Daß ich auch bey dieser fünften Auflage
meinen möglichsten Fleiß angewandt
haben werde, die Mängel der vorigen zu
verbessern, und das wichtigste von dem Zu-
wachs, den die Naturgeschichte, und beson-
ders die Mineralogie in den letztern Jahren
erhalten, nachzutragen, das können die Leser
von selbst fordern und erwarten. So wie es
sich auch von selbst versteht, daß ich mich
dagegen, um doch immer den zweckmäßigen
Zuschnitt eines besonders auch zum Leitfaden
bey Vorlesungen tauglichen Handbuchs zu
erhalten, hin und wieder (zumahl beym
Thierreich) noch mehr als in den vorigen
Ausgaben habe ins Kurze fassen müssen.
Nur über zwey Gegenstände der allge-
meinen Naturgeschichte, die, wie ich gefun-
den, ohne nähere Auseinandersetzung von
unkundigen Lesern leicht mißverstanden werden
könnten, habe ich mich deshalb ausführlicher
[Seite IV] als es sonst dieser Zuschnitt im übrigen er-
laubt, auslassen müssen. Nähmlich S. 6 u. f.
über die vermeinte und so oft gepriesene Stu-
senfolge in der Natur, und S. 13 u. f.
über die Zeugung der organisirten Körper,
besonders über den wahren Begriff von Bil-
dungstrieb, im Gegensatz von der vis plastica
der ehrlichen Alten.
Um außerdem nur einige von den be-
trächtlichern Verbesserungen anzuführen, wo-
durch sich diese Ausgabe von den vorigen
auszeichnet, so rechne ich dahin z.B. den
S. 7 und 59 angegebnen körperlichen Cha-
racter der Humanität; das S. 43.293 und
400 bestimmte Unterscheidungszeichen zwischen
den beiden Classen der so genannten weißblü-
tigen Thiere, der Insecten und der Würmer;
die S. 124 von einander unterschiednen bei-
den Gattungen des Elephantengeschlechts etc.
Die ansehnlichsten Vermehrungen hat
aber der mineralogische Theil des Buchs er-
halten. Besonders hoffe ich die Uebersicht
der gemengten Gebirgsarten, und den Ab-
schnitt von den Versteinerungen, zur leichtern
Uebersicht faßlicher und zugleich fruchtbarer
dargestellt zu haben.
Uebrigens ist die Ordnung im Ganzen
unverändert geblieben. Im Thierreich sind
[Seite V] bloß die natürlichen Ordnungen der Säuge-
thiere, die wie ich mit Vergnügen sehe, von
unsern philosophischen Naturforschern immer
mehr angenommen werden, noch in etwas
verbessert: und im Mineralreich habe ich die
systematische Vertheilung der Gattungen von
Erden und Steinen unter ihre Geschlechter,
so viel mir nach einer langen und sorgfältigen
Prüfung möglich gewesen, sowohl der Natur
als der leichten Faßlichkeit möglichst ange-
messen zu machen gesucht. – Die mit der
systematischen Anordnung dieses Theils der
Oryctognosie verbundenen Schwierigkeiten
sind im Buche S. 521 u. f. berührt und
liegen ohnehin am Tage. Und sie sind durch
die neuesten an sich äußerst lehrreichen Ent-
deckungen über die Bestandtheile einiger
Steingattungen nur noch vergrößert worden:
so, daß sich nun diese Classe des Mineral-
reichs weder bloß nach dem quantitativen
Verhältniß der Bestandtheile der Foßilien,
noch auch bloß nach dem äußern Habitus
ordnen läßt. – Nach erstern nicht; denn
da manche der einander übrigens noch so
ähnlichen Fossilien, wie z.B. die verschied-
nen Abarten des Specksteins, in diesem Ver-
hältniß so sehr von einander differiren, daß
sie dem zufolge in einem solchen System
weit von einander versetzt werden müßten, so
leuchtet von selbst ein, zu was für einem un-
[Seite VI] brauchbaren Chaos dasselbe durch eine solche
Anordnung verunstaltet werden müßte. –
Nach letztern (– nähmlich dem bloßen
äußern Habitus –) aber eben so wenig;
denn dem zufolge setzte man bisher den Sa-
phir ins Kieselgeschlecht, der doch fast aus
nichts als verdichteter Thon-Erde, wenigstens
ohne einen Atom von Kiesel-Erde, besteht.
Ehedem glaubte man sich freylich noch
mit der spitzfindigen Distinction zwischen vor-
waltendem und characterisirendem Bestand-
theil der Fossilien durchheisen zu können:
allein auch diese Ausflucht ist nun durch solche
Analysen, wie die eben gedachte, versperrt.
Es scheint also der einzige passende Aus-
weg der zu seyn, daß man, ohne sich streng
und ausschließlich an eins von diesen beiden
Classifications-Principien zu binden, in so
fern ein gemischtes System für diese Classe
von Fossilien zum Grunde legt, daß 1) frey-
lich diejenigen, die entweder ganz oder doch
bey weiten größtentheils aus einerley Erdart
bestehen, nothwendig unter das nach dieser
Erdart benannte Geschlecht kommen. Folg-
lich der Saphir durchaus ins Thongeschlecht;
hingegen der Opal, Tripel und Bims-
stein ins Kieselgeschlecht etc. – Daß aber
2) manche andere Gattungen von Steinen,
[Seite VII] worin keine so auffallend vorschlagende Menge
eines Bestandteils vorwaltet, ohne ängst-
liche Rücksicht auf die pro Cente derselben,
da eingeschaltet werden, wo sie nach ihrem
äußern Totalhabitus und nach der Ana-
logie am schicklichsten hinpassen. So z.B.
der Schillerspath, ungeachtet er mehr Kiesel-
Erde als Tkon-Erde enthält, dennoch ins
Thongeschlecht zwischen Hornblende und
Glimmer: so der Talk ins Talkgeschlecht,
der Kreuzstein ins Barytgeschlecht etc.
Und so habe ich denn bey Befolgung
dieser zweyfachen Regel die zahlreichen Gat-
tungen der Erd- und Stein-Geschlechter in
eine Ordnung zu bringen gesucht, die wie
ich nun durch die Erfahrung bey meinen
Vorlesungen gefunden, für das Gedächtniß
der Zuhörer ausnehmend faßlich und be-
quem ist.
Ich habe hier, so wie im ganzen Buche,
von Geschlechtern und den darunter begriffe-
nen Gattungen gesprochen. Denn daß man
in der Mineralogie die Fossilien in genera
und species eintheilt, und die genera auf
deutsch Geschlechter, so wie die species
Gattungen nennt, darüber ist meines Wis-
sens unter den gelehrten und philosophischen
[Seite VIII] Mineralogen nur eine Stimme. Und so
versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich
also in einem Theile des Buchs die Benen-
nungen von Geschlecht und Gattung in die-
sem von je (– und bis vor Kurzen allge-
mein –) angenommenen Sinne brauchen
mußte, ich nicht in einem andern Theile das
Wort Gattung im verkehrten Sinne für
genus brauchen durfte, wie doch in der
That neuerlich von einigen deutschen Schrift-
stellern in der Zoologie und Botanik ver-
sucht worden.
Ich weiß nicht wer der Reformator ist,
der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer
bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben
mag: – aber wohl weiß ich was er mit
einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch
‘"quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi"’
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt
hätte: – daß es ihm hingegen in meinem
theuern Vaterlande deutscher Nation nicht
an Nachahmern gefehlt hat, ist nichts weniger
als unerwartet. – Genug indeß, daß so
viele philosophische Naturforscher und die
größten unserer naturkundigen Philosophen
das verba valent sicut numi besser befolgt,
[Seite IX] und sich also durch diese sonderbare Um-
stämpelung nicht irre führen lassen. – Und
warum auch ich für meine Person es hierin
lieber beym Alten lasse als mich an jene
Nachahmer anschließe, dafür habe ich fol-
gende Gründe:
1) Hoffentlich weiß doch ein jeder sei-
ner Sprache kundige deutsche Naturforscher
(– und weres nicht weiß, der kann es aus
Adelungs Wörterbuche lernen –), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:
„Die Aehnlichkeit der verschiednen Gat-
„tungen der Dinge.“
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlechts, wie wir ihn von Kindes-
beinen an, selbst aus des seiner Sprache
höchst kundigen Luthers Bibel-Uebersetzung
lernen.
Dem zufolge wissen wir also in An-
wendung auf Methodologie in der Natur-
geschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der
Systematiker bringt sie nach ihren ge-
meinschaftlichen Aehnlichkeiten unter Ge-
schlechter.
2) Eben so ausgemacht und bekannt ist
aber auch, daß hingegen das Wort Gat-
tung von dem Zeitworte sich garten, ab-
stammt; und da nun im freyen Naturzu-
stände nur die Thiere von einer species
sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht
sich also von selbst, daß das Wort species,
in dem Sinne wovon hier die Rede ist, durch
kein andres deutsches Wort passender und
bezeichnender und bestimmter ausgedruckt
werden konnte, als durch Gattung.
3) Daß aber die Homonymie des deut-
schen Worts Geschlecht, indem es sowohl
genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß
geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst
zu befürchten als bey dem lateinischen Worte
genus, das, wie wir in den Kinderjahren
in der Grammatik beym Unterschied der
Worte generis masculini oder foeminini
lernen, auch statt sexus gebraucht wird.
4) Und wenn aber auch obbesagter Re-
formator im Ernste so was befürchten zu
müssen meinte, so hätte er immerhin mögen
wer weiß was für ein Wort von eigner
Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts
vorschlagen; aber nichts konnte ihn berech-
tigen, die Landessprache – d.h. den be-
[Seite XI] stimmten einmahl festgesetzten Sinn der deut-
schen Worte – zu verkehren! Denn, wie
Herr Hofr. Lichtenberg bey einem ähnlichen
Anlaß sich ausdrückt:
„Hypothesen zu machen, und sie als seine
„Stimme der Welt vorzulegen, darf nie-
„mand gewehrt seyn, sie gehören dem
„Verfasser. Aber die Sprache gehört
„der Nation, und mit dieser darf man
„nicht umspringen wie man will.“
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses
der Nation gehörige Eigenthum, habe ich
auch bey den deutschen Nahmen der Natu-
ralien beobachtet, und mich daher immer der
allgemein angenommenen und allgemein ver-
ständlichen, nicht aber etwa der Solöcismen
einer einzelnen Provinz bedient. Darum
brauche ich z.B. nicht das hier zu Lande
gewöhnliche Wort Molle, sondern das all-
gemein angenommene Molch: eben so nicht
das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Ko-
belt, sondern das längst allgemein adoptirte
und selbst in andere lebende und todte Spra-
chen aufgenommene Kobalt u.s.w.
Anders ist der Fall mit den in der Na-
turbeschreibung von unsern neuen Systema-
tikern zur Bezeichnung der Geschlechter und
[Seite XII] ihrer Gattungen selbsterfundnen Kunst- und
Trivial-Nahmen. Go billig und vernünftig
es freylich ist, auch hierin so viel als möglich
die einmahl ziemlich allgemein angenomme-
nen Benennungen beyzubehalten, so können
doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und
vernünftiger ist, einen vorher gewählten Nah-
men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub-
ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten und dann das Studium der Na-
turgeschichte so äußerst erschwerenden Frey-
heit nur in äußerst wenigen Fällen, wo es
mir unvermeidlich schien, bedient. So habe
ich z.B. den Panzerthieren oder Armadillen
ihren einheimischen allgemein bekannten und
längst von classischen Zoologen angenomme-
nen Nahmen Tatu restituirt; da hingegen
Linné diesen fast haarlosen Thieren durch einen
seltsamen Mißgriff den Nahmen Rauchfuß,
Dasypus, beygelegt hatte, womit die alten
Griechen ganz passend und völlig nach der
Natur das rauchfüßige Hasengeschlecht be-
zeichnet haben. – So habe ich diejenige
Gattung des Fledermausgeschlechts, vampyrus
(den Blutsauger) genannt, die wirklich schla-
fenden Säugethieren das Blut aussaugt; da
hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegen-
den Hund beygelegt halte, der wohl seit die
[Seite XIII] Welt steht kein Blut gesogen hat, sondern
sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber
viele andere nur nicht gar zu widersinnige
Kunstnahmen der Art habe ich dennoch bey-
behalten, um ja nicht die Nomenclatur und
Synonymieen ohne dringende Roth, zur
großen Last der Lernenden, zu häufen.
Hingegen bitte ich auch manches nicht
etwa ohne weitere Prüfung voreilig, für eine
Neuerung anzusehen, was es in der That
nicht ist, wie z.B. wenn ich den Titansand
nach seinem Fundorte Manacanit nenne und
nicht Menacanit.
Im Thierreiche habe ich immer den la-
leinischen Nahmen vorangesetzt, weil da hun-
dert exotische Geschöpfe vorkommen, die im
Deutschen keinen bekannten verständlichen
Nahmen haben. Im Mineralreiche hingegen
ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die
deutschen Benennungen die bekanntesten und
selbst großentheils in andere Sprachen auf-
genommen.
Beym Thierreich ist denjenigen Gattun-
gen, die sich in Deutschland finden, wieder so
wie in den vorigen Ausgaben ein † vorgesetzt.
Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben,
weil so ein Zeichen bey den allgemein ver-
breiteten Fossilien überflüßig, bey vielen von
[Seite XIV] denen aber die in Deutschland selbst ein
sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie
der Boracit etc. unzureichend gewesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Ge-
genstände, die ich in der Verlagshandlung
dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be-
ziehen sich auf die gegenwärtige fünfte Aus-
gabe, und dienen also zu einer zweckmäßigen
Erläuterung derselben.
Ich schließe diese Vorrede mit der Er-
innerung, daß wer dieses Buch mit Nutzen
zu brauchen gedenkt, sich nicht die kleine
Mühe von wenigen Minuten muß verdrießen
lassen, die hier nach verzeichneten nicht häu-
figen Verbesserungen und Zusätze vorher
nachzutragen.
Göttingen,
den 20. März 1797.
J. F. Blumenbach.
S. 21. Z. 9. nach selbst setze zuweilen.
S. 23. zur Note *) am Ende der Seite, setze:
s. hiervon ausführlich Hrn. Geh. Hoft. Gir-
tanner über das Kantische Princip für die
Naturgeschichte. Göttingen, 1796. 8.
S. 35. zum Schluß des §. 26. setze: Bey einigen
ganz einfach gebaueten Thieren, wie die Po-
lypen, sind diese Bewegungs-Organe von
dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unter-
scheiden.
S. 42. Anm. 2. Z. 8. st. v. d. J. setze v. J. 1796.
S. 92. Z. 13 v. unten st. folgenden setze vorigen.
S. 128. Z. 5 v. unten st. 6000 setze 5000.
S. 153. Z. 10. st. Füßen setze Beinen.
S. 171. muß die Z. 6 so heißen: nur im Frühling
und Sommer.
S. 283. Z. 2 v. unten ließ trembleur
S. 309 nach Z. 17 setze: EJ. entomologia syste-
matica. Hafn. 1793. IV vol. 8.
S. 366. Z. 5 u. folg. ließ: Bey den mehresten sind
die Weibchen und geschlechtlosen Thiere mit
einem verletzenden Stachel u. s. w.
S. 394. Z. 5. setze: das Männchen wird durch u. s. w.
S. 400. Z.9 v. unten st. Nereiden setze: Am-
phitriten
In den ersten Bögen der Mineralogie ist zuweilen
aus Versehen das Kupfer mit den wichtigsten
Crystallisationsgestalten als tab. III. statt II.
citirt.
S. 543. Z. 1. nach cubisch etc. setze: theils nadel-
förmig, theils faserig (Haarzeolith)
S. 582. Z. 22. st. Nadelkopfspath setze Nagel-
kopfspath
S. 669. Z. 7. st. Eisen-Erz setze Linsen-Erz
S. 671. Z. 9 nach verglast setze: und von allen
Säuren aufgelöst, die davon einen süßlichen
Geschmack erhalten.
Fig. 1-7 die verschiednen Würmer im mensch-
lichen Körper in natürlicher Größe. – Sie sind
alle nach der Natur gezeichnet nur den Blasenwurm
fig. 7 ausgenommen, den ich noch nicht selbst ge-
sehen, und daher aus Werners Schrift entlehnt habe.
Alle Körper, die sich auf, und in unsrer
Erde finden, zeigen sich entweder in der-
selben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der
Hand des Schöpfers erhalten und durch die
Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte
angenommen haben; oder so, wie sie durch Men-
schen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder
auch durch bloßen Zufall verändert und gleich-
sam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben in natürliche
(naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar-
tefacta). Die erstern machen den Gegenstand
der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle
Körper zu den Naturalien zu rechnen, die
nur noch keine wesentliche Veränderung durch
[Seite 2] Menschen erlitten haben. Artefacten werden
sie dann genannt, wenn der Mensch*) ab-
sichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentlichen
und vom absichtlichen im gegenwärtigen Falle,
bey so verschiedentlicher Rücksicht und Modifica-
tion, nicht anders als relativ seyn können, be-
darf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt
nicht z.B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm-
lers an. So kann eine Aegyptische Mumie so-
wohl in eine Naturaliensammlung zur Suite der
verschiednen Rassen im Menschengeschlecht, als
in eine Sammlung altägyptischer Kunstwerke ge-
hören.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer zu
unterscheiden sind. Daher z.B. die ehedem ge-
theilten Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina
mirabile bey Bajä ein von selbst aus dem Wasser
abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber
ein absichtlich aufgetragner künstlicher Mörtel sey.
(– s. Götting. gel. Anzeigen 1791. 188 St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte
Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von andern
natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art her-
[Seite 3] vor gebracht; so daß ihre Existenz in einer un-
unterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung*)
hinauf immer andere dergleichen Körper voraus-
setzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub-
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf,
assimiliren sie den Bestandtheilen desselben und
befördern dadurch ihr Wachsthum von innen
(mittelst inniger Aneignung, intus susceptio,
expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von
natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähm-
lich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel
zu sich nehmen und mit der Zeit andere Geschöpfe
ihrer Art wieder hervor bringen sollen mancher-
ley diesen Zwecken entsprechende**) Gefäße,
Adern und andere Organe in ihrem Körper haben,
die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assi-
milation dieser Alimente, zur Erzeugung ihrer
Nachkommenschaft u.s.w. nothwendig sind: und
diese Organe müssen mit den ihnen eigenthüm-
[Seite 4] lichen (von allen bloß physischen und chemischen
(Kräften verschiednen) Lebenskräften versehen
seyn, und dadurch zu Vollziehung ihrer Ver-
richtungen geschickt werden.
Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern Art, nähmlich den Mineralien.
Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachs-
thum (wenn man es gar nur Wachsthum nen-
nen darf,) wird keineswegs durch Ernährung,
sondern lediglich nach eigentlich sogenannten phy-
sischen und chemischen Gesetzen, durch Anhäu-
fung oder Ansatz homogener Theile von außen
(aggregatio, iuxta positio) bewirkt; folglich
ist bey ihnen weder ursprüngliche Organisation
noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte,
und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organisirten
Körper selbst, in der Art wie sie ihre Nahrungs-
mittel zu sich nehmen, von einer doppelten Ver-
schiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein-
fachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine Oeff-
nungen, die sich am einen Ende ihres Körpers
befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung
in sich.
Da hingegen die Andern eine einfache, aber
nach Verhältniß ungleich grössere Oeffnung an
[Seite 5] sich haben, die zu einem geräumigen Schlauche
führt, wohin sie vom innern Gefühle des Hun-
gers getrieben ihre Alimente, die von sehr ver-
schiedener Art sind, mittelst willkürlicher Be-
wegung, bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort
zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes
Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflan-
zen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die ge-
meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt
sondern können zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren
Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken,
bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei-
gen u.s.w. Und hingegen gibt es ganze Geschlech-
ter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchy-
lien, Corallen etc. die ihren einmahl eingenomme-
nen Platz nie von selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter ein-
ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr
schicklich gebracht hat, und wovon das erste die
Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die
Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und beseelte
organisirte Körper, die sich ihre Nahrung mit-
telst willkürlicher Bewegung suchen, und selbige
durch den Mund in den Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organi-
sirte Körper, aber bloß belebt, so daß sie ihren
Nahrungssaft ohne mittelst der Wurzeln ohne will-
kührliche Bewegung einsaugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens-
kraft nach den bloß physischen und chemischen
Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, etc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist,
zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge-
macht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern aner-
kannt, aber nur keine bestimmten Grenzen zwischen
Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
Andre hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu
dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmba-
ren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u.s.w.
statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
kennen und von andern unterscheiden, als ihre
einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden
und angeben kann**). – So sagte z.B. Linné:
[Seite 7] ‘„nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur.“’ Ich glaube in
gegenwärtiger neuen Ausgabe dieses Buchs außer
andern mehrern noch eine neuen, vom Gebisse
hergenommenen Character der Humanität angege-
ben zu haben, wodurch sich der Mensch von den
noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie
nennt) so wie überhaupt von allen andern Säu-
gethieren auszeichnet. Aber auch ohne denselben
wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in
praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen
und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem
aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver-
schiedenen Classen manche theils auffallende und
unerwartete Aehnlichkeit mit einander haben,
ohne daß dadurch die demohngeachtet unverkenn-
bare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst
wegfallen dürfte. Man theilt die Thiere sehr
natürlich in warmblütige und kaltblütige; und
rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere
zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen;
ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen
in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer
sind, als etwa ein Igel während seines Winter-
schlafs. – In der Classe der Gewürme gibt es
Geschlechter, wie z.B. die Sepien, die sich von
den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen,
und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit
den Fischen haben. Aber niemand wird meynen,
deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der
Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf-
gehoben werden. – Und eben so wenig wird
jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das
Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu
verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse
Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat.
Von der Art sind z.B. die sonderbaren Bewe-
gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa-
rum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an
sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben
angegebnen Character der Animalität eingreifen.
So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei-
ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,
[Seite 8] den oben bestimmten Character der Vegetabilität
betreffen. Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere,
die, so wie der Mensch und die Auster, vom
Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkür-
liche Bewegung in den Mund bringen, was hin-
gegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten
Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andre Ein-
wendung gegen die Naturreiche etc. die sich auf die
so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge-
schöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter,
von Netz etc. in der Natur, haben zwar für die
Methodologie im Studium der Naturgeschichte
in so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie
den Grund eines so genannten natürlichen Sy-
stems abgeben, worin man die Geschöpfe nach
ihren mehresten und auffallendsten Aehnlichkeiten,
nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegrün-
deten so genannten Verwandtschaft untereinander,
zusammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmey-
nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer
in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und
die Vollkommenheit und den Zusammenhang der-
selben darin suchen zu wollen, daß die Natur
(wie man sich ausdrückt) keinen Sprung thue,
weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer Form so
sein Stufenweise auf einander folgten, das wäre
doch schon an sich eine vermeßne Schwachheit,
wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey
ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte.
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich
und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen
Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher
zu beleuchten, um einzusehn, wie sehr darin einer-
seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher
Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich
zahlreichen Gattungen (zumahl unter den In-
secten und Gewürmen, aber auch im Pflanzen-
[Seite 9] reiche) zusammen drängen, und andre dagegen
gleichsam isolirt sehn, weil sie wegen ihrer aus-
gezeichneten ganz eignen Bildung nicht ohne sicht-
lichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur
irgendwo eingeschoben und untergebracht werden
können; (wie z.B. die ganze Classe der Vögel;
unter den Gewürmen das schongedachte Geschlecht
der Sepien; unter den Säugthieren das Men-
schengeschlecht selbst! etc.) – Ferner aber finden
sich Thiere, bey welchen, wie z.B. bey den Schild-
läusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus
ganz verschieden Gestaltung haben, daß man folg-
lich in der gedachten Leiter die einen von den an-
dern trennen und nach dieser so sehr verschiednen
Sexualform beiden auf weit von einander entfern-
ten Sprossen ihre verschiednen Stellen anweisen
müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken in der
Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten
Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu
einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga-
nisirten Körpern und den Mineralien u.s.w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen
Vorstellungen von Kette der Natur u.s.w. gera-
then müssen, so ganz grundlos ist nun vollends
gar die vermeßne Behauptung mancher Physico-
theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu
Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn
nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. dergl. m.
– So gut einzelne Gattungen von Thieren aus
ganzen großen Inseln, wie z.B. die Wölfe aus
Großbritannien vertilgt sind, ohne daß die dasige
Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke
ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte,
so können andre Geschöpfe aus ganzen Welttheilen
und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden
(wie dieß allen Anschein nach mit manchen, z.B.
mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch
diesen merklichen hiatus der dadurch in der Kette
der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang
der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet wer-
den dürfte.
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird erzeugt,
dann lebenslang ernährt, und dadurch seine Selbst-
erhaltung und Wachsthum, und wenn er zu
seiner Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungs-
fähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden die
organisirten Körper durch die Organisation
ihres Baues, und durch die mit derselben ver-
bundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn
durch diese letztern erhalten die Organe ihre
Empfänglichkeit gegen reizende Eindrücke (sti-
muli), und ihr Bewegungsvermögen, ohne wel-
ches weder Ernährung noch Wachsthum u.s.w.
denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Körper
zu erklären, hat man zumahl neuerlich die so
genannte Evolutions-Hypothese bequem gefun-
[Seite 13] den, und gemeynt, es werde gar kein Mensch,
und kein andres Thier, und keine Pflanze er-
zeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der ersten
Schöpfung als völlig präformirte Keime*)
bey ihren Eltern und Vorfahren längstens vor-
räthig: die verschiednen Generationen steckten,
gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einan-
der; und würden nur nach und nach, so wie
die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung
entwickelt und aus Licht gebracht. – Eine Mey-
nung, die doch schon sowohl durch den dabey
erforderlichen Aufwand von übernatürlichen (hy-
perphysischen) Anstalten**), als durch die,
allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor-
schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung
[Seite 14] der natürlichen [physischen*)] Kräfte, und
durch die unübersehliche Menge von zwecklosen
Schöpfungen aller der zahllosen präformirten
Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung ge-
langen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft
widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch
die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungs-
gründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Versechter der
Evolutionshypothese, sollen die präformirten
Keime den der Mutter vorräthig liegen, und wäh-
rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzu-
kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt
und zur Entwickelung angetrieben werdet. Was
man Empfängniß nennt, sey folglich nichts als das
Erwachen des schlaftrunkenen Keims durch den
Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen die sich kurz hin-
tereinander mit mehreren männlichen Hunden belau-
fen haben, werfen oft Junge, die diesen verschie-
denen Vätern ähneln; – zweyerley Menschen-
rassen, z.B. Negern und Weiße, zeugen mit ein-
ander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mu-
latten; – und wenn nun vollends ungleiche Gat-
tungen (verschiedene Species) von Thieren oder
Gewächsen einander befruchten, so entstehen Ba-
starde die eben so viel von der väterlichen als von
der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen:
und dem zufolge gestehen dann die Evolutionisten
dem männlichen Samen außer seiner erweckenden nun
[Seite 15] auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu,
daß er den bey der Mutter präformirt gelegenen
Keim wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung
umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen. 1) Die erweckende: und
2) doch auch eine bildende. –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Gene-
rationen hindurch immer wiederholten künstlichen
Bastardzeugung endlich die eine Gattung von orga-
nisirten Körpern gänzlich in die andre umwan-
deln. – So hat man z.B. aus der künstlichen
Befruchtung der einen Pflanzengattung mittelst
des männlichen Staubes von eine andern, Sa-
men gezogen, welcher fecundable Bastardpflan-
zen gegeben; d.h. die sich zur Blühzeit aber-
mals mit männlichem Stand von jener andern Gat-
tung befruchten lassen, und wiederum fecundable
Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht.
Jene Bastarde von der ersten Generation hielten
gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen
Stamm-Eltern von väterlicher und mütterlicher
Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten
schar weit mehr der väterlichen, als der mütterli-
chen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruch-
tung noch fernerweit durch zwey folgende Genera-
tionen eben so wiederholt worden, so entstanden
endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche
mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt,
und in die väterliche umgewandelt worden. (–
s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht
vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffen-
der Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:
‘„gänzlich vollbrachte Verwandlung einer natür-
lichen Pflanzengattung in die andre.“’ –)
Da hat den folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli-
chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern
hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes
(der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß
durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte
wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem
Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller
philosophischen Nachforschung*) weit angemeß-
ner, wenn man die Entstehung der neuerzeug-
ten organisirten Körper bloß durch allmähliche
Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar un-
geformten, aber unter den dazu erforderlichen Um-
ständen organisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel-
lungsart, die man sich von einer solchen allmäh-
lichen Bildung machen kann und gemacht hat**),
darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem
Begriff von organisirten Körpern, und dann
den Phänomenen, die uns die Beobachtung bey
Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten
entspricht.
Und dieß geschieht dann, wenn man an-
nimmt, daß der reise, vorher zwar ungeformte,
aber organisirbare Zeugungsstoff der Eltern,
wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforder-
lichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung
gelangt, dann für eine in demselben nun zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil-
dungstrieb (nisus formativus) zuerst empfäng-
lich wird; Kraft dessen bey der Empfängniß
die allmählige Ausbildung erfolgt; der aber
auch die lebenswierige Erhaltung dieser zweck-
mäßigen Bildung durch die Ernährung; und
selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben
sollte, so viel möglich die Wiederersetzung der-
selben durch die Reproduction, bewirkt*).
Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen orga-
sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu
betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe
ein schnelles (so zu sagen zusehends merkliches)
Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige
Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen
Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut-
lichste, klarste, durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen
Wassermooßen, wie z.B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten
Frühlingstagen fortpflanzt.
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-
Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten
Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye
und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden
Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die
Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller
andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondre Kraft
unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wir-
kung aus der Erfahrung anerkannt worden, deren
Ursache aber so gut wie die Ursache aller andern
noch so allgemein anerkannten Naturkräfte, für
uns hienieden im eigentlichen Wortverstande qua-
litas occulta bleibt†). – Das hindert aber nicht,
daß man nicht mehr suchen sollte, ihre Wir-
kungen durch Beobachtung weiter zu erforschen
und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze
zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk-
samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird
nun die eben so bestimmte Form und der Habitus
aller einzelnen Gattungen (Species) von orga-
nisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es
statt findet auch ihre Sexual-Verschiedenheit,
durch welche sich nähmlich die männlichen Ge-
[Seite 19] schöpfe von den weiblichen in derselben Gattung
auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andre in ihrer Thätigkeit
gestörte oder anders modificirte Lebenskraft auf
mancherley Weise vor seiner eigentlichen be-
stimmten Richtung abweichen.
So entstehen dann (– der bloß krankhaf-
ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte ge-
hörigen Abweichungen, zu geschweigen –)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben,
ganz widernatürliche Formen der organisirten
Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-
Character, der sonst in den beiden Geschlechtern
getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem
und eben demselben Individuum verbunden ist,
die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz ver-
schiedner Gattung (zweyerley Species) einander
befruchten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancher-
ley Ursachen der allmähligen, Ausartung, die
Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versteht man nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche,
angeborne, leicht in die Augen fallende Ver-
[Seite 20] unstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile.
So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn
können, so lassen sie sich doch alle auf folgende
vier Hauptclassen zurück bringen:
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus.
Die seltensten von allen (– nähmlich unter
Mißgeburten in dem angegebnen Sinne. Oft
hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl-
gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide
in ganz verkehrter Lage gefunden –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon-
stra per defectum. Unter diesen die lehr-
reichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum. Die gemeinsten. –
Theils gar erblich, wie z.B. in den sechs-
fingrigen Familien.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon-
strositäten, beweiset, daß auch selbst diese Abwei-
chungen des Bildungstriebes dennoch bestimmten
Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die be-
kannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer
Unterjochung denselben weit mehr als in ihrem
wilden Zustand unterworfen sind, (daß z.B. Miß-
geburten unter den Hausschweinen so häufig, unter
den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind)
sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die
Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten
Schöpfung schon monströs präformirt eingeschach-
telt gelegen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinn
bloß solche einzelne Individua von organisirten
Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise
die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-
organe mehr oder weniger verbunden sind, die
sonst, in den männlichen und weiblichen Ge-
schöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten.
Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warm-
blütigen Thieren; zumahl unter den Rindvieh,
Schafen und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab-
weichung des Bildungstriebes hier einer Erwäh-
nung, wenn andre körperliche Functionen oder
Charactere, die dem einen Geschlechte eigen seyn
sollten, sich bey Individuis des andern äußern.
Wenn z.B. Hirschkühe und Rehe Geweihe auf-
setzen; oder Fasan- und Pfau-Hennen mit zu-
nehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen;
oder Mannspersonen oder andre männliche Säu-
gethiere Milch geben u.s.w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im
ganzen Verhältniß des Körperbaues, einzelner,
übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde-
ten Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr
oder weniger vom Totalhabitus des andern;
z.B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform
des männlichen.
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen
Gattung von einem männlichen einer andern Gat-
tung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde, deren Bildung aus der beiderley
Eltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist.
Da aber von der bestimmten Bildung der orga-
nisirten Körper, besonders der Thiere, die be-
hörige und für den Gang der Schöpfung so
äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte ab-
hängt, so ist es eine weise Einrichtung in der
Natur, daß erstens, wenigstens unter den roth-
blütigen Thieren, in ihrem wilden Zustande mei-
nes Wissens niemahls eine Paarung und Ver-
mischung unter zweyerley Gattungen bemerkt
worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt
mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im
Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.
Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen,
wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf-
lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar
sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß
durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat-
tungen Bastarde hervor gebracht werden können,
die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben
S. 15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften
Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver-
mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln,
und von Caninchen und Hühnern, oder vollends
gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich
keiner weitern Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im natürlicher Zustande nur Geschöpfe von
einer und eben derselben Species sich mit einander
gatten, liegt der natürliche Grund, warum das
Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten
durch Gattung übersetzt wird. (– davon mit
mehreren in der Vorrede. –)
Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die allmählige
Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauern Sinn ein
solcher durch Degeneration entstandner Character,
der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und
nothwendig forterbt, wie z.B. wenn Weiße
mit den Negern Mulatten, oder mit ameri-
canischen Indianern Mestißen zeugen: welches
hingegen bey den Spielarten keine nothwendige
Folge ist; wie z.B. wenn blauäugige Blonde
mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*).
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli-
chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben,
so können sie endlich so constant einwurzeln, daß
man am Ende zweifelhaft werden kann, ob das bloße
Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen
(Species) sind? Auch gibt es zur Entscheidung
in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwend-
bare Regeln, als die, so aus der Analogie abstra-
[Seite 24] hirt sind; worüber ich in der dritten Ausgabe der
Schrift de generis humani varietate nativa S. 67 u. f.
ausführlicher gehandelt habe.
Zu den mancherley Ursachen der Ausartung
gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels-
strichs, der Nahrung, und bey Menschen und
Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachs-
thum der organisirten Körper, und bringt auch
weiße Farbe an ihnen hervor. Darum sind die
Grönländer, Lappländer etc. so wie die Thiere
und Gewächse kalter Erdstriche, klein, unter-
setzt; die Nordländer von Natur von weißer
Haut etc.; so wie viele warmblütige Thiere der
kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und
Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße
Blüthen haben u.s.w. – Dagegen tragen
die Creolen (d.h. die in Ost- und West-Indien
von europäischen Eltern gebornen Weißen) das
unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer
südlichen Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,
Farbe und ganze Constitution der organisirten
Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir
an unsern Hausthieren*), an unserem Getreide,
Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren etc. –
[Seite 25] am allerauffallendsten aber bey den Verschieden-
heiten im Menschen-Geschlechte selbst, die augen-
scheinlichsten Beyspiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände einander entweder unterstützen, und die
Ausartung um so schneller und ausfallender,
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u.s.w.; daher man in dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern
Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl
der Thierreichs, äußern. So daß z.B. in Syrien
die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffallend
langes und weißes Haar haben; auf Corsica die
Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt sind;
auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu
Negern in ihrer Art werden u.s.w.
Anm. 3. Es fragt sich ob nicht wohl selbst Künste-
leyen am Körper, wenn sie durch lange Reihen
von Generationen wiederhohlt werden, mit der Zeit
so gut wie auffallende Familien-Physioanomien und
organische Fehler (z.B. in der Aussprache) an-
geboren werden könnten? – Wenigstens ist es bey
Völkern die ihre Knäbchen beschneiden, nichts selt-
nes, daß auch welche mit kurzer Vorhaut gleich-
sam beschnitten geboren werden. – Büffon hat
Hunde gesehen, denen so wie ihren Vorfahren die
Ohren und der Schwanz gestutzt worden, und die
nun eben so verstümmelte Junge warfen. (– Vergl.
Voigts Magazin a. a. O. S. 13 u. f. und im
4. St. des VI. B. S. 40 u. f. –).
Die Ernährung der organisirten Körper geht
auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen
wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die
sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende
desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hin-
gegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte,
gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers,
nähmlich im Magen und Darmcanal, wo der
nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige
Gefäschen, fast wie bey den Pflanzen durch
Wurzeln, eingesogen und den Theilen des Kör-
pers zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß
dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der
überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den
Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft
wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch
andre Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers; und dann ist ferneres Wachsthum bloßer
Ersatz dessen, was nach und nach durch die Be-
wegung der festen Theile und durch den Umlauf
der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird.
Von manchen Bäumen aber, wie z.B. von der
[Seite 27] Arekpalme (Areca oleracea), dem Baobab
(Adansonia digitata) etc. auch von einigen an-
dern Gewächsen z.B. vom Rotang (Calamus
rotang) und so auch von manchen Thieren, wie
z.B. von vielen Gattungen der Bandwürmer
und selbst von den Crocodilen und großen Was-
serschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und
wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder
Dicke zuzunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper
gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder
die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm-
melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers
von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den
weisesten Einrichtungen in der Natur, und sichert
die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefah-
ren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich
auch nebst der Ernährung überhaupt, einer der
größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus
der Hand des Schöpfers bey weitem über die
größten Kunstwerke der Menschen erhoben wer-
den, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft
mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder,
wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt
würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft,
die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder
Pflanze – nur in verschiedenem Maße –
beygelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren, zu be-
stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu-
tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen
der Krebse, das Entblättern der Gewächse u.s.w.
gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Re-
production nennen.
Die andre hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den
Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder
gar durch Unfall verstümmelte und verlorne
Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch, und
die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine
minder vollkommene, und meist nur auf Knochen,
Nägel, Haare und Schleimgewebe (tela cel-
lulosa) eingeschränkte Reproductionskraft: die
hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, beson-
ders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-
Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen,
See-Sternen, Arm-Polypen etc. von einer aus-
nehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche dieser so äußerst merkwürdigen Repro-
ductionsversuche setzen eine schon in dergleichen
Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, wenn
sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus
dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu vorei-
lig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. Mir
selbst ist es nach mehrern fruchtlosen Versuchen erst
[Seite 29] spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen
Waldschnecke (helix pomatia) mit seinen vier Hör-
nern binnen ungefähr 6 Monathen wieder repro-
ducirt ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern Art (lacerta lacustris) den ich
nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge
exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen
und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge-
schnitten: – und doch hat sich binnen zehn Mona-
ten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer
Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc. repro-
ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun-
den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr
bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785.
47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernäh-
rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge-
langen, so erhalten sie dann auch das Fortpflan-
zungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr
verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt
nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für
sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen;
oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einan-
der paaren oder begatten, wenn sie neue orga-
nisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschieden-
heiten in diesen beiderley Hauptweisen der Fort-
pflanzungsweise lassen sich doch füglich unter fol-
gende vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein-
fachste Weise, ohne vorher gegangene Befruch-
tung: entweder durch Theilung, wie manche
[Seite 30] Infusions-Thierchen*) und Blumen-Po-
lypen**); oder wie bey der Brunnen-Con-
ferve so, daß das alte fadenartige Gewächs
am einen Ende zu einem dicken Knöpfchen
anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu
einem solchen Faden ausgetrieben und umge-
bildet wird***); oder durch Sprossen wie die
Arm-Polypen und viele Gewächse u.s.w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer
Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem
Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist,
die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit
männlichem Samen – und wenn es Pflanze
ist, seine weiblichen Samenkörner mit männ-
lichem Blumenstaub – begießen und dadurch
befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden
kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten
Gewächsen, und im Thierreich wie es scheint,
bey manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem
Individuo verknüpft; doch daß keines sich
selbst zu befruchten im Stande ist, sondern
immer ihrer zwey sich zusammen paaren und
[Seite 31] wechselseitig einander befruchten und befruch-
tet werden müssen. Diese sonderbare Ein-
richtung findet sich nur bey wenigen Thie-
ren; beym Regenwurm, bey manchen Land-
Schnecken*) etc.
4) Die beiden Geschlechter in separaten Indi-
viduis, von denen das eine die weiblichen
Theile aber Eyer, das andre den männlichen
befruchtenden Saft enthält. So alle roth-
blütige und viele andere Thiere, und so auch
manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen,
die mehresten Moose etc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer
selbst von sich, in welchen sich erst nachher das
Junge vollends ausbildet. Dieß sind die Eyer
legenden Thiere (ouipara). Bey andern
aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter
zurück behalten, bis das Junge vollkommen
ausgebildet worden, und nun von seinen Hül-
sen befreyt, zur Welt kommen kann; leben-
dig gebärende Thiere (viuipara).
Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen
die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po-
lypen, die sich bald auf die eine, bald auf die an-
dre Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen,
die zwar Eyer legen, in welchen aber das ganz
ausgebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen
könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflan-
zen vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein
[Seite 32] grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z.B.
bey den sogenannten Aegyptischen Bohnen von der
Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Bestim-
mungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster-
ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel,
das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vor-
gesteckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen
ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm-
ten Zeit. So rechnet man z.B. daß von 1000
gebornen Menschen nur ohngefähr 78 für Alter
sterben; und von den großen furchtbaren Wasser-
thieren, Crocodilen, Wasserschlangen etc. erreicht
vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter
und Größe. Nach dem Tode der Thiere und
Pflanzen wird ihr Körper durch die chemische
Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset,
mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche
endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen
vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos mannigfaltig die Bildung und der
Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt-
lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen
mancher so genannten Infusionstierchen etc.) einen
Mund mit einander gemein zu haben, durch
welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen:
und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen
Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde ein-
saugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter
äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne
Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst
entlehnt; und sie müssen es durch die peinlichen
Gefühle des Hungers getrieben, mittelst will-
kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um
dadurch ihre Selbsterhallung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten vollkomm-
neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs-
saft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern
circulirt, vermischt, und von da erst in die übri-
gen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Die-
ses eigentlich so genannte Blut ist von rother
[Seite 34] Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den
verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere
von doppelter Verschiedenheit. Bey den einen
(nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält
es meist ungefähr die Temperatur des Mediums,
in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den andern aber, die deß-
halb warmblütig heissen, (den Säugethieren und
Vögeln) zeigt es in ihrem vollkommen belebten
Zustande immer eine Wärme von unges. 100 Gr.
Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hin-
gegen, welcher bey den so genannten weißblüti-
gen Thieren (nähmlich bey den Insecten und
Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, un-
terscheidet sich besonders durch den Mangel der
rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genann-
ten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß
oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im
gesunden Zustande immer mit frischen Portionen
eines zum Leben nothwendigen Stoffes (– des
so genannten Sauerstoffs oder Oxygens –) aus
der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser
geschwängert werden, wogegen es gleiche Por-
tionen eines andern Stoffes (– des Kohlenstoffes
oder Carbonnes –) aus dem Körper wiederum
fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebens-
wierigen Proceß in dem belebten thierischen Labo-
ratorium dient vorzüglichst das Athemholen;
[Seite 35] welches die rothblütigen Thiere entweder durch
Lungen, oder wie die Fische durch Kiefern; die
weißblütigen aber mittelst mancherley anderer
analogen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere die mit Lungen ver-
sehen sind können auch Stimme (vox) von sich
geben. Der Mensch hat sich außer der ihm an-
gebornen Stimme auch noch die Rede (loquela),
erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Be-
wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind
die Muskeln, die bey den rothblütigen Thieren
das eigentlich so genannte Fleisch ausmachen. Bey einigen
ganz einfach gebaueten Thieren, wie die Po-
lypen, sind diese Bewegungs-Organe von
dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu unter-
scheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige wenige
Muskeln, über welche der Wille nichts vermag.
So z.B. das Herz, als welches lebenslang un-
aufhörlich (– beym Menschen ohngefähr 4500
Mahl in jeder Stunde –) und zwar ohne wie
andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu
schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs,
in seiner schlagenden Bewegung ist.
Beide Arten von Muskeln aber, bis un-
willkürlichen sowohl als die so sich nach dem
Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu
[Seite 36] diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses
der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß
die Größe der beiden letztern in Vergleichung
zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit
den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten
Verhältniß stehe*), so daß der Mensch von allen
das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr
dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige
Thiere, wie z.B. die hieländischen Amphibien,
dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf
die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge-
schäft, auch die äußern Eindrücke auf den thie-
rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit-
zutheilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerk-
zeuge ist aber in den verschiednen Thier-Classen
selbst sehr verschieden. So erhalten z.B. viele
Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke,
ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen
entdecken können, die bey andern zu solchen Ein-
drücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege
z.B. und viele andere Insecten haben Geruch,
[Seite 37] ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen
u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken; andere hingegen
dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z.B.
und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Be-
friedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten
Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym
Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So hält
8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wodurch sich
die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für
den Anstoß sichern; so wie 9tens Hr. Darwin das
Gefühl für Wärme und Kälte für besondre Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer
Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem
Menschen und den mehresten Grasfressenden
Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung ange-
wiesen; viele Raubthiere aber, wohin zumal die
mehresten Fische gehören, auch manche Insecten
und Gewürme, halten sich am Tage verborgen
und gehen des Nachts ihren Geschäften nach,
weshalb sie animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr be-
queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen
Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten
Monate, da es ihnen schwer werden würde, für
[Seite 38] ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem tiefen
Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich,
wenn diese Zeit kommt, an sichre, schaurige Orte;
und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art
von Erstarrung, aus der sie erst durch die er-
wärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden.
Diese Erstarrung ist so stark, daß die warm-
blütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur
unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-
secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß
sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres
unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen,
wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win-
terschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie-
ren gemein, wie z.B. die Vorstellungskraft,
die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so-
genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm-
lich und Einbildungskraft.
Andre sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige
[Seite 39] Spuren davon finden, nähmlich die so genannten
Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hin-
wiederum im ausschließlichen Besitz der Ver-
nunft ist.
Der Instinct*) ist das Vermögen der Thiere,
aus einem angebornen, unwillkürlichen, inne-
ren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen
Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und
ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand-
lungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen
werden, wird durch tausend Bemerkungen offen-
bar erweislich, z.B. dadurch, daß die Hamster
auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zer-
brechen, ehe sie weiter anbeissen; daß junge Zug-
vögel, die man ganz einsam im Zimmer erzo-
gen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum
Fortziehen fühlen, und im Käficht bey allem
guten Futter und Pflege unruhig werden.
Unter den mancherley Arten dieser thierischen
Triebe sind besonders die so genannten Kunst-
triebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele
warmblütige Thiere und Insecten ohne alle An-
weisung und ohne alle vorgängige Uebung**),
[Seite 40] (als welche bey so vielen z.B. bey den Raupen
die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon
Gebrauch machen können, und wo folglich
schlechterdings erster Versuch und Meisterstück
eins seyn muß, durchaus nicht statt finden kann),
so ungemein künstliche Wohnungen, Nester, Ge-
webe etc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit
für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und
zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar
nicht. Was ihn hingegen für diesen schein-
baren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließliche
eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele,
oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fä-
higkeit seyn, wovon manche Thiere auch einige
schwache Spur hätten; oder eine eigne Richtung
der gesammten menschlichen Seelenkräfte u.s.w.
so liegt wenigstens der gedachte auszeichnende
Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der-
selben erhält, unwiderredlich am Tage.
Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde
zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze
organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist,
so erzeugt freylich eben die große Verschieden-
[Seite 41] heit der Climate die er bewohnen soll, und der
Nahrung die ihm der Ort seines Aufenthalts
gestattet, eben so verschiedene Bedürfnisse, die er
durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl
durch den Gebrauch seiner sich nach den Um-
ständen gleichsam accommodirenden Vernunft auf
eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die
unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe
und über die Lebensart, Haushaltung etc. mit
einem Wort über das ganze Naturell dieser seiner
Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die
furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten
Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Hand-
lungen abrichten kann u.s.w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf
dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Um-
schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der
neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vor-
genommen hat! Was für Gewächse und Thiere er
aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z.B. Reis,
Caffee etc., Pferde, Rindvieh etc. und was er v. v.
von dorther nun wieder in seinem Welttheil ein-
heimisch gemacht, wie z.B. Cartoffeln, Tabak,
wälsche Hüner u.s.w.
Am auffallendsten erweißt sich die allein auf
den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft
[Seite 42] des Menschen über die übrige thierische Schöpfung
durch die so genannten Hausthiere; worunter
man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü-
tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie-
digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu
beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit
entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern
Sinne kann man aber auch die Bienen und
Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten
dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist
eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von
manchen nemlich hat der Mensch die ganze Gattung
ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un-
terwürfig gemacht, wie z.B. das Pferd. Von
andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi-
stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm-
rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren-
thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und
dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant
endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft
fort, sondern jeder der zum Dienst des Men-
schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild-
heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii-
ren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi-
ges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die
Hausthiere s. mit mehrern den Gothaischen Hof-
Kalender v. J. 1796. –)
Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach
dem Linnéischen System unter folgende sechs
Classen bringen:
I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
lebendig zur Welt bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten
säugen.
II. Cl. Vögel (aues), Thiere mit warmen
rothen Blut, die aber Eyer legen, und
Federn haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem
rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.
IV. Cl. Fische (pisces), Thiere mit kaltem
rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht
durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am
Kopf, und eingelenkte (hornartige) Be-
wegungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit
kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula)
und meines Wissens nie eingelenkte Be-
wegungswerkzeuge haben*).
auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil.) theatrum
universale omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.
und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib.
seit 1763. gr. Fol.
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut
mit den Vögeln gemein; aber sie gebären leben-
dige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von
allen übrigen Thieren unterscheidet, und von
dem auch die Benennung der ganzen Classe ent-
lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen
ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl
und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind
ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter
gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und
sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche,
oder zwischen den Hinterfüßen.
Der Körper der allermehresten [wo nicht
aller*)] Säugethiere ist mit Haaren von sehr
verschiedener Stärke, Länge und Farbe bedecket;
die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder
als Borsten straff und struppicht sind, oder gar
wie beym Igel etc. steife Stacheln bilden. Bey
[Seite 46] manchen sind die Haare an besondern Stel-
len als Mähne oder Bart verlängert; und
bey einigen, wie bey den Pferden, Hunden etc.
stehen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetz-
ter Richtung an einander und machen so genannte
Näthe (suturas). Bey manchen wie z.B. bey
den Seehunden etc. ändert sich die Farbe mit dem
Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.)
bey uns im strengen Winter, im Norden aber
Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das
Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie
das große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn hinge-
gen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen
Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie
bey den so genannten Kackerlacken im Menschen-
geschlecht und unter manchen anderen Gattungen
von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge
einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr ver-
schieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche wie die Affen, Eichhörnchen etc., fast bloß
auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als ei-
gentliche animalia subterranea unter der Erde;
andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie
die Bieber, Seebären; und noch andere endlich
bloß im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach
sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewe-
gungswerkzeuge verschieden. Die mehresten
[Seite 47] haben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber
auch zwey Hände: die Affen hingegen haben
vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen
Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande
zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut
verbunden. Bey den Fledermäusen sind die an
den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und
zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt,
die zum Flattern dient. Die Füße mancher
Seethiere aus dieser Classe sind zum rudern
eingerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie
gar einiger Maßen den Flossen der Fische; doch
daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und
horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical,
liegen. Einige wenige Säugethiere (solidun-
gula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespal-
tene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl
mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige
aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen
auch die Affen, Bären, Elephanten u.a.m.
auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.
Die mehresten Ameisenbären, die Schup-
penthiere, und einige Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen,
die man in Schneidezähne (incisores s. primo-
res), Spitzzähne oder Eckzähne (caninos s.
laniaros), und Backenzähne (molares), ab-
theilt. Die letztern zumahl sind nach der ver-
[Seite 48] schiednen Nahrung dieser Thiere auch verschie-
dentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähm-
lich ist die Krone zackig und scharf; bey den
grasfressenden oben breit und eingefurcht; und
bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus
beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte
eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z.B. der Ele-
phant und der Narwhal haben große promini-
rende Stoßzähne (dentes exserti); andre wie
z.B. das Wallroß, Hauzähne etc.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm-
lich das zuerst bloß flüchtig zerbißne und ge-
schluckte Futter bissen-weise wieder durch den
Schlund zurück getrieben, und nun erst recht
durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge-
schluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden
Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses; indem
ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queer-
furchen ausgeschnitten sind, und die Kronen der-
selben nicht horizontal liegen, sondern schräg-
ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Ober-
kiefer die Außenseite, an denen im untern aber die
nach der Zunge hin gerichtete innere Seite, die
höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen
[Seite 49] Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung
hat, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt,
der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung
von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich
gespaltene Klauen haben (pecora), kommt nun
außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen
innerer Bau und Mechanismus überaus merkwür-
dig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch bald
rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern
ersten Magen, (rumen, magnus venter, franz.
le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst),
als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durch-
weicht wird. Von da wird eine kleine Portion
dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten
Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau,
die Haube, Mütze, das Garn) der gleichsam nur
ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder
durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird
der wiedergekaute zum zweyten Mahl geschluckte
Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder
durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen-
tipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier,
das Buch, der Psalter, der Blättermagen) gelei-
tet, wo er sich wohl bey der geringen Weise des-
selben nicht lange aufhalten kann, sondern von da
endlich zur völligen Verdauung in den vierten
(abomasus, franz. la caillette, der Laab, die Ruthe,
der Fettmagen) gelangt, der dem Magen andrer
Säugethiere am nächsten kommt.
Anm. 2. Der allgemeine Haupt-Nutzen der Rumination
scheint noch unbekannt. – Vielen kleinen, schüch-
ternen, unbewaffneten, wiederkauenden Thieren
und denen noch dazu von reissenden Thieren so
sehr nachgestellt wird, kommt sie in sofern zu
passe, daß sie ihr Futter auf der offnen Weide
geschwind abgrasen und dann im Dickicht in Ruhe
und Sicherheit gemächlich ruminiren können etc.
Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen ver-
sehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch,
Reh etc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern,
wie beym Renthier und im Ziegengeschlecht, sind
ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre.
Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Tex-
tur der Hörner ist sehr verschieden. Beym Ochsen-
Ziegen- und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und
sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen
Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hör-
ner der beiderley Rhinocer sind dichte, und bloß
mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen, sind sie zwar ebenfalls
solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und
ästig. Sie heissen dann Geweihe, und werden
gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an
ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt,
der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx),
und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch
ist. Er dient z.B. manchen Thieren sich der
stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meer-
katzen und einigen andern Americanischen und
Neu-Holländischen Thieren statt einer Hand,
um sich daran halten, oder damit fassen zu können
(cauda prehensilis, Rollschwanz); den Jaculis
[Seite 51] zum Springen (cauda saltatoria), dem Kän-
guruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten
Stellung und zur Verteidigung etc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondere Beutel von verschiedner Bestim-
mung zu merken. So haben viele Affen, Pa-
viane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Zisel-
maus u.a., Backentaschen (thesauri, Fr.
salles), um Proviant darin einschleppen zu
können. Beym Weibchen der Beutelthiere
liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am
Bauche, worein sich die saugenden Junge
verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z.B. die mehre-
sten größern Grasfressenden, sind gewöhnlich nur
mit einem Jungen auf einmahl trächtig; andre
hingen, wie z.B. die Raubthiere, und die
Schweine mit mehrern zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch
die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Ver-
bindung, welche aber von verschiedner Gestaltung
ist; da sie z.B. im Menschengeschlecht einen ein-
fachen größeren Mutterkuchen (placenta) bildet,
hingegen bey den wiederkauenden Thieren mit ge-
spaltnen Klauen (pecora) in mehrere, theils sehr
zahlreiche, zerstreute kleine solche Verbindungsor-
gane (cotyledones) vertheilt ist u.s.w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts-
puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern
sie auf die Haushaltung der Natur im Großen,
auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß
haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit-
telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind,
wie wir unten sehen werden, die Insecten und
Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe;
aus dieser hingegen die Säugethiere. Die Ver-
schiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Geleh-
rigkeit, ihre Stärke u.s.w. machen sie für den
Menschen auf die mannigfaltigste Weise brauch-
bar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat
er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame
Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm
zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner
Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. –
Ganze Völker des Erdbodens können mit einer
einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre
dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die
Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Renthier; die Aleuten
mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere
fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich
auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker-
[Seite 53] bau, Lasttragen u.s.w.: Pferde, Maulthiere,
Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten,
Camele, Llacmas, Hunde. Zur Jagd, zum
Bewachen etc. Hunde. Zum Mausen und Ver-
tilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel
Ameisenbären etc. Zur Speise: das Fleisch von
Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom
Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u.s.w.
Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, But-
ter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zel-
ten etc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle etc. Zum
Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum
Schreiben, Bücherbinden etc. Pergament,
Leder. Für andere Künstler und zu gemischten
Gebrauch: Borsten, Haare, (zumahl Pferde-
Haar) Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein u.a.
Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen
und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai-
ten. Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur
Feuerung, zu Salmiak etc. Endlich zur Arz-
ney: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch etc.
Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig.
Manche reissende Thiere, besonders aus dem
Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben
diese und noch manche andere, z.B. die Wiesel,
Marder, Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wall-
[Seite 54] fische etc. vertilgen viele nutzbare Thiere: –
oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar-
tenfrüchten, dem Getreide u.s.w. wie die Feld-
mäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen,
Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nil-
pferde etc. oder gehen andern Eßwaaren nach;
wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel-
thiere u.s.w. Gift scheint kein einziges Thier
dieser Classe zu besitzen, außer in der Wuth und
Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundege-
schlecht ausgesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche, d.h. bloß
von einzelnen zum Classificationsgrunde geleg-
ten Charactern entlehnte. Systeme (systemata
artificialia), nach welchen verdiente Naturfor-
scher die Säugethiere zu ordnen versucht haben.
Aristotelis Eintheilung z.B. ist auf die Verschie-
denheit der Zehen und Klauen gegründet, und
die haben auch Ray u.a. nach der Hand ange-
nommen und weiter bearbeitet. Aber hierbey
müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so
ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faul-
thieren etc. getrennt, und in ganz verschiedene
Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine
mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné
hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt,
ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald
auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die
[Seite 55] sonderbarsten Verbindungen stößt*). Das
Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des Ritters
Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey
einigen Gattungen wenigstens in drey verschiedene
Ordnungen zerstückt werden; so die beiderley
Nashörner in zwey; – so die verschiedenen Gat-
tungen des Schweinegeschlechts ebenfalls in zwey
verschiedene Ordnungen etc. Dagegen kommt der
Elephant mit den Panzerthieren, und den formo-
sanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche
Ordnung etc.
Ich habe daher diesen Mängeln abzuhelfen,
und ein natürliches System der Säugethiere zu
entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf ein-
zelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merk-
mahle zugleich, auf den ganzen Habitus der
Thiere gesehn habe**). So sind Thiere die in
[Seite 56] neunzehn Stücken einander ähnelten, und nur im
zwanzigsten differirten, doch zusammen geordnet
worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zähne
oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil
seyn; und so sind denn folgende zehn Ordnun-
gen dieser ersten Classe entstanden:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey
Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen.
Affen, Paviane, Meerkatzen, und Makis.
III. Bradypoda. Säugethiere, deren gan-
zer Körperbau auf den ersten Blick Träg-
heit und Langsamkeit verräth. Faulthiere,
Ameisenbären u. dergl.
IV. Chiroptera. Die Säugethiere, deren
Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43).
Die Fledermäuse.
V. Glires. Die nagenden Säugethiere.
Sie nähren sich bis auf sehr wenige Aus-
nahmen (– und im ganz wilden Zustande
vermuthlich alle –) von Vegetabilien,
zumahl von härtern, die sie benagen.
Dahin gehören Eichhörnchen, Mäuse,
Hasen, Biber etc.
VI. Ferae. Reissende oder doch sonst Fleisch-
fressende Säugethiere, als wovon nur
einige wenige Gattungen ausgenommen
sind. Bären, Hunde, Katzen, Marder,
Ottern und mehr andere.
VIII. Pecora. Die wiederkauenden Thiere
mit gespaltnen Klauen.
IX. Belluae. Meist sehr große, oder un-
förmliche, borstige oder dünn behaarte
Säugethiere. Schwein, Elephant, Nas-
horn, Nilpferd u. dergl.
Der Manate macht von hier den schick-
lichsten Uebergang zur
Xten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige
Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen
fast nichts als den unschicklichen Nahmen
gemein haben, und deren natürliche Ver-
bindung mit den übrigen Säugethieren
schon Ray vollkommen richtig einge-
sehen hat*).
1. Geschl. Homo. Erectus, bimanus. Mento
prominulo. Dentibus aequaliter appro-
ximatis; incisoribus inferioribus erectis.
1. Gatt. sapiens. Zu den äußern Kennzeichen, wo-
durch der Mensch selbst vom Menschenähnlichsten
Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu
unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrech-
ter Gang, (als wozu sein ganzer Wuchs und
Bildung besonders aber seine beckenähnlichen Hüft-
knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den
Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll-
kommnen Hände; ferner die aufrechte Stellung
seiner untern Schneidezähne, und (was dieser
Stellung entspricht) sein prominirendes Kinn.
Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar
eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen
und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich
einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten
Reihe von Lebensjahren; und dann einen beson-
dern Theil an den Sexual-Organen, dessen Man-
gel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn-
zeichen der verletzten jungfräulichen Integrität
anzusehen ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstrieb
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst-
triebe aber (§. 36.), schlechterdings gar nicht.
Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Ver-
nunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst
erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die
nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) als
[Seite 60] welche auch den ganz jungen und selbst den stumm-
gebornen Kindern zukommt, verwechselt werden
darf (§. 25.).
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer
ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr
späthe erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf
seinen Füßen stehn, keins wird so sehr späth mann-
bar u.s.w. Selbst seine großen Vorzüge, Ver-
nunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht
von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch
Cultur und Erziehung entwickeln können; daher
denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen
zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine
natürliche Bestimmung des Menschen zum gesel-
ligen Umgang. Nicht ganz so allgemein läßt
sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob
in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl
der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die
Dauer der Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit bey
beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch
überall so wie in Europa zur Monogamie
bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn-
bare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen
organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu
seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Ver-
gleich mit andern Säugethieren erreicht er ein
ausnehmend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im Men-
schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller
Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer
[Seite 61] gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*). Alle
National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe
des menschlichen Körpers sind um nichts auf-
fallender oder unbegreiflicher als die, worin so
viele andere Gattungen von organisirten Körpern,
zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter
unseren Augen ausarten. Alle diese Verschieden-
heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun-
gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen,
daß sich keine andre, als sehr willkürliche Grenzen
zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich
das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten
unter folgende fünf Rassen zu bringen geglaubt:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3.
von weißer Farbe mit rothen Wangen, langen,
weichem, nußbraunen Haar (das aber einerseits
ins Blonde anderseits ins Dunkelbraune über-
geht); und der nach den Europäischen Begriffen
von Schönheit musterhaftesten Schedel- und
Gesichts-Form. Es gehören dahin die Euro-
päer mit Ausnahme der Lappen und übrigen
Finnen; dann die westlichern Asiaten, dies-
seits des Obi, des Caspischen Meers und des
Ganges; nebst den Nordafricanern; – also
ungefähr die Bewohner der den alten Griechen
und Römern bekannten Welt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten,
oder wie getrocknete Citronschaalen); mit we-
nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz-
[Seite 62] ten Augenliedern; plattem Gesicht; und seit-
wärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse
begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme
der Malayen; dann die Finnischen Völker in
Europa (Lappen etc.), und die Eskimos im
nördlichsten America von der Beringsstraße bis
Labrador.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem
krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern,
wulstigen Lippen, und stumpfer Nase. Dahin
die übrigen Afrikaner, nahmentlich die Neger,
die sich dann in die Habessinier, Mauren etc.
verlieren, so wie jede andre Menschen-Varietät
mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam
zusammen fließt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 2.
Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost
oder angelaufnes Kupfer); mit schlichtem straf-
fem schwarzem Haar, und breitem aber nicht
plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten
Zügen. Begreift die übrigen Americaner
außer den Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Ma-
hagony anderseits bis ins dunkelste Nelken- und
Castanienbraun); mit dichtem schwarzlockigem
Haarwuchs; breiter Nase; großen Mund. Dahin
gehören die Südsee-Insulaner oder die Be-
wohner des fünften Welttheils und der Maria-
nen, Philippinen, Molucken, Sundaischen In-
seln etc. nebst den eigentlichen Malayen.
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen
physiologischen Gründen die Caucasische als die
mittlere oder Stamm-Rasse angenommen wer-
den. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet,
ist einerseits die Mongolische, anderseits die
Aethiopische. Die übrigen beiden machen die
Uebergänge. Die Americanische den, zwischen
der Caucasischen und Mongolischen. Die Ma-
layische den, zwischen jener Mittel-Rasse und
der Aethiopischen.
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver-
unreinigt haben, lohnt sich kaum mehr der
Mühe: die vermeintlichen Patagonischen Riesen
z.B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf
die unsrigen, in den Erzählungen der Reisen-
den, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen,
und bleiben also wenig größer als jeder andre
Mensch von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für
ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf
Madagascar nichts weiter sind als eine Art
Cretine d.h. kleine Blödsinnige mit dicken
Köpfen und langen Armen, (dergleichen sich
im Salzburgischen, so wie im Walliserlande,
zumal aber im Piemontesischen in Menge finden)
wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß
wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi-
nos, oder weiße Mohren nicht ein Mahl eine
Spielart, geschweige eine besondre Gattung,
sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte
mehr in die Pathologie als in die Naturhi-
storie gehört.
Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches
Gemische aus der Geschichte jener preßhaften
kränklichen weißen Mohren, und des Orang-
utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah-
rer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andre durch Krankheit oder
Zufall entstellte Menschen, zum Muster des
Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Americaner, die Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi-
gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi-
schen den Wendezirkeln zu Hause.
2. Simia. Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et manus fere
humanae. Dentes primores incisores,
supra et infra 4. laniarii solitarii, reli-
quis longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge-
[Seite 65] schlechter*), doch aber außer dem schon beym
Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer
ganzen Bildung, besonders auch durch die schma-
len Hüften und platten Lenden, aufs ausfallend
sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Troglodytes. der Africanische Waldmensch,
Schimpansee, Pongo, Jocko, Barris.
S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis
magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.
Im innern von Angola, Congo etc. und tiefer
landeinwärts; hat doch ein etwas mehr menschen-
ähnliches Ansehen als der folgende eigentliche
Orangutang, mit welchem er insgemein verwechselt
worden**), scheint auch mehr untersetzt, stämmig;
[Seite 66] ungefähr aber mit ihm von gleicher Größe, etwa
wie ein achtjähriger Bube.
2. Satyrus. der Ostindische Waldmensch, ei-
gentliche Orangutang. S. subfusca, auri-
culis minoribus pollice manuum posterio-
rum mutico, vngue destituto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12.
Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich, wenn
er ganz jung eingefangen worden, so wie der vor-
gedachte Schimpansee und andere Affen auch, zu
allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die
man aber von seinem natürlichen Betragen genau
unterscheiden muß.
Camper hat aus der Zergliederung eines sol-
chen Thiers die physische Unmöglichkeit erwiesen,
daß es je einer menschlichen Rede, oder eines na-
türlichen aufrechten Ganges etc. fähig seyn könnte.
3. Lar. der Gibbon oder Golok. (Linnés
Homo lar.) S. brachiis longissimis, talos
attingentibus.
Auf beiden Indischen Halbinseln, auch auf den
Molucken; hat ein rundliches ziemlich menschen-
ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme.
Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen
vier Fuß hoch.
4. Syluanus. der gemeine Türkische Affe.
S. brachiis corpore breuioribus, natibus
caluis, capite subrotundo.
Der allgemeinste und dauerhafteste Affen, der
auch oft in Europa Junge heckt; ist leicht zu
zähmen, und sehr gelehrig; lebt scharenweise in
[Seite 67] Nordafrica, Ostindien etc. Ihm ähnelt der inuus
(cynocephalus, Büffons magot) der auch glei-
ches Vaterland mit ihm hat. Einer von beiden
ist auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da
im Freyen fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan, (Fr. le nasique, la guenon à
long nez). S. cauda mediocri, naso elon-
gato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den Sundaischen Inseln. Eine simia die
nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüssel-
förmige Nase auffallend auszeichnet.
6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein
so genannte) Meerkatze. S. cauda longa,
arcuata, labio leporino.
Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivengrün.
Ueberaus lebhaft und dauerhaft, daher er häufig
nach Europa gebracht wird.
7. Aygula (Büffon's aigrette). S. subimber-
bis grisea, eminentia pilosa verticis reuersa
longitudinali.
In Ostindien. Graugelblich. Von der Größe
einer Katze.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl.
baboon.) Facies prolongata, minus an-
thropomorpha, nasus vtrinque tuberosus,
nates nudae, coccineae, cauda abbre-
viata. Dentes vt in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat
wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas
vom Schwein, zumahl in der breiten Schnauze.
Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso miniato,
ad latera caerulescente.
Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat
zumahl wegen der hochfarbigen Streifen auf und
zu beiden Seiten der Nase, ein auffallendes Ansehn.
2. Maimon. (Mandril.) P. facie violacea
glabra, profunde sulcata.
Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scha-
ren des Nachts Weinberge und Obstgärten plün-
dern sollen. Kleiner als der vorige.
4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au-
riculae et manus minus humanae. Nates
tectae. Dentes vt in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-
America einheimisch, wo es den einheimischen In-
dianern zu einem gemeinen Wildpret dient.
a) Cauda prehensili, die Sapajus.
1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater,
palmis tetradactylis absque pollice.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen
Rollschwanz*).
b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.
2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba
ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß-
Schale Raum hat.
5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes
primores superiores 4. inferiores 6. por-
recti, compressi, incumbentes; laniarii
solitarii, approximati.
1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L.
ecaudatus.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eich-
hörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so wie
die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinter-
füße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern
aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra,
corpore et cauda griseis.
So wie einige verwandte Gattungen auf Ma-
dagascar, und den benachbarten Inseln. Hat einen
langen fast wolligen Schwarz, den er im Sitzen
um den Hals schlägt. Die Hinterfüße sind viel
länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey
manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach
Ameisenhaufen.
Der Bau der Füße und der ganze Habitus
dieser Thiere verräth ihren trägen langsamen
Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den
Vorderfüßen, die aber mit großen krummen
Klauen versehen sind, und zum Klettern auf
Bäumen dienen. Andere graben in die Erde.
6. Bradypvs. Faulthier. Ignauus. (Fr.
paresseux, Engl. sloth.) Caput rotun-
datum, crura antica longiora. Detnes
primores nulli vtrinque; laniarii (?) ob-
tusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty-
lis, cauda breui.
In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsames
schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listi-
ges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf;
hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige
Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht etc.
7. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr.
fourmiller, Engl. ant-eater.) Rostrum
productius, lingua lumbriciformis; den-
tes nulli.
1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, vngue exteriore maximo,
plantis tetradactylis; cauda prehensili.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und
auch fast von der Farbe des Eichhörnchens. Nährt
[Seite 71] sich von den dortigen großen Ameisen, indem er
mit den großen hakenförmigen Krallen der Vorder-
füße die mit einer festen Erdrinde bedeckten Amei-
senhaufen aufkratzt, und dann seine vier Zoll lange
klebrige Zunge hinein steckt.
8. Manis. Schuppenthier, Formosanisches
Teufelchen. Corpus squamis tectum; lin-
gua teres; dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere
dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebensart etc.
viel Aehnlichkeit mit den Ameisenbären. Von
vielen ältern Naturforschern werden sie unter die
Eideren gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon-
giore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Von
der Größe des obigen Ameisenbären. Sein ca-
stanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tan-
nenzapfen.
9. Tatv. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier.
(dasypus Linn.) Corpus testis zonisque
osseis cataphractum; dentes primores et
laniarii nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dor-
salibus 9. palmis tetradactylis; plantis pen-
tadactylis.
In Südamerica, bis an die Magellanische
Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre,
rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere
und der Igel kuglich zusammen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser Thiere; und zwischen denselben ist die
florähnliche Flatterhaut ausgespannt (§. 43.).
Daher können sie eben so wenig als die Affen
mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren
hakenförmigen Kletterkrallen etc. bequem auf der
Erde gehn.
10. Vespertilio. Fledermaus. (Fr. chau-
vesouris. Engl. bat.) Pollex palmarum et
digiti plantarum breues, reliqui longis-
simi, membranae expansili intertexti,
pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus
nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle
fünf Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso
infundibiliformi lanceolato.
In Südamerica; der Körper von der Größe
des Eichhorns. Wird dadurch sehr lästig, daß er
nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem
Rindvieh, Pferden etc. sondern auch schlafenden
Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die
Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn
auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers)
erhalten hat*).
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés vam-
pyrus, Büffon's roussette.) V. ecaudatus,
naso simplici, membrana inter femora diuisa.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit
ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen
soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann
also schlechterdings nicht Vampyr genannt werden:
findet sich scharenweise aus den Molucken und an-
dern Ostindischen- und Austral-Inseln; in unzäh-
liger Menge aber auf Neu-Holland.
b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritius. (Büffon's oreillard.) V. cau-
datus, auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegenden
der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein,
aber fälschlich, doppelt nennt, sind einfach, nur
alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck-
maus. (Engl. Rere-mouse.) V. caudatus,
auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu
ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinter-
füßen auf.
Die weitläufige Ordnung von Säugethieren,
die sich größtentheils von härtern Vegetabilien
nähren, die sie mit ihren, besonders dazu einge-
richteten, scharfen, einzeln stehenden Vorder-
zähnen benagen. Hingegen haben sie keine
Eckzähne.
11. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha.
Dentes primores vtrinque 2; inferiores
subulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der
Polatusche. S. duplicatura cutis laterali a
pedibus anterioribus ad posteriores.
Fast auf der ganzen nördlichen Erde. Das schlaffe
Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinter-
füßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur
wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung
von der Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice
barbatis, cauda dorso concolori.
Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im
nördlichen America. Lebt fast bloß auf den Bäu-
men, da ihm bey den schnellen weiten Sprüngen der
Schwanz ebenfalls statt Fallschirm, und die immer
stark dunstenden, feuchten und großen Fußsohlen zum
festern Tritt helfen. Macht sich in den Gipfeln
der Tannen und Eichen ein Nest aus Laub und
Moos, oder bezieht auch wohl verlaßne Nester
wilder Tauben und anderer Vögel.
Die nordischen, zumal an den Ufern des Obi
und am Baikal-See, werden im Winter grau,
und geben dann das bekannte Grauwerk (petit
gris); wovon der Bauch unter dem Nahmen von
Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen
finden sich auch schwarze Eichhörnchen; seltner
schneeweiße mit rosenrothen Augen; auch habe
ich ein weiß- und schwarz geflecktes aus dem Go-
thaischen gesehn.
12. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver-
sus apicem crassior. Dentes vt in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Kellmaus (Fr. le loir. Engl. the
rellmouse.) G. griseus, subtus albidus auri-
culis rotundatis, nudis.
So wie die folgende Gattung in den gemäßig-
ten Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre
glis der Alten, den sie als Delicatesse verspeise-
ten*), und in eigenen glirariis**) mästeten.
Lebt in Eichen- und Buchenwäldern, nistet in
hohle Bäume; und hält langen und sehr festen
Winterschlaf.
2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus.
(Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.)
G. rufus, pollice plantarum mutico, auri-
culis rotundatis.
Von der Größe der Hausmaus. Zu ihrem
Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich
festes Lager von Tangelnadeln, u.a. kleinem Ge-
strüppe, worein sie sich vergräbt.
13. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Den-
tes vt in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda
subsesquunciali, auriculis nudis vellere molli
latentibus, palmis subtetradactylis, cor-
pore fusco.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird
theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl
von Kamtschatka aus, in manchen Jahren in un-
fäglicher Menge und unermeßlichen Zügen, fast wie
der Lemming, anstellt, besonders aber durch die
Industrie merkwürdig, womit dieses kleine Thier
eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in seine
unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tungu-
sen u.a. Sibirische Völker (wie die Thüringer etc.
den Hamster-Höhlen) nachgraben, und diesen
Wurzelvorrath zu ihrem eignen Gebrauch ernten.
2. †. Siluaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.)
M. cauda mediocri, pectore flauescente, ab-
domine albido.
In den Europäischen Wäldern; ist zumahl den
Holzungen sehr schädlich.
3. †. Terrester. die Feldmaus, Stoßmaus.
(Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.)
M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab-
domine cinereo.
Meist in ganz Europa. Vermehrt sich in man-
chen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der
jungen Saat großen Schaden.
4. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. le souris.
Engl. the mouse.) M. cauda elongata. pal-
mis tetradactylis, pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von
Asien und America. Hat sich dem Menschen ge-
wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht-
schem, daß sie in der Hellung die Augenlider fest
zuschließen, und für blind gehalten werden könnten.
5. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra-
dactylis cum vnguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet;
scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu
Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor-
pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua-
lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten
Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe.
Unter andern gehört diese Land- und Hausplage
zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen
in West-Indien.
Die Wanderratte (M. decumanus) ist heller
von Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen
Borstenhaaren durchmengt.
14. Marmota. (Arctomys.) Auriculae
abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla.
Dentes (plerisque) vt in praecedentibus.
1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la
marmotte.) M. corpore supra fusco, subtus
flauescente.
In vielen der höhern Alpen von Europa und
Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée
blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen
findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer her-
vorragen, etliche Stunden weit von allem unbeei-
seten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur
etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt sind;
so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durch-
schlafen wenigstens zehn Monate vom Jahr, und
bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer
Existenz wachend zu.
2. Citellus. das Erdzeiselchen, Suslik. (mus
noricus.) M. corpore longiore, capite paruo,
pedibus breuibus pentadactylis.
Häufigst in Ungarn, Polen und Sibirien. Hat
die Größe vom Hamster, auch so wie dieser Backen-
taschen etc.
3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M.
abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. 1. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi-
rien etc. lebt vorzuglich von Getreide, Bohnen etc.
wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu
seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen
schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf
60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich
ausnehmend, und man hat wohl eher im Gothai-
schen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet.
Es giebt eine ganz schwarze Spielart unter diesen
Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rosen-
rothen Augen.
4. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter ma-
culato.
Häufigst in Lappland und Sibirien. Zuweilen
emigriren ganze Legionen wie Zugheuschrecken von
einer Gegend in die andere. Sie sollen sodann in
gerader Linie, bis zum Ort wo sie sich nieder-
lassen wollen, ziehen. Ihre unerwartete und un-
bemerkte Ankunft daselbst, und dann auch der
Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft
gehoben worden und sich doch noch los gearbeitet
und herunter gefallen etc., mag zu der wunder-
lichen Sage Anlaß gegeben haben, daß es mit-
unter Lemminge vom Himmel regne.
5. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M.
ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus
supra infraque latis, palpebrarum aperturis
auriculisque nullis.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils
unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deut-
lichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der
Gegend der Augenlider haben, und folglich gänz-
lich blind seyn!
6. Capensis. der Klipdas. (Hyrax, Büffon's
marmotte du Cap, Bruce's Ashkoko) M.
ecaudata, palmis tetradactylis, plantis tri-
dactylis.
Am Cap, in Habessinien, und wie es scheint
auch in Arabien und Syrien.
15. Sçavia. Halbkaninchen. Auriculae
rotundatae, paruae. Cauda nulla aut
breuis. Dentes primores vtrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd-
america, und den West-Indischen Inseln.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le
cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.) C.
ecaudata, corpore variegato.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in
der Farbe, und ist überaus fruchtbar.
2. Aguti. (Piculi.) das Ferkelkaninchen. C.
caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine
flauescente.
Größer als ein Kaninchen. War beynahe das
einzige Landthier, dessen sich ehedem die nunmehr
fast ganz ausgestorbenen Caraiben zur Nahrung
bedienten.
16. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2;
superiores duplicati.
1. † Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) A. auriculis apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis longioribus.
Fast in der ganzen alten Welt, und auch in
Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und
sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase
und Kaninchen, kauen wieder*).
Zuweilen gibt es schwarze Hasen, und in den
nördlichen und Alpinischen Gegenden eine besondre
[Seite 81] weiße Spielart, die eigentlich so genannten Berg-
hasen, die in manchen Gegenden, wie in Grön-
land etc. Jahr aus Jahr ein, in andern aber, wie
in der Schweiz, nur im Winter weiß, im Som-
mer aber von der gewöhnlichen Hasen-Farbe sind.
Merkwürdig ist, daß man schon so oft und in
ganz verschiednen, Gegenden und Zeiten Hasen will
gefunden haben, aus deren Stirnknochen ein Paar
kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock,
nur weit kleiner, mit Krone und proportionirten
Enden gewachsen seyn sollen*).
2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin.
Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis,
corpore et pedibus posticis breuioribus.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten
Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden ein-
heimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie
wohl eher [z.B. neuerlich ums Jahr 1736. auf
der S. Peters Insel bey Sardinien**)] zur
Landplage geworden sind***); und kommen auch
in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der
sonst so öden Liparischen Insel, fort. Die wilden
sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind
Kackerlacken in ihrer Art.
Die langhaarigen Angorischen (§. 16. Anm. 2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen kom-
men auch hier zu Lande gut fort.
17. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre-
vissimi, postici elongati. Cauda salta-
toria, apice floccosa. Dentes primores
vtrinque 2.
1. Ierboa. der Springhase, Erdhase, die
zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis,
plantis tetradactylis.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien etc. Ein
animal nocturnum. Macht sich Höhlen in die
Erde. Kann sich ziemlich lange auf den Hinter-
beinen aufrecht erhalten, wobey ihm sein langer
ausgestreckter Schwanz gleichsam zum Gegenge-
wicht dient. Springt mit der Leichtigkeit einer
Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
18. Castor. Pedes postici palmati. Den-
tes primores vtrinque 2.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the beaver.) C. cauda depressa, ouata, squa-
mosa.
In der nordlichern Erde, in einsamen Gegen-
den an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird
wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und
für die Arzneykunst wegen des so genannten Biber-
geils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in
besondern Behältern unterm Schwanze findet. Am
berühmtesten sind diese Thiere durch die bewun-
[Seite 83] dernswürdige Kunstfertigkeit, mit welcher sie, da
wo sie sich (wie im Innern von Canada), noch
in Menge beysammen finden, ihre berühmten Ge-
bäude aufführen. Denn, zugegeben, daß freylich
in den Erzählungen mancher Reisebeschreiber vom
Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben
worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach
dem einstimmigen Zeugniß der unverdächtigsten
Beobachter aus ganz verschieden Welttheilen,
dabey so nach zufälligen Umständen zu bequemen,
daß sie sich dadurch weit über die einförmigen
Kunsttriebe anderer Thiere erheben.
19. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porc-
epic. Engl. porcupine.) Corpus spinis
tectum. Dentes primores vtrinque 2.
1. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri-
stato, cauda abbreuiata.
Im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt
sich zumahl von Baumrinden; nistet in die Erde.
Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm
zuweilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie
aber nicht gegen seine Verfolger von sich schießen!
2. Dorsata. (Vrson.) H. spinis breuibus sub
pilis occultis.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsons-
bay etc. Thut zumahl im Winter den jungen
Baumstämmen großen Schaden.
Reissende oder doch sonst fleischfressende Säu-
gethiere: als wovon nur einige wenige Gattun-
gen ausgenommen sind.
20. Erinacevs. Corpus spinis tectum.
Dentes primores vtrinque 6*); laniarii
supra 3; infra 1, molares 4.
1. † Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson.
Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun-
datis, naribus cristatis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal
nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen.
Maußt wie eine Katze. Kann Spanische Fliegen
in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die
Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen
Grund bezweifelt, mir aber nun schon von dreyen
ganz zuverläßigen Augenzeugen versichert worden)
Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in
sein Lager zu tragen**).
2. Malaccensis. E. auriculis pendulis. Seba
thesaur. I. tab. 51. fig. 1.
In Ostindien. In ihm soll man zuweilen den
weiland als Panazee berufnen Gallenstein (piedra
del porco) finden.
21. Sorex. Nasus rostratus, auriculae
breues. Dentes primores superiores 2.
bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre-
vioribus; laniarii vtrinque plures.
1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne. Engl. the shrew.) S. cauda me-
diocri, abdomine albido.
In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie giftig
sey, oder den Pferden in den Leib krieche etc. sind
ungegründete Sagen. Zuweilen, aber selten, finden
sich weiße Spitzmäuse.
2. † Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. ab-
domine cinereo, digitis ciliatis.
Daubenton in den Mém. de l'Acad. de
Paris, 1759. tab. I. fig. 2.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm-
haut ist jede Zähe zu beiden Seiten mit kurzen
Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern unge-
mein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehör-
ganges kann das Thier durch eine Klappe zu-
schließen, so lang es unter Wasser ist.
3. Moschatus. Die Bisamratze. (Desman) S.
pedibus palmatis cauda squamosa, com-
pressa lanceolata.
In Rußland und dem benachbarten Sibirien.
Hat eine Art Zibethbeutel beym After.
4. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei. Das kleinste der bis jetzt bekannten
Säugethiere, wiegt nicht über ein halb Quentchen.
22. Talpa.*) Caput rostratum, palmae
fossoriae. Dentes primores superiores 6,
inferiores 8. laniarii maior 1. minores 4.
1. † Europaea. der Maulwurf, die Scher-
maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T.
cauda breuiore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll-
kommnes animal subterraneum, wozu ihm außer
andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders
die Schaufelpfoten zu statten kommen. Er hat
sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und
bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern.
Es gibt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.
2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, pal-
mis tridactylis.
Seba thesaur. I. tab. XXXII. fig. 4. 5.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné)
asiatica heißen. Das Haar schillert, zumahl
wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.
23. Didelphis. Plerisque hallux mu-
ticus. Feminis folliculus abdominalis
mammarum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und
einander im Ganzen so verwandten Gattungen
variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die-
selben nach dem Linnéischen System in ganz ver-
schiedne Geschlechter vertheilt werden müßten.
1. Opossum. die Beutelratte, Philander. D.
cauda semipilosa, superciliorum regione pal-
lidiore. Dentes primores superiores 10, in-
feriores 8. laniarii elongati.
Zumahl im wärmern Nord-America. Das
Weibchen von dieser und den mehresten übrigen
Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche
am Bauche, die durch besondre Muskeln geschlossen
und geöffnet werden kann; und in deren Boden
die Zitzen liegen. Die Junge werden ganz außer
Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abor-
tus) zur Welt geboren, dann aber erst lange
Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau-
gen und von der Muttermilch nähren, bis sie
reifer und vollkommner ausgebildet, gleichsam vom
neuen geboren werden können.
2. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco.
Dentes vt in priori.
In Süd-America. Das Weibchen das bey
dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine
Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken
tragen, und diese sich dabey mit ihren Rollschwän-
zen an der Mutter ihrem anhalten.
3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice at-
tenuato, pedibus anticis breuissimis, posti-
cis longissimis. Palmis pentadactylis, plan-
tis subtetradactylis: dentes primores supe-
riores 6. inferiores 2. laniarii nulli.
Auf Botannbay und dem übrigen Neu-Süd-
wallis. Mausefahl. Wenn es aufrecht sitzt wohl
[Seite 88] Mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt in
Heerden von 50 und mehr Stück, ist bloß Gras-
fressend. Springt in weiten wohl zwey Klafter
langen Sätzen. Das Weibchen bat einen Zitzensack.
Wirft nur ein Junges auf einmahl das bey der
Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann
aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem
Sacke getragen wird bis es wohl 14 Pfund wiegt.
24. Viverra. Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes primores vtrin-
que 6. intermediis breuioribus. Lingua
plerisque retrorsum aculeata. Vngues
exserti.
1. Zibetha. die Zibetkatze hyaena odorifera.
(Fr. la civette. Engl. the civet.) V. cauda
annulata, dorso cinereo nigroque vndatim
striato.
Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bey
beiden Geschlechtern sammelt sich in einer beson-
dern Höhle, die zwischen dem After und den Zeu-
gungsgliedern liegt, das Zibet, eine schmierige,
stark riechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor-
pore fuluo-nigricante maculato.
In der Levante. Wird seines Felles wegen
geschätzt.
3. Putorius. das Stinkthier, Conepatl. (Fr.
la mouffette. Engl. the pol-cat.) V. lineis
quinque dorsalibus parallelis albis.
In Virginien, Canada etc. hat seinen Nahmen
von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie
mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts,
im Zorne von sich gibt, und der bey ihm von einem
besondern unter der Harnblase befindlichen Safte
herrühren soll.
4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo.
(Büffon's mangouste.) V. caudae basi in-
crassata sensim attenuata, pollicibus re-
motiusculis.
Schreber tab. 115. B. 116. A. 116. B.
Häufig in Aegypten, wo es zumahl den Cro-
codileyern nachstellt.
5. Aurita. das Großohr. (Fennec, Büf-
fon's animal anonyme.) V. auriculis am-
plissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils,
V. B. tab. 22.
In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf den
Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln*).
25. Mvstela. Dentes primores supe-
riores 6. erecti, acutiores, distincti;
inferiores 6, obtusiores, conferti; duo
interiores. Lingua laeuis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze
Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie
im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind sehr
flink, heissig und blutdürstig.
1. † Martes. der Baummarder, Edelmar-
der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld-
marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-mar-
tin.) M. corpore fuluo-nigricante, gula flaua.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nordlichen
Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am
nächsten.
2. † Foina. der Hausmarder, Steinmarder.
(Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor-
pore fuluo-nigricante, gula alba.
Im mittlern und wärmern Europa und dem
benachbarten Asien.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po-
lecat.) M. flauonigricans, ore et auricula-
rum apicibus albis.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus-
marder. Auch in der Barbarey. Das ganze
Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben
einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the
ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu-
pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art,
folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gat-
tung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem
[Seite 91] es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten- und
Caninchen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl.
the sable.) M. corpore fuluo nigricante,
facie et gula cinereis.
In dichten öden Wäldern der nordlichen Erde,
zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarz-
braunem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden
sich um Jakuzk.
5. † Erminea. das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat,
the ermine.) M. caudae apice nigro.
In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibirien.
Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber
eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Som-
mer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin)
weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette. Engl. the weesel) M. corpore ex
rufo fusco subtus albo.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mut-
ter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher
die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen
Weg zur Welt brächte).
26. Lvtra. Palmae plantaeque natato-
riae. Dentes primores vtrinque 6; su-
periores distincti, inferiores conferti.
1. † Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter) M. plantis nudis, cauda
corpore dimidio breuiore.
In den mildern Gegenden der nordlichen Erde.
Die schönsten in Canada.
2. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. plantis pilosis,
cauda corpore quadruplo breuiore.
Cook's voyage to the northern hemisphere
vol. II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jenseiti-
gen Küste vom nordwestlichen America bis hinun-
ter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und
zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und silber-
graues Fell ist das kostbarste aller Rauhwerke.
27. Phoca. Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes primores superiores 6,
inferiores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beiden Elementen leben zu können.*).
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the
seal). P. capite laeui, auriculis nullis, cor-
pore griseo.
In den nordlichen Meeren. Ist für die Finni-
schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen,
besonders aber für die Grönländer und für die
Labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges
Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl näh-
ren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein
Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbote
damit etc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes
Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit
ihr Glück und ihren Stolz aus.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo
laeui.
Buffon, supplement vol. VI. tab. 47.
[Seite 94]Im Sommer herdenweise auf den Inseln des
Kamtschatkischen Inselmeers, überwintert aber
vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern
Inseln des stillen Meers. Lebt in Polygamie, so
daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig
Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht,
und grimmig gegen seine Nebenbuhler zu be-
haupten sucht.*).
3. Iubata. der Stellersche Seelöwe. P. auricu-
lata, collo iubato.
Buffon, supplement vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Meer. Die größte Gattung
dieses Geschlechts hat den Nahmen von der beym
Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.
4. Cristata. der Ansonsche Seelöwe.**) P.
capite antice cristato.
Anson's voyage round the world tab. 19.
Im Atlantischen sowohl als im stillen Ocean.
Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf
der Nase.
28. Vrsvs. Dentes primores superiores 6,
intus excauati alterni, inferiores 6. late-
rales 2. longiores lobati; laniarii prima-
rii solitarii (minimi plures inter hos et
primos molares), lingua laeuis.
1. † Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear.) V. fusco nigricans, cauda abrupta.
In der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien
und Nord-Africa. In der Jugend lebt er meist
von Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber
mehr vom Fleisch. Zum Gefechte bedient er sich
mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses.
Zu den vorzüglichen Spielarten unter den Bären
gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die
kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch klei-
nern weißlichen Silberbären.
2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Po-
larbär. V. albus, collo et rostro elongatis.
Cptn. Cook's voyage to the northern he-
misphere. vol. III. tab. 73.
An den Küsten und beym Treibeis der nordlich-
sten Erde. Darf ja nicht mit der weißen Spielart
des gemeinen Bären verwechselt werden. Er
wird bey zwölf Fuß lang, und über 15 Centner
schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und
ist bloß Fleischfressend*).
3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton. Engl. the glutton.) M. corpore
rufofusco, medio dorsi nigro.
In der nordlichen alten Welt, besonders in Si-
birien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln
[Seite 96] Anlaß gegeben. Er ist so stark, daß er selbst Ren-
thiere überwältigen kann. Sein Fell gibt ein
gutes Pelzwerk.
4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger.) M. cauda concolore,
abdomine nigro.
In Europa und Asien bis gen Schina. Baut
unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem
verschiedne Röhren oder Gänge führen. Verschläft
den größten Theils seines Lebens, und hält beson-
ders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine
Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.
5. Melliuorus. der Honig-Dachs, Rattel. M.
dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo-
mine nigro.
Sparrmann in den Schwed. Abhandl.
1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der
wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel-
schweine etc. nisten. Er gibt auf den Flug der
heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß
der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges
Fell, und darunter eine ungemein starke sehr be-
wegliche schiebbare Haut, wodurch er einerseits
vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen
Bissen der Hunde etc. gesichert ist.
6. Lotor. der Rackun, Coati. (Büffon's Raton.)
M. cauda annulata, fascia per oculos trans-
versali nigra.
Mém. de l'ac. de Berlin 1756. tab. 12
Im wärmern Nordostlichen America etc. Frißt
mancherley. Bedient sich der Vorderpfoten sehr
[Seite 97] geschickt zum Fassen, zum einweichen oder ab-
waschen seines Futters*) etc. Wird überhaupt
sehr kirre.
29. Canis. Dentes primores superiores 6.
laterales longiores distantes, intermedii
lobati; inferiores 6. lobati omnes; lania-
rii solitarii, incuruati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl.
the dog.) C. cauda recuruata; subinde di-
gito spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich
besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner
Sinne, verbunden mit seiner großen Gelehrigkeit,
aber auch durch vielseitige andre Brauchbarkeit
empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welt-
theile verbreitet. Denn auch in America scheinen
wenigstens die Eskimos ihre Hunde nicht von den
Europäern bekommen zu haben.
Ob alle die verschiednen Hunde-Rassen als bloße
Varietäten einer und derselben Gattung anzusehn
sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal
abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Mir
scheinen manche Rassen, z.B. der Dachshund,
das Windspiel etc. viel eignes zu besondern Func-
tionen abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, daß
ich diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für
zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehört wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl.
pugdog) mit glatten, gelblichgrauen Haa-
ren, untersetztem kurzem Leib, rundem Kopf,
ganz stumpfer schwarzer Schnautze, schwarzen
Flecken an den Backen und hängenden Ohren.
b) Molossus, mastiuus. der Bärenbeisser,
Bullenbeisser. (Fr. le dogue. Engl. the
bull-dog, the mastiff) groß, starkleibig,
mit stumpfem Kopf, hängenden lappichten
Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt dum-
pfig und kurz.
Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin.)
nahe verwandt.
c) Terrae nouae. der Neufundländer. (–
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeich-
net sich durch seine ausnehmende Größe, lan-
ges seidenartiges Haar, langflockigen, meist
in die Höhe stehenden Schwanz, besonders
aber durch die Art von Schwimmhaut zwi-
schen den Zehen aus, die bey ihm ungleich
größer ist als bey andern Hunden. Daher
sein ausnehmendes Geschick zum Schwim-
men. Meist sind diese Hunde weiß und
schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr.
le chien-courant) mit langem dickem Kör-
per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän-
genden Ohren. Das Haar bald schlicht,
bald zottig.
Die Bracke, der Hühnerhund, und der
Wachtelhund haben kürzere Ohren, auch
einen kürzern Schwanz.
Die Corsicanerhunde sind schön getigert, haben
aber übrigens die Bildung der glatten Hüh-
nerhunde.
e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet.
Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopfe,
dickem Leibe, und wollichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der
Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien
de berger. Engl. the cur) mit aufrechten
Ohren; der Schwanz auf der untern Seite
lang behaart.
Hierzu gehört auch der Isländische Hund, und
der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien-loup.)
So auch der, den die Kamtschadalen und
Eskimos zum Zug in Schlitten gebrauchen.
Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Süd-
see einheimischen Hunde, die von den Ein-
wohnern als Mastvieh gezogen werden, und
bloß vegetabilische Nahrung genießen, schei-
nen zu dieser Rasse zu gehören.
Der auf Neu-Holland hat mehr einen Fuchs-
schwanz.
g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr.
l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-dog,
the shock) von ungemein kleiner Statur,
mit sehr langen zottigen Haaren, zumahl
im Gesichte.
h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le basset,
Engl. the tumbler, the turnspit) mit lan-
ger Schnautze, hangenden Ohren, lang ge-
strecktem Körper, kurzen, krummen Vorder-
füßen, und rothbraunen Flecken über den
Augen; ihm scheint der englische Terrier
(terrarius), mit borstigem Haar und strup-
piger Schnauze, nahe verwandt.
i) Leporarius.*) das Windspiel. (Fr. le
levrier, Engl. the grey-hound) mit lan-
gem zugespitztem Kopf, hängenden Ohren,
dicker Brust, schlankem Leib und Füßen.
Bald zottig, bald schlicht.
k) Aegyptius. der Aegyptische Hund. (Fr.
le chien-turc, Engl. the Indian dog, the
naked dog) ähnelt dem Windspiel, hat
aber nur im Gesichte Haare, der übrige Kör-
per ist schwarz und kahl, fast wie Neger-
haut. (s. S. 25. Anm. 2.)
Diese verschiednen Haupt-Rassen paaren und
vermischen sich aber nicht nur unter einander,
sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit
welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde
erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl.
the wolf) C. cauda incuruata.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in ei-
nigen Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien
und Irland ausgerottet. In Ländern wo er sich
zugleich mit dem Bären findet, herrscht dieser doch
mehr im Sommer; der Wolf mehr im Winter.
Er hat einen schleppenden doch dabey schnellen und
nicht leicht zu ermüdenden Gang und große Stärke,
zumahl im Nacken. Aus Hunger fressen die Wölfe
sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus,
und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf
Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der alten Sage von
Währwölfen gegeben haben.
3. Aureus. der Schakal, Schnellwolf, Thos.
(Büffon's Adive.) C. corpore fuluo, pe-
dibus longioribus, caudae apice nigro.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in
Natolien und Bengalen, zieht des Nachts scha-
renweise umher; frißt Thiere, Lederwaren etc. gräbt
Leichen aus, und soll auch lebendige Kinder raa-
ben*). Manche Naturforscher haben den Scha-
kal für den ursprünglich wilden Hund, und manche
Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten:
oft ist dieses Thier auch mit der Hyäne vermengt
worden.
4. Lycaon. der schwarze Fuchs. C. cauda
recta, corpore toto nigro.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 19. fig. 2.
Dieses wegen seines kostbaren Felles berühmte
Thier ist in der nordlichsten Erde zu Hause, und
hält so wohl in der Statur als in der Bildung
ungefähr das Mittel zwischen Wolf und Fuchs.
Der so genannte Silberfuchs ist eine Spielart
davon mit silberfarbnen Spitzen der Haare**).
5. †. Vulpes. der Fuchs, Birkfuchs. (Fr.
le renard. Engl. the fox.) C. cauda recta,
apice albo.
In der nordlichen alten Welt. Nährt sich aus
beiden Reichen und frißt unter andern Früchten
nahmentlich sehr gern Weintrauben.
6. Alopex. der Brandfuchs. (Fr. le renard
charbonier.) C. cauda recta, apice nigro.
Hat mit dem vorigen gleiches Vaterland.
7. Lagopus. der Polarfuchs, Steinfuchs.
(Isatis. Engl. the arctic fox. Russ. Pesez.)
C. cauda recta, apice concolore, palmis
plantisque pilosissimis.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen,
Neu-Zembla etc. wo sie meist mit dem Eis-Bär
alterniren: d.h. sie kommen daselbst erst im No-
vember zum Vorschein, wenn nun die Sonne un-
sichtbar wird und zugleich jene Bären sich verlieren.
Ihr Fleisch ist schmackhaft, und ihr Fell bey vie-
lerley Vorzügen doch in einem mäßigen Preise.
Die mehresten sind weiß. Die so genannten
blauen Füchse hingegen bläulich-grau. Und der
Kreuzfuchs hat ein schwarzes Kreuz über Schul-
lern und Rücken.
8. Hyaena. das Grabthier, der Abendwolf.
C. villosus, nigricans, facie nigra, iuba
ceruicis dorsique.
Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat einerley Vaterland mit dem Schakal, dem
sie auch in der Lebensart ähnelt. In der unsäg-
lichsten Menge in Habessinien. Ein äußerst bos-
haftes, unbändig zorniges Thier, das sich sogar
gegen den Löwen muthig vertheidigt. Bauet unter
die Erde oder nistet in Felsenhöhlen und Klüfte.
30. Felis. Vngues retractiles, caput ro-
tundius, lingua aspera. Dentes primo-
res 6. acutiusculi, exterioribus maioribus.
laniarii solitarii, supra a primoribus, in-
fra a molaribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion.)
F. cauda elongata floccosa, corpore fuluo.
In den heissesten Zonen der alten Welt, vor-
züglich in den Wüsten des innern Africa. Der
männliche Löwe zeichnet sich durch die Mähne aus,
die aber erst im zweyten Lebensjahre ausbricht.
Das Weibchen wirft drey bis vier Junge, von
denen aber meist nur eins erwachsen und die
andern am Zahnen sterben sollen. Das Fleisch
des Löwen ist eßbar und eine Horde Araber zwi-
schen Tunis und Algier lebt fast bloß davon.
2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elon-
gata; capite, corpore et cruribus nigro-
virgatis.
the Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer
Kunst.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen
bis Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus
regelmäßig gestreift. Grimmig und blutdürstig.
Doch muß er vor dem Elephanten erliegen. Auch
soll er sich nicht an den Indischen wilden Büffel
wagen.
3. Leopardus. der Leopard. F. cauda sub-
elongata, maculis numerosis, minoribus,
obtuse angulatis.
In Africa. Sein Fell hat einen goldgelben
Grund mit kleinen schwarzen Flecken, die aber
dichter und regelmäßiger als beym Pantherthier,
und meist ihrer drey bis vier nahe beysammen stehn.
4. Pardus. das Pantherthier, der Parder*).
F. cauda subelongata, maculis maioribus,
irregularibus, passim confluentibus et an-
nulatis.
Ebenfalls in Africa. Die Flecken seines Fells
sind größer als beym Leoparden, weniger regulär,
hin und wieder wie zusammen geflossen, bald in
Hufeisenform, bald geringelt u.s.w.
5. Panthera. das kleine Pantherthier. (Büf-
fon's once.) F. cauda elongata, corpore
albido, maculis irregularibus nigris.
In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner
als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zäh-
men, und zur Jagd der Rehe, Gazellen etc. abzu-
richten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den
mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich
gebraucht worden.
6. Onça. der Jaguar, Americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lu-
tescente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flauis.
In Südamerica. Ebenfalls kleiner als die
drey vorletzten Thiere der alten Welt. Furcht-
[Seite 105] samer, auch weit feiger, so daß er schon vor
mäßig großen Hunden flieht.
7. Concolor. der Americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im-
maculato fuluo.
In Peru, Brasilien etc. zeichnet sich durch sein
rothgelbes ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem
Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen
Kopf aus.
8. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.
Engl. the mountain cat.) F. cauda abbreuiata,
apice atro, auriculis apice barbatis, corpore
maculato, plantis palmisque amplissimis.
In der nordlichen Erde; doch auch häufig im
Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern
Schaden als der Wolf.
9. † Catus. die Katze (Fr. le chat Engl. the
cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus
longitudinalibus, lateralibus spiralibus.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von
da durch die Spanier nach America überbracht
worden. Die wilde ist größer, als die zahme,
von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen
und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich nur
äußerst selten unter den Augen der Menschen, und
verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in
Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen
gehört ihre starke Electricität; das Leuchten ihrer
Augen im Finstern; ihre seltsame Gierde auf ge-
wisse Pflanzen, wie z.B. auf die Nepeta cataria
[Seite 106] und aufs Teucrium marum etc.; ihr Schnur-
ren oder Spinnen, das durch ein Paar eigne zarte
gespannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt
wird; die ängstliche unüberwindliche Antipathie
vieler Menschen gegen dieselben etc.
Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die An-
gorische oder Persische Katze mit dem langen
seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört;
die bläulich-graue Cartheuser- oder Cyperkatze;
und die Spanische oder Schildpattfärbige Katze
(Tortoises hell-cat); unter welchen letztern man
häufig weibliche Katzen von drey ganz verschied-
nen Farben (z.B. schwarz, weiß und gelb), aber
keine dergleichen Kater gefunden haben will.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.
31. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda
setosa. Dentes primores superiores 6.
obtuse truncati; inferiores 6. prominen-
tiores: laniarii solitarii vtrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl.
the horse.) E. cauda vndique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht mehr,
aber häufig und theils in großen Herden verwil-
derte; so z.B. in den Polnischen Wäldern, in den
Schottischen Hochländern, in der Tatarey, in
America (wo sie auch erst durch die Spanier hin-
gebracht worden) und zwar da in der unermeß-
[Seite 107] lichsten Menge in Paraguay u.s.w. Diese ver-
wilderten Pferde sind meist klein, struppig, dick-
köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich
hingegen die zahmen Pferde-Rassen durch so viel-
seitige Talente auszeichnen. Die Araber z.B.
(zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal-
myra herum, und vom Libanus bis gegen den
Horeb etc.) durch ihre äußerste Leichtigkeit und
Dauerhaftigkeit. Die Persianer und Barben durch
ihren ausnehmend schönen Bau u.s.w. Unter
den Europäischen sind die Spanischen (besonders
die aus Andalusien), die Neapolitanischen und
Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben
besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch
sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem
auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den
Tataren, Türken, in Italien und anderwärts
gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen*).
Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie
z.B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die
Pferde-Tungusen, die Abiponer etc. so ist auch für
die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers
für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen etc.
unermeßlich. Manche der gedachten berittenen
Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und
Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu-
sammen geronnen, vollends aber wenn sie ab-
gezogen worden, das berauschende Kumiß der
Mongolen.
2. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the
ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce
dorsali nigra.
Der wilde Esel von welchem das zahme Haus-
thier abstammt, ist der wahre onager der Alten;
und findet sich jetzt zumahl in der Tartarey, unter
dem Nahmen Kulan*), von da er jährlich im
Herbst in großen Herden südlich nach Indien und
Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist
größer und schlanker als der zahme Esel, und von
ausnehmender Schnelligkeit.**)
Auch der zahme Esel ist ein wichtiges bey den
Alten***) und noch jetzt im Morgenland und
im südlichen Europa sehr geschätztes Thier. Daß
er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird
durch die Homenymie seines Nahmens in den
nordlichen Sprachen erweislich. Sonst hatte
Aegypten†) die besten Esel; jetzt finden sich die
schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten
in Spanien. Ins nordlichste Europa ist der Esel
bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er
wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da
es z.B. weiße Esel gibt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten,
und geben zweyerley Bastarde, die von großer
Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber
sehr selten) fruchtbar sind.
Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr.
le mulet*)], das vom männlichen Esel gezeugt,
und von der Stute geworfen wird.
Das andre ist der Maulesel [hinnus, Fr. le
bardeau**)], der vom Hengste gezeugt, und von
der Eselin geworfen ist.
Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit
zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vor-
geblichen Bastarden vom Pferde- und Ochsenge-
schlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus.
The Sebra or wild Ass, von G. Stubbs,
1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne
Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die
Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd-
lichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist
ungemein schnell, aber wild und unbändig***).
Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen
Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus-
thiere finden.
32. Camelvs. Cornua nulla, labium le-
porinum, pedes subbisulci*). Dentes
primores inferiores 6. spathiformes; la-
niarii distantes, superiores 3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le
dromadaire.**) ] C. tofo dorsi vnico.
Findet sich noch hin und wieder in Asien,
zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und
Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und
für das nordliche und mittlere Africa das wichtigste
Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten – nen-
nen es die Araber.) Auch in Europa hat man
es fortzubringen versucht, wo z.B. das Camel-
gestüte zu Pisa recht gut einschlägt; besser als auf
Jamaica. Seine gewöhnliche Last ist gegen acht
Centner, und damit kann es zwölf Meilen in
einem Tage zurücklegen. Es kann lange hun-
gern, und frißt dornichtes Buschwerk, was in
den Wüsten in Menge wächst, und für kein an-
deres Säugethier zur Nahrung taugt. Auch den
Durst kann dieses Thier, wie man versichert, meh-
rere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür un-
geheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser
[Seite 111] lange Zeit in seinem Magen ziemlich unverän-
dert erhält. Beide, sowohl diese, als die folgende
Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der
Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey
dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum
Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und
sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le cha-
meau. Engl. the camel.) C. tofis dorsi
duobus.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl
in ganzen großen Herden in Bessarabien etc. wird
seines sehr schnellen Trabes und natürlichen Sat-
tels wegen, mehr als die vorige Gattung zum
Zug gebraucht.
3. Llacma. die Camelziege, Guanaco. C.
dorso laeui, tofo pectorali.
So wie die folgende Gattung im südlichen
America, besonders dem gebirgigen Peru. Sie
ähneln den Camelen der alten Welt in ihrer Le-
bensart, nur sind sie weit kleiner, und haben in
der Bildung viel von der Ziege. Das Llacma
war nebst dem ihm verwandten Pacos das ein-
zige Geschöpfe das die Americaner schon vor An-
kunft der Spanier als Hausthier hielten. Es
trägt bey seiner mäßigen Größe doch bis andert-
halb Centner, und ward ehedem vorzüglich zum
Transport der Silber-Barren aus den Bergwer-
ken von Potosi gebraucht.
4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.)
C. tofis nullis, corpore lanato.
Kleiner als das Llacma. Läßt sich nicht zäh-
men, sondern wird seines rothbraunen Haares
wegen, das die bekannte Vicugna-Wolle gibt,
jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan-
gen. Auch der Occidentalische Bezoarstein
kommt von diesem Thier.
33. Capra. Cornua caua rugosa scabra.
Dentes primores superiores nulli, infe-
riores 8; laniarii nulli.
1. †. Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl.
the sheep.) C. mento imberbi, cornibus
compressis lunatis.
Diese Gattung findet sich wohl nirgends mehr
ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl
nur wieder verwildern zu können: wird aber fast
in der ganzen alten Welt als eins der allernutz-
barsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald
nach der Entdeckung von America dorthin ver-
pflanzt worden. Eine Folge dieser gänzlichen Un-
terjochung und dadurch eben so gänzlich umgeschaf-
fenen Lebensart des Thiers ist es aber auch wohl,
daß wenige andere Thiere so vielen Krankheiten
unterworfen, und von so vielerley Ungeziefer
geplagt sind.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind
vor allen die Tibetanischen, aus deren feinster
Wolle (so wie aus manchem zarten Ziegen-
haar) der Schaul verfertigt wird; die Spa-
nischen, aus Segovien, und dann die Engli-
schen ebenfalls wegen ihrer ausnehmenden Wolle;
die Isländischen mit vier, sechs oder acht Hör-
nern; und die Arabischen und Aegyptischen mit
dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-
Schwanze, zu merken. Die zwischen den Wende-
[Seite 113] zirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle
schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch
überdem lange herab hängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (mufi-
mon. Büffon's mouflon.) C. cornibus ar-
cuatis circumflexis subtus planiusculis, pa-
learibus laxis pilosis.
Hin und wieder in der nordlichen Erde, z.B.
auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in
der Barbarey; vorzüglich aber in Sibirien bis
Kamtschatka und dann im nordwestlichsten Ame-
rica. Das im nordlichen Asien ist groß, mit
mächtig starken und schweren*) Hörnern, und
wird von einigen Naturforschern für das Stamm-
thier zu unserem Schaf gehalten.
3. † Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl.
the goat.) C. mento barbato, cornibus ar-
cuatis, carinatis.
Unsere Hausziege scheint von dem so genannten
aegagrus einem wilden Thiere dieses Geschlechts
abzustammen, das in den wildesten Gegenden
des Caucasus und der daran grenzenden östlichen
Gebirgen lebt, und in dessen Mägen (so wie bey
manchen Gattungen von Antilopen) zuweilen der
orientalische Bezoarstein gefunden wird, daher
das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoar-
bocks belegt worden**).
Die Hausziege verwildert leicht wieder*), und
ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der
Erde verbreitet.
Die Angorische Ziege oder das Kämmel-
thier hat langes seidenartiges Haar und gibt das
beste so genannte Camelgarn, das dem von den
Haaren des wahren Camels bey weiten vorzu-
ziehen ist.
4. †. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin.
Engl. the wild goat.) C. mento barbato,
cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in
dorsum reclinatis.
In den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und
Savoyen so wie auf Candia und in den Sibiri-
schen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Stein-
bocks wiegt wohl 20 Pfund, und hat meist eben
so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite.
34. Antilope. Cornua caua, teretia, an-
nulata, vel spiralia. Dentes vt in capris.
Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahl-
reiche Gattungen im mittlern und südlichern Asien,
und in Africa, zumahl aber am Cap finden.
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois,
l'Izard.) A. cornibus erectis vncinatis.
In den alpinischen Gegenden des mildern Eu-
ropa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gem-
sen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Ba-
starde erzeugt haben. Von den unverdaulichen
Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen
die ehedem berühmten so genannten Gemsballen,
(aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus
annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus
approximatis.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Es wird
oft im hohen Lied erwähnt, und ist noch jetzt in
der Orientalischen Dichtersprache das gewöhnliche
Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden.
3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock.
A. cornibus lyratis, linea laterali faciei et
trunci fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen
er jährlich in Herden von mehreren tausenden
nach dem Cap und nach einigen Monaten wieder
zurück zieht.
4. Gnu. das Gnu-Thier. A. cornibus an-
trorsum directis, apicibus reflexis: mento
barbato: iuba ceruicali et pectorali.
In öden Gegenden vom Cap landeinwärts. Fast
von der Größe eines Pferdes: und von einer auf-
fallenden Bildung die meist völlig das Mittel
zwischen dem Antilopen- und Ochsen-Geschlecht
hält, zu welchem letztem es daher auch Herr
Dr. Forster rechnet und es bos poephagus nennt.
35. Bos. Cornua concaua, lunata, laeuia.
Dentes vt in generibus praecedentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl.
the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum
cornatis, palearibus laxis.
Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab (vrus,
bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese
dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich die Stamm-
rasse unseres Hornviehs zu bezeichnen), der in
Polen, Litauen, Sibirien gefunden wird, und
ehedem auch in Deutschland war. Zu den merk-
würdigsten Varietäten des Rindviehs gehört z.B.
die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder
schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und
wieder in Großbritannien: die mit den ausneh-
mend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich
ungehörnte in einigen Provinzen von England etc.
Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß
auch die Indische (von den Hindoos heilig ver-
ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu
(– Schreber tab. 298. –) eine bloße Varietät
dieser Gattung seyn solle.
In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht-
bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711.
zuweilen lange und weit und breit grassirt.
2. Americanus. der Nordamericanische Bison.
B. cornibus diuaricatis, iuba longissima,
dorso gibboso.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt
herdenweise in den sumpfigen Wäldern des ge-
[Seite 117] mäßigtern Nordamericas. Im Winter ist es über
den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hinge-
gen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl,
und behält bloß seine ungeheuere Brust- und Nacken-
Mähne.
3. Buffelus. der Büffel. (Engl. the buffalo.)
B. cornibus resupinatis intortis antice planis.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun
aber nach und nach durch den größten Theil von
Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch
hin und wieder in Europa, wie z.B. seit dem
siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und
auch selbst im Salzburgischen gezogen und zum
Zuge gebraucht. Sie haben ein schwarzes dünn
behaartes Fell, das ausnehmend stark und vor-
züglich zu Schläuchen tauglich ist. Ihre Milch
und die daraus gemachten Käse und Butter und
selbst ihr Fleisch ist ungleich schmackhafter als vom
gemeinen Hornvieh.
4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti-
tibus, introrsum curuatis, vellere propen-
dente, cauda vndique iubata.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in
Indien etc. als Hausthier gehalten. Kleiner als
unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch
seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Zie-
genhaar, und durch einen büschligen sehr lang-
haarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist,
in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.
5. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf
musqué. Engl. the musk-ox) B. cornua
deflexa, basibus latissimis complanatis ad
frontem contiguis; apicibus reflexis.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord-
america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis
73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hör-
ner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.
36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle
tecta, fasciculo pilorum nigro terminata.
Dentes primores superiores nulli; infe-
riores 8. spatulati, extimo bilobo; la-
niarii nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe.
Cptn. Carteret, in den philos. Transact.
Vol. LX. tab. I.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan-
gen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens,
und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fells,
ein sehr auszeichnendes Ansehn. Sie soll im
Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vor-
der- und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben,
und daher einen sonderbaren Gang haben, von
dem die Bewegung des Springers im Schachspiel
entlehnt worden. Sie ist, wenn sie aufrecht steht,
über sechzehn Fuß hoch.
37. Cervus. Cornua solida multifida.
Dentes vt in generibus praecedentibus
(interdum tamen laniarii solitarii su-
perius).
1. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl.
the elk.) C. cornibus planis acaulibus,
palmatis.
In der ganzen nordlichen Erde, (wenn anders
das Nord-Americanische Elenn, Fr. l'orignal,
Engl. the moose-deer*) keine eigne Gattung
ist), erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl
über 1200 und sein Gehörn auf 56 Pfund; läßt sich
zähmen und herdenweise auf die Weide treiben.
Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von
Epilepsie befallen werde, und daß die Ringe und
Halsbänder von Elennsklauen gegen diese u.a.
Krankheiten helfen sollten etc. brauchen jetzt keiner
weitern Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch.
(Fr. le daim. Engl. the fallow-deer.) Cor-
nibus subramosis compressis, summitate
palmata.
Im gemäßigtern Europa. Kleiner als der ge-
meine Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr.
le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in
vtroque sexu) longis, simplicibus, tereti-
bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari
pendula.
In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie
in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr
[Seite 120] Stück; kann in wärmern Gegenden nicht ausdauern,
lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Ren-
thier-Moos, das es unter dem Schnee hervor
scharrt. Dient den Lappländern, Korälen, Tun-
gusen und Samojeden zur Befriedigung aller der
dringendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. †. Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl.
the stag.) C. cornibus ramosis totis tereti-
bus recuruatis apicibus multifidis.
Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn,
nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der
Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach
dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist
sie unbestimmt. Die größten natürlich-schönen
Geweihe sind von 18 bis 24 wahren Enden.
Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas
darüber alt.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil.
Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate bifida.
In den gemäßigtern und wärmern Erdstrichen
von Europa und Asien. Das Gehörn des Reh-
bocks ist öfter als bey andern Gattungen dieses
Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.
38. Moschvs. Cornua nulla. Dentes
primores vt in praecedentibus generibus;
laniarii superiores solitarii exserti.
1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk.) M. folliculo vmbicilicali.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen-
den von Tibet und dem südlichen Sibirien. Das
Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel
von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der
Bisam, dieses wichtige Arzneymittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine Guineische Rehchen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu-
lis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste
Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind
kaum einen Finger lang, und haben ungefähr die
Dicke eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, bor-
stige oder dünn behaarte Säugethiere.
39. Svs. Rostrum truncatum, prominens,
mobile. Dentes primores (plerisque)
superiores 4. conuergentes, inferiores 6.
prominentes (plerisque); laniarii supe-
riores 2. breuiores, inferiores 2. exserti.
1. † Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde
le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes
the wild boar, dieses the hog.) S. dorso se-
toso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein hat eine längere Schnautze
und überhaupt eine andre Form des Schädels,
kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als
das Hausschwein, auch keinen Speck, und nie-
[Seite 122] mahls Finnenwürmer, und ist fast immer von
schwarzgrauer Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über die
ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein, des-
sen Fleisch vor den übrigen den großen Vorzug
hat, daß es sich durch Räuchern und Einsalzen
lange erhalten läßt. Das Schwein hat einen un-
gemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein ani-
mal omniuorum. Das Weibchen wirft unter
allen Thieren mit gespaltnen Klauen die mehre-
sten Junge.
In America, wohin die Schweine aus Europa
übergebracht worden, sind sie theils verwildert.
(Fr. cochons marons.) Auf Cuba wurden sie
mehr als noch Ein Mahl so groß, als ihre Euro-
päische Stammältern; auf Cubagua arteten sie in
eine abentheuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf
eine halbe Spanne lang waren etc. – Die Schi-
nesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere
Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne
Mähne. – In Schweden und Ungarn findet
sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen
Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie
man auch welche mit drey Klauen gesehen hat.
2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's san-
glier du cap vert.) S. incisoribus nullis, sac-
culis mollibus sub oculis.
Vosmaer, description du sanglier
d'Afrique.
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma-
dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit einem
mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel,
großen warzichten Fleischlappen unter den Augen etc.
3. Taiassu. das Nabelschwein, Bisamschwein,
Pecari. S. cauda nulla, folliculo moschi-
fero ad coccygem.
Herdenweise in den wärmsten Gegenden von
Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*) der Schweinhirsch, Hirsch-
eber. S. dentibus laniariis superioribus
maximis, arcuatis.
Zumahl auf den Moluckischen Inseln. Lebt am
Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich
entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer,
zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen
großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen?
40. Tapir. Habitus suillus. Dentes pri-
mores vtrinque 10; laniarii nulli: pal-
mae vngulis 4. plantae vngulis 3.
Das größte Landthier in Süd-America, von
der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf
und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein;
die Oberlippe zugespitzt, sehr beweglich und zu
allerhand künstlichen Handlungen geschickt. Ge-
wöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund.
Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut etc.
41. Elephas. Elephant. Proboscis lon-
gissima, prehensilis: dentes primores nulli;
laniarii superiores exserti.
1. Asiaticus. E. dentium molarium corona
lineis vndulatis distincta*).
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan.
Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl
15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf
7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Dau-
mens dicke Haut ist doch selbst gegen Insecten-
stiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe.
Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel,
der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen
Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit
zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu tausend
künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient.
Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis
zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende
ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken ver-
sehen, und hiermit kann er ungemein feine kunst-
reiche Handlungen verrichten, z.B. Knoten auf-
knüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken
Geld mit Einem Mahl aufheben u.s.w. Seine
[Seite 125] Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume,
Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit
ungemeiner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme;
bey der Begattung soll er sich, wie die mehresten
übrigen Säugethiere bespringen. Das neuge-
worfne Junge saugt mit dem Maule (nicht mit
dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr
im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden
Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum
Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden
wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann
bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird
der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten
nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum min-
desten 20 Centner zu tragen, und die größten
Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande
ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schie-
ben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch
auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.
2. Africanus. E. dentium molarium corona
rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa einhei-
mische Gattung, wird nicht wie die Asiatische, als
Hausthier gehalten, sondern bloß des Fleisches
und vorzüglich des Elfenbeins*) wegen gefangen
und geschossen.
42. Rhinoceros. Nashorn. Cornu so-
lidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin-
que quaternis, inferioribus conicis, superio-
ribus sublobatis; laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh-
rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das
doppelte beym Africanischen nicht am Knochen
fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen.
2. Africanus. Rh. incisoribus et laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte
Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
43. Hippopotamvs. Dentes primores
superiores remoti, inferiores procumben-
tes; laniarii inferiores incuruati, obli-
que truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See-
kuh genannt)
Buffon, supplement vol. III. tab. 62. 63.
vol. VI tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa. Doch auch im Nil.
Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen
Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe,
kurzen Beinen etc. Ein erwachsenes wiegt wenig-
stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von
Vegetabilien und Fischen.
44. Trichechvs. Pedes posteriores
compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis
superioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hunder-
ten beysammen. Sie nähren sich vom Seetang
und Schalthieren, die er mit ihren Hauzähnen
loskratzen.
2. Manatus. die Seekuh. (Fr. le lamantin.)
T. dentibus laniariis inclusis.
In den Meeren der wärmern Erde, auch häufig
im Orinoco. Scheint zu manchen der Sagen
von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben
zu haben**).
Die ehedem so ganz widersinnig zu den
Fischen gerechneten Säugethiere***).
45. Monodon. Dentes duo maxillae su-
perioris exserti longissimi, recti, spirales.
1. Narhwal. das See-Einhorn. D. fistulis
respiratoriis duabus, confluentibus.
Klein hist. piscium. Miss. II. tab. 2. fig. C.
Miss. V. tab. 3. fig. a. b.
Im nordlichen atlantischen Ocean. Hat ur-
sprünglich allerdings zwey lange parallele Zähne,
die aber selten zusammen gefunden werden, son-
dern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen
so lang, als der Körper des Thiers, d.h. wohl
18 Fuß und darüber.
46. Balaena. Laminae corneae loco
dentium superiorum.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the whale.) B. dorso impinni.
Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben,
in Landkarten-Format, fig. 1. 2.
Das größte aller bekannten Thiere, das über
100000 Pfund am Gewicht hält, ist theils gegen
den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im
Atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause.
Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten
über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf
macht beynahe die Hälfte des ganzen Thieres aus.
Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß ge-
marmelt etc., hin und wieder dünn behaart, und
oft mit Muscheln besetzt. Den Kamtschadalischen
Insulanern und den nordwestlichen Americanern
gibt dieses ungeheuere Thier victus et amictus etc.
Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch
(wovon ein großer 5000 Rthl. werth seyn kann)
des Fischthrans und besonders der Barden wegen,
deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein
geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig
Fuß lang werden.
2. Boops. (einer der verschiednen Finnfische.)
B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil
des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gat-
tungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der
Länge gefurcht*).
47. Physeter. Dentes in maxilla in-
feriore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice
acutiusculo.
Die Homannische Abbild. fig. 4.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl
an den Küsten von Brasilien und von Neu-Süd-
wallis. Er erreicht die Größe des Wallfisches,
hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter-
lange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist
sehr breit, der untere hingegen überaus schmal.
Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti)
wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen
Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran,
theils aber, und zwar in größter Menge in beson-
dern Canälen, im Kopfe desselben gefunden wird,
und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talk
[Seite 130] verhärtet. In seinen Gedärmen und unter sei-
nem Auswurf findet sich zuweilen die wohlriechende
graue Ambra.
48. Delphinvs. Dentes in maxilla
vtraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio Plin. Engl. the porpoise.) D.
corpore subconiformi, dorso lato pinnato,
rostro subobtuso.
So wie die folgende Gattung in den Europäi-
schen Meeren: wird 1 1/2 Klafter lang.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin. Engl. the porpesse.) D. corpore
oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro
attenuato, acuto.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Butzkopf. (Engl.
the grampus.) D. pinna dorsi altissima;
dentibus subconicis, parum incuruis.
Mehr im nordlichen Weltmeere, doch auch im
Mittelländischen, wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines
von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich
folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um-
ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Schon bey
den Vögeln, noch mehr aber bey den folgenden
Thierclassen ist der Fall anders. Beides, so
wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat
im Ganzen genommen mehr Uebereinstimmendes,
daher man sich bey der besondern Geschichte
ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon
kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit einander überein, daß sie zwey
Füße, zwey Flügel, einen hornichten Schna-
bel, und einen mit Federn bedeckten Körper
haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese
vier Charactere von allen andern Thieren aufs
kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso-
[Seite 132] lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner
andern zusammen fließt, und sich daher in
die vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen
Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.
Der ganze Körperbau der allermehresten
Vögel ist ihrer Bestimmung zum Fluge ange-
messen. Einen vorzüglichen Antheil an ihrer
geschickten und leichten Bewegung haben die
Federn, die in regelmäßigen Reihen (in quinc-
unce) in die Haut verwachsen und mit vielem
Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahres-
zeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue
an ihre Statt reproducirt werden. Manche,
wie die Wachteln, die Schneehühner etc. mau-
sern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling
und Herbst. Die neuen Federn haben bey jungen
Vögeln oft ganz andere Farbe als die ausge-
fallnen; daher man bey Bestimmung der Gat-
tungen auf das Alter dieser Thiere und auf die
davon abhängende Verschiedenheit in der Farbe,
Rücksicht nehmen muß. In der Kunstsprache
heißt ein einjähriger Vogel, der sich nähmlich
noch nie gemausert hat, avis hornotina; wann
er aber Federn gewechselt hat, avis adulta.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen Schwung-
[Seite 133] federn (remiges), diese Steuerfedern (rectri-
ces). Die Schwungfedern sind von unbestimm-
ter Anzahl, und bilden gleichsam breite Fächer,
womit sich die Vögel in die Luft heben und flie-
gen können. Einige wenige Vögel (aves im-
pennes) wie die Pinguine etc. haben gar keine
Schwungfedern, und sind daher zum Fluge un-
geschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie
dem Casuar, den Taucherchen etc. die Steuer-
federn.
Die Raubvögel ausgenommen so sind fast
bey allen übrigen die Männchen schöner befiedert
als die Weibchen, und im Ganzen auch in dieser
Classe, so wie überhaupt in beiden organisirten
Reichen, die bey weitem allerprachtvollsten Ge-
schöpfe den heissen Erdstrichen eigen.
Im innern Körperbau*) zeichnen sich die
Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft-
behälter aus, die in ihrem ganzen Körper ver-
theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußerster
Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den
Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in
[Seite 134] Verbindung, und der Vogel kann sie nach Will-
kühr mit Luft laden oder ausleeren, je nachdem
er seinen Körper leichter oder schwerer machen
will. Zu diesen Luftbehältern gehören vorzüg-
lich große aber zarte häutige Zellen, die theils
im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst
noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs
Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt
werden können. Außerdem dienen den Vögeln
auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die
Schulterknocken im Flügel etc. und manchen selbst
die Hirnschale, zu gleichen Zwecken. Und endlich
sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfeffer-
fraße, Nashornvögel, Papageyen etc. ebenfalls
dahin gehörig; und selbst die Federspulen stehen
mit dem obgedachten lockern Zellgewebe in Ver-
bindung, und können gleichfalls mit Luft gefüllt
oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, in
Verbindung mit den obgedachten Einrichtungen
im Körperbau der Vögel überhaupt, werden
diese Thiere zum Flug geschickt, bey welchem die
Geschwindigkeit so wohl als die lang anhaltende
Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige
Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pin-
guins und andre aves impennes (§. 58.) können
gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben
so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die
mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern,
sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einzi-
ger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen,
und andre Geschöpfe in den beiden letztern Thier-
Classen,) bloß unter der Erde. Die Bildung der
Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bey den
Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt an-
gemessen. Die mehresten haben freye, unver-
bundne Zehen (aves fissipedes) und zwar ge-
wöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn,
und der vierte gleichsam als Daumen nach
hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder
aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und
zweye nach hinten gekehrt (pedes scansorii);
oder der Vogel kann willkürlich die eine Zehe
bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück-
wärts zum Daumen schlagen (digitus versati-
lis). Bey andern ist auch wohl die mittlere
Zehe an die eine Seitenzehe angewachsen (pe-
des gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz
(pedes cursorii). Bey denen Vögeln, die
keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder
nur an der Wurzel (pedes semipalmati) –
oder aber bis vorn an die Spitze (pedes pal-
mati) – durch eine Schwimmhaut verbunden;
bey andern sind die einzelnen Zehen mit einer
lappichten schmalen Haut, die entweder einen
[Seite 136] glatten (pedes lobati) – oder zackichten
Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Fransen
eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar
bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil
in die benachbarten Gegenden streichen, und bald
darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an-
dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche,
Störche etc. so, daß sie im Herbst große Wall-
fahrten, weit übers Meer und über einen be-
trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen,
und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden
Frühjahr in wärmern Zonen zubringen.
Kein einziger Vogel hat Zähne, sondern
diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit
dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken.
Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen
diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden
vorher im Kropfe oder Vor-Magen (inglu-
vies s. prolobus) d.h. in einem besondern drü-
senreichen Behälter eingeweicht, und von da nur
allmählich an den Magen überlassen: der bey
diesen Thieren äußerst musculös, und so stark
ist, daß er sogar nach Reaumur's u.a. merk-
würdigen Versuchen verschluckte Haselnüsse und
[Seite 137] Olivenkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt
wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele
Vögel verschlucken aber auch überdem noch kleine
Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen befördern.
Verschiedne fleischfressende Vögel, wie die Eulen,
Eisvögel etc. können die Knochen, Haare und Grä-
ten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben,
nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde
Kugel geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich.
Die Augen haben bey dieser ganzen Thier-
Classe einen sonderbaren schwarzen Fächer (pecten
plicatum, Fr. bourse) im Augapfel, der aus
dem Ende des Sehenerven entspringt und in
die gläserne Feuchtigkeit (corpus vitreum)
hinein dringt.
Die innern Gehörwerkzeuge hingegen sind
bey den Vögeln einfacher als bey den Säuge-
thieren gebildet, und der ganzen Classe fehlen
auch die äußern Ohren; ein Mangel, der aber
zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln durch
die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung
und bestimmte Richtung der Federchen in der
Gegend des Ohres ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich
u.a. verwandte Gattungen, scheinen den wirklichen
Sinn des Tastens (d.h. des Gefühls im engern
Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist
wohl die welche Bedeckung ihres Schnabels, die
mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und
[Seite 138] beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist.
Auch sieht man, wie die Enten in den Pfützen,
wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem
Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit
dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen
so genannten Sangvögeln überaus mannigfaltig
und anmuthig, doch darf man nicht so wohl
sagen, daß sie singen, (– denn natürlicher Ge-
sang ist wohl ein ausschließliches Vorrecht des
Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den
abgedachten Luftbehältern (§. 60.) kommt ihnen
dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs
(Larynx) zu statten, der bey den Vögeln nicht
bloß so wie bey den Säugethieren und Amphi-
bien am obern Ende, nähmlich an der Zungen-
wurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey ab-
gesonderte Hälften an die beiden Enden der Luft-
röhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben,
Stare, Dompfaffen etc. hat man die Menschen-
stimme nachahmen und Worte aussprechen ge-
lehrt: so wie auch die Sangvögel im Käfig leicht
fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen,
und sich sogar zum Accompagnement abrichten
lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen
zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben
können. Ueberhaupt aber scheint auch der Wald-
gesang der Sangvögel doch erst durch Uebung
und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Früh-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in
der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das
Hausgeflügel ist an gar keine bestimmte Zeit
gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein
zu diesem Geschäft willig finden. Manche halten
sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie
die Tauben, für immer paarweise zusammen:
noch andre aber leben, wie die Hühner, in Po-
lygamie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In-
stinct getrieben; für die Zukunft zu sorgen, und
zu nisten, wovon eigentlich vielleicht bloß der
Kuckuck völlig ausgenommen ist. Bey den po-
lygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten,
nimmt das Männchen gar keinen Antheil an die-
sem Geschäfte; bey denen aber die sich paarweise
zusammen hallen, zumahl unter den Sangvö-
geln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und
verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen
und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange-
messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede
Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich. Manche Vögel, wie die
Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich
bloß ein dürres Lager von Reisholz und Stroh-
halmen auf der platten Erde: andere tragen sich
nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der
Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die
Spechte, Heher, Dohlen, Wiedehopfe, Sper-
linge etc. Sehr viele, zumahl unter den Hüh-
nern, Tauben und Sangvögeln geben ihrem
Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer
Schüssel: andere, wie der Zaunkönig, die Form
eines Backofens: noch andere, wie der Pendu-
lin, der Jupujuba etc. die von einem Beutel
u.s.w.*)
Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues
vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin-
ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun-
gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was-
servögel z.B. legen jedes Mahl nur ein einziges
Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer
zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die
Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die
Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haus-
huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer
[Seite 141] nach und nach wegnimmt*), bis fünfzig und
drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel,
ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von
sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und
Windeyer (oua subuentanea, zephyria, hy-
penemia) heissen.
Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey
den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen
wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon
gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt wer-
den. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie
selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken
oder Bachstelzen etc. in deren Nest er sein Ey
gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst
Copaunen und Hunde, und sogar Menschen
Vogeleyer ausgebrütet haben**). Auch bloß
durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist***),
[Seite 142] und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-
Maschinen*) und in Brutöfen, kann man
leicht Hühnchen auskriechen lassen. Die Vögel
werden durchs anhaltende Brüten abgemattet,
und nur bey solchen, die sich paarweise zusam-
men halten, wie bey den Tauben, Schwalben,
Rothschwänzen etc. nimmt auch das Männchen
an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter
den Canarienvögeln, Hänflingen, Stiglitzen etc.
überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen,
versorgen sie doch aber während der Zeit mit Fut-
ter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählich gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird. Zu
dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt
specifisch leichter als das Eyweis, sondern auch
wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche
an welcher das künftige Hühnchen zu liegen
kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge-
setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des
Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des be-
brütenden Vogels am nächsten ist. Die erste
[Seite 143] Spur des neuen Küchelchens zeigt sich, immer
erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten sei-
nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z.B.
kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am
Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm-
nen Herzchens (das punctum saliens) seinen
Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages
sieht man schon das ganze kleine gallertartige
Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen
die Federn aus; zu Anfang des funfzehnten
schnappt das Hühnchen schon nach Lust; und ist
am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von
sich zu geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah-
ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, ver-
schieden, als die früheste Gestalt des neuempfange-
nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung.
Man kann sagen, das Küchelchen im Eye gelangt
erst durch eine Art von Metamorphose zu seiner
vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht
einzelner Eingeweide (z.B. des Herzens) als in
der Totalbildung.
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte
Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch
nach Verschiedenheit des Clima und der wär-
mern oder kältern Witterung verzögert oder be-
schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel-
chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzig-
stell Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif;
[Seite 144] in welchem es die drey Wochen über vom Dot-
ter, welcher allgemach durch das sich ihm bey-
mischende Eyweis verdünnt wird, – ernährt
worden.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monogamie
leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit
gefüttert, und zumahl bey den Körnerfressenden
aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für
ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer
körperlichen Größe, und in Vergleich mit den
Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man
weiß, daß selbst in der Gefangenschaft, Adler
und Papageyen über hundert, Stieglitze über
24 Jahre etc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Ganzen, ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht nicht so mannigfaltig ist, als
der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzählige
Insecten, und die gänzliche Ausrottung man-
cher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sper-
linge, Krähen etc. in manchen Gegenden, hat
eine ungleich schädlichere Vermehrung des Unge-
ziefers, und ähnliche nachtheilige Folgen nach
[Seite 145] sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere,
Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen etc.
oder Aeser, und beugen dadurch sowohl dem
Mißwachs als der Infection der Luft vor. Eben
so haben unzählige Vögel die große Bestimmung,
so mancherley Unkraut auszurotten, und seinen
Wucher zu verhindern. Von der andern Seite
wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung
der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch
Vögel befördert. So weiß man z.B. daß die
wilden Gänse bey ihren Zügen befruchteten Fisch-
rogen in entfernte Teiche übertragen, und sie
dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele
Vögel verschlucken Samenkörner, die sie nachher
wieder ganz von sich geben, und dadurch die
Verbreitung derselben befördern: so z.B. die
Tauben, die auf den Gewürz-Inseln auf diese
Weise die Muscatnüsse fortpflanzen etc. Der
Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen
und Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da
fortkommen können. Die Falken und verschiedne
Wasservögel lassen sich zur Jagd andrer Thiere
abrichten etc. So sehr viele Vögel, ihre Eyer,
ihr Fett etc. dienen zur Speise. Die ganzen
Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der
nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen
der Betten, zum Schreiben, und vorzüglich zu
mancherley Putz, weßwegen sie bey vielen wil-
len Völkern, zumahl auf den Inseln des stil-
len Oceans einen wichtigen Handelsartikel aus-
[Seite 146] machen. Für die Arzney ist hingegen kein be-
nächtlicher Nutze aus dieser Classe von Thieren
zu ziehen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer
Thiere und Gewächse zurück bringen. Der
Condor, der Lämmergeyer u.a. Raubvögel töd-
ten Fohlen, Kälber, Ziegen, Schafe etc. Der
Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen
und ihrem Leich; so wie die Falken, Habichte,
Sperber, Neuntödter, Aelstern etc. dem Haus-
geflügel gefährlich. Die Sperlinge und andre
kleine Sangvögel schaden der Saat, den Wein-
trauben, den Obstbäumen u.s.w. Und endlich
werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse,
sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut,
durch die Vögel verpflanzt. Giftige Thiere
finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben
so wenig, als in der vorigen.
Die Classification der Vögel ist weniger
Schwierigkeiten unterworfen, als der Säuge-
thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen ge-
nommen, nicht so mannigfaltig, sondern ein-
facher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie der
Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze
Lebensart, Nahrung etc. beziehen, bestimmen schon
an sich so viel vom ganzen Habitus der Vögel,
[Seite 147] daß man, dem natürlichen System unbeschadet,
schon davon die Charactere der Ordnungen und
Geschlechter entlehnen kann. Die mehresten
Ornithologen haben daher auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen oder des an-
dern von den genannten Theilen gegründet; Klein
z.B. auf die Bildung der Zehen, Möhring aus
die Bedeckung der Füße, Brisson auf beides in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna-
bels u.s.w. Linné nimmt in dem Plan seines
Systems der Vögel auch auf die Bildung meh-
rerer Theile zugleich, und so ziemlich auf den
ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich
in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben:
wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen,
Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung
verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in
zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr
Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge-
lassen werden durften.
Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu-
theilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen
starken Schnäbeln, meist mit kurzen starken
[Seite 148] knorrichten Füßen, und großen, gebogenen,
scharfen Klauen. Geyer, Adler, Falken,
Eulen, Neuntödter etc.
II. Levirostres. Vögel der heißesten Erd-
striche, mit kurzen Füßen, und meist sehr
großen dicken, aber mehrentheils hohlen
und daher sehr leichten Schnäbeln. Papa-
geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel.
III. Pici. Vögel mit kurzen Füßen, mittel-
mäßig langen und schmalen Schnäbeln,
und theils wurmförmiger, theils faden-
förmiger Zunge. Wendehals, Spechte,
Baumkletten, Colibrite etc.
IV. Coraces. Vögel mit kurzen Füßen, mit-
telmäßig langem, und ziemlich starkem oben
erhabnem Schnabel. Raben, Krähen etc.
V. Passeres. Die Sangvögel nebst den
Schwalben etc. Sie haben kurze Füße, und
einen mehr oder weniger kegelförmigen, zu-
gespitzten Schnabel, von verschiedner Länge
und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben
etwas erhabnem Schnabel, der an der
Wurzel mit einer fleischigen Haut be-
wachsen ist. Der Trappe, Pfau, Truthahn,
Haushahn, Auerhahn, die Wachtel etc.
Auch die Tauben habe ich unter diese Ord-
nung gebracht, da sie bey weitem mehr
[Seite 149] mit den Hühnern als mit den Sangvögeln,
denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.
VII. Struthiones. Die großen zum Flug un-
geschickten Landvögel. Der Straus, Casuar
und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen
Füßen, langem walzenförmigem Schnabel,
und meistens langem Hals. Reiher,
Störche, Schnepfen, Wasserhühner etc.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder-
süßen, einem stumpfen, mit Haut über-
zognen, am Rande meist gezähnelten
Schnabel, der sich an der Spitze des
Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ord-
nungen.
Fast alle mit kurzen starken Füßen, großen
scharfen Krallen und starkem gekrümmtem Schna-
bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum-
pfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der
Wurzel mehrentheils mit einer fleischichten Haut
(cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von
Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben
in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und
haben ein wilderndes widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer. Rostrum rectum,
apice aduncum; plerisque caput et col-
lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus. der Condor, Cuntur, Greif-
geyer. V. caruncula verticali longitudine
capitis.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält
mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in die
Breite, und seine Schwungfedern sind am Kiel
wohl Fingersdick. Er ist schwarz und weiß von
Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt
ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter
den Viehherden, und von den todten Fischen, die
die See auswirft.
2. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son-
nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice
colloque denudato.
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.
[Seite 152]In Westindien und Südamerica. Nur von der
Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf
von schönen gelben rothen und schwarzen Farben,
mit langen fleischichten Lappen über dem Schna-
bel. Kann den nakten Hals ganz in den dick-
gefiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bartgeyer,
Goldgeyer. V. rostri dorso versus apicem
gibboso, mento barbato.
(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. 12.
In den Tyroler- und Schweizer-Alpen; auch
in Sibirien und Habessinien. Der größte Euro-
päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey
10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch
seinen starkharigen Bart, und durch den befeder-
ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten
Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern
auszeichnet*).
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris margine exteriore, praeter exti-
mas, canis.
Im südlichen Europa, mehr aber in Palästina,
Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feld-
mäuse, Amphibien etc. Die alten Aegyptier haben
diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüg-
lich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn
häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mu-
mienbekleidungen u.s.w. vorgestellt.
2. Falco. Rostrum aduncum, basi cera
instructum; caput pennis tectum; lingua
bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius.)
F. cera alba, cruribus longissimis, crista
ceruicali pendula, rectricibus intermediis
elongatis.
Jo. Fr. Miller Fasc. V. tab. 28.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip-
pinen. Mit langen Beinen wie ein Sumpfvogel*).
2. †. Melanaëtus. der schwarzbraune Adler.
(Büffon's aigle commun, Engl. the black
eagle.) F. cera lutea, pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis
flauis.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(Büffon's grand aigle, Engl. the golden
eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis
luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo
vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.
Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen,
und versorgt seine Junge mit dem besten Wildpret
von Hasen, Gemsen etc.
4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Beinbrecher.
(Fr. l'orfraie, Engl. the sea-eagle, the
osprey.) F. cera lutea pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere
interiore albis.
An den Europäischen Küsten, auch in Nord-
america und theils auf der Südsee. Erreicht wohl
die Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von
Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih.
(Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.) F.
cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See-
küsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt
worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Mi-
lan, Scherschwänzel, Schwalbenschwanz,
Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl. the kite.)
F. cera flaua, cauda forficata, corpore fer-
rugineo, capite albidiore.
Fast in der ganzen alten Welt. Thut zwar
dem Hausgeflügel Schaden, wird aber von der
andern Seite dadurch nutzbar, daß sie eine Menge
Aas und Amphibien verzehrt; daher sie auch in
manchen Gegenden, wie der Aasgeyer in Aegypten,
gehegt wird und zu schießen verboten ist.
7. †. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon,
Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis
corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus.
In gebirgigen Gegenden der nordlichen Erde;
variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch
von manchen für besondre Gattungen angenommen
werden. Wird vorzüglich (so wie freylich die fol-
gende und andere verwandte Gattungen dieses
Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere
und Vögel, und besonders zur Reiherbeitze etc.
abgerichtet. Im Orient hat man diese Jagd (be-
sonders auf die Gazellen,) schon in den ältesten
Zeiten getrieben, in Europa ist sie aber erst seit
Ende des zwölften Jahrhunderts allgemein be-
kannt worden.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke.
(Accipiter, Fr. l'autour, Engl. the goose-
hawk.) F. cera nigra, margine pedibusque
flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis pal-
lidis, superciliis albis.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen
Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'epervier, Engl. the sparrow hawk.) F.
cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo
griseo vndulato, cauda fasciis nigricantibus.
3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun-
cum, nudum absque cera; nares barba-
tae; caput grande; lingua bifida; pedes
digito versatili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule.
(Fr. le grand duc. Engl. the great horn-
owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis
iridibus croceis, corpore rufo.
Das größte Thier seines Geschlechts. So wie
die folgende Gattung im gemäßigtern Europa und
westlichen Asien.
2. †. Ulula. der Steinkautz, die Steineule.
(Fr. la chouette, Engl. the brown owl.)
S. capite laeui, iridibus croceis, corpore
ferrugineo, remige tertio longiore.
3. Passerina. das Käutzlein (Fr. la chevêche,
Engl. the little owl.) S. capite laeui, re-
migibus maculis albis quinque ordinum.
4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum;
lingua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great
shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba,
dorso cano, alis nigris macula alba.
In Europa und Nordamerica. Ahmt so wie
die folgende Gattung andrer Vögel Stimme sehr
geschickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur, Engl. the red-backed shrike.) L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectrici-
bus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro
plumbeo.
In Europa Nährt sich hauptsächlich von In-
secten, zumahl Käfern, Schmeißfliegen etc. und
spießt sie zum Vorrath an Schwarzdorn und andres
dorniges Gebüsche.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch
die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß
meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren
oben (§. 60.), bey Gelegenheit der Luftbehälter
gedacht worden.
5. Psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr.
perroquet, Engl. parrot.) Mandibula su-
perior adunca, cera instructa; lingua
carnosa, integra. Pedes scansorii.
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat-
tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge-
schränkte Heimath haben, daß sich z.B. auf den
Philippinen verschiedne derselben bloß einzig und
[Seite 158] allein auf der einen oder andern Insel, und hin-
gegen nie auf den noch so nahe liegenden benach-
barten, finden. Ueberhaupt haben die Papageyen
viel auszeichnendes, eignes, in ihrem Betragen.
Sie wissen sich z.B. ihrer Füße fast wie Hände
zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum
Munde, krauen sich damit hinter den Ohren, und
wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie
nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen
sondern mit der ganzen Ferse auf etc. Ihr haken-
förmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr be-
weglich, und nutzt ihnen zuweilen fast statt eines
dritten Fußes zum Klettern, Anhalten u.s.w.
Sie können nießen, sich räuspern, gähnen etc.
und beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken flei-
schigen Zunge und bey ihrer großen Gelehrigkeit
sehr leicht Worte nachsprechen.
1. Macao. der Aras, Indianische Rabe (Ara-
canga). P. macrourus ruber, remigibus supra
caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis.
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari
pectoreque rubro, gula nigra.
In Ostindien. Der erste der, durch Alexander
des Großen Indische Züge, nach Europa gebracht
worden.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista
plicatili flaua.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
[Seite 159]4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis albis,
cauda coccinea.
Auf Guineea, Congo und Angola.
5. Aestivus. der Amazonen-Papagey. (Aju-
rucuraou) P. brachyurus viridis, luteo-
submaculatus, fronte caerulea, humeris san-
guineis, orbitis incarnatis.
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu-
rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia
nigra, orbitis cinereis.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer
als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen
von der Zärtlichkeit womit die beiden Gatten ein-
ander zugethan sind.
6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum
maximum, inane, extrorsum serratum,
apice incuruatum. Pedes scansorii ple-
risque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen
dieses sonderbaren Geschlechts Südamericanischer
Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und
von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist eine
halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der
Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten
vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr
nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter,
auch nach dem Alter etc.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente,
versus basin fascia nigra, fascia abdomi-
nali flaua.
7. Bvceros. Der Nashornvogel. (hydro-
corax.) Rostrum maximum, inane, ad
basin versus frontem recuruatum, pedes
gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls aben-
theuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien
und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re-
curuato.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße,
und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel
von mittelmäßiger Länge.
8. Picvs. Specht (Fr. pic. Engl. wood-
pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato; lingua teres lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata, apice retrorsum acu-
leato; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey
lange gratenförmige Knorpel endigt, die von
hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel
unter der Haut weglaufen, und sich an der Stirne
nahe an der Schnabelwurzel fest setzen. Diese
Knorpel sind also gleichsam elastische Federn,
mittelst welcher diese Vögel ihre fadenförmige
[Seite 161] Zunge desto leichter hervorschießen, und Insecten
damit fangen können.
1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern
Europa und nordlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.
3. †. Maior. Der große Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, occipite
rubro.
4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, vertice
rubro.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumi-
natum; lingua lumbriciformis, longissima,
mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the
wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche
Heimat wie die vorgedachten Spechte.
10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu-
latum, teretiusculum, apice compresso,
mandibula superiore paullo longiore;
pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle,
le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood-
cracker.) S. rectribus nigris, lateralibus
quatuor infra apicem albis.
In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.
11. Todvs. Rostrum subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi setis
patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green
sparrow.) T. viridis, pectore rubro.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum,
rectum, longum; digitus versatilis.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon, Fr. le
martin pécheur, Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda
breui.
Fast in der ganzen alten Welt. Sowohl an
der See, als auch bey Teichen und Flüssen; nährt
sich von Fischen. Vertrocknet nach dem Tode
leicht ohne in Fäulung überzugehn.
13. Merops. Rostrum curuatum compres-
sum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi
coerulescente, gula lutea, fascia tempo-
rali nigra.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt
von Insecten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue-
xum, subcompressum obtusiusculum; pe-
des ambulatoii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn, Dreck-
krämer. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.)
V. crista variegata.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Re-
genwürmern und mancherley Insecten. Nistet in
hohle Bäume, und wie man versichert oft auf
eine Grundlage von Menschenkoth*).
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum
arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum;
pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper,
Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim-
pereau, Engl. the creeper.) C. grisea, subtus
alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte an
den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre
Puppen zu suchen etc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea,
macula alarum fulua.
Im wärmern Europa. In altem Gemäuer,
auf Thürmen etc.
3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque nigris,
reliquo corpore coccineo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den für Cptn Cook unglücklichen Sandwich-
Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Fe-
derchen dieses kleinen carmoisinrothen Vogels
mancherley in der That prachtvollen Putz, und
andre Kleidungsstücke, Helme etc. sogar ganze
Mäntel etc. überziehen.
4. Sannio. C. oliuacea, vertice subuiolaceo,
remigibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
16. Trochilvs. Colibri, Honigsauger,
Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl.
humming bird.) Rostrum subulato-fili-
forme longum. Mandibula inferiore tu-
bulata, superiore vaginante inferiorem.
Lingua filis duobus coalitis tubulosa;
pedes ambulatorii.
Das ganze Geschlecht ist soviel man bis jetzt
weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht
bloß im wärmern, sondern theils auch nordlich
[Seite 165] bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste
von Patagonien. Die Bildung des Schnabels
differirt bey den verschiednen Gattungen. Er ist
entweder gerade, oder aufwärts, oder nieder-
wärts gebogen.
1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi
nitente, subtus albido; rectricibus laterali-
bus margine exteriore albis.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge-
trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein
Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer
Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer
Zuckererbse.
2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le
Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Stirn und Scheitel glänzen mit rubinrothem
Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen star-
ken oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger
Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von
Getreide u.a. Pflanzen, Samen etc. theils von
Insecten, und auch von Aas; und haben mehren-
theils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.
17. Bvphaga. Rostrum rectum, subqua-
drangulare: mandibulis gibbis, integris,
extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu-
latorii.
1. Africana. (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef-
eater.)
18. Crotophaga. Rostrum compres-
sum, semiouatum, arcuatum, dorsato-ca-
rinatum. Mandibula superiore margine
vtrinque angulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor-
billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen
sich zusammen halten und sich ein gemeinschaft-
liches Nest bauen, mit einander brüten, die Jun-
gen gemeinschaftlich füttern u.s.w.
19. Corvvs. Rostrum conuexum cultra-
tum, nares mystace tectae; pedes am-
bulatorii.
1. †. Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. ater dorso atro cae-
rulescente, cauda subrotunda.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge-
hends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen
[Seite 167] Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst
junge Hasen etc. schleppt auch andere Sachen zu
Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille, Engl. the carrion crow.) C. atro-
caerulescens totus, cauda rotundata: rectri-
cibus acutis.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka-
rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl.
the rook.) C. ater, fronte cinerascente,
cauda subrotunda.
In Europa. Ein überaus nützliches Thier, das
unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen etc.
verzehrt.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe. (Fr. la
corneille mantelée. Engl. the royston crow.)
C. cinerascens, capite iugullo alis cauda-
que nigris.
In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die
Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite
incano, fronte alis caudaque nigris.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le
jeay. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum
[Seite 168] caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque,
corpore ferrugineo variegato.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le
casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris:
rectricibus apice albis: intermediis apice
detritis.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie. Engl. the magpye.) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd-
liches Thier für junges Meyergeflügel.
20. Coracias. Rostrum cultrarum, apice
incuruato, basi pennis denudatum; pe-
des ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl.
the roller.) C. caerulea, dorso rubro, re-
migibus nigris.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man-
deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracvla. Rostrum conuexo-cultra-
tum, basi nudiusculum. Lingua integra,
acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor
grakle.) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flaua.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und
lernt auch leicht Worte sprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata.
In Nordamerica: wo er den Schaden den er
freylich dem Mais thut, durch die Vertilgung
unzähliger schädlicher Insecten, zumahl des Erb-
senkäfers etc. reichlich vergütet. Daher war es
unüberlegt, daß man vor 40 Jahren in Pennsyl-
vanien so lange kleine Preise auf die eingelieferten
Köpfe dieses Vogels gesetzt hatte, bis er beynahe
vertilgt war. Denn von der Zeit an nahm das
Ungeziefer so furchtbar überhand, daß man froh
war wie der Vogel sich allgemach wieder ver-
mehrte.
22. Paradisea. Paradisvogel (manuco-
diatta.) Rostrum basi plumis tomentosis
tectum, pennae hypochondriorum lon-
giores. Rectrices duae superiores singu-
lares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da
es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist,
von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo-
lucken u.a. benachbarten Inseln streichen. Noch
jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen
ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz
[Seite 170] getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht
verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläu-
bigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzu-
sprechen wagten*).
1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis
luteis corpore longioribus, rectricibus dua-
bus intermediis longis setaceis.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite
breuius, cultratum, aduncum, margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus,
gula nigra.
24. Bvcco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro-
strum cultratum, lateraliter compressum
apice vtrinque emarginato, incuruato,
rictu infra oculos protenso.
1. Collarius. (Capensis Linn.) B. rufus, fascia
humerali fulua, pectorali nigra.
Ebenfalls in Guiana; nicht am Cap.
25. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum
pedes scansorii.
1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni-
gricante albo-punctata.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch
nur im Frühling und Sommer
zu sehen ist. Er bebrütet die zahlreichen Eyer,
die er jedes Frühjahr legt, nicht selbst, sondern
legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und
Bachstelzen etc. zwischen dieser ihre eignen Eyer,
da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt
dem Brüt-Geschäft unterziehen. Merkwürdig ist,
daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser so
weit kleinern Vögel ihre, und daß sie auch nicht
länger als diese bebrütet zu werden brauchen.
Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell,
und wirft die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun-
gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest.
Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuver-
läßig bekannt.
2. Indicator. der Honigkuckuck, Sengo, Mook.
C. cauda cuneiformi fusco- et albido-ma-
culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus
nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts,
hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher
er wie der Honig-Dachs (s. oben S. 96.) seine
liebste Nahrung, die wilden Bienennester, aufzu-
suchen weiß.
26. Oriolvs. Rostrum conicum, con-
vexum, acutissimum, rectum: mandibula
[Seite 172] superiore paulo longiore, obsolete emar-
ginata; pedes ambulatorii.
1. †. Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirsch-
vogel, Bülow, Wiedewall, Pirol, Pfingst-
vogel, Weihrauch, Bieresel. (Fr. le loriot.)
O. luteus, pedibus nigris, rectricibus ex-
terioribus postice flauis.
Hin und wieder in der alten Welt. Das
Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen
olivengrün. Macht sich ein künstliches napf-
förmiges sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen
befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. O. niger, alarum tectricibus
fuluis.
3. Iupuiuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso
postico maculaque tectricum alarum basique
rectricum luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige
und mehrere andre Gattungen dieses Geschlechts,
ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und
Binsen*).
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem scharf zugespitztem Schnabel
von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben
in Monogamie, nähren sich von Insecten und
Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaf-
tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.
27. Alavda. Rostrum cylindrico-subula-
tum, rectum, mandibulis aequalibus,
basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po-
sticus rectior digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-
lark, sky-lark.) A. rectricibus extimis
duabus extrorsum longitudinaliter albis:
intermediis inferiore latere ferrugineis.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie
Hühner und viele andre so genannte Scharrvögel
(Aues pulueratrices) im Sande.
2. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche, der Rothmönch. (Fr. le coche-
vis) A. rectricibus nigris: extimis duabus
margine exteriori albis, capite cristato.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, an-
gulato-depressum, obtusiusculum: man-
dibula superiore integerrima, margini-
bus patentiusculis.
1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, sterling.)
S. rostro flauescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares
Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, emar-
ginato; faux ciliata.
1. †. Visciuorus. die Schnarre, Misteldros-
sel, der Ziemer, Mistler, Zaritzer. (Fr. la
draine. Engl. the missel bird, the shrite.)
T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro
flauescente.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich
von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fort-
gepflanzt werden.
2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la
litorne, la tourdelle. Engl. the fieldfare.)
T. rectricibus nigris: extimis margine inte-
riore apice albicantibus, capite vropygio-
que cano.
Im nordlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Krammets-) Beeren.
3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe.
(Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis
subtus ferrugineis, supercillis flauescentibus.
Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit
Letten und faulem Holze aus; und da letzteres
theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so
ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der
Alten, von einer Ave hercynica noctu lucente
gegeben haben.
4. †. Musicus die Sangdrossel, Weindrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle,
the song thrush.) T. remigibus basi inte-
riore ferrugineis.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori-
gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spiel-
art von ihr.
5. Polyglottus. die Americanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock
bird.) T. fusco-cinereus, subtus albidus,
maculis verticis, alarum, et caudae candidis.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Er soll keinen eigenthümlichen Gesang haben, aber
andrer Vögel Stimme, auch Lachen und Weinen
der Menschen täuschend nachahmen.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau-
daque nigris, occipite cristato.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un-
zählige Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird, amzell.)
T. ater, rostro palpebrisque flauis.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich
von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues
Gedächtniß.
30. Ampelis. Rostrum rectum, conue-
xum: mandibula superiore longiore, sub-
incuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffer-
vogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur
de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.)
A. occipite cristato; remigum secundario-
rum apice coccineo lanceolato.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen
Jahren zur Herbstzeit (vermuthlich wenns in seiner
Heimath strenger Winter werden will) häufig nach
Deutschland: zumahl auch auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum;
frontis basi rotundatum; mandibula in-
ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
le bec croisé. Engl. the cross-bill, the sheld-
apple.) L. rostro forsicato.
In den Schwarzwäldern der nördlichem Erde.
Zeigt in seinem Betragen manche Aehnlichkeit mit
den Papageyen. Brütet mitten im Winter zu
Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch-
fink, Kirschknäpper. (Fr. le gros bec. Engl.
[Seite 177] the hawfinck.) L. linea alarum alba, remi-
gibus mediis apice rhombeis, rectricibus
latere tenuiore baseos nigris.
Hin und wieder in Europa. Vermag mit sei-
nem starken Schnabel Kirschkerne und Wallnüsse
aufzubeissen, und sich gegen Hunde und Katzen
zu wehren.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie-
big, Gimpel, Rothfink, Gieker, Goll.
(rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bull-
finch.) L. artubus nigris, rectricibus caudae
remigumque posticarum albis.
In der nördlichem alten Welt. Beide Ge-
schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein-
ander accompagniren, und sogar Worte aussprechen.
4. Cardinalis. der Indianische Haubenfink,
die Virginische Nachtigall. (Engl. the red
bird.) L. cristata rubra, capistro nigro,
rostro pedibusque sanguineis.
In Nordamerica, ist wegen seines rochen Ge-
fieders und seines Gesanges geschätzt.
5. Oryzivora. der Reisvogel, Padda. L. ci-
nerascens, temporibus albis, rostro rubro.
In Schina etc. auf den Reisfeldern.
6. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün-
schwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus.
Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L.
[Seite 178] flauicanti-virens, remigibus primoribus an-
tice luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni-
cum, mandibulae basi deorsum a se in-
vicem discedentes: inferiore lateribus
inflexo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the
snow bunting.) E. remigibus albis, primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris,
lateralibus tribus albis.
In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum
Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber
zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen
sehen läßt: wie im Febr. 1766. hier um Göttin-
gen herum.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le
proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus
nigro maculata, orbitis rufis.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, Windsche Goldammer. E.
remigibus nigris, primis tribus margine
albidis: rectricibus nigris, lateralibus dua-
bus extrorsum nigris.
In den wärmern Gegenden von Europa und
dem benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the
yellow kammer.) E. rectricibus nigrican-
tibus: extimis duabus latere interiore ma-
cula alba acuta.
5. Paradisaea. die Witwe. (Fr. la veuve à
collier d'or. E. fusca, pectore rubro, rectri-
cibus intermediis quatuor elongatis acumi-
natis: duabus longissimis, rostro rubro.
Auf Angola etc. Ein muntrer Vogel der auch
unser Clima gut verträgt.
33. Tanagra Rostrum conicum, acumi-
natum, emarginatum, basi subtrigonum,
apice decliue.
1. Iacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec
d'argent, Engl. the red-breasted blackbird.)
T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum
rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Roth-
fink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the
chaffinch.) F. artubus nigris, remigibus
[Seite 180] vtrinque albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus duabus oblique albis.
In Europa und Africa; hat mannigfaltigen
Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von
sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und
in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schnee-
fink, Winterfink, Quäkfink, Nikawitz, Zet-
scher, Gegler. (Fr. le pinçon d'Ardennes.
Engl. the bramble .) F. alarum basi subtus
flauissima.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle)
F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda-
riis tectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den Europäischen
Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret. Engl. the goldfinch, the
thistlefinch .) F. fronte et gula coccineis,
remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua-
bus extimis medio, reliquisque apice albis.
Fast durch ganz Europa und in den benachbar-
ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit
der Canarien-Sie schöne Bastarden*).
5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté) F. fusca rufescensque
albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
In Ostindien. Daß seine Knochen wie man
behauptet gelb seyn sollen, habe ich bey denen,
die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht
bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker-
vöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro
corporeque albo flauescente, rectricibus re-
migibusque virescentibus.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den Canarischen Inseln zuerst nach Eu-
ropa gebracht worden zu seyn; ist aber seitdem
daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet. Die
Stamm-Rasse scheint bräunlich-grüne zu
seyn. Unter den übrigen sind besonders die mit
der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so
genannte Kapp-Vögel), und die Kackerlacken
mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri-
nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.)
F. remigibus medio luteis: primis quatuor
immaculatis, rectricibus basi flauis, apice
nigris.
Ursprünglich wohl im äußersten Norden: kommt
bloß zum Ueberwintern ins gemäßigte Europa,
daher auch sein Nest hier zu Lande so selten ge-
funden wird*).
8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet.) F. remigibus primoribus rectricibus-
que nigris, vtroque margine albis.
9. †. Linaria. das Citrinchen, Gräslein, Stein-
schößlein, der Bergzeisig, Meerzeisig, Flachs-
fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin. Engl.
the lesser linnet.) F. remigibus rectricibus-
que fuscis, margine obsolete pallido, litura
alarum albida.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, der Spatz, Lü-
ning. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.)
F. remigibus rectricibusque fuscis, gula
nigra, temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Ländern
der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet.
Doch daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z.B.
an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch
an einigen wo es doch weder an Laubholz noch
Obststämmen etc. fehlt) nicht findet. Er ist sehr
wollüstig, und brütet vier Mahl im Jahre. Frey-
lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier,
das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt.
Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche. Engl.
flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin-
que emarginatum, apice incuruo; vibrissae
patentes versus fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra subtus frontisque macula alarumque
speculo albis, rectribus lateralibus extus
albis.
36. Motacilla. Rostrum subulatum
rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr.
le rossignol. Engl. the Nightingale.) M.
rufo-cinerea, armillis cinereis.
In den mildern Erdstrichen von Europa und
Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an.
Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von uns,
man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens,
so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette.
Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca,
subtus albida, rectricibus fuscis: extima
margine tenuiore alba.
3. Alpina. die Flüe- (d.h. Felsen-) Lerche.
(Fr. la fauvette des alpes .) M. griseo-fer-
ruginea, gula alba maculis lunatis fuscis,
rectricibus alarum nigricantibus versus api-
cem linea punctata alba.
Andreä Br. aus der Schweiz tab. 13.
[Seite 184]In den gebirgigen Gegenden des mittlern Eu-
ropa, vorzüglich häufig auf den fetten Alpen-
Weiden.
4. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca,
subtus alba, pectore cinereo maculato.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf
Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack-
haften Fleisches weit verführt wird.
5. †. Alba. das Ackermännchen, die weiße
oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere.
Engl. the white waterwagtail.) M. pectore
nigro, rectricibus duabus lateralibus di-
midiato-oblique albis.
Meist in der ganzen alten Welt.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the
black-cap.) M. testacea, subtus cinerea,
pileo obscuro.
Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.
7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr.
le rossignol de muraille. Engl. the redstart.)
M. gula nigra, abdomine caudaque rufis,
capite dorsoque cano.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachti-
gall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr.
le rougegorge. Engl. the red breast.) M.
grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win-
ter bey uns.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig.
(Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro
cinereoque vndulatis.
In der nordlichern Erde. Macht sich ein war-
mes, weiches, bedecktes Nest, fast in Gestalt
eines Backofen*), und legt zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori
margine flauis, medio albis, crista verti-
cali crocea.
Ebenfalls in der nordlichern Erde. Der kleinste
europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota
pallide lutea.
Pennant's Indian Zoology tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er
sein Nest aus zwey Baumblättern verfertigt, da
er ein dürres Blatt an ein grünes am äußersten
[Seite 186] Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß
beide zusammen eine tutenförmige Höhlung bilden,
die er mit seinen Flammen ausfüttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite
breuius, basi subtrigonum integerrimum,
apice incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista
erecta margine purpurea, corpore croceo,
rectricibus rectricum truncatis.
38. Parvs. Meise. (Fr. mesange. Engl.
tit nouse.) Rostrum integerrimum, basi
setis tectum.
1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise,
Siegelmeise, Pickmeise, Finkmeise. (Fr. la
charbonniere. Engl. the great titmouse.) P.
capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi-
ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an-
dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufpickt, und
auch wohl schlafenden Kindern nach den Augen
hackt. Man hat bey dieser und andern über
Winter bey uns bleibenden Gattungen dieses Ge-
schlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres
Schnabels weit härter wird als im Sommer, das
ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem ge-
frornen Erdreich zu passe kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la
[Seite 187] mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigi-
bus caerulescentibus: primoribus margine
exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.
Häufig in Europa. Ein vorzüglich nutzbares
kleines Thier, das Jahr aus Jahr ein unzählige
Insecten und deren Eyer vertilgt.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise, Zagelmeise, der Back-
ofendrescher, Pfannenstiel. (Fr. la mesange
à longue queue. Engl. the longtailed tit-
mouse.) P. vertice albo, cauda corpore
longiore.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer,
baut sich ein sackförmiges Nest*) von Moos,
Wolle etc. und bekleidet es, um es zu verbergen,
von außen mit den nähmlichen Baumkrätzen u.a.
Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie
es angelegt, bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der
Indianische Sperling. (Fr. le moustache.
Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano,
cauda corpore longiore, capite barbato.
Im nordwestlichen Europa, England etc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la
mesange de Pologne.) P. capite subferrugi-
neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri-
cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.
Buffon vol. III. tab. 29. fig. 2.
J. D. Titii parus minimus Remiz descri-
ptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen, Si-
birien etc. Baut sich ein beutelförmiges Nest von
Pappelwolle etc. das sie an einem dünnen Aste
aufhängt.
39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum mi-
nimum incuruum, subulatum, basi de-
pressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von den
übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen
fast nie, sondern verrichten ihre Geschäfte meist
fliegend oder sitzend. Haben einen weiten Rachen,
und wissen damit sehr geschickt die Insecten aus
der Luft oder über dem Wasser im Flug wegzu-
schnappen. Die bekannte Streitfrage über den
Winteraufenthalt unsrer hieländischen Schwalben,
zumahl der beiden ersten Gattungen, ist nach allem
was darüber geschrieben worden, doch noch nicht
vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den
für die eine*) oder für die andre**) Behauptung
[Seite 189] angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an wel-
chen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug
angegeben sind. In dubio scheint doch aber immer
das Wegziehen derselben nach wärmern Gegen-
den bey weiten die mehreste Wahrscheinlichkeit für
sich zu haben.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée. Engl. the house-swal-
low, the chimney-swallow.) H. rectricibus,
exceptis duabus intermediis, macula alba
notatis.
In der ganzen nordlichen Erde. Die Benen-
nungen dieser und der folgenden Gattung sind bey
den Systematikern aufs seltsamste vermengt und
verwechselt worden. Hier diese mit den nakten
unbefiederten Füßen und weißgefleckten Schwanz-
federn heißt füglich die Stadtschwalbe, da sie
öfter als die folgende in den Städten sich findet.
Sie baut ihr offenes Nest (– das oft von Wan-
zen wimmelt –) an die Dachgiebel, Ställe,
Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären
und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe.
(hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de
muraille, le martinet à cul blanc. Engl.
the martin.) H. pedibus hirsutis, rectrici-
bus immaculatis, dorso nigro caerulescente,
tota subtus alba.
Hat nebst der folgenden meist gleiches Vater-
land mit der vorigen. Nistet meist auf den Dörfern
[Seite 190] außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirch-
fenstern etc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen,
oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de de ripage. Engl. the
sand martin, the shore bird.) H. cinerea,
gula abdomineque albis.
Baut in Fluß-Ufern, Leimgruben, Sand-
hügeln etc.
4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den
Sundaischen u.a. Inseln des Indischen Archipe-
lagus bis Neu-Guinea etc. Baut da in die Ufer-
löcher und Berghöhlen die berufnen Indianischen-
oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase
ähnelt, aber noch weiter nicht genau bekannt ist.
Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser
Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft
werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe,
Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the
black martin, the swift.) H. nigricans, gula
alba, digitis omnibus quatuor anticis.
In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.
40. Caprimvlgvs. Rostrum modice
incuruum, minimum, subulatum, basi
depressum; vibrissae ciliares. Rictus am-
plissimus; vnguis intermedius introrsum
ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe,
Tagschläfer (nycticorax. Fr. l'engoulevent.
Engl. the goatsucker, night-raven.) C. na-
rium tubis obsoletis.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt.
Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfal-
tern etc. und die alte Sage, daß es den Ziegen
die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße
und einen convexen Schnabel, der an der Wur-
zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und
dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die
untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen-
Samen, die sie im Kropfe (§. 64.) einweichen;
leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und
geben das mehreste Hausgeflügel.
41. Colvmba. Taube. (Fr. und Engl.
pigeon.) Rostrum rectum versus apicem
descendens.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the
stock dove.) C. coerulescens, ceruice viridi
nitente, dorso postico albo, fascia alarum
apiceque caudae nigricante.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst
nach etwas südlichern Gegenden. Die in gemäßig-
tern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise
in Felsen-Klüften, hohlen Bäumen etc. Das
wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die
Haustaube hingegen wohl neun bis zehn Mahl,
so daß man von einem einzigen Paar binnen vier
Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüg-
lichsten Abartungen (wovon doch manche für be-
sondre Gattungen angesehen werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le
pigeon pattu, Engl. the rough-footed
dove.) mit langbefederten Füßen. Frisch
tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand
gosier, Engl. the cropper pigeon.) mit
theils ungeheueren Kropfe. Frisch tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon
cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit.)
mit krausen Brustfedern und ganz kurzem
Schnabel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümler. (Fr. le pigeon
culbutant, Engl. the tumbler.) mit glat-
tem Kopf und einem kahlen rothen Augen-
ring: überschlagen sich im schnellen Flug.
Frisch tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube.
(Fr. le pigeon romain, Engl. the jacobine.)
mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche.
Frisch tab. 150.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh-
nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl.
[Seite 193] the shaker.) mit aufrechtem ausgebreitetem
Schwanze. Frisch tab. 151.
g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube,
türkische Taube. (Fr. le pigeon messager,
Engl. the carrier pigeon.) mit rothen
Fleischwarzen um den Schnabel und die Au-
gen herum. Hat ihren Nahmen daher, weil
man sich ihrer zumahl ehedem in der Levante
bediente, um Briefe zu überschicken*).
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta,
humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln.
Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus, die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier,
Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo vtrinque albo.
4. † Turtur. die Turteltaube, Wegetaube.
(Fr. la tourterelle, Engl. the turtle-dove.)
C. rectricibus apice albis, dorso griseo pe-
ctore incarnato, macula laterali colli nigra
lineolis albis.
In den warmen und gemäßigten Gegenden der
alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und
ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibungen
abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern
Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle
à collier, Engl. the indian turtle.) C. supra
lutescens lunula ceruicali nigra.
Im mildern Europa und in Ostindien.
6. Migratoria. C. orbitis denudatis sanguineis,
pectore rufo.
Im nordostlichen America. Ein Zugvogel, dessen
unermeßliche Züge im wörtlichen Verstande zuwei-
len den Tag verdunkeln sollen. Sie fallen dann in
so dichten Scharen auf die Bäume, daß oft sehr
starke Aeste davon brechen; werden dann aber auch
zu vielen tausenden von den Indianern gefangen
und frisch oder geräuchert und getrocknet gegessen.
42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope
oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille,
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor-
pore griseo maculato, superciliis albis, rectri-
cibus margine lunulaque ferruginea.
In der ganzen alten Welt; von Lappland bis
zum Cap. Ein Zugvogel, der sich im Zug, zumahl
auf den Inseln des mittländischen Meers und im
[Seite 195] benachbarten festen Lande*), zuweilen in uner-
meßlichen Scharen sehen läßt. Die Männchen
sind zumahl in Italien ihres Schlags wegen be-
liebt, wo man sie auch so wie in Schina (wie
Kampfhähne) paarweise fechten läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
brunneo.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge-
genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta-
velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque
sanguineis, gula alba cincta fascia nigra
albo punctata.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf
den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel
gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.)
T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis
punctis nigris fascia nigra: exceptis inter-
mediis duabus.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern
Europa.
5. Lagopus. das Schneehuhn, Rypen. (Fr.
la gelinote blanche. Engl. the white game.)
[Seite 196] T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis: intermediis albis.
Auf den Schweizer- und Savoyschen-Alpen,
und in den nördlichsten Erdstrichen; ist im Som-
mer von grauer, im Winter aber von weißer Farbe.
6. †. Tetrix. der Birkhahn, deutsche Fasan.
(Fr. le petit tetras, Engl. the black cock.)
T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, re-
migibus secundariis basin versus albis.
In der nordlichern alten Welt.
7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq
de bruyere, le tetras. Engl. the cock of the
wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun-
data, axillis albis.
Im nordlichern Europa, hat ein äußerst schar-
fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer
Kehlkopf liegen tief unten im Schlunde.
43. Nvmida. Caput collo compresso co-
lorato cornutum; palearia carunculacea
ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in-
structo nares recipiente.
In Africa einheimisch, aber nun fast in ganz
Europa und vielen Gegenden von America fort-
gepflanzt.
44. Phasianvs. Genae cute nuda lae-
vigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq,
Engl. the cock.) P. caruncula compressa
verticis geminaque gulae, auribus nudis,
cauda compressa ascendente.
Der wilde Stammhahn*) ist in Indien zu
Hause; von rothbrauner Farbe, und zeichnet sich
durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen
der Hals- und Flügelfedern aus (die den zinno-
berrothen Flügelblättchen des Seidenschwanzes
ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über
die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch
die Spanier nach America gebracht: hingegen auf
vielen Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung
von den Europäern schon vorgefunden worden.
Das Huhn ist bey der Menge Eyer die es legt,
und seinem oftmahligen Brüten eins der allernutz-
barsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen-
Gefechte längst und in mehrern Welttheilen ein
beliebtes Volksschauspiel.
Die Hühner sind, wie andre Hausthiere, nach
und nach mannigfaltig ausgeartet. Daher vor-
züglich folgende Spielarten zu merken sind:
a) Der Englische Hahn, mit einem dichten
Federbusch auf dem Kopf. Frisch tab.
129. 130.
b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch
tab. 131. 132.
c) Der krause Hahn, Friesländische Hahn,
mit krausen lockigen Federn. Frisch tab. 135.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc.
Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,
daher die Fabel von Bastarden die von Ka-
ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten,
entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor-
gebirge, wo auch noch andre Vögelarten diese
Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl.
the pheasant.) P. rufus, variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata genis
papillosis.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min-
grelien von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa gebracht haben sollen.
3. Pictus. der Schinesische Goldfasan. P. crista
flaua, pectore coccinea, remigibus secun-
dariis caeruleis, cauda cuneata.
4. Nycthemerus. der Schinesische Silberfasan.
P. albus, crista abdomineque nigris, cauda
cuneata.
45. Crax. Rostrum basi cera obductum
in vtraque mandibula. Pennae caput
tegentes reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore
nigro, ventre albo.
46. Meleagris. Caput carunculis spon-
giosis tectum, gula caruncula membra-
nacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, Wälsche
Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le din-
don, Engl. the turkey.) M. maris pectore
barbato.
Im mittlern und nordlichern America, wo er
in großen Herden zu hunderten auf Bäumen
lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht,
wo er nun als Meyergeflügel gehalten wird, und
in mancherley Varietäten von weißer u.a. Farben
ausgeartet ist.
47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus. der Pfau, Pageluhn. (Fr. le
paon, Engl. the peacock.) P. capite crista
compressa, calcaribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu-
ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom
dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz-
oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den
Spielarten ist die weiße am gemeinsten*).
48. Otis. Rostrum mandibula superiore
fornicata; pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde,
Engl. the bustard.) O. maris capite iugu-
loque vtrinque cristato.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen
wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn
am Halse einen weiten verborgenen Sack, der
sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbundenen
Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü-
geln ohne Schwungfedern.
49. Strvthio. Rostrum subconicum,
pedes cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche, Engl.
the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito
exteriore paruo mutico, spinis alarum binis.
Latham Vol. III. P. I. tab. 71.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht
bis zehn Fuß erreicht, wohl drey Centner wiegt,
und in Africa zu Hause ist. Das Unvermögen
zum Flug wird bey ihm durch die ausnehmende
Schnelligkeit seines Laufs vergütet. Vorzüglich
wird er durch seine Federn schätzbar.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi-
bus tridactylis, galea palearibusque nudis,
remigibus spinosis.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mitt-
lern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln
Pferdeharen, und es entspringen immer zwey und
zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.
Der so genannte Amerikanische Straus,
(Suri, Tuju, struthio rhea) der in Chili zu
Hause ist, hat viel Aehnliches mit ihm.
50. Didvs. Rostrum medio coarctatum
rugis duabus transuersis: vtraque man-
dibula inflexo apice; facies vltra ocu-
los nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula-
toriis, cauda breuissima, pennis incuruis.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon, aber
nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der
deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt
hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und
das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer-
leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe,
folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines
widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*).
So weit die Landvögel. Nun die Was-
servögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal-
zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange
Füße, und mehrentheils auch einen langen Hals,
[Seite 202] aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum-
pfigem moorigem Boden auf, leben meist von
Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflan-
zen, die mehresten nisten auf der Erde oder im
Schiff, und werden meist durch ihr vorzüglich
schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicoptervs. Rostrum de-
nudatum, infracto-incuruatum, denti-
culatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Schar-
tenschnäbler, Korkorre. P. ruber, remigi-
bus nigris.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider
Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper
aber ganz auffallend langen Hals und Beinen
wohl Mannshoch, und ist über und über Car-
mosinroth.
52. Platalea. Rostrum planiusculum;
apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher.
(Fr. la spatule, Engl. the spoon-bill.) P.
corpore albo gula nigra, occipite subcristato.
Hin und wieder zumahl in der westlichen alten
Welt.
53. Palamedea. Rostrum conicum,
mandibula superiore adunca. Pedes te-
tradactyli, fissi.
1. Cornuta. (kamichy, camoucle.) P. alulis
bispinosis, fronteque cornuta.
Latham Vol. III. P. I. tab. 74.
54. Mycteria. Rostrum subadscendens,
acutum: mandibula superiore triquetra:
inferiore trigona acuminata adscendente:
frons calua: nares lineares: pedes te-
tradactyli.
1. Americana. (Iabiru, Touyouyou. Fr. la
cicogne du Bresil.)
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
55. Cancroma. Rostrum gibbosum:
mandibula superiore cymbae resupinatae
forma.
1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-
bill.) C. ventre rufescente.
56. Ardea. Rostrum rectum, acutum,
longum, subcompressum; pedes tetra-
dactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor-
pore cinereo, alis extus testaceis.
2. †. Ciconia. der Storch, Hennotter, Aeh-
bähr. (Fr. la cicogne, Engl. the stork.) A.
alba, orbitis nudis remigibusque nigris:
rostro, pedibus cuteque sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien,
sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten
junge Rebhühner u.s.w. schleppt auch nicht selten
Leinewand, Garn etc. ins Nest um es weich aus-
zufuttern.
3. †. Cinerea. der graue Reiher, Fischreiher.
(Fr. und Engl. heron.) A. occipite nigro
laeui, dorso caerulescente, subtus albido,
pectore maculis oblongis nigris.
Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten
auf hohen Bäumen, Eichen etc.
4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri-
stato, corpore albo, rostro nigro, loris pe-
dibusque virescentibus.
Zumahl in Persien etc. Hat die langen, silber-
weißen, seidenartigen Rückenfedern, die in den
Morgenländern als kostbarer Putz getragen werden.
5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite
laeuiusculo, supra testacea maculis trans-
versis, subtus pallidior, maculis oblongis
fuscis.
In den mildern Gegenden der nordlichern Erde.
[Seite 205]57. Tantalvs. Rostrum longum subu-
latum teretiusculum subarcuatum, sac-
cus iugularis nudus, pedes tetradactyli,
basi palmati.
1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus
griseis, remigibus nigris, corpore rufescente
albido.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 35.
Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den
dasigen alten Denkmählern verewigte*), und so
wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu-
mien bereitete**) und in besondern Gewölbern in
größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens
in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.
Ob der schwarze etwas kleinere Ibis eine
besondre Gattung ausmacht, oder bloß etwa im
Alter vom weißen (der ungefähr die Größe vom
Storch hat) verschieden sey, ist noch mehr völlig
entschieden.
58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te-
retiusculum obtusum, capite longius, fa-
cies tecta, pedes tetradactyli, postico
pluribus articulis insistente.
1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi
[Seite 206] rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis,
fascia capitis nigra.
In den wärmern Gegenden der nordlichen
alten Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen.
(Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro
recto tuberculato, pedibus fuscis, frontis
lineis fuscis quaternis.
Fast durchgehends in der nordlichern Erde.
59. Tringa. Rostrum teretiusculum lon-
gitudine capitis, digito postico vniarti-
culato, a terra eleuato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renomist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, le paon de
mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibus-
que rubris, rectricibus tribus lateralibus
immaculatis, facie papillis granulatis carneis.
In der nordlichen alten Welt. Hat seinen Nah-
men von der Streitbarkeit, mit welcher die Männ-
chen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (Gavia. Fr. le
vanneau. Engl. the lapwing.) T. pedibus
rubris, crista dependente, pectore nigro.
Ebenfalls in der nordlichern alten Welt.
[Seite 207]60. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr.
pluvier. Rostrum teretiusculum, obtu-
sum. Nares lineares. Pedes cursorii, tri-
dactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore
nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver-
tice fusco, pedibus luteis.
Hin und wieder an den Flüssen der nordlichen
Erde, auch hier herum, und auf den Sandwich-
Inseln des stillen Oceans.
61. Recvrvirostra. Säbelschnäbler.
Rostrum depresso-planum subulatum, re-
curuatum, acuminatum apice flexili. Pe-
des palmati, tridactyli.
1. † Avosetta. R. albo nigroque varia.
In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und
Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts
gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
62. Haematopvs. Rostrum compres-
sum, apice cuneo aequali; pedes cur-
sorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann,
die Meerelster. (Fr. l'hutrier. Engl. the
sea pie, the pied oister-catcher.) H. rostro
pedibusque rubris.
Latham Vol. III. P. I. tab. 84.
[Seite 208]Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula superiore margine
supra inferiorem fornicata; frons calua,
pedes tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la
foulque, la morelle. Engl. the coot.) F.
fronte incarnata, armillis luteis, corpore
nigricante.
In der mildern nordlichen Erde.
64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu-
siusculum. Nares ouatae in medio rostri.
Frons carunculata, carunculis lobatis.
Alulae spinosae.
1. Iacana. (Fr. le chirurgien, le chevalier.) P.
vnguibus posticis longissimis, pedibus viri-
descentibus.
65. Rallvs. Rostrum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem versus,
aequale, acutum, pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr.
le râle de genet. Engl. the rail, the daker
hen.) R. alis rufo-ferrugineis.
In den mildern Gegenden der alten Welt.
Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage,
daß er dieser Vögel Heerführer im Strich sey.
66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni-
cum, conuexum, acutiusculum, mandi-
bula superiore longiore. Nares ouatae,
patulae. Pedes tetradactyli fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Macku-
kawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra
pectore columbino.
Latham Vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig am Ama-
zonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und seinem
Herrn zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre
Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach
hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge-
schickt aber desto unbequemer zum Gehen sind.
Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes
Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre-
sten mit einer ausnehmend nervenreichen Haut
überzogen. (– s. oben S. 137 u. f. –) Sie
haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache-
ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben
die Männchen vorn an der Luftröhre eine be-
sondre knorplige oder knöcherne Capsel. Sie
haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser
[Seite 210] annimmt, halten sich an den Ufern des Meers,
der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen,
im Schilf etc. auf, und leben mehrentheils in
Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder
wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres
Fleisches, Fettes, Federn etc. von mannigfaltiger
Nutzbarkeit.
67. Rhinchops. Rostrum rectum man-
dibula superiore multo breuiore; infe-
riore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the
seacrow, the cut-water.) R. nigricans,
subtus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer
als der untre und dieser liegt in jenem gleichsam
wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.
68. Sterna. Rostrum edentulum, subu-
latum, subrectum, acutum, compressiuscu-
lum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou) S. cor-
pore nigro, fronte albicante, superciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beiden Wende-
zirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. S. cauda for-
ficata: rectricibus duabus extimis albo ni-
groque dimidiatis.
An der ganzen nordlichsten Erde.
[Seite 211]69. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden-
tulum, subulatum, rectum, acumina-
tum, pedes compedes.
1. Grylle. die Grönländische Taube. (Engl.
the sea turtle.) C. pedibus palmatis tridacty-
lis, corpore atro, rectricibus alarum albis.
Ebenfalls an der ganzen nordlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore
fusco, pectore abdomineque niueo, remi-
gibus secundariis extremo apice albis.
An den Seeküsten der nordlichen Erde.
3. †. Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite
laeui, palbebra inferiore lutea, macula ala-
rum alba.
Im wärmern Europa, zumahl häufig auf dem
Genfer-See. Sein Fell wird so wie das vom
C. cristatus zu Feder-Muffen etc. verarbeitet.
70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl.
gull.) Rostrum edentulum rectum cul-
tratum, apice subadunco. Mandibula in-
ferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nordlichen Erde, doch
finden sich auch welche auf der Südsee und zwar
in so ungeheuren Scharen, daß sie gleichsam den
Tag verdunkeln wenn sie aufgejagt werden, und
dabey ihre Verfolger mit Unrath bespritzen.
1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. al-
bicans, dorso canescente, rectricum apici-
bus, excepto extremo, nigris, pedibus tri-
dactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina-
tum, denticulatum. Facies tecta, pedes
palmati omnibus digitis connexis.
In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe einer
Ente, aber mit einem sehr langen Hals, den das
Thier spiralförmig zusammen rollen und so den
Kopf gegen die Fische die es erschnappen will,
los schnellen soll.
72. Phaëthon. Rostrum cultratum,
rectum, acuminatum, fauce pone ro-
strum hiante. Digitus posticus antror-
sum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille
en cul. Engl. the tropic bird.) P. rectrici-
bus duabus longissimis, rostro serrato, pe-
dibus aequilibribus: digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen beiden Wen-
dezirkeln. Nährt sich meist von den fliegenden
Fischen.
73. Procellaria. Rostrum edentu-
lum, subcompressum: mandibulis aequa-
libus; superiore apice adunco; inferiore
apice compresso-canaliculato. Pedes vn-
gue postico sessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. (Fr. le petrel. Engl. the storm-finch.)
P. nigra, vropygio albo.
Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean.
Meist in offner freyer See fern vom Lande auf
Klippen, und die Schiffer sehen es als Zeichen
eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von
da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der
Fervër etc. bedienen sich seiner statt Lampe, indem
sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen,
und anbrennen, da dann die Flamme von dem
vielen Fette das allmählich hinein zieht, lange
Zeit unterhalten wird.
74. Diomedea. Rostrum rectum: ma-
xilla superiore apice adunca; inferiore
truncata.
1. Exulans. der Albatros. D. alis pennatis lon-
gissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit
ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt
wohl 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande
entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über
der Meers-Fläche. Nährt sich großentheils von
fliegenden Fischen*).
75. Pelecanvs. Rostrum edentulum,
rectum: apice adunco, vnguiculato: pe-
des aequilibres: digitis omnibus quatuor
simul palmatis.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican.
(Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
In den wärmern Gegenden der alten Welt, aber
auch auf Neu-Holland: hat den Griechischen Nah-
men von ihrer Eselstimme, den Deutschen aber
von dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der
ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen
läßt, daß er wohl 30 Pfund Wasser fassen kann.
Die fabelhafte Sage vom Pelican, der seine Junge
mit seinem eignen Blute ätzen sollte, ist wohl
daher entstanden, daß wie man sagt dieses Thier
seinen Jungen das Wasser in seinen rothen Beu-
telkropfe zutragen, sodann an die Brust drücken
und so ausleeren soll.
Die Americanische Kropfgans scheint specifisch
von dieser verschieden zu seyn.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird.) P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro,
orbitis nigris.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn-
liches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel,
die ausgespannt auf 14 Fuß breit sind, und dem
fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.
3. Carbo. die Scharbe. (Fr. und Engl. cor-
moran.) P. cauda rotundata, corpore nigro,
rostro edentulo, capite subcristato.
Meist in allen fünf Welttheilen. Lebt von
Fischen die sie ganz verschluckt, und daher (so
wie einige verwandte Gattungen dieses Geschlechts)
in Schina u.a. zum Fischfang abgerichtet wird,
indem man ihr einen Ring um den Hals legt
so daß die verschluckten Fische oberhalb des Kropfes
stecken bleiben und dem Vogel wieder abgenom-
men werden.
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan. Engl. the gannet, the soland goose.)
P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro
serrato, remigibusque primoribus nigris,
facie caerulea.
Zumahl im Norden von Europa und America,
zumahl auf den Schottischen Inseln, und nahment-
lich auf Baß*), wovon diese Gans den Nahmen
führt. Hier lauert sie im Sommer auf die Züge
der Häringe, so wie hingegen im Winter um
Portugal herum und an der Barbarey etc. auf die
Sardellen. Auf jenen Schottischen Inseln werden
die jungen Vögel und die Eyer in unermeßlicher
Menge gegessen, und daher mit schaudervoller
Lebensgefahr aus den Nestern in den schroffen
Felsenklippen ausgenommen**).
76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum
conuexum, obtusum; lingua ciliata,
obtusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne. Engl. the swan, the elk.) A. rostro
semicylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
In der nordlichen alten Welt: nährt sich von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden. A. cygnus, (mit
gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit
längerer krummlaufender Luftröhre) unterscheiden.
Dieser letztre gibt einen hellen weit schallenden
nicht unangenehmen Ton von sich.
2. Cygnoides. die Spanische oder Schinesi-
sche Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the
swan-goose, chinese goose.) A. rostro semi-
cylindrico: cera gibbosa, palpebris tumidis.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina, und wie es scheint auch auf den Sand-
wich-Inseln des stillen Oceans. Man unterschei-
det mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose) A. rostro semicylindrico, corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter
den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße
Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weib-
liche Gans geben.
4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl.
the grey goose.) A. cinerea, capite collo-
que nigris, genis gulaque albis.
Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han-
delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen
zu Betten. Giebt auch vorzügliche Schreibfedern.
5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, Schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo.
In den kältesten Ländern der nordlichen Erde
(z.B. auf Neu-Zembla), und kommt bloß zum
Ueberwintern nach Schottland u.a. mildern Ge-
genden, wo sie sich unter andern von dem Thier
der Entenmuschel (Lepas anatifera) nährt, daher
die alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Ente
nicht aus einem Ey sondern aus einer Muscheln
hervor komme u.s.w.*)
6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.)
A. rostro cylindrico, cera postice bifida,
rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nordlichen Erde, zumahl häufig auf
Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer
sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein
Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaum-
federn, die unter dem Nahmen der Eiderdunen
bekannt sind**).
7. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck.) A. rectricibus intermediis (maris)
recuruatis, rostro recto.
Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen
nordlichen Erde, theils in ungemein schönen Spiel-
arten. Die zahmen Enten scheinen große Neigung
zu unnatürlicher Paarung zu haben, so daß z.B.
die Entriche aus Hühner erpicht sind und v. v.
Enten den wälschen Hahnen nachlaufen und sie
zu reitzen suchen.
8. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler.) A. rostri extremo di-
latato rotundato; vngue incuruo.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylin-
dricum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista longitu-
dinali erectiuscula: pectore albido imma-
culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante.
In der ganzen nordlichen Erde. So wie andere
Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier
für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu-
lum, breue, compressum, conuexum,
transuerse sulcatum: mandibula inferior
ante basin gibbosa.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klip-
pen der nordlichen Erde.
1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma-
careux. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti fulcato sulcis 4, oculorum
orbita temporibusque albis, palpebra supe-
riore mucronata.
Nistet in Kaninchenhöhlen, oder wühlt sich auch
selbst so ein unterirdisches Lager.
79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin.
Rostrum compressiusculum, subcultra-
tum, longitudinaliter oblique sulcatum:
mandibula inferior apice truncato: alae
impennes, pinniformes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nakten
stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast auf-
rechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares
Ansehen, deren verschiedne Arten an den südlichen
Küsten und Inseln von Africa und America, so
wie andre um Neu-Holland, Neu-Guinea und
Neu-Seeland zu Hause sind*). Finden sich theils
in zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus
flauescentibus, crista frontali atra erecta,
auriculari deflexa flaua.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.
2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su-
perciliis fasciaque pectorali albis.
Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden
sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23.
und 40.) und durch die Menge desselben von den
Amphibien und Fischen, als welche letztre beide
fast nur dieselbe Temperatur mit dem Medium
halten in welchen sie sich befinden, und dann auch
bey weitem weniger Blut als jene warmblütigen
Thiere haben.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch
den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin-
gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus,
daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft
schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer
Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbe-
stimmter, und so zu sagen unordentlicher sind
als bey den beiden Classen mit warmen Blute.
Auch können sie das Athemhohlen weit länger
entbehren als diese, weit länger im so genanten
luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft
(wie z.B. Kröten in einer engen Höhle mitten
[Seite 221] in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst
geraume Zeit in einer Atmosphäre von Kohlen-
gesäuerter oder fixer Luft aushalten, und auf-
fallende Extreme von Hitze und von Kälte aus-
dauern, so daß man z.B. ungezweifelte Bey-
spiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die
sowohl im Magen und Darmcanal von Men-
schen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbe-
schadet in dichte Eisschollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver-
sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme
von sich zu geben: doch scheinen einige (wie
z.B. unter den hieländischen der wahre Sala-
mander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche etc.)
gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht
vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den
Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild-
kröten, Frösche, Eidexen etc. mit vier Füßen
versehen sind; oder aber, als Schlangen einen
langgestreckten, dünnen, cylindrischen Körper
ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den Am-
phibien mannigfaltiger als bey den warmblüti-
gen Thieren. Einige sind mit einer knochigen
[Seite 222] Schale überzogen: andre mit hornartigen Rei-
fen oder mit zahlreichen kleinen Schildchen oder
mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben
eine nakte nur mit Schleim überzogne Haut.
Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit.
Manche, wie z.B. der Laubfrosch und verschiedne
Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch
zuweilen plötzlich ihre Farbe. Ueberhaupt aber
gibt es in dieser Classe, gegen das gemeine Vor-
urtheil, doch Thiere von den reitzendsten Farben
so wie vom muntersten und unschuldigsten Be-
tragen. Zumahl unter den Eidexen und unter
den Schlangen.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die
Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser
und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt an-
gewiesen. Manche gehen willkürlich in beiden
Elementen ihren Geschäften und ihrer Nahrung
nach. Andre hingegen bringen entweder eine
bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse
Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. End-
lich sind aber auch manche entweder bloß für
das Land oder bloß für das Wasser, und nicht
für beides zugleich bestimmt.
Von den Landthieren dieser Classe leben viele
im dumpfen feuchten Dickicht; andere aber auch
in anmuthigen der Sonnenwärme ausgesetzten
Gegenden: manche gar auf Bäumen etc.
Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von sehr
gemischter Nahrung: andre hingegen wie der
Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen in der
Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß lebende
Insecten von einigen wenigen bestimmten Gat-
tungen an. Großen Theils können sie zum Wun-
der lange fasten: ich selbst habe z.B. Salaman-
der auf acht Monathe lang ohne Speise und
selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgezehrt
wären, erhalten: und von Schildkröten weiß
man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle
Nahrung ausdauren können.
Ueberhaupt scheint die Nutrition der Am-
phibien eingeschränkter als bey den warmblütigen
Thieren. Ich habe z.B. es nie dahin bringen
können, sie so wie die Säugethiere und Vögel
mit Färberröthe zu füttern, daß die Knochen
ganz davon gefärbt worden wären.
Um desto auffallender ist hingegen bey vielen
die ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer
Reproductionskraft (§. 19.), ein Vorzug, der,
wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke
ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit
ihres Gehirns (§. 29.) zu suchen ist; da folglich
[Seite 224] die erstern von letzterem minder abhängig sind;
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächte
Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze
Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß
vegetativ scheint als bey den warmblütigen Thie-
ren, – aber dagegen die Glieder mehr mit
eigenthümlicher independenter Lebenskraft ver-
sehen sind. Und da folglich bey dieser mehr
eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile,
nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen
Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich
wie bey den warmblütigen Thieren andere in
Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl über-
haupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche,
denen das Herz ausgerissen worden, doch noch
umher hüpfen, und Schildkröten, denen das
Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch
Monathe lang leben können: daher auch wohl
die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien
abgeschnittnen Theile, wie z.B. der Schwänze
von Wassermolchen, Blindschleichen etc.*).
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien, zumahl unter den
Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum den sie
[Seite 225] im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl
der specifike Geruch den sie verbreiten; so zu-
mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen,
Crocodile etc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre-
sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn.
Unter den innern zeichnet sich doch bey vie-
len das Gedächtniß aus, da man Beyspiele selbst
von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohl-
thäter kennen gelernt und kirre geworden, und
vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu aller-
hand Gaukeleyen abrichten lassen.
Hingegen finden sich bey den Thieren dieser
Classe nur sehr wenige Spuren von wahren
Kunsttrieben. (§. 36.)
Auch scheinen die Amphibien, etwa einige
Gattungen von Schildkröten ausgenommen, kei-
nen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten.
Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme die
kältern Wintermonathe in Erstarrung zubringen.
Und zwar theils einzeln, theils wie unsere hie-
ländische Frösche und Salamander in großen
Haufen. Doch können auch diese gar leicht des
Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr
ein wachend im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa-
rungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man z.B.
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines
Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten
oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey
den mehresten Fröschen und See-Schildkröten
dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen
lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paa-
rung mit dem Hinterleibe aufs innigste um ein-
ander, und züngeln dabey mit gebognem Halse
auf einander los. Die Wassermolche hingegen
umfassen einander gar nicht, sondern das Männ-
chen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein
Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen so
wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige
Ausnahmen, sämmtlich Eyerlegende Thiere. Aber
manche, zumahl unter den Schlangen etc. geben
die Eyer nicht eher von sich, als bis das darin
befindliche Junge schon meist seine völlige Aus-
bildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge
aus dem Rücken aus.
Anm. 1. Ein Salamander, den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang
völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf
um Neujahr herum ganz unerwartet binnen weni-
gen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier
eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit
[Seite 227] längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre
Wirksamkeit erhalten muß.
Anm. 2. In der ganzen Classe der Amphibien ist mir
zwar kein ganz zuverläßiges Beyspiel von Bastard-
zeugung bekannt: fast wäre ich aber geneigt einige
Spielarte von Wassermolchen dafür zu halten, die
ich in der hiesigen Nachbarschaft in einem stehen-
den Masse gefunden, worin lacerta lacustris und
palustris unter einander lebten, und die an Größe
und Bildung das völlige Mittel zwischen diesen
beiden Gattungen zu halten scheinen.
Die Frösche und Eidexen die im Wasser jung
werden, komnen nicht gleich in ihrer vollkomm-
nen Gestalt zur Welt, sondern müssen sich zuerst
noch einer Art von Metamorphose unterziehen,
ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge-
brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die
kleinen Frösche z.B. (die so genannten Kaul-
quappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toad-
poles) haben Anfangs noch keine Füße sondern
dafür einen langen Ruderschwanz; auch, so wie
die neugebornen Salamander eine Art von Fisch-
kiefern (branchiae oder Swammerdam's ap-
pendices fimbriatae) am Halse; ferner zum
Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze
u. dergl. m. Lauter Theile die nur für das ganz
zarte junge Thier bestimmt sind und mit der
zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere hieländischen
[Seite 228] Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar
werden: und doch erreichen diese nur ein, nach
Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträcht-
liches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen
weiß man daß Schildkröten selbst in der Gefan-
genschaft über 125 Jahre gelebt haben, so daß
hiernach zu schließen, die Crocodile und großen
Schlangen etc. zu einem noch ungleich höhern
Alter müssen gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist ziemlich einfah; aber für
manche Gegenden theils äußerst beträchtlich.
Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer
Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei-
dexen etc. – Schildpatt zu Kunstarbeiten etc. –
Eidexen, Vipern etc. als Arzney.
Schädlich werden manche ungeheuere Thiere
dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen etc.
durch ihre Größe, und andere zumahl unter den
Schlangen durch ihr Gift, das in keiner andern
Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftig-
keit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord-
nungen:
1. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen.
(Die quadrupeda ouipara der ältern
Naturforscher) – Schildkröten, Frösche,
Eidexen. Und
2. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben,)
mit vier Füßen versehen, die nach dem ver-
schiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye,
(pedes digitati) oder durch eine Schwimm-
haut verbundene, (palmati) oder gar wie in
eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.
1. Testvdo. Schildkröte*). (Fr. tortue.
Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber
turtle.) Corpus testa obtectum, cauda
(plerisque) breuis, os mandibulis nudis
edentulis.
Die mehresten Schildkröten sind mit einer kno-
chichten sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil
mit dem Rückgrat und den Rippen des Thiers
verwachsen, und mit den breiten hornigen Schup-
pen belegt ist, die bey manchen Gattungen so
stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen
verarbeitet werden. Gewöhnlich liegen 13 der-
gleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den
Rand herum. Der Untertheil oder das Bauch-
schild ist etwas kleiner als das obere, und mit
Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße ver-
sehen.
1. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn-
guiculis tribus, testa orbiculari ouata, mem-
branacea grisea, striata, scabra.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa
cordata subcarinata, margine serrato: scu-
tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 42.
In beiden Indien; auch im rothen Meere. Gibt
das beste Schildpatt*).
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild-
kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue
franche. Engl. the green turtle.) T. pedi-
bus pinniformibus, marginibus maxillarum
dentatis, testa ouata.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner
am Gewicht, und kann mit Lasten von 6 u. m.
Centnern, die man ihr auf den flachen Rücken
legt, fortkriechen. Sie hat ihren gewöhnlichern
Nahmen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale
und der auffallend grünen Farbe ihres schmack-
haften Fettes. Legt mehrere hundert Eyer. Lebt
bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher
ihr ausnehmend schmackhaftes gar nicht thranich-
tes Fleisch.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte.
(europaea Schneid.) T. pedibus palmatis,
testa orbiculata planiuscula.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa po-
stice gibba: margine laterali obtusissimo,
scutellis planiusculis.
Im südlichen Europa und nordlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis eleuatis truncatis.
In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer
flachen Hand: hat wegen seines regelmäßigen
schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten Rücken-
schildes ein artiges Ansehen.
2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.)
Corpus nudum pedibus quatuor, posticis
longioribus.
Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kür-
zern Körper und breitern dickern Kopf als die
Eidexen. Eine einzige Gattung ausgenommen,
sind die übrigen ungeschwänzt. Die mehresten
haben an den Vorfüßen freye Zehen, hinten aber
Schwimmfüße*).
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi,
digitis anticis muticis quadridentatis, posti-
cis vnguiculatis.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch
die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise,
mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merk-
würdig. Das Männchen streicht nähmlich den
Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhn-
liche Weise von sich gegeben, demselben auf den
Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem
Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleich-
sam mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf
von beynahe drey Monathen die darin befindliche
geschwänzte Kaulquappen*) zum Ausbruch reif
sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach ver-
schwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten,
den Rücken ihrer Mutter verlassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern
Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri-
bus ocellatis, pedibus muticis.
In Nord-America. Fast von der Größe eines
Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von
seiner starken Stimme.
4. Paradoxa. (Rana piscis quorundam.) R.
caudata, femoribus postice oblique striatis.
Im südlichen America. Zeichnet sich durch einen
starken fleischigen auf den Seiten platt gedrück-
ten Schwanz von den übrigen Gattungen dieses
Geschlechts aus. Dieses Thier erreicht, gegen die
Weise anderer Frösche, bevor es noch völlig aus-
gebildet worden, doch eine fast Spannenlange
Größe, käutet sich während der Zeit verschiedent-
lich, und hat in diesem Zustande zu einer alten
Sage von Fröschen, die sich in Fische verwan-
delten, Anlaß gegeben.
5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventricoso
verrucoso lurido fuscoque.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist
ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß
man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in
durchsägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken etc.
angetroffen hat*).
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu-
lato, pupilla triquetra.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca-
lamita, Laurent). R. verrucosa, linea dor-
sali flaua, lateralibus rufescentibus.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. Kommt
selten zum Vorschein; gibt aber einen eignen dum-
pfigen Laut von sich, der allerhand abergläubige
Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch.
R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Im Gras und Gebüsch etc. von da die Junge
nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor
kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl
zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gege-
ben haben mag. Sie sind für die Gärten nutz-
bare Geschöpfe, da sie viele Schnecken, aber auch
giftartige Insecten, und z.B. Spanische Fliegen
verzehren, und darum unsicher zu essen sind.
9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker. R. viridis corpore angu-
lato, dorso transuerse gibbo, abdomine
marginato.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut, zumahl des Abends bey schönem
Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen
hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau
und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und
selbst junge Enten, Forellen etc. und können sogar
über große Hechte Herr werden: sind aber ohne
Gefahr zu essen. Zur Begattungszeit bekommen
die Männchen dieser und der vorigen Gattung
[Seite 236] schwarze warzige Knollen an den Daumen der
Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer
Weibchen Brust klammern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (Calamites.
Fr. la raine, grenouille de St. Martin, le
graisset). S. corpore laeui, subtus granu-
lato, pedibus fissis, apicibus digitorum len-
ticulatis.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England,
aber desto häufiger in Italien), auch in Ame-
rica etc. Der klebrige Schleim, womit er wie die
Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem
Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung.
Die erwachsnen Männchen, die an ihrer braunen
Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme,
die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber
auch außerdem zur Paarungszeit von sich geben.
Sie blasen dabey die Kehle zu einer großen Kugel,
fast so groß als ihr ganzer Leib, auf.
3. Draco. Corpus tetrapodum cauda-
tum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis
ab ala distinctis.
In Ostindien und Africa. Die so genannten
Flügel, die sie zu beiden Seiten des Leibes hat,
dienen dem kleinen Thier wohl zu einem Fall-
schirm, aber nicht zum wirklichen Flug.
4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl.
lizard) Corpus elongatum, pedibus
quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der Nil-Crocodil. L. capite
cataphracto, nucha carinata, cauda superne
cristis binis lateralibus horrida.
Gesner de quadruped. ouiparis. pag. 8.
Dieser Crocodil ist das größte Thier der süßen
Wasser, das wohl eine Länge von funfzig*) Fuß
erreichen soll, und hauptsächlich im Nil zu Hause
ist. Er tödtet Menschen und größere Thiere, aber
jung gefangene Crocodile lassen sich doch zähmen.
Das Weibchen liegt bey der Paarung auf dem
Rücken, und legt hernach auf 100 Eyer, die
kaum die Größe eines Gänse-Eyes haben.
2. Gangetica. L. maxillis elongatis teretibus
subcylindricis, cauda superne cristis binis
in vnum confluentibus horrida.
Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.
P. II. tab. 19.
3. Alligator. der Kaiman, Americanische Cro-
codil. L. capite imbricato plano, nucha
nuda, cauda superne lineis binis laterali-
bus aspera.
Im mittlern America. Legt nur etwa dreyßig
Eyer etc.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda
carinata, corpore mutico maculis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ein überaus sauber und
regelmäßig schwarz und weiß geflecktes Thier, das
ungefähr anderthalb Ellen lang wird, und weil
[Seite 238] es sich meist in Gesellschaft der Crocodile auf-
hält, durch den pfeifenden Laut, den es von sich
gibt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen soll.
5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti longa,
sutura dorsali dentata, crista gulae denti-
culata.
Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein
überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. 11.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch
theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf
Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten,
die es mit seiner langen klebrigen Zunge sehr be-
hende zu fangen versteht. Seine Lungen sind
ungeheuer groß, füllen den größten Theil des
Leibes aus, und das Thier kann sich damit nach
Willkühr aufblasen oder dünner machen, daher
vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn
wag, daß das Chamäleon bloß von Luft lebe.
Die Augen des Thiers haben die ganz eigne Ein-
richtung, daß jedes besonders, oder auch beide
zugleich nach verschiedenen Richtungen, eins z.B.
aufwärts, das andere hinterwärts u.s.w. und
zwar sehr schnell bewegt werden können. Die
natürliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, es
ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn es
zornig wird etc. Der zuweilen bemerkte Wieder-
schein von benachbarten farbichten Gegenständen
auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers
hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob sich seine
Farbe überhaupt nach denselben richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder sau-
rus der Alten.) L. cauda tereti mediocri,
digitis muticis subtus lamellatis, corpore
verrucoso, auribus concauis.
In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee
und selbst hin und wieder im südlichen Europa,
z.B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber
in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht
und gefährlich wird. Er hat nähmlich einen gifti-
gen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen,
der sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber
wegläuft, mittheilt.
8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda te-
reti mediocri, apice compressa, digitis mu-
ticis lobato-squamosis marginatis.
Im steinigen Arabien, Aegypten etc. War wei-
land als ein Stärkungsmittel besonderer Art be-
rufen; wird auch noch jetzt, in seiner Heimath,
zu dieser Absicht verbraucht.
9. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Eidexe.
L. cauda verticillata longiuscula, squamis
acutis, collari subtus squamis constricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch
in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee.
Ist eben so unschuldig als alle übrige Deutschen
Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im
Finstern.
10. †. Palustris. Die Sumpf-Eidexe. L. cauda
lanceolata mediocri, corpore laeui, capite
depresso.
11. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser-
Salamander. L. dorso lateribusque verru-
cosis, capite crassiore, mutico; genis pen-
dulis.
Weit größer und dicker als die vorige Gattung:
von schwarzgrüner Farbe: die Männchen haben
im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz
längs des Rückens hinlaufende empor stehende
ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Re-
productionskraft s. oben S. 29.
12. †. Salamandra. der Molch, Salamander,
die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, le mouron.)
L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor-
pore flauo nigroque vario nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und orangegelb gefleckt, Spannenlang
und Daumendick. Daß es giftig sey, im Feuer
leben könne etc. sind Fabeln.
Die Schlangen*) haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen
lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig
bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,
oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im
Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen
und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können), andre auf der Erde, andre meist
[Seite 241] auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an ein-
ander gekettete Eyer, und ihre Kinnladen sind
nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt,
sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich
weit von einander dehnen lassen, so daß die
Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker
als sie selbst sind, ganz verschlingen können.*)
Manche sind mit heftigem Gift in besondern
Bläschen des Oberkiefers versehen, was ihnen
als Digestivmittel, aber auch zum Fang ihres
Raubes und zur Vertheidigung dient**). Es
wird in eignen Drüsen abgeschieden und durch
besondre röhrenförmige, einzeln stehende, gegen
die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung ver-
sehene, Giftzähne (– als durch einen Ausfüh-
rungsgang –) beym Biß in die Wunde geflößt.
5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr. ser-
pent à sonnettes. Engl. rattle-snake.) Scuta
abdominalia. Scuta squamaeque subcau-
dales. Crepitaculum terminale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf
6 Fuß lang und fast Arms dick. Die Zahl der
Gelenke an der Klapper steigt bey manchen über
40 und soll mit den Jahren des Thiers wachsen.
Daß kleine Vögel etc. im Gebüsch der darunter
liegenden Klapperschlange gleichsam von selbst in
den Rachen fallen*), wird von gültigen Augen-
zeugen versichert; ist aber keine ausschließliche
Eigenheit dieses Geschlechts, da man das nähm-
liche auch an mehrern andern Schlangen der
neuen und alten Welt bemerkt haben will. –
Die Klapperschlangen selbst, werden häufigst von
den Schweinen und Raubvögeln, auch von vielen
Negern in America, ohne Nachtheil gegessen.
Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.
6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.
1. Constrictor. die Abgottsschlange, Anaconda.
B. scutis 240. scutellis 60.
In Ostindien und Africa. Wird nach Adam-
sons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Kann
einem lebendigen Tiger die Rippen und andere
Knochen entzwey brechen und nachdem sie ihn mit
einem gallertartigen Geifer überzogen, hinter-
würgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und
wird wie die Brillenschlange von den Ostindischen
Gaucklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet.
Die Amaru-Schlange in Süd-America die
von den Antis in Peru angebetet ward, und auch
auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser
verschieden.
Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig ver-
ehrte so genannte Juda-Schlange von einer
andern Gattung. Auch wird sie nur etwa sechs
Fuß lang.
7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab-
dominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen
der Viper belegt. Hier diese von Linné so ge-
nannte, ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes. ♂ die gehörnte Schlange.*) C.
scutis 145. squamis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 40.
Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und
soll allerdings auch giftig seyn*).
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the
adder) ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Meyer (s. oben S. 37.) vol. II. tab. 15-18.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun-
licher Farbe und in den wärmern Gegenden der
alten Welt, auch schon in Deutschland und in der
Schweiz, zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar
heftige Entzündung etc. wird doch aber nur selten
tödtlich. Auch wird sie ohne Schaden von den
Raubvögeln gefressen. Es ist dieselbe Gattung
womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so
viele merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. † Natrix. die Ringel-Natter, Schnacke,
der Unk. C. scutis 170. squamis 60.
Meyer l. c. vol. I. tab. 89. sqq.
Stahlfarb mit weißen Seiten-Flecken, zumahl
an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst
in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden,
die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuer-
lichen Erzählungen von Lindwürmern etc. gegeben
haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C.
scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten B. 1stes St. tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige
Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu
Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang.
[Seite 245] Längs des Rückens laufen etliche und zwanzig
große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken,
die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese
wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander
abgesondert sind. Die Mädchen in Florida tragen
das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in
die Haare geflochten etc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
SEBA vol. II. tab. 85. 90. u.a.
In Orient. Die Haut am Halse ist weit aus-
dehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen
Figur bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlan-
gen, wird aber doch vom Ichneumon ohne Scha-
den gefressen, und ist auch leicht und ohne Gefahr
zu allerhand Gaukelkünsten abzurichten.
8. Angvis. Squamae abdominales et
subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Hasel-
wurm, Hartwurm. (Engl. the blind-worm,
the flow-worm.) A. squ. abd. 135. totidem-
que subcaud.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und
die Stücke bewegen sich doch noch stundenlang.
Man findet von ihr mancherley theils sauber ge-
zeichnete Spielarten.
2. Platura. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Im Indischen Ocean und der Südsee.
[Seite 246]9. Amphisbaena. Annuli trunci cau-
daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Rugae trunci caudaeque.
Labrum superius tentaculis 2.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast
wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothem kalten
Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer
mit Gräten versehenen Flossen bewegen, und
mittelst wahrer lebenslang bleibender Kiefern
Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiefer und wahre Flossen – um sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 95.) zu
unterscheiden.
Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei-
ten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder
mehreren großen halbmondförmigen Schuppen,
die deßhalb die Kiefer-Deckel (opercula bran-
chialia) heißen und bey den mehresten mit der
Kiefer-Haut (membrana branchiostega) ver-
bunden sind. Die Kiefern selbst sind mit unzäh-
ligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und
auf jeder Seite in vier Blätter vertheilt, die
ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und
[Seite 248] die an ihrer Basis durch eben so viele bogen-
förmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben so
wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange
entbehren können, geschieht bey ihnen indem sie
die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund
in die Kiefern leiten, und dann durch die Kiefer-
öffnung (apertura branchialis) wiederum von
sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen
versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein-
und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich
einige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig-
faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine
verticale Stellung d.h. er ist auf beiden Seiten
zusammen gedrückt (corpus compressum s. ca-
thetoplateum); bey einigen andern hingegen,
wie bey dem Rochen, liegt er horizontal, ist in
die Breite platt gedrückt (corpus depresum s.
[Seite 249] plagioplateum); bey andern, wie beym Aal etc.
ist er mehr rundlich: bey andern, wie bey den
Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig etc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf
unmittelbar an einander ohne durch einen eigent-
lichen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Die Fische sind (höchstens bis auf sehr we-
nige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet; die
von einer ganz eignen Substanz, und bey den
verschiedenen Gattungen von der mannigfaltig-
sten theils ausnehmend eleganten Bildung und
Zeichnung, und farbigen Gold- und Silber-
glanze sind.
Sie werden von außen noch mit einem beson-
dern Schleim überzogen, der großen Theils aus
kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden
scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden
Seiten des Körpers in der so genannten Seiten-
Linie liegen.
Die mehrsten der so genannten Knorpelfische
sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit
einer festen knochigen Schale gepanzert.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen, (an welchen man neuerlich merkwürdige
Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen
aus dünnen knochenartigen oder knorplichten
[Seite 250] Gräten, die durch eine besondere Haut mit ein-
ander verbunden, an eignen Knochen befestigt,
und durch bestimmte Muskeln bewegt werden.
Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern,
Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts
hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen
(pinnae pectorales); die am Bauche vor der
Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen
(pinnae ventrales); die hinter dieser Oeff-
nung, Steißflosse (pinna analis); endlich am
Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis).
Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage,
und vertritt völlig die Stelle eines Steuerruders
zum Lenken etc. So wie hingegen die Brustflossen
zum eigentlichen Fortrudern u.s.w. dienen.
Die so genannten fliegenden Fische haben sehr
lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da-
mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe-
hen und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der
Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken
(wie bey den so genannten Cartesianischen Teu-
felchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl
die Süß-Wasser-Fische versehen sind, die mit
Stickluft (Gas azotique) gefüllt ist, und meist
mittelst eines eignen Canals (ductus pneuma-
ticus) mit dem Magen oder Schlunde in Ver-
bindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süß-Wasser-
Fische. Einige können doch auch zuweilen einige
Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die
Muräne etc. Andere theils in warmen minerali-
schen Quellen*).
Die mehresten Fische, zumahl die in der
See leben, sind animalia nocturna, die nähm-
lich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen,
am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig
halten. Daher auch die von Fischen lebenden
Insulaner und Küsten-Bewohner meist des
Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen
verändern in gewissen Jahreszeiten ihren Auf-
enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen
in die Buchten und Mündungen der Flüsse;
manche derselben aber, wie z.B. die Häringe
im nordlichen atlantischen Ocean, machen auch
noch außerdem anderweitige Züge zu bestimm-
ten Jahrszeiten und in unermeßlichen Schaaren
zwischen den Küsten des westlichen Europa und
des nordostlichen America**).
Die Fische sind größten Theils fleischfressende
Thiere, und sind, da sie keine eigentliche Füße
haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher-
ley andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver-
sehen worden.
Theils nähmlich mit langen Bartfasern
(cirri) am Maule, um damit andere kleine Was-
serthiere, wie mit einem Köder zu locken und
gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der
Froschfisch etc.)
Andre wie der Chaetadon rostratus, mit
einer Spritzröhre, um dadurch die über dem
Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu
schießen.
Andre, wie drey Seefische, der Zitterrochen,
Tetrodon electricus und Trichiurus indicus
und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der
Zitterwels, mit einer besondern erschütternden
und betäubenden Kraft u.s.w.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft,
so muß der Geruch bey vielen überaus scharf
seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Ent-
fernung auswittern.
Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins
Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den Sinn,
und zwar in auffallender Schärfe, – sondern
[Seite 253] auch selbst ähnliche Organe wie die im innern
Ohr anderer rothblütigen Thiere, besitzen.
Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen
sich aber im Baue des Auges der Fische*), das
sich z.B. durch den gänzlichen Mangel des so
genannten Strahlenbandes (corpus ciliare); –
und anderseits durch einen überaus sonderbaren
fleischichten meist ringförmigen Wulst der inner-
halb des Augapfels hinter der schwarzen Haut
liegt, u. dergl. m. auszeichnet.
Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel
an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch
weiß man, daß manche, wie z.B. die Forellen
überaus kirre werden**); andere, z.B. die
Karpfen sehr listig und verschlagen sind u.s.w.
Von ihrem Schlaf gilt meist die gleiche
Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht
worden (§. 92.), daß nähmlich vermuthlich alle
einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl
nur sehr wenige einen bestimmten täglichen pe-
riodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z.B.
vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aal-
mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische
wirklich mit einander paaren; sondern bey den
mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch
unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt
hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu
begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Landwirth-
schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der
künstlichen Vermischung von Eyern und Samen
der Forellen etc. junge Fische erzielen kann*).
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man
einzeln unter denselben wirkliche Zwitter – und
anderseits auch völlig geschlechtlose**) Mißge-
burten gefunden haben will.
Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer-
chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta-
tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an-
dern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer-
stöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper.
Daher zählt man, z.B. beym Häring, zwischen
20 und 37000, beym Karpfen über 200000, bey
[Seite 255] der Schleihe 383000, beym Flinder über eine
Million Eyerchen etc.*)
Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus
dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt;
sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Am-
phibien (§. 95.), erst einer Art von Metamor-
phose unterziehen, wodurch erst nach und nach
ihre Flossen u. dergl. m. allgemach ausgebildet
werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe
ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß
von Karpfen, Hechten etc. daß sie anderthalb
hundert Jahre erreichen können. Doch werden
einige kleine Fische, wie z.B. der Stichling etc.
nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;
aber eben von dieser Seite für einen großen Theil
des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von
diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig-
keit. Selbst wilde Völker, wie z.B. die Kamt-
schadalen, Brasilianer etc. wissen die Fische auf
die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Art
Mehl, zu Kuchen u.s.w. zu bereiten: und bey
vielen, wie z.B. unter den Insulanern des stil-
[Seite 256] len Oceans, macht der Fischfang ihr Haupt-
geschäft, – und in Rücksicht der überaus sinn-
reichen angemeßnen Geräthschaften die sie sich
dazu erfunden haben wirklich eine Art von nach-
denkendem Studium aus. Aber auch für einen
großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang
einiger besondern Gattungen von Fischen wie
z.B. des Härings, Cabliaus, Thunnfisches
u. dergl. m. ein äußerst wichtiger Gegenstand.
Des unsäglichen Luxus zu geschweigen, den man
zumahl bey den alten Römern mit vorzüglich
großen Stücken von schmackhaften Fischen, be-
sonders mit Stören, Muränen etc. getrieben. Ihr
berühmtes garum*) ward aus den Eingewei-
den mancher Fische, (gewisser Maßen so wie der
Cavear aus dem Rogen der Störe) bereitet.
Manche Theile einiger Fische werden auch zu
Kunstsachen benutzt; wie z.B. die Schuppen
des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen
und Hayen etc.; Hausenblase etc. Die Haut des
Sägefisches zu Sohlenleder. Thran der Häringe
u.a. Fische zum Brennen etc.
Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und
[Seite 257] in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind
einige Fische mit heftigem Gift versehen, das
ihren Genuß gefahrvoll und tödtlich machen kann.
So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.
Bey der Anordnung der Geschlechter habe
ich, wie es die Natur mit sich bringt, die von
Linné ohne Grund zu den Amphibien gezählten
Fische wieder hieher in diese ihre behörige Classe
gebracht, wo sie nun die beiden ersten Ordnun-
gen ausmachen.
In den übrigen vieren hingegen bin ich ganz
dem Linnéischen System gefolgt.
I. Chondropterygii. Die eigentlichen Knor-
pelfische, die nähmlich knorpelartige Grä-
ten und meist mehrere Kiemenlöcher (spi-
racula branchialia) haben.
II. Branchiostegi. Denen der Kieferdeckel
und die Kieferhaut oder doch eins von
beiden mangelt.
Die folgenden hat Linné nach der Beschaf-
fenheit und Lage der Bauchflossen geordnet:
nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen
haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor
den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge-
rade unter den Brustflossen, und
Die Fische dieser Ordnung haben knorplichte
Gräten (besonders auch in den Flossen), und bey
den mehresten ist das Maul auf der Unterseite
des Kopfs befindlich.
1. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.)
Spiracula branchialia 5 subtus ad collum;
corpus depressum; os sub capite.
Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen,
so vermehren sie sich doch so stark, daß das Meer
in manchen Gegenden davon wimmelt. Die Eyer
haben eine hornichte Schale mit vier Spitzen, und
heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampfisch. (Fr.
la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota
laeuis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 19 sqq.
Besonders im mitländischen Meer. Der bekann-
teste von den elektrischen Fischen. (§. 110.) Wird
doch an theils Orten gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete,
Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, the
flair.) R. varia, dorso medio glabro, cauda
vnico aculearum ordine.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf-
tes Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, la tareronde. Engl. the
sting-ray.) R. corpore glabro, aculeo longo
anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.
In vielen Meeren der Welt. Sein Schwanz-
Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem
Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
2. Gastrobranchvs. Bauchkieme. Spi-
racula branchialia 2 ventralia. Fistula
in rostro. Pinnae pectorales aut ventra-
les nullae.
Dieses Fischgeschlecht ward ehedem unter dem
Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.
1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My-
xine glutinosa Linn.)
An den Küsten des nordlichen atlantischen Oceans.
Soll gar keine Augen haben!
3. Petromyzon. Spiracula branchia-
lia 7 ad latera colli. Fistula in vertice.
Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproye.
Engl. the lamprey.) P. ore intus papilloso,
pinna dorsali posteriori a cauda distincta.
In der Nordsee so wie im mitländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 8 und mehrere Meilen
weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2. †. Fluuiatilis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die
vorige Gattung.
4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer.
Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad
latera colli. Corpus oblongum tere-
tiusculum. Os in anteriore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis,
corpore teretiusculo.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. S.
capite latissimo transuerso malleiformi.
3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano,
dentibus serratis.
Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in
seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde
gefunden. Hat sechsfache Reihen Zähne im Rachen,
die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen)
nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern durch
eine Art Gelenk mit denselben verbunden und folg-
lich beweglich sind, und zurückgeschlagen werden
können.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr.
la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna
ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrin-
que dentato.
Das breite schwertförmige oft mehrere Ellen
lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe
führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder
mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.
5. Chimaera. Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium su-
perius quinquepartitum. Dentes primo-
res incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Im nordlichen atlantischen Meer.
6. Acipenser. Spiracula lateralia soli-
taria, linearia. Os sub capite, retractile,
edentulum. Cirri quatuor sub rostro
ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl.
the sturgeon.) A. squamis dorsalibus 11.
In allen europäischen Meeren, auch im ca-
spischen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht
nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so
wohl wegen des Fleisches als des aus dem Rogen
bereiteten Caviars, für viele Völker einen wich-
tigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund
schwer werden.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa-
libus 15.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am häufigsten im caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis
dorsalibus 13. caudalibus 43.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausen-
blase merkwürdig, die man besonders aus der
Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör
und noch aus einer andern Gattung dieses Ge-
schlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser
stellatus) die auch das beste Caviar gibt; ja theils
auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.
In Rücksicht der Flossen und übrigen Grä-
ten nähern sich die Thiere dieser Ordnung schon
mehr den folgenden Ordnungen der von Linné
eigentlich so genannten Fische. Es fehlt ihnen
aber doch entweder der Kieferndeckel, oder die
Kiefernhaut, oder beides*).
7. Lophivs. Seeteufel. (Fr. diable de mer.
Engl. sea-devil.) Pinnae pectorales bra-
chiis insidentes. Spiracula solitaria pone
brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca-
trix. Fr. la grenouille pecheufe. Engl. the
frog-fish.) L. depressus capite rotundato.
An den europäischen Küsten. Der ungeheure
Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers
ausmacht, und dann die fleischichten Angelfaden
am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes
Ansehen.
8. Balistes. Hornfisch. Caput compres-
sum. Apertura supra pinnas pectora-
les. Corpus compressum, squamis corio
coadunatis. Abdomen carinatum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B.
pinna capitis biradiata, corpore posterius
subuilloso.
9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson
coffre.) Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ventrales nullae.
1. Triqueter. O. trigonus muticus.
So wie der folgende in Ostindien.
[Seite 265]2. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali-
bus subcaudalibusque binis.
Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs
regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienen-
zellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus
subtus muricatum. Pinnae ventrales
nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.) T.
abdomine aculeato, corpore laeui, humeris
prominentibus.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein
gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der
See, in der Mündung des Flusses, sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis
viridibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II.
tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri-
schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der
St. Johanna-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the
moon-fish.) T. totus hispidus, papillis setaceis.
Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (Engl. the sun-fish.)
T. laeuis compressus, cauda truncata: pinna
breuissima dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.
11. Diodon. Corpus spinis acutis mobi-
libus vndique adspersum. Pinnae ven-
trales nullae.
1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis
teretibus.
Zumahl im atlantischen Ocean: und zwar auch
an den nordamericanischen Küsten.
12. Cycloptervs. Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in
orbiculum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hof-
padde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump-
sucker.) C. corpore squamis osseis angulato.
In den nordlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde
aufs festeste an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.
13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum.
Abdomen carinatum. Pinnae ventrales
vnitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa.
14. Syngnathvs. Rostrum subcylin-
dricum, ore operculato maxilla inferiore.
Corpus cataphractum. Pinnae ventrales
nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani
pectoralibusque radiatis; corpore septem-
angulato tuberculato.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die
See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl.
the sea horse.) S. pinna caudae quadrangu-
lae nulla, corpore septemangulato tuber-
culato.
Im mitländischen u.a. Meeren. Hat seine
Nahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf
und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe
verglichen worden. Im Tode krümmt es sich wie
ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
15. Pegasvs. Os proboscide tetractili.
Rostrum ensiforme lineare. Corpus ar-
ticulatum osseis incisuris, cataphractum.
Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen
ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl
den Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die folgenden drey Ordnungen be-
greifen nun die von Linné eigentlich so genannten
Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine
Brustflossen haben.
16. Mvraena. Caput laeue. Nares tubu-
losae. Membr. branch. radiis 10, corpus
teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis
coadunata dorsali anique. Spiracula pone
caput vel pinnas pectorales.
1. Helena, die Muräne. M. pinnis pectorali-
bus nullis.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern
Meeren beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl.
the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore vnicolore.
In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen
ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat ein
zähes Leben, und das ihm ausgeschnittne Herz
behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitz-
barkeit. Nach den genauesten Beobachtungen ge-
bährt er wohl sicher lebendige Junge.
17. Gymnotvs. Caput operculis laterali-
bus. Tentacula duo ad labium superius.
Membr. branch. radiis 5; corpus com-
pressum, subtus pinna carinatum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus,
dorso apterygio, pinna caudali obtusissima
anali connexa.
Besonders bey Surinam und Cayenne wo ihn
van Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat. Un-
gefähr Manns lang.
18. Trichivrvs. Caput porrectum,
operculis lateralibus. Dentes ensiformes,
apice semisagittati: primores maiores.
Membr. branchiostega radiis 7. Corpus
compresso-ensiforme. Cauda subulata,
aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch.
(§. 110.)
19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu-
lum. Dentes primores supra infraque co-
nici, diuergentes, sex pluresue, molares
inferiores palatique rotundati. Membr.
branch. rad. 6. Corpus teretiusculum,
pinna caudae distincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl.
the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis
subrotundis.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput compressum.
Labium superius duplicatum, dentes ace-
rosi. Membr. branch. rad. 7 corpus tere-
tiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobianus der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch. (Engl. the sand launce) A.
maxilla inferiore longiore.
Ebenfalls am nordlichen Europa.
21. Ophidivm. Caput nudiusculum,
dentes maxillis, palato, faucibus. Membr.
branch. rad. 7 patula. Corpus ensiforme.
1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla
inferiore cirris 4.
22. Stromatevs. Caput compressum.
Dentes in maxillis, palato. Corpus oua-
tum, latum, lubricum. Cauda bifida.
23. Xiphias. Caput maxilla superiore
terminatum rostro ensiformi. Os eden-
tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus
teretiusculum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épee de mer, l'empereur, l'espadon.
Engl. the sword-fish, whale-killer.) X.
mandibula inferiore acuta, triangulari.
In den nordlichen so wohl als südlichen Meeren,
wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und
hält dann gegen 5 Centner an Gewicht.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust-
flossen sitzen.
24. Callionymvs. Caput labio su-
periore duplicato; oculi approximati.
Membr. branchiostega rad. 6.; apertura
nuchae foraminibus respirante. Oper-
cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ven-
trales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C.
dorsalis prioris radiis longitudine corporis.
25. Vranoscopvs. Caput depressum,
scabrum, maius. Os simum, maxilla su-
[Seite 272] perior breuior. Membr. branch. rad. 5;
anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the star gazer.) V. citris multis in maxilia
inferiore.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meer.
26. Trachinvs. Caput scabriusculum,
compressum. Membr. branch. rad. 6;
anus prope pectus.
1. †. Draco. das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever.) Trachinus.
Im mitländischen Meer, und der Nordsee etc.
27. Gadvs. Corpus laeue. Membr.
branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute
communi vestitae, pectorales acuminatae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock.) G. tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Im ganzen nordlichen europäischen Ocean, vor-
züglichst aber an den englischen und schottischen
Küsten.
2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore.
Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
[Seite 273]3. †. Morrhua. der Kabbeljau, Steinfisch.
Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl.
the cod-fish.) G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio primo anali spinoso.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge-
schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge
und wegen der mannigfaltigen Zubereitung (ge-
trocknet als Stockfisch, als Laberdan, und als
Klippfisch) und langen Conservation etc. von der
äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich in den
nordlichen Gegenden, beides des stillen und des
atlantischen Oceans, werden aber vorzüglichst um
Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und
an den Nordküsten von Großbritannien gefangen*).
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte-
rygius imberbis albus, maxilla superiore
longiore.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte,
Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl.
the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxil-
lis aequalibus.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer
der schmackhaftesten europäischen Fische.
28. Blennivs. Schleimfisch Caput de-
cliue, tectum. Membr. branch. rad. 6.
corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus.
Im mitländischen Meer, in der Nordsee etc.
Gebärt lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen sitzen.
29. Cepola. Caput subrotundum com-
pressum. Os simum, dentes curuati, sim-
plici ordine. Membr. branch. radiis 6.
Corpus ensiforme, nudum, abdomine vix
capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.
30. Echeneis. Caput depressum, supra
planum marginatum, transuerse sulca-
tum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl.
the sucking fish.) L. cauda bifurca, striis
capitis 18.
Ein sonderbares Thier, was sich mittelst des
queergestreiften Hinterkopfs, aufs festeste an Schiffe
und Ufer anhalten kann. Daher die alte Fabel,
daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu
hemmen vermöge.
31. Coryphaena. Caput truncato de-
cliue. Membr. branch. rad. 5; pinna dor-
salis longitudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.)
C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60.
Im atlantischen Meer. Ein prachtvolles Thier.
32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos
approximatos, altero anteriore. Membr.
branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae
in ouatam.
1. †. Niger. die Meergrundel, G. pinna dor-
sali secunda radiis 14.
33. Cottvs. Caput corpore latius, spi-
nosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein-
picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus
rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
An den nordlichen Küsten von Europa und
America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolpe, Gropp,
Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's
thumb.) C. laeuis, capite spinis duabus.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am
Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge-
krochen sind aufs sorgfältigste.
34. Scorpaena. Caput magnum, acu-
leatum. Oculi vicini. Dentes maxillis,
palato, faucibusque. Membr. branch.
radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
35. Zevs. Caput compressum, decliue.
Labium superius membrana transuersa
fornicatum. Lingua subulata. Membr.
branch. radiis 7 perpendicularibus: in-
fimo transuerso. Corpus compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin-
nam analem dorsalemque recumbente.
2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda
rotundata; lateribus mediis ocello fusco;
pinnis analibus duabus.
36. Plevronectes. Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.) Ocu-
lis vtrisque in eodem latere frontis.
Membr. branch. rad. 4–7. Corpus com-
pressum, latere altero dorsum, altero ab-
domen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur, die ihre beiden Augen auf einer Seite des
Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf
der rechten, andere auf der linken: sehr selten
finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anoma-
lisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben.
Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief
seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage,
die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.)
P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu-
lis 6 capitis.
Nebst den folgenden besonders in den nordlichen
Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.)
P. oculis dextris, linea laterali aspera, spi-
nulis ad pinnas.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl.
the dab.) P. oculis dextris, squamis ciliatis,
spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique,
dentibus obtusis.
4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le
fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris,
corpore toto glabro.
Theils von vier Centnern an Gewicht: unter
andern in größter Menge im nordlichen stillen
Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl.
turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero.
Doch weit kleiner als die vorige.
37. Chaetodon. Dentes (plurimis) se-
tacei, flexiles confertissimi, numerosissimi.
Membr. branch. rad. 6; corpus pictum,
pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae
dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro cy-
lindrico.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in
eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten, die
an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß
sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis
dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi
longissimo.
38. Sparvs. Brachse. Dentes primores
robusti, molares obtusi, conferti. Labia
simplicia. Membr. branch. rad. 5. cor-
pus compressum. Pinnae pectorales acu-
minatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea
inter oculos.
Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von
dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello sub-
caudali, corpore fasciis nigris.
Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr
hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Ge-
liebte kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens,
cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in
sinum producta.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische.
Zuweilen giftig.
39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, labia
duplicata magna. Membr. branch. rad. 6;
pinnae dorsalis radii postice ramento fili-
formi aucti. Pectorales rotundatae.
1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulua vtrim-
que dentata.
Im mitländischen Meer. Nur Fingers lang,
von ausnehmend schönen Farben. Wird den Ba-
denden durch seinen Biß lästig, der wie Mücken-
stiche schmerzt.
40. Sciaena. Caput totum squamis ob-
tectum. Membr. branch. rad. 6; opercula
squamosa et totum caput. Corpus fos-
sula dorsi pro pinna dorsali recondenda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al-
bescente.
Wie so viele andre Gattungen dieses Geschlechts
im rothen Meere.
41. Perca. Opercula squamosa, serrata.
Membr. branch. rad. 7. Corpus pinnis
spinosis.
1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis 16.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis 32.
Ein schmackhafter Raubfisch des nordlichern
Europa.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27;
spinis 15; cauda bifida.
42. Gasterostevs. Membr. branch.
rad. 3; corpus ad caudam vtrimque cari-
natum. Pinnae ventrales pone pectora-
les, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. Der Stichling. (spinarella.
Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus.
43. Scomber. Caput compressum, laeue.
Membr. branch. rad. 7; corpus laeue, li-
nea laterali postice carinatum. Pinnae
spuriae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le marquereau.
Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.
Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie
der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich schmack-
hafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten
ein vorzügliches Garum. (§. 118.)
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferio-
ribus 7; abdomine lineis vtrinque 4 nigris.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon.
Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8.
In der Nordsee, dem mitländischen Meer, Ost-
und Westindien etc. Wird über manus lang, und
dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuwei-
len giftig*).
44. Mvllvs. Caput compressum, decliue,
squamis tectum. Membr. branch. rad. 3.
Corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.
Ein schöner schmackhafter Fisch des mitländi-
schen Meers. Ungefähr fuß lang.
45. Trigla. Caput loricatum lineis sca-
bris. Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi
ad pinnas pectorales.
1. Hirundo. die Seeschwalbe. (Fr. la cabote.
Engl. the tub fish.) T. digitis ternis, linea
laterali aculeata.
2. Volitans. T. digitis vicenis membrana pal-
matis.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust-
floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in süßen
Wassern.
46. Cobitis. Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch. rad. 4-6. Cauda
versus pinnam minus angustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis
prominulis.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und
wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner
gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut
des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel,
merkwürdig*).
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche.) C. cirris 6,
capite inermi compresso.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. Die größten finden sich in der Aar in
der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 8, spina supra oculos.
Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich
geben. Wenn man ihn in Gläsern, mit Sand
am Boden, erhält, so wird er bey jeder bevor-
stehenden Wetterveränderung unruhig.
47. Silvrvs. Caput nudum. Os cir-
ris filiformibus tentaculatum. Membr.
branch. rad. 4-14. Radius pinnarum
pectoralium aut dorsalis primus spino-
sus, retrodentatus.
1. † Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.
Der größte Süßwasserfisch, der wohl 3 Centner
am Gewicht hält, und wegen des unförmlich
großen und breiten Kopfes und der langen Bart-
fäden ein sonderbares Ansehen hat.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vni-
radiata, squamis ordine simplici, cirris 6
cauda integra.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.
le trembleur.) S. pinna dorsali vnica lum-
bari, remota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc.
de Paris, 1782. tab. 20.
Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Findet
sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüs-
sen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist doch eßbar.
48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput
laeue depressum. Os edentulum re-
tractile. Membr. branch. radiis 6; cor-
pus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
49. Salmo. Caput laeue. Dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch. rad.
4-10; pinna dorsalis postica adiposa;
pinnae ventrales multiradiatae.
1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon.
Engl. the salmon.) S. rostro vltra inferio-
rem maxillam prominente.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils,
wie auf Labrador, in unsäglicher Menge. Hält
sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber
in der See auf. Nur die Männchen haben einen
gebogenen Unterkiefer.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte
saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocellis
nigris iridibus brunneis, pinna pectorali
punctis 6.
Wird wohl 8 bis 10 Pfund schwer.
[Seite 285]3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout.) S. maculis rubris, maxilla in-
feriore sublongiore.
In schattigen kalten Waldbächen auf kiesichtem
Grund; wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt
sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth-
fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis,
ventre fuluo.
Im alpinischen und nordlichen Europa. Ein
wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen,
deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus-
macht; lebt größtentheils von Mücken (culex
pipiens).
5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani 17.
Im nordlichern Europa. Fast durchscheinend.
6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch.
S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae
dorsi 14.
In der Nord- und Ostsee; auch in der Hud-
sonsbay.
Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen,
und der Aalbock im Thuner-See, der mit der
Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.)
S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi
radiis 23.
Im mittlern Europa und Sibirien.
50. Fistvlaria. Caput: rostrum cy-
lindricum, apice maxillosum. Membr.
branch. radiis 7; corpus....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
51. Esox. Caput supra planiusculum;
mandibula superiore plana breuiore, in-
feriore punctata: dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike.) Q. rostro depresso subaequali.
Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht
nur andere Fische, sondern auch allerhand Am-
phibien, Kröten etc. viele Wasservögel und kleine
Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie.
Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxilla
subulato.
In den europäischen Meeren, theils in unsäg-
licher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn
sie mir Saftfarbe angestrichen wären.
52. Elops. Caput laeue. Dentium sca-
brities in maxillarum margine, palato.
Membr. branch. radiis 30; praeterea
exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
53. Argentina. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor-
pus ano caudae vicino. Pinnae ventra-
les multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.
54. Atherina. Caput maxilla superiore
planiuscula. Membr. branch. radiis 6.
Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
55. Mvgil. Caput: Labia membranacea:
inferius introrsum carinatum. Dentes
nulli. Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr. branch. rad. 7. curuis. Oper-
cula laeuia rotundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
queradiata.
56. Exocoetvs. Caput squamosum.
Os edentulum, maxillis vtroque latere
connexis. Membr. branch. rad. 10. Cor-
pus albicans, abdomen angulatum, pinnae
pectorales maxime volatiles, radiis an-
tice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo-
mine vtrinque carinato.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet
sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in unsäglicher Menge.
57. Polynemvs. Caput compressum,
vndique squamosum: rostro obtusissimo
prominente. Membr. branch. rad. 7. s. 5;
corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.
1. Quinquarius P. digitis quinque corpore
longioribus.
Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.
58. Clvpea. Caput maxillarum superio-
rum mystacibus serratis. Membr. branch.
rad. 8. Branchiae interne setaceae. Ab-
dominis carina serrata. Pinnae ventrales
saepe nouemradiatae.
1. †. Harengus. der Häring, Strömling. (Fr.
l'hareng. Engl. the herring.) C. immacu-
lata, maxilla inferiore longiore.
Einer der wichtigsten Fische für die nordliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen
Möven-Gattungen etc.) verfolgt wird, sich aber
auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be-
sonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert
bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm-
ten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben
§. 109. –) nach den europäischen Küsten, zumahl
nach den Orcaden, nach Norwegen etc. so viele tausend
Europäer mit ihrem Fang beschäftigt. Wilhelm
Beukelszoon von Bierfliet in Flandern hat 1416
zuerst Häringe eingesalzen.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna
dorsali radiis 13.
Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber auch
im mitländischen. Ist von manchen Naturfor-
schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May-
fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. late-
ribus nigro maculatis, rostro nigro.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore
longiore.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li-
vorno gefangen.
59. Cyprinvs. Caput ore edentulo. Os
nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3.
Corpus laeue albens. Pinnae ventrales
saepe nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra-
diis 7. cirris 7, pinnae dorsi radio secundo
vtrinque serrato.
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl.
the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4,
pinnae dorsalis radio postice serrato.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit
verwandten Gattungen, zumahl mit der Karau-
sche, Bastarden geben. Auch finden sich unter
den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend
einer andern bekannten Fischgattung.
Die Spiegelkarpfen*), die sich besonders
durch die beständig von Schuppen entblößten Theile
des Körpers auszeichnen, sind doch nicht bloß für
eine Spielart sondern für eine besondre Gattung
dieses Geschlechts anzusehen.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche.
Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso cirris 2.
In sacht fließenden Wassern mit lehmigem
Boden; seltner in großen Flüssen, wie im Rhein,
in der Tiber etc. Auch sie gibt einen Laut mit
den Kieferdeckeln von sich. Die Goldschleihe**)
[Seite 291] die sich zumahl in Schlesien findet, ist einer der
schönsten deutschen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10,
cauda integra, linea laterali recta.
5. Auratus. das Schinesische Goldfischchen,
der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée.
Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina,
caudae transuersa bifurca.
Joh. Baster in Haarlem. Verhandl.
VII. D. I. St. mit illum. Fig.
In den Flüssen von Schina und Japan in
mancherley theils wunderbaren Varietäten, der
Farbe, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der
Augen etc. Man hält sie dort ihrer schönen Auror-
Farbe und ihrer Munterkeit wegen auf den Zim-
mern in Porcellan-Gefäßen: und sie kommen
auch recht gut in Europa fort, wo sie zuerst 1691
nach England gebracht worden sind. Können Jahr
und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitre Nah-
rung leben, und geben dabey doch von Zeit zu
Zeit Unrath von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8,
macula fusca ad caudam, corpore pellucido.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.
Zumahl im südlichen Deutschland. Schön Oran-
gefarben.
8. †. Alburnus. Ukley, Weißfisch. (Fr. l'ablette.
Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.
Seine Schuppen werden zur Verfertigung der
Glasperlen gebraucht*).
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna
ani rad. 27. pinnis fuscis.
Wegen seiner starken Vermehrung und schmack-
haften Fleisches einer der wichtigsten Fische
Deutschlands.
Die letzten beiden Classen des Thierreichs, die
Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon
dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein
rothes Blut, sondern statt dessen einen weiß-
lichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie
auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia
exsanguia) genannt wurden.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zu-
stande, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch
Einschnitte von einander abgesondert sind, ja
bey den mehresten fast nur wie durch einen Faden
unter sich verbunden werden. Außerdem zeich-
nen sie sich aber auch durch besondre Fäden aus,
die sie in ihrem vollkommnen Zustande an der
Stirn tragen, (Antennae, Fühlhörner) und
die alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist
aber auch noch außerdem gegliedert sind; und
endlich durch die hornartigen eingelenkten Füße,
[Seite 294] und deren größere Anzahl, da die vollkommenen
Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche
aber wohl auf anderthalb hundert etc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten wenige Eigenschaften, die ihnen
allen gemein wären. Die ganz unermeßliche
Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich ver-
schiedenen Bestimmungen, und dahin abzweckende
eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse etc. er-
fordern einen äußerst mannigfaltigen Körper-
bau, in welchem sie, so wie in der ungleichen
Größe ihres Körpers ausnehmend von einander
abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers
ist weit mannigfaltiger als bey den übrigen Thie-
ren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen
Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken
besteht, die sich wie die Schienen eines Blech-
handschuhes über einander schieben lassen; und
wodurch diese Thiere vor mancherley Unfällen
gesichert, und für den Mangel der Knochen, die
bey andern Thieren zur Grundlage der Muskeln
u.a. weichen Theile dienen, entschädigt werden.
Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bey
den Schmetterlingen etc. die Flügel mit kleinen
Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die
zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie
[Seite 295] sich überhaupt unter den Insecten, Thiere von
ganz unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge, und also vermuthlich auch in der Art der
Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von
den übrigen Thieren ab. So daß ihnen sogar
viele berühmte Männer verschiedne von unsern
fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den
Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen;
da man doch jenes bey vielen die einander zur
Paarungszeit durch einen besondern Laut locken,
und diesen bey noch weit mehrern die ihren ver-
steckten Fraß auswittern, unverkennbar wahr-
nimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von
zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure Halb-
kugeln, die aber meist aus vielen tausend Facet-
ten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelför-
migen Spitzen, und in beiden Fällen eigentlich
aus eben so viel besondern kleinen Linsen bestehen,
die auf der innern Seite mit einem theils bunt-
farbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch
manche ungeflügelte, wie der Hummer etc. haben
dergleichen. Die Augen der andern Art (ocelli,
stemmata) sind einfach, klein, und so wohl in
[Seite 296] Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die
erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die
letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenig-
stens reimt sich dieß damit, daß die Schmetter-
linge in ihrem geflügelten vollkommnen Zustande
solche große componirte telescopische Augen krie-
gen, da sie vorher als Raupen nur myopische
kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie
z.B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner (§. 122.) die Linné und
andre berühmte Männer für Werkzeuge beson-
derer, den Insecten eigener Sinne angesehen
haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als
was ihr Nähme andeutet. – Werkzeuge des
Gefühls, Sonden, Tangenten, die ihnen bey
ihrer harten unempfindlichen äußern Decke, und
bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt
wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Finger-
spitzen, zu haben; und da sie großentheils im
Finstern leben, dadurch, so wie Blinde, den
Mangel des Lichts durch seines Gefühl zu ersetzen.
Im innern Körperbau*) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.
Was man z.B. das Herz der Insecten
nennt, ist bey vielen, z.B. bey den Raupen ein
langer Canal von ungleicher Weite der längs des
Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine ein-
zige Ader entspringt, so daß folglich auch die
Ernährung bey diesen Insecten auf eine eigne,
von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz
verschiedne Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren
vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und
mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch
so wohl in der Bildung als in der Farbe von
den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen,
versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als
die rothblütigen Thiere, des beständigen Um-
satzes von Kohlenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.)
zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt
man doch nur bey wenigen (wie z.B. bey den
Heuschrecken und manchen Cicaden und Kä-
fern etc.) eine dem Athemholen ähnliche Bewe-
gung. Auch können die meisten weit länger
als jene rothblütigen Thiere im so genannten
luftleeren Raume aushalten; und viele leben in
der den so eben genannten Thieren so schädlichen
mephitischen Luft worin animalische und vege-
tabilische Stoffe faulen (– dem gekohlten
Wasserstoffgas etc. –) gleichsam als in ihrem
Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten
auf und unter der Erde weit unbeschränkter, als
der von irgend einer andern Thierclasse. Es
sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme welche
anzutreffen, so daß sogar größere Insecten, wie
z.B. Käfer, Bienen etc. selbst wieder ihre be-
sondere Milben und Läuse haben. Eben so sind
auch wohl nur sehr wenige Gewächse (etwa der
Taxus, der Sevenbaum etc.) die gar keinen be-
kannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt
dienen. Da hingegen manche wie z.B. die
Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener
Gattungen von Insecten bewohnt und besucht
werden.
So allgemein aber die Insecten, im Ganzen
genommen, über die ganze Erde verbreitet sind,
so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gat-
tungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufent-
halt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und
deren einzelnen Theilen angewiesen: so wie auch
manche sich sogar nur in einer gewissen Jahrs-
zeit oder Tageszeit am gleichen Orte aufhalten etc.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher Verbindung, und leisten sich in ihren
Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten
gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen
nach, und manche, die wie die Spinnen in zahl-
[Seite 299] reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen
sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so
daß viele außer der Begattungszeit kein anderes
Geschöpf ihrer Art nachher wieder zu sehen
kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen etc. die sich so viele Insecten zu verfer-
tigen wissen, ist schon oben den Anlaß der Kunst-
triebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind
wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens
Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Lebens
Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen
sollten, indem sie entweder wie die Kleidermot-
ten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollende-
ten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum
Aufenthalt und zum Schutze verfertigen; oder
sich, um die Verwandlung und den langen Todes-
schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein-
spinnen etc., oder die sich wie die Ameisenlöwen
Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren
Raub verfertigen; oder die wie manche Was-
serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre
Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei-
ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher Ver-
bindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften,
und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen
ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche
Wohnungen u.s.w.
Bey der Ernährungsart der Insecten sieht
man offenbar, daß sie nicht bloß essen sollen um
satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu ver-
zehren, um selbst wieder andre lebendige In-
secten aufzureiben etc., um Unkraut zu vertilgen
u.s.w. – eine große Bestimmung, zu deren
Erfüllung diesen kleinen Thierchen, theils ihr
unersättlicher Appetit zu statten kommt. Man
weiß, daß eine Raupe in 24 Stunden das Tri-
plum ihres eignen Gewichts verzehren kann.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind
einige Insecten, wie z.B. die Spannraupen
durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch
daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben,
worauf sie leben, und folglich weniger darauf
abstechen, nicht so leicht bemerkt werden können;
andere durch Gestank, den sie im Nothfall
verbreiten können; andere durch die Macht des
gesellschaftlichen Lebens; noch andre durch ihre
bewundernswürdige Stärke etc. gesichert. Und
manche sind gar mit Waffen, z.B. mit Hör-
nern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und
Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar-
[Seite 301] keiten. So z.B. daß oft in einer und eben der-
selben Gattung die beiden Geschlechter einander
so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie
eher für ganz verschiedene Thierarten, als für
zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder
daß unter den Bienen und andern ihnen ver-
wandten Insecten immer die größte Anzahl gänz-
lich geschlechtlos ist; das heißt daß sie gezeugt
und gebohren werden, ohne doch selbst die Be-
stimmung zur Empfängniß oder zur Zeugung
zu haben.
Auch die Begattung hat bey verschiednen
Insecten sehr viel eignes. Die mehresten leben
in sofern in einer gezwungenen Monogamie, weil
sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges
Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der
Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge
der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben
durch verzögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan-
zungsgeschäfte der Insecten, gehört auch daß bey
vielen, wie z.B. beym Cochenille-Wurm, beym
Sandfloh etc. das trächtige Weibchen zu einer
ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man
z.B. rechnet daß bey der weißen Ameise der
Hinterleib der zum Gebühren reifen Mutter auf
2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der
Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die von
den Müttern nach einem bewundernswürdigen
Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten
der künftigen jungen Brut angemessensten Orte
gelegt werden. Manche legen z.B. ihre Eyer
bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer
Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in
andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht
zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt
der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mück-
chen aus.
Auch sind die Insecten. Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über-
aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und
Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die
freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß
überzogen, damit sie weder vom Regen abge-
spült noch durch andern Zufall leicht zerstört
werden können. Einige wenige Insecten gebären
lebendige Junge und manche, wie die Blatt-
läuse pflanzen sich auf beyderley Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in
den andern (§. 95. 116.), bey weitem nicht so
auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die
wenigsten Insecten behalten nähmlich die gleiche
Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen
[Seite 303] sind, ihr ganzes übriges Leben hindurch, son-
dern sie verwandeln sich größtentheils zu wieder-
hohlten Mahlen in bestimmten Epochen ihres
Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte
oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich
ihr ganzer innrer Körperbau (gegen die gemeine
Meinung) auf eine Weise umgeschaffen wird*),
die sich schwerlich mit den vermeinten präexisti-
renden Keimen (§. 7.) zusammen reimen läßt.
In der Gestalt, wie diese Insecten die sich
einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem
Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kom-
men sie äußerst klein aus Licht, so daß z.B. eine
erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer
wiegt als da sie eben ans dem Ey gekrochen war.
Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller,
so daß z.B. die Maden der blauen Schmeiß-
fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon
155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem
Ey kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die Rau-
pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die
Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch
sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung
noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und
wachsen, und häuten sich mit unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umgebildet
wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich
während dieses Zustandes herum bewegen, auch
Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hin-
gegen verschließen sich als Puppe, (chrysalis,
aurelia) und bringen diesen Theil ihres Lebens
in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nah-
rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu
bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver-
graben scheint, geht mit ihm selbst die große
Veränderung vor, daß es aus seinem Larven-
stand zum vollkommnen Insect (Insectum
declaratum) umgebildet wird, und nach be-
stimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen
kann. Manche Insecten absolviren die letzte
Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit.
Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe
kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur
Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht
weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga-
nisirten Körpers hatten sie schon als Larven er-
füllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig:
sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der
Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der
Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten Thiere
an der großen Haushaltung der Natur haben,
desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Die
Insecten sind es, die unzählige Arten von Un-
kraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es
auch ausgewachsen ist, vertilgen, und seinem
fernern Wucher vorbeugen müssen. Einen an-
dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten
so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im
Miste leben u.s.w. und die dadurch, daß sie
diese widrigen animalischen Substanzen auszeh-
ren, zerstreuen und durchwirken, von der einen
Seite der Infection der Luft vorbeugen, und
von der andern die allgemeine Düngung des
Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht wer-
den z.B. die Schmeißfliegen in den heißen Erd-
strichen so wohlthätig. Anderseits befördern
auch unzählige Insecten die Befruchtung der
Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*).
Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, die
großen orientalischen Heuschrecken etc. sind eßbar.
So auch der Honig der Bienen. Die Seide
nutzt zur Kleidung und mancherley anderm Ge-
[Seite 306] brauch. Verschiedne Insecten geben vortreff-
liche Farben, wie die Cochenille den Scharlach,
des Kermes das Carmoisin. Die Galläpfel
werden zur Dinte, und Wachs zu Lichtern und
vielerley andern Absichten benutzt. So das
Lack, ein Product gewisser ostindischer Schild-
läuse, das zu Firniß, zum Siegellack u.s.w.
verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüg-
lich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und
die Maykäfer, und so genannten Maywürmer,
vom neuen als Hülfsmittel gegen den tollen
Hundsbiß berüchtigt worden.
Nutze und Schade der verschiednen Thier-
classen stehen meist im Verhältniß mit einander:
und so ist auch hier der Nachtheil, den die In-
secten anrichten, im Ganzen genommen, be-
trächtlicher als bey andern Thieren. Sehr viele
Insecten sind den Feldfrüchten überhaupt ge-
fährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren,
wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und
alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders
dem Getreide nachtheilig; andere, wie so viele
Raupen, Erdflöhe, Engerlinge etc. den Garten-
gewächsen; andre Raupen und Käferlarven etc.
den Obstbäumen; die Schildläuse besonders der
Orangerie; die Larven einiger Dermestes-
Gattungen und die Holzraupen den Holzungen;
[Seite 307] die Ameisen den Wiesen; die Kackerlacken, die
weißen Ameisen etc. dem Hausgeräthe; die Klei-
dermotten der Wolle, dem Pelzwerk u.s.w.
Die Larven vieler kleiner Käferchen den Büchern
und Naturaliensammlungen. Endlich werden
auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer
dem Menschen selbst, so wie den Pferden, Scha-
fen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar
verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen,
Seidenwürmern etc. auf eine sehr unmittelbare
Weise lästig; und andre, wie die Skorpione etc.
durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich
in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné.
Es versteht sich, daß die Charactere alle Mahl
vom vollkommnen Insect nach überstandner Ver-
wandlung etc. hergenommen sind.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit
hornartigem Körper. Die Flügel falten sich
in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey
hornartigen Decken oder Scheiden belegt,
die sich in der Mitte in gerader Linie an
einander schließen.
II. Hemiptera. Theils mit einem hornichten
spitzen Rüssel, der vorn an der Brust
hinab liegt: theils mit vier meist kreuz-
weis zusammen gelegten zur Hälfte harten,
pergamentähnlichen Flügeln etc.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaartem Körper, und vier aus-
gespannten Flügeln, die mit bunten Schup-
pen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen
netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen
geaderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe-
deckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In-
secten.
Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nah-
men auch dem ersten Geschlechte insbesondere
beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey
den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an
der Brust sitzen: bey einigen wie unter den Holz-
bocken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie
verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in
einer ausgehöhlten lehmigen Scholle: oder aber,
wie bey den genannten Holzböcken, im Holze.
Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus
der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer
Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn-
laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen
Flügeldecken (Elytra) versehen.
1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton.
Engl. beetle.) Antennae clauatae capitulo
fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu
incuruo maximo; subtus barbato vniden-
tato, capitis recuruato; supra multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Dau-
men dick, und beynahe eine viertel Elle lang.
Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün etc.
2. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus tho-
race bicorni, capitis cornu vnidentato,
apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris. S. exscutellatus, thorace bi-
corni; intermedio obtuso bifido, capitis cornu
erecto clypeo emarginato.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im
Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Kä-
fergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln
unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln be-
festigt und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scu-
tellatus, thorace prominentia triplici, capi-
tis cornu incurnato, antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer; findet sich häufig
in Gerberlohe und in hohlen Bäumen; fliegt
sehr selten.
5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexden-
tato, thorace inermi crenulato, tibiis posti-
cis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.
Im südlichen Europa, und selbst in Tyrol, auch
in der Krimm, vorzüglich aber häufig in Aegypten,
wo er von den alten Aegyptiern verehrt, und auf
ihren Kunstwerken vorgestellt worden. Besonders
hat man ihn auf die Hinterseite der Aegyptischen
und Etruscischen geschnittenen Steine ausgeschnitzt,
[Seite 312] die deshalb Käferrücken oder Scarabäen genannt
werden.
6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace in-
ermi, capite tuberculato, elytris rubris, cor-
pore nigro.
Frisch P. IV. tab. 19. fig. 3.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer, Scharne-
weber, Schnurrkäfer, Schaffink. (Engl.
the dung-beetle.) S. scutellatus, muticus,
ater, glaber; elytris sulcatis; capite rhom-
beo: vertice prominulo; antennis rubris.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf
Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben-
den herum fliegt, so ist auch für den folgenden
Tag noch gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis
clypeo rhombeo, vertice prominulo, an-
tennis nigris.
9. †. Horticola. der Gartenkäfer. S. scutella-
tus muticus, capite thoraceque caeruleo
subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.
10. †. Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace
[Seite 313] villoso, cauda inflexa, incisuris abdomi-
nis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von
Getreidewurzeln etc. nährt, und zuweilen allge-
meinen Mißwachs verursacht hat*). Im sechsten
Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vor-
schein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen
Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. der Brachkäfer, Junius-
käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus mu-
ticus testaceus, thorace villoso, elytris lu-
teo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis
parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
12. †. Auratus. der Goldkäfer, Rosenkäfer.
S. scutellatus muticus auratus, segmento
abdominis primo lateribus vnidentato, cly-
peo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei-
senhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne
Käfer selbst aber in Gärten etc. Man hat Bey-
spiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig erhalten
und mit angefeuchteten Brodrinden füttern lassen.
2. Lvcanvs. Antennae clauatae; claua
compressa latere latiore pectinato-fissili.
Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Weinschrö-
ter, fliegende Hirsch, Neuntödter, Börner,
Donnerguge. (Fr. le cerf volant. Engl. the
stag flie.) L. scutellus; maxillis exsertis,
apice bifurcatis, latere vnidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect,
lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männ-
chen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen
am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clauatae; ca-
pitulo perfoliato; articulis tribus crassio-
ribus. Thorax conuexus, vix margina-
tus. Caput sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger,
elytris antice cinereis, punctis nigris.
Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen
Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis al-
bis binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften
Thieren u.s.w.
3. †. Typographus. der Borkenkäfer, Fichten-
krebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus,
elytris striatis retusis praemorsodentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem
Harz und in mehrern Gegenden Deutschlands so
furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fich-
ten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset,
daß man wohl in einem mäßigen Baume über
80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der dadurch
verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom
Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth,
er verliert sein Harz, und taucht dann kaum recht
zum Verkohlen geschweige als Bau- oder Brennholz.
4. †. Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze
fliegende Wurm. D. niger subuillosus, ely-
tris piceis integris, plantis rufis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache,
vrillette.) Antennae filiformes; articulis
vltimis maioribus. Thorax subrotundus,
immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. P. fuscus vnicolor.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man
ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und
lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentato, elytris fasciis duabus albis.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und
Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. die Todtenuhr. (Engl. the
Death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo
irregulariter maculosus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
[Seite 316]Eine der sehr verschieden Insectenarten, die
durch den klopfenden Laut, womit die Gatten ein-
ander zur Parungszeit locken, zu mancherley Volks-
aberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo
solidiusculo; infimo articulo compresso,
decuruato. Caput intra corpus retractile.
Os forcipatum. Elytra corpore breuiora.
Tibiae anticae dentatae.
1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris sub-
striatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigi-
dae, capite breuiores, oculi 4, duobus
supra, duobus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der
Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine
Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch
von sich.
7. Byrrhvs. Antennae clauatae subso-
lidae, subcompressae.
1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris sub-
nebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
[Seite 317]8. Silpha. Antennae extrorsum crassio-
res. Elytra marginata. Caput promi-
nens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fos-
soyeur.) S. oblonga atra, clypeo orbiculato
inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Nahmen von der besondern
Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen
Thieren, Maulwürfen, Fröschen etc. die sie von
weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben,
und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer sechse
sind wohl im Stande, einen todten Maulwurf
binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden
einzuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo
plano reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Gottes-
kuh, Marienkuh, Sommerkind, Gottes-
lämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de la
[Seite 318] vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.)
Antennae subclauatae, truncatae. Palpi
claua semicordata. Corpus hemisphaeri-
cum, thorace elytrisque marginatis, ab-
domine plano.
1. †. Bipunctata. C. coleoptris rubris, punctis
nigris duobus.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 4.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Gottingensis. C. ouata atra pedibus vio-
laceis.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 5.
2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten
Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab-
domine violaceo.
4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus po-
sticis crassissimis) virescenti-caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh-
rere verwandte Gattungen unter dem Nahmen
Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris
rubra Geoffr.) C. oblonga rubra, thorace
cylindrico vtritique impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve bedeckt
sich mit ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe
Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man
ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen durch-
dringenden hellen Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusi-
formes, basi approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Bruchvs. Antennae filiformes, sen-
sim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut zumahl in Nordamerica den Hülsenfrüch-
ten großen Schaden.
14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan-
son.) Antennae subclauatae, rostro in-
sidentes. Rostrum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen
mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschied-
ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von
denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel
den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten
und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven
nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiro-
ster ater, thorace ouato planiusculo, elytris
abbreuiatis striatis.
Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.
In beiden Indien. Hat fast die Größe des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagu-
marke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Ge-
richt gegessen.
2. †. Frumentarius. der schwarze Kornwurm,
Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt
das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen.
Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden
und ihre Gebälke etc. mit scharfer Seifensiederlauge
besprengen und abfegen zu lassen.
3. †. Granarius. C. longiroster piceus oblon-
gus thorace punctato longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.
4. †. Paraplecticus. C. longiroster cylindricus
subcinereus, elytris mucronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen,
aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.
5. †. Bacchus. der Rebensticher. C. longi-
roster aureus, rostro plantisque nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Weinstöcken etc. – Larve oder Käferchen
von dieser und einigen andern Gattungen an einen
schmerzenden hohlen Zahn gerieben, soll den Schmerz
vertreiben.
6. Anchoraco. C. longiroster, femoribus den-
tatis, elytris flauo striatis, thorace elongato.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes
so lang als der ganze Hinterleib: dadurch das
Thier ein sonderbares Ansehen bekommt.
7. †. Nucum. C. longiroster, femoribus den-
tatis, corpore griseo longitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breui-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis
excauatis, auro versicolore distinctis, ab-
domine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen,
die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben
sind, thut in hellem Lichte zumahl unterm Ver-
größerungsglase eine unbeschreibliche Wirkung.
15. Attelabvs. Caput postice attenua-
tum inclinatum. Antennae apicem ver-
sus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. der Immenwolf. A. caeru-
lescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.
16. Cerambyx. Holzbock. (capricornus)
Antennae attenuatae. Thorax spinosus
aut gibbus. Elytra linearia.
Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühl-
hörner, einen ungemein starken Brustschild und
Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so
daß man angespießte Holzböcke noch nach vier
Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie
in Holz, und geben mittelst des Brustschilds, den
sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden
Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus,
elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis,
antennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato,
maxillis porrectis coniformibus vtrinque spi-
nosis, antennis breuibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön
gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn-
schröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus.
Gibt einen bisamänlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. C. thorace spinoso; punctis 4.
luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis
longissimis.
Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang
als das ganze Thier.
17. Leptvra. Antennae setaceae. Ely-
tra apicem versus attenuata. Thorax
teretiusculus.
1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris,
femoribus posticis dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der
Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. Anten-
nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda
simplex.
1. †. Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugi-
neis immaculatis, antennis breuioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen. (ci-
cindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl.
glow-worm.) Antennae filiformes. Ely-
tra flexilia. Thorax planus, semiorbi-
culatus, caput subtus occultans cingens-
que. Abdominis latera plicato-papillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese
haben zwey blaulich phosphorescirende lichte Punkte
unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen
leuchten weit stärker als die Männchen, besonders
um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich
den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden.
Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer
gelegt hat, (die selbst auch im Finstern leuchten)
verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeó
cinereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell
genug, um dabey im Finstern lesen zu können.
20. Cantharis. Antennae setaceae.
Thorax marginatus capite breuior. Ely-
tra flexilia. Abdominis latera plicato-
papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro ma-
cula nigra, elytris fuscis.
Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in der Erde auf, und kommt dann zuweilen wenns
geschneyt hat zu tausenden hervorgekrochen, da
ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee
zu allerhand Sagen Anlaß gegeben.
2. †. Naualis. C. thorace teretiusculo, cor-
pore luteo, elytris margine apiceque nigris.
Ein schädliches Thier, dessen Larve das Eichen-
holz durchbohrt und für die Schiffe gefährlich wird.
21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr.
taupin.) Antennae setaceae. Thorax
retrorsum angulatus. Mucro pectoris e
foramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertig-
keit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf
dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe
zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen
[Seite 325] wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein Stachel,
der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine
Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym
Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und
dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten
des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flü-
geldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late-
ribus macula flaua glabra.
Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang.
Die beiden gelben runden Flecken gegen die Sei-
tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin-
stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der
Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden
Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris pedibus
corporeque nigris.
22. Cicindela. Sandlaufer. Antennae
setaceae. Maxillae prominentes denticu-
latae. Oculi prominuli. Thorax rotun-
dato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern,
und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender
Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum albis.
23. Bvprestis. Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis. Caput
dimidium intra thoracem retractum.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laeui, corpore
inaurato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beiden Indien. Wohl Fingers lang.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis
impressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
24. Dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer.
(Hydrocantharus.) Antennae setaceae
aut clauato-perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore
laeui, sterno carinato, postice spinoso.
Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer
seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine
artige längliche Hülse, die er mit einer braunen
Seide überzieht, und die mit den eingeschloßnen
Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt,
bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande
sind, in ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis
dimidiatis decem villosis.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattun-
gen dieses Geschlechts,) den Fischreichen gefährlich.
25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae seta-
ceae. Thorax obcordatus apice trunca-
tus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Geben, wenn man
sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die
wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris
punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus,
elytris porcatis; striis sulcisque laeuibus
inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen etc.
3. †. Sycophanta. C. aureo nitens, thorace
caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, ab-
domine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. der Bombardirkäfer. C. tho-
race capite pedibusque ferugineis, elytris
viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von
der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch
die von D. Rolander bemerkte ganz eigne Art
berühmt geworden, womit er sich gegen jenen u.a.
seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen
mit einem auffallend starken Laut einen blaulichen
Dunst entgegen schießt etc.
26. Tenebrio. Antennae moniliformes
articulo vltimo subrotundo. Thorax pla-
noconuexus, marginatus. Caput exser-
tum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femori-
bus anticis crassioribus.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern,
heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte
Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. der Todtenkäfer. T. apte-
rus thorace aequali, coleoptris laeuibus mu-
cronatis.
27. Meloë. Antennae moniliformes ar-
ticulo vltimo ouato. Thorax subrotun-
dus. Elytra mollia flexilia, caput in-
flexum, gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le
scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle.) M.
apterus, corpore violaceo.
Ein weiches Thier, das bey jeder Berührung
einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die
Füße eingelenkt sind, fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. die spanische Fliege. (Can-
tharis offic.) M. alatus viridissimus nitens,
antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Bla-
senziehen gebraucht wird.
28. Mordella. Antennae filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo (in
territo). Palpi compresso-clauati, oblique
truncati. Elytra deorsum curua apicem
versus. Ante femora lamina lata ad basin
abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu
wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminate.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
29. Staphylinvs. Antennae monili-
formes. Elytra dimidiata. Alae tectae.
Cauda simplex exserens duas vesiculas
oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merk-
würdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus
dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficvla. Antennae setaceae. Ely-
tra dimidiata. Alae tectae. Cauda for-
cipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
ear-wig.) F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. 1. 2.
[Seite 330]Das bekannte Thier, von dem die ungegründete
Sage erdichtet ist, daß es gern den Menschen
in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa ein
Mahl eins, so gut wie jedes andre Insect, ver-
irren kann. Aber den Gärten sind sie nachtheilig,
da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie,
Nelkenknospen etc. zerfressen.
Bey den Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen
mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit
einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel
versehen, weßhalb diese auch von einigen Na-
turforschern Proboscidea genannt werden. An-
zahl, Bildung und Richtung der Flügel ist ver-
schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen
gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei-
ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey
Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen
gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist
nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln
dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die
erst nach und nach völlig ausgebildet werden.
31. Blatta. Die Schabe. Caput infle-
xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque
[Seite 331] planae, subcoriaceae. Thorax planiuscu-
lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur-
sorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. der Kakerlake, Tarokan.
(Engl. the black beetle, cockroach.) B. fer-
rugineo-fusca elytris abbreuiatis sulco ob-
longo impresso.
In Ost- und Westindien. Und nun auch in
einem großen Theil von Europa. So wie andere
Schaden, ein lichtscheues aber verwüstendes Thier,
das Brod, Leder, Hausgeräthe verzehrt, sich
zumahl gern in Beckerhänsern einnistelt, und wo
es noch nicht zu sehr überhand genommen durch
Arsenik, Schiespulverdampf, kochend Wasser etc.
wieder auszurotten ist.
2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro
integro 4-pustulato; dextro ad marginem
internum semipellucido, 3-pustulato.
Pallas spileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden
Ungleichheit zwischen beiden Flügeldecken merk-
würdig.
3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris nigro-
maculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput nutans, maxillosum,
palpis instructum. Antennae setaceae.
Alae 4 membranaceae, conuolutae, in-
feriores plicatae. Pedes antici compressi,
[Seite 332] subtus serrato denticulati, armati ungue
solitario et digito setaceo laterali articu-
lato: postici 4. laeues, gressorii. Thorax
linearis elongatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen lang gestreckten,
sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be-
tragen etc. hat was eignes gleichsam Feyerliches,
das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß
gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses
Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.
1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely-
tris breuissimis, pedibus spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannen lang, und doch kaum
so dick als eine Gäuse-Spuhle. Wird von den
Indianern gegessen.
2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.
3. †. Religiosa. die Gottesanbeterinn, das
wandelnde Blatt, der Weinhandel, Wein-
hasel. M. thorace laeui subcarinato elytris-
que viridibus immaculatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt
es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel
an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln.
Kann wohl zehn Jahre alt werden.
33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle.
Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma-
xillosum, palpis instructum. Antennae
setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae,
conuolutae, inferiores plicatae. Pedes
postici saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun-
gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich
sind. Bey manchen geben die Männchen entwe-
der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender
Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will,
einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie
theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit
den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. die Werre, Maulwurfs-
grille, der Riehwurm. Reitwurm, Schrot-
wurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. G. tho-
race rotundato, alis caudatis elytro longio-
ribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten,
wie im Thüringischen etc. ausnehmend häufig. Lebt
meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchen-
gewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus. die Grille, Zirse, Heimchen.
(Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. tho-
race rotundato, alis caudatis elytro longio-
ribus, pedibus simplicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. die Feldgrille. G. thorace
rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis
elytro breuioribus, corpore nigro.
4. †. Viridissimus. der Baumhüpfer. G. tho-
race rotundato, alis viridibus immaculatis,
antennis setaceis longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus Ge-
büschen, springt vorzüglich weit.
5. †. Verruciuorus. das Heupferd. G. tho-
race subquadrato laeui, alis viridibus fusco
maculatis, antennis setaceis longitudine
corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua-
drifida.
Rösel vol. II. Heusch. tab. 5.
Die große eßbare Heuschrecke der Morgenländer.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace
subcarinato; segmento vnico, capite obtuso,
maxillis atris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 24.
Bey weitem nicht so groß, als die vorige, aber
furchtbar, weil sie oft in unsäglichen Zügen auch
in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Miß-
wachs, Hungersnoth etc. verursacht hat. Ur-
sprünglich gehört sie wohl in die große Tatarey
zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in
Deutschland, das doch seit 1750 mit ihren großen
Invasionen verschont geblieben.*) Auch soll sie
[Seite 335] sich (wenn es anders die gleiche Gattung ist) in
Nord- und Süd-America finden.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben
im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fvlgora.*) Caput fronte producta,
inani. Antennae infra oculos, articulis 2,
exteriore globoso. Rostrum inflexum,
pedes gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist
die große hornichte Blase vor der Stirne, die beym
lebenden oder kürzlich abgestorbnen Thier einen
hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. der Surinamische Laternträ-
ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne.
Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali
recta, alis liuidis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer
als der ganze übrige Körper, und scheint so hell,
daß sich die Wilden ihrer statt Leuchten bedienen
sollen, wenn sie im Finstern reisen.
2. Candelaria. der Schinesische Laternträger.
F. fronte rostrato subulata adscendente, ely-
[Seite 336] tris viridibus luteo-maculatis, alis flauis;
apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.
35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in-
flexum. Antennae setaceae. Alae 4
membranaceae, deflexae. Pedes pleris-
que saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der durch besondre,
mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un-
terleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß ein gewisser kleiner Keu-
lenschwamm (clauaria) besonders häufig auf den
Aesern mancher Cicaden-Gattungen theils gar auf
dem lebendigen Leibe ihrer Larven (aber freylich
auch oft auf den Puppen andrer Insecten) zu
wachsen pflegt*).
1. † Cornuta. C. thorace bicorni postice subu-
lato longitudine abdominis, alis nudis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 63.
2. Plebeia. C. scutelli apice bidentato, elytris
anastamosibus quatuor, lineisque sex fer-
rugineis.
In Griechenland, Italien und Nordafrica. Die
bey den Alten so beliebte Cicade.
3. Orni. C. elytris intra marginem tenuiorem
punctis sex concatenatis, anastamosibus in-
terioribus fuscis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 65.
4. † Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis
duabus fasciaque sanguineis.
5. †. Spumaria. der Schaumwurm, Gäscht-
wurm. C. fusca, elytris maculis binis albis
lateralibus; fascia duplici interrupta albida.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen
die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und
ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten
Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt
sind, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage
von regnenden Weiden.
36. Notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae thorace bre-
viores. Alae 4 cruciato complicatae,
antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi
natatorii.
1. † Glauca. N. grisea elytris griseis mar-
gine fusco punctatis apice bifidis.
Schwimmt die mehreste Zeit auf dem Rücken:
weiß auch in dieser Lage kleine Mücken etc. von
denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu
haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae 4 cruciato-complicatae an-
tice coriaceae. Pedes anteriores cheli-
formes; reliqui 4 ambulatorii.
Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vor-
derfüße haben einige Aehnlichkeit mit Krebsschee-
ren. Der lange Stachel am Hinterleibe nutzt
nicht als Waffen sondern zum Luftschöpfen.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali,
corpore oblongo-ouato.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus
sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen,
fast wie Samen von Kornblumen etc.
2. †. Cimicoides. N. abdominis margine serrato.
3. Plano. N. subfusca; oculis nigris, alis al-
bidis, dorso plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier,
das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf
den Rücken.*)
38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl.
bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru-
ciato-complicatae, superioribus antice
coriaceis. Dorsum planum thorace mar-
ginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. die Bettwanze, Wandlaus.
(Engl. the wall-louse.) C. flauescens,
alis nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
[Seite 339]Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufent-
halt dieses ekelhaften lichtscheuen Insects im wil-
den Zustande weiß man wenig zuverlässiges. Jetzt
findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder
sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nah-
mentlich in Sibirien, Ostindien, Nord- und Süd-
America etc.) So leicht Wanzen durch Zufall in
ein Haus kommen können, so leicht ist es sie bald
anfangs durch sorgfältige wiederholte Anwendung
kräftiger Mittel*) auch wieder zu vertreiben:
was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl
überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.
2. †. Corticalis. C. membranaceus, abdomi-
nis margine imbricatim secto, corpore nigri-
cante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner
täuschenden Rindenartigen Gestalt und Farbe schwer
zu finden.
3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus griseus;
abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie
berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen
andern Wanzen zum Vertheidigungsmittel zu
dienen scheint.
4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis
apice capillaceis, corpore oblongo subuil-
loso fusco.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumahl
sieht äußerst häßlich aus, und ist immer wie mit
Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau.
(Fr. puceron. Engl. plant louse.) Rostrum
inflexum. Antennae thorace longiores.
Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu-
latorii. Abdomen postice saepius bicorne.
Es gibt oft in einer Gattung, ja in einer und
eben derselben Familie geflügelte und ungeflügelte
Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den
Geschlechtsunterschied. Die Männchen sind kleiner
als ihre Weibchen, und werden auch in weit
mindrer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher
als im Herbste, und nur auf kurze Zeit, da sie
ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eyer
oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen
zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebil-
det liegen, aber doch nicht eher als bis im fol-
genden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind
alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durch-
gehends weiblichen Geschlechts, so daß im Früh-
jahr und Sommer schlechterdings keine männliche
[Seite 341] Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind
doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande,
ohne Zuthun, eines Gatten ihr Geschlecht fortzu-
pflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im
Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgenden
Frühjahr und Sommer bis ins neunte Glied äußert.
2. †. Vlmi. A. vlmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam biblia nat. tab. 45. fig.
22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren
rosenartigen Auswüchse verursachen, die man Pap-
pelrosen, Alberknospen etc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis
longissimis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc. wo
sich die Blattläuse in einer spannenlangen Schoten-
ähnlichen Hülse aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pe-
ctorale. Antennae thorace longiores.
Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes
saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast
aus wie Cicaden, hüpfen auch so etc.
41. Coccvs. Schildlaus. Rostrum pe-
ctorale. Abdomen postice setosum. Alae
2 erectae masculis. Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Ge-
schlechter einander so auffallend ungleich als bey
den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer
kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist unge-
flügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat,
fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte
bey manchen Arten ehe für eine Narbe an der
Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen
werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen
umher, bis es vom Begattungstrieb gereitzt, ein
solches einsiedlerisches Weibchen aussucht und be-
fruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen-
bäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders
an Caffeebäumen etc. Man verreibt sie, wenn man
die Gewächse nach dem Begiesen mit Schwefel-
blumen bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Languedoc
und Provence, an Stechpalmen etc. Die beeren-
förmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser
[Seite 343] Thiere werden mit Essig besprengt, und das Car-
moisinroth daraus verfertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Macht ebenfalls Kermesartige Eyer-Nester an
den Wurzeln von Weggras und andern Pflanzen;
zumahl häufig in Polen und am Don, wo sie
gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche-
nille, Engl. the cochineal-fly.) C. cacti
coccinelliferi.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII.
P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren
Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen
gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast wie die
Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu
dreyen Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus
indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigt's Magazin VIII. B.
4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hin-
dostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm
kommt das harzichte rothbraune so genannte Gum-
milack.*)
42. Thrips. Rostrum obscurum. An-
tennae longitudine thoracis. Abdomen
sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso
incumbentes, longitudinales, angustae,
subcrucitae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten,
und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch
die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und
fliegen, bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.
De Geer in den Schwed. Abhandl. v. J.
1744. tab. 4. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüten etc.
Die Schmetterlinge oder Zweyfalter,
(Pfeifholder etc.) eine weitläuftige Ordnung, die
[Seite 345] sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schup-
pen befiederte Flügel, durch einen behaarten Kör-
per, und fast durchgehends durch einen spiral-
förmig gewundenen Rüssel, auszeichnet. Diese
Thiere entstehen sämtlich aus Eyern, aus wel-
chen sie als Raupen hervor brechen. In die-
sem Zustand haben sie Kinnladen, zwölf Augen
am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen
Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luft-
löchern auf jeder Seite, drey Paar hakenförmi-
gen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar
runden fleischigen Füßen am Hinterleibe. Die
Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann
zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch
bey der Weidenraupe und einigen andern sehr
wenigen Gattungen sich von der Stelle zu be-
wegen im Stande ist. Hieraus kommt endlich
nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling
zum Vorschein, der lange Fühlhörner, nur drey
Paar Füße, und statt jener zwölf kleinen Augen,
zwey große halbkuglichte und drey kleine (§. 126.)
hat. Alle die zahlreichen Gattungen lassen sich
doch füglich unter folgende drey Geschlechte
bringen.
43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter-
fly.) Antennae apicem versus crassiores,
saepius clauato-capitatae. Alae erectae
sursumque conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl.
[Seite 346] Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste:
die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig
(chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hin-
tern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am
Tage umher, und hält im Sitzen seine vier brei-
ten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der
Oberseite gegen einander gekehrt. Linné hat das
ganze Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wie-
der in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.
a. Eqvites. Alis primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam ad basin:
his saepe antennae filiformes.
Tröes, ad pectus maculis sanguineis sae-
pius nigri.
Achiui, pectore incruento, ocello ad
angulum ani.
b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe
denudatis: primoribus oblongis; posticis
breuissimis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Pharelati, alis caecis absque ocellis.
e. Plebeii. Parni. Larua saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis supra viridibus: institis atris, posticis
maculis sex nigris.
Auf Amboina etc. So wie der folgende ein großes
prächtiges Thier.
2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus
ocellis septem.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz. P. E. A.
alis caudatis concoloribus flauris limbo fusco
lunulis flauis, angulo ani fuluo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 1.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flauescenti-
bus: fasciis nigricantibus geminatis: posticis
subtus linea sanguinea.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am Kohl,
Schlehen, Apfelbäumen etc.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.
Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.
Im wärmern Europa auf Wintergrün, Kna-
benkraut etc.
6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß-
ling, Heckenweißling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
[Seite 348]Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinnste zusammen.
7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri-
mis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, maior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut
und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter-
ling (so wie die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben
worden ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro-
tundatis albis: subtus venis dilatato-vi-
rescentibus.
10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fuluis, posticis subtus viridi-
nebulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub-
tus ferrugineo.
12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus:
posticis duobus tribusque.
13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel.
P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro-
maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 3.
An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.
14. †. Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis
dentatis albis nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello vnico, posticis quinque ob-
soletis.
15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fuluis albo nigroque variegatis, po-
sticis vtrinque ocellis quatuor, saepius coecis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
An Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die
Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen
Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia
vtrinque alba interrupta, posticis supra vnio-
cellatis.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.
[Seite 350]18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis fuluis, nigro maculatis: pri-
moribus supra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe
gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
19. †. Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel.
P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu-
latis: primoribus supra punctis tribus nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fuluis nigro maculatis, posticis
subtus C albo notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren,
Hopfen etc.
21. †. Atalanta. der Admiral, 980-Vogel,
Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo-
maculatis: fascia communi purpurea, pri-
moribus vtrinque, posticis marginali.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis
argenteis transuersis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe. Die Raupe in Wäldern auf Brennesseln etc.
23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis
nigro-maculatis: subtus maculis 21 ar-
genteis.
24. †. Pruni. P. P. R: alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali fulua
nigro-punctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
25. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
44. Sphinx. Abendvogel. Antennae me-
dio crassiores s. vtraque extremitate at-
tenuatae subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehren-
theils von vortrefflicher Farbe, mit einem haken-
förmigen Horn am Ende des Rückens, dessen
Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie
verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinnste.
Die Abendvögel haben ihren Nahmen daher, weil
sie meist bloß in der Abenddämmerung umher
fliegen. Die mehresten haben einen langsamen
schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht,
das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art
unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
b. Adscitae – habitu et larua diuersae.
1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L.
alis repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.
2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis, viridibus: fasciis variis palli-
dioribus saturatoribus flauescentibusque.
3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis
incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro
cingulis nigris.
Auf Hartiegel, spanischem Hollunder.
5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in-
tegris: posticis luteis fasciis, abdo-
mine luteo cingulis nigris.
Auf Jasmin, Cartoffelkraut etc.
6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex.
7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris
basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen etc.
8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
Aehnelt der vorigen in der Bildung und Auf-
enthalt.
9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L.
alis integris fuscis vitta superioribus pallida,
inferioribus rubra.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.
10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L.
alis integris canis margine postico albo ma-
culato, abdomine fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in
den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerun-
gen anrichtet.
11. †. Stellatarum. der Taubenschwanz, Kar-
pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus
albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
[Seite 354]12. †. Filipendulae. die Cirkelmotte. S. A.
alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris;
inferioribus rubris immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
13. †. Phegea. die Ringelmotte. S. A. viridi-
atra, alis punctis fenestratis: superiorum
sex, inferiorum duobus, abdomine cin-
gulo luteo.
45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.)
Antennae setaceae, a basi ad apicem sen-
sim attenuatae. Alae sedentis saepius
deflexae.
Das weitläufigste Geschecht unter den Insecten.
Die Raupen sind mehrentheils behaart: und ver-
puppen sich meist innerhalb eines besondern seiden-
artigen Gespinnstes (folliculus), wozu sie den kle-
brigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen,
die längs dem Rücken hinab neben dem Magen
liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer
besondern Röhre; die sich hinter dem Munde dieser
Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen,
die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich
z.B. wie die Spinnen daran herablassen zu kön-
nen etc. nutzen*). Diese Gehäuse werden bey
einigen, wie bey dem Pfauvogel, wegen ihrer
überaus künstlichen Einrichtung; bey einigen Arten
von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutz-
barkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die
[Seite 355] meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat
Linné in folgende Familien abgetheilt:
a. Attaci – alis patulis inclinatis.
b. Bombyces – alis incumbentibus; an-
tennis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua inuoluto-spirali.
c. Noctvae – alis incumbentibus. An-
tennis setaceis, nec pectinatis.
d. Geometrae – alis patentibus horizon-
talibus quiescentes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, vt fere
retusis, margine exteriore curuo.
f. Pyralides – alis conniuentibus in figu-
ram deltoideam forficatam.
g. Tineae – alis conuolutis, fere in cy-
lindrum, front prominula.
h. Alvcitae – alis digitatis fissis ad basin
vsque.
1. †. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis
falcatis concoloribus luteo-variis, macula
fenestrata, superioribus sesquialtera.
In beiden Indien auf den Orangenbäumen.
Größer als eine hieländische Fledermaus. Man
macht aus dem Gespinste dieser und anderer großen
Phalänen in Schina die so genannte wilde Seide.
2. †. Pavonia. der Pfauvogel, das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Auf Obstbäumen, Schleben, Weiden etc. Das
Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Flasche,
mit einem dem Anschein nach, offnen abgestutzten
Halse, dessen Eingang aber doch inwendig auf
eine überaus artige Weise, mittelst elastischer con-
vergirender Stacheln, die in eine hervorstehende
Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt ist, daß
das vollkommne Thier zu seiner Zeit füglich heraus,
hingegen kein feindseliges Insect in seine Hülse
hinein dringen kann.
3. †. Quercifolia. das Eichblatt. P. B. elin-
guis, alis reuersis semitectis dentatis fer-
rugineis margine postico nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen
hat die Phaläne eine sonderbare bucklige Stellung.
4. †. Pini. der Fichtenspinner. P. B. elinguis,
alis reuersis griseis; strigis duabus cinereis;
puncto albo triangulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
Eine schädliche Raupe für die Kiefernwaldungen.
5. †. Vinula. der Gabelschwanz, Hermelin-
vogel. P. B. elinguis albida nigro-punctata,
alis subreuersis fusco venosis striatisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Raupe
bekommt durch ihren dicken abgestumpften Kopf,
[Seite 357] und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des
letzten Paars Hinterfüße gegeben sind, ein sonder-
bares Ansehn. Sie vermag einen sauren aber schar-
fen Saft, auf Fuß weit von sich zu spritzen, und
sich damit im Nothfall zu vertheidigen*).
6. Mori. der Siedenwurm. P. B. elinguis,
alis reuersis pallidis; striis tribus obsoletis
fuscis maculaque lunari.
Der Assyrische bombyx beym Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu
Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm
selbst erst zu Justinians Zeiten in Europa gezogen.
Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt
sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl gehäutet
hat, in einen Coccon von weißer oder gelber Farbe,
der wenn er drittehalb Gran am Gewicht hält,
aus einem 900 Fuß langen Faden besteht (deren
180 dicht neben einander gelegt erst die Breite
von einer Linie ausmachen), und kriecht endlich
drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach
der Paarung legt das überaus dicke Weibchen
bey 500 Eyer, die im folgenden Frühjahr um die
Zeit wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen
anfangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprüng-
lich in Schina**) zu Hause, gewohnen aber auch
[Seite 358] unser Climas recht gut, und man zieht sie nun
auch in Nordamerica.
7. †. Neustria. die Ringelraupe. P. B. elinguis,
alis reuersis: fascia sesquialtera; subtus vnica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestchen herum.
8. †. Caia. die schwarze Bärenraupe. P. B.
elinguis, alis deflexis fuscis: riuulis albis,
inferioribus purpureis nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 1.
9. †. Dispar. P. B. elinguis, alis deflexis:
masculis griseo fuscoque nebulosis: femi-
neis albidis lituris nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.
Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung
und Größe der beiden Geschlechter.
10. †. Chrysorhoea. die schwarze Winterraupe.
P. B. elinguis alia deflexis albidis, abdomi-
nis apice barbato luteo.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht, und
den Winter durch gesellschaftlich in zusammen ge-
sponnenem welken Laube an den Aesten zubringt,
ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schade.
11. †. Antiqua. P. B. elinguis, alis planiuscu-
lis: superioribus ferrugineis lunula alba
anguli postici.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.
[Seite 359]12. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis cristata,
alis deflexis griseis: stigmatibus albidis
coadunatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.
13. †. Cossus. die Weidenraupe. P. B. elin-
guis, alis deflexis nebulosis, thorace postice
fascia atra, antennis lamellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 18.
Dieselbe Raupe von der Lyonet die unbeschreib-
lich mühsame Zergliederung gegeben hat. Sie hält
sich in Ulmen, Eichen etc. doch bey weitem am
häufigsten an Weidenstämmen auf, die so von ihr
durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder
bey mäßigem Sturme umfallen. Der Schade den
diese Raupe verursacht, wird dadurch vergrößert,
daß sie gegen das Beyspiel vielleicht aller übrigen
Raupen bey drey Jahr alt wird ehe sie sich ver-
puppt. Dabey hat sie ein so äußerst zähes Leben,
daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so
genannten Luftleeren Raume, und mitten im Som-
mer fast drey Wochen lang unter Wasser aus-
dauern kann. Eben so sonderbar ist, daß die
Puppe sich von der Stelle bewegen, und wenn
die Zeit des Auskriechens herbeynaht, aus der
Mitte des Stammes sich vom bis an die Mün-
dung in der Rinde hervor bohren kann.
14. †. Aesculi. P. N. elinguis laenis niuea
antennis thorace breuioribus, alis punctis
numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.
15. †. Humuli. P. N. elinguis fulua, anten-
nis thorace breuioribus, maris alis niueis.
16. †. Pacta. P. N. spirilinguis cristata, alis
grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis
duabus nigris, abdomine supra rubro.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 15.
17. †. Meticulosa. P. N. spirilinguis cristata
alis erosis pallidis: superioribus basi incar-
nata, intra triangulum fuscum.
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.
18. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis ci-
nereis; anticis fasciis 4 nigris abbreuiatis
inaequalibus.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.
So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta-
chelbeeren.
19. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis
albidis, maculis rotundatis nigris: anticis
strigis luteis.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.
20. †. Viridana. P. To. alis rhombeis, su-
perioribus viridibus immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.
21. †. Farinalis. P. P. palpis recuruatis, alis
politis fuscescentibus: strigis repandis albi-
dis area interiecta glauca.
22. †. Pinetella. P. Ti. alis superioribus flauis,
maculis duabus argenteis, anteriore oblonga,
posteriore ouata.
23. †. Pellionella. die Pelzmotte. P. Ti. alis
canis, medio puncto nigro, capite sub-
griseo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
24. †. Sarcitella. die Kleidermotte. P. Ti.
alis cinereis, thorace vtrinque puncto albo.
Besonders in wollnen Kleidungstücken.
25. †. Mellonella. P. Ti. alis canis postice
purpurascentibus, striga alba, scutello nigro
apice candido.
Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.
26. †. Granella. der Wolf, weiße Korn-
wurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis
capite albo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 12.
Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt,
abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht verräth.
27. †. Goedartella. P. Ti. alis auratis: fasciis 2
argenteis: priore antrorsum, posteriore re-
trorsum arcuata.
28. †. Linneella. P. Ti. alis fuscis, punctis
tribus argenteis eleuatis.
29. †. Hexadactyla. P. Al. alis patentibus
fissis: singulis sexpartitis cinereis.
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie,
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel ein unge-
wöhnliches Aussehen.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte
netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die
mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die
Larve hat sechs Füße.
46. Libellvla. Wasserjungfer, Spinne-
jungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle.
Engl. dragon-fly.) Os maxillosum, maxil-
lis pluribus. Antennae thorace breuio-
res. Alae extensae. Cauda maris ha-
moso-forcipata.
Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und
haben eine sonderbar bewegliche Maske oder Kappe
vor dem Munde, womit sie ihre Beute haschen.
Die Paarung der vollkommen geflügelten Wasser-
jungfern, die überhaupt gar viel Sonderbares hat,
wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigri-
cantibus, thorace lineis duabus flauis, ab-
domine lanceolato lateribus flauescente.
Rösel vol. II, Wasser-Ins. II. tab. 6. 7.
fig. 3.
2. †. Virgo. L. alis erectis coloratis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.
3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.
47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder (hemerobius, diaria). Os eden-
tulum absque palpis. Ocelli 2 maximi
[Seite 363] supra oculos. Alae erectae, posticis mi-
nimis. Cauda setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im
Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Ge-
genden Millionen der vollkommen ausgebildeten
Thiere mit einem Mahle aus dem Wasser hervor
geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise
andrer Insecten erst nochmahls häuten müssen;
überhaupt aber diesen ihren vollkommnern Zustand
nur sehr kurze Zeit, oft nur wenige Stunden
genießen.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-
maculatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.
P. Collinson in philos. Transact. N. 481.
tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329 sqq.
Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis
margine crassiore nigricantibus.
Swammerdam bibl. nat. tab. 13. fig. 15.
48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl.
caddice, water moth.) Os edentulum
palpis 4. Ocelli 3. Antennae thorace
longiores. Alae incumbentes, inferiori-
bus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden besonders durch die theils sehr
künstlichen meist cylindrischen Hülsen merkwürdig,
die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die
[Seite 364] Schnecken ihr Haus mit sich herum schleppen.
Manche machen diese Gehäuse aus Schilfstückchen,
andre aus Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen
Steinchen, andre aus lauter kleinen Flußschneck-
chen u.s.w.
1. †. Bicaudata. P. cauda biseta, alis venosis
reticulatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.
2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner-
voso-striatis.
3. †. Rhombica. P. alis flauescentibus deflexo-
compressis macula rhombea laterali alba.
Rösel vol. II Wasser-Ins. II. tab. 16.
49. Hemerobivs. Florfliege, Landlibelle.
Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli.
Alae deflexae (nec plicatae). Antennae
thorace conuexo longiores, setaceae por-
rectae.
Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne
Insect ähnelt den vorigen.
1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyalinis:
vasis viridibus.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.
2. †. Pulsatorius. die Papierlaus, Holzlaus.
(Fr. le pou de bois.) H. apterus, ore rubro,
oculis luteis.
Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.
In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten.
Auch sind die geflügelten Individua so äußerst selten
bemerkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr
kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn müssen.
50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os ma-
xillosum: dentibus 2. Palpi 4 elongati.
Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e fila-
mentis duobus rectiusculis. Antennae
clauatae longitudine thoracis. Alae de-
flexae.
1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le
fourmilion.) M. alis macula alba margi-
nali postica.
Rösel vol. III. tab. 17. u. f.
Das merkwürdige berufne Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals
hinein scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine
Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens
an den Rand dieser Grube kommen, und mit dem
lockern Sand hinab schurren.
51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum, palpis 2. Ocelli 3.
Antennae thorace longiores. Cauda ma-
ris chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro ma-
culatis.
Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.
52. Raphidia. Kamelhals. Os denti-
bus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4.
Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae lon-
gitudine thoracis antice elongati cylin-
drici. Cauda feminae seta recurua laxa.
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit
wenigen aber starken Adern durchzogen, auch
bey den mehresten kürzer und schmaler sind als
bey den Insecten der vorigen Ordnung. Bey
den mehresten sind die Weibchen
und geschlechtlosen Thiere mit
einem verletzenden Stachel am
Hinterleibe, theils auch mit Gifte, das sie beym
Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher
die ganze Ordnung auch von einigen Entomolo-
gen Aculeata genannt worden. Die Larven
sind verschiedentlich gebildet: theils wie Raupen
mit zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne
Füße etc.
53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis, sae-
pius reconditus.
Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen,
und theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann
der Larve so lange zum Aufenthalte dienen, bis
sie ihre Verwandlung überstanden hat, und nun
als vollkommnes Insect aus ihrem Kerker hervor
brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey, daß
jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter in
das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen,
theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor die
darin befindliche Larve auskriecht.
1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis.
An wilden Rosen, wo sie die Moosartigen
krausen Auswüchse verursacht, die unter dem Nah-
men Rosenschwämme oder Schlafäpfel (spon-
gia cynosbati, Bedeguar) ehedem officinell waren.
2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace lineato,
pedibus griseis, femoribus subtus nigris.
Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
Urheberin verlassen sind, kleinen Wespen verschied-
ner Art zum Aufenthalt dienen.
Zumahl auf den Inseln des mitländischen Meers;
in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den
zahmen Feigen hängt, damit der cynips von
jenen in diese übergehen mag, als wodurch die
Zeitigung und Größe derselben befördert wird.
54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxil-
lis absque proboscide. Alae planae tu-
midae. Aculeus laminis duabus serratis,
vix prominentibus. Scutellum granis
duobus impositis distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt, (daher sie
Reaumür fausses chenilles nennt) leben vom Laub
und finden sich besonders auf Rosenstöcken und
Weiden. Verpuppen sich aber in der Erde.
1. †. Lutea. T. antennis clauatis luteis, ab-
dominis segmentis plerisque flauis.
55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: An-
tennae filiformes, articulis vltra 24. Acu-
leus exsertus rigens serratus. Abdomen
sessile mucronatum. Alae lanceolatae,
planae omnibus.
Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen
Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu boh-
ren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve
hält sich einige Jahre lang im Holze auf.
1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmen-
tis nigris, thorace villoso.
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.
56. Ichnevmon. Schlupfwespe, Spin-
nenstecher. Os maxillis absque lingua.
Antennae articulis vltra 30. Abdomen
petiolatum plerisque. Aculeus exsertus
vagina cylindrica, biualui.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und andrer Insecten
beytragen. Sie legen ihre Eyer in lebendige
Raupen, die davon erkranken, und vor oder nach
ihrer Verpuppung absterben. Manche sind auch
an andre Gattungen ihres eigenen Geschlechts ge-
wiesen, denen sie als Larven ihre Eyer in den
Leib legen, so daß nach Rolanders Bemerkung,
von verschiednen Gattungen die eine bloß zur Ver-
tilgung der andern geschaffen zu seyn scheint.
1. †. Persuasorius. I. scutello albo, thorace
maculato, abdomine atro, segmentis omni-
bus vtrinque punctis duobus albis.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.
2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia
alba.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.
3. †. Luteus. I. luteus thorace striato, ab-
domine falcato.
4. †. Aphidum. I. niger, abdomine basi pe-
dibusque anticis genubusque posticis flauis.
57. Sphex. Raupentödter. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis 10.
Alae plano incumbentes (nec plicatae)
in omni sexu. Aculeus punctorius re-
conditus.
In der Bildung ähneln die Raupentödter den
Schlupfwespen, haben aber viel eignes in ihrer
Lebensart. Meist graben sich die Weibchen mit
außerordentlicher Mühe runde Höhlen in sandiges
Erdreich, schleppen sodann eine große Spinne oder
Raupe einer Phaläne hinein, die sie meist nur
lahm beißen, und legen sodann in jede Höhle ein
Ey, da dann nachher die junge Larve dem großen
Thier, das die Mutter dahin begraben hatte, den
Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst ein
Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.
1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo,
postice nigro, petiolo longissimo.
Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.
[Seite 370]2. †. Cribraria. die Sieb-Biene. S. nigra,
abdomine fasciis flauis, tibiis anticis clypeis
concauis fenestratis.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 6.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.
Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
füßen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht
ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine merk-
würdige Bestimmung anzudichten, und viel schönes
über die weise Einrichtung eines gar nicht existi-
renden Theils zu sagen.
58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl.
golden-fly.) Os maxillis absque pro-
boscide. Antennae filiformes: articulo
1 longiore, reliquis 11 breuioribus. Ab-
domen subtus fornicatum, vtrinque squa-
ma laterali. Anus dentatus aculeo sub-
exserto. Alae planae. Corpus auratum.
1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo: apice quadridentato.
Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.
59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl. wasp.)
Os maxillis absque proboscide. Alae su-
periores plicatae in omni sexu. Aculeus
punctorius reconditus. Oculi lunares.
Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge gesell-
schaftliche Verbindung, in der sie theils zu tau-
senden beysammen leben, und durch die überaus
[Seite 371] kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Wohnun-
gen, die sie sich mit vereinten Kräften zu verfer-
tigen wissen, merkwürdig.
1. †. Crabro. die Horniße. (Engl. the hornet.)
V. thorace nigro antice rufo immaculato
abdominis incisuris puncto nigro duplici
contiguo.
Frisch P. IX. tab. II. fig. 1.
2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp.)
V. thorace vtrinque lineola interrupta, scu-
tello quadrimaculato, abdominis incisuris
punctis nigris distinctis.
Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.
Leben wie andre Gattungen dieses Geschlechts
besonders vom Raube des Bienenhonigs, von rei-
fen Baumfrüchten etc. doch auch von rohem Fleisch.
Sie bauen theils unter der Erde, oder in ledige
Bienenstöcke, oder hangen ihre Nester an Bäumen
auf. Diese Nester sind meist kuglicht von ver-
schiedner Größe, aus einfachen Scheiben zusammen
gesetzt, die von außen mit einer lockern blätterigen
Umkleidung überzogen sind. Ihre Substanz die
eigentlich aus zarten Holzzasern besteht, ähnelt
dem Löschpapiere, und ist meist von grauer Farbe,
theils aber auch marmorirt, braun, weiß etc.
60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.)
Os maxillis atque proboscide inflexa va-
ginis duabus biualuibus. Alae planae in
omni sexu. Aculeus feminis et neutris
punctorius reconditus.
1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco,
tibiis posticis ciliatis, intus transuerse striatis.
Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen und Termesgattungen, die bey weiten
zahlreichsten Individuen geschlechtlos, d.h. sie
werden von einem Vater erzeugt, und von einer
dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch
selbst vollkommne Geschlechtsorgane zu haben.
Hier bey der Imme hat das Weibchen, die so
genannte Königin oder der Weißler, einen schlan-
ken schmalen Leib, kurze Flügel, einen behaarten
Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u.s.w.
Die männlichen Bienen, oder Dronen oder
Deck- oder Holmbienen sind groß und stark von
Leibe, mit langen Flügeln etc.
Die geschlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-
Bienen hingegen sind weit kleiner als jene beiden,
von mittler Taille, verhältnißmäßig langen Flü-
geln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer
besondern Grube am Hinterschenkel, die zum Auf-
laden des Blumenstaubes dient, u.s.w.
Diese letztern, deren in einem großen Stock
wohl auf 10000 seyn können, haben allein die
mannigfaltigen Verrichtungen des Aufbauens, Ein-
tragens und der Besorgung der Brut. Die jüngern
sammeln Blumenstaub, den sie halbe Stunden
weit her als Höschen zum Stock tragen, wo er
ihnen von den ältern abgenommen, und zu Wachs
verarbeitet wird; ferner saugen sie theils den süßen
Schweiß vieler Baumblätter, vorzüglich aber den
so genannten Nektar, einen süßlichen Saft der
Blüthen, und den sie in einem besondern Einge-
weide zu Honig umarbeiten, und im Stocke wieder
von sich geben. Sie füttern die Bienen-Larven,
halten den Stock rein, und tragen ihre Todten
zum Stock hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel
als Waffen versehen, von dem sie aber meist nur
[Seite 373] Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen kön-
nen, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels
stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen.
Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem
großen Stock) haben keine andre Bestimmung,
als sich einst mit ihrer einzigen Königin zu paaren.
Manche sterben gleich darauf: die übrigen müssen
nachher verhungern, oder werden von den Arbeits-
bienen in der so genannten Dronenschlacht um-
gebracht.
Die so reichlich befruchtete Königin legt ihre
Eyer in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen
schon vorläufig die für die Dronen bestimmten
größer als die übrigen gebaut sind.
Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und
20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich
als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt.
In der Wildniß bauen die Bienen in hohle
Bäume, oder unter die Erde etc. Der Mensch
hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und
durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre
Vermehrung und Benutzung zu befördern gelernt.
Obgleich einzelne Bienen so wenig Wärme haben
als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie doch
im Stock, zuweilen bis zur Wärme des mensch-
lichen Körpers*).
2. †. Centuncularis. die Rosenbiene. A. nigra,
ventre lana fulua.
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich
eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blät-
tern der Rosenbüchse.
3. †. Violacea. die Holzbiene. A. hirsuta atra,
alis caerulescentibus.
Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Länge nach aushöhlen, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einan-
der absondern.
4. †. Terrestris. die Hummel. (bombylius.
Engl. the humble-bee.) A. hirsuta nigra
thoracis cingulo flauo, ano albo.
Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.
5. †. Muscorum. die Moosbiene. A. hirsuta
fulua abdomine flauo.
Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.
[Seite 375]6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A. fulua
abdomine nigro (femina nigro-violacea pe-
dibus fuscis).
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten
Mauern, die viel Sonne haben. Die eyförmigen
Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude
sind, werden mit Gespinste austapezirt, und zu-
weilen auch vom attelabus apiarius, Schlupf-
wespen etc. bewohnt.
61. Formica. Ameise, Emse. (Fr. fourmi.
Engl. ant.) Squamula erecta thoraci ab-
dominique interiecta. Aculeus feminis
et neutris reconditus. Alae maribus et
feminis, sed neutris nullae.
Die mehrsten hiesigen Ameisen halten sich vor-
züglich in Wäldern und Wiesen, theils bey vier-
und mehreren taufenden in einem Haufen auf; die
Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüglich die
Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die fälschlich
so genannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen,
geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeits-
ameise, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch
noch zehn Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode
in Sicherheit gebracht hat etc.
1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ouato, femoribus ferrugineis.
Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.
2. †. Rufa. F. thorace compresso toto fer-
rugineo, capite abdomineque nigris.
3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris.
4. †. Nigra. F. tota nigra nitida, tibiis cine-
rascentibus.
Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som-
mers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzäh-
liger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme
als auf und nieder fahrende Säulen zum Vor-
schein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf
Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie ein
Nordlicht ausnehmen.*)
5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino-
doso: priore subtus, thoraceque supra bi-
dentato.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.
6. Cephalotes. F. thorace quadrispinoso, capite
didymo magno vtrinque postice mucronato.
Merianae ins. Surinam. tab. 18.
In Westindien, von der Größe einer Wespe;
werden vorzüglich von den Ameisenbären verzehrt.
62. Termes. Weiße Ameise, Holz-Emse,
(Fr. fourimi blanche, poux de bois. Engl.
white ant, wood ant, wood louse.) Squa-
mula intergerina nulla. Alae maribus et
feminis temporariae; sed neutris plane
nullae.
1. Fatalis. (bellicosus. Soland) T. corpore
fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo propinquis,
puncto centrali prominulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
[Seite 377]Die Gebäude der Guineischen Termiten. Eben-
daselbst tab. 10.
Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt
wenigstens noch vier andre bekannt, die hin und
wieder zwischen beiden Wendezirkeln zumahl in
beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten etc. kegelförmige, meist mit mehrern Spitzen
besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf,
die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und
theils in solcher Menge beysammen stehen, daß
sie von Ferne das Ansehn eines Dorfs kriegen.
Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen
von außen ganz mit Gras überwachsen etc. und ist
dabey so fest, daß er mehrere Menschen zu tragen
im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit
großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils
über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unauf-
hörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen
abgebrochen, neue aufgeführt, andre erweitert
u.s.w. Die Zellen des Königs und der Königin
(als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar
befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes
verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen
die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die
junge Brut und dicht bey diesen die Magazine.
Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk,
Geräthe, Hütten etc. kurz alles außer Erz und
Stein; und können binnen wenigen Wochen mäch-
tige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der
Hinterleib der befruchteten Königin 2000 Mahl
dicker und größer wird als er vorher war, ist schon
oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24 Stun-
den auf 80000 Eyer legen.
63. Mvtilla. Alae nullae in plerisque.
Corpus pubescens. Thorax postice retu-
sus. Aculeus reconditus punctorius.
1. Occidentalis. M. coccinea, abdomine cin-
gulo nigro.
Die Insecten mit zwey Flügeln und ein Paar
kleinen Knöpfchen oder so genannten Flügelkölb-
chen oder Balancirstangen (halteres), die hinter
den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch
mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren
Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derent-
wegen einige Naturkündiger die ganze Ordnung
Halterata benannt haben. Die Larve ist meist
eine Made, die mehrentheils an saulichten, un-
reinen Orten lebt: die schrumpft nach einiger Zeit
zusammen, und verhärtet zu einer brauen cylin-
drischen Puppe. Das vollkommene Insect hat
bey einigen Geschlechtern einen spitzigen harten
Saugestachel, bey andern einen weichen bieg-
samen Rüssel, bey noch andern gar keinen Mund
u.s.w. Einige dieser Thiere gebähren lebendige
Junge.
64. Oestrvs. Bremse. (Engl. gad-fly.)
Os nullum, punctis tribus, absque pro-
boscide aut rostro exserto.
Bey den zunächst benannten Gattungen legt das
Weibchen seine Eyer in die Haut der lebendigen
[Seite 379] Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fontanell
(die so genannte Daßelbeule) entsteht, in welchem
sich die Larve (der Engerling) ernährt.
1. †. Bouis. die Ochsenbremse. O. niger, alis
immaculatis, thorace apice antice postice-
que pilis griseis, abdomine antice pilis gri-
seis apiceque flauo-fuluis.
Sulzers Gesch. tab. 28. fig. 1.
2. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo.
3. †. Nasalis. die Pferdebremse. O. alis im-
maculatis, thorace ferrugineo, abdomine
nigro: pilis flauis.
Wahrscheinlich sind es die Larven (Engl. Botts)
dieser Gattung, die man im Frühjahr theils in
so großer Anzahl und fast allgemein im Magen
der Pferde antrifft, wo sie mit den vordern spitzen
Ende ihres an Größe und Form ungefähr einem
Dattelkern ähnelnden Körpers in der innern Haut
des Magens eingehakt festsitzen.
4. †. Ouis. die Schafbremse. O. alis sub-
punctatis, abdomine albo nigroque versi-
colore.
Reaumur vol. IV. tab. 35. fig. 21. 22.
In den Stirnhöhlen der Hirsche, Rehe, Ziegen,
und vorzüglich der Schafe.
65. Tipvla. Schnacke. (Engl. crane-fly.)
Os capitis elongati maxilla superiore
fornicata: palpi duo incurui capite lon-
giores. Proboscis recuruata breuissima.
Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar
in Schwefelwassern leben können, und die Hr.
de Luc in einer Höhe von 1560 Toisen über der
Meeresfläche angetroffen, wo sie folglich wohl
unter allen Thieren auf unsrer Erde am höch-
sten lebten.
Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine
Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus
einem in der That bewundernswürdigen Zuge von
vielen tausend dicht an einander kriechenden kaum
einen halben Zoll langen Schnaken-Maden, welcher
Zug zuweilen wohl 12 Ellen lang, Hände breit
und Daumens hoch ist, und so in Wäldern an
feuchten Gegenden im Sommer in größter regel-
mäßigster Ordnung umher zieht*).
1. †. Oleracea. T. alis hyalinis, costa mar-
ginali fusca.
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumahl
am Gemüse viel Schaden.
2. †. Plumosa. T. thorace virescente, alis
hyalinis puncto nigro.
Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine Speise der Armpolypen.
3. †. Phalaenoides. T. alis deflexis cinereis
ouato-lanceolatis ciliatis.
Ein kleines Thier, das meist an dumpfigen
Orten, Abtritten etc. lebt.
66. Mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl. fly.)
Os proboscide carnosa: labiis 2 laterali-
bus: palpi nulli.
1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente.
2. †. Carnaria. M. antennis plumatis pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris.
3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5
obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis.
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege. (Nürnb.) 1784. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde: und in
theils Gegenden, wie auf Taheiti, Neuholland,
am Cap etc. in unsäglich lästiger Menge. Das
befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr Eyer
in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Puppenhülse
aufzusprengen, kann die zum Auskriechen reife
Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.
4. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis neruosis, oculis
ferrugineis.
Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.
Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und über-
haupt auf süßlichen gährenden Früchten etc.
5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa
nigra abdomine subcinereo, alis basi sub-
flauis, oculis brunneis.
In Gärten und Wäldern, haben einen sonder-
baren gleichsam hüpfenden Flug.
6. †. Putris. M. antennis setariis, subpilosa
atra, alarum costa nigra, oculis ferrugineis.
67. Tabanvs. Blinde Fliege, Breme.
(Fr. taon) Os proboscide carnosa, ter-
minata labiis duobus. Rostro palpis duo-
bus, subulatis, proboscidi lateralibus,
parallelis.
1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, ab-
dominis dorso maculis albis trigonis longi-
tudinalibus.
Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.
68. Cvlex. Os aculeis setaceis intra va-
ginam flexilem.
1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake, Moskite.
(Fr. le cousin. Engl. the gnat.) C. cinereus
abdomine annulis fuscis 8.
Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.
Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl
in heißen, (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie
bey uns in brennenden Sommertagen – weit hef-
tigere Entzündung verursachen,) sind diese Thiere,
die von den europäischen Seefahrern Moskiten
genannt werden, in unsäglicher Menge, und wer-
den oft eine recht gefährliche Plage. Unkundige
Reisende belegen aber auch wohl überhaupt alle
Mückenartige stechende Insecten mit dem gemein-
schaftlichen Namen von Moskiten.
2. Reptans. die Beißfliege, Kolumbachische
Mücke. C. niger, alis hyalinis, pedibus
nigris annulo albo.
Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien,
vor allen aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im
Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeß-
lichen Scharen erscheint und den Pferden u.a.
Vieh zu allen Oeffnungen des Körpers einkriecht,
daß es oft davon in wenigen Minuten sterben
muß. Auch den Menschen werden sie dann wenig-
stens äußerst lästig, wenn auch nicht so gefährlich.
69. Empis. Os rostro corneo, inflexo,
biualui, thorace longiore. Valuulis ho-
rizontalibus.
1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pe-
dibus posticis longis: alterius sexus pennatis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.
70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.
1. †. Calcitrans. C. antennis subplumatis, ci-
nerea glabra ouata.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.
Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt des Rüssels den hervorragenden Stachel.
Sie kommt nur wenn es regnen will in Häuser,
fliegt niedrig, und setzt sich auch bloß an die
Beine, so wie sie draußen auf der Weide sich an
die Füße des Viehes zu setzen gewohnt ist, das
daher so unruhig wird und aufstampft.
71. Asilvs. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto biualui.
1. †. Cabroniformis. A. abdomine tomentoso,
antice segmentis tribus nigris, postice flauo
inflexo.
72. Bombylivs. Schwebfliege. (Fr. bour-
don. Engl. buzz-fly.) Os rostro porrecto,
setaceo, longissimo, biualui: valuulis
horizontalibus, intra quas aculei setacei.
1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.
Sulzers Gesch. tab. 28. fig. 22.
73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.)
Os rostro biualui, cylindrico, obtuso,
nutante. Pedes vnguibus pluribus.
1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse-
leech.) H. alis obtusis thorace albo varie-
gato, pedibus tetradactylis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und
legt nur ein einziges Ey oder vielmehr ein Puppe,
in welcher sich in den ersten Wochen nichts als
ein weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum
erwachsenen Thier gebildet wird, das nach einiger
Zeit als vollkommen erwachsenes geflügeltes Insect
auskriecht.
2. †. Ouina. die Schaflaus. H. alis nullis.
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.
Es lebt in der Wolle der Schafe, die davon
grün wird.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent-
halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr ver-
schieden. Theils legen sie Eyer, theils gebären
sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen,
besteht die übrigen keine eigentliche Verwand-
lung. Vermuthlich liegt hierin ein Grund, warum
die Zergliederung derjenigen Insecten dieser Ord-
nung, die man genau zerlegen kann, wie z. E.
der Krebse, Spinnen etc. so sehr große Abwei-
chungen vom innern Bau der Raupen, Käfer,
Bienen etc. zeigt.
74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os pal-
pis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda se-
tosa setis extensis. Corpus squamis im-
bricatum.
1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch-
chen. (forbicina) L. squamosa cauda triplici.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 142.
Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun
schon fast in ganz Europa einheimisch.
75. Podvra. (Engl. spring-tail.) Pedes 6
cursorii. Oculi 2 compositi ex octonis.
Cauda bifurca, saltatrix inflexa. Anten-
nae setaceae elongatae.
1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.
Oft haufenweise unter Blumentöpfen.
76. Pedicvlvs. Laus. (Fr. pou. Engl.
louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os
aculeo exserendo. Antennae longitu-
dine thoracis. Abdomen depressum sub-
lobatum.
Vielleicht eines der weitläufigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und Vögel
mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst Fische,
ja sogar manche Insecten, wie die Bienen etc. sind
damit geplagt.*)
1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.
Swammerdam bibl. nat. tab. 1. fig. 3-6.
Ist außer am Menschen meines Wissens bloß
am Schimpansee (Simia troglodytes – s. oben
S. 65. –) gefunden worden. Das ekelhafte Thier
kann sich so schnell und häufig vermehren, daß
es dann nicht nur der Reinlichkeit, sondern auch
der Gesundheit selbst äußerst nachtheilig wird. Bey
den Mohren sind die Läuse schwarz: daß sie sich
aber wie Oviedo u.a. behaupten, auf den Schiffen
verlören, wenn diese die Linie passiren, ist leider
eine Fabel.
2. †. Pubis. (morpio. Engl. the crab-louse.)
P. pubis.
Am Unterleibe unreinlicher Menschen.
[Seite 387]77. Pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae
filiformes. Os rostro inflexo, setaceo,
aculeum recondente. Abdomen com-
pressum.
1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide cor-
pore breuiore.
Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.
Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füchsen,
Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc. doch nicht
im äußerstem Nordamerica, und nur sehr einzeln
auf manchen westindischen Inseln, (z.B. auf
Martinike) etc. Er kann wenigstens auf 6 Jahr
alt werden.
2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike, Nigua,
Ton, Attun. P. proboscide corporis lon-
gitudine.
Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10.
fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in
den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich beson-
ders im Staube auf, und legt seine Eyer den
Menschen unter die Nägel der Fußzehen, wodurch
heftige und zuweilen in Brand übergehende Ent-
zündungen entstehen.
78. Acarvs. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.)
Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Ten-
tacula 2 articulata, pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen, die sich theils wie die Läuse auf andern Thie-
ren, theils aber auch in alten Milchgeschirren, an
Bierfässern, auf Pilzen u.s.w. finden.
1. †. Ricinus. der Holzbock. A. globoso-
ouatus: macula baseos rotunda: antennis
clauatis.
2. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le
ciron, la mite. Engl. the mite.) A. lateri-
bus sublobatis, pedibus 4 posticis longissi-
mis, femoribus capiteque ferrugineis, ab-
domine setoso.
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc. Sie
wird nur mit drey Paar Füßen gebohren, und das
vierte wächst erst nachher dazu.
79. Hydrachna. Wasserspinne, Wasser-
milbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi
2, 4, 6. Caput, thorax, abdomenque vnita.
Alle bis jetzt bekannten zahlreichen Gattungen
dieses zuerst vom sel. Etats-Rath Müller be-
stimmten Geschlechts*) leben in stehenden süßen
Wassern.
1. †. Despiciens. (acarus aquaticus Linn.) H.
rubra rotundata maculis pluribus; oculis
inferis.
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne. Sehr
lebhaft in ihren Bewegungen.
80. Phalangivm. Pedes 8. Oculi ver-
ticis 2 contigui. Frons antennis pedi-
formibus. Abdomen rotundatum.
1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster, Geist,
Tod, Haferhauer, die Holzspinne, Hafer-
geis. (Fr. le faucheur. Engl. the shepherd.)
P. abdomine ouato; subtus albo.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.
Ein animal nocturnum. Die ausgerißnen
Beine zeigen noch Tagelang Lebenskraft und Be-
wegung. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen
den Schultern.
2. †. Cancroides. der Bücherscorpion. (Fr. le
scorpion araignée.) P. abdomine obouato
depresso, chelis laeuibus, digitis pilosis.
In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen
plattgedruckten Körpers und der langen Scheeren
sonderbar aus. Kriecht rücklings und vorwärts
wie ein Krebs.
3. †. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. ab-
domine dilatato muricato, rostro subulato.
Pennant's british zoology P. IV. tab. 18.
fig. 7.
Darf nicht mit dem oniscus ceti verwechselt
werden.
4. Araneoides. (Solpuga Lichtenst.) P. chelis
dentatis villosis, corpore oblongo.
Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.
Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung
zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.
81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr. araignée.
Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8. (pleris-
que) Os vnguibus s. retinaculis 2. Anus
papillis textoriis.
Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen*), die sich meines Wissens alle bloß von
lebendigen Thieren, zumahl Insecten, nähren;
auch einander selbst auffressen. Daß auch der Biß
von manchen hieländischen Spinnen zuweilen beym
Menschen sehr gefährliche Folgen haben könne, ist
neuerlich durch Erfahrung allerdings bestätigt**).
Die mehresten Spinnen weben sich ein Gespinnst,
dessen regelmäßige Anlage sowohl als die Festig-
keit, womit es Wind und Wetter aushält, bewun-
dernswürdig ist. Auch hat man mehrmahlen den
freylich seltsamen Einfall im Kleinen ausgeführt,
aus Spinnewebe, und besonders aus dem Eyer-
gespinnste der Kreuzspinnen, eine Art Seide zu ver-
arbeiten. – Der so genannte fliegende Sommer
(Mädchen-Sommer, Mariengarn etc.) ist wenig-
stens größtentheils kleinen Spinnen zuzuschreiben,
die zumahl im Frühjahr häufig an Hecken und
Büschen umher weben.
1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba
punctata.
H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und
die folgende Spinne für die untrüglichsten Wet-
terpropheten.
2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris 5 sub-
contiguis: anterioribus maioribus.
3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A.
saliens nigra: lineis semicircularibus 3 albis
transuersis.
Auf Dächern etc. Sie hüpft: macht aber kein
Gespinst.
4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugi-
neo fusco.
Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey-
spiellosen Zärtlichkeit ihr Leben, um ihn wenn er
ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*).
5. Auicularia. die Buschspinne. A. thorace
orbiculato conuexo: centro transuerso ex-
cauato.
Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11. 12.
Theils in Westindien. Von der Größe einer
kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in
bunte Goldfarben. Sie tödtet Colibrite, und saugt
ihre Eyer aus. Ihr Biß kann auch bey Menschen
gefahrvolle Entzündung verursachen.
6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedi-
bus longissimis.
Seba thesaur. vol. IV. tab. 99. fig. 9.?
In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom
Umfang einer ausgespannten Hand.
7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro fasciatis.
G. Baglivi diss. de tarantula. fig. 1. 2.
[Seite 392]In Apulien. Die Fabeln von den unausbleib-
lichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen
Heilungsmitteln dagegen lösen sich dahin auf, daß
es theils Einbildungen hypochondrischer und hyste-
rischer Patienten; mehrentheils aber armselige Bet-
teleyen seyn mögen, womit sich leichtgläubige
Reisende haben hintergehen lassen. So viel ist
indeß richtig, daß diese Spinne, die sich auf dem
Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den Schnit-
tern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird:
und so wie alle Insectenstiche etc. im brennenden
Sommer gefährlich werden (zuweilen wohl eine
Art Veits-Tanz erregen) können, so auch freylich
wohl der Tarantel-Biß.
82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae
2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2
cheliformes. Cauda elongata articulata
terminata mucrone arcuato. Pectines 2
subtus inter pectus et abdomen.
Die Scorpione haben in der Bildung und Lebens-
art manches mit den Krebsen gemein, auch werfen
sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Der
kleinen Europäische ist, wenn nicht grade schwüle
Sonnenhitze u.a. dergl. Umstände dazu kommen,
ziemlich unschädlich. Auch der Stich eines Ost-
indischen ist oft weniger gefährlich als ein Bienen-
stich. Hingegen verursacht der von den Persiani-
schen, und so auch von den Westindischen Scor-
pionen leicht den Brand.
1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis.
2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis,
manibus angulatis.
Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.
[Seite 393]83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl.
crab.) Pedes 8 insuper manus 2 chela-
tae. Oculi 2 distantes, plerisque pedun-
culati, elongati mobiles. Palpi 2 cheli-
feri. Cauda articulata inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen
nach der verschieden Länge und Bedeckung des
Schwanzes, von Linné in folgende drey Familien
abgetheilt worden*):
A) Brachyuri. Krabben, Taschen-
krebse, Seespinnen.
1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus,
thorace laeui lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato.
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der
Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey An-
näherung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er
verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel
so wie andre Krebse auch: aber die vorgegebne
Absicht fällt weg.
2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thorace laeui integerrimo, an-
tice retuso: pedum articulis vltimis penul-
timisque vndique spinosis.
In Westindien und den benachbarten Land-
strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhölen; zieht aber
im Frühjahr theils in großen Schaaren nach den
Seeufern, um die Eyer in den Sand zu legen.
3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
crab.) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti.
Zumahl im wärmern Nordamerika. Das Männchen wird durch
die auffallende Ungleichheit seiner beiden Scheeren
merkwürdig, deren eine nicht viel größer als ein
Bein des Thiers, die andre hingegen so schwer-
fällig ist, daß sie der Krebs, wenn er von der
Stelle will, auf den Rücken legen, und so fort-
tragen muß.
4. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus, tho-
race laeuiusculo, vtrinque quinquedentato,
carpis vnidentatis, pedibus ciliatis: posti-
cis subulatis.
5. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger.) C. brachyurus, tho-
race vtrinque obtuse nouem-plicato, ma-
nibus apice atris.
B) Parasitici, cauda aphylla. Schnek-
kenkrebse.
6. Bernhardus. der Einsiedler. C. macrou-
rus parasiticus, chelis cordatis muricatis:
dextra maiore.
Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar wie
es scheint ohne Auswahl besondrer Geschlechter
oder Gattungen. Oft sind solche ausgestorbne
Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedler-
krebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyo-
nien u.a. dergl. Corallen besetzt.
C) Macrouri. Eigentlich so genannte
Krebse.
7. Gammarus. der Hummer. (Fr. l'homard.
Engl. the lobster.) C. macrourus, thorace
laeui, rostro lateribus dentato: basi supra
dente duplici.
In den Meeren der nordlichen Erde: wo er
wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht.
8. †. Astacus. der Flußkrebs. (Fr. l'ecrevisse.
Engl. the craw-fish.) C. macrourus tho-
race laeui, rostro lateribus dentato: basi
vtrinque dente vnico.
Dieses Thier, (wovon es auch von Natur rothe,
und andre selbst beym Sieden schwarzbleibende
Spielarten gibt,) erreicht ein zwanzigjähriges
Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden. Die zwey
kalkichten Steine die sich im Sommer zu beiden
Seiten seines Magens finden, und die man fälsch-
lich Krebsaugen nennt, sind doch wohl der vor-
züglichste Stoff, woraus die neue verjüngte Schale
verhärtet. Auch der zufällige Verlust von Füßen,
Scheeren etc. dieser u.a. Gattungen von Krebsen
wird durch ihre starke Reproductionskraft leicht
wieder ersetzt. Sie schnellen sogar Füße und Schee-
ren, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Leibe)
gequetscht oder mit einem glühenden Eisen berührt
werden, von selbst von sich. (So wie es der
Hummer zuweilen bey heftigen Donnerschlägen
thun soll.)
9. †. Squilla. die See-Garneele, Granate.
(Fr. la cheuvrette, crevette, salicoque, le barbot.
Engl. the shrimp.) C. macrourus, thorace
laeui, rostro supra serrato, subtus triden-
tato, manuum digitis aequalibus.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 4.
Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772.
P. II. tab. 1. fig. 1. 2.
Ein Ungeziefer aus dem Oniscus-Geschlechte
das sich unter den Rückenschild dieses schmack-
haften kleinen Krebses einnistelt, hat man ehedem
für junge Brut von Schollen (Pleuronectes) ge-
halten, daher dann ganz sonderbare Irrthümer
entstanden*).
10. Mantis. C. macrourus articularis, mani-
bus adactylis compressis falcatis serrato-
dentatis.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.
Im mittländischen u.a. Meeren der wärmern
Erdstriche.
11. †. Pulex. die Fluß-Garneele. C. macrou-
rus articularis, manibus 4 adactylis, pe-
dibus 10.
Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt
im Wasser zuweilen auf dem Rücken.
12. †. Stagnalis. C. macrourus articularis,
manibus adactylis, pedibus patentibus, cauda
cylindrica bifida.
Schäffers Fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
[Seite 397]84. Monocvlvs. Kiefenfuß. Pedes na-
tatorii. Corpus crusta tectum. Oculi
approximati, testae innati.
Alle bisher bekannte Gattungen dieses Geschlechts
finden sich bloß im Wasser.
1. Polyphemus. der Moluckische Krebs. [Engl.
the horse-shoe, helmed-fish. – Limulus
gigas Müll.*)] M. testa plana conuexa
sutura lunata, postica dentata, cauda subu-
lata longissima.
Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge
von 4 Fuß erreichen kann. Daß es nur ein Auge
haben soll, ist ungegründet**), mithin seine Be-
nennung gar nicht passend. Auch findet es sich
nicht allein in Ostindien, sondern auch an der
Nordamericanischen Küste, zumahl in Menge in
der Bahamischen Meerenge.
2. †. Apus. (Limulus palustris Müll. l. c.)
M. testa subcompressa, antice retusa, postice
truncata, cauda biseta.
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber in manchen Jahren, nach Ueberschwemmun-
gen etc. in unsäglicher Menge. Wie es scheint
ein wahrer Zwitter***).
3. †. Pulex. (Daphnia pennata Müll. l. c.)
der Wasserfloh. M. antennis dichotomis,
cauda inflexa.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.
In Flüssen und Teichen, auch im Brunnenwasser:
an theils Orten so häufig, daß er bey seiner röth-
lichen Farbe wohl eher die Sage von Wasser das
in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.
4. †. Quadricornis. (Cyclops quadricornis
Müll. l. c.) M. antennis quaternis, cauda
recta bifida.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 9.
Beides diese und die vorige Gattung sind eine
gewöhnliche Speise der Armpolypen.
85. Oniscvs. Pedes 14. Antennae seta-
ceae. Corpus ouale.
1. Ceti. die Wallfischlaus. O. oualis segmen-
tis distinctis, pedibus tertii quartique paris
linearibus ouaticis.
Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.
Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses
Insect zumahl an den Finnen und Zeugungsthei-
len aufs festeste sich einnistelt.
2. †. Asellus. der Kelleresel. (Fr. la cloporte.
Engl. the wood louse.) O. oualis, cauda
obtusa, stylis simplicibus.
An feuchten Orten, in Kellern, Mauerritzen etc.
86. Scolopendra. Assel. Pedes nu-
merosi, totidem vtrinque quot corporis
segmenta. Antennae setaceae. Palpi 2
articulati. Corpus depressum.
1. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.
In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa-
nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.
2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, cor-
pore ouali, cauda penicillo albo.
Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.
Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedne Gattungen dieses
und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen
Füße erst nach und nach erhalten, und nur wenige
Paare derselben mit aus dem Ey bringen.
3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm.
S. pedibus vtrinque 70.
Frisch P. XII. tab. 2. 8. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber
auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen
sich wohl die nicht gar seltnen Fälle erklären, wo
sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey Menschen
eingenistelt und wohl Jahre lang unerträgliches
Kopfweh u. dergl. verursacht hat.
87. Ivlvs. Vielfuß. Pedes numerosi:
duplo vtrinque plures quam corporis seg-
menta. Antennae moniliformes. Palpi 2
articulati. Corpus semicylindricum.
1. †. Terrester. S. pedibus vtrinque 100.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.
Meist unter der Erde in fettem Boden oder
im Miste.
Die Insecten haben so bestimmte und faßliche,
die Würmer hingegen so wenig allgemein pas-
sende positive Charactere, daß man die letztern
vielleicht am kürzesten durch diejenigen weiß-
blütigen Thiere definiren könnte, die keine In-
secten sind; als von welchen sie sich sowohl durch
den Mangel der Fühlhörner als der eingelenkten
Bewegungswerkzeuge unterscheiden. (§. 40. 122.)
Sie haben mehrentheils einen weichen,
theils schleimigen, meist nakten Körper: nur
wenige sind wie die Aphroditen mit Haaren,
einige wie die See-Igel mit einer kalkichten oder
spatartigen Schale bedeckt. Manche Amphitriten
verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand-
körnchen etc. viele andere Thiere dieser Classe aber,
(die Conchylien nähmlich und manche Corallen)
bewohnen ein ihnen angebornes festes, fast por-
zellan- oder steinartiges Gehäuse, das ihnen zum
Schutz und Aufenthalt dienet: und theils von
dem Thiere umher getragen wird, theils aber
unbeweglich fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Classe ist wirklich
geflügelt (denn daß der Dintenfisch ziemlich große
Sätze aus dem Wasser heraus thun kann, ist
kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch
haben die Regenwürmer, See-Igel, See-
sterne etc. gewisse Gliedmaßen, die wenigstens
eine ähnliche Bestimmung haben. Und über-
haupt wird auch der Mangel dieser Bewegungs-
werkzeuge bey den Würmern durch die bey ihnen
ausnehmende Kraft, ihren Körper wechselsweise
enge zusammen zu ziehen, und wieder weit aus-
zustrecken, ersetzt.
Statt der Fühlhörner haben viele Würmer
so genannte Fühlfaden (tentacula), oder bieg-
same ungegliederte meist weiche fleischige Faden
am Kopfe, die bey einigen von ansehnlicher
Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Be-
stimmung sind. Den Armpolypen nutzen sie
zum Fang: bey vielen Schnecken sitzen vorn die
Augen dran u.s.w.
Manche Würmer, zumahl unter den so ge-
nannten Infusionsthierchen, sind von so einfachem
Körperbau, daß man gar keine Gliedmaßen an
ihnen unterscheiden kann. Andere hingegen wie
[Seite 402] z.B. das Medusenhaupt, haben desto zahlreichere,
doch meist ziemlich einförmig gebildete Glieder.
Auch die Größe variirt in dieser Classe noch
weit mehr, als in der vorigen. Es gibt Con-
chylien, die auf sechs Centner am Gewicht hal-
ten, und Infusionsthierchen, die kaum durch
unsre besten Vergrößerungsgläser erkannt wer-
den können.
Die mehresten Würmer haben unansehnliche
Farben. Doch sind auch einige, wie die See-
anemonen, Seefedern, Aphroditen, und viele
Conchylien von ausnehmender Schönheit.
Ueber die Sinne dieser Thiere und deren
Werkzeuge läßt sich noch weniger Bestimmtes
als über der Insecten ihre, sagen. Einige haben
ungezweifelt wahre Augen (wie die Dinten-
fische, Schnecken etc.), und andre, wie z.B. die
Polypen, haben ohne Augen doch das feinste
Gefühl von Licht und Hellung.
Im innern Körperbau weichen die mehre-
sten Gewürme wieder eben so sehr von der In-
secten ihrem, als diese von dem der rothblütigen
Thiere, ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
[Seite 403] Wissens kein einziges Thier derselben sich (so
wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer
Verwandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehrsten
ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter der
Erde: und viele lediglich*) im lebendigen Kör-
per andrer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa-
menthierchen u.s.w. Viele halten sich zusam-
men in Corallen-Stämmen, aus Austerbänken etc.
auf, doch ohne sich wie etwa die Bienen etc. wech-
selseitige Hülse zu leisten.
Die Würmer nähren sich aus allen dreyen
Naturreichen, manche nähmlich fressen sogar
Erde, Kalk etc. Viele derselben, zumahl unter
den Schnecken, auch Blutigel etc. können aus-
nehmend lange fasten.
Manche sind mit Gift als Waffen, und
die Blackfische mit ihrer Dinte als Vertheidi-
gungsmittel versehn. Viele werden auch durch
ihr zähes Leben, oder durch ihre ausnehmende
Reproductionskraft, die in keiner andern Thier-
classe so überaus wunderbar ist, vor feindlichen
Gewaltthätigkeiten geschützt: und einige wie
z.B. der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen
eine Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser-
maßen unzerstörbar scheinen*).
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Dintenfische etc. ausgenommen, sind wohl
die allermehresten übrigen Thiere dieser Classe
wahre Hermaphroditen, von denen jedes Indi-
viduum sein Geschlecht auf eine der oben ange-
gebenen Weisen (§.20. S. 29.) fortzupflanzen
im Stande ist**).
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen
in dieser Classe (§.155.), zumahl die Conchy-
lien und Corallen, werden in der großen Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die In-
secten auf und in der Erde (§. 143.) –] unendlich
mannigfaltigen überflüßigen oder nachtheiligen
Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam umwan-
deln u.s.w. – Dem Menschen insbesondre
werden sie dadurch nutzbar, daß Viele derselben
zumahl unter den Conchylien eßbar sind, und
vorzüglich einige (wie z.B. nahmentlich venus
mercenaria und mytilus bidens) manchen Kü-
stenbewohnern und Seefahrenden zu einer Haupt-
nahrung dienen. Von einigen Schnecken wurde
ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe ge-
nommen*). Aus dem Safte der Blackfische
kann Dinte bereitet werden. Der Bart der
Steckmuschel gibt eine Art braune Seide, die
theuer verarbeitet wird. Mehrere Muschel-
[Seite 406] arten führen Perlen*). Das rothe Corall gibt
einen wichtigen Handelsartikel, zumahl nach
Ostindien. – Verschiedne Schneckchen oder
Muscheln etc. cursiren ganz oder in Stückchen ge-
schnitten bey einigen wilden Völkern statt Geldes.
Aus ähnlichen Muschelstückchen von verschiednen
Farben machen die Irokesen u.a. Nordamerica-
nische Indianer ihre Denkschnüre (wampum) etc.
die ihnen statt Urkunden dienen**). Viele Wilde
brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-
Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln
und mancherley andres Fischergeräthe (§. 118.).
Die Nordwestlichen Americaner schäften ihre
Harpunen mit scharfgeschliffenen Stücken von
Muschelschalen. – Zu Kunstarbeiten dienen
vorzüglich manche Muschelschalen, die auf Onyx-
[Seite 407] Manier zu Cameen verarbeitet werden: auch
Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des
Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und
Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient
zu mancherley häuslichem Gebrauch. Unzählige
Conchylien und Corallen werden zu Kalk gebrannt;
einige große dünne Muschelschalen in Schina etc.
statt Fensterscheiben gebraucht u.s.w. Auch
dienen die Conchylien zum allgemeinsten Putz
der wilden Völker*). Die Blutigel endlich sind
ein überaus wichtiges chirurgisches Genesmittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe ge-
hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer
des menschlichen Körpers, die sich entweder wie
die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichuriden
und Bandwürmer im Darmcanal; oder wie der
Blasenwurm außen an den Eingeweiden und
zwischen den Muskeln; oder wie der Nerven-
wurm nahe unter der Haut aufhallen. Sodann
auch die Egelschnecken, die sich bey den Scha-
[Seite 408] fen etc., die Finnen der Schweine, die Blasen-
würmer und so viele andre Würmer, die sich
zumahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey
Fischen finden, und sie krank machen. Die Re-
genwürmer und Schnecken schaden Gewächsen.
Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade etc. durch-
bohren Schiffe und Dämme. Manche Wür-
mer sind auch, wie schon gesagt worden, giftig.
Hingegen kann ich den abentheuerlichen Er-
zählungen von der höllischen Furie, einem von
niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr
genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi-
derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der
Luft herum fliegenden Würmchen, was aus Men-
schen und Vieh herabstürzen, und sie durchboh-
ren soll u.s.w., keinen Glauben beymessen.
Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im ganzen die Ord-
nung des Linnéischen Systems befolgt:
I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.
II. Molusca. Nakte weiche Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große Aehn-
lichkeit mit den Bewohnern der Schnecken-
häuser und Muschelschalen in der folgenden
Ordnung.
III. Testacea. Die den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner der
Conchylien.
IV. Crustacea. Mit einem beynahe knorp-
lichten Körper, und theils mit einer festen
(bey einigen spatartigen) Cruste. See-
Igel, Seesterne, Seepalme.
V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan-
zenthiere die einen Corallenstamm oder
andere ähnliche Gehäuse bewohnen.
VI. Zoophyta. Die nakten Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thierchen.
Zur N.G. der sämtlichen Ordnungen dieser
Classe ist mir außer manchen der obgedachten
allgemeinen Quellen zur ganzen Thiergeschichte etc.
kein besondres classisches Werk bekannt.
Die mehrsten Thiere dieser Ordnung haben
theils einen cylindrischen, theils einen bandför-
migen Körper; und fast bey allen hat man ge-
funden, daß sie nicht zwitterartig, sondern die
beiden Geschlechter in separaten Inviduis ge-
trennt, sind. Die Eingeweidewürmer des mensch-
lichen Körpers sind (die Samenthierchen aus-
genommen) alle aus dieser Ordnung.*)
1. Gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm.) Corpus filiforme, teres, aequale,
laeue.
1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. G. pallidus
extremitatibus nigris.
C. Gesner hist. aquatilium. pag. 547.
Spannenlang, von der Dicke eines starken
Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser.
2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit.
(dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver
de Guinée.) G. totus pallidus.
Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II.
tab. 233. fig. 1.
Am Persischen Meerbusen, in Ost- und West-
Indien, auf Guinea etc. Wohl 2 Ellen lang.
Zeigt sich unter der Haut zumahl an den Knöcheln,
am Knie, am Arm etc. wo er schmerzhafte Beulen,
Entzündung u.s.w. verursacht, und äußerst be-
hutsam (damit er nicht abreisse) ausgewunden
werden muß: eine Operation, die wohl drey und
mehr Wochen dauert. Selten hat ein Mensch
mehr als einen solchen Wurm: doch auch wohl
viere, fünfe etc. zugleich.
3. †. Marinus. G. plano spirali conuolutus.
2. Ascaris. Corpus aequale teres ore
trinodo, intestinis conspicuis.
1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm. A. cauda subulata,
cute ad latera corporis subtilissime crenata.
Wie eine Käsemade. Hält sich im Mastdarm
bey Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.
2. †. Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herz-
wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle.
Engl. the round worm.) A. cauda obtusa,
ani rima transuersa, intestino aurantio.
Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen
Körper, findet sich im ganzen Darmcanal, zu-
weilen in unsäglicher Menge.
3. Trichocephalvs. Corpus inaequale,
teres; antice capillare, postice incrassatum.
1. †. Hominis. die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laeuis, anterius subtilissi-
me striatus.
Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt
mit dem dünnen haarförmigen Ende.
4. Echinorhynchvs. Corpus teres,
proboscide cylindrica retractili echinata.
1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, pro-
boscide vaginata: aculeorum vncinatorum
ordinibus pluribus, papillis suctoriis senis.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.
In den Därmen des Hausschweins.
5. Lvmbricvs. Corpus teres annula-
tum, longitudinaliter exasperatum acu-
leis conditis.
1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver
de terre. Engl. the earth worm, dew-worm.)
L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum
abdominalium.
Murray de verm. in lepra obuiis. tab. 2.
Das bekannte den jungen Küchengewächsen schäd-
liche Thier: ein wahres animal subterraneum.
2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus,
sexfariam aculeatus.
Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. 1. fig. 1-4.
Etwa 1 1/2 Zoll lang. In Teichen, Gräben etc.
hat, so wie der gemeine Regenwurm auch, aus-
nehmende Reproductionskraft. Sogar ein abge-
[Seite 413] schnittnes 1/26 des Thieres wird binnen einigen
Monaten wieder zu einem ganzen Thiere von
vollkommner Länge reproducirt. Seine natürliche
Fortpflanzung geschieht sowohl indem er lebendige
Junge gebiert, als auch durch junge Brut die er
wie Sprossen austreibt.
6. Fasciola. Corpus gelatinosum, pla-
niusculum, poro ventrali duplici.
1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Engl. the
Fluke.) F. depressa, ouata fusca, antice
tubulo instructa.
J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1-8.
2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi-
nibus vndulatis.
Journal des scavans 1726. pag. 104.
Wie ein schmales Streifchen Band; ungeglie-
dert: in der Bauchhöhle bey manchen Fischen, ist
selbst, nachdem diese gesotten waren, noch lebendig
in ihnen gefunden worden.
7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm. (lumbricus latus. Fr. ver
solitaire. Engl. tape worm, jointed worm.)
Corpus planiusculum, geniculatum. Os
quadrilobum.
Ein weitläuftiges sowohl wegen der ausnehmend
sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen
der hartnäckigen und gefahrvollen und mannigfal-
tigen Zufälle, die durch die nachgenannten Gat-
[Seite 414] tungen im menschlichen Körper verursacht werden,
überaus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der ge-
gliederte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem
vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ragen-
den zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal fest.
Zunächst auf den Kopf folgt (wenigstens bey den
nachbenannten Gattungen) ein überaus schmaler
fast fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allge-
mach mit immer deutlichern und größern Gliedern
in den übrigen Körper des Wurms übergeht. In
jedem der größern Glieder die dann bey weiten
den längsten Theil des Thiers ausmachen (tab. 1.
fig. 5. 6.) zeigt sich ein besondrer Eyerstock, meist
von einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk etc.
der seine Eyerchen durch eine am Rande oder auf
der breiten Seite befindliche einfache oder doppelte
Oeffnung von sich geben kann. Auch scheint diese
Oeffnung außerdem noch dem Wurme sowohl um
sich anzuhalten, als auch zu einiger Ernährung
dieser vom Kopf so weit entfernten Glieder, zu
dienen. Jeder Bandwurm kann folglich sein Ge-
schlecht fortpflanzen, ist aber übrigens nichts we-
niger als solitaire, sondern man hat gar oft bey
Einem Menschen oder Einem Thiere viele ganze
Bandwürmer zugleich gefunden.
1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm.
(T. curcurbitina. auctor.) T. articulis sub-
vaginatis, ouario fasciculatim ramoso: ra-
mis sublinearibus crebris, fasciculis trans-
versis compressis: margine articuli laterali
angusto compresso.
Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich, so wie der folgende im dünnen Darme
beym Menschen.
Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes
curcurbitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte
Hinterglieder dieses Wurms.
2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm.
T. orificio ouariorum duplici: altero in tergo
ouarii punctiformi, altero ante illud posito
papilliformi expressili.
In andern Gegenden von Europa, zumahl in
der Schweiz und in Frankreich äußerst häufig.
8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus tae-
niforme desinens in vesicam lymphati-
cam. Os quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
schiednen Eingeweiden vielerley Säugethiere finden,
hat bey den mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit
mit denen vom Bandwurm. Der Hintertheil aber
endigt sich in eine eyförmige Wasserblase von ver-
schiedner Größe.
1. †. Humana. H. capsa vaginali cartilaginea,
vesicula caudata apicibus obtusis.
Eine wichtige Entdeckung des sel. Werner, der
diesen sonderbaren Blasenwurm zu hunderten zwi-
schen dem Muskelfleische des ganzen Körpers bey
der Leiche eines 40 jährigen übrigens gesunden
robusten Mannes gefunden hat.
2. †. Finna. die Finne. H. conica, vesicae
duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens,
capite versus collum vesicae directo.
Goeze Entdeckungen über die Finnen. Halle.
1784. 8.
Im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat
schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich
bloß bey dem vom Menschen unterjochten Haus-
schwein, aber nicht bey der wilden Sau findet,
so geben sie ein Beyspiel von organisirten Körpern,
die erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam
nacherschaffen zu seyn scheinen.
3. †. Globosa. H. simplex ouata, corpore di-
stincte articulato, rugoso, imbricato.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.
Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Darmfell und in der Leber der
Schweine.
4. †. Cerebralis. die Queese. H. multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis.
Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.
Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe).
9. Sipvncvlvs. Corpus teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylin-
dricum. Apertura lateralis corporis ver-
ruciformis.
1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S.
corpore tunica laxa induto.
C. Gesner hist. aquatil. pag. 1226.
10. Hirvdo. Blutigel. (Fr. sangsue. Engl.
leech.) Corpus oblongum, promouens se
ore caudaque in orbiculum dilatandis.
1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flauis 6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata.
J. Jac. Dillenius in Eph. N. C. Cent. VII.
tab. V. fig. 1-4.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.
2. †. Sanguisuga. H. depressa fusca : margine
laterali flauo.
Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 3. 4.
Noch blutgieriger als die vorige.
3. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8
nigris supra os.
Schwed. Abhandl. l. c. fig. 5-8.
Legt nur ein einziges Ey, das Anfangs bloße
Lymphe enthält, aus welchem aber nachher, 8 bis
10, und mehr Junge heraus kommen.
Nakte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied-
maßen von denen in der vorigen Ordnung aus-
zeichnen*). Manche haben große Aehnlichkeit
mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und
Muschelschalen.
11. Limax. Weg-Schnecke (Fr. limace.
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis.
Tentacula 4 supra os.
Diese nakten Schnecken haben die starke Re-
productionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken
mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.
Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101.
fig. 102.
3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.
4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus.
12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo
dorsali membranaceo. Foramen laterale
dextrum pro genitalibus. Anus supra
extremitatem dorsi.
1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der
Alten.) L. tentaculis 4.
Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.
[Seite 419]13. Doris. Corpus repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice, supra cinctus ciliis. Tentacula
duo, supra corpus antice, intra foramina
retractilia.
1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad
os, ano ciliato phrygio.
Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.
14. Aphrodita. Seeraupe. Corpus re-
pens, ouale: fasciculi pediformes vtrin-
que plurimi. Os retractile. Tentacula
2 setacea.
1. Aculeata. der Goldwurm. (pudendum re-
gale Column. Fr. la taupe de mer, la grosse
scolopendre de mer.) A. oualis hirsuta acu-
leata, pedibus vtrinque 32.
Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.
Ein über alle Beschreibung prächtiges Geschöpf:
die Stacheln und Haare, womit er an beiden
Seiten besetzt ist, schillern, zumahl im Sonnen-
schein in alle mögliche Goldfarben: theils auch
wie blaue Schwefelflammen u.s.w.
15. Amphitrite. Corpus protensum in
tubulo, annulatum. Pedunculi verru-
cosi. Tentacula acuminata approximata,
plumosa.
1. Auricoma. der Sandköcher. A. cirris binis
vtrinque, anterius tentaculis pectiniformi-
bus auratis rigidis.
Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.
[Seite 420]In der Nordsee etc. Diese und verschiedne andre
Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus
zarte etwas conische Gehäuse, die meist aus einer
einzigen Schicht unzähliger dicht an einander lie-
gender kleiner Sandkörnchen auf eine bewunderns-
würdige Weise zusammengesetzt sind.
16. Nereis. Corpus repens oblongum
lineare. Pedunculi laterales penicillati.
Tentacula simplicia.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo.
Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten
es in manchen Gegenden beyträgt*).
17. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille-
pied d'eau.) Corpus lineare pellucidum,
depressum, setis pedunculacum. Tenta-
cula nulla.
Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigne Weise
fort:**) das letzte Gelenk des gegliederten
Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und
erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach
einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide
absondert, oder auch selbst noch vorher wieder
andre Junge auf gleiche Weise durch die Ausdeh-
nung seines letzen Gelenkes hinten austreibt: doch
können sich wenigstens manche Gattungen, wie
z.B. die nachstehende, auch außerdem durch Eyer-
stöcke, die durch eine wahre Paarung befruchtet
werden, fortpflanzen.
1. †. Proboscidea. die gezündelte Naide. (Ne-
reis lacustris Linn.) N. setis lateralibus so-
litariis, proboscide longa.
Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.
18. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae ad
summitatem: altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.
1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea.
19. Actinia. Seeanemone, Meernessel,
Klipprose. (Vrtica marina. Fr. cul d'ane.)
Corpus se affigens basi, oblongum, teres,
apicis margine dilatabili intus tentacu-
lato, os terminale centrale ambiente.
Ihre Reproductionskraft gibt der Armpolypen
ihrer wenig nach, und ist bey dem zusammenge-
setztern Körperbau allerdings noch auffallender.
Selbst mitten von einander geschnittne Seeanemo-
nen sind wieder zu ganzen Thieren erwachsen.
1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16. sqq.
fig. 10. sqq.
20. Tethys. Corpus liberum, oblon-
giusculum, carnosum, apodum. Os
proboscide terminali, cylindrico, sub la-
bio explicato. Foramina 2 ad latus colli
sinistrum.
1. Leporina. (lepus marinus maior Colvmnae.)
T. labro ciliato.
21. Holothvria. Corpus liberum,
nudum, gibbum, ano terminali. Ten-
tacula plura in altera extremitate. Os
inter tentacula.
1. Physalis. (Engl. the Portuguese man of
war.) H. cirrhis difformibus filiformibus
pendulis.
Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. I. tab. 4.
fig. 5.
Im atlantischen Ocean etc. Von dem kleinen
blasenförmigen Körper des sonderbaren Thieres
hängen schöne roth und blaue theils 3 bis 4 Fuß
lange Fäden herab, die aber, wenn man sie be-
rührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Ober-
halb der Blase befindet sich eine Segelhaut, die
das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.
22. Terebella. Steinbohrer. Corpus
filiforme. Os anticum, praeputio glan-
dem pedunculatam tubulosam exserente.
Tentacula circum os, capillaria, plura.
1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corporis 8.
circa os 4.
Schwed. Abh. 1754. tab. III. fig. A-E.
23. Lernaea. Corpus se affigens tenta-
culis, oblongum teretiusculum. Ouaria
bina. Tentacula brachiformia.
Ein schädliches Ungeziefer für Fische, in deren
Kiefern es vorzüglich nistet.
1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, tho-
race cylindrico bifurco, tentaculis apice
lunatis.
Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.
24. Scyllaea. Corpus se affigens, com-
pressum, dorso canaliculato. Os fora-
mine edentulo, terminali. Tentacula s.
brachia subtus trium parium.
Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.
Im Ocean, am Sargasso (fucus natans.)
25. Clio. Corpus natans, oblongum.
Alis duabus membranaceis, oppositis.
1. Limacina. C. nuda corpore obconico.
Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.
Bey Spitzbergen, Neufundland etc.
26. Sepia. Dintenfisch, Blackfisch. (Engl.
Ink fish, squid.) Brachia 8 interius ad-
spersa cotyledonibus. Rostrum inter
brachia terminale, corneum. Venter
vesica atramentifera instructus, infra
scissura transuersa ad basin apertus, supra
quam fistula excretoria eminet.
Die Dintenfische, die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen in so vielen Stücken,
[Seite 424] zumahl in Rücksicht ihres innern Baues, der so
vollkommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs-
werkzeuge, besonders aber auch der Augen und
sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen nähmlich
J. Hunter zuschreibt) so ganz von andern Thieren
dieser Classe ab, und ähneln hingegen in so vielen
Stücken manchen Fischen, daß es nur fast Ueber-
windung gekostet hat, ihnen hier zwischen diesen
so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.
Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann
bey manchen Gattungen über 1000. Sie haften
damit fest an, gleichsam wie ein Schröpfkopf.
Die Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln
abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden,
werden ihnen, wie schon die Alten wußten, leicht
reproducirt. Die mehresten Gattungen werden
auch durch den schwarzen Saft merkwürdig, den
sie in einem besondern Behälter im Leibe führen,
und willkürlich von sich lassen, und dadurch das
Wasser zunächst um sich verdunkeln können. Herr
Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich
in folgende zwey Familien abgetheilt:
A) Promuscidibus binis; ventre pinnato;
ossiculo dorsi.
1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato
vndique pinna cincto, osse dorsali maximo.
Swammerdam biblia nat. tab. 50. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das so genannte weiße Fisch-
bein das auch in manchen Gegenden Meerschaum
heißt) eine breite knochige Schulpe von sehr son-
derbarer Textur, im Rücken des Thiers. Manche
[Seite 425] Arten der so genannten Seetrauben (uvae ma-
rinae) sind die Eyerstöcke dieser und verwandter
Gattungen.
2. Loligo. der Calmar. (Fr. le casseron.) S.
ventre stricto subulato, pinna angulari me-
dia, osse dorsali penniformi.
Pennant's brit. zool. IV. tab. 27. fig. 43.
Was Plinius u.a. Alte von der loligo sagen,
und von manchen neuern abgeläugnet worden, daß
nähmlich diese Thiere weite Sprünge aus dem
Wasser thun können, ist mir von den zuverläßig-
sten Augenzeugen versichert und genau beschrieben
worden. Sie füllen sich nähmlich voll Wasser,
daß sie dann mit großer Gewalt wie in einem
Strahl durch die am Hals befindliche Röhre von
sich spritzen, und sich dadurch eine große Strecke
weit über das Wasser forttreiben können, wobey
sie ihre Arme steif ausgestreckt halten.
B) Pedibus basi palmatis, absque promusci-
dibus, pinnis et osse dorsali.
3. Octopodia. (polypus veter. Fr. le poupe.)
S. acetabulorum in interna pedum superficie
ordine duplici, in basi singulis acetabulis,
paullatim increscentibus.
Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.
Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be-
liebte Gattung, findet sich in manchen Gegenden,
besonders in Ostindien und im Mexicanischen Meer-
busen theils von ausnehmender Größe.
27. Medvsa. Qualle. Corpus gelatio-
sum, orbiculatum, supra conuexum,
[Seite 426] subtus cauum. Os inferum, centrale,
labiatum. Tentacula plerisque margina-
lia, saepius retractilia.
1. Aurita. M. orbicularis subtus 4 cauitatibus.
2. Velella. (vrtica marina Columnae.) M.
oualis concentrice striata, margine ciliato,
supra velo membranaceo.
3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis ten-
taculis nullis, subtus columna quadriplicata:
apice lobis 8 multifidis, laterumque appen-
dicibus 16.
Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön-
sten Veilchenblau.
Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil-
dung; doch großentheils den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen
anfänglich aus einer knorplichten oder hornar-
tigen Grundlage die ihre nachherige Festigkeit
durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde er-
hält. Die neugebornen Schneckenhäuser haben
[Seite 427] aber (nach Reaumurs von Hrn. Kämmerer
gründlich bestätigten Beobachtungen) noch nicht
ihre vollzähligen Windungen, sondern diese wer-
den mit zunehmendem Wachsthume des Thieres
allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs-
saum der Schale abgesetzt. (– Bey weiten
nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Kei-
me entwickelt. –) Und bey den Muscheln ist
ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele
dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren
Baues*), andre wegen ihres porcellanartigen
glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen
Farben**), regelmäßigen saubern Zeichnung
u.a. dergl. Schönheiten merkwürdig.***)
Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl und Bildung der
Schalen in folgende vier Familien:
B) Zweyschalige oder Muscheln,
C) Einschalige mit bestimmten Windungen,
nähmlich die Schnecken, und
D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.
28. Chiton. Testae plures, longitudi-
naliter digestae, dorso incumbentes.
1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valui, corpore tuberculato.
29. Lepas (Engl. acorn shell.) Animal
rostro inuoluto spirali, tentaculis crista-
tis. Testa multiualuis, inaequiualuis.
Manche Gattungen, wie z.B. hier die beiden
erstell, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich
fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey letz-
tern, hängt die vielschalige Muschel an einem darm-
ähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. –
Und diese doppelte Verschiedenheit scheint doch so
auffallend, daß man wohl zwey besondere Ge-
schlechter darnach bestimmen sollte.
1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L.
testa conica sulcata fixa, operculis acuminatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.
Unbeweglich an Ufern, am Kiel der Schiffe, oder
auch an andern Thieren, auf Muscheln, Krebsen etc.
2. Diadema. die Wallfisch-Pocke. L. testa
subrotunda sexlobata sulcata fixa.
Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sqq.
Auf der Haut des Nordkapers u.a. Wallfische.
3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied.
Engl. the horn of plenty.) L. testa valuis
20 (aut pluribus) polymorphis, intestino
squamulis granulato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 851.
Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist
besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.
4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar-
nacle.) L. testa compressa quinqueualui, in-
testino insidente laeui.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 853. sqq.
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen
berüchtigt worden, deren schon bey der Baum-
gans (S. 217.) gedacht worden. Die fünffache
Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden
Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre,
auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stam-
mes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme,
der gewöhnlich an faulen Weiden, allem Schiff-
wrack etc. fest sitzt.
30. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl.
pierce stone.) Testa biualuis, diuaricata,
cum minoribus accessoriis difformibus, ad
cardinem. Cardo recuruatus, connexus
cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.
1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob-
longa hinc reticulato striata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.
Das Thier selbst leuchtet überaus hell im
Dunklen.
2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa ob-
longa rotundata arcuata-striata.
Spengler in Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. IV. B. tab. V. fig. 1-5.
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht
auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beiden
Schalen und ihrer Ränder, und der Beschaffen-
heit des Schlosses (cardo).
31. Mya. (Fr. moule. Engl. muscle, gaper.)
Testa biualuis, hians altera extremitate.
Cardo dente (plerisque) solido, crasso,
patulo, vacuo, nec inserto testae oppositae.
1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis dente
primario crenulato: laterali longitudinali:
alterius duplicato.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.
2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis.
L. Ferd. Marsigli Bosforo Tracio. tab. 1.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.
32. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de
couteau, coutelier. Engl. razor shell.) Testa
biualuis, oblonga, vtroque latere hians.
Cardo dens subulatus, reflexus, saepe
duplex, non insertus testae oppositae:
margo lateralis obsoletior.
1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine
altero bidentato.
Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.
[Seite 432]33. Tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice hinc ad alterum latus flexa. Cardo
dentibus ternis; lateralibus planis alte-
rius testae.
1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura anali
canaliculata.
Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striata,
costa fusca transuersali.
In Teichen etc. etwa von der Größe einer Erbse.
34. Cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle.)
Testa biualuis, subaequilatera, aequiual-
vis. Cardo dentibus mediis binis alter-
natis; lateralibus remotis insertis.
1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis
eleuatis carinatis concauis tenuissimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sqq.
2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis ex-
aratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.
3. †. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 ob-
solete recuruato imbricatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.
Häufigst an den mildern Europäischen Küsten.
35. Mactra. Backtrog. Testa biualuis
inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente
medio complicato cum adiecta foueola;
lateralibus remotis insertis.
1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca
laeuiuscula subantiquata.
Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sqq.
36. Donax. (Fr. came tronquée.) Testa
biualuis, margine antico obtusissimo.
Cardo dentibus duobus: marginalique
solitario, subremoto sub ano.
1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ouata
compressa laeui, scripta lineis purpureis
vndatis, rima acuta, marginibus crenulatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sqq.
37. Venvs. Testa biualuis, labiis mar-
gine antico incumbentibus. Cardo den-
tibus 3 omnibus approximatis, laterali-
bus apice diuergentibus.
1. Dione. die ächte Venusmuschel. V. testa
succordata, transuerse sulcata, antrorsum
spinosa.
Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sqq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cor-
data solida transuerse substriata laeui, mar-
gine crenulato, intus violacea, ano ouato.
Spengler in Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. VI. B. tab. 6. fig. 1. sqq.
Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die
Irokesen u.a. Nordamericanische Wilde die Co-
rallen zu ihren Denkschnüren, Putz etc. schleifen,
(– s. oben S. 406. –) und das darin befind-
liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde
führen, auskauen etc.
3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano im-
presso ouato.
Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sqq.
38. Spondylvs. (Fr. huitre epineuse.)
Testa inaequiualuis, rigida. Cardo den-
tibus 2 recuruis, cum foraminulo inter-
medio.
1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare.) S. testa subaurita spinosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.
Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde
weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt.
Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des
Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in ein-
ander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar
öffnen, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen
des Schlosses von einander ablösen lassen.
39. Chama. (Engl. cockle.) Testa biualuis,
grossior. Cardo callo gibbo, oblique in-
serto fossulae obliquae.
1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laeui, processibus retrorsum recuruatis, rima
hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.
2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie-
senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima.
Fr. le grand benitier.) C. testa plicata, for-
nicata, squamosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sqq.
Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen
wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund
[Seite 435] wiegen. Letzteres wird von den Ostindischen Insu-
lanern so wie von den Küstenbewohnern am rothen
Meere etc. häufig gegessen.
3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre
de la mer rouge.) C. testa orbiculata, mu-
ricata; valuula altera planiore; altera nate
productiore subspirali.
Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110. sqq.
4. Bicornis. C. testa valuulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis valuula
longioribus.
Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516. sqq.
40. Arca. Testa biualuis, aequiualuis.
Cardo dentibus numerosis, acutis, alter-
nis, insertis.
1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata,
apice emarginata, processibus incuruis re-
motissimis, margine integerrimo hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529. sqq.
41. Ostrea. (Fr. huitre. Engl. oister,
scallop.) Testa biualuis, inaequiualuis,
(plerisque), subaurita. Cardo edentulus
fossula caua ouata, striisque lateralibus
transuersis.
Auch die so sehr verschiednen Gattungen dieses
Geschlechts könnten füglicher in zwey andere ver-
theilt werden, deren eins die Kamm-Muscheln
(wohin die ersten beiden Gattungen gehören), das
andre aber die Austern begreifen müßte.
1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12
duplicatis, extus laeui.
Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.
2. Pallium. der Königsmantel. O. testa aequi-
valui radiis 12 conuexis, striata scabra squa-
mis imbricata.
Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.
3. Malleus. der Polnische Hammer, das Cru-
cifix. (Fr. le marteau noir.) O. testa aequi-
valui triloba, lobis transuersis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655. sqq.
4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse plicata pa-
rasitica.
Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662. sqq.
5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa in-
aequiualui semiorbiculata, membranis im-
bricatis vndulatis, valuula altera plana in-
tegerrima.
Wird zumahl an den Küsten des Nordwestlichen
Europa auch am Mittländischen und Adriatischen
Meere etc. auf Austerbänken gehegt, und besonders
in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende
Verschiedenheit des Geschmacks in Berg-Sand-
und Thon-Austern eingetheilt.
6. Ephippium. der Polnische Sattel. O.
testa aequiualui orbiculata compressa mem-
branacea.
Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576. sqq.
Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen,
aber meist von dunkler Farbe, und ungestaltet.
7. Crista galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata,
spinosa, labro vtroque scabro.
Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683. sqq.
42. Anomia. Testa inaequiualuis; val-
vula altera planiuscula (saepe basi per-
forata), altera basi magis gibba. Cardo
edentulus cicatricula lineari prominente,
introrsum dente laterali. Radii 2 ossei
pro basi animalis.
1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor-
biculata rugoso-plicata: planiore perforata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692. sqq.
2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obouata
inaequali violacea: superiore conuexa, in-
feriore perforata.
3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule.) A. testa ouata, ventri-
cosa, alba, tenerrima, valuula altera rostro
incuruata, perforata. Margine acuto inte-
gerrimo, vndique clauso.
Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707. sqq.
Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean etc.
– Eins von den äußerst wenigen Seethieren der
jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem
wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den
Kalk-Flötzgebirgen angesehen werden kann.
43. Mytilvs. Miesmuschel. (Fr. moule.
Engl. sea muscle, mussel.) Testa biualuis
[Seite 438] rudis, saepius affixa bysso. Cardo eden-
tulus, distinctus linea subulata excauata
longitudinali.
1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr.
la coquille de nacre.) M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transuersa imbri-
cata tunicis dentatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717. sqq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste
Perlenmutter gibt, so wie aus dem sehnigen
Schloßbande derselben der so genannte Pfauen-
stein (gemma penna pauonis s. helmintholithus
androdamas Linn.) geschnitten wird.
2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat-
tel. (Fr. la moule pholade, la datte.) M.
testa cylindrica vtrinque extremitatibus ro-
tundatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729. sqq.
Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme etc.
3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscula
violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750. sqq.
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei-
len tödtlich gewesen ist.
4. Bidens. die gestreifte Magellanische Mies-
muschel. M. testa striata subcuruata, mar-
gine posteriore inflexo, cardine terminali
bidentato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742. sqq.
[Seite 439]5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laeui,
margine anteriore carinato, natibus gibbis,
cardine sublaterali.
Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.
Vorzüglich schön bey Neuguinea. Aber auch
häufig an den Nordischen Europäischen Küsten.
44. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel (Fr. jambon, coquille portesoie.)
Testa subbiualuis, fragilis, erecta, emit-
tens barbam byssinam. Cardo edentulus,
coalitis in vnam valuulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und der
eine kostbare braune Seide gibt, die in Smyrna,
Messina, Palermo etc. zu Strümpfen, Hand-
schuhen u.s.w. verarbeitet wird.
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis
per series digestis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773. sqq.
2. Nobilis. P. testa striata: squamis canali-
culato-tubulosis subimbricatis.
Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß wenn
man die Spitze unterwärts und die Mündung
nach oben gerichtet hält, diese letztere einem als-
dann links zugekehrt ist, und die Windungen von
oben nach unten der scheinbaren Bewegung der
Sonne gleich laufen.
Einige wenige Gattungen haben von Natur eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge-
genst. tab. 20. –) und dann finden sich auch,
obschon äußerst selten, unter andern Schnecken
zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten (an-
fractibus sinistris s. contrariis).*)
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines besondern Deckels (operculum) zuzu-
schließen, und andere ziehen bey Annäherung des
Winters eine Kalkscheibe vor die Mündung ihres
Hauses.
45. Argonavta. Testa vniualuis spi-
ralis, inuoluta, membranacea, vnilo-
cularis.
1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrey. (nau-
tilus papyraceus. Engl. the paper sailor.)
A. carina subdentata. Animal sepia.
Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sqq.
Eine milchweiße überaus dünne leichte, aber
große Schale, die von einem Blackfischähnlichen
Thier bewohnt wird, das darin mittelst einer aus-
gespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche
des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen etc.
versteht.
2. Arctica. der Wallfischfraß, der Schnecken-
rotzfisch. A. perforata, carina integra. Ani-
mal clio.
Martens's Spitzbergen tab. Q. fig. e.
Ein zartes kleines Schneckchen, das sich in den
nordlichsten Meeren hin und wieder in unsäglicher
Menge findet und den Wallfischen zur Speise dient.
46. Navtilvs. Testa vniualuis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderer das Thier wohnt, und durch Wasser,
das es in die übrigen ein- und auspumpt, sich
nach Willkühr leichter oder schwerer machen kann.
1. Pompilius. das Schiffboot, die Schiffkuttel,
Perlenmutterschnecke. (Engl. the sailor.)
N. testa spirali apertura cordata, anfractibus
contiguis obtusis laeuibus.
Die Schale ward ehedem zu Trinkgeschirren zu-
gerichtet, gravirt, ausgeschnitzt u.s.w. Neuerlich
hat man artige Lampen daraus gemacht etc.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari,
anfractibus contiguis: geniculis eleuatis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sqq.
Ist nebst dem nächstfolgenden eins von den sehr
kleinen Schneckchen im Sand von Rimini*), die
den versteinten Ammoniten in etwas ähneln.
3. Beccarii. N. testa spirali, apertura obouata,
anfractibus contiguis torulosis, geniculis
insculptis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 173. sqq.
4. Spirula. das Posthörnchen. N. testa spirali
apertura orbiculari, anfractibus disiunctis
cylindricis.
Martini vol. I. tab. 20. fig. 184. sqq.
Vorzüglich an der Küste von Amboina.
[Seite 442]5. Raphanus. N. testa recta attenuata, arti-
culis torosis: striis eleuatis sedenis, siphone
sublaterali obliquo.
Martini vol. I. Vignette fig. A. B. C.
Ebenfalls im Sande von Rimini wie die beiden
vorletzten Gattungen.
47. Convs. Tute. Testa vniualuis, con-
voluta, turbinata. Apertura effusa lon-
gitudinalis, linearis edentula, basi in-
tegra; columella laeuis.
1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis.
Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.
2. Princeps. die Bastart Tigerkatze. C. testa
albida : lineis fuscis longitudinalibus ramosis.
Martini vol. II. tab. 63. fig. 699. sqq.
Unter andern auch bey den Sandwich-Inseln,
deren kunstreiche Einwohner artige Halsbänder
daraus verfertigen.
3. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis spar-
sis; fasciisque 3 flauis tenuissime reticulatis;
media cingulo ferrugineo itidem squamulis
albis interrupto.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.
4. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota re-
ticulata.
Besonders häufig im rothen Meere.
[Seite 443]5. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis;
lineisque punctatis.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.
6. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.)
C. testa venis reticulatis luteis, maculis
luteis fuscisque.
Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sqq.
48. Cypraea. Porcellane [Concha veneris,
s. cytheriaca, s. paphia*). Fr. le pucelage.
Engl. gowry.] Testa vniualuis, inuo-
luta, subouata, obtusa, laeuis. Aper-
tura vtrinque effusa, linearis, vtrinque
dentata, longitudinalis.
1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula
longitudinali simplici.
Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sqq.
2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C.
testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
presso-acuta; subtus nigra.
Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sqq.
3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.)
C. testa obtusa ouata, postice obtusa, antice
rotundata, linea longitudinali testacea.
Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sqq.
Unter andern auch bey Utaheiti, wo sie den
Einwohnern zur Trinkschale dient.
4. Moneta. die Muschelmünze, das Ottern-
köpfchen, Kauri, Simbipuri. (Engl. the
trussed fowl, Blackmoor's teeth.) C. testa
marginato nodosa albida.
Zumahl auf den Maldivischen Inseln, aber auch
auf Utaheiti und anderwärts. Ist bekanntlich die
Scheidemünze der Neger auf der Goldküste, so
wie mancher Indischen Völker etc. Und die Brah-
manen bedienen sich ihrer statt Rechenpfennige
u.s.w.
49. Bvlla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper.)
Testa vniualuis, conuoluta, inermis.
Apertura subcoarctata, oblonga, longi-
tudinalis, basi integerrima. Columella
obliqua, laeuis.
1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata ob-
tuse subbirostri, labro dentato.
Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sqq.
2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida li-
neis crispata, spina retusa.
Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.
3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata,
reticulato-striata, cauda exserta, spira ob-
literata.
Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sqq.
50. Volvta. (Engl. Rhomb shell.) Testa
vnilocularis, spiralis. Apertura ecaudata
subeffusa. Columella plicata: labio vm-
bilicoue nullo.
1. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali-
oblonga, spina rugosa columella bidentata.
Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sqq.
2. Oliua. die Mohrin, das Prinzenbegräbniß
u.a.m. V. testa emarginata cylindroide
laeui, spirae basi reflexae, columella obli-
que striata.
Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sqq.
In Ostindien; auch in Nordamerica etc.
3. Mitra. die Bischofsmütze. V. testa emar-
ginata fusiformi laeui, labro denticulato,
columella quadriplicata.
Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.
4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laeui cras-
siuscolo.
Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sqq.
5. Pyrum. die Tsjanko-Schnecke. V. testa
obouata subcaudata: spirae anfractibus stria-
tis; apice producto glaberrimo, columella
triplicata.
Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. sqq.
Chemnitz vol. IX. tab. 104. fig. 884. sqq.
51. Bvccinvm. Sturmhaube, Kinkhorn.
(Engl. whelk.) Testa vniualuis, spiralis,
gibbosa. Apertura ouata, desinens in
canaliculum dextrum, cauda retusum.
Labium interius explanatum.
Manche Gattungen legen ihre Eyer als so
genannte Seetrauben, andre als Seehopfen,
[Seite 446] noch andre aber in einer langen Reihe hornartiger
flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer
gemeinschaftlichen wohl Fuß langen Rippe be-
festigt an einander liegen.
1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laeuigata.
Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.
2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui,
columella planiuscula.
Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111. sqq.
In den Europäischen Meeren. Das Thier gibt
eine Purpurfarbe, deren sich die Normänner be-
dienen.
3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmänn-
chen. B. testa oblonga rudi transuersim
striata: anfractibus curuato multangulis.
Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sqq.
4. Maculatum. das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laeuibus indiuisis integerrimis.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.
Meist in allen südlichen Weltmeeren, auch im
stillen Meer etc.
52. Strombvs. Flügelschnecke. (Engl.
screw.) Testa vniualuis, spiralis, latere
ampliata. Apertura labro saepius dila-
tato, desinens in canalem sinistrum.
1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S.
testa turrita laeui, cauda subulata, labio
dentato.
Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1495. sqq.
[Seite 447]2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boots-
hake. S. testae labro hexadactylo, digitis
curuis, cauda recuruata.
Martini vol. III. tab. 86. sq. fig. 853. sq.
3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro
antice trilobo incrassato, dorso verrucoso
coronato, cauda obtusa.
Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.
Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken
(die so genannte Räucherklaue, Vnguis odoratus
oder Blatta byzantina,) war ehedem officinell.
53. Mvrex. (Engl. caltrop, rock shell.)
Testa vniualuis, spiralis, exasperata su-
turis membranaceis. Apertura desinens
in canalem integrum, rectum s. sub-
ascendentem.
1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ouata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata su-
bulata recta similiter spinosa.
Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053. sqq.
2. Pyrum. die getrocknete Birn. M. testa
varicosa ouata, transuersim sulcata nodosa,
cauda longiore flexuosa subulata.
Martini vol. III. tab. 112. fig. 1040 sqq.
3. Babylonius. der Babylonische Thurm. M.
testa turrita, cingulis acutis maculatis, recto-
caudata, labro fisso.
Martini vol. IV. tab. 143. fig. 1331. sqq.
4. Antiquus. das Nordische Kinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8
teretibus.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292. sqq.
An den Küsten von Großbritannien, Island etc.
[Seite 448]5. Vertagus. der Entenschnabel, die Schnau-
zennadel. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, colu-
mella intus plicata.
Martini vol. IV. tab. 156. sq. fig. 1479. sq.
54. Trochvs. Kräuselschnecke. (Engl. Top
shell, Button shell.) Testa vniualuis, spi-
ralis, subconica. Apertura subtetragono-
angulata s. rotundata, superius trans-
versa, coarctata: columella obliquata.
1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. (Engl. the stair case.) T. testa
conuexa obtusa marginata, vmbilico peruio
crenulato.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691. sqq.
Eine Schnecke mit überaus merkwürdigen Win-
dungen, die in der Mitte einen trichterförmigen
Raum zwischen sich lassen etc.
2. Magus. T. testa oblique vmbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis.
Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656. sqq.
3. Telescopium. die Seetonne. T. testa imper-
forata turrita striata, columella exserta spirali.
Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507. sqq.
4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.)
T. testa imperforata ouata, subcaerulea,
laeui, oblique striata.
Chemnitz vol. V. tab. 161. fig. 1522. sqq.
Martyn's South-Sea shells. tab. 21.
(24) m.
Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen
Neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt
sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl ins
höchste Grün.
5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la
fripiere, la maçonne.) T. testa imperforata
rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sqq.
An den Westindischen Inseln. Hat ihren Nah-
men daher, weil ihre Schale mit einer Menge
Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu-
sern etc. dicht belegt ist, die unebne Eindrücke auf
die Oberfläche derselben (fast wie Hammerschläge
oder Pockennarben) verursachen.
55. Tvrbo. (Engl. whirl, wreath.) Testa
vniualuis, spiralis, solida. Apertura
coarctata, orbiculata, integra.
1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im-
perforata ouata striata: stria vnica dorsali
crassiore.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sqq.
Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat-
tungen ist die ehedem officinelle Meer-Bohne.
(Vmbilicus veneris.)
2. Scalaris. die ächte Wendeltreppe. (Scalata.)
T. testa cancellata conica anfractibus di-
stantibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sqq.
Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeich-
net sich durch die von einander abstehenden gleich-
sam durchbrochnen Windungen aus.
3. Clathrus. die unächte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, an-
fractibus contiguis laeuibus.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1434. sqq.
4. Terebra. die Trommelschraube. (aphrodite.)
T. testa turrita: anfractibus carinis 6 acutis.
Chemnitz vol. IV. tab. 151. fig. 1415. sqq.
Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea
shells.
5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida: anfractibus contrariis aper-
tura edentula.
Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.
Diese kleine linksgewundene Schnecke (die
übrigens dem immer rechtsgewundnen Turbo
muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an
alten Weiden und andern Baumstämmen.
6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis.
Chemnitz vol. IX. tab. 123. fig. 1077.
Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.
56. Helix. (Engl. snail, periwincle) Testa
vniualuis, spiralis subdiaphana, fragilis.
Apertura coarctata, intus lunata s. sub-
rotunda: segmento circulari demto.
Meist Land- und Süßwasser-Schencken.
1. †. Hispida. T. testa vmbilicata conuexa
hispida diaphana, anfractibus quinis, aper-
tura subrotundo-lunata.
2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke, eßbare
Schnecke. (Fr. le vigneron.) H. testa vm-
[Seite 451] bilicata subouata, obtusa decolore, apertura
subrotundo-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.
In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz,
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel
mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man
da besondre Schneckengärten, worin sie zu vielen
tausenden gefüttert werden etc. Ihrer starken Re-
productionskraft ist schon oben gedacht worden.
3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata con-
vexa acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata, antice elongata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.
4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Bootchen. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato.
Chemnitz vol. V. tab. 166. fig. 1577. sqq.
Im Mittländischen so wie im Atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie
manche andre Schnecken, Purpursaft von sich.
Die Schale selbst ist Purpurblau.
5. †. Viuipara. H. imperforata subouata ob-
tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura sub-
orbiculari.
Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.
6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la
livrée.) H. testa imperforata subrotunda
laeui diaphana fasciata, apertura subrotundo-
lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196. sqq.
[Seite 452]7. Decollata. H. testa imperforata turrita:
spira mutilato-truncata, apertura ouata.
Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254. sqq.
8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohr-
schulpe. H. testa imperforata depresso-pla-
niuscula striis vndatis; apertura ouali dila-
tata vsque in apicem.
Martini vol. I. tab. 16. fig. 151. sqq.
57. Nerita. Schwimmschnecke. Testa
vniualuis spiralis, gibba, subtus pla-
niuscula. Apertura semiorbicularis: la-
bio columellae transuerso, truncato pla-
niusculo.
1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon.) N. testa vmbilicata laeui, spira
submucronata, vmbilico gibbo bifido.
Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860. sqq.
2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurascente, ma-
culis albis tesselata.
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen,
das so wie die folgende Gattung seine Brut außen
auf der Schale mit sich herum tragen soll.*)
3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula ex-
cauato-oculata, labio interiore laeui cre-
nulato.
58. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea ear,
Venus's ear.) Testa auriformis, patens:
spira occultata laterali; disco longitudi-
naliter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa subouata dorso trans-
versim rugoso tuberculato.
Martini vol. I. tab. 15. sqq. fig. 145. sqq.
2. Iris. das Neuseeländische Seeohr. (hipaiia.)
H. testa ouata, dorso gibbo, spira alte pro-
minula.
Chemnitz vol. X. tab. 167. fig. 1612. sqq.
Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil-
lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause. Das
academische Museum besitzt außer der Schale selbst,
auch allerhand Kunstwerke von unsern Antipoden,
musicalische Instrumente, Zierrathen an Canoes etc.
die mit dieser Conchylie eingelegt sind.
59. Patella. Napfschnecke. (Engl. lim-
pet.) Testa vniualuis subconica absque
spira externa.
1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice
subspirali, labio laterali.
2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto.
Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali,
vertice mucronato reflexo.
4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata,
vertice recuruo, antice fissa.
Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.
[Seite 454]5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata
conuexa: margine introrsum crenulato, ver-
tice perforato.
Martini vol. I. tab. 11. fig. 98. sqq.
Tournefort voy. du levant. vol. I. p. 294.
Wird häufig auf den Inseln des Archipelagus
gegessen.
60. Dentalivm. Meerzahn, Meerröhre.
(Engl. tooth shell.) Testa vniualuis, tu-
bulosa, recta, vtraque extremitate peruia.
1. Entalis. D. testa tereti subarcuata conti-
nua laeui.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 1. sqq.
2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui
minuta.
61. Serpvla. Wurmröhre. (Engl. worm
shell.) Testa vniualuis, tubulosa, ad-
haerens.
1. Filograna. die geflochtene Fadenröhre. S.
testis capillaribus fasciculatis ramoso-glo-
meratis cancellatisque.
Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.
2. Glomerata. der Vogeldarm. S. testa tereti
decussato-rugosa glomerata.
Martini vol. I. tab. 3. fig. 23.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige
Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten
und convergirenden Armen, die an der Wurzel
mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.
3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne. (Engl. the water-
ing pot.) S. testa tereti recta, extremita-
tis disco poris pertuso, margine reflexo,
tubuloso.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 7.
Eine sonderbare Art von Wurmröhren, deren
Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und
die am Rande wie mit einem Ringe von kurzen
Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast
immer abgebrochen.
4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata
violacea, intus laeui lutea; apertura alba
vndulatim striata dente conico munita.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 17.
In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den
Steinbohrern. Bewohnt ausgehölte Gänge in
großen Madreporen.
62. Teredo. Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.
1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr. le taret.) T. corpore te-
reti elongato, ore attenuato, extremitate
postica pholadiformi, quadriualui.
Gottfr. Sellii hist. nat. teredinis. 1733.
4. tab. 1.
Das gefährliche Thier ist längst in beiden In-
dien bekannt gewesen. Es wird ungefähr Fuß-
lang. Wohnt in Eichen- Ellern- Tannen- u.a.
Holz, worin es sich Fingersdicke Gänge bohrt,
die es mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat
[Seite 456] zumahl 1730 für Holland groß Unglück gedroht,
da es die Dämme in Seeland und Frießland so
aushöhlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht
widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt zumahl
im Westkappler Damm große Verwüstungen an.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine
besondre Ordnung gebracht, da sie zu sehr von
andern Würmern abweichen, und im Ganzen
hingegen (besonders in der Textur ihrer äußern
Bekleidung) viel übereinstimmendes unter ein-
ander zeigen.
63. Echinvs. See-Igel. (Engl. sea hedge-
hog.) Corpus subrotundum, crusta spa-
tacea tectum, spinis mobilibus saepius
aculeatum. Os quinqueualue subtus.
Die Schale der See-Igel*) (deren Textur
bey manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist
mit beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht
mit den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des
Thiers vermengt werden müssen. Diese sind um
ein Drittel länger als die Stacheln, aber nur so
lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist;
es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente
genommen wird. Ein See-Igel, der etwa 2000
Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe-
gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel
haben in ihrem innern ein sonderbares knöchernes
[Seite 457] Gestelle, das unter dem seltsamen Nahmen der
Laterne des Aristoteles bekannt ist. Ueberhaupt
variiren aber die zahlreichen Gattungen dieses weit-
läuftigen Geschlechts gar sehr sowohl in der Bil-
dung ihrer Schale als der so genannten Stacheln,
womit dieselbe besetzt ist.
1. Esculentus. (Engl. the sea-egg.) E. he-
misphaerico-globosus; areis obsolete ver-
rucosis.
2. Cidaris. E. hemisphaerico-depressus; am-
bulacris 5 repandis linearibus: areis alter-
natim bifariis.
Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.
3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; am-
bulacris 5 oualibus, ano subremoto.
64. Asterias. See-Stern. Corpus de-
pressum, crusta subcoriacea, tentaculis
muricata. Os centrale, quinqueualue.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne*)
sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können
sie nicht so schnell wie diese, sondern nur langsam
wie die Schnecken fortkommen. Manche Gattun-
gen thun den Dorschen u.a. Fischen, andre den
Austern Schaden.
1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gib-
bis, vndique aculeata.
Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffallend.
Unter einer ganzen Folge solcher in der Repro-
duction stehenden See-Sterne dieser Gattung be-
sitze ich einen der von seinen fünf Strahlen viere
völlig verloren hatte, und die alle viere schon
wieder ergänzt zu werden anfingen.
2. Glacialis. A. radiis angulatis, angulis ver-
rucoso aculeatis.
3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba.
4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis.
Ein äußerst sonderbares und ansehnlich gebil-
detes Thier, an dessen Umfang man auf 82000
Endzweige gezählt hat*).
65. Encrinvs. Stirps elongata, corpore
terminali radiato.
1. Asteria. die See-Palme. (Isis asteria Linn.)
E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis
verticillatis: stella terminali sexfida ad basin,
tum dichotoma.
Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltne Thier
soll sich an der Küste von Barbados finden. Es
ähnelt zwar den versteinten Pentacriniten oder
Medusen-Palmen, aber ohne ihnen specifisch zu
[Seite 459] gleichen. Sein so genannter Kopf hat viel Aehn-
lichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupt.
2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E.
stirpe cartilaginea continua, stella terminali
octoradiata.
Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von
Haller. Lond. 1755. 4.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynahe wie die Conchylien
zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben we-
nigstens in manchen Geschlechtern beider Ord-
nungen viel übereinstimmendes. Nur sind sie
in der letzten nakt unbedeckt und können sich von
der Stelle bewegen: da sie hingegen in dieser
besondre festsitzende Gehäuse bewohnen, die bey
den mehresten Arten von steinartiger Substanz
sind, und Corallen*) heißen. Doch muß man
[Seite 460] sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren
Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als eine
ihnen angebohrne Hülse vorstellen, und sie daher
nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit
Schnecken-Schalen vergleichen: nur daß bey
ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit
seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein
Zweig aus dem Stamme hervor getrieben wird;
und sich daher beym schnellen Wachsthum und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe*)
[Seite 461] die ungeheuer Größe und Umfang derselben er-
klären läßt.
66. Tvbipora. Röhren-Corall. Coral-
lium tubis cylindricis, cauis, erectis,
parallelis.
1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicu-
latis combinatis: dissepimentis transuersis
distantibus.
67. Madrepora. Stern-Corall. Coral-
lium cauitatibus lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella conuexa: lamellis simplicibus longi-
tudinalibus, subtus concaua.
2. Labyrinthiformis. M. simplex acaulis, stella
repando-labyrinthiformi, futura obtusa.
3. Ananas. M. composita, stellis angulosis
conuexis: disco concauis.
4. Astroites. M. composita, stellis confertissi-
mis immersis disco concauo-cylindrico.
Seba vol. III. tab. 112. fig. 17.
5. Porites. M. subramosa composita scabra,
poris substellatis consertis.
6. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominenti-
bus adscententibus.
7. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, stellis immersis bifariis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.
8. Virginea. M. caulescens subdichotoma recta
solida, stellis alternis eminentibus.
68. Millepora. Punct-Corall. Coral-
lium poris turbinatis teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi-
farie dichotoma, ramis denticulatis binis
porosis scabris.
Solander tab. 23. fig. 10. sqq.
2. Fascialis. M. membranacea ramosa flexuosa
vtrinque porosa.
3. Cellulosa. die Neptunus-Manchette. M.
membranacea reticulata vmbilicata, turbi-
nato-vndulata, hinc porosa pubescens.
Cavolini tab. III. fig. 12. sqq.
4. Polymorpha. M. crustacea polymorpha so-
lida, poris nullis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 7.
69. Cellepora. Corallium foraminulis
vrceolatis, membranaceis.
1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.) C. lamellis simpli-
cibus vndulato-turbinatis cumulatis; cel-
lulis seriatis: osculo marginato.
70. Isis. Stauden-Corall. Stirps radicata
solida, cortice molli habitabili obducta.
1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis.
Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.
2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis,
ramis vagis.
Wird vorzüglich an den Küsten des mitländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostin-
dien verführt, und zumahl in Japan und Schina
fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.
3. Spiralis. (Gorgonia abies β Linn.) I. sim-
plicissima spiralis scabra.
Eine Art von schwarzen Corall, das seiner
Substanz nach füglicher in dieses als ins folgende
Geschlecht zu gehören scheint.
71. Gorgonia. Crusta calcarea coral-
lina stirpem vegetabilem obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien
(deren holzige Natur zumahl an den starken
Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist;) die bloß
mit Corallencruste überzogen sind. Man findet
den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig
ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er
schlechterdings nichts ausschließlich animalisches*).
1. Abies. die See-Tanne. (Antipathes cupres-
sina Pallas.) G. paniculata, ramis recur-
vatis, muricato-scabris.
2. Ceratophyta. G. subdichotoma, axillis di-
varicatis, ramis virgatis bisulcatis, cortice
rubro poris bifariis.
3. Verrucosa. G. bifaria, ramis flexuosis, cor-
tice calcareo albido poris prominulis.
Seba vol. III. tab. 106. fig. 3.
4. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose striato.
Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.
5. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re-
ticulata, ramis interne compressis, cor-
tice flauo.
72. Alcyonivm. See-Kork. Stirps ra-
dicata, stuposa, tunicato-corticata. Ani-
mal hydra.
1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre.) A. stirpe arborescente
coriacea coccinea superne ramosa, papil-
lis stellatis.
Gesner de aquatilib. pag. 619.
2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa ru-
fescente.
Gesner de aquatilib. pag. 1287.
3. Ficus. die See-Feige. A. obouatum pulpo-
sum liuens.
4. Gelatinosum. A. polymorphum gelatinosum.
73. Spongia. Sauge-Schwamm. Stirps
radicata, flexilis, spongiosa, bibula.
Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich
gehört, wird mir immer zweifelhafter.
1. Fistularis. S. tubulofa fusca simplex fragilis
sensim ampliata.
Seba vol. III. tab. 95. fig. 1. 7.
2. Officinalis. der Badeschwamm. S. forami-
nulata subramosa difformis tenax tomentosa.
3. †. Fluuiatilis. die Badaja. S. conformis
polymorpha, fragilis, granulis repleta.
Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr
starken specifiken Geruch; und ist oft, aber nur
zufällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen
durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur
flach am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit der Zeit
aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Ich
habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben ge-
funden, und seitdem oft allerhand Versuche mit
ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend ein entscheiden-
des Zeichen einer wirklich animalischen Natur an
ihr gewahr zu werden.
74. Flvstra. Stirps radicata foliacea,
vndique poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cu-
neiformibus rotundatis.
2. Pilosa. F. foliacea varie ramosa: poris in-
fimo dente setaceo.
Ueberzieht allerhand See-Tang. (fucus carti-
lagineus u.a.m.)
75. Tvbvlaria. Stirps radicata, filifor-
mis, tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern die Co-
rallen des süßen Wassers, nähmlich die Feder-
busch-Polypen, (Fr. polypes à panache) an
welchen man so wie bey denen im Meere, die
Hülse und das darin wohnende Thierchen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im Tode einzieht.
Die Hülse ist anfangs gallertartig, verhärtet aber
mit der Zeit, und zeigt sich oft bey der gleichen
Gattung unter sehr verschiednen Gestalten. Ich
habe einzelne dergleichen Röhrchen wie kleine
Därme an Wasserpflanzen umherranken sehen:
andre die wie Bäumchen mit Zweigen zwischen der
obigen Badaja in die Höhe gewachsen waren:
andre die sich zu tausenden dicht neben einander
an Dämme etc. angelegt hatten: andre die in dich-
ten Klumpen in unzähliger Menge neben einander
gebaut waren, u.s.w.
1. Indiuisa. T. culmis simplicissimis, geni-
culis contoris.
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta
terminali striata radiata calcarea.
3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis
vaginae annulatis, corpore intra vaginam
abscondito.
Rösel Hist. der Ployppen. Taf. 73. 75.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad
basin ciliata.
Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im
hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat
20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein kleiner
Federbusch rangirt sind*).
76. Corallina. Stirps radicata, geni-
culata, filamentosa, calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis subreniformibus.
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis.
3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis superioribus eleuatis.
4. Conglutinata. C. stipite simplici subincru-
stato, ramis dichotomis omnibus congluti-
natis, fronde flabelliformi nuda.
5. Penicillus. C. culmo simplici, ramis fasci-
culatis fastigiatis dichotomis flexilibus con-
tinuis.
Solander tab. 25. fig. 4. sqq.
77. Sertvlaria. Stirps radicata, tu-
bulosa, cornea, nuda, articulata: den-
ticulis calyciformibus obsita.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge-
meinen Austern finden. Die Stämme sind meist
ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum
dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich
durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken ver-
gleichen kann.
1. Operculata. S. denticulis oppositis mucro-
natis erectiusculis, ouariis obouatis oper-
culatis, ramis alternis.
2. Abietina. S. denticulis suboppositis tubulo-
sis, ouariis oualibus, ramis pinnato-alternis.
3. Thuia. S. denticulis distichis adpressis,
ouariis obouatis marginatis, stirpe dicho-
toma disticha.
4. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis
alternis.
5. Polyzonias. S. denticulis alternis subden-
ticulatis, ouariis obouatis polyzoniis, stirpe
ramosa.
Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen
Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich ge-
funden.
78. Cellvlaria. Strips crustacea, la-
pidescens, e cellulis seriatis composita,
plerumque ramosa et articulata, tubulis
adhaerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.)
C. denticulis alternis acutis, ramis dicho-
tomis erectis fastigiatis.
2. Flabellum. C. lapidea articulata ramosa
dichotoma articulis subcuneiformibus vno
latere cellulosis.
So wie die folgende Gattung aus Ostindien.
3. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho-
toma, articulis subciliatis, ouato-truncatis,
vno latere planis celliferis.
Man hat den Nahmen Zoophyt oder Thier-
pflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen
Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in
der That sehen auch, wie schon erinnert worden,
manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern
mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähn-
lich. Nur haben sie in der gegenwärtigen einen
[Seite 470] unbedeckten Körper, wenigstens kein solches Co-
rallengehäuse als in der vorigen. Auch können
wenigstens die bey weiten allermehresten (wo
nicht alle) ihren Standpunct verändern; (haben
stirpem liberam wie man es nennt). Einige sind
doch dabey in einen gemeinschaftlichen Stamm
verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem
sind aber auch die Infusionsthierchen u.a. dergl.
Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.
79. Pennatvla. Seefeder. Stirps libera,
penniformis.
Man unterscheidet an diesen merkwürdigen See-
geschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey Haupt-
theile, den Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere
besteht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen
Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu
beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme
stehen nun wieder 10, 12 und mehr überaus sau-
bere kleine am Rande zackige Hülsen, in deren
jeder ein gallertartiger zarter Polype mit acht Fang-
armen fest sitzt; so daß an einer Spannen langen
Seefeder wenigstens über 500 solche kleine Arm-
polypen gezählt werden.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui, pin-
nis imbricatis plicatis spinosis.
B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4.
fig. 1. 2.
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra,
pinnis imbricatis.
Phil. Transact. vol. LIII. tab. 19. fig. 1-4.
[Seite 471]3. Rubra. P. stirpe carnosa, rachi pennata,
pinnis imbricatis laeuibus.
B. S. Albinus l. c. fig. 3. 4.
80. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes.) Cor-
pus gelatinosum conicum. Os terminale
cinctum cirris filiformibus.
Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind
gallertartig, halbdurchsichtig, und daher von un-
geübten Augen nicht immer gleich zu erkennen.
In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme
ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Berührung
aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in
ein unförmliches Klümpchen zusammen. Sie sind
von den ersten warmen Frühlingstagen an bis in
den Herbst in sanft fließenden Wassern und Teichen
zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an
Wasserpflanzen, Schnecken etc. fest. Ihr ganzer
Körper ist eigentlich bloß ein unersättlicher mit
Fangarmen versehener Magen. Den Sommer
hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben-
dige Junge wie Sprossen aus ihrem Körper treiben,
die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder
Junge ausgewachsen sind, von der Mutter los-
reissen. Bey Annäherung des Winters aber mögen
[Seite 472] sie wohl Eyer legen*), aus denen im Frühjahr
die junge Brut hervor bricht. Man kann sie in
sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes
Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen
Polypen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf
oder den Hintertheil der Länge nach spalten, und
sich vielköpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaf-
fen. Man kann mehrere Polypen in einander
stecken, und so oder auf andre Weise zu
wunderlichen monströsen Gruppen zusammen heilen.
Man kann sie durch einen, freylich Uebung und
Geduld erfordernden, Handgriff wie einen Hand-
schuh umkehren. Man kann sie der Länge nach
aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band aus-
breiten, und doch können auch dann, wie Rösel
zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu
begreifende Weise einander auffressen, oder eigent-
lich in einander schmelzen. Man kann sie, nach
den merkwürdigen Versuchen des Hrn. Hofr. Lich-
tenberg**), mit Schlingen von Haaren durch-
schnüren, und während daß die Schlinge allmählich
durchschneidet, werden die derweil getrennten Theile
doch schon wieder aneinander wachsen u.s.w.
1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. viri-
dis tentaculis breuioribus.
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in
Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers und
der Arme zu variiren. Die hier abgebildete Art
findet sich in unserer Nachbarschaft; und die Beob-
achtung ihrer Reproduction hat mich zuerst auf
die Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.
2. †. Fusca. der braune Armpolype. H. fusca,
corpore longiore, cirris longissimis.
3. †. Grisea. der orangegelbe Armpolype. H.
aurantia, corpore longiore, cirris longioribus.
81. Brachionvs. Blumenpolype. (Fr.
polype à bouquet.) Stirps ramosa, poly-
pis terminalibus ore contractili (pleris-
que ciliato).
Die Blumenpolypen leben an einem gemein-
schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche Co-
lonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schim-
mel vorkommt, das aber bey der mindesten Er-
schütterung des Glases für einen Augenblick ganz
zusammen fährt, und zu verschwinden scheint.
1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus
campanulatis.
Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen
sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort
(§. 20. S. 30).
82. Vorticella. Afterpolype. Corpus
nudum, simplex, vagum.
Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so
daß oft tausende derselben beysammen versammelt
sind, und dann fast das Ansehen von Schimmel
haben. Ich habe selbst lebendige Wassermolche
längs dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere
dicht überzogen gesehen.
1. †. Stentarea. (hydra stentorea Linn.) V. cor-
pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.
2. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal.) V. corpore pellucido, ten-
taculis rotatoriis ciliatis.
Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich meist in allen stehenden Wassern
und Infusionen, schwimmt überaus behende, ver-
ändert dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt;
soll Jahre lang im Trocknen für todt liegen können,
und doch nachher in jedem Tropfen Wasser wieder
aufleben etc. Der dunkle Körper im Vorderleibe
des Räderthiers, den Herr Fontana, Spallan-
zani u.a. seiner willkürlichen Bewegung ungeach-
tet fürs Herz des Thierchens gehalten haben, ist,
wie ich mich genau überzeugt zu haben glaube, ein
zum Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz.
83. Vibrio. Corpus liberum, teres, elon-
gatum.
1. †. Aceti. der Eßigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.
Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.
Dieser im Eßig. Eine verwandte Gattung in
altem Buchbinderkleister.
84. Volvox. Corpus liberum, rotun-
datum, gelatinosum, gyratile.
1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.
Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kann die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins
vierte Glied erkennen.
85. Chaos. Corpus liberum......
(generi polymorphon, speciebus vniforme.)
Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum
Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem
Geschlechtsnahmen die unzählbaren, dem bloßen
Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon
sich unübersehliche Gattungen im See- und süßen
Wasser (– zumahl im stehenden –), oder im
Aufguß von allerhand thierischen und vegetabili-
schen Substanzen (daher diese dann Infusions-
thierchen heißen), andre im reifen Samen der
mehrsten männlicher Thiere u.s.w. finden.
Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
milien abtheilen, deren jede aber wie gesagt zahl-
lose Gattungen begreift:
Die im Seewasser und mancherley stagniren-
den süßen Wassern.
Die so genannten Infusionsthierchen.
Die Samenthierchen, wovon die im männ-
lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche
Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abge-
bildet ist.
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge-
wächsen, die sich von den Thieren, erstens durch
die Unfähigkeit willkürlicher Bewegung, und
dann durch die Wurzel unterscheiden (§. 3. u. 4.),
wodurch sie ihren Nahrungssaft einsaugen, und
die wohl der einzige äußere Theil ist, den alle
Pflanzen (höchstens bis auf einige äußerst wenige
Ausnahmen des Nostoks, der Trüffeln etc.) mit
einander gemein haben.
Auch darin ist die Bildung der Gewächse
überhaupt, von der allermehresten Thiere ihrer
verschieden, daß ihr Wuchs, besonders aber die
Anzahl ihrer einzelnen Theile, der Aeste, Blät-
ter, Blüthen etc. nicht so beständig und bestimmt,
sondern im Ganzen ungleich veränderlicher ist.*)
Um so einförmiger scheint hingegen ihr in-
nerer Bau, der sich in allen Theilen der Ge-
[Seite 477] wächse am Ende doch auf die eigentlich so ge-
nannten Gefäße (Adern) und aus das dazwischen
liegende Zellgewebe zu reduciren scheint.
Jene sind im Ganzen von zweyerley Art:
A) nämlich, eigentlich so genannte Saftgefäße
(vasa succosa), so bloß Nahrungssaft führen.
Sie verhärten mit der Zeit, zumahl bey
Stauden und Bäumen (doch auch bey Ret-
tichen, Kohlrabi etc.) zu Holz.
B) Luftröhren (vasa pneumatophora oder
tracheae) die außer einigen Saft, auch dar-
zwischen elastische Luft enthalten. Sie zeich-
nen sich von den vorgedachten besonders auch
dadurch aus, daß ihre Häute aus platten spi-
ralförmig gewundenen Streischen bestehen*).
Das Zellgewebe (§. 164.) ist zumahl im
so genannten Mark der Gewächse deutlich zu
erkennen. Häufig enthält es einzelne dazwischen
vertheilte größere Bläschen (vtriculi).
Aus dieser so einförmigen Identität dieser
wenigen organischen Bestandtheile der Ge-
wächse (ihrer so genannten partium similarium)
erklärt sich die leichte Umwandlung der daraus
[Seite 478] zusammengesetzten Theile (der partium dissimi-
larium) in einander. Der Blätter z.B. in den
Kelch oder in die Krone der Blüthe, zumahl
bey gefülltem Blumen etc.*); auch daß man
Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen und
dadurch ihre Aeste in Wurzeln und diese hinge-
gen in belaubte Aeste umwandeln kann**).
Die aus jenen organischen Grundstoff zu-
sammengesetzten besondern Theile der Pflanzen,
und ihre Geschäfte, lassen sich am füglichsten in
die zur Ernährung und in die zur Fortpflan-
zung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst.
Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der Pflan-
zen, wodurch ihnen nähmlich ihr Nahrungssaft
zugeführt wird, ist die Wurzel, womit die aller-
mehresten in der Erde fest sitzen, und deren Größe
und Umfang zuweilen beträchtlicher ist als des
ganzen übrigen Gewächses. Die Kraft, mit
welcher sie umherranken, ist so stark, daß wohl
dicke Mauern, nicht nur durch große Eichen-
wurzeln, sondern schon durch die kleinen Rau-
penähnlichen Würzelchen des Epheus gesprengt
[Seite 479] werden können. Um auch nakte Mauern und
Felse mit Gewächsen zu beleben, daß sie daran
Würzel schlagen können, läßt die Natur erst
trockne Schorfmoose (Lichenes) und andre so
genannte plantas aëreas anfliegen, die wenig
Nahrung bedürfen und aus deren Moder nach-
her die Samen größerer Pflanzen, die vom Winde
und Vögeln dahin gebracht werden, auskeimen
und Nahrung ziehen*).
Verschiedene Pflanzen ziehen aber ihre Nah-
rung nicht unmittelbar aus der Erde, sondern
leben, gleichsam wie Ungeziefer aus andern Ge-
wächsen, und nähren sich, indem sie diesen einen
Theil ihres Nahrungssaftes aussaugen, daher
sie Schmarozerpflanzen (plantae parasiticae)
genannt werden. So die Baumkrätzen und viele
andre Moose, der Mistel, die Flachsseide (cuscuta
europaea und epithymum), die Vanille u.a.
Epidendra etc.
Anm. Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zafern immer an den Wurzeln gewisser andrer be-
nachbarter Pflanzen ansitzen, und sich durch diesel-
ben nähren. So z.B. die hydnora africana an
der euphorbia mauritanica u.a. – s. Schwed.
Abhandl. XXXIX.B. S.132.
Da der eigentliche Nahrungssaft den die
Wurzel einsaugt, aus bloßen Wasser besteht,
so erklärt sich wie manche Gewächse auch außer
dem Erdboden, z.B. Hyacinthenzwiebeln auf
bloßem Wasser, Kresse auf angefeuchteten Flanell,
und nach Bonnets Versuchen andre Pflanzen in
nassen Papierspanen, Baumwolle etc. ernährt
werden und aufwachsen können.
Dieser Nahrungssaft wird zwar bey den
Pflanzen durch besondre Saftgefäße (vasa ad-
ducentia) die zunächst unter der Rinde meist
nahe bey den Luftröhren laufen, von der Wurzel
in die übrigen Theile hingeleitet, und der über-
flüßige Saft nachher von da durch zurückführende
Saftgefäße (vasa revehentia) die sich mehr
im Zellgewebe aufhalten, wiederum hinab ge-
bracht; aber doch nicht wie bey den rothblütigen
Thieren durch einen wirklichen Kreislauf in den
Körper vertheilt und umgetrieben.
Sie ähneln vielmehr sowohl hierin, als
auch in dem bey vielen Gewächsen angemerkten
so äußerst rapiden Wachsthum, manchen In-
secten-Larven (§. 128. 140). Denn so hat man
z.B. gefunden, daß eine Rübe, sechs Wochen
nachdem sie gesäet worden, 671,600 mal schwe-
rer gewogen als das Samenkorn woraus sie
[Seite 481] erwachsen, was folglich aus den Tag 15,990 1/2 mal
beträgt.
Bey vielen Gewächsen wird die Wurzel
gleich über der Erde in Blätter vertheilt: bey
den mehresten aber erst in einen Stamm oder
Stängel, Halm (wie man es bey manchen
Pflanze nennt) verlängert, der aber im Grunde
die gleiche Structur wie die Wurzel selbst, be-
hält. Zu äußerst nähmlich sind beide mit einer
feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher die Rinde
und der Bast; weiter hinein die holzichte Sub-
stanz, und dann theils zwischen dieser, theils
aber auch besonders längs der Mitte des Stam-
mes das so genannte Mark befindlich ist, welches
letztere aber mit zunehmenden Alter an Menge
abzunehmen pflegt.
Bey den Stauden und Bäumen wird da,
wo das Holz (§. 165.) außen an die Rinde
stößt, alljährlich aus dem so genannten Bast
oder Splint (liber) eine oder eigentlich zwey
neue Holzlagen (alburnum) erzeugt, daher
man bekanntlich aus der Anzahl dieser concen-
trischen Lagen ungefähr das Alter der Stämme
schätzen kann.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen
[Seite 482] endlich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde
aus den gleichen Theilen wie die Wurzel oder
der Stamm zusammengesetzt sind; indem man
auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzige Sub-
stanz und Mark unterscheiden kann. Das Mark
liegt in der Mitte des Blattes zwischen dem
(meist doppelten) holzichten Netze, von welchem
man durch Einbeitzen u.a. Handgriffe die übrigen
Theile absondern und dadurch die so genannten
Blätter-Scelete verfertigen kann. Dieses hol-
zichte Netz ist auf beiden Seiten des Blattes mit
einer besondern Haut überzogen, die man insge-
mein die Cutikel nennt, die aber noch von dem
eigentlichen äußerst zarten Oberhäutchen, was
endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht, gar
sehr verschieden, von weit zusammengesetzterem
Bau, und vielmehr eine wahre Runde ist.
Anm. Diese Blatt-Rinde besteht, wie sich bey einer
starken Vergrößerung zeigt, aus einem ungemein
saubern Netze von Gesäßen, zwischen dessen Ma-
schen zahlreiche Drüsen eingesprengt sind. Die
Gestalt dieser Netze ist nicht nur bey den mannig-
faltigen Gattungen der Gewächse, sondern auch
auf den beiden Seiten ein und eben desselben Blat-
tes, nach den verschiedenen Verrichtungen dieser
beiden Seiten, deren im folgenden § gedacht wird,
merklich verschieden.
Diese verschiednen Theile sind um so merk-
würdiger je wichtiger die Verrichtung der Blät-
ter selbst ist, da sie einerseits (zumahl bey den
Bäumen und Stauden mittelst ihrer obern Seite)
[Seite 483] die überflüßigen Stoffe der Pflanzen, und darun-
ter vorzüglich in der Hellung so viele den Men-
schen und andern rothblütigen Thieren so wohl-
thätige Lebens-Luft (Gas oxygène) ausdun-
sten; andererseits aber sehr viele zu ihrer Selbst-
erhaltung nöthige Stoffe, wässerige Dünste etc.
aus der Atmosphäre einsaugen; mithin einen
sehr beträchtlichen Antheil an der Ernährung der
Gewächse, zugleich aber auch einen so äußerst
wichtigen Einfluß aus die Haushaltung der Natur
im Großen haben.
Anm. Zu den allerkräftigsten stimulis (§. 6), wodurch die
Lebenskräfte der Gewächse zu diesen Verrichtungen
angereizt und ihre Thätigkeit erweckt und unter-
halten wird, gehört Warme, und besonders Licht,
dessen mächtiger Einfluß auf die Vegetation un-
verkennbar ist.
Bey den mehresten Gewächsen der kältern
Himmelstriche sind doch diese so wichtigen
Theile ein vergänglicher Schmuck, womit sie
bloß den Sommer hindurch geziert sind, der hin-
gegen mit Annäherung des Winters vertrocknet,
welkt und theils abfällt. Daß dieses Entblät-
tern hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde,
der die Gewächse in ihren Winterschlaf versenkt,
und so wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte
verzögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß die
Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung ge-
hindert werden und absterben, wird dadurch wohr-
scheinlich, weil die Gewächse der heißen Zonen
[Seite 484] (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen
des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch
selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die ein
sehr festes harzreiches Blatt haben, wie z.B.
die mehresten Tangel- oder Nadelhölzer, der
Epheu, die Mehlbeeren, das Heidekraut, der
Buxbaum u.s.w. dasselbe den Winter über grün
behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so gibt es auch manche Pflanzen die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nies-
wurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie
sich ihre Blätter alle Abend zusammen legen oder
doch niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe
begeben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß
nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her,
denn es erfolgt im Treibhaus eben so gut wie im
Freyen: auch nicht bloß von der Dunkelheit,
denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
Nachmittags um 6 Uhr ein: sondern scheint ein
Bedürfniß einer periodischen Erhohlung zu seyn,
so gut wie der Schlaf der Thiere. So schließen
sich auch gewisse Blumen zu bestimmten Stunden
z.B. der gelbe Bocksbart (tragopogon luteus)
früh nach 9 u.s.w.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedne andre Arten von eigenthümlicher Be-
[Seite 485] wegung; wohin z.B. meist bey allen ihr Zug
nach dem ihnen auf so vielfache Weise so äußerst
wohlthätigen Licht gehört, als welcher Zug bey
weitem nicht bloß an den Sonnenblumen, son-
dern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zu-
mahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen so
sehr nach der Hellung an die Glasfenster drängen
als ob sie dawider gepreßt wären.*) Ferner
bewegen sich manche Theile gewisser Gewächse
sehr lebhaft, wenn sie berührt werden; wie z.B.
die Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica), oder der auerrhoa carambola, oder
die Venus-Fliegenfalle (dionaea muscipula)
deren Blättchen, wenn sich auch nur eine Mücke
darauf setzt, augenblicklich zusammenklappen und
das Insect zerdrücken.
Besonders merkwürdig ist aber die theils
ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Be-
fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vielen
[Seite 486] Zwitterblüthen bemerkt wird; da z.B. die
Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie
auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Frucht-
knoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn
sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen)
einwärts schnellen und ihre männlichen Staub-
beutel gegen die weibliche Narbe treiben, und
dadurch ihre Befruchtung bewirken.
So auffallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Gegenwart und Stärke der Lebenskräfte in
den Gewächsen abgeben, so unterscheiden sie sich
doch bey genauer physiologischer Prüfung aufs
deutlichste von dem ausschließlichen Eigenthum
der Thiere, nämlich der willkürlichen Bewe-
gung, als von welcher auch bey den, wegen
ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie z.B.
beym hedysarum gyrans) keine ächte Spur zu
erkennen ist.
Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier,
das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung,
und hingegen keine einzige Pflanze, die die ihrige
mittelst derselben zu sich nähme! (– Davon
schon oben §. 3. 4. –)
Außer den bisher beschriebenen Theilen der
Gewächse, sind auch einige, wie der Weinstock
mit Gabeln und Schlingen zum Fortranken und
[Seite 487] Anhalten; andre mit Dornen (aculei) in der
Rinde; oder mit Stacheln (spinae) die aus
dem Holze selbst entspringen, versehen. Manche
Pflanzen der kältern und heißesten Erdstriche sind
auch mit einem mehlichten oder wollichten Ue-
berzuge bedeckt. Einige Gewächse der heißen
Gegenden sind wie mit Perlchen, andre (mes-
embryanthemum crystallinum) wie mit un-
zähligen Wasserbläschen besetzt u.s.w.
Aus den gedachtermaßen von den Gewäch-
sen eingesognen und in ihre festen Theilen verbrei-
teten Nahrungssäften (§. 171. 177.) werden nun
die ihnen eigenen specifiken vegetabilischen Säfte
bereitet, die man wieder in den durchs ganze
Gewächs verbreiteten Hauptsaft und in die aus
selbigem abgeschiednen besondern Localsäfte ein-
theilt. Unter allen diesen eigentlich vegetabili-
schen Säften herrscht sehr viele merkwürdige Ver-
schiedenheit. Manche Gewächse z.B. enthalten
einen milchichten, theils ätzenden Saft; andre
geben Gummi; verschiedne Bäume, zumahl
unter den Nadelhölzern, im höhern Alter ein Harz;
andre Pflanzentheile enthalten Mehl, Zucker,
Manna, Wachs, fette und ätherische Oele,
Campfer etc. Einige wenige das so genannte
Federharz (cahutchuc) u.s.w.*)
Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun-
gen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzichten
entzündbaren des weißen Diptams etc. –
Merkwürdig ist auch in Rücksicht auf den Ge-
ruch der Pflanzen und ihrer Theile, das manche
wie z.B. die Orangenblüthen denselben noch lange
nach dem Tode behalten; andre, wie die Resede,
ihren hingegen alsdann verlieren; noch andre
aber wie z.B. der Ziegerklee (trifolium melilotus)
und selbst die Theeblätter denselben erst alsdann
in ihrer ganzen Stärke bekommen.
Daß aber diese verschiednen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und
Veränderungen der eingesogenen Nahrungssäfte
in den Gewächsen selbst bereitet werden müssen,
erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich
und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre
bittern, der Sauerampfer seine sauren und der
Lattich seine kühlenden Säfte erhält; und weil
selbst die Säfte in den verschiednen Theilen ein
und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben
derselben Frucht, dennoch so äußerst verschieden
seyn können.
Freylich aber trägt auch allerdings die Ver-
schiedenheit des Bodens und des Climas zur
verschiednen Beschaffenheit der Säfte in den
Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils
viele in fremden Boden verpflanzte Gewächse so
wie in ihrer Bildung so auch in der Beschaffen-
heit ihrer Säfte, verändert werden, dadurch von
ihren Kräften verlieren etc. andre hingegen eben
dadurch noch gewinnen und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine be-
stimmten, ihm angemeßnen Pflanzen, so daß man
zuweilen schon aus den wild wachsenden Gewäch-
sen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bo-
dens errathen kann; doch hat die Vorsehung
manchen, für das Menschengeschlecht allerwichtig-
sten Gewächsen den großen Vorzug verliehen,
sich entweder leicht an jedes fremde Clima zu
gewöhnen, so daß z.B. die schwächlich schei-
nenden Getreidearten etc. besser als Eichen u.a.
noch so robust aussehende Bäume in ganz
verschiedenen Himmelsstrichen; die aus Chili
abstammenden Cartoffeln nun in allen fünf
Welttheilen fortkommen etc.; oder, wenn sie
auch an ein bestimmtes Clima gebunden sind,
doch daselbst in jeder Art von Boden gedeihen,
wie z.B. die Cocospalme, die eben so üppig
in steinichten und Sandland als im fetten Erd-
reich vegetirt.
Anderseits ist aber auch auffallend, daß ge-
wisse Länder (wie z.B. das Cap und Neu-Hol-
land) eine so große Mannigfaltigkeit von recht
ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern ausschließ-
lich hervorbringen, und dagegen ansehnliche Ord-
nungen von Gewächsen großen Erdstrichen gänz-
lich abgehen. So hat der heiße Erdgürtel fast
keine Kohl- und Rübenarten. So finden sich
aus den Westindischen Inseln vergleichungsweise
äußerst wenige Moose (musci frondosi) und
hingegen desto mannigfaltigere Farnkräuter etc.
Endlich ist auch noch die Verschiedenheit in
Rücksicht der Vegetation der Gewächse anmer-
kenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zumahl
bey den Insecten (§. 131.) statt hat, daß nähm-
lich manche nur isolirt und einsam leben, da hin-
gegen andere dicht beysammen bleiben und theils
(wie die gemeine Heide) große Erdstriche, oder
(wie das Sargasso) weite Meeresstrecken über-
ziehen.
Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen
lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln
oder Zweige; zweytens durch Augen; und end-
lich durch Samen.
Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch schon im Thier-
reiche bey den Polypen und sonst einige Spuren
bemerkt haben, ist im Pflanzenreich desto ge-
wöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich ver-
mehren sich von selbst auf diese Weise. Bey
vielen andern hat es die Kunst durch Absenken
oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z.B. eine
Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica)
dessen Zweige herab hangen, und sobald sie den
Boden berühren, von selbst Wurzel schlagen; so
daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein
kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch
Bogen verbunden sind, vorstellt.
Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht
ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammen-
hängenden Stämmen, der, nach einer vor zehn
Jahren vorgenommenen Messung, auf 370 Fuß
im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mit-
tags wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man nähm-
lich die kleinen Knöspchen, die im Herbste an den
Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
Vorschein kommen, aber bey den mehresten erst
im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschla-
gen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen
der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen von
selbst ab: keimen auch, wenn man sie vorsichtig
[Seite 492] säet, wie ein Same auf. Man kann bekannt-
lich diese Augen andern Stämmen inoculiren,
oder auch das davon ausgeschossene Reis ein-
pfropfen.
Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben
die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die eigent-
lichen an Lilienartigen Gewächsen befindlichen
Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an der
Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fort-
lebt und den Augen Nahrung gibt; bey diesen
hingegen das übrige der alten Pflanze bis auf
Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 189.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht oder auf andre Weise zu Sa-
men reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens
gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen
oder mehrere zusammen in einer Traube oder
Aehre oder Kätzchen etc. verbunden seyn, enthält
in ihrer Mitte auf dem so genannten Frucht-
boden (receptaculum) verschiedne ausgezeich-
net gebildete Theile, von welchen einige männ-
lich, andre weiblich sind; und diese müssen, wenn
die Zeit der Fortpflanzung herbey gekommen
[Seite 493] ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht
ihrer Bestimmung und Verrichtung haben also
diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit
den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Nur unter-
scheiden sie sich dadurch, daß sie den Gewächsen
nicht so wie den Thieren angeboren und lebens-
lang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder
neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werk-
zeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung
verlängern könne, findet gewisser Maßen auch bey
den Blüthen vieler Gewächse statt. Die Geschlechts-
theile im weiblichen Hanf z.B. halten sich lange,
wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männ-
lichen befruchtet werden. Sobald dieß geschehen,
welken sie dahin.
Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum) ge-
nannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten
(germen), dem Griffel (stylus), und der
Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt ent-
weder mit den übrigen Theilen innerhalb der Blu-
menblätter (germen superum), oder wie bey
der Rose, bey den Aepfeln etc. unten außerhalb
derselben (germen inferum): und enthält im-
mer die Samenkörner der Pflanze, daher man
diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer-
stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle
Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die
Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß
[Seite 494] sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver-
bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche
Höhlung ausmachen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina)
herum: und bestehen aus dem Faden (filamen-
tum), und dem darauf ruhenden Staubbeutel
(anthera). Dieser letztere ist mit einem meh-
lichten Staub überzogen, der aber (wie man
unter einer starken Vergrößerung sieht) eigentlich
aus zarten Bläschen besteht, die bey vielen
Pflanzen eine überaus sonderbare Bildung haben,
und ein unendlich feineres duftiges Pulver ent-
halten, welches seiner Bestimmung nach mit
dem männlichen Samen der Thiere verglichen
zu werden pflegt.
Bey der Befruchtung fällt jener Blumen-
staub auf die weibliche Narbe: scheint da sich
zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschüt-
ten, welches dann vermuthlich durch den Griffel
in den Fruchtknoten dringt und die daselbst vor-
räthig liegenden, bis dahin aber unfruchtbar ge-
wesenen Samenkörner befruchtet. Wenn man
die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser
wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch,
so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.
Bey den mehresten Gewächsen sind diese
beiderley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe,
die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 30.), ver-
bunden. Bey einigen hingegen in verschiedenen
Blüthen, wovon die einen bloß männlichen, die
andern bloß weiblichen Geschlechts, aber doch
am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt
(Monoecia Linn.), wie z.B. bey der Hasel-
nüssen, Wallnüssen, Gurken, etc. Andre Ge-
wächse, wie z.B. der Ahorn, die Esche etc. haben
gar dreyerley Blüthen, bloß männliche, bloß
weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen
(Polygamia). Bey noch andern aber wie z.B.
beym Hanf, Hopfen u.s.w. sind die beiden Ge-
schlechter in den Pflanzen selbst, so wie bey allen
rothblüthigen und vielen andern Thieren abge-
sondert: so daß die eine Pflanze bloß männliche,
eine andre aber, die übrigens von der gleichen
Art ist, bloß weibliche Blumen trägt: und die
Blüthen des weiblichen Stammes nicht anders
befruchtet werden, als wenn der Blumenstaub
von der männlichen Pflanze durch den Wind
oder durch Insecten oder auch durch die Kunst
ihnen zugeführt worden ist (Dioecia Linn.)
Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei-
nen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch
bey den mehresten befindliche Blumen-Kelch
[Seite 496] (Calix), und die so genannten Nectaria, aus
deren Saft die Bienen ihren Honig ziehen
(S. 372), zu merken. Ueberhaupt theilt man
die Blüthen nach ihrer Bildung und nach der
Lage ihrer Theile in regelmäßige und irreguläre.
Bey jenen nähmlich haben die einzelnen Theile
gleiche Gestalt, Größe und Verhältniß; bey
diesen hingegen sind sie in ungleicher Proportion.
Außerdem aber finden sich noch viele andre
Hauptverschiedenheiten in der Gestalt der Blü-
then, die großentheils auch in Beziehung mit
dem ganzen übrigen Ansehen der Pflanzen stehen,
und daher zur Kenntniß derselben, besonders auch
zur Gründung eines natürlichen Pflanzensystems
von Wichtigkeit sind.
Bey den vollkommenern oder eigentlich so
genannten Moosen (musci frondosi etc.) ist,
wie die wichtigen Entdeckungen des Hrn. Prof.
Hedwig gelehrt haben, die Aehnlichkeit der Be-
fruchtungswerkzeuge mit denen bey andern Ge-
wächsen weit größer, als man vorher geglaubt
hatte. Das saubere fast becherförmige Köpfchen
(capitulum) derselben, enthält gleichsam als
Fruchtknote (§. 194.) die kleinen Samenkörnchen;
die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra),
der die Stelle des Griffels und der Narbe (§. 194.)
vertritt, von dem männlichen Blumenstaube be-
sonderer, theils Rosen- oder Sternförmiger Theile
befruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.
Bey den einfachsten Aftermoosen hingegen,
die bloß im Wasser leben, wie bey den Tremel-
len, Ulven, Conserven, und beym See-Tang
(fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr ver-
schieden, obschon bey den wenigsten noch nicht
genau genug untersucht; bey manchen aber, wie
z.B. bey der oben erwähnten Brunnen-Conferve
(– s. oben S. 17. und 30 –), zur Bewunde-
rung einfach.
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der
Trüffeln etc. und des Schimmels, deren ganze
Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes dunk-
les hat*).
Bey den vollkommnern, im eigentlichen Sinne
blühenden Gewächsen fallen nach der Befruch-
tung die übrigen nun überflüßigen Theile der
Blüthe ab (§. 189.): der beschwängerte Frucht-
knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen
theils erstaunlich zahlreichen Samen nach und
nach zur Reise zu bringen.
Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa-
menkörner selbst*), als auch der Gehäuse, worin
sie eingeschlossen sind, ist eben so unendlich man-
nigfaltig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht
auf ihre weite Verbreitung**) und auf ihr
weiteres Bekleiben etc. der Erhaltung der Gattun-
gen aufs weiseste angemessen. Auch ist der be-
kannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bey
jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch,
wenn sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wur-
zelzäserchen unter sich, und hingegen den Blatt-
keim (plumula) über sich treiben***). Zur
allerersten Ernährung des neuen Pflänzchens
dienen ihm dann die Samenlappen oder Kern-
stücken (cotyledones) die vorher die Haupt-
masse des Samenkerns ausmachten.
Viele Samen sind in eine holzartige aber
theils noch weit härtere Schale eingeschlossen,
die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte
ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die
bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem
[Seite 499] saftigen Fleische überzogen sind, so heißt dieß
eine Beere. Zuweilen liegen auch die bloßen
Samenkörner von außen auf dem großgewach-
senen fleischigen Fruchtboden auf, wie bey den
Erdbeeren, die folglich, genau und bestimmt zu
reden, nicht sollten Beere genannt werden.
Besonders machen die Obstbäume eine ei-
gene und sehr ansehnliche Familie von Gewäch-
sen aus, deren Frucht entweder, wie bey den
Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kernhaus
oder Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte
(und die Bäume dieser ganzen Ordnung Poma-
ceae) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen,
Kirschen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß ent-
hält, die dann Steinfrüchte (Drupaceae) ge-
nannt werden.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm
eine abweichende veränderliche Richtung geben
zu können: daher viele theils in ihrer ganzen
Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe
und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus-
geartet sind. So zählt man z.B. jetzt auf drey
tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch
vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in
Europa bekannt war.
So ist der Stängel (§. 174.) bey manchen
Pflanzen bloß Folge der Degeneration, den sie erst
im cultivirten Zustande treiben, da sie hingegen
im wilden Naturstande acaules sind (z.B.
carlina acaulis u.a.m.).
Andererseits verlieren manche Gewächse durch
die Cultur gewisse Theile, die sie im Natur-
zustande hatten. So wird z.B. die Indische
wilde Lawsonia spinosa in Syrien durch die
Cultur inermis.
Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen
Arten von Degeneration ausgesetzt, die bey den
Thieren gar nicht statt haben können, wie z.B.
die Ausartung der männlichen Befruchtungstheile
in den gefüllten Blumen u. dergl. m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung der
Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),
worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf-
sinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch
wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard-
pflanzen, die eine Gattung von Toback (nico-
tiana rustica) endlich vollkommen in eine andre
(nicotiana paniculata) verwandelt und umge-
schaffen*): welches sich freylich mit der Lehre
von vermeinten präformirten Keimen schlechter-
dings nicht, aber, wo ich nicht irre, ganz wohl
mit der vom Bildungstriebe (§. 9.) reimen läßt.
Anm. So können auch durch Zufall Bastardpflanzen
in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene aber
doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe bey-
sammen waren.
Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Ge-
wächsreich ungleich zahlreicher als unter den
Thieren. Es ist kein Theil der Pflanze, an
welchem man nicht zuweilen, an einigen aber
sehr häufig Monstrositäten bemerkte. Am meisten
sind es überzählige, wuchernde Theile (monstra
per excessum S. 20.); doppelte an einander
gewachsene Stämme, doppelte oder vielfache
Früchte etc. vielfache Kornähren, Rosen, aus deren
Mitte andre kleine Rosen hervor schießen u.s.w.
Anm. Besonders gehört dahin die Peloria, eine
monströse Abweichung im Sporn an der Blüthe
dreyer Arten von Antirrhinum; nähmlich linaria,
elatine und spurium, deren Entstehungsart der sel.
D. Merk in Ravensvurg scharfsinnig erklärt hat*).
Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen nie über eine einzige
Stunde, und bey andern hingegen oft über
Jahrtausende erstreckt. Ueberhaupt aber theilt
man die Pflanzen in perennirende und Som-
mergewächse, welche letztere nähmlich schon mit
dem Ende ihres ersten Sommers absterben.
Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem langen
Vertrocknen, das im Thierreich beym Räderthier
(S. 474) und bey den Kleisteraalen angemerkt
worden, finden sich unter den Gewächsen ähnliche
Beyspiele: besonders an der deßhalb längst be-
rufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre-
mella nostoc). Ich habe von dieser merkwürdigen
Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali sanguini
deneganda etc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas weniges kurz zu
berühren.
Der wichtige Einfluß, den sie in der haus-
haltung der Natur im Großen durch Erzeugung
der Lebensluft haben, ist schon oben erwähnt
(§. 177).
Einen andern ebenfalls sehr beträchtlichen
Nutzen leistet die unermeßliche Menge der in der
Erde vermodernden Wurzelstuken, des abfallen-
den Laubes u. dergl. m. die zu Garten- und
Damm-Erde werden, und so viel zur allgemei-
nen Fruchtbarkeit des Erdreichs beytragen.
Des Schmuckes zu geschweigen, womit das
Gewächsreich weit mehr als die andern beiden
Naturreiche dazu beyträgt den Totaleindruck
der Schöpfung schön zu machen, durch ihre
heitern abwechselnden Farben überall Leben und
Munterkeit, und großentheils auch durch ihre
balsamischen Gerüche Erquickung zu verbreiten:
was dann die Kunst in der Lustgärtnerey weiter
benutzt.
Die mancherley Futterkräuter und theils
auch Wurzeln, Früchte etc. dienen zur Nahrung
der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so ge-
nannten Hausthiere; und der beiden nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.
Was aber die unmittelbare Benutzung der Ge-
wächse für den Menschen betrifft, so giebt es
erstens einige derselben, mit welchen ganze Na-
tionen die mannigfaltigste Bedürfnisse des Lebens
fast eben so zu befriedigen im Stande sind als
andere mit gewissen Säugethieren (den Seehun-
den, dem Renthier etc.). Von der Art ist z.B.
die Cocospalme, zumahl für die Malayische
Menschen-Rasse (– S. 62. –) und gewisser-
maßen auch die gemeine Birke für manche Na-
tionen von der Mongolischen (– S. 61. –).
Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln des
Menschengeschlechts gehören zuvörderst die ohne
weitre Bereitung gleich als Nahrungsmittel zu
genieße bey mancherley Früchte. Zumahl in
den heißen Erdstrichen die Feigen, die Datteln
(von phoenix dactylifera); die verschiednen
Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen von
musa paradisiaca und die Bananes oder Baco-
ves von der musa sapientum). Für die Ma-
[Seite 504] layische Menschen-Rasse die Brotfrucht [von
artocarpus incisa*)], die nur bloß vorher ge-
schält und geröstet zu werden braucht.
So auch die vielen Gattungen von Beeren,
die ebenfalls für manche Völker (wie z.B. für
die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel
abgeben.
Ferner die schon einige Zubereitung erfor-
dernde Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln,
Erdäpfel (helianthus tuberosus), in beiden
Indien die Bataten (convolvulus batatas).
Im wärmern America die Yams-Wurzeln
(dioscorea alata, sativa etc.), Caßawi-Wurzel
(iatropha manihot) u. dergl. m.
Dann die Getreidearten, nebst dem Mais
(zea mays); Buchweizen oder Heidekorn (po-
lygonum fagopyrum); Reis (oryza sativa
und montana), zumahl für die Morgenländer;
so wie die Moorhirse (holcus sorghum) für
viele Africanische Völkerschaften, und das Teff
(poa abyssinica) für die Habessinier etc.
Und die besondern Pflanzentheile, die von
einigen Völkern als gewöhnliches Nahrungs-
mittel häufigst gegessen werden, wie das Sagu-
mark (von cycas circinalis etc.); das Senegal-
-Gummi (von mimosa senegal) u.s.w.
Hierzu die mancherley Arten von Gewürzen.
Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich aus
dem Zuckerrohr; ähnliche Substanzen aber in
Nord-America aus acer saccharinum (der
Maplezucker); auf Sumatra etc. aus der Anu-
Plame; auf Island aus den fucus sacchari-
nus; in Kamtschatka aus dem heracleum sibi-
ricum etc.
Als Getränke erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, die mancherley
Biere, (unter andern das Spruce-Bier aus der
pinus canadensis etc.).
Die verschiednen weinichten Getränke: der
Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch von
der weiblichen Cocospalme. Andre berauschende
Getränke, Branntwein, Arak, Rum, Kirsch-
wasser etc. etc.
Die gegohrnen Getränke aus gekauten Wur-
zeln, wie z.B. bey den Brasilianern etc. aus ihrem
Caßawi-Brot; bey den Insulanern der Südsee
aus piper latifolium etc.
Und der Rauchtoback: und der auf gleiche
Weise genossene Hanf etc.
Endlich unsre dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee
(von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts),
und bey den Mongolen der Schinesische Ziegel-
Thee (von vogelkirschähnlichen Blättern eines
noch nicht genau bestimmten wilden Strauchs).
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle von
den verschiednen Gattunge gossypium und bom-
bax; Flachs, Hanf, mehrere Gattungen von
Nesseln etc. Der treffliche Neu-Seeländische Sei-
denflachs vom phormium tenax; die Südländi-
schen Zeuge vom Baste der morus papyrifera
und des Brotbaums etc.
Zur Feuerung außer dem vielerley gemei-
nen Brennholz in manchen Gegenden besondre
Arten; wie z.B. auf den Alpen rhododen-
dron ferrugineum, auf den Heiden erica vul-
garis etc.
Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch arundo
bambus.)
Zum Dachdecken, Schilf, Stroh, – bey
den Südsee-Insulanern die Palmetto-Blätter
(von pandanus tectorius).
Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.
Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc. der Seewier (zostera marina).
Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für
Künstler und Handwerker alle das verschiedne
Nutzholz für Tischler, Ebenisten, Wagner,
Drechsler, Faßbinder etc.
Desgleichen bey vielen Völkern zu ihren
Waffen (so z.B. das schöne Holz des Keulen-
baums, casuarina equisetifolia, zu den kunst-
reichen Lanzen u.a. Gewehren der Südsee-In-
sulaner).
Cocosnußschaalen, Bambusrohre, Calabas-
sen-Kürbisse (von der crescentia cujete) und
mehr dergleichen zu Trinkgeschirren.
Weiden, Bast der Cocosnuß u. dergl. zum
Korbflechten etc. – Kork etc.
Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey, zum Gärben, Waschen etc.
Gummi-Senegal zu so vielfachem Gebrauch.
Auch die mehreste Schreibmaterialien sind
bloß aus dem Gewächsreich genommen. Schreib-
rohr, Papierschilf (cyperus papyrus), Malaba-
rische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme etc.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens
ausmacht.
Unter den zahlreichen Pflanzensystemen die
man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht
hat, ist keins mit einem so allgemeinen auf seine
Faßlichkeit gegründeten Beyfall ausgenommen
[Seite 509] worden, als das Linnéische Sexualsystem: das
den oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen
und deren verschiedner Anzahl und Verhältniß
angepaßt ist; da nähmlich die Classen nach der
Anzahl der Staubfäden oder nach ihrem Verhält-
niß der Lage und Verbindung mit den Staub-
wegen; – die Ordnungen aber meist nach der
Anzahl dieser letztern bestimmt sind.
Mineralien oder Foßilien sind die unorgani-
schen Naturkörper (§. 2.4.), die nähmlich nach
den bloß-physischen und chemischen Gesetzen, und
zwar ausschließlich auf und in der Erde gebildet
werden.
Anm. Ausschließlich auf und in der Erde: — mithin
gehört das Wasser schon deshalb nicht in die Mi-
neralogie, weil es auch als Regen etc. herabfällt.
Außer einigen wenigen tropfbarflüßigen Mi-
neralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind die
übrigen fest; aber doch sämtlich erst im flüßigen
Zustande gewesen.
Denn es ist erweislich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde unseres Planeten, so tief
wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht
1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs
selbst flüssig gewesen seyn muß*).
Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es,
daß jenes Primordialfluidum die Stoffe zu den
ältesten der uns bekannten Foßilienarten in sich
aufgelöst enthalten hat.
Durch die successiven Niederschläge und
andre chemische Proceße die dann allgemach in
jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich die
ältesten Arten von Gebirgslagen ihre Festigkeit
erhalten.
Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die unverkennbarsten Spuren
finden, gab wohl dem primitiven Granit seine
Entstehung; als welcher nun die selbstständige
uranfängliche feste Rinde unseres Planeten aus-
zumachen, und den später gebildeten Gebirgen
und Erdschichten gleichsam zur Unterlage zu
dienen scheint; zwischen welchen er auch hin und
wieder, zumahl in den größten und höchsten Ge-
birgsketten zu Tage hervorragt.
Deshalb werden dann die Granitgebirge in
der Geologie Urgebirge oder Grundgebirge
(montes primordiales s. primitivi) genannt.
Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag
abgesetzten Arten von Gebirgslagern, mußten,
so wie das Mischungsverhältniß im Primordial-
fluidum (§. 224.) durch die jedesmahligen Präci-
pitationen verändert ward, sowohl von dem Gra-
nit der Urgebirge, als untereinander selbst, ver-
schieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der zwey-
ten Classe sind größtentheils von schieferigen Ge-
füge (wie z.B. der Thonschiefer, Kieselschiefer,
Glimmerschiefer etc.), und in mächtigen Lagen
stratificirt; welche Lagen dann durch gewaltsame,
nach ihrer Entstehung erfolgte Revolutionen eine
abhängende, gestürzte Richtung erhalten haben.
In diesen, an die Urgebirge gleichsam an-
gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehe-
mahlige Risse und Spalten, die allgemach
mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung
(das sich nach der Hand darin abgesetzt,) wie-
derum mehr oder weniger ausgefüllt worden.*)
Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder
sogenannten Gängen (Fr. filons, Engl. veins)
hat sich auch das allermehrste Erz erzeugt.
[Seite 514] Daher sie den wichtigsten Hauptgegenstand des
practischen Bergbaues ausmachen.
Von ihnen haben auch diese Gebirge der
zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang-Ge-
birge, weil sich in ihnen, zwar nicht ausschließ-
lich, aber doch die mehresten und ergiebigsten
Erzgänge finden.
Eine dritte Classen von Gebirgen von noch
späterer Entstehung, daher sie auf den vorigen
aufsitzt, unterscheidet sich wiederum auffallend
von denselben. Sie sind nähmlich zwar auch
stratificirt, aber meist in weit flacheren und
mehrentheils wellenförmigen Lagen, von mehr
abwechselnder Mannigfaltigkeit der Stoffe. Auch
machen sie insgemein*) nur die niedern Berg-
rücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Be-
sonders aber unterscheiden sie sich dadurch von
den Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß
sie großentheils von versteinten Resten organi-
sirter Körper gleichsam wimmeln, von welchen
hingegen jene Arten von Gebirgen höchstens nur
[Seite 515] zuweilen an der äußern Grenze einige Spur
zeigen. Die mehresten dieser Petresacten sind
so genannte Incognita, zu welchen sich nähmlich
in der jetzigen organisirten Schöpfung keine Ori-
ginale mehr finden; so z.B. die Belemniten,
ein paar hundert verschiedene Gattungen von Am-
moniten u.s.w. Diese Incognita sind aber
wie alle Analogie lehrt, Seegeschöpfe gewesen,
und sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen
meist in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchy-
liolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die
Coralliolithen wie in einem Corallenrief etc.), so
daß man aus allen diesen schließen muß, unser
jetziges festes Land sey einst der Meeresboden der
Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame plötz-
liche Revolutionen aufs Trockene versetzt worden.
Die gedachtermaßen in diesen Gebirgen man-
nigfaltig abwechselnden Lagen, werden von den
deutschen Bergleuten Flöze und daher diese Classe
von Gebirgen selbst Flözgerbirge genannt.
Von diesen drey Hauptclassen von Gebirgen,
die sämmtlich, – aber in sehr verschiedenen Zeit-
räumen, – durch Niederschlag aus dem Wasser
gebildet worden, und zusammen die feste Rinde
unseres Planeten ausmachen, kann man viertens
auch die lockeren Fossilien-Lager (Fr. couches
meubles) unterscheiden, die sich hin und wieder,
[Seite 516] doch meist nur im niedern Lande, aber theils
in mächtigen Schichten und weit verbreiteten
Strecken finden. Es gehören dahin z.B. die
Lager von lockerm Sand, Lehm, Mergeltuff etc.
welche letztere gar häufig auch calcinirte und
doch theils zum bewundern gut erhaltne Reste
von Seeconchylien und zwar an manchen Orten
in unübersehlicher Menge*) enthalten.
Man pflegt diese lockeren Fossilien-Lager unter
der Benennung von aufgeschwemmten Lande
zu begreifen.
Endlich aber gibt es außer diesen vier Classen
von festen Gebirgen (§. 229-331.) und lockeren
Fossilien-Lagern (§. 232.) die sämmtlich aus dem
Wasser, oder wie man zu sagen pflegt, auf
dem nassen Wege entstanden sind, auch noch
fünftens hin und wieder theils ganze Berge,
theils doch beträchtliche Fossilien-Lager, die
offenbar auf dem trockenen Wege, nähmlich durch
Feuer gebildet werden, oder doch durch dessen
Einwirkung große Veränderung erlitten haben.
Die Berge jener Art heißen bekanntlich
Vulcane.
Die flachen Lagen aber nennt man durch
Erdbrände verschlacktes Land, und die ihm
eigenen Fossilien (zum Unterschied von denen der
wirklich feuerspeyenden Berge) pseudovulcanische
Producte.
So leicht und deutlich aber diese fünf Classen
von Geburts- und Lager-Stätten der Fossilien*)
im Ganzen von einander zu unterscheiden sind;
so begreift sich doch aus dem was von ihrer
Entstehung gesagt worden, von selbst, daß sie
an den Grenzen, wo die einen an die andern
[Seite 518] stoßen, zuweilen durch unmerkliche Uebergänge
gleichsam zusammen fließen müssen.
Besonders gilt dieß von manchen so ge-
nannten vulcanischen und pseudovulcanischen Pro-
ducten, als welche nach Verschiedenheit der Pri-
mordialstoffe, aus welchen sie mittelst Einwir-
kung des Feuers entstanden, und der Umstände
und Modificationen unter welchen sie demselben
ausgesetzt gewesen, selbst gar sehr verschieden
ausfallen mußten; und da, wo jene Einwirkung
nur sehr gering und schwach war, oft kaum
merkliche Veränderung desjenigen Ansehns zei-
gen, das sie bey ihrer ersten Entstehung auf dem
nassen Wege erhalten hatten.
Zur gründlichen Kenntniß der Mineralien
selbst, (von deren Geburts- und Lager-Stätte
bis jetzt gehandelt war,) gehört sowohl die ge-
naue Bestimmung ihrer äußeren Kennzeichen,
als die Untersuchung ihrer Bestandtheile mittelst
der chemischen Analyse.
Die wichtigsten äußeren Kennzeichen*) sind:
Farbe, Grad der Durchsichtigkeit, und des
Glanzes, Beschaffenheit des Bruchs, und des
[Seite 519] Strichs den manche geben wenn sie gekratzt oder
geschabt werden, Gefüge, Härte, Schwere*)
u.s.w. Zumahl aber bey denen, wo sie statt
hat, die Crystallisation**), d.h. eine bestimmte
Form aus einer bestimmten Anzahl und eben so
bestimmten Verbindungsart von Faßetten***),
[Seite 520] und der so genannte Durchgang der Blätter, der
sich nach dem Verhältniß der Außen-Flächen
eines Crystalls zum Kerne desselben richtet*).
Auch gehören dahin die so genannten phy-
sicalischen Kennzeichen, z.B. die Phosphores-
cenz, Electricität, das Verhalten zum Magnet etc.
und bey den durchsichtigen, ob sie eine einfache
Brechung machen oder aber das Bild der dadurch
angesehenen Gegenstände verdoppeln.
Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand-
theile**) der Fossilien (§. 235.) gehört theils
[Seite 521] des Verhalten derselben im Feuer, das auf dem
sogenannten trockenen Wege, besonders mittelst
des Löthrohrs*), erkannt wird; vorzüglichst aber
die Zerlegung derselben auf dem nassen Wege
mittelst der Reagentien etc.**)
Anm. Daß die Resultate der von verschiednen Chemi-
kern angestellten Analysen eines und eben desselben
Foßils zuweilen so sehr von einander abweichend
ausgefallen sind, wird kein Vernünftiger der Wis-
senschaft selbst zum Vorwurf machen; sondern es
zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behutsamkeit und
Wiederholung der Versuche dazu gehört, um
dabey gegen Selbsttäuschung und Irthum gesichert
zu seyn.
Nur das muß man selbst bey den unübertreff-
lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie
durchaus nichts weiter zeigen können und sollen,
als Art und Menge (Qualität und Quantität)
der Stoffe worin sie sich zerlegen lassen. – Aber
nichts von der bewundernswürdigen Zusammen-
setzung und specifischen Verbindungsart dieser
Stoffe, wodurch z.B. die Thonerde zum Saphir,
oder in Verbindung mit ein Paar andern eben so
gemeinen Stoffen zum Turmalin wird! – s. Hrn.
[Seite 522] Hofr. Lichtenberg im Göttingischen Taschenbuch
v. J. 1794. S. 134 u. f. – und Hrn. de Lüc in
Hrn. Prof. Voigt's Magazin IX. Band, 1. Stück.
S. 74. u. f.
Uebrigens ergibt sich aus dem Begriff von
unorganischen Körpern oder Fossilien, im Ge-
gensatz der organisirten und der so ganz verschie-
denen Entstehungsweise derselben, von selbst,
daß bey aller Anwendung der gedachten beyderley
wichtigen Hülfsmittel zu Bestimmung der Fossi-
lien (§. 235-327.) dennoch, wenn man etwa
die einfachern ausnimmt (wie z.B. Diamant,
Schwefel, gediegene Metalle etc.) bey den übrigen
keine so positive Characteristik der Gattungen
(species) als bey den organisirten Körpern;
mithin aber well mehr willkürliches in der Ver-
theilung derselben unter ihre Geschlechter (ge-
nera) statt hat.
Denn da erstens selbst das ursprüngliche
Mischungsverhältniß der Bestandtheile vieler
einander übrigens ähnlichen Fossilien in den
mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so ent-
stehen schon dadurch eben so mannigfaltige und
theils durch fast unmerkliche Nüancen gleichsam
zusammenfließende Uebergänge, in deren Stufen-
folge zwar die Extreme auffallend genug sich
auszeichnen, aber zwischen den Mittelgliedern,
zumahl in einzelnen Exemplaren, bey weitem
keine so bestimmten Grenzen als bey den orga-
[Seite 523] nisirten Körpern sich ziehen lassen. Besonders
ist dieß der Fall bey den vererzten Metallen,
doch auch bey sehr vielen Steinarten gemischten
Gehalts.
Zweytens aber werden diese Uebergänze auch
durch die Decomposition und Auflösung vieler
schon gebildeten Fossilien vervielfältigt, da z.B.
manche Steinarten durch den Verlust ihres so
genannten Crystallisationswassers, manche Erze
durch die Einwirkung von Säuren etc. allmählig
verwittern, und durch diese Modification zu Fos-
silien anderer Art gleichsam umgewandelt werden.
Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien
nach der alten (– meines Wissens zuerst von
Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter
folgende vier Classen bringen: deren Unterschiede
und Eigenschaften zu Anfange der folgenden vier
Abschnitte näher bestimmt werden.
III. Die übrigen (– und eigentlich so
genannten –) brennlichen Mineralien.
Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch
weit unentbehrlicher ist als bey der Zoologie und
Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus-
helfen können und in hundert Fällen schlechterdings
aushelfen müssen) und doch das Selbstsammeln
für die mehrsten Anfänger eine schwierige Sache
seyn muß; so ist ein sehr verdienstliches Unter-
nehmen, daß man bey der Mineralien-Nieder-
lage zu Freyberg kleine Mineralien Sammlungen
(versteht sich bey weiten nicht von bloßen Gebirgs-
arten, als welche nur den fünften Theil davon
ausmachen) zum Verkauf gefertigt hat, die 200
instruktive Stücke enthalten, und doch nur 4 Louis-
d'or kosten, und derentwegen sich die Liebhaber
an Hrn. C. A. S. Hoffmann in Freyberg zu
wenden haben.
Erden und Steine sind diejenigen trocknen
Mineralien, die sich, wenn sie rein sind, für
sich*) nicht wie die Salze im Wasser oder wie
die eigentlich sogenannten Erdharze im Oehl
auflösen lassen; noch auch wie diese letztern schon
im bloßen Glühfeuer verbrennen; noch sich wie
Metalle hämmern und breitschlagen lassen.**)
Ueberhaupt sind sie sehr feuerbeständig und streng-
flüssig; wenn sie aber schmelzen, so sind sie dabey
durchsichtig. Ihre specifische Schwere übersteigt
des Wassers seine höchstens vier bis fünf Mahl.
Gegenwärtig kennt man folgende sieben bis
acht primitive oder Grund-Erden, wornach die
sämmtlichen Fossilien dieser Classe unter eben so
viel davon benannte Geschlechter geordnet werden:
III. Thon- (oder Alaun-) Erde.
IV. Talk- (oder Bitter-) Erde.
VIII. Austral-Erde, welche letztere doch
aber erst noch wiederholte genaue Prufung er-
wartet, ehe sie mit der Sicherheit wie die
übrigen sieben ihren Platz unter den eigenthüm-
lichen Grund-Erden behaupten kann.
Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon die-
ses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich im
Feuer nicht schmelzbar, und bleibt auch an der
Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird
sie von keiner andern als der Spathsäure ange-
griffen: schmilzt aber mit beyderley feuerfestem
Laugensalz (der Soda und Pottasche) zu Glas,
daher sie auch glasartige oder vitrescible Erde
genannt wird.*)
Diese Gattung begreift zwey Hauptarten, 1.
nähmlich der Bergcrystall, und 2. den gemei-
nen Quarz.
Eigentlich farbenlos, doch theils (– zumahl
in den dreyen nachher besonders zu unterscheiden-
den Unterarten –) verschiedentlich gefärbt: der
farbenlose eigentlich wasserhell, aber auch theils
milchicht, trübe: von Glasglanz: flach muschelichen
Bruch: ist gemeiniglich crystallisirt, in sechsseiti-
ger Säule (die Flächen in die Quere feingestreift)
mit sechsseitiger Endspitze (– tab. 1. fig. 19. –)
meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz fest-
[Seite 530] gewachsen: und dann theils in sehr großen Cry-
stallen von mehreren Centnern (so zumahl in der
Schweiz und auf Madagascar): oft aber auch
nicht festgewachsen, sondern lose, und dann rein
auscrystallisirt, d.h. mit beiderseitigen Endspitzen:
darunter besonders die kleinen aber ausnehmend
Wasserhellen mit sehr kurzer Mittelsäule zu merken
(z.B. die Ungarschen aus der Marmorscher Ge-
spanschaft). Endlich auch häufig als Gerölle, theils
von vorzüglicher Härte und Klarheit (so z.B.
die Ceilanischen Keys oder Kiesel): – das spe-
cifisches Gewicht eines vollkommen Wasserhellen
(von Madagascar) = 2653. Gehalt = 93 Kiesel-
Erde, 6 Thon-Erde, 1 Kalk-Erde.
Nicht selten hält er fremdartige Fossilien ein-
geschlossen, z.B. Chlorit-Erde, Asbest, Strahl-
stein, Glimmer, Graubraunsteinerz, Titanschörl etc.:
zuweilen Wassertropfen. Selten findet et sich mit
geraden hohlen Röhrchen durchzogen (zumahl am
St. Gotthardt).
Nachstehende drey Steinarten können wohl als
bloße nah zusammen verwandte Abarten des
Bergcrystalls angesehen werden, da sie sich oft
alle dreye beysammen finden (z.B. in Achat-
nieren und Porphyrkugeln), auch zuweilen deutlich
in einander übergehen.
Meist von weingelber Farbe. Z.B. in Böh-
men, und von vorzüglicher Größe in Permien. –
Von der Art sind die vorgeblichen pfundschweren
Topase. –
b. Rauchcrystall, vulgo Rauchtopas.
Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der
schwärzeste heißt Morion. Vorzüglich hart unter
den Ceilanischen-Keys; sehr groß in der Schweiz.
Violet in mancherley Abstufungen; zuweilen
(– aber nicht beständig und nicht ausschließlich –)
von stänglich zusammengehäuften Gefüge, theils
wie faserig; die härtesten und schönstfarbigen in
Ostindien und Persien.
Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver-
breiteten Fossilien. Meist weißlicht: aber auch außer
den beiden nachher besonders zu nennenden farbi-
gen Abarten, in mancherley andern Farben: mehr
oder weniger durchscheinend. Meist von Glas-
glanz, theils aber fettglänzend. häufigst unge-
formt: theils aber wie der Bergcrystall geformt:
zuweilen als Aftercrystall (S. 236 not. ***): hin
und wieder in besonderer äußerer Gestalt, wie
gehackt, zellig etc. Der Bruch meist muschelicht;
zuweilen ins splitterige, körnige etc. Meist phos-
phorescirt er, wenn mau zwey Stücken im Dunkeln
an einander reibt mit brenzlichem Geruche. Zu-
weilen kriegt er durch dicht eingemengte feine
Glimmerblättchen oder durch eine eigne Art von
schuppigem Gefüge ein besonderes schimmerndes An-
sehen: so vorzüglich der zimmthraune Spanische
vom Cabo de Gates (das so genannte natürliche
Avanturino).
Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe,
und diese vom Braunstein. Bricht meist ungeformt,
und theils mit schaaligen Ablosungen; besonders
in Baiern, in starken Lagern.
Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe,
und diese von innig beygemengten Strahlstein.
Meist ungeformt: bricht besonders bey Breiten-
brunn im Erzgebirge.
2. Kieselsinter. (Tofus siliceus thermalis.)
Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die er-
höhte Temperatur und vermuthlich auch durch
die Verbindung mit Sode aufgelöst (§. 242.
not. *) und dann als Sinter abgesetzt. Er ist
weiß, einerseits ins Milchblaue, anderseits ins
Rahmgelbe. Meist undurchsichtig. Wie der Kalk-
sinter von mancherley besonderer Gestalt; theils wie
über einander getropft oder geflossen; traubig etc.
Meist von lockerem Gefüge, theils blätterig etc.
Gewöhnlich als Ueberzug über andere Steine, zu-
weilen aber auch sogar über Moos. In vorzüg-
licher Menge und Mannigfaltigkeit an den heißen
Quellen in Island und Kamtschatka.
Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und
des Achats. Denn die ersten beiden differiren fast
bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und
Achat ist nur aus mehreren von diesen und eini-
gen andern Steinarten zusammen gemengt oder
gemischt.
Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue;
aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Carneols,
ins Rauchbraune des Onyx etc. Eine rahmgelbe
Abart hat den Mongolischen Nahmen Kascholong
(d.h. schöner Stein). Oft ist der Chalcedon auch
[Seite 533] streifig, wolkicht etc. In manchen Gegenden häufig
mit dendritischen*) Zeichnungen (Dendrachat,
Mochhastein). Ueberhaupt mehr oder weniger
durchscheinend: von Fettglanz: meist ebenem
Bruch: oft von mancherley besonderer Gestalt,
zumahl stalactitisch, oder in Nieren, Mandeln,
Kugeln etc. Letztere (im Vicentinischen) nicht selten
mit eingeschloßnen Höhlungen, und in diesen zu-
weilen Wassertropfen (Fr. Hydrocalcedoine):
anderwärts auch theils wie gehackt, zellig etc.
auch mit Crystallisations-Eindrücken (S. 236.
not. ***) oder als Aftercrystallen: spec. Gewicht
= 2615. Auch viele Chalcedone phosphoresciren,
wenn sie an einander gerieben werden. Gehalt
eines Färöer = 84 Kiesel-Erde, 16 Thon-Erde.
Oft macht er Uebergänge in Quarz, Hornstein,
Opal. Bricht häufig im Trapp.
Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit
scharf abwechselnden Schichten von milchblauen
gemeinen Chalcedon. Hauptgebrauch bey den
alten griechischen Steinschneidern zu Cameen etc.
Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe,
anderseits ins dunkelste Granatroth. Von letzterer
[Seite 534] Art vor allen die köstliche antike Corniola nobile
(Fr. cornaline de la vieille roche), die mit auf-
fallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem
Lichte aber bluthroth, wie ein böhmischer Granat
und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber
jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten
größten Meisterwerke der alten griechischen und
etruskischen Steinschneidekunst gegraben sind.
Wie gesagt ein Gemengsel von mehreren der
vorigen Arten, außerdem aber auch zuweilen von
Quarz (zumahl Amethyst), Heliotrop, Jaspis etc.
in endloser Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung,
Farben und Zeichnung. Daher die mancherley
Benennungen z.B. Achatonyx, Jaspachat,
Bandachat, Festungsachat etc. – Trümmer-
achat, der Bruchstücke von jenen Steinarten ent-
hält die durch Quarzcäment zusammen verbunden
sind. Regenbogenachat mit binnen Farbenspiel
bey durchfallenden, Lichte. Ueberhaupt häufig in
Kugelform; oft bohl. In größter Menge und Man-
nigfaltigkeit in Deutschland, zumahl in der Pfalz.
Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr
oder weniger durchscheinend: mit Glasglanz:
theils wie getropft oder geflossen, traubig etc. An
Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder
Gummi ähnelnd: meist als Ueberzug auf Tuff-
wacken. Zumahl bey Frankfurt am Mayn und in
Nieder-Ungarn.
Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten
verschieden: alle sind mehr oder weniger durch-
[Seite 535] scheinend: haben meist Fettglanz, theils stärker
theils matter: ihr Bruch ist muschelich: sie finden
sich bloß derb: und sind meist nur halbhart. –
Die beiden Hauptarten sind: 1) der eigentliche
Opal, und 2) der Wachsopal.
mit folgenden Abarten: nähmlich
Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb;
bey auffallendem Milchblau, mit einem eigenen
feurigen Spiel von Regenbogenfarben: Gewicht
= 2114. Fundort zumahl Ober-Ungarn.
Minder durchscheinend; und ohne jenes Farben-
spiel. Gehalt eines Kosemitzer = 98,75 Kiesel-
Erde, 1 Thon-Erde, 1 Eisen-Kalk. Fundort im
Erzgebirge, Schlesien, den Färöern etc. Uebergang
in Chalcedon, Chysopras etc.
c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi.
Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus
der vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fund-
ort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese;
klebt an der Zunge; saugt Wasser ein; wird dabey
durchsichtig; theils mit Regenbogenfarben*).
Gemeiniglich wachsgelb; aber auch theils
braunroth, olivengrün etc.; mehr oder weniger
[Seite 536] durchscheinend; theils Glasglanz, theils Fett-
glanz; muschelichter Bruch. Uebergang in gelben
Chalcedon und in Pechstein. Hat den Nahmen von
seinem Hauptfundorte in Ober-Ungarn. Bricht
aber auch anderwärts, z.B. bey Frankfurt am
Main etc.
In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz;
gelblich, bräunlich etc. Der Längenbruch theils
noch faserig; und zuweilen mit schaaligen Ablo-
sungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in
Ungarn bey Schemnitz.
6. Katzenauge. (Fr. oeil de chat).
Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher der
Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz; meist
als Gerölle auf Ceilan und Malabar. Gewicht
= 2657. Gehalt = 95 Kiesel-Erde, 1,75 Thon-
Erde, 1,50 Kalk-Erde, 0,25 Eisen-Kalk.*)
In mancherley Farben; doch meist ins Braune;
meist wenig durchscheinend; Fettglanz; musche-
licher Bruch; meist derb; theils in Nieren; halb-
hart: Gewicht eines Sächsischen = 2314. Ueber-
gang in Wachsopal; theils mit eingemengten Feld-
spath- und Quarz-Körnern (Pechstein-Porphyr).
Meist gelblichgrau; erdicht; mager; weich. –
Es gehört dahin
Derb: Gehalt = 90 Kiesel-Erde, 7 Thon-
Erde, 3 Eisen. Mancher scheint zu den pseudovul-
canischen Produkten (§. 233. S. 517) zu gehören.
Z.B. das Muttergestein der Pechstein-Nieren
von Menil Montant.
Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche, oft
gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefrigem
Bruch; feinerdicht; mager anzufühlen; hängt nicht
an der Zunge; sehr weich; leicht. Fundort bey
Steinkohlen; z.B. im Altenburgischen. Nach Hrn.
B. C. R. Werner ein pseudovulcanisches Product.
10. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce.
Engl. pumice stone.)
Meist weißlich grau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde;
scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt (nach Berg-
mann) = 90 Kiesel-Erde, 10 Talk-Erde mit
etwas Kalk-Erde. Fundort in vielen vulcanischen
Gegenden*), zumahl bey Lipari, Santorini, und
einigen Südsee Inseln.
Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch
theils strohgelb, ziegelroth etc. rissig; fettglän-
zend; muschelichter Bruch. Ein pseudovulcanisches
Product, vermuthlich aus Schieferthon entstanden.
Fundort unter andern bey Stracke in Böhmen
bey Almerode in Hessen etc.
12. Obsidian, Isländischer Achat, Tockayer
Lux-Saphir, Lavaglas.
Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze;
mehr oder weniger, theils aber nur an den dünn-
sten Kanten durchscheinend; glasglänzend; musche-
licher Bruch; ungeformt; hält theils Quarz- und
Feldspath-Körner eingemengt (Obsidian-Por-
phyr). Fundort zumahl bey Vulcanen z.B. auf
Island, Insel Ascension, Oster-Insel etc.
13. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhoma-
chus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil.
Engl. flint.)
Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc. wenig
durchscheinend; muschelicher, scharfkantiger Bruch;
theils in dichten oder hohlen Kugeln; (zu letztern
gehören die so genannten Melonen vom Berge
Carmel;) härter als Quarz: Gewicht = 2594.
Uebergang in Hornstein etc.; häufigst in Kreite-
Lagern. Enthält oft Versteinerungen, zumahl
von See-Igeln und zarten Corallen (Cellula-
rien etc.) Als Gerölle im Puddingstein von Hert-
fordshire. Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen.*)
14. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)
Meist grau, in allerhand andere unansehnliche
Farben übergehend. Höchstens nur an den Kanten
durchscheinend. Meist splitteriger Bruch; unge-
formt; doch theils in Aftercrystallen (S. 236.
not. ***) nach Kalkspath gemodelt; minder hart
als Quarz: Gewicht = 2708. Gehalt = 72
Kiesel-Erde, 22 Thon-Erde, 6 Kalk-Erde. Ueber-
gang in Feuerstein, Chalcedon, Jaspis etc.
Hierher gehört auch am füglichsten der Sinopel
(Ferrum jaspideum Bornii) ein brannrother
sehr eisenschüssiger, zuweilen güldischer, Hornstein
bey Schemnitz.
15. Kieselschiefer, Hornschiefer.
Rauchgrau, bis ins Kohlschwarze; meist un-
durchsichtig; matter schimmernder Fettglanz; meist
grobsplitteriger, theils schuppiger Bruch; schief-
riges Gefüge; ungeformt; meist als Gerölle;
hart; bricht in Thonschiefer-Gebirgen; oft mit
Quarzadern durchzogen.
Dahin gehört auch, was Hr. Werner lydischen
Stein nennt.
Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz;
meist ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen,
und diese meist in sechsseitigen Säulen mit dreyecki-
gen Endspitzen (– tab. 1. fig. 11. –); hart. Fund-
ort zumahl Böhmen und das sächsische Erzgebirge.
Von allen Farben und Zeichnungen; daher die
Beynahmen Bandjaspis etc.; undurchsichtig;
[Seite 540] matter muschelichter Bruch; meist ungeformt: selten
in ursprünglicher Nierenform; sehr hart. Gewicht
= 2691. Gehalt = 75 Kiesel-Erde, 20 Thon-
Erde, 5 Eisen-Kalk. Uebergang in Hornstein,
Eisenkiesel, Basalt etc.
Als besondere Abarten verdienen Erwährung:
a. Aegypten-Kiesel. Silex Niloticus. (Fr. Cail-
lou d'Egypte.)
Braun in allerhand Abstufungen; theils streifig
oder geadert; auch mit dendritischen Zeichnungen;
in ursprünglicher Kieselform; trefflich polirbar.
Gewicht = 2564. Fundort zumahl bey Cana
in Ober-Aegypten.
In Jaspis versteintes Holz: von vielerley Far-
ben, unter andern zuweilen coschenilleroth, selten
aber apfelgrün. Fundort im aufgeschwemmten
Lande (§. 232); vorzüglich bey Coburg etc.
Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Punk-
ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend;
Fettglanz; muschelicher Bruch; ungeformt. Ge-
wicht = 2633. Fundort vorzüglich in Aegypten.
19. Plasma*), Smaragdpraser. (Fr. prime
d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo
gemmario.)
Licht lauchgrün, meist mit weißen oder gelb-
lichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fundort
jetzt unbekannt, doch vermuthlich Aegypten; häufig
von den alten Künstlern zu Petschirsteinen etc. ver-
arbeitet.
Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend;
hat seine schöne aber im Feuer sehr vergängliche
Farbe vom Nickelkalk; ist durchscheinend; unge-
formt. Gehalt 96, 16 Kiesel-Erde, 1 Nickelkalk.
Fundort vorzüglich bey Kosemitz in Schlesien.
Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; klein-
muschelichter Bruch; sowohl ungeformt, als auch
in flachen Rauten crystallisirt. Gehalt = 53 Kiesel-
Erde, 26 Thon-Erde, 9 Kalk-Erde, 10 Eisen-
Kalk Fundort zumahl Thum im Erzgebirge, und
Dauphine.
22. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine.)
Berggrün in mancherley Schattirungen, einer-
seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins
Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch muschelich;
Querbruch blätterig; in sechsseitige Säulen von
mancherley Varietät crystallisirt. Gewicht = 2683.
Gehalt = 64 Kiesel-Erde, 27 Thon-Erde, 8 Kalk-
[Seite 542] Erde, 2 Eisen-Kalk. Fundort vorzüglichst auf dem
Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal.
23. Stangenstein, weißer Stangenschörl,
Schörlartiger Beryll.
Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth-
lich; wenig durchscheinend; blätteriger Querbruch;
in stänglich zusammengehäuften Säulen, theils in
sechsseitigen Crystallen. Gewicht = 3530. Ge-
halt = 50 Kiesel-Erde und 50 Thon-Erde.
Fundort vorzüglich im Stockwerk bey Altenberge
im Erzgebirge, in einem gemengten Muttergestein
von Glimmer und Quarz.
24. Prehnit, Capscher Chrysolith, grüner
Schörl.
Apfelgrün; durchscheinend; mit schwachem Perl-
mutterglanz; theils ungeformt, theils in kurzen
vierseitigen Säulen stäuglich zusammengehäuft.
Gewicht = 2942. Gehalt = 44 Kiesel-Erde,
30 Thon-Erde, 18 Kalk-Erde, 5 Eisen-Kalk.
Fundort zumahl am Cap und in Dauphiné.
Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner
Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor
dem Löthrohre zweigartig aufbläht, ohne zu einer
Perle zu fließen. Ist weiß in mancherley Schat-
tirungen, auch theils ziegelroth, grün; der frische
ist mehr oder weniger durchscheinend; meist perl-
mutterglänzend; (der verwitterte hingegen un-
durchsichtig, erdicht;) sein Gefüge meist diver-
girend strahlicht; theils blättrig; häufig unge-
formt; oft nierenförmig; oft crystallisirt, und
dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säulen,
[Seite 543] seltener cubisch etc. theils nadel-
förmig, theils faserig (Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht
= 2134. Gehalt eines Isländischen = 48 Kiesel-
Erde, 22 Thon-Erde, 13 Kalk-Erde, 20 etc.
Crystallisationswasser. Fundort unter andern zu-
mahl auf Island und den Färöern.
Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder
weniger durchscheinend; selten wasserhell und
durchsichtig; glasglänzend; in runden und stumpf-
eckigen Körnern; meist ungefähr von Erb-
sengröße. Gewicht = 2365. Gehalt = 74 Kiesel-
Erde, 12 Thon-Erde, 7 Kalk-Erde, 3 Bitter-
Erde, 1 Eisen-Kalk. Fundort zumahl beym Aus-
fluß der Marekanka ins Ochotskische Meer; liegen
als Kerne in einer blätterigen Rinde von glas-
ähnlichen, rissigen, leichtbrüchigen concentrischen
Schaalen; beides Kern und Rinde blähen sich vor
dem Löthrohre wie Zeolith.
27. Lasurstein. Lapis lazuli. Sapphirus der
Alten. (Fr. pierre d'azur.)
Hat den Nahmen aus dem Persischen von seiner
vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsichtig;
von mattem fast erdigen Bruch; oft mit einge-
sprengten Schwefelkies-Puncten; ungeformt. Ge-
wicht = 2771. Gehalt = 46 Kiesel-Erde,
14,50 Thon-Erde, 28 Kohlensaure Kalk-Erde,
6,50 Schwefelsaure Kalk-Erde (Gyps), 3 Eisen-
Kalk, 2 Wasser. Fundort unter andern in aus-
nehmender Schönheit und großen Blöcken am
Baikal. Ein Hauptgebrauch unter andern zur
Ultramarin-Farbe.
28. Olivin, basaltischer Chrysolith.
Olivengrün in mancherley Abstufungen; (ver-
wittert wird er ochergelb;) durchscheinend; Glas-
glänzend; muscheliger Bruch; rissig; theils blät-
terig; eingesprengt in Trapp, (zumahl in den
Neapolitanischen,) Basalt und Tuffwacke. Ge-
wicht = 3225. Gehalt = 52 Kiesel-Erde,
37,75 Talk-Erde, 10,75 Eisen-Kalk, 0,12 Kalk-
Erde. Scheint theils in basaltische Hornblende
überzugehen.
Aus dem Dunkel-lauchgrünen ins Schwarz-
braune; wenig durchscheinend; härter und schwerer
als Olivin; verwittert auch nicht so; ähnelt ihm
aber in den übrigen Kennzeichen; ist auch eben
so in Basalt eingesprengt.
Meist pechbraun, theils ins Dunkel-olivengrüne;
wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz;
inwendig Glasglanz; immer crystallisirt; beson-
ders in vierseitigen kurzen Säulen mit abge-
stumpften Kauten und sehr stumpfen Endspitzen.
Fundort unter den Primordialfossilien des Vesuvs;
vorzüglich aber (in rein auscrystallisirten theils
daumendicken Crystallen) an der Mündung des
in den Wiluj fallenden Achtaragdas.
31. Leucit, weisser Granat, vulcanischer
Granat.
Graulich weiß, milchicht; durchscheinend; aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig glasglänzend; zeigt auf dem Bruche
concentrische Textur. Immer crystallisirt, meist
[Seite 545] als doppelt achtseitige Pyramide mit vier Flächen
an jeder Endspitze (– tab. III. fig. 14. –); sehr
spröde. Gewicht = 2468. Gehalt = 55 Kiesel-
Erde, 39 Thon-Erde, 6 Kalk-Erde. Fundort
vorzüglich in Unter-Italien, in mancherley Laven
und Tuffwacken, wovon manche Abarten wegen
dieser Leucit-Flecken Lave e Tufi all' occhi di
perdice genannt werden.
Seine Farbe durch mancherley Abstufungen aus
den bluthrothen durchs Pechbraune ins Oliven-
grüne; eben so verschiedne Grade der vollkomm-
nern oder mindern Durchsichtigkeit; meist Glas-
glanz ; sowohl ungeformt als crystallisirt; letzteres
in mancherley Form; doch meist als Dodeca-
der mit Rautenförmigen Flächen (– tab. III.
fig. 13. –); auch wie der Leucit (– tab. III.
fig. 14. –).
Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol-
gende drey Arten des Granats:
1) Rother Granat, edler Granat.
Meist entweder dunkelblutroth (so der Böh-
mische) oder violetroth (so der orientalische).
Mancher dodecaëdrisch crystallisirte zeigt auf dem
Bruche concentrische Textur (wie der Leucit).
Gewicht = 4188. Gehalt = 48,33 Kiesel-Erde,
30 Thon-Erde, 11,66 Kalk-Erde, 10 Eisen-Kalk.
Findet sich in sehr vielen Weltgegenden: zumahl
im Glimmer, Chloritschiefer, Serpentin etc. auch
in mancherley gemengten Gebirgsarten, und man-
chem Fluß-Sand.
2) Brauner Granat, Eisengranat.
Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter
andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch
beym Vesuvian vom Vesuv.
3) Grüner Granat, gemeiner Granat, grüner
Eisenstein
Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt = 36,45 Kiesel-Erde, 30,83 Kalk-Erde,
28,75 Eisen-Kalk. Unter andern vorzüglich schön
bey Persberg in Schweden, und rein auscrystal-
lisirt in der Leucit-Form (– tab. III. fig. 14. –)
beym Vesuvian vom Wiluj. Gemeine Abarten
häufig in Thüringen und Meisen.
Die vom Hrn. Professor Klaproth entdeckte
Zircon-Erde, von welcher dieß Fossilien-Ge-
schlecht den Nahmen hat, wird in Schwefel-
säure und im concentrirten Essig, aber nicht in
Laugensalzen aufgelöst, und äußert kein An-
ziehungsvermögen zur Kohlensäure. Sie gibt
vor dem Löthrohre mit Borax eine wasserhelle
Perle, und findet sich in zweyen so genannten
Edelsteinen, dem Zircon und dem Hyacinth.
Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig;
gewöhnlich rein auscrystallisirt*), und zwar meist
in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Kanten
aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. III.
fig. 20. –). Gewicht = 3687. Gehalt = 70
Zircon-Erde, 25 Kiesel-Erde. Fundort vorzüg-
lich Ceilan.
Meist von blassen Farben, zumahl ins Gelb-
liche, Blauliche; selten lichtbraun etc.; durchsichtig;
von einem eigenen, fast metallischen, doch etwas
[Seite 548] fettigen Glanze; crystallisirt in vierseitigen Säulen,
die mit vier auf den Seiten aufsitzenden Flächen
zugespitzt sind (– tab. III. fig. 7. –); sehr hart.
Gewicht = 4475 L. Manche werden stark vom
Magnet angezogen. Gehalt = 69 Zircon-Erde,
26,50 Kiesel-Erde, 0,50 Eisen-Kalk. Fundort,
Ceilan.
Die Thon-Erde (terra argillosa) heißt
auch Alaun-Erde (terra aluminosa, Fr.
alumine), weil sie mit der Schwefelsäure den
Alaun bildet. Sie wird außerdem auch in der
Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus
der Auflösung durch Pottasche wieder gefällt.
Für sich ist sie im Feuer unschmelzbar, verhärtet
aber darin; und wird dabey (und zwar nach
Verhältniß des Grades der Hitze) in einen kleinern
Raum zusammen gezogen. – Viele thonartige
Fossilien geben, wenn sie angehaucht werden,
den eigenen Thongeruch von sich. Die weichen
kleben meist an der Zunge, und manche dersel-
ben saugen das Wasser ein und lassen sich darin
erweichen.
In dieses Geschlecht gehören zuförderst –
so auffallend es auch auf den ersten Blick scheinen
muß – die mehrsten farbichten Edelsteine, da
manche derselben, wie ihre genaueste Analyse
gelehrt hat, aus bloßem Thone bestehen, der auf
eine unbegreifliche Weise zu so ausnehmend har-
ten, durchsichtigen, feurigen, edlen Steinarten
verbunden ist (§. 237. S. 521).
Meist aus dem Citrongelben ins Spargelgrüne
(so der Brasilische), theils ins Olivengrüne (so der
Ceilanische); jener opalisirt ins Blaue; durch-
[Seite 550] sichtig; glasglänzend; muschelicher Bruch; meist
ungeformt in Körnern. Gewicht = 3710. Gehalt
= 71,50 Thon-Erde, 18 Kiesel-Erde, 6 Kalk-
Erde, 1,50 Eisen-Kalk.
Meist blau in mancherley Abstufungen; bis ins
Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb*),
wozu vielleicht mancher so genannte Ostindische
Topas gehört**); eigentlich durchsichtig; zu-
weilen in etwas opalisirend; seine Crystallisation
als sechsseitige einfache oder doppelte Pyramide
(– tab. III. fig. 18. –); und theils von con-
centrischem Gefüge, wie der Leucit oder mancher
rothe Granat***). Ist der härteste Stein dieses
Geschlechts. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt
= 98,50 Thon-Erde, 1 Eisen-Kalk, 0,50 Kalk-
Erde. Fundort zumahl Ceilan.
Roth in mancherley Abstufungen; daher die be-
sondern Benennungen, da der ponceaurothe Spinell
genannt wird, der rosenrothe Balais, der ins
Hyacinthrothe fallende Kubicell etc., zuweilen
geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße etc.;
seine Crystallisation mannigfaltig; doch meist als
doppelt vierseitige Pyramide (– tab. III. fig. 5. –)
oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in man-
cherley Abänderungen. Mittel-Gewicht = 3700.
Gehalt = 76,35 Thon-Erde, 15,68 Kiesel-Erde,
1,28 Kalk-Erde, 2,63 Eisen-Kalk. Fundort
Ceilan, Pegu etc.
Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah-
men ; seine Crystallisation eine sechsseitige Säule
(– tab. III. fig. 10. –) in mancherley Abände-
rungen. Gewicht = 2775. Gehalt = 60 Thon-
Erde, 24 Kiesel-Erde, 8 Kalk-Erde, 6 Eisen.
Fundort wohl bloß in Peru.
Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber
auch ins Meergrüne, Blauliche etc.; der Längen-
bruch muschelich, der Querbruch blätterig. Meist
crystallisirt und zwar gewöhnlich als achtseitige
Säule, die beym Brasilischen meist mit vier
Flächen zugespitzt (– tab. III. fig. 16. –) beym
Sächsischen aber mehrentheils mit einer sechssei-
tigen Fläche abgestumpft ist (– tab. III. fig. 9. –).
Mittel-Gewicht = 3550. Der Brasilische zeigt die
Electricität des Turmalins, nur schwächer. Fund-
orte, in Europa zumahl bey Auerbach im Voigt-
lande auf dem Schneckenstein, in einem eigenen
[Seite 552] merkwürdigen Muttergestein (dem Topasfels),
dessen unten besonders gedacht werden wird; in
Asien vorzüglich bey Mukla in Natolien und am
Ural in Sibirien; in America in Brasilien.
In drey Hauptfarben, schwarz, braun, und
grün; theils Glasglanz, theils Fettglanz; meist
muschelicher Bruch. Meist in drey- oder sechs-
oder neunseitigen der Länge nach gestreiften Säu-
len, mit dreyseitiger kurzer Endspitze (– tab. III.
fig. 12. –). Manche Abarten von allen drey
Farben zeigen die sonderbare Electricität, daß sie,
wenn sie nur bis zu einer gewissen Temperatur
erwärmt sind, Asche etc. anziehen und abstoßen,
und diese heißen Turmaline*).
1) Schwarzer Schörl und Turmalin.
Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils
in dünnen Splittern braun oder grün durchschei-
nend. Hat oft ein halbverglaßtes Ansehen. Meist
in langen Säulen (Stangenschörl), theils na-
delförmig; theils in kurzen dicken Säulen (Grau-
penschörl). Bricht sowohl im Granit der Urge-
birge, als in manchen Ganggebirgsarten, zumahl
im Gneis, Schneidestein etc. Fast in allen Welt-
theilen; nahmentlich in Tyrol, Grönland, auf
Madagascar etc.
Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey durch-
fallendem fast kalophonienbraun, durchsichtig; auch
wie der schwarze theils in langen Säulen (so z.B.
auf den Pyrenäen), theils in Graupen (z.B.
auf Ceilan). Gehalt = 39 Thon-Erde, 37 Kiesel-
Erde, 15 Kalk-Erde, 9 Eisen-Kalk.
Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durch-
sichtig. Gehalt = 50 Thon-Erde, 34 Kiesel-
Erde, 11 Kalk-Erde, 5 Eisen-Kalk. Fundort
Brasilien.
Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig durch-
scheinend; meist blätteriger Bruch; gibt grünlich-
grauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900.
Gibt, wenn sie angehaucht wird, den eigenen
Thongeruch von sich.
Als besondere Arten verdienen angemerkt zu
werden:
1) Gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée.)
Beides grün und schwarz; theils stralich, büschel-
förmig etc. Eins der weitst verbreiteten ältesten Fos-
silien auf unserm Planeten; das einen der gemein-
sten Gemengtheile vielen Aftergranits ausmacht;
sich aber auch theils in Flözgebirgen von neuerer
Entstehung findet*).
Dahin gehört auch der von den Archäologen
so genannte antike (meist Aegyptische) Basalt, von
schwarzer, oder grauer, oder grüner Farbe, der
meist aus einem innigen Gemenge von Hornblende
und Feldspath zu bestehen scheint.
Schwarz; meist mit kurzen durcheinander lau-
fenden stralichten Fasern; in scheibenförmigen
Bruchstücken.
Beides grün und schwarz. Meist in kurzen
sechs- oder achtseitigen Säulen, die theils tafel-
artig, und mit zwey oder drey Endflächen zuge-
schärft oder zugespitzt sind. Meist eingewachsen
in Basalt und Tuffwacke; auch eingemengt in
Laven.
Eine besondere Abart in lauchgrünen rundlichen
Körnern, die in einen fleischrothen dichten Mar-
mor eingesprengt sind, findet sich auf der Insel
Tiree an der Westküste von Schotland.
8. Schillerspath*).
Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich durch-
scheinend; von metallischem, schillerndem Glanze;
[Seite 555] geradblätterig; weich. Gehalt = 17,9 Thon-
Erde, 43,7 Kiesel-Erde, 11,2 Talk-Erde, 23,7
Eisen-Kalk. Fundort im Harzburger Forst am
Harz, in einem grünlich schwarzen, dem Serpentin-
stein ähnelnden Muttergestein.
Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
Tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder we-
niger durchscheinend; meist geradeblätterig, selten,
krummblätterig*) (wie z.B. Mica hemisphaerica
[Seite 556] Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z.B.
das Rußische Frauenglas (Slud); die Blätter
elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber
crystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen
Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt = 46 Thon-
Erde, 40 Kiesel-Erde, 5 Talk-Erde, 9 Eisen-
Kalk. Auch eins der primitivsten und allgemeinst
verbreiteten Fossilien in unserer Erdrinde; in allen
dreyen Hauptarten von Gebirgen (§. 229-231).
Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche etc.;
an den Kanten durchscheinend; schimmernd, von
fast metallischem Glanze; unebnem, kleinschuppich-
tem, fast glimmerigem Bruche; halbhart. Gehalt
= 38,25 Thon-Erde, 54,50 Kiesel-Erde, 2,50
Wasser, 0,75 Braunstein- und Eisenkalk. Fundort
bey Rozena in Mähren, in einer gemengten Ge-
birgsart von Feldspath und großen Quarzbrocken.
Meist rauchgrau, theils ins Apfelgrüne, auch
ins Haarbraune; wenig durchscheinend; von theils
metallischem Glanze, und spathartigem Gefüge;
crystallisirt in sechsseitigen theils etwas conisch
zulaufenden Säulen. Gewicht eines Schinesischen
= 3908 L. Gehalt = 84 Thon-Erde, 6,50
Kiesel-Erde, 7,50 Eisen-Kalk. Fundort Coro-
mandel und Schina, im Granit. Gebrauch in
jenen Ländern zum poliren der Edelsteine und
des Stahls*).
12. Feldspath (Fr. Spath étincelant, Engl.
Field spar.)
Von mancherley, doch meist blassern Farben;
meist nur wenig durchscheinend; meist wahres
Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschie-
dentlich crystallisirt; häufigst als Bestandtheil ge-
mengter Gebirgsarten; theils mit andern Fossilien
(z.B. mit Quarz oder Hornblende) innig gemengt.
Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:
D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der
Art ist z.B. der blaßlauchgrüne im Aegyptischen
Serpentina verde antico, und der blaßhimmel-
blaue vom S-W. Ufer des Baikal.
2) Gemeiner Feldspath, Petuntsé der Schinesen.
Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch theils
auch in andern und selbst hohen Farben (z.B.
Smaragdgrün mit mattem Perlenmutterglanz aus
dem Catharinburgischen); mit deutlichen Spath-
gefüge; häufig crystallisirt, zumahl in sechsseitigen
Tafeln mit zugeschärften oder zugespitzten Enden,
oder in Rhomben, in vierseitigen Säulen etc.
Manche Abarten verwittern leicht (zu Porcellan-
thon). Gewicht des Smaragdgrünen Sibirischen
= 2573 L. Wiederum eine der uranfänglichsten
Fossilienarten unseres Erdkörpers, als Hauptge-
mengtheil des Granits, wo er in manchen Ab-
arten den bey weiten vorwaltenden Theil aus-
macht*).
Farbenlos; theils wasserhell; glasglänzend;
theils ungeformt (so z.B. eingewachsen in manchen
hieländischen Basalt); theils tafelförmig crystal-
lisirt (so z.B. am Vesuv).
Vermuthlich gehört auch dahin der so genannte
weiße Tafelschörl aus Dauphiné.
Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän-
zend; opalisirend; seine Crystallisation meist wie
am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561.
Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard
(theils in großen Crystallen), und als Gerölle
auf Ceilan*).
Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau; aber
bey auffallendem Lichte in mancherley theils hohen
Farben schillernd, theils mit Messing- oder Tom-
backglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692.
Fundort vorzüglichst auf Labrador (als Gerölle)
und in Ingermanland.
13. (so genannte) reine Thon-Erde.
Kreiteweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend;
mager anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Ge-
wicht = 1669. Vorzüglich rein bey Halle. Hält
außer der Thon-Erde nur etwas weniges kohlen-
saure Kalk-Erde, und Kiesel-Erde. Doch von
letzterer ohne Vergleich weniger als die nächstfol-
genden Thonarten.
14. Porcellan-Erde, Kaolin der Schinesen.
Weißlich, in allerhand matte Farben über-
gehend; mager; sanft anzufühlen; von verschied-
nem Zusammenhang. Gehalt verschieden; doch
gewöhnlich nur ungefähr 1/4 Thon-Erde zu 3/4 Kiesel-
Erde. Fundort in vielen Ländern von Europa
und Asien. Ist wenigstens großentheils aus ver-
witterten Feldspath entstanden.
Meist von grauer Farbe, und aus derselben
durch mancherley Uebergänge in andere; matt;
weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin
Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich
im Feuer mehrentheils Ziegelroth; variirt mannig-
faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der
davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit: z.B.
zu Terra cotta, Fayence, Steingut, Tabacks-
pfeifen, Türkischen Pfeifenköpfen, Schmelztiegeln,
zu den durch ihre so auffallende Leichtigkeit und
Feinheit sich auszeichnenden antiken Etruskischen
Vasen, dann zur gemeinen Töpferware, Ziegeln,
[Seite 560] auch zum walken schlechter Tücher etc. Findet sich
meist in aufgeschwemmtem Lande, meist nahe unter
der Dammerde*).
Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Ge-
genden als Bausteinen.
Meist rauchgrau, ins Schwarze; der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen
stark an der Zunge**); oft mit Kräuterabdrücken
(Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher Gefährte
der Steinkohlen. Uebergänge in Thonschiefer,
Porcellan-Jaspis.
Wenn er mit Erdharz durchdrungen ist, heißt
er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schistus
carbonarius; dieser brennt mit Harzgeruch und
wird dabey heller.
16. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam.)
Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er-
weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk,
daher er mit Säuern braußt, und theils leicht
im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in
aufgeschwemmtem Lande.
17. Bolus, Lemnische-Erde, Siegel-Erde.
Terra Lemnia s. sigillata.
Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; matt;
fettig; muschelicher Bruch; glänzender Strich;
weich; hängt stark an der Zunge; gibt angehaucht
den Thongeruch. Fundort vorzüglich auf der Insel
Stalimene (Lemnos).
18. Walker-Erde. Argilla fullonum. (Engl.
Fuller's Earth.)
Meist leberbraun, aber auch in andern Farben;
theils streifig oder fleckig; matter erdiger Bruch;
fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und
Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher ihre wich-
tige Benutzung. Fundort vorzüglichst in Hampshire.
Ganz in den nähmlichen dreyen Abartungen
wie der gemeine Thon, von dem er sich aber durch
seinen ansehnlichen Alaungehalt auszeichnet. Also:
Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen-
der Strich; theils in ganzen Flözen.
Weiß, ins Gebliche, Grauliche etc. (im Feuer
brennt er sich röthlich); theils an den Kanten
[Seite 562] etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im
Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Ge-
halt = 35 Thon-Erde, 22 Kiesel-Erde, 43
Schwefel; meist in ganzen Flözen. Hauptfundort
zu Tolfa im Kirchenstaat.
Graulich, theils ins Schwarze; bricht schei-
benförmig; theils gerade-theils krumm-blätte-
rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt,
theils glänzend; hält häufig Schwefelkies einge-
mengt; bricht theils (– aber bey weiten nicht
ausschließlich –) in Ganggebirgen als Thon-
Schiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu
unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar in
Flözgebirgen mit Abdrücken von Versteinerungen
aus beiden organisirten Reichen; so z.B. als
Kräuter-Schiefer im Saarbrückischen; und als
Trilobiten-Schiefer bey Andrarum.
20. Thon-Schiefer, Layenstein, Wacke.
Schistus. (Fr. Ardoise, Engl. Slate.)
Grau, in mancherley andre Farben übergehend,
bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig etc.;
schimmernd, theils mit Seidenglanz; von sehr
verschiedener Feinheit des Korns; der Bruch theils
gerade, theils wellenförmig; die Bruchstücke meist
scheibenförmig; doch theils auch nur in dicken
und undeutlichen Ablosungen, wie z.B. das graue
Killas in Cornwall (Saxum metalliferum Cor-
nubiense); selten trapezoidisch; weich oder halb-
hart. Gibt graulich-weißen Strich (scriptura).
Ueberhaupt aber in endloser Mannigfaltigkeit von
Abarten, die theils von ihrem Gebrauch den Nah-
men haben, z.B. Probirstein (Ital. pietra
paragone, die nie etwas anders als wahrer Thon-
[Seite 563] Schiefer ist –), Tafel-Schiefer, Dach-Schie-
fer etc. Auch mancherley Uebergänge in Kiesel-
Schiefer, Glimmer-Schiefer etc. Hauptsächlich
in Ganggebirgen, derren gewöhnlichste Gebirgsart
er ausmacht. Doch auch theils in Flözgebirgen
(– so z.B. der Glarner Tafel-Schiefer vom
Blattenberge –).
Eine besondere Abart ist der Zeichen-Schiefer
oder die schwarze Kreite, ampelites; sehr weich;
abfärbend.
21. Wetz-Schiefer (Fr. pierre à rasoir,
Engl. whet-stone.)
Meist grünlich- oder gelblich-grau; nur an
den Kanten wenig durchscheinend; schwachschim-
mernd; schiefriger Bruch; theils splitterig; halb-
hart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der
Levante.
22. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone-
marrow.)
Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu
allen drey Grundfarben; theils streifig, oder
marmorirt (so z.B. die meist veilchenblaue so
genannte Wundererde von Planitz bey Zwickau)
von sehr verschiedener Festigkeit; vom zerreiblichen
bis zum halbharten*); letzteres mit muschelichem
Bruche.
Besonders merkwürdig ist das vom H. Berg-
hauptmann von Trebra im tiefen Georgstollen
bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße
Steinmark, welches mittelst eines Federkiels einen
phosphorescirenden Strich gibt.
Theils bräunlichschwarz, theils gelblich weiß
mit grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger
Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark an
der Zinge, und läßt sich spähneln. Fundort
zumahl bey Medziana Gora in Polen.
24. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge.
Eng. red-chalk.)
Blutroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend;
meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. Innig
gemengt mit rothem Eisenocker (doch nur in weni-
gen pro Centen).
Ockergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend;
weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumahl
in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.
Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger
Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Verona);
theils als Ueberzug in Drusenlöchern, im Trapp
und auf den darin liegenden Chalcedon- und Zeo-
lith-Nieren (so z. E. bey Ilfeld und auf den
Färöern).
27. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn.
Corneus trapezius Waller.
Meist gräulichschwarz, aber auch ins Grün-
liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter
feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; ungeformt;
Härte und Gewicht verschieden. Macht oft die
Grundmasse einer porphyrähnlichen gemengten
Gebirgsart aus, da er andere Fossilien einge-
mengt enthält, z.B. basaltische Hornblende, Glim-
mer, Zeolith, Chalcedon, Kalkspath-Nieren etc.
Dahin gehört also z. E. der Mandelstein von
Ilfeld; der Perlstein von Lerbach am Harz,
der Toadstone von Derbyshire. Uebergang in
Basalt etc. Eine durch die entferntesten Welt-
gegenden verbreitete Gebirgsart; findet sich z.B.
nördlich bis Island, Kamtschatka etc. und fast im
äußersten von Europäern besuchten Süden auf
Kerguelen-Land.
Als besondere Abarten verdienen angemerkt zu
werden:
Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberg-
grünen Nierchen, die dem Stein ein pockenar-
tiges Ansehen geben. Fundort zumahl im Bay-
reuthischen und als Gerölle in der Durance bey
Briançon.
b. Die vulgo so genannte dichte Lava vom
Vesuv (Ital. pietra Napolitana).
Meist braunroth oder aschgrau; mit eingemeng-
ter schwarzer oder grüner basaltischer Hornblende
und kleinen Kalkspathkörnern. Scheint das Ur-
gestein zu den gemeinsten vesuvischen Laven, denen
sie insgemein (aber irrig) selbst beygezählt wird.
Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche
und theils auch ins Grünliche; von sehr ungleichen
Korn; mehr oder weniger dicht; theils in unebe-
nen schieferigen Ablosungen, theils wie aus runden
Körnern zusammengebacken etc. Ueberhaupt aber
entweder ungeformt, oder säulenförmig (– aber
nicht crystallisirt – s. oben S. 519. not. ***).
Diese Säulen, von drey bis neun Seiten, stehen
theils zu tausenden dicht aneinander; meist schräg,
wie angelehnt, theils aber auch aufrecht; theils
gebogen; theils gar aufs regelmäßigste geglie-
dert*); und diese Glieder zuweilen durch Ver-
witterung kugelicht abgerundet. Ueberhaupt von
sehr verschiedener Härte, specifischem Gewicht, und
Gehalt. Wirkt theils sehr stark auf den Magnet.
Hält gemeiniglich eine oder mehrere Gattungen
von mancherley andern Fossilien eingemengt, zu-
mahl Olivin, Augit, Glimmer, Feldspath, Zeolith,
basaltische Hornblende etc. Mancher ist mit ge-
meiner Hornblende wie innig gemengt, und zeigt
dann ein splitteriges, theils schuppichtes Korn
(dahin gehört mancher so genannte Grünstein).
[Seite 567] Uebergänge zumahl in Trapp, Tuffwacke und
Lava; auch theils in schwarzen Jaspis, und in
manche aus Hornblende und Feldspath innig ge-
mengte Gebirgsart*). Gemeiniglich in einzelnen
Bergen (Kuppen); die aber in theils Gegenden
ganze Züge machen.
Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest
verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören,
werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich
nun seit der Schöpfung unsers Planeten so man-
cherley unterirdische Selbstentzündungen in seiner
Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie dieselben
an manchen Orten, vorzüglich auf jene beiden so
leicht flüßigen Steinarten, gewirkt, und diese da-
durch hin und wieder die unverkennbarsten Spuren
dieser im Feuer erlittenen Veränderung erhalten
haben. (Vergl. oben S. 518. §. 234).
Meist aschgrau, ins Gelbliche, Bräunliche etc.;
erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit; theils ganz
locker (so z.B. die vulcanische Asche); theils
fest zusammengebacken (so z.B. das Peperino
der Phlegräischen Felder), löcherig, schwammicht,
bläserig (als manche so genannte Mandelsteine);
meist mürbe, bröckelig; leicht; theils vulcanischen
[Seite 568] Ursprungs, theils aber aus verwittertem Basalt
entstanden*); daher ihre Uebergänge sowohl in
Basalt als in Larven; und eben daher auch die
Identität der ihr so wie den eben gedachten beiden
Steinarten oftmahls eingemengten Fossilien, zu-
mahl basaltische Hornblende, Olivin, Leucit etc.
Daher endlich auch ihr gewöhnlicher Fundort auf
Basaltbergen und Vulcanen.
Ein paar wegen ihrer Brauchbarkeit zum Was-
serbau besonders merkwürdige Abarten sind:
a. Puzzolana. Pulvis Puteolanus Vitruv.
Aschgrau; theils staubartig, theils aber in
Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint
auch das Haupt-Ingrediens zu H. Faxe's Stein-
papier zu seyn.
Tuffwacke, durch gelblichgrauen Mergel wieder
zusammen gebacken; hält häufig Bimssteinbrocken;
auch zuweilen Aeste oder kleine Stämme von ver-
kohltem Holze*). Fundort zumahl bey Ander-
nach am Rhein.
30. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.
Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst-
entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an-
gegriffenen, theils geschmolzenen theils verschlack-
ten Fossilen, zumahl basaltischen Ursprungs; wo-
durch in den Vulcanen die Laven, in andern
Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen*).
Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins
Graue, Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten
Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem
Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der
Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und des
Grades und der anhaltenden Dauer des Feuers,
dem sie ausgesetzt worden. Die Laven enthalten,
so wie der Basalt und die Tuffwacke oft basalti-
sche Hornblende, Olivin, Leucit etc. eingeschlossen.
Im Ganzen lassen sie sich unter folgende drey
Hauptarten bringen:
Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem
Bruche mattglänzend; schwer; auf mancherley
Weise geflossen, getropft, ästig etc.**).
Meist rothbraun etc.; auf dem Bruche matt;.
leicht; nähern sich theils dem Bimsstein.
Rauchgrau, schwarz, braun etc.; glasglänzend;
mit muschelichem Bruch; gehen theils in Obsidian
über; manche ähneln auch dem Pechstein. Fundort
zumahl auf den Liparischen Inseln, auf den neu
entstandenen vulcanischen bey Santorini, auf der
Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf der
Oster-Insel in der Süd-See etc.
Die Talk-Erde, deren auszeichnende Eigen-
schaften zuerst von Hrn. Black genau bestimmt
worden, heißt auch Bitter Erde (terra magne-
sialis) weil aus ihrer Verbindung mit der
Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra
muriatica, weil sie häufig aus der Muttersole
(muria) gewonnen wird, die nach der Crystal-
lisation des Kochsalzes zurückbleibt. Sie schlägt
alle andere Erden aus ihren Auflösungen in
Säuren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren
auf, und theilt denselben einen bitteren Geschmack
mit. Blaue Pflanzensäfte färbt sie grün. Ihr
Verhalten im Feuer kommt großentheils mit
der Thon-Erde ihrem überein.
Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge-
schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die grüne
Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich fettig
an. Die mehresten finden sich ungeformt, und
sie enthalten nie Versteinerungen*).
Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig; matt-
schimmernd; theils schuppicht; weich; gibt an-
gehaucht den Thongeruch von sich.
Diese Gattung begreift folgende drey Arten:
Locker zusammen gebacken, oder staubig; schim-
mernd; nicht abfärbend; mager anzufühlen. Ge-
halt = 43,7 Talk-Erde, 37,5 Kiesel-Erde,
6,2 Kalk-Erde, 4,1 Thon-Erde, 12,8 Eisen-
Kalk. Findet sich zumahl zwischen und im Berg-
crystall, vorzüglich auf Madagascar und dem St.
Gotthard.
2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chlorit-Erde.
Fettglänzend; mit feinerdigen theils blätterichtem
Bruch. Meist als Ueberzug über mancherley cry-
stallisirte Fossilien z.B. über Granaten, Bitter-
spath, Bergcrystall, magnetischem Eisenstein etc.
Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig;
gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten,
Stangenschörl etc. eingewachsen. Uebergang in
Thon-Schiefer, Talk-Schiefer etc. Fundort
zumahl in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.
Mancher so genannte Schneidestein gehört
hieher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gat-
tung, und wiederum mancher zum Talk-Schiefer.
2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. Lapis
ollaris, s. lebetum, s. Comensis.
Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger
Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzu-
[Seite 573] fühlen; fast blätterichtes Gefüge; weich. Gewicht
(eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See)
= 2622 L. Gehalt = 38,54 Talk-Erde, 38,12
Kiesel-Erde, 6,66 Thon-Erde, 12,2 Eisenkalk.
Fundort zumahl Graupünten und Grönland. Ge-
brauch vorzüglichst zu Kesseln, Töpfen, Lampen:
auf Neu-Caledonien zu Schleudersteinen.
Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist
spröder, und wird in dicke Platten zu unvergäng-
lichen Stubenöfen gehauen.
Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig
durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.
Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammen-
gebacken, und dann leicht zerreiblich; abfärbend.
Fundort unter andern in Grönland.
2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.
In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist Perlmutterglänzend; krummblättericht; bieg-
sam. Gewicht = 2780. Gehalt = 45 Talk-
Erde, 50 Kiesel-Erde, 5 Thon-Erde. Ueber-
gang in Topfstein etc.
Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig;
oft nur eingesprengten Schwefelkies. Uebergang
in Chlorit-Schiefer.
4. Meerschaum. Spuma marina. Leucaph-
rum. (Fr. Ecume de mer, Türk. Kefekil
oder Killkeffi, d.h. Schaum-Thon oder leich-
ter Thon.)
Meist blast isabellgelb; matter feinerdiger
Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich;
ist sehr weich; und sehr leicht; soll bloß Talk-
Erde und Kiesel-Erde ungefähr zu gleichen Thei-
len halten. Hauptfundort Kiltschik (d.h. Thonort)
bey Konie in Anatolien.*)
5. Speckstein, Seifenstein. Steatites, Smectis.
(Fr. pièrre de lard, Engl. soap stone.)
In mancherley, meist blassen Farben; theils
marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen;
meist wenig durchscheinend; von mattem Fettglanz;
seifenartig anzufühlen; stumpfsplitteriger Bruch;
meist ungeformt; der Bayreuther selten in kleinen
Crystallen, und dann meist in sechsseitiger Säule
mit dergleichen Spitze (– tab. III. fig. 19. –);
weich in verschiednem Grade. Gewicht eines Bay-
reuther = 2614. Gehalt sehr ungleich, z.B.
ebenfalls in einem Bayreuther = 39,16 Talk-
Erde, 58,33 Kiesel-Erde, 2,50 Eisen-Kalk;
hingegen in einem Schwedischen = 17 Talk-Erde,
80 Kiesel-Erde etc. Fundort vorzüglichst Schina**).
Zu den weichern Abarten gehört die Spanische-
und Briançoner-Kreite.
6. Serpentinstein. (Ital. Gabbro.)
In mancherley meist schwarzgrünen oder schmu-
ziggrünen Farben, theils ins Graue, Dunkel-
rothe etc.; geadert, marmorirt, fleckig etc.; meist
nur an den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig;
fettig anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-
Gewicht = 2700. Gehalt = 23 Talk-Erde,
45 Kiesel-Erde, 18 Thon-Erde, 3 Eisen-Kalk,
12. Wasser. Hält zuweilen rothe Granaten ein-
gemengt Fundort zumahl Zöblitz im Erzgebirge,
Bayreuth, Sörmeland etc.
Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine
(dem Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne
Abart, die durchscheinend und etwas härter ist als
der gemeine, und sich besonders in manchen italiä-
nischen Marmorarten eingemengt findet, nahment-
lich in einer Art von so genannten verde antico
und im Polzevera.
7. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)
Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen,
einerseits ins Lichtberggrüne anderseits ins Schwarz-
grüne (so besonders der unter dem Nahmen der
pietra d'Egitto bekannte schöne antike Aegypti-
sche, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder
weniger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger
Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.
Besonders merkwürdige Arten sind:
Lauchgrün; gibt am Stahl Funken. Gewicht
= 3007 L. Uebergang in gemeinen Asbest.
Fundort zumahl auf Tavai-Punammu (der Süd-
lichen von den beiden Neu-Seeländischen Inseln)
[Seite 576] woselbst unsere dasigen Antipoden ihre Meisel,
Hobel, Ohrgehänge u.s.w. daraus verfertigen.
2) Bitterstein. Lapis muriaticus. (Fr. verde
di Corsica.)
Aus dem Berggrünen ins Lavendelblaue etc.;
theils atlasglänzend; splitterig; ausnehmend
zähe. Mittel-Gewicht = 3350. Gehalt = 38,33
Talk-Erde, 47,8 Kiesel-Erde, 3,75 Thon-Erde,
1,45 Kalk-Erde, 10 Eisen-Kalk. Fundort zu-
mahl auf Corsica und in den Alpen des Grindel-
waldes in einer granitähnlichen Gebirgsart.
Meist Pistaziengrün; durchsichtig; glasglän-
zend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längs-
gestreift; crystallisirt in breiten viereckigen Säulen,
mit abgestumpften Seitenkanten und meist sechs-
seitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht = 3375.
Gehalt = 43,50 Talk-Erde, 39 Kiesel-Erde,
19 Eisen-Kalk. Fundort nicht genau bekannt;
vermuthlich in den Türkischen Morgenländern.
Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt;
von faserigem oder blätterichtem Gefüge.
Man unterscheidet folgende vier Arten:
1) Amianth, vulgo reifer Asbest.
Meist grünlich weiß; wenig durchscheinend;
starkschimmerd, theils mit Seidenglanz; in zarten,
theils spannenlangen Fasern; elastisch biegsam;
zuweilen in andern Fossilien eingeschlossen, zumahl
im Bergcrystall und Glimmer Russischem Frauen-
glas). Gehalt eines Schwedischen = 17,2 Talk-
[Seite 577] Erde, 64 Kiesel-Erde, 13,9 Kalk-Erde, 2,7
Thon-Erde, 2,2 Eisen-Kalk. Fundort unter
andern häufig in Graubünden, auf Corsica, in
Ungarn und Sibirien.
2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.
Meist ins Lauchgrüne; wenig durchscheinend;
glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken;
unbiegsam. Gehalt = 48,45 Talk-Erde, 46,66
Kiesel-Erde, 4,79 Eisen-Kalk. Bricht oft in
und bey Serpentinstein*).
Eine fast dichte Abart von Neu-Seeland geht
in den dasigen Punammustein über.
3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)
Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils
blättericht, theils dicht; der Bruch theils verworren
faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mittel-
gewicht = 0,836. Gehalt = 26,1 Talk-Erde,
56,2 Kiesel-Erde, 12,7 Kalk-Erde, 2 Thon-
Erde, 3 Eisen-Kalk. Fundort unter andern in
sehr großen Stücken im Olonezkischen**).
Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt
schimmernd; von holzähnlichen Gefüge; weich;
hängt an der Zunge; etwas biegsam; gibt glän-
zenden Strich. Fundort bey Sterzingen in Tyrol.
10. Cyanit, blauer Schörl. (Sappare*)
Fr. Beril feuilleté.)
Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast Perlmuttergänzend;
der Bruch langsplitterig, strahlicht und blättericht;
meist ungeformt; theils crystallisirt in vierseitigen
Säulen; auf dem Querbruch theils so hart, daß
er am Stahl Funken gibt; dagegen er sich im
Längenbruch mit dem Nagel zerreiben läßt. Ge-
halt (nach Hrn. Struve) = 30,50 Talk-Erde,
51,50 Kiesel-Erde, 5,50 Thon-Erde, 4 Kalk-
Erde, 5 Eisen-Kalk. Fundort das Zillerthal im
Salzburgischen, der St. Gotthard, und Castilien.
11. Strahlstein. Actinotus, Cnemidium.
(Fr. schorl rayonné.)
Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue;
mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.
1) Gemeiner Strahlstein, grüner Schörl aus
Dauphiné. (Schwed. Hornblenda.)
Von mancherley Grün; durchscheinend, glän-
zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils
gleichlaufend, theils divergirend strahlicht; meist
crystallisirt in langen, breitgedruckten, theils na-
delförmigen vier- oder sechsseitigen Säulen; halb-
hart. Gehalt = 20 Talk-Erde, 64 Kiesel-Erde,
9,3 Kalk-Erde, 2,7 Thon-Erde, 4 Eisen-Kalk.
Fundort vorzüglich schön vom höchsten Smaragd-
grün am Mont Blanc.
Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig gemengter Quarz sey, ist schon oben er-
innert. (S. 532.)
Grünlich, graulich etc. sehr wenig durchschei-
nend; mattschimmernd; meist divergirend faserig;
ungeformt; Uebergang in Asbest. Fundort unter
andern am Fichtelberge.
3) Glasartiger Strahlstein, Glasamianth.
Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde.
Gehalt = 12,7 Talk-Erde, 72 Kiesel-Erde,
2 Thon-Erde, 6 Kalk-Erde, 7,3 Eisen-Kalk.
Fundort unter andern im Zillerthal.
Olivengrün in mancherley Abstufungen; wenig
durchscheinend; glasglänzend; der Bruch aus dem
Kleinmuschelichten ins Körnige; meist crystallisirt
als vierseitige Säule mit abgeschärften Kamen;
theils in sehr großen Crystallen. Gewicht = 2200.
Gehalt = 30 Talk-Erde, 44 Kiesel-Erde, 20
Kalk-Erde, 6 Eisen-Kalk. Fundort an den
Quellen der Sljudenka im S. W. des Baikals.
13. Tremolit, Säulenspath, Sternspath.
Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger durchscheinend; strahlichtes oder faseriges
theils blätterichtes Gefüge; meist divergirend;
bricht meist in einem Muttergestein von weißem,
körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk.
In folgenden drey Arten (fast wie beym
Strahlstein):
Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils
krummfaserig; meist ungeformt, theils aber cry-
stallisirt in sehr geschobenen vier- oder sechsseitigen
Säulen, meist mit Querrissen; selten sternförmig.
Gehalt = 14 Talk-Erde, 60,50 Kiesel-Erde,
23 Kalk-Erde. Mit der Nadel im Finstern ge-
kritzelt gibt er einen leuchtenden Strich. Fundort
zumahl Thiersheim im Bayreutischen, die valle
di Tremola am St. Gotthard, und der Zauberfels
(Schamanskoi Kamen) im S. W. des Baikals.
Ins Silberweiße; Perlmutterglänzend; fast
undurchsichtig, theils blättericht; fettig anzufühlen;
silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht
wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie
aber entstanden seyn mag). Fundort das Tre-
mola-Thal.
Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchschei-
nend; glasglänzend; blättericht; der Längenbruch
aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde;
hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise.
Fundort, Ceilan.*)
Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige,
caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat
brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser,
das dabey in Gas verwandelt wird; ist für sich
nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit andern,
zumahl mit Thon- und Kiesel Erde); hat starke
Anziehungskraft zur Kohlensäure (fixen Luft);
verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Gyps,
mit der Spathsäure zu Fluß etc.; und färbt blaue
Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist
nur halbhart, theils gar weich*); sie werden
im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils
animalischen Ursprungs; und machen eins der
allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts
werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung
mit den verschieden Säuren eingetheilt:
Theils wasserhell, meist aber weiß; selten far-
big; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän-
zend; hat rhomboidale Textur, und daher kommt
as, daß größere klare Stücken davon auffallend
starke doppelte Stralenbrechung zeigen*); daher
denn der Nahme Doppelspath, Spatum dis-
diaclasticum (ehedem irrig so genannter Isländi-
scher Crystall, Androdamas etc.); bricht theils
ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie stänglicht
zusammengehäuft; häufigst aber auch crystallisirt;
zumahl in sechsseitigen Säulen als so genannte
Canondrusen etc. (– tab. II. fig. 10. –) theils
verschiedentlich zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger
stumpfwinkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –);
oder in sechsseitigen Tafeln die dann theils in die
Säule übergehen, oder in einfachen oder doppelten
dreyseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 1.);
letztere theils so platt niedrig daß sie Linsen bilden,
als so genannter Nagelkopfspath etc. theils in
Rhomben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als so
genannte Schweinszähne etc. Gewicht = 2715.
Gehalt = 55 Kalk-Erde, 34 Kohlensäure, 11
Wasser. Uebergang in körnichten Kalkstein, in
Braunspath etc.
Eine besondere Erwähnung verdient der aller-
dings hiehergehörige so genannte crystallisirte
Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fontai-
nebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durch-
[Seite 583] scheinend; inwendig mattschimmernd; ohne deut-
liches Spathgefüge; sondern mit splitterigem
Bruche; rhomboidal crystallisirt mit rauher Außen-
fläche. Gewicht = 2611.
Meist graulich weiß, ins Blauliche; durch-
scheinend; von Glasglanz und blätterichtem Bruch;
crystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II.
fig. 10.) häufig als Zwillingscrystal (Fr.
macle); theils wie aus mehreren kleinen stänglicht
zusammengehäuft. Gewicht = 2778. Hat den
Nahmen von seinem Fundort, wo er nesterweise
in ziegelrothen Gyps bricht.
Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei-
nend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch
blättericht ins Schiefrige; bloß ungeformt; weich;
braußt stark mit Säuren. Fundort besonders
Schwarzenberg im Erzgebirge.
4. Braunspath. Magnesites. (Fr. Spath
perlé.)
Weiß, in mancherley Farben übergehend, zu-
mahl ins Rahmgelbe, Braune etc.; meist nur an
den Kanten durchscheinend; glasglänzend; mit
blätterichtem Bruch; und rhomboidalen meist sehr
geschobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils
aber crystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhom-
ben etc.; etwas härter als Kalkspath; braußt auch
schwächer mit Säuren. Gehalt = 50 Kalk-Erde,
28 Braunstein-Kalk, 22 Eisen-Kalk. Uebergang
einerseits in Kalkspath, anderseits in späthigen
Eisenstein.
Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.;
durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben cry-
stallisirt; meist mit einem kalkartigen Ueberzug.
Gewicht = 2480. Gehalt = 52 kohlensäure Kalk-
Erde, 45 Talk-Erde, 3 Eisen-Kalk. Fundort
zumahl im Salzburgischen und Steyermärkischen;
meist im talkartigen Schneidestein.
6. Kalksinter. Tofus*).
Von mancherley Farben; doch an den mehresten
Orten nur weißlich; mehr oder weniger durch-
scheinend; theils undurchsichtig; aus kalkichtem
Wasser abgesetzt**); der Bruch dicht, oder faserig
oder blättericht; und hiernach also drey Arten:
Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit; theils
marmorartig***) polirbar; theils aber auch
erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rück-
sicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein da
er an die Wände der in Kalkgebirgen befindlichen
Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen etc. die
kalkichtes Wasser enthalten†), abgesetzt wird;
[Seite 585] oder auch andere fremde Körper überzieht; oder
sich sonst in mancherley zufälligen Gestalten (wie
z.B. das Confetto di Tivoli) anlegt; oder auch
Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt,
wie z.B. im Knochenfels von Gibraltar, wo er
die Osteolithen und Steintrümmer zusammen-
cämentirt.
Zu dieser Art gehört nahmentlich der Carls-
bader Sprudelstein, der aus dem dasigen Mi-
neralwasser in zahllosen Spielarten der Farben,
Zeichnungen etc. theils durchscheinend, meist aber
undurchsichtig, in Menge abgesetzt wird.
Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem
Gefüge; gleichlaufend oder divergirend; der frische
Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch als
Tropfstein; theils in mancherley zufälliger Ge-
stalt, als so genannte Naturspiele. Gehalt eines
von Bergmann analysirten = 64 Kalk-Erde,
34 Kohlensäure, 2 Wasser. Fundort zumahl in
den gedachten Berghöhlen: z.B. in der auf Anti-
paros, in der Baumanshöhle am Unterharz etc.
Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne
feinkörnige, polirbare Alabastrites der Alten
(Ital. Alabastro antico, Fr. albâtre calcaire
oder oriental.)
Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die
so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglän-
zendem Bruch mit krummlaufenden, theils wie
durcheinander gewirrten Fasern; und krummästiger
zackiger Gestalt. Fundort zumahl an den Seiten-
wänden der Schatzkammer des Arzberges zu Ei-
senerz in Steyermark, beym späthigen Eisenstein.
Meist kreidenweiß; in blätterichten Schaalen;
theils als eine Art Rindenstein, meist krumm-
schaalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber-
zug über Sandkörner; so z.B. die so genannten
Drageen von Radicoffani.
Von der Art ist vorzüglich der Carlsbader
Erbsenstein, pisolithus, der sich theils in ganzen
Massen und kleinen Lagern zusammengebacken
findet, theils polirbar ist, und nicht mit dem
unten anzuführenden Rogenstein verwechselt wer-
den darf.
7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Berg-
zieger. Lac lunae*), Morochthus.
Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreite;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort
unter andern nahmentlich im Mondloch am Lu-
cerner Pilatusberg.
Eine besondere Abart ist die lockere Glanz-
Erde oder Schaum-Erde von Rubitz bey Gera,
die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und
einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet.
Lippert bedienete sich ihrer zu seinen Abdrücken
von geschnittenen Steinen.
8. Kreite. Creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)
Feinerdig, weich, doch fester als die Mond-
milch; stark abfärbend; hängt stark an der Zunge.
Mittel-Gewicht = 2525. Gehalt = 60 Kalk-
[Seite 587] Erde, 40 Kohlensäure. Hält oft Feuerstein (s. oben
S. 538) und Versteinerungen der Vorwelt; bildet
theils ganze Flözgebirge, zumahl an Seeküsten
(daher Albion und Creta oder Candia ihren Nah-
men haben).
In mancherley Farben und Zeichnungen; meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un-
geformt; meist polirbar, da dann die feinern
Sorten Marmor genannt werden.
Begreift besonders nach Verschiedenheit des
Korns folgende zwey Hauptarten:
1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor,
Glanzmarmor.
Meist weiß (theils blendend Schneeweiß) oder
doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht
marmorirt); wenigstens an den Kanten durch-
scheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils
wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden,
theils schuppicht etc.*) Daher Uebergänge einer-
seits in den umgeformten Kalkspath, anderseits in
den dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Ver-
steinerungen; aber der Carrarische (Marmor Lu-
nense) zuweilen wasserhelle Bergcrystalle. Ge-
brauch zu Bildhauerey und Baukunst; zumahl die
herrlichen Sorten von bianco antico und unter
diesen vor allen der berühmte Paro antico, durch-
[Seite 588] scheinend wie gebleichtes Wachs; das Gewicht
desselben = 2837.
2) Dichter Kalkstein (und Marmor).
Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger
polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen
Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, mar-
morirt, geadert etc. in endloser Mannigfaltigkeit.
So z.B. vom einfarbigen die vorzüglichen an-
tiken Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zwey-
farbigen, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen;
mit drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb
geflammt; mit vieren, broccatello, weiß, roth,
gelb und grau; u.s.w. So unter denen mit be-
sondern Zeichnungen, z.B. Dendriten-Marmor
(alberino); Ruinen-Marmor (cittadino ru-
derato) der schon in Mergelstein übergeht etc.
So unter denen die fremde Körper enthalten,
besonders die Petrefacten-Marmor, und unter
diesen wieder nahmentlich der Muschel-Marmor
(Lumacchella); und der Corallen-Marmor,
wohin die pietra stellaria gehört etc. Mancher
Marmor enthält auch andere Fossilien, so z.B.
der Tiree marble grüne Hornblende (s. oben
S. 554) etc. oder er besteht als Breschen-Mar-
mor aus zusammencämentirten Trümmern von
andern Marmorarten. Mancher ist mit talk-
artigen Fossilien durchzogen; entweder gemarmelt
wie der Polzevera (S. 575) oder geflammt wie
der ausnehmend schöne lauchgrüne Cipollino an-
tico u.s.w. – Ueberhaupt hat der dichte Kalk-
stein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils
in schieferigen Ablosungen. Mittel-Gewicht =
2675. Uebergang in Mergelstein. Bildet große
durch alle Welttheile verbreitete Flözgebirgsketten,
[Seite 589] die gemeiniglich auf der Außenseite (nicht leicht
in beträchtlicher Teufe) mit dem gemeinen Petre-
factenstein überzogen sind, welcher die allgemeinste
Grabstätte der Seethiere aus den Zeiten der Vor-
welt ausmacht (davon oben §. 231. und unten
im Abschnitt von den Versteinerungen.).
Als eine besondere Abart des gemeinen Kalk-
steins ist der Rogenstein, Hammites, zu merken,
der nicht mit dem Erbsteinstein verwechselt werden
darf, sondern aus mächtigen, theils ganze Flöz-
lagen bildenden Massen von gleichgroßen Körnern
dichten Kalksteins besteht, die durch ein kalkichtes
oder mergelartiges Cäment zu einem festen Gestein
zusammen verbunden sind. Es gehören dahin
nahmentlich die berühmten Sorten von Englischen
Baustein, Portlandstone, Purbeckstone und
Bathstone.
10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl. marl.)
Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
daher die mancherley Benennungen der Arten
(a potiori) Kalk-Mergel, Thon-Mergel etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; un-
durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang und
Festigkeit. Daher besonders drey Hauptarten
desselben zu unterscheiden sind:
Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; leicht*).
Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch. Fast
immer voller Reste und Spuren vegetabilischer
Körper die davon incrustirt worden; besonders
Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf
(letzteres zumahl im so genannten Beinwell oder
Beinbrech, Osteocolla); aber auch in manchen
Gegenden kleine Flußschneckchen; in andern calci-
nirte See-Conchylien (s. oben S. 516) etc. Bil-
det hin und wieder große Lager von niederem auf-
geschwemmten Lande; in welchem sich häufig die
Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, Schild-
kröten u.a. Indischen Thiere finden, die nun in
unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben
werden.
3) Mergelstein, Hammerkalk etc.
Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancherley
besonderer Gestalt, als Mergelnüße, so genannte
Ingwersteine etc. hat erdigen Bruch. Uebergang in
dichten Kalkstein, theils auch wohl in Tuffwacke.
Eine besondere Erwähnung verdient der wegen
seiner eignen Gestaltung allerdings merkwürdige
Ludus Helmontii (Fr. déz de van-Hel-
mont, Engl. waxen-vein), der sich nur in
wenigen Gegenden, wie z.B. um Antwerpen und
im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines
leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Schei-
[Seite 591] dewände von grauem dichten Kalksinter von einan-
der abgesondert sind, und im Ganzen theils kopf-
große, etwas plattgedruckte kuglichte Massen bilden.
11. Bituminoser Mergelschiefer.
Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulich schwarz; undurchsichtig; schim-
mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von Süs-
wasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisleber etc.)
auch theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz
von denen auf dem Schieferthon (s. oben S. 560)
verschieden sind; selten enthält er hingegen See-
geschöpfe der Vorwelt, wie z.B. der bey Boll
in Schwaben die colossalische Medusen-Palme
(helmintholithus portentosus Linn.). Oft ist
er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty copper-
ore); und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen
wichtigen Gegenstand des Bergbaues ausmachen.
12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)
Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits
ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten
durchscheinend; meist erdiger, theils splitteriger
Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist un-
geformt, und zwar sowohl derb als schieferig;
selten spathartig stänglicht zusammengehäuft.
Wenn er geschabt oder scharf gekratzt wird gibt
er einen Geruch, wie angebranntes Horn. Hält
häufig Versteinerungen, und zwar sowohl In-
cognita der Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch
organisirte Körper beider Reiche aus der jetzigen
Schöpfung, wie z.B. im Oeninger Stinkschiefer*)
Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen im Ganzen
genommen, analog*); nur sind sie ceteris pa-
ribus weit weicher.
13. Gypsspath, Selenit, Frauen-Eis, Ma-
rienglas. (Ital. scagliola.)
Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß-
lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr
oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter-
glanz; blätterichtes Gefüge; ein wenig biegsam
doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht
mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils
aber auch crystallisirt**); zumahl Linsenform,
oder in rautenförmigen Tafeln mit zugeschärften
Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf man-
cherley Weise als Zwillingscrystall; selten in
[Seite 593] achtseitiger Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w.
Gehalt = 32 Kalk-Erde, 46 Schwefelsäure,
22. Wasser.
So wie der Kalksinter (S. 584) als Tropf-
stein, oder Rindenstein, oder sonst als Ueberzug
über andere Körper etc. theils faserig, theils dicht.
Letzterer theils alabasterartig.
15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl.
Farina fossilis.
Aehnelt der Mondmilch (S. 586); theils schnee-
weiß; theils ins Grauliche etc.; staubartig. Fund-
ort, in den Klüften der Gypsberge.
Meist weiß oder graulich, doch auch in andere,
meist unansehnliche Farben; mehr oder weniger
durchscheinend; immer ungeformt.
1) Schuppiger Gypsstein, auch schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge-
nannt. Gypsum lamellosum.
Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig
durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige.
Gewicht = 2167. Gehalt = 32 Kalk-Erde,
30 Schwefelsäure, 38 Wasser. Theils mit ande-
ren Fossilien inniger oder gröber gemengt z.B.
mit Quarz (bey Wisbaden), mit Hornstein [bey
Montmartre*)]. Oft hält er andere Fossilien,
[Seite 594] theils ausschließlich, in sich eingewachsen; so
z.B. bey Lüneburg den Boracit, in Arragonien
den Arragonit; in Gallizien zimmtbraune kleine
Quarzcrystalle (die irrig so genannten Hyacinthen
von Compostella) etc.
2) Strahlgyps, Katzenstein. Gypsum fibro-
sum, lapis inolithus, stirium.
Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer-
bruch theils gerade-theils krumm-faserig; meist
schimmernd; theils mit Perlmutterglanz; theils
zerreiblich; meist in dünnen Lagen. Gewicht
= 2305.
Theils blendendweiß; aber auch in mancherley
andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc. der
weiße theils stark durchscheinend; matt; der Bruch
aus dem Splittrigen ins Erdige.
Begreift die dem Stinkstein (S. 591) analogen,
mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite,
die, wenn sie geschabt werden, wie Schwefel-
leber riechen; sind meist von rauchgrauer Farbe.
Diese besondere Gattung mit Erdharz durchzo-
genen Selenits, hat den Nahmen von ihrer Farbe;
ist durchsichtig; glasglänzend; sehr spröde; hat
[Seite 595] kleinen muschelichen Bruch; findet sich bloß crystal-
lisirt in doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II.
fig. 5. –). Fundort besonders bey Artern im
Mannsfeldischen in bituminosem Holze.
19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).
Hat den Nahmen von dem Gebrauch den man
beym Hüttenwesen davon macht. Findet sich von
den mehrsten Farben der Edelsteine; selten unge-
färbt; mehr oder weniger durchsichtig; glasglän-
zend; mit spathartigem Gefüge; theils ungeformt;
selten stänglich zusammengehäuft (so der honey-
comb Spar von Derbyshire) häufig crystallisirt,
zumahl cubisch; selten in doppelt vierseitigen Py-
ramiden (– tab. II. fig. 5. –); meist polirbar.
Gewicht eines Smaragdgrünen = 3181. Gehalt
= 57 Kalk-Erde, 16 Spathsäure, 27 Wasser.
Auf glüende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er
meist mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch
schon in größern Stücken und ohne dadurch zu
zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von
Nertschinsk.
Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grün-
lich- oder blaulich-weiß; schwach durchscheinend;
mit schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort
zumahl Derbyshire, und Strasberg am Harz.
Meist graulich weiß; theils staubartig, mehlicht,
theils von kreitiger Consistenz; mager; etwas ab-
[Seite 596] färbend; auf heißer Asche gibt sie das grüne
Licht wie der Flußspath, woraus sie vermuthlich
durch Verwitterung entstanden; doch hält sie außer
der Spathsäure auch etwas Phosphorsäure. Fund-
ort bey Sigeth in Ungarn, und in Andalusien.
In mancherley Farben, fast wie der Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig-glasglänzend; der
Querbruch blättericht, der Längenbruch ins Musche-
lichte. Gewöhnlich crystallisirt, meist in sechs-
seitigen Säulen von mancherley Abartung. Ge-
wicht = 3218. Gehalt = 55 Kalk-Erde, 45
Phosphorsäure und etwas Braunstein-Kalk; phos-
phorescirt auch auf Kohlen gebröckelt mit grünem
Lichte. Fundort, zumahl die Zinnwerke bey Eh-
renfriedersdorf und Schlackenwalde*).
Verhält sich zum Apatit wie Gypsstein zum
Selenit. Findet sich ungeformt, theils derb, theils
faserig. Hiernach zwey Arten:
Gelblich-weiß; undurchsichtig; von erdigem
Bruche; magerm Korn; splitterigem Bruche der
theils auch ins Faserige übergeht; halbhart; schwer;
im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt gibt er leuch-
tenden Strich, und auf Kohlen gebröckelt so wie
der Apatit grünes Licht. Fundort bey Truxilla
in Estremadura in abwechselnden Schichten von
gemeinem Quarz.
2) Faseriger Phosphor-Kalkstein.
Graulichweiß, theils ins Röthliche etc. wenig
durchscheinend; auf dem Querbruche theils gerade-
theils krumm-faserig, fast wie Strahlgyps; auch
so in dünnen Lagen. Fundort bey Schneeberg.
Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonder-
bare Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes
Product der Hannöverischen Lande; und findet sich
selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils
rauchgrau, und mehr oder weniger durchscheinend;
frisch ist es glasglänzend; verwitternd aber rauh
und matt; bricht muschelicht; immer rein aus-
crystallisirt, als Würfel mit abgestumpften Kanten
und Ecken, so daß die Flächen der letztern ab-
wechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so
[Seite 598] der ganze Crystall gewöhnlich 26 Flächen hat.
(– tab. II. fig. 3. –). Frisch ist er hart. Ge-
wicht = 2566. Gehalt = 11 Kalk-Erde, 68
Boraxsäure, 13,50 Talk-Erde, 1 Thon-Erde,
2 Kiesel-Erde, 0,75 Eisen-Kalk. Bey erhöhter
Temperatur zeigt er die Electricität des Turma-
lins, aber mit vier Axen, deren jede von einer
der sechsseitigen stark abgestumpften Eckflächen
nach der gegenüberstehenden schwachabgestumpften
dreyseitigen dergleichen Fläche liegt, und wovon
jenes Ende der Axe, positive, und hingegen das
letztere, negative Electricität zeigt. Dieses in
seiner Art so einzige Fossil findet sich im schup-
pichten Gypsstein des so genannten Kalkbergs bey
Lüneburg.
Die Strontian-Erde ist zuerst vom sel.
Crawford und Hrn. R. Sulzer in Ronneburg
für eine besondere Grund-Erde anerkannt worden.
Zu den Haupteigenschaften derselben gehört, daß
sie mit Salzsäure nadelförmige Crystallen bildet,
und daß eine Auflösung derselben in Weingeist
carminroth brennt, wenn Papier, Baumwolle etc.
damit eingetränkt und angezündet worden*).
Die salpetersaure Auflösung derselben gibt sechs-
seitige dicke tafelförmige Crystallen.
Kohlensaure Strontian-Erde. Meist blaß
spargelgrün, theils weißlich; durchscheinend;
schimmernd; theils glasglänzend; faserig; theils
stänglich zusammengehäuft; meist in keilförmigen
Bruchstücken; meist ungeformt; äußerst selten in
nadelförmigen abgesonderten Crystallen. Gewicht
= 3591 L. Gehalt = 69,50 Strontian-Erde,
30 Kohlensäure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fund-
ort im Bleygange des Granitgebirges bey Stron-
[Seite 600] tian in Schotland, meist in Schwerspath ein-
gewachsen*).
Die Strontian-Erde findet sich aber auch mit
der Schwefelsäure, doch nur zu geringen pro
Centen, in manchen Schwerspath, nahmentlich
im Harzer, Freyberger, und Sibirischen, ver-
bunden.
Die dieses Geschlecht characterisirende
Schwer-Erde (terra ponderosa, barytes)
ist zuerst von Bergmann für eine eigene Grund-
Erde erkannt worden, und hat den Nahmen
von ihrem ansehnlichen specifischen Gewichte
= 4000. Sie wird so wie die Kalk-Erde,
nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hoher
Temperatur für sich zu Glas; verbindet sich mit
der Schwefelsäure zu Schwerspath; und wird
aus ihren Auflösungen in der Salpeter- und
Salzsäure durch die Blutlauge gefällt.
Sie findet sich mit zweyerley Säuren, mit
der Kohlen- und Schwefelsäure verbunden. Also
Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlich-
gelbe: durchscheinend; ähnelt im äußern Total-
habitus fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist
ungeformt, springt in keilförmige Bruchstücke, auf
dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift; sehr
selten crystallisirt; und dann meist in sechssei-
tiger Säule mit sechsseitiger Spitze (– tab. II.
fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt = 78
Schwer-Erde, 20 Kohlensäure. Fundort vor-
züglich in den Bleywerken zu Anglezark bey Chor-
ley in Lancashire, und zu Steinbauer in Ober-
steiermark. Innerlich genossen ist er warmblüti-
[Seite 602] gen Thieren ein Gift, aber auch wie so viele
andere Gifte, zweckmäßig versetzt und in kleinen
Gaben, ein kräftiges Heilmittel.
2. Schwerspath (Fr. spat pésant, Engl.
cawk, ponderous spar.)
Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber
auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie
mancher Flußspath, dicht; daher dann folgende
drey Arten:
1) Gemeiner Schwerspath, schaaliger Schwer-
spath.
Meist weiß, aber in mancherley andere, doch
nur unansehnliche, Farben; mehr oder weniger
durchscheinend; theils undurchsichtig; auch von
verschiedner Art des Glanzes; häufig ungeformt;
theils in dickschaaligen Ablosungen; aber auch in
sehr vielartigen Crystallisationen; sowohl in Säu-
len als Tafeln meist von vier oder sechs Seiten
und mancherley Zuschärfung und Zuspitzung; auch
als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –) etc. Die Säulen theils nadelförmig,
wohin z.B. der so genannte Stangenspath von
Freyberg gehört. Die Tafeln häufig sechsseitig
mit zugeschärften Enden, die theils wieder mit klei-
nen Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 8 –);
theils in sehr kleinen wie an Fäden angereihten
tafelförmigen Crystallen als Haardrusen; oder
sonst in mannigfaltiger besondern Gestalt zusam-
mengehäuft, z.B. als Hahnenkammdrusen etc.
Gewicht = 4430. Gehalt = 84 Schwer-Erde
[Seite 603] (und oft auch etwas Strontian-Erde), 13 Schwe-
felsäure, 3 Wasser. Häufig auf Gängen (S. 513)
wo er eine der gemeinsten Gangarten vieler Erze
macht; aber auch hin und wieder in Flözen
(S. 515).
Eine besonders anzuführende Abart ist der so
genannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte
Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer
Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, womit
sein aschgraues thonartiges Muttergestein gleichsam
durchwachsen ist. Fundort, ehedem bey Osterode.
Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; in
verschiedenen Abarten, unter welchen der Bolog-
neserstein der berühmteste ist. Er findet sich
rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen,
gleichsam plattgedruckten Nieren (von Größe und
Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht
= 2440. Gehalt = 62 schwefelsaure Schwer-
Erde, 16 Kiesel-Erde, 14,75 Thon-Erde, 6
schwefelsaure Kalk-Erde, 0,25 Eisen-Kalk, 2
Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno bey
Bologna; auch hat man aus dieser Abart des
Schwerspaths zuerst die so genannten Lichtmagnete
verfertigt.
Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur
an den Kanten oder in Splittern durchscheinend;
matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge-
halt (des Rammelsberger) = 83,5 schwefelsaure
Schwer- und Strontian-Erde, 6,5 Kiesel-Erde,
1,5 Thon-Erde, 2 schwefelsaurer Kalk, 2 Wasser
und Erdharz. Fundort wie gesagt der Rammels-
berg, aber auch Derbyshire etc.
Meist gelblichgrau; erdig; mager, roh. Fund-
ort, vorzüglich derb bey Paris. Außerdem hin
und wieder auf Drusen von gemeinem Schwerspath.
4. Kreuzstein, Kreuzcrystall. Stavrobarytes.
Meist milchweiß oder graulich; meist nur durch-
scheinend, selten wasserhell; der Längenbruch blät-
tericht, der Querbruch muschelicht; immer crystal-
lisirt; und zwar ursprünglich als schmale dicke
rechtwinkliche vierseitige Tafeln oder Säulen, an
den Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast
immer als Zwillingscrystall so, daß ihrer zwey
und zwey einander der Länge nach gleichsam durch-
schneiden (– tab. II. fig. 15. –), und sie dann
zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vor-
stellen. Gewicht = 2355. Gehalt des Andreas-
berger = 20 schwefelsaure Schwer-Erde, 44
Kiesel-Erde, 20 Thon-Erde, 16 Wasser. Fund-
ort zumahl Andreasberg am Harz; aber auch
(und theils in großen und einfachen Crystallen)
in Nord-Schotland.
5. Schwer Leberstein. Lapis hepaticus
Cronst.
Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb;
nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch-
sichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen
ungeformten Stücken. Gibt wenn er mit Eisen
geschabt oder gekratzt wird einen Geruch nach
Schwefelleber. Fundort zumahl Andrarum in
Schweden und Kongsberg in Norwegen.
Ein Gemengtheil des sogleich zu beschreiben-
den Australsandes*), von Sydney-cove bey
Botany-bay auf Neu-Süd-Wallis (der von
Cook entdeckten Ostküste von Neu-Holland)
hält nach des sel. Wedgwood's Analyse eine
eigenthümliche einfache Erde, die bloß von der
Salzsäure aufgelößt, aus dieser Solution durch
zugegoßnes Wasser wieder gefällt wird, und
für sich leichter schmelzbar ist als irgend eine
andere Grund-Erde**). Freylich aber bedarf
diese Austral-Erde (terra cambria Forster.)
erst noch wiederhohlte genaue Untersuchung ehe
man sie mit der Zuverläßigkeit wie die übrigen
sieben für eine vollkommen eigene Grund-Erde
annehmen kann.
1. Austral-Sand. Australitis Forster.
Dieses gemengte Fossil ähnelt im Aeußern einem
verwitterten mürben Gneis, und besteht aus sehr
wenigen mattsilberglänzenden, glimmerähnlichen
zarten Schuppen, einer größern Portion milch-
[Seite 606] weißer, durchscheinender, sehr harter quarzähn-
licher Körner, eine noch ansehnlichere Menge
kleiner bleyfarbener, zum Theil gebogener und
zusammengedruckter, abfärbender Blättchen die
ich für Wasserbley halte*), und endlich aus
einem ebenfalls beträchtlichen Antheil von un-
durchsichtigen, gelblichweißen, weichen, leicht
zerreiblichen Bröckchen, welche letztere dann
die auf die obgedachte Weise sich auszeichnende
Erde zu enthalten scheinen.
Wir haben bisher die Erden und Steine
als homogene (mechanisch einfache) Fossilien be-
schrieben, und ihre mancherley Gattungen mit
den Arten und Abarten derselben nach den sieben
bis acht bis jetzt bekannten Grund-Erden unter
eben so viele Geschlechter geordnet. Häufigst
aber finden sich auch Fossilien verschiedner Gat-
tung und selbst aus verschiedenen Geschlechtern
auf mannigfaltige aber bestimmte Weise und
meist in ansehnlichen Massen und Lagern aller
drey Hauptclassen von Gebirgen (S. 512–515)
unter einander gemengt, daher es, besonders
für den geognostischen Theil der Mineralogie,
überaus wichtig ist, auch diese aus heterogenen
Gattungen von Fossilien gemengten Gebirgs-
arten (saxa) unter eine systematische Uebersicht
zu bringen.
Doch schränken wir uns hier bloß auf die-
jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs-
verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit
Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln
ein Fossil in einen andern gleichsam eingewachsen
[Seite 608] findet, wie z.B. zuweilen Bergcrystall im Car-
rarischen Marmor (S. 587) etc., oder wo irgend
in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern Ge-
steins andere Fossilien von weit neuerer Ent-
stehung abgesetzt worden, wie z.B. Kalksinter
in alten Erdschlacken oder Laven etc.
Jene eigentlich so genannten gemengten Ge-
birgsarten lassen sich nach der verschiedenen Ver-
bindungsart ihrer Gemengstoffe unter folgende
drey Hauptclassen bringen:
A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey
gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Pri-
mordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles
fremde Cäment oder Grundteig ursprünglich
in einander verwachsen sind, wie beym
Granit und Gneis.
B) Wo einzelne Brocken von Fossilien in
einen Grundteig oder Hauptmasse von an-
derer Steinart gleichsam eingeknetet sind,
wie beym Porphyr.
C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte
Körner und Gerölle durch ein Cäment
gleichsam zusammengekürtet sind, wie in
den Breschen und im Sandstein.
Ich habe versucht, wo es sich thun ließ,
die Hauptarten wieder in folgende Unterarten
abzutheilen:
a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr
eigentlich zukommenden Stoffen rein ge-
mengt ist, wie z.B. eigentlicher Granit
aus Feldspath, Quarz und Glimmer.
b) Afterarten, die, statt eines oder des
andern der ihr eigentlich zukommenden
Stoffe, einen oder den andern fremden
enthalten.
c) Uebermengte Arten, denen außer ihren
eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde
beygemengt sind.
d) Halbarten, denen einer oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne
daß dafür ein fremder eingemengt wäre.
A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprünglich
in einander gewachsenen Stoffen.
In derben Massen, oder nur in mannigfaltiger
Verschiedenheit des grob- oder feinkörnigen Ge-
menges (von letzterer Art z.B. der so genannte
[Seite 610] Granitello); oder des ungleichen Verhältnisses
der Gemengstoffe, da z.B. im Portsoy-Granit
(S. 556. not. *) der Feldspath ohne Vergleich
vorwaltet; oder des mehr oder minder festen und
frischen Korns, wodurch sich z.B. die schönen
antiken Aegyptischen Granite so auffallend aus-
zeichnen u.s.w.
a. Eigentlicher Granit. Syenites Plin.*)
Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und
Glimmer. So z.B. der antike Granito rosso.
[Seite 611] So auch das berühmte ungeheure Geschiebe aus
einem Sumpfe am Finnischen Meerbusen, das
seines Gewichtes von drey Millionen Pfund un-
geachtet nach St. Petersburg transportirt worden,
um der Statue Czaar Peters des großen zur Basis
zu dienen*).
So z.B. der so statt des Glimmers Hornblende
enthält, wohin auch manche antike Arten gehören
(nur nicht der wahre Syenit).
Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz, und
Glimmer auch noch Hornblende, oder Stangen-
schörl, Granaten, Diamantspath, magnetischen
Eisenstein etc. enthält.
Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht, wohin dann, wenn er innig gemengt ist,
die mehresten antiken Aegyptischen Basalte zu
gehören scheinen (s. oben S. 554 und 567); oder
aus Feldspath und Glimmer, wohin man das
Feldspath-Avanturino vom weißem Meere
(S. 558) rechnen kann etc.
2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)
Die Gemengstoffe wie beym Granit, an welchen
er auch meist angrenzt, und daher theils in ihn
übergeht; insgemein aber geschichtet, und sogar
zuweilen blättericht; theils wie mit schieferigen
Ablosungen; bricht in Ganggebirgen. Seine Arten
übrigens wie beym Granit:
Aus Glimmer, Feldspath und Quarz; häufig
erzführend; ist zumahl im Erzgebirge eine der
gemeinsten Metallmütter.
Z.B. aus Hornblende, Feldspath und Glimmer.
So z.B. mit Granaten, als mancher Murk-
stein; oder mit schwarzem Stangenschörl (z.E.
auf Madagascar) etc.
Z.B. aus Glimmer und Feldspath; oder aus
Glimmer und Quarz, da er dann in den inniger
gemengten Glimmerschiefer übergeht.
B) Gemengte Gebirgsarten bey welchen ein-
zelne Brocken von gewissen Fossilien in
einer homogenen Hauptmasse wie in einem
Grundteige liegen.
Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig
Hornstein; aber auch verhärteter Thon (S. 558);
oder Trapp (S. 565); oder Pechstein (S. 536);
oder Obsidian (S. 538) etc.; bricht in Gangge-
birgen; und zwar in derben Massen.
Feldspath und Hornblende, in eine der gedachten
Grundmassen eingemengt.
Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden
Härte etc. vorzüglichste und eigentlich so genannte
antike Porphyr, ist, wie schon der Nahme an-
zeigt, von rothbrauner Farbe und Grundmasse, die
aus einem eigenen Hornsteinartigen aber dem Jaspis
sich nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken
eines von dieser Grundmasse röthlich tingirten
dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende ent-
hält. Fundort vorzüglichst Nieder-Aegypten und
das steinige Arabien.
Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in der so
genannten pietra Napolitana (S. 565).
Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der
Grundmasse.
Dahin gehört z.B. der ungarische Graustein
(Saxum metalliferum Born.), der aus einer
Grundmasse von verhärtetem Thon mit eingemeng-
ter Hornblende, Feldspath, Glimmer und zu-
weilen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-Un-
garn, wo er das Hauptganggebirge und das Mut-
tergestein der mehresten dasigen reichen Gold-
und Silber-Erze ausmacht*).
Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grund-
masse.
So der schöne antike Aegyptische grüne Porphyr
(das fälschlich so genannte Serpentino verde an-
tico), mit lauchgrüner hornsteinartiger dem Jaspis
sich nähernden Grundmasse und darein gemengten
mittelmäßig großen Feldspathbrocken, die davon
blaßgrün gefärbt sind.
4. Porphyrschiefer, Hornschiefer.
Die Grundmasse ist meist hornsteinartig, nähert
sich theils dem Kieselschiefer. Eingemengt ist
meist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz etc.
Das Gefüge, wie schon der Nahme zeigt, schiefericht.
Eine besondere Abart davon ist der so genannte
Klingstein vom Schloßberge bey Töplitz in Böh-
men; der in dünnen Platten beym Anschla-
gen tönt.
C) Gemengte Gebirgsarten aus dicht zu-
sammengehäuften Körnern und Geröllen die
durch ein Cäment gleichsam zusammen
geküttet sind.
Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine
gemengte meist sandsteinartige Hauptmasse ein-
gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Grund-
teiges sowohl als der inliegenden übrigen Gemeng-
stoffe. Jener ist aber immer derb, nicht von
schieferichtem Gefüge.
Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben durch Quarz-Cäment
verbundenen Sandstein, in welchem Gerölle von
Feuerstein, Kieselschiefer etc. fest eingewachsen
sind*). Fundort vorzüglich in England; der
schönste bey St. Albans in Hertfordshire.
Das so genannte rothe todte liegende der
deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse
von stark eisenschüssigem durch Thon-Cäment ver-
bundenem Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel-
schiefer etc. in ungleichförmigen Körnern fester oder
lockerer eingemengt liegen. Es macht häufig die
unterste Flözlage in Bergwerken; bildet aber auch
theils ganze Berge; zumahl in der Schweiz, denn
die dasige Nagelfluhe ist von dieser Art.
Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine
Grundmasse von meist grauem durch Thon-Cäment
verbundenem Sandstein, in welchem Quarz von
ungleichförmigen Geröllen oder Körnern und theils
sehr verschiedener Größe, fester oder lockerer ein-
gemengt liegt. Uebergang in Sandstein. Macht
eine Hauptgebirgsart des Oberharzes, wo sie
reiche Erzgänge führt.
Die Gemengtheile wie bey den letzgedachten Ar-
ten der Breschen, aber mit schieferichtem Gefüge.
So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen Gegenden des Oberharzes, z.B. am
Burgstetterzug bey Clausthal schilfähnliche Ab-
drücke enthält, die für die Geogenie um so merk-
würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise
die aller ältesten Spuren von organisirter Schöpfung
aus den Zeiten der Vorwelt sind.
Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht
zusammen geküttet. Das Cäment ist von ver-
schiedener Art: z.B. kalkartig; oder thonartig;
[Seite 617] oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz-
artig, da dann solcher Sandstein in körnigen ge-
meinen Quarz (S. 531) übergeht.
Theils in mächtigen Lagern; theils mit crystal-
linischem Korn; theils mit Abdrücken von Petre-
facten der Vorwelt und zwar aus beiden Reichen
organisirter Körper.
Besonders merkwürdig ist der seit etwa 14 Jah-
ren vom neuen*) berühmt wordene biegsame
Sandstein von den Minas generales in der
Provinz Puerto seguro von Brasilien.
Des so genannten crystallisirten Sandsteins ist
oben behörigen Orts beym Kalkspath (S. 582)
Erwähnung geschehen.
Am allergemeinsten mit Glimmer.
Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
Würfelchen in dem Muttergestein des rothen Bley-
spaths von Beresossk im Catharinburgischen.
Oder mit kleinen Granaten, wie z.B. im Na-
miesterstein einem übermengten Sandstein mit
Quarz-Cäment, der von seinem Fundort in Mäh-
ren den Nahmen hat.
Und so findet auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 540) hier
füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen
Quarz übergebenden Sandstein zu bestehen scheint,
welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen-
schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch mit
ungeformtem Topas und gelbem Steinmark durch-
zogen ist.
Der sich also wegen seines Gefüges zum derben
Sandstein verhält wie der Porphyrschiefer zum
Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur
Grauwacke etc.
Gemeiniglich ist er mit Glimmer übermengt,
und meist damit im schieferichten Bruche durchzogen
(so z.B. nahmentlich im Englischen York-stone,
Breming-stone etc.).
Nur variirt dabey das Verhältniß des Quarzes
zum Glimmer sowohl in Rücksicht der Menge als
der Vertheilung gar vielartig.
Im Gestellstein z.B. (Saxum fornacum), der
den Nahmen von seinem Gebrauche bey Schmelz-
öfen hat, ist der schieferichte meist durch Quarz-
Cäment verbundene Sandstein nur wie mit Schich-
ten von Glimmerblättchen durchschossen.
Im Glimmerschiefer hingegen macht der
Glimmer den bey weiten vorwaltenden Gemeng-
stoff aus, so daß er theils gar in Thonschiefer
übergeht (S. 563).
Die Salze überhaupt unterscheiden sich von
andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte
Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken
Geschmack; durch ihre vollkommene Unverbrenn-
lichkeit; und durch ihr großes Aneignungs- und
Mischungsvermögen, d.h. ihren starken Hang
sich mit andern Stoffen innig zu verbinden.*)
Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich
von Natur fossil finden) gehören zu den so
genannten Mittel-Salzen (Salia media, neu-
tra, composita) die nähmlich aus einer Säure
bestehen, verbunden, entweder A) mit einem
Laugensalze, oder B) mit einer wegen dieses
Verbindungsvermögens so genannten alkalischen
Erde, oder C) mit metallischen Kalken.
Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver-
bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber
wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auf-
lösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füg-
licher wie oben geschehen, den Erden und Steinen
beygezählt.
Die mineralischen Salze werden am natür-
lichsten nach den verschiedenen Säuren die sie ent-
halten unter folgende fünf Geschlechter gebracht:
II. Schwefelsaure Mittel-Salze.
III. Salpetersaures Mittel-Salz.
IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und
1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda.
Sal gemmae, muria montana. (Fr. mu-
riate de soude.)
Theils farbenlos und wasserhell; häufiger aber
graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.;
meist mehr oder weniger durchscheinend; theils
nur schimmernd, theils aber glänzend; der Bruch
theils dichte, theils blättericht, theils faserig, theils
körnicht; meist ungeformt; selten crystallisirt, und
dann cubisch; zuweilen mit eingeschlossenen Was-
sertropfen etc. Gewicht = 2143. Gehalt = 33
Salzsäure, 50 Soda (festes mineralisches Laugen-
salz), 17 Wasser. Bildet theils mächtige Flöze
und Lager (Salz-Stöcke), wie z.B. zu Bochnia
und Wieliczka bey Crakau etc.; theils aber wird
es auch an den Ufern salziger Landseen durch die
Sonne als eine feste Rinde gradirt, wie z.B.
am Baikal.
2. Natürliches Salmiak, salzsaures Ammo-
niak. Sal ammoniacum. (Fr. muriate
ammoniacal.)
Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemisch-
tem Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd;
theils mehlicht; theils in undeutlichen kleinen Cry-
stallen; zeigt einige Ductilität und Schnellkraft.
Gewicht = 1420. Geschmack kühlendstechend;
geht auf Kohlen als weißer Rauch in die Höhe.
Fundort zumahl in vulcanischen Gegenden.
und zwar A) in Verbindung mit Laugensalz.
1. Natürliches Glaubersalz. Sal mirabile
Glaub. (Fr. sulfate de soude.)
Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig.
Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58 Wasser.
Geschmack bittersalzig, kühlend. Fundort bey
Hildesheim, Debrezin etc.
B) In Verbindung mit alkalischen Erden.
2. Natürliches Bittersalz. Magnesia vitrio-
lata. (Fr. sulfate de magnésie.)
Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel-
förmigen zusammengehäuften Crystallen. Gehalt
= 33 Schwefelsäure, 19 Talk-Erde, 48 Wasser.
Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern in
einigen Schweizer- und Savoyischen Alpen.
3. Natürlicher Alaun. Alumen, argilla vi-
triolata. (Fr. sulfate d'alumine.)
Meist graulich; theils durchscheinend; meist
nur schimmernd; theils seideglänzend; theils
erdig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich: z.B.
= 24 Schwefelsäure, 18 Thon-Erde, 58 Wasser.
Geschmack zusammenziehend herbe, hintennach
süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen.
Zuweilen auch auf den so genannten Alaun-Erzen.
Gebrauch hauptsächlichst zur Färberey etc.
Als ein paar unreine eisenhaltige Abarten des
Alauns verdienen genannt zu werden
a. Haarsalz, Federalaun. halotrichum.
Weiß; durchscheinend; meist Atlasglänzend;
in haarförmigen Crystallen. Fundort besonders
bey Idria.
b. Bergbutter, Steinbutter. (Russ. Kamenoe-
maslo.)
Gelb; durchscheinend; wachsglänzend; blätte-
richt; fettig anzufühlen. Fundort besonders häufig
in Sibirien, auf dem Altai, Ural etc.
C) In Verbindung mit metallischen Kalken.
Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun-
den; indeß werden sie doch a potiori besonders
benannt:
1) Kupfer-Vitriol, blauer Vitriol, schwe-
felsaures Kupfer. (Fr. sulfate de cuivre,
couperose bleue.)
Blau, ins Spangrüne; durchscheinend; glas-
glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230.
Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung
färbt das damit geriebene Eisen Kupferroth.
Herber, zusammenziehender ekelhafter Kupferge-
schmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in
Ungarn etc.
2) Eisen-Vitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen (Fr. sulfate
de fer, couperose verte.)
Meist spangrün etc. verwittert aber ockergelb;
theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel-
kies etc.; meist durchscheinend; herber zusammen-
ziehender Tintengeschmack. Fundort z.B. im
Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul-
canen, Steinkohlen etc.*)
3) Zink-Vitriol, weißer Vitriol, schwefel-
saurer Zink. (Fr. sulfate de zinc, couperose
blanche.)
Gelblicht weiß; schimmernd; meist faseriger
Bruch; theils als mehlichter Beschlag; theils
haarförmig (als mancher so genannte Feder-
Alaun); theils stalactitisch etc. Fundort z.B. eben-
falls im Rammelsberge.
4) Kobalt-Vitriol, schwefelsaurer Kobalt.
(Fr. sulfate de cobalt.)
Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend;
stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.
1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pott-
asche. Nitrum prismaticum. (Fr. nitrate
de potasse.)
Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,
theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder
wollicht; theils stalactisch. Gewicht = 1920.
Geschmack bitterlich und kältend; auf glühenden
Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er mit Kalk-
Erde gemischt. Fundort vorzüglichst in Hindustan,
auch in Ungarn, Apulien etc., und bey Homberg
im Würzburgischen. Hauptgebrauch bekanntlich
zu Schießpulver, zu Scheidenwasser etc.
1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda.
Swaga der Tibetaner. (Fr. borate de soude.)
Meist grünlich grau; durchscheinend; wachs-
glänzend; krumm blätterichter Bruch; crystallisirt
in sechsseitigen platten Säulen mit schräg zuge-
schärften Enden. Geschmack anfangs süslich,
hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer.
Fundort an einigen Alpinischen Seen in den
Schneegebirgen von Tibet und Nepal. Gebrauch
besonders zum Löthen etc.
1. Natürliche Soda, vulgo natürliches mi-
neralisches Laugensalz, kohlensaure Soda.
Borech der Persianer. Natrum, nitrum
veterum. (Fr. carbonate de soude.)
Weißlich, ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist
erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt-
glänzend; theils auf dem Bruche stänglich zu-
sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar; Ge-
schmack laugenhaft. Gehalt au Kohlensäure un-
gleich; theils 16 pro Cent etc. Fundort besonders
an den Natron-Seen in Aegypten etc. Mit Thon
gemengt auf den Heiden um Debrezin. Die
alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen Monat
lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu
Mumien bereiteten*); und den schiffbrüchigen
Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich
zur Erfindung des Glasmachens Anlaß gegeben
haben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern
häufig zu diesem letztern Zweck, so wie zur Seife, zum
Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten
zum Brodteig und sonst an die Speisen verwandt.
Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali cal-
careum, das aus feuchten Mauren wie wollichter
Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber
irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit Kalk-
Erde vermischte unreine natürliche Soda.
Brennlich oder combustibel heißen im Grunde
alle diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit
dem Sauerstoff (oxygène) verbinden, daß dabey
Wärmestoff und Lichtstoff frey werden. Folg-
lich gehören, genau genommen, auch hie Me-
talle darunter. Allein da sich diese außer dem
noch durch manche andere auffallende und ihnen
ausschließlich eigene Charactere von allen übrigen
mineralischen Körpern auszeichnen, so werden
sie nach der alten einmahl allgemein angenom-
menen Eintheilung (§. 241.) unter eine beson-
dere Classe gebracht, und nur nachstehende vier
Geschlechter zu den eigentlich so genanten brenn-
lichen Mineralien gerechnet:
Die ersten beiden haben das mit einander
gemein und hingegen von den übrigen beiden
verschiedne, daß sie sich, wenn sie rein sind, in
Oehl auflösen lassen, und schon im Glühfeuer
mit Rauch und Flamme und eigenem Geruch
brennen oder wenigstens glimmen, und zur Unter-
haltung des Feuers dienen können. Vom Erd-
harz ist eine Gattung, nähmlich das Erdöl,
flüssig. Die übrigen trocknen sind stark idio-
electrisch.
1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre. Engl. Brimstone.)
In mancherley Abstufungen seiner bekannten
Farbe*); mehr oder weniger durchscheinen;
Fettglanz; muscheliger Bruch; spröde; meist un-
geformt und zwar sowohl locker als derb; theils
stalactitisch; theils crystallisirt, in dreyseitigen
oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht
= 2033. Schmilz bey 244° Fahrenh. und
bricht den 414° in Flamme aus. An sich ist er
ein einfacher bis jetzt nicht weiter zerlegbarer
Körper (ein vulgo so genannter Elementarstoff),
doch ist der natürliche, von dem hier die Rede ist,
meist unrein. Fundort zumahl in Gypsflözen
z. E. bey Lauenstein im Hannoverischen; und dann
auf und bey Vulcanen etc.
1. Börnstein, Agtstein. Succinum, electrum,
glesum. (Fr. ambre jaune, carabé.)
Vom Weißen bis ins dunkel Orangeurothe;
und vom Undurchsichtigen bis ins vollkommen
Durchsichtige; theils Glasglanz, theils Wachs-
glanz; muschelichter Bruch; läßt sich drehen, po-
liren etc. Gewicht eines durchsichtigen Weingelben
= 1083. Enthält eine eigene Säure (Fr. acide
succinique); ist vermuthlich aus Baumharz ent-
standen; hält nicht selten fremde Körper ein-
geschlossen; zumahl Wald-Insecten, Tangel-
nadeln etc. Fundort vorzüglich Palmnicken in
Ostpreußen, und Madagascar; theils in Flözen
von bituminosem Holz und Braunkohle, theils
am Seestande*).
2. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Petroleum.
(Engl. fossile Tar.)
Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich voll-
kommen tropfbar (so die Naphtha); theils hin-
[Seite 632] gegen sehr zähe wie ein verdickter Theer (so der
Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in
Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von
mancherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins
schwarzbraune; (der echte Barbados-Theer grün-
lich-braun;) jenes durchsichtig; dieser hingegen
kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort, zu-
mahl die Naphtha auf den brennenden Feldern
am Caspischen Meer, das Bergtheer besonders
auf Barbados, aber auch hier zu Lande z.B.
bey Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch
der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung etc.
des Berghteers zu Arzney etc.*)
3. Erdpech, Judenpech, Asphalt. (Fr. Bi-
tume de Judée.)
Meist schwarz und nur in Splittern braun
durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas-
glanz; meist muschelicher Bruch; sehr spröde,
brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat meist einen
eigenen bitterlichen Geruch; brennt mit dickem
Dampf. Gewicht = 1104. Fundort zumahl auf
dem todten Meere, daher der Nahme Asphalt.
Ward von den alten Aegyptiern zu ihren Compo-
sitionen zur Mumienbereitung genommen. Jetzt
brauchen es die Türken, Araber etc. häufigst in
Oel aufgelößt zum Bestreichen ihres Pferdege-
schirres, um die Stechfliegen etc. abzuhalten.
Unter den Abarten verdient der berühmte kost-
bare wohlriechende feste Bergbalsam, oder die
mineralische Mumie [Pers. Muminahi*)]
aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des
Caucasus, und das Munjack, das die See in der
Campesche-Bay auswirft, besonderer Erwähnung.
4. Fossiles Federharz. Elaterites.
Dieses überaus merkwürdige seltene Fossil findet
sich bloß bey Castletown in Derbyshire in kleinen
Klüften von grauen dichten Kalkstein und zwischen
Kalkspathdrusen. Es ist braun, glanzlos, und
auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht
wie das vegetabilische Federharz ohne zu zerreißen
dehnen, aber doch zusammendrucken läßt und dann
in seine vorige Gestalt zurückschnellt.
Es finden sich davon zwey genau zu unter-
scheidende Arten:
1) Dichtes fossiles Federharz.
Schwarzbraun; dicht; wird in der Wärme
weich; und ähnelt überhaupt im äußern Habitus
ganz vollkommen dem vegetabilischen Cahutschuk.
2) Lockeres fossiles Federharz.
Haarbraun; von einem lockeren, schwammich-
ten, theils ins Faserige übergehenden Gefüge; ist
zäher als die dichte Art.
5. Bituminoses Holz. Oryctodendron,
lignum fossile bituminosum.
Haarbraun; theils ins Schwarzbraune; (wie
z.B. das Isländische Surtar-brandr oder Schwarz-
holz) mit mehr oder minder deutlicher Holztextur.
Uebergang in manche Abarten von Steinkohlen;
zumahl in Braunkohle und in Pechkohle; theils
in mächtigen Flözen*); theils Alaunhaltig.
Die bituminose Holz-Erde, wohin auch manche
Umber gehört, ist durch Verwitterung dieses
Holzes entstanden, und findet sich theils bey
demselben in Flözen, theils aber auch in auf-
geschwemmten Lande, Torfmooren**) etc.
6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. charbon
de terre, houille. Engl. coal.)
Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; theils auch
mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt mit
schwarzem Dampfe; bildet in theils Weltgegenden
mächtige Flözlagen (so z.B. in Großbritannien
und Schina); variirt aber in Farbe, Glanz, Ge-
füge etc. in folgenden Abarten:
a. Braunkohle, Erdkohle. (Engl. Bovey-
coal.)
Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang ins
bituminose Holz, von welchem sie sich doch durch
das minder kenntliche Holzgefüge unterscheidet.
b. Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle.
Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar-
ten); starkglänzend; mit kleinmuschelichem Bruch.
Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze;
groß muschelichem Bruche; würflicher Gestalt der
Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zu-
mahl häufigst in Großbritannien.
d. Schieferkohle, Blätterkohle.
Von schieferigem Gefüge; weich, und leicht zer-
sprengbar; trapezoidische Gestalt der Bruchstücke.
e. Gagatkohle, schwarzer Börnstein. (Fr.
jayet, jais. Engl. jet.)
Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuschelichter
Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poli-
ren läßt.
Ihr ähnelt die cannel coal aus Lancashire.
Dieser ihr Gewicht = 1275.
Gebrauch der Steinkohlen überhaupt, außer
dem allgemein bekannten, unter andern auch zum
Theerschwehlen und zur Gewinnung des Salmiaks.
1. Kohlenblende, unverbrennliche Stein-
kohle*). Anthracolithus. Fr. plomba-
gine charbonneuse.)
Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie
auch ehedem oft angesehen worden; sie färbt
stark ab; ist sehr spröde; ihr Bruch theils schie-
ferig, theils stänglicht in kleinen vierseitigen Säu-
len. Gewicht = 1468. Fundort unter andern
bey Gera, Schemnitz, Kongsberg (hier theils
mit gediegnem Silber) in Ungarn etc.
2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr.
plombagine, carbure de fer, crayon noir,
crayon d'Angleterre. Engl. black lead,
Keswick lead, wad.)
Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder
weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig an-
zufühlen; theils dicht, theils körnicht, theils schup-
picht, oder krummblättericht, oder dünnschiefericht;
weich. Mittel-Gewicht = 2089. Im oft mit Was-
serbley verwechselt worden (– s. oben S. 606 –),
von dem er doch, zumahl in Rücksicht seiner Be-
standtheile total verschieden ist. Er verfliegt im
starken offenen Feuer großentheils und hinterläßt
[Seite 638] bloß etwas Eisen- und Kiesel-Erde*). Fundort
zumahl in der größten Menge und Feinheit bey
Keswick in Cumberland**). Gebrauch bekannt-
lich zu Bleystiften, Ipser Schmelztiegeln, Ofen-
schwärze etc. Auch zum einschmieren hölzerner
Schrauben und Räderwerks.
1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)
Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell wie eine Thautropfe;
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 5. –) die aber oft
durch Ansatz stumpfer dreyseitiger Pyramiden auf
ihren acht Seiten in das Dodecaeder mit rauten-
förmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) um-
gewandelt ist. Sein Gefüge ist blättericht, und
der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl
und einzig nach den acht Seiten der octoedrischen
Grundcrystallisation; daher sich auch der Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven
läßt*). Er ist der härteste aller bekannten Kör-
per; der von keiner Feile angegriffen wird, hin-
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
[Seite 640] geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er
ist stark idioelectrisch; und zieht leicht und fest
Lichtstoff an. Was Newton aus der ausnehmend
starken Strahlenbrechung des Demanten a priori
geahnet*), daß er eine brennbare Substanz sey,
ist nun durch Erfahrung aufs vollkommenste be-
stätigt, und dadurch erwiesen, daß er unter die
combustiblen bis jetzt unzerlegbaren so genannten
Urstoffe gehört. – Fundort Ostindien (zumahl
Hindustan und Borneo) und Brasilien.
Daß auch die Metalle im Grunde unter die
brennlichen Mineralien gehören, ist schon oben
erwähnt (§. 252). Sie unterscheiden sich aber
durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen
im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl als
von den übrigen Mineralien der andern beiden
Classen.
Sie sind die schwersten Körper in der Natur;
und unter den Fossilien die allerundurchsichtig-
sten; sie haben alle den deshalb so genannten
metallischen Glanz; und eine dreyfache Art von
geschmeidiger Ductilität. Sie sind nähmlich
erstens biegsam (so besonders Bley und Zinn);
zweytens dehnbar, daß sie sich in dünne
Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und
Silber); und drittens zähe, daß sie sich im
Drahtzug mehr oder weniger strecken lassen, und
gleichstarke Drahte aus den verschiedenen Me-
tallen größere oder geringere Lasten tragen können
ehe sie davon gerissen werden (so vorzüglichst
Gold, Platiña und Eisen).
Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst,
d.h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber
schon in einer sehr niedrigen Temperatur, da es
außerdem flüssig ist; die übrigen Metalle hin-
gegen erfordern erhöhte Temperatur, und manche
derselben (z.B. Platiña, Eisen, Braunstein,
Wolfram etc.) eine sehr große Hitze ehe sie in
Fluß kommen. – Alle schmelzen undurchsichtig
und mit gewölbter Oberfläche.
Alle lassen sich entweder in Salpetersäure
oder in Salzsäure (oder dem aus beiden zusam-
mengesetzten Königswasser) auflösen; und sind
die vollkommensten elektrischen Leiter.
So verschieden und mannigfaltig auch das
Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten
Metalle in der Natur zu finden pflegen, so
lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf
zwey Hauptarten zurückbringen:
Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum, Fr. metal vierge)
in ihrer wahren vollkommenen metallischen Ge-
stalt: – oder aber vererzt im weitläuftigern
Sinn (metallum mineralisatum), so, daß ihnen
mehr oder weniger von ihrem reinen metallischen
Habitus benommen ist.
Doch hat auch beym gediegenen Zustande
eines Metalls mancherley besondere Verschieden-
[Seite 643] heit statt. – Es findet sich z.B. dasselbe ent-
weder sichtbar, oder aber in unmerklich kleinen
Partikeln zwischen andern Fossilien versteckt und
durch dieselben verlarvt. – Ferner findet sich
entweder ein gediegenes Metall (z.B. Queck-
silber) rein, für sich; oder aber mehrere im
gediegenen Zustande zusammen gemischt (z.B.
natürliches Amalgama).
Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 255.) erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:
Erstens nähmlich bloß durch Verbindung eines
Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe,
dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder
vererzt im engern Sinne genannt werden; und
bey dieser Verbindung mehrentheils noch einen
metallischen Glanz behalten.
Zweytens hingegen durch Verbindung des
Metalls mit Säuren; da sie ihres metallischen
Glanzes beraubt, und gesäuert oder verkalkt
genannt werden.
Diese Verkalkung aber erfolgt wiederum,
entweder durch den Beytritt des reinen Sauer-
stoffs (oxygène), – oder so, daß derselbe schon
mit einer Grundlage verbunden ist, und dadurch
eine eigentlich so genannte Säure bildet.
Wenn endlich bey dieser letzten Art von
Verkalkung zugleich Erdarten, zumahl Kalk-
[Seite 644] Erde mit verbunden wird, so kriegt der metal-
lische Kalk oft dadurch ein spathähnliches An-
sehen und davon den Beynahmen (z.B. Bley-
spath, Titanspath etc.)
Die mehresten Metalle hat man in beiderley
Hauptgestalt gesunden; nähmlich sowohl gedie-
gen als vererzt. Manche aber bis jetzt bloß
gediegen (wie die Platiña); andere bloß vererzt
(wie den Kobalt, Molybdän etc.).
Daß die ehemahlige Eintheilung der Me-
talle, in Ganze- und Halb-Metalle, aus bloß
relativen unbestimmten Verhältnissen abstrahirt
und nicht in der Natur gegründet war, bedarf
jetzt kaum noch einer Erwägung.
Bis jetzt kennt man nun folgende neunzehn
Metalle:
Diese achte hießen vor Alters ganze Me-
talle; die folgenden wären weiland so ge-
nannte Halb-Metalle:
Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist blendend Silberweiß; sein Gewicht = 23286
(folglich bey weitem der schwerste aller bekann-
ten Körper in der Natur); so gereinigt ist er
auch ausnehmend dehnbar und zähe*) (§. 254.);
wird in Königswasser aufgelöst. Gebrauch
vorzüglich zu kleinen Schmelztiegeln, Telescop-
spiegeln, Räderwerk in Taschenuhren etc.
Unter dem Nahmen von Platiña (dem Spa-
nischen Diminutiv von plata, Silber) seit 1736
bekannt. In kleinen fast stahlgrauen, theils rund-
lichen, theils eckigen, meist aber platten Kör-
nern; der aber theils mit Gold, zumahl aber
mit Eisen vermischt sind; und locker in einem
mit magnetischem Eisensande, Waschgold, Queck-
silberkügelchen, und kleinen schlackenähnlichen
Körnchen vermengten Sande bey Carthagena und
Santa Fé in Peru gefunden werden.
Das Gold, aurum (Fr. or, Engl. gold),
ist ausnehmend ductil in aller dreyfachen Rück-
sicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und Zähig-
keit), weich, doch daß es sich durch anhalten-
des Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen läßt.
Gewicht = 19257. Wird in Königswasser auf-
gelöst; und aus der Solution durch Salmiak
als Knallgold, und durch Zinnauflösung als
mineralischer Purpur, gefällt. Amalgamirt sich
sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen
und Braunstein wahrscheinlich das allgemeinst
verbreitete Metall.
Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der
ihm in größerer oder geringerer Menge beyge-
mischten andern Metalle, Kupfer, Silber oder
Eisen. In mancherley besonderer Gestalt; theils
crystallisirt, und das meist in doppelt vierseitigen
Pyramiden (– tab. II. fig. 4. –); theils den-
dritisch etc.
Häufig findet es sich als Waschgold im Sande
vieler Flüsse.
Oder in Seifenwerken (davon unten beym
Zinngeschlecht) wie z.B. das neuentdeckte bey
Wicklow in Irland.
Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder
verlarvt (§. 256.) wie z.B. im Brauneisenstein
von Beresofsk, im Rammelsberger Braun-Erz,
in vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende etc.
2. Schrift-Erz, weiß Gold-Erz. Aurum
graphicum, problematicum, paradoxum.
Meist zinnweiß, abfärbend; in dünnen säulen-
oder tafelförmigen Crystallen, die an einer oder
der andern Seitenfläche auf- und meist mehrere
durcheinander gewachsen sind. Gewicht = 5723.
Gehalt noch zweifelhaft. Fundort Offenbanja in
Siebenbürgen, im Quarz und Graustein (S. 614).
Meist bleygrau; meist blätterichtes Gefüge;
theils crystallisirt in undeutlich zusammengehäuften
Tafeln; weich; etwas abfärbend; in etwas bieg-
sam. Gewicht = 8919. Gehalt auch noch nicht
zuverläßig bestimmt. Fundort Nagyag in Sie-
benbürgen; meist in rosenrothem Braunspath und
Quarz (als so genanntes Cattun-Erz).
Das Silber, argentum (Fr. argent,
Engl. silver), läuft von Schwefeldämpfen gelb-
schwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend
dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem
Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpeter-
säure aufgelößt, und aus der Solution durch
Salzsäure als Hornsilber, und durch Quecksilber
als so genannter Dianenbaum gefällt.
In mancherley besonderer Gestalt; theils cry-
stallisirt, und zwar auch meist als doppelt vier-
seitige Pyramide; theils dendritisch; theils bey
metallisirten Petrefacten, wie z.B. bey den Fran-
kenberger Kornähren etc.
Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit
andern Metallen gemischt.
So z.B. mit Gold bey Kongsberg (Hrn. von
Veltheims Electrum).
Auch theils versteckt. Dahin soll z.B. das
Zunder-Erz von der Dorothea zu Clausthal
gehören.
Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Silberweiß;
blätterichter Bruch; theils crystallisirt in sechssei-
tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt
des Andreasberger = 12,75 Silber, 35 Arsenik,
44,25 Eisen, 4 Spießglas.
Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt
glänzenden Strich; theils crystallisirt; auch meist
in doppelt vierseitigen Pyramiden; weich; sehr
geschmeidig; läßt sich spähneln; ist theils so dehn-
bar, daß es sich prägen läßt. Gewicht = 7215.
Mittel-Gehalt = 75 Silber, 25 Schwefel.
Fundort vorzüglich im Erzgebirge.
4. Schwarzgülden, Röschgewächs, sprödes
Glas-Erz.
Meist eisenschwarz, theils rußig, theils crystal-
lisirt, und das meist in sechseitigen Säulen oder
Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208.
Gehalt = 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spieß-
glas, 5 Eisen. Fundort zumahl in Ungarn.
Die Silberschwärze scheint aus einer Auf-
lösung des Schwarzgülden und Glas-Erzes ent-
standen zu seyn. Findet sich meist in der Nach-
barschaft dieser beiden.
Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Grün-
liche; an den Kanten durchscheinend; fast wachs-
glänzend, theils knospig; theils dendritisch (so
vorzüglichst das Sibirische vom Schlangenberg);
weich; geschmeidig; läßt sich spähneln. Gewicht
= 4840. Gehalt = 67,75 Silber, 21 concen-
trirte Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,50 Thon-Erde.
Fundort außer dem eben gedachten, Johanngeor-
genstadt im Erzgebirge.
Auch das so genannte Buttermilch-Erz, so
sich ehedem zu St. Andreasberg auf dem Harze
[Seite 651] gefunden, ist eine Art in Thon-Erde verlarvten
Horn-Erzes.
6. Rothgülden. (Fr. argent rouge, rosiclair.)
Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis ins dunkel Coschenillrothe; mehr oder weniger
durchscheinend; theils wie die corniola nobile
(S. 534) mit auffallendem Lichte schwarzroth, mit
durchfallendem aber blutroth wie ein Granat
(Engl. ruby ore); glänzend; theils crystallisirt,
meist in sechsseitigen Säulen mit stumpfer sechs-
seitiger oder dreyseitiger Spitze; theils dendritisch;
gibt rothen Strich. Mittel-Gewicht = 5563.
Der Silbergehalt sehr ungleich. Im reichhaltigen
z.B. = 60 Silber, 12 Schwefel, außerdem hält
aber manches Spießglas, anderes Arsenik. Fund-
ort, vorzüglichst zu St. Andreasberg.
Lichtbleygrau, ins Stahlgraue; undurchsichtig;
wenig glänzend; bloß ungeformt. Gewicht =
5322. Gehalt noch nicht zuverläßig bestimmt.
Fundort, Freyberg im Erzgebirge.
Das Quecksilber, Hydrargyrum (Fr.
mercure, vif-argent, Engl. quicksilver) be-
hält seinen Silberglanz an der Luft unverändert;
ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst bey 39°
unter ° Fahr. fest und malleabel. Gewicht
= 13568. Wird am vollkommensten von der
Salpetersäure aufgelöst; phosphorescirt im so
genannten luftleeren Raume; amalgamirt sich
am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und
Bley; daher sein Gebrauch zum Anquicken der
Erze, zum vergolden, zur Spiegelfolie etc.
Außerdem bekanntlich auch zu meteorologischen
Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung mancher
Insecten, und als wichtiges Heilmittel.
1. Gediegen, Jungfern-Quecksilber.
Meist in kuglichten Tropfen in Klüften und
Zwischenräumen von Quecksilber-Erzen. Fundort,
in Europa zumahl Idria und das Zweybrückische.
Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber
amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils
derb, knospig etc.; weich. Gehalt meist 80-90
Quecksilber zu 20-10 Silber. Fundort im Zwey-
brückischen.
Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill-
rothe etc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder
weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb;
und dann theils von einem fast metallischen Glanze;
theils faserig; theils crystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Pyramiden etc.; gibt scharlachrothen
Strich. Mittel-Gehalt = 80 Quecksilber, 20
Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das Zwey-
brückische, Almaden, Schina und Mexico.
Der natürliche so genannte mineralische
Mohr, aethiops mineralis, ist ebenfalls ein
geschwefeltes Quecksilber-Erz, aber schwarz, erdig
abfärbend. Fundort zumahl im Zweybrückischen.
Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze;
undurchsichtig; mit schimmerndem mattem Glanze;
gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge-
füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich
a) dicht, und b) schaalig, mit concentrischen Ab-
losungen, wie mancher Glaskopf*). Fundort
zumahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste
Quecksilber-Erz ausmacht.
5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur-
peth, natürlicher Sublimat.
Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend;
von fast metallischem Glanze; meist als Drusen-
häutchen in Klüften anderer Quecksilber-Erze;
theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmi-
gen Crystallen; weich. Mittel-Gehalt = 78
pro Cent Quecksilber durch Salzsäure und Schwe-
felsäure verkalkt. Fundort zumahl im Zwey-
brückischen.
Das Kupfer, cuprum (Fr. cuivre, Engl.
copper), ist sehr hart und elastisch, und hat
unter allen Metallen den stärksten Klang. Ge-
wicht = 7788. Wird von allen Säuren auf-
gelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme;
verbindet sich leicht mit andern Metallen, und
gibt dadurch die mancherley vorzüglichen Com-
positionen; wie z.B. mit Gold, das Similor
und das Malayische Suasso; mit Zink, das
Messing und Tomback (von Tombago, dem
Malayischen Worte für Kupfer); mit Zinn das
Glockengut und Stückgut; mit Arsenik das
argent haché und die Composition zu Telescop-
spiegeln; mit Nickel, das Schinesische Pack-
fong u.s.w. Dient daher auch beym Münz-
wesen zur Karatirung des Goldes und Legirung
und Silbers etc.
Theils güldisch, oder silberhaltig etc.; daher
Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer
Gestalt; theils crystallisirt; und dann meist als
doppelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Eu-
ropa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem
aber vorzüglichst Sibirien, die Küsten der Kupfer-
Insel (Mednoi ostrow) im Kamtschatkischen
Meere, die Ufer des Kupferflusses im N. W. der
Hudsonsbay etc.
Cämentkupfer hingegen, oder gediegen Kupfer
von der zweyten Formation, heißt das so aus
[Seite 656] vitriolischen Kupferwassern (z.B. bey Neusohl in
Ungarn, im Rammelsberge bey Goslar etc.) mit-
telst des Eisens gefällt wird.
2. Kupferglas. (Fr. mine de cuivre vitreuse.)
Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio-
lette, dunkel Leberbraune etc.; theils metallischer
Glanz; der Bruch theils ins Blätterichte; meist
ungeformt; theils aber crystallisirt z.B. in sechs-
seitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –); weich;
schneidbar; gibt glänzenden Strich; schmilzt leicht.
Mittel-Gewicht = 5074. Gehalt = 60-90
pro Cent Kupfer, mit etwas wenigem Eisen, so
wie die nächstfolgenden Gattungen durch Schwefel
vererzt. Fundort, in Europa zumahl Cornwall
und der Bannat.
3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur).
Tombackbraun; meist taubenhälsig angelaufen;
metallisch glänzend; spröder als das Kupferglas;
gibt braunrothen Strich; findet sich nur ungeformt.
Gehalt = 40-60 pro Cent Kupfer mit mehr
Eisengehalt als beym Kupferglas; geht aber
sowohl in dieses als in den Kupferkies über.
Fundort, unter andern Lauterberg am Harz, und
der Schlangenberg in Sibirien.
4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz. (Fr. mine
de cuivre jaune.)
Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils
grünlichgelb; auch oft taubenhälsig angelaufen;
meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder
geflossen etc.; selten crystallisirt z.B. als drey-
seitige Pyramide (– tab. II. fig. 1. –). Mittel-
Gewicht = 3980. Gehalt = 20 pro Cent
[Seite 657] Kupfer, mir noch mehr Eisengehalt als bey der
vorigen Gattung; ist das allergemeinste Kupfer-
Erz; findet sich, so wie auch theils die beiden
vorigen Gattungen, oft im bituminösen Mergel-
schiefer, der dann Kupferschiefer genannt wird.
(s. oben S. 591.)
5. Weiß Kupfer-Erz. (Fr. mine de cuivre
blanche.)
Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt-
glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Funken;
hält außer dem Kupfer und Eisen und Arsenik.
Uebergang in Kupferkies und in Fahl-Erz. Findet
sich überhaupt selten; unter andern bey Freyberg.
6. Fahl-Erz, grau Kupfer-Erz, auf dem
Harz so genanntes Weißgülden. (Fr. mine
de cuivre grise, Engl. grey copper ore.)
Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau-
röthlichen Strich; meist ungeformt; theils crystal-
lisirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden (– tab. II.
fig. 1. –); hält außer dem Kupfer auch Silber
in sehr verschiedenem Verhältniß, Bley etc. Findet
sich sehr häufig in vielen Ländern von Europa
und Asien.
Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager;
meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahl-Erz;
wohl bloß aus Verwitterung derselben entstanden.
Fundort unter andern bey Freyberg.
8. Roth Kupfer-Erz, roth Kupfer-Glas,
Kupfer-Leber-Erz. (Fr. mine de cuivre
rouge.)
Vom lichten Coschenillroth durchs Leberbraune
bis ins Bleygraue; theils durchscheinend; selten
durchsichtig; theils fast metallisch glänzend; theils
dicht, theils blättericht; theils crystallisirt und
dann meist in doppelt vierseitigen Pyramiden;
theils haarförmig, faserig, seidenglänzend, als
Kupferblüthe (Fr. fleurs de cuivre). Gehalt,
Kupfer durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüg-
lich Cornwall und Catharinburg; die Kupferblüthe
aber besonders bey Rheinbreidenbach im Cölnischen.
9. Ziegel-Erz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)
Aus dem Hyazinthrothen ins Pechbraune und
Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer-Pech-Erz; letz-
teres mit kleinem muschelichtem Bruch. Eigentlich
aus der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher
innig gemengt. Fundort, unter andern der Ban-
nat, Lauterberg am Harz etc.
10. Kupferlasur, Kupferblau. (Fr. azur de
cuivre, bleu de montagne.)
Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils
aber glänzend, zuweilen durchscheinend; theils
strahlicht; theils crystallisirt, zumahl in kurzen vier-
seitigen Säulen. Gehalt = 70 und mehr pro Cent
Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gattun-
gen durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vorzüg-
lich im Bannat und am Ural.
Vorzüglich in zwey Hauptarten:
Erstens nähmlich als Atlas-Erz (Fr. mine
de cuivre soyeuse); Smaragdgrün; seidenglän-
[Seite 659] zend; faserig; theils in abgesonderten haarför-
migen Crystallen, büschelförmig divergirend etc.
Fundort zumahl Lauterberg am Harz, und der
Bannat.
Zweytens als eigentlich so genannter Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, in concen-
trischen Schaalen, theils traubicht, stalactitisch,
röhrenförmig etc. Gewicht = 3641. Fundort
zumahl Catharinburg in Sibirien und Schina.
Gehalt von beiden meist wie bey der vorigen
Gattung.
12. Kupfergrün, aerugo nativa, chrysocolla.
(Fr. verd de montagne.)
Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an
den Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich; theils dicht mit muschelichtem Bruche; meist
nur in kleinen Partieen bey andern Kupfer-Erzen;
hält außer dem kohlensauren Kupfer meist noch
Kalk- und Thon-Erde. Fundort unter andern
Saalfeld und Catharinburg.
13. Eisenschüssiges Kupfergrün.
Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils
erdig, zerreiblich; theils fett, fettglänzend, mit
muschelichtem Bruche, theils knospiger Oberfläche etc.
Gehalt vermuthlich Kupfergrün und Eisenocher.
Findet sich überhaupt nicht häufig: z.B. bey
Saalfeld und auf der Insel Elba.
14. Oliven-Erz, arsenicalsaures Kupfer-Erz.
Meist olivengrün, aber auch einerseits ins
dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne;
durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend;
[Seite 660] meist crystallisirt, in kleinen Würfeln, oder sechs-
seitigen Säulen etc. und diese theils büschelförmig
divergirend. Gehalt = Kupfer, mit etwas Eisen
durch Arseniksäure verkalkt. Fundort zumahl Car-
rarach in Cornwall.
15. Atacamit*), salzsaurer Kupfersand.
(Fr. sable verd d'Atacama, muriate de
cuivre oxygené.).
Als smaragdgrüner Sand, von sehr kleinen
doch ungleichförmigen Körnern; durchscheinend;
glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue
und grüne Flamme. Gehalt (nach Fourcroy und
Berthollet) = 52 Kupfer, 10 Salzsäure, 12
Wasser, 11 Sauerstoff, 11 Quarzsand, der sich
nicht absondern ließ, 1 kohlensaures Gas und
Eisen, 3 Verlust. Fundort im westlichen Süd-
America, in einem kleinen Flusse in der Sand-
wüste Atacama zwischen Peru und Chili.
Reines oder so genanntes Frisch-Eisen,
ferrum (Fr. fer, Engl. iron), hat eine aus
dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende Farbe
und ist äußerst zähe. Gewicht = 7807. Es
wird vom Magnet gezogen, und selbst leicht
attractorisch; wird von allen Säuren angegrif-
fen und gibt ihnen einen Tintengeschmack: wird
aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure
schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt.
Ist unter allen Metallen am allgemeinsten in
der Erde und selbst in der organisirten Schöpfung
verbreitet; auch wird kein anderes Metall von
den cultivirten Völkern in so unsäglicher Menge
verarbeitet; sowohl als eigentlich so genanntes
Eisen in seinen beiden Hauptverschiedenheiten
(Guß-Eisen nähmlich und Stab-Eisen), als
auch nachdem beide zu Stahl geschmolzen oder
gebrannt worden.*)
Von den beiden berühmten, freylich in vieler
Rücksicht noch räthselhaften ungeheueren Massen
gediegenen Eisens, die neuerlich bekannt worden
und zu so vielen Hypothesen über ihre Entstehung
[Seite 662] Anlaß gegeben, ist die eine a. 1772 von Hrn.
Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekanks auf
dem Rücken eines Schiefergebirgs in der Nach-
barschaft von Magnet-Eisenstein gefunden worden.
Sie hat ein sonderbares gleichsam zelliges An-
sehen, und enthält in ihren bläsrigen Zwischen-
räumen ein grüngelbes glasartiges dem Olivin
ähnelndes Fossil. Ihr Gewicht ward auf 1600
Pfund geschätzt.
Die andere noch ungleich größere findet sich
unweit des Paranastroms in Chaco im spani-
schen Süd-America, wo sie a. 1782 durch Hrn.
Rubin de Celis untersucht und ihr Gehalt auf
30000 Pfund angeschlagen worden*).
2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Py-
rites. (Engl. mundick.)
Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer-
seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl-
graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun ange-
laufen; metallischglänzend; meist so hart, daß er
am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch; hält
außer dem durch Schwefel vererzten Eisen zuwei-
len auch Gold, Silber, Arsenik etc.
Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:
In mancherley besonderer Gestalt, traubicht etc.
Häufig crystallisirt in mancherley Form, z.B.
[Seite 663] als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen
Flächen (– tab. II. fig. 4. –) oder in einer der
seltensten crystallinischen Formen der Fossilien, als
Icosaëder mit zwanzig gleichen dreyseitigen Flächen
und zwölf Ecken (– tab. II. fig. 6. –); häufig
hingegen cubisch, mit gestreiften Flächen, und das
so sonderbar, daß immer nur die Streifen von
zwey einander gerade entgegenstehenden Flächen
einerley Richtung haben, hingegen die von den
dreyen in eine Ecke des Würfels zusammenstoßen-
den Flächen in conträrer Richtung wider einander
laufen (– tab. II. fig. 2. –). Mittel-Gewicht
= 4700. Fundort in aller Welt als die gemeinste
aller Erzarten.
Meist heller von Farbe als der vorige; häufig
in Nierenform: crystallisirt meist als doppelt vier-
seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab-
arten zusammengrupirt, z.B. als Hahnenkamm-
kies etc.; hat strahlichten Bruch; und als Haar-
kies abgesonderte haarförmige Nadeln.
Auch heller als der gemeine; oft Tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt,
z.B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig,
gestrickt etc.; zuweilen crystallisirt, in sechsseitigen
kleinen Säulen etc., theils als metallisirte Petre-
facten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.
Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin-
nung des Schwefels, Alauns, und Eisenvitriols;
ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.
Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe;
metallischglänzend; doch meist angelaufen; unge-
formt; ist wie so manche andere Eisen-Erze
retractorisch d.h. er wird vom Magnet gezogen.
Uebergang in Schwefelkies. Bricht auf Gang-
gebirgen z.B. zu Breitenbrunn im Erzgebirge.
4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Magnet,
attractorisches Eisen-Erz.
Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in
kleinen Crystallen als doppelt vierseitige Pyrami-
den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beiden
großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er
das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage
nach den Polen richtet; auch beiderley Kraft dem
Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein
Eisengehalt ungleich, theils 80 pro Cent. Fundort
vorzüglichst der Magnetenberg in Werchoturien;
außerdem unter andern New-York, und selbst in
unserer Nachbarschaft der Spitzenberg am Harz.
Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus,
findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, ent-
weder in Gebirgsarten eingesprengt [so z.B. in
manchem Granit*), Porphyr, Basalt etc.]; oder
[Seite 665] aber, und zwar häufiger in manchem Sande des
Meeres oder der Seen und Flüsse.
5. Eisenglanz, Spiegel-Eisen. (Fr. mine de
fer speculaire, fer noir.)
Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen;
von starkem metallischem Glanze; sowohl ungeformt
als crystallisirt; letzteres z.B. in doppelt drey-
seitigen Pyramiden, die dann in Linsenform
übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln etc. Ge-
wicht = 5158. Eisengehalt = 50-80 pro Cent;
ist meist retractorisch. Fundort vorzüglichst in
großer Mannigfaltigkeit und Schönheit der Cry-
stallisationen auf der Insel Elba.
Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz;
von blätterichtem Gefüge; sowohl ungeformt als
crystallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die
theils zellicht zusammengehäuft sind. Fundort
unter andern auf der Zorge am Harz.
Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch-
rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.
1) Roth-Eisenrahm oder Schaum.
Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark
abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über
andere Eisen-Erze dieser Gattung; sehr leicht.
Meist ungeformt; theils crystallisirt, cubisch;
meist abfärbend; gibt bluthrothen Strich.
Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher genannt.
3) Rother Glaskopf, Blutstein.
Meist nierenförmig, mit schaaligen Ablosungen;
theils stalactitisch; keilförmige Bruchstücke, von
stralichtem Gefüge. Eisengehalt bis 60 pro Cent.
Gebrauch unter andern als Pulver zum poliren
der Stahlwaaren.
Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits
ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält
mehrentheils auch Braunsteinkalk.
Ebenfalls in drey Arten wie die vorige Gattung:
Theils mit metallischem Glanze, als Ueberzug
über Glaskopf etc.
Meist ungeformt; theils stalactitisch etc.; theils
crystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies
(S. 663) gedachten Formen, nähmlich als Do-
decaeder mit den fünfseitigen Flächen (– tab. II.
fig. 4. –) und als Würfel mit der sonderbaren
Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen
(– tab. II. fig. 2. –). Theils auch als Petre-
fact von Incognitis der Vorwelt; so z.B. bey
Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fungit etc.
Uebergang des ungeformten in Spath-Eisenstein,
Thon-Eisenstein etc.
Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen
Gattung.
Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie
der Rothe. Der Bruch theils seidenglänzend,
faserig.
Meist blaulich schwarz; theils metallischglän-
zend; auch dergleichen Strich; scheint vielen
Braunsteinkalk zu halten.
1) Dichter Schwarz-Eisenstein.
In mancherley besonderer Gestalt; stauden-
förmig, traubig etc. mit flachmuschelichtem Bruche.
Mit divergirend faserigem Bruche. Fundort
beider Arten unter andern bey Schmalcalden im
Hessischen.
9. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl-
stein, Flinz.
Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze;
theils an den Kanten durchscheinend; häufig cry-
stallisirt, und zwar meist in Rhomben oder
Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruch-
stücke; spröde. Gewicht = 3784. Gehalt bis
40 pro Cent Eisen, das nebst Braunstein durch
Kohlensäure verkalkt ist und durch die Verbindung
mit Kalk-Erde den spathigen Habitus erhalten
hat. (§. 257.) Uebergang in Braun-Eisenstein
und Braunspath.
Aus den Gelblichen durchs Rothbraune ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau;
meist erdig; weich; mager; theils ungeformt;
aber auch in mancherley besonderer Gestalt z.B.
kuglicht*); theils mit Petrefacten der Vorwelt;
z.B. mit Couchylien, oder mit Kräuterabdrücken
(so z.B. die berühmten so genannten Katzenköpfe
von Colbrookdale, deren jeder inwendig ein kleines
Farnkraut einschließt). Ueberhaupt meist reich an
Eisengehalt bis 40 pro Cent.
Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu
werden:
a. Stänglicher Thon-Eisenstein, Nagel-Erz,
Schindelnägel.
Rothbraun; in stänglich abgesonderten Stücken;
theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Ver-
muthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fundort
zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.
b. Eisen-Niere, Adlerstein, Klapperstein.
Aëtites.
Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit
schaaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit
eingeschloßnen losen und daher klappernden Brocken
und Körnern.
Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen
meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt,
abgerundet; so z.B. wie in großen runden Boh-
nen ausnehmend sauber am Vorgebirge der guten
Hoffnung.
In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast wie ein lockerer Rogenstein.
11. Rasen-Eisenstein. (Fr. mine de fer li-
moneuse.)
Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; meist
in löcherichten Brocken zusammengebacken, knollig;
erdig; matt oder fettglänzend; theils allerhand
Vegetabilien von neuerem Datum, Moos, Wur-
zelgestrüppe etc. darein umgewandelt. Gehalt bis
35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich durch Phosphor-
säure verkalkt. Findet sich meist nahe unter der
Damm-Erde, im aufgeschwemmten Lande und im
Moorgrunde.
12. Blau-Eisen-Erde, natürliches Berliner-
blau. (Fr. Prussiate de fer natif.)
Unter der Erde meist weißlich; wird aber an
der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist
erdig, staubartig oder zusammengebacken; abfär-
bend; mager. Gehalt, Eisen durch Phosphor-
säure und Blausäure verkalkt, mit Thon-Erde
vermischt. Fundort unter andern im Churbraun-
schweigischen am Ufer der Stecknitz, und so auch
im Treibholz bey Stade (s. oben S. 634. not. *).
Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmittel
noch nicht zuverläßig bekannt. Fundort zumahl
bey Schneeberg im Erzgebirge.
14. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril, Engl.
emery.)
Meist graulich schwarz; an den Kanten durch-
scheinend; schimmernd; theils splitteriger Bruch;
gibt braunrothen Strich; sehr hart. Gewicht
= 3922. Sein Eisengehalt sehr ungleich; aber
theils retractorisch; innig gemengt mit Quarz.
Fundort unter andern Altcastilien und Estrema-
dura. Gebrauch zum Schneiden und Schleifen
harter Steine und des Glases*).
Das Bley, plumbum (Fr. plomb, Engl.
lead), läuft an der Luft schwarz an, und färbt,
stark gerieben, mit einem eigenen Geruche ab.
Ist das weichste der festen Metalle; leicht bieg-
sam aber nicht sehr dehnbar, und gar wenig
zähe. (§. 254.). Gewicht = 11352. Schmilzt
ehe es glüht; brennt leicht zu Kalk; wird in
stark erhöhter Temperatur allgemach verglast und von allen
Säuren aufgelöst, die davon einen süßlichen
Geschmack erhalten..
Gebrauch (außer dem allgemein bekannten zu
Kugeln und Schrot, Dachdecken, Wasser-
röhren etc.) besonders beym Hüttenwesen und in
der Probirkunst; dann zu mancherley Farbe und
als chirurgisches Heilmittel.
1. Bleyglanz. Galena. (Engl. blue lead ore.)
Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist
mit starkem metallischem Glanze; meist ungeformt;
theils mit Spiegelfläche; theils wie zerflossen,
zellicht etc.; theils dendritisch oder gestrickt*);
[Seite 672] häufig crystallisirt; und zwar meist cubisch; selten
in doppelt vierseitigen Pyramiden, oder sechssei-
tigen Säulen etc.; sämmtliche Crystallisationen wieder
in mancherley Abarten; bricht in cubische Stücken;
hat meist blätterichtes Gefüge; gröberes oder
feineres Korn. Mittel-Gewicht = 7290. Gehalt
sehr verschieden; z.B. 77 Bley durch 20 Schwefel
vererzt, außerdem mehr oder weniger Silber,
und im Strip- oder Sprot-Erz (Fr. mine
de plomb striée) auch Spießglas. Ueberhaupt
eins der gemeinsten Erze.
Der Bleyschweif, plumbago, (Fr. mine de
plomb compacte) ist mehr stahlgrau, schim-
mernd, weicher als der Bleyglanz, mehr abfär-
bend. Fundort unter andern bey Clausthal, und
in Derbyshire*).
Aus dem Indigblauen ins Rauchgraue; un-
durchsichtig; meist in kleinen Crystallen von sechs-
seitigen Säulen; ist weich, und gibt metallisch-
glänzenden Strich. Fundort Tschopau im Erz-
gebirge und Leadhills in Schotland.
3. Braun Bley-Erz, brauner Bleyspath,
Saturnit.
Aus dem Nelkenbraunen ins Schwarzgraue;
theils durchscheinend; fettglänzend; meist crystal-
lisirt in sechsseitigen der Länge nach gestreiften
Säulen. Fundort Tschopau, und Poullaouen in
Nieder-Bretagne.
Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt
graulich weißen Strich; hat einen eignen fast
dem metallischen sich nähernden Glanz; meist cry-
stallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort
unter andern bey Freyberg, wo es auf 60 pro Cent
Bley hält.
5. Weiß Bley-Erz, weißer Bleyspath.
Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue;
mehr oder weniger durchscheinend; meist gleich-
sam demantglänzend; theils ungeformt als so
genanntes Bleyglas; theils wie ein häutiger
Anflug als so genannter Bleyglimmer; häufiger
aber crystallisirt in Nadeln oder vier- und sechs-
seitigen Säulen. Bleygehalt theils bis 80 pro Cent.
Meist durch Kohlensäure, theils aber auch durch
Phosphorsäure verkalkt. Fundort vorzüglich zu
Bleyfeld und Zeilerfeld am Harz.
6. Grün Bley-Erz, grüner Bleyspath.
Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen; durchscheinend; fettglänzend;
meist crystallisirt, zumahl in sechsseitigen Säulen.
Gewicht = 6270. Bleygehalt bis 73 pro Cent.
Durch Phosphorsäure verkalkt. Fundort unter
andern bey Clausthal.
7. Roth Bley-Erz, rother Bleyspath.
Morgenroth ins Hyacinthrothe etc.; durchschei-
nend; glänzend; meist crystallisirt, zumahl als
vierseitige Säule in mancherley Abartung; gibt
gelben Strich. Gewicht = 6026. Der Gehalt
bis jetzt noch sehr widersprechend angegeben.
Fundort Beresofsk im Catharinburgischen, in einer
eignen Art übermengten Sandsteins (S. 617).
Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist crystallisirt, zumahl in vierseiti-
gen Tafeln etc.; durch Molybdänsäure verkalkt.
Fundort zumahl Bleyberg in Kärnthen.
Gelblich grau; theils staubartig; theils fest,
crystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige Pyra-
mide; theils durchscheinend; glasglänzend; durch
Schwefelsäure verkalkt, mit Eisen. Fundort An-
glesey bey Wales.
Theils staubartig, theils zusammengebacken,
doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich
a) schwefelgelb (Fr. massicot natif); so z.B.
bey Leadhills in Schotland; b) weißlich grau,
cerussa nativa; so z.B. bey Zellerfeld am Harz;
c) bräunlich roth, z.B. im Julichschen.
Das Zinn, stannum (Fr. étain, Engl.
tin), ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber
wenig zähe; er knirscht zwischen den Zähnen
und knarrt wenn es gebogen wird (le cri
d'étain); gibt erwärmt oder gerieben einen
eigenen Geruch; Gewicht = 7291; verkalkt sehr
leicht zu Zinnasche; wird in Königswasser auf-
gelöst; und findet sich nur in wenigen Welt-
gegenden; aber daselbst meist in ausnehmender
Menge. Gebrauch unter andern zu Silber-
papier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlach-
färberey etc.
1. Zinnkies. (Fr. étain sulfureux, or mussif
natif. Engl. bell metal ore.)
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; metal-
lischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Gewicht
= 4350. Gehalt = 34 Zinn, 36 Kupfer,
3 Eisen, 25 Schwefel. Fundort bis jetzt bloß
Wheal Rock zu St. Agnes in Cornwall.
2. Zinnstein. (Fr. étain vitreux.)
Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins
Gelbe und ins Weißlichgraue*); theils durch-
[Seite 676] scheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z.B.
das rosin tin aus Cornwall); theils ungeformt;
theils als Gerölle in Seifenwerken*) (Engl.
stream tin), oder als Zinnsand; häufig aber
crystallisirt (so genannte Zinngraupen) zumahl
als sehr kurze vierseitige Säule an beiden Enden
vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingscrystalle
(Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900.
Zinn-Gehalt wohl bis 80 pro Cent. Fundort
zumahl das sächsische und böhmische Erzgebirge,
Cornwall, Malacka, die Insel Banca bey Su-
matra etc.
3. Holz Zinn, Cornisches Zinn-Erz. (Fr.
étain limoneux, hematite d'étain. Engl.
wood tin.)
Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf
dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren
mit concentrischen deutlich absetzenden Schichten;
keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl
Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-Gehalt
= 63,3. Fundort Gavrigan in Cornwall.
Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittel-
farbe zwischen Bley und Zinn, einen breitstrah-
lichten zackigen Bruch, und ist weniger spröde
als andere so genannte Halbmetalle. Gewicht
= 7190. Er schmilzt ehe er glüht, und ent-
zündet sich im offenen Feuer mit einer blaulich
grünen Flamme. Wird von allen Säuren auf-
gelöst, ohne sie zu färben. Wichtigster Gebrauch
zum Messingmachen und des Kalks als Arzney.
1. Blende. Pseudogalena. (Engl. black jack.)
Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander-
seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne;
daher die Benennungen von Pechblende, Colo-
phoniumblende, Rubinblende etc.; mehr oder we-
niger durchscheinend; von verschiedner Art des
Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig cry-
stallisirt, z.B. als dreyseitige, oder als doppelt
vierseitig Pyramide etc.; spathähnlicher Bruch;
manche Abarten geben, wenn sie gerieben werden,
Schwefellebergeruch; manche phosphoresciren, wenn
sie im finstern mit Eisen gekratzt werden. Mittel-
Gewicht = 4000. Zink-Gehalt bis 64 pro Cent;
durch Schwefel vererzt; mit mehr oder weniger
Eisen; theils auch gold- und silberhaltig mit
innig eingemengtem Bleyglanze (so z.B. das so
genannte Braun-Erz vom Rammelsberg).
Ueberhaupt ein sehr allgemein verbreitetes Erz.
2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. ca-
lamine.)
Meist aus dem Bleygrauen ins Gelbliche durch
mancherley Abstufungen; theils undurchsichtig;
theils mehr oder weniger durchscheinend; meist
ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb;
theils wie geflossen, traubicht, nierenförmig etc.;
theils crystallisirt als Zinkspath, meist in vier-
seitigen Tafeln; so zumahl in Kärnthen und am
Altai; der ungeformte aber theils in ganzen
Flözen z.B. bey Olkutschk in Polen.
Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr.
étain de glace, Engl. tin glass), hat eine
aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende
Farbe; blätterichtes Gefüge; ist sehr spröde;
Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*);
wird aus seiner Auflösung in Salpetersäure durch
reines Wasser als weißer Kalk (blanc d'Espagne)
gefällt. Ueberhaupt ein nicht häufiges Erz. Ge-
brauch unter andern zum Schnell- oder Zinn-Loth.
Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge-
formt; theils gestrickt; selten crystallisirt in kleinen
Würfeln etc.; blätterichter Bruch. Fundort nebst
beiden folgenden Gattungen dieses Geschlechts
zumahl im sächsischen und böhmischen Erzgebirge.
2. Wismuthglanz, grau Wismuth-Erz.
Blaugrau; meist gelblich angelaufen; blätte-
richter, theils strahlichter Bruch; meist ungeformt;
selten in spiesigen der Länge nach eingewachsenen
Crystallen; sehr weich, schneidbar; brennt auf
Kohlen gebröckelt mit Schwefelflamme. Gehalt
= 60 pro Cent Wismuth, durch Schwefel vererzt,
theils mit etwas Eisen, Arsenik etc.
Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist erdig;
angeflogen oder eingesprengt.
Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätterichtes,
strahlichtes Gefüge; ist spröde; Gewicht = 6702;
schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem Feuer;
wird von den Säuren nur unvollkommen auf-
gelöst; und aus der Solution in Königswasser
durch Laugensalze weiß gefällt. Gebrauch unter
andern zum Schriftgießen und als Arzeney.
Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils
blättericht, theils schaalicht; der bis jetzt bekannte
hält zugleich etwas Arsenik. Fundort unter andern
bey Andreasberg und in Dauphiné.
Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt;
und zwar sowohl dicht als blättericht; häufiger
aber strahlicht und zwar meist in nadelförmigen
Crystallen; theils aber auch in stärkern vier- oder
sechsseitigen Säulen. Gewicht = 4200. Gehalt
= 70-80 Spießglas, 30-20 Schwefel. Fund-
ort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.
Das Feder-Erz, von graulich schwarzer oder
bleygrauer Farbe, ist ein zartfaserichtes theils
haariges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges
Spießglas-Erz, das sich unter andern zu St.
Andreasberg und bey Freyberg findet.
Mordoreroth; mit einer Art metallischen
Glanzes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen
strahlichten Crystallen, die theils sternförmig zu-
sammengehäuft sind. Hält vermuthlich außer
dem geschwefelten Spießglas auch Arsenik. Fund-
ort bey Freyberg und in Ungarn.
Theils orangengelb, theils citronengelb etc.;
glänzend; theils nadelförmig, theils in viersei-
tigen Tafeln crystallisirt. Vermuthlich, so wie
die folgende Gattung, durch Salzsäure verkalkt.
Fundort Malaczka in Siebenbürgen.
Aus dem weißen ins Gelbliche oder Graue;
meist Perlmutterglänzend; meist in sternförmig
zusammengehäuften nadelförmigen Crystallen;
theils in vierseitigen Tafeln. Fundort vorzüglich
bey Przibram in Böhmen.
Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort
bey Freyberg und in Ungarn.
Das Kobalt-Metall, oder die so genannte
Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins Stahl-
graue und ein wenig ins Rothe ziehend; gibt
in Königswasser aufgelöst die sympathetische
Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig.
Durchs rösten verkalkt es zu schwarzem Pulver,
welches mit Glasfritten das für die Blaufarben-
werke wichtige Smalteglas gibt.
Zinnweiß; meist ungeformt; theils nierenför-
mig, und in kleinen undeutlichen Crystallen.
Findet sich an wenigen Orten: z.B. im Stiftamt
Christiania in Norwegen.
2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Kobalt.
Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit
glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sehr hart;
hält außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen.
Fundort unter andern im sächsischen und böhmi-
schen Erzgebirge.
3. Glanzkobalt. Galena cobalti.
Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als
Spiegel; auch theils gestrickt; theils baumför-
mig; nicht selten crystallisirt, und zwar meist
cubisch in mancherley Abartungen als Kobalt-
graupen; minder hart als die vorige Gattung;
hält ebenfalls auch Arsenik und etwas Eisen.
Fundort unter andern Glücksbrunnen im Meinin-
gischen, Riegelsdorf in Hessen etc.; eins der
häufigsten Kobalt-Erze.
Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreiblich,
als Kußkobalt; theils verhärtet als Schlacken-
kobalt; theils traubig, nierenförmig, schaalig etc.;
matt oder schimmernd; gibt glänzenden Strich;
leicht; vermuthlich durch Kohlensäure verkalkt.
Fundort unter andern auch an letztgedachten Orten.
Leberbraun in mancherley Abstufungen; unge-
formt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich.
Fundort unter andern zumahl im Saalfeldischen.
6. Gelber Erdkobalt, Lederkobalt.
Gelblichgrau; ungeformt; feinerdig; rissig;
sehr weich; meist nur in geringer Menge z.B.
im Saalfeldischen.
Pfirschblüthroth, das aber an der Luft ver-
schießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als
Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen meist
sternförmig zusammengehäuften, glänzenden, durch-
scheinenden Crystallen, als Kobaltblüthe ver-
muthlich durch Arseniksäure verkalkt. Fundort
unter andern bey Schneeberg im Erzgebirge.
Der Nickel hat eine aus dem Graulich-
weißen ins blaßrothe fallende Farbe; ist sehr
hart; sehr strengflüssig; löst sich vorzüglich in
Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung
grün; sein Kalk aber den Salmiakgeist blau.
Gewicht = 7807. Gebrauch zum schinesischen
Packfong (S. 655).
Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki-
ger, gleichsam facettirter Bruch. Gewicht =
7560. Gehalt = Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen
und Schwefel. Fundort gemeiniglich bey Glanz-
kobalt.
Apfelgrün; zerreiblich; mager; abfärbend;
meist als Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfer-
nickel; daß der Chrysopras seine Farbe von ihm
habe ist oben erwähnt (S. 541).
Das Braunstein-Metall, magnesium
(Fr. manganèse), ist stahlgrau, sehr hart,
spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850.
Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter
allen Metallen das stärkste Anziehungsvermögen
zum Sauerstoff; so daß es an der Luft sehr
bald zu schwarzem Pulver verkalkt; ist sehr all-
gemein in der Erde verbreitet; selbst in der
vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüglich
zur Verfertigung des weißen Glases, zur Be-
reitung der Lebensluft, der übersauren Salz-
säure etc.
Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder
matterem metallischem Glanze; theils ungeformt,
und zwar sowohl dicht; (theils traubig, oder
nierenförmig, oder staudig etc.) als blättericht
(theils als so genannter Braunsteinschaum auf
Brauneisenstein; theils crystallisirt in vierseitigen
Tafeln etc.); häufiger aber strahlicht, und zwar
meist büschelförmig, oder sternförmig; theils in
nadelförmigen Crystallen, oder in vierseitigen Säu-
len mit zugeschärften oder zugespitzten Enden.
Fundort des strahlichten zumahl bey Ilfeld und
Ilmenau.
Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig;
sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rusig;
[Seite 686] (so z.B. das black wad von Winster in Der-
byshire, das mit Leinöl angerieben in Selbstent-
zündung geräth; und häufig zur schwarzen Oel-
farbe gebraucht wird;) theils verhärtet, nieren-
oder staudenförmig etc.; theils von schlackenförmi-
gem Ansehen (so das von Saska im Bannat).
Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich-
nungen in mancherley Steinarten rühren von
dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.
Rothbraun; erdig; weich; abfärbend; eben-
falls theils staubartig, theils verhärtet (so z.B.
das red cork-like wad aus Derbyshire).
Der Wolfram oder das Schwerstein-
Metall (von Hrn. Werner Scheel benahmt)
ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König
reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl als
sein Gewicht sehr verschieden angegeben werden.
Ist sehr strengflüssig; sein Kalk enthält eine
eigene Säure und bildet mit Ammoniac (dem
flüchtigen Alkali) ein eigenes Mittelsalz.
1. Weiß Wolfram-Erz, Tungstein, Schwer-
stein, irrig so genannte weiße Zinngraupen.
Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei-
nend; fettglänzend; fast muschelichter Bruch;
ungeformt; oder in doppelt vierseitigen Pyrami-
den crystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt =
Wolframsäure und Kalk-Erde. Fundort vorzüg-
lich bey Schlackenwalde.
2. Schwarz Wolfram-Erz. Spuma lupi.
Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich;
mattglänzend; blätterichter Bruch; meist schaalig;
ungeformt; oder crystallisirt zumahl in platten
sechsseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Ge-
wicht = 7130. Gehalt = Wolframsäure und
Eisen; theils auch Braunstein und Arsenik Fund-
ort zumahl im Erzgebirge und in Cornwall; auch
im schinesischen Kalin (S. 675. not. *). Ueber-
haupt meist bey Zinnstein.
Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau;
und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Ge-
wicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine
eigene Säure.
Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz
ist bleygrau; von metallischem Glanze; und meist
krummblätterichten Gefüge; fertig anzufühlen;
weich; abfärbend; in dünnen Blattchen biegsam.
Gewicht = 4738. Gehalt = 60 Molybdän-
säure, 40 Schwefel. Finder sich an wenigen
Orten; aber einzeln fast in allen Welttheilen.
Zumahl bey Altenberg im Erzgebirge und bey
Kolywan in Sibirien. Auch im Grönländischen
Weichstein (S. 572) und im Australsand von
Sydney-Cove (S. 606).
Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Bleygrau; einen schuppig-
blätterichten Bruch. Gewicht = 8308. Ist
das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in einen dicken weißen Dampf ausgelöst, der wie
Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das
Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die far-
bigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik
weiß werden. Sein Kalk, der ebenfalls eine
eigene Säure enthält, läßt sich im Wasser
auflösen.
Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an;
häufig in Nierenform, oft mit krummschaaligen
Ablosungen als irrig so genannter Scherbenko-
balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé);
sehr selten gestrickt, dendritisch etc.; in dünnen
Schaalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort
unter andern zu St. Andreasberg am Harz.
2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. (Engl.
arsenical mundick.)
Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein-
gesprengt; theils crystallisirt, zumahl in kleinen
vierseitigen Säulen; hart; gibt gerieben oder
zerschlagen starken Knoblauchsgeruch; hält außer
dem Arsenik auch Eisen; und eine besondere Abart,
das so genannte Weiß-Erz oder Mißpickel-
[Seite 690] silber, auch noch Silber. Fundort zumahl im
Erzgebirge; nahmentlich das Weiß-Erz bey
Bräunsdorf.
Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:
1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auri-
pigmentum. (Fr. orpiment.)
Meist zitrongelb; durchscheinend; theils mit
einem fast talkartigen Ansehen und fast metalli-
schen Glanze; blättericht; weich; biegsam; meist
ungeformt; theils crystallisirt zumahl in viersei-
tigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen
verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Gehalt
= 90 Arsenik, 10 Schwefel. Fundort zumahl
in Siebenbürgen und im Bannat.
2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San-
darac, Realgar.
Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän-
zend; gibt gelben Strich; häufig crystallirt in
kleinen vier- oder sechsseitigen Säulen; theils aber
auch nur angeflogen über andere Fossilien (so
z.B. auf St. Andreasberg über Kalkspath- und
Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225. Gehalt
= 84 Arsenik, 16 Schwefel. Fundort, vorzüg-
lich auf dem Vesuv und ist Siebenbürgen.
4. Weißer Arsenik, natürlicher Arsenik-Kalk.
Meist milchweiß; theils mulmig; theils haar-
förmig; seidenglänzend; theils durchscheinend;
theils crystallisirt, zumahl in vierseitigen Tafeln.
Gewicht = 2477. Fundort vorzüglich bey Rie-
gelsdorf in Hessen.
Das Uran-Metall, das 1789 vom Hrn.
Prof. Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau,
von mattem metallischem Glänze; weich; spröde;
Gewicht = 6440; äußerst strengflüssig; wird
in Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst,
und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalk
gefällt, der dem Glase eine hellbraune Farbe gibt.
1. Pech-Erz, Pechblende. Vranium sul-
phuratum.
Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend;
spröde. Gewicht = 7500. Gehalt = Uranium
und Schwefel. Fundort nebst den folgenden Gat-
tungen zumahl im sächsischen und böhmischen Erz-
gebirge.
2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Vranium spathosum.
Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich, matt; theils glänzend, fest, crystallisirt,
zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Uranium
durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.
3. Uranocher. Vranium ochraceum.
Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich;
mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist
auf und zwischen dem Pech-Erz.
Das Titanium, so erst 1795 und zwar eben-
falls vom Hrn. Prof. Klaproth entdeckt worden,
hat in seiner metallischen Gestalt*) eine dunkle
Kupferfarbe, nimmt gute Politur an; ist spröde;
äußerst strengflüssig; hat starkes Anziehungs-
vermögen zum Sauerstoffe; wird leicht von der
Salpetersäure, Salzsäure und Schwefelsäure
aufgelöst; und durch Laugensalze aus diesen Auf-
lösungen weiß – hingegen durch Galläpfel-
aufguß kermesbraun – niedergeschlagen; mit
Salpeter verpufft es lebhaft; die Laugensalze
aber scheinen weder auf dem trocknen noch nassen
Wege etwas davon auszulösen.
Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in
kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf
dem ersten Blick grobem körnichtem Schießpul-
ver ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen.
Gewicht = 4427. Hält Titanium und Eisen.
Fundort als Flußsand im Kirchspiel Manacan in
Cornwall.
Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän-
zend; crystallisirt in kurzen gleichsam linsenförmig
zusammengedruckten vierseitigen an beiden Enden
[Seite 693] mit zwey Flächen zugeschärften Säulen. Gehalt
= ungefähr gleiche Theile von Titan-Kalk, Kalk-
Erde, und Kiesel-Erde. Fundort im Passauischen
in einer gemengten Gebirgsart aus vorwaltenden
Feldspath mit Quarz, Hornblende etc.
Braunroth; theils mit einem dem metallischen
sich nähernden Glänze; meist, nadelförmig; zu-
mahl in und auf Bergcrystall und gemeinem
Quarz; theils gestrickt. (Fr. schorl tricoté) z.B.
auf dem St. Gotthard; theils aber in stärkern
stangenförmigen vierseitigen der Länge nach ge-
streiften säulenförmigen Crystallen; so vorzüglich
bey Boinik in Ungarn in einem aus Glimmer-
schiefer und milchichtem Quarz geschichteten Lager.
Die Petrefactenkunde ist – wenn sie anders
aus dem rechten Gesichtspunkte angesehen und
benutzt wird – ein sehr wichtiger und frucht-
barer Theil der Mineralogie, da sie mannig-
faltiges aufklärendes Licht über Geogenie, über
die verschiedenen successiven mehr oder weniger
allgemeinen Catastrophen, die mit unsrer Erde
vorgegangen, folglich über das relative Alter
der Gebirgsarten überhaupt, über die Ent-
stehungsart mancher Arten von Flözgebirgen
insbesondere u.s.w. verbreitet, ohne welches
alles kein philosophisches Studium des minera-
logischen Theils der Naturgeschichte gedacht
werden kann.
Man nennt aber Petrefacten oder Verstei-
nerungen (Engl. extraneous fossils) im weit-
läuftigen Sinn alle abgestorbne Thiere und Ge-
wächse, die entweder ihren Tod in einer solchen
Erdcatastrophe gefunden oder auch außerdem in
eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch
[Seite 695] ihr Körper öder einzelne Theile desselben, statt
zu verwesen, seine Bildung mehr oder minder
vollkommen erhalten, und mehrentheils noch
überdem mit fremden Erdarten oder metallischen
Stoffen oder aber mit Erdharzen durchzogen
worden.
Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt
ward, vor allen die bloßen so genannten Natur-
spiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die
Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte
Dr. Luther im Mansfelder Kupferschiefer den Val.
Alberti 1675 beschrieben; des Lic. Gleichmann
versteinerte Päbstinn Johanna (s. Dess. papatus a
natura detestatus); des alten Dr. Nic. Lange zu
Luzern lapicidina sacra u. dergl. m. Ferner offen-
bare Artefacten, wie z.B. die Badner Würfelchen;
oder vollends absichtliche Betrügereyen, wie die so
genannten Würzburger Versteinerungen, womit einst
der ehrliche Beringer angeführt worden, s. Dess.
lithographia Wirceburgensis 1726. fol. zumahl S. 5.
Nach der Verschiedenheit jener Umstände,
z.B. der Lage die die Versteinerungen erhalten
haben und der Stoffe, womit sie mehr oder we-
niger durchzogen worden etc. finden sie sich nun
selbst in verschiednem Zustande, wovon beson-
ders folgende Arten zu merken:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy-
lien etc. ihren thierischen Leim und mit demsel-
ben einen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit
[Seite 696] verloren haben*), da sie statt derselben nur
höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl.
durchzogen worden; mithin gemeiniglich mürbe
und leicht sind. Sie finden sich gewöhnlich im
aufgeschwemmten Lande (S. 516) und zwischen
dem Incrustate der Berghöhlen und Klüfte
(S. 585).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern
Sinne, die in den festern Steinlagen der Flöz-
gebirge im dichten Kalkstein, Schieferthon, bi-
tuminosem Mergelschiefer, Sandstein etc. einge-
schlossen sind, und daher großentheils selbst Stein-
härte erlangt haben. Dahin gehören zuförderst
die unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, zu
welchen sich nähmlich keine oder höchstens äußerst
wenige Originale in der jetzigen Schöpfung
finden und wovon zumahl die Kalkflözgebirge auf
dem jetzigen festen Lande, das den Meersboden
[Seite 697] der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln.
Nächstdem aber auch die in Jaspis oder Wachs-
opal versteinten Hölzer etc.
Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien,
die sich auf diese Weise wirklich versteinert finden,
ist selten ihre wirkliche Schale noch erhalten,
(– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisiren-
den Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –)
sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der
innere Abguß von dem versteinerten Schlamme
der die nachher allgemach zerstörte Schale aus-
gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten
Ammoniten, Hysterolithen etc. Man nennt
dergleichen Petrefacten zum Unterschied Stein-
kerne, nucleos (Fr. pierres moulées).
Spurensteine hingegen, typolithi (Fr.
pierres imprimées) heißen die, von welchen
bloß der Abdruck der äußern Oberfläche übrig
ist; wie bey den allermehrsten Kräuterschiefern.
3) Metallisirt (Fr. petrifications pyriteuses
et bronzées), wenn die Versteinerungen mit
metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders
mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon-
Eisenstein etc.
Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminose Holz etc. – Und
gewissermaßen könnte man auch die im Bern-
[Seite 698] stein eingeschlossenen Insecten etc. mit dahin
rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne
organisirte Körper sind, die vermuthlich bey
irgend einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab
gefunden haben.
In Rücksicht der Hauptepochen, aus welchen
sich diese in so verschiednem Zustand erhaltnen
Versteinerungen herschreiben müssen, lassen sie
sich im Ganzen unter folgende Classen und Un-
terabtheilungen bringen:
I. Die unzähligen Petrefacten von incogni-
tis der catastrophirten Vorwelt, wohin z.B.,
um nur beym trivialsten zu bleiben, die paar
hundert Gattungen von Ammoniten, die Belem-
niten und die Seelilien und ihre Theile gehören.
II. Die von organisirten Körpern aus der
jetzigen Schöpfung: die nun aber wieder, aus
diesem cosmogenischen Gesichtspunct angesehen,
von zweyerley Art sind:
a) Solche wozu sich die lebenden Originale
noch jetzt in der gleichen Gegend finden;
wie z.B. die oberwähnten Petrefacten aller
Art im Oeninger Stinkschiefer (S. 591).
b) Hingegen solche, wozu die Originale zwar
ebenfalls noch in der jetzigen Schöpfung
[Seite 699] aber bloß in weit entfernten Erdstrichen
existiren; wie z.B. alle die zahlreichen
Gerippe von Elephanten, Rhinocern und
andern Indischen Thieren, die nun in so
großer Menge im Norden und nahment-
lich auch in unsrer Nachbarschaft ausge-
graben werden*).
Bey denen von der ersten Classe ist es ganz
besonders auffallend und in Bezug aus die Größe
der Revolutionen die einst mit unserm Planeten
vorgegangen seyn müssen von wichtiger Bedeu-
tung, wenn man sieht, in welcher Höhe über
der jetzigen Meeresfläche, und in welcher Tiefe
unter derselben sie sich finden. Nur ein paar
Beyspiele von denen in Europa zu geben, so hat
Herr de Luc auf den savoyischen Alpen in einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche
versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden;
und in Whitehaven in Cumberland gräbt man
hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter dersel-
ben die Abdrücke von Waldgewächsen (Farn-
kräuter) aus!
Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren
Urbildern; und müssen die, zu welchen keine
Urbilder mehr vorhanden sind, da einschalten,
wo sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den organisir-
ten Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am
süglichsten hinpassen. Also nach den beiden
Reichen:
A. Versteinerungen des Thierreichs.
Die Unterabtheilungen erst nach den
sechs Classen desselben: dann aber vor-
züglichst in Rücksicht auf die geogenischen
Grundkenntnisse der Mineralogie wiederum
in a) bekannte aus der jetzigen Schöpfung,
und b) incognita der catastrophirten
Vorwelt.
B. Versteinerungen aus dem Pflanzenreiche.
Die Unterabtheilungen nach den Thei-
len der Gewächse die sich erhalten haben;
Pflanzen-Abdrücke, Hölzer etc.
Z.B. Bärenknochen in unsäglicher Menge in
den so genannten Drachenhöhlen an den Carpaten;
so wie in der Scharzfelder Höhle am Harz und in
der Gailenreuter Höhle am Fichtelberge**).
Elephantenknochen, [die vermeinten Riesen-
knochen*) unsrer ehrlichen Alten] unter andern auch
in Menge in Deutschland**). So z.B. das be-
rüchtigte Elephantengerippe das 1695 bey Burg-
Tonna im Gothaischen ausgegraben worden etc.
Auch ein Theil der sibirischen Mammutsknochen
(Mammontovaiakost) – wovon die Eckzähne sich
theils noch so gut wie frisches Elfenbein zu aller-
hand Kunstsachen verarbeiten lassen.
Nashornknochen. Häufig in Sibirien; aber
auch in Deutschland z.B. bey Herzberg am Harz***),
bey Burg-Tonna†) u.a.
Vor allen das famose Land-Ungeheuer der Vor-
welt, der vulgo so genannte fleischfressende Ele-
phant, dessen Gebeine besonders am Ohio in Nord-
america etc.††) in Menge ausgegraben werden. Das
auffallendste ist bey seiner mächtigen Größe die
Form seiner Backzähne, (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 19. –) die sich in Languedok durch Kupfergrün
[Seite 704] metallisirt finden, da dann die dortigen Türkisse
daraus geschlissen werden.
Theile des Skelets von Sumpfvögeln im
Oeninger Stinkschiefer, von Seevögeln im Eich-
städter Kalkschiefer etc.**)
Z.B. fossile Schildkrötenschalen, dergleichen
ich eine aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna
besitze, wo wie gedacht auch die Elephanten- und
Rhinocer-Gebeine gefunden werden***).
Frösche und Kröten, z.B. in Oeninger Stink-
schiefer*).
Z.B. im Oeninger Stinkschiefer***).
So die im bituminosen Mergelschiefer, als welche
sich den genauer anatomischer Vergleichung gar sehr
von unsern Fluß-Fischen, wofür sie insgemein ge-
halten werden, unterscheiden.
So besitze ich z.B. einen kleinen unbekannten
Seefisch in dichtem Kalkstein mitten zwischen Am-
moniten etc. von Wickensen (zwischen hier und
Pyrmont).
Auch gehören wohl hierher viele der Wirbel-
beine etc. die sich häufig im dichten Kalkstein der
Flözgebirge finden.
Ferner mancherley Fischzähne, zumahl die so
genannten Schlangenzungen (glossopetrae) von
Hanfischen, die aber doch bey näherer Vergleichung
wenigstens von den mir bekannten Zähnen unsrer
jetzigen Hayfische theils ganz auffallend verschie-
den sind.
Und eben dieß scheint der Fall mit vielen Bu-
foniten oder so genannten Schlangenaugen zu
seyn, wovon freylich auch manche mit den stumpfen
Zähnen des Klippfisches Aehnlichkeit haben.
Zu manchen dieser Fischzähne scheint auch der
orientalische Türkis zu gehören, der meist von blau-
grüner Farbe ist, und zumahl in Persien gefun-
den wird.
Von allerhand Art im Oeninger Schiefer. Am
häufigsten Larven von Libellen, Wasserwanzen u. dergl.
Seekrebse im Pappenheimer Kalkschiefer etc.
Einen monoculus polyphemus in eben diesem
Schiefer habe ich bey Hrn. Prof. d'Annone in
Basel gehen*).
Hierher gehören wohl sicher die Trilobiten oder
fälschlich so genannten Käfermuscheln (entomoli-
thus paradoxus Linn. Engl. Dudley-fossil) die
hin und wieder, (s. z.B. oben S. 562) aber nir-
gend schöner als bey Dudley in Worcestershire und
zwar theils noch mit der natürlichen krebsartigen
Schale gefunden werden.
Versteht sich wohl meist ohne Ausnahme nur
Conchylien, Crustacea (S. 456) und Corallen.
Von ersten
Die Fülle in den Flözgebirgen. Nur ein paar
Geschlechter statt vieler:
So z.B. von Muscheln: die beiden merkwür-
digen Bivalven, die Herr de Luc auf dem Saleve-
berg bey Genf entdeckt*), und Exemplare davon
ans hiesige academische Museum geschenkt hat.
So Hrn. von Fichtels sonderbare Tutenauster
u.a.m.**)
Die Pantoffelmuschel des Hrn. von Hüpsch***)
u.s.w.
Zu geschweige der mancherley Mytiliten, Tel-
liniten, Terebrateln, Hysterolithen, Chamiten,
Ostraciten, Gryphiten etc.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so
genannten polythalamiae, deren Schale nähmlich
inwendig durch Scheidewände in Kammern oder
Fächer abgetheilt ist: und zwar vor allen das un-
übersehliche Heer der Ammoniten (Engl. snake-
stone) von der endlosesten Verschiedenheit, sowohl in
Größe als Bildung.
Dann die Lenticuliten oder Linsensteine, in
theils Gegenden auch Kümmelsteine und Frucht-
steine genannt, phacites, porpites, lapis numu-
[Seite 709] laris, helicites einiger Schriftsteller (Fr. pierre
lenticulaire oder numismale, monnoie du diable),
die außen mit zwey glatten convexen Schalen belegt
sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkamme-
rige Spiralwindung von ansehnlicher Länge ent-
halten. Sind meist von Linsengröße, theils aber
auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in
vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen;
nahmentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden
bey Dsjise großentheils daraus erbaut sind.
Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei (Engl. thunder-stone, fairiesfinger) theils
mit, theils ohne Scheidewände oder Alveolen; eine
der allgemeinsten Versteinerungen der Kalkflözgebirge,
wo sie häufig mit schwarzem Stinkstein durchzogen
sind; (S. 591) sich aber auch in andern Flözlagen
wie z.B. in den Kreitebergen von Kent finden.
Von solchen einschaligen Conchylien, die niemahls
innere Scheidewände haben, z.B. die ansehnlichen
sonderbaren Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet,
die auch in unsäglicher Menge und unvermischt im
dichten Kalkfels liegen*).
Die merkwürdigen linksgewundnen Muriciten
am Ufer von Harwich**). (– Abbild. n. h.
Gegenst. tab. 20.)
Von crvstaceis z.B. diejenigen See-Igel,
die statt der Stacheln mit den ehedem so räthsel-
hasten Judensteinen besetzt sind***).
Dann die Encriniten und Pentacriniten zwey
ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus
der jetzigen Schöpfung (S. 458) zwar ähneln aber
nicht gleichen; und aus einem vielarmigen Körper
bestehen, der auf einem langen gegliederten ein-
fachen Stängel ohne Aeste sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien*), die
sich meist im dichten Kalkstein finden, sind die Arme
des Körpers meist zusammengefaltet, da er dann
einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-ähre oder einer
noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb Lilien-
stein genannt wird. Der Stängel muß mit seinem
untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt
festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, die
die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnenförmiger
Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen der
Trochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hü-
nenthränen (Engl. St. Cuthbert's beads) allge-
mein bekannt.
Von einem ähnlichen Geschöpfe scheinen die so
genannten Schraubensteine (S. 666) herzurühren,
die sich zu Rübeland am Harz, und im Catharin-
burgischen in Sibirien finden.
Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**)
besteht aus einem großen vielarmigen quastenför-
[Seite 711] migen Körper, der auf einem gegliederten einfachen
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über
8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand
sich ehedem vorzüglich im bituminosen Mergelschie-
fer bey Voll im Würtenbergischen (S. 591).
Die bekannten Asterien sind fünfeckige Wirbel
vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines
ähnlichen, aber noch nicht genug bekannten Petrefacts.
Endlich von Corallen ebenfalls incognita die
Menge; wie z.B. die so genannten Fungiren und
andre versteinte Madreporen in dichtem Marmor
(S. 588); Cellularien in Feuerstein (S. 539 und
615. not. *).
Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig
und deutlich erhalten, daß man diejenigen leicht
bestimmen könnte, die sich noch auf ihre in der
jetzigen Schöpfung befindlichen Urbilder reduciren
lassen: doch lehren wenigstens einzelne Beyspiele,
daß im Ganzen ebenfalls der nähmliche Unterschied
statt findet, den ich bey der Eintheilung der thieri-
schen Versteinerungen beobachtet habe.
Nur zu Einem Beyspiele statt aller, die räth-
selhaften theils astichten oft ungeheuer großen
schuppichten Abdrücke, die hin und wieder in Sand-
steinflözen und Steinkohlengruben, zumahl in
England, gefunden werden, und die man bald
auf Rinden von Palmbäumen, bald aus Opun-
tien, Euphorbien etc. hat deuten wollen**).
Aber überhaupt sind die Abdrücke im Schie-
ferthon, die Farnkräuter etc. so viel ich ihrer bis
jetzt noch mit möglichster Genauigkeit mit den-
[Seite 713] jenigen Pflanzengattungen verglichen habe, wofür
sie vulgo ausgegeben werden, für mich doch
immer noch incognita geblieben.
Die ebenfalls hierher gehörigen Schilfabdrücke
im Grauwackenschiefer (S. 616) bey Zellerfeld
am Harz, sind um so merkwürdiger, da sie, wie
eben diese Gebirgsart zeigt, wohl unter den
übrigen präadamitischen Denkmählern dieser Art
die allerältesten sind.
Z.B. Wallnüsse im Piemontesischen*), so
auch Tannenzapfen etc.
Z.B. allerhand kleine Schalen und Hülsen
von Samen auf den Manebacher Kräuterschiefern;
und zwischen dem bituminosen Holze von Kalten-
Nordheim.
So sind auch die so genannten Frankenberger
Kornähren zwar ungezweifelt wahre metallisirte
Petrefacten von Grasarten, aber ebenfalls für
mich incognita (wenigstens kann ich sie nicht
für phalaris bulbosa anerkennen).
Z.B. in Eisenstein metallisirtes Fichtenholz vom
Rammelsberge am Harz etc.**) Und unter die
[Seite 714] gleiche Abtheilung scheinen auch die meist der
Art nach ganz kenntlichen jaspis- und wachsopal-
ähnlichen Hölzer (S. 536 und 540) zu gehören,
die sich theils durch ihre vortrefflichen Farben,
und theils durch die bey ihrer großen Härte doch
zuweilen zum Wunder erhaltne ehemahlige Orga-
nisation auszeichnen*).
Dahin rechne ich nach meiner Ueberzeugung
das bituminose Holz in den mächtigen Flöz-
lassen so vieler Gegenden der nordlichen Erde
(S. 634)**).
‘"Ars, siue edditus rebus homo.“’ Bacon de Veru-
lam. de augm. scient. L. II.
‘"L'art en général est l'industrie de l'homme
appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux
productions de la Nature.“’ Diderot Syst. figuré
des connoiss. humaines.
Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern
hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner
Beyträge zur Naturgeschichte, Facta angeführet, die
es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch
selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen
von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam
nacherschaffen werden.
„Dinge, als Naturzwecke, sind organisirte Wesen.“
s. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285 u. f.
Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden.
Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich
nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf
wohl keiner Erinnerung.
‘„Facilius plerumque est rem praesentem discernere,
quam verbis exacte definire“’. Gaubius.
‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern
nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fäl-
len zu finden.“’ J. Aug. Unzer.
„Denn“ (so sagt Haller, das Haupt der neuern.
Evolutionisten –) ‘„alle Eingeweide und die Kno-
chen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vor-
hero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast
flüssigen Zustande.“’
Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.
Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmähligen
Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mey-
nen, daß er demohngeachtet einen Keim enthalte,
der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeu-
gungsstoff etc. so sind das unbestimmte, leere Aus-
drücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen
Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi
corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt:
‘"corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid sit,
nullo prorsus modo intelligo.“’
‘„Causas rerum naturalium non plures admitti
debere, quam quae et verae sint et earum phae-
nomenis explicandis sufficiant:"’ ist ja die erste
von Newton's güldnen regulis philosophandi.
Denn wenn z.B. Mazini meynte, daß die Kin-
der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß
anschössen, (ohngefähr wie der Candis-Zucker), so
war das auch eine Art Epigenese.
Aber das schlechterdings unstatthafte aller sol-
chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all-
mähligen Ausbildung organisirter Körper durch
eine sogenannte Vis plastica, (wie es unsre ehrlichen
Alten nannten) als welche eben so gut im Mine-
ralreich statt hat, ergibt sich von selbst aus dem
Begriff von organisirten Körpern, als welcher
durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. –
s. Kant a. a. O.
Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil-
dungstrieb. Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt,
die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die
unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist,
zu verwechseln bitte.
‘"Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis
le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu' à la route
que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la
formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la
Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui
tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète tra-
versant les cieux, tout est qualité occulte.“’ Voltaire.
Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten
hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt, im
teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48.s. hiervon ausführlich Hrn. Geh. Hoft. Gir-
tanner über das Kantische Princip für die
Naturgeschichte. Göttingen, 1796. 8.
s. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen –
in Voigt's Magazin VI. B. 1. St. S. 1 u. f.
A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S.
175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.
Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss. de basi encephali
p. 17.
Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungswerk-
zeuge hergenommene Character dünkt mich minder
unbestimmt, als die, wodurch man bisher Insec-
ten und Gewürme von einander zu unterscheiden
gesucht hat.
Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und
wieder dünn behaart; auch hat er Augenwimpern etc.
‘„Non enim methodicorum scholis se adstringere
voluit natura – systemata artificialia nostra flocci
faciens“’. Pallas.
Die Benennungen einiger dieser Ordnungen sind
zwar von einem einzelnen Character entlehnt, wenn
er gerade vorzüglich in die Augen fallend, und
daher fürs Gedächtniß leicht faßlich war; nicht
aber, als ob die darunter begriffenen Thiere bloß
dieses einzelnen Characters wegen zusammen gestellt
worden. So heißt z.B. die IIte Ordnung Qua-
drumana, nicht deßhalb, als ob dieser Character
den darunter begriffenen Thieren ausschließlich
eigen sey (denn einige Beutelthiere haben auch fast
Hände ähnliche Pfoten); sondern weil dieser Cha-
[Seite 56] racter der Affen und affenartigen (im ganzen Ha-
bitus unter einander übereinkommenden) Thiere
besonders auffallend ist, und mit dem Character
des Menschengeschlechts contrastirt.
‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respi-
rant, coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque
lacte alunt, partium denique omnium internarum
structura et vsu cum iis conneniunt.“’ Raius.
Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift
de generis humani varietate nativa 1795. 8. weiter
ausgeführt.
Linné faßte alle Affen, Paviane und Meerkatzen
in ein einziges Geschlecht zusammen. Erxleben
vertheilte sie hingegen in fünf. Ich habe mit Ray
hierin das Mittel gehalten, und sie unter drey Ge-
schlechter gebracht, nur daß ich die Gattungen
anders vertheilt, und besonders die Americanischen
Meerkatzen, als welche sich durch ihren Totalha-
bitus von allen Affen der alten Welt auszeichnen,
nicht mit diesen vermengt, sondern, so wie auch
Büffon gethan, davon abgesondert habe.
Linné, Büffon, Erxleben etc. verwechselten die-
sen Afrikanischen Schimpansee mit dem Ostindi-
schen Orangutang. Ich habe zuerst vor 20 Jah-
ren gezeigt, daß beide als zwey gänzlich verschie-
dene Gattungen von einander getrennt werden
müssen, und habe daher dem Africanischen zum
Unterschied den Gattungsnahmen Troglodites (–
den Linné von einem Unding gebraucht hatte –)
beygelegt.
Die sonderbare Art wie sich ihrer mehrere gleichsam
Kettenartig an einander hängen sollen, um sich
von einem Baume, am disseitigen Ufer eines Flusses,
[Seite 69] auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleu-
dern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von
Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I.
p. 144. vergl. mit p. 149.
Sehr genaue und nicht gemeine Nachrichten von
diesem u.a. Südamerikanischen Thieren, s. in
[Seite 73] Adr. van Berkels Reisen nach Rio de Berbice
und Surinam, im Iten B. der Sammlung seltener
und merkwürdiger Reisegeschichten. Memmingen,
1789. 8.
Der Grund, warum ich mich noch zweifelhaft über
die gehörnten Hasen ausdrücke, ist, weil ich, un-
geachtet aller vieljährigen Nachfrage noch kein zu-
verlässiges Exemplar davon habe zu sehen kriegen
können; an welchem nähmlich (NB.) die Hörnchen
noch an dem Hasenschedel festgesessen hätten.
‘„Certum est, Balearicos aduersus prouentum cuni-
culorum auxilium militare a Diuo Augusto pe-
tiisse.“’ Plinius.
Nicht 2. wie Linné meynte. Denn obere Vor-
derzähne sind alle die so im Os intermaxillare (–
dem merkwürdigen Knochen der bey den aller-
mehresten Säugethieren vorn zwischen den Ober-
kiefern gleichsam eingekeilt ist –) sitzen; und
untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene
obern passen.
Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo
T. II. p. 419.
Hr. Prof. Link hat die drey Geschlechter Erina-
ceus, Sorex, Talpa in seinem System der Säuge-
thiere zusammen in eine Ordnung verbunden und
Rosores genannt. s. dessen Beyträge zur N. G.
2tes St. Rostock 1795. 8. S. 79.
Ich hatte schon in der dritten Ausgabe dieses Hand-
buchs das Großohr unter die Viverren gesetzt, nicht
wie Hr. Pennant, unter die Hunde. Jetzt da nun
das Thier näher bekannt worden, sehe ich mit Ver-
gnügen, daß auch sein Gebiß die Stelle, die ich
ihm schon nach dem Total-Habitus gegeben, völ-
lig rechtfertigt.
So habe ich z.B. a. 1784 bey der Zergliederung
eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind nach Willkühr die Axe desselben zu ver-
längern oder zu verkürzen, um durch zweyerley
medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die
[Seite 93] äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere
an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist.
Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-
stall-Linse näher bringt etc. wie es die starke Bre-
chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus
dem dünnen medium der Luft in das dichtere des
Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie-
der verlängert werde etc. – s. Commentationes so-
cietat. scient. Gottingens. vol. VII.
G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meerthie-
ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Pe-
tropolit.)
Viel merkwürdiges über dieses und andre Thiere
auf Labrador findet sich in G. Cartwright's Jour-
nal during a Residence of nearly 16 years on the Coast
of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4.
Dieß bezeugen Ol. Worm im Museum S. 320.
Rolof in den Mém. de Berlin a. a. O. Büffon,
Dr. Schulze in Meyers Magaz. für Thiergesch.
1. B. 2. St. u.a.
Nicht wohl Graius oder Graecus wie Ray u.a. das
Windspiel nennen. Denn das scheinen die alten
Griechen, wenigstens bis auf Xenophon's Zitten
gar nicht gekannt zu haben.
Ein extraschönes Fell eines Labradorischen Silber-
Fuchses wird in London mit 300 Thalern und
darüber, bezahlt.
Die Europäer auf Guinea nennen auch dieses Thier
Tiger, um es nur vom ebenfalls dort einheimi-
schen Leoparden zu unterscheiden.
Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Ren-
pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt
worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1/2
Fuß in einer Secunde zurücklegte, dieses aber zwar
nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte,
sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm,
aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines
gleichen gehabt hoben soll.
Dieser wilde Esel darf nicht mit dem ebenfalls
äußerst schnellen Dshiggetäi (d.h. Lang-Ohr)
einer besondern lichtbraunen Gattung dieses Ge-
schlechts verwechselt werden, das in den Mongo-
lischen Wüsten in großen Herden lebt, und von
den Mongolen und Tungusen besonders seines ihnen
schmackhaften Fleisches wegen geschossen wird. s.
Vor mehrern Jahren hat sich ein weibliches Zebra
in Lord Clive's Menagerie in London nach vielen
vergeblichen Versuchen von einem männlichen Esel
bespringen lassen, und eine Art Maulthier zur
Welt gebracht, das in der Bildung völlig das Mit-
tel zwischen seinen beiden Aeltern hielt, und von
grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber schwarz
gestreift wie die Mutter war.
Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird
hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome-
dar genannt.
Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges der-
gleichen Horn im academischen Museum wiegt
volle 9 Pfund.
Von der Art war ohne Zweifel das im Grindel-
wald Berner Gebieths gefangne Thier das A. 1777.
unter dem Nahmen eines Steinbocks durch Deutsch-
land zur Schau geführt und auch auf einem ein-
zelnen Kupferblatt in 4to abgebildet worden.
d.h. die erhabnen Leisten auf den Kronen der
Backzähne des Astatischen Elephanten, bilden ge-
schlängelte, an beiden Enden paarweis zusammen-
laufende Linien, die sich schon auf den ersten Blick
von den Rautenförmigen Leisten bey der Africani-
schen Gattung auszeichnen. Und diese constante
Eigenheit der beiderley Elephanten, die ich an
ihren Schedeln untersucht, muß, wenigstens beym
bisherigen Mangel anderweitiger Vergleichung,
nach aller Analogie vor der Hand zur Bestimmung
der specifischen Differenz hinreichen.
Von der Verarbeitung desselben seit den Zeiten des
Trojanischen Kriegs s. Hrn. Hofr. Heyne's zwey
Abb. darüber in den Nov. Comment. Gott. T. I.
p. 96 sq. und Dess. Samml. antiquarischer Auf-
sätze II. Th. S. 149. u. f. und Hrn. Hofr. Beck-
mann's Vorbereitung zur Waaren-Kunde 1ten. B.
S. 299. u. f.
Die fälschlich so genannten Lapides manati sind
gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich
ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke
des Wallfisches.
s. Hrn. Prof. Schneiders critische Sammlung zur
N. G. der Wallfische, unter Dess. vermischten
Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie etc. Berlin,
1784. 8. S. 175–304.
Ein solcher Finnfisch (– mit welchem Nahmen
von den Wallfischfängern alle Gattungen dieses
Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne
haben, wie physalus u.a. –) den ich frischge-
strandet zu sehen die mit unverhofte Gelegenheit
gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche
mehr als Daumsbreite und eben so tiefe Brust-
streifen.
Vom eigenthümlichen des innern Körperbaues
der Vögel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae inter animantia calidi san-
guinis vivipara et ovipara gehandelt, das im IX. B.
der commentation. societ. reg. scientiar. Gottingens.
p. 108-128. befindlich ist.
Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und
Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr.
Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will-
kürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom
durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säuge-
thiere auffallend auszeichnet.
Plin. L. X. c. 55. ‘„Liuia Augusta, prima sua
iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum
parere virillem sexum admodum cuperet, hoc vsa
est puellari augurio, ouum in sinu fouendo, at-
que cum deponendum haberet, nutrici per sinum
tradendo, ne intermitteretur tepor“’
Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.
L'art de faire éclore des oiseaux domestiques par
Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.
(des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle.
Par. 1780. 12. Pl. I.
Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar
nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus-
nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt s. in Hrn. Prof. Hollmann's Unterricht
von Barometern und Thermometern. Göttingen,
1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f.
Viele unserer neuen Naturforscher, z.B. Büffon,
Fortis und andere, auch Bomare, Molina etc.
halten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem
Condor.
Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge-
höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber
ein trefflich ausgestopftes Exemplar im academi-
schen Museum vor mir, und habe den Vogel in
London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus
seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart, daß
hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Sy-
steme gebührt.
s. Hrn. Dr. Forster's Abhandl,von den Paradis-
vögeln und dem Phönix; in der Indischen Zoolo-
gie. Halle, 1795. Folio. (2te Ausg.) S. 26. u. f.
Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's
Gehülfe Guenau de Montbeillard vollständig
zusammengestellt und geprüft, in der hist. des
oiseaux. vol. VI. p. 557.
Einer der eifrigsten Vertheidiger des Winterschlafs
der Schwalben in Sümpfen ist Daines Barring-
ton in s. miscellanies. p. 225.
Drey verschiedne Aufsätzt zur Behauptung der
gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of
the American Academy of arts and sciences zu Boston.
Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94.
Ich habe von diesen u.a. Beweisen der Veränder-
lichkeit in der Schöpfung im ersten Theile der
Beyträge zur Naturgeschichte S. 28 u. f. gehandelt.
Ich habe von ein paar solcher Ibismumien, die ich
in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in
den philosophical Transactions vom J. 1794 Nach-
richt gegeben.
Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von einer
verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer
Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.) die
daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen
Bernicla oder Bernacle führt.
J. Reinh. Forster hist. aptenodytae in Commentat.
Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121. sqq.
Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparatae inter animantia ca-
lidi et frigidi sanguinis. im VIII. B. der commen-
tation. soc. reg. scientiar. Gottingens.
s. Joh. Gottl. Schneider's N. G. der Schildkrö-
ten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.
J. D. Schoepfe historia testudinum iconibus illu-
strata. Erlang. seit 1792. 4.
Ueber die hieländische Arten dieses Geschlechts s.
Rösel natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes.
Nürnb. 1758. gr. Fol.
s. Haller de corp. hum. fabr. et funct. vol. VII.
pag. 151 sqq. Guettard mém. sur differ. parties
des sc. et arts. vol. IV. pag. 615 sqq. Kästners
Vorrede zum III. B. seiner Uebersetzung der Schwe-
dischen Adhandl. u.a.m.
Ein neuerliches Beyspiel in der hist. de l'ac. des
sc. de Berlin v. J. 1782.
Die giftigen Schlangen sind mit ♂ bezeichnet.
Zu den zwar nicht ganz exceptionslosen, doch
in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffenden
Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen
auszeichnen, gehört 1) ein breiter Kopf mit klei-
nen Sildchen; 2) kielförmige Schuppen (d.h.
mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein
kurzer Schwanz, der nähmlich weniger als 1/5 der
Länge des Thiers mißt. s. Dr. Gray in den phi-
losophical Transactions Vol. LXXIX. P. I.
Die Stärke des Giftes steht bey diesen Thie-
ren mit ihrem Alter in Verhältniß, so daß man
z.B. versichert, der Biß von ganz jungen Klap-
perschlangen sey unbedeutend, und hingegen der [Seite 242]
von erwachsenen meist tödtlich. Doch macht auch
hier (so wie beym Stich der Scorpione und vieler
anderer Insecten etc.) Himmelsstrich, Jahrszeit
und Witterung einen großen Unterschied, da alle
dergleichen Thiere in südlichen Gegenden und in
schwüler Hitze ungleich gefährlicher werden, als
unter den entgegen gesetzten Umständen.
Herr Prof. Barton in Philadelphia vermuthet,
dieß begegne zumahl den brütenden oder ihre
Junge versorgenden Müttern, die sich aus Zärt-
lichkeit für ihre Brut dieser Gefahr aussetzen.
s. Dess. Memoir concerning the fascinating faculty
which has been ascribed to the Rattle-snake. 1796. 8.
s. Sonnerat in Rozier journal de physique. Avr.
1774. pag. 256 u. f. Buffon supplement Vol. V.
pag. 540 u. f.
s. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ame-
rican philos. Soc. at Philadelphia Vol. II. tab. 5. B.
s. Hrn. von Haller in den Mém. de l'acad. des sc.
de Paris v. J. 1762, S. 76 u. f. und Dess. opera
minora, vol. III. pag. 250 sqq.
Plin. L. XXXI. c. 7. ‘„Liquoris exquisiti genus,
quod garon vocauere, intestinis piscium caeteris-
que quae abiicienda essent, sale maceratis, vt fit
illa putrescentium sanies.“’
Bey einigen Geschlechtern dieser Ordnung wie bey
den lophiis, cyclopteris und centriscis ist die Kiefer-
öffnung zum Theil mit einer eignen strahlichten
Haut verschlossen, s. Broussonet in den Mém. de
l'ac. des sc. de Paris. a. 1780. pag. 679. u. f.
s. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise-
geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220.
Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pitto-
resque de Sicile. etc. Par. 1782. fol. vol. I. tab.
XXVIII-XXX.
Swammerdam Biblia naturae. Leiden. 1737. fol.
Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge
le bois de saule. à la Haye. 1762. 4.
Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der
Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen.
Berlin 1793. 4.
Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des-
halb in einem weitläuftigen Monitorio vors geist-
liche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen
zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie
selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteyen,
und reiflicher Ueberlegung förmlich in den Bann
that. s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick.
S. 278.
s. außer den allgemein bekannten Quellen zur Ge-
schichte dieses furchtbaren Insects
Joel neu übersetzt und erläutert von C. W.
Justi. Leipzig 1792. 8.
und Jac. Bryant's observations upon the plagues
inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.
Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der
Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll, Amst.
1780 sqq. 4.
Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris,
v. J. 1709.
Jo. Miller's illustr. of the sexual system of Lin-
naeus tab. vlt. fig. 2.
Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.
Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam bey dem hieländischen grauen
Wasserscorpion gemacht. s. Dess. bibl. naturae.
T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
Als drey der allerbewährtesten Mittel werden
empfohlen
A) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisen-
vitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, unter-
einander gemischt.
B) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1/2 Quent-
chen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß
zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und bey
jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.
Mit diesen beiden Mitteln werden die Fugen etc.
bestrichen.
C) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe-
fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschloß-
nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten
Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun-
den verschlossen gehalten.
Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronsaft
auf die Bettücher etc. ausgedrückt.
Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien
ein wachsähnliches weißes Lack entdeckt, wovon
die Proben die ich besitze aus einzelnen Zellen be-
stehn, die an Größe und Form den Caffeebohnen
ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so
theuer ist, sehr wichtig werden kann.
Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man
außer Sepp u.a. obengenannten, vorzüglich noch
folgende Werke:
(Denis und Schiffermüller) systematisches Ver-
zeichniß der Schmetterlinge der Wiener Gegend.
Wien, 1776. gr. 4.
Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Er-
langen, seit 1776. gr. 4.
Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge. 1. Th. Rostock, 1785. 8.
Joh. Maders Raupenkalender, Herausgegeben
von C. F. C. Kleemann. ed. 2. Nürnb. 1785. 8.
C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm.
1759. sqq. II. vol. 4.
Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. 111. und
tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.
Die Seide woraus hingegen in Japan die äußerst
zarten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfer-
tigt werden, kommt von einer ganz eignen Gat-
tung Seidenwürmer, nähmlich von der phalaena
(noctua) serici s. Thunberg in den Schwedischen
Abhandl. 1781. II. B. tab. V. fig. 1. 2.
Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte
der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur
viere statt aller an:
Swammerdam bibl. nat. pag. 369.
Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207.
J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I.
pag. 128.
[Seite 374] und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer-
kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke
durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.
Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mir Bonner schrift-
lich mitgetheilt, habe ich in Voigt's Magazin
III. B. bekannt gemacht.
s. F. Redi experimenta circa generationem insectorum.
Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. I-XXIV.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
s. C. Clerk aranei Suecici. Holm. 1757. 4.
J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte
der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.
O. Fr. Mülleri entomostraca s. insecta testacea.
Lips. 1785. 4. Der Verf. hat nähmlich das Ge-
schlecht der Kiefenfüße in vier andere vertheilt,
und diese zusammen mit dem gemeinschaftlichen
Familien-Nahmen entomostraca belegt.
s. A. microscopic description of the eyes of the
monoculus polyphemus, by W. Andre in den
philos. Transact. vol. LXXII. P. II.
Es ist nun wohl keinem weitern Zweifel unterwor-
fen, daß die eigentlich so genannten Eingeweid-
würmer der rothblütigen Thiere, so gut wie die
Samenthierchen, ihnen eigenthümlich sind, nicht
von außen (aus dem Wasser etc.) in den thierischen
Körper gelangen. Und wenn man wirklich hier
und da ein Mahl Bandwürmer u. dergl. in Was-
ser gefunden, so sind sie, aller Wahrscheintlichkeit
nach, erst aus einem thierischen Körper durch Zu-
fall dahin gelangt, so wie man v. v. freylich auch
genug Beyspiele hat, daß zuweilen andre Thiere,
Insecten, Wassermolche etc. lebendig oder in den
Eyern in den menschlichen Körper gekommen sind,
und da gefahrvolle Zufälle erregt haben.
Selbst von einigen Schnecken wild ein gleiches
behauptet: s. Dr. Dav. Macbride on the revi-
viscence of some snails preserved many years in
M. Simons's cabinet, in den philos. Transact. 1774.
vol. LXIV. P. II. pag. 432. u.f.
Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel eignes, wie z.B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit
mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-
sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und
ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
[Seite 405] Schaftes hat. (tab. 1. fig. 8.). Dieser Liebespfeil
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des
Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander
aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil
dem andern in die Brust, und erst auf diese
vorgängige wechselseitige Verwundung erfolgt die
wahre Paarung.
s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im II. B.
von Ant. de Ulloa Nachr. von Amer. Leipz. 1781.
8. S. 377-431.
Zumahl beym mytilus margaritifer, mya margariti-
fera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten weiden bekanntlich auf Ceilan und im
Persischen Meerbufen gefischt. Die Westindischen,
Californischen etc. sind weit weniger schön. So
auch die von Utaheiti: vollends die aus deutschen
Flüssen etc. – Einige der größten und schönsten
orientalischen Perlen sind in Taverniers Reisen
abgebildet. – In Europa ist wohl die größte la
pelegrina im Spanischen Schatze, die 25 Karat
wiegt. Sie ist von der wegen ihrer Perlenfischerey
ehedem so berühmten Insel Margarita im Spani-
schen Westindien.
In der großen Südländischen Sammlung die S.
Maj. der König an das hiesige academische Mu-
seum geschenkt haben, findet sich unter vielen an-
dern dergl. Putzstücken, sogar ein Halsband von nied-
lichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit
Bast kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-
häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den
kümmerlichsten Auswurf des Menschengeschlechts
verschrieen wird, nähmlich von den Pesserähs auf
dem Feuerlande.
Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Natur-
geschichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper.
Blankenburg, 1782. 4.
Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae
breuis expositio auctore P. Chr. Wernero. Lips.
1782. 8. nebst der dazu gehörigen dreyfachen con-
tinuatio. ib. 1782. und folg. 8.
C. Asm. Rudolphi obs. circa vermes instestinales.
Gryphisw. P. I. 1793. P. II. 1795. 4.
Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch
wenig bearbeiteten Ordnung des Thierreichs sind:
Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus
marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk.
von Nath. Gottfr. Leske. Ebendas. 1776. 4.
[Seite 418] Petr. Forskål icones verum naturalium quas in
itinere orientali depingi curanit. edidit Carst. Nie-
buhr. Havn. 1776. fol.
Und Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae
ibid. 1777. sqq. fol.
s. Gius Vianelli nuove scóperte intorno le luci
notturne dell' aqua marina. Ven. 1749. 8.
J. Gottl. Schneider Samml. vermischter Abhandl.
zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin,
1784. 8. S. 7-134.
Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andre Farbe als die von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.
Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– frey-
lich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der
N. G. gehören unter andern:
Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum.
Lond. 1685. sqq. fol.
Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Hud-
desford.) Oxon. 1770. fol.
Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris.
1757. 4.
Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib.
seit 1780. 4.
F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.
[Seite 428] Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb.
1768. sqq. XI. B. 4.
Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Conchy-
lienkenntniß nach Linné. Halle, 1783. III. B. 8.
Adolph. Murray fundamenta testaceologiae. Vpsal.
1771. 4. (ganz abgedrückt in Linné amoenitat. acad.
vol. VIII. und die Erklärung der Kunstwörter s. t.
C. a. Linn. terminologia conchyliologiae edita a Jo.
Beckmanno. Gott. 1772. 8.)
C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des
H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolst.
1786. 8.
Geoffroy traité des coquilles qui se trouvent
autour de Paris. Par. 1767. 12. Deutsch, durch
Martini. Nürnb. 1767. 4.
Em. Mendez da Costa British conchology. Lond.
1778. 4.
Th. Martyn's Figures of Shells collected in the
different voyages to the South-Seas. Lond. 1784.
gr. Fol.
Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinoder-
matum ex ed. Nath. God. Leske. Lips. 1778. 4.
Zur Geschichte der Corallen vergl.
P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8.
Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens.
Nürnb. 1787. 4.
J. Ellis's natural history of the corallines etc.
Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G.
Krünitz. Nürnb. 1767. 4.
Ej. natural history of many curious and uncom-
mon zoophytes etc. – systematically arranged and
described by D. Solander. Lond. 1786. 4. (– ich
citire hier dieses vortreffliche Werk, um es von
dem vorigen zu unterscheiden, unter Solander's
Nahmen. –)
[Seite 460] Vital. Donati della storia naturale marina dell'
Adriatico. Ven. 1750. 4.
Fil. Cavolini memorie per servire alla storia de
polipi marini. Nap. seit 1785. 4.
E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.
Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques
de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.
J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflan-
zenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus
Betr. über die besondern Arten der thierischen
Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.
Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3/4 Jah-
ren über und über mit Madreporen u.a. Corallen
dicht bepflanzt ist. Am rothen Meere baut man
Häuser aus Corallen: viele vulkanische Inseln der
Südsee auch manche Westindische, wie z.B. Bar-
bados sind wie mit einer Corallen-Rinde über-
zogen; und wie furchtbar die zu einer unermeß-
lichen Höhe aus dem Boden des Meeres empor-
rankenden Corallen-Bäume den Seefahrenden in
unkundigen Gegenden werden können, hat Capit.
Cook auf seiner ersten Reise um die Welt an der
von ihm entdeckten Ost-Küste von Neu-Holland
lange genug erfahren.
Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung s. in
den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. pag. 1.
s. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist.
d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme
de cornes. Leid. 1744. 4.
Rösel Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4.
(am III. B. seiner Insecten-Belustigung.)
H. Baker's natural history of the polype. Lond.
1743. 8.
Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen
Wassern um Regensburg. 1754. 4.
s. Hrn. Prof. Wolff in den nov. commentar. Petro-
polit. T. XII. pag. 404. u. f. und des Hrn. Geh.
Rath von Goethe Versuch. die Metamorphose der
Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790. 8.
Herr Marcellis hat auf seinem Landgute Vogel-
sang, am Leidner Canal den Haarlem eine ganze
Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt.
Wie aus ähnliche Weise in Süd-Indien anfäng-
lich kahle Sandbänke allgemach mit Vegetabilien
überzogen werden, zeigen die genauen Beobach-
tungen des großen Nautischen Geographen Hrn.
Alex. Dalrymple, on the formation of Islands in
den philosoph. Transactions Vol. LVII. pag. 396.
Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses
Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in
welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt wor-
den, und der nur oben an einer Seite ein kleines
Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im Früh-
jahr unten in einem entgegengesetzten Winkel eine
Cartoffel liegen geblieben, die nun einen Auslaufer
getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit auf dem
Boden hin, dann an der Wand in die Höhe und
so gerade nach dem Lichtloche fortgerankt war. –
s. die Memoirs of the American Academy of arts and
sciences zu Boston, Vol. II. P. I. pag. 147.
Zu den allerauffallendsten Producten des Secretions-
geschäftes der Gewächse gehört wohl das längst [Seite 488]
berühmte aber erst neuerlich recht untersuchte Ta-
baschir, eine meist milchblaue, an den Kanten
durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die
sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambus-
rohrs findet, und sowohl im äußern Ansehen, und
daß sie im Wasser durchsichtig wird, als auch
sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mine-
ralischen Hydrophan oder Weltauge ähnelt. –
s. Dr. Patr. Russel und Jac. L. Macie in den
philosoph. Transact. Vol. LXXX und LXXXI.
Ein scharfsinniger Naturforscher, und der sich be-
sonders mit dem Studium der Schwämme be-
schäftigt, Hr. Persoon, ist geneigt, dieselben für
Pflanzen zu halten, die sich bloß als nackte Fructi-
ficationstheile darstellen. – s. Hrn. Prof. Voigt's
Magazin VIII. B. 4tes. St. S. 80 u. f.
G. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede.
zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe.
S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hunter
on the blood, inflammation, and Gun-shot wounds
pag. 237.
Dieser so wichtige Baum ist nun seit a. 1792. durch
den großen Seefahrer, den jetzigen Admiral Bligh,
glücklich nach den Westindischen Inseln verpflanzt
worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen daselbst
habe ich in der medicinischen Bibliothek III. B.
S. 722. u. f. einige Nachricht gegeben.
Die Unentbehrlichkeit einiger solcher Grundkennt-
nisse von Geogenie zum philosophischen Studium
der Mineralogie, bedarf keines Erweises. Nur [Seite 512]
müssen diese Grundkenntnisse den geognostischen
Phänomenen entsprechen, und strenge Prüfung der
geläuterten Physik und Chemie aushalten. Mit
ist kein Versuch eines geogenischen Systems be-
kannt (– und man zählte deren doch schon a. 1764
nicht weniger als 49 –) der diese Forderungen so
erfüllte als der in Hrn. Prof. de Lüc's geologischen
Briefen, die in Hr, Prof. Voigt's Magazin
(VIII. und folg. B.) aus der französischen Hand-
schrift übersetzt sind.
Insgemein: – denn hin und wieder finden sich
auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst
in Europa zwischen manchen Savonischen- und
Schweizer-Alpen) weit über 1000 Clafter doch
über der Meeresfläche; und andrerseits weit nie-
drigere Urgebirge, wie z.B. unser Brocken auf
dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Clafter
über des Meeres seiner erhaben ist.
So z.B. in der Falüniere in Touraine; einer
Masse solcher calcinirten Seekonchylien, die nach
Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic-
Klaftern halten soll.
Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Clas-
sification s. mit mehreren
J. C. W. Voigt's Briefe über die Gebirgs-
lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1786. 8.
C. Haidinger's Entwurf einer systematischen
Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.
A. G. Werner's kurze Classification und Be-
schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dresden
1787. 4.
C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer
Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem
Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.
Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun-
gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8.
nebst der dazu gehörigen petrographischen Charte
des Harzgebirges, und dem Cabinet der Har-
zischen Gebirgsarten.
Aehnliche Sammlungen von deutschen Gebirgs-
arten sind z.B. die Voigtischen, die Charpentie-
rische, und die des Hrn. Past. Heim zu Gumpel-
stadt im Meiningischen.
Um diesen Theil der Methodologie des mineralo-
gischen Studiums hat sich Herr Berg-Commiß. R.
Werner ausnehmendes Verdienst erworben. Be-
sonders durch die classische Schrift von den äußer-
lichen Kennzeichen der Fossilien. Leipzig 1774. 8.
Pesanteur specifique des corps. – par M. Brisson.
Par. 1787. 4. Deutsch durch H. Blumhof. Leipz.
1796. 8.
Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge
anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das
Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Temperatur
von ungefähr 64° Fahrenh. angenommen. – Wo
ein L. dabey besteht, bedeutet es Hrn. Hofrath
Lichtenbergs Wägung, der die Gefälligkeit gehabt
hat, verschiedene besonders merkwürdige Steinarten,
deren specifisches Gewicht entweder noch unbekannt,
oder von verschiednen Schriftstellern gar zu auf-
fallend verschieden angegeben war, in ausgesuchten
vollkommen reinen Stücken aus meiner Samm-
lung, auf mein Ersuchen zu wiegen.
Crystallographie par M. de Romé de l'Isle, 2de Edit.
Par. 1783. IV Bände. 8.
Die aus Holz geschnittenen Modelle der wich-
tigsten Crystallisationen, die in der hiesigen Indu-
strie-Schule unter der Aufsicht des Mathematikus,
Hrn. List, verfertigt werden, sind nebst der dazu
gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für
1 1/2 Rthl. zu haben.
Folglich versteht sich von selbst, daß man nach
diesem Begriff von wahrem Crystall, nicht etwa
die zwar säulenförmigen, aber nicht so determi-
nirten Gestalten manches Basalts, thonartigen
Eisensteins, etc. damit verwechseln dürfe.
Eben so genau müssen auch ursprüngliche
Crystallen von so genannten After-Crystallen un-
[Seite 520] terschieden werden, da nähmlich ein Fossil die
Stelle und Form eines vorher da befindlich ge-
wesenen, aber allgemach aufgelösten Crystalls an-
derer Art eingenommen hat. So z.B. die so ge-
nannten crystallisirten Hornsteine von Schneeberg etc.
Noch eine dritte Warnung ist doch auch für
Anfänger nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht
etwa bloße äußere (fremde) Eindrücke auf ein
Foßil für dessen eigne Crystallisation halte. So
z.B. bey manchem Chalcedon.
s. Essay d'une théorie sur la structure des crystaux,
par M. l'Abbé Haüy. Par. 1784. 8.
S. Emmerlings und Hoffmanns systematisch-ta-
bellarisches Verzeichniß aller bis jetzt in Rücksicht
ihres Mischungsverhältnisses, untersuchten minera-
logisch-einfachen Fossilien, im Bergmänn. Journ.
II. Jahrg. I. B. S. 417 u. f.
Und J. C. W. Remlers Tabellen über das
Verhältniß der Bestandtheile der in neuern Zeiten
genauer untersuchten Stein- und Erdarten.
Desgl. auch über die Erzarten und brennbaren
Mineralien Beide Erf. 1790. fol.
Gust. von Engeström's Beschreibung eines mine-
ralogischen Taschen-Laboratoriums und insbeson-
dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie.
Mit Anmerk. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage.
Greifsw. 1782. 8.
Unser Herr Hofmech. Klindworth verfertigt
dergleichen Taschen-Laboratoria, das Stück zu
einem Louisd'or.
s. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B.
seiner kleinen physicalisch-chemischen Abhandlungen
und J. F. A. Göttling's chemisches Probir-
Cabinet zum Handgebrauche Jena 1790. 8. nebst
der dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentibus etc.
Aber wohl durch Beitritt von Säuren oder Alka-
lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn
daß sich z.B. selbst die Kieselerde in Verbindung
mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst
finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl
in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende
Kieselsinter, von welchem unten die Rede seyn
wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst.
s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of Edin-
burgh. Vol. III. S. 119. u. f.
Da sich die zahlreichen Gattungen dieses Geschlechts
vor der Hand noch nicht alle in eine rech natür-
liche Stufenfolge wollen bringen lassen, sondern
gleichsam in mehrere Familien zerfallen, so habe
ich die Grenzen zwischen diesen durch Absätze mit
Querlinien anzudeuten gesucht.
Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bey
manchen orientalischen) zuweilen Carneol- und
Onyx-farbig; häufigst scheinen sie hingegen vom
Braunstein herzurühren: – manche Isländische
enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst
unter dem Vergrößerungsglase vollkommen das An-
sehen vom Wasserfaden-Moos (Conferven) zu
haben scheint. Das Phänomen ließ sich wohl,
nach dem was oben vom Kieselsinter gesagt wor-
den, begreifen.
Dieses Resultat der Klaprothischen Analyse hat
mich bewogen das Katzenauge hier an diese Stelle
im System zu versetzen: ungeachtet es freylich die
sonstige natürliche Ordnung und Uebergänge zwi-
schen den vorhergehenden und nächstfolgenden Gat-
tungen des Kieselgeschlechts zu unterbrechen scheint.
Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614:
‘„in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc
ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio,
Aetna, insulis Aeolicis. – Ad Coblenz, et in
inferiore Germania.“’
s. B. Hacquets physische und technische Beschrei-
bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.
Freylich ist Plasma und Prasem (siehe oben
S. 532) im Grunde einerley Wort, so gut
wie Tulpe und Tulipane etc. Da aber einmahl
hier diese Steinart vorlängst Plasma, und jener
[Seite 541] grüne Quarz nun doch auch schon seit geraumer
Zeit Prasem genannt wird, so ists besser, diese
kleine Anomalie sachte passiren zu lassen, als durch
ihre Reform dem Gedächtniß eine neue Schwie-
rigkeit aufzubürden.
Zum ungeformten Hyacinth gehört wohl der so
genannte Caneelstein von Ceilan, der von seiner
dem Zimmtöl ähnelnden brandgelben Farbe den
Nahmen hat, meist rissig und theils mit Quarz
durchzogen ist, und auf jener Insel als Edelstein
verarbeitet und getragen wird.
Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen Stücke:
s. z.B. im Inventaire des diamans de la couronne etc.
imprimé par ordre de l'Assemblée nationale. Par. 1791.
8. T. I. pag. 200. n. 4. ‘„Un saphir d'orient –
couleur saphir des deux bouts, et topaze au
milieu.“’
Ueberhaupt gibt die Farbe ein weit minder wesent-
liches, sondern mehr zufälliges äußeres Kennzeichen
der Edelsteine ab, als ihr specifisches Gewicht,
Bruch, Härte und Crystallisation.
Dieses Gefüge zeigt sich zumahl bey minder durch-
sichtigen. Wenn von solchen Saphiren (und auch
manchen andern Edelsteinen ähnlicher Crystallisa-
tion) die Spitze stumpf abgeschliffen wird, so
spielen sie bey auffallendem Lichte mit einem beweg-
lichen 6 strahlichten Sterne; daher sie Sternsaphire
genannt werden.
s. Curiöse Speculationes bey Schlaf-losen Nächten –
zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeich-
net von einem Liebhaber der Immer Gern Speculirt.
Chemnitz, 1707. 8. S. 267 u. f. wo der Verf.
Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste
genaue Nachricht vom Ceilanischen Turmalin gibt.
So besitzt z.B. das hiesige academische Museum
unter den wichtigen mineralogischen Geschenken
[Seite 554] des Hrn. Baron von Asch, eine merkwürdige
hieher gehörige Seltenheit, nähmlich versteinte
Seeconchylien, zumahl Mytiliten, Telliniten etc.
aus der Crimm, die noch ihre (freylich schon in
Verwitterung übergegangene) Schaale haben, und
deren ganze Höhlung mit langstralichter stark glän-
zender grünlichschwarzer Hornblende dicht ausge-
füllt ist.
Das alte deutsche Bergmannswort Spath wird
eigentlich nur von solchen Steinen und metalli-
[Seite 555] schen Kalken gebraucht, die nicht nur ein blätte-
riges Gefüge, sondern auch eine dem zwey- oder
mehrfachen Durchgang ihrer Blätter entsprechende
meist rautenförmige Bruchgestalt haben. Und in
so fern verdient hier dieses Fossil, da ihm dieses
letztere fehlt, nicht wohl diesen Beynahmen. Allein
jener Begriff leidet überhaupt nach dem einmahl
allgemein üblichen Sprachgebrauche seine großen
mannigfaltigen Einschränkungen und Ausnahmen.
Denn es gibt einerseits unter dem Spathen auch
mancherley dichte Abarten, auf welche jener Be-
griff nicht anwendbar ist; und andererseits kennen
wir Fossilien, wie z.B. den Diamant, die alle
jene Eigenschaften haben und die dem ungeachtet
niemand für einen Spath halten wird.
Ich besitze ein überaus sonderbares Stück, so ich
aus Grönland erhalten; eine kleine Niere von
Pflaumengröße, die, von außen ein paar Linien dick,
aus dicht an und über einander liegenden schwar-
zen Glimmerblättchen beliebt, inwendig aber ein
Gemenge von Quarz und Feldspath enthalt. Als
wenn diese drey Hauptbestandtheile des Granits,
bey der Entstehung dieses Stücks, statt ein gleich-
förmiges Gemenge zu bilden sich so getrennt hätten,
daß die letztgedachten beiden Stoffe den Kern, und
hingegen der reine Glimmer für sich die Rinde in
dieser Niere gebildet.
Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in Wood-
ward's a. 1725 herausgekommenen Catalogue of
the foreign Fossils pag. 11. und in der dazu gehöri-
gen Addition pag. 6.
So z.B. in dem überaus merkwürdigen Portsoy-
Granit aus Aberdeenshire, wo die Feldspath-
masse nur wie mit Quarzblättchen und Splittern
[Seite 558] so sonderbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach
bestimmter Richtung angeschliffen, das Ansehen
einer feinen Cufischen Steinschrift enthält, daher
es auch den Nahmen, pierre graphique, erhalten
hat. – s. Voigt's Magazin VI. B. 4. St. S. 21.
Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino
vom weißen Meere. Ein fast fleischrother Feldspath,
der mit zarten goldglänzenden Glimmerblättchen
durchmengt ist, und dessen geschliffene Oberfläche
mit einem schönen blauen Wiederscheine spielt.
Um so merkwürdiger ist daher die große Bank von
zähem Thon im Südindischen Ocean bey den Tryal
rocks im Westen von Neu-Holland unter Java,
fern vom festen Lande oder großen Inseln.
Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der
von Hrn. Prof. Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an
der Mündung der Kamyschinka in die Wolga ent-
deckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrometer-
Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen An-
wendung den Nahmen hat, die dieser vortreffliche
Chemiker davon gemacht, und in Hrn. Hofrath
Lichtenbergs Göttingischen Magazin 3ten Jahrg.
4ten Stück S. 491 u. f. genau beschrieben hat.
Von der Art besitze ich ein rahmgelbes ausnehmend
feinkörniges Steinmark von der Insel St. Helena,
das selbst seine schärfsten Kanten in einer Tem-
peratur die Eisen schmilzt, unverändert erhält.
So vor allen die unzähligen mächtig großen Ba-
saltsäulen die eins der prodigiosesten Phänomene
in der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesen-
damm (Giant's Causeway) an der Nordküste von
Island ausmachen. – Ich besitze von diesen be-
rühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende
Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen,
und wovon ich, da alle bisher davon gegebenen
Vorstellungen ungetreu sind, eine genaue Zeichnung
im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist. Ge-
genstände tab. 18 geliefert habe. – Immer bleibt
die äußerst regelmäßige Articulation dieser Säulen
eines der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phä-
nomene der Geogenie.
Dahin scheinen wie obgedacht (S. 554) die meh-
resten antiken Aegyptischen Basalte zu gehören.
In manchen Abarten derselben, zumahl unter den
schwarzen, sind die Gemengstoffe noch von ein-
ander zu unterscheiden, und diese gehen dann in
den aus Hornblende und Feldspath bestehenden
Halbgranit über. Davon unten in der Uebersicht
der gemengten Gebirgsarten.
Also auf beiderley Wegen, dem trocknen und nassen
(§. 233.) – denn da die Laven selbst großentheils
aus Basalt geschmolzen sind, so begreift sich leicht,
wie sie sowohl als der Basalt selbst zu Tuffwacke
umgewandelt werden können; einerseits nähmlich
durchs Verbrennen, anderseits durch Verwitterung.
Ich besitze dergleichen im Traß von Andernach völ-
lig so, wie es sich auch zuweilen im Peperino
findet. – s. Sr. Will. Hamilton's Campi Phlegraei
tab. 40. n. 3.
s. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen
über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792-94.
III. Th. 8.
Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und die
eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen
Eruption von 1790 ausgeworfen worden, beson-
dere Erwähnung. Von jener s. die Campi phlegraei
tab. 13 und 33, und von dieser das Supplement
dazu tab. 4.
Hingegen hat man neuerlich in manchen organisir-
ten Körpern selbst Spuren dieser Erde entdeckt;
sie macht z.B. einen beträchtlichen Bestandtheil
der merkwürdigen Intestinal- oder Stercoral-
Steine aus, die zuweilen im dicken Darm bey
Pferden gefunden werden. s. Fourcroy in den
anual de chemie. T. XVI. P. I. pag. 75. 85. und
besonders W. Gaitskell in (Dr. Simmons's) me-
dical Facts and observations vol. IV. pag. 102.
s. Hrn. Hofr. Beckmann in den Commentat. soc. reg.
scient. Gotting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und des
sel. Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an
Hrn. Baron von Asch in Hrn. Professor Voigts
Magazin IV. B. 3. St. S. 13 u. f.
Herr Colleg. R. Koch in St. Petersburg hat den
gemeinen Asbest zu Abgüssen von Münzen etc. an-
gewandt.
Das hiesige academische Museum besitzt dergleichen
unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu
großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.
Das Stück, so ich davon besitze hat mir der Herr
Ritter Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr. König
in Traukebar mitgetheilt, welcher es selbst bey
Gale auf Ceilan gebrochen, und für einen stra-
lichten Feldspath angesehen hatte.
So wie aber die Thon-Erde in den gefärbten
Edelsteinen etc. ausnehmend hart verbunden ist, so
kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte ver-
bunden werden, daß er am Stahl Funken gibt.
s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin T. V.
pag. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thier-
sche phosphorsaure Kalk im Schmelz der Zähne.)
Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San
Filippo im Florentinischen sich absetzenden Kalk-
sinter zum abformen marmorähnlicher Basreliefs
und Medaillons benutzt; s. von diesem so genannten
albâtre factice die deutschen Schriften der Göttin-
gischen Königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94.
Also Mondmilch, ja nicht Montmilch als ob es
von Mons herkäme. – s. zum Ueberfluß des ge-
lehrten Schnider von Wartensee Geschichte der
Entlibucher 11. Th. S. 45.
Zuweilen gar als Marmorsand von festerem oder
lockerern Zusammenhange, und meines Wissens
bloß von weisser Farbe. So das Muttergestein
des gemeinen Tremolits (s. oben S. 580) und
der Marmo arenaceo vom Vesuv. s. Gioeni im
Saggio di litologia Vesuviana pag. 5.
Linné hat bekanntlich in seiner Mineralogie auch
den Bodensatz des befruchtenden Nilschlamms zum
Mergel gerechnet, und als eine besondere Art unter
dem Nahmen von Marga (argilla) Nilotica auf-
geführt. Ich habe aber durch die Güte des Hrn.
[Seite 590] Ritter Banks eine Flasche mit dem schlammichten
Nilwasser erhalten, die Sir Richard Worsley,
zur Zeit der Ueberschwemmung in Aegypten gefüllt
hatte, und finde bey der Untersuchung, daß jener
Bodensatz hauptsächlich auch aus fettem düngen-
dem Moder von vegetabilischen Stoffen besteht.
Zu einem Beweise, wie leicht und wie vollkommen
kohlensaure kalkartige Fossilien durch zufälligen
Beytritt der Schwefelsäure in Gyps umgewandelt
werden, dienen einige merkwürdige Ostraciten aus
Oxfordshire in meiner Sammlung, die durch Ver-
witterung des Schwefelkieses in ihrem Thonlager,
nicht nur selbst ganz gypsartig worden, sondern
auch von außen mit vielen Selenitcrystallen dicht
besetzt sind.
Im hiesigen academischen Museum ist eine Sproße
von einer Bergleiter befindlich, die man beym
Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang ver-
lassen gewesenen Grube im Rammelsberge am Ober-
harze vorgefunden, um welche sich während dieser
Zeit eine Gyps-Spath-Druse von 7 Zoll im
Durchmesser und von einer ausnehmenden Schön-
heit angesetzt hat.
Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps- und
Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die
[Seite 594] ich der Güte des Hrn. Geh. Hofr. Girtanner ver-
danke, befindet sich Gyps mit ganzen Lagen und
Andern von Hornstein wie durchwachsen, und an-
derseits Hornstein voll eingewachsener Selenit-
blättchen.
Vermuthlich gehört in die Nachbarschaft des Apa-
tits der von Hrn. Werner so genannte Spargel-
stein vom Cabo de Gates; meist spargelgrün;
durchsichtig; glasglänzend; crystallisirt in sechs-
seitiger Säule mit sechsseitiger flacher Endspitze.
Gewicht = 3098.
Auch ein mit der salpetersauren Auflösung der
Strontian-Erde getränktes Papier, gibt nach der
Bemerkung des Hrn. Dr. Ash, wenn es getrocknet
und angezündet wird, eine schöne purpurrothe
Flamme, da hingegen die von dem anfangs oft
mit dem Strontianit verwechselten Witherit, unter
gleichen Umständen gelblichweiß brennt.
Der Strontianit der wie gesagt so oft mit dem
Witherit verwechselt worden, unterscheidet sich
besonders auch dadurch von demselben, daß er,
nach den Versuchen die ich damit an warmblüti-
gen Thieren angestellt, von denselben ohne allen
merklichen Nachtheil genossen wird, da hingegen
der Witherit bekanntlich denselben ein tödtliches
Gift ist. – Ich habe diese Versuche im III. B.
der medicinischen Bibliothek S. 73° beschrieben.
Ich habe ihm diesen Nahmen beygelegt, weil nicht
nur Süd-Indien überhaupt den Nahmen Austra-
lien erhalten hat, sondern auch insbesondere Neu-
Holland gleich von den ersten Entdeckern desselben
het Zuid-land genannt worden.
Eine ausführlichere Nachricht habe ich in Voigts
Magazine gegeben VII. B. 3. St. S. 56 u. f.
Nicht wie Herr Wedgwood für Graphit. Die
Gründe für meine Behauptung habe ich a. a. O.
der Voigtischen Magazins angegeben.
Diesen Nahmen hat derjenige Granit aus welchem
die bewundernswürdigsten Denkmahle der Alt-
Aegyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen wor-
den, von seinem Fundort bey der Stadt Syene
am Nil in Ober-Aegypten erhalten. Da aber
der demselbigen eingemengte schwarze Glimmer,
zumahl auf dem Quetbruche, leicht für Hornblende
angesehen werden konnte, so ist man neuerlich
dadurch verleitet worden, den Nahmen Syenit
dem Aftergranite beyzulegen, der Hornblende in
seinen Gemenge hat. Allein die neuesten Unter-
suchungen der Römischen Obelisken haben dieß
widerlegt, so daß nun der alte Nahme Syenit
bloß dem eigentlichen aus Feldspath, Quarz
und Glimmer bestehenden Granite wieder gegeben
werden muß. – s. z.B. das Gabinetto del colle-
gio Nazareno 1792. T. II. p. 238. ‘"I graniti delle
nostre guglie Egiziane hanno per base un felspato
rossigno con quarzo fragile semitrasparente, e mica
nero."’ – Vollkommen so sind die Proben von
rothen antiken Granit in meiner Sammlung nah-
mentlich eine vom Obelisk des Rameses, und eine
von der Säule Kais. Antonins. – Und Hr. Wad,
der die echten frischen Bruchstücke, die sich von
den berühmtesten Römischen Obelisken in der
Sammlung des Hrn. Cardinal Borgia befinden
aufs genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: ‘„Ex
his speciminibus clare patet Syeniten Plinii esse
[Seite 611] granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo,
feldspato, et mica)"’ s. Dess. Fossilia Aegyptiaca
musei Borgiani, Velitris 1794. 4. pag. 1 u. f.
Die schwerste Last die je durch Menschenkunst be-
wegt worden. – Der große Vaticanische Obelisk
den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten
Theil; nur 973537 35/40 Pfund. – s. des Grafen
Carbury monument elevé à la gloire de Pierre
le grand. Par. 1777. fol.
Eine diesem Graustein sehr ähnliche Gebirgsart
bricht auch im westlichen Hindostan, und nahment-
lich ist die famöse uralte Felsen-Pagode auf der
Insel Elephanta bey Bombay ganz in diesem Ge-
stein (Engl. Elephanta Rock) ausgehauen, wovon
ich eine Probe besitze die so wie die Stücken die
ich davon in London untersucht aus einer Grund-
masse von leberbraunen eisenschüssigen verhärteten
Thon besteht, worin vieler Feldspath, weniger
Quarz, und noch weniger Hornblende einge-
mengt ist.
Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenig-
stens besitze ich Stücke davon, wo die einge-
wachsenen Feuersteingerölle versteinte Cellularien
enthalten.
Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts in Europa. s. Gassendi
vit. Peireskii ad a. 1630. pag. 150.
Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestim-
mung des Begriffes von Salzen: in Hrn. v. Crells
chemischen Annalen. 1795. II. B. S. 6 u. f.
Der so genannte Atramentstein ist ein aus fremd-
artigen, zum Ausfüllen leerer Räume in den Gru-
ben gebrauchtes zusammengebacknes Gestein, so
mit Vitriolwasser durchzogen worden, und woraus
dann (z.B. in Goslar) der mehreste Vitriol gesot-
ten wird.
Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das
alumen der Alten sey, zeigt Hr. Hofr. Beckmann
in den Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen
II. Th. S. 92.
Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini-
ger Aegyptischen Mumien näher untersucht, die
ich den 18. Febr. 1792 im Britischen Museum zu
öffnen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Transactions
for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.
Die mannigfaltigsten Schattirungen (versteht sich
nähmlich an Schwefel von gleichem Orte) seit
der vom Pic von Teneriffa in meiner Sammlung,
welchen Herr Ritter Banks von seiner Reise um die
Welt mitgebracht.
Der eigentlich so genannte Amber (Fr. ambre gris)
ist gemeiniglich aschgrau, doch gibt es auch (beson-
ders bey den Nicobarischen Inseln) schwarze und
rahmgelbe Abarten davon; undurchsichtig; glanz-
los; sehr weich; leichtschmelzend fast wie Wachs;
hängt sich beym kauen wie Mastix an die Zähne;
ist wohlriechend; aber sein Ursprung noch zweifel-
haft. Manche haben neuerlich die alte Meynung
des Fallopius u.a. wieder behauptet, daß er eine
Art von Intestinal- oder Stercoralstein des Pott-
fisches sey (S. 130). Fundort des grauen zumahl
bey den Molucken, aber auch bey Madagascar,
an der Küste von Guiana etc.
Herr Baron von Asch hat im Türkenkriege a. 1770
den Moldauischen Berghteer mit glücklichem Erfolg
als Digestivsalbe in Pestzufällen verordnet; und
der von Barbados wird jetzt als ein bewährtes
Heilmittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten und
sogar bey krebsartigen Uebeln gebraucht.
Diese Persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im 13ten Jahrhundert von den alten Aegypti-
schen balsamirten Leichen gebraucht, und diese
seitdem allgemein Mumien genannt worden.
Mann hat die bituminosen Holzflötze – diese großen
für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle einer
catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treibholz
halten wollen, das, so wie das an den Küsten der
jetzigen nordischen Erde durch Strömungen etc. in
solche mächtige Lagen zusammen geschwemmt wor-
den sey. Mir scheint es hingegen nach genauer
Prüfung, besonders da ich mehrmahlen die Risse
und Spalten des Treibholzes, das bey Stade an-
geschwemmt wird, mit Blau-Eisen-Erde gefüllt
gefunden habe, sehr wahrscheinlich, daß selbst
manches von diesem aus Flözlagen von bituminosem
fossilem Holze losgerissen und an die Küsten ge-
trieben wird.
Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durch-
zogenen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Grä-
sern (S. 507); in theils Gegenden auch von Hei-
dekraut etc. und diese Torfarten sind freylich großen-
theils von neuerer Entstehung, wodurch denn
manche Naturforscher bewogen worden, den Torf
überhaupt gar nicht zu den Mineralien zu zählen.
[Seite 635] Indeß da doch mancher inländische Torf auch aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von
einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück-
führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch
ganz deutlich in Braunkohle übergeht, so scheint
hier doch immer für denselben die passendste Stelle
in der Naturgeschichte zu bleiben.
Unter diesem Nahmen hat sie schon Leibniz ge-
kannt, in dessen kleiner Mineraliensammlung, die
das hiesige academische Museum besitzt, ein Stück-
chen dieses Fossils, augeblich aus Böhmen, be-
findlich ist.
Ich habe bey den Versuchen, die ich über die so
genannte thierische Electricität angestellt, gefunden,
daß der Graphit dieselbe eben so gut als Metalle
oder Holzkohle erregt, er mag nun zur Belegung
der entblößten Nerven, oder als Conductor ge-
braucht werden.
Doch besitze ich auch durch die Güte des Hrn.
Baron von Asch, als eine große exotische Selten-
heit ausnehmend feinen Graphit vom äußersten
Ende des nordostlichsten Asiens, dem Tschukotskoi-
noß, dessen sich die Tschuktschen und andere be-
nachbarte Polarmenschen, auch auf der gegenüber-
liegenden Küste des nordwestlichsten America, zur
Schminke und statt Farbe an ihren Geräthen und
Kleidungsstücken bedienen.
Der größte jetzlebende Künstler in Bearbeitung
der Demanten, Hr. Bemelmann in Amsterdam,
hat meine Mineraliensammlung mit einer überaus
lehrreichen vollständigen Suite von rohen Deman-
ten bereichert, die er nach allen möglichen Rich-
tungen geklovet und woraus sich die Identität der
Durchgangs der Blätter in beiden Hauptcrystal-
lisationen dieses Edelsteins, der octoedrischen und
dodecaedrischen augenscheinlich ergibt.
So besitze ich z.B. durch die Güte des Hrn. Dr.
Ingen-Houß Platindraht dünner als ein Men-
schenhaar; Kupferblech auf einer Seite mit Sil-
ber, auf der andern mit Platiña platirt etc. alle
drey Lagen dieser verschiedenen Metalle zusammen
von der Dicke eines Blattes Papier.
Zu den sonderbaren mineralogischen Irthümern, die
aus Vernachlässigung der solidern Petrefacten-
Studiums entstanden sind, gehört unter andern,
daß manche der neuesten und übrigens sehr ver-
dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab-
losungen so des schaaligen Leber-Erzes, oder fälschlich
so genannten Corallen-Erzes, für wirkliche Ver-
steinerungen gehalten haben.
Ich habe diesem eben so schönen als merkwürdigen
und seltenen Kupfer-Erz (das Hr. Dombey schon
vor zwölf Jahren von seiner großen süd-ameri-
canischen Reise zurückgebracht, aber meines Wis-
sens noch von keinem unserer deutschen Mineralo-
gen in ihren Handbüchern beschrieben worden) in
Ermangelung eines andern Nahmens, hier diesen,
von seinem fernen und bis jetzt einzigen Fundorte,
beygelegt; und es genau nach der Natur, so wie
ich es in meiner Sammlung besitze, beschrieben. –
Unter starker Vergrößerung scheinen mit manche
der smaragdgrünen Körnchen säulenförmig doch
undeutlich crystallisirt zu seyn, und einen blät-
terichten Längenbruch zu haben.
s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and com-
position of the different states of Iron; in den phi-
losoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f. bey
Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz, des
merkwürdigen Guß-Stahls der Indianer bey
Bombay.
Eine Probe von diesem berühmten süd-ameri-
kanischen Eisenblock, die ich als eine ausnehmende
Seltenheit der Güte des Hrn. Ritter Banks ver-
danke, unterscheidet sich von dem sibirischen be-
sonders durch eine weit hellere dem Silberweißen
sich nähernde Farbe.
So nahmentlich, obschon bis jetzt nur in sehr
geringer Menge, in dem Granite der Schnarcher-
felsen am Harz, an welchen Herr Berghauptmann
von Trebra zuerst das sonderbare Phänomen be-
merkt hat, daß sie an gewissen Stellen die Rich-
tung der Magnetnadel invertiren.
Ohne Vergleich auffallender ist hingegen die
bewundernswürdige Polarität, die nach der Ent-
deckung des Hrn. Oberbergrath von Humboldt,
ein Serpentinfels am Fichtelberge, selbst in den
kleinsten Fragmenten äußert, ohne doch die mindeste
sichtliche Spur von Magnet-Eisensand zu zeigen.
So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewän-
den von Braunspath durchzogenen Kugeln von
Aberlady in Lothian die durch Dr. Huttons Theorie
der Erde berühmt worden. s. die Transact. of the
R. Soc. of Edinburgh T. I. pag. 245. tab. 1.
Die Caraiben und benachbarten Americaner des
festen Landes verfertigten vor Ankunft der Euro-
päer ihre Beile und andere dergleichen Werkzeuge
daraus. s. Christoph. Columbi navigatio etc.
pag. 92. des Hervagischen novus orbis der Ausgabe
von 1532. Ich besitze eine solches antikes India-
nerbeil aus Smirgel, so bey Berbice ausgegra-
ben worden.
Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila,
den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus
London erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele-
ganz alles was ich von noch so netten Fossilien in
dergleichen besondern Gestalt gesehen. Es scheinen
rechtwinklige vierseitige Säulen und Tafeln die
mit Galmey und Kalkspath durchmengt in grauen
dichten Kalkstein eingewachsen sind, so daß sie
einander in mancherley Richtung durchkreuzen und
auf dem blätterichten Längenbruche gleichsam Mi-
niaturen von silberglänzenden gestrickten Zeichnun-
gen zeigen.
Die berühmten Slickensides in den Derbyshirer
Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des
dasigen dichten Flusses (S. 595.), die wie mit einem
dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der
aus Bleyglanz mit gephosphorten Wasserstoff be-
stehen soll. Beym Brechen desselben entstehen
durch Beytritt der atmosphärischen Luft oft ge-
waltsame den Arbeitern leicht tödtliche Explosio-
nen. – s. W. Jones's physiological disquisitions.
Lond. 1781. 4. pag. 5. 11. u. f.
So ist z.B. das seltene schinesische Kalin (– so
heißt das Zinn überhaupt bey einigen oft indischen
Völkerschaften –) ein gelblichgraues Zinn-Erz
mit schwatzen Wolfram-Erz in quarziger Gang-
art. – Eine Stufe, die ich davon besitze, kommt
vollkommen mit der überein, die Herr Sage im
cabinet de l'école des mines S. 380 beschreibt.
Seifenwerke (Engl. stream works), sind eine eigene
Art von Bergbau in Thälern zwischen Erzführen-
den Ganggebirgen, die theils zu mehrern Lachtern
hoch mit abgerissenen Geschieden und theils abge-
rundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge
gefüllt sind; und wovon z.B. die bey Eibenstock
im Erzgebirge, und die bey St. Austel etc. in
Cornwall sehr ergiebig an Zinn-Erzen sind. Von
jenen s. J. F. W. Charpentier mineralog. Geogr.
der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber
das Bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143.
Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so
viel Bley zusammengeschmolzen gibt das so ge-
nannte Rosensche Metall, das schon im kochenden
Wasser schmilzt.
Diese characterisirenden Kennzeichen des Titan-
Metalls sind mir vom Hrn. Prof. Lampadius zu
Freyberg gefälligst mitgetheilt worden.
Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an thierischen Stücken erhalten,
die demungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine-
rungen im weitläuftigen Sinne, gezählt werden
müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das
1771 am Wilui in Sibirien ausgegrabene Rhino-
cer, das noch unverkennbare, sogar noch animalisch
riechende Reste von Sehnen, Fleisch, Haut und
Haar an sich hatte, und wovon Hr. Pallas in
den nov. comment. Petropolis. T. XIII. pag. 585
genaue Nachricht gegeben.
Doch unterscheiden sich auch viele von diesen sowohl
durch eine ganz prodigiose Größe, als auch durch
mancherley Abweichungen im Bau einzelner Theile
von denen ihnen übrigens im Ganzen völlig ähneln-
den Urbildern in der jetzigen Schöpfung.
Was die so oft pro und contra bestrittene Frage
betrifft, ob es auch fossile Menschenknochen
(Anthropolithen) gebe oder nicht? so glaube ich
[– außer dem was sich wohl von selbst versteht,
daß man nähmlich dergleichen unter den eigent-
lichen im engern Sinn so genannten Petrefacten
(S. 696) in den Flözgebirgen worin die Incognita
der Vorwelt ihr Grab gefunden (S. 514) nicht
erwarten dürfe –] wenigstens im Betreff der cal-
cinirten Osteolithen vom Knochenfels zu Gibraltar
(S. 585) und von der Insel Cerigo, die beider-
seits neuerlich für ganz entschieden zuverläßige
Anthropolithen ausgegeben worden, (– nachdem
ich von beiden eine beträchtliche Menge in meine
Sammlung erhalten, und sie strengosteologisch
geprüft habe, –) versichern zu können, daß sie
auch nicht eine Spur eines fossilen Menschenkno-
chens enthalten!
Ausführlicher habe ich davon im Bergmänni-
schen Journal IV. Jahrg. I. B. S. 151 u.f. ge-
handelt.
Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte
fossiler Knochen I. St. Leipz. 1795. 8.
(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d' eléphans
et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne etc.
I-III. St. Darmst. 1783 u.f. 4.
So z.B. das bekannte über 10 Engl. Fuß lange
Fragment eines versteinerten dergleichen Geschöpfs,
das in keinem Cabinet – sondern an der offnen
Seeküste bey Whitby in Yorkshire im Alaunschie-
fer zwischen Ammoniten zu sehen ist, aber leider
durch Fluth und Brandung mit der Zeit zerstört
werden wird: und wovon ich durch die Güte des
berühmten Alterthumsforschers Hrn. Bryant eine
genaue Zeichnung erhalten habe. – s. philosophical
Transactions Vol. L. P. II. pag. 688 und 789.
So z.B. die ungeheuren Kiefer und Knochen die
im Petersberge bey Mastricht gegraben werden,
und die der sel. Camper einem Cetaceum zuschrieb.
Hier stammt auch Scheuchzers vermeinter homo
diluvii testis der, den ich bey dem sel. Chorherren
Gesner in Zürich gesehen habe, und den dieser
treffliche Petrefactenkenner selbst für nichts anders
als für einen versteinten Wels hielt.
s. die prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. fol.
und G. Graydon in den Transactions of the Royal
Irish Academy Vol. V. 1794. pag. 281.
s. Dess. neue in der N. G. dei Nieder-Deutsch-
lands gewachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8.
tab. 1. Das hiesige academische Museum hat ver-
schiedne interessante Stücke vom Hrn. von Hüpsch
zum Geschenk erhalten.
Ebenfalls eine Entdeckung des Hrn. de Luc. s. Hrn.
Andreä a.a.O. tab. 14. fig. d. S. 265 u.f.
Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac
lithophytis prodromus. Hamb. 1719. 4.
Eberh. Fr. Hiemeri caput medusae vtpote nouum
diluuii vniuersalis monumentum. Stuttg. (1724) 4.
[Seite 711] Das in dieser seltnen Schrift beschriebne Stück
ist die größte von allen in der Welt bekannten
Medusenpalmen, und das Original ist jetzt in
der Naturaliensammlung des Hrn. Hofr. Ebell zu
Hannover. Ein kleineres in Mannheimer Cabinet
ist in den act. acad. Palatinae T. III. p. phys. in
natürlicher Größe abgebildet. – Die Platte voller
Medusenpalmen, die in dem Walchischen großen
Petrefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist,
befindet sich nun durch die Güte des Hrn. Hofr.
Gmelin in meiner Sammlung.
So besitze ich durch die Güte des Hrn. Geh. R. Fi-
scher unter mehrern andern ausnehmenden Glücken
Coburger dergleichen Holzes einen kleinen Stamm
au welchem die faselichte Textur des Holzes, die
mehr schwammichte der Rinde und kleine Aestchen
aufs deutlichste sich erhalten haben.
Ein äußerst merkwürdiges Stück der Art aus dem
Westerwalde im Nassauischen verdanke ich dem
Hrn. Cammerrath Habel; ei ist dasselbe an einem
Ende so unverändert, daß ei sich wie das weichste
Holz anfühlt und am Lichte brennt, im übrigen
aber so mit Quarz durchzogen, daß es mit dem
Stahl Funken sprüht. – Es ähnelt hierin dem
berühmten Stück im Cabinet der Hrn. Gebr.
de Luc zu Genf das ich selbst daselbst in Händen
gehabt, und das im XVIII. Brief der lettres phy-
sique et morales beschrieben ist.