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Handbuch
der
Naturgeschichte
Multa fiunt eadem sed aliter.
(QVINTILIAN.)
Siebente Auflage.
Nebst zwey Kupfertafeln.

Göttingen,
1803
bey Heinrich Dieterich.
[titlePage_verso]
NIEDERS.
STAATS- U. UNIV.-
BIBLIOTHEK
GÖTTINGEN

Vorrede.

[Seite III]

Das Motto auf dem Titel dieses Buchs
sollte demselben bey seiner ersten Erscheinung,
nach und neben so manchen ähnlichen Hand-
büchern zu einiger Entschuldigung dienen.
Jetzt mag es die neueren Ausgaben desselben
in Vergleich mit den ältern rechtfertigen.

Hier diese siebente hat wieder ganz be-
trächtlichen Zuwachs von neuen Entdeckun-
gen in der Naturgeschichte, so wie von Be-
richtigungen oder schärferer Bestimmung er-
halten.

Dagegen versteht es sich von selbst, daß,
um für diese Zusätze Raum zu gewinnen,
ohne dadurch dem zweckmäßigen Zuschnitt
[Seite IV] eines, besonders auch als Leitfaden bey Vor-
lesungen tauglichen Handbuchs zu schaden,
hin und wieder manches noch mehr, als in
den vorigen Ausgaben, hat ins Kurze ge-
faßt werden müssen.

Nur über zwey Gegenstände der allge-
meinen Naturgeschichte, die, wie ich gefun-
den, ohne nähere Auseinandersetzung von
unkundigen Lesern leicht mißverstanden wer-
den könnten, habe ich mich deßhalb (so wie
in der vorigen Ausgabe) ausführlicher, als
es sonst dieser Zuschnitt im Uebrigen erlaubt,
auslassen müssen. Nähmlich S. 8 u. f. über
die vermeinte und so oft gepriesene Stufen-
folge in der Natur, und S. 13 u. f. über
die Zeugung der organisirten Körper, be-
sonders über den wahren Begriff vom Bil-
dungstriebe, im Gegensatz von der vis pla-
stica
der ehrlichen Alten.

Die Entdeckung des so paradoxen Schna-
belthiers hat einige Veränderung in dem von
mir entworfenen System der Säugethiere
nothwendig gemacht, wodurch ich aber das-
selbe überhaupt noch mehr als vorhin der Natur
angepaßt und vervollkommnet zu haben hoffe.

Die ansehnlichsten Vermehrungen hat
wieder der mineralogische Theil des Buchs
[Seite V] erhalten. Nahmentlich habe ich den Ab-
schnitt von den Versteinerungen, interessanter
und fruchtbarer darzustellen gesucht, als es
insgemein geschehen. – Auch sind Hrn.
Haüy's neue Benennungen vieler Fossilien
beygefügt, und zum Unterschied von den
ältern französischen außer Parenthese gesetzt.

Die mit der systematischen Anordnung
der Steine und erdartigen Fossilien verbun-
denen Schwierigkeiten sind im Buche S. 536.
berührt und selbst durch manche der neuesten,
an sich äußerst lehrreichen Entdeckungen über
die Bestandtheile einiger Steingattungen
nur noch vergrößert: so, daß sich diese
Classe des Mineralreichs vor der Hand weder
bloß nach dem quantitativen Verhältniß der
Bestandtheile der Fossilien, noch auch bloß
nach dem äußern Habitus ordnen läßt. -
Nach erstern nicht; denn da jenes Verhält-
niß vieler, einander übrigens oryctognostisch
noch so ähnlichen und geognostisch noch so
nahe verwandten Fossilien (wie z.B. der
mancherley Unterarten von Asbest) theils gar
auffallend variirt, so leuchtet von selbst ein,
wie schlechterdings zweckwidrig und unbrauch-
bar ein System der Lithologie ausfallen müßte,
das streng nach dem Gehalt der vorwaltenden
Bestandtheile geordnet werden sollte: aber
eben so wenig würde der bloße äußere Habitus
[Seite VI] zur systematischen Anordnung der Steine hin-
reichen; denn dem zu Folge setzte man noch
unlängst den Saphir ins Kieselgeschlecht,
der doch fast aus nichts als verdichteter Thon-
erde, wenigstens ohne ein Atom von Kiesel-
erde, besteht.

Zwar glaubte man ehedem sich hierbey
noch mit der spitzfindigen Distinction zwischen
vorwaltendem und characterisirendem Bestand-
theil der Fossilien durchhelfen zu können; allein
auch diese Ausflucht ist nun durch solche Ana-
lysen, wie die eben gedachte, versperrt.

Es scheint also für jetzt noch der einzige
passende Ausweg der zu seyn, daß man, ohne
sich streng und ausschließlich an eins von die-
sen beyden Classifications-Principien zu bin-
den, in so fern ein gemischtes System*) für
diese Claffe von Fossilien zum Grunde legt,
daß 1) freylich diejenigen, die entweder, ganz
[Seite VII] oder doch bey weiten größten Theils aus einer-
ley Erdart bestehen, nothwendig unter das
nach dieser Erdart benannte Geschlecht kom-
men. Folglich der Saphir durchaus ins
Thongeschlecht; hingegen der Opal, Tripel
und Bimsstein ins Kieselgeschlecht etc. -
Daß aber 2) manche andere Gattungen von
Steinen, worin nur keine so auffalend vor-
schlagende Menge eines Bestandtheils vor-
waltet, ohne ängstliche Rücksicht auf die pro
Cente derselben, da eingeschaltet werden, wo
sie nach ihrem äußern Totalhabitus und
nach der Analogie am schicklichsten hinpassen.
So z.B. der Schillerspath, ungeachtet er
mehr Kieselerde als Thonerde enthält, dennoch
ins Thongeschlecht, in die Nachbarschaft des
Glimmers: so Meerschaum, Speckstein, Ser-
pentin etc. ins Talkgeschlecht.

Ich habe hier, so wie im ganzen Buche,
von Geschlechtern und den darunter begriffe-
nen Gattungen gesprochen. Denn daß man
in der Mineralogie die Fossilien in genera und
species eintheilt, und die genera auf deutsch
Geschlechter, so wie die species Gattun-
gen nennt, darüber ist meines Wissens unter
den gelehrten und philosophischen Mineralogen
Deutschlands, nur eine Stimme. Und so
versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich
also in einem Theile des Buchs die Be-
[Seite VIII] nennungen von Geschlecht und Gattung in
diesem von je (– und bis vor Kurzen allge-
mein –) angenommenen Sinne brauchen
mußte, ich nicht in einem andern Theile das
Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus
brauchen durfte, wie doch in der That neuer-
lich von einigen deutschen Schriftstellern in
der Zoologie und Botanik versucht worden.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist,
der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer
bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben
mag: – aber wohl weiß ich, was er mit
einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch

‘"quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi
"’.

bey andern aufgeklärten Nationen riskirt
hätte: – daß es ihm hingegen in meinem
theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an
Nachahmern gefehlt hat, ist nichts weniger als
unerwartet. – Genug indeß, daß so viele
philosophische Naturforscher und die größten
unserer naturkundigen Philosophen das verba
valent sicut numi
besser befolgt, und sich
also durch diese sonderbare Umstempelung nicht
irre führen lassen. – Und warum auch ich
für meine Person es hierin lieber beym Alten
lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe,
dafür habe ich folgende Gründe:

[Seite IX]

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner
Sprache kundige, deutsche Naturforscher
(– und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelung's Wörterbuche lernen –), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist.

‘„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge.“’

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-
beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst-
kundigen Luthers Bibel-Uebersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

2) Eben so ausgemacht und bekannt ist
aber auch, daß hingegen das Wort Gattung
von dem Zeitworte sich gatten, abstammt;
und da nun im freyen Naturzustande nur die
Thiere von einer species sich mit einander
fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst,
daß das Wort species, in dem Sinne wo-
von hier die Rede ist, durch kein anderes
[Seite X] deutsches Wort passender und bezeichnender
und bestimmter ausgedrückt, werden könnte,
als durch Gattung.

3) Daß aber die Homonymie des deut-
schen Wortes Geschlecht, indem es sowohl
genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß
geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst
zu befürchten als bey dem lateinischen Worte
genus, das, wie wir in den Kinderjahren, in
der Grammatik beym Unterschied der Worte
generis masculini oder foeminini lernen,
auch statt sexus gebraucht wird.

4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß
was für ein Wort von eigener Fabrik statt
des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen;
aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landes-
sprache – d. h. den bestimmten einmahl fest-
gesetzten Sinn der deutschen Worte – zu ver-
sehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bey
einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:

‘„Hypothesen zu machen, und sie als seine
Stimme der Welt vorzulegen, darf nie-
mand gewehrt seyn, sie gehören dem Ver-
[Seite XI] fasser. Aber die Sprache gehört der
Nation, und mit dieser darf man
nicht umspringen, wie man will.“’

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses
der Nation gehörige Eigenthum, hahe ich
auch bey den deutschen Nahmen her Naturalien
beobachtet, und mich daher immer der allge-
mein angenommenen und allgemein verständ-
lichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer
einzelnen Provinz bedient. Darum brauche
ich z.B. nicht das hier zu lande gewöhnliche
Wort Molle, sondern das allgemein angenom-
mene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge
gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst
allgemein adoptirte und selbst in andere le-
bende und todte Sprachen aufgenommene
Kobalt u. s. w.

Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von unsern neuen Systematikern
zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer
Gattungen selbsterfundenen Kunst- und
Trivial-Nahmen. So billig und vernünftig
es freylich ist, auch hierin so viel als möglich
die einmahl ziemlich allgemein angenommenen
Benennungen beyzubehalten, so können doch
Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver-
nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah-
[Seite XII] men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub-
ten , aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten und dann das Studium der Natur-
geschichte so äußerst erschwerenden Freyheit
nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un-
vermeidlich schien, bedient. So habe ich z.B.
den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein-
heimischen, allgemein bekannten und längst
von classischen Zoologen angenommenen Nah-
men, Tatu, restituirt; da man sonst diesen
fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen
Mißgriff den Nahmen, Rauchfuß, Dasy-
pus
, beygelegt hatte, womit die alten Grie-
chen, ganz passend und völlig nach der Natur,
das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet
haben. – Aus ähnlichen Gründen brauche
ich für den schönen neuseeländischen Nephrit
lieber seinen einheimischen Nahmen (Punam-
mustein), unter welchem er zuerst von unsern
Antipoden zu uns gebracht und bekannt wor-
den, als die ihm neuerlich beygelegte Benen-
nung Beilstein, da ich im hiesigen akademi-
schen Museum, so wie in den in London be-
findlichen großen Sammlungen von südländi-
schen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge
von Hacken und andern Geräthen, so sich die
Neuseeländer aus diesem Steine bereiten,
aber schlechterdings kein daraus verfertigtes
[Seite XIII] Beil aufgefunden habe. – Eben so habe ich
diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts,
Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich
schlafenden Säugethieren das Blut aussaugt;
da hingegen Linne diesen Nahmen dem fliegen-
den Hund beygelegt hatte, der wohl seit die
Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern
sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber
viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunst-
nahmen der Art habe ich dennoch beybehalten,
um ja nicht die Nomenclatur und Synony-
mien ohne dringende Noth, zur großen Last
der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Nahmen von
Naturalien hier doch anders geschrieben wer-
den, als es insgemein geschieht, hat auch
seinen guten Grund. So schreibe ich z.B.
Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie-
chisches Wort ist; eben so Manacanit und
nicht Menacanit, weil der Fundort dieses
Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut
wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den latei-
nischen Nahmen vorangesetzt, weil da hundert
exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deut-
schen keinen bekannten verständlichen Nahmen
haben. Im Mineralreiche hingegen ist der
Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen
[Seite XIV] Benennungen die bekanntesten und selbst großen
Theils in andere Sprachen aufgenommen.

Beym Thierreiche ist denjenigen Gattun-
gen, die sich in Deutschland finden, wieder so,
wie in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt.
Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben,
weil so ein Zeichen bey den allgemein verbrei-
teten Fossilien überflüssig,, bey vielen von denen
aber, die in Deutschland selbst ein sehr einge-
schränktes Vaterland haben, wie der Bo-
racit etc. unzureichend gewesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Ge-
nstände
, die ich in der Verlangshandlung
dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be-
ziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben
und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen Er-
läuterung.

Göttingen,
den 20. Februar 1803.
J. F. Blumenbach.

Anweisung der Kupfertafeln.

[Seite XV]

Tab. I

Fig. 1-6. die Intestinal-Würmer im mensch-
lichen Körper in natürlicher Größe. -

  • Fig. 1.Ascaris vermicularis (S. 420).
  • - 2. Der Vordertheil von ascaris lumbricoi-
    des
    . (Ebendaselbst).
  • - 3.Trichocephalus hominis (S. 421).
  • - 4. Das Kopfende der menschlichen Band-
    würmer (S. 423).
  • - 5. Vier Hinterglieder der taenia solium
    (Ebendaselbst).
  • - 6. Dreyzehn Hinterglieder der taenia vul-
    garis
    (S. 424).
  • - 7. Das Vorderstück vom Regenwurm
    (S. 421).
  • - 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Wald-
    schnecke (S. 414) stark vergrößert.
  • - 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Po-
    lypen, tubularia sultana (S. 476)
    stark vergrößert.
  • [Seite XVI] Fig. 10. Ein Arm-Polype mit einem jungen,
    hydra viridis (S. 481) in natürli-
    cher Größe.
  • - 11. Ein Stamm mit zwölf Blumen-Poly-
    pen, brachionus anastatica (S. 482)
    stark vergrößert.
  • - 12. Das Räderthier, vorticella ratatoria
    (S. 483, stark vergrößert.
  • - 13. Ein menschliches Samenthierchen, chaos
    spermaticum (S. 473) noch weit stär-
    ker vergrößert.

Tab. II.

Die merkwürdigsten Crystallisationen der Fossilien.

S. 656. Not *) Z. 6 l. Identität

S. 711. letzte Z. Nähere Nachricht vom Tantalum s. in Voigt's neuen Magazin. IV. B. S. 750 u. f.

Erster Abschnitt.
Von Naturalien überhaupt
und
ihrer Eintheilung in drey Reiche.

[Seite 1]

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer
Erde finden, zeigen sich entweder in derselben
Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der
Hand des Schöpfers erhalten und durch die
Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte
angenommen haben; oder so, wie sie durch
Menschen und Thiere, zu bestimmten Absich-
ten, oder auch durch bloßen Zufall verändert
und gleichsam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben in natürliche
(naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar-
tefacta
). Die erstern machen den Gegenstand
der Naturgeschichte*) aus, und man pflegt
[Seite 2] alle Körper zu den Naturalien zu rechnen,
die nur noch keine wesentliche Veränderung
durch Menschen erlitten haben. Artefacten
werden sie dann genannt, wenn der Mensch*)
absichtlich Veränderungen mit ihnen vorge-
nommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentli
chen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen
Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo
dification, nicht anders als relativ seyn können,
bedarf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt
nicht z.B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm-
lers an. So kann eine ägyptische Mumie sowohl
in eine Naturaliensammlung zur anthropologi-
schen Seite, als in eine Sammlung altägypti-
scher Kunstwerke gehören.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von
einander zu unterscheiden sind. Daher z.B. die
ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in
in der piscina mirable bey Bajä ein von selbst
aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalk-
sinter, oder aber ein absichtlich aufgetragner
künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting. gel.
Anzeigen 1791. 188 St. –)

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte
Verschiedenheit.

[Seite 3]

Die einen nähmlich sind allemahl von an-
dern natürlichen Körpern derselben Gestalt und
Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in
einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten
Schöpfung*) hinauf immer andere dergleichen
Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu
danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub-
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper
auf, assimiliren sie den Bestandtheilen desselben,
und befördern dadurch ihr Wachsthum von in-
nen (durch innige Aneignung, intus susceptio,
expansio
).

Diese beyden Eigenschaften setzen drittens
von selbst eine besondere Structur bey dieser
Art von natürlichen Körpern voraus. Sie
müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise
Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwand-
deln, und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer
Art wieder hervor bringen sollen mancherley
diesen Zwecken entsprechende, deßhalb mit den
so genannten Lebenskräften versehene und zu
[Seite 4] einem zweckmäßigen Ganzen unter einander
verbundene, Gefäße, Adern und andere
Organe in ihrem Körper haben, die zur Auf-
nahme bestimmter Säfte zur Assimilation je-
ner Alimente, zur Erzeugung der Nachkom-
menschaft u.s.w. nothwendig sind.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern Art, nähmlich den Mineralien.
Beydes, sowohl ihre Entstehung, als ihr
Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs-
thum nennen darf), wird keineswegs durch
Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so
genannten bloß physischen (mechanischen und
chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder
Ansatz homogener Theile von außen (aggre-
gatio, iuxta positio
) bewirkt; folglich ist bey
ihnen weder ursprüngliche Organisation noch
Lebenskraft zu erwarten.

Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte,
und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organisir-
ten Körper selbst, besonders in der Art wie sie
ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer
doppelten Verschiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr ein-
fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl-
reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres
[Seite 5] Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche
Bewegung in sich.

