ja schon in
den Kinderjahren in der Grammatik beym
Unterschied der Worte generis masculini
oder foeminini etc.

Beym Thierreich ist denjenigen Gat-
tungen die sich in Deutschland finden, wie-
der so wie in den vorigen Ausgaben ein †
vorgesetzt: und ein * am Ende des Latei-
nischen Characters bedeutet, daß ich das
ganze Thier im hiesigen academischen
Museo oder sonst wo gesehen habe. Im
Mineralreich konnte beides unterbleiben.
Ersteres, weil so ein Zeichen bey den allge-
mein verbreiteten Mineralien überflüssig,
[Seite VIII] bey vielen von denen aber die in Deutsch-
land selbst ein sehr eingeschränktes Vater-
land haben, wie der Boracit, Schiefer-
spath, Uranit etc. unzureichend gewesen
wäre. Letztres hingegen weil überhaupt
nicht eine einzige Art von Mineralien ge-
nannt ist, die ich nicht selbst in meiner
eignen Sammlung besitzen sollte.

Göttingen,
den 11ten März 1791.
J. F. Blumenbach.

Verbesserungen.

[Seite IX]

S. 69 Z. 18. 19 statt: zu einem Segel, l. wie zu
einem Fallschirm,

S. 78 Z. 12 st. 8 (?) lese man 6.

S. 142 Z. 10. 11 st. ihrer Luftröhre – die – l. ihres
Kehlkopfs – der –

S. 183 Z. 3 v. E. l. bullfinch

S. 271 Z. 19 st. race l. raie

S. 328 Z. 1 l. vierge

S. 437 Z. 6 l. Schiffwreck

S. 539 Z. 10 st. Gates l. Gauts

S. 564 die ganze Parenthese in den drey letzten Zei-
len fällt weg. Denn wie ich nun an frischen Bruch-
stücken des verde di Corsica sehe, so ist das grüne einge-
sprengte Gestein das insgemein für Feldspath, von andern
auch für Schörl gehalten worden, keines von beiden,
sondern wahrer Bitterstein, lapis muriaticus S. 589.

S. 588 Z. 10 l. Zöblitz

S. 598 Z. 4 l. Argyll's

S. 601 Z. 5 st. Seepalme l. Medusenpalme

S. 603 Z. 5 st. kleinem blattrichten l. kleinblättrichtem

S. 619 Z. 19 u. 20. Manche dieser antiken Aegypti-
schen Granite wie z.B. der schöne rothe gehören doch
wie ich nun bey näherer Prüfung finde mehr zum über-
[Seite X] mengten- als zum After-Granit, da sie außer der
Hornblende doch allerdings auch Glimmerblättchen in ihrem
Gemenge halten.

S. 623 Z. 4 st. feinem l. zartschuppichten

S. 681 Z. 13 st. Salz l. Mittelsalz

S. 684 Z. 4 st. der l. oder

Zusätze.

Zu S. 515 Z. 8 v. E. Deutschlands Flora oder bota-
nisches Taschenbuch für das Jahr
1791 von G. Fr.
Hoffmann. Erlangen. 12.

S. 570 nach Z. 12. Der gemeine Lehm oder Laim
ist ein meist sehr eisenschüssiger, mit Kalk und theils mit
Sand durchmengter Thon.


Anweisung der Kupfertafeln.

[Seite XI]

Tab. I.

Fig. 1–7. die verschiednen Würmer im menschlichen
Körper in natürlicher Größe. – Sie sind alle nach der
Natur gezeichnet nur den Blasenwurm fig. 7 ausgenom-
men, den ich noch nicht selbst gesehen, und daher aus
Werners Schrift entlehnt habe.

Fig. 1. Ascaris vermicularis (S. 418).

– 2. Der Vordertheil von ascaris lumbricoides. (Eben-
daselbst.)

– 3. Ascaris trichuris. (Ebendas.)

– 4. Das Kopfende der menschlichen Bandwürmer
(S. 420).

– 5. Vier Hinterglieder der taenia solium (S. 421).

– 6. Achtzehn Hinterglieder der taenia lata (S. 422).

– 7. Hydatis humana. (Ebendas.)

– 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Waldschnecke
(S. 411) stark vergrößert.

– 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Polypen,
tubularia sultana (S. 471) stark vergrößert.

– 10. Ein Arm-Polype mit einem Jungen, hydra
viridis
(S. 477) in natürlicher Größe.

– 11. Ein Stamm mit zwölf Blumen-Polypen,
brachionus anastatica (S. 478) stark vergrößert.

[Seite XII]

Fig. 12. Das Räderthier, vorticella rotatoria (S. 478)
stark vergrößert.

– 13. Ein menschliches Saamenthierchen, chaos sper-
maticum
(S. 480) noch weit stärker vergrößert.

Tab. II.

Fig. 1. 2. Blattrinde der Pirnblätter (S. 486) stark
vergrößert.

– 3. (S. 495 u. f.)

– 4–11. (S. 498 u. f.)

Tab. III.

Die merkwürdigsten Crystallisationen der Mineralien.


Erster Abschnitt.
Von Naturalien überhaupt;
ihrer Eintheilung in drey Reiche.
u.s.w.

[Seite 1]

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unsrer
Erde finden, zeigen sich entweder in der-
selben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der
Hand des Schöpfers und durch die Wirkung der
sich selbst überlassenen Naturkräfte erhalten ha-
ben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere,
zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen
Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen
worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben in natürliche
(naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar-
tefacta
). Die erstern machen den Gegenstand
der Naturgeschichte aus, und man belegt alle
Körper mit dem Nahmen der Naturalien, die
nur noch keine wesentliche Veränderung durch
Menschen erlitten haben. Artefacten werden
[Seite 2] sie bloß alsdann, wenn der Mensch*) wesent-
lich Veränderungen mit ihnen vornimmt.

Anm. 1. Da übrigens der Begriff vom wesentlichen
hier nur relativ ist, so versteht sich von selbst, daß
auch die Grenzen zwischen Natur und Kunst nach
diesem Begriff nicht sehr streng bestimmt werden
können.

Anm. 2. Zuweilen können Kunstproducte den Natura-
lien so ähnlich seyn, daß sie nicht zu unterscheiden
sind. Daher z.B. die getheilten Meinungen über
das von Hrn. Pallas beschriebene gediegne Eisen
vom Jenisei.

Anm. 3. Manche Körper können auch nach dem verschie-
denen Gesichtspunct des Sammlers sowohl unter
den Naturalien als Kunstwerken ihre Stelle fin-
den. So z.B. die Mumien etc.

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte
Verschiedenheit. Die einen nähmlich sind alle-
mahl von andern natürlichen Körpern derselben
Gestalt und Art hervor gebracht; so daß ihre
Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis
zur ersten Schöpfung**) hinauf immer andere
[Seite 3] dergleichen Körper voraus setzt, denen sie ihr Da-
seyn zu danken haben. Zweytens nehmen sie
allerhand fremde Substanzen als Nahrungsmit-
tel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Be-
standtheilen desselben, und befördern dadurch
ihr Wachsthum von innen (mittelst inniger An-
eignung, intus susceptio, expansio). Diese
beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine
besondere Structur bey dieser Art von natürli-
chen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich,
wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich
nehmen und mit der Zeit andere Geschöpfe ih-
rer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley
Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem
Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter
Säfte, zur Assimilation dieser Alimente, zur
Erzeugung ihrer Nachkommenschaft u.s.w. noth-
wendig sind: und diese Organe müssen mit Le-
benskraft versehen seyn, und dadurch zu Voll-
ziehung ihrer Verrichtungen geschickt werden.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern Art, nähmlich den Mineralien.
Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachs-
thum, (wenn man es gar nur Wachsthum nen-
nen darf,) wird keineswegs durch Ernährung,
sondern lediglich durch Anhäufung oder Ansatz
[Seite 4] homogener Theile von außen (aggregatio, iux-
ta positio
) bewirkt; und sie bedürfen folglich
auch keines organisirten Körperbaues, keiner sol-
chen Gefäße und keiner Lebenskräfte etc. als die
Existenz der natürlichen Körper der ersten Art
unumgänglich erforderte.

Und eben deßhalb heissen jene organisirte,
die letztern aber, unorganisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun auch die organisirten Kör-
per selbst, theils in der Art wie sie ihre Nah-
rungsmittel zu sich nehmen, theils in Rücksicht
ihrer Bewegung, von einer doppelten Verschie-
denheit. Die Einen nähmlich ziehen einen sehr
einfachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine
Oeffnungen, die sich am einen Ende ihres Kör-
pers befinden, in sich: da hingegen die Andern
eine einfache, aber nach Verhältniß ungleich
größere Oeffnung an sich haben, die zu einem
geräumigen Schlauche führt, wohin sie ihre
Alimente, die von sehr verschiedener Art sind,
bringen; die aber alsdann erst noch vielerley
Veränderungen erleiden müssen, ehe sie zur Nu-
trition geschickt werden. Diese letztern äußern
zudem noch willkührliche Bewegung des ganzen
Körpers oder seiner Gliedmaßen, die den erstern
völlig mangelt, und zeigen dadurch daß sie be-
seelt sind. Jenes sind die Pflanzen, dieses die
Thiere.

[Seite 5]

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standpunct
zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes
Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflan-
zen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die ge-
meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt,
sondern können zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren
Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken,
bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei-
gen u.s.w. Und hingegen gibt es ganze Ge-
schlechter von Wasserthieren, zumahl unter den
Conchylien, Corallen etc. die ihren einmahl einge-
nommenen Platz nie von selbst wieder verlassen
können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter einan-
der (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr
schicklich gebracht hat, und wovon das erste die
Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die
Mineralien begreift.

Die Thiere sind folglich nach dem was oben
gesagt worden, belebte und beseelte organisirte
Körper, die sich ihre Nahrung mittelst willkühr-
licher Bewegung suchen, und selbige durch den
Mund in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organi-
sirte Körper, aber bloß belebt, so daß ihnen die
willkührliche Bewegung gänzlich mangelt, und
sie ihren Nahrungssaft mittelst der Wurzeln
durch unwillkührliche Bewegung einsaugen.

[Seite 6]

Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens-
kraft nach den bloß physischen und chemischen
Gesetzen von Anziehung, Anhäufung etc. ent-
stehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung der Naturalien in die
drey Reiche sind, zumahl neuerlich, Einwendungen
gemacht worden: da manche Naturforscher wenig-
stens keine bestimmte Grenzen zwischen dem Thier-
und Pflanzenreich haben zugeben wollen: andere
aber überhaupt geläugnet haben, daß dergleichen
Grenzen zwischen den so genannten Naturreichen,
geschweige zwischen den Classen etc. worein jedes
derselben wieder abgetheilt wird, in der Natur
Statt fänden.

Die erstern haben sich theils auf die so genann-
ten empfindlichen Pflanzen, theils auf die Poly-
pen u.a. so genannte Pflanzenthiere berufen, die
aus verschiedner Rücksicht sowohl zum einen als
zum andern organisirten Reiche, gerechnet wer-
den könnten, folglich das Band zwischen bei-
den –, und einen unmerklichen Uebergang vom
einen zum andern, abgäben etc.

Die andern nehmen vollends eine allgemeine
Continuität in der Natur an; deuten den Satz:
Die Natur thut keinen Sprung, dahin daß alle
Arten von erschaffenen Wesen in der Natur, in
Rücksicht ihrer Bildung, einander stufenweise
wie Sprosse auf Sprosse in einer Leiter folgten,
gleichsam wie Glied an Glied in einer Kette zu-
sammen hingen, so daß durchaus keine andre als
nur sehr willkührliche erkünstelte Eintheilung der
Naturalien in Reiche und Classen und Ordnun-
gen etc. statt habe.

Die erstre Einwendung schwindet so bald man
reine bestimmte Begriffe von thierischer und von
Pflanzen-Natur fest gesetzt hat. So kann es wohl,
diesen Begriffen unbeschadet, Thiere geben, die
in manchen minder wesentlichen Eigenschaften ei-
[Seite 7] nige Aehnlichkeit mit den Gewächsen zeigen und
v. v. – Aber doch wohl schwerlich ein Ding das
willkührliche Bewegung zugleich hat und auch nicht
hat etc. Kurz kein wahres Mittelding das gleich
viel Anspruch auf einen Platz im Thierreich und
auf einen im Pflanzenreich machen könnte.

Und so ist die zweyte Einwendung eigentlich
von selbst gleich beygelegt; da vollends die Kluft
zwischen dem Pflanzen- und Mineralreich noch un-
gleich auffallender ist. – Ueberhaupt aber haben
die Bilder von Stufenfolge, von Kette, oder Lei-
ter in der Natur, zwar in so fern ihren großen
Nutzen, daß sie den wahren Grund eines natür-
lichen Systems in der N. G. abgeben, zur Er-
leichterung der Methode und als Hülfsmittel fürs
Gedächtniß dienen etc. – aber sie nun wie doch oft
geschieht, dem Schöpfer in den Plan seiner Schö-
pfung hinein legen, und die Vollkommenheit und
den Zusammenhang derselben darin suchen zu wol-
len, daß die Geschöpfe in Rücksicht ihrer Form
so fein stufenweise auf einander folgten, wäre
doch an sich schon Schwachheit, wenn sie
auch nicht, wie doch der Fall ist, durch alle Er-
fahrung so ganz widerlegt würde. Denn erstens
ist schlechterdings noch kein Körper bekannt, noch
auch nach den obigen bestimmten Begriffen der
drey Naturreiche denkbar, der ein wahres Bin-
dungsglied zwischen zweyen derselben abgeben
könnte. Und anderseits finden sich hingegen, zu-
mahl im Thierreich, ganze Classen, und zahlreiche
Geschlechter von einer so ausgezeichneten Bildung,
daß man sie auch bey der sorgfältigsten Anlage
einer solchen Leiter der Natur doch nur mit Mühe
und nicht ohne sichtlichen Zwang irgendwo ein-
schieben und unterbringen kann. So isolirt ist
z.B. die Classe der Vögel, das Geschlecht der
Schweine etc. Und endlich wie soll es dann mit
der Einrollirung derjenigen Thiergattungen gehal-
ten werden, bey welchen die beiden Geschlechter
eine so durchaus gänzlich verschiedne Bildung ha-
ben, wie z.B. bey den Schildläusen etc.

Haupt-Quellen zur N. G. überhaupt.

[Seite 8]
  1. Aristoteles. (lebte ungefähr 400. J. vor Christi
    Geburt.) Ej. opera, gr. lat. ex. ed. Gu. du Val.
    Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im IIten B.
  2. C. Plinivs secvndvs. (†. im J. 79. nach Chr.
    Geb.) Ej. historia mundi L. XXXVII. – ein paar
    saubere und correcte Handausgaben sind die Leid-
    ner, Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zwey-
    brücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (†. 1562.)
  4. Joh. Ray. (†. 1705.) Die hierher gehörigen Haupt-
    werke dieser beiden Männer werden anderwärts
    angeführt.
  5. C. v. Linné. (†. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12.
    Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen
    beiden mantissae ib. 1767 sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips.
    seit 1788. 8.
  7. Und zum Verständniß der Linnéischen Kunstsprache:
    Jo. Reinh. Forster enchiridion historiae natu-
    rali inserviens
    . Hal
    . 1788. 8.
  8. G. L. le Clérc C. de Buffon. (†. 1788.) Ej. histoire
    naturelle
    . Die große Orig. Ausg. Paris, seit
    1749. 4.

Miscellan-Werke.

  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749.
    IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die er-
    sten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of the
    creation
    . ed
    . 12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. nouv. ed.
    Hamb
    . 1782. III. vol. 8.
  4. Abr. Trembley instructions d'un pere à ses enfans
    sur la nature et sur la religion
    . Genev
    . 1775.
    II. vol. 8.

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare dictionnaire de l'histoire naturelle.
    Paris.
    1775. VI. vol. 4.
  2. Neuer Schauplatz der Natur in alphabetischer Ordnung.
    Leipz. 1775. u. f. X. B. 8.

Journale etc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Der Naturforscher. Halle, seit 1773. 8.
  3. Magazin für das neuste aus der Physik und Natur-
    geschichte, herausgegeben von L. C. Lichtenberg
    und J. H. Voigt. Gotha, seit 1781. 8.

Zweyter Abschnitt.
Von den organisirten Körpern
überhaupt.

[Seite 10]

§. 5.

Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird erzeugt,
dann lebenslang ernährt und dadurch seine Selbst-
erhaltung und Wachsthum, und wenn er zu
seiner Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungs-
fähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden die
organisirten Körper durch die Organisation ih-
res Baues, und durch die mit derselben verbun-
denen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn
durch diese letzteren erhalten die Organe ihre Em-
pfänglichkeit gegen Reitze (stimuli) und das da-
von abhängende Bewegungsvermögen, ohne wel-
ches weder Ernährung noch Wachsthum u.s.w.
denkbar seyn könnte.

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären, hat man neuerlich die freylich
ganz commode Lehre der Evolution angenom-
[Seite 11] men, und gemeint, es werde kein Mensch und
kein Thier und keine Pflanze in der Welt er-
zeugt, sondern sie lägen alle schon seit der er-
sten Schöpfung als völlig präformirte Keime
bey ihren Aeltern und Vorfahren längstens vor-
räthig; die verschiedenen Generationen steckten,
gleichsam wie eingepackte Schachteln in einan-
der, und würden nur nach und nach so wie die
Reihe an sie käme durch die Befruchtung ent-
wickelt und ans Licht gebracht. – Manche Ge-
lehrte haben diese Keime im väterlichen, andere
hingegen haben sie im mütterlichen Zeugungs-
stoffe gesucht. Jene glaubten sie also bey den
Thieren in den so genannten Saamenthierchen,
diese aber im weiblichen Eyerstock gefunden
zu haben.

§. 8.

Gegen diese vermeinte Präexistenz solcher
vorgeblich präformirten Keime streitet aber, um
nur weniges anzuführen, z.B. die bekannte Er-
fahrung, daß sich auch dem bewaffnetesten Auge
doch nie sogleich – sondern immer erst eine ge-
raume, zum Theil beträchtlich lange Zeit, nach
der Befruchtung die erste Spur des neu empfan-
gnen Menschen oder Thiers oder Gewächses zeigt;
das aber dann auch gleich mit dem ersten An-
fange die Ausbildung aufs schnellste fortrückt
u.s.w. Ferner so viele mit dem Evolutions-
system nicht zu reimende Phänomene in Er-
[Seite 12] zeugung der Bastarde, und der Mißgeburten;
auch in der Ausartung der organisirten Körper;
so wie fast das ganze Reproductions-Geschäft etc.
besonders auch die Entstehung ganz widernatür-
licher, sonst im natürlichen Baue gar nicht exi-
stirender organischer Theile, die bloß durch zu-
fällige Verletzungen und andere Krankheiten ver-
anlaßt worden, u.s.w.

Und können einmahl vollkommen organisirte
Theile da gebildet werden, wo an keinen dazu
präformirten Keim zu denken ist, wozu brauchts
denn überhaupt der ganzen Einschachtelungs-
Hypothese?

§. 9.

Hingegen zeigen sich durch die ganze orga-
nisirte Natur die unverkennbarsten Spuren eines
allgemein verbreiteten Triebes, der Materie eine
bestimmte Bildung zu geben; und in beiden or-
ganisirten Reichen läßt sich die Wirkungsart die-
ses Triebes bey solchen Thieren oder Pflanzen
die von durchsichtiger Textur sind, und dabey so
schnell erzeugt werden und wachsen, daß man die
ganze Entstehung derselben gleichsam unter den
Augen verfolgen kann, ganz augenscheinlich be-
obachten; so z.B. bey den Arm-Polypen, bey
der Brunnen-Conserve (conferua fontinalis.) etc.

§. 10.

Und so ist es wohl ungleich befriedigender
und allen Erscheinungen des Zeugungs- und Nu-
[Seite 13] tritions- und Reproductions-Geschäftes weit an-
gemeßner, wenn man annimmt: daß keine prä-
formirte Keime präexistiren; sondern daß in
dem vorher rohen ungebildeten Zeugungsstoff der
organisirten Körper, nachdem er zu seiner Reife
und an den Ort seiner Bestimmung gelangt ist,
ein besonderer, dann lebenslang thätiger Trieb
rege wird, ihre bestimmte Gestalt anfangs an-
zunehmen, dann lebenslang zu erhalten, und
wenn sie ja etwa verstümmelt worden, wo mög-
lich wieder herzustellen. Ein Trieb der folglich
die erste wichtigste Kraft zu aller Zeugung, Er-
nährung und Reproduction zu seyn scheint, und
den man, um ihn von allen andern Lebenskräf-
ten zu unterscheiden, mit dem Namen des Bil-
dungstriebes (nisus formatiuus) belegen
kann*).

§. 11.

Die Ursache dieses Bildungstriebes läßt sich
freylich eben so wenig als die der Attraction oder
der Schwere und anderer noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte angeben. Genug daß es
eine eigenthümliche Kraft ist, deren unläugbare
Existenz und ausgedehnte Wirksamkeit sich durch
[Seite 14] die ganze organisirte Schöpfung in der Erfah-
rung offenbart, und deren so constante Phäno-
mene einen weit leichtern und hellern Aufschluß
über die Zeugung und viele andere der wichtig-
sten Geschäfte des körperlichen Lebens geben,
als andere zu deren Erklärung vorgeschlagene
Theorien.

§. 12.

Der Bildungstrieb kann aber bey der Zeu-
gung auf mancherley Weise von seiner bestimm-
ten Richtung abweichen. So kann er bey
Bildung der einen Art organisirter Körper die
für eine ganz andere Art derselben bestimmte
Richtung annehmen, wohin z.B. die gehörnten
Hasen mit vollkommen ausgebildeten kleinen
Rehgeweihen u.a. dergl. sonderbare Erscheinun-
gen, zu gehören scheinen.

Oder es können bey Ausbildung der Sexual-
organe, die bey einem Geschlecht, mehr oder we-
niger von der Gestaltung des andern erhalten,
und dadurch ein zwitterartiges Geschöpf ent-
stehen.

Wenn aber der Bildungstrieb nicht bloß eine
solche fremdartige, sondern eine völlig wider-
natürliche Richtung befolgt, so wird der orga-
nisirte Körper zur eigentlich so genannten Miß-
geburt verunstaltet. Nach dem Sprachge-
brauch versteht man unter Mißgeburt: eine wi-
dernatürliche, angeborne, leicht in die Augen
[Seite 15] fallende Verunstaltung in Bildung äußerer,
größerer Theile. So mannichfaltig aber diese
Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch
alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen:

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürli-
cher Lage einzelner Glieder. Situs muta-
tus
. Die seltensten von allen.

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum. Unter diesen
die lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum
. Die gemeinsten. –
Theils gar erblich, wie z.B. in den sechs-
fingrigen Familien.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen
Monstrositäten, beweiset, daß auch selbst diese Ab-
weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm-
ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die
bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ih-
rer Unterjochung denselben weit mehr als in ih-
rem wilden Zustand unterworfen sind, (daß z.B.
Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig,
unter den wilden Schweinen hingegen fast uner-
hört sind) sich mit der Lehre der vor der Be-
fruchtung präexistirenden Keime, doch schlechter-
dings nicht reimen läßt.

§. 13.

Anders sind wieder diejenigen Abweichungen
des Bildungstriebes, wodurch die organisirten
[Seite 16] Körper in Spielarten oder Variatäten ausar-
ten: welche Ausartung (Degeneration) vor-
züglich aus folgenden Quellen abgeleitet wer-
den muß.

§. 14.

Der kürzeste Weg zur Ausartung ist die Be-
gattung organisirter Körper verschiedner Art;
wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden,
die keinem von beiden Eltern vollkommen glei-
chen, sondern vielmehr mit beiden zusammen
Aehnlichkeit haben. Da aber von der bestimm-
ten Bildung der organisirten Körper, besonders
der Thiere, die behörige und für den Gang der
Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ih-
rer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Ein-
richtung der Vorsicht, daß diese Bastarde meh-
rentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im
Stande sind ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.
Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen
wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Füch-
sen und Hunden, von Hänflingen und Canarien-
vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan-
zen gelingt es leichter daß durch künstliche Be-
fruchtung verschiedner Gattungen von Tabak etc.
Bastard-Arten hervor gebracht werden können
die fruchtbaren Samen tragen. Hingegen be-
dürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten
Bastarden aus der Vermischung vom Rindvieh
und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und
[Seite 17] Hühnern, oder vollends gar von Menschen und
Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Wider-
legung.

§. 15.

Andre Ursachen der Ausartung wirken zwar
langsamer, unmerklicher, aber meist für die
Folge desto dauerhafter, tiefer. Es gehören
dahin vorzüglich Einfluß des Himmelsstrichs,
der Nahrung, und bey Menschen und Thieren
auch der Lebensart u.s.w. Kaltes Clima z.B.
unterdrückt das Wachsthum der organisirten
Körper, und bringt auch weiße Farbe an ihnen
hervor, und v. v. Drum sind die Grönländer,
Lappländer etc., so wie die Thiere und Gewächse
kalter Erdstriche, klein, untersetzt; die Nord-
länder von Natur von weißer Haut etc.; so wie
viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden
anomalisch weiße Haare und Federn haben, viele
Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen tra-
gen u.s.w.

Wie sehr aber verschiedne Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,
Farbe und ganze Constitution der organisirten
Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir
an unsern Hausthieren*), an unserm Getreide,
Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren etc. –
[Seite 18] am allerauffallendsten aber bey den Verschieden-
heiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augen-
scheinlichsten Beyspiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände einander entweder unterstützen, und die
Ausartung um so schneller und auffallender
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
aufheben u.s.w.; daher man in dieser Untersu-
chung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie
zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern Gegenden hervor, die in dem weit südli-
chern Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung
die einige Climate auf die organisirten Körper,
zumahl des Thierreichs, äußern. So daß z.B. in
Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auf-
fallend langes und weißes Haar haben; auf Cor-
sica die Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt
sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hühner
zu Negern in ihrer Art werden u.s.w.

Anm. 3. Selbst Künsteleven am Körper wenn sie
durch lange Reihen von Generationen wiederhohlt
werden, scheinen mit der Zeit angeboren werden
zu können.*) – Bey Völkern z.B., die ihre Knäb-
chen beschneiden, ist es nichts seltnes, daß auch wel-
che mit kurzer Vorhaut gleichsam beschnitten ge-
boren werden. – Büffon hat Hunde gesehen,
[Seite 19] denen so wie ihren Vorfahren die Ohren und der
Schwanz gestutzt worden, und die nun eben so
verstümmelte Junge warfen. –

§. 16.

Die Ernährung der organisirten Körper
geht auf verschiedene Weise vor sich. Den
Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wur-
zeln, die sich außerhalb ihres Stammes am ei-
nen Ende desselben befinden, zugeführt. Die
Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave
ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln innerhalb
ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darm-
canal, wo der nahrhafte Theil der Alimente
durch unzählige Gefäschen, fast wie bey den
Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und den
Theilen des Körpers zugeführt wird. Viele
ungeborne Thiere werden auch außerdem durch
die Nabelschnur ernährt; eine Art von Nutrition,
die ebenfalls viele Aehnlichkeit mit der Gewächse
ihrer hat.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß
dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der
überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den
Thieren, die keinen so geläuterten Nahrungssaft
wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch
andre Wege als Unrath ausgeworfen.

§. 17.

[Seite 20]

Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers; und dann ist ferneres Wachsthum bloßer
Ersatz dessen, was nach und nach durch die Be-
wegung der festen Theile und durch den Umlauf
der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird.
Einige Thiere hingegen, wie die Crocodile, die
großen Wasserschlangen etc. mehr aber noch viele
Gewächse, Eichen, Linden, Cedern etc. scheinen
ihre ganze Lebenszeit hindurch an Länge und
Dicke zuzunehmen.

§. 18.

Zum Wachsthum der organisirten Körper ge-
hört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die
merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte
oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von
selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den wei-
sesten Einrichtungen in der Natur, und sichert
die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefah-
ren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich
auch nebst der Ernährung überhaupt, einer der
größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus
der Hand des Schöpfers bey weitem über die
größten Kunstwerke der Menschen erhoben wer-
den, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft
mittheilen können ihre Triebfedern und Räder,
wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt
[Seite 21] würden, von selbst wieder herzustellen: eine
Kraft, die hingegen die Allmacht jedem Thier
und jeder Pflanze – nur in verschiedenem
Maße – beygelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu be-
stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu-
tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen
der Krebse, das Entblättern der Gewächse u.s.w.
gehört. Man könnte dieß die natürliche Re-
production nennen.

Die andre hingegen ist die außerordentliche,
von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich
den organisirten Körper, zumahl den Thieren,
Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder gar durch
Unfall verstümmelte und verlorne Theile wie-
der ersetzt werden. Der Mensch, und die ihm
zunächst verwandten Thiere besitzen eine minder
vollkommene, und meist nur auf Knochen, Nä-
gel, Haare und Zellgewebe eingeschränkte Re-
productionskraft: die hingegen bey vielen kalt-
blütigen Thieren, besonders bey den Wasser-
Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regenwür-
mern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-
Polypen etc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.

Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Re-
productionsversuche setzen eine schon in derglei-
[Seite 22] chen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht,
auch vielleicht günstige Nebenumstände voraus,
wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten
muß aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg
zu voreilig die ganze Sache bezweifeln zu wollen.
Mir selbst ist es nach mehrern fruchtlosen Versu-
chen erst spät gelungen, daß der ganze Kopf der
gemeinen Waldschnecke (helix pomatia) mit seinen
vier Hörnern binnen ungefähr 6 Monathen wieder
reproducirt ward.

Vor einigen Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern Art (lacerta lacustris) den ich
nun ich Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge
exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und
dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausgeschnit-
ten –: und doch hat sich binnen 10 Monaten ein
vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut,
Augenstern, Crystall-Linse etc. reproducirt, der sich
bloß dadurch vom andern gesunden Auge auszeich-
net daß er nur erst ungefähr halb so groß ist.
(– s. Götting. gel. Anz. 1785. 47 St.)

§. 19.

Wenn die organisirten Körper durch Ernäh-
rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge-
langen, so erhalten sie dann auch das Fortpflan-
zungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr
verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt
nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für
sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen;
oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einan-
der paaren oder begatten, wenn sie neue orga-
nisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschiedenheiten
in diesen beiderley Hauptarten der Fortpflan-
[Seite 23] zungsweise lassen sich doch füglich unter folgende
vier Classen bringen:

I. Cl. Jedes Individuum vermehrt sich auf die
einfachste Weise, ohne vorher gegangne Be-
fruchtung: entweder durch Theilung, wie man-
che Infusions-Thierchen*) und Blumen-Po-
lypen**); oder wie bey der Brunnen-Con-
serve so, daß das alte fadenartige Gewächs
am einen Ende zu einem dicken Knöpfchen
anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu
einem solchen Faden ausgetrieben und umge-
bildet wird***); oder durch Sprossen wie die
Arm-Polypen und viele Gewächse u.s.w.

II. Cl. Jedes Individuum ist zwar auch im
Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein
wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an
seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier
ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen
mit männlichem Samen – und wenn es
Pflanze ist, seine weiblichen Samen-Kör-
ner mit männlichem Blumenstaub – begie-
sen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges
daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey
[Seite 24] den mehresten Gewächsen, und im Thierreich
wie es scheint bey manchen Muscheln.

III. Cl. Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey
den Hermaphroditen der vorigen Classe, in
einem Individuo verknüpft; doch daß keines
sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern
immer ihrer zwey sich zusammen paaren und
wechselseitig einander befruchten und befruch-
tet werden müssen. Diese sonderbare Ein-
richtung findet sich nur bey wenigen Thie-
ren; beym Regenwurm, bey manchen Land-
Schnecken*) etc.

IV. Cl. Die beiden Geschlechter in separaten
Individuis, von denen das eine die weibli-
chen Theile oder Eyer, das andere den männ-
lichen befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andre Thiere, und so
auch manche Pflanzen, wie die Weiden, der
Hopfen, die mehresten Moose etc.

Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer
selbst von sich, in welchen sich erst nachher das
Junge vollends ausbildet. Dieß sind die
Eyer legenden Thiere (ouipara). Bey an-
dern aber wird dieß Ey so lange in der Bär-
mutter zurück behalten, bis das Junge voll-
kommen ausgebildet worden, und nun von sei-
nen Hülsen befreyt, zur Welt kommen kann;
lebendig gebärende Thiere (viuipara).

[Seite 25]

Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen
Eyer Legen und lebendig Gebären sey, erweisen
die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po-
lypen, die sich bald auf die eine, bald auf die
andre Weise fortpflanzen; und der Salamander
und manche Schlangen die zwar Eyer legen, in
welchen aber das ganz ausgebildete Thier ent-
halten ist. Gewissermaßen könnte man mit die-
sem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen
in deren reifen Samenkörnern ein grüner Pflan-
zenkeim eingeschlossen liegt, wie z.B. bey den
sogenannten Aegyptischen Bohnen von der Nym-
phaea nelumbo
.

§. 20.

Nachdem die organisirten Körper die Bestim-
mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht über lang
oder kurz die letzte Revolution mit ihnen vor, sie
sterben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel,
das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorge-
steckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen
ihnen diesen Weg meist lange vor der bestimmten
Zeit. Von allen den großen furchtbaren Thieren,
Crocodilen, Wasserschlangen etc. erreicht vielleicht
nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe,
sondern muß in seiner Kindheit kleinern Thieren
zum Raube werden, da es sonst künftig Menschen
und andre große Thiere verschlungen haben würde.

§. 21.

Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird
ihr Körper allmählich aufgelöset, ihr Organismus
zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde
vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufent-
halt gegeben hatte.


Dritter Abschnitt.
Von den Thieren überhaupt.

[Seite 26]

§. 22.

So unendlich mannigfaltig die Bildung und
der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt-
lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen
mancher so genannten Infusionsthierchen etc.) eine
einfache Oeffnung an ihrem Körper, mit ein-
ander gemein zu haben, durch welche sie demsel-
ben seine Nahrung zuführen. So wohl diese
Oeffnung, nähmlich der Mund, als auch die
große Verschiedenheit der Alimente, die die
Thiere zu ihrer Erhaltung verwenden, unterschei-
det sie schon hinlänglich von den Pflanzen. Statt
daß diese eine einförmige Nahrung, und zwar
fast lediglich aus dem Mineralreich genießen;
so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst
mannigfaltig, und wird beynahe ohne Ausnahme
aus den organisirten Reichen entlehnt.

§. 23.

Die Thiere werden von der einen Seite durch
die unerträglichen Gefühle des Hungers und
Durstes, und von der andern durch die unwider-
stehlichen Reitze des Appetits getrieben, diese ihre
[Seite 27] Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und dadurch
ihre Erhaltung zu bewirken. Die kaltblütigen
Thiere können indeß doch überhaupt länger als
die warmblütigen, und manche von ihnen zum
Erstaunen lange hungern. Auch nehmen einige,
zumahl aus der Classe der Insecten, in einer ge-
wissen Epoche ihres Lebens; viele andere aber im
Winter, den sie theils durchschlafen, gar keine
Speise zu sich.

§. 24.

Die Speisen müssen bey den Thieren sehr
mannigfaltige Veränderungen erleiden, ehe sie
zur eigentlichen Ernährung geschickt, und der
Substanz des thierischen Körpers assimilirt wer-
den können. Die härtern Speisen müssen von
den mehresten erst mittelst des Gebisses zermalmt,
und mit speichelartigen Säften vermischt wer-
den, ehe sie zum Darmcanal gelangen können.
Hier werden sie noch ferner durch allerhand auf-
lösende Mittel in einen weichen Brey verwandelt,
von welchem der eigentliche Nahrungssaft ab-
gesondert, und der Ueberrest als Unrath wieder
aus dem Körper geworfen wird.

§. 25.

Bey den insgemein so genannten vollkomm-
neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs-
saft zuvor mit dem Blute das in den Adern cir-
culirt, vermischt, und von da erst in die übrigen
[Seite 28] Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Außer
dem werden zugleich in besondern dazu bestimm-
ten Werkzeugen durch das Secretions-Geschäfte
mancherley besondre Säfte aus der allgemeinen
Blutmasse abgeschieden. Dieses wahre Blut
ist durchgehends von rother Farbe, aber in
Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen
Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter
Verschiedenheit. Bey den einen nähmlich hält
es meist ungefähr die Temperatur des Mediums
in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den andern aber, die
deßhalb warmblütig heissen, zeigt es in ihrem
vollkommensten gesunden Zustande immer eine
Wärme von ungef. 100 Gr. Fahrenh mehr oder
weniger. Der Saft hingegen, wodurch bey den
so genannten weißblütigen Thieren (nähmlich bey
den Insecten und Gewürmen) die Ernährung
vollzogen wird, zeigt doch im Ganzen genom-
men nur eine entfernte Aehnlichkeit mit dem
wahren rothen Blute.

§. 26.

Nächst der Ernährungsart war willkührliche
Bewegung ein Hauptcharacter, wodurch sich die
Thiere von den Pflanzen auszeichneten (§. 3.).
Die Organe die bey den allermehresten Thier-
classen zum Behuf aller dieser unzählig man-
nigfaltigen Bewegungen dienen, sind die Mus-
[Seite 29] keln, die bey den rothblütigen Thieren das ei-
gentlich so genannte Fleisch ausmachen.

§. 27.

Die Muskeln werden durch die Nerven in
Bewegung gesetzt; und zwar die allermehresten
nach dem Entschlusse des Willens; der hingegen
über einige wenige Muskeln, wie z.B. über das
Herz nichts vermag, als welches unaufhörlich,
lebenslang, und zwar ohne wie andere Muskeln
zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als
Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner
schlagenden Bewegung ist.

§. 28.

Die Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint daß
die Größe der beiden letztern in Vergleichung
zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit
den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten
Verhältniß stehe*), so daß der Mensch von allen
das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr
dünnen Nerven, hat; einfältige Thiere hinge-
gen wie z.B. die hieländischen Amphibien haben
dicke Nerven zu einem sehr kleinen Gehirne.

§. 29.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die
Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge-
[Seite 30] schäft, auch die äußern Eindrücke auf den thie-
rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit-
zutheilen. Die Art der sinnlichen Empfindung
so wohl, als die Beschaffenheit der Sinnwerk-
zeuge ist bey den Thieren sehr verschieden. Viele
Thiere erhalten offenbar allerhand sinnliche Ein-
drücke, ohne daß wir doch die Sinn-Werkzeuge
an ihnen entdecken könnten, die bey andern zu
solchen Eindrücken nothwendig sind. Der Po-
lype z.B. hat keine Augen, und doch das feinste
Gefühl vom Licht; die Schmeißfliege und viele
andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich
keine Nase an ihnen wahrnehmen.

§. 30.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer
Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem
Menschen und den mehresten Grasfressenden
Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung ange-
wiesen; viele Raubthiere und die mehresten Fi-
sche hingegen, auch die kränklichen Kackerlacken
mit den lichtscheuen, bleichen Augen, und manche
Insecten müssen eben diese Stille der Nacht, da
die übrigen Geschöpfe der Ruhe pflegen, zu
Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und da-
gegen einen Theil des Tages zu jener Erhohlung
verwenden.

§. 31.

[Seite 31]

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in
der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr be-
queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen
Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten
Monathe, da es ihnen schwer werden würde, für
ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem tiefen
Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich,
wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte;
wie die Murmelthiere, Hamster, Ameisen etc. in
ihre Nester, die Fledermäuse in Höhlen, die Frö-
sche und einige Fische in Sümpfe, die Schlangen
und Schnecken ins Gebüsch u.s.w. und fallen mit
einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmenden Blicke der
Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese
Erstarrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerk-
liche Wärme übrig behalten, und daß die Pup-
pen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Ver-
wandlung bestehen, im Winter oft so durchfro-
ren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafen-
den Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder
Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen
läßt.

§. 32.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie-
[Seite 32] ren gemein, wie z.B. die Vorstellungskraft,
die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden in-
nern Sinne, das Gedächtniß nähmlich und die
Einbildungskraft.

§. 33.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige
Spuren davon finden, nähmlich die so genannten
Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hin-
wiederum im ausschließlichen Besitz der Ver-
nunft ist.

§. 34.

Der Instinct*) ist das Vermögen der Thiere
aus einem angebornen, unwillkührlichen, in-
neren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen
Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und
ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand-
lungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen
werden, wird durch tausend Bemerkungen z.B.
dadurch offenbar erweislich, daß die Hamster
auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zer-
brechen ehe sie weiter anbeissen; daß junge Zug-
vögel, die man ganz einsam im Zimmer erzo-
gen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum
[Seite 33] Fortziehen fühlen, und im Käficht bey allem
guten Futter und Pflege unruhig werden.

§. 35.

Unter den mancherley Arten dieser thierischen
Triebe sind besonders die so genannten Kunst-
triebe ganz vorzüglich merkwürdig, da sich nähm-
lich so viele Thiere ohne alle Anweisung und
ohne alle vorgängige Uebung*), (die bey so vie-
len z.B. bey den Raupen, die nur Ein für alle Mahl
in ihrem Leben davon Gebrauch machen können,
und wo folglich schlechterdings erster Versuch und
Meisterstück eins seyn muß, durchaus nicht statt
finden kann), so ungemein künstliche Wohnun-
gen, Nester, Gewebe etc. zu ihrem Aufenthalt,
zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres
Raubes, und zu tausend andern Zwecken zu ver-
fertigen wissen.

§. 36.

Der Mensch zeigt außer den Begattungs-
trieben wenig andere Spuren von Instinct: an-
geborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz
und gar nicht. Was ihn hingegen reichlich für
diesen scheinbaren Mangel entschädigt, ist der
Gebrauch der Vernunft, nähmlich desjenigen
so auszeichnenden Vorzugs, wodurch er die Herr-
[Seite 34] schaft über die ganze übrige thierische Schöpfung,
und die ganze bewohnbare Erde zum unbeschränk-
ten Aufenthalt erhält.

§. 37.

Diese Vernunft mag nun entweder eine aus-
schließliche eigenthümliche Fähigkeit der mensch-
lichen Seele seyn; oder aber ein unendlich stär-
kerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche
Thiere auch einige schwache Spur hatten; oder
eine eigne Richtung der gesammten menschlichen
Seelenkräfte u.s.w. so liegt wenigstens der ge-
dachte auszeichnende Vorzug, den der Mensch
durch den Besitz derselben erhält, unwiderred-
lich am Tage.

§. 38.

Der Mensch hat keinen bestimmten Wohn-
platz, und keine bestimmte Nahrung – sondern,
die ganze bewohnbare Erde ist ihm zum Auf-
enthalt, und fast die ganze organisirte Schöpfung
zur Speise überlassen. Die Verschiedenheit der
Climate die er bewohnen soll, und der Nahrung
die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, er-
zeugt ihm eben so verschiedene Bedürfnisse, die
er durch den Gebrauch seiner Vernunft auf eben
so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 39.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
[Seite 35] thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die
unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe
und über die Lebensart, Haushaltung etc. mit ei-
nem Wort über das ganze Naturell dieser seiner
Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren, die
furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten
Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Hand-
lungen abrichten kann u.s.w.

Am allerauffallendsten erhellt dieß aus dem
Beyspiele der Hausthiere, als von welchen der
Mensch entweder wie bey den Pferden, Scha-
fen, Hühnern etc. die ganzen Gattungen ihrer
Freyheit beraubt und sich unterjocht hat; oder,
wenn ihm auch dieß bey einigen, wie beym Ele-
phanten, Falken etc. noch nicht gelungen ist, doch
die einzelnen Individua einzufangen, zu händi-
gen und zu seinem Dienst abzurichten versteht.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung, auf
dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Um-
schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der
neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig
vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere
er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z.B.
Reis, Caffee etc., Pferde, Rindvieh, und sogar Ca-
mele und Affen! und was er v. v. von dorther
nun wieder in seinem Welttheil einheimisch ge-
macht wie z.B. Cartoffeln, Tabak u.s.w.

§. 40.

Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach
dem Linnéischen System unter folgende sechs
Classen bringen:

[Seite 36]

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
lebendig zur Welt bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten
säugen.

II. Cl. Vögel (aues), Thiere mit warmen
rothen Blut, die aber Eyer legen, din Jun-
ge nicht mit Milch säugen, und Federn
haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem ro-
then Blut, die durch Lungen Athem hohlen.

IV. Cl. Fische (pisces), Thiere mit kaltem
rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht
durch Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf
haben.

VI. Cl. Würmer (vermes), Thiere mit
kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfaden (tentacula)
haben.

* * *

Hauptquellen zur Thiergeschichte überhaupt.

  1. Aristoteles. – Histoire des animaux d'Aristote,
    avec des notes etc. par M. Camus. Par. 1783.
    II. vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viniparorum, it-
    anium et animalium aquatilium; cum nomenclaturis
    [Seite 37] singulorum in linguis diuersis Europae.
    ed
    . 2. Tig.
    1560. fol.
  3. Aldrovandvs.
  4. Io. Ionston historia naturalis de animalibus. Frf. 1649-
    53. fol.
  5. auch unter dem Titel H. Rvysch (Frid. fil.) thea-
    trum vniuersale omnium animalium
    . Amst
    . 1718.
    II. vol. fol.
  6. Ray.
  7. Buffon.
  8. Joh. Dan Meyer Vorstellungen allerhand Thiere,
    so wohl nach ihrer Gestalt als auch nach der Struc-
    tur ihrer Scelete. Nürnb. 1748-56. III. Bände
    in Fol.
  9. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  10. Th. Pennant's British Zoology. Lond. 1768-77.
    IV. vol. 8.
  11. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel.
    ib. seit 1763. gr. Fol.

Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren
.

[Seite 38]

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe Blut
mit den Vögeln gemein; aber sie gebären leben-
dige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von
allen übrigen Thieren unterscheidet, und von
dem auch die Benennung der ganzen Classe ent-
lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen
ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl
und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind
ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter ge-
wöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und
sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche,
oder zwischen den Hinterfüßen.

§. 42.

Der Körper der allermehresten (wo nicht al-
ler*)) Säugethiere ist mit Haaren von sehr ver-
schiedener Stärke, Länge und Farbe bedeckt;
die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder
als Borsten straff und struppicht sind, oder gar
wie beym Igel etc. steife Stacheln bilden. Bey
[Seite 39] manchen Thieren sind die Haare an besondern
Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und
bey einigen wie bey den Pferden, Hunden etc. ste-
hen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetz-
ter Richtung an einander und machen so genannte
Näthe (suturas). Bey manchen wie z.B. bey
den Seehunden etc. ändert sich die Farbe mit dem
Alter und bey den mehrsten Hausthieren dieser
Classe variirt sie, so wie beym Gefieder des mei-
sten Hausgeflügels. Auch sind manche durch die
Kälte (§. 15.) bey uns den Winter über, in Nor-
den aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau wie
das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß wie
das große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn hingegen
diese weisse Farbe zugleich mit rosenrothen licht-
scheuen Augen verbunden ist, wie bey den weis-
sen Mohren, bey den Mäusen etc. (auch bey man-
chen Vögeln,) so ist es die Folge einer wirklich
kränklichen Schwäche. Die allermehresten Säu-
gethiere haaren sich in gewissen Jahrszeiten, so
wie sich die Vögel mausern, und die Schlangen
sich häuten etc. (§. 18.).

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche wie die Affen, Eichhörnchen etc., fast bloß
auf Bäumen; einige wie der Maulwurf, als ei-
gentliche animalia subterranea unter der Erde;
[Seite 40] andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie
die Bieber, Seebären; und noch andere endlich
bloß im Wasser wie die Wallfische. – Hiernach
sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewe-
gungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha-
ben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber auch
zwey Hände. Die Affen hingegen haben vier
Hände, und können die an den Hinterfüßen, da
sie auch einen abstehenden Daumen und keine
große Zehe haben, eben so wohl zum fassen und
greifen gebrauchen als ihre Vorderhände. Die
Finger und Zehen der Säugethiere sind im Rück-
sicht ihrer Bildung, Anzahl und Verbindung sehr
verschieden. Gemeiniglich sind sie frey; bey ei-
nigen aber, die im Wasser und auf dem Lande
zugleich leben, durch eine Schwimmhaut ver-
bunden. Bey den Fledermäusen sind die an
den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und
zwischen ihnen ist eine florähnliche Haut ausge-
spannt, die zum Fliegen dient. Die Füße man-
cher Seethiere aus dieser Classe sind wie in ei-
nen Klumpen verwachseln, und bey den Wall-
fischen ähneln sie gar einiger Maßen den Floßfe-
dern der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne
Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fisch-
schwanz vertical, liegen. Einige wenige Säu-
gethiere (Solidungula) haben Hufe; viele aber
(Bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten
gehen bloß auf den Zehen der Füße; einige aber,
wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die
[Seite 41] Affen, Bären, Elephanten u.a.m. auf der gan-
zen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die Ameisenbären, Formosanischen Teufel-
chen, und einige Wallfische ausgenommen, sind
die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehn,
die man in Schneidezähne (primores), Spitz-
zähne oder Eckzähne (laniaros), und Backen-
zähne (molares), abtheilt. Die letztern zumahl
sind nach der verschiednen Nahrung dieser Thiere
auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleisch-
fressenden nähmlich ist die Krone zackicht und
scharf; bey den grasfressenden oben breit und
eingefurcht; und bey denen die sich, so wie der
Mensch, von beiden organisirten Reichen nähren,
in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken ab-
gerundet.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm-
lich das bloß flüchtig zerbißne und geschluckte
Futter bissen-weise wieder durch den Schlund zu-
rück getrieben' und nun erst recht durchkaut und
dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.

Der allgemeine Character dieser wieder-
kauenden Thiere liegt nicht in den gespaltnen
Klauen, als welche aus den Schweinen zukom-
[Seite 42] men, die doch nicht ruminiren, und hingegen
den allerdings wiederkauenden Kaninchen etc. ab-
gehen. Eben so wenig gibt der bloße Mangel
der obern Vorderzähne ein hinreichendes Unter-
scheidungszeichen, da sie bey den Kaninchen sogar
doppelt sind etc.

Mehr allgemein passend ist hingegen die den
wiederkauenden Thieren eigne Bildung der Ba-
cken-Zähne; die wie mit sägeförmigen Queer-
furchen ausgeschnitten, und deren Kronen nicht
horizontal liegen, sondern schräg-ausgeschlägelt
sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außen-
seite – an denen im untern aber die nach der
Zunge hin gerichtete innere Seite, die höchste
ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkie-
fer der eine sehr freye Seitenbewegung hat, wo-
durch denn wie der Augenschein lehrt, der Me-
chanismus dieser sonderbaren Verrichtung be-
wirkt wird.

Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich
gespaltene Klauen haben, nähmlich bey den Ge-
schlechtern der Schafe und Ziegen, Antilopen, des
Rindviehs, der Camele, Hirsche, Moschus-Thiere
und vermuthlich auch der Giraffe kommt nun
außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen
innerer Bau und Mechanismus überaus merkwür-
dig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb
rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuren
ersten Magen (rumen, magnus venter, franz.
le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst),
als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durch-
weicht wird. Von da wird eine kleine Portion
dieses Futters nach der andern mittelst des zwey-
ten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau,
[Seite 43] die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur
ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder
durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird
der wiedergekaute zum zweyten Mahl geschluckte
Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder
durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen-
tipellio, omasus,
franz. le feuillet, le pseautier, das
Buch, der Psalter, der Blättermagen) geleitet,
wo er sich wohl bey der geringe Weite desselben
nicht lange aufhalten kann, sondern von da end-
lich zur völligen Verdauung in den vierten (abo-
masus
, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe, der
Fettmagen) gelangt, der dem Magen andrer Säu-
gethiere am nächsten kommt.

Anm. 2. Der allgemeine Haupt-Nutze der Rumination
scheint noch unbekannt. – Vielen kleinen, schüch-
ternen, unbewaffneten wiederkauenden Thieren
und denen noch dazu von den reissenden Thieren
so sehr nachgestellt wird, kommt sie in sofern zu
passe, das sie ihr Futter auf der offnen Weid ge-
schwind abgrasen und dann im Dickicht in Ruhe
und Sicherheit gemächlich ruminiren können etc.

§. 46.

Die allermehrsten Säugethiere haben eine
Stimme (vox), die nach Verschiedenheit der
Gattungen, des Geschlechts, des Alters, und
der Leidenschaften überaus mannigfaltig ist. Ei-
nige, wie der Maulwurf, die Hasen, Kanin-
chen etc. lassen sie aber nur im äußersten Noth-
fall erschallen. Der Mensch allein besitzt den
Gebrauch der Sprache (loquela), die eine Folge
seiner Vernunft (§. 37.) ist*).

§. 47.

[Seite 44]

Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern zu Waffen ver-
sehen, die doch, wie der Bart beym Menschen,
meist erst gegen die Zeit der Mannbarkeit recht
hervor brechen. Bey einigen Gattungen, wie
beym Hirsch, Reh etc. sind die Weibchen unge-
hörnt; bey andern, wie im Ziegengeschlecht,
sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen
ihre. Anzahl, Structur, und Lage der Hörner
sind sehr verschieden. Beym Ochsen-Ziegen-
und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen
wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen
oder Fortsatz des Stirnbeins. Des Rhinocers
Hörner sind dichte, und bloß mit der Haut auf
der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht
hingegen, sind sie zwar ebenfalls solide, aber
von besondrer Structur, und astig. Sie heissen
dann Geweihe, und werden mehrentheils all-
jährlich abgeworfen und neue an ihrer statt re-
producirt.

§. 48.

Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt,
der eine Fortsetzung des Guckucksbeins (coccyx),
und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch
ist. Er dient z.B. manchen Thieren die Fliegen
und Bremsen von sich zu wedeln; vielen Meer-
katzen u.a. Americanischen Thieren statt einer
[Seite 45] Hand, um sich daran halten, oder damit fassen
zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz);
dem Eichhörnchen zur Haltung beym schnellen
Lauf auf den Zweigen etc.

§. 49.

Noch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondere Beutel von verschiedner Bestim-
mung zu merken. So haben viele Affen, Pa-
viane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Zi-
selmaus u.a., Backentaschen, um Proviant
darin einschleppen zu können. Beym Weib-
chen der Beutelratte liegen die Zitzen in einer be-
sondern Tasche am Bauche, worein sich die sau-
genden Junge verkriechen können. Der Orang-
utang und manche andre Affen, auch das Renn-
thier etc. haben einen Beutel am Halse, der sich in
die Kehle öffnet, und vermuthlich zur Verstär-
kung der Stimme dient.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts-
puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so
fern sie auf die Haushaltung der Natur im
großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung
Einfluß haben; oder in so fern sie dem Men-
schen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener
Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die
Insecten und Gewürme die bey weiten wichtig-
[Seite 46] sten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säuge-
thiere. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung,
ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u.s.w. ma-
chen sie für den Menschen auf die mannigfal-
tigste Weise brauchbar. Aus keiner andern Classe
von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und
arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine
ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und
zu seiner Selbsterhaltung so schlechterdings un-
entbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erd-
bodens können mit einer einzigen Art von Säu-
gethieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse
befriedigen. So die Grönländer mit dem See-
hund; die Lappen, Tungusen etc. mit dem Renn-
thier; die Aleuten mit dem Wallfisch. – Ge-
wisser Maßen auch die Einwohner der Lüneburger
Heide mit dem Schaf etc.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere
fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich
auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker-
bau, Lasttragen u.s.w.: Pferde, Maulthiere,
Esel, Ochsen, Büffel, Rennthiere, Elephanten,
Camele, Llacmas, Hunde. Zur Jagd, zum
Bewachen etc. Hunde. Zum Mausen und Ver-
tilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel
Ameisenbären etc. Zur Speise: das Fleisch von
Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom
Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u.s.w.
[Seite 47] Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, But-
ter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zel-
ten etc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle etc. Zum
Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum
Schreiben, Bücherbinden etc. Pergament, Le-
der. Für andere Künstler und zu gemischtem
Gebrauch: Borsten, Haare (zumahl Pferde-
Haar), Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein,
Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen
und Knochen zu Tischlerleim. Därme zu Sai-
ten. Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur
Feuerung, zu Salmiak etc. Harn etc. zu Phos-
phorus. Endlich zur Arzney: Bisam, Bie-
bergeil, Hirschhorn, Milch etc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig.
Die reissenden Thiere, besonders aus dem Katzen-
Geschlecht, tödten Menschen. Eben diese und
noch manche andere z.B. die Wiesel, Marder,
Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wallfische etc. ver-
tilgen viele nutzbare Thiere: – oder schaden
den Gewächsen, Bäumen, Gartenfrüchten,
dem Getreide u.s.w. wie die Feldmäuse, Ham-
ster, Leming, Hirsche, Hasen, Bieber, Affen,
Elephanten, Rhinoceros, Nilpferde etc. oder gehen
andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse,
Fledermäuse, Murmelthier. Verderben Haus-
[Seite 48] geräthe, wie die Schakale, Hyänen u.s.w. Gift
scheint kein einziges Thier dieser Classe zu be-
sitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue, der
zumahl die aus dem Hundegeschlecht leicht aus-
gesetzt sind.

§. 53.

Man hat verschiedene künstliche Systeme,
nach welchen berühmte Männer die Säugethiere
zu ordnen versucht haben. Aristotelis Einthei-
lung z.B. ist auf die Verschiedenheit der Zehen
und Klauen gegründet, und die haben auch Ray
u.a. nach der Hand angenommen und weiter
bearbeitet. Aber hierbey müssen die verwandte-
sten und im ganzen noch so ähnlichen Gattungen
von Ameisenbären, Faulthieren etc. getrennt, und
in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden,
bloß weil die eine mehr, die andere weniger Ze-
hen hat. Linné hat die Zähne zum Classifica-
tionsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man
aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten
Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbin-
dungen stößt. Das Geschlecht der Fledermäuse
muß nach des Ritters Entwurf, wegen des ver-
schiedenen Gebisses bey einigen Gattungen we-
nigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt
werden; der Elephant kommt mit den Panzer-
thieren, und den formosanischen Teufelchen; der
Igel aber und der Maulwurf mit Löwen und
Tigern in eine gemeinschaftliche Ordnung.

§. 54.

[Seite 49]

Ich habe daher diesen Mängeln abzuhelfen,
und ein natürliches System der Säugethiere zu
entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf ein-
zelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merk-
mahle zugleich, auf den ganzes Habitus der
Thiere gesehn habe. So sind Thiere die in
neunzehn Stücke einander ähnelten, und nur im
zwanzigsten differirten, doch zusammen geordnet
worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zähne
oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil
seyn; und so sind denn folgende zwölf Ordnun-
gen dieser ersten Classe entstanden:

I. Ordn. Bimanus (Inermis). Der Mensch
mit zwey Händen.

II. Quadrumana (Pitheci). Thiere mit vier
Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen,
und Makis.

III. Bradypoda. Thiere mit langen haken-
förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
bau auf den ersten Blick Trägheit und
Langsamkeit verräth. Faulthiere, Amei-
senbären.

IV. Sclerodermata. Die Säugethiere mit
sonderbaren Decken statt behaarter Haut,
und zwar a) mit Schuppen: die Formosa-
nischen Teufelchen; b) mit Schildern: die
Panzerthiere; c) mit Stacheln: Igel und
Stachelschweine.

[Seite 50]

V. Chiroptera. Die Säugethiere, deren
Vorderfüße Flügel bilden (§. 43). Die
Fledermäuse.

V. Glires. Mäuse, Maulwürfe, Hasen,
Wiesel und andere verwandte kleine viel-
zehige Säugethiere.

VI. Ferae. Reissende Thiere, die Menschen
anfallen. Nur die Bären-Hunde- und
Katzen-Geschlechter.

VIII. Solidungula. Pferd etc.

IX. Bisulca. Thiere mit gespaltnen Klauen.

X. Belluae. Ungeheure, dünnbehaarte Thiere,
mit dicken Füßen. Tapir, Elephant,
Nashorn, Nilpferd.

XI. Palmata. Die Amphibien dieser Classe
mit kurzen Schwimmfüßen: und zwar
a) lacustria, mit bloßer Schwimmhaut
zwischen den Zehen; b) marina, mit ver-
wachsenen Fingern (§. 43.), deren Spur
nur durch die Nägel bezeichnet wird.

Der Manate macht von hier den schick-
lichsten Uebergang zur

XIIten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige
Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen
fast nichts als den unschicklichen Nahmen
gemein haben, und deren natürliche Verbin-
[Seite 51] dung mit den übrigen Säugethieren schon
Ray vollkommen richtig eingesehen hat*).

* * *

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadru-
    pedibus viuiparis.
    Basil
    . 1551 fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viuiparis
    L. III. Bonon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis ib. 1613. fol.
  5. Ei. de cetis L. I. (am Ende seines Werkes de piscibus).
    ib. eod. fol.
  6. Io. Raii. synopsis animalium quadrupedum. Lond.
    1613. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's synopsis of quadrupeds. Chester
    1771. 8.
  9. Ei. history of quadrupeds Lond. 1781. II. vol. 4.
  10. Ei. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 4.
  11. J. Ch. Dan Schrebers Säugethiere. Erlang. seit
    1774. 4.
  12. I. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium Lips.
    1777. 8.
  13. E. A. W. Zimmermann specimen zoologiae geogra-
    phicae.
    LB.
    1777. 4.

I. Ordn. BIMANUS (Inermis).

[Seite 52]

1. Geschl. Homo. Animal erectum, bima-
num, inerme, rationale, loquens. Dentes
primores incisores supra et infra
4. la-
niarii
longitudine reliquis aequales, ap-
proximati
.

1. Gatt. sapiens. Der Mensch wird schon durch so auf-
fallende Eigenschaften seines Körperbaues von der gan-
zen übrigen thierischen Schöpfung ausgezeichnet, daß er
bey weiten nicht bloß in einem eignen Geschlecht, son-
dern allerdings in einer besondern Ordnung von ihr
abgeschieden werden muß.

Es gehört dahin gleich vorzüglichst sein aufrechter
Gang, wozu seine breiten Fußsohlen, und überhaupt
sein ganzer Körperbau eingerichtet ist, und der freyste
Gebrauch zweyer vollkommnen Hände, wodurch er,
selbst vom menschenähnlichsten Affen zu unterschei-
den ist.

Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar eigen-
thümliche Charaktere, die dem männlichen und allen
übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen
Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjah-
ren; und dann ein körperliches Kennzeichen der unver-
letzten jungfräulichen Unschuld.

Der Mensch hat außer dem Begattungstrieb wenig
Spuren von Instinct (§. 33. u. f.), Kunsttriebe aber
(§. 35.), schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er
ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der
dadurch erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die
[Seite 53] nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) als welche
auch den ganz jungen und selbst den stummgebohrnen
Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§. 46.).
Daß die Rede hingegen eine bloße Folge der Vernunft
und nicht etwa der besondern Organisation der mensch-
lichen Sprachwerkzeuge sey, erhellt aus den bekannten
Beyspielen der Papagayen, Raben etc. die allerhand
Worte ganz vernehmlich nachsprechen lernen. Die
Stimme ist den Thieren wie ihr Instinct angeboren:
die Sprache hingegen entwickelt sich erst mit der Ver-
nunft, da dann die Seele ihre erlangten Begriffe, der
Zunge zum Aussprechen überträgt. Es gibt eben so
wenig ein sprachloses, als ein vernunftloses Volk auf
unserer Erde, und wir haben nun die Wörterbücher
der Eskimos, der Hottentotten und anderer Nationen,
denen die leichtgläubigen Reisenden der alten Zeit die
Rede abzusprechen wagten.

* * *

Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfsbedürfti-
ges Geschöpf. Kein andres Thier außer ihm bleibt so
lange Kind, keins kriegt so sehr späte erst sein Gebiß,
lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehn, keins
wird so sehr spät mannbar u.s.w. Selbst eine gro-
ßen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime,
die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hül-
fe, durch Cultur und Erziehung entwickeln können; da-
her denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen
zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natür-
liche Bestimmung des Menschen zum geselligen Um-
gang. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor
[Seite 54] der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die
Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und
Mädchen, und die Dauer der Zeit der Fortpflanzungs-
fähigkeit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der
Mensch überall so wie in Europa zur Monogamie
bestimmt sey.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide un-
beschränkt; er bewohnt die ganze bewohnbare Erde,
und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten
Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen
körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säu-
gethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter, was
ihn für seine lange Kindheit entschädigt.

* * *

Es gibt nur eine Gattung (species) im Menschen-
geschlecht; und alle uns bekannte Völker aller Zeiten
und aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaft-
lichen Stammraße abstammen. Alle National-Ver-
schiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen
Körpers sind nicht um ein Haar auffallender oder un-
begreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen
von organisirten Körpern, zumahl unter den Hausthie-
ren, gleichsam unter unseren Augen ausarten. Alle
diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley
Núancen so unvermerkt zusammen, daß sich keine andre
als sehr willkürliche Grenzen zwischen ihnen fest setzen
lassen: doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch
am füglichsten unter folgende fünf Varietäten zu brin-
gen geglaubt:

1) Die Europäer und westlichen Asiaten, disseits des
Obi, des Caspischen Meers, und des Ganges-
[Seite 55] nebst den Nordafrikanen, also ungefähr die Be-
wohner der den alten Griechen und Römern bekannten
Welt. Sie sind von Farbe mehr oder weniger weiß,
und nach den europäischen Begriffen von Schönheit
die best gebildeten Menschen.

2) Die übrigen Asiaten, jenseits des Obi, des Gan-
ges etc. und dann die nordlichsten Americaner, (an
der westlichen Küste nähmlich etwa bis nach Alasch-
ka etc. und an der ostlichen bis Labrador). Sie sind
meist gelbbraun, dünn behaart, haben platte Gesich-
ter und eng-geschlitzte Augenlieder. Als Ideal ihrer
Gestaltung denke man sich die Schinesen.

3) Die übrigen Africaner: mehr oder weniger schwarz;
mit stärker prominirendem Untertheil des Gesichts,
wulstigen Lippen, stumpfer Nase und meist krausem
Haar. Am auffallendsten ist dieser Charakter bey
den Negern, die sich dann in die Habessinier, Mau-
ren etc. verlieren, so wie jede andre Menschen-Va-
rietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleich-
sam zusammen fließt.

4) Die übrigen Americaner: meist von kupferrother
Farbe, schlichtem straffen Haar und mancherley meist
durch Kunst bewirkter Form des Kopfes.

5) Die Südsee-Insulaner oder die Bewohner des
fünften Welttheils; bis wieder gen Ostindien. Sie
sind meist schwarzbraun, breitnasig, und groß-
maulig, mit dichtem Haarwuchs und stark ausge-
wirkten Gesichtszügen.

* * *

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die
Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt
[Seite 56] haben, lohnt sich kaum mehr der Mühe: die ver-
meintlichen Patagonischen Riesen z.B. sind, von Ma-
galhaens Zeiten bis auf die unsrigen, in den Er-
zählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebente-
halb eingekrochen, und bleiben also wenig größer
als jeder andre Mensch von guter Statur.

Und daß Commerson's Quimo's und andre Zwergna-
tionen auch nichts als Erdichtungen waren, ist nun
allgemein bekannt.

Die Kackerlacken, Blafards, Albinos oder weiste
Mohren sind nicht ein Mahl eine Spielart, geschwei-
ge eine besondre Gattung, sondern Patienten, deren
Geschichte mehr in die Pathologie als in die Na-
turhistorie gehört.

Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge-
mische aus der Geschichte jener preßhaften kränkli-
chen Menschen, und des Orangutangs: sein Homo
lar
hingegen ein wahrer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder
sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so
wenig, als andre durch Krankheit oder Zufall ent-
stellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der
Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hotten-
tottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit
der Amerikaner, die Sirenen, Centauren, und
alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, ver-
zeihen wir der gutherzigen Leichtgläubigkeit unsrer
lieben Alten.

II. QUADRUMANA (Pitheci).

[Seite 57]

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind bloß zwischen den Wendezir-
keln zu Hause.

2. Simia. Affe. habitus plus minus anthro-
pomorphus, auriculae et manus magis
humanae. Dentes primores incisores, su-
pra et infra
4. laniarii solitarii, reliquis
longiores
.

Die Affen finden sich bloß in der alten Welt; ihr
Gesicht ist zwar menschenähnlicher als andrer Thiere
ihres, aber doch schon vorn in eine Thier-Schnauze
verlängert, weil sie, so wie die allermehresten übrigen
Säugethiere einen besondern Knochen (os intermaxil-
lare
) zwischen den Oberkiefern haben, in welchem die
obern Schneidezähne sitzen, und der dem Menschenge-
schlechte mangelt. Ueberhaupt aber sind auch die
menschenähnlichsten Affen in ihrer ganzen Bildung,
durch die schmalen Hüften, durch die platten Lenden
u.s.w. vollends durch so tausend Besonderheiten in ih-
rem innern Körperbau aufs auffallend sichtlichste vom
Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Troglodytes. der Africanische Waldmensch, Schim-
pansee, Pongo, Jocko, Barris. S. macrocephala,
torosa, dorso et humeris pilosis, reliquo corpore
glabro.

[Seite 58]

Tulpii observ. med. p. 234. tab. XII.

Im innern von Angola, Congo etc. und tiefer land-
einwärts; wird ungefähr fünf Fuß hoch; hat doch ein
etwas mehr menschenähnliches Ansehen als der eigent-
liche Orangutang und dient folglich zum kürzesten bün-
digsten Beweis des mächtig-großen Abstandes, der
auch schon in Rücksicht der äußern Bildung, zwischen
dem Menschen und der ganzen übrigen thierischen Schö-
pfung vorwaltet. Diese Thiere sind unbändig stark,
wild, und sollen Menschen anfallen. Man sagt daß sie
sich Truppweise in den dicksten Wäldern aufhalten, sich
auf den Bäumen eine Art von Laube gegen Wind und
Wetter machen, sich gern nach dem Feuer ziehen was
die Wilden etwa im Walde angemacht haben, daß sie
es aber nicht mit nachgelegtem Holze zu unterhalten
verstehen.

2. Satyrus. der Ostindische Waldmensch, eigentliche
Orangutang (Büffon's Jacko). S. capite minore
gracilior, hirsuta; pilorum humeri et uluae contraria
directione, pollice manuum anteriorum mutico, un-
gue destituto.

Schrebers Säugth. tab. II. A.

Wie es scheint bloß auf Borneo; wird ungefähr 4
Fuß hoch; unterscheidet sich durch einen weit schlankern,
schmächtigern Wuchs, kleinern Kopf, ganz andere Ge-
sichtsbildung und einen dicht behaarten Leib, von dem
Africanischen Waldmenschen, womit er gemeiniglich ver-
wechselt worden; läßt sich, wenn er ganz jung einge-
fangen worden, so wie der Schimpanse und andere Af-
fen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrich-
[Seite 59] ten, die man aber von seinem natürlichen Betragen
genau unterscheiden muß.

Camper hat aus der Zergliederung eines ähnlichen
Thiers die physische Unmöglichkeit erwiesen, daß der-
gleichen so genannte menschenähnliche Geschöpfe je ei-
ner menschlichen Rede, oder eines natürlichen aufrech-
ten Ganges etc. fähig seyn könnten.

3. Longimana. der Gibbon oder Golok. (Linné's
Homo lar.) S. brachiis longissimis, talos attin-
gentibus.

Schreber tab. III.

In Malacka, Coromandel, und auf den Molucken;
sein ziemlich menschenähnliches Gesicht und die unge-
heuer langen Arme geben ihm ein sonderbares Ansehn.
Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen vier Fuß
hoch.

4. Syluanus der gemeine Türkische Affe. S. brachiis
corpore breuioribus, natibus caluis, capite subro-
tundo
. *

Schreber tab. IV.

Der allgemeinste und dauerhafteste Affe, der auch
in Europa leicht Junge heckt. Hat etwa die Größe
vom Fuchs, ist leicht zu zähmen, sehr gelehrig und
possirlich, lebt scharenweise in Nordafrica, Ostin-
dien etc.

5. Innus (cynocephalus auctorum. Büffon's magot.)
S. capite oblongo, natibus caluis. *

Schreber tab. V., it. V. a, V. b.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen und ist ihm
überhaupt so ähnlich, daß es schwer hält, beide recht
[Seite 60] bestimmt von einander zu unterscheiden. Man hält
diesen für den wahren Aegyptischen cynocephalus der
Alten. Er ist auch auf Gibraltar verwildert und hat
sich da im freyen fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein so ge-
nannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, labio
leporino.

Schreber tab. XIII.

Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivenfarben. Ueber-
aus lebhaft, possirlich und dauerhaft, daher er häu-
fig nach Europa gebracht wird.

7. Aygula (Büffon's aigrette). S. subimberbis grisea,
eminentia pilosa verticis reuersa longitudinali. *

Schreber tab. XXII.

In Ostindien. Graugelblich. Von der Größe einer
Katze.

3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. ba-
boon.
) Caput prolongatum, minus an-
thropomorphum, nates nudae, coccineae,
cauda abbreuiata. Dentes ut in simiis.

Auch die Paviane sind der alten Welt eigen. Ihr
Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher
etwas vom Schwein, zumahl in der breiten Schnauze.
Meist sind es unbändige, säuische und äußerst geile
Thiere.

1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad latera
coerulescente. *

[Seite 61]

Schreber tab. VIII. A. VIII. B.

Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat wegen
der schönen farbigen Streifen im Gesicht, wegen seines
weissen Barts, und der spitz zulaufenden Kopfhaare, ein
auffallendes Ansehn.

2. Mandril. (maimon. Linn) P. facie violacea glabta,
profunde sulcata. *

Schreber tab. VII.

Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scharen des
Nachts Weinberge und Obstgärten plündern sollen.
Kleiner als der vorige.

4. Cercopithecvs. Meerkatze. auri-
culae minus humanae. manus (plurimis)
quasi sciurinae. Dentes ut in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß in Süd-America
einheimisch.

a) cauda prehensili, die Sapajus.

1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater, palmis
tetradactylis absque pollice.
*

Schreber tab. XXVI. A. XXVI. B.

In Brasilien, Peru etc. Soll mit seinem langen
Rollschwanz Fische fangen können; und wenn mehrere
von einem Baume disseits eines schmalen Flusses auf
einen andern, jenseitigen wollen; so sollen sie sich, wie
eine Kette, von einem Aste herunter an einander hän-
gen, und so lange über dem Wasser hin und wieder
schwanken, bis der unterste den jenseitigen Baum er-
reicht und sich dran angehalten hat, da dann der
[Seite 62] erste los läßt, und so die ganze Kette hinüber
fliegt.*)

b) cauda non prehensili, die Sanguinchen.

2. Jacchus. der Uistiti. C. juba pilosa alba ad genas
ante aures, cauda villosa annulata. *

Schreber tab. XXXIII.

In Brasilien. Von brauner Farbe und so klein, daß
er in einer Cocosnuß-Schale Raum hat.

5. Lemur. Maki. Nasus acutus, dentes
primores superiores
4. inferiores 6. por-
recti, compressi, incumbentes; laniarii
solitarii, approximati.

1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L. ecaudatus. *

Schreber tab. XXXVIII.

Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eichhörn-
chens, schlanke dünne Beine etc. und so wie die folgende
Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige
Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et
cauda griseis
. *

Schreber tab. XXXIX. A. XXXIX. B.

Ist so wie einige verwandte Gattungen auf Madagas-
car, und den benachbarten Inseln zu Hause. Hat schöne
orangegelbe Augen, sehr weiches Haar, und einen lan-
gen wolligen Schwanz, den er im Sitzen um den Hals
schlägt. Die Hinterfüße sind viel länger als die vor-
[Seite 63] dern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen
specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.


III. BRADYPODA.

Der Bau der Füße und der ganze Habitus
dieser Thiere verräth ihren trägen langsamen
Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den
Vorderfüßen, die aber mit großen krummen
Klauen versehen sind, und zum Klettern auf Bäu-
men dienen. Sie sind dick behaart, und durch
zahlreiche aber sehr breite Rippen von innen fast
so gut gepanzert, als die Sclerodermata durch
ihre hornichte Decken von außen.

6. Bradypus. Faulthier. Ignavus. (Fr.
paresseux, Engl. sloth) Caput rotun-
datum, crura antica longiora. Dentes
primores nulli utrinque; laniarii
(?)
obtusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.

1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridactylis, cauda
brevi. *

Schreber tab. LXIV.

In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsames, schwer-
fälliges Geschöpf; was nie mehr als einen Fuß auf Ein
Mahl aufheben, nachher jedes Mahl erst einige Zeit aus-
ruhen, und beständig sein heulendes Aï, wovon es den
Nahmen hat, hören lassen soll. Aber bey aller dieser
Trägheit ist es listig genug um seinen Feinden, zumahl
[Seite 64] den kleinen Americanischen Tigern etc. auf allerhand
Weise zu entgehen; und stark genug, um sich im Noth-
fall gegen sie zu vertheidigen. Hat dabey ein äußerst
zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub,
säuft gar nicht etc.

7. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr.
fourmiller, Engl. ant-eater.) Rostrum pro-
ductius, lingua lumbriciformis; dentes
nulli.

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. palmis didacty-
lis, ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis;
cauda prehensili
. *

Schreber tab. LXVI.

In Südamerica; von der Größe und auch fast von
der Farbe des Eichhörnchens. Mit seiner vier Zoll lan-
gen Zunge bohrt er nach und nach gleichsam einen Gang
in die Ameisenhaufen, und da sie wie bey den übrigen
Gattungen mit zähem Schleim überzogen ist, so blei-
ben die Ameisen dran kleben, und er braucht sie nur
von Zeit zu Zeit in den Mund zu ziehen und die Thier-
chen hinterzuschlucken. Mit den großen hakenförmigen
Klauen der Vorderfüße kratzt er die mit einer festen
Erdrinde bedeckten Ameisenhaufen auf.

IV. SCLERODERMATA:

Die Säugethiere mit Stacheln, oder Schup-
pen, oder Schilden statt des behaarten Fells.
Sie rollen sich bey Gefahr ganz kugelicht zusam-
[Seite 65] men, und können sich bey der Begattung nicht
wie die mehresten übrigen Thiere dieser Classe
bespringen.

8. Manis. Formosanisches Teufelchen. Cor-
pus squamis tectum. lingua teres. den-
tes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere
dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebensart etc. viel
Aehnlichkeit mit den Ameisenbären. Von vielen ältern
Naturforschern werden sie unter die Eidexen gezählt.

1. Macroura. der Phatagin. (tetradactyla Linn.) M.
cauda longiore
. *

Schreber tab. LXX.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Von der
Größe des obigen Ameisenbären. Sein geschuppter Kör-
per ähnelt einem Tannenzapfen. Die Schuppen sind
von castanienbrauner Farbe und ungemein sauber ge-
streift.

9. Tatu. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier.
(dasypus Linn.) Corpus testis zonisque
osseis
cataphractum. dentes primores et la-
niarii
nulli
.

1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dorsalibus 9
palmis tetradactylis. plantis pentadactylis. *

Schreber tab. LXXIV.

In Südamerica, wohin das ganze Geschlecht zu
Hause zu gehören scheint. Baut unter die Erde, wird
leicht sehr kirre.

[Seite 66]

10. Hystrix. Corpus spinis tectum.

a) dentibus primoribus 2. distantibus, laniariis
utrinque
2. recumbentibus.

1. †. Erinaceus. der Igel. (Fr. le hérisson, Engl. the
hodge-hog
) H. auriculis rotundatis, naribus cri-
statis.
*

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Rat-
ten und Mäusen; auch von Kröten, Insecten, (sogar
spanischen Fliegen) und von Früchten, Wurzeln etc.

2. Malacensis. H. auriculis pendulis.

Seba thesaur. vol. I tab. LI. Fig. 1.

Auf Malacca und den Sundaischen Inseln; ist we-
gen des ehedem als Panazee berufnen und so theuer be-
zahlten Piedra del porco merkwürdig, der sich zuweilen
in seiner Gallenblase erzeugt.

b) dentibus primoribus utrinque 2. oblique scissis,
laniariis nullis.

3. Cristata. das Stachelschwein. (Fr. le porcepic. Engl.
the porcupine) H. capite cristato, cauda abbreuiata. *

Schreber tab. CLXVII.

Im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt
sich von Baumrinde und Früchten, und nistet in einem
ziemlich tiefen Bau unter der Erde. Im Zorn ras-
selt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, zumahl
im Herbste ausfallen, schießt sie aber nicht gegen seine
Verfolger von sich.

V. CHIROPTERA.

[Seite 67]

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser Thiere; und zwischen denselben ist eine
florähnliche Haut ausgespannt, die statt Flügel
dient (§. 43.). Daher können sie eben so wenig
als die Affen, Faulthiere etc. bequem auf der
Erde gehn.

11. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chau-
vesouris
. Engl. bat.) Pollex palmarum et
digiti plantarum breues, reliqui longissi-
mi, membranae expansili intertexti, pro
volatu.

Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus noctur-
nis
, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welt-
theile verbreitet sind.

a) dentibus primorbius 4. utrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso infundi-
buliformi lanceolato. *

Schreber tab. XLV.

In Südamerica; der Körper von der Größe des
Eichhorns. Graubraun, wird dadurch sehr lästig, daß
er nicht nur dem Rindvieh, Pferden etc. sondern auch
schlafenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an
die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch
den Nahmen des Vampyrs erhalten hat; tödtet auch
Tauben; beißet den Schweinen die Zitzen ab etc.*)

[Seite 68]

2. Canis volaus. der fliegende Hund. (Linné's vampyrus,
Büffon's roussette.) V. ecaudatus, naso simplici, mem-
brana inter femora diuisa. *

Schreber tab. XLIV.

Ist größer als der Vampyr, lebt aber bloß von
Baumfrüchten und wird also ganz unrichtig Vampyr
genannt: findet sich scharenweise auf Ternate und an-
dern Ostindischen- und Austral-Inseln; auf welchen
letzteren (Neu-Holland ausgenommen) er nebst den
Schweinen, Hunden und Ratten die einzigen daselbst
einheimischen Säugethiere ausmacht.

b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. †. Auritus. (Büffon's oreillard.) V. caudatus, auri-
culis maximis. *

Schreber tab. I.

So wie die folgende in den gemäßigten Gegenden der
alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber
fälschlich, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile
ungeheuer groß.

4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speckmaus
V. caudatus, auriculis capite minoribus. *

Zu ihrem Winterschlaf hängen sie sich in Höhlen
klumpweise bey den Hinterfüßen auf.

VI. GLIRES.

[Seite 69]

Eine große Ordnung, die wieder in Fami-
lien eingetheilt werden kann. Die dahin gehö-
rigen Thiere sind vielzehig, gehen fast immer
auf dem ganzen Hinterfuß (§. 43.), und mehren-
theils im Galopp. Meist sind es kleine aber
flinke, lebhafte Geschöpfe.

A) Sciurina.

12. Sciurus. Cauda pilosa, disticha.
Dentes primores utrinque
2; inferiores
subulati; laniarii nulli.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der Polatu-
sche. S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterio-
ribus ad posteriores. *

Schreber tab. CCXXIII.

Fast in der ganzen nördlichen Erde. Das schlaffe
Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen
zu, auf der Seite weglauft, dient ihm nur wie zu
einem Fallschirm, um einen weitern Sprung wagen zu dürfen.
Es kann aber damit nie auswärts, nicht ein Mahl was-
serpaß, sondern immer nur schief herunterwärts setzen.

2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecureil. Engl.
the squirrel.) S. auriculis apice barbaris, cauda dorso
concolori. *

Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im nörd-
lichen America. Lebt fast bloß auf den Bäumen, da
ihm bey den schnellen weiten Sprüngen der Schwanz
statt Segel und die immer stark dunstenden, feuchten
[Seite 70] und großen Fußsohlen zum festem Tritt helfen. Macht
sich in den Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest
aus Laub und Moos, oder bezieht auch wohl verlaßne
Nester wilder Tauben und anderer Vögel.

Die Nordischen, zumal an den Ufern des Obi und
am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben
dann das bekannte Grauwerk (petit gris); wovon der
Bauch unter dem Nahmen von Vebam zu Futtern
verarbeitet wird. Zuweilen finden sich auch schwarze
Eichhörnchen; seltner schneeweiße mit rosenrothen Au-
gen; auch habe ich ein weiß- und schwarz geflecktes
aus dem Gothaischen gesehn.

13. Glis. Cauda rotunda, in apice cras-
sior. Dentes ut in sciuris.

1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die
Rellmaus (Fr. le loir Engl. the rellmouse.) G. gri-
seus, subtus albidus, auriculis rotundatis, nudis
. *

Schreber tab. CCXXV.

So wie die folgende Gattung in den gemäßigten
Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis
der Alten, den sie als Delicatesse verspeiseten*), und
in eigenen glirariis**) mästeten. Lebt in Eichen- und
Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume; und hält
langen und sehr festen Winterschaf.

2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le mus-
cardin
. Engl. the dormouse.) G. rufus, pollice planta-
rum mutico, auriculis rotundatis. *

[Seite 71]

Schreber tab. CCXVII.

Von der Größe der Hausmaus. Zu seinem Win-
terschlaf bereitet es sich ein kuglichtes, ziemlich festes
Lager von Tangelnadeln, u.a. kleinem Gestrüppe, worin
sie sich vergräbt.

B) Murina.

14. Marmota. auriculae abbreuiatae,
cauda breuis, pilosa. Dentes (plerisque)
ut in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Romanisch murmont
vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte.) M. corpore
supra fusco, subtus flauescente. *

Schreber tab. CCVII.

In den höhern Alpen von Europa und Asien, beson-
ders in Savoyen, Graubünden, am St. Gotthard, und
in der großen Tatarey. Macht sich tiefe Höhlen in die
Erde, die es mit Heu und Moos ausfuttert, nährt sich
von allerhand Pflanzen und Wurzeln. Merkwürdig ist,
daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf
isolirten Klippen findet die wie Inseln aus diesem Eis-
meer hervorragen, etliche Stunden weit von allem un-
beeiseten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur
etwa 6 Wochen lang von Schnee befreyt sind; so daß
es scheint, die dasigen Murmelthiere durchschlafen
wenigstens 10 Monate vom Jahr und bringen nur
einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.

2. †. Citellus. das Erdzeifelchen, Suslik. (mus noricus).
M. corpore longiore, capite parno, pedibus breuibus
pentadactylis.
*

[Seite 72]

Schreber tab. CCXI. A. CCXI. B.

Häufigst in Ungarn, Pohlen und Sibirien. Die
äußere Gestalt und Farbe, auch die Sitten sind
wie vom Murmelthier. Es hat aber nur die Größe
vom Hamster, auch so wie dieser Backentaschen etc. Nur,
statt daß der Hamster fettes Erdreich liebt, so baut
hingegen das Erdzeifelchen in dürren sandichten oder
thonichten Boden.

3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine
nigro.
*

Schreber tab. CXCVIII. A. CXCVIII. B.

F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774.
8. Taf. I. II.

Hin und wieder in Deutschland, Pohlen, Sibirien etc.
lebt zum Theil von kleinen Thieren, jungen Pflanzen etc.
doch vorzüglich von Getreide, Bohnen etc. wovon er
großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unter-
irdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine
Höhle hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victu-
alien. Er vermehrt sich ausnehmend stark, und man
hat wohl eher im Gothaischen in einem Jahr über
27000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze
Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken
mit rosenrothen Augen.

4. Lemmus. der Leming. M. capite acute, corpore
nigro fuluoque irregulariter maculato.
*

Schreber tab. CXCV. A. CXCV. B.

Häufigst in Lappland und Sibirien. Thut den Ge-
wächsen großen Schaden. Zuweilen emigriren ganze
Legionen wie Zugheuschrecken von einer Gegend in die
[Seite 73] andere. Sie sollen sodann in gerader Linie, bis zum
Ort wo sie sich niederlassen wollen, ziehen. Ihre uner-
wartete und unbemerkte Ankunft daselbst, und dann
auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die
Luft gehoben worden und sich doch noch los gearbeitet
und herunter gefallen etc., hat zu der wunderlichen Sage
Anlaß gegeben, daß es Lemminge vom Himmel regne.

5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata,
palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis,
palpebrarum aperturis auriculisque nullis.

Schreber tab. CCVI.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der
Erde. Es soll für seine kleinen ganz deutlichen Aug-
äpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Au-
genlider haben, und folglich gänzlich blind seyn!

15. Mus. cauda gracilis, subnuda. Dentes
ut in praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subses-
quuncialis, auriculis nudis vellere molli latentibus,
palmis subtetradactylis, corpore fusco
.

Schreber tab. CXC.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils
durch die großen Wanderungen die sie, zumahl von
Kamtschatka aus, in manchen Jahren in unsäglicher
Menge und unermeßlichen Zügen fast wie der Lemming
anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwür-
dig, womit dieses kleine Thier eine große Menge meist
eßbarer Wurzeln in seine unterirdischen Höhlen
schleppt, denen die Tungusen u.a. Sibirische Völker
[Seite 74] (wie die Thüringer dem Hamster-Höhlen) nachgra-
ben und diesen Wurzelvorrath zu ihrem eignen Ge-
brauch ernten.

2. †. Siluaticus. die Waldmaus, große Feldmaus. (Fr.
le mulot. Engl. the field-rat.) M. cauda mediocri,
pectore flauescente, abdomine albido.

Schreber tab. CLXXX.

In den Europäischen Wäldern, ist zumahl den Hol-
zungen sehr schädlich, sammelt häufigen Wintervor-
rath von Nüssen, Eicheln etc.

3. †. terrester. die Feldmaus, Stoßmaus. (Fr. le
campagnol.
Engl. the field-mouse.) M. cauda mediocri,
dorso ferrugineo, abdomine cinereo. *

Schreber tab. CXCI.

Meist in ganz Europa, hält sich im Sommer mehr
in Wiesen, Gärten und Feldern, im Winter aber mehr
im Walde auf. Vermehrt sich in manchen Jahren
ganz ungeheuer, und thut den Feldfrüchten, zumahl
der jungen Saat, großen Schaden.

4. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris. Engl.
the mouse.) M. cauda elongata, palmis tetradactylis,
pollice palmarum mutico. *

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von
Asien und America. Hat sich dem Menschen gewisser
Maßen zum Hausthier aufgedrungen. Frißt fast alles
was ihren Zähnen beißbar ist.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so lichtscheu,
daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen,
und für blind gehalten werden könnten.

[Seite 75]

5. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.)
M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum vngul-
culo pollicari. *

Die Rate ist jetzt fast über alle fünf Welttheile ver-
breitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa
zu Hause. Wenige andre Thiere sind so äußerst gefrä-
ßig als die Raten. Sie fressen sogar Scorpione und
ziehen dem Menschen und seinen Victualien überall nach.
Sogar den Bergleuten in die tiefsten Schachte. Sie
verlassen die ankommenden Schiffe wen sie ausgeladen
werden und schwimmen ans Land; und beziehen sie wie-
der so bald sie von neuem befrachtet werden. Die Müt-
ter vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensgefahr,
selbst gegen größere Katzen. Dagegen werden auch alte
kraftlose Ratten von den jüngern besorgt und gefüttert.

Solche bejahrte Ratten, die nur der Ruhe pflegen,
verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und mehrern, mit den
Schwänzen in einander, und das sind die ehemahls so
berufenen und neuerlich ohne Grund gänzlich geläugne-
ten Rattenkönige.

16. Sorex. nasus rostratus, auriculae
breues. Dentes primores superiores
2. bi-
fidi; inferiores
4. intermediis breuiori-
bus
; (interdum 2.) laniarii utrinque
plures
.

1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la musaraigne.
Engl. the shrew.) S. cauda mediocri, abdomine
albido
. *

Schreber tab. CLX.

[Seite 76]

In Europa und Nordasien in altem Gemäuer, Stäl-
len, Mistgruben etc. Daß sie giftig sey, oder den Pfer-
den in den Leib krieche etc. sind ungegründete Sagen.
Zuweilen, aber selten, finden sich weiße Spitzmäuse.

2. † Daubentonii. die Wasserspitzmaus. S. habitu
talpae, digitis ciliatis
. *

Daubenton in den Mém. de l'ac. de Paris, 1756.
tab. I. fig. 2.

Ein überaus sonderbares artiges Thierchen, das sich
an kleinen Gewässern aufhält, aber sich, wie es scheint
im Herbst aufs Land begibt, und da auf Aeckern etc. in
der Erde überwintert. Seine Füße haben zwar keine
Schwimmhaut: jede Zähe ist aber zu beiden Seiten mit
kurzen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern unge-
mein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges
kann das Thier durch eine Klappe zuschließen, so lang
es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei. Das allerkleinste Säugethier, wiegt
nicht über ein halb Quentchen.

17. Talpa. caput rostratum, palmae fos-
soriae. Dentes primores superiores
6, in-
feriores
8. laniarii maior 1. minores 4.

1. † Europaea. der Maulwurf, die Schermaus. (Fr.
la taupe. Engl. the mole) T. cauda breuiore, auri-
culis plane nullis
.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein vollkommnes
animal subterraneum, wozu ihm seine Schaufelpfoten,
und ein sonderbares Brustbein, was fast der Vögel
[Seite 77] ihrem ähnelt, zu statten kommen. Er hat gar keine
äußeren Ohren, und sehr kleine Augen. Kann geschickt
schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume
klettern. Es giebt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.

18. Didelphis. Plantae manus, pollice
mutico (plerisque?). cauda subnuda.
Dentes primores superiores
10. inferio-
res
8, intermediis breuissimis; laniarii
longi, plures
.

1. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D. cauda basi
pilosa, dorso fusco, abdomine albido
. *

Schreber tab. CI.

In Südamerica, baut unter die Erde und ist beson-
ders durch die Art berühmt, wie die Mutter ihre Junge
aus Gefahr zu retten versteht. Sie schlägt den Schwanz
auf dm Rücken: die Junge springen auf sie, rollen ihre
Schwänze um der Mutter ihren an, die dann so mit
ihnen davon flüchtet.

2. Marsupialis. die Beutelratte, der Opossum, Philan-
der. D. mammis intra saccum abdominalem. *

Schreber tab. CXLV.

Auch bey dieser Gattung, die im ganzen wärmern
America, (eine ihr verwandte aber auch in Ostindien)
zu Hause ist, hat die Natur eine sonderbare Einrichtung
zur Erhaltung der Jungen getroffen. Das Weibchen
hat nähmlich eine große Tasche am Bauche, die durch
besondre Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann;
und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Junge
werden sehr klein, und gleichsam nur als unreife Abor-
[Seite 78] tus zur Welt geboren, dann aber erst 10 Wochen lang
in dieser Tasche getragen, wo sie sich von der Mutter-
milch nähren, bis sie reifer und vollkommner ausge-
bildet, gleichsam von neuen geboren werden können.
Doch bleibt dieser Beutel auch nach dieser zweyten
Geburt noch zuweilen ihre Retirade; die Mutter nimmt
sie bey Gefahr darin auf, und sucht sich und ihre
Bürde durch die Flucht zu retten.

C) Leporina.

19. Jaculus. Pedes antici breuissimi,
postici elongati. Cauda corpore longior.

a) dentibus primoribus superioribus 6. (?), inferio-
ribus
2. porrectis, subulatis, incumbentibus;
laniariis nullis.
*)

1. Giganteus. der Känguruh. I. cauda attenuata.

Schreber tab. CLIV.

Dieses durch Cook's erste Reise nach der Südsee
bekannt gewordne Thier lebt herdenweise auf der
von ihm entdeckten Ostküste von Neu-Holland, und
wiegt wohl auf anderthalb Centner. Dessen ungeachtet
ist es so äußerst stink, daß es unglaublich hohe und
weite Sprünge thun kann. Sein Fell ist mausefahl;
das Weibchen soll fast so wie die Beutelratte einen
Zitzenbeutel am Bauche haben.

b) dentibus primoribus utrinque 2; laniariis nullis.

2. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die zweybei-
nige Bergmaus. I. cauda floccosa, plantis tri-
dactylis
.*

[Seite 79]

Schreber tab. CCXXIX.

Haym, tesoro Britann. Vol. II. p. 124.

In Nord-Africa, Arabien etc. Macht sich Höhlen
in die Erde, wo es am Tage verborgen bleibt, und
des Nachts seinen Geschäften nachgeht. Die Vorder-
füße sind, zumahl wenn es sitzt, beynahe unmerklich,
die hintern hingegen ungeheuer lang. Kann sich ziem-
lich lange auf den Hinterbeinen ausrecht erhalten, doch
scheint ihm in dem Fall sein langer ausgestreckter
Schwanz gleichsam zum dritten Fuße zu dienen.
Springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und
wohl 7 bis 8 Fuß weit.

Die Sibirische Alactacha ist ihm ähnlich, aber fünf-
zehig. Beider Thiere Fleisch wird von den Arabern
und Kalmücken gegessen.

20. Lepus. Dentes primores utrinque 2;
superiores duplicati; laniarii nulli.

1. † timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.)
A. auriculis apice nigris, corpore et pedibus posticis
longioribus
. *

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-
America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum
Theil im Munde behaart. Beide, Hase und Kanin-
chen, kauen wieder*).

Zuweilen giebt es schwarze Hasen, und in den nörd-
lichen und Alpinischen Gegenden eine besondre weiße
Spielart, die eigentlich so genannten Berghasen, die
in manchen Gegenden, wie in Grönland etc. Jahr aus
Jahr ein, in andern aber, wie in der Schweiz, nur
[Seite 80] im Winter weiß, im Sommer aber von der gewöhn-
lichen Hasen-Farbe sind.

Merkwürdig ist, daß man schon oft und in ganz
verschiednen Gegenden und Zeiten Hasen gefunden hat,
aus deren Stirnknochen ein Paar kleine Geweihe, völ-
lig wie bey einem Rehbock, nur kleiner, mit Krone
und proportionirten Enden gewachsen waren. (s. oben
S. 14.)

2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl.
the rabbet.) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus
posticis breuioribus
. *

Ist ursprünglich in den wärmern Zonen der alten
Welt zu Hause, aber nun auch in nordischen Gegen-
den einheimisch worden. Sie vermehren sich so stark,
daß sie wohl eher (z.B. neuerlich ums Jahr 1736.
auf der S. Peters Insel bey Sardinien*)) zur Land-
plage geworden sind**); und kommen auch in ganz
wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden
Liparischen Insel, fort.

Die wilden Kaninchen sind grau.

Die weißen mit rothen Augen sind zwar eben so-
wohl Kackerlacken, wie die Negres blancs, doch schei-
nen sie des Lichts besser als andre Thiere der Art,
gewohnt zu seyn.

Die langhaarigen Angorischen (§. 15. Anm. 2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen kommen
auch hier zu Lande sehr gut fort.

[Seite 81]

21. Cavia. Halbkanichen. Auriculae ro-
tundatae, paruae. cauda nulla aut bre-
uis. Dentes primores utrinque
2; laniarii
nulli
.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le cochon d' Inde.
Engl. the Guinea-pig.) C. ecaudata, corpore varie-
gato
. *

Schreber tab. CLXXIII.

Ursprünglich in Brasilien etc. kommt aber auch in
Europa sehr leicht fort, variirt in der Farbe, und ist
überaus fruchtbar.

2. Aguti. (Piculi.) das Ferkelkaninchen. C. caudata,
corpore ex rufo fusco, abdomine flauescente
. *

Schreber tab. CLXXII.

Ebenfalls in Brasilien, Westindien etc. größer als ein
Kaninchen. War beynahe das einzige Landthier, dessen,
sich die nunmehr fast ganz ausgestorbenen Caraiben zur
Nahrung bedienten.

D) Mustelina.

22. Mustela. Dentes primores superio-
res 6. erecti, acutiores, distincti; inferio-
res
6, obtusiores, conferti; duo interio-
res. Lingua laeuis.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße,
und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen
bogenförmig krümmen. Sie find sehr flink, beissig und
blutdürstig.

1. †. Martes. der Baummarder, Edelmarder, Tan-
nenmarder, Wildmarder, Feldmarder. (Fr. la marte.
[Seite 82] Engl. the pine-martin.) M. corpore fuluo nigricante,
gula flaua. *

Schreber tab. CXXX.

In den Wäldern, zumahl im Schwarzholz der gan-
zen nordlichen Erde. Hat eine rothgelbe feuerfarbne
Kehle. Lebt vorzüglich von Eichhörnchen u.a. dergl.
kleinen Säugethieren. Sein schönes Fell kommt dem
Zobel am nächsten.

2. †. Foina. Der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la
fonine
. Engl. the martin.) M. corpore fuluo-nigri-
cante, gula alba
. *

Schreiber tab. CXXIX.

Im Mittlern und wärmern Europa und dem benach-
barten Asien. Seine Kehle ist weiß. Lebt vorzüglich vom
Federvieh.

3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Stänkerratz. (Fr. le
putois
. Engl. the sitchet, polcat.) M. flauonigricans,
ore et auricularum apicibus albis
. *

Schreber tab. CXXXI.

Hat einerley Vaterland mit dem Hausmarder. Stellt
besonders den Hühnern und ihren Eyern, auch den Fi-
schen nach. Das ganze Thier, und selbst sein abge-
zogenes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch
von sich.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.)
M. corpore fuluo nigricante, facie et gula cinereis.

Schreber tab. CXXXVI.

In dichten einsamen Wäldern der nordlichen Erde,
zumahl in Sibirien, wo sein Fang vom November
bis in den Hornung dauert. Die schönsten mit recht
[Seite 83] schwarzbraunen, dickhaarigen und glänzenden Fell fin-
den sich um Jakuzk.

5. Furo. das Frettel. (Fr. le furet. Engl. the ferret.)
M. corpore pallide flauo
. *

Schreber tab. CXXXIII.

Ursprünglich in der Barbaren etc. Von da hat man
es nach Spanien gebracht, um die Kaninchen zu ver-
tilgen, und nun hat sichs schon weiter in Europa ver-
breitet. Es hat auch den widrigen Geruch des Iltis.

6. erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le re-
selet, l'hermine
. Engl. the stoat, the ermine.) M. cau-
dae apice nigro.
*

Schreber tab. CXXXVII. A. CXXXVII. B.

In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibirien.
Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben
so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräun-
lich, im Winter aber (als Hermelin) weil ist.

7. † vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette.
Engl. the weesel.) M. corpore ex rufo fusco subtus
albo
. *

Schreber tab. CXXXVIII.

Im Norden von Europa und Asien. Ein kleines aber
muthiges Thier, über welches kaum eine Katze Herr
wird. Kann auch große Hasen bewältigen. Stellt aber
zumahl den Eyern des Hausgeflügels und der wilden
Hühner nach. Die Mutter trägt ihre Junge oft im
Maule umher (daher die alte Sage, als ob sie diesel-
ben durch diesen Weg zur Welt brächte).

[Seite 84]

23. Viverra. Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes primores vtrin-
que
6. intermediis breuioribus. Lingua
plerisque retrorsum aculeata. Ungues
exserti
.

1. Zibetha. die Zibethkatze hyaena odorifera. (Fr. la ci-
vette
. Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso ci-
nereo nigroque vndatim striato
. *

Schreber tab. CXII.

Im südlichen Asien und nordlichen Africa. Bey
beiden Geschlechtern sammelt sich in einer besondern
Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsglie-
dern liegt, das Zibet, eine schmierige, stark riechende
Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the
genet
.) V. cauda annulata, corpore fuluo-nigricante
maculato
. *

Schreber tab. CXIII.

In der Levante. Wird vorzüglich seines schönen
Felles wegen geschätzt.

3. Putorius. daß Stinkthier, Coneparl. (Engl. the
polcat
.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis
.

Schreber tab. CXXII.

In Virginien, Canada etc. hat seinen Nahmen von
dem über alle Beschreibung unerträglichen Gestank,
den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines
Geschlechts, im Zorne von sich gibt, und der bey ihm
von einem besondern unter der Harnblase befindlichen
Safte herrühren soll.

[Seite 85]

4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büf-
fon's mangouste.) V. caudae basi incrassata sensim at-
tenuata, pollicibus remotiusculis
. *

Schreber tab. CXV. B. CXVI. A. CXVI. B.

In Ostindien etc. vorzüglich aber in Aegypten, wo es
zumahl nach der Ueberschwemmung des Nils eine Men-
ge Schlangen, Frösche, Mäuse und dergl. verzehrt, auch
den Crocodileyern nachstellt, die es mit viel Verschla-
genheit aus dem Sande scharrt. Man glaubt, wenn
es von der Brillenschlange gebissen worden, so brauche
es Schlangenwurzel (Ophiorhiza mungos) zum Ge-
gengift.

5. aurita. das Großohr, Fennec, (Büffon's animal
anonyme
.) V. auriculis amplissimis
.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, im
Anhang. tab. XXII.

In der Barbarey, Nubien etc. Die ungeheuern Oh-
ren geben dem artigen kleinen Thier ein ganz auffallen-
des Ansehen. Es nistet auf den Palmen, und lebt vor-
züglich von Datteln.

24. Meles. caput vrsinum. corpus toro-
sum. cauda abbreuiata. vngulae pleris-
que fossoriae. dentes primores vtrimque
6.
intermediis breuioribus.

1. gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl.
the glutton.) M. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.

Schreber tab. CXLIV.

In der nördlichen alten Welt, besonders in den
großen Wäldern von Sibirien. Seine Freßgierde hat
[Seite 86] zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben. Er ist so stark
daß er selbst Rehnthiere überwältigen kann. Sein Fell
gibt ein kostbares Pelzwerk.

2. Mellinorus. der Honig-Dachs, Rattel. M. dorso
cinereo, fascia laterali nigra, abdomine nigro
.

Sparrmann in den Schwed. Abhandl. 1777.
tab. IV. fig. 3.

Am Cap. lebt vom Honig und Wachs der wilden
Bienen, die in die Höhlen der Stachelschweine, Erd-
hasen, Kaninchen, Schakale etc. nisten. Bey Sonnen-
untergang gibt er auf den Flug der heim eilenden Bie-
nen acht, oder folgt auch wohl bloß der Anweisung des
Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, und darunter
eine ungemein starke Haut, die ganz locker und gleich-
sam wie ein Sack über das Fleisch des Thieres herum
hängt, wodurch es dann so wohl vor den Bienenstichen
als vor den Bissen der Hunde gesichert ist.

3. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the
badger
.) M. cauda concolore, abdomine nigro
. *

Schreber tab. CXLII.

In Europa und Asien bis gen Schina. Lebt von klei-
nen Thieren, Rüben u.a. Wurzeln, Eichelmast etc.
Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem
verschiedne Röhren oder Gänge führen. Verschläft den
größten Theil seines Lebens, und hält besonders langen
und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in
den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.

4. Lotor. der Rackun, Coati. (Büffon's Raton, Lin-
né's ursus lotor.) M. cauda annulata, fascia per oculos
transuersali nigra
. *

[Seite 87]

Mém. de l'ac. de Berlin. 1756. tab. XII.

Im wärmern Nordostlichen America etc. Frißt man-
cherley. Vorzüglich gern Fische und Eyer. Wäscht alles,
was er habhaft werden kann, im Wasser. Bedient sich
der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen etc. Wird
äußerst kirre. Aehnelt von manchen Seiten den Bären.


VII. FERAE.

Die größern reissenden Thiere, die andre
Säugethiere, und manche Gattungen derselben
selbst Menschen anfallen.

25. Vrsus. Dentes primores superiores 6,
intus excauati alterni, inferiores 6. late-
rales
2. longiores lobati; laniarii prima-
rii solitarii, exserti. (minimi plures inter
hos et primos molares
) lingua laeuis, cauda
abrupta
.

1. †. Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.)
V. fusco nigricans, collo breui. *

Schreber tab. CXXXIX. CXL.

In den großen Wäldern, und in den Alpgegenden
der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien. In der
Jugend nährt er sich fast bloß von Gewächsen; nach
dem dritten Jahre aber mehr vom Fleisch; sein größter
Leckerbissen aber ist Honig. Zum Gefechte stellt er sich
auf die Hinterfüße, drückt und schlägt seinen Feind
mit den Vordertatzen, und bedient sich dabey des Ge-
bisses seltner als andere reissende Thiere. Er ist im
[Seite 88] Stande ganze Pferde fortzuschleppen und mit seinen
scharfen Krallen das Fleisch bis auf die Knochen durch-
zuhauen. Den Winter bringt er mit weniger, und
theils gar ohne Nahrung zu, und dennoch soll die
Mutter dabey ihre Junge säugen.*) Da sein Gerippe,
den Kopf und das Brustbein ausgenommen, viel ähn-
liches mit dem menschlichen hat, so lernt er leicht auf-
recht stehen und andre ähnliche Kunststücke machen.

Zu den vorzüglichen Spielarten unter den Bären
gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die klei-
nen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern
weißlichen Silberbären.

2. Maritimus. der Eisbär, Polarbär. U. albus, collo
et rostro elongatis
.

Schreber tab. CXLI.

Cptn. Cook's voyage to the northern hemisphere.
vol
. III. tab. LXXIII.

Der Polarbär darf ja nicht mit der weissen Spielart
des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird viel
größer, bey zwölf Fuß lang, hat eine ganz andre
Stimme, schlankere Glieder, weisses, langzottiges, wei-
ches Haar, hält sich in der nördlichsten Erde beym
Treib-Eis und an den Küsten auf, schwimmt und taucht
sehr geschickt, nährt sich von Fischen, Vögeln und de-
ren Eyern, von todten Seehunden und Wallfischen,
gräbt Leichen ans und geht Menschen an, wie unter
andern Heemskerks Gefehrten A. 1596. auf Neu-
Zembla u.a. erfahren habn. Seine Leber scheint giftig
zu seyn.

[Seite 89]

26. Canis. Dentes primores superiores 6.
laterales longiores distantes, intermedii
lobati; inferiores
6. lobati omnes; lania-
rii
solitarii, incuruati
.

1. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.)
C. cauda recuruata; subinde digito spurio ad pedes
posticos
. *

Mehrere Gründe machen es wahrscheinlich, daß diese
von so vielen Seiten so sehr vorzüglichen Thiere wohl
in einem sehr großen Theil der Erde ursprünglich zu
Hause gehören, da selbst in Süd-America*) eine Race
derselben schon vor Ankunft der Spanier einheimisch
gewesen zu seyn scheint.

Und eben so scheint es auch, daß man wohl sicher
mehr als eine ursprüngliche Stamm-Race von Hunden
annehmen muß, da der Bullenbeisser, der Dachshund,
das Windspiel etc. einen so ausgezeichneten und zu be-
stimmten Absichten und Gebrauch abzweckenden Körper-
bau haben, daß man sie wohl schwerlich für bloß aus-
geartete Varietäten einer und eben derselben Stamm-
race halten darf. Doch läßt sich jetzt wohl schwerlich
bestimmen, was unter den nachstehenden Spielarten
von Hunden ursprüngliche oder bloß durch Ausartung
entstandne Racen seyn mögen.

a) fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. pug-
dog
) mit untersetztem, kurzen Leib, rundem Kopf,
ganz stumpfer Schnautze, hängenden Ohren, und
glattem Haar.

[Seite 90]

b) molossus, mastiuus. der Bärenbeisser, Bullen-
beisser. (Fr. le dogue. Engl. the bull-dog, the ma-
stiff
) groß, starkleibig, mit stumpfem Kopf, hän-
genden lappichten Oberlefzen, und glattem Haar.
Bellt dumpfig und kurz.

Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin.) nahe
verwandt.

c) Terrae novae. der Neufundländer ist meines Wis-
sens bloß auf Neufundland zu Hause. Zeichnet
sich durch seine ausnehmende Größe, langes sei-
denartiges Haar, langflockigen, meist in die Höhe
stehenden Schwanz, besonders aber durch die Art
von Schwimmhaut zwischen den Zehen aus, die
bey ihm ungleich größer ist als bey andern Hun-
den. Daher sein ausnehmendes Geschick zum
Schwimmen. Meist sind diese Hunde schwarz und
weiß; und über alle Vorstellung gelehrig.

d) sagax. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant) mit
langem dicken Körper, eingefurchtem Hinterkopfe,
langen hängenden Ohren. Das Haar ist bald
schlicht, bald zottig.

Die Bracke, der Hühnerhund, und der Wachtel-
hund haben kürzere Ohren, auch einen kürzern
Schwanz.

Die Corsicanerhunde sind schön getigert, haben aber
übrigens die Bildung der glatten Hühnerhunde.

e) aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the
water-dog
) mit stumpfem Kopf, dickem Leibe, und
wollichten Haar.

f) domesticus. der Haushund, Schäferhund. (Fr.
le chien de berger, Engl. the cur) mit aufrechten
[Seite 91] Ohren; der Schwanz ist auf der untern Seite lang
behaart.

Hierzu gehört auch der Isländische Hund, und der
Spitz oder Pommer. (Fr. le chien-loup.) So auch
der in Kamtschatka und übrigen Nordöstlichen
Asien, wo er allgemein zum Zug in Schlitten ge-
braucht wird.

Auch die auf den Inseln der Südsee einheimischen
Hunde, deren Fleisch die allgemeinste und belieb-
teste Speise der dasigen Einwohner ausmacht, schei-
nen zu dieser Race zu gehören.

g) meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epag-
neul, le bichon
, Engl. the lap-dog, the shock) von
ungemein kleiner Statur, mit sehr langen zotti-
gen Haaren, zumahl im Gesichte.

h) vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset, Engl.
the tumbler, the turnspit) mit langer Schnautze,
hangenden Ohren, lang gestrecktem Körper, kurzen
krummen Vorderfüßen.

i) graius. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the
grey-hound
) mit langem zugespitztem Kopf, hän-
genden Ohren, dicker Brust, schlankem Leib und
Füßen. Bald zottig, bald schlicht.

k) Aegyptius. der Aegyptische Hund. (Fr. le chien-
turc
, Engl. the Indian dog, the naked dog) ähnelt
dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte Haare,
der übrige Körper ist schwarz und kahl, fast wie
Neger-Haut (s. S. 18. Anm. 2.)

Diese verschiednen Hauptracen paaren und vermischen
sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit
verwandten Gattungen dieses Geschlechts, z.B. mit
[Seite 92] Wölfen und Füchsen, mit welchen letztern sie sogar zu-
weilen fruchtbare Bastarde erzeugen.

2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf.)
C. cauda incuruata
. *

Schreber tab. LXXXVIII.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen
Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien und Irland
ausgerottet. In Ländern wo er sich zugleich mit dem
Bären findet, herrscht dieser doch mehr im Sommer;
der Wolf mehr im Winter. Er hat einen schleppenden
doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden
Gang und große Stärke, zumahl im Nacken. Die
Wölfe gehen gesellschaftlich ungleich größre Thiere,
wilde Schweine und Bären an. Aus Hunger fressen sie
sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und
da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhö-
fen etc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen
gegeben haben.

3. lycaon. der schwarze Fuchs. C. cauda recta, corpo-
re toto nigro
.

Schreber tab. LXXXIX.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. XIX. fig. 2.

Dieses wegen seines kostbaren Felles berühmte Thier
ist in der nordlichsten Erde zu Hause und hält so wohl
in der Statur als in der Bildung ungefähr das Mit-
tel zwischen Wolf und Fuchs.

Der so genannte Silberfuchs ist eine Spielart da-
von mit silberfarbnen Spitzen der Haare.

4. †. vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard.
Engl. the fox.) C. cauda recta, apice albo. *

[Seite 93]

Schreber tab. XC.

In der nordlichen alten Welt. Er baut unter der
Erde, oder nimmt auch wohl von einer Dachshöhle
Besitz, thut dem Wildpret und dem Geflügel großen
Schaden, frißt aber auch Mäuse, Amphibien, Fische,
Wespen u.a. Insecten, Honig, Getreide, und beson-
ders gern Weintrauben.

5. alopex. der Brandfuchs. (Fr. le renard charbonier.)
C. cauda recta, apice nigro. *

Schreber tab. XCI.

Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland und unter-
scheidet sich fast bloß durch die etwas kleinere Statur,
dunklere Farbe, und schwarze Schwanzspitze von dem-
selben.

6. lagopus. der Polarfuchs, Steinfuchs. (Isatis)
C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque
pilosissimis
.

Schreber tab. XCIII. A. XCIII. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-
Zembla etc. wo sie meist mit dem Eis-Bär alterniren:
d.h. sie kommen daselbst erst im November zum Vor-
schein wenn nun die Sonne unsichtbar wird und zu-
gleich jene Bären sich verlieren. Ihr Fleisch ist schmack-
haft, wie das von Kaninchen: und ihr Fell bekanntlich
geschätzt.

Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen
Füchse hingegen bläulich-grau. Und der Kreuzfuchs
hat ein schwarzes Kreuz über Schultern und Rücken.

7. aureus. der Schnellwolf, Schakal, Thos. (Büffon's
Adive.) C. corpore fuluo, pedibus longioribus, cau-
dae apice nigro
.

[Seite 94]

Schreber tab. CXIV.

Güldenstaedt in Nov. Comm. Petrop. vol.
XX. tab. II.

Dieses berufene Thier ist in ganz Nordafrica und
Orient, vorzüglich häufig aber in Natolien und Benga-
len, zu Hause, zieht des Nachts scharenweise umher;
frißt Thiere, Lederwaren etc. gräbt Leichen aus, und
soll auch lebendige Kinder rauben*). Manche Natur-
forscher haben den Schakal für den ursprünglich wil-
den Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für
Schakale gehalten: oft ist dieses Thier auch mit der
Hyäne vermengt worden.

8. Hyaena. das Grabthier, der Abendwolf. C. villo-
sus, nigricans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique
. *

Schreber tab. XCVI.

Jo. Fr. Miller Fasc. IV. tab. XIX. fig. 1.

Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Die Hyäne (wovon es mehrere Spielarten gibt) hat
einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in
der Lebensart ähnelt. In der unsäglichsten Menge fin-
det sie sich in Habessinien. Ein äußerst boshaftes,
unbändig zorniges Thier, von fürchterlichem Ansehen,
das sich sogar gegen den Löwen muthig vertheidigt.
Es baut unter die Erde oder nistet in Felsenhöhlen
und Klüfte, und wird vom gemeinen Volk in Ae-
gypten gegessen.

27. Felis. Vngues retractiles, caput ro-
tundius, lingua aspera. Dentes primores
6.
[Seite 95] acutiusculi, exterioribus majoribus. la-
niarii
solitarii, supra a primoribus, infra
a molaribus remoti
.

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion)
F. cauda elongata floccosa corpore fuluo
. *

Schreber tab. XCVII. A. XCVII. B.

In den heissesten Zonen der alten Welt, vorzüglich
in den Sandwüsten des innern Africa; hat sich hinge-
gen von den Küsten (so wie die Bären und Luchse in
andern bewohnten Gegenden) mehr und mehr verloren.
Der männliche Löwe zeichnet sich durch die Mähne aus,
die aber erst im zweyten Lebensjahre ausbricht. Er
nährt sich, außer im größten Hunger, bloß von seiner
eignen Beute und zwar von größern Säugethieren;
schont hingegen (wie man wenigstens an eingesperrten
Löwen mehrmahlen gesehen) kleiner kraftloser Geschöpfe.
Er verträgt auch unser Clima recht gut; läßt sich aus-
nehmend zahm machen und selbst zum Zug und zur
Jagd andrer Thiere abrichten. Das Weibchen wirft
3 bis 4 Junge, von denen aber meist nur eins erwach-
sen und die andern am Zahnen sterben sollen. Das
Fleisch des Löwen ist eßbar und eine Horde Araber zwi-
schen Tunis und Algier lebt fast bloß davon.

2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elongata. capite,
corpore et cruribus nigro-virgatis
. *

Schreber tab. XCVIII.

the Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.

Bloß in Asien und vorzüglichst von Bengalen bis
Schina, auch auf Sumatra etc. Ein prächtiges, über-
aus regelmäßig schön gestreiftes, aber fürchterliches
[Seite 96] Thier. Es wüthet gegen seinen Gatten, und frißt im
Hunger seine Junge; es fällt ohne Unterschied Men-
schen und Löwen und andre Säugethiere an, muß aber
vor dem Elephanten erliegen. Auch ist die alte Sage
ungegründet, daß es durchaus nicht zu bändigen sey.

3. Leopardus. der Leopard. F. cauda subelongata, ma-
culis numerosis, minoribus, obtuse angulatis
. *

Schreber tab. CI.

In Africa. Zeigt in seiner Bildung sehr viel Ver-
wandtschaft mit den folgenden Gattungen, daher auch
aller ihre Nahmen gar oft mit einander vermengt und
verwechselt werden. Sein Fell ist über alle Beschrei-
bung schön, hat einen goldgelben Grund mit kleinen
schwarzen Flecken, die aber dichter und regelmäßiger als
beym Pantherthier, und meist drey bis vier nahe bey-
sammen stehn. Er gibt dem Tiger an Stärke und
Raubgierde wenig nach, ist aber leichter zu zähmen.

4. Pardus. das Pantherthier, der Parder. F. cauda
subelongata, maculis maioribus, irregularibus, pas-
sim confluentibus et annulatis
. *

Schreber tab. XCIX.

Ebenfalls ein africanisches Thier, das noch größer
wird als der Leopard, aber ihm und dem Tiger in der
Lebensart gleicht. Die Flecken seines Fells sind größer
als beym Leoparden, weniger regulär, hin und wieder
wie zusammen geflossen, bald in Hufeisenform, bald
geringelt u.s.w.

5. panthera. das kleine Pantherthier. (Büffon's once)
F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregulari-
bus nigris
. *

[Seite 97]

Schreber tab. C.

In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als
die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zähmen, und
zur Jagd der Rehe, Gazellen etc. abzurichten, wozu
sie in Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten
auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.

6. Onça. der Jaguar, Americanische Tiger. F. cauda
subelongata, corpore fusco lutescente, maculis an-
gularis, ocellatis, medio flauis
. *

Schreber tab. CII.

In Südamerica. Ebenfalls weit kleiner als die drey
vorletzten Thiere der alten Welt. Furchtsamer, auch
weit feiger, so daß er schon vor mäßig großen Hunden
flieht.

7. concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar.
F. cauda mediocri, corpore immaculato fuluo.

Schreber tab. CIV.

Ein blutdürftiges Thier, das am häufigsten in Peru,
Brasilien etc. zu Hause ist und sich durch sein rothgel-
bes ungeflecktes Fell (weßhalb es mit dem Nahmen ei-
nes Löwen belegt worden) und kleinen Kopf auszeichnet.

8. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.) F. cauda
abbreuiata, apice atro, auriculis apice barbatis, cor-
pore maculato, plantis palmisque amplissimis
.

Schreber tab. CIX.

In großen dichten Wäldern der nordlichern Erde;
doch auch häufig im Neapolitanischen. Einzeln auch
zuweilen auf dem Thüringer Walde. Hält sich auf
Bäumen auf, und stürzt sich auf vorbey gehende größere
Säugethiere herab. Hat ein furchtbares Gebiß und
[Seite 98] thut den Wildbahnen größern Schaden als der
Wolf.

9. †. Catus. die Katze. (Fr. le chat. Engl. the cat.)
F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus,
lateralibus spiralibus
. *

Schreber tab. CVII. CVII. A. CVII. B.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da
durch die Spanier nach America überbracht worden.
Die wilde ist größer, als die zahme, von grauer Farbe,
mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen und nährt sich vom
Raube des Federwildprets, der Hasen, und selbst jun-
ger Rehe. Die Hauskatze hat noch nicht die schlaffen
Ohren und den hängenden Schwanz vieler andern un-
terjochten Thiere, auch begattet sie sich nur äußerst sel-
ten unter den Augen der Menschen, und verwildert
sehr leicht wieder wenn sie zufällig in Wildniß geräth.
Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke
Electricität*): das Leuchten ihrer Augen im Finstern;
ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z.B.
auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum etc.;
ihr Schnurren oder Spinnen, das durch ein Paar eigne
zarte gespannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt
wird; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler
Menschen gegen dieselben etc.

Außer den gemeinen Abänderungen in der Farbe,
sind die vorzüglichsten Spielarten dieses Thiers die
Angorische Katze mit dem langen seidenartigen Haar,
die gewöhnlich schwer hört; die bläulich-graue Car-
theuser- oder Cyperkatze; und die Spanische oder
Schildpattfärbige Katze (Tortoise shell-cat); unter
[Seite 99] welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz
verschiednen Farben (z.B. schwarz, weiß und gelb) aber
noch nie einen dergleichen Kater gefunden haben soll.


VIII. SOLIDUNGULA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.

28. Equus. pedes vngula indiuisa, cauda
setosa. Dentes primores superiores
6. ob-
tuse truncati; inferiores
6. prominentio-
res: laniarii solitarii utrinque remoti
.

1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the
horse
.) E. cauda vndique setosa
. *

Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht mehr, aber
häufig und theils in großen Heerden verwilderte; so
z.B. in den Polnischen Wäldern, in den Schottischen
Hochländern, in der Tatarey, in America (wo sie auch
erst durch die Spanier hingebracht worden) und zwar
da in der unermeßlichsten Menge in Paraguay u.s.w.
Diese verwilderten Pferde sind meist klein, struppigt,
dickköpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich
hingegen die zahmen Pferde-Racen durch so vielseitige
Talente auszeichnen. Die Araber z.B. (zumahl die
von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und
vom Libanus bis gegen den Horeb etc.) durch ihre
äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Persia-
ner und Barben durch ihren ausnehmend schönen Bau
u.s.w. Unter den Europäischen sind die Spanischen,
[Seite 100] (besonders die aus Andalusien), die Neapolitanischen
und Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben
besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie
sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem auch schon
bey den Alten und noch jetzt bey den Tataren, Türken,
in Italien und anderwärts gebräuchlichen Zeitvertrieb,
auszeichnen*).

Ueberhaupt aber ist schwerlich ein andres Thier in
der Schöpfung von einer so mannigfaltigen und zu-
gleich so großen Brauchbarkeit für den Menschen als
das Pferd. Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen,
wie z.B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die
Pferde-Tungusen, die Abiponer etc. so braucht man
auch bey den cultivirtesten Völkern nur sich an den
Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie,
und Postwesen zu erinnern. Manche der gedachten be-
rittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch
und Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu-
sammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen
worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.

2. †. Asinus. der Esel. (Fr. l'asne. Engl. the ass.) E.
cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra
. *

[Seite 101]

Der wilde Esel von welchem das zahme Hausthier
abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet
sich jetzt zumahl in der Tatarey, unter dem Nahmen
Kulan*), von da er jährlich im Herbst in unzähligen
Heerden südlich gegen Indien und Persien zieht und da-
selbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der
zahme Esel, und von außerordentlicher Schnellig-
keit.**)

Auch der zahme Esel hat eine Menge empfehlender
Eigenschaften, wodurch er bey den Alten***) und noch
jetzt im Morgenland und im südlichen Europa wichtig
und geschätzt wird. Er geht sanfter und sicherer als
das Pferd, begnügt sich mit schlechtem Unkraut zum
Futter, ist wenigen Krankheiten unterworfen, und
wird gegen 30 Jahr alt. Daß er in die südliche Erde
zu Hause gehöre, wird durch die Homonymie seines
Nahmens in den nordlichen Sprachen erweislich. Sonst
hatte Aegypten****) die besten Esel; jetzt finden sich
die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in
Spanien, wo die Ausfuhr der Zuchtesel bey Lebens-
[Seite 102] strafe verboten ist. Ins nordlichste Europa ist der Esel
bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig
aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z.B. weiße
Esel gibt.

* * *

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und
geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaf-
tigkeit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten)
fruchtbar sind.

Eins ist das gemeine Maulthier (mulus, Fr. le mu-
let
*)) das vom männlichen Esel gezeugt, und von der
Stute geworfen wird.

Das andere ist der Maulesel (hinnus, Fr. le bar-
deau
**)) der vom Hengste gezeugt, und von der Ese-
lin geworfen ist.

Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur
Sage von den fabelhaften Jumarn oder vorgeblichen
Bastarden vom Pferd- und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regula-
ribus
. *

The Sebra or wild Ass. von G. Stubbs, mit le-
bendigen Farben. 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne Gattun-
gen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen
der andern gehalten hat) ist im südlichen Africa zu
Hause, und in Rücksicht der äußerst regelmäßigen Strei-
fen seines Fells eins der schönsten Säugethiere. Es
lebt heerdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und
[Seite 103] unbändig, und daher nur sehr selten und mit großer
Mühe zum Zug oder zum Reiten abzurichten.*)


IX. BISULCA.

Die Thiere mit gespaltnen Klauen, unter
welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.

29. Camelus. Cornua nulla. labium le-
porinum. pedes subbisulci.
**) Dentes pri-
mores
inferiores
6. spathiformes; laniarii
distantes, superiores
3, inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel. (Fr. le droma-
daire
***).) C. topho dorsi vnico. *

Buffon vol. XI. tab. IX.

Das Camel findet sich noch hin und wieder in Asien,
zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und In-
dien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das
nordliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier.
[Seite 104] Auch in Europa hat man es fortzubringen versucht,
wo z.B. das Camelgestüte zu Pisa recht gut einschlägt;
besser als auf Jamaica. Es kann zehn und meh-
rere*) Centner tragen, und in einem sanften Trabe
zwölf Meilen in einem Tage zurücklegen. Es kann
lange hungern, und frißt wie der Esel unnützes Futter,
nähmlich dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten in
Menge wächst, für kein anderes Säugethier zur Nah-
rung taugt, und nur dem Camele, das deßhalb mit
knorpelartigen Lippen und Zahnfleisch versehen ist, ge-
nießbar wird. Auch den Durst kann dieses Thier, wie
man versichert, mehrere Wochen lang erdulden, säuft
aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses
Wasser lange Zeit in seinem Magen ziemlich unverän-
dert erhält. Beide, sowohl diese, als die folgende
Gattung haben eine große Schwiele vorn an der Brust,
vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen
an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen die-
nen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau.
Engl. the camel.) C. tophis dorsi duobus. *

Buffon vol. XI. tab. XXII.

Dieses Camel mit zwey Buckeln findet sich mehr im
mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen
großen Heerden in Beßarabien etc. und wird nicht so
häufig, wie die vorige Gattung, zum Lasttragen, son-
dern seines sehr schnellen Trabes und natürlichen Sat-
tels wegen, mehr zum Reiten und bey den Tatarn
vorzüglich zum Zug gebraucht.

[Seite 105]

3. Llacma. die Camelziege, Guanaco. C. dorso
laeui, topho pectorali
.

Buffon, supplement. vol. VI. tab. XXVII.

Beide, dieses und das folgende Thier, sind dem
südlichen America, besonders Quito und dem gebir-
gigten Peru eigen. Sie ähneln den Camelen der
alten Welt in ihrer Lebensart, nur sind sie weit klei-
ner, und haben in der Bildung viel von der Ziege.
Die Llacma war nebst dem ihm verwandten Pacos
das einzige Geschöpf das die Americaner schon vor
Ankunft der Spanier als Hausthier hielten. Es trägt
bey seiner mäßigen Größe doch bis auf anderthalb
Centner, und wird vorzüglich und in ganzen Carava-
nen zum Transport der Silber-Barren aus den Berg-
werken von Potosi gebraucht. Doch machts nur kurze
Tagereisen von wenigen Meilen, und wenn es ge-
waltsam fortgetrieben oder überladen wird, so legt
sichs auf der Stelle nieder und ist durch kein Mittel
wieder zum Aufstehen zu bringen, sondern muß ge-
schlachtet werden.

4. Vicuuna. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.) C. to-
phis nullis, corpore lanato
.

Buffon supplement vol. VI. tab. XXVIII.

Kleiner als die Llacma. Sie taugt aber nicht so
zum Lasttragen, läßt sich auch überhaupt nicht zäh-
men, sondern wird ihres rothbraunen Haares wegen,
das die bekannte Vicugna-Wolle gibt, in großen
äußerst beschwerlichen Monathe lang dauernden Treib-
jagden haufenweis gefangen. Auch der occidentalische
Bezoarstein kommt von diesem Thier.

[Seite 106]

30. Capra. Cornua caua rugosa scabra.
Dentes primores superiores nulli, inferio-
res
8; laniarii nulii.

1. †. Onis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.)
C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis. *

Das Schaf findet sich nirgend mehr ursprünglich
wild; scheint auch nicht ein Mahl nur wieder verwildern
zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt
als eins der allernutzbarsten Hausthiere gehalten und
ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin
verpflanzt worden. Eine Folge dieser gänzlichen Un-
terjochung und dadurch eben so gänzlich umgeschaffe-
nen Lebensart des Thiers ist es aber auch wohl, daß
wenige andere Thiere so vielen Krankheiten unterwor-
fen und von so vielerley Ungeziefer geplagt sind.

Unter den verschiedenen Racen der Schafe sind vor
allen die Tibetanischen aus deren überaus zartem Ge-
spinste der Schaul verfertigt wird; die Spanischen
aus Segovien, und dann die Englischen ebenfalls we-
gen ihrer ausnehmenden Wolle; die Isländischen mit
vier, sechs oder acht Hörnern; und die Arabischen
mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-
Schwanze, zu merken. Die zwischen den Wendezirkeln
haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes
Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdem lange
herab hängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (musimon. Büf-
fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis circumflexis
subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis
.

Pallas spicileg. zoolog. fasc. XI. tab. I. II.

[Seite 107]

Hin und wieder in der alten Welt, z.B. auf Cor-
sica und Sardinien, in Griechenland, in der Barba-
rey; vorzüglich aber in Sibirien bis Kamtschatka und
auf den Kurilen. Das im nordlichen Asien ist ein
großes und dabey doch äußerst flinkes Thier mit mäch-
tig starken und schweren*) Hörnern. Es wird neuer-
lich von einigen Naturforschern für das ursprünglich
wilde Schaf gehalten.

3. †. Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. Engl. the goat.)
C. mento barbato, cornibus arcuatis, carinatis. *

Unsre Hausziege scheint von dem so genannten ae-
gagrus
einem wilden Thiere dieses Geschlechts abzu-
stammen, das in den wildesten Gegenden des Cauca-
sus und der daran grenzenden östlichen Gebirge lebt,
und in dessen Mägen zuweilen der orientalische Be-
zoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit
dem Nahmen des Bezoarbocks belegt worden.**)

Die Hausziege hat mehr von ihrem ursprünglichen
Naturell beybehalten als das Schaf. Daher sie auch
leicht wieder verwildert.***) Sie ist nun meist eben
so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet, und
frißt unter andern auch den, dem Menschen und an-
dern Thieren giftigen Schierling.

[Seite 108]

Sonderbar ist daß man bey dieser Thiergattung un-
gleich häufiger als bey andern Säugethieren Beyspiele
von Männchen gefunden hat, die Milch aus den Zi-
tzen gegeben.

Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier hat
einen kürzern Leib und längere Beine als die gemeine;
und ihr langes seidenartiges Haar gibt das beste so
genannte Camelgarn, das dem von den Haaren des
wahren Camels bey weiten vorzuziehen ist.

4. †. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin. Engl. the
wild goat
.) C. mento barbato, cornibus lunatis ma-
ximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis
.

Conr. Gesner l. c. pag. 1099.

In den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und Sa-
voyen so wie auf Candia und in den Sibirischen Al-
pen. Bewohnt bloß die steilsten und für Menschen
fast unzugänglichen Felsen; wird größer als unsere
Ziege, und kann doch mit großer Leichtigkeit schroffe
Felsenwände hinausetzen, und über tiefe Abgründe von
einer Klippe zur andern springen. Das Gehörn eines
bejahrten Steinbocks wiegt wohl zwanzig Pfund, und
hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder
Seite.

31. Antilope. Cornua caua, teretia, an-
nulata, vel spiralia. Dentes ut in capris
.

1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois.) A. cor-
nibus erectis vncinatis
. *

Schreber tab. CCLXXIX.

In Europa hat sie ungefähr einerley Vaterland mit
dem Steinbock, doch hält sie sich mehr in den etwas
[Seite 109] niedrigern Berggegenden auf. Zahm gemachte Gemsen
sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt
haben. Das Fleisch der Gemsen ist ein schmackhaftes
Wildpret und ihr Fell zugleich geschmeidig und überaus
fest. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters
bilden sich in ihren Mägen runde Kugeln (aegagropilae),
denen man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annula-
tis, medio flexis, apicibus laeuibus approximatis
.

Schreber tab. CCLXIX.

Ein schönes, kleines, schlankes Thierchen, mit mun-
tern schwarzen Augen, das im ganzen Orient und Nord-
africa zu Hause ist. Es wird oft im hohen Lied er-
wähnt, und ist noch jetzt in der Orientalischen Dichter-
sprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen
verglichen werden.

3. Gnu. das Gnu-Thier. A. cornibus antrorsum di-
rectis, apicibus reflexis: mento barbato: iuba cerui-
cali et pectorali.

Buffon, supplement. vol. VI. tab. VIII. IX.

Sparrmanns Reise tab. X.

In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast
von der Größe eines Pferdes: und von einer auffallen-
den Bildung die meist völlig das Mittel zwischen dem
Antilopen- und Ochsen-Geschlecht hält, zu welchem letz-
tern es daher auch die Hrn. Forster rechnen und es
bos poephagus nennen.

32. Bos. Cornua concaua, lunata, laeuia.
Dentes ut in generibus praecedentibus
.

[Seite 110]

1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.)
B. cornibus teretibus extrorsum curuatis, palearibus
laxis
. *

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab, (vrus,
bonasus
, und Bison der alten Welt; denn diese dreyer-
ley Nahmen scheinen sämmtlich die Stammrace un-
sers Hornviehs zu bezeichnen), der in Pohlen, Lithauen,
Sibirien, gefunden wird (und ehedem auch in Deutsch-
land war.) Die zahmen Ochsen arten auch in Bil-
dung und Größe nicht so merklich als die übrigen Haus-
thiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in
verschiedenen Gegenden, ziemlich beständig. Viele tau-
send Menschen, zumahl in der Schweiz etc. (auch in
manchen Gegenden von Süd-America z.B. auf Terra-
ferma, wo sich das Rindvieh bey den immer grünen
Weiden zum Erstaunen vermehrt) genießen den größten
Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungs-
mittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze
Wohlstand vieler großen Provinzen hängt lediglich von
dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannigfaltigen
Milchproducte, ab. In den Mägen dieser Thiere fin-
den sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie
die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die
Gemskugeln, sondern bloß aus Haaren zusammen ge-
backen sind, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt ha-
ben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch-
terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den Alten
bekannt war, aber doch erst seit 1711. da sie sich von
Ungarn aus durch Italien über ganz Europa verbrei-
tete, allgemeiner grassirt hat.

[Seite 111]

Merkwürdig ist, daß überhaupt zwar unter den bi-
fulcis
öfter als unter andern Ordnungen der Säuge-
thiere, besonders aber doch unter den Schafen und am
häufigsten unter dem Rindvieh, Lämmer und Kälber
mit Zwitterartiger Mißgestaltung der Zeugungstheile
geworfen werden. Am öftersten soll sich dieser mon-
ströse Bau bey Zwillingskälbern finden.

2. Bison. der Buckelochse. B. cornibus diuaricatis,
iuba longissima, dorso gibboso
.

Buffon supplem. vol. III. tab. V.

Das größte Landthier der neuen Welt; findet sich im
gemäßigtern Nord-America, wo es heerdenweise in
sumpfichten Wäldern lebt. Im Winter ist es über den
ganzen Körper behaart im Frühjahr hingegen wird es
am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine
ungeheure Brust- und Nacken-Mähne. Sein Fleisch
ist schmackhafter als das vom gemeinen Ochsen.

3. Buffelus. der Büffel. (Engl. the buffalo.) B. cor-
nibus resupinatis intortis antice planis
. *

Buffon vol. XI. tab. XXV.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber
nach und nach durch den größten Theil von Asien und
Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder
in Europa, wie z.B. seit dem siebenten Jahrhundert
in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgi-
schen gezogen und zum Zuge gebraucht. Zwey Büffel
sind im Stande, eine Last zu ziehen, die sechs Pferde
kaum zu bewegen im Stande seyn würden; sie sind aber
unfläthig, schwer zu bändigen etc. und man muß ihnen,
wie den Tanzbären, Ringe an die Nase legen, und sie
[Seite 112] damit regieren. Sie haben ein schwarzes dünn behaar-
tes Fell, das ausnehmend stark und vorzüglich zu
Schläuchen tauglich ist. Ihre Milch und die daraus
gemachten Käse und Butter und selbst ihr Fleisch ist
ungleich schmackhafter als vom gemeinen Hornvieh.

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferdeschweif. Zie-
genochse. B. cornibus teretibus, introrsum curuatis,
vellere propendente, cauda vndique iubata
.

Pallas in Act. acad. Petropolit. T. I. P. II.
tab. X.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in In-
dien etc. als Hausthier gehalten. Kleiner als unser
Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grun-
zende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und
durch einen büschlichten sehr langhaarigen Schwanz
aus, der, wenn er schön ist, in Indien äußerst hoch
geschätzt und aufs theuerste bezahlt wird.

5. Moschatus. der Bisamstier. (Fr. le boeuf musqué.
Engl. the musk-ox) B. cornua deflexa, basibus la-
tissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus
reflexis
.

Pennant's arctic zoology. T. I. tab. VII.

Dieses Thier, das sich schon durch die ganz eigne
Bildung seiner Hörner (wovon ein Paar zuweilen über
1/2 Centner wiegen soll) auszeichnet, wird vor allen durch
sein Vaterland äußerst merkwürdig, das bloß aufs
äußerste Nordamerica im Westen der Hudsonsbay vom
66 bis 73° der Breite eingeschränkt ist.

[Seite 113]

33. Giraffa. cornua simplicissima pelle
tecta, fasciculo pilorum nigro terminata.
Dentes primores superiores nulli; infe-
riores
8. spatulati, extimo bilobo; lania-
rii
nulli.

1. Camelopardalis. die Giraffe.

Schreber tab. CCLV.

Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol.
LX. tab. 1.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres langen Hal-
ses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen
ihres röthlichen, schön gefleckten Fells, ein sehr aus-
zeichnendes Ansehn. Sie soll im Schreiten, wie die
Paßgänger, immer den Vorder- und Hinterfuß der ei-
nen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren
Gang haben, von dem die Bewegung des Springers
im Schachspiel entlehnt worden. Sie ist, wenn sie
aufrecht steht, sechzehn Fuß hoch, und nährt sich vom
Laub der Bäume, das sie mit ihrer zwey Fuß langen
aalförmigen Zunge abreissen soll.

34. Cervus. Cornua solida multifida.
Dentes ut in generibus praecedentibus

(interdum tamen laniarii solitarii supe-
rius.
)

1. Alces. das Elennthier. (Fr. l'elan. Engl. the elk.)
C. cornibus planis acaulibus, palmatis. *

Schreber tab. CCXLVI.

In der ganzen nordlichen Erde, (wenn anders das
Nord-Americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the
[Seite 114] moose-deer
*) keine eigne Gattung ist.) erreicht beynahe
die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein
Gehörn auf 56 Pfund, und kommt in seiner Lebensart
meistens mit dem Rehnthier überein. Es läßt sich auch
zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Das
Fleisch des Thiers ist schmackhaft, und sein Fell über-
aus fest. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft
von Epilepsie befallen werde, und daß die Ringe und
Halsbänder von Elennsklauen wirksame Mittel gegen
diese u.a. Krankheiten wären etc. brauchen jetzt keiner
weitern Widerlegung.

2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le
dain
. Engl. the fallow-deer.) Cornibus subramosis
compressis, summitate palmata
. *

Schreber tab. CCXLIX. A. B.

Im gemäßigtern Europa. Kleiner als der gemeine
Hirsch; variirt in der Farbe. Man hat braune, ge-
fleckte, und auch ganz weiße Damhirsche.

3. Tarandus. das Rehnthier. (rangifer. Fr. le renne.
Engl. the rein.) C. cornibus longis, simplicibus, te-
retibus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari pen-
dula
. *

Schreber tab. CCXLVII. A. B. C.

In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie in
Kamtschatka in großen Heerden von 1000 u. m. Stück.
Hält sich den Sommer durch im Gebirge und Wald,
im Winter hingegen mehr in Ebnen und flachen Moos-
Heiden auf; kann aber in wärmern Gegenden nicht
[Seite 115] ausdauern. Die Lappländer, Koräken, Tungusen und
Samojeden wissens auf alle Weise zu benutzen. Sie
nähren sich von seinem Fleisch und Milch, kleiden sich
in sein Fell, und beziehen ihre Schlitten und Zelte da-
mit; brauchen es zum Lasttragen und zum Zug, ver-
fertigen allerhand Geräthe aus seinen Hörnern, Na-
deln aus seinen Knochen, Faden aus seinen Sehnen,
und Beutel und Flaschen aus seiner Harnblase. Das
Rehnthier lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von
Rehnthier-Moos, das es unter dem Schnee hervor
scharrt.

4. †. Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.)
C. cornibus ramosis totis teretibus recuruatis apici-
bus multifidis
. *

Schreber tab. CCXLVIII. A. B. C. D. E.

Hat im Ganzen meist gleiches Vaterland mit dem
Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Er
schlägt sich im Frühjahr sein Geweihe ab, das sich
nachher wieder reproducirt, und ungefähr nach einem
Vierteljahre wieder völlig hart, ausgewachsen, und
noch größer und vielendiger als das abgeworfene ist.
Doch richtet sich die Zahl der Enden nicht genau nach
dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahr ist sie
unbestimmt. Die größten natürlich-schönen Ge-
weihe sind von 18 bis 24 wahren Enden. Der
Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas drüber
alt. Seine Brunst fällt in den September, und
dauert wohl sechs Wochen lang.

5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the
roe.
) C. cornibus ramosis, teretibus, erectis, sum-
mitate bifida
. *

[Seite 116]

Schreber tab. CCLII. A. B.

In den gemäßigtern und wärmern Erdstrichen von
Europa und Asien. Das Rehbock wirft sein Geweihe,
(das öfter als bey andern Gattungen dieses Geschlechts
durch sonderbare Exostofen entstellt ist,) im Herbst
ab, und seine Brunst fällt in den December.

35. Moschus. Cornua nulla. Dentes
primores ut in praecedentibus generibus;
laniarii superiores solitarii exserti
.

1. Moschiferus. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl.
the musk.) M. folliculo vmbicilicali.

Schreber tab. CCXLII.

Buffon supplement. vol. VI. tab. XXIX.

Lebt einsam in den Schwarzwäldern und bergigen
Gegenden von Tibet und dem südlichen Sibirien. Ein
flinkes aber äußerst schüchternes wildes Thier. Das
Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel von
der Größe eines Hühnereys, worin sich der Bisam,
dieses wohlthätige Arzneymittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine Guineische Rehchen. M. su-
pra fusco-rufus, subtus albus, vngulis succenturia-
tis nullis
. *

Seba, thes. I. tab. XLV. fig. 1.

Das kleinste Thier dieser Ordnung. Es ist in Ost-
indien und auf Guinea zu Hause, hat den Wuchs
des Rehes, ist aber so zart, daß seine ganzen Beine
kaum einen Finger lang sind, und ungefähr die Dicke
eines Pfeifenstiels haben.

[Seite 117]

36. Sus. Rostrum truncatum, prominens,
mobile. Dentes primores superiores
4.
conuergentes, inferiores 6. prominentes
(plerisque); laniarii superiores 2. brevio-
res, inferiores
2. exserti.

1. †. Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier,
das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses
the hog.) S. dorso setoso, cauda pilosa. *

Das wilde Schwein hat eine längere Schnautze und
überhaupt eine andre Form des Schädels, kürzere auf-
rechte Ohren, größere Fangzähne als das Hausschwein,
auch keinen Speck, und niemals Finnenwürmer, und
ist fast immer von schwarzgrauer Farbe. Es wird
durch seine Fänge furchtbar, womit es sich, wie man
in der Barbarey zuweilen bemerkt hat, selbst gegen
Löwen sattsam vertheidigen kann: doch hat man auch
Beyspiele, daß sich Frischlinge haben kirre machen las-
sen, und wenn sie schon erwachsen, ihren Herrn gefolgt
sind u.s.w. Es sind wenige Thiere so allgemein fast
über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein,
und einige Völker ausgenommen, welche aus Reli-
gionsprincipien, die sich doch auf medicinische Ursa-
chen gründen, kein Schweinefleisch essen dürfen, wird
es seit den ältesten Zeiten, und fast unter allen Him-
melsstrichen verspeiset, hat auch vor den übrigen den
großen Vorzug, daß es durchs Räuchern und Einsalzen
sich so lange erhalten läßt. Das Schwein hat einen
ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal
omnivorum
. Das Weibchen wirft unter allen Thie-
ren mit gespaltenen Klauen die mehresten Junge.

[Seite 118]

In America, wohin die Schweine aus Europa
übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr.
cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr als noch
Ein Mahl so groß als ihre Europäische Stammältern;
auf Cubogua arteten sie in eine abentheuerliche Race
aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang
waren etc.

Die Schinesischen (Fr. cochons de Siam) haben kür-
zere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne
Mähne.

In Schweden und Ungarn findet sich häufig eine
Spielart von Schweinen mit ungespaltenen Klauen,
die schon den Alten bekannt war, so wie man auch
welche mit drey Klauen gesehen hat. Und überhaupt
findet sich bey diesem Hausthier durch die einwirkenden
Ursachen der Degeneration fast noch mehr und auffal-
lendere Spielarten, als bey dem vollkommensten aller
Hausthiere, dem Menschen.

2. aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's sanglier du cap
vert
.) S. sacculis mollibus sub oculis
.

Buffon, supplement, vol. III. tab. XI.

Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Madagas-
car. Ein furchtbar wildes Thier von einer ganz wi-
derlichen Bildung, mit einem mächtig großen Kopf,
spannen-breiten Rüssel, großen warzichten Fleischlap-
pen unter den Augen etc.

3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein, Pe-
cari. S. cauda nulla, folliculo moschifero ad coc-
cygem
. *

Buffon vol. X. tab. III. IV.

[Seite 119]

Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Süd-
america. Ist viel reinlicher als unser Schwein, nährt
sich aber auch wie dieses von Wurzeln, kleinen Thie-
ren, und besonders von Schlangen. Sein Fleisch ist
eßbar und schmackhaft, doch wird das Thier höchstens
nur 60 Pfund schwer, und man muß ihm, sobald es
getödtet worden, den Rückenbeutel ausschneiden, weil
es sonst mit dem heftigen Bisamgeruch durchzogen
wird, und dann nicht zu genießen ist.

4. Babirussa.*) der Schweinhirsch, Hirscheber. S. den-
tibus laniaribus superioribus maximis, arcuatis
.

Buffon suppl. tab. III. tab. XII.

Auf den Moluckischen Inseln und hin und wieder
in Africa. Hat, wie schon sein Nahme anzeigt, in
seiner Bildung einige Aehnlichkeit mit dem Hirsch. Lebt
am Wasser, und kann sehr geschickt schwimmen und
untertauchen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu
ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Ober-
kiefers dienen mögen?


X. BELLVAE.

Große, dem Ansehn nach plumpe Thiere,
meist mit dicken Füßen, und starkem, aber dünn
behaartem Fell. Wenige Geschlechter, und je-
des nur von Einer oder ein Paar Gattungen.

[Seite 120]

37. Tapir. Habitus suillus. Dentes pri-
mores
utrinque
10; laniarii nulli. palmae
vngulis
4. plantae vngulis 3.

1. Suillus. der Tapir, Anta.

Buffon vol. XI. tab. XLIII. und supplement vol.
VI. tab. I.

Das größte Landthier in Süd-America, von der
Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schen-
kel sind ungefähr wie beym Schwein; der Rüssel fast
wie am Elephanten, aber eine Spanne lang und ohne
die hakenförmige Spitze; doch sehr beweglich und zu
allerhand künstlichen Handlungen geschickt. Es ist ein
schüchternes Geschöpf, liegt am Tage in sumpfigen
Wäldern, und geht nur des Nachts seinen Geschäften
nach. Gewöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie
ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr
gut etc.

38. Elephas. proboscis longissima, pre-
hensilis: dentes primores nulli; laniarii
superiores elongati
.

1. Maximus. der Elephant. *

Buffon, supplement vol. III. tab. LIX. vol. VI.
tab. II.

Das erstaunenswürdige Geschöpf findet sich im mitt-
lern Africa*) und im südlichen Asien, vorzüglich auf
[Seite 121] Ceilan, und ist das größte von allen Landthieren, das
wohl 15 Fuß hoch wird und im 20sten Jahr auf 7000
Pfund wiegt. Seine Haut ist harsch, voller Schram-
men, aber auf dem Rücken fast Daumens dick, und
bey alle dem selbst gegen Insectenstiche empfindlich;
gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des
Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen,
zum äußerst feinen Geruch, zum Brüllen, zum Was-
serschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul
zu stecken, zum Gefechte, und zu tausend unbegreif-
lich künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient.
Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu
einer Elle wieder einziehen. Am Ende ist derselbe,
wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit
kann er Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, meh-
rere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben, Schlüs-
sel an Thüren aufdrehen, kleine Blümchen abreissen
u.s.w. Seine Nahrung ist bloß vegetabilisch, und
besteht aus Laub der Bäume, aus Reis und andern
Gräsern. Er hält sich gern in sumpfigen Gegenden
und am Wasser auf, und schwimmt mit ungemeiner
Leichtigkeit selbst durch die schnellsten Ströme; bey
der Begattung soll er sich, wie die mehresten übrigen
Säugethiere bespringen. Das neugeworfne Junge soll
die Größe eines wilden Schweins haben; und saugt
mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel wie viele ge-
meint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre
kommen bey beiden Geschlechtern die zwey großen Eck-
zähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben, aber
doch in ihrer Textur von den Zähnen anderer Thiere
abweichen. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und
[Seite 122] je älter desto stärker gebogen. Man hat einzelne solche
Zähne gesehen die auf 160 Pfund wogen. Das Alter
des Elephanten ist nicht genau zu bestimmen; wahr-
scheinlich erstreckt sichs doch über zwey hundert Jahre.
Man fängt die Elephanten auf verschiedne Weise,
theils in Gruben, meist aber in Treibjagden, auch
durch zahme abgerichtete, denen die wilden folgen,
und so von ihnen in besonders dazu eingerichtete Ställe
gelockt werden. In alten Zeiten bediente man sich der
Elephanten häufig im Krieg. Die Erfindung des
Schießpulvers hat sie zwar zu diesem Gebrauche min-
der tauglich gemacht, doch werden sie noch von den
Indianern auf Ceilan etc. dazu gebraucht und dabey
mit einem Getränk aus Opium berauscht. Am häu-
figsten nutzt man sie also jetzt zum Lasttragen, da sie
zum mindesten zwanzig Centner tragen, und die größ-
ten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande
sind. Ihr Gang ist schnell, einem kurzen Galopp gleich,
und dabey so sicher, daß sie auf ungebahnten Wegen
doch nicht straucheln. Ein anderer wichtiger Nutzen,
den man vom Elephanten zieht, ist das Elfenbein, das
man seit den Zeiten des Trojanischen Kriegs*) zu
Kunstwerken aller Art verwandt hat. Das Fleisch des
Thiers soll dem Rindfleische gleichen. Sein getrockne-
ter Mist wird auf Ceilan statt Kohlen gebrannt, und
auch von den Töpfern unter den Thon gemengt.

[Seite 123]

39. Rhinoceros. Cornu solidum, co-
nicum, naso insidens
.

1. vnicornis. das asiatische Nashorn. Rh. cornu vni-
co, dentibus primoribus vtrinque binis. inferioribus
conicis, superioribus sublobatis; laniariis nullis
.

B. S. Albini tab. musculorum corp. hum. tab.
IV. et. VIII.

Ein Blatt von J. E. Ridinger, 1748.

In Ostindien. Hat am Ende der Oberlippe einen
schnabelförmigen sehr beweglichen Haken, dessen es sich
zum Anfassen und Aufheben kleiner Dinge doch ganz
geschickt bedient. Im ganzen aber ist es ein ungelehri-
ges Geschöpf. Sein Fell ist gefaltet, harsch und runz-
lig. Das Horn sitzt bey ihm nicht wie andre Thier-
hörner am Knochen fest, sondern ist bloß mit der Haut
verwachsen. Daß es mit dem Elephanten im ewigen
Streit lebe, ist ein irriges Vorgeben; es flieht vor
ihm.

2. bicornis. das africanische Nashorn. Rh. cornibus
duobus. incisoribus et laniariis nullis
. *

Buffon, supplement vol. VI. tab. VI.

In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte Horn ist
kleiner, und sitzt hinter dem erstern nach der Stirne
hinauf.

40. Hippopotamus. Dentes primores
superiores remoti, inferiores procumben-
tes; laniarii inferiores incuruati, oblique
truncati
.

1. Amphibius. das Nilpferd.

[Seite 124]

Buffon, supplement vol. III. tab. LXII. LXIII.
vol. VI tab. IV. V.

Häufig im südlichen Africa. Vor Zeiten auch im
Nil. Ein äußerst plumpes Thier, mit einem unförm-
lich großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken
Leibe, kurzen Beinen etc. Ein erwachsenes Nilpferd
wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund, und hat
beynahe die Größe vom Rhinocer. Es macht sein La-
ger in dickem Schilf, nährt sich von Vegetabilien und
Fischen. Das Fleisch des Thiers ist eßbar.


XI. PALMATA.

Die Säugethiere mit kurzen Schwimm-
füßen. Diese Ordnung zerfällt, nach der Bil-
dung der Füße und dem Aufenthalt der Thiere,
wieder in zwey Familien: a) mit deutlichen Ze-
hen an den Füßen, die nur durch eine Schwimm-
haut unter einander verbunden sind: b) mit
plumpen Füßen und undeutlichen Zehen, deren
Spur fast bloß durch die Krallen sichtbar wird.
Jene halten sich mehr in süßen Wassern, diese
in der See auf.

a) Lacustria.

41. Castor. Pedes tantum postici pal-
mati Dentes primores utrinque
2, infe-
riores scalpriformes; laniarii nulli
.

1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.)
C. cauda depressa, ouata, squamosa
.

[Seite 125]

Schreber tab. CLXXV.

In der nordlichern Erde, in einsamen Gegenden an
Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner
feinen Haare für die Handlung, und für die Arzney-
kunst wegen des so genannten Bibergeils wichtig, das
sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern
unterm Schwanze findet. Am berühmtesten sind diese
Thiere durch die bewundernswürdigen Kunsttriebe, mit
welchen sie, besonders da wo sie sich, wie im Innern
von Canada u.a. noch in großer Menge beysammen
finden, ihre berühmten Gebäude aufführen. Da sie
z.B. sich zu mehrern hunderten am Ufer eines Flusses
oder Sees versammeln; Bäume fällen, sie zu Pfählen
behauen, sie an Ort und Stelle flößen, Canäle und Floß-
teiche zu Erleichterung des Transports graben; im Fall
das Wasser zu seichte ist, vorher große fast unverwüst-
liche Dämme aufführen, und dann erst ihre eigentli-
chen Wohnhütten dahinter bauen, die nach der ver-
schiedenen Anzahl der Familien, die sie beziehen sollen,
auch von verschiedener Größe, von vier bis zehn Fuß
im Durchschnitt, meistens drey Stockwerk hoch, und
oben gewölbt sind. Das untere im Wasser befindliche
Stockwerk dient zum Magazin für den Wintervorrath
von Baumrinden und Laub etc.

42. Lutra. Palmae plantaeque natato-
riae. Dentes primores utrinque
6; su-
periores distincti, inferiores conferti
.

1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl.
the otter.) M. plantis nudis, cauda corpore dimidio
breuiore
.

[Seite 126]

Schreber tab. CXXVI. A. B.

Hat im ganzen einerley Heimath mit dem Biber. Sie
gräbt sich in hohle Ufer, hat ihren Eingang unterm
Wasser, und läßt nur ein kleines Luftloch oben über
der Erde. Wenn sie jung gefangen worden, läßt sie sich
zähmen und sogar zum Fischfang abrichten.

2. Marina. die Meerotter. L. plantis pilosis, cauda
corpore quadruplo breuiore
.

Schreber tab. CXXVIII.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II.
tab. XLIII.

Die Meerotter hat ihren Nahmen daher, weil sie
sich auch zuweilen in der See finden läßt, doch entfernt
sie sich nicht weit vom Lande, und zieht sich alle Wahl
lieber in Flüsse und andre süße Wasser. Sie ist beson-
ders um Kamtschatka und an der jenseitigen Küste vom
nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka-Sund,
zu Hause. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist das
kostbarste aller Rauchwerke. Das Stück wird wohl
bis anderthalb hundert Thaler bezahlt. Ihre Hin-
terfüße ähneln schon denen von der folgenden Fa-
milie.

b) Marina.

43. Phoca. Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes primores superiores
6,
inferiores 4; laniarii solitarii.

Die Thiere dieses und des folgenden Geschlechts
sind so recht die Amphibien unter den Säugethieren,
[Seite 127] deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist um in
beiden Elementen leben zu können.*)

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb.
(Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laeui,
auriculis nullis, corpore griseo
. *

Schreber tab. LXXXIV.

B. S. Albini annot. academ. L. III. tab. VI.

In den nordlichen Meeren. Lebt, wie andre Gat-
tungen dieses Geschlechts, von Seetang, doch auch von
Fischen, und vorzüglich von Häringen. Ist für die
[Seite 128] Finnischen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen,
besonders aber für die Grönländer und Esquimos, ein
äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker
zumahl nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in
sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbote
damit etc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Ge-
schäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr
Glück und ihren Stolz aus.

2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo laeui.

Schreber tab. LXXXII.

Buffon, supplement vol. VI. tab. XLVII.

Im Sommer herdenweise auf den Inseln des Kamt-
schatkischen Inselmeers, überwintert aber vermuthlich
auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen
Meers. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen
wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vie-
ler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Ne-
benbuhler zu behaupten sucht.*)

3. Leonina. der Seelöwe. (Phoca iubata Linn.) P.
auriculata, collo iubato
.

Buffon, supplement vol. VI. tab. XLVIII.

Im ganzen stillen Meer. Die größte Gattung dieses
Geschlechts, die wohl 25 Fuß lang wird, und den
Nahmen von ihrer gewisser Maßen löwenartigen
Mähne hat.

44. Trichecus. Pedes posteriores in
pinnam coadunati. Dentes primores nul-
li; laniarii superiores solitarii.

[Seite 129]

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the
Walrus
.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis
longioribus
.

Schreber tab. LXXIX.

Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II.
tab. LII.

Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hunderten bey-
sammen. Sie nähren sich von Seetang und Schal-
thieren, die sie mit ihren großen Hauzähnen loskratzten.
Wenn sie landen wollen, schlagen sie diese Zähne mit
vorgestrecktem Kopfe ins Ufer, und ziehen den plumpen
Körper allmählich nach.

2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin.) T. denti-
bus laniariis inclusis
.

Schreber tab. LXXX.

Findet sich mehr einzeln als die vorigen Gattungen,
in den Meeren der wärmern Erde, auch häufig im Ori-
noco. Hat die Größe der vorigen beiden Thiere, ein
schmackhaftes Fleisch, und kann wohl zur Erdichtung
von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben
haben.

Die so genannten Lapides manati sind gar nicht von
diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern
Gehörganges und der Pauke des Wallfisches.


XII. CETACEA.

Die Gründe sind schon oben angegeben,
warum die Thiere dieser Ordnung, ihrer ganzen
Oeconomie nach zu den Säugethieren, und bey
[Seite 130] weitem nicht zu den Fischen gerechnet werden
müssen.*)

45. Monodon. Dentes duo maxillae su-
perioris longissimi, recti, spirales
.

1. Narhwal. das See-Einhorn. D. fistulis respirato-
riis duabus, confluentibus.

Klein hist. piscium. Miss. II. tab. II. fig. C. Miss.
V. tab
. III. fig. a. b.

Das Narhwal hat allerdings zwey lange parallele
Zähne, und sollte folglich nicht monodon, monoceros
oder Einhorn genannt werden. Es ist im nordlichen
Ocean zu Hause. Man verarbeitet die Zähne wie El-
fenbein zu Kunstsachen. Sie sind meist eben so lang,
als der Körper des Thiers, also wohl 18 Fuß und
darüber.

46. Balaena. Laminae corneae loco
dentium superiorum
.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the
whale
.) B. dorso impinni
.

Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben, in
Landkarten Format. fig. 1. 2.

Das größte aller bekannten Thiere, das über 100000
Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol,
aber auch in südlichen Gegenden im Atlantischen Ocean,
[Seite 131] und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages
gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang,
in vorigen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig
nachgestellt worden, haben sie bey höherm Alter auch
eine Länge von 120 Fuß und darüber erreicht. Der
ungeheure Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen
Thieres aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit
weiß gemarmelt etc., Daumens dick, hin und wieder
dünn behaart, und oft mit Seegewächsen, Corallen und
Muscheln besetzt. Den Kamtschadalischen Insulanern
und den Nordwestlichsten Americanern gibt dieses un-
geheure Thier victus et amictus. Aus seinen Därmen
machen sie ihre Hemden, aus seiner Haut ihre Schuh-
sohlen, aus seinen Sehnen ihre Bogenschnüre etc. Die
Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein
großer 6000 rthl. werth seyn kann) des Fischthrans
und besonders der Barden wegen, deren er 700 im
Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von de-
nen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden. Der
beste Fang ist im May, wo die Wallfische oft in solcher
Menge beysammen sind, daß sie wegen der Wasserstra-
len, die sie aus ihren Nackenlöchern blasen, in der Fer-
ne einer großen Stadt mit rauchenden Schornsteinen
ähneln. In der Breite vom 77 bis 79 Grad kann man
um die Zeit zuweilen auf viertehalb hundert Schiffe
zählen, die in Zeit von zwey Monaten leicht zwey tau-
send Wallfische fangen können.

2. Physalus. der Finnfisch. B. pinna dorsali.

Die Homannische Abbild. fig. 5. 6.

[Seite 132]

Eben so lang, aber schmäler als das vorige Thier.
Hat meistens das gleiche Vaterland; findet sich aber
besonders häufig in der Südsee.

47. Physeter. Dentes in maxilla in-
feriore
.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. P. dorso
impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo
.

Die Homannische Abbild. fig. 4.

Er erreicht beynahe die Größe des Wallfisches, hat
einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter lange
Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit,
der untere hingegen überaus schmal. Der Cachelot
wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen auf-
gesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils
im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und
zwar in größter Menge in besondern Canälen, im Kopfe
desselben gefunden wird, und an der Luft zu einem halb
durchsichtigen Talk verhärtet. Unter seinen Excrementen
findet sich zuweilen die wohlriechende graue Ambra.

48. Delphinus. Dentes in maxilla
vtraque
.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braunfisch. (tursio
Plin. Engl. the porpus.) D. corpore subconiformi,
dorso lato pinnato, rostro subobtuso
.

Klein hist. pisc. Miss. II. tab. II. fig. A. B.
tab
. III. fig. B.

So wie die folgende Gattung in den Europäischen
Meeren: wird 1 1/2 Klafter lang. Lebt in Gesellschaft
[Seite 133] und zieht sich, zumahl bey bevorstehendem Sturm, nach
den Schiffen.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin.
Engl. the porpesse.) D. corpore oblongo subtereti,
dorso pinnato, rostro attenuato, acuto
.

Klein l. c. tab. III. fig. A.

Der eigentliche Delphin der Alten. Wird etwas
größer als die vorige Gattung.

3. Orca. der Nordcaper, Butzkopf. (Engl. the gram-
pus
.) D. pinna dorsi altissima: dentibus subconicis,
parum incuruis
.

Die Homannische Abbild. fig. 3.

Mehr im nordlichen Weltmeer, doch auch im Mit-
ländischen; wird zwanzig Fuß lang, und lebt in
Norden größten Theils von Häringen.


Fünfter Abschnitt.
Von den Vögeln
.

[Seite 134]

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig allgemeines
von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich
folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um-
ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Schon bey
den Vögeln, noch mehr aber bey den folgenden
Thierclassen ist der Fall anders. Beides, so
wohl ihre Gestalt als auch ihre Lebensart hat im
ganzen genommen mehr übereinstimmendes, da-
her man sich bey der besondern Geschichte ihrer
einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kür-
zer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit einander überein, daß sie zwey
Füße, zwey Flügel, einen hornichten Schna-
bel, und einen mit Federn bedeckten Körper
haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese
vier Charactere von allen andern Thieren aufs
kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso-
[Seite 135] lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner
andern zusammen fließt, und die daher in der
vermeinten Kette oder Leiter der natürlichen Kör-
per (S. 7.) schwerlich unterzubringen ist.

§. 57.

Der ganze Körperbau der Vögel ist ihrer
Bestimmung zum Fluge angemessen. Ihre
Gliedmaßen sind überaus schlank, und fein ge-
baut, so daß sie nebst dem geringen Gewicht des
ganzen Körpers, der Lebensart dieser Thiere, und
besonders ihrem Aufenthalt und ihrer freyen Be-
wegung in dem Elemente, wofür die mehresten
bestimmt sind, vollkommen entsprechen.

§. 58.

Einen vorzüglichen Antheil an der geschick-
ten und leichten Bewegung der Vögel haben die
Federn, womit sie bekleidet sind, die in regel-
mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut
verwachsen und mit vielem Fette durchzogen sind;
aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im
Herbste, ausfallen und neue an ihre Statt re-
producirt werden. Manche, wie die Wachteln,
die Schneehühner etc. mausern sich gar zwey Mahl
im Jahr, im Frühling und Herbst. Die neuen
Federn haben bey jungen Vögeln oft ganz an-
dere Farbe als die ausgefallnen; daher man bey
Bestimmung der Gattungen auf das Alter dieser
Thiere und auf die davon abhängende Verschie-
[Seite 136] denheit in der Farbe, Rücksicht nehmen muß.
In der Kunstsprache heißt ein einjähriger Vo-
gel, der sich nähmlich noch nie gemausert hat,
auis hornotina; wann er aber Federn gewech-
selt hat, auis adulta.

§. 59.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen Schwungfe-
dern (remiges), diese Schwanzfedern (rectri-
ces
). Die Schwungfedern sind von unbestimm-
ter Anzahl, und bilden gleichsam breite Fächer,
womit sich die Vögel in die Luft heben und flie-
gen können. Einige wenige Vögel (aues im-
pennes
) wie die Pinguine etc. haben gar keine
Schwungfedern, und sind daher zum Fluge un-
geschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie
dem Casuar, den Taucherchen etc. die Schwanz-
federn.

§. 60.

Die Farbe der Federn ist bey vielen Vö-
geln über alle Beschreibung schön. Die Raub-
vögel ausgenommen so sind fast bey allen übri-
gen die Männchen schöner befidert als die Weib-
chen, und im ganzen auch in dieser Classe so wie
überhaupt in beiden organisirten Reichen die
bey weitem allerprachtvollsten Geschöpfe den heis-
sen Erdstrichen eigen.

§. 61.

[Seite 137]

Im innern Körperbau*) zeichnen sich die
Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft-
behälter aus, die in ihrem ganzen Körper ver-
theilt, und zum Fluge von äußerster Wichtigkeit
sind. Die mehresten stehen mit den Lungen,
andere aber bloß mit dem Rachen in Verbin-
dung, und der Vogel kann sie nach Willkühr
mit Luft laden oder ausleeren, je nachdem er sei-
nen Körper leichter oder schwerer machen will.
Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüglich große
aber zarte häutige Zellen, die theils im Unter-
leibe, theils unter den Achseln und sonst noch
unter der Haut verbreitet sind, und durchs Ein-
athmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt
werden können. Außerdem dienen den Vögeln
auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die
Schulterknochen im Flügel, auch das Rückgrat,
das Brustbein etc. und manchen auch die Hirn-
schale, zu gleichen Zwecken. Und endlich sind
auch die ungeheuern Schnäbel der Pfefferfraße,
Nashornvögel, Papageyen etc. ebenfalls dahin
gehörig; und selbst die Federspulen stehen mit
dem obgedachten lockern Zellgewebe in Verbin-
[Seite 138] dung, und können mittelst des weichen knorp-
lichten Canals, der in der Spule liegt (die Seele),
gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert werden.

§. 62.

Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, in
Verbindung mit den obgedachten Einrichtungen
im Körperbau der Vögel überhaupt, werden
diese Thiere zum Flug geschickt, bey welchem die
Geschwindigkeit so wohl als die lange anhaltende
Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige
Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin-
guine und andre aues impennes (§. 59.) können
gar nicht fliegen.

§. 63.

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben
so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die
mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern,
sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einzi-
ger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen,
und viele Geschöpfe in den beiden letztern Thier-
Classen,) bloß unter der Erde. Die Bildung der
Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey den
Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt an-
gemessen. Die mehresten haben freye, unver-
bundne Zehen (aues fissipedes) und zwar ge-
wöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn,
und der vierte gleichsam als Daumen nach hin-
ten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder
[Seite 139] aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und
zweye nach hinten gekehrt (pedes scansorii);
oder der Vogel kann willkührlich die eine Zehe
bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück-
wärts zum Daumen schlagen (digitus versati-
lis
). Bey andern ist auch wohl die mittlere
Zehe an die eine Seitenzehe angewachsen (pe-
des gressorii
); oder die Hinterzehe fehlt ganz
(pedes cursorii); oder alle vier Zehen sind, wie
bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und gar
keine rückwärts gekehrt; oder die Hinterzehe ist,
wie bey manchen Hühnern, doppelt u.s.w. Bey
denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind
die Zehen entweder nur an der Wurzel (pedes
semipalmati
) – oder aber bis vorn an die
Spitze (pedes palmati) – durch eine Schwimm-
haut verbunden; bey andern sind die einzelnen
Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die
entweder einen glatten, (pedes lobati) – oder
zackichten Rand (pedes pinnati) hat, wie mit
Fransen eingefaßt.

§. 64.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten: die meisten zwar
bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weit
in die benachbarten Gegenden streichen, und bald
darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an-
dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche,
Störche etc. so daß sie im Herbst große Wallfahr-
[Seite 140] ten, weit übers Meer und über einen beträchtli-
chen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den
Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahr
in wärmern Zonen zubringen.

§. 65.

Auch das Nutritionsgeschäfte der Vögel hat
viel eignes. Ueberhaupt haben sie keine Zähne,
sondern müssen ihre Speise entweder mit dem
Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey
denjenigen samenfressenden Vögeln die ihre Kör-
ner ganz, unzerbissen, einschlucken, gelangen diese
nicht sogleich in den Magen, sondern werden vor-
her im Kröpfe oder Vor-Magen (ingluuies
s. prolobus
) d.h. in einem besondern drüsenrei-
chen Behälter eingeweicht, und von da nur all-
mählich an den Magen überlassen: der bey die-
sen Thieren äußerst musculös, und so stark ist
daß er sogar nach Reaumur's u.a. merkwürdi-
gen Versuchen verschluckte Haselnüsse und Oli-
venkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie
Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö-
gel verschlucken aber auch überdem noch kleine
Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen befördern.
Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eulen,
Eisvögel etc. können die Knochen, Haare und Grä-
ten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht
verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Ku-
gel geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich.

§. 66.

[Seite 141]

Unter den Sinnen der Vögel ist besonders
ihr Gesicht und bey vielen auch das Gehör von
vorzüglicher Schärfe. Auch haben die Werk-
zeuge dieser beiden Sinne bey diesen Thieren
überaus viel eignes, merkwürdiges. Die Au-
gen z.B. einen sonderbaren schwarzen Fächer
(pecten plicatum, Fr. bourse) im Augapfel,
der aus dem Ende des Sehenerven entspringt
und in die gläserne Feuchtigkeit (corpus vi-
treum
) hinein dringt. Die innern Gehörwerk-
zeuge hingegen sind bey den Vögeln weit einfa-
cher als bey den Säugethieren gebildet, und der
ganzen Classe fehlen auch die äußern Ohren;
ein Mangel, der aber durch die äußerst regel-
mäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte
Richtung der Federchen in der Gegend des Oh-
res sattsam ersetzt wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich
u.a. verwandte Gattungen, scheinen den wirkli-
chen Sinn des Gefühls (im engern Verstande) zu
besitzen; und das Organ dazu ist wohl die weiche
Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend
starken Hautnerven versehen, und beym lebendigen
Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie
die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung
des Fraßes weder dem Gesicht, noch dem Geruch
nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich
sondiren.

§. 67.

Was die Stimme der Vögel betrifft, so
geben zwar die Raubvögel, die mehresten Was-
[Seite 142] servögel, und die mehresten Hühnerarten, meist
nur einen ziemlich einförmigen, nicht sehr ange-
nehmen Laut von sich: desto mannichfaltiger und
anmuthiger sind hingegen die Töne der kleinen
so genannten Sangvögel, von denen man doch
nicht so wohl sagen darf daß sie singen, (– denn
Gesang ist wohl ein ausschließliches Vorrecht
des Menschen –) als daß sie pfeifen. Außer
den obgedachten Luftbehältern (§. 61.) kommt ih-
nen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres
Kehlkopfs zu statten, der bey den Vögeln nicht bloß
so wie bey andern Thieren am obern Ende,
nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, son-
dern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an
die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist.
Die Papageyen, Raben, Stare, Dompfaf-
fen etc. hat man Menschenstimme nachahmen
und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die
Sangvögel im Käfig leicht fremden Gesang
annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar
zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß
man mit mehrern Dompfaffen zugleich schon
wirklich kleine Concerte hat geben können. Ue-
berhaupt aber scheint auch der Waldgesang der
Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachah-
mung recht ausgebildet zu werden.

§. 68.

Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte Ge-
schöpfe, daher man auch unter ihnen weit leich-
[Seite 143] ter als von andern Thieren Bastarden erzielen
kann. Die mehresten begatten sich im Früh-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in
der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das
Hausgeflügel ist an gar keine bestimmte Zeit
gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein
zu diesem Geschäfte willig finden. Manche hal-
ten sich nur zur Begattungszeit, andere aber wie
die Tauben für immer paarweise zusammen:
noch andre aber leben wie die Hühner in Po-
lygamie.

§. 69.

Das befruchtete Weibchen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und
zu nisten, wovon vielleicht bloß der Kuckuck aus-
genommen ist. Bey den polygamischen Vögeln,
wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männ-
chen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte;
bey denen aber die sich paarweise zusammen hal-
ten, zumahl unter den Sangvögeln, trägt es
doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein
Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 70.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen
und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange-
messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede
Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
[Seite 144] Die Vögel der heissen Zonen z.B., oder die,
so ohnehin in schaurigen Orten nisten, nehmen
zu ihrem Bau nur leichten Stoff, Stroh, Schilf,
Heu u.s.w. Da hingegen andere, um ihre
Junge für Frost zu schützen, und sich selbst das
Bebrüten zu erleichtern, Wolle, Moos, Di-
stelflocken, Federn u.a. dergleichen wärmende
Materialien zu ihrem Nest verwenden. Die
meisten füttern dasselbe inwendig noch besonders
mit einer Lage von ganz weichen Flaumen, Wolle etc.
zur Bequemlichkeit und Wärme aus.

Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich. Manche Vögel, wie die
Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich
bloß ein dürres Lager von Reisholz und Stroh-
halmen auf der platten Erde: andere tragen sich
nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der
Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die
Spechte, Heher, Dohlen, Wiedehopfe, Sper-
linge etc. Sehr viele, zumahl unter den Hüh-
nern, Tauben, und Sangvögeln geben ihrem
Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer
Schüssel: andere, wie der Zaunkönig, die Form
eines Backofens: noch andere, wie der Pendu-
lin, der Jupujuba etc. die von einem Beutel
u.s.w.*)

§. 71.

[Seite 145]

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues
vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin-
ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun-
gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was-
servögel z.B. legen jedes Mahl nur ein einziges
Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer
zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die
Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die
Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haus-
huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer
nach und nach wegnimmt,*) bis fünfzig und drü-
ber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne
vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich,
die aber zum Bebrüten untauglich sind und
Windeyer (oua subuentanea, zephyria, hy-
penemia
) heissen.

§. 72.

Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey
den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen
wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon geleg-
ten Ey, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur
der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern
überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen etc. in
deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß
man, daß selbst Capaunen, und Hunde, und sogar
[Seite 146] Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*). Auch
bloß durch künstliche Wärme, durch erhitzten
Mist**), und durch Lampenfeuer in so genannten
Brüt-Maschinen***) und in Brütöfen, kann man
leicht Hühnchen auskriechen lassen. Dieß letztre
geht zumahl in wärmern Gegenden so gut von stat-
ten, daß man die Anzahl der Hühner, die auf diese
Weise jährlich in den Aegyptischen Oefen****)
ausgebrütet werden, auf 92,000,000 rechnet. Die
Vögel werden durchs anhaltende Brüten abge-
mattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zu-
sammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben,
Rothschwänzen etc. nimmt auch das Männchen an
diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den
Canarienvögeln, Hänflingen, Stiglitzen etc. über-
lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver-
sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter
und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 73.

[Seite 147]

Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählich gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Zu
dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt
specifisch leichter als das Eyweis, sondern auch
wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche
an welcher das künftige Hühnchen zu liegen
kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge-
setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des
Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des
bebrütenden Vogels am nächsten liegt. Die
erste Spur des neuen Küchelchens zeigt sich,
wie schon oben erwähnt worden (§. 8.), immer
erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten sei-
nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z.B.
kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am
Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm-
nen Herzchens (das punctum saliens) seinen
Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages
sieht man schon das ganze kleine gallertartige Ge-
schöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die
Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt
das Hühnchen schon nach Luft; und ist am neun-
zehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu
geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah-
ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, ver-
[Seite 148] schieden; als die früheste Gestalt des neuempfan-
genen Säugethiers von seiner nachherigen Bil-
dung. Man kann sagen, das Küchelchen im Eye
gelangt erst durch eine Art von Metamorphose zu
seiner vollkommenen Gestalt, und das in Rücksicht
einzelner Eingeweide (z.B. des Herzens) sowohl
als in der Totalbildung.

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte
Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch
nach Verschiedenheit des Clima und der wär-
mern oder kältern Witterung verzögert oder be-
schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel-
chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten
Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif; in
welchem es die drey Wochen über vom Dotter, wel-
cher allgemach durch das sich ihm beymischende
Eyweis verdünnt wird –, ernährt worden.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monogamie
leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit
gefüttert, und zumahl bey den Körnerfressenden
aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für
ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ih-
rer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den
Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man
weiß, daß selbst in der Gefangenschaft, Adler
[Seite 149] und Papageyen über hundert, Stieglitze über
24 Jahre etc. leben können. Da ihr Aufenthalt
ungleich ausgedehnter als der Säugethiere ihrer
ist, sie auch nach Verhältniß weit weniger zu
ihrem Unterhalt bedürfen, so begreift sich von
selbst, warum sie länger leben dürfen, den fol-
genden Generationen nicht so bald Platz machen
müssen u.s.w.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als
der Säugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß
keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie unter
allen allen Thieren am allermeisten Leben und
Munterkeit in die ganze Schöpfung verbreiten!
Ferner vertilgen sie unzählige Insecten und die
gänzliche Ausrottung mancher vermeintlich schäd-
lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in man-
chen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere
Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nach-
theilige Folgen nach sich gezogen. Andere ver-
zehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,
Frösche, Eidexen etc. oder Aeser, und beugen da-
durch sowohl dem Mißwachs als der Infection
der Luft vor. Eben so haben unzählige Vögel
die große Bestimmung, so mancherley Unkraut
auszurotten, und seinen Wucher zu verhindern.
[Seite 150] Von der andern Seite wird auch die Vermeh-
rung und Fortpflanzung der Thiere so wohl, als
der Gewächse, durch Vögel befördert. So
weiß man z.B. daß die wilden Gänse bey ihren
Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche
übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa-
menkörner die sie nachher wieder ganz von sich
geben und dadurch die Verbreitung derselben be-
fördern: so z.B. die Tauben die auf den Ge-
würz-Inseln auf diese Weise die Muscatnüsse
fortpflanzen etc. Der Mist der Seevögel düngt
kahle Felsenklippen- und Küsten, daß nachher
die heilsamen Gewächse, Löffelkraut etc. da fort-
kommen können. Die Falken und verschiedne
Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer Thiere
abrichten etc. Sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr
Fett, und die Tunkinsnester, dienen zur Speise.
Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung
mancher der nördlichsten Völker. Die Federn
zum Füllen der Betten, zum Schreiben, zum
Verkielen musikalischer Instrumente, zu Muffen,
und vorzüglich zu mancherley Putz, weswegen
sie bey vielen wilden Völkern, zumahl in Ame-
rica und auf den Inseln des stillen Oceans einen
der wichtigsten Handelsartikel ausmachen. Für
die Arzney ist hingegen kein beträchtlicher Nutze
aus dieser Classe von Thieren zu ziehen.

§. 78.

[Seite 151]

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer
Thiere und Gewächse zurück bringen. Der
Condor, der Lämmergeyer u.a. Raubvögel tödten
Gemsen, Rehe, Ziegen, Schafe etc. Der Fisch-
adler und so viele Wasservögel sind den Fischen
und ihrem Leich; so wie die Falken, Habichte,
Sperber, Neuntödter, Aelstern etc. dem Haus-
geflügel gefährlich. Die Sperlinge und andre
kleine Sangvögel schaden der Saat, den Wein-
trauben, den Obstbäumen u.s.w. Und endlich
werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse,
sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut,
durch die Vögel verpflanzt. Giftige Thiere
finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben
so wenig als in der vorigen.

§. 79.

Die Classification der Vögel ist weniger
Schwierigkeiten unterworfen, als der Säuge-
thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen ge-
nommen, nicht so mannichfaltig, sondern einfa-
cher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie der
Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze
Lebensart, Nahrung etc. beziehen, bestimmen schon
an sich so viel vom ganzen Habitus der Vögel,
daß man, dem natürlichen System unbeschadet,
schon davon die Charactere der Ordnungen und
Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten
[Seite 152] Ornithologen haben daher auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen oder des an-
dern von den genannten Theilen gegründet; Klein
z.B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf
die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna-
bels u.s.w. Linné nimmt in dem Plan seines
Systems der Vögel auch auf die Bildung meh-
rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den
ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich
in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben:
wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen,
Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung
verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in
zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr
Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge-
lassen werden durften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu-
theilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel mit krummen
starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken
knorrichten Füßen, und großen, gebogenen,
scharfen Klauen. Geyer, Adler, Falken,
Eulen, Neuntödter etc.

[Seite 153]

II. Leuirostres. Vögel der heißesten Erd-
striche, mit kurzen Fußen, und meist sehr
großen dicken, aber mehrentheils hohlen
und daher sehr leichten Schnäbeln. Papa-
geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel.

III. Pici. Vögel mit kurzen Füßen, mittel-
mäßig langen und schmalen Schnäbeln,
und theils wurmförmiger, theils fadenför-
miger Zunge. Wendehals, Spechte,
Baumkletten, Colibritchen etc.

IV. Coraces. Vögel mit kurzen Füßen, mit-
telmäßig langem, und ziemlich starken oben
erhabnem Schnabel, Raben, Krähen etc.

V. Passeres. Die Sangvögel nebst den
Schwalben etc. Sie haben kurze Füße, und
einen mehr oder weniger kegelförmigen zu-
gespitzten Schnabel, von verschiedner Länge
und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben
etwas erhabnem Schnabel, der an der
Wurzel mit einer fleischichten Haut be-
wachsen ist. Der Trappe, Pfau, Truthahn,
Haushahn, Auerhahn, die Wachtel etc.
Auch den Tauben habe ich in dieser Ord-
nung ihren Platz angewiesen, da sie bey
weitem mehr mit den Hühnern als mit
den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte,
verwandt sind.

[Seite 154]

VII. Struthiones. Die großen zum Flug un-
geschickten Landvögel. Der Straus, Casuar
und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Fü-
ßen, langem walzenförmigen Schnabel, und
meistens langem Hals. Reiher, Störche,
Schnepfen, Wasserhühner etc.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfü-
ßen, einem stumpfen, mit Haut überzog-
nen, am Rande meist gezähnelten Schna-
bel, der sich an der Spitze des Oberkiefers
mit einem Häkchen endigt.

* * *

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium. L. III. qui est
    de auium natura
    . Tiguri
    . 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonen. 1599.
    sq. Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae. L. III. ex ed. Raji.
    Lond. 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica auium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond. 1743.
    sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Par. 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton planches des oiseaux. Par. 1775. sq.
    fol
    . (984 Bl.)
  10. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  11. Ej. arctic zoology. IIter B. ib. 1784. 4.
  12. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781.
    Vol. VI. 4.
* * *
  1. Joh. Leonh. Frisch Vorstellung der Vögel in Deutsch-
    land. Berlin, 1733. bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  2. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door
    Chr. Sepp et Zoon. Amst. 1770. sq. fol.
  3. Marc Catesby natural history of Carolina. Lond.
    1731. Vol. II. fol.
* * *
  1. Joh. H. Zorn Petinotheologie. Pappenheim, 1741.
    Vol. II. 8.

[Seite 156]

Erst also die Landvögel in VII. Ord-
nungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen starken Füßen, großen
scharfen Krallen und starkem gekrümmten Schna-
bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum-
pfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der
Wurzel mehrentheils mit einer fleischichten Haut
(cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von
Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, und
ähneln in ihrer Oeconomie meist den feris der
vorigen Classe. Sie leben in Monogamie, nisten
an erhabnen Orten, und haben ein wilderndes
widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum,
apice aduncum. plerisque caput et col-
lum impenne. Lingua bifida
.

1. Gryphus. der Condor, Cuntur, Greifgeyer. V. carun-
cula verticali longitudine capitis
.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Ist der
größte von allen fliegenden Vögeln, hält mit ausge-
spannten Flügeln fünfzehn Fuß in die Breite, und seine
Schwungfedern sind am Kiel wohl Fingersdick. Er ist
schwarz und weiß von Farbe, fast wie die Aelster. Ni-
stet im Gebirge und an felsigen Ufern, fliegt ausneh-
mend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehher-
den, und von den todten Fischen, die die See auswirft.

[Seite 157]

2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeyer, Sonnengeyer.
V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato. *

Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. VI.

In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe
eines welschen Huhns; zumahl am Kopf von schönen
gelben rothen und schwarzen Farben, mit langen flei-
schichten Lappen über dem Schnabel. Kann den nakten
Hals ganz in den dickgefiederten Schulterkragen einzie-
hen. Lebt vorzüglich von Schlangen und andern Am-
phibien, und wird häufig nach Europa gebracht.

3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bartgeyer, Gold-
geyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento
barbato
. *

Conr. Gesner l. c. pag. 748.

(Andrea) Briefe aus der Schweiz, Taf. XII.

In den Tyroler- und Schweizer-Alpen; auch in Si-
birien. Der größte Europäische Vogel, dessen ausge-
spannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vor-
züglich durch seinen starkharigen Bart, und durch den
befederten Kopf, besonders aber durch den gewölbten
Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern aus-
zeichnet.*) Er nistet bloß in den allerunzugänglichsten
Einöden, daher man noch nie weder sein Nest noch
seine Eyer entdecken können. Er lebt meist vom Raube
der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen etc.

4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigibus nigris
margine exteriore, praeter extimas, canis
.

[Seite 158]

Im südlichen Europa, mehr aber in Palästina, Ara-
bien und Aegypten. Verzehrt im gelobten Lande un-
zählige Feldmäuse, und in Aegypten die vielen Amphi-
bien, die zumahl nach der Ueberschwemmung des Nils
das Land decken. Die alten Aegyptier haben diesen
Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare
Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bil-
derschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen u.s.w.
vorgestellt.

2. Falco. Rostrum aduncum, basi cera
instructum. caput pennis tectum. lingua
bifida
.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius.) F. cera
alba, cruribus longissimis, crista ceruicali pendula,
rectricibus intermediis elongatis
.

Jo. Fr. Miller Fasc. V. tab. XXVIII.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philippinen.
Mit langen Füßen wie ein Sumpfvogel. Lebt meist
von Schlangen und Eidexen.

2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler. (Büf-
fon's aigle commun, Engl. the black eagle.) F. cera
lutea, pedibusque semilanatis, corpore ferrugineo-ni-
gricante, striis flauis
. *

Frisch tab. LXIX.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.

3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büf-
fon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera
lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore
fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo un-
dulata
. *

[Seite 159]

Buffon Vol. I. tab. I.

Im gebirgigen Europa. Lebt vom Raube kleiner
Säugethiere und Vögel, fällt aber auch wohl Hirsche etc.
an, und versteht ihrer Herr zu werden. Hat eine starke
fürchterliche Stimme, nistet auf hohen Felsenspitzen,
und versorgt seine Junge mit dem besten Wildpret von
Hasen, jungen Rehen etc.

4. Ossifragus. der Fischadler, der Beinbrecher. (Fr.
l'orfraie, Engl. the sea-eagle, the osprey. F. cera lutea
pedibusque semilanatis, corpore ferrugineo, rectrici-
bus latere interiore albis
.

Buffon Vol. I. tab. III.

An den Europäischen Küsten, auch in Nordamerica
und theils auf der Südsee. Erreicht wohl die Größe
des Goldadlers. Lebt bloß von Fischen, so daß er lie-
ber eine Woche lang hungert, ehe er sich an anderm
Fleisch vergreifen sollte. Hat keinesweges, wie doch
viele Naturforscher vorgegeben haben, auf der linken
Seite einen Schwimmfuß, sondern an beiden Füßen
freye Zehen wie andere Thiere seines Geschlechts.

5. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le
balbuzard
, Engl. the osprey.) F. cera pedibusque
caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite al-
bido
.

Buffon Vol. I. tab. II.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten.
Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden*).

6. †. Milnus. die Weihe, der Gabelgeyer, Milan,
Scherschwänzel, Schwalbenschwanz, Taubenfalke.
[Seite 160] (Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flaua, cauda
forficata, corpore ferrugineo, capite albidiore
. *

Frisch tab. LXXII.

Fast in der ganzen alten Welt, thut zwar dem Haus-
geflügel Schaden, wird aber von der andern Seite da-
durch nutzbar, daß sie eine Menge Aas und Amphibien
verzehrt; daher sie auch in manchen Gegenden, wie der
Aasgeyer in Aegypten, gehegt wird und zu schießen ver-
boten ist.

7. †. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the
falcon
.) F. cera pedibusque flauis corpore cinereo
maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.
*

Frisch tab. LXXIV.

Buffon Vol. I. tab. XV. XVI.

In gebirgigen Gegenden der nordlichen Erde; va-
riirt in zahlreichen Spielarten deren einige auch von
manchen für besondre Gattungen angenommen werden.
Wird vorzüglich (so wie freylich die folgende und
andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch)
zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, und beson-
ders zur Reiherbeitze etc. abgerichtet. Im Orient hat
man diese Jagd (besonders auf die Gazellen,) schon in
den ältesten Zeiten getrieben, in Europa ist sie aber erst
seit Ende des zwölften Jahrhunderts gebräuchlich.

8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (Acci-
piter
, Fr. l'autour, Engl. the goose-hawk.) F. cera
nigra, margine pedibusque flauis, corpore fusco, re-
ctricibus fasciis pallidis, superciliis albis
. *

Frisch tab. LXXXI. LXXXII.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.

[Seite 161]

9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'epervier,
Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus fla-
uis, abdomine albo griseo vndulato, cauda fasciis ni-
gricantibus
. *

Frisch tab. XC. XCI. XCII.

In Europa. Ein schädlich Thier fürs Hausgeflügel,
besonders für die Tauben; auch für Rebhühner, Wach-
teln etc.

3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun-
cum, nudum absque cera. nares barba-
tae. caput grande. lingua bifida. pedes
digito versatili. remiges aliquot serra-
tae
.

1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr.
le grand duc, Engl. the great horn-owl, the eagle-owl.)
S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore rufo. *

Frisch tab. XCIII.

Das größte Thier seines Geschlechts, von ungemei-
ner Stärke, so daß selbst Adler ihm zuweilen unterlie-
gen müssen. Ist so wie die folgende Gattung im ge-
mäßigtern Europa und westlichen Asien zu Hause.

2. †. Ulula. der Steinkautz, die Steineule. (Fr. la
chouette
, Engl. the brown owl) S. capite laeui, iri-
dibus croceis, corpore ferrugineo, remige tertio lon-
giore
. *

Frisch tab. XCVIII.

3. †. Passerina. das Käutzlein. (Fr. la chevêche, Engl.
the little owl.) S. capite laeui, remigibus maculis
albis quinque ordinum
. *

[Seite 162]

Frisch tab. C.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanius. Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum. lin-
gua lacera
.

1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la
pie-grieche grise
, Engl. the great shrike.) L. cauda
cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris
macula alba
. *

Frisch tab. LIX.

In Europa und Nordamerica. Soll andrer Vögel
Stimme nachahmen und sie dadurch locken, um sie zu
würgen.

2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecorcheur, Engl.
the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso
griseo, rectricibus quatuor intermediis vnicoloribus,
rostro plumbeo
. *

Frisch tab. LX.

In Europa. Für seine Junge sammelt er Insecten,
zumahl Käfer, Schmeißfliegen etc. und spießt sie zum
Vorrath an Schwarzdorn und andres dornichtes Ge-
büsche.


II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind bloß den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch
die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß
meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren
[Seite 163] oben (§. 61.), bey Gelegenheit der Luftbehälter
gedacht worden.

5. Psittacus. Papagey, Sittig. (Fr.
perroquet. Engl. parrot.) Mandibula su-
perior adunca, cera instructa. lingua car-
nosa, integra. Pedes scansorii
.

Das ganze Geschlecht hat, überhaupt genommen,
meist das gleiche Vaterland mit den pithecis unter den
Säugethieren. Hingegen ist merkwürdig, daß manche
einzelne Gattungen von Papageyen eine so überaus ein-
geschränkte Heimath haben, daß sich z.B. auf dem oft-
indischen Archipelagus um Lüßon verschiedne derselben
bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel,
und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden be-
nachbarten, finden. Diese Thiere haben viel auszeich-
nendes eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z.B.
ihrer Füße wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise
damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Oh-
ren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie
nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen sondern
wie Menschen und Affen mit der ganzen Ferse auf etc.
Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr
beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines dritten Fußes
zum Klettern, Anhalten; besonders aber auch zum Aus-
klauben, Knuppern u.s.w. Sie können niesen, sich
räuspern, gähnen etc. und beide Geschlechter lernen mit
ihrer dicken fleischigen Zunge und bey ihrer großen Ge-
lehrigkeit sehr leicht Worte nachsprechen. Ich hebe aus
dem zahlreichen Geschlechte nur einige derjenigen Gat-
tungen aus, die entweder ihres vorzüglichen Gefieders
[Seite 164] wegen, oder weil sie am besten sprechen lernen, am
häufigsten nach Europa gebracht werden.

1. Macao. der Aras, Indianische Rabe. P. macrourus
ruber, remigibus supra caeruleis, subtus rufis, genis
nudis rugosis
. *

Edwards's birds tab. CLVIII.

In Südamerica. Ein großes prachtvolles Thier.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque
rubro, gula nigra
. *

Edwards l. c. tab. CCLXXXXII.

In Ostindien. Der erste der, durch Alexander des
Großen Indische Züge, nach Europa gebracht worden.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plica-
tili flaua
. *

Frisch tab. L.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. bra-
chyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coc-
cinea
. *

Frisch tab. LI.

Auf Guinea, Congo und Angola.

5. Amazonicus. der Amazonen-Papagey. (Ajurucuraü).
P. brachyurus viridis, fronte caerulea, temporibus
fuluis
. *

Frisch tab. XLVII.

In Brasilien.

6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyurus viridis,
fronte rubra, cauda fulua fascia nigra, orbitis cine-
reis
. *

Frisch tab. LIV. fig. 1.

[Seite 165]

Auf Guinea und Ostindien. Nicht viel größer als
ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen von der
Zärtlichkeit womit die beiden Gatten einander zuge-
than sind.

6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum
maximum, inane, extrorsum serratum,
apice incuruatum. Pedes scansorii ple-
risque
.

Der ungeheure Schnabel, der alle Gattungen dieses
sonderbaren Geschlechts Südamericanischer Vögel aus-
zeichnet, ist ausnehmend leicht, von ungemein weichen
Horn und die Ränder sehr irregulär gezähnelt (d.h. am
Ober-Schnabel oft anders als am untern, auf der rech-
ten Seite anders als auf der linken u.s.w.) Die Zunge
dieser merkwürdigen Geschöpfe ist eine halbe Spanne
lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine
Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert.
Das Gefieder ist oft bey beiden Geschlechtern verschie-
den und variirt auch nach dem Alter etc. und solche na-
türliche Verschiedenheiten sind von manchen Systema-
tikern für besondre Gattungen angenommen worden.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente, versus
basin fascia nigra, fascia abdominali flaua
. *

7. Buceros. Der Nashornvogel. (hydro-
corax
.) Rostrum maximum, inane, ad
basin versus frontem recuruatum, pedes
gressorii
.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali recuruato.

[Seite 166]

Wie die übrigen Nashornvögel in Ostindien; lebt
von Aas; hat einen widrigen Geruch.


III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße,
und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel
von mittelmäßiger Länge.

8. Picus. Specht. (Fr. pic. Engl. wood-
pecker
.) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato. lingua teres lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata, apice retrorsum acu-
leato. pedes scansorii
.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau
der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange fe-
derförmige Knorpel endigt, die von hinten nach vorn
über den ganzen Hirnschädel unter der Haut weglaufen,
und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel fest
setzen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Fe-
dern, mittelst welcher diese Vögel ihre fadenförmige
Zunge hervorschießen, und Insecten damit fangen kön-
nen. Die pedes scansorii nutzen ihnen zum Klettern,
der robuste Schwanz zum Widerstämmen und zur Un-
terstützung, der scharf zulaufende keilförmige Schnabel
aber zum Aufhacken der Baumrinde, um die Insecten etc.
darunter hervor suchen zu können.

1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht,
die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo. *

Frisch tab. XXXIV. fig. 1.

[Seite 167]

Nebst den folgenden Gattungen im gemäßigtern Eu-
ropa.

2. †. Viridis. der Grünspecht, der Grasspecht. P. vi-
ridis, vertice coccineo
. *

Frisch tab. XXXV.

Thut den Bienenstöcken großen Schaden.

3. †. Maior. der große Bunt- oder Rothspecht. P.
albo nigroque varius, occipite rubro
. *

Frisch tab. XXXVI.

4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Rothspecht. P.
albo nigroque varius, vertice rubro
. *

Frisch tab. XXXVII.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumi-
natum. lingua lumbriciformis, longissima
mucronata. pedes scansorii
.

1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natter-
windel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck.) F. cauda
explanata, fasciis fuscis quatuor
. *

Frisch tab. XXXVIII.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Gelenksam-
keit seines Halses, und ist in ganz Europa zu Hause.

10. Sitta. Rostrum subulatum, tere-
tiusculum, apice compresso, mandibula
superiore paullo longiore; pedes ambu-
latorii
.

1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la fittelle, le tor-
chepot
, Engl. the nuthatch, the woodcracker.) S. re-
[Seite 168] ctricibus nigris: lateralibus quatuor infra apicem
albis
. *

Frisch tab. XXXIX.

In Europa und Nordamerica.

11. Todus. Rostrum subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi setis
patulis. pedes gressorii
.

1. Viridis. (Fr. le todier. Engl. the green sparrow.) T.
viridis, pectore rubro
.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum,
rectum, longum. digitus versatilis
.

1. †. Ispida. der Eisvogel. (Aleron. Fr. le martin
pécheur
, Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fus-
cia temporali flaua, cauda brevi
. *

Frisch tab. CCXXIII.

Fast in der ganzen alten Welt. Hält sich sowohl an
der See, als auch bey Teichen und Flüssen auf; nährt
sich von Fischen, und bricht nach der Mahlzeit die
Gräten in einem Ballen, wie die Eulen die Mäusekno-
chen etc. wieder von sich.

13. Merops. Rostrum curuatum compres-
sum, carinatum; pedes gressorii
.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le
gnêpier
, Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo,
abdomine caudaque viridi coerulescente, gula lutea,
fascia temporali nigra
. *

Frisch tab. CCXXII.

[Seite 169]

Ein schönes Thier, das im südlichen Europa zu
Hause ist, und sich nur selten nach Deutschland verirrt.
Es lebt von Heuschrecken und andern Insecten, beson-
ders aber von Bienen, die es in großer Menge weg-
fängt.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue-
xum, subcompressum obtusiusculum; pe-
des ambulatorii
.

1. †. Epops. der Wiedehopf, Kothhahn, Dreckkrä-
mer. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) V. crista va-
riegata
. *

Frisch tab. XLIII.

In Europa und Ostindien, nährt sich von Mistkä-
fern, Todtengräbern und andern Insecten, die er aus
dem Mist der Thiere auflieset. Er nistet in hohle Bäu-
me, oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*).

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum
arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum;
pedes ambulatorii
.

1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grau-
specht, Baumkleber. (Fr. le grimpereau, Engl. the
creeper
.) C. grisea, subtus alba, remigibus fuscis;
rectricibus decem
. *

Frisch tab. XXXIX. fig. 1.

In Europa. Klettert so wie die Spechte an den
Baumstämmen herum, um Inseten und Puppen zu
suchen etc.

[Seite 170]

2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, macula
alarum fulua
. *

Im wärmern Europa. In altem Gemäuer, auf
Thürmen etc.

3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque nigris, reliquo
corpore coccineo
. *

Ein kleines Thier vom schönsten Carmosinroth, auf
der für Cptn Cook unglücklichen Insel Owaihi, deren
kunstreiche Einwohner mit den Federchen desselben man-
cherley in der That überaus prachtvollen Putz, und
andre Kleidungsstücke, Helme etc. sogar ganze Mäntel etc.
überziehen.

16. Trochilus. Colibri, Honigsauger,
Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl.
humming bird.) Rostrum subulato-filifor-
me longum. Mandibula inferiore tubu-
lata, superiore vaginante inferiorem.
Lingua filis duobus coalitis tubulosa. pe-
des ambulatorii
.

Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schönheit die
weder Pinsel noch Beschreibung auszudrücken vermag.
Das Grün und Roth und Blau ihrer Federn ähnelt
dem gefärbten Golde, und thut zumahl im Sonnen-
schein eine unbeschreibliche Wirkung. Diese Thierchen
sind so zart, daß sie leicht den großen Buschspinnen
zum Raube werden, und nicht anders als durch Be-
sprützen mit Wasser gefangen werden können, da sie selbst
mit dem feinsten Schrot oder Sand in Stücke geschossen
werden würden. Sie nähren sich großentheils vom Ho-
[Seite 171] nigsaft der Blumen, den sie im Schweben und Flat-
tern mit ihrem dünnen röhrenförmigen Schnabel aus-
zusaugen wissen. Die Bildung des Schnabels differirt
bey den verschiednen Gattungen. Er ist entweder ge-
rade, oder aufwärts, oder niederwärts gebogen. Diese
Thiere sind doch nicht bloß im wärmern America son-
dern theils auch in Californien und eine Gattung sogar
in Nutka-Sund zu Hause.

1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi nitente, sub-
tus albido; rectricibus lateralibus margine exteriore
albis
. *

Edwards tab. CV.

Der allerkleinste bekannte Vogel, der nur ungefähr
dreyßig Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle,
und hat die Größe einer Wallnuß; und seine Eyer etwa
die von einer Zuckererbse.

2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le Rubis-
topase
.) T. viridescens vertice purpureo aurato, gut-
ture auroreo rutile
. *

Seba thes. tab. XXXVII. fig. 1.

Ein unbeschreiblich prachtvolles Thierchen, dessen
Stirn und Scheitel wie ein Rubin, und seine Kehle
wie ein glühendes Gold glänzen.


IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen star-
ken oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger
Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von
Getreide u.a. Pflanzen, Samen etc. theils von
[Seite 172] Insecten, und auch von Aas; und haben mehren-
theils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, subqua-
drangulare: mandibulis gibbis, integris,
extrorsum gibbosioribus. Pedes ambula-
torii
.

1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef-eater.)

Latham Vol. I. P. I. tab. XII.

Auf Senegal etc.

18. Crotophaga. Rostrum compres-
sum, semiouatum, arcuatum, dorsato-ca-
rinatum. Mandibula superiore margine
vtrinque angulata. Nares peruiae
.

1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razorbilled black-
bird
.) C. pedibus scansoriis
.

Latham l. c. tab. XIII.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Verbindung,
so daß, gegen die Weise aller andern Vögel, viele Weib-
chen sich zusammen halten und sich ein gemeinschaftli-
ches Nest bauen, mit einander brüten, die Jungen ge-
meinschaftlich füttern u.s.w.

19. Corvus. Rostrum conuexum cultra-
tum, nares mystace tectae, pedes ambu-
latorii
.

1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the
raven
.) C. ater dorso atro caerulescente, cauda sub-
rotunda
. *

[Seite 173]

Frisch tab. LXIII.

Fast durchgehends in beiden Welten. Hat einen
überaus scharfen Geruch, indem er in einer weiten Ent-
fernung das Aas, das im Dickicht verborgen liegt, aus-
wittert. Er ist ein schädliches Thier, raubt Fische,
Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen etc. stiehlt auch
Sachen, die er nicht fressen kann.

2. †. Corone die Raben-Krähe. (Fr. la corneille, Engl.
the carrion crow.) C. atrocaerulescens totus, cauda
rotundata: rectricibus acutis
. *

Buffon Vol. III. tab. III.

Hat ein eben so ausgedehntes Vaterland als der
Kolk-Rabe.

3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Karechel. (Fr.
le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte
cinerascente, cauda subrotunda
. *

Frisch tab. LXIV.

In Europa. Ein überaus nützliches Thier, das
unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen etc. ver-
zehrt.

4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe. (Fr. la corneille
mantelée
. Engl. the royston crow.) C. cinerascens, ca-
pite iugulo alis caudaque nigris
. *

Frisch tab. LXV.

In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die Ver-
tilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.

5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the
jackdaw
.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis cau-
daque nigris
. *

Frisch tab. LXVII.

[Seite 174]

Im nordwestlichern Europa.

6. †. Glaudarius. der Holzheher, Nußbeißer, Mar-
colph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le jeay. Engl. the
jay
.) c. rectricibus alarum caeruleis, lineis transuer-
sis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato
. *

Frisch. tab. LV.

Im gemäßigten Europa. Ein schönes Thier, das sehr
leicht zu zähmen ist.

7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix.
Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus,
alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: interme-
diis apice detritis
. *

Frisch tab. LVI.

Hin und wieder in der nordlichen Erde.

8. †. Pica. die Aelster, Aßel, Aegerste, Heister. (Fr.
la pie. Engl. the magpye.) C. albo nigroque varius,
cauda cuneiformi
. *

Frisch tab. LVIII.

In Europa und Nordamerica. Ein sehr schädliches
Thier für junges Meyergeflügel.

9. †. Graculus. der Waldrabe, Alprabe. (Engl. the
cornish chongh
.) C. violaceo nigricans, rostro pedi-
busque luteis
. *

Gesner pag. 503.

In den Gebirgen (zumahl in den Alpen) des mil-
dern Europa und des Orients.

Vermuthlich ist er einerley mit dem räthselhaften,
meines Wissens von keinem kundigen Ornithologen je
zuverläßig gesehenen coruus eremita Linn.*)

[Seite 175]

20. Coracias. Rostrum cultratum, apice
incuruato, basi pennis denudatum. pe-
des ambulatorii
.

1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blauracke,
der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C.
caerulea, dorso rubro, remigibus nigris
. *

Frisch tab. LVII.

Im gemäßigtern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Mandeln
steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracula. Rostrum conuexo-cultra-
tum, basi nudiusculum. Lingua integra
,
acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.)
G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipi-
tis nuda, flaua
. *

Buffon vol. III. tab. XXV.

In Ostindien. Hat einen schönen Gesang, und lernt
ausnehmend deutlich Worte sprechen.

2. Quiscula, der Maisdieb. G. nigro-violacea, cauda
rotundata
. *

Catesby vol. I. tab. XII.

In Nordamerica: wo er den Schaden den er freylich
dem Mais thut, durch die Vertilgung unzähliger schäd-
licher Insecten, zumahl des Erbsenkäfers etc. reichlich
vergütet. Daher war es unüberlegt, daß man vor 40
Jahren in Pensylvanien so lange kleine Preise auf die
eingelieferten Köpfe dieses Vogels gesetzt hatte, bis er
beznahe vertilgt war. Denn von der Zeit an nahm
[Seite 176] das Ungeziefer so furchtbar überhand, daß man froh
war wie der Vogel sich allgemach wieder vermehrte.

22. Paradisea. Paradisvogel. (manuco-
diatta
.) Rostrum basi plumis tomentosis
rectum, pennae hypochondriorum lon-
giores. Rectrices duae superiores singula-
res denudatae
.

Das ganze Geschlecht von zahlreichen Gattungen hat
ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß
auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als
Zugvögel nach den Molucken u.a. benachbarten Inseln
streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thie-
ren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien
als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht
verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen
Alten den Paradisvögeln überhaupt abzusprechen wag-
ten, deren Bildung aber schon Magalhaens Gefehrte,
Ant. Pigafetta*) beschrieben hat.

1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis luteis cor-
pore longioribus, rectricibus duabus intermediis lon-
gis setaceis
. *

Edwards tab. CX.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite
breuius, cultratum, aduncum, margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii
.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.

Edwards tab. CCCXXXI.

In Guiana.

[Seite 177]

24. Bucco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro-
strum cultratum, lateraliter compressum
apice vtrinque emarginato, incuruato,
rictu infra oculos protenso
.

1. Capensis. B. rufus, fascia humerali fulua, pectorali
nigra
.

Buffon vol. VII. tab. IV.

Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland; und ist da-
her der gedachte Linnéische Trivialnahme nicht richtig.

25. Cuculus. Rostrum teretiusculum,
pedes scansorii
.

1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the
cuckow
.) C. cauda rotundata nigricante albo-pun-
ctata
. *

Frisch tab. XL. u. f.

In der nordlichen alten Welt; wo er aber doch nur
von der Mitte des Aprils bis Anfang Julii zu sehen ist.
Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes Frühjahr
legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der
Grasmücken und Bachstelzen etc. unter dieser ihre eignen
Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner statt dem
Brüt-Geschäft unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eyer
nicht größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre,
und daß sie auch nicht länger als diese bebrütet zu wer-
den brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen
sehr schnell, und wirft die mit ihm zugleich ausgebrü-
teten jungen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest.
Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuverläßig
bekannt.

[Seite 178]

2. Indicator. der Konigkuckuck, Sengo, Mook. C.
cauda cuneiformi fusco-et albido-maculata, alis fus-
cis maculis flauis, pedibus nigris
.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. XXIV.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts, hat
seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er wie
der Honig-Dachs (s. oben S. 86.) seine liebste Nah-
rung, die wilden Bienennester, aufzusuchen weiß. Er
thut dies zumahl des Morgens und gegen Abend; und
die Hottentotten so wohl als die dortigen Holländer be-
dienen sich dieser Gelegenheit, um selbst den wilden
Honig einzusammeln. Sie geben auf den Ruf des
Vogels Acht, beantworten ihn durch Pfeifen, und so
hält sich dieses Thier immer um sie auf, flattert vor
ihnen her, und leitet sie zum bestimmten Orte.

26. Oriolus. Rostrum conicum, conue-
xum, acutissimum, rectum: mandibula
superiore paulo longiore, obsolete emar-
ginata, pedes ambulatorii
.

1. †. Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel,
Bülow, Wiedewall, Pyrol, Pfingstvogel, Weih-
rauch, Bieresel. (Fr. le loriot.) O. luteus, pedibus
nigris, rectricibus exterioribus postice flauis
. *

Frisch tab. XXXI.

Hin und wieder in der alten Welt. Ein überaus
schönes Thier, wovon das Männchen goldgelb und
schwarz, das Weibchen Olivengrün ist. Macht sich ein
künstliches napfförmiges sehr dauerhaft zwischen zwey
Aestchen befestigtes Nest.

[Seite 179]

2. Persicus. der Jupujaba. O. niger, dorso postico
maculaque tectricum alarum basique rectricum lu-
teis
. *

Brisson vol. II. tab. IX. fig. 1.

In Brasilien etc. Baut sich, wie mehrere Gattungen
dieses Geschlechts, die in die wärmsten Erdstriche beider
Welten zu Hause gehören, ein langes Beutelförmiges
Nest von Schilf und Binsen*), mit einer engen Oeff-
nung, das er am Ende eines Baumzweiges aufhängt,
und dadurch seine Junge vor den Ueberfällen der Meer-
katzen und Schlangen sichert.


V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem scharf zugespitztem Schnabel
von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben
in Monogamie, nähren sich von Insecten und
Pflanzen-Samen, haben ein zartes schmackhaf-
tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.

27. Alauda. Rostrum cylindrico-sub-
ulatum, rectum, mandibulis aequalibus,
basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po-
sticus rectior digito longior
.

1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale.
(Fr. l'alouette. Engl. the field-lark, the sky-lark)
A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudina-
liter albis: intermediis inferiori latere ferrugineis
. *

[Seite 180]

Frisch tab. XV. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie Hüh-
ner und viele andre so genannte Scharrvögel (Aues
pulueratrices
) im Sand.

2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche, Heide-
lerche, der Rothmönch. (Fr. le cochevis) A. re-
ctricibus nigris: extimis duabus margine exteriori
albis, capite cristato
. *

Frisch tab. XV. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Sturnus. Rostrum subulatum, an-
gulato-depressum, obtusiusculum: man-
dibula superiore integerrima, margini-
bus patentiusculis
.

1. †. Vulgaris. der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etour-
neau
. Engl. the stare, the sterling.) S. rostro flaues-
cente, corpore nigro punctis sagittatis albis
. *

Frisch tab. CCXVII.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares
Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt, und
dabey ausnehmend gelehrig ist, leicht Worte sprechen
lernt etc.

29. Turdus. Rostrum tereti-cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, emar-
ginato. faux ciliata
.

1. †. Visciuorus. die Schnarre, Misteldrossel, der Zie-
mer, Mistler, Brachvogel, Zaritzer (Fr. la draine.
Engl. the missel bird, the shrite.) T. dorso fusco, collo
maculis albis, rostro flauescente
. *

[Seite 181]

Frisch tab. XXV.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von
Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fortgepflanzt
werden.

2. †. Pilaris. der Krammetsvogel (Fr. la litorne, la
tourdelle
. Engl. the fieldfare.) T. rectricibus nigris:
extimis margine interiore apice albicantibus, capite
vropygioque cano
. *

Frisch tab. XXVI.

Im nordlichen Europa, streicht aber ins südliche.
Nährt sich vorzüglich von Wachholder- (Krammets-)
Beeren.

3. †. Iiiacus. Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe. (Fr. le
mauvis
. Engl. the redwing.) T. alis subtus ferru-
gineis, superciliis flauescentibus
. *

Frisch tab. XXVIII.

Im gemäßigtern Europa. Glättet sein Rest mit
Letten und faulem Holze aus; und da letztres theils
im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro
quo
den Anlaß zur Erzählung der Alten von einer
Ave hercynica noctu lucente gegeben haben.

4. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindrossel, Weiß-
drossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, the song
thrush
.) T. remigibus basi interiore ferrugineis
. *

Frisch tab. XXVII.

Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori-
gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart
von ihr.

5. Polyglottus. die Americanische Nachtigall, Sinsonte.
(Fr. le moqueur. Engl. the mock bird.) T. fusco-ci-
[Seite 182] nereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum et
caudae candidis
.

Catesby vol. I. tab. XXVII.

In Luisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc. Er
soll keinen eigenthümlichen Gesang haben, aller an-
dern Vögel Stimme, auch Lachen und Weinen der
Menschen aufs täuschendste nachmachen; und dabey
in unaufhörlicher Bewegung und Lebhaftigkeit seyn.

6. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le
merle
. Engl. the blackbird, amzell.) T. ater, rostro
palpebrisque flauis
. *

Frisch tab. XXIX.

Im gemäßigtern Europa. Lebt einsam, nährt sich
von Wachholderbeeren, hat ein treues Gedächtniß,
und behält, was sie ein Mahl pfeifen gelernt hat, le-
benslang.

30. Ampelis. Rostrum rectum, conue-
xum: mandibula superiore longiore,
subincuruata, vtrinque emarginata
.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervogel, Ster-
bevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl.
the bohemian chatterer.) A. occipite cristato: racheos
s. costae remigum secundariorum apice coccineo com-
planato
. *

Frisch tab. XXXII.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen
Jahren zur Herbstzeit (vermuthlich wenns in seiner
Heimath strenger Winter werden will) häufig nach
Deutschland: zumahl auch auf den Harz.

[Seite 183]

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum;
frontis basi rotundatum. mandibula in-
ferior margine laterali inflexa
.

1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krummschna-
bel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé.
Engl. the cross-bill, the sheld-apple.) L. rostro for-
ficato
. *

Frisch tab. XI. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde.
Zeigt in Rücksicht seiner schönen Farben, im Gebrauch
seines Schnabels und überhaupt in seinem ganzen Be-
tragen, manche Aehnlichkeit mit den Papageyen. Das
Männchen ist roth, wird aber mit der Zeit, zumahl
im Käfig, grün wie das Weibchen. Jenes lernt ar-
tig pfeifen. Dieses brütet mitten im Winter zu Ende
des Jänners und kalfatert das Nest mit Harz, um
es gegen Nässe und Schnee dauerhaft zu machen.

2. †. Coccothraustes der Kernbeißer, Kirschfink, Kirsch-
knäpper. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.) L. li-
nea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis,
rectricibus latere tenuiore baseos nigris
. *

Frisch tab. IV. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa. Vermag mit seinem
starken Schnabel Kirschkerne und Wallnüsse aufzubeis-
sen, und sich gegen Hunde und Katzen zu mehren.

3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Liebig, Gim-
pel, Rothfink, Gieker. (rubicilla. Fr. le bouvreuil.
Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris, rectricibus cau-
dae remigumque posticarum albis
. *

Frisch tab. II. fig. 1. 2.

[Seite 184]

In der nordlichern alten Welt. Ein ausnehmend
vertrauliches zuthuiges Geschöpf, wovon beide Ge-
schlechter außer ihrem eigenthümlichen sanften Ton,
auch sehr leicht Lieder pfeifen, selbst einander accom-
pagniren, und sogar Worte aussprechen lernen.

4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink, die Virgi-
nische Nachtigall. (Engl. the red bird.) L. cristata
rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis
. *

Frisch tab. IV. fig. 1.

In Nordamerica, ist wegen der Schönheit seines
rothen Gefieders und seines vortrefflichen Gesanges ge-
schätzt.

5. Oryzivora. der Reis-Dieb, Padda. L. fusca, tem-
poribus albis, rostro rubro
. *

Edwards tab. XLI. u. f.

In Ostindien, Schina etc. auf den Reisfeldern.

6. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grünschwanz,
die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl.
the greenfinch.) L. flauicanti-virens, remigibus pri-
moribus antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis
. *

Frisch tab. II. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni-
cum, mandibulae basi deorsum, a se inui-
cem discedentes: inferiore lateribus in-
flexo-coarctata, superiore angustiore.

1. †. Niualis. die Schneeammer, der Schneevogel.
(Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. re-
[Seite 185] migibus albis, primoribus extrorsum nigris: rectrici-
bus nigris, lateralibus tribus albis
. *

Frisch tab. VI. fig. 1. 2.

In der nordlichen Erde. Läßt sich zuweilen mit ein
Mahl in ganz unermeßlichen Zügen sehen: wie im
Febr. 1766. hier um Göttingen herum.

2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl.
the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbi-
tis rufis
. *

Frisch tab. VI. fig. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, der Fettam-
mer, Windsche Goldammer. E. remigibus nigris,
primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, la-
teralibus duabus extrorsum nigris
. *

Frisch tab. V. fig. 3. 4.

In den wärmern Gegenden von Europa und dem
benachbarten Asien.

4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelbgans, der
Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow hammer.)
E. rectricibus nigricantibus: extimis duabus latere
interiore macula alba acuta
. *

Frisch tab. V. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Paradisaea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or.)
E. fusca, pectore rubro, rectricibus intermediis qua-
tuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro
rubro
. *

Edwards tab. LXXXVI.

[Seite 186]

Auf Angola etc. Ein muntrer Vogel der unser Cli-
ma gut verträgt, und daher häufig heraus gebracht
wird.

33. Tanagra. Rostrum conicum, acumi-
natum, emarginatum, basi subtrigonum
,
apice decliue.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent.
Engl. the red-breasted blackbird.) T. atra, fronte iu-
gulo pectoreque coccineis
. *

Edwards tab. CCLXVII.

In Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum
rectum acuminatum
.

1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Rothfink,
Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chaffinch.) F. ar-
tubus nigris, remigibus vtrinque albis, tribus primis
immaculatis: rectricibus duabus oblique albis
. *

Frisch tab. I. fig. 1. 2.

Der Finken Gesang ist überaus mannigfaltig, so daß
man wohl zwanzig verschiedene Gattungen zählt, die
von den Vogelstellern mit eignen Nahmen belegt, und
verschiedentlich geschätzt werden. Mehrentheils schla-
gen die Finken in jedem Revier von sechs oder mehr
Meilen in die Runde überein, und in benachbarten
Gegenden wieder anders. Oft hat aber auch ein Fink
drey bis viererley Gesang, mit dem er abwechselt.

2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannenfink, Koth-
fink, Mistfink, Rowert, Schneefink, Winterfink,
[Seite 187] Quäkfink, Nikawitz, Zetscher, Gegler. (Fr. le
pinçon d'Ardennes
. Engl. the bramble.) F. alarum basi
subtus flauissima
. *

Frisch tab. III. fig. 1. 2.

Linné fauna suec. tab. II. fig. 198.

Im nordlichen Europa.

3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle.) F. fusca,
subtus niuea, remigibus secundariis tectricibusque
albis
. *

Brisson vol. III. tab. XV. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den Europäischen Alpen.
Zumahl auf dem St. Gotthard und dem großen St.
Bernhard, wo er in den Clostergängen des Hospitii
nistet.

4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le char-
donneret
. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F.
fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flauis:
rectricibus duabus extimis medio, reliquisque apice
albis
. *

Frisch tab. I. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbarten
Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Ca-
narien-Sie vorzüglich schöne Bastarden.*)

5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr. le Ben-
gali piqueté
.) F. fusca rufescensque albo punctata
. *

Buffon vol. IV. tab. II. fig. 1.

In Ostindien. Ein überaus niedlicher kleiner Vo-
gel, von dem man behauptet, daß er gelbe Knochen
[Seite 188] habe, das ich aber bey denen, die ich zu untersuchen
Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zuckervöglein.
(Fr. le serin de Canarie.) F. rostro corporeque albo
flauescente, rectricibus remigibusque virescentibus
. *

Frisch tab. XII. fig. 1–4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts
aus den Canarischen Inseln zuerst nach Europa ge-
bracht worden zu seyn; ist aber schon gegen Ende des-
selben in Deutschland gemeiner geworden, und seitdem
in mancherley Varietäten ausgeartet. Die Stamm-
Race scheint die bräunlich-grüne zu seyn, die auf
den Canarischen Inseln in kalten gebirgigen Gegenden
am Wasser nistet. Unter den übrigen sind vorzüglich
die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe
(so genannte Kapp-Vögel), und die Kackerlacken mit
rothen Augen zu merken.

7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (ligurinus, acanthis.
Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio
luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi
flauis, apice nigris
. *

Frisch tab. XI. fig. 1. 2.

Ist ursprünglich wohl im äußersten Norden zu Hause:
und kommt bloß zum Ueberwintern ins gemäßigte Eu-
ropa, daher auch sein Nest hier zu Lande so sehr selten
gefunden wird.*) Ist sehr gelehrig; lernt Lieber pfei-
fen und Worte sprechen.

[Seite 189]

8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche.
(Fr. la linotte. Engl. the greater linnet.) F. remigi-
bus primoribus rectricibusque nigris, vtroque margine
albis
. *

Frisch tab. IX. fig. 1. 2.

In Europa und Nord-America. Die Bastarden,
die man mit ihm und der Canarien-Sie erzielt, sind
gegen die Weise anderer Bastarden zuweilen fruchtbar.

9. †. Linaria. das Citrinchen, Gräslein, Steinschöß-
lein, der Bergzeisig, Meerzeisig, Flachsfink, Car-
minbänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.)
F. remigibus rectricibusque fuscis, margine obsolete
pallido, litura alarum albida
. *

Frisch tab. X. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde. Hat einen sanften
lieblichen Gesang, und wird sehr zahm.

10. †. Domestica. der Sperling, Spatz, Lüning.
(Fr. le moineau. Engl. the sparrow.) F. remigibus
rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferru-
gineis
. *

In ganz Europa und den benachbarten Ländern der
übrigen alten Welt. Hält sich aber nicht in Schwarz-
wäldern auf. Ueberhaupt ist der Sperling gleichsam
ein Hausthier das sich wie die Maus von selbst nach
den Menschen gezogen hat. Er wird ungemein kirre,
ist sehr wollüstig, und brütet vier Mahl im Jahre.
Freylich für Gärten und Feld ein schädliches Thier,
das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt.
Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.

[Seite 190]

35. Muscicapa. (Fr. gobe mouche. Engl.
flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin-
que emarginatum, apice incuruo; vibrissae
patentes versus fauces
.

1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra,
subtus frontisque macula alarumque speculo albis,
rectricibus lateralibus extus albis
. *

Frisch tab. XXIV. fig. 1.

Linné fauna suecica. tab. I. fig. 229.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum
rectum: mandibulis subaequalibus
.

1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr. le
rossignol
. Engl. the Nightingale.) M. rufo-cinerea,
armillis cinereis
. *

Frisch tab. XXI fig. 1. 2.

Das entzückende Thier ist ein Vorrecht der kühlern
und gemäßigtern Erdstriche von Europa und Asien,
das im April in unsern Gegenden ankommt, und wo-
von die Männchen meist vierzehn Tage früher als die
Weibchen eintreffen. Diese machen in schattigen Ge-
büsch ein leichtes Nest von dürrem Eichen-Laub,
Bast*) etc. und legen vier olivengrüne Eyer, brüten
aber zu wiederholten Mahlen. Zu Ende des Augusts
ziehen sie wieder von uns, man weiß noch nicht ge-
wiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach
Africa.

[Seite 191]

2. †. Curruca. die Grasmücke, der Heckenschmatzer,
Weidenzeisig. (Fr. la fauvette. Engl. the hedge spar-
row
.) M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fus-
cis: extima margine tenuiore alba
. *

Frisch tab. XXI. fig. 3.

Im gemäßigtern Europa. Von ihr werden die
mehresten Kuckuckseyer ausgebrütet.

3. Alpina. die Flüe- (d.h. Felsen-) Lerche. (Fr. la
fauvette des alpes
.) M. griseo-ferruginea, gula alba
maculis lunatis fuscis, rectricibus alarum nigricanti-
bus versus apicem linea punctatis alba
. *

Andreä Br. aus der Schweiz tab. XIII.

Dieses von den Ornithologen oft verkannte*) artige
Thier ist in den gebirgigen Gegenden des mittlern
Europa zu Hause, vorzüglich häufig auf den fetten
Alpen-Weiden. Hat einen angenehmen Gesang und
sehr schmackhaftes Fleisch.

4. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca, subtus alba,
pectore cinereo maculato
. *

Frisch tab. XXII. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf der
Insel Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack-
haften Fleisches in größter Menge weit verführt wird.

5. †. Alba. das Ackermännchen, die weiße oder graue
Bachstelze. (Fr. la lavandiere. Engl. the white water-
wagtail
) M. pectore nigro, rectricibus duabus late-
ralibus dimidiato oblique albis
. *

[Seite 192]

Frisch tab. XXIII. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la
fauvette à tête noire
. Engl. the black-cap.) M. testa-
cea, subtus cinerea, pileo obscuro
. *

Frisch tab. XXIII. fig. 1.

Linne' fauna suecica tab. I. fig. 256.

Im gemäßigtern Europa. Ihr Schlag ähnelt fast
der Nachtigall ihrem.

7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen (Fr. le rossignol
de muraille
. Engl. the redstart.) M. gula nigra, ab-
domine caudaque rufis, capite dorsoque cano
. *

Frisch tab. XIX. fig. 1.

Hat gleiches Vaterland mit der Nachtigall; kommt
und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr; hat auch eine
überaus anmuthige Stimme.

8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Rothbrüstchen,
der Rothbart. (erithacus. Fr. le rougegorge. Engl. the
red breast
.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis
. *

Frisch tab. XIX. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Winter
bey uns. Ist gar nicht scheu, sondern kirr und dreist.
Aber beissig, so daß nach dem lat. Sprichwort nicht zwey
Paar in einem Busche sich vertragen. Tödtet auch leicht
andere Vögel.

9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlupfer,
Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M.
grisea, alis nigro cinereoque vndulatis.
*

Frisch tab. XXIV. fig. 3.

[Seite 193]

In der nordlichen Erde. Ein muntrer kleiner Vogel,
der seine Stimme bey Wind und Wetter und herbem
Frost dennoch hören läßt, und im Winter an den Zäu-
nen herum sein Futter sucht und Raupennester ablieset.
Macht sich ein warmes, weiches, bedecktes Nest, fast in
Gestalt eines Backofen*), und legt sehr zahlreiche Eyer.

10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.)
M. remigibus secundariis exteriori margine flauis, me-
dio albis, crista verticali crocea
. *

Frisch tab. XXIV. fig. 4.

In vielen Gegenden beider Welten. Der aller-
kleinste europäische Vogel.

11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.

Pennant's Indian Zoology. tab. VIII.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den
Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest
aus zwey Baumblättern verfertigt, da er ein dürres
Blatt an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges
gleichsam annähet, so daß beide zusammen eine tuten-
förmige Höhlung bilden, die er mit seinen Flaumen
ausfüttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite
breuius, basi subtrigonum integerrimum,
apice incuruum. Pedes gressorii
.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta mar-
gine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum
truncatis
.

[Seite 194]

Edwards tab. CCLXIV.

In Guiana etc.

38. Parus. Meise (Fr. mesange Engl.
titmouse.) Rostrum integerrimum, basi
setis tectum
.

1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise, Spiegel-
meise, Pickmeise, Finkmeise. (Fr. la charbonniere.
Engl. the great titmouse.) P. capite nigro, tempori-
bus albis, nucha lutea
. *

Frisch tab. XIII. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthiges
Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen
Sangvögeln die Köpfe aufpickt, und auch wohl schla-
fenden Kindern nach den Augen hackt. Man hat bey
dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gat-
tungen dieses Geschlechts angemerkt, daß dann das
Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Som-
mer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem
gefrornen Erdreich zu passe kommt.

2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jung-
fernmeise, der Blaumüller (Fr. la mesange bleue.
Engl. the nun.) P. remigibus caerulescentibus: pri-
moribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice
caeruleo
. *

Frisch tab. XIV. fig. 1.

Häufig in Europa. Ein schönes und überaus nutzba-
res kleines Thier, das Jahr aus Jahr ein unzählige
Menge Insecten und deren Eyer vertilgt.

3. †. Caudatus die Schwanzmeise, Moormeise, Schnee-
meise, Zagelmeise, der Backofendrescher, Pfannen-
[Seite 195] stiel. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the long-
tailed titmouse
) P. vertice albo, cauda corpore lon-
giore
. *

Frisch tab. XIV. fig. 3.

In Europa und Westindien. Sehr dick befiedert.
Legt zwanzig Eyer, und baut sich ein kunstreiches sack-
förmiges Nest*) von Moos, Wolle etc. und bekleidet
es, um es zu verbergen, von außen mit den nähmli-
chen Baumkrätzen u.a. Moosen, womit der Baum, an
dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.

4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der Indiani-
sche Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded
titmouse
) P. vertice cano, cauda corpore longiore,
capite barbato
. *

Frisch tab. VIII. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England etc.

5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulinmeise, der
Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.)
P. capite subferrugineo, fascia oculari nigra, remigi-
bus rectricibusque fuscis margine vtroque ferrugineo
.

Buffon vol. III. tab. XXIX. fig. 2.

J. D. Titii parus minimus remiz descriptus. Lips.
1755. 4. tab. I. II.

Hin und wieder in Ober-Italien, Pohlen, Sibi-
rien etc. Baut sich ein ungemein künstliches beutelför-
miges Nest von Pappelwolle etc. das sie an einem dünnen
Aste aufhängt.

[Seite 196]

39. Hirundo. Schwalbe. Rostrum mi-
nimum incuruum, subulatum, basi de-
pressum
.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bil-
dung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von den übrigen
Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen fast nie, son-
dern verrichten ihre Geschäfte meist fliegend oder sitzend.
Haben einen weiten Rachen, und wissen damit sehr ge-
schickt die Insecten aus der Luft oder über dem Wasser
im Flug wegzuschnappen. Die bekannte Streitfrage
über den Winteraufenthalt unsrer hieländischen Schwal-
ben, zumahl der beiden ersten Gattungen, ist nach allem
was darüber geschrieben worden, doch noch nicht voll-
kommen ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)
oder für die andre**) Behauptung angeführten Erfah-
rungen, die Gattungen an welchen sie gemacht worden,
nicht bestimmt genug angegeben sind. In dubio scheint
doch aber immer das Wegziehen derselben nach wär-
mern Gegenden bey weiten die mehreste Wahrscheinlich-
keit für sich zu haben.

1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuerschwalbe.
(hirundo rustica Linn. Fr. l'hirondelle de cheminée.
Engl. the house-swallow, the chimney-swallow.) H.
[Seite 197] rectricibus, exceptis duabus intermediis, macula alba
notatis
. *

Frisch tab. XVIII. fig. 1.

In der ganzen nordlichen Erde. Die Benennungen
dieser und der folgenden Gattung sind bey den Syste-
matikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt wor-
den. Hier diese mit den nakten unbefiederten Füßen
und weißgefleckten Schwanzfedern heißt füglich die
Stadtschwalbe, da sie öfter als die folgende in den
Städten sich findet. Sie baut ihr offenes Nest an die
Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern
in den Hausären und unter die Rauchfänge.

2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fensterschwalbe,
Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo vrbica
Linn. Fr. l'hirondelle de muraille, le martinet à cul
blanc
. Engl. the martin.) H. pedibus hirsutis, rectri-
cibus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota
subtus alba
. *

Frisch tab. XVII. fig. 2.

Hat nebst der folgenden meist gleiches Vaterland mit
der vorigen. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb
der Häuser unterm Dache, an den Kirchfenstern etc.
Das Nest ist wie ein Backofen oben zugewölbt und die
Leim-Klümpchen woraus es besteht, sind ziemlich regel-
mäßig fast wie Quaterstücken über einander gelegt.

3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr.
l'hirondelle de ripage. Engl. the sand martin, the shore
bird
.) H. cinerea, gula abdomineque albis
. *

Frisch tab. XVIII. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Leimgruben, Sandhügeln etc.

[Seite 198]

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus
macula alba notatis
.

Von der Größe eines Zaunkönigs. Findet sich auf
den Sundaischen u.a. Inseln des Indischen Archipela-
gus bis Neu-Guinea etc. Baut da in die Uferlöcher
und Berghöhlen die berufnen Indianischen- oder Tun-
kinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt, aber
noch weiter nicht genau bekannt ist. Man sammelt
jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größ-
tentheils nach Schina verkauft werden.

5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe,
Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black
martin, the swift
) H. nigricans, gula alba, digitis
omnibus quatuor anticis
. *

Frisch tab. XVII. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nordischen Erde, fliegt
meist nur früh und Abends aus. Nistet gern in Thür-
men, auf Kornböden etc.

40. Caprimulgus. Rostrum modice
incuruum, minimum, subulatum, basi
depressum. vibrissae ciliares. Rictus am-
plissimus. vnguis intermedius introrsum
ciliatus
.

1. †. Europaens. die Nachtschwalbe, Hexe, der Zie-
genmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer.
(nycticorax. Fr. l'engoulevent. Engl. the goatsucker,
night-raven.) C. narium tubis obsoletis. *

Frisch tab. CI.

In der alten Welt. Ein schön marmorirtes Thier,
das seinen Geschäften bloß des Nachts nachgeht, und
[Seite 199] im Flug beständig schnurrt. Es lebt von Nachtfaltern etc.
und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aus-
sauge, ist ungegründet.


VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße
und einen convexen Schnabel, der an der Wur-
zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und
dessen obere Hälft zu beiden Seiten über die
untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen-
Samen, die sie im Kropfe (§. 65.) einweichen;
leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und
geben das mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube. (Fr. und Engl.
pigeon.) Rostrum rectum versus apicem
descendens
.

a) Cauda aequali modica.

1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holztaube.
(vinago, linia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.)
C. coerulescens, ceruice viridi nitente, dorso postico
albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante
. *

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu
Hause. Die im Norden ziehen im Herbst nach etwas
südlichern Gegenden. Die in gemäßigtern Erdstrichen
hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften,
hohlen Bäumen etc. Das wilde Weibchen brütet zwey
Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen wohl neun
bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar
[Seite 200] binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die
vorzüglichsten Abartungen (wovon doch manche für be-
sondre Gattungen angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu,
Engl. the rough-footed dove.) mit langbefederten
Füßen. Frisch tab. CXLV.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr.
le pigeon à grosse gorge, le grand gosier, Engl. the
cropper pigeon
.) mit einem ungeheuren Kropfe.
Frisch tab. CXLVI.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate,
à gorge frisce, Engl. the turbit.) mit krausen Brust-
federn und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab.
CXLVII.

d) gyratrix, der Tümler. (Fr. le pigeon culbutant.
Engl. the tumbler.) mit glattem Kopf und einem
kahlen rothen Augenring: überschlagen sich im
schnellen Flug. Frisch tab. CXLVIII.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le
pigeon romain
, Engl. the jacobine.) mit vorwärts
gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. CL.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hühnerschwanz.
(Fr. le pigeon paon, Engl. the shaker.) mit auf-
rechtem ausgebreiteten Schwanze. Frisch tab.
CLI.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türkische
Taube. (Fr. le pigeon messager, Engl. the carrier
pigeon
.) mit rothen Fleischwarzen um den Schna-
bel und Augen herum. Hat ihren Nahmen daher,
weil man sich ihrer in der Levante bedient, um
Briefe zu überschicken; da man nähmlich solche
[Seite 201] Tauben aus ihren Kobeln mit in die Ferne nimmt,
und ihnen dann ein Billet unter die Flügel bindet,
mit welchem sie ihrem alten Neste zueilen, und
da abgeredeter Maßen aufgefangen, und ihnen
ihre Aufträge abgenommen werden.

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cine-
rea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis
. *

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. XVI.

Auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln. Fast
von der Größe des welschen Hahns.

3. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holztaube,
Schlagtaube, Plochtaube, Kohltaube, Holztaube.
(Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectri-
cibus postice atris, remigibus primoribus margine ex-
teriore albidis collo vtrinque albo
. *

Frisch tab. CXXXVIII.

Meist in ganz Europa.

4. †. Turtur. die Turteltaube, Wegetaube. (Fr. la
tourterelle
. Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus apice
albis, dorso griseo pectore incarnato, macula laterali
colli nigra lineolis albis
. *

Frisch tab. CXL.

In den warmen und gemäßigten Gegenden der alten
Welt. Ihre gepriesene Keuschheit und eheliche Treue
darf nicht so gar wirtlich verstanden werden.

5. †. Risorin. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier,
Engl. the indian turtle.) C. supra lutescens lunula
ceruicali nigra
. *

Frisch tab. CXLI.

Im mildern Europa und in Ostindien.

[Seite 202]

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. C. orbitis denudatis sanguineis, pectore
rufo
. *

Frisch tab CXLII.

Im nordostlichen America. Ein Zugvogel, dessen
unermeßliche Züge im wörtlichen Verstande zuweilen
den Tag verdunkeln. Sie fallen dann in so dichten
Scharen auf die Bäume, daß oft sehr starke Aeste da-
von brechen; werden dann aber auch zu vielen tausen-
den von den Indianern gefangen und frisch oder geräu-
chert und getrocknet gegessen.

42. Tetrao. Macula prope oculos nuda,
papillosa.

1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille. Engl. the
quail
.) T. pedibus nudis, corpore griseo maculato,
superciliis albis, rectricibus margine lunulaque ferru-
ginea
. *

Frisch tab. CXVII.

In der ganzen alten Welt; von Lappland bis zum
Cap. Ein Zugvogel, der sich im Zug, zumahl auf den
Inseln des mittländischen Meers und im benachbarten
festen Lande*), zuweilen in unermeßlichen Scharen
sehen läßt. Die Männchen sind zumahl in Italien ih-
res Schlags wegen beliebt, wo man sie auch so wie in
Schina (wie Kampfhähne) Paarweise fechten läßt.

2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la per-
drix grise
. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis cal-
[Seite 203] caratis, macula nuda coccinea sub oculis, cauda fer-
ruginea, pectore brunneo
. *

Frisch tab. CXIV.

Im mittlern Europa und in den gemäßigten Gegen-
den des asiatischen Rußlands.

3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la bartavelle.) T. pe-
dibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba
cincta fascia nigra albo punctata
. *

Daubenton planch. enlum. CCXXXI.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den
Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.

4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.) T. pe-
dibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia
nigra: exceptis intermediis duabus
. *

Buffon vol. II. tab. VII.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa.

5. Lagopus. das Schneehuhn, Rypen. (Fr. la gelinote
blanche
. Engl. the white game.) T. pedibus lanatis,
remigibus albis, rectricibus nigris, apice albis: inter-
mediis albis
. *

Frisch tab. CX. CXI.

Findet sich auf den Schweizer- und Savoyschen-Alpen,
und dann in den nördlichsten Erdgegenden, ist im Som-
mer von grauer, im Winter aber von weißer Farbe.

6. †. Tetrix. der Birkhahn, deutsche Fasan. (Fr.
le petit tetras, Engl. the black cock) T. pedibus hir-
sutis, cauda bifurcata, remigibus secundariis basin
versus albis
. *

Frisch tab. CIX.

In der nordlichern alten Welt.

[Seite 204]

7. †. Vrogallus, der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere,
le tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus
hirsutis, cauda rotundata, axillis albis
. *

Frisch tab. CVII. CVIII.

Im nordlichern Europa, hat ein äußerst scharfes Ge-
sicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf
liegen tief unten im Schlunde.

43. Numida. Caput collo compresso co-
lorato cornutum. palearia carunculacea
ad latera maxillae vtriusque
.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl.
the guiney hen.) N. rostro cera instructo nares reci-
piente
. *

Frisch tab. CXXVI.

In Africa einheimisch, aber nun fast in ganz Europa
und vielen Gegenden von America fortgepflanzt.

44. Phasianus. Genae cute nuda lae-
uigata
.

1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.)
P. caruncula compressa verticis geminaque gulae, au-
ribus nudis, cauda compressa ascendente
. *

Der wilde Stammhahn*) ist in Indien zu Hause,
wo ihn zuerst Dampfer auf Pulo-Condor entdeckt hat.
Er ist von rothbrauner Farbe, und zeichnet sich durch
flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals- und
Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblätt-
[Seite 205] chen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haushahn
hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch
ist er erst durch die Spanier in die neue Welt gebracht:
hingegen auf der Oster-Insel, auf Tongatabu, Owaihi,
u.a. Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung schon
häufig vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der
Menge Eyer die es legt, und seinem oftmahligen Brü-
ten eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe.
Und die Streitbarkeit der Hähne hat man von jeher
zur Unterhaltung benutzt, und Hahnen-Gefechte als
Schauspiele gegeben.

Die Hühner find, wie andre Hausthiere, nach und
nach mannigfaltig ausgeartet. Daher vorzüglich fol-
gende Spielarten zu merken sind:

a) Der Englische Hahn, mit einem dichten Feder-
busch auf dem Kopf. Frisch tab. CXXIX. CXXX.

b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch tab.
CXXXI. CXXXII.

c) Der krause Hahn, Friesländische Hahn, mit krau-
sen lockigen Federn. Frisch tab. CXXXV.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc. Seine
Federn find schlicht, fast wie Haare, daher die
Fabel von Bastarden die mit Kaninchen und Hüh-
nern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, das so wie der Mohr und der
canis aegyptius den individuellen Einfluß des Cli-
mats von Guinea erfahren und schwarze Haut er-
halten hat. Vorzüglich auf St. Jago am grünen
Vorgebirge, wo überhaupt auch noch andre Vögel
diese Sonderbarkeit haben sollen.

[Seite 206]

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the phea-
sant
. P. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente,
cauda cuneata genis papillosis
. *

Frisch tab. CXXIII.

Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Mingrelien
von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht
haben. Bey den Fasanhennen ist zuweilen so wie verschie-
dentlich bey Pfauhennen die seltsame Veränderung beob-
achtet worden, daß sie das Gefieder der Hähne gekriegt
haben.

3. Pictus. der Schinesische Goldfasan. P. crista flaua,
pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis,
cauda cuneata
. *

Edwards tab. LXVIII. LXIX.

4. Nycthemerus. der Schinesische Silberfasan. P. albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata
. *

Edwards tab. LXVI.

45. Crax. Rostrum basi cera obductum
in vtraque mandibula. Pennae caput
tegentes reuolutae
.

1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore nigro.
ventre albo
.

Buffon vol. II. tab. XIII.

In Guiana etc.

46. Meleagris. Caput carunculis spon-
giosis tectum, gula caruncula membrana-
cea longitudinali
.

[Seite 207]

1. Gallopauo. der Kalekuter, Truthahn, Puder, Wäl-
sche Hahn, Kuhnhahn. (Fr. le dindon, Engl. the
turkey.
) M. maris pectore barbato
.*

Im mittlern und nordlichern America, wo er in
großen Heerden zu hunderten, zumahl auf den höchsten
Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge-
bracht, wo er nun wegen seines vortrefflichen Fleisches
als Meyergeflügel gehalten wird, und in zahlreiche Va-
rietäten von weißer u.a. Farben ausgeartet ist.

47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae
.

1. †. Cristatus. der Pfan, Pageluhn. (Fr. le paon,
Engl. the peacock.) P. capite crista compressa, cal-
caribus solitariis
. *

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und
seit Alexanders des Großen Zeiten nach Europa ver-
pflanzt. Besonders ist das Männchen in Rücksicht der
unbeschreiblichen Pracht seiner Schwanz- oder vielmehr
Rücken-Federn eins der schönsten Geschöpfe in der Na-
tur: doch wird dieser Theil nicht vor dem dritten Jahre
beym jungen Thiere ausgebildet; so wie auch das Fe-
derbüschchen auf dem Kopfe alsdann erst hervor bricht.
Zuweilen (aber freylich sehr selten) finden sich doch auch
Pfau-Hennen mit dergleichen männlichem Gefieder*).

Auch gibt es bekanntlich eine weiße Spielart unter
den Pfauen**).

48. Otis. Rostrum mandibula superiore
fornicata, pedes cursorii
.

[Seite 208]

1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bu-
stard
.) O. maris capite iuguloque vtrinque cristato
. *

Frisch tab. CVI. u. f.

Dieser größte hieländische Vogel ist in der gemäßig-
ten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl
gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen
weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge
öffnet.


VII. STRUTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbundenen
Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü-
geln ohne Schwungfedern.

49. Struthio. Rostrum subconicum,
pedes cursorii
.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche. Engl. the
ostrich
.) S. pedibus didactylis, digito exteriore paruo
mutico, spinis alarum binis
. *

Latham vol. III. P. I. tab. LXXI.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht bis
zehn Fuß erreicht, und wohl drey Centner wiegt. Er
ist in Africa zu Hause, und hat in manchen Stücken
wie z.B. in Rücksicht der Brustschwiele und einer an-
dern am Hinterleibe, die ihm beide beym Liegen, Sitzen
und Schlafen zur Stütze dienen, einige Aehnlichkeit
mit dem Camel. Das Unvermögen zum Flug wird bey
ihm durch die unglaubliche Schnelligkeit seines Laufs
vergütet, worin er fast alle andere laufende Thiere über-
[Seite 209] trifft. Er läßt sich abrichten, so daß wohl zwey erwach-
sene Personen auf ihm reiten können. Vorzüglich aber
wird er durch seine Federn nutzbar. Er verschluckt zwar
zuweilen Geldstücke und ander Metall, aber der Ver-
such kann doch nicht oft ohne Schaden der Gesundheit
des Thiers wiederhohlt werden.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedibus tridacty-
lis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis
. *

Latham l. c. tab. LXXII.

In Ostindien. Kann auch so wie der Straus, Me-
tallstückchen, glühende Kohlen etc. verschlucken: hat
große Stärke in seiner mittlern Klaue, womit er
daumendicke Breter durchtreten kann. Seine Federn
sind hornicht und ähneln Pferdeharen, und es entsprin-
gen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemein-
schaftlichen Kiele.

Der so genannte Americanische Straus, (Suri,
Tuju, struthio rhea) der in Chili zu Hause ist, hat viel
Aehnliches mit ihm..

50. Didus. Rostrum medio coarctatum
rugis duabus transuersis: vtraque man-
dibula inflexo apice. facies vltra oculos
nuda
.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus
cucullatus
.) D. pedibus ambulatoriis, cauda breuissima,
pennis incuruis
.

Latham l. c. tab. LXX.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon, aber nach
den Versicherungen des Hrn. Morel, der deßhalb an
[Seite 210] Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt die-
ser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahr-
scheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste Thier
der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch
wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen
war*).


So weit die Landvögel. Nun die Was-
servögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal-
zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange
Füße, und mehrentheils auch einen langen Hals,
aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum-
pfigem moorigem Boden auf, leben meist von
Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflan-
zen, die mehresten nisten auf der Erde oder im
Schilf, und werden meist durch ihr vorzüglich
schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.

51. Phoenicopterus. Rostrum de-
nudatum, infracto-incuruatum, denti-
culatum, pedes tetradactyli
.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Schartenschnäb-
ler, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris. *

Catesby vol. I. tab. LXXIII. sqq.

[Seite 211]

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Wel-
ten. Wird bey einem mäßig großen Körper aber ganz
auffallend langen Hals und Beinen wohl Mannshoch,
und ist über und über vom schönsten Carmosinroth.

52. Platalea. Rostrum planiusculum;
apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati
.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher. (Fr.
la spatule. Engl. the spoon-bill.) P. corpore albo gula
nigra, occipite subcristato
. *

Frisch tab. CC. u. f.

Hin und wieder in der westlichen alten Welt.

53. Palamedea. Rostrum conicum,
mandibula superiore adunca. Pedes te-
tradactyli, fissi
.

1. Cornuta. (kamichy, camoucle.) P. alulis bispinosis,
fronteque cornuta
.

Latham vol. III. P. I. tab. LXXIV.

Im ostlichen Süd-America.

54. Mycteria. Rostrum subadscendens,
acutum: mandibula superiore triquetra
rectissima: inferiore trigona acuminata
adscendente: frons calua: nares linea-
res: pedes tetradactyli
.

1. Americana. (Jabirn. Fr. la cicogne du Bresil.)

Latham l. c. tab. XXV.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

[Seite 212]

55. Cancroma. Rostrum gibbosum:
mandibula superiore cymbae resupinatae
forma
.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-bill.)
C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. XXVI.

Ebenfalls in Brasilien etc.

56. Ardea. Rostrum rectum, acutum,
longum, subcompressum. pedes tetra-
dactyli
.

1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.)
A. occipite nudo papilloso, corpore cinereo, alis ex-
tus testaceis
. *

Frisch tab. CXCIV.

In der nordlichen alten Welt, zieht aber im Herb-
ste zu großen Scharen nach wärmern Gegenden.

2. †. Ciconia. der Storch, Hennotter, Aehbähr.
(Fr. la cicogne. Engl. the stork.) A. alba, orbitis nu-
dis remigibusque nigris: rostro, pedibus cuteque san-
guineis
. *

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern
frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Reb-
hühner u.s.w. schleppt auch nicht selten Leinewand,
Garn etc. ins Nest um es weich auszufuttern.

3. †. Cinerea. der graue Reiher, Fischreiher. (Fr.
und Engl. heron.) A. occipite nigro laeui, dorso
caerulescente, subtus albido, pectore maculis oblon-
gis nigris
. *

[Seite 213]

Frisch tab. CXCVIII.

Fast durchgehends in beiden Welten. Schädliche
Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen
Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf den höchsten
Eichen. Vorzüglich diese, doch auch andre Gattungen
Reiher werden mit Falken gebaizet.

4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cristato, cor-
pore albo, rostro nigro, loris pedibusque virescentibus
.

Buffon T. VII. tab. XX.

In Persien etc. Hat die berühmten langen, silber-
weißen, seidenartigen Rückenfedern, die in den Mor-
genländern so theuer bezahlt und auf den Turbanen etc.
getragen werden.

5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr.
le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeuiusculo,
supra testacea maculis transversis, subtus pallidior,
maculis oblongis fuscis
. *

Frisch tab. CCV.

In den mildern Gegenden der nordlichen Erde. Ein
langsames träges Thier, das eine rauhe starke Stimme
hat, die es zumahl bey Regenwetterzeit von sich gibt.

57. Tantalus. Rostrum longum sub-
ulatum teretiusculum subarcuatum, sac-
cus iugularis nudus, pedes tetradactyli,
basi palmati
.

1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus griseis,
remigibus nigris, corpore rufescente albido
.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang
tab. XXXV.

[Seite 214]

Das berühmte, ehedem in Aegypten, auf den dasi-
gen alten Denkmählern verewigte*), göttlich verehrte,
und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu-
mien kostbar einbalsamirte**) und in besondern Ge-
wölbern in größter Menge beygesetzte, aber jetzt we-
nigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.

Ob der schwarze etwas kleinere Ibis eine besondre
Gattung ausmacht, oder bloß etwa im Alter vom
weißen Ibis (der ungefähr die Größe vom Storch
hat) verschieden sey, ist noch unentschieden.

58. Scolopax. Schnepfe. Rostrum te-
retiusculum obtusum, capite longius, fa-
cies tecta, pedes tetradactyli, postico plu-
ribus articulis insistente
.

1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la becasse. Engl.
the woodcock.) S. rostro basi rufescente, pedibus cine-
reis, femoribus tectis, fascia capitis nigra
. *

Frisch tab. CCXXVI. u. f.

In den wärmern Gegenden der nordlichen alten Welt.

2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmelsziege, der
Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine.
Engl. the snipe.) S. rostro recto tuberculato, pedi-
bus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis
. *

Frisch tab. CCXXIX.

Hat ein weit ausgedehnteres Vaterland als die vo-
rige Gattung und findet sich fast durchgehends in bei-
den Welten.

[Seite 215]

59. Tringa. Rostrum teretiusculum lon-
gitudine capitis, digito postico vniarticu-
lato, a terra eleuato
.

1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Hausteu-
fel. (Fr. le combattant, le paon de mer. Engl. the ruff.)
T. rostro pedibusque rubris rectricibus tribus laterali-
bus immaculatis, facie papillis granulatis carneis
. *

Frisch tab. CCXXXII u. f.

In der nordlichen alten Welt. Seinen Nahmen hat
er von der hartnäckigen Streitbarkeit, mit welcher zu-
mahl die Männchen zur Brunstzeit gegen einander
fechten.

2. †. Vanellus. der Kybitz. (Gania. Fr. le vanneau.
Engl. the lapwing.) T. pedibus rubris, crista depen-
dente, pectore nigro
. *

Frisch tab. CCXIII.

Ebenfalls in der nordlichen alten Welt. Läßt sich
mit Nutzen zahm machen und in Gärten halten, wo
er die Regenwürmer u.a. dergl. Ungeziefer vertilgt.

60. Charadrius. Regenpfeifer. (Fr.
pluvier.) Rostrum teretiusculum, obtu-
sum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri-
dactyli
.

1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier à crllier
Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigri-
cante fasciola alba, vertice fusco, pedibus luteis
. *

Frisch tab. CCXIV.

Das überaus niedliche Thier findet sich hin und wie-
der an den Flüssen der nordlichen Erde, auch hier
[Seite 216] herum, und auf den Sandwich-Inseln des stillen
Oceans.

61. Recurvirostra. Säbelschnäbler.
Rostrum depresso-planum subulatum, re-
curuatum, acuminatum apice flexili. Pe-
des palmati, tridactyli
.

1. †. Auosetta. R. albo nigroque varia. *

Buffon vol. VIII. tab. XXXVIII.

In den mildern Gegenden der alten Welt etc. nährt
sich vorzüglich von Wasser-Insecten, die er mit seinem
sonderbar aufwärts gebognen Schnabel sehr geschickt
zu fangen weiß.

62. Haematopus. Rostrum compres-
sum: apice cuneo aequali, pedes curso-
rii tridactyli
.

1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann. (Fr.
l'hutrier. Engl. the sea pie, the pied oister-catcher.)
H. rostro pedibusque rubris. *

Latham vol. III. P. I. tab. LXXXIV.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welttheile;
nährt sich vorzüglich von Conchylien.

63. Fulica. Wasserhuhn. Rostrum con-
uexum, mandibula superiore margine su-
pra inferiorem fornicata; frons calua, pe-
des tetradactyli, subpinnati
.

1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la foulque,
la morelle. Engl. the coot.) F. fronte incarnata, ar-
millis luteis, corpore nigricante.
*

[Seite 217]

Frisch tab. CCIX.

In der nordlichen Erde.

64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu-
siusculum. Nares ouatae in medio rostri.
Frons carunculata, carunculis lobatis.
Alulae spinosae
.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, le chevalier.) P. vnguibus
posticis longissimis, pedibus viridescentibus
.

Buffon vol. VIII. tab. XVI.

In Westindien, Brasilien etc.

65. Rallus. Rostrum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem ver-
sus, aequale, acutum, pedes tetradactyli,
fissi
.

1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesenschnar-
cher, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl.
the rail, the daker hen.) R. alis rufo-ferrugineis. *

Frisch tab. CCX.

In den mildern Gegenden der alten Welt. Den
Nahmen Crex und Schnerz hat er von seiner Stimme.
Wachtelkönig heißt er etwa seiner Farbe wegen, die
der Wachteln ihrer ähnelt, oder von der alten irrigen
Sage, daß er dieser Vögel Heerführer im Strich sey.

66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni-
cum, conuexum, acutiusculum, mandi-
bula superiore longiore. Nares ouatae,
patulae. Pedes tetradactyli fissi
.

[Seite 218]

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackuka-
wa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra pectore colum-
bino
.

Latham vol. II. P. II. tab. LXVIII.

In Süd-America, vorzüglich häufig am Amazonen-
Strom.


IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre
Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach
hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge-
schickt aber desto unbequemer zum Gehen sind.
Sie haben hierin so wie in ihrer Lebensart viel
Aehnliches mit den palmatis der vorigen Classe.
Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes
Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre-
sten mit einer zähen Haut überzogen. Sie ha-
ben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache-
ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben
die Männchen vorn an der Luftröhre eine be-
sondre knorplige oder knöcherne Capsel*). Sie
haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser
annimmt, und woran sogar bey manchen Arten
abgeschoßnes Schrot abprallt. Sie halten sich
an den Ufern des Meers, der Seen, der Flüsse,
auf Inseln, Klippen, im Schilf etc. auf, und leben
[Seite 219] mehrentheils in Polygamie. Sie legen meistens
nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders
wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn etc. von
mannigfaltiger Nutzbarkeit.

67. Rhinchops. Rostrum rectum man-
dibula superiore multo breuiore; infe-
riore apice truncata
.

1. Nigra. (Fr. le bec én ciseaux. Engl. the seacrow, the
cut-water
.) R. nigricans, subtus alba, rostro basi
rubro
.

Brisson T. VI. tab. XXI. fig. 2.

In Nord-America. Der Oderschnabel ist kürzer als
der untre und dieser liegt in jenem gleichsam wie ein
eingeschlagnes Taschenmesser.

68. Sterna. Rostrum edentulum, sub-
ulatum, subrectum, acutum, compressi-
usculum. Nares lineares, ad basin rostri.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou.) S. corpore nigro,
fronte albicante, superciliis atris
.

Brisson T. VI. tab. XVIII. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beiden Wendezirkeln.
Hat ihren Nahmen von der Unbefangenheit, womit sie
sich mit Händen greifen läßt.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. S. cauda forficata: re-
ctricibus duabus extimis albo nigroque dimidiatis
. *

Frisch tab. CCXIX.

An der ganzen nordlichsten Erde.

[Seite 220]

69. Colymbus. Rostrum edentulum,
subulatum, rectum, acuminatum, pedes
compedes
.

1. Grylle. die Grönländische Taube. (Engl. the sea
turtle
.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore atro,
rectricibus alarum albis
. *

Frisch tab. CLXXXV.

Ebenfalls an der ganzen nordlichsten Erde.

2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.) C. pedibus
palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomi-
neque niueo, remigibus secundariis extremo apice
albis
.

Frisch tab. CLXXXV.

An den Seeküsten der nordlichen Erde.

3. †. Urinator. (Fr. la grèbe.) C. capite laeui, palpebra
inferiore lutea, macula alarum alba
. *

Edward's gleanings tab. CCCLX. fig. 2.

Im wärmern Europa, zumahl häufig auf dem Gen-
fer-See. Sein Fell wird zu den schönen Feder-Muf-
fen verarbeitet.

70. Larus. Möve. (Fr. mouette. Engl.
gull.) Rostrum edentulum rectum cultra-
tum, apice subadunco. Mandibula infe-
rior infra apicem gibba
.

Leben meist an den Küsten der nordlichen Erde,
doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar
in so ungeheuren Scharen daß sie gleichsam den Tag
verdunkeln wenn sie aufgejagt werden, und dabey ihre
Verfolger mit Unrath bespritzen.

[Seite 221]

1. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. albicans, dorso
canescente, rectricum apicibus, excepto extremo, ni-
gris, pedibus tridactylis
. *

Brisson T. VI. tab. XVII. fig. 2.

Am nordlichen Ocean wo sie bey bevorstehenden Re-
gen oder Sturm mit lautem Geschrey nahe über dem
Wasser flattern.

71. Plotus. Rostrum rectum, acumi-
natum, denticulatum. Facies tecta, pe-
des palmati omnibus digitis connexis
.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. LXXII.

In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe einer Ente,
aber mit einem sehr langen Hals, den das Thier spi-
ralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die
Fische die es erschnappen will, los schnellen soll.

72. Phaëthon. Rostrum cultratum,
rectum, acuminatum, fauce pone rostrum
hiante. Digitus posticus antrorsum
versus
.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille en cul.
Engl. the tropic bird.) P. rectricibus duabus longis-
simis, rostro serrato, pedibus aequilibribus: digito
postico connexo
.

Brisson T. VI. tab. XLII. fig. 1.

Lebt an der offenbaren See, und zwar fast bloß zwi-
schen beiden Wendezirkeln, daher die Seefahrer seine
Erscheinung insgemein für ein Zeichen annehmen, daß
[Seite 222] sie sich nun innerhalb derselben befinden. Nährt sich
meist von den fliegenden Fischen.

73. Procellaria. Rostrum edentu-
lum, subcompressum: mandibulis aequa-
libus; superiore apice adunco; inferiore
apice compresso-canaliculato. Pedes vn-
gue postico fessili absque digito
.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewittervogel. (Fr.
le petrel. Engl. the storm-finch.) P. nigra, vropygio
albo
.

Linne' fauna suecica. tab. II. fig. 143.

Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean. Hält
sich meist in offner freyer See fern vom Lande auf Klip-
pen auf, und die Schiffer sehen es als Zeichen eines be-
vor stehenden Sturms an, wenn er sich von da entfernt,
und nach den Schiffen flüchtet. Er hat überaus viel
Fett, und die Einwohner von Feroër etc. bedienen sich
seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Tocht
durch den Körper ziehen, und anbrennen, da dann die
Flamme von dem Fette das allmählich hinein zieht,
lange Zeit unterhalten wird.

74. Diomedea. Rostrum rectum: ma-
xilla superiore apice adunca; inferiore
truncata
.

1. Exulans. der Albatros. D. alis pennatis longissimis,
pedibus aequilibribus tridactylis
.

Edwards tab. LXXXVIII.

Seine eigentliche Heimath scheint in Süden und
Norden außerhalb der Wendezirkel zu seyn. Ist von
[Seite 223] der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespann-
ten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt wohl 500 deut-
sche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber sel-
ten höher als 10-20 Fuß über der Meeres-Fläche. Auf
seinen weiten Zügen innerhalb der Wendezirkel nährt er
sich großentheils von fliegenden Fischen.*)

75. Pelecanus. Rostrum edentulum,
rectum: apice adunco, vnguiculato: pe-
des aequilibres: digitis omnibus quatuor
simul palmatis
.

1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr.
und Engl. pelican.) P. gula saccata. *

Frisch tab. CLXXXVI.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

In den wärmern Gegenden der alten Welt aber auch
auf Neu-Holland: hat den Griechischen Nahmen von
ihrer Eselsstimme, den Deutschen aber von dem unge-
heuern beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschna-
bel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl
dreyßig Pfund Wasser fassen kann. Die fabelhafte Sage
vom Pelican, der seine Junge mit seinem eignen Blute
ätzen sollte, ist wohl von der Weise entstanden, wie
dieses Thier seinen theils blutrothen Beutelkropf worin
es den Jungen das Wasser zuträgt, sodann an die Brust
drückt und so ausleert.

Die Americanische Kropfgans scheint specifisch von
dieser verschieden zu seyn.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the
man of war bird
.) P. alis amplissimis, cauda forfi
-
[Seite 224] cata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis ni-
gris
.

Edwards tab. CCCIX.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehnliches mit
dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt
auf vierzehn Fuß breit sind, und dem fliegenden Thier
ein sonderbares Ansehn geben.

3. Carbo. die Scharbe. (Fr. und Engl. cormoran.) P.
cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, ca-
pite subcristato
. *

Frisch tab. CLXXXVII.

Meist in allen fünf Welttheilen. Lebt von Fischen
die sie ganz verschluckt, und daher (so wie einige ver-
wandte Gattungen dieses Geschlechts) in Schina u.a.
zum Fischfang abgerichtet wird, indem man ihr einen
Ring um den Hals legt so daß die verschluckten Fische
oberhalb des Kropfes stecken bleiben und dem Vogel
wieder abgenommen werden.

4. Bassanus. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the
soland goose
.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, ro-
stro serrato, remigibusque primoribus nigris, facie
caerulea
. *

Brisson T. VI tab. XLIV.

Im Norden von Europa und America, zumahl auf
den Schottischen Inseln, und nahmentlich auf Baß*),
wovon diese Gans den Nahmen führt. Hier lauert sie
im Sommer auf die Züge der Häringe, so wie hingegen
im Winter um Portugal herum und an der Barbarey etc.
auf die Sardellen. Auf jenen Schottischen Inseln wer-
[Seite 225] den die jungen Vögel und die Eyer in unermeßlicher
Menge gegessen, und daher mit schaudervoller Lebensge-
fahr aus den Nestern in den schroffen Felsenklippen aus-
genommen.*)

76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum
convexum, obtusum. lingua ciliata, obtusa
.

1. †. Cygnus. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl.
the swan, the elk.) A. rostro semicylindrico atro, cera
flaua, corpore albo
. *

Frisch tab. CLII.

In der ganzen nordlichen Erde: nährt sich von Frö-
schen, Wasserpflanzen etc. Man unterscheidet zwey Spiel-
arten von Schwanen (die auch von manchen Naturfor-
schern für verschiedne Gattungen angesehen werden)
nähmlich den so genannten wilden (mit gelber Haut an
der Schnabelwurzel), und den so genannten zahmen (mit
schwarzer dergleichen Haut). Jener gibt einen hellen
weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich, der
vielleicht zur Fabel vom melodischen Gesang der sterben-
den Schwäne Anlaß gegeben.

2. Cygnoides. die Spanische oder Schinesische Gans.
(Fr. l'oye de guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.)
A. rostro semicylindrico: cera gibbosa, palpebris tu-
midis.
*

Frisch tab. CLIII. CLIV.

Hält in der Größe das Mittel zwischen dem Schwan
und der Gans. Ist auf Guinea, am Cap, dann in
[Seite 226] in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf
den Sandwich-Inseln des stillen Oceans zu Hause.
Man unterscheidet mehrere Varietäten.

3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose.)
A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, sub-
tus pallidiore, collo striato
. *

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den zah-
men soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte,
aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.

4. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, Schottische
Gans. A. fusca, capite collo pectoreque nigris, col-
lari albo
.

Frisch tab. CLVI.

In den kältesten Ländern der nordlichen Erde (z.B.
auf Neu-Zembla, wo sie Barents brütend fand), und
kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland u.a.
laulichere Gegenden, wo sie sich unter andern von dem
Thier der fast eyförmigen Entenmuschel (Lepas anati-
fera
) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden,
daß diese Ente nicht aus einem Ey sondern aus diesen
Muscheln hervor komme u.s.w.*)

5. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl.
the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico,
cera postice bifida, rugosa
.

Edwards tab. XCVIII.

Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. I. u. f.

[Seite 227]

In der nordlichen Erde, zumahl häufig auf Island
und in Grönland. Sein Fleisch und seine Eyer find
sehr schmackhaft; was ihn aber noch wichtiger macht,
ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die
Flaumfedern, die unter dem Nahmen der Eiderdunen
bekannt sind.

6. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck.)
A. rectricibus intermediis (maris) recuruatis, rostro
recto
. *

Frisch tab. CLVIII. u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen alten
Welt, theils in ungemein schönen Spielarten. Die
zahmen Enten scheinen die größte Neigung zu unnatür-
licher Paarung zu haben, so daß z.B. die Entriche auf
Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah-
nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.

7. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl.
the shoveler.) A. rostri extremo dilatato rotundato;
vngue incuruo
. *

Frisch tab. CLXI. u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.

77. Mergus. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylin-
dricum, apice adunco
.

1. †. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the
goos-ander
.) M. crista longitudinali-erectiuscula:
pectore albido immaculato, rectricibus cinereis, scapo
nigricante
. *

Frisch tab. CXC.

[Seite 228]

In der ganzen nordlichen Erde. So wie andere Gat-
tungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fisch-
teiche, zumahl zur Leichzeit.

78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu-
lum, breue, compressum, conuexum,
transuerse sulcatum: mandibula inferior
ante basin gibbosa
.

1. Arctica. der Papageyentaucher. (Fr. le macareux.
Engl. the puffin.) A. rostro compresso-ancipiti sulca-
to sulcis
4, oculorum orbita temporibusque albis, pal-
pebra superiore mucronata
. *

An den See-Küsten der nordlichen Erde. Nistet in
Kaninchenhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein un-
terirdisches Lager.

79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin.
Rostrum compressiusculum, subcultra-
tum, longitudinaliter oblique sulcatum:
mandibula inferior apice truncato: alae
impennes, pinniformes
.

Hr. Dr. Forster hat unter diesem Geschlechtsnahmen
sehr schicklich die bisher in andre Geschlechter (Diome-
dea, Phaëthon
etc.) zerstreueten Pinguins-Gattungen
vereinigt.*)

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nakten stumpfen
kleinen Flügel und ihr gerader fast aufrechter Gang ge-
ben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, die sich
[Seite 229] zumahl zur Brütezeit in großen Scharen, auf den ein-
samen Inseln der Südsee, vorzüglich auch um Feuer-
land herum etc. finden.

1. Patagonica. A. rostro pedibusque nigris, macula pa-
rotica aurea
.

J. R. Forster in Comment. soc. sc. Gotting. l. c.
tab
. II.

An der Magellanischen Meerenge, Südgeorgien etc.,
auch auf Neu-Guinea. Die größte Gattung. Ueber
drey Fuß hoch.

2. Magellanica. A. rostro nigro, pedibus rubicundis,
fasciis duabus albis, vna includente oculos, altera
pectorali
.

Forster l. c. tab. V.

Auf dem Feuer-Lande, auf den Falklands-Inseln etc.


Sechster Abschnitt.
Von den Amphibien
.

[Seite 230]

§. 81.

Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden
sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 25.
und 42.) und durch die Menge desselben von den
Amphibien und Fischen, als welche letztre beide
meist nur einerley Temperatur mit dem Medium
halten in welchen sie sich befinden, und dann auch
bey weitem weniger Blut als jene warmblütigen
Thiere haben.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch
den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin-
gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus,
daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft
schöpfen; obgleich dieselben von weit lockrerer Tex-
tur, und auch ihre Athemzüge weit unbestimm-
ter, und so zu sagen unordentlicher sind als bey
den beiden Classen mit warmen Blute. Auch
können sie das Athemhohlen weit länger entbeh-
ren als diese, weit länger im so genannten luft-
leeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft
(wie z.B. Kröten in einer engen Höhle mitten
[Seite 231] in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst
geraume Zeit in einer Atmosphäre von fixer und
phlogistisirter Luft aushalten, und auffallende
Extreme von Hitze und von Kälte ausdauern, so
daß man z.B. ungezweifelte Beyspiele von Was-
sermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Ma-
gen und Darmcanal vom Menschen gelebt ha-
ben, als auch dem Leben unbeschadet in dichte
Eisschollen eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver-
sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme
von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z.B.
unter den hieländischen der wahre Salamander,
die grüne Eidexe, die Blindschleiche etc.) gänz-
lich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht
vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den
Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild-
kröten, Frösche, Eidexen etc. mit vier Füßen ver-
sehen sind; oder aber, als Schlangen einen lang-
gestreckten, dünnen, cylindrischen Körper ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den Am-
phibien mannigfaltiger als bey den warmblüti-
gen Thieren. Einige sind mit einer knochichten
[Seite 232] Schale überzogen: andre mit hornartigen Rei-
fen oder mit zahlreichen kleinen Schildchen oder
mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben
eine nakte nur mit Schleim überzogne Haut.
Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit.
Manche, wie z.B. der Laubfrosch und verschiedne
Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch
zuweilen plötzlich ihre Farbe. Ueberhaupt aber
gibt es in dieser Classe, gegen das gemeine Vor-
urtheil, doch Thiere von den reitzendsten Farben
so wie vom muntersten und unschuldigsten Be-
tragen. Zumahl unter den Eidexen und unter
den Schlangen.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon die
Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser
und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt an-
gewiesen. Manche gehen willkührlich in beiden
Elementen ihren Geschäften und ihrer Nahrung
nach. Andre hingegen bringen entweder eine
bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse
Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. End-
lich sind aber auch manche entweder bloß für das
Land oder bloß für das Wasser, und nicht für
beides zugleich bestimmt.

Von den Landthieren dieser Classe leben viele
in dumpfen feuchten Dickicht; andere aber auch
in anmuthigen der Sonnenwärme ausgesetzten
Gegenden: manche gar auf Bäumen etc.

§. 87.

[Seite 233]

Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von sehr ge-
mischter Nahrung: andre hingegen wie der
Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen in der
Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß lebende
Insecten von einigen wenigen bestimmten Gat-
tungen an. Großen Theils können sie zum Wun-
der lange fasten: ich selbst habe z.B. Salaman-
der auf acht Monathe lang ohne Speise und
selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt
wären, erhalten: und von Schildkröten weiß
man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle
Nahrung ausdauren können.

§. 88.

Ueberhaupt scheint die Nutrition der Am-
phibien eingeschränkter als bey den warmblüti-
gen Thieren. Ich habe z.B. es nie dahin brin-
gen können sie so wie die Saugethiere und Vö-
gel mit Färberröthe zu füttern, daß die Knochen
davon gefärbt worden wären.

§. 89.

Um desto auffallender ist hingegen bey vielen
die ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer
Reproductionskraft (§. 18.), ein Vorzug, der,
wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke
ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit
ihres Gehirns (§. 28.) zu suchen ist; da folglich
[Seite 234] die erstern von letzterem minder abhängig sind;
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwäch-
re Mobilität, weniger consensus zeigt, das
ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr
bloß vegetativ scheint als bey den warmblütigen
Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr mit
eigenthümlicher independenter Lebenskraft verse-
hen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigen-
thümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht
gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil,
oder auf Ein System wirkt, sogleich wie bey
den warmblütigen Thieren andere in Consensus
zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher
ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz
ausgerissen worden, doch noch umher hüpfen, und
Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe
genommen worden, noch Monathe lang leben
können: daher auch wohl die anhaltende Beweg-
lichkeit der den Amphibien abgeschnittnen Theile,
wie z.B. der Schwänze von Wassermolchen,
Blindschleichen etc.*)

§. 90.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien zumahl unter den
Schlangen ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum den sie
[Seite 235] im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl
der specifike Geruch den sie verbreiten; so zu-
mahl manche Schlangen, Kröten, Wassereidexen,
Crocodile etc.

§. 91.

Die äußern Sinne scheinen bey den meh-
resten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn.

Unter den innern zeichnet sich doch bey vie-
len das Gedächtniß aus, da man Beyspiele selbst
von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohl-
thäter kennen gelernt und kirre geworden, und
vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu aller-
hand Gaukeleyen abrichten lassen.

Hingegen ist, meines Wissens, kein einzi-
ges Thier dieser Classe mit irgend einem wahren
Kunsttriebe (§. 35.) versehen.

§. 92.

Auch scheinen die Amphibien, etwa einige
Gattungen von Schildkröten ausgenommen, kei-
nen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten.

Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme die
kältern Wintermonathe in Erstarrung zubringen.
Und zwar theils einzeln, theils wie unsere hie-
ländische Frösche und Salamander in großen
Haufen. Doch können auch diese gar leicht des
Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein
wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 93.

[Seite 236]

Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa-
rungstrieb ist bey vielen so heftig daß man z.B.
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines
Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten
oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey
den mehresten Fröschen und See-Schildkröten
dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen
lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paa-
rung mit dem Hinterleibe aufs innigste um ein-
ander, und züngeln dabey mit gebognem Halse
auf einander los. Die Wassermolche hingegen
umarmen einander gar nicht, sondern das Männ-
chen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein
Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen so
wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.

§. 94.

Die Amphibien sind, meines Wissens, sämmt-
lich Eyerlegende Thiere. Aber freylich geben
manche, zumahl unter den Schlangen, auch der
Salamander etc. die Eyer nicht eher von sich als
bis das darin befindliche Junge schon meist seine
völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt
ihre Junge auf dem Rücken aus.

Anm. 1. Ein Salamander, den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang
völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf
um Neujahr herum ganz unerwartet binnen weni-
gen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier
[Seite 237] eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit
längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre
Wirksamkeit erhalten muß.

Anm. 2. In der ganzen Classe der Amphibien ist mir
zwar kein ganz zuverläßiges Beyspiel von Bastard-
zeugung bekannt: fast wäre ich aber geneigt einige
Spielarten von Wassermolchen dafür zu halten, die
ich in der hiesigen Nachbarschaft in einem stehen-
den Wasser gefunden, worin lacera lacustris und
palustris unter einander lebten, und die an Größe
und Bildung das völlige Mittel zwischen diesen
beiden Gattungen zu halten scheinen.

§. 95.

Die Frösche und Eidexen die im Wasser jung
werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkomm-
nen Gestalt zur Welt, sondern müssen sich zuerst
noch einer Art von Metamorphose unterziehen,
ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge-
brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die
kleinen Frösche z.B. (die so genannten Kaul-
quappen, gyrini) haben Anfangs noch keine
Füße sondern dafür einen langen Ruderschwanz;
auch, so wie die neugebornen Salamander eine
Art von Fischkiefern (branchiae oder Swam-
merdam's appendices fimbriatae) hinter den
Ohren; ferner zum Theil eine kleine Sauge-
röhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile
die nur für das ganz zarte junge Thier bestimmt
sind und mit der zunehmenden Reife desselben all-
gemach schwinden.

§. 96.

Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere hieländischen
[Seite 238] Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar
werden: und doch erreichen diese nur ein, nach
Verhältniß dieser späten Pubertät nicht beträcht-
liches Alter von 12–16 Jahren. Hingegen
weiß man daß Schildkröten selbst in der Gefan-
genschaft über 125 Jahre gelebt haben, so daß
hiernach zu schließen, die Crocodile, und großen
Schlangen etc. zu einem noch ungleich höhern
Alter müssen gelangen können.

§. 97.

Die Benutzung der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für man-
che Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zu-
mahl der Genuß der Schildkröten und ihrer
Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei-
dexen etc. – Schildpatt zu Kunstarbeiten etc. –
bunte Schlangen bey den Nordamericanischen
Wilden als Putz; – Eidexen, Vipern etc. zur
Arzney.

§. 98.

Schädlich werden manche ungeheure Thiere
dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen etc.
durch ihre Größe, und andere zumahl unter den
Schlangen durch ihr Gift, das in keiner andern
Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftig-
keit ist.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord-
nungen:

[Seite 239]

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen.
(Die quadrupeda ouipara der ältern Na-
turforscher) – Schildkröten, Frösche, Ei-
dexen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

* * *

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser
Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734 –
    65. IV. vol. Fol. imper. (– hierher gehören bloß
    die beiden ersten Bände –)
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata.
    Vindob
    . 1768. 8.
  3. C. de la cepede histoire naturelle des quadrupèdes
    ovipares et des serpens
    . Par
    . 1788. II. vol. 4.

I. REPTILES.

[Seite 240]

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommne Gestalt erlangt haben,)
mit vier Füßen versehen, die nach dem verschied-
nen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye, (pe-
des digitati
) oder durch eine Schwimmhaut
verbundene, (pedes palmati) oder gar wie in
eine Flosse verwachsene Zehen (pedes pinnati)
haben.

1. Testudo. Schildkröte.*) (Fr. tortue.
Engl. tortoise. die See-Schildkröten aber
turtle). Corpus testa obtectum, cauda
(plerisque) brevis, os mandibulis nudis
edentulis
.

Die mehresten Schildkröten find mit einer breiten
knochichten sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil
mit dem Rückgrat und den Rippen des Thiers verwach-
sen, und mit den breiten hornichten Schuppen belegt ist,
die bey manchen Gattungen so stark und schönfarbig
sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Ge-
wöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte,
und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das
Bauchschild ist etwas kleiner als das obere, und mit
Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen.

[Seite 241]

1. Membranacea. T. pedibus palmatis vnguiculis tribus,
testa dorsali membranacea ouata grisea striata
. *

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-bill turtle.)
T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata,
margine ferrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda
squamata
. *

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im An-
hang tab. XLII.

In beiden Indien: auch im rothen Meere. Gibt das
beste Schildpatt.

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schildkröte. (viridis
Schneid. Fr. la tortue franche. Engl. the green
turtle
.) T. pedibus pinniformibus, marginibus maxil-
larum dentatis, testa ouata
. *

Catesby l. c. tab. XXXVIII.

Die größte und stärkste Schildkröte, die zuweilen
wohl acht Centner an Gewicht hält*), und mit Lasten
von sechs und mehrern Centnern, die man ihr auf
den flachen Rücken legt, fortkriecht. Sie hat ihren
gewöhnlichen Nahmen von ihrer blaß-olivengrünli-
chen Schale und der auffallend dunkel-grünen Farbe
ihres schmackhaften Fettes; hält sich in der See auf,
kommt aber zumahl im Junius etc. häufigst auf unbe-
wohnte Inseln wie z.B. in Westindien, im stillen
[Seite 242] Ocean etc. (die theils davon ihren Nahmen erhalten ha-
ben) um ihre Eyer zu legen, deren Anzahl sich auf meh-
rere hunderte erstreckt. Da diese Gattung bloß von
Seetang u. dergl. Vegetabilien lebt, so hat sie ein aus-
nehmend schmackhaftes gar nicht thranichtes Fleisch das
so wie die Eyer derselben besonders für die Küstenbe-
wohner, Insulaner und für die Seefahrenden von größ-
ter Wichtigkeit ist.

4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte. (euro-
paea
Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbicu-
lata planiuscula
. *

Im mildern Europa.

5. Carolina. (Engl. the turapin.) T. pedibus digitatis,
testa gibba, cauda nulla
. *

Edwards tab. CCV.

Diese Landschildkröte ist in Carolina etc. zu Hause.
Ueberhaupt leben die Landschildkröten gesellig, und
manche Gattungen derselben (wie z.B. die auf Ile de
France) halten sich des Nachts in ganzen Scharen bey-
sammen, so daß der Boden wie mit ihnen gepflastert
scheint und man wohl hundert Schritt weit auf ihnen
herum gehen kann, ohne daß man braucht den Fuß auf
die Erde zu setzen.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scu-
tellis eleuatis truncatis
. *

In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer flachen
Hand: hat wegen seines regelmäßigen schwarz und gelb
gezeichneten hochgewölbten Rückenschilds, ein artiges
Ansehen.

[Seite 243]

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.)
Corpus nudum pedibus quatuor, posticis
longioribus
.

Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kürzern
Körper und breitern dickern Kopf als die Eidexen. Eine
einzige Gattung ausgenommen, sind die übrigen unge-
schwänzt. Die mehresten haben an den Vorderfüßen
freye Zehen, hinten aber Schwimmfüße.*)

1. Pipal. die Pipa, Tedo. R. corpore plano, rostro
spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, po-
sticis vnguiculatis
. *

Seba vol. I. tab. LXXVII.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch die
überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit
der die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das
Männchen streicht nähmlich den Leich, den das Weib-
chen vorher auf die gewöhnliche Weise von sich gegeben,
demselben auf den Rücken, und befruchtet sie hierauf
mit seinem Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher
gleichsam mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf
von beynahe drey Monathen die darin befindliche ge-
schwänzte Kaulquappen**) zum Ausbruch reif sind, und
nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie
dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer
Mutter verlassen können.

[Seite 244]

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. LXXII. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen,
und der ungeheuren tutenförmigen obern Augenlider ein
abentheuerliches Ansehn.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auribus ocellatis,
pedibus muticis
. *

Catesby vol. II. tab. LXXII.

In Nord-America. Fast von der Größe eines Kanin-
chens. Hat den englischen Nahmen von seiner starken
Stimme.

4. Paradoxa. (Rana piscis quorundam.) R. caudata,
femoribus postice oblique striatis
. *

Seba vol. I. tab. LXXVIII.

Im südlichen America. Zeichnet sich durch einen star-
ken fleischichten auf den Seiten platt gedrückten Schwanz
von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts aus. Die-
ses Thier erreicht, gegen die Weise anderer Frösche, be-
vor es noch völlig ausgebildet worden, doch eine fast
Spannenlange Größe, häutet sich während der Zeit ver-
schiedentlich, und hat in diesem Zustand zu einer alten
Sage von Fröschen, die sich in Fische verwandelten,
Anlaß gegeben.

5. †. Bufo. die Kröte, Ueze, Quadüze, Padde, der
Lork. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fusco-
que
. *

Rösel tab. XX. XXI.

Ist wohl unschuldiger Weise in den Verdacht des hef-
tigen Gifts gekommen. Hingegen ist es unläugbar, daß
man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durch-
[Seite 245] sägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken etc. ange-
troffen hat.*)

6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso,
abdomine aurantio-caesio maculato, pupilla trique-
tra
. *

Rösel tab. XXII.

Am Bauche schön blau und gelb gefleckt, hüpft fast
wie ein Frosch.

7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo calamita Lau-
rent
.) R. verrucosa, linea dorsali flaua, lateralibus
rufescentibus
. *

Rösel tab. XXIV.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. Kommt selten
zum Vorschein; gibt aber einen eignen dumpfigen Laut
von sich, der allerhand abergläubische Sagen veranlaßt
hat.

8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch, Pogge.
R. dorso planiusculo subangulato. *

Rösel tab. I-VIII.

Im Gras und Gebüsch etc. von da die Junge nach
warmen Sommer-Regen haufenweise hervor kriechen,
da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten
Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag. Sie
vermehren sich ungemein stark, so daß sie Landplage
[Seite 246] werden können, und die Abderiten einst zu Cassanders
Zeiten wirklich ihrenthalb emigrirten. Sie sind für die
Gärten nutzbare Geschöpfe, da sie viele Schnecken, aber
auch giftartige Insecten, und z.B. Spanische Fliegen
verzehren, und darum unsicher zu essen sind.

9. †. Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Röling
Marxgöker. R. corpore angulato, dorso transuerse
gibbo, abdomine marginato
. *

Rösel tab. XIII-XVI.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken
laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter, und
treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwin-
keln auf. Sie find schlau und muthig, verzehren Mäuse,
Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen etc. und
können sogar über große Hechte Herr werden: sind
aber ohne Gefahr zu essen. Zur Begattungszeit bekom-
men die Männchen dieser und der vorigen Gattung
schwarze warzichte Knollen an den Daumen der Vorder-
füße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen
Brust klammern können.

10. †. Arborea. der Laubfrosch. (Calamites. Fr. la
raine, la grenouille de St. Martin, le graisset
.) S. cor-
pore laeui, subtus granulate, pedibus fissis, apicibus
digitorum lenticulatis
. *

Rösel tab. IX ad XII.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England, aber
desto häufiger in Italien), auch in America etc. Der
klebrige Schleim, womit er wie die Schnecken über-
zogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der
Bäume, zum Anhängen. Die mannbaren Männchen,
die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine
[Seite 247] laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern
will, aber auch außerdem zur Paarungszeit von sich ge-
ben. Sie blasen dabey die Kehle zu einer großen Ku-
gel, fast so groß als ihr ganzer Leib, auf.

3. Draco. Corpus tetrapodum cauda-
tum, alatum
.

1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis ab ala
distinctis
. *

Seba vol. II. tab. LXXXVI. fig. 3.

In Ostindien und Africa. Die so genannten Flügel,
die sie zu beiden Seiten des Leibes hat, dienen ihr wohl
einen Sprung zu wagen, aber nicht zu einem ordentli-
chen Flug. Im übrigen Körperbau ähnelt sie der ge-
meinen grünen Eidexe.

4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl.
lizard.) Corpus elongatum, pedibus
quatuor aequalibus
.

1. Crocodilus. der Nil-Crocodil. L. capite cataphracto,
nucha carinata, cauda superne cristis binis lateralibus
horrida
. *

Gesner le quadruped. ouiparis. pag. 8.

Dieser Crocodil ist das größte Thier der süßen Was-
ser, das wohl eine Länge von funfzig*) Fuß erreicht,
und hauptsächlich im Nil zu Hause ist. Er tödtet Men-
schen und größere Thiere, aber jung gefangene Crocodile
lassen sich doch zähmen und abrichten. Das Weibchen
liegt bey der Paarung auf dem Rücken, legt hernach auf
100 Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie ha-
[Seite 248] den kaum die Größe eines Gänse-Eyes, und werden gro-
ßentheils vom Ichneumon aufgesucht und ausgesoffen.

2. Alligator. der Kaiman, Americanische Crocodil.
L. capite imbricato plano, nucha nuda, cauda superne
lineis binis lateralibus aspera
. *

Catesby vol. II. tab. LXIII.

Im mittlern America. Ist schüchtern, furchtsam,
und überhaupt so wie in der Bildung so auch im Na-
turell und Lebensart vom Nil-Crocodil sehr verschieden:
legt nur etwa dreyßig Eyer etc.

3. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata,
corpore mutico maculis ocellatis
. *

Seba vol. I. tab. XCIV. fig. 1. 2. 3.

In beiden Indien. Ein überaus sauber und regel-
mäßig schwarz und weiß geflecktes Thier, das ungefähr
anderthalb Ellen lang wird, und weil es sich meist in
Gesellschaft der Crocodile aufhält, durch den pfeifen-
den Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtbare
Gefährten verrathen soll.

4. Iguana. der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura
dorsali dentata, crista gulae denticulata
. *

Seba vol. I. tab. XCV. sqq tab. XCVIII. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus
schmackhaftes Fleisch und Eyer, soll aber, wie schon
Hieron. Benig bemerkt, für venerische Personen gefähr-
lich zu essen seyn.

5. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tri-
busque coadunatis
. *

Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. XI.

In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in
Spanien. Ein langsames träges Thier, das sich auf
[Seite 249] Bäumen und in Hecken aufhält, und von Insecten lebt,
die es beschleicht und dann mit einer langen klebrigen
Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen
sind ungeheuer groß, füllen den größten Theil des Lei-
bes aus, und das Thier kann sich damit nach Willkühr
aufblasen oder dünner machen, daher vermuthlich die
Sage der Alten entstanden seyn mag, daß das Cha-
mäleon bloß von Luft lebe. Die Augen des Thiers ha-
ben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,
oder auch beide zugleich nach verschiedenen Richtungen,
eins z.B. aufwärts, das andere hinterwärts u.s.w.
und zwar sehr schnell bewegt werden können. Die na-
türliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen
wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt etc. und das
zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benachbar-
ten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken,
am sichtbarsten aber wenn es gereitzt und böse gemacht
wird.

6. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder saurus der
Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis moticis sub-
tus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis
. *

Seba vol. I. tab. CVIII.

In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und
selbst hin und wieder im südlichen Europa, z.B. im
Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo
er sich gern in die Häuser zieht und oft gefährlich wird.
Er hat nähmlich einen giftigen Saft zwischen seinen
blättrichten Fußzehen, der sich den Eßwaaren, wo das
Thier drüber wegläuft, mittheilt: deren Genuß nach-
her die gefährlichsten und fast tödtlichen Coliken nach
sich zieht.

[Seite 250]

7. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda tereti medio-
cri, apice compressa, digitis muticis lobato-squamo-
sis marginatis
. *

Seba vol. II. tab. CV. fig. 3.

Im steinigen Arabien, Aegypten etc. War weiland
als ein Stärkungsmittel besonderer Art berufen; wird
auch noch jetzt, wenigstens in seiner Heimath, in dieser
Absicht verbraucht.

8. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Eidexe. L.
cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari
subtus squamis constricto
. *

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch in
beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ist
eben so unschuldig als alle übrigen Deutschen Eidexen.
Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern. Ver-
muthlich ist es die gleiche Gattung, die neuerlich im
Spanischen America als ein so kraftvolles specifisches
Heilmittel berufen ward.

9. †. Palustris. die Sumpfeidexe. L. cauda lanceolata
mediocri, corpore laeui, capite depresso
. *

Laurenti tab. IV. fig. 2.

10. †. Lacustris der Wasser-Molch, Wasser-Sala-
mander. L. dorso lateribusque verrucosis, capite
crassiore, mutico; genis pendulis
. *

Laurenti tab. II. fig. 4.

Weit größer und dicker als die vorige Gattung: von
schwarzgrüner Farbe: die Männchen haben im Früh-
jahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rü-
ckens hinlaufende emporstehende ausgezackte Haut. Der
äußerst merkwürdigen Reproductionskraft wodurch sich
[Seite 251] beide Gattungen hieländischer Wasser-Eidexen, zumahl
aber hier diese, auszeichnen, ist schon oben Erwähnung
geschehen (§. 18.) Die Türken gebrauchen dieses wi-
drige Geschöpf, das bey ihnen Skinkôre heißt, zu
gleicher Absicht wie den Stincus, und bezahlen es
daher aufs theuerste.*)

11. †. Salamandra. der Molch, Salamander, die
Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.) L. cauda
tereti breui, pedibus muticis, corpore flauo nigroque
vario nudo, poroso
. *

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Ein schönes schwarz und orangegelb geflecktes, Span-
nenlanges und Daumendickes Thier, wovon man ehe-
dem gefabelt hat, daß es giftig sey, im Feuer leben
könne etc. Was am letztern Umstand wahr ist, kommt
darauf hinaus, daß der Salamander in einem schwachen
Kohlfeuer einige Zeit ohne Schaden ausdauern kann,
indem er theils durch den Mund, vorzüglich aber
durch kleine Oeffnungen, die über seinem Körper zer-
streut sind, einen Saft von sich spritzt, wodurch er
von Zeit zu Zeit einen Theil des Feuers auslöscht und
die Gluth mindert.


II. SERPENTES.

Die Schlangen haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen
lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig
bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,
[Seite 252] oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im
Wasser, (da sie bey ihren ausnehmend langen
und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können) andre auf der Erde, andre meist
auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an ein-
ander gekettete Eyer, und ihre Kinnladen sind
nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt,
sondern zum Kauen ungeschickt, und lassen sich
so weit von einander dehnen, daß sie, andere
Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz
verschlingen können*). Manche sind mit hefti-
gem Gift in besondern Bläschen des Oberkiefers
versehen, was ihnen als Digestivmittel, aber
auch zum Fang ihres Raubes und zur Verthei-
digung dient**).

5. Crotalus. Klapperschlange. (Fr. ser-
pent à sonnettes
; Engl. rattle-snake.) Scuta
abdominalia. Scuta squamaeque subcau-
dales. Crepitaculum terminale caudae
.

[Seite 253]

1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23. *

Seba vol. II. tab. XCV. fig. 1.

Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf sechs
Fuß lang und Arms dick. Der Laut, den die Klap-
per von sich gibt, soll dem Zwitschern großer Heu-
schrecken ähneln*). Die Anzahl der Gelenke dieses
Theils steigt bey manchen über 40 und soll mit den
Jahren des Thiers wachsen. Daß Eichhörnchen, kleine
Vögel etc. von den Bäumen der darunter liegenden
Klapperschlange gleichsam von selbst in den Rachen
fallen, bestätigt sich allerdings, und ist um so weniger
befremdend, da man ähnliche Phänomene auch an an-
dern Schlangen, und so auch an Kröten, an Habich-
ten, und an Katzen bemerkt hat, die alle, wie es
scheint, unter gewissen Umständen durch bloßes steifes
Ansehen andre kleine Thiere an sich locken können.
Hier dieser Schlange kommt dabey ihre Klapper zu
statten, deren zischelndem Laut die Eichhörnchen etc.
(– seys nun aus einer Art Neugierde, oder Mißver-
ständniß, oder zagender Angst etc. –) von selbst nach-
zugehen scheinen. Wenigstens weiß ich von sehr unter-
richteten Augenzeugen, daß es der gewöhnliche Kunst-
griff der dortigen jungen Wilden ist, sich im Busch
zu verstecken, das Zischeln der Klapperschlangen nach-
zumachen und dadurch die Eichhörnchen zu locken und
zu fangen. – Die Klapperschlangen selbst, werden
von den Schweinen aufgesucht, und ohne Nachtheil
gefressen. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm
machen.

[Seite 254]

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.

1. Constrictor. die Abgottsschlange, Anaconda. B.
scutis
240, scutellis 60. *

Seba vol. II. tab. XCVIII. sqq.

In Ostindien und Africa. Wird nach H. Adansons
Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Kann einem
lebendigen Tiger die Rippen und andere Knochen ent-
zwey brechen und nachdem sie ihn mit einem gallerti-
gen Geifer überzogen, ganz hinterwürgen. Doch ist
sie leicht kirre zu machen und wird wie die Brillen-
schlange von den Ostindischen Gaucklern zu allerhand
Kunststücken abgerichtet.

Die Amaru-Schlange in Süd-America die von den
Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß
lang wird, scheint wenig von dieser verschieden.

Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte
so genannte Juda-Schlange von einer andern Gat-
tung. Auch wird sie nur etwa sechs Fuß lang.

7. Coluber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab-
dominalia, squamae subcaudales
.

1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22. *

Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen
der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte,
ist in Aegypten zu Hause.

2. Cerastes. ♂ die gehörnte Schlange.*) C. scutis
145. squamis 44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang.
tab. XI.

[Seite 255]

Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und soll
allerdings auch giftig seyn.*)

3. †. Berus. die Italiänische Viper. (Engl. the adder.)
C. scutis 146. squamis 39. *

Meyer (s. oben S. 37.) vol. II. tab. XV–XVIII.

Laurenti tab. II. fig. 1.

Diese zu Suppen und andern Arzneyen ehedem häu-
figst verordnete eigentliche Viper ist von bräunlicher
Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt,
auch schon im südlichen Deutschland und in der
Schweiz, zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige
Entzündung etc. wird doch aber nur selten tödtlich.
Auch wird sie ohne Schaden von den Raubvögeln ge-
fressen. Es ist dieselbe Gattung womit ehedem Redi
und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche
angestellt haben.

4. †. Natrix. die Natter, Schnacke. C. scutis 170.
squamis 60. *

Meyer l. c. vol. I. tab. LXXXIX. sqq.

Stahlfarb mit weißen Seiten-Flecken, zumahl an
beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa
welche von 10 u. m. Fuß gefunden die dann wohl
ehedem Anlaß zu den abentheuerlichen Erzählungen
von Lindwürmern etc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175.
squamis 35. *

Voigt's Magazin Vten B, Istes St. tab. 1.

Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige
Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause.
Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs des
[Seite 256] Rückens laufen etliche und zwanzig große und sehr re-
gelmäßige carmoisin-rothe Flecken, die mit schwarzen
Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citron-gel-
ben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die
Mädchen in Florida tragen das schöne Thier zum
Putz als Halsband oder in die Haare geflochten etc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Cabelo.) ♂ C.
scutis
193. squamis 60. *

Seba vol. II. tab. LXXXV. XC u.a.

In Orient. Die Haut am Halse ist weit ausdehn-
bar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be-
zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber
doch vom Ichneumon ohne Schaden gefressen, und ist
auch leicht und ohne Gefahr zu allerhand Gaukelkün-
sten abzurichten.

8. Anguis. Squamae abdominales et
subcaudales
.

1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Haselwurm,
Hartwurm. (Engl. the blind-worm, the slow-worm.)
A. squ. abd. 135. totidemque subcaud. *

Laurenti tab. V. fig. 2.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc. Bricht
leicht entzwey; wenn man sie anfaßt, und die Stücke
bewegen sich doch noch Stunden-lang. Man findet
von ihr mancherley theils sauber gezeichnete Spiel-
arten.

9. Amphisbaena. Annuli trunci cau-
daeque
.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30. *

[Seite 257]

Seba vol. I. tab. LXXXVIII. fig. 3. u.a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Rugae trunci caudaeque.
Labium superius tentaculis
2.

1. Tentaculata. C. rugis 135. *

Seba vol. II. tab. XXV. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen, son-
dern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie
ein Regenwurm.


Siebenter Abschnitt.
Von den Fischen
.

[Seite 258]

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten
Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer
Flossen bewegen, und mittelst wahrer Kiefern
Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiefer und wahre Flossen – um sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 95.)
zu unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei-
ten hinter dem Kopfe meistens unter einer oder
mehrern großen halbmondförmigen Schuppen,
die deßhalb die Kiefer-Deckel (opercula bran-
chialia
) heißen und bey den mehresten mit der
Kiefer-Haut (membrana branchiostega) ver-
bunden sind. Die Kiefern selbst sind mit unzäh-
ligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und auf
jeder Seite in vier Blätter vertheilt, die unge-
fähr der Fahne an einer Feder ähneln und die
[Seite 259] an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige
Gräten unterstützt werden.

§. 101.

Das Athemhohlen, das die Fische eben so
wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange
entbehren können, geschieht bey ihnen indem sie
die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund
in die Kiefern leiten, und dann durch die Kiefer-
öffnung (apertura branchialis) wiederum von
sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen ver-
sehenen Thiere durch den gleichen Weg ein- und
ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich ei-
nige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig-
faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine ver-
ticale Stellung, d.h. er ist auf beiden Seiten zu-
sammen gedrückt (corpus compressum s. ca-
thetoplateum
); bey einigen andern hingegen
wie bey dem Rochen, liegt er horizontal, ist in
die Breite platt gedrückt (corpus depressum s.
[Seite 260] plagioplateum
); bey andern, wie beym Aal etc.
ist er mehr rundlich: bey andern, wie bey den
Panzerfischen prismatisch oder viereckt etc.

Bey allen stoßen aber Kopf und Rumpf un-
mittelbar an einander ohne durch einen eigentli-
chen Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Wohl alle Fische ohne Ausnahme sind mit
Schuppen bekleidet; die von einer ganz eignen
Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen
von der mannigfaltigsten theils ausnehmend ele-
ganten Bildung und Zeichnung, und farbigen
Gold- und Silberglanze sind.

Sie werden von außen noch mit einem beson-
dern Schleim überzogen, der großen Theils aus
kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden
scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden
Seiten des Körpers in der so genannten Seiten
Linie liegen.

Die mehrsten der so genannten Knorpelfische
sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit
einer festen knochichten Schale gepanzert.

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen, (an welchen man neuerlich merkwürdige
Reproductionskraft wahrgenommen,) bestehen
aus dünnen knochenartigen oder knorplichten
Gräten, die durch eine besondere Haut mit ein-
[Seite 261] ander verbunden, an eignen Knochen befestigt,
und durch bestimmte Muskeln bewegt werden.
Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern,
Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts
hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen
(pinnae pectorales); die am Bauche vor der
Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen
(pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung,
Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwan-
ze, die Schwanzflosse (pinna caudalis). Die
letztere hat alle Mahl eine verticale Lage, und ver-
tritt völlig die Stelle eines Steuerruders zum
Lenken etc. So wie hingegen die Brustflossen
zum eigentlichen Fortrudern u.s.w. dienen.

Die so genannten fliegenden Fische haben sehr
lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da-
mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe-
ben und kleine Strecken weit fortfliegen können.

§. 106.

Ein andres Hülfsmittel zu Bewegung der
Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken,
ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß-
Wasser-Fische versehen sind, die mit phlogisti-
sirter Luft gefüllt ist, und meist mittelst eines eig-
nen Canals (ductus pneumaticus) mit dem
Magen oder Schlunde in Verbindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süß-Wasser-
[Seite 262] Fische. Einige können doch auch zuweilen einige
Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die
Muräne etc. Andre theils in warmen minerali-
schen Quellen*).

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der
See leben, sind animalia nocturna, die nähm-
lich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen,
am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig
halten. Daher auch die von Fischen lebenden
Insulaner und Küsten-Bewohner meist des
Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Viele Gattungen von Fischen unternehmen
in gewissen Jahreszeiten große Reisen; manche
Seefische steigen z.B. um zu leichen in die Buch-
ten und Mündungen der Flüsse; andere wie die
Häringe ziehen zu bestimmter Zeit vom Nordpol
nach den mildern südlichern Meeren etc.

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfressende
Thiere, und sind, da sie keine eigentlichen Füße
haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher-
ley andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver-
sehen worden.

[Seite 263]

Theils nähmlich mit langen Bartfasern
(cirri) am Maule, um damit andere kleine Was-
serthiere wie mit einem Köder zu locken und
gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der
Froschfisch etc.)

Andre wie der Chaetadon rostratus mit ei-
ner Spritzröhre, um dadurch die über dem Was-
ser fliegenden Insecten gleichsam herab zu
schießen.

Andre wie der Zitterrochen, der Zitteraal,
der Zitterwels etc. mit einer besondern erschüttern-
den und betäubenden Kraft.

Viele wie die Hayfische u.a.m. mit einem
furchtbaren Gebiß.

Manche wie der Sägefisch, Schwertfisch etc.
mit andern Waffen u.s.w.

§. 111.

Die äußern Sinne der Fische haben unge-
mein viel sonderbares, auszeichnendes.

Der Geruch z.B. muß bey vielen überaus
scharf seyn, da sie die versteckten Köder in wei-
ter Entfernung auswittern.

Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins
Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den Sinn,
und zwar in auffallender Schärfe –, sondern auch
selbst ähnliche Organe wie die im innern Ohr
andrer rothblütigen Thiere, besitzen.

[Seite 264]

Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen
sich aber im Baue des Auges der Fische*), das
sich z.B. durch den gänzlichen Mangel des so
genannten Strahlenbandes (corpus ciliare); –
und anderseits durch einen überaus sonderbaren
fleischichten meist ringförmigen Wulst der inner-
halb des Augapfels hinter der schwarzen Haut
liegt, u. dergl. m. auszeichnet.

§. 112.

Was die Seelenkräfte der Fische betrifft, so
fehlt es noch sehr an richtigen Beobachtungen
über dieselben. Doch weiß man, daß manche
wie z.B. die Forellen überaus kirre werden**);
andre, z.B. die Karpfen sehr listig und verschla-
gen sind u.s.w.

§. 113.

Von ihrem Schlaf gilt meist die gleiche
Anmerkung die bey den Amphibien gemacht
worden (§. 92.), daß nähmlich vermuthlich alle
einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl
nur sehr wenige einen bestimmten täglichen pe-
riodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z.B.
vom Goldbrachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen wohin der Aal und die so genannte Aal-
[Seite 265] mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische
wirklich mit einander paaren; sondern bey den
mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch
unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt
hierauf nach, um denselben mit seiner Milch zu
begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirth-
schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der
künstlichen Vermischung von Eyern und Saamen
der Forellen etc. junge Fische erzielen kann*).

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man
einzeln unter denselben wirkliche Zwitter**); –
und anderseits auch völlig geschlechtlose***)
Mißgeburten gefunden haben will.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer-
chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta-
tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an-
dern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer-
stöcke größer sind als ihr ganzer übriger Körper.
Daher zählt man z.B. beym Häring zwischen
20 und 37000, beym Karpfen über 200000, bey
der Schleihe 383000, beym Flinder über eine
Million Eyerchen etc.****).

§. 116.

[Seite 266]

Theils haben die jungen Fische so wie sie aus
dem Eye kriechen noch nicht ihre völlige Gestalt;
sondern müssen sich ebenfalls so wie viele Am-
phibien (§. 95.) erst einer Art von Metamorphose
unterziehen, wodurch erst nach und nach ihre
Flossen u. dergl. m. allgemach ausgebildet
werden.

§. 117.

Die Fische gelangen im Verhältniß zur Größe
ihres Körpers zu einem hohen Alter. Man weiß
von Karpfen, Hechten etc. daß sie anderthalb hun-
dert Jahre erreichen können. Doch werden ei-
nige kleine Fische, wie z.B. der Stichling etc.
nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;
aber eben von dieser Seite für einen großen Theil
des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von
diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig-
keit. Selbst wilde Völker, wie z.B. die Kamt-
schadalen, Brasilianer etc. wissen die Fische auf
die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Art
Mehl, zu Kuchen u.s.w. zu bereiten: und bey
vielen, wie z.B. unter den Insulanern des stil-
len Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge-
schäft –, und in Rücksicht der überaus sinnrei-
[Seite 267] chen angemeßnen Geräthschaften die sie sich dazu
erfunden haben, wirklich eine Art von nachden-
kendem Studium aus. Aber auch für einen gro-
ßen Theil der cultivirten Erde ist der Fang eini-
ger besondern Gattungen von Fischen wie z.B.
des Härings, Cabliaus, Thunnfisches u. dergl. m.
ein äußerst wichtiger Gegenstand. Des unsäg-
lichen Luxus zu geschweigen den man zumahl bey
den alten Römern mit vorzüglich großen Stücken
von schmackhaften Fischen, besonders mit Stören,
Muränen etc. getrieben. Ihr berühmtes garum*)
ward aus den Eingeweiden mancher Fische, (ge-
wisser Maßen so wie der Cavear aus dem Rogen
der Störe) bereitet.

Manche Theile einiger Fische werden auch zu
Kunstsachen benutzt; wie z.B. die Schuppen
des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen
und Hayen etc.; Hausenblase etc. Die Haut des
Sägefisches zu Sohlenleder. Thran der Häringe
u.a. Fische zum Brennen etc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und
in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind
einige Fische mit heftigem Gift versehen, das ih-
[Seite 268] ren Genuß gefahrvoll und tödtlich machen kann.
So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Bey der Anordnung der Geschlechter dieser
Classe habe ich, wie es die Natur mit sich bringt,
die von Linné ohne Grund zu den Amphibien ge-
zählten Fische wieder in ihre behörige Classe ge-
bracht, wo sie nun die beiden ersten Ordnun-
gen ausmachen.

In den übrigen vieren hingegen bin ich ganz
dem Linnéischen System gefolgt.

* * *

I. Chondropterygii. Die eigentlichen Knor-
pelfische, die nähmlich knorpelartige Grä-
ten haben.

II. Branchiostegi. Denen der Kieferdeckel
und die Kieferhaut oder doch eins von
beiden mangelt.

Die folgenden hat Linné nach der Beschaf-
fenheit und Lage der Bauchflossen geordnet:
nähmlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen
haben.

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor
den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge-
rade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

[Seite 269]
  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II.
    1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium
    natura
    . Tig
    . 1558. fol.
  3. Steph. a Schonevelde ichthyologia. etc. Ham-
    burg
    . 1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii.
    Oxon. 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex ed. Linnaei. LB.
    1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Grono-
    vianum
    . LB. 1781. P. I–III. fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons. (traité
    des pêches etc.) Par
    . 1770. sqq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutsch-
    lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess. N. G. ausländischer Fische. ib. seit 1785. 4.
* * *
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio-
    logie der Fische mit dem Bau des Menschen und
    der übrigen Thiere. – Mit vielen Zusätzen von
    P. Camper und J. G. Schneider. Leipz. 1787. 4.

I. CHONDROPTERYGII.

[Seite 270]

Die Fische dieser Ordnung haben knorplichte
Gräten, besonders auch in den Flossen, und bey
den mehresten ist das Maul auf der Unterseite
des Kopfs befindlich.

1. Petromyzon. Spiracula 7. ad la-
tera colli. Fistula in vertice. Pinnae pe-
ctorales aut ventrales nullae
.

1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproye. Engl.
the lamprey. P. ore intus papilloso, pinna dorsali po-
steriori a cauda distincta
. *

Bloch tab. LXXVII.

In der Nordsee so wie im mitländischen u.a. Mee-
ren. Steigt aber auch 8 und mehrere Meilen weit in
die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.

2. †. Fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P. pinna
dorsali posteriore angulata
. *

Bloch tab. LXXVIII.

In größern Flüssen. Wird nur halb so groß als
die vorige Gattung. Beide können sich mit dem
Maule an Klippen, Schiffe etc. (fast wie Blutigel)
fest saugen.

2. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.)
Spiracula 5. subtus ad collum. corpus
depressum. os sub capite
.

Ein ansehnliches Geschlecht, dessen Gattungen aber
noch nicht genau genug bestimmt scheinen. Sie werden
[Seite 271] theils durch ihre Größe, theils durch ihr sonderbares
Ansehn, theils durch andre auszeichnende Eigenschaf-
ten etc. merkwürdig. Ungeachtet sie nur ein Ey auf ein-
mal legen so vermehren sie sich doch so stark, daß das
Meer in manchen Gegenden ganz davon wimmelt.
Die Eyer haben eine hornichte Schale mit vier Spi-
tzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la
torpille
. Engl. the crampfish.) R. tota laeuis macu-
lis dorsalibus
5 orbiculatis.

Bloch tab. CXXII.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. XIX. sqq.

Besonders im mitländischen Meer. Er betäubt die
Thiere, die sich ihm nähern. Kann aber auch einen
erschütternden Schlag mittheilen, der dem von der
Leidner Flasche ähnelt. Wird doch an theils Orten vom
gemeinen Mann gegessen.

2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Te-
pel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, the flair.) R. va-
ria, dorso medio glabro, cauda vnico aculeorum ordine
. *

Bloch tab. LXXIX.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Cent-
ner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaftes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr.
la pastenaque, la tareronde. Engl. the sting-ray.) R.
corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in
cauda, et dorso apterygio
. *

Bloch tab. LXXXII.

In vielen Meeren der Welt. Sein Schwanz-
Stachel ist zwar nicht giftig. Aber er dient dem
Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

[Seite 272]

3. Squalus. Hay. (Fr. chien de mer.
Engl. shark.) Spiracula 5 ad latera colli.
Corpus oblongum teretiusculum. Os in
anteriore capitis parte
.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna
anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.
*

Bloch tab. LXXXV.

In den Europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite
latissimo transuerso malleiformi
. *

Bloch tab. CXVII.

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the
white shark
.) S. dorso plano, dentibus serratis
. *

Bloch tab. CXIX.

Ein ungeheures blutdürstiges unersättlich-gefräßiges
Thier, das zuweilen auf zehntausend Pfund wiegt,
und in dessen Magen man wohl eher ganze Pferde ge-
funden hat. Zieht scharenweise den Transportschiffen
mit Negersclaven von Guinea bis zu den Antillen etc.
nach, um die Menge derselben die unterwegs an
Krankheit sterben oder sich selbst ersäufen, gleich auf-
zuschnappen. Hat sechsfache Reihen Zähne im Rachen,
die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht
in die Kinnladen eingekeilt, sondern durch eine Art
Gelenk mit denselben verbunden und folglich beweglich
find, und zurückgeschlagen werden können.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie
de mer
. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla,
rostro ensiformi osseo plano vtrinque dentato
. *

Bloch tab. CXX.

[Seite 273]

Das breite schwertförmige oft mehrere Ellen lange
Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist
an beiden Seiten-Ränden mit 24 starken eingekeilten
Zähnen besetzt.

4. Chimaera. Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium su-
perius quinquepartitum. Dentes primo-
res incisores bini supra infraque
.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.

Bloch tab. CXXIV.

Im nordlichen Atlantischen Meer.

5. Acipenser. Spiracula lateralia so-
litaria, linearia. Os sub capite, retractile,
edentulum. Cirri quatuor sub rostro
ante os
.

1. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon.)
A. squamis dorsalibus 11. *

Bloch tab. LXXXVIII.

In allen Europäischen Meeren, auch im Caspischen etc.
in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst den übrigen
Gattungen dieses Geschlechts so wohl wegen des Flei-
sches als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für
viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann ge-
gen tausend Pfund schwer werden.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsalibus 15. *

Bloch tab. LXXXIX.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am
häufigsten im Caspischen Meer und in der Wolga,
aber selten über 30 Pfund schwer.

[Seite 274]

3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis dorsali-
bus
13. caudalibus 43. *

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist vor-
züglich wegen des Fischleims oder der Hausenblase
merkwürdig, die man besonders aus der innern Haut
der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör
und noch aus einer andern Gattung dieses Geschlechts,
nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus) die auch
das beste Caviar gibt; ja theils auch aus der
Schwimmblase des Wels, bereitet.


II. BRANCHIOSTEGI.

In Rücksicht der Flossen- und übrigen Grä-
ten nähern sich die Thiere dieser Ordnung schon
mehr den folgenden Ordnungen der von Linné ei-
gentlich so genannten Fische. Es fehlt ihnen aber
doch entweder der Kieferndeckel, oder die Kie-
fernhaut, oder beides*).

6. Lophius. Seeteufel. (Fr. diable de mer.
Engl. sea-devil.) Pinnae pectorales bra-
chiis insidentes. Spiracula solitaria pone
brachia
.

1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana piscatrix. Fr.
la grenouille pecheuse. Engl. the frog-fish.) L. depres-
sus capite rotundato
. *

[Seite 275]

Bloch tab. LXXXVII.

Der ungeheure Kopf der die größere Hälfte des gan-
zen Thiers ausmacht, und dann die fleischichten Angel-
faden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes
Ansehen.

7. Balistes. Hornfisch. Caput compres-
sum. Apertura supra pinnas pectorales.
Corpus compressum, squamis corio coa-
dunatis. Abdomen carinatum
.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna
capitis biradiata, corpore posterius subvilloso
. *

Bloch tab. CXLVIII. fig. 1.

In beiden Indien.

8. Ostracion. Panzerfisch. (Fr. poisson
coffre
.) Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ventrales nullae
.

1. Triqueter. O. trigonus muticus. *

Seba vol. III tab. XXIV. fig. 6. 12.

So wie der folgende in Ostindien.

2. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontalibus subcau-
dalibusque binis.
*

Ein überaus niedliches kleines Thier, dessen Panzer
aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienen-
zellen, bezeichnet ist.

9. Tetrodon. Corpus subtus murica-
tum. Pinnae ventrales nullae
.

1. Lagocephalus. (Fr. le poissson souffleur.) T. abdomine
aculeato, corpore laeui, humeris prominentibus
.

Seba vol. III. tab. XXIII. fig. 5.

[Seite 276]

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die
so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesun-
des gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in
der Mündung des Flusses, sehr giftig.

2. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon fish.)
T. totus hispidus papillis setaceis. *

Gesner pag. 744.

Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen Was-
sern der benachbarten Länder.

3. Mola. der Klumpfisch. (Engl. the sun fish.) T.
laeuis compressus, cauda truncata: pinna breuissima
dorsali analique annexa
.

Gesner pag. 754.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

10. Diodon. Corpus spinis acutis mo-
bilibus vndique adspersum. Pinnae ven-
trales nullae
.

1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcu-
pine-fish
.) D. oblongus, aculeis teretibus
. *

Bloch tab. CXXVI.

Zumahl im Atlantischen Ocean: und zwar auch an
den Nordamericanischen Küsten.

11. Cyclopterus. Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in
orbiculum connatae
.

1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hofpadde
(Fr. le lievre de mer. Engl. the lump sucker.) C. cor-
pore squamis osseis angulato
. *

Bloch tab. XC.

[Seite 277]

In den nordlichen Meeren der alten Welt. Hängt
sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs
festeste an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.

12. Centriscus. Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum.
Abdomen carinatum. Pinnae ventrales
vnitae
.

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squa-
moso scabro, cauda recta extensa
. *

Bloch tab. CXXIII. fig. 1.

Im mitländischen Meer etc.

13. Sygnathus. Rostrum subcylin-
dricum, ore operculato maxilla inferiore.
Corpus cataphractum. Pinnae ventrales
nullae
.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the
pipe
.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis,
corpore septemangulato tuberculato
. *

Bloch tab. XCI. fig. 2.

In der Nord- und Ostsee etc. wird wohl über zwey
Fuß lang, aber kaum Daumens dick.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe.
(Fr. le cheval marin. Engl. the sea horse.) S. pinna
caudae quadrangulae nulla, corpore septemangulato
tuberculato
. *

Bloch tab. CIX. fig. 3.

Im mitländischen u.a. Meeren. Hat seine Nah-
men, weil der Vordertheil einem Pferdekopf und Hals,
das hintere Ende aber einer Raupe ähneln soll. Im
[Seite 278] Tode krümmt es sich wie ein S, und ähnelt so dem
Springer im Schach.

14. Pegasus. Os proboscide tetractili.
Rostrum ensiforme, lineare. Corpus arti-
culatum osseis incisuris, cataphractum.
Pinnae ventrales abdominales
.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico. *

Bloch tab. CIX fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen äh-
neln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den
Nahmen veranlaßt haben.


III. APODES.

Diese und die folgenden drey Ordnungen be-
greifen nun die von Linné eigentlich so genannten
Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine
Brustflossen haben.

15. Muraena. Caput laeue. Nares tubu-
losae. Membr. branch. radiis
10, corpus
teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis
coadunata dorsali anique. Spiracula pone
caput vel pinnas pectorales
.

1. Helena. die Murâne. M. pinnis pectoralibus nullis. *

Bloch tab. CLIII.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in der wärmern
Meeren beider Welten.

2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille. Engl. the eel.)
M. maxilla inferiore longiore, corpore vnicolore. *

[Seite 279]

Bloch tab. LXXIII.

In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen ans
Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat ein zähes Le-
ben, und das ihm ausgeschnittne Herz behält wohl
noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den
genauesten Beobachtungen gebiert er wohl sicher leben-
dige Junge.

3. Siren. M. pinnis pectoralibus tetradactylis, membra-
nae branchiostegae officulis tribus pinnatifidis
.

Philos. Transact. vol. LVI. tab. IX.

Dieß ist Linné's siren lacertina woraus er eine eigne
Ordnung von Amphibien machte.

16. Gymnotus. Caput operculis laterali-
bus. Tentacula duo ad labium superius.
Membr. branch. radiis
5, corpus compres-
sum, subtus pinna carinatum
.

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drillfisch. G.
nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima
anali annexa
.

Bloch tab. CLVI.

Besonders bey Surinam und Cayenne wo ihn van
Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat. Er ist etwa
Manns lang, und vorzüglich wegen der sonderbaren
ihm beywohnenden electrischen Kraft merkwürdig, mit-
telst deren er so wie der Zitterroche und Zitterwels,
Menschen und Thieren, die sich ihm nähern, einen
betäubenden Schlag mittheilt. Daß es auch bey die-
sem Fische ganz unwiderredlich währe Electricität sey,
[Seite 280] ist selbst dadurch völlig erwiesen, daß man gesehen,
wie er Funken gibt etc.

17. Trichiurus. Caput porrectum,
operculis lateralibus. Dentes ensiformes,
apice semisagittati: primores maiores.
Membr. branchiostega radiis
7. Corpus
compresso-ensiforme. Cauda subulata,
aptera
.

1. Lepturus. Trichiurus.

Bloch tab. CLVIII.

In beiden Indien.

18. Anarrhichas. Caput obtusiuscu-
lum. Dentes primores supra infraque co-
nici, diuergentes, sex pluresue, molares
inferiores palatique rotundati. Membr.
branch. rad.
6. Corpus teretiusculum,
pinna caudae distincta
.

1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl. the
ravenous
.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis
. *

Bloch tab. LXXIV.

An den Küsten des nördlichen Europa.

19. Ammodytes. Caput compressum.
Labium superius duplicatum, dentes ace-
rosi. Membr. branch. rad.
7. corpus tere-
tiusculum, cauda distincta
.

1. †. Tobianus. der Sandfisch, Sandaal, Tobiasfisch.
(Engl. the sand launce) A. maxilla inferiore longiore. *

Bloch tab. LXXV. fig. 2.

Ebenfalls am nordlichen Europa.

[Seite 281]

20. Ophidium. Caput nudiusculum,
dentes maxillis, palato, faucibus. Membr.
branch. rad.
7. patula. Corpus ensiforme.

1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla inferiore
cirris
4. *

Bloch tab. CLIX. fig. 1.

Am südlichen Europa.

21. Stromateus. Caput compressum.
Dentes in maxillis, palato. Membr. bran-
chiostega.... Corpus ouatum, lubricum.
Cauda bifida
.

1. Paru. S. vnicolor.

Bloch tab. CLX.

In America.

22. Xiphias. Caput maxilla superiore
terminatum rostro ensiformi. Os eden-
tulum. Membr. branch. rad.
8. corpus
teretiusculum
.

1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épee
de mer, l'empereur, l'efpadon.
Engl. the sword-fish.
whale-killer.) X. mandibula inferiore acuta, trian-
gulari
. *

Bloch tab. LXXVI.

Ein furchtbar-starkes Thier der nordlichen so wohl
als der südlichen Meere, das wohl mit seinem Schwerte
auf achtzehn Fuß lang wird, und gegen fünf Centner
am Gewicht hält.

IV. JUGULARES.

[Seite 282]

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust-
flossen sitzen.

23. Callionymus. Caput labio su-
periore duplicato; oculi approximati.
Membr. branchiostega rad.
6. apertura
nuchae foraminibus respirante. Oper-
cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ven-
trales remotissimae
.

1. Lyra. (Fr. le lacert. Engl. the piper.) C. dorsalis
prioris radiis longitudine corporis
. *

Bloch tab. CLXI.

Im Atlantischen Ocean.

24. Vranoscopus. Caput depressum,
scabrum, maius. Os simum, maxilla supe-
rior breuior. Membr. branch. rad.
5. anus
in medio
.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the
star gazer
.) V. cirris multis in maxilla inferiore
. *

Bloch tab. CLXIII.

Vorzüglich häufig im Mitländischen Meer.

25. Trachinus. Caput scabriusculum,
compressum. Membr. branch. rad.
6. anus
prope pectus
.

1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl.
the wever.) Trachinus.

Bloch tab. LXI.

Im Mitländischen Meer, und der Nordsee etc.

[Seite 283]

26. Gadus. Corpus laeue. Membr.
branch. rad.
7. teretibus, pinnae cute
communi vestitae, pectorales acuminatae
.

1. †. Aeglesinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.)
G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, ma-
xilla superiore longiore
. *

Bloch tab. LXII.

Im ganzen nordlichen Europäischen Ocean, vorzüg-
lichst aber an den Englischen und Schottischen Küsten.

2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius,
cauda integra maxilla superiore longiore
. *

Bloch tab. LXIII.

Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. †. Morrhua. der Kabliau, Stockfisch, Steinfisch.
(Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish.) G. tripte-
rygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali
spinoso
. *

Bloch tab. LXIV.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nahmen
mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts begrif-
fen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der
mannigfaltigen Zubereitung (als eigentlicher Stockfisch,
als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conser-
vation etc. von der äußersten Wichtigkeit fürs Menschen-
geschlecht sind. Sie finden sich in den nordlichen Ge-
genden, beides des stillen und des Atlantischen Oceans,
werden aber vorzüglichst um Neu-Fundland, Neu-Eng-
land, Neu-Schottland, auch um Island und an den
Nordküsten von Großbritannien gefangen*)

[Seite 284]

4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan.
Engl. the whiting.) G. tripterygius imberbis albus,
maxilla superiore longiore. *

Bloch tab. LXV.

In den Europäischen Meeren.

5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe,
Aalputte. (Fr. la lote. Engl. the burbot.) G. dipte-
rygius cirratus, maxillis aequalibus
. *

Bloch tab. LXX.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der
schmackhaftesten Europäischen Fische.

27. Blennius. Schleimfisch. Caput
decliue, tectum. Membr. branch. rad
. 6.
corpus lanceolatum, pinna ani distincta.

1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore tentaculis duobus. *

Im Mitländischen Meer, in der Nordsee etc. Gebiert
lebendige Junge.


V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen sitzen.

28. Cepola. Caput subrotundum com-
pressum Os simum, dentes curuati, sim-
plici ordine. Membr. branch. radiis
6.
Corpus ensiforme, nudum, abdomine vix
capitis longitudine
.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban.) C. pinna
caudae attenuato, capite obtusissimo
.

Bloch tab. CLXX.

[Seite 285]

29. Echeneis. Caput depressum, supra
planum marginatum, transuerse sulcatum.
Membr. branch. rad.
10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the
sucking fish
.) L. cauda bifurca, striis capitis
18. *

Bloch tab. CLXXII.

Ein sonderbares Thier, was sich mittelst des queer-
gestreiften Hinterkopfs, aufs festeste an Schiffe und Ufer
anhalten kann. Daher die alte Fabel, daß ein einziger
ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.

30. Coryphaena. Caput truncato de-
cliue. Membr. branch. rad.
5. pinna dor-
salis longitudine dorsi
. *

1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the
delphin
.) C. cauda bifida, radiis dorsalibus
60. *

Bloch tab. CLXXIV.

Im Atlantischen Meer. Ein prachtvolles Thier.

31. Gobius. Caput poris 2 inter oculos
approximatos: altero anteriore. Membr.
branch. radiis
4. Pinnae ventrales vnitae
in ouatam
.

1. †. Niger. die Meergrundel. G. pinna dorsali se-
cunda radiis
14.

Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 3. 5.

32. Cottus. Caput corpore latius, spi-
nosum. Membr. branch. rad.
6.

1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Steinpicker. (Engl.
the pogge.) O. loricatus rostro verrucis bifidis, capite
subtus cirroso
. *

[Seite 286]

Bloch tab. XXXVIII. fig. 3. 4.

An den nordlichen Küsten von Europa und America.

2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolpe, Gropp, Kruppe.
(Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. laeuis,
capite spinis duabus
. *

Bloch tab. XXXVIII. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner Flußfisch. Das Weibchen scharrt
sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis
die Jungen ausgekrochen sind aufs sorgfältigste.

33. Scorpaena. Caput magnum, acu-
leatum. Oculi vicini. Dentes maxillis,
palato, faucibusque. Membr. branch.
radiis
7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa. *

In Ostindien.

34. Zevs. Caput compressum. Decliue.
Labium superius membrana transuersa
fornicatum. Lingua subulata. Membr.
branch. radiis
7. perpendicularibus: in-
fimo transuerso. Corpus compressum
.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina aute pinnam ana-
lem dorsalemque recumbente
. *

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata la-
teribus mediis ocello fusco, pinnis analibus duabus
. *

Gesner p. 439.

Beide im Atlantischen Meer.

35. Plevronectes. Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.) Ocu-
lis vtrisque in eodem latere frontis
.
[Seite 287] Membr. brahch. rad. 4-7. Corpus com-
pressum, latere altero dorsum, altero ab-
domen referente
.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur
die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben;
manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf
der linken: sehr selten finden sich Mißgeburten unter
ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Au-
gen haben Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so
schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage,
die Augenseite in die Höhe gerichtet.

1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Goldbutte. (passer.
Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, cor-
pore glabro, tuberculis
6. capitis. *

Bloch tab. XLII.

Nebst den folgenden besonders in den nordlichen
Meeren.

2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P.
oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pin-
nas
. *

Bloch tab. XLIV.

3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche. (Engl. the dab.)
P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem
pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis
. *

Bloch tab. XLVI.

4. †. Hippoglossus. die Heilbutte. (Fr. le fletang. Engl.
the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro. *

Bloch tab. XLVII.

Theils von vier Centnern an Gewicht.

5. †. Maximus. die Steinbutte. (Fr. und Engl. turbot.)
P. oculis sinistris, corpore aspero. *

[Seite 288]

Bloch tab. XLIX.

Doch weit kleiner als die volige.

36. Chaetodon. Dentes setacei, flexi-
les confertissimi, numerosissimi. Membr.
branch. rad.
6. corpus pictum, pinna dorsi
anique carnosa squamosa
.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsalis 9.
maculaque ocellari, rostro cylindrico. *

Philos. Transact. 1765. tab. IX.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine
Röhre, wodurch das Thier die Insecten die an aller-
hand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfal-
len und ihm zur Speise werden müssen.

2. Macrolepidatus. C. cauda integra, spinis dorsalibus
11, radio dorsali quarto filiformi longissimo. *

Seba vol. III. tab. XXV. fig. 8.

In Ostindien.

37. Sparus. Dentes primores robusti,
molares obtusi, conferti. Labia duplica-
ta. Membr. branch. rad
5. corpus com-
pressum. Pinnae pectorales rotundatae
.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter
oculos
. *

Rondelet pag. 115.

Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem
goll farbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello subcaudali, cor-
pore fasciis nigris
. *

Rondelet pag. 122.

[Seite 289]

Aehnelt dem vorigen Fisch in der Bildung und Le-
bensart. Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr
hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Geliebte
kämpfen.

38. Labrus. Dentes acuti, labia simpli-
cia. Membr. branch. rad.
6. pinnae dorsa-
lis radii postice ramento filiformi aucti.
Pectorales acuminatae
.

1. Iulis. der Meerjunker. L. lateribus caerulescenti-
bus, vitta longitudinali fulua vtrimque dentata
. *

Gesner pag. 549.

Im Mitländischen Meer. Nur Fingers lang, von
ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch
seinen Biß lästig, der wie Mückenstiche schmerzt.

39. Sciaena. Caput.... Membr.
branch. rad.
6. opercula squamosa et to-
tum caput. Corpus: fossula dorsi propin-
na dorsali recondenda
.

1. Vmbra. S. nigro varia, pinnis ventralibus integerrimis.
Ebenfalls im Mitländischen Meer.

40. Perca. Opercula squamosa, serrata.
Membr. branch. rad.
7. Corpus pinnis
spinosis
.

1. †. Fluuiatilis. der Baarsch. (Fr. la perche. Engl.
the perch.) P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda
radiis
16. *

Bloch tab. LII.

2. †. Lucioperea. der Zander, Sandbarsch, Schiel.
P. pinnis dorsalibus distinctis, secunda radiis 32. *

[Seite 290]

Bloch tab. LI.

Ein sehr schmackhafter Raubfisch des nordlichern
Europa.

3. †. Cernna. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P.
pinnis dorsalibus vnitis radiis
27. spinis 15. cauda
bifida
. *

Bloch tab. LIII. fig. 2.

41. Gasterosteus. Membr. branch.
rad.
3. corpus ad caudam vtrimque cari-
natum. Pinnae ventrales pone pectora-
les, sed supra sternum
.

1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl. the
stickleback
.) G. spinis dorsalibus tribus
. *

Bloch tab. LIII. fig. 3.

2. Volitans. G. spinis dorsalibus 13. cirris 6, pinnis
pectoralibus corpore longioribus
. *

Seba vol. III. tab. XXVIII. fig. 1.

Um Amboina. Einer der fliegenden Fische.

42. Scomber. Caput compressum; laeue.
Membr. branch. rad.
7. corpus laeue, linea
laterali postice carinatum. Pinnae spuriae
saepe versus caudam
.

1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maquerean. Engl.
the mackrel.) S. pinnulis 5. *

Bloch tab. LIV.

Im Nordischen und Atlantischen Meer etc. Wie der
folgende ein gefräßiger aber schmackhafter Raubfisch.
Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum
(§. 118.).

[Seite 291]

2. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon. Engl. the
tunny
.) S. pinnulis vtrimque
8. *

Bloch tab. LV.

In der Nordsee, dem Mitländischen Meer, Ost- und
Westindien etc. Wird über Manns-lang, und dann
wohl gegen 5 Centner schwer*).

43. Mullus. Caput compressum, decliue,
squamis tectum. Membr. branch.
rad.
3. Corpus squamis magnis facile
deciduis
.

1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe. M. cir-
ris geminis, corpore rubro
.

Gesner pag. 667.

Ein sehr schöner und vorzüglich schmackhafter Fisch
des Mitländischen Meers. Ungefähr Fuß-lang.

44. Trigla. Caput loricatum lineis sca-
bris. Membr. branch. rad.
7. Digiti liberi
ad pinnas pectorales
.

1. Hirundo. die Seeschwalbe. (Fr. la cabote. Engl.
the tub fish.) T. digitis ternis, linea laterali acu-
leata
. *

Bloch tab. LX.

2. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis. *

Gesner pag. 514.

Beides fliegende Fische.

VI. ABDOMINALES.

[Seite 292]

Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust-
floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in süßen
Wassern.

45. Cobitis. Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch. rad.
4-6. Cauda
versus pinnam minus angustata
.

1. Anableps. C cirris 2. capite depresso, oculis promi-
nulis
.

Seba vol. III. tab. XXXIV. fig. 7.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird
besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam
in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und
übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*).

2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrun-
del. (Fr. la loche.) C. cirris 6, capire inermi com-
presso
. *

Bloch tab. XXXI. fig. 3.

Ein bekannter schmackhafter kleiner Fisch, wovon es
mehrere Spielarten, mit und ohne Bartfäden tc. gibt.
Die größten finden sich in der Aar in der Schweitz.

3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlamm-
beisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche.
C cirris 8, spina super oculos. *

Bloch tab. XXXI fig. 1.

Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben.
Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand am Boden, er-
hält, so wird er bey jeder bevorstehenden Wetterver-
änderung unruhig.

[Seite 293]

46. Amia. Caput osseum, nudum, sca-
brum, suturis conspicuum. Dentes in
mandibulis palatoque acuti, conferti.
Cirri nasales
2. Membr. branch. radiis
12. corpus squamosum.

1. Calua. A. cauda macula nigra.

In Carolina.

47. Silurus. Caput nudum. Os cir-
ris filiformibus tentaculatum. Membr.
branch. rad.
414. Radius pinnarum
pectoralium aut dorsalis primus spino-
sus, retrodentatus
.

1. †. Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali
vnica scapulari mutica, cirris
6.

Bloch tab. XXXIV.

Der größte Süßwasserfisch, der wohl 3 Centner am
Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und
breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonder-
bar Ansehen hat. Er soll wohl eher selbst Menschen
und Pferde etc. aufgefressen haben.

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vniradiata,
squamis ordine simplici, cirris
6 cauda integra. *

Catesby vol. III. tab. XIX.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. S. pinna dor-
sali vnica lumbari, remota absque radiis, cirris
6.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris
, 1782. tab. XX.

Ist ebenfalls einen electrischen Schlag mitzutheilen
im Stande. Findet sich im Nil u.a. Africanischen
[Seite 294] Strömen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist doch
eßbar.

48. Teuthis. Caput antice subtrun-
catum. Membr. branch. radiis
5. Den-
tes simplici serie aequales, rigidi, ap-
proximati
.

1. Hepatus. T. spina vtrinque caudali recumbente mobili.

Seba vol. III. tab. XXXIII. fig. 3.

In beiden Indien.

49. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput
laeue depressum. Os edentulum retra-
ctile. Membr. branch. radiis
6. corpus
cataphractum
.

1. Cataphracta. L. pinna dorsi vnica, cirris duobus. *

Seba vol. III. tab. XXIX. fig. 14.

In Süd-America.

50. Salmo. Caput laeue. Dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch. rad.

410. pinna dorsalis postica adiposa;
pinnae ventrales multiradiatae
.

1. †. Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl.
the salmon.) S. rostro vltra inferiorem maxillam pro-
minente
. *

Bloch tab. XX. XCVIII.

In den nordischen Meeren und Flüssen. Hält sich des
Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See
auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Un-
terkiefer.

[Seite 295]

2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truite saumo-
née
. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus
brunneis, pinna pectorali punctis
6. *

Bloch tab. XXI.

Wird wohl 8-10 Pfund schwer.

3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.)
S. maculis rubris, maxilla inferiore sublongiore. *

Bloch tab. XXII. XXIII.

In schattigen kalten Waldbächen auf kiesichtem
Grund, wird selten über zwey Pfund schwer. Variirt
gar sehr an Farbe und Geschmack.

4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Rothfisch. S.
dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fuluo
. *

Bloch tab. CIV.

Im Alpinischen und Nordischen Europa. Zumahl
ein sehr wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen,
deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten ausmacht;
lebt fast bloß von Mücken (culex pipiens).

5. †. Eperlanus. der Stint, Alander. (Engl. the smelt.)
S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17. *

Bloch tab XXVIII. fig. 2.

Im nordlichern Europa.

6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch. S. maxilla
superiore longiore, radiis pinnae dorsi
14. *

Bloch tab. XXV.

In der Nord- und Ostsee.

Einige verwandte und wegen ihres ausnehmend
schmackhaften Fleisches berühmte Fische sind nur noch
nicht genau genug bestimmt um entscheiden zu können,
ob sie als bloße Spielarten der Schnepel oder für be-
sondre Gattungen angesehen werden müssen.

[Seite 296]

Dahin gehören z.B. die Felchen, und der Aalbock
im Thuner-See, der mir mit der berühmten*) Ferra
des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.

7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla
superiore longiore, pinna dorsi radiis
23. *

Bloch tab. XXIV.

Im mittlern Europa und Sibirien.

51. Fistularia. Caput: rostrum cy-
lindricum, apice maxillosum. Membr.
branch. radiis
7. corpus.....

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Catesby vol. II. tab. XVII. fig. 2.

In Nordamerica.

52. Esox. Caput supra planiusculum;
mandibula superiore plana breuiore, in-
feriore punctata: dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad.
712.

1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.)
Q. rostro depresso subaequali. *

Bloch tab. XXXII.

Einer der gefährlichsten Raubfische, der nicht nur
andere Fische, sondern auch allerhand Amphibien, selbst
Kröten, viele Wasservögel und Säugethiere, auch zu-
weilen gar Krebse verschlingt.

2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the
garpike
.) L. rostro vtraque maxilla subulato
. *

Bloch tab. XXXIII.

Seine Gräten sind grün, als wenn sie mit Saftfarbe
angestrichen wären.

[Seite 297]

53. Elops. Caput laeue. Dentium sca-
brities in maxillarum margine, palato.
Membr. branch. radiis
30; praeterea
exterius in medio armata dentibus
5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Auf Jamaica.

54. Argentina. Caput: dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch. radiis

8. Corpus ano caudae vicino. Pinnae
ventrales multiradiatae
.

1. Carolina. A pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. XXIV.

Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.

55. Atherina. Caput maxilla supe-
riore planiuscula. Membr. branch. radiis

6. Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Im Mitländischen Meere.

56. Mugil. Caput: Labia membrana-
cea: inferius introrsum carinatum. Den-
tes nulli. Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr. branch. rad.
7. curuis. Oper-
cula laeuia rotundata. Corpus albicans
.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quinqueradiata. *

Gesner pag. 649.

Im Mitländischen u.a. Meeren.

57. Exocoetus. Caput squamosum.
Os edentulum, maxillis vtroque latere
[Seite 298] connexis. Membr. branch. rad.
10. Cor-
pus albicans, abdomen angulatum, pinnae
pectorales maxime volatiles, radiis antice
carinatis
.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdomine vtrin-
que carinato
. *

Gesner pag. 653.

Der häufigste aller fliegenden Fische. Findet sich
meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in unsäg-
licher Menge.

58. Polynemus. Caput compressum,
vndique squamosum: rostro obtusissimo
prominente. Membr. branch. radiis
7. s. 5.
corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.

1. Quinquarius. P. digitis quinque corpore longioribus. *

Seba vol. III. tab. XXVII. fig. 2.

In Westindien.

59. Mormyrus. Caput laeue. Dentes
plures, emarginati. Apertura branchia-
rum linearis absque operculo. Membr.
branch. radio
1. corpus squamosum.

1. Cyperinoides. M. cauda bifida acuta.

Im Nil.

60. Clupea. Caput maxillarum superio-
rum mystacibus serratis. Membr. branch.
rad.
8. Branchiae interne setaceae. Ab-
dominis carina serrata. Pinnae ventrales
saepe nouemradiatae
.

[Seite 299]

1. †. Harengus. der Häring, Strömling. (Fr. l'ha-
reng
. Engl. the herring.) C. immaculata, maxilla
inferiore longiore
. *

Bloch tab. XXIX.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde,
der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zu-
mahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattun-
gen etc.) verfolgt wird, sich aber auch dagegen unglaub-
lich vermehrt. Besonders sind nun seit dem zwölften
Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst be-
stimmten, regelmäßigen Sommer-Reisen nach den Eu-
ropäischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach
Norwegen etc. einige tausend Europäer mit ihrem Fang-
beschäftigt. Wilhelm Beukelszoon von Bierfliet in Flan-
dern hat 1416 zuerst Häringe eingesalzen.

2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la
sardine
. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali ra-
diis
13. *

Bloch tab. XXIX. fig. 2.

Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber auch im
Mitländischen. Ist von vielen Naturforschern irrig für
den jungen Häring gehalten worden.

3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, Mayfisch.
(Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. lateribus nigro ma-
cularis, rostro bifido
. *

Bloch tab. XXX. fig. 1.

Vorzüglich häufig im Mitländischen Meere.

4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anschovis. (Fr.
l'anchois.) C. maxilla superiore longiore. *

Bloch tab. XXX. fig. 2.

[Seite 300]

Ein sehr beliebter kleiner Fisch. Hat meist gleiches
Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig
bey Gorgana unweit Livorno gefangen.

61. Cyprinus. Caput ore edentulo. Os
nasale bisulcum. Membr. branch. rad.
3.
Corpus laeue albens. Pinnae ventrales
saepe nouemradiatae
.

1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani radiis 7, cirris
7, pinnae dorsi radio secundo vtrinque serrato. *

Bloch tab. XVIII.

2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.)
C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio
postice serrato
. *

Bloch tab. XVI.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit verwand-
ten Gattungen, zumahl mit der Karausche, Bastarden
geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger
Mißgeburten als unter irgend einer andern bekannten
Fischgattung.

Die Spiegelkarpfen*), die sich besonders durch die
beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers
auszeichnen, sind doch nicht, bloß für eine Spielart son-
dern für eine besondre Gattung dieses Geschlechts anzu-
sehen.

3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the
thench
.) C. pinna ani radiis
25, cauda integra, cor-
pore mucoso cirris
2. *

Bloch tab. XIX.

In sacht fließenden Wassern mit leimichtem Boden;
seltner in großen Flüssen, wie im Rhein, in der Tiber etc.
[Seite 301] Auch sie gibt einen Laut mit den Kieferdeckeln von sich.
Die Goldschleihe*) die sich zumahl in Schlesien findet,
ist einer der prachtvollsten Deutschen Fische.

4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl.
the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra,
linea laterali recta
. *

Bloch tab. XI.

5. Auratus. das Schinesische Goldfischchen, der Gold-
karpe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.)
C. pinna ani gemina, caudae transuersa bifurca. *

Bloch tab. XLIII. XCIV. fig. 1–3

Job. Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. I. St.
mit illum. Fig.

Ein überaus schön gezeichnetes Thier, das in den
Flüssen von Schina und Japan zu Hause ist. Man
hält sie dort ihrer schönen Auror-Farbe und ihrer
Munterkeit wegen auf den Zimmern in Porcellan-Ge-
fäßen: und sie kommen auch recht gut in Europa fort,
wo sie zuerst 1691 nach England gebracht worden sind.

6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the
minow
.) C. pinna ani radiis
8, macula fusca ad cau-
dam, corpore pellucido
. *

Bloch tab. VIII. fig. 5.

Ein schöner und sehr schmackhafter kleiner Fisch.
Häufig in der Weser.

7. †. Orsus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C.
pinna ani radiis
13. *

Bloch tab. XCVI.

Zumahl im südlichen Deutschland. Ausnehmend
schön Orangenfarben.

[Seite 302]

8. †. Alburnus. Ukley, Weißfisch. (Fr. l'ablette. Engl.
the bleak.) C. pinna ani rad. 20. *

Bloch tab. VIII. fig. 4.

Ein sehr gemeiner Fisch, dessen Schuppen zur Ver-
fertigung der Glasperlen gebraucht werden*).

9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna ani rad.
27, pinnis fuscis. *

Bloch tab. XIII.

Wegen seiner starken Vermehrung und schmackhaften
Fleisches einer der wichtigsten Fische Deutschlands.


Achter Abschnitt.
Von den Insecten
.

[Seite 303]

§. 121.

Die letzten beiden Classen des Thierreichs, die
Insecten und Gewürme unterscheiden sich schon
dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein
rothes Blut, sondern statt dessen einen weißli-
chen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie
auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia
exsanguia
) genannt wurden.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zustan-
de, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Ein-
schnitte von einander abgesondert sind, ja bey den
mehresten fast nur wie durch einen Faden unter
sich verbunden werden. Außerdem zeichnen sie
sich aber auch durch besondre Fäden aus, die sie
in ihren vollkommnen Zustand an der Stirne
tragen, (Antennae, Fühlhörner) und die alle
Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch
noch außerdem gegliedert sind; und endlich durch
die größere Anzahl Füße, da die vollkommenen
[Seite 304] Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche
aber wohl auf anderthalb hundert etc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten wenige Eigenschaften, die ihnen
allen gemein wären. Die ganz unermeßliche
Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver-
schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende
eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse etc. er-
fordern einen äußerst mannigfaltigen Körper-
bau, in welchem sie, so wie in der ungleichen
Größe ihres Körpers ausnehmend von einander
abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers
ist weit mannigfaltiger als bey den übrigen Thie-
ren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen
Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken
besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhand-
schuhes über einander schieben lassen; und wo-
durch diese Thiere vor mancherley Unfällen ge-
sichert, und für den Mangel der Knochen, die bey
andern Thieren zur Grundlage der Muskeln u.a.
weichen Theilen dienen, entschädigt werden. Man-
che sind mit feinen Haaren besetzt, und bey den
Schmetterlingen etc. die Flügel mit kleinen Feder-
chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum
Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich
[Seite 305] überhaupt unter den Insecten, Thiere von ganz
unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge,
und also vermuthlich auch in der Art der Em-
pfindung (§. 29.), weichen die Insecten gar sehr
von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen so-
gar viele berühmte Männer verschiedne von un-
sern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und
den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen;
da man doch jenes bey vielen die einander zur
Paarungszeit durch einen besondern Laut locken,
und diesen bey noch weit mehrern die ihren ver-
steckten Fraß auswittern, unverkennbar wahr-
nimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von
zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure Halb-
kugeln, die aber meist aus vielen tausend Facet-
ten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelför-
migen Spitzen, und in beiden Fällen eigentlich
aus eben so viel besondern kleinen Linsen bestehen,
die auf der innern Seite mit einem theils bunt-
farbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch
manche ungeflügelte, wie der Hummer etc. haben
dergleichen. Die Augen der andern Art (ocelli,
[Seite 306] stemmata) sind einfach, klein, und so wohl in
Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die
erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die
letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenig-
stens reimt sich dieß damit daß die Schmetterlin-
ge in ihrem geflügelten vollkommnen Zustande
solche große componirte telescopische Augen krie-
gen, da sie vorher als Raupen nur myopische
kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie
z.B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner (§. 122.) die Linné und an-
dre berühmte Männer für Werkzeuge besonderer,
den Insecten eigener Sinne angesehen haben,
scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr
Nähme andeutet. – Werkzeuge des Gefühls,
Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten
unempfindlichen äußern Decke, und bey der Un-
beweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden.
Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren
Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu ha-
ben; und da sie großentheils im Finstern leben,
dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts
durch feines Gefühl zu ersetzen.

§. 128.

Im innern Körperbau*) weichen die Insec-
ten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

[Seite 307]

Was man z.B. das Herz der Insecten nennt,
ist ein langer Canal von ungleicher Weite der
längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht
eine einzige Ader entspringt, als von welchen
man überhaupt – bey den Raupen wenigstens –
keine Spur findet, so daß folglich auch die Ernäh-
rung bey diesen Insecten auf eine eigne, von der
Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedne
Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren
vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und mit
äußerst zahlreichen Muskeln (§. 26.), die aber
auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von
den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen,
versehen.

§. 129.

So unentbehrlich ihnen die Lust, zur Bewe-
gung der Muskeln u.a. Verrichtungen scheint, so
bemerkt man doch kein eigentliches wahres Athem-
hohlen an ihnen; auch ist die mephitische Luft,
worin animalische und vegetabilische Substanzen
faulen und die den rothblütigen Thieren tödtlich
ist, gleichsam das wahre Element der Insecten
worin sie sich trefflich wohl befinden.

§. 130.

Der Aufenthalt der Insecten ist weit unbe-
schränkter, als der von irgend einer andern Thier-
classe. Sie sind so zu sagen in allen Elementen
verbreitet: man wird zumahl im Sommer nie
leicht eine Spanne breit Erdreich untersuchen
[Seite 308] können, ohne Spuren von Insecten zu finden:
es sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme
welche anzutreffen, so daß sogar größere Insecten,
wie z.B. Käfer, Bienen etc. selbst wieder ihre
besondere Milben und Läuse haben. Eben so sind
auch wohl nur sehr wenige Gewächse (etwa der
Taxus, der Sevenbaum etc.) die gar keinen bekann-
ten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt die-
nen. Da hingegen manche wie z.B. die Eiche
von mehr als einem hundert verschiedener Gat-
tungen von Insecten bewohnt und besucht wer-
den. Kurz, diese kleinen Thiere machen gleich-
sam eine unsichtbare Welt für sich aus, die zwi-
schen die ganze übrige organisirte Schöpfung ein-
geschoben ist.

So allgemein aber die Insecten, im Ganzen
genommen, über die ganze Erde verbreitet sind,
so streng ist doch dagegen einer jeden einzelnen
Gattung ihr besonderer eingeschränkter Aufent-
halt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und
deren einzelnen Theilen angewiesen: so wie auch
manche sich sogar nur in einer gewissen Jahrszeit
oder Tageszeit am gleichen Orte aufhalten etc.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaftli-
cher Verbindung, und leisten sich in ihren Ge-
schäften wechselseitige Hülfe. Die allermeisten
gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen
nach, und manche, die wie die Spinnen in zahl-
[Seite 309] reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen
sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so,
daß viele außer der Begattungszeit kein anderes
Geschöpf ihrer Art nachher wieder zu sehen
kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen etc. die sich so viele Insecten zu verferti-
gen wissen, ist schon oben bey Anlaß der Kunst-
triebe (§. 35.) Erwähnung geschehn. Es sind
wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens
Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Lebens
Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen
sollten, indem sie entweder wie die Kleidermot-
ten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollkomme-
nen Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum
Aufenthalt und zum Schutze verfertigen; oder
sich, um die Verwandlung und den langen To-
desschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein-
spinnen etc., oder die sich wie die Ameisenlöwen
Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren
Raub verfertigen; oder die wie manche Was-
serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre
Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei-
ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher
Verbindung leben, bauen sich mit vereinten
Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst
regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst, ge-
meinschaftliche Wohnungen u.s.w.

§. 133.

[Seite 310]

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht
man offenbar daß sie nicht bloß essen sollen um
satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu ver-
zehren, um selbst wieder andre lebendige Insec-
ten aufzureiben etc., um Unkraut zu vertilgen
u.s.w. – eine große Bestimmung, zu deren
Erfüllung diesen kleinen Thierchen, theils ihre
fast unglaublich starke Vermehrung, theils ihr
unersättlicher Appetit zu statten kommt. Man
weiß, daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri-
plum ihres eignen Gewichts verzehren kann.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind
einige Insecten, wie z.B. die Spannraupen
durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch
daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben,
worauf sie leben, und folglich weniger darauf ab-
stechen, nicht so leicht bemerkt werden können;
andere durch den Gestank, den sie im Nothfall
verbreiten können; andere durch die Macht des
gesellschaftlichen Lebens; noch andre durch ihre
bewundernswürdige Stärke etc. gesichert. Und
manche sind gar mit Waffen, z.B. mit Hör-
nern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und
Gift versehen.

§. 135.

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbarkei-
[Seite 311] ten. So z.B. daß oft in einer und eben dersel-
ben Gattung die beiden Geschlechter einander so
äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher
für ganz verschiedene Thierarten, als für zusam-
wen gehörige Gatten halten sollte: oder daß un-
ter den Bienen und andern ihnen verwandten
Insecten immer die größte Anzahl gänzlich ge-
schlechtlos ist; das heißt daß sie gezeugt und
gebohren werden, ohne doch selbst je die Bestim-
mung, oder die Fähigkeit zur Empfängniß oder
zur Zeugung zu haben.

§. 136.

Auch die Begattung hat bey verschiednen
Insecten sehr viel eignes. Die mehresten leben
in sofern in einer gezwungenen Monogamie, weil
sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges
Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der
Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge
der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben
durch verzögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan-
zungsgeschäfte der Insecten, gehört auch daß bey
vielen, wie z.B. beym Cochenille-Wurm, beym
Sandfloh etc. das trächtige Weibchen zu einer
ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man
z.B. rechnet daß bey der weißen Ameise die zum
Gebähren reife Mutter auf 2000 Mahl dicker
und größer ist als sie vor der Befruchtung war.

§. 138.

[Seite 312]

Die mehresten Insecten legen Eyer, die von
den Müttern nach einem bewundernswürdigen
Instinct immer aufs genauste an die bestimmten
der künftigen jungen Brut angemessensten Orte
gelegt werden. Manche legen z.B. ihre Eyer
bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer
Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in
andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht
zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt
der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mück-
chen aus.

Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über-
aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und
Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die
freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß
überzogen, damit sie weder vom Regen abge-
spült noch durch andern Zufall leicht zerstört
werden können. Einige wenige Insecten gebä-
ren lebendige Junge und manche, wie die Blatt-
läuse pflanzen sich auf beiderley Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in
den andern (§. 95. 116.), bey weitem nicht so
auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die
wenigsten Insecten behalten nähmlich die gleiche
Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen
[Seite 313] sind, ihr ganzes, übriges Leben hindurch, son-
dern sie verwandeln sich größtentheils zu wieder-
höhlten Mahlen in bestimmten Epochen ihres
Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte
oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich
ihr ganzer innrer Körperbau (gegen die gemeine
Meinung) auf eine Weise umgeschaffen wird*),
die sich schwerlich mit den vermeinten präexisti-
renden Keimen (§. 7. u. f.) zusammen reimen
läßt.

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten die sich
einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem
Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kom-
men sie äußerst klein ans Licht, so daß z.B. eine
erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer
wiegt als da sie eben aus dem Ey gekrochen war.
Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller,
so daß z.B. die Maden der blauen Schmeiß-
fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon
155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem
Eye kamen.

Theils haben diese Larven Füße wie die Rau-
pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die
Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch
sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch
gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wach-
sen, und häuten sich mit unter einige Mahl.

§. 141.

[Seite 314]

In der Gestalt, worein die Larve umgebildet
wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich
während dieses Zustandes herum bewegen, auch
Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hin-
gegen verschließen sich als Puppe, (chrysalis,
aurelia) und bringen diesen Theil ihres Lebens
in einem betäubenden Todtesschlaf, ohne Nah-
rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu be-
wegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf so
ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergra-
ben scheint, geht mit ihm selbst die große Ver-
änderung vor, daß es aus seinem Larvenstand
zum vollkommnen Insect (Insectum declara-
tum
) umgebildet wird, und nach bestimmter Zeit
aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche
Insecten absolviren die letzte Rolle ihres Lebens
in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen,
wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl
einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr,
sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmun-
gen eines organisirten Körpers hatten sie schon
als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die
dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflan-
zen, und dann der Nachkommenschaft Platz ma-
chen, und sterben.

§. 143.

[Seite 315]

Die unmittelbare Brauchbarkeit der Insec-
ten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der An-
theil, den diese kleinen unbemerkten Thiere an der
großen Haushaltung der Natur haben, desto man-
nigfaltiger und ganz unermeßlich. Die Insecten
sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils
im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufge-
wachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wu-
cher vorbeugen müssen. Einen andern ebenfalls
äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten
die sich von Aas nähren, im Miste leben u.s. w.
und die dadurch, daß sie diese widrigen animali-
schen Substanzen aufzehren, zerstreuen und durch-
wirken, von der einen Seite der Infection der
Luft vorbeugen, und von der andern die allge-
meine Düngung des Erdreichs befördern. Aus
jener Rücksicht werden z.B. die Schmeißfliegen
in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. An-
derseits helfen auch unzählige Insecten zur Fort-
pflanzung und Befruchtung der Gewächse, indem
sie den Blumenstaub vom einen zum andern über-
tragen*). Manche Thiere dieser Classe, wie
die Krebse, die großen orientalischen Heuschre-
cken etc. sind eßbar. So auch der Honig der
Bienen. Die Seide nutzt zur Kleidung und
mancherley anderm Gebrauch. Verschiedne In-
[Seite 316] secten geben vortreffliche Farben, wie die Coche-
nille den Scharlach, der Kermes das Carmoisin.
Die Galläpfel werden zur Dinte, und Wachs
zu Lichtern und tausenderley andern Absichten be-
nutzt. So das Lack, ein Product gewisser oft-
indischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegel-
lack u.s.w. verbraucht wird. Für die Arzney sind
vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel
und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind
auch die Maykäfer, und so genannten Maywür-
mer, vom neuen als Hülfsmittel gegen den tollen
Hundsbiß berüchtigt worden.

§. 144.

Nutze und Schade der verschiednen Thierclas-
sen stehen meist in Verhältniß mit einander: und
so ist auch hier der Nachtheil, den die Insecten
anrichten, im Ganzen genommen, beträchtlicher
als bey andern Thieren. Sehr viele Insecten
sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, ver-
ursachen Mißwachs, und verheeren, wie die
Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo
sie auffallen. Manche sind besonders dem Ge-
treide nachtheilig; andere, wie so viele Raupen,
Erdflöhe, Engerlinge etc. den Gartengewächsen;
andre Raupen, und Käferlarven etc. den Obst-
bäumen; die Schildläuse besonders der Oran-
gerie: die Larven einiger Dermestes-Gattun-
gen, und die Holzraupen den Holzungen: die
Ameisen den Wiesen. die Kackerlacken, die
[Seite 317] weißen Ameisen etc. dem Hausgeräthe: die Klei-
dermotten der Wolle, dem Pelzwerk u.s.w. Die
Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern und
Naturaliensammlungen. Endlich werden auch
einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem
Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen,
Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar ver-
schiednen nutzbaren Insectes, den Bienen, Sei-
denwürmern etc. auf eine sehr unmittelbare Weise
lästig; und andre, wie die Skorpione etc. durch
ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge ich
in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné.
Es versteht sich, daß die Charactere alle Mahl
vom vollkommnen Insect nach überstandner Ver-
wandlung etc. hergenommen sind.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit
hornartigem Körper. Die Flügel falten sich
in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey
hornartigen Decken oder Scheiden belegt,
die sich in der Mitte in gerader Linie an
einander schließen.

II. Hemiptera. Theils mit einem hornichten
spitzen Rüssel, der vorn an der Brust hin-
ab liegt: theils mit vier meist kreuzweis
zusammen gelegten zur Hälfte harten, Per-
gamentähnlichen Flügeln etc.

[Seite 318]

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaarten Körper, und vier aus-
gespannten Flügeln, die mit bunten Schup-
pen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen
netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen
geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe-
deckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In-
secten.

* * *

Zur N. G. der Insecten.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de
    bloedeloose Dierkens
    . Utr
    . 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. lb. 1737. fol.
  5. Mar. Side Merian metamorphosis insectorum Surina-
    mensium
    . Amst
    . 1705 fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselende gekorvene
    Diertjes
    . Amst
    . 1740. fol.
  7. Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4.
  8. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand Insec-
    ten in Deutschland. Berl. 1720–38. XIII. Th. 4.
  9. Aug. Joh. Rösel monathliche Insecten-Belustigungen.
    Nürnb. 1746–61. IV B. 4.
  10. Chr. Fr. C. Kleemann Beyträge dazu. Ebendas. seit
    1761. 4.
  11. v. Linné fundamenta entomologiae. Vps. 1767. 4. it.
    im
    VII. B. von Linne's amoenitatib. academic.
  12. Ej. entomologia speciebus nuper detectis locupletata, curante
    C. de Villers. Lugd. 1789. IV. vol. 8.
  13. J. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  14. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur
    1776. 4.
  15. Jac. Chr. Schaeffer elementa entomologica. Ra-
    tisb
    . 1766. 4.
  16. Ej. icones insectorum Ratisponensium. ib. 1767. 4.
  17. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob.
    1763. 8.
  18. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Hamb.
    1778. 8.
  19. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  20. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  21. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  22. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734–42.
    VI. vol. 4.
  23. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752–77.
    VI. vol. 4.
  24. Ej. genera et sptcies insectorum. extraxit A. I. Ret-
    zius
    , Lips. 1783. 8.
  25. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris.
    Par
    . 1762. II. vol. 4.
  26. Jo. Bapt. Schluga primae lineae cognitionis insecto-
    rum
    . Vienn
    . 1767. 8.
* * *
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand)
    avec des remarques de
    P. Lyonet. à la Haye.
    1742. II. vol. 8.

I. COLEOPTERA (s. Vaginipennia).

[Seite 320]

Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nah-
men auch dem ersten Geschlechte insbesondere
beylegt. Die Larve, welche alle Mahl aus ei-
nem Ey entspringt, hat Freßzangen, und bey den
mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der
Brust sitzen: bey einigen wie unter den Holzbö-
cken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie ver-
puppt sich mehrentheils unter der Erde in einer
ausgehöhlten lehmigen Scholle: oder aber, wie
bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das
vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der
Puppe: seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit
an der Luft: es hat so wie die Larve Kinnladen
am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flü-
geldecken (Elytra) versehen.

1. Scarabaeus. Kafer. (Fr. hanneton.
Engl. beetle.) Antennae clauatae capitulo
fissili. Tibiae anticae saepius dentatae
.

1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu incuruo ma-
ximo: subtus barbato vnidentato, capitis recuruato:
supra multidentato
. *

Rösel vol. IV. tab. V. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen dick,
und beynahe eine viertel Elle lang. Der Käfer variirt
in der Farbe, schmutzig-grün etc.

[Seite 321]

2. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus thorace bicorni,
capitis cornu vnidentato, apice bifido
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. †. Lunaris. S. exscutellatus, thorace bicorni: inter-
medio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo
emarginato
. *

Frisch P. IV. tab. VII.

Hat die Größe vom gemeinen Mistkäfer: ist ganz
schwarz, glänzend, und überaus artig gebildet; zumahl
das Männchen dessen Brustschild sehr regelmäßig aus-
geschweift ist. Er lebt auf Wiesen und Viehweiden,
vorzüglich im Kuhmist: aus dem er, wie andre ver-
wandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt; die er
einzeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln be-
festigt, und in jede ein einziges Ey legt.

4. †. Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scutellatus,
thorace prominentia triplici, capitis cornu incuruato,
antennis heptaphyllis
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. VII. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer: findet sich vorzüglich
in Gerberlohe von Eichenrinde, und in hohlen Bäu-
men: fliegt sehr selten.

5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexdentato, tho-
race inermi crenulato, tibiis posticis ciliatis, vertice
subbidentato
. *

Sulzers Gesch. tab. I. fig. 3.

Nicht ganz so groß als der Nashornkäfer, legt auch
seine Eyer in Kugeln von Mist. Ist im südlichen Eu-
ropa, und selbst in Tyrol, auch in der Krimm, vor-
[Seite 322] züglich aber häufig in Aegypten zu Hause, wo er von
den alten Aegyptiern verehrt, und auf ihren Kunstwer-
ken vorgestellt worden. Besonders hat man ihn auf die
Hinterseite der Aegyptischen und Hetrurischen geschnit-
tenen Steine ausgeschnitzt, die deshalb Käferrücken oder
Scarabäen genannt werden.

6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace inermi capite
tuberculato, elytris rubris, corpore nigro
. *

Frisch P. IV. tab. XIX. fig. 3.

Im Kuhmist.

7. †. Stercorarius. der Roßkäfer, Scharneweber,
Schnurrkäfer, Schaffink. (Engl. the dung-beetle.)
S. scutellatus muticus ater glaber, elytris sulcatis:
capite rhombeo: vertice prominulo antennis rubris
. *

Frisch P. IV. tab. VI. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahr-
wegen. Wenn er an heitern Sommerabenden herum
fliegt, so ist auch für den folgenden Tag noch gut Wet-
ter zu erwarten.

8. †. Vernalis. der Mistkäfer. S. scutellatus muticus,
elytris glabris laeuissimis, capitis clypeo rhombeo,
vertice prominulo, antennis nigris
. *

Sulzer Gesch. tab. I. fig. 6.

Vorzüglich im Schafmist. Manche Spielarten schil-
lern schön violet, grün etc.

9. †. Horticola. der Gartenkäfer. S. scutellatus mu-
ticus, capite thoraceque caeruleo subpiloso, elytris gri-
seis, pedibus nigris
. *

Frisch P IV. tab. XIV.

Zumahl an den Obstbäumen etc.

[Seite 323]

10. †. Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer. S. scu-
tellatus muticus testaceus, thorace villoso, cauda in-
flexa, incisuris abdominis albis
. *

Rösel vol. II Erdkäf. I. tab. I.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang
als Engerling unter der Erde lebt, sich von Getreide-
wurzeln etc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs
verursacht hat*). Im sechsten Jahr kommt es endlich
als Maykäfer zum Vorschein, und schadet in dieser
Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. †. Solstitialis. der Brachkäfer, Juniuskäfer, Jo-
hanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, tho-
race villoso, elytris luteo pallidis pellucidis: lineis tri-
bus albis parallelis
. *

Frisch P. IX. tab. XV. fig. 3.

Hat wie der vorige seinen Nahmen von der Zeit wann
er sich zuerst als Käfer sehen läßt. Aehnelt ihm auch
in der Bildung, ist aber nur halb so groß.

12. †. Auratus. der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutel-
latus muticus auratus, segmento abdominis primo
lateribus vnidentato, clypeo planiusculo
. *

Frisch P. XII. tab. III. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisen-
haufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer
selbst aber in Gärten etc. Man hat Beispiele daß er sich
[Seite 324] über 8 Jahr lebendig erhalten und mit angefeuchteten
Brodrinden füttern lassen.

2. Lucanus. Antennae clauatae: claua
compressa latere latiore pectinato-fissili.
Maxillae porrectae, exsertae, dentatae
.

1. †. Cervus. der Hornschröter, Weinschröter, Feuer-
schröter, fliegende Hirsch, Neuntödter, Börner,
Donnerguge. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag flie.)
L. scutellus: maxillis exsertis apice bifurcatis latere
vnidentatis
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. V.

Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect, lebt
vorzüglich in Eichenwäldern, variirt in der Größe und
Farbe. Nur das Männchen hat die überaus artigen,
kleinen Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clauatae:
capitulo persoliato: articulis tribus cras-
sioribus. Thorax conuexus, vix margina-
tus. Caput sub thorace inflexum latens.

1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger, elytris au-
tice cinereis, punctis nigris
. *

Frisch P. V. tab. IX.

Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen Thei-
len todter Thiere.

2.†. Pellio. D. niger coleoptris punctis albis binis. *

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften Thie-
ren u.s.w.

3. †. Typographus. der Borkenkäfer, Fichtenkrebs, Holz-
wurm. D. testaceus pilosus, elytris striatis retusis prae-
morsodentatis
. *

[Seite 325]

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Naturforsch.
Freunde. IV. B. tab. IV.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem Harz
und in mehrern Gegenden Deutschlands so furchtbar
gewordne Thier; das im Splint der Fichten (Pinus
abies
) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl
in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven
gezählt hat. Bey der dadurch verursachten Wurm-
trockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab,
seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und
taugt dann kaum recht zum Verkohlen geschweige als
Bau- oder Brennholz.

4. †. Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze fliegende
Wurm. D. niger subuillosus, elytris piceis integris,
plantis rufis
. *

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

4. Ptinus. Kümmelkäfer. (Fr. pannache,
vrillette.) Antennae filiformes: articulis
vltimis maioribus. Thorax subrotundus,
immarginatus, caput excipiens
.

1. †. Pertinax. P. fuscus vnicolor. *

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man
ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und
lange durch keinen Reiß von der Stelle zu treiben ist.

2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadri-
dentato, elytris fasciis duabus albis
. *

Sulzers Gesch. tab. II. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturaliensamm-
lungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und Pelzwerk.

[Seite 326]

5. Hister. Antennae capitatae capitu-
lo solidiusculo; infimo articulo com-
presso, decuruato. Caput intra corpus
retractile. Os forcipatum. Elytra cor-
pore breuiora. Tibiae anticae den-
tatae
.

1. †. Vnicolor. H totus ater, elytris substriatis. *

Sulzers Kennzeichen tab. II. fig. 8. 9.

In sandigen Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinus. Antennae clauatae, rigi-
dae, capite breuiores, oculi
4, duobus
supra, duobus infra
.

1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. substriatus. *

Sulzers Gesch. tab. II fig. 10.

Schwimmt mit einer außerordentlichen Schnelligkeit
auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er
eine Luftblase am Hintern: gibt einen widrigen Ge-
ruch von sich.

7. Byrrhus. Antennae clauatae sub-
solidae, subcompressae
.

1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris subnebulosis
puncto albo
. *

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

8. Silpha. Antennae extrorsum cras-
siores. Elytra marginata. Caput pro-
minens. Thorax planiusculus, margi-
natus
.

[Seite 327]

1. †. Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fossoyeur.)
S. oblonga atra clypeo orbiculato inaequali, elytris
fascia duplici aurantia
. *

Frisch P. XII. tab. III. fig. 2.

Etwas kleiner als ein Maykäfer. Sie haben ihren
Nahmen von dem besondern Triebe, die Aeser von
kleinen Thieren, Maulwürfen, Mäusen, Fröschen,
Kröten, Schlangen etc. die sie von weitem auswittern,
mit vereinten Kräften unter die Erde zu vergraben,
und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer sechse sind
wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier
Stunden, Fuß-tief in fetten Boden einzuscharren.
Sie geben einen starken bisamähnlichen Geruch von
sich.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo
plano reconditum
.

1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro. *

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. VI.

Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und Puppe
sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt
mit Spitzen versehen.

2. †. Murraea. C. nigra, clypeo-rubro, elytris sangui-
neis, punctis nigris sparsis
. *

Von der Größe des vorigen, besonders häufig am
Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Got-
teskuh, Marienkuh, Sommerkind, Got-
teslämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de
[Seite 328] la vierge
. Engl. Lady-cow, Lady-bird.)
Antennae subclauatae, truncatae. Pal-
pi claua semicordara. Corpus hemisphae-
ricum, thorace elytrisque marginatis, ab-
domine plano
.

1. †. Bipunctata. C. coleoptris rubris, punctis nigris
duobus
. *

Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 4.

2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis rubris
duobus, abdomine sanguineo
. *

Frisch P. IX. tab. XVI. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus
.

1. †. Gottingensis. C. ouata atra pedibus violaceis. *

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. V.

Häufig an der Schafgarbe.

2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca. *

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten
Theil so groß als ein Floh.

3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis tribus,
coleoptrisque quinque violaceis, abdomine violaceo
. *

Eine der schönsten Chrysomelen, auf deren Brust-
schild und Flügeldecken die violetten Streifen mit an-
dern von rothen und grünen Golde abwechseln.

4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus posticis
crassissimis) virescenti-caerulea
. *

Ein schädliches kleines Thier, das so wie mehrere
verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erdflöhe
oder Erdfliegen bekannt ist.

[Seite 329]

5. †. Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris rubra
Geoffr.) C. oblonga rubra, thorace cylindrico
vtrinque impresso
. *

Sulzers Gesch. tab. III. fig. 14.

In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve bedeckt sich
mit ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer
worein sie sich verwandelt gibt wenn man ihn anfaßt,
mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen
Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu-
siformes, basi approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.

1. †. Atra. H. corpore toto atro. *

Lebt unter der Erde von Graswurzeln, variirt in
der Größe.

13. Bruchus. Antennae filiformes, sen-
sim crassiores
.

1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis,
podice albo maculis binis nigris
. *

Zumahl in Nordamerica sehr häufig, wo er den
Hülsenfrüchten großen Schaden thut.

14. Curculio. Rüsselkäfer. (Fr. charan-
son
.) Antennae subclauatae, rostro in-
sidentes. Rostrum corneum prominens
.

Die Rüsselkäfer haben meist einen kurzen rundlichen
aber überaus hart gepanzerten Körper: und einen fe-
sten mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschied-
ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen
besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäu-
[Seite 330] men, die übrigen aber den Feldfruchten und Gartenge-
wächsen Schaden thun. Die Larven nennt man Pfeifer.

1. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiroster ater,
thorace ouato planiusculo, elytris abbreuiatis stria-
tis
. *

Sulzers Kennz. tab. III. fig. 20.

In beiden Indien. Hat fast die Größe des Horn-
schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke;
wird aber selbst von den Indianern gegessen.

2. †. Frumentarius. der schwarze Kornwurm, Reiter,
Wippel. C. longiroster sanguineus. *

Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das
Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Da-
bey ist er so dauerhaft daß er die Hitze des siedenden
Wassers aushalten kann.

3. †. Granarius. C longirostet piceus oblongus tho-
race punctato longitudine elytrorum
. *

Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.

4. †. Paraplecticus. C. longiroster cylindricus subcine-
reus, elytris mucronatis
. *

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß er den
Pferden Lähmung verursache, ist ungegründet, und
trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das
darauf wohnende unschuldige Thier.

5. †. Bacchus. der Rebensticher. C. longiroster aureus,
rostro plantisque nigris
. *

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 4.

6. Anchoraco. C. longiroster, femoribus dentatis, ely-
tris flauo striatis, thorace elongato
.

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 6.

[Seite 331]

Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes so
lang als der ganze Hinterleib: dadurch das Thier ein
sonderbares Ansehen bekommt.

7. †. Nucum. C. longiroster, femoribus dentatis, cor-
pore griseo longitudine rostri
. *

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. LXVII.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breuiroster niger,
elytris dentatis, sulcatis punctis excauatis, auro ver-
sicolore distinctis, abdomine aeneo viridi
. *

Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Natur. Das
gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die rei-
henweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut
in hellen Lichte zumahl unterm Vergrißerungsglase ei-
ne unbeschreibliche Wirkung. Das schöne Thier ist in
Brasilien zu Hause, und kommt in der Größe etwa
dem Maykäfer bey.

15. Attelabus. Caput postice atte-
nuatum inclinatum. Antennae apicem
versus crassiores
.

1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris. *

Sulzers Kennz. tab. IV. fig. 25.

Lebt nebst mehreren Gattungen seines Geschlechts
auf Haselstauden.

2. †. Apiarius. der Immenwolf. A. caerulescens, ely-
tris rubris, fasciis tribus nigris
. *

Sulzers Gesch. tab. IV. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in man-
chen Jahren dm Stöcken großen Schaden.

[Seite 332]

16. Cerambyx. Holzbock. (capricornus)
Antennae attenuatae. Thorax spinosus
aut gibbus. Elytra linearia
. *

Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühlhör-
ner, einen ungemein harten Brustschild und Flügel-
decken, und ein überaus zähes Leben, so daß man
angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig
gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben
mittelst des Bruckschilds, den sie an die Flügeldecken
reiben, einen knarrenden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris
basi vnidentatis apiceque bidentatis, antennis longis
. *

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. I. fig. 2.

So wie die folgende Gattung in Südamerica.

2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato, maxil-
lis porrectis coniformibus vtrinque spinosis, antennis
breuibus
. *

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schon ge-
zeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Hornschröter.
Seine Larve wird von den Wilden gegessen.

3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus
nitentibus, femoribus muticis, antennis mediocribus
. *

Frisch P. XIII. tab. XI.

Von Farbe und Wuchs fast wie eine große Spani-
sche Fliege: gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.

4. †. Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4. luteis,
elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis
. *

Frisch P. XIII. tab. XII.

Nicht so groß als der vorige. Die Fühlhörner sind
wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.

[Seite 333]

17. Leptura. Antennae setaceae. Ely-
tra apicem versus attenuata. Thorax
teretiusculus
.

1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris, femori-
bus posticis dentatis
. *

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. Anten-
nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda
simplex
.

1. †. Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugineis imma-
culatis, antennis breuioribus
. *

19. Lampyris. Johanniswürmchen.
(cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl.
glow-worm.) Antennae filiformes.
Elytra flexilia. Thorax planus, semior-
biculatus, caput subtus occultans cin-
gensque. Abdominis latera plicato-pa-
pillosa
.

Die nachstehenden Gattungen werden vorzüglich durch
den blaulichen Schein merkwürdig, den sie in warmen
Sommerabenden eine kurze Zeit hindurch von sich geben.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey
lichte Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten
Weibchen ähneln eher den Larven dieses Geschlechts
und leuchten weit stärker als die Männchen, besonders
um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den
Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige
Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat, (die
[Seite 334] selbst auch im Finstern leuchten) verliert sich der Schein
bey beiden Geschlechtern.

1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo. *

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc. Ein
paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um
dabey im Finstern lesen zu können; und die Spanischen
Frauenzimmer stecken sie als Putz auf ihren Abendpro-
menaden in die Haare*).

20. Cantharis. Antennae setaceae.
Thorax marginatus capite breuior. Ely-
tra flexilia. Abdominis latera plicato-
papillosa
.

1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro macula nigra,
elytris fuscis
. *

Frisch P XII. III Pl. tab. VI. fig. 5.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der
Erde auf, und kommt dann zuweilen wenns geschneyt
hat zu tausenden hervor gekrochen, da ihre plötzliche Er-
scheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand Sagen
Anlaß gegeben.

2. †. Naualis. C. thorace teretiusculo, corpore luteo,
elytris margine apiceque nigris
. *

Frisch P. XIII. tab. 20.

Ein schädliches Thier, dessen Larve das Eichenholz
durchbohrt und für die Schiffe gefährlich wird.

21. Elater. Springkäfer Schmid. (Fr.
taupin.) Antennae setaceae. Thorax
retrorsum angulatus. Mucro pectoris e
foramine abdominis resiliens
.

[Seite 335]

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertigkeit
merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem
Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen,
und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich
hilft ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust
befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt,
aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus
schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf bei-
den Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den
Flügeldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis lateribus macu-
la flaua glabra
. *

Häufigst im mittlern America; wohl zwey Zoll lang.
Die beiden gelben runden Flecken gegen die Seitenspi-
tzen des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und
die Wilden bedienten sich vor Ankunft der Spanier kei-
ner andern Leuchten als der Cucuyos und einiger ande-
rer Insecten.

2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris pedibus corpore-
que nigris
. *

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandlaufer. Antennae
setaceae. Maxillae prominentes denticu-
latae. Oculi prominuli. Thorax rotun-
dato-marginatus
.

Kleine aber muthige Thiere, die fast bloß von andern
Insecten leben. Als Larven scharren sie sich in Sand,
fast wie der Ameisenlöwe, um ihrer Beute aufzulauern,
und als Käfer wissen sie ihr mit ausnehmender Schnel-
ligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.

[Seite 336]

1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque
apicum albis
. *

23. Buprestis. Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis. Caput
dimidium intra thoracem retractum
.

Großentheils prächtige Thiere von den unnachahm-
lichsten Goldfarben.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, tho-
race marginato laeui, corpore inaurato
. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 38.

In beiden Indien. Wird wohl Fingers lang.

2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longitudinaliter
sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace
punctato
. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 39.

24. Dytiscus. Wasserkäfer, Fischkäfer.
(Hydrocantharus). Antennae setaceae
aut clauato-perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii submutici
.

1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore laeui,
sterno carinato, postice spinoso
. *

Frisch P. II. tab. VI. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Ist in den Europäischen
Gewässern gemein. Wenn der Käfer seine Eyer legen
will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die
er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den
eingeschloßnen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser
schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im
Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.

[Seite 337]

2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis dimidiatis
decem villosis
. *

Frisch P. II. tab. VII. fig. 4.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattungen die-
ses Geschlechts,) den Fischreichen gefährlich.

25. Carabus. Laufkäfer. Antennae seta-
ceae. Thorax obcordatus apice trunca-
tus marginatus. Elytra marginata
.

Raubthiere in ihrer Art. Geben, wenn man sie an-
faßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten
können fliegen; laufen aber desto schneller.

1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punctis
intricatis subrugosis
. *

Sulzers Kennz. tab. VI. fig. 44.

2. †. Auratus der Goldhahn. C. apterus, elytris por-
catis: striis sulcisque laeuibus inauratis
. *

Häufig auf Feldern, Wiesen etc.

3. †. Sycophanta. C. aureo nitens, thorace caeruleo,
elytris aureo viridibus striatis, abdomini subatro
. *

Sulzers Gesch. tab. VII. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

4. †. Crepitans. der Bombardirkäfer. C. thorace capite
pedibusque ferrugineis, elytris viridi nigricantibus
. *

Schwedische Abhandl. 1750. tab. VII. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vori-
gen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von
D. Rolander bemerkte ganz eigne Art berühmt geworden,
womit er sich gegen jenen u.a. seiner Feinde zu verthei-
digen sucht; da er ihnen mit einem auffallend star-
ken Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt etc.

[Seite 338]

26. Tenebrio. Antennae moniliformes
articulo vltimo subrotundo. Thorax pla-
noconuexus, marginatus. Caput exser-
rum. Elytra rigidiuscula
.

1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femoribus anticis
crassioribus
. *

Frisch P. III. tab. I.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich da-
her häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehl-
würmer, und geben das bekannte Nachtigallenfut-
ter ab.

2. †. Mortisagus. der Todtenkäfer. T. apterus thorace
aequali, coleoptris laeuibus mucronatis
. *

Frisch. P. XIII. tab. XXV.

Lebt in modrigen Orten, hat einen widrigen Geruch-
und ist vom Aberglauben ehedem für ominös gehalten
worden.

27. Meloë. Antennae moniliformes ar-
ticulo ultimo ovato. Thorax subrotun-
dus. Elytra mollia flexilia, caput infle-
xum, gibbum
.

1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabé
onctueux
. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore
violaceo
. *

Frisch P. VI. tab. VI. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey jeder Berüh-
rung einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die
Füße eingelenkt sind, fließen läßt.

2. †. Vesicatorius. die spanische Fliege. (Cantharis offic.)
M. alatus viridissimus nitens, antennis nigris. *

[Seite 339]

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Blasen-
ziehen gebraucht wird.

28. Mordella. Antennae filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo in
territo. Palpi compresso clauati, oblique
truncati. Elytra deorsum curva apicem
versus. Ante femora lamina lata ad basin
abdominis
.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht begreift nur
wenige Gattungen, die sich noch dazu sehr wenig zu ver-
mehren scheinen.

1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato. *

Sulzers Kennz. tab. VII. fig. 46.

29. Staphylinus. Antennae monili-
formes. Elytra dimidiata. Alae tectae.
Cauda simplex exferens duas vesiculas
oblongas
.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwür-
dig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hin-
terleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.

1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis,
maxillis longitudine capitis
. *

30. Forficula. Antennae setaceae. Ely-
tra dimidiata. Alae tectae. Cauda forci-
pata
.

1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler.
(Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris
apice albis
. *

Frisch P. VIII. tab. XV. fig. 1. 2.

[Seite 340]

Das bekannte Thier, von dem die ungegründete Sage
erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren
kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie
jedes andre Insect, verirren kann. Aber den Gärten
sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen
an Orangerie, Nelkenknospen etc. zerfressen.


II. HEMIPTERA.

Bey den Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen
mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit ei-
nem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel
versehen, weßhalb diese auch von einigen Natur-
forschern Proboscidea genannt werden. Anzahl
und Bildung und Richtung der Flügel ist ver-
schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen
gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei-
ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey
Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen
gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist
nicht sehr auffallend: sondern die Larven ähneln
dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die
erst nach und nach völlig ausgebildet werden.

31. Blatta. Die Schabe. Caput infle-
xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque
[Seite 341] planae, subcoriaceae. Thorax planiuscu-
lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur-
sorii. Cornicula duo supra caudam
.

1. †. Orientalis. der Kakerlake, Tarokan. B. ferru-
gineo-fusca elytris abbreviatis fulco oblongo im-
presso
. *

Frisch P. V. tab. III.

In Ost- und Westindien. Und nun auch in einem
großen Theil von Europa. So wie andere Schaben,
ein lichtscheues aber verwüstendes Thier, das Brod, Le-
der, Hausgeräthe verzehrt, sich zumahl gern in Becker-
häusern einnistelt, und bis jetzt durch keines der vorge-
schlagenen Mittel auszurotten ist.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4.
pustulato; dextro ad marginem internum semipellu-
cido,
3 pustulato. *

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. I. fig. 5.

In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden Ungleich-
heit zwischen beiden Flügeldecken merkwürdig.

3. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro-maculatis. *

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillosum,
palpis instructum. Antennae setaceae.
Alae
4 membranaceae, convolutae, infe-
riores plicatae. Pedes antici compressi,
subtus serrato denticulati, armati ungue
solitario et digito setaceo laterali articu-
lato: postici
4. laeves, gressorii. Thorax
linearis elongatus angustatus.

[Seite 342]

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, sonder-
baren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Betragen etc. hat
was eignes gleichsam Feyerliches, das wohl zu der aber-
gläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der meh-
rere Gattungen dieses Geschlechts zumahl im Orient an-
gesehen werden.

1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, elytris breuis-
simis, pedibus spinosis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XIX. fig. 9. 10.

Auf Amboina. Spannen lang, und doch kaum so
dick als eine Gänse Spuhle, wird von den Indianern
gegessen, hingegen den Kühen für tödlich gehalten.
Eine wenigstens sehr verwandte Gattung ist in Brasilien
zu Hause, und soll, wenn sie zufälliger Weise gedrückt
oder getreten wird, sich mit einem Biß wehren der
ein ganz eignes Zittern durch den ganzen Körper (eine
Art von Tetanus) verursache.

2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femoribus anticis
spina terminatis, reliquis lobo.
*

Rösel vol. II. Heuschr. tab. VII. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea etc.

3. †. Religiosa die Gottesanbeterinn, das wandelnde
Blatt, der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace
laeui subcarinato elytrisque viridibus immaculatis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. I. II.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält
die vordern beiden in die Höhe, um Mücken damit zu
fangen. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine
Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte
ähneln. Es kann wohl zehn Jahre alt werden.

[Seite 343]

33. Gryllus. Heuschrecke. (Fr. sauterelle.
Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma-
xillosum, palpis instructum. Antennae
setaceae s. filiformes. Alae
4 deflexae,
convolutae, inferiores plicatae. Pedes
postici saltatorii. Vngues vbique bini
.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattungen
dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey
manchen geben die Männchen entweder zur Begattungs-
zeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das
Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von
sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten
aber mit den Flügeln hervorbringen.

1. †. Gryllotalpa. die Werre, Maulwurfsgrille, der
Riehwurm, Reitwurm, Schrotwurm, Ackerwer-
bel, Erdkrebs. G. thorace rotundato, alis caudatis
elytro longioribus, pedibus anticis palmatis tomen-
tosis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XIV. XV.

In Europa und Nordamerica: an theils Orten, wie
im Thüringischen etc. ausnehmend häufig. Lebt meist
unter der Erde, und thut zumahl den Küchengewächsen
und der Gerstensaat großen Schaden.

2. †. Domesticus. die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr.
le grillon. Engl. the cricket.) G. thorace rotundato,
alis caudatis elytro longioribus, pedibus simplicibus,
corpore glauco.
*

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XII.

3. †. Campestris. die Feldgrille. G. thorace rotundato,
cauda biseta stylo lineari, alis elytro brevioribus, cor-
pore nigro.
*

[Seite 344]

Frisch P. I. tab. I.

Läßt sich nach reicher Ernte auf den Stoppelfeldern
hören. Schweigt hingegen nach Mißwachs.

4. †. Viridissimus. der Baumhüpfer. G. thorace ro-
tundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis
longissimis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. X. XI.

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus Gebüschen,
springt vorzüglich weit; zirpt am meisten in den Hunds-
tagen.

5. †. Verrucivorus. das Heupferd. G. thorace subqua-
drato laeui, alis viridibus fusco maculatis, antennis
setaceis longitudine corporis.
*

Rösel vol. II. Heuschr. tab. VIII.

6. Cristatus. G. thorace cristato, carina quadrifida. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. V.

Die große eßbare Heuschrecke der Morgenländer.

7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strichheuschrecke,
Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento
vnico, capite obtuso, maxillis atris.
*

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXIV.

Bey weitem nicht so groß, als die vorige, aber furcht-
bar, weil sie oft in unsäglichen Zügen in Europa einge-
fallen ist, und allgemeinen Mißwachs, Hungersnoth etc.
verursacht hat. Ursprünglich gehört sie wohl in die
große Tatarey zu Hause, doch findet sie sich auch ein-
zeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit ihren gro-
ßen Invasionen verschont geblieben. In Spanien hin-
gegen ist sie sehr häufig, soll sich auch (wenn es anders
die gleiche Gattung ist) zuweilen in Peru, auf Barba-
dos etc. einfinden.

[Seite 345]

8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. thorace sub-
carinato, alis rubris extimo nigris nebulosis
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXI. fig. 1.

Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im
Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fulgora.*) Caput fronte produ-
cta, inani. Antennae infra oculos, arti-
culis
2 exteriore globoso. Rostrum infle-
xum, pedes gressorii
.

Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist die
große hornichte Blase vor der Stirne, die beym leben-
den oder kürzlich abgestorbnen Thier einen hellen Schein
verbreitet.

1. Laternaria. der Surinamische Laternträger, Leyer-
mann. (Fr. la portelanterne. Engl. the lanthorn-fly.)
F. fronte ouali recta, alis lividis; posticis ocellatis. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXVIII. XXIX.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer als
der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich
die Wilden ihrer statt Leuchten bedienen sollen, wenn
sie im Finstern reisen.

2. Candelaria. der Schinesische Laternträger. F. fronte
rostrato subulata adscendente, elytris viridibus luteo-
maculatis, alis flauis: apice nigris
. *

Rösel vol. II. Heuschr. tab. XXX.

35. Cicada. (Fr. Cigale.) Rostrum in-
flexum. Antennae setaceae. Alae
4
[Seite 346] membranaceae, deflexae. Pedes pleris-
que saltatorii
.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heuschrecken
einen Laut von sich, der aber abwechselnder und an-
muthiger ist, und durch sehr zusammen gesetzte Werk-
zeuge an ihrem Unterleibe hervor gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß ein gewisser kleiner Keulen-
schwamm (clauaria) besonders häufig auf den Aesern
mancher Cicaden-Gattungen theils gar auf dem leben-
digen Leibe ihrer Larven (aber freylich auch oft auf den
Puppen andrer Insecten) zu wachsen pflegt.*)

1. †. Cornuta. C. thorace bicorni postice subulato
longitudine abdominis, alis nudis.
*

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 63.

Auf Getreide, Disteln etc.

2. Plebeja. C. scutelli apice bidentato, elytris anasta-
mosibus quatuor, lineisque sex ferrugineis.
*

In Griechenland, Italien und Nordafrica. Die bey
den Alten so beliebte Cicade.

3. Orni. C. elytris intra marginem tenuiorem punctis
sex concatenatis, anastamosibus interioribus fuscis.
*

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 65.

4. †. Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis duabus
fasciaque sanguineis.
*

5. †. Spumaria der Schaumwurm, Gäschtwurm. C.
fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia
duplici interrupta albida.
*

Frisch P. VIII. tab. XII.

[Seite 347]

Besonders häufig auf Weiden, denen die Larve im
Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines
Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels) unter
welchen sie oft versteckt sind, wieder von sich gibt.

36. Notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae thorace bre-
uiores. Alae
4 cruciato complicatae,
antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi
natatorii
.

1. † Glauca. N. grisea elytris griseis margine fusco
punctatis apice bifidis
. *

Frisch P. VI. tab. XIII.

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß
auch in dieser Lage kleine Mücken etc. von denen sie sich
nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae
4 cruciato-complicatae an-
tice coriaceae. Pedes anteriores cheli-
formes: reliqui
4 ambulatorii.

Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vorderfüße
haben einige Aehnlichkeit mit Krebsscheeren. Der lange
Stachel am Hinterleibe nutzt nicht als Waffen sondern
zum Luftschöpfen.

1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpore
oblongo-ouato
. *

Frisch P. VII. tab. XV.

Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus sonder-
bare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie ein
zusammen gekrochener Armpolype, oder wie Samen
von Kornblumen etc.

[Seite 348]

2. †. Cimicoides. N. abdominis margine ferrato. *

Frisch P. VI. tab. XIV.

3. Plano. N. subfusca; oculis nigris, alis albidis, dorso
plano
. *

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das
auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken.*)

38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl.
bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru-
ciato-complicatae, superioribus antice
coriaceis. Dorsum planum thorace mar-
ginato. Pedes cursorii.

1. †. Lectularius. die Bettwanze, Wandlaus. C. fla-
nescens, alis nullis.
*

Sulzers Kennz. tab. X. fig. 69.

Von der wahren Naturgeschichte dieses ekelhaften,
lichtscheuen, und wo es ein Mahl über Hand genommen,
so äußerst schwer zu vertilgenden, Insects, ist noch sehr
wenig bekannt. Man weiß nicht ein Mahl mit Gewißheit
zu sagen, ob es in Europa ursprünglich einheimisch ist,
oder wenn und von wannen es dahin verpflantzt worden.

2. †. Corticalis. C. membranacens, abdominis margine
imbricatim secto, corpore nigricante.
*

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täu-
schenden Rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu
finden.

3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus griseus; abdomi-
nis margine nigro maculato.
*

[Seite 349]

In Gärten, zumahl an Johannisbeeren; die daher
zuweilen einen häßlichen Geschmack annehmen. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie be-
rührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern
Wanzen zum Vertheidigungsmittel dient.

4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis apice ca-
pillaceis, corpore oblongo subuilloso fusco
. *

Frisch P. X. tab. XX.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumahl sieht
äußerst häßlich aus, und ist immer wie mit Staub und
Kehricht bedeckt.

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau.
(Fr. puceron. Engl. plant louse.) Rostrum
inflexum. Antennae thorace longiores
,
Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu-
latorii. Abdomen postice saepius bicorne
.

Es gibt oft in einer Gattung, ja in einer und eben
derselben Familie geflügelte und ungeflügelte Blattläuse,
und das ohne alle Beziehung auf den auf den Geschlechtsunter-
schied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen,
und werden auch in weit mindrer Anzahl jung. Sie
erscheinen nicht eher als im Herbste, wo sie ihre Weib-
chen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr
Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen
Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch
nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervor brechen,
und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blatt-
läuse durchgehends weiblichen Geschlechts, so daß im
Frühjahr und Sommer schlechterdings keine männliche
Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch
[Seite 350] alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne
Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; so
daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre be-
fruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und Som-
mer bis ins neunte Glied äußert. Alle die Millionen
von Blattläusen, die während dieser ganzen Zeit jung
werden, sind fruchtbar, gebären allesamt Junge, ohne
je ein männlich Thier ihrer Art gesehn, ohne sich ge-
paart zu haben etc. Erst gegen den Herbst kommen end-
lich wie schon gesagt, auch wieder Männchen zum Vor-
schein, die sich paaren, und ebenfalls die ganze weibli-
che Nachkommenschaft des künftigen Sommers wieder
mit befruchten müssen.

1. †. Ribis. A. ribis rubri. *

Frisch P. XI. tab. XIV.

2. †. Vlmi. A. vlmi campestris. *

3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae. *

Frisch P. XI. tab. XVIII.

4. †. Rosae. A. rosae. *

Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 79.

5. †. Bursaria. A. populi nigrae. *

Swammerdam biblia nat. tab. XLV. fig. 22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren ro-
senartigen Auswüchse verursachen, die man Pappelrosen,
Alberknospen etc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis
thorace verrucoso
.

An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum etc. wo sich
die Blattläuse in einer spannenlangen Schotenähnlichen
Hülse aufhalten.

[Seite 351]

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pe-
ctorale. Antennae thorace longiores.
Alae
4 deflexae. Thorax gibbus, pedes
saltatorii
.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflü-
gelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie
Cicaden, hüpfen auch so etc.

1. †. Buxi. C. buxi. *

2. †. Alni. C. betulae alni. *

Frisch P. VIII. tab. XIII.

41. Coccus. Schildlaus. Rostrum pe-
ctorale. Abdomen postice setosum. Alae

2 erectae masculis. Feminae apterae.

Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlech-
ter einander so auffallend ungleich als bey den Schild-
läusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke,
das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nach-
dem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Ge-
wächsen, und könnte bey manchen Arten ehe für eine
Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an-
gesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im
Freyen umher, bis es vom Begattungstrieb gereitzt, ein
solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum. *

Sulzers Kennz. tab. XII. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäu-
men, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa. *

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caf-
feebäumen etc.

[Seite 352]

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. *

Im südlichen Europa, besonders in Languedoc und
Provence, an Stechpalmen etc. Die beerenförmigen,
gallapfelartigen Eyer-Nester dieser Thiere werden mit
Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus ver-
fertigt.

4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johannisblut.
C. radicis scleranthi perennis. *

Frisch P. V. tab. II.

Macht ebenfalls Kermesartige Eyernester an den Wur-
zeln von Weggras und andern Pflanzen; zumahl häufig
in Pohlen und am Don, wo sie gesammelt, und zur
Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille, Engl.
the cochineal-fly.) C. cacti coccinelliferi.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Sor-
ten Indianischer Feigen, die deßhalb in großen Plantagen
gepflanzt, und die Cochenillewürmer fast wie die Seiden-
würmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen
abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi Lack-wurm. C. ficus indicae
et religiosae
.

Kerr in den philos. Transact. vol. LXXI. P. II.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hindostan
zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so
genannte Gummilack.*)

[Seite 353]

42. Thrips. Rostrum obscurum. An-
tennae longitudine thoracis. Abdomen
sursum reflexile. Alae
4 rectae, dorso
incumbentes, longitudinales, angustae,
subcrucitae
.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaftlich in
den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist
nur durch ihre große Anzahl, oder durch die Munter-
keit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar
werden.

1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro. *

De Geer in den Schwed. Abh. v. J. 1744. tab. IV.
fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüten etc.


III. LEPIDOPTERA.*)

Die Schmetterlinge, oder Zweyfalter,
(Pfeifholder etc.) eine weitläuftige Ordnung, die
[Seite 354] sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schup-
pen befiederte Flügel, durch einen behaarten Kör-
per, und fast durchgehends durch einen spiral-
mäßig gewundenen Rüssel, auszeichnet. Diese
Thiere entstehen sämtlich aus Eyern, aus wel-
chen sie als Raupen hervor brechen. In die-
sem Zustand haben sie Kinnladen, zwölf Augen
am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen
Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luftlö-
chern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmigen
Klauen an der Brust, und meist fünf Paar run-
den fleischigen Füßen am Hinterleibe. Die
Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann
zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch
bey der Weidenraupe und einigen andern sehr
wenigen Gattungen sich von der Stelle zu bewe-
gen, im Stande ist. Hieraus kommt endlich
nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling
zum Vorschein, der lange Fühlhörner, nur drey
Paar Füße, und statt jener zwölf kleinen Augen,
zwey große halbkuglichte und drey kleine (§. 126.)
hat. Alle die zahlreichen Gattungen lassen sich
doch füglich unter folgende drey Geschlechte
bringen.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter-
fly
.) Antennae apicem versus crassiores,
[Seite 355] saepius clauato-capitatae. Alae erectae
sursumque conniuentes
.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt,
und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. Sie verpuppt
sich ohne ein äußeres Gespinste: die Puppe ist zackicht,
theils schön goldfarbig, (chrysalis, aurelia), und hängt sich
mit dem hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur
am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier breiten
ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite
gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht,
leichterer Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Familien
(phalanges) abgetheilt.

a. Equites: Alis primoribus ab angulo postico ad
apicem longioribus, quam ad basin; his saepe anten-
nae filiformes.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis, saepius nigri.

Achiui, pectore incruento, ocello ad angulum ani.

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe de-
nudatis: primoribus oblongis; posticis breuissimis
.

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festini, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Phalerati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeji. Parui. Larua saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Vrbicolae, alis maculis pellucidis.

* * *

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomentosis supra
viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris. *

[Seite 356]

Clerk tab. XVII.

Auf Amboina. So wie der folgende ein großes präch-
tiges Thier.

2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco caeruleo
splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem. *

Clerk tab. XXIII. fig. 1.

Auch auf Amboina.

3. †. Machaon. der Schwalbenschwanz. P. E. A. alis
caudatis concoloribus flauis limbo fusco lunulis flauis,
angulo ani fuluo. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.

Die Raupe am Till, Fenchel, Rübsaat. Der Schmet-
terling kriecht zuweilen wohl erst im zweyten Jahr aus
der Puppe.

4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis cauda-
tis subconcoloribus flauescentibus: fasciis nigricanti-
bus geminatis: posticis subtus linea sanguinea
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.

Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am Kohl, Schle-
hen, Apfelbäumen etc.

5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis ob-
longis integerrimis albis: posticis ocellis supra
4:
subtus 6, basique rubris. *

Sulzers Kennz. tab. XIII. fig. 41.

Im wärmern Europa auf Wintergrün, Knabenkraut etc.

6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweißling, He-
ckenweißling. P. H. alis integerrimis rotundatis al-
bis: venis nigris
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. III.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Jun-
ge halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.

[Seite 357]

7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweißling, But-
tervogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis:
primoribus maculis duabus apicibusque nigris, ma-
ior.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. IV.

Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut, und
Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetterling (so wie
die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflügel:
ein Nahme, der aber nachher auch den Papilionen über-
haupt gegeben worden ist.

8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis inte-
gerrimis rotundatis: primoribus maculis duabus api-
cibusque nigris, minor
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. V.

9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis:
subtus venis dilatato-virescentibus. *

10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis in-
tegerrimis rotundatis albis, primoribus medio fuluis,
posticis subtus viridi-nebulosis
. *

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VIII.

Am Täschelkraut, Kohl etc.

11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende
Blatt. P. D. C. alis integerrimis angulatis flauis:
singulis puncto flauo, subtus ferrugineo
. *

Rösel vol. III. tab. XLVI.

Am Faulbeerbaum, Wegdorn.

12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis fuscis,
subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tri-
busque
. *

Im Gras.

[Seite 358]

13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel. P. N. G.
alis angulato dentatis-fuluis nigro-maculatis: singu-
lis subtus ocello caeruleo. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. III.

An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.

14. †. Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis
albo nigroque variis, subtus primoribus ocello vnico,
posticis quinque obsoletis.
*

Rösel vol. III. tab. XXXVII.

15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis
fuluis albo nigroque variegatis, posticis vtrinque ocel-
lis quatuor, saepius coecis.
*

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. X.

Am Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die Puppe eben-
falls ganz goldglänzend. In manchen Jahren unsäglich
häufig.

16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant. P. N. G.
alis subdentatis subtus griseis; fascia vtrinque alba
interrupta, posticis supra vniocellatis
. *

Rösel vol. III. tab. XLII.

Am Espen, Eichen etc.

17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis an-
gulatis nigris limbo albido.
*

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.

An Birken, Weiden etc.

18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis an-
gulatis fuluis, nigro maculatis; primoribus supra
punctis quatuor nigris.
*

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. II.

[Seite 359]

An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe gibt
einen bisamähnlichen Geruch von sich.

19. †. Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P. N. P.
alis angulatis fuluis nigro-maculatis: primoribus su-
pra punctis tribus nigris.
*

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. IV.

An Brennesseln.

20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angulatis
fuluis nigro maculatis, posticis subtus C. albo notatis.
*

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. V.

An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Hopfen etc.

21. †. Atalanta. der Admiral, 980-Vogel, Mars.
P. N. P. alis dentatis nigris albo-maculatis: fascia com-
muni purpurea, primoribus vtrinque, posticis mar-
ginali.
*

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. VI.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis
luteis nigro maculatis, subtus lineis argenteis trans-
versis
. *

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. VII.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe.
Die Raupe in Wäldern auf Brennesseln etc.

23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel, Violen-
vogel. P. N. P. alis dentatis flauis nigro-maculatis:
subtus maculis
21 argenteis. *

Auf Stiefmütterchen, Veilchen.

24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra fuscis:
posticis subtus fascia marginali fulua nigro-punctata.
*

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. VII.

Auf Zwetschenbäumen.

[Seite 360]

25. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V. alis denti-
culatis diuaricatis nigris albo-maculatis.
*

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. X.

Auf Stockrosen.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae me-
dio crassiores s. vtraque extremitate at-
tenuatae subprismaticae. Alae deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehrentheils
von vortrefflicher Farbe, mit einem hakenförmigen
Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch
an der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen sich unter der
Erde, ohne Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren
Nahmen daher, weil sie meist bloß in der Abenddäm-
merung umher fliegen. Die mehresten haben einen lang-
samen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht,
das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unter-
abgetheilt:

a. Legitimae alis angulatis. *

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitaehabitu et larua diuersae. *

* * *

1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis re-
pandis: posticis ocellatis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.

Auf Weiden, Ostbäumen.

2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis subangu-
latis viridibus: fasciis variis pallidioribus saturatori-
bus flauescentibusque.
*

Rösel vol. III. tab. XVI.

Am Oleander.

[Seite 361]

3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis nigro fas-
ciatis margine postico albo-punctatis, abdomine rubro
cingulis atris.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. VII.

Auf Winden, Zaunglocken.

4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis incarnatis
fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris.
*

Auf Hartriegel, spanischem Hollunder.

5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis integris:
posticis luteis fasciis fuscis, abdomine luteo cingulis
nigris.
*

Rösel vol. III. tab. II.

Auf Jasmin, Cartoffelkraut etc.

6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola
albo nigra; inferioribus basi rubris maculis sex.
*

Rösel vol. IV. tab. VIII.

An Weinstöcken.

7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große Weinvogel.
S. L. alis integris virescentibus, fasciis purpureis variis,
posticis rubris, basi atris.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. IV.

Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen etc.

8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis inte-
gris margine rubris; posticis basi fuscis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. V.

Aehnelt der vorigen in der Bildung und Aufenthalt.

9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis in-
tegris fuscis vitta superioribus pallida, inferioribus
rubra.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. III.

An Wolfsmilch, Färberröthe.

[Seite 362]

10. †. Stellatarum. der Taubenschwanz, Karpfenkopf.
S. L. abdomine barbato lateribus albo nigroque variis,
alis posticis ferrugineis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. VIII.

Auf Färberröthe, Wegkraut.

11. †. Filipendulae. die Cirkelmotte. S. A. alis supe-
rioribus cyaneis; punctis sex rubris; inferioribus ru-
bris immaculatis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. LVII.

An Quecken, Hundsgras.

12. †. Phegea. die Ringelmotte. S. A. viridi-atra,
alis punctis fenestratis: superiorum sex, inferiorum
duobus, abdomine cingulo luteo.
*

Aehnelt der vorigen.

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.)
Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim
attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschlecht unter den Insecten.
Die Raupen sind mehrentheils behaart: und verpuppen
sich meist innerhalb eines besondern seidenartigen Ge-
spinstes (folliculus) wozu sie den klebrigen Stoff in
zwey Darmähnlichen Schläuchen, die längst dem Rücken
hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nach-
her, mittelst einer besondern Röhre; die sich hinter dem
Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden
spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken,
sich z.B. wie die Spinnen daran herablassen zu kön-
nen etc. nutzen*). Diese Gehäuse werden bey einigen,
[Seite 363] wie bey dem Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen
Einrichtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern aber
durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen
selbst, die meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen,
hat Linné in folgende Familien abgetheilt:

a. Attaci alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyces alis incumbentibus; antennis
pectinatis
.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua inuoluto-spirali.

c. Noctuaealis incumbentibus. Antennis seta-
ceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae alis patentibus horizontalibus
quiescentes
.

Pectinicornes.

Seticornes.

e. Tortrices alis obtusissimis, vt fere retusis,
margine exteriore curuo.

f. Pyralides alis conniuentibus in figuram
deltoideam forficatam
.

g. Tineae alis conuolutis fere in cylindrum
fronte prominula
.

h. Alucitae alis digitatis fissis ad basin vsque.

* * *

1. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis falcatis
concoloribus luteo-variis, macula fenestrata, superio-
ribus sesquialtera
. *

[Seite 364]

Merianae Surinam. tab. LII.

In beiden Indien auf den Orangenbäumen. Von
der Größe einer hieländischen Fledermaus. Man
macht aus dem Gespinste dieser und anderer großen
Phalänen in Schina die so genannte wilde Seide.

2. †. Pavonia. der Pfauvogel, das Nachtpfauenauge.
P. Att. pectinicornis eliguis, alis rotundatis griseo-
nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. IV. V.

Auf Obstbäumen, Schlehen, Weiden etc. Das Pup-
pengehäuse hat die Gestalt einer runden Flasche, mit
einem dem Anschein nach, offnen abgestutzten Hals:
dessen Eingang aber doch inwendig auf eine überaus
artige Weise, mittelst elastischer convergirender Sta-
cheln, die in eine hervorstehende Spitze zusammen
laufen, so gut verwahrt ist, daß das vollkommne
Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein
feindseliges Insect in seine Hülse dringen kann.

3. †. Quercifolia. das Eichblatt. P. B. elinguis, alis reuersis
semitectis dentatis ferrugineis margine postico nigris.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XLI.

Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen hat die
Phaläne eine sonderbare buckliche Stellung.

4. †. Vinula. der Gabelschwanz, Hermelinvogel. P. B.
elinguis albida nigro-punctata, alis subreuersis fusco
venosis striatisque.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XIX.

An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Raupe be-
kommt durch ihren dicken abgestumpften Kopf, und
die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten
Paars Hinterfüße gegeben sind, ein sonderbar Ansehn.
[Seite 365] Sie vermag einen sauren aber scharfen Saft, auf Fuß
weit von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall
zu vertheidigen*).

5. Mori. der Seidenwurm. P. B. elinguis, alis reuer-
sis pallidis: striis tribus obsoletis fuscis maculaque
lunari.
*

Rösel vol. III. tab. VII. VIII.

Jac. l'Admiral tab. IX.

Der Assyrische bombyx beym Plinius etc. ist wohl
sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen
verarbeitet heraus: und ist der Wurm selbst erst seit
Justinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6 bis
7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf nachdem er
sich vier Mahl gehäutet in einen Coccon von weißer
oder gelber Farbe; der wenn er dritthalb Gran am
Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden be-
steht; (deren 180 dicht neben einander gelegt erst die
Breite von einer Linie ausmachen;) und kriecht end-
lich drey Wochen nachher als Schmetterling aus.
Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibchen
bey 500 Eyer, die im folgenden Frühjahr um die
Zeit wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen an-
fangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprünglich in
Schina*) zu Hause, gewohnen aber auch unsers Cli-
[Seite 366] mas recht gut, und man zieht sie nun auch in Nord-
america.

6. †. Neustria. die Ringelraupe. P. B. elinguis, alis
reuersis: fascia sesquialtera; subtus unica.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. VI.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die
Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie dicht an
einander um ein Aestchen herum.

7. †. Caja. die schwarze Bärenraupe. P. B. elinguis,
alis deflexis fuscis: rivulis albis, inferioribus purpureis
nigro punctatis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.

8. †. Dispar. P. B. elinguis, alis deflexis: masculis
griseo fuscoque nebulosis: femineis albidis lituris
nigris.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. III.

Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung
und Größe der beiden Geschlechter.

9. †. Chrysorhoea. die schwarze Winterraupe. P. B.
elinguis alis deflexis albidis, abdominis apice barba-
to luteo.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XXII.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obstbäume,
die im Herbst aus den Eyern kriecht, und den Winter
durch gesellschaftlich in zusammen gesponnenem welken
Laube an den Aesten zubringt, ohne daß ihr selbst die
strengste Kälte schade.

10. †. Antiqua. P. B. elinguis, alis planiusculis: supe-
rioribus ferrugineis lunula alba anguli postici.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XXXIX.

Das Weibchen ungeflügelt.

[Seite 367]

11. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis cristata, alis de-
flexis griseis: stigmatibus albidis coadunatis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XVI.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche Raupe.

12. †. Cossus. die Weidenraupe. P. B. elinguis, alis
deflexis nebulosis, thorace postice fascia atra, anten-
nis lamellatis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XVIII.

Dieselbe Raupe von der Lyonet die unbeschreib-
lich mühsame Zergliederung gegeben hat. Sie hält
sich in Ulmen, Eichen etc. doch bey weitem am häu-
figsten in Weidenstämmen auf, die so von ihr durch-
fressen werden daß sie leicht ausgehen oder bey mäßi-
gem Sturme umfallen. Der Schade den diese Raupe
verursacht wird dadurch vergrößert daß sie gegen das
Beyspiel vielleicht aller übrigen Raupen bey drey
Jahr alt wird ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie
ein so äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden
etliche Stunden lang im Luftleeren Raume, und
mitten im Sommer fast drey Wochen lang un-
ter Wasser ausdauern kann. Eben so sonderbar
ist, daß die Puppe sich von der Stelle bewegen,
und wenn die Zeit des Auskriechens herbeynaht,
aus der Mitte des Stammes sich vorn bis an die
Mündung in der Rinde hervor bohren kann.

13. †. Aesculi. P. N. elinguis laeuis niuea antennis
thorace breuioribus, alis punctis numerosis caeruleo
nigris, thorace senis.
*

14. †. Humuli. P. N. elinguis fulua, antennis thorace
breuioribus, maris alis niueis.
*

An Hopfenwurzeln.

[Seite 368]

15. †. Pacta. P. N. spirilinguis cristata, alis grisescen-
tibus, inferioribus rubris, fasciis duabus nigris, ab-
domine supra rubro.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. XV.

16. †. Meticulosa. P. N. spirilinguis cristata alis erosis
pallidis: superioribus basi incarnata, intra triangu-
lum fuscum.
*

Rösel vol. IV. tab. IX.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erdbeeren.

17. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis cinereis: an-
ticis fasciis
4 nigris abbreuiatis inaequalibus. *

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. IV.

So wie die folgende auf Johannisbeeren, Stachel-
beeren.

18. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis albidis, ma-
culis rotundatis nigris: anticis strigis luteis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. II.

19. †. Viridana. P. To. alis rhombeis, superioribus
viridibus immaculatis.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. III.

20. †. Farinalis. P. P. palpis recurvatis, alis politis
fuscescentibus: strigis repandis albidis area interiecta
glauca.
*

Clerk phal. tab. II. fig. 14.

Im Mehl.

21. †. Pellionella. die Pelzmotte. P. Ti. alis canis, me-
dio puncto nigro, capite sub-griseo.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. XVII.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

22. †. Sarcitella. die Kleidermotte. P. Ti. alis cine-
reis, thorace vtrinque puncto albo.
*

[Seite 369]

Besonders in wollenen Kleidungsstücken.

23. †. Mellonella. P. Ti. alis canis postice purpurascen-
tibus, striga alba, scutello nigro apice candido.
*

Rösel vol. III. tab. XLI.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

24. †. Granella. der Wolf, weiße Kornwurm. P. Ti.
alis albo nigroque maculatis capite albo.
*

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. XII.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt, abhül-
set, zerschrotet, und sich daher leicht verräth.

25. †. Goedartella. P. Ti. alis auratis: fasciis 2 argen-
teis: priore antrorsum, posteriore retrorsum arcuata.
*

Clerk phal. tab. XII. fig. 14.

26. †. Linneella. P. Ti. alis fuscis, punctis tribus argen-
teis eleuatis.
*

Clerk phal. tab. XII. fig. 8.

27. †. Hexadactyla. P. Al. alis patentibus fissis: singu-
lis sexpartitis cinereis.
*

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie wegen
der sonderbar gespaltenen Flügel ein ungewöhnliches
Ansehen.


IV. NEUROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte
netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die
mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die
Larve hat sechs Füße.

46. Libellula. Wasserjungfer, Spin-
nejungfer, Teufelsnadel, Schillebolze,
[Seite 370] Schurschotte. (Fr. Demoiselle. Engl. Dra-
gon-fly
.) Os maxillosum, maxillis plu-
ribus. Antennae thorace breuiores. Alae
extensae. Cauda maris hamoso-forcipata.

Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und haben
eine sonderbar bewegliche Maske oder Kappe vor dem
Munde, womit sie ihre Beute haschen. Die Paarung
der vollkommen geflügelten Wasserjungfern, die über-
haupt gar viel sonderbares hat, wird im Fluge voll-
zogen.

1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigricantibus, tho-
race lineis duabus flauis, abdomine lanceolato lateri-
bus flauescente.
*

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. VI. VII. fig. 3.

2. †. Virgo. L. alis erectis coloratis. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. IX.

3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis. *

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. X. XI.

47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder (hemerobius, diaria). Os eden-
tulum absque palpis: Ocelli
2 maximi
supra oculos. Alae erectae, posticis mini-
mis. Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve im
Wasser, wo es sich Höhlen und Gänge zum Aufenthalt
ins Ufer wühlt, und von den Fischern aufgesucht und
zum Köder beym Angeln gebraucht wird. Nach zwey
bis drey Jahren kommen mitten im Sommer binnen
wenigen Tagen Millionen dieser Thiere mit Einem Mahle
aus dem Wasser als vollkommene geflügelte Insecten
[Seite 371] hervor geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise
andrer Insecten erst nochmahls häuten müssen; über-
haupt aber diesen ihren vollkommnern Zustand nur sehr
kurze Zeit, oft kaum einen halben Tag genießen.

1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-macu-
latis
. *

Sulzers Kennz. tab. XVII. fig. 103.

P. Collinson in philos. Trans. N. 481. tab. II.
fig. 2. 3. 4. pag. 329 sqq.

Das Weibchen legt ein Eyförmiges Klümpchen das
aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.

2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis margine cras-
siore nigricantibus
. *

Swammerdam bibl. nat. tab. XIII. fig. 15.

48. Phryganea. Frühlingsfliege. Os
edentulum palpis
4. Ocelli 3. Anten-
nae thorace longiores. Alae incumben-
tes, inferioribus plicatis.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser aufhalten,
werden vorzüglich durch die überaus artigen, theils sehr
künstlichen meist cylindrischen Hülsen merkwürdig, die
sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die Schnecken
ihr Haus mit sich herum schleppen. Manche machen
diese Gehäuse aus Schilfstückchen, andre aus Gras, aus
Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen, andre aus lauter
kleinen Flußschneckchen u.s.w.

1. †. Bicaudata. P. cauda biseta, alis venosis reticulatis. *

Sulzers Kennz. tab. XVII. fig. 6.

2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, nervoso-striatis. *

Frisch P. XIII. tab. III.

[Seite 372]

3. †. Rhombica. P. alis flauescentibus deflexo-com-
pressis macula rhombea laterali alba.
*

Rösel vol. II Wasser-Ins. II. tab. XVI.

49. Hemerobius. Florfliege, Lanolibelle.
Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli.
Alae deflexae
(nec plicatae). Antennae
thorace convexo longiores, setaceae por-
rectae
.

Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne In-
sect ähnelt dem vorigen.

1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis; vasis viri-
dibus
. *

Rösel vol. III. tab. XXI. fig. 4. 5.

50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os ma-
xillosum: dentibus
2. Palpi 4 elongati.
Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e fila-
mentis duobus rectiusculis. Antennae
clauatae longitudine thoracis. Alae de-
flexae
.

1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le fourmilion.)
M. alis macula alba marginali postica. *

Rösel vol. III. tab. XVII. u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich als Larve
eine trichterförmige Fallgrube in Sandboden wühlt, sich
selbst unten bis an den Hals hinein scharrt, und da die
Ameisen u.a. kleine Insecten empfängt und verzehrt,
die unversehens an den Rand dieser Grube kommen,
und mit dem lockern Sand hinab schurren.

[Seite 373]

51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum, palpis
2. Ocelli 3.
Antennae thorace longiores. Cauda ma-
ris chelata
.

1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro maculatis. *

Frisch P. IX. tab. XIV. fig. 1.

52. Raphidia. Kamelhals. Os denti-
bus
2 in capite depresso corneo. Palpi 4.
Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae lon-
gitudine thoracis antice elongati cylin-
drici. Cauda feminae seta recurua laxa.

1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico. *

Rösel vol. III. tab. XXI. fig. 6. 7.


V. HYMENOPTERA.

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit
wenigen aber starken Adern durchzogen, auch über-
haupt kürzer und schmaler sind als bey den Insec-
ten der vorigen Ordnung. Die Weibchen und
geschlechtlosen Thiere dieser Ordnung sind mit ei-
nem verletzenden Stachel am Hinterleibe, theils
auch mit Gifte, das sie beym Stich in die Wunde
flößen, bewaffnet; daher die ganze Ordnung auch
von einigen Entomologen Aculeata genannt
worden. Die Larven sind verschiedentlich gebil-
det: theils wie Raupen mit zwanzig Füßen,
theils wie Maden ohne Füße etc.

[Seite 374]

53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis,
saepius reconditus.

Das Weibchen legt seine Eyer in besondere Theile
gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen, und theils
sonderbare Auswüchse bilden, die dann der Larve so
lange zum Aufenthalt dienen, bis sie ihre Verwandlung
überstanden hat, und nun als vollkommnes Insect aus
ihrem Kerker hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist
dabey, daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mut-
ter in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen,
theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor die darin
befindliche Larve auskriecht.

1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo postice ni-
gro, pedibus ferrugineis
. *

Frisch P. VI. tab. I.

An wilden Rosen, wo sie die Moosartigen krausen
Auswüchse verursacht, die unter dem Nahmen Schlaf-
äpfel (spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem officinell waren.

2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato, pedibus
griseis, femoribus subtus nigris.
*

Frisch P. II. tab. III. fig. 5.

An Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Galläpfel her-
vor bringt, die auch oft noch nachher, wenn sie schon
von der Nachkommenschaft ihrer Urheberin verlassen
sind, kleinen Wespen verschiedner Art zum Aufenthalt
dienen.

3. Psenes. C. ficus caricae. *

Zumahl auf den Inseln des mitländischen Meers;
in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den zahmen
[Seite 375] Feigen hängt, damit der cynips von jenen, in diese über-
gehen mag, als wodurch die Zeitigung und Größe der-
selben befördert wird.

54. Tenthredo. Blattwespe. Os ma-
xillis absque proboscide. Alae planae
tumidae. Aculeus laminis duabus serra-
tis, vix prominentibus. Scutellum gra-
nis duobus impositis distantibus.

Die Larven haben Raupengestalt, (daher sie Reau-
mür fausses chenilles nennt), leben vom Laub und finden
sich besonders auf Rosenstöcken und Weiden. Ver-
puppen sich aber in der Erde.

1. †. Lutea. T. antennis clauatis luteis, abdominis
segmentis plerisque flauis.
*

Frisch P. IV. tab. XXIV.

2. †. Capreae. T. salicis. *

Frisch P. VI. tab. IV.

55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis
2 validis. Palpi 2 truncati: An-
tennae filiformes, articulis vltra
24. Acu-
leus exsertus rigens serratus. Abdomen
sessile mucronatum. Alae lanceolatae,
planae omnibus.

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen Lege-
stachel sehr geschickt in weiches Holz zu bohren, um
seine Eyer da einzulegen. Die Larve hält sich einige
Jahre lang im Holze auf.

1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmentis ni-
gris, thorace villoso.
*

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. IX.

[Seite 376]

56. Ichneumon. Schlupfwespe, Spin-
nenstecher. Os maxillis absque lingua.
Antennae articulis vltra
30. Abdomen
petiolatum plerisque. Aculeus exsertus
vagina cylindrica, biualui
.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertilgung der
Raupen, Spinnen und andrer Insecten beytragen. Sie
legen ihre Eyer in lebendige Raupen, die davon erkran-
ken, und vor oder nach ihrer Verpuppung absterben.
Manche sind auch an andre Gattungen ihres eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larven ihre Eyer
in den Leib legen, so daß nach Rolanders Bemerkung,
von verschiednen Gattungen die eine bloß zur Vertil-
gung der andern geschaffen zu seyn scheint.

1. †. Persuasorius. I. scutello albo, thorace maculato,
abdomine atro, segmentis omnibus vtrinque punctis
duobus albis
. *

Sulzers Gesch. tab. XXVI. fig. 12. 13.

2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia alba. *

Sulzers Gesch. tab. XXVI. fig. 14.

3. †. Luteus. I. luteus thorace striato, abdomine fal-
cato.
*

4. †. Aphidum. I. niger, abdomine basi pedibusque
anticis genubusque posticis flauis
. *

Frisch P. XI. tab. XIX.

57. Sphex. Raupentödter. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis
10.
Alae plano incumbentes (nec plicatae)
in omni sexu. Aculeus punctorius re-
conditus
.

[Seite 377]

In der Bildung ähneln die Raupentödter den Schlupf-
wespen, haben aber viel eignes in ihrer Lebensart. Meist
graben sich die Weibchen mit außerordentlicher Mühe
runde Höhlen in sandiges Erdreich, schleppen sodann
eine große Spinne oder Raupe einer Phaläne hinein,
die sie meist nur lahm beißen, und legen sodann in jede
Höhle ein Ey, da dann nachher die junge Larve dem
großen Thier, das die Mutter dahin begraben hatte,
den Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst ein
Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.

1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo, postice
nigro, petiolo longissimo.
*

Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.

2. †. Cribraria. die Sieb-Biene. S. nigra, abdomine
fasciis flauis, tibiis anticis clypeis concauis fenestratis.
*

Sulzers Gesch. tab. XXVII. fig. 6.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. II.

Man hat lange die Scheiben an den Vorderfüßen für
durchlöchert gehalten, und hat auch nicht ermangelt,
diesen vermeinten Sieben eine merkwürdige Bestimmung
anzudichten, und viel schönes über die weise Einrichtung
eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl. gol-
den-fly
.) Os maxillis absque proboscide.
Antennae filiformes: articulo
1 longiore,
reliquis
11 breuioribus. Abdomen subtus
fornicatum, vtrinque squama laterali.
Anus dentatus aculeo subexserto. Alae
planae. Corpus auratum.

[Seite 378]

1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi: abdomi-
ne aureo: apice quadridentato
. *

Frisch P. IX. tab. X. fig. 1.

59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp.)
Os maxillis absque proboscide. Alae su-
periores plicatae in omni sexu. Aculeus
punctorius reconditus. Oculi lunares.
Corpus glabrum
.

Die mehresten Gattungen dieses und des folgenden
Geschlechts werden durch die strenge gesellschaftliche Ver-
bindung, in der sie theils zu tausenden beysammen leben,
und durch die überaus kunstreichen Nester und gemein-
schaftlichen Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräf-
ten zu verfertigen wissen, merkwürdig.

1. †. Crabro. die Horniße. V. thorace nigro antice ru-
so immaculato abdominis incisuris puncto nigro du-
plici contiguo
. *

Frisch P. IX. tab. XI. fig. 1.

2. †. Vulgaris. die Wespe. V. thorace vtrinque lineola
interrupta, scutello quadrimaculato, abdominis inci-
suris punctis nigris distinctis.
*

Frisch P. IX. tab. XII. fig. 1.

Leben wie andre Gattungen dieses Geschlechts beson-
ders vom Raube des Bienenhonigs, von reifen Baum-
früchten etc. doch auch von rohem Fleisch. Sie bauen
theils unter der Erde, oder in ledige Bienenstöcke, oder
hängen ihre Nester an Bäumen auf. Diese Nester sind
meist kuglicht von verschiedner Größe, aus einfachen
Scheiben zusammen gesetzt, die von außen mit einer
lockern blätterigen Umkleidung überzogen sind. Ihre
[Seite 379] Substanz die eigentlich aus zarten Holzfasern besteht,
ähnelt einem Papiere, und ist meist von grauer Farbe,
theils aber auch schön marmorirt, braun, weiß etc.

60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.)
Os maxillis atque proboscide inflexa va-
ginis duabus biualiubus. Alae planae in
omni sexu. Aculeus feminis et neutris
punctorius reconditus.

1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A. pubescens
thorace subgriseo, abdomine fusco, tibiis posticis cilia-
tis, intus transuerse striatis.
*

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen und
Ameisen und Termesgattungen, die bey weiten zahl-
reichsten Individuen völlig Geschlechtlos, d.h. sie wer-
den von einem Vater erzeugt, und von einer dadurch
befruchteten Mutter geboren, ohne doch selbst weder
männlichen noch weiblichen Geschlechts zu seyn. Hier
bey der Imme*) zeigt sich die Verschiedenheit zwischen
diesen dreyerley Geschöpfen, am allerauffallendsten zwar
[Seite 380] bey der Zergliederung ihres innern Baues, doch auch
schon in ihrer äußern Bildung.

Das Weibchen, die so genannte Königin oder der
Weißler, hat einen schlanken schmalen Leib, kurze Flü-
gel, einen behaarten Kopf, ein zackichtes Gebiß, braune
Füße u.s.w.

Die männlichen Bienen, oder Dronen sind groß
und stark von Leibe, mit langen Flügeln etc.

Die Geschlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-Bienen
hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittler
Taille, verhältnißmäßig langen Flügeln, glattem Ge-
biß, schwarzen Füßen und einer besondern Grube am
Hinterschenkel die zum Aufladen des Blumenstaubes
dient, u.s.w.

Diese letztern, deren in einem Stock wohl 20000
sind, haben allein die mannigfaltigen großen Verrich-
tungen des Aufbauens, Eintragens und der Besorgung
der Brut. Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie
halbe Stunden weit her als Höschen zum Stock tragen,
wo er ihnen von den ältern abgenommen, und zu
Wachs verarbeitet wird; ferner saugen sie theils den
süßen Schweiß vieler Baumblätter, vorzüglich aber
den so genannten Nektar, einen süßlichen Soft, der
sich vielleicht in allen Blüthen findet, und den sie in
einem besondern Eingeweide zu Honig umarbeiten, und
im Stocke wieder von sich geben. Sie füttern die Bie-
nen-Larven, halten den Stock rein, und tragen ihre
Leichen zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift und Sta-
chel als Waffen versehen, von dem sie aber meist nur
Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen können, da
[Seite 381] sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen, und
ihn in der Wunde stecken lassen.

Die männlichen Bienen oder Dronen oder Holm-
bienen, (etwa 1500 im Stock) haben keine andre Be-
stimmung, als sich einst mit ihrer einzigen Königin zu
paaren; und selbst hierzu müssen sie, gegen die allge-
meine Regel der Natur, doch erst durch wiederhohlte
Liebkosungen der wollüstigen Königin ermuntert werden.
Manche sterben sogleich nachdem sie sich zur Begattung
haben willig finden lassen: die übrigen müssen nachher
verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen er-
mordet.

Die so reichlich befruchtete Königin legt ihre Eyer
in die bestimmten Zellen oder Mutterpfeifen, von denen
schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer
als die übrigen gebaut sind.

Wann diese Nachkommenschaft nach 20 Tagen zur
Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie vom
Stammvolke, sie schwärmt.

In der Wildinß bauen die Bienen in hohle Bäume,
oder unter die Erde etc. Der Mensch hat sie aber sich
zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige
scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung und Be-
nutzung zu befördern gelernt. Die Biene wird unge-
fähr 7 Jahr alt, und obgleich einzelne Bienen so wenig
Wärme haben als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen
sie doch im Stock, zuweilen bis zur Wärme des mensch-
lichen Körpers.

2. †. Centuncularis. die Rosenbiene. A. nigra, ventre
lana fulua.
*

Frisch P. XI. tab. II.

[Seite 382]

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine
überaus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der
Rosenbüsche.

3. †. Violacea. die Holzbiene. A. hirsuta atra, alis
caerulescentibus.
*

Reaumur vol. VI. tab. VI. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung
der Länge nach aushöhlen, und die einzelnen Zellen
durch dünne Holzscheibchen von einander absondern.

4. †. Terrestris. die Hummel. (bombylius) A. hirsuta
nigra thoracis cingulo flauo, ano albo.
*

Frisch P. IX. tab. XIII. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. †. Muscorum. die Moosbiene. A. hirsuta fulua ab-
domine flauo.
*

Reaumur vol. VI. tab. II. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A fulua abdo-
mine nigro
(femina nigro-violacea pedibus fuscis). *

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und Festig-
keit ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten Mauern,
die viel Sonne haben. Die eyförmigen Zellen, deren
etwa zehn in jedem solchen Gebäude sind, werden mit
Gespinste austapezirt, und zuweilen auch vom attelabus
apiarius
, Schlupfwespen etc. bewohnt.

61. Formica. Ameise, Kremense. (Fr.
fourmi. Engl. ant.) Squamula erecta tho-
raci abdominique interiecta. Aculeus fe-
minis et neutris reconditus. Alae mari-
bus et feminis, sed neutris nullae.

[Seite 383]

Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich vorzüglich
in Wäldern und Wiesen, theils bey vier- und mehreren
tausenden in einem Haufen auf; die unermüdete In-
dustrie dieses kleinen Volks, vorzüglich aber die muster-
hafte Zärtlichkeit, mit der sie ihre Puppen (die fälsch-
lich so genannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen,
geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeitsameise,
der man den Hinterleib abgeschnitten, doch noch zehn
Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode in Sicherheit
gebracht hat etc.

1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra abdo-
mine ouato, femoribus ferrugineis.
*

Sulzers Kennz. tab. XIX. fig. 125.

2. †. Rufa. F. thorace compresso toto ferrugineo, capite
abdomineque nigris.
*

Sehr gierige Thiere, die im Hunger einander selbst
auffressen.

3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque sub abdo-
mine nigris.
*

Nebst den beiden folgenden auf Wiesen, Weiden etc.

4. †. Nigra. F. tota nigra nitida, tibiis cinerascentibus. *

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Sommers im
Schwärmen, da sie zuweilen in unzähliger Menge und
sonderbarer Gestalt der Schwärme als auf- und nieder
fahrende Säulen zum Vorschein kommen, deren man zu-
weilen wohl 20 auf Ein Mahl sieht, die sich in der
Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen.*)

5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo binodoso: priore
subtus, thoraceque supra bidentato.
*

[Seite 384]

Sulzers Gesch. tab. XXVII. fig. 20.

6. Cephalotes. F. thorace quadrispinoso, capite didymo
magno vtrinque postice mucronato.
*

Merianae ins. Surinam. tab. XVIII.

In Westindien, von der Größe einer Wespe; werden
vorzüglich von den Ameisenbären verzehrt.

62. Termes. Weiße Ameise. (Fr. fourmi
blanche, poux de bois
. Engl. white ant, wood
ant, wood louse, bugga bug.
) Squamula
intergerina nulla. Alae maribus et femi-
nis temporariae; sed neutris plane nullae.

1. Fatalis. (bellicosus. Soland.) T. corpore fusco,
alis fuscescentibus: costa ferruginea, stemmatibus sub-
superis oculo propinquis, puncto centrali prominulo.
*

Smeathman über die Termiten etc. mit Zusätzen
von F. A. A. Meyer. Göttingen, 1789. 8.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenig-
stens noch vier andre bekannt, die hin und wieder zwi-
schen beiden Wendezirkeln zumahl in beiden Indien, im
Südwestlichen Africa und auf Neuholland zu Hause
sind) findet sich besonders auf Guinea, und führt aus
Leimen, Letten etc. kegelförmige, meist mit mehreren
Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude
auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und
theils in solcher Menge beysammen stehen, daß sie von
Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen. Mit den Jah-
ren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz
mit Gras überwachsen etc. und ist dabey so fest, daß er
mehrere Menschen auf seiner Spitze zu tragen im
Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen
[Seite 385] weiten Gängen durchzogen sind, die theils über eine
halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhörlich wird
in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen, neue
aufgeführt, andre erweitert u.s.w. Die Zellen des Kö-
nigs und der Königin (als von welchen in jedem Stock
nur Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Ge-
bäudes verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen
die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die junge
Brut und dicht bey diesen die Magazine. Diese Thiere
zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe, Häuser etc.
kurz alles außer Erzt und Stein; und können binnen
wenigen Wochen mächtige Baumstämme gleichsam ver-
nichten. Daß die befruchtete Königin 2000 Mahl dicker
und größer wird als sie vorher war, ist schon oben er-
wähnt. Sie legt dann binnen 24 Stunden auf 80000
Eyer.

63. Mutilla. Alae nullae in plerisque.
Corpus pubescens. Thorax postice retu-
sus. Aculeus reconditus punctorius.

1. Occidentalis. M. coccinea, abdomine cingulo nigro.


VI. DIPTERA.

Die Insecten mit zwey Flügeln und ein Paar
kleinen Knöpfchen oder so genannten Flügelkölb-
chen oder Balancirstangen (halteres), die hinter
den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch
mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren
Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derentwe-
gen einige Naturkündiger die ganze Ordnung
[Seite 386] Halterata benannt haben. Die Larve ist meist
eine Made, die mehrentheils an faulichten, un-
reinen Orten lebt: sie schrumpft nach einiger Zeit
zusammen, und verhärtet zu einer braunen cylin-
drischen Puppe. Das vollkommene Insect hat
bey einigen Geschlechtern einen spitzigen harten
Saugestachel, bey andern einen weichen biegsa-
men Rüssel, bey noch andern gar keinen Mund
u.s.w. Einige dieser Thiere gebären lebendige
Junge.

64. Oestrus. Bremse. (Engl. gad-fly.)
Os nullum, punctis tribus, absque pro-
boscide aut rostro exserto.

Bey den zunächst benannten Gattungen legt das
Weibchen seine Eyer in die Haut der lebendigen Thiere, wo-
durch eine Geschwulst und Geschwür (die so genannte
Daßelbeule) entsteht, in welchem sich die Larve (der
Engerling) ernährt.

1. †. Bouis. die Ochsenbremse. O. niger, alis imma-
culatis, thorace apice antice posticeque pilis griseis,
abdomine antice pilis griseis apiceque flauo – fuluis. *

Sulzers Gesch. tab. XXVIII. fig. 1.

2. Tarandi. die Rennthierbremse. O. alis immaculatis,
thorace flauo fascia nigra, abdomine fuluo apice flauo
.

3. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O. fuluo gri-
seus, thorace fascia transuersa nigra, alis maculatis
pedibus fuluis. *.

Frisch P. V. tab. VII.

Ein für die Pferde lästiges, auch wohl gar tödtliches
Thier. Das Weibchen soll wie man versichert die Zeit
[Seite 387] abpassen, wann das Pferd sich seines Unraths entledigt,
und ihm seine Eyer ans Ende des Mastdarms legen,
und von da sollen die daraus kommenden jungen Larven
durch die 84 Fuß langen Gedärme des Pferds in dessen
Magen gelangen, wo man sie allerdings oft zu mehrern
Hunderten, bis zur Größe eines Dattelkerns, und mit
ihren Häkchen an der innern Haut des Magens befestigt,
vorfindet. Von da sollen sie dann, wann sich die Zeit
ihrer Verwandlung herbey nahet, denselben langen fin-
stern Weg, durch den sie gekommen, zurück kriechen,
sich selbst aus dem Hintern des Pferdes heraus stürzen,
sich augenblicklich in die Erde bohren, und hiermit
verwandeln etc.

4. †. Ouis. die Schafbremse. O. alis subpunctatis, ab-
domine albo nigroque versicolore. *

Reaumur vol. IV. tab. XXXV. fig. 21. 22.

In den Stirnhöhlen der Hirsche, Rehe, Ziegen, und
vorzüglich der Schafe.

65. Tipula. Schnacke. (Engl. crane-fly.)
Os capitis elongati maxilla superiore for-
nicata: palpi duo incurui capite longio-
res. Proboscis recuruata breuissima
.

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar
in Schwefelwassern leben können, und die H. de Luc in
einer Höhe von 1560 Toisen über der Meeresfläche an-
getroffen, wo sie folglich wohl unter allen Thieren auf
unsrer Erde am höchsten lebten.

Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art
von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem in
der That bewundernswürdigen Zuge von vielen tausend
[Seite 388] dicht an einander kriechenden kaum einen halben Zoll
langen Schnaken-Maden, welcher Zug zuweilen wohl
12, Ellen lang, Hände breit und Daumens hoch ist, und
so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in
größter regelmäßigster Ordnung umher zieht*).

1. †. Oleracea. T. alis hyalinis, costa marginali fusca. *

Frisch P. IV. tab. XII.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumahl am
Gemüse viel Schaden.

2. †. Plumosa. T. thorace virescente, alis hyalinis puncto
nigro
. *

Frisch P. XI. tab. III. XII.

Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist eine
Speise der Armpolypen.

3. †. Phalaenoides. T. alis deflexis cinereis ouato-lan-
ceolatis ciliatis
. *

Frisch P. X. tab. III. XI.

Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen Orten,
Abtritten etc. lebt.

66. Musca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.)
Os proboscide carnosa: labiis 2 laterali-
bus: palpi nulli
.

1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. antennis plumatis
pilosa, thorace nigro, abdomine caeruleo nitente
. *

2. †. Carnaria. M. antennis plumatis pilosa nigra, tho-
race lineis pallidioribus, abdomine nitidulo tesselato:
oculis rubris
. *

Frisch P. VII. tab. XIV.

Gebiert lebendige Maden.

[Seite 389]

3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. antennis pluma-
tis, pilosa nigra, thorace lineis
5 obsoletis, abdomine
nitidulo tesselato, oculis fuscis
. *

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stubenfliege.
(Nürnb.) 1784. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in theils
Gegenden, wie auf Taheiti, Neuholland, am Cap etc.
in unsäglich lästiger Menge. Bey der Paarung nimmt
das Männchen die Geschlechtstheile des Weibchen in
eine dazu bestimmte Vertiefung seines Hinterleibes auf.
Das so befruchtete Weibchen legt dann seine 80 oder
mehr Eyer in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Puppen-
hülse aufzusprengen, kann die zum Auskriechen reife
Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.

4. †. Cellaris. (vinulus, conops) M. antennis setariis
pilosa nigra, alis neruosis, oculis ferrugineis
. *

Reaumur vol. V. tab. VIII. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und überhaupt
auf süßlichen gährenden Früchten etc.

5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa nigra abdo-
mine subcinereo, alis basi subflauis, oculis brunneis
. *

In Gärten und Wäldern, haben einen hüpfenden son-
derbaren Flug.

6. †. Putris. M. antennis setariis, subpilosa atra, alarum
costa nigra, oculis ferrugineis
. *

Frisch P. I. tab. VII.

Die Made lebt im faulem Käse.

67. Tabanus. Blinde Fliege, Breme. (Fr.
taon) Os proboscide carnosa, terminata
labiis duobus. Rostro palpis duobus,
[Seite 390] subulatis, proboscidi lateralibus, paral-
lelis
.

1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, abdominis dorso
maculis albis trigonis longitudinalibus. *

Reaumur vol. IV. tab. XVII. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra va-
ginam flexilem
.

1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake, Moskite. (Fr. le
cousin
. Engl. the gnat.) C. cinereus abdomine an-
nulis fuscis
8. *

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. XV. XVI.

Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig am
Wasser auf. In vielen heißen Erdstrichen, wo ohnedieß
alle Insectenstiche (wie bey uns in brennenden Sommer-
tagen) weit heftigere Entzündung verursachen, sind
diese Thiere, die dort Moskiten genannt werden, in
unsäglicher Menge, und werden daher für Seefahrer
oft eine recht gefährliche Plage. Unkundige Reisende
belegen aber auch wohl überhaupt alle Mückenartige
stechende Insecten mit dem gemeinschaftlichen Nahmen
von Moskiten.

2. Reptans. die Beißfliege, Kolumbachische Mücke.
C. niger, alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien, vor
allen aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im Jahre,
im Frühjahr und Sommer, in unermeßlichen Scharen
erscheint und den Pferden u.a. Vieh zu allen Oeffnungen
des Körpers einkriecht, daß es davon oft in wenigen
Minuten sterben muß. Auch den Menschen werden sie
[Seite 391] dann wenigstens äußerst lästig, wenn auch nicht so ge-
fährlich.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo,
bivalvi, thorace longiore. Valuulis ho-
rizontalibus
.

1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pedibus po-
sticis longis: alterius sexus pennatis
. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 137.

70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.

1. †. Calcitrans. C. antennis subplumatis, cinerea gla-
bra ouata
. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 138.

Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur statt des
Rüssels den hervor ragenden Stachel. Sie kommt nur
wenn es regnen will in Häuser, fliegt niedrig, und
setzt sich auch bloß an die Beine, so wie sie draußen auf
der Weide sich an die Füße des Viehes zu setzen gewohnt
ist, das daher so unruhig wird und aufstampft.

71. Asilus. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto biualui
.

1. †. Cabroniformis. A. abdomine tomentoso, antice
segmentis tribus nigris, postice flauo inflexo
. *

Frisch P. III. tab. VIII.

72. Bombylius. Schwebfliege (Fr. bour-
don
. Engl. buzz-fly.) Os rostro porrecto,
setaceo, longissimo, biualui: valuulis ho-
rizontalibus, intra quas aculei setacei
.

[Seite 392]

1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris. *

Sulzers Gesch. tab. XXVIII. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.)
Os rostro biualui, cylindrico, obtuso, nu-
tante. Pedes vnguibus pluribus
.

1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse-leech.)
H. alis obtusis, thorace albo variegato, pedibus tetra-
dactylis
. *

Sulzers Kennz. tab. XXI. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und legt
nur ein einziges Ey oder vielmehr eine Puppe, in wel-
cher sich in den ersten Wochen nichts als ein weißer
Saft zeigt, der nachher gleich zum erwachsenen Thier
gebildet wird, das nach einiger Zeit als vollkommenes
geflügeltes Insect auskriecht.

2. †. Ouina. die Schaflaus. H. alis nullis. *

Frisch P. V. tab. XVIII.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines gan-
zen übrigen Habitus diese Stelle behauptet. Es lebt
in der Wolle der Schafe, die davon grün wird.


VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent-
halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr ver-
schieden. Theils legen sie Eyer, theils gebären
sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen,
[Seite 393] bestehen die übrigen keine andre Verwandlung,
als daß sie sich meist einige Mahl häuten. –
Vermuthlich liegt hierin ein Grund warum die
Zergliederung derjenigen Insecten dieser Ord-
nung, die man genau zerlegen kann, wie z. E.
der Krebse, Spinnen etc. so sehr große Abwei-
chungen vom innern Bau der Raupen, Käfer,
Bienen etc. zeigt.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os pal-
pis
2 setaceis et 2 capitatis. Cauda setosa
setis extensis. Corpus squamis imbri-
catum
.

1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fischchen. (forbi-
cina) L. squamosa, cauda triplici
. *

Sulzers Kennz. tab. XXII. fig. 142.

Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun schon
fast in ganz Europa einheimisch.

75. Podura. (Engl. spring-tail.) Pe-
des
6 cursorii. Oculi 2 compositi ex
octonis. Cauda bifurca, saltatrix, inflexa.
Antennae setaceae elongatae
.

1. †. Fimetaria. P. terrestris alba. *

Oft haufenweise unter Blumentöpfen.

76. Termiculus. Pedes 6 cursorii.
Oculi
2. Antennae setaceae. Os maxillis
duabus.

1. †. Pulsatorius. die Papierlaus, Holzlaus. (Fr. le
pou du bois
.) S. abdomine oblongo, ore rubro, oculis
luteis.
*

[Seite 394]

Sulzers Gesch. tab. XXIX. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch in Holz.

77. Pediculus. Laus. (Fr. pou. Engl.
louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os
aculeo exserendo. Antennae longitudine
thoracis. Abdomen depressum sublo-
batum
.

Vielleicht eines der weitläufigsten aller Thiergeschlech-
ter. Die mehresten Säugethiere und Vögel mögen wohl
ihre Läuse haben: und selbst Fische, ja sogar manche
Insecten, wie die Bienen etc. sind damit geplagt.*)

1. †. Humanus. die Laus. P. humanus. *

Swammerdam bibl. nat. tab. 1. fig. 3–6.

Das ekelhafte Thier kann sich so schnell und häufig
vermehren, daß es dann nicht nur der Reinlichkeit, son-
dern auch der Gesundheit selbst äußerst nachtheilig wird.
Es scheint sich auf keinem andern Thiere als beym
Menschen, und auch vielleicht nicht unter allen Him-
melsstrichen zu finden. Cook bemerkte z.B. keine bey
den Neuholländern. Bey den Mohren sind die Läuse
schwarz: daß sie sich aber, wie Oviedo u.a. behaupten,
auf den Schiffen verlören, wenn diese die Linie passiren,
ist leider eine Fabel.

2. †. Pubis. (morpio.) P. pubis. *

Redi l. c. tab. XIX. fig. 1.

Am Unterleibe unreinlicher Menschen.

[Seite 395]

78. Pulex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae
filiformes. Os rostro inflexo, setaceo,
aculeum recondente. Abdomen com-
pressum
.

1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide corpore breuiore. *

Rösel vol. II. Mücken etc. tab. II. III. IV.

Der Floh findet sich außer dem Menschen auch auf
Hunden, Füchsen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc.
doch nicht im äußerstem Norden, wie an der Baffins-
bay, und nur sehr einzeln auf manchen westindischen In-
seln (z.B. auf Martinicke) etc. Er kann wenigstens auf
6 Jahr alt werden.

2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Nigua, Ton,
Attun. P. proboscide corporis longitudine.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. X. fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America, äh-
nelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in den
Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich besonders im
Staube auf, und legt seine Eyer den Menschen unter
die Nägel der Fußzehen, wodurch heftige und zuweilen
in Brand übergehende Entzündungen entstehen.

79. Acarus. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.)
Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Ten-
tacula
2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattungen, die
sich theils wie die Läufe auf andern Thieren, theils aber
auch in alten Milchgeschirren, an Bierfässern, auf
Pilzen u.s.w. finden.

[Seite 396]

1. †. Ricinus. A. globoso-ouatus: macula baseos ro-
tunda: antennis clauatis
. *

Frisch P. V. tab. XIX.

2. †. Siro. Käsemilbe, Miete. (Fr. le ciron, la mite.)
A. lateribus sublobatis, pedibus 4 posticis longissimis,
femoribus capiteque ferrugineis, abdomine setoso
. *

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc. Sie wird
nur mit 3 Paar Füßen gebohren, und das 4te wächst
erst nachher dazu.

80. Hydrachna. Wasserspinne, Wasser-
milbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi
2, 4, 6. Caput, thorax, abdomenque vnita.

Alle bis jetzt bekannten zahlreichen Gattungen dieses
zuerst vom sel. Etats-Roth Müller bestimmten Ge-
schlechts*) leben in stehenden süßen Wassern.

1. †. Despiciens. (acarus aquaticus Linn.) H. rubra
rotundata maculis pluribus; oculis inferis
. *

Frisch P. VIII. tab. III.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne. Sehr leb-
haft in ihren Bewegungen.

81. Phalangium. Pedes 8. Oculi ver-
ticis
2 contigui, 2 laterales. Frons anten-
nis pediformibus. Abdomen rotundatum
.

1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster, Geist, Tod,
Haberhauer, die Holzspinne, Habergeis. (Fr. le
faucheur.
) P. abdomine ouato; subtus albo
. *

Sulzers Kennz. tab. XXII. fig. 140.

[Seite 397]

Ein animal nocturnum. Die ausgerißnen Beine zei-
gen noch Stundenlang Lebenskraft und Bewegung.
Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den Schultern.

2. †. Cancroides. der Bücherscorpion. (Fr. le scorpion
araignée
.) P. abdomine obouato depresso, chelis lae-
vibus, digitis pilosis
. *

Rösel vol. III. tab. LXIV.

In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen platt-
gedruckten Körpers und der langen Scheeren sonderbar
aus. Kriecht rücklings und vorwärts wie ein Krebs.

3. †. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdomine di-
latato muricato, rostro subulato
. *

Pennant's british zoology P. IV. tab. XVIII.
fig. 7.

Darf nicht mit dem oniscus ceti verwechselt werden.

82. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée.
Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8. (plerisque)
Os unguibus s. retinaculis
2. Anus papillis
textoriis
.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen*), die sich meines Wissens alle bloß von lebendigen
Thieren, zumahl Insecten, nähren; auch einander selbst
auffressen. Daß sich doch auch selbst diese Thiere kirre
machen lassen, und ihre Wohlthäter kennen lernen, ha-
ben der Graf Lauzun im Gefängniß zu Pignerol, und
Pelisson in der Bastille erfahren. Die mehresten Spin-
nen weben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige Anlage
sowohl als die Festigkeit, womit es Wind und Wetter
[Seite 398] aushält, bewundernswürdig ist. Auch hat man mehr-
mahlen den freylich seltsamen Einfall im Kleinen aus-
geführt aus Spinnewebe, und besonders aus dem Eyer-
gespinste der Kreuzspinnen, eine Art Seide zu verarbei-
ten. – Der so genannte fliegende Sommer (Mädchen-
Sommer, Mariengarn etc.) ist wenigstens größtentheils
kleinen Spinnen zu zuschreiben, die zumahl im Frühjahr
häufigst an Hecken und Büschen umher weben.

1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdomine sub-
globoso rubro-fusco; cruce alba punctata
. *

Rösel vol. IV. tab. XXXV–XL.

2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdomine ouato
fusco: maculis nigris
5 subcontiguis: anterioribus
maioribus
. *

Clerck tab. II. fig. 9.

3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A. saliens nigra:
lineis semicircularibus
3 albis transuersis. *

Clerck tab. V. fig. 13.

Auf Dächern etc. Sie hüpft: macht aber kein Ge-
spinnst.

4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugineo fusco. *

Frisch P. VIII. tab. III.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hinterleibe
mit sich umher, und wagt mit einer beyspiellosen Zärt-
lichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er ihr mit Gewalt
entrissen wird, zu retten*).

5. Avicularia. die Buschspinne. A. thorace orbiculato
conuexo: centro transuerse excuato
. *

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. XI. XII.

[Seite 399]

Theils in Westindien. Von der Größe einer kleinen
Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in bunte Goldfar-
ben. Sie tödtet Colibrite, und saugt ihre Eyer aus.
Ihr Biß kann auch bey Menschen gefahrvolle Entzün-
dung verursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedibus longissimis. *

Seba thesaur. vol. IV. tab. XCIX. fig. 9.?

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom Um-
fang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus subtus
atro fasciatis
. *

G. Baglivi diff. de tarantula. fig. 1. 2.

In Apulien. Die Fabeln von den unausbleiblichen
Folgen ihres Bisses und den musicalischen Heilungs-
mitteln dagegen lösen sich dahin auf, daß es theils Ein-
bildungen hypochondrischer und hysterischer Patienten;
mehrentheils aber armselige Betteleyen seyn mögen,
womit sich leichtgläubige Reisende haben hintergehen
lassen. So viel ist indeß richtig daß diese Spinne, die
sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den
Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird:
und so wie alle Insectenstiche etc. im brennenden Som-
mer gefährlich werden (zuweilen wohl eine Art Veits-
Tanz erregen) können, so auch freylich wohl der Ta-
rantel-Biß.

83. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae
2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2
cheliformes. Cauda elongata articulata
terminata mucrone arcuato. Pectines
2
subtus inter pectus et abdomen.

[Seite 400]

Der Scorpion hat in der Bildung und Lebensart
manches mit den Krebs gemein, auch wirft er, so wie
dieser, jährlich ihre Schale ab. Der kleine Europäi-
sche ist, wenn nicht gerade schwüle Sonnenhitze u.a.
dergl. Umstände dazu kommen, ziemlich unschädlich. Auch
der Ostindischen Stich ist oft weniger gefährlich als ein
Bienenstich*). Hingegen verursacht der von den Per-
sianischen, und so auch von den Westindischen Scor-
pionen leicht den Brand.

1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus subcorda-
tis pilosis. *

Rösel vol. III. tab. LXV.

2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis, manibus
angulatis
. *

Rösel vol. III. tab. LXVI. fig. 1. 2.

84. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl.
crab.) Pedes 8. insuper manus 2 chela-
tae. Oculi
2 distantes, plerisque pedun-
culati, elongati mobiles. Palpi
2 cheli-
feri. Cauda articulata inermis
.

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen nach
der verschieden Länge und Bedeckung des Schwanzes,
von Linné in folgende drey Familien abgetheilt wor-
den**):

A) Brachyuri. Krabben, Taschenkrebse, See-
Spinnen.

[Seite 401]

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus, thorace
laeui lateribus antice planato, caudae medio nodu-
loso-carinato
. *

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der Steck-
muschel aufhalte, um die Muschel bey Annäherung der
Blackfische zu warnen, ist irrig. Er verwirrt sich wohl
oft in den Bart dieser Muschel so wie andre Krebse auch:
aber die vorgegebne Absicht fällt weg.

2. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-crab.)
C. brachyurus, thorace quadrato inermi, chela altera
ingenti
. *

Catesby N. H. of Carolina. vol. II. tab. XXXV.

Zumahl im wärmern Nordamerika. Wird durch die
auffallende Ungleichheit seiner beiden Scheeren merk-
würdig, deren eine nicht viel größer als ein Bein des
Thieres, die andre hingegen so ungeheuer schwerfällig
ist, daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will, auf
den Rücken legen, und so forttragen muß.

3. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, thorace lae-
viusculo, vtrinque quinquedentato, carpis vnidentatis,
pedibus ciliatis: posticis subulatis
. *

4. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche. (Engl. the
punger.
) C. brachyurus, thorace vtrinque obtuse
nouem-plicato, manibus apice atris
. *

5. Maja. C. brachyurus, thorace aculeato, manibus
ventricosis, spinosis: digitis penicellato hirsutis
. *

B) Parasitici, cauda aphylla. Schneckenkrebse.

6. Bernhardus. der Einsiedler. C. macrourus parasiticus,
chelis cordatis muricatis: dextra maiore
. *

Sulzers Gesch. tab. XXXI. fig. 5.

[Seite 402]

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie es
scheint ohne Auswahl besondrer Geschlechter oder Gat-
tungen. Oft sind solche ausgestorbne Schneckenhäuser
inwendig von einem Einsiedlerkrebs bezogen, und von
außen zugleich mit Alcyonien u.a. dergl. Corallen besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so genannte Krebse.

7. Gammarus. der Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the
lobster
.) C. macrourus, thorace laeui, rostro lateribus
dentato: basi supra dente duplici
. *

In den Meeren der nordlichen Erde: wo er wie
manche Fische zu gewissen Jahreszeiten hin und her zieht.
Er ist sehr gefräßig, und hat einen geräumigen Magen,
der durch besondre grätenförmige Knochen ausgespannt
und unterstützt wird.

8. †. Astacus. der Fluß-Krebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl.
the craw-fish.) C. macrourus thorace laeui, rostro
lateribus dentato: basi vtrinque dente vnico
. *

Rösel vol. III. tab. LIV–LXI.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe, und
andre selbst beym Sieden schwarzbleibende Spielarten
gibt) ist äußerst gefräßig, erreicht ein zwanzigjähriges
Alter und theils ausnehmende Größe. Es wirft be-
kanntlich seine ganze Schale alljährlich ab, wobey zu-
gleich seine drey Zähne und selbst sein Magen erneuert
werden; und die zwey kalkichten Steine die sich
im Sommer zu beiden Seiten seines Magens
finden, die man fälschlich Krebsaugen nennt, und
die man ehedem als Arzney mißbrauchte, sind doch
wohl der vorzüglichste Stoff, woraus die neue ver-
jüngte Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust
[Seite 403] von Füßen, Scheeren etc. dieser u.a. Gattungen von
Krebsen wird durch ihre starke Reproductionskraft leicht
wieder ersetzt. Sie schnellen sogar Füße und Scheeren,
wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht
oder mit einem glühenden Eisen berührt werden, von
selbst von sich. (So wie es der Hummer zuweilen bey
heftigen Donnerschlägen thun soll.)

9. †. Squilla. die See-Garneele. Granate. (Fr. la
cheuvrette, crevette, salicoque, le barbot
.) C. macrourus,
thorace laeui, rostro supra serrato, subtus tridentato,
manuum digitis aequalibus
. *

Sulzers Gesch. tab. XXXII. fig. 4.

Mem de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II. tab. 1.
fig. 1. 2.

Ein Ungeziefer aus dem Oniscus-Geschlechte das sich
unter den Rückenschild dieses schmackhaften kleinen
Krebses einnistelt, hat man ehedem für junge Brut von
Schollen (Pleuronectes) gehalten, daher dann ganz
sonderbare Irrthümer entstanden.*)

10. Mantis. C. macrourus articularis, manibus adacty-
lis compressis falcatis serratodentatis
. *

Sulzers Gesch. tab. XXXII. fig. 2.

Im mittländischen u.a. Meeren der wärmern Erdstriche.

11. †. Pulex. die Fluß-Garneele. C. macrourus arti-
cularis, manibus
4 adactylis, pedibus 10. *

Rösel vol. III. tab. LXII.

Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt im
Wasser zuweilen auf dem Rücken.

[Seite 404]

85. Monoculus. Kiefenfuß. Pedes
natatorii. Corpus crusta tectum. Oculi
approximati, testae innati
.

Alle bisher bekannte Gattungen dieses Geschlechts
finden sich meines Wissens bloß im Wasser.

1. Polyphemus. der Moluckische Krebs. (Engl. the
horse-shoe, helmed fish
. – Limulus gigas
Müll.*))
M. testa plana convexa sutura lunata, postica dentata,
cauda subulata longissima
. *

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge von vier
Fuß erreichen kann. Daß es nur ein Auge haben soll,
ist ungegründet**), mithin seine Benennung gar nicht
passend. Auch findet es sich nicht allein in Ostindien,
sondern auch an der Nordamericanischen Küste, zumahl
in der Bahamischen Meerenge, wo es unermeßlich häu-
fig ist.

2. †. Apus. (Limulus palustris Müll. l. c.) M. testa
subcompressa, antice retusa, postice truncata, cauda
biseta
. *

Frisch P. X. tab. I.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland. Aber
in manchen Jahren, nach Ueberschwemmungen etc. in
unsäglicher Menge. Wie es scheint ein wahrer Zwit-
ter.***)

[Seite 405]

3. †. Pulex. (Daphnia pennata Müll l. c.) der Was-
serfloh. M. antennis dichotomis, cauda inflexa. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 10.

In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwasser:
an theils Orten so häufig, daß er bey seiner röthlichen
Farbe wohl eher die Sage von Wasser das in Blut
verwandelt sey, veranlaßt hat.

4. †. Quadricornis. (Cyclops quadricornis Müll. l. c.)
M. antennis quaternis, cauda recta bifida
. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 9.

Beides diese und die vorige Gattung, sind eine ge-
wöhnliche Speise der Arm-Polypen.

86. Oniscus. Pedes 14. Antennae seta-
ceae. Corpus ouale
.

1. Ceti. die Wallfischlaus. O. oualis segmentis distin-
ctis, pedibus tertii quartique paris linearibus ouaticis
. *

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. IV. fig. 14.

Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses Insect,
zumahl an den Finnen und Zeugungstheilen, aufs festeste
sich einnistelt.

2. †. Asellus der Kelleresel. (Fr. la cloporte.) O. oualis,
cauda obtusa, stylis simplicibus
. *

An feuchten Orten, in Kellern, Mauerritzen etc.

87. Scolopendra. Assel. Pedes nu-
merosi, totidem vtrinque quot corporis
segmenta. Antennae setaceae. Palpi
2
articulati. Corpus depressum.

1. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 14.

[Seite 406]

In den heißen Zonen: und selbst schon in Spanien.
Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.

2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, corpore ouali,
cauda penicillo albo
. *

Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. XVII.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc. Merk-
würdig ist, daß verschiedne Gattungen dieses und des
folgenden Geschlechts ihre zahlreichen Füße erst nach und
nach erhalten, und nur wenige Paare derselben mit aus
dem Ey bringen.

3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm. S. pe-
dibus vtrinque
70. *

Frisch P. XII. tab. II. VIII. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo sie ge-
legen, leuchtet noch geraume Zeit nachher. Lebt vor-
züglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber auch zuwei-
len auf Blumen, und dadurch lassen sich wohl die nicht
gar seltnen Fälle erklären, wo sich dieses Thier in die
Stirnhöhlen bey Menschen eingenistelt und wohl Jahre
lang unerträgliches Kopfweh u. dergl. verursacht hat.

88. Iulus. Vielfuß. Pedes numerosi:
duplo vtrinque plures quam corporis seg-
menta. Antennae moniliformes. Palpi
2
articulati. Corpus semicylindricum.

1. †. Terrester. S. pedibus vtrinque 100. *

Sulzers Gesch. tab. XXX. fig. 16.

Ein langsames Thier, das meist unter der Erde in
fettem Boden oder im Miste lebt.


Neunter Abschnitt.
Von den Würmern
.

[Seite 407]

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faßliche,
die Würmer hingegen so wenig allgemein pas-
sende positive Charactere, daß man die letztern
vielleicht am kürzesten durch diejenigen weißblü-
tigen Thiere definiren könnte, die keine Insec-
ten sind.

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen mat-
schigen, theils schleimigen, meist nakten Körper:
nur wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren,
einige, wie die See-Igel, mit einer kalkichten oder
Spatartigen Schale bedeckt. Manche Nereiden
verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand-
körnchen etc. viele andere Thiere dieser Classe aber,
(die Conchylien nähmlich und manche Corallen)
bewohnen ein ihnen angebohrnes festes fast por-
zellan- oder steinartiges Gehäuse, das ihnen zum
Schutz und Aufenthalt dienet: und theils von
dem Thier umher getragen wird, theils aber un-
beweglich fest sitzt.

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich
geflügelt (denn daß der Dintenfisch ziemlich große
[Seite 408] Sätze aus dem Wasser heraus thun kann, ist
kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen keine
eigentlichen Füße zum Aufstützen des Körpers
und zum Fortschreiten zugestehen. Doch haben
die Regenwürmer, See-Igel, Seesterne etc.
gewisse Gliedmaßen, die wenigstens eine ähnliche
Bestimmung haben. Und überhaupt wird auch
der Mangel dieser Bewegungswerkzeuge bey
den Würmern durch die bey ihnen ausnehmende
Kraft, ihren Körper wechselsweise enge zusam-
men zu ziehen, und wieder weit auszustrecken,
ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner, die die Insecten be-
saßen, haben viele Würmer so genannte Fühl-
faden (tentacula), oder biegsame ungegliederte
meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bey
einigen von ansehnlicher Länge, überhaupt aber
von mannigfaltiger Bestimmung sind. Den
Arm-Polypen nutzen sie zum Fang: bey vielen
Schnecken sitzen vorn die Augen dran u.s.w.

§. 150.

Manche Würmer, zumahl unter den so ge-
nannten Infusionsthierchen, sind von so einfachem
Körperbau, daß man gar keine Gliedmaßen an
ihnen unterscheiden kann. Andere hingegen wie
z.B. das Medusenhaupt, haben desto zahlreichere,
doch meist ziemlich einförmig gebildete Glieder.

§. 151.

[Seite 409]

Auch die Größe variirt in dieser Classe noch
weit mehr, als in der vorigen. Es gibt Con-
chylien, die auf sechs Centner am Gewicht hal-
ten, und Infusionsthierchen, die kaum durch
unsre besten Vergrößerungsgläser erkannt wer-
den können.

§. 152.

Die mehresten Würmer haben unansehnliche
Farben. Doch sind auch einige, wie die See-
anemonen, Seefedern, Aphroditen, und viele
Conchylien von ausnehmender Schönheit.

§. 153.

Ueber die Sinne dieser Thiere und deren
Werkzeuge läßt sich noch weniger Bestimmtes
als über der Insecten ihre, sagen. Einige ha-
ben ungezweifelt wahre Augen (wie die Dinten-
fische, Schnecken etc.), und andre, wie z.B. die
Polypen, haben ohne Augen doch das feinste Ge-
fühl von Licht und Hellung.

§. 154.

Im innern Körperbau weichen die Gewür-
me wieder eben so sehr von der Insecten ihrem,
als diese von dem der rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier derselben sich (so
[Seite 410] wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer
Verwandlung unterzieht.

§. 155.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehrsten
ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der
Erde: und viele lediglich*) im lebendigen Kör-
per andrer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa-
menthierchen u.s.w. Viele halten sich zusam-
men in Corallen-Stämmen, auf Austerbänken etc.
auf, doch ohne sich wie etwa die Bienen etc. wech-
selseitige Hülfe zu leisten.

§. 156.

Die Würmer nähren sich aus allen dreyen
Naturreichen, manche nähmlich fressen sogar
Erde, Kalk etc. Viele derselben, zumahl unter
den Schnecken, auch Blutigel etc. können aus-
nehmend lange fasten.

§. 157.

[Seite 411]

Manche sind mit Gist als Waffen, und
die Blackfische mit ihrer Dinte als Vertheidi-
gungsmittel versehn. Viele werden auch durch
ihr zähes Leben, oder durch ihre ausnehmende
Reproductionskraft, die in keiner andern Thier-
Classe so überaus wunderbar ist, vor feindlichen
Gewaltthätigkeiten geschützt: und einige wie
z.B. der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen
eine Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser-
maßen unzerstörbar scheinen*).

§. 158.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Dintenfische etc. ausgenommen, sind wohl
die allermehrsten übrigen Thiere dieser Classe
wahre Hermaphroditen, von denen jedes Indi-
viduum sein Geschlecht auf eine der oben ange-
gebenen Weisen (§. 19. S. 23.) fortzupflanzen
im Stande ist.**)

§. 159.

[Seite 412]

Die unübersehliche Menge von Seegeschö-
pfen in dieser Classe (§. 155.), zumahl die Con-
chylien und Corallen, werden in der großen Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean (– so wie die In-
secten auf und in der Erde (§. 143.) –) unendlich
mannigfaltigen überflüßigen oder nachtheiligen
Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam umwan-
deln u.s.w. – Dem Menschen ins besondre
werden sie dadurch nutzbar, daß Viele derselben,
zumahl unter den Conchylien, eßbar sind, und
vorzüglich einige (wie z.B. nahmentlich venus
mercenaria
und mytilus bidens) manchen Kü-
stenbewohnern und Seefahrenden zu einer Haupt-
nahrung dienen. Von einigen Schnecken wurde
ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe ge-
nommen*). Aus dem Safte der Blackfische
kann Dinte bereitet werden. Der Bart der
Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die
theuer verarbeitet wird. Mehrere Muschel-
[Seite 413] arten führen Perlen*). Das rothe Corall
gibt einen wichtigen Handelsartikel, zumahl
nach Ostindien. – Verschiedne Schneckchen
oder Muscheln etc. cursiren ganz oder in Stück-
chen geschnitten bey einigen wilden Völkern statt
Geldes. Aus ähnlichen Muschelstückchen von
verschiednen Farben machen die Irokesen u.a.
Nordamericanische Indianer ihre Denkschnüre etc.
die ihnen statt Urkunden dienen**). Viele Wilde
brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser statt
Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-Insulaner
machen daraus ihre sinnreichen Angeln und man-
cherley andres Fischergeräthe (§. 118.). Die Nord-
westlichen Americaner schäften ihre Harpunen mit
scharfgeschliffenen Stücken von Muschelschalen. –
Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich manche Mu-
schelschalen, die auf Onyx-Manier zu Cameen ver-
[Seite 414] arbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große
beinartige Schuppe des Blackfisches (os sepiae)
wird von mehrern Handwerkern benutzt. Der
Badeschwamm dient zu mancherley häuslichem
Gebrauch. Unzählige Conchylien und Corallen
werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne
Muschelschalen in Schina etc. statt Fensterscheiben
gebraucht u.s.w. Auch dienen die Conchylien
zum allgemeinsten Putz der wilden Völker*).
Die Blutigel endlich sind ein überaus wichtiges
chirurgisches Genesmittel.

§. 160.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe ge-
hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer
des menschlichen Körpers, die sich entweder wie
die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichuriden
und Bandwürmer im Darmcanal, oder wie der
Blasennwurm außen an den Eingeweiden und
zwischen den Muskeln; oder wie der Nerven-
wurm nahe unter der Haut aufhalten. Sodann
auch die Egelschnecken, die sich bey den Scha-
[Seite 415] fen etc., die Finnen der Schweine, die Blasen-
würmer und so viele andre Würmer, die sich zu-
mahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey
Fischen finden, und sie krank machen. Die Re-
genwürmer und Schnecken schaden Gewächsen.
Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade etc. durch-
bohren Schiffe und Dämme. Manche Wür-
mer sind auch, wie schon gesagt worden, giftig.

Hingegen kann ich den abentheuerlichen Er-
zählungen von der höllischen Furie, einem von
niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr
genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi-
derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der
Luft herum fliegenden Würmchen, was aus Men-
schen und Vieh herabstürzen, und sie durchboh-
ren soll u.s.w., keinen Glauben beymessen.

§. 161.

Ich habe auch bey dieser Classe bis auf einige
wenige Abänderungen im ganzen die Ordnung
des Linnéischen Systems befolgt:

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nakte weiche Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große Aehn-
lichkeit mit den Bewohnern der Schnecken-
häuser und Muschelschalen in der folgenden
Ordnung.

[Seite 416]

III. Testacea. Die den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner der
Conchylien.

IV. Crustacea. Mit einem beynahe knorp-
lichten Körper, und theils mit einer festen
(bey einigen Spatartigen) Cruste. See-
Igel, Seesterne, See-Palme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan-
zenthiere die einen Corallenstamm oder
andere ähnliche Gehäuse bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nakten Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thierchen.

* * *

Zur N. G. der sämtlichen Ordnungen dieser
Classe ist mir außer manchen der obgedachten all-
gemeinen Quellen zur ganzen Thiergeschichte etc.
kein besondres Werk bekannt.

Einigermaßen kann man hierher rechnen:

  1. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et fluui-
    atilium
    Havn
    . 1773. 4.
  2. und Alb. Seba thesaurus (s. S. 239.) vol. III.

I. INTESTINA.

[Seite 417]

Die mehresten Thiere dieser Ordnung haben
theils einen cylindrischen, theils einen bandför-
migen Körper; und fast bey allen hat man ge-
funden, daß sie nicht zwitterartig, sondern die
beiden Geschlechter in separaten Individuis ge-
trennt, sind. Die Eingeweide-Würmer des
menschlichen Körpers sind (die Samenthierchen
ausgenommen) alle aus dieser Ordnung.

1. Gordius. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm
.) Corpus filiforme, teres, aequale,
laeue
.

1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. G. pallidus extremi-
tatibus nigris
. *

C. Gesner hist. aquatilium. pag. 547.

Spannenlang, von der Dicke eines starken Zwirn-
faden. Lebt in lettigem Boden und im Wasser. Ist
vermuthlich der gleiche Wurm, der sich auch zuweilen
bey Kälbern, Pferden, (und wenigstens ein sehr ähnli-
cher in der Luftröhre der Schweine) findet: und den
man auch wohl ehe bey Menschen im Knie, in den Wa-
den etc. völlig wie den Indianischen Nervenwurm gefun-
den hat.

2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit. (dracun-
culus, vena Medinensis
. Fr. le ver de Guinée.) G. to-
tus pallidus
. *

Sloane nat. hist. of Iamaica. vol. II. tab.
CCXXXIII. fig. 1.

[Seite 418]

Am persischen Meerbusen, in Ost- und West-Indien,
auf Guinea etc. Etwas stärker als der vorige, und wohl
zwey Ellen lang. Unter der Haut zumahl an den Knö-
cheln, am Knie, am Arm etc. wo er schmerzhafte Beu-
len, Entzündung u.s.w. verursacht, und äußerst behut-
sam (damit er nicht abreiße,) ausgewunden wer-
den muß: eine Operation, die wohl drey und mehr
Wochen dauert. Selten hat ein Mensch mehr als einen
solchen Wurm: doch auch wohl viere, fünfe etc. zu-
gleich.

3. †. Marinus. G. plano spirali conuolutus. *
Häufig in Häringen.

2. Ascaris. Corpus teres filiforme, vtra-
que extremitate attenuatum
.

1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Madenwurm,
Springwurm. A. cauda setacea, longit. 4 linearum. *.

(tab. 1. fig. 1.)

Wie eine Käse-Made. Hält sich im Mastdarm bey
Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.

2. †. Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herzwurm. (lum-
bricus teres
. Fr. le strongle. Engl. the round worm.)
A. spithamea, rugose annulata, vtraque extremitate
subulata ore trinodi. *
.

(tab. 1. fig. 2.)

Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen Kör-
per, findet sich im ganzen Darmcanal; zuweilen in un-
säglicher Menge.

3. †. Trichuris. der Haarwurm. A. corpore clauato
(maribus spirali) altera extremitate capilliformi. *

(tab. 1. fig. 3.)

[Seite 419]

Meines Wissens bloß im Blinddarm beym Menschen:
saugt mit dem dünnen haarförmigen Ende.

3. Lumbricus. Corpus teres annula-
tum, longitudinaliter exasperatum acu-
leis conditis
.

1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver de terre.
Engl. the earth worm.) L. ephippio circulari, 8 se-
riebus aculeorum abdominalium
. *

J. Andr. Murray de verm. in lepra obuis.
tab.
II.

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schädliche
Thier: ein wahres animal subterraneum.

2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus, sexfariam
aculeatus
. *

Bonnet Tr. d'Insećtol. II. (oeuvr. vol. I.) tab. 1.
fig. 1–4.

Ein überaus schönes Geschöpf von carmoisinrother
und grüner Farbe etwa 1 1/2 Zoll lang. Lebt in Teichen,
Gräben etc. und hat, so wie der gemeine Regenwurm
auch, ausnehmende Reproductionskraft. Sogar ein
abgeschnittnes 1/26 des Thieres wird binnen einigen
Monathen wieder zu einem ganzen Thiere von voll-
kommner Länge reproducirt. Seine natürliche Fort-
pflanzung geschieht sowohl indem es lebendige Junge
gebiert, als auch durch junge Brut die es wie Sprossen
austreibt.

4. Fasciola. (Engl. fluke.) Corpus ge-
latinosum, planiusculum, poro ventrali
duplici
.

[Seite 420]

1. †. Hepatica. die Egelschnecke. F. depressa, ouata
fusca, antice tubulo instructa
. *

Jac. Chr. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1–8.

In den Lebern der Schafe.

2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fischrieme, Fick.
F. corpore taeniolari marginibus vndulatis. *

Journal des scavans 1726. pag. 104.

Wie ein schmales Streifchen Band: ungegliedert:
verdiente also eher den Nahmen Bandwurm, als das
folgende Geschlecht. Hält sich in der Brusthöhle bey
manchen Fischen auf, und ist selbst, nachdem diese ge-
sotten waren, noch lebendig in ihnen gefunden worden.

5. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm (lumbricus latus. Fr. ver
solitaire
. Engl. tape worm, jointed worm.)
Corpus planiusculum, geniculatum. os
quadrilobum
.

Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausnehmend son-
derbaren Einrichtung seines Baus, als wegen der hart-
näckigen und gefahrvollen und mannigfaltigen Zufälle,
die durch die nachgenannten Gattungen im menschlichen
Körper verursacht werden, überaus merkwürdiges Thier-
geschlecht. Der gegliederte Wurm saugt sich mittelst
des aus seinem vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) her-
aus ragenden zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal
fest. Zunächst auf den Kopf folgt (wenigstens bey den
nachbenannten Gattungen) ein überaus schmaler fast
fadenförmiger Hals, (tab. 1. fig. 4.), der allgemach mit
immer deutlichern und größern Gliedern in den übrigen
Körper des Wurms übergeht. In jedem der größern
[Seite 421] Glieder, die dann bey weiten den längsten Theil des
Thiers ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein be-
sonderer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten Form,
wie Laubwerk etc. der seine Eyerchen durch eine am
Rande oder auf der breiten Seite befindliche einfache
oder doppelte Oeffnung von sich geben kann. Auch
scheint diese Oeffnung außerdem noch dem Wurme so-
wohl um sich anzuhalten, als auch zu einiger Ernäh-
rung dieser vom Kopf so weit entfernten Glieder, zu
dienen. Jeder Bandwurm kann folglich sein Geschlecht
fortpflanzen, ist aber übrigens nichts weniger als soli-
taire
, sondern man hat gar oft bey Einem Menschen
oder Einem Thiere viele ganze Bandwürmer zugleich
gefunden.*)

1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm. (T. cucur-
bitina
. auctor.) T. articulis oblongis, osculis margi-
nalibus solitariis
. *

(tab. 1. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste. Fin-
det sich, so wie der folgende, im dünnen Darme beym
Menschen.

[Seite 422]

Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes cucur-
bitini
, ascarides
Couleti) sind abgesetzte Hinterglie-
der dieses Wurms.

2. †. Lata. der kurzgliedrige Bandwurm. T. articu-
lis breuissimis medio nudosis, osculis alterius lateris. *
.

(tab. 1. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumahl in der
Schweiz und in Frankreich äußerst häufig.

6. Hydatis. Blasenwurm. Corpus tae-
niforme desinens in vesicam lymphati-
cam. Os quadrilobum
.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus son-
derbaren Thiere, die sich meist an und in verschiednen
Eingeweiden vielerley Säugethiere finden, hat bey den
mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit mit denen vom
Bandwurm. Der Hintertheil aber endigt sich in eine
eyförmige Wasserblase von verschiedner Größe.

1. †. Humana. H. capsa vaginali cartilaginea, vesicula
caudata apicibus obtusis.

(tab. 1. fig. 7.).

Eine wichtige Entdeckung des sel. Werner, der diesen
sonderbaren Blasenwurm zu hunderten im Muskelflei-
sche des ganzen Körpers bey der Leiche eines 40jährigen
übrigens gesunden robusten Mannes gefunden hat.

Der Wurm hat große Aehnlichkeit mit den Finnen
im Schweinefleisch, deren thierische Natur schon Mal-
pighi außer Zweifel gesetzt hat. Und die, da sie sich
bloß bey dem vom Menschen unterjochten Hausschwein,
aber nicht bey der wilden Sau finden, ein Beyspiel
von organisirten Körpern geben, die offenbar erst lange
[Seite 423] nach der ersten Schöpfung gleichsam nacherschaffen zu
seyn scheinen.

2. †. Gigas. H. orbicularis, vesica magna; corpore
breui rugoso imbricato: capite quadriosculato vnci-
natoque
. *

Goeze Eingew. tab. XVII.

Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am häufig-
sten am Darmfell und in der Leber der Schweine.

3. †. Multiceps. H. vesicas pluribus communi.

Im Gehirn der drehenden Schafe.

7. Sipunculus. Corpus teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylin-
dricum. Apertura lateralis corporis ver-
ruciformis
.

1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S. corpore
tunica laxa induto
. *

C. Gesner hist. aquatil pag. 1226.

Im ostindischen Ocean.

8. Myxine. Corpus teres, subtus cari-
natum pinna adiposa. Maxillae binae
pinnatae. Dentes in faucibus.

1. Glutinosa. der Schleimaal. M. tentaculis 9.

Linn museum reg. Adolph. Frid. tab. VIII. fig. 4.

9. Hirudo. Blutigel. (Fr. sangsue. Engl.
leech.) Corpus oblongum, promouens se
ore caudaque in orbiculum dilatandis
.

1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra lineis
flauis
6: intermediis nigro-arcuatis, subtus cinerea
nigro maculata
. *

[Seite 424]

J. Jac. Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII.
tab. V. fig. 1–4.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.

2. †. Sanguisuga. H. depressa fusca, margine laterali
flauo
. *

Schwed. Abhandl. 1757. tab. VI. fig. 3. 4.

Noch blutgieriger als die vorige.

3. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8 nigris
supra os.
*

Schwed. Abhandl. l. c. fig. 5–8.

Legt nur ein einziges Ey, das Anfangs bloße Lym-
phe enthält, aus welchem aber nachher, 8–10, und
mehr Junge heraus kommen.


II. MOLLUSCA.

Nakte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimichten Körper und deutlichere äußere Glied-
maßen von denen in der vorigen Ordnung aus-
zeichnen*). Manche haben die größe Aehnlich-
keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser
und Muschelschalen.

[Seite 425]

10. Limax. Weg-Schnecke (Fr. limace.
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis.
Tentacula
4 supra os.

Diese nakten Schnecken haben die starke Reproduc-
tionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken mit dem
Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.

1. †. Ater. L. ater. *

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. CI. fig. 102.

2. †. Rufus. L. subrufus. *

Lister tab. CI. a. fig. 103.

3. †. Maximus. L. cinereus maculatus. *

Lister tab. CI. a. fig. 104.

4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus. *

Lister tab. CI. fig. 101.

11. Aplysia. Corpus repens. Clypeo
dorsali membranaceo. Foramen laterale
dextrum pro genitalibus. Anus supra
extremitatem dorsi
.

1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der Alten)
A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. XXI. fig. 21.

12. Doris. Corpus repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice, supra cinctus ciliis. Tentacula
duo, supra corpus antice, intra foramina
retractilia
.

[Seite 426]

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.) D. oua-
lis, corpore laeui, tentaculis
2 ad os, ano ciliato
phrygio
.

Pennant l. c. tab. XXII. fig. 22.

13. Aphrodita. Seeraupe. Corpus
repens, ouale: fasciculi pediformes vtrin-
que plurimi. Os retractile. Tentacu-
la
2. setacea.

1. Aculeata. der Goldwurm. (pudendum regale Column.
Fr. la taupe de mer, la grosse scolopendre de mer.) A.
oualis hirsuta aculeata, pedibus vtrinque
32. *

Swammerdam bibl. nat. tab. X. fig. 8.

Ein über alle Beschreibung prächtiges Geschöpf: die
Stacheln und Haare, womit es an beiden Seiten besetzt
ist, schillern, zumahl im Sonnenschein in alle mögliche
Goldfarben: theils auch wie blaue Schwefelflammen
u.s.w.

14. Nereis. Corpus repens oblongum
lineare. Tentaculis lateralibus penicil-
latis plumosis supra os
.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix conspicuo.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten es in
manchen Gegenden etwas beyträgt*).

2. Tubisica. der Sandköcher. N. pedibus vtrinque 26.
Ore ciliato pectine aurato. *

Pallas miscell. zoolog. tab. IX. fig. 3.

Diese und verschiedne andre Nereiden-Arten, verfer-
tigen sich, fast wie die Phryganäenlarven, (nur noch
[Seite 427] weit kunstreicher) unbeschreiblich saubere Röhren zu
ihrem Aufenthalt. Bey dieser Gattung ist die Hülse
nur so dünn wie Papier, und aus vielen tausend Sand-
körnchen zusammen gebaut.

15. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille-
pied d'eau
.) Corpus lineare pellucidum,
depressum, setis pedatum.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigne Weise
fort:*) Das letzte Gelenk des gegliederten Wurms
dehnt sich nähmlich allmählig aus, und erwächst zu ei-
nem ganzen Thiere, das sich nach einiger Zeit vom
übrigen Körper der alten Naide absondert, oder auch
selbst noch vorher wieder andre Junge auf gleiche Weise
durch die Ausdehnung seines letzen Gelenkes hinten
austreibt: doch können sich wenigstens manche Gattun-
gen, wie z.B. die nachstehende, auch außerdem durch
Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung befruchtet
werden, fortpflanzen.

1. †. Proboscidea. die gezüngelte Naide. (Nereis la-
custris
Linn.) N. setis lateralibus solitariis, probos-
cide longa
. *

Rösel Hist. der Polypen tab. LXXVIII. fig. 16. 17.

16. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae ad
summitatem: altera humiliore
.

Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das Wasser
in langen Stralen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea. *

[Seite 428]

17. Actinia. Seeanemone, Meernessel,
Klipprose. (Vrtica marina, Fr. cul d'ane.)
Corpus se affigens basi, oblongum,
teres, apicis margine dilatabili in-
tus tentaculato, os terminale centrale
ambiente
.

Ihre Reproductionskraft gibt der Arm-Polyven ihrer
wenig nach, und ist bey dem zusammengesetztern Kör-
perbau allerdings noch auffallender. Selbst mitten von
einander geschnittne Seeanemonen sind wieder zu ganzen
Thieren erwachsen.

1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa. *

Philos. Transact. vol. LXIII tab. XVI. sqq. fig.
10 sqq.

18. Tethys. Corpus liberum, oblon-
giusculum, carnosum, apodum. Os
proboscide terminali, cylindrico, sub la-
bio explicato. Foramina
2 ad latus colli
sinistrum
.

1. Leporina. (lepus marinus maior Columnae.) T.
labro ciliato
.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im Mittländischen Meere.

19. Holothuria. Corpus liberum,
nudum, gibbum, ano terminali. Ten-
tacula plura in altera extremitate. Os
inter tentacula
.

1. Physalis. (Engl. the portuguese man of war.) H.
cirrhis difformibus filiformibus pendulis
.

[Seite 429]

Sloane nat. hist. of Iamaica. vol. I. tab. IV.
fig. 5.

Im Atlantischen Ocean etc. Von dem kleinen bla-
senförmigen Körper des sonderbaren Thieres hängen
schöne roth und blaue, theils 3 bis 4 Fuß lange Fäden
herab, die aber, wenn man sie berührt, empfindlicher
als Nesseln brennen. Oberhalb der Blase befindet sich
eine Segelhaut, die das Thier im Schwimmen nach dem
Winde richtet.

20. Terebella. Corpus filiforme. Os
anticum, praeputio glandem peduncula-
tam tubulosam exserente. Tentacula
circum os, capillaria, plura
.

1. Lapidaria. Terebella

Schwed. Abhandl. 1754. tab. III. fig. A–E.

Im Mitländischen Meere.

21. Triton. Corpus oblongum. Os
lingua inuoluta, spirali. Tentacula
12
bipartita: vtrinque 6 posticis cheliferis.

1. Litorèus. Triton.

Vergl. philos. Transcat. vol. L. I. II. tab. XXXIV.
fig. A.

Im Meere, an Klippen, etc.

22. Lernaea. Corpus se affigens tenta-
culis, oblongum teretiusculum. Ouaria
bina. Tentacula brachiformia
.

Ein schädliches Ungeziefer für Fische, in deren Kie-
fern es vorzüglich nistet.

[Seite 430]

1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, thorace cylin-
drico bifurco, tentaculis apice lunatis
.

Linnaei fauna suec. tab. II. fig. 2100.

23. Scyllaea. Corpus se affigens, com-
pressum, dorso canaliculato. Os fora-
mine edentulo, terminali. Tentacula s.
brachia subtus trium parium
.

1. Pelagicum. Scyllaea. *

Seba thesaur. vol. I. tab. LXXIV. fig. 7.

Im Ocean, am Sargasso (fucus natans.)

24. Clio. Corpus natans, oblongum.
Alis duabus membranaceis, oppositis.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico. *

Ellis et Solander tab. XV. fig. 9. 10.

Bey Spitzbergen, Neufundland etc.

25. Sepia. Dintenfisch Blackfisch. Bra-
chia
8 interius adspersa cotyledonibus.
Rostrum inter brachia terminale, cor-
neum. Venter vesica atramentifera in-
structus, infra scissura transuersa ad basin
apertus, supra quam fistula excretoria
eminet
.

Die Dintenfische, die sich meist in allen Weltmeeren
finden*), weichen in so vielen Stücken, zumahl in
[Seite 431] Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen aus-
gebildeten Eingeweide, Paarungswerkzeuge, besonders
aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge
(die ihnen nähmlich Hr. J. Hunter zuschreibt) so ganz
von andern Thieren dieser Classe ab, und ähneln hin-
gegen in so vielen Stücken manchen Fischen, daß es mir
fast Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen die-
sen so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst
mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey man-
chen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an,
gleichsam wie ein Schröpfkopf. Die Arme, die diesen
Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen
abgebissen werden, werden ihnen, wie schon die Alten
wußten, leicht reproducirt. Die mehresten Gattungen
werden auch durch den schwarzen Saft merkwürdig,
den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen,
und willkührlich von sich lassen, und dadurch das Was-
ser zunächst um sich verdunkeln können. Hr. Prof.
Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende
zwey Familien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la
seiche
.) S. ventre latissimo rotundato vndique pinna
cincto, osse dorsali maximo
. *

Rondelet. de piscib. pag. 498.

Swammerdam biblia nat. tab. L. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste
os sepiae (das so genannte weiße Fischbein das auch
in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite
[Seite 432] knochige Schulpe von sehr sonderbarer Textur, im
Rücken des Thiers. Die so genannten Seetrauben
(vuae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und verwand-
ter Gattungen.

2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron.) S. ventre stri-
cto subulato, pinna angulari media, osse dorsali pen-
niformi
. *

Turberv. Needham nouv. observ. microsc.
tab.
I. II.

Pennant's brit. zool. IV. tab. XXVII. fig. 43.

Was Plinius u.a. Alte von der loligo sagen, und
von manchen neuern abgeläugnet worden, daß nähm-
lich diese Thiere weite Sprünge aus dem Wasser thun
können, ist mir von den zuverläßigsten Augenzeugen
versichert und genau beschrieben worden. Sie füllen
sich nähmlich voll Wasser, das sie dann mit großer Ge-
walt wie in einem Strahl durch die am Hals befind-
liche Röhre von sich spritzen, und sich dadurch eine
große Strecke weit über das Wasser forttreiben können,
wobey sie ihre Arme steif ausgestreckt halten.

B) Pedibus basi palmatis, absque promuscidibus, pinnis
et osse dorsali
.

3. Octopodia. (polypus veter. Fr. le poupe.) S. aceta-
bulorum in interna pedum superficie ordine duplici,
in basi singulis acetabulis, paullatim increscentibus
. *

Seba vol. III. tab. II. fig. 1–6.

Pennant l. c. tab. XXVIII. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches beliebte
Gattung, findet sich in manchen Gegenden, besonders
in Ostindien und im Mexicanischen Meerbusen von ganz
[Seite 433] ungeheurer Größe: so daß sie Boote umreissen kann,
und man abgerißne einzelne Arme von ihr gemessen hat
die bey 30 Fuß lang waren.

26. Medusa. Qualle, Corpus gelatino-
sum, orbiculatum, depressum. Os sub-
tus centrale
.

1. Aurita. M. orbicularis subtus 4 cauitatibus.

2. Velella. (vrtica marina Columnae.) M. oualis
concentrice striata, margine ciliato, supra velo mem-
branaceo
.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.


III. TESTACEA.
Die Conchylien
.


Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil-
dung; doch großentheils den Würmern der vo-
rigen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen
anfänglich aus einer knorplichten oder hornarti-
gen Grundlage, die ihre nachherige Festigkeit
durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde er-
hält. Die neugebohrnen Schneckenhäuser haben
aber (nach Reaumurs von Hrn. Kämmerer
gründlich bestätigten Beobachtungen) noch nicht
[Seite 434] ihre vollzähligen Windungen, sondern diese wer-
den mit zunehmendem Wachsthum des Thieres
allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs-
saum der Schale abgesetzt. (– Bey weiten
nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Kei-
me entwickelt. –) Und bey den Muscheln ist
ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele
dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren
Baues*), andre wegen ihres Porcellanartigen
glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen
Farben**), regelmäßigen, saubern Zeichnung
u.a. dergl. Schönheiten, merkwürdig.***)

[Seite 435]

Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl und Bildung der
Schalen in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln,

C) Einschalige mit bestimmten Windungen,
nähmlich die Schnecken,

und D) einschalige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschalige Conchylien.
MULTIVALVES.

Leben bloß in der See.

27. Chiton. Testae plures, longitudi-
naliter digestae, dorso incumbentes
.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septemvalui, cor-
pore tuberculato. *

[Seite 436]

28. Lepas. Animal rostro inuoluto spi-
rali, tentaculis cristatis. Testa multi-
valuis, inaequiualuis
.

Manche Gattungen, wie z.B. hier die beiden ersten,
sitzen mit der Schale selbst unbeweglich fest; bey andern
hingegen wie bey den zwey letztern, hängt die vielschalige
Muschel an einem Darmähnlichen Eingeweide das ir-
gendwo fest sitzt. – Und diese doppelte Verschiedenheit
scheint doch so auffallend, daß man wohl zwey beson-
dere Geschlechter darnach bestimmen sollte.

1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L. testa co-
nica sulcata fixa, operculis acuminatis
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. XCVII. fig. 820.

Unbeweglich an Ufern, am Kiel der Schiffe, oder auch
auf andern Thieren, auf Muscheln, Krebsen etc.

2. Diadema. die Wallfisch-Pocke. L. testa subrotunda
sexlobata sulcata fixa
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. XCIX. fig. 843. sqq.

Auf der Haut der Wallfische.

3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied. Engl.
the horn of plenty.) L. testa valuis 20 (aut pluribus)
polymorphis, intestino squamulis granulato
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. C. fig. 851.

Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist beson-
ders an den Küsten der Barbarey zu Hause.

4. Anatifera. die Entenmuschel. (Pentilasmus.) L. testa
compressa quinqueualui, intestino insidente laeui
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. C. fig. 853. sqq.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen be-
rüchtigt worden, deren schon bey der Baumgans (S.
[Seite 437] 226.) gedacht worden. Die fünffache Muschelschale
hängt mit dem darin wohnenden Thiere an einer flei-
schichten darmähnlichen Röhre, auch wohl ihrer meh-
rere wie Zweige eines Stammes an einem gemeinschaft-
lichen solchen Darme, der gewöhnlich an faulen Wei-
den, altem Schiffwreck etc. fest sitzt.

29. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.)
Testa biualuis, diuaricata, cum minori-
bus accessoriis difformibus, ad cardinem.
Cardo recuruatus, connexus cartilagine
.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst in
den härtesten Marmor, auch in starke Corallenstämme,
Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen sich am Ende
des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa oblonga hinc
reticulato striata
. *

Chemnitz vol. VIII. tab. CI. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet überaus hell im Dunklen.

2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa oblonga ro-
tundata arcuato striata
. *

Spengler in Schrift. der Berl. Naturf. Gesellsch.
IV. B. tab. V. fig. 1–5.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln.
CONCHAE.

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht auf
der Gleichheit oder Ungleichheit der beiden Schalen und
ihrer Ränder, und der Beschaffenheit des Schlosses
(cardo).

[Seite 438]

30. Mya. (Fr. moule. Engl. gaper.) Testa
biualuis, hians altera extremitate. Cardo
dente (plerisque) solido, crasso, patulo,
vacuo, nec inserto testae oppositae
.

1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahlermuschel. M.
testa ouata, cardinis dente primario crenulato: late-
rali longitudinali: alterius duplicato
. *

Chemnitz vol. VI. tab. I. fig. 6.

2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M. testa ouata
antice coarctata, cardinis dente primario conico, na-
tibus decorticatis
. *

L. Ferd. Marsigli Bosforo Tracio. tab. I.

Chemnitz vol. VI. tab. I. fig. 5.

31. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de
couteau, coutelier
. Engl. razor.) Testa
biualuis, oblonga, vtroque latere hians.
Cardo dens subulatus, reflexus, saepe
duplex, non insertus testae oppositae:
margo lateralis obsoletior
.

1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine altero biden-
tato
. *

Chemnitz vol. VI. tab. IV. fig. 29.

32. Tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice hinc ad alterum latus flexa. Car-
do dentibus ternis; lateralibus planis al-
terius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter subtilissime
substriata nitida, sutura anali canaliculata.
*

Chemnitz vol. VI. tab. XI. fig. 102.

[Seite 439]

2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striata, costa
fusca transuersali.
*

In Teichen etc. etwa von der Größe einer Erbse.

33. Cardium. (Fr. coeur. Engl. cockle.)
Testa biualuis, subaequilatera, aequiual-
vis. Cardo dentibus mediis binis alter-
natis; lateralibus remotis insertis.

1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis eleuatis
carinatis concavis tenuissimis.
*

Chemnitz vol. VI. tab. XV. fig. 151. sqq.

An der Guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis exaratis linea
ciliata aculeis inflexis plurimis.
*

Chemnitz vol. VI. tab. XV. fig. 158.

34. Mactra. Backtrog. Testa biualuis
inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente
medio complicato cum adiecta foueola;
lateralibus remotis insertis.

1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca laeuiuscu-
la subantiquata.
*

Chemnitz vol. VI. tab. XXIII. fig. 229. sqq.

35. Donax. (Fr. came tronquée.) Testa
biualuis, margine antico obtusissimo.
Cardo dentibus duobus: marginalique
solitario, subremoto sub ano.

1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ouata com-
pressa laeui, scripta lineis purpureis vndatis, rima
acuta, marginibus crenulatis.
*

Chemnitz vol. VI. tab. XXVI. fig. 261. sqq.

[Seite 440]

36. Venus. Testa biualuis, labiis mar-
gine antico incumbentibus. Cardo den-
tibus
3 omnibus approximatis, laterali-
bus apice diuergentibus.

1. Dione. die ächte Venusmuschel. V. testa subcordata,
transuerse sulcata, antrorsum spinosa.
*

Chemnitz vol. VI. tab. XXVII. fig. 271. sqq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cordata soli-
da transuerse substriata laeui, margine crenulato, in-
tus violacea, ano ouato.
*

Spengler in Schrift. der Berl. Naturf. Gesellsch.
VI. B. tab. VI. fig. 1. sqq.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die Irokesen
u.a. Nordamericanische Wilde die Corallen zu ihren
Denkschnüren, Putz etc. schleifen, und das darin be-
findliche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde
führen, auskauen etc.

3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lentiformi: striis
crenatis decussatis, ano impresso ouato.
*

Chemnitz vol. VI. tab. XXXVII. fig. 390 sqq.

37. Spondylus. (Fr. huitre epineuse.) Te-
sta inaequiualuis, rigida. Cardo denti-
bus 2 recuruis, cum foraminulo inter-
medio.

1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le claquet de
Lazare.
) S. testa subaurita spinosa.
*

Chemnitz vol. VII. tab. XLIV. fig. 459.

Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde weit
über die andere hinaus, und ist wie abgesägt. Eben so
merkwürdig ist auch die Einlenkung des Gewindes selbst,
[Seite 441] dessen Zähne so sonderbar in einander gefügt sind, daß
sich die Muschel zwar öffnen, aber die Schalen nicht
ohne Zerbrechen des Schlosses von einander ablösen
lassen.

38. Chama. (Engl. cockle.) Testa biual-
vis, grossior. Cardo callo gibbo, obli-
que inserto fossulae obliquae.

1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda laeui, pro-
cessibus retrorsum recuruatis, rima hiante.
*

Chemnitz vol. VII. tab. XLVIII. fig. 483.

2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Riesenmuschel,
Vater-Noah Schulpe. (Kima. Fr. le grand beni-
tier.
) C. testa plicata, fornicata, squamosa.
*

Chemnitz vol. VII. tab. XLIX. fig. 492 sqq.

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen wohl
gegen sechs Centner und das Fleisch dreyßig Pfund wie-
gen. Letzteres wird von den Ostindischen Insulanern
häufig gegessen.

3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre de la mer
rouge.
) C. testa orbiculata, muricata; valuula altera
planiore; altera nate productiore subspirali.
*

Chemnitz vol. VII. tab. LI. fig. 110 sqq.

4. Bicornis. C. testa valuulis conicis, natibus cuneifor-
mibus obliquis tubulosis valuula longioribus.
*

Chemnitz vol. VII. tab. LII. fig. 516 sqq.

39. Arca. Testa biualuis, aequiualuis.
Cardo dentibus numerosis, acutis, alter-
nis, insertis.

[Seite 442]

1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata, apice
emarginata, processibus incuruis remotissimis, margine
integerrimo hiante.
*

Chemnitz vol. VII. tab. LIII. fig. 529 sqq.

40. Ostrea. (Fr. huitre. Engl. oyster,
scallop.
) Testa biualuis, inaequiualuis
,
(plerisque), subaurita. Cardo edentulus
fossula caua ouata, striisque lateralibus
transuersis.

Auch die so sehr verschiednen Gattungen dieses Ge-
schlechts könnten füglicher in zwey andere vertheilt wer-
den, deren eins die Kamm-Muscheln (wohin die ersten
beiden Gattungen gehören), das andre aber die Austern
begreifen müßte.

1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr. l'evantail.) O.
testa aequiualui radiis
12 duplicatis, extus laeui. *

Chemnitz vol. VII. tab. LXI. fig. 595.

2. Pallium. der Königsmantel. O. testa aequiualui ra-
diis
12 conuexis, striata scabra squamis imbricata. *

Chemnitz vol. VII. tab. LXIV. fig. 607.

3. Malleus. der Polnische Hammer, das Crucifix. (Fr.
le marteau noir.) O. testa aequiualui triloba, lobis
transuersis.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXX. fig. 655. sqq.

4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inaequiualui
ouata, lateribus obtuse plicata parasitica.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXI. fig. 662. sqq.

5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inaequiualui
semiorbiculata, membranis imbricatis vndulatis, val-
vula altera plana integerrima.
*

[Seite 443]

Wird zumahl an den Küsten des Nordwestlichen Eu-
ropa auch am Mitländischen und Adriatischen Meere etc.
auf Austerbänken gehegt, und besonders in Rücksicht auf
diese, und die davon abhängende Verschiedenheit des Ge-
schmacks in Berg-Sand- und Thon-Austern einge-
theilt.

6. Crista galli. der Hahnenkamm, das Schweinsohr.
O. testa aequiualui plicata, spinosa, labro vtroque
scabro.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXV. fig. 683. sqq.

41. Anomia. Testa inaequiualuis; val-
vula altera planiuscula (saepe basi per-
forata), altera basi magis gibba. Cardo
edentulus cicatricula lineari prominente,
introrsum dente laterali. Radii
2 ossei
pro basi animalis.

1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße Zwiebel-
schale, der Sattel. A. testa suborbiculata rugoso-
plicata: planiore perforata.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXVI. fig. 692 sqq.

2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obouata inaequali
violacea: superiore conuexa, inferiore perforata.
*

Chemnitz l. c. fig. 694 sqq.

3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le coq et la poule.)
A. testa ouata, ventricosa, alba, tenerrima, valuula
altera rostro incuruata, perforata. Margine acuto in-
tegerrimo, vndique clauso.
*

Chemnitz l. c. tab. LXXVIII. fig. 707 sqq.

Im Mitländischen Meer, Atlantischen Ocean etc. –
Eins von den äußerst wenigen Seethieren der jetzigen
[Seite 444] Schöpfung, das als ein Original zu einem wirklich ähn-
lichen Petrefact der Vorwelt in den Kalk-Flötzgebirgen
angesehen werden kann.

42. Mytilus. Miesmuschel. (Fr. moule.
Engl. mussel.) Testa biualuis rudis, sae-
pius affixa bysso. Cardo edentulus, di-
stinctus linea subulata excauata longitu-
dinali
.

1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr. la coquille
de nacre.
) M. testa compresso-plana suborbiculata,
basi transuersa imbricata tunicis dentatis.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXX. fig. 717 sqq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen, die
sich in diesem Thiere finden, und theils der Schale we-
gen merkwürdig, die das Perlenmutter gibt, so wie aus
dem sehnichten Schloßbande derselben der so genannte
Pfauenstein (gemma penna panonis s. helmintholithus
androdamas
Linn.) geschnitten wird.

2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindattel. (Fr.
la moule pholade, la datte.) M. testa cylindrica vtrin-
que extremitatibus rotundatis.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXII. fig. 729 sqq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme etc.

3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscula violacea,
valuulis antice subcarinatis, postice retusis.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXIV. fig. 750 sqq.

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuweilen tödt-
lich gewesen ist.

4. Bidens. die gestreifte Magellanische Miesmuschel.
M. testa striata subcuruata, margine posteriore inflexo,
cardine terminali bidentato.
*

[Seite 445]

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXIII. fig. 742 sqq.

5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laeui, margine
anteriore carinato, natibus gibbis, cardine sublaterali.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXV. fig. 757.

Vorzüglich schön bey Neuguinea. Aber auch häufig
an den Nordischen Europäischen Küsten.

43. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel. (Fr. jambon, coquille portefoie.)
Testa subbiualuis, fragilis, erecta, emit-
tens barbam byssinam. Cardo edentulus,
coalitis in vnam valuulis.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts berühmt, wo-
mit sie sich befestigen können, und der eine kostbare braune
Seide gibt, die in Smyrna, Messina, Palermo etc. zu
Strümpfen, Handschuhen u.s.w. verarbeitet wird.

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis, per series
digestis.
*

Chemnitz vol. VIII. tab. LXXXVIII. fig. 773 sqq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimmten Windungen.
Schnecken. COCHLEAE.

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast durch-
gehends gleichförmig; so nähmlich, daß sie, wenn man
die Spitze unterwärts und die Mündung nach oben ge-
richtet hält, diese letztere einem alsdann links zugekehrt
ist, und die Windungen von oben nach unten der schein-
baren Bewegung der Sonne gleich laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine ge-
genseitige Windung; und dann finden sich auch, obschon
äußerst selten, unter andern Schnecken zuweilen völlig
[Seite 446] linksgewundne Mißgeburten (anfractibus sinistris s. con-
trariis
).*)

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mittelst ei-
nes besondern Deckels (operculum) zuzuschließen, und
andere ziehen bey Annäherung des Winters eine Kalk-
scheibe vor die Mündung ihres Hauses.

44. Argonavta. Testa vniualuis spira-
lis, inuoluta, membranacea, vnilocu-
laris.

1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrey. (nautilus papyra-
ceus
.) A. carina subdentata. Animal sepia.
*

Martini vol. I. tab. XVII. fig. 156. sqq.

Eine milchweiße überaus dünne leichte, aber große
Schale, die von einem Blackfischähnlichen Thier be-
wohnt wird, das darin mittelst einer ausgespannten
Haut sehr geschickt auf der Oberfläche des Meers zu
segeln, aber auch unterzutauchen etc. versteht.

2. Arctica. der Wallfischfraß, der Schneckenrotzfisch.
A. perforata, carina integra. Animal clio.

Martens's Spitzbergen tab. Q. fig. e.

Ein zartes kleines Schneckchen, das sich in den nord-
lichsten Meeren hin und wieder in unsäglicher Menge
findet und den Wallfischen zur Speise dient.

45. Nautilus. Testa vniualuis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in deren
vorderer das Thier wohnt, und durch Wasser, das es
[Seite 447] in die übrigen ein- oder auspumpt, sich nach Willkühr
leichter oder schwerer machen kann.

1. Pompilius. das Schiffboot, die Schiffkuttel Perlen-
mutterschnecke. N. testa spirali apertura cordata, an-
fractibus contiguis obtusis laeuibus.
*

Martini vol. I. tab. XVIII.

Die Schale ward ehedem zu Trinkgeschirren zuge-
richtet, gravirt, ausgeschnitzt u.s.w. Neuerlich hat
man artige Lampen daraus gemacht etc.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari, anfractibus
contiguis, geniculis eleuatis.
*

Martini vol. I. tab. XIX. fig. 168. sqq.

Ist nebst dem nächstfolgenden eins von den sehr klei-
nen Schneckchen im Sand von Rimini*), die den ver-
steinten Ammoniten in etwas ähneln.

3. Beccarii. N testa spirali, apertura obouata, anfracti-
bus contiguis torulosis, geniculis insculptis.
*

4. Spirula. das Posthörnchen. N. testa spirali apertura
orbiculari, anfractibus disiunctis cylindricis.
*

Martini vol. I. tab. XX. fig. 184. sqq.

Vorzüglich an der Küste von Amboina.

5. Raphanus. N. testa recta attenuata, articulis torosis:
striis eleuatis sedenis, siphone sublaterali obliquo.
*

Martini vol. I. Vignette fig. A. B. C.

46. Conus. Tute. Testa vniualuis, con-
voluta, turbinata. Apertura effusa lon
-
[Seite 448] gitudinalis, linearis edentula, basi inte-
gra; columella laeuis.

1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contreadmiral,
Schout bey Nacht. C. testa conica fusca, maculis
ouatis albis, spirae anfractibus canaliculatis.
*

Martini vol. II. tab. LXII. fig. 685–88.

2. Princeps. die Bastart Tigerkatze. C. testa albida:
lineis fuscis longitudinalibus ramosis.
*

Martini vol. II. tab. LXIII. fig. 699. sqq.

Unter andern auch bey den Sandwich-Inseln, deren
kunstreiche Einwohner artige Halsbänder daraus ver-
fertigen.

3. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C. testa ferru-
ginea maculis albis squamatis sparsis; fasciisque
3 fla-
vis tenuissime reticulatis; media cingulo ferrugineo
itidem squamulis albis interrupto.
*

Martini vol. II. tab. LVII. fig. 634.

In Ostindien.

4. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa ferruginea
maculis albis squamatis tota reticulata.
*

Besonders häufig im rothen Meer.

5. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa pallide
aurantia, fasciis fuscis catenulatis: lineisque puncta-
tis.
*

Martini vol. II. tab. LVII. fig. 636.

6. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.) C. testa
venis reticulatis luteis, maculis luteis fuscisque.
*

Martini vol. II. tab. LIV. fig. 598. sqq.

[Seite 449]

47. Cypraea. Porcellane (Concha veneris,
s. cytheriaca, s. paphia
*).) Testa vni-
valuis, inuoluta, subouata, obtusa, laeuis.
Apertura vtrinque effusa, linearis, vtrin-
que dentata, longitudinalis.

1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa subturbi-
nata characteribus inscripta, macula longitudinali sim-
plici.
*

Martini vol. I. tab. XXXI. fig. 328. sqq.

2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C. testa ob-
tusa triquetro-gibba, postice depresso-acuta; subtus
nigra.
*

Martini vol. I. tab. XXX. fig. 317. sqq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.) C. testa ob-
tusa ouata, postice obtusa, antice rotundata, linea
longitudinali testacea.
*

Martini vol. I. tab. XXIV. fig. 232. sqq.

Unter andern auch bey Utaheiti, wo sie den Ein-
wohnern zur Trinkschale dient.

4. Moneta. die Muschelmünze, das Otternköpfchen,
Kauri, Simbipuri. C. testa marginato nodosa al-
bida.
*

Zumahl auf den Maldivischen Inseln, aber auch auf
Utaheiti und anderwärts. Ist bekanntlich nebst gewis-
sen bittern Mandeln die Scheidemünze der Neger auf
der Goldküste**) so wie mancher Indischen Völker etc.
Und die Brahmanen bedienen sich ihrer statt Rechenpfen-
nige u.s.w.

[Seite 450]

48. Bulla. Blasenschnecke. Testa vni-
valuis, conuoluta, inermis. Apertura
subcoarctata, oblonga, longitudinalis,
basi integerrima. Columella obliqua,
laeuis.

1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata obtuse subbi-
rostri, labro dentato.
*

Martini vol. I. tab. XXII. fig. 205. sqq.

2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge. B. testa
rotundata glaberrima pellucida lineis crispata, spina
retusa.
*

Martini vol. I. tab. XXI. fig. 196.

3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata, reticu-
lato-striata, cauda exserta, spira obliterata.
*

Martini vol. III. tab. LXVI. fig. 733. sqq.

In beiden Indien.

49. Voluta. Testa vnilocularis, spira-
lis. Apertura ecaudata subeffusa. Co-
lumella plicata: labio vmbilicoue nullo.

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali-oblonga, spina
rugosa, columella bidentata.
*

Martini vol. II. tab. XLIII. fig. 436. sqq.

2. Oliua. die Mohrin, das Prinzenbegräbniß u.a.m.
V. testa emarginata cylindroide laeui, spirae basi re-
flexae, columella oblique striata.
*

Martini vol. II. tab. XLV. fig. 472. sqq.

In Ostindien; auch in Nordamerica etc.

3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emarginata fusi-
formi laeui, labro denticulato, columella quadripli-
cata. *

[Seite 451]

Martini vol. IV. tab. CXLVII. fig. 1360.

4. Musica. die Notenschnecke. V. testa marginata fusi-
formi, anfractibus spinis obtusis, columella octoplica-
ta, labro laeui crassiusculo
. *

Martini vol. III. tab. XCVI. fig. 926. sqq.

50. Buccinum. Sturmhaube, Kinkhorn.
Testa vniualuis, spiralis, gibbosa. Aper-
tura ouata, desinens in canaliculum dex-
trum, cauda retusum. Labium interius
explanatum.

1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varicibus aequa-
libus longitudinalibus distinctis mucronatis, columella
laeuigata. *

Martini vol. III. tab. CXIX. fig. 1090.

2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui, columella
planiuscula. *

Martini vol. III. tab. CXXI. fig. 1111. sqq.

In den Europäischen Meeren. Das Thier gibt eine
Purpurfarbe, deren sich die Normänner bedienen.

3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmännchen. B. testa
oblonga rudi transuersim striata: anfractibus curuato
multangulis. *

Martini vol. IV. tab. CXXVI. fig. 1206. sqq.

Legt wie manche andre Seeschnecken ihre ausnehmend
zahlreiche Brut in einer langen Reihe hornartiger flacher
Kapseln, die mit dem einen Rande an einer gemeinschaft-
lichen wohl Fuß langen Rippe befestigt an einander
liegen.

4. Maculatum. das große Tigerbein, die Pfrieme. B.
testa turrita subfusiformi, anfractibus laeuibus indiuisis
integerrimis. *

[Seite 452]

Martini vol. IV. tab. CLIII. fig. 1440.

Meist in allen südlichen Weltmeeren, auch im stil-
len Meer etc.

51. Strombus. Flügelschnecke. Testa
vniualuis, spiralis, latere ampliata. Aper-
tura labro saepius dilatato, desinens in
canalem sinistrum.

1. Fusus die Sternspindel, Zahnspindel. S. testa tur-
rita laeui, cauda subulata, labio dentato. *

Martini vol. IV. tab. CLVIII. fig. 1495. sqq.

2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Bootshacke. S.
testae labro hexadactylo, digitis curuis, cauda recur-
vata. *

Martini vol. III. tab. LXXVI. sqq. fig. 853 sqq.

3. Lentiginosus. der Kikfrosch. S. testae labro antice
trilobo incrassato, dorso verrucoso coronato, cauda
obtusa. *

Martini vol. III. tab. LXXVIII. fig. 800.

Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken, (die
so genannte Räucher-Klaue, Vnguis odoratus oder
Blatta byzantina), war ehedem officinell.

52. Murex. Testa vniualuis, spiralis,
exasperata suturis membranaceis. Aper-
tura desinens in canalem integrum, re-
ctum s. subascendentem
.

1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ouata spinis
setaceis trifariis, cauda elongata subulata recta silmi-
liter spinosa.

Martini vol. III. tab. CXIII. fig. 1053 sqq.

[Seite 453]

2. Pyrum. die getrocknete Birn. M. testa varicosa ouata,
transuersim sulcata nodosa, cauda longiore flexuosa
subulata. *

Martini vol. III. tab. CXII. fig. 1040 sqq.

3. Babylonius. der Babylonische Thurm. M. testa tur-
rita, cingulis acutis maculatis, recto-caudata, labro
fisso. *

Martini vol. IV. tab. CXLIII. fig. 1331. sqq.

4. Antiquus. das Nordische Kinkhorn. M. testa patulo-
caudata oblonga, anfractibus
8 teretibus. *

Martini vol. IV. tab. CXXXVIII. fig. 1292. sqq.

An den Küsten von Großbritannien, Island etc.

5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnauzennadel.
M. testa turrita, anfractibus superne plicatis, cauda
adscendente, columella intus plicata. *

Martini vol. IV. tab. CLVI. sqq. fig. 1479 sqq.

53. Trochus. Kräuselschnecke. Testa
vniualuis, spiralis, subconica. Apertura
subtetragono-angulata s. rotundata, su-
perius transversa, coarctata: columella
obliquata.

1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das Wirbelhorn.
T. testa conuexa obtusa marginata, vmbilico peruio
crenulato. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1691 sqq.

Eine Schnecke mit überaus merkwürdigen Windungen,
die in der Mitte einen trichterförmigen Raum zwischen
sich lassen etc.

2. Magus. T. testa oblique umbilicata conuexa: anfra-
ctibus supra obtuse nodulosis. *

[Seite 454]

Chemnitz vol. V. tab. CLXXI. fig. 1656. sqq.

3. Telescopium. die Seetonne. T. testa imperforata tur-
rita striata, columella exserta spirali. *

Chemnitz vol. V. tab. CLX. fig. 1507 sqq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.) T. testa
imperforata ouata, subcaerulea, laeui, oblique striata. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXI. fig. 1522. sqq.

Martyn's South-Sea shells. tab. 21. (24) m.

Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen Neu-
Seeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt sie in die
lebhaftesten Goldfarben, zumahl ins höchste Grün.

5. Lithophorus. die Trödelschnecke. (Fr. la fripiere, la
maçonne.
) T. testa imperforata rugosa, quisquiliarum
impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1688. sqq.

An den Westindischen Inseln. Hat ihren Nahmen
daher, weil ihre Schale mit einer Menge Steinchen,
Stückchen von andern Schneckenhäusern etc. dicht belegt
ist, die unebne Eindrücke auf die Oberfläche derselben
(fast wie Hammerschläge oder Pockennarben) verur-
sachen.

54. Turbo. Testa vniualuis, spiralis, so-
lida. Apertura coarctata, orbiculata, in-
tegra.

1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa imperforata
ouata striata: stria vnica dorsali crassiore. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXII. fig. 1805. sqq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten Gattungen
ist die ehedem officinelle Meer-Bohne. (Vmbilicus ve-
neris.
)

[Seite 455]

2. Scalaris. die ächte Wendeltreppe. (Scalata.) T. testa
cancellata conica anfractibus distantibus. *

Martini vol. IV. tab. CLII. fig. 1426. sqq.

Vorzüglich an der Südostlichen Küste von Coroman-
del, zeichnet sich durch die von einander abstehenden
gleichsam durchbrochnen Windungen aus.

3. Clathrus. die unächte Wendeltreppe. T. testa can-
cellata turrita exumbilicata, anfractibus contiguis lae-
vibus.

Martini vol. IV. tab. CLIII. fig. 1434. sqq.

4. Terebra. die Trommelschraube. (aphrodite) T. testa
turrita: anfractibus carinis
6 acutis. *

Chemnitz vol. IV. tab. CLI. fig. 1415. sqq.

Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea shells.

5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa turrita
pellucida: anfractibus contrariis, apertura edentula. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXII. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke findet sich häu-
fig an alten Weiden und andern Baumstämmen.

6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfractibus annu-
latis, dorso cristatis. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXIII. fig. 1077.

Rösel Polypen-Historie tab. XCVII. fig. 7.

55. Helix. (Eng. snail.) Testa vniual-
vis, spiralis subdiaphana, fragilis. Aper-
tura coarctata, intus lunata s. subrotun-
da: segmento circulari demto.

Meist Land- und Süßwasser-Schencken.

1. †. Hispida. T. testa vmbilicata conuexa hispida diapha-
na, anfractibus quinis, apertura subrotundo-lunata. *

[Seite 456]

2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke, eßbare Schnecke.
(Fr. le vigneron.) H. testa vmbilicata subouata, ob-
tusa decolore, apertura subrotundo-lunata.
*

Chemnitz vol. IX. tab. CXXVIII. fig. 1138.

Diese und verschiedne andre Gattungen dieses weit-
läuftigen Geschlechts sind seit 1768. durch die Versuche
über die Reproduction der ihnen abgeschnittnen Köpfe
(die sie mit den nakten Wegschnecken gemein haben)
berühmt geworden (s. oben S. 21. u. f.). In manchen
Gegenden, zumahl in der Schweitz, wird gegen die
Fastenzeit ein beträchtlicher Handel mit diesen Schnecken
getrieben. Auch hat man da besondre Schneckengärten,
worin sie zu vielen tausenden gefüttert werden etc.

3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata conuexa acumi-
nata, apertura suborbiculari bimarginata, antice elon-
gata.

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXIII. fig. 1102.

4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue Kräusel,
das Qualle-Bootchen. H. testa subimperforata
subrotunda obtusa diaphana fragilissima, apertura
postice dilatata, labro emarginato.

Chemnitz vol. V. tab. CLXVI. fig. 1577. sqq.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

Im Mitländischen so wie im Atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie manche
andre Schnecken, Purpursaft von sich. Die Schale
selbst ist Purpurblau.

5. †. Viuipara. H. imperforata subouata obtusa cornea:
cingulis fuscatis; apertura suborbiculari. *

Frisch Insecten. P. XIII. tab. I.

[Seite 457]

6. †. Nemoralis. die Waldschnecken. (Fr. la livrée.)
H. testa imperforata subrotunda laeui diaphana fas-
ciata, apertura subrotundo-lunata. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXIII. fig. 1196 sqq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita: spira muti-
lato-truncata, apertura ouata. *

Chemnitz vol. IX. tab. CXXXVI. fig. 1254 sqq.

8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohrschulpe.
H. testa imperforata depresso-planiuscula striis vnda-
tis; apertura ouali dilatata vsque in apicem.
*

Martini vol. I. tab. XVI. fig. 151. sqq.

56. Nerita. Schwimmschnecke. Testa
vniualuis spiralis, gibba, subtus planius-
cula. Apertura semiorbicularis: labio
columellae transuerso, truncato planius-
culo.

1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de papillon.)
N. testa vmbilicata laeui, spira submucronata, vmbi-
lico gibbo bifido. *

Chemnitz vol. V. tab. CLXXXVI. fig. 1860 sqq.

2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurascente, maculis albis
tessulata. *

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen, das so
wie die folgende Gattung seine Brut außen auf der
Schale mit sich herum tragen soll.*)

3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula excauato-ocu-
lata, labio interiore laeui crenulato. *

[Seite 458]

57. Haliotis. Meerohr. Testa auri-
formis, patens: spira occultata laterali;
disco longitudinaliter poris pertuso.

1. Tuberculata. H. testa subouata dorso transuersim
rugoso tuberculato.

Martini vol. I. tab. XV. sqq. fig. 145 sqq.

2. Iris. das Neuseeländische Seeohr. (hipaiia.) H.
testa ouata, dorso gibbo, spira alte prominula. *

Chemnitz vol. X. tab. CLXVII. fig. 1612. sqq.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schillernde
Seeohr ist an Neuseeland zu Hause. Das academische
Museum besitzt außer der Schale selbst, auch allerhand
Kunstwerke von unsern Antipoden, musicalische Instru-
mente, Zierrathen an Canoes etc. die mit dieser Conchy-
lie eingelegt sind.

D) Einschalige Conchylien ohne bestimmte äußere
Windungen.

58. Patella. Napfschnecke. Testa vni-
valuis subconica absque spira externa.

1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice subspirali,
labio laterali. *

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14 obsoletis:
margine dilatato acuto. *

Martini vol. I. tab. V. fig. 38.

3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali, vertice mu-
cronato reflexo. *

4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata, vertice re-
curuo, antice fissa. *

Martini vol. I. tab. XII. fig. 109.

[Seite 459]

5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata conuexa:
margine introrsum crenulato, vertice perforato.
*

Martini vol. I. tab. XI. fig. 98. sqq.

Tournefort voy. du levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus ge-
gessen.

59. Dentalium. Meerzahn, Meerröhre.
Testa vniualuis, tubulosa, recta, vtraque
extremitate peruia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata continua laeui. *

Martini vol. I. tab. I. fig. 1. sqq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui minuta. *

Im Sande von Rimini.

60. Serpula. Wurmröhre. Testa vni-
valuis, tubulosa, adhaerens.

1. Filograna. die geflochtene Fadenröhre. S. testis ca-
pillaribus fasciculatis ramoso-glomeratis cancellatis-
que.
*

Seba vol. III. tab. C. fig. 8.

2. Glomerata. der Vogeldarm. S. testa tereti decussato-
rugosa glomerata.
*

Martini vol. I. tab. III. fig. 23.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Gelegen-
heit gehabt habe, hat eine überaus artige Bildung,
mit sieben langen in Bogen gekrümmten und conver-
girenden Armen, die an der Wurzel mit 60 kurzen ge-
raden Fäden besetzt sind.

3. Penicillus. der Venusschacht, Neptunusschacht, die
Gießkanne. S. testa tereti recta, extremitatis disco
poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.
*

[Seite 460]

Martini vol. I. tab. I. fig. 7.

Museum Leersianum tab. I.

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, deren Mün-
dung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und die am
Rande wie mit einem Ringe von kurzen Röhrchen ein-
gefaßt ist. Das hintere Ende ist fast immer abge-
brochen.

61. Teredo. Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.

1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm, Bohrwurm.
(Fr. le taret.) T. corpore tereti elongato, ore at-
tenuato, extremitate postica pholadiformi, quadriualui.
*

Gottfr. Sellii hist. nat. teredinis. 1733. 4.
tab. I.

Das gefährliche Thier ist längst in beiden Indien be-
kannt gewesen. Es wird ungefähr Fußlang. Wohnt in
Eichen- Ellern- Tannen- u.a. Holz, worin es sich Fin-
gersdicke Gänge bohrt, die es mit einer zarten Kalk-
schale auskleidet. Hat zumahl 1730 für Holland groß
Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland und
Frießland so aushöhlte, daß sie der Gewalt der Wellen
nicht widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zu-
mahl im Westkappler Damm große Verwüstungen an.


IV. CRUSTACEA.

Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine
besondre Ordnung gebracht, da sie zu sehr von
andern Würmern abweichen, und im Ganzen
[Seite 461] hingegen (besonders in der Textur ihrer äußern
Bekleidung) viel übereinstimmendes unter einan-
der zeigen.

62. Echinus. See-Igel. Corpus subro-
tundum, crusta spatacea tectum, spinis
mobilibus saepius aculeatum. Os quin-
queualue subtus.

Die Schale der See-Igel*) (deren Textur bey man-
chen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit beweglichen
Stacheln besetzt, die aber nicht mit den eigentlich so
genannten Füßen oder Bewegungswerkzeugen des Thiers
vermengt werden müssen. Diese sind um ein Drittel
länger als die Stacheln, aber nur so lange sichtbar,
als das Thier unter Wasser ist; es zieht sie ein, wenn
es aus seinem Elemente genommen wird. Ein See-
Igel, der etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400
solcher Füße. Die hochgewölbten See-Igel haben in
ihrem innern ein sonderbares knöchernes Gestelle, das
unter dem seltsamen Nahmen der Laterne des Aristote-
les bekannt ist. Ueberhaupt variiren aber die zahlrei-
chen Gattungen dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr
sowohl in der Bildung ihrer Schale als der so genann-
ten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. E. hemisphaerico-globosus; areis obsolete
verrucosis.
*

Klein tab. I. et XXXVIII. fig. 1.

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; ambulacris 5 re-
pandis linearibus: areis alternatim bifariis.
*

[Seite 462]

Klein tab. VII. A. et XXXIX. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; ambulacris 5
oualibus, ano subremoto. *

Klein tab. XXI. sqq.

63. Asterias. See Stern. Corpus de-
pressum, crusta subcoriacea, tentaculis
muricata. Os centrale, quinqueualue.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne*) sind
der See-Igel ihren ähnlich. Doch können sie nicht so
schnell wie diese, sondern nur langsam wie die Schne-
cken fortkommen.

1. Papposa. A stellata, radiis 13, vndique muricata fas-
ciculis.
*

Link tab. XXXIV. fig. 54. et al.

2. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gibbis, vndique
aculeata.
*

Link tab. IV. fig. 5. et al.

Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausnehmende
Reproductionskraft dieser Thiere auffallend. Unter ei-
ner ganzen Folge solcher in der Reproduction stehenden
See-Sterne dieser Gattung besitze ich einen der von sei-
nen fünf Strahlen viere völlig verloren hatte, und die
alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus, stella orbi-
culata quinqueloba.
*

Link tab. XXXVII. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dichotomis. *

Link tab. XVIII. fig. 29. et al.

[Seite 463]

Ein äußerst sonderbares und ansehnlich gebildetes
Thier, an dessen Umfang man auf 82000 Endzweige
gezählt hat*).

64. Encrinus. Stirps elongata, corpo-
re terminali radiato
(aut ouali).

1. Asteria. die See-Palme. (Isis asteria Linn.) E.
stirpe spatacea articulata pentagona, ramis verticilla-
tis; stella terminali sexfida ad basin, tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltne Thiere soll
sich an der Küste von Barbados finden. Sein so ge-
nannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt ge-
nannten Medusenhaupt.

2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E. stirpe carti-
laginea continua, stella terminali octoradiata.

Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von Haller.
Lond. 1755. 4.

3. Ouifer. (vorticella ouifera Linn.) E. stirpe cartilagi-
nea continua, corpore terminali ouali.

Mém. présent. à l'ac. de Paris. vol. II. tab. II.


V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynahe wie die Conchylien
zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben we-
nigstens in manchen Geschlechtern beider Ordnun-
gen viel übereinstimmendes. Nur sind sie in der
[Seite 464] letzten nakt unbedeckt und können sich von der
Stelle bewegen: da sie hingegen in dieser beson-
dre festsitzende Gehäuse bewohnen, die bey den
mehresten Arten von steinartiger Substanz sind,
und Corallen*) heißen. Doch muß man sich
diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren Be-
wohnern erbaut, sondern vielmehr als eine ih-
nen angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher
nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit
Schnecken-Schalen vergleichen, nur daß bey
[Seite 465] ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit
seinem kalchichten Gehäuse vom alten wie ein
Zweig aus dem Stamme hervor getrieben wird;
und sich daher beym schnellen Wachsthum und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe*)
die ungeheure Größe und Menge derselben er-
klären läßt.

65. Tubipora. Röhren-Corall. Corallium
tubis cylindricis, cauis, erectis, parallelis.

1. Musica das Orgelwerk. T. tubis fasciculatis combi-
natis: dissepimentis transuersis distantibus.
*

Solander tab. XXVII.

Bloß in Ostindien.

66. Madrepora. Stern-Corall. Co-
rallium cauitatibus lamelloso stellatis.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata, stella con-
vexa: lamellis simplicibus longitudinalibus, subtus
concaua.
*

Solander tab. XXVIII.

[Seite 466]

2. Labyrinthiformis. M. simplex acaulis, stella repando-
labyrinthiformi, sutura obtusa.
*

Solander tab. XLVI. fig. 3. 4.

3. Ananas M. composita, stellis angulosis conuexis:
disco concauis.
*

Solander tab. XLVII. fig. 6.

4. Astroites. M. composita, stellis confertissimis immer-
sis disco concauo-cylindrico.
*

Seba vol. III. tab. CXII. fig. 17.

5. Porites. M. subramosa composita scabra, poris sub-
stellatis confertis.
*

Solander tab. XLVII. fig. 1.

6. Muricata. M. ramosa composita subimbricata, stellis
oblique truncatis prominentibus adscententibus.
*

Solander tab. LVII.

7. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens tubulosa
glabra flexuosa oblique substriata, ramis alternis, stel-
iis immersis bifariis.
*

Seba vol. III. tab. CXVI. fig. 1. 2.

8. Virginea. M. caulescens subdichotoma recta solida,
stellis alternis eminentibus. *

Solander tab. XXXVI.

67. Millepora. Punct-Corall. Co-
rallium poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bifarie dicho-
toma, ramis denticulatis binis porosis scabris.
*

Solander tab. XXIII. fig. 10. sqq.

2. Fascialis. M. membranacea ramosa flexuosa vtrin-
que porosa.
*

Ellis tab. XXX. fig. a.

[Seite 467]

3. Cellulosa die Neptunus-Manchette. M. membra-
nacea reticulata vmbilicata, turbinato-vndulata, hinc
porosa pubescens.
*

Ellis tab. XXIV. fig. d.

Cavolini tab. III. fig. 12. sqq.

4. Polymorpha. M. crustacea polymorpha solida, poris
nullis.
*

Seba vol. III. tab. CXVI. fig. 7.

68. Cellepora. Corallium foraminulis
vrceolatis, membranaceis.

1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce. Lapis spon-
giae
offic.) C. lamellis simplicibus vndulato-turbina-
tis cumulatis; cellulis seriatis: osculo marginato.
*

69. Isis. Stauden-Corall. Stirps radi-
cata solida, cortice molli habitabili ob-
ducta.

1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe articulata,
geniculis attenuatis.
*

Solander tab. III. fig. 1. sqq. tab. IX. fig. 3. 4.

2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe continua, ae-
quali, striis obsoletis obliquis, ramis vagis.
*

Cavolini. tab. II. fig. 1–6.

Wird vorzüglich an den Küsten des Mitländischen
Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu kostbaren Kunst-
sachen verarbeitet, die nach Ostindien verführt, und
zumahl in Japan und Schina fast den Edelsteinen gleich
geschätzt werden.

3. Spiralis. (Gorgonia abies β Linn.) I. simplicissima
spiralis scabra.
*

[Seite 468]

Eine Art von schwarzen Corall*), das mir seiner
Substanz nach füglicher in dieses als ins folgende Ge-
schlecht zu gehören scheint.

70. Gorgonia. Crusta calcarea coral-
lina stirpem vegetabilem obducens
.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien (de-
ren holzichte Natur zumahl an den starken Wurzelstäm-
men gar nicht zu verkennen ist;) die bloß mit Coral-
lencruste überzogen sind. Man findet den so genannten
Venusfliegenwedel gar häufig ohne den thierischen
Ueberzug, und da zeigt er schlechterdings nichts anima-
lisches.

1. Abies. die See-Tanne. (Antipathes cupressina Pal-
las
.) G. paniculata, ramis recuruatis, muricato-
scabris.
*

2. Ceratophyta. G. subdichotoma, axillis diuaricatis,
ramis virgatis bifulcatis, cortice rubro poris bifariis.
*

Solander tab. XII. fig. 2.

3. Verrucosa. G. bifaria, ramis flexuosis, cortice calca-
reo albido poris prominulis.
*

Seba vol. III. tab. CVI. fig. 3.

Cavolini tab. I.

4. Antipathes. das schwarze Corall. G. paniculato-
ramosa ligno extus flexuose striato.
*

[Seite 469]

Seba thesaur. T. III. tab. CIV. fig. 2.

5. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. reticulata, ra-
mis interne compressis, cortice flauo.
*

Ellis tab. XXVI. fig. K.

71. Alcyonium. See-Kork. Stirps radi-
cata, stuposa, tunicato-corticata. Ani-
mal hydra.

1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr. la main de
ladre.
) A. stirpe arborescente coriacea coccinea superne
ramosa, papillis stellatis.
*

Gesner de aquatilib. pag. 619.

2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa rufescente. *

Gesner de aquatilib. pag. 1287.

3. Ficus. die See-Feige. A. obouatum pulposum liuens. *

Solander tab. LIX. fig. 4.

4. Gelatinosum. A. polymorphum gelatinosum. *

Ellis tab. XXXII. fig. d.

72. Spongia. Sauge-Schwamm. Stirps
radicata, flexilis, spongiosa, bibula.

1. Fistularis. S. tubulosa fusca simplex fragilis sensim
ampliata.
*

Seba vol. III. tab. XCV. fig. 1. 7.

2. Officinalis. der Badeschwamm. S. foraminulata sub-
ramosa difformis tenax tomentosa.
*

3. †. Fluuiatilis. die Badaja. S. conformis polymorpha,
fragilis, granulis repleta.
*

Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr star-
ken specifiken Geruch; und ist oft, aber nur zufällig,
mit Stämmen von Federbusch-Polypen durchwirkt.
Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur flach am Ufer,
[Seite 470] an Dämmen etc. an. Mit der Zeit aber treibt sie Aeste
wie Finger oder Geweihe. Ich habe diese Gattung im
hiesigen Stadtgraben gefunden, und seitdem oft aller-
hand Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt doch
noch entscheidende Zeichen einer wirklich animalischen
Natur an ihr gewahr zu werden.

73. Flustra. Stirps radicata foliacea, vn-
dique poris cellulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cuneiformibus
rotundatis.
*

Ellis tab. XXIX. fig. a.

2. Pilosa. F foliacea varie ramosa: poris infimo dente
setaceo.
*

Ellis tab. XXXI. fig a. b.

Ueberzieht allerhand See-Tang. (fucus cartilagineus
u.a.m.)

74. Tubularia. Stirps radicata, filifor-
mis, tubulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die Corallen
des süßen Wassers, nähmlich die Federbusch-Polypen,
(Fr. polypes à panache), an welchen man, so wie bey de-
nen im Meere, die Hülse und das darin wohnende
Thierchen unterscheidet, das sich durch einen ungemein
saubern weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im Tode einzieht.
Die Hülse ist Anfangs gallertartig, verhärtet aber mit
der Zeit, und zeigt sich oft bey der gleichen Gattung
unter sehr verschiednen Gestalten. Ich habe einzelne
dergleichen Röhrchen wie kleine Därme an Wasser-
[Seite 471] pflanzen umherranken sehen: andre die wie Bäumchen
mit Zweigen zwischen der obigen Badaja in die Höhe
gewachsen waren: andre die sich zu tausenden dicht
neben einander an Dämme etc. angelegt hatten: andre
die in dichten Klumpen in unzähliger Menge neben ein-
ander gebaut waren, u.s.w.

1. Indiusia. T. culmis simplicissimis, geniculis contoris. *

Ellis tab. XVI. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta terminali
striata radiata calcarea.
*

Donati tab. II.

3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis vaginae an-
nulatis, corpore intra vaginam abscondito.
*

Rösel Hist. der Ployppen. Taf. LXXIII. LXXV.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser. Hat
gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad basin ciliata. *

(tab. I. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im Stadt-
graben von Göttingen gefunden habe. Es hat 20 Arme,
die äußerst regelmäßig wie ein kleiner Federbusch ran-
girt sind*).

75. Corallina. Stirps radicata, geni-
culata, filamentosa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis compressis subre-
niformibus.
*

Solander tab. XX. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis subturbinatis. *

Ellis tab. XXIV. fig. a.

[Seite 472]

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata: articulis
superioribus eleuatis.
*

Ellis tab. XXIV. fig. f. g.

4. Conglutinata. C. stipite simplici subincrustato, ramis
dichotomis omnibus conglutinatis, fronde flabellifor-
mi nuda.
*

Solander tab. XXV. fig. 7.

5. Penicillus. C. culmo simplici, ramis fasciculatis fasti
giatis dichotomis flexilibus continuis.
*

Solander tab. XXV. fig. 4. sqq.

76. Sertularia. Stirps radicata, tu-
bulosa, cornea, nuda, articulata: denti-
culis calyciformibus obsita.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich mancherley
Gattungen auf den gemeinen Austerschalen finden. Die
Stämme sind meist ausnehmend fein, und alle ihre
Schönheit kaum dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflan-
zen sich durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken
vergleichen kann.

1. Operculata. S. denticulis oppositis mucronatis erectiuscu-
lis, ouariis obouatis operculatis, ramis alternis. *

Ellis tab. III. fig. b.

2. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulosis, ouariis
oualibus, ramis pinnato-alternis.
*

Ellis tab. I. fig. b.

3. Thuja. S. denticulis distichis adpressis, ouariis obo-
vatis marginatis, stirpe dichotoma disticha.
*

Ellis tab. V. fig. b.

4. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis truncatis,
ouariis ouatis, ramis pinnatis alternis.
*

[Seite 473]

Ellis tab. VII. fig. a.

5. Polyzonias. S. denticulis alternis subdenticulatis, oua-
riis obouatis polyzoniis, stirpe ramosa.
*

Ellis tab. III. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie (ihre
ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen Arm-Poly-
pen der süßen Wasser vollkommen ähnlich gefunden.

77. Cellularia. Strips crustacea, la-
pidescens, e cellulis seriatis composita,
plerumque ramosa et articulata, tubulis
adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.) C. denticu-
lis alternis acutis, ramis dichotomis erectis fastigiatis.
*

Ellis tab. XVIII. fig. a.

2. Flabellum. C. lapidea articulata ramosa dichotoma
articulis subcuneiformibus vno latere cellulosis
. *

Solander tab. IV. fig. c.

Eine ausnehmend elegante zarte Cellularie aus Ost-
indien.

3. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dichotoma, articulis
subciliatis, ouato-truncatis, vno latere planis celliferis.
*

Solander tab. IV. fig. d.

Ebenfalls eines der saubersten Geschöpfe dieser Art.
Auch aus Ostindien.


VI. ZOOPHYTA.

Man hat den Nahmen Zoophyt oder Thier-
pflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen
Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in
der That sehen auch, wie schon erinnert worden,
[Seite 474] manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern
mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähn-
lich. Nur haben sie in der gegenwärtigen einen
unbedeckten Körper, wenigstens kein solches Co-
rallengehäuse als in der vorigen. Auch können
wenigstens die bey weiten allermehresten (wo
nicht alle) ihren Standpunct verändern; (haben
stirpem liberam wie man es nennt). Einige sind
doch dabey in einen gemeinschaftlichen Stamm
verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem
sind aber auch die Infusionsthierchen u.a. dergl.
Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.

78. Pennatula. Seefeder. Stirps libera,
penniformis.

Man unterscheidet an diesen merkwürdigen Seege-
schöpfen wie an einer Vogelfeder, zwey Haupttheile, den
Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere besteht aus 20, 30
oder noch mehr bogenförmigen Armen, womit die obere
Hälfte des Kiels zu beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem
dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und mehr über-
aus elegante kleine am Rande zackichte Hülsen, in deren
jeder ein gallertiger zarter Polype mit 8 Fangarmen fest
sitzt; so daß an einer Spannen langen Seefeder wenig-
stens über 500 solche kleine Arm-Polypen gezählt
werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui, pinnis imbri-
catis plicatis spinosis.
*

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. IV. fig. 1. 2.

[Seite 475]

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra, pinnis
imbricatis.
*

Phil. Transact. vol. LIII. tab. XIX. fig. 1–4.

Leuchten so stark im Finstern, daß wenn sie beym
Fischzug aus dem Meere gezogen werden, man bey ih-
rem Schein alle Fische im Netz erkennen kann.

3. Rubra P. stirpe carnosa, rachi pennata, pinnis
imbricatis laeuibus.
*

B. S. Albinus l. c. fig. 3. 4.

79. Hydra. Arm-Polype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes.) Corpus
gelatinosum conicum. Os terminale cin-
ctum cirris filiformibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind gallert-
artig, halbdurchsichtig, und daher von ungeübten Au-
gen nicht immer gleich zu erkennen. In der Ruhe ha-
ben sie den Körper und die Arme ausgestreckt: bey ei-
ner gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem
Wasser, ziehen sie sich in ein unförmliches Klümpchen
[Seite 476] zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlings-
tagen an bis in den Herbst in sanft fließenden Wassern
und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern
Ende an Wasserpflanzen, Schnecken etc. fest. Oft sieht
man zu Hunderten bey einander: da zuweilen ihre Ar-
me wie verwirrter Flachs durch einander zu kreutzen
scheinen, und doch jedes einzelne Thier die feinigen
ohne sich zwischen der andern ihren zu verwickeln, zu
sich ziehen kann. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß
ein unersättlicher mit Fangarmen versehener Magen.
Den Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie
die lebendige Junge wie Sprossen aus ihrem Körper
treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wie-
der Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreißen.
Bey Annäherung des Winters aber mögen sie, aus
der Analogie mit den Federbusch-Polypen und Blumen-
Polypen zu schließen, wohl Eyer legen, aus denen im
Frühjahr die junge Brut hervor bricht. Man kann sie
in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück
wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen
erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin-
tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige
oder vielgeschwänzte Polypen verschaffen. Man kann
mehrere Polypen in einander stecken, oder auch zu
wunderlichen monströsen Gruppen zusammen heilen.
Man kann sie durch einen, freylich Uebung und Ge-
duld erfordernden, Handgriff wie einen Handschuh
umkehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen,
und wie ein Stückchen Band ausbreiten, und doch kön-
nen auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere
auf eine schwer zu begreifende Weise einander auffressen,
[Seite 477] oder eigentlich in einander schmelzen. Man kann sie,
nach den merkwürdigen Versuchen des Hrn. Hofr. Lich-
tenberg*), mit Schlingen von Haaren durchschnüren,
und während daß die Schlinge allmählich durchschnei-
det, werden die derweil getrennten Theile doch schon
wieder aneinander wachsen u.s.w.

1. †. Viridis. der grüne Arm-Polype. H. viridis ten-
taculis breuioribus.
*

(tab. I. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in Rück-
sicht der Stärke und Länge des Körpers und der Arme
zu variiren. Die hier abgebildete Art findet sich in un-
serer Nachbarschaft; und die Beobachtung ihrer Repro-
duction hat mich zuerst auf die Untersuchungen des Bil-
dungstriebes (§. 9. u. f.) geführt.

2. †. Fusca. der braune Arm-Polype. H. fusca, cor-
pore longiore, cirris longissimis.
*

Rösel tab. LXXXIV. sqq.

3. †. Grisea. der Orangegelbe Arm-Polype. H. au-
rantia, corpore longiore, cirris longioribus.
*

Rösel tab. LXXVIII. sqq.

80. Brachionus. Blumen-Polype. (Fr.
polype à bouquet.) Stirps ramosa, poly-
pis terminalibus ore contractili (pleris-
que ciliato).

Auch überaus merkwürdige Geschöpfe, deren nähere
Untersuchung aber doch ein stark bewaffnetes Auge er-
fordert. Die Blumen-Polypen leben an einem ge-
meinschaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche Co-
[Seite 478] lonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schimmel
vorkommt, das aber bey der mindesten Erschütterung
des Glases für einen Augenblick ganz zusammen fährt,
und zu verschwinden scheint.

1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus campanu-
latis.
*

(tab. I. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen sich
auf die einfachste Weise durch Theilung fort (§. 19.
S. 23).

81. Vorticella. After-Polype. Corpus
nudum, simplex, vagum.

Die mehresten After-Polypen leben gesellig, so daß
oft tausende derselben beysammen sind, und
dann fast das Ansehen von Schimmel haben. Ich habe
selbst lebendige Wassermolche längst des Rückens mit
unzähligen dieser Thiere dicht überzogen gesehen.

1. †. Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V. corpore
infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.
*

Rösel tab. XCIV. fig. 7. 8.

2. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the wheel-ani-
mal.
) V. corpore pellucido, tentaculis rotatoriis cilia-
tis.
*

(tab. I. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische Thierchen
findet sich meist in allen stehenden Wassern und Infusio-
nen, schwimmt überaus behende, verändert dabey fast
alle Augenblicke seine Gestalt; soll Jahre lang im Trock-
nen für todt liegen können, und doch nachher in jedem
Tropfen Wasser wieder aufleben etc. Der dunkle Kör-
[Seite 479] per im Vorderleibe des Räderthiers, den Hr. Fontana,
Spallanzani u.a. seiner willkührlichen Bewegung un-
geachtet fürs Herz des Thierchens gehalten haben, ist,
wie ich mich genau überzeugt zu haben glaube, ein zum
Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz.

82. Volvox. Corpus liberum, rotun-
datum, gelatinosum, gyratile.

1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus, super-
ficie granulata.
*

Rösel tab. CI. fig. 1–3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner, oder an-
drer Farbe, das sich ohne alle sichtbare Bewegungs-
werkzeuge doch im Wasser fortwälzt und umher dreht.
Man kann die Nachkommenschaft schon im Leibe der
Erwachsenen bis ins vierte Glied erkennen.

83. Chaos. Corpus liberum, simplex: –
(generi polymorphon, speciebus uniforme.)

Wir fassen mit Linné, zum Beschluß der ganzen
Thiergeschichte unter diesem Geschlechtsnahmen die zahl-
losen meist dem bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe
zusammen, wovon sich unübersehliche Gattungen in
mancherley stehenden Wassern (– zumahl in solchen
worin die so genannte Priestleysche grüne Materie ve-
getirt –), oder im Aufguß von allerhand thierischen
und vegetabilischen Substanzen (daher der Nahme
Infusionsthierchen entstanden), andre in versauerten
Säften, andre im reifen Samen der mehrsten männ-
lichen Thiere, andre in noch andern verschiednen Flüs-
sigkeiten finden. Hingegen ist es ungegründet, daß das
Pulver der Pilze oder der Brand im Getreide zu der-
[Seite 480] gleichen Thierchen belebt würde. Aber das ist allerdings
richtig, daß manche von ausnehmender Dauer sind, so
daß sie der Hitze des siedenden Wassers und dem stärk-
sten Froste widerstehen und im so genannten luftleeren
Raume mehrere Wochen hindurch ausdauern können etc.
Theils vermehren sich diese Thierchen durch Theilung:
theils aber gebären sie lebendige Junge, und einige
legen Eyer.

1. †. Anguiliula. die Eßig-Aale, Kleister-Aale. C.
filiforme, vtrinque attenuatum.
*

Baker's employment for the microscope. tab. X.
fig. 8. 9.

In altem Buchbinder-Kleister, im Wein-Eßig, auch
im rhachitischen Getreide (grains rachitiques oder avor-
tés
) etc. denn die in allen dreyen befindlichen kleinen
Würmchen scheinen doch wenig von einander verschie-
den. Man versichert daß sie wie die Räderthierchen
sollen vertrocknen können, und dennoch selbst nach 25
u. m. Jahren durch Anfeuchten wieder lebendig werden.

2. †. Spermaticum. die Samenthierchen. C. corpore
ouato, cauda breui filiformi.
*

(tab. I. fig. 13.)

Im reifen männlichen Samen. Doch sind es zu-
verläßig bloße Bewohner und Gäste dieses Saftes und
nichts weniger als Keime die sich etwa nach der Em-
pfängniß zu neuen Menschen entwickeln sollten.

Bey andern rothblütigen männlichen Thieren haben
sie theils eine, von der angegebnen, sehr verschiedne
Gestalt. So wie hingegen die vom Esel denen beym
Menschen vollkommen ähneln.

Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen
.

[Seite 481]

§. 162.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge-
wächsen, die sich von den Thieren, erstens durch
die Unfähigkeit willkührlicher Bewegung; und
dann durch die Wurzel unterscheiden (§. 3 u. 4.)
wodurch sie ihren Nahrungssaft einsaugen, und
die wohl der einzige äußere Theil ist, den alle
Pflanzen (höchstens bis auf einige äußerst wenige
Ausnahmen des Nostoks, der Trüffeln etc.) mit
einander gemein haben.

§. 163.

Auch darin ist die Bildung der Gewächse
überhaupt, von der allermehresten Thiere ihrer
verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die
Anzahl ihrer einzelnen Theile, (der Aeste, Blät-
ter, Blüthen etc.) nicht so beständig und bestimmt,
sondern im Ganzen ungleich veränderlicher ist.

§. 164.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr inne-
rer Bau, da sich der organische Grundstoff aller
Theile der Gewächse am Ende doch auf die ei-
[Seite 482] gentlich so genannten Gefäße (Adern) und auf
das dazwischen liegende Zellengewebe zu reduci-
ren scheint. – Unter jenen sind besonders die
so aus platten in die Länge gewundnen Spiral-
fäden bestehen: und im zellichten Gewebe vor-
züglich die dazwischen ausgestreuten größern
Bläschen (vtriculi) zu merken.

Anm. Aus dieser so einförmigen Identität dieser weni-
gen organischen Bestandtheile der Gewächse (ih-
rer so genannten partium similarium) erklärt sich
unter andern auch die Umwandlung der daraus
zusammengesetzten Theile (der partium dissimila-
rium
) in einander. Der Blätter z.B. in den Kelch
oder in die Krone der Blüthe, zumahl bey gefüll-
ten Blumen etc.*); auch daß man Bäume umge-
kehrt in die Erde pflanzen und dadurch ihre Aeste
in Wurzeln und diese hingegen in belaubte Aeste
umwandeln kann.

§. 165.

Die aus jenem organischen Grundstoff zu-
sammengesetzten besondern Theile der Pflanzen,
und ihre Geschäfte, lassen sich am füglichsten in
die zur Ernährung und in die zur Fortpflan-
zung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.

§. 166.

Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der Pflan-
zen, wodurch ihnen nähmlich ihr Nahrungssaft
zugeführt wird, ist die Wurzel, womit die aller-
[Seite 483] mehresten in der Erde fest sitzen, und deren Größe
und Umfang zuweilen beträchtlicher ist als des
ganzen übrigen Gewächses. Die Kraft, mit
welcher sie umherranken, ist so stark, daß wohl
dicke Mauern, nicht nur durch große Eichen-
wurzeln, sondern schon durch die kleinen Rau-
penähnlichen Würzelchen des Epheus gesprengt
werden können. Um auch nakte Mauern und
Felsen mit Gewächsen zu beleben daß sie daran
Wurzel schlagen können, läßt die Natur erst
trockne Schorfmoose (Lichenes) und andre so
genannte plantas aëreas anfliegen, die wenig
Nahrung bedürfen und aus deren Moder nach-
her die Samen größerer Pflanzen die vom Wind
und Vögeln dahin gebracht werden, auskeimen
und Nahrung ziehen.

§. 167.

Verschiedne Pflanzen ziehen aber ihre Nah-
rung nicht unmittelbar aus der Erde, sondern
leben, gleichsam wie Ungeziefer auf andern Ge-
wächsen, und nähren sich indem sie diesen einen
Theil ihres Nahrungssaftes aussaugen, daher
sie Schmarozerpflanzen (plantae parasiticae)
genannt werden. So die Baumkrätzen und viele
andre Moose, der Mistel, die Flachsseide (cuscuta
europaea
und epithymum) u.s.w.

Anm. Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser andrer be-
nachbarter Pflanzen ansitzen, und sich durch die-
[Seite 484] selben nähren. So z.B. die hydnora africana
an der euphorbia mauritanica u.a. – s. Schwed.
Adhandl. XXXIX. B. S. 132.

§. 168.

Derjenige Nahrungssaft den die Wurzel
einsaugt, besteht aus Wasser, das aber mit sal-
zichten, phlogistischen und erdigen Theilen ge-
schwängert seyn muß. Daher sich denn erklärt
wie manche Gewächse auch außer dem Erdboden,
z.B. Hyacinthenzwiebeln auf bloßem Wasser,
und nach Bonnets Versuchen andre Pflanzen in
nassen Papierspänen, Baumwolle etc. ernährt
werden und aufwachsen können.

§. 169.

Dieser Nahrungssaft wird nun aber bey den
Pflanzen nicht wie bey den rothblütigen Thie-
ren durch einen Kreislauf in den Körper ver-
theilt und umgetrieben: sondern sie ähneln so
wohl hierin, als auch in manchen andern Ein-
richtungen ihres innern Baues, eher den In-
secten; da man wie oben gedacht (§. 128.) we-
nigstens bey vielen derselben auch keine Spur
von Adern findet, die zu irgend einem Kreislauf
bestimmt wären.

§. 170.

Bey vielen Gewächsen wird die Wurzel
gleich über der Erde in Blätter vertheilt: bey
den mehresten aber erst in einen Stamm oder
Stängel, Halm (wie man es bey manchen
[Seite 485] Pflanzen nennt) verlängert, der aber im Grunde
die gleiche Structur wie die Wurzel selbst, be-
hält. Zu äußerst nähmlich sind beide mit einer
feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher die Rinde
und der Bast; weiter hinein die holzichte Sub-
stanz, und in der Mitte gewöhnlich das Mark
befindlich ist.

§. 171.

Eigentliches wahres Holz findet sich nur
bey den Stauden und Bäumen bey welchen
da, wo es außen an die Rinde stößt, alljährlich
aus dem so genannten Bast oder Splint (liber)
eine oder eigentlich zwey neue Holzlagen (albur-
num
) erzeugt werden.

Anm. Dieser gefäßreiche Splint ist bey den Bäumen
und Stauden, (so wie bey den mehresten andern
Gewächsen die demselben analoge unter der
Rinde befindliche Gefäßlage,) zur gesunden Er-
nährung derselben, der wichtigste Theil ihres
Körpers. – Rinde, Holz und Mark können
weit eher ohne merklichen Nachtheil der Gesund-
heit zerstört werden.

§. 172.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen end-
lich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde aus
den gleichen Theilen wie die Wurzel oder der
Stamm zusammen gesetzt sind; indem man auch
an ihnen Oberhaut, Rinde, holzichte Substanz
und Mark unterscheiden kann. Das Mark liegt
in der Mitte des Blattes zwischen dem (meist
[Seite 486] doppelten) holzichten Netze, von welchem man
durch Einbeitzen u.a. Handgriffe die übrigen
Theile absondern und dadurch die so genannten
Blatter-Scelete verfertigen kann. Dieses hol-
zichte Netz ist auf beiden Seiten des Blattes mit
einer besondern Haut überzogen, die man insge-
mein die Cutikel nennt, die aber noch von dem
eigentlichen äußerst zarten Oberhäutchen, was
endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar
sehr verschieden, von weit zusammengesetzterm
Bau, und vielmehr eine wahre Rinde ist.

Anm. Diese Blatt-Rinde besteht, wie sich bey einer
starken Vergrößerung zeigt, aus einem ungemein
saubern Netze von Gefäßen, zwischen dessen Ma-
schen zahlreiche Drüsen eingesprengt sind. Die
Gestalt dieser Netze ist nicht nur bey den man-
nichfaltigen Gattungen der Gewächse, sondern
auch auf den beiden Seiten ein und eben dessel-
ben Blattes, nach den verschiedenen Verrich-
tungen dieser beiden Seiten, deren im folgen-
den § gedacht wird, merklich verschieden, Tab.
II, fig. 1. ist die Rinde von der untern – und
fig. 2. die von der obern Seite eines Birnblat-
tes stark vergrößert abgebildet.

§. 173.

Diese verschiednen Theile sind um so merk-
würdiger je wichtiger die Verrichtung der Blät-
ter selbst ist, da sie einerseits, zumahl mittelst ih-
rer obern Seite, die überflüßigen Säfte der Pflan-
zen, gleichsam ihren Auswurf (§. 16.), und dar-
unter vorzüglich in der Hellung so viele den Men-
schen und andern rothblütigen Thieren so wohl-
thätige dephlogistisirte Luft ausdunsten; andern-
[Seite 487] seits aber besonders mit ihrer untern Seite sehr
viele phlogistisirte und andre luftartige Flüßig-
keiten, auch wässeriche Dünste etc. aus der Atmo-
sphäre einsaugen; mithin einen sehr beträchtli-
chen Antheil an der Ernährung der Gewächse,
und dadurch zugleich einen so äußerst wichtigen
Einftuß auf die Haushaltung der Natur im
Großen haben.

Anm. Die allerkräftigsten stimuli wodurch die Gewächse
zu diesen Verrichtungen geschickt, und überhaupt
ihr gesunder Flor und Farbe bewirkt wird, sind
wärme und besonders Licht, dessen mächtiger
Einfluß auf die Vegetation unverkennbar ist. –
Bey vielen auch die Winde u.s.w.

§. 174.

Bey den mehresten Gewachsen der kältern
Himmelsstriche sind doch diese so wichtigen
Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie
bloß den Sommer hindurch geziert sind, der hin-
gegen mit Annäherung des Winters vertrocknet,
welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblät-
tern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde,
der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt,
und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte
verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die
Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung ge-
hindert werden und absterben, erhellet unter an-
dern auch daraus, weil die Gewächse der heißen
Zonen diesem Abfallen des Laubes nicht so aus-
gesetzt sind: und weil auch selbst in den kältern
diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes harzrei-
[Seite 488] ches Blatt haben, wie z.B. die mehresten Tan-
gel- oder Nadelhölzer, der Epheu, die Mehlbee-
ren, das Heidekraut, der Buxbaum u s. w. das-
selbe den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. (s. z.B. oben §. 68.) so gibt es auch
manche Pflanzen die dann am stärksten vegetiren,
wie die schwarze Nieswurzel, die Zeitlosen, Schnee-
glöckchen etc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie
sich die Blätter alle Abend zusammen legen oder
doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-
geben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß
nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her,
denn es erfolgt im Treibhaus eben so gut wie im
Freyen: auch nicht bloß von der Dunkelheit,
denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
Nachmittags um 6 Uhr ein: sondern es ist dieß
vermuthlich eine Art Erhohlung, so gut wie der
Schlaf der Thiere. So schließen sich auch ge-
wisse Blumen zu bestimmten Stunden z.B. der
gelbe Bocksbart (tragopogon luteus) früh nach
9 u.s.w. und zwar meist zu bestimmten Zeiten,
daß man beym Spatziergehen bloß aus der noch
offnen oder schon geschloßnen Blüthe solcher Ge-
wachse die Stunde wissen kann.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedne andre Arten von eigenthümlicher Be-
[Seite 489] wegung; wohin z.B. meist bey allen ihr Zug
nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst
wohlchätigen Licht gehört, als welcher Zug bey
weitem nicht bloß an den Sonnenblumen, son-
dern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zu-
mahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so
sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen
als ob sie dawider gepreßt wären. Ferner be-
wegen sich manche Theile gewisser Gewächse sehr
lebhaft wenn sie berührt werden; wie z.B. die
Blatter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica
), oder der auerrhoa carambola, oder die
Venus-Fliegenfalle (dionea muscipula), deren
Blättchen, wenn sich auch nur eine Mücke dar-
auf setzt, augenblicklich zusammenklappen und
das Insect zerdrücken. Besonders merkwürdig
ist aber die theils ausnehmend lebhafte Bewe-
gung, die zur Befruchtungszeit an den Geschlechts-
theilen in vielen Zwitterblüthen bemerkt wird;
da z.B. die Staubfäden der gemeinen Ber-
beris, wenn sie auf ihrer innern Seite (wo sie
nach den Fruchtknoten hingerichtet sind) be-
rührt werden, (wenn sich z.B. ein Insect auf
die Blüthe setzt, um den Honigsaft aus dem
Boden derselben zu ziehen) einwärts schnellen
und ihre männlichen Staubbeutel gegen die
weibliche Narbe treiben, und dadurch ihre Be-
früchtung bewirken.

§. 177.

[Seite 490]

So auffallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte in
den Gewächsen abgeben, so unterscheiden sie sich
doch bey genauer physiologischer Prüfung aufs
deutlichste von dem ausschließlichen Eigenthum
der Thiere, nähmlich der willkükrlichen Bewe-
gung, als von welcher auch bey den, wegen ih-
rer Bewegung berufensten Pflanzen (wie z.B.
beym hedyfarum gyrans) keine achte Spur zu
erkennen ist.

Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier,
das seine Nahrung ohne willkührliche Bewegung,
und hingegen keine einzige Pflanze, die die ihrige
mittelst derselben zu sich nähme! –

§. 178.

Außer den bisher beschriebenen Theilen der
Gewächse, sind auch einige, wie der Weinstock
mit Gabeln und Schlingen zum Fortranken und
Anhalten; andre mit Dornen (aculei) in der
Rinde; oder mit Stacheln (spinae) die aus
dem Holze selbst entspringen, versehen. Manche
Pflanzen der kältern und heißesten Erdstriche sind
auch mit einem meblichten oder wollichten Ue-
berzuge bedeckt. Einige Gewächse der heißen
Gegenden sind wie mit Perlchen, andre (me-
sembryanthemum crystallinum
) wie mit un-
zähligen Glaströpfchen besetzt u.s.w.

§. 179.

[Seite 491]

Aus den gedachtermaßen von den Gewäch-
sen eingesognen und in ihre festen Theile vrebrei-
teten Nahrungssäften (§. 168. u. 173.) werden nun
die ihnen eignen specifiken vegetabilischen Säfte
bereitet, die man wieder in den durchs ganze
Gewächs verbreiteten vegetabilischen Hauptsaft
und in die aus selbigem abgeschiednen besondern
Localsäfte eintheilt. Unter allen diesen eigentlich ve-
getabilischen Säften herrscht sehr viele merkwür-
dige Verschiedenheit. Manche Gewächse z.B. ent-
halten einen milchichten, theils ätzenden Saft; an-
dre geben Gummi; verschiedne Bäume, zumahl
unter den Nadelhölzern, im höhern Alter ein Harz;
andre Pflanzentheile enthalten Mehl, Zucker, Man-
na, Wachs, Campher, Balsam etc. Einige wenige
das so genannte Federharz (cahutchuc) u.s.w.

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdün-
stungen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzich-
ten, entzündbaren des weißen Diptams etc. –

Merkwürdig ist auch in Rücksicht auf den Ge-
ruch der Pflanzen und ihrer Theile, daß manche
wie z.B. die Orangenblüthen denselben noch
lange nach dem Tode behalten; andre wie die
Resede, ihren hingegen alsdann verlieren; noch
andre aber wie z.B. der Ziegerklee (trifolium
meliorus
) denselben erst alsdann in seiner ganzen
Stärke bekommen.

§. 180.

Daß aber diese verschiednen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und
Veränderungen der eingesogenen Nahrungssäfte
[Seite 492] in den Gewächsen selbst bereitet werden müssen,
erhellet schon daraus weil im gleichen Erdstrich
und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre
bittern, der Sauerampfer seine sauren und der
Lattich seine kühlenden Säfte erhält; und weil
selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen ein
und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben
derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden
seyn können.

§. 181.

Außerdem aber trägt allerdings auch die
Verschiedenheit des Bodens und des Climas
zur verschiednen Beschaffenheit der Säfte in den
Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils
viele in fremden Boden verpflanzte Gewächse so
wie in ihrer Bildung so auch in der Beschaffen-
heit ihrer Säfte verändert werden, dadurch von
ihren Kräften verlieren etc. andre hingegen eben
dadurch noch gewinnen und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine be-
stimmten ihm angemeßnen Pflanzen, so daß man
zuweilen schon aus den wild wachsenden Gewäch-
sen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bo-
dens errathen kann; doch hat die Vorsehung den
für das Menschengeschlecht allerwichtigsten Ge-
wächsen den großen Vorzug verliehen, sich leicht
an jedes fremde Clima zu gewöhnen, so daß
z.B. die schwächlich scheinenden Getreidearten etc.
besser als Eichen u.a. noch so robust aussehende
[Seite 493] Bäume in ganz verschiednen Himmelsstrichen
fortkommen.

Anm. 1. Die aus Chili abstammenden Cartoffeln
z.B. gedeihen nun fast durch die ganze alte Welt;
am Cap so gut wie in theils Gegenden vom
Asiatischen Rußland etc.

Anm. 2. Merkwürdig ist daß in manchen Climaten
gewisse Ordnungen von Pflanzen in der größten
Mannichfaltigkeit wuchern, und andre sonst noch
so gemeine, hingegen fast ganz daselbst mangeln.
Aus den Westindischen Inseln z.B. finden sich
vergleichungsweise äußerst wenige Moose (musci
frondosi
) und hingegen desto mannichfaltigere
Farnkräuter.

§. 182.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wachse, deren mannichfaltige Arten sich im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen
lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln
oder Zweige; zweytens durch Augen; und end-
lich durch Samen.

§. 183.

Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch schon im Thier-
reiche bey den Polypen und sonst einige Spuren
bemerkt haben, ist im Pflanzenreich desto ge-
wöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich ver-
mehren sich von selbst auf diese Weise. Bey
vielen andern hat es die Kunst durch Absenken
oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z.B. eine
Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica)
[Seite 494] dessen Zweige herab hangen, und sobald sie den
Boden berühren von selbst Wurzel schlagen; so
daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein
kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch
Bogen verbunden sind, vorstellt.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht
ein solcher Banianbaum von 50-60 zusammen-
hangenden Stämmen, der, nach einer vor 10
Jahren vorgenommenen Messung, auf 370 Fuß
im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mit-
tags wirst, über 1100 Fuß im Umfang hält.

§. 184.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man nähm-
lich die kleinen Knöspchen, die im Herbste an den
Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
Vorschein kommen, aber bey den mehresten erst
im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschla-
gen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen
der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen von
selbst ab: keimen auch wenn man sie vorsichtig
säet, wie ein Same auf. Man kann bekannt-
lich diese Augen andern Stämmen inoculiren,
oder auch das davon ausgeschoßne Reis ein-
pfropfen.

§. 185.

Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben
die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die eigentli-
chen an Lilienartigen Gewächsen befindlichen
[Seite 495] Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an der
Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fort-
lebt und den Augen Nahrung gibt; bey diesen
hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf
Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.

§. 186.

Weit allgemeiner aber als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 182.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht oder auf andre Weise, zu Sa-
men reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens
gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen
oder mehrere zusammen in einer Traube oder
Aehre oder Kätzchen etc. verbunden seyn, enthält
in ihrer Mitte auf dem so genannten Frucht-
boden (receptaculum, tab. II. fig. 3. a.), ver-
schiedne ausgezeichnet gebildete Theile, von wel-
chen einige männlich, andre weiblich sind; und
diese sollen, wenn die Zeit der Fortpflanzung
herbey gekommen ist, von jenen befruchtet wer-
den. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Ver-
richtung haben also diese vegetabilischen Organe
viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen
der Thiere. Nur unterscheiden sie sich dadurch,
daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren
angeboren und lebenslang bleibend sind, son-
dern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes
Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.

[Seite 496]

Anm. Was oben S. 311. §. 136. gesagt worden, daß
man das Leben vieler Insecten durch verzögerte
Paarung verlängern könne, findet gewisser Maßen
auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt.
Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z.B.
halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blu-
menstaube des männlichen befruchtet werden. So-
bald dieß geschehen, welken sie dahin.

§. 187.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab.
II. fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus
dem Fruchtknoten (germen. b.), dem Griffel
(stylus. c.), und der Narbe (stigma. d.). Der
Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei-
len innerhalb der Blumenblätter (germen supe-
rum
), oder aber wie bey der Rose, bey den
Aepfeln etc. unten außerhalb derselben (germen
inferum, tab.
II. fig. 4. a.): und enthält im-
mer die Samenkörner der Pflanze, daher man
diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer-
stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle
Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die
Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß
sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver-
bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche
Höhlung ausmachen.

§. 188.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina,
tab.
II, fig. 3. e. f.) herum: und bestehen aus
[Seite 497] dem Faden (filamentum. e.), und dem darauf
ruhenden Staubbeutel (anthera f.). Dieser
letztere ist mit einem mehlichten Staub überzo-
gen, der aber (wie man unter einer starken
Vergrößerung sieht) eigentlich aus kuglichten ein
unendlich feineres duftiges Pulver enthaltenden
Bläschen besteht, welches seiner Bestimmung
nach mit dem männlichen Samen der Thiere
verglichen zu werden pflegt.

§. 189.

Bey der Befruchtung fällt jener kuglichte
Blumenstaub auf die weibliche Narbe: scheint
da zu platzen, und sein duftiges Pulver zu ver-
schütten, welches dann vermuthlich durch den
Griffel in den Fruchtknoten dringt und die da-
selbst vorräthig liegenden, bis dahin aber un-
fruchtbar gewesenen Samenkörner befruchtet.
Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit
eines dieser wesentlichen Theile beraubt, so wird
sie dadurch, so gut als ein verschnittenes Thier,
unfruchtbar.

§. 190.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese bei-
derley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe,
die folglich zwitterartig ist, verbunden. Bey
einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo-
von die einen bloß männlichen, die andern bloß
weiblichen Geschlechts, aber doch am gleichen
[Seite 498] Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia
Linn.), wie z.B. bey der Haselnüssen, Wall-
nüssen, Gurken, etc. Andre Gewächse wie z.B.
der Ahorn, die Esche etc. haben gar dreyerley
Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und
überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia).
Bey noch andern aber wie z.B. beym Hanf,
Hopfen u.s.w. sind die beiden Geschlechter in den
Pflanzen selbst, so wie bey allen rothblüthigen
und vielen andern Thieren abgesondert: so daß
die eine Pflanze bloß männliche, eine andre aber
die übrigens von der gleichen Art ist, bloß weib-
liche Blumen trägt: und die Blüthen des weib-
lichen Stammes nicht anders befruchtet werden,
als wenn der Blumenstaub von der männlichen
Pflanze durch den Wind oder durch Insecten
oder auch durch die Kunst ihnen zugeführt wor-
den ist (Dioecia Linn.)

§. 191.

Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei-
nen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch
bey den mehresten befindliche Blumen-Kelch
(Calix. tab. II. fig. 6. d. fig. 7. d.); und die so
genannten Nectaria, aus deren Saft die Bienen
ihren Honig ziehen (S. 380), zu merken. Ueber-
haupt theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung
und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige
und irreguläre. Bey jenen nähmlich haben die
einzelnen Theile gleiche Gestalt, Größe und Ver-
[Seite 499] hältniß (z.B. tab. II. fig. 4. und 5.); bey diesen
hingegen sind sie in ungleicher Proportion (tab.
II. fig. 6. und 7).

Außerdem aber finden sich noch viele andre
Hauptverschiedenheiten in der Gestalt der Blü-
then, die großentheils auch in Beziehung mit
dem ganzen übrigen Ansehen der Pflanzen stehen,
und daher zur Kenntniß derselben, besonders auch
zur Gründung eines natürlichen Pflanzen-Sy-
stems von Wichtigkeit sind.

Als Beyspiele einiger der ausfallendsten und
am häufigsten vorkommenden Verschiedenheiten
dieser Art können folgende dienen:

§. 192.

Bey den Lilienartigen Gewächsen (§. 185.)
z.B. ist die Blüthe (tab. II. fig. 3.) regelmäßig,
ohne Blumen-Kelch, und besteht aus sechs Blät-
tern. Der Fruchtknoten ist dreyeckig, und der
Staubfäden sind bey den mehresten sechse, bey
einigen aber nur dreye.

§. 193.

Die Kreuzförmigen Blüthen (Cruciatae,
tab. II. fig. 5), wohin die Kohlarten, Rüben etc.
auch die Levcoien der gelbe Lack u.s.w. gehören,
sind ebenfalls regelmäßig, und haben vier Blu-
menblätter die in einem viertheiligen Kelche
sitzen. Von den darin befindlichen sechs Staub-
fäden sind zweye immer merklich kürzer als die
[Seite 500] übrigen viere (Tetradynamia Linn.); und
der Same reift nach der Befruchtung in eine
eigentlich so genannte Schote (Siliqua und
Silicula.)

§. 194.

Die Schmetterlingsblumen (Papiliona-
ceae), worunter die Hülsenfrüchte und andre
sehr nutzbare Gewächse, auch einige Bäume und
Stauden gehören, finden sich meist nur in ge-
mäßigtem und wärmern Himmelsstrichen. Sie
sind irregulär (tab. II. fig. 6.), und man un-
terscheidet an der Blüthe, die in einem einblätt-
rigen fünfspitzigen Kelche (fig. 6. d.) sitzt, das
große Schirmblatt (vexillum. a.); die beiden
Flügel (alae. b. b.); und das Schiffchen (cari-
na. c.
). Die Frucht ist eine Hülse (legumen).

§. 195.

Die Rachenförmigen Blüthen (Ringentes)
sind ebenfalls irregulär (tab. II. fig. 7.), und
man nennt den Obertheil davon den Helm (ga-
lea. fig
. 7. a.), den Untertheil die Lippe (labium.
b
.) und den Zwischenraum den Schlund (faux. c.).
Meist haben sie vier Staubfäden, von denen
zwey länger als die andern beiden sind (Didy-
namia
. Linn.). In diese Ordnung gehören
die Nesseln, aber auch viele wohlriechende Pflan-
zen, Lavendel, Krausemünze, Isop, Basilicum
u.s.w.

§. 196.

[Seite 501]

Die Dolden- oder Schirmtragenden Pflan-
zen (Umbelliferae) treiben meist hohe gerade
Stängel, die sich oben tab. II. fig. 8. (bey a.)
in divergirende Stiele, und diese (bey b.) wie-
der in dergleichen kleinere vertheilen; an welchen
letztern die kleinen fünfblätterigen Blümchen
dicht neben einander sitzen. Sie haben zwey
Staubwege mit fünf Staubfäden, und tragen
nachher zwey an einander liegende meist kümmel-
förmige Samen. Es gehören dahin Petersilie,
Körbel, Möhren, Anis, Fenchel etc. auch einige
giftige Pflanzen wie der Schierling etc.

§. 197.

Die zusammengesetzten Blüthen (Compo-
sitae
) machen eine äußerst zahlreiche Ordnung
aus, die wohl allein den zehnten Theil von allen
Gewächsen begreift: und bey welchen mehrere
kleine Blümchen auf einem gemeinschaftlichen
Fruchtboden und innerhalb eines gemeinschaftli-
chen Kelches verbunden sind. Bey manchen sind
diese kleinen Blümchen regulär (flosculosae);
bey andern irregulär (semiflosculosae); und
bey noch andern sind endlich beiderley Arten von
Blümchen zugleich anzutreffen (radiatae, tab. II.
fig. 9); da dann die Blümchen der ersten Art
die Mitte des Fruchtbodens bedecken (fig. 9. a.)
und mit denen von der andern Art am Rande
eingefaßt sind (fig. 9. b.).

§. 198.

[Seite 502]

Bey den Getreidearten und andern Gräsern
sind die Blüthen meist in eine Aehre verbunden,
da denn der Staubweg (tab. II. fig. 10. a.) und
die Staubfäden, deren mehrentheils drey sind
(fig. 10. b.), von den Spelzen umschlossen
werden.

§. 199.

Bey den vollkommenern oder eigentlich so
genannten Moosen (musci frondosi etc.) ist, wie
die wichtigen Entdeckungen des Hrn. D. Hedwig
gelehrt haben, die Aehnlichkeit der Befruchtungs-
werkzeuge mit denen bey andern Gewächsen weit
größer als man vorher geglaubt hatte. Das
saubere fast becherförmige Köpfchen (capitulum,
tab. II. fig. 11. b. enthält gleichsam als, Frucht-
knote (§. 187.) die kleinen Samenkörnchen; die
mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra,
fig. 11. a.) der die Stelle des Griffels und der
Narbe (§. 187.) vertritt, von dem männlichen
Blumenstaube besondrer theils Rosen- oder
Sternförmiger Theile befruchtet, und nachher
ausgeschüttet werden.

§. 200.

Bey den einfachsten Aftermoosen hingegen
die bloß im Wasser leben, wie bey den Tremel-
len, Ulven, Conferven, und beym See-Tang
(fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr ver-
[Seite 503] schieden, obschon bey den wenigsten noch genau
genug untersucht; bey manchen aber, wie z.B.
bey der oben erwähnten Brunnen-Conferve
(Conferua fontinalis §. 9. und S. 23) zur Be-
wunderung einfach.

§. 201.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der
Trüffeln etc. und des Schimmels deren ganze
Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes dunk-
les hat.

§. 202.

Bey den vollkommnern im eigentlichen Sin-
ne blühenden Gewächsen fallen nach der Befruch-
tung die übrigen nun überflüßigen Theile der
Blüthe ab (§. 186.): der beschwängerte Frucht-
knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen
theils erstaunlich zahlreichen Samen nach und
Nach zur Reife bringen.

§. 203.

Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa-
menkörner selbst*), als auch der Gehäuse, worin
sie eingeschlossen sind, ist eben so unendlich man-
nichfaltig als der Blüthen ihre, und in Rück-
sicht auf ihre weitere Verbreitung und auf ihr
[Seite 504] weiteres Bekleiben etc. der Erhaltung der Gattun-
gen aufs weiseste angemessen. Auch ist der be-
kannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bey
jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch
wenn sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wur-
zelzäserchen unter sich, und hingegen den Blatt-
keim (plumula) über sich treiben. Zur aller-
ersten Ernährung des neuen Pflänzchens dienen
ihm dann die Samenlappen oder Kernstücken
(cotyledones) die vorher die Hauptmasse des
Samenkerns ausmachten.

§. 204.

Viele Samen sind in eine holzartige aber
theils noch weit härtere Schale eingeschlossen,
die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte
ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die
bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem
saftigen Fleische überzogen sind, so heißt dieß
eine Beere. Zuweilen liegen auch die bloßen
Samenkörner von außen auf dem großgewachse-
nen fleischichten Fruchtboden auf, wie bey den
Erdbeeren, die folglich genau und bestimmt zu
reden, nicht sollten Beere genannt werden.

§. 205.

Besonders machen die Obstbäume eine ei-
gene und sehr ansehnliche Familie von Gewäch-
sen aus, deren Frucht entweder, wie bey den
Birnen, Aepfeln, und Quitten, ein Kernhaus
[Seite 505] oder Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte
(und die Bäume dieser ganzen Ordnung Poma-
ceae
) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen,
Kirschen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß ent-
hält, die dann Steinfrüchte (Drupaceae) ge-
nannt werden.

§. 206.

Die Ursachen der Degeneration (§. 13-15.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm
eine abweichende veränderliche Richtung geben
zu können: daher viele theils in ihrer ganzen
Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe
und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus-
geartet sind. So zählt man z.B. jetzt auf drey
tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch
vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in
Europa bekannt war. Ueberhaupt sind auch die
Gewächse manchen Arten von Degeneration aus-
gesetzt, die bey den Thieren gar nicht statt haben
können, wie z.B. die Ausartung der männlichen
Befruchtungstheile in den gefüllten Blumen
u. dergl. m.

§. 207.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der
Gewächse durch Bastardzeugung worüber be-
kanntlich Hr. Kölreuter die scharfsinnigsten Ver-
suche angestellt, und sogar durch wiederhohlte Er-
zeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, die eine
[Seite 506] Gattung von Tobak (nicotiana rustica) endlich
vollkommen in eine andre (nicotiana panicula-
ta
) verwandelt und umgeschaffen*): welches sich
freylich mit der Lehre von vermeinten präformir-
ten Keimen schlechterdings nicht, aber, wo ich
nicht irre, ganz wohl mit der vom Bildungstriebe
(§. 10. u. f.) reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bestardpflanzen
in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedne aber
doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe
beysammen waren.

§. 208.

Auch die Mißgeburten sind im Gewächs-
reiche ungleich zahlreicher als unter den Thieren.
Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man
nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig
Monstrositäten bemerkte. Am meisten sind es
überzählige, wuchernde Theile (monstra per ex-
cessum
S. 15.); doppelte an einander gewachsene
Stämme, doppelte oder vielfache Früchte etc. viel-
fache Kornähren, Rosen aus deren Mitte andre
kleine Rosen hervor schießen u.s.w.

Anm. 1. Besonders gehört dahin die Peloria, eine
monströse Abweichung im Sporn an der Blüthe
dreyer Arten von Antirrhinum; nähmlich linaria,
elatine und spurium, deren Entstehungsart durch
verdorbenen Nahrungssaft der sel. D. Merk in
Ravenspurg scharfsinnig erklärt hat**).

[Seite 507]

Anm. 2. Zu den allerseltensten und merkwürdigsten
Monstrositäten gehören aber die Beyspiele von
wild wachsenden Pflanzen die am gleichen Stam-
me und zu gleicher Zeit Blüthen von Gewächselt
ganz verschiedner Geschlechter, ja selbst aus den
verschiedensten Classen getragen haben. Dieß ist
der Fall mit dem berühmten ranunculus bellidiflo-
rus
, an welchem man mehrmahlen sowohl Blü-
then vom polyandrischen ranunculus pratensis als
von der syngenesistischen bellis perennis gefunden
hat. Das erste Beyspiel dieser Art, hat Hr.
Chorh. Gesner in der diss. de ranunculo bellidifloro.
Tigur
. 1753. 4. genau beschrieben und abgebildet.
Mit einem andern vollkommen ähnlichen das
auch am Zürcher Gebiet gewachsen, hat mich
Hr. Dr. Hotze zu Richterswyl beschenkt.

Eine planta vmbellifera bellidiflora, ist im I. St.
des Züricher Magaz. für die Botanik tab. II.
fig. 2. abgebildet.

§. 209.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen nie über eine einzige
Stunde, und bey andern hingegen oft über
Jahrtausende erstreckt. Ueberhaupt aber theilt
man die Pflanzen in perennirende und Som-
mergewächse, welche letztere nähmlich schon
mit dem Ende ihres ersten Sommers ab-
sterben.

Anm. Auch von dem merkwürdigen Wiederaufleben
nach einem langen Vertrocknen, das im Thier-
reich beym Räderthier (S. 478,) und bey den
Kleisteraalen (S. 480.) angemerkt worden, fin-
den sich unter den Gewachsen ähnliche Beyspiele:
besondere an der deßhalb längst berüfnen Him-
melsblume oder Sternschnuppen (tremella
nostoc
.)

§. 210.

[Seite 508]

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas weniges kurz zu
berühren.

In der Haushaltung der Natur im
Großen scheinen die Pflanzen vorzüglichst den
wichtigen Vortheil zu bewirken, daß sie in Rück-
sicht der verschiednen Lustarten die sie, wie gedacht,
(§. 173.) von der einen Seite einsaugen und von
der andern wieder von sich geben, im Ganzen in
einem bewunderungswürdigen Gegengewicht mit
der thierischen Schöpfung stehen: indem sie die
vom Menschen und von andern rothblüthigen
Thieren als nachtheilig ausgedunstete so genannte
phlogistisirte Luft begierig einsaugen, und dagegen
die jenen Thieren so wie dem Menschen so wohl-
thätige Feuerlust mittelst der Blätter am Tage
und besonders im Sonnenschein als eignen Aus-
wurf von sich entbinden.

Einen andern ebenfalls sehr beträchtlichen
Nutzen leistet die unermeßliche Menge der in der
Erde vermodernden Wurzelstuken, des abfallen-
den Laubes u. dergl. m. die zu Garten- und Damm-
Erde werden, und so viel zur allgemeinen Frucht-
barkeit des Erdreichs beytragen.

Des Schmuckes zu geschweigen, womit das
Gewächsreich weit mehr als die andern beiden
Naturreiche dazu beyträgt den Totaleindruck
der Schöpfung schön zu machen, durch ihre
heitern abwechselnden Farben überall Leben und
[Seite 509] Munterkeit, und großentheils auch durch ihre
balsamischen Gerüche Erquickung zu verbreiten:
was dann die Kunst in der Lustgärtnerey weiter
benutzt.

§. 211.

Die mancherley Futterkräuter und theils
auch Wurzeln, Früchte etc. dienen zur Nahrung
der dem Menschen wichtigsten eigentlich so ge-
nannten Hausthiere; und der beiden nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.

§. 212.

Zur unmittelbaren Benutzung der Gewächse
für den Menschen dienen vorzüglichst die ohne
weitre Bereitung gleich als Nahrungsmittel zu
genießenden mancherley Früchte. Zumahl in
den heißen Erdstrichen die Feigen, die Datteln
(von phoenix dactylifera); die verschiednen
Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen von
musa paradisiaca und die Bananes oder Baco-
ves von der musa sapientum). In Ostindien
und auf den Südsee-Inseln die Brotfrucht (von
artocarpus incisa), die nur bloß vorher geschält
und geröstet zu werden braucht.

So auch die vielen Gattungen von Beeren,
die ebenfalls für manche Völker (wie z.B. für
die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmit-
tel abgeben.

Desgleichen die Castaneen, Cocosnüsse etc.

§. 213.

[Seite 510]

Ferner die schon einige Zubereitung erfor-
dernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Cartoffeln,
Erdäpfel (helianthus tuberosus), Bataten (con-
volvulus batatas
). Im wärmem America die
Yams-Wurzeln (dioscorea alata, satiua etc.)
Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) u.dergl. m.

so mancherley Hülsenfrüchte:

und Gemüse.

Dann die Getreidearten nebst dem Mais
(zea mays); Buchweizen (polygonum fagopy-
rum
); Reis (orzya sativa) zumahl für die Mor-
genländer ; so wie die Moorhirse (holcus sorghum)
für viele Africanische Völkerschaften, und das Teff
(poa abyssinica) für die Habessinier etc.

Und die besondern Pflanzentheile die von
einigen Völkern als gewöhnlichstes Nahrungs-
mittel häufigst gegessen werden, wie das Sagu-
mark (von cycas circinalis etc.); das Senegal-
Gummi (von mimosa senegal) u.s.w.

§. 214.

Hierzu die mancherley Arten von Gewürze.
Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich aus
dem Zuckerrohr; ähnliche Substanzen aber in
Nord-America aus acer saccharinum; auf Su-
matra etc. aus der Anu-Palme; auf Island aus
der alga saccharifera; in Kamtschatka aus dem
heracleum sibiricum etc.

[Seite 511]

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen,
Oehl, Essig etc.

Tobak, Betel (piper betle) zum Kauen.

§. 215.

Als Getränke erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, die mancherley
Biere, (unter andern das Spruce Bier aus der
pinus canadensi etc.)

Die verschiednen weinichten Getränke: der
Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch von
der weiblichen Cocospalme. Andre berauschende
Getränke, Brantwein, Arak, Rum, Kirsch-
wasser etc. etc.

Die gegohrnen Getränke aus gekauten Wur-
zeln wie z.B. bey den Brasilianern etc. aus ihrem
Caßawi-Brot; bey den Insulanern der Südsee
aus piper latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtobak: und der auf gleiche
Weise genossene Hanf etc.

Endlich unsre dreyerley warmen Getränke,
Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee
(von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts),
und bey den Mungalen der Schinesische Ziegel-
Thee (von Vogelkirschähnlichen Blättern eines
noch nicht genau bestimmten wilden Strauchs).

§. 216.

[Seite 512]

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle von
den verschiednen Gattungen gossypium und bom-
bax
, Flachs, Hanf, mehrere Gattungen von
Nesseln etc. Der treffliche Neu-Seeländische Sei-
denflachs vom phormium tenax; die Südländi-
schen Zeuge vom Baste der morus papyrifera
und des Brotbaums etc.

§. 217.

Zur Feuerung außer dem mancherley gemei-
nen Brennholz in manchen Gegenden besondre
Arten; wie z.B. auf den Alpen rhododen-
dron ferrugineum
, auf den Heiden erica vul-
garis etc
.

Der Torf (von sphagnum palusire, carex
caespitosa etc
.)

Kohlen, Zunder, Lunden etc.

§. 218.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch arundo
bambus
).

Zum Dachdecken, Schilf, Stroh,– bey
den Südsee-Insulanern die Palmetto-Blätter
(von pandanus tectorius).

Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen
Pfahlwürmer etc. der See-Tang (zostera mari-
tima
).

§. 219.

[Seite 513]

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauch für
Künstler und Handwerker alle das verschiedne
Nutzholz für Tischler, Ebenisten, Wagner,
Drechsler, Faßbinder etc.

Desgleichen bey vielen Völkern zu ihren
Waffen (so z.B. das schöne Holz des Keulen-
baums, casuarina equisetifolia zu den kunst-
reichen Lanzen u.a. Gewehren der Südsee-In-
sulaner).

Cocosnußschaalen, Bambusrohre, Calabas-
sen-Kürbisse (von der crescentia cujete) und
mehr dergleichen zu Trinkgeschirren.

Weiden, Bast der Cocosnuß u. dergl. zum
Korbflechten etc. – Kork etc.

Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey, zum Gärben, Waschen etc.

Gummi-Senegal zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.

Oehle, Firnisse etc.

Sode, Pottasche etc.

§. 220.

Auch die mehresten Schreibmaterialien sind
bloß aus dem Gewächsreich genommen. Schreib-
rohr, Papierschilf (cyperus papyrus), Malaba-
rische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme etc.

§. 221.

[Seite 514]

Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens
ausmacht.

§. 222.

Schädlich sind dagegen am meisten das
Unkraut und die giftigen Gewächse.

§. 223.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen die
man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht
hat, ist keins mit einem so allgemeinen auf seine
Faßlichkeit gegründeten Beyfall aufgenommen
worden als das Linneische Sexualsystem: das
den oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen
und deren verschiedner Anzahl und Verhältniß
angepaßt ist; da nähmlich die Classen nach der
Anzahl der Staubfäden oder nach ihrem Verhält-
niß der Lage und Verbindung mit den Staub-
wegen; – die Ordnungen aber meist nach der
Anzahl dieser letztern bestimmt sind.

Nur einige wenige botanische Schriften als
Hülfsmittel.

* * *

Anweisung zum eignen Fortkommen.

  1. Alb. Haller de methodico studio botanices absque
    pracceptore
    . Gotting
    . 1736. 4. (und in Dess.
    opuscul. botanic. p. 43. sq.)
* * *

Zur Pflanzenkenntniß nach dem Linnéischen System.

[Seite 515]
  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips.
    1767. 8. (auch im VI. B. der Linnéischen amoe-
    nitat. academicar
    .)
  2. Ej. philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  3. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  4. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  5. Ej. systema vegetabilium ed. XV. curante J. Andr.
    Murray. Gotting. 1784. 8.
  6. Sal. Schinz erster Grundriß der Kräuterwissenschaft.
    Zürich 1775. fol.
  7. J. Miller illustration of the sexual system of Lin-
    naeus. Lond
    . 1775. II. vol. fol. und ib. 1779. 8.
  8. Nik. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzenkennt-
    nis nach Linné's Methode. Wien 1785. 8.
  9. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und
    angewandten Botanik. Leipzig 1786. II. Th. 8.
* * *

Besonders zur Kenntniß unserer einheimischen Gewächse:

  1. Alb v. Haller historia stirpium Helvetiae indigena-
    rum
    . Bern
    . 1768. III. vol. fol.
  2. G. Chr. Oeder icones florae danicae. Havn. 1761.
    sq. fol.
* * *

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond. 1682. fol.
  2. Marcell. Malpighii anatome plant. ib. 1686. fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. Du Hamel physique des arbres. Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Und als ein vorzügliches Handbuch: Vinc. Petagnae
    institutiones botanicae. T. I. Neapoli 1785. 8.

Eilfter Abschnitt.
Von den Mineralien überhaupt.

[Seite 516]

§. 224.

Mineralien sind alle die zusammengesetzten
Stoffe unsers Planeten, ohne eigenthümliche
Organisation und Leben, die aus den einfachern
Urstoffen bloß durch die sich selbst überlaßnen
physischen und chemischen Kräfte entstehen.

Anm. – Zusammengesetzte Stoffe: – um sie von
den Elementar-Urstoffen zu unterscheiden, deren
Abhandlung nicht in die Naturgeschichte, sondern
in die Physik und Chemie gehört. Denn, „es
ist,“ wie Hr. Kant sehr richtig sagt, „nicht Ver-
mehrung sondern Verunstaltung der Wissenschaf-
ten, wenn man ihre Grenzen in einander lau-
fen läßt.“

§. 225.

Die Hauptwerkstätte worin die mehrsten
Mineralien entstehen, oder doch die Lagerstätte
worin sie sich finden, sind die Gebirge; die sich
sowohl in Rücksicht der Bestandteile woraus sie
zusammen gesetzt sind, als des bestimmten Ver-
hältnisses worin sie gegen einander stehen, auf
folgende vier (zwar zuweilen unmerklich in einan-
der übergehende, aber im Ganzen doch deutlich
von einander zu unterscheidende) Hauptclassen
zurück bringen lassen.

[Seite 517]

I. Ur-Gebirge.

II. Gang-Gebirge.

III. Flötz-Gebirge.

Und IV. durch Erdbrände veränderte Ge-
birge mit Inbegriff der wirklichen Vulcane.

Wozu dann V. auch noch das niedrige auf-
geschwemmte Land beygefügt werden muß.

Von jedem derselben ein Wort insbesondre*).

§. 226.

I. Die Ur-Gebirge (oder Grund Ge-
birge, ganze Gebirge, montes primarii)
bestehen bloß aus primitivem oder ursprünglichem
[Seite 518] Granit, einer gemengten, im ganzen massiven
(nicht geschichteten) Steinart, die nie eine Spur
von Versteinerungen oder andern dergleichen Zei-
chen eines neuerlichen Ursprungs zeigt. Viel-
mehr scheint dieser ursprüngliche Granit mit
unserm Planeten selbst von gleichem Alter zu
seyn, und gleichsam die selbstständige innere
Rinde desselben, so wie die höchsten und größ-
ten Gebirgsketten auf ihrer Fläche, auszumachen.

Anm. – Rinde: – denn die größte Tiefe wohin
man meines Wissens bisher noch in unsere Erde
eingedrungen, beträgt noch nicht 1/6000 ihres
Halbdurchmessers!

§. 227.

II. Die Gang-Gebirge (stratificirte ein-
fache Gebirge, oder wie sie auch, weil im
Ganzen bey den mehrsten derselben der Thon
vorwaltet, zuweilen genannt werden, einfache
Thon-Gebirge, montes secundarii) liegen
zunächst um die Granitgebürge herum, so daß
auch beider ihre Steinarten auf der Grenze zu-
weilen in einander übergehen: der Granit der
Ur-Gebirge nähmlich in den Gneiß der Gang-
Gebirge. Sie bestehen aber außer diesem auch
theils aus secundärem oder regenerirten*) Granit,
[Seite 519] so wie auch theils aus Glimmerschiefer, Grau-
wacke, Porphyr, und mehreren a. dergl. gemeng-
ten Steinarten, aber nächstdem auch aus ur-
sprünglichem Thonschiefer und einfachem Kalkfels.

Nur einige derselben, wie die Grauwacke,
enthalten zuweilen, (und auch dann doch nur an
ihrer äußern den Flötz-Gebirgen benachbarten
Grenze,) einige Spur von Versteinerungen.

Vorzüglich unterscheiden sie sich durch ihre
Textur von den Ur-Gebirgen, da sie nicht so
wie diese aus einem derben massiven Gemengsel
bestehen, sondern in mächtigen Lagen stratificirt
sind, die mehrentheils eine gestürzte inclinirende
Lage haben, und gleichsam an die Ur-Gebirge
wie angelehnt sind.

Den Nahmen Gang-Gebirge haben sie
daher weil sich eben in ihnen, zwar nicht aus-
schließlich, aber doch die bey weiten allermehre-
sten und edelsten Erzgänge (Fr. filons, Engl.
veins) finden.

§. 228.

III. Die Flöh-Gebirge (stratificirte zu-
sammengesetzte oder aufgeschwemmte, auch zu-
[Seite 520] fällige Gebirge) liegen fast immer außen auf
den Gang-Gebirgen, selten daß sie an einer von
diesen letztem entblößten Stelle unmittelbar an
Ur-Gebirge stoßen. Sie sind auch stratificirt,
aber meist in flachen, mehr horizontalen Lagen
oder Flötzen, die auch in Rücksicht ihrer Bestand-
theile meist mehr abwechselnde Mannigfaltigkeit
zeigen, als die gestürzten Lagen der Gang-Gebirge.

Es gehören dahin besonders Sandstein,
Schieferthon, Kreide, Gyps, aber auch Stein-
salz, Steinkohlen, bituminöses Holz, vor allen
aber, Kalkstein, und dieser fast immer mit Ver-
steinerungen von Seethieren durchwirkt, zu
welchen sich keine oder höchstens äußerst we-
nige (– s. oben S. 443. u. f. –) Originale
in der jetzigen organisirten Schöpfung finden.

Diese Reste unbekannter Seethiere sind aber
in der unsäglichsten Menge und Mannigfaltig-
keit, und bey weiten größtentheils in ruhiger
ungestörter Lage in die Flötzgegenden unsers
jetzigen festen Landes verbreitet, und folglich wohl
ungezweifelt für unverkennbare Denkmähler einer
ehemahls catastrophirten Vorwelt, einer unter-
gegangnen präadamitischen Schöpfung, anzu-
sehen. Der vormahlige Meersboden muß durch
eine plötzliche Revolution aufs Trockne versetzt,
und hingegen das vormahlige feste Land durch das
dann sein bisheriges Bette verlassende Meer
überschwemmt worden seyn.

§. 229.

[Seite 521]

Genau lassen sich freylich die Umstände und
Naturkräfte nicht angeben, wie und wodurch
jene Totalcatastrophe unsers Planeten bewirkt
worden, von deren gewaltsamer Größe und Allge-
meinheit die Versteinerungen der Flötz-Gebirge
zeugen. Daß sie aber wohl nicht ohne heftige
Wirkung unterirdischen Feuers, eines ziemlich
allgemeinen Erdbrandes denkbar sey, darüber
ist doch meines Wissens bey den einsichtsvollsten
und präjudizlosesten Geologen so gut wie eine
Stimme. Folglich lassen sich auch noch jetzt
merkliche Spuren jenes Erdbrandes schon a
priori erwarten. Und da sich nun in allen fünf
Welttheilen Berge und Gebirge wirklich finden,
deren Steinarten solche Spuren zu verrathen
scheinen, so hat man sie (nur freylich zum Theil
zu unbeschränkt) auf jene allgemeine Revolution
der Vorwelt reducirt. Besonders scheint durch
dieselbe mancher Trapp und Wacke (– unvul-
canischer Basalt etc. –) zu so genanntem vulca-
nischen Basalt umgewandelt worden zu seyn;
so daß er sogar hin und wieder unerwartet große
Aehnlichkeit mit wahren Laven der jetzigen Feuer-
speyenden Berge zeigt, wovon er freylich im
Ganzen bey jener seiner Entstehungsart unter
dem Meersboden der Vorwelt, und seinem uner-
meßlich hohen Alter, und bey den Veränderun-
gen die er, seitdem er nun ins Trockne versetzt
worden, in einer solchen Länge der Zeit in so vielen
[Seite 522] Jahrtausenden durch die allgemein verbreiteten
decomponirenden Auflösungsmittel u.s.w. er-
litten haben wird, gar sehr verschieden seyn
muß*). So wie es sich vollends von selbst
versteht, daß da ein solcher großer Erdbrand
nicht auf alle Stellen jenes vormahligen Meer-
bodens gleich stark gewürkt haben kann, sich
auch keine bestimmten Grenzen zwischen vulca-
nischem Basalt und den unverändert gebliebnen
Trapp und Wacke (wohin ein großer Theil der
Steinarten gehören mag, die vulgo mit dem
oft unbestimmten Namen von Basalt belegt
werden) ziehen lassen.

Anm. Eine doppelte Erinnerung fließt aus dem Ge-
sagten von selbst. Erstens nähmlich daß man bey
der Frage über die Entstehungsart des Basalts
so wie überhaupt bey allen Geognostischen Unter-
suchungen, solides Petrefactenstudium nie aus den
Augen verlieren dürfe.

Und zweytens daß der unschickliche Ausdruck
von vulcanischem Ursprung des Basalts zu vielem
Mißverständnis und Irrung Anlaß gegeben haben
muß; da wohl kein Unterschied größer gedacht
werden kann, als der zwischen Basalt, welcher
bey jener Umschaffung des Planeten mittelst eines
mehr oder weniger allgemeinen Erdbrandes unter
dem Meeresboden Veränderungen durchs Feuer er-
litten, und zwischen einer modernen Lave die durch
eine vulcanische Explossion im jetzigen Jahrtausend
an die Luft geströmt!

§. 230.

[Seite 523]

So kann man nun überhaupt unter die
IVte Classe von Gebirgen die durch Erdbrände
veränderten, mit Inbegriff der wirklichen Vul-
cane bringen; da freylich die letztern mancher-
ley Aehnlichkeit mit den erstern zeigen. Die der-
selben eigne Steinarten sind: vulcanischer Basalt
vom allgemeinen Erdbrande her; mancherley
Erdschlacken, Porcellan-Jaspis etc. von partiellen
neuerlichen Erdbränden (Hrn. Werner's pseudo-
vulcanische Gebirgsarten); Laven von vulcani-
schen Explosionen; dann aber auch überhaupt
sowohl allerhand glasartig geschmolzne so ge-
nannte vulcanische Producte, als auch der Traß etc.
und vorzüglichst der Bimsstein etc.

§. 231.

Endlich gehört dann auch fünftens das nie-
drige aufgeschwemmte Land zur Lagerstätte der
Mineralien. Es besteht dasselbe meist aus Thon-
Leim- und Sand-Lagern, oder aus Mohrgrund,
Torf etc. und finden sich zumahl in erstern die
mehrsten bloß calcinirten (nicht wirklich ver-
steinerten) Knochen von Landthieren, und Gehäuse
von Süßwasserconchylien. Außerdem aber auch
das würklich versteinerte (nicht bituminöse) Holz.

§. 232.

So viel im allgemeinen von den Lagerstätten
der Mineralien. Nun ein Wort von den Na-
[Seite 524] turkräften und Processen, wodurch der Stoff zu
Entstehung derselben verarbeitet und zubereitet
wird, und sie daraus ihre Mischung und Gestal-
tung erhalten haben und zum Theil noch täglich
erhalten.

Anm. Denn daß selbst ansehnliche Stein-Drusen und
auch Erze noch täglich in der Natur neu ge-
formt werden können wird durch unwiderwegliche
Beyspiele erwiesen. – So ist z.B. im acade-
mischen Museum ein Sprosse von einer Berglei-
ter befindlich, die man beym Aufräumen einer,
höchstens hundert Jahre lang verlassenen Grube
im Rammelsberge am Oberharze vorgefunden,
um welche sich während dieser Zeit eine Gyps-
spat-Druse von 7 Zoll im Durchmesser und von
einer ausnehmenden Schönheit angesetzt hat. –
Und so hat der Hr. Viceberghauptm. von Tre-
bra alte hölzerne Stempel, die etwa 200 Jahre
lang in einem Schachte zu Marienberg im Erzge-
birge gestanden hatten, mit gediegenem Silber,
Glaserze etc. angeflogen gefunden. S. dess. Erfah-
rungen vom Innern der Gebirge pap. 53. sq.
tab
. IV. No. 4.

§. 233.

Zu den wirksamsten Kräften dieser Art ge-
hören vorzüglichst die großen und allgemeinen
Auflösungsmittel in der Natur, wodurch die
Körper aus allen drey Naturreichen mit der Zeit
decomponirt und ihr Stoff zur neuen Entstehung
von Mineralien geschickt gemacht wird. So
besonders Feuer, Wasser, Luft, und zumahl
die in den beiden letztern befindlichen Säuren.
Die nun entweder gewaltsamer Weise und sicht-
lich, (wie bey Vulcanen, Erdbränden, Strö-
[Seite 525] mungen, Wasserfluthen etc.) oder unmerklicher
aber dafür desto unablässiger und im Ganzen
desto allgemeiner wirken; (wie die Stufenweise
im Innern der Gebirge verbreitete Wärme und
die eben daselbst alles durchdringende Feuchtig-
keit.) – Ferner auch selbst die Vegetation,
deren selbst Felsenzerstörenden und dadurch die
Wirkung der gedachten auflösenden Kräfte be-
fördernden Einfluß man z.B. am Granit und
Basalt sehr auffallend bemerkt*).

§. 234.

Zu den vorzüglichsten Processen hingegen
wodurch die, durch jene Kräfte aufgelöseten
Stoffe wiederum zu Mineralien zusammen ge-
setzt und geformt werden, gehören unter andern
besonders: Präcipitation (wie z.B. beym Kalk-
sinter, Sprudelstein etc.); Coagulation (z.B.
beym Aegypten-Kiesel etc.); Sublimation
(wie der Schwefel und Salmiak etc. in den
Cratern der Vulcane); hauptsächlich aber die
Crystallisation wodurch Fossilien eine bestimmte
Form aus einer bestimmten Anzahl und eben so
bestimmten Verbindungsart von Faßetten er-
halten**).

[Seite 526]

Anm. 1. Folglich versteht sich von selbst daß man
nach diesem Begriff vom wahren Crystall, nicht
etwa de zwar Säulenförmigen aber nicht so
determinirten Gestalten manches Basalts, Por-
phyrs u. dergl. damit verwechseln dürfe.

Anm. 2 Eben so genau müssen auch ursprüngliche
Crystallen von so genannten After-Crystallen un-
terschieden werden, da nähmlich eine Steinart die
Stelle und Form eines vorher da befindlichen
aber allgemach aufgelöseten Crystalls ganz andrer
Art eingenommen hat. So z.B. die sogenann-
ten crystallisirten Hornsteine; oder auch die im
academischen Museum befindlichen hohlen oder
fast Rindenförmigen quarzartigen Crystallen von
Schneeberg die sich in die Form der vorhin da
befindlichen Kalkspath-Crystallen modelirt haben.

Anm. 3. Noch eine dritte Warnung ist doch auch
wohl nicht für alle Leser gleich überflüssig, daß
man nähmlich vollends nicht etwa die Crystllisa-
tion eines Fossils mit seiner Bruchgestalt ver-
menge, z.B. ein Bruchstück von Isländischem
Doppelspath für einen Crystall halte etc.

§. 235.

Aus allem bisher gesagten begreift sich
nun von selbst wie unendlich mannigfaltig also
die Mischung und das großentheils davon ab-
hängende äußre Ansehen der Mineralien seyn
muß; durch wie unmerkliche Uebergänge also
viele ursprünglich noch so verschiedne Arten der-
selben in einander gleichsam zusammen fließen,
und wie selbst durch die gedachten zerstörenden
Kräfte, durch Auflösung, Verwittern etc. eine
Art in die andre umgewandelt werden kann.
(Z.B. der im Granit oder Gneiß befindliche
Feldspath in Porcellan-Erde u. dergl. m.)

[Seite 527]

Anm. Aber hüten muß man sich daß man nicht vor-
eilig aus der bloßen gewöhnlichen Nachbarschaft
zweyer Arten von Fossilien z.B. des Feuersteins
und der Kreide, auf wirkliche Verwandtschaft oder
Umwandlung derselben schließe.

§. 236.

Und hieraus folgt dann endlich wiederum
von selbst, daß die systematische Eintheilung der
Mineralien, zumahl wo es in die Geschlechter
(genera) und vollends in die Gattungen (spe-
cies) geht, keiner so festen determinirten Be-
stimmtheit wie im System der organisirten
Reiche, fähig ist. Dieß hindert indessen nicht,
daß man dessen ungeachtet nicht die gleichen Ab-
theilungen und ihre Benennungen auch in der
Mineralogie ganz füglich anwenden könnte.

§. 237.

Eben wegen der gedachten Mannigfaltig-
keit in Mischung und äußerm Ansehn der Mi-
neralien kann man sich aber auch bey ihrer
Bestimmung nicht so wie in der Zoologie und Bo-
tanik bloß an ihre Bildung und Habitus halten,
sondern muß die Kenntniß ihrer Bestandtheile
mittelst der chemischen Analyse*) und dann zu-
gleich ihre äußern Kennzeichen mit einander ver-
[Seite 528] binden; was denn um so unumgänglicher ist, da
jedes dieser beiderley Hülfsmittel seine eignen
wichtigen Vorzüge hat, keines von beiden aber
zu der gedachten Absicht allein hinlänglich ist.

Anm. 1. Wie leicht die bloßen äußern Kennzeichen irre
führen können, hat die Erfahrung gar häufig ge-
lehrt. So hielt man z.B. die Rubitzer Glanz-
Erde für Talk und das Mutteraestein des Strahl-
tremolits für Sandstein, da hingegen der einfachste
chemische Versuch zeigte, daß beides nichts anders
als luftsauerer Kalk sey. – Zu geschweigen daß
bey so vielen Mineralien ihr ganzer oft so großer
Werth und Brauchbarkeit von der Kenntniß ihrer
Bestandtheile abhängt.

Anm. 2. Eben so sehr liegt aber auch bey allen den
großen Fortschritten, die die Chemie in den letztern
Jahrzehenden gethan hat, doch die bisherige Unzu-
länglichkeit derselben zur allgemeinen Bestimmung
der Mineralien am Tage; da so viele derselben
noch gar nicht untersucht worden, anderseits die
Resultate verschiedentlich wiederhohlter Analysen
eines und eben desselben Minerals zuweilen so sehr
von einander abweichend ausgefallen sind, daß man
wenigstens steht wie äußerst viel Vorsicht, Behut-
samkeit, und Scharfblick dazu gehört um dabey
gegen Selbsttäuschung und Irrthum gesichert zu seyn.

§. 238.

[Seite 529]

Bey den Bestandtheilen*) der Mineralien
muß man oft den in Rücksicht der Menge vor-
waltenden von dem äußerlich characterisirenden
unterscheiden. Beyspiele geben der Trippel bey
welchem die Kiesel-Erde zu 90 Theilen in hun-
dert vorwaltet, da er hingegen nur 7 Theile
der ihn äußerlich characterisirenden Thon-Erde
hält; und anderseits der Spinel der im hundert
über 76 Theile Thon-Erde und hingegen nicht
einmahl 16 Theile Kiesel-Erde hält.

§. 239.

[Seite 530]

Zu den äußern Kennzeichen der Mineralien
(durch deren genauere Bestimmung und Benen-
nung sich Hr. Werner*) ein ausnehmendes
Verdienst ums Studium der Mineralogie er-
worben,) gehört vorzüglichst ihre Farbe, Durch-
sichtigkeit, Glanz, Crystallisation**) oder andre
äußere Gestalt, so wie die innere Textur, das
Korn, und die Bruchgestalt, Zusammenhang,
Härte, Schwere***), die Beschaffenheit des
Strichs den manche geben, wenn sie geschabt
oder gekratzt werden u.a.m.

§. 240.

Alle Mineralien lassen sich unter nachstehende
vier Classen bringen: deren Unterschiede und Ei-
[Seite 531] genschaften zu Anfange der folgenden vier Ab-
schnitte näher bestimmt werden.

I. Erden und Steine.

II. Metalle.

III. Erdharze.

IV. Salze.

* * *

Einige Hauptquellen und andre Hülfsmittel
zur Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica. L. XII – it. de na-
    tura fossilium
    . L. X. etc. Basil. 1546. fol.
  2. Ax. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, – aus
    dem Schwed. – vermehrt durch M. Chr. Brün-
    nich. Kopenhagen. 1770. 8.
  3. – mit äußern Beschreib. etc. von A. G. Werner. I. Th.
    Leipz. 1780. 8.
  4. – englisch – greatly enlarged and improved by J. H.
    de Magellan. Lond. 1788. II. Vol. 8.
  5. R. Aug. Vogels practisches Mineralsystem. II. Ausg.
    Leipz. 1776. 8.
  6. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum.
    Holm
    . 1772. II. Vol. 8.
  7. – Deutsch von N. G. Leske und E. B. G. Heben-
    streit. Berlin, 1781. II. B. 8.
  8. C. Abr. Gerhards Beyträge zur Chemie und Geschichte
    des Mineralreichs, Berlin, 1773. II. B. 8.
  9. Dess. Versuch einer Geschichte des Mineralreichs. Das.
    1781. II. B. 8.
  10. Dess. Grundriß des Mineralsystems. das. 1786. 8.
  11. J. F. Gmelins vollständiges Linnéisches Natursystem
    des Mineralreichs. Nürnb. 1777. IV. B. 8.
  12. Dess. Grundriß des Mineralogie. Gött. 1790. 8.
  13. (v. Veltheim) Grundriß einer Mineralogie. Braun-
    schweig
    1781. fol.
  14. Torb. Bergman sciagraphia regni mineralis. Lips.
    1782. 8.
  15. – französisch – augmentée de notes etc. par M. Mon-
    gez
    le jeune. par. 1784. 8.
  16. Rich. Kirwan's Anfangsgründe der Mineralogie. –
    Aus dem Englischen – mit Anm. vom L. Crell.
    Berlin, 1785. 8.
  17. Tib. Cavallo's mineralogische Tafeln – aus dem
    Englischen
    IIte Ausg. sehr vermehrt und verbessert
    von
    J. R.
    Forster. Halle, 1790. fol.
  18. G. Ad. Suckows Anfangsgründe der Mineralogie
    Leipzig. 1790. 8.
* * *

Einige besonders hierher gehörige Journale etc. außer den
oben (S. 9) angeführten.

  1. Chemische Annalen von L. Crell.
  2. Magazin der Bergbaukunde (herausgegeben von J. F.
    Lempe). Dresd. seit 1785. 8.
  3. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W.
    Köhler. Freyberg seit 1788. 8.
  4. Magazin für die Naturkunde Helvetiens. Herausge-
    geben von Albr. Höpfner. Zürich seit 1787. 8.
* * *

Auch einige der vorzüglichst instructiven Verzeichnisse von
Mineralien-Sammlungen*).

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of
    England
    etc. – in the collection of J.
    Wood-
    ward
    . Lond. 1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772. sq. II. Vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle de Raab.
    par M. de Born. Vienn
    . 1790. II. Vol. 8.
  4. N. G. Leske's Mineralien-Kabinet, beschrieben von
    D. L. G.
    Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  5. Verzeichniß des Mineralien-Kabinets des B. H. M.
    Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G.
    Werner. I. B. Freyberg, 1791. 8.

Zwölfter Abschnitt.
Von den Erden und Steinen.

[Seite 534]

§. 241.

Erden und Steine sind diejenigen trocknen
Mineralien, die, wenn sie rein sind, für nicht
so wie die Salze im Wasser oder wie die eigent-
lich so genannten Erdharze in Oehl auflösen las-
sen; noch auch wie diese letztern schon im bloßen
Glühfeuer verbrennen; noch sich wie Metalle
hämmern und breitschlagen lassen. Ueberhaupt
sind sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn
sie aber schmelzen so sind sie dabey durchsichtig.
Ihre specifische Schwere übersteigt des Wassers
seine höchstens vier bis fünf Mahl.

Anm. Die Mineralien dieser Classe lassen sich nicht
so wie die Salze im Wasser auflösen. – Denn
übrigens ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch
Erdarten, unter gewissen Umständen z.B. mittelst
der Dämpfe etc. im Wasser auflöslich seyn können.
– Vergl. darüber Bergmann opusc. T. IV.
p. 200 und seine sciagraph. p. 19. und Hrn. de
Morveau
sur la dissolution du quartz in den nou-
veaux mémoires de l'ac de Dijon
. I. Sem. 1785.
S. 46. u.f.

§. 242.

Zu den wichtigsten äußern Kennzeichen der
Steine gehört vorzüglich der Grad ihrer Härte
[Seite 535] und bey den durchsichtigen, ob sie eine doppelte
oder bloß einfache Brechung der Lichtstralen ver-
ursachen.

Zu Bestimmung des erstern dient folgende,
zuerst von Quist gegebne Uebersicht einiger der
bekanntesten Steinarten, wie sie nach dem rela-
tiven Grad ihrer Härte auf einander folgen.

Diamant 20 Bergcrystall 11
Rubin
Saphir
Orientalischer Topas
17
16
15
Quarz
Turmalin
Chrysolith

10
Smaragd
Granat
Achat
Diamantspat

12
Zeolith
Flußspath
Kalkspath
Gyps
  8
  7
  6
  5

Und was die Stralenbrechung betrifft, so
hat sich nach Rochon's, Büffon's und Brisson's
Versuchen gefunden, daß nächst dem Diamant
und Flußspat bloß der orientalische Rubin, Sa-
phir und Topas, der Spinel und der Girasol
(so wie die Glasflüsse) eine einfache Brechung
machen; da hingegen alle übrigen durchsichtigen
Steine so viel ihrer bis jetzt bekannt sind, das
Bild der dadurch angesehnen Gegenstände, stär-
ker oder schwächer verdoppeln.

§. 243.

In Rücksicht ihrer Bestandtheile glaubte
man neuerlich die sämmtlichen Erden und Steine
[Seite 536] auf fünf so genannte einfache Grund-Erden redu-
ciren zu können, aus deren verschiedentlichen Ver-
bindung unter einander oder mit mineralischen
Bestandtheilen aus den andern drey Classen die-
selben zusammen gesetzt würden. Dieß waren
nähmlich Kiesel-Erde, Thon-Erde, Talk-
Erde, Kalk-Erde und Schwer-Erde.

Allein neuere Entdeckungen haben die Unzu-
länglichkeit dieser Eintheilung erwiesen, und es
scheint, daß überhaupt diesem Theil des Natursy-
stems noch große Veränderungen bevorstehen.

Erstens machte schon der Diamant durch
sein ganz auszeichendes Verhalten im Feuer eine
Ausnahme, derentwegen er von allen jenen fünf
Erdarten abgesondert werden mußte.

Zweytens wurde aber dieser ihre Zahl durch
den von Hrn. Klaproth im Zirkon und im Dia-
mantspath entdeckten, diesen beiden Steinen ei-
genthümlichen neuen Erdarten vermehrt.

Und drittens scheint der von Hrn. Rath
Sulzer und Hrn. Dr. Crawford untersuchte
Strontianit und der von Hrn. Wedgwood ana-
lysirte Australsand ebenfalls zwey neue Erd-
arten zu enthalten.

Anderseits sind hingegen vor kurzem von
Hrn. Tondi und von Ruprecht zu Schemnitz
merkwürdige Versuche angestellt worden, die
[Seite 537] nach den davon bekannt gemachten Nachrichten
die Metallität der Kalk-Talk- und Schwer-
Erde erweisen, und folglich die Anzahl der eigent-
lichen Erdarten wieder vermindern sollen.

Weil ich aber bis jetzt, da ich dieses schreibe,
über einige dieser neuen Behauptungen noch nicht
sattsam orientirt bin, so habe ich den Ausweg
getroffen, die Classen und Geschlechter so auf
einander folgen zu lassen, daß – die Berich-
tigungen jener Behauptungen mögen ausfallen
wie sie wollen – doch die Anordnung im Gan-
zen keiner großen Veränderung bedürfen wird.


I. Diamant.

[Seite 538]

1. Diamant. Adamas. (Engl. Diamond.)

Muß, wie gesagt, wegen seines ganz eignen Verhal-
tens im Feuer, in einem besondren Geschlecht von den
übrigen Erd- und Stein-Arten abgesondert werden.
Wenn er nähmlich geraume Zeit einem sehr heftigen
Feuer ausgesetzt worden, so bricht er in schwache bläu-
liche Flammen aus, und verschwindet oder verbrennt
nach und nach, ohne etwas mehr als eine kaum merk-
liche Spur von Ruß zurück zu lassen.

Eigentlich ist er so farbenlos als ein Thautropfe,
wirft aber wenn er geschliffen, zumahl brilliantirt ist,
die brennendsten Farben mit vollem Feuer zurück. Doch
finden sich auch blaßgefärbte Diamanten; und zwar fast
in allen Farben. – Er ist durchsichtig, von einer
unbeschreiblichen Klarheit, und hat einen ganz eignen
fast dem metallischen in etwas ähnelnden Glanz. Die
Crystallisation des Ostindischen gewöhnlich die doppelte
vierseitige Pyramide (octaëdrontab. III. fig. 5. –);
des Brasilischen hingegen das dodecaëdron mit rauten-
förmigen Flächen (– tab. III. fig. 13. –). Er hat
geradblätterichte Textur: ist der härtste aller bekannten
Körper, so daß er von keiner Feile angegriffen wird, und
nur mit seinem eignen Pulver (dem so genannten Dia-
manthoorde) geschliffen werden kann: das specifische
[Seite 539] Gewicht des farbenlosen Ostindischen Diamants in Ver-
hältniß zum Gewicht des Wassers = 3521: 1000.

Zu seinen so genannten physicalischen Eigenschaften
gehört, daß er vorzüglich stark idioelectrisch ist, und
auch stärker als andre Edelsteine die Lichtmaterie an-
zieht, und dann eine kurze Zeit im Finstern phospho-
rescirt.

Die schönsten Orientalischen Diamanten (– die kost-
barsten Körper in der Natur –) finden sich am Fuß
der Granitartigen Gauts – Gebirge von Hindostan, zu-
mahl in Golconda, theils auch abgerundet in Flüssen.
Die Brasilischen haben überhaupt weniger Feuer etc.*)

II. Zirkon.

[Seite 540]

1. Zirkon, Sargon. (Fr. jargon.)

Ein erst neuerlich bekannt gewordener Edelstein der
anfangs theils den Diamanten, oder den Hyacinthen etc.
beygezählt worden, bis Hr. Klaproth bey der Analyse
desselben gefunden, daß er im 100 außer 31 1/2 Kiesel-
Erde und 1/2 Nickelhaltiger Eisen-Erde, 68 Theile einer
ganz eignen einfachen Grund-Erde (§. 243.) enthält, die
in Vitriolsäure und concentrirtem Essig aber nicht in
Laugensalzen aufgelöset wird, und keine Anziehungskraft
zur Luftsäure zu haben scheint. Die Farbe des Zirkons
fällt meist aus dem gelblichen ins grünliche, oder licht-
braune etc. er verliert sie aber im Feuer. Geschliffen
zeigt er einen ganz eignen fast metallischen doch ge-
wisser Maßen fettichten Glanz. Er findet sich auf Ceilan
meist in abgeründeten Körnern, theils auch crystallisirt,
zumahl als vierseitige Säule mit dergleichen pyrami-
dalen Endspitzen, deren Flächen aber mehrentheils zuge-
schärft sind (– wie z.B. tab. III. fig. 7 –) sein spe-
cifisch Gewicht = 4475*).

III. Kieselarten.

[Seite 541]

Die Kiesel-Erde (terra silicea) die den
characterisirenden Bestandtheil (§. 238.) in den
Steinarten dieser Ordnung ausmacht, heißt auch
Quarz-Erde weil sie im Quarz vorzüglich rein
ist, und glasartige oder vitrescible Erde weil
sie mit feuerfestem Laugensalz zu Glas schmilzt,
und ein Hauptingrediens desselben ausmacht.
Für sich allein ist sie hingegen nicht schmelzbar.
Auch wird sie von keiner andern als bloß von
der Flußspathsäure angegriffen.

Die hierher gehörigen Steinarten sind durch-
gehends von vorzüglicher Härte, so daß sie in
ihrem vollkommnen Zustande (d.h. unverwit-
tert etc.) in Glas schneiden und am Stahl Feuer
geben.

Vor allen zeichnen sich die Edelsteine dieser
Ordnung durch ihre ausnehmende Härte, Feuer
und Klarheit aus; ungeachtet bey den mehrsten
die Thon-Erde den theils auffallend vorwalten-
den Bestandtheil (§. 238.) ausmacht. Gemei-
niglich bestimmt man die verschiednen Gattungen
von Edelsteinen nach den Farben. Allein da
oft welche von den verschiedensten Farben doch
in ihrer Crystallisation und specifischen Gewicht
mit einander überein kommen, ja selbst oft an
einem und eben demselben Crystall jene verschied-
nen Farben neben einander zu sehen sind, und
[Seite 542] hingegen manche Steine von gleichen Farben in
Crystallisation und specifischen Gewicht so auf-
fallend von einander verschieden sind, so ist es
weit natürlicher die Gattungen nach den letzt
gedachten beiden Charactern und nur die Abar-
ten nach den Farben zu bestimmen.


1.

Der Ostindische
Rubin.
Saphir.
Topas.

Alle dreye finden sich vorzüglich auf Ceilan und in
Pegu, immer in der gleichen Crystallisation nähm-
lich als doppelte sechsseitige Pyramiden (– tab. III.
fig. 18 –) und von blättriger Textur. Nächst dem
Diamant sind es die härtesten Edelsteine. Die Ver-
schiedenheit in ihrem specifischen Gewicht rührt wohl
von den verschiednen färbenden Stoffen her*).

1. Der Rubin (Fr. Rubis, Engl. Ruby, bey den Alten
zum Theil pyropus, carbunculus etc.) von Karmoisin-
rother Farbe die er im Feuer behält; nächst dem
Zirkon der schwerste Edelstein = 4283.

[Seite 543]

2. Der Saphir, licht-berliner-blau, bis ins weiß-
liche (Lux-Saphir). Verliert seine Farbe im Feuer.
Das specifische Gewicht des blauen = 3994.

3. Der Topas, (zum Theil chrysolithos der Alten)
weingelb. Sein specifisches Gewicht = 4010*).

2. Spinel und Balais.

Minder hart und meist von schlechterm Roth als der
Rubin, mit welchem er übrigens gleiches Vaterland
hat, häufig blaß, theils ins Veilchenblaue, theils
ins Orangengelbe etc. – Die bläulichrothen werden
gewöhnlich Spinel genannt; ihr specifisches Gewicht
= 3760. Der blaßrothen Balais ihres = 3645.
Beider ihre Crystallisation ist die doppelte vierseitige
Pyramide**) (– tab. III. fig. 5 –) in mancherley
Abänderungen; besonders als dicke dreyeckige Tafel, die
aber auf der einen Fläche durch die Richtung der Ab-
stumpfungsflächen an ihren Ecken ein Sechseck bildet
(– tab. III. fig. 6 –). Er hält im 100 = 15,68
Kiesel-Erde, 76,35 Thon-Erde, 1,28 Kalk-Erde, 2,63
Eisen-Erde, (4,6 Verlust).

[Seite 544]

3.

Der Brasilische
Topas.
Rubin.
Saphir.

Als Topas findet sich diese Gattung am häufigsten.
Ist dann meist von Orangengelber Farbe. Sein speci-
fisches Gewicht = 3536. Der folgenden Abarten ihres
ist etwas geringer. Im Feuer verändert sich seine Farbe
ins rothe.

Aber es finden sich auch von Natur rothe Abarten,
so genannte Rubine, die doch aber meist sehr blaß
sind, wie der Balais*).

Der Saphir ist die seltenste Abart, seine Farbe ver-
läuft sich ins Veilchenblaue.

Alle drey Abarten haben übrigens einerley Crystalli-
sation, nähmlich als achtseitige Säule, wo aber immer
zwey und zwey Seiten in so stumpfen Winkeln an ein-
ander stoßen, daß die Säule fast viereckig scheint. Ge-
wöhnlich ist sie mit vier Flächen zugespitzt, wovon meist
zwey aneinanderstoßende ungleich größer sind als die
andern beiden (– tab. III. fig. 16 –). Die Säule ist
der Länge nach gestreift.

[Seite 545]

4. Der Sächsische Topas.

Heißt auch von dem Fels bey Auerbach im Vogt-
lande wo er bricht, der Schneckenstein, ist von blaß-
weingelber Farbe die er im Feuer verliert, blätterich-
ter Textur und ganz eigner Crystallisation. Die Säule
ähnelt der vom Brasilischen Topas, nur ist sie ge-
wöhnlich etwas geschoben, so daß zwey einander gegen-
über stehende Seitenkanten einen schärfern Winkel ma-
chen als die übrigen. Die Enden an diesen schärfern
Seitenkanten sind meist mit einer großen und auch wohl
noch andern kleinern Flächen abgestumpft, und die übri-
gen vier Endkanten hingegen zugeschärft, so daß dann
gemeiniglich die Endfläche sechseckig ist. (– tab. III.
fig. 9. –) Doch variiren diese Abstumpfungen und
Zuschärfungen mannigfaltig. Hat blätterichte Textur;
häufig Quer-Risse. Sein specifisches Gewicht = 3564.
Des ihm ganz eigenen Muttergesteins wird unten im An-
hange von den gemengten Gebirgsarten gedacht werden.

5. Smaragd. (Fr. emeraude, Engl. emerald.)

Von grasgrüner Farbe die er im Feuer behält; als
sechsseitige Säule (– tab. III. fig. 10 –); sein speci-
fisches Gewicht = 2775. Findet sich vorzüglich in Peru.
Doch auch theils in Ober-Aegypten etc. – Der Pe-
ruanische hält im 100 = 24 Kiesel-Erde, 60 Thon-
Erde, 8 Kalk-Erde, 6 Eisen (2 Verlust).

6. Chrysolith.

Pistaciengrün, theils ins Olivengrüne; ändert diese
Farbe im Feuer; seine Crystallisation eine breite vier-
[Seite 546] seitige Säule an den Enden meist mit sechs verschie-
dentlich variirenden Flächen zugespitzt. Sein specifisches
Gewicht sehr ungleich von 3340 bis 3410. Wird vor-
züglich aus der Levante gebracht.

7. Chrysoberyll.

Seine Farbe hält gleichsam das Mittel zwischen Spar-
gelgrün und Citronengelb; opalisirt ins Blaue, findet
sich in Brasilien in stumpfeckigen Körnern. Sein spe-
cifisches Gewicht = 3710 etc.

8. Beryll, Aquamarin*). (Fr. aigue-marine.)

Berggrün in mancherley Nüancen einerseits ins Him-
melblaue und anderseits bis ins Honiggelbe; behält
seine Farbe im Feuer, wird aber etwas trübe; in sechs-
seitigen der Länge nach gestreiften theils tief gefurchten
Säulen. Blättricher Textur. Häufig mit Quer-Rissen.
Specifisches Gewicht des grünen = 2683 etc. Häufig
und theils in ausnehmend großen und schönen Cry-
stallen am Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem
Baikal.

9. Hyacinth, Lyncur.

Dunkel Orangengelb ins Feuerfarbne etc. seine ge-
wöhnliche Crystallisation eine vierseitige Säule, die mit
vier auf die Seitenkanten aufgesetzten Flächen zugespitzt
ist (– tab. III. fig. 20 –). Das specifische Gewicht
[Seite 547] des Orientalischen = 3687. Sein Gehalt im 100 = 25
Kiesel-Erde, 40 Theo-Erde, 20 Kalk-Erde, 13 Eisen
(2 Verlust)*).

Dieß sind die neun Gattungen der eigentlich so ge-
nannten Edelsteine dieser Ordnung. Da inzwischen
der Begriff von Edelstein sehr relativ ist, so werden
freylich zuweilen auch noch mehr der folgenden Gat-
tungen und Arten wie z.B. der Granat, Turmalin etc.
dazu gezählt.

* * *

10. Granat. (Fr. grenat, Engl. garnet.)

Meist von dunkelblutrother theils ins violette über-
gehender Farbe, und häufigst als Dodecaedron mit rau-
tenförmigen Flächen (– tab. III. fig. 13 –) seltner als
doppelte achtseitige Pyramide mit vier Flächen an jeder
Endspitze (– tab. III. fig. 14 –) crystallisirt. Die
schönsten durchsichtigen die gleichsam als Edelsteine be-
nutzt werden, finden sich in Ostindien und Böhmen.
Das specifische Gewicht der letztern = 4188. Er soll
im 100 = 48, 33 Kiesel-Erde, 30 Thon-Erde, II,
66 Kalk-Erde, und 10 Eisen halten. Schlechtre, theils
von beträchtlicher Größe häufigst als Gemenge in glimm-
rigen und talkartigen Gebirgsarten.

Der ungeformte Grönländische Granat ist theils vom
höchsten Blutroth, in kleinen Stücken durchsichtig, von
[Seite 548] muschlichtem blätterigen Bruch und ausnehmender Härte,
und doch sein specifisches Gewicht nur 3889. L.

Der grüne Granat ist meist von lauchgrüner Farbe,
meist kaum durchscheinend, hält wohl 25 p. C. Eisen,
heißt daher auch theils grüner Eisenstein, findet sich
häufig in manchen Gegenden der Thüringischen und
Meißnischen Gebirge.

11. Weisser Granat, vulcanischer Granat,
Ferbers granatähnlicher Schörl.

Milchichtweiß, trübe, rissig, sehr spröde, theils
mürbe, von glasartigem blätterichten Bruch; in der
gebuchten Crystallisation von 24 Trapezen-Flächen.
(– tab. III. fig. 14 –) Sein specifisches Gewicht nur
= 2468. Gehalt im 100 = 55 Kiesel-Erde, 39
Thon-Erde, und 6 Kalk-Erde; liegt locker in den
Laven und Tuffwacken des Vesuvs, zumahl in den
ältern worunter Pompeja vergraben ist.

12. Olivin, vulcanisirter Chrysolith.

Olivengrün in mancherley Nüancen; wenn er ver-
wittert ist ockergelb etc. halbdurchsichtig, rissig, spröde,
meist in eckigen Körnern aber auch in Kopfgroßen
Stücken. Häufigst in vielen Basalten und Tuffwacken.
Specifisches Gewicht = 3225.

13. Vulcanisches Glas.

Dieß deucht mir der schicklichste Nahme und die pas-
sendste Stelle im Systeme für verschiedne glasartige
Mineralien, die theils offenbar, theils wahrscheinlicher
[Seite 549] Weise durch unterirdisches Feuer geschmolzen, und da-
durch ihr auszeichnendes Ansehen erhalten haben.

Zu denen, deren vulcanischer Ursprung unverkennbar
ist, rechne ich z.B.

1. Die zum Theil ausnehmend schön gefärbten und
überaus harten Glasarten die sich unter den Laven
des Vesuvs finden, und theils als unechte Edelsteine
geschliffen, und zu Putz verarbeitet werden*).

Zu denen hingegen die mir nur (– salvo meliore –)
wahrscheinlicher Weise einen ähnlichen Ursprung zu ha-
ben scheinen, gehören

2. die rauchschwarzen Glastropfen aus den Vulcanen
von Kamtschatka und die ähnlichen gleichsam gefloß-
nen Glasnadeln aus Island; welchen letztern dann
der so genannte Isländische Achat (Hrn. Werner's
Obsidian) sehr nahe kommt; so wie anderseits diesem
hinwiederum das schwarze Glas unter den Lavear-
tigen Producten vom Ararat, die das academische
Museum von Hrn. Dr. Reineggs erhalten, aufs voll-
kommenste gleicht.

3. Das meist gelblichweisse so genannte Müllersche
Glas auf der Tuffwacke von Frankfurt am Mayn,
das vielleicht aus ehemahligem Zeolith Igeschmolzen ist;

und 4. der gelbe Chrysolithstuß in den Zellen des ge-
diegnen Eisens vom Jenisei.

[Seite 550]

14. Schörl und Turmalin.

Der Turmalin (Aschenzieher) ist ein electrischer
Schörl, der nähmlich schon wenn er nur in einem ge-
wissen Grad erwärmt ist, Asche und andre leichte Kör-
per an sich zieht. Da es nun aber Turmaline gibt
die dem unelectrischen Schörl im ganzen übrigen Ha-
bitus vollkommen gleichen, und bey manchen derselben
nuch die erweckte Electricität so äußerst schwach ist,
daß sie kaum auf die empfindlichsten Electrometer wirkt,
so däucht mir dieser physicalische Character unzureichend
um beide deßhalb hier in besondre Gattungen zu tren-
nen. Beide kommen übrigens oft in der Crystallisa-
tion überein, die häufig eine neunseitige Säule mit
dreyseitiger sehr stumpfer Spitze ist (– tab. III.
fig. 12 –) auch darin daß die Säule gemeiniglich nach
der Länge gestreift und theils sogar gefurcht ist.

Die Hauptverschiedenheiten sind folgende:

1. Der braune Turmalin.

Vorzüglich auf Ceilan, mit auffallendem Lichte schwarz-
braun, mit durchfallenden fast wie Colophonium, theils
durchsichtig, theils durchscheinend. Sein Gehalt = 37
Kiesel-Erde, 39 Thon-Erde, 15 Kalk-Erde, 9 Eisen.

2. Der grüne Turmalin.

In Brasilien etc. Lauchgrün, theils ins Stahlblaue.
Durchsichtig. Sein Gehalt = 34 Kiesel-Erde, 50
Thon-Erde, 11 Kalk-Erde, 5 Eisen.

3. Der schwarze Turmalin und Stangenschörl.

Undurchsichtig oder höchstens in dünnen Scheibchen
durchscheinend. An vielen Orten in beiden Welten; z.B.
[Seite 551] Turmalin der Art von ausnehmender Größe in Grön-
land. – Bloße Schörle von der gleichen Crystallisa-
tion z.B. beym Sonnenberg am Harz. Der Gehalt
eines schwarzen Schörls vom Schneeberg war ohne
Kalk*) sondern = 33,33 Kiesel-Erde, 40,83 Thon-
Erde, 22,41 Eisen und 3,33 Braunstein.

15. Weisser Stangenschörl, Schörlit, Schörl-
artiger Beryll.

Meist grünlich-weiß, theils ins gelbliche, röthliche etc.;
durchscheinend; parallel-stänglig, theils in sechsseiti-
gen Säulen; gewöhnlich mit Quer-Sprüngen. Bricht
im Erzgebirge im Altenberger Stockwerk in einen mäch-
tigen gemengten Lager vom Quarz und Glimmer.
Hält gleich viel Kiesel- und Thon-Erde.

16. Strahl-Tremolit**).

Silberweiß, Atlasglänzend, theils durchsichtig, meist
divergirend-stänglig, gewöhnlich in großen keilför-
migen theils einander nach verschiednen Richtungen
[Seite 552] durchkreuzenden Massen; ist querrissig; sehr spröde
mit fasrigem Bruch und schneidet stark in Glas. Mit
einer Nadel etc. im Finstern gekritzelt gibt er einen hell-
phosohorescirenden Strich: bricht im Thal Tremola am
S. Gotthard in einem sonderbaren Muttergestein von
weisser sandartiger Marmorerde.

Ihm scheint der Säulenspath, wenigstens nahe ver-
wandt der bey Hermanstadt in Siebenbürgen in weissem
harten Glanz-Marmor bricht. Doch zeigen die Stücken,
die ich davon besitze, nicht jene Phosphorescenz.

17. Glasschörl. Thumerstein, rother Schörl
aus Dauphiné.

Hat den ersten Nahmen von seinem Glasglanze und
seiner Verwandschaft mit dem Schörl, die andern bei-
den von den beiden Gegenden wo er zuerst gefunden
worden, Thum im Erzgebirge und Allemont in Dau-
phiné. Ist meist nelkenbraun, durchscheinend, theils
in stachen Rhomben crystallisirt.

Vielleicht gehört auch in die Nachbarschaft des Glas-
schörls, der so genannte weisse Tafelschörl aus Dau-
phiné, der in viereckigen Tafeln bricht die wieder in
andere dergleichen größere zusammen gehäuft sind und
der schon viel Aehnlichkeit mit Quarzcrystall zeigt.

18. Quarz.

Hiervon sind folgende Arten zu merken:

1. Gemeiner Quarz.

Eine der gemeinsten und, da sie einen Hauptbestand-
theil des primitiven Granits (§. 226.) ausmacht, älte-
[Seite 553] sten Steinarten, meist von milchweisser Farbe, mehr
oder weniger durchscheinend, von glänzendem gewöhnlich
muschlichten Bruch, häufig crystallisirt und zwar meist
als sechsseitige Pyramide, die nicht selten auf einer
sechsseitigen Säule aufsitzt (– tab. III. fig. 19 –).
Außer dem Granit der Ur-Gebirge kommt er auch als
Bestandtheil von mancherley Gang-Gebirgsarten (§. 227)
und in diesen zum Theil selbst in ansehnlichen derben
Lagern und in Erzführenden Gängen vor. Eben so
unter den Flötz-Gebirgsarten (§. 228.) als Sandstein
und im aufgeschwemmten Land (§. 231.) als Sand-
lager.

Endlich findet er sich aber auch sowohl durch Ver-
witterung mancher der gedachten gemengten Gebirgs-
arten als auch durch langsames Abrollen im Wasser,
als lockerer Sand, und so wie andere Steinarten als
Gerölle. (Fr. cailloux roulés, galets.)

Zu den seltnern Besonderheiten manches Quarzes in
Rücksicht der äußern Gestalt gehört der so genannte
gehackte, wie mit Messereinschnitten, vom Harz und
andern Gegenden. So auch der zart-zellige von Catha-
rinenburg (das so genannte Bimssteinähnliche Golderz)
der auf dem Wasser schwimmt. In Rücksicht der Farbe,
der zimmtbraune Spanische mit schuppichtem goldschim-
mernden Korn der als eine Art von natürlichem
Avanturino bekannt ist; und der rosenfarbne der sich
hin und wieder wie z.B. in Bayern, Ungern etc. theils
ungeformt in starken Lagern, theils auch crystallisirt
findet.

[Seite 554]

2. Bergcrystall. (Fr. crystal de roche.)

Ist die reinste aller aus dieser Rücksicht bekannten
Kieselarten; da sie im 100 = 93 Kiesel-Erde, 6 Thon-
Erde, und 1 Kalk-Erde hält. Ist eigentlich farben-
los; durchsichtig: crystallisirt in sechsseitigen Säulen
mit sechsseitiger pyramidalen Endspitze (– tab. III.
fig. 19 –); die Außenflächen meist querstreifig; das
specifische Gewicht des klarsten Crystalls von Mada-
gascar = 2653.

Manche Abarten die sich in gewissen Gegenden nur
klein, aber meist rein auscrystallisirt und von ausneh-
mender Klarheit finden, zeigen wenn sie geschliffen sind
viel Feuer. So die Ungarschen Marmaroschen u. dergl.
und unter den im Wasser abgerollten Kieseln der Art
vorzüglich die von Linsburg im Hannoverschen.

Unter den fremdartigen Körpern die man zuweilen
im farbenlosen und weißlichen Bergcrystall*) einge-
schlossen findet, ist vorzüglich die Chloriterde (so ge-
nannte Sammterde), Asbest und Braunsteinnadeln zu
merken**). Der im Bannat enthält zuweilen Was-
sertropfen, und am S. Gotthard findet man mitunter
(doch sehr selten) welche, die mit geraden äußerst fei-
nen hohlen Röhrchen meist nach verschiednen Richtun-
gen gleichsam durchbohrt sind.

[Seite 555]

Zu den farbigen Bergcrystallen gehört besonders
der so genannte Rauchtopas der sich in allen Abstu-
fungen der Farbe, vom hellsten Rauchbräunlichen bis
ins Kohlschwarze (als Motion) findet.

3. Amethyst.

Violet in allerhand Nüancen. Die schönsten (die
insgemein mit zu den Edelsteinen gezählt werden) kom-
men aus Ostindien und Persien. Die Deutschen finden
sich häufig in Achatnieren.

4. Prasem.

Lauchgrün; sowohl ungeformt als crystallisirt; scheint
seine Farbe von eingemischten Strahlstein zu haben;
findet sich vorzüglich bey Breitenbrunn im Erzgebirge.

19. Hornstein. corneus. petrosilex. (Fr.
pierre de corne, Engl. chert.)

Von mancherley doch meist graulichen oder braun-
lichen unansehnlichen Farben; insgemein nur an den
Kanten durchscheinend; matter splittriger Bruch; von
gröberm Korn und minder hart als der Feuerstein.
Specifisches Gewicht = 2708.

Selten findet er sich in Aftercrystallen nach Kalk-
spathen gemodelt. (§. 234. Anm. 1.)

Wenigstens in die nahe Nachbarschaft des Hornsteins
gehört auch wohl der so genannte blaue Pechstein von
Menil Montant. Von rauchblauer Farbe; an den
Kanten durchscheinend; meist in Nierenform; ritzt Glas,
doch ist sein specifisches Gewicht nur = 2185.

[Seite 556]

20. Feuerstein. pyrrhomachus. (Fr. pierre
à feu, pierre à fusil
. Engl. flint.)

Meist von grauer Farbe; muschlichtem scharfkantigen
Bruch; häufigst in Kreidebergen. (Vergl. oben §. 235.
Anm.) Specifisches Gewicht = 2594. Enthält häufig
Versteinerungen, zumahl von crustaceis (S. 460) und
den zartern Corallengeschlechtern (corallina S. 471 und
cellularia S. 473).

Hieher gehören auch die so genannten versteinerten
Melonen vom Berge Carmel.

21. Chalcedon und Carneol.

In der That gehen beide selbst in den Farben so in
einander über, und haben außerdem in der Halbdurch-
sichtigkeit, muschlichtem Bruch, Glanz, specifischem Ge-
wicht von 2615 u. dergl. so sehr viel ähnliches mit
einander, daß ich sie mit Hrn. von Born und Hrn.
Werner als zwey Arten einer Gattung zusammen stelle.

1. Chalcedon. (Fr. calcedoine.)

Meist milchblau, theils in mancherley äußerer Ge-
stalt, z.B. nierenförmig, stalactitisch, als hohle Ku-
geln etc. oder Mandelförmig in Trapp eingemengt,
häufig als kleine abgerundete Kiesel, theils mit Luft-
blasen oder eingeschloßnen Wassertropfen (Fr. hydrocal-
cedoine
) oder mit dendritischen moosartigen Zeichnun-
gen (Moccastein, Dendrachat). Gehalt des von den
Färöer Inseln 84 Kiesel-Erde und 16 Thon-Erde.

Der Kascholon ist eine minder durchscheinende
Abart des Chalcedons meist von Rahmgelber Farbe
(cream-colour).

[Seite 557]

2. Carneol, Sarda der Alten. (Fr. cornaline, Engl.
carnelian.)

Incarnatroth in mancherley Hellern oder dunklern
Nüancen, auch mehr oder weniger durchscheinend. Der
schönste von allen der von den alten Steinschneidern
so sehr gesucht worden, ist der so mit auffallendem
Lichte schwarzroth, mit durchfallendem hingegen klar
und feurig wie ein Granat aussieht. (Corniola nobile
der Antiquarien, Fr. Cornaline de la vieille roche.) Sein
Vaterland ist jetzt unbekannt.

Ein Orangenrother sehr durchscheinender Carneol
wird von manchen französischen Mineralogen mit dem
besondern Nahmen Sardoine bezeichnet, und darf nicht
etwa mit dem eigentlichen Sardonyx (einem Onyx mit
Carneolstreifen) verwechselt werden.

22. Onyx, Camahuja, Nicolo.

Rauchbraun, theils ins schwarzblaue, oft mit scharf-
abstechenden abwechselnden Lagen von milchweissem Cal-
cedon. Daher die Benutzung desselben zu Cameen.
Die schönsten aus dem Orient.

23. Heliotrop.

Vom dunkelsten Lauchgrün mit blutrothen Punkten;
wenigstens an den Kanten durchscheinend. Vorzüglich
schön im Orient und Aegypten. Specifisches Gewicht
= 2633.

* * *

Diese vier letztgedachten Steinarten, der Chalcedon,
Carneol, Onyx und Heliotrop sind es die insgemein
[Seite 558] nebst dem größtentheils aus ihrer Verbindung entste-
henden Achat, mit dem gemeinschaftlichen Nahmen der
Halb-Edelsteine belegt werden.

Der Achat selbst aber ist keine besondre Steinart,
sondern wie gesagt ein inniges Gemenge von mehr oder
wenigern der gedachten Arten, zumahl des Chalcedons
und Carneols*), aber auch überdem des Quarzes und
des Jaspises die in endloser Mannigfaltigkeit variiren,
und daher von den Steinschleifern und Liebhabern
mancherley Nahmen erhalten. Z.B. nach der ver-
schiednen Zeichnung, Festungsachat, Bandachat etc.;
nach dem Farben-Spiel bey durchfallendem Licht, Re-
genbogenachat; nach der Art des Gemenges, Trümmer-
achat etc. in Verbindung mit Jaspis, Jaspachat (so
nie Jasponyx etc.).

Meist finden sich die Achate in Kugeln und Nieren,
und nirgend wohl in größerer Menge und Verschie-
denheit als in Deutschland.

24. Chrysopras.

Apfelgrün, theils ins Licht-Grasgrüne, theils auch
ins Blauliche spielend (opalisirend). Durchscheinend,
ungeformt. Hat seine schöne aber in der Hitze ver-
gängliche Farbe vom Nickelkalk. Der schönste bricht
bey Kosemitz in Schlesien. Sein Gehalt = 96,16
[Seite 559] Kiesel-Erde, 0,08 Thon-Erde, 0,82 Kalk-Erde,
0,08 Eisen, und 1 Nickel, (1,82 Verlust).

25. Jaspis. (Fr. jaspe, Engl. jasper.)

Wohl von allen Farben und Zeichnungen; völlig un-
durchsichtig; muschlichter matter Bruch, fast wie von
verhärtetem Thon; ungeformt. Die feinkörnigern Sor-
ten nehmen treffliche Politur an. Specifisches Gewicht
des braunen Jaspis = 2691. Bricht in ganzen Lagen
und meines Wissens nie (so wie der Aegypten-Kiesel)
in ursprünglicher Kieselform. Gehalt des gemeinen
Jaspis = 75 Kiesel-Erde, 20 Thon-Erde, 5 Eisen.

Häufig findet sich Holz in Jaspis versteint; (Hrn.
Werners Holzstein) und zwar auch in mannigfaltigen
Farben, sogar Apfelgrün (vorzüglich schön bey Coburg).

Auch macht ein Jaspisähnliches Gestein die Grund-
masse zu mancherley gemengten Gebirgsarten aus. Be-
sonders zu den echten Porphyrarten. Auch zu dem
weit jüngern Puddingstein.

Unter den übrigen, eigentlich so gestannten Jaspisen
verdienen noch besonders angemerkt zu werden a) der
Band-Jaspis, mit bunten Streifen von abwechselnden
Farben, der sich hin und wieder wie z.B. am Harz,
im Erzgebirge etc. findet, aber nirgend von so ausneh-
mender Schönheit als am Ural. – Dann unter den
einfarbigen b) der schwarze, wohin wahrscheinlicher
Weise der wahre basaltes der Alten, ihr lapis aethiopi-
cus
gehört, wovon so viele herrliche Werke der Kunst des
Alterthums (zumahl des Aegyptischen) übrig find: und
c) der Sinopel ein braunrother sehr eisenschüssiger Jaspis
[Seite 560] (ferrum jaspideum des Hrn. von Born) von gemeinem
Korn der bey Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Endlich auch Hrn. Werners Porcellan – Jaspis den
er zu den pseudovulcanischen Steinarten rechnet, der
sich meist von perlgrauer oder lavendelblauer oder
schwarzer Farbe findet, und sich durch sein rissiges,
gleichsam ausgetrocknetes Ansehen auszeichnet.

26. Aegypten-Kiesel silex Niloticus. (Fr.
caillou d'Egypte)

Ursprünglich zum Kiesel geformt (coagulirt §. 234.)
meist faustgroß und kleiner, länglich, etwas plattge-
druckt, von leberbrauner Farbe die sich nach der Mitte,
gleichsam nach dem Kern zu gemeiniglich ins gelblich-
graue verläuft, meist in concentrischen Streifen, theils
mit schwarzen dendritischen Zeichnungen. (Fr. caillon
herborisé
.) Specifisches Gewicht = 2564. Findet sich
an den Ufern des Nils bey Cana in Ober-Aegypten:
doch auch im steinigen Arabien.

27. Kieselschiefer. Hornschiefer. (Fr. petro-
silex schisteux
.)

Rauchgrau bis ins Schwarze; dichter matter Bruch;
theils an den Kanten durchscheinend; sonst undurch-
sichtig; nimmt gute Politur an. Sein Gehalt = 75
Kiesel-Erde, 4,58 Talk-Erde, 10 Kalk-Erde, und
3,54 Eisen (1,3 Verlust). Bricht meist in Thonschie-
fergebirgen, allgemeiner aber findet er sich als Gerölle
in Flußbetten, meist mit Quarzadern durchzogen.

Dahin gehört auch Hrn. Werner's Lydischer Stein.

[Seite 561]

28. Variolit.

Ein nicht sehr bekannter Stein, der sich in wenigen
Gegenden von Europa findet. Am häufigsten als Gerölle
in der Durance bey Briançon; von schwarzgrüner Farbe;
undurchsichtig; von ganz mattem magern Bruch; sehr
hart; nimmt eine eigne etwas fettige Politur an; hält
blaßberggrüne Kügelchen eingemengt, die, wenn sie nicht
verwittert find, dem Abscheuern besser widerstehen und
auf der Oberfläche des Steins wie Pocken auf der Haut
erhaben sind: dahet der Nahme. Der Gehalt (ich
weiß aber nicht in welchem Verhältniß der Theile)
Kiesel-Erde, Thon-Erde, Talk-Erde, und etwas
Eisen.

29. Feldspath, Petuntsé der Schinesen. (Fr.
spath étincelant, quartz feuilleté. Engl.
field-spar.)

Das alte deutsche Bergmannswort Spath wird im
engern Sinn bloß von denjenigen durchscheinenden und
durchsichtigen Steinen und metallischen Kalken gebraucht,
die eine meist rhomboidale Bruchgestalt von glatter
glänzender Fläche und bestimmten Ecken und Winkeln
haben, und bezeichnet mithin eigentlich eine gewisse
Art von Textur.

Hier von diesem, dem Feldspath, find besonders
folgende Arten zu merken:

1. Gemeiner Feldspath.

Gemeiniglich von blassen Farben, fleischfarb, gelb-
lich, grau, weißlich etc. nicht ganz so hart als Quarz.

[Seite 562]

Nicht selten crystallisirt in mancherley Gestalten. Häufig
in Rhomben, oder in vierseitigen oder flachgedruckten
sechsseitigen Säulen mit verschiedentlicher Zuspitzung.
Specifisches Gewicht des weissen = 2594. Gehalt
eines rothen = 79 Kiesel-Erde, 16 Thon-Erde, 2,3
Eisen (Verlust 2,7).

Er gehört zu den allgemeinsten und ursprünglichsten
Steinarten unsers Planeten, da er ein Hauptbestandtheil
des primitiven Granits der Ur-Gebirge, (– §. 226. –)
außerdem aber auch der mehrsten gemengten Gang-
Gebirgsarten (– §. 227. –) zumahl des regenerirten
Granits, so wie des Gneißes und des echten Porphyrs ist.
Die dem letztern eingemengten Feldspathkörner sind ge-
meiniglich von der Farbe des Jaspisartigen Grundteigs
worin sie liegen, (nur in einer weit blasseren Nüance)
durchzogen. Z.B. die im so genannten serpentino
verde antico
, blaß olivengrün; die im porfido rosso an-
tico
röthlich etc.

In manchem Granit macht der Feldspath den bey
weiten vorwaltenden Hauptstoff des ganzen Gemenges
aus, wie z.B. bey dem so überaus merkwürdigen
Portsoy-granit aus Aberdeenshire*) wo der Feldspath
nur wie mit Quarzsplittern nach einer bestimmten Rich-
tung wie durchzogen ist, und nur in einzelnen Strecken
zuweilen einigen wenigen Glimmer enthält.

2. Labradorstein.

Meist schwärzlich grau, aber bey auffallendem Lichte
an einzelnen Stellen in hohe Farben spielend, zumahl
[Seite 563] ins Lasurblaue, Spangrüne etc. seltner ins helle Carmo-
sinroth und in metallischen Tombackglanz; ist durch-
scheinend, bey durchfallendem Lichte auch an den sonst
noch so hochfarbig schillernden Stellen unansehnlich asch-
grau. Specifisches Gewicht = 2692. Findet sich als
Geschiebe an der Küste von Labrador, und in Inger-
manland.

3. Mondstein. (Fr. pierre de lune.)

Von weissem Perlmutterglanz, mit blauem Wieder-
schein. Meist als kleine Geschiebe auf Ceilan.

Hierzu aehört auch die Adularia vom S. Gotthard
die sich theils in ansehnlichen Crystallen findet. Ge-
halt = 62,43 Kiesel-Erde, 19,33 Thon-Erde, 5,5
Talk-Erde, 10,98 Gyps, 1,75 Wasser.

Nahe verwandt ist damit das schöne Feldspath-
Avanturino vom weissen Meer. Ein fast fleischfarb-
ner Feldspath der mit zarten Glimmerblättchen von
der höchsten Goldfarbe dicht durchmengt ist, und dessen
geschliffne Oberfläche ebenfalls jenen blauen Schein von
sich wirft.

4. Katzenauge (Fr. oeil de chat.)

Meist gelblich oder grünlich etc. mit einem gleichsam
leuchtenden Wiederschein seiner geschliffnen Oberfläche.
Von so compactem Korn daß man auch auf dem fri-
schen Bruche die Spathtextur nicht immer deutlich er-
kennt. Als Geschiebe auf Ceilan. Specifisches Gewicht
des gelben = 2657.

[Seite 564]

5. Edelspath, Feldspatum gemmeum.

Mit diesem Nahmen unterscheide ich einige Arten
von Feldspath die sich durch die hohen Farben, größere
Härte und feineres Korn von den übrigen auszeichnen,
und dagegen einige Aehnlichkeit mit edlern Steinarten
haben, zumahl der Saphirspath oder so genannte
Sternsaphir von Ceilan, der wenn er sehr convex ge-
schliffen ist bey auffallendem Lichte unter gewisser Rich-
tung Strahlen zu werfen scheint etc. und den Sma-
ragdspath der sich besonders im Orenburgischen findet,
und wenn er geschliffen ist bey seiner Smaragdfarbe
einen silberartigen Schein hat. Das specifische Ge-
wicht des letztern = 2573. L. (Eine ähnliche, nur
minder schönfarbige Art ist im so genannten verde di
Corsica
eingemengt.)

IV. Diamantspath.

[Seite 565]

1. Diamantspath. Corundum. (Fr. Spath
adamantin
, Engl. adamantine spar.)

Auch dieser Stein ist von einigen zum Feldspath,
von andern zum Diamant gezählt worden. Jenem
ähnelt er in der Textur, diesem in der Art metallischen
Glanzes den manche Stücke davon zeigen. Hr. Klap-
roth hat aber bey der Analyse desselben gefunden, daß
er in Verbindung mit 2/3 Thon-Erde 1/3 einer eigen-
thümlichen Grund-Erde (terra corundi) enthält, die
für sich weder in irgend einer Säure, noch auch in
schmelzenden feuerbeständigen Laugensalzen auflöslich ist.

Der Schinesische ist meist rauchgrau, trübe, wenig
durchscheinend, theils mit Tombackglanz. Hin und
wieder hält er Körner von magnetischem Eisenerz ein-
gesprengt. Seine Crystallisation eine sechsseitige, theils
etwas conisch zulaufende Säule*). Specifisches Ge-
[Seite 566] wicht = 3908. L. Er findet sich in einem granitar-
tigen Gemenge von meist ziegelrothem Feldspath und
silberglänzendem Glimmer, (wo er also gleichsam die
Stelle des Quarzes vertritt) und sein Pulver wird in
Bengalen zum Schleifen der weichern Edelsteine ge-
braucht.

Der von Bombay ist meist von grünlichem Silber-
glanz (fast wie das Bleyglas von Zellerfeld), aber von
gleicher Crystallisation wie der Schinesische*).

V. Australsand.

[Seite 567]

1. Australsand. Arena australis*).

Ein gemengter Sand von Jackson's-Bay auf Neu-
Süd-Wallis (der von Cook entdeckten Ostküste von
Neu-Holland) der nach Hrn. Wedgwood's Untersu-
chung ebenfalls eine einfache Grund-Erde enthält
die bloß von der Salzsäure aufgelöset, und aus dieser
Auflösung durch zugegoßnes Wasser niedergeschlagen
wird**). Eine kleine Quantität davon, die der Hr.
Baronet Banks nur gleich im Briefe mir zuzuschicken
die Güte gehabt, ähnelt einem verwitterten mürben in
Sand zerfallnen Gneiß, worin ich, außer wenigen matt-
silberglänzenden, durchscheinenden, glimmerähnlichen zar-
ten Schuppen, ein dreyfaches Gemenge unterscheide;
nähmlich eine Menge kleiner bleyfarbner zum Theil
gebogner und zusammengedruckter, abfärbender Blätt-
chen, die mir den äußern Kennzeichen nach Molybdäne
zu seyn scheinen; dann durchscheinende, milchweisse, harte
quarzähnliche Körnchen; und drittens undurchsichtige,
gelblichweisse, weiche, leicht zerreibliche Bröckchen die
verwittertem Feldspath ähneln.

VI. Thonarten.

[Seite 568]

Die Thon-Erde (terra argillosa) die den
characterisirenden Bestandtheil der hierher gehö-
rigen Mineralien ausmacht, zeichnet sich vor
allen durch ihre Verbindung mit der Vitriolsäure
aus, womit sie nähmlich den Alaun bildet, daher
sie auch Alaun-Erde (terra aluminosa) ge-
nannt wird*). Für sich ist sie im Feuer un-
[Seite 569] schmelzbar, verhärtet aber darin und wird dabey
in kleinern Raum zusammen gezogen. Von
den Steinen, die zu dieser Erdart gehören, sind
nur sehr wenige so hart, daß sie am Stahl Feuer
geben. Die mehrsten Thonarten geben, wenn
sie angehaucht werden, den eignen Thongeruch
von sich. Die nicht harten kleben meist an
der Zunge, und manche davon saugen das Was-
ser ein und lassen sich theils darin erweichen.
Nur wenige thonartige Steine finden sich cry-
stallisirt, die mehrsten bloß ungeformt, und meist
undurchsichtig.

1. Reine Thon Erde.

Versteht sich nähmlich reiner als andre Thonarten;
denn übrigens hält sie auch wenigstens feste Luft und
Wasser. Die aus der Leimgrube im Garten des Hal-
lischen Pädagogii ist kreideweiß, abfärbend, mager
anzufühlen, sehr mürbe, und findet sich in kleinen Nie-
ren. Specifisches Gewicht = 1669.

2. Porcellan-Erde, Kaolin der Schinesen.

Weiß; theils ins Röthliche, Grauliche etc.; von ver-
schiednem Zusammenhange, theils mehlicht; mager,
[Seite 570] sanft anzufühlen. Ist wenigstens großentheils aus ver-
witterten, Feldspath entstanden.

3. Gemeiner Thon. (Fr. argile, Engl. clay.)

Vom Graulichweissen durch allerhand Nüancen bis
zum Rauchgrauen. Zu jenem gehört der Pfeifenthon,
auch der zur Fayence, zu den Almeroder Schmelztie-
geln etc. Zu letzterm der gemeine Töpferthon. Dessen
Gehalt = 63 Kiesel-Erde und 37 Thon-Erde. Alle
diese Abarten sind weich, werden im Wasser zähe etc.

Es findet sich aber auch verhärteter Thon, theils in
solcher Menge und Festigkeit, daß er als Baustein etc.
gebraucht werden kann. Der gemeine Lehm oder Laim
ist ein meist sehr eisenschüssiger, mit Kalk und theils mit
Sand durchmengter Thon.

4. Walker-Erde. (Fr. argile à foulon, Engl.
fuller's earth.)

Meist gelblichgrau, theils grünlich etc. fettig anzu-
fühlen. Die vorzüglichste Englische wird in Hampshire
gegraben. Ihr Gehalt = 51,8 Kiesel-Erde, 25 Thon-
Erde, 0,7 Talk-Erde, 3,3 Kalk-Erde, 3,7 Eisen,
15,5 Wasser.

Ihr ähnelt im äußern die Bergseife von bräunlich
schwarzer Farbe (aber auch gelblichweiß, mit grauen
und leberfarbnen Adern) die sich noch mehr fettig an-
fühlt, und ganz auffallend stark an der Zunge klebt.
Findet sich zumahl in Polen bey Medziana Gora etc.

5. Steinmark. lithomarga.

Sehr geschmeidig, doch nicht so fettig anzufühlen als
die Vergseife. Meist gelblichweiß, von verschiednem
[Seite 571] Zusammenhang, theils ziemlich fest, wie z.B. die veil-
chenblaue, bunt marmorirte so genannte Sächsische Wun-
der-Erde von Planitz bey Zwickau. Eine weichere
kreidenweisse, die sich im tiefen Georg-Stollen am Harz
auf Grauwacke findet, gibt, wenn sie im Finstern mit
einem Federkiel gestrichen wird, einen leuchtenden Schein.

6. Siegel-Erde. terra Lemnia. (Fr. terre
sigillée
.)

Von mancherley Farben, zumahl ins Braune, Rothe etc.
Die Lemnische hält = 47 Kiesel-Erde, 21 Thon-Erde,
6,2 Talk Erde, 5,4 Kalk-Erde, 5,4 Eisen und 17
Wasser etc.

Der Armenische Bolus scheint nicht specifisch davon
verschieden.

7. Röthel. rubrica. (Fr. crayon rouge, Engl.
red chalk.)

Ein magrer ziemlich harter und spröder Thon der
mit rothem Eisenocher innig gemengt ist. Specifisches
Gewicht = 3931.

8. Grün-Erde, grüne Kreide. (Fr. terre de
Verone
.)

In mancherley Nüancen des Grün. Vorzüglich am
Monte Baldo im Veronesischen. Aber auch häufig um
die Chalcedon- und Zeolith-Nierchen im Trapp etc.

Eine ähnliche Gelb-Erde findet sich zumahl in der
Oberlausitz.

[Seite 572]

9. Alaunstein.

Gelblich, graulich, röthlich, theils abfärbend fast
wie eine feste Kreide. Klebt an der Zunge. Findet
sich zumahl häufig bey Tolfa im Kirchenstaat als das
vorzüglichste der so genannten Alaunerze. Gehalt = 22
Kiesel-Erde, 35 Thon-Erde, 43 Schwefel.

10. Tripel. (Fr. terre de Tripoli.)

Gelblichgrau, mager rauh anzufühlen. Gehalt = 90
Kiesel-Erde, 7 Thon-Erde, 3 Eisen. Schwerlich
vulcanischen Ursprungs, wie man neuerlich gemeint hat.
Wenigstens findet er sich in großen Lagern in Gegen-
den, wo keine Spur von Vulcanen oder Erdbränden zu
sehen ist, wie z.B. bey Altishofen im Canton Luzern.

Hierher gehört auch das blättrichte leichte Mutterge-
stein des fälschlich so genannten blauen Pechsteins von
Menil Montant, das man Tripelschiefer nennen könnte.
In Wasser geworfen saugt es dasselbe mit Geräusch
und Ausstoßen vieler Luftblasen ein. Specifisches Ge-
wicht = 2082. Gehalt = 66,5 Kiesel-Erde, 7 Thon-
Erde, 1,5 Talk-Erde, 1,3 Kalk-Erde, 2,5 Eisen,
19 Wasser etc.

11. Wetzschiefer. cos. (Fr. pierre à rasoir,
Engl. whet stone.)

Meist grünlichgrau, schieftichter Bruch, an scharfen
Kanten etwas durchscheinend.

12. Schieferthon.

Meist schwarzblaulich, grau etc. von erdichten theils
matt schimmernden Bruch, in Flötz – Gebirgen.

[Seite 573]

Besonders gehören dahin die Kräuterschiefer die ge-
wöhnlich über und unter den Steinkohlenflötzen brechen.

Auch der Brandschiefer meist von schwarzbrauner
Farbe, weich, mit Erdharz durchdrungen, so daß er
theils auf Kohlen mit Flamme brennt.

Und die schwarze Kreide, Zeichenschiefer, ampelites,
starkabfärbend, eisenhaltig, daher er im Feuer roth
brennt.

13. Thonschiefer.

Von mancherley Farben, doch am häufigsten schwarz,
graulich etc. auch von sehr ungleicher Härte; seine Bruch-
stücke meist scheibenförmig; gibt einen graulichweissen
Strich; hat theils Glimmer, Quarz etc. eingemengt.
Hauptsächlich in Gang-Gebirgen. So macht er z.B.
nebst der Grauwacke die Hauptgebirgsart des Harzes.
Auch das Killas eine der gewöhnlichsten Gangarten des
Zinns in Cornwall scheint ein grauer Thonschiefer zu seyn.

Dachschiefer, Tafelschiefer, der gewöhnlichste Pro-
birstein etc. find alles Unterarten des Thonschiefers.

Auch der Alaunschiefer ist ein von der Vitriolsäure
durchdrungner Thonschiefer, daher sein süßlicheckelhaf-
ter Geschmack.

14. Trapp.

Ein Schwedisches Wort das ursprünglich einer be-
sondern Abart dieser Steingattung gegeben worden,
weil sie in rhomboidalen Stücken bricht und folglich
dann in ihren Lager gleichsam Stufen bildet. Nun ist
[Seite 574] es in den mehrsten Europäischen Sprachen ziemlich
allgemein als Gattungsnahme einer merkwürdigen Ge-
birgsart angenommen. Sie ist meist schwarzbraun,
aber auch schwarzgrau, schwarzgrün etc. Von verschied-
ner Härte, theils daß sie in Glas kritzelt. Specifisches
Gewicht = 2745. Hält oft and Fossilien eingemengt,
zumahl Hornblende, Glimmer, Chalcedon (z.B. im
Ilfelder Mandelstein), Zeolith (häufigst im Islän-
dischen und Färöer Trapp), Kalkspüthkörner (z.B.
im Toadstone in Derbyshire und im so genannten
Perlstein bey Lerbach am Harz) etc.; daher der Trapp,
wenn zumahl die letztern Steinarten ausgewittert find,
ein löchriges Ansehen kriegt. Er macht noch jetzt eine
gemeine Steinart sowohl unter den Gang- als Flötz-
Gebirgen aus: und war wohl einst eine noch weit
mehr verbreitete Gebirgsart der Vorwelt, ehe bey die-
ser ihrer Catastrophe durch einen allgemeinen Erdbrand,
wie es wahrscheinlich ist, ein großer Theil desselben
zu so genannten vulcanischen Basalt umgeändert ward.

Eine besondre ziemlich weiche Abart des Trapps von
schwarzgrauer, brauner etc. Farbe wird im Erzgebirge
Wacke genannt.

15. Basalt.

Diejenige neuerlich so berühmt gewordne Steinart, die
wohl großentheils, nach der oben geäußerten Meinung, bey
der Umschaffung unsers Planeten durch einen Erdbrand
aus dem durch dieses Feuer mehr oder weniger veränder-
ten Trapp entstanden seyn mag. Eben von diesem mehr
oder weniger hängt aber auch die Verschiedenheit seiner
[Seite 575] Farbe, Härte, Korn, Schwere, und theils besondern
Gestalt ab, in welchen allen, manche Abarten des Ba-
salts eben aus der gedachten Ursache, mit manchen
Abarten des Trapps oder der Wacke so verwandt und
ähnlich seyn müssen, daß sich in manchen Fällen (so
wie freylich bey so vielen andern in einander überge-
henden Mineralien) bloß eine sehr unbestimmte Grenze
zwischen beiden ziehen läßt, daher denn freylich auch
der Nahme Basalt oft andern Gebirgsarten, zumahl
aus der Gattung des Trapps, aber auch wohl des
Kieselschiefers und des schwarzen Jaspis beygelegt wird,
die doch allem Anschein nach wenig oder keine Verän-
derung durch jenen Erdbrand erlitten haben.

Häufig ist der Basalt Säulenförmig (s. oben S. 526)
aber von unbestimmter Zahl der Seiten, deren meist 5
6 oder 7, allein auch bald mehrere bald weniger sind.
Diese Seiten find oft sehr uneben; und die Säulen
selbst nicht selten gekrümmt. Oft sitzt er auf andern
Gebirgsarten auf, z.B. auf Gneiß, Kalk etc. theils auch
auf bituminosem Holz*). Häufig hält er andre Mi-
[Seite 576] neralien eingemengt: zumahl Hornblende, Olivin, Pech-
stein, Zeolith etc. selten Glimmer, Wasserkies u.a.m.
Specifisches Gewicht des Basalts von dem prodigiosen
Riesendamm (Giant's Causeway) = 2743. Der Ge-
halt sehr verschieden. Einer den Bergmann analysirt
hat hielt = 50 Kiesel-Erde, 15 Thon-Erde, 2 Talk-
Erde, 25 Eisen und 8 Kalk-Erde. Da hingegen Hr.
Prof. Mönch in einem andern wenig über 2 pro C.
Eisen und lange nicht 1 pro C. Kalk-Erde fand*).

[Seite 577]

16. Tuffwacke*).

Unter diesem Nahmen begreife ich alle die leichten,
ziemlich weichen, theils porosen theils Hinsichten und
so zu sagen schwammichten Steinarten meist von grauer
oder bräunlicher Farbe, die sich häufigst so wohl beym
Basalt als auch bey den wahren vulcanischen Laven
finden und theils in beide übergehen. Oft haben sie
Hornblendecrystallen, oder Olivin, auch weisse Grana-
ten und Bimssteinbrocken eingemengt.

Zu den mürbern Arten gehört die Puzzolane.

Zu den festern der Traß oder Tarras am Rhein,
so wie das ähnliche Gestein das der Vesuv auswirft
und wovon z.B. Pompeja erbaut war. (Die eigent-
liche Tufa der Italiener.)

Zu den noch härtern, mehr kieselartigen der Rhein-
ländische Mühlenstein etc.

17. Bimsstein. pumex. (Fr. Pierre ponce,
Engl. pumice stone.)

Meist graulich weiß, von scharfem Korn, fasriger
Textur. Specifisches Gewicht nur = 914. In vielen
[Seite 578] so genannten vulcanischen Gegenden, auch im Rhein-
ländischen Traß*).

18. Lava.

Alle die übrigen Steinalten die durch unterirdisches
Feuer, zumahl in Vulcanen als eigentlich so genannte
Laven, aber auch bey Erdbränden als Erdschlacken in
Fluß gewesen. Sie sind nach Verschiedenheit ihres Al-
ters und des Stoffes der in ihnen zusammen geschmol-
zen, und des Grades von Feuer den sie ausgestanden,
und der Länge der Zeit da sie in Fluß gewesen, und
der Art ihres Erkaltens, und der Einwirkung von
Wasser, und zumahl von Luftarten, und wer weiß wie
vieler andrer zufälligen Umstände, selbst von der man-
nigfaltigsten Verschiedenheit.

Im Ganzen lassen sie ich doch unter zwey Abarten
bringen:

1. Dichte.

Von mancherley Farben, doch meist graulich, theils
röthlichbraun etc. auch von verschiedner Dichtigkeit,
Härte etc. häufig enthalten sie Hornblendecrystallen,
weisse Granaten, Olivin; auch theils Kalkspathkörnchen etc.

2. Schlackenartige.

Meist schwarz, theils wie getropft, geflossen etc. oft
auf der Oberflache verglaset.

[Seite 579]

19. Hornblende.

Schwarz, theils schwarzgrünlich etc. undurchsichtig,
auf dem Bruch glänzend, blättricht oder stralicht, gibt
meist einen grünlichgrauen Strich. Ihr Gehalt sehr
ungleich, z.B. = 37 Kiesel-Erde, 22 Thon-Erde,
16 Talk-Erde, 2 Kalk-Erde, 23 Eisen.*)

Zu den Hauptabarten gehören:

1. Die gemeine.

Macht einen Hauptbestandtheil manches gemengten
Trapps, Basalts, und derjenigen granitartigen Ge-
birgsart aus, welcher Hr. Insp. Werner zum Unterschied
vom eigentlichen Granit, ihren alten Nahmen Syenit
wiedergegeben Hat.

2. Basaltische Hornblende.

So nennt Hr. Werner die wie gedacht häufig in
manchen Basalt, Tuffwacke, und Laven eingemengten
Crystallen, die sonst oft mit dem Schörl verwechselt
worden, von welchen sie sich unter andern doch schon
durch ihre mindre Härte auszeichnet.

20. Glimmer. mica.

Meist aus dem Grauen in mancherley andre Farben,
zumahl ins Rauchbraune, Schwarze: theils tomback-
[Seite 580] glänzend (so genanntes Katzengold) oder silberweiß
(Katzensilber); glänzend, blättricht, so daß es sich in
die dünnste Blättchen spalten läßt, meist durchschei-
nend; halbhart; elastisch biegsam. Der ungeformte
theils in Blättern von Bogengröße (Russisches Frauen-
glas, Slud). Nicht selten crystallisirt in kleinen sechs-
seitigen Tafeln. Specifisches Gewicht eines solchen
= 2934. Gehalt eines ungeformten aus dem Erzge-
birge = 40 Kiesel-Erde, 46 Thon-Erde, 5 Talk-
Erde, 9 Braunstein.

Der Glimmer ist eine der ursprünglichsten Steinarten
unsrer Erde, da er einen Hauptbestandtheil des eigent-
lich so genannten Granits der Ur-Gebirge ausmacht.
Auch verschiedner gemengten Gang-Gebirgsarten: zu-
mahl des Gneißes und des Glimmerschiefers.

Wahrscheinlich ist auch das messinggelbe schillernde
Gestein hierher zu rechnen, daß in dem Serpentin bey
der Harzburg am Harze eingesprengt ist. Es hält nach
Hrn. Hofr. Gmelins Untersuchung = 43,7 Kiesel-
Erde, 17,9 Thon-Erde, 11,2, Talk-Erde, 23,7
Eisen und 5 eines Stoffes den die Pottasche beym
Schmelzen auflösete und nach zugegoßner Salzsäure fah-
ren ließ.

21. Cyanit. (Fr. beril feuilleté, Schott.
sappare.)

Meist himmelblau, theils ins Silberweisse etc. glän-
zend, blättricht, stralicht, langsplittrig, bloß auf dem
Querbruch theils so hart, daß er Feuer schlägt, übri-
gens so weich daß er sich mit dem Nagel zerreiben
[Seite 581] läßt. Bricht so wie der Glimmer nur in andern Berg-
arten, zumahl am S. Gotthard, und in Castilien.
Specifisches Gewicht = 3517. Gehalt = 12,87 Kiesel-
Erde, 66,92 Thon-Erde, 13,25 Talk-Erde, 1,71
Kalk-Erde, 5,48 Eisen.

22. Zeolith.

Weiß, aber theils in alle hellere Farben, meist mit
einem eignen Perlemutterglanz, durchscheinend, von
ungleicher Härte, theils so daß er am Stahl Funken
gibt: verwittert hingegen ist er mehlicht: er schmilzt
gewöhnlich leicht vor dem Löthrohr und schäumt dabey
zu einen blasigen Glas.

Häufigst und in mancherley Abarten auf Island und
den Färöer Inseln, wo er sich wie in vielen andern
Gegenden gewöhnlich in und auf Trapp und Basalt
findet.

Unter den Abarten sind besonders zu merken a) der
haarförmige, in divergirenden Stralen (z.B. von
ausnehmender Schönheit im Basalt vom Riesendamm
an der Küste von Antrim). b) Der derbe, oft in
Nierenform, auf dem Bruche meist stralicht, kiesel-
förmig etc. c) Der crystallisirte, zumahl in Würfeln
und sechsseitigen etwas platt gedruckten kurzen Säulen
(so die auf dem crystallisirten Kalkspath zu Andreas-
berg am Harz). Specifisches Gewicht eines derben der
nicht Feuer schlägt = 2134. Gehalt eines Isländi-
schen, weissen = 48 Kiesel-Erde, 22 Thon-Erde, 12
bis 14 Kalk-Erde, über 20 Wasser.

[Seite 582]

Hierher gehört auch der meist apfelgrüne, harte,
meist in kurze vierseitige Säulen crystallisirte Zeolith
der sich zumahl am Cap und in Dauphiné findet, und
von Hrn. Werner mit dem besondern Nahmen Prehnit
belegt worden. Gehalt = 43,83 Kiesel-Erde, 30,33
Thon-Erde, 18,33 Kalk-Erde, 5,66 Eisen, 1,83
Wasser.

23. Lasurstein. lapis lazuli. saphirus der Al-
ten. (Fr. pierre d' azur.)

Von lasurblauer Farbe die er vom Eisen hat, in
mancherley Nüancen; undurchsichtig; matter beynah
erdiger Bruch; selten ohne eingesprengten Kies. Spe-
cifisches Gewicht = 2771. Bricht vorzüglich in Tibet,
und der Bucharey, auch am Altai.

24. Pechstein. (Fr. pierre de poix.)

Fast von allen Farben, doch am häufigsten pechbraun
ins Leberfarbne etc. meist nur durchscheinend, von pech-
artigem Glanz, muschlichtem Bruch, meist nur, halb-
hart, geht theils in Opal theils in Hornstein über.
Specifisches Gewicht eines braunen Sächsischen = 2314.
Gehalt = 64,58 Kiesel-Erde, 15,41 Thon-Erde, 5
Eisen (15 Verlust).

25. Opal, Elementstein.

Vorzüglich in folgenden Abarten:

1. Eigentlicher Opal.

Meist milchblau, bey auffallendem Lichte theils mit
einen feurigem Spiel von Regenbogenfarben, bey durch-
[Seite 583] fallendem Lichte meist gelbröthlich, halbdurchsichtig.
Von ausnehmendem Feuer in Oberungarn. Specifisches
Gewicht eines solchen = 2114. Gemeinere Sorten
ähneln dem Chalcedon.

2. Weltauge. oculus mundi, lapis mutabilis. (Fr. pierre
hydrophane
.)

Meist rahmgelb, nur an den Kanten durchscheinend,
weich, hängt an der Zunge, zieht Wasser ein und wird
dadurch mehr oder weniger durchsichtig, theils mit
opalisirenden Farben. Gewöhnlich als verwitternde
Rinde am Kascholon (S. 556) oder Chrysopras.

3. Wachsopal, Telkobanjerstein.

Honiggelb, helldurchscheinend; hat den letztern Nah-
men von dem Orte in Oberungarn wo er sich häufig
findet.

Holzopal nennt Hr. Werner eine Art versteintes
Holz von weißlicher Farbe und faserichtem theils musch-
lichtem Bruch die sich ebenfalls in Oberungarn findet
und oft mit reinem Wachsopal durchzogen ist.

VII. Talkarten.

[Seite 584]

Die Talk-Erde (terra talcosa) wird auch
Bittersalz-Erde (terra magnesialis) genannt,
weil aus ihrer Verbindung mit der Vitriolsäure
das Bittersalz entsteht. Ueberhaupt löset sie sich
leicht in Säuren auf und theilt denselben einen
bittern Geschmack mit. Ein Papier in die
Auflosung derselben mit Salpetersäure getunkt,
brennt, wenn es trocken geworden, mit einer grünen
Flamme. Auch diese Erde schmelzt nicht für
sich im Feuer, und die Steinarten worin sie den
characterisirenden Bestandtheil ausmacht, sind
fast durchgehends von einer grünlichen Farbe,
fühlen sich mehrentheils fettig an, sind meistens
weich, enthalten nie Versteinerungen, und nur
wenige finden sich zuweilen crystallisirt, die mehr-
sien gewöhnlich ungeformt*).

[Seite 585]

1. Meerschaum, Türkisch kefekil oder kill-
keffi
d.h. Schaumthon oder leichter Thon,
spuma marina. (Fr. ecume de mer.)

Fast Kreidenweiß, erdicht, sanft anzufühlen, sehr
weich, sehr leicht. Gehalt = 54,16 Kiesel-Erde,
51,66 Talk-Erde. Der beste aus welchen die in Eu-
ropa gewöhnlichen Pfeifenköpfe geformt werden, findet
sich zu Kiltschik (d.h. Thon-Ort) bey Konie in Ana-
tolien*). Sein Gehalt = 54,16 Kiesel-Erde,
51,66 Talk-Erde.

2. Speckstein, Seifenstein. Steatites, smec-
tis
. (Fr. pierre de lard, Engl. soap stone.)

Meist weißlich aber auch in alle blasse Farben, auch
rauchgrau etc. durchscheinend, von mattem Fettglanze
und verschiedner Festigkeit, doch meist daß er sich mit
dem Nagel schaben läßt, seifenartig anzufühlen, selten
crystallisirt und dann meist als sechsseitige Säule mit
sechsseitiger Endspitze. (– tab. III. fig. 19. –)

Zu den weichern Abarten gehört die Spanische
Kreide.

Zu den festern die feinen Schinesischen Sorten, milch-
weiß, fleischfarb etc. theils stark durchscheinend. Speci-
fisches Gewicht eines Baireuther Specksteins = 2614.
[Seite 586] Sein Gehalt = 58,33 Kiesel-Erde, 39,16 Talk-Erde,
2,5 Eisen.

3. Talk.

Meist aus der silberweissen Farbe ins blasse Apfel-
grüne; theils bis ins Dunkel-Lauchgüne, durchschei-
nend, mehr oder weniger silberglänzend, fettig anzu-
fühlen, meist sehr weich und etwas biegsam.

Man kann folgende Abarten unterscheiden:

a) Erdichter Talk wie z.B. der Silberweisse, der sich
häufig in Grönland findet.

b) Blättrichter wie der gemeine Venetianische.

c) Stralichter, nähmlich der Tremolit-Talk aus dem
nähmlichen Thale wo der Stral-Tremolit bricht
(– s. oben S. 551 –) von welchem er sich aber
durchaus unterscheidet. Jener (der Stral-Tremolit)
ist spröde, so daß die dünnsten Splitter in die Haut
stechen, schneidet in Glas etc. dieser hingegen hat
biegsame Blätter und Fasern, ist fettig, weich, silber-
färb-abfärbend etc. jener phosphorescirt wenn er im
Finstern gekritzelt wird, dieser nicht; jener ist von
Glasglanz, dieser von fettem Silberglanze u.s.w.
Vielleicht ist es ein mit Stral-Tremolit innig ge-
mengter Talk.

d) Schiefrichter Talk, wie z.B. in Tyrol etc.

4. Topfstein, Lavezzstein. lapis ollaris, lapis
lebetum, l. comensis
. (Fr. pierre ollaire.)

Meist grünlichgrau, von verschiednem Korn und Fe-
stigkeit; weich; von erdichtem stumpfeckigem Bruch;
[Seite 587] geschmeidig anzufühlen. Hin und wieder in allen Welt-
theilen. Häufigst in Graubünden wo, Kessel und Töpfe
draus gedreht werden. Sein specif. Gewicht = 2872.
Gehalt = 38,12 Kiesel-Erde, 6,66 Thon-Erde, 38,54
Talk-Erde, 0,41 Kalk-Erde, 15,62 Eisen, 0,41
Flußspathsäure.

Ihm ähnelt der Weichstein der Grönländer, den sie zu
Kesseln und Lampen verarbeiten; und der Neu-Cale-
donische woraus die dasigen Südsee-Insulaner ihre
Schläudersteine schnitzen. Das specifische Gewicht die-
ses letztern = 2622. L.

Der Giltstein, im Canton Uri ist von gröberm un-
gleichen Korn, mehr splitterigem Bruch, spröder, läßt
sich nicht so gut drehen, wird aber in dicken Tafeln
zu Stubenöfen gehauen die Jahrhunderte dauern.

Hierher gehört auch der mit Glimmer innig durch-
mengte Schneidestein der Tyroler Gebirge, worin die
dasigen Stangenschörle und Turmaline brechen.

5. Chlorit.

Meist berg- oder lauch-grün; von mattem theils
schimmerndem Glanz und schuppichtem Korn.

Zu den merkwürdigern Abarten gehört:

a) Die Sammterde die häufig auf Bergcrystall liegt,
auch theils darin eingeschlossen ist (da sie ehedem
theils für Moos angesehen worden) zumahl in dem
von Madagascar und aus den Schweizer-Alpen.

[Seite 588]

b) Chloritschiefer von blättrichtem Bruch, hält oft andre
Mineralien eingemengt, z.B. der Corsicanische cry-
stallisirten magnetischen Eisenstein; der Norwegische
Granaten etc.

6. Serpentinstein.

Grün in mancherley Nüancen, theils ins Graue,
Schwarze etc. theils mit anders farbichten durchzogen;
höchstens an den Kanten durchscheinend, von verschied-
ner Härte, theils daß er eine schöne Politur annimmt.
In größter Menge und Mannigfaltigkeit bey Zöblitz
im Erzgebirge.

7. Nierenstein. lapis nephriticus. (Fr. jade.)

Vom lichten Berggrünen bis ins Schwarzgrüne etc.;
wenigstens an den Kanten durchscheinend; fettig glän-
zend; geschmeidig anzufühlen; von verschiedner Härte,
theils daß er Feuer schlägt: nimmt doch meist nur eine
matte Politur an.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten gehören:

a) Der antike Aegyptische, pietra d'Egitto der Italiä-
nischen Antiquarien, von der dunkelsten schwarzgrü-
nen Farbe, so daß nur an gesplitterten rissigen Stel-
len das Lauchgrüne zu sehen ist; nur halbhart. Sein
specifisches Gewicht = 2655. L.

b) Die ehedem so berühmten kleinen Kreuzsteine von
St. Jago von Compostella: die in gewissen Richtun-
gen durchschnitten die Figur eines Kreuzes zeigen.
Noch minder hart als die vorige Abart.

[Seite 589]

c) Der schöne Neuseeländische Punammustein woraus
unsre Antipoden ihr Handwerksgeräthe, Hobel, Mei-
sel etc. und Ohrgehänge etc. verfertigen. Gibt am
Stahl Funken. Sein specifisches Gewicht = 3007. L.

8. Bitterstein. lapis muriaticus.

Meist licht-berggrün, theils ins Milchblaue; durch-
scheinend, theils von Atlasglanz, splittrigem Bruch,
hart, ausnehmend zähe, nimmt treffliche Politur an.
Specifisches Gewicht = 3350. Findet sich bloß in
gemengten Gang-Gebirgsarten (auf Corsica, in den
Schweizer-Alpen etc.) eingesprengt.

9. Asbest.

Diese Gattung begreift folgende Arten:

1. Bergkork. suber montanum. (Fr. liége fossile, Engl.
mountain-cork.)

Hat den Nahmen von der Aehnlichkeit den er in
Farbe und übrigem äußern Ansehen mit Kork hat. Sein
geringes specifisches Gewicht = 993.

Bergleder, aluta montana (Fr. cuir fossile) heißt die
Abart die in breiten biegsamen lederähnlichen Stücken
bricht*), ist noch leichter = 680. Gehalt = 56,2,
Kiesel-Erde, 2 Thon-Erde, 26,1 Talk-Erde, 12,7
Kalk-Erde, 3 Eisen.

[Seite 590]

2. Amiant, Bergflachs, so genannter reifer Asbest,
salamandra bey den latinobarbaris. (Fr. lin fossile,
Engl. mountain flax.)

Meist von weißgrünlicher Farbe, theils silberglän-
zend, fasericht, zuweilen in Spannenlangen biegsamen
Fasern, läßt sich theils in Wolle zupfen und spinnen,
daher sein Gebrauch zur unverbrennlichen Leinwand,
Tochten, Papier etc, Specifisches Gewicht sehr verschie-
den z.B. = 908, und hinwiederum = 2313. Ge-
halt eines Savoyischen weissen = 64 Kiesel-Erde, 3,3
Thon-Erde, 18,6 Talk-Erde, 6,9 Kalk-Erde, 6
Schwer-Erde, 1,2 Eisen.

3. Gemeiner Asbest, so genannter unreifer. (Fr.
asbeste non-mûr.)

Grünlich-grau, gelblich, lauchgrün etc. meist ohne
Glanz, in steifen Fasern die theils keilförmig zusam-
men verbunden sind; spröde, bröcklicht: theils von
Ansehen wie faules Holz*).

10. Stralstein, Stralschörl.

Ward ehedem theils zum Asbest theils zum Schörl
gerechnet, ist meist von lauchgrüner Farbe, theils ins
Graue etc. theils durchscheinend, stralicht oder stänglicht.

Hr. Werner unterscheidet drey Arten davon:

[Seite 591]

1. Asbestartiger Stralstein.

Meist grünlichgrau; in kurzen auseinander laufenden
Fasern, undurchsichtig; weich. Häufig am Fichtelberge
in Baireutischen.

2. Gemeiner Stralstein.

Meist lauchgrün; an den Kanten durchscheinend. Be-
sonders merkwürdig ist der, so beym Prasem bricht
und ihm seine Farbe gibt (s. S. 555). Gehalt = 43
Kiesel-Erde, 22 Talk-Erde, 34 Eisen.

3. Glasartiger Stralstein, grüner Schörl aus Dau-
phiné.

Olivengrün etc. glasglänzend; theils in Stangen zu-
sammengewachsen die meist der Länge nach gestreift
find. Vorzüglich bey Allemont in Dauphiné. Speci-
fisches Gewicht = 3452.

VIII. Kalkarten.

[Seite 592]

Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige,
ätzende, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat
einen brennenden Geschmack; erhitzt sich wenn
sie mit Wasser gelöscht wird; hat starke An-
ziehungskraft zur Luftsaure; verbindet sich mit
der Vitriolsaure zu Gyps; und ist für sich nicht
schmelzbar*). Die Erd- und Steinarten, in wel-
chen sie den characterisirenden Bestandheil aus-
macht, sind fast ohne Ausnahme so wenig hart,
daß sie nicht in Glas kritzeln; sie werden im
Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils ani-
malischen Ursprungs; und machen eine der ge-
meinsten Gangarten der Erze aus.

Nach ihrer Verbindung mit den verschied-
nen Säuren lassen sich die hierher gehörigen
Gattungen erst noch unter allgemeine Abtheilun-
gen bringen.

A) Luftsaure Kalkarten.

1. Mondmilch, Bergzieger, Mehlkreide, mi-
neralische Schwamm, lac lunae, agari-
cus saxatilis, morochthus
.

[Seite 593]

Die eigentliche Mondmilch hat ihren Nahmen vom
Mondloch*) am Luzerner Pilatusberg woher sie zuerst
in Menge gehöhlt worden, ähnelt einer weichen stärken-
artigen Kreide, ist mager anzufühlen, ausnehmend
leicht. In den Klüften von Kalkgebirgen, worin sie sich
gewöhnlich findet, ist sie meist naß wie frischer Käse,
daher die zweyte der obigen Benennungen.

Die Glanzerde von Rubitz bey Gera unterscheidet
sich davon durch ihr talkartiges Ansehen.

2. Kreide. creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)

Hält wohl 40 pro C. Luftsäure; findet sich theils in
mächtigen Flötzen, zumahl an manchen Seeküsten: ent-
hält häufig Feuerstein, oft mit den ihm gemeinen Ver-
steinerungen (s. S. 556).

3. Kalksinter. tofus.**)

Wird aus kalkigem Wasser abgesetzt, zumahl in
den in Kalkflötz-Gebirgen befindlichen Berghöhlen,
und in manchen warmen mineralischen Bädern. Von
der mannigfaltigsten Verschiedenheit der Farbe, Festig-
keit, Feinheit des Korns etc. Die Textur meist strah-
lig oder faserig, theils aber auch spathicht, und theils
dicht. In Rücksicht der Art wie er abgesetzt worden
und der Form die er dadurch erhalten, läßt er sich
[Seite 594] unter die beiden Hauptarten von 1. Stalactit und 2.
Incrustat bringen.

1. Stalactit, Tropsstein.

Der sich in den Berghöhlen in Zapfen und theils in
mancherley andern Formen (als so genannte Natur-
spiele*)) absetzt.

Unter den mancherley Abarten verdient vorzüglichst
die wegen ihrer blendenden Weise und corallenähnlichen
Wuchses merkwürdige, fälschlich so genannte Eisen-
blüthe, aus den Schatzkammern des Arzbergs in Steier-
mark, besondre Erwähnung.

2. Incrustat.

Füllt theils Klüfte, wie in den Knochenhöhlen von
Gibraltar, wo es die Osteolithen und Steintrümmer
zusammen cämentirt. Und dahin gehört auch unter
andern der wegen seiner mannigfaltigen Farben und
Zeichnungen bekannte Carlsbader Sprudelstein.

Theils überzieht es als Rindenstein große Flüchen,
Wände der Berghöhlen etc. Von der Art ist z.B. der
ausnehmend schöne milchweisse, durchscheinende, halb-
durchsichtige von den Ufern des Tigris bey Bassora,
so wie mancher fälschlich so genannte albastro antico.-
Auch gehört hierher das eigentliche confetto di Tivoli
das nur durch die Art wie es aus dem anspritzen-
[Seite 595] den*) Wasser abgesetzt wird, seine besondre manchen
Zuckerwerk ähnelnde Gestalt erhält.

Theils legt er sich um allerhand fremde Körper an,
wie z.B. der so genannte Erbsenstein (pisolithos) von
Faxe und Carlsbad mehrentheils um Sandkörnchen.

4. Kalkspath.

Theils ungefärbt; häufig aber weiß; selten citronen-
gelb, blaß rosenroth etc. mehr oder weniger durchsichtig;
in mancherley Crystallisation; zumahl rhomboidal, oder
aber in linsenförmig plattgedruckten doppelt dreyseiti-
gen Pyramiden (als so genannter Nagelkopfspath)
oder als einfache oder doppelte sechsseitige sehr schmale
Pyramiden (so genannte Schweinszähne, fast wie
tab. III. fig. 18 –); oder in sechsseitigen Säulen theils
mit dreyseitiger pyramidalen Endspitze (– tab. III.
fig. 11 –) theils aber ohne Endspitze (– tab. III.
fig. 10 –); oder bloß in sechsseitigen Tafeln u.s.w.
Seine Bruchgestalt ist alle Mahl rhomboidal. Klare
und nicht zu kleine solche Rhomben stellen die untergeleg-
ten Schriftzüge stark verdoppelt dar; daher der Nahme
Doppelspath (fälschlich so genannter Isländischer
Crystall, Androdamas etc.) – sein specifisches Gewicht
= 2715. Gehalt = 55 Kalk-Erde, 34 Luftsäure,
11 Wasser.

[Seite 596]

Der so genannte crystallisirte Sandstein (Fr gres
cristallisé
) von Fontainebleau ist ein mit Sand gemeng-
ter Kalk, der zwar die rhomboidale Crystallisation eines
Kalkspaths aber nicht einmahl den echten spathichten
Bruch hat, sondern im äußern Habitus viel mehr einem
wirklichen Sandstein ähnelt. Sein specifisches Gewicht
= 2611.

5. Braunspath.

Meist milchweiß; aber auch ins Rahmgelbe, Rosen-
rothe etc. meist nur durchscheinend oder undurchsichtig.
Blättrichter Bruch der theils dem von Schwerspath
oder von spatichtem Eisenstein ähnelt; etwas härter
als Kalkspath, brauset auch schwächer mit Scheide-
wasser, meist nur erst wenn er gerieben worden; ist
selten crystallisirt, und dann nur in kleinen Crysta-
len, meist linsenförmig. Gehalt = 50 Kalk-Erde,
22 Eisen, 28 Braunstein.

6. Schieferspath.

Von weissem Perlemutterglanz, wenig durchscheinend,
blättrichtem Bruch, ungeformt, weich, brauset sehr stark
mit Scheidewasser. Findet sich besonders bey Schwar-
zenberg im Erzgebirge.

7. Körniger Kalkstein.

Meist weiß, selten blaulich etc., graulich etc. an den
Kanten durchscheinend, von theils körnigen theils
schuppichten Bruch. Er bricht (wenigstens bis auf sehr
einzelne seltne Ausnahmen,) bloß in Gang-Gebirgen.

[Seite 597]

Dahin gehört der schuppichte oder salinische Glanz-
marmor und unter diesen besonders die herrlichen
Arten von bianco antico; vor allen aber der Paro an-
tico
, von körnigen Bruch, durchscheinend wie ein ge-
bleichtes Wachs. Specifisches Gewicht = 2837. Der
Carrarische (marmor lunense der Alten) hat einen mehr
schuppichten Bruch. Sein specifisches Gewicht = 2716.

Hier findet auch wohl die weisse sandartige Mar-
mor-Erde ihre füglichste Stelle die das sonderbare
Muttergestein des Stral-Tremolits ausmacht (– s.
oben S. 528 und 552 –).

8. Dichter Kalkstein.

Von dichtem Bruch (nicht schuppicht oder körnig)
undurchsichtig.

Die ganze Gattung läßt sich füglich unter folgende
vier Abarten bringen:

1. Dichter Marmor. (Fr. marbre, Engl. marble.)

Meist in Gang-Gebirgen, wenigstens die vorzüglichern
Sorten. Von allen Farben und Zeichnungen.

Theils einfärbig, wie die schönen antiken Sorten:
giallo, rosso, verde, nero antico.

Theils bunt: von zwey Farben z.B. povanazzo,
weiß mit rothen Streifen: von dreyen z.B. fiorito,
weiß, roth und gelb gestammt: von vieren, brocca-
tello,
gelb, roth, weiß und grau.

Theils als Breschenmarmor der aus Trümmern
von älterm Marmor zusammen cämentirt worden.

[Seite 598]

Theils mit eingemengten fremden Steinarten, wie
z.B. die ausnehmend schöne neuentdeckte Abart von
der Insel Tiree (Engl. Tiree-marble oder the Duke
of Argyll's marble
) fleischfarb mit eingemengten Kör-
nern von einem grünen fast hornblendeähnlichen Gestein.

Theils mit Petrefacten als Muschelmarmor, lumac-
chella
.

2. Gemeiner Kalkstein. (Fr. pierre á chaux. Engl.
lime-stone)

Meist von grauer oder gelblicher Farbe. In großen
Gebirgketten, theils als Gang-Gebirg, am häufigsten
aber als gemeinste Flöß-Gebirgsart voll Versteinerun-
gen von unbekannten Seethieren der Vorwelt (s. S. 520).

3. Rogenstein.

Ein räthselhaftes cosmogenisches Phänomen. Ganze
Flötzlagen eines Gesteins das aus lauter runden Kör-
nern von dichtem Kalkstein besteht die durch ein kalkich-
tes oder thonichtes Cäment in ungeheure Massen zu-
sammen verbunden sind.

4. Kalkschiefer.

Meist gelblich, grau etc. theils mit Dendriten. Großen-
theils ist er wohl von sehr neuer Entstehung, denn er
hält häufig Abdrücke von Wasserthieren aus der jetzigen
Schöpfung.

9. Mergel, marga. (Fr. marne, Engl. marl.)

Eine viel umfassende Gättung worunter die mancher-
ley Kalkarten begriffen werden, die mit vielem Thon
oder Sand oder Glimmer oder mehreren derselben zu-
gleich gemengt, theils auch mit Erdharz durchzogen
[Seite 599] sind, theils Erz halten u.s.w. Daher das Willkür-
liche so wohl in der Wahl des Geschlechts und sogar
der Classe worunter manche Arten dieser Gattung in
den Systemen gebracht hat; als auch darin ob man
manche derselben zu eignen Gattungen erheben will etc.

1. Mergelerde.

Das allgemein bekannte schon bey den alten Römern
deßhalb berühmte Hülfsmittel zu Verbesserung des
Feldbaues*).

2. Mergeltuff.

Eine in manchen Gegenden sehr häufige Steinart
des niedrigen aufgeschwemmten Landes (z. 231) meist
voller Spuren vegetabilischer Körper die ehedem davon
incrustirt worden: zumahl Blätterabdrücke, Wurzelge-
strüppe, und Schilf (besonders das letztre gewöhnlich im
so genannten Beinbrech, Beinwelle, osteocolla, dem ge-
meinen Baustein): aber auch kleine Flußschneckchen etc. -
Dieser Mergeltuss ist um so merkwürdiger, da er häufig
die Lagerstätte der fossilen Elephanten, Rhinocere,
Schildkröten und andrer Indischen Thiere ausmacht
die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausge-
graben werden.

3. Mergelstein.

Meist gelblichgrau, leberbraun, schwärzlich; von
erdichtem Bruch; meist weich, doch daß er theils auch
[Seite 600] gute Politur annimmt. Manche Abarten werden mit
eignen bergmännischen Provinzialnahmen belegt; wie
Zechstein, Kuhriem etc.

Zu den Mergelsteinen von besondrer Gestalt gehören
die Mergelnüsse, und die weiland als lusus naturae
beliebten Ingwersteine etc. Auch ein großer Theil der
hohlen, theils klappernden so genannten Adlersteine
(aëtites); besonders aber der wegen seiner sonderbaren
Bildung allerdings merkwürdige ludus Helmontii
(Fr. déz. de van-Helmont, Engl. waxen-vein)
der sich nur in wenigen Gegenden, wie z.B. um Ant-
werpen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln
eines leberbraunen Mergelsteins besteht die durch Schei-
bewände von grauem Kalksinter von einander abgeson-
dert sind und im Ganzen theils kopfgroße etwas platt-
gedruckte kuglichte Massen bilden.

4. Mergelschiefer.

Theils mit ausnehmend säubern Dendriten, wie der
vom Iberg am Harz. Auch gehört hierher der so ge-
nannte Ruinenmarmor (paësino und cittadino) aus
dem Florentinischen und theils noch schöner in Tyrol.

5. Bituminoser Mergelschiefer.

Meist graulichschwarz; mehr oder weniger mit Erd-
harz durchdrungen, theils erzführend; zumahl oft
kupferhaltig, daher die nur im allgemeinen nicht pas-
sende Benennung Kupferschiefer (Fr. airdoise cuivreuse,
Engl. flaty copper-ore). Ist von sehr ungleichem Al-
ter; denn theils enthält er Abdrücke von organisirten
Körpern aus der jetzigen Schöpfung, wie z.B. die Rie-
[Seite 601] gelsdorfer und Mansfelder mit Süßwasser-Fischen und
Pflanzen, welche letztre ich, so viel ich an meinen Exem-
plaren unterscheiden kann, für ein lycopodion ansprechen
würde: theils aber unbekannte Seegeschöpfe der Vor-
welt wie z.B. die colossalische Medusenpalme (helmintho-
lithus portentosus
Linn.) in dem von Voll in Schwaben.

10. Stinkstein, Saustein. lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Unter dieser Gattung werden mancherley der vorigen
kalkartigen Steine begriffen, die so stark mit Erdharz
durchzogen sind, daß sie wenn sie geschabt werden, einen
theils sehr heftigen Geruch meist wie von angebrann-
tem Horn von sich geben. Bloß in Flöß-Gebirgen aber
unter mancherley Gestalt z.B. als Kalkspath; oder als
dichter Marmor (so der schwarze aus der Baumanns-
höle); oder als Kalkschiefer wie die mit den Ichthyo-
lithen vom Libanon und aus dem Veronesischen. Auch
von sehr verschiednem Alter; theils unter den incogni-
tis
aus dem Meeresboden der Vorwelt, wo zumahl die
räthselhaften Belemniten häufig in braunen Stinkstein
petrificirt sind; theils aber von sehr neuer Entstehung
nie z.B. in dem Oeninger Kalkschiefer mit Versteine-
rungen aus allen sechs Classen des Thierreichs und vie-
lerley Pflanzenabdrücken, aber alles von Gattungen von
Geschöpfen die sämmtlich noch jetzt und sogar in der
dasigen Gegend leben*).

[Seite 602]

B) Vitriolsaure Ralkarten.

Die mehrsten dieser Gattungen sind gewißen der vorhin
verzeichneten luftsauren Kalkarten in ihrem Habitus,
Entstehung etc. analog.

11. Gypsmehl, Himmelsmehl, farina fossilis.

Aehnelt der Mondmilch. Findet sich in den Klüften
der Gypsberge, wie z.B. im Hohensteinischen.

12. Gypssinter.

Und zwar ebenfalls wie beym Kalk sowohl als Tropf-
stein (nur meist in kleinen Zapfen) als auch als In-
crustat, theils in großen Schaalen.

13. Alabaster. (Fr. albâtre.)

Von mancherley Farben, theils blendend weiß, theils
geadert, meist durchscheinend, von derbem dichten Korn,
weich, doch daß er matte Politur annimmt.

Eine besonders geognostisch merkwürdige Abart ist
der so genannte Schlangenstein aus dem Hohensteini-
schen mit weit durchsehenden stark wellenförmig ge-
bognen Bändern, wie der ihm ähnliche Gekrösstein in
den Thonlagern von Bochnia bey Cracau*).

[Seite 603]

14. Gyps.

Meist rauchgrau, aber auch gelblich, röthlich (von
letztrer Farbe z.B. ist der Gyps meist durch ganz Spa-
nien) wenig durchscheinend, von schuppichtem Korn und
kleinem kleinblättrichtem Bruch, meist sehr weich, aber auch
theils mit Quarz so innig gemengt, daß er Feuer schlägt
(z.B. der von Nauroth bey Wisbaden). Enthält
manche merkwürdige Steinarten theils ausschließlich
und rein auscrystallisirt, eingemengt: so bey Lüneburg
den Boracit; in Arragonien die sechsseitigen Kalkspath-
säulen (die anfangs für Apatit ausgegeben worden);
in Gallicien die fälschlich so genannten Hyacinthen von
Compostella (S. 547); in Thüringen weisse dergleichen
Quarzcrystalle etc. So wie die Kreide häufig mit Feuer-
stein durchmengt ist so der Gyps in manchen Gegen-
den mit Hornstein*), doch enthält dieser dann so,
wenig als der Gyps selbst, Versteinerungen. Specifi-
sches Gewicht des gemeinen Gypses = 2167. Gehalt
= 32, Kalk-Erde, 30 Vitriolsäure, 38 Wasser.

15. Stralgyps. stirium, lapis inolithus.

Weiß, graulich, gelblich, fasericht. Specifisches Ge-
wicht = 2305. Wegen ihrer ausnehmenden Schön-
[Seite 604] heit verdient eine Abart aus der Gegend von Genf
Erwähnung die ich von Hrn. de Luc erhalten, und die
mit weissem Perlenmutterglanz wie ein gewässerter Moor
schillert.

Eine noch nicht näher untersuchte hierher gehörige
Art aus der Gegend von Frankstown in Pensylvanien
zeichnet sich durch ihre himmelblaue Farbe und aus-
nehmendes Gewicht aus, = 3714. L.

16. Gypsspath, Fraueneis, Selenit.

Theils farbenlos, theils aber auch weiß, gelb, rauch-
grau etc. mehr oder weniger durchsichtig und durch-
scheinend. Die Textur zeigt schon der erste Nahme an.
Theils ungeformt theils crystallisirt. Im letztern Fall
meist als rautenförmige Tafel mit zugeschärften Kan-
ten (– tab III. fig. 17 –) in mancherley Abarten und
Verbindungen z.B. als Zwillingscrystall (Fr. macle)
u.s.w. Theils linsenförmig. Selten wie z.B. im
Cölnischen Sauerlande in achtseitigen Säulen mit acht-
seitiger Spitze (die Säule fast wie beym Brasilischen
Topas tab. III, fig. 16 –).

Von einer sehr neuen Entstehung des Gypsspaths ist
oben (S. 524) ein merkwürdiges Beyspiel gegeben
worden*).

17. Leberstein.

Die dem Stinkstein analogen mit Erdharz durch-
zognen Gypse und Selenite, die wenn sie geschabt werden
wie Schwefelleber stinken: meist von rauchgrauer Farbe.

[Seite 605]

C) Flaßsaure Kalkarten.

18. Fluß Erde.

Graulichweiß, theils mehlicht wie die aus der Mar-
maroscher Gespanschaft in Ungarn, theils von krei-
dichter Consistenz, wie die aus Andalusien. Auf heisse
Asche mit schwacher Glut gestreut, leuchtet sie mit
grünem Schein so wie es unter gleichen Umständen der
gebröckelte Flußspath (zumahl der grüne) thut.

19. Derber Fluß.

Meist spangrün, graulichweiß etc. durchscheinend, von
schimmerndem ebnen Bruch. Findet sich bloß unze-
formt und zwar an nicht vielen Orten (z.B. im Stoll-
bergischen) und dann immer in Gesellschaft des folgenden.

20. Flußspath, Glasspath. (Fr. spat fluor,
Engl. sparry fluor.)

Theils farbenlos; theils von den höchsten Farben der
mehrsten gefärbten Edelsteine*), mehr oder weniger
durchsichtig, von Glasglanz; seine Crystallisation ge-
wöhnlich cubisch, selten octoedrisch (– tab. III. fig. 5 –)
wie z.B. der meergrüne von Brienz im Berner Gebieth.
Nimmt theils treffliche Politur an, wie die ausnehmend
schönen Derbyshirer Abarten. Seiner einfachen Stra-
lenbrechung ist oben gedacht worden (S. 535). Spe-
cifisches Gewicht des grünen = 3181.

[Seite 606]

D) Phosphorsaure Kalkarten.

21. Phosphorsaurer Kalkstein.

Gelblichweiß, undurchsichtig, von erdichtem Bruch,
magerm Korn, hatbhart, schwehr; im Dunkeln mit
scharfen Eisen gekratzt gibt er einem leuchtenden Strich,
und auf Kohlen gebröckelt so wie der Apatit einen
grünen Schein. Bricht in Estremadura mit abwech-
selnden Schichten von derbem Quarz.

22. Apatit.

Eine wichtige Entdeckung des Hrn. Insp. Werners,
und bis jetzt ein ausschließliches Product des Erzge-
birges. Bricht zumahl bey Ehrenfridersdorf meist zwi-
schen Quarz und Flußspath in kurzen sechsseitigen Säu-
len, theils mit verschiedentlich abgestumpften Endkan-
ten und Ecken, von weißlicher Farde theils ins Berg-
grüne und Blaßamethystrothe, mehr oder weniger
durchsichtig von einem eignen fettigen Glanze. Speci-
fisches Gewicht = 3218. Gehalt = 55 Kalk-Erde,
45 Phosphorsäure.

E) Boraxsaure Kalkart.

23. Boracit.

Dieses so äußerst merkwürdige ausgezeichnete Mine-
ral ist ein Eigenthum der Hannoverschen Lande, da es
[Seite 607] sich bloß im so genannten Kalkberg einem Gypsflötz bey
Lüneburg findet; meist von graulichweisser Farbe; mehr
oder weniger durchsichtig und durchscheinend; meist von
Glasglanz; immer rein auscrystallisirt in der sonder-
baren Form eines Würfels mit abgestumpften Kanten
und Ecken, so daß die Flächen der letztern abwechselnde
Sechsecke und Dreyecke bilden, und der ganze Crystall
gewöhnlich 26 Flachen hat (– tab. III. fig. 3 –);
muschlichter Bruch; hart; specifisches Gewicht = 2566.
Gehalt nach Herrn Bergcomm. Westrumös Analyse
= 68 Boraxsäure, 11 Kalk-Erde, 13,5 Talk-Erde,
2 Kiesel-Erde, l Thon-Erde, 0,7 Eisen, (3,7
Verlust).

IX. Strontianit.

[Seite 608]

1. Strontianit.

Hr. Rath Sulzer in Ronneburg hat dieser merkwür-
digen von ihm analysirten Steinart obigen schicklichen
Nahmen von ihrem Geburtsorte beygelegt, denn sie
findet sich bis jetzt bloß in dem Bleygange des Granit-
gebirges bey Strontian in Schottland. Theils von
weisser Farbe, meist aber ins Spargelgrüne, durch-
scheinend, mattglänzend; meist in stralichten Stängeln
die in keilförmige Stücken zusammen gehäuft, und
diese wieder in derben Schwerspath eingewachsen find.
Er ist nur halbhart, leicht zerreiblich. Sein specifi-
sches Gewicht = 3591. L.

Er ist bisher mit der luftsauren Schwer-Erde (Hrn.
Werners Witherit) für einerley gehalten worden; scheint
aber mit derselben keine andre Gleichheit zu haben
als daß er, so wie diese auch, eine luftsaure Stein-
alt ist, unterscheidet sich aber schon durch die ange-
gebnen äußern Kennzeichen, Gewicht etc. auch dadurch
von derselben, daß er nach den Versuchen die ich
damit au warmblüthigen Thieren angestellt, von den-
selben ohne allen merklichen Nachtheil genossen wird,
da hingegen der Witherit bekanntlich denselben ein
tödliches Gift ist*). Hingegen scheint er nach den
mir von Hrn. Sulzer mitgetheilten Resultaten seiner
[Seite 609] Versuche so wie auch nach der Prüfung des Hrn. Dr.
Crawford*) eine neue einfache Grunderde zu enthal-
ten, die zwar ihre Luftsäure im Feuer fahren läßt
(was hingegen der Witherit nicht thut), aber doch weit
größre Hitze dazu erfordert als jede luftsaure Kalkart.
Wenn sie so gebrannt worden erhitzt sie sich dann heftig
mit Wasser, wird darin aufgelöset, aber auch gleich
beym mindesten Zutritt der freyen Luft wieder daraus
gefällt. Die salpetersaure Auflösung derselben gibt
tafelförmige Crystallen fast wie die vom Spinel tab. III.
fig. 6. (– s. S. 543. –) Ein mit solcher salpeter-
saurer Auflösung getränktes Papier gibt nach der Be-
merkung des Hrn. Dr. Ash wenn es getrocknet und
angezündet wird, eine sehr schöne purpurrothe Flamme,
da hingegen die vom Witherit unter gleichen Umstän-
den gelblichweiß brennt.

X. Schwerarten.

[Seite 610]

Die Schwer-Erde (terra ponderosa, ba-
rytes
) hat den Nahmen von ihrem ansehnlichen
specifischen Gewicht; wird so wie die Kalk-
Erde nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hef-
tigem Feuer für sich zu Glas*); und verbindet
sich mit der Vitriolsäure zum Schwerspath. Die
dahin gehörigen Steinarten sind nicht so hart,
daß sie am Stal Funken gäben; brechen nur
in andern Gebirgarten; und enthalten nie Ver-
steinerungen.

1. Witherit. barytes aëratus.

Diese zuerst von Hrn. Dr. Withering untersuchte
luftsaure Schwer-Erde findet sich bis jetzt bloß in den
Bleywerken zu Anglezark bey Chorley in Lancashire;
meist milchweiß, theils röthlichgelb; durchscheinend;
mattglänzend; (ähnelt im äußern Habitus überhaupt
dem Alaun;) auf dem Längen-Bruche streificht; die
[Seite 611] Gestalt der Bruchstücke meist keilförmig; sehr selten
crystallisirt; ein dergleichen Stück, das ich der Güte
des Hrn. R. Sulzer verdanke, hat die gewöhnliche Cry-
stallisation des Bergcrystalls (– tab. III. fig. 19 –)
Doch die Flächen nicht so wie bey diesem quer gestreift.
Specifisches Gewicht = 4271. L.

Daß dieses Fossil wie oben erwähnt ein heftiges Gift
sey, war den Bergleuten zu Anglezark längst bekannt,
die sich desselben statt Rattenpulver bedienten. Aber
seine wohlthätigen Heilkräfte gegen die Scropheln sind
eine neuere Entdeckung wodurch sich Hr. Dr. Crawford
um die Menschheit verdient gemacht.

2. Schwerspach-Erde.

Ist so wie die folgenden beiden Gattungen mit Vi-
triolsäure verbunden, sie hat das Ansehen eines gelb-
lichgrauen Tripels, erdicht, mager anzufühlen, abfär-
hend. Findet sich häufig bey Paris.

3. Dichter Schwerspath*).

Von mancherley Farben, z.B. rauchgrau, ziegel-
roth etc. Kaum nur durchscheinend, meist ohne Glanz;
ungeformt; von splittrigem Bruch. Gehalt des Ram-
melsberger = 83,5 vitriolsaure Schwer-Erde, 6,5
Kiesel-Erde, 1,5 Thon-Erde, 2 Selenit, 4 Eisen,
2 Wasser und Erdharz.

[Seite 612]

4. (eigentlicher) Schwerspath. spatum pon-
derosum, marmor metallicum
. (Fr. spat
pesant,
Engl. cawk, ponderous spar.)

Nur diese Gattung hat wirklich Spathtextur und
sind von ihr vorzüglich folgende Arten zu merken:

1. Gemeiner Schwerspath, schalichter Schwerspath.

Meist von weisser Farbe, doch oft ins Blauliche,
Gelbliche etc. gewöhnlich nur durchscheinend oder un-
durchsichtig; von blättricher Textur; theils in dickscha-
lichten abgesonderten Stücken, deren Absonderungsflächen
mit den Blättern des Bruchs einen rechten Winkel
bilden (eine Abart die Hr. Werner jetzt blättrichten
Schwerspath nennt); von rhomboidaler Bruchgestalt;
specifisches Gewicht = 4430. Gehalt eines den Berg-
mann untersucht, = 84 Schwer-Erde, 13 Vitriol-
säure, 3 Wasser. Der Schwerspath ist eine der ge-
meinsten Gangarten vieler Erze: und seine Crystallisa-
tionen mannigfaltiger als bey irgend einer andern
Steinart. Häufigst in Säulen und Tafeln von vet-
schiedner Seitenzahl und mancherley Zuschärfung und
Zuspitzung. So z.B. in vierseitigen Säulen, wohin
der so genannte Stangenspath von Freyberg gehört,
in sechsseitigen Säulen, die sich theils schon dem tafelar-
tigen nähert, wie z.B. an den so seltenen, ausnehmend
zarten Haardrusen vom Iberg am Harz (es sind theils
microscopisch kleine schneeweisse Crystallen wie an Fäden
angeschossen die bereiften Haaren ähneln). Unter den
Tafeln häufig vierseitige mit und ohne Zuschärfungen etc.
Theils nierenförmig zusammengruppirt (z.B. in den so
[Seite 613] genannten Hahnenkamm Drusen). Sechsseitige Tafeln
mit zugeschärften Enden, die theils wieder mit kleinen
Endflächen zugespitzt sind (– tab. III. fig. 8. –) u.a.m.

2. Aehrenstein, fälschlich so genannter Straußasbest.
lapis acerosus.

Eine ganz auffallend ausgezeichnete Art eines schnee-
weissen Schwerspaths, in blumichter Gestalt wie ästige
Aehren etc. womit ein festes, graues, mergelartiges Ge-
stein wie durchwachsen ist, so daß durchschnittne Tafeln
davon ein ausnehmend schönes Ansehen erhalten. Ist
vor langen Jahren einmahl in der Gegend von Osterode
am Harz (und meines Wissens sonst nirgend) ge-
brochen.

3. Bologneserstein.

In rauchgrauen, rundlichen, plattgedrückten Nieren,
von Größe und Form meist wie getrocknete Feigen,
wenig durchscheinend, auf dem Bruche stralicht, doch
mit deutlicher Spathtextur. Findet sich bloß am Berge
Paterno bey Bologna, und hat man aus dieser Art
zuerst die bekannten Lichtmagnete verfertigt. Specifi-
cisches Gewicht = 4440. Gehalt = 62 vitriolsaure
Schwer-Erde, 16 Kiesel-Erde, 14,75 Thon-Erde,
6 Gyps, 0,25 Eisen, 2 Wasser.

5. Kreuzcrystall.

Dieses ebenfalls ganz eigne, sonderbare, erst neuerlich
entdeckte Harzer Fossil bricht zu St. Andreasberg, und
ist von andern bald zum Hyacinth bald zum Zeolith etc.
gerechnet worden. Daß es hier füglich seine Stelle
[Seite 614] erhalte, zeigt Hrn. Westrumbs Analyse der darin = 20
vitriolsaure Schwer-Erde, 44 Kiesel-Erde, 20 Thon-
Erde und 16 Wasser fand. Die ganz auszeichnende Cry-
stallisation, wovon das Fossil den Nahmen hat, besteht
aus zwey schmalen vierseitigen rechtwinkligen Tafeln
die an den Enden zugeschärft und zugespitzt find, aber
einander alt Zwillingscrystalle der Länge nach gleichsam
durchschneiden, (– tab. III. fig. 15 –) so daß sie dann
auf dem Querbruche ein Kreuz vorstellen. Sie sind
meist von weisser Farbe, durchscheinend, doch ihr spe-
cifisches Gewicht nur = 2353.


Uebersicht der vorzüglichsten gemeng-
ten Gebirgsarten.

[Seite 615]

§. 244.

Die Ur-Gebirge (§. 226.), so wie die mehr-
sten Gang-Gebirge (§. 227.) und selbst zum
Theil die Flötz-Gebirge (§. 228) bestehen aus
keiner einfachen homogenen Steinart, sondern
aus einem Gemenge von mehrern heterogenen,
die auf verschiedne bestimmte Weise mit einan-
der verbunden sind*).

§. 245.

Die Steinarten selbst woraus das Gemenge
dieser Gebirgsarten besteht, sind nun zwar
sämmtlich schon in diesem Abschnitt gehörigen
Orts angeführt worden: jetzt müssen doch aber
am Schluß desselben auch die vorzüglichsten Ver-
bindungen derselben zu jenen gemengten Gebirgs-
arten (saxa, petrae heterogeneae) deren Kennt-
niß für die ganze Mineralogie von größter Wich-
tigkeit ist, zusammen gestellt werden.

§. 246.

[Seite 616]

Doch schließe ich davon diejenigen Stein-
orten aus, in deren Zellen, Drusenlöchern etc.
andre bloß angeschossen und gebildet worden, ohne
ursprünglich hinein gemengt zu seyn; wie dieß
z.B. der Fall mit dem im Trapp befindlichen
Chalcedon und Zeolith ist*).

§. 247.

Die wirklich gemengten Gebirgsarten sind
nun aber aus mancherley Rücksicht von vielfacher
Verschiedenheit, z.B. nach der Beschaffenheit
und Mannigfaltigkeit des Stoffes, woraus sie
zusammen gemengt sind; ferner nach der Textur
des Ganzen, ob das Gemenge derbe Massen
macht (wie beym ursprünglichen Granit) oder
geschichtet ist (wie beym Gneiß); so in Rück-
sicht des Alters, ob es ein primitives oder aber
ein regenerirtes Gemenge ist (– s. S. 518 –)
u.s.w.

§. 248.

[Seite 617]

Eine Hauptverschiedenheit betrifft die drey-
fache Art wie das Gemenge unter einander ver-
bunden ist:

Entweder nähmlich a) in einen gemeinschaft-
lichen Grundteig gleichsam eingeknetet, wie beym
Porphyr.

Oder b) durch ein Cäment zusammen ge-
küttet, wie der Sandstein.

Oder endlich c) ohne allen sichtlichen Kitt
oder Grundteig gleichsam an einander gewachsen,
wie der ursprüngliche Granit.

Nur versteht sich von selbst, daß auch diese
Verbindungsarten zuweilen so unmerklich in ein-
ander übergehen, daß in manchen Fällen keine
sehr bestimmten Grenzen dazwischen gezogen wer-
den können.

§. 249.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ, die
Hauptarten wieder in folgende Unterarten ab-
zutheilen.

1. Die eigentliche Art, die aus den ihr
eigentlich zukommenden Stoffen rein gemengt
ist: wie z.B. eigentlicher Granit aus Feldspath,
Quarz und Glimmer.

2. Uebermengte Arten, die außer ihren ei-
gentlichen Stoffen noch fremde oben drein ent-
halten.

[Seite 618]

3. Halbarten, denen einer oder der andre
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne daß
dafür ein fremder eingemengt wäre.

4. Afterarten, die statt eines oder des an-
dern der ihr eigentlich zukommenden Stoffe einen
oder den andern fremden enthalten.

* * *

1. Granit, am Harz Heidenstein, in der
Schweiz zum Theil Geißbergerstein, lapis
tragimontanus
.

Ein körnichtes Gemenge in dichten Massen gleichsam
zusammen gewachsen.

1. Eigentlicher Granit.

Aus Feldspath, Quarz und Glimmer. – So wie
die mehrsten andern gemengten Gebirgsarten auch,
wieder von den endlosesten Varietäten. Z.B. in Rück-
ficht des Korns; feinkörnig, wie der vom Brocken;
grobkörnig wie das berühmte ungeheuere Gescheide aus
einem Sumpfe am Finnischen Meerbusen das seines Ge-
wichts von drey Millionen Pfund ungeachtet nach
S. Petersburg transportirt worden, um der Statue
Czaar Peters des Großen zur Basis zu dienen*)
[Seite 619] oder in Rücksicht der Proportion der Gemengstoffe, wie
einer oder der andre vorwaltet, z.B. der Glimmer
in großen silberglänzenden wellenförmigen Blättern im
Granit von Neufundland, zumahl von Croque-Harbour.
Hingegen vorwaltender Feldspath bey fast unmerklich
wenigem Glimmer in dem so berühmten Portsoy-Granit
aus Schottland*).

2. Uebermengter Granit.

Der außer seinen drey obgedachten Bestandtheilen
noch einen andern enthält: z.B. Granaten, Stangen-
schörl, Hornblende etc.

3. Halbgranit.

Der z.B. bloß aus Feldspath und Quarz, ohne
Glimmer besteht.

4. Aftergranit.

Der z.B. statt des Quarzes Diamantspath enthält
(S. 566).

Oder statt des Glimmers Hornblende, wie im Sye-
nit (S. 579), wohin die mehrsten der so genannten
antiken Aegyptischen Granite gehören, und der auch
größtentheils das Ur-Gebirge des Thüringer Waldes
ausmacht.

2. Gneiß, in der Schweiz auch zum Theil
Geißbergerstein.

Ein mehr blätterichtes Gemenge in schiefrichten Lagen
zusammen gewachsen.

[Seite 620]

1. Eigentlicher Gneiß.

Eine Gang-Gebirgsart, vom Gemenge des eigent-
lichen Granits der Ur-Gebirge, nähmlich ebenfalls
Feldspath, Quarz und Glimmer. Auch gehen Granit
und Gneiß oft unmerklich in einander über. Der
Gneiß ist häufigst erzführend, zumahl im Erzgebirge
eine der gemeinsten Metallmütter.

2. Uebermengter Gneiß.

Z.B. mit schwarzem Turmalin auf Madagascar;
mit sogenanntem Diamantspath in Castilien etc. – Auch
der Australsand (S. 567) kann zum übermengten Gneiß
gerechnet werden. –

3. Halbgneiß.

Z.B. bloß aus Glimmer und Quarz, da er dann
in den inniger gemengten Glimmerschiefer übergeht.

4. Aftergneiß.

Z.B. mancher so genannte Murrstein, der außer
Glimmer und Quarz statt des Feldspaths Granaten
hält, wie der vom S. Gotthard etc.

3. Porphyr.

Feldspathkörner in eine meist jaspisartige theils aber
auch dem Hornstein, Pechstein etc. ähnelnde Grund-
masse fest eingewachsen, gleichsam wie eingeknetet.

1. Eigentlicher Porphyr.

Mit jaspisartiger Grundmasse. So z.B. die aus-
nehmenden so genannten antiken Abarten, aus Aegyp-
ten und dem steinigen Arabien. (s. S. 562.)

[Seite 621]

2. Uebermengter Porphyr.

Z.B. der so außer den Feldspathkörnern auch Quarz
enthält. So ein Gestein macht eine Ganggebirgsart
des Thüringer Waldes.

Hierher kann auch der so genannte Porphyrschiefer
gerechnet werden, der meist aus einer grünlichgrauen
Hornsteinähnlichen grobsplitterigen Grundmasse besteht,
die theils ziemlich schieferartig bricht an dm Kanten
durchscheinend ist, und meist Feldspath und Hornblende
enthält.

Eine thonartige Grundmasse mit eingemengtem Feld-
spath, Hornblende etc. macht den Ungarschen Graustein,
eine gemeine Metallmutter der dortigen reichen Gold-
und Silber-Erze aus, der gewissermaßen auch den
Porphyren beygezählt werden kann.

4. Puddingstein.

Der Grundteig ein graulichgelbes jaspisartiges Ge-
stein mit festeingeknetetem Feuerstein, Kieselschiefer etc.
in ungleichförmigen Körnern. Wohl von ziemlich neuer
Entstehung; denn die eingekneteten Feuersteine enthal-
ten zuweilen versteinte Cellularien etc.

5. Nagelfluhe.

Ein Schweizerwort, wodurch eine der gemeinsten
Flötz-Gebirgsarten der Schweizeralpen bezeichnet wird,
die aus einer verhärteten thonartigen meist eisenschüssi-
gen Grundmasse besteht, worin Quarz, Kieselschiefer etc.
in ungleichförmigen Körnern ziemlich locker eingemengt
liegen.

[Seite 622]

Ihr ähnelt manches so genannte rothe todte Lie-
gende der deutschen Bergleute was häufig die unterste
Flötz-Lage in Bergwerken, aber auch hin und wieder
ganze Berge ausmacht.

Ueberhaupt werden diese und andre dergleichen Ge-
menge von ungleichförmigem Korn mit dem Nahmen
Breschen (aus dem ital. breccia) belegt.

6. Grauwacke. (Fr. grés gris.)

Ein Grundteig von grauem thonartigen Gestein mit
dicht eingemengtem Quarz in ungleichförmigen Körnern.
Die grobkörnigern Sorten grenzen an die Nagelfluhe,
die feinkörnigern an den Sandstein. Ist eine Haupt-
ganggebirgsart des Oberharzes, wo er reiche Erzgänge
führt.

7. Sandstein.

Quarz in gleichförmigen meist feinen Körnern ohne
Grundteig, bloß dicht zusammen gekittet, und zwar
meist durch thonichtes oder kalkichtes oft eisenschüssi-
ges zuweilen auch selbst durch ein quarzartiges Cäment.

1. Eigentlicher Sandstein.

Bloß Quarzkörner durch eines der gedachten Bin-
dungsmittel zusammen gekittet. Die Abarten mit
quarzartigem Cäment grenzen an den körnichten Quarz.
Oft hält der Sandstein Petrefactenabdrücke, so z.B.
der vom Schulenberg am Harz Hysterolithen etc. bey
Coburg Geesterne, bey Blankenburg Baumblatter etc.
Mancherley Abarten des Sandsteins haben ihren Nah-
men von der Anwendung erhalten die man davon
macht, z.B. Mühlstein, Filtrirstein, Schleifstein etc.

[Seite 623]

Eine seit einigen Jahren von neuem*) berühmt ge-
wordne Abart ist der so genannte elastische oder richtiger
biegsame Stein vom Rio de Janeiro in Brasilien, ein
weisser lockrer Sandstein von zartschuppichten so zu sagen glimme-
rigen Korn, der in klein-fingersdicken Tafeln heraus-
gebracht wird.

Des so genannten crystallisirten Sandsteins ist oben
gedacht (S. 596).

2. Uebermengter Sandstein.

Zumahl mit Glimmer.

Oder noch überdem mit anderm Gemenge wie z.B.
mit kleinen braunen Eisensteinwürfelchen in dem ganz
eignen Beresofsker Gestein bey Catharinburg worin
der berühmte dasige rothe Bleyspath bricht.

8. Glimmerschiefer.

Feinkörniger Sand und Glimmer in schiefriger Tex-
tur innig mit einander gemengt, eine Ganggebirgsart,
die oft an den Gneiß grenzt und in denselben übergeht.

1. Eigentlicher Glimmerschiefer.

Zuweilen mit kaum merklichem Quarz, da er dann
theils dem Thonschiefer ähnelt.

[Seite 624]

Dahin gehört auch mancher so genannte Gestellstein
(saxum fornacum) der den Nahmen von seinem Ge-
brauch hat, da er wegen seiner Feuerbeständigkeit zu
Gestellen in Schmelzöfen taugt.

2. Uebermengter Glimmerschiefer.

Z.B. mit Granaten etc.

9. Topasfels.

Ein sonderbares meist körnichtes Gemenge von Quarz,
schwarzem Stangenschörl, derbem Topas und Stein-
mark, welches das Muttergestein des Sächsischen To-
pases (S. 545) ausmacht.

* * *

Soviel nur von den vorzüglichern gemengten Ge-
birgsarten: unter welche sich die hunderterley minder
beträchtlichen Abarten, die hier nicht ausdrücklich an-
geführt sind, leicht werden zurücköringen lassen. Da
auch, wie gesagt, die Uebergänge in diesen vielerley
Gemengseln so mannigfaltig und theils unmerklich
find, so begreift sich von selbst wie willkührlich die
Bestimmung von manchen Arten derselben, und wie
verschieden die darnach entworfnen Eintheilungen der
Geognosten seyn müssen.


Dreyzehnter Abschnitt.
Von den Metallen
.

[Seite 625]

§. 250.

Die Metalle unterscheiden sich von andern
mineralischen Körpern durch ihre ausnehmende
Schwere, vollkommenste Undurchsichtigkeit, me-
tallischen Glanz und mehrere oder mindre Ducti-
lität von zweyfacher Art, da sich nähmlich manche
weiche wie Bley und Zinn so leicht breit schlagen
und hämmern, und hingegen manche zähe wie
Kupfer und Eisen im Drahtzug so sehr dehnen
lassen; das Gold besitzt beide Alten von Ducti-
lität im höchsten Grade. – Das ohnehin
flüssige Quecksilber ausgenommen schmelzen die
übrigen in einem bestimmten Grad von Feuer,
und zwar manche noch ehe sie glühen; alle aber
undurchsichtig und mit gewölbter Fläche. Beym
Erkalten nehmen sie alle unter gewissen Umstän-
den eine crystallische Gestalt an, am häufigsten
die octoedrische (– tab. III. fig. 5 –). Er-
wärmt und stark gerieben geben manche wie das
Zinn, Eisen, Kupfer etc. einen specifiken Geruch.
Sie lassen sich alle entweder in Salpetersäure
oder Königswasser auflösen, und sind die voll-
kommensten electrischen Leiter.

§. 251.

So mannigfaltig und ungleich auch das An-
sehen ist, unter welchen sich fast jedes Metall
[Seite 626] in der Natur zu finden pflegt, so lassen sich doch
alle diese Verschiedenheiten füglich auf zwey
Hauptarten zurück bringen.

Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum Fr. metal vierge)
in ihrer wahren vollkommenen metallischen Ge-
stalt, (seys nun sichtbar oder aber in unmerk-
lichen Theilchen versteckt, und verlarvt); oder
hingegen vererzt im weitläufigern Sinn
(metallum mineralisatum) so daß ihnen mehr
oder weniger von ihrem reinen metallischen Ha-
bitus benommen ist.

Das letztre geschieht entweder durch Verbin-
dung mit einem fremden brennbaren Stoffe,
nähmlich mit Schwefel (z.B. im Bleyglanz,
in den Kiesen, Zinnober etc.): oder auch zwey-
tens mehrerer Metalle unter einander, zumahl
mit Arsenik (in beiden Fällen nennt man das
Metall im engern Sinn vererzt): oder
aber drittens mit einer fremden Säure, z.B.
mit Luftsaure, Arseniksäure, Phosphorsäure etc.
da man das Metall verkalkt nennt; welchen
Ausdruck aber die neuern Französischen Pnevma-
tiker ausschlieslich bloß von derjenigen ocherar-
tigen oder spathähnlichen Gestalt eines Erzes
gebraucht wissen wollen, den sie durch einen
Zutritt eines Sauerstoffes aus der Lebensluft
(– ihres oxigène oder ihrer base de l'air
vital
–) zu erklären suchen, statt daß die
Phlogistiker das Verkalken der Metalle vom
Verluste des denselben eigenthümlichen ihnen
[Seite 627] ihren metallischen Habitus gebenden brennbaren
Stoffes ableiten.

§. 252.

Die mehrsten Metalle hat man schon auf
beiderley Art nähmlich sowohl gediegen, als ver-
erzt, in der Natur gefunden. Manche hinge-
gen bis jetzt bloß gediegen, wie die Platina;
andre bloß vererzt wie Zink, Kobalt, Wasser-
bley etc.

§. 253.

Man pflegt insgemein die Metalle in Ganze
und Halbmetalle einzutheilen, und unter den
letztem die zwar festen aber minder geschmeidi-
gen zu begreifen: nähmlich 1. Uranit, 2. Arse-
nik, 3. Wasserbley, 4. Wolfram, 5. Braun-
stein, 6. Nickel, 7. Kobalt, 8. Spießglas, 9.
Wißmuth, und 10. Zink. Auch theilte man
sonst die übrigen so genannten ganzen Metalle,
nähmlich 11. Zinn, 12. Bley, 13. Eisen, 14.
Kupfer, 15. Quecksilber, 16. Silber, 17. Gold,
und 18. Platina wieder in edle und unedle und
begriff unter dem ersten Ausdrucke die zuletzt
genannten drey Metalle, weil sie feuerbestän-
diger seyen als die übrigen, sich nicht so leicht
verkalken lassen etc. – Aber das relative un-
bestimmte dieser vermeinten Unterschiede und
folglich auch die Unzulänglichkeit jener Einthei-
lung leuchten von selbst ein.


I. Uranit.

[Seite 628]

Der Uranit, Uranium, das neueste der
bis jetzt zuverlässig erwiesnen Metalle, das von
Hrn. Klaproth entdeckt worden, hat eine dun-
kelgraue Farbe, schwachen Glanz, wird von
Feile und Messer leicht angegriffen. Sein spe-
cifisches Gewicht = 6440. Er wird in Salpe-
tersäure und Königswasser aufgelöset, und durch
reines Laugensalz daraus als ein gelber Kalk
gefällt, der dem Glas eine hellbraune Farbe gibt.

1. Vererzt.

In folgenden drey Abarten die sich nicht selten bey
einander und zwar sämmtlich bey Johanngeorgenstadt
und Sofa im Erzgebirge finden.

a) Geschwefelter Uranit, Pecherz, Pechblende. Ura-
nium sulphuratum
.

Schwarz; theils von Steinkohlen- oder Pech-Glanz,
mit muschlichtem Bruch, theils matt, erdicht.

b) Uranitocher. Uranium ochraceum.

Schwefelgelb etc. erdicht.

c) Uranitspath, grüner Glimmer, Chalcolith. Ura-
nium spathosum.

Aus dem Spangrünen in allerhand andre Nüancen,
theils blättricht und dabey glänzend, theils erdicht; theils
crystallisirt zumahl in kleinen vierseitigen Tafeln mit
zugeschärften Kanten.

II. Arsenik.

[Seite 629]

Die Farbe des Arseniks hält das Mittel
zwischen Zinnweiß und Bleygrau, läuft aber
sehr bald tombackbraun und schwärzlich an; er
ist spröde; sein Bruch blättricht; wird von der
Salpetersäure stark angegriffen; brennt im Feuer
mit Knoblauchsgeruch und seine weissen süßlich-
schmeckenden furchtbaren Dämpfe färben das
Kupfer weiß, so wie auch überhaupt die gefärb-
ten Metalle durch Versetzung mit Arsenik weiß
werden. Er ist das flüchtigste aller Metalle.
Sein specifisches Gewicht = 8308. Sein Kalk
der eine eigne Säure enthalt läßt sich im Wasser
auflösen.

1. Gediegen.

Besonders als irrig so genannter Scherbenkobalt
(Fr. arsenic testacé) meist in nierenförmigen bauchich-
ten über einander liegenden Schalen, die metallischen
Klang haben, und sich mit den Messer schneiden lassen.
Meist eisenhaltig.

Dahin gehört auch der so genannte Fliegenstein.

2. Vererzt.

a) Giftkies, Mispickel. (Fr. pyrite arsenicale. Engl.
arsenical mundick.

Durch Schwefel vererzt, mit Eisen, graulichweiß,
meist gelb etc. angelaufen. Gibt am Stahl Funken und
[Seite 630] zwar mit Knoblauchsgeruch. Theils crystallisirt, meist
in vierseitigen Säulen, aber auch octoedrisch etc.

Das so genannte Weißerz; oder Mißpickelsilber ist
eine silberhaltige Abart davon.

b) Rauschgelb.

Bloß durch Schwefel vererzt. Wieder in zwey Ab-
arten: nähmlich 1) als Auripigment, Operment, risi-
gallum
, (Fr. orpiment) von gelber Farbe, und fast me-
tallischem Glanz; meist glimmerigem blättrichten Bruch;
und 2) als Rubinschwefel, sandaraca, realgar, von
feuerrother Farbe bis ins Rubinrothe; theils crystalli-
sirt, z.B. in sechsseitigen Säulen etc.

c) Arsenikkalk, weisser Arsenik.

Meist als mulmichter Beschlag auf Scherbenlobalt etc.
theils aber auch crystallisirt, als vierseitige Säule oder
dergleichen Pyramide. Specifisches Gewicht = 2477.

III. Wasserbley.

[Seite 631]

Das Wasserbley, molybdaena, ist fast
stahlgrau; wenig hart, dicht, spröde, von un-
ebnem fast körnichtem Bruch. Specifisches Ge-
wicht = 6963. Sein Kalk dessen specifisches
Gewicht = 3460 ist, enthält ebenfalls eine eigne
Säure.

1. Vererzt.

Wasserbleyglanz, molybdaena galenaris, insgemein
auch selbst Wasserbley genannt.

Mit Schwefel vererzt, bleygrau, auch meist bley-
glänzend, meist in krummen theils biegsamen Blättern,
sehr weich, fettig anzufühlen, abfärbend, selten cry-
stallisirt in zarten sechsseitigen Tafeln. Specifisches
Gewicht = 4738. Findet sich an wenigen Orten, aber
einzeln fast in allen Welttheilen, z.B. bey Altenberge
im Erzgebirge, bey Kolywan in Sibirien (theils schön
sternförmig wie auf einer großen Stufe unter den Aschi-
schen Geschenken im Museum); im Grönländischen
Weichstein (S. 587) und wies scheint im Australsand
(S. 567.)

IV. Wolfram.

[Seite 632]

Der Wolfram oder das Schwerstein-
metall, von Hrn. Werner Scheel genannt; ist
erst neuerlich aus seinen Erzen als König reducirt
worden, dessen Farbe aber so wohl als sein speci-
fisches Gewicht sehr ungleich angegeben werden;
jene nähmlich bald weiß, bald stahlblau, tomback-
braun etc. Dieses aber vom einen = 6823 und
von andern hingegen = 17600! Löset sich schwer
in Säuren auf, am leichtesten doch in Königs-
wasser. Sein Kalk hält ebenfalls eine eigne
Säure, und bildet mit flüchtigem Laugensalz ein
eignes Mittelsalz.

1. Vererzt.

a) Weisses Wolframerz, Schwerstein (aus dem Schwed.
tungsteen) irrig so genannte weisse Zinngraupen.

Die mit Kalkerde verbundne Wolframsäure, milch-
weiß; durchscheinend; von einem eignen fettigen Glänze
und fast muschlichten Bruch; theils crystallisirt in dop-
pelt vierseitigen Pyramiden, (– tab. III. fig. 5 –).
Specifisches Gewicht = 6066.

b) Schwarzes Wolframerz, insgemein so genannter
Wolfram, spuma lupi.

Mit Eisen- und Braunsteinkalk verbunden. Dun-
kelbraun; von blättrichten Gefüge; theils strahlicht: ge-
schabt gibt es ein fast rostfarbnes Pulver. Theils cry-
stallisirt in flachen sechsseitigen Säulen mit vierseitig
zugeschärften Enden.

[Seite 633]

Hierher gehört das Schinesische Kalin ein Gemenge
von crystallisirtem Wolfram mit weißlichem Zinnstein
in Quarz*).

V. Braunstein.

Der Braunstein, magnesia, (Fr. man-
ganèse
,) ist von dunkler Stahlfarbe, körnichtem
Bruch, sehr hart und spröde, äußerst streng-
flüssig. Sein specifisches Gewicht = 6850. Löset
sich leicht in Säuren auf. Ist nächst dem Eisen
und Gold vielleicht am allgemeinsten auf der Erde
verbreitet. Sein wichtigster Gebrauch ist zur
Verfertigung des weissen Glases da er dem grü-
nen seine Eisenfarbe entzieht.

1. Vererzt.

Mit Luftsäure, besonders in folgenden Abarten;

a) Graues Braunsteinerz.

Meist stahlgrau mit metallischem Glanz; theils dicht;
theils strahlicht, keilförmig, sternförmig; theils blätte-
rich; theils crystallisirt, zumahl in nadelförmigen sechs-
seitigen Säulen die verschiedentlich zusammen gehäuft
sind. Von vorzüglicher Schönheit bey Ilfeld am Harz.

[Seite 634]

b) Schwarzes Braunsteinerz.

In mancherley Gestalt; theils rußicht, mulmicht;
theils fest, zuweilen traubicht. Zu dieser schwarzen
Abart gehören auch wohl die mehrsten Dendriten die
sich zumahl auf Quarz, in Chalcedon, auf Glaskopf etc.
finden.

c) Rothes Braunsteinerz.

Meist erdicht.

Hierher gehört auch das so genannte Wadd das
zuerst in Derbyshire gefunden worden, und das wenn
es mit Leinöhl befeuchtet worden sich an freyer Luft
nach und nach von selbst entzündet. Gehalt = 43
Braunstein, 43 Eisen, 4,5 Bley.

VI. Nickel.

[Seite 635]

Der Nickel ist von blaßröthlicher Farbe,
ausnehmend hart, doch läßt er sich hämmern;
sehr strengflüssig. Sein specifisches Gewicht
= 7807. Er lößt sich vorzüglich in Salpeter-
säure auf, färbt die Auflösungen grün, sein Kalk
aber den Salmiakgeist blau. Die Schinesen
brauchen ihn zur Verfertigung ihres weissen
Kupfers (Packfong).

1. Vererzt.

a) Kupfernickel.

Durch Schwefel und Arsenik mit Eisen etc. Matt
kupferroth; von stumpfeckichtem gleichsam faßettirten
Bruch. Bricht meist bey Kobalt, aber an nicht vie-
len Orten und nur in geringer Menge.

b) Nickelocher.

Durch Schwefelsäure verkalkt. Meist als ein apfeb
grüner Beschlag auf Kupfernickel.

Hierher gehören die so genannten gänsekothichten Sil-
bererze die bloß mit Nickelocher beschlagen sind.

Daß auch der Chrysopras seine Farbe von diesem
Kalte habe, ist oben erwähnt (S. 558).

VII. Kobalt.

[Seite 636]

Der Kobalt (nähmlich die so genannte
Kobaltspeise) ist grau von mattem Eisenglanz
fast wie gehärteter Stahl; sehr hart, brüchig;
auf dem Bruche wie glimmerig; sehr streng-
flüssig; sein specifisches Gewicht = 7811. In
Königswasser aufgelöset gibt er die sympatheti-
sche Tinte, und sein Kalk mit Pottasche und
Sand das wichtige blaue Smalte-Glas.

1. Vererzt.

a) Grauer Speißkobalt, stahlderber Kobalt.

Durch Arsenik vererzt mit wenigem Eisen. Meist
ins Stahlgraue; sehr hart; sehr schwer.

Hierher gehört auch der mehrste gestrickte Kobalt.

Der weisse Speißkobalt unterscheidet sich besonders
durch die hellere Farbe. Findet sich besonders in Nor-
wegen.

b) Glanzkobalt. galena cobalti.

Durch Schwefel vererzt mit Eisen. Zinnweiß; weit
weicher als der vorige; ebenfalls theile gestrickt; häufig
crystallisirt, meist in Würfeln, theils mit abgestumpften
Ecken (Kobaltgraupen) etc.

Von der Art ist auch der so genannte Festungsko-
balt von Riegelsdorf der auf dem Querbruche zumahl
wenn er angeschliffen ist Fortificationsrissen ähnelt.

[Seite 637]

c) Schwarzer Erdkobalt.

So wie die folgende Art durch Luftsäure verkalkt,
daher beide so wie auch der rothe Erdkobalt mit
dem gemeinschaftlichen Nahmen von Kobaltocher be-
legt werden. Hier dieser, der schwarze, findet sich
theils mehlicht (als Rußkobalt oder schwarzer Ko-
baltmulm); theils aber verhärtet (als Schlackenko-
balt) meist von schwarzblauer Schieferfarbe; theils
nierenförmig, traubicht etc.

d) Brauner und gelber Erdkobalt, Lederkobalt.

Aus dem Leberbraunen ins Gelblichgraue, meist er-
dicht, von mergelartigem Ansehen.

e) Rother Erdkobalt.

Durch Arseniksäure verkalkt. Pfirschblüthroth etc.
und zwar α) Kobaltblüthe strahlicht, auch theils deut-
lich crystallisirt meist in vierseitigen Säulen; und
β) Kobaltbeschlag als rother Mulm.

VIII. Spießglas.

[Seite 638]

Das Spießglas, antimonium, sti-
bium
, ist von weißblaulicher Farbe, blätterichtem
theils strahlichtem Gefüge, sehr spröde, brüchig.
Dem Zinn und Bley zugesetzt, werden diese
weichen Metalle dadurch härter. Sein specifi-
sches Gewicht = 6702. Schmilzt bey = 780°
Fahrenheitischer Scale. Es wird nur unvoll-
kommen von Säuren aufgelöset, am leichtesten
noch von Königswasser.

1. Gediegen.

Doch wohl immer mit etwas Arsenik verbunden,
daher silberweiß: so das aus Savoyen, Dauphine, und
von Andreasberg am Harz.

2. Vererzt.

a) Graues Spießglaserz, antimonium crudum.

Durch Schwefel vererzt; theils bleygrau, stahlfar-
ben, schwarz etc. oft taubenhälsig augeflogen; theils
derb, theils strahlicht, spießicht, nadelförmig; theils
blättricht, schuppicht etc. theils crystallisirt in sechssei-
tigen Säulen mit dreyseitigen Spitzen (– tab. III.
fig. II –): abfärbend, sehr brüchig, aber ausnehmend
leichtflüssig. Außer seinem mannigfaltigen medicinischen,
technischen und metallurgischen Gebrauch ist es in Ha-
bessinien und am rothen Meere der allgemeinste Han-
delsartikel, weil es faß durchgängig als eine Art von
Schminke gebraucht wird.

[Seite 639]

Das hierher gehörige Federerz ist von matter Vley-
stiftfarbe, haaricht, meist etwas silberhaltig und ward
daher ehedem in den Systemen den Silbererzen zugesellt.

b) Rothes Spießglaserz.

Durch Schwefel mit Arsenik vererzt, meist mordo-
reroth, gewöhnlich strahlicht.

c) Weisses Spießglaserz.

Durch Salzsäure verkalkt; graulichweiß, mit metal-
lischem oder Perlmutterglanz.

IX. Wißmuth.

[Seite 640]

Der Wißmuth bismutum, marcasita
officin
., (Fr etain de glace) ist von silber-
weisser Farbe, blättrichtem Gefüge, sehr spröde.
Sein ansehnliches specifisches Gewicht = 9822.
Er ist überaus leichtflüssig (schon bey 460° Fayr);
gibt vollends mit halb so viel Zinn und halb so
viel Bley eine metallische Composition die schon
in kochendem Wasser schmilzt: daher der Ge-
brauch des Wißmuths zum Schlagloth und zum
Verzinnen. Wird leicht in Salpetersäure auf-
gelöset und durch zugegoßnes Wasser als weisser
Kalk (das so genannte blanc d'Espagne) daraus
gefällt.

1. Gediegen.

Wenig andre Metalle werden nach Verhältniß so
häufig gediegen gefunden als der Wißmuth. Theils
blättricht, körnicht etc. theils in saubern Dendriten in
Jaspis und Hornstein eingewachsen.

2. Vererzt.

a) Wißmuthglanz.

Durch Schwefel vererzt, oft mit Arsenik und Ko-
balt, sehr weich; theils abfärbend. Oft pfauenschweifig
angeflogen (so genannter taubenhälsiger Wißmuth).

b) Wißmuthocher.

Durch Luftsäure verkalkt, graugrünlich; theils als
mulmichter Beschlag, theils verhärtet.

X. Zink.

[Seite 641]

Die Farbe des Zink, Spiauter, Con-
terfeit
hält das Mittel zwischen Bley und
Zinn; sein Bruch ist zackig theils zaserig; ist
weniger spröde als andre so genannte Halbme-
talle. Das specifische Gewicht des Goslarschen
Zinks = 7190. Schmilzt ehe er glüht bey
= 741° Fahr.; im offnen Feuer entzündet er
sich mit einer blaulichgrünen Flamme; wird von
allen Sauren aufgelöset ohne sie zu färben. Sein
wichtigster Gebrauch zum Messingmachen.

1. Vererzt.

a) Blende, pseudogalena, (Engl. black jack.)

Durch Schwefel vererzt, mit Eisen; theils auch
goldhaltig etc. ein sehr häufiges gemeines Erz; von
mancherley Farben; zumahl ins Hyacinthgelbe, Grün-
liche, Rothbraune, Schwarzbraune etc. mehr oder we-
niger durchscheinend; von blättrichtem theils spatharti-
gen Bruch; theils in mancherley Crystallisationen z.B.
als doppelt vierseitige Pyramiden etc. manche Abarten
phosphoresciren wenn man sie mit dem Messer schabt,
und das selbst unter Wasser.

Das graue Zinkerz oder Braunerz ist eine mit
Bleyglanz innig gemengte Blende.

Und dahin scheint auch, nach den Exemplaren zu
urtheilen die ich davon besitze, das echte Tuttanego
aus Malacca zu gehören.

[Seite 642]

b) Galmey, lapis calaminaris, cadmia, (Fr. pierre
calaminaire
, Engl. calamine.)

Durch Luftsäure verkalkt, mit eisenschüssigem Thon
gemengt; weißlich, ochergelb etc. von sehr ungleicher
Festigkeit; theils erdicht, theile aber auch daß er am
Stahl Funken gibt; theils zellicht, oder geflossen etc.

Zinkspath ist ein blättrichter Galmey von spathichter
Textur und verschiedner Crystallisation; z.B. in sechs-
seitigen Tafeln, oder auch in dreyseitigen Pyramiden
(– tab. III. fig. 1 –).

XI. Zinn.

[Seite 643]

Das Zinn, stannum (Fr. etain, Engl.
tin) hat eine eigne sehr hellweisse Farbe; gibt
wenns gebogen wird einen eignen Ton (Fr.
le cri d'etain); knirscht zwischen den Zähnen;
bricht leicht. Specifisches Gewicht des reinsten
Zinns von Cornwall = 7291. Schmilzt ehe es
glüht schon bey = 410° Fahr. Verkalkt im
Feuer sehr leicht zu so genannter Zinnasche;
wird in Königswasser aufgelöset; findet sich ver-
gleichungsweise nur in wenigen Weltgegenden.

1. Vererzt.

a) Zinnkies, (Fr. etain sulfureux, or mussif natif, mine
de bronze.
Engl. bell-metal ore.)

Mit Schwefel vererzt, stahlgrau, sehr spröde; zu-
mahl bey St. Agnes in Cornwall. Das specifische Ge-
wicht dieses merkwürdigen Erzes = 4350. Sein Ge-
halt = 34 Zinn, 36 Kupfer, 25 Schwefel, 3 Eisen,
2 Bergart etc.

b) Zinnstein.

Ursprünglich brauchte man dieß Wort bloß vom un-
geformten derben Zinnkalk, im weitern Sinn werden
aber auch die crystallisirten Abarten, die so genannten
Zinngraupen und der Zinnzwitter barunter begriffen.
Jene sind meist von brauner Farbe die aber einerseits
bis ins dunkelste Schwarze und anderseits ins Hya-
einthgelbe übergebt; diese letztre sind theils durch-
[Seite 644] sichtig. Die Crystallisation dieser Graupen ist meist eine
doppelt vierseitige Pyramide, aber in mancherley Ab-
änderungen und Verbindungen. Ihr specifisches Ge-
wicht = 6900.

Zwitter nennt man die sehr kleinen in ihr Mutter-
gestein eingesprengten meist nadelförmigen vierseitigen
Zinnkalkcrystallen.

Der eigentliche derbe Zinnstein hat meist die Farbe
der Graupen, aber auch noch Heller, ins Gelblich-
graue etc. wie das Kalin der Schinesen (– S. 633 –).

c) Holzzinn, Cornisches Zinnerz, (Fr. etain limoneux,
hématite d'etain
. Engl. wood tin.)

Diese überaus sonderbare und seltne Art von Zinn-
kalk findet sich bloß in den Seifenwerken*) von Corn-
wall als kleine meist haarbraune nierenförmige Ge-
schiebe die aus kuglichten Schichten zusammen gesetzt
find, theils auch in stralichten Keilen, von fasrichtem
Bruch, überhaupt von Farbe und Ansehen fast wie
Nußbaumholz, so hart daß sie am Stahl Funken ge-
ben. Ihr specifisches Gewicht = 6450. Halten über
63 p. C. Zinn.

XII. Bley.

[Seite 645]

Das Bley, plumbum, (Fr. plomb,
Engl. lead) hat eine fast blaulichweisse Farbe;
läuft an der Luft schwarz an; färbt die Finger
wenns stark gerieben wird; ist das weichste der
festern Metalle; sein specifisches Gewicht = 11352.
Schmilzt ehe es glüht bey = 595° Fahr.
Brennt leicht zu Kalk. Wird von allen Säu-
ren aufgelöset, die davon einen süßen Geschmack
erhalten.

1. Vererzt.

a) Bleyglanz, galena. (Engl. blue lead ore.)

Durch Schwefel vererzt, mit Silber; Bleyfarben,
mit vollem metallischen Glanze; theils von blättrichtem
theils von körnichtem gröberm oder feinerm Gefüge; seine
Bruchgestalt fast immer würflicht; häufig crystallisirt;
gewöhnlich in Würfeln mit abgestumpften Ecken etc.
theils in besondrer Gestalt, dendritisch, gestrickt etc.*)
[Seite 646] Ueberhaupt ist der Bleyglanz eins der gemeinsten Erze,
das sich in Gang- und Flötz-Gebirgen findet, und
aus welchen z.B. am Harz das mehrste Silber ge-
wonnen wird.

Der Bleyschweis ist von matter Bleyfarbe eben-
falls durch Schwefel vererzt, aber mit Eisen und Zink
vermischt.

So das Sproterz, Striperz mit Spießglas. Auch
ist es meist so wie dieses von strahlichtem theils blätt-
richtem Gefüge.

b) Weisses Bleyerz.

Durch Luftsäure verkalkt, besonders in folgenden
drey Abarten:

α) Weisser Bleyspath von weissem Atlasglanz;
auf dein Bruche meist mit einen eignen sich
dem metallischen nähernden Glänze; theils na-
delförmig wie die berühmten Drusen von
Glücksrad bey Zellerfeld.

β) Natürliches Bleyglas, vitrum saturni nati-
vum
, wie ein apfelgrünes Glas von musch-
lichtem Bruch z.B. auf dem neuen S. Joachim
bey Zellerfeld.

γ) Bleyglimmer wie ein weisser silbertalkichter
Anflug auf Kalkspath etc. Findet sich auf Berg-
mannstrost bey Andreasberg, ward sonst, für
Buttermilchsilber ausgegeben.

[Seite 647]

c) Schwarzes Bleyerz.

Als Spath, scheint aus dem weissen Bleyspath durch
Zutritt von Schwefeldämpfen entstanden zu seyn; und
in sofern gleichsam einen Uebergang zum Bleyglanz
zu machen*).

d) Grünes Bleyerz.

Durch Phosphorsäure verkalkt, ebenfalls als Spath,
von zeisiggrüner Farbe in allerhand Nüancen, theils
ins Blaue etc.

e) Gelbes Bleyerz.

Durch Wasserbleysäure verkalkt: theils erdicht, theils
derb, theils spathicht in allerhand Crystallisationen.
Bricht zumahl zu Bleyberg bey Villach in Kärnten.

f) Rothes Bleyerz.

Bleykalk mit Eisenkall verbunden. Dahin vorzüg-
lichst der berühmte seltne rothe Bleyspath aus den
Beresofsker Gruben von Catharinburg dessen besondres
Muttergestein oben angefühlt worden (S. 623). Er
ist von morgenrother Farbe, theils durchscheinend theils
gar (wie an einigen Stücken unter den Aschischen Ge-
schenken im academischen Museum) durchsichtig. Spe-
cifisches Gewicht = 6026.

g) Bleyerde, Bleyocher.

Von mancherley Farben; zumahl grau, gelb und roth.

XIII. Eisen.

[Seite 648]

Das Eisen, ferrum, (Fr. fer, Engl.
iron) ist von grauer Farbe, ausnehmender Harte,
so daß es gestählt mit sehr harten Steinen Fun-
ken gibt. Specifisches Gewicht eines reinen
Gußeisen = 7207. Schmilzt erst bey = 17977
Fahr.*). Wird vom Magnet gezogen und
selbst leicht magnetisch; wird von allen Säuren
angegriffen und aus diesen Auflösungen durch
Galläpfeltinktur schwarz und durch Berlinerblut-
lauge blau gefällt. Ist unter allen Erzen am
allgemeinsten in der Erde und selbst in der orga-
nisirten Schöpfung verbreitet. Auch wird kein
andres Metall von den cultivirten Völkern in
so unsäglicher Menge verarbeitet.

1. Gediegen.

Wenn man nähmlich die beiden cellulosen Eisen-
massen für natürlich gediegen gelten lassen will, wovon
die eine mit gelbem Chrysolithfluß (s. oben S. 549)
von Hrn. Pallas am Jenisei bey Krasnojarsk, die
andre aber von wenigstens 300 Centner an Gewicht
am Parana in Paraguaey gefunden worden.

[Seite 649]

2. Vererzt.

a) Schwefelkies, Eisenkies, pyrites. (Fr. pyrite mar-
tiale, marcasite
, Engl. mundick.)

Durch Schwefel vererzt. Meist blaß messing gelb, aber
in vielerley Nüancen, einerseits fast ins Tombackbraune
anderseits ins Stahlgraue. Meist so hart daß er am
Stahl Funken gibt, und theils feine Politur annimmt
(so genannter Gesundheitsstein). Häufigst derb; außer-
dem in mannigfaltiger besondrer Gestalt z.B. geflossen,
dendritisch, röhrenförmig, zellig; auch in mancherley
Crystallisationen, zumahl als Zwanzigeck nähmlich als
Dodecaedron mit fünfseitigen Flächen (– tab. III.
fig. 4 –); oder als doppelt vierseitige Pyramide
(– tab. III. fig. 5 –); oder cubisch meist mit gestreif-
ten Flächen, und zwar mit dem sonderbaren Umstand*)
so daß bloß die Streifen von den beiden einander ge-
rade entgegen stehenden Flächen einerley Richtung haben,
hingegen die von den drey in eine Ecke des Würfels
aneinander stoßenden Flächen einander gleichsam conträr
laufen (– tab. III. fig. 2 –). Sein Eisengehalt ist
sehr verschieden, theils so reich daß ihn der Magnet
zieht; dieser magnetische Kies ist von fast tomback-
brauner Farbe, aber nicht häufig. Unter den andern
Abarten ist vorzüglich zu merken der Strahlkies, wo-
hin der aus flachgedruckten octoedrischen Crystallen zu-
sammen grupirte Hahnenkammkies gehört; der Leber-
[Seite 650] kies der oft Ammonshörner und andre incognita der
Vorwelt durchzieht und nebst dem Strahlkies in wel-
chen er oft übergeht auch unter dem gemeinschaftlichen
Nahmen wasserkies bekannt ist etc.

b) Magnetischer Eisenstein, Magnet, magnes. (Fr.
aimant, Engl. load stone.)

Eisenschwarz, hart, spröde, zeichnet sich besonders
durch die beiden physicalischen Eigenschaften aus, das
Eisen anzuziehen, und wenn er in einer freyen Lage
schwebt durch seine Richtung die Pole anzuzeigen, wel-
ches beides er auch dem Eisen selbst mittheilt. Findet
sich meist derb, dessen specifisches Gewicht = 4243,
theils auch als Sand, und crystallisirt z. B, in kleinen
doppelt vierseitigen Pyramiden im Chloritschiefer auf
Corsica (S. 588).

c) Eisenglanz. (Fr. mine de fer speculaire.)

Von metallischer Eisenfarbe; wird mehrentheils vom
Magnet gezogen. Dahin gehören die theils ausneh-
mend schönen crystalisirten und taubenhälsig angelauf-
nen Abarten aus den seit zwey Jahrtausenden berühm-
ten Eisengruben der Insel Elba; meist in doppelten
flach linsenförmigen dreyseitigen Pyramiden, aber auch
in mancherley andern Crystallisationen. Anderwärts
auch nicht selten in kleinen Linsen und Tafeln. Hält
auf 60 bis 80 p. C. Eisen.

Hierher gehört auch der Eisenglimmer, der in
großen Blättern Spiegeleisen genannt wird.

d) Rother Eisenstein.

Entweder an sich schon von braunrother Farbe oder
daß er doch wenn er geschabt wird ein dergleichen
[Seite 651] Pulver gibt. Findet sich entweder mulmicht, als rother
Eisenrahm meist mordoreroth; oder derb als eigent-
lich so genannter rother Eisenstein; der sich wieder in
mancherley besondre Gestalten, häufig z.B. in der
cubischen Gestalt des Schwefelkieses woraus er entstan-
den, zeigt; oder aber nierenförmig, kuglicht, schalicht,
stalactitförmig etc. als rother Glaskopf, meist mit
strahlichtem Bruch wovon nachher einzelne keilförmige
Stücken unter dem Nahmen Blutstein, haematites,
bekannt sind. Der Gehalt dieses Glaskopfs auf 40
bis 50 p. C.

e) Brauner Eisenstein.

Von brauner Farbe theils ins Schwarze etc. Gibt
braunen Strich; findet sich übrigens in denselben Ab-
arten wie der vorige rothe. Der braune Eisenrahm
theils staudenförmig etc. Der eigentliche braune Ei-
senstein (Fr. mine de fer hépatique) ebenfalls nicht sel-
ten in der Crystallisation des Schwefelkieses, als Wür-
fel und auch als Zwanzigeck (– tab. III. fig. 4. –).
Theils sind Versteinerungen von incognitis der Vor-
welt damit durchzogen wie z.B. die Blankenburger
Schraubensteine. Der braune Glaskopf theils mit
ausnehmend saubern Braunsteindendriten angeflogen.

f) Spathichter Eisenstein, Eisenspath. (Fr. mine de
fer blanche
.)

Durch Luftsäure verkalkt mit Kalk-Erde und Braun-
stein, meist von gelblichgrauer Farbe, aber theils ins
Weisse, theils ins Schwarzbraune; spathichte Textur;
häufig crystallisirt; am häufigsten rhomboidal und lin-
senförmig.

[Seite 652]

Dahin gehört der so genannte Flinz- oder Stahl-
stein aus dessen Eisen der beste Englische und Steyer-
märkische Stahl gemacht wird. Gehalt = 38 Eisen,
24 Braunstein, 38 Kalk-Erde.

g) Thonartiger Eisenstein.

Eisenkalk mit vielen Thon vermischt: meist von brau-
ner Farbe; theils ins Rothe theils ins Schwarze über-
gehend, in mancherley Gestalten, z.B. nierenförmig,
oder Kugeln theils von Kopfgröße wie die von Aber-
lady in Lothian die inwendig mit Scheidewänden von
Braunspath durchzogen sind und neuerlich zumahl durch
Hrn. Hutton's Theorie der Erde berühmt worden*);
oder stänglicht gleichsam wie Miniaturen von Säulen-
basalt, von partiellen neuerlichen Erdbränden (§. 230)
zumahl bey Hoschenitz in Böhmen. Auch das Boh-
nenerz gehört hierher. So auch mancherley verocherte
organisirte Körper aus beiden Reichen, Hölzer, Con-
chylien etc.

Des Röthels ist schon oben gedacht (S. 571).

h) Raseneisenstein, Morasterz, Sumpferz, (Fr. mine
de fer limonense
.)

Hat seinen Nahmen von seiner Lagerstätte. Ist mit
Phosphorsäure verkalkt; meist von den Farben wie der
thonartige Eisenstein, in lockrern oder festern Brocken;
theils in ganzen Lagern des aufgeschwemmten Landes
(§. 231).

[Seite 653]

In dieser Art von Eisenerzen glaubte der sel. Meyer
sein Wassereisen, Siderites, zu finden.

i) Blaue Eisenerde, natürliches Berlinerblau.

Von verschiednen Nüancen des Blau, meist als
mürbe Erde, gewöhnlich auch im aufgeschwemmten Land,
in Morästen etc. besonders in Torfgruben, aber auch
in Flötz-Gebirgen, wie z.B. au den merkwürdigen Pe-
trefacten aus der Crimm unter den Aschischen Ge-
schenken im academischen Museum deren oben gedacht
worden. (S. 579.)

k) Grüne Eisenerde.

Von zeisiggrüner Farbe. Darf nicht mit Nickelocher
verwechselt werden.

l) Arsenicaleisenerz.

Durch Arseniksäure verkalkt, stahlgrau, von metal-
lischem Glanz. Ist neuerlich zuerst in Spanien entdeckt
worden.

m) Smirgel, smiris. (Fr. êmeril. Engl. emery.)

Eisenkalk mit vorwaltender Kieselerde, schwarzgrau,
gibt einen braunrothen Strich. Ausnehmend hart;
daher der Gebrauch seines Pulvers zum Schleifen der
Steine und des Glases. Specifisches Gewicht = 3922.
Vorzüglich häufig in Südamerica*).

XIV. Kupfer.

[Seite 654]

Kupfer, cuprum, (Fr. cuivre, Engl.
copper) von der bekannten rothen Farbe, sehr
hart und elastisch, hat den stärksten Klang;
specifisches Gewicht = 7788. Schmilzt bey
= 4587 Fahr. Wird von allen Säuren auf-
gelöset. Verbindet sich leicht mit den mehrsten
übrigen Metallen und gibt so die mancherley
vorzüglichen Compositionen wie z.B. mit Gold,
Similor; mit Nickel, Schinesisches weisses
Kupfer (Packfong); mit Zinn, Glockengut und
Stückgut; mit Zinn und Arsenik die Composi-
tion zu Telescop-Spiegeln; mit Zink, Messing,
Tomback etc.

1. Gediegen.

Mehr oder weniger rein; theils güldisch oder sil-
berhaltig etc. theils crystallisirt zumahl in doppelt vier-
seitigen Pyramiden; theils als Geschiebe z.B. im
Kupferfluß nordöstlich von der Hudsonsbay und am
Strande der Kupfer-Insel bey Kamtschatka die davon
ihren Nahmen hat (mednei-ostrow).

Das Cämentkupfer ist aus den vitriolischen Kupfer-
wassern durch Eisen gefallt.

2. Vererzt.

a) Kupferglas, grau Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
vitreuse
.)

Durch Schwefel vererzt mit wenigem Eisen. Bley-
grau, ins Violette etc. Dach mit einer Art von me-
[Seite 655] tallischem Glanz; meist taubenhälsig spielend; geschmei-
dig so daß es sich mit dem Messer schneiden läßt. Hält
wohl 60 bis 80 u. m. pro C. Kupfer.

b) Bunt Kupfererz, Kupferlasur.

Aehnelt dem vorigen in der Farbe, theils tomback-
braun, oder wie angelaufner Stahl etc. ist aber spröde.
Gehalt 40 bis 60 p. C.

c) Kupferkies, gelbes Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
jaune
.)

Durch Schwefel vererzt mit vielem Eisen. Mehr
oder weniger goldgelb; theils grünlichgelb etc. oft
pfauenschweifig angeflogen: nicht so hart als Schwefel-
kies; spröde; theils crystallisirt z.B. in dreyseitigen
Pyramiden (– tab. III. fig. 1 –) oder in doppelt
vierseitigen. Theils als Anflug auf dem bituminosen
Mergelschiefer (S. 600). Ueberhaupt das gemeinste
von allen Kupfererzen. Sein Gehalt so wie freylich
der von allen Erzen sehr ungleich. Oft z.B. 15 bis
20 p. C.

d) weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre blanche.)

Von zinnweisser Farbe, theils etwas ins Gelbliche;
gibt am Stahl Feuer; gemeiniglich bey andern Kuper-
erzen, zumahl beym Fahlerz. Zuweilen wie bey Fran-
kenberg in Hessen sind vegetabilische Petrefacte, die so
genannten Kornähren, Holzgraupen etc. damit, wie mit
einigen andern Kupfererzen durchzogen.

e) Fahlerz, grau Kupfererz, schwarz Kupfererz,
auf dem Harz so genanntes Weißgülden. (Fr. min-
de cuivre grise
, Engl. grey copper ore.)

[Seite 656]

Durch Schwefel vererzt mit Arsenik und Silber;
stahlgrau; gibt ein grau röthliches Pulver: theils cry-
stallisirt zumahl in dreyseitigen Pyramiden (– tab. III.
fig. 1 –) etc.

f) Kupferschwärze.

Mit Eisenkalk vermischt; meist schwarz; gewöhnlich
als Ueberzug auf Kupferkiesen aus deren Verwitterung
er entstanden ist.

g) Roth Kupfererz, roth Kupferglas. (Fr. mine de
cuivre rouge
, Engl. red copper glas.)

Durch Luftsäure verkalkt; roth, zumahl Cochenill-
farben; theils durchscheinend; dicht oder crystallisirt;
letztres meist in doppelt vierseitigen Pyramiden; theils
haarförmig als so genannte Kupferblüthe z.B. bey
Rheinbreitenbach im Cölnischen. Gehalt des roth
Kupfererzes bis 73 p. C.

Das Lebererz ist von leberbrauner Farbe, erdichten
Bruch.

h) Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge, Engl. copper
malm
.)

Theils Ziegelroth, von erdichtem Bruch; theils als
so genanntes Kupfer Pecherz von pechartiger Farbe
und Ansehen, dichtem kleinmuschlichten Bruch.

i) Blau Kupfererz. (Fr. mine de cuivre azuree, Engl.
azore copper ore.)

In mancherley Nüancen der Farbe, theils erdicht
als so genanntes Kupferblau (Fr. bleu de montagne)
meist von lichterer Farbe; theils strahlicht, als Kupfer-
[Seite 657] lasur, und dieß meist vom dunkelsten Blau; sein Ge-
halt wohl 66 p. C. und drüber.

k) Grün Kupfererz.

Unter den verschiednen Abarten desselben sind beson-
ders zu merken α) Malachit: spangrün, grasgrün etc.
meist nierenförmig, in bauchichten Schalen, theils
röhricht etc. strahlichter Bruch; meist von Marmorhärte
so daß er treffliche Politur annimmt. Ueberhaupt von
der grüßten Mannigfaltigkeit und prachtvollen Schön-
heit im Catharinburgischen in Sibirien. Sein specifi-
sches Gewicht = 3641. Sein Kupfergehalt bis 70
p. C und drüber. β) Atlaserz (Fr. mine de cuivre
soyeuse, vert de gris naturel
): Smaragdgrün etc, meist
in Kupferkies etc. eingewachsen: von faserichtem Bruch;
mit Atlasglanz. Vorzüglich bey Lauterberg am Harz.
γ) Kupfergrün, chrysocolla, von lichtspangrüner Farbe
und muschlichtem Bruch. Das eisenschüssige Kupfer-
grün ist hingegen olivengrün bis ins Lauchgrüne, so
wohl von mattem erdichten als auch von muschlichtem
glänzenden Bruch und gleichsam schlackichtem Ansehen.

l) Arsenicalkupfererz, Olivenerz.

Durch Arseniksäure verkalkt. Dieses merkwürdige
erst neuerlich durch Hrn. Klaproth bestimmte Erz findet
sich zur Zeit bloß bey Carrarach in Cornwall in dunkel-
olivengrünen durchscheinenden nadelförmigen Crystallen
die meist büschelförmig zusammengehäuft in den kleinen
Klüften und Drusenlöchern eines eisenschüssigen bröck-
lichten Quarzes sitzen.

XV. Quecksilber.

[Seite 658]

Das Quecksilber, hydrargyrum, (Fr.
mercure, vif-argent, Engl. quicksilver) ist von
der bekannten Farbe und Glanz den es auch an
der Lust behält; flüssig ohne zu netzen; gefriert
aber bey = 39° unter ° Fahr.*) und läßt sich
dann hämmern; kocht bey = 600° der nähm-
lichen Scale. Wird am Vollkommensten von
der Salpetersäure aufgelöset. Amalgamirt sich
am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und
Bley. Sein specifisches Gewicht = 13568.

1. Gediegen.

So genanntes Jungfern Quecksilber.

Und in Verbindung mit gediegnem Silber als na-
türliches Amalgama, das sich im Zweybrückischen in
mancherley Gestalt, theils sogar crystallisirt findet.

2. Vererzt.

a) Zinnober.

Durch Schwefel vererzt. Von der bekannten Farbe
aber in mancherley Nüancen; theils hell durchscheinend;
[Seite 659] theils mürbe theils fest; letztres theils crystallisirt.
Hält bis 80 p. C. Quecksilber.

Der natürliche aethiops mineralis ist ein schwarzer
Zinnober der sich im Zweybrückischen zumahl auf Schwe-
felkies etc. findet.

b) Lebererz.

Durch Schwefel vererzt mit Eisen. Meist wie ein
dunkler braunrother verhärteter Thon. Nimmt theils
Politur an.

Das so genannte Corallenerz von Idria ist eine
Abart davon mit eingemengten schalichten Nieren die
man irrig für Petrefacten gehalten.

c) Quecksilberhornerz, natürlicher Sublimat. (Fr.
mercure doux natif.)

Durch Vitriol- und Salzsäure verkalkt. Meist grau-
gelblicht glänzend, gewöhnlich als dünner schalichter
Ueberzug in Drusenlöchern andrer Zweybrückischer
Quecksilbererze; theils crystallisirt. Gehalt bis 70 p. C.

XVI. Silber.

[Seite 660]

Silber, argentum, (Fr. argent, Engl.
silver) von der bekannten Farbe; nächst dem
Gold das geschmeidigste Metall; hat nächst dem
Kupfer den stärksten Klang. Sein specifisches
Gewicht = 10474. Schmilzt bey = 4717° Fahr.
Wird in Salpetersäure aufgelöset und daraus
durch Salzsäure als Hornsilber gefällt; so wie
durch Quecksilber als so genannter Dianenbaum.

1. Gediegen.

Häufig, doch fast immer mit andern Metallen zu-
mahl mit Kupfer, seltner mit Eisen, Arsenik etc. ver-
mischt. Auch nicht selten mit Gold, da es Hr. von
Veltheim Electrum, und Hr. Werner güldisches gedieg-
nes Silber nennt; dieß findet sich zumahl bey Kongs-
berg in Norwegen und am Schlangenberg in Sibirien.

Das gemeine gediegne Silber findet sich theils in
mancherley besondrer Gestalt, z.B. dendritisch, ge-
strickt, oder wie in Mexico zwischen Quarz als so ge-
nanntes Farnkrautsilber (Fr. argent fougere, Span.
metal machacado) von ausnehmender Eleganz. Theils
auch crystallisirt, als doppelt vierseitige Pyramide etc.

Zum verlarvten gedignen Silber (§. 251) gehört
wahrscheinlicher Weise das echte so genannte Butter-
milcherz von Andreasberg: auch wohl das Zundererz
in einer Art eisenschüssigen Bergleder von mordore-
rother Farbe bey Clausthal; so wie die Silberschwärze
die sich hin und wieder besonders im Erzgebirge auf
[Seite 661] andern Silbererzen findet, und das Silberbranderz
in sprödem körnichten Erdpech bey Ilmenau etc.

2. Vererzt.

a) Arseniksilber.

Durch Arsenik vererzt; von mattem Silberglanz;
blättrichtem Gefüge; leicht zu schneiden; von sehr un-
gleichem Gehalt, theils bis 90 p. C.

b) Glaserz. (Fr. mine d'argent vitreuse.)

Durch Schwefel vererzt; von schwärzlicher Bleyfarbe,
mattem Glanz, weich und geschmeidig, so daß es sich
theils sogar prägen läßt. Seine gewöhnlichste Cry-
stallisation in doppelt vierseitigen Pyramiden. Gehalt
auf 75 p. C.

In Braunspath etc. eingesprengt wird es Tigererz
genannt.

c) Schwarzgülden, sprödes Glaserz, Röschgewächse.

Durch Schwefel vererzt mit Arsenik und Eisen; von
rusiger dunkelschwarzer Farbe, gibt gerieben einen schwar-
zen Strich; meist als Anflug oder Mulm auf andern
Silber und Bleyerzen, doch auch in tafelförmigen
Crystallen etc. Gehalt bis 66 p. C.

d) Silber-Hornerz, natürliches Hornsilber.

Durch Salzsäure und wenige Vitriolsäure verkalkt;
von grauer oder bräunlicher Farbe; theils ins Schwärz-
liche; in dünnen Blättchen durchscheinend; auch so ge-
schmeidig, daß es sich schneiden läßt; schmilzt schon in
der Lichtflamme; theils crystallisirt, meist in zusammen
[Seite 662] geschobnen kleinen Würfeln: findet sich an wenigen
Orten; besonders bey Johanngeorgenstadt im Erzge-
birge und am Schlangenberge in Sibirien, hier theils
in großen Dendriten dergleichen das Museum unter den
Geschenken des Hrn. Baron von Asch besitzt. Gehalt
des Sächsischen 72 p. C.

e) Rothgülden. (Fr. argent rouge, rosiclaire.)

Durch Schwefel und Arsenik vererzt; von dunkel-
rother Farbe in mancherley Nüancen bis ins Schwarze,
doch daß es auch dann geschabt ein rothes Pulver gibt;
das hochrothe ist gewöhnlich durchscheinend, theils aber
gar durchsichtig völlig wie Granat (Engl. ruby-ore.)
von ausnehmender Schönheit bey S. Andreasberg am
Harz; ist spröde; glänzend auf dem Bruch; theils
crystallisirt, zumahl als sechsseitige Säule mit sechs-
seitiger oder dreyseitiger Endspitze (– tab. III. fig. 19
und 11 –). Gehalt äußerst ungleich, höchstens auf
60 p. C.

f) Weißgülden.

Durch Schwefel und Arsenik vererzt mit Kupfer und
auch theils mit Eisen; von heller bleygrauer Farbe;
nicht hart; beträchtlich schwer; findet sich bis jetzt bloß
ungeformt, vorzüglich bey Freyberg im Erzgebirge.

XVII. Gold.

[Seite 663]

Das Gold, aurum, (Fr. or, Engl.
gold) ist von der bekannten Farbe, äußerst
ductil in beiderley Sinn (§. 250) weich, doch
daß es sich durch bloßes anhaltendes Hämmern
selbst zu Uhrfedern stählen läßt. Sein specifi-
sches Gewicht = 19257. Schmilzt bey = 5237°
Fahr. Wird in Königswasser aufgelöset und
durch die Zinnauflösung daraus als so genannter
mineralischer Purpur gefällt. Ist nächst dem
Eisen und Braunstein wahrscheinlich das allge-
meinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Doch fast immer mit beygemischtem Silber, Kupfer
oder Eisen, daher auch die verschiednen Nüancen seiner
Gilbe. Findet sich auch wie das Silber in mancherley
besondern Gestalt z.B. dendritisch etc. auch crystallisirt
in der nähmlichen Form.

Häufig findet sichs als Waschgold im Sande vieler
Flüsse.

Ost auch versteckt (§. 251) in Schwefelkiesen etc.
besonders im cubischen Brauneisenstein von Beresofsk.
(S. 651.)

2. Vererzt.

Durch Schwefel mit Spießglas und theils mit Sil-
ber; von bleygrauer Farbe bald heller bald dunkler,
mattem Glanz, blättrichtem Bruch; zumahl bey Nagyag
[Seite 664] in Siebenbürgen, daher es auch Nagyaker-Erz ge-
nannt wird.

Auch wies scheint durch Schwefel mit Eisen wirklich
vererzt im eigentlichen Goldkies.

XVIII. Platiña.

Die reine Platiña ist von silberweisser
Farbe; sehr dehnbar und dabey ausnehmend
zähe; ihr specifisches Gewicht = 19500; folglich
ist sie der schwerste bekannte Körper in der Natur;
wird in Königswasser aufgelöset; und nicht vom
Magnet gezogen.

1. Gediegen.

Meist doch mit Eisen und etwas Gold vermischt und
vermengt; hat eine Mittelfarbe zwischen Silber und
Eisen. Findet sich in Gestalt kleiner Blättchen fast
wie Hammerschlag um Carthagena und Santa Fé in
Peru, wo sie 1736 zuerst entdeckt worden. Ihr speci-
fisches Gewicht = 15601.


Vierzehnter Abschnitt.
Von den Erdharzen
.

[Seite 665]

§. 254.

Die Erdharze, mit Inbegriff des Schwefels,
zeichnen sich von andern brennbaren Mineralien
wie der Diamant etc. dadurch aus, daß sie sich
wenn sie rein sind in Oehl auflösen lassen, und
schon im gemeinen Glühfeuer mit Rauch und
Flamme brennen oder doch glimmen, und dabey
einen eignen Geruch von sich geben. Manche
riechen auch schon ohne zu brennen; und die
trocknen sind stark idioelectrisch. Außerdem aber
finden auch noch ein paar andre mineralische
Körper, nähmlich die Kohlenblende und das
Reißbley im Systeme füglich ihren Platz in
dieser Classe, weil sie doch theils in ihrem äußern
Habitus, theils in ihrem Verhalten im Feuer
den Erdharzen ähnlich sind.


I. Eigentliche Erdharze.

[Seite 666]

1. Steinöhl, naphtha, petroleum.

Flüssig; meist von honiggelber Farbe; durchsichtig;
von durchdringendem Geruch. Specifisches Gewicht
= 847 also leichter als Weingeist. Vorzüglich häufigst
in Persien auf den brennenden Feldern am Caspischen
Meer. Ganz Medien hat seinen jetzigen Nahmen davon
(Adzurbidschan, Feuerland).

2. Bergtheer, maltha.

Schmierig wie Theer; schwarzbraun; undurchsichtig;
starkriechend. Unter andern auch hier im Lande im
Amte Meinersen, und häufig in der Moldau, wo Hr.
Baron von Asch im Türkenkriege 1770 zur Pestzeit
eine Digestivsalbe daraus verfertigen und mit großem
Nutzen gebrauchen ließ.

3. Elastisches Erdharz, mineralisches Federharz.

Von brauner Farbe; glanzlos; so auffallend elastisch,
daß es sich zwar nicht wie das vegetabilische Federharz
ohne zu zerreissen dehnen, aber doch mit dm Fingern
zusammen drücken läßt und dann in seine vorige Ge-
stalt zurückschnellt. Dieses merkwürdige Fossil findet
sich bis jetzt bloß bey Castletown in Derbyshire, und
zwar von zweyerley Art:

1. Dichtes.

Aehnelt im Aeußern völlig dem Cahutschuk, ist
schwarzbraun und in temperirter Wärme weich. An
[Seite 667] den Stücken die ich davon besitze liegt es theils in
grauen Kalkstein, theils auf Kalkspathschweinszähnen
(S. 595).

2. Lockres.

Haarbraun; zäher als das vorige; und von einem
lockern gleichsam schwammichten Gefüge.

4. Erdpech.

Meist schwarz; glänzend; rechartig; fließt und brennt
am Lichte wie schwarz Siegellack. Findet sich in vielen
Weltgegenden z.B. bey Iberg am Harz auf Schwer-
spath und bey spathichtem Eisenstein, Bleyglanz etc. bey
Castletown auf und in Flußspath; in Auvergne auf
Chalcedon etc.

Zu den besonders merkwürdigen Abarten gehört

a) das Judenpech, Asphalt. (Fr. bitume de Judée.)

Ganz schwarz; sehr spröde, brüchig, gibt einen eignen
bitterlichen Geruch. Vorzüglich auf dem todten Meere.
Specifisches Gewicht = 1104. Ward von den alten
Aegyptiern zu ihren gemeinern Compositionen zur Mu-
mienbereitung genommen. Jetzt brauchens die Araber
häufig in Oehl aufgelöset zum Bestreichen ihres Pferde-
geschirrs um die Insecten abzuhalten.

b) Bergbalsam, mineralische Mumie; Persisch mu-
minahi
*).

[Seite 668]

Schwarzbraun; zäher als Asphalt; von angenehmen
balsamischen Geruch; bloß in einigen Bergklüften in
Khorassan am Fuß des Caucasus, die jährlich nur
einmahl geöffnet und kleine Quantitäten davon heraus-
genommen werden. Daher das echte äußerst selten
nach Europa kommt. Das Museum besitzt es unter
dem Aschischen Geschenken.

5. Steinkohle, lithantrax. (Fr. charbon de
terre, houille
. Engl. coal.)

Schwarz, undurchsichtig, von mehr oder weniger
glänzendem Bruch, meist spröde; brennt mit schwarzem
Dampfe; wenigstens größtentheils unverkennbar vege-
tabilischen Ursprungs; nicht selten noch mit wirklichen
Holzkohlen untermengt. In Flötzgebirgen theils in
unermeßlichen Lagern, wie zu Einem Beispiel statt aller
die bey Newcastle; meist unter Schieferthon. Merk-
würdig sind die nicht seltnen Beyspiele von Selbstent-
zündung in Steinkohlengruben die dann langsam aber
oft mehrere Jahre hindurch fortgeglimmt haben.

Unter den mancherley Abarten sind vorzüglich fol-
gende besonders merkwürdig:

a) Schieferkohle.

Dunkelschwarz, von blättrichter Textur, und geringer
Härte.

b) Pechkohle, Brockkohle, Stückkohle.

Eben so schwarz; von kleinmuschlichtem starkglän-
zenden Bruch.

[Seite 669]

c) Glanzkohle.

Eisenschwarz, von großmuschlichtem gleichsam metal-
lischen glänzenden Bruch, und fast würflichter Gestalt
der Bruchstücke.

d) Gagat, schwarzer Bernstein. (Fr. jayet, jais.
Engl. jet.)

Bräunlichschwarz; von mattem sehr flachmuschlichten
Bruch; so fest daß er sich drehen und poliren läßt;
macht theils den Uebergang zum bituminosen Holz.

Hierher gehört die cannel coal aus Lancashire. Ihr
specifisches Gewicht = 1275.

6. Bituminoses Holz, Braunkohle, Erdkohle,
Taubkohle. (Engl. bovey coal.)

Vom hellen Leberbraun bis ins Schwarze; hat theils
noch völlig seine ursprünglich holzichte Textur. Findet
sich in vielen Gegenden der nordlichen Erde theils fast
wie die Steinkohlen in unerschöpflichen Flötzen*).

Die so genannte alaunhaltige Erde die auch hin
und wieder ganze Lagen bildet, und so wie manches
bituminose Holz selbst auf Alaun benutzt wird, ist so
[Seite 670] wie die Umber wohl ohne Zweifel aus jenen Holze
entstanden. Zu letztrer gehört auch die Cölnische Erde.

7. Torf. (Fr. tourbe.)

Pflanzenerde mit Wurzelgestrippe von Gewächsen aus
der jetzigen Schöpfung zumahl von Moosen und Grä-
sern, in moorichtem Grund mit Erdharz durchzogen;
in mancherley Abarten mit mehr oder minder deut-
lichen Spuren des vegetabilischen Ursprungs. Letztrer
theils so frisch und unverkennbar, daß man dergleichen
Abarten kaum für Fossilien gelten lassen kann. Findet
sich zwar vorzüglich, aber doch nicht ausschließlich, in
Europa: sondern auch in Grönland, auf den Falklands-
inseln etc.

8. Ambra. (Fr. ambre gris.)

Gewöhnlich von grauer Farbe; doch auch blaßgelblich,
schwarz etc. Ist undurchsichtig, glanzlos, von körnich-
tem Bruch; schmilzt wie Wachs; hängt sich wie Mastix
an die Zähne; hat einen eignen Wohlgeruch. Die
graue wird vorzüglichst dey den Molucken und die
weisse und schwarze bey Nicobar aus der See gefischt
und an den Küsten aufgelesen. Specifisches Gewicht
der grauen = 926. Weil man sie auch zuweilen unter
dem Unrath des Pottfisches gefunden (S. 132) so hat
dieß neuerlich die alte Meinung des Fallopius wieder
rege gemacht als ob sie wohl thierischen Ursprungs sey:
andre haben sie für eine vegetabilische Substanz für
ein Baumharz gehalten etc. Alle Gründe pro und contra
gegen einander gewogen, scheint sie mir immer noch
bis jetzt ihre füglichste Stelle im Mineralreich zu be-
haupten.

[Seite 671]

9. Bernstein, Agtstein, succinum, electrum.
(Fr. ambre jaune.)

Erdharz mit einer eignen Säure verbunden. Der
Farbe nach unterscheidet man besonders zwey Haupt-
abarten a) den weissen undurchsichtigen oder durchschei-
nenden, und b) den gelben. Letztre von allen Nüancen,
vom dunkel orangenfarbnen bis ins blasseste Weingelb.
Theils durchsichtig von ausnehmender Klarheit. Spe-
cifisches Gewicht eines solchen = 1083. Ueberhaupt
ist der Bernstein hart daß er sich drehen und poliren
läßt, von glänzendem Bruch, gibt wenn er schmilzt
oder brennt einen angenehmen Geruch. Ursprünglich
ist er wohl sicher vegetabilischen Ursprungs, enthält oft
Insecten, zumahl Mücken, Motten, Spinnen und
Ameisen. Am häufigsten findet er sich in Ostpreußen
sowohl in bituminosen Holzlagern als auch in größter
Menge im curischen und frischen Haf in der See. Von
ausnehmender Schönheit auf Madagascar.

* * *

Der Honigstein der von Hrn. Werner im bitumino-
sen Holze im Mansfeldischen gefunden worden, ähnelt
zwar an Farbe, Bruch und Durchsichtigkeit einem honig-
gelben Bernstein; unterscheidet sich aber vom Bernstein
überhaupt nicht nur dadurch, daß er crystallisirt ist,
und zwar in kleinen doppelt vierseitigen Pyramiden
(– tab. III. fig. 5 –); sondern nach den Versuchen
die ich damit angestellt, gibt er auch am Lichte weder
Flamme noch Geruch wie Bernstein, sondern wird dann
weiß, undurchsichtig und äußerst mürbe.

II. Schwefel.

[Seite 672]

1. Schwefel, sulphur. (Fr. soufre, Engl.
brimstone.)

Brennbarer Stoff mit Vitriolsäure verbunden, brennt
mit blauer Flamme und durchdringendem stechenden Ge-
ruch: seine bekannte Farbe spielt meist ein wenig ins
Grünliche. Er ist fest, spröde, schmilzt bey = 244°
Fahr. und bricht bey = 414° in Flamme aus. Er
verbindet sich leicht fast mit allen Metallen am innig-
sten und leichtesten mit dem Eisen, als Schwefelkies
(S. 649).

1. Gediegner Schwefel, Jungfernschwefel.

In mancherley Abarten der Farbe, Durchsichtigkeit,
mehrern oder mindern Reinigkeit etc. theils derb, und
zwar häufig bey Alabaster und Gypsspath; theils cry-
stallisirt in mancherley Gestalt; theils wie geflossen, als
Tropfschwefel; theils mehlicht als Schwefelblumen
wie z.B. in den Cratern der Feuer speyenden Berge.
Specifisches Gewicht eines derben = 2033.

Häufig versteckt oder verlarvt als Schwefelerde mit
Thonerde etc. innig gemengt.

2. Natürliche Schwefelleber.

Mit Kalkerde oder festem Laugensalze verbunden;
daher ihr Geruch nach faulen Eyern. Meist von grauer
oder gelblicher Farbe, erdicht. Gewöhnlich in der Nähe
von Schwefelwassern und Vulcanen.

III. Kohlenblende.

[Seite 673]

1. Kohlenblende, unverbrennliche Stein-
kohle*). (Fr. charbon de terre incom-
bustible, plombagine charbonneuse
.)

Im äußern steinkohlenähnlich; meist dunkel eisen-
schwarz, von starkem fast metallischem Glanz; meist
dickschiefrigem Bruch; die Bruchgestalt theils als kleine
vierseitige Säulen; spröde, halbhart, etwas abfärbend.
Zwar nicht unverbrennlich aber doch ausnehmend feuer-
beständig. Ist neuerlich in mehrern Gegenden von
Europa gesunden worden. Häufig z.B. bey Gera.
Aus Kongsberg besitze ich es mit gediegnem Silber
durchwachsen.

IV. Reißbley.

[Seite 674]

1. Reißbley, plumbago, von Hrn. Werner
Graphit genannt. (Fr. plombagine, crayon
noir
, Engl. black lead.)

Gewöhnlich von eisengrauer Farbe theils ins Schwarze
etc. von matten metallischem Glanz, undurchsichtig, fet-
tig anzufühlen, abfärbend, weich; von verschiednem
Bruch; das feinste in der Welt das zu den englischen
Bleystiften verarbeitet wird, nähmlich das von Keswick
in Cumberland ist dicht, sehr feinkörnig und so ge-
schmeidig, daß es sich beym Schneiden späneln läßt
und fast wie frisch angeschnittnes Bley glänzt; sein
specifisches Gewicht = 2089. Andre Abarten sind fein-
schuppicht, gleichsam glimmerig etc. Im starken offnen
Feuer verfliegt das Reißbley bis auf einen kleinen Rest
von Kieselerde und Eisen. Die schlechtern Sorten wer-
den zu Ofenschwärze, zu Ipsertiegeln, zum Einschmie-
ren hölzerner Schrauben und Räderwerks etc. gebraucht.


Funfzehnter Abschnitt.
Von den mineralischen Salzen.

[Seite 675]

§. 255.

Die Salze unterscheiden sich von den übrigen
Mineralien dadurch, daß sie sich schon in einer
mäßigen Menge kochenden Wassers ganz auf-
lösen, einen specifiken Geschmack geben, und
beym Verdunsten wenn sie noch sattsames Cry-
stallisationswasser behalten, mehrentheils in cry-
stallinische Form anschießen. Im Feuer brennen
sie nicht, schmelzen aber darin durchsichtig.

§. 256.

Bekanntlich theilt man die Salze überhaupt
aufs natürlichste in I. Säuren (acida) und
II. Laugensalze (alcalina); wovon jene sauren
Geschmack haben und wenn sie dem Veilchen-
syrup oder andern blauen Pflanzensäften zuge-
mischt werden, dieselben roth färben, diese hin-
gegen einen scharfen, brennenden, laugenartigen
Geschmack zeigen und die blaue Farbe der ge-
dachten Pflanzensäfte ins Grüne umändern.

Aus der Verbindung dieser beiden Haupt-
arten unter einander, oder auch aus der salini-
[Seite 676] schen Verbindung der Säuren mit gewissen Er-
den und metallischen Substanzen entstehen dann
III. die Mittelsalze (salia neutra, oder me-
dia
, oder composita) die den gedachten Pflan-
zensäften ihre blaue Farbe lassen.


I. Saures Salz.

Nach dem oben bestimmten Begriff von
Mineralien (§. 224.) kann kaum eine Säure
unter dieselben gerechnet werden. Höchstens
etwa die folgende:

1. Boraxsäure, Sedativsalz.

Findet sich meist mit Eisenkalk gemischt und theils
mit Thon innig gemengt in Gestalt glimmerähnlicher
graulichgelblicher schuppichter Blättchen in der Erde
um den Cerchiaco-See bey monte rotondo im Floren-
tinischen, aus dessen Wasser sie durchs Verdunsten in
der trocknen Gestalt abgesetzt worden.

II. Laugensalz.

[Seite 677]

1. Mineralisches Laugensalz, natrum, der
Alten ihr nitrum; Borech der Persianer,
Kien der Schinesen.

Kann für ein natürliches Laugensalz angenommen
werden, ohngeachtet es freylich so wie es in der Erde
gefunden wird wohl immer mit Luftsäure verbunden
und dadurch neutralisirt ist. Gewöhnlich ist es locker
mit Thonerde gemengt wie z.B. um Debrezin etc. in
Ungarn, wo man es zur Seife braucht, auch den
Schafen gibt etc. Selten findet es sich derb und cry-
stallinisch wie das aus der Barbarey in großen Fin-
gersdicken Schollen. Die alten Aegyptier beizten ihre
Leichen einen Monatlang in diesem Salze ein ehe sie
dieselben zu Mumien bereiteten: und den Kaufleuten
am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfindung
des Glasmachens Anlaß gegeben haben. Noch jetzt
wird es in den Morgenländern häufig zu diesem letztern
Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben
der Zeuge, auch in Aegypten zum Brodteig und sonst
an die Speisen verwandt.

Mancher fälschlich so genannte Salpeter der aus
feuchten Mauren wie wollichter Schimmel ausschlägt,
ist ebenfalls ein unreines Natrum (alcali calcareum).

III. Mittelsalze.

[Seite 678]

Versteht sich wieder bloß diejenigen die
wirklich in der Natur gefunden werden, mit
Ausschluß der bloß durch die Kunst hervorge-
brachten. Sie lassen sich füglich nach den ver-
schiednen Säuren die sie enthalten in folgende
vier Unterabtheilungen bringen:

A) Vitriolsaure Mittelsalze.

1. Glaubersches Wundersalz, sal mirabile
Glauberi
.

Vitriolsäure mit mineralischem Alkali. Hat einen
bittern kühlenden Geschmack. Findet sich zumahl nicht
selten bey Salzquellen auch theils beym Steinsalz; so
wie auch bey dem mineralischen Laugensalze von De-
brezin. Auch in der so genannten Zwerghöle bey Hil-
desheim.

2. Bittersalz, magnesia vitriolata.

Vitriolsäure mit Talkerde; von sehr bitterm Ge-
schmack; löset sich schon in seinem eignen Gewichte
kochenden Wassers auf. Häufig in den Schweizer- und
Savoyer-Alpen.

3. Alaun, alumen, argilla vitriolata.

Vitriolsäure mit Thonerde; von herbem hintennach
süßlichem Geschmack. Auch häufig in den Schweizer-
Alpen; auch nicht selten in den Cratern der Vulcane.

[Seite 679]

Zuweilen fasericht als Federalaun, alumen plu-
mosum
.

Oder in zarten Nadeln, als Haarsalz, halotrichum.

Hierher gehört auch die Steinbutter, Bergbutter,
(Russisch Kamenoemaslo) ein unreiner eisenschüssiger
Alaun von gelber Farbe, Wachsglanz, durchscheinend,
von blättrichtem Gefüge, fettig anzufühlen. Findet sich
zumahl in den Alaunschieferbrüchen in einigen Gegen-
den von Sibirien.

Der so genannten Alaunerze wie z.B. Alaunstein,
Alaunschiefer, alaunhaltige bituminose Erde u.s.w.
ist oben gehörigen Orts Erwähnung geschehen.

4. Vitriol.

Vitriolsäure mit einem metallischen Kalke verbunden
zumahl mit dem von Kupfer, Eisen und Zink und
zwar gewöhnlich mit mehren, derselben zugleich, nur
in ungleichem Verhältniß daher man die Abarten nach
demjenigen Metalle benennt das darin vorwaltet. Also:

1. Kupfervitriol.

Blau, von herbem zusammen ziehendem und dabey
ekelhaft bitterlichem Geschmack: gibt im Feuer eine
grüne Flamme, und seine Auflösung dem damit ge-
riebnen Eisen Kupferfarbe. Findet sich hin und wie-
der z.B. in Siebenbürgen und Sibirien derb, häufig
aber in den so genannten Cämentwassern wo ihr Kupfer
durch Eisen gefällt zu werden pflegt (S. 654).

2. Eisenvitriol, Kupferwasser.

Seladongrün und wenn er verwittert, gelblich; von
herbem Dintengeschmack. Häufig in der Erde verbrei-
tet, zumahl im Schwefelkies.

[Seite 680]

Der Atramentstein ist ein mit fremden erdichten
Theilen gemengter Eisenvitriol von verschiednen Far-
ben, roth, grau, gelb etc.

3. Zinkvitriol, weisser Vitriol, Gallizenstein.

Weiß; am Geschmack ähnelt er dem vorigen.

B) Salpetersaures Mittelsalz.

5. Salpeter, nitrum prismaticum, alcali
vegetabile nitratum
.

Salpetersäure mit vegetabilischem Alkali. Gibt auf
der Zunge eine eigne Empfindung von Kälte. Wird
hin und wieder in der alten und neuen Welt theils
als wollichter Beschlag, theils doch auch stalactitisch,
häufiger aber und in bewohnten Gegenden sehr allge-
mein verbreitet als Salpetererde mit Kalkerde etc.
vermengt gefunden.

C) Rochsalzsaure Mittelsalze.

6. Steinsalz, sal gemmae, muria montana.

Salzsäure mit mineralischem Laugensalz. Von dem
bekannten Geschmack, zerspringt im Feuer mit Knistern.
Findet sich selten ganz farbenlos, sondern mehrentheils
weißlich, grau etc. zuweilen auch Ziegelroth, Saphir-
blau etc. selten durchsichtig, gewöhnlich mehr oder we-
niger durchscheinend, zuweilen crystallisirt in Würfel-
form: auch seine Bruchgestalt ist cubisch; das Gefüge ge-
wöhnlich dicht, häufig körnicht, theils auch blättricht,
fasericht etc. oft so hart daß er sich zu kleinen Kunst-
[Seite 681] sachen bearbeiten läßt. Specifisches Gewicht = 2143.
Bildet in theils Gegenden unermeßliche Flötzlagen, wie
z.B. in den berühmten Salinen von Bochnia und
Wieliczka bey Cracau.

7. Salmiak, sal ammoniacum, sal vola-
tile salitum
.

Salzsäure mit flüchtigem Laugensalz. Hat einen ste-
chenden laugenhaften Geschmack. Weiß oder von bey-
gemischtem Schwefel gelb; selten derb, wie z.B. in den
vulcanischen Gegenden von Persien: häufiger sandig
oder mehlicht wie in den Cratern der Italiänischen Vul-
cane, und der gelbe von der Solsatara.

D) Boraxsaures Mittelsalz.

8. Tinkal, roher Borax, chrysocolla. Ti-
betanisch Swaga.

Boraxsäure mit mineralischem Alkali. Grünlichgrau;
von anfangs süßlichem, hintennach aber brennendem
Geschmack; durchscheinend, auf dem Bruche wachs-
glänzend; ziemlich hart; schwer; so wie er nach Europa
gebracht wird, ist er meist in platten fast tafelförmigen
sechsseitigen Säulen mit schräg abgestumpften Enden,
die sich fettig anfühlen und theils aneinander gebacken
sind. Er schmilzt leicht im Feuer und befördert den
Fluß strengflüssiger Körper; daher sein Gebrauch zum
Löthen etc. Wird besonders aus einem heissen Alpinischen
See in den Schnee-Gebirgen von Tibet gesammlet.


Sechszehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen
.

[Seite 682]

§. 257.

Die Petrefactenkunde (oder Oryctologie wie
sie insgemein genannt wird) ist ein sehr wichti-
ger und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da
sie aus dem rechten Gesichtspuncte angesehen und
benutzt, das mannigfaltigste aufklärendste Licht
über Geogenie, über die ganz verschiednen suc-
cessiven mehr oder weniger allgemeinen Cata-
strophen die mit unsrer Erde vorgegangen, über
das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt,
über die Entstehungsart mancher Arten von
Flötz-Gebirgen insbesondre u.s.w. verbreitet.

§. 258.

Man nennt aber Petrefacten oder Verstei-
nerungen im weitläuftigen Sinn alle abgestorbne
Thiere und Gewächse die entweder ihren Tod in
einer solchen Erdcatastrophe gefunden oder auch
außerdem in eine so günstige Lage gekommen,
daß dadurch ihr Körper oder einzelne Theile
desselben statt zu verwesen seine Bildung mehr
oder minder vollkommen erhalten, und mehren-
theils noch überdem mit fremden Erdarten oder
[Seite 683] metallischen Stoffen oder aber mit Erdharzen
durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden was weiland damit vermengt
ward, vor allen die bloßen so genannten Natur-
spiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die
Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte
Dr. Luther im Mansfelder Kupferschiefer den Val.
Alberti 1675 beschrieben; des Lic. Gleichmann
versteinerte Päbstinn Johanna (s. Dess. papatus a
natura detestatus
); des alten Dr. Nic. Lange zu
Luzern lapicidina sacra u. dergl. m. Ferner offen-
bare Artefacten wie z.B. die Badner Würfelchen;
so vollends absichtliche Betrügereyen wie die so
genannten Würzburger Versteinerungen womit einst
der ehrliche Behringer angeführt worden, s. Dess.
lithographia Wirceburgensis 1726. fol. zumahl S. 5.

§. 259.

Nach der Verschiedenheit jener Umstände,
z.B. der Lage die die Versteinerungen erhalten
haben und der Stoffe womit sie mehr oder weni-
ger durchzogen worden etc. finden sie sich nun selbst
in verschiednem Zustand wovon besonders fol-
gende Arten zu merken:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Ge-
weihe, Conchylien etc. ihre thierische Gallerte
und mit derselben einen großen Theil ihrer son-
stigen Festigkeit verloren haben, da sie statt der-
selben nur höchstens mit Kalksinter (S. 593),
Mergeltuff (S. 599) u. dergl. durchzogen wor-
den: mithin gemeiniglich mürbe und leicht sind.
Sie finden sich gewöhnlich im aufgeschwemmten
[Seite 684] Lande und zwischen dem Incrustate der Berg-
höhlen und Klüfte (S. 594).

2) Wirklich petrificirt als eigentlich so ge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern
Sinn, die in den festern Steinlagern der Flötz-
Gebirge in dichtem Kalkstein, Kalkschiefer, Schie-
ferthon, Mergelschiefer, Sandstein etc. einge-
schlossen sind, und daher großentheils selbst Stein-
härte erlangt haben. Dahin gehören besonders
die unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt zu
welchen sich nähmlich kein oder höchstens äußerst
wenige Originale in der jetzigen Schöpfung finden
und wovon die Kalkflötzgebirge auf dem jetzigen
festen Lande, das den Meersboden der Vorwelt
ausmachte so zu sagen wimmeln. Alle cosmo-
genischen Data gegen einander verglichen schei-
nen sie nach aller Wahrscheinlichkeit bey einem
allgemeinen Erdbrand plötzlich aufs Trockne ver-
setzt und verhärtet zu seyn.

Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien
die sich auf diese Weise versteinert finden, ist
selten ihre wirkliche Schale noch erhalten, son-
dern bey den mehrsten zeigt sich bloß der innere
Abguß von dem versteinerten Schlamm der die
nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt
hat. Dieß ist z.B. der Fall bey den aller-
mehrsten Ammoniten, Hysterolithen etc. Man
nennt dergleichen Petrefacten zum Unterschied
Steinkerne (nucleos).

[Seite 685]

Spurensteine hingegen (typolithi) heißen
die, von welchen bloß der Abdruck der äußern
Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten
Kräuterschiefern.

3) Vulcanisirt, wenn die Versteinerungen,
zumahl Conchylien, unter vulcanischer Tuffwacke
vergraben und damit gefüllt sind, wie z.B.
die merkwürdigen ansehnlichen Seeschnecken aus
dem Roncathal im Veronesischen.

4) Metallisirt, wenn die Versteinerungen
mit metallischen Stoffen durchzogen sind; be-
sonders mit Schwefelkies, oder mit Kupferkies,
Weißkupfererz, Fahlerz, Kupfergrün, Eisen-
ocher etc.

Und 5) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminose Holz etc. – Und
gewissermaßen könnte, man auch die in Bern-
stein erhaltnen Insecten etc. (S. 671) mit dahin
rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne or-
ganisirte Körper sind, die vermuthlich bey irgend
einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab gefun-
den haben.

§. 260.

In Rücksicht der Hauptepochen aus wel-
chen sich diese in so verschiednem Zustand er-
haltnen Versteinerungen herschreiben, lasten sie
sich im Ganzen unter folgende Classen und Un-
terabtheilungen bringen:

[Seite 686]

I. Die unzählichen Petrefacten von incogni-
tis
der catastrophirten Vorwelt, wohin z.B.
um nur beym trivialsten zu bleiben die paar hun-
dert Gattungen von Ammoniten, die Belemni-
ten und die Seelilien und ihre Theile gehören.

II. Die von organisirten Körpern aus der
jetzigen Schöpfung: die nun aber wieder aus
diesem cosmogenischen Gesichtspunct angesehen
von zweyerley Art sind:

a) Solche wozu sich die lebenden Originale
noch jetzt in der gleichen Gegend finden;
wie z.B. die oberwähnten Petrefacten aller
Art im Oeninger Stinkschiefer (S. 601).

b) Hingegen solche, wozu die Originale zwar
ebenfalls noch in der jetzigen Schöpfung
aber bloß in weit entfernten Erdstrichen
existiren; wie z. V. alle die zahlreichen Ge-
rippe von Elephanten, Rhinocern und an-
dern Indischen Thieren, die nun in so
großer Menge im Norden und nahmentlich
auch in unsrer Nachbarschaft ausgegraben
werden.

§. 261.

Bey denen von der ersten Classe ist es ganz
besonders auffallend und in Bezug auf die Größe
der Totalrevolution die einst mit unserm Planeten
vorgegangen seyn muß von wichtiger Bedeutung
wenn man sieht in welcher Höhe über der jetzigen
[Seite 687] Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter der-
selben sie sich finden. Nur ein paar Beyspiele
von denen in Europa zu geben, so hat Herr
de Luc auf den Savoyischen Alpen in einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche Am-
moniten gefunden; und in Whitehavn in Cum-
berland gräbt man hingegen Kräuterschiefer mehr
als 2000 Fuß tief unter derselben.

§. 262.

Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren
Urbildern; und müssen die, zu welchen keine Ur-
bilder mehr vorhanden sind, da einschalten, wo
sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den organisirten
Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am füg-
lichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen:

A. Versteinerungen des Tierreichs.

Die Unterabtheilungen erst nach den
sechs Classen desselben: dann aber vor-
züglichst in Rücksicht auf Cosmogenie wie-
derum in a) bekannte aus der jetzigen
Schöpfung und b) incognita der cata-
strophirten Vorwelt.

B. Versteinerungen aus dem Pflanzenreiche.

Die Unterabtheilungen nach den Thei-
len der Gewächse die sich erhalten haben,
Pflanzen-Abdrücke, Hölzer etc.

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petre-
factenkunde.

[Seite 688]
  1. (Bourguet) traité des petrifications. Par. 1741. 4.
    ib. 1778. 8.
  2. J. Gesneri tractatus de petrificatis. ed. 2. L. B. 1758. 8.
  3. J. L. Imm. Walchs Steinreich. Halle 1762. u. f.
    II. B. 8.
  4. Dess. (und G. W. Knorrs) Naturgeschichte der Ver-
    steinerungen. Nürnb. 1768. u. f. IV. B. in sol.
  5. J. Beckmann de reductione reum fossilium ad ge-
    nera naturalia protyporum
    in den novis comment.
    soc. scient. Gotting. T.
    II. und III.
* * *
  1. god. Gv. Leibnitii protogaea. Gott. 1749. 4.
  2. D. S. Büttners rudera diluvii testes. Leipz. 1710. 4.
  3. Fr. Lachmund oryctographia Hildesheimensis. Hildes.
    1669. 4.
  4. P. Wofart historia naturalis Hassiae inferioris P. I.
    Cassel. 1719. fol.
  5. J. G. Liebknecht Hassiae subterraneae specimen. Giess.
    1730. 4.
  6. J. Jac. Baier oryctographia norica. Norimb. 1708. 4.
    ed. 2. c. supplem. Ferd. Jac. Baieri. ib. 1757.
    sq. II. vol. fol.
  7. S. Unt. Volkmann Silesia subterranea. Lips. 1710. 4.
  8. C. Nic. Langii historia lapidum figuratorum Helvetiae.
    Ven
    . 1708. 4.
  9. Joh. Jac. Scheuchzers Naturhistorie des Schweizer-
    landes. Zürich 1716. 4. zumahl im III. Th.
  10. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover ge-
    schrieben. Zürich 1776. 4.
  11. Versuch einer Beschreibung der Merkwürdigkeiten der
    Landschaft Basel. I.–XXIII. St. Basel 1748. u. f. 8.
  12. Aug. Scilla de corporibus marinis lapidescentibus.
    ed
    . 2. Rom. 1759. 4.
  13. Ed. Luidii lithophylacii Britannici ichnographia. ed. 2.
    (curante Gu. Huddesford). Oxon 1760. 8.
  14. J. Woodward's oben angeführter überaus instructi-
    ver Catalog. (S. 532.)
  15. Gust. Brander fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
* * *
  1. Kil. Stobaei opuscula. Dantisc. 1752. II. vol. 4.
  2. Sam. Chr. Hollmann commentationum in reg. scient.
    soc. recensitarum sylloge. Gott
    . I. 1762. II. ed. 2.
    1784. 4.
  3. Cas. Chr. Schmiedel Vorstellung merkwürdiger Ver-
    steinerungen. Nürnb. seit 1780. 4.

A. Versteinerungen des Thierreichs.

[Seite 690]

I. Von Saugethieren.

a) Bekannte.

1. Anthropolithen, fossile Menschenknochen.

Daß man diese nicht als eigentlich so genannte Pe-
trefacten (S. 684) in den Kalk- und Marmor-Flötzen
erwarten dürft, die das Grab der Seethiere der Vor-
welt ausmachen (S. 686), versteht sich wohl von selbst.

Und bloß verwitterte mürbe Menschenknochen pflegt
man nicht mit unter die Fossilien zu zählen, ob man
gleich die gegrabnen Rhinocer- und Elephantengebeine etc.
dahin rechnet, wovon doch viele auch keine andre Ver-
änderung erlitten haben. – So ist z.B. im acade-
mischen Museum ein ausgegrabner Menschenschedel aus
der hiesigen Gegend, der seinem jetzigen Ansehen, Korne,
Festigkeit etc. nach, vollkommen mit eben dem Rechte
fossil genannt werden kann als viele der hier zu Lande
ausgegrabnen Elephanten- und Rhinocerknochen*).

Die Bestimmung, der fossilen Gebeine von andern
Säugethieren erfordert viele Kenntniß der feinern osteo-
logia comparata
; und müssen dabey besonders Sched-
[Seite 691] und Zähne; und unter diesen letztern vorzüglich die
Backenzähne (§. 44) den sichersten Aufschluß geben.

Ich führe nur einige wenige Beyspiele aus den
merkwürdigsten Geschlechtern dieser Classe an*):

2. Bärenknochen.

In unsäglicher Menge in den so genannten Drachen-
höhlen an den Carpaten; so wie in der Scharzfelder
Höhle am Harz und in der Gailenreuter Höhle am Fich-
telberg**). Der Gestaltung nach gehören diese Kno-
chen sicher dem Bärengeschlecht; aber sie sind theils von
so ungeheurer Größe, daß es Bäre gewesen seyn müs-
sen weit größer als ein Auerochse.

3. Elephantenknochen.

Diese vermeinten Riesenknochen unsrer ehrlichen Alten
finden sich unter andern auch in Menge in Deutsch-
land***). So z.B. das berüchtigte Elephantenge-
rippe das 1695 bey Burg-Tonna im Gothaischen aus-
gegraben worden etc. Auch ein Theil der Sibirischen
[Seite 692] Mammutsknochen (Mammontovaiakost) – wovon die
Eckzähne sich theils noch so gut wie frisches Elfenbein
zu allerhand Kunstsachen verarbeiten lassen.

Die fossilen Elephanten-Backzähne scheinen zwar in
der Krone von der jetzigen Elephanten ihren in etwas
zu differiren, aber man kennt auch die Varietäten der
Backzähne vom Ostindischen und Africanischen Elephan-
ten, zumahl nach Verschiedenheit des Alters etc. noch
nicht genug.

4. Nashornknochen.

Häufig in Sibirien; woher das academische Museum
unter den Aschischen Geschenken merkwürdige Stücke
aus der Uphimschen Statthalterschaft besitzt. Aber
auch in Deutschland z.B. bey Herzberg am Harz*),
bey Burg-Tonna**) u.a.

b) Incognita.
1) Landthiere.

1. Der sogenannte fleischfressende Elephant.

Hin und wieder in Deutschland, Oberitalien***),
am Ohio in Nordamerica etc.†)

[Seite 693]

Und, wie ich bey der Vergleichung finde, so gehö-
ren auch die Languedoker metallisirten großen Backen-
zähne diesem Thiere zu, woraus die dortigen Türkisse
geschliffen werden.

2) Seethiere.

2. Wallfisch-Knochen und Zähne.

Im Petersberge bey Mastricht etc.*)


II. Von Vögeln.

a) Bekannte.

Theile des Skelets von Sumpf- und Wasser-Vö-
geln im Oeninger Stinkschiefer, im Aichstetter Kalk-
schiefer etc.


III. Von Amphibien.

a) Bekannte.

1. Schildkröten.

Ich besitze z.B. eine fossile Schildkrötenschale aus
der gleichen Gegend von Burg-Tonna wo wie gedacht
auch die Elephanten- und Rhinocer-Gebeine gefunden
werden**).

[Seite 694]

2. Frösche und Kröten.

Z.B. in Oeninger Stinkschiefer*).

b) Incognita.

Zumahl Crocodilartige Thiere**).


IV. Von Fischen***).

a) Bekannte.
1) Süßwasser-Fische.

Theils in bituminosem Mergelschiefer, wie die Rie-
gelsdorfer, Mansfelder etc.

[Seite 695]

Theils in Stinkschiefer wie die Oeninger*) und die
vom Libanon.

2) See-Fische.

Z.B. die Pappenheimer in Kalkschiefer.

b) Incognita.

Ein ausnehmendes hierher gehöriges Stück habe ich
kürzlich von Wickensen (zwischen hier und Pyrmont)
erhalten: einen kleinen Seefisch in dichtem Kalkstein
mitten zwischen Ammoniten etc.

Hierher gehören wohl viele der Wirbelbeine, Grä-
ten etc. die sich im dichten Kalkstein der Flötz-Gebirge
auch hier bey uns finden.

Ferner mancherley Fischzähne, zumahl die so ge-
nannten Schlangenzungen (glossopetrae) die zwar im
Ganzen den Hayfischzähnen ähneln, aber doch bey nä-
herer Beleuchtung wenigstens von den mir bekannten
Zähnen unsrer jetzigen Hayfische theils ganz auffallend
verschieden sind**).

Und eben dieß scheint der Fall mit vielen Bufoniten
oder so genannten Schlangenaugen zu seyn, wovon
freylich auch manche mit den stumpfen Zähnen des
Klippfisches Aehnlichkeit haben.

[Seite 696]

Zu manchen dieser Fischzähne scheint auch der orien-
talische Türkis (callais der Alten) zu gehören, der meist
von blaugrüner Farbe ist, und zumahl in Persien gefun-
den wird. Man zählte ihn sonst zu den Edelsteinen und
die Morgenländer brauchen ihn auch als solchen zum
Garniren der Säbelgefäße etc.


V. Von Insecten.

a) Bekannte.
1) Süßwasser-Insecten.

Von allerhand Art im Oeninger Schiefer. Am häu-
figsten Larven von Libellen, Wasserskorpionen u. dergl.

2) See-Insecten.

Seekrebse im Pappenheimer Kalkschiefer etc.

Einen monoculus polyphemus in eben diesem Schiefer
habe ich bey Hrn. Prof. d'Anonne in Basel gesehen*).

b) Incognita.

Hierher gehören wohl sicher die Trilobiten oder fälsch-
lich so genannten Käfermuscheln (entomolithus paradoxus
Linn. Engl. Dudley-fossil) die hin und wieder, aber
nirgend schöner als bey Dudley in Worcestershire und
zwar (wie ich an einem der Exemplare sehe die ich dem
würdigen Hrn. Bryant verdanke) theils noch mit der
natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.

[Seite 697]

VI. Von Würmern.

Versteht sich wohl meist ohne Ausnahme nur Conchy-
lien, Crustacea (S. 460) und Corallen. Von erstern

a) Bekannte.

Z.B. die Menge kleiner Schneckchen aus dem helix-
Geschlechte in dem nähmlichen Mergel der das Bette der
Elephanten, Rhinocer und Schildkröten bey Burg-Tonna
ausmacht.

So auch Fluß-Schnecken und Fluß-Muscheln (mya
pictorum etc
.) im Oeninger. Stinkschiefer.

b) Incognita.

Die Fülle in den Flöß-Gebirgen. Nur ein paar Ge-
schlechter statt vieler:

So z.B. von Muscheln: die beiden merkwürdigen
Bivalven die Hr. de Luc auf dem Saleveberg bey Genf
entdeckt*), und auch Exemplare davon ans academische
Museum geschenkt hat.

So Hrn. v. Fichtels sonderbare Tutenauster u.a.m.**)

Die Pantoffelmuschel des Hrn. v. Hüpsch***) u.s.w.

[Seite 698]

Von einschaligen Conchylien aber erst die so genann-
ten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwendig durch
Scheidewände in Kammern oder Fächer abgetheilt ist:
und zwar vor allen das unübersehliche Heer der Ammo-
niten (Engl. snake-stone) von der endlosesten Verschie-
denheit sowohl in Größe (– theils wie ein großes Wa-
genrad –) als Bildung: doch daß sie sich in Rückficht
auf die letztre im Ganzen auf drey Haupt-Familien zu-
rückbringen lassen. Nähmlich: 1) Ammoniten mit cylin-
drischen Windungen und runden Rücken. 2) Mit eckich-
ten knotigen Windungen und breiten Rücken. 3) Mit
flachen Windungen und scharfen Rücken.

Dann die Lenticuliten oder Linsensteine porpites,
lapis numularis, helicites
einiger Schriftsteller (Fr. pierre
numismale
oder lenticulaire, mannoie du diable) die außen
mit zwey glatten convexen Schalen belegt sind, inwendig
aber eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung
von ansehnlicher Länge enthalten. Finden sich unter an-
dern in unsäglicher Menge theils von der Größe eines
halben Gulden im Lucerner Gebiet wo sie Fruchtsteine,
so wie die kleinern anderwärts Kümmelsteine, genannt
werden.

So die Limiten*).

Die Orthoceratiten**).

[Seite 699]

Die Belemniten*) oder Luchssteine, dactyli idaei
(Engl. thunder-stone) eine der allgemeinsten Versteinerun-
gen die häufig mit schwarzem Stinkstein durchzogen sind
(S. 601).

Von einschaligen Conchylien ohne innere Scheide-
wände z.B. die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus
dem Lucerner Gebiet die auch in unsäglicher Menge und
unvermischt im dichten Kalkfels liegen**).

Die ansehnlichen linksgewundnen Muriciten am
Ufer von Harwich***).

Die Strombiten mit doppelten Gewinden von un-
gleicher Dicke im Hildesheimischen und im Vasler Ge-
biet†).

Von crvstaceis zumahl ausnehmend merkwürdige
incognita. So z.B. diejenigen See-Igel, die statt der
Stacheln mit den ehedem so räthselhaften Judensteinen
beseht find††).

Dann die Encriniten und Pentacriniten zwey an-
sehnliche Petrefactenarten die der Seepalme aus der jetzi-
[Seite 700] gen Schöpfung (S. 463) zwar ähneln aber nicht gleichen;
und aus einem vielarmigen Körper bestehen der auf einem
langen gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien*) die sich meist
im dichten Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers
meist zusammengefaltet, da er dann einige Aehnlichkeit
mit einer Mayz-ähre oder einer noch unaufgeblühten Lilie
hat, und deßhalb Lilienstein genannt wird. Der Stängel
muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresboden der
Vorwelt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder
die die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger
Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen der Trochiten,
Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen (Engl.
St. Cuthbeard's beads) allgemein bekannt.

Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**) ist
ohne Widerrede eins der bewundernswürdigsten prodigio-
[Seite 701] festen Denkmähler der Vorwelt, und besteht aus einem
großen vielarmigen quastenförmigen Körper, der auf einem
gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher
wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige
Petrefact fand sich ehedem vorzüglich im bituminosen Mer-
gelschiefer bey Ombden im Würtenbergischen.

Die bekannten Asterien find fünfeckige Wirbel vom
gegliederten und dabey ästigen Stängel eines noch nicht
genug bekannten Petrefacts.

Endlich von Corallen ebenfalls incognita die Menge;
wie z.B. die mancherley Madreporiten, die sich auf
dem Saleveberg bey Genf von ausnehmender Schönheit
finden und wovon das academische Museum eine ganze
Sammlung als ein Geschenk des Hrn. de Luc besitzt.

B. Versteinerungen des Pflanzen-
reichs.

[Seite 702]

Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig und
deutlich erhalten, daß man diejenigen leicht bestimmen
könnte, die sich noch auf ihre in der jetzigen Schöpfung
befindlichen Urbilder reduciren lassen: doch lehren wenig-
stens einzelne Beyspiele, daß im Ganzen ebenfalls der
nähmliche Unterschied statt findet den ich bey der Ein-
theilung der thierischen Versteinerungen beobachtet habe.

1. Pflanzenabdrücke überhaupt*).

a) Bekannte.

So z.B. im Mansfelder bituminosen Mergelschiefer,
im Oeninger Stinkschiefer etc. Im letztern habe ich
sogar Blüthen von einer Art ranunculus bey Hrn. Dr.
Ammann in Schafhausen gesehen.

b) Incognita.

Nur zu Einem Beyspiele statt aller, die räthselhaf-
ten theils astichten oft ungeheuer großen schuppichten
Abdrücke die hin und wieder in den Steinkohlengruben
von Deutschland und England gefunden werden, und
die man bald auf Rinden von Palmbäumen, bald auf
Opuntien, Euphorbien etc. hat deuten wollen**).

[Seite 703]

Aber überhaupt sind die Abdrücke im Schieferthon,
die Farnkräuter etc. so viel ich ihrer bis jetzt noch mit
möglichster Genauigkeit mit denjenigen Pflanzengattun-
gen verglichen habe, wofür sie vulgo ausgegeben wer-
den, für mich doch immer noch incognita geblieben.

Die ebenfalls hierher gehörigen Schilfabdrücke an der
Grauwacke bey Zellerfeld am Harz find um so merk-
würdiger da sie wie eben diese Gebirgsart zeigt, wohl
unter den übrigen präadamitischen Denkmählern dieser
Art die allerältesten sind. Das academische Museum
besitzt ein großes überaus merkwürdiges Stück davon
durch die Güte des Hrn. Viceberghauptmann v. Trebra.

2. Samenkapseln etc.

a) Bekannte.

Z.B. Wallnüsse im Piemontesischen*), Haselnüsse
(die so genannten Noah-Nüsse) auf der Insel Wight:
so auch Tannenzapfen etc.

b) Incognita.

Z.B. allerhand kleine Schalen und Hülsen von
Samen auf den Manedacher-Kräuterschiefern; und
zwischen dem bituminosen Holze von Kalten-Nordheim.

3. Hölzer.

a) Bekannte.

Z.B. in Eisenstein metallisirtes Fichtenholz vom Ram-
melsberge am Harz etc.**) Und unter die gleiche
[Seite 704] Abtheilung scheinen auch die meisten jaspisartigen Höl-
zer (S. 559 und 583) zu gehören, die sich theils durch
ihre vortrefflichen Farben, und theils durch die bey
ihrer großen Härte doch zuweilen zum Wunder erhaltne
ehemahlige Organisation auszeichnen*).

b) Incognita.

Dahin rechne ich nach meiner Ueberzeugung das bi-
tuminose Holz in den mächtigen Flötzlagen so vieler
Gegenden der nordlichen Erde (S. 669). Ein äußerst
merkwürdiges Stück der Art aus dem Westerwalde
im Nassauischen verdanke ich dem Hrn. Cammerrath
Habel; es ist dasselbe am einen Ende so unverändert,
daß es sich wie das weichste Holz anfühlt und am
Lichte brennt, im übrigen aber so mit Quarz durch-
zogen, daß es mit dem Stahl Funken sprüht*).


Appendix A Register.

[[A1]]
[interleaf]

Appendix B

[Tab. I]
TAB. I.xxx
[interleaf] [Tab. II]
TAB. II.xxx
[interleaf] [Tab. III]
TAB. III.xxx
[interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[Seite 2]

‘"Ars, siue additus rebus homo.“’ Bacon de Veru-
lam
. de augm. scient. L
. II.

‘"L'art en général est l'industrie de l'homme ap-
pliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux pro-
ductions de la Nature
.“’ Diderot Syst. figuré des
connoiss
. humaines
.

**).
[Seite 2]

Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern
hinauf. – Denn ich habe im Iten Theil meiner
Beyträge zur Naturgeschichte, facta angeführet, die
[Seite 3] es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß
auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gat-
tungen von organisirten Körpern entstehen, und
gleichsam nacherschaffen werden.

*).
[Seite 13]

Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil-
dungstrieb
. Götting. 1789. 8. weiter ausgeführt,
die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die
unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist.
zu verwechseln bitte.

*).
[Seite 17]

Ueber Menschen-Racen und Schweine-Racen –
in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f.

*).
[Seite 18]

Ueber Künsteleyen oder zufällige Verstümmelungen
am thierischen Körper, die mit der Zeit zum erb-
lichen Schlag ausgeartet – in Voigt's Magazin
a. a. O. S. 13 u. f.

*).
[Seite 23]

J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I.
S. 138. u. f. tab. VI. fig. 1–6.

**).
[Seite 23]

A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S.
175. u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138. u. f.

***).
[Seite 23]

Götting. Magaz. II. Jahrg. Ites St. S. 80.
tab. II.

*).
[Seite 24]

Swammerdam biblia naturae. p. 157 tab. VIII.
fig. 6.

*).
[Seite 29]

Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss. de basi encephali
p.
17.

*).
[Seite 31]

Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro
cibo somnus
. Plinivs.

*).
[Seite 32]

Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der
Thiere. 3te Ausg. Hamb. 1773. 8.

*).
[Seite 33]

‘„Nascitur ars ista, non discitur.“

Seneca.

*).
[Seite 38]

Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und
wieder dünn behaart; auch hat er Augenwimpern etc.

*).
[Seite 43]

Explanatio animi, quae nos distinxit a feris.

Plinius.

*).
[Seite 51]

‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant,
coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque lacte
alunt, partium denique omnium internarum stru-
ctura et vsu cum iis conueniunt.“
Raius.

*).
[Seite 62]

s. die Vignette in Ant. de Ulloa viage. Madr.
1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149.

*).
[Seite 67]

Sehr genaue und nicht gemeine Nachrichten von die-
sem u.a. Südamerikanischen Thieren, s. in Adr.
[Seite 68] van Berkel's Reisen nach Rio de Berbiçe und
Surinam, im 1ten B. der Sammlung seltener und
merkw. Reisegeschichten. Memmingen, 1789. 8.

*).
[Seite 70]

Apicius. VIII. 9.

**).
[Seite 70]

Varro de R. R. III. 15.

*).
[Seite 78]

Ich folge hierin der Abbildung des Schedels in
the voyage of Governor Phillip to Botany Bay.
Lond.
1789. 4. pag. 168.

*).
[Seite 79]

III. B. Mosis, K. XI. B. 5. u. f.

*).
[Seite 80]

(Cetti) quadrupedi di Sardegna p. 149.

**).
[Seite 80]

‘„Cerrum est, Balearicos adversus prouentum cu-
niculorum auxilium militare a Divo Augusto
petiisse
.“’

Plinius.

*).
[Seite 88]

P. Berch westmanl. Björn-och wargfänge. p. 13.

*).
[Seite 89]

Garcilasso d. l. Vega origen d. l. Yncas.
p
. 138. Der Lisab. Ausg. v. 1609.

*).
[Seite 94]

Mich. Casiri bibl. arab. Hispan. Escurial. T. I.
p. 320.

*).
[Seite 98]

Die doch bey den Mardern noch stärker ist.

*).
[Seite 100]

Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Renn-
pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt
worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1/2
Fuß in einer Secunde zurücklegte, mithin schneller
lief als der Sturmwind oder als ein Schiff mit
vollem Winde; dieses aber zwar nur 46 Fuß und
6 Zoll in der gleichen Zeit machte, sich aber immer
gleich blieb, sich nie übernahm, aber auch nie
ermüdete, und überhaupt nie seines gleichen ge-
habt hat.

*).
[Seite 101]

Pallas in Act. acad. Petropol. 1777. P. II. p.
258 sq.

**).
[Seite 101]

Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls
äußerst schnellen Dshiggerät (d.h. Lang-Ohr)
einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge-
schlechts verwechselt werden, das in den Mongo-
lischen Wüsten in großen Heerden lebt, und von
den Mongolen und Tungusen besonders seines ih-
nen schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird.
s. Hrn. Prof. Pallas in den Nov. comm. acad.
Petropol
. vol
. XIX. p. 394. sq. tab. VII.

***).
[Seite 101]

I. M. Gesner de antiqua asinorum honestata.
Comm. Gotting. T
. II.

****).
[Seite 101]

Casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208.

*).
[Seite 102]

Buffon, supplem. vol. III. tab. I.

**).
[Seite 102]

Buffon l. c. tab. II.

*).
[Seite 103]

Vor mehrern Jahren hat sich ein weibliches Zebra
in Lord Clive's Menagerie in London nach vielen
vergeblichen Versuchen von einem männlichen Esel
(den man wie ein Zebra mit Streifen bemahlt
hatte) bespringen lassen, und eine Art Maulthier
zur Welt gebracht, das in der Bildung völlig des
Mittel zwischen seinen beiden Aeltern hielt, und
von grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber
schwarz gestreift wie die Mutter war.

**).
[Seite 103]

III. B. Mosis K. XI. v. 4.

***).
[Seite 103]

Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird
hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome-
dar genannt.

*).
[Seite 104]

Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande
zwanzig Centner zu tragen.

*).
[Seite 107]

Ein einzelnes und nicht einmal vollständiges
dergl. Horn im academischen Museum wiegt volle
9 Pfund.

**).
[Seite 107]

Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. V. fig. 2. 3.

***).
[Seite 107]

Von der Art war auch ohne Zweifel das im
Grindelwald Berner Gebieths gefangne Thier das
A. 1777. unter dem Nahmen eines Steinbocks
durch Deutschland zur Schau geführt und auch
auf einem einzelnen Kupferblau in 4to abgebil-
det worden.

*).
[Seite 114]

Pennant's arctic zoology vol. I. tab. VIII. und
die Titelvignette.

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. X.

*).
[Seite 119]

Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der
Hirsch.

*).
[Seite 120]

Nach der verschiedenen Form der Backenzähne zu
schließen, scheint der Africanische Elephant vom
Ostindischen (so wie die beiderley Rhinocer dieser
Welttheile) specifisch verschieden.

*).
[Seite 122]

s. Hrn. Hofr. Heyne zwey Abh. darüber in den Nov.
Comment. Gott. T
. I. p. 96. sqq. und Zusätze dazu
in Dess. Samml. antiquarischer Aufsätze 2ten Th.
S. 149. u. f.

*).
[Seite 127]

So habe ich z.B. bey der Zergliederung eines
Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Ein-
richtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande
sind nach Willkühr die Axe desselben zu verlängern
oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium
von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser
nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich
sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der
überaus starken Augenmuskeln auf die äußerste
Haut des Augapfels bewirkt, welche letztre an
verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist.
Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-
stall-Linse näher bringt etc. wie es die starke Bre-
chung der Lichtstrahlen erfodert, die dann aus
dem dünnen medium der Luft in das dichtere des
Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie-
der verlängert werde etc. – s. Commentationes so-
cietat. scient. Gottingens
. vol
. VII.

*).
[Seite 128]

G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meerthie-
ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Pe-
tropolit
.)

*).
[Seite 130]

Ein classisches Werk zur N. G. dieser ganzen merk-
würdigen Ordnung ist Hrn. Prof. Schneiders cri-
tische Sammlung zur N. G. der Wallfische, unter
Dess. vermischten Abhandl. zur Aufklärung der
Zoologie etc. Berl. 1784. 8. S. 175–304.

*).
[Seite 137]

Vom eigenthümlichen des innern Körperbaues
der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae inter animantia calidi
sanguinis vinipara et ouipara
gehandelt, das im
IXten B. der commentation, societ. reg. scientiar.
Gottingens
. p
. 108–128. befindlich ist.

*).
[Seite 144]

Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und
Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr. Chr.
Günther. Nürnb. 1772. Fol.

*).
[Seite 145]

In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will-
kührliche Handlung, wodurch es sich folglich vom
durchaus unwillkührlichen Gebähren der Säuge-
thiere auffallend auszeichnet.

*).
[Seite 146]

Plin. L. X. c. 55. ‘„Liuia Augusta, prima sua
iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum
parere virilem sexum admodum cuperet, hoc vsa
est puellari augurio, ouum in sinu fonendo, at-
que cum deponendum haberet, nutrici per sinum
tradendo, ne intermitteretur tepor“
etc.

**).
[Seite 146]

Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.

L'art de faire éclore des oiseaux domestiques par
Mr.
de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.

***).
[Seite 146]

Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar
nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus-
nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt s. in Hrn. Prof. Hollmann's Unterricht
von Barometern und Thermometern. Göttingen,
1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f.

****).
[Seite 146]

Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12. Pl. I.

*).
[Seite 157]

Viele unserer neuen besten Naturforscher, z.B.
Büffon, Fortis und andere, auch Bomare, Mo-
lina etc. halten ihn (ganz irrig) für einerley mit
dem Condor.

*).
[Seite 159]

Linné hat auch diesem Thier ganz unrecht einen
Schwimmfuß an der linken Seite zugeschrieben.

*).
[Seite 169]

Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo-
gelen
. p
. 129. sqq.

*).
[Seite 174]

S. Gesner pag. 337.

*).
[Seite 176]

Ramusio nauigationi I. p. 367. D.

*).
[Seite 179]

Besonders auch von der tillandsia usneoides die fast
wie Pferdehaar aussieht.

*).
[Seite 187]

Frisch tab. XII. fig. 5.

*).
[Seite 188]

Günthers Nester und Eyer versch. Vögel, durch
Wirsing. Taf. X.

*).
[Seite 190]

Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vo-
gelen
. tab
. LXV. p. 124.

*).
[Seite 191]

Auch Latham scheint dasselbe Thier zwey Mahl und
in ganz verschiednen Geschlechtern zu beschreiben;
ein Mahl nähmlich als motacilla vol. II. P. II. pag.
434. und vorher als sturnus vol. II. P. I. pag. 8.

*).
[Seite 193]

Nozemann et Sepp Nederlandsche Vogelen. tab.
LIX. p. 111.

*).
[Seite 195]

Nozemann en Sepp l. l. tab. XXVI. p. 49.

*).
[Seite 196]

Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Ge-
hülfe Guenau de Montbeillard vollständig zusam-
mengestellt und unterstützt, in der hist. des oiseaux.
vol
. VI. pag. 557. u. f.

**).
[Seite 196]

Einer der neuesten und eifrigsten Vertheidiger des
Winterschlafs der Schwalben in Sümpfen ist Dai-
nes Barrington in s. miscellanies. p. 225. u. f.

*).
[Seite 202]

II B. Mos. C. XVI. V. 13. vergl. mit Ps. LXXVIII.
V. 26.

*).
[Seite 204]

Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. XCIV.
XCV.

*).
[Seite 207]

Latham vol. II. P. II. tab. LX.

**).
[Seite 207]

Frisch tab. CXX.

*).
[Seite 210]

Ich habe von diesen u.a. Beweisen der Veränder-
lichkeit in der Schöpfung im 1ten Th. der Bey-
träge zur Naturgeschichte
. S. 28. u. f. gehandelt.

*).
[Seite 214]

Middleton's miscell. works. vol. IV. tab. X.
pag. 90. sqq.

**).
[Seite 214]

Caylus Recueil d'Antiquités. vol. VI. tab. XI. f. 1.

*).
[Seite 218]

Fabric. Hildani Fürtrefflichkeit der Anatomy.
S. 222. u. f.

*).
[Seite 223]

vergl. Pennant's arctic zoology. T. II. pag. 507.

*).
[Seite 224]

Harvey de generat. animal. p. 30.

*).
[Seite 225]

Pennant's arctic zoology. vol. I. introd. p. XXX.
tab. IV.

*).
[Seite 226]

Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von ei-
ner verwandten Gattung, Anas erythropus von
grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab.
CLXXXIX.) die daher auch bey vielen Ornitholo-
gen den Nahmen Bernicla oder Bernacle führt.

*).
[Seite 228]

J. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Com-
mentat. Soc. Sc. Gott
. 1780. vol. III. p. 121. sqq.

*).
[Seite 234]

Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparatae inter animantia ca-
lidi et frigidi sanguinis
. im VIIIten B. der com-
mentation. soc. reg. scientiar. Gottingens
.

*).
[Seite 240]

s. Joh. Gottl. Schneider allgem. N. G. der Schild-
kröten, nebst einem systematischen Verzeichnisse der
einzelnen Arten. Leipz. 1783. gr. 8. m. K.

*).
[Seite 241]

In der hist. of the bucaniers vol. I. pag. 64. wird
von einer (übrigens unbestimmten) Gattung Ame-
ricanischer Schildkröten gesagt, daß sie 2 bis 3000
Pfund am Gewicht halten.

*).
[Seite 243]

Ueber die hieländische Gattungen dieses Geschlechts
s. das bewundernswürdige Meisterwerk, des sel.
Rösel natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes.
Nürnb. 1758. gr. fol.

**).
[Seite 243]

s. Camper im IXten B. der commentat. soc. reg.
scientiar. Gottingens. p
. 129. u. f.

*).
[Seite 245]

s. Haller de corp. hum. fabr. et funct. vol. VII.
pag. 151. sqq. Guettard mém. sur differ. par-
ties des sc. et arts
. vol
. IV. pag. 615. sqq. Käst-
ners Vorr. zum IIIten B. seiner Uebersetzung der
Schwed. Abh. u.a.m.

Ein neuerliches Beyspiel in der hist. de l'ac. des
sc. de Berlin
v. J. 1782.

*).
[Seite 247]

Norden voyage d'Egypte. pag. 163.

*).
[Seite 251]

Shaw's travels pag. 348. der zweiten Ausg.

*).
[Seite 252]

Seba vol. II. tab. VIII. XVII. XIX.

**).
[Seite 252]

Die giftigen Schlangen sind mit ♂ bezeichnet.

Die Stärke des Giftes steht bey diesen Thie-
ren mit dem Alter in Verhältniß, so daß man
z.B. versichert, der Biß von ganz jungen Klap-
perschlangen sey völlig unschuldig, und hingegen
der von erwachsenen meist tödtlich. Doch macht
auch hier wie beym Stich der Scorpione und
vieler anderer Insecten u. Himmelsstrich, Jahrs-
zeit und Witterung einen großen Unterschied, da
alle dergleichen Thiere in südlichen Gegenden und
in schwüler Hitze ungleich gefährlicher werden,
als unter den entgegen gesetzten Umständen.

*).
[Seite 253]

s. Hrn. Hofr. Michaelis im Götting. Magaz. IVten
Jahrg. Istes St. S. 91.

*).
[Seite 254]

Saraf 4 B. Mos. 21, 6.

*).
[Seite 255]

v. Neitzschitz siebenjährige Weltbeschauung. S. 184.

*).
[Seite 262]

s. Sonnerat in Rozier journal de physique.
Avr
. 1774. pag. 256. u. f. Buffon supplement.
vol
. V. pag. 540. u. f.

*).
[Seite 264]

s. Hrn. von Haller in den Mém. de l'acad. des sc.
de Paris
v. J. 1762. S. 76. u. f. und Dess. opera
minora
. vol
. III. pag. 250. sqq.

**).
[Seite 264]

Baster opusc. subsecina. T. I. L. II. pag. 88.

*).
[Seite 265]

Hannov Magaz. v. J. 1765. S. 978. u. f.

**).
[Seite 265]

s. Hrn. von Haller in den Comment. soc. sc. Got-
ting
. vol
. I. pag. 21.

***).
[Seite 265]

Bonnet oeuvr. vol. III. pag. 506.

****).
[Seite 265]

Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.

*).
[Seite 267]

Plin. L. XXXI. c. 7. ‘„Liquoris exquisiti genus,
quod garon vocauere, intestinis piscium caeteris-
que quae abiicienda essent, sale maceratis, vt sit
illa putresceutium sanies
.“’

*).
[Seite 274]

Bey einigen Geschlechtern dieser Ordnung wie bey
den lophiis, cyclopteris und centriscis ist die Kiefer-
öffnung zum Theil mit einer eignen strahlichten
Haut verschlossen. s. Broussonet in den Mém. de
l'ac. des sc. de Paris
. a
. 1780. pag. 679. u. f.

*).
[Seite 279]

s. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise-
geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220.

*).
[Seite 283]

du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I.
pag. 36. sqq.

*).
[Seite 291]

Seinen Fang s. in Houel voyage pittoresque de
Sicile
. etc. Par
. 1782. fol. vol. I. tab. XXVIII–
XXX.

*).
[Seite 292]

Seba thesaur. T. III. tab. XXXIV. pag. 108.

*).
[Seite 296]

Nouv. Heloise. P. VI. L. XI.

*).
[Seite 300]

Bloch tab. XVII.

*).
[Seite 301]

Bloch tab. XV.

*).
[Seite 302]

Reaumur in Mém. de l'ac. des sc. de Paris.
1716. pag. 229.

*).
[Seite 306]

Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol.
Lyonet traité anatomiqne de la chenille qui ron-
ge le bois de saule
. à la Haye
. 1762. 4.

*).
[Seite 313]

Lyonet chenille de saule. pag. 585. u. f.

*).
[Seite 315]

Kölreuter vorläufige Nachr. von einigen das Ge-
schlecht der Pflanzen betreff. Versuchen. S. 21.
u. f. 32. 34. u. f.

*).
[Seite 320]

Jo. Eus. Voet catalogue systematique des coleopte-
res, à la Haye
1766. u. f. 4.

*).
[Seite 323]

Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des-
halb in einem weitläuftigen Monitorio vobs geist-
liche Rechtigen Lausanne citirt wurden, das ihnen
zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie
selbst aber nach genauer Adhörung beider Parteyen,
und reiflicher Ueberlegung förmlich in den Banu
that. s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick.
S. 278.

*).
[Seite 334]

Twiss's Travels. p. 281.

*).
[Seite 345]

Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlechtern
s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen des Ci-
caden en Wantzen, door
Casp. Stoll, Amst.
1780 sqq. 4.

*).
[Seite 346]

Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Pa-
ris
, v. J. 1769.

Jo. Miller's illustr. of the sexual system of
Linnaeus tab. vlt. fig. 2.

*).
[Seite 348]

Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.

Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam bey dem hieländischen grauen Was-
serscorpion gemacht. s. Dess. bibl. naturae. T. I. pag.
230. tab. III. fig. 4. 5.

*).
[Seite 352]

Eine ausführlichere Beschreibung des Thiers habe
ich in der Medicin. Bibl. gegeben. 1. B. S. 431.
u. f.

*).
[Seite 353]

Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man,
außer Sepp u.a. obgenannten, vorzüglich noch
folgende Werke:
(Denis und Schiffermüller) systematisches
Verzeichniß der Schmetterlinge der Wiener Ge-
gend. Wien, 1776. gr. 4.

Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Er-
langen, seit 1776. gr. 4.

Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge. 1. Th. Rostock, 1785. 8.

Joh. Maders Raupenkalender, Herausgege-
ben von C. F. C. Kleemann. ed. 2. Nürnb. 1785. 8.

[Seite 354] C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm.
1759. sqq. II. vol. 4.

P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst. seit
1775. 4.

*).
[Seite 362]

Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. 111. und tab.
XIV. fig. 10. 11. S. 498.

*).
[Seite 365]

Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25
Taf. V.

*).
[Seite 365]

Die Seide woraus hingegen in Japan die äußerst
zarten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfer-
tigt werden, kommt von einer ganz eignen Gattung
Seidenwürmer, nahmlich von der phalaena (noctua)
serici
ihren s. Thunberg in den Schwedischen Ab-
handl. 1781. II. B. tab. V. fig. 1. 2.

*).
[Seite 379]

Von den unzähligen Schriften worin die Geschichte
der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur
drey statt aller an:

Swammerdam bibl. nat. p. 369–550.

Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207–728.

und, besonders in Rücksicht der neuern Behauptung
über die Umbildung der Werkdienen in Weißler
bey der künstlichen Vermehrung der Stöcke durch
Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61–142.

Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mit Herr Bonner schriftlich
mitzutheilen die Güte gehabt, habe ich in Hrn. Prof.
Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht.

*).
[Seite 383]

Gleditsch in den Mém. de l'ac. des sc. de Berlin.
1749. Pl. II.

*).
[Seite 388]

Hr. Dr. Kühn im Naturforscher I. XV u. XVIII. S.

*).
[Seite 394]

S. F. Redi experimenta circa generationem inse-
ctorum.
Opusculor. ed. Amst.
1686. 12. P. I.
tab. I–XXIV.

*).
[Seite 396]

Oth. Fr. Müller bydrachnae in aquis Daniae
palustribus.
Lips.
1781. 4.

*).
[Seite 397]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
s. C. Clerk aranei Suecici. Holm. 1757. 4.

*).
[Seite 398]

Bonnet oeuvres. vol. I. p. 545. u. f.

*).
[Seite 400]

Jo. Ott. Helbig Eph. N. C. Dec. I. ann. X.
p. 455.

**).
[Seite 400]

J. Fr. W. Herbst Vers. über die N. G. der Krabben
und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.

*).
[Seite 403]

Turberv. Needham nouvelles obs. microsc. p.
129. u. f.

*).
[Seite 404]

O. Fr. Mülleri entomostraca s. insecta testacea.
Lips. 1785. 4. Der Verf. hat nähmlich das Ge-
schlecht der Kiefenfüße in vier andere vertheilt,
und diese zusammen mit dem gemeinschaftlichen
Familien-Nahmen entomostraca belegt.

**).
[Seite 404]

s. a. microscopic description of the eyes of the
monoculus polyphemus, by W.
Andre; in den
philos. Transact. vol. LXXII. P. II.

***).
[Seite 404]

Stralsund. Magaz. I. B. S. 239.

*).
[Seite 410]

Es ist nun wohl keinem weitern Zweifel unterwor-
fen, daß die eigentlich so genannten Eingeweid-
Würmer der rothblütigen Thiere, so gut wie die
Samenthierchen, ihnen eigenthümlich sind, nicht
von außen (aus dem Wasser etc.) in den thierischen
Körper gelangen. Und wenn man wirklich hier
und da ein Mahl Bandwürmer u. dergl. im Was-
ser gefunden, so sind sie aller Wahrscheinlichkeit
nach, erst aus einem thierischen Körper durch Zu-
fall dahin gelangt, so wie man v. v. freylich auch
genug Beyspiele hat, daß zuweilen andre Thiere,
Insecten, Wassermolche etc. lebendig oder in den
Eyern in den menschlichen Körper gekommen sind,
und da die gefahrvollsten Zufälle erregt haben.

*).
[Seite 411]

Selbst von einigen Schnecken wird ein gleiches be-
hauptet: s. Dr. Dav. Macbride on the revi-
viscence of some snails preserved many years in
M. Simon's cabinet,
in den philos. Transact. 1774.
vol. LXIV. P. II. pag. 432. u. f.

**).
[Seite 411]

Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel eignes, wie z.B. bey den ge-
meinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix ar-
bustorum, nemoralis
etc
.), als welche zur Brunstzeit
mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-
sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und
ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
Schaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebespfeil
[Seite 412] steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des
Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey einander
aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil
dem andern in die Brust, oder wirft ihm densel-
ben auch gleichsam entgegen, und erst auf diese
vorgängige wechselseitige Verwundung erfolgt die
wahre Paarung.

*).
[Seite 412]

s. Hrn. Prof. Schneiders Abh. hierüber im II. B.
von Ant. de Ulloa Nachr. von Amer. Leipz. 1781. 8.
S. 377–431.

*).
[Seite 413]

Zumahl beym mytilus margaritifer, mya margariti-
fera
etc
. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten werden bekanntlich auf Ceilan und im
Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen,
Californischen etc. sind weit weniger schön. So
auch die von Utaheiti: vollends die aus deutschen
Flüssen etc. – Einige der größten und schönsten
orientalischen Perlen sind in Taverniers Reisen
abgebildet. – In Europa ist wohl die größte la
pelegrina
im Spanischen Schatze, die 25 Karat
wiegt. Sie ist von der wegen ihrer Perlenfischerey
ehedem so berühmten Ins. Margarita im Spani-
schen Westindien.

**).
[Seite 413]

s. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nord-
america S. 34. u. f. 173. etc.

*).
[Seite 414]

In der großen Südländischen Sammlung, die S. Maj.
der König an das hiesige academische Museum ge-
schenkt haben, findet sich unter vielen andern dergl.
Putzstücken, sogar ein Halsband von niedlichen,
mühsam polirten, durchbohrten, und mit Bast
kunstreich zusammen geflochtenen Schneckenhäuschen
von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmer-
lichsten Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen
wird, nähmlich von den Pesserähs auf dem Feuer-
lande.

*).
[Seite 421]

Unter den vielen wichtigen Schriften, womit neuer-
lich die Geschichte der Eingeweidewürmer über-
haupt und des Bandwurmgeschlechts insbesondere
bereichert worden ist, verdienen hier ihrer Voll-
ständigkeit wegen besonders angeführt zu werden:

Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer N. G.
der Eingeweidewürmer thierischer Körper. Blan-
kenburg, 1782. 4.

Und vermium intestinalium praesertim taeniae hu-
manae breuis expositio
auctore
P. Chr. Werne-
ro
. Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehörigen drey-
fachen continuatio. ib. 1782 und folg. 8.

*).
[Seite 424]

Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch
wenig bearbeiteten Ordnung des Thierreichs sind:

Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam anima-
libus marinis
. Dresd
. 1761. 4. Deutsch mit Anm.
von Nath. Gottfr. Leske. ebendas. 1776. 4.

Petr. Forskål icones verum naturalium, quas
in itinere orientali depingi curanit
. edidit
Carst.
Niebuhr. Havn. 1776. fol.

Und Oth. Fr. Müller icones zoologiae Da-
nicae
ibid
. 1777. sqq. fol.

*).
[Seite 426]

s. Gius Vianelli nuove scoperte intorno le luci
notturne dell' aqua marina
. Ven
. 1749. 8.

*).
[Seite 427]

O. Fr. Müller von Würmern des süßen und salzi-
gen Wassers. Kopenh. 1771. 4.

*).
[Seite 430]

Die vollständigste Uebersicht und Vergleichung der
bey alten und neuen Schriftstellern von diesem
überaus merkwürdigen Thiergeschlecht befindlichen
Nachrichten, s. in Hrn. Prof. Schneider Samml.
vermischter Abhandl. zur Zoologie und Handlungs-
geschichte. Berlin 1784. 8. S. 7–134.

*).
[Seite 434]

s. J. Sam. Schröter über den innern Bau der
See- u.a. Schnecken. Frankf. 1783. 4.

**).
[Seite 434]

Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.

***).
[Seite 434]

Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– frey-
lich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der
N. G. gehören unter andern;

Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum.
Lond
. 1685 sqq. fol.

Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Hud-
desford
.) Oxon. 1770. fol.

Desall. d'Argenville conchyliologie.
Par
. 1757. 4.

Ed. 3. par de Favanne de Montcer-
velle
. ib. seit 1780. 4.

F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. fol.

Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb.
1768. sqq. X. B. 4.

Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Con-
chylien-Kenntniß nach Linné. Halle, 1783. III. B. 8.

* * *

[Seite 435] Adolph. Murray fundamenta testaceologiae.
Upsal.
1771. 4. (ganz abgedrückt in Linné amoe-
nitat. acad
. vol.
VIII. und die Erklärung der Kunst-
wörter s. t. C. a. Linn. terminologia conchyliologiae
edita a
Jo. Beckmanno. Gott. 1772. 8.)

(C. L. Kaemmerer) Conchylien im Cabinette
des H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt
, Rudolst
.
1786. 8.

* * *

Geoffroy traité des coquilles qui se trouvent
autour de Paris
. Par
. 1767. 12. Deutsch, durch
Martini. Nürnb. 1767. 8.

Em. Mendez da Costa British conchology.
Lond
. 1778. 4.

* * *

Th. Martyn's Figures of Shells collected in
the different voyages to the South-Seas.
Lond
. 1784.
gr. Fol.

*).
[Seite 446]

s. Chemnitz Conchylien-Cabinet IX. B. 1 Abth.
von den Linksschnecken.

*).
[Seite 447]

Jan. Planci ariminens. de conchis minus notis.
L. Venet.
1739. 4.

*).
[Seite 449]

Lor. Legati museo Cospiano pag. 121. sqq.

**).
[Seite 449]

Barrot's Guinea. p. 339.

*).
[Seite 457]

Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.

*).
[Seite 461]

Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echino-
dermatum
ex ed.
Nath. God. Leske, Lips. 1778. 4.

*).
[Seite 462]

J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733. fol.

*).
[Seite 463]

J. Winthrop in philos. Transact. Nro. 57.

*).
[Seite 464]

Zur Geschichte der Corallen vergl.

P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag.
1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr.
Wilkens. Nürnb. 1787. 4.

J. Ellis's natural history of the corallines
etc.
Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G.
Krünitz. Nürnb. 1767. 4.

Ej. natural history of many curious and uncom-
mon zoophytes
etc.
systematically arranged and
described by D.
Solander. Lond. 1786. 4.
(– ich citire hier dieses vortreffliche Werk, um
es von dem vorigen zu unterscheiden, unter So-
lander's Nahmen. –)
Vital. Donati della storia naturale marina
dell'Adriatico.
Ven.
1750. 4.

Fil. Cavolini memorie per servire alla storia
de' polipi marini.
Nap.
seit 1785. 4.

E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.

Und als brauchbares Handbuch: J. E. Ro-
ques de Maumont
sur les polypiers de mer.
Zelle
, 1782. 8.

* * *

J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflan-
zenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus
Betr. über die besondern Arten der thierischen
Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.

*).
[Seite 465]

Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwreck auffischt, das binnen 3/4 Jah-
ren über und über mit Madreporen u.a. Corallen
dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man
Häuser aus Corallen: viele Vulkanische Inseln der
Süd-See sind ganz mit einer Corallen-Rinde
überzogen; und wie furchtbar die zu einer uner-
meßlichen Höhe aus dem Boden des Meers empor-
rankende Corallen-Bäume den Seefahrenden in
unkundigen Gegenden werden können, hat der
würdige Capit. Cook auf seiner ersten Reise um
die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von
Neu-Holland lange genug erfahren.

*).
[Seite 468]

Corallium nigrum substantia prorsus conuenit cum
rubro
.“ Ferr. Imperati hist. natural. pag. 809.

Hier diese Gattung ist wenigstens dem rothen
Corall der Substanz nach weit ähnlicher als die
sonst mit dem Nahmen des schwarzen Coralls ge-
meiniglich belegte Gorgonia antipathes.

Vergl. Rumph herbar. Amboinense. vol. VI.
pag. 202. sqq.

*).
[Seite 471]

Götting. Magaz. Ister Jahrg. 4tes St. S. 117 u. f.

*).
[Seite 475]

Der Hauptschriftsteller über die Arm-Polypen
bleibt noch immer Trembley (der sie zwar nicht
zuerst gesehen, aber zuerst studirt hat:) in seinen
Mémoires pour servir à l'hist. d'un genre de ploypes
d'eau douce à bras en forme de cornes.
Leid
1744. 4.

Nächst ihm hat aber auch der wakre Rösel
viel eigne merkwürdige Beobachtungen über diese
sowohl als über die Blumen- und Federbusch-
Polypen angestellt. s. Dess. Historie der Polypen etc.
Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-Be-
lustigung.)

Als Handbücher dienen: H. Baker's natural
history of polypes
. Lond.
1743. 8.

Und Jac. Chr. Schäffer's Arm-Polypen in
den süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4.

*).
[Seite 477]

s. Götting. Magaz. III. Jahrg. 46 St. S. 565 u. f.

*).
[Seite 482]

s. Hrn. Prof. Wolff in den nov. commentar. Petro-
polit. T.
XII. pag. 404. u. f. und des Hrn. Geh.
Rath von Goethe Versuch, die Metamorphose
der Pflanzen zu erklären.
Gotha
, 1790. 8.

*).
[Seite 503]

Jos. Gaertner de fructibus et feminibus planta-
rum
. Stutg
. 1788. 4.

*).
[Seite 506]

Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht.
S. 51 u. f.

**).
[Seite 506]

s. Götting. gel. Anz. 1774. 121. St.

*).
[Seite 517]

Ausführlicher handeln davon in besondern Schriften:
J. C. W. Voigt's Briefe über die Gebirgs-
lehre. 2. Ausg. Weimar 1786. 8.

C. Haidinger's Entwurf einer systematischen
Eintheilung der Gebirgsarten (1785.) 4.

A. G. Werner's kurze Classification und Be-
schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dresd.
1787. 4.

Und noch ein sehr zu empfehlendes Werk, das
ungleich mehr hieher gehöriges enthält als der
Titel zu versprechen scheint, nähmlich G. S. O.
Lasius's Beobachtungen über die Harzgebirge.
Hannover 1789. II. Th. 8. – nebst der dazu ge-
hörigen vortrefflichen petrographischen Charte des
Harzgebirges und dem so instructiven Cabinet
der Harzischen Gebirgsarten.

Aehnliche Sammlungen von Gebirgsarten sind
z.B. die Voigtische, Charpentierische, und die
noch nicht nach Verdienst bekannte des Hrn. Paff.
Heim zu Gumpelstadt im Meiningischen.

*).
[Seite 518]

Regenerirter Granit, der nähmlich aus verwitter-
tem ursprünglichen wiederum zusammen cemen-
tirt worden; der mithin zwar im Ganzen die glei-
chen Bestandtheile zeigt wie dieser, aber doch von
weit neuerer Entstehung ist und sich folglich auch
[Seite 519] über und zwischen andern Gebirgslagen finden
kann, wo an keinen ursprünglichen Granit zu
denken wäre. – Eben so findet sich regenerirter
Porphyr, der nähmlich ganze, (in seine Grundmasse
gleichsam mit eingeknetete) Trümmer und Brocken
von anderm ältern Porphyr enthält.

*).
[Seite 522]

Ich habe über manches hieher gehörige mich im
I. Theile der Beyträge zur Naturgeschichte weiter
erklärt.

*).
[Seite 525]

Ueber alles dieß hat Hr. v. B. H. von Trebra
in dem angeführten reichhaltigen Werke überaus
viel wichtiges und neues gesagt.

**).
[Seite 525]

S. Hrn. Insp. Werner's classische Schrift von den
äußerlichen Kennzeichen der Fossilien. Leipz. 1774.
8. S. 164.

*).
[Seite 527]

Anleitung zur Prüfung auf dem trocknen Wege, zu-
mahl mittelst des Löthrohrs gibt Torb. Berg-
mann
de tubo ferruminatorio im II. B. seiner opusc.
und Gust. v. Engeström's Beschreibung eines [Seite 528]
mineralogischen Taschenlaboratoriums, mit Anm.
von C. F. Weigel Greifsw. 1782. 8.

Zur Prüfung auf dem nassen Wege hingegen
J. F. Westrumb im 2. Heft des I. B. seiner
kleinen physicalisch-chemischen Abhandlungen.

Und J. F. Aug. Göttling's chemisches Pro-
bir-cabinet zum Hand-Gebrauche
Jena 1790.
8. nebst der dazu gehörigen kleinen Kiste mit

Reagentibus etc.

Zugleich macht der Hr. Prof. zu einem ähnli-
chen kleinen Handapparat an Geräthschaften zur
Untersuchung auf dem trocknen Wege Hoffnung.

*).
[Seite 529]

S. Emmerlings und Hoffmanns systematisch-ta-
bellarisches Verzeichniß aller bis jetzt in Rücksicht
ihres Mischungsverhältnisses untersuchten minera-
logisch-einfachen Fossilien, im Bergmänn. Journ.
II. Jahrg. I. B. S. 417. u. f.

Und J. C. W. Remlers Tabellen über das
Verhältnis der Bestandtheile der in neuern Zei-
ten genauer untersuchten Stein- und Erdarten.

Desgl. auch über die Erzarten und brennba-
ren Mineralien. Beide Erf. 1790. fol.

Anm. Ich habe hier im Buche bloß von solchen
Analysen Gebrauch gemacht (– und die Be-
standtheile in Hunderttheilen angegeben –)
wo das analysirte Mineral genau bestimmt ist.
Denn das ist bey vielen nicht der Fall. So
hat z.B., der sonst so unendlich verdienstvolle
Bergmann, weil er aus einem ganz unbe-
greifilchen Präjudiz die äußern Kennzeichen der
Mineralien als unbedeutend vernachläßigte,
manche seiner sonst so trefflichen Analysen vor
der Hand ganz unbrauchbar gemacht, weil
man nichr errathen kann, was es eigentlich war,
was er zerlegt hat.

*).
[Seite 530]

In der schon oben angeführten vortrefflichen Schrift.

**).
[Seite 530]

Cristallographie par M. de Romé de l'Isle,
2de Ed. Par
. 1783. IV. Bände. 8.

Die aus Holz geschnittnen Modelle der wich-
tigsten Crystallisationen die in der hiesigen Indu-
strie-Schule unter der Aufsicht des Mathemati-
cus Hrn. List verfertiget werden, find nebst der
dazu gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst
für 1 1/2 Rthlr. zu haben.

***).
[Seite 530]

Pesanteur spécifique des corps. – par M. Brisson.
Par. 1787, 4.

Anm. Die specifischen Gewichte die ich in der Folge
anführe find nach Tausend-Theilen angegeben,
das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Tem-
peratur von ohngefähr 64° Fahrenh. an-
genommen.

*).
[Seite 532]

Da im Studium der Mineralogie die Autopsie
noch weil unentbehrlicher ist als bey der Zoologie
[Seite 533] und Botanik, (wo doch getreue Abbildungen
noch aushelfen können und in hundert Fällen
schlechterdings aushelfen müssen), und doch das
Selbstsammeln für die mehrsten Anfänger eine
sehr schwierige Sache seyn muß; so ist ein sehr
verdienstliches Unternehmen, daß man bey der
Mineralien-Niederlage zu Freyberg kleine Mine-
ralien Sammlungen (versteht sich den weiten nicht
von bloßen Gebirgsarten, als welche nur den fünf-
ten Theil davon ausmachen) zum Verkauf gefer-
tigt hat, die 200 instruktive Stücke enthalten, und
doch nur 3 Louis d'or kosten, und derentwegen sich
die Liebhaber an Hrn. Bergamtsact. Kabisch in
Freyberg zu wenden haben.

*).
[Seite 539]

Abbildungen der größten Orientalischen Diamante
in der Welt s. bey Tavernier (der auch die be-
sten Nachrichten von den Ostindischen Diamant-
gruben gegeben hat); auch bey Papillon sur
la gravure en bois
T. II. pag 281. – Den so die
Russische Kaiserin 1772 gekauft s. im Gothaischen
Taschenkalender von 1771.

Des größte Brasilische, den der König von
Portugal besitzt, ist im journal économique vom
Jul. 1751 abgebildet.

Die verschiednen Arten des Schnitts dieser und
andrer Edelsteine s. bey Mariette tr. des pierres
gravées
T.
I. pag. 159.

*).
[Seite 540]

Es ist auffallend wie sehr die bisherigen Angaben
vom specifischen Gewicht des Zirkons (– freylich
aber auch bey manchen andern Mineralien –)
von einander abweichen. So wie es oben an-
gegeben ist, hat es Herr Hofr. Lichtenberg bey
wiederhohlter Wägung einer Partie geschliffner und
eines crystallisirten rohen von beträchtlicher Größe
befunden, die er so wie verschiedne andre beson-
ders merkwürdige Steinarten in ausgesuchten voll-
kommen reinen Stucken aus meiner Sammlung
auf mein Ersuchen zu wiegen, die Gefälligkeit ge-
habt hat. Ich habe in der Folge diese seine An-
gaben mit einem L. bezeichnet.

*).
[Seite 542]

Zuweilen finden sich zwey dieser Farben oder alle
drey also Rubin, Saphir und Topas am gleichen
Stück neben einander. Häufiger aber zwey da-
von, zumahl blasser Saphir und Rubin innig ge-
mengt, so daß der Stein in eine blasse Mittel-
farbe von beiden spielt. Und dieß scheint mir der
wahre Girasol der neuern Französischen Mineralo-
gen zu seyn. Wenigstens kommen die Stücke von
jenen mittelfarbigen Orientalischen Edelsteinen in
meiner Sammlung mit dieser ihrer Beschreibung
des Girasols vollkommen überein.

*).
[Seite 543]

Dieser orientalische Topas, den schon die alten
Griechischen Steinschneider zu Intaglios verar-
beitet haben, unterscheidet sich durch seine einfache
Stralenbrechung so wie durch sein größeres speci-
fisches Gewicht von allen andern.

**).
[Seite 543]

Ein rother Ceilanischer Edelstein, den ich kürzlich
von Hrn. Bergcommiss. R. Danz unter dem Nah-
men Rubinspath erhalten, scheint mir doch nach
allen äußern Kennzeichen, Crystallisation, Härte etc.
ein unreiner Balais; sein specifisches Gewicht
= 3454 L.

*).
[Seite 543]

Ich habe von dem bekannten Stufenhändler, Hrn.
Launoy einen rohen Edelstein unter dem Nahmen
eines Brasilischen Rubins erhalten, der ganz die
hohe Röthe des echten Orientalischen Rubins hat,
aber in eine sechsseitige Säule (– tab. III. fig. 10 –)
crystallisirt ist, die doch nicht ganz gleiche Dicke
behält, sondern sehr schwach conisch zuläuft. Hier-
zu gehört auch wohl der Spinel in der Collect. de
Mlle
de Raab T. I. p. 64.

*).
[Seite 546]

Hr. Insp. Werner belegt eine Berggrüne Abart
des Sächfischen Topases mit dem Nahmen Aqua-
marin (dem alten Italienischen Synonym des
Berylls).

*).
[Seite 547]

Die fälschlich so genannten Hyacinthen von Com-
postella sind kleine Zimmtbraune und durchsichtige
Quarzcrystalle die meist völlig auscrystallisirt in
rothem Gyps liegen.

*).
[Seite 549]

s. z.B. Campi phlegraei tab. LIV. und das Supple-
ment
dazu tab. IV. fig. 1.

*).
[Seite 551]

Ein Blick auf die oben angeführten tabellarischen
Uebersichten der verschiednen Analysen der Mine-
ralien und die dabey auffallende Differenz mancher
Resultate hält mich ab, den Schörl etwa dieses
Umstands wegen für eine vom Turmalin verschiedne
Gattung anzunehmen.

**).
[Seite 551]

Ich habe dieser Steinart einen zusammen gesetz-
ten Nahmen gegeben, um sie dadurch von dem
unten anzuführenden Tremolit-Talk zu unter-
scheiden, welche beide sonst gewöhnlich unter dem
gemeinschaftlichen Nahmen des Tremolits verwech-
selt werden. Der letztre hat ganz das Ansehen
eines Silber-Talks, phosphorescirt nicht etc.

*).
[Seite 554]

Denn ich entsinne mich nie weder im Rauchtopas
noch im Amethyst etc. dergleichen heterogenea ge-
sehen zu haben.

**).
[Seite 554]

Unter andern Seltenheiten der Art habe ich vom
S. Gotthard einen ausnehmend klaren Crystall
mitgebracht, der ziemlich große sechsseitige Glim-
mertaseln eingeschlossen enthält.

*).
[Seite 558]

Aber allerdings auch der übrigen Arten. Der so
Onyx enthält heißt daher Achatonyx: und was
den Heliotrop betrift, so besitze ich ein Täfelchen
von vielfarbigem Orientalischen Achat das auch rei-
nen Heliotrop in seinem Gemenge enthält.

*).
[Seite 562]

s. Voigts Magazin VI. B. 4 tes St. S. 21 u. f.

*).
[Seite 565]

Man hat neuerlich, gegen die sonstige Angabe,
behaupten wollen, diese Crystallen hätten keine
horizontalen Endflächen, sondern wären schräg ab-
geschnitten. Ich sehe aber an verschiednen Stücken
Schinesischen, Diamantspath, die ich kürzlich von
der Güte des Hrn. Baronet Banks erhalten habe,
diesen schrägen Abschnitt bloß an der Bruchfläche
zerbrochner Crystalle (– an einem Stücke so, daß
der rothe Feldspath worin der Diamantspath ein-
gewachsen ist, noch den Eindruck der abgebroch-
nen Hälfte desselben zeigt –) und hingegen an
einem andern das eine Ende mit deutlicher Bruch-
fläche schräg abgeschnitten, das andre aber mit
[Seite 566] einer horizontalen Fläche die keine Bruchfläche zu
seyn scheint: überhaupt aber die Querstreifen die
sich auf den äußern Seitenflächen dieser Crystalle
(fast wie beym Bergcrystall) zeigen, alle horizon-
tal, so daß sie mit allen sechs Seitenkanten rechte
Winkel bilden; nicht wie bey säulenförmigem
Feldspath, wo diese Streifen mit der Richtung der
schrägen Endfläche parallel laufen.

*).
[Seite 566]

Was man neuerlich als Diamantspath aus Lyon-
nois und Castilien beschrieben, habe ich deßwegen
dem Indischen beyzugesellen Bedenken getragen,
weil mir nicht bewußt ist, daß seine Bestandtheile
schon untersucht seyen, und die Stücken die ich
davon besitze, auch in den äußern Kennzeichen gar
sehr von jenen abweichen. Es find längliche ein
wenig stach gedruckte sechsseitige Säulen, deren
Enden mit zwey gleichen Flächen zugeschärft sind,
(fast wie tab. III. fig. 8. nur die Säulen weit
schmaler, nicht so Tafelartig, und die Enden ohne
die kleinen Zuspitzungsflächen). Sie sind von roth-
brauner Farbe, und liegen nebst kleinen Granaten
zwischen den Blättern eines sehr Glimmerreichen
Gneißes. Die kleinsten find keine 2 Linien lang
und fast durchsichtig. Die größten über 1/2 Zoll
lang, aber kaum durchscheinend.

*).
[Seite 567]

Ich habe ihm einstweilen in Ermangelung eines
andern diesen Nahmen beygelegt, weil nicht nur
die Südwelt überhaupt den Nahmen Australien
erhalten hat, sondern auch insbesondere Neu-
Holland gleich von den ersten Entdeckern het
Zuid-land
genannt worden.

**).
[Seite 567]

Da ich bis jetzt die ausführlichere Nachricht von
Hrn. Wedgwood's Analyse nicht erhalten konnte,
[Seite 568] so habe ich doch einstweilen einen Theil bes San-
des zu einer kleinen Untersuchung sacrificirt. Ich
ließ die Blättchen die mir Molybdäne zu seyn
scheinen sorgfältig auslesen; pülverte das übrige
und kochte es in Salzsäure; aus dem abgeklarten
schlug zugegoßnes destillirtes Regenwasser ein we-
niges einer weissen Erde nieder, die ich, um zu
sehen obs auch nicht etwa ein metallischer Kalk
sey, mit nachher zugemischter flüchtiger Schwe-
felleber probirte, ohne daß sie dadurch ihre Farbe
verändert hätte. Blutlauge zu einem andern Theil
dieser Auflösung gegossen, den ich durch beygemischte
Salpetersäure zu Königswasser gemacht hatte, fällte
nichts fremdes aus derselben; auch nicht das ve-
getabilische Laugensalz, das ich zu einer noch andern
Portion der gleichen Mischung tropfte. Wenn
dieser Sand wirklich eine neue Grund-Erde hält,
so muß dieselbe wohl (nach einem Versuch mit
einer nicht gepulverten Portion) in dem feld-
spathähnlichen Stoffe liegen. – So wenig indeß
diese kleinen Versuche mit einer so geringen Quan-
tität sagen wollen, so ist es dock vielleicht man-
chen Lesern wegen Neuheit der Sache angenehm,
daß ich ihrer hier gedacht habe.

*).
[Seite 568]

Im letzten Stück der vorjährigen chemischen An-
ualen meldet Hr. Hofr. von Born, daß Hr. Ober-
lieutenant Tihavsky aus der reinen Alaun-Erde
[Seite 569] reine metallische Könige geschmolzen habe, die
eine blättrichte Structur haben, noch mehr als der
Kupfernickel gelbroth sind, einen grauen metalli-
schen Strich auf dem Probirstein zurücklassen und
vom Magnet nicht angezogen werden. – Aus
60 Gran Alaun – Erde habe er 7 Gran dieses
neuen Metalls erhalten.

*).
[Seite 575]

Ich gestehe, baß ich bey Voraussetzung der obigen
cosmogenischen Bemerkungen (S. 520 u. f.) die
Stärke des Arguments nicht einzusehen vermag,
das man vom Aufliegen des Basalts auf bitumi-
nosem Holz gegen die Möglichkeit des so genann-
ten vulcanischen Ursprungs des erstern, hat her-
nehmen wollen. Sollte der so leichtflüssige und
der äußern Luft nicht ausgesetzte Basalt bey jenem
allgemeinen Erdbrande nicht auch an manchen
Stellen gleichsam als eine noch zähe wenn gleich
nicht glühende Teigmasse über andre Lager haben
hergewälzt werden können, so gut wie sogar Laven
weit von ihrem Crater noch als solche zäht wenn
[Seite 576] gleich nicht mehr glühendfließende Massen sich fort-
ziehen können. – Ich habe in Genf Lavastücken in
Händen gehabt die der jüngre Hr. de Luc, der sie
mir zeigte, auf dem Vesuv zu seinen Außen wie
einen Teig in Formen modelirt Halle.

*).
[Seite 576]

Zu den vorzüglichsten kleinern Schriften über den
Basalt und seine Entstehungsart gehören unter
andern:

A. F. von Veltheim Gedanken über die
Bildung des Basalts
. 2 te Aufl. Braunschw. 1789. 8.

J. F. W. Widenmanns Preißschrift im IV. B.
des Höpfnerschen Magazins.

A. G. Werners hierher gehörige Aufsätze im
Bergmännischen Journal, zumahl im II. B. des
ersten Jahrgangs, und in, I. B. des zweyten.

Und die von I. O. W. Voigt im II. Th. sei-
ner mineralogischen und Bergmännischen Abhand-
lungen. Leipzig, 1789. 8.

(A. von humboldt) mineralogische Beob-
achtungen über einige Basalte am Rhein
. Braunschw
.
1790. 8.

Lettre de M. de Dolomieux sur la question
de l'origine du basalte
im Journal de physique. m.
Sept
. 1790.

*).
[Seite 577]

Ich habe geglaubt dieser Nahme sey rathsam und
passend, weil Tuff allein zur Verwechselung mit
dem Kalktuff verleiten könnte, und manche Arten
der obigen Gattung doch dem trappartigen Ge-
stein sehr nahe verwandt sind, das wie gedacht
im Erzgebirge Wacke genannt wird.

*).
[Seite 578]

Schon Agricola sagt de nat. fossilium p. m. 614:
in locis autem qui olim arserunt aut etiam nunc
ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio, Aetna.
insulis Aeolicis. – Ad Coblenz, et in inferiore
Germania.“

*).
[Seite 579]

Unter den großen mineralogischen Schätzen womit
der Hr. Baron von Asch das academische Mu-
seum so unablässig beschenkt, hat selbiges vor
einiger Zeit eine merkwürdige hierher gehörige
Seltenheit erhalten, nähmlich versteinerte Conchy-
lien, zumahl Telliniten etc. aus der Crimm, die
noch ihre natürliche Schaale haben, und deren
ganze Höhlung mit langstralichter stark glänzender
Hornblende dicht ausgefüllt ist.

*).
[Seite 584]

Hr. Hofr. von Born hat in dem catal. des fossiles
de Mlle
de Raab die merkwürdige Nachricht mit-
getheilt, daß die Herren von Ruprecht und Tondi
in Schemnitz aus der Talk-Erde einen metalli-
schen König erhalten haben, von lichtgrauer Farbe
die sich der eisenhaltigen Platina ihrer nähert; kör-
nichten, zum Theil gestreiften Bruch; von größerer
Härte als der Molybdän- und Wolfram-König:
und specifischem Gewicht = 7380 (– und doch
ist der Talk-Erde ihres nur = 2155! –). Die-
ses neue Metall werde nur in sehr kleinen Stück-
chen vom Magnet gezogen, und sey von Hrn.
Tondi mit dem Nahmen Austrum belegt worden.

*).
[Seite 585]

Genaue Nachrichten davon aus einem Schreiben
des Hrn. Dr. Reineggs aus Persien an den Hrn.
Baron von Asch s. in Voigts Magazin IV. B.
3tem St. S. 13 u. f.

*).
[Seite 589]

Ausnehmend schön in großen weissen Blättern be-
sitzt es das academische Museum unter den Aschi-
schen Geschenken aus dem Oloneczischen, wo es als
Saalband zu beiden Seiten an großen dendritischen
gediegnen Kupferschollen anliegt.

*).
[Seite 590]

Hr. Hofr. Koch in S. Petersburg hat den so
genannten unreifen Sibirischen Asbest neuerlich
zum Abformen der Wünzen etc. angewandt.

*).
[Seite 592]

Auch aus dieser Erde versichern die Herren Tondi
und von Ruprecht einen metallischen König erhal-
ten zu haben der an Farbe und Glanz dem von
der Platina ähneln soll, und dem der Nahme
Parthenum beygelegt worden.

*).
[Seite 593]

Den Einfall Montmilch zu schreiben und das obige
echt Schweizerdeutsche Wort von mons abzuleiten,
hat schon mein lieber sel. Freund Schnider von
Wartensee in s. Geschichte der Entlibucher II. Th.
S. 45 widerlegt.

**).
[Seite 593]

Nicht tophus, denn es ist kein griechisches Wort.

*).
[Seite 594]

So die in der Baumannshöle am Harz etc. Vor
allen aber die in der berühmtesten Höle der Welt,
der Grotte von Antiparos, wo Tournefort's Phan-
tasie die Stalactiten vegetiren sah. (voy. du Levant
T
. I. p. 229.) – Das academische Museum be-
sitzt unter den großen Aschischen Geschenken Säu-
len aus dieser berufnen Grotte von 10 Zoll im
Durchmesser.

*).
[Seite 595]

Auf ähnliche Weise benutzt man nun nach der
Erfindung des Leon. dei Vegni den feinen aus
den Bagni di San Filippo im Florentinischen sich
absetzenden Kalksinter zu marmorähnlichen Basre-
liefs, Medaillons etc. – s. die deutschen Schrif-
ten der Göttingischen Societät der Wissenschaf-
ten. I. Th. S. 94 u. f.

*).
[Seite 599]

(J. G. R. Andreä) über eine beträchtliche Anzahl
Erdarten aus Sr. Maj. deutschen Landen, und
derselben Gebrauch für den Landwirth. Hanno-
ver 1769. 8.

*).
[Seite 601]

s. Voigts Magazin V. B. 1. St. S. 19 u. f.

*).
[Seite 602]

Vom Schlangenstein s. Lasius a. a. O. S. 237. –
Vom Gekrösstein Schober im neuen Hamburger
Magazin III. B. S. 3 und Macquart Essais
de Mineralogie
. Par
. 1789. 8. tab. II. fig. 2.

*).
[Seite 603]

Unter einer vortrefflichen Sammlung von Gyps-
und Selenit-Arten aus der Gegend von Paris,
die ich so wie viele andre ausländische Minera-
lien der Freundschaft des Hrn. Dr. Girtanner ver-
danke, befinden sich Stücken Gyps die mit gan-
zen lagen und Adern von Hörnstein wie durch-
wachsen sind, und anderseits Stücken Hornstein
voll eingewachsner Selenitblättchen.

*).
[Seite 604]

Vergl. auch A. F. v. Veltheim über die Bil-
dung des Basalts
auf dem letzten Blatte.

*).
[Seite 605]

Doch nicht hochroth. Wenn diese Farbe bey den
Derbyshirer Flußspathen vorkommt, ist sie erst aus
der blauen durchs Feuer entstanden.

*).
[Seite 608]

Die ausführlichere Nachricht von diesen Versuchen
werde ich im 3ten St. des III. B. der medicinischen
Bibliothek bekannt machen.

*).
[Seite 609]

s. Duncan's medical commentaries Dec. II. vol. IV.
pag. 436. und Memoirs of the Society of Manchester
vol
. III. pag. 599.

*).
[Seite 610]

Man hat neuerlich in dieser Erde besonders nach
den Versuchen einiger Schwedischen Naturforscher
etwas metallisches vermuthet; und die mehrge-
dachten beiden Chemisten zu Schemnitz versichern,
dieß bestätigt gefunden, und auch aus der Schwer-
Erde einen metallischen Regulus erhalten zu haben.
Eine Versicherung die wenigstens unter ihren übri-
gen dieser Art die mindst-unwahrscheinliche ist.
Ihr Regulus soll eisengrau, von blättrichter Tex-
tur, sehr spröde und wenig hart seyn, aber doch
vom Magnet gezogen werden und sein specifisches
Gewicht = 6744 betragen. Herr Tondi hat ihm
den Nahmen Borbonium gegeben.

*).
[Seite 611]

Ich habe ihm diesen, schon in andern mineralogi-
schen Systemen adoptirten Nahmen gelassen, un-
geachtet ich an keinem der Deutschen und Englischen
Stücke, die ich davon besitze, eine spathichte Textur
erkennen kann.

*).
[Seite 615]

s. außer den eben S. 517 angeführten Schriften:
Versuch einer Anleitung zur geologischen Kenntniß
der Mineralien von Dr. H. F. Link. Göttingen,
1790. 8.

*).
[Seite 616]

So können freylich auch in Klüften wirklich ge-
mengter Gebirgsarten ihre eignen Stoffe zu Cry-
stallen gebildet werden und anschießen: und ich
habe z.B. selbst vom S. Gotthard Stücken mit-
gebracht an welchen alle drey Bestandtheile des
eigentlichen Granits, Feldspath, Quarz und Glim-
mer sämmtlich crystallisirt zu sehen. Aber doch
kann man ein solches Stück, wenn es gleich im
Granit gebrochen, im genauen Sinn nicht wohl
selbst für einen wahren Granit halten.

*).
[Seite 618]

Die schwerste last die je durch Menschen bewegt
worden. – Der große vaticanische Obelisk den
Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil;
nur 973537 35/40 Pfund. – s. des Grafen Carbury
monument elevé à la gloire de Pierre le grand.
Par
. 1777. fol.

*).
[Seite 619]

s. Dr. Hutton's theory of the Earth in den
Transactions of the Edinburgh Society T. I. p. 255 sq.
tab
. II.

*).
[Seite 623]

Denn man kannte sie schon vor 160 J. in Europa.
s. Gassendi vit. Peireskii ad a. 1630.
p. m. 150. – ‘„rogatus aliquando Peireskius
de flexilitate illius cotis, quam a Jac. Hallaeo
Parisiensi rationum magistro comumnicatam ha-
buit, illam ad Talchum retulit: opinatus nempe
fluorem talcho gignendo comparatum sic fuisse
commistum arenae, seu iis granulis ex quibus cos
pertexitur: vt crassitudo coticularis talchi pelluci-
ditati, laeuorique obstiterit; et talchica flexilitas
obstiterit cotis rigori
.“’

*).
[Seite 633]

Eine Stufe die ich davon besitze kommt vollkom-
men mit der überein die Hr. Sage im cabinet de
l'ecole des mines
S. 380 beschreibt.

*).
[Seite 644]

Seifenwerke (Engl. stream works) find eine eigene
Art von Bergbau in Thälern zwischen Erzführen-
den Gang-Gebirgen die wohl zu mehrern Lachtern
hoch mit abgerißnen Geschieben und theils abge-
rundetem Gerölle dieser Gebirge und ihrer Gänge
gefüllt sind, und wovon z.B. die bey Eibenstock im
Erzgebirge und die bey St. Austel etc. in Cornwall
sehr ergiebig an Zinnerzen sind. Von jenen s.
J F. W. Charpentier mineralog. Geographie der
[Seite 645] Chursächs. Lande. Leipz. 1778. 4. S. 270 tt. f.
Von diesen Borlase's nat. hist. of Cornwall
Oxf
. 1758. fol. S. 161 u. f.

*).
[Seite 645]

Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel
Ilay den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton
aus London erhalten, übertrifft an unbeschreib-
licher Eleganz alles was ich je von noch so saubern
Fossilien in dergleichen besondern Gestalt gesehen.
Es sind rechtwinklichte vierseitige Säulen und Ta-
feln die nach allen geraden Richtungen mit ein-
[Seite 646] gemengtem weissen Kalkspath in grauen Kalkstein
so eingewachsen sind, daß sie auf jedem Langen-
bruche gleichsam die feinsten Miniaturen von silber-
glänzenden gestrickten Zeichnungen zeigen.

*).
[Seite 647]

So wie umgekehrt der Bleyglanz durch Verwit-
tern zu Bleyvitriol werden kann, dergleichen ich
so eben in Gestalt einer gelblichgrauen Erde aus
Wales von Hrn. Dr. Crichton erhalten habe.

*).
[Seite 648]

Solche große Grade von Hitze sind durch Hrn.
Wedgwoods Pyrometer bestimmt, und dann nach
der von ihm (in den philos. Transact. vol. LXXIV.
P. II. pag. 358 u. f.) angegebnen Methode auf
Fahrenheitische Scale reducirt.

*).
[Seite 649]

Der erste der dieß bemerkt war der berühmte Zer-
gliederer Nic. Stenonis in seinem fürs Studium
der Geogenie so classischen kleinen Buche de so-
lido intra solidum p. m
. 76 u. f.

*).
[Seite 652]

s. die Edinburgh Transactions a. a. O. S. 245 u. f.
tab. I.

*).
[Seite 653]

Die dasigen Indianer verfertigten vor Ankunft der
Spanier ihre Waffen und Geräthschaften zum
Theil daraus. So besitze ich z.B. ein dergleichen
Beil das in der Gegend von Berbice ausgegraben,
und von den Herrnbutischen Missionaren heraus-
geschickt worden.

*).
[Seite 658]

s. Dr. Blagden's history of the congelation of
quicksilver
. Lond
. 1784. 4 (und im LXXIII B.
der philosoph. Transact.) wo auch S. 10 u. f. die
umständliche Anzeige des von mir in meinen Stu-
dentenjahren darüber angestellten Versuchs befind-
lich ist. Ich selbst kann aber aus der Vergleichung
mit den andern daselbst erzählten Erfahrungen
nicht anders urtheilen, als daß bey demselben
damahls eine Selbsttäuschung vorgegangen seyn
muß, wenn ich gleich nicht errathen kann worin
sie gelegen haben mag.

*).
[Seite 667]

Diese Persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im dreyzehnten Jahrhundert auf die alten
Aegyptischen balsamirten Leichen transferirt, und
dieselben seitdem allgemein Mumien genannt
worden.

*).
[Seite 669]

Man hat diese für die Geogenie so merkwürdigen
vegetabilische Reste der catastrophirten Vorwelt
für eine Art Treibholz halten wollen, das so wie
das an den nordischen Küsten durch Strömun-
gen etc. zusammen geschwemmt worden. Umge-
kehrt scheint es mir nach der Vergleichung ver-
schiedner Proben vom nordischen Treibholz mit
dem fossilen bituminosen sehr wahrscheinlich, daß
selbst manches von jenem aus Flöhlagen von die-
sem an Seegegenden losgeschlemmt und fortge-
trieben worden.

*).
[Seite 673]

Unter diesem Nahmen hat sie schon Leibniz gekannt,
in dessen kleiner Mineraliensammlung die das
academische Museum besitzt, ein Stückchen dieses
Fossils, angeblich aus Böhmen befindlich ist.

*).
[Seite 690]

Ich gedenke etwas ausführlicher über dieser Punct
in einem Aufsatz zu handeln, der für eins der näch-
sten Stücke des Bergmännischen Journals be-
stimmt ist.

*).
[Seite 691]

Ueberhaupt bedarf es keiner Erinnerung daß eine
solche Anordnung der Petrefacten wie ich hier
entworfen habe, so wichtig sie freylich für Cosmo-
genie werden muß, doch vor der Hand noch ihre
großen Schwierigkeiten hat, daher ich auch den
hier gewagten Versuch für nichts weniger als voll-
ständig ausgeben darf.

**).
[Seite 691]

J. Fr. Espers Nachr. von neuentdeckten Zoolithen
unbekannter vierfüßiger Thiere. Nürnb. 1774. fol.

***).
[Seite 691]

(Hrn. Kriegsr. Merk) lettres fur les os fossiles d'elé-
phans et de reinocéros qui se trouvent en Allemagne

etc. I–III. St. Darmst. 1783 u. f. 4.

*).
[Seite 692]

Hollmann in comment. societ. scientiar. Gottin-
gens
. T
. II. pag. 215-280.

**).
[Seite 692]

s. Hrn. Prof. Voigt in seinem Magazin III. B.
4 St. S. 2 u. f.

***).
[Seite 692]

Atti di Siena T. III. tab. VI. VII.

†).
[Seite 692]

Philos. Transact. T. L. VIII. tab. IV.

*).
[Seite 693]

s. Camper in den philos. Transact. Vol. LXXVI.
P. II. pag. 446 u. f. tab. XVI.

**).
[Seite 693]

s. Hrn. Prof. Voigt a. a. O. tab. l. fig. 3.

*).
[Seite 694]

Vergl. Hrn. Andrea a. a. O. tab. XV. fig. 6.

**).
[Seite 694]

So z.B. das bekannte über 10 Engl. Fuß lange
Fragment eines versteinerten dergleichen Geschöpfs
las in keinem Cabinet – sondern an der offnen
Seeküste bey Whitby in Yorkshire im Alaunschie-
fer zwischen Ammoniten zu sehen ist, aber leider
durch Fluth und Brandung mit der Zeit zerstört
werden wird: und wovon ich durch die Güte des
berühmten Alterthumsforschers Hrn. Bryant eine
genaue Zeichnung erhalten habe.

Eben diesem würdigen Gelehrten verdanke ich
euch eine Zeichnung und Nachricht von einem ähn-
lichen Petrefact das zu Blenheim dem berühmten
Gute des Herzogs von Marlborough in dichten
Kalkstein ausgegraben worden und in der Samm-
lung des Herzogs befindlich ist.

***).
[Seite 694]

Vergl. Jo. Jac. Scheuchzer piscium querelae
et vindiciae
. Tig
. 1708. 4.

*).
[Seite 695]

Hier stammt auch Scheuchzers vermeinter homo
diluvii testis
her, den ich bey dem sel. Chorherren
Gesner in Zürich gesehen habe, und den dieser
würdige Greis selbst für nichts anders als für einen
versteinten Wels hielt.

**).
[Seite 695]

Vergl. J. Reiske de glossopetris Luneburgensibus.
ed
. 2. Norimb. 1787. 8.

*).
[Seite 696]

s. Hrn. Andrea a. a. O. tab. IV. S. 32.

*).
[Seite 697]

s. Hrn. Prof. de Saussüre voyages dans les Alpes
vol
. I. tab II.

**).
[Seite 697]

s. Dess Beyträge zur Mineralgeschichte von Sie-
benbürgen 1. Th. tab. IV. fig. 6-8.

***).
[Seite 697]

s. Dess neue in der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten Entdeckungen. Frf. 1768. 8. tab. I.
Das academische Museum hat verschiedne intressante
Stücke vom Hrn. v. Hüpsch zum Geschenk erhalten.

*).
[Seite 698]

J. Ph. Breynii diss. de polythalamiis, Gedan.
1732. 4. tab. II.

**).
[Seite 698]

Vergl. Picot de la Peirouse descr. de
plusieurs nouvelles espéces d'orthoceratites
. Erlang
.
1781. fol.

*).
[Seite 699]

Balth. Ehrhart de belemnitis suevieis. Aug.
Vindel.
1727. 4.

Mich. Reinh. Rosinus de belemnitis.
Francohus. 1729. 4.

Breynius a. a. O.

**).
[Seite 699]

s. Hrn. Prof. Voigts Magazin V. B. I. St.
S. 14 u. f. tab. II.

***).
[Seite 699]

Hr. de Luc a. a. O. im LXXXIV. Br.

†).
[Seite 699]

s. Basler Merkwürdigkeiten I Th. tab. 1.

††).
[Seite 699]

Ebenfalls eine wichtige Entdeckung des Hrn. de Luc.
s. Hrn. Andreä a. a. O. tab. XIV. fig. d. S. 265 u. f.

*).
[Seite 700]

Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois
ac lithophytis prodremus
. Hamb
1719. 4.

Jo. Chr. Harenberg encrinus s. lilium
lapideum
(Wolfenb.) 1729. 4.

Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacri-
norum
. Gott.
1794. 4.

Voigts Magazin VI B. 4 St. S. I u. f. tab. I.
wo ich zumahl über das Wurzelstück der Seelilie,
nähmlich den Fuß womit sie festgesessen und die
Stammwirbel etc. verschiedne Bemerkungen beyge-
bracht habe.

**).
[Seite 700]

Eberh. Fr. Hiemeri caput medusae vtpote
nonum dilunis vialis monumentum
Stuttg.
(1724)
4. Das in dieser seltnen Schrift beschriebne Stück
ist die größte von allen in der Welt bekannten
Medusenpalmen, und das Original ist jetzt in der
[Seite 701] Naturaliensammlung des Hrn. Hofr. Ebell zu
Hannover. Ein kleineres im Mannheimer Cabi-
net ist in den act. acad. Palatinae T. III p. pbvs.
in natürlicher Grüße abgebildet. – Die Platte
voller Medusenpalmen die in dem Walchischen großen
Petrefactenwerke T. I. tab. XI b. abgebildet ist,
befindet sich nun durch die Güte des Hrn. Hofr.
Gmelin in meiner Sammlung.

Und so eben erkalte ich von dem bekannten
Naturalienhändler Hrn. Humphrey aus London
noch eine andre Art Medusenpalme mit scharf-
kantigen Stängel und vielästigen dicht befiederten
Körper auf eichten Kalkstein, die in Dorsetshire
gefunden worden.

*).
[Seite 702]

Vergl. J. Jac. Scheuchzer herbarium dilu-
vianum
. L B
1723. fol.

**).
[Seite 702]

Vergl. Volkmann a. a. O. P. I. tab. XV. fig. 4.
und P. III. tab. IV fig. 6.

Auch da Costa in den philos. Transact.
vol
. I. P. I. tab. V.

*).
[Seite 703]

s. Hrn. Andreä a. a. O. tab. V. fig. 1. S. 42.

**).
[Seite 703]

s. Hrn. Ing. Lieut. Lasius in dem mehrgedachten
Werke S. 295.

*).
[Seite 704]

So besitze ich durch die Güte des Hrn. Prof. Fi-
scher unter mehrern andern ausnehmenden Stücken
Coburger dergleichen Holzes einen kleinen Stamm
an welchem die faserichte Textur des Holzes, die
mehr schwammichte der Rinde und kleine Aestchen
aufs deutlichste sich erhalten haben.

*).
[Seite 704]

Es ähnelt hierin dem berühmten Stück im Cabinet
der Hrn. Gedr. de Luc zu Genf das ich selbst daselbst
in Händen gehabt, und das im XVIII. Brief der
lettres physiques et morales beschrieben ist.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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