Ungeachtet kaum zwey Jahre seit Er-
scheinung der fünften Ausgabe dieses
Handbuchs verflossen sind, so hat dasselbe
doch setzt in der wohl mehr an wich-
tigen Zuwachs von neuen Entdeckungen in
der Naturgeschichte, so wie an Berichtigun-
gen oder schärferer Bestimmung gewonnen,
als irgend eine der vorhergehenden.
Dagegen versteht es sich von selbst, daß,
um für diese Zusätze Raum zu erhalten,
ohne dadurch dem zweckmäßigen Zuschnitt
eines, besonders auch als Leitfaden bey Vor-
lesungen tauglichen Handbuchs zu schaden,
hin und wieder manches noch mehr als in den
vorigen Ausgaben, hat ins Kurze gefaßt wer-
den müssen.
Nur über zwey Gegenstände der allge-
meinen Naturgeschichte, die, wie ich gefun-
den, ohne nähere Auseinandersetzung von un-
kundigen Lesern leicht mißverstanden werden
könnten, habe ich mich deßhalb (so wie in
der vorigen Ausgabe) ausführlicher als es sonst
dieser Zuschnitt im übrigen erlaubt, auslassen
müssen. Nähmlich S. 8 u. f. über die ver-
meinte und so oft gepriesene Stufenfolge in
der Natur, und S. 13 u. f. über die Zeugung
der organisirten Körper, besonders über den
wahren Begriff vom Bildungstriebe, im Ge-
gensatz von der vis plastica der ehrlichen Alten.
Die ansehnlichsten Vermehrungen hat
aber der mineralogische Theil des Buchs er-
halten. Besonders habe ich die Uebersicht
der gemengten Gebirgsarten faßlicher, und den
Abschnitt von den Versteinerungen, interes-
santer und fruchtbarer darzustellen gesucht, als
es insgemein geschehen.
Auch ist nun bey Angabe des Gehalts der
Fossilien durchgehends der Gewährsmann da-
für genannt, was, bey den zum Theil auf-
fallenden Differenzen in den Resultaten der
von verschiedenen Chemikern neuerlich gelie-
ferten Analysen eines und eben desselben Fos-
sils, nothwendig wird.
Die mit der systematischen Anordnung der
Steine und erdartigen Fossilien verbundenen
Schwierigkeiten sind im Buche S. 523 be-
rührt und selbst durch manche der neuesten, an
sich äußerst lehrreichen Entdeckungen über die
Bestandtheile einiger Steingattungen nur
noch vergrößert: so, daß sich nun diese Classe
des Mineralreichs weder bloß nach dem quan-
titativen Verhältniß der Bestandtheile der
Fossilien, noch auch bloß nach dem äußern
Habitus ordnen läßt. – Nach erstern nicht;
denn da jenes Verhältniß vieler, einander übri-
gens oryctognostisch noch so ähnlichen und
geognostisch noch so nah verwandten Fossilien
(wie z.B. der mancherley Unterarten von As-
best) theils gar auffallend variirt, so leuchtet
von selbst ein, wie schlechterdings zweckwidrig
und unbrauchbar ein System der Lithologie
ausfallen müßte, das streng nach dem Gehalt
der vorwaltenden Bestandtheile geordnet wer-
den sollte: aber eben so wenig würde der bloße
äußere Habitus zur systematischen Anordnung
der Steine hinreichen; denn dem zufolge setzte
man noch vor Kurzem den Saphir ins Kiesel-
geschlecht, der doch fast aus nichts als ver-
dichteter Thon-Erde, wenigstens ohne ein
Atom von Kiesel-Erde, besteht.
Zwar glaubte man ehedem sich hierbey
noch mit der spitzfindigen Distinction zwischen
[Seite VI] vorwaltendem und characterisirendem Be-
standtheil der Fossilien durchhelfen zu können:
allein auch diese Ausflucht ist nun durch
solche Analysen, wie die eben gedachte,
versperrt.
Es scheint also der einzige passende Aus-
weg der zu seyn, daß man, ohne sich streng
und ausschließlich an eins von diesen beiden
Classifications-Principien zu binden, in so
fern ein gemischtes System für diese Classe
von Fossilien zum Grunde legt, daß 1) frey-
lich diejenigen, die entweder ganz oder doch bey
weiten größtentheils aus einerley Erdart be-
stehen, nothwendig unter das nach dieser Erd-
art benannte Geschlecht kommen. Folglich
der Saphir durchaus ins Thongeschlecht; hin-
gegen der Opal, Tripel und Bimsstein ins
Kieselgeschlecht etc. – Daß aber 2) manche
andere Gattungen von Steinen, worin nur
keine so auffallend vorschlagende Menge eines
Bestandtheils vorwaltet, ohne ängstliche Rück-
sicht auf die pro Cente derselben, da einge-
schaltet werden, wo sie nach ihrem äußern
Totalhabitus und nach der Analogie am
schicklichsten hinpassen. So z.B. der Schil-
lerspath, ungeachtet er mehr Kiesel-Erde als
Thon-Erde enthält, den noch ins Thonge-
schlecht in die Nachbarschaft des Glimmers:
[Seite VII] so Meerschaum, Speckstein, Serpentinstein,
Olivin etc. ins Talkgeschlecht.
Ich habe hier, so wie im ganzen Buche,
von Geschlechtern und den darunter begriffe-
nen Gattungen gesprochen. Denn daß man
in der Mineralogie die Fossilien in genera und
species eintheilt, und die genera auf deutsch
Geschlechter, so wie die species Gattungen
nennt, darüber ist meines Wissens unter den
gelehrten und philosophischen Mineralogen
Deutschlands nur eine Stimme. Und so
versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich
also in einem Theile des Buchs die Benen-
nungen von Geschlecht und Gattung in diesem
von je (– und bis vor Kurzen allgemein –)
angenommenen Sinne brauchen mußte, ich
nicht in einem andern Theile das Wort Gat-
tung im verkehreen Sinne für genus brauchen
durfte, wie doch in der That neuerlich von
einigen deutschen Schriftstellern in der Zoolo-
gie und Botanik versucht worden.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist,
der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer
bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben
mag: – aber wohl weiß ich, was er mit
[Seite VIII] einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch
‘„ quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi „’
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt
hätte: – daß es ihm hingegen in meinem
theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an
Nachahmern gefehlt hat ist nichts weniger als
unerwartet. – Genug indeß, daß so viele phi-
losophische Naturforscher und die größten un-
serer naturkundigen Philosophen das verba
valent sicut numi besser befolgt, und sich
also durch diese sonderbare Umstämpelung nicht
irre führen lassen. – Und warum auch ich
für meine Person es hierin lieber beym Alten
lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe,
dafür habe ich folgende Gründe:
1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner
Sprache kundige, deutsche Naturforscher
(– und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelungs Wörterbuche lernen –), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:
‘„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge.„’
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-
[Seite IX] beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst
kundigen Luthers Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zufolge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der
Systematiker bringt sie nach ihren ge-
meinschaftlichen Aehnlichkeiten unter Ge-
schlechter.
2) Eben so ausgemacht und bekannt ist
aber auch, daß hingegen das Wort Gattung
von dem Zeitworte sich gatten, abstammt;
und da nun im freyen Naturzustande nur die
Thiere von einer species sich mit einander
fruchtbar gatten so versteht sich also von selbst,
daß das Wort species, in dem Sinne wo-
von hier die Rede ist durch kein anderes deut-
sches Wort passender und bezeichnender und
bestimmter ausgedruckt werden konnte, als
durch Gattung.
3) Daß aber die Homonymie des deut-
schen Wortes Geschlecht, indem es sowohl
genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß
geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst
zu befürchten als bey dem lateinischen Worte
genus, das, wie wir in den Kinderjahren in
der Grammatik beym Unterschied der Worte
[Seite X] generis masculini oder foeminini lernen, auch
statt sexus gebraucht wird.
4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so was befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß
was für ein Wort von eigner Fabrik statt des
ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen;
aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landes-
sprache – d.h. den bestimmten einmahl fest-
gesetzten Sinn der deutschen Worte – zu ver-
kehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bey
einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:
‘„Hypothesen zu machen, und sie als seine
Stimme der Welt vorzulegen, darf nie-
mand gewehrt seyn, sie gehören dem Ver-
fasser. Aber die Sprache gehört der
Nation , und mit dieser darf man nicht
umspringen, wie man will.„’
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses
der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch
bey den deutschen Nahmen der Naturalien
beobachtet, und mich daher immer der allge-
mein angenommenen und allgemein verständ-
lichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer
einzelnen Provinz bedient. Darum brauche
ich z.B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche
Wort Molle, sondern das allgemein ange-
[Seite XI] nommene Molch: eben so nicht das im Erz-
gebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern
das längst allgemein adoptirte und selbst in
andere lebende und todte Sprachen aufgenom-
mene Kobalt u.s.w.
Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von unsern neuen Systematikern
zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer
Gattungen selbsterfundnen Kunst- und Tri-
vial-Nahmen. So billig und vernünftig es
freylich ist, auch hierin so viel als möglich die
einmahl ziemlich allgemein angenommenen
Benennungen beyzubehalten, so können doch
Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver-
nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah-
men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub-
ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten und dann das Studium der Na-
turgeschichte so äußerst erschwerenden Freyheit
nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un-
vermeidlich schien, bedient. So habe ich z.B.
den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein-
heimischen, allgemein bekannten und längst von
classischen Zoologen angenommenen Nahmen,
Tatu , restituirt; da hingegen Linné diesen fast
haarlosen Thieren durch einen seltsamen Miß-
griff den Nahmen, Rauchfuß, Dasypus, bey-
[Seite XII] gelegt hatte, womit die alten Griechen, ganz
passend und völlig nach der Natur, das rauch-
füßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. –
Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den
schönen neuseeländischen Nephrit lieber seinen
einheimischen Nahmen (Punammustein),
unter welchem er zuerst von unsern Antipoden
zu uns gebracht und bekannt worden, als die
ihm neuerlich beygelegte Benennung Beil-
stein, da ich im hiesigen academischen Mu-
seum, so wie in den in London befindlichen
großen Sammlungen von südländischen Merk-
würdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken
und andern Geräthen, so sich die Neuseeländer
aus diesem Steine bereiten, aber schlechter-
dings kein daraus verfertigtes Beil aufgefun-
den habe. – Eben so habe ich diejenige Gat-
tung des Fledermausgeschlechts, vampyrus
(den Blutsauger) genannt, die wirklich schla-
fenden Säugethieren das Blut aussaugt; da
hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegenden
Hund beygelegt hatte, der wohl seit die Welt
steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz
allem von Früchten nährt. – Aber viele an-
dere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnah-
men der Art habe ich dennoch beybehalten,
um so nicht die Nomenclatur und Synony-
mieen ohne dringende Noth, zur großen Last
der Lernenden, zu häufen.
Daß aber manche bekannte Nahmen von
Naturalien hier doch anders geschrieben wer-
den, als es insgemein geschieht, hat auch sei-
nen guten Grund. So schreibe ich z.B.
Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie-
chisches Wort ist; eben so Manacanit und
nicht Menacanit, weil der Fundort dieses Fos-
sils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut
wie Hamburg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den latei-
nischen Nahmen vorangesetzt, weil da hun-
dert exotische Geschöpfe vorkommen, die im
Deutschen keinen bekannten verständlichen
Nahmen haben. Im Mineralreiche hingegen
ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade sie
deutschen Benennungen die bekanntesten und
selbst großentheils in andere Sprachen auf-
genommen.
Beym Thierreich ist denjenigen Gattun-
gen, die sich in Deutschland finden, wieder so,
wie in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt.
Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben,
weil so ein Zeichen bey den allgemein verbrei-
teten Fossilien überflüßig, bey vielen von
denen aber, die in Deutschland selbst ein sehr
eingeschränktes Vaterland haben, wie der
Boracit etc. unzureichend gewesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Ge-
genstände , die ich in der Verlagshandlung
dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be-
ziehen sich auf die gegenwärtige sechste Aus-
gabe, und dienen also zu einer zweckmäßigen
Erläuterung derselben.
Göttingen,
den 20. März 1797.
und den 10. März 1799.
J. F. Blumenbach.
Fig. 1-6. die Intestinal-Würmer im mensch-
lichen Körper in natürlicher Größe. –
Alle Körper, die sich auf, und in unsrer
Erde finden, zeigen sich entweder in der-
selben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der
Hand des Schöpfers erhalten und durch die
Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte
angenommen haben; oder so, wie sie durch Men-
schen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder
auch durch bloßen Zufall verändert und gleich-
sam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben in natürliche
(naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar-
tefacta). Die erstern machen den Gegenstand
der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle
Körper zu den Naturalien zu rechnen, die
nur noch keine wesentliche Veränderung durch
[Seite 2] Menschen erlitten haben. Artefacten werden
sie dann genannt, wenn der Mensch*) ab-
sichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentlichen
und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle,
bey so verschiedentlicher Rücksicht und Modifica-
tion, nicht anders als relativ seyn können, be-
darf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt
nicht z.B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm-
lers an. So kann eine ägyptische Mumie so-
wohl in eine Naturaliensammlung zur anthropolo-
gischen Seite, als in eine Sammlung altägypti-
scher Kunstwerke gehören.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von
einander zu unterscheiden sind. Daher z.B. die
ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in
dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalksinter,
oder aber ein absichtlich aufgetragner künstlicher
Mörtel sey. (– s. Götting. gel. Anzeigen 1791.
188 St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte
Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von andern
natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art her-
[Seite 3] vor gebracht; so daß ihre Existenz in einer un-
unterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung*)
hinauf immer andere dergleichen Körper voraus-
setzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub-
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf,
assimiliren sie den Bestandtheilen desselben und
befördern dadurch ihr Wachsthum von innen
(mittelst inniger Aneignung, intus susceptio,
expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von
natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähm-
lich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel
zu sich nehmen und mit der Zeit andere Geschöpfe
ihrer Art wieder hervor bringen sollen mancher-
ley diesen Zwecken entsprechende und deßhalb
mit den sogenannten Lebenskräften versehene und
dadurch belebte, Gefäße, Adern und andere
Organe in ihrem Körper haben, die zur Auf-
nahme bestimmter Säfte zur Assimilation je-
ner Alimente, zur Erzeugung der Nachkom-
menschaft u.s.w. nothwendig sind.
Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern Art, nähmlich den Mineralien.
Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachs-
thum (wenn man es gar nur Wachsthum nen-
nen darf), wird keineswegs durch Ernährung,
sondern lediglich nach eigentlich sogenannten bloß
physischen (mechanischen und chemischen), Ge-
setzen, durch Anhäufung oder Ansatz homogener
Theile von außen (aggregatio, iuxta positio)
bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüng-
liche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte,
und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organisirten
Körper selbst, besonders in der Art wie sie ihre
Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer
doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein-
fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl-
reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres
Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche
Bewegung in sich.
Da hingegen die Andern eine meist einfache
Oeffnung am obern oder vordern Ende ihres
Körpers haben, die zu einem geräumigen
Schlauche führt, wohin sie vom innern Gefühle
des Hungers getrieben ihre Alimente, die von
[Seite 5] sehr verschiedener Art sind, mittelst willkür-
licher Bewegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort
zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes
Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflan-
zen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die ge-
meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt
sondern können zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren
Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken,
bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei-
gen u.s.w. Und andererseits gibt es ganze Geschlech-
ter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchy-
lien, Corallen etc. die ihren einmahl eingenomme-
nen Platz nie von selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter ein-
ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr
schicklich gebracht hat, und wovon das erste die
Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die
Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und beseelte
organisirte Körper, die sich ihre sehr vielartige
Nahrung mittelst willkürlicher Bewegung suchen,
und selbige durch den Mund in den Magen
bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte
organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie
[Seite 6] ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will-
kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein-
saugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens-
kraft nach den bloß physischen (mechanischen und
chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäufung,
Bildungskraft etc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist,
zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge-
macht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern aner-
kannt, aber nur keine bestimmten Grenzen zwischen
Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
Andre hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu
dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmba-
ren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u.s.w.
Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
kennen und von andern unterscheiden, als ihre
einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden
und angeben kann**). – So sagte z.B. Linné:
[Seite 7] ‘„nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur.”’ Nun glaube ich
zwar in diesem Buche solche äußere Charactere
der Humanität angegeben zu haben, wodurch
sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen
Affen (wie man sie nennt); so wie überhaupt von
allen andern Säugethieren unverkennbar aus-
zeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch
hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Ver-
legenheit gekommen seyn, Menschen und Affen
etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können
ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen
manche theils auffallende und unerwartete Aehn-
lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch
die deßen ohngeachtet unverkennbare Verschieden-
heit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürste.
Man theilt z.B. die Thiere sehr natürlich in
warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben
so natürlicher Weise die Säugthiere zu jenen
und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je
deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ih-
rem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind,
als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. –
So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlech-
ter, wie z.B. die Sepien, die sich von den
übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen,
und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit
den Fischen haben. Aber niemand wird meinen,
deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der
Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf-
gehoben werden. – Und eben so wenig wird
jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das
Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu
verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse
Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat.
Von der Art sind z.B. die sonderbaren Bewe-
gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa-
rum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an
sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben
angegebnen Character der Animalität eingreifen.
So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei-
ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,
den oben bestimmten Character der Vegetabilität
[Seite 8] betreffen. Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere,
die, so wie der Mensch und die Auster, vom
Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkür-
liche Bewegung in den Mund bringen, was hin-
gegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten
Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andre Ein-
wendung gegen die Naturreiche etc. die sich auf die
so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge-
schöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter,
von Netz etc. in der Natur, haben zwar für die
Methodologie im Studium der Naturgeschichte
in so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie
den Grund eines so genannten natürlichen Sy-
stems abgeben, worin man die Geschöpfe nach
ihren mehresten und auffallendsten Aehnlichkeiten,
nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegrün-
deten so genannten Verwandtschaft untereinander,
zusammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmei-
nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer
in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und
die Vollkommenheit und den Zusammenbang der-
selben darin suchen zu wollen, daß die Natur
(wie man sich ausdruckt) keinen Sprung thue,
weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer form so
sein stufenweise auf einander folgten, das wäre
doch schon an sich eine vermeßne Schwachheit,
wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey
ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte.
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich
und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen
Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher
zu beleuchten, um einzusehn, wie sehr darin einer-
seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher
Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich
zahlreichen Gattungen (zumahl unter den In-
secten und Gewürmen, aber auch im Pflanzen-
reiche) zusammen drängen, und andre dagegen
gleichsam isolirt sehn, weil sie wegen ihrer aus-
[Seite 9] gezeichneten ganz eignen Bildung nicht ohne sicht-
lichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur
irgendwo eingeschoben und untergebracht werden
können (wie z.B. die ganze Classe der Vögel;
unter den Gewürmen das schon gedachte Geschlecht
der Sepien; unter den Säugthieren das Men-
schengeschlecht selbst! etc.) – Ferner aber finden
sich Thiere, bey welchen, wie z.B. bey den Schild-
läusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus
ganz verschieden Gestaltung haben, daß man folg-
lich in der gedachten Leiter die einen von den an-
dern trennen und nach dieser so sehr verschiednen
Sexualform beiden auf weit von einander entfern-
ten Sprossen ihre verschiednen Stellen anweisen
müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken in der
Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten
Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu
Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga-
nisirten Körpern und den Mineralien u.s.w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen
Vorstellungen von Kette der Natur u.s.w. gera-
then müssen, so ganz grundlos ist nun vollends
gar die vermeßne Behauptung mancher Physico-
theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu
Papier gebrachten Kette ausfallen dürste, wenn
nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. dergl. m.
– So gut einzelne Gattungen von Thieren aus
ganzen großen Inseln, wie z.B. die Wölfe aus
Großbritannien vertilgt sind, ohne daß die dasige
Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke
ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte,
so können andre Geschöpfe aus ganzen Welttheilen
und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden
(wie dieß allen Anschein nach mit manchen, z.B.
mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch
diesen merklichen hiatus, der dadurch in der Kette
der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang
der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet wer-
den dürfte.
Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache:
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von sei-
nes Gleichen erzeugt, dann durch eigne Kraft
lebenslang ernährt, und dadurch seine Selbsterhal-
tung und Wachsthum, und wenn er zu seiner
Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungsfähig-
keit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden die
organisirten Körper durch die Organisation
ihres Baues, und durch die mit derselben ver-
bundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn
durch diese letztern erhalten die Organe ihre
Empfänglichkeit für reißende Eindrücke (sti-
muli) und ihr Bewegungsvermögen, ohne wel-
ches weder Ernährung noch Wachsthum, noch
wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweck-
mäßigen Erhaltung des Ganzen, und umge-
kehrt*), denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Körper
zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so
genannte Evolutions Hypothese bequem gefun-
den, und gemeint, es werde gar kein Mensch,
und kein andres Thier, und keine Pflanze er-
zeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der ersten
Schöpfung als völlig präformirte Keime*)
bey ihren Eltern und Vorfahren längstens vor-
räthig: die verschiednen Generationen steckten,
gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einan-
der; und würden nur nach und nach, so wie
die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung
entwickelt und aus licht gebracht. – Eine Mei-
nung, die doch schon sowohl durch den dabey
erforderlichen Aufwand von übernatürlichen (hy-
perphysischen) Anstalten**), als durch die,
[Seite 14] allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor-
schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung
der natürlichen [physischen]*) Kräfte, und
durch die unübersehliche Menge von zwecklosen
Schöpfungen aller der zahllosen präformirten
Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung ge-
langen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft
widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch
die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungs-
gründe widerlegt wird.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Versechter der
Evolutionshypothese, sollen die präformirten
Keime den der Mutter vorräthig liegen, und wäh-
rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzer-
kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt
und zur Entwickelung angetrieben werdet. Was
man Empfängniß nennt; sey folglich nichts als das
Erwachen des schlaftrunkenen Keims durch den
Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Batzen, die sich kurz hin-
tereinander mit mehreren männlichen Hunden belau-
fen haben, werfen oft Junge, die diesen verschie-
denen Vätern ähneln; – zweyerley Menschen-
rassen, z.B. Negern und Weiße, zeugen mit ein-
ander nothwendigen Mittelschlug, nähmlich Mu-
latten; – und wenn nun vollends ungleiche Gat-
tungen (verschiedene Species) von Thieren oder
Gewächsen einander befruchten, so entstehen Ba-
starde, die eben so viel von der väterlichen als von
der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen:
und dem zufolge gestehen dann die Evolutionisten
[Seite 15] dem männlichen Samen, auf er seiner erweckenden,
nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu,
daß er den bey der Matter präformirt gelegenen
Keim, wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung
umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen; 1) die erweckende und
2) doch auch eine bildende –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Gene-
rationen hindurch immer wiederholten, künstlichen
Bastardzeugung endlich die eine Gattung von orga-
nisirten Körnern gänzlich in die andre umwan-
deln. – So hat man z.B. aus der künstlichen
Befruchtung der einen Pflanzengattung mittelst
des männlichen Standes von eine andern, Sa-
men gezogen, welcher fecundable Bastardpflan-
zen gegeben; d.h. die sich zur Blühtest aber-
mals mit männlichem Stand von jener andern Gat-
tung befruchten lassen, und wiederum fecundable
Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht.
Jene Bastarde von der ersten Generation dielten
gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen
Stamm-Eitern von väterlicher und mütterlicher
Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten
schar weit mehr der väterlichen, als der mütterli-
chen und nachdem die gleiche künstliche Befruch-
tung noch fernerweit durch zwey folgende Genera-
tionen eben so wiederholt worden, so entstanden
endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche
mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt,
und in die väterliche umgewandelt worden. (–
s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht
vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffen-
der Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:
‘„Gänzlich vollbrachte Verwandlung einer natür-
lichen Pflanzengattung in die andre.”’ –)
Da hat den folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli-
chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern
hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes
(der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß
durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte
wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem
Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller
philosophischen Nachforschung*) weit angemeß-
ner, wenn man die Entstehung der neuerzeug-
ten organisirten Körper bloß durch allmähliche
Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar un-
geformten, aber unter den dazu erforderlichen Um-
ständen organisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel-
lungsart, die man sich von einer solchen allmäh-
lichen Bildung machen kann und gemacht hat**),
darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem
Begriff von organisirten Körpern, und dann
den Phänomenen, die uns die Beobachtung bey
[Seite 17] Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten
entspricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber
organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn
er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen
Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge-
langt, dann für eine in denselben nun zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil-
dungstrieb (nisus formativus) zuerst empfäng-
lich wird; – für einen Trieb, der sich von aller
bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche
auch im unorganischen Reiche Crystallisationen
u. dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß er
nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be-
stimmung der organisirten Körper und ihrer
Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungs-
stoffe auf eben so mannichfaltig aber durchge-
hends zweckmäßig modificirte Weise in be-
stimmte Gestalten zu formen vermag – und
so (– durch die Verbindung des bloß Mecha-
nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
diesem Triebe –) zuerst bey der Empfängniß
die allmählige Ausbildung; dann aber auch die
lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bil-
dung durch die Ernährung; und selbst wenn die-
selbe durch Zufall gelitten haben sollte, so wie
[Seite 18] möglich die Wiederersetzung derselben durch die
Reproduction, bewirkt wird*).
Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen orga-
sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu
betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe
ein schnelles (so in sagen zusehends merkliches)
Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige
Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen
Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut-
lichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfaches
Wassermoosen, wie z.B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis ) die sich in den ersten
Frühlingstagen fortpflanzt.
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Erschei-
nung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner
dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die
Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller
andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das
Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen
soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung
anerkannt worden, deren Ursache aber so gut
wie die Ursache aller andern noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent-
lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt†). –
Das hindert aber nickt, daß man nicht mehr
suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung
weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so
auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk-
samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird
nun die eben so bestimmte Form und der Habitus
aller einzelnen Gattungen (Species) von orga-
nisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es
Statt findet auch ihre Sexual-Verschiedenheit,
durch welche sich nähmlich die männlichen Ge-
schöpfe von den weiblichen in derselben Gattung
auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andre in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen be-
stimmten Richtung abweichen.
So entstehen dann (– der bloß krankhaf-
ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte ge-
hörigen Abweichungen, zu geschweigen –)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz widernatürliche Formen der organisirten
Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-
Character, der sonst in den beiden Geschlechtern
getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem
[Seite 20] und eben demselben Individuum verbunden ist,
die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz ver-
schiedner Gattung (zweyerley Species) einander
befruchten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancher-
ley Ursachen der allmähligen, Ausartung, die
Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versieht man, nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche,
angeborne, leicht in die Augen fallende Ver-
unstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile.
So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn
können, so lassen sie sich doch alle auf folgende
vier Hauptclassen zurück bringen:
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus.
Die seltensten von allen (– nähmlich unter
Mißgeburten in dem angegebnen Sinne. Oft
hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl-
gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide
in ganz verkehrter Lage gefunden –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon-
stra per defectum. Unter diesen die lehr-
reichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum. Die gemeinsten (–
selbst nicht selten unter wilden Thieren z.B.
Hasen –) Theils gar erblich, wie z.B. in
den sechsfingrigen Familien.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon-
strositäten beweiset, daß auch selbst diese Abwei-
chungen des Bildungstriebes dennoch bestimmten
Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die be-
kannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer
Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen
denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustand
unterworfen sind (daß z.B. Mißgeburten unter
den Hausschweinen so häufig, unter den wilden
Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit
der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime die-
ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung
schon monströs präformirt eingeschachtelt gele-
gen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinn
bloß solche einzelne Individua von organisirten
Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise
die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-
organe mehr oder weniger verbunden sind, die
sonst, in den männlichen und weiblichen Ge-
schöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten.
Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den
warmblütigen Thieren; zumahl unter den Rind-
vieh, Schafen und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab-
weichung des Bildungstriebes hier einer Erwäh-
nung, wenn andre körperliche Functionen oder
[Seite 22] Charactere, die dem einen Geschlechte eigen seyn
sollten, sich bey Individuis des andern äußern.
Wenn z.B. Hirschkühe und Rehe Geweihe auf-
setzen; oder Fasan- und Pfau-Hennen mit zu-
nehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen;
oder Mannspersonen oder andre männliche Säu-
gethiere Milch geben u.s.w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im
ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner,
übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde-
ter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr
oder weniger vom Totalhabitus des andern;
z.B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform
des männlichen.
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen
Gattung von einem männlichen einer andern Gat-
tung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde, deren Bildung aus der beiderley
Eltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist,
Da aber von der bestimmten Bildung der orga-
nisirten Körper, besonders der Thiere, die be-
hörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst
wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt,
so ist es eine weise Einrichtung in der Natur,
daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen
Thieren, in ihrem freyen Natur-Zustande mei-
nes Wissens niemahls eine Paarung und Ver-
mischung unter zweyerley Gattungen bemerkt
[Seite 23] worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt
mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im
Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.
Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen,
wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf-
lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar
sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß
durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat-
tungen Bastarde hervor gebracht werden können,
die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben
S. 15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften
Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver-
mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln,
und von Caninchen und Hühnern, oder vollends
gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich
keiner weitern Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species
sich mit einander gatten, liegt der natürliche
Grund, warnen das Wort Species im Deutschen
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt
wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –)
Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die allmählige
Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauem Sinn ein
solcher durch Degeneration entstandener Character,
[Seite 24] der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und
nothwendig forterbt, wie z.B. wenn Weiße
mir den Negern Mulatten, oder mit ameri-
canischen Indianern Mestißen zeugen: welches
hingegen bey den Spielarten keine nothwendige
Folge ist; wie z B. wenn blauäugige Blonde
mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*).
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli-
chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben,
so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße
Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen
(Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur
Entscheidung in dergleichen Fällen keine andern in
praxi anwendbare Regeln, als die, so aus des
Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so
Ray, Büffon und andre angenommen haben, den
Character von Species darnach zu bestimmen, wenn
die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommen-
schaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich
und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser
Regel ohnehin bey den unzähligen Thieren und
Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflan-
zen. (– s. unten §. 30. –), so findet sie auch in
unzähligen andern Fällen wegen unüberwindlicher
Schwierigkeiten nicht Statt, wie z.B. bey Ent-
scheidung der Frage, ob der asiatische und der
africanische Elephant zu einerley Species gehören
oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung
Statt hat, wie z.B. bey der Vermischung von
Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der
gewöhnliche oder aber der äußerst seltne Erfolg als
Regel angesehn werden. Denn gewöhnlich sind die
[Seite 25] Maulthiere steril, und nur in äußerst seltnen
Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig be-
funden. Wollte man also diesen wunderseltnen
Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd
und Esel für Thiere derselben Species halten, un-
geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumal
im Innern (und namentlich in der ganz auffallend
verschiednen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge!),
wenigstens eben so specifisch von einander differiren
als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle
Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedne Gat-
tungen anzuerkennen. Und eben diesem Grundsatz
der Analogie gemäß halte ich auch die gedachten
beiderley Elephanten für ganz verschiedne Gattun-
gen, weil ihr Gebiß eine so constante auffallende
Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße
Folge der Degeneration gedenken läßt.
Zu den mancherley Ursachen der Ausartung
gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels-
strichs, der Nahrung, und bey Menschen und
Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachs-
thum der organisirten Körper, und darum sind
die Grönländer, Lappländer etc. so wie die Thiere
und Gewächse kalter Erdstriche, klein, unter-
setzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe
an Thieren und Gewächsen hervor, und darum
sind die Nordländer von Natur von weißer
Haut etc. so wie viele warmblütige Thiere der
kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und
Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße
Blüthen haben u.s.w. – Dagegen tragen
die Creolen (d.h. die in Ost. und West-Indien
von europäischen Eltern gebornen Weißen) das
[Seite 26] unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer
südlichen Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,
Farbe und ganze Constitution der organisirten
Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir
an unsern Hausthieren*), an unserem Getreide,
Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren etc. –
am allerauffallendsten aber bey den Verschieden-
heiten im Menschen Geschlechte selbst, die augen-
scheinlichsten Beyspiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände einander entweder unterstützen, und die
Ausartung um so schneller und ausfallender,
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u.s.w.; daher man in dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern
Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl
der Thierreichs, äußern. So, daß z.B. in Syrien
die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffallend
langes und weißes Haar haben; auf Corsica die
Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt sind;
auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu
Negern in ihrer Art werden u.s.w.
Die Ernährung der organisirten Körper gehe
auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen
wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die
sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende
desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hin-
gegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte,
gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers,
nähmlich im Magen und Darmcanal, wo der
nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige
Gefäschen, fast wie bey den Pflanzen durch
Wurzeln, eingesogen und den Theilen des Kör-
pers zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß
dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der
überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den
Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft
wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch
andre Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers. Von manchen Bäumen aber, wie z.B.
von der Arekpalme (Areca oleracea ), dem
Baobab (Adansonia digitata ) etc. auch von
einigen andern Gewächsen, z.B. vom Rotang
(Calamus rotang ) und so auch von manchen
[Seite 28] Thieren, wie z.B. von vielen Gattungen der
Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und
großen Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen,
ob und wann in ihrem leben sie aufhören an
Länge oder Dicke zuzunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper
gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder
die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm-
melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers
von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den
weisesten Einrichtungen in der Natur, und sichert
die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefah-
ren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich
auch, nebst der Ernährung überhaupt, einer der
größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus
der Hand des Schöpfers bey weitem über die
größten Kunstwerke der Menschen erhoben wer-
den, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft
mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder,
wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt
würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft,
die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder
Pflanze – nur in verschiedenem Maße –
beygelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren, zu be-
stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
[Seite 29] Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu-
tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen
der Krebse, das Entblättern der Gewächse u.s.w.
gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Re-
production nennen.
Die andre hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den
Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder
gar durch Unfall verstümmelte und verlorne
Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und
die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine
freylich. sehr eingeschränkte Reproductionskraft:
die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, be-
sonders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-
Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen,
See-Sternen, Arm. Polypen etc. von einer aus-
nehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon
in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele
voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich
hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen
Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln zu
wollen. So ist es mir nach mehreren fruchtlosen
Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze
Kopf der gemeinen Waldschnecke (helix pomatia )
mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo-
nathen wieder reproducirt ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern art (lacerta lacustris ), den ich
nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge
exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen
und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge-
schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mona-
[Seite 30] ten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer
Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc. repro-
ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun-
den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr
bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785
47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernäh-
rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge-
langen, so erhalten sie dann auch das Fortpflan-
zungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr
verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt
nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für
sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen;
oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einan-
der paaren oder begatten, wenn sie neue orga-
nisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschieden-
heiten in diesen beiderley Hauptweisen der Fort-
pflanzung lassen sich doch füglich unter folgende
vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein-
fachste Weise, ohne vorher gegangene Befruch-
tung: entweder durch Theilung, wie manche
Infusions-Thierchen*) und Blumen-Po-
lypen**); oder wie bey der Brunnen-Con-
ferve so, daß das alte fadenartige Gewächs
am einen Ende zu einem dicken Knöpfchen
[Seite 31] anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu
einem solchen Faden ausgetrieben und umge-
bildet wird*); oder durch Sprossen wie die
Arm Polypen und viele Gewächse u.s.w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer
Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem
Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist,
die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit
männlichem Samen – und wenn es Pflanze
ist, seine weiblichen Samenkörner mit männ-
lichem Blumenstaub – begießen und dadurch
befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden
kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten
Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint,
bey manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem
Individuo verknüpft; doch daß keines sich
selbst zu befruchten im Stande ist, sondern
immer ihrer zwey sich zusammen paaren und
wechselseitig einander besuchten und befruch-
tet werden müssen. Diese sonderbare Ein-
richtung findet sich nur bey wenigen Thie-
ren; beym Regenwurm, bey manchen Land-
Schnecken**) etc.
4) Die beiden Geschlechter in separaten Indi-
viduis, von denen das eine die weiblichen
[Seite 32] Theile aber Eyer, das andre den männlichen
befruchtenden Saft enthält. So alle roth-
blütige und viele andere Thiere, und so auch
manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen,
die mehresten Moose etc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer
selbst von sich, in welchen sich erst nachher das
Junge vollends ausbildet. Dieß sind die eyer-
legenden Thiere (ouipara). Bey andern
aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter
zurück behalten, bis das Junge vollkommen
ausgebildet worden, und nun von seinen Hül-
sen befreyt zur Welt kommen kann: leben-
dig gebärende Thiere (viuipara).
Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen
die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po-
lypen, die sich bald auf die eine, bald auf die an-
dre Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen,
die zwar Eyer legen, in welchen aber das ganz
ausgebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen
könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflan-
zen vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein
grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z.B.
bey den sogenannten ägyptischen Bohnen von der
Nymphaea nelumba .
Nachdem die organisirten Körper die Bestim-
mungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster-
ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel,
[Seite 33] das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vor-
gesteckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen
ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm-
ten Zeit. So rechnet man z.B., daß von 1000
gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter
sterben; und von den großen furchtbaren Wasser-
thieren, Crocodilen, Wasserschlangen etc. erreicht
vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter
und Größe. Nach dem Tode der Thiere und
Wanzen wird ihr Körper durch die chemische
Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset,
mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche
endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen
vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos mannigfaltig die Bildung und der
Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt-
lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen
mancher so genannten Infusionstierchen etc.) den
Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben,
durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zu-
führen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr
einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und
Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr
Futter äußerst mannigfaltig, und wird beynahe
ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen
selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die pein-
lichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst
willkürlicher Bewegung zu sich nehmen, um
dadurch ihre Selbsterhallung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten vollkomm-
neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs-
saft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern
circulirt, vermischt, und von da erst in die übri-
gen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Die-
ses eigentlich so genannte Blut ist von rother
[Seite 35] Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den
verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere
von doppelter Verschiedenheit. Bey den einen
(nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält
es meist ungefähr die Temperatur des Mediums,
in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den andern aber, die deß-
halb warmblütig heissen (den Säugethieren und
Vögeln), zeigt es in ihrem vollkommen belebten
Zustande immer eine Wärme von unges. 100 Gr.
Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hin-
gegen, welcher bey den so genannten weißblüti-
gen Thielen (nähmlich bey den Insecten und
Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, un-
terscheidet sich besonders durch den Mangel der
rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genann-
ten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß
oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im
gesunden Zustande immer mit frischen Portionen
eines zum leben nothwendigen Stoffes (– des
so genannten Sauerstoffs oder Oxygens –) aus
der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser
geschwängert werden, wogegen es gleiche Por-
tionen eines andern Stoffes (– des Kohlenstoffes
oder Carbones –) aus dem Körper wiederum
fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebens-
wierigen Proceß in dem belebten thierischen Labo-
ratorium dient vorzüglichst das Athemholen;
[Seite 36] welches die rothblütigen Thiere entweder durch
Lungen, oder wie die Fische durch Kiefern; die
weißblütigen aber mittelst mancherley anderer
analogen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere die mit jungen ver-
sehen sind können auch Stimme (vox) von sich
geben. Der Mensch hat sich außer der ihm an-
gebornen Stimme auch noch die Rede (loquela),
erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Be-
wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind
die Muskeln, die bey den rothblütigen Thieren
das eigentlich so genannte Fleisch ausmachen.
Nur bey einigen ganz einfach gebauten Thieren,
wie die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe
von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu un-
terscheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige wenige
Muskeln, über welche der Wille nichts vermag.
So z B. das Herz, als welches lebenslang un-
aufhörlich (– beym Menschen ungefähe 4500
Mahl in jeder Stunde –) und zwar ohne wie
andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu
schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs,
in seiner schlagenden Bewegung ist.
Beide Arten von Muskeln aber, bis un-
willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem
Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu
diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses
der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß
die Größe der beiden letztern in Vergleichung
zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit
den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten
Verhältniß siehe*), so daß der Mensch von allen
das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr
dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige
Thiere, wie z.B. die hieländischen Amphibien,
dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf
die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge-
schäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf
den thierischen Körper, durch die Sinne mit-
zutheilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerk-
zeuge ist aber in den verschiednen Thier-Classen
selbst sehr verschieden. So erhalten z.B. viele
Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke,
ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen
[Seite 38] entdecken können, die bey andern zu solchen Ein-
drücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege
z.B. und viele andere Insecten haben Geruch,
ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen
u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen
dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z.B.
und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Be-
friedigung des Sexual Triebes für einen sechsten
Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym
Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So hält
8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wodurch sich
die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für
den Anstoß sichern; so wie 9tens Hr. Darwin das
Gefühl für Wärme und Kälte für besondre Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer
Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem
Menschen und den mehresten von Gewächsen le-
benden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung
angewiesen; viele Raubthiere aber, wohin zumal
die mehresten Fische gehören, auch manche In-
secten und Gewürme, halten sich am Tage ver-
borgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach,
weshalb sie animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr be-
queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen
[Seite 39] Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten
Monate, da es ihnen schwer werden würde, für
ihre Erhaltung zu sorgen*), in einem tiefen
Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich,
wenn diese Zeit kommt an sichere, schaurige Orte;
und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art
von Erstarrung, aus der sie erst durch die er-
wärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden.
Diese Erstarrung ist so stark, daß die warm-
blütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur
unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-
secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß
sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres
unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen,
wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win-
terschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie-
ren gemein, wie z.B. die Vorstellungskraft,
die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so-
genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm-
lich und Einbildungskraft.
Andre sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige
Spuren davon finden, nähmlich die so genannten
Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hin-
wiederum im ausschließlichen Besitz der Ver-
nunft ist.
Der Instinct*) ist das Vermögen der Thiere,
aus einem angebornen, unwillkürlichen, inne-
ren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen
Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und
ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand-
lungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen
werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen er-
weislich, wie z.B., daß die Hamster auch todten
Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe
sie weiter anbeissen; daß junge Zugvögel, die
man ganz einsam im Zimmer erzogen hat,
doch im Herbst den innern Ruf zum Fortzie-
hen fühlen, und im Käfich bey allem guten
Futter und Pflege unruhig werden.
Unter den mancherley Arten dieser thierischen
Triebe sind besonders die so genannten Kunst-
[Seite 41] triebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele
warmblütige Thiere und Insecten ohne alle An-
weisung und ohne alle vorgängige Uebung*),
(als welche bey so vielen gar nicht Statt finden kann;
wie z.B. bey den Raupen, die nur Ein für alle
Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen
können, und wo folglich schlechterdings erster
Versuch und Meisterstück eins seyn muß), so un-
gemein künstliche Wohnungen, Nester, Ge-
webe etc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit
für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und
zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar
nicht. Was ihn hingegen für diesen schein-
baren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich
eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele,
oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fä-
higkeit seyn, wovon manche Thiere auch einige
schwache Spur hätten; oder eine eigne Richtung
der gesammten menschlichen Seelenkräfte u.s.w.
so liegt wenigstens der gedachte auszeichnende
Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der-
selben erhält, unwiderredlich am Tage.
Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde
zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze
organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist,
so erzeugt freylich eben die große Verschieden-
heit der Climate, die er bewohnen soll, und der
Nahrung, die ihm der Ort seines Aufenthalts
gestattet, eben so verschiedene Bedürfnisse, die er
durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl
durch den Gebrauch seiner sich nach den Um-
ständen gleichsam accommodirenden Vernunft auf
eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die
unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe
und über die Lebensart, Haushaltung etc. mit
einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner
Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die
furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten
Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Hand-
lungen abrichten kann u.s.w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf
dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Um-
schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der
neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vor-
genommen hat! Was für Gewächse und Thiere er
aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z.B. Reis,
Caffee etc., Pferde, Rindvieh etc. und was er v. v.
von dorther nun wieder in seinem Welttheil ein-
heimisch gemacht, wie z.B. Cartoffeln, Tabak,
wälsche Hüner u.s.w.
Am auffallendsten erweist sich die allein auf
den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft
des Menschen über die übrige thierische Schöpfung
durch die so genannten Hausthiere; worunter
man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü-
tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie-
digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu
beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit
entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern
Sinne kann man aber auch die Bienen und
Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten
dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist
eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von
manchen nämlich bat der Mensch die ganze Gattung
ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un-
terwürfig gemacht, wie z.B. das Pferd. Von
andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi-
stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm-
rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren-
thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und
dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant
endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft
fort, sondern jeder, der zum Dienst des Men-
schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild-
heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii-
ren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi-
ges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die
Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen Hof-
Kalender vom Jahre 1796. –)
Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach
dem Linnéischen System unter folgende sechs
Classen bringen:
I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge le-
bendig zur Welt bringen, und sie dann einige
Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen
Blut, die aber Eyer legen, und Federn
haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem
rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die durch Kiefern, und nicht durch
Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am
Kopf, und eingelenkte (hornartige) Be-
wegungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit
kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula)
und meines Wissens nie eingelenkte Be-
wegungswerkzeuge haben*).
auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil.) theatrum
universal. omnium animalium. Amst. 1718. II. vol. fol.
und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib.
seit 1763. gr. Fol.
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut
mit den Vögeln gemein; aber sie gebären leben-
dige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von
allen übrigen Thieren unterscheidet, und von
dem auch die Benennung der ganzen Classe ent-
lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen
ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl
und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind
ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter
gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und
sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche,
oder zwischen den Hinterbeinen.
Der Körper der allermehresten [wo nicht
aller*)] Säugethiere ist mit Haaren von sehr
verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt;
die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder
als Borsten straff und struppig sind, oder gar
wie beym Igel etc. steife Stacheln bilden. Bey
[Seite 47] manchen sind die Haare an besondern Stel-
len als Mähne oder Bart verlängert; und
bey einigen, wie bey den Pferden, Hunden etc.
stehen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetz-
ter Richtung an einander und machen so genannte
Näthe (suturas). Bey manchen, wie z.B. bey
den Seehunden etc. ändert sich die Farbe mit dem
Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.)
bey uns im strengen Winter, im Norden aber
Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das
Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie
das große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn hinge-
gen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen
Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie
bey den so genannten Kackerlacken im Menschen-
geschlecht und unter manchen anderen Gattungen
von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge
einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr ver-
schieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche wie die Affen, Eichhörnchen etc., fast bloß
auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als ei-
gentliche animalia subterranea unter der Erde;
andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie
die Bieber, Seebären; und noch andere endlich
bloß im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach
sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewe-
gungswerkzeuge verschieden. Die mehresten
[Seite 48] haben vier Füße; der Mensch nur zweye, aber
auch zwey Hände; die Affen hingegen haben
vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen
Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande
zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut
verbunden. Bey den Fledermäusen sind die an
den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und
zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt,
die zum Flattern dient. Die Füße mancher
Seethiere aus dieser Classe sind zum Rudern
eingerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie
gar einigermaßen den Flossen der Fische; doch
daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und
horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical,
liegen. Einige wenige Säugethiere (solidun-
gula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespal-
tene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl
mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige
aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen
auch die Affen, Bären, Elephanten u.a.m.
auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.
Die mehresten Ameisenbären, die Schup-
penthiere und einige Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen,
die man in Schneidezähne*) (incisores s.
[Seite 49] primores), Spitzzähne oder Eckzähne (caninos
s. laniaros), und Backenzähne (molares), ab-
theilt. Die letztern zumahl sind nach der ver-
schiednen Nahrung dieser Thiere auch verschie-
dentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähm-
lich ist die Krone zackig und scharf; bey den
grasfressenden oben breit und eingefurcht; und
bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus
beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte
eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z.B. der Ele-
phant und der Narwhal haben große promini-
rende Stoßzähne (dentes exserti); andre, wie
z.B. das Wallroß, Hauzähne etc.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm-
lich das zuerst bloß flüchtig zerbissene und ge-
schluckte Futter bissenweise wieder durch den
Schlund zurück getrieben, und nun erst recht
durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge-
schluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden
Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses; indem
[Seite 50] ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queer-
furchen ausgeschnitten sind, und die Kronen der-
selben nicht horizontal liegen, sondern schräg-
ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Ober-
kiefer die Außenseite, an denen im untern aber die
nach der Zunge hingerichtete innere Seite die
höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen
Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung
hat, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt,
der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung
von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich
gespaltene Klauen haben (pecora), kommt nun
außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen
innerer Bau und Mechanismus überaus merkwür-
dig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch bald
rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern
ersten Magen (rumen, magnus venter, franz.
le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst),
als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durch-
weicht wird. Von da wird eine kleine Portion
dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten
Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau,
die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur
ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder
durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird
der wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte
Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder
durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen-
tipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier,
das Buch, der Psalter, der Blättermagen) gelei-
tet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in
den vierten (abomasus, franz. la eaillette der
Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem
Magen andrer Säugethiere am nächsten kommt.
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende
Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der
Rumination scheint mir noch gänzlich unbekannt. –
Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen ver-
sehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch,
Reh etc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern,
wie beym Renthier und im Ziegengeschlecht, sind
ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre.
Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Tex-
tur der Hörner, ist sehr verschieden. Beym Ochsen-
Ziegen- und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und
sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen
Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hör-
ner der beiderley Rhinocer sind dicht, und bloß
mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls
solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und
ästig. Sie heissen dann Geweihe, und werden
gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an
ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt,
der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx),
und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch
ist. Er dient z.B. manchen Thieren sich der
stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meer-
katzen und einigen andern americanischen und
neu holländischen Thieren statt einer Hand,
um sich daran halten, oder damit fassen zu können
[Seite 52] (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Jaculis
zum Springen (cauda saltatoria), dem Kän-
guruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten
Stellung und zur Verteidigung etc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondre Beutel von verschiedner Bestim-
mung zu merken. So haben viele Affen, Pa-
viane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Zisel-
maus u.a., Backentaschen (thesauri, Fr.
salles ), um Proviant darin einschleppen zu
können. Beym Weibchen der Beutelthiere
liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am
Bauche, worein sich die saugenden Junge
verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z.B. die mehre-
sten größern Grasfressenden, sind gewöhnlich nur
mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andre
hingen, wie z.B. die Raubthiere, und die
Schweine mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch
die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Ver-
bindung, welche aber von verschiedner Gestaltung
ist; da sie z.B. im Menschengeschlecht einen ein-
fachen größeren Mutterkuchen (placenta) bildet,
hingegen bey den wiederkauenden Thieren mit ge-
spaltnen Klauen (pecora) in mehrere, theils sehr
zahlreiche, zerstreute kleine solche Verbindungsor-
gane (cotyledones) vertheilt ist u.s.w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts-
puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern
sie auf die Haushaltung der Natur im Großen,
auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß
haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit-
telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind,
wie wir unten sehen werden, die Insecten und
Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe;
aus dieser hingegen die Säugethiere. Die Ver-
schiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Geleh-
rigkeit, ihre Stärke u.s.w. machen sie für den
Menschen auf die mannigfaltigste Weise brauch-
bar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat
er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame
Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm
zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner
Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. –
Ganze Völker des Erdbodens können mit einer
einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre
dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die
Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Renthier; die Aleuten
mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere
fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich
auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker-
[Seite 54] bau, Lasttragen u.s.w.: Pferde, Maulthiere,
Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten,
Camele, Llacmas, Hunde. Zur Jagd zum
Bewachen etc. Hunde. Zum Mausen und Ver-
tilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel
Ameisenbären etc. Zur Speise: das Fleisch vom
Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom
Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u.s.w.
Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, But-
ter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zel-
ten etc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle etc. Zum
Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum
Schreiben, Bücherbinden etc. Pergament,
Leder. Für andere Künstler und zu allerhand
Gebrauch: Borsten, Haare (zumahl Pferde-
Haar), Geweihe Hörner, Klauen, Elfenbein u.a.
Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen
und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai-
ten. Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur
Feuerung, zu Salmiak etc. Endlich zur Arz-
ney: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch etc.
Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig.
Manche reissende Thiere, besonders aus dem
Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben
diese und noch manche andere, z.B. die Wiesel,
Marder, Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wall-
[Seite 55] fische etc. vertilgen viele nutzbare Thiere: –
oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar-
tenfrüchten, dem Getreide u.s.w. wie die Feld-
mäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen,
Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nil-
pferde etc. oder gehen andern Eßwaaren nach;
wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel-
thiere u.s.w. Gift scheint kein einziges Thier
dieser Classe zu besitzen, außer in der Wuth und
Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundege-
schlecht ausgesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche, d.h. bloß
von einzelnen zum Classificationsgrunde geleg-
ten Charactern entlehnte Systeme (systemata
artificialia), nach welchen verdiente Naturfor-
scher die Säugethiere zu ordnen versucht haben.
Aristotelis Eintheilung z.B. ist auf die Verschie-
denheit der Zehen und Klauen gegründet, und
die haben auch Ray u.a. nach der Hand ange-
nommen und weiter bearbeitet. Aber hierbey
müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so
ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faul-
thieren etc. getrennt, und in ganz verschiedene
Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine
mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné
hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt,
ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald
auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die
[Seite 56] sonderbarsten Verbindungen stößt*). Das
Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des Ritters
Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey
einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene
Ordnungen zerstückt werden; so die beiderley
Nashörner in zwey; – so die verschiedenen Gat-
tungen des Schweinegeschlechts ebenfalls in zwey
verschiedene Ordnungen etc. Dagegen kommt der
Elephant mit den Panzerthieren, und den formo-
sanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche
Ordnung etc.
Ich habe daher, mit Beybehaltung einiger lin-
néischen Ordnungen, ein im Ganzen natürlicheres
System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet,
wobey ich nicht auf einzelne abstrahirte, sondern auf
alle äußere Merkmahle zugleich, auf den ganzen
Habitus der Thiere gesehn habe**). So sind
[Seite 57] Thiere die in neunzehn Stücken einander ähnelten,
und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammen
geordnet worden, dieses zwanzigste mochten nun
die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer
Theil seyn; und so sind denn folgende zehn Ord-
nungen dieser ersten Classe entstanden:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey
Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen.
Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.
III. Bradypoda. Säugethiere, deren gan-
zer Körperbau auf den ersten Blick Träg-
heit und Langsamkeit verräth. Faulthiere,
Ameisenbären u. dergl.
IV. Chiroptera. Die Säugethiere, deren
Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43).
Die Fledermäuse.
V. Glires. Die nagenden Säugethiere.
Sie nähren sich bis auf sehr wenige Aus-
nahmen (– und im ganz wilden Zustande
vermuthlich alle –) von Vegetabilien,
zumahl von härtern, die sie benagen.
Dahin gehören Eichhörnchen, Mäuse,
Hasen, Biber etc.
VI. Ferae. Reissende oder doch sonst fleisch-
fressende Säugethiere, als wovon nur
einige wenige Gattungen ausgenommen
sind. Bären, Hunde, Katzen, Marder,
Ottern und mehr andere.
VIII. Pecora. Die wiederkauenden Thiere
mit gespaltnen Klauen.
IX. Belluae. Meist sehr große, oder un-
förmliche, borstige oder dünn behaarte
Säugethiere. Schwein, Elephant, Nas-
horn, Nilpferd u. dergl.
Der Manate macht von hier den schick-
lichsten Uebergang zur
Xten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige
Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen
fast nichts als den unschicklichen Nahmen
gemein haben, und deren natürliche Ver-
bindung mit den übrigen Säugethieren
schon Ray vollkommen richtig einge-
sehen hat*).
1. Geschl. Homo . Erectus, bimanus. Mento
prominulo. Dentibus aequaliter appro-
ximatis; incisoribus inferioribus erectis.
1. Gatt. sapiens. Zu den äußern Kennzeichen, wo-
durch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten
Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu
unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrech-
ter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und
Bildung besonders aber seine beckenähnlichen Hüft-
knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den
Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll-
kommnen Hände; ferner sein prominirendes
Kinn und die aufrechte Stellung seiner un-
tern Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar
eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen
und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich
einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten
Reihe von Lebensjahren; und dann einen beson-
dern Theil an den Sexual-Organen, dessen Man-
gel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn-
zeichen der verletzten jungfräulichen Integrität
anzusehen ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst-
triebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht.
Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Ver-
nunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst
erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die
nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) ver-
[Seite 61] wechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den
ganz jungen und selbst den stummgebornen Kin-
dern zukommt.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer
ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr
späth erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf
seinen Füßen stehen, keins wird so sehr späth mann-
bar u.s.w. Selbst eine großen Vorzüge, Ver-
nunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht
von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch
Cultur und Erziehung entwickeln können; daher
denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen
zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine
natürliche Bestimmung des Menschen zur gesell-
schaftlichen Verbindung. Nicht ganz so allge-
mein läßt sich hingegen vor der Hand noch ent-
scheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in
der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen,
und die Dauer der Zeit und der Fortpflanzungsfähig-
keit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der
Mensch überall so wie in Europa zur Monoga-
mie bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn-
bare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen
organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu
seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Ver-
gleich mit andern Säugethieren erreicht er ein
ausnehmend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im Men-
schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller
Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer
[Seite 62] gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*). Alle
National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe
des menschlichen Körpers sind um nichts auf-
fallender oder unbegreiflicher als die, worin so
viele andere Gattungen von organisirten Körpern,
zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter
unseren Augen ausarten. Alle diese Verschieden-
heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun-
gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen,
daß sich daher auch keine andre, als sehr willkürliche
Grenzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe
ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten
unter folgende fünf Rassen zu bringen geglaubt:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3.
von weißer Farbe mit rothen Wangen, langem
weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits
ins Blonde, anderseits ins Dunkelbraune über-
gebt); und der nach den europäischen Begriffen
von Schönheit musterhaftesten Schedel- und
Gesichts-Form. Es gehören dahin die Euro-
päer mit Ausnahme der Lappen und übrigen
Finnen; dann die westlichern Asiaten, dies-
seits des Obi, des caspischen Meers und des
Ganges; nebst den Nordafricanern; – also
ungefähr die Bewohner der den alten Griechen
und Römern bekannten Welt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. I.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten,
oder wie getrocknete Citronschaalen); mit we-
nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz-
[Seite 63] ten Augenliedern; plattem Gesicht; und seit-
wärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse
begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme
der Malayen; dann die finnischen Völker in
Europa (Lappen etc.), und die Eskimos im
nördlichen America von der Beringsstraße bis
Labrador.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem,
krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern
wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin
die übrigen Afrikaner, nahmentlich die Neger,
die sich dann durch die Fulahs in die Mauren etc.
verlieren, so wie jede andre Menschen-Varietät
mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam
zusammen fließt.
Abbild. n. h. gegenst. tab. 2.
Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost
oder angelaufnes Kupfer); mit schlichtem, straf-
fem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht
plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten
Zügen. Begreift die übrigen Americaner
außer den Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Ma-
hagony anderseits bis ins dunkelste Nelken- und
Castanienbraun); mit dichtem schwarzlockigem
Haarwuchs; breiter Nase; großem Munde. Dahin
gehören die Südsee-Insulaner oder die Be-
wohner des fünften Welttheils und der Maria-
nen, Philippinen, Molucken, sundaischen In-
seln etc. nebst den eigentlichen Malayen.
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen
physiologischen Gründen die caucasische als die
sogenannte Stamm- oder Mittel Rasse an-
genommen werden. Die beiden Extreme,
worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-
lische, anderseits die äthiopische. Die andern zwey
Rassen machen die Uebergänge. Die america-
nische den, zwischen der caucasischen und mon-
golischen. Die malayische den, zwischen jener
Mittel-Rasse und der äthiopischen*).
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver-
unreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der
Mühe; – doch nur Weniges von vielen.
Die vermeintlichen patagonischen Riesen z.B.
sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unserigen,
in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf
Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben
also wenig größer als jeder andre Mensch von
guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für
ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf
Madagascar nichts weiter sind als eine Art
Cretine, d.h. kleine Blödsinnige mit dicken
Köpfen und langen Annen (dergleichen sich
im Salzburgischen, so wie im Walliserlande,
zumal aber im Piemontesichen in Menge finden),
wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß
wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi-
nos, oder weiße Mohren*) nicht ein Mahl eine
Spielart, geschweige eine besondre Gattung,
sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte
mehr in die Pathologie als in die Naturhi-
storie gehört.
Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches
Gemische aus der Geschichte jener preßhaften
kränklichen weißen Mohren, und des Orang-
utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah-
rer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andre durch Krankheit oder
Zufall entstellte Menschen, zum Muster des
Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Americaner*) die Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi-
gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi-
schen den Wendezirkeln zu Hause**).
2. Simia . Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et manus fere
humanae. Dentes primores incisores,
supra et infra 4. laniarii solitarii, reli-
quis longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge-
[Seite 67] schlechter*), doch aber außer dem schon beym
Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer
ganzen Bildung, besonders auch durch die schma-
len Hüften und platten Lenden, aufs ausfallend
sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Troglodytes . der africanische Waldmensch,
Schimpansee, Pongo, Jocko, Barris.
S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis
magnis. **)
Abbild. n. h. Gegenst. tab. II.
Im innern von Angola, Congo etc. und tiefer
landeinwärts; so wie der folgende eigentliche Oran-
utang ungefähr von der Größe eines achtjährigen
Buben.
2. Satyrus. der ostindische Waldmensch, ei-
genliche Orangutang. S. subfusca, auri-
culis minoribus, pollice manuum posterio-
rum mutico, vngue destituto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12.
Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich, wenn
er ganz jung eingefangen worden, so wie der vor-
gedachte Schimpansee und andere Affen auch, zu
allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die
man aber von seinem natürlichen Betragen genau
unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines sol-
chen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede,
noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.
3. Lar. der Gibbon oder Golok. (Linnés
Homo lar. ) S. brachiis longissimis, talos
attingentibus.
Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den
Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschen-
ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme.
Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen
vier Fuß hoch.
4. Sylunanus. der gemeine türkische Affe.
S. brachiis corpore breuioribus, natibus
caluis, capite subrotundo.
In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den un-
geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf-
teste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist
sehr gelehrig etc. Ihm ähnelt der inuus (cyno-
cephalus, Büffons magot ) der auch gleiches
Vaterland, mit ihm hat. Einer von beiden ist
[Seite 69] auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da
im Freyen fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan (Fr. le nasique, la guenon à
long nez ). S. cauda mediocri, naso elon-
gato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die
nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüssel-
förmige Nase auffallend auszeichnet.
6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein
so genannte) Meerkatze. S. cauda longa,
arcuata, labio leporino.
Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivengrün. Wird
unter den geschwänzten wahren Affen am häu-
figsten nach Europa gebracht.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin . Engl.
baboon. ) Facies prolongata, minus an-
thropomorpha, nasus vtrinque tuberosus,
nates nudae, coccineae, cauda abbre-
viata. Dentes vt in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat
wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas
vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist
sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.
1. Mormon . der Choras. P. naso miniato,
ad latera caerulescente.
Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat
zumahl wegen der hochfarbigen abstechenden Strei-
[Seite 70] fen auf und zu beiden Seiten der Nase, ein auf-
fallendes Ansehn.
2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea
glabra, profunde sulcata.
Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scha-
ren des Nachts Weinberge und Obstgärten plün-
dern sollen. Kleiner als der vorige.
4. Cercopithecvs . Meerkatze. Au-
riculae et manus minus humanae. Nates
tectae. Dentes vt in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-
America einheimisch, wo es den einheimischen In-
dianern zu einem gemeinen Wildpret dient.
a) Cauda prehensili, die Sapajus.
1. Paniscus . der Coaita, Beelzebub. C. ater,
palmis tetradactylis absque pollice.
v. Schreber tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen
Rollschwanze*).
b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.
2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba
ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß-
Schale Raum hat.
5. Lemvr . Maki. Nasus acutus, dentes
primores superiores 4. inferiores 6. por-
recti, compressi, incumbentes; laniarii
solitarii, approximati.
1. Tardigradus . der Loxis. ( cucang .) L.
ecaudatus.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eich-
hörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so wie
die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinter-
füße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern
aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra,
corpore et cauda griseis.
v. Schreber tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen auf Ma-
dagascar, und den benachbarten Inseln. Die
Hinterfüße sind viel länger als die vordern.
Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen
specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Der Bau der Füße und der ganze Habitus
dieser Thiere verräth ihren trägen langsamen
Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den
Vorderfüßen, die aber mit großen krummen
Klauen versehen sind, und zum Klettern auf
Bäumen dienen. Andere graben in die Erde.
6. Bradypvs . Faulthier. (Ignauus. Fr.
paresseux , Engl. sloth) Caput rotun-
datum, crura antica longiora. Detnes
primores nulli vtrinque; laniarii (?) ob-
tusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.
1. Tridactylus . der Aï. B. pedibus tridacty-
lis, cauda breui.
In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsames
schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listi-
ges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf;
hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige
Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht etc.
7. Myrmecophaga . Ameisenbär. (Fr.
fourmiller , Engl. ant-eater. ) Rostrum
productius, lingua lumbriciformis; den-
tes nulli.
1. Didactyla . der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, vngue exteriore maximo,
plantis tetradactylis; cauda prehensili .
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und
auch fast von der Farbe des Eichhörnchens. Nährt
sich von den dortigen großen Ameisen, indem er
mit den großen hakenförmigen Krallen der Vorder-
füße die mit einer festen Erdrinde bedeckten Amei-
senhaufen aufkratzt, und dann seine vier Zoll lange
klebrige Zunge hinein steckt.
8. Manis . Schuppenthier, formosanisches
Teufelchen. Corpus squamis tectum; lin-
gua teres; dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere
dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart etc.
viel Aehnlichkeit mit den Ameisenbären. Von
vielen ältern Naturforschern werden sie unter die
Eideren gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon-
giore; vngulis bifidis .
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Unge-
fähr von der Größe des obigen Ameisenbären. Sein
castanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem
Tannenzapfen.
9. Tatv . Armadill, Panzerthier, Gürtelthier.
( dasypus Linn.) Corpus testis zonisque
osseis cataphractum; dentes primores et
laniarii nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dor-
salibus 9; palmis tetradactylis; plantis pen-
tadactylis.
In Südamerica, bis an die magellanische
Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre,
rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere
und der Igel, kuglich zusammen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser Thiere; und zwischen denselben ist die
florähnliche Flatterhaut ausgespannt (§. 43.).
Daher können sie eben so wenig als die Affen
mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren
hakenförmigen Kletterkrallen etc. bequem auf der
Erde gehn.
10. Vespertilio . Fledermaus (Fr. chau-
vesouris . Engl. bat .) Pollex palmarum et
digiti plantarum breues, reliqui longis-
simi, membranae expansili intertexti,
pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus
nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle
fünf Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.
1. Spectrum . der Vampyr. V. ecaudatus, naso,
infundibuliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
In Südamerica; der Körper von der Größe
des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er
nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem
Rindvieh, Pferden etc. sondern auch schlafenden
Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die
Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn
auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers)
erhalten hat*).
2. Caninus . der fliegende Hund. (Linnés vam-
pyrus , Büffon's roussette. ) V. ecaudatus,
naso simplici, membrana inter femora diuisa.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit
ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen
soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann
also schlechterdings nicht Vampyr genannt werden:
[Seite 75] findet sich scharenweise aus den Molucken und an-
dern ostindischen und Austral-Inseln; in unzäh-
liger Menge aber auf Neu-Holland.
b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritius . (Büffon's oreillard .) V. cau-
datus, auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegenden
der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein,
aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur
alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus . die gemeine Fledermaus, Speck-
maus (Engl. Rere-mouse .) V. caudatus,
auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu
ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinter-
füßen auf.
Die weitläufige Ordnung von Säugethieren,
die sich größtentheils von härtern Vegetabilien
nähren, welche sie mit ihren, besonders dazu einge-
richteten, scharfen, einzeln stehenden Vorder-
zähnen benagen. Hingegen haben sie keine
Eckzähne.
11. Scivrvs . Cauda pilosa, disticha.
Dentes primores vtrinque 2; inferiores
subulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf-
fon's polatouche. ) S. duplicatura cutis laterali
a pedibus anterioribus ad posteriores.
Fast auf der ganzen nördlichen Erde. Das schlaffe
Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinter-
füßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur
wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung
von der Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris . das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil. Engl. the squirrel .) S. auriculis apice
barbatis, cauda dorso concolori.
Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im
nördlichen America. Lebt fast bloß auf den Bäu-
men, da ihm bey den schnellen weiten Sprüngen der
Schwanz ebenfalls statt Fallschirm, und die immer
stark dunstenden, feuchten und großen Fußsohlen zum
festem Tritt helfen. Macht sich in den Gipfeln
der Tannen und Eichen ein Nest aus Laub und
Moos, oder bezieht auch wohl verlaßne Nester
wilder Tauben und anderer Vögel.
Die nordischen, zumal an den Ufern des Obi
und am Baikal-See, werden im Winter grau,
und geben dann das bekannte Grauwerk ( petit
gris ); wovon der Bauch unter dem Nahmen von
Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen
finden sich auch schwarze Eichhörnchen; seltner
schneeweiße mit rosenrothen Augen; auch habe
ich ein weiß- und schwarz geflecktes aus dem Go-
thaischen gesehn.
12. Glis . (Myoxus.) Cauda rotunda, ver-
sus apicem crassior. Dentes vt in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl. the
rellmouse. ) G. griseus, subtus albidus, auri-
culis rotundatis, nudis.
So wie die folgende Gattung in den mildern
Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre
glis der Alten, den sie verspeiseten*), und in
eigenen glirariis **) mästeten. Lebt in Eichen-
und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume und
hält langen und sehr festen Winterschaf.
2. †. Auellanarius . die kleine Haselmaus.
(Fr. le muscardin . Engl. the dormouse .)
G. rufus, pollice plantarum mutico, auri-
culis rotundatis.
Von der Größe der Hausmaus. Zu ihrem
Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich
festes Lager von Tangelnadeln, u.a. kleinem Ge-
strüppe, worein sie sich vergräbt.
13. Mvs . Cauda gracilis, subnuda. Den-
tes vt in praecedentibus.
1. Oeconomus . die Wurzelmaus. M. cauda
subsesquunciali, auriculis nudis vellere molli
latentibus, palmis subtetradactylis, cor-
pore fusco.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird
theils durch die großen Wanderungen, die sie, zu-
mahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren,
fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber
durch die Industrie merkwürdig, womit sie eine große
[Seite 78] Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdi-
schen Höhlen schleppt, denen die Tungusen etc.
(wie die Thüringer dem Hamster-Vorrath)
nachgraben.
2. †. Syluaticus . die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat .)
M. cauda mediocri, pectore flauescente, ab-
domine albido.
Thut den Feldfrüchteen und der Holzsaat
Schaden.
3. †. Amphibius . die Wasserratte, der Erd-
wolf. M. cauda longitudine dimidia cor-
poris, auribus vix vellere prominulis, pe-
dibus subtetradactylis.
Ist zumal den Gärten nachtheilig, besonders dem
Wurzelwerk.
4. †. Arualis . die Feldmaus, Stoßmaus
(Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.)
M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab-
domine cinereo.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer,
und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris
Engl. the mouse.) M. caude elongata, pal-
mis tetradactylis pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von
Asien und America. Hat sich dem Menschen ge-
wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht-
schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest
zuschließen, und für blind gehalten werden.
6. †. Rattus . die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat .) M. cauda elongata, palmis tetra-
dactylis cum vnguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet;
scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu
Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor-
pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua-
lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten
Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe.
Unter andern gehört diese Land- und Hausplage
zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen
in West-Indien.
Die Wanderratte (M. decumanus ) ist heller
von Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen
Borstenhaaren durchmengt.
14. Marmota . (Arctomys.) Auriculae
abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla.
Dentes (plerisque) vt in praecedentibus.
1. Alpina . das Murmelthier. (Graubündnisch
murmont vom Lat. mus montanus . Fr. la
marmotte. ) M. corpore supra fusco, subtus
flauescente.
In vielen der höhern Alpen von Europa und
Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée
blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen
findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer her-
vorragen, etliche Stunden weit von allem unbeei-
seten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur
etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt sind;
so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durch-
schlafen wenigstens zehn Monate vom Jahr, und
bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer
Existenz wachend zu.
2. †. Cricetus . der Hamster, Kornferkel. M.
abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. I. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi-
rien etc. lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen etc.
wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu
seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen
schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf
60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich
ausnehmend, und man hat wohl eher im Gothai-
schen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet.
Es giebt eine ganz schwarze Spielart unter diesen
Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rosen-
rothen Augen.
3. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter ma-
culato.
v. Schreber tab. 195. A. 195. B.
Häufigst in Lappland und Sibirien. Zuweilen
emigriren ganze Legionen von einer Gegend in die
andere. Ihre unerwartete und unbemerkte An-
kunft, und dann auch der Fall, daß welche von
den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch
noch los gearbeitet und herunter gefallen etc., mag
zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß
es mitunter Lemminge vom Himmel regne.
4. Typhlus . die Blindmaus, Slepez. M.
ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus
supra infraque latis, palpebrarum aperturis
auriculisque nullis.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils
unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deut-
lichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der
[Seite 81] Gegend der Augenlider haben, und folglich gänz-
lich blind seyn!
5. Capensis . der Klipdas. (Hyrax, Büffon's
marmotte du Cap , Bruce's Ashkoko) M.
ecaudata, palmis tetradactylis, plantis tri-
dactylis.
Am Cap, in Habessinien, und wie es scheint
auch in Arabien und Syrien.
15. Sçavia . Halbkanichen. Auriculae
rotundatae, paruae. Cauda nulla aut
breuis. Dentes primores vtrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd-
america, und den west-indischen Inseln.
1. Porcellus . das Meerschweinchen. (Fr. le
cochon d' Inde . Engl. the Guinea-pig .) C.
ecaudata, corpore variegato.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in
der Farbe, und ist überaus fruchtbar.
2. Aguti . ( Piculi .) das Ferkelkaninchen. C.
caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine
flauescente.
Größer als ein Kaninchen. War beynahe das
einzige Landthier, dessen sich ehedem die nunmehr
fast ganz ausgestorbenen Caraiben zur Nahrung
bedienten.
16. Lepvs . Dentes primores vtrinque 2;
superiores duplicati.
1. † Timidus . der Hase (Fr. le liévre . Engl.
the hare .) A. auriculis apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis longioribus.
Fast in der ganzen alten Welt, und auch in
Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und
sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase
und Kaninchen, kauen wieder*).
Zuweilen giebt es schwarze Hasen, und in den
nördlichen und alpinischen Gegenden eine besondre
weiße Spielart, die eigentlich so genannten Berg-
hasen, die in manchen Gegenden, wie in Grön-
land etc. Jahr ans Jahr ein, in andern aber, wie
in der Schweiz, nur im Winter weiß, im Som-
mer aber von der gewöhnlichen Hasen-Farbe sind.
Merkwürdig ist, daß man schon so oft und in
ganz verschiednen, Gegenden und Zeiten Hasen will
gefunden haben, aus deren Stirnknochen ein Paar
kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock,
nur weit kleiner, mit Krone und proportionirten
Enden gewachsen seyn sollen**).
2. † Cuniculus . das Kaninchen. (Fr. le lapin .
Engl. the rabbit .) L. auriculis nudatis,
corpore et pedibus posticis breuioribus.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten
Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden ein-
heimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie
wohl eher [z.B. neuerlich ums Jahr 1736. auf
der S. Peters Insel bey Sardinien***)] zur
Landplage geworden sind†); und kommen auch
[Seite 83] in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der
sonst so öden liparischen Insel, fort. Die wilden
sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind
Kackerlacken in ihrer Art.
Die langhaarigen angorischen (S. 26. Anm. 2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen kom-
men auch hier zu Lande gut fort.
17. Iacvlvs . (Dipus.) Pedes antici bre-
vissimi, postici elongati. Cauda salta-
toria, apice floccosa. Dentes primores
vtrinque 2.
1. Jerboa . der Springhase, Erdhase, die
zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis,
plantis tetradactylis.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien etc. Ein
animal nocturnum. Macht sich Höhlen in die
Erde. Springt mit der Leichtigkeit einer Heu-
schrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
18. Castor . Pedes postici palmati. Den-
tes primores vtrinque 2.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor . Engl.
the beaver .) C. cauda depressa, ouata, squamosa.
In der nordlichern Erde, in einsamen Gegen-
den an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird
wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und
für die Arzneykunst wegen des so genannten Biber-
geils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in
besondern Behältern am Ende des Unterleibes
findet. Um berühmtesten sind diese Thiere durch
die ausnehmende Kunstfertigkeit, mit welcher sie,
da wo sie sich (wie im Innern von Canada)
[Seite 84] noch in Menge beysammen finden, ihre berühm-
ten Wohnungen, besonders aber, da wo sie es
nöthig finden, die dazu gehörigen bewundernswür-
digen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß
freylich in den Erzählungen mancher Reisebeschrei-
ber vom Bau der Biber vieles verschönert und
übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere,
nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdäch-
tigsten Beobachter aus ganz verschieden Welt-
theilen, dabey so nach zufälligen Umständen zu
bequemen, daß sie sich dadurch weit über die
einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.
19. Hystrix . Stachelschwein. (Fr. porc-
epic . Engl. porcupine .) Corpus spinis
tectum. Dentes primores vtrinque 2.
1. Dorsata . ( Urson .) H. spinis breuibus sub
pilis occultis.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsons-
bay etc. Thut zumahl im Winter den jungen
Baumstämmen großen Schaden.
2. Cristata . H. spinis longissimis, capite cri-
stato, cauda abbreuiata.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz
Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet
in die Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Sta-
cheln, die ihm zuweilen, besonders im Herbst,
ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfol-
ger von sich schießen!*)
Reissende oder doch sonst fleischfressende Säu-
gethiere: als wovon nur einige wenige Gattun-
gen ausgenommen sind.
20. Erinacevs . Corpus spinis tectum.
Dentes primores vtrinque 6*); laniarii
supra 3; infra 1, molares 4.
1. † Europaeus . der Igel (Fr. le hérisson
Engl. the hedge-hog .) E. auriculis rotun-
datis, naribus cristatis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal
nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen.
Maußt wie eine Katze. Kann spanische Fliegen
in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die
Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen
Grund bezweifelt, mir aber nun schon von dreyen
ganz zuverläßigen Augenzeugen versichert worden)
Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in
sein Lager zu tragen**).
21. Sorex . Nasus rostratus, auriculae
breues. Dentes primores superiores 2.
bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre-
vioribus; laniarii vtrinque plures.
1. † Araneus . die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne . Engl. the shrew .) S. cauda me-
diocri, abdomine albido.
In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie giftig
sey, oder den Pferden in den Leib krieche etc. sind
ungegründete Sagen. Zuweilen, aber selten, finden
sich weiße Spitzmäuse.
2. † Fodiens . die Wasserspitzmaus. S. ab-
domine cinereo, digitis ciliatis.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm-
haut ist jede Zähe zu beiden Seiten mit kurzen
Härchen besetzt, die die Füße zum Rüdern unge-
mein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehör-
ganges kann das Thier durch eine Klappe zu-
schließen, so lang es unter Wasser ist.
3. Moschatus . Die Bisamratze. ( Desman ) S.
pedibus palmatis cauda squamosa, com-
pressa, lanceolata.
In Rußland und dem benachbarten Sibirien.
Hat eine Art Zibethbeutel beym After.
4. Exilis . S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei. Das kleinste der bis jetzt bekannten
Säugethiere.
22. Talpa . *) Caput rostratum, palmae
fossoriae. Dentes primores superiores 6,
inferiores 8. laniarii maior 1. minores 4.
1. † Europaea . der Maulwurf, die Scher-
maus. (Fr. la taupe . Engl. the mole ) T.
cauda breuiore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll-
kommnes animal subterraneum, wozu ihm außer
andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders
die Schaufelpfoten zu Statten kommen. Er hat
sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und
bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern.
Es giebt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.
23. Didelphis . Plerisque hallux mu-
ticus. Feminis folliculus abdominalis
mammarum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und
einander im Ganzen so verwandten Gattungen
variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die-
selben nach dem linnéischen System in ganz ver-
schiedne Geschlechter vertheilt werden müßten.
1. Opossum . die Beutelratte, Philander. D.
cauda semipilosa, superciliorum regione pal-
lidiore. Dentes primores superiores 10, in-
feriores 8. laniarii elongati.
Zumahl im wärmern Nord-America. Daß
Weibchen von dieser und den mehresten übrigen
Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche
am Bauche, die durch besondre Muskeln geschlossen
und geöffnet werden kann; und in deren Boden
die Zitzen liegen. Die Junge werden ganz außer
Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abor-
tus) zur Welt geboren, dann aber erst lange
Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau-
gen und von der Muttermilch nähren, bis sie
[Seite 88] reifer und vollkommner ausgebildet, gleichsam vom
neuen geboren werden können.
2. Dorsigera . der surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco.
Dentes vt in priori.
In Süd-America. Das Weibchen, das bey
dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine
Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken
tragen, und diese sich dabey mit ihren Rollschwän-
zen an der Mutter ihrem anhalten.
3. Gigantea . das Känguruh. Cauda apice at-
tenuato, pedibus anticis breuissimis, posti-
cis longissimis. Palmis pentadactylis, plan-
tis subtetradactylis: dentes primores supe-
riores 6. inferiores 2. laniarii nulli.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es
aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund
schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr
Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in wei-
ten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das Weib-
chen bat einen Zitzensack. Wirft nur Ein Junges auf
einmahl, das bey der Geburt kaum halb so groß als
eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey
Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird,
bis es wohl 14 Pfund wiegt.
24. Viverra . Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes primores vtrin-
que 6. intermediis breuioribus. Lingua
plerisque retrorsum aculeata. Vngues
exserti.
1. Zibetha . die Zibethkatze (hyaena odorifera.
Fr. la civette . Engl. the civet .) V. cauda
annulata, dorso cinereo nigroque vndatim
striato.
Im südlichen Asien und nordlichen Africa. Bey
beiden Geschlechtern sammelt sich in einer beson-
dern Höhle, die zwischen dem After und den Zeu-
gungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige,
stark riechende Substanz.
2. Genetta . die Genettkatze. (Fr. la genette .
Engl. the genet .) V. cauda annulata, cor-
pore fuluo-nigricante maculato.
In der Levante. Wird seines Felles wegen
geschätzt.
3. Putorius . Daß Stinkthier, Coneparl. (Fr.
la moussette . Engl. the skunk , pol-cat .) V.
lineis quinque dorsalibus parallelis albis.
In Virginien, Canada etc. Hat seinen Nahmen
von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie
mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts,
im Zorne von sich giebt, und der bey ihm von einem
besondern unter der Harnblase befindlichen Safte
herrühren soll.
4. Ichneumon . die Pharaonmaus, der Mungo.
(Büffon's mángouste .) V. cauda basi in-
crassata sensim attenuata, pollicibus re-
motiusculis.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar, meist
weiß und graulichschwarz zart gesprenkelt. Ist
besonders häufig in Aegypten, wo es zumahl
[Seite 90] den Crocodileneyern, so wie außer dem den Schlan-
gen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und
häußlich machen läßt.
5. Aurita. das Großohr. ( Fennec , Büf-
fon's animal anonyme .) V. auriculis am-
plissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils,
V. B. tab. 22.
In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf den
Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln*).
25. Mvstela . Dentes primores supe-
riores 6. erecti, acutiores, distincti;
inferiores 6, obtusiores, conferti: duo
interiores. Lingua laeuis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze
Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie
im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind sehr
flink, beissig und blutdürstig.
1. † Martes . der Baummarder, Edelmar-
der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld-
marder. (Fr. la marte . Engl. the pine-mar-
tin .) M. corpore fuluo-nigricante, gula flaua.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nordlichen
Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am
nächsten.
2. † Foina . der Hausmarder, Steinmarder.
(Fr. la fouine . Engl. the martin ) M. cor-
pore fuluo-nigricante, gula alba.
Im mittlern und wärmern Europa und dem
benachbarten Asien.
3. †. Putorius . der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz. (Fr. le putois . Engl. the fitchet , po-
lecat .) M. flauonigricans, ore et auricula-
rum apicibus albis.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus-
marder. Auch in der Barbarey. Das ganze
Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben
einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel ( furo , Fr. le furet . Engl. the
ferret ) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu-
pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art,
folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gat-
tung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem
es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten- und
Caninchen-Fang.
4. Zibellina . der Zobel. (Fr. la zibeline . Engl.
the sable .) M. corpore fuluo-nigricante,
facie et gula cinereis.
In dichten öden Wäldern der nordlichen Erde,
zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarz-
braunem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden
sich um Jakuzk.
5. † Erminea . das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le roselet , Phermine . Engl. the stoat
the ermine .) M. caudae apice nigro.
v. Schreber tab. 137. A. 137. B.
[Seite 92]In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibirien.
Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber
eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Som-
mer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin)
weiß ist.
6. †. Vulgaris . das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette . Engl. the weesel ) M. corpore ex
rufo fusco subtus albo.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mut-
ter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher
die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen
Weg zur Welt brächte).
26. Lvtra . Palmae plantaeque natato-
riae. Dentes primores vtrinque 6; su-
periores distincti, inferiores conferti.
1. † Vulgaris . die Fischotter. (Fr. la loutre .
Engl. the otter ) M. plantis nudis, cauda
corpore dimidio breuiore.
In den mildern Gegenden der nordlichen Erde.
Die schönsten in Canada.
2. Marina . die Seeotter. (Fr. le castor marin .
Engl. the sea-otter .) L. plantis pilosis,
cauda corpore quadruplo breuiore.
Cook's voyage to the northern hemisphere
vol. II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jenseiti-
gen Küste vom nordwestlichen America bis hinun-
ter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zu-
mahl im gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues
Fell ist bey den Schinesen das kostbarste aller Rauh-
werke.
27. Phoca . Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes primores superiores 6,
inferiores 4; laniarii solitarii .
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beiden Elementen leben zu können.*).
1. Vitulina . der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin . Engl. the
seal ). P. capite laeui. auriculis nullis, cor-
pore griseo.
In den nordlichen Meeren. Ist für die finni-
schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen,
besonders aber für die Grönländer und für die
labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges
Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl näh-
ren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein
Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbote
damit etc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes
Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit
ihr Glück und ihren Stolz aus.
2. Vrsina . der Seebär. P. auriculata, collo
laeui.
Buffon , supplement vol. VI. tab. 47.
Im Sommer herdenweise auf den Inseln des
kamtschatkischen Inselmeers, überwindert aber
vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern
Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so
daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig
Weibchen hat, die es nur vieler Eifersucht bewacht,
und grimmig gegen seine Nebenbuhler zu be-
haupten sucht.*).
3. Iubata . der stellersche Seelöwe. P. auricu-
lata, collo iubato.
Buffon, supplement vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung
dieses Geschlechts; hat den Nahmen von der beym
Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.
4. Cristata . der ansonsche Seelöwe.**) P.
capite antice cristato.
Anson's voyage round the world tab. 19.
[Seite 95]Im atlantischen sowohl als im stillen Ocean.
Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf
der Nase.
28. Vrsvs . Dentes primores superiores 6,
intus excauati alterni, inferiores 6. late-
rales 2. longiores lobati; laniarii prima-
rii solitarii ( minimi plures inter hos et
primos molares ), lingua laeuis.
1. † Arctos der Bär. (Fr. l'ours . Engl. the
bear .) V. fusco nigricans, cauda abrupta.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 32.
In der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien
und Nord-Africa. In der Jugend lebt er meist
von Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber
mehr vom Fleisch. Zum Gefechte bedient er sich
mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses.
Zu den vorzüglichen Spielarten unter den Bären
gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die
kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch klei-
nern weißlichen Silberbären.
2. Maritimus ( glacialis ) der Eisbär, Po-
larbär. V. albus, collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 33
An den Küsten und beym Treibeis der nordlich-
sten Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart
des gemeinen Bären verwechselt werden. Er
wird bey zwölf Fuß lang, und über 15 Centner
schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und
ist bloß fleischfressend*).
3. Gulo . der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton . Engl. the glutton .) M. corpore
rufofusco, medio dorsi nigro.
In der nordlichen alten Welt, besonders in Si-
birien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln
Anlaß gegeben.
4. †. Taxus . der Dachs. (Fr. le blaireau .
Engl. the badger .) M. cauda concolore,
abdomine nigro.
In Europa und Asien bis gen Schina. Baut
unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem
verschiedne Röhren oder Gänge führen. Verschläft
den größten Theils seines Lebens, und hält beson-
ders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine
Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.
5. Melliuorus . der Honig-Dachs, Rattel. M.
dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo-
mine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl.
1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der
wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel-
schweine etc. nisten. Er giebt auf den Flug der
heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß
der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges
Fell, und darunter eine ungemein starke sehr be-
wegliche schiebbare Haut, wodurch er einerseits
vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen
Bissen der Hunde etc. gesichert ist.
6. Lotor . der Waschbär, Rackun, Schupp,
Coati. (Büffon's Raton .) M. cauda annu-
lata, fascia palpebrarum transuersali nigra.
Mém. de l'ac. de Berlin 1756. tab. 12
Im wärmern nordostlichen America etc. Frißt
mancherley. Bedient sich der Vorderpfoten sehr
geschickt zum Fassen, zum Einweichen oder Ab-
waschen seines Futters*) etc. Wird überhaupt
sehr kirre.
29. Canis . Dentes primores superiores 6.
laterales longiores distantes, intermedii
lobati; inferiores 6. lobati omnes; lania-
rii solitarii, incuruati.
1. †. Familiaris . der Hund. (Fr. le chien . Engl.
the dog .) C. cauda recuruata; subinde di-
gito spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich
besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner
Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen
Gelehrigkeit (sogar zum Fischfang**), aber auch
durch mancherley andre Brauchbarkeit empfiehlt, ist
längst mit ihm über alle fünf Welttheile verbrei-
tet. Denn auch in America scheinen wenigstens
die Eskimos ihre Hunde nicht erst von den Europäern
bekommen zu haben.
Ob alle die verschiednen Hunde-Rassen als bloße
Varietäten einer und derselben Gattung anzusehn
sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal
abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Mir
scheinen manche Rassen, z.B. der Dachshund,
das Windspiel etc. viel eignes zu besondern Functionen
abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß
ich diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für
zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl
a ) Fricator. der Mops. (Fr. de doguin . Engl.
pugdog ) mit untersetztem, kurzem Leibe,
schwarzen Flecken an den Backen, und hän-
genden Ohren.
b ) Molossus, mastiuus. der Bärenbeisser,
Bullenbeisser. (Fr. le dogue . Engl. the
bull-dog , the mastiff ) mit stumpfem Kopfe,
hängenden lappichten Oberlefzen, und glat-
tem Haar. Bellt dumpfig und kurz –
Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le ma-
tin .) nahe verwandt.
c ) Terrae nouae. der Neufundländer. (–
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 6. –) Zeich-
net sich durch seine ausnehmende Größe, lan-
ges seidenartiges Haar, langflockigen, meist
aufwärts gekrümmten Schwanz, besonders
aber durch die Art von Schwimmhaut zwi-
schen den Zehen ans, die bey ihm ungleich
größer ist als den andern Hunden. Daher
sein ausnehmendes Geschick zum Schwim-
men. Meist sind diese Hunde weiß und
schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d ) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr.
le chien-courant ) mit langem dickem, Kör-
per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän-
[Seite 99] genden Ohren. Das Haar bald schlicht,
bald zottig. – Hierher auch die Bracke,
der Hühnerhund, der Wachtelhund und
die schön getigerten Corsicanerhunde.
e ) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet .
Engl. the water-dog ) mit stumpfem Kopfe,
und wollichtem Haar.
f ) Pastoralis, domesticus, villaticus. der
Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien
de berger , Engl. the cur ) mit aufrechten
Ohren; der Schwanz auf der untern Seite
lang behaart. – Hierzu auch der isländi-
sche Hund, und der Spitz oder Pommer.
(Fr. le chien-loup .) So auch der, den die
Kamtschadalen etc. zum Zug in Schlitten ge-
brauchen. – Auch die aus manchen Insel-
Gruppen der Südsee einheimischen Hunde,
die von den Einwohnern als Mastvieh gezo-
gen werden, und bloß vegetabilische Nahrung
genießen, scheinen zu dieser Rasse zu ge-
hören.
g ) Melitens. das Bologneserhündchen. (Fr.
l'epagneul, le bichon , Engl. the lap-dog ,
the shock ) mit sehr langem, seidenartigem
Haar, zumahl im Gesichte.
h ) Vertagus, der Dachshund. (Fr. le basset ,
Engl. the tumbler, the turnspit ) mit lan-
ger Schnautze, hangenden Ohren, lang ge-
strecktem Körper, kurzen, krummen Vorder-
füßen, und rothbraunen Flecken über den
Augen. – Ihm scheint der englische Ter-
rier (terrarius), mit borstigem Haar und
struppiger Schnauze, nahe verwandt.
i ) Dingo. der neuholländische Hund, Aeh-
nelt, zumal in der Bildung des Kopfs und
Schwanzes, mehr dem Fuchs.
k ) Leporarius.*) das Windspiel. (Fr. le
levrier , Engl. the grey - hound ) mit lan-
gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren,
dicker Brust, schlanken Leid und Füßen.
l ) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr.
le chien-turc , Engl. the Indian dog , the
naked dog ) ähnelt dem Windspiel, hat
aber nur im Gesichte Haare, der übrige Kör-
per ist meist kahl, und schwarz, fast wie Ne-
gerhaut. (s. S. 26. Anm. 2.)
Diese verschiednen Haupt-Raffen paaren und
vermischen sich aber nicht nur unter einander,
sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit
welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde
erzeugen.
2. †. Lupus . der Wolf. (Fr. le loup . Engl.
the wolf ) C. cauda incuruata.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in eini-
gen Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien und
Irland, ausgerottet. Hat einen schleppenden doch
dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden
Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar
Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und
da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf
Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der alten Sage von
Währwölfen gegeben haben.
3. Aureus . der Schakal, Thos. (Büffon's
Adive .) C. corpore fuluo, pedibus lon-
gioribus, caudae apice nigro.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in
Natolien und Bengalen; zieht des Nachts scha-
renweise umher; frißt Thiere, Lederwaren etc.
gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher haben
den Schakal für den ursprünglich wilden Hund,
und manche Exegeten Simsons Füchse für Scha-
kale gehalten.
4. †. Vulpes der Fuchs, Birkfuchs. (Fr.
le renard . Engl. the fox ) C. cauda recta,
apice discolore.
Zumahl in der nordlichern alten Welt. Frißt
unter andern Früchten nahmentlich sehr gern
Weintrauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher
nur eine Abart davon.
Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles be-
rühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze,
der in Sibirien, aber auch in Menge ans Labrador
zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam
silberweiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt
wird*)], für eine bloße Abart des gemeinen
Fuchses oder für eine besondere Gattung anzuse-
hen sey, läßt sich vor der Hand noch nicht mit
Gewißheit bestimmen.
5. Lagopus . der weiße Fuchs, Polarfuchs,
Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the
arctic fox . Russ. Pesez ) C. cauda recta, apice
concolore, palmis plantisque pilosissimis.
v. Schreber tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen,
Neu-Zembla etc. – Die mehresten sind weiß.
Die so genannten blauen Füchse hingegen bläu-
lich-grau.
6. Hyaena . die Hyäne. C. villosus, nigri-
cans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal,
dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In der un-
säglichsten Menge in Habessinien. Bauet unter die
Erde oder nistet in Felsenhöhlen und Klüfte.
30. Felis . Vngues retractiles, caput ro-
tundius, lingua aspera, Dentes primo-
res 6. acutiusculi, exterioribus maiori-
bus, laniarii solitarii, supra a primori-
bus, infra a molaribus remoti.
1. Leo . der Löwe. (Fr le lion . Engl. the lion .)
F. cauda elongata floccosa, corpore fuluo.
v. Schreber tab. 97. A. 97. B.
In den heissen Zonen der alten Welt, vorzüg-
lich in Africa. Der männliche Löwe zeichnet sich
durch die Mähne aus, die aber erst im zweyten
Lebensjahre ausbricht. Das Fleisch des Löwen
wird von den Hottentotten gegessen und eine
Horde Araber zwischen Tunis und Algier soll sich
fast bloß davon nähren.
2. Tigris . das Tigerthier. F. cauda elon-
gata: capite, corpore et cruribus nigro-
virgatis.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen
bis Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus
regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen,
und muß auch vor dem Elephanten erliegen.
3. Leopardus . der Leopard. F. cauda sub-
elongata, maculis numerosis, minoribus,
obtuse angulatis.
In Africa. Sein Fell hat einen goldgelben
Grund mit kleinen schwarzen Flecken, die aber
dichter und regelmäßiger als beym Pantherthier,
und meist ihrer drey bis vier nahe beysammen stehn.
4. Pardus . das Pantherthier, der Parder*).
F. cauda subelongata, maculis maioribus,
irregularibus, passim confluentibus et an-
nulatis.
In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells
sind größer als beym Leoparden, weniger regulär,
hin und wieder wie zusammengeflossen, bald in
Hufeisenform, bald geringelt u.s.w.
5. Panthera . das kleine Pantherthier. (Büf-
fon's once .) F. cauda elongata, corpore
albido, maculis irregularibus nigris.
In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner
als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zäh-
[Seite 104] men, und zur Jagd der Rehe, Gazellen etc. abzu-
richten, wozu sie in Orient vorlängst, und zu erstern
in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frank-
reich gebraucht worden.
6. Onça , der Jaguar, americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lu-
tescente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flauis.
In Südamerica. Ebenfalls kleiner als die
drey vorletzten Thiere der alten Welt. Furcht-
samer, auch weit feiger, so daß er schon vor
mäßig großen Hunden flieht.
7. Concolor . der americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im-
maculato fuluo.
In Peru, Brasilien etc. zeichnet sich durch sein
rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßalb er mit dem
Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen
Kopf aus.
8. †. Lynx . der Luchs. (Fr. le loup-cervier .
Engl. the mountain cat ) F. cauda abbre-
viata, apice atro, auriculis apice barbatis, cor-
pore maculato, plantis palmisque amplissimis.
In der nordlichen Erde; doch auch häufig im
Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern
Schaden als der Wolf.
9. † Catus . die Katze (Fr. le chat Engl. the
cat .) F. cauda elongata, striis dorsalibus
longitudinalibus, lateralibus spiralibus.
v. Schreber tab. 107. A. 107. B.
[Seite 105]Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von
da durch die Spanier nach America überbracht
worden. Die wilde ist größer, als die zahme,
von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen
und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich nur
äußerst selten unter den Augen der Menschen, und
verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in
Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen
gehöre ihre starke Electricität; das Leuchten ihrer
Augen im Finstern; ihre seltsame Gierde auf ge-
wisse Pflanzen, wie z.B. auf die Nepeta cataria
und aufs Teucrium marum etc.; ihr Schnur-
ren oder Spinnen, das durch ein Paar eigne zarte,
gespannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt
wird; die ängstliche unüberwindliche Antipathie
vieler Menschen gegen dieselben etc. – Zu den
vorzüglichsten Spielarten gehört die angorische
oder persische Katze mit dem langen, seidenartigen
Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich-
graue Carthäuser- oder Cyperkatze; und die
spanische oder schildpattfarbige Katze ( Tor-
toiseshell-cat ); unter welchen letztern man häu-
fig weibliche Katzen von drey ganz verschiednen
Farben (z.B. schwarz, weiß und gelb), aber kaum
je einen dergleichen Kater, gefunden haben will.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.
31. Eqvvs . Pedes vngula indiuisa, cauda
setosa. Dentes primores superiores 6.
obtuse truncati; inferiores 6. prominen-
tiores: laniarii solitarii vtrinque remoti.
1. †. Caballus . das Pferd. (Fr. le cheval . Engl.
the horse .) E. cauda vndique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde giebt es nicht mehr,
aber häufig und theils in großen Herden verwil-
derte; so z.B. in den polnischen Wäldern, in den
schottischen Hochländern, in der Tatarey, in
America (wo sie auch erst durch die Spanier hin-
gebracht worden) und zwar da in der unermeß-
lichsten Menge in Paraguay u.s.w. Unter den
zahmen Pferde-Rassen zeichnen sich die Araber
(zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal-
myra herum, und vom Libanus bis gegen den
Horeb etc.) durch ihren wunderschönen Baut, so
wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit
aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben.
Unter den europäischen sind die spanischen (be-
sonders die aus Andalusien), nie neapolitanischen
und englischen die vorzüglichsten. Die letztern
haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit,
wodurch sie sich in den Wettrennen auszeich-
nen*). – Ganzer berittenen Nationen zu ge-
schweigen, wie z.B. die Casacken, Tataren, Cal-
mücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer etc.
so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth
dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie,
Postwesen etc. unermeßlich. Manche der gedach-
ten berittenen Völker leben auch großen Theils
vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre
giebt, wenn sie zusammen geronnen, vollends
[Seite 107] aber wenn sie abgezogen worden, das berauschende
Kumiß der Mongolen.
2. † Asinus . der Esel. (Fr. l'âne . Engl. the
ass .) E. cauda extremitate setosa, cruce
dorsali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme Haus-
thier abstammt, ist der wahre onager der Alten;
und findet sich jetzt zumahl in der Tartarey, unter
dem Nahmen Kulan*), von da er jährlich im
Herbst in großen Herden südlich nach Indien und
Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist
größer und schlanker als der zahme Esel, und von
ausnehmender Schnelligkeit. – Ins nordlichste
Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht ver-
pflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens
etwa in der Farbe, da es z.B. weiße Esel giebt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten,
und geben zweyerley Bastarde, die von großer
Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber
sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine
Maulthier [ mulus , Fr. le mulet **)], das vom
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute ge-
worfen wird. Das andre ist der Maulesel [ hin-
nus , Fr. le bardeau ***)], der vom Hengste ge-
zeugt, und von der Eseliun geworfen ist. Dieser
letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von
den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen Bastar-
den vom Pferde- und Ochsengeschlecht, gegeben.
3. Zebra . E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus.
The Sebra , von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne
Gattungen giebt, deren eine man fälschlich für die
Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd-
lichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist
ungemein schnell, aber wild und unbändig.
Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen
Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus-
thiere finden.
32. Camelvs . Cornua nulla, labium le-
porium, pedes subbisulci *). Dentes
primores inferiores 6. spathiformes; la-
niarii distantes, superiores 3, inferiores 2.
1. Dromedarius . das gemeine Camel [Fr. le
dromadaire .**) ] C. tofo dorfi vnico.
Findet sich noch hin und wieder in Asien,
zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und
Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und
für das nordliche und mittlere Africa das wichtigste
Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten – nen-
[Seite 109] nen es die Araber.) Die gewöhnliche Last der
Carawanen Camele ist gegen sechs Centner, und
damit legen sie täglich gegen vier deutsche Meilen
zurück. Das nutzbare Thier frißt dornichtes
Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst,
und für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt.
Auch kann es, wie versichert wird, den Durst meh-
rere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür un-
geheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser
lange Zelt in seinem Magen ziemlich unverändert
erhalten soll. Beide, sowohl diese, als die folgende
Gattung, haben eine große Schwiele vorn au der
Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey
dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum
Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und
sich niederlegen.
2. Bactrianus . das Trampelthier. (Fr. le cha-
meau . Engl. the camel .) C. tofis dorsi
duobus.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl
in ganzen großen Herden in Bessarabien etc. wird
daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen
Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung zum
Zuge gebraucht.
3. Llacma . die Camelziege, Guanaco. C.
dorso laeui, tofo pectorali.
So wie die folgende Gattung im südlichen
America, besonders dem gebirgigen Peru. Wird
als Lastthier gebraucht, und trägt bey seiner
mäßigen Größe doch bis anderthalb Centner.
4. Vicuna . das Schafcamel. (Fr. la vigogne .)
C. tofis nullis, corpore lanato.
Kleiner als das Llacma. Läßt sich nicht zäh-
men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen
Haares, das die bekannte Vicugna-Wolle giebt,
jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan-
gen. Auch der occidentalische Bezoarstein
kommt von diesem Thiele.
33. Capra . Cornua caua rugosa scabra.
Dentes primores superiores nulli, infe-
riores 8; laniarii nulli.
1. †. Ouis . das Schaf. (Fr. le brebis . Engl.
the sheep .) C. mento imberbi, cornibus
compressis lunatis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich
wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die
Ziege wieder verwildern zu können: wird aber
fast in der ganzen alten Welt als eins der aller-
nutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald
nach der Entdeckung von America dorthin ver-
pflanzt worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind
vor allen die tibetanischen, aus deren feinster
Wolle (so wie aus manchem zarten Ziegen-
haar) der Schaul verfertigt wird; die spa-
nischen, aus Segovien, und dann die engli-
schen ebenfalls wegen ihrer ausnehmenden Wolle;
die isländischen mit vier, sechs oder acht Hör-
nern; und die arabischen und ägyptischen mit
dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-
Schwanze, zu merken. Die zwischen den Wende-
zirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle
schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch
überdem lang herab hängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (mufi-
mon. Büffon's mouflon .) C. cornibus ar-
cuatis circumflexis subtus planiusculis, pa-
learibus laxis pilosis.
Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in
der Barbarey; vorzüglich aber in Sibirien bis
Kamtschatka und dann im nordwestlichsten Ame-
rica. Das im nordlichen Asien ist groß, mit
mächtig starken und schweren*) Hörnern, und
wird von einigen Naturforschern für das Stamm-
thier zu unserem Schaf gehalten.
3. † Hircus . die Ziege. (Fr. la chevre . (Engl.
the goat .) C. mento barbato, cornibus ar-
cuatis, carinatis.
Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab-
zustammen, der im Caucasus und den daran
grenzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen
Mägen (so wie bey manchen Gattungen von An-
tilopen) zuweilen der orientalische Bezoarstein
gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem
Nahmen des Bezoarbocks belegt worden**). –
Die Hausziege verwildert leicht wieder, und ist
nun meist eben so weit als das Schaf auf der
Erde verbreitet. – Die angorische Ziege oder
das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar
und giebt das beste so genannte Camelgarn.
4. †. Ibex . der Steinbock, capricornus . (Fr. le bouquetin .
Engl. the wild goat .) C. mento barbato,
cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in
dorsum reclinatis.
In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen,
so wie in den, sibirischen Alpen. Das Gehörn
eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 20 Pfund,
und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf
jeder Seite.
34. Antilope . Cornua caua, teretia, an-
nulata, vel spiralia. Dentes vt in capris.
Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahl-
reiche Gattungen im mittlern und südlichen, Asien,
und in Africa, zumahl aber am Cap finden.
1. †. Rupicapra . die Gemse (Fr. le chamois ,
l'Izard .) A. cornibus erectis vncinatis.
In den alpinischen Gegenden des mildern Eu-
ropa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gem-
sen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Ba-
starde erzeugt haben. Von den unverdaulichen
Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen
die ehedem berühmten so genannten Gemsballen,
(aegagropilae).
2. Dorcas . die Gazelle. C. cornibus teretibus
annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus
approximatis.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Das
schlanke flinke Thier macht, die Lieblingsjagd der
Morgenländer, und giebt ihrer Dichtersprache das
reitzende Bild weiblicher Schönheit.
3. Pygarga . der Springbock, Prunkbock.
A. cornibus liratis, linea laterali faciei et
trunci fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade .
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen
er jährlich in Herden von mehreren tausenden
nach dem Cap und nach einigen Monaten wieder
zurück zieht.
35. Bos . Cornua concaua, lunata, laeuia.
Dentes vt in generibus praecedentibus.
1. †. Taurus . der Ochse. (Fr. le boeuf . Engl.
the ox .) B. cornibus teretibus extrorsum
cornatis, palearibus laxis.
Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab (vrus,
bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese
dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich die Stamm-
rasse unseres Hornviehs zu bezeichnen), der in
Polen, Litauen, Sibirien gefunden wird, und
ehedem auch in Deutschland war. – Zu den merk-
würdigsten Varietäten des Rindviehs gehört z.B.
die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder
schwarzen Ohren, auf den Ladronea, und hin und
wieder in Großbritannien: die mit den ausneh-
mend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich
ungehörnte in einigen Provinzen von England etc.
Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß
auch die indische (von den Hindus heilig ver-
ehrte) Buckelkuh, der bos indicus , oder Zebu
(– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Varie-
tät dieser Gattung seyn solle.
In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht-
[Seite 114] bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711.
zuweilen lange und weit und breit grassirt.
2. Americanus . der nordamericanische Bison.
B. cornibus diuaricatis, iuba longissima,
dorso gibboso.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt
Herdenweise in den sumpfigen Wäldern des
mildern Nordamericas. Im Winter ist es über
den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hinge-
gen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl,
und behält bloß seine ungeheuere Brust- und Nacken-
Mähne.
3. Buffelus . der Büffel. (Engl. the buffalo .)
B. cornibus resupinatis intortis antice planis.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun
aber nach und nach durch den größten Theil von
Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch
hin und wieder in Europa, wie z.B. seit dem
siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und
auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge
gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn behaartes
Fell, das ausnehmend stark und vorzüglich zu
Schläuchen tauglich ist.
4. Grunniens . der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti-
tibus, introrsum curuatis, vellere propen-
dente, cauda vndique iubata.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 23.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in
Hindosten als Hausthier gehalten. Kleiner als
[Seite 115] unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch
seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Zie-
genhaar, und durch einen büschligen sehr lang-
haarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist,
in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.
5. Moschatus . der Bisamstier (Fr. le boeuf
musqué . Engl. the musk-ox ) B. cornua
deflexa, basibus latissimis complanatis ad
frontem contiguis; apicibus reflexis.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord-
america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis
73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hör-
ner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.
36. Giraffa . Cornua simplicissima pelle
tecta, fasciculo pilorum nigro terminata.
Dentes primores superiores nulli; infe-
riores 8 spathulati, extimo bilobo; la-
niarii nulli.
1. Camelopardalis . die Giraffe.
Cptn. Carteret , in den philos . Transact .
Vol. LX. tab. I.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan-
gen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens,
und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fells,
ein sehr auszeichnendes Ansehn. Sie soll im
Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vor-
der- und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben,
und daher einen sonderbaren Gang haben, von
dem die Bewegung des Springers im Schachspiel
entlehnt worden. Sie ist, wenn sie aufrecht steht,
über sechzehn Fuß hoch.
37. Cervus . Cornua solida multifida.
Dentes vt in generibus praecedentibus
(interdum tamen laniarii solitarii su-
periores).
1. Alces . das Elennthier (Fr. l'elan . Engl.
the elk .) C. cornibus planis ecaulibus,
palmatis.
In der ganzen nordlichen Erde (wenn anders
das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal ,
Engl. the moose-deer *) keine eigne Gattung
ist), erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl
über 1200 und sein Gehörn über 50 Pfund; läßt sich
zähmen und herdenweise auf die Weide treiben.
Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von
Epilepsie befallen werde etc. brauchen jetzt keiner
weitern Widerlegung.
2. †. Dama . der Damhirsch, Tannhirsch.
(Fr. le daim . Engl. the fallow-deer .) Cor-
nibus subramosis compressis, summitate
palmata.
Im mildern Europa. Kleiner als der ge-
meine Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus . das Renthier. ( rangifer . Fr.
le renne . Engl. the rein .) C. cornibus (in
vtroque sexu) longis, simplicibus, tereti-
bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari
pendula.
v. Schreber tab. 247. A. B. C.
[Seite 117]In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie
in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr
Stück; kann in wärmern Gegenden nicht ausdauern,
lebt von dürrem Land, und vorzüglich von Ren-
thier-Moos, das es unter dem Schnee hervor
scharrt. Dient zumal den Lappländern, Samoje-
den, Tungusen und Koräken zur Befriedigung al-
ler der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. †. Elaphus . der Hirsch. (Fr. le cerf . Engl.
the stag .) C. cornibus ramosis totis tereti-
bus recuruatis apicibus multifidis.
v. Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn,
nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der
Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach
dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist
sie unbestimmt. Die größten natürlich-schönen
Geweihe sind von 18 bis 24 wahren Enden.
Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas
darüber alt.
5. †. Capreolus . das Reh. (Fr. le chevreuil .
Engl. the roe ) C. cornibus ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate bifida.
In den mildern und wärmern Erdstrichen
von Europa und Asien. Das Gehörn des Reh-
bocks ist öfter als bey andern Gattungen dieses
Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.
38. Moschvs . Cornua nulla. Dentes
primores vt in praecedentibus generibus;
laniarii superiores solitarii exserti.
1. Moschifer . das Bisamthier. (Fr. le musc .
Engl. the musk .) M. folliculo vmbilicali.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen-
den von, Tibet und dem südlichen Sibirien. Das
Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel
von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der
Bisam, dieses wichtige Arzneymittel, sammelt.
2. Pygmaeus . das kleine guineische Rehchen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu-
lis succenturiatis nullis.
Seba, thes . I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste
Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind
nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke
eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, bor-
stige oder dünn behaarte Säugethiere.
39. Svs . Rostrum truncatum, prominens,
mobile. Dentes primores (plerisque)
superiores 4. conuergentes, inferiores 6.
prominentes (plerisque); laniarii supe-
riores 2. breuiores, inferiores 2. exserti.
1. † Scrofa . das Schwein. (Fr. das wilde
le sanglier , das zahme le cochon . Engl. jenes
the wild boar , dieses the hog .) S. dorso se-
toso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein hat eine längere Schnautze
und überhaupt eine andre Form des Schädels,
kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als
das Hausschwein, auch keinen Speck, und nie-
mahls Finnenwürmer, und ist fast immer von
schwarzgrauer Farbe. Wenige Thiere sind so all-
gemein fast über die ganze Erde verbreitet, als
das Hausschwein. Es hat einen ungemein schar-
fen Geruch, und ist beynahe ein animal omni-
vorum. Das Weibchen wirft unter allen Thie-
ren mit gespaltnen Klauen die mehresten Junge. –
In America, wohin die Schweine aus Europa
übergebracht worden, sind sie theils verwildert.
(Fr. cochons marons .) Auf Cuba wurden sie
mehr als noch Ein Mahl so groß, als ihre euro-
päische Stammältern; auf Cubagua arteten sie in
eine abentheuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf
eine halbe Spanne lang waren etc. – Die schi-
nesischen (Fr. cochons de Siam ) haben kürzere
Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne
Mähne. – In Schweden und Ungarn findet
sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen
Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie
man auch welche mit drey Klauen gesehen hat.
2. Aethiopicus . das Emgalo. (Büffon's san-
glier du cap verd .) S. incisoribus nullis, sac-
culis mollibus sub oculis.
Vosmaer , description du sanglier
d'Afrique .
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma-
dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit einem
mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel,
großen warzigen Fleischlappen unter den Augen etc.
3. Tajassu . das Nabelschwein, Bisamschwein,
Pecari. S. cauda nulla, folliculo moschi-
fero ad coccygem.
Herdenweise in den wärmsten Gegenden von
Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa *) der Schweinhirsch, Hirsch-
eber. S. dentibus laniariis superioribus
maximis, arcuatis.
Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am
Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich
entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer,
zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen
großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen?
40. Tapir . Habitus suillus. Dentes pri-
mores vtrinque 10; laniarii nulli: pal-
mae vngulis 4. plantae vngulis 3.
Das größte Landthier in Süd-America, von
der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf
und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein;
die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Ge-
wöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund.
Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut etc.
41. Elephas . Elephant. Proboscis lon-
gissima, prehensilis: dentes primores nulli;
laniarii superiores exserti.
1. Asiaticus . E. dentium molarium corona
lineis vndulatis distincta *).
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan.
Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl
15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf
7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Dau-
mens dicke Haut ist doch selbst gegen Insecten-
stiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe.
Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel,
der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen
Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit
zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu tausend
künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient.
Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis
zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende
ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken ver-
sehen, und hiermit kann er ungemein feine kunst-
reiche Handlungen verrichten, z.B. Knoten auf-
knüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken
Geld mit Einem Mahl aufheben u.s.w. Seine
[Seite 122] Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume,
Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit
ungemeiner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme.
Bey der Begattung soll er sich, wie die mehresten
übrigen Säugethiere bespringen. Das neuge-
worfne Junge saugt mit dem Maule (nicht mit
dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr
im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden
Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum
Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden
wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann
bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird
der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten
nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum min-
desten 20 Centner zu tragen, und die größten
Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande
ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schie-
ben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch
auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.
2. Africanus . E. dentium molarium corona
rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 19. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa einhei-
mische Gattung, wird nicht, wie die asiatische, als
Hausthier gehalten, sondern bloß des Fleisches
und vorzüglich des Elfenbeins*) wegen gefangen
und geschossen.
42. Rhinoceros . Nashorn. Cornu so-
lidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus . Rh. dentibus primoribus vtrin-
que quaternis, inferioribus conicis, superio-
ribus sublobatis; laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh-
rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das
doppelte beym afrikanischen nicht am Knochen
fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen.
2. Africanus . Rh. incisoribus et laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte
Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
43. Hippopotamvs . Dentes primores
superiores remoti, inferiores procumben-
tes; laniarii inferiores incuruati, obli-
que truncati.
1. Amphibius . das Nilpferd. (am Cap See-
kuh genannt)
Buffon, supplement vol. III. tab. 62. 63.
vol. VI tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa. Doch auch im Nil.
Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen
Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe,
kurzen Beinen etc. Ein erwachsenes wiegt wenig-
stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von
Vegetabilien und Fischen.
44. Trichechvs . Pedes posteriores
compedes coadunati.
1. Rosmarus . das Wallroß. (Fr. le morse .
Engl. the walrus .) T. dentibus laniariis
superioribus exsertis .
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 15.
Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hunder-
ten beysammen. Nährt sich vom Seetang und
Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen los-
kratzt. Die alten Normannen machten ihre fast
unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*).
2. Manatus . die Seekuh (Fr. le lamantin .)
T. dentibus laniariis inclusis.
In den Meeren der wärmern Erde, auch häufig
im Oricono. Scheine zu manchen der Sagen
von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben
zu haben**).
Die ehedem so ganz widersinnig zu den
Fischen gerechneten Säugethiere***).
45. Monodon . Dentes duo maxillae su-
perioris exserti longissimi, recti, spirales.
Klein hist. piscium Miss. II. tab. 2. fig. C.
Miss. V. tab. 3. fig. a. b.
Meist im nordlichen atlantischen Ocean. Das
Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem
Oberkieferknochen Einen), die aber beym Erwach-
senen sehr selten zusammen gefunden werden, son-
dern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen
so lang, als der Körper des Thieres, d.h. wohl
18 Fuß und darüber.
46. Balaena . Laminae corneae loco
dentium superiorum.
1. Mysticetus . der Wallfisch. (Fr. la baleine .
Engl. the black whale .) B. dorso impinni.
Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben,
in Landkarten-Format, fig. 1. 2.
Das größte aller bekannten Thiere, das über
100000 Pfund an Gewicht hält ist theils gegen den
Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im at-
lantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause.
Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten
über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf
macht wohl ein Drittel des ganzen Thieres aus.
Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß ge-
marmelt etc., hin und wieder dünn behaart, und
oft mit Muscheln besetzt. Den kamtschadalischen
Insulanern und den nordwestlichen Americanern
giebt dieses ungeheuere Thier victus et amictus etc.
Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch
(wovon ein großer 5000 Rthl. werth seyn kann)
des Fischthrans und besonders der Barden wegen,
[Seite 126] deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein
geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig
Fuß lang werden.
2. Boops . (einer der verschiednen Finnfische.)
B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil
des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gat-
tungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der
Länge gefurcht*).
47. Physeter . Dentes in maxilla in-
feriore.
1. Macrocephalus . der Caschelot, Pottfisch.
(Engl. the white whale .) P. dorso impinni,
dentibus inflexis, apice acutiusculo.
Die homannische Abbild. fig. 4.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl
an den Küsten von Brasilien und von Neu-Süd-
wallis. Er erreicht die Größe des Wallfisches,
hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter-
lange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist
sehr breit, der untere hingegen überaus schmal.
Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti)
wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen
Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran,
theils aber, und zwar in größter Menge in beson-
dern Behältern am Kopfe desselben, zumahl vorn
[Seite 127] auf den Oberkiefern gefunden wird, und an der
Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet.
In seinen Gedärmen und unter seinem Auswurf
findet sich zuweilen die wohlriechende graue Ambra.
48. Delphinvs . Dentes in maxilla
vtraque.
1. Phocaena . das Meerschwein, der Braun-
fisch. ( tursio Plin . Engl. the porpoise ) D.
corpore subconiformi, dorso lato pinnato,
rostro subobtuso.
So wie die folgende Gattung in den europäi-
schen Meeren: wird 1 1/2 Klafter lang.
2. Delphis . der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin . Engl. the porpesse ) D. corpore
oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro
attenuato, acuto.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca . der Nordcaper, Speckhauer. (Engl.
the grampus .) D. pinna dorsi altissima;
dentibus subconicis, parum incuruis.
Mehr im nordlichen Weltmeere, doch auch im
mittelländischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines
von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich
folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um-
ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey den
Vögeln ist der Fall anders. Beides, so wohl
ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im
Ganzen genommen mehr Uebereinstimmendes,
daher man sich bey der besondern Geschichte
ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon
kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit einander überein, daß sie zwey
Füße, zwey Flügel, einen hornigen Schna-
bel, und einen mit Federn bedeckten Körper
haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese
vier Charactere von allen andern Thieren aufs
kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso-
[Seite 129] lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner
andern zusammen fließt, und sich daher in
die vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen
Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.
Unter jenen Charactern sind die Federn den
Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen
Reihen (in quincunce) in die Haut verwach-
sen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber
in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im Herbste,
ausfallen und neue an ihrer Statt reproducirt
werden. Manche, wie die Wachteln, die
Schneehühner etc. mausern sich gar zwey Mahl
im Jahr, im Frühling und Herbst. Bey man-
chen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor
der ersten Mause (als avis hornotina) andre
Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als im
reisern Alter. Bey manchen herrscht auch
hierin große Sexualverschiedenheit.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen Schwung-
federn (remiges), diese Steuerfedern (rectri-
ces). Die Schwungfedern bilden bey ausge-
spannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit
sich die Vögel in die Luft heben und fliegen kön-
nen. Einige wenige Vögel (aves impennes),
[Seite 130] wie die Pinguine etc. haben gar keine Schwung-
federn, und sind daher zum Fluge ungeschickt.
So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Ca-
suar, den Taucherchen etc. die Steuerfedern.
Im innern Körperbau*) zeichnen sich die
Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft-
behälter aus, die in ihrem Körper ver-
theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußerster
Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den
Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in
Verbindung, und der Vogel kann sie nach Will-
kür mit Luft laben oder ausleeren. Zu diesen Luftbe-
hältern gehören vorzüglich große aber zarte häu-
tige Zellen, die theils im Unterleibe, theils un-
ter den Achseln und sonst noch unter der Haut
verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst
der Lungen voll Luft gepumpt werden können.
Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse
markleere hohle Knochen, wie die Schulter-
knocken im Flügel etc. und manchen selbst die
Hirnschale, zu gleichen Zwecken. Und endlich
sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfeffer-
fraße, Nashornvögel etc. ebenfalls dahin ge-
[Seite 131] hörig; und selbst die Federspulen stehen mit
dem obengedachten lockern Zellgewebe in Ver-
bindung, und können gleichfalls mit Luft gefüllt
oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen
werden die Vögel zum Flug geschickt, bey welchem
die Geschwindigkeit so wohl als die lang anhal-
tende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur we-
nige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die
Pinguine und andre aves impennes (§. 58)
können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben
so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die
mehresten leben auf Bäumen, andre auf dem
Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber
kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in
der vorigen, und andre Geschöpfe in den beiden
letztern Thier-Classen) bloß unter der Erde. Die
Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so
wie bei den Säugethieren, ihrem verschiednen
Aufenthalt angemessen. Die mehresten haben
freye, unverbundne Zehen (aves fissipedes) und
zwar gewöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach
vorn, und der vierte gleichsam als Daumen nach
hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder
aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und
[Seite 132] zweye nach hinten gekehrt (p. scansorii); oder
der Vogel kann willkürlich die eine Zehe bald
vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rückwärts
zum Daumen schlagen (digitus versatilis). Bey
andern ist auch wohl die mittlere Zehe an die eine
Seitenzehe angewachsen (pedes gressorii); oder
die Hinterzehe fehlt ganz (p. cursorii). Bey
denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind
die Zehen entweder nur an der Wurzel (p. se-
mipalmati) – oder aber bis vorn an die
Spitze (p. palmati) – durch eine Schwimm-
haut verbunden; bey andern sind die einzelnen
Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die
entweder einen glatten (p. lobati), – oder
zackigen Rand (p. pinnati) hat, wie mit
Fransen eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar
bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil
in die benachbarten Gegenden streichen, und bald
darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an-
dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche,
Störche etc. so, daß sie im Herbst große Wall-
fahrten, weit übers Meer und über einen be-
trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen,
und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden
Frühjahre in wärmern Zonen zubringen.
Auch die Witwe (Emberiza para-
disea ) soll sich zweymahl im Jahr mausern. Hin-
gegen ist die doppelte Mause der Wachteln neuer-
lich bezweifelt worden.
Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere
müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel
zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen
samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz,
unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht so-
gleich in den Magen, sondern werden vorher
im drüsenreichen Kropfe oder Vor-Magen
(ingluuies, prolobus) eingeweicht, und von
da nur allmählich an den Magen überlassen
der bey diesen Thieren äußerst musculös, und
so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's
u.a. merkwürdigen Versuchen, verschluckte Hasel-
nüsse und Olivenkerne zu zerdrücken und Münzen
so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr
viele Vögel verschlucken aber auch überdem noch
kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermal-
mung und nachherige Verdauung der Speisen
befördern*). Verschiedene fleischfressende Vögel,
wie die Falken, Eulen, Eisvögel etc. können die
Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere,
die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern
[Seite 134] brechen sie, in eine runde Kugel (das Gewölle)
geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich*).
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-
werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den
Säugethieren, gehört unter andern der Mangel
der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienen-
den äußern Ohren; der aber, zumahl bey den
nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regel-
mäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte
Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres
und bey manchen derselben auch noch überdem
durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehör-
gange, ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich
u.a. verwandte Gattungen, scheinen den wirklichen
Sinn des Tastens (d.h. des Gefühle im engern
Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist
wohl die welche Bedeckung ihres Schnabels, die
mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und
beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist.
Auch siebt man, wie die Enten in den Pfützen,
wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem
Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit
dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen
so genannten Sangvögeln mannigfaltig und an-
muthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß
sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein
ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als,
daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luftbe-
hältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich
die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu
Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie
den Säugethieren und Amphibien, am obern
Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befind-
lich, sondern gleichsam in zwey abgesonderte
Hälften an die beiden Enden der Luftröhre ver-
theilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre,
Dompfaffen etc. hat man die Menschenstimme nach-
ahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie
auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden
Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und
sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen,
so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich
schon wirklich kleine Concerte hat geben können.
Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang
der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nach-
ahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Früh-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in
der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das
[Seite 136] Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit
gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein
zu diesem Geschäft willig finden. Manche hallen
sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie
die Tauben, für immer paarweise zusammen:
noch andre aber leben, wie die Hühner, in Po-
lygamie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und
zu nisten, wovon eigentlich vielleicht bloß der
Kuckuck völlig ausgenommen ist. Bey den po-
lygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten,
nimmt das Männchen gar keinen Antheil an die-
sem Geschäfte; bey denen aber, die sich paarweise
zusammen hallen, zumahl unter den Sangvö-
geln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und
verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen
und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange-
messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede
Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich Manche Vögel, wie die
Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich
[Seite 137] bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhal-
men etc. auf der platten Erde: andere tragen sich
nur ein welches kunstloses Bett in Löcher der
Mauern, Felsenritzen und hohlen Bäume; so die
Spechte Heber, Dohlen, Sperlinge etc. Sehr
viele, zumahl unter den Hühnern, Tauben
und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Ge-
stalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: an-
dre, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form
eines Backofens: noch andere, wie der Pen-
dulin, der Jupujuba etc. die von einem Beutel
u.s.w.*)
Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues
vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin-
ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun-
gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was-
servögel z.B. legen jedes Mahl nur ein einziges
Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer
zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die
Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die
Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haus-
huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer
nach und nach wegnimmt**), bis fünfzig und
[Seite 138] drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel,
ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von
sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und
Windeyer (oua subuentanea, cynosura,
zephyria, hypenemia) heissen.
Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey
den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen
wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon
gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt wer-
den. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie
selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken
oder Bachstelzen etc. in deren Nest er sein Ey
gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst
Copaunen und Hunde, und sogar Menschen
Vogeleyer ausgebrütet haben*). Auch bloß
durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist**),
und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt
[Seite 139] Maschinen*) und in Brutöfen, kann man
leicht Hühnchen auskriechen lassen. – Die Vögel
werden durchs anhaltende Brüten abgemattet,
und nur bey solchen, die sich paarweise zusam-
men halten, wie bey den Tauben, Schwal-
ben etc. nimmt auch das Männchen an diesem
Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Cana-
rienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen etc. überlassen
zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versor-
gen sie doch aber während der Zeit mit Futter
und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird. Zu
dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt
specifisch leichter als das Eyweiß, sondern auch
wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche
(der so genannte Hahnentritt, cicatricula),
neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen
kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge-
setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des
Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des be-
brütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste
[Seite 140] Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer
erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten sei-
nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z.B.
kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am
Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm-
nen Herzchens (das punctum saliens) seinen
Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages
sieht man schon das ganze kleine gallertartige
Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen
die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten
schnappt das Hühnchen schon nach Lust; und ist
am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von
sich zu geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah-
ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, ver-
schieden als die frühe sie Gestalt des neuempfange-
nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung.
Man kann sagen, das Küchelchen im Eye gelangt
erst durch eine Art von Metamorphose zu seiner
vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht
einzelner Eingeweide (z.B. des Herzens) als in
der Totalbildung.
Unter den mancherley zur bewundernswürdi-
gen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens die-
nenden Organen, sind die beiden allerwichtigsten
zwey, sehr gefäßreiche Membranen, die zumahl
um die Mitte der Brützeit in ganz ausnehmen-
der Schönheit sich zeigen. – Nämlich die
[Seite 141] Nabelhaut (chorion) die dann unter der Eyer-
schaale ausgebreitet ist; und die Dotterhaut
(membrana valuulosa vitelli), die mit dem
Darmcanal des zarten Geschöpfs zusammenhängt.
– Jene dient ihm statt der Lungen zum so genann-
ten phlogistischen Proceß (– S. 35 u.f. –) und
diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der
allgemach durch das sich ihm beymischende
Eyweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h.
Gegenst. tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte
Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch
nach Verschiedenheit des Clima und der wär-
mern oder kältern Witterung verzögert oder be-
schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel-
chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzig-
sten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monogamie
leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit
gefüttert, und zumahl bey den körnerfressenden
aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für
ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer
körperlichen Größe, und in Vergleich mit den
[Seite 142] Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man
weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler
und Papageyen über hundert, Stieglitze über
24 Jahre etc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht ohne Vergleich einfacher ist,
als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzäh-
lige Insecten, und die gänzliche Ausrottung man-
cher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sper-
linge, Krähen etc. in manchen Gegenden, hat meist
eine ungleich schädlichere Vermehrung des Unge-
ziefers nach sich gezogen. Andere verzehren
größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche,
Eidexen etc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut
ausrotten. Von der andern Seite wird auch
die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere
so wohl, als der Gewächse, durch Vögel be-
fördert. So weiß man z.B., daß die wilden
Gänse bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen
in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch
zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel
verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder
ganz von sich geben, und dadurch die Verbrei-
tung derselben befördern: so z.B. die Tauben
auf Banda die Muscatnüsse etc. Der Mist der
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten,
[Seite 143] daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen
können. Manche Falkengattungen lassen sich
zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch-
fang, abrichten etc. So sehr viele Vögel, ihre
Eyer, ihr Fett etc. dienen zur Speise. Die
ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung man-
cher der nördlichsten Völker. Die Federn zum
Füllen der Betten, zum Schreiben, und zu
mancherley Putz, weßwegen sie bey vielen wil-
den Völkern, zumahl auf den Inseln des stillen
Oceans, einen wichtigen Handelsartikel aus-
machen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer
Thiere und Gewächse zurück bringen. Der
Condor, der Lämmergeyer u.a. Raubvögel töd-
ten Kälber, Ziegen, Schafe etc. Der Fisch-
adler und so viele Wasservögel sind den Fischen
und ihrem Leich so wie die Habichte, Sperber,
Aelstern etc. dem Hausgeflügel gefährlich. Die
Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden
der Saat, den Weintrauben und Obstbäu-
men u.s.w. Und endlich werden freylich nicht
bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben
so wohl wucherndes Unkraut durch die Vogel
verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber
in dieser Classe von Thieren eben so wenig,
als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen ge-
nommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse
Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und
die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart Roh-
rung etc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem
Total. Habitus bestimmen; so haben die meh-
resten Ornithologen auch ihre Classification auf
die Verschiedenheit des einen, oder des andern
von den genannten Theilen gegründet; Klein
z.B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf
die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in
Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna-
bels u.s.w. Linné nimmt in dem Plan seines
Systems der Vögel auch auf die Bildung meh-
rerer Theile zugleich und so ziemlich auf den
ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich
in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben:
wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen,
Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung
verbunden, hingegen Tauben und Hühner in
zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr
Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge-
lassen werden dursten.
Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu-
theilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen
starken Schnäbeln meist mit kurzen starken,
knorrigen Füßen, und großen, gebogenen,
scharfen Klauen.
II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist
sehr großen, dicken, aber mehrentheils hoh-
len und daher sehr leichten Schnäbeln,
Papageyen, Pfeffervögel.
III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langen und schmalen Schnäbeln, und
theils wurmförmiger, theils fadenför-
miger Zunge. Wendehals, Spechte,
Baumkletten, Colibrite etc.
IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittel-
mäßig langem, und ziemlich starkem, oben
erhabenem Schnabel. Raben, Krähen etc.
V. Passeres. Die sogenannten Sangvögel
nebst den Schwalben etc. Sie haben
kurze Füße, und einen mehr oder weni-
ger kegelförmigen, zugespitzten Schnabel,
von verschiedner Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben
etwas erhabenem Schnabel, der an der
Wurzel mit einer fleischigen Haut be-
wachsen ist. Auch die Tauben habe ich
unter diese Ordnung gebracht, da sie bey
[Seite 146] weitem mehr mit den Hühnern als mit den
Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, ver-
wandt sind.
VII. Struthiones. Die großen, zum Flug un-
geschickten Landvögel. Der Straus, Casuar
und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen
Füßen, langem, walzenförmigem Schnabel,
und meistens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder-
süßen, einem stumpfen, mit Haut über-
zognen, am Rande meist gezähnelten
Schnabel, der sich an der Spitze des
Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen,
scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem Schna-
bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum-
pfe, schneidende Spitzen auslauft, und an der
Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut
(cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von
Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben
in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und
haben ein wilderndes, widerliches Fleisch.
1. Vultur . Geyer Rostrum rectum,
apice aduncum: plerisque caput et col-
lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. carun-
cula verticali longitudine capitis.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält
mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in die
Breite, und feine Schwungfedern sind am Kiel
wohl fingersdick. Er ist schwarz und weiß von
Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt
ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter
den Viehherden, und von den todten Fischen, die
die See auswirft.
2. Papa . der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son-
nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice
colloque denudato.
Buffon , oiseaux . Vol. I. tab. 6.
[Seite 149]In Westindien und Südamerica. Nur von der
Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf
von schönen gelben, rothen und schwarzen Farben,
mit langen, fleischigen Lappen über dem Schna-
bel. Kann den nakten Hals ganz in den dick-
gefiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus . der Lämmergeyer, Bartgeyer,
Goldgeyer. V. rostri dorso versus apicem
gibboso, mento barbato.
(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. 12.
In den tyroler- und schweizer-Alpen; auch
in Sibirien und Habessinien. Der größte euro-
päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey
10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch
seinen starkharigen Bart, und durch den befeder-
ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten
Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern
auszeichnet*).
4. Percnopterus . der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris margine exteriore practer exti-
mas, canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien und
Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphi-
bien etc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel,
so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare
Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer
Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbekleidun-
gen u.s.w. vorgestellt.
2. Falco . (Span. Açor.) Rostrum
aduncum, basi cera instructum; caput
pennis tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius . der Secretär. (sagittarius.)
F. cera alba, cruribus longissimis, crista
ceruicali pendula, rectricibus intermediis
elongatis.
Jo. Fr. Miller Fasc. V. tab. 28.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip-
pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel*).
2. †. Melanaëtus der schwarzbraune Adler.
(Büffon's aigle commun , Engl. the black
eagle ) F. cera lutea, pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis
flauis.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(Büffon's grand aigle , Engl. the golden
eagle .) F. cera lutea, pedibus lanatis
luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo
vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.
Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen
und versorgt seine Junge mit Wildpret von Ha-
sen, Gemsen etc.
4. †. Ossifragus . der Fischadler, der Beinbrecher
(Fr. l'orfraie , Engl. the sea-eagle, the
osprey .) F. cera lutea pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere
interiore albis.
An den europäischen Küsten, auch in Nord-
america und theils auf der Südsee. Fast von der
Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih.
(Fr. le balbuzard , Engl. the osprey .) F.
cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See-
küsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt
worden.
6. †. Milvus . die Weihe, der Gabelgeyer, Mi-
lan, Scherschwänzel, Schwalbenschwanz,
Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl. the kite.)
F. cera flaua, cauda forsicata, corpore fer-
rugineo, capite albidiore.
Fast in der ganzen alten Welt. Thut zwar
dem Hausgeflügel Schaden, wird aber von der
andern Seite dadurch nutzbar, daß sie eine Menge
Aas und Amphibien verzehrt; daher sie auch in
manchen Gegenden, wie der Aasgeyer in Aegypten,
gehegt wird und zu schießen verboten ist.
7. Gentilis . der Edelfalke. (Fr. le faucon ,
Engl. the falcon .) F. cera pedibusque flauis,
corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus.
In gebirgigen Gegenden der nordlichen Erde;
variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch
von manchen für besondre Gattungen angenommen
werden. Wird vorzüglich (so wie freylich die fol-
gende und andere verwandte Gattungen dieses
Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere
und Vögel, namentlich in den Morgenländern zur
Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbezitze
abgerichtet.
8. †. Palumbarius . der Habicht, Taubenfalke.
(accipiter. Fr. l'autour , Engl. the goose-
hawk .) F. cera nigra, margine pedibusque
flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis pal-
lidis, superciliis albis.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen
Gattung.
9. †. Nisus . der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'épervier , Engl. the sparrow hawk .) F.
cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo
griseo vndulato, cauda fasciis nigricantibus.
3. Strix . Eule. Rostrum breue, adun-
cum, nudum absque cera; nares barba-
tae; caput grande; lingua bifida; pedes
digito versatili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo . der Uhu, Schubut, die Ohreule.
(Fr. le grand duc . Engl. the great horn-
owl, the eagle-owl .) S. auribus pennatis
iridibus croceis, corpore rufo.
Das größte Thier seines Geschlechts. So wie
die folgende Gattung im wildern Europa und
westlichen Asien.
2. †. Ulula. der Steinkauz, die Steineule.
(Fr. la chouette , Engl. the brown owl .)
S. capite laeui, iridibus croceis, corpore
ferrugineo, remige tertio longiore.
3. Passerina . das Käutzlein (Fr. la chevêche ,
Engl. the little owl ) S. capite laeui, re-
migibus maculis albis quinque ordinum.
4. Lanivs . Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum;
lingua lacera.
1. †. Excubitor . der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise , Engl. the great
shrike .) L. cauda cuneiformi, lateribus alba,
dorso cano, alis nigris macula alba.
In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie
die folgende Gattung, andrer Vögel Stimme sehr
geschickt nach.
2. †. Collurio . der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur , Engl. the red-backed shrike .) L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectrici-
bus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro
plumbeo.
In Europa Nährt sich hauptsächlich von In-
secten, zumahl Käfern, Schmeißfliegen etc. und
spießt sie zum Vorrath an Schwarzdorn und andres
dorniges Gebüsche.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch
die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß
meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren
oben (§. 59.), bey Gelegenheit der Luftbehälter
gedacht worden.
5. Psittacvs . Papagey, Sittig. (Fr.
perroquet , Engl. parrot ) Mandibula su-
perior adunca, cera instructa; lingua
carnosa, integra. Pedes scansorii.
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat-
tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge-
schränkte Heimath haben, daß sich, z.B. auf den
Philippinen, verschiedne derselben bloß einzig und
[Seite 155] allein auf der einen oder andern Insel, und hin-
gegen nie auf den noch so nahe liegenden, benach-
barten finden. Ueberhaupt haben die Papageyen
viel Auszeichnendes, Eignes in ihrem Betragen.
Sie wissen sich z.B. ihrer Füße fast wie Hände
zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum
Munde, krauen sich damit hinter den Ohren, und
wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie,
nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen,
sondern mit der ganzen Ferse auf etc. Ihr baken-
förmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr be-
weglich, und nutzt ihnen zuweilen fast statt eines
dritten Fußes zum Klettern, Anhalten u.s.w.
Beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken flei-
schigen Zunge und bey ihrer großen Gelehrigkeit
sehr leicht Worte nachsprechen.
1. Macao . der Aras, indianische Rabe ( Ara-
canga ). P. macrourus ruber, remigibus supra
caeruleis, subtus rutis, genis nudis rugosis.
2. Alexandri.
P. macrourus viridis, collari
pectoreque rubro, gula nigra.
3. Rufirostris . ( Sincialo . Fr. la perruche ) P. macrourus viridis, mandibula superiore
rubra, inferiore nigra, rectricibus apice caeru-
lescentibus, margine palpebrarum aurantio.
4. Cristatus . der Cacadu. P. brachyurus, crista
plicatili flaua.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
5. Erithacus . der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis albis,
cauda coccinea.
Auf Guineea, Congo und Angola.
6. Pullarius . (Fr. l'inseparable .) P. brachyu-
rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia
nigra, orbitis cinereis.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer
als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen
von der Zärtlichkeit, womit die beiden Gatten ein-
ander zugethan sind.
6. Ramphastos . Pfefferfras. Rostrum
maximum, inane, extrorsum serratum,
apice incuruatum. Pedes scansorii ple-
risque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen
dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer
Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und
von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist eine
halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der
Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten
vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr,
nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter,
auch nach dem Alter etc.
1. Tucanus . R. nigricans, rostro flauescente,
versus basin fascia nigra, fascia abdomi-
nali flaua.
7. Bvceros . Der Nashornvogel, Calao.
(hydrocorax.) Rostrum maximum, inane,
ad basin versus frontem recuruatum;
pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls aben-
theuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien
und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re-
curuato.
Abbild. n.h. Gegenst . tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße,
und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel
von mittelmäßiger Länge.
8. Picvs . Specht (Fr. pic . Engl. wood-
pecker .) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato; lingua teres lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata, apice retrorsum acu-
leato; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey
lange grätenförmige Knorpel endigt, die von
hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel
unter der Haut weglausen, und sich an der Sterne
nahe an der Schnabelwurzel fest setzen. – Diese
Knorpel sind also gleichsam elastische Federn,
mittelst welcher diese Vögel ihre wurmförmige
[Seite 158] Zunge desto leichter hervorschießen, und an der
hornigen Spitze derselben Insecten anspießen
können.
1. †. Martius , der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern
Europa und nordlichen Asien.
2. †. Viridis . der Grünsprecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.
3. †. Maior . Der große Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, occipite
rubro.
4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, vertice
rubro.
9. Iynx . Rostrum teretiusculum, acumi-
natum; lingua lumbriciformis, longissima,
mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla . der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol , Engl. the
wryneck .) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche
Heimath wie die vorgedachten Spechte.
10. Sitta . Spechtmeise. Rostrum subu-
latum, teretiusculum, apice compresso,
mandibula superiore paullo longiore;
pedes ambulatorii.
1. †. Europaea . der Blauspecht (Fr. la sitelle
le torchepot , Engl. the nut-hatch, the wood-
cracker .) S. rectribus nigris, lateralibus
quatuor infra apicem albis.
In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.
11. Todvs . Rostrum subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi setis
patulis; pedes gressorii.
1. Viridis . (Fr. le todier , Engl. the green
sparrow .) T. viridis, pectore rubro.
12. Alcedo . Rostrum trigonum, crassum,
rectum, longum; digitus versatilis.
1. †. Ispida . der Eisvogel. ( Alcyon . Fr. le
martin pécheur , Engl. the kingsfisher. ) A.
supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda
breui.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von
Fischen. Vertrocknet (so wie auch der Kreuz-
schnabel und vielleicht manche andre Vögel mehr)
nach dem Tode leicht, ohne in Fäulniß überzugehn.
13. Merops . Rostrum curuatum compres-
sum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster . der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier , Engl. the bee-eater .) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi
caerulescente, gula lutea, fascia tempo-
rali nigra.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt
von Insecten.
14. Upupa . Rostrum arcuatum, conue-
xum, subcompressum, obtusiusculum; pe-
des ambulatoii.
1. †. Epops . der Wiedehopf, Rothhahn. (Fr.
la hupe , Engl. the hoopoe. ) V. crista
variegata.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Re-
genwürmern und mancherley Insecten. Nistet in
hohle Bäume, und, wie man versichert, oft auf
eine Grundlage von Menschenkoth*).
15. Certhia . Baumläufer. Rostrum
arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum;
pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris . die Baumklette, der Grüper,
Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim-
pereau , Engl. the creeper. ) C. grisea. subtus
alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte an
den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre
Puppen zu suchen etc.
2. †. Muraria . der Mauerspecht. C. cinerea,
macula alarum fulua.
Im wärmern Europa. In altem Gemäuer,
auf Thürmen etc.
3. Coccinea . C. coccinea, rectricibus remigibus-
que nigris.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche
Einwohner mit den Federchen dieses kleinen car-
moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz,
und andre Kleidungsstücke, Helme etc. sogar
ganze Mäntel etc. überziehen.
4. Sannio. C. oliuacea, vertice subuiolaceo,
remigibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 8.
16. Trochilvs . Colibri, Honigsauger,
Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche . Engl.
humming bird .) Rostrum subulato-fili-
forme longum. Mandibula inferiore tu-
bulata, superiore vaginante inferiorem.
Lingua filis duobus coalitis tubulosa;
pedes ambulatorii.
Das ganze Geschlecht ist, soviel man bis jetzt
weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht
bloß im wärmern, sondern theils auch nordlich
[Seite 162] bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste
von Patagonien. Die Bildung des Schnabels
differirt bey den verschiednen Gattungen. Er ist
entweder gerade, oder aufwärts, oder nieder-
wärts gebogen.
1. Minimus . T. rectirostris, corpore viridi
nitente, subtus albido; rectricibus laterali-
bus margine exteriore albis.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge-
trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein
Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer
Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer
Zuckererbse.
2. Mosquitus . der Juwelen-Colibrit. (Fr. le
Rubis-topase .) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Seba . thes . tab. 37. fig. 1.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen
mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glü-
hendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen star-
ken, oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger
Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von
Getreide u.a. Pflanzen, Samen etc. theils von
Insecten, und auch von Aas; und haben mehren-
theils ein wilderndes, unschmackhaftes Fleisch.
17. Bvphaga . Rostrum rectum, subqua-
drangulare: mandibulis gibbis, integris,
extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu-
latorii.
1. Africana (Fr. le pic boeuf . Engl. the beef-
eater .)
18. Crotophaga . Rostrum compres-
sum, semiouatum, arcuatum, dorsato ca-
rinatum. Mandibula superiore margine
vtrinque angulata. Nares peruiae.
1. Ani . (Fr. le bout de petun . Engl. the razor-
billed blackbird .) C. pedibus scansoriis.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen
sich zusammen halten und sich ein gemeinschaft-
liches Nest bauen, mit einander brüten etc.
19. Corvvs . Rostrum conuexum cultra-
tum, nares mystace tectae; pedes am-
bulatorii.
1. †. Corax . Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau .
Engl. the raven .) C. ater dorso atro cae-
rulescente, cauda subrotunda.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge-
hends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen
[Seite 164] Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst
junge Hasen etc. schleppt auch andere Sachen zu
Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone . die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille , Engl. the carrion crow .) C. atro-
caerulescens totus, cauda rotundata: rectri-
cibus acutis.
3. †. Frugilegus . die Saatkrähe, der Ka-
rechel. (Fr. le freux , la frayonne . Engl.
the rook .) C. ater, fronte cinerascente,
cauda subrotunda.
In Europa. Ein überaus nützliches Thier, das
unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen etc.
verzehrt.
4. †. Cornix . die Krähe, Nebelkrähe, Hauben-
krähe. (Fr. la corneille mantelée . Engl. the
hooded crow , royston crow .) C. cinera-
scens, capite iugullo alis caudaque nigris.
In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die
Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.
5. †. Monedula . die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw .) C. fuscus, occipite
incano, fronte alis caudaque nigris.
6. †. Glandarius . der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le
jeay . Engl. the jay .) C. tectricibus alarum
[Seite 165] caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque,
corpore ferrugineo variegato.
7. †. Caryocatactes . der Nußheher. (Fr. le
casse noix . Engl. the nut cracker .) C. fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris:
rectricibus apice albis: intermediis apice
detritis.
8. †. Pica . die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie . Engl. the magpie .) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd-
liches Thier für junges Meyergeflügel.
20. Coracias . Rostrum cultrarum, apice
incuruato, basi pennis denudatum; pe-
des ambulatorii.
1. †. Garrula . die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le rollier , Engl.
the roller .) C. caerulea, dorso rubro, re-
migibus nigris.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man-
deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracvla . Rostrum conuexo-cultra-
tum, basi nudiusculum. Lingua integra,
acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1. Religiosa . (Fr. le mainate , Engl. the minor
grakle .) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flaua.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und
lernt leicht Worte nachsprechen.
2. Quiscula . der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata.
22. Paradisea . Paradisvogel ( manuco-
diutta .) Rostrum basi plumis tomentosis
tectum. Pennae hypochondriorum lon-
giores. Rectrices duae superiores singu-
lares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da
es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist,
von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo-
lucken u.a. benachbarten Inseln streichen. Noch
jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen
ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz
getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht
verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläu-
bigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzu-
sprechen wagten*).
1. Apoda . P. brunnea pennis hypochondriis
luteis corpore longioribus, rectricibus dua-
bus intermediis longis setaceis.
23. Trogon . Curucuru. Rostrum capite
breuius, cultratum, aduncum, margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis . T. viridi aureus, subtus luteus,
gula nigra.
24. Bvcco . (Fr. barbu , Engl. barbet .) Ro-
strum cultratum, lateraliter compressum
apice vtrinque emarginato, incuruato,
rictu infra oculos protenso.
1. Collarius . ( Capensis Linn. ) B. rufus, fascia
humerali fulua, pectorali nigra.
Ebenfalls in Guiana; nicht am Cap.
25. Cvcvlvs . Rostrum teretiusculum
pedes scansorii.
1. †. Canorus . der Kuckuck. (Fr. le coucou .
Engl. the cuckow .) C. cauda rotundata ni-
gricante albo-punctata.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch
nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er
bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes
Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt sie ein-
[Seite 168] zeln in die Nester der Grasmücken und Bachstel-
zen etc. zwischen dieser ihre eignen Eyer, da sich
dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem
Brüt-Geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß
seine Eyer nicht größer sind, als dieser so weit
kleinern Vögel ihre, und daß sie auch nicht län-
ger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der
junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell,
und wirft die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun-
gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest.
Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuver-
läßig bekannt.
2. Indicator . Der Honigkuckuck, Sengo, Mook.
C. cauda cuneiformi fusco-et albido-ma-
culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus
nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts,
hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher
er, wie der Honig-Dachs (s. oben S. 96.) seine
liebste Nahrung, die wilden Bienennester, aufzu-
suchen weiß.
26. Oriolvs . Rostrum conicum, con-
vexum, acutissimum, rectum: mandibula
superiore paulo longiore, obsolete emar-
ginata; pedes ambulatorii.
1. †. Galbula . die Golddrossel, Goldamsel, der
Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot. )
O. luteus, pedibus nigris, rectricibus ex-
terioribus postice flauis.
Hin und wieder in der alten Welt. Das
Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen
olivengrün. Macht sich ein künstliches, napf-
förmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen
befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the
black bird .) O. niger, alarum tectricibus
coccineis.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich
zu dem abgedachten Maisdieb (Gracula quiscula .)
3. Jupujuba . ( Persicus Linn.) O. niger, dorso
postico maculaque tectricum alarum basique
rectricum luteis.
Brisson Vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige
und mehrere andre Gattungen dieses Geschlechts,
ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und
Binsen*).
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel
von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben
in Monogamie, nähren sich von Insecten und
Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaf-
tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.
27. Alavda . Rostrum cylindrico-subula-
tum, rectum, mandibulis aequalibus,
basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po-
sticus rectior digito longior.
1. †. Aruensis . die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr. l'alouette . Engl. the field-
lark , sky-lark .) A. rectricibus extimis
duabus extrorsum longitudinaliter albis:
intermediis inferiore latere ferrugineis.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie
Hühner und viele andre so genannte Scharrvögel
(aues pulueratrices) im Sande.
2. †. Cristata . Die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche. (Fr. le cochevis ) A. rectrici-
bus nigris: extimis duabus margine exte-
riori albis, capite cristato.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Stvrnvs . Rostrum subulatum, an-
gulato-depressum, obtusiusculum: man-
dibula superiore integerrima, margini-
bus patentiusculis.
1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau . Engl. the stare , sterling .)
S. rostro flauescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares
Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Tvrdvs . Rostrum tereti-cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, emar-
ginato; faux ciliata.
1. †. Visciuorus . Die Schnarre, Misteldros-
sel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine .
Engl. the missel bird, shrite .) T.
dorso fusco, collo maculis albis, rostro
flauescente.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich
von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fort-
gepflanzt werden.
2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la
litorne, tourdelle . Engl. the fieldsare .)
T. rectricibus nigris: extimis margine inte-
riore apice albicantibus, capite vropygio-
que cano.
Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Krammets-) Beeren.
3. †. Iliacus . Zipdrossel, Rothdrossel. (Fr.
le mauvis . Engl. the redwing .) T. alis
subtus ferrugineis, supercillis flanescentibus.
Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit
Letten und faulem Holze aus; und da letzteres
theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so
[Seite 172] ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der
Alten, von einer ave hercynica noctu lucente
gegeben haben.
4. †. Musicus die Sangdrossel, Weindrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive . Engl. the throstle
song thrush .) T. remigibus basi inte-
riore ferrugineis.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori-
gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spiel-
art von ihr.
5. Polyglottus . Die americanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr. le moqueur . Engl. the mock
bird. ) T. fusco-cinereus, subtus albidus,
maculis verticis, alarum, et caudae candidis.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Ahmt andrer Vögel Stimme leicht und täu-
schend nach.
6. Roseus . T. subincarnatus, capite, alis cau-
daque nigris, occipite cristato.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un-
zählige Zugheuschrecken.
7. †. Merula . die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle . Engl. the blackbird, amzell .)
T. ater, rostro palpebrisque flauis.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich
von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues
Gedächtniß.
30. Ampelis . Rostrum rectum, conue-
xum: mandibula superiore longiore, sub-
incuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus . der Seidenschwanz, Pfeffer-
vogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur
de Boheme . Engl. the bohemian chatterer .)
A. occipite cristato; remigum secundario-
rum apice coccineo lanceolato .
Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen
Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland:
zumahl auf den Harz.
31. Loxia . Rostrum conico-gibbum;
frontis basi rotundatum; mandibula in-
ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris . der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
le bec croisé . Engl. the cross-bill , sheld-
apple .) L. rostro forsicato.
In den Schwarzwäldern der nördlichem Erde.
Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes . der Kernbeißer, Kirsch-
fink. (Fr. le gros bec . Engl. the hawfinch .)
L. linea alarum alba, remigibus mediis apice
rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos
nigris.
3. †. Pyrrhula . der Dompfaff, Blutfink Lie-
big, Gimpel (rubicilla, Fr. le bouvreuil
Engl. the bullfinch .) L. artubus nigris,
rectricibus caudae remigumque posticarum
albis.
In der nördlichem alten Welt, Beide Ge-
schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein-
ander accompagniren, und sogar Worte aussprechen.
4. Cardinalis . der indianische Haubenfink,
die virginische Nachtigall. (Engl. the red
bird .) L. cristata rubra, capistro nigro,
rostro pedibusque sanguineis.
In Nordamerica, und wegen seines rochen Ge-
fieders und seines Gesanges häufig nach Europa
gebracht.
5. Oryzivora . der Reisvogel, Padda. L. ci-
nerascens, temporibus albis, rostro rubro.
In Schina etc. auf den Reisfeldern.
6. †. Chloris . der Grünfink, Grünling, Grün-
schwarz, die Zwuntsche. (anthus, florus.
Fr. le verdier . Engl. the greenfinch .) L.
flauicanti-virens, remigibus primoribus an-
tice luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis.
32. Emberiza . Ammer. Rostrum coni-
cum, mandibulae basi deorsum a se in-
vicem discedentes: inferiore lateribus
inflexo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis . die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de neige . Engl. the
snow bunting .) E. remigibus albis, primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris,
lateralibus tribus albis.
In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum
Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber
zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen
sehen läßt: wie im Febr. 1766. hier um Göttin-
gen herum.
2. †. Miliaria . Die graue Ammer. (Fr. le
proyer . Engl. the bunting .) E. grisea, subtus
nigro maculata, orbitis rufis.
3. †. Hortulana . der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, windsche Goldammer. E.
remigibus nigris, primis tribus margine
albidis; rectricibus nigris, lateribus dua-
bus extrorsum nigris.
In den wärmern Gegenden von Europa und
dem benachbarten Asien.
4. †. Citrinella . Die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant . Engl. the
yellow kammer .) E. rectricibus nigrican-
[Seite 176] tibus; extimis duabus latere interiore ma-
cula alba acuta.
5. Paradisea . die Witwe. (Fr. la veuve à
collier d'or . Engl. the whidah bird .) E.
fusca, pectore rubro, rectricibus interme-
diis quatuor elongatis acuminatis: duabus
longissimis, rostro rubro.
Hat den englischen, nachher in andern Spra-
chen aus Misverstand verunstalteten Nahmen von
seiner Heimath, dem Königreich Whydah (oder
Judah) auf der guineischen Küste.
33. Tanagra Rostrum conicum, acumi-
natum, emarginatum, basi subtrigonum,
apice decliue.
1. Iacapa. (Fr. le cardinal pourpré , le bec
d'argent , Engl. the red-breasted blackbird .)
T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum
rectum acuminatum.
1. †. Caelebs . der Buchfink, Gartenfink, Roth-
fink. Waldfink. (Fr. le pinçon . Engl. the
chassinch. ) F. artubus nigris, remigibus
vtrinque albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus duabus oblique albis.
In Europa und Africa; hat mannigfaltigen
Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von
sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und
in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.
2. †. Montifringilla . der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink,
Winterfink, Quäkfink. (Fr. le pinçon
d'Ardennes . Engl. the bramble .) F. ala-
rum basi subtus flauissima.
Linné fauna suec . tab. 2. fig. 198.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle )
F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda-
riis tectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. I.
Auf dem Caucasus, und in den europäischen
Alpen.
4. †. Carduelis . der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret . Engl. the goldfinch , the
thistlefinch .) F. fronte et gula coccineis,
remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua-
bus extimis medio, reliquisque apice albis.
Fast durch ganz Europa und in den benachbar-
ten Ländern der übrigen alten Welt. Giebt mit
der Canarien-Sie schöne Bastarde*).
5. Amandaua . der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté . Engl. the Amedabad finch .)
F. fusca refescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
[Seite 178]In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man
behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen,
die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht
bestätigt gefunden.
6. Canaria . der Canarienvogel, ehedem Zucker-
vöglein. (Fr. le serin de Canarie ) F. rostro
albido, corpore subfusco, pectore flauescente
rectricibus remigibusque virescentibus.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den canarischen Inseln zuerst nach Eu-
ropa gebracht worden zu seyn; ist aber seitdem
daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet. Die
wilde Stamm-Rasse ist bräunlich-grau mit gel-
ber Brust. Unter den übrigen sind besonders
die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem
Kopfe (so genannte Rapp-Vögel), und die
Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus . der Zeisig, Erlenfink. (liguri-
nus, acanthis. Fr. le tarin . Engl. the siskin .)
F. remigibus medio luteis: primis quatuor
immaculatis, rectricibus basi flauis, apice
nigris.
Ursprünglich wohl im äußersten Norden: kommt
bloß zum Ueberwintern ins mildere Europa,
daher auch sein Nest hier zu Lande so selten ge-
funden wird*).
8. †. Cannabina . der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte . Engl. the greater
[Seite 179] linnet .) F. remigibus primoribus rectricibus-
que nigris, vtroque margine albis.
9. †. Linaria . das Citrinchen, der Flachs-
fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin .
Engl. the lesser linnet .) F. remigibus rectri-
cibusque fuscis, margine obsolete pallido,
litura alarum albida.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica . der Sperling, der Spatz.
(Fr. le moineau , Engl. the sparrow .) F.
remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra,
temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Ländern
der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet.
Doch, daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z.B.
an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch
an einigen, wo es doch weder an Laubholz noch
Obststämmen etc. fehlt) nicht findet. Er ist sehr
wollüstig, und brütet vier Mahl im Jahre. Frey-
lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier,
das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt.
Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche . Engl.
flycatcher .) Rostrum subtrigonum vtrin-
que emarginatum, apice incuruo; vibrissae
patentes versus fauces.
1. †. Atricapilla . der Fliegenschnäpper. M.
nigra subtus frontisque macula alarumque
[Seite 180] speculo albis, rectribus lateralibus extus
albis.
36. Motacilla . Rostrum subulatum
rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr.
le rossignol . Engl. the nightingale .) M.
rufo-cinerea, armillis cinereis.
In den mildern Erdstrichen von Europa und
Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an.
Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von uns,
man weist noch nicht gewiß, wohin; wenigstens,
so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca . die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la sauvette .
Engl. the hedge sparrow .) M. supra fusca,
subtus albida, rectricibus fuscis: extima
margine tenuiore alba.
3. Alpina . die Flüe- (d.h. Felsen-) Lerche.
(Fr. la fauvette des alpes .) M. griseo-fer-
ruginea, gula alba maculis lunatis fuscis,
tectricibus alarum nigricantibus versus api-
cem linea punctata alba.
Andreä Br. aus der Schweiz tab. 15.
In den gebirgigen Gegenden des mittlern Eu-
ropa, vorzüglich häufig auf den fetten Alpen-
Weiden.
4. †. Ficedula . die Beccafige. M. subfusca,
subtus alba, pectore cinereo maculato.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf
Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack-
haften Fleisches weit verführt wird.
5. †. Alba . das Ackermännchen, die weiße
oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere .
Engl. the white waterwagtail .) M. pectore
nigro, rectricibus duabus lateralibus di-
midiato-oblique albis.
Meist in der ganzen alten Welt.
6. †. Atricapilla . der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire . Engl. the
black - cap .) M. testacea, subtus cinerea,
pileo obscuro.
Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.
7. †. Phoenicurus . das Schwarzkehlchen. (Fr.
le rossignol de muraille . Engl. the redstart .)
M. gula nigra, abdomine caudaque rufis,
capite dorsoque cano.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachti-
gall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
8. †. Rubecula . das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr.
le rougegorge . Engl. the red breast .) M.
grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win-
ter bey uns.
9. †. Troglodytes . der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig.
(Engl. the wren .) M. grisea, alis nigro
cinereoque vndulatis.
In der nordlichern Erde. Macht sich ein be-
decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*),
und legt zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus . das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet .) M. remigibus secundariis exteriori
margine flauis, medio albis, crista verti-
cali crocea.
Ebenfalls in der nordlichern Erde. Der kleinste
europäische Vogel.
11. Sartoria . der Schneidervogel. M. tota
pallide lutea.
J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er
sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er
einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten
Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß
dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird,
die er mit Flaumen etc. ausfuttert.
37. Pipra . Manakin. Rostrum capite
breuius, basi subtrigonum integerrimum,
apice incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola . (Fr. le coq de roche .) P. crista
erecta margine purpurea, corpore croceo,
tectricibus rectricum truncatis.
38. Parvs . Meise. (Fr. mesange , Engl.
titmouse .) Rostrum integerrimum, basi
setis tectum.
1. †. Maior . die Kohlmeise, Brandmeise.
(Fr. la charbonniere . Engl. the great tit-
mouse .) P. capite nigro, temporibus albis,
nucha lutea.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi-
ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an-
dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt etc.
Man hat bey dieser und andern über Winter
bey uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts
angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels
weit härter wird als im Sommer, das ihnen
beym Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen
Erdreich zu passe kommt.
2. †. Caeruleus . die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la
mesange bleue . Engl. the nun .) P. remigi-
bus caerulescentibus; primoribus margine
exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleis.
Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr
ein unzählige Insecten.
3. †. Caudatus . die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à
longue queue . Engl. the longtailed titmouse .)
P. vertice albo, cauda corpore longiore.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer,
baut sich ein sackförmiges Nest*) von Moos,
Wolle etc. und bekleidet es von außen mit den
nähmlichen Baumkrätzen u.a. Moosen, womit
der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt,
bewachsen ist.
4. †. Biarmicus . das Bartmännchen, der
indianische Sperling. (Fr. le moustache .
Engl. the bearded titmouse .) P. vertice cano,
cauda corpore longiore, capite barbato.
Im nordwestlichen Europa, England etc.
5. Pendulinus . die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la
mesange de Pologne .) P. capite subferrugi-
neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri-
cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.
J. D. Titii parus minimus Remiz descri-
ptus . Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen, Si-
birien etc. Baut sich ein beutelförmiges Nest von
Pappelwolle etc. das sie an einem dünnen Aste
aufhängt.
39. Hirvndo . Schwalbe. Rostrum mi-
nimum incuruum, subulatum, basi de-
pressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von den
übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Die
bekannte Streitfrage über den Winteraufenthalt
unsrer hieländischen Schwalben, zumahl der bei-
den ersten Gattungen, ist nach allem, was darüber
geschrieben worden, doch noch nicht vollkommen
ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)
oder für die andre**) Behauptung angeführten
Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie ge-
macht worden, nicht bestimmt genug angegeben
sind. In dubio doch aber immer das Weg-
ziehen derselben nach wärmern Gegenden bey
weiten die mehreste Wahrscheinlichkeit für sich.
1. †. Domestica . die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica Linn . Fr. l'hi-
rondelle de cheminée . Engl. the house-swal-
low , chimney-swallow .) H. rectricibus,
[Seite 186] exceptis duabus intermediis, macula alba
notatis.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet-
sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser
und der folgenden Gattung sind bey den Syste-
matikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt
worden. Hier diese, mit den nakten unbefiederten
Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, heißt füg-
lich die Stadtschwalbe, da sie öfter als die fol-
gende in den Städten sich findet. Sie baut ihr
offenes Nest (– das oft von Wanzen wim-
melt –) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern,
und auf den Dörfern in den Hausären und unter
die Rauchfänge.
2. †. Agrestis . die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Sprrschwalbe.
(hirundo vrbica Linn . Fr. l'hirondelle de
muraille , le martinet à cul blanc . Engl.
the martin .) H. pedibus hirsutis, rectrici-
bus immaculatis, dorso nigro caerulescente,
tota subtus alba.
Hat nebst der folgenden meist gleiches Vater-
land mit der vorigen. Nistet meist auf den Dörfern
außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirch-
fenstern etc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen,
oben zugewölbt.
3. †. Riparia . die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de rivage . Engl. the sand-
martin , shore bird .) H. cinerea, gula ab-
domineque albis.
Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand-
hügeln etc.
4. Esculenta . die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den
sundaischen u.a. Inseln des indischen Archipe-
lagus bis Neu-Guinea etc. Baut da in die Ufer-
löcher und Berghöhlen die berufnen indianischen
oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase
ähnelt und vermuthlich aus halbverdauten, da-
durch für Fäulung gesicherten und so regurgitirten
molluscis besteht. Man sammelt jährlich wohl
vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils
nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus . die Mauerschwalbe, Steinschwalbe,
Thurmschwalbe. (Fr. le martinet . Engl. the
black martin , swift .) H. nigricans, gula
alba, digitis omnibus quatuor anticis .
In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.
40. Caprimvlgvs . Rostrum modice
incuruum, minimum, subulatum, basi
depressum; vibrissae ciliares. Rictus am-
plissimus; vnguis intermedius introrsum
ciliatus.
1. †. Europaeus . die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe,
Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent .
Engl. the goatsucker , night-raven .) C. na-
rium tubis obsoletis.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt.
Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfal-
tern etc. und die alte Sage, daß es den Ziegen
die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße
und einen convexen Schnabel, der an der Wur-
zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und
dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die
untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen-
Samen, die sie im Kropfe einweichen; leben in
Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und geben
das mehreste Hausgeflügel.
41. Colvmba . Taube. (Fr. und Engl.
pigeon .) Rostrum rectum versus apicem
descendens.
1. †. Oenas . die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, livia. Fr. le biset . Engl. the
stock dove .) C. caerulescens, ceruice viridi
nitente, dorso postico albo, fascia alarum
apiceque caudae nigricante.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst
nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern
Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in
[Seite 189] Felsen-Klüften, kohlen Bäumen etc. Das wilde
Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haus-
taube hingegen neun bis zehn Mahl, so daß
man von einem einzigen Paar binnen vier Jah-
ren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüglich-
sten Abarten (wovon doch manche für besondre
Gattungen angesehen werden) sind folgende:
a ) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le
pigeon pattu , Engl. the rough-sooted
dove .) mit langbefederten Füßen. Frisch
tab. 145.
b ) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr. le pigeon à grosse gorge , le grand-
gosier , Engl. the cropper pigeon .) mit
theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.
c ) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon
cravate , à gorge frisée . Engl. the turbit .)
mit krausen Brustfedern und ganz kurzem
Schnabel. Frisch tab. 147.
d ) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon
culbutant , Engl. the tumbler .) mit glat-
tem Kopf und einem kahlen rothen Augen-
ring: überschlägt sich im steigenden Fluge.
Frisch tab. 148.
e ) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube.
(Fr. le pigeon romain , Engl. the jacobine .)
mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche.
Frisch tab. 150.
f ) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh-
nerschwanz. (Fr. le pigeon paon , Engl.
the shaker .) mit aufrechtem, ausgebreitetem
Schwanze. Frisch tab. 151.
g ) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube,
türkische Taube. (Fr. le pigeon messager ,
[Seite 190] Engl. the carrier pigeon .) mit rothen
Fleischwarzen um den Schnabel und die Au-
gen herum. Diese Taubenart hat ihren Nah-
men daher, weil man sich ihrer vorzüglich
ehedem in der Levante bediente, um Briefe
zu überschicken*).
2. Coronata . der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta,
humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln.
Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus , die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier ,
Engl. the ring-dove .) C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo vtrinque albo.
4. † Turtur . die Turteltaube, Wegetaube.
(Fr. la tourterelle , Engl. the turtle-dove .)
C. rectricibus apice albis, dorso griseo, pe-
ctore incarnato, macula laterali colli nigra
lineolis albis.
In den warmen und mildern Gegenden der
alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und
ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibungen
abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern
Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria . die Lachtaube. (Fr. la tourterelle
à collier , Engl. the indian tourtle .) C. supra
lutescens lunula ceruicali nigra.
6. Migratoria . die Zugtaube. C. orbitis de-
nudatis sanguineis, pectore ruso.
Im nordostlichen America. Macht, zur Zeit ih-
rer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der
dasigen Indianer aus, die auch Tausende der-
selben räuchern und dörren.
42. Tetrao . (Engl. grous .) Macula prope
oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix . die Wachtel. (Fr. la caille ,
Engl. the quail .) T. pedibus nudis, cor-
pore griseo maculato, superciliis albis, rectri-
cibus margine lunulaque ferruginea.
Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel,
der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge
sehen läßt. Die Männchen sind zumahl in
Italien ihres Schlags wegen beliebt, wo man
sie auch, so wie in Schina (wie Kampfhähne),
paarweise fechten läßt.
2. †. Perdix . das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise . Engl. the partridge .) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
[Seite 192] cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
subfusco.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge-
genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus . (Fr. la perdrix rouge , la barta-
velle .) T. pedibus nudis calcaratis rostroque
sanguineis, gula alba cincta fascia nigra
albo punctata.
Daubenton planch . enlum . 231.
Im südlichen Europa und Orient. Wird aus
den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel
gehalten.
4. †. Bonasia . das Haselhuhn. (Fr. la gelinole .)
T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis
punctis nigris fascia nigra; exceptis inter-
mediis duabus.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern
Europa.
5. Lagopus . das Schneehuhn, Rype. (Fr.
la gelinote blanche . Engl. the white game .)
T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis; intermediis albis.
In den alpinischen und nordlichsten Gegenden
der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von
grauer Farbe. Nahmentlich ein überaus wichti-
ges Thier für die europäischen Colonisten in La-
brador und Grönland.
6. †. Tetrix . der Birkhahn. (Fr. le petit te-
tras , Engl. the black cock .) T. pedibus hir-
[Seite 193] sutis, cauda bifurcata, remigibus secunda-
riis basin versus albis.
In der nordlichern alten Welt.
7. †. Vrogallus . der Auerhahn. (Fr. le coq
de bruyere , tetras . Engl. the cock of the
wood .) T. pedibus hirsutis, cauda rotun-
data, axillis albis.
Im nordlichern Europa, hat ein äußerst schar-
fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer
Kehlkopf liegen tief unten im Schlunde.
43. Nvmida . Caput collo compresso co-
lorato cornutum: palearia carunculacea
ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris . das Perlhuhn. (Fr. la peintade .
Engl. the guiney hen .) N. rostro cera in-
structo nares recipiente.
In Africa einheimisch, aber auch längst nach
Europa und viele Gegenden von America verflanzt.
44. Phasianvs . Genae cute nuda lae-
vigata.
1. †. Gallus . der Haushahn. (Fr. le coq ,
Engl. the cock .) Ph. caruncula compressa
verticis geminaque gulae, auribus nudis,
cauda compressa ascendente.
Die vermutliche wilde Stammraffe*) ist in
Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und
zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an
den Spitzen der Hals- und Flügelfedern aus
(die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Sei-
denschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen
ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch
ist er erst durch die Spanier nach America ge-
bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee
bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon
vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der
Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmahligen
Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der gan-
zen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst
und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks-
schauspiel.
Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser
Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend-
sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils in
wahre zum erblichen Schlag gewordene Monstrosi-
täten**); sowohl per defectum (– s. oben S.
20 –), wie der ungeschwänzte Bluthahn; als
per excessum (– S. 21 –), wie z.B. mit 5
oder gar 6 Zehen***).
Unter den übrigen Abarten verdienen besonders
bemerkt zu werden:
a ) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so
groß als der gemeine Haushahn.
b ) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum
halb so groß als der gemeine.
c ) Der krause Hahn, friesländische Hahn,
mit krausen lockigen Federn.
d ) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc.
Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,
daher die Fabel von Bastarden, die von Ka-
ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten,
entstanden ist.
e ) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor-
gebirge, wo auch noch andre Vögelarten diese
Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus . der Fasan. (Fr. le faisan , Engl.
the pheasant .) Ph. rufus, variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata genis
papillosis.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min-
grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa gebracht haben sollen.
3. Argus . Ph. luteus, nigro punctatus, fa-
cie rubra, occipite cristato caeruleo.
Philos . Transact . vol. LV. tab. 3.
Das prachtvolle, nebst den beiden folgenden Gat-
tungen zumahl in Schina einheimische Thier, mißt
vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß.
4. Pictus . der Goldfasan. Ph. crista flaua,
pectore coccineo, remigibus secundariis
caeruleis, cauda cuneata.
5. Nycthemerus . der Silberfasan. Ph. albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
45. Crax . Rostrum basi cera obductum
in vtraque mandibula. Pennae caput
tegentes reuolutae.
1. Alector . der Curasso. C. cera flaua, corpore
nigro, ventre albo.
46. Meleagris . Caput carunculis spon-
giosis tectum, gula caruncula membra-
nacea longitudinali.
1. Gallopavo . der Truthahn, Puter, wälsche
Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le din-
don , Engl. the turkey .) M. maris pectore
barbato.
Im mittlern und nordlichern America, wo er
in großen Herden zu hunderten auf Bäumen
lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht,
wo er nun als Meyergeflügel gehalten wird, und
in mancherley Varietäten von weißer u.a. Farben
ausgeartet ist.
47. Pavo . Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus , der Pfau. (Fr. le paon , Engl.
the peacock .) P. capite crista compressa, cal-
caribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu-
ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom
dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz-
oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den
Spielarten ist die weiße am gemeinsten.
48. Otis . Rostrum mandibula superiore
fornicata: pedes cursorii.
1. †. Tarda . der Trappe. (Fr. l'outarde ,
Engl. the bustard .) O. maris capite iugu-
loque vtrinque cristato.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen
wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn
am Halse einen weiten verborgenen Sack, der
sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbundenen
Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü-
geln ohne Schwungfedern.
49. Strvthio . Rostrum subconicum,
pedes cursorii.
1. Camelus . der Straus. (Fr. l'autruche , Engl.
the ostrich .) S. pedibus didactylis, digito
exteriore paruo mutico, spinis alarum binis.
Latham Vol. III. P. I. tab. 71.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht
Fuß und drüber erreicht, wohl drey Centner wiegt,
und in Africa zu Hause ist. Das Unvermögen
zum Flug wird bey ihm durch die ausnehmende
Schnelligkeit seines Laufs vergütet. Vorzüglich
wird er durch seine Federn schätzbar.
2. Casuarius . der Casuar, Emeu. S. pedi-
bus tridactylis, galea palearibusque nudis,
remigibus spinosis .
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mitt-
lern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln
Pferdeharen, und es entspringen immer zwey und
zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.
Eine dem Casuar ähnliche Gattung, der so ge-
nannte amerikanische Straus (struthio rhea ) ist
in Chili zu Hause: – und eine noch andre neuer-
lich im fünften Welttheil auf Neu-Südwallis ent-
deckt worden.
50. Didvs . Rostrum medio coarctatum
rugis duabus transuersis; vtraque man-
dibula inflexo apice: facies vltra ocu-
los nuda.
1. Ineptus . der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula-
toriis, cauda breuissima, pennis incuruis.
Abbild . n . h . Gegenst . tab. 35.
[Seite 199]Ehedem auf Ile de France und Bourbon. – Aber
nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der
deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt
hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und
das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer-
leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe,
folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines
widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*).
So weit die Landvögel. Nun die Was-
servögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal-
zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange
Füße, und auch mehrentheils seinen langen Hals,
aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum-
pfigem, moorigem Boden auf, leben meist von
Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflan-
zen, die mehresten nisten auf der Erde oder im
Schilf, und werden meist durch ihr vorzüglich
schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicoptervs . Rostrum de-
nudatum, infracto-incuruatum, denti-
culatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber . der Flamingo, Flamant, Korkorre.
P. ruber, remigibus nigris.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider
Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper,
aber ganz auffallend langem Halse und Beinen,
wohl mannshoch.
52. Platalea . Rostrum planiusculum;
apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia . die Löffelgans, der Löffelreiher.
(Fr. la spatule , Engl. the spoon-bill .) P.
corpore albo, gula nigra, occipite subcristato.
Hin und wieder, zumahl in der westlichen alten
Welt.
53. Palamedea . Rostrum conicum,
mandibula superiore adunca. Pedes te-
tradactyli, fissi.
1. Cornuta . ( Kamichy , Kamoucle .) P. alulis
bispinosis, fronteque cornuta.
Latham Vol. III. P. I. tab. 74.
54. Mycteria . Rostrum subadscendens,
acutum; mandibula superiore triquetra:
inferiore trigona acuminata adscendente:
frons calua; nares lineares; pedes te-
tradactyli.
1. Americana . ( Jabiru , Touyouyou . Fr. la
cicogne du Bresil .)
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
55. Cancroma . Rostrum gibbosum:
mandibula superiore cymbae resupinatae
forma.
1. Cochlearia . (Fr. la cuilliere . Engl. the boat-
bill .) C. ventre rufescente.
56. Ardea . Rostrum rectum, acutum,
longum, subcompressum: pedes tetra-
dactyli.
1. †. Grus . der Kranich. (Fr. la grue . Engl.
the crane .) A. occipite nudo papilloso, cor-
pore cinereo, alis extus testaceis.
2. †. Ciconia . der Storch. (Fr. la cicogne ,
Engl. the stork .) A. alba, orbitis nudis re-
migibusque nigris; rostro, pedibus cuteque
sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien,
sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten
junge Rebhühner u.s.w. schleppt auch nicht selten
Leinewand, Garn etc. ins Nest, um es weich aus-
zufuttern.
3. †. Cinerea . der graue Reiher, Fischreiher.
(Fr. und Engl. heron .) A. occipite nigro
laeui, dorso caerulescente, subtus albido,
pectore maculis oblongis nigris.
Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten
auf hohen Bäumen, Eichen etc.
4. Garzetta . (Fr. l'aigrette .) A. occipite cri-
stato, corpore albo, rostro nigro, loris pe-
dibusque virescentibus.
Zumahl in Persien etc. Hat die langen, silber-
weißen, seidenartigen Rückenfedern, die in den
Morgenländern als kostbarer Putz getragen werden.
5. †. Stellaris . die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor . Engl. the bittern .) A. capite
laeuiusculo, supra testacea, maculis trans-
versis, subtus pallidior, maculis oblongis
fuscis.
In den mildern Gegenden der nordlichern Erde.
57. Tantalvs . Rostrum longum, subu-
latum, teretiusculum, subarcuatum. sac-
cus iugularis nudus. pedes tetradactyli,
basi palmati.
1. Ibis . T. facie rubra, rostro luteo, pedibus
griseis, remigibus nigris, corpore rufescente
albido.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 35.
Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den
dasigen alten Denkmählern verewigte, und so
wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu-
mien bereitete*) und in besondern Gewölbern in
größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens
in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.
Ob der schwarze, etwas kleinere Ibis eine
besondre Gattung ausmacht, oder bloß etwa im
Alter vom weißen (der ungefähr die Größe vom
Storch hat) verschieden sey, ist noch mehr völlig
entschieden.
58. Scolopax . Schnepse. Rostrum te-
retiusculum, obtusum, capite longius, fa-
cies tecta, pedes tetradactyli, postico
pluribus articulis insistente.
1. †. Rusticula . die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse . Engl. the woodcock .) S. rostro basi
rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis,
fascia capitis nigra.
In den wärmern Gegenden der nordlichern
alten Welt.
2. †. Gallinago . die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen.
(Fr. la becassine . Engl. the snipe .) S. rostro
recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis
lineis fuscis quaternis.
Fast durchgehends in der nordlichern Erde.
[Seite 204]59. Tringa . Rostrum teretiusculum lon-
gitudine capitis, digito postico vniarti-
culato, a terra eleuato.
1. †. Pugnax . der Kampfhahn, Renommist,
Hausteufel. (Fr. le combattant , paon de
mer . Engl. the ruff .) T. rostro pedibus-
que rubris, rectricibus tribus lateralibus
immaculatis, facie papillis granulatis carneis.
In der nordlichen alten Welt. Hat seinen Nah-
men von der Streitbarkeit, wir welcher die Männ-
chen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
2. †. Vanellus . der Kybitz. (gavia. Fr. le
vanneau . Engl. the lapwing .) T. pedibus
rubris, crista dependente, pectore nigro.
Ebenfalls in der nordlichern alten Welt.
60. Charadrivs . Regenpfeiffer. (Fr.
pluvier , Engl. plover .) Rostrum teretiuscu-
lum, obtusum. Nares lineares. Pedes
cursorii, tridactyli.
1. †. Hiaticula . die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier . Engl. the sea-lark .) C. pectore
nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver-
tice fusco, pedibus luteis.
Hin und wieder an den Flüssen der nordlichen
Erde, auch hier herum, und auf den Sandwich-
Inseln des stillen Oceans.
61. Recvrvirostra . Säbelschnäbler.
Rostrum depresso-planum, subulatum, re-
curuatum, acuminatum apici flexili . Pe-
des palmati, tridactyli.
1. † Avosetta . R. albo nigroque varia.
In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und
Gewürmen, die er mit feinem sonderbar aufwärts
gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
62. Haematopvs . Rostrum compres-
sum, apice cuneo aequali: pedes cur-
sorii tridactyli.
1. †. Ostralegus . der Austerdieb, Austermann,
die Meerälster. (Fr. l'hutrier . Engl. the
sea-pie , pied oyster-catcher .) H. rostro
pedibusque rubris.
Latham Vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
63. Fvlica . Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula superiore margine
supra inferiorem fornicata; frons calua ,
pedes tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra . das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la
foulque , morelle . Engl. the coot .) F.
[Seite 206] fronte incarnata, armillis luteis, corpore
nigricante.
In der mildern nordlichen Erde.
64. Parra . Rostrum teretiusculum, obtu-
siusculum. Nares ouatae in medio rostri.
Frons carunculata, carunculis lobatis.
Alulae spinosae.
1. Iacana . (Fr. le chirurgien , chevalier .) P.
vnguibus posticis longissimis, pedibus viri-
descentibus.
65. Rallvs . Rostrum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem versus,
aequale, acutum. pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex . der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr.
le râle de genet . Engl. the rail , daker-
hen .) R. alis rufo-ferrugineis.
In den mildern Gegenden der alten Welt.
Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage,
als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.
66. Psophia . Rostrum cylindrico-coni-
cum, conuexum, acutiusculum, mandi-
bula superiore longiore. Nares ouatae,
patulae. Pedes tetradactyli, fissi.
1. Crepitans . die Trompete, der Agami, Macku-
kawa. (Fr. l'oiseau trompette .) P. nigra,
pectore columbino.
Latham Vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig am Ama-
zonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und seinem
Herrn zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre
Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach
hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge-
schickt, aber desto unbequemer zum Gehen sind.
Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes
Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre-
sten mit einer ausnehmend nervenreichen Haut
überzogen. (– s. oben S. 134. –) Sie ha-
ben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache-
ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben
die Männchen vorn an der Luftröhre eine be-
sondre knorplige oder knöcherne Capsel. Sie
haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser
annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres,
der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen,
im Schilf etc. auf, und leben mehrentheils in
Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder
wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres
Fleisches, Fettes, Federn etc. von mannigfaltiger
Nutzbarkeit.
67. Rhinchops . Rostrum rectum, man-
dibula superiore multo breuiore: infe-
riore apice truncata.
1. Nigra . (Fr. le bec en ciseaux , Engl. the
sea-crow , cut-water .) R. nigricans, sub-
tus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer
als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam
wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.
68. Sterna . Rostrum edentulum, subu-
latum, subrectum, acutum, compressiuscu-
lum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida . die Noddy. (Fr. le fou , diable .)
S. corpore nigro, fronte albicante, super-
ciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beiden Wende-
zirkeln.
2. Hirundo . die Seeschwalbe. (Engl. the sil-
ver-bird .) S. cauda forficata; rectricibus
duabus extimis albo nigroque dimidiatis.
An der ganzen nordlichsten Erde.
69. Colymbvs . Taucher. Rostrum eden-
tulum, subulatum, rectum, acumina-
tum, pedes compedes.
1. Grylle . die grönländische Taube. (Engl.
the sea-turtle .) C. pedibus palmatis tridacty-
lis, corpore atro, rectricibus alarum albis.
Ebenfalls an der ganzen nordlichsten Erde.
2. †. Troile . die Lumer. (Fr. le Guillemot .)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore
fusco, pectore abdomineque niueo, remi-
gibus secundariis extremo apice albis.
An den Seeküsten der nordlichen Erde.
3. †. Vrinator . (Fr. la grébe .) C. capite
laeui, palpebra inferiore lutea, macula ala-
rum alba.
Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so wie
das vom C. cristatus , zu Feder-Muffen etc. ver-
arbeitet.
70. Larvs . Möve. (Fr. mouette . Engl.
gull .) Rostrum edentulum, rectum, cul-
tratum, apice subadunco. Mandibula in-
ferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nordlichen Erde, doch
finden sich auch welche auf der Südsee und zwar
in ungeheueren Scharen.
1. †. Tridactylus . (Engl. the tarrock .) L. al-
bicans, dorso canescente, rectricum apici-
[Seite 210] bus, excepto extremo, nigris, pedibus tri-
dactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
71. Plotvs . Rostrum rectum, acumina-
tum, denticulatum. Facies tecta, pedes
palmati omnibus digitis connexis.
In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe einer
Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das
Thier spiralförmig zusammen rollen und so den
Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will,
los schnellen soll.
72. Phaëthon . Rostrum cultratum.
rectum, acuminatum, fauce pone ro-
strum hiante. Digitus posticus antror-
sum versus.
1. Aethereus . der Tropikvogel. (Fr. la paille
en cul . Engl. the tropic-bird .) P. rectrici-
bus duabus longissimis, rostro serrato, pe-
dibus aequilibribus; digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen beiden Wen-
bezirkeln. Nährt sich meist von den fliegenden
Fischen.
73. Procellaria . Rostrum edentu-
lum, subcompressum; mandibulis aequa-
libus: superiore apice adunco: inferiore
[Seite 211] apice compresso-canaliculato. Pedes vn-
gue postico sessili absque digito.
1. Pelagica . der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. (Fr. le petrel . Engl. the storm-finch ,
mother cary's chicken .) P. nigra, vropygio albo.
Linné fauna suecica . tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean.
Meist in offner freyer See fern vom Lande auf
Klippen, und die Schiffer sehen es als Zeichen
eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von
da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der
Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem
sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen
und anbrennen, da dann die Flamme von dem
vielen Fette, das allmählig hinein zieht, lange
Zeit unterhalten wird.
74. Diomedea . Rostrum rectum; ma-
xilla superiore apice adunca: inferiore
truncata.
1. Exulans . der Albators. D. alis pennatis lon-
gissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit
ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt
wohl 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande
entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über
der Meers-Fläche. Nährt sich großentheils von
fliegenden Fischen*).
75. Pelecanvs . Rostrum edentulum,
rectum; apice adunco, vnguiculato; pe-
des aequilibres; digitis omnibus quatuor
simul palmatis.
1. †. Onocrotalus . die Kropfgans, der Pelican.
(Fr. und Engl. pelican .) P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
In den wärmern Gegenden der alten Welt, aber
auch auf Neu-Holland: hat den griechischen Nah-
men von ihrer Eselstimme, den deutschen aber
von dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der
ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen
läßt, daß er wohl 30 Pfund Wasser fassen kann.
Die americanische Kropfgans scheint specifisch
von dieser verschieden zu seyn.
2. Aquilus . die Fregatte. (Fr. le tailleur . Engl.
the man of war bird .) P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro,
orbitis nigris.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn-
liches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel,
die ausgespannt auf 14 Fuß breit sind, und dem
fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.
3. Carbo . die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und
Engl. cormoran .) P. cauda rotundata, cor-
pore nigro, rostro edentulo, capite sub-
cristato.
Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr
ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis ) wird in
Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild .
n . h . Gegenst . tab. 25. –)
4. Bassanus . die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan . Engl. the gannet , the soland goose .)
P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro
serrato, remigibusque primoribus nigris,
facie caerulea.
Häufigst im Norden von Europa und America,
zumahl auf den schottischen Inseln, und nahment-
lich auf Baß*), wovon diese Gans den Nahmen
führt. Hier lauert sie im Sommer auf die Züge
der Häringe, so wie hingegen im Winter um
Portugal herum und an der Barbarey etc. auf die
Sardellen. Auf jenen schottischen Inseln werden
die jungen Vögel und die Eyer in unermeßlicher
Menge aus den Nestern in den schroffen Felsen-
klippen ausgenommen**).
76. Anas . Rostrum lamelloso-dentatum,
conuexum, obtusum: lingua ciliata,
obtusa.
1. †. Olor . der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne . Engl. the swan , elk .) A. rostro semi-
cylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
In der nordlichen alten Welt: nährt sich von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit
gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit
längerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden.
Dieser letztere giebt einen hellen weit schallenden
nicht unangenehmen Ton von sich.
2. Cygnoides . die spanische oder schinesi-
sche Gans. (Fr. l'oye de Guinée . Engl. the
swan-goose , chinese goose .) A. rostro semi-
cylindrico; cera gibbosa, palpebris tumidis.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina, und wie es scheint auch auf den Sand-
wich-Inseln des stillen Oceans. Man unterschei-
det mehrere Varietäten.
3. †. Anser . die Gans. (Fr. l'oye . Engl. the
goose ) A. rostro semicylindrico, corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter
den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße
Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weib-
liche Gans geben.
4. Canadensis . die Hudsonsbay-Gans. (Engl.
the grey goose .) A. cinerea, capite collo-
que nigris, genis gulaque albis.
Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han-
delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen
zu Betten. Giebt auch vorzügliche Schreibfedern.
5. Bernicla . die Baumgans, Rothgans, schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo.
In den kältesten Ländern der nordlichen Erde,
kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland
und andern mildern Gegenden, wo sie sich un-
ter andern von dem Thier der Aentenmuschel ( Bar-
nacle , Lepas anatifera ) nährt, daher die alte selt-
same Fabel entstanden, daß dieser Vogel nicht aus
einem Ey, sondern ans einer Muschel hervor
komme u.s.w.*)
6. Mollissima . der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet . Engl. the eiderduck , cuthbert duck .)
A. rostro cylindrico, cera postice bifida,
rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nordlichen Erde, zumahl häufig auf
Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer
sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein
Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaum-
federn, die unter dem Nahmen der Eiderdunen
bekannt sind**).
7. †. Boschas . die Aente. (Fr. le canard . Engl.
the duck .) A. rectricibus intermediis (maris)
recuruatis, rostro recto.
Die wilde Aente findet sich fast in in der ganzen
nordlichen Erde, theils in ungemein schönen Spiel-
arten. Die zahmen Aenten scheinen große Neigung
zu unnatürliches Paarung zu haben, so daß z.B.
die Aentriche aus Hühner erpicht sind und v. v.
Aenten den wälschen Hahnen nachlaufen und sie
zu reitzen suchen.
8. †. Clypeata . die Löffelänte. (Fr. le souchet .
Engl. the shoveler .) A. rostri extremo di-
latato rotundato: vngue incuruo.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
77. Mergvs . Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylin-
dricum, apice adunco.
1. †. Merganser . der Kneifer (Fr. l'harle .
Engl. the goos-ander .) M. crista longitu-
dinali erectiuscula; pectore albido imma-
culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante.
In der ganzen nordlichen Erde. So wie andere
Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier
für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca . (Engl. auk .) Rostrum edentu-
lum, breue, compressum, conuexum,
transuerse sulcatum; mandibula inferior
ante basin gibbosa.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klip-
pen der nordlichen Erde.
1. Arctica . der Papageytaucher. (Fr. le ma-
careux . Engl. the puffin .) A. rostro com-
presso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum
orbita temporibusque albis, palpebra supe-
riore mucronata.
Nistet in Kaninchenhöhlen, oder wühlt sich auch
selbst so ein unterirdisches Lager.
79. Aptenodytes . Fettgans, Pinguin.
Rostrum compressiusculum, subcultra-
tum, longitudinaliter oblique sulcatum:
mandibula inferior apice truncato; alae
impennes, pinniformes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam
flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr
gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren
ein sonderbares Ansehen, deren verschiedne Arten an
den südlichen Küsten und Inseln von Africa und Ame-
rica, so wie andre um Neu-Holland, Neu-Guinea,
und Neu-Seeland zu Hause sind*). Finden
sich theils in zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome . A. rostro rufo-fusco, pedibus
flauescentibus, crista frontali atra erecta,
auriculari deflexa flaua.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.
2. Demersa . A. rostro pedibusque nigris, su-
perciliis fasciaque pectorali albis.
Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden
sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23.
und 40.) und durch die größere Menge desselben
von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch
den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin-
gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus,
daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft
schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer
Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbe-
stimmter, und so zu sagen unordentlicher sind
als bey den beiden Classen mit warmen Blute.
Auch können sie das Athemhohlen weit länger
entbehren als diese, weit länger im so genanten
luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft
(wie z.B. Kröten in einer engen Höhle mitten
in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst
geraume Zeit in einer Atmosphäre von Kohlen-
gesäuerter oder fixer Luft aushalten, und auf-
fallende Extreme von Hitze und von Kälte aus-
[Seite 219] dauern, so daß man z.B. ungezweifelte Bey-
spiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die
sowohl im Magen und Darmcanal von Men-
schen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbe-
schadet in dichte Eisschollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver-
sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme
von sich zu geben: doch scheinen einige (wie
z.B. unter den hieländischen der wahre Sala-
mander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche etc.)
gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrsche
vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den
Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild-
kröten, Frösche, Eidexen etc. mit vier Füßen
versehen sind; oder aber, als Schlangen einen
langgestreckten, cylindrischen Körper ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den Am-
phibien mannigfaltiger als bey den warmblüti-
gen Thieren. Einige sind mit einer knochigen
Schale überzogen: andre mit hornartigen Rei-
fen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen, oder
mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben
[Seite 220] eine nakte nur mit Schleim überzogne Haut.
Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit.
Manche, wie z.B. der Laubfrosch und verschiedne
Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch
zuweilen plötzlich ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die
Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser
und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt an-
gewiesen. Manche gehen willkürlich in beiden
ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. An-
dre hingegen bringen entweder eine bestimmte
Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten
bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber
auch manche entweder bloß für das Land oder
bloß für das Wasser, und nicht für beides zu-
gleich bestimmt.
Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von sehr
gemischter Nahrung: andre hingegen, wie der
Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen in der
Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß lebende
Insecten von einigen wenigen bestimmten Gat-
tungen an. In der Gefangenschaft nehmen viele
gar keine Nahrung zu sich und können dann zum
Wunder lange fasten: ich selbst habe z.B.
Salamander auf acht Monate lang ohne Speise
[Seite 221] und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abge-
gezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten
weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne
alle Nahrung ausdauern können.
Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh-
mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro-
ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre,
in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und
hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns
(§. 29.) einen Grund; da folglich die erstern von
letzterem minder abhängig sind; und überhaupt
die ganze Maschine zwar schwächere Mobilität,
weniger consensus zeigt, das ganze Leben der
Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ
scheint, als bey den warmblütigen Thieren, –
aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthüm-
licher independenter Lebenskraft versehen sind.
Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen
Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich je-
der Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf
Ein System wirkt, sogleich, wie bey den warm-
blütigen Thieren, andere in Consensus zieht so
erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes
Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausge-
rissen worden, doch noch umher hüpfen, und
Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe
genommen worden, noch Monate lang leben kön-
nen; daher auch wohl die anhaltende Beweglich-
[Seite 222] keit der den Amphibien abgeschnittenen Theile,
wie z.B. der Schwänze von Wassermolchen,
Blindschleichen etc.*)
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien, zumahl unter den
Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum den sie
im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl
der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zu-
mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen etc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre-
sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch
bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey-
spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die
ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre gewor-
den, und vollends viele Schlangen bekanntlich
sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten lassen.
Hingegen finden sich bey den Thieren dieser
Classe nur sehr wenige Spuren von wahren
Kunsttrieben. (§. 36.)
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen
täglichen Erhohlungsschlaf zu halten. – Da-
gegen aber wohl alle die kältern Wintermonate
in Erstarrung zubringen. Und zwar theils ein-
zeln, theils wie unsere hieländische Frösche und
Salamander in Haufen. Doch können auch
diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und
Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhal-
ten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paa-
rungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man z.B.
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines
Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten
oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey
den mehresten Fröschen und See-Schildkröten
dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen
lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paa-
rung mit dem Hinterleibe aufs innigste um ein-
ander, und züngeln dabey mit gebogenem Halse
auf einander los. Die Wassermolche hingegen
umfassen einander gar nicht, sondern das Männ-
chen schwimmt zur Brustzeit bloß um sein
Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen, so
wie sie dieselben von sich giebt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige
Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber manche,
zumahl unter den Schlangen etc. geben die
Eyer nicht eher von sich, als bis das darin
befindliche Junge schon meist seine völlige Aus-
bildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge
aus dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monate lang
völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf
um Neujahr herum ganz unerwartet binnen weni-
gen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier
eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit
längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre
Wirksamkeit erhalten muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung
werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkomm-
nen Gestalt, sondern als sogenannte Larven zur
Welt und müssen sich erst noch einer Art von
Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbil-
dung und den völligen Gebrauch aller ihrer Glied-
maßen erlangen. Die kleinen Frösche z.B.
(die so genannten Kaulquappen, gyrini, Fr.
tétards , Engl. toadpoles ) haben Anfangs noch
keine Füße, sondern dafür einen langen Ruder-
schwanz; auch, so wie die neugebornen Sala-
mander, eine Art von Fischkiefern (branchiae
oder Swammerdam's appendices fimbriatae)
zu beiden Seiten des Halses; ferner zum Theil
eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dgl. m.
[Seite 225] Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des
zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit
der zunehmenden Reife desselben allgemach
schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere hieländischen
Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar
werden: und doch erreichen diese nur ein, nach
Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträcht-
liches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen
weiß man, daß Schildkröten selbst in der Gefan-
genschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß
hiernach zu schließen, die Crocodile und großen
Schlangen etc. wohl zu einem noch höhern Al-
ter gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für
manche Gegenden theils äußerst beträchtlich.
Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer
Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei-
dexen etc. – Schildpatt zu Kunstarbeiten etc. –
Eidexen, Vipern etc. als Arzney.
Schädlich werden manche ungeheuere Thiere
dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen etc.
durch ihre Größe, und andere, zumahl unter den
Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern
[Seite 226] Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftig-
keit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord-
nungen:
1. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen.
(Die quadrupeda ouipara der ältern
Naturforscher) – Schildkröten, Frösche,
Eidexen. Und
2. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben)
mit vier Füßen versehen, die nach dem ver-
schiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye,
(pedes digitati ) oder durch eine Schwimm-
haut verbundene ( palmati ), oder gar wie in
eine Flosse verwachsene Zehen ( pinnati ) haben.
1. Testvdo . Schildkröte. (Fr. tortue .
Engl. tortoise , die See Schildkröten aber
turtle .) Corpus testa obtectum, cauda
( plerisque ) breuis, os mandibulis nudis
edentulis *).
Die mehresten Schildkröten sind mit einer kno-
chigen sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil
mit dem Rückgrat und den Rippen des Thiers
verwachsen, und mit den breiten hornigen Schup-
pen belegt ist, die bey manchen Gattungen so
stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen
verarbeitet werden. Gewöhnlich liegen 13 der-
gleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den
Rand herum. Der Untertheil oder das Bauch-
schild ist etwas kleiner als das obere, und mit
Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße ver-
sehen.
1. Membranacea . T. pedibus palmatis, vn-
guiculis tribus, testa orbiculari ouata, mem-
branacea grisea, striata, scabra.
2. Imbricata . die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle .) T. pedibus pinniformibus, testa
cordata subcarinata, margine serrato; scu-
tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 42.
In beiden Indien; auch im rothen Meere. Giebt
das beste Schildpatt*).
3. Mydas . die grüne oder Riesen-Schild-
kröte. ( viridis Schneider . Fr. la tortue
franche. Engl. the green turtle .) T. pedi-
bus pinniformibus, marginibus maxillarum
dentatis, testa ouata.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner
am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Nah-
men von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und
der auffallend grünen Farbe ihres schmackhaften
Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vege-
tabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaftes gar
nicht thraniges Fleisch.
4. †. Orbicularis . die gemeine Flußschildkröte
( europaea Schneid .) T. pedibus palmatis,
testa orbiculata planiuscula.
5. Graeca . T. pedibus subdigitatis, testa po-
stice gibba; margine laterali obtusissimo,
scutellis planiusculis.
Im südlichen Europa, und nordlichen Africa.
6. Geometrica . T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis eleuatis truncatis.
In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer
flachen Hand: hat wegen seines regelmäßigen
schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten Rücken-
schildes ein artiges Ansehen.
2. Rana . Frosch (Fr. grenouille . Engl.
frog .) nud Kröte (Fr. crapaud . Engl. toad .)
Corpus nudum pedibus quatuor, posticis
longioribus *).
1. Pipa . R. corpore plano, rostro spathiformi,
digitis anticis muticis quadridentatis, posti-
cis vnguiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch
die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise,
mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merk-
würdig. Das Männchen streicht nähmlich den
Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhn-
liche Art von sich gegeben, demselben auf den
Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem
Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleichsam
in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von bey-
nahe drey Monaten die darin befindlichen anfangs
geschwänzten Kaulquappen**) zum Ausbruch reif
[Seite 230] sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach ver-
schwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten,
den Rücken ihrer Mutter verlassen können.
2. Cornuta . R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern
Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.
3. Ocellata . (Engl. the bull-frog .) R. auri-
bus ocellatis, pedibus muticis.
In Nord-America. Fast von der Größe eines
Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von
seiner starken Stimme. Ist die Hauptnahrung
der Klapperschlangen.
4. Paradoxa . (Rana piscis.) R. femoribus
postice oblique striatis.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) er-
reicht eine fast spannenlange Größe, häutet
sich während der Zeit verschiedentlich, und hat
in diesem Zustande zu einer alten Sage, von Frö-
schen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß ge-
geben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre
ganze Größe und Ausbildung erhalten haben, bleibt
daß Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.
5. †. Buso . die Kröte. R. corpore ventricoso
verrucoso lurido fuscoque.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist
ungegründet. Hingegen ist es unlängbar, daß
man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in
[Seite 231] durchsägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken etc.
angetroffen hat.
6. †. Bombina . die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu-
lato, pupilla triquetra.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa . die Haus-Unke. (Bufo ca-
lomita , Laurent). R. verrucosa, linea dor-
sali flaua, lateralibus rufescentibus.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. Kommt
selten zum Vorschein; giebt aber einen eignen dum-
pfen Laut von sich, der allerhand abergläubige
Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria . der braune Grasfrosch.
R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Im Gras und Gebüsch etc. von da die Junge
nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor
kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl
zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gege-
ben haben mag.
9. † Esculenta . der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker. R. viridis, corpore angu-
lato, dorso transuerse gibbo, abdomine
marginato.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut, zumahl des Abends bey schönem
[Seite 232] Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen
hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau
und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und
selbst junge Aenten, Forellen etc. und können sogar
über große Hechte Herr werden. Zur Begattungs-
zeit bekommen die Männchen dieser und der vori-
gen Gattung schwarze warzige Ballen an den
Daumen der Vorderfüße, womit sie sich äußerst
fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.
10. †. Arborea . der Laubfrosch. (calamites.
Fr. la raine, grenouille de St. Martin, le
graisset ). S. corpore laeui, subtus granu-
lato, pedibus fissis, apicibus digitorum len-
ticulatis.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England),
auch in America etc. Der klebrige Schleim, wo-
mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm
bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur
Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an
ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine
laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich
ändern will, aber auch außerdem zur Paarungs-
zeit von sich geben. Sie blähen dabey die Kehle
zu einer großen Blase auf.
3. Draco . Corpus tetrapodum cauda-
tum, alatum.
1. Volans . die fliegende Eidexe. D. brachiis
ab ala distinctis.
4. Lacerta . Eidexe. (Fr. lezard . Engl.
lizard ) Corpus elongatum, pedibus
quatuor aequalibus.
1. Crocodilus . der (eigentliche) Crocodil. L.
mandibulis ellipticis, scuto supraorbitali osseo ,
testa caluariae integra, cauda parte anteriori
et superna scutis vtrinque extantibus serrata.
Abbild . n . h . Gegenst . tab. 26. 27.
Zumahl häufig in den größern Strömen von
Africa (namentlich im Ober-Nil und im Niger).
Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl
eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*): und doch
haben seine Eyer kaum die Größe eines Gänse-Eyes.
Erwachsen fällt er Menschen und andre große Thiere
an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen.
2. Alligator . der Kaiman. L. mandibulis
ellipticis, tegmine supraorbitali coriaceo ,
testa caluariae bifenestrata **) , cauda parte
anteriori rotunda.
Im mittlern America. Weit rundlicher und
glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent-
liche Crocodil, wird auch nicht so groß als dieser
und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben so wie
jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere
an den hintern, von welchen allen aber nur die
drey Innern mit Krallen bewaffnet sind.
3. Gangetica . der Gavial. L. mandibulis elon-
gatis teretibus subcylindricis.
Edwards in philos . Transact . Vol. XLIX.
4. Monitor . (Fr. la sauve-garde .) L. cauda
carinata, corpore mutico maculis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ueberaus sauber und regel-
mäßig schwarz und weiß gefleckt; ungefähr an-
derthalb Ellen lang; hat den Namen daher, daß
es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der
Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden
Laut, den es von sich giebt, diese seine furchtbare
Gefährten verrathen soll.
5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti longa,
sutura dorsali dentata, crista gulae denti-
culata.
Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein
überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon . L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. II.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch
theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf
Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten,
dieses mit seiner langen klebrigen Zunge sehr be-
hende zu fangen versteht. Seine Lungen sind
ausnehmend groß, und das Thier kannsich damit
nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da-
her vermuthlich die Sage der Alten entstanden
seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine
[Seite 235] Augen haben die ganz eigne Einrichtung, daß je-
des besonders, oder auch beide zugleich nach ver-
schiedenen Richtungen, eins z.B. aufwärts, das
andere hinterwärts u.s.w. und zwar schnell be-
wegt werden können. Seine natürliche Farbe ist
stahlgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zu-
mahl wenn es zornig wird etc. Der zuweilen be-
merkte Wiederschein von benachbarten farbigen
Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des
lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gege-
ben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach den-
selben richte.
7. Gecko . (vermuthlich der wahre stellio oder sau-
rus der Alten.) L. cauda tereti mediocri,
digitis muticis subtus lamellatis, corpore
verrucoso, auribus concauis.
In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee
und selbst hin und wieder im südlichen Europa,
z.B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber
in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht
und gefährlich wird. Er soll nähmlich einen gifti-
gen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen
haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier
drüber wegläuft, mittheilen.
8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda te-
reti mediocri, apice compressa, digitis mu-
ticis lobato-squamosis marginatis.
Im steinigen Arabien, Aegypten etc. War wei-
land als ein Stärkungsmittel besonderer Art be-
rufen; wird auch noch jetzt, in seiner Heimath,
zu dieser Absicht verbraucht.
9. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Eidexe.
L canda verticillata longiuscula, squamis
acutis. collari subtus squamis constricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch
in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee.
Ist eben so unschuldig als alle übrige deutsche
Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im
Finstern.
10. †. Lacustris . der Wasser-Molch, Wasser-
Salamander. L. nigra, dorso lateribusque
verrucosis, abdomine flauo, nigro-maculato.
Die Männchen haben im Frühjahr eine vom
Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin-
laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von sei-
ner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 29.
11. †. Salamandra . der Salamander, Molch,
die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron .)
L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor-
pore flauo nigroqne vario nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und orangegelb gefleckt, spannenlang
und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer
leben könne etc. sind Fabeln.
Die Schlangen*) haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen
[Seite 237] lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig
bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,
oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im
Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen
und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können), andre auf der Erde, andre meist
auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an ein-
ander gekettete Eyer, und ihre Kinnladen sind
nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt,
sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich
weit von einander dehnen lassen, so daß die
Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker
als sie selbst sind, ganz verschlingen können.
Manche sind mit heftigem Gift in besondern
Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers
versehen*), das in eignen Drüsen abgeschieden
und durch besondre röhrenförmige, einzeln ste-
hende, gegen die Spitze zu mit einer länglichen
Oeffnung versehene, Giftzähne (– als durch
einen Ausführungsgang –) beym Biß in die
Wunde geflößt wird. (– Abbild. n. h. Ge-
genst tab. 37. fig. 1. –) Diese bloß am vor-
dern Rande des Oberkiefers befindlichen Gift-
zähne, geben auch den zuverläßigsten Character
ab um die giftigen Schlangen von den giftlo-
sen zu unterscheiden**), da bey den letztern der
[Seite 238] ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hin-
ten) mit Zähnen besetzt ist (– Abbild . n. h.
Gegenst . a. a. O. fig. 2. –) außerdem haben
aber wohl alle Schlangen noch eine doppelte
Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander
gemein.
5. Crotalvs . Klapperschlange. (Fr. ser-
pent à sonnettes . Engl. rattle-snake .) Scuta
abdominalia. Scuta squamaeque subcau-
dales. Crepitaculum terminale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf
6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen
dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen an-
dern Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen
Thieren in der Schöpfung durch die räthselhafte,
hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwan-
zes. – Die Zahl der Glieder an diesem so wun-
derbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen
Organ nimmt mit den Jahren zu und soll bey
Alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel,
[Seite 239] Eichhörnchen etc. im Gebüsch der darunter liegen-
den Klapperschlange*) gleichsam von selbst in
den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeu-
gen versickert; ist aber keine ausschließliche Eigen-
heit dieses Geschlechts, da man das nähmliche
auch an mehrern andern Schlangen der neuen und
alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapper-
schlangen selbst werden häufigst von den Schwei-
nen und Raubvögeln, auch von vielen Negern
in America, ohne Nachtheil gegessen. Auch lassen
sie sich überaus kirre und zahm machen.
6. Boa . Scuta abdominalia et subcaudalia.
1. Constrictor . die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda. B. scutis 240. scu-
tellis 60.
In Ostindien und Africa. Wird nach Adam-
sons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll
lebendigen Rehen etc. die Rippen und andere Kno-
chen entzwey brechen, das Thier nachher mit
einem gallertartigen Geifer überziehen, und so
hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und
wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen
Gaucklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet. –
die Amaru-Schlange in Süd-America, die von
den Antis in Peru angebetet ward, und auch
auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser
verschieden. – Hingegen ist wohl die auf Guinea
so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange
von einer andern Gattung.
7. Colvber . (Fr. couleuvre .) Scuta ab-
dominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera . ♂ C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen
der Viper belegt. Hier diese von Linné so ge-
nannte, ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes . ♂ die gehörnte Schlange. C.
scutis 145. squamis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 40.
Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und
ist allerdings giftig.
3. †. Berus . die Otter, Viper. (Engl. the
adder ) ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun-
licher Farbe und in den wärmern Gegenden der
[Seite 241] alten Welt, auch schon in Deutschland und in der
Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar
heftige Entzündung etc. wird doch aber nur selten
tödtlich. Auch wird sie ohne Schaden von den
Raubvögeln gefressen. Es ist dieselbe Gattung,
womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so
viele merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. † Natrix . die Ringel-Matter, Schnacke,
der Unk. C. scutis 170. squamis 60.
Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zumahl
an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst
in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden,
die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuer-
lichen Erzählungen von Lindwürmern etc. gegeben
haben mögen.
5. Coccineus . die Carmoisin-Schlange. C.
scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten B. 1stes St. tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige
Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu
Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang.
Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig
große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken,
die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese
wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander
abgesondert sind. Die Mädchen in Florida sollen
das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in
die Haare geflochten tragen etc.
6. Naja . die Brillenschlange. ( Cobra de Ca-
belo .) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehn-
bar, und bey beiden Geschlechtern hinten mit
[Seite 242] einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine
der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom
Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu aller-
hand Gaukelkünsten abzurichten.
8. Angvis . Squamae abdominales et
subcaudales.
1. †. Fragilis . die Blindschleiche, der Hasel-
wurm, Hartwurm. (Engl. the blind-worm ,
flow-worm .) A. squ. abd. 135. totidem-
que subcand.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und
die Stücke bewegen sich doch noch stundenlang.
Man findet von ihr mancherley theils sauber ge-
zeichnete Spielarten.
2. Platuros . ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena . Annuli trunci cau-
daeque.
1. Fuliginosa . A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia . Rugae trunci caudaeque.
Labrum superius tentaculis 2.
1. Tentaculata . C. rugis 135.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast
wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothen kalten
Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer
(mit Gräten oder knorplichen Faden versehenen)
Flossen bewegen, und mittelst wahrer lebenslang
bleibender Kiefern Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiefer und wahre Flossen – um sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 94.) zu
unterscheiden.
Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei-
ten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder
mehreren großen halbmondförmigen Schuppen,
die deßhalb die Kiefer-Deckel (opercula bran-
chialia) heißen und bey den mehresten mit der
Kiefer-Haut (membrana branchiostega) ver-
bunden sind. Die Kiefern selbst sind mit unzäh-
ligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und
auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die
ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und
[Seite 244] die an ihrer Basis durch eben so viele bogen-
förmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben so
wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange
entbehren können, geschieht bey ihnen, indem sie
die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund
in die Kiefern leiten, und dann durch die Kiefer-
öffnung (apertura branchialis) wiederum von
sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen
versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein-
und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich
einige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig-
faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine
verticale Stellung d.h. er ist auf beiden Seiten
zusammen gedrückt (corpus compressum s. ca-
thetoplateum); bey einigen andern hingegen,
wie bey dem Rochen, liegt er horizontal, ist in
die Breite platt gedrückt (corpus depresum s.
[Seite 245] plagioplateum); bey andern, wie beym Aal etc.
ist er mehr rundlich: bey andern, wie bey den
Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig etc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf
unmittelbar an einander, ohne durch einen eigent-
lichen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Die Fische sind (höchstens bis auf sehr we-
nige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet; die
von einer ganz eignen Substanz, und bey den
verschiedenen Gattungen von der mannigfaltig-
sten theils ausnehmend eleganten Bildung und
Zeichnung, und farbigen Gold- und Silber-
glanze sind.
Sie werden von außen noch mit einem beson-
dern Schleim überzogen, der großen Theils aus
kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden
scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden
Seiten des Körpers in der so genannten Seiten-
Linie liegen.
Die mehrsten der so genannten Knorpelfische
sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit
einer festen knochigen Schale gepanzert.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige
Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen
aus dünnen knochenartigen oder knorpligen
[Seite 246] Gräten, die durch eine besondere Haut mit ein-
ander verbunden, an eignen Knochen befestigt,
und durch bestimmte Muskeln bewegt werden.
Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern,
Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts
hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen
(pinnae pectorales); die am Bauche vor der
Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen
(pinnae ventrales); die hinter dieser Oeff-
nung, Steißflosse (pinna analis); endlich am
Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis).
Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage,
und vertritt völlig die Stelle eines Steuerruders
zum Lenken etc. So wie hingegen die Brustflossen
zum eigentlichen Fortrudern u.s.w. dienen.
Die so genannten fliegenden Fische haben sehr
lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da-
mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe-
hen und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der
Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken
(wie bey den so genannten cartesianischen Teu-
felchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl
die Süß-Wasser-Fische versehen sind, und die
mittelst eines eignen Canals (ductus pneu-
maticus) meist mit dem Magen oder Schlunde
in Verbindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süß-Wasser-
Fische. Einige können doch auch zuweilen einige
Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die
Muräne etc. Andere theils in warmen minera-
lischen Quellen*).
Die mehresten Fische, zumahl die in der
See leben, sind animalia nocturna, die nähm-
lich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen,
am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig
halten. Daher auch die von Fischen lebenden
Insulaner und Küsten-Bewohner meist des
Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen
verändern in gewissen Jahrszeiten ihren Auf-
enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen
in die Buchten und Mündungen der Flüsse;
manche derselben aber, wie z.B. die Häringe
im nordlichen atlantischen Ocean, machen auch
noch außerdem anderweitige Züge zu bestimm-
ten Jahrszeiten und in unermeßlichen Schaaren
zwischen den Küsten des westlichen Europa und
des nordostlichen America**).
Die Fische sind größten Theils fleischfressende
Thiere, und sind, da sie keine eigentliche Füße
haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher-
ley andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver-
sehen worden.
Theils nähmlich mit langen Bartfasern
(cirri) am Maule, um damit andere kleine Was-
serthiere, wie mit einem Köder zu locken, und
gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der
Froschfisch etc.)
Andere, wie der Chaetadon rostratus , mit
einer Spritzröhre, um dadurch die über dem
Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu
schießen.
Andre, wie drey Seefische, der Zitterrochen,
Tetrodon electricus und Trichiurus indicus
und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der
Zitterwels, mit einer besondern erschütternden
und betäubenden Kraft u.s.w.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft,
so muß der Geruch bey vielen überaus scharf
seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Ent-
fernung auswittern.
Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins
Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den Sinn,
und zwar in auffallender Schärfe, – sondern
[Seite 249] auch selbst ähnliche Organe, wie die im innern
Ohr anderer rothblütigen Thiere, besitzen.
Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen
sich aber im Baue des Auges der Fische*), das
sich z.B. durch den gänzlichen Mangel des so
genannten Strahlenbandes (corpus ciliare)
auszeichnet u. dergl. m.
Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel
an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch
weiß man, daß manche, wie z.B. die Forellen,
überaus kirre werden**); andere, z.B. alte
Karpfen, sehr listig und verschlagen sind u.s.w.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche
Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht
worden ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich alle
einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl
nur sehr wenige einen bestimmten täglichen pe-
riodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z.B.
vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig gebährenden
Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aal-
mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische
wirklich mit einander paaren; sondern bey den
mehresten giebt das Weibchen den Rogen noch
unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt
hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu
begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Landwirth-
schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der
künstlichen Vermischung von Eyern und Samen
der Forellen etc. junge Fische erzielen kann*).
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man
einzeln unter denselben wirkliche Zwitter – und
anderseits auch völlig geschlechtlose**) Mißge-
burten gefunden haben will.
Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer-
chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta-
tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an-
dern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer-
stöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper.
Daher zählt man, z.B. beym Häring, zwischen
20 und 37000, beym Karpfen über 200000, bey
[Seite 251] der Schleihe 383000, beym Flinder über eine
Million Eyerchen etc.*)
Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus
dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt;
sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Am-
phibien (§. 94.), erst einer Art von Metamor-
phose unterziehen, wodurch erst nach und nach
ihre Flossen u. dergl. m. allgemach ausgebildet
werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe
ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß
von Karpfen, Hechten etc. daß sie anderthalb
hundert Jahre erreichen können. Doch werden
einige kleine Fische, wie z.B. der Stichling etc.
nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;
aber eben von dieser Seite für einen großen Theil
des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von
diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig-
keit. Selbst wilde Völker, wie z.B. die Kamt-
schadalen, Brasilianer etc. wissen die Fische auf
die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Are
Mehl, zu Kuchen u.s.w. zu bereiten: und bey
vielen, wie z.B. unter den Insulanern des stil-
[Seite 252] len Oceans, macht der Fischfang ihr Haupt-
geschäft, – und in Rücksicht der überaus sinn-
reichen angemeßnen Geräthschaften, die sie sich
dazu erfunden haben wirklich eine Art von nach-
denkendem Studium aus. Aber auch für einen
großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang,
z.B. des Härings, Kabeljaus, Thunnfisches
u. dergl. m. von äußerster Wichtigkeit – Der
Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen etc.
wird häufigst in Lampen gebrannt. – Die ostlich-
sten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden
sich in gegerbte Lachshäute. – Und manche
Theile einiger Fische werden zu technischen Ge-
brauch und Kunstsachen benutzt; wie z.B. die
Schuppen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut
von Rochen und Hayen etc.; Hausenblase etc.
Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und
in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind
manche Fische wenigstens in gewissen Gegenden
giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann.
So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische
scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen.
Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Gan-
zen unter zwey Hauptabtheilungen: nähmlich.
A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei ) die
keine wahren Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder eigentlich so
genannte Fische (Pisces spinosi ).
Die Knorpelfische sondert man in folgende
zwey Ordnungen, welche Hr. La Cepede nach dem
Daseyn oder Mangel des Kieferdeckels bestimmt,
und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter
vertheilt: nähmlich
I. Chondropterygii. Ohne Kieferdeckel.
II. Branchiostegi. Mit Kieferdeckel.
Die eigentlich so genannten Fische aber
hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der
Bauchflossen geordnet: nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen
haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor
den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge-
rade unter den Brustflossen, und
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine
Kieferdeckel, und bey den mehresten ist das
Maul an der Unterseite des Kopfs befindlich.
1. Petromyzon . Spiracula branchia-
lia 7 ad latera colli. Fistula in vertice.
Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus . die Lamprete. (Fr. la lamproye .
Engl. the lamprey .) P. ore intus papilloso,
pinna dorsali posteriori a cauda distincta.
In der Nordsee so wie im mitländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 8 und mehrere Meilen
weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2. †. Fluuialitis . die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die
vorige Gattung.
2. Gastrobranchvs . Bauchkieme. Spi-
racula branchialia 2 ventralia. Fistula
in rostro. Pinnae pectorales aut ventra-
les nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter
dem Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.
1. Coecus . der Blindfisch, Schleimaal. (My-
xine glutinosa Linn .)
An den Küsten des nordlichen atlantischen Oceans.
Soll gar keine Augen haben!
3. Raia . Roche. (Fr. raie . Engl. ray .)
Spiracula branchialia 5 subtus ad collum;
corpus depressum; os sub capite.
Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar
organisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat
man ehedem durch allerhand Künsteley zu vorgeb-
lichen Basilisken etc. umgestaltet und aufgetrocknet.
Manche scheinen auch bey einiger Aehnlichkeit, die
der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschen-
gesichte hat, zu der Sage von Sirenen etwas
beygetragen zu haben*). Ungeachtet sie nur
ein Ey auf einmahl legen, so vermehren sie sich
doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegen-
den gleichsam davon wimmelt. Die Eyer haben
eine hornige Schale mit vier Spitzen, und
heißen See-Mäuse.
1. Torpedo . der Zitterroche, Krampfisch. (Fr.
la torpille . Engl. the crampfish .) R. tot-
laeuis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Philos. Transact . vol. LXIII. tab. 19 sqq.
Besonders im mitländischen Meere. Der bekann-
teste von den so genannten elektrischen Fischen.
(§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.
2. †. Batis . der Glattroche, Baumroche, Flete,
Tepel. (Fr. la raie lisse . Engl. the skate ,
flair .) R. varia, dorso medio glabro, cauda
vnico aculeorum ordine.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf-
tes Fleisch.
3. Pastinaca . der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, tareronde, raie ba ï onette .)
Engl. the sting-ray ) R. corpore glabro,
aculeo longo anterius serrato in cauda, et
dorso apterygio.
In vielen Welt- Meeren. Sein Schwanz-
Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem
Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer .
Engl. shark .) Spiracula branchialia 5 ad
latera colli. Corpus oblongum tere-
tiusculum. Osin anteriore capitis parte.
1. Acanthias . der Dornhay. (Fr. l'aguillat .)
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis,
corpore teretiusculo.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena . der Hammerfisch, Jochfisch. S.
capite latissimo transuerso malleiformi.
3. Carcharias . (lamia, tiburo. Fr. le requin .
Engl. the white shark .) S. dorso plano,
dentibus serratis.
Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt
zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem
Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun-
den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie-
fern, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen)
nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern wie
durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden
sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das
eigentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens
beym jungen Thier) rückwärts gelehrt, gleichsam
auf Reserve, damit zufälliger Verlust derer in der
vordern Reihe zu wiederholten Malen ersetzt wer-
den kann.
4. Pristis . der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr.
la scie de mer . Engl. the saw fish .) S. pinna
ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrin-
que dentato.
Unter andern im nordlichen atlantischen Ocean.
Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange
Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt,
ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder meh-
reren starken eingekeilten Zähnen besetzt.
5. Lophivs . Seeteufel (Fr. diable de mer .
Engl. sea-devil ) Pinnae pectorales bra-
chiis insidentes. Spiracula solitaria pone
brachia.
1. †. Piscatorius . der Froschfisch. (rana pisca-
trix. Fr. la grenouille pecheuse . Engl. the
frog-filsh .) L. depressus capite rotundato.
An den europäischen Küsten. Der ungeheuere
Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers
[Seite 259] ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden
am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes
Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput compres-
sum. Apertura supra pinnas pectora-
les. Corpus compressum, squamis corio
coadunatis. Abdomen carinatum.
1. Tomentosus . (Engl. the little old wife .) B.
pinna capitis biradiata, corpore posterius
subuilloso.
7. Chimaera . Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium su-
perius quinquepartitum. Dentes primo-
res incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa . C. rostro subtus plicis pertusis.
Im nordlichen atlantischen Ocean.
Die mit Kieferdeckeln versehenen Knorpel-
fische.
8. Acipenser . Spiracula lateralia soli-
taria, linearia. Os sub capite, retractile,
edentulum. Cirri quatuor sub rostro
ante os.
1. †. Sturio . der Stör. (Fr. l'esturgeon . Engl.
the sturgeon .) A. squamis dorsalibus 11.
In allen europäischen Meeren, auch im ca-
spischen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht
nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so
wohl wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen
bereiteten Caviars, für viele Völker einen wich-
tigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund
schwer werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in
schmalen aber langen Zügen hinter einander, und das
soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheueren
nordischen Seeschlangen gegeben haben.
2. Ruthenus . der Sterlet. A. squamis dorsa-
libus 15.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am häufigsten im caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso . der Hausen, Beluga. A. squamis
dorsalibus 13. caudalibus 43.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausen-
blase merkwürdig, die man besonders aus der
Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör
und noch aus einer andern Gattung dieses Ge-
schlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser
stellatus.), die auch das beste Caviar giebt; ja theils
auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.
9. Ostracion . Panzerfisch (Fr. poisson
coffre. ) Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ventrales nullae.
1. Triqueter . O. trigonus muticus.
So wie der folgende in Ostindien.
2. Cornutus . O. tetragonus, spinis frontali-
bus subcaudalibusque binis.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier,
dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit
Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon . Stachelbauch. Corpus
subtus muricatum. Pinnae ventrales
nullae.
1. Lagocephalus . (Fr. le poisson souffleur .) T.
abdomine aculeato, corpore laeui, humeris
prominentibus.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein
gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der
See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.
2. Electricus . T. corpore maculoso; pinnis
viridibus.
Philos. Transact . Vol. LXXVI. P. II.
tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri-
schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der
St. Johanna-Insel.
3. Hispidus . der Kugelfisch. (orbis. Engl. the
moon-fish. ) T. totus hispidus, papillissetaceis.
Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de mer .
Engl. the sun-fish. ) T. laeuis compressus,
cauda truncata: pinna breuissima dorsali
analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.
Häufig im mitländischen und atlantischen
Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat
den deutschen Namen von seiner unförmlichen
Gestalt; den französischen und englischen aber von
dem starken phosphorischen Schein, womit die
Seiten und der Unterleib des lebendigen Fisches
leuchten.
11. Diodon . Corpus spinis acutis mobi-
libus vndique adspersum. Pinnae ven-
trales nullae.
1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish .) D. oblongus, aculeis
teretibus.
Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich auch
an den nordamericanischen Küsten.
12. Cycloptervs . Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in
orbiculum connatae.
1. †. Lumpus . der See-Hase, Klebpfost, Haf-
padde. (Fr. le lievre de mer . Engl. the lump-
sucker .) C. corpore squamis osseis angulato.
In den nordlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde
aufs festeste an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.
13. Centriscvs . Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum.
Abdomen carinatum. Pinnae ventrales
vnitae.
1. Scolopax . die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa.
14. Syngnathvs . Rostrum subcylin-
dricum, ore operculato, maxilla inferiore
mobiliore. Corpus cataphractum. Pinnae
ventrales nullae.
1. Acus . die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe .) S. pinnis caudae ani
pectoralibusque radiatis; corpore septem-
angulato.
2. Hippocampus . das See-Pferdchen, die
See-Raupe. (Fr. le cheval marin . Engl.
the sea-horse .) S. pinna caudae quadrangu-
lae nulla, corpore septemangulato tuber-
culato.
Im mitländischen u.a. Meeren. Hat seine
Rahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf
[Seite 264] und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe
verglichen worden. Im Tode krümmt es sich wie
ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
15. Pegasvs . Os proboscide tetractili.
Rostrum ensiforme, lineare. Corpus ar-
ticulatum osseis incisuris, cataphractum.
Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis . der Seedrache. P. rostro conico.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen
ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl
den Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die drey folgenden Ordnungen be-
greifen nun die mit Gräten versehenen oder ei-
gentlich so genannten Fische. Und zwar hier
diese, die so gar keine Bauchflossen haben.
16. Mvraena . Caput laeue. Nares tubu-
losae. Membr. branch. radiis 10, corpus
teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis
coadunata dorsali anique. Spiracula pone
caput vel pinnas pectorales.
1. Helena , die Muräne. M. pinnis pectorali-
bus nullis.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern
Meeren beider Welten.
2. †. Anguilla . der Aal. (Fr. l'anguille , Engl.
the eel .) M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore vnicolore.
In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen
ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat ein
zähes Leben, und das ihm ausgeschnittne Herz
behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitz-
barkeit. Nach den genauesten Beobachtungen ge-
biert er wohl sicher lebendige Junge.
17. Gymnotvs . Caput operculis laterali-
bus. Tentacula duo ad labium superius.
Membr. branch. radiis 5; corpus com-
pressum, subtus pinna carinatum.
1. Electricus . der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch (Fr. l'anguille electrique .) G. nudus,
dorso apterygio, pinna caudali obtusissima
anali connexa.
Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn
van Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat. Un-
gefähr mannslang.
18. Trichivrvs . Caput porrectum,
operculis lateralibus. Dentes ensiformes,
apice semisagittati: primores maiores.
[Seite 266] Membr. branchiostega radiis 7. Corpus
compresso-ensiforme. Cauda subulata,
aptera.
1. Lepturus . T. mandibula inferiore longiore.
2. Indicus . T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch.
(§. 110.)
19. Anarrhichas . Caput obtusiuscu-
lum. Dentes primores supra infraque co-
nici, diuergentes, sex pluresue, molares
inferiores palatique rotundati. Membr.
branch. rad. 6. Corpus teretiusculum,
pinna caudae distincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl.
the ravenous .) A. pinnis pectoralibus amplis
subrotundis.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes . Caput compressum.
Labium superius duplicatum, dentes ace-
rosi. Membr. branch. rad. 7 corpus tere-
tiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobiannus der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch. (Engl. the sand-launce ) A.
maxilla inferiore longiore.
Ebenfalls am nordlichen Europa.
21. Ophidivm . Caput nudiusculum,
dentes maxillis, palato, faucibus. Membr.
branch. rad. 7 patula. Corpus ensiforme.
1. Barbatum . (Fr. la donzelle .) O. maxilla
inferiore cirris 4.
22. Stromatevs . Caput compressum.
Dentes in maxillis, palato. Corpus oua-
tum, latum, lubricum. Cauda bifida.
23. Xiphias . Caput maxilla superiore
terminatum rostro ensiformi. Os eden-
tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus
teretiusculum.
1. †. Gladius . der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épée de mer, empereur, espadon . Engl.
the sword-fish, whale-killer .) X. mandi-
bula inferiore acuta, triangulari.
In den nordlichen so wohl als südlichen Meeren.
Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und
hält dann gegen 5 Centner an Gewicht.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust-
flossen sitzen.
24. Callionymvs . Caput labio su-
periore duplicato; oculi approximati.
Membr. branchiostega rad. 6.; apertura
nuchae foraminibus respirante. Oper-
cula clausa. Corpus nudum. Pinnae
ventrales remotissimae.
1. Lyra . (Fr. le lacert Engl. the piper .) C.
dorsalis prioris radiis longitudine corporis.
25. Vranoscopvs . Caput depressum,
scabrum, maius. Os simum, maxilla su-
perior breuior. Membr. branch. rad. 5;
anus in medio.
1. Scaber . der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the-star gazer .) V. cirris multis in maxilia
inferiore.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
[Seite 269]26. Trachinvs . Caput scabriusculum,
compressum. Membr. branch. rad. 6;
anus prope pectus.
1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive .
Engl. the wever .) Trachinus .
Im mitländischen Meere, in der Nordsee etc.
27. Gadvs. Corpus laeue. Membr.
branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute
communi vestitae, pectorales acuminatae.
1. †. Aeglefinus . der Schellfisch. (Engl. the
hadock .) G. tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Im ganzen nordlichen europäischen Ocean, vor-
züglichst aber an den englischen und schottischen
Küsten – viele Fische phosphoresciren unter ge-
wissen Umständen nach dem Tode: bey diesem
hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz
auffallender Stärke und langanhaltender Dauer.
2. Callarias . der Dorsch. G. tripterygius cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore.
Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua . der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao . (Asellus. Fr. la morue . Engl.
the cod-fish ) G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio primo anali spinoso.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge-
schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge
und wegen der mannigfaltigen Zubereitung (ge-
trocknet als Stockfisch, als Laberdan, und als
Klippfisch) und langen Conservation etc. von der
äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vorzüg-
lichst in den nordlichen Gegenden, beides des stillen
und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labra-
dor, Neu-Fundland, auch um Island und an
den Nordküsten von Großbritannien den wichtig-
sten Fischfang ausmachen*).
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
l e merlan . Engl. the whiting .) G. tripte-
rygius imberbis albus, maxilla superiore
longiore.
5. †. Lota . die Quappe, Drusche, Kutte,
Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote , Engl.
the burbot .) G. dipterygius cirratus, maxil-
lis aequalibus.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen.
28. Blennivs . Schleimfisch Caput de-
cliue, rectum. Membr. branch. rad. 6.
corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viuiparus . die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus.
Im mitländischen Meere, in der Nordsee etc.
Gebiert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen sitzen.
29. Cepola . Caput subrotundum com-
pressum. Os simum, dentes curuati, sim-
plici ordine. Membr. branch. radiis 6.
Corpus ensiforme, nudum, abdomine vix
capitis longitudine.
1. Taenia . der Bandfisch. (Fr. le ruban ) C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.
30. Echeneis . Caput depressum, supra
planum marginatum, transuerse sulca-
tum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora . der Saugefisch. (Fr. le sucet . Engl.
the sucking-fisch. ) L. cauda bifurca, striis
capitis 18.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare
Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin-
[Seite 272] terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische etc.
anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einzi-
ger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.
31. Coryphaena . Caput truncato-de-
cliue. Membr. branch. rad. 5; pinna dor-
salis longitudine dorsi.
1. Hippurus . der Goldkarpfe. (Fr. la dorade .
Engl. the dolphin .) C. cauda bifida, ra-
diis dorsalibus 60.
Im atlantischen Meere, Ein prachtvolles Thier,
das besonders im Sterben in wunderschöne Farben
(aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe etc.)
spielt.
32. Gobivs . Caput poris 2 inter oculos
approximatos, altero anteriore. Membr.
branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae
in ouatam.
1. †. Niger . die Meergrundel, G. pinna dor-
sali secunda radiis 14.
Im atlantischen und indischen Ocean.
33. Cottvs . Caput corpore latius, spi-
nosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus . der Knurrhahn, Stein-
picker. (Engl. the pogge .) C. loricatus
rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
An den nordlichen Küsten von Europa und
America.
2. †. Gobio . der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp,
Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's
thumb .) C. laeuis, capite spinis duabus.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am
Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge-
krochen sind aufs sorgfältigste.
34. Scorpaena . Caput magnum, acu-
leatum. Oculi vicini. Dentes maxillis,
palato, faucibusque. Membr. branch.
radiis 7.
1. Horrida . S. tuberculis callosis adspersa.
35. Zevs . Caput compressum, decliue.
Labium superius membrana transuersa
fornicatum. Lingua subulata. Membr.
branch. radiis 7 perpendicularibus: in-
fimo transuerso. Corpus compressum.
1. Vomer . Z. cauda bifurca, spina ante pin-
nam analem dorsalemque recumbente.
2. Faber. (Engl. the doree, dory .) Z. cauda
rotundata; lateribus mediis ocello fusco;
pinnis analibus duabus.
36. Plevronectes . Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole . Engl. flounder. ) Ocu-
lis vtrisque in eodem latere frontis.
Membr. branch. rad. 4 – 7. Corpus com-
pressum, latere altero dorsum, altero ab-
domen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur, die ihre beiden Augen auf einer Seite des
Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf
der rechten, andere auf der linken: sehr selten
finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anoma-
lisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben.
Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief
seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage,
die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr. la plie . Engl. the plaise .)
P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu-
lis 6 capitis.
Nebst den folgenden besonders in den nordlichen
Meeren.
2. †. Flesus . der Flünder. (Engl. the flounder .)
P. oculis dextris, linea laterali aspera, spi-
nulis ad pinnas.
3. †. Limanda . die Glahrke, Kliesche (Engl.
the dab .) P. oculis dextris, squamis ciliatis,
spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique,
dentibus obtusis.
4. †. Hippoglossus . die Heiligbutte. (Fr. le
fletang . Engl. the holibut .) P. oculis dextris,
corpore toto glabro.
Theils von vier Centnern an Gewicht: unter
andern in größter Menge im nordlichen stillen
Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl.
turbot .) P. oculis sinistris, corpore aspero.
Doch weit kleiner als die vorige.
37. Chaetodon . Dentes ( plurimis ) se-
tacei, flexiles confertissimi, numerosissimi.
Membr. branch. rad. 6; corpus pictum,
pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus . C. cauda integra, spinis pinnae
dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro cy-
lindrico.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in
eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten, die
an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß
sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis
dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi
longissimo.
38. Sparvs . Brachse. Dentes primores
robusti, molares obtusi, conferti. Labia
simplicia. Membr. branch. rad. 5. cor-
pus compressum. Pinnae pectorales acu-
minatae.
1. Aurata . der Goldbrachsen. S. lunula aurea
inter oculos.
Im mitländischen und atlantischen Meer. Hat
fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem
goldfarbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus . der Geißbrachsen. S. ocello sub-
caudali, corpore fasciis nigris.
Im mitländischen Meer. Die Männchen
sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säuge-
thiere oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.
3. Pagrus . der Seebrachse. S. rubescens,
cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in
sinum producta.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische.
Zuweilen giftig.
39. Labrvs . Lippfisch. Dentes acuti, labia
duplicata magna. Membr. branch. rad. 6;
pinnae dorsalis radii postice ramento fili-
formi aucti. Pectorales rotundatae.
1. Iulis . der Meerjunker L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulua vtrim-
que dentata.
Im mitländischen Meer. Nur Fingers lang,
von ausnehmend schönen Farben. Wird den Ba-
denden durch seinen Biß lästig, der wie Mücken-
stiche schmerzt.
40. Sciaena . Caput totum squamis ob-
tectum. Membr. branch. rad. 6; opercula
squamosa. Corpus: sossula dorsi pro
pinna dorsali recondenda.
1. Nigra . S. tota nigra, ventre fusco-al-
bescente.
Wie so viele andre Gattungen dieses Geschlechts
im rothen Meere.
41. Perca . Opercula spinosa, antrorsum
serrata. Membr. branch. rad. 7. Corpus
pinnis spinosis.
1. †. Fluuiatilis . der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis 16.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis 32.
So wie der folgende im nordlichen Europa.
[Seite 278]3. †. Cernua . der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe .) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27;
spinis 15; cauda bifida.
42. Gasterostevs . Membr. branch.
rad. 3; corpus ad caudam vtrimque cari-
natum. Pinnae ventrales pone pectora-
les, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus . Der Stichling. ( spinarella .
Engl. the stickleback .) G. spinis dorsalibus
tribus.
43. Scomber . Caput compressum, laeue.
Membr. branch. rad. 7; corpus laeue, li-
nea laterali postice carinatum. Pinnae
spuriae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le marquereau .
Engl. the mackrel .) S. pinnulis 5.
Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie
der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich schmack-
hafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten
ein vorzügliches Garum.
2. Pelamys . die Bonite. S. pinnulis inferio-
ribus 7; abdomine lineis vtrinque 4 nigris.
In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses
Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr
[Seite 279] stark, und kann dann so wie manche andre
Fische und deren Thran etc. zum leuchten des
Seewassers beytragen.
3. †. Thynnus . der Thunnfisch. (Fr le thon .
Engl. the tunny .) S. pinnulis vtrimque 8.
In der Nordsee, dem mitländischen Meer, Ost-
und Westindien etc. Wird über manus lang, und
dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuwei-
len giftig*).
44. Mvllvs . Caput compressum, decliue,
squamis tectum. Membr. branch. rad. 3.
Corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus . der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.
Ein schöner schmackhafter Fisch des mitländi-
schen Meers. Ungefähr fuß lang.
45. Trigla . Caput loricatum lineis sca-
bris. Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi
ad pinnas pectorales.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust-
floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in süßen
Wassern.
46. Cobitis . Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch. rad. 4–6. Cauda
versus pinnam minus angustata.
1. Anableps . C. cirris 2; capite depresso, oculis
prominnlis.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und
wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner
gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut
des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel,
merkwürdig*).
2. †. Barbatula . der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche . Engl. the loach .)
C. cirris 6, capite inermi compresso.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. Die größten finden sich in der Aar in
der Schweiz.
3. †. Fossilis . der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 8, spina supra oculos.
In Europa kann wie der Knurrhahn einen
Laut von sich geben. Wenn man ihn in Glä-
sern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey
bevorstehender Wetterveränderung unruhig.
47. Silvrvs . Caput nudum. Os cir-
ris filiformibus tentaculatum. Membr.
branch. rad. 4-14. Radius pinnarum
pectoralium aut dorsalis primus spino-
sus, retrodentatus.
1. † Glanis . der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.
In den mildern Strichen der alten Welt.
Der größte Süßwasserfisch, der wohl 3 Centner
am Gewicht hält, und wegen des unförmlich
großen und breiten Kopfes und der langen Bart-
fäden ein sonderbares Ansehen hat.
2. Cataphractus . S. pinna dorsali postica vni-
radiata, squamis ordine simpliei, cirris 6
cauda integra.
3. Electricus . der Zitter-Wels, Raasch . (Fr.
le trembleur .) S. pinna dorsali vnica lum-
bari, remota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc.
de Paris , 1782. tab. 20.
Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Findet
sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüs-
sen. Wild ungefähr 20 Zoll lang. Ist doch eßbar.
48. Loricaria . (Fr. cuirassier .) Caput
laeue depressum. Os edentulum re-
tractile. Membr. branch. radiis 6; cor-
pus cataphractum.
1. Plecostomus . L. pinnis dorsi duabus.
49. Salmo . Caput laeue. Dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch. rad.
4–10; pinna dorsalis postica adiposa;
pinnae ventrales multiradiatae.
1. † Salar . der Lachs, Salm. (Fr. le saumon .
Engl. the salmon .) S. rostro vltra inferio-
rem maxillam prominente.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils,
wie auf Labrador und im Amur Lande in unsäg-
licher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen,
im Winter aber in der See auf. Nur die
Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer.
Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die
Lachshäute durch gerben ausnehmend geschmeidig
zu machen um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta . die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte
saumonée . Engl. the sea trout .) S. ocellis
nigris iridibus brunneis, pinna pectorali
punctis 6.
An den Küsten und in den Flüssen von Eu-
ropa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.
3. †. Fario . die Forelle. (Fr. la truite . Engl.
the trout .) S. maculis rubris, maxilla in-
feriore sublongiore.
In schattigen Waldbächen des gebirgichten mil-
dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund
schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus . die Alpenforelle, der Roth-
fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis,
ventre fuluo.
Im alpinischen und nordlichen Europa. Ein
wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen,
deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus-
macht; lebt großentheils von Mücken (culex
pipiens ).
5. †. Eperlanus . der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt .) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani 17.
Im nordlichern Europa. Fast durchscheinend. –
Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring,
Angmarset (Salmo arcticus ) den die Grönlän-
der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund-
fleische, in größter Menge gleichsam als Brod
oder Kuchen verzehren.
6. †. Lauaretus . der Schnepel, Weißfisch.
S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae
dorsi 14.
In der Nord- und Ostsee; auch in der Hud-
sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch
die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See,
der mit der Ferra des Genfer-Sees einerlei
zu seyn scheint.
7. †. Thymallus . die Aesche. (Fr. l'ombre .)
S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi
radiis 23.
Im mittlern Europa und Sibirien.
50. Fistvlaria . Caput; rostrum cy-
lindricum, apice maxillosum. Membr.
branch. radiis 7; corpus....
1. Tabacaria . F. cauda bifida setifera.
Das so gar sonderbar gebildete Thier mit win-
zig-kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze
findet sich an den ostlichen Küsten vom wärmern Ame-
rica und an Neuholland.
51. Esox . Caput supra planiusculum;
mandibula superiore plana breuiore, in-
feriore punctata; dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
1. †. Lucius . der Hecht. (Fr. le brochet . Engl.
the pike .) Q. rostro depresso subaequali.
In vielen Flüssen und Seen von Europa,
Asien und Nordamerica. Einer der gefräßigsten
Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern
[Seite 285] auch allerhand Amphibien, Kröten etc. viele Was-
servögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen
gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone . der Hornfisch. (Fr. l'orphie .
Engl. the garpike .) L. rostro vtraque maxilla
subulato.
In den europäischen Meeren, theils in unsäg-
licher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn
sie mir Saftfarbe angestrichen wären.
52. Elops . Caput laeue. Dentium sca-
brities in maxillarum margine, palato.
Membr. branch. radiis 30; praeterea
exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus . E. cauda supra infraque armata.
53. Argentina . Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor-
pus ano caudae vicino. Pinnae ventra-
les multiradiatae.
1. Carolina . A. pinna anali radiis 15.
Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.
54. Atherina . Caput maxilla superiore
planiuscula. Membr. branch. radiis 6.
Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus . A. pinna ani radiis fere 12.
55. Mvgil . Caput; Labia membranacea:
inferius introrsum carinatum. Dentes
nulli. Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr. branch. rad. 7. curuis. Oper-
cula laeuia rotundata. Corpus albicans.
1. Cephalus . M. pinna dorsali anteriore quin-
queradiata.
56. Exocoetvs . Caput squamosum.
Os edentulum, maxillis vtroque latere
connexis. Membr. branch. rad. 10. Cor-
pus albicans, abdomen angulatum, pinnae
pectorales maxime volatiles, radiis an-
tice carinatis.
1. Volitans . der fliegende Häring. E. abdo-
mine vtrinque carinato.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet
sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in großen Schaaren.
57. Polynemvs . Caput compressum,
vndique squamosum; rostro obtusissimo
prominente. Membr. branch. rad. 7. s. 5;
corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.
1. Quinquarius P. digitis quinque corpore
longioribus.
Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.
58. Clvpea . Caput maxillarum superio-
rum mystacibus serratis. Membr. branch.
rad. 8. Branchiae interne setaceae. Ab-
dominis carina senata. Pinnae ventrales
saepe nouem radiatae.
1. Harengus . der Häring, Strömling.
(membras? Fr. l'hareng . Engl. the herring .)
C. immaculata, maxilla inferiore longiore.
Einer der wichtigsten Fische für die nordliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen
Möven-Gattungen etc.) verfolgt wird, sich aber
auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be-
sonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert
bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm-
ten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben
§. 109. –) nach den europäischen Küsten, zumahl
nach den Orcaden, nach Norwegen etc. so viele tausend
Europäer mit ihrem Fang beschäftig. Wilhelm
Beukelszoon von Bierfliet in Flandern hat 1416
zuerst Häringe eingesalzen.
2. †. Sprattus . die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine . Engl. the sprat .) C. pinna
dorsali radiis 13.
Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber auch
im mitländischen. Ist von manchen Naturfor-
schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa . die Alse, der Mutterhäring, May-
fisch. (Fr. l'alose . Engl. the shad .) C. late-
ribus nigro maculatis, rostro nigro.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
4. †. Encrasicolus . die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois .) C. maxilla superiore
longiore.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li-
vorno gefangen.
59. Cyprinvs . Caput ore edentulo. Os
nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3.
Corpus laeue albens. Pinnae ventrales
saepe nouemradiatae.
1. †. Barbus . die Barbe. C. pinna ani ra-
diis 7. cirris 7. pinnae dorsi radio secundo
vtrinque serrato.
Im mildern Europa und westlichen Asien.
2. †. Carpio . der Karpfe. (Fr. la carpe . Engl.
the carp .) C. pinna ani radiis 9, cirris 4,
pinnae dorsalis radio postice serrato.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit
verwandten Gattungen, zumahl mit der Karau-
sche, Bastarden geben. Auch finden sich unter
den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend
einer andern bekannten Fischgattung. – Die
Spiegelkarpfen*), die sich besonders durch die
beständig von Schuppen entblößten Theile des
Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße
Spielart, sondern eine besondre Gattung dieses
Geschlechts zu seyn.
3. †. Tinca . die Schleihe. (Fr. la tanche .
Engl. the tench .) C. pinna ani radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso cirris 2.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Gibt
auch einen Laut wir den Kieferdeckeln von sich.
Die Goldschleihe**) ist einer der schönsten deut-
schen Fische.
4. †. Carassus . die Karausche. (Fr. le carassin .
Engl. the crucian .) C. pinna ani radiis 10,
cauda integra, linea laterali recta.
5. Auratus . das schinesische Goldfischchen,
der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée .
Engl. the goldfish .) C. pinna ani gemina,
caudae transuersa bifurca.
Baster in Haarlem . Verhandl . VII. D.
1. St. mit illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Haus-
thiere gehalten werden, und in mancherlei wunder-
[Seite 290] bare theils fast monstrose Varietäten, der vor-
trefflichen Farben, Zahl und Bildung der Flossen,
Größe der Augen etc. ausgeartet sind. Sie kommen
auch im mildern Europa recht gut fort. Kön-
nen sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne
alle weitere Nahrung leben, und geben dabey doch
von Zeit zu Zeit Unrath von sich.
6. †. Phoxinus . die Elritze. (Fr. le vairon .
Engl. the minow .) C. pinna ani radiis 8,
macula fusca ad caudam, corpore pellucido.
7. †. Orfus . der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.
Zumahl im südlichen Deutschland. Schön
Orangefarben.
8. †. Alburnus . der Ukley, Weißfisch. (Fr.
l'ablette . Engl. the bleak .) C. pinna ani rad. 20.
So wie der folgende im mittlern Europa und
westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur
Verfertigung der Glasperlen gebraucht*).
9. †. Brama . der Bley, Brachsen. C. pinna
ani rad. 27. pinnis fuscis.
Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.),
die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich
schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie
kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weiß-
lichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie
(§. 23.) auch von den Alten Blutlose Thiere
(animalia exsanguia) genannt wurden.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen
Ausbildung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie
durch Einschnitte von einander abgesondert sind,
ja bey vielen fast nur wie durch einen Faden un-
ter einander verbunden werden. Außerdem
zeichnen sie sich aber auch durch besondre sehr em-
pfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkomm-
nen Zustande am Kopfe tragen (Antennae,
Fühlhörner), und die alle Mahl an der Wur-
zel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem ge-
gliedert sind; und endlich durch die hornartigen
[Seite 292] eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl,
da die völlig ausgebildeten Insecten zum aller-
mindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf
anderthalb hundert etc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen
allen gemein wäre. Die ganz unermeßliche An-
zahl der Gattungen, ihre so unendlich verschiede-
nen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben
so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse etc. erfor-
dern eine äußerst vielartige Bildung, in welcher
sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Kör-
pers, ausnehmend von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers
ist mannigfaltiger als bey den übrigen Thie-
ren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen
Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken
besteht, die sich wie die Schienen eines Blech-
Handschuhes über einander schieben lassen; und
wodurch diese Thiere vor mancherlei Unfällen
gesichert, und für den Mangel der Knochen, die
bey andern Thieren zur Anlage der Muskeln etc.
dienen, entschädigt werden. Manche sind mit
seinen Haaren besetzt, und bey den Schmetter-
lingen etc. die Flügel mit sogenannten Federchen,
oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil
von den schönsten Farben sind: so wie sich über-
[Seite 293] haupt unter den Insecten, Thiere von unbe-
schreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge*), und also vermuthlich auch in der Art der
Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von
den übrigen Thieren ab. So daß ihnen sogar
manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf
äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Ge-
ruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da
man doch jenes bey vielen die einander zur Paa-
rungszeit durch einen besondern Laut locken, und
diesen bey noch weit mehrern, die ihren versteck-
ten Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von
zweyfacher Art. Die einen sind große Halbku-
geln, die aber meist aus taufenden von Facetten,
bey einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen
Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite
mit einem theils buntfarbigen oder glänzenden
Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflü-
[Seite 294] gelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte,
wie der Hummer etc. haben dergleichen. Die
Augen der andern Art (ocelli, stemmata)
sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht
ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern
scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern
für die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt
sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ih-
rem geflügelten vollkommnen Zustande solche
große componirte telescopische Augen kriegen, da
sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen
hatten. Nur wenige Insecten, wie z.B. die
Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner (§. 122.) die bey den ver-
schiednen Gattungen, und bey manchen selbst
nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielar-
tig gestaltet sind, und die manche Naturforscher
für Organe des Geruchs oder des Geschmacks etc.
angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu
seyn, als was ihr Nahme andeutet, – Werk-
zeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die
ihnen bey ihrer harten unempfindlichen äußern
Decke, und den mehrsten auch bey der Unbe-
weglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden.
Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ih-
ren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu
haben; und da sie großentheils im Dunklen le-
ben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des
[Seite 295] Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. – Hin-
gegen ist der allgemeine Hauptzweck der soge-
nannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den
Freßwerkzeugen der Insecten sitzen und nur
wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch
von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere
gehalten worden, noch sehr räthselhaft.
Im innern Körperbau*) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.
Was man z.B. das Herz der Insecten
nennt, ist bey vielen, z.B. bey den Raupen ein
langer Canal von ungleicher Weite der längs des
Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine ein-
zige Ader entspringt, so daß folglich auch die
Ernährung bey diesen Insekten auf eine eigne,
von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz
verschiedne Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren
vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und
mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch
so wohl in der Bildung als in der Farbe von
den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen,
versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als
die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh-
[Seite 296] lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung
ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur
bey wenigen (wie z.B. bey den Heuschrecken
und manchen Cicaden und Käfern etc.) eine dem
Athemhohlen ähnliche Bewegung. Auch kön-
nen die meisten weit länger als jene rothblüti-
gen Thiere im so genannten luftleeren Raume
aushalten; und viele leben in der den so eben
genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft
worin animalische und vegetabilische Stoffe faulen
(– dem gekohlten Wasserstoffgas etc. –) gleich-
sam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten
auf und unter der Erde*) weit unbeschränkter,
als der von irgend einer andern Thierclasse.
Es sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme
welche anzutreffen, so daß sogar größere Insecten,
wie z.B. Käfer, Bienen etc. selbst wieder ihre
besondere Milben und Läuse haben. Eben so sind
auch wohl nur sehr wenige Gewächse (etwa der
Taxus, der Sevenbaum etc.) die gar keinen be-
kannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt
dienen. Da hingegen manche, wie z.B. die
[Seite 297] Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener
Gattungen von Insecten bewohnt und besucht
Werden. – So allgemein aber die Insecten,
im Ganzen genommen, über die ganze Erde
verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen
einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, einge-
schränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder
Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher Verbindung, und leisten sich in ihren
Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten
gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen
nach und manche, die wie die Spinnen in zahl-
reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen
sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so
daß viele außer der Begattungszeit kein anderes
Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen etc. die sich so viele Insecten zu verfer-
tigen wissen, ist schon oben den Anlaß der Kunst-
triebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind
wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens
Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Lebens
Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen
sollten indem sie entweder wie die Kleidermot-
ten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollende-
[Seite 298] ten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum
Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder
sich, um die Verwandlung und den langen Todes-
schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein-
spinnen etc., oder die sich wie die Ameisenlöwen
Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren
Raub verfertigen; oder die wie manche Was-
serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre
Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei-
ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher Ver-
bindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften,
und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen
ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche
Wohnungen u.s.w.
Bey der Ernährungsart der Insecten sieht
man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den al-
lermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre
Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich darauf ab-
zweckt, daß sie organisirte Materie consumiren
sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu
werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren,
um selbst wieder andre lebendige Insecten aufzu-
reiben etc., um Unkraut zu vertilgen u.s.w. –
eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung
vielen dieser kleinen Thierchen, theils ihre äußerst
starke Vermehrung, theils ihre beyspiellos hef-
tige Freßgierde und schnelle Verdauung bey einem
[Seite 299] sehr kurzen Darmcanal zu statten kommt. Man
weiß z.B., daß eine Raupe in 24 Stunden das
Triplum ihres eignen Gewichts verzehren kann.
– Auch sind die Freßwerkzeuge der Insekten
vielartiger als in irgend einer andern Thierclasse:
da manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten
Kinnladen und Freßzangen (maxillae); andre
wie einem zugespitzten hornartigen Bohrrüssel
(rostrum); andre mit einem fleischigen Schlurf-
rüssel mit breiter Mündung (proboscis); manche
mit einer spiralförmig aufgerollten (sogenannten)
Zunge etc. versehen sind.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind
einige Insecten, wie z.B. die Spannraupen
durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch
daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben,
worauf sie leben*), folglich weniger darauf ab-
stechen, und nicht so leicht bemerkt werden können;
andere auch wohl durch den heftigen Geruch,
den sie im Nothfall verbreiten können; andere
durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch
andere durch ihre bewundernswürdige Stärke etc.
gesichert. Und manche sind gar mit Waffen,
z.B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit
Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar-
keiten. So z.B., daß oft in einer und eben der-
selben Gattung die beiden Geschlechter einander
so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie
eher für ganz verschiedene Thierarten, als für
zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder
daß unter den Bienen und andern ihnen ver-
wandten Insecten immer die größte Anzahl gänz-
lich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt
und geboren werden, ohne doch nach dem or-
dentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Em-
pfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Ferner hat die Begattung bey verschiednen
Insecten seht viel eignes. Bey nicht wenigen
Gattungen wird sie z.B. im Fluge vollzogen,
und manche derselben sind bloß für diese kurze
Paarungszeit geflügelt. – Ueberhaupt aber
leben die mehresten in sofern in einer gezwunge-
nen Monogamie, daß sie schlechterdings nicht
mehr als ein einziges Mahl in ihrem leben sich
paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so
unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß
man sogar ihr leben durch verzögerte Paarung
verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan-
zungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß bey
vielen, wie z.B. beym Cochenille-Wurm, beym
Sandfloh etc. das trächtige Weibchen zu einer
ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man
z.B. rechnet, daß bey der weißen Ameise der
Hinterleib der zum Gebühren reifen Mutter auf
2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der
Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die von
den Müttern nach einem bewundernswürdigen
Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten
der künftigen jungen Brut angemessensten Orte
gelegt werden. Manche legen z.B. ihre Eyer
bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer
Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in
andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht
zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt
der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mück-
chen aus.
Auch sind die Insecten. Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über-
aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und
Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die
freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß
überzogen, damit sie weder vom Regen abge-
spült noch durch andern Zufall leicht zerstört
[Seite 302] werden können. Einige wenige Insecten gebären
lebendige Junge, und manche, wie die Blatt-
läuse, pflanzen sich auf beyderley Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in
den andern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey weitem
nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose.
Es kommt nähmlich kein einziges geflügeltes In-
sect unmittelbar aus dem Ey, sondern diese alle
müssen sich (– so wie auch einige ungeflü-
gelte –) erst in gewissen Lebensepochen einer
Art von Verwandlung unterziehen. Dabey
wird nicht nur ihre äußere Gestaltung, sondern
zugleich ihr ganzer innerer Körperbau (gegen
die gemeine Meinung) auf eine Weise umge-
bildet*), die sich schwerlich mit der vorgeb-
lichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.)
zusammen reimen läßt**).
In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich
einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem
Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kom-
men sie äußerst klein aus Licht, so daß z.B. eine
erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer
wiegt als da sie eben ans dem Ey gekrochen war.
Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller,
so daß z.B. die Maden der blauen Schmeiß-
fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon
155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem
Ey kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die Rau-
pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die
Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch
sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung
Noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und
wachsen, und häuten sich mit unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umgebildet
wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich
während dieses Zustandes herum bewegen, auch
Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hin-
gegen verschließen sich als Puppe (chrysalis,
aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens
in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nah-
rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu
bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver-
graben scheint, geht mit ihm selbst die große
Veränderung vor, daß es aus seinem Larven-
stand zum vollkommnen Insect (insectum
declaratum, imago) umgebildet wird, und
nach bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervor-
brechen kann. Manche Insecten absolviren die
letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit.
Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe
kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur
Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht
weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga-
nisirten Körpers hatten sie schon als Larven er-
füllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig:
sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der
Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der
Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten Thiere
an der großen Haushaltung der Natur haben,
desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Sie
sind es, die unzählige Arten von Unkraut
theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch
ausgewachsen ist, vertilgen, und seinem fer-
nern Wucher vorbeugen. Einen andern eben-
falls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele
[Seite 305] Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste
leben u.s.w. und die dadurch, daß sie diese widri-
gen animalischen Substanzen auszehren, zer-
streuen und durchwirken, von der einen Seite
der Infection der Luft vorbeugen, und von
der andern die allgemeine Düngung des Erd-
reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden
z.B. die Schmeißfliegen in den heißen Erd-
strichen so wohlthätig. Anderseits befördern
auch unzählige Insecten die Befruchtung der
Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*).
Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und
einige Gattungen von Heuschrecken etc. sind eßbar.
So der Honig der Bienen, aus welchen auch
in manchen Gegenden von Europa so wie im
Innern von Africa der Meth gewonnen wird.
Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley
anderm Gebrauch. Verschiedne Insecten geben
treffliche Farben, wie die Cochenille den Schar-
lach etc. Die Galläpfel werden zur Dinte, und
Wachs zu Kerzen und vielerley andern Gebrauch
benutzt. So das Lack, ein Product gewisser
ostindischer Schildläuse, das zu Firniß zum
Siegellack u.s.w. verbraucht wird. Für die
Arzney sind vorzüglich die spanischen Flie-
gen, die Kelleresel und die Ameisen von Be-
lange, und neuerlich sind auch die so ge-
[Seite 306] nannten Maywürmer, vom neuen als Hülfs-
mittel gegen den tollen Hundsbiß, so wie manche
andere Käser gegen Zahnweh, gepriesen worden.
So unermeßlich der Nutze der Insecten ist,
so ist aber auch anderseits der Schade sehr erheb-
lich, den viele Gattungen derselben anrichten.
Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefähr-
lich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie
die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles,
wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Ge-
treide nachteilig; andere, wie so viele Raupen,
Erbflöhe, Engerlinge etc. den Gartengewäch-
sen; andere Räupen und Käferlarven etc. den
Obstbäumen; die Schildläuse besonders der
Orangerie; die Larven einiger Dermestes-
Gattungen und die Holzraupen den Holzungen;
die Ameisen, Grasraupen etc. den Wiesen; die
Brod-Schaben den Victualien; die weißen Amei-
sen etc. dem Hausgeräthe etc.; die Kleidermotten
der Wolle, dem Pelzwerk u.s.w. Die Lar-
ven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Na-
turaliensammlungen. Endlich werden auch ei-
nige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Men-
schen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hüh-
nern und andern Hausthieren, ja sogar ver-
schiednen nutzbaren Insecten, den Bienen, Sei-
denwürmern etc. auf unmittelbare Weise lästig;
[Seite 307] und andere, wie manche Skorpione etc. durch ihr
Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich
in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné
Es versteht sich, daß die Charactere alle Mahl
vom vollkommnen Insect nach überstandener Ver-
wandlung etc. hergenommen sind.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit
hornartigem Körper. Die Flügel falten sich
in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey
hornartigen, Decken oder Scheiden belegt
die sich in der Mitte in gerader Linie an
einander schließen.
II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis
zusammen gelegten oder gerade ausgestreck-
ten, meist zur Hälfte harten, fast perga-
mentähnlichen Flügeln etc. Theils haben
sie Freßzangen, theils einen spitzigen Bohr-
Rüssel.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaartem Körper, und vier aus-
gespannten Flügeln, die mit bunten Schup-
pen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen
netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen
geaderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe-
deckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In-
secten.
Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nah-
men auch dem ersten Geschlechte insbesondere
beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey
den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an
der Brust sitzen: bey einigen, wie unter den Holz-
bocken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie
verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in
einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber,
wie bey den genannten Holzböcken, im Holze.
Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus
der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer
Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn-
laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen
Flügeldecken (elytra) versehen.
1. Scarabaevs . Käfer. (Fr. hanneton .
Engl. beetle ) Antennae clauatae capitulo
fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules . S. scutellatus, thoracis cornu
incuruo maximo: subtus barbato vniden-
tato, capitis recurnato: supra multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen
dick. Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün etc.
2. Actaeon . (rhinoceros.) S. scutellatus tho-
race bicorni, capitis cornu vnidentato,
apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris . S. exscutellatus. thorace bi-
corni: intermedio obtuso bifido, capitis
cornu erecto clypeo emarginato.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im
Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Kä-
fergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln
unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln be-
festigt und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis . der Nashornkäfer. S. scu-
tellatus, thorace prominentia triplici, capi-
tis cornu incurnato, antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer; fliegt selten; als
Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe und
in hohlen Bäumen; und thut in manchen Gegen-
den den Reden großen Schaden.
5. †. Sacer . S. exscutellatus, clypeo sexden-
tato, thorace inermi crenulato, tibiis, posti-
cis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.
Besonders häufig in Aegypten, wo er von den
alten Aegyptiern als Sinnbild des Sonnenlaufs
heilig verehrt, und aus ihren Kunstwerken vor-
gestellt worden. Besonders hat man ihn auf die
Rückseite der Aegyptischen und Etruskischen geschnit-
[Seite 312] tenen Steine ausgeschnitzt, die deshalb Käfer-
rücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius . S. scutellatus, thorace in-
ermi, capite tuberculato elytris rubris, cor-
pore higro.
7. †. Stercorarius . der Roßkäfer. (Engl. the
dung beetle .) S. scutellatus. muticus, ater,
glaber: elytris sulcatis: capite rhombeo;
vertice prominulo: antennis rubris.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf
Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben-
den herum fliegt so ist meist auch für den folgen-
den Tag gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis . des Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis
clypeo rhombeo, vertice prominulo, an-
tennis nigris.
9. †. Horticola . der Gartenkäfer. S. scutella-
tus muticus, capite thoraceque caeruleo
subpiloso, elytris griseis, pedibus, nigris.
10. †. Melolontha . der Maykäfer, Kreuzkäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace
[Seite 313] villoso, cauda inflexa, incisuris abdomi-
nis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von
Getreidewurzeln etc. nährt, und zuweilen allge-
meinen Mißwachs verursacht hat*). Im sechsten
Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vor-
schein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen
Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis . der Brachkäfer, Junius-
käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus mu-
ticus testaceus, thorace villoso, elytris lu-
teo-pallidis pellucidis: lineis tribus albis
parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
12. †. Auratus . der Goldkäfer, Rosenkäfer.
S. scutellatus muticus auratus, segmento
abdominis primo lateribus vnidentato, cly-
peo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei-
senhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne
Käfer selbst aber in Gärten etc. Man hat Bey-
spiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig erhalten
und mit angefeuchteten Brodrinden füttern lassen.
2. Lvcanvs . Antennae clauatae: claua
compressa latere latiore pectinato-fissili.
Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus . der Hornschröter, Weinschröter.
(Fr. le cerf volant . Engl. the flag beetle .)
L. scutellus: maxillis exsertis, apice bifur-
catis, latere vnidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect,
lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männ-
chen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen
am Kopfe.
3. Dermestes . Antennae clauatae: ca-
pitulo perfoliato: articulis tribus crassio-
ribus. Thorax conuexus, vix margina-
tus. Caput sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius . der Speckkäfer. D. niger
elytris antice cinereis, punctis nigris.
Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen
Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio . D. niger coleoptris punctis al-
bis binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften
Thieren. u.s.w.
3. †. Typographus . der Borkenkäfer, Fichten-
krebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus
elytris striatis retusis praemorsodentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem
Harz und in mehrern, Gegenden Deutschlands so
furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fich-
ten (Pinus abies ) theils in solcher Menge hauset,
daß man wohl in einem mäßigen Baume über
80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der dadurch
verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom
Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth,
er verliert sein Harz, und taucht dann kaum recht
zum Verkohlen geschweige als Bau- oder Brennholz.
4. †. Piniperda . der Tannenkäfer, schwarze
fliegende Wurm. D. niger subuillosus, ely-
tris piceis integris, plantis rusis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
4. Ptinvs . Kümmelkäfer. (Fr. pannache ,
vrillette .) Antennae filiformes: articulis
vltimis maioribus. Thorax subrotundus,
immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax . P. fuscus vnicolor.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man
ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und
lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur . P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentao, elytris fasciis duabus alpis.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und
Pelzwerk.
3. †. Fatidicus . die Todtenuhr. (Engl. the
death-watch .) P. fuscus subpilosus griseo
irregulariter maculosus.
Philos. Transact . N. 271. 291.
[Seite 316]Eine der sehr verschieden Insectenarten, die
durch den klopfenden Laut, womit die Gatten ein-
ander zur Parungszeit locken, zu mancherley Volks-
aberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister . Antennae capitatae capitulo
solidiusculo: infimo articulo compresso,
decuruato. Caput intra corpus retractile.
Os forcipatum. Elytra corpore breuiora.
Tibiae anticae dentatae.
1. †. Vnicolor . H. totus ater, elytris sub-
striatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinvs . Antennae clauatae, rigi-
dae, capite breuiores, oculi 4, duobus
supra , duobus infra .
1. †. Natator . der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der
Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine
Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch
von sich.
7. Byrrhvs . Antennae clauatae subso-
lidae, subcompressae.
1. †. Museorum . B. nebulosus, elytris sub-
nebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
[Seite 317]8. Silpha . Antennae extrorsum crassio-
res. Elytra marginata. Caput promi-
nens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo . der Todtengräber. (Fr. le sos-
soyeur .) S. oblonga atra, clypeo orbiculato
inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Nahmen von der besondern
Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen
Thieren, Maulwürfen, Fröschen etc. die sie von
weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben,
und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ihrer
sechse find wohl im Stande, einen todten Maul-
wurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten
Boden einzuscharren.
9. Cassida . Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo
plano reconditum.
1. †. Viridis . C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea . C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis.
10. Coccinella . Sonnenkäfer, Ma-
rienkuh, Sommerkind, Gotteslämmchen.
(Fr. vache à Dieu , bête de la vierge .
[Seite 318] Engl. Lady-cow , Lady-bird .) Antennae
subclauatae, truncatae. Palpi claua semi-
cordata. Corpus hemisphaericum, thorace
elytrisque marginatis, abdomine plano.
1. †. 7- Punctata . C. coleoptris rubris: punctis
nigris septem.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer als
wirksames Heilmittel bey mancherley Zahnweh
empfohlen worden.
2. †. Bipustulata . C. coleoptris nigris punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela . Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Goettingensis . C. ouata atra pedibus vio-
laceis.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 5.
2. †. Minutissima . C. ouata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten
Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis . C. ouata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab-
domine violaceo.
4. †. Oleracea . C. saltatoria (s. femoribus po-
sticis crassissimis) virescenti-caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh-
rere verwandte Gattungen unter dem Nahmen
Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera . der Lilienkäfer. (Crioceris
rubra Geoffr .) C. oblonga rubra, thorace
cylindrico vtritique impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve, bedeckt
sich mir ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe
Käfer, worein sie sich verwandelt, giebt, wenn man
ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen durch-
dringenden hellen Laut von sich.
12. Hispa . Stachelkäfer. Antennae fusi-
formes, basi approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra . H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Brvchvs . Antennae filiformes, sen-
sim crassiores.
1. †. Pisi . der Erbsenkäfer. B. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut zumahl in Nordamerica dem Mais
großen Schaden.
14. Cvrcvlio . Rüsselkäfer. (Fr. charan-
son .) Antennae subclauatae, rostro in-
sidentes. Rostrum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen
mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschied-
ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von
denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel
den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten
und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven
nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum . der Palmbohrer. C. longiro-
ster ater, thorace ouato planiusculo, elytris
abbreuiatis striatis.
Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.
In beiden Indien. Hat fast die Größe des Horn-
schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke;
wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.
2. †. Frumentarius . der schwarze oder rothe
Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiro-
ster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt
das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen.
Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden
und ihre Gebälke etc. mit scharfer Seifensiederlauge
besprengen und abfegen zu lassen. – Nicht selten
verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.
3. †. Granarius . C. longiroster piceus oblon-
gus thorace punctato longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.
4. †. Paraplecticus . C. longiroster cylindricus
subcinereus, elytris mucronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen,
aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.
5. †. Bacchus . der Rebensticher. C. longi-
roster aureus, rostro plantisque nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen, Weinstöcken etc. – Larve
oder Käferchen von dieser und einigen andern Gat-
tungen an einen schmerzenden hohlen Zahn gerie-
ben, soll den Schmerz vertreiben.
6. Anchoraco . C. longiroster, femoribus den-
tatis, elytris flano striatis, thorace elongato.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes
so lang als der ganze Hinterleib: dadurch be-
kommt das Thier ein sonderbares Ansehn.
7. †. Nucum . C. longiroster, femoribus den-
tatis, corpore griseo longitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis . der Juwelenkäfer. C. breui-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis
excauatis, auro versicolore distinctis, ab-
domine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen,
die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben
sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter dem Ver-
größerungsglase, eine unbeschreibliche Wirkung.
15. Attelabvs . Caput postice attenua-
tum inclinatum. Antennae apicem ver-
sus crassiores.
1. †. Coryli . A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius . der Immenwolf. A. caeru-
lescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.
16. Cerambyx . Holzbock. (capricornus)
Antennae attenuatae. Thorax spinosus
aut gibbus. Elytra linearia.
Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühl-
hörner, einen ungemein starken Brustschild und
Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so
daß man angespießte Holzböcke noch nach vier
Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie
in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den
sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden
Laut von sich.
1. Longimanus . C. thorace spinis mobilibus,
elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis
antennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf, II. tab. 1. fig. 2.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Ceruicornis . C. thorace marginato dentato,
maxillis porrectis coniformibus vtrinque spi-
nosis, antennis breuibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön
gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn-
schröter.
3. †. Moschatus . C. thorace spinoso, elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus.
Giebt einen bisamänlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis . C. thorace spinoso: punctis 4.
luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis
longissimis.
Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang
als das ganze Thier.
17. Leptvra . Antennae setaceae Ely-
tra apicem versus attenuata. Thorax
teretiusculus.
1. †. Aquatica . L. deaurata, antennis nigris
femoribus posticis dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der
Farbe.
18. Necydalis . Afterholzbock. Anten-
nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda
simplex.
1. †. Maior . N. elytris abbreuiatis ferrugi-
neis immaculatis, antennis breuioribus.
19. Lampyris . Johanniswürmchen. (ci-
cindela, nitedula. Fr. ver luisant . Engl.
glow-worm .) Antennae filiformes Ely-
tra flexilia. Thorax planus, semiorbi-
culatus, caput subtus occultans cingens-
que. Abdominis latera plicato papillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese
haben zwey bläulich phosphorescirende lichte Punkte
unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen
leuchten weit stärker als die Männchen, besonders
um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich
den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden.
Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer
gelegt hat (die selbst auch im Finstern leuchten),
verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca . L. oblonga fusca, clypeo
cinereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell
genug, um dabey im Finstern lesen zu können.
20. Cantharis . Antennae setaceae.
Thorax marginatus capite breuior. Ely-
tra flexilia. Abdominis latera plicato-
papillosa.
1. †. Fusca . C. thorace marginato rubro, ma-
cula nigra, elytris fuscis.
Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenns
geschneyt hat, zu laufenden hervorgekrochen, da
ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee
zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.
21. Elater . Springkäfer, Schmid. (Fr.
taupin .) Antennae setaceae. Thorax
retrorsum angulatus. Mucro pectoris e
foramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertig-
keit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf
dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe
zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen
wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein Stachel,
der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine
Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym
Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und
dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten
des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flü-
geldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus . der Cucuyo. E. thoracis late-
ribus macula flaua glabra.
Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang.
Die beiden gelben runden Flecken gegen die Sei-
tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin-
stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der
Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden
Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger . E. thorace laeui, elytris, pedibus
corporeque nigris.
22. Cicindela . Sandlaufer. Antennae
setaceae. Maxillae prominentes denticu-
latae. Oculi prominuli. Thorax rotun-
dato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern,
und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender
Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica . C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum albis.
23. Bvprestis . Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis. Caput
dimidium intra thoracem retractum.
1. Gigantea . B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laeui, corpore
inaurato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beiden Indien. Wohl fingerslang.
[Seite 326]3. †. Chrysostigma . B. elytris serratis longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis
impressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
24. Dytiscvs . Wasserkäfer, Fischkäfer
(hydrocantharus) Antennae setaceae
aut clauato perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus . D. antennis perfoliatis, corpore
laeui, sterno carinato, postice spinoso.
Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer
seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine
artige längliche Hülfe, die er mit einer braunen
Seide überzieht, und die mit den eingeschloßnen
Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt,
bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande
sind, in ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Semistriatus . D. fuscus, elytris sulcis
dimidiatis decem villosis.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattun-
gen dieses Geschlechts,) den Fischreichen gefährlich.
25. Carabvs . Laufkäfer. Antennae seta-
ceae. Thorax obcordatus apice trunca-
tus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn
man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich.
Die wenigsten können fliegen; laufen aber
desto schneller.
1. †. Coriaceus . C. apterus ater opacus, elytris
punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
2. †. Auratus . der Goldhahn. C. apterus,
elytris porcatis: striis sulcisque laeuibus
inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen etc.
3. †. Sycophanta . C. aureo nitens, thorace
caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, ab-
domine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans . der Bombardirkäfer. C. tho-
race capite pedibusque ferugineis, elytris
viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von
der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch
die von Dr. Rolander bemerkte ganz eigne Art
berühmt geworden, womit er sich gegen jenen u.a.
seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen
mit einem auffallend starken Laut einen bläulichen
Dunst entgegen schießt etc.
26. Tenebrio . Antennae moniliformes
articulo vltimo subrotundo. Thorax pla-
no-conuexus, marginatus. Caput exser-
tum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor . T. alatus niger totus, femori-
bus anticis crassioribus.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern,
heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte
Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus . der Todtenkäfer. T. apte-
rus thorace aequali, coleoptris laeuibus mu-
cronatis.
27. Meloë . Antennae moniliformes ar-
ticulo vltimo ouato. Thorax subrotun-
dus. Elytra mollia flexilia, caput in-
flexum gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le
scarabé onctueux . Engl. the oil-beetle .) M.
apterus, corpore violaceo.
Ein weiches Thier, das bey jeder Berührung
einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die
Füße eingelenkt sind, fließen läßt.
2. †. Vesicatorius . die spanische Fliege. (can-
tharis offic.) M. alatus viridissimus nitens,
antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Bla-
senziehen gebraucht wird.
28. Mordella . Antennae filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo (in
territo). Palpi compresso clauati, oblique
truncati. Elytra deorsum curua apicem
versus. Ante femora lamina lata ad basin
abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu
wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata . M. atra, ano spina terminato.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
29. Staphylinvs . Antennae monili-
formes. Elytra dimidiata. Alae tectae.
Cauda simplex exferens duas vesiculas
oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merk-
würdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus
dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus . S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficvla . Antennae setaceae, Ely-
tra dimidiata. Alae tectae. Cauda for-
cipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille . Engl. the
ear-wig .) F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. 1. 2.
Das bekannte Thier, von dem die ungegründete.
Sage erdichtet ist, daß es gern den Menschen
in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa ein
Mahl eins, so gut wie jedes andre Insect, ver-
irren kann. Aber den Gärten sind sie nachtheilig,
da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie,
Nelkenknospen etc. zerfressen.
Bey den meisten Insecten dieser Ordnung
ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt,
bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten
aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen
Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von
einigen Naturforschern Proboscidia genannt wer-
den. Meistens haben sie vier Flügel, von wel-
chen zumahl die obern an der Wurzel fester und
hornartiger, am äußern Ende aber dünner und
weicher sind. Bey einigen sind sie gerade aus-
gestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen-
gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei-
ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey
Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen
gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist
nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln
dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die
erst nach und nach völlig ausgebildet werden.
31. Blatta . Schabe. Caput inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque pla-
nae, subcoriaceae. Thorax planiuscu-
lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur-
sorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis . die Brotschabe, Küchen-
schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le
cancrelas , ravet . Engl. the black beetle ,
cockroach .) B. ferrugineo-fusca elytris ab-
breuiatis sulco oblongo impresso.
Jetzt nun fast in allen Welttheilen. Für man-
che Gegenden, wo sie sich eingenistet und stark
vermehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen.
Verzehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor
allen aber Brot etc. Kann daher in Schiffen
auf weiten Seereisen schaudervolles Elend verur-
sachen*). Ist noch am ersten durch Arsenik,
Dampf von Schwefel und assa foetida, kochend
Wasser etc. und wo nur wenige in einem Zim-
mer oder einer Küche sind, dadurch zu ver-
tilgen, daß man über Nacht einen Igel oder
eine Aente hinein sperrt.
2. Heteroclita . B. fusca, elytris nigris, sinistro
integro 4 pustulato; dextro ad marginem
internum semipellucido, 3 pustulato.
Pallas spicileg. zoologic . IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden
Ungleichheit in der Zeichnung der beiden Ober-
flügel werkwürdig.
3. †. Lapponica . B. flauescens, elytris nigro-
maculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis . Caput nutans, maxillosum,
palpis instructum. Antennae setaceae.
Alae 4 membranaceae, conuolutae, in-
feriores plicatae. Pedes antici compresi,
subtus serrato-denticulati, armati ungue
solitario et digito setaceo laterali articu-
lato: postici 4. laeues, gressorii. Thorax
linearis elongatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten,
sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be-
tragen etc. hat was eignes gleichsam Feyerliches,
das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß
gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses
Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.
1. Gigas . M. thorace teretiusculo scabro, ely-
tris breuissimis, pedibus spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum
so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den
Indianern gegessen.
2. Gongylodes . M. Thorace subciliato, femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1.2.3.
3. †. Religiosa . die Gottesanbeterinn, das
wandelnde Blatt, der Weinhandel, Wein-
hasel. M. thorace laeui subcarinato elytris-
que viridibus immaculatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1.2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt
es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel
an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln.
Kann wohl zehn Jahre alt werden.
33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle .
Engl. grashopper .) Caput inflexum, ma-
xillosum, palpis instructum. Antennae
setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae,
[Seite 333] conuolutae, inferiores plicatae. Pedes
postici saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun-
gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich
sind. Bey manchen geben die Männchen entwe-
der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender
Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will,
einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie
theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit
den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa . die Werre, Maulwurfs-
grille, der Riehwurm. Reitwurm, Schrot-
wurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. G. tho-
race rotundato, alis caudatis elytro longio-
ribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten,
wie im Thüringischen etc. ausnehmend häufig. Lebt
meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchen-
gewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus . die Grille, Zirse, Heimchen.
(Fr. le grillon . Engl. the cricket .) G. tho-
race rotundato, alis caudatis elytro longio-
ribus, pedibus simplicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris . die Feldgrille. G. thorace
rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis
elytro breuioribus, corpore nigro.
4. †. Viridissimus . der Baumhüpfer. G. tho-
race rotundato, alis viridibus immaculatis,
antennis setaceis longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus Ge-
büschen, springt vorzüglich weit.
5. †. Verruciuorus . das Heupferd. G. tho-
race subquadrato laeui, alis viridibus fusco
maculatis, antennis setaceis longitudine
corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus . G. thorace cristato, carina qua-
drifida.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.
In den Morgenländern, Aegypten etc.
7. †. Migratorius . die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace
subcarinato; segmento vnico, capite obtuso,
maxillis atris.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 29.
Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen
Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge-
meinen Mißwachs, Hungersnoth etc. verursacht hat.
Ursprünglich gehört es wohl in die asiatische Ta-
tarey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln
in Deutschland, das doch seit 1750 mit großen
Invasionen desselben verschont geblieben.*) Auch
[Seite 335] soll sich diese Heuschrecke (wenn es anders die
gleiche Gattung ist) in Nord- und Süd-America
finden. – Daß sie in Arabien und dem nördli-
chen Africa noch jetzt, so wie in den ältesten Zeiten,
in Menge verspeißt wird, ist eine ausgemachte
Sache: und daß das einige neuere Reisende in diese
Länder für eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehr-
reiches Beyspiel von unüberlegtem voreiligem
Scepticismus.
8. †. Stridulus . die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben
im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fvlgora .*) Caput fronte producta,
inani. Antennae infra oculos, articulis 2,
exteriore globoso. Rostrum inflexum,
pedes gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist
die hornige Blase vor der Stirne, die bey den
nachbenannten Gattungen im Leben und einige Zeit
nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria . der surinamische Laternträ-
ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne .
Engl. the lanthorn-fly .) F. fronte ouali
recta, alis liuidis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
[Seite 336]Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer
als der ganze übrige Körper, und scheint so hell,
daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem
statt Leuchten bedient haben sollen.
2. Candelaria . der schinesische Laternträger.
F. fronte rostrato-subulata adscendente, ely-
tris viridibus luteo-maculatis, alis flauis;
apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.
35. Cicada . (Fr. cigale .) Rostrum in-
flexum. Antennae setaceae. Alae 4
membranaceae, deflexae. Pedes pleris-
que saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der durch besondere,
mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un-
terleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keu-
lenschwämmen (clauariae) besonders häufig aus
den Puppen von Cicaden, theils gar auf dem
lebendigen Leibe ihrer Larven, manche aber
freylich auch auf Raupen und Schmetterlings-
Puppen, wachsen*).
1. Orni . C. nigra flauo maculata, alis hyali-
nis, basi flauis, maculis nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 3.
Im südlichen Europa und in Nordafrica. Die
bey den Alten so beliebte Cicade.
2. †. Spumaria . der Schaumwurm, Gäscht-
wurm. C. fusca, elytris maculis binis albis
lateralibus; fascia duplici interrupta albida.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen
die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und
ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten
Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt
ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage
von regnenden Weiden.
3. Lanata . C. alis deflexis nigris: punctis
caeruleis, fronte lateribusque rubris, ano
lanato.
In Westindien. Hat den Beynahmen von den
räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleich-
sam schmelzenden langen Flocken am Hinterleibe.*)
36. Notonecta . Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae thorace bre-
viores. Alae 4 cruciato-complicatae,
antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi
natatorii.
1. † Glauca . N. grisea elytris griseis mar-
gine fusco punctatis apice bifidis.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken:
weiß auch in dieser Lage kleine Mücken etc. von
denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu
haschen.
37. Nepa . Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae 4 cruciato-complicatae an-
tice coriaceae. Pedes anteriores cheli-
formes; reliqui 4 ambulatorii.
1. †. Cinerea . N. cinerea, thoraci inaequali,
corpore oblongo-ouato.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus
sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen,
fast wie Samen von Kornblumen etc.
2. †. Cimicoides . N. abdominis margine serrato.
3. Plano . N. subfusca; oculis nigris, alis al-
bidis, dorso plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier,
das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf
den Rücken.*)
38. Cimex . Wanze. (Fr. punaise . Engl.
bug .) Rostrum inflexum. Alae 4 cru-
ciato-complicatae, superioribus antice
coriaceis. Dorsum planum thorace mar-
ginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius . die Bettwanze, Wandlaus.
(Engl. the wall-louse .) C. flauescens,
alis nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
[Seite 339]Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufent-
halt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wil-
den Zustande weiß man wenig Zuverlässiges. Jetzt
findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder
sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nah-
mentlich in Sibirien, Ostindien, Nord- und Süd-
America etc.) So leicht Wanzen durch Zufall in
ein Haus kommen können, so leicht ist es sie bald
anfangs durch sorgfältige wiederhohlte Anwendung
kräftiger Mittel*) auch wieder zu vertreiben:
was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl
überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.
2. †. Corticalis . C. membranaceus, abdomi-
nis margine imbricatim secto, corpore ni-
gricante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner
täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer
zu finden.
3. †. Baccarum . Qualster. C. ouatus griseus;
abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie
berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen
andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu
dienen scheint.
4. †. Personatus . C. rostro arcuato, antennis
apice capillaceis, corpore oblongo subuil-
loso fusco.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer
wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis . Blattlaus, Neffe, Mehltau.
(Fr. puceron . Engl. plant louse .) Rostrum
inflexum. Antennae thorace longiores.
Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu-
latorii. Abdomen postice saepius bicorne.
Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und
eben derselben Familie, geflügelte und ungeflügelte
Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den
Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner
als ihre Weibchen, und werden auch in weit
minderer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher
als im Herbste, und nur auf kurze Zeit, da sie
ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eyer
oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen
zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebil-
det liegen, aber doch nicht eher als bis im fol-
genden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind
alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durch-
gehends weiblichen Geschlechts, so daß im Früh-
jahr und Sommer schlechterdings keine männliche
[Seite 341] Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind
doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande,
ohne Zuthun, eines Gatten ihr Geschlecht fortzu-
pflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im
Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgenden
Frühjahr und Sommer bis ins neunte Glied äußert.
2. †. Vlmi . A. vlmi campestris.
3. †. Sambuci . A. sambuci nigrae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria . A. populi nigrae.
Swammerdam Biblia nat . tab. 45. fig.
22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren
Auswüchse verursachen, die man Pappelrosen,
Alberknospen etc. heißt.
6. Pistaciae . A. nigra, alis albidis, tibiis
longissimis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum etc. wo
sich die Blattläuse in einer spannenlangen, schoten-
ähnlichen Hülse aufhalten.
40. Chermes . Blattsauger. Rostrum pe-
ctorale. Antennae thorace longiores.
Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes
saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast
aus wie Cicaden, hüpfen auch so etc.
41. Coccus . Schildlaus. Rostrum pe-
ctorale. Abdomen postice setosum. Alae
2 erectae masculis. Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Ge-
schlechter einander so auffallend ungleich, als bey
den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer
kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist unge-
flügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat,
fast unbeweglich an den Gewächsen und könnte
bey manchen Arten eher für eine Narbe an der
Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen
werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen
umher, bis es, vom Begattungstrieb gereitzt, ein
solches einsiedlerisches Weibchen aussucht und be-
fruchtet.
1. Hesperidum . C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen-
bäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum . C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders
an Caffeebäumen etc. Man verreibt sie, wenn man
die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefel-
blumen bestreut.
3. Ilicis . Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Languedoc
und Provence, an Stechpalmen etc. Die beeren-
förmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser
[Seite 343] Thiere werden mit Essig besprengt, und das Car-
moisinroth daraus verfertigt.
4. †. Polonicus . Deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an
den Wurzeln vom Weggras und andern Pflanzen;
zumahl häufig in Polen und am Don, wo sie
gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti . der Scharlachwurm. (Fr. la coche-
nille , Engl. the cochineal-fly. ) C. cacti
coccinelliferi.
Ellis in den philos . Transact . vol. LII. P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren
Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen
gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast wie die
Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu
dreyen Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca . der Gummi-Lackwurm. C. ficus
indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B.
4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von
Hindostan zu beiden Seiten des Ganges; von
ihm kommt das so genannte Gummilack.*)
42. Thrips . Rostrum obscurum. An-
tennae longitudine thoracis. Abdomen
sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso
incumbentes, longitudinales, angustae,
subcrucitae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten,
und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch
die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und
fliegen, bemerkbar werden.
1. †. Physapus . T. elytris glaucis, corpore atro.
De Geer in den schwed. Abhandl. v. J.
1744. tab. 4. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüthen etc.
Die Schmetterlinge, eine weitläuftige
Ordnung, die sich durch vier ausgespannte, mit
bunten Schuppen befiederte Flügel, und einen
behaarten Körper, auszeichnet. Als Raupen
haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf,
einen lang gestreckten cylindrischen Körper von
zwölf Abschnitten, mit neun Luftlöchern auf je-
der Seite, drey Paar hakenförmigen Klauen an
[Seite 345] der Brust, und meist fünf Paar runden flei-
schigen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe
häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe,
die mehrentheils unbeweglich, doch bey der Wei-
denraupe und einigen andern sehr wenigen Gat-
tungen sich von der Stelle zu bewegen im Stande
ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimm-
ten Zeit der Schmetterling zum Vorschein,
der lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße,
statt der Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte
(so genannte) Zunge, und statt jener zwölf klei-
nen Augen, zwey große halbkuglige und drey
kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gat-
tungen lassen sich doch füglich unter drey Ge-
schlechte bringen.
43. Papilio . Tagvogel. (Engl. butter-
fly .) Antennae apicem versus crassiores,
saepius clauato-capitatae. Alae erectae
sursumque conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl.
Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste:
die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig
(chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hin-
tern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am
Tage umher, und hält im Sitzen seine vier brei-
ten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der
Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeichnung
gar sehr von der Unterseite verschieden ist) gegen
einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht,
leichterer Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Fa-
milien (phalanges) abgetheilt.
a. Eqvites : Alis primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam ad basin;
his saepe antennae filiformes.
Tröes , ad pectus maculis sanguineis, sae-
pius nigri.
Achiui , pectore incruento, ocello ad
angulum ani.
b. Heliconii . Alis angustis integerrimis, saepe
denudatis: primoribus oblongis; posticis
breuissimis.
d. Nymphales . Alis denticulatis.
Pharelati , alis caecis absque ocellis.
[Seite 347]e. Plebeii . Parni. Larua saepius contracta.
Rurales , alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae , alis maculis pellucidis.
1. Priamus . P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis supra viridibus: instritis atris, posticis
maculis sex nigris.
Auf Amboina etc. So wie der folgende ein
großes prächtiges Thier.
2. Vlysses . P. E. A. alis caudatis fuseis, disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus
ocellis septem.
3. †. Machaon . der Schwalbenschwarz. P. E. A.
alis caudatis concoloribus flauris limbo fusco,
lunulis flauis, angulo ani fuluo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.
4. †. Podalirius . der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flauescenti-
bus: fascils nigricantibus geminatis: posticis
subtus linea auratia.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
5. †. Apollo . der rothe Augenspiegel. P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.
Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.
[Seite 348]6. †. Crataegi . der Lilienvogel, Baumweiß-
ling, Heckenweißling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinnste zusammen.
7. †. Brassicae . die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri-
mis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, maior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut
und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter-
ling (so wie die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben
worden ist.
8. †. Rapae . der Rübenweißling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.
9. †. Napi . P. D. C. alis integerrimis ro-
tundatis albis: subtus venis dilatato-vi-
rescentibus.
10. † Cardamines . der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fuluis, posticis subtus viridi-
nebulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
11. †. Rhamni . der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
[Seite 349] angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub-
tus ferrugineo.
12. †. Hyperanthus . P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus:
posticis duobus tribusque.
13. †. Io . das Pfauenauge, der Pfauenspiegel.
P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro-
maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
14. †. Galathea . das Bretspiel. P. N. G. alis
dentatis albis nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello vnico, posticis quinque ob-
soletis.
15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fuluis albo nigroque variegatis, po-
sticis vtrinque ocellis quatuor, saepius coecis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In
manchen Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris . der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia
vtrinque alba interrupta, posticis supra vnio-
cellatis.
17. †. Antiopa . der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.
[Seite 350]18. †. Polychloros . der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis suluis, nigro maculatis; pri-
moribus supra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch
von sich.
19. †. Vrticae . der kleine Fuchs, Nesselvogel.
P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu-
latis: primoribus supra punctis tribus nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
20. †. C. album . der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fuluis nigro maculatis, posticis
subtus C. albo notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
21. †. Atalanta . der Mars, 980-Vogel.
P. N. P. alis dentatis nigris albo-maculatis:
fascia communi purpurea, primoribus vtrin-
que, posticis marginali.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia . der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis
argenteis transuersis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe.
23. †. Aglaia . der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis
nigro-maculatis: subtus maculis 21 ar-
genteis.
24. †. Pruni . P. P. R: alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia margineli fulua
nigro-punctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
25. †. Maluae . der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
44. Sphinx . Abendvogel. Antennae me-
dio crassiores s. vtraque extremitate at-
tenuatae subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehren-
theils von vortrefflicher Farbe, mit einem haken-
förmigen Horn am Ende des Rückens, dessen
Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie
verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinnste.
Die Abendvögel haben ihren Nahmen daher, weil
sie meist bloß in der Abenddämmerung umher
fliegen. Die mehresten haben einen langsamen
schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht,
das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art
unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
b. Adscitae – habitu et larua diuersae.
1. †. Ocellata . das Abendpfauenauge. S. L.
alis repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.
[Seite 352]2. †. Nerii . der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis, viridibus: fasciis variis palli-
dioribus saturatoribus flauescentibusque.
3. †. Conuoluuli . S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
4. †. Ligustri . S. L. alis integris: posticis
incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro
cingulis nigris.
5. †. Atropos . der Todtenkopf. S. L. alis in-
tegris: posticis luteis fasciis, abdo-
mine luteo cingulis nigris.
Die Raupe auf Jasmin, Cartoffelkraut etc.
6. †. Celerio . der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex.
7. †. Elpenor . die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris
basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
8. †. Porcellus . die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
[Seite 353]9. †. Euphorbiae . die Wolfsmilchraupe. S. L.
alis integris fuscis vitta superioribus pallida,
inferioribus rubra.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.
10. †. Pinastri . der Fichtenschwärmer. S. L.
alis integris canis, margine postico albo ma-
culato, abdomine fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in
den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerun-
gen anrichtet.
11. †. Stellatarum . der Taubenschwanz, Kar-
pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus
albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
12. †. Filipendulae . die Cirkelmotte. S. A.
alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris;
inferioribus rubris immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
13. †. Phegea . die Ringelmotte. A. A. viridi-
atra, alis punctis fenestratis: superiorum
sex, inferiorum duobus, abdomine cin-
gulo luteo.
45. Phalaena . Nachtvogel. (Engl. Moth .)
Antennae setaceae, a basi ad apicem sen-
sim attenuatae. Alae sedentis saepius
deflexae.
Das weitläufigste Geschecht unter den Insecten.
Die Raupen sind mehrentheils behaart: und ver-
puppen sich meist innerhalb eines besondern seiden-
artigen Gespinnstes (folliculus), wozu sie den kle-
[Seite 354] brigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen,
die längs dem Rücken hinab neben dem Magen
liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer
besondern Röhre; die sich hinter dem Munde dieser
Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen,
die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich
z.B. daran herablassen zu können etc. nutzen*).
Diese Gehäuse werden bey einigen wie bey dem
Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen Ein-
richtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern
aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig.
Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren
Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Fa-
milien abgetheilt:
a. Attaci – alis patulis inclinatis.
b. Bombyges – alis incumbentibus; an-
tennis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua inuoluto – spirali.
c. Noctvae – alis incumbentibus. An-
tennis setaceis, nec pectinatis.
d. Geometrae – alis patentibus horizon-
talibus quiescentes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, vt fere
retusis, margine exteriore curuo.
f. Pyralides – alis conniuentibus in figu-
ram deltoideam forficatam.
g. Tineae – alis conuolutis, fere in cy-
lindrum, front prominula.
h. Alvcitae – alis digitatis fissis ad basin
vsque.
1. †. Atlas . P. Att. pectinicornis elinguis, alis
falcatis concoloribus luteo-variis, macula
fenestrata, superioribus sesquialtera.
In beiden Indien. Größer als eine hielän-
dische Fledermaus. Man macht aus dem Ge-
spinste dieser und anderer großen Phalänen in
Schina die so genannte wilde Seide.
2. †. Pavonia . das Nachtpfauenauge. P.
Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis
griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nicti-
tante subfenestrato.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run-
den Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offnen
abgesintzten Halse, dessen Eingang aber doch in-
wendig auf eine überaus artige Weise, mittelst
elastischer convergirender Stacheln, die in eine
hervorstehende Spitze zusammen laufen, so gut
verwahrt ist, daß das vollkommne Thier zu seiner
Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseliges In-
sect in seine Hülse dringen kann. Das Ge-
spinnste der kleinern Arten dieses Schmetterlings
(ph. pavonia media und minor ) hat neuerlich
Hr. Heeger zu Berchtolsdorf bey Wien im
[Seite 356] Großen und fabrikenmäßig auf vielfache Weise
zu benutzen gesucht.
3. †. Quercifolia . das Eichblatt. P. B. elin-
guis, alis reuersis semitectis dentatis fer-
rugineis margine postico nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare
bucklige Stellung.
4. †. Pini . der Kiefernspinner. P. B. elinguis,
alis reuersis griseis; strigis duabus cinereis;
puncto albo triangulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefernwaldungen.
5. †. Vinula . der Gabelschwanz, Hermelin-
vogel. P. B. elinguis albida nigro-punctata,
alis subreuersis fusco venosis striatisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge-
stumpften Kopf, und die beiden Schwanzspitzen,
die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gege-
ben sind, ein sonderbares Ansehn. Sie vermag
einen scharfen Saft, durch den Mund von
sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall
zu vertheidigen*).
6. Mori . der Siedenwurm. P. B. elinguis,
alis reuersis pallidis; striis tribus obsoletis
fuscis maculaque lunari.
Der assyrische bombyx beym Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu
Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm
selbst erst zu Iustinians Zeiten in Europa gezogen.
Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt
sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl gehäutet
hat, in einen Coccon von weißer oder gelber Farbe,
der, wenn er drittehalb Gran am Gewicht hält,
aus einem 900 Fuß langen Faden besteht (deren
180 dicht neben einander gelegt erst die Breite
von einer Linie ausmachen), und kriecht endlich
drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach
der Paarung legt das überaus dicke Weibchen
bey 500 Eyer, die im folgenden Frühjahr um die
Zeit, wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen
anfangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprüng-
lich in Schina*) zu Hause, gewohnen aber auch
unser Clima recht gut, und man zieht sie nun
auch in Nordamerica.
7. †. Neustria . die Ringelraupe. P. B. elinguis,
alis reuersis: fascia sesquialtera; subtus vnica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläna legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestchen herum.
8. †. Pityocampa . der Fichtenspinner. P. B.
elinguis, alis griseis: strigis tribus obscurio-
[Seite 358] ribus, posterioribus pallidis: puncto anali
fusco.
Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.
9. †. Caia . die schwarze Bärenraupe. P. B.
elinguis, alis deflexis fuscis: riuulis albis,
inferioribus purpureis nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.
10. †. Monacha . die Nonne, der Fichtenspin-
ner. P. B. elinguis, alis deflexis, superio-
bus albis atro-undatis, abdominis incisuris
sanguineis.
Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe.
fig. 17-19.
Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichten-
waldungen.
11. †. Dispar . P. B. elinguis, alis deflexis:
masculis griseo fuscoque nebulosis; femi-
neis albidis lituris nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.
Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung
und Größe der beiden Geschlechter.
12. †. Chrysorhoea . die schwarze Winterraupe.
P. B. elinguis, alia deflexis albidis, abdo-
minis apice barbato luteo.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht, und
den Winter durch gesellschaftlich in zusammen ge-
sponnenem welken Laube an den Testen zubringt,
ohne daß ihr selbst die strengste Kälte schadet.
13. †. Antiqua . P. B. elinguis, alis planiuscu-
lis: superioribus ferrugineis lunula alba
anguli postici.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.
14. †. Caeruleocephala . P. B. elinguis cristata,
alis deflexis griseis: stigmatibus albidis
coadunatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.
15. †. Cossus . die Weidenraupe. P. B. elin-
guis, alis deflexis nebulosis, thorace postice
fascia atra, antennis lamellatis.
Rösel vol. I. Nachtvogel II. tab. 18.
Dieselbe Raupe von der Lyonet die meister-
hafte Zergliederung geliefert hat. Sie hält
sich in Ulmen, Eichen etc. doch bey weitem am
häufigsten an Weidenstämmen auf, die so von ihr
durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder
bey mäßigem Sturme umfallen. Der Schade, den
diese Raupe verursacht, wird dadurch vergrößert,
daß sie gegen das Beyspiel vielleicht aller übrigen
Raupen bey drey Jahr alt wird, ehe sie sich ver-
puppt. Dabey hat sie ein so äußerst zähes Leben,
daß sie ohne Schaden etliche Stunden lang im so-
genannten luftleeren Raume, und mitten im Som-
mer fast drey Wochen lang unter Wasser aus-
dauern kann. Eben so sonderbar ist, daß die
Puppe sich von der Stelle bewegen, und wenn
die Zeit des Auskriechens herbeynaht, aus der
Mitte des Stammes sich vom bis an die Mün-
dung in der Rinde hervor hohren kann.
16. †. Aesculi . P. N. elinguis laenis niuea,
antennis thorace breuioribus, alis punctis
numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.
17. †. Humuli . P. N. elinguis fulua, anten-
nis thorace breuioribus, maris alis niueis.
18. †. Pacta . P. N. spirilinguis cristata, alis
grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis
duabus nigris, abdomine supra rubro.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 15.
19. †. Meticulosa . P. N. spirilinguis cristata,
alis erosis pallidis: superioribus basi incar-
nata, intra triangulum fuscum.
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.
20. †. Piniaria . der Fichtenspinner. P. G.
pectinicornis, alis fuscis flauo-maculatis
subtus nebulosis: fasciis duabus fuscis.
Auch eins der schädlichsten Insecten für Fich-
tenholzungen.
21. †. Wavaria . P. G. pectinicornis, alis ci-
nereis: anticis fasciis 4 nigris abbreuiatis
inaequalibus.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.
So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta-
chelbeeren.
22. †. Grossulariata . P. G. seticornis, alis
albidis, maculis rotundatis nigris: anticis
strigis luteis.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.
[Seite 361]23. †. Viridana . P. To. alis rhombeis, su-
perioribus viridibus immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.
24. †. Farinalis . P. P. palpis recuruatis, alis
politis fuscescentibus: strigis repandis albi-
dis area interiecta glauca.
25. †. Hercyniana . P. P. alis superioribus fu-
scis, fascia et maculis niueis subinterruptis;
posticis cinereis.
J. v. Uslar Pyralis Hercyniana . fig. a. b. c.
In Fichtenwaldungen an den Nadeln.
26. †. Pinetella . P. Ti. alis superioribus flauis,
maculis duabus argenteis, anteriore oblonga,
posteriore ouata.
Ebenfalls in Fichtenwaldungen.
27. †. Pellionella . die Pelzmotte. P. Ti. alis
canis, medio puncto nigro, capite sub-
griseo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
28. †. Sarcitella . die Kleidermotte. P. Ti. alis
cinereis, thorace vtrinque puncto albo.
Besonders in wollenen Kleidungstücken.
29. †. Mellonella . P. Ti. alis canis postice
purpurascentibus, striga alba, scutello nigro
apice candido.
Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.
[Seite 362]30. †. Granella . der Wolf, weiße Korn-
wurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis
capite albo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.
Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt,
abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht verräth.
31. †. Goedartella . P. Ti. alis auratis: fasciis 2
argenteis: priore antrorsum, posteriore re-
trorsum arcuata.
Clerk phal . tab. 12. fig. 14.
32. †. Linneella . P. Ti. alis fuscis, punctis
tribus argenteis eleuatis.
33. †. Hexadactyla . P. Al. alis patentibus
fissis: singulis sexpartitis cinereis.
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie,
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein un-
gewöhnliches Ansehen.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier zarte
netzförmige oder gegitterte Flügel auszeichnet, die
mehrentheils in allerhand Farben schillern. Die
Larve hat sechs Füße.
46. Libellvla . Wasserjungfer, Spinne-
jungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle .
Engl. dragon-fly .) Os maxillosum, maxil-
lis pluribus. Antennae thorace breuio-
[Seite 363] res. Alae extensae. Cauda maris ha-
moso-forcipata.
Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und
haben eine sonderbar bewegliche Maske oder Kappe
vor dem Munde, womit sie ihre Beute haschen.
Die Paarung der vollkommen geflügelten Wasser-
jungfern, die überhaupt gar viel Sonderbares hat,
wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa . L. alis omnibus basi nigri-
cantibus. thorace lineis duabus flauis, ab-
domine lanceolato lateribus flanescente.
Rösel vol. II, Wasser-Ins. II. tab. 6. 7.
fig. 3.
2. †. Virgo . L. alis erectis coloratis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.
3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.
47. Ephemera . Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder (hemerobius, diaria). Os eden-
tulum absque palpis: Ocelli 2 maximi
supra oculos. Alae erectae, posticis mi-
nimis. Cauda setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im
Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Ge-
genden Millionen der vollkommen ausgebildeten
Thiere mit einem Mahle aus dem Wasser hervor
geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise
anderer Insecten, erst nochmahls häuten müssen;
überhaupt aber diesen ihren vollkommnern Zustand
nur sehr kurze Zeit, oft nur wenige Stunden
genießen.
1. †. Vulgata . E. cauda triseta, alis nebuloso-
maculatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.
P. Collinson in philos. Transact . N. 481.
tab. 2. fig. 2.3.4. p. 329 sqq.
Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.
2. †. Horaria . E. cauda biseta, alis albis
margine crassiore nigricantibus.
Swammerdam Bibl. nat . tab. 13. fig. 15.
48. Phryganea . Frühlingsfliege. (Engl.
caddice, water-moth .) Os edentulum
palpis 4. Ocelli 3. Antennae thorace
longiores. Alae incumbentes, inferiori-
bus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden besonders durch die theils sehr
künstlichen meist cylindrischen Hülsen merkwürdig,
die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die
Schnecken ihr Haus, mit sich herum schleppen.
Manche machen diese Gehäuse aus Schilfstückchen,
andre aus Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen
Steinchen, andre aus lauter kleinen Flußschneck-
chen u.s.w.
1. †. Bicaudata . P. cauda biseta, alis venosis
reticulatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.
2. †. Striata . P. nigra, alis testaceis, ner-
voso-striatis.
3. †. Rhombica . P alis flauescentibus deflexo-
compressis macula rhombea laterali alba.
Rösel vol. II Wasser-Ins. II. tab. 16.
49. Hemerobivs . Florfliege, Landlibelle.
Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli nulli.
Alae deflexae (nec plicatae). Antennae
thorace conuexo longiores, setaceae por-
rectae.
Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkommne
Insect ähnelt dem vorigen.
1. †. Perla . H. luteo-viridis, alis hyalinis:
vasis viridibus.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4.5.
2. †. Pulsatorius . die Papierlaus, Holzlaus.
(Fr. le pou de bois .) H. apterus, ore rubro,
oculis luteis.
Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.
In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten.
Auch sind die geflügelten Individua so äußerst selten
bemerkt worden, daß sie höchstens nur auf sehr
kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn müssen. (§. 136.)
50. Myrmeleon . Afterjungfer. Os ma-
xillosum: dentibus 2. Palpi 4 elongati.
Ocelli nulli. Cauda maris forcipe e fila-
mentis duobus rectiusculis. Antennae
clauatae longitudine thoracis. Alae de-
flexae.
1. †. Formicarius . der Ameisenlöwe. (Fr. le
fourmilion .) M. alis macula alba margi-
nali postica.
Rösel vol. III. tab. 17. u. f.
Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals
hinein scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine
Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens
an den Rand dieser Grube kommen, und mit dem
lockern Sand hinab schurren.
51. Panorpa . Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum, palpis 2. Ocelli 3.
Antennae thorace longiores. Cauda ma-
ris chelata.
1. †. Communis . P. alis aequalibus nigro ma-
culatis.
Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.
52. Raphidia . Kamelhals. Os denti-
bus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4.
Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae lon-
gitudine thoracis antice elongati cylin-
drici. Cauda feminae seta recurua laxa.
1. †. Ophiopsis . R. thorace cylindrico.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die mit
wenigen aber starken Adern durchzogen, auch
meist kürzer und schmaler sind als bey den In-
[Seite 367] secten der vorigen Ordnung. Bey den mehre-
sten sind die Weibchen und geschlechtlosen Thiere
mit einem verletzenden Stachel am Hinterleibe,
theils auch mit Gift, das sie beym Stich in
die Wunde flößen, bewaffnet; daher die ganze
Ordnung auch von einigen Entomologen Acu-
leata genannt worden. Die Larven sind ver-
schiedentlich gebildet: theils wie Raupen mit
zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne Füße etc.
53. Cynips . Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis, sae-
pius reconditus.
Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwellen,
und theils sonderbare Auswüchse bilden, die dann
der Larve so lange zum Aufenthalte dienen, bis
sie ihre Verwandlung überstanden hat, und nun
als vollkommnes Insect aus ihrem Kerker hervor
brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey, daß
jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter in
das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen,
theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor die
darin befindliche Larve auskriecht.
1. †. Rosae . C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis.
An wilden Rosen, wo sie die moosartigen,
krausen Auswüchse verursacht, die unter dem Nah-
men Rosenschwämme oder Schlafäpfel (spon-
gia cynosbati, Bedeguar) ehedem officinell waren.
2. †. Quercus folii . C. nigra, thorace lineato,
pedibus griseis, femoribus subtus nigris.
Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
Urheberinn verlassen sind, kleinen Wespen verschied-
ner Art zum Aufenthalt dienen.
Zumahl auf den Inseln des mitländischen Meeres;
in den wilden Feigen, die man deßhalb zu den
zahmen Feigen hängt, damit der cynips von
jenen, in diese übergehen mag, als wodurch die
Zeitigung und Größe derselben befördert wird.
54. Tenthredo . Blattwespe. Os maxil-
lis absque proboscide. Alae planae tu-
midae. Aculeus laminis duabus serratis,
vix prominentibus. Scutellum granis
duobus impositis distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt (daher sie
Reaumür fausses chenilles nennt), leben vom Laub
und finden sich besonders auf Rosenstöcken und
Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.
1. †. Lutea . T. antennis clauatis luteis, ab-
dominis segmentis plerisque flauis.
55. Sirex . Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati: An-
tennae filiformes, articulis vltra 24. Acu-
leus exsertus rigens serratus. Abdomen
sessile mucronatum. Alae lanceolatae,
planae omnibus.
Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen
Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu boh-
ren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve
hält sich einige Jahre lang im Holze auf.
1. †. Gigas . S. abdomine serrugineo: segmen-
tis nigris, thorace villoso.
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.
56. Ichnevmon . Schlupfwespe, Spin-
nenstecher. Os maxillis absque lingua.
Antennae articulis vltra 30. Abdomen
petiolatum plerisque. Aculeus exsertus
vagina cylindrica, biualui.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und andrer Insecten
beytragen. Sie legen ihre Eyer in lebendige
Raupen, die davon erkranken, und vor oder nach
ihrer Verpuppung absterben. Manche sind auch
an andre Gattungen ihres eigenen Geschlechts ge-
wiesen, denen sie als Larven ihre Eyer in den
Leib legen, so daß nach Rolanders Bemerkung,
von verschiednen Gattungen die eine bloß zur Ver-
tilgung der andern geschaffen zu seyn scheint.
1. †. Persuasorius . I. scutello albo, thorace
maculato, abdomine atro, segmentis omni-
bus vtrinque punctis duobus albis.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.
2. †. Comitator . I. ater totus, antennis fascia
alba.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.
3. †. Luteus. I. luteus thorace striato, ab-
domine falcato.
4. †. Glomeratus . I. niger, pedibus flauis.
Legt seine Eyer in die Raupen der Buttervögel,
so wie der vorige in die von manchen Phalänen.
57. Sphex . Raupentödter. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis 10.
Alae plano incumbentes (nec plicatae)
in omni sexu. Aculeus punctorius re-
conditus.
Die Weibchen verschiedner Gattungen dieses
Geschlechts graben sich Höhlen in sandigen Bo-
den, schleppen eine große Spinne oder Raupe
einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm
beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey,
da dann nachher die junge Larve dem großen Thier,
das die Mutter dahin begraben hatte, den Saft
zum Gespinste aussaugt, und sich selbst ein Ver-
wandlungsgehäuse daraus bereitet.
1. †. Sabulosa . S. nigra hirta, abdomine fuluo,
postice nigro, petiolo longissimo.
Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.
2. †. Cribraria . die Sieb-Biene. S. nigra,
abdomine fasciis flauis, tibiis anticis clypeis
concauis fenestratis.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.
Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
süßen für durchlöchert gehalten, und hat auch nicht
ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine merk-
würdige Bestimmung anzudichten, und viel Schönes
über die, weise Einrichtung eines gar nicht existi-
renden Theils zu sagen.
58. Chrysis . ( Fr. mouche dorée . Engl.
golden-fly .) Os maxillis absque pro-
boscide. Antennae filiformes: articulo
1 longiore, reliquis 11 breuioribus. Ab-
domen subtus fornicatum, vtrinque squa-
ma laterali. Anus dentatus aculeo sub-
exserto. Alae planae. Corpus auratum.
1. †. Ignita . C. glabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo: apice quadridentato.
Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.
59. Vespa . Wespe. (Fr. guépe . Engl. wasp .)
Os maxillis absque proboscide. Alae su-
periores plicatae in omni sexu. Aculeus
punctorius reconditus. Oculi lunares.
Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge gesell-
schaftliche Verbindung, in der sie theils zu tau-
senden beysammen leben, und durch die überaus
kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen Wohnun-
gen, die sie sich mit vereinten Kräften aus so viel-
artigen Stoffen (– z.B. die Wespen aus Holzza-
sern etc., die Immen aus Wachs, die Maurer-Bienen
aus Grant etc. –) zu verfertigen wissen, merk-
würdig.
1. †. Crabro . die Horniße. (Engl. the hornet .)
V. thorace nigro antice ruso immaculato
abdominis incisuris puncto nigro duplici
contiguo.
Frisch P. IX. tab. II. fig. 1.
2. †. Vulgaris . die Wespe. (Engl. the wasp .)
V. thorace vtrinque lineola interrupta, scu-
[Seite 372] tello quadrimaculato, abdominis incisuris
punctis nigris distinctis.
Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.
60. Apis . Biene. (Fr. abeille . Engl. bee .)
Os maxillis atque proboscide inflexa va-
ginis duabus biualiubus. Alae planae in
omni sexu. Aculeus feminis et neutris
punctorius reconditus.
1. †. Mellifica . die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine fusco,
tibiis posticis ciliatis, intus transuerse striatis.
Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen und Termiten, die bey weiten zahl-
reichsten Individuen geschlechtlos, d.h. sie
werden von einem Vater erzeugt, und von einer
dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch
selbst vollkommne Geschlechtsorgane zu haben. –
Hier bey der Imme hat das Weibchen, die so
genannte Königinn oder Mutterbiene, oder der
Weißler, einen schlanken schmalen Leib, kurze
Flügel, einen behaarten Kopf, ein zackiges Ge-
biß, braune Füße u.s.w. – Die männlichen
Bienen, oder Dronen (Deck- oder Wasser- oder
Holmbienen) sind groß und stark von Leibe,
mit langen Flügeln etc. – Die geschlechtlosen,
oder Werk- und Arbeits-Bienen hingegen sind
weit kleiner als jene beiden, von mittler Taille,
nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß,
schwarzen Füßen und einer besondern Grube am
Hinterschenkel, die zum Aufladen des Blumenstau-
bes dient, u.s.w. Diese letztern, deren in einem
großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben
allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Ein-
tragens, Bauens und der Besorgung der Brut.
[Seite 373] Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie als
Höschen zum Stocke tragen, wo es ihnen von den
allein abgenommen, und zu Wachs verarbeitet
wird; ferner saugen sie theils den süßen Schweiß
vieler Baumblätter, vorzüglich aber den so ge-
nannten Nektar, einen süßlichen Saft der Blüthen,
den sie in einem besondern Eingeweide zu Honig
umarbeiten, und im Stocke wieder von sich ge-
ben. Sie füttern die Bienen-Larven, halten den
Stock rein, und schaffen ihre Todten von da
hinaus. Sie sind mit Gift und Stachel als
Waffen versehen, von dem sie aber meist nur
Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch machen kön-
nen, da sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels
stechen, und ihn in der Wunde stecken lassen. –
Die männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen
Stocke) haben keine andre Bestimmung, als sich
mit ihrer Königinn (– und zwar wie es scheint
im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern,
oder werden von den Arbeitsbienen in der so ge-
nannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-
lich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor-
läufig die für die Dronen bestimmten größer als
die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommen-
schaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife ge-
kommen, so trennt sie sich als Colonie vom
Stammvolke, sie schwärmt. – In der Wild-
niß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder un-
ter die Erde etc. Der Mensch hat sie aber sich
zum Hausthier zu machen, und durch mannig-
faltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermehrung
und Benutzung zu befördern gelernt. Obgleich
einzelne Bienen so wenig Wärme haben als an-
dere kalkblütige Thiere; so erhitzen sie doch im
[Seite 374] Stocke, zuweilen bis zur Wärme des menschli-
chen Körpers*).
2. †. Centuncularis . die Rosenbiene. A. nigra,
ventre lana fulua.
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich
eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blät-
tern der Rosenbüchse.
3. †. Violacea . die Holzbiene. A. hirsuta atra,
alis caerulescentibus.
Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Lange nach aushöhlet, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einan-
der absondert.
4. †. Terrestris . die Hummel. (bombylius.
Engl. the humble-bee .) A. hirsuta nigra
thoracis cingulo flauo, ano albo.
Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.
5. †. Muscorum . die Moosbiene. A. hirsuta
fulna abdomine flauo.
Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.
6. †. Caementaria . die Maurerbiene. A fulua
abdomine nigro (femina nigro-violacea pe-
dibus fuscis).
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten
Mauern, die viel Sonne haben. Die eyförmigen
Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Gebäude
sind, werden mit Gespinste austapezirt, und zu-
weilen auch vom attelabus apiarius , Schlupf-
wespen etc. bewohnt.
61. Formica .*) Ameise, Emse. (Fr. fourmi .
Engl. ant .) Petiolus abdominis elonga-
tus, nodulosus, aut munitus squamula
erecta. Aculeus feminis et neutris re-
conditus. Alae maribus et feminis, sed
neutris nullae.
Die mehrsten hiesigen Ameisen halten sich vor-
züglich in Wäldern und Wiesen, theils bey vier-
und mehreren taufenden in einem Haufen auf; die
Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüglich die
Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die fälschlich
[Seite 376] so genannten Ameisen-Eyer) warten und pflegen,
geht so weit, daß man gesehen, wie eine Arbeits-
ameise, der man den Hinterleib abgeschnitten, doch
noch zehn Puppen vor ihrem schmerzhaften Tode
in Sicherheit gebracht hat etc.
1. †. Herculanea . die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ouato. femoribus ferrugineis.
Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.
2. †. Rufa . F. thorace compresso toto fer-
rugineo, capite abdomineque nigris.
3. †. Rubra . F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris.
4. †. Nigra . F. tota nigra nitida, tibiis cine-
rascentibus.
Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som-
mers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzäh-
liger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme
als auf- und niederfahrende Säulen zum Vor-
schein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf
Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie ein
Nordlicht ausnehmen.*)
5. †. Caespitum . F. abdominis petiolo bino-
doso: priore subtus, thoraceque supra bi-
dentato.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.
6. Cephalotes . F. thorace quadrispinoso, capite
didymo magno vtrinque postice mucronato.
Merianae ins. Surinam . tab. 18.
In Westindien. Von der Größe einer Wespe.
[Seite 377]62. Termes . Weiße Ameise, Holz-Emse,
Termite. (Fr. fourimi blanche, poux de bois .
Eng. white ant, wood-ant, wood louse .)
Squamula intergerina nulla. Alae ma-
ribus et feminis temporariae; sed neu-
tris plane nullae.
1. Fatalis . ( bellicosus . Soland ) T. corpore
fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo propinquis,
puncto centrali prominulo.
Abbild . n. h. Gegenst . tab. 9.
Die Gebäude der guineischen Termiten. Eben-
selbst tab. 10.
Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt
wenigstens noch vier andre bekannt, die hin und
wieder zwischen beiden Wendezirkeln zumahl in
beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten etc. kegelförmige, meist mit mehreren Spitzen
besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf,
die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und
theils in solcher Menge beysammen stehen, daß
sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen.
Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen
von außen ganz mit Gras überwachsen etc. und ist
dabey so fest, daß er mehrere Menschen zu tragen
im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit
großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils
über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unauf-
hörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen
abgebrochen, neue aufgeführt, andre erweitert
u.s.w. Die Zellen des Königs und der Königinn
(als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar
[Seite 378] befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes
verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen
die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die
junge Brut und dicht bey diesen die Magazine.
Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk,
Geräthe, Hütten etc. und können binnen wenigen
Wochen mächtige Baumstämme gleichsam ver-
nichten. Daß der Hinterleib der befruchteten
Königin 2000 Mahl dicker und größer wird als
er vorher war, ist schon oben erwähnt. Sie
kann dann binnen 24 Stunden auf 80000 Eyer
legen.
63. Mvtilla . Alae nullae in plerisque
Corpus pubescens. Thorax postice retu-
sus. Aculeus reconditus punctorius.
1. Occidentalis . M. coccinea, abdomine cin-
gulo nigro.
Die Insecten mit zwey Flügeln und ein Paar
kleinen Knöpfchen oder so genannten Flügelkölb-
chen oder Balancirstangen (halteres). die hinter
den Flügeln an der Brust sitzen, und meist noch
mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren
Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derent-
wegen einige Naturkündiger die ganze Ordnung
Halterata benannt haben. Die Larve ist meist
eine Made*), die Puppe braun cylindrisch.
[Seite 379] Das vollkommene Insect hat bey einigen Ge-
schlechtern einen spitzigen harten Saugestachel,
bey andern einen weichen Schlurfrüssel, bey
noch andern bloß eine einfache Mündung
u.s.w. Einige Gattungen gebähren leben-
dige Junge.
64. Oestrvs .*) Bremse. Os apertura
simplex. Palpi duo, biatriculati, apice
orbiculares in depressione oris vtrin-
que siti.
Bey den zunächst benannten Gattungen legt das
Weibchen seine Eyer in die Haut der lebendigen
Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fontanell
(die so genannte Dasselbeule) entsteht, in welchem
sich die Larve (der Engerling) ernährt.
1. †. Bouis . die Ochsenbremse. (Engl. the
gad-fly, breeze. ) O. alis immaculatis
fuscis, abdomine fascia atra media: apice
pilis fuluo-flauis.
Clark l. c. tab. 23. fig. 5. 6.
[Seite 380]2. Tarandi . die Renthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo.
3. †. Equi . die Pferdebremse. (Oestrus bouis
Linn ) O. alis albidis, fascia media pun-
ctisque duobus nigris.
Legt seine Eyer den Pferden an die Schultern
und Kniee, wo sie von denselben abgeleckt und
hintergeschluckt werden; da sich dann die Larven
(Engl. Botts ) dieser und der folgenden Gattung,
im Frühjahr fast allgemein und theils in großer
Anzahl im Magen der Pferde finden, wo sie mit
dem vordern spitzen Ende ihres an Größe und
Form ungefähr einem Dattelkern ähnelnden Kör-
pers in der innern Haut des Magens einge-
hakt festsitzen.
4. †. Haemorrhoidalis . die Pferdebremse. O.
alis immaculatis fuscescentibus, abdomine
atro, basi albo apiceque fuluo.
Legt seine Eyer den Pferden gleich an die
Lippen.
5. †. Ouis . die Schafbremse. O. alis pelluci-
dis, basi punctatis, abdomine albo nigro-
que versicolore.
Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der
Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.
65. Tipvla . Schnacke. (Engl. crane-fly .)
Os capitis elongati maxilla superiore
[Seite 381] fornicata: palpi duo incurui capite lon-
giores. Proboscis recuruata breuissima.
Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven sogar
in Schwefelwassern leben können, und die Herr
Prof. de Lüc in einer Höhe von 1560 Toisen über der
Meeresfläche angetroffen, wo sie folglich wohl
unter allen Thieren auf unsrer Erde am höch-
sten lebten.
1. †. Oleracea . T. alis patentibus hyalinis,
costa marginali fusca.
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zumahl
am Gemüse viel Schaden.
2. †. Plumosa . T. alis incumbentibus, tho-
race virescente, alis hyalinis puncto nigro.
Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine Speise der Armpolypen.
3. †. Phalaenoldes . T. alis deflexis cinereis
ouato-lanceolatis ciliatis.
Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen
Orten, Abtritten etc. lebt.
66. Mvsca . Fliege. (Fr. mouche . Engl. fly .)
Os proboscide carnosa: labiis 2 laterali-
bus: palpi nulli.
1. †. Vomitoria . die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente.
2. †. Carnaria . M. antennis plumatis pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris.
3. †. Domestica . die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5
obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis.
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege. (Nürnb.) 1784. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde: und in
theils Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland,
am Cap etc. in unsäglich lästiger Menge.*) Das
befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr Eyer
in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Puppenhülse
aufzusprengen, kann die zum Auskriechen reife
Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase auftreiben.
4. †. Cellaris . (vinulus, conops) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis neruosis, oculis
ferrugineis.
Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.
Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und über-
haupt auf süßlichen gährenden Früchten etc.
5. †. Meteorica . M. antennis setariis pilosa
nigra abdomine subcinereo, alis basi sub-
flauis, oculis brunneis.
In Gärten und Wäldern, haben einen sonder-
baren, gleichsam hüpfenden Flug.
6. †. Putris . M. antennis setariis, subpilosa
atra, alarum costa nigra, oculis ferrugineis.
67. Tabanvs . Blinde Fliege, Breme.
(Fr. taon ) Os proboscide carnosa, ter-
minata labiis duobus. Rostro palpis
duobus, subulatis, proboscidi laterali-
bus, parallelis.
1. †. Bouinus . T. oculis virescentibus, ab-
dominis dorso maculis albis trigonis longi-
tudinalibus.
Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.
68. Culex . Os aculeis setaceis intra va-
ginam flexilem.
1. †. Pipiens . die Mücke, Schnake. (Fr. le
cousin . Engl. the gnat . Portug. Mosquito .)
C. cinereus abdomine annulis fuscis 8.
Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.
Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl
in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie
bey uns in brennenden Sommertagen – weit hef-
tigere Entzündung verursachen), sind diese Thiere,
die von den europäischen Seefahrern, nach dem
Portugisischen, Moskiten genannt werden, in un-
säglicher Menge, und werden oft eine recht gefähr-
liche Plage. Unkundige Reisende belegen aber auch
wohl überhaupt alle mückenartige stechende Insecten
mit dem gemeinschaftlichen Namen von Moskiten.
2. Reptans . die Beißfliege, kolumbachische
Mücke. C. niger, alis hyalinis, pedibus
nigris annulo albo.
Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien,
vor allen aber im Bannat, wo sie zwey Mahl im
Jahre, im Frühjahr und Sommer, in unermeß-
lichen Scharen erscheint und den Pferden u.a.
Vieh zu allen Oeffnungen des Körpers einkriecht,
daß es oft davon in wenigen Minuten sterben
muß. Auch den Menschen werden sie dann wenig-
stens äußerst lästig, wenn auch nicht so gefährlich.
69. Empis . Os rostro corneo, inflexo,
biualui, thorace longiore, valuulis ho-
rizontalibus.
1. †. Pennipes . E. antennis filatis, nigra, pe-
dibus posticis longis: alterius sexus pennatis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.
70. Conops . Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.
1. †. Calcitrans . C. antennis subplumatis, ci-
nerea glabra ouata.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.
Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt des Schlurf-Rüssels den hervorragenden
Bohr-Stachel. Sie kommt nur wenn es regnen
will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch
bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der
Weide sich an die Füge des Viehes zu setzen ge-
wohnt ist, das daher so unruhig wird und aufstampft.
71. Asilvs . Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto biualui.
1. †. Crabroniformis . A. abdomine tomentoso,
antice segmentis tribus nigris, postice flauo
inflexo.
72. Bombylivs . Schwebfliege (Fr. bour-
don . Engl. buzz-fly.) Os rostro porrecto,
setaceo, longissimo, bivalui: valuulis
horizontalibus, intra quas aculei setacei.
1. †. Maior . B. alis dimidiato-nigris.
Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.
73. Hippobosca . (Fr. mouche-araignée .)
Os rostro biualui, cylindrico, obtuso,
nutante. Pedes unguibus pluribus.
1. †. Equina . die Pferdelaus. (Engl. the horse-
leech .) H. alis obtusis, thorace albo varie-
gato, pedibus tetradactylis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und
legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine Puppe,
in welcher sich in den ersten Wochen nichts als
ein weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum
erwachsenen Thiere gebildet wird, das nach einiger
Zeit als vollkommen erwachsenes geflügeltes Insect
auskriecht.
2. †. Ouina . die Schaflaus. H. alis nullis.
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent-
halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr ver-
schieden. Theils legen sie Eyer, theils gebären
sie lebendige Junge. Den Floh ausgenommen,
besteht wohl keins der übrigen eine eigentliche
Verwandlung.
74. Lepisma . Pedes 6 cursorii. Os pal-
pis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda se-
tosa setis extensis. Corpus squamis im-
bricatum.
1. †. Saccharina . der Zuckergast, das Fisch-
chen. (forbicina) L. squamosa, cauda triplici.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 142.
Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun
schon fast in gang Europa einheimisch.
75. Podvra . (Engl. spring-tail .) Pedes 6
cursorii. Oculi 2 compositi ex octonis.
Cauda bifurca, saltatrix, inflexa. Anten-
nae setaceae elongatae.
1. †. Fimetaria . P. terrestris alba.
Oft haufenweise unter Blumentöpfen.
76. Pedicvlvs . Laus. (Fr. pou . Engl.
louse .) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2. Os
[Seite 387] aculeo exserendo. Antennae longitu-
dine thoracis. Abdomen depressum sub-
lobatum.
Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und Vögel
mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst Fische,
ja sogar manche Insecten, wie die Bienen etc. sind
damit geplagt.*)
1. †. Humanus . die Laus. P. humanus.
Swammerdam bibl. nat . tab. 1. fig. 3–6.
Ist, außer am Menschen, meines Wissens bloß
am Schimpansee (Simia troglodytes ) und am
Coaita (Cercopithecus paniscus ) gefunden wor-
den. Das ekelhafte Thier kann sich so schnell
und häufig vermehren, daß es dann nicht nur
der Reinlichkeit, sondern auch der Gesundheit selbst
äußerst nachtheilig wird. Ben den Mohren sind
die Läuse schwarz: daß sie sich aber, wie Oviedo u. a
behaupten auf den Schiffen verlören, wenn
diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel.
2. †. Pubis . (morpio. Engl. the crab-louse .)
P. pubis.
Am Unterleibe unreinlicher Menschen.
77. Pvlex . Floh. (Fr. puce . Engl. flea .)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae
filiformes. Os rostro inflexo, setaceo,
aculeum recondente. Abdomen com-
pressum.
1. †. Irritans . der Floh. P. proboscide cor-
pore breuiore.
Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.
Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füchsen,
Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc. doch nicht
im äußerstem Nordamerica, und nur sehr einzeln
aus manchen westindischen Inseln (z.B. auf
Martinike) etc. Er kann wenigstens auf 6 Jahr
alt werden.
2. Penetrans . der Sandfloh, die Tschike, Nigua,
Ton, Attun. P. proboscide corporis lon-
gitudine.
Catesby N. H. of Carolina . III . tab. 10.
fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und in
den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich beson-
ders im Staube auf, und legt seine Eyer den
Menschen unter die Nägel der Fußzehen, wodurch
heftige und zuweilen in Brand übergehende Ent-
zündungen entstehen.
78. Acarvs . Milbe. (Fr. tique . Engl. tick .)
Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Ten-
tacula 2 articulata, pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen, die sich auch zum Theil, wie die Läuse auf an-
dern Thieren finden.
1. †. Ricinus . der Holzbock. A. globoso-
ouatus: macula baseos rotunda: antennis
clauatis.
2. †. Siro . die Käsemilbe, Miete. (Fr. le
ciron, la mite . Engl. the mite .) A. late-
ribus sublobatis, pedibus 4 posticis longissi-
mis, femoribus capiteque ferrugineis, ab-
domine setoso.
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc. Sie
wird nur mit drey Paar Füßen gebohren, und das
vierte wächst erst nachher dazu.
79. Hydrachna . Wasserspinne, Wasser-
milbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati. Oculi
2, 4, 6. Caput, thorax, abdomenque vnita.
1. †. Despiciens . (acarus aquaticus Linn. ) H.
rubra rotundata maculis pluribus; oculis
inferis.
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne. Sehr
lebhaft in ihren Bewegungen.
80. Phalangivm . Pedes 8. Oculi ver-
ticis 2 contigui. Frons antennis pedi-
formibus. Abdomen rotundatum.
1. †. Opilio . der Weberknecht, Schuster
Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le faucheur .
Engl. the shepherd .) P. abdomine ouato;
subtus albo.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.
Ein animal nocturnum. Die ausgerißnen
Beine zeigen noch tagelang Lebenskraft und Be-
wegung. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen
den Schultern.
2. †. Cancroides . der Bücherscorpion. (Fr. le
scorpion araignée .) P. abdomine obouato
depresso, chelis laeuibus, digitis pilosis.
In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen
plattgedruckten Körpers und der langen Scheeren
sonderbar aus. Kriecht rücklings und vorwärts
wie ein Krebs.
3. Balaenarum . die Wallfischlaus. P. ab-
domine dilatato muricato, rostro subulato.
Pennant's british zoology P. IV. tab. 18.
4. Araneoides . (Solpuga Lichtenst .) P. chelis
dentatis villosis, corpore oblongo.
Pallas spicil . IX. tab. 3. fig. 7-9.
Hin und wieder in heißen Erdstrichen der kalten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung,
zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.
81. Aranea . Spinne, Kanker. (Fr. araignée .
Engl. spider .) Pedes 8. Oculi 8. (pleris-
que). Os vnguibus s. retinaculis 2. Anus
papillis textoriis.
Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen Gat-
tungen*), die sich meines Wissens alle bloß von
lebendigen Thieren, zumahl Insecten, nähren;
auch einander selbst auffressen. Daß auch der Biß
von manchen hieländischen Spinnen zuweilen beym
Menschen sehr gefährliche Folgen haben könne, ist
neuerlich durch Erfahrung allerdings bestätigt.
Die mehresten Spinnen weben sich ein Gespinnst,
dessen regelmäßige Anlage sowohl als die Festig-
[Seite 391] keit, womit es Wind und Wetter aushält, bewun-
dernswürdig ist. Auch hat man mehrmahlen den
freylich seltsamen Einfall im Kleinen ausgeführt,
aus Spinnewebe, und besonders aus dem Eyer-
gespinnste der Kreuzspinnen, eine Art Seide zu ver-
arbeiten. – Der sogenannte fliegende Sommer
(Mädchen-Sommer, Mariengarn etc.) ist wenig-
stens größtentheils kleinen Spinnen zu zuschreiben,
die zumahl im Frühjahr häufig an Hecken und
Büschen umher weben.
1. †. Diadema . die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco; cruce alba
punctata.
H. Quatremere d' Isjonval erklärt diese Spinne
für den untrüglichsten Wetterpropheten.
2. †. Domestica . die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris 5 sub-
contiguis: anterioribus maioribus.
3. †. Scenica . (Fr. l'araignée sauteuse .) A.
saliens nigra: lineis semicircularibus 3 albis
transuersis.
Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber kein
Gespinnste.
4. †. Saccata . A. abdomine ouato ferrugi-
neo fusco.
Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey-
[Seite 392] spiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn er
ihr mir Gewalt entrissen wird, zu retten*).
5. Auicularia . die Buschspinne. A. thorace
orbiculato conuexo: centro transuerso ex-
cuato.
Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11. 12.
Zumahl in Westindien. Von der Größe einer
kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in
bunte Goldfarben. Sie soll Colibrite tödten, und die
Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß kann auch bey
Menschen gefahrvolle Entzündung verursachen.
6. Spithamea . A. abdomine oblongo, pedi-
bus longissimis.
Seba thesaur . vol. IV. tab. 90. fig. 9.?
In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom
Umfang einer ausgespannten Hand.
7. Tarantula . A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro fasciatis.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 38.
In Apulien. Die Fabeln von den unausbleib-
lichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen
Heilungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf, daß
es theils Einbildungen hypochondrischer und hyste-
rischer Patienten; mehrentheils aber armselige Bet-
teleyen seyn mögen, womit sich leichtgläubige
Reisende haben hintergehen lassen. So viel ist
indeß richtig, daß diese Spinne, die sich auf dem
Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den Schnit-
tern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig wird:
und, so wie der Stich mancher andrer Insecten im
[Seite 393] brennenden Sommer gefährlich werden (zuweilen
wohl eine Art Veits-Tanz erregen) kann, so auch
freylich wohl der Tarantel-Biß.
82. Scorpio . Pedes 8. insuper chelae
2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2
cheliformes. Cauda elongata articulata
terminata mucrone arcuato. Pectines 2
subtus inter pectus et abdomen.
Die Scorpione haben in der Bildung und Lebens-
art manches mit den Krebsen gemein, auch werfen
sie, so wie diese, jährlich ihre Schale ab. Der
Stich des kleinen europäischen ist, wenn nicht
grade schwüle Sonnenhitze u.a. dergl. Umstände
dazu kommen, nicht gefährlich.
1. Afer . S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis.
2. †. Europaeus . S. pectinibus 18 dentatis,
manibus angulatis.
Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.
83. Cancer . Krebs. (Fr. cancre . Engl.
crab .) Pedes 8. insuper manus 2 chela-
tae. Oculi 2 distantes, plerisque pedun-
culati, elongati mobiles. Palpi 2 cheli-
feri. Cauda articulata inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen
nach der verschieden Länge und Bedeckung des
[Seite 394] Schwanzes, von Linné in folgende drey Familien
abgetheilt worden*):
1. Pinnotheres . C. brachyurus glaberrimus,
thorace laeui lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato.
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der
Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey An-
näherung der Blackfische zu warnen, ist irrig. Er
verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser Muschel
so wie andere Krebse auch: aber die vorgegebne
Absicht fällt weg.
2. Ruricola . die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thorace laeui integerrimo, an-
tice retuso: pedum articulis vitimis penul-
timisque vndique spinosis.
In Westindien und den benachbarten Land-
strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht aber
im Frühjahr, theils in großen Schaaren nach den
Seeufern, um die Eyer in den Sand zu legen.
3. Vocans . die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
krab .) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti.
Zumahl im wärmern Nordamerika. Das Männ-
chen wird durch die auffallende Ungleichheit seiner
beyden Scheeren merkwürdig, deren eine nicht viel
größer als ein Bein des Thieres, die andere hinge-
gen so schwerfällig ist, daß sie der Krebs, wenn
[Seite 395] er von der Stelle will, auf den Rücken legen,
und so forttragen muß.
4. †. Maenas . die Krabbe. C. brachyurus, tho-
race laeuiusculo, vtrinque quinquedentato,
carpis vnidentatis, pedibus ciliatis: posti-
cis subulatis.
5. †. Pagurus . der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger.) C. brachyurus, tho-
race vtrinque obtuse nouem-plicato, ma-
nibus apice atris.
6. Bernhardus . der Einsiedler. C. macrou-
rus parasiticus, chelis cordatis muricatis:
dextra maiore.
Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar, wie
es scheint ohne Auswahl besondrer Geschlechter
oder Gattungen. Oft sind solche ausgestorbne
Schneckenhäuser inwendig von einem Einsiedler-
krebs bezogen, und von außen zugleich mit Alcyo-
nien u.a. dergl. Corallen besetzt.
7. Gammarus . der Hummer. (Fr. l'homard .
Engl. the lobster .) C. macrourus, thorace
laeui, rostro lateribus dentato: basi supra
dente duplici.
In den Meeren der nordlichen Erde: wo er,
wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht.
8. †. Astacus . der Flußkrebs. (Fr. l'ecrevisse .
Engl. the craw-fish .) C. macrourus tho-
race laeui, rostro lateribus dentato: basi
vtrinque dente vnico.
Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe,
und andre selbst beym Sieden schwarzbleibende
Spielarten gibt) erreicht ein zwanzigjähriges
Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden. Die zwey
kalkigen Steine die sich im Sommer zu beiden
Seiten seines Magens finden (die irrig so ge-
nannten Krebsaugen), sind doch wohl der vor-
züglichste Stoff, woraus die neue verjüngte Schale
verhärtet. Auch der zufällige Verlust von Füßen,
Scheeren etc. dieser u.a. Gattungen von Krebsen,
wird durch ihre starke Reproductionskraft leicht
wieder ersetzt. Sie schnellen so gar Füße und Schee-
len, wenn sie ihnen (nur nicht zu nahe am Leide)
gequetscht oder mit einem glühenden Eisen berührt
werden, von selbst von sich. (So wie es der
Hummer zuweilen bey heftigen Donnerschlägen
thun soll.)
9. †. Squilla . die See-Garneele. Granate.
Fr. la cheuvrette, crevette, salicoque, le barbot .
Engl. the shrimp .) C. macrourus, thorace
laeui, rostro supra serrato, subtus triden-
tato, manuum digitis aequalibus.
Mém de l'ac. des sc. de Paris . 1772.
P. II. tab. 1. fig. 1. 2.
Ein Ungeziefer aus dem Oniscus-Geschlechte,
das sich unter den Rückenschild dieses schmack-
haften kleinen Krebses einnistelt, hat man ehedem
[Seite 397] für junge Brut von Schollen (pleuronectes) ge-
halten, daher dann ganz sonderbare Irrthümer
entstanden.*)
10. Mantis . C. macrourus articularis, mani-
bus adactylis compressis falcatis serrato-
dentatis.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.
Im mitländischen n. a. Meeren der wärmern
Erdstriche.
11. †. Pulex . die Fluß-Garneele. C. macrou-
rus articularis, manibus 4 adactylis, pe-
dibus 10.
Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt
im Wasser zuweilen auf dem Rücken.
12. †. Stagnalis . C. macrourus articularis,
manibus adactylis, pedibus patentibus, cauda
cylindrica bifida.
Schäffers fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
In stehenden Wassern.
84. Monocvlvs . Kiefenfuß. Pedes na-
tatorii. Corpus crusta tectum. Oculi
approximati, testae innati.
Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich bloß im Wasser.
1. Polyphemus . der moluckische Krebs [Limu-
lus gigas Müll .**) Engl. the horse-shoe ,
helmed-fish . –]. M. testa plana conuexa
[Seite 398] sutura lunata, postica dentata, cauda subu-
lata longissima.
Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge
von 4 Fuß erreichen kann. Daß es nur Ein-Auge
haben soll, ist ungegründet*), mithin seine Be-
nennung gar nicht passend. Auch findet es sich
nicht allein in Ostindien, sondern auch an den
Küsten des nordostlichen America, zumahl häufig
in der bahamischen Meerenge.
2. †. Apus . (Limulus palustris Müll. l. c.)
M. testa subcompressa, antice retusa, postice
truncata, cauda biseta.
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber in manchen Jahren, nach Ueberschwemmun-
gen etc. in unsäglicher Menge. Wie es scheint
ein wahrer Zwitter.**)
3. †. Pulex . (Daphnia pennata Müll l. l.)
der Wasserfloh. M. antennis dichotomis,
cauda inflexa.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.
In Flüssen und Deichen, auch im Brunnenwasser:
an theils Orten so häufig, daß er bey seiner röth-
lichen Farbe wohl eher die Sage von Wasser, das
in Blut verwandelt sey, veranlaßt hat.
4. †. Quadricornis . (Cyclops quadricornis
Müll. l. c.) M. antennis quaternis, cauda
recta bifida.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 9.
Beide, diese und die vorige Gattung, sind eine
gewöhnliche Speise der Armpolypen.
85. Oniscvs . Pedes 14. Antennae seta-
ceae. Corpus ouale.
1. Ceti . die Wallfischlaus. O. oualis segmen-
tis distinctis, pedibus tertii quartique paris
linearibus ouaticis.
Pallas spicileg. zoolog . Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.
Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses
Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungsthei-
len, aufs festeste sich einnistelt.
2. †. Asellus der Kelleresel. (Fr. la cloporte .
Engl. the wood-louse .) O. oualis, canda
obtusa, stylis simplicibus.
An feuchten Orten, in Kellern, Mauerritzen etc.
86. Scolopendra . Assel. Pedes nu-
merosi, totidem vtrinque quot corporis
segmenta. Antennae setaceae. Palpi 2
articulati. Corpus depressum.
1. Morsitans . S. pedibus vtrinque 20.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.
In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa-
nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Entzündung.
2. †. Lagura . S. pedibus vtrinque 24, cor-
pore ouali, cauda penicillo albo.
Mém. présentés à l'ac. des sc . T. I. tab. 17.
Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen dieses
und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen
Füße erst nach und nach erhalten, und nur wenige
Paare derselben mit aus dem Ey bringen.
3. †. Electrica . die Feuerassel, der Feuerwurm.
S. pedibus vtrinque 70.
Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber
auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen
sich wohl die gar nicht seltnen Fälle erklären, wo
sich dieses Thiel in die Stirnhöhlen bey Menschen
eingenistelt und wohl Jahre lang unerträgliches
Kopfweh etc. verursacht hat.
87. Ivlvs . Vielfuß. Pedes numerosi:
duplo vtrinque plures quam corporis
segmenta. Antennae moniliformes.
Palpi 2 articulati. Corpus semicylin-
dricum.
1. †. Terrester . S. pedibus vtrinque 100.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.
Meist unter der Erde in fettem Boden oder
im Miste.
Die Insecten haben so bestimmte und faßliche,
die Würmer hingegen so wenig allgemein pas-
sende positive Charactere, daß man die letztern
vielleicht am kürzesten durch diejenigen weiß-
blütigen Thiere definiren könnte, die keine In-
secten sind; als von welchen sie sich sowohl durch
den Mangel der Fühlhörner als der eingelenkten
Bewegungswerkzeuge unterscheiden. (§. 40. 122.)
Sie haben mehrentheils einen weichen,
theils gleichsam gallertartigen Körper: nur
wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren,
einige, wie die See-Igel, mit einer kalkigen
oder fast spathartigen Schale bedeckt. Manche
Amphitriten verfertigen sich eine kunstreiche
Hülse von Sandkörnchen etc. viele andere Thiere
dieser Klasse aber (die Conchylien nähmlich und
manche Corallen) bewohnen ein ihnen angebor-
nes festes, fast porzellan- oder steinartiges Ge-
häuse, das ihnen zum Schutz und Aufenthalt
dienet: und theils von dem Thiere umher getra-
gen wird, theils aber unbeweglich fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Klasse ist wirklich
geflügelt (denn daß der Dintenfisch ziemlich große
Sätze aus dem Wasser heraus thun kann, ist
kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch
haben die Regenwürmer, See-Igel, See-
sterne etc. besondre Organe, die gewissermaßen
eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann
wird auch der Mangel dieser äußern Bewegungs-
Werkzeuge bey vielen Würmern durch die bey
ihnen ausnehmende Kraft, ihren Körper wechsels-
weise enge zusammen zu ziehen, und wieder weit
auszustrecken, ersetzt.
Statt der Fühlhörner haben viele Würmer
so genannte Fühlfaden (tentacula), oder bieg-
same ungegliederte, meist weiche fleischige Fa-
den am Kopfe, die bey einigen von ansehnlicher
Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Be-
stimmung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten;
manchen zum Fang: bey den Land-Schnecken
sitzen vorn die Augen daran u.s.w.
Uebriges läßt sich über die Sinne dieser
Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Be-
stimmtes, als über der Insecten ihre, sagen.
Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
[Seite 403] (wie die Dintenfische, Land-Schnecken etc.), und
andre, wie z.B. die Polypen, haben ohne
Augen doch das feinste Gefühl von Licht und
Hellung.
Im innern Körperbau weichen die mehre-
sten Gewürme wieder eben so sehr von der In-
secten ihrem, als diese von dem der rothblütigen
Thiere ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier derselben sich (so
wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer
Verwandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehr-
sten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter
der Erde: und viele ausschließlich im lebendigen
Körper andrer Thiere, wie die Darmwürmer,
Samenthierchen u.s.w.
Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren
dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke ihrer
Reproductionskraft, und einige, wie z.B. der
Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen eine Art
von Reviviscenz, wodurch sie gewissermaßen
unzerstörbar scheinen.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Dintenfische etc. ausgenommen, sind wohl
die allermehrsten Würmer wahre Hermaphro-
diten, von denen jedes Individuum sein Ge-
schlecht auf eine der oben angegebenen Weisen
(§. 20. S. 31.) fortzupflanzen im Stande ist.*)
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen
in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy-
lien und Corallen, werden in der großen Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die In-
secten auf und in der Erde (§. 143.) –] unendlich
mannigfaltigen überflüßigen oder nachtheiligen
Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam umwan-
deln u.s.w. – Dem Menschen insbesondre
werden sie dadurch nutzbar, daß Viele derselben,
zumahl unter den Conchylien, eßbar sind, und
vorzüglich einige (wie z.B. nahmentlich venus
[Seite 405] mercenaria und mytilus bidens ) manchen Kü-
stenbewohnern und Seefahrenden zu einer Haupt-
nahrung dienen. Von einigen Schnecken wurde
ehedem mehr als jetzt die Purpur-Farbe ge-
nommen*). Aus dem Saft der Blackfische
kann Dinte bereitet werden. Der Bart der
Steckmuschel giebt eine Art brauner Seide, die
verarbeitet wird. Mehrere Muschelarten füh-
ren Perlen**). Das rothe Corall giebt einen
wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostin-
dien. – Verschiedne Schneckchen oder Mu-
scheln etc. cursiren ganz oder in Stückchen geschnit-
ten bey einigen wilden Völkern statt Geldes. Aus
ähnlichen Muschelstückchen von verschiednen Far-
ben machen die Irokesen u.a. nordamericanische
Indianer ihre Denkschnüre ( wampum ) etc. die
ihnen statt Urkunden dienen***). Viele Wilde
brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-
[Seite 406] Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln
und mancherley anderes Fischergeräthe (§. 118.).
Die nordwestlichen Americaner schäften ihre
Harpunen mit scharfgeschliffenen Stücken von
Muschelschalen. – Zu Kunstarbeiten dienen
vorzüglich manche Muschelschalen, die auf Onyx-
Manier zu Cameen verarbeitet werden: auch
Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des
Blackfische (os sepiae) wird von Künstlern und
Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient
zu mancherley häuslichem Gebrauche. Unzählige
Conchylien und Corallen werden zu Kalk gebrannt;
einige große dünne Muschelschalen im südlichen
Schina statt Fensterscheiben gebraucht u.s.w.
Auch dienen die Conchylien zum allgemeinsten
Putz der wilden Völker*). Die Blutigel
endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches
Genesmittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe ge-
hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer
des menschlichen Körpers, die sich entweder wie
[Seite 407] die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichuriden
und Bandwürmer im Darmcanal, oder wie
der Nervenwurm nahe unter der Haut aufhal-
ten. Sodann auch die Egelschnecken, die sich bey
den Schafen etc., die Finnen bey den Schweinen,
die Blasenwürmer und so viele andre Würmer,
zumahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey
Fischen finden, und sie krank machen. Die Re-
genwürmer und Schnecken schaden Gewächsen.
Der Pfahlwurm, die Bohr-Pholade etc. durch-
bohren Schiffe und Dämme.
Hingegen kann ich den abentheuerlichen Er-
zählungen von der höllischen Furie, einem von
niemand zuversichtlich gesehenen, und doch sehr
genau beschriebenen, und wie es heißt, mit Wi-
derhäkchen bewaffneten, und ohne Flügel in der
Luft herum fliegenden Würmchen, was aus Men-
schen und Vieh herabstürzen, und sie durchboh-
ren soll u.s.w., keinen Glauben beymessen.
Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im Ganzen die Ord-
nung des linneischen Systems befolgt:
I. Intestina. längliche Würmer, ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.
II. Molusca. Nakte welche Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große Aehn-
[Seite 408] lichkeit mit den Bewohnern der Schnecken-
häuser und Muschelschalen in der folgenden
Ordnung.
III. Testacea. Die den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner der
Conchylien.
IV. Crustacea. Mit einem beynahe knor-
peligen Körper, und theils mit einer festen
(bey einigen gleichsam spatartigen) Cruste.
See-Igel, Seesterne, Seepalme.
V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan-
zenthiere, die einen Corallenstamm oder
andere ähnliche Gehäuse bewohnen.
VI. Zoophyta. Die nakten Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thierchen.
Die mehrsten Thiere dieser Ordnung haben
theils einen cylindrischen, theils einen bandför-
migen Körper; und fast bey allen hat man ge-
funden, daß sie nicht zwitterartig, sondern die
beiden Geschlechter in separaten Inviduis ge-
trennt, sind. Die Eingeweidewürmer des mensch-
lichen Körpers sind (die Samenthierchen aus-
genommen) alle aus dieser Ordnung.*)
1. Gordivs . Fadenwurm. (Engl. hair-
worm .) Corpus filiforme, teres, aequale,
laeue.
1. †. Aquaticus . das Wasserkalb. G. pallidus
extremitatibus nigris.
Spannenlang, von der Dicke eines starken
Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser.
2. Medinensis . der Nervenwurm, Farenteit.
(dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver
de Guinée .) G. totus pallidus.
Sloane nat. hist. of Jamaica . vol. II.
tab. 134. fig. 1.
Am persischen Meerbusen, in Ost- und West-
Indien, auf Guinea etc. Wohl 2 Ellen lang.
Zeigt sich unter der Haut, zumahl an den Knöcheln,
am Knie, am Arm etc. wo er schmerzhafte Beulen,
Entzündung u.s.w. verursacht, und äußerst be-
hutsam (damit er nicht abreisse) ausgewunden
werden muß: eine Operation, die wohl drey und
mehr Wochen dauert. Selten hat ein Mensch
mehr als Einen solchen Wurm: doch auch wohl
viere, fünfe etc. zugleich.
2. Ascaris . Corpus aequale teres ore
trinodo, intestinis conspicuis.
1. †. Vermicularis . der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm. A. cauda subulata,
cute ad latera corporis subtilissime crenata.
Wie eine Käsemade. Hält sich im Mastdarm
bey Menschen auf, saugt mit dem stumpfern Ende.
2. †. Lumbricoides . der Spuhlwurm, Herz-
wurm. (lumbricus teres . Fr. le strongle .
Engl. the round worm .) A. cauda obtusa,
ani rima transuersa intestino aurantio.
Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen
Körper, zumahl in den dünnen Därmen; zuwei-
len in unsäglicher Menge.
3. Trichocephalvs . Corpus inae-
quale, teres; antice capillare, postice
incrassatum.
1. †. Hominis . die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laeuis, anterius subtilissi-
me striatus.
Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt
mit dem dünnen haarförmigen Ende.
4. Echinorhynchvs . Corpus teres,
proboscide cylindrica retractili echinata.
1. †. Gigas . E. candidus, collo nullo, pro-
boscide vaginata: aculeorum vncinatorum
ordinibus pluribus, papillis suctoriis senis.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.
In den Därmen des Hausschweins.
5. Lvmbricvs . Corpus teres annula-
tum, longitudinaliter exasperatum acu-
leis conditis.
1. †. Terrester . der Regenwurm. (Fr. le ver
de terre . Engl. the earth-worm, dew-worm .)
L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum
abdominalium.
Das bekannte, den jungen Küchengewächsen schäd-
liche Thier: ein wahres animal subterraneum.
2. †. Variegatus . L. rufus, fusco-maculatus,
sexfariam aculeatus.
Bonnet Tr. d'Insectol . II. (oeuvr. vol. I.)
tab. 1. fig. 1-4.
Etwa 1 1/2 Zoll lang. In Teichen, Gräben etc.
Hat, so wie der gemeine Regenwurm auch, aus-
nehmende Reproductionskraft. Sogar ein abge-
[Seite 412] schnittnes 1/26 des Thieres kann binnen einigen
Monaten wieder zu einem ganzen Thiere von
vollkommner Länge reproducirt werden. Seine
natürliche Fortpflanzung geschieht sowohl indem
er lebendige Junge gebiert, als auch durch junge
Brut, die er wie Sprossen austreibt.
6. Fasciola . Corpus gelatinosum, pla-
niusculum, poro ventrali duplici.
1. †. Hepatica . die Egelschnecke. (Fr. la douve .
Engl. the fluke .) F. depressa, ouata fusca,
antice tubulo instructa.
J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1-8.
2. †. Intestinalis . der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi-
nibus vndulatis.
Journal des savans 1726, pag. 104.
Wie ein schmales Streifchen Band; ungeglie-
dert: in der Bauchhöhle bey manchen Fischen. Ist
selbst, nachdem diese gesotten waren, noch leben-
dig in ihnen gefunden worden.
7. Taenia . Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm (lumbricus latus . Fr. ver
solitaire . Engl. tape-worm, jointed worm )
Corpus planiusculum, geniculatum. Os
quadrilobum.
Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausnehmend
sonderbaren Einrichtung seines Baues, als wegen
der hartnäckigen und mannigfaltigen Zufälle, die
durch die nachgenannten Gattungen im mensch-
lichen Körper verursacht werden, überaus merk-
[Seite 413] würdiges Thiergeschlecht. Der gegliederte Wurm
saugt sich mittelst des aus seinem vierkolbigen
Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ragenden zuge-
spitzten Saugerüssels im Darmcanal fest. Zunächst
aus den Kopf folgt (wenigstens bey den nachbe-
nannten Gattungen) ein überaus schmaler fast
fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allgemach
mit immer deutlichern und größern Gliedern in
den übrigen Körper des Wurms übergeht. In
jedem der größern Glieder, die dann bey weiten den
längsten Theil des Thiers ausmachen (tab. 1. fig.
5. 6.), zeigt sich ein besonderer Eyerstock, meist von
einer sehr eleganten Form, wie Laubwerk etc. der
seine Eyerchen durch eine am Rande oder auf der
breiten Seite befindliche einfache oder doppelte
Oeffnung von sich geben kann. Uebrigens ist
der Bandwurm nichts weniger als solitaire , son-
dern man hat gar oft bey Einem Menschen oder
Einem Thiele viele ganze Bandwürmer zugleich
gefunden.
1. †. Solium . der langgliedrige Bandwurm.
(T. curcurbitina . auctor.) T. articulis sub-
vaginatis, ouario fasciculatim ramoso: ra-
mis sublinearibus crebris, fasciculis trans-
versis compressis: margine articuli laterali
angusto compresso.
Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich, so wie der folgende, im dünnen Darme
beym Menschen.
Die sogenannten Kürbskernwürmer (vermes
curcurbitini , ascarides Couleti ) sind abgesetzte
Hinterglieder dieses Wurm.
2. †. Vulgaris . der kurzgliedrige Bandwurm.
T. orificio ouariorum duplici: altero in tergo
[Seite 414] ouarii punctiformi, altero ante illud posito
papilliformi expressili.
In andern Gegenden von Europa, zumahl in
der Schweiz und in Frankreich äußerst häufig.
8. Hydatis . Blasenwurm. Corpus tae-
niforme desinens in vesicam lymphati-
cam. Os quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
schiednen Eingeweiden vielerley Säugethiere finden,
hat bey den mehrsten Gattungen viele Aehnlichkeit
mit denen vom Bandwurm. Der Hintertheil aber
endigt sich in eine eyförmige Wasserblase von ver-
schiedner Größe*).
1. †. Finna . die Finne. H. conica, vesicae
duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens,
capite versus collum vesicae directo.
Abbild. n. h. Gegenst . tab. 39.
Im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat
schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie sich
bloß bey dem vom Menschen unterjochten Haus-
schwein, aber nicht bey der wilden Sau findet,
so giebt sie ein Beyspiel von organisirten Körpern,
die erst lange nach der ersten Schöpfung gleichsam
nacherschaffen zu seyn scheinen.
2. †. Globosa . H. simplex ouata, corpore di-
stincte articulato, rugoso, imbricato.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.
Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Bauchfell und in der Leber der
Schweine.
3. †. Cerebralis . die Queese. H. multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis.
Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.
Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe).
9. Sipvncvlvs . Corpus teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylin-
dricum. Apertura lateralis corporis ver-
ruciformis.
1. Saccatus . (vermis microrhynchoterus .) S.
corpore tonica laxa induto.
C. Gesner hist. aquatil pag. 1226.
[Seite 416]10. Hirvdo . Blutigel. (Fr. sangsue . Engl.
leech .) Corpus oblongum, promouens se
ore caudaque in orbiculum dilatandis.
1. †. Medicinalis . H. depressa nigricans, supra
lineis flauis 6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata.
J. Jac. Dillenius , in Eph. N. C. Cent. VII.
tab. V. fig. 1-4.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.
2. †. Octoculata . H. depressa fusca, punctis 8
nigris supra os.
Schwed. Abhandl. l. c. fig. 5-8.
Legt nur ein einziges Ey, das Anfangs bloße
Lymphe enthält, aus welchem aber nachher, 8 bis
10, und mehr Junge heraus kommen.
Nakte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied-
maßen von denen in der vorigen Ordnung aus-
zeichnen*). Manche haben große Aehnlichkeit
mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und
Muschelschalen.
11. Limax . Weg-Schnecke (Fr. limace .
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis.
Tentacula 4 supra os.
Diese nakten Schnecken haben die starke Re-
productionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken
mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.
Lister . ex edit. Huddesfordi. tab. 101.
fig. 102.
3. †. Maximus . L. cinereus maculatus.
4. †. Agrestis . L. cinereus immaculatus.
12. Aplysia . Corpus repens. Clypeo
dorsali membranaceo, Foramen laterale
dextrum pro genitalibus. Anus supra
extremitatem dorsi.
1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus der
Alten.) A. tentaculis 4.
Pennant's Brit. zool . IV. tab. 21. fig. 21.
[Seite 418]13. Doris . Corpus repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice, supra cinctus ciliis. Tentacula
duo, supra corpus antice, intra foramina
retractilia.
1. Argo . (lepus marinus minor Columnae .)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad
os, ano ciliato phrygio.
Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.
14. Aphrodita . Seeraupe. Corpus re-
pens, ouale: fasciculi pediformes vtrin-
que plurimi. Os retractile Tentacula
2. setacea.
1. Aculeata . der Goldwurm (pudendum re-
gale Column . Fr. la taupe de mer, la grosse
scolopendre de mer .) A. oualis hirsuta acu-
leata, pedibus vtrinque 32.
Swammerdam bibl. nat . tab. 10. fig. 8.
Die Stacheln und Haare, womit er an beiden
Seiten besetzt ist, schillern, zumahl im Sonnen-
schein, mit feurigen Farben: theils wie blaue
Schwefelflammen u.s.w.
15. Amphitrite . Corpus protensum in
tubulo, annulatum. Pedunculi verru-
cosi. Tentacula acuminata approximata;
plumosa.
1. Auricoma . der Sandköcher. A cirris binis
vtrinque, anterius tentaculis pectiniformi-
bus auratis rigidis.
Pallas miscell. zoolog . tab. 9. fig. 3.
[Seite 419]In der Nordsee etc. Diese und verschiedne andre
Gattungen dieses Geschlechts bewohnen überaus
zarte, etwas conische Gehäuse, die meist aus einer
einzigen Schicht unzähliger dicht an einander lie-
gender kleiner Sandkörnchen auf eine bewunderns-
würdige Weise zusammengesetzt sind.
16. Nereis . Corpus repens oblongum
lineare. Pedunculi laterales penicillati.
Tentacula simplicia.
1. Noctiluca . N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo.
Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten
es in manchen Gegenden etwas beytragen mag*).
17. Nais . Wasserschlängelchen. (Fr. Mille-
pied d'eau .) Corpus lineare pellucidum,
depressum, setis pedunculacum. Tenta-
cula nulla.
Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigne Weise
fort:**) das letzte Gelenk des gegliederten
Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und
erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach
einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide
absondert, oder auch selbst noch vorher wieder
andre Junge auf gleiche Weise durch die Ausdeh-
nung seines letzen Gelenkes hinten austreibt: doch
können sich wenigstens manche Gattungen, wie
z.B. die nachstehende, auch außerdem durch Eyer-
stöcke, die durch eine wahre Paarung befruchtet
werden, fortpflanzen.
1. †. Proboscidea . (Nereis laeustris Linn .)
N. setis lateralibus solitariis, proboscide
longa.
Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.
18. Ascidia . Corpus fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae ad
summitatem: altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.
1. Intestinalis . A. laeuis alba membranacea.
19. Actinia . Seeanemone, Meernessel,
Klipprose. (vrtica marina, Fr. cul d'ane .)
Corpus se affigens basi, oblongum, teres,
apicis margine dilatabili intus tentacu-
lato, os terminale centrale ambiente.
Hat ausnehmende Reproductionskraft.
1. Senilis . A. subcylindrica transuerse rugosa.
Philos. Transact . vol. LXIII tab. 16 sqq.
fig. 10 sqq.
20. Tethys . Corpus liberum, oblon-
giusculum, carnosum, apodum. Os
proboscide terminali, cylindrico, sub la-
bio explicato. Foramina 2 ad latus colli
sinistrum.
1. Leporina . (lepus marinus maior Colvmnar.)
T. labro ciliato.
21. Holothvria . Corpus liberum,
nudum, gibbum, ano terminali. Ten-
tacula plura in altera extremitate. Os
inter tentacula.
1. Physalis . (Engl. the Portuguese man of
war .) H. cirris difformibus filiformibus
pendulis.
Sloane nat. hist. of Jamaica . vol. I. tab. 4.
fig. 5.
Im atlantischen Ocean etc. Von dem kleinen
blasenförmigen Körper des sonderbaren Thieres
hängen schöne roth und blaue, theils 3 bis 4 Fuß
lange Fäden herab, die aber, wenn man sie be-
rührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Ober-
halb der Blase befindet sich eine Segelhaut, die
das Thier im Schwimmen nach dem Winde richtet.
22. Terebella . Steinbohrer. Corpus
filiforme. Os anticum, praeputio glan-
dem pedunculatam tubulosam exserente.
Tentacula circum os, capillaria, plura.
1. Lapidaria . T. cirris ad anteriora corporis 8.
circa os 4.
Schwed. Abh. 1754. tab. III. fig. A-E.
23. Lernaea . Corpus se affigens tenta-
culis, oblongum teretiusculum. Ouaria
bina. Tentacula brachiformia.
Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren
Kiefern es vorzüglich nistet.
1. †. Cyprinacea . L. corpore obclauato, tho-
race cylindrico bifurco, tentaculis apice
lunatis.
Linnaei fauna suec . tab. 2. fig. 2100.
24. Scyllaea . Corpus se affigens, com-
pressum, dorso canaliculato. Os fora-
mine edentulo, terminali. Tentacula s.
brachia subtus trium parium.
Seba thesaur . vol. I. tab. 74. fig. 7.
Zumahl am Sargasso (fucus natans .)
25. Clio . Corpus natans, oblongum.
Alis duabus membranaceis, oppositis.
1. Limacina . C. nuda corpore obconico.
Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.
Bey Spitzbergen, Neufundland etc.
26. Sepia . Dintenfisch Blackfisch. (Engl.
Ink. fish. squid .) Brachia 8 interius ad-
spersa cotyledonibus. Rostrum inter
brachia terminale, corneum. Venter
vesica atramentifera instructus, infra
scissura transuersa ad basin apertus, supra
quam fistula excretoria eminet.
Die Dintenfische, die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen in so vielen Stücken,
zumahl in Rücksicht ihres innern Baues, der so
[Seite 423] vollkommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs-
Werkzeuge, besonders aber auch der Augen und
sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen nähmlich
J. Hunter zuschreibt) so ganz von andern Thieren
dieser Classe ab, und ähneln hingegen in so vielen
Stücken manchen Fischen, daß es nur fast Ueber-
windung gekostet hat, ihnen hier zwischen diesen
so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.
Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann
bey manchen Gattungen über 1000. Sie haften
damit fest an, gleichsam wie ein Schröpfkopf.
Die Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln
abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden,
werden ihnen, wie schon die Alten wußten, leicht
reproducirt. Die mehresten Gattungen werden
auch durch den schwarzen Saft merkwürdig, den
sie in einem besondern Behälter im Leibe führen,
und willkürlich von sich lassen, und dadurch das
Wasser zunächst um sich verdunkeln können. Herr
Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich
in folgende zwey Familien abgetheilt:
1. Officinalis . der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche .) S. ventre latissimo rotundato
vndique pinna cincto, offe dorsali maximo.
Swammerdam Biblia nat . tab. 50. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das so genannte weiße Fisch-
bein, das auch in manchen Gegenden Meerschaum
heißt) eine breite knochige Schulpe von sehr son-
derbarer Textur, im Rücken des Thiers. Manche
Arten der so genannten Seetrauben (uvae ma-
[Seite 424] rinae) sind die Eyerstöcke dieser und verwand-
ter Gattungen.
2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron .) S.
ventre stricto subulato, pinna angulari me-
dia, osse dorsali penniformi.
3. Octopodia . (polypus. Fr. le poupe .) S. ace-
tabulorum in interna pedum superficie or-
dine duplici, in basi fingulis acetabulis,
paullatim increscentibus.
Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.
Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be-
liebte Gattung, findet sich in manchen Gegenden,
besonders in Ostindien und im mexicanischen Meer-
busen theils von ausnehmender Größe.
27. Medvsa . Qualle, Meernessel. (Engl.
blubber .) Corpus gelatinosum, orbicula-
tum, supra conuexum, subtus cauum.
Os inferum, centrale, labiatum. Ten-
tacula plerisque marginalia, saepius re-
tractilia.
Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten
des Meeres bey.
1. Aurita . M. orbicularis subtus 4 cauita-
tibus.
2. Vetella . (vrtica marina Columnae .) M. oua-
lis concentrice striata, margine ciliato, su-
pra velo membranaceo.
3. Octostyla . M. hemisphaerica, marginis ten-
taculis nullis, subtus columna, quadriplicata:
apice lobis 8 multifidis, laterumque appen-
dicibus 16.
Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön-
sten Veilchenblau.
Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil-
dung: doch großentheils den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen
anfänglich aus einer häutigen, theils fast horn-
artigen Grundlage, die ihre nachherige Festigkeit
durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde er-
hält. Die neugebornen Schneckenhäuser haben
aber (nach Reaumurs von Hrn. Kämmerer
gründlich bestätigten Beobachtungen) noch nicht
ihre vollzähligen Windungen, sondern diese wer-
[Seite 426] den mit zunehmendem Wachsthume des Thieres
allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs-
saume der Schale abgesetzt. (– Bey weiten
nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Kei-
me entwickelt. –) Und bey den Muscheln ist
ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele
dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren
Baues*), andre wegen ihres porcellanartigen
glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen
Farben**), regelmäßigen, saubern Zeichnung
u.a. dergl. Schönheiten, merkwürdig.***)
Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl und Bildung der
Schalen in folgende vier Familien:
B) Zweyschalige oder Muscheln,
C) Einschalige mit bestimmten Windungen,
nähmlich die Schnecken, und
D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.
28. Chiton . Testae plures, longitudi-
naliter digestae, dorso incumbentes.
1. Tuberculatus . Oscabrion. C. testa septem-
valui, corpore tuberculato.
29. Lepas (Engl. Acorn -shell .) Animal
rostro inuoluto spirali, tentaculis crista-
tis. Testa multiualuis, inaequiualuis.
Manche Gattungen, wie z.B. hier die beiden
erstell, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich
fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey letz-
tern, hängt die vielschalige Muschel an einem darm-
ähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest sitzt. –
Eine Verschiedenheit die so auffallend ist, daß man
wohl zwey besondere Geschlechter darnach be-
stimmen sollte.
1. Balanus . die Meertulpe, See-Eichel. L.
testa conica solcata fixa, operculis acuminatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.
In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel
der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln,
Krebsen etc.
2. Diadema . die Wallfisch-Pocke. L. testa
subrotunda sexlobata sulcata fixa.
Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sqq.
Auf der Haut des Nordkapers u.a. Wallfische.
3. Polliceps . die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied .
Engl. the horn of plenty .) L. testa valuis
20 (aut pluribus) polymorphis, intestino
squamulis granulato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 851.
Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist
besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.
4. Anatifera . die Aentenmuschel. (Engl. Bar-
nacle .) L. testa compressa quinquenalui, in-
testino insidente laeui.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 853. sqq.
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen
berüchtigt worden, deren schon bey der Baum-
gans (S. 215) gedacht worden. Die fünffache
Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden
Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre,
auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stam-
mes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme,
der gewöhnlich an faulen Weiden, allem Schiff-
wrack etc. fest sitzt.
30. Pholas . Bohrmuschel. (Fr. dail . Engl.
pierce stone ) Testa binaluis, diuaricata,
cum minoribus accessoriis difformibus ad
cardinem. Cardo recuruatus, connexus
cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.
1. Dactylus . die Dattelmuschel. Ph. testa ob-
longa hinc reticulato-striata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.
Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit
hellen Scheine.
2. Pusilla . die Bohr-Pholade. Ph. testa ob-
longa rotundata arcuato-striata.
Spengler in den Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. IV. B. tab. V. fig. 1-5.
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht
auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beiden
Schalen und ihrer Ränder, und der Beschaffen-
heit des Schlosses (cardo).
31. Mya . (Fr. moule . Engl. muscle , gaper .)
Testa biualuis, hians altera extremitate.
Cardo dente (plerisque) solido, crasso,
patulo, vacuo, nec inserto testae oppositae.
1. †. Pictorum . die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis dente
primario crenulato: laterali longitudinali:
alterius duplicato.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.
2. †. Margaritifera . die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis.
L. Ferd. Marsigli Bosforo Tracio . tab. 1.
32. Solen . Messerscheide. (Fr. manche de
couteau coutelier . Engl. razor-shell.) Testa
biualuis, oblonga, vtroque latere hians.
Cardo dens subulatus, reflexus, saepe
duplex, non insertus testae oppositae:
margo lateralis obsoletior.
1. Siliqua . S. testa lineari recta, cardine
altero bidentato.
Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.
[Seite 431]33. Tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice hinc ad alterum latus flexa. Cardo
dentibus ternis; lateralibus planis alte-
rius testae.
1. Radiata . T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura anali
canaliculata.
Chemnitz vol. VI. tab. II. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striata,
costa fusca transuersali.
Eine gemeine kleine Flußmuschel.
34. Cardivm . (Fr. coeur. Engl. cockle )
Testa biualuis, subaequilatera, aequiual-
vis. Cardo dentibus mediis binis alter-
natis; lateralibus remotis insertis.
1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis
eleuatis carinatis concauis tenuissimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sqq.
2. Echinatum . C. testa subcordata, sulcis ex-
aratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.
3. †. Edule . C. testa antiquata, sulcis 26 ob-
solete recuruato-imbricatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.
Häufigst an den Küsten des mildern Europa.
35. Mactra . Backtrog. Testa biualuis
inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente
medio complicato cum adiecta foueola;
lateralibus remotis insertis.
1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca
laeuiuscula subantiquata.
Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sqq.
36. Donax. (Fr. came tronquée ) Testa
biualuis, margine antico obtusissimo.
Cardo dentibus duobus: marginalique
solitario, subremoto sub ano.
1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ouata
compressa laeui, scripta lineis purpureis
vndatis, rima acuta, marginibus crenulatis.
Chemnitz vol. VI, tab. 26. fig. 261. sqq.
37. Venvs . Testa biualuis, labiis mar-
gine antice incumbentibus. Cardo den-
tibus 3 omnibus approximatis, laterali-
bus apice diuergentibus.
1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa
succordata, transuerse sulcata, antrorsum
spinosa.
Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sqq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam. ) V. testa cer-
data solida transuerse substriata laeui, mar-
gine crenulato, intus violacea, ano ouato.
Spengler in Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. VI. B. tab. 6. fig. 1. sqq.
Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die
Irokesen u.a. nordamericanische Wilde die Co-
rallen zu ihren Denkschnüren, Putz etc. schleifen,
(– s. oben S. 405. –) und das dann befind-
liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde
führen, auskauen etc.
3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano im-
presso ouato.
Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sqq.
38. Spondylvs . (Fr. huitre epineuse. )
Testa inaequiualuis, rigida. Cardo den-
tibus 2 recuruis, cum foraminulo inter-
medio.
1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare. ) S. testa subaurita spinosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.
Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde
weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt.
Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des
Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in ein-
ander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar
öffnen, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen
des Schlosses von einander ablösen lassen.
39. Chama. (Engl. cockle. ) Testa biualuis,
grossior. Cardo callo gibbo, oblique in-
serto fossulae obliquae.
1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laeui, processibus retrorsum recuruatis, rima
hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.
2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie-
senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima.
Fr. le grand benitier. ) C. testa plicata, for-
nicata, squamosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sqq.
Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen
wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund
[Seite 434] wiegen. Letzteres wird von den ostindischen Insu-
lanern, so wie von den Küstenbewohnern am rothen
Meere etc. häufig gegessen.
3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre
de la mer rouge. ) C. testa orbiculata, mu-
ricata; valuula altera planiore; altera nate
productiore subspirali.
Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sqq.
4. Bicornis. C. testa vuluulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis valuula
longioribus.
Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sqq.
40. Arca . Testa biualuis, aequiualuis.
Cardo dentibus numerosis, acutis, alter-
nis, insertis.
1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata,
apice emarginata, processibus incuruis re-
motissimis, margine integerrimo hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sqq.
41. Ostrea . (Fr. huitre. Engl. oyster,
scallop. ) Testa biualuis, inaequiualuis,
( plerisque ), subaurita. Cardo edentulus
fossula caua ouata, striisque lateralibus
transuersis.
Auch die so sehr verschiednen Gattungen dieses
Geschlechts könnten füglicher in zwey andere ver-
theilt werden, deren eins die Kamm-Muscheln
(wohin die ersten beiden Gattungen gehören), das
andre aber die Austern begreifen müßte.
1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail. ) O. testa aequiualui radiis 12
duplicatis, extus laeui.
Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.
2. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs-
muschel. O. testa aequiualui radiis 12 con-
vexis, striata scabra squamis imbricata.
Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.
3. Malleus. der polnische Hammer, das Cru-
cifix. (Fr. le marteau noir. ) O. testa aequi-
valui triloba, lobis transuersis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sqq.
4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse plicata pa-
rasitica.
Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sqq.
5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa in-
aequiualui semiorbiculata, membranis im-
bricatis vndulatis, valuula altera plana
integerrima.
Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen
Europa auch am mittländischen und adriatischen
Meere etc. auf Austerbänken gehegt, und besonders
in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende
Verschiedenheit des Geschmacks in Berg- Sand-
und Thon-Austern eingetheilt.
6. Ephippium. der polnische Sattel. O.
testa aequiualui orbiculata compressa mem-
branacea.
Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576 sqq.
Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen,
aber meist von dunkler Farbe, und ungestaltet.
7. Crista galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata,
spinosa, labro vtroqoe scabro.
Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sqq.
42. Anomia . Testa inaequiualuis; val-
vula altera planiuscula (saepe basi per-
forata), altera basi magis gibba. Cardo
edentulus cicatricula lineari prominente,
introrsum dente laterali. Radii 2 ossei
pro basi animalis.
1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor-
biculata rugoso-plicata: planiore perforata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sqq.
2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obouata
inaequali violacea: superiore conuexa, in-
feriore perforata.
3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule. ) A. testa ouata, ventri-
cosa, alba, tenerrima, valuula altera rostro
incuruata, perforata. Margine acuto inte-
gerrimo, vndique clauso.
Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sqq.
Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean etc.
– Eins von den äußerst wenigen Seethieren der
jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem
wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den
Kalk-Flötzgebirgen angesehen werden kann.
43. Mytilvs . Miesmuschel. (Fr. moule.
Engl. sea-muscle, mussel .) Testa biualuis
[Seite 437] rudis, saepius affixa bysso. Cardo eden-
tulus, distinctus linea subulata excauata
longitudinali.
1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel. (Fr.
la coquille de nacre. ) M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transuersa imbri-
cata tunicis dentatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sqq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste
Perlenmutter giebt, so wie aus dem sehnigen
Schloßbande derselben der so genannte Pfauen-
stein (gemma penna pauonis s. helmintholithus
androdamas Linn.) geschnitten wird.
2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat-
tel. (Fr. la moule pholade, la datte. ) M.
testa cylindrica vtrinque extremitatibus ro-
tundatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sqq.
Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme etc.
3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscula
violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sqq.
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei-
len tödtlich gewesen ist.
4. Bidens . die gestreifte magellanische Mies-
muschel. M. testa striata subcuruata, mar-
gine posteriore inflexo, cardine terminali
bidentato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sqq.
[Seite 438]5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laeui,
margine anteriore carinato, natibus gibbis,
cardine sublaterali.
Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.
Vorzüglich schön bey Neuguinea. Aber auch
häufig an den nordischen europäischen Küsten.
44. Pinna . Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel (Fr. jambon, coquille porte foie. )
Testa subbiualuis, fragilis, erecta, emit-
tens barbam byssinam. Cardo edentulus,
coalitis in vnam valuulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und der
eine braune Seide giebt, die in Smyrna, Mes-
sina, Palermo etc. zu Handschuhen u. dergl. ver-
arbeitet wird.
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis
per series digestis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sqq.
2. Nobilis. P. testa striata: squamis canali-
culato-tubulosis subimbricatis.
Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß wenn
man die Spitze unterwärts und die Mündung
nach oben gerichtet hält, diese letztere einem als-
dann links zugekehrt ist, und die Windungen von
oben nach unten der scheinbaren Bewegung der
Sonne gleich laufen.
Einige wenige Gattungen haben von Natur eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge-
genst. tab. 20. –) und dann finden sich auch,
obschon äußerst selten, unter andern Schnecken
zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten (an-
fractibus sinistris s. contrariis).*)
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines besondern Deckels (operculum) zu zu-
schließen, und andere ziehen bey Annäherung des
Winters eine Kaltscheibe vor die Mündung ihres
Hauses.
45. Argonavta . Testa vniualuis spi-
ralis, inuoluta, membranacea, vnilo-
cularis.
1. Argo . der Papirnautilus, Reißbrey. (nau-
tilus papyraceus. Engl. t he paper-sailor. )
A. carina subdentata. Animal sepia.
Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sqq.
Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber
große Schale, die von einem blackfischähnlichen
Thier bewohnt wird, das darin mittelst einer aus-
gespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche
des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen etc.
versteht.
46. Navtilvs . Testa vniualuis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderen das Thier wohnt, und durch Wasser,
das es in die übrigen ein- und auspumpt, sich
nach Willkür leichter oder schwerer machen kann.
1. Pompilius. das Schiffboot, die Schiffkuttel,
Perlenmutterschnecke. (Engl. the sailor. )
N. testa spirali apertura cordata, anfractibus
contiguis obtusis laeuibus.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari
anfractibus contiguis: geniculis eleuatis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sqq.
Eins von den sehr kleinen Schneckchen im
Sand von Rimini*), die man für Originale
zu den versteinten Ammoniten hat halten wollen.
3. Spirula. das Posthörnchen. N. testa spirali
apertura orbiculari, anfractibus disiunctis
cylindricis.
Martini vol. I. tab. 20. fig. 184. sqq.
Vorzüglich an der Küste von Ambdina.
47. Convs. Tute. Testa vniualuis, con-
voluta, turbinata. Apertura effusa lon-
gitudinalis, linearis edentula, basi in-
tegra; columella laeuis.
1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis.
Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.
2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis spar-
sis; fasciisque 3 flauis tenuissime reticulatis;
[Seite 441] media cingulo ferrugineo itidem squamulis
albis interrupto.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.
3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota re-
ticulata.
Besonders häufig im rothen Meere.
4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis;
lineisque punctatis.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.
5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or. )
C. testa venis reticulatis luteis, maculis
luteis fuscisque.
Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sqq.
48. Cypraea. Porcellane [Concha vene-
ris, s. cytheriaca, s. paphia *). Fr. le
pucelage. ] Testa vniualuis, inuoluta,
subouata, obtusa, laeuis. Apertura
vtrinque effusa, linearis, vtrinque den-
tata, longitudinalis.
Die Thiere dieses Geschlechts sollen ihr
Schneckenhaus jährlich wechseln.
1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula
longitudinali simplici.
Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sqq.
[Seite 442]2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C.
testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
presso-acuta; subtus nigra.
Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sqq.
3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell. )
C. testa obtusa ouata, postice obtusa, antice
rotundata, linea longitudinali testacea.
Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sqq.
Unter andern auch bey Utaheiti, wo sie den
Einwohnern zur Trinkschale dient.
4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri,
Simbipuri. (Engl. the cowry, trussed
fowl, blackmoor's teeth. ) C. testa mar-
ginato-nodosa albida.
Zumahl auf den maldivischen Inseln, aber auch
auf Utaheiti und anderwärts. Ist bekanntlich die
Scheidemünze der Neger in einem großen Theil
von Africa, so wie mancher indischen Völker etc.
Und die Brahmanen, bedienen sich ihrer statt
Rechenpfennige u.s.w.
49. Bvlla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper. )
Testa vniualuis, conuoluta, inermis.
Apertura subcoarctata, oblonga, longi-
tudinalis, basi integerrima. Columella
obliqua, laeuis.
1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata ob-
tuse subbirostri, labro dentato.
Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sqq.
[Seite 443]2. Physus. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida li-
neis crispata, spina retusa.
Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.
3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata,
reticulato-striata, cauda exferta, spira ob-
literata.
Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sqq.
50. Volvta . (Engl. Rhomb-shell.) Testa
vnilocularis, spiralis. Apertura ecaudata
subeffusa. Columella plicata: labio vm-
bilicoue nullo.
1. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali
oblonga, spina rugosa columella bidentata.
Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sqq.
2. Oliua. die Mohrin, das Prinzenbegräb-
niß. V. testa emarginata cylindroide
laeui, spirae basi reflexae, columella obli-
que striata.
Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sqq.
In Ostindien; auch in Nordamerica etc.
3. Mitra. die Bischofsmünze. V. testa emar-
ginata fusiformi laeui, labro denticulato,
columella quadriplicata.
Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.
4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
[Seite 444] columella octoplicata, labro laeui cras-
siuscolo.
Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sqq.
5. Pyrum. die Tsjanko-Schnecke. V. testa
obouata subcaudata: spirae anfractibus stria-
tis; apice producto glaberrimo, columella
triplicata.
Chemnitz vol. IX. tab. 104. fig. 884. sqq.
51. Bvccinvm. Sturmhaube, Kinkhorn.
(Engl. whelk. ) Testa vniualuis, spiralis,
gibbosa. Apertura ouata, desinens in
canaliculum dextrum, cauda retusum.
Labium interius explanatum.
Manche Gattungen legen ihre Eyer als so
genannte Seetrauben, andre als Seehopfen,
noch andre aber in einer langen Reihe hornartiger
flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer
gemeinschaftlichen wohl Fuß langen Rippe be-
festigt an einander liegen.
1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laeuigata.
Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.
2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui,
columella planiuscula.
Martini vol. III. tab. 127. fig. 1111. sqq.
Das Thier giebt eine Purpurfarbe, deren sich
die Normänner noch jetzt bedienen.
3. Vndatum . das Wellenhorn, Bartmänn-
chen. B. testa oblonga rudi transuersim
striata: anfractibus curuato-multangulis.
Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sqq.
4. Maculatum . das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laeuibus indiuisis integerrimis.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.
52. Strombvs . Flügelschnecke. (Engl.
screw .) Testa vniualuis, spiralis, latere
ampliata. Apertura labro saepius dila-
tato, desinens in canalem sinistrum.
1. Fusus . die Sternspindel, Zahnspindel. S.
testa turrita laeui, cauda subulata, labio
dentato.
Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1495. sqq.
2. Chiragra . die Teufelsklaue, der Boots-
hake. S. testa labro hexadactylo, digitis
curuis, cauda recuruata.
Martini vol. 3. tab. 86 sq. fig. 853 sq.
3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro
antice trilobo incraffato, dorso verrucoso
coronato, cauda obtusa.
Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.
Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken
(die so genannte Raucherklaue, vnguis odoratus
oder blatta byzantina), war ehedem officinell.
53. Mvrex . (Engl. caltrop, rock-shell. )
Testa vniualuis, spiralis, exasperata su-
turis membranaceis. Apertura desinens
[Seite 446] in canalem integrum, rectum s. sub-
ascendentem.
1. Tribulus . der Spinnenkopf. M. testa ouata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata sub-
ulata recta silmiliter spinosa.
Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053 sqq.
2. Pyrum . die getrocknete Birn. M. testa
varicosa ouata, transuersim sulcata nodosa,
cauda longiore flexuosa subulata.
Martini vol. III. tab. 112. fig. 1040 sqq.
3. Babylonius . der babylonische Thurm. M.
testa turrita, cingulis acutis maculatis, recto-
caudata, labro fisso.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1331 sqq.
4. Antiquus . das nordische Kinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8
teretibus.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sqq.
An den Küsten von Großbritannien, Island etc.
5. Vertagus . der Entenschnabel; die Schnau-
zennadel. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, colu-
mella intus plicata.
Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.
54. Trochvs . Kräuselschnecke (Engl. top-
shell, button-shell. ) Testa vniualuis, spi-
ralis, subconica. Apertura subtetragono-
angulata s. rotundata, superius trans-
versa, coarctata: columella obliquata.
1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. (Engl. the stair case. ) T. testa
conuexa obtusa marginata, vmbilico peruio
crenulato.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691 sqq.
Eine sonderbare Schnecke mit überaus merkwür-
digen Windungen, die in der Mitte einen trich-
terförmigen Raum zwischen sich lassen etc.
2. Magus . T. testa oblique vmbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis.
Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sqq.
3. Telescopium . die Seetonne. T. testa imper-
forata turrita striata, columella exserta spirali.
Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sqq.
4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty. )
T. testa imperforata ouata, subcaerulea,
laeui, oblique striata.
Martyn's South-Sea shells . tab. 21.
(24) m.
Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schönen
neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt
sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl ins
höchste Grün.
5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la
fripiere, maçonne. ) T. testa imperforata
rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sqq.
An den westindischen Inseln. Hat ihren Nah-
men daher, weil ihre Schale mit einer Menge
Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu-
[Seite 448] sern etc. dicht belegt ist, die unebne Eindrücke auf
die Oberfläche derselben (fast wie Hammerschläge
oder Pockennarben) verursachen.
55. Tvrbo . (Engl. whirl, wreath. ) Testa
vuiualuis, spiralis, solida. Apertura
coarctata, orbiculata, integra.
1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im-
perforata ouata striata: stria vnica dorsali
crassiore.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sqq.
Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat-
tungen ist die sogenannte Meer-Bohne. (vm-
bilicus veneris.)
2. Scalaris. die echte Wendeltreppe. ( Scalata. )
T. testa cancellata conica anfractibus di-
stantibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sqq.
Vorzüglich an der Küste von Coromandel. Zeich-
net sich durch die von einander abstehenden gleich-
sam durchbrochnen Windungen aus.
3. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, an-
fractibus contiguis laeuibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434. sqq.
4. Terebra. die Trommelschraube. T. testa tur-
rita: anfractibus carinis 6 acutis.
Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea
shells.
5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida: anfractibus contrariis aper-
tura edentula.
Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.
[Seite 449]Diese kleine linksgewundene Schnecke (die
übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo
muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an
alten Weiden und andern Baumstämmen.
6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis.
Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.
56. Helix . (Eng. snail, periwincle. ) Testa
vniualuis, spiralis subdiaphana, fragilis.
Apertura coarctata, intus lunata s. sub-
rotunda: segmento circulari demto.
Meist Land- und Süßwasser-Schencken.
1. †. Hispida. T. testa vmbilicata conuexa
hispida diaphana, anfractibus quinis, aper-
tura subrotundo-lunata.
2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr.
le vigneron. ) H. testa vmbilicata subouata,
obtusa decolore, apertura subrotundo-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.
In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Handel
mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat man
da besondre Schneckengärten, worin sie zu vielen
tausenden gefüttert werden etc. Ihrer starken Re-
productionskraft ist schon oben gedacht worden.
3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata con-
vexa acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata, antice elongata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.
4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Bootchen. H. testa
[Seite 450] subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato.
Im mittländischen so wie im atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier giebt, so wie
manche andre Schnecken, Purpursaft von sich.
Die Schale selbst ist purpurblau.
5. †. Viuipara. H. imperforata subouata ob-
tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura sub-
orbiculari.
Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.
6. †. Nemoralis . die Waldschnecke. (Fr. la
livrée. ) H. testa imperforata subrotunda
laeui diaphana fasciata, apertura subrotun-
do-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sqq.
7. Decollata. H. testa imperforata turrita:
spira mutilato-truncata, apertura ouata.
Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sqq.
8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße Ohr-
schulpe. H. testa imperforata depresso-pla-
niuscula striis vndatis; apertura ouali dila-
tata vsque in apicem.
Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sqq.
57. Nerita . Schwimmschnecke. Testa
vniualuis spiralis, gibba, subtus pla-
niuscula. Apertura semiorbicularis: la-
bio columellae transuerso, truncato pla-
niusculo.
1. Canrena . der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon. ) N. testa vmbilicata laeui, spira
submucronata, vmbilico gibbo bifido.
Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sqq.
2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurascente, ma-
culis albis tesselata.
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen,
das so, wie die folgende Gattung, seine Brut außen
auf der Schale mit sich herum tragen soll.*)
3. Pulligera . N. testa laeui rudi, spirula ex-
cauato oculata, labio interiore laeui cre-
nulato.
Eine ostindische Fluß-Schnecke.
58. Haliotis . Seeohr. (Engl. sea-ear ,
Venus's ear. ) Testa auriformis, patens:
spira occultata laterali; disco longitudi-
naliter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa subouata dorso trans-
versim rugoso tuberculato.
Martini vol. I. tab. 15 sqq. fig. 145 sqq.
2. Iris. das neuseeländische Seeohr. ( hipaiia .)
H. testa onata, dorso gibbo, spira alte pro-
minula.
Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil-
lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause. Das
academische Museum besitzt außer der Schale selbst,
auch allerhand Kunstwerke von unsern Antipoden,
musicalische Instrumente, Zierrathen an Canoes etc.
die mit dieser Conchylie eingelegt sind.
Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten
allermehresten in der See.
59. Patella . Napfschnecke. (Engl. lim-
pet. ) Testa vniualuis subconica absque
spira externa.
1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice
subspirali, labio laterali.
2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto.
Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali,
vertice mucronato reflexo.
4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata,
vertice recuruo, antice fissa.
Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.
5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata
conuexa: margine introrsum crenulato, ver-
tice perforato.
Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.
Wird häufig auf den Inseln des Archipela-
gus gegessen.
60. Dentalivm . Meerzahn, Meerröhre.
(Engl. tooth-shell. ) Testa vniualuis, tu-
bulosa, recta, vtraque extremitate peruia.
1. Entalis . D. testa tereti subarcuata conti-
nua laeni.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sqq.
[Seite 453]2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui
minuta.
61. Serpvla . Wurmröhre. (Engl. worm-
shell .) Testa vniualuis, tubulosa, ad-
haerens.
1. Fitograna. die geflochtene Fadenröhre. S.
testis capillaribus fasciculatis ramoso-glo-
meratis cancellatisque.
Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.
2. Glomerata. der Vogeldarm. S. testa tereti
decussato-rugosa glomerata.
Martini vol. I. tab. 3. fig. 23.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige
Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten
und convergirenden Armen, die an der Wurzel
mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.
3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne. (Engl. the water-
ing pot. ) S. testa tereti recta, extremita-
tis disco poris pertuso, margine reflexo,
tubuloso.
Eine sonderbare Art von Wurmröhren, deren
Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt, und
die am Rande wie mit einem Ringe von kurzen
Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende ist fast
immer abgebrochen.
4. Gigantea. Testa subflexuosa lente attenuata
violacea, intus laeui lutea; apertura alba
vndulatim striata dente conico munita.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den
Steinbohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in
großen Madreporen.
62. Teredo . Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.
1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr. le taret. ) T. corpore te-
reti elongato, ore attenuato, extremitate
postica pholadiformi , quadriualui.
Gottfr. Sellii hist. nat. teredinis. 1733.
4. tab. 1.
Das gefährliche Thier ist längst in beiden In-
dien bekannt gewesen. Es wird ungefähr Fuß-
lang. Wohnt in Eichen- Ellern- Tannen- u.a.
Holz, worin es sich fingersdicke Gänge bohrt,
die es mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat,
zumahl 1730, für Holland groß Unglück gedroht,
da es die Dämme in Seeland und Frießland so
aushöhlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht
widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zu-
mahl im Westkappler Damm, zuweilen große
Verwüstungen an.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter eine
besondre Ordnung gebracht, da sie zu sehr von
andern Würmern abweichen, und im Ganzen
[Seite 455] hingegen viel Uebereinstimmendes unter ein-
ander zeigen.
Sie halten sich bloß in der See auf: – so
wie überhaupt kein Thier der noch übrigen drey
Ordnungen im Trocknen zu leben bestimmt ist.
63. Echinvs. *) See-Igel. (Engl. sea
hedgehog .) Corpus subrotundum, crusta
spatacea tectum, spinis mobilibus saepius
aculeatum. Os quinqueualue subtus.
Die Schale der See-Igel (deren Textur bey
manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit
beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit
den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers
vermengt werden dürfen. Diese sind um ein
Drittel länger als die Stacheln, aber nur so
lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist;
es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente
genommen wird. Ein See-Igel, der etwa 2000
Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe-
gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel
haben in ihrem Innern ein sonderbares, knöchernes
Gestelle, das unter dem seltsamen Nahmen der
Laterne des Aristoteles bekannt ist. Ueberhaupt
variiren aber die zahlreichen Gattungen dieses weit-
läuftigen Geschlechts gar sehr, sowohl in der Bil-
dung ihrer Schale als der so genannten Stacheln,
womit dieselbe besetzt ist.
1. Esculentus. (Engl. the sea-egg. ) E. he-
misphaerico-globosus; areis obsolete ver-
rucosis.
2. Cidaris . E. haemisphaerico-depressus; am-
bulacris 5 repandis linearibus: areis alter-
natim bifariis.
Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.
3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; am-
bulacris 5 oualibus, ano subremoto.
64. Asterias *) See-Stern. Corpus de-
pressum, crusta subcoriacea, tentaculis
muricata. Os centrale, quinqueualue.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne sind
der See-Igel ihren ähnlich. Doch können sie
nicht so schnell wie diese, sondern nur langsam
wie die Schnecken fortkommen. Manche Gattun-
gen thun den Dorschen u.a. Fischen, andre den
Austern Schaden.
1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gib-
bis, vndique aculeata.
Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffallend.
Unter einer ganzen Folge solcher in der Repro-
duction stehenden See-Sterne dieser Gattung be-
sitze ich einen, der von seinen fünf Strahlen viere
völlig verloren hatte, und die alle viere schon
wieder ergänzt zu werden anfingen.
2. Glacialis. A. radiis angulatis, angulis ver-
rucoso-aculeatis.
3. Ophiura . A. radiata radiis 5 simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba.
4. Caput Medusae . A. radiata, radiis dicho-
tomis.
Ein äußerst sonderbares und ansehnlich gebil-
detes Thier, an dessen Umfang man auf 82000
Endzweige gezählt hat*).
65. Encrinvs . Stirps elongata, corpore
terminali radiato.
1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E stirpe spatacea articulata pentagona, ramis
verticillatis: stella terminali sexfida ad basin,
tum dichotoma.
Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltne Thiere
soll sich an der Küste von Barbados finden. Es
ähnelt zwar den versteinten Pentacriniten oder
Medusen-Palmen, aber ohne ihnen specifisch zu
gleichen. Sein so genannter Kopf hat viel Aehn-
lichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupt.
2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn. ) E.
stirpe cartilaginea continua, stella terminali
octoradiata.
Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von
Haller. Lond. 1755. 4.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynahe wie die Conchylien
zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben we-
[Seite 459] nigstens in manchen Geschlechtern beider Ord-
nungen viel Uebereinstimmendes. Nur sind sie
in der letzten nakt, unbedeckt und können sich von
der Stelle bewegen: da sie hingegen in dieser
besondre festsitzende Gehäuse bewohnen, die bey
den mehresten Arten von steinartiger Substanz
sind, und Corallen*) heißen. Doch muß man
sich diese Gehäuse nicht so wohl als von ihren
Bewohnern erbaut, sondern vielmehr als eine
ihnen angeborne Hülse vorstellen, und sie daher
[Seite 460] nicht etwa mit Bienen-Zellen, sondern eher mit
Schnecken-Schalen vergleichen, nur daß bey
ihrer Fortpflanzung das junge Thier zugleich mit
seinem kalkigen Gehäuse vom alten wie ein
Zweig aus dem Stamme hervor getrieben wird;
und sich daher beym schnellen Wachsthum*) und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe
die ungeheuer Größe und Umfang derselben**)
erklären läßt.
66. Tvbipora . Röhren-Corall. Coral-
lium tubis, cylindricis, cauis, erectis,
parallelis.
1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicu-
latis combinatis: dissepimentis transuersis
distantibus.
67. Madrepora . Stern Corall. Coral-
lium cauitatibus lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella conuexa: lamellis simplicibus longi-
tudinalibus, subtus concaua.
2. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominenti-
bus adscententibus.
3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, steliis immersis bifariis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.
68. Millepora . Punct-Corall. Coral-
lium poris turbinatis teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi-
farie dichotoma, ramis denticulatis binis
porosis scabris.
Solander. tab. 23. fig. 10. sqq.
2. Cellulosa. die Neptunus-Manchette. M.
membranacea reticulata vmbilicata, turbi-
nato-vndulata, hinc porosa pubescens.
Ellis tab. 24. fig. d.
Cavolini tab. 3. fig. 12. sqq.
69. Cellepora. Corallium foraminulis
vrceolatis, membranaceis.
1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.) C. lamellis simpli-
[Seite 462] cibus vndulato-turbinatis cumulatis; cel-
lulis seriatis: osculo marginato.
70. Isis . Stauden-Corall. Stirps radicata
solida, cortice molli habitabili obducta.
1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis.
Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.
2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis,
ramis vagis.
Wird vorzüglich an den Küsten des mitländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostin-
dien verführt, und zumahl in Japan und Schina
fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.
71. Gorgonia. Crusta calcarea coral-
lina stirpem vegetabilem obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabilien
(deren holzige Natur, zumahl an den starken
Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß
mit Corallenkruste überzogen sind. Man findet
den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig
ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er
schlechterdings nichts ausschließlich Animalisches*).
1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose striato.
Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.
[Seite 463]2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re-
ticulata, ramis interne compressis, cor-
tice flauo.
72. Alcyonivm. See-Kork. Stirps ra-
dicata, stuposa, tunicato-corticata. Ani-
mal hydra.
1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre. ) A. stirpe arborescente
coriacea coccinea superne ramosa, papil-
lis stellatis.
Gesner de aquatilib. pag. 619.
2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa ru-
fescente.
Gesner de aquatilib. pag. 1287.
73. Spongia. Sauge-Schwamm. Stirps
radicata, flexilis, spongiosa, bibula.
Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich
gehört, wird mir immer zweifelhafter.
1. Officinalis. der Badeschwamm. S. forami-
nulata subramosa difformis tenax tomentosa.
2. †. Fluuiatilis. die Badaja. S. conformis
polymorpha, fragilis, granulis repleta.
Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr
starken specifischen Geruch; und ist oft, aber nur
zufällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen
durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist nur
flach am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit der Zeit
aber treibt sie Aeste wie Finger oder Geweihe. Ich
habe diese Gattung im hiesigen Stadtgraben ge-
[Seite 464] funden, und seitdem oft allerhand Versuche mit
ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend ein entscheiden-
des Zeichen einer wirklich animalischen Natur an
ihr gewahr zu werden.
74. Flvstra . Stirps radicata foliacea,
vndique poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cu-
neiformibus rotundatis.
75. Tvbvlaria. Stirps radicata, filifor-
mis, tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern die Co-
rallen des süßen Wassers, nähmlich die Feder-
busch-Polypen (Fr. polypes à panache ), an
welchen man, so wie bey denen im Meere, die
Hülse und das darin wohnende Thierchen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im Tode einzieht.
Die Hülse ist anfangs gallertartig, verhärtet aber
mit der Zeit, und zeigt sich oft bey der gleichen
Gattung unter sehr verschiednen Gestalten. Ich
habe einzelne dergleichen Röhrchen, wie kleine
Därme an Wasserpflanzen, umherranken sehen:
andre, die wie Bäumchen mit Zweigen zwischen der
obigen Badaja in die Höhe gewachsen waren:
andre, die sich zu tausenden flach neben einander
an Dämme etc. angelegt hatten: andre, die in dich-
ten Klumpen in unzähliger Menge neben einander
empor standen, u.s.w.
1. Indiusia. T. culmis simplicissimis, geni-
culis contoris.
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta
terminali striata radiata calcarea.
3. †. Campanulata. T. crista lunata, orificiis
vaginae annulatis, corpore intra vaginam
abscondito.
Rösel Hist. der Ployppen. Taf. 73. 75.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi, ad
basin ciliata.
Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im
hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat
20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein kleiner
Federbusch rangirt sind*).
76. Corallina . Stirps radicata, geni-
culata, filamentosa, calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis subreniformibus.
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis.
3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis superioribus eleuatis.
77. Sertvlaria. Stirps radicata, tu-
bulosa, cornea, nuda, articulata: den-
ticulis calyciformibus obsita.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge-
meinen Austern finden. Die Stämme sind meist
ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum
dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich
durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken ver-
gleichen kann.
1. Abieting. S. denticulis suboppositis tubulo-
sis, ouariis oualibus, ramis pinnato-alternis.
2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis
alternis.
3. Polyzonias. S. denticulis alternis subden-
ticulatis, ouariis obouatis polyzoniis, stirpe
ramosa.
Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) seinen
Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich ge-
funden.
78. Cellvlaria. Strips crustacea, la-
pidescens, e cellulis seriatis composita,
plerumque ramosa et articulata, tubulis
adhaerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn. )
C. denticulis alternis acutis, ramis dicho-
tomis erectis fastigiatis.
2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa dicho-
toma, articulis subciliatis, ouato-truncatis,
vno latere planis celliferis.
Man hat den Nahmen Zoophyte oder Thier-
pflanze den Geschöpfen dieser und der vorigen
Ordnung gemeinschaftlich beygelegt. Und in
der That sehen auch, wie schon erinnert worden,
manche Polypen dieser Ordnung den Bewohnern
mancher Corallen in der vorigen gar sehr ähn-
lich. Nur haben sie in der gegenwärtigen einen
unbedeckten Körper, und nie ein solches Coral-
lengehäuse als in der vorigen. Auch können
wenigstens die bey weiten allermehresten (wo
nicht alle) ihren Standpunct verändern (haben
stirpem liberam wie man es nennt). Einige sind
doch dabey in einen gemeinschaftlichen Stamm
verbunden, andere hingegen einzeln. Außerdem
sind aber auch die Infusionsthierchen u.a. dergl.
Geschöpfe mit in dieser Ordnung begriffen.
79. Pennatvla. Seefeder. Stirps libera,
penniformis.
Man unterscheidet an diesen merkwürdigen See-
geschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey Haupt-
theile, den Kiel nähmlich und die Fahne. Letztere
besteht aus 40, 60 oder noch mehr bogenförmigen
[Seite 468] Armen, womit die obere Hälfte des Kiels zu
beiden Seiten besetzt ist. Auf jedem dieser Arme
stehen nun wieder 10, 12 und mehr überaus sau-
bere kleine am Rande zackige Hülsen, in deren
jeder ein gallertartiger zarter Polype mit acht Fang-
armen fest sitzt; so daß an einer Spannen langen
Seefeder wenigstens über 500 solche kleine Arm-
polypen gezählt werden.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui, pin-
nis imbricatis plicatis spinosis.
B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4.
fig. 1. 2.
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi scabra,
pinnis imbricatis.
Phil. Transact. vol. LIII. tab. 19. fig. 1-4.
80. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes. ) Cor-
pus gelatinosum conicum. Os terminale
cinctum cirris filiformibus.
Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind
gallertartig, halbdurchsichtig, und daher von un-
geübten Augen nicht immer gleich zu erkennen.
[Seite 469] In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme
ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Berührung
aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in
ein unförmliches Klümpchen zusammen. Sie sind
von den ersten warmen Frühlingstagen an bis in
den Herbst in sanft fließenden Wassern und Teichen
zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an
Wasserpflanzen, Schnecken etc. fest. Ihr ganzer
Körper ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen
versehener Masten. Den Sommer hindurch ver-
mehren sie sich, indem sie die lebendigen Jungen wie
Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft
erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge aus-
gewachsen sind, von der Mutter losreißen. Bey
Annäherung des Winters aber mögen sie wohl
Eyer legen*), aus denen im Frühjahr die junge
Brut hervor bricht. Man kann sie in sechs und
mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird
binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen
erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den
Hintertheil der Länge nach spalten, und sich viel-
köpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen.
Man kann mehrere Polypen in einander stecken,
und so oder auf andre Weise zu wunderlichen
monströsen Gruppen zusammen heilen. Man kann
sie durch einen, freylich Uebung und Geduld er-
fordernden, Handgriff wie einen Handschuh um-
kehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen,
und wie ein Stückchen Band ausbreiten, und
doch können auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt
hat, mehrere auf eine schwer zu begreifende Weise
einander auffressen, oder eigentlich in einander
schmelzen. Man kann sie, nach den merkwürdi-
gen Versuchen des seel. Hofr. Lichtenberg**),
[Seite 470] mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und
während daß die Schlinge allmählich durchschnei-
det, werden die derweil getrennten Theile doch
schon wieder an einander wachsen u.s.w.
1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. viri-
dis tentaculis breuioribus.
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen in
Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers und
der Arme zu variiren. Die hier abgebildete Art
findet sich in unserer Nachbarschaft; und die Beob-
achtung ihrer Reproduction hat mich zuerst auf
die Untersuchungen über den Bildungstrieb geführt.
2. †. Fusca. der braune Armpolype. H. fusca,
corpore longiore, cirris longissimis.
3. †. Grisea. der oragegelbe Armpolype. H.
aurantia, corpore longiore, cirris longioribus.
81. Brachionvs . Blumenpolype. (Fr.
polype à bouquet, ) Stirps ramosa, poly-
pis terminalibus ore contractili (pleris-
que ciliato).
Die Blumenpolypen leben an einem gemein-
schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche Co-
lonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen Schim-
mel vorkömmt, daS aber bey der mindesten Er-
schütterung für einen Augenblick ganz zusammen
fährt, und zu verschwinden scheint.
1. †. Anastatica . B. stirpe multifida, floribus
campanulatis.
Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflanzen
sich auf die einfachste Weise durch Theilung fort
(§. 20. S. 30).
82. Vorticella . Afterpolype. Corpus
nudum, simplex, vagum.
Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so
daß oft tausende derselben beysammen sind, und
dann fast das Ansehen von Schimmel haben.
Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs
dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht
überzogen gesehen.
1. †. Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V. cor-
pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.
2. †. Rotatoria . das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal. ) V. corpore pellucido, ten-
taculis rotatoriis ciliatis.
Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und man-
cherley Infusionen, schwimmt überaus behende,
verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge-
stalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt liegen
können, und doch nachher in jedem Tropfen Was-
ser wieder aufleben etc. Der dunkle Körper im
Vorderleibe des Räderthiers, den Herr Fontana,
Spallanzani u.a. seiner willkürlichen Bewegung un-
geachtet fürs Herz des Thierchens gehalten ha-
ben, ist, wie ich mich genau überzeugt zu ha-
[Seite 472] ben glaube, ein zum Speisecanal gehöriges Or-
gan, und kein Herz.
83. Vibrio . Corpus liberum, teres, elon-
gatum.
1. †. Aceti. der Eßigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.
Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.
Dieser im Eßig. Eine verwandte Gattung in
altem Buchbinderkleister.
84. Thalia. Corpus liberum, oblon-
gum, gelatinosum, diaphanum. Tubus
alimentarius distinctus. Tentacula nulla.
1. Lingulata. Th. corpore oblongo, depresso,
antice in apicem acutum desinente.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.
Im atlantischen Ocean. Der seel. Dr. Förster,
der diese u.a. Gattungen von Thalien lebendig ge-
sehen und untersucht hat, hielt sich überzeugt, daß
sie nicht zu den molluscis, sondern als ein eig-
nes Geschlecht hierher zu den Zoophyten gehören.
85. Volvox. Corpus liberum, rotun-
datum, gelatinosum, gyratile. Tubus
alimentarius nullus.
1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.
Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
[Seite 473] Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kann die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins
vierte Glied erkennen.
86. Chaos. Corpus liberum . . . . . . . . . . .
( generi polymorphon, speciebus uniforme. )
Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum
Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem
Geschlechtsnahmen die unzählbaren, dem bloßen
Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon
sich manche Gattungen schon im See- und süßen
Wasser, andere erst im Aufguß von allerhand thieri-
schen und vegetabilischen Substanzen (daher diese
dann Infusionsthierchen heißen), und noch
andre im reifen Samen männlicher Thiere finden.
Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
lien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gat-
tungen begreift:
Die im See- und stagnirenden süßen Wasser.
(– zumahl in solchem, worin die Priestleysche
sogenannte grüne Materie*) vegetirt –).
Die eigentlich sogenannten Infusionsthierchen.
Die Samenthierchen, wovon die im männ-
lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche
Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abge-
bildet ist.
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge-
wächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.) fest-
gesetzten Begriffen schon dadurch von den Thie-
ren auffallend unterscheiden, daß sie ihren sehr
homogenen Nahrungssaft ohne irgend merkliche,
willkürliche Bewegung, und zwar hauptsächlich
durch die Wurzel einsaugen, die daher auch un-
ter allen äußern Theilen der Pflanzen der bey
weiten der allgemeinste ist, worin sie (höchstens
bis auf einige äußerst wenige Ausnahmen des
Nostocks, der Trüffeln etc.) sämmtlich mit einan-
der überein kommen.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse
überhaupt auch darin von der der allermehresten
Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, be-
sonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile,
der Aeste, Blätter, Blüthen etc. nicht so be-
stimmt, sondern im Ganzen ungleich verän-
derlicher ist.*)
Um so einförmiger scheint hingegen ihr in-
nerer Bau, als welcher nichts von alle dem zeigt,
was man mit den, für die thierische Oekonomie
so wichtigen, eigentlich sogenannten Eingeweiden,
noch auch mit Nerven oder mit wahren Mus-
keln, mit Knochen etc. vergleichen könnte: son-
dern es reducirt sich ihre Organisation am Ende
nur auf einige Arten von eigentlich sogenannten
Gefäßen (Adern) und auf das dazwischen lie-
gende Zellgewebe.
Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Nah-
men mit mehrerem Rechte als das ihm übrigens
ziemlich analoge Schleimgewebe der Thiere, da
es, wenigstens in vielen Theilen der Gewächse,
ein wirklich zelluloses Gefüge zeigt. Es ist zu-
mahl im sogenannten Mark mancher Gewächse
deutlich zu erkennen, und enthält häufig einzelne
dazwischen vertheilte größere Bläschen (vtriculi).
Die eigentlich sogenannten Gefäße (§. 160.)
lassen sich nach Verschiedenheit des Stoffes, den
sie führen, im Ganzen auf zwey Hauptclassen
bringen, nähmlich:
A) Saftgefäße (vasa succosa), so tropf-
bare Flüssigkeiten enthalten, und
B) Luftröhren (vasa pneumatophora oder
tracheae) in welchen permanentelastische
Fluida (Gasarten) befindlich sind.
Jene Saftgefäße sind selbst schon nach
Verschiedenheit ihrer Textur und der Rich-
tung, nach welcher die in ihnen enthaltenen
Säfte zu- oder abfließen, von mancherley
Art. Die allgemeinsten aber und wichtigsten
darunter sind die wegen ihres sonderbaren Laufs
sogenannten zuführenden Spiralgefäße, mit
welchen nähmlich die gedachten Luftröhren (fast
wie die besponnenen Saiten) spiralförmig über-
wunden sind*) – Uebrigens zeigt sich zwischen
den mancherley Saftgefäßen keine solche Ver-
bindung, daß ein wahrer Kreislauf der Säfte,
wie bey allen rothblüthigen und so vielen soge-
nannten blutlosen, darin unterhalten wer-
den könnte.
Aus der einförmigen Identität jener we-
nigen organischen Bestandtheile der Gewächse
(ihrer sogenannten partium similarium ) erklärt
sich die leichte Umwandlung der daraus zusam-
mengesetzten Theile (der partium dissimilarium )
in einander; der Blätter z.B. in den Kelch
[Seite 477] oder in die Krone der Blüthe, zumahl bey ge-
füllten Blumen etc.*); auch daß man Bäume
umgekehrt in die Erde pflanzen und dadurch ihre
Aeste in Wurzeln und diese hingegen in be-
laubte Aeste umwandeln kann.**)
Die aus jenen organischen Bestandtheilen
zusammengesetzten besondern Theile der Pflan-
zen, und ihre Geschäfte lassen sich am füglich-
sten in die zur Selbsterhaltung und in die zur
Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von je-
nen zuerst.
Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbster-
haltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmo-
sphäre, theils aus dem Wasser oder dem da-
mit getränkten Boden. – Aus jener saugen
sie Nahrung mittelst der unter ihrer Oberhaut,
zumahl auf den Blättern, in unsäglicher Menge
verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus dem
Wasser aber mittelst der alljährlich neurepro-
ducirten Wurzelzasern, womit die allermehr-
sten unmittelbar in der Erde; manche aber (wie
[Seite 478] z.B. der Mistel, die Flachsseide, die Vanille etc.)
als sogenannte Schmarozer Pflanzen (plantae
parasiticae) an andern Gewächsen*) festsitzen;
da hingegen noch andere, wie die Wasserlinsen
(s. §. 3. Anm.) bloß auf dem Wasser schwimmen.
Uebrigens kommt es bey aller dieser schein-
baren Verschiedenheit des Aufenthalts der Ge-
wächse im Grunde doch immer darauf hinaus,
daß ihnen in allen diesen Fällen das Wasser,
sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in
Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch
ihnen die Kohlensäure (Luftsäure) zugeführt wird,
als welche nach den scharfsinnigen Untersuchun-
gen des Herrn Ingen-Houß**) den Hauptnah-
rungsstoff der Pflanzen ausmacht. Und so wird
begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ih-
ren Wurzelzasern in der Erde sitzen, nicht nur,
wie Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andre, wie das Hauslauch auf
den Dächern, und so viele eben so saftvolle
[Seite 479] Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche,
z.B. die Agaven, Aloën, Cactusgattungen etc.
auch bloß durch Einsaugung aus der Atmosphäre
für lange Zeit hinlängliche Nahrung erhalten
können.*)
Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder
eigentlich Ingestions Organe der Pflanzen, die
Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen gleich
über der Erde die Blätter aus; bey andern aber
treten sie vorher erst in einen Wurzelstrunk
und dieser wird dann bey vielen in einen Stamm
oder Stängel, Halm (wie man es bey manchen
Pflanzen nennt) verlängert, der aber im Grunde
meist die gleiche Structur, wie der Wurzelstrunk
selbst, behält. Zu äußerst nämlich sind beide mit
einer feinen Oberhaut bedeckt, unter welcher
die Rinde und der Bast (liber) liegt, welcher
letztere fast ganz aus den thätigsten Saftgefäßen
besteht, und daher für die Erhaltung der Pflanze
einer der allerwichtigsten Theile ist. Weiter
hinein liegt die holzichte Substanz, und dann
theils zwischen dieser, theils aber auch besonders
längs der Mitte des Stammes, das sogenannte
[Seite 480] Mark, welches letztere aber mit zunehmendem
Alter an Menge abzunehmen und gleichsam zu
schwinden pflegt.
Bey den Stauden und Bäumen wird da,
wo das Holz außen an die Rinde stößt, durch
Verhärtung (oder Verholzung) der ausgedien-
ten Saftgefäße des Bastes alljährlich eine oder
eigentlich zwey neue Holzlagen nämlich der
Splint (alburnum) erzeugt, daher man be-
kanntlich aus der Anzahl dieser concentrischen
Lagen ungefähr das Alter der Stämme schätzen
kann.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen
endlich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde
aus den gleichen Theilen, wie die Wurzel oder
der Stamm, zusammengesetzt sind; indem man
auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzige
Substanz und markiges Zellgewebe unterschei-
den kann. Letzteres liegt in der Mitte des Blat-
tes, zwischen dem (meist doppelten) holzigen
Netze, von welchem man durch einbeitzen u.a.
Handgriffe die übrigen Theile absondern und
dadurch die sogenannten Blätter-Scelete verfer-
tigen kann. Dieses holzige Netz ist auf beiden
Seiten des Blattes mit einer besondern Haut
überzogen, die man insgemein die Cutikel
[Seite 481] nennt, die aber noch von dem eigentlichen Ober-
häutchen, was endlich zu alleräußerst die Blät-
ter überzieht, gar sehr verschieden, und vorzüglich
mit absorbirenden Gefäßen (§. 166.) durchzogen ist.
Diese Organisation der Blätter wird um so
merkwürdiger, je größer und wichtiger die Functio-
nen derselben für die damit versehenen Gewächse
sind. Sie dienen ihnen nämlich vorzüglichst zur
Unterhaltung des sogenannten phlogistischen Pro-
cesses, der bey den Thieren hauptsächlich durchs
Einathmen des respirabeln Theils der Luft oder sei-
ner Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen, bey den
Pflanzen aber wohl hauptsächlich durch die obge-
dachte sonderbare Verbindungsart ihrer Spiral-
gefäße mit den Luftröhren (§. 163.) bewirkt wird.
Denn auch den Gewächsen ist dieses respi-
rable Gas oder seine Grundlage zum Lebensun-
terhalte unentbehrlich; besonders um (wie es die
neuen Untersuchungen des Hrn. Ingen-Houß
mehr als wahrscheinlich machen) sich dadurch in
ihrem belebten Laboratorium ihren Hauptnah-
rungsstoff, die Kohlensäure (§. 167.) zu berei-
ten; wovon sie hernach den Ueberfluß als koh-
lengesäuertes Gas wieder ausdunsten.*)
Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in der
Dunkelheit, in seiner größten Stärke betrieben.
Bey Tage hingegen, und vollends im Sonnen-
scheine gehet er langsamer von statten; daher die
Pflanzen alsdann weniger Kohlensäure bereiten
und verbrauchen; und dagegen, nach der großen
Entdeckung des gedachten berühmten Natur-
forschers*), während der Zeit aus ihren Blättern
Sauerstoffgas, den respirabeln Theil der atmo-
sphärischen Lust, entbinden.
Inzwischen sind doch die Blätter, diese so
wichtigen Organe bey den mehresten Gewächsen
der kältern Himmelsstriche, ein vergänglicher
Schmuck, womit sie bloß den Sommer hin-
durch versehen sind, der hingegen mit Annähe-
rung des Winters vertrocknet, welkt und theils
abfällt. Daß dieses Entblättern hauptsächlich
durch den Frost bewirkt werde, der die Gewächse
in ihren Winterschlaf versenkt, und so wie bey
den Thieren den Lauf ihrer Säfte verzögert, die
Gefäße zusammen zieht, so daß die Blätter
nun an ihrer sonstigen Verrichtung gehindert
werden und absterben, wird dadurch wahrschein-
lich, weil die Gewächse der heißen Zonen (bis
auf wenige Ausnahmen) diesem Abfallen des
[Seite 483] Laubes nicht so ausgesetzt sind: und weil auch
selbst in den kältern diejenigen Pflanzen, die
ein sehr festes harzreiches Blatt haben, wie
z.B. die mehresten Tangel- oder Nadelhölzer,
der Epheu, die Mehlbeeren (vaccinium vitis
idaea ), das Heidekraut, der Buxbaum u.s.w.
dasselbe den Winter über grün behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze Nies-
wurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend, wie
sich ihre Blätter und bey manchen die Blüthen
des Abends zusammen legen oder doch nieder-
senken, und sich gleichsam zur Ruhe begeben, und
in Schlaf fallen. Es rührt dieß nicht etwa
bloß von der kühlen Abendluft her, denn
es erfolgt im Treibhause eben so gut wie im
Freyen: auch nicht bloß von der Dunkelheit,
denn manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die animalia
nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf ver-
wenden, so ist dieß auch der Fall mit den Blü-
then einiger Pflanzen, z.B. des cactus gran-
diflorus , mesembryanthemum noctiflorum ,
der hesperis tristis etc. – Sondern es scheint
dieß ein Bedürfniß einer periodischen Erhohlung
zu seyn, so gut wie der Schlaf der Thiere.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedene andre Arten von eigenthümlicher Be-
wegung; wohin z.B. meist bey allen ihr Zug
nach dem ihnen aus so vielfache Weise so äußerst
wohlthätigen Lichte gehört, als welcher Zug bey
weitem nicht bloß an den Sonnenblumen, son-
dern fast an allen Gewächsen zu merken ist: zu-
mahl in Treibhäusern, wo sich oft die Blüthen
so sehr nach der Hellung an die Glasfenster
drängen, als ob sie dawider gepreßt wären.*)
Ferner bewegen sich manche Theile gewisser Ge-
wächse sehr lebhaft, wenn sie berührt werden;
wie z.B. die Blätter und Zweige des Fühlkrauts
(mimosa pudica ), oder der auerrhoa caram-
bola , oder die vordern Blatt-Ansätze der Ve-
nus-Fliegenfalle (dionaea muscipula ), welche,
wenn sich auch nur eine Mücke darauf setzt,
augenblicklich zusammenklappen und das In-
sect zerdrücken.
Besonders merkwürdig ist aber die theils
ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Be-
fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vie-
len Zwitterblüthen bemerkt wird; da z.B. die
Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie
auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Frucht-
knoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn
sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu ziehen)
einwärts schnellen und ihre männlichen Staub-
beutel gegen die weibliche Narbe treiben, und
dadurch ihre Befruchtung bewirken.
So auffallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Gewäch-
sen abgeben, so unterscheiden sie sich doch bey
genauer physiologischer Prüfung aufs deutlichste
von dem ausschließlichen Eigenthume der Thiere,
nämlich der willkürlichen Bewegung, als von
welcher auch bey den, wegen ihrer Bewegung,
berufensten Pflanzen (wie z.B. beym hedysa-
rum gyrans ) keine echte Spur zu erkennen ist.
Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier,
das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung,
und hingegen keine einzige Pflanze, die die ihrige
mittelst derselben zu sich nähme!
Aus den gedachtermaßen von den Gewäch-
sen eingesognen und assimilirten Nahrungsstof-
fen werden nun die ihnen eigenen specifiken
Säfte abgeschieden, da z.B. manche einen
milchigen, theils ätzenden Saft enthalten; andre
Gummi geben; verschiedene Bäume, zumahl
unter den Nadelhölzern, im höhern Alter Harz
bereiten. Andre Pflanzentheile enthalten Mehl,
Zucker, Manna, Wachs, fette und ätherische
Oele, Kampfer etc. Einige wenige das soge-
nannte Federharz (cahutchuc) u.s.w.*)
Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun-
gen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzigen ent-
zündbaren des weißen Diptams etc. –
Daß aber diese verschiednen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und
Veränderungen der eingesognen Nahrungssäfte
in den Gewächsen selbst bereitet werden müssen,
[Seite 487] erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich
und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre
bittern, der Sauerampfer seine sauren und der
Lattich seine kühlenden Säfte erhält; und weil
selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen ein
und eben derselben Pflanze, ja in einer und eben
derselben Frucht, dennoch so äußerst verschie-
den seyn können.
Freylich aber trägt auch allerdings die Ver-
schiedenheit des Bodens und des Climas zur
verschiedenen Beschaffenheit der Säfte in den
Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils
manche in fremden Boden verpflanzte Gewächse so
wie in ihrer Bildung so auch in der Beschaffen-
heit ihrer Säfte, verändert werden, dadurch von
ihren Kräften verlieren etc. andre hingegen eben
dadurch noch gewinnen und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine be-
stimmten, ihm angemeßnen Pflanzen, so daß man
zuweilen schon aus den einheimischen Gewäch-
sen einer Gegend die Beschaffenheit ihres Bo-
dens errathen kann; doch hat die Vorsehung
manchen, für das Menschengeschlecht allerwichtig-
sten Gewächsen den großen Vorzug verliehen,
sich entweder leicht an jedes fremde Clima zu
gewöhnen, so daß z.B. die schwächlich schei-
nenden Getreidearten etc. besser als Eichen u.a.
[Seite 488] noch so robust aussehende Bäume in ganz ver-
schiedenen Himmelsstriche; die aus Chili ab-
stammenden Kartoffeln nun in allen fünf Welt-
theilen fortkommen etc.; oder, wenn sie auch
an ein bestimmtes Clima gebunden sind, doch
daselbst in jeder Art von Boden gedeihen, wie
z.B. die Cocospalme, die eben so üppig im
steinigen und Sandland als im fetten Erd-
reich vegetirt.
Anderseits ist aber auch auffallend, daß ge-
wisse Länder (wie z.B. das Cap und Neu-Hol-
land) eine so große Mannigfaltigkeit von recht
ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern ausschließ-
lich hervorbringen, und dagegen ansehnliche Ord-
nungen von Gewächsen großen Erdstrichen gänz-
lich abgehen. So hat der heiße Erdgürtel fast
keine Kohl- und Rübenarten. So finden sich
aus den westindischen Inseln vergleichungsweise
wenige Moose (musci frondosi) und hingegen
desto mannigfaltigere Farnkräuter etc.
Endlich ist auch noch die Verschiedenheit
in Rücksicht der Vegetation der Gewächse an-
merkenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zu-
mahl bey den Insecten, Statt hat, daß nähm-
lich manche nur isolirt und einsam leben, da
hingegen andere dicht beysammen bleiben und
theils (wie die gemeine Heide) große Erd-
[Seite 489] striche, oder (wie das Sargasso) weite Mee-
resstrecken überziehen.
Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen
lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln
oder Zweige; zweytens durch Augen; und end-
lich durch Samen.
Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch schon im Thier-
reiche bey den Polypen und sonst einige Spuren
bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto ge-
wöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich ver-
mehren sich von selbst auf diese Weise. Bey
vielen andern hat es die Kunst durch Absenken
oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z.B. eine
Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus indica )
dessen Zweige herab hangen, und sobald sie den
Boden berühren, von selbst Wurzel schlagen; so
daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein
kleines Wäldchen, dessen Stämme oben durch
Bogen verbunden sind, vorstellen könnte.
Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht
ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammen-
hängenden Stämmen, der, nach einer vor zwölf
Jahren vorgenommenen Messung, auf 370 Fuß
im Durchschnitt, und sein Schatten den er Mit-
tags wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man nähm-
lich die kleinen Knöspchen, die im Herbste an den
Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
Vorschein kommen, aber bey den mehresten erst
im folgenden Frühjahr sich öffnen und ausschla-
gen. Sie finden sich meist nur an den Bäumen
der kältern Erdstriche, und fallen bey einigen von
selbst ab: keimen auch, wenn man sie vorsichtig
säet wie ein Same auf. Man kann bekannt-
lich diese Augen andern Stämmen inoculiren,
oder auch das davon ausgeschossene Reis ein-
pfropfen.
Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben
die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die eigent-
lichen an lilienartigen Gewächsen befindlichen
Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an der
Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fort-
lebt und den Augen Nahrung gibt; bey diesen
hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf
Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
[Seite 491] Theil zur Frucht oder auf andre Weise, zu Sa-
men reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens
gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen
oder mehrere zusammen in einer Traube oder
Aehre oder Kätzchen etc. verbunden seyn, enthält
in ihrer Mitte auf dem so genannten Frucht-
boden (receptaculum), verschiedne ausgezeich-
net gebildete Theile, von welchen einige männ-
lich, andre weiblich sind; und diese müssen, wenn
die Zeit der Fortpflanzung herbey gekommen
ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht
ihrer Bestimmung und Verrichtung haben also
diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit
den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch un-
terscheiden sie sich schon dadurch sehr auffallend,
daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren
angeboren und lebenslang bleibend sind, sondern
daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes
Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung
verlängern könne, findet gewisser Maßen auch bey
den Blüthen vieler Gewächse statt. Die Geschlechts-
theile im weiblichen Hanf z.B. halten sich lange,
wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männ-
lichen befruchtet werden. Sobald dieß geschehen,
welken sie dahin.
Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum) ge-
nannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten
[Seite 492] (germen), dem Griffel (stylus), und der
Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt ent-
weder mit den übrigen Theilen innerhalb der Blu-
menblätter (germen superum), oder wie bey
der Rose, bey den Aepfeln etc. unten außerhalb
derselben (germen inferum): und enthält im-
mer die Samenkörner der Pflanze, daher man
diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer-
stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle
Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und bis
Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß
sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver-
bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche
Höhlung ausmachen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina)
herum: und bestehen aus dem Faden (filamen-
tum), und dem darauf ruhenden Staubbeutel
(anthera). Dieser letztere ist mit einem meh-
ligen Staub überzogen, der aber (wie man
unter einer starken Vergrößerung sieht) eigentlich
aus zarten Bläschen bestehe, die bey vielen
Pflanzen eine überaus sonderbare Bildung haben,
und ein unendlich feineres, duftiges Pulver ent-
halten, welches seiner Bestimmung nach mit
dem männlichen Samen der Thiere verglichen
zu werden pflegt.
Bey der Befruchtung fällt jener Blumen-
staub auf die weibliche Narbe: scheint da sich
zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschüt-
ten, welches dann vermuthlich durch den Griffel
in den Fruchtknoten dringt und die daselbst vor-
räthig liegenden, bis dahin aber unfruchtbar ge-
wesenen Samenkörner befruchtet. Wenn man
die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser
wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch,
so gut als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.
Bey den mehresten Gewächsen sind diese
beiderley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe,
die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 31.), ver-
bunden. Bey einigen hingegen in verschiedenen
Blüthen, wovon die einen bloß männlichen, die
andern bloß weiblichen Geschlechts, aber doch
am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt
(Monoecia Linn .), wie z.B. bey der Hasel-
staude, Wallnußbaum, Gurken, Brotbaum etc.
Andre Gewächse, wie z.B. der Ahorn, die
Esche etc. haben gar dreyerley Blüthen, bloß
männliche, bloß weibliche, und überdem auch
Zwitterblüthen (Polygamia). Bey noch an-
dern aber, wie z.B. beym Hanf, Hopfen u.s.w.
sind die beiden Geschlechter in den Pflanzen
selbst, so wie bey allen rothblüthigen und vie-
len andern Thieren abgesondert: so daß die
[Seite 494] eine Pflanze bloß männliche, eine andre aber,
die übrigens von der gleichen Art ist, bloß weib-
liche Blumen trägt: und die Blüthen des weib-
lichen Stammes nicht anders befruchtet werden,
als wenn der Blumenstaub von der männlichen
Pflanze durch den Wind oder durch Insecten oder
auch durch die Kunst ihnen zugeführt worden
ist (Dioecia Linn .)
Unter den übrigen, nicht ganz so allgemei-
nen, Theilen der Blüthe ist besonders der doch
bey den mehresten befindliche Blumen-Kelch
(calyx), und die so genannten nectaria, aus
deren Saft die Bienen vorzüglich ihren Honig
ziehen (S. 373), zu merken. Ueberhaupt aber
theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung und
nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige und
irreguläre. Bey jenen nähmlich haben die ein-
zelnen Theile gleiche Gestalt, Größe und Ver-
hältniß; bey diesen hingegen sind sie in un-
gleicher Proportion.
Bey den vollkommenern oder eigentlich so-
genannten Moosen (musci frondosi etc.) ist,
wie die wichtigen Entdeckungen des seel. Hed-
wig gelehrt haben, die Aehnlichkeit der Be-
fruchtungswerkzeuge mit denen bey andern Ge-
wächsen weit größer, als man vorher geglaubt
[Seite 495] hatte. Das saubere, fast becherförmige Köpfchen
(capitulum) derselben, enthält gleichsam als
Fruchtknote (§. 190.) die kleinen Samenkörnchen;
die mittelst des kleinen spitzigen Hutes (calyptra),
der die Stelle des Griffels und der Narbe ver-
tritt, von dem männlichen Blumenstaube be-
sonderer, theils rosen- oder sternförmiger Theile
befruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.
Bey den einfachsten Aftermoosen hingegen,
die bloß im Wasser leben, wie bey den Tremel-
len, Ulven, Conferven, und beym See-Tang
(fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr ver-
schieden, obschon bey den wenigsten noch
genau genug untersucht; bey manchen aber, wie
z.B. bey der oben erwähnten Brunnen-Conserve
(– s. oben S. 18. und 30 –), zur Bewunde-
rung einfach.
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge, der
Trüffeln etc. und des Schimmels, deren ganze
Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes Dunk-
les hat*).
Bey den vollkommnern, im eigentlichen Sinne
blühenden Gewächsen fallen nach der Befruch-
tung die übrigen nun überflüssigen, Theile der
Blüthe ab (§. 189.): der beschwängerte Frucht-
knote aber fängt an aufzuschwellen, und seinen
theils erstaunlich zahlreichen Samen nach und
nach zur Reise zu bringen.
Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa-
menkörner selbst*), als auch der Gehäuse,
worin sie eingeschlossen sind, ist eben so man-
nigfaltig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht
auf ihre weite Verbreitung**) und auf ihr
weiteres Bekleiben etc. der Erhaltung der Gattun-
gen aufs weiseste angemessen. Auch ist der be-
kannte Trieb merkwürdig, womit die Samen bey
jeder Lage, die sie im Boden erhalten, dennoch,
wenn sie aufkeimen, alle Mahl die ersten Wur-
zelzäserchen oder das sogenannte Schnäbelchen
(rostellum) unter sich, und hingegen den Blatt-
keim (plumula) über sich treiben***). Zur
allerersten Ernährung des neuen Pflänzchens
[Seite 497] dienen ihm dann die Samenlappen oder Kern-
stücke (cotyledones), die vorher die Haupt-
masse des Samenkerns ausmachten.
Viele Samen sind in eine holzartige, aber
theils noch weit härtere Schale eingeschlossen,
die, wenn sie von beträchtlicher Größe und Härte
ist, eine Nuß genannt wird: und wenn die
bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem
saftreichen Zellgewebe oder sogenannten Fleische
überzogen sind, so heißt dieß eine Beere. (–
sey sie übrigens noch so groß und an einem großen
Baume, wie z.B. die Brotfrucht –) Zuwei-
len liegen auch die bloßen Samenkörner von
außen auf dem großgewachsenen fleischigen Frucht-
boden auf, wie bey den Erdbeeren, die folg-
lich, genau und bestimmt zu reden, nicht sollten
Beere genannt werden.
Besonders machen die Obstbäume eine ei-
gene und sehr ansehnliche Familie von Gewäch-
sen aus, deren Frucht entweder, wie bey den
Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kernhaus
oder Kröbs einschließt, die dann Kernfrüchte
(und die Bäume dieser ganzen Ordnung poma-
ceae) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen,
Kirschen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß
enthält, die dann Steinfrüchte (die Bäume
drupaceae) genannt werden.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm
eine abweichende veränderliche Richtung geben
zu können: daher viele theils in ihrer ganzen
Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe
und der Frucht in so zahlreiche Spielarten aus-
geartet sind. So zählt man z.B. jetzt auf drey
tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch
vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in
Europa bekannt war. – So ist der Stängel
(§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge der
Degeneration, den sie erst im cultivirten Zu-
stande treiben, da sie hingegen im wilden Na-
turstande acaules sind (z. B carlina acaulis
u.a.m.). Andererseits verlieren manche Ge-
wächse durch die Cultur gewisse Theile, die sie
im Naturzustande hatten. So wird z.B. die
indische wilde Lawsonia spinosa in Syrien
durch die Cultur inermis – Ueberhaupt sind
auch die Gewächse manchen Arten von Degene-
ration ausgesetzt, die bey den Thieren gar nicht
statt haben können, wie z.B. die Ausartung
der männlichen Befruchtungstheile in den ge-
füllten Blumen u. dergl. m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung
der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),
[Seite 499] worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf-
sinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch
wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard-
pflanzen die Eine Gattung von Toback (nico-
tiana rustica ) endlich vollkommen in eine andre
(nicotiana paniculata ) verwandelt und umge-
schaffen*): welches sich freylich mit der Lehre
von vermeinten präformirten Keimen schlechter-
dings nicht, aber, wo ich nicht irre, ganz wohl
mit der vom Bildungstriebe (§. 9.) reimen läßt.
Anm. So können auch durch Zufall Bestardpflanzen
in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber
doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe bey-
sammen waren.
Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Ge-
wächsreiche ungleich zahlreicher, als unter den
Thieren und zwar bekanntlich bey den cultivir-
ten Gewächsen ohne Vergleich häufiger als bey
den wild wachsenden. (– s. oben §. 12. Anm. –)
Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man
nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig,
Monstrositäten bemerkte. Am meisten sind es
überzählige, wuchernde Theile (monstra per ex-
cessum S. 21.); doppelte an einander gewachsene
Stämme, doppelte oder vielfache Früchte etc. viel-
fache Kornähren, Rosen, aus deren Mitte andre
kleine Rosen hervor schießen u.s.w.
Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen kaum über eine Stunde,
und bey andern hingegen auf lange Jahrhun-
derte erstreckt. Ueberhaupt aber theilt man die
Pflanzen in perennirende und Sommerge-
wächse, welche letztere nähmlich schon mit dem
Ende ihres eisten Sommers absterben.
Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem langen
Vertrocknen, das im Thierreich vom Räderthier
(S. 471.) und vom Kleisteraal behauptet wor-
den, finden sich unter den Gewächsen ähnliche
Beyspiele: besonders an der deßhalb längst be-
rufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre-
tremella nostoc ). Ich habe von dieser merkwürdigen
Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali sanguini
deneganda etc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu
berühren.
Der unermeßlich große Einfluß ist schon
oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen
durch ihren phlogistischen Proceß auf die atmo-
sphärische Luft äußern, indem sie derselben einer-
seits das aus dem Thierreich unablässig zu-
fließende irrespirable kohlengesäuerte Gas eben
so unaufhörlich wieder entziehen und zu ihrer
Selbsterhaltung verwenden; und anderseits der-
selben durch ihre Blätter in der Hellung Sauer-
stoffgas liefern.
Für gewisse Weltgegenden, besonders für
niedre Inseln der heißen Zonen, wird die Vege-
tation, zumahl der Waldungen, dadurch von
wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch dieselben
die Regenwolken angezogen und der Boden ge-
wässert wird.*)
Die mancherley Futterkräuter (und theils
auch Wurzeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung
der dem Menschen wichtigsten, eigentlich soge-
nannten Hausthiere; und der beiden nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.
Was aber die unmittelbare Benutzung der
Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so
giebt es erstens einige derselben, mit welchen
ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im
Stande sind, als andere mit gewissen Säugethie-
ren (den Seehunden, dem Renthier etc.). Von
der Art ist z. B die Cocospalme, zumahl für
die malayische Menschen-Rasse (– S. 63. –)
und gewissermaßen auch die gemeine Birke
[Seite 502] für manche Nationen von der mongolischen
(– S. 62. –).
Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln
des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die
sogleich ohne weitere Bereitung genießbaren
mancherley Früchte. Zumahl in den heißen
Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von
phoenix dactylifera ); die verschiednen Gat-
tungen Pisang (zumahl die Plantanen von
musa paradisiaca und die Bananes oder Baco-
ves von der musa sapientum ). Für die ma-
layische Menschen-Rasse die Brotfrucht [von
artocarpus incisa *)], die nur bloß vorher ge-
schält und geröstet zu werden braucht.
So auch die vielen Gattungen von Beeren,
die ebenfalls für manche Völker (wie z.B. für
die Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmit-
tel abgeben.
Ferner die schon einige Zubereitung erfor-
dernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln,
Erdäpfel (helianthus tuberosus ), in beiden
[Seite 503] Indien die Bataten (conuoluulus batatas ).
Im wärmern America die Yams-Wurzeln
(dioscorea alata , sativa etc.), Caßawi-Wurzel
(iatropha manihot ) u. dergl. m.; so mancher-
ley Hülsenfrüchte und Gemüse.
Dann die Getreidearten, nebst dem Mais
(zea mays ); Buchweizen oder Heidekorn (po-
(lygonum fagopyrum ); Reis (oryza sativa
und montana ), zumahl für die Morgenländer;
so wie die Moorhirse (holcus sorghum, Engl.
barbadoes millet ), zumahl für viele africani-
sche Völkerschaften und für die Schinesen etc.; das
Teff (poa abyssinica ) für die Habessinier etc.
So auch die berühmten Lotus-Beeren (von
rhamnus lotus ) der Lotophagen.*)
Und einige andre besondere Pflanzentheile,
die von manchen Völkern als gewöhnliches Nah-
rungsmittel verspeißt werden, wie das Sagu-
mark (von cycas circinalis etc.); das Sene-
gal-Gummi (von mimosa senegal ) u.s.w.
Hierzu die mancherley Arten von Gewürzen.
Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich aus
dem Zuckerrohr; außerdem aber auch aus man-
[Seite 504] chen andern Gewächsen, z.B. aus der Run-
kelrübe u.a.m. So in Nord-America aus
acer saccharinum (der Maplezucker); auf
Sumatra etc. aus der Anu-Plame; auf Island
aus dem fucus saccharinus ; in Kamtschatka
aus dem heracleum sibiricum u.s.w.
Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen,
Oehl, Essig etc.
Die vortreffliche Butter ( shea-toulou ) aus
dem Butterbaume im Innern von Africa.*)
Als Getränke erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, die mancherley
Biere, (unter andern das Spruce -Bier aus der
pinus canadensis etc.).
Die verschiedenen weinigen Getränke: der
Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer ) oder auch
von der weiblichen Cocospalme. Andre berau-
schende Getränke, Branntwein, Arak, Rum,
Kirschwasser etc. etc.
Die gegohrnen Getränke aus gekauten Wur-
zeln, wie z.B. bey den Brasilianern etc. aus ihrem
Caßawi-Brot; bey den Insulanern der Südsee
aus piper latifolium etc.
Und der Rauchtaback: und der auf gleiche
Weise genossene Hanf etc.
Endlich unsre dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der Paraguay-Thee
(von einigen Gattungen des Cassine-Geschlechts),
und bey den Mongolen der schinesische Ziegel-
Thee (von vogelkirschähnlichen Blättern eines
noch nicht genau bestimmten wilden Strauchs).
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle von
den verschiednen Gattungen gossypium und bom-
bax; Flachs, Hanf, mehrere Gattungen von
Nesseln etc. Der treffliche neu-seeländische Sei-
denflachs vom phormium tenax ; die südländi-
schen Zeuge vom Baste der morus papyrifera
und des Brotbaums etc.
Zur Feuerung außer dem vielerley gemei-
nen Brennholze in manchen Gegenden besondre
Arten; wie z.B. auf den Alpen rhododen-
dron ferrugineum , auf den Heiden erica vul-
garis etc.
Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch arundo
bambus .)
Zum Dachdecken, Schilf, Stroh, – bey
den Südsee. Insulanern die Palmetto-Blätter
(von pandanus tectorius ).
Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.
Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc. der Seewier (zostera marina ).
Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für
Künstler und Handwerker alle das verschiedne
Nutzholz für Tischler, Ebenisten, Wagner,
Drechsler, Faßbinder etc. – So auch die
mancherley Rohre*). Beides auch bey vie-
len Völkern zu ihren Waffen (so z.B. das
schöne Holz des Keulenbaumes, casuarina equi-
setifolia , zu den kunstreichen Lanzen u.a. Ge-
wehren der Südsee-Insulaner).
Cocosnußschaalen, Calabassen-Kürbisse (von
der crescentia cujete ) und mehr dergleichen zu
Trinkgeschirren.
Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß u. dgl.
zum Korbflechten etc. – Kork etc.
Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey (wie zu Einem Beyspiel statt aller
der Indig –), zum Gärben, Waschen etc.
Gummi zu so vielfachem Gebrauch.
Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.
Auch die mehresten Schreibmaterialien sind
aus dem Gewächsreich genommen. Schreib-
rohr, Papierschilf (cyperus papyrus ), malaba-
rische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme etc.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens
ausmacht.
Unter den zahlreichen Pflanzensystemen, die
man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen versucht
hat, ist keins mit einem so allgemeinen, auf seine
Faßlichkeit gegründeten Beyfall ausgenommen
worden, als das linnéische Sexualsystem: das
den oben angezeigten Befruchtungswerkzeugen
[Seite 508] und deren verschiedner Anzahl und Verhältniß
angepaßt ist; da nähmlich die Classen nach der
Anzahl der Staubfäden oder nach ihrem Verhält-
niß der Lage und Verbindung mit den Staub-
wegen; – die Ordnungen aber meist nach der
Anzahl dieser letztern bestimmt sind.
Zur Pflanzenkenntniß überhaupt, linnéischer Terminologie
und System etc.
Besonders zur Kenntniß unserer einheimischen Gewächse:
Mineralien oder Foßilien sind die unorgani-
schen Naturkörper (§. 2.4.), die nähmlich nach
den bloß-physischen und chemischen Gesetzen,
auf und in der Erde gebildet werden.
Außer einigen wenigen tropfbarflüssigen Mi-
neralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind die
übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im flüssigen
Zustande gewesen.
Denn es ist erweislich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde unseres Planeten, so tief
wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht
1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs
selbst flüssig gewesen seyn muß*).
Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es,
daß jenes Primordialfluidum auch als Univer-
salsolution die Stoffe der nachher daraus nie-
dergeschlagenen Foßilien in sich aufgelöst ent-
halten hat.
Durch die successiven Niederschläge und
andre chemische Processe, die dann allgemach in
jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich die
verschiednen Arten von Gebirgs- und Erdlagen
ihre Entstehung erhalten, die sich im Ganzen
aus chronologischer Rücksicht unter zwey Haupt-
abtheilungen bringen lassen: nähmlich
A) die primitiven, so vor der organisirten
Schöpfung gebildet worden: und
B) die secundären, so erst seit der Zeit, da
Thiere und Pflanzen existirt, entstanden
sind.
Jede von beiden zerfällt wieder in zwey
Classen:
Die der primitiven nähmlich in
[Seite 512]Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die unverkennbarsten Spuren
finden, gab wohl dem echten Granit seine Ent-
stehung; als welcher nun die selbstständige, ur-
anfängliche, feste Rinde unseres Planeten aus-
zumachen, und den später gebildeten Gebirgen
und Erdschichten gleichsam zur Unterlage zu
dienen scheint; zwischen welchen er auch hin und
wieder, zumahl in den größten und höchsten Ge-
birgsketten zu Tage hervorragt.
Deshalb werden denn die Granitgebirge
auch in der Geologie Urgebirge oder Grund-
gebirge genannt.
Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag
abgesetzten Arten von Gebirgslagen, mußten,
so wie das Mischungsverhältniß im Primordial-
fluidum (§. 224.) durch die jedesmahligen Prä-
cipitationen verändert ward, sowohl von dem Gra-
nit der Urgebirge, als untereinander selbst, ver-
schieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der zwey-
ten Classe sind größtentheils von schieferigem Ge-
[Seite 513] füge (wie z.B. der Gneis, Glimmerschiefer,
Thonschiefer etc.), und in mächtigen Lagen
stratificirt; welche Lagen dann durch gewaltsame,
nach ihrer Entstehung erfolgte Revolutionen eine
abhängende, gestürzte Richtung erhalten haben.
In diesen, an die Urgebirge gleichsam an-
gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehe-
mahlige Risse und Spalten, die allgemach
mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung
(das sich nach der Hand darin abgesetzt) wie-
derum mehr oder weniger ausgefüllt worden.*)
Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder
sogenannten Gängen (Fr. filons , Engl. veins )
hat sich auch das allermehrste Erz erzeugt.
Daher sie den wichtigsten Hauptgegenstand des
praktischen Bergbaues ausmachen.
Von ihnen haben auch diese Gebirge der
zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang-Ge-
birge, weil sich in ihnen, zwar nicht ausschließ-
lich, aber doch die mehresten und ergiebigsten
Erzgänge finden.
Durch diese beiden Classen von primitiven
Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde un-
seres Planeten gebildet worden, ehe er durch
Vegetation gleichsam belebt und mit thierischer
[Seite 514] Schöpfung, so zu sagen, beseelt worden. Denn
in keiner von beiden findet sich irgend eine Spur
von versteinten, vormahls organischen Körpern.
Anders verhält es sich hingegen mit den
beiden übrigen Classen der secundären Gebirge
und Erdlager.
Die Flözgebirge nähmlich sind zwar meh-
rentheils auch stratificirt, aber meist in mehr
flächerem und wellenförmigen Lagen, als die
Ganggebirge, zudem auch von mehr abwechseln
der Mannigfaltigkeit der Bestandtheile. Auch
machen sie insgemein*) nur die niedern Berg-
rücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Be-
sonders aber unterscheiden sie sich dadurch von
den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden
Classen, daß sie großentheils von versteinten Re-
sten organisirter Körper gleichsam wimmeln. Die
mehresten dieser Petresacten sind sogenannte In-
cognita, zu welchen sich nähmlich in der jetzi-
gen organisirten Schöpfung keine Originale mehr
finden; so z.B. die Belemniten, ein paar hun-
dert verschiedene Gattungen von Ammoniten
[Seite 515] u.s.w. Diese Incognita sind aber, wie alle
Analogie lehrt, größtentheils Seegeschöpfe ge-
wesen, und sie finden sich jetzt in diesen Gebirgs-
lagen meist in ruhiger, ungestörter Lage (die Con-
chyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die
Coralliolithen wie in einem Corallenrief etc.), so
daß man aus allen diesen schließen muß, unser
jetziges festes Land sey einst der Meeresboden der
Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame plötz-
liche Revolutionen aufs Trockene versetzt worden.
Die gedachtermaßen in diesen Gebirgen man-
nigfaltig abwechselnden Lagen, werden von den
deutschen Bergleuten Flöze genannt, und daher
hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren Nah-
men erhalten.
Von diesen drey Hauptclassen von eigentli-
chen Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr
verschiedenen Zeiträumen, – durch Niederschlag
aus dem Wasser gebildet worden, und zusammen
die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, un-
verscheider man nun viertens auch die sogenannten
aufgeschwemmten Erdlager (Fr. couches meu-
bles ), die sich hin und wieder, doch meist nur
im niedern Lande, aber theils in mächtigen
Schichten und weit verbreiteten Strecken finden.
Es gehören dahin z.B. die Lager von lockerem
Sande, Lehm, Mergeltuff etc. welche letztere gar
häufig auch calcinirte und doch theils zum Be-
[Seite 516] wundern gut erhaltene Reste von Seeconchylien
und zwar an manchen Orten in unübersehlicher
Menge*) enthalten.
Außer diesen vier Hauptclassen von Gebir-
gen und Erdlagern, die sämmtlich durch Nieder-
schlag aus dem Wasser, oder wie man zu sagen
pflegt, auf dem nassen Wege entstanden sind,
zeigen sich aber auch fünftens hin und wieder
theils ganze Berge, theils flache Fossilien-Lager,
die, seit sie auf jene Weise entstanden waren,
nun durch Einwirkung unterirdischen Feuers,
oder, wie man es zu nennen pflegt, auf dem
trockenen Wege, große Veränderung erlit-
ten und dadurch ihren jetzigen Habitus erhal-
ten haben.
Die Berge jener Art heißen bekanntlich
Vulcane.
Die flachen Lagen aber nennt man durch
Erdbrände verschlacktes Land, und die ihm
eigenen Fossilien zum Unterschied von denen der
wirklich feuerspeyenden Berge) pseudovulcanische
Producte.
So leicht und deutlich aber diese fünf Classen
von Geburts- und Lager-Stätten der Fossilien*)
im Ganzen von einander zu unterscheiden sind;
so begreift sich doch aus dem, was von ihrer
Entstehung gesagt worden, von selbst, daß sie
an den Grenzen, wo die einen an die andern
stoßen, zuweilen durch unmerkliche Uebergänge
gleichsam zusammen fließen müssen.
Besonders gilt dieß da, wo die anfangs auf
dem nassen Wege entstandnen Primordialfossilien
nachmahls durch unterirdisches Feuer zu soge-
nannten vulcanischen und pseudovulcanischen Pro-
[Seite 518] ducten umgewandelt worden; als welche dann
sowohl nach Verschiedenheit jener Primordial-
stoffe, aus welchen sie durch Röstung, Schmel-
zung Verschlackung etc. entstanden, als auch nach
der größern oder mindern Heftigkeit jenes Feuers,
oder der längern oder kürzern Zeit, da es ge-
wirkt etc., und andrer Umstände und Modificationen,
unter welchen sie demselben ausgesetzt gewesen,
selbst gar sehr verschieden ausfallen mußten; da-
her denn manche derselben da, wo jene Einwir-
kung nur sehr gering und schwach war, oft kaum
merkliche Veränderung desjenigen Ansehns zeigen,
das sie bey ihrer ersten Entstehung auf dem
nassen Wege erhalten hatten.
Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem geneti-
schen Character von der Entstehungsweise der
unorganischen Körpern oder Fossilien, im Ge-
gensatz der durch Zeugung fortgepflanzten orga-
nisirten, von selbst, daß, wenn man etwa die
einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z.B. Dia-
mant, Schwefel, gediegene Metalle etc.) bey
den übrigen keine so scharf bestimmbare Characte-
ristik der Gattungen (species) als bey den or-
ganisirten Körpern; mithin aber weit mehr Will-
kürliches in der Vertheilung derselben unter ihre
Geschlechter (genera) statt hat, so daß z.B.
Röthel und Smirgel von manchen Mineralogen
[Seite 519] unter die Erze, von andern unter die Steinar-
ten gebracht werden kann.
Denn da erstens sowohl das ursprüngliche
Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als auch
die Verbindungsart, Gefüge etc. vieler einander
übrigens sehr ähnlichen Fossilien in den mannig-
faltigsten Abstufungen variirt, so entstehen schon
dadurch eben so mannigfaltige und theils durch
fast unmerkliche Nüancen gleichsam zusammen-
fließende Uebergänge, in deren Stufenfolge zwar
die Extreme auffallend genug sich auszeichnen,
aber zwischen den Mittelgliedern, zumahl in
einzelnen Exemplaren, bey weitem keine so be-
stimmten Grenzen als bey den organisirten Kör-
pern sich ziehen lassen. Besonders ist dieß der
Fall bey den vererzten Metallen, doch auch bey
sehr vielen Steinarten gemischten Gehalts.
Zweytens aber werden diese Uebergänge auch
durch die Decomposition und Auflösung vieler
schon gebildeten Fossilien vervielfältigt, da manche
Steinarten durch den Verlust ihres sogenannten
Crystallisationswassers, manche Erze durch die
Einwirkung von Säuren etc. allmählig verwittern,
und so z.B. Feldspath in Porcellanerde, Kup-
ferkies in Kupferschwärze gleichsam umge-
wandelt wird.
Um so einleuchtender wird daher das drin-
gende Bedürfnis zur gründlichen Kenntniß der
Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äuße-
ren Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer
Bestandtheile durch die chemische Analyse zu
verbinden.
Die wichtigsten äußeren Kennzeichen*) sind:
Farbe, Grad der Durchsichtigkeit und des
Glanzes, Beschaffenheit des Bruchs und des
Strichs, den manche geben, wenn sie gekratzt oder
geschabt werden, Gefüge, Härte, Schwere**)
u.s.w. Zumahl aber bey denen, wo sie Statt
hat, die Crystallisation***), d.h. eine bestimmte
[Seite 521] Form aus einer bestimmten Anzahl und eben so
bestimmten Verbindungsart von Faßetten*),
und der sogenannte Durchgang der Blätter, der
sich nach dem Verhältniß der Außen-Flächen
eines Crystalls zum Kerne desselben richtet.**)
Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossi-
lien ihre sogenannten physikalischen Kennzeichen,
z.B. die Phosphorescenz, Electricität, das
[Seite 522] Verhalten zum Magnet etc. und bey den durch-
sichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen,
oder aber das Bild der dadurch angesehenen
Gegenstände verkoppeln.
Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand-
theile*) aber (§. 237.) dient theils des Verhalten
derselben im Feuer, das auf dem sogenannten
trockenen Wege, besonders mittelst des Löth-
rohrs**), erkannt wird; vorzüglich aber die Zer-
legung derselben auf dem nassen Wege mittelst
der Reagentien etc.***)
Anm. Daß die Resultate der von verschiednen Chemi-
kern angestellten Analysen eines und eben desselben
Fossils zuweilen so sehr von einander abweichend
ausgefallen sind, wird kein Vernünftiger der Wis-
senschaft selbst zum Vorwurf machen; sondern es
zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behutsamkeit und
vor allem öftre Wiederhohlung der Versuche dazu
gehört, um dabey gegen Selbsttäuschung und Ir-
thum gesichert zu seyn.
Nur das muß man selbst bey den unübertreff-
lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie
durchaus nichts weiter zeigen können und sollen,
als Art und Menge (Qualität und Quantität)
der Stoffe worin sie sich zerlegen lassen. – Aber
nichts von dem was doch gerade den wahren eigen-
thümlichen Character so vieler Fossilien ausmacht,
nämlich die bewundernswürdige Zusammensetzung
und specifische Verbindungsart jener Stoffe, wo-
durch z.B. die Thonerde zum Saphir, und in
Verbindung mit ein Paar andern eben so gemei-
nen Stoffen, zum Turmalin wird! oder wodurch
die Natur aus Kieselerde in Verbindung mit
Thonerde den Bildstein und hingegen in Verbin-
dung mit Talkerde den demselben übrigens so
täuschend ähnlichen Speckstein hervorbringt, und
dergl. m. – s. Lichtenberg im göttingischen Ta-
schenbuch v. J. 1794. S. 134 u. f. – und de Lüc
in Voigts Magazin IX. Band, 1. St. S. 74. u. f.
Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien
nach der alten (– meines Wissens zuerst von
Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter
folgende vier Classen bringen: deren Unterschiede
und Eigenschaften zu Anfange der folgenden vier
Abschnitte näher bestimmt werden.
I. Steine und erdige Fossilien.
[Seite 524]III. Eigentlich sogenannte brennliche Mi-
neralien.
Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch
weil unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und
Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus-
helfen können und in hundert Fällen schlechterdings
aushelfen müssen), und doch das Selbstsammeln
für die mehrsten Anfänger eine schwierige Sache
seyn muß; so ist ein sehr verdienstliches Unter-
nehmen, daß man bey der Mineralien Nieder-
lage zu Freyberg kleine Mineralien Sammlungen
(versteht sich den weiten nicht von bloßen Gebirgs-
akten, als welche nur den fünften Theil davon
ausmachen) zum Verkauf verfertigt hat, die 200
instruktive Stücke enthalten, und doch nur 4 Louis-
d'or kosten, und derentwegen sich die Liebhaber
an Hrn. C. A. S. Hoffmann in Freyberg zu
wenden haben.
Steine und erdige Fossilien heißen diejenigen
trocknen Mineralien, die sich, wenn sie rein
sind, für sich*), nicht wie die Salze im Was-
ser oder wie die eigentlich sogenannten Erdharze
im Oehl auflösen lassen; noch auch wie diese letz-
tern, schon im bloßen Glühfeuer verbrennen;
noch sich wie Metalle hämmern und breitschla-
gen lassen.**) Ueberhaupt sind sie sehr feuer-
beständig und strengflüssig; wenn sie aber
schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig. Ihre
specifische Schwere übersteigt des Wassers seine
höchstens vier bis fünf Mahl.
Gegenwärtig kennt man folgende sieben pri-
mitive oder Grund-Erden, wornach die sämmt-
lichen Fossilien dieser Classe unter eben so viel
davon benannte Geschlechter geordnet werden:
III. Thon- (oder Alaun-) Erde.
IV. Talk- (oder Bitter-) Erde.
Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon dieses
Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich im
Feuer nicht schmelzbar, und bleibt auch an der
Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird
sie von keiner andern als der Spathsäure ange-
griffen: schmilzt aber mit beiderley feuerfestem
Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu Glas,
daher sie auch glasartige oder vitrescible Erde
genannt wird.
Die unten besonders anzuführenden Abarten aus-
genommen, ist er meist entweder farbenlos oder
aber weißlich, grünlich etc. vom Wasserhellen bis
ins wenig Durchscheinende. Meist glasglänzend.
Häufig crystallisirt: und zwar eigentlich als
sechsseitige Säule (die Flächen oft in die Quere fein-
gestreift), mit dergleichen Endspitze (– tab. II.
fig. 19. –). Sein Bruch meist muschligt, theils
ins Splittrige. Er ist hart, und gibt meist ein
phosphorisches Licht wenn man zwey Stücken im
Finstern aneinander reibt.
Er begreifft zwey Hauptarten; nähmlich 1)
Bergcrystall und 2) gemeinen Quarz.
Eigentlich farbenlos und wasserhell, aber auch
theils milchicht, trübe; von Glasglanz; flachmu-
schelichem Bruche; ist gemeiniglich crystallisirt;
meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz fest-
gewachsen; und dann theils in centnerschweren
Crystallen (so zumahl in der Schweiz und auf
Madagascar); oft aber auch lose, und rein aus-
crystallisirt, d.h. mit beiderseitigen Endspitzen;
darunter besonders die kleinen, aber ausnehmend
wasserhellen mit sehr kurzer Mittelsäule zu merken
(z.B. die ungarschen aus der marmorschen Gespan-
schaft). Endlich auch häufig als Gerölle, theils
von vorzüglicher Härte und Klarheit (so z.B.
die ceilanischen Keys oder Kiesel.) – Sein speci-
fisches Gewicht = 2653. Gehalt (nach Bergmann)
= 93 Kiesel-Erde, 6 Thon-Erde, 1 Kalk-Erde.
Nicht selten hält er fremdartige Fossilien ein-
geschlossen, z.B. Chlorit-Erde, Asbest, Strahl-
stein, Glimmer, Graubraunsteinerz, Titanschörl etc.:
zuweilen Wassertropfen. Selten findet et sich mit
geraden hohlen Röhrchen durchzogen (zuwahl am
St. Gotthardt).
Nachstehende drey Steinarten können wohl als
bloße nah zusammen verwandte Abarten des Berg-
crystalls angesehen werden, da sie sich oft alle
drey beysammen finden (z. B in Achatnieren
und Prophyrkugeln), auch zuweilen deutlich in
einander übergehen.
Meist von weingelbes Farbe. Von der Art
sind die vorgeblichen pfundschweren Topase.
b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.
Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der
schwärzeste heißt Morion .
Violet in mancherley Abstufungen; zuweilen
(– aber nicht beständig und nicht ausschließlich –)
von stänglig zusammengehäuften Gefüge, theils
wie faserig; die härtesten und schönstfarbigen in
Ostindien und Persien.
Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver-
breiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch
in mancherley andern Farben; mehr oder weni-
ger durchscheinend. Meist von Glasglanz, theils
aber fettglänzend; häufigst ungeformt; theils aber
crystallisirt; zuweilen als Aftercrystall (S. 521
not. *); bin und wieder in besonderer äußerer
Gestalt, wie gehackt, zellig etc. Der Bruch meist
muschelicht; zuweilen ins Splitterige, Körnige etc.
Zuweilen kriegt er durch dicht eingemengte feine
Glimmerblättchen oder durch eine eigne Art von
schuppigem Gefüge ein besonders schimmerndes An-
sehen; so vorzüglich der zimmthraune spanische
[Seite 531] vom Cabo de Gates (das sogenannte natürliche
Avanturino).
Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe
und diese vom Braunstein. Bricht meist unge-
formt, und theils mit schaaligen Ablosungen;
besonders in Baiern und am Altai, in starken
Lagern.
Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe,
und diese vom innig beygemengten Strahlstein.
Meist ungeformt; bricht besonders bey Breiten-
brunn im Erzgebirge.
2. Kieselsinter. Tofus siliceus thermalis.
Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die er-
höhte Temperatur und vermuthlich auch durch
die Verbindung mit Sode aufgelöst (§. 242.
not. *) und dann als Sinter abgesetzt. Er ist
weiß, einerseits ins Milchblaue, anderseits ins
Rahmgelbe. Meist undurchsichtig. Wie der Kalk-
sinter von mancherley besonderer Gestalt; theils wie
über einander getropft oder geflossen; traubig etc.
Meist von lockerem Gefüge, theils blätterig etc.
Gewöhnlich als Ueberzug über andere Steine zu-
weilen aber auch sogar über Moos. Gewicht =
1917. Gehalt eines isländischen (nach Klap-
roth) = 98 Kiesel-Erde. 1,50 Thon-Erde, 0,50
Eisenkalk. In vorzüglicher Menge und Man-
nigfaltigkeit an den heißen Quellen in Island
und Kamtschatka.
Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr
oder weniger durchscheinend; mit Glasglanz;
theils wie getropft oder geflossen, traubig etc. An
Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder
Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf Tuff-
wacke. Zumahl bey Frankfurt am Mayn.
Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und
des Achats. Denn die ersten beiden differiren fast
bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon, und
Achat ist nur aus mehreren von diesen und eini-
gen andern Steinarten zusammen gemengt oder
gemischt.
Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue;
aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Carneols,
ins Rauchbraune des Onyx etc. Eine rahmgelbe
Abart hat den mongolischen Nahmen Kascholong
(d.h. schöner Stein). Oft ist der Chalcedon auch
streifig, wolkicht etc. In manchen Gegenden häufig
mit dendritischen*) Zeichnungen (Dendrachat,
Mochhastein). Ueberhaupt mehr oder weniger
durchscheinend; von Fettglanz; meist ebenem
Bruch; oft von mancherley besonderer Gestalt,
[Seite 533] zumahl stalactitisch, oder in Nieren, Mandeln,
Kugeln etc. Letztere (im Vicentinschen) nicht selten
mit eingeschloßnen Höhlungen, und in diesen zu-
weilen Wassertropfen (Fr. Hydrocalcedoine );
anderwärts auch theils wie gebackt, zellig etc.
auch mit Crystallisations-Eindrücken (S. 521.
not. *) oder als Aftercrystallen, doch theils auch,
wie es scheint, in eigenthümlicher, sowohl cubischer
als quarzähnlicher Crystallisation Gewicht = 2615.
Auch viele Chalcedone phosphoresciren, wenn sie
an einander gerieben werden. Gehalt eines Färöer
(nach Bergmann) = 84 Kiesel-Erde, 16 Thon-
Erde. Oft macht er Uebergänge in Quarz,
Hornstein, Opal. Bricht häufig im Trapp.
Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft mit
scharf abwechselnden Schichten von milchblauen
gemeinen Chalcedon. Hauptgebrauch bey den
alten griechischen und römischen Steinschneidern
zu Cameen etc.*).
Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe,
anderseits ins dunkelste Granatroth. Von letzterer
Art vor allen die köstliche antike Corniola nobile
(Fr. cornaline de la vieille roche ), die mit auf-
fallendem Lichte schwarzroth, mit durchfallendem
Lichte aber bluthroth, wie ein böhmischer Granat
und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber
jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten
[Seite 534] größten Meisterwerke der alten griechischen und
etruskischen Steinschneidekunst gegraben sind.
Achat, ist, wie gesagt, ein Gemengsel von
mehreren der vorigen Arten, außerdem aber auch
zuweilen von Quarz (zumahl Amethyst), Helio-
trop, Jaspis etc. in endloser Mannigfaltigkeit der
Zusammensetzung, Farben und Zeichnung. Da-
her die mancherley Benennungen, z.B. Achat-
onyx, Jaspachar, Bandachat, Festungs-
achat etc. – Trümmerachat, der Bruchstücke
von jenen Steinarten enthält, die durch Quarz-
cement zusammen verbunden sind. Regenbo-
genachat, mit buntem Farbenspiel bey durchfal-
lendem Lichte. Ueberhaupt häufig in Kugelform;
oft hohl. In größter Menge und Mannigfaltig-
keit in Deutschland, zumahl in der Pfalz.
Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten
verschieden: alle sind mehr oder weniger durch-
scheinend; haben meist Fettglanz, theils stärker
theils matter: ihr Bruch ist muschelich; sie finden
sich bloß derb; und sind meist nur halbhart. –
Die beiden Hauptarten sind; 1) der eigentliche
Opal, und 2) der Wachsopal.
mit folgenden Abarten: nähmlich
Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb;
bey auffallendem milchblau, mit einem eigenen
feurigen Spiel von Regenbogenfalben: Gewicht
= 2114. Gehalt (nach Klaproth) = 90 Kiesel-
Erde, 10 Wasser. Fundort zumahl Ober-Ungarn.
Minder durchscheinend; und ohne jenes Farben-
spiel. Gehalt eines Kosemitzer (nach Klaproth)
= 98,75 Kiesel-Erde, 1 Thon-Erde, 1 Eisen-
Kalk. Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den
Färöern etc. Uebergang in Chalcedon, Chysopras etc.
c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi,
lapis mutabilis.
Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung aus
der vorigen Abart entstanden; daher gleicher Fund-
ort, und ähnlicher Gehalt; weicher als diese;
klebt an der Zunge; saugt Wasser ein; wird dabey
durchsichtig; theils mit Regenbogenfarben*).
Gemeiniglich wachsgelb; aber auch theils
braunroth, olivengrün etc.; mehr oder weniger
durchscheinend; theils Glasglanz, theils Fett-
glanz; muschelichter Bruch. Uebergang in gelben
Chalcedon und in Pechstein. Hat den Nahmen von
seinem Hauptfundorte in Ober-Ungarn. Gehalt
eines solchen (nach Klaproth) = 93,50 Kiesel-
Erde, 1 Eisen-Kalk, 5 Wasser.
In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz;
gelblich, bräunlich etc. Der Längenbruch theils
noch faserig; und zuweilen mit schaaligen Ablo-
sungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in
Ungarn bey Schemnitz.
6. Katzenauge. (Fr. oeil de chat ).
Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher der
Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz; meist
als Gerölle auf Ceilan und Malabar. Gewicht
= 2657. Gehalt (nach Klaproth) = 95 Kie-
sel-Erde, 1,75 Thon-Erde, 1,50 Kalk-Erde,
0,25 Eisen-Kalk.
In mancherley Farben; doch meist ins Braune;
meist wenig durchscheinend; Fettglanz; musche-
lichter Bruch; meist derb; theils in Nieren; halb-
hart. Gewicht eines sächsischen = 2314. Ueber-
gang in Wachsopal: theils mit eingemengten Feld-
spath- und Quarz-Körnern (Pechstein-Porphyr).
8. Menilit, vulgo blauer Pechstein.
Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünnesten
Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem Flach-
muschlichten ins Grobschlittrige; ritzt in Glas.
Gehalt (nach Klaproth) = 85,50 Kiesel-Erde,
1 Thon-Erde, 0,50 Kalk-Erde, 0,50 Eisen-Kalk,
11 Wasser und kohlenartiger Stoff. In Nieren und
knolligen Stücken, im Polir-Schiefer zu Menil-
Montant bey Paris.
9. Polirschiefer, Tripelschiefer.
Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche, oft
gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefrigem
Bruch; feinerdicht; mager anzufühlen; hängt nicht
an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt (nach
Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Thonerde, 1,50
Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50 Eisenkalk, 19 Was-
ser. Fundort zumahl bey Menil-Montant.
Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich.
Gehalt (nach Haase) = 90 Kiesel-Erde, 7 Thon-
Erde, 3 Eisen. Fundort unter andern in starken
Lagen im Luzerner Gebiet.
11. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce .
Engl. pumice-stone .)
Meist weißlich grau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde;
scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt des lipari-
schen (nach Klaproth) = 77,50 Kieselerde, 17,
50 Thonerde, 1,75 Eisenkalk. Fundort zumahl
in vielen vulcanischen Gegenden*), wie bey
Lipari, Santorini und einigen Südsee Inseln.
Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch
theils strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglän-
zend; muschelichter Bruch. Ein pseudovulcanisches
Product, vermuthlich aus Schieferthon entstanden.
Fundort unter andern bey Stracke in Böhmen.
13. Obsidian, isländischer Achat, tockayer
Lux-Saphir, Lavaglas.
Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze;
mehr oder weniger, theils aber nur an den dünn-
sten Kanten durchscheinend; glasglänzend; musche-
lichter Bruch; ungeformt; hält theils Quarz- und
Feldspath-Körner eingemengt (Obsidian-Por-
[Seite 538] phyx). Fundort zumahl bey Vulcanen, z.B. auf
Island, Insel Ascension, Oster-Insel etc.
14. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhoma-
chus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil .
Engl. flint .)
Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc. wenig
durchscheinend; muschelichter, scharfkantiger Bruch;
theils in dichten oder hohlen Kugeln zu letztern
gehören die sogenannten Melonen vom Berge
Carmel); härter als Quarz. Gewicht = 2594.
Gehalt (nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 0,50
Kalkerde, 0,25 Thonerde, 0,25 Eisenkalk.
Uebergang in Hornstein etc. Häufigst in Kreide-
Lagern. Enthält oft Versteinerungen, zumahl
von See-Igeln und zarten Corallen (Cellula-
rien etc.) Als Gerölle im Puddingstein von Hert-
fordshire. Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen.*)
15. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus. (Fr. pierre de corne . Engl. chert .)
Meist grau, in allerhand andere unansehnliche
Farben übergehend. Höchstens nur an den Kauten
durchscheinend. Meist splitteriger Bruch; unge-
formt; doch theils in Aftercrystallen (S. 521
not. *) nach Kalkspath gemodelt; minder hart
als Quarz. Gewicht = 2708. Gehalt (nach
Kirwan) = 72 Kiesel-Erde, 22 Thon-Erde, 6
Kalk-Erde. Uebergang in Feuerstein, Chalce-
don, Jaspis etc. Macht die Grundmasse mancher
Porphyre aus.
Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii ) ist ein
braunrother, sehr eisenschüssiger, zuweilen gül-
discher Hornstein, der bey Schemnitz eine Haupt-
gangart ausmacht.
Holzstein oder Kieselholz (– In Thüringen
von seinem Gebrauch Smirgel genannt –) ist
in eine Art von Hornstein petrificirtes Holz; von
mancherley Farben; unter andern zuweilen co-
schenillroth, selten apfelgrün. Fundort zumahl
im aufgeschwemmten Lande; theils aber auch in
Flözgebirgen (im rothen todten liegenden).
16. Kieselschiefer, Hornschiefer.
Rauchgrau, bis ins Kohlschwarze; meist un-
durchsichtig; matter schimmernder Fettglanz; meist
grobsplitteriger, theils schuppiger Bruch; schief-
riges Gefüge; ungeformt; meist als Gerölle;
hart; oft mit Quarzadern durchzogen. Uebergang
in Thonschiefer.
Dahin gehört auch, was Hr. Werner lydischen
Stein nennt.
Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz;
meist ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen,
und diese meist in sechsseitigen Säulen mit dreyecki-
gen Endspitzen (– tab. II. fig. II. –); hart. Fund-
ort zumahl Böhmen und das sächsische Erzgebirge.
Von allen Farben und Zeichnungen; daher die
Beynahmen Bandjaspis etc. undurchsichtig; mat-
ter muschelichter Bruch; meist ungeformt: selten
in ursprünglicher Nierenform; sehr hart. Gewicht
[Seite 540] = 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75 Kiesel-
Erde, 20 Thonerde, 5 Eisen-Kalk. Uebergang
in Hornstein, Eisenkiesel etc.
Eine besondere merkwürdige Abart ist der Aegyp-
ten-Kiesel. Silex Niloticus. (Fr. Caillou d'
Egypte .) – Braun in allerhand Abstufungen;
theils streifig oder geadert; auch mit dendritischen
Zeichnungen; in ursprünglicher Kieselform;
trefflich polirbar. Gewicht = 2564. Fundort
zumahl in Ober-Aegypten.
Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Punk-
ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend;
Fettglanz; muschelichter Bruch; ungeformt. Ge-
wicht = 2633. Fundort vorzüglich in Aegypten.
20. Plasma*), Smaragdpraser. (Fr. prime
d'Emeraude . Ital. plasma di smeraldo
gemmario .)
Licht lauchgrün, meist mit weißen oder gelb-
lichen kleinen Flecken; durchscheinend. Fundort
jetzt unbekannt, doch vermuthlich Aegypten; häufig
von den alten Künstlern zu Petschirsteinen etc. ver-
arbeitet.
Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend;
hat seine schöne aber im Feuer sehr vergängliche
Farbe vom Nickelkalk; ist durchscheinend; unge-
formt. Gehalt (nach Klaproth) 06, 16 Kiesel-
Erde, 1 Nickelkalk. Fundort vorzüglich bey Ko-
semitz in Schlesien.
Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; klein-
muschelichter Bruch; sowohl ungeformt, als auch
in flachen Rauten crystallisirt. Gehalt (nach
Klaproth) = 52,7 Kiesel-Erde, 25,6 Thon-Erde,
0,4 Kalk-Erde, 9,6 Eisenkalk und Braunstein.
Fundort zumahl Thum im Erzgebirge, und
Dauphine.
Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber
auch ins Meergrüne, Blauliche etc.; der Längenbruch
muschelicht; der Querbruch blätterig. Meist cry-
stallisirt, und zwar gewöhnlich als vier- oder
achtseitige Säule, die beym brasilischen mit vier,
acht oder auch sechs Flächen zugespitzt (– tab. II.
fig. 16. –), beym Sächsischen aber mehrentheils
mit einer sechsseitigen Fläche abgestumpft ist
(– tab. II. fig. 9. –). Gewicht des brasilischen
= 3515. L. Dieser zeigt auch die Electricität
des Turmalins. Fundorte, in Europa zumahl
bey Auerbach im Voigtlande auf dem Schnecken-
stein, in einem eignen, merkwürdigen Mutterge-
stein (dem Topasfels); in Asien vorzüglich bey
Mukla in Natolien und am Ural in Sibirien;
in America in Brasilien.
24. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine .)
Berggrün in mancherley Schattirungen, einer-
seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins
Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch musche-
licht; Querbruch blätterig; in sechsseitige Säulen
von mancherley Varietät crystallisirt. Gewicht
= 2683. Gehalt (nach Bindheim) = 64 Kie-
sel-Erde, 27 Thon-Erde, 8 Kalk-Erde, 2 Eisen-
Kalk*). Fundort vorzüglichst auf dem Adon-
schelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal.
Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah-
men: seine Crystallisation ist eine sechsseitige
Säule (– tab. II. fig. 10. –) in mancherley
Abänderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach
Klaproth) = 66,25 Kiesel-Erde. 31,25 Thon-
Erde**), 0,50 Eisenkalk. Fundort wohl bloß
in Peru***).
26. Stangenstein, weißer Stangenschörl,
schörlartiger Beryll.
Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth-
lich; wenig durchscheinend; blätteriger Querbruch;
in stänglich zusammengehäuften Säulen, theils in
sechsseitigen Crystallen. Gewicht = 3530. Ge-
halt (nach Klaproth) = 50 Kiesel-Erde und 50
Thon-Erde. Fundort vorzüglich im Stockwerk
bey Altenberge im Erzgebirge, in einem gemeng-
ten Muttergestein von Glimmer und Quarz.
27. Kreuzstein, Kreuzcrystall.
Meist milchweiß, und nur durchscheinend; sel-
ten wasserbell; der Längenbruch blätterich, der
Querbruch muschelicht; immer crystallisirt*), und
zwar ursprünglich als schmale, dicke, rechtwinklige,
vierseitige Tafel oder Säule, an den Enden zuge-
schärft und zugespitzt; aber fast immer als Zwil-
lingscrystall so, daß ihrer zwey und zwey einander
der Länge nach gleichsam durchschneiden (– tab.
II. fig. 15 –) und sie dann zusammen auf
dem Querbruch ein Kreuz vorstellen. Gewicht
= 2355. Gehalt (nach Klaproth) = 49 Kie-
selerde, 18 Schwererde, 16 Thonerde, 15 Wasser.
Fundort zumahl Andreasberg am Harz.
28. Prehnit, capischer Chrysolith, grüner
Schörl.
Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwa-
chem Perlmutterglanz; theils ungeformt, theils
in kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusammen-
gehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt (nach
Klaproth) = 43,83 Kieselerde, 30,33 Thon-
erde, 18,33 Kalkerde, 5,66 Eisenkalk, 1,83
Wasser. Fundort zumahl am Cap und in Dauphine.
Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner
Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor
dem Löthröhre zweigartig aufbläht, ohne zu einer
Perle zu fließen. Ist weiß in mancherley Schat-
tirungen, auch theils ziegelroth, grün; der frische
ist mehr oder weniger durchscheinend; meist perl-
mutterglänzend (der verwitterte hingegen un-
durchsichtig, erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge
meist divergirend strahlicht; theils blättrig; häu-
fig ungeformt; oft nierenförmig; oft crystallisirt,
und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säu-
len, seltener cubisch etc. theils nadelförmig, theils
faserig (Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht
= 2134. Gehalt eines Färöer (nach Pelletier)
= 50 Kieselerde, 20 Thonerde, 8 Kalkerde, 22
Wasser*). Fundort unter andern zumahl
auf Island und den Färöern im Trapp. Sonst
auch in manchen Basalt etc.
Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder
weniger durchscheinend; selten wasserhell und
durchsichtig; glasglänzend; in runden und stumpf-
eckigen Körnern; meist ungefähr von Erbsengröße,
doch theils auch so groß als Haselnüsse und
drüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach Lo-
witz) = 74 Kiesel-Erde, 12 Thon-Erde, 7 Kalk-
Erde, 3 Bitter-Erde, 1 Eisen-Kalk. Fundort
zumahl beym Ausfluß der Marekanka ins ochots-
kische Meer; liegen als Kerne in einer blätterigen
Rinde von glasähnlichen, rissigen, leichtbrüchigen,
concentrischen Schaalen; beides Kern und Rinde
blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.
31. Lasurstein. Lapis lazuli. Sapphirus der
Alten. (Fr. pierre d'azur .)
Hat den Nahmen aus dem Persischen von seiner
vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsichtig;
von mattem fast erdigen Bruch; oft mit einge-
sprengten Schwefelkies-Puncten; ungeformt. Ge-
wicht = 2771. Gehalt (nach Klaproth) = 46
Kiesel-Erde, 14,50 Thon-Erde, 28 kohlensaure
Kalk-Erde, 6,50 schwefelsaure Kalk-Erde (Gyps),
3 Eisen-Kalk, 2 Wasser. Fundort unter andern
in ausnehmender Schönheit und großen Blöcken
am Baikal. Gebrauch zu mancherley Kunstarbeiten
und nahmentlich zur Ultramarin-Farbe.
Aus dem Dunkel-lauchgrünen ins Schwarz-
braune; wenig durchscheinend; starkglänzend;
blätteriger Längenbruch; muschlichter Querbruch;
theils crystallisirt in breiten sechsseitigen Säulen
mit vierseitigen Spitzen. Gewicht = 3370 L.
[Seite 546] theils in Basalt eingewachsen. Vorzüglich schön
in der Tuffwacke im Fuldischen.
Meist pechbraun, theils ins Dunkel-olivengrüne;
wenig durchscheinend; von außen meist Fettglanz;
inwendig Glasglanz; immer crystallisirt; beson-
ders in vierseitigen kurzen Säulen mit abge-
stumpften Kauten und sehr stumpfen Endspitzen.
Gehalt (nach Klaproth) im 35,50 Kiesel-Erde,
33 Kalk-Erde, 22,25 Thon-Erde, 7,50 Eisen-
Kalk, 0,25 Braunstein-Kalk. Fundort unter den
Primordialfossilien des Vesuvs; vorzüglich aber
(in rein auscrystallisirten theils daumensdicken
Crystallen) an der Mündung des in den Wiluj
fallenden Achtaragdas.
34. Leucit, weißer Granat, vulcanischer
Granat.
Graulich weiß, milchicht; durchscheinend; aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche
concentrische Textur. Gemeiniglich crystallisirt,
weist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier
Flächen an jeder Endspitze (– tab. II. fig. 14. –);
sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach
Klaproth) = 54 Kiesel-Erde, 23 Thon-Erde,
22 Pottasche. Fundort vorzüglich in Unter-Ita-
lien, in mancherley Laven und Tuffwacken.
Kohlschwarz; undurchsichtig; glasglänzend;
crystallisirt, wie der Granat (dem er überhaupt
sehr ähnelt), als Dodecaëder mit rautenförmi-
gen Flächen (– tab. II. fig. 13 –); muschlich-
[Seite 547] ter Bruch; Gewicht = 3691. Fundort bey
Frascati im Kirchenstaat, in Basalt eingewachsen.
Aus dem Blutrothen durchs Pechbraune ins
Olivengrüne; eben so verschiedene Grade der
vollkommnern oder mindern Durchsichtigkeit; meist
Glasglanz; sowohl ungeformt als crystallisirt;
letzteres in mancherley Form; doch meist als
Dodecaëder mit rautenförmigen Flächen (– tab. II.
fig. 13 –); auch wie der Leucit (– tab. II.
fig. 14. –).
Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol-
gende drey Arten des Granats:
1) Rother Granat, edler Granat.
Meist entweder dunkelroth oder violetroth. Mancher
dodecaëdrisch crystallisirte zeigt auf dem Bruche con-
centrische Textur (wie der Leucit). Gewicht = 4188.
Gehalt des böhmischen (nach Klaproth) = 40
Kiesel-Erde, 10 Talck-Erde, 3,50 Kalk-Erde,
16,50 Eisen-Kalk, 0,25 Braunstein-Kalk. Fin-
det sich in vielen Weltgegenden: zumahl im
Glimmer, Chloritschiefer, Serpentin etc. auch
in mancherley gemengten Gebirgsarten, und man-
chem Fluß-Sande.
2) Brauner Granat, Eisengranat.
Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter
andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch
beym Vesuvian vom Vesuv.
3) Grüner Granat gemeiner Granat, grüner
Eisenstein
Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt (nach Wiegleb) = 36,45 Kiesel-Erde,
[Seite 548] 30,83 Kalk-Erde, 28,75 Eisen-Kalk. Unter
andern rein auscrystallisirt in der Leucit-Form
(– tab. II. fig. 14. –) beym Vesuvian vom
Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thüringen
und Meisen.
Die vom Hrn. Professor Klaproth entdeckte
Zircon-Erde, von welcher dieß Fossilien-Ge-
schlecht den Nahmen hat, wird in Schwefel-
säure und im concentrirten Essig, aber nicht
in Laugensalzen aufgelöst, und äußert kein An-
ziehungsvermögen zur Kohlensäure. Sie gibt
vor dem Löthrohre mit Borax eine wasserhelle
Perle, und findet sich in zwey so genannten
Edelsteinen, dem Zircon und dem Hyacinth.
Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig;
gewöhnlich rein auscrystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den Kan-
ten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II.
fig. 20. –). Gewicht = 3687. Gehalt (nach
Klaproth) = 70 Zircon-Erde, 25 Kiesel-Erde.
Fundort vorzüglich Ceilan.
Meist von blassen Farben, zumahl ins Gelb-
liche, Blauliche; selten lichtbraun etc.; durchsich-
tig; von einem eigenen, fast metallischen, doch
etwas fettigen Glanze; crystallisirt in vierseitigen
[Seite 549] Säulen, die mit vier auf den Seiten aufsitzenden
Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 7. –);
sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche werden
stark vom Magnet angezogen. Gehalt (nach
Klaproth) = 69 Zircon-Erde, 26,50 Kiesel-Erde,
0,50 Eisen-Kalk. Fundort, Ceilan.
Die Thon-Erde (terra argillosa) heißt
auch Alaun-Erde (terra aluminosa, Fr.
alumine ), weil sie mit der Schwefelsäure den
Alaun bildet. Sie wird außerdem auch in der
Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus
der Auflösung durch Pottasche wieder gefällt.
Für sich ist sie im Feuer unschmelzbar, verhärtet
aber darin; und wird dabey (und zwar nach
Verhältniß des Grades der Hitze) in einen klei-
nern Raum zusammen gezogen. – Viele thon-
artige Fossilien geben, wenn sie angehaucht
werden, den eigenen Thongeruch von sich. Die
weichen kleben meist an der Zunge, und man-
che derselben saugen das Wasser ein, und lassen
sich darin erweichen.
In dieses Geschlecht gehören zuförderst –
so auffallend es auch auf den ersten Blick schei-
nen muß – manche farbige Edelsteine, deren
einige, wie ihre genaueste Analyse gelehrt hat,
fast aus bloßem Thone bestehen, der auf eine
[Seite 550] unbegreifliche Weise zu so ausnehmend harten,
durchsichtigen, feurigen, edlen Steinalten ver-
bunden ist (§. 240. S. 523).
Meist aus dem Citrongelben ins Spargelgrüne
(so der brasilische), theils ins Olivengrüne (so
der ceilanische); jener opalisirt ins Blaue; durch-
sichtig glasglänzend; muschelichter Bruch; meist
ungeformt in Körnern. Gewicht = 3710. Ge-
halt (nach Klaproth) = 71,50 Thon-Erde, 18
Kiesel-Erde, 6 Kalk-Erde, 1,50 Eisen-Kalk.
Meist blau in mancherley Abstufungen; bis ins
Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar weingelb*),
wozu vielleicht mancher so genannte ostindische
Topas gehört**); eigentlich durchsichtig; zu-
weilen in etwas opalisirend; seine Crystallisation
als sechsseitige einfache oder doppelte Pyramide
(– tab. II fig. 18. –); und theils von concen-
trischem Gefüge, wie der Leucit oder mancher
rothe Granat***). Ist der härteste Stein dieses
[Seite 551] Geschlechts. Mittel-Gewicht = 4000. Gehalt
(nach Klaproth) = 98,50 Thon-Erde, 1 Eisen-
Kalk, 0,50 Kalk-Erde. Findet sich wohl bloß
als Gerölle; zumahl auf Ceilan.
Roth in mancherley Abstufungen; daher die be-
sondern Benennungen, da der ponceaurothe Spi-
nell genannt wird, der rosenrothe Balais, der
ins Hyacinthrothe fallende Kubicell etc. zuweilen
geht er aber auch ins Blauliche, ins Weiße etc.;
seine Crystallisation mannigfaltig; doch meist als
doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5 –)
oder als sechsseitige Säule oder Tafel, in man-
cherley Abänderungen. Mittel-Gewicht = 3700.
Gehalt (nach Klaproth) = 74,50 Thon-Erde,
15,50 Kiesel-Erde, 8,25 Talk-Erde, 0,75
Kalk-Erde, 1,50 Eisen-Kalk*). Fundort Ceilan,
Pegu etc.
In drey Hauptfarben, schwarz, braun und
grün; theils Glasglanz, theils Fettglanz; weist
muschelichter Bruch. Meist in drey- oder sechs-
oder neunseitigen der Länge nach gestreiften Säu-
len, mit dreyseitiger kurzer Endspitze (– tab. II.
fig. 12. –). Manche Abarten von allen drey
Farben zeigen die sonderbare Electricität, daß sie,
wenn sie nur bis zu einer gewissen Temperatur
[Seite 552] erwärmt sind, Asche etc. anziehen und abstoßen,
und diese heißen Turmaline*).
1) Schwarzer Schörl und Turmalin.
Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils
in dünnen Splittern braun oder grün durchschei-
nend. Hat glasartigen Bruch. Meist in langen
Säulen (Stangenschörl), theils nadelförmig;
theils in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl).
Bricht sowohl im Granit, als in manchen Gang-
gebirgsarten, zumahl im Gneis, Schneidestein etc.
Fast in allen Welttheilen; nahmentlich in Tyrol,
Grönland, auf Madagascar etc.
Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey
durchfallendem fast colophoniumbraun, durchsichtig;
auch wie der schwarze theils in langen Säulen
(so z.B. auf den Pyrenäen), theils in Graupen
(z.B. auf Ceilan). Gehalt (nach Bergmann) =
39 Thon-Erde, 37 Kiesel-Erde, 15 Kalk-Erde,
9 Eisen-Kalk.
Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durch-
sichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gehalt
(nach Bergmann) = 50 Thon-Erde, 34 Kiesel-
Erde, 11 Kalk-Erde, 5 Eisen-Kalk. Fundort
Brasilien.
Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig durch-
[Seite 553] scheinend; meist blätteriger Bruch; gibt grünlich-
grauen Strich. Gewicht = von 3600 bis 3900.
Gibt, wenn sie angehaucht wird, den eigenen
Thongeruch von sich.
Als besondere Arten verdienen angemerkt zu
werden:
1) Gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée ).
Theils stralig, büschelförmig etc. Eins der
weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem
Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile
vielen Aftergranits ausmacht; sich aber auch theils
in Flözgebirgen von neuerer Entstehung findet*).
Meist mit kurzen durcheinander laufenden stra-
ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.
Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säu-
len, die theils tafelartig, und mit zwey oder drey
Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind. Meist
eingewachsen in Basalt und Tuffwacke; auch ein-
gemengt in Laven.
Rothbraun, theils ins Blaulichschwarze; un-
durchsichtig; matt; fein Bruch aus dem Klein-
[Seite 554] muschlichten ins Splittrige; crystallisirt meist in
sechsseitigen kurzen, verschiedentlich abgestumpften
Säulen; weich; gibt angefeuchtet Thongeruch
von sich; Gehalt (nach Klaproth) = 63,75 Thon-
Erde, 29,50 Kiesel-Erde, 6,75 Eisen-Kalk.
Bricht in einem granitartigen Gemenge auf den
Pinistollen bey Schneeberg im Erzgebirge.
7. Schillerspath*).
Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich
durchscheinend; von metallischem, schillerndem
Glanze; geradblätterig; weich. Gehalt (nach
Gmelin) = 17,9 Thon-Erde, 43,7 Kiesel-Erde,
11,2 Talk-Erde, 23,7 Eisen-Kalk. Fundort im
harzburger Forst am Harz, in einem grünlich
schwarzen, dem Serpentinstein ähnelnden Mut-
tergestein.
Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
[Seite 555] tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder we-
niger durchscheinend; meist geradeblätterig, selten,
krummblätterig (wie z.B. Mica hemisphaerica
Linn .) Jene theils in Bogengröße; so z.B.
das russische Frauenglas ( Slud ); die Blätter
elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber
crystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen
Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt (nach Berg-
mann) = 46 Thon-Erde, 40 Kiesel-Erde, 5 Talk-
Erde, 9 Eisen-Kalk. Auch eins der primitivsten
und allgemeinst verbreiteten Fossilien in unserer
Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Ge-
birgen (§. 227-230).
Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche etc.;
an den Kanten durchscheinend; schimmernd, von
fast metallischem Glanze; unebnem, kleinschuppich-
tem, fast glimmerigem Bruche; halbhart. Gehalt
(nach Klaproth) = 38,25 Thon-Erde, 54,50
Kiesel-Erde, 4 Pottasche, 2,50 Wasser, 0,75
Braunstein- und Eisenkalk. Fundort bey Rozena
in Mähren, in einer gemengten Gebirgsart von
Feldspath und großen Quarzbrocken.
10. Demantspath. Corundum.*)
Meist apfelgrün, theils rauchgrau, selten ins
Haarbraune; wenig durchscheinend; von sogenann-
tem Demant-Glanz, und spathartigem Gefüge;
crystallisirt in sechsseitigen (zuweilen etwas conisch
zulaufenden) kurzen Säulen. Mittel-Gewicht, so-
wohl des schinesischen als hindostanischen, = 3911 L.
Gehalt des letztern (nach Klaproth) = 89,50
[Seite 556] Thon-Erde, 5,50 Kiesel-Erde, 1,25 Eisen-Kalk,
Fundort Coromandel und Schina, im Granit.
Gebrauch in jeden Ländern zum schneiden und
poliren der Edelsteine und des Stahls.*)
11. Feldspath (Fr. Spath étincelant , Engl.
Field-spar .)
Von mancherley, doch meist blaffern Farben;
weist nur wenig durchscheinend; weist wahres
Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschiedent-
lich crystallisirt; häufigst als Bestandtheil gemeng-
ter Gebirgsarten; theils mit andern Fossilien
(z.B. mit Quarz oder Hornblende) innig gemengt.
Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:
D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der
Art ist z.B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen
Serpentina verde antico , und der himmelblaue
vom S-W. Ufer des Baikal.
Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch theils
auch in andern und selbst hohen Farben, z.B.
smaragdgrün mit mattem Perlenmutterglanz
im sogenannten Amazonenstein (Fr. smaragdite ).
aus dem Catharinburgischen; mit deutlichen
Spathgefüge; häufig crystallisirt, zumahl in
sechsseitigen Tafeln mit zugeschärften oder zuge-
spitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseitigen
Säulen etc. Manche Abarten verwittern leicht
(zu Porcellanthon). Gewicht des smaragdgrü-
nen sibirischen = 2573 L. Wiederum eine der
uranfänglichsten Fossilienarten unseres Erdkörpers,
[Seite 557] als Hauptgemengtheil des Granits, wo er in
manchen Abarten den bey weitem vorwaltenden
Theil ausmacht*).
Farbenlos; theils wasserhell; glasglänzend;
theils ungeformt (so z.B. eingewachsen in man-
chen hieländischen Basalt; theils tafelförmig cry-
stallisirt (so z.B. am Vesuv).
Vermuthlich gehört auch dahin der sogenannte
weiße Tafelschörl aus Dauphiné.
Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän-
zend; opalisirend; seine Crystallisation meist wie
am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561.
Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard
(theils in großen Crystallen), und der eigentliche
Mondstein als Gerölle auf Ceilan**).
Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber
bey auffallendem Lichte in mancherley, theils hohe
Farben schillernd, theils mit Messing- oder Tom-
backglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692.
[Seite 558] Fundort vorzüglichst auf Labrador (als Gerölle)
und in Ingermannland.
12. (sogenannte) reine Thon-Erde.
Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend;
mager anzufühlen; meist in kleinen Nieren. Ge-
wicht = 1669. Vorzüglich rein bey Halle. Hält
ausser der Thon-Erde nur etwas weniges kohlen-
saure Kalk-Erde und Kiesel-Erde. Doch von
letzterer ohne Vergleich weniger als die nächstfol-
genden Thonarten.
13. Porcellan-Erde, Kaolin der Schineser.
Weißlich, in allerhand blasse Farben überge-
hend; mager; sanft anzufühlen; von verschied-
nem Zusammenhange. Gehalt verschieden; doch
gewöhnlich nur ungefähr 1/4 Thon-Erde zu 3/4 Kiesel-
Erde. Fundort in vielen Ländern von Europa
und Asien. Ist wenigstens großentheils aus ver-
wittertem Feldspath entstanden.
Meist von grauer Farbe, und aus derselben
durch mancherley Uebergänge in andere; matt;
weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin
Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich
im Feuer mehrentheils Ziegelroth; variirt mannig-
faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der
davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z.B.
zu Terra cotta , Fayence, Steingut, Tabacks-
[Seite 559] pfeifen, türkischen Pfeifenköpfen, Schmelztiegeln,
zu den durch ihre so auffallende Leichtigkeit und
Feinheit sich auszeichnenden antiken sogenannten
etruskischen Vasen, dann zur gemeinen Töpferware,
Ziegeln, auch zum walken schlechter Tücher etc.
Findet sich meist in aufgeschwemmtem Lande,
nahe unter der Dammerde.
Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Ge-
genden als Baustein.
Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen
stark an der Zunge*); oft mit Kräuterabdrücken
(Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher Gefährte
der Steinkohlen. Uebergänge in Thonschiefer,
Porcellan-Jaspis.
Wenn er mit Erdharz durchdrungen ist, heißt
er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schiftus
carbonarius; dieser brennt mit Harzgeruch und
wird dabey heller.
15. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam .)
Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er-
weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk,
daher er mit Säuern braußt, und theils leicht
im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in
aufgeschlemmtem Lande.
16. Bolus, lemnische-Erde, Siegel-Erde.
Terra Lemnia s. sigillata.
Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe; matt;
fettig; muschelichter Bruch; glänzender Strich;
weich; hängt stark an der Zunge; gibt angehaucht
den Thongeruch. Fundort vorzüglich auf der Insel
Stalimene (Lemnos).
17. Walker-Erde. Argilla fullonum. (Engl.
Fuller's Earth .)
Meist leberbraun, aber auch in andern Farben;
theils streifig, oder fleckig; matter, erdiger Bruch;
fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich, und
Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher ihre wich-
tige Benutzung. Gehalt (nach Bergmann) = 25
Thonerde, 51,8 Kieselerde, 3,3 Kalkerde, nur
0,7 Talkerde, 3,7 Eisenkalk, 15,5 Wasser.
Fundort der vorzüglichsten in Hampshire.
Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß
mit grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger
Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark an
der Zunge, und läßt sich spähneln. Fundort
zumahl bey Medziana Gera in Polen.
Graulich weiß, theils röthlich; erdig; weich;
zähe; läßt sich spähneln; gibt glänzenden Strich;
klebt an der Zunge; fällt im Wasser blättrig aus
einander; Gewicht = 2000; Gehalt (nach
Klaproth) = 23 Thonerde, 63 Kieselerde, 1,25
Eisenkalk, 12 Wasser. Fundort zumahl auf der
Insel Argentiera (Cimolo).
Ganz in den nähmlichen drey Abartungen
wie der gemeine Thon, von dem er sich aber durch
seinen ansehnlichen Alaungehalt auszeichnet. Also:
Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen-
der Strich; theils in ganzen Flözen.
Weiß, ins Gebliche, Grauliche etc. (im Feuer
brennt er sich röthlich); theils an den Kanten
etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im
Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Ge-
halt (nach Bergmann) = 35 Thon-Erde, 22
Kiesel-Erde, 43 Schwefel. Meist in ganzen Flözen;
Hauptfundort zu Tolfa im Kirchenstaat.
Graulich, theils ins Schwarze; bricht schei-
benförmig; theils gerade-theils krumm-blätte-
rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt,
theils glänzend; hält häufig Schwefelkies einge-
mengt; bricht theils (– aber bey weiten nicht
ausschließlich –) in Ganggebirgen als Thon-
Schiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu
unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar in
[Seite 562] Flözgebirgen mit Abdrücken von Versteinerungen
aus beiden organisirten Reichen; so z.B. als
Kräuter-Schiefer im Saarbrückischen; und als
Trilobiten-Schiefer bey Andrarum.
21. Thon-Schiefer, Layenstein, Wacke.
Schistus. (Fr. Ardoise , Engl. Slate .)
Grau, in mancherley andre Farben übergehend,
bis ins Schwarze; theils gestreift, oder fleckig etc.;
schimmernd, theils mit Seidenglanz; von sehr
verschiedener Feinheit des Korns; der Bruch theils
gerade, theils wellenförmig; die Bruchstücke weist
scheibenförmig; doch theils auch nur in dicken
und undeutlichen Ablosungen; selten trapezoidisch;
weich oder halbhart. Gibt graulich-weißen
Strich (scriptura) Ueberhaupt aber in endloser
Mannigfaltigkeit von Abarten, die theils von ih-
rem Gebrauch den Nahmen haben, z.B. Pro-
birstein (Ital. pietra paragone . die nie etwas
anders als wahrer Thon-Schiefer ist –), Ta-
fel-Schiefer, Dach-Schiefer etc. Auch man-
cherley Uebergänge in Kiesel-Schiefer, Glimmer-
Schiefer etc. Hauptsächlich in Ganggebirgen.
Doch auch theils in Flözgebirgen (– so z.B. der
glarner Tafel-Schiefer vom Blattenberge –).
Eine besondere Abart ist der Zeichen-Schiefer
oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr
weich; abfärbend.
22. Wetz-Schiefer (Fr. pierre à rasoir ,
Engl. whet-stone .)
Meist grünlich- oder gelblich-grau; nur an
den Kanten wenig durchscheinend; schwachschim-
mernd; schiefriger Bruch; theils splitterig; halb-
hart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der
Levante.
Grau in mancherley Schattirungen, zumahl
ins Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten
durchscheinend; von schiefrigem Gefüge; der Bruch
aus dem Splittrigen ins Muschlichte; halbhart;
spröde; hat den Nahmen vom Klange den dünne
Scheiben beym Anschlagen von sich geben; macht
die gewöhnliche Grundmasse des Porphyrschiefers.
Fundort unter andern bey Töplitz.
24. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone-
marrow .)
Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu
allen drey Grundfarben; theils streifig, oder
marmorirt (so z.B. die meist veilchenblaue so
genannte Wundererde von Planitz bey Zwickau)
von sehr verschiedener Festigkeit; vom zerreiblichen
bis zum Halbharten*); letzteres mit muschelich-
tem Bruche.
Auch der officinelle armenische Bolus gehört
hierher.
Besonders merkwürdig ist das vom H. Berg-
hauptmann von Trebra im tiefen Georgstollen
bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milch-
weiße Steinmark, welches mittelst eines Feder-
kiels einen phosphorescirenden Strich gibt.
25. Bildstein, schinesischer Speckstein.
Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche,
Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; ähnelt
[Seite 564] überhaupt im Aeußern dem eigentlichen Speck-
steine; hält aber keine Talkerde, sondern (nach
Klaproth) = 36 Thonerde, 54 Kieselerde, 0,75
Eisenkalk, 5,50 Wasser. Fundort in Schina, wo
er bekanntlich zu mancherley kleinen Kunstsachen
verarbeitet wird.*)
26. Röthel Rubrica. (Fr. crayon rouge ,
Eng. red-chalk. )
Blutroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend;
meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931 Innig
gemengt mit rothem Eisenocker (doch nur in weni-
gen pro Centen).
Ockergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend;
weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zumahl
in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.
Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger
Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Verona);
theils als Ueberzug in Drusenlöchern, im Trapp
und auf den darin liegenden Chalcedon- und Zeo-
lieth-Nieren (so z. E. bey Ilfeld und auf den
Färöern).
29. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn .
Corneus trapezius Waller .
Meist gräulichschwarz, aber auch ins Grün-
liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter
feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; ungeformt;
Härte und Gewicht verschieden. Macht oft die
[Seite 565] Grundmasse einer porphyrähnlichen gemengten
Gebirgsart aus, da er andere Fossilien einge-
mengt enthält, z.B. basaltische Hornblende, Glim-
mer, Zeolith, Chalcedon, Kalkspath-Nieren etc.
Dahin gehört also z.B. der Mandelstein von
Ilfeld; der Perlstein von Lerbach am Harz,
der Toadstone von Derbyshire. Uebergang in
Basalt etc. Eine durch die entferntesten Welt-
gegenden verbreitete Gebirgsart; findet sich z.B.
nördlich bis Island, Kamtschatka etc. und so auch
fast im äußersten von Europäern besuchten Süden
auf Kerguelen-Land.
Als besondere Abarten verdienen angemerkt zu
werden:
Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberg-
grünen Nierchen, die dem Stein ein pockenar-
tiges Ansehen geben. Fundort zumahl im Bay-
reuthischen und als Gerölle in der Durance bey
Briançon.
b. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom
Vesuv.
Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer
oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen
Kalkspathkörnern. Scheint das Urgestein zu vie-
len vesuvischen Laven, denen sie insgemein (aber
irrig) selbst beygezählt wird.
Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blauliche
und theils auch ins Grünliche; von sehr ungleichem
Korn; mehr oder weniger dicht; theils in unebe-
nen schieferigen Ablosungen, theils wie aus runden
Körnern zusammengebacken etc. Ueberhaupt aber
[Seite 566] entweder ungeformt, oder säulenförmig (– aber
nicht crystallisirt – s. oben S. 521. not. *).
Diese Säulen, von drey bis neun Seiten, stehen
theils zu tausenden dicht aneinander; meist schräg,
wie angelehnt, theils aber auch aufrecht; theils
gebogen; theils gar aufs regelmäßigste geglie-
dert*); und diese Glieder zuweilen durch Ver-
witterung kugelicht abgerundet. Ueberhaupt von
sehr verschiedener Härte, specifischem Gewicht, und
Gehalt. Wirkt theils sehr stark auf den Magnet.
Hält gemeiniglich eine oder mehrere Gattungen
von mancherley andern Fossilien eingemengt, zu-
mahl Olivin, Augit, Glimmer, Feldspath, Zeolith,
basaltische Hornblende etc. Mancher ist mit ge-
meiner Hornblende wie innig gemengt, und zeigt
dann ein splitteriges, theils schuppichtes Korn
(dahin gehört mancher so genannte Grünstein).
Uebergänge zumahl in Trapp, Tuffwacke und
Lava; auch theils in manche aus Hornblende und
Feldspath innig gemengte Gebirgsart**). Ge-
[Seite 567] meiniglich in einzelnen Bergen (Kuppen); die
aber in theils Gegenden ganze Züge wachen.
Beides Basalt und Trapp, die zu den weitest
verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören,
werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich
nun seit der Schöpfung unsers Planeten so man-
cherley unterirdische Selbstentzündungen in seiner
Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie dieselben
an manchen Orten, vorzüglich auf jene beiden so
leichtflüssigen Steinarten, gewirkt, und diese da-
durch hin und wieder die unverkennbarsten Spuren
dieser im Feuer erlittenen Veränderung erhalten
haben (Vergl. oben S. 517. u. f. §. 233).
Meist aschgrau, ins Gelbliche, Bräunliche etc.;
erdiger Bruch; verschiedene Festigkeit; theils ganz
locker (so z.B. die vulcanische Asche); theils
fest zusammengebacken (so z.B. das Peperino
der phlegräischen Felder), löcherig, schwammicht,
bläserig (als manche so genannte Mandelsteine);
meist mürbe, bröckelig; leicht; theils vulcanischen
Ursprungs, theils aber aus verwittertem Basalt
entstanden; daher ihre Uebergänge sowohl in Ba-
salt als in Larven; und eben daher auch die Iden-
tität der ihr, so wie den ebengedachten beiden
Steinarten, oftmahls eingemengten Fossilien, zu-
mahl basaltische Hornblende, Olivin, Leucit etc.
Daher endlich auch ihr gewöhnlicher Fundort auf
Basaltbergen und Vulcanen.
Ein paar wegen ihrer Brauchbarkeit zum Was-
serbau besonders merkwürdige Abarten sind:
a. Puzzolana. Puluis puteolanus Vitruv .
Aschgrau; theils staubartig, theils aber in
Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint
auch das Haupt-Ingrediens zu H. Faxe's Stein-
papier zu seyn.
Tuffwacke, durch gelblich grauen Mergel wieder
zusammen gebacken; hält häufig Bimssteinbrocken;
auch zuweilen Aeste oder kleine Stämme von ver-
kohltem Holze*). Fundort zumahl bey Ander-
nach am Rhein.
32. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.
Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst-
entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an-
gegriffenen, theils geschmolzenen, theils verschlack-
ten Fossilen, zumal basaltischen Ursprungs; wo-
durch in den Vulcanen die Laven, in andern
Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**).
Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins
Grane, Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten
Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem
Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der
Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und
des Grades und der anhaltenden Dauer des
Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven
enthalten, so wie der Basalt und die Tufwacke,
[Seite 569] oft basaltische Hornblende, Olivin, Leuzit etc.
eingeschlossen.
Im Ganzen lassen sie sich unter folgende drey
Hauptarten bringen:
Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem
Bruche mattglänzend; schwer; auf mancherley
Weise geflossen, getropft, ästig etc.*).
Meist rothbraun etc.; auf dem Bruche matt;.
leicht; nähern sich theils dem Bimsstein.
Rauchgrau, schwarz, braun etc.; glasglänzend;
mit muschelichtem Bruch; manche ähneln dem
Obsidian, andre dem Pechstein. Fundort zu-
mahl auf den liparischen Inseln, auf den neu
entstandenen vulcanischen bey Santorini, auf
der Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf
der Oster-Insel in der Süd-See etc.
Die Talk-Erde, deren auszeichnende Eigen-
schaften zuerst von H. Prof. Black genau bestimmt
worden, heißt auch Bitter Erde (terra magne-
[Seite 570] sialis), weil aus ihrer Verbindung mit der
Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und terra
muriatica, weil sie häufig aus der Muttersole
(muria) gewonnen wird, die nach der Crystal-
lisation des Kochsalzes zurück bleibt. Sie schlägt
alle andere Erden aus ihren Auflösungen in
Säuren nieder, löst sich selbst leicht in Säuren
auf, und theilt denselben einen bitteren Geschmack
mit. Blaue Pflanzensäfte färbt sie grün. Ihr
Verhalten im Feuer kommt großentheils mit
der Thon-Erde ihrem überein.
Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge-
schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die grüne
Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich fettig an.
Die mehresten finden sich ungeformt, und sie
enthalten nie Versteinerungen.
Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig; matt-
schimmernd; theils schuppicht; weich; gibt an-
gehaucht den Thongeruch von sich.
Diese Gattung begreift folgende drey Arten:
Locker zusammen gebacken, oder staubig; schim-
mernd; nicht abfärbend; mager anzufühlen. Ge-
halt (nach Höpfner) = 43,7 Talk-Erde, 37,5
Kiesel-Erde, 6,2 Kalk-Erde, 4,1 Thon-Erde,
12,8 Eisen-Kalk. Findet sich zumahl zwischen
und im Bergcrystall, vorzüglich auf Madagascar
und dem St. Gotthard.
2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chlorit-Erde.
Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätterichtem
Bruch. Meist als Ueberzug über mancherley cry-
stallisirte Fossilien, z.B. über Granaten, Bitter-
spath, Bergcrystall, magnetischem Eisenstein etc.
Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig;
gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten,
Stangenschörl etc. eingewachsen. Uebergang in
Thon-Schiefer, Talk-Schiefer etc. Fundort zu-
mahl in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.
Mancher so genannte Schneidestein gehört
hieher, mancher hingegen zur nächstfolgenden Gat-
tung, und wiederum mancher zum Talk-Schiefer.
2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. Lapis
ollaris, s. lebetum, s. Comensis.
Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger
Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzu-
fühlen; fast blätterichtes Gefüge; weich. Gewicht
(eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See)
= 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54
Talk-Erde, 38,12 Kiesel-Erde, 6,66 Thon-Erde,
12,2 Eisenkalk. Fundort zumahl Graubänden
und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kesseln,
Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu Schleu-
dersteinen.
Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist
spröder, und wird in dicke Platten zu unvergäng-
lichen Stubenöfen gehauen.
Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig
durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.
Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusammen-
gebacken, und dann leicht zerreiblich; abfärbend.
Fundort unter andern in Grönland.
2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.
In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist Perlmutterglänzend; krummblättericht; bieg-
sam. Gewicht = 2780. Gehalt (nach Kirwan)
= 45 Talk-Erde. 50 Kiesel-Erde, 5 Thon-Erde.
Uebergang in Topfstein etc.
Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig;
oft nur eingesprengten Schwefelkies. Uebergang
in Chlorit-Schiefer.
4. Meerschaum. Spuma marina. Leuca-
phrum. (Fr. Ecume de mer , Türk. Kefekil
oder Killkeffi , d.h. Schaum-Thon oder leich-
ter Thon.)
Meist blast isabellgelb; matter feinerdiger
Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich;
ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt (nach
Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kieselerde,
25 Wasser, 5 Kohlensäure. Hauptfundort Kiltschik
(d.h. Thonort) bey Konie in Anatolien.*)
5. Speckstein, Seifenstein. Steatites, Smectis .
(Fr. pierre de lard , Engl. soap-stone .)
In mancherley, meist blassen Farben; theils
marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen;
an den Kanten wenig durchscheinend; von mat-
tem Fettglanz; seifenartig anzufühlen; stumpf-
spitteriger Bruch; meist ungeformt; der bayreu-
ther selten in kleinen Crystalle, und dann meist
in sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (–
tab. 11. fig. 19. –); weich in verschiednem
Grade. Gewicht eines bayreuther = 2614. Ge-
halt (nach Klaproth) = 30,50 Talkerde, 59,
50 Kieselerde, 2,50 Eisentalk, 5,50 Wasser.
Zu den weichern Abarten gehört die spanische
und Briançoner-Kreide.
6. Serpentinstein. (Ital. Gabbro .)
In mancherley meist schwarzgrünen oder schmu-
ziggrünen Farben, theils ins Graue, Dunkel-
rothe etc.; geadert, marmorirt, fleckig etc.; meist
nur an den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig;
fettig anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-
Gewicht = 2700. Gehalt (nach Kirwan) = 23
Talk-Erde, 45 Kiesel-Erde, 18 Thon-Erde, 3
Eisen-Kalk, 12. Wasser. Hält zuweilen rothe
Granaten eingemengt Fundort zumahl Zöblitz
im Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland etc.
Besonders merkwürdig ist der vom Hrn. Ober-
bergrath von Humboldt am Fichtenberg entdeckte
Serpentinfels, der selbst in den kleinsten Frag-
menten auffallende Polarität zeigt.
Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine
(dem Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne
Abart, die durchscheinend und etwas härter ist als
der gemeine, und sich auch in manchen italiäni-
schen Marmorarten eingemengt findet, nahment-
lich in einer Art von sogenanntem verde antico
und im Polzevera .
7. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade .)
Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen.
einerseits ins Lichtberggrüne anderseits ins Schwarz-
grüne (so besonders der unter dem Nahmen der
pietra d'Egitto bekannte schöne antike ägypti-
sche, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder
weniger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger
Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.
Besonders merkwürdige Arten sind:
Lauchgrün in mancherley Abstufungen; man-
cher gibt am Stahl Funken. Gewicht = 3007 L.
Fundort zumahl auf Tavai-Punamma (der süd-
lichen von den beiden neu-seeländischen Inseln)
woselbst unsere dasigen Antipoden ihre Hacken,
Meisel, Ohrgehänge etc. (aber keine Beile) dar-
aus verfertigen.
2) Bitterstein. Lapis muriaticus. (Fr. verde
di Corsica .)
Aus dem Berggrünen ins Lavendelblaue etc.;
theils atlasglänzend; spitterig; ausnehmend zähe.
Mittelgewicht = 3350. Gehalt (nach Höpfner)
= 38,33 Talk-Erde, 47,8 Kiesel-Erde, 3,75 Thon-
Erde, 1,45 Kalk-Erde, 10 Eisen-Kalk. Fundort zu-
mahl auf Corsica und in der Schweizer Alpen.
Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglän-
zend; muschelichter Bruch; die Außenfläche längs-
gestreift; crystallisirt in breiten viereckigen Säulen,
mit abgestumpften Seitenkanten und meist sechs-
seitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht = 3375.
Gehalt (nach Klaproth) = 43,50 Talk-Erde,
39 Kiesel-Erde, 19 Eisen-Kalk. Fundort nicht
genau bekannt; vermuthlich in den türkischen
Morgenländern.
9. Olivin, basaltischer Chrysolith.
Olivengrün, in mancherley Abstufungen (ver-
wittert wird er ochergelb); durchscheinend; glas-
glänzend; muschelichter, theils blätteriger Bruch;
rissig; eingesprengt in Trapp; Basalt und Tuff-
wacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap-
roth) = 38,50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0,25
Kalkerde, 12,50 Eisenkalk. Scheint theils in
basaltische Hornblende überzugehen.
Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt;
von faserigem oder blätterichtem Gefüge.
Man unterscheidet folgende vier Arten:
1) Amianth, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.
Meist grünlich weiß; wenig durchscheinend;
starkschimmerd, theils mit Seidenglanz; in zarten
theils spannenlangen Fasern; elastisch biegsam.
Gehalt eines schwedischen (nach Bergmann) = 17,
2 Talk-Erde, 64 Kiesel-Erde, 13,9 Kalk-Erde,
2,7 Thon-Erde, 2,2 Eisen-Kalk. Fundort
[Seite 576] unter andern in Graubünden, auf Corsica, und
besonders häufig in Schina, wo man sich seiner
gewöhnlich zu Lampendochten bedient.
2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.
Meist ins Lauchgrüne; wenig durchschneinend;
glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken;
unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48,45
Talk-Erde, 46,66 Kiesel-Erde, 4,79 Eisen-Kalk,
Bricht oft in und bey Serpentinstein.*)
3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile .)
Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils
blättericht, theils dicht; der Bruch theils verworren
faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mittel-
gewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann)
= 26,1 Talk-Erde, 56,2 Kiesel-Erde, 12,7 Kalk-
Erde. 2 Thon-Erde, 3 Eisen-Kalk. Fundort
unter andern in sehr großen Stücken im Olo-
nezkischen.**)
Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt
schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge;
weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam;
gibt glänzenden Strich. Das aus mancher Rück-
sicht noch sehr räthselhafte Fossil bricht bey Ster-
zingen in Tyrol.
11. Cyanit, blauer Schörl. ( Sappare . Fr.
Beril feuilleté .)
Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast perlmuttergänzend;
der Bruch langsplitterig, strahlicht und blättericht;
meist ungeformt; theils crystallisirt in etwas fla-
chen vierseitigen Säulen; auf dem Querbruch theils
so hart, daß er am Stahl Funken gibt; dagegen
er sich im Langenbruch mit dem Nagel zerreiben
läßt. Gehalt (nach Struve) = 30,50 Talk-Erde,
51,50 Kiesel-Erde, 5,50 Thon-Erde, 4 Kalk-
Erde, 5 Eisen-Kalk. Fundort das Zillerthal im
Salzburgischen, der St. Gotthard, und Castilien.
12. Strahlstein. Actinotus, Cnemidium.
(Fr. schorl rayonné .)
Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue;
mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.
1) Gemeiner Strahlstein, grüner Schörl aus
Dauphiné. (Schwed. Hornblenda. )
Von mancherley Grün; durchscheinend, glän-
zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils
gleichlaufend, theils divergirend strahlig; meist
crystallisirt in langen, breitgedruckten, theils na-
delförmigen vier- oder sechsseitigen Säulen; halb-
hart. Gehalt (nach Bergmann) = 20 Talk-Erde,
64 Kiesel-Erde, 9,3 Kalk-Erde, 2,7 Thon-Erde,
4 Eisen-Kalk. Fundort vorzüglich schön vom
höchsten Smaragdgrün am Mont Blanc.
Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig gemengter Quarz sey, ist schon oben er-
innert. (S. 531)
Grünlich, graulich etc. sehr wenig durchschei-
nend; mattschimmernd; meist divergirend faserig;
ungeformt. Uebergang in Asbest. Fundort unter
andern am Fichtelberge.
3) Glasartiger Strahlstein, Glasamianth.
Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde.
Gehalt (nach Bergmann) = 12,7 Talk-Erde, 72
Kiesel-Erde, 2 Thon-Erde, 6 Kalk-Erde, 7,3
Eisen-Kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.
Dunkellauchgrün; undurchsichtig; theils derb,
theils crystallisirt, und das in breiten sechsseiti-
gen Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flä-
chen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Cry-
stalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend; Län-
genbruch blättrig; Querbruch muschlicht. Gewicht
= 3640. Gehalt (nach Gmelin) = 17 Talk-
Erde, 36,50 Thon-Erde, 20 Kiesel-Erde, 11,34
Kalk-Erde, 15 Eisenkalk. Fundort in den Eisen-
gruben zu Arendal in Norwegen.
Olivengrün in mancherley Abstufungen; wenig
durchscheinend; glasglänzend; der Bruch aus dem
Kleinmuschelichten ins Körnige; meist crystallisirt
als vierseitige Säule mit abgeschärften Kanten;
theils in sehr großen Crystallen. Gewicht = 2200.
Gehalt (nach Lowitz) = 30 Talk-Erde, 44 Kie-
sel-Erde, 20 Kalk-Erde, 6 Eisen-Kalk. Fundort
an den Quellen der Sljudenka im S. W. des
Baikals.
15. Tremolit, Säulenspath, Sternspath.
Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger durchscheinend; strahlichtes oder faseriges
theils blätterichtes Gefüge; meist divergirend;
bricht meist in einem Muttergestein von weißem,
körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk.
In folgenden drey Arten (fast wie beym
Strahlstein):
Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils
krummfaserig; meist ungeformt, theils aber cry-
stallisirt in sehr geschobenen vier- oder sechsseitigen
Säulen, meist mit Querrissen; selten sternförmig.
Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talk-Erde, 60,50
Kiesel-Erde, 23,25 Kalk-Erde. Mit der Nadel
im Finstern gekritzelt gibt er einen leuchtenden
Strich. Fundort zumahl das Tremola-Thal,
am St. Gotthard, und im S. W. des Baikals.
Ins Silberweiße; perlmuttergänzend; fast
undurchsichtig, theils blättericht; fettig anzufühlen;
silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht
wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie
aber entstanden seyn mag). Fundort das Tre-
mola-Thal.
Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchschei-
nend; glasglänzend; blättericht; der Längenbruch
[Seite 580] aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde;
hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise.
Fundort unter andern auf Ceilan.*)
Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige,
caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat
brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser,
das dabey in Gas verwandelt wird; ist für sich
nicht schmelzbar (aber sehr leicht mit andern,
zumahl mit Thon- und Kiesel Erde); hat starke
Anziehungskraft zur Kohlensäure (fixen Luft);
verbindet sich mit der Schwefelsäure zu Gyps,
mit der Spathsäure zu Fluß etc.; und färbt blaue
Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist
nur halbhart, theils gar weich**); sie werden
im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils
[Seite 581] animalischen Ursprungs; und machen eins der
allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Geschlechts
werden am natürlichsten nach ihrer Verbindung
mit den verschieden Säuren eingetheilt:
Theils wasserhell, meist aber weiß; selten far-
big; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän-
zend; hat rhomboidale Textur, und größere klare
Stücken davon zeigen ausfallend starke doppelte
Stralenbrechung*); daher denn der Nahme
Doppelspath, Spatum disdiaclasticum (ehedem
irrig so genannter isländischer Crystall, Andro-
damas etc.); bricht theils ungeformt, theils sta-
laktitisch; theils wie stänglicht zusammengehäuft;
häufigst aber auch crystallisirt; zumahl in sechs-
seitigen Säulen als so genannte Canondrusen etc.
(– tab. II. fig. 10. –) theils verschiedentlich
zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger stumpfwinke-
liger Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder in
sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säule
übergehen, oder in einfachen oder doppelten drey-
seitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 1.); letztere
theils so platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als
so genannter Nagelkopfspath etc., theils in
Rhomben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als
so genannte Schweinszähne etc. Gewicht = 2715.
[Seite 582] Gehalt (nach Bergmann) = 55 Kalk-Erde, 34
Kohlensäure, 11 Wasser Uebergang in körnich-
ten Kalkstein, in Braunspath etc.
Hierher gehört auch der irrig so genannte cry-
stallisirte Sandstein Fr. grès crystallisé ) von
Fontainebleau, Gelblichgrau; nur in Splittern
durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne
deutliches Spathgefüge; sondern mit splitterigem
Bruche; rhomboidal crystallisirt mit rauher Außen-
fläche. Gewicht = 2611.
Meist graulichweiß, ins Blauliche; durch-
scheinend; von Glasglanz und blätterichtem Bruch;
crystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II.
fig. 10.) häufig als Zwillingscrystal (Fr.
macle ); theils wie aus mehreren kleinen stänglicht
zusammengehäuft. Gewicht = 2778. Hat den
Nahmen von seinem Fundort, wo er nesterweise
in ziegelrothen Gyps bricht.
Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei-
nend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch
blättericht ins Schiefrige; bloß ungeformt; weich;
braußt stark mit Säuren Gewicht = 2474.
Fundort besonders Schwarzenberg im Erzgebirge.
4. Braunspath. Magnesites. (Fr. Spath
perlé ).
Weiß, in mancherley, Farben übergehend, zu-
mahl ins Rahmgelbe, Braune, auch apfelgrün etc.;
meist nur an den Kanten durchscheinend; glas-
glänzend; mit blätterichtem Bruch; und rhom-
boidalen meist sehr geschobenen Bruchstücken;
[Seite 583] häufig ungeformt; theils aber crystallisirt, in
kleinen Linsen oder Rhomben etc.; etwas härter
als Kalkspath; braußt auch schwächer mit Säuren.
Gewicht 2880 L. Gehalt (nach Bergmann) =
50 Kalk-Erde, 28 Braunstein-Kalk, 22 Eisen-
Kalk. Uebergang einerseits in Kalkspath, ander-
seits in späthigen Eisenstein.
Meist spargelgrün, theils ins Spangrüne;
mehr oder wenig durchsichtig; glasglänzend;
theils derb, theils in Körnern, theils crystallisirt
in sechsseitigen Säulen mit sechsseitigen flachen
Endspitzen. Gewicht = 3098. Gehalt des Aren-
daler (nach Abildgaard) = 60 Kalk-Erde, 20
Thon-Erde, 4 Talk-Erde, 4 Kohlensäure. Fund-
ort am Cabo de Gates und bey Arendal.
Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.;
durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben cry-
stallisirt; mit einem kalkartigen Ueberzug.
Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) =
52 kohlensaure Kalk-Erde, 45 Talk-Erde, 3
Eisen-Kalk. Fundort zumahl im Salzburgischen
und Steyermärkischen; meist im talkartigen
Schneidestein.
7. Kalksinter. Tofus. *)
Von mancherley Farben; doch an den mehresten
Orten nur weißlich; mehr oder weniger durch-
scheinend; theils undurchsichtig; aus kalkichtem
Wasser abgesetzt**); der Bruch dicht, oder faserig
oder blättericht; und hiernach also drey Arten:
Von sehr ungleichem Korn, und Festigkeit;
theils marmorartig*) polirbar; theils aber auch
erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rück-
sicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein, da
er an die Wände der in Kalkgebirgen befindlichen
Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen etc. die
kalkichtes Wasser enthalten**), abgesetzt wird;
oder auch andere fremde Körper überzieht; oder
sich sonst in mancherley zufälligen Gestalten (wie
z.B. das Consetto di Tivoli ) anlegt; oder auch
Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt,
wie z.B. im Knochenfels von Gibraltar, wo er
die Osteolithen und Steintrümmer zusammen-
cämentirt.
Zu dieser Art gehört nahmentlich der carls-
bader Sprudelstein, der aus dem dasigen Mi-
neralwasser in zahllosen Spielarten der Farben,
Zeichnungen etc. theils durchscheinend, meist aber
undurchsichtig, in Menge abgesetzt wird.
Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem
Gefüge; gleichlaufend oder divergirend; der frische
Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch als
Tropfstein; theils in mancherley zufälliger Ge-
stalt, als so genannte Naturspiele. Gehalt (nach
[Seite 585] Bergmann) = 64 Kalk-Erde, 34 Kohlensäure,
2 Wasser. Fundort zumahl in den gedachten
Berghöhlen: z.B. in der auf Antiparos, in der
Baumannshöhle am Unterharz etc.
Dahin gehört auch der theils ausnehmend schöne
feinkörnige, polirbare alabastrites der Alten.
(Ital. alabastro antico , Fr. albâtre calcaire
oder oriental .)
Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die
sogenannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglänzen-
dem Bruche mit krummlaufenden, theils wie
durcheinander gewirrten Fasern; und krummästiger
zackiger Gestalt. Fundort zumahl an den Seiten-
wänden der Schatzkammer des Arzberges zu Ei-
senerz in Steyermark, beym Spath-Eisenstein.
Meist kreidenweiß; in blätterichten Schaalen;
theils als eine Art Rindenstein, meist krumm-
schaalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber-
zug über Sandkörner; so z.B. die sogenannten
Drageen von Radicoffani.
Von der Art ist vorzüglich der carlsbader
Erbsenstein, pisolithus, der sich heils in ganzen
Massen und kleinen Lagern zusammengebacken
findet, theils polirbar ist, und nicht mit dem
unten anzuführenden Rogenstein verwechselt wer-
den darf.
8. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Berg-
zieger. Lac lunae *), Morochthus.
Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort
unter andern nahmentlich im Mondloch am lu-
cerner Pilatusberge.
Eine besondere Abart ist die lockere Glanz-
Erde oder Schaum Erde von Rubitz bey Gera,
die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und
einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet.
Lippert bedienete sich ihrer zu seinen Abdrücken
von geschnittenen Steinen.
9. Kreide. Creta. (Fr. craie , Engl. chalk .)
Feinerdig, weich, doch fester als die Mond-
milch: stark abfärbend; hängt stark an der Zunge.
Mittelgewicht = 2525. Hält auf 40 p. C. Koh-
lensäure. In ihr findet sich oft Feuerstein (s. oben
S. 538) und Versteinerungen der Vorwelt; bildet
theils ganze Flözgebirge, zumahl an Seeküsten
(daher Albion und Creta oder Candia ihren Nah-
men haben).
In mancherley Farben und Zeichnungen; meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un-
geformt; meist polirbar, da dann die feinern
Sorten Marmor genannt werden.
Begreift besonders nach Verschiedenheit des
Korns folgende zwey Hauplatten:
1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor,
Glanzmarmor.
Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder
doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht
marmorirt); wenigstens an den Kanten durch-
scheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils
[Seite 587] wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden,
theils schuppicht etc. Daher Uebergänge einerseits
in den umgeformten Kalkspath, anderseits in den
dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Verstei-
nerungen; aber der carrarische (marmor Lunense)
zuweilen wasserhelle Bergcrystalle. Gebrauch zu
Bildhauerey und Baukunst; zumahl die herrlichen
Sorten von bianco antico und unter diesen vor
allen der berühmte Paro antico , durchscheinend
wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben
= 2837.
Eine besonders merkwürdige Abart ist der
gelblichweiße, biegsame Sandmarmor aus dem
Levantinerthal am St. Gotthard, der in nicht
zu dicken Tafeln biegsam ist. Er löst sich
schwer in Säuren auf, und gibt, im Finstern ge-
schlagen, phosphorisches Licht.
Ihm ähnelt in Rücksicht des lockern, theils zer-
reiblichen Gefüges das Muttergestein des gotthar-
der Termolits (S. 579); und diesem der noch
lockerere Sandmarmor ( marmo arenaceo ) vom
Vesuv.
Auch der Dolomit (marmor tardum Linn .)
gehört wegen seines meist salinischen Korns zum
körnichten Kalkstein. Er ist meist graulich weiß;
härter als andrer Marmor, so daß er theils am
Stahl Funken schlagt; braußt kaum merklich mir
Säuren; gibt theils durch Anschlagen phosphorisches
Licht. Gehalt (nach Saussüre dem jüng.) = 44,
29 Kalkerde, 5,86 Thonerde, 1,4 Talkerde, 46,
1 Kohlensäure, 0,74 Eisen. Fundort unter an-
dern in der Lombardey und im Salzburgischen.
2) Dichter Kalkstein (und Marmor).
Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger,
[Seite 588] polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen
Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, mar-
morirt, geadert etc. in endloses Mannigfaltigkeit.
So z.B. vom einfarbigen die vorzüglichen an-
tiken Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zwey-
farbigen, pavonazzo , weiß mit rothen Streifen;
mit drey Farben, fiorito , weiß, roth und gelb
geflammt; mit vieren, broccatello , weiß, roth,
gelb und grau; u.s.w. So unter denen mit be-
sondern Zeichnungen, z.B. Dendriten-Marmor
( alberino ); Ruinen-Marmor ( cittadino ru-
derato ) der schon in Mergelstein übergeht etc.
So unter denen, die fremde Körper enthalten,
besonders die Petrefacten-Marmor, und unter
diesen wieder nahmentlich der Muschel-Marmor
( Lumacchella ); und der Corallen-Marmor,
wohin die pietra stellaria gehört etc. Mancher
besteht als Breschen-Marmor als zusammen-
cämentirten Trümmern von andern Marmorarten.
Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzogen;
entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S. 574),
oder geflammt, wie der ausnehmend schöne
lauchgrüne Cipollino antico u.s.w. – Ueber-
haupt hat der dichte Kalkstein und Marmor
meist splitterigen Bruch; theils in schieferigen Ab-
losungen. Mittel-Gewicht = 2675. Ueber-
gang in Mergelstein. Bildet große durch alle
Welttheile verbreitete Flözgebirgsketten, die ge-
meiniglich auf der Außenseite (nicht leicht in be-
trächtlicher Teufe) mit dem gemeinen Petrefacten-
stein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grab-
stätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt
ausmacht.
Als eine besondere Abart des gemeinen Kalk-
steins ist der Rogenstein, Hammites, zu merken,
der nicht mit dem Erbsteinstein verwechselt werden
[Seite 589] darf, sondern aus mächtigen, theils ganze Flöz-
lagen bildenden Massen von gleichgroßen Körnern
dichten Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges
oder mergelartiges Cäment zu einem festen Gestein
zusammen verbunden sind. Es gehören dahin
nahmentlich die berühmten Sorten von englischem
Baustein, Portlandstone , Purbeckstone und
Bathstone .
11. Mergel. Marga. (Fr. marne , Engl. marl .)
Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
daher die mancherley Benennungen der Arten
(a potiori) Kalk-Mergel, Thon-Mergel etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; un-
durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang und
Festigkeit. Daher besonders drey Hauptarten
desselben zu unterscheiden sind:
Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; leicht*).
Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch. Fast
immer voller Reste und Spuren vegetabilischer
[Seite 590] Körper die davon incrustirt worden; besonders
Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und Schilf
(letzteres zumahl im sogenannten Beinwell oder
Beinbrech, Osteocolla); aber auch in manchen
Gegenden kleine Flußschneckchen; in andern calci-
nirte See-Conchylien (s. oben S. 515 u. f.) etc. Bil-
det hin und wieder große Lager von niederem auf-
geschlemmten Lande; in welchem, sich häufig die
Reste der fossilen Elephanten, Rhinocere, Schild-
kröten u.a. indischen Thiere finden, die nun in
unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben
werden.
3) Mergelstein, Hammerkalk etc.
Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancherley
besonderer Gestalt, als Mergelnüße, sogenannte
Ingwersteine etc. hat erdigen Bruch. Uebergang in
dichten Kalkstein, theils auch wohl in Tuffwacke.
Besondrer Erwähnung verdient der bey Jena bre-
chende, durch Reiben phosphorscirende Sand-
mergelstein*): und der wegen seiner eignen
Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus Hel -
montii (Fr. déz de van-Helmont , Engl.
waxen-vein ), der sich nur in wenigen Gegen-
den, wie z.B. um Antwerpen und im Fränkischen
findet, und aus Würfeln eines leberbraunen Mer-
gelsteins besteht, die durch Scheidewände von
grauem dichten Kalksinter von einander abgeson-
dert sind, und im Ganzen theils kopfgroße, et-
was plattgedruckte kuglichte Massen bilden.
12. Bituminoser Mergelschiefer.
Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulich schwarz; undurchsichtig; schim-
[Seite 591] mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von Süß-
wasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisleber etc.)
auch theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz
von denen auf dem Schieferthon verschieden sind;
selten enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe,
wie z.B. der bey Voll in Schwaben die colossalische
Medusen-Palme (helmintholithus portentosus
Linn .). Oft ist er stark kupferhaltig, da er
dann Kupferschiefer heißt (Fr. ardaise cuivreuse ,
Engl. slaty copperore ); und theils ansehnliche
Flöze bildet, die einen wichtigen Gegenstand des
Bergbaues ausmachen.
13. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante .)
Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits
ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten
durchscheinend; meist erdiger, theils splitteriger
Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist un-
geformt, und zwar sowohl derb als schieferig;
selten spathartig stänglicht zusammengehäuft.
Wenn er geschabt oder scharf gekratzt wird, gibt
er einen Geruch, wie gebranntes Horn. Hält
häufig Versteinerungen, und zwar sowohl In-
cognita der Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch
organisirte Körper beider Reiche aus der jetzigen
Schöpfung, wie z.B. im öninger Stinkschiefer*)
Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen im Ganzen
genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus
weit weicher.
14. Gypsspath, Selenit, Frauen-Eis, Ma-
rienglas. (Ital. scagliola )
Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß-
lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr
oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter-
glanz; blätterichtes Gefüge; ein wenig biegsam,
doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht
mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils
aber auch crystallisirt*); zumahl Linsenform,
oder in rautenförmigen Tafeln mit zugeschärften
Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf man-
cherley Weise als Zwillingscrystall; selten in
achtseitiger Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w.
Gehalt = 32 Kalk-Erde, 46 Schwefelsäure,
22. Wasser.
So wie der Kalksinter als Tropfstein, oder
Rindenstein, oder sonst als Ueberzug über andere
Körper etc.; theils faserig, theils dicht. Letzterer
theils alabasterartig.
16. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl.
Farina fossilis.
Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß;
theils ins Grauliche etc.; staubartig. Fundort,
in den Klüften der Gypsberge.
Meist weiß oder graulich, doch auch in an-
dere, meist unansehnliche Farben; mehr oder we-
niger durchscheinend; immer ungeformt.
1) Schuppiger Gypstein, auch schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge-
nannt. Gypsum lamellosum.
Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig
durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige.
Gewicht = 2167. Gehalt (nach Kirwan) =
32 Kalk-Erde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser.
Theils mit anderen Fossilien inniger oder gröber
gemengt, z.B. mit Quarz (bey Wisbaden), mit
Hornstein [bey Montmartre*)]. Oft hält er
andere Fossilien, theils ausschließlich in sich ein-
gewachsen; so z.B. bey Lüneburg den Boracit,
in Arragonien den Arragonit; in Gallizien zimmt-
braune kleine Quarzcrystalle (die irrig sogenannten
Hyacinthen von Compostella) etc.
2) Strahlgyps, Katzenstein. Gypsum fibro-
sum, lapis inolithus, stirium.
Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer-
bruch theils gerade-, theils krumm-faserig; meist
schimmernd; theils mit Perlmutterglanz; theils
zerreiblich: meist in dünnen Lagen. Gewicht
= 2305.
Theils blendendweiß; aber auch in mancherley
andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc.; der
weiße theils stark durchscheinend; matt; der Bruch
aus dem Splittrigen ins Erdige.
Begreift die dem Stinkstein (S. 591) analogen,
mit Erdharz durchzogenen Gypse und Selenite,
die, wenn sie geschabt werden, wie Schwefel-
leber riechen; sind meist von rauchgrauer Farbe.
19. Flußspath. (Fr. Spath fluor ).
Hat den Nahmen von dem Gebrauche, den man
beym Hüttenwesen davon macht. Findet sich von
den mehrsten Farben der Edelsteine; selten unge-
färbt; mehr oder weniger durchsichtig; glasglän-
zend; mit spathartigem Gefüge; theil ungeformt;
selten stänglich zusammengehäuft (so der honey-
comb spar von Derbyshire); häufig crystallisirt,
zumahl cubisch; selten in doppelt vierseitigen Py-
ramiden (– tab. II. fig. 5. –); meist polirbar.
Gewicht eines smaragdgrünen = 3,81. Ge-
halt (nach Kirwan) = 57 Kalk-Erde, 16
Spathsäure, 27 Wasser. Auf glüende Kohlen
gebröckelt phosphorescirt er meist mit grünem
Lichte; vorzüglich thut dieß (auch schon in größern
Stücken und ohne dadurch zu zerspringen) ein
violetter und grünlichweißer von Nertschinsk (der
deshalb sogenannte Chlorophan oder Pyro-
smaragd).
Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grün-
lich- oder blaulich-weiß; schwach durchscheinend;
mit schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort
zumahl Derbyshire, und Strasberg am Harz.
Meist graulich weiß; theils staubartig, mehlicht,
theils von kreidiger Consistenz; mager; etwas ab-
färbend; auf heißer Asche gibt sie das grüne Licht
wie der Flußspath, woraus sie vermuthlich durch
Verwitterung entstanden; doch hält sie außer der
Spathsäure auch etwas Phosphorsäure. Fund-
ort bey Sigeth in Ungarn, und in Andalusien.
In mancherley Farben, fast wie der Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend; der
Querbruch blättericht, der Längenbruch ins Mu-
schelichte. Gewöhnlich crystallisirt, meist in sechs-
seitigen Säulen von mancherley Abartung. Ge-
wicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) = 55
Kalk-Erde, 45 Phosphorsäure und etwas Braun-
stein-Kalk; auf Kohlen gebröckelt phosphorescirt er
ebenfalls mit grünem Lichte. Fundort, zumahl die
Zinnwerke bey Ehrenfriedersdorf und Schlacken-
walde.
Verhält sich zum Apatit wie Gypsstein zum
Selenit. Findet sich ungeformt, theils derb, theils
faserig. Hiernach zwey Arten:
Geldlich-weiß; undurchsichtig; von erdigem
Bruche; magerm Korn; splitterigem Bruche, der
theils auch ins Faserige übergeht; halbhart; schwer;
im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt gibt er leuch-
tenden Strich, und auf Kohlen gebröckelt, so wie
der Apatit, grünes Licht. Fundort bey Truxilla
in Estremadura in abwechselnden Schichten von
gemeinem Quarz.
2) Faseriger Phosphor-Kalkstein.
Graulichweiß, theils ins Röthliche etc. wenig
durchscheinend; auf dem Querbruche theils gerade,
theils krumm-faserig, fast wie Strahlgyps; auch
so in dünnen Lagen. Fundort bey Schneeberg.
Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonder-
bare Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes
Product der hannöverischen Lande; und findet sich
selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils
rauchgrau, und mehr oder weniger durchscheinend;
frisch ist es glasglänzend; verwitternd aber rauh
und matt; bricht muschelicht; immer rein aus-
crystallisirt, als Würfel mit abgestumpften Kanten
und Ecken, so daß die Flächen der letztern ab-
wechselnd Sechsecke und Dreyecke bilden, und so
der ganze Crystall gewöhnlich 26 Flächen hat.
(– tab. II. fig. 3. –). Frisch ist er hart. Ge-
wicht = 2566. Gehalt (nach Westrumb) = 11
Kalk-Erde, 68 Boraxsäure, 13,50 Talk-Erde,
1 Thon-Erde, 2 Kiesel-Erde, 0,75 Eisen-Kalk.
[Seite 597] Bey erhöheter Temperatur zeigt er die Electrici-
tät des Turmalins, aber mit vier Axen, deren
jede von einer der sechsseitigen stark abgestumpf-
ten Eckflächen nach der gegenüberstehenden schwach-
abgestumpften dreyseitigen dergleichen Fläche liegt,
und wovon jenes Ende der Axe positive, und
hingegen das letztere, negative Electricität zeigt.
Dieses in seiner Art so einzige Fossil findet sich
im schuppichten Gypsstein des sogenannten Kalk-
bergs bey Lüneburg.
Die Strontian-Erde ist zuerst vom sel.
Crawford und Hrn. R. Sulzer in Ronneburg
für eine besondere Grund-Erde anerkannt worden.
Zu den Haupteigenschaften derselben gehört, daß
sie mit Salzsäure nadelförmige Crystallen bildet,
und daß eine Auflösung derselben in Weingeist
carminroth brennt, wenn Papier, Baumwolle etc.
damit eingetränkt und angezündet worden. Die
salpetersaure Auflösung derselben gibt sechssei-
tige, dicke, tafelförmige Crystallen.
Diese Erde findet sich mit zweyerley Säu-
ren, mit der Kohlen- und Schwefelsäure ver-
bunden. Also
Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch-
scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; fa-
[Seite 598] serig; theils stänglich zusammengehäuft; meist in
keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt;
äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten
Crystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach
Klaproth) = 69,50 Strontian-Erde, 30 Kohlen-
säure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im Bley-
gange des Granitgebirges bey Strontian in Schott-
land, meist in Schwerspath eingewachsen.*)
Graulichblau; auf dem Querbruche faserig, sei-
deglänzend; in ungefähr fingersdicken Lagen;
(fast wie Strahlgyps). Gewicht = 3714 L.
Gehalt (nach Klaproth) = 58 Strontian-Erde,
42 Schwefelsäure. Fundort in Pennsylvanien, gen
Pittsburg.
Eine andere noch nicht benahmte Art bricht in
Sicilien in stalactitförmigen Zapfen von weißer
Farbe; der Querbruch mit auseinander laufenden
Stralen; die äußere Fläche mit breitgedruckten
vierseitigen Pyramiden besetzt.
Außerdem finden sich aber auch die Strontian-
Erde, doch nur zu geringen pro Centen, in man-
chem Schwerspath.
Die dieses Geschlecht characterisirende
Schwer-Erde (terra ponderosa, barytes)
ist zuerst von Bergmann für eine eigene Grund-
Erde erkannt worden, und hat den Nahmen
von ihrem ansehnlichen specifischen Gewichte
= 4000. Sie wird, so wie die Kalk-Erde,
nach dem Brennen caustisch; schmilzt in hoher
Temperatur für sich zu Glas; verbindet sich mit
der Schwefelsäure zu Schwerspath; und wird
aus ihren Auflösungen in der Salpeter- und
Salzsäure durch die Blutlauge gefällt.
Auch sie findet sich, wie die Strontian-Erde,
sowohl mit der Kohlen- als mit der Schwe-
felsäure verbunden.
Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlich-
gelbe; durchscheinend; ähnelt im äußern Total-
habitus fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist
ungeformt, springt in keilförmige Bruchflüche, auf
dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift; sehr
selten crystallisirt; und dann meist in sechsseiti-
ger Säule mit sechsseitiger Spitze (– tab. II.
fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt (nach
Kirwan) = 78 Schwer-Erde, 20 Kohlensäure.
Fundort vorzüglich in den Bleywerken zu Angle-
zark bey Chorley in Lancashire, und zu Stein-
[Seite 600] bauer in Obersteiermark. Innerlich genossen ist
er warmblütigen Thieren ein Gift, aber auch;
wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt und
in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.
2. Schwerspath (Fr. spat pésant , Engl.
cawk, ponderous spar .)
Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber
auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie
mancher Flußspath, dicht; daher dann folgende
drey Arten:
1) Gemeiner Schwerspath, schaaliger Schwer-
spath.
Meist weiß, aber auch in mancherley andere, doch
nur unansehnliche, Farben; mehr oder weniger
durchscheinend; theils undurchsichtig; auch von
verschiedner Art des Glanzes; häufig ungeformt;
theils in dickschaligen Ablosungen; aber auch in
sehr vielartigen Crystallisationen; sowohl in Säu-
len als Tafeln meist von vier oder sechs Seiten
und mancherley Zuschärfung und Zuspitzung; auch
als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –) etc. Die Säulen theils nadelförmig,
wohin z.B. der sogenannte Stangenspath von
Freyberg gehört. Die Tafeln häufig sechsseitig
mit zugeschärften Enden, die theils wieder mit klei-
nen Flächen zugespitzt sind (– tab. II. fig. 8 –);
theils in sehr kleinen, wie an Fäden angereihten,
tafelförmigen Krystallen als Haardrusen; oder
sonst in mannigfaltiger besondern Gestalt zusam-
mengehäuft, z.B. als Hahnenkammdrusen etc.
[Seite 601] Gewicht = 4430. Gehalt (nach Bergmann)
= 84 Schwer-Erde (und oft auch etwas Stron-
tian-Erde), 13 Schwefelsäure, 3 Wasser. Häufig
auf Gängen (S. 513), wo er eine der gemeinsten
Gangarten vieler Erze macht; aber auch hin
und wieder in Flözen.
Eine besonders anzuführende Abart ist der so
genannte Aehrenstein oder fälschlich sogenannte
Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer
Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, wo-
mit sein aschgraues, thonartiges Muttergestein
gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem
bey Osterode.
Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch; in
verschiedenen Abarten, unter welchen der Bo-
logneserstein der berühmteste ist. Er findet sich
rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen,
gleichsam plattgedruckten Nieren (von Größe und
Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht
= 2440. Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwe-
felsaure Schwer-Erde, 16 Kiesel-Erde, 14,75
Thon-Erde, 6 schwefelsaure Kalk-Erde, 0,25
Eisen-Kalk 2 Wasser. Findet sich bloß am Berge
Paterno bey Bologna; auch hat man aus dieser
Abart des Schwerspaths zuerst die sogenannten
Lichtmagnete verfertigt.
Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur
an den Kanten oder in Splittern durchscheinend;
matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge-
halt des Rammelsberger (nach Westrumb) =
83,5 schwefelsaure Schwer- und Strontian-Erde,
6,5 Kiesel-Erde, 1,5 Thon-Erde, 2 schwefel-
saurer Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort
[Seite 602] wie gesagt der Rammelsberg, aber auch Der-
byshire etc.
3. Schwerspath-Erde, mulmichter Schwer-
spath.
Meist gelblichgrau; erdig; mager, roh. Fund-
ort, vorzüglich derb bey Paris. Außerdem hin
und wieder auf Drusen von gemeinem Schwerspath.
4. Schwer Leberstein, bituminoser Schwer-
spath. Lapis hepaticus Cronst .
Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb;
nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch-
sichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen
ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Eisen
geschabt oder gekratzt wird, einen Geruch nach
Schwefelleber. Fundort zumahl Andrarum in
Schweden und Kongsberg in Norwegen.
Wir haben bisher die Erden und Steine
als homogene (mechanisch einfache) Fossilien
betrachtet. Häufigst aber finden sich auch
Fossilien verschiedner Gattungen und selbst aus
verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige,
aber bestimmte Weise und meist in ansehnli-
chen Massen und Gebirgslagern unter einander
gemengt, daher es, besonders für den geogno-
stischen Theil der Mineralogie, überaus wich-
tig ist, auch diese aus heterogenen Gattungen
von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa
s. petrae heterogeneae) unter eine systema-
tische Uebersicht zu bringen.
Doch schränken wir uns hier bloß auf die-
jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs-
verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit
Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln
ein Fossil in einem andern gleichsam eingewachsen
findet, wie z.B. zuweilen Bergcrystall im car-
rarischen Marmor (S. 587) etc., oder wo irgend
in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern Ge-
[Seite 604] steins andere Fossilien von weit neuerer Ent-
stehung abgesetzt worden, wie z.B. Kalksinter
in alten Erdschlacken oder Laven etc.
Jene eigentlich sogenannten gemengten Ge-
birgsarten lassen sich nach der verschiedenen Ver-
bindungsart ihrer Gemengstoffe unter folgende
drey Hauptclassen bringen:
A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey
gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Pri-
mordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles
fremde Cäment oder Grundteig ursprüng-
lich in einander verwachsen sind, wie beym
Granit; daher angeschliffene Stücke desselben
gleichsam einem Mosaik ähneln.
B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien
in einen Grundteig oder Hauptmasse von
anderer Steinart gleichsam eingeknetet sind,
wie beym Porphyr.
C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte
Körner und Gerölle durch ein Cäment
gleichsam zusammengekittet sind, wie in
den Breschen und im Sandstein.
Ich habe versucht, wo es sich thun ließ,
die Hauptarten wieder in folgende Unterarten
abzutheilen:
a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr
eigentlich zukommenden Stoffen rein ge-
mengt ist, wie z.B. eigentlicher Granit
aus Feldspath, Quarz und Glimmer.
b) Afterarten, die, statt eines oder des
andern der ihr eigentlich zukommenden
Stoffe, einen oder den andern fremden
enthalten.
c) Uebermengte Arten, denen außer ihren
eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde
beygemengt sind.
d) Halbarten, denen einer oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne
daß dafür ein fremder eingemengt wäre.
In derben Massen, oder nur in mächtigen Bän-
ken geschichtet; aber von mannigfaltiger Verschie-
denheit des grob- oder feinkörnigen Gemenges;
oder des ungleichen Verhältnisses der Gemeng-
stoffe; oder des mehr oder minder festen und
frischen Korns u.s.w.
a. Eigentlicher Granit. Syenites *) Plin .
Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und
Glimmer. So z.B. der antike Granito rosso .
So auch das berühmte ungeheuree Geschiebe aus
einem Sumpfe am finnischen Meerbusen, das
seines Gewichtes von drey Millionen Pfund un-
geachtet nach St. Petersburg transportirt worden,
um der Statüe Czaar Peters des großen zur Basis
zu dienen*).
Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls
[Seite 607] ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver-
witterung steht.
So z.B. der statt des Glimmers Hornblende
enthält, wohin auch manche antike Arten gehören
(nur nicht der wahre Syenit).
Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und
Glimmer auch noch Hornblende oder Stangen-
schörl, Granaten, Diamantspath, magnetischen
Eisenstein*) etc. enthält.
Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht, wohin dann, wenn er innig gemengt ist,
die mehresten antiken ägyptischen Basalte zu
gehören sch einen (s. oben S. 566); oder aus Feld-
spath und Glimmer, wohin man das Feldspath-
Avanturino vom weißem Meere (S. 557 not. **)
rechnen kann etc.
2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté .)
Die Gemengstoffe wie beym Granit, an welchen
er auch meist angrenzt, und daher theils in ihn
übergeht (zumahl durch den von Saussüre soge-
[Seite 608] nannten Granit veiné ); insgemein aber ge-
schichtet, und sogar zuweilen blättericht; bricht
in Ganggebirgen. Seine Arten übrigens wie
beym Granit:
Aus Glimmer, Feldspath und Quarz; häufig
erzführend; ist zumahl im Erzgebirge eine der
gemeinsten Metallmütter.
Z.B. aus Hornblende, Feldspath und Glimmer.
So z.B. mit Granaten, oder mit schwarzem
Stangenschörl, Strahlstein etc.
Z.B. aus Glimmer und Feldspath; oder aus
Glimmer und Quarz, da er dann in den inniger
gemengten Glimmerschiefer übergeht.
Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind
eigentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glim-
mer in schieferigem Gefüge. Häufig erzführend;
theils alaunhaltig. Es gehört dazu:
a. Eigentlicher Glimmerschiefer.
Mancher wird wegen seines Gebrauchs für
hohe Oefen Gestellstein (saxum fornacum)
genannt.
4. Porphyr. (Ital. porphido ).
Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig
Hornstein; aber auch verhärteter Thon; oder
Trapp; oder Pechstein etc.; gehört mehrentheils,
wie die beiden vorigen, zu den Ganggebirgsarten,
und bricht meist in derben Massen: doch theils
auch kuglicht.
Feldspath und Hornblende, in eine der gedachten
Grundmassen eingemengt.
Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden
Härte etc. vorzüglichste und eigentlich sogenannte
antike Porphyr, ist, wie schon der Nahme an-
zeigt, von rothbrauner Farbe und Grundmasse, die
aus einem eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis sich
nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken
eines von dieser Grundmasse röthlich tingirten,
dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende ent-
hält. Fundort vorzüglichst Nieder-Aegypten und
das steinige Arabien.
Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in man-
chen irrig sogenannten alten Laven des Ve-
suvs (S. 565).
Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der
Grundmasse.
Dahin gehört z.B. der ungarische Graustein
(Saxum metalliferum Born .), der aus einer
Grundmasse von verhärtetem Thon mit eingemeng-
ter Hornblende, Feldspath, Glimmer und zu-
weilen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-Un-
garn, wo er das Hauptganggebirge und das Mut-
tergestein der mehresten dasigen reichen Gold-
und Silber-Erze ausmacht.
Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grund-
masse.
So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr
(das fälschlich sogenannte Serpentino verde an-
tico ), mit lauchgrüner, hornsteinartiger, dem Jaspis
sich nähernden Grundmasse und darein gemengten
mittelmäßig großen Feldspathbrocken, die davon
blaßgrün gefärbt sind.
5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.
Die Grundmasse ist theis hornsteinartig, theils
nähert sie sich dem Kieselschiefer. Eingemengt ist
meist in sehr kleinen Körnern Feldspath, Quarz etc.
Das Gefüge, wie schon der Nahme zeigt, schiefericht.
Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine
gemengte, meist sandsteinartige Hauptmasse ein-
gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cä-
ments sowohl als der inliegenden Gemengstoffe.
Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferich-
tem Gefüge.
Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cäment
verbundenen Sandstein, in welchem Gerölle von
Feuerstein, Kieselschiefer etc. fest eingewachsen
sind*). Fundort vorzüglich in England; der
schönste bey St. Albans in Hertfordshire.
Das sogenannte Rothe todte liegende der
deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse
von stark eisenschüssigem durch Thon-Cäment ver-
bundenem Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel-
schiefer etc. in ungleichförmigen Körnern fester oder
lockerer eingemengt liegen. Es macht häufig, die
unterste Flözlage in Bergwerken; bildet aber auch
theils ganze Berge; zumahl in der Schweiz, denn
die dasige Nagelfluhe ist von dieser Art.
Die Grauwacke (Fr. grès gris ). – Eine
Grundmasse von meist grauem, durch Thon-Cäment
verbundenem Sandstein, in welchem Quarz von
ungleichförmigen Geröllen oder Körnern und theils
sehr verschiedener Größe, fester oder lockerer ein-
gemengt liegt. Uebergang in Sandstein. Macht
[Seite 612] eine Hauptgebirgsart des Oberharzes, wo sie
reiche Erzgänge führt, und ins Flözgebrige übergeht.
Die Gemengtheile, wie bey den letzgedachten Ar-
ten der Breschen, aber mit schieferichtem Gefüge.
So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen Gegenden des Oberharzes, z.B. am
Burgstetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Ab-
drücke enthält, die für die Geogenie um so merk-
würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise
die aller ältesten Spuren von organisirter Schöpfung
aus den Zeiten der Vorwelt sind.
Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht
zusammen gekittet. Das Cäment ist von ver-
schiedener Art: z.B. kalkartig; oder thonartig;
oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz-
artig, da dann solcher Sandstein in körnigen ge-
meinen Quarz (S. 530) übergeht.
Theils in mächtigen Lagern; theils mit crystal-
linischem Kron; theils mit Abdrücken von Petre-
facten der Vorwelt und zwar aus beiden Reichen
organisirter Körper. Zuweilen kuglicht etc.
Besonders merkwürdig ist der seit etwa 16 Jah-
ren vom neuen*) berühmt wordene biegsame
[Seite 613] Sandstein von villa rica in der brasilischen Pro-
vinz minas geraes . Er bricht in dünnen Lagen,
doch ohne wirklich schieferiges Gefüge.
Des sogenannten crystallisirten Sandsteins ist
oben behörigen Orts beym Kalkspath (S. 582)
Erwähnung geschehen.
Am allergemeinsten mit Glimmer.
Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
Würfelchen in dem Muttergestein des rothen Chro-
miumerzes von Beresossk im Catharinburgischen.
Oder mit kleinen Granaten, wie z.B. im Na-
miesterstein, einem übermengten Sandstein mit
Quarz-Cäment, der von seinem Fundort in Mäh-
ren den Nahmen hat.
Und so findet auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 541) hier
füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen
Quarz übergebenden Sandstein zu bestehen scheint,
welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen-
schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch mit
ungeformtem Topas und gelbem Steinmark durch-
zogen ist.
Der sich also wegen seines Gefüges zum derben
Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer zum
[Seite 614] Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur
Grauwacke etc.
Gemeiniglich ist er mit Glimmer übermengt
und meist damit im schieferichten Bruche durchzogen
(so z.B. nahmentlich im englischen York-stone,
Breming-stone etc.) Nur variirt dabey das
Verhältniß des Quarzes zum Glimmer sowohl in
Rücksicht der Menge als der Vertheilung gar
vielartig.
Die Salze überhaupt unterscheiden sich von
andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte
Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken
Geschmack; durch ihre vollkommene Unverbrenn-
lichkeit; und durch ihr großes Aneignungs- und
Mischungsvermögen, b. h. ihren starken Hang
sich mit andern Stoffen, innig zu verbinden.*)
Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich
von Natur sossil finden) gehören zu den so-
genannten Mittel-Salzen (Salia media, neu-
tra, composita), die nähmlich aus einer Säure
bestehen, verbunden, entweder A) mit einem
Laugensalze, oder B) mit einer wegen dieses
Verbindungsvermögens sogenannten alkalischen
Erde, oder C) mit metallischen Kalken.
Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver-
bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber
wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auf-
lösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füg-
licher wie oben geschehen, den Erden und Steinen
beygezählt.
Die mineralischen Salze werden am natür-
lichsten nach den verschiedenen Säuren, die sie ent-
halten, unter folgende fünf Geschlechter gebracht:
II. Schwefelsaure Mittel-Salze.
III. Salpetersaures Mittel-Salz.
IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und
1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda.
Sal gemmae, muria montana. (Fr. mu-
riâte de soude .)
Theils farbenlos und wasserhell; häufiger aber
graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.;
meist mehr oder weniger durchscheinend; theils nur
schimmernd, theils aber glänzend; der Bruch
theils dicht, theils blättericht, theils faserig, theils
körnicht; meist ungeformt; selten crystallisirt, und
[Seite 617] dann cubisch; zuweilen mit eingeschlossenen Was-
sertropfen etc. Gewicht = 2143. Gehalt = 33
Salzsäure, 50 Soda (festes mineralisches Laugen-
salz), 17 Wasser. Zerspringt im Feuer mit Kni-
stern. Bildet theils mächtige Flöze und Lager*)
(Salz-Stöcke), wie z.B. zu Bochuia und Wie-
liczka bey Krakau etc. Theils aber wird es auch
(als Seesalz) an den Usern salziger Landseen
durch die Sonne als eine feste Rinde gradirt,
wie z. E. bey Alexandria in Aegypten und am
Baikal.
2. Natürliches Salmiak, salzsaures Ammo-
niak. Sal ammoniacum. (Fr. muriate
ammoniacal .)
Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemisch-
tem Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd;
theils mehlicht; theils in undeutlichen kleinen
Crystallen; zeigt einige Ductilität und Schnell-
kraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlend-
stechend, laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer
Rauch in die Höhe, Fundort zumahl in vulca-
nischen Gegenden.
A) in Verbindung mit Laugensalz.
1. Natürliches Glaubersalz, schwefelsaure
Soda. Sal mirabile Glaub . (Fr. sul-
fate de soude. )
Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig.
Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58 Wasser.
Geschmack bittersalzig, kühlend. Fundort nicht
selten bey Salzquellen und bey Steinsalz: auch
bey der natürlichen Soda von Debrezin; bey
Hildesheim auf Mergelschiefer etc.
B) In Verbindung mit alkalischen Erden.
2. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure Talk-
Erde. Magnesia vitriolata. (Fr. sulfate
de magnésie .)
Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel-
förmigen zusammengehäuften Crystallen. Gehalt
= 33 Schwefelsäure, 19 Talk-Erde, 48 Wasser.
Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern
bey Jena.
3. Natürlicher Alaun, schwefelsaure Thon-
Erde. Alumen, argilla vitriolata. (Fr.
sulfate d'alumine .)
Meist graulich; theils durchscheinend; meist
nur schimmernd; theils seideglänzend; theils
erdig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich: z.B.
= 24 Schwefelsäure, 18 Thon-Erde, 58 Wasser.
[Seite 619] Geschmack zusammenziehend, herbe, hintennach
süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen.
Zuweilen auch auf den sogenannten Alaun-Erzen.
Gebrauch hauptsächlichst zur Färberei etc.
C) In Verbindung mit metallischen Kalken.
Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun-
den; indeß werden sie doch a potiori besonders
benannt:
1) Kupfer-Vitriol, blauer Vitriol, schwe-
felsaures Kupfer. (Fr. sulfate de cuivre,
couperose bleue .)
Blau, ins Spangrüne; durchscheinend; glas-
glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230.
Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung
färbt das damit geriebene Eisen Kupferroth.
Herber, zusammenziehender, ekelhafter Kupferge-
schmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in
Ungarn etc.
2) Eisen-Vitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen (Fr. sulfate
de ser, couperose verte .)
Meist spangrün etc. verwittert aber ockergelb;
theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel-
kies etc.; meist durchscheinend; herber zusammen-
ziehender Tintengeschmack. Fundort z.B. im
Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul-
canen, Steinkohlen etc.*).
Als ein paar Abarten des Eisenvitriols verdienen
genannt zu werden:
a. Haarsalz, (Federalaun) halotrichum.
Weiß; durchscheinend; meist atlasglänzend;
in haarförmigen Crystallen. Fundort besonders
bey Idria.
b. Bergbutter, Steinbutter. (Russ. Kamenoe-
maslo .)
Gelb; durchscheinend; wachsglänzend; blätte-
richt; fettig anzufühlen. Fundort besonders häufig
in Sibirien, auf dem Altai, Ural etc.
3) Zink-Vitriol, weißer Vitriol, schwefel-
saurer Zink. (Fr. sulfate de zinc, couperose
blanche .)
Gelblicht weiß; schimmernd; meist faseriger
Bruch; theils als mehlichter Beschlag; theils
haarförmig (als mancher so genannte Feder-
Alaun); theils stalactitisch etc. Fundort z.B. eben-
falls im Rammelsberge.
4) Kobalt-Vitriol, schwefelsaurer Kobalt.
(Fr. sulfate de cobalt .)
Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend;
stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.
1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pott-
asche. Nitrum prismaticum. (Fr. nitrate
de potasse .)
Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,
theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder
wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920.
Geschmack bitterlich und kältend; auf glühenden
Kohlen verpufft er; mehrentheils ist er nur Kalk-
Erde gemischt (als sogenannte Salpeter-Erde)
Fundort vorzüglichst in Hindustan, auch in Un-
garn, Apulien etc., und bey Homberg im Würz-
burgischen. Hauptgebrauch bekanntlich zu Schieß-
pulver, zu Scheidenwasser etc.
1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda.
Swaga der Tibetaner. (Fr. borate de soude .)
Meist grünlich grau; durchscheinend; wachs-
glänzend; krumm blätterichter Bruch; crystallirt
in sechssenigen platten Säulen mit schräg zuge-
schärften Enden. Geschmack anfangs süslich,
hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer.
Fundort an einigen alpinischen Seen in den
Schneegebirgen von Tibet und Nepal. Gebrauch
besonders zum Löthen etc.
1. Natürliche Soda, vulgo natürliches mi-
neralisches Laugensalz, kohlensaure Soda.
Borech der Persianer. Trona in der Bar-
barey. Natrum, nitrum der Alken. (Fr.
carbonate de soude .)
Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist
erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt-
glänzend; theils auf dem Bruche stänglich zu-
sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar; Ge-
schmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure un-
gleich; theils 16 pro Cent etc. Fundort besonders
an den Natron-Seen in Aegypten etc. Mit Thon
gemengt auf den Heiden um Debrezin. – Die
alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen Monat
lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu
Mumien bereiteten*); und den schiffbrüchigen
Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich
zur Erfindung des Glasmachens Anlaß gegeben
haben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern
häufig zu diesem letztem Zweck, so wie zur Seife,
zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in
Aegypten zum Brotteig und sonst an die Speisen
verwandt.
Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali cal-
careum, das aus feuchten Mauren wie wollichter
Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber
irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit Kalk-
Erde vermischtes unreine natürliche Soda.
Brennlich oder combustibel heißen im Grunde
alle diejenigen Fossilien, die sich so schnell mit
dem Sauerstoff ( oxygène ) verbinden, daß dabey
Wärmestoff und Lichtstoff frey werden. Folg-
lich gehören, genau genommen, auch hie Me-
talle darunter. Allein da sich diese außer dem
noch durch manche andere auffallende und ihnen
ausschließlich eigene Charactere von allen übrigen
mineralischen Körpern auszeichnen, so werden
sie nach der alten einmahl allgemein angenom-
menen Eintheilung (§. 241.) unter eine beson-
dere Classe gebracht, und nur nachstehende vier
Geschlechter zu den eigentlich sogenanten brenn-
lichen Mineralien gerechnet:
Die ersten beiden haben das mit einander
gemein und hingegen von den übrigen beiden
verschiedne, daß sie sich, wenn sie rein sind, in
Oehl auflösen lassen, und schon im Glühfeuer
mit Rauch und Flamme und eigenem Geruch
brennen oder wenigstens glimmen, und zur Unter-
haltung des Feuers dienen können. Vom Erd-
harz ist Eine Gattung, nähmlich das Erdöhl,
flüssig. Die übrigen trocknen sind stark idio-
electrisch.
1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre . Engl. Brimstone )
In mancherley Abstufungen seiner bekannten
Farbe*); mehr oder weniger durchscheinen;
Fettglanz; muschelichter Bruch; spröde; meist un-
geformt und zwar sowohl locker als derb; theils
stalactitisch; theils crystallisirt, in dreyseitigen
oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht
= 2033. Schmilz bey 244° Fahrenh. und
bricht den 414° in Flamme aus An sich ist er
ein in allen drey Naturreichen weit verbreitetet
einfacher, bis jetzt nicht weiter zerlegbarer Körper
[Seite 625] (ein vulgo so genannter Elementarstoff), doch ist
der natürliche, von dem hier die Rede ist, meist
unrein. Fundort zumahl in Gypsflözen, z.B.
bey Lauenstein im Hannoverischen; und dann auf
und bey Vulcanen etc.
Meist honiggelb; durchscheinend; glasglänzend;
sehr spröde; klein muschlichter Bruch; immer cry-
stallisirt als doppelt vierseitige Pyramide. Ge-
wicht = 1666. Gehalt (nach Lampadius) =
85,40 Kohlenstoff, 3,50 Thon-Erde, 2 Kiesel-
erde, 3 Wasser und etwas Eisen. Bricht (theils
zwischen natürlichem Schwefel) in bituminosem Holz
und dergleichen Holz-Erde; bey Artern im Mans-
feldischen.
2. Börnstein Agtstein. Succinum, electrum,
glesum Tacit . (Fr. ambre jaune, carabé .)
Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe;
und vom Undurchsichtigen bis ins vollkommen
Durchsichtige; theils Glasglanz, theils Wachs-
glanz; muschelichter Bruch; läßt sich drehen, po-
liren etc. Gewicht eines durchsichtigen Weingelben
= 1083. Enthält eine eigene Säure (Fr. acide
succinique ); ist vermuthlich aus Baumharz ent-
standen; hält nicht selten fremde Körper ein-
geschlossen; zumahl Wald-Insecten, Tangel-
nadeln etc. Fundort vorzüglich Palmnicken in
Ostpreußen, und Madagascar; theils in Flözen
[Seite 626] von bituminosem Holz und Braunkohle, theils
am Seestande*).
3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petroleum.
(Engl. fossile Tar .)
Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich voll-
kommen tropfbar (so die Naphtha); theils hin-
gegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der
Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in
Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von
mancherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins
Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün-
lich-braun); jenes durchsichtig; dieser hingegen
kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort, zu-
mahl die Naphtha auf den brennenden Feldern
am caspischen Meer, das Bergtheer besonders
auf Barbados, aber auch hier zu Lande z.B.
bey Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch
der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung etc.
des Berghteers zu Arzney etc.**)
4. Fossiles Federharz. Elaterites.
Dieses überaus merkwürdige seltene Fossil findet
sich bloß bey Castletown in Derbyshire in kleinen
Klüften von grauem dichten Kalkstein und zwischen
Kalkspathdrusen. Es ist braun, glanzlos, und
auffallend elastisch, so, daß es sich zwar nicht,
wie das vegetabilische Federharz, ohne zu zerreißen
dehnen, aber doch zusammendrucken läßt und dann
in seine vorige Gestalt zurückschnellt.
Es finden sich davon zwey genau zu unter-
scheidende Arten:
1) Dichtes fossiles Federharz.
Schwarzbraun; dicht; wird in der Wärme
weich; und ähnelt überhaupt im äußern Habitus
ganz vollkommen dem vegetabilischen Cahutschuk.
2) Lockeres fossiles Federharz.
Haarbraun; von einem lockeren, schwammich-
ten, theils ins Faserige übergehenden Gefüge; ist
zäher als die dichte Art.
5. Erdpech, Judenpech, Asphalt, (Fr. Bi-
tume de Judée .)
Meist schwarz und nur in Splittern braun
durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas-
glanz; meist muschelichter Bruch; sehr spröde,
brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat meist einen
eigenen bitterlichen Geruch; brennt mit dickem
Dampf. Gewicht = 1104. Fundort zumahl auf
[Seite 628] dem todten Meere, das davon seinen griechischen
Nahmen hat. Ward von den alten Aegyptiern
zu ihren Compositionen zur Mumienbereitung ge-
nommen. Jetzt brauchen es die Türken, Araber etc.
häufigst in Oel aufgelöst zum Bestreichen ihres
Pferdegeschirres, um die Stechfliegen etc. abzuhalten.
Unter den Abarten verdient der berühmte kost-
bare, wohlriechende feste Bergbalsam, oder die
mineralische Mumie [Pers. Muminahi *)]
aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des
Caucasus, und das Munjack, das die See in der
Campesche-Bay auswirft, besonderer Erwähnung.
6. Bituminoses Holz. Oryctodendron,
lignum fossile bituminosum.
Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie
z.B. das isländische Surtar-brandr oder Schwarz-
holz); mit wehr oder minder deutlicher Holztextur.
Uebergang in manche Abarten von Steinkohlen;
zumahl in Braunkohle und in Pechkohle; theils
in mächtigen Flözen**); theils alaunhaltig.
Die bituminose Holz-Erde, wohin auch manche
Umber gehört, ist durch Verwitterung dieses
Holzes entstanden, und findet sich theils bey
demselben in Flözen, theils aber auch in auf-
geschwemmten Lande, Torfmooren*) etc.
7. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. charbon
de terre, houille . Engl. coal .)
Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; theils auch
mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt mit
schwarzem Dampfe; bildet in theils Weltgegenden
mächtige Flözlagen**), so z.B. in Großbritannien
[Seite 630] und Schina); variirt aber gar sehr in Farbe, Glanz,
Gefügt etc. besonders in folgenden Abarten:
a. Braunkohle, Erdkohle (Engl. Bovey-
coal .
Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang ins
bituminose Holz, von welchem sie sich doch durch
das minder kenntliche Holzgefüge unterscheidet.
b. Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle.
Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar-
ten); starkglänzend; mit kleinmuschelichtem Bruch.
Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze;
groß muschelichtem Bruche; würfliger Gestalt der
Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zu-
mahl häufigst in Großbritannien.
d. Schieferkohle, Blätterkohle.
Von schieferigem Gefüge; weich, und leicht zer-
sprengbar; trapezoidische Gestalt der Bruchstücke.
In länglich abgesonderten Stücken; meist fett-
glänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich am
Meißner in Hessen.
f. Gagatkohle, schwarzer Börnstein. (Fr.
jayet, jais , Engl. jet .)
Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuschelichter
Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poli-
ren läßt.
Ihr ähnelt die cannel-coal aus Lancashire.
Dieser ihr Gewicht = 1275.
Gebrauch der Steinkohlen überhaupt, außer
dem allgemein bekannten, unter andern auch zum
Theerschwehlen und zur Gewinnung des Salmiaks.
1. Kohlenblende, unverbrennliche Stein-
kohle*). Anthracolithus. Fr. plomba-
gine charbonneuse .
Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie
auch ehedem oft angesehen worden; sie färbt stark
ab; ist sehr, spröde; ihr Bruch theils schieferig,
theils stänglich in kleinen vierseitigen Säulen.
Gewicht = 1468. Bricht meist bey und mit
Quarz; unter andern bey Gera, Schemnitz,
Kongsberg (hier theils mit gediegnem Silber) etc.
2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr.
plombagine, carbure de fer, crayon noir ,
crayon d'Angleterre . Engl. black lead ,
Keswick lead, wad .)
Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder
weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig an-
[Seite 632] zufühlen; theils dicht, theils körnicht, theils schup-
picht, oder krummblättericht, oder dünnschiefericht;
weich. Mittel-Gewicht = 2089. Im starken
offenen Feuer verfliegt er großentheils, und hin-
terläßt bloß etwas Eisen- und Kiesel-Erde*).
Fundort zumahl in der größten Menge und Fein-
heit bey Keswick in Cumberland**). Unter an-
dern auch gleichsam als Anflug in zarten eisen-
schwarzen Blättchen auf manchen schlackigen
Laven vom Vesuv. Gebrauch des feinern, festen
vorzüglich zu Bleystiften (auch zur Spitze auf
die Stange der Gewitterableiter), das gemeinste
aber zu ipser Schmelztiegeln, Ofenschwärze etc.
Auch zum Einschmieren hölzerner Schrauben und
Räderwerks.
1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant . Engl.
Diamond .)
Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 5. –), deren Flächen
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der
Mitte zugespitzt sind, so daß dadurch der octoë-
drische Crystall in das Dodecaëder mit rautenför-
migen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) umge-
wandelt wird. Sein Gefüge ist blättericht, und
der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl
und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen
Grundcrystallisation; daher sich auch der Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven
läßt*). Er ist der härteste aller bekannten Kör-
per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin-
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord.
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist
stark idioelectrisch; und manche saugen besonders
leicht Lichtstoff ein. Was Newton aus der ausneh-
mend starken Strahlenbrechnung des Demanten
[Seite 634] a priori geahnet*), daß er eine brennbare Sub-
stanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs vollkom-
menste bestätigt, und dadurch erwiesen, daß er
ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist.**) –
Fundort Ostindien (zumahl Hindustan und Bor-
neo) und Brasilien.
Daß auch die Metalle im Grunde unter die
brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben
erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich aber
durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen
im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl, als
von den übrigen Mineralien der andern bei-
den Classen.
Sie sind die schwersten Körper in der Natur;
und unter den Fossilien die allerundurchsichtig-
sten; sie haben alle den deßhalb sogenannten
metallischen Glanz; und eine dreyfache Art von
geschmeidiger Ductilität. Sie sind nähmlich
erstens biegsam (so besonders Bley und Zinn);
zweytens dehnbar oder malleabel, daß sie sich
in dünne Blättchen treiben lassen (so zumahl
Gold und Silber); und drittens zähe, daß sie
sich nach ihrer verschiedenen Tenacität im Draht-
zug mehr oder weniger strecken lassen, und
gleichstarke Drahte aus den verschiedenen Me-
tallen größere oder geringere Lasten tragen kön-
nen, ehe sie davon gerissen werden (so vorzüg-
lichst Gold, Platin̄a und Eisen).
Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst,
d.h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber
schon in einer sehr niedrigen Temperatur, daher
es gewöhnlich flüssig erscheint; die übrigen Me-
telle hingegen erfordern erhöhte Temperatur,
und manche derselben (z.B. Platin̄a, Eisen,
Braunstein, Wolfram etc.) eine sehr große Hitze,
ehe sie in Fluß kommen. – Alle schmelzen
undurchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.
Alle lassen sich entweder in Salpetersäure
oder in Salzsäure (oder dem aus beiden zusam-
mengesetzten Königswasser) auflösen; und sind
die vollkommensten elektrischen Leiter.
So verschieden und mannigfaltig auch das
Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten
Metalle in der Natur zu finden pflegen, so
lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf
zwey Hauptarten zurück bringen:
Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum , Fr. metal vierge )
in ihrer wahren vollkommen metallischen Ge-
stalt: – oder aber vererzt im weitläuftigern
Sinn (metallum mineralisatum ), so, daß ihnen
mehr oder weniger von ihrem reinen metallischen
Habitus benommen ist.
Doch hat auch beym gediegenen Zustande
eines Metalls mancherley besondere Verschieden-
[Seite 637] heit Statt. – Es findet sich z.B. dasselbe ent-
weder sichtbar, oder aber in unmerklich kleinen
Partikeln zwischen andern Fossilien versteckt und
durch dieselben verlarvt. – Ferner findet sich
entweder Ein gediegenes Metall (z.B. Queck-
silber) rein, für sich; oder aber mehrere im
gediegenen Zustande zusammen gemischt (z.B.
natürliches Amalgama).
Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene Weise:
Erstens nähmlich bloß durch Verbindung eines
Metalls mit einem andern verbrennlichen Stoffe,
dem Schwefel; da sie dann geschwefelt oder
vererzt im engern Sinne genannt werden; und
bey dieser Verbindung mehrentheils noch einen
metallischen Glanz behalten.
Zweytens hingegen durch eine weit wesent-
lichere Veränderung, nähmlich durch Verbin-
dung des Metalls mit Säuren; da sie ihres me-
tallischen Glanzes beraubt, und gesäuert oder
Verkalkt genannt werden.
Diese Verkalkung aber erfolgt wiederum,
entweder durch den unmittelbären Beytritt des
reinen Sauerstoffs ( oxygène ), – oder so,
daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun-
den ist, und dadurch eine eigentlich sogenannte
Säure bildet.
Wenn endlich bey dieser letzten Art von
Verkalkung zugleich Erdarten, zumahl Kalk-
Erde mit verbunden wird, so kriegt der metal-
lische Kalk oft dadurch ein spathähnliches An-
sehen und davon den Beynahmen (z.B. Bley-
spath, Titanspath etc.)
Nur acht Metalle (nähmlich Silber, Queck-
silber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spiesglas,
Arsenik und Tellurium) hat man bis jetzt in
beyderley Hauptgestalt gefunden; nähmlich so-
wohl gediegen als vererzt. Hingegen die Pla-
tin̄a bloß gediegen, die übrigen aber vererzt.
Daß die ehemahlige Eintheilung der Me-
talle, in Ganze- und Halb-Metalle, aus bloß
relativen, unbestimmten Verhältnissen abstrahirt
und nicht in der Natur gegründet war, bedarf
jetzt kaum noch einer Erwägung.
Bis jetzt kennt man nun folgende 21 Metalle:
[Seite 639]Diese achte hießen vor Alters ganze
Metalle: die folgenden wären weiland soge-
nannte Halb-Metalle:
XXI. Chromium.*)
[Seite 640]Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist blendend silberweiß; sein Gewicht = 23286
(folglich bey weitem der schwerste aller bekann-
ten Körper in der Natur); so gereinigt ist er
auch ausnehmend dehnbar und zähe*) (§. 253.);
wird in Königswasser aufgelöst und amalgamirt
sich mit siedendem Quecksilber. Gebrauch vor-
züglich zu kleinen Schmelztiegeln, Pendelku-
geln, Metallthermometern, Telescopspiegeln, Rä-
derwerk in Taschenuhren etc.
Unter dem Nahmen von Platin̄a (dem Spa-
nischen Diminutiv von plata , Silber), seit 1736
bekannt. In kleinen, fast stahlgrauen, theils rund-
lichen, theils eckigen, meist aber platten Kör-
nern; die theils mit Gold, zumahl aber
mit Eisen vermischt sind; und in einem mit
magnetischem Eisensande, Waschgold, Quecksilber-
kügelchen und kleinen schlackenähnlichen Körnchen
vermengten, Sande bey Carthagena und Santa Fé
in Peru gefunden werden.
Das Gold, aurum (Fr. or , Engl. gold ),
ist ausnehmend ductil in aller dreyfachen Rück-
sicht (von Biegsamkeit, Dehnbarkeit und Zähig-
keit), weich, doch daß es sich durch anhalten-
des Hämmern selbst zu Uhrfedern stählen läßt.
Gewicht = 19257. Wird in Königswasser auf-
gelöst; und aus der Solution durch Salmiak
als Knallgold, und durch Zinnauflösung als
mineralischer Purpur, gefällt. Amalgamirt sich
sehr leicht mit Quecksilber. Ist nächst dem Eisen
und Braunstein wahrscheinlich das allgemeinst
verbreitete Metall.
Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der
ihm in größerer oder geringerer Menge beyge-
mischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen,
oder Tellurium. In mancherley besonderer Gestalt
z.B. blättericht, gestrickt etc. Theils crystallisirt,
und das meist in doppelt vierseitigen Pyramiden
(– tab. II. fig. 4. –); theils dendritisch etc.
Häufig findet es sich als Waschgold im Sande
vieler Flüsse.
Oder in Seifenwerken (davon unten beym Zinn-
geschlecht), wie z.B. das neuentdeckte bey Wicklow
in Irland.
Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder
verlarvt (§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein
[Seite 642] von Beresofsk, im rammelsberger Braun-Erz,
in vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende etc.
Besonders auch in der goldhaltigen Kohle (dem
sogenannten Brandstein) von Verespatak in Sie-
benbürgen.
Das Silber, argentum (Fr. argent ,
Engl. silver ), läuft von Schwefeldämpfen gelb-
schwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend
dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem
Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpeter-
säure aufgelöst, und aus der Solution durch
Salzsäure als Hornsilber, und durch Quecksilber
als sogenannter Dianenbaum gefällt.
In mancherley besonderer Gestalt; blättricht,
zahnicht, haarförmig, gestrickt etc. theils crystalli-
sirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige
Pyramide; theils dendritisch; theils bey metalli-
sirten Petrefacten, wie z.B. bey den franken-
berger Kornähren etc.
Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit
andern Metallen gemischt.
So z.B. mit Gold bey Kongsberg und am
Schlangenberg (das Electrum des Hrn. Gr.
von Veltheim).
Auch theils versteckt. Dahin soll z.B. das
Zunder-Erz von der Dorothea zu Clausthal
gehören.
Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und Siberweiß;
blätterichter Bruch; theils crystallisirt in sechssei-
tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt
sehr ungleich z.B. in einem andreasberger (nach
Klaproth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25
Eisen, 4 Spießglas.
Zinnweiß; theils derb; theils crystallisirt in
vier- und sechs-seitigen Säulen und sechsseitigen
Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber,
24 Spiesglas. Fundort bey Alt-Wolfach im
Fürstenbergischen.
Bleygrau; metallischglänzend; weich; meist
nur eingesprengt, in Quarz und Hornstein. Ge-
halt (nach Klaproth) = 15 Silber, 27 Wismuth,
33 Bley, 4 Eisen, 1 Kupfer, 16, 50 Schwefel.
Fundort bey Schazlach auf dem Schwarzwalde.
Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt
glänzenden Strich; theils crystallisirt; meist
in doppelt vierseitigen Pyramiden; weich; sehr
geschmeidig; läßt sich spähneln; ist theils so dehn-
bar, daß es sich prägen läßt. Gewicht = 7215.
[Seite 644] Mittel-Gehalt (nach Bergmann) = 75 Silber,
25 Schwefel. Fundort vorzüglich im Erzgebirge.
6. Schwarzgülden, Röschgewächs, sprödes
Glas-Erz.
Meist eisenschwarz, theis rußig, theils crystal-
lisirt, und das meist in sechseitigen Säulen oder
Tafeln; theils zellicht; spröde. Gewicht = 7208.
Gehalt (nach Klaproth) = 66,50 Silber, 12 Schwe-
fel, 10 Spießglas, 5 Eisen. Fundort zumahl in
Ungarn.
Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr
weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarz-
gülden und Glas-Erzes entstanden zu seyn. Fin-
det sich meist in der Nachbarschaft dieser beiden.
Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Grün-
liche, an den Kanten durchscheinend; fast wachs-
glänzend, theils knospig; theils cubisch crystalli-
sirt; theils dendritisch (so vorzüglichst das sibirische
vom Schlangenberg); weich; geschmeidig; läßt
sich spähneln. Gewicht = 4840. Gehalt (nach
Klaproth) = 67,75 Silber, 21 concentrirte Salz-
säure, 6 Eisenkalk, 1,75 Thon-Erde. Fundort,
außer dem eben gedachten, Johanngeorgenstadt
im Erzgebirge.
Auch das sogenannte Buttermilch-Erz, so
sich ehedem zu St. Andreasberg auf dem Harze
gefunden, ist eine Art in Thon-Erde verlarvten
Horn-Erzes.
9. Rothgülden. (Fr. argent rouge, rosiclair .)
Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins
Bleygraue und Eisenschwarze; mehr oder weniger
durchscheinend; theils mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit durchfallendem aber blutroth,
(Engl. ruby ore ); fast metallisch glän-
zend; theils crystallisirt, meist in sechsseitigen
Säulen mit stumpfer sechsseitiger oder drey-
seitiger Spitze; theils dendritisch; gibt rothen
Strich. Mittel-Gewicht = 5563. Der Gehalt
dieses schönen Erzes, das (nach Klaproth) aus
Silberkalk und Schwefelsäure besteht, ist sehr un-
gleich. Manches hält auch etwas Spiesglas, an-
deres Arsenik. Fundort, vorzüglichst zu St.
Andreasberg.
Lichtbleygrau, ins Stahlgraue; undurchsichtig;
wenig glänzend; der Bruch theils ins Zartfaserige;
bloß ungeformt. Gewicht = 5322. Gehalt
noch nicht zuverlässig bestimmt. Fundort, Frey-
berg im Erzgebirge.
Das Quecksilber, Hydrargyrum (Fr.
mercure, vif-argent , Engl. quicksilver ) be-
hält seinen Silberglanz an der Luft unverändert;
ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst bey 39°
unter 0 Fahr. fest und malleabel. Gewicht
= 13568. Wird am vollkommensten von der
[Seite 646] Salpetersäure aufgelöst; phosphorescirt im so-
genannten luftleeren Raume; amalgamirt sich
am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und
Bley; daher sein Gebrauch zum Anquicken der
Erze zum vergolden, zur Spiegelfolie etc.
Außerdem bekanntlich auch zu meteorologischen
Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung mancher
Insecten, und als wichtiges Heilmittel.
1. Gediegen, Jungfern Quecksilber.
Meist in kuglichten Tropfen in Klüften und
Zwischenräumen von Quecksilber-Erzen. Fundort,
in Europa zumahl Idria und das Zweybrückische.
Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber
amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils
derb, knospig etc.; weich. Gehalt sehr ungleich;
z.B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36 Silber.
Fundort zumahl im Zweybrückischen.
Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill-
rothe etc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder
weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb;
und dann theils von einem fast metallischen Glanze;
theils faserig; theils crystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Pyramiden etc.; gibt scharlachrothen
Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Er-
sterer z.B. (nach Kirwan) = 80 Quecksilber, 20
Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das Zwey-
brückische, Almaden, Schina und Mexico.
Das sogenannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter
Brandschiefer.
Das eben daselbst brechende, selten Queck-
silber-Schwefelleber-Erz. (Fr. cinabre alcalin )
ist scharlachroth; durchscheinend; von spathartigem
Gefüge; und gibt, wenn es gerieben wird, Schwe-
fellebergeruch.
Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze;
undurchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze;
gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge-
füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich
a) dicht, und b) schaalig, mit concentrischen Ab-
losungen, wie mancher Glaskopf*). Gewicht =
7937. Hält bis 70 pro Cent Quecksilber.
Fundort zumahl bey Idria, wo es das gewöhn-
lichste Quecksilber-Erz ausmacht.
5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur-
peth, natürlicher Sublimat.
Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend;
von fast metallischem Glanze; meist als Drusen-
häutchen in Klüften anderer Quecksilber-Erze;
theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmi-
[Seite 648] gen Crystallen; weich. Hält (nach Kirwan) =
70 pro Cent Quecksilber durch Salzsäure und
Schwefelsäure verkalkt, Fundort zumahl im
Zweybrückischen.
Das Kupfer, cuprum (Fr. cuivre , Engl.
copper ), ist sehr hart und elastisch, und hat
unter allen Metallen den stärksten Klang. Ge-
wicht = 7788. Wird von allen Säuren auf-
gelöst; brennt mit grüner und blauer Flamme:
verbindet sich leicht mit andern Metallen, und
gibt dadurch die mancherley vorzüglichen Com-
positionen; wie z.B. mit Gold, das Similor
und das malayische Suasso; mit Zink, das
Messing und Tomback (von Tombago , dem
malayischen Worte für Kupfer); mit Zinn das
Glockengut und Stückgut; mit Arsenik das
argent haché und die Composition zu Telescop-
spiegeln; mit Nickel, das schinesische Pack-
fong u.s.w. Dient daher auch beym Münz-
wesen zur Karatirung und Legirung des Goldes
und Silbers etc.
Theils güldisch, oder silberhaltig etc.; daher
Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer
Gestalt; theils crystallisirt; und dann meist als
doppelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Eu-
[Seite 649] ropa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem
aber vorzüglichst Sibirien, die Küsten der Kupfer-
Insel ( Mednoi ostrow ) im kamtschatkischen
Meere, die Ufer des Kupferflusses im N. W. der
Hudsonsbay, Brasilien etc.*).
2. Kupferglas. (Fr. mine de cuivre vitreuse .)
Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio-
lette, dunkel Leberbraune etc.; theils metallischer
Glanz; der Bruch theils ins Blätterichte; meist
ungeformt; theils aber crystallisirt, z.B. in sechs-
seitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –); weich;
schneidbar; gibt glänzenden Strich; schmilzt leicht.
Mittel-Gewicht = 5074. Gehalt (nach Klap-
roth) = 50-80 pro Cent Kupfer, mit Eisen, so
wie die nächstfolgenden Gattungen durch Schwefel
vererzt. Fundort, in Europa zumahl Cornwall
und der Bannat.
3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur).
Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist
taubenhälsig angelaufen; metallisch glänzend;
spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen
Strich; findet sich wohl nur ungeformt. Gehalt
(nach Kirwan und Klaproth) = 40-70 pro Cent
Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym Kupfer-
glas; geht aber sowohl in dieses als in den
Kupferkies über. Fundort, unter andern Lau-
terberg am Harz, und der Schlangenberg in
Sibirien.
4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz. (Fr. mine
de cuivre jaune .)
Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils
grünlichgelb; auch oft taubenhälsig angelaufen;
meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder
geflossen, nierenförmig, traubig etc.; zuweilen cry-
stallisirt, z.B. als dreyseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 1. –). Mittel-Gewicht = 3980. Gehalt
(nach Kirwan) = 20 pro Cent Kupfer, mir noch
mehr Eisengehalt als bey der vorigen Gattung;
ist das allergemeinste Kupfer-Erz; findet sich,
so wie auch theils die beiden vorigen Gattungen,
oft im bituminösen Mergelschiefer, der dann
Kupferschiefer genannt wird. (s. oben S. 591.)
5. Weiß Kupfer-Erz. (Fr. mine de cuivre
blanche .)
Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt-
glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Funken;
hält (nach Henkel) 40 p. C. Kupfer und außer-
dem Eisen und Arsenik. Uebergang in Kupfer-
kies und in Fahl-Erz. Findet sich überhaupt
selten; unter andern bey Freyberg.
6. Fahl-Erz, grau Kupfer-Erz, auf dem
Harz sogenanntes Weißgülden. (Fr. mine
de cuivre grise , Engl. grey copper-ore .)
Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau-
röthlichen Strich; meist ungeformt; theils cry-
stallisirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden (– tab.
II. fig. 1. –); hält außer dem Kupfer auch Sil-
ber, beides in sehr verschiedenem Verhältniß, auch
Bley etc. Findet sich sehr häufig in vielen Län-
dern von Europa und Asien.
Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager;
meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahl-Erz;
wohl bloß aus Verwitterung derselben entstanden.
Fundort unter andern bey Freyberg.
8. Roth Kupfer-Erz, roth Kupfer-Glas,
Kupfer-Leber-Erz. (Fr. mine de cuivre
rouge .)
Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth
bis ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils
durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast me-
tallischglänzend; theils dicht; theils blättericht;
theils crystallisirt und dann meist in doppelt
vierseitigen Pyramiden; theils haarförmig, fase-
rig, seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs
de cuivre ). Gehalt, Kupfer durch Kohlensäure
verkalkt. Fundort vorzüglich Cornwall und Ca-
tharinburg; die Kupferblüthe aber besonders bey
Rheinbreidenbach im Cölnischen.
9. Ziegel-Erz. (Fr. ochre de cuivre rouge .)
Aus dem Hyazinthrothen ins Pechbraune und
Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer-Pech-Erz; letzteres
mit kleinmuschelichtem Bruche. Eigentlich aus
der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher
innig gemengt. Fundort, unter andern der Ban-
nat, Lauterberg am Harz etc.
10. Kupferlasur, Kupferblau. (Fr. azur de
cuivre, bleu de montagne .)
Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend; theils
[Seite 652] aber glänzend, zuweilen durchscheinend; theils
strahlicht; theils crystallisirt, zumahl in kurzen
vierseitigen Säulen. Hält (nach Kirwan) auf
69 pro Cent Kupfer, wie in den drey nächstfol-
genden Gattungen, durch Kohlensäure verkalkt.
Fundort vorzüglich im Bannat und am Ural.
Vorzüglich in zwey Hauptarten:
Erstens nähmlich als Atlas-Erz (Fr. mine
de cuivre soyeuse ); smaragdgrün; seidenglän-
zend; faserig; theils in abgesonderten, haarförmi-
gen Crystallen, büschelförmig divergirend etc.
Fundort zumahl Lauterberg am Harz und der
Bannat.
Zweytens als eigentlich sogenannter Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, in concen-
trischen Schaalen, theils traubig, stalactitisch,
röhrenförmig etc. Gewicht = 3641. Gehalt ei-
nes sibirischen (nach Klaproth) = 58 Kupfer,
18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50 Was-
ser. Fundort zumahl Catharinburg in Sibirien
und Schina.
12. Kupfergrün aerugo nativa, chrysocolla,
lapis armenus. (Fr. verd de montagne .)
Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an
den Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich; theils dicht mit muschelichtem Bruche; meist
nur in kleinen Partieen bey andern Kupfer-Erzen;
hält außer dem kohlensauren Kupfer meist noch
Thon-Erde. Fundort unter andern Saatfeld
und Catharinburg.
13. Eisenschüssiges Kupfergrün.
Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils
erdig, zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit
muschelichtem Bruche, theils knospiger Oberfläche etc.
Gehalt vermuthlich Kupfergrün und Eisenocher.
Findet sich überhaupt nicht häufig; z.B. bey
Saalfeld und auf der Insel Elba.
14. Oliven-Erz, arsenikalsaures Kupfer-Erz.
Meist olivengrün, aber auch einerseits ins
dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne;
durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend;
meist crystallisirt, in kleinen Würfeln, oder sechs-
seitigen Säulen etc. und diese theils büschelförmig
divergirend. Gehalt = Kupfer, mit etwas Eisen
durch Arseniksäure verkalkt. Fundort zumahl Car-
rarach in Cornwall.
15. Atacamit*), salzsaurer Kupfersand.
(Fr. sable verd d'Atacama, muriate de
cuivre oxygené .).
Als smaragdgrüner Sand, von sehr kleinen
doch ungleichförmigen Körnern; durchscheinend;
[Seite 654] glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue
und grüne Flamme. Gehalt (nach Fourcroy und
Berthollet) = 52 Kupfer, 10 Salzsäure, 12
Wasser, 11 Sauerstoff, 11 Quarzsand der sich
nicht absondern ließ, 1 kohlensaures Gas und
Eisen, 3 Verlust. Fundort im westlichen Süd-
America, in einem kleinen Flusse in der Sand-
wüste Atacama zwischen Peru und Chili.
Reines oder sogenanntes Frisch-Eisen,
ferrum (Fr. fer , Engl. iron ), hat eine aus
dem Stahlgrauen ins Silberweiße fallende Farbe
und ist äußerst zähe. Gewicht = 7807. Es
wird vom Magnet gezogen, und selbst leicht
attractorisch; wird von allen Säuren angegrif-
fen und gibt ihnen einen Tintengeschmack; wird
aus diesen Solutionen durch die Galläpfelsäure
schwarz, und durch die Blausäure blau gefällt.
Ist unter allen Metallen am allgemeinsten in
der Erde und selbst in der organisirten Schöpfung
verbreitet; auch wird kein anderes Metall von
den cultivirten Völkern in so unsäglicher Menge
verarbeitet; sowohl als eigentlich sogenanntes
[Seite 655] Eisen in seinen beiden Hauptverschiedenheiten
(Guß-Eisen nähmlich und Stab-Eisen), als
auch nachdem beide zu Stahl geschmolzen oder
gebrannt worden.*)
Von den beiden berühmten, freylich in vieler
Rücksicht noch räthselhaften ungeheueren Massen
gediegenen Eisens, die neuerlich bekannt worden
und zu so vielen Hypothesen über ihre Entstehung
Anlaß gegeben, ist die eine 1772 von Hrn.
Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekanks auf
dem Rücken eines Schiefergebirgs in der Nach-
barschaft von Magnet-Eisenstein gefunden worden.
Sie hat ein sonderbares gleichsam zelliges An-
sehen, und enthält in ihren bläsrigen Zwischen-
räumen ein grüngelbes, glasartiges, dem Olivin
ähnelndes Fossil. Ihr Gewicht ward auf 1600
Pfund geschätzt.
Die andere noch ungleich größere findet sich
unweit des Paranastroms in Chaco, im spanischen
Süd-America, wo sie 1782 durch Don Mich.
Rubin de Celis untersucht und ihr Gewicht auf
30000 Pfund angeschlagen worden.**)
2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Py-
rites. (Engl. mundick .)
Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer-
seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl-
graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun an-
gelaufen; metallischglänzend; meist so hart, daß
er am Stahle Funken gibt, mit Schwefelgeruch;
hält, außer dem durch Schwefel vererzten Eisen
zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik etc.
Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:
In mancherley besonderer Gestalt, z.B. als
Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubicht, pilzförmig etc.
häufig crystallisirt in mancherley Form, z.B.
als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen
Flächen und zwanzig Ecken (– tab. II. fig. 4. –)
oder in einer der seltensten crystallinischen Formen
der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen dreyseiti-
gen Flächen und zwölf Ecken (– tab. II. fig. 6.
–); häufig hingegen cubisch mit gestreiften Flä-
chen, und das so sonderbar, daß immer nur
die Streifen von zwey einander gerade entge-
genstehenden Flächen einerley Richtung haben,
hingegen die von den dreyen in eine Ecke des
Würfels zusammenstoßenden Flächen in conträrer
Richtung wider einander laufen (– tab. II.
fig. 2. –). Mittel-Gewicht = 4700. Fund-
ort in aller Welt als die gemeinste aller Erzarten.
Meist heller von Farbe als der vorige; häufig
in Nierenform; crystallisirt meist als doppelt vier-
seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab-
arten zusammengrupirt, z.B. als Hahnenkamm-
[Seite 657] kies etc.; hat strahlichten Bruch; und als Haar-
kies abgesonderte haarförmige Nadeln.
Auch heller als der gemeine; oft tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt,
z.B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig,
gestrickt etc.; zuweilen crystallisirt, in sechsseitigen
kleinen Säulen etc., theils als metallisirte Petre-
facten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.
Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin-
nung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols;
ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.
Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe;
metallischglänzend; doch meist angelaufen; unge-
formt; ist wie so manche andere Eisen-Erze
retractorisch, d.h. er wird vom Magnet gezogen.
Uebergang in Schwefelkies. Bricht auf Gang-
gebirgen, z.B. zu Breitenbrunn im Erzgebirge.
4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Magnet,
attractorisches Eisen-Erz. (Fr. Aimant ,
Engl. Load-stone .)
Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in
kleinen Crystallen als doppelt vierseitige Pyrami-
den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beiden
großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er
das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage
nach den Polen richtet; auch beiderley Kraft dem
Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein
Eisengehalt ungleich, theils 80 pro Cent. Fundort
vorzüglichst der Magnetenberg in Werchoturien;
[Seite 658] außerdem unter andern New-York, und selbst in
unserer Nachbarschaft der Spitzenberg am Harz.*)
Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus,
findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, ent-
weder in Gebirgsarten eingesprengt [so z.B. in
manchem Granit (s. oben S. 607), Porphyr,
Basalt etc.]; oder aber, und zwar häufiger in
manchem Sande des Meeres oder der Seen und
Flüsse.
5. Eisenglanz, Spiegel-Eisen. (Fr. mine de
fer speculaire, fer noir .)
Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen;
von starkem metallischem Glanze; sowohl ungeformt
als crystallisirt; letzteres z.B. in doppelt drey-
seitigen Pyramiden, die dann in Linsenform über-
gehen; oder in sechsseitigen Tafeln etc. Gewicht
= 5158. Eisengehalt (nach Kirwan) = 60-80
pro Cent; ist meist retractorisch. Fundort vor-
züglichst in großer Mannigfaltigkeit und Schön-
heit der Cristallisationen auf der Insel Elba.
Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von
blätterichtem Gefüge; sowohl ungeformt als cry-
stallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils
zellicht zusammengehäuft sind. Fundort unter
andern auf der Zorge am Harz.
Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch-
rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.
Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark
abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über
andere Eisen-Erze dieser Gattung; sehr leicht.
Meist ungeformt; theils crystallisirt, cubisch;
meist abfärbend; gibt bluthrothen Strich.
Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher genannt.
3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.
Meist nierenförmig, mit schaaligen Ablosungen;
theils stalactitisch; keilförmige Bruchstücke von
stralichtem Gefüge. Eisengehalt bis 60 pro Cent.
Gebrauch unter andern als Pulver zum Poliren
der Stahlwaaren.
Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits
ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält
mehrentheils auch Braunsteinkalk.
Ebenfalls in drey Arten wie die vorige Gattung:
Theils mit metallischem Glanze, als Ueberzug
über Glaskopf etc. – Auch manche Umber ge-
hört hieher; wie z.B. die cölnische.
Meist ungeformt; theils stalactitisch, röhren-
förmig etc.; theils crystallisirt in zweyen der beym
Schwefelkies (S. 656) gedachten Formen, nähm-
lich als Dodecaëder mit den fünfseitigen Flächen
[Seite 660] (– tab. II. fig. 4. –) und als Würfel mit der
sonderbaren Richtung der Streifen auf seinen
sechs Flächen (– tab. II. fig. 2. –). Theils
auch als Petrefact von Incognitis der Vorwelt;
so z.B. bey Rübeland am Harz als Schrauben-
stein, Fungit etc. Uebergang des ungeformten in
Spath-Eisenstein, Thon-Eisenstein etc.
Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen
Gattung.
Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie
der rothe. Der Bruch theils seidenglänzend,
faserig.
Meist blaulich schwarz; theils metallischglän-
zend; auch dergleichen Strich; scheint vielen
Braunsteinkalk zu halten.
1) Dichter Schwarz-Eisenstein.
In mancherley besonderer Gestalt; standen-
förmig, traubicht etc. mit flachmuschelichtem Bruche.
Mit divergirend faserigem Bruche. Fundort
beider Arten unter andern bey Schmalcalden im
Hessischen.
9. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl-
stein, Flinz.
Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze;
theils an den Kanten durchscheinend; häufig cry-
stallisirt, und zwar meist in Rhomben oder
Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruch-
[Seite 661] stücke; spröde. Gewicht = 3784. Gehalt eines
steyermarker (nach Bergmann) = 38 Eisen, 24
Braunstein, 38 Kalkerde. Uebergang in Braun-
Eisenstein und Braunspath.
Aus den Gelblichen durchs Rothbraune ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau;
meist erdig; weich; mager; theils ungeformt;
aber auch in mancherley, besonderer Gestalt; theils
mit Petrefacten der Vorwelt; z.B. mit Couchy-
lien oder mit Kräuterabdrücken (so z.B. die be-
rühmten so genannten Katzenköpfe von Colbrook-
dale, deren jeder inwendig ein kleines Farnkraut
einschließt). Ueberhaupt meist reich an Eisenge-
halt bis 40 pro Cent.
Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu
werden:
a. Stänglicher Thon-Eisenstein, Nagel-Erz,
Schindelnägel.
Rothbraun; in stänglich abgesonderten Stücken;
theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Ver-
muthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fundort
zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.
b. Eisen-Niere, Adlerstein, Klapperstein.
Aëties (Fr. Géode ).
Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit
schaaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit
eingeschloßnen losen und daher klappernden Brocken
und Körnern; theils dicht, kuglig*).
Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen
meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt,
abgerundet; so z.B. wie in großen runden Boh-
nen ausnehmend sauber am Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung.
In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast wie ein lockerer Rogenstein.
11. Rasen-Eisenstein. Tofus Tubalcaini
Linn . Minera ferri subaquosa Waller .
(Fr. mine de fer limoneuse .)
Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; meist
in löcherichten Brocken zusammengebacken, knol-
lig; erdig; matt oder fettglänzend; theils aller-
hand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos,
Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt. Ge-
halt bis 35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich durch
Phosphorsäure verkalkt. Findet sich meist nahe
unter der Damm-Erde, im aufgeschwemmten
Lande und in Moorgrunde.
12. Blau-Eisen-Erde, natürliches Berliner-
blau. (Fr. Prussiate de fer natif .)
Unter der Erde meist weißlich; wird aber an
der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist
erdig, staubartig oder zusammengebacken; abfär-
bend; mager. Gehalt, Eisen durch Phosphor-
säure und Blausäure verkalkt, mit Thon-Erde
vermischt. Fundort unter andern im Churbraun-
schweigischen am Ufer der Stecknitz, und so auch
im Treibholz bey Stade (s. oben S. 628. not. *).
Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmittel
noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zumahl
bey Schneeberg im Erzgebirge.
14. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril , Engl.
emery .)
Meist graulich schwarz; an den Kanten durch-
scheinend; schimmernd; theils splitteriger Bruch;
gibt braunrothen Strich; sehr hart. Gewicht
= 3922. Sein Eisengehalt sehr ungleich; aber
theils retractorisch; innig gemengt mit Quarz.
Fundort unter andern Altcastilien und Estrema-
dura. Gebrauch zum Schneiden und Schleifen
harter Steine und des Glases*). Daher auch
der Holzstein, wie oberwähnt (S. 539), wegen
des ähnlichen Gebrauchs, in manchen Gegenden
Smirgel genannt wird.
Das Bley, plumbum (Fr. plomb , Engl.
lead ), läuft an der Luft schwarz an, und färbt,
stark gerieben, mit einem eigenen Geruche ab.
[Seite 664] Ist das weichste der festen Metalle; leicht bieg-
sam, aber nicht sehr dehnbar, und gar wenig
zähe (§. 253.). Gewicht = 11352. Schmilzt
ehe es glüht; brennt leicht zu Kalk; wird in
stark erhöhter Temperatur allgemach verglast;
und von allen Säuren aufgelöst, die davon
einen süßlichen Geschmack erhalten. Gebrauch
(außer dem allgemein bekannten zu Kugeln und
Schrot, Dachdecken, Wasserröhren etc.) beson-
ders beym Hüttenwesen und in der Probirkunst;
dann zu mancherley Farbe und als chirurgisches
Heilmittel.
1. Bleyglanz. Galena. (Engl. blue lead-ore .)
Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen; meist
mit starkem metallischem Glanze; meist ungeformt;
theils mit Spiegelfläche; theils wie geflossen,
zellicht etc.; theils dendritisch oder gestrickt*);
häufig crystallisirt; und zwar meist cubisch; selten
in doppelt vierseitigen Pyramiden, oder sechssei-
gen Säulen etc.; sämmtliche Crystallisationen wieder
in mancherley Abarten; bricht in cubische Stücken;
[Seite 665] hat meist blätterichtes Gefüge; gröberes oder
feineres Korn. Mittel-Gewicht = 7290. Gehalt
sehr verschieden; z.B. 77 Bley durch 20 Schwefel
vererzt, außerdem mehr oder weniger Silber,
und im Strip- oder Sprot-Erz (Fr. mine
de plomb striés ) auch Spiesglas. Ueberhaupt
eins der gemeinsten Erze.
Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de
plomb compacte ) ist mehr stahlgrau, schim-
mernd, weicher als der Bleyglanz, mehr abfär-
bend; immer ungeformt. Fundort unter andern
bey Clausthal, und in Derbyshire*).
Aus dem Indigblauen ins Bleygraue; un-
durchsichtig; meist in kleinen Crystallen von sechs-
seitigen Säulen; metallischschimmernd; ist weich,
und gibt metallischglänzenden Strich; scheint in
den Bleyschweif überzugehen. Fundort Tschopau
im Erzgebirge und Leadhills in Schotland.
3. Braun Bley-Erz, brauner Bleyspath,
Saturnit.
Aus dem Nelkenbraunen ins Schwarzgraue;
theils durchscheinend; fettglänzend; meist crystal-
lisirt in sechsseitigen der Länge nach gestreiften
[Seite 666] Säulen. Fundort Tschopau, und Poullaouen in
Nieder-Bretagne.
Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt
graulich weißen Strich; hat einen eignen fast
dem metallischen sich nähernden Glanz; meist cry-
stallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort
unter andern bey Freyberg, wo es auf 60 pro Cent
Bley hält.
5. Weiß Bley-Erz, weißer Bleyspath.
Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue;
mehr oder weniger durchscheinend; meist gleich-
sam demantglänzend; sowohl derb, als crystalli-
sirt in Nadeln oder vier- und sechsseitigen Säu-
len. Gehalt (nach Westrumb) = 80,25 Bley,
16 Kohlensäure, 0,18 Eisen, 0,75 Thonerde,
0,50 Kalkerde. Fundort vorzüglich bey Zeller-
feld am Harz.
Als Abarten gehören dazu, das meist apfelgrüne
Bleyglas, und der dünnblätterige sogenannte
Bleyglimmer.
6. Grün Bley-Erz, grüner Bleyspath.
Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen; durchscheinend; fettglänzend;
meist crystallisirt, zumahl in sechsseitigen Säulen.
Gewicht = 6270. Bleygehalt bis 73 pro Cent.
Durch Phosphorsäure verkalkt. Fundort unter
andern bey Clausthal, und bey Beresofsk im Ca-
tharinburgischen (letzterer hält nach Vauquelin
auch Chromiumkalk.)
Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist crystallisirt, zumahl in vierseiti-
gen Tafeln etc. Hält (nach Klaproth) = 64,
42 Bleykalk, 34,25 Molybdänkalk. Fundort zu-
mahl Bleyberg in Kärnthen.
Gelblich-grau; theils staubartig; theils fest,
crystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige Pyra-
mide; theils durchscheinend; glasglänzend; durch
Schwefelsäure verkalkt, mit Eisen. Fundort An-
glesey bey Wales.
Theils staubartig, theils zusammengebacken,
doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich
a) schwefelgelb (Fr. massicot natif ); so z.B.
bey Leadhills in Schotland; b) weißlich grau,
so z.B. bey Zellerfeld am Harz; c) bräunlich
roth, z.B. im Jülichschen.
Das Zinn, stannum (Fr. étain , Engl.
tin ), ist sehr biegsam, sehr dehnbar, aber
wenig zähe; er knirscht zwischen den Zähnen
und knarrt, wenn es gebogen wird ( le cri
d'étain ); gibt erwärmt oder gerieben einen
eigenen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt sehr
leicht zu Zinnasche; wird in Königswasser auf-
[Seite 668] gelöst; und findet sich nur in wenigen Welt-
gegenden; aber daselbst meist in ausnehmender
Menge. Gebrauch unter andern zu Silber-
papier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlach-
färberey etc.
1. Zinnkies. (Fr. étain sulfureux, or mussif
natif . Engl. bell metal ore .)
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; metal-
lischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Gewicht
= 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 34 Zinn, 36
Kupfer, 3 Eisen, 25 Schwefel. Fundort bis jetzt
bloß Wheal-Rock zu St. Agnes in Cornwall.
2. Zinnstein (Fr. étain vitreux .)
Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits ins
Gelbe und ins Weißlichgraue*); theils durch-
scheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z.B.
das rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt;
theils als Gerölle in Seifenwerken**) (Engl.
[Seite 669] stream-tin ), oder als Zinnsand; häufig aber
crystallisirt (sogenannte Zinngraupen) zumahl
als sehr kurze vierseitige Säule an beiden Enden
vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingscrystalle
(Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900.
Zinn-Gehalt wohl bis 80 pro Cent. Fundort
zumahl das sächsische und böhmische Erzgebirge,
Cornwall, Malacka, die Insel Banca bey Su-
matra etc.
3. Holz-Zinn, cornisches Zinn-Erz. (Fr.
étain limoneux, hématite d'étain . Engl.
wood-tin .)
Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf
dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren
mit concentrischen deutlich absetzenden Schichten;
keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl
Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-Gehalt
(nach Klaproth) = 63,3. Fundort Gavrigan
in Cornwall.
Der Zink (Engl. spelter ) hat eine Mittel-
farbe zwischen Bley und Zinn, einen breitstrah-
lichten zackigen Bruch, und ist weniger spröde
als andere sogenannte Halbmetalle. Gewicht
= 7190. Er schmilzt ehe er glüht, und ent-
[Seite 670] zündet sich im offenen Feuer mit einer blaulich-
grünen Flamme. Wird von allen Säuren auf-
gelöst, ohne sie zu färben. Wichtigster Gebrauch
zum Messingmachen und des Kalks als Arzney.
1. Blende. Pseudogalena. (Engl. black jack .)
Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander-
seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne;
daher die Benennungen von Pechblende, Colo-
phoniumblende, Rubinblende etc.; mehr oder we-
niger durchscheinend; von verschiedener Art des
Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig cry-
stallisirt, z.B. als dreyseitige, oder als doppelt
vierseitig Pyramide etc.; spathähnlicher Bruch;
manche Abarten geben, wenn sie gerieben werden,
Schwefellebergeruch; manche phosphoresciren, wenn
sie im Finstern mit Eisen gekratzt werden. Mittel-
Gewicht = 4000. Zink-Gehalt von 44 bis 64
pro Cent; durch Schwefel vererzt; mit mehr oder
weniger Eisen; theils auch gold- und silberhal-
tig mit innig eingemengtem Bleyglanze (so z.B.
das sogenannte Braun-Erz vom Rammelsberge).
Ueberhaupt ein sehr allgemein verbreitetes Erz.
2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. ca-
lamine .)
Meist aus dem Bleygrauen ins Gelbliche durch
mancherley Abstufungen; theils undurchsichtig;
theils mehr oder weniger durchscheinend; meist
ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb;
theils wie geflossen, traubicht, nierenförmig etc.;
theils crystallisirt als Zinkspath*), meist in vier-
seitigen Tafeln; so zumahl in Kärnthen und am
[Seite 671] Altai; theils als Aftercrystall (z.B. in Flint-
shire); der ungeformte aber theils in ganzen Flö-
zen z.B. bey Olkutschk in Polen.
Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr.
étain de glace , Engl. tin-glass ), hat eine
aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende
Farbe; blätterichtes Gefüge; ist sehr spröde;
Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*);
wird aus seiner Auflösung in Salpetersäure durch
reines Wasser als weißer Kalk ( blanc d'Espagne )
gefällt. Ueberhaupt ein nicht häufiges Erz. Ge-
brauch unter andern zum Schnell- oder Zinn-Loth.
Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge-
formt; theils gestrickt; selten crystallisirt in klei-
nen Würfeln etc.; blätterichter Bruch. Findet sich
nicht häufig; doch noch am öfftersten in der
gediegnen Gestalt; nebst beiden folgenden Gat-
tungen dieses Geschlechts zumahl im sächsischen
und böhmischen Erzgebirge.
2. Wismuthglanz, grau Wismuth-Erz.
Blaugrau; meist gelblich angelaufen; blätte-
richter, theils strahlichter Bruch; meist ungeformt;
selten in spiesigen der Länge nach eingewachsenen
[Seite 672] Crystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr
weich, schneidbar; brennt auf Kohlen gebröckelt
mit Schwefelflamme. Gehalt (nach Sage) = 60
pro Cent Wismuth, durch Schwefel vererzt, theils
mit etwas Eisen und Arsenik etc.
Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist er-
dig; angeflogen oder eingesprengt.
Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätterichtes,
strahlichtes Gefüge; ist spröde; Gewicht = 6702;
schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem Feuer;
wird von den Säuren nur unvollkommen auf-
gelöst; und aus der Solution in Königswas-
ser durch Laugensalze weiß gefällt. Gebrauch
unter andern um weichen Metallen mehr Härte
zu geben; also z.B. zum Schriftgießen; außer-
dem als Arzeney.
Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils
blättericht, theils schaalicht; der bis jetzt bekannte
hält zugleich etwas Arsenik. Fundort unter an-
dern bey Andreasberg und in Dauphiné.
Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt;
und zwar sowohl dicht als blättericht; häufiger
[Seite 673] aber strahlicht und zwar meist in nadelförmigen
Crystallen; theils aber auch in stärkern vier- oder
sechsseitigen Säulen. Gewicht = 4200. Gehalt
= 70-80 Spießglas, 30-20 Schwefel. Fundort
vorzüglich in Ungern und Siebenbürgen.
Das Feder-Erz, von graulich schwarzer oder
bleygrauer Farbe, ist ein zartfaserichtes oder
haariges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges
Spießglas-Erz, das sich unter andern zu St.
Andreasberg und bey Nagybanya in Siebenbür-
gen findet.
Mordoreroth; mit einer Art metallischen
Glanzes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen,
strahlichten Crystallen, die theils sternförmig zu-
sammengehäuft sind. Hält vermuthlich außer
dem geschwefelten Spießglas auch Arsenik. Fund-
ort bey Freyberg und in Ungern.
Theils orangengelb, theils citronengelb etc.;
glänzend; theils nadelförmig, theils in viersei-
tigen Tafeln crystallisirt. Vermuthlich, so wie
die folgende Gattung, durch Salzsäure verkalkt.
Fundort Malaczka in Siebenbürgen.
Aus dem weißen ins Gelbliche oder Graue;
meist perlmutterglänzend; meist in sternförmig
zusammengehäuften nadelförmigen Crystallen;
theils in vierseitigen Tafeln. Fundort bey Ma-
laczka in Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.
Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort
bey Freyberg und in Ungern.
Das Kobalt-Metall*), oder die sogenannte
Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins Stahl-
graue und ein wenig ins Rothe ziehend; gibt
in Königswasser aufgelöst die sympathetische
Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig.
Durchs Rösten verkalkt es zu schwarzem Pulver,
welches mit Glasfritten das für die Blaufarben-
werke wichtige Smalteglas gibt.
Zinnweiß; meist ungeformt; theils nierenför-
mig, und in kleinen undeutlichen Crystallen.
Findet sich an wenigen Orten, z.B. im Stift-
amte Christiania in Norwegen.
2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Kobalt.
Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit
glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch
ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart;
hält außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen.
Fundort unter andern im sächsischen und böhmi-
schen Erzgebirge.
3. Glanzkobalt. Galena cobalti.
Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als
Spiegel; auch theils gestrickt; theils baumför-
mig; nicht selten crystallisirt, und zwar meist
cubisch in mancherley Abartungen als Kobalt-
graupen; minder hart als die vorige Gattung;
hält ebenfalls auch Arsenik und etwas Eisen.
Fundort unter andern Glücksbrunnen im Meinin-
gischen, Riegelsdorf in Hessen etc.; eins der
häufigsten Kobalt-Erze.
Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreib-
lich, als Kußkobalt; theils verhärtet als
Schlackenkobalt; theils traubig, nierenförmig,
schaalig etc.; matt oder schimmernd; wird durch
den Strich glänzend; leicht; vermuthlich durch
Kohlensäure verkalkt. Fundort unter andern auch
an letztgedachten Orten.
Leberbraun in mancherley Abstufungen; unge-
formt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich.
Fundort unter andern zumahl im Saalfeldischen.
6. Gelber Erdkobalt, Lederkobalt.
Gelblichgrau; ungeformt; feinerdig; rissig;
sehr weich; meist nur in geringer Menge, z.B.
im Saalfeldischen.
Pfirschblüthroth, das aber an der Luft ver-
schießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als
Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen, theils
[Seite 676] sammetartigen, theils sternförmig zusammenge-
häuften, glänzenden, durchscheinenden Crystal-
len, als Kobaltblüthe; vermuthlich durch Ar-
seniksäure verkalkt. Fundort unter andern bey
Schneeberg im Erzgebirge.
Der Nickel hat eine aus dem Graulich-
weißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr
hart; sehr strengflüssig; löst sich vorzüglich in
Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung
grün; sein Kalk aber den Salmiakgeist blau.
Gewicht = 7807. Gebrauch zum schinesischen
Packfong (S. 648).
Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki-
ger, gleichsam facettirter Bruch, selten strahlicht,
(so bey Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560.
Gehalt = Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und
Schwefel. Fundort gemeiniglich bey Glanz-
kobalt.
Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet
(so bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist
als Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfernickel.
Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm habe,
ist oben erwähnt (S. 541).
Das Braunstein-Metall, magnesium
(Fr. manganèse ), ist stahlgrau, sehr hart,
spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850.
Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter
allen Metallen das stärkste Anziehungsvermögen
zum Sauerstoff; so daß es an der Luft sehr
bald zu schwarzem Pulver verkalkt; ist sehr all-
gemein in der Erde verbreitet; selbst in der
vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüglich
zur Verfertigung des weißen Glases, zur Be-
reitung der Lebensluft, der übersauren Salz-
säure etc.
Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem oder
matterem, metallischem Glanze; theils ungeformt,
und zwar sowohl dicht (theils traubicht, oder
nierenförmig, oder staudicht etc.), als blättericht
(theils als sogenannter Braunsteinschaum auf
Brauneisenstein; theils crystallisirt in vierseitigen
Tafeln etc.); häufiger aber strahlicht, und zwar
meist büschelförmig, oder sternförmig; theils in
nadelförmigen Crystallen, oder in vierseitigen Säu-
len mit zugeschärften oder zugespitzten Enden.
Fundort des strahlichten zumahl bey Ilfeld und
Ilmenau.
Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig;
sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig;
[Seite 678] (so z.B. das black wad von Winster in Der-
byshire, das mit Leinöhl angerieben in Selbstent-
zündung geräth; und häufig zur schwarzen Oehl-
farbe gebraucht wird); theils verhärtet, nieren-
oder staudenförmig etc.; theils von schlackenförmi-
gem Ansehen (so das von Saska im Bannat).
Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich-
nungen in mancherley Steinarten rühren von
dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.
Rothbraun; erdig; weich; abfärbend; eben-
falls theils staubartig, theils verhärtet (so z.B.
das red cork-like wad aus Derbyshire).
Das Uran-Geschlecht, das 1789 vom Hrn.
Prof. Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau,
von mattem, metallischem Glanze; weich; spröde;
Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird
in Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst,
und durch Laugensalz daraus als ein gelber Kalk
gefällt, der dem Glase eine hellbraune Farbe gibt.
1. Pech-Erz, Pechblende. Vranium sul-
phuratum.
Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend;
spröde. Gewicht = 7500. Gehalt = Uranium
[Seite 679] und Schwefel. Fundort nebst den folgenden Gat-
tungen zumahl im sächsischen und böhmischen
Erzgebirge.
2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Vranium spathosum.
Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich, matt; theils glänzend, fest, crystallisirt,
zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Uranium
durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.
3. Uranocher. Vranium ochraceum.
Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich;
mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist
auf und zwischen dem Pech-Erz.
Das Titan-Metall hat zwar Hr.
Gregor schon 1791 im Manacanit zu finden
geglaubt, aber Hr. Prof. Klaproth 1795 erst
ganz außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner
metallischen Gestalt*) eine dunkle Kupferfarbe;
nimmt gute Politur an; ist spröde; äußerst
strengflüssig; hat starkes Anziehungsvermögen
zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpeter-
säure, Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst;
[Seite 680] und durch Laugensalze aus diesen Auflösungen
weiß – – hingegen durch Galläpfelaufguß ker-
mesbraun – niedergeschlagen; mit Salpeter
verpufft es lebhaft; die Laugensalze aber scheinen
weder auf dem trocknen noch nassen Wege etwas
davon aufzulösen.
Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in
kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf
dem ersten, Blick grobem, körnichtem Schießpul-
ver ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen.
Gewicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) =
45,25 Titankalk, 51 Eisenkalk, 0,25 Braunstein-
kalk, 3,50 Kieselerde. Fundort als Flußsand
im Kirchspiel Manacan in Cornwall.
Der Nigrin, ein ähnlicher aber aus gröbern
Körnern bestehender Titan-Sand, von Olah-
Plan in Siebenbürgen, hält (nach Klaproth) =
84 Titankalk, 14 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.
Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän-
zend; crystallisirt in kurzen gleichsam linsenförmig
zusammengedruckten vierseitigen an beiden Enden
mir zwey Enden zugeschärften Säulen. Gehalt
des norwegischen (nach Abildgaard) = 58 Titan-
kalk, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fundort im
Passauischen in einer gemengten Gebirgsart aus
vorwaltendem Feldspath mit Quarz, Hornblende etc.
und bey Arendal in Norwegen in Quarz.
Braunroth; theils mit einem dem Metallischen
sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zu-
mahl in und auf Bergcrystall und gemeinem
Quarz; theils aber in stärkern, stangenförmigen,
Bierfertigen, der Länge nach gestreiften, säulen-
förmigen Crystallen; so vorzüglich bey Boinik in
Ungern in einem aus Glimmerschiefer und milchich-
tem Quarz geschichteten Lager.
Das Tellurium, dessen eigenthümliche Me-
tallität zuerst vom Hrn. Gubernialrath Müller
von Reichenstein entdeckt, und nun vom Hrn.
Prof. Klaproth vollkommen bestätigt worden,
hat eine aus dem Zinnweißen ins Bleygraue fal-
lende Farbe; ist starkglänzend; hat blätterichten
Bruch; ist sehr spröde; und leicht flüssig. Ge-
wicht nur = 6115.
Man kennt es bis jetzt in folgenden dreyen,
vordem zum Goldgeschlecht gezählten Erzen.
1. Gediegen (das sogenannte Weißerz, aurum
problematicum ).
Von der angegebnen Farbe, Glanz und Bruch.
Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Eisen,
und ein weniges Gold. Meist eingesprengt
in grauen, hornsteinähnlichen Quarz von Fatze-
bay in Siebenbürgen.
2. Schrifterz (das sogenannte aurum gra-
phicum ).
Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen- oder
tafelförmigen Crystallen, die meist mit Einer Sei-
tenfläche auf- und gewöhnlich ihrer mehrere durch
einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klap-
roth) = 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber.
Fundort bey Offenbanja in Siebenbürgen, in
Quarz und Graustein.
3. Blättererz (das sogenannte Nagyager
Golderz).
Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge;
weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam. Ge-
halt (nach Klaproth) = 33 Tellurium, 50 Bley,
8,5 Gold, 1 Silber und Kupfer, 7,5 Schwefel.
Fundort bey Nagyag in Siebenbürgen, in Quarz
und Braunspath.
Der Wolfram oder das Schwerstein-
Metall (von Hrn. Werner Scheel benahmt)
ist erst neuerlich aus seinen Erzen als König
reducirt worden; dessen Farbe aber sowohl als
sein Gewicht sehr verschieden angegeben werden.
Ist sehr strengflüssig; sein Kalk enthält eine
eigene Saure und bildet mit Ammoniac (dem
flüchtigen Alkali) ein eigenes Mittelsalz.
1. Weiß Wolfram Erz, Tungstein, Schwer-
stein, irrig sogenannte weiße Zinngraupen.
Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei-
nend; fettglänzend; fast muschelichter Bruch;
ungeformt; oder in doppelt vierseitigen Pyrami-
den crystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt =
Wolframsäure und Kalk-Erde. Fundort vorzüg-
lich bey Schlackenwalde.
2. Schwarz Wolfram-Erz. Spuma lupi.
Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich;
mattglänzend; blätterichter Bruch; meist schaalig;
ungeformt; oder crystallisirt, zumahl in platten
sechsseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln. Ge-
wicht = 7130. Gehalt = Wolframsäure und
Elsen; theils auch Braunstein und Arsenik Fund-
ort zumahl im Erzgebirge und in Cornwall; auch
im schinesischen Kalin (S. 668. not. *). Ueber-
haupt (so wie auch das vorhergehende) meist bey
Zinnstein.
Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau;
und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Ge-
wicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine
eigene Säure.
Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz
ist bleygrau von metallischem Glanze; und meist
[Seite 684] krummblätterichtem Gefüge; fertig anzufühlen;
weich; abfärbend; in dünnen Blattchen biegsam.
Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klaproth) =
60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Finder sich an we-
nigen Orten; aber einzeln in vielen Weltgegenden.
Zumahl bey Altenberg im Erzgebirge und bey
Kolywan in Sibirien. Auch im grönländischen
Weichstein (S. 571).
Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Bleygrau; einen schup-
pig blätterichten, Bruch. Gewicht = 8308. Ist
das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in einen dicken weißen Dampf ausgelöst, der wie
Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das
Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die far-
bigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik
weiß werden. Sein Kalk, der ebenfalls eine
eigene Säure enthält, läßt sich im Wasser
auflösen.
Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an;
häufig in Nierenform, oft mit krummschaaligen
Ablosungen als irrig sogenannter Scherbenko-
balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé );
[Seite 685] sehr selten abstrickt, dendritisch etc.; in dünnen
Schaalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort
unter andern zu St. Andreasberg am Harz.
2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. (Engl.
arsenical mundick .)
Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein-
gesprengt; theils crystallisirt, zumahl vierseiti-
gen Säulen, hart; gibt gerieben oder zerschla-
gen starken Knoblauchsgeruch; hält außer dem
Arsenik auch Eisen; und eine besondere Ab-
art, das sogenannte Weiß-Erz oder Miß-
pickelsilber, auch noch Silber. Fundort zu-
mahl im Erzgebirge; nahmentlich das Weiß-Erz
bey Bräunsdorf.
Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:
1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auri-
pigmentum. (Fr. orpiment .)
Meist zitrongelb; durchscheinend; theils mit
einem fast talkartigen Ansehen und fast metalli-
schen Glanze; blättericht; weich; biegsam; meist
ungeformt theils crystallisirt, zumahl in viersei-
tigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen
verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Ge-
halt (nach Kirwan) = 90 Arsenik, 10 Schwe-
fel. Fundort zumahl in Siebenbürgen und im
Bannat.
2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San-
darac, Realgar.
Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän-
zend; gibt gelben Strich; häufig crystallirt in
kleinen vier- oder sechsseitigen Säulen; theils aber
auch nur angeflogen über andere Fossilien (so
z.B. auf St. Andreasberg über Kalkspath- und
Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225. Gehalt
(nach Kirwan) = 84 Arsenik, 16 Schwefel.
Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und ist
Siebenbürgen.
4. Weißer Arsenik, natürlicher Arsenik Kalk.
Meist milchweiß; theils mulmig; theils haar-
förmig; seidenglänzend; theils durchscheinend;
theils crystallisirt, zumahl in vierseitigen Tafeln.
Gewicht = 2477. Fundort vorzüglich bey Rie-
gelsdorf in Hessen.
Das Chromium-Metall, das 1779 vom
Hrn. Prof. Klaproth und fast um gleiche Zeit
auch von Hrn. Vauquelin entdeckt worden, ist
fast bleygrau, spröde, sehr hart und streng-
flüssig. Sein Kalk enthält eine eigene Säure.
1. Roth Chromium-Erz (vordem sogenann-
ter rother Bleyspath.)
Morgenroth, ins Hyacinthgelbe etc.; durchschei-
nend; glänzend; meist crystallisirt, zumahl als
[Seite 687] vierseitige Säule in mancherley Abartung; gibt
gelben Strich; Gewicht = 6026. Fundort Bere-
sofsk im Catharinburgischen in einer eigenen Art
übermengten Sandsteins (S. 613).
Daß sich der Chromiumkalk nach Hrn. Vau-
quelin auch im grünen Bley-Erz von Bere-
sofsk, so wie im Smaragd und Rubin finde, ist
schon oben behörigen Orts angezeigt.
Die Petrefactenkunde, oder sogenannte Orycto-
logie im engern Sinn, ist – wenn sie an-
ders aus dem rechten Gesichtspunkte angesehen
und benutzt wird – ein sehr wichtiger und
fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie man-
nigfaltiges, aufklärendes Licht über Geogenie,
über die verschiedenen successiven, mehr oder we-
niger allgemeinen Catastrophen, die mit unsrer
Erde vorgegangen, folglich über das relative
Alter der Gebirgsarten überhaupt, über die
Entstehungsart mancher Arten von Flözgebir-
gen insbesondere u.s.w. verbreitet, ohne welches
alles kein philosophisches Studium des minera-
logischen Theils der Naturgeschichte gedacht
werden kann.
Man nennt aber Petrefacten oder Verstei-
nerungen (Engl. extraneous fossils ) im weit-
läuftigen Sinn alle abgestorbene Thiere und Ge-
wächse, die entweder ihren Tod in einer solchen
Erdcatastrophe gefunden oder auch außerdem in
eine so günstige Lage gekommen, daß dadurch
[Seite 689] ihr Körper öder einzelne Theile desselben, stark
zu verwesen, seine Bildung mehr oder minder
vollkommen erhalten, und mehrentheils noch
überdem mit fremden steinartigen oder me-
tallischen Stoffen, oder aber mit Erdharzen durch-
zogen worden.
Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt
ward. Vor allen die bloßen sogenannten Natur-
spiele, lusus naturae , an denen sich ehedem die
Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte
Dr. Luther im mansfelder Kupferschiefer den Val.
Alberti 1675 beschrieben; des alten Dr. Nic.
Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m. Ferner
offenbare Artefacten, wie z.B. die badner Wür-
felchen; oder vollends absichtliche Betrügereyen,
wie die sogenannten würzburger Versteinerungen,
womit einst der ehrliche Beringer angeführt wor-
den, s. Dess. lithographia Wirceburgensis 1726. fol.
zumahl S. 5.
Nach der Verschiedenheit jener Umstände,
und der Veränderungen, welche jene organisirten
Körper durch die Versteinerung erlitten haben,
pflegt man folgende viererley Arten zu unter-
scheiden. Sie finden sich nähmlich:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Conchy-
lien etc. ihren thierischen Leim und mit demsel-
ben einen großen Theil ihrer sonstigen Festigkeit
verloren haben*), da sie statt derselben nur
[Seite 690] höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl.
durchzogen worden; mithin gemeiniglich mürbe
und leicht sind. Sie finden sich gemeiniglich im
aufgeschwemmten Lande (S. 516. 590) und zwi-
schen dem Kalksinter der Berghöhlen und
Klüfte (S. 584).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich soge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern
Sinne, die in den festern Steinlagen der Flöz-
gebirge im dichten Kalkstein, Schieferthon, bi-
tuminosem Mergelschiefer, Sandstein etc. einge-
schlossen sind, und daher großentheils selbst Stein-
härte erlangt haben. Dahin gehören zuvörderst
die unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wo-
von zumahl die Kalkflözgebirge auf dem jetzi-
gen festen Lande, das den Meeresboden der Vor-
welt ausmachte, so zu sagen wimmeln. Nächst-
dem aber auch die in Hornstein oder Wachs-
opal versteinten Hölzer etc.
Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien,
die sich auf diese Weise wirklich versteinert finden,
[Seite 691] ist selten die Schale selbst noch erhalten
(– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden
Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –),
sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der
innere Abguß von dem versteinerten Schlamme,
der die nachher allgemach zerstörte Schale aus-
gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten
Ammoniten, Hysterolithen etc. Man nennt
dergleichen Petrefacten zum Unterschied Stein-
kerne, nucleos (Fr. pierres moulées ). –
Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres ,
imprimées ) heißen die, von welchen bloß der
Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie
bey den allermehrsten Kräuterschiefern.
3) Metallisirt (Fr. petrifications pyriteu-
ses, bronzées ), wenn die Versteinerungen mit
metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders
mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon-
Eisenstein etc.
Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminose Holz etc. – Und
gewissermaßen könnte man auch die im Bern-
stein eingeschlossenen Insecten etc. mit dahin
rechnen, da es auch nach dem Tod erhaltne
organisirte Körper sind, die vermuthlich bey
irgend einer partiellen Erdcatastrophe ihr Grab
gefunden haben.
Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,
[Seite 692] da man die Versteinerungen einerseits nach dem
Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich gegen-
wärtig finden, und anderseits nach der Gleich-
heit, oder bloßen Aehnlichkeit, oder aber völligen
Verschiedenheit mit den organisirten Körpern
der jetzigen Schöpfung, betrachtet.
Aus dem ersten dieser beiden Gesichts-
puncte ist es zu bewundern, und in Bezug auf
die Größe der Revolutionen, die einst mit unserm
Planeten vorgegangen seyn müssen, von wich-
tiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher
Höhe über der jetzigen Meeresfläche, und in
welcher Tiefe unter derselben sich noch Verstei-
nerungen finden. Nur ein paar Beyspiele von
denen in Europa zu geben, so hat Hr. de Lüc
auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe von
7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte
Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden, und in
Whitehaven in Cumberland gräbt man hinge-
gen mehr als 2000 Fuß tief unter derselben
die Abdrücke von Waldgewächsen (Farnkräu-
ter) aus!
In Vergleichung aber zu den organisirten
Körpern der jetzigen Schöpfung scheint es mir
am zweckmäßigsten und sichersten, die Verstei-
nerungen überhaupt unter folgende dreyfache
Hauptabtheilungen zu bringen:
Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren Ver-
steinerungen, d.h. denen jetzt existirende Ge-
schöpfe völlig gleichen. Von der Art sind z.B.
alle die mancherley versteinten Thiere und Pflan-
zen in den merkwürdigen Stinkschiefer-Flözen
bey Oeningen am Bodensee.*)
Die zweifelhaften Versteinerungen, d.h.
die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß
ähneln; aber sich von denselben theils durch
ihre ungeheure Größe, theils durch mancherley
kleine aber doch constante Abweichungen in der
Bildung einzelner Theile auszeichnen. Dieß
ist zumahl der Fall mit vielen fossilen Knochen
großer Säugethiere, der fossilen Elenne,
Bären etc.
Die Versteinerungen von völlig unbekann-
ten Geschöpfen der Vorwelt, d.h. zu welchen
sich bis jetzt nicht einmahl nur ein ähnelndes,
geschweige ein völlig gleiches Urbild gefunden.
So z.B. das Mammut, die Ammoniten, Pha-
citen, Belemniten u.a.m.
Dem zu folge sind also hier die Versteine-
rungen erst nach den beiden Reichen organisir-
ter Körper, und die Zoolithen nach den sechs
Classen des Thierreichs geordnet, die Unter-
abtheilungen aber, so weit es sich thun läßt, nach
dem eben angegebenen Gesichtspuncte bestimmt.
Die Osteolithen aus dieser Classe zeigen in
Rücksicht ihrer Lagerstätte eine für die Geogenie
überaus merkwürdige vierfache Verschiedenheit.
Sie finden sich nähmlich entweder.
1) im aufgeschwemmten Lande*), meist lose
liegend. So z.B. die mehresten fossilen Elephan-
ten, Rhinozere etc. und so auch das Mammut.
oder 2) in Flözlagern. So die im öninger
Stinkschiefer und die im Gyps bey Montmartre.
oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am Harz,
am Fichtelberge, au den Karpaten.
oder endlich 4) in stalactitischen Felsenmassen,
meist in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam
breschenartig zusammen gesintert. So die pro-
digiosen räthselhaften Knochenfelsen an einigen
Küsten des mitländischen und adriatischen Meeres,
an Cerigo, Dalmatien und Gibraltar.
So z.B. von Wasserratten oder ähnliche Thie-
ren im öninger Stinkschiefer.
So z.B. 1) von einer räthselhaften Gattung
von Bären (Ursus, spelaeus ?) und zwar
[Seite 697] in unsägliches Menge in den sogenannten Dra-
chenhöhlen an den Karpaten; so wie in der
scharzfelder Höhle am Harz und in den gai-
lenreuter Höhlen am Fichtelberge*).
2) Von einer eignen Art von Elennthieren
(Alce gigantea? ), die zumahl in Irland ausge-
graben werden, und sich durch ihre mächtige Größe
auszeichnen. Von manchen ist der Schedel fast
eine Elle lang und stehen die Enden der beiden
(zuweilen etliche Centner wiegenden) Geweihe auf
14 Fuß aus einander.
3) Von einem ungeheuer großen Elephanten
(Elephas primigenius ?) [die vermeinten Riesen-
knochen**) unserer ehrlichen Alten]; unter andern
auch in Menge in Deutschland***). So z.B. das
berüchtigte Elephantengerippe das 1695 bey Burg-
Tonna im Gothaischen ausgegraben worden etc.
4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros
antiquitatis? ). Häufig in Sibirien; aber auch in
Deutschland z.B. bey Herzberg am Harz†), bey
Burg-Tonna††) u.a.
So zu Einem Beyspiel statt aller das colossa-
lische Land-Ungeheuer der Vorwelt, das Mammut
[Seite 698] (Mammut ohioticum ) dessen Gebeine besonders am
Ohio in Nordamerika etc. in Menge ausgegraben
werden; und das sich unter andern schon durch
die eigne auffallende Form seiner enormen Backzähne
(– Abbild. n. h. Gegenst . tab. 10. –) von der
übrigen thierischen Schöpfung der Vorwelt ausge-
zeichnet.
Ueberhaupt äußerst wenige, doch z.B. im
öninger Stinkschiefer Knochen von Sumpfvögeln,
und im pappenheimer Kalkschiefer von Schwimm-
vögeln.*)
Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stink-
schiefer.**)
Z.B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich
eine aus der gleichen Gegend von Burg-Tenna
besitze, wo wie gedacht auch die Elephanten- und
Rhinocer-Gebeine zweifelhafter Gattung gefunden
werden***).
Z.B. von einem ungeheueren, crocodillartigen
Geschöpf; denn einem solchen gehören doch wahr-
[Seite 699] scheinlichst die mächtigen Gebisse, und andern Kno-
chen, die im Petersberge bey Mastricht gegraben
werden*).
Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser
Classe, die Ichthyolithen, in größter Menge
und Mannigfaltigkeit (sowohl der Fischgattungen
die sie vorstellen, als der Steinarten worin sie
brechen) gefunden werden, so bedarf es doch bey
den mehresten erst noch einer strengvergleichenden
präjudizlosen Revision, ehe sich mit Sicherheit
bestimmen läßt, zu welcher von unseren drey
Hauptabtheilungen (– in bestimmbare oder zwei-
felhafte oder unbekannte –) sie gehören mögen.
Denn nur mit wenigen, wie z.B. mit denen im
öninger Stinkschiefer oder mit den einzelnen so
sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam mu-
misirten Angmarsets (Salmo arcticus S. 283)
von Zuckertop ans der Westküste von Grönland**),
läßt sich dieß vor der Hand mit Gewißheit thun.
Die meist sehr gut erhaltnen Fischgerippe
in Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen***)
werden zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte
Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabey
bedenklich, daß dem zu Felge jener Berg die ge-
[Seite 700] meinschaftliche Niederlage nicht nur von Fluß-
fischen sowohl als von Seefischen, sondern unter
den letztern zumahl, zugleich von Thieren aus den
weitst von einander entfernten Oceanen seyn soll.
Von Utaheiti sowohl als aus dem mitländischen
Meer, und von den Küsten von Japan, dem
nordostlichen America, Alma, Brasilien etc. Die
im Tafelschiefer vom Blattenberg im Canton Gla-
ris und die im Mannsfeldischen und Hessischen
bituminosen Mergelschiefer haben selten die zur
specifischen Characteristik wichtigsten Theile deut-
lich genug erhalten, daß man die Gattungen mit
Zuversicht bestimmen könnte.
Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von
versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne
Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zu-
mahl die sogenannten Schlangenzungen (glosso-
petrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die
Bufoniten oder sogenannten Schlangenaugen,
wovon manche mit den stumpfen Zähnen des Klipp-
fisches (Anarrhichas lupus ) Aehnlichkeit haben.
Auch scheint der orientalische Türkis zu den
versteinten Fischzähnen zu gehören, der meist voll
blaugrüner Farbe ist, und zumahl in Persien ge-
funden wird.
Dahin gehören wohl vor der Hand noch die
mehrsten versteinten Krebse (Gamarrolithen).
So die berühmten Trilobiten oder fälschlich
sogenannten Käserwuscheln oder Cacadumuscheln
( entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud-
ley-fossil ) die hin und wieder (s. z.B. oben S.
562.), aber nirgend schöner als bey Dudley in
Worcestershire und zwar theils noch mit der na-
türlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen
Testacea. Crustacea (S. 454), und Corallia.
So wie es scheint, z.B. unter den Muscheln
diejenige gemeine Gattung von wirtlich petrificir-
ten Terebratuliten im Flöz-Kalkstein, die der Glas-
Bohrmuschel (Anomia vitrea S. 436) gleicht.
Und unter den Schnecken die calcinirte Trö-
delschnecke (Trochus lithophorus S. 447), die
sich in Piemont im aufgeschwemmten Lande findet.
Z.B. unter den Muscheln die sehr großen
Terebratuliten im Osnabrückischen*).
Und unter den Schnecken die fast fußlangen
calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm-
ten Lande in Champagne.
Nun davon die Fülle in den Kalkflözgebirgen.
So z.B. um nur einige der sonderbarsten an-
zuführen, unter den Muscheln:
1) Der feurig opalisirende Ostracit im kärnth-
ner Muschelmarmor.
2) Der dickschalig ostracites, pinnigenus den
der jungere Hr. de Lüc nebst dem folgenden auf
dem Saleveberg bey Genf entdeckt hat.*)
3) Der große fast herzförmige Anomit.**)
6) Die sogenannte Langue fourrée aus Saint-
Onges.***)
7) Die Pantoffelmuschel des Hrn. von Hüpsch†)
u.s.w.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so-
genannten polythalamiae. Deren Schale nähmlich
inwendig durch Scheidewände in Kammern oder
Fächer abgetheilt ist:
So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfennigsteine,
[Seite 703] Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt, porpites,
lapis numularis, helicites einiger Schriftsteller (Fr.
camérine, pierre lenticulaire oder numismale , mon-
noie du diable ), die außen mit zwey glatten con-
vexen Schalen belegt sind, inwendig aber eine über-
aus zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehn-
licher Länge enthalten (– Abbild. nat. hist. Ge-
genst . tab. 40. –). Sind meist von Linsengröße,
theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Fin-
den sich in vielen Weltgegenden und theils in mäch-
tigen Lagen; nahmentlich in Nieder-Aegypten, wo
die Pyramiden großentheils daraus erbauet sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones ).
3) Die eben so merkwürdigen als seltnen Ortho-
ceratiten, die sich theils fußlang, und vorzüglich
im Meklenburgischen finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei (Engl. thunder-stones , fairiesfingers ), unter
welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände
oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten
Versteinerungen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig
mit schwarzem Stinkstein durchzogen sind (S. 591);
aber auch in andern Flözlagen, wie z.B. in den
Kreitebergen von Kent brechen.
Von solchen einschaligen Conchylien, die niemahls
innere Scheidewände haben, z.B. 1) die ansehnlichen
sonderbaren Dentaliten aus dem Lucerner Gebiet,
die dort in unsäglicher Menge und unvermischt im
dichten Kalkfels liegen*).
2) Die merkwürdigen lingsgewundnen Muri-
citen am Ufer von Harwich. (– Abbild. n. h.
Gegenst . tab. 20. –)
3) Der überaus sonderbare kleine Muricites de-
formis Soland. , dessen Spitze sich immer wie in
eine irreguläre Wurmröhre verläuft*) u.a.m.
1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl die-
jenigen, so statt der Stacheln mit den ehedem so
räthselhaften Judensteinen besetzt sind**).
Dann 2) die Encriniten und 3) die Pentacri-
niten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der
Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 458)
zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem
vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen
gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien***), die
sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme
des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da er
dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-ähre oder
einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb
Lilienstein genannt wird. Der Stängel muß mit
seinem untern Ende auf dem Meeresboden der Vor-
welt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glie-
der, welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit son-
nenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nah-
men der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifacius-
[Seite 705] pfennige, Hünenthränen (Engl. St. Cuthbert's
beads ) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein
mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Von einem ähnlichen Geschöpfe scheinen die so-
genannten Schraubensteine (S. 660) herzurühren,
die sich zu Rübeland am Harz, und im Catharin-
burgischen in Sibirien finden.
Der Pentacrinit oder die Medusenpalme*)
besteht aus einem großen, vielarmigen, quastenför-
migen Körper der auf einem gegliederten einfachen
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über
8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact fand
sich ehedem vorzüglich im bituminosen Mergelschie-
fer bey Boll im Würtenbergischen (S. 591).
Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel
vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines ähn-
lichen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.
Zumahl 1) Madreporiten in theils Gegenden
als in wahren Corallenriefen der Vorwelt, in uner-
meßlicher Menge und großer Mannigfaltigkeit. So
z.B. im dichten Kalkstein und Marmor (S. 588)
auf dem Saleveberge bey Genf, auf dem Harz bey
[Seite 706] Grund, bey Blankenburg etc. – In Sandstein im
Petersberge bey Mastricht. – In Kreide als soge-
nannte Fungiten in Kent. – In Brauneisenstein
auch als Fungiten bey Rübeland am Harz. –
2) Milleporiten und andere zarte Corallen-
arten vorzüglich im Sandstein des Petersbergs bey
Mastricht. – In Feuerstein (S. 538) bey Zelle
im Hannoverischen, und im Puddingstein in Hert-
fortshire (S. 611. not. *) etc.
Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig
und deutlich erhalten, daß mau ihre spezifischen Cha-
ractere daran erkennen, könnte, was zumahl bey ge-
wissen einzelnen Theilen der Gewächse, wie z.B.
bey den fossilen Hölzern kaum möglich ist; indeß
findet doch im Ganzen der nähmliche dreyfache Un-
terschied Statt, den ich bey der Eintheilung der thie-
rischen Versteinerungen zum Grunde gelegt habe.
Dahin scheinen z.B. vor der Hand wohl noch
die mehrsten Farrenkräuter etc. im Schieferthon und
Thoneisenstein (S. 661) zu hören.
Von diesen nur zu Einen, Beyspiele statt aller,
die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften theils
[Seite 707] ästichten oft ungeheuer großen schuppichten Abdrücke,
die hin und wieder, zumahl aus Steinkohlengruben,
in Schieferthon (Kohlenschiefer); aber auch bey
Edinburgh in Sandstein, und bey Clausthal in Grau-
wacke und Thonschiefer*) gefunden werden.
Z.B. in dem oft genannten öninger Stinkschie-
fer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von Blü-
then (eines Ranunculus) gefunden haben.
Dahin gehören die sogenannten frankenberger
Kornähren, Sterngraupen u a. daselbst bre-
chende in Silber- und Kupfer-Erze metallisirte
Fruchttheile.
So z.B. der räthselhafte Carpolithe (wenn er
anders wirklich zu den Versteinerungen des Pflan-
zenreichs gehört) der vulgo unter dem irrigen Nah-
men von versteinerter Muscatennuß bekannt ist.**)
Bey den mehresten derselben hält es, wie ge-
sagt, sehr schwer, sie mit Gewißheit unter die hier
zum Grunde gelegte Haupteintheilung zu bringen.
Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie
z.B. das saubere in Wiesenerz angewandelte Birken-
holz von Kontschosero im Olonezkischen.
Und andere hingegen sind vor der Hand völlig
unbekannt, wie z.B. das in Holzstein petrificirte
sogenannte Staarholz von Hilbersdorf bey Chemnitz,
das sich durch seine sonderbare Textur auszeichnet,
da es gleichsam, wie nur parallellaufenden Röhren
(meist von der Dicke einer Gänsespuhle) durchzogen
gewesen scheint.
Die übrigen mehr zweifelhaften sind überhaupt
entweder wirklich versteint, z.B. in Kalkstein,
Sandstein, besonders aber in Holzstein (S. 539)
und in Holzopal (S. 535); – oder aber noch
brennbar, wohin vor allen das bituminose Holz
(S. 628) in den mächtigen Flözlagen so vieler Gegen-
gen der nördlichen Erde gehört.*) Doch ist auch
dieses zuweilen an manchen Stellen mir Quarz durch-
zogen, so daß es da am stahl Funken schlägt.
Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fossilem
Holz zwischen dem wirklich petrificirten und dem bi-
tuminosen in sofern gleichsam in der Mitte, daß sie
mit kohlensauren Kalk durchzogen sind und daher mit
Säuren brausen und doch auch auf Kohlen mit
Harzgeruch brennen; wie z.B. das merkwürdige so-
genannte Sündfluthholz, das im Trapp zu Joachims-
thal in einer Teufe von 150 Lachter bricht.
S. 45 am Ende beyzufügen: G. Cuvier tableau élémen-
taire de l'histoire naturelle des animaux . Par. 1798. 8.
S. 46 Z. 4. vom Ende, statt bedeckt ließ besetzt.
S. 112. Z. 1. nach Steinbock, setze capricornus.
Zu S. 132. §. 52. Z. 10. Auch die Witwe (Emberiza para-
disea ) soll sich zweymahl im Jahr mausern. Hin-
gegen ist die doppelte Mause der Wachteln neuer-
lich bezweifelt worden.
‘„ Ars , siue edditus rebus homo .”’ Bacon de Veru-
lam . de augm . scient . L. II.
‘„ L'art en général est l'industrie de l'homme
appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux
productions de la Nature.”’ Diderot Syst . figuré
des connoiss . humaines .
Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern
hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner
Verträge zur Naturgeschichte , Facta angeführet, die
es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch
selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen
von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam
nacherschaffen werden.
Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden.
Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich
nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf
wohl keiner Erinnerung.
‘„Facilius plerumque est rem praesentem discernere,
quam verbis exacte definire”’. Gaubius .
‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt sondern
nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fäl-
len zu finden.”’ J. Aug. Unzer.
“Denn” (so sagt Haller, das Haupt der neuern.
Evolutionisten –) ‘„alle Eingeweide und die Kno-
chen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vor-
hero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast
flüssigen Zustande.”’
Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.
Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmähligen
Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei-
nen, daß er deßen ohngeachtet einen Keim enthalte,
der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeu-
gungsstoff etc. so sind das unbestimmte, leere Aus-
drücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen
Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi
corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt:
‘„ corpus quid sit , intelligo: quasi corpus quid sit,
nullo prorsus modo intelligo.”’
‘„Causas rerum naturalium non plures admitti
debere, quam quae et verae sint et earum phae-
nomenis explicandis sufficiant:”’ ist ja die erste
von Newton's güldnen regulis philosophandi .
Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kin-
der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß
anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so
war das auch eine Art Epigenese.
Aber das schlechterdings unstatthafte aller sol-
chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all-
mähligen Ausbildung organisirter Körper durch
eine sogenannte Vis plastica (wie es unsre ehrlichen
Alten nannten), als welche eben so gut im Mine-
ralteich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem
Begriff von organisirten Körpern, als weicher
durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. –
s. Kant a. a. O. S. 292.
Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil-
dungstrieb , Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt
die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die
unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist
zu verwechseln bitte.
‘„ Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis
le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu' à la route [Seite 19]
que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la
formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la
Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui
tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète tra-
versant les cieux, tout est qualité occulte.”’ Voltaire .
Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten
hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt, im
teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48. s. hiervon
ausführlich Hrn. Geh. Hofr. Girtanner über das
Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göt-
tingen 1796. 8.
s. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen –
in Voigts Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f.
A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S.
175 u. f. und vol. XLIL. N. 484. S. 138 u. f.
Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss. de basi encephali
p. 17.
Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungswerk-
zeuge hergenommene Character dünkt mich minder
unbestimmt, als die, wodurch man bisher Insec-
ten und Gewürme von einander zu unterscheiden
gesucht hat.
Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und
wieder, an den Lippen etc. dünn behaart, auch hat
er Augenwimpern etc.
Bey den mehresten sitzen die obern Schneidezähne
in einem besondern (– einfachen oder gepaarten –)
Knochen, der das intermaxillare genannt wird; [Seite 49]
von dessen merkwürdigen Besonderheiten ich in der
3ten Ausg. der Schrift de generi humani varietate
natiua , 795. 8. S. 34. u. f. ausführlich gehan-
delt habe.
‘ „Non enim methodicorum scholis se adstringere
voluit natura – systemata artificialia nostra flocci
faciens”’. Pallas.
Die Benennungen einiger dieser Ordnungen sind
zwar von einem einzelnen Character entlehnt, wenn
er gerade vorzüglich in die Augen fallend, und
daher fürs Gedächtniß leicht faßlich war; nicht
aber, als ob die darunter begriffenen Thiere bloß
dieses einzelnen Characters wegen zusammen gestellt
worden. So heißt z.B. die IIte Ordnung Qua-
drumana, nicht deßhalb, als ob dieser Character
den darunter begriffenen Thieren ausschließlich
eigen sey (denn einige Beutelthiere haben auch fast
Hände ähnliche Pfoten); sondern weil dieser Cha-
[Seite 57] racter der Affen und affenartigen (im ganzen Ha-
bitus untereinander übereinkommenden) Thiere
besonders auffallend ist, und mit dem Character
des Menschengeschlechts contrastirt.
‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respi-
rant, coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque
lacte alunt, partium denique omnium internarum
structura et vsu cum iis conneniunt.”’ Raius.
Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift
de generis humani varietate nativa weiter aus-
geführt.
Versteht sich nämlich dieß alles so – das die in
den verschiednen Welttheilen verbreiteten Völker-
schaften nach der stärkern und längern Einwirkung
der verschiednen Climate und anderer obgedachten
Ursachen der Degeneration, entweder um desto
weiter von der Urgestalt der Mittel Rasse ausge-
artet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum
mehr genähert haben. So sind z.B. die Jakuten,
Koräken, Eskimos u.a. dergl. Polarvölker der
mongolischen Rasse, sehr auffallend von der cauca-
sischen Mittel Rasse abgeartet; da hingegen die
(wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern
Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich
derselben wiederum mehr nähert; und nur am
südlichsten Ende ihres Welttheils, nämlich an
dem beeißten Feuerlande nochmals in die mongo-
lische Gestaltung, zurückfällt – Eben so ist ge-
genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen
Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der
Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in
dem schon mildern Neu Holland und auf den
neuen Hebriden etc. zur malayischen Rasse übergeht.
Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zu-
sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst
einer Erwähnung.
Von diesen sogenannten weißen Mohren ( Negres
blancs ) müssen die bloß weißgefleckten Neger
genau unterschieden werden, deren einer, den ich
in London gesehen und eine Probe von seinem weiß
und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den
Abbild n. h. Gegenst . tab. 21 nach dem Leben vor-
gestellt ist.
Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und ma-
layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche
Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk
der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen
der schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopo-
des des Eudoxus beym Plinius –).
Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature
par J. B. Audebert. Par. seit 1797. gr. Fol.
Linné faßte alle Affen, Paviane und Meerkatzen
in ein einziges Geschlecht zusammen Erxleben
vertheilte sie hingegen in fünf. Ich habe mit Ray
hierin das Mittel gehalten, und sie unter drey Ge-
schlechter gebracht, nur daß ich die Gattungen
anders vertheilt, und besonders die americanischen
Meerkatzen, als welche sich durch ihren Totalha-
bitus von allen Affen der alten Welt auszeichnen,
nicht mit diesen vermengt, sondern, so wie auch
Büffon gethan, davon abgesondert habe.
Linné, Büffon, Erxleben etc. verwechselten die-
sen afrikanischen Schimpansee mit dem ostindi-
schen Orangutang. Ich habe zuerst vor 22 Jah-
ren gezeigt, daß beide als zwey gänzlich verschie-
dene Gattungen von einander getrennt werden
müssen, und habe daher dem africanischen zum
Unterschied den Gattungsnahmen Troglodites (–
den Linné von einem Unding gebraucht hatte –)
beygelegt.
Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam
kettenartig an einander hängen sollen, um sich
von einem Baume, am disseitigen Ufer eines Flusses,
auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleu-
dern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von
ant. de Ulloa viage . Madr. 1748. fol. vol. I.
p. 44. vergl. mit p. 149.
Sehr genaue und nicht gemeine Nachrichten von
diesem u.a. südamerikanischen Thieren, s. in
Adr. van Berkels Reisen nach Rio de Berbice
und Surinam, im 1ten B. der Sammlung seltener
und merkwürdiger Reisegeschichten. Memmingen,
1789. 8.
Der Grund, warum ich mich noch zweifelhaft über
die gehörnten Hasen ausdrücke, ist, weil ich, un-
geachtet aller vieljährigen Nachfrage noch kein zu-
verlässiges Exemplar davon habe zu sehen kriegen
können; an welchem nähmlich (NB.) die Hörnchen
noch an dem Hasenschedel festgesessen hätten.
‘„Cerrum est, Balearicos aduersus prouentum cuni-
culorum auxilium militare a Diuo Augusto pe-
tiisse.”’ Plinius .
Der weiland als Panazee berufne thierische Gal-
lenstein ( piedra del porci ) soll sich in einer noch
nicht genau bekannten ostindischen Gattung von
Stachelschweinen finden.
Schwerlich nur 2 wie Linné meinte. Denn
obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im
Os intermaxillare (– S. 48. Not. *) –) sitzen;
und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf
welche jene obern passen.
Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo
T. II. p. 419.
Hr. Prof. Zink hat die drey Geschlechter Erina-
ceus, Sorex, Talpa in seinem System der Säuge-
thiere zusammen in eine Ordnung verbunden und
Rosores genannt. s. dessen Beyträge zur N. G.
2tes St. Rostock 1795. 8. S. 79.
Ich hatte schon in der dritten Ausgabe dieses Hand-
buchs das Großohr unter die Viverren gesetzt, nicht
wie Hr. Pennant, unter die Hunde. Jetzt da nun
das Thier näher bekannt worden, sehe ich mit Ver-
gnügen, daß auch sein Gebiß die Stelle, die ich
ihm schon nach dem Total-Habitus gegeben, völ-
lig rechtfertigt.
So habe ich z.B. a. 1784 bey der Zergliederung
eines Seehund, Auges eine überaus melkwürdige
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind nach Willkür die Axe desselben zu ver-
längern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei,
medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere
an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist.
Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-
stall-Linse näher bringt etc. wie es die starke Bre-
chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus
dem dünnen medium der Luft in das dichtere des
Auges geben. Unter Wasser hingegen lassen die
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie-
der verlängert werde etc. – s. Commentationes so-
cietat. scient . Gottingens . vol. VII.
G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meerthie-
ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Pe-
tropolit .)
Viel Merkwürdiges über dieses und andre Thiere
auf Labrador findet sich in G. Cartwright's Jour-
nal during a Residence of nearly 16 years on the Coast
of Labrador . Newark 1792. III. vol. 4.
Dieß bezeugen Ol. Worm im Museum S. 320.
Rolof in den Mém . de Berlin a. a. O. Büffon,
Dr. Schulze in Mayers Magaz. für Thiergesch.
1. B. 2. St. u.a.
Nicht wohl Graius oder Graecus, wie Rav u.a. das
Windspiel nennen. Denn das scheinen die alten
Griechen gar nicht gekannt zu haben.
Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silber-
fuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern
und darüber bezahlt worden.
Die Europäer auf Guinea nennen auch dieses Thier
Tiger, um es nur vom ebenfalls dort einheimi-
schen Leoparden zu unterscheiden.
Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd,
Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: be-
deckte nämlich bey der größten Streckung 25 Fuß,
und wiederhohlte diese Action 2 1/3 mal in einer Se-
cunde. – s. an Essay on the Proportions of Eclipse;
in den Works of Ch. Vial de Sainbel, London
1795. 4.
Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird
hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome-
dar genannt.
Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges der-
gleichen Horn im academischen Museum wiegt
volle 9 Pfund.
d.h. die erhabnen Leisten auf den Kronen der
Backzähne des asiatischen Elephanten bilden ge-
schlängelte, an beiden Enden paarweis zusammen-
laufende Linien, die sich schon auf den ersten Blick
von den rautenförmigen Leisten bey der africani-
schen Gattung auszeichnen. Und diese constante
Eigenheit der beiderley Elephanten, die ich an
ihren Schedeln untersucht, muß, wenigstens beym
bisherigen Mangel anderweitiger Vergleichung,
nach aller Analogie vor der Hand zur Bestimmung
der specifischen Differenz hinreichen.
Von der Verarbeitung desselben seit den Zeiten des
trojanischen Kriegs s. Hrn. Hofr. Heyne in den
Nov. Comment. Gott. T. I. p. 96 sq. und Dess.
Samml. antiquarischer Aufsätze II. Th. S. 149. u. f.
und Hrn. Hofe. Beckmanns Vorbereitung zur
Waaren-Kunde I. B. S. 299. u. f.
Die fälschlich so genannten Lapides manati sind
gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich
ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke
des Wallfisches.
s. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl. zur
Aufklärung der Zoologie etc. Berlin, 1784. 8. S.
175-304.
Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen
von den Wallfischfängern alle Gattungen dieses
Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne
haben, wie physalus u.a. –) den ich frischge-
strandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit
gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche
mehr als Daumsbreite und eben so tiefe Brust-
streifen.
Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues
der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae inter animantia calidi san-
guinis vivipara et ovipara gehandelt, das im IX. B.
der commentation societ . reg. scientiar . Gottingens .
p. 108-128. befindlich ist.
Ueber den Zweck und Nutzen weshalb diese Vögel
solche Steinchen schleichen müssen, sind die Mei-
nungen der Physiologen sehr verschieden. – Manche
haben gar gewährt, es geschehe aus Stupidität. –
Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehr-
liches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner
dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu
belauben, die sonst der Digestionskraft widersteht.
Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo
sogenannten Sternschnuppen, nämlich die graulich-
weißen, gallertartigen, meist darmförmig gewundenen
Klumpen die man oft haufenweise auf Wiesen etc.
antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen
sind, die von Krähen und Sumpf- und Wasser-
vögeln wieder ausgebrochen worden – s. Hrn.
Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem Magazin
I. B. 2. St. S. 56 u. f.
Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und
Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr.
Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will-
kürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom
durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säuge-
thiere auffallend auszeichnet.
Plin L.X. c. 55. ‘„Linia Augusta, prima sua
iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum
parere virillem sexum admodum cuperet, hoc vsa
est puellari augurio, ouum in sinu fouendo, at-
que cum deponendum haberet, nutrici per sinum
tradendo, ne intermitteretur tepor”’
Aristot . hist. animal . L.VI. c. 2.
L'art de faire éclerre des oiseaux domestiques, par
Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.
(des Abbé Copineah ) Ornithotrophie artificielle.
Par. 1780. 12.
Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar
nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus-
nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt, s. in Hrn. Prof. Hollmanns Unterricht
von Barometern und Thermometern. Göttingen,
1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f.
Viele unserer neuen Naturforscher, z.B. Büffon,
Fortis und andere, auch Bomare, Molina etc.
hatten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem
Condor.
Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge-
höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber
ein trefflich ausgestopftes Exemplar im academi-
schen Museum vor mir, und bade den Vogel in
London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus
seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart, daß
hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Sy-
steme gebührt.
J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem
Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795.
Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f.
Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's
Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig
zusammengestellt und geprüft, in der hist . des
oiseaux . vol. VI. p. 557.
Einer der eifrigsten Vertheidiger des Winterschlafs
der Schwalben ist Daines Barrington; in s.
miscellanies . p. 225.
Drey verschiedne Aufsätze zur Behauptung der
gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of
the American Academy of arts and sciences zu Boston.
Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94.
Von der bekannten, aber doch immer physiologisch-
merkwürdigen Künsteley, einem Hahne seinen Sporn
auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel in den
Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S.
349 u. f.
Sogar, daß bey den sogenannten Hollen- oder Hau-
ben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf
dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale zu einer
monströsen Blase ausgetrieben wird. Eine erbliche
Abweichung des Bildungstriebes, die meines
Wissens in der Naturgeschichte die einzige in ih-
rer Art ist.
Ich habe von dieser u.a. Beweisen der Veränder-
lichkeit in der Schöpfung im ersten Theile der
Beyträge zur Naturgeschichte S. 28 u. f. gehandelt.
Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich
in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in
den philosophical Transactions vom J. 1794 Nach-
richt gegeben.
Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von einer
verwandten Gattung, Anas erythropus , von grauer
Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die
daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen
Bernicla oder Barnacle führt.
J. Reinh Forster hist . aptenodytae in Commentat.
Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121. sqq.
Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparatae inter animantia ca-
lidi et frigidi sanguinis ; im VIII. B. der commen-
tation. Soc. reg. scientiar. Gottingens.
s. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schildkrö-
ten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.
J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illu-
strata . Erlang. seit 1792. 4.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s.
Rösels natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes.
Nürnb. 1758. gr. Fol.
s. Camper im IX. Bande der commentat . soc . reg.
scientiar . Gottingens . p. 129 u. f.
Dieser specifische Character, auf welchen mich Hr.
Prof. Schneider aufmerksam gemacht, ist nicht
etwa bloß am Schädel, sondern auch am ganzen,
annoch mit seiner Haut bekleideten Kopfe, leicht
zu erkennen.
f. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am-
phibien . Duisb. 2. Hefte 4.
Patr. Rusell's Account of Indian Serpents. –
together with experiments on their several poisons .
Lond. 1796 gr. Fol.
Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen
Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr
wie 1 zu 6 zu verhalten.
Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen,
doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen-
[Seite 238] den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan-
gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam
Herzförmiger Kopf mit kleinen Schildchen; 2)
kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkan-
tigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der
nähmlich weniger als 1/5 der Länge des Thiers
mißt. s. Dr. Gray in den philosophical Trans-
actions Vol. LXXIX. P. I.
Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so
ist Mead's Vermuthung nicht unwahrscheinlich,
daß die ihnen so ganz ausschließlich eigne sonder-
bare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch
aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter zu brin-
gen. – (– so wie nach der alten, wenigstens
an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten
seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen
sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch
hat wir ein sehr zuverläßiger und genauer Beob-
achter, Hr. Major Gardner, der sich lange in
Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deshalb
die dasigen jungen Indianer um Eichhörnchen zu
fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen
nachahmen.
Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuen Magazin gehandelt; I. B. 2. St.
S. 37 u. f. ‘„über die Zauberkraft der Klapperschlan-
gen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Hrn.
Dr. Barton.”’
s. Sonnerat in Rozier journal de physique . Avr.
1774. pag. 256 u. f. Buffon supplement Vol. V.
pag. 540 u. f.
s. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ame-
rican philos. Soc. at Philadelphia Vol. II. tab. 5. B.
s. Haller in den Mém. de l'acad. des sc. de
Paris v. J. 1762, S. 76 u. f. und Dess. opera
minora , vol. III. p. 250 sqq.
s. z.B. des Capuciner Cavazzi pesce donna ; in
seiner Descrizione di Congo etc. pag. 52.
s. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise-
geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220.
Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pitto-
resque de Sicile . etc. Par. 1782. fol. vol I. tab.
XXVIII – XXX.
s. Hrn. Hofr. Beckmanns Beyträge zur Geschichte
der Erfindungen II. B. S. 325 u. f.
M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis ani-
malium exsanguium : commentario praemio regio or-
nata . Goetting. 1798. 4. – F. Jos. Schelvers
Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerk-
zeuge bey den Insecten und Würmern. ebendas.
1798. 8.
Swammerdam Biblia naturae . Leid. 1737. fol.
Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge
le bois de saule . à la Haye. 1762. 4.
Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der
fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Was-
serthiere: und nahmentlich finden sich ihrer nur
sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey wei-
ten allermehrsten Gattungen der vorigen und
nächst folgenden Thierclasse zum Aufenthalt ange-
wiesen ist.
Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's
lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und
vol. II. tab. 99.
Sollte der Schmetterling schon in der Raupe prä-
formirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl
wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen
Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-
ten. – So aber kommen z.B. aus manchen
americanischen Raupen, die manchen Europäi-
schen aufs täuschendste ähneln, doch ganz an-
ders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits
entstehen manche einander auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz
verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed.
Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5.
Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der
Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen.
Berlin 1793. 4.
Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des-
halb in einem weitläuftigen Monitorio vors geist-
liche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen
zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie
selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteyen,
und reiflicher Ueberlegung förmlich in den Bann
that. s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick.
S. 278.
Ein schreckliches Beyspiel giebt Maurelle's Süd-
seereise im voyage de la Pérouse autour du monde
vol. I. p. 279. u. f.
s. außer den allgemein bekannten Quellen zur Ge-
schichte dieses furchtbaren Insects
Joel neu übersetzt und erläutert von C. W.
Justi. Leipzig 1792. 8.
und Jac. Bryant's observations upon the plagues
inflicted upon the Egyptians . Lond. 1794. 8. p. 137.
Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der
Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll, Amst.
1780 sqq. 4.
Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris ,
v. J. 1709.
Jo. Miller's illustr. of the sexual system of Lin-
naeius tab. vlt. fig. 2.
Sollten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten
Keulenschwämme seyn, die vorher auf der Larve
oder Puppe des Thiers gewachsen sind?
Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.
Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam bey dem hieländischen grauen
Wasserscorpion gemacht. s. dess. Bibl. naturae .
T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
Als drey der bewährtesten Mittel werden empfohlen
A) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisen-
vitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, unter-
einander gemischt.
B) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1/2 Quent-
chen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß
zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und bey
jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.
Mit diesen beiden Mitteln werden die Fugen etc.
bestrichen.
C) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe-
fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschloß-
nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten
Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun-
den verschlossen gehalten.
Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronsaft
oder Weinessig auf die Bettücher etc. gesprengt.
Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien
ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wovon
die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zellen be-
stehn, die an Größe und Form den Caffeebohnen
ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so
theuer ist, sehr wichtig werden kann.
Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man
außer den schon obengenannten, vorzüglich noch
folgende Werke:
(Denis und Schiffermüller) Systematisches Ver-
zeichniß der Schmetterlinge der wiener Gegend.
Wien, 1776. gr. 4.
Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge. Er-
langen, seit 1776. gr. 4.
Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge. 1. Th. Rostock, 1785. 8.
Joh. Maders Raupenkalender, Herausgegeben
von C. F. C. Kleemann. ed. 2. Nürnb. 1785. 8.
Chr. Sepp Nederlandsche Insecten . Amst. seit
1762. 4.
C. Clerk icones insectorum rariorum . Holm.
1759. sqq. II. vol. 4.
P. Cramer uitlandsche Kapellen . Amit. seit
1775. 4.
The natural history of the rarer lepidopterous in-
sects of Georgia, collected from Abbot's observations
by Jam. E. Smith. Lond. 1797. II. vol. fol.
Lyonet Traité anatomique . tab. II. fig. 8. 9. 10.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. 111. und
tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.
Die Seide woraus hingegen in Japan die äußerst
zarten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfer-
tigt werden, kommt von einer ganz eignen Gat-
tung Seidenwürmer, nämlich von der phalaena
(noctua) serici s. Thunberg in den schwedischen
Abhandl. 1781. II. B. tab. V. fig. 1. 2.
Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte
der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur
fünfe statt aller an:
Swammerdam bibl. nat . pag. 369.
Reaumer mém. &c. vol. V. p. 207.
J. Hunter in den philos. Transact . 1792. P. I.
pag. 128.
Huber nouvelles observations sur les abeilles .
Geneve 1792. 8.
und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer-
kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke
durch Ableger, Bonnet oeuvr . vol. V. P. I. p. 61.
Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mit Bonner schriftlich mit-
getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B. be-
kannt gemacht.
Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art
von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus ei-
[Seite 379] nem in der That bewundernswürdigen Zuge von
vielen tausend dicht an einander kriechenden, kaum
einen halben Zoll langen Maden, und zwar, wie
es scheint, von Insecten dieser Ordnung (– etwa
von Tipulis oder Asylis –). Ein solcher Zug ist
zuweilen wohl 12 Ellen lang, Hände breit und
Daumens hoch, und zieht so in Wäldern an
feuchten Gegenden im Sommer in größter, regel-
mäßigster Ordnung umher.
Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses
merkwürdigen Geschlechts, ist nun durch den vor-
trefflichen Veterinararzt, Hrn. Bracy Clark aufge-
hellt. – s. dess. meisterhafte observations on the genus
oestrus ; im III. B. der Transactions of the Lin-
nean Society , p. 289. u. f.
Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahrlo-
sesten Mitteln, die Fliegen in einem Zimmer zu
tödten, gehört ein halb Quentchen Quaßia-Extract
mit einem Stückchen Zucker in ein paar Unzen Wasser
aufgelöst.
s. F. Redi experimenta circa generationem insectorum .
Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. I-XXIV.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
f. C. Clerk aranei Suecici . Holm. 1757. 4.
J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte
der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.
O. Fr. Müller entomostraca s. insecta testacea .
Lips. 1785. 4. Der Verf. hat nämlich das Ge-
[Seite 398] schlecht der Kiefenfüße in vier andere vertheilt,
und diese zusammen mit dem gemeinschaftlichen
Familien-Nahmen entomostraca belegt.
s. A. microscopic description of the eyes of the
monuculus polyphemus, by W. Andre ; in den
philos. Transact . vol. LXXII. P. II.
Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eignes, wie z.B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist
und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-
zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes-
pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-
nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey
einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-
nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf
diese vorgängige wechselseitige Anheizung er-
folgt die wahre Paarung.
s. Hrn. Prof. Schneiders Abb. hierüber im II. B.
von Ant. de Ulloa Nachr. von Amet. Leipz. 1781.
8. S. 377-431.
Zumahl beym mytilus margaritifer , mya margariti-
fera etc . Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten werden bekanntlich auf Ceilan und im
persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen,
californischen etc. sind weit weniger schön. So
auch die von Utaheiti: vollends die aus deutschen
Flüssen etc.
In der großen südländischen Sammlung, die Er-
Maj. der König an das hiesige academische Mu-
seum geschenkt haben, findet sich unter vielen an-
dern dergl. Putzstücken, sogar ein Halsbald von nied-
lichen, mühsam polirten, durchbohrten, und mit
Bast kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-
häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den
kümmerlichsten Auswurf des Menschengeschlechts
verschrieen wird, nämlich von den Pesserähs auf
dem Feuerlande.
Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Natur-
geschichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper.
Blankenburg, 1782. 4.
Vermium intestinalium praesertim taeniae humanae
breuis expositio , auctore P. Chr. Wernero. Lips.
1782. 8. nebst der dazu gehörigen dreyfachen con-
tinuatio . ib. 1782. und folg. 8.
C. Asm. Rudolphi obs. circa vermes instestinales .
Gryphisw. P. I. 1793. P. II. 1795. 4.
Die wahre eigenthümliche, selbstständige Anima-
lität dieser Blasenwürmer ergiebt sich aus dem
Bau ihrer Saugewerkzeuge und aus der Analo-
gie mit den eigentlich sogenannten Bandwürmern
aufs unverkennbarste. – Ganz anders verhält
sichs hingegen mit denjenigen widernatürlich ent-
standnen Wasserblasen, die sich zuweilen bey was-
sersüchtigen Menschen (seltner bey andern Thieren),
zumahl in der Bauchhöhle, und zwar theils in
unsäglicher Menge finden. Die ganz unbe-
stimmte Größe, Form und Bau derselben,
der gänzliche Mangel eines Saugerüssels und ähn-
liche auffallende Totalverschiedenheiten zwischen
ihnen und den wahren Blasenwürmern, und an-
derseits hingegen ihre eben so ausfallende Aehnlich-
keit mit andern Wasserblasen im menschlichen Kör-
per, die unwiderredlich aus krankhaft umgebilde-
ten Gefäßen (– z.B. am Mutterkuchen schwan-
gerer Weiber –) entstehen; – alles dieß hin-
dert mich, jene hydropischen Blasen, so wie J.
Hunter u.a. gemeint, für wahre Thiere zu halten.
Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst noch
wenig bearbeiteten Ordnung des Thierreichs sind:
Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus
marinis . Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk.
von Nath. Gottfr. Leske. Ebendas. 1776. 4.
Petr. Forskål icones verum naturalium, quas in
itinere orientali depingi curanit . edidit Carst. Nie -
buhr . Havn. 1776. fol.
Und Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae
ibid. 1777. sqq. fol.
s. Gius Vianelli nuove scoperte intorno le luci
notturne dell' aqua marina . Ven. 1749. 8.
J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl.
zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin
1784. 3. S. 7-134.
Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andre Farbe, als die von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.
Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach
der gemeinen bisherigen Behandlungsweise frey-
lich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der
N. G. gehören unter andern:
Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum .
Lond. 1685 sqq. fol.
Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Hud-
desford .) Oxon. 1770. fol.
Desall. d'Argenville conchyliologie . Paris.
1757. 4.
Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib.
seit 1780. 4.
F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.
Fr. H. M. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb.
1768 sqq. XI. B. 4.
Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Conchy-
lienkenntniß nach Linné. Halle, 1783. III. B. 8.
Adolph. Murray fundamenta testaceologiae . Vpsal.
1771. 4. (ganz abgedrückt in Linné amoenitat. acad .
vol. VIII. und die Erklärung der Kunstwörter s. t.
C. a. Linn. terminologia conchyliologiae edita a Jo.
Beckmanno. Gott. 1772. 8.)
C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des
H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt , Rudolst.
1786. 8.
Geoffroy traité des coquilles qui se trouvent
autour de Paris . Par. 1767. 12. Deutsch, durch
Martini. Nürnb. 1767. 4.
Em. Mendez da Costa British conchology. Lond .
1778. 4.
Th. Martyn's Figures of Shells collected in the
different voyages to the South-Seas Lond. 1784.
gr. Fol.
Joh. Xav. Poli testacea vtriusque Siciliae eorum.
que historia et anatome. Parinae . 1791. II. vol. fol.
Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinoder-
matum ex ed. Nath. God. Leske, Lips. 1778. 4.
Unter den Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen
Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G.
von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt
hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll
nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber
zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der
Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm befän-
den; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende In-
sel angesehn worden sey u.s.w.
Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-
sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß
sehr verschiedne und zugleich sehr misverstandne
Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.
Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s.
z.B. einen neuerlichen Unglücksfall, der sich durchs
Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be-
mannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's ac-
count of the settlement at Pt. Jackson pag. 52. –)
Manches hingegen auf dicke, niedrigstehende Nebel,
dergleichen zuweilen selbst von sehr erfahrnen See-
leuten für Küsten etc. angesehen worden: (– einen
[Seite 458] merkwürdigen Fall der Art s. im vogage de La
Pérouse autour du monde vol. III. pag. 10 –)
Und so löst sich das auf, was vorlängst der alte
Torfaeus in s. Groenlandia antiqua pag. 100 vom
Kraken sagt: ‘„Tracta haec fabula videtur ex
insula – aliquando conspicus, sapius tamen in-
conspicua.”’
Zur Geschichte der Corallen vergl.
P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8.
Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens.
Nürnb. 1787. 4.
J. Ellis's natural history of the corallines etc.
Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G.
Krünitz. Nürnb. 1767. 4.
Ej. natural history of many curious and uncom-
mon zoophytes etc. – systematically arranged and
described by D. Solander. Lond. 1786. 4. (– Ich
citire hier dieses vortreffliche Werk, um es von
dem vorigen zu unterscheiden, unter Solander's
Nahmen. –)
Vital. Donati della storia naturale marina dell'
Adriatico. Ven. 1750. 4.
Fil. Cavolini memorie per servire alla storia de
polipi marini. Nap. seit 1785. 4.
E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.
Und als brauchbares Handbuch: J. E. Roques
de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.
J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflan-
zenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus
Betr. über die besondern Arten der thierischen
Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.
Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3/4 Jah-
ren über und über mit Madreporen u.a. Corallen
dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst so treff-
liche Hafen von Bantam nun großentheils von Co-
rallen eingenommen.
Viele vulkanische Inseln der Südsee auch west-
indische, wie z.B. Barbados, sind wie mit einer
Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die
zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden des
Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den See-
fahrenden in unkundigen Gegenden werden können,
und Capit. Cook auf seiner ersten Reise um die
Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste von
Neu Holland lange genug erfahren.
Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung s. in
den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. pag. 1.
s. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist.
d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme
de cornes. Leid. 1744. 4.
Rösel Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4.
(am III. B. seiner Insecten-Belustigung.)
H. Baker's natural history of the polype. Lond.
1743. 8.
Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen
Wassern um Regensburg. 1754. 4.
s. Ingen-Houß vermischte Schriften 2. Aufl.
Wien 1784. 8. II. B. S. 127 u. f. tab. 2.
Also (den spiralförmigen Lauf abgerechnet) gewis-
sermaßen so, wie die Bronchialzellen der Lungen
mit den zahllosen, äußerst feinen Netzen von Blut-
gefäßen umgeben werden.
s. C. Fr. Wolff in den nov. commentat. Petropol.
T. XII. pag. 404. u. f. und des Hrn. Geh. Rath
von Göthe Versuch die Metamorphose der Pflanzen
zu erklären. Gotha, 1790. 8.
Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel-
sang, am leidner Kanal den Harlem, eine ganze
Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt.
Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser andrer be-
nachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch diesel-
ben nähren. So z.B. die hyduora africana an
der euphorbia mauritanica u.a. – S. schwed.
Abhandl. XXXIX. B. S. 132.
So z.B. das Epidendrum flos aëris in Cschinchina.
s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens . T. II. pag.
525. ‘„mirabilis huius ptantae proprietas est, quod
ex syluis domum delata, et in aere libero su-
spensa, in multos annos duret, crescat, floreat,
et germinet. Vix crederem, nisi diuturna expe-
rientia comprobassem.”’
Die überaus wichtigen Folgerungen, die der Herr
Leibarzt daraus für practische Landwirthschaft ge-
zogen, s. in Voigts neuem Magazin a. a. O. –
und Nachricht von einigen Versuchen, die ich aus
dieser Rücksicht angestellt, in 3. St. desselb. Bandes.
Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses
Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in
welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt wor-
den, und der nur oben an einer Seite ein kleines
Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im Früh-
jahr unten in einem entgegengesetzten Winkel eine
Kartoffel liegen geblieben, die nun einen Auslaufer
getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit auf dem
Boden hin, dann an der Wand in die Höhe und
so gerade nach dem Lichtloche fortgerankt war. –
s. die Memoirs of the American Academy of arts
and sciences zu Boston, Vol. II. P. I. pag. 147.
Zu den allerauffallendsten Producten des Secretions-
geschäfts der Gewächse gehört wohl das längst
berühmte, aber erst neuerlich recht untersuchte Ta-
baschir, eine meist milchblaue, an den Kanten
durchscheinende, halbharte, spröde Substanz, die
sich zuweilen in einzelnen Absätzen des Bambus-
rohrs findet, und sowohl im äußern Ansehen, und
daß sie im Wasser durchsichtig wird, als auch
sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile, dem mine-
ralischen Hydrophan oder Weltauge ähnelt. –
s. Dr. Patr. Russel und Jac. L. Macie in den
philosoph. Transact . Vol. LXXX und LXXXI.
Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflan-
zen zu halten, die sich bloß als nackte Fructifi-
cationstheile darstellen. – s. Voigts Magazin
VIII. B. 4. St. S. 80 u. f.
G. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede.
zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe.
S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hunter
on the blood, inflammation, and gun-shot wounds
pag. 237.
J. A. Forsters Stoff zur künstigen Entwerfung
einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem
voyage de la Pérouse autour du monde . vol. II.
pag. 81.
Dieser so wichtige Baum ist nun seit a. 1792. durch
den großen Seefahrer, den jetzigen Admiral Bligh,
glücklich nach den westindischen Inseln verpflanzt
worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen daselbst
habe ich in Voigts neuen Magazin I. B. 2. St.
S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.
Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von
Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen
und ein sehr beliebtes Getränke daraus. – s.
Mungo Park in den Proceedings of the African
Association . Lond. 1798. 4. pag. 42. u. f.
Von der endlos vielartigen Benutzung des Bam-
busrohres bey den Schinesen s. van Braam voyage
de l'Ambassade etc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.
Die Unentbehrlichkeit einiger solcher Grundkennt-
nisse von Geogenie zum philosophischen Studium
der Mineralogie, bedarf keines Erweises. Nur
müssen diese Grundkenntnisse den geognostischen
Phänomenen entsprechen, und strenge Prüfung der
geläuterten Physik und Chemie aushalten. Mit
ist kein Versuch eines geogenischen Systems be-
[Seite 511] kannt (– und man zählte deren doch schon a. 1764
nicht weniger als 49 –) der diese Forderungen
genauer erfüllte als der in Hrn. Prof. de Lüc's
geologischen Briefen, die in Voigts Magazin
(VIII. und folg. B.) aus der französischen Hand-
schrift übersetzt sind.
Insgemein: – denn hin uns wieder finden sich
auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst
in Europa zwischen manchen savonischen und
Schweizer Alpen) weit über 1000 Klafter doch
über der Meeresfläche; und andrerseits weit nie-
drigere Urgebirge, wie z.B. unser Brocken auf
dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klafter
über des Meeres seiner erhaben ist.
So z.B. in der Falüniere in Touraine; einer
Masse solcher calcinirten Seeconchylien, die nach
Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic-
Klaftern halten soll.
Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Clas-
sification s. mit mehreren
J. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgs-
lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1786. 8.
C. Haidingers Entwurf einer systematischen
Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.
A. G. Werners kurze Classification und Be-
schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dresden
1787. 8.
C. A. S. Hoffmanns kurzer Entwurf einer
Gebirgslehre in A. W. Kohlers bergmännischem
Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.
Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun-
gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8.
nebst der dazu gehörigen petrographischen Charte
des Harzgebirges, und dem Cabinet der har-
zischen Gebirgsarten.
Aehnliche Sammlungen von deutschen Gebirgs-
arten sind z.B. die voigtischen, die charpentie-
rische, und die des Hrn. Past. Heim zu Gumpel-
stadt im Meiningischen.
Pesanteur specifique des corps . – par M. Brisson .
Par. 1787. 4. Deutsch durch H. Blumhof. Leipz.
1796. 8.
Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge
anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das
Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Temperatur
von ungefähr 64° Fahrenh. angenommen. – Wo
ein L. dabey steht, bedeutet es Hrn. Hofrath
Lichtenbergs Wägung, der die Gefälligkeit gehabt
hat, verschiedene besonders merkwürdige Steinarten,
deren specifisches Gewicht entweder noch unbekannt,
oder von verschiednen Schriftstellern gar zu auf-
fallend verschieden angegeben war, in ausgesuchten
vollkommen reinen Stücken aus meiner Samm-
lung, auf mein Ersuchen zu wiegen.
Crystallographie par M. de Romé de l'Isle, 2 de Edit.
Par. 1783. IV Bände. 8.
Die aus Holz geschnittenen Modelle der wich-
tigsten Crystallisationen, die in der hiesigen Indu-
strie-Schule unter der Aufsicht des Mathematikus,
Hrn. List, verfertigt werden, sind nebst der dazu
gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für
1 1/2 Rthl. zu haben.
Folglich versteht sich von selbst, daß man nach
diesem Begriffe von wahrem Crystall, nicht etwa
die zwar säulenförmigen, aber nicht so determi-
nirten Gestalten manches Basalts, thonartigen
Eisensteins, Stangenkohle etc. damit verwechseln
dürfe.
Eben so genau müssen auch ursprüngliche
Crystallen von sogenannten After-Crystallen un-
terschieden werden, da nähmlich ein Fossil die
Stelle und Form eines vorher da befindlich ge-
wesenen, aber allgemach aufgelösten Crystalls an-
derer Art eingenommen hat. So z.B. die soge-
nannten crystallisirten Hornsteine von Schneeberg etc.
Noch eine dritte Warnung ist doch für Anfän-
ger auch nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht
etwa bloße äußere (fremde) Eindrücke auf ein
Fossil für dessen eigne Crystallisation halte. So
z.B. bey manchem Chalcedon.
S. Essay d'une théorie sur la structure des crystaux,
par M. l'Abbé Haüy. Par. 1784. 8.
S. Emmerlings und Hoffmanns systematisch-ta-
bellarisches Verzeichniß aller bis jetzt, in Rücksicht
ihres Mischungsverhältnisses, untersuchten minera-
logisch-einfachen Fossilien, im bergmänn. Journ.
II. Jahrg. I. B. S. 417 u. f.
Und J. C. W. Remlers Tabellen über das
Verhältniß der Bestandtheile der in neuern Zeiten
genauer untersuchten Stein und Erdarten.
Desgl. auch über die Erzarten und brennbaren
Mineralien Beide Erf. 1790. fol.
Gust. von Engeström Beschreibung eines mine-
ralogischen Taschen. Laboratoriums und insbeson-
dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie.
Mit Anmerk. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage.
Greifsw. 1782. 8.
Unser Herr Hofmech. Klindworth verfertigt
dergleichen Taschen-Laboratoria, das Stück zu
einem Louisd'or.
S. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B.
und ersten Heft des III. B. seiner kleinen physica-
lisch-chemischen Abhandlungen; und
J. F. A. Göttlings chemisches Probir-Cabi-
net zum Handgebrauche Jena 1790. 8. nebst
der dazu gehörigen kleinen Kiste mit Regentibus &c.
Aber wohl durch Beitritt von Säuren oder Alka-
lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn
daß sich z.B. selbst die Kieselerde in Verbindung
mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst
finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl
in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende
Rieselsinter, von welchem unten die Rede seyn
wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst.
s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of Edin-
burgh . Vol. III. S. 119. u. f.
Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders bey
manchen orientalischen) zuweilen carneol- und
onyxfarbig; häufigst scheinen sie hingegen vom
Braunstein herzurühren; – manche isländische
enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das selbst
unter dem Vergrößerungsglase vollkommen das An-
sehen vom Wasserfaden-Moos (Conferven) zu
haben scheint. Das Phänomen ließ sich wohl,
nach dem was oben vom Kieselsinter gesagt wor-
den, begreifen.
Ueber die mancherley von den Alten zu Kunstwer-
ken dieser Art verbreiteten Steinarten s. Intro-
duction à l'étude des pierres gravées, par A. L.
Millin . 2de Edit. Par. 1797. 8.
Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614:
‘„in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc
ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio,
Aetna, insulis Aeolicis. – Ad Coblenz, et in
inferiore Germania.”’
s. B. Hacquets physische und technische Beschrei-
bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.
Freylich ist Plasma und Prasem (siehe oben
S. 531) im Grunde einerley Wort, so gut
wie Tulpe und Tulipane etc. Da aber einmahl
hier diese Steinart vorlängst Plasma, und jener
grüne Quarz nun doch auch schon seit geraumer
Zeit Prasem genannt wird, so ists besser, diese
kleine Anomalie sachte passiren zu lassen, als durch
ihre Reform dem Gedächtniß eine neue Schwie-
rigkeit aufzubürden.
Nach Hrn. Vauquelin soll hingegen der Beryll
außer 69 Kiesel-Erde, 13 Thon-Erde, 0,5 Kalk-
Erde und 1 Eisenkalk noch 16 p. C. einer beson-
dern Erde enthalten, die sich durch mehrere Eigen-
heiten von der ihr sonst ähnlichen Thon-Erde
auszeichne, und weil sie süße und leicht zusammen-
ziehende Salze bilde, Glucine genannt worden.
Nach Hrn. Vauquelin nur 14 Thon-Erde und
dagegen 13 seiner eben gedachten Glucine , auch
3,50 Chromium-Kalk.
Doch hat ganz kürzlich Hr. Prof. Struve ein
Fossil im Dolomit vom St. Gotthard entdeckt,
das in seinen äußern Kennzeichen (Crystallisation,
[Seite 543] Härte, Gewicht etc.) bis auf die etwas blassere
Farbe dem wahren Smaragde gleich kommt.
Nach Hrn. Dr. Huttons Analyse hält der Zeolith
auch Pottasche; und nach Hrn. Haüy's Versuchen
zeigen manche Zeolithcrystallen die Electricität des
Turmalins.
Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen Stücke:
s. z.B. im Inventaire des diamans de la couronne &c.
imprimé par ordre de l'Assemblée nationale . Par. 1791
8. T. I. p. 200. n. 4. ‘„Un saphir d'orient –
couleur saphir des deux bouts, et topaze au
milieu.”’
Ueberhaupt gibt die Farbe ein weit minder wesent-
liches, sondern mehr zufälliges äußeres Kennzeichen
der Edelsteine ab, als ihr specifisches Gewicht,
Bruch, Härte und Crystallisation.
Dieses Gefüge zeigt sich zumahl bey minder durch-
sichtigen. Wenn von solchen Saphiren (und auch
manchen andern Edelsteinen ähnlicher Crystallisa-
[Seite 551] tion) die Spitze stumpf abgeschliffen wird, so
spielen sie bey auffallendem Lichte mit einem beweg-
lichen 6 strahligen Sterne; daher sie Sternsaphire
genannt werden.
s. Curiöse Speculationes bey schlaf-losen Nächten –
zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeich-
net von einem Liebhaber der immer Gern Speculirt.
Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der Verf.
Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste
genaue Nachricht vom ceilanischen Turmalin gibt.
So besitzt z.B. das hiesige academische Museum
unter den wichtigen mineralogischen Geschenken
des Hrn. Baron von Asch, eine merkwürdige
hierher gehörige Seltenheit, nähmlich versteinte
Seeconchylien, zumahl Mytiliten, Telliniten etc.
aus der Crimm, die noch ihre (freylich schon in
Verwitterung übergegangene) Schaale haben, und
deren ganze Höhlung mit langstrahliger stark glän-
zender grünlichschwarzer Hornblende dicht ausge-
füllt ist.
Das alte deutsche Bergmannswort, Spath, wird
eigentlich nur von solchen Steinen und metalli-
schen Kalken gebraucht, die nicht nur ein blätte-
riges Gefüge, sondern auch eine dem zwey- oder
mehrfachen Durchgang ihrer Blätter entsprechende,
meist rautenförmige Bruchgestalt haben. Und in
so fern verdient hier dieses Fossil, da ihm dieses
letztere fehlt, nicht wohl diesen Beynahmen. Allein
jener Begriff leidet überhaupt nach dem einmahl
allgemein üblichen Sprachgebrauche seine großen
mannigfaltigen Einschränkungen und Ausnahmen.
Denn es gibt einerseits unter den Spathen auch
mancherley dichte Abarten, auf welche jener Be-
griff nicht anwendbar ist; und andererseits kennen
wir Fossilien, wie z.B. den Diamant, die alle
jene Eigenschaften haben und die dessen ungeachtet
niemand für einen Spath halten wird.
s. Ch. Greville on the Corundumstone from Asis ;
in den Philos. Transact . 1798. P. I.
Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den
voyages de Thevenot T. III. Par. 1684. 4. p. 292.
So z.B. in dem merkwürdigen Portsoy-Granit
aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur
wie mit Quarzblättchen und Splittern so
sonderbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach be-
stimmter Richtung angeschliffen, gleichsam das An-
sehen einer cufischen Steinschrift enthält, daher
es auch den Nahmen, pierre graphique , erhalten
hat. – s. Voigts Magazin VI. B. 4. St. S. 21.
Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino
vom weißen Meere. Ein fast fleischrother Feldspath,
der mit zarten, goldglänzenden Glimmerblättchen
durchmengt ist, und dessen geschliffene Oberfläche
mit einem schönen blauen Wiederscheine opalisirt.
Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der
von Hrn. Prof. Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an
der Mündung der Kamyschinka in die Wolga ent-
deckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrometer-
Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen An-
wendung den Nahmen hat, die dieser vortreffliche
Chemiker davon gemacht, und in Lichtenbergs
göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten St. S.
491 u. f. genau beschrieben hat.
Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausnehmend
feinkörniges Steinmark von der Insel St. Helena,
das selbst seine schärfsten Kanten in einer Hitze
die Eisen schmilzt, unverändert erhält.
So vor allen die unzähligen mächtig großen Ba-
saltsäulen, die eins der prodigiosesten Phänomene
in der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesen-
damm ( Giant's Causeway ) an der Nordküste von
Island ausmachen. – Ich besitze von diesem be-
rühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende
Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen,
und wovon ich, da alle bisher davon gegebenen
Vorstellungen ungetreu sind, eine genaue Zeichnung
im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist . Ge-
genstände tab. 18 geliefert habe. – Immer bleibt
die äußerst regelmäßige Articulation dieser Säulen
eines der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phä-
nomene der Geogenie.
Dahin scheinen die mehresten antiken aegypti-
schen Basalte zu gehören. In manchen Adarten
derselben, zumahl unter den schwarzen, sind die
[Seite 567] Gemengstoffe noch von einander zu unterscheiden,
und diese gehen dann in den aus Hornblende und
Feldspath bestehenden Halbgranit über.
Ich besitze dergleichen im Traß von Andernach völ-
lig so, wie es sich auch zuweilen im Peperino
findet. – s. Sr. Will. Hamilton's Campi Phlegraei
tab. 40. nr. 3.
s. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen
über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792-94.
III. Th. 8.
Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und die
eyförmigen Bombe , die zumahl bey der großen
Eruption von 1790 ausgeworfen worden, beson-
dere Erwähnung. Von jener s. die Campi phlegraei
tab. 13 und 33, und von dieser das Supplement
dazu tab. 4.
s. Hrn. Hofr. Beckmann in den Commentat . soc. reg .
scient. Gotting . Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und des
[Seite 573] sel. Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an
Hrn. Baron von Asch in Voigts Magazin IV. B.
3. St. S. 13 u. f.
Herr Colleg. R. Koch in St. Petersburg hat den
gemeinen Asbest zu Abgüssen von Münzen etc. an-
gewandt.
Das hiesige academische Museum besitzt dergleichen
unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu
großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.
Das Stück, so ich davon besitze, hat mit Herr Ba-
ronet Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr. König
in Trankebar mitgetheilt, welcher es selbst bey
Gale auf Ceilan gebrochen hatte.
So wie aber die Thon-Erde in den gefärbten
Edelsteinen etc. ausnehmend hart verbunden ist, so
kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte ver-
bunden werden, daß er am Stahl Funken gibt.
s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin T. V.
pag. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen der thier-
sche phosphorhaltige Kalk im Schmelz der Zähne.)
s. Newton's optice , pag. 271, 356, 376. und 394.
der Clarkeschen Ausgabe von 1719.
Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di San
Filippo im Florentinischen sich absetzenden Kalk-
sinter zum abformen marmorähnlicher Basreliefs
und Medaillons benutzt; s. von diesem sogenannten
albâtre factice die deutschen Schriften der göttin-
gischen königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94.
Also Mondmilch, nicht Montmilch, als ob es
von mons herkäme – – s. des gelehrten Schni-
der von Wardensee Geschichte der Entlibucher
11. Th. S. 45.
Linné hat bekanntlich in seiner Mineralogie auch
den Bodensatz des befruchtenden Nilschlamms zum
Mergel gerechnet, und als eine besondere Art unter
dem Nahmen von Marga (argilla) Nilotica auf-
geführt. Ich habe aber durch die Güte des Hrn.
Baronet Banks eine Flasche mit dem schlammichten
Nilwasser erhalten, die Sir Richard Worslev,
zur Zeit der Ueberschwemmung in Aegypten, gefüllt
hatte, und finde bey der Untersuchung, daß jener
Bodensatz hauptsächlich auch aus fettem düngen-
dem Moder von vegetabilischen Stoffen besteht.
Im hiesigen academischen Museum ist eine Sproße
von einer Bergleiter befindlich, die man beym
Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang ver-
lassen gewesenen Grube im Rammelsberge am Ober-
harze vorgefunden, um welche sich während dieser
Zeit eine Gyps-Spath-Druse von 7 Zoll im
Durchmesser und von einer ausnehmenden Schön-
heit angesetzt hat.
Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps- und
Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die
ich der Güte des Hrn. Geh. Hofr. Girtanner ver-
danke, befindet sich Gyps mit ganzen Lagen und
Andern von Hornstein durchzogen, und an-
derseits Hornstein voll eingewachsener Selenit-
blättchen.
Der Strontianit, der oft mit dem Witherit ver-
wechselt worden, unterscheidet sich besonders
auch dadurch von demselben, daß er, nach
den Versuchen, die ich damit an warmblüti-
gen Thieren angestellt, von denselben ohne allen
merklichen Nachtheil genossen wird, da hingegen
der Witherit bekanntlich denselben ein tödtliches
Gift ist. – Ich habe diese Versuche im III. B.
der medicinischen Bibliothek S. 730 beschrieben.
Diesen Nahmen hat derjenige Granit, aus welchem
die bewundernswürdigsten Denkmahle der alt-
ägyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen wor-
den, von seinem Fundort bey der Sadt Syene
am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das
Gabinetto del collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238
‘„ I graniti delle nostre guglie Egiziane hanno per
base un felspato rossigno con quarzo fragile semi-
trasparente, e mica nero. ”’ – Vollkommen so
sind die Proben von rothen antiken Granit in
meiner Sammlung; nahmentlich eine vom Obelisk
des Rameses, und eine von der Säule Kais. An-
tonins – Und Hr. Prof. Wad, der die echten fri-
schen Bruchstücke, die sich von den berühmtesten
römischen Obelisken in der Sammlung des Hrn.
Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste geprüft,
sagt ausdrücklich: ‘„Ex his speciminibus clare
patet Syeniten Plinii esse granitem nostrum stricte
sic dictum (ex quarzo, feldspato, et mica)”’ s.
Dess. Fossilia Aegyptiaca musei Borgiani , Velitris
1794. 4. pag. 1. u. f.
Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst be-
wegt worden. – Der große vaticanische Obelisk,
den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten
Theil; nur 973537 35/40 Pfund. – s. des Grafen
Carbury monument élévé à la gloire de Pierre
le grand . Par. 1777. fol.
So nahmentlich, obschon bis jetzt nur in gerin-
ger Menge, in einigen magnetischen Granitfelsen
am Brocken auf dem Harz, die an gewissen
Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie
der obgedachte vom Hrn. von Humboldt entdeckte
polarische Serpentinfels die Richtung der Magnet-
nadel invertiren. s. Chr. Fr. Schröder erste
Fortsetz. seiner Abh. vom Brockengebirge. Hil-
desh. 1790 8. und F. von Zach in Bode's Samml .
astronomischer Abhandl . 1. B. 1793. 8.
Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenig-
stens besitze ich Stücke davon, wo die einge-
wachsenen Feuersteingerölle versteinte Cellularien
enthalten.
Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts in Europa. s. Gassendi
vit . Peireskii ad a. 1630. pag. 150.
Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestim-
mung des Begriffes von Salzen; in Hrn. v. Crells
chemischen Annalen. 1795. 11. B. S. 6 u. f.
Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof. de
Lüc's geologische Briefe; im voigtischen Magazin
IX. B. 4. St. S. 37.
Der sogenannte Atramentstein ist ein aus fremd-
artigen, zum Ausfüllen leerer Räume in den Gru-
[Seite 620] ben gebrauchtes zusammengebackenes Gestein, so
mit Vitriolwasser durchzogen worden, und woraus
dann (z.B. in Goslar) der mehreste Vitriol ge-
sotten wird.
Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das
alumen der Alten sey, zeigt Hr. Hof. Beckmann
in den Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen,
II. Th. S. 92.
Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini-
ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die
ich den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu
öffnen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Transactions
for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.
Die mannigfaltigsten Schattirungen (versteht sich
nähmlich an Schwefel von gleichem Orte) seit
der vom Pic von Teneriffa in meiner Sammlung,
welchen Herr Baronet Banks von seiner Reise um
die Welt mitgebracht.
Der eigentlich sogenannte Amber (Fr. ambre gris )
ist gemeiniglich aschgrau, doch gibt es auch (beson-
ders bey den nicobarischen Inseln) schwarze und
rahmgelbe Abarten davon; undurchsichtig; glanz-
los; sehr weich; leichtschmelzend, fast wie Wachs;
hängt sich beym Kauen wie Mastix an die Zähne;
ist wohlriechend; aber sein Ursprung noch zweifel-
haft. Manche haben neuerlich die alte Meinung
des Fallopius u.a. wieder behauptet, daß er eine
Art von Intestinal- oder Stercoralstein des Pott-
fisches sey (S. 127). Fundort des grauen zumahl
bey den Molucken, aber auch bey Madagascar,
an der Küste von Guiana etc.
Herr Baron von Asch hat im Türkenkriege a. 1770
den moldauischen Berghteer mit glücklichem Erfolg
[Seite 627] als Digestivsalbe in Bestzufällen verordnet; und
der von Barbados wird jetzt als ein bewährtes
Heilmittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten und
sogar bey krebsartigen Uebeln gebrauch.
Diese persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägypti-
schen balsamirten Leichen gebraucht, und diese
seitdem allgemein Mumien genannt worden.
Mann hat die bituminosen Holzflötze – diese großen
für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle einer
catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treibholz
halten wollen, das, so wie das an den Küsten der
jetzigen nordischen Erde durch Strömungen etc. in
solche mächtige Lagen zusammen geschwemmt wor-
den sey. Mir scheint es hingegen nach genauer
Prüfung, besonders da ich mehrmahlen die Risse
und Spalten des Treibholzes, das bey Stade an-
geschwemmt wird, mit Blau-Eisen-Erde gefüllt
[Seite 629] gefunden habe, sehr wahrscheinlich, daß selbst
manches von diesem aus Flözlagen von bituminosem
fossilem Holze losgerissen und an die Küsten ge-
trieben wird.
Der Torf selbst (Fr. tourbe , Engl. peat ) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durch-
zogenen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Grä-
sern (S. 505); in theils Gegenden auch von Hei-
dekraut etc. und diese Torfarten sind freylich großen-
theils von neuerer Entstehung, wodurch denn
manche Naturforscher bewogen worden, den Torf
überhaupt gar nicht zu den Mineralien zu zählen.
Indeß, da doch mancher inländische Torf auch aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von
einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück-
führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch
ganz deutlich in Braunkohle übergebt, so scheint
hier doch immer für denselben die passendste Stelle
in der Naturgeschichte zu bleiben.
Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof. de
Lüc's geologische Briefe; im Voigtschen Maga-
zin, IX. B. 4. St. S. 23.
Unter diesem Nahmen hat sie schon Leibniz ge-
kannt, in dessen kleiner Mineraliensammlung, die
das hiesige acdemische Museum besitzt, ein Stück-
chen dieses Fossils, angeblich aus Böhmen, de-
findlich ist.
Ich habe bey den Versuchen, die ich über die so
genannte thierische Electricität angestellt, gefunden,
daß der Graphit dieselbe eben so gut als Metalle
oder Holzkohle erregt, er mag nun zur Belegung
der entblößten Nerven, oder als Conductor ge-
braucht werden.
Doch besitze ich auch durch die Güte des Hrn.
Baron von Asch, als eine exotische Seltenheit,
ausnehmend feinen Graphit vom äußersten Ende
des nordostlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß,
dessen sich die Tschuktschen und andere benach-
barte Polarmenschen, auch auf der gegenüberlie-
genden Küste des nordwestlichsten America, zur
Schminke und statt Farbe an ihren Geräthen und
Kleidungsstücken bedienen.
Der größte jetzlebende Künstler in Bearbeitung
der Demanten, Hr. Bemelmann in Amsterdam,
hat meine Mineraliensammlung mit einer überaus
lehrreichen vollständigen Suite von rohen Deman-
ten bereichert, die er nach allen möglichen Rich-
tungen geklovet, und woraus sich die Identität der
Durchgangs der Blätter in beyden Hauptcrystal-
lisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und
dodecaëdrischen augenscheinlich ergibt.
s. Smiths. Tennant on the nature of the Dia-
mond ; in den phil . Transact . 1797. pag. 123.
Die vier letztgenannten haben das miteinander ge-
mein, daß ihre Kalke besondre metallische Säu-
ren bilden, und sind deßhalb hier in der Folge
beysammen gelassen.
So besitze ich z.B. durch die Güte des Hrn. Leib-
arzt Ingen-Houß Platindraht dünner als ein Men-
schenhaar; Kupferblech auf einer Seite mit Sil-
ber, auf der andern mit Platin̄a platirt etc. alle
drey Lagen dieser verschiedenen Metalle zusammen
von der Dicke eines Blattes Papier; auch einen
aus Platin̄a scharf und nett ausgeprägten Bractea-
ten, den der Hr. Leibarzt dem Astronomen Hell
zu Ehren verfertigen lassen.
Zu den sonderbaren mineralogischen Irthümern, die
aus Vernachlässigung der solidern Petrefacten-
Studiums entstanden sind, gehört unter andern,
daß manche der neuesten und übrigens sehr ver-
dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab-
losungen so des schaaligen Quecksiber-Leber-Erzes, oder
fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für wirk-
liche Versteinerungen gehalten haben.
Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der
zweyten Formation, beißt das so auf vitrioli-
schen Kupferwassern (z.B. bey Neusohl in Ungarn,
im Rammelsberge bey Goslar etc.) mittelst des
Eisens gefällt wird.
Ich habe diesem eben so schönen, als merkwürdigen
und seltenen Kupfer-Erz (das Hr. Dombey schon
vor vierzehn Jahren von (einer großen süd-america-
nischen Reise zurückgebracht, aber meines Wis-
sens noch von keinem unserer deutschen Mineralo-
gen in ihren Handbüchern beschrieben worden) in
Ermangelung eines andern Nahmens, hier diesen,
von seinem fernen und bis jetzt einzigen Fundorte,
[Seite 654] beygelegt, und es genau nach der Natur, so wie
ich es in meiner Sammlung besitze, beschrieben. –
Unter starker Vergrößerung scheinen mit manche
der smaragdgrünen Hörnchen säulenförmig, doch
undeutlich crystallisirt zu seyn, und einen blät-
terichten Längenbruch zu haben.
s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and com-
position of the different states of Iron ; in den phi-
losoph . Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f. bey
Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz, des
merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bey
Bombay. – s. Voigts neues Magazin 1. B.
1. St. S. 64 u. f. und 2. St. S. 109.
Eine Probe von diesem berühmten süd-amerika-
nischen Eisenblock, die ich als eine ausnehmende
Seltenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks
verdanke, unterscheidet sich von dem sibirischen
besonders durch eine weit hellere dem Silber-
weißen sich nähernde Farbe.
Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola
de natura fossilium , L. V. p. 604.
So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewän-
den von Braunspath durchzogenen Angeln von
Aberlady in Lothian, die durch Dr. Huttons
Theorie der Erde berühmt worden. s. Herrn
Faujas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre &c.
T. I. p. 224.
Die Caraiben und benachbarten Americaner des
festen Landes verfertigten vor Ankunft der Euro-
paer ihre Hacken und andere dergleichen Werkzeuge
daraus. s. Christoph. Columbi nauigatio &c.
pag. 92. des bervagischen nouus orbis der Ausgabe
von 1532. Ich besitze eine solche antike Judia-
neraxt aus Smirgel, so bey Berbice ausgegra-
ben worden.
Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila,
den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus
London erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele-
ganz alles was ich von noch so netten Fossilien in
dergl. besondern Gestalt gesehen habe. Es scheinen
rechtwinklige vierseitige Säulen und Tafeln, die
mit Galmey und Kalkspath durchmengt in grauen
dichten Kalkstein eingewachsen sind, so, daß sie
einander in mancherley Richtung durchkreuzen und
auf dem blätterichten Längenbruche gleichsam Mi-
niaturen von silberglänzenden gestrickten Zeichnun-
gen zeigen.
Die berühmten Slickensides in den derbyshirer
Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des
dasigen dichten Flusses (S. 595.), die wie mit einem
dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der
aus Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff be-
stehen soll. Beym Brechen desselben entstehen
durch Beytritt der atmosphärischen Luft oft ge-
waltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosio-
nen. – s. W. Jones's physiological disquisitions .
Lond. 1781. 4. pag. 5. 11 u. f.
So ist z.B. das seltene schinesische Kalin (– so
heißt das Zinn überhaupt bey einigen oft indischen
Völkerschaften –) ein gelblichgraues Zinn-Erz
mit schwatzen Wolfram-Erz in quarziger Gang-
art. – Eine Stufe, die ich davon besitze, kommt
vollkommen mit der überein, die Herr Sage im
cabinet de l'école des mines S. 380 beschreibt.
Seifenwerke (Engl. stream-works ), sind eine eigene
Art von Bergbau in Thälern zwischen Erzführen-
den Ganggebirgen, die theils zu mehrern Lachtern
hoch mit abgerissenen Geschieden und theils abge-
rundeten Geröllen dieser Gebirge und ihrer Gänge
gefüllt sind; und wovon z.B. die bey Eibenstock
im Erzgebirge, und die bey St. Austel etc. in
[Seite 669] Cornwall sehr ergiebig an Zinn-Erzen sind. Von
jenen s. J. F. W. Charpentier mineralog. Geogr.
der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen aber
das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B. S. 143.
Nach Hrn. Haüy besitzen manche Zinkspathern-
stallen die Electricität des Turmalins.
Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so
viel Bley zusammengeschmolzen gibt das soge-
nannte rosensche Metall, das schon im kochenden
Wasser schmilzt.
Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen kowalty ,
Erzhaltig. s. Adelungs Wörterbuch.
Diese characterisirenden Kennzeichen des Titan-
Metalls sind mir vom Hrn. Prof. Lampadius zu
Freyberg gefälligst mitgetheilt worden.
Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an thierischen Stücken erhalten,
[Seite 690] die demungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine-
rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden
müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das
1771 am Wilui in Sibirien ausgegrabene Rhino-
cer, das noch unverkennbare, sogar noch animalisch
riechende Reste von Sehnen, Fleisch, Haut und
Haar an sich hatte, und wovon Hr. Pallas in
den nov. comment . Petropolit . T. XIII. pag. 585
genaue Nachricht gegeben.
Ausführlichere Nachricht davon habe ich in Voigts
Magazine gegeben. V. B. 1. St. S. 19 u. f.
s. Hrn. de Lüc's geologische Briefe im Voigtschen
Magazine. IX. B. 4. St. S. 42. u. f. Verglichen mit
dem im VIII. B. 4. St. S. 14 u. f.
Anthropolithen führe ich aus dem doppelten
Grunde hier nicht mit auf, weil
1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen
Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und
hingegen.
2) manche wirkliche Menschenknochen, die
man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver-
lässig nicht fossil sind.
Wenigstens war das, was ich von den letztern
selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder-
nem Datum, z.B. ein Schedel, der einige Zeit
in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte,
und wohl eben so geschwinde davon übersintert
war, als die Kunstsachen, die man auf diese
Weise im Carlsbade, oder in den Bagni di San
Filippo überziehen läßt.
Und was die erstern betrifft, so bedürfen manche
derselben, wie z.B. der schöne versteinte Wels
(Silurus glanis ), den der alte Scheuchzer für
einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen
(homo, diluuii testis nannte er ihn) – und die
Fischotterpfoten im bituminosen Mergelschiefer,
die der sel. Berar. Ries für Kinderbändchen an-
gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber
wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Be-
hauptung (im III. B. der Memorie della societa ita-
liana S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten
Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen
wimmeln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund-
schaft des besondere durch seine wiederholten
großen Reisen nach den Morgenländern berühmten
Hrn. Hawkins einen Vorrath von diesen famosen
Knochenbreschen erhalten, und nach aller streng
osteologischen Prüfung eben so wenig eine Spur
von Menschengebeinen darin gefunden, als in den
ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig
ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste
von Dalmatien besitze.
Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte
fossiler Knochen, 1. St. Leipz. 1795. 8.
(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'elephans
et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne &c.
I-III. St. Darmst. 1783 u. f. 4.
Hr. Dr. van Marum hat in dem oben (S. 694)
angeführten VIII. St. der Verhandelingen tab. 1.
eine treffliche Abbildung des großen im teyler-
schen Museum zu Haarlem befindlichen Stückes
von diesen merkwürdigen Osteolithen gegeben.
s. die prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. fol.
und G. Graydon in den Transactions of the Royal
Irish Academy . Vol. V. 1794. p. 281.
Verglichen mit der Auomia venosa Soland . von
den Falklands Inseln in Dixon's voyage round the
world . S. 208 und 355.
s. Hrn. Prof. de Lüc's Briefe über die Geschichte
der Erde und des Menschen, I. B. S. 262 u. f.
s. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8.
tab. 1.
Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac
lithophytis prodromus . Hamb. 1719. 4.
Eberh. Fr. Hiemeri caput medusae vtpote nouum
diluuii vniuersalis monumentum . Stuttg. (1724) 4.
Das in dieser seltnen Schrift beschriebe Stück
ist jetzt in der Naturaliensammlung des Hrn. Hofr.
Ebel zu Bremen. Ein kleineres im mannheimer
Cabinet ist in den act. acad. Palatinae T. III. P. phys.
in natürlicher Größe abgebildet. – Die Platte
voller Medusenpalmen, die in dem walchischen
großen Petrefactenwerke T. I. tab. II. b. abgebil-
det ist, befindet sich nun durch die Güte des Hrn.
Hofr. Gmelin in meiner Sammlung.
Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art,
das auf der Grube Dorothea zu Clausthal mit-
ten im Gange in 160 Lachter Teufe gebrochen
und sich jetzt in meiner Sammlung befindet, s.
das Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrie-
ben von dem Verfasser der Erfahrungen vom
Innern der Gebirge S. 41 u. f.
Da sich in einigen bituminosen Holzlagern Bern-
stein findet, welcher brannte Insecten aus der
jetzigen Schöpfung enthält (S. 625), so müßte
dieses Holz wenn andere der Bernstein mit ihm
von gleichem dem Alter ist, auch zu den bekannten
zu rechnen seyn.