Da hingegen die Andern eine meist einfache
Oeffnung am obern oder vordern Ende ihres
Körpers haben, die zu einem geräumigen
Schlauche führt, wohin sie vom innern Ge-
fühle des Hungers getrieben ihre Alimente, die
von sehr verschiedener Art sind, mittelst will-
kürlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu
verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Un-
terscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen,
ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die ge-
meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt
sondern können zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren
Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken,
bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei-
gen u.s.w. Und andererseits gibt es ganze Ge-
schlechter von Wasserthieren, zumahl unter den
Conchylien, Corallen etc. die ihren einmahl ein-
genommenen Platz nie von selbst wieder verlassen
können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter ein-
ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr
schicklich gebracht hat, und wovon das erste
[Seite 6] die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die
Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und be-
seelte organisirte Körper, die sich ihre sehr viel-
artige Nahrung mittelst willkürlicher Bewegung
suchen, und selbige durch den Mund in den
Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte
organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie
ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will-
kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein-
saugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens-
kraft nach den bloß physischen (mechanischen
und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An-
häufung, Bildungskraft etc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist,
zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge-
macht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern aner-
kannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwi-
schen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu
dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimm-
baren Eintheilungen der Naturalien in Reiche
u.s.w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
[Seite 7] weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
kennen und von andern unterscheiden, als ihre
einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden
und angeben kann**). – So sagte z.B. Linné:
nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur
.“ Nun glaube ich
zwar in diesem Buche solche äußere Charactere
der Humanität angegeben zu haben, wodurch
sich der Mensch von den noch so menschenähnli-
chen Affen (wie man sie nennt); so wie über-
haupt von allen andern Säugethieren unverkenn-
bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird
doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in
Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und
Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem aber
können ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen
Classen manche theils auffallende und unerwartete
Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß da-
durch die dessen ungeachtet unverkennbare Ver-
schiedenheit zwischen diesen Classen selbst weg-
fallen dürste. Man theilt z.B. die Thiere sehr
natürlich in warmblütige und kaltblütige; und
rechnet eben so natürlicher Weise die Säugthiere
zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen;
ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen
in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer
sind, als etwa ein Igel während seines Winter-
schlafs. – So gibt es in der Classe der Ge-
würme Geschlechter, wie z.B. die Sepien, die
sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr
auszeichnen, und dagegen manche auffallende
[Seite 8] Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber nie-
mand wird meinen, deßhalb müsse nun die Schei-
dewand zwischen der Classe der Fische und der
Classe der Gewürme aufgehoben werden. – Und
eben so wenig wird jemand im Ernst in Ver-
suchung gerathen, das Thier- und Pflanzenreich
deßhalb mit einander zu verbinden, weil man
an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit
gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind
z.B. die sonderbaren Bewegungen mancher Mi-
mosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die,
so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar
nicht einmahl in den oben angegebnen Charakter
der Animalität eingreifen. So wenig als hin-
wiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-
polypen mit den Gewächsen haben, den oben
bestimmten Charakter der Vegetabilität betreffen.
Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die,
so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger
getrieben ihre Nahrung durch willkürliche Be-
wegung in den Mund bringen, was hingegen
bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten
Schöpfung, der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Ein-
wendung gegen die Naturreiche etc. die sich auf
die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der
Geschöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von
Leiter, von Netz etc. in der Natur, haben zwar
für die Methodologie im Studium der Natur-
geschichte in so fern ihren unverkennbaren Nutzen,
als sie den Grund eines so genannten natürli-
chen Systems abgeben, worin man die Geschöpfe
nach ihren mehresten und auffallendsten Aehnlich-
keiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf
gegründeten so genannten Verwandtschaft unter-
einander, zusammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmei-
nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer
in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und
die Vollkommenheit und den Zusammenbang der-
selben darin suchen zu wollen, daß die Natur
[Seite 9] (wie man sich ausdruckt) keinen Sprung thue,
weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer form so
sein stufenweise auf einander folgten, das wäre
doch schon an sich eine vermeßne Schwachheit,
wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey
ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte.

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich
und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen
Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher
zu beleuchten, um einzusehn, wie sehr darin
einerseits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähn-
licher Bildung in Geschlechtern von fast unüber-
sehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den
Insecten und Gewürmen, aber auch im Pflan-
zenreiche) zusammen drängen, und andere dagegen
gleichsam isolirt stehen, weil sie wegen ihrer aus-
gezeichneten ganz eigenen Bildung nicht ohne sicht-
lichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur
irgendwo eingeschoben und untergebracht werden
können (wie z.B. die ganze Classe der Vögel;
unter den Gewürmen das schon gedachte Ge-
schlecht der Sepien u.a. m. – Ferner aber
finden sich Thiere, bey welchen, wie z.B. bey
den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine
so durchaus ganz verschieden Gestaltung haben,
daß man folglich in der gedachten Leiter die
einen von den andern trennen und nach dieser so
sehr verschiedenen Sexualform beyden auf weit
von einander entfernten Sprossen ihre verschiede-
nen Stellen anweisen müßte. – Nun dann
zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar
ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht
über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel
statt aller, die zwischen den organisirten Körpern
und den Mineralien u.s.w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen
Vorstellungen von Kette der Natur u.s.w. ge-
rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends
gar die vermessene Behauptung mancher Physico-
theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer
zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürste,
[Seite 10] wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte
u. dergl. m. – So gut einzelne Gattungen von
Thieren aus ganzen großen Inseln, wie z.B.
die Wölfe aus Großbritannien vertilgt sind,
ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nun-
mehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusam-
menhang verloren haben sollte, so können andere
Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von
der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allem
Anschein nach mit manchen, z.B. mit dem Dudu
wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merk-
lichen hiatus, der dadurch in der Kette der Phy-
sicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der
Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet wer-
den dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel
zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi
    Geburt.) Opera. gr. lat. ex. ed. Gu. du Val.
    Paris. 1654. IV. vol. fol. zumahl im 11. B.
  2. C. Plinivs secvndvs (†. im J. 79. nach Chr. Geb.)
    Ej. historia mundi L. XXXVII – ein paar saubere
    und correcte Handausgaben sind die Leidner, El-
    zevirische 1635. III. vol. 12. und die Zweybrücker
    1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (†. 1562.)
  4. Joh. Rav. (†. 1705.) Die hierher gehörigen Haupt-
    werke dieser beyden Männer werden anderwärts
    angeführt.
  5. C. v. Linné. (†. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12.
    Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen
    beyden mantissae ib. 1767 sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips.
    1788. IX. vol. 8.

Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache:

  1. Jo. Reinh. Forster euchiridion historiae naturali
    inserviens.
    Hal
    . 1788. 8.
  2. G. L. le Clèrc C. de Buffon. (†. 1788.) Ej. histoire
    naturelle
    . Die große Orig. Ausgabe, Paris, seit
    1749. XXXIII. vol. 4.

Miscellan-Werke.

[Seite 11]
  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit 1749.
    IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die ersten
    V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works of
    the creation
    . ed
    . 12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter B.
    der gedachten Ausg. seiner Werke.)

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare dictionnaire de l'histoire naturelle.
    ed. 4. Lyon, 1791. VIII. vol. 4.
  2. Ph. Andr. Nemnich allgemeines Polyglotten Lexicon der
    Naturgeschichte
    . Hamb
    . 1793. IV B. 4.

Journale etc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Magazin für das Neueste aus der Physik und Natur-
    geschichte, herausgegeben von L. C. Lichtenberg
    und J. H. Voigt. Gotha, 1781. bis 97. XI. B. 8.
    und nun J. H. Voigts Magazin für den neuesten
    Zustand der Naturkunde. Jena seit 1797. 8.

Zweyter Abschnitt.
Von den organisirten Körpern
überhaupt.

[Seite 12]

§. 5.

Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von
seines Gleichen erzeugt, dann durch eigen Kraft
lebenslang ernährt, und dadurch seine Selbst-
erhaltung und Wachsthum, und wenn er zu
seiner Reise gelangt, auch seine Fortpflan-
zungsfähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden die
organisirten Körper durch die Organisation
ihres Baues, und durch die mit derselben ver-
bundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn
durch diese letztern erhalten die Organe ihre
Empfänglichkeit für reißende Eindrücke (sti-
muli
) und ihr Bewegungsvermögen, ohne
welches weder Ernährung noch Wachsthum,
noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur
zweckmäßigen Erhaltung des Ganzen, und um-
gekehrt*), denkbar seyn könnte.

[Seite 13]

§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich,
die so genannte Evolutions Hypothese bequem
gefunden, und gemeint, es werde gar kein
Mensch, und kein andres Thier, und keine
Pflanze erzeugt, – sondern sie lägen alle schon
seit der ersten Schöpfung als völlig präfor-
mirte Keime*) bey ihren Eltern und Vorfah-
ren längstens vorräthig: die verschiedenen Gene-
rationen steckten, gleichsam wie eingepackte
Schachteln, in einander; und würden nur nach
und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch
die Befruchtung entwickelt und aus licht ge-
bracht. – Eine Meinung, die doch schon so-
wohl durch den dabey erforderlichen Aufwand
[Seite 14] von übernatürlichen (hyperphysischen) An-
stalten*), als durch die, allen Gesetzen einer
philosophischen Naturforschung zuwiderlaufende
unnütze Vervielfältigung der natürlichen [phy-
sischen]**) Kräfte, und durch die unüberseh-
liche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller
der zahllosen präformirten Keime, die nur
nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten,
aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen
müßte, wenn sie auch nicht durch die überwie-
genden gegenseitigen Erfahrungsgründe wider-
legt wird.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Versechter der
Evolutionshypothese, sollen die präformirten
Keime den der Mutter vorräthig liegen, und
während der Befruchtung durch die Kraft des
hinzerkommenden männlichen Zeugungsstoffes er-
weckt und zur Entwickelung angetrieben werden.
Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts
als das Erwachen des schlaftrunkenen Keims
durch den Reitz des auf ihn wirkenden männli-
chen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum
Sprechen bloß ihrem Vater; – Batzen, die
sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen
Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die
diesen verschiedenen Vätern ähneln; – zweyer-
ley Menschenrassen, z.B. Negern und Weiße,
zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag,
nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends
[Seite 15] ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von
Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so
entstehen Bastarde, die eben so viel von der
väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung
an sich haben.

Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen:
und dem zufolge gestehen dann die Evolutionisten
dem männlichen Samen, auf er seiner erwecken-
den, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende
Kraft zu, daß er den bey der Matter präformirt
gelegenen Keim, wohl in etwas zur väterlichen
Gestaltung umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen; 1) die erweckende und
2) doch auch eine bildende –

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere
Generationen hindurch immer wiederholten, künst-
lichen Bastardzeugung endlich die eine Gattung
von organisirten Körpern gänzlich in die andere
umwandeln. – So hat man z.B. aus der künst-
lichen Befruchtung der einen Pflanzengattung
mittelst des männlichen Standes von eine an-
dern, Samen gezogen, welcher fecundable Ba-
stardpflanzen gegeben; d.h. die sich zur Blühe-
zeit abermals mit männlichem Stand von jener
andern Gattung befruchten lassen, und wiederum
fecundable Bastarde der zweyten Generation
hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten
Generation dielten gleichsam das Mittel zwischen
beyden verschiedenen Stamm-Aeltern von väter-
licher und mütterlicher Seite. Die von der zwey-
ten hingegen ähnelten schar weit mehr der väter-
lichen, als der mütterlichen und nachdem die
gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit
durch zwey folgende Generationen eben so wie-
derholt worden, so entstanden endlich Pflanzen,
an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestal-
tung so zu sagen ganz verwischt, und in die
väterliche umgewandelt worden. (– s. Köl-
reuter's dritte Fortsetzung der Nachrich von eini-
gen das Geschlecht der Pflanzen betreffender Ver-
suchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift: ‘„Gänz-
[Seite 16] lich vollbrachte Verwandlung einer natürli-
chen Pflanzengattung in die andere.“’ –)

Da hat den folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli-
chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern
hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes
(der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß
durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte
wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unse-
rem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln
aller philosophischen Nachforschung*) weit an-
gemessener, wenn man die Entstehung der
neuerzeugten organisirten Körper bloß durch
allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an
sich zwar ungeformten, aber unter den dazu
erforderlichen Umständen organisirbaren Zeu-
gungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel-
lungsart, die man sich von einer solchen allmäh-
lichen Bildung machen kann und gemacht hat**),
[Seite 17] darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem
Begriff von organisirten Körpern, und dann
den Phänomenen, die uns die Beobachtung bey
Entstehung derselben lehrt, am ungezwungen-
sten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber
organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn
er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen
Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge-
langt, dann für eine in denselben nun zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den
Bildungstrieb (nisus formatiuus) zuerst
empfänglich wird; – für einen Trieb, der
sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft
[als welche auch im unorganischen Reiche Cry-
stallisationen*) u. dergl. Hervorbringt] dadurch
[Seite 18] auszeichnet, daß er nach der endlos mannig-
faltig verschiedenen Bestimmung der organisir-
ten Körper und ihrer Theile, die vielartig
organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so
mannigfaltig aber durchgehends zweckmäßig modificirte
Weise in bestimmte Gestalten zu formenver-
mag – und so [– durch die Verbindung
des bloß Mechanischen mit dem zweckmäßig Modi-
ficirbaren in diesem Triebe*) –] zuerst bey
der Empfängniß die allmählige Ausbildung;
dann aber auch die lebenswierige Erhaltung
dieser organischen Bildung durch die Ernäh-
rung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall-
gelitten haben sollte, so viel möglich die Wie-
derersetzung derselben durch die Reproduction,
bewirkt wird**).

[Seite 19]

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen orga-
sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen
zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen
Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk-
liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch-
sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im
sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung)
aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen
Wassermoosen, wie z.B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten
Frühlingstagen fortpflanzt. (– Abbild. u. b.
Gegenst. tab.
49 –)

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-
polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten
Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye
und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden
Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die
Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller
andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondere (das
Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen
soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung
anerkannt worden, deren Ursache aber so gut
wie die Ursache aller andern noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent-
lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt†). –
Das hindert aber nickt, daß man nicht mehr
getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem
[Seite 20] suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung
weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so
auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk-
samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird
nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species)
von organisirten Körpern erhalten; und bey
denen, wo es Statt findet auch ihre Sexual-
verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in
derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen
bestimmten Richtung abweichen.

So entstehen dann (– der bloß krank-
haften, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte
gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –)

1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz widernatürliche*) Formen der organisirten
Körper, nähmlich die Mißgeburten.

[Seite 21]

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-
character, der sonst in den beyden Geschlech-
tern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in
einem und eben demselben Individuum verbun-
den ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz ver-
schiedner Gattung (zweyerley Species) einander
befruchten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der mancher-
ley Ursachen der allmähligen, Ausartung, die
Rassen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man, nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatür-
liche, angeborne, leicht in die Augen fallende
Veranstaltung in Bildung äußerer, größerer
Theile. So mannigfaltig aber diese Mißge-
stalten seyn können, so lassen sie sich doch alle
auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen:

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus.
Die seltensten von allen (– nähmlich unter
Mißgeburten in dem angegebnen Sinne.
[Seite 22] Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen
wohlgebildeter Menschen manche ihrer Ein-
geweide in ganz verkehrter Lage gefun-
den –).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum. Unter diesen die
lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum
. Die gemeinsten (–
selbst nicht selten unter wilden Thieren z.B.
Hasen –) Theils gar erblich, wie z.B. in
den sechsfingrigen Familien, und bey Hüh-
nern mit fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen
Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Ab-
weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm-
ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die
bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit
ihrer Unterjochung und die cultivirten Garten-
pflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden
Zustand unterworfen sind (daß z.B. Mißgeburten
unter den Hausschweinen so häufig, unter den
wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind),
sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die
Keime dieser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten
Schöpfung schon monströs präformirt einge-
schachtelt gelegen, wohl schwerlich zusammen rei-
men läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne
bloß solche einzelne Individua von organisirten
Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise
die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-
[Seite 23] Organe mehr oder weniger verbunden sind, die
sonst, in den männlichen und weiblichen Ge-
schöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten.
Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den
warmblütigen Thieren; zumahl unter dem
Rindvieh, Schafen und Ziegen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab-
weichung des Bildungstriebes hier einer Er-
wähnung, wenn andere körperliche Functionen
oder Charaktere, die dem einen Geschlechte
eigen seyn sollten, sich bey Individuis des an-
dern äußern. Wenn z.B. Hirschkühe und
Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan- und
Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ-
liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen
oder andere männliche Säugethiere Milch ge-
ben*) u.s.w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im
ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner,
übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde-
ter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr
oder weniger vom Totalhabitus des andern;
z.B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform
des männlichen**).

§. 14.

[Seite 24]

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen
Gattung von einem männlichen einer andern
Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde, deren Bildung aus der beyderley
Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen
ist. Da aber von der bestimmten Bildung der
organisirten Körper, besonders der Thiere, die
behörige und für den Gang der Schöpfung so
äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte
abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in
der Natur, daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur-
zustande meines Wissens niemahls eine Paa-
rung und Vermischung unter zweyerley Gattun-
gen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde
überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur
sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht wei-
ter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den
seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder
die Bastarde von Hänflingen und Canarien-
vögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflan-
zen gelingt es leichter, daß durch künstliche Be-
fruchtung verschiedner Gattungen Bastarde
hervor gebracht werden können, die fruchtbaren
Samen tragen (– s. oben S. 15. –). Hin-
gegen bedürfen die fabelhaften Sagen von ver-
meinten Bastarden aus der Vermischung vom
Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von
Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von
[Seite 25] Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner
weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species
sich mit einander gatten, liegt der natürliche
Grund, warnen das Wort Species im Deutschen
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt
wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die all-
mähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauem Sinne ein
solcher durch Degeneration entstandener Cha-
rakter, der durch die Fortpflanzung unausbleib-
lich und nothwendig forterbt, wie z.B. wenn
Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit
amerikanischen Indianern Mestissen zeugen:
welches hingegen bey den Spielarten keine
nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blau-
äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten
Kinder zeugen*).

[Seite 26]

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli-
chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben,
so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße
Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen
(Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent-
scheidung in dergleichen Fällen keine andern in
praxi anwendbare Regeln, als die, so aus der
Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so
Ray, Büffon und andere angenommen haben,
den Charakter von Species darnach zu bestimmen,
wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nach-
kommenschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr un-
zulänglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser
Regel ohnehin bey den unzähligen Thieren und
Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fort-
pflanzen. (– s. unten §. 70. –), so findet sie auch
in unzähligen andern Fällen wegen unüberwind-
licher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z.B. bey
Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der
africanische Elephant zu einerley Species gehören
oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung
Statt hat, wie z.B. bey der Vermischung von
Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der
gewöhnliche oder aber der äußerst seltne Erfolg
als Regel angesehn werden. Denn gewöhnlich
sind die Maulthiere steril, und nut in äußerst
seltenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung
fähig befunden. Wollte man also diesen mun-
derseltenen Fall als Regel gelten lassen, so müßte
man Pferd uns Esel für Thiere derselben Species
halten, ungeachtet sie in ihrem ganzen Körper-
bau – zumahl im Innern (und nahmentlich) in
der ganz auffalend verschiedenen Einrichtung ihrer
Stimmwerkzeuge!), wenigstens eben so specifisch
von einander differiren als Löwe und Katze. Da
stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als
zwei ganz verschiedene Gattungen anzuerkennen.
Und eben diesem Grundsatze der Analogie gemäß
halte ich auch die gedachten beyderley Elephanten
für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß
eine so constante auffalende Verschiedenheit zeigt,
die sich unmöglich als bloße Folge der Degene-
ration gedenken läßt.

§. 16.

[Seite 27]

Zu den mancherley Ursachen der Ausartung
gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels-
strichs, der Nahrung, und bey Menschen und
Thieren auch der Lebensart.

Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachs-
thum der organisirten Körper, und darum sind
die Grönländer, Lappländer etc. so wie die
Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein,
untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße
Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und
darum sind die Nordländer von Natur von
weißer Haut etc. so wie viele warmblütige
Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße
Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst ano-
malisch weiße Blüthen haben u.s.w. – Da-
gegen tragen die Creolen (d.h. die in Ost-
und West-Indien von europäischen Aeltern
gebornen Weißen) das unverkennbare, meist
wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath
an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul-
tur und Nahrungsmittel nach und nach die
Bildung, Farbe und ganze Constitution der
organisirten Körper umzuändern vermöge, da-
von sehen wir an unsern Hausthieren*), an
unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen,
[Seite 28] Blumen-Floren etc. – am alleraufallendsten
aber bey den Verschiedenheiten im Menschen-
geschlechte selbst, die augenschienlichsten Bey-
spiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände einander entweder unterstützen, und die
Ausartung um so schneller und auffalender
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u.s.w.; daher man in dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen bringt Sidirien gar viele Gewächse der
wärmern Gegenden hervor, die in dem weit süd-
lichen Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirten Körper, zu-
mahl des Thierreichs, äußern. So, daß z.B.
in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so
auffalend langes und weißes Haar haben; auf
Corstica die Pferde, Hunde etc. so auszeichend ge-
fleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und
Hühner zu Negern in ihrer Art werden u.s.w.

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper
gehe auf verschiedene Weise vor sich. Den
Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch
Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes
am einen Ende desselben befinden, zugeführt.
Die Thiere hingegen haben, wie sich Boer-
[Seite 29] haave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln in-
nerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen
und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der
Alimente durch unzählige Gefäschen, fast wie
bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen
und den Theilen des Körpers zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewunderungswürdigen Pro-
ceß dem Stoff der organisirten Körper assim-
ilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet;
und bey den Thieren, die keinen so einfachen
Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen,
auch durch andere Wege als Unrath ausge-
worfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die meistesten
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers. Von manchen Bäumen aber, wie z.B.
von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pini-
folia
) der Kohlpalme (Areca oleracea), dem
Baobab (Adansonia digitata) etc. auch von
einigen andern Gewächsen, z.B. vom Rotang
(Calamus rotang) und so auch von manchen
Thieren, wie z.B. von vielen Gattungen der
Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und
großen Wasserschlangen läßt sich schwerlich sa-
gen, ob und wann in ihrem leben sie aufhören
an Länge oder Dicke zuzunehmen.

§. 19.

[Seite 30]

Zum Wachsthum der organisirten Körper
gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder
die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm-
melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers
von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den
weisesten Einrichtungen in der Natur, und
sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend
Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist
folglich auch, nebst der Ernährung überhaupt,
einer der größten Vorzüge, wodurch die Ma-
schinen aus der Hand des Schöpfers bey wei-
tem über die größten Kunstwerke der Men-
schen erhoben werden, als welchen ihre Verfer-
tiger keine Kraft mittheilen können, ihre Trieb-
federn und Räder, wenn sie verbogen, ver-
stümmelt und abgenutzt würden, von selbst wie-
der herzustellen: eine Kraft, die hingegen der
Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur
in verschiedenem Maße – beygelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren, zu be-
stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu-
tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen
der Krebse, das Entblättern der Gewächse u.s.w.
gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche
Reproduction nennen.

[Seite 31]

Die andere hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den
Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt,
oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo-
rne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch
und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen
eine freylich. sehr eingeschränkte Reproductions-
kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen
Thieren, besonders bey den Wasser Molchen,
Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern,
See-Anemonen, See-Sternen, Arm. Poly-
pen etc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.

Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon
in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele
Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände
voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich
hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen
Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln
zu wollen. So ist es mir nach mehreren frucht-
losen Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze
Kopf der gemeinen Waldschnecke (helix pomatia)
mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo-
nathen wieder reproducirt ward.

Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern art (lacerta lacustris), den ich
nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge
exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen
und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge-
schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mo-
nathen ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer
Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc. repro-
ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun-
den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr
bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785
47. St. –)

§. 20.

[Seite 32]

Wenn die organisirten Körper durch Er-
nährung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife
gelangen, so erhalten sie dann auch das Fort-
pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine
sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueber-
haupt nähmlich ist entweder schon jedes Indi-
viduum für sich im Stande, sein Geschlecht
fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer
zwey mit einander paaren oder begatten, wenn
sie neue organisirte Körper ihrer Art hervor
bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschieden-
heiten in diesen beiderley Hauptweisen der Fort-
pflanzung lassen sich doch füglich unter folgende
vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die
einfachste Weise, ohne vorher gegangene
Befruchtung: entweder durch Theilung, wie
manche Infusions-Thierchen*) und Blu-
men-Polypen**); oder wie bey der Brun-
nen-Conferve so, daß das alte fadenartige
Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen
Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt
und wieder zu einem solchen Faden aus-
[Seite 33] trieben und umgebildet wird (– Abbild.
n. h. Gegenst.
tab. 49. –); oder durch
Sprossen wie die Arm-Polypen und viele
Gewächse u.s.w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer
Zwitter beyderley Geschlechtstheile an seinem
Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist,
die bey sich habenden weiblichen Eyerchen
mit männlichem Samen – und wenn es
Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner
mit männlichem Blumenstaub – begießen
und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges
daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey
den mehresten Gewächsen, und im Thier-
reich, wie es scheint, bey manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beyde Geschlechter, wie bey den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem
Individuo verknüpft; doch daß keines sich
selbst zu befruchten im Stande ist sondern
immer ihrer zwey sich zusammen paaren und
wechselseitig einander befruchten und befruch-
tet werden müssen. Diese sonderbare Ein-
richtung findet sich nur bey wenigen Thie-
ren; beym Regenwurm, bey manchen Land-
schnecken*) etc.

4) Die beyden Geschlechter in separaten Indi-
viduis, von denen das eine die weiblichen
[Seite 34] Theile oder Eyer, das andere den männli-
chen befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andere Thiere, und so
auch manche Pflanzen, wie die Weiden,
der Hopfen, die mehresten Moose etc.

Einige Thiere dieser Classe geben die
Eyer selbst von sich, in welchen sich erst
nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß
sind die eyerlegenden Thiere (ouipara). Bey
andern aber wird dieß Ey so lange in der
Bärmutter zurück behalten, bis das Junge
vollkommen ausgebildet worden, und nun
von seinen Hülsen befreyt zur Welt kommen
kann: lebendig gebärende Thiere (viuipara).

Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen
die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po-
lypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten
bald auf die eine, bald auf die andere Weise
fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar
Eyer legen, in welchen aber das ganz ausge-
bildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte
man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen
vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein
grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z.B.
bey den sogenannten ägyptischen Bohnen von
der Nymphaea nelumba.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster-
ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel,
[Seite 35] das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens
vorgesteckt hat, sondern tausenderley Zufälle
verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor
der bestimmten Zeit. So rechnet man z.B.
daß von 1000 gebornen Menschen nur ungefähr
78 für Alter sterben; und von den großen
furchtbaren Amphibien, Crocodilen, Riesen-
schlangen etc. erreicht vielleicht nicht das tausendste
sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem
Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper
durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe
allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus
zerstört, und ihre Asche endlich mit der übri-
gen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung
und Aufenthalt gegeben hatte.


Dritter Abschnitt.
Von den Thieren überhaupt.

[Seite 36]

§. 22.

So endlos mannigfaltig die Bildung und der
Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt-
lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen
mancher so genannten Infusionstierchen etc.)
den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben,
durch welchen sie dem Körper seine Nahrung
zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren
sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser
und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere
ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird
beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten
Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es,
durch die peinlichen Gefühle des Hungers ge-
trieben, mittelst willkürlicher Bewegung zu
sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhallung
zu bewirken.

§. 23.

Bey den insgemein so genannten voll-
kommneren Thieren wird der abgesonderte
Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in
seinen Adern circulirt, vermischt, und von da
erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers
[Seite 37] abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut
ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner
Wärme bey den verschiedenen Classen dieser
rothblütigen Thiere von doppelter Verschieden-
heit. Bey den einen (nähmlich bey den Am-
phibien und Fischen) hält es meist ungefähr
die Temperatur des Mediums, in welchem sie
sich befinden, daher sie kaltblütig genannt wer-
den. Bey den andern aber, die deßhalb warm-
blütig heissen (den Säugethieren und Vögeln),
zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande
immer eine Wärme von unges. 100 Gr. Fah-
renh. mehr oder weniger. Der Saft hingegen,
welcher bey den so genannten weißblütigen
Thielen (nähmlich bey den Insecten und Ge-
würmen) die Stelle des Bluts vertritt, unter-
scheidet sich besonders durch den Mangel der
rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so ge-
nannten Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß
oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im
gesunden Zustande immer mit frischen Portio-
nen eines zum leben nothwendigen Stoffes
(– des so genannten Sauerstoffs oder Oxy-
gens –) aus der atmosphärischen Luft oder aus
dem Wasser geschwängert werden, wogegen es
gleiche Portionen eines andern Stoffes (– des
Kohlenstoffes oder Carbones –) aus dem Kör-
[Seite 38] per wiederum fortschafft. Zu diesem merkwür-
digen lebenswierigen Proceß in dem belebten
thierischen Laboratorium dient vorzüglichst das
Athemholen; welches die rothblütigen Thiere
entweder durch Lungen, oder wie die Fische
durch Kiefern; die weißblütigen aber mittelst
mancherley anderer analogen Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere die mit jungen ver-
sehen sind können auch Stimme (vox) von
sich geben. Der Mensch hat sich außer der
ihm angebornen Stimme auch noch die Rede
(loquela), erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen Be-
wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind
die Muskeln, die bey den rothblütigen Thie-
ren das eigentlich so genannte Fleisch aus-
machen. Nur bey einigen ganz einfach ge-
bauten Thieren, wie die Polypen, sind diese
Bewegungs-Organe von dem übrigen gallerti-
gen Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige we-
nige Muskeln, über welche der Wille nichts
vermag. So z B. das Herz, als welches
lebenslang unaufhörlich (– beym Menschen
ungefähe 4500 Mahl in jeder Stunde –) und
[Seite 39] zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden,
oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder
des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Be-
wegung ist.

§. 28.

Beyde Arten von Muskeln aber, bis un-
willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem
Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu
diesem ihren Bewegungsvermögen des Ein-
flusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß
die Größe der beyden letztern in Vergleichung
zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit
den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten
Verhältniß stehe*), so daß der Mensch von
allen das größte Gehirn, in Vergleichung sei-
ner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen
einfältige Thiere, wie z.B. die hieländischen
Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr klei-
nen Gehirne haben.

§. 30.

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf
die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes
[Seite 40] Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke
auf den thierischen Körper, durch die Sinn-
mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn-
werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-
classen selbst sehr verschieden. So erhalten
z.B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche
Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk-
zeuge an ihnen entdecken können, die bey an-
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.
Die Schmeißfliege z.B. und viele andere In-
secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase
an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken, andere hinge-
gen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini
z.B. und viele nach ihm hielten das Gefühl
bey Befriedigung des Sexual Triebes für einen
sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl
beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten.
So hält 8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wo-
durch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern
im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens
Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für
besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer
Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem
Menschen und den mehresten von Gewächsen
lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Er-
hohlung angewiesen; viele Raubthiere aber,
[Seite 41] wohin zumal die mehresten Fische gehören,
auch manche Insecten und Gewürme, halten
sich am Tage verborgen und gehen des Nachts
ihren Geschäften nach, weßhalb sie animalia
nocturna
genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten Monathe, da es ihnen schwer werden
würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*), in
einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-
secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind,
daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres
unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen,
wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

[Seite 42]

So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien,
Winterschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie-
ren gemein, wie z.B. die Vorstellungskraft,
die Aufmerksamkeit, und so auch die beyden so-
genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm-
lich und Einbildungskraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige
Spuren davon finden, nähmlich die so genann-
ten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er
hinwiederum im ausschließlichen Besitze der
Vernunft ist.

§. 35.

Der Instinct*) ist das Vermögen der
Thiere, aus einem angebornen, unwillkürlichen,
inneren Drange, ohne allen Unterricht, von
freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und zu
ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielen-
den Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen
[Seite 43] werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen er-
weislich, wie z.B., daß die Hamster auch
todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen,
ehe sie weiter anbeissen; daß junge Zugvögel,
die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat,
doch im Herbst den innern Ruf zum Fortzie-
hen fühlen, und im Käfich bey allem guten
Futter und Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thieri-
schen Triebe sind besonders die so genannten
Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so
viele warmblütige Thiere und Insecten ohne
alle Anweisung und ohne alle vorgängige
Uebung*), (als welche bey so vielen gar nicht
Statt finden kann; wie z. E. bey den Raupen,
die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben da-
von Gebrauch machen können, und wo folglich
schlechterdings erster Versuch und Meisterstück
eins seyn muß), so ungemein künstliche Woh-
nungen, Nester, Gewebe etc. zu ihrem Aufent-
halte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum
Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern
Zwecken zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar
[Seite 44] nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba-
ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließlich
eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele,
oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer
Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere auch
einige schwache Spur hätten; oder eine eigene
Richtung der gesammten menschlichen Seelen-
kräfte u.s.w. so liegt wenigstens der gedachte
auszeichnende Vorzug, den der Mensch durch
den Besitz derselben erhält, unwiderredlich am Tage.

Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde
zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze
organisirte Schöpfung zur Speise überlassen
ist, so erzeugt freylich eben die große Verschie-
denheit der Climate, die er bewohnen soll, und
der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufent-
halts gestattet, eben so verschiedene Bedürfnisse,
die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb,
aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach
den Umständen gleichsam accommodirenden Ver-
nunft auf eben so mannigfaltige Weise zu stil-
len vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
[Seite 45] thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset
die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle
Triebe und über die Lebensart, Haushaltung etc.
mit einem Worte, über das ganze Naturell
dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür dispo-
niren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre
heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunst-
reichsten Handlungen abrichten kann u.s.w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung
auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an
die Umschaffung zu erinnern, die er seit Ent-
deckung der neuen Welt mit ihr und der alten
wechselseitig vorgenommen hat! Was für Ge-
wächse und Thiere er aus dieser in jene überge-
pflanzt hat, wie z.B. Reis, Caffee etc., Pferde,
Rindvieh etc. und was er v. v. von dorther nun
wieder in seinem Welttheil einheimisch ge-
macht, wie z.B. Cartoffeln, Tabak, wälsche
Hüner u.s.w.

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf
den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft
des Menschen über die übrige thierische Schöpfung
durch die so genannten Hausthiere; worunter
man in engerer Bedeutung diejenigen warm-
blütigen Thiere versteht, so der Mensch zu
Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und über-
haupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ih-
rer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat.

Im weitern Sinne kann man aber auch die
Bienen und Seidenwürmer, so wie die Co-
schenill-Insecten dahin rechnen.

[Seite 46]

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne
ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken.
Von manchen nämlich hat der Mensch die ganze
Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen,
und sich unterwürfig gemacht, wie z.B. das
Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins
Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprüng-
lich wilde Stammrasse wie vom Rindvieh,
Schwein, Katze, Renthier, den beyderley Ca-
meelen der alten Welt, und dem so genannten
Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich
gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern
jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht
werden soll, muß erst aus der Wildheit einge-
fangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii-
ren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beyden ist ein bestän-
diges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber
die Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen
Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)

§. 40.

Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach
dem Linnéischen System unter folgende sechs
Classen bringen:

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
lebendig zur Welt bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten
säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen
Blut, die aber Eyer legen, und Federn
haben.

[Seite 47]

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem
rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die durch Kiefern, und nicht durch
Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am
Kopf, und eingelenkte (hornartige) Be-
wegungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit
kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula)
und meines Wissens nie eingelenkte Be-
wegungswerkzeuge haben*).

* * *

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur
Thiergeschichte überhaupt.

  1. Aristoteles. – Histoire des animaux d'Aristote,
    avec des notes amp;c. par M. Camus. Par. 1783. II. vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viuiparorum, it.
    anium et animalium aquatilium; cum nomenclaturis
    singulorum in linguis diuersis Europae.
    ed. 2. Tig.
    1560. fol.
  3. Aldrovandus.
  4. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Francof.
    1649-1653. fol.
  5. auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil.) theatrum
    universal. omnium animalium
    . Amst. 1718. II. vol. fol.
  6. Ray.
  7. Buffon.
  8. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der Naturgeschichte der
    Thiere. Leipz. seit 1797. 8.
  9. G. Cuvier tableau élémentaire de l'histoire naturelle des
    animaux.
    Par. 1798. 8.
  10. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  11. Th. Pennant's British Zoology. Lond. 1768-1777.
    IV. vol. 8.
  12. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel
    ib. seit 1763. gr. Fol.
  13. C. P. CL. Fleurieu histoire naturelle des Oiseaux, des
    Poissons, des Cétacées, des Amphibies etc. marins,

    im II. und III. Bande des voyage antonr du monde
    par Et. Marchband,
    Par. 1800. 4.

Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren.

[Seite 49]

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe
Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären
lebendige Junge: und ihr Hauptcharakter, der
sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und
von dem auch die Benennung der ganzen Classe
entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die
Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren.
Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden.
Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als
die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur
Welt bringt; und sie sitzen entweder an der
Brust, oder am Bauche, oder zwischen den
Hinterbeinen.

§. 42.

Der Körper der allermehresten [wo nicht
aller*)] Säugethiere ist mit Haaren von sehr
verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt;
die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder
als Borsten straff und struppig sind, oder gar
[Seite 50] wie beym Igel etc. steife Stacheln bilden. Bey
manchen sind die Haare an besondern Stellen
als Mähne oder Bart verlängert; und bey
einigen, wie bey den Pferden, Hunden etc.
stoßen sie an bestimmten Stellen in entgegen-
gesetzter Richtung an einander und machen so
genannte Näthe (suturas). Bey manchen,
wie z.B. bey den Seehunden etc. ändert sich die
Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch
die Kälte (§. 16.) bey uns im strengen Winter,
im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder
grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder
schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) etc.
Wenn hingegen diese weiße Farbe zugleich mit
lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbun-
den ist, wie bey den so genannten Kackerlacken
im Menschengeschlecht und unter manchen an-
deren Gattungen von warmblütigen Thieren,
so ist es die Folge einer wirklich kränklichen
Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche wie die Affen, Eichhörnchen etc., fast
bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf,
als eigentliche animalia subterranea unter der
Erde; andere bald auf dem Lande bald im
Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch
andere endlich bloß im Wasser, wie die Wall-
[Seite 51] fische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße
oder ähnliche Bewegungswerkzeuge verschieden.
Die mehresten haben vier Füße; der Mensch
nur zweye, aber auch zwey Hände; die Affen
hingegen haben vier Hände. Die Finger und
Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser
und auf dem Lande zugleich leben, sind durch
eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fle-
dermäusen sind die an den Vorderfüßen unge-
mein lang und dünne; und zwischen ihnen ist
eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern
dient. Die Füße mancher Seethiere aus
dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und
bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger Matzen
den Flossen der Fische; doch daß die Hinter-
flossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht
wie ein Fischschwanz vertical, liegen. Einige
wenige Säugethiere (solidungula) haben Hufe;
viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die
mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen)
bloß auf den Zehen; einige aber, wie der
Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen,
Bären, Elephanten u.a. m. auf der ganzen
Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die mehresten Ameisenbären, die Schup-
penthiere und einige Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver-
[Seite 52] sehen, die man in Vorderzähne*) (primores
s. incisores
), Eckzähne oder Spitzzähne (cani-
nos s. laniaros
), und Backenzähne (molares),
abtheilt. Die letztern zumahl sind nach der
verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch ver-
schiedentlich gebildet. Bey den fleischfressenden
nähmlich ist die Krone zackig und scharf; bey
den grasfressenden oben breit und eingefurcht;
und bey denen, die sich, so wie der Mensch,
aus beyden organisirten Reichen nähren, in der
Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.

Manche Säugethiere, wie z.B. der Ele-
phant und der Narwhal haben große promini-
rende Stoßzähne (dentes exserti); andere,
wie z.B. das Wallroß, Hauzähne etc.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm-
lich das zuerst bloß flüchtig zerbissene und ge-
schluckte Futter bissenweise wieder durch den
Schlund zurück getrieben, und nun erst recht
[Seite 53] durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge-
schluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden
Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses;
indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen
Queerfurchen ausgeschnitten sind, und die Kro-
nen derselben nicht horizontal liegen, sondern
schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im
Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern
aber die nach der Zunge hingerichtete innere
Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen
schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye Seiten-
bewegung hat, wodurch denn, wie der Augen-
schein lehrt, der Mechanismus dieser sonderba-
ren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.

Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich
gespaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun
außerdem noch der vierfache Magen hinzu,
dessen innerer Bau und Mechanismus überaus
merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte
noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den
ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus ven-
ter
, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pan-
sen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur
ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine
kleine Portion dieses Futters nach der andern
mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz.
le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze,
das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten
ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund
hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute,
zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine
besondere Rinne, ohne wieder durch die beyden
ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde
in den dritten (echinus, centipellio, omasus,
[Seite 54] franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der
Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von
da endlich zur völligen Verdauung in den vierten
(abomasus, franz. la çaillette der Laab, die
Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen
anderer Säugethiere am nächsten kommt.

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende
Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Ru-
mination scheint mir noch gänzlich unbekannt. –

§. 46.

Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen
versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym
Hirsch, Reh etc. sind die Weibchen ungehörnt;
bey andern, wie beym Renthier und im Zie-
gengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als
der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage,
besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr
verschieden. Beym Ochsen-Ziegen- und Ga-
zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine
Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fort-
satz des Stirnbeins. Die Hörner der beyderley
Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut
auf der Nase verwachsen. Beym Hirschge-
schlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide,
aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig.
Sie heissen dann Geweihe, und werden ge-
wöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer
Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bey den
mehresten Säugethieren durch den Schwanz
[Seite 55] bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins
(coccyx), und von mannigfaltiger Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z.B. manchen
Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh-
ren; vielen Meerkatzen und einigen andern
americanischen und Neu-holländischen Thieren
statt einer Hand, um sich daran halten, oder
damit fassen zu können (cauda prehensilis,
Rollschwanz); den Jaculis zum Springen
(cauda saltatoria), dem Känguruh zum
Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung
und zur Vertheidigung etc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondere Beutel von verschiedner Be-
stimmung zu merken. So haben viele Affen,
Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster, die
Ziselmaus u.a., Backentaschen (thesauri, Fr.
salles), um Proviant darin einschleppen zu
können. Beym Weibchen der Beutelthiere
liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am
Bauche, worein sich die saugenden Jungen
verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z.B. die mehre-
sten größern Grasfressenden, sind gewöhnlich
nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig;
andere hingen, wie z.B. die Raubthiere,
und die Schweine mit mehreren zugleich.

[Seite 56]

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter
durch die so genannte Nachgeburt (secundinae)
in Verbindung, welche aber von verschiedener
Gestaltung ist; da sie z.B. im Menschenge-
schlecht einen einfachen größeren Mutterkuchen
(placenta) bildet, hingegen bey den wieder-
kauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bi-
sulca
) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer-
streute kleine solche Verbindungsorgane (coty-
ledones
) vertheilt ist u.s.w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt
läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen
Gesichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich,
in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im
Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung
Einfluß haben; oder in so fern sie dem Men-
schen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener
Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden,
die Insecten und Gewürme die bey weiten wich-
tigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säu-
gethiere. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung,
ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u.s.w.
machen sie für den Menschen auf die mannig-
faltigste Weise brauchbar. Aus keiner andern
Classe von Thieren hat er sich so treue, dienst-
fertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen
gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren
Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so un-
[Seite 57] entbehrlich als diese. – Ganze Völker des
Erdbodens können mit einer einzigen Art von
Säugethieren fast alle ihre dringendsten Be-
dürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit
dem Seehund; die Lappen, Tungusen etc. mit
dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-
thiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vor-
züglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug,
Ackerbau, Lasttragen u.s.w.: Pferde, Maul-
thiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Ele-
phanten, Camele, Llacmas, Hunde. Zur
Jagd zum Bewachen etc. Hunde. Zum
Mausen und Vertilgen anderer schädlichen
Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären etc. Zur
Speise: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen,
Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von
Hasen, Kaninchen, u.s.w. Ferner Speck,
Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur
Kleidung, zu Decken, Zelten etc. Pelzwerk,
Leder, Haare, Wolle etc. Zum Brennen:
Talg, Fischthran, Wallrath.*) Zum Schrei-
ben, Bücherbinden etc. Pergament, Leder.
Für andere Künstler und zu allerhand Ge-
[Seite 58] brauch: Borsten, Haare (zumahl Menschen-
und Pferde-Haar), Geweihe Hörner, Klauen,
Elfenbein u.a. Zähne, Fischbein, Knochen,
Blasen. Därme, Sehnen und Knochen zu
Tischerleim. Därme zu Saiten. Blut zu
Berlinerblau u.a. Farben-Knochen und Huf
zu Beinschwarz, Hornschwarz etc. Fett und
Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur
Feuerung, zu Salmiak etc. Endlich zur Arz-
ney: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch etc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig.
Manche reißende Thiere, besonders aus dem
Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben
diese und noch manche andere, z.B. die Wie-
sel, Marder, Iltisse, Vielfraße, Fischottern,
Wallfische etc. vertilgen viele nutzbare Thiere: –
oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar-
tenfrüchten, dem Getreide u.s.w. wie die
Feldmäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen,
Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nil-
pferde etc. oder gehen andern Eßwaaren nach;
wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel-
thiere u.s.w. Gift scheint kein einziges Thier
dieser Classe zu besitzen, außer in der Wuth
und Wasserscheue, der zumahl die aus dem
Hundegeschlecht ausgesetzt sind.

§. 53.

[Seite 59]

Man hat verschiedene künstliche, d.h. bloß
von einzelnen zum Classificationsgrunde geleg-
ten Charactern entlehnte Systeme (systemata
artificialia
), nach welchen verdiente Naturfor-
scher die Säugethiere zu ordnen versucht haben.
Aristotelis Eintheilung z.B. ist auf die
allgemeinste Verschiedenheit der Zehen und
Klauen gegründet, und die haben auch Ray u.a.
zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der
Zehen etc. weiter bearbeitet. Aber hierbey müs-
sen die verwandtesten und im Ganzen noch so
ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faul-
thieren etc. getrennt, und in ganz verschiedene
Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine
mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné
hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt,
ein Weg, auf dem man aber nicht minder,
bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald
auf die sonderbarsten Verbindungen stößt*).
Das Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des
Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen Ge-
bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
so die beyderley Nashörner in zwey; – Da-
gegen kommt der Elephant mit den Panzer-
[Seite 60] thieren, und den formosanischen Teufelchen in
eine gemeinschaftliche Ordnung etc.

§. 54.

Ich habe daher, ein im Ganzen natürliche-
res System der Säugethiere zu entwerfen ge-
trachtet, wobey ich mehr auf den Totalhabitus
dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Be-
wegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in
die Augen fallen und dem Totalhabitus sehr
angemessen sind, zum Grund der Ordnungen
gelegt, aber zweye derselben, welches vielar-
tige Geschöpfe begreifen, wieder nach der
Verschiedenheit ihres Gebisses in einige Fami-
lien unterabgertheilt, und diese mit den be-
kannten Nahmen einiger Linneischen Ordnungen
bezeichnet: und so die ganze Classe folgender
Maßen geordnet:

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey
Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen.
Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vor-
derfüße Flatterhäute bilden (§. 43). Die
Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen
an allen vier Füßen. – Diese Ordnung
zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebisses
in folgende drey Familien:

[Seite 61]

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß.
Eichvörnchen, Hasel- und andere Mäuse,
Murmelthiere Meerschweinchen etc. Spring-
mäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten
reißenden Thiere und einige andere Geschlech-
ter mit ähnlichem Gebiß. Igel, Spitz-
mäuse, Maulwürfe, Beutelthiere, Vi-
verren, Wiesel, Bären, Hunde etc. Lö-
wen etc.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens
ohne Vorderzähne etc. Faulthiere, Amei-
senbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd etc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit
gespaltenen Klauen.

VII. Multungula. Meist sehr große, oder
unförmliche, borstige oder dünnbehaarte Säu-
gethiere mit mehr als zwey Klauen an
jedem Fuß. Schweine (dann auch diese
haben im Grunde vier Klauen) Tapir, Ele-
phanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimm-
füßen. Wieder nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses in obgedachte drey Familien
getheilt:

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde etc. Ottern.

[Seite 62]

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß,
der Monate.

Letzterer macht von hier den schicklichsten
Uebergang zur letzten Ordnung,

IX. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere,
die mit den kaltblütigen Fischen fäst nichts
als den unschicklichen Nahmen gemein haben,
und deren natürliche Verbindung mit den
übrigen Säugethieren schon Ray vollkom-
men richtig eingesehen hat*).

* * *

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de quadrupedi-
    bus viuiparis.
    Basil. 1551 fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viuiparis
    L. III. Bonon. 1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis ib. 1613. fol.
  5. Ei. de cetis I., I. (am Ende seines Werkes de piscibus)
    ib. eod. fol.
  6. Io. Raii. synopsys animalium quadrupedum. Lond. 1613. 8.
    Buffon.
  7. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781.
    II. vol. 4.
  8. Deutsch mit Zusätzen von D. M. Bechstein. Weimar
    1799. II. B. 4.
  9. Ei. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 4.
  10. J. Ch. Dan. v. Schreber Säugethiere. Erlang. seit
    1774. 4.
  11. I. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium Lips. 1777. 8.
  12. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte
    des Menschen, und der allgemein verbreiteten
    vierfüßigen Thiere. Leipz. 1778. III. B. 8.
  13. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands
    I. B. Leipz. 1789. 8.
  14. A general history of Quadrupeds. The figures engraved
    on wood by
    J. Bewick. Newcastle upon Tyne
    1790. 8.

I. Ordn. BIMANVS.

[Seite 64]

1. Geschl. Homo. Erectus, bimanus. Men-
tum prominulum. Dentes aequaliter
approximatis; incisores inferiores erecti.

1. Gatt. sapiens. Zu den äußern Kennzeichen,
wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlich-
sten Affen, geschweige von den übrigen Thieren
zu unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein auf-
rechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und
Bildung besonders aber seine beckenähnlichen
Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu
den Armen und seine breiten Fußsohlen, einge-
richtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer
vollkommenen Hände; ferner sein promini-
rendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner
untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat noch ein Paar
eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen
und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich
einen periodischen Blutverlust in einer bestimm-
ten Reihe von Lebensjahren; und dann einen
besondern Theil an den Sexual-Organen, dessen
Mangel oder Zerstörung als ein körperliches
Kennzeichen der verletzten jungfräulichen In-
tegrität anzusehen und wenigstens in der Form
und Lage noch bey keinen andern weiblichen Thiere
bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Men-
schen betrifft, so hat er außer dem Begattungs-
triebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.),
Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar
nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz
[Seite 65] der Vernunft (§. 37.), und der dadurch
von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (lo-
quela
), die nicht mit der bloß thierischen
Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.),
als welche auch den ganz jungen und selbst den
stummgebornen Kindern zukommt.

* * *

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier
außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so
sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät
erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr
spät mannbar u.s.w. Selbst eine großen
Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime,
die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde
Hülfe, durch Cultur und Erziehung entwickeln
können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit
und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen
die allgemeine natürliche Bestimmung des Men-
schen zur gesellschaftlichen Verbindung. Nicht
ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der
Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen
die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäb-
chen und Mädchen, und die Dauer der Zeit der
Fortpflanzungsfähigkeit bey beyden Geschlechtern
so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in
Europa zur Monogamie bestimmt sey.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beyde unbeschränkt; er bewohnt die ganze be-
wohnbare Erde, und nährt sich beynahe aus der
ganzen organisirten Schöpfung. Und in Ver-
hältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe,
und in Vergleich mit andern Säugethieren er-
reicht er ein ausnehmend hohes Alter.

* * *
[Seite 66]

Es gibt nur eine Gattung (species) im
Menschengeschlecht; und alle und bekannten Völ-
ker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können
von einer gemeinschaftlichen Stammrasse abstam-
men*). Alle National-Verschiedenheiten in
Bildung und Farbe des menschlichen Körpers
sind um nichts auffallender oder unbegreiflicher
als die, worin so viele andere Gattungen von
organisirten Körpern, zumahl unter den Haus-
thieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten.
Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so
mancherley Abstufungen und Uebergänge so un-
vermerkt zusammen, daß sich daher auch keine
andere, als sehr willkürliche Gränzen zwischen
ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze
Menschengeschlecht noch am füglichsten unter fol-
gende fünf Rassen zu bringen geglaubt:

1) Die caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von weißer Farbe mit rothen Wangen, lan-
gem weichem, nußbraunem Haar (das aber
einerseits ins Blonde, anderseits ins Dunkel-
braune übergebt); und der nach den europäi-
schen Begriffen von Schönheit musterhaftesten
Schedel- und Gesichts-Form. Es gehören
dahin die Europäer mit Ausnahme der Lap-
pen und übrigen Finnen; dann die westlichern
Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen
Meers und des Ganges; nebst den Nordafri-
canern; – also ungefähr die Bewohner der
den alten Griechen und Römern bekannten
Welt.

[Seite 67]

2) Die mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten,
oder wie getrocknete Citronschalen); mit we-
nigem, stroffem, schwarzem Haar; engge-
schlitzten Augenliedern; plattem Gesicht; und
seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese
Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Aus-
nahme der Malayen; dann die finnischen
Völker in Europa (Lappen etc.), und die Es-
kimos im nördlichen America von der Berings-
straße bis Labrador.

3) Die äthiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem,
krausem Haar; vorwärts prominirenden Kie-
fern wulstigen Lippen und stumpfer Nase.
Dahin die übrigen Africaner, nahmentlich
die Neger, die sich dann durch die Fulahs in
die Mauren etc. verlieren, so wie jede andere
Menschen-Varietät mit ihren benachbarten
Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.

4) Die americanische Rasse:

Abbild. n. h. gegenst. tab. 2.

Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost
oder angelaufnes Kupfer); mit schlichtem,
straffem, schwarzem Haar, und breitem aber
nicht plattem Gesicht, sondern stark ausge-
wirkten Zügen. Begreift die übrigen Ameri-
caner außer den Eskimos.

5) Die malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle
Mahagoni anderseits bis ins dunkelste Nelken-
und Castanienbraun); mit dichtem schwarzlocki-
gem Haarwuchs; breiter Nase; großem Munde.
[Seite 68] Dahin gehören die Südsee-Insulaner oder
die Bewohner des fünften Welttheils und der
Marianen, Philippinen, Molucken, sundaischen
Inseln etc. nebst den eigentlichen Malayen.

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen
physiologischen Gründen die caucasische als die
sogenannte Stamm- oder Mittel Rasse an-
genommen werden. Die beyden Extreme,
worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-
lische, anderseits die äthiopische. Die andern zwey
Rassen machen die Uebergänge. Die
americanische den, zwischen der caucasischen
und mongolischen. Die malayische den, zwi-
schen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen*).

* * *
[Seite 69]

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver-
unreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der
Mühe; – doch nur Weniges von vielen.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z.B.
sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die
unserigen, in den Erzählungen der Reisenden,
von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen,
und bleiben also wenig größer als jeder andere
Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für
ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf
Madagascar nichts weiter sind als eine Art
Cretine, d.h. kleine Blödsinnige mit dicken
Köpfen und langen Annen (dergleichen sich
im Salzburgischen, so wie im Walliserlande,
zumal aber im Piemontesichen in Menge
finden), wird bey pathologischer Prüfung mehr
als bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Al-
binos, oder weiße Mohren*) nicht ein
Mahl eine Spielart, geschweige eine besondere
Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren
Geschichte mehr in die Pathologie als in die
Naturhistorie gehört.

[Seite 70]

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches
Gemische aus der Geschichte jener preßhaften
kränklichen weißen Mohren, und des Orang-
utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah-
rer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andere durch Krankheit
oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster
des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Americaner*) die Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und Korn, verzeihen wir der guther-
zigen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.


II. QVADRVMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi-
schen den Wendezirkeln zu Hause**).

2. Simia. Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et manus fere

[Seite 71] humanae. Nares anteriores. Dentes
primores incisores, supra et infra 4.
laniarii solitarii, reliquis longiores.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge-
schlechter, doch aber außer dem schon beym
Menschengeschlecht angeführten Umständen, in
ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die
schmalen Hüften und platten Lenden, aufs auf-
fallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus. der ostindische Waldmensch, ei-
genliche Orangutang. S. subfusca, auri-
culis minoribus, pollice manuum posterio-
rum mutico, vngue destituto
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12. und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich,
wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie
der Schimpansee und andere Affen auch, zu
allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die
man aber von seinem natürlichen Betragen genau
unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines
solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen
Rede, noch eines natürlichen aufrechten Gan-
ges fähig.

2. Troglodytes der africanische Waldmensch,
Schimpansee, Pongo, Jocko, Barris.
S. Nigra, macrocephala, torosa, auriculis
magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im innern von Angola, Congo etc. und tiefer
landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von
der Größe eines achtjährigen Buben.

[Seite 72]

3. Lar. der Gibbon oder Golok. (Linnés
Homo lar.) S. brachiis longissimis, talos
attingentibus.

v. Schreber tab. 3.

Auf beyden indischen Halbinseln, auch auf den
Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschen-
ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme.
Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen
vier Fuß hoch.

4. Sylunanus. der gemeine türkische Affe.
S. brachiis corpore breuioribus, natibus
caluis, capite subrotundo.

v. Schreber tab. 4.

In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den un-
geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf-
teste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist
sehr gelehrig etc. Ihm ähnelt der inuus (cyno-
cephalus
, Büffons magot) der auch gleiches
Vaterland, mit ihm hat. Einer von beyden ist
auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da
im Freyen fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan (Fr. le nasique, la guenon à
long nez
). S. cauda mediocri, naso elon-
gato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die
nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüs-
selförmige Nase auffallend auszeichnet.

6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein
so genannte) Meerkatze. S. cauda longa,
arcuata, labio leporino.

v. Schreber tab. 12.

[Seite 73]

Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivengrün.
Wird unter den geschwänzten wahren Affen am
häufigsten nach Europa gebracht.

3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl.
baboon.) Facies prolongata, minus an-
thropomorpha, nasus vtrinque tubero-
sus, nates nudae, coccineae, cauda ple-
risqué
*)abbreuiata. Dentes vt in simiis.

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat
wenig menschenähnliches, bey manchen eher
etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze.
Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.

1. Mormon. der Choras. P. naso miniato,
ad latera caerulescente.

v. Schreber tab. 8. A. 8. B.

Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch;
hat zumahl wegen der hochfarbigen abstechenden
Streifen auf und zu beyden Seiten der Nase,
ein auffallendes Ansehen.

2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea
glabra, profunde sulcata.

v. Schreber tab. 7.

Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scha-
ren des Nachts Weinberge und Obstgärten plün-
dern sollen. Kleiner als der vorige.

4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au-
riculae et manus minus humanae. Na-
res laterales. Nates tectae. Dentes vt
in simiis.

[Seite 74]

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern
Süd-America einheimisch, wo es den einheimi-
schen Indianern zu einem gemeinen Wildpret dient.

a) Cauda prehensili, die Sapajus.

1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater,
palmis tetradactylis
absque pollice.

v. Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen
Rollschwanze*).

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.

2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba
ad genas ante aures, cauda villosa annulata.

v. Schreber tab. 33.

Braun, und so klein, daß er in einer Cocos-
nuß-Schale Raum hat.

5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes
primores superiores 4. inferiores 6. por-
recti, compressi, incumbentes;
laniarii
solitarii, approximati.

1. Tardigradus. der Loxis. (cucang.) L.
ecaudatus.

v. Schreber tab. 38.

Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des
Eichhörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so
wie die folgende Gattung am Zeigefinger der
Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen
Fingern aber platte Nägel.

[Seite 75]

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra,
corpore et cauda griseis
.

v. Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf Ma-
dagascar, und den benachbarten Inseln. Die
Hinterfüße sind viel länger als die vordern.
Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen
specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.


III. Chiroptera.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser Thiere; und zwischen denselben ist
die florähnliche Flatterhaut ausgespannt (§. 43.).
Daher können sie eben so wenig als die Affen
mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit
ihren hakenförmigen Kletterkrallen etc. Bequem
auf der Erde gehen.

6. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chau-
vesouris
. Engl. bat.) Pollex palmarum et
digiti plantarum breues, reliqui lon-
gissimi, membranae expansili intertexti,
pro volatu.

Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus
nocturnis
, dessen verschiedene Gattungen in alle
fünf Welttheile verbreitet sind.

a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso,
infundibuliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

[Seite 76]

In Südamerica; der Körper von der Größe
des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig,
daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren,
dem Rindvieh, Pferden etc. sondern auch schla-
fenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich
an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher
er denn auch den Nahmen des Vampyrs (Blut-
saugers) erhalten hat.

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés
vampyrus, Büffon's roussette.) V. ecau-
datus, naso simplici, membrana inter fe-
mora diuisa.

v. Schreber tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit
ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen
soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann
also schlechterdings nicht Vampyr genannt wer-
den: findet sich scharenweise aus den Molucken
und andern ostindischen und Austral-Inseln; in
unzähliger Menge aber auf Neu-Holland.

b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. †. Auritius. (Büffon's oreillard.) V. cau-
datus, auriculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegenden
der alten Welt. Ihre Ohren, die man insge-
mein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach,
nur alle Theile ungeheuer groß.

4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck-
maus (Engl. Rere-mouse.) V. caudatus,
auriculis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu
ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinter-
füßen auf.

[Seite 77]

c) dentibus primoribus superioribus nullis.

3. †. Ferrum equinum die Hufeisennase.
V. naso foliato ferri equini aemulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42


IV. DIGITATA.

Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen
vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an
Geschlechtern und Gattungen, daher jene süg-
lich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst
wieder unter drey Familien gebracht werden.
A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires. (Scalpris dentate Io.
hunter)

Mit zwei zum Nahen bestimmten meißelartigen
Vorderzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.

7. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha.
Dentes
primores vtrinque 2; inferiores
subulati.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen.
(Büffon's polatouche.) S. duplicatura cutis
laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.

v. Schreber tab. 223.

Fast auf der ganzen nördlichen Erde. Das
schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den
Hinterfüßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm
nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern
Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil.
Engl. the squirrel.) S. auriculis apice
barbatis, cauda dorso concolori.

[Seite 78]

Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im
nördlichen America. Lebt fast bloß auf den Bäu-
men, da ihm bey den schnellen weiten Sprüngen
der Schwanz ebenfalls statt Fallschirm, und die
immer stark dunstenden, feuchten und großen
Fußsohlen zum festem Tritt helfen. Macht sich
in den Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest
aus Laub und Moos, oder bezieht auch wohl ver-
lassene Nester wilder Tauben und anderer Vögel.

Die nordischen, zumal an den Ufern des Obi
und am Baikal-See, werden im Winter grau,
und geben dann das bekannte Grauwerk (petit
gris
); wovon der Bauch unter dem Nahmen von
Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zu-
weilen finden sich auch schwarze Eichhörnchen;
seltener schneeweiße mit rosenrothen Augen; auch
habe ich ein weiß- und schwarzgeflecktes aus dem
Gothaischen gesehen.

8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda,
versus apicem crassior. Dentes vt in
sciuris.

1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl.
the rellmouse.) G. griseus, subtus albidus,
auriculis rotundatis, nudis
.

v. Schreber tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den mildern
Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre
glis der Alten, den sie verspeiseten*), und in
eigenen glirariis**) mästeten. Lebt in Eichen-
und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume und
hält langen und sehr festen Winterschaf.

[Seite 79]

2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus.
(Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.)
G. rusus, pollice plantarum mutico, auri-
culis rotundatis.

v. Schreber tab. 227.

Von der Größe der Hausmaus. Zu ihrem
Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziem-
lich festes Lager von Tangelnadeln, u.a. klei-
nem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.

9. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Den-
tes vt in praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda
subsesquunciali, auriculis nudis vellere
molli latentibus, palmis subtetradactylis,
corpore fusco
.

v. Schreber tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird
theils durch die großen Wanderungen, die sie,
zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jah-
ren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders
aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie
eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre
unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tun-
gusen etc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor-
rath) nachgraben.

2. †. Syluaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.)
M. cauda mediocri, pectore flauescente,
abdomine albido.

v. Schreber tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat
Schaden.

3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd-
wolf. M. cauda longitudine dimidia cor-
[Seite 80] poris, auribus vix vellere prominulis, pe-
dibus subtetradactylis.

v. Schreber tab. 186.

Ist zumal den Gärten nachtheilig, besonders
dem Wurzelwerk.

4. †. Arualis. die Feldmaus, Stoßmaus
(Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.)
M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab-
domine cinereo.

v. Schreber tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer,
und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden.

5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris
Engl. the mouse.) M. caude elongata, pal-
mis tetradactylis pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen
von Asien und America. Hat sich dem Menschen
gewisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht-
schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest
zuschließen, und für blind gehalten werden.

6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra-
dactylis cum vnguiculo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbrei-
tet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa
zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor-
pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua-
lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten
Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe.
Unter andern gehört diese Land- und Hausplage
zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen
in West-Indien.

[Seite 81]

An vielen Orten wird sie allgemach durch die
Wanderratte (M. decumanus) verdrängt, die
heller von Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen
langen Borstenhaaren durchmengt ist.

10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae
abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla.
Dentes (plerisque) vt in praecedentibus.

1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la
marmotte.
) M. corpore supra fusco, subtus
flauescente.

v. Schreber tab. 207.

In vielen der höhern Alpen von Europa und
Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der
allée blanche in Savoyen theils auf isolirten
Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eis-
meer hervorragen, etliche Stunden weit von
allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im gan-
zen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom
Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die da-
sigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens zehn
Monathe vom Jahr, und bringen nur einen
äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.

2. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel.
M. abdomine nigro.

F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. I. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Si-
birien etc. lebt vorzüglich von Getreide, Boh-
nen etc. wovon er großen Vorrath in den Backen-
taschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tie-
fen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl
manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er
vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl
[Seite 82] eher im Gothaischen in einem Jahr über 27000
Hamster getödtet. Es Gibt eine ganz schwarze
Spielart unter diesen Thieren, so wie auch
Kackerlacken mit rothen Pupilen.

3. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter ma-
culato.

v. Schreber tab. 195. A. 195. B.

Häufigst in Lappland und Sibirien. Zuweilen
emigriren ganze Legionen von einer Gegend in
die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte
Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche
von den Raubvögeln in die Luft gehoben und
sich doch noch los gearbeitet und herunter gefal-
len etc., mag zu der alten Sage Anlaß gegeben
haben, daß es mitunter Lemminge vom Him-
mel regne.

4. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M.
ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus
supra infraque latis, palpebrarum aperturis
auriculisque nullis.

v. Schreber tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils un-
ter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deut-
lichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der
Gegend der Augenlider haben, und folglich gänz-
lich blind seyn!

5. Capensis. der Klipdas. (Hyrax, Büffon's
marmotte du Cap, Bruce's Ashkoko) M.
ecaudata, palmis tetradactylis, plantis tri-
dactylis
.

v. Schreber tab. 240.

Am Cap, in Habessinien, und wie es scheint
auch in Arabien und Syrien.

[Seite 83]

11. Sçavia. Halbkanichen. Auriculae
rotundatae, paruae. Cauda nulla aut
breuis. Dentes
primores vtrinque 2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd-
america, und den west-indischen Inseln.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le
cochon d' Inde
. Engl. the Guinea-pig.) C.
ecaudata, corpore variegato.

v. Schreber tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in
der Farbe, und ist überaus fruchtbar.

2. Aguti. (Piculi.) das Ferkelkaninchen. C.
caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine
flauescente
.

v. Schreber tab. 172.

Größer als ein Kaninchen.

12. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2;
superiores duplicati.

1. † Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) A. auriculis apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis longioribus
.

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in
Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und
sogar zum Theil im Munde behaart. Beyde,
Hase und Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*).

Zuweilen Gibt es schwarze Hasen, und in den
nördlichen und alpinischen Gegenden eine beson-
dere weiße Spielart, die eigentlich so genannten
Berghasen, die in manchen Gegenden, wie in
Grönland etc. Jahr aus Jahr ein, in andern
aber, wie in der Schweiz, nur im Winter weiß,
[Seite 84] im Sommer aber von der gewöhnlichen Hasen-
farbe sind.

Merkwürdig ist, daß man schon so oft und in
ganz verschiedenen, Gegenden und Zeiten Hasen
will gefunden haben, aus deren Stirnknochen
ein Paar kleine Geweihe, völlig wie bey einem
Rehbock, nur weit kleiner, mit Krone und pro-
portionirten Enden gewachsen seyn sollen*).

2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le la-
pin
. Engl. the rabbit.) L. auriculis nudatis,
corpore et pedibus posticis breuioribus
.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten
Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden
einheimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie
wohl eher [z.B. neuerlich ums Jahr 1736. auf
der S. Peters Insel bey Sardinien**)] zur
Landplage geworden sind***); und kommen
auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano,
der sonst so öden liparischen Insel, fort. Die
wilden sind grau. Die weißen mit rothen
Augen sind Kackerlacken in ihrer Art.

Die langhaarigen angorischen (S. 28. Anm. 2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen kom-
men auch hier zu Lande gut fort.

[Seite 85]

13. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre-
vissimi, postici elongati. Cauda salta-
toria, apice floccosa. Dentes primores
vtrinque
2.

1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die
Springmaus, zweybeinige Bergmaus.
Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.

v. Schreber tab. 228.

Zumahl in Nord-Africa, Arabien etc. Macht
sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leich-
tigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß
weit.

14. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porc-
epic
. Engl. porcupine.) Corpus spinis
tectum. Dentes
primores vtrinque 2.

1. Dorsata. (Urson.) H. spinis breuibus sub
pilis occultis
.

v. Schreber tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsons-
bay etc. Thut zumahl im Winter den jungen
Baumstämmen großen Schaden.

2. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri-
stato, cauda abbreuiata
.

v. Schreber tab. 167.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz
Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet
in die Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Sta-
cheln, die ihm zuweilen, besonders im Herbst,
ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Ver-
folger von sich schießen!*)

B). Ferae.
[Seite 86]

Mit Spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und
meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der
aber bey den mehrsten von ansehnlichter Größe
und Stärke ist. – Die eigentlich so genannten
reißenden Thiere und einige andere Geschlechter
mit ähnlichem Geviß.

15. Erinacevs. Corpus spinis tectum.
Dentes primores vtrinque 6*); laniarii
supra 3; infra 1, molares 4.

1. † Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson
Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun-
datis, naribus cristatis
.

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal
nocturnum
. Nährt sich aus beyden Reichen.
Maußt wie eine Katze. Kann spanische Fliegen
in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die
Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen
Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey
ganz zuverläßigen Augenzeugen versichert wor-
den) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie
so in sein Lager zu tragen**).

16. Sorex. Nasus rostratus, auriculae
breues. Dentes
primores superiores 2.
bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre-
vioribus
; laniarii vtrinque plures.

[Seite 87]

1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne
. Engl. the shrew.) S. cauda me-
diocri, abdomine albido
.

v. Schreber tab. 160.

In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie gif-
tig sey, oder den Pferden in den Leib krieche etc.
sind ungegründete Sagen. Zuweilen, aber selten,
finden sich weiße Spitzmäuse.

2. † Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. ab-
domine cinereo, digitis ciliatis
.

v. Schreber tab. 161.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm-
haut ist jede Zähe zu beyden Seiten mit steifen
Härchen besetzt, die die Füße zum Rüdern unge-
mein geschickt machen. Die Oeffnung des Ge-
hörganges kann das Thier durch eine Klappe
zuschließen, so lang es unter Wasser ist.

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.

Am Jenisei. Das kleinste der bis jetzt bekann-
ten Säugethiere.

17. Talpa.*)Caput rostratum, pal-
mae fossoriae. Dentes
primores supe-
riores
6, inferiores 8; laniarii maior 1,
minores 4.

1. † Europaea. der Maulwurf, die Scher-
maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T.
cauda breuiore, auriculis nullis.

[Seite 88]

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll-
kommnes animal subterraneum, wozu ihm
außer andern Eigenheiten seines Körperbaues,
besonders die Schaufelpfoten zu Statten kommen.
Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwim-
men und bey Ueberschwemmung auf die Bäume
klettern. Es Gibt auch weiße und gefleckte
Maulwürfe.

2. Versicolor. (s. aurata) T. ecaudata, pal-
mis tridactylis.

Vosmaer's monogr. 1787

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné)
asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl
wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

18. Didelphis. (plerisque) hallux mu-
ticus. Feminis folliculus abdominalis
mammarum
.

Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und
einander im Ganzen so verwandten Gattungen
variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die-
selben nach dem linnéischen System in ganz ver-
schiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.

1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum,
D. Albida, auriculis, antibrachiis et tibiis
nigris, cauda squamosa longitudine cor-
poris. Dentes
primores superiores 10, in-
feriores
8. laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zumahl im wärmern Nord-America*). Das
Weibchen von dieser und den mehresten übrigen
Gattungen dieses Geschlechts hat eine große
[Seite 89] Tasche am Bauche, die durch besondere Muskeln
geschlossen und geöffnet werden kann; und in
deren Boden die Zitzen liegen. Die Junge wer-
den ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur
als unreife Abortus) zur Welt gebracht,
dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen,
wo sie sich ansaugen und von der Muttermilch
nähren, bis sie reifer und vollkommner ausge-
bildet, gleichsam vom neuen geboren werden
können.

2. Dorsigera. der surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco.
Dentes vt in priori
.

v. Schreber tab. 150.

In Süd-America. Das Weibchen, das bey
dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine
Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken
tragen, und diese sich dabey mit ihren Roll-
schwänzen an der Mutter ihrem anhalten.

3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice
attenuato, pedibus anticis breuissimis, po-
sticis longissimis. Palmis pentadactylis,
plantis subtetradactylis: dentes
primores
superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.

v. Schreber tab. 154.

In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn
es aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund
schwer. Lebt in Herden von 50 und mehr
Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in wei-
ten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das
Weibchen bat einen Zitzensack. Wirft nur Ein
Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum
halb so groß als eine Maus ist, dann aber von
der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke
getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.

[Seite 90]

19. Viverra. Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes
primores vtrin-
que
6, intermediis breuioribus. Lingua
plerisque retrorsum aculeata. Vngues
exserti.

1. Zibetha. die Zibethkatze (hyaena odori-
fera
. Fr. la civette. Engl. the civet.) V.
cauda annulata, dorso cinereo nigroque
vndatim striato
.

v. Schreber tab. 112.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa.
Bey beyden Geschlechtern sammelt sich in einer
besondern Höhle, die zwischen dem After und
den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine
schmierige, stark riechende Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor-
pore fuluo-nigricante maculato
.

v. Schreber tab. 113.

In der Levante. Wird seines Felles wegen
geschätzt.

3. Putorius. Daß Stinkthier, Conepatl. (Fr.
la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.)
V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.

v. Schreber tab. 122.

In Virginien, Canada etc. Hat seinen Nah-
men von dem unerträglichen Gestank, den es, so
wie mehrere verwandte Gattungen seines Ge-
schlechts, im Zorne von sich gibt.

4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der
Mungo. (Büffon's mangouste.) V. cauda
[Seite 91] basi incrassata sensim attenuata, pollicibus
remotiusculis
.

v. Schreber tab. 113. B.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, meist
weiß und graulichschwarz zart gesprenkelt. Ist
besonders häufig in Aegypten, wo es zumahl
den Crocodileneyern, so wie außer dem den
Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend
kirre und häuslich machen läßt.

5. Aurita. das Großohr. (Fennec, Büf-
fon's animal anonyme.) V. auriculis am-
plissimis
.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils,
V. B. tab. 22.

In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf den
Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.

20. Mvstela. Dentes primores supe-
riores
6. erecti, acutiores, distincti: in-
feriores
6, obtusiores, conferti: duo
interiores. Lingua laeuis
.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze
Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie
im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind sehr
flink, beissig und blutdürstig.

1. † Martes. der Baummarder, Edelmar-
der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld-
marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-
martin
.) M. corpore fuluo-nigricante,
gula flaua
.

v. Schreber tab. 130.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen
Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am
nächsten.

[Seite 92]

2. † Foina. der Hausmarder, Steinmarder.
(Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor-
pore fuluo-nigricante, gula alba
.

v. Schreber tab. 129.

Im mittlern und wärmern Europa und dem
benachbarten Asien.

3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet,
polecat
.) M. flauonigricans, ore et auri-
cularum apicibus albis
.

v. Schreber tab. 131.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus-
marder. Auch in der Barbarey. Das ganze
Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben
einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the
ferret
) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu-
pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art,
folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene
Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit
welchem es sich auch paart. Taugt gut zum
Ratten- und Caninchen-Fang.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline.
Engl. the sable.) M. corpore fuluo-nigri-
cante, facie et gula cinereis
.

v. Schreber tab. 136.

In dichten öden Wäldern der nördlichen Erde,
zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht
schwarzbraunem, dickhaarigen und glänzenden
Fell finden sich um Jakuzk.

5. † Erminea. das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat
the ermine
.) M. caudae apice nigro.

v. Schreber tab. 137. A. 137. B.

[Seite 93]

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien.
Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber
eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Som-
mer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin)
weiß ist.

6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette
. Engl. the weesel) M. corpore ex
rufo fusco subtus albo
.

v. Schreber tab. 138.

Im Norden von Europa und Asien. Die
Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher
(daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch
diesen Weg zur Welt brächte).

21. Vrsvs. Dentes primores superior-
res
6, intus excauati alterni, inferio-
res
6, laterales 2 longiores lobati;
laniarii primarii solitarii (minimi 1-2
inter hos et primos molars), lingua
laeuis
.

1. † Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear
.) V. fusco nigricans, cauda abrupta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.

In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-
indien und Nord-Africa. In der Jugend lebt
er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahre
aber mehr vom Fleisch. Zum Gefechte bedient er
sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses.

Zu den vorzüglichen Spielarten unter den
Bären gehören: die großen schwarzen Ameisen-
bären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und
die noch kleinern weißlichen Silberbären.

[Seite 94]

2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Polar-
bär. V. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33

An den Küsten und beym Treibeis der nörd-
lichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spiel-
art des gemeinen Bären verwechselt werden.
Er wird bey zwölf Fuß lang, und über 15
Centner schwer; schwimmt und taucht sehr ge-
schickt, und ist bloß fleischfressend*).

3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton
. Engl. the glutton.) M. corpore
rufofusco, medio dorsi nigro
.

Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.

In der nördlichen alten Welt, besonders in Sibi-
rien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fa-
beln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch auf Labra-
dor und an der Hudsonsbay scheint wenig von
ihm verschieden zu seyn.

4. † Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger.) M. cauda concolore,
abdomine nigro
.

v. Schreber tab. 142.

In Europa und Asien bis gen Schina. Baut
unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem
verschiedene Röhren oder Gänge führen. Ver-
schläft den größten Theils seines Lebens, und
hält besonders langen und festen Winterschlaf,
wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am
Hinterleibe steckt.

[Seite 95]

5. Melliuorus. der Honig-Dachs, Rattel.
M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab-
domine nigro
.

Sparrmann in den schwed. Abhandl.
1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der
wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel-
schweine etc. nisten. Er Gibt auf den Flug der
heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß
der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zot-
tiges Fell, und darunter eine ungemein starke
sehr bewegliche schiebbare Haut, wodurch er
einerseits vor den Bienenstichen und anderseits
vor tiefen Bissen der Hunde etc. gesichert ist.

6. Lotor. der Waschbär, Rackun, Schupp,
Coati. (Büffon's Raton.) M. cauda annu-
lata, fascia palpebrarum transuersali nigra
.

Mém. de l'ac. de Berlin 1756. tab. 12

Im wärmern nordostlichen America etc. Frißt
mancherley. Bedient sich der Vorderpfoten sehr
geschickt zum Fassen, zum Einweichen oder
Abwaschen seines Futters*) etc. Wird überhaupt
sehr kirre.

22. Canis. Dentes primores superio-
res
6. laterales longiores distantes, in-
termedii lobati; inferiores
6, lobati
omnes
; laniarii solitarii, incuruati.

1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien.
Engl. the dog.) C. cauda recuruata; sub-
inde
digito spurio ad pedes posticos.

[Seite 96]

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich
besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner
Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen
Gelehrigkeit (sogar zum Fischfang*), aber auch
durch mancherley andere Brauchbarkeit empfiehlt,
ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile ver-
breitet. Denn auch in America scheinen wenig-
stens die Eskimos ihre Hunde nicht erst von den
Europäern bekommen zu haben.

Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als
bloße Varietäten einer und derselben Gattung
anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf
oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu ent-
scheiden. Mir scheinen manche Rassen, z.B.
der Dachshund, das Windspiel etc. viel Eigenes
zu besondern Functionen abzweckendes in ihrer
Bildung zu haben, so daß ich diese zweckmäßigen
Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der
bloßen Ausartung halten kann.

Zu den Hauptrassen gehören wohl

a) Fricator. der Mops. (Fr. de doguin.
Engl. pugdog) mit untersetztem, kurzem
Leibe, schwarzen Flecken an den Backen,
und hängenden Ohren.

Den Uebergang von dieser zur nächstfol-
genden Rasse macht der eigentliche Bulien-
heißer, Wachthund, Bluthund, molos-
sus
. Engl. the bull-dog, bey welchem
der Unterkiefer vor dem obern etwas her-
vortritt.

b) Mastiuns. die englische Dogge. (Fr.
le dogue. Engl. the mastiff) mit stumpfem
Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen,
[Seite 97] und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz –
Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le ma-
tin
.) nahe verwandt.

c) Terrae nouae. der Neufundländer. (–
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeich-
net sich durch seine ausnehmende Größe, lan-
ges seidenartiges Haar, langflockigen, meist
aufwärts gekrümmten Schwanz, besonders
aber durch die Art von Schwimmhaut zwi-
schen den Zehen ans, die bey ihm ungleich
größer ist als den andern Hunden. Daher
sein ausnehmendes Geschick zum Schwim-
men. Meist sind diese Hunde weiß und
schwarz; und ausnehmend gelehrig.

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr.
le chien-courant) mit langem dickem,
Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen
hängenden Ohren. Das Haar bald schlicht,
bald zottig. – Hierher auch die Bracke,
der Hühnerhund, der Wachtelhund und
die schön getigerten Corsicanerhunde.

e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet.
Engl. the water-dog) mit stumpfem
Kopfe, und wollichtem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der
Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien
de berger
, Engl. the cur) mit aufrechten
Ohren; der Schwanz auf der untern Seite
lang behaart. – Hierzu auch der isländi-
sche Hund, und der Spitz oder Pommer.
(Fr. le chien-loup.) So auch der, den die
Kamtschadalen etc. zum Zug in Schlitten ge-
brauchen. – Auch die aus manchen Insel-
gruppen der Südsee einheimischen Hunde,
die von den Einwohnern als Mastvieh ge-
[Seite 98] zogen werden, und bloß vegetabilische Nah-
rung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu
gehören.

g) Meliteus. das Bologneserhündchen.
(Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-
dog
, the shock) mit sehr langem, seiden-
artigem Haar, zumahl im Gesichte.

h) Vertagus, der Dachshund. (Fr. le bas-
set
, Engl. the tumbler, the turnspit) mit
langer Schnautze, hangenden Ohren, lang
gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vor-
derfüßen, und rothbraunen Flecken über den
Augen. – Ihm scheint der englische Ter-
rier
(terrarius), mit borstigem Haar und
struppiger Schnauze, nahe verwandt.

i) Dingo. der neuholländische Hund, Aeh-
nelt, zumal in der Bildung des Kopfs und
Schwanzes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius.*) das Windspiel. (Fr. le
levrier
, Engl. the grey-hound) mit lan-
gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren,
dicker Brust, schlanken Leib und Füßen.

l) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr.
le chien-turc, Engl. the Indian dog, the
naked dog
) ähnelt dem Windspiel, hat
aber nur im Gesichte Haare, der übrige
Körper ist meist kahl, und schwarz, fast wie
Negerhaut. (s. S. 26. Anm. 2.)

Diese verschiedenen Haupt-Rassen paaren und
vermischen sich aber nicht nur unter einander,
[Seite 99] sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit
welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde
erzeugen.

2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl.
the wolf) C. cauda incuruata.

v. Schreber tab. 88.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in
einigen Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien
und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppen-
den doch dabey schnellen und nicht leicht zu er-
müdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe
sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen
aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erschei-
nung auf Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der alten
Sage von Währwölfen gegeben haben.

3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's
Adive.) C. corpore fuluo, pedibus lon-
gioribus, caudae apice nigro
.

v. Schreber tab. 114.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders in
Natolien und Bengalen; zieht des Nachts scha-
renweise umher; frißt Thiere, Lederwaren etc.
gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher haben
den Schakal für den ursprünglich wilden Hund,
und manche Exegeten Simsons Füchse für Scha-
kale gehalten.

4. †. Vulpes der Fuchs, Birkfuchs. (Fr.
le renard. Engl. the fox) C. cauda recta,
apice discolore
.

v. Schreber tab. 90.

Zumahl in der nördlichern alten Welt. Frißt
unter andern Früchten nahmentlich sehr gern
Weintrauben.

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher
nur eine Abart davon.

[Seite 100]

Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles
berühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanz-
spitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf
Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine
Haare gleichsam silberweiße Spitzen haben, Sil-
berfuchs genannt wird*)], für eine bloße Ab-
art des gemeinen Fuchses oder für eine besondere
Gattung anzusehen sey, läßt sich vor der Hand
noch nicht mit Gewißheit bestimmen.

5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs,
Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the
arctic fox
. Russ. Pesez) C. cauda recta,
apice concolore, palmis plantisque pilo-
sissimis
.

v. Schreber tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzber-
gen, Neu-Zembla etc. – Die mehresten sind
weiß. Die so genannten blauen Füchse hin-
gegen bläulich-grau.

6. Hyaena. die Hyäne. C. villosus, nigri-
cans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique,
pedibus tetradactilis.

Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

Hat meist einerley Vaterland mit dem Scha-
kal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In
größter Menge in Habessinien. Hat ihr Ablager
unter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-
klüften. Macht in ihrem Körperbau einen Ueber-
gang zum folgenden Geschlecht.

[Seite 101]

23. Felis. Vngues retractiles, caput
rotundius, lingua aspera, Dentes
pri-
mores
6. acutiusculi, exterioribus maio-
ribus,
laniarii solitarii, supra a primo-
ribus, infra a molaribus remoti
.

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion.)
F. cauda elongata floccosa, corpora
fuluo
.

v. Schreber tab. 97. A. 97. B.

In den heissen Zonen der alten Welt, vor-
züglich in Africa. Der männliche Löwe zeichnet
sich durch die Mähne aus, die aber erst im
zweyten Lebensjahre ausbricht. Das Fleisch des
Löwen wird von den Hottentotten gegessen und
eine Horde Araber zwischen Tunis und Algier
soll sich fast bloß davon nähren.

2. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elon-
gata: capite, corpore et cruribus nigro-
virgatis
.

the Tiger, von G. Stubbs.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen
bis Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus
regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen,
und muß auch vor dem Elephanten erliegen.

3. Leopardus. der Leopard. F. cauda sub-
elongata, maculis numerosis, minoribus,
obtuse angulatis
.

Tygers at play von G. Stubbs.

In Africa. Sein Fell hat einen goldgelben
Grund mit kleinen schwarzen Flecken, die aber
dichter und regelmäßiger als beym Pantherthier,
und meist ihrer drey bis vier nahe beysammen
stehen.

[Seite 102]

4. Pardus. das Pantherthier, der Parder*).
F. cauda subelongata, maculis maioribus,
irregularibus, passim confluentibus et an-
nulatis
.

v. Schreber tab. 99.

In Africa und Ostindien. Die Flecken seines
Fells sind größer als beym Leoparden, weniger
regulär, hin und wieder wie zusammengeflossen,
bald in Hufeisenform, bald geringelt u.s.w.

5. Panthera. das kleine Pantherthier. (Büf-
fon's once.) F. cauda elongata, corpore
albido, maculis irregularibus nigris
.

v. Schreber tab. 100.

In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner
als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zäh-
men, und zur Jagd der Rehe, Gazellen etc. ab-
zurichten, wozu sie in Orient vorlängst, und zu
erstern in den mittlern Zeiten auch in Italien und
Frankreich gebraucht worden.

6. Onça, der Jaguar, americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lu-
tescente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flauis
.

v. Schreber tab. 102.

In Südamerica. Größer als der Parder, dem
er sonst sehr ähnelt.

7. Concolor. der americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im-
maculato fuluo
.

v. Schreber tab. 104.

[Seite 103]

In Peru, Brasilien etc. zeichnet sich durch
sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßalb er
mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden)
und kleinen Kopf aus.

8. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.
Engl. the mountain cat) F. cauda abbre-
viata, apice atro, auriculis apice barbatis,
corpore maculato, plantis palmisque am-
plissimis
.

v. Schreber tab. 109.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig im
Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern
Schaden als der Wolf.

9. † Catus. die Katze (Fr. le chat Engl.
the cat.) F. cauda elongata, striis dor-
salibus longitudinalibus, lateralibus spi-
ralibus
.

v. Schreber tab. 107. A. 107. B.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst
von da durch die Spanier nach America über-
bracht worden. Die wilde ist größer, als die
zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen
Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet
sich nur äußerst selten unter den Augen der Men-
schen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie
zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonder-
heiten der Katzen gehört ihre starke Electricität;
das Leuchten ihrer Augen im Finstern; ihre selt-
same Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z.B. auf
die Nepeta cataria und aufs Teucrium ma-
rum
etc.; ihr Schnurren oder Spinnen, das
durch ein Paar eigene zarte, gespannte Häut-
chen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängst-
liche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen
gegen dieselben etc. – Zu den vorzüglichsten
[Seite 104] Spielarten gehört die angorische oder persische
Katze mit dem langen, seidenartigen Haar,
die gewöhnlich schwer hört; die bläulichgraue
Carthäuser- oder Cyperkatze; und die spanische
oder schildpattfarbige Katze (Tortoiseshell-
cat
); unter welchen letztern man häufig weib-
liche Katzen von drey ganz verschiedenen Far-
ben (z.B. schwarz, weiß und gelb), aber kaum
je einen dergleichen Kater, gefunden haben will.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.

24. Bradypvs. Faulthier. (Ignauus. Fr.
paresseux. Engl. sloth.) Caput rotun-
datum, crura antica longiora. Dentes

primores nulli vtrinque: laniarii (?)
obtusi, solitarii; molares cylindrici,
obtusi
.

1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty-
lis, cauda breui
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsames
schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listi-
ges und im Nothfall muthiges nnd starkes Ge-
schöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und
wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar
nicht etc.

25. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr.
fourmiller. Engl. ant-eater.) Rostrum
productius, lingua lumbriciformis; den-
tes nulli.

[Seite 105]

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, vngue exteriore maximo,
plantis tetradactylis; cauda prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und
auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.
Nährt sich von den dortigen großen Ameisen, in-
dem er mit den großen hakenförmigen Krallen
der Vorderfüße die mit einer festen Erdrinde be-
deckten Ameisenhausen aufkratzt, und dann seine
Vier Zoll lange klebrige Zunge hinein steckt.

26. Manis. Schuppenthier, formosanisches
Teufelchen. Corpus squamis tectum; lin-
gua teres; dentes nulli
.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die
Thiere dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Le-
bensart etc. viel Aehnlichkeit mit den Ameisenbären.
Von vielen ältern Naturforschern wurden sie unter
die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda
longiore: vngulis
bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien.
Ungefähr von der Größe des obigen Ameisen-
bären. Sein castanienbraun geschuppter Körper
ähnelt einem Tannenzapfen.

27. Tatv. Armadill, Panzerthier, Gürtel-
thier. (dasypus linn.) Corpus testis zo-
nisque osseis
cataphractum; dentes pri-
mores
et laniarii nulli.

[Seite 106]

1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dor-
salibus 9; palmis tetradactylis; plantis pen-
tadactylis.

v. Schreber tab. 74.

In Südamerica, bis an die magellanische
Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre,
rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere
und der Igel, kugelicht zusammen.


V. Solidvngvla.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.

28. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda
setosa. Dentes
primores superiores 6.
obtuse truncati; inferiores 6. prominen-
tiores
: laniarii solitarii vtrinque remoti.

1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl.
the horse.) E. cauda vndique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde Gibt es nicht
mehr, aber häufig und theils in großen Herden
verwilderte; so z.B. in der Mongoley, vol-
lends aber in unermeßlicher Menge in Paraguay,
wohin die Pferde (so wie überhaupt nach America)
erst durch die Spanier übergebracht worden u.s.w.
Unter den zahmen Pferde-Rassen zeichnen sich die
Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy um
Palmyra herum, und vom Libanus bis gegen den
Horeb etc.) durch ihren wunderschönen Bau, so
wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftig-
keit aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben.
[Seite 107] Unter den europäischen sind die spanischen (be-
sonders die aus Andalusien), nie neapolitanischen
und englischen die vorzüglichsten. Die letztern
haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit,
wodurch sie sich in den Wettrennen auszeich-
nen*). – Ganzer berittenen Nationen zu ge-
schweigen, wie z.B. die Casacken, Tataren
Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abipo-
ner etc. so ist auch für die cultivirtesten Völker
der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft,
Cavallerie, Postwesen etc. unermeßlich. Manche
der gedachten berittenen Völker leben auch großen
Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die
letztere Gibt, wenn sie zusammen geronnen, vol-
lends aber wenn sie abgezogen worden, das ber-
auschende Kumiß der Mongolen.

2. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the
ass
.) E. cauda extremitate setosa, cruce
dorsali nigra
.

Der wilde Esel, von welchem das zahme
Hausthier abstammt, ist der wahre onager der
Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tartarey,
unter dem Nahmen Kulan**), von da er jähr-
lich im Herbst in großen Herden südlich nach
Indien und Persien zu zieht und daselbst über-
wintert. Er ist größer und schlanker als der
zahme Esel, und von ausnehmender Schnellig-
keit. – Ins nordlichste Europa ist der Esel bis
[Seite 108] jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er
wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es
z.B. weiße Esel Gibt.

* * *

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten,
und geben zweyerley Bastarde, die von großer
Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber
sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine
Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)], das vom
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute ge-
worfen wird. Das andere ist der Maulesel
[hinnus, Fr. le bardeau**)], der vom Hengste
gezeugt, und von der Eseliun geworfen ist. Die-
ser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur
Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vor-
geblichen Bastarden vom Pferde- und Ochsen-
geschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus
.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene
Gattungen Gibt, deren eine man fälschlich für
die Weibchen der andern gehalten hat) ist im
südlichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis,
ist ungemein schnell, aber wild und unbändig***).

VI. BISVLCA (Pecora).

[Seite 109]

Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen
Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus-
thiere finden.

29. Camelvs. Cornua nulla, labium
leporium,
pedes subbisulci*). Dentes
primores inferiores 6 spathiformes: supe-
riores
2; laniarii distantes, superiores 3,
inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le
dromadaire
.**) ] C. tofo dorfi vnico.

v. Schreber tab. 303.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zu-
mahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und
Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient
und für das nordliche und mittlere Africa das
wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die
Wüsten – nennen es die Araber.) Die ge-
wöhnliche Last der Carawanen Camele ist gegen
sechs Centner, und damit legen sie täglich gegen
vier deutsche Meilen zurück. Das nutzbare Thier
frißt dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten
in Menge wächst, und für kein anderes Säuge-
thier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie
versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang
erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf
ein Mahl, da sich dieses Wasser lange Zelt in
seinem Magen ziemlich unverändert erhalten soll.
Beyde, sowohl diese, als die folgende Gattung,
[Seite 110] haben eine große Schwiele vorn au der Brust,
vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey der-
gleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum
Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und
sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le
chameau
. Engl. the camel.) C. tofis dorsi
duobus
.

v. Schreber tab. 304.

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl
in ganzen großen Herden in Bessarabien etc. wird
daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen
Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung
zum Zuge gebraucht.

3. Llacma. die Camelziege, Guanaco. C.
dorso laeui, tofo pectorali
.

v. Schreber tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen
America, besonders dem gebirgigen Peru. Wird
als Lastthier gebraucht, und trägt bey seiner
mäßigen Größe doch bis anderthalb Centner.

4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vi-
gogne
.) C. tofis nullis, corpore lanato.

v. Schreber tab. 307.

Kleiner als das Llacma. Läßt sich nicht zäh-
men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen
Haares, das die bekannte Vicugna-Wolle gibt,
jährlich in großen Treibjagden haufenweis ge-
fangen. Auch der occidentalische Bezoarstein
kommt von diesem Thiele.

30. Capra. Cornua caua rugosa scabra.
Dentes primores superiores nulli, infe-
riores
8; laniarii nulli.

[Seite 111]

1. †. Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl.
the sheep.) C. mento imberbi, cornibus
compressis lunatis
.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich
wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die
Ziege wieder verwildern zu können: wird aber
fast in der ganzen alten Welt als eins der aller-
nutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch
bald nach der Entdeckung von America dorthin
verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe
sind vor allen die tibetanischen, aus deren
feinster Wolle (so wie aus manchem zarten Zie-
genhaar) der Schaul verfertigt wird; die spa-
nischen, aus Segovien, und dann die engli-
schen ebenfalls wegen ihrer ausnehmenden Wolle;
die isländischen mit vier, sechs oder acht Hör-
nern; und die arabischen und ägyptischen mit
dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-
schwanze, zu merken. Die zwischen den Wende-
zirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle
schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch
überdem lang herab hängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier, Argali, (mufi-
mon
. Büffon's mouflon.) C. cornibus ar-
cuatis circumflexis subtus planiusculis, pa-
learibus laxis pilosis
.

v. Schreber tab. 268.

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in
der Barbarey; vorzüglich aber in Sibirien bis
Kamtschatka und dann im nordwestlichsten Ame-
rica. Das im nördlichen Asien ist groß, mit
mächtig starken und schweren*) Hörnern, und
[Seite 112] wird von einigen Naturforschern für das Stamm-
thier zu unserem Schaf gehalten.

3. † Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl.
the goat.) C. mento barbato, cornibus ar-
cuatis, carinatis
.

Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab-
zustammen, der im Caucasus und den daran
grenzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen
Mägen (so wie bey manchen Gattungen von An-
tilopen) zuweilen der orientalische Bezoarstein
gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem
Nahmen des Bezoarbocks belegt worden*). –
Die Hausziege verwildert leicht wieder, und ist
nun meist eben so weit als das Schaf auf der
Erde verbreitet. – Die angorische Ziege oder
das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar
und Gibt das beste so genannte Camelgarn.

4. †. Ibex. der Steinbock, capricornus, Fr.
le bouquetin. Engl. the wild goat.) C.
mento barbato, cornibus lunatis maximis,
supra nodosis, in dorsum reclinatis
.

Conr. Gesner l. c. pag. 1099.

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen,
so wie in den, sibirischen Alpen. Das Gehörn
eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 20 Pfund,
und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf
jeder Seite.

31. Antilope. Cornua caua, teretia,
annulata, vel spiralia. Dentes vt in
capris
.

Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahl-
reiche Gattungen im mittlern und südlichen, Asien,
und in Africa, zumahl aber am Cap finden.

[Seite 113]

1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois,
l'Izard.) A. cornibus erectis vncinatis.
v. Schreber tab. 279.

In den alpinischen Gegenden des mildern
Europa und westlichen Asiens. Zahm gemachte
Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und
Bastarde erzeugt haben. Von den unverdaulichen
Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen
die ehedem berühmten so genannten Gemsballen,
(aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus tereti-
bus annulatis, medio flexis, apicibus lae-
uibus approximatis
.

v. Schreber tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrica. Das
schlanke flinke Thier macht, die Lieblingsjagd der
Morgenländer, und Gibt ihrer Dichtersprache das
reitzende Bild weiblicher Schönheit.

3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock.
A. cornibus liratis, linea laterali faciei et
trunci fusca, clunibus albis
.

Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.

Im Innern des südlichsten Africa, von wannen
er jährlich in Herden von vielen tausenden nach
dem Cap und nach einigen Monathen wieder
zurück zieht.

32. Bos. Cornua concaua, lunata, lae-
via. Dentes vt in generibus praece-
dentibus
.

1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl.
the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum
cornatis, palearibus laxis
.

[Seite 114]

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab
(vrus, bonasus, und Bison der alten Welt;
denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich
die Stammrasse unseres Hornviehs zu bezeich-
nen), der in Polen, Litauen, Sibirien gefunden
wird, und ehedem auch in Deutschland war. –
Zu den merkwürdigsten Varietäten des Rindviehs
gehört z.B. die halbwilde weiße Rasse mit brau-
nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen,
und hin und wieder in Großbritannien: die mit
den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien:
die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von
England etc.

Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß
auch die indische (von den Hindus heilig ver-
ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu
(– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Va-
rietät dieser Gattung seyn solle.

In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht-
bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit
1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt.
Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch
Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel
für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Americanus. der nordamericanische Bison.
B. cornibus diuaricatis, iuba longissima,
dorso gibboso
.

v. Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt
Herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil-
dern Nordamericas. Im Winter ist es über den
ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen
wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und
[Seite 115] behält bloß seine ungeheuere Brust- und Nacken-
mähne.

3. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo.)
B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

v. Schreber tab. 300.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun
aber nach und nach durch den größten Theil von
Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch
hin und wieder in Europa, wie z.B. seit dem
siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn,
und auch im Salzburgischen gezogen und zum
Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn be-
haartes Fell, das ausnehmend stark und vorzüg-
lich zu Schläuchen tauglich ist.

4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti-
tibus, introrsum curuatis, vellere propen-
dente, cauda vndique iubata
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch
in Hindosten als Hausthier gehalten. Kleiner
als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem
durch seine grunzende Stimme, durch sein zotti-
ges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr
langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön
ist, in Indien hoch geschätzt und theuer be-
zahlt wird.

5. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf
musqué
. Engl. the musk-ox) B. cornua
deflexa, basibus latissimis complanatis ad
frontem contiguis; apicibus reflexis
.

v. Schreber tab. 302.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord-
america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis
[Seite 116] 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner
Hörner soll zuweilen über einen halben Cent-
ner wiegen.

33. Giraffa. Cornua simplicissima
pelle tecta, fasciculo pilorum nigro ter-
minata. Dentes
primores superiores
nulli; inferiores
8 spathulati, extimo
bilobo
; laniarii nulli.

1. Camelopardalis. die Giraffe.

Cptn. Carteret, in den philos. Transact.
Vol. LX. tab. I.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan-
gen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens,
und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fells,
ein sehr auszeichnendes Ansehen. Sie soll im
Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vor-
der- und Hinterfuß der einen Seite zugleich
heben, und daher einen sonderbaren Gang haben,
von dem die Bewegung des Springers im Schach-
spiel entlehnt worden. Sie ist, wenn sie auf-
recht steht, über sechzehn Fuß hoch.

34. Cervvs. Cornua solida multifida.
Dentes vt in generibus praecedentibus
(interdum tamen
laniarii solitarii supe-
riores
).

1. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl.
the elk.) C. cornibus planis acaulibus,
palmatis
.

v. Schreber tab. 246.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders
das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal,
[Seite 117] Engl. the moose-deer*) keine eigene Gattung
macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom
Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn
über 50 Pfund; läßt sich zähmen und herden-
weise auf die Weide treiben. Die alten Sagen,
daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen
werde etc. brauchen jetzt keiner weitern Wi-
derlegung.

2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch.
(Fr. le daim. Engl. the fallow-deer.) Cor-
nibus subramosis compressis, summitate
palmata
.

v. Schreber tab. 249. A. B.

Im mildern Europa. Kleiner als der gemeine
Hirsch; variirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr.
le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in
vtroque sexu
) longis, simplicibus, tereti-
bus, summitatibus subpalmatis, iuba gu-
lari pendula
.

v. Schreber tab. 247. A. B. C.

In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie
in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr
Stück; kann in wärmern Gegenden nicht aus-
dauern, lebt von dürrem Land, und vorzüglich
von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee
hervor scharrt. Dient zumal den Lappländern,
Samojeden, Tungusen und Koräken zur Befrie-
digung aller der dringendsten Bedürfnisse des
Lebens.

4. †. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf.
Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis
teretibus recuruatis apicibus multifidis
.

v. Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.

[Seite 118]

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn,
nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der
Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau
nach dem Alter des Thiers: nach dem achten
Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlich-
schönen Geweihe sind höchst selten von mehr als
24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr
30 Jahre oder etwas darüber alt.

5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil.
Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate bifida
.

v. Schreber tab. 252. A. B.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von
Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks
ist öfter als bey andern Gattungen dieses Ge-
schlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.

35. Moschvs. Cornua nulla. Dentes
primores vt in praecedentibus generi-
bus;
laniarii superiores solitarii exserti.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk.) M. folliculo vmbilicali.

v. Schreber tab. 242.

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen-
den von, Tibet und dem südlichen Sibirien. Das
Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast
von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der
Bisam, dieses wichtige Arzneymittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu-
lis succenturiatis nullis
.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

[Seite 119]

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste
Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind
nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke
eines Pfeifenstiels.


VII. MVLTVNGVLA (Belluae.)

Meist sehr große, aber unförmliche, bor-
stige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr
als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit In-
begriff der Schweine, dann auch diese haben im
Grunde vier Klauen.

36. Svs. Rostrum truncatum, promi-
nens, mobile. Dentes
primores (ple-
risque
) superiores 4. conuergentes, in-
feriores
6. prominentes (plerisque);
laniarii superiores 2. breuiores, infe-
riores
2. exserti.

1. † Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde
le sanglier, das zahme le cochon. Engl.
jenes the wild boar, dieses the hog.) S.
dorso setoso, cauda pilosa
.

Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze
und überhaupt eine andere Form des Schädels,
kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als
das Hausschwein, auch keinen Speck, und nie-
mahls Finnenwürmer, und ist fast immer von
schwarzgrauer Farbe. Wenige Thiere sind so
allgemein fast über die ganze Erde verbreitet,
als das Hausschwein. Es hat einen ungemein
scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal
omniuorum
. Das Weibchen wirft unter allen
[Seite 120] Thieren mit gespaltenen Klauen die mehresten
Junge. – In America, wohin die Schweine
aus Europa übergebracht worden, sind sie theils
verwildert. (Fr. cochons marons.) Auf Cuba
wurden sie mehr als noch Ein Mahl so groß,
als ihre europäische Stammältern; auf Cubagua
arteten sie in eine abentheuerliche Rasse aus mit
Klauen, die auf eine halbe Spanne lang wa-
ren etc. – Die schinesischen (Fr. cochons de
Siam
) haben kürzere Beine und einen ausge-
schweiften Rücken ohne Mähne. – In Schwe-
den und Ungarn findet sich nicht selten eine Spiel-
art mit ungespaltenen Klauen, die schon den
Alten bekannt war, so wie man auch welche mit
drey Klauen gesehen hat.

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's san-
glier du cap verd
.) S. incisoribus nullis,
sacculis mollibus sub oculis
.

Vosmaer, description du sanglier
d'Afrique
.

Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma-
dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit einem
mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel,
großen warzigen Fleischlappen unter den Augen etc.

3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein,
Pecari. S. cauda nulla, folliculo moschi-
fero ad extremum dorsi.

v. Schreber tab. 325.

Herdenweise in den wärmsten Gegenden von
Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa*) der Schweinhirsch, Hirsch-
eber. S. dentibus laniariis superioribus
maximis, arcuatis
.

v. Schreber tab. 328.

[Seite 121]

Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt
am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziem-
lich entlegenen Inseln schwimmen. Es hält
schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkel-
förmigen großen Eckzähne des Oberkiefers die-
nen mögen?

37. Tapir. Habitus suillus. Dentes pri-
mores
vtrinque 10; laniarii nulli: pal-
mae vngulis
4. plantae vngulis 3.

1. Suillus. der Tapir, Anta.

v. Schreber tab. 319.

Das größte Landthier in Süd-America, von
der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf
und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein;
die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich.
Gewöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie
ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt
sehr gut etc.

38. Elephas. Elephant. Proboscis lon-
gissima, prehensilis: dentes
primores su-
periores exserti
.

1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte con-
caua, auriculis minoribus, dentium mo-
larium corona lineis
vndulatis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan.
Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl
15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre
auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast
Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen In-
sectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer
Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist
[Seite 122] sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum
äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein
Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken,
und zu tausend künstlichen Verrichtungen, statt
der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang
ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder
einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem
biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er
ungemein feine kunstreiche Handlungen verrichten,
z.B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen,
mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl auf-
eben u.s.w. Seine Nahrung besteht vorzüg-
lich aus Laub der Bäume, Reis und andern
Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leich-
tigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der
Begattung soll er sich, wie die mehresten übri-
gen Säugethiere bespringen. Das neugeworfene
Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem
Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr
im dritten, vierten Jahre kommen bey beyden
Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum
Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie wer-
den wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben
kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrschein-
lich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am
häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er
zum mindesten 20 Centner zu tragen, und die
größten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im
Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnel-
les Schieben der Beine, und dabey so sicher,
daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht
strauchelt.

2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte
conexa, auriculis amplissimis; dentium
molarium corona
rhombis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.

[Seite 123]

Diese im mittlern und südlichern Africa einhei-
mische Gattung, wird nicht, wie die asiatische,
als Hausthier gehalten, sondern bloß des Flei-
sches und vorzüglich des Elfenbeins*) wegen
gefangen und geschossen.

39. Rhinoceros. Nashorn. Cornu
solidum, conicum, naso insidens
.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin-
que quaternis, inferioribus conicis, supe-
rioribus sublobatis;
laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh-
rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das
doppelte beym afrikanischen nicht am Knochen
fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen.

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte
Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

40. Hippopotamvs. Dentes primores
superiores remoti, inferiores procum-
bentes
; laniarii inferiores incuruati,
oblique truncati
.

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See-
kuh genannt)

Buffon, supplement vol. III. tab. 62. 63.
vol. VI tab. 4. 5.

[Seite 124]

Häufig im südlichen Africa. Doch auch im Nil.
Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen
Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe,
kurzen Beinen etc. Ein erwachsenes wiegt wenig-
stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von
Vegetabilien und Fischen.


VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen deren Ge-
schlechter wieder nach der Verschiedenheit ihres
Gebisses (so wie oben die Ferae) in drey Fa-
milien zerfallen. A) Glires. B) Ferae.
C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

41. Castor. Pedes postici palmati.
Dentes primores vtrinque 2.

1. †. Fiber, der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the beaver.) C. cauda depressa, ouata,
squamosa
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegen-
den an Land-Seen und größern Flüssen. Er
wird wegen seiner feinen Haare für die Hand-
lung, und für die Arzneykunst wegen des so ge-
nannten Bibergeils wichtig, das sich bey beyden
Geschlechtern in besondern Behältern am Ende
des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind
diese Thiere durch die ausnehmende Kunstfertig-
keit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im In-
nern von Canada) noch in Menge beysammen
[Seite 125] finden, ihre berühmten Wohnungen, besonders
aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge-
hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen.
Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzählun-
gen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber
vieles verschönert und übertrieben worden, so
wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmi-
gen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus
ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach
zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich
dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe
anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

42. Phoca. Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes
primores superiores 6,
inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beyden Elementen leben zu können*).

[Seite 126]

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. l e veau marin, Engl.
the seat.) P. capite laeui, auriculis nullis, cor-
pore griseo
.

v. Schreber tab. 84.

In den nördlichen Meeren. Ist für die finni-
schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen,
besonders aber für die Grönländer und für die
ladradorischen Esquimos, ein außerst wichtiges
Gescköpf: die beyden letztern Völker zumahl,
nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein
Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischer-
bothe damit etc. Sein Fang macht ihr vorzüglich-
stes Geschäft, und die darin erworbene Geschick-
lichkeit ihl Glück und ihren Stolz aus.

2. Vrsina. der Seebär. P auriculata, collo
laeui
.

Buffon, Supplement vol. VI. tab. 47.

Im Sommer berdenweise auf den Inseln des
kamtschatkischen Inselmeers, überwintert aber
vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern
Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so
[Seite 127] daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig
Weibchen hat, die es mit vieler Eisersucht be-
wacht, und grimmig gegen seine Nebenduhler zu behaupten sucht*).

3. Iubata. der stellersche Seelöwe. P. auricu-
lata, collo iubato
.

buffon, Supplement vol VI. tab. 48

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung
dieses Geschlechts; hat den Nahmen von der
beym Männchen gewisser Maßen löwenartigen
Mähne.

4. Cristata. der ansonsche Seelöwe**). P.
capite antice cristato
.

anson's voyage round the world. tab. 19.

Im atlantischen sowohl als im stillen Ocean.
Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf
der Nase.

43. Lvtra. Palmae plantaeque natato-
riae. Dentes
primores vtrinque 6: su-
periores distincti, inferiores conferti
.

1. †. Vulgaris. die Fischrotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter) M. plantis nudis, cauda
corpore dimidio breuiore
.

v. Schreber tab. 126. A. B.

In den milden Gegenden der nördlichen Erde.
Die schönsten in Canada.

[Seite 128]

2. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. plantis pilosis,
cauda corpore quadruplo breuiore
.

Cook's voyage to the northern hemisphere
vol. II. tab. 43.

Besonders um Kamtschatka und an der jenseiti-
gen Küste vom nordwestlichen America bis hinun-
ter nach Nutka-Sund, dech auch um Corea,
und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und
silbergraues Fell ist für die Schinesen das kost-
barste aller Rauhwerke.

C) Brvta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne.

44. Ornithorhynchvs Mandibu-
lae rostratae (anatinae). Dentes pri-
mores et laniarii nulli, molares am-
bigui
*).

1. Paradoxus. das Schnabelthier.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeich-
net sich von allen bisher bekannten Saugethieren
durch die beyspiellose Bildung seiner Kinnladen
aus, die im äußern aufs vollkommenste einen
breiten platten Aentenschnabel ähneln, auch eben
so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten
bestimmten Haut überzogen, auch an den Sei-
[Seite 129] tenrändern gezähnelt sind. Beyderley Füße sind
mit einer Schwimmhaut versehen, die an den
Vordern noch vor den Krallen hervorragt,
und sich mittelst derselben fächerartig zusammenfalten
oder ausbreiten läßt. Noch hat man an keinem
von beyden Geschlechtern eine Spur von Zitzen
gefunden. Dieses Wunderthier lebt in einem
Landsee des an sonderbaren Formen seiner Ge-
schöpfe so reichen fünften Welttheils, unweit
Botanybay.

45. Trichechvs. Pedes posteriores
compedes coadunati
.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis
superioribus
exsertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hun-
derten beysammen. Nährt sich vom Seetang
und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen
loskratzt. Die alten Normanen machten ihre fast
unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*).

2. Monatus. die Seckuh. (Fr. le lamantin.)
T. dentibus laniariis inclusis.

v. Schreber tab. 80.

In den Meeren der wärmern Erde, auch häu-
fig im Orinoco. Scheint zu manchen der Sagen
von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben
zu haben**).

IX. CETACEA.

[Seite 130]

Die ehedem so ganz widersinnig zu den
Fischen gerechneten Säugethiere*).

46. Monodon. Dentes duo maxillae
superioris exserti longissimi, rectus,
spirales
.

1. Narhwal. das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das
Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem
Oberkieferknochen Einen), die aber von unglei-
cher Größe sind, und beym Erwachsenen sehr
selten zusammen gefunden werden, sondern ge-
wöhnlich nur einer von beyden. Zuweilen so
lang, als der Körper des Thieres, d.h. wohl
18 Fuß und darüber.

47. Balaena. Dentes nulli. Laminae
loco superiorum corneae.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the black whale.) B. dorso impinni.

Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben,
in Landkarten-Format, fig. 1. 2.

Das größte aller bekannten Thiere**), das
über 100000 Pfund an Gewicht hält ist theils
gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Ge-
[Seite 131] genden im atlantischen Ocean, und im stillen
Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen
werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang.
Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des
ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens
schwarz oder mit weiß gemarmelt etc., hin und
wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln be-
setzt. Den kamtschadalischen Insulanern und den
nordwestlichen Americanern Gibt dieses ungeheuere
Thier victus et amictus etc. Die Europäer hin-
gegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer
5000 Rthl. werth seyn kann) des Fischthrans
und besonders der Barden wegen, deren er 700
im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und
von denen die mittelsten wohl zwanzig Fuß
lang werden.

2. Boops. (Fr. la jubarte) (einer der verschie-
denen Finnfische.) B. pectore sulcato, pinna
dorsali obtusa
.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil
des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern
Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig
nach der Länge gefurcht*).

48. Physeter. Dentes in maxilla in-
feriore
.

[Seite 132]

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
(Engl. the white whale.) P. dorso impinni,
dentibus inflexis, apice acutiusculo
.

Die homannische Abbild. fig. 4.

Meist in den südlichern Weltmeeren; zumahl
an den Küsten von Brasilien und von Neu-Süd-
wallis. Er erreicht die Größe des Wallfisches,
hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter-
lange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist
sehr breit, der untere hingegen überaus schmal.
Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti)
wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milch-
weißen Oels theils im Körper des Thiers bey
dem Thran, theils aber, und zwar in größter
Menge in besondern Behältern am Kopfe dessel-
ben, zumahl vorn auf den Oberkiefern gefunden
wird, und an der Luft zu einem halb durchsich-
tigen Talg verhärtet. Die köstliche wohlriechende
graue Ambra ist eine Stercorolverhärtung die
sich zumahl im dicken Darm mancher davon er-
krankender Caschelotte findet.

49. Delphinvs. Dentes in maxilla
vtraque
.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio Plin. Engl. the porpoise) D.
corpore subconiformi, dorso lato pinnato,
rostro subobtuso
.

v. Schreber tab. 342.

So wie die folgende Gattung in den europäi-
schen Meeren: wird 1 1/2 Klafter lang und ist
zumahl für die Lachse ein schädliches Raubthier.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin
. Engl. the porpesse) D. corpore
[Seite 133] oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro
attenuato, acuto
.

v. Schreber tab. 343.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Engl.
the grampus.) D. pinna dorsi altissima;
dentibus subconicis, parum incuruis.

v. Schreber tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im
mittelländischen; wird 20 Fuß lang.


Fünfter Abschnitt.
Von den Vögeln.

[Seite 134]

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines
von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich
folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um-
ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey den
Vögeln ist der Fall anders. Beides, so wohl
ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im
Ganzen genommen mehr Uebereinstimmendes,
daher man sich bey der besondern Geschichte
ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen
schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil-
dung darin mit einander überein, daß sie zwey
Füße, zwey Flügel, einen hornigen Schna-
bel, und einen mit Federn bedeckten Körper
haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese
vier Charactere von allen andern Thieren aufs
kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso-
[Seite 135] lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner
andern zusammen fließt, und sich daher in die
vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Kör-
per (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charactern sind die Federn
den Vögeln ausschließlich eigen, die in regel-
mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut
verwachsen und mit vielem Fette durchzogen
sind; aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich
im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt
reproducirt werden. Manche, wie die Schnee-
hühner etc. mausern sich gar zwey Mahl im
Jahr, im Frühling und Herbst. Bey man-
chen Gattungen hat der junge Vogel, zumahl
vor der ersten Mause (als auis hornotina)
andere Farben oder Zeichnungen des Gefieders,
als im reisern Alter. Bey manchen herrscht
auch hierin große Sexualverschiedenheit.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen Schwung-
federn (remiges), diese Steuerfedern (rectri-
ces
). Die Schwungfedern bilden bey ausge-
spannten Flügeln gleichsam breite Fächer, wo-
mit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen
können. Einige wenige Vögel (aues impen-
nes
), wie die Pinguine etc. haben gar keine
[Seite 136] Schwungfedern, und sind daher zum Fluge
ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln,
wie dem Casuar, den Taucherchen etc.
die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*) zeichnen sich die
Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft-
behälter aus, die in ihrem Körper vertheilt,
und vorzüglich zum Fluge von äußerster Wich-
tigkeit sind. Die mehresten stehen mit den
Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in
Verbindung, und der Vogel kann sie nach Will-
kür mit Luft laben oder ausleeren. Zu diesen
Luftbehältern gehören vorzüglich große aber zarte
häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils
unter den Achseln und sonst noch unter der
Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen
mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden
können. Außerdem dienen den Vögeln auch
gewisse markleere hohle Knochen, wie die
Schulterknocken im Flügel etc. und manchen
selbst die Hirnschale, zu gleichen Zwecken. Und
endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der
Pfefferfraße, Nashornvögel etc. ebenfalls dahin
[Seite 137] gehörig; und selbst die Federspulen stehen mit
dem obengedachten lockern Zellgewebe in Ver-
bindung, und können gleichfalls mit Luft gefüllt
oder ausgeleert werden.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen
werden die Vögel zum Flug geschickt, bey
welchem die Geschwindigkeit so wohl als die
lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind.
Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Ca-
suar, die Pinguine und andere aues impennes
(§. 58) können gar nicht fliegen.

§. 61.

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe
eben so verschieden als der Säugethiere ihrer.
Die mehresten leben auf Bäumen, andere auf
dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde:
aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf
in der vorigen, und andere Geschöpfe in den
beyden letztern Thier-Classen) bloß unter der
Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den
Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem
verschiedenen Aufenthalt angemessen. Die meh-
resten haben freye, unverbundne Zehen (aues
fissipedes
) und zwar gewöhnlich ihrer viere,
wovon dreye nach vorn, und der vierte gleichsam
als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes
ambulatorii
). Oder aber es sind nur zwey
[Seite 138] Zehen nach vorn, und zweye nach hinten ge-
kehrt (p. scansorii); oder der Vogel kann
willkürlich die eine Zehe bald vorwärts zu den
übrigen zweyen, bald rückwärts zum Daumen
schlagen (digitus versatilis). Bey andern ist
auch wohl die mittlere Zehe an die eine Seiten-
zehe angewachsen (pedes gressorii); oder die
Hinterzehe fehlt ganz (p. cursorii). Bey de-
nen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind
die Zehen entweder nur an der Wurzel (p. se-
mipalmati
) – oder aber bis vorn an die
Spitze (p. palmati) – durch eine Schwimm-
haut verbunden; bey andern sind die einzelnen
Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die
entweder einen glatten (p. lobati), – oder
zackigen Rand (p. pinnati) hat, wie mit
Fransen eingefaßt.

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten
zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige
Meilen weil in die benachbarten Gegenden strei-
chen, und bald darauf in ihre alte Heimath
zurückkehren; andere aber wie die Hausschwal-
ben, die Kraniche, Störche etc. so, daß sie im
Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer
und über einen beträchtlichen Theil der Erd-
kugel weg, anstellen, und den Winter bis zur
[Seite 139] Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern
Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere
müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel
zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen
samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz,
unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht
sogleich in den Magen, sondern werden vorher
im drüsenreichen Kropfe (ingluuies, prolo-
bus
) eingeweicht, und von da nur allmählich
an den Magen überlassen der bey diesen Thie-
ren äußerst musculös, und so stark ist, daß er
sogar, nach Reaumur's u.a. merkwürdigen
Versuchen, verschluckte Haselnüsse und Oliven-
kerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie
Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö-
gel verschlucken aber auch überdieß noch kleine
Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen be-
fördern*). Verschiedene fleischfressende Vögel,
wie die Falken, Eulen, Eisvögel etc. können die
[Seite 140] Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere,
die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern
brechen sie, in eine runde Kugel (das Gewölle)
geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich*).

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-
werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den
Säugethieren, gehört unter andern der Man-
gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls
dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl
bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die
äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und
bestimmte Richtung der Federchen in der Ge-
gend des Ohres und bey manchen derselben auch
noch überdem durch eine bewegliche Klappe am
äußern Gehörgange, ersetzt wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich
u.a. verwandte Gattungen, scheinen den wirkli-
chen Sinn des Tastens (d.h. des Gefühle im
engern Verstande) zu besitzen; und das Organ
dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna-
bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven
versehen, und beym lebendigen Thier äußerst
empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Aenten
in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes
weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen
können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

[Seite 141]

Die Stimme ist zumahl bey den kleinen
so genannten Sangvögeln mannigfaltig und an-
muthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß
sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein
ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als,
daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luft-
behältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich
die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu
Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so
wie den Säugethieren und Amphibien, am
obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel
befindlich, sondern gleichsam in zwey abgeson-
derte Hälften an die beyden Enden der Luftröhre
vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre,
Dompfaffen etc. hat man die Menschenstimme
nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so
wie auch die Sangvögel im Käficht leicht frem-
den Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen,
und sich sogar zum Accompagnement abrichten
lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen
zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben
können. Ueberhaupt aber scheint auch der Wald-
gesang der Sangvögel doch erst durch Uebung
und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.

[Seite 142]

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im Früh-
jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in
der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das
Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit
gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein
zu diesem Geschäft willig finden. Manche hal-
len sich nur zur Begattungszeit, andere aber,
wie die Tauben, für immer paarweise zusam-
men: noch andere aber leben, wie die Hühner,
in Polygamie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und
zu nisten, wovon eigentlich vielleicht bloß der
Kuckuck völlig ausgenommen ist. Bey den po-
lygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten,
nimmt das Männchen gar keinen Antheil an die-
sem Geschäfte; bey denen aber, die sich paarweise
zusammen hallen, zumahl unter den Sangvö-
geln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und
verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen
und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange-
messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede
Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.

[Seite 143]

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich Manche Vögel, wie die
Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich
bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhal-
men etc. auf der platten Erde: andere tragen sich
nur ein welches kunstloses Bett in Löcher der
Mauern, Felsenritzen und hohlen Bäume; so
die Spechte Heber, Dohlen, Sperlinge etc.
Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tau-
ben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die
Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel:
andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form
eines Backofens: noch andere, wie manche
Meisen, Kernbeißer etc. die von einem Beutel
u.s.w.*)

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues
vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin-
ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gat-
tungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele
Wasservögel z.B. legen jedes Mahl nur ein
einziges Ey; die Taucherchen und mehresten
Tauben ihrer zweye; die Möven dreye; die Ra-
ben viere; die Finken fünfe; die Schwalben
sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln
vierzehn; das Haushuhn aber, besonders wenn
[Seite 144] man ihm die Eyer nach und nach wegnimmt*),
bis fünfzig und darüber. Zuweilen geben auch
manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruch-
tung, Eyer von sich, die aber zum Bebrüten un-
tauglich sind und Windeyer (oua subuentanea,
cynosura, zephyria, hypenemia
) heißen.

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thieres, die
bey den Säugethieren noch im Mutterleibe voll-
zogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im
schon gelegten Ey, mittelst des Brütens be-
wirkt werden. Nur der Kuckuck brütet seine
Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den
Grasmücken oder Bachstelzen etc. in deren Nest
er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man,
daß selbst Copaunen und Hunde, und sogar
Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben**).
Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitz-
ten Mist***), und durch Lampenfeuer in so ge-
[Seite 145] nannten Brüt-Maschinen*) und in Brutöfen,
kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. –
Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten
abgemattet, und nur bey solchen, die sich paar-
weise zusammen halten, wie bey den Tauben,
Schwalben etc. nimmt auch das Männchen an
diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter
den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen etc.
überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weib-
chen, versorgen sie doch aber während der Zeit
mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird. Zu
dieser Absicht ist nicht nur der Dotter über-
haupt specifisch leichter als das Eyweiß, son-
dern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner
Oberfläche (der so genannte Hahnentritt, cica-
tricula
), neben welcher das künftige Hühnchen
zu liegen kommt, selbst noch leichter als die
entgegen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder
[Seite 146] Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem
Leibe des bebrütenden Vogels zugekehrt ist.
Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget
sich immer erst eine geraume Zeit nachdem das
Brüten seinen Anfang genommen. Beym
Hühnerey z.B. kaum vor Ende des ersten Ta-
ges: so wie am Ende des zweyten das berühmte
Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch
sehr unvollkommnen Herzchens (das punctum
saliens
) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des
fünften Tages sieht man schon das ganze kleine
gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vier-
zehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des
funfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach
Luft; und ist am neunzehnten Tage im Stande
einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, wo-
rin er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nach-
mahligen Form, wenn er zum Auskriechen reif
ist, verschieden als die frühe sie Gestalt des
neuempfangenen Säugethiers von seiner nachhe-
rigen Bildung. Man kann sagen, das Küchel-
chen im Eye gelangt erst durch eine Art von Me-
tamorphose zu seiner vollkommenen Gestalt, und
das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z.B.
des Herzens) als in der Totalbildung.

§. 73.

Unter den mancherley zur bewunderungs-
würdigen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens
dienenden Organen, sind die beyden allerwich-
tigsten zwey, sehr gefäßreiche Membranen, die
[Seite 147] zumahl um die Mitte der Brützeit in ganz aus-
nehmender Schönheit sich zeigen. – Nähm-
lich die Nabelhaut (chorion) die dann unter
der Eyerschaale ausgebreitet ist; und die Dot-
terhaut (membrana valuulosa vitelli), die
mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfs zu-
sammenhängt. – Jene dient ihm statt der
Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß
(– S. 35 u.f. –) und diese zur Ernährung
mittelst des Dotters, der allgemach durch das
sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre be-
stimmte Brützeit von verschiedener Länge, die
aber doch nach Verschiedenheit des Clima und
der wärmern oder kältern Witterung verzögert
oder beschleunigt wird. Beym Huhn ist das
Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und
zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem
Eye reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monoga-
mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt-
lichkeit gefüttert, und zumahl bey den körner-
fressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie er-
wachsen, und für ihren eigenen Unterhalt zu
sorgen im Stande sind.

[Seite 148]

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer
körperlichen Größe, und in Vergleich mit den
Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man
weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler
und Papageyen über hundert, Stieglitze über
24 Jahre etc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe,
obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs
Menschengeschlecht ohne Vergleich einfacher ist,
als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen un-
zählige Insecten, und das unbedingte Wegfan-
gen mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der
Sperlinge, Krähen etc. in manchen Gegenden,
hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung
des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere ver-
zehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlan-
gen, Frösche, Eidexen etc. oder Aeser. Viele
helfen Unkraut ausrotten. Von der andern
Seite wird auch die Vermehrung und Fort-
pflanzung der Thiere so wohl, als der Ge-
wächse, durch Vögel befördert. So weiß man
z.B., daß die wilden Aenten bey ihren Zügen
befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche über-
tragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa-
menkörner, die sie nachher wieder ganz von sich
[Seite 149] geben, und dadurch die Verbreitung derselben
befördern: so z.B. die Tauben auf Banda die
Muscatnüsse etc. Der Mist der Seevögel düngt
kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher
nützliche Gewächse da fortkommen können.
Manche Falkengattungen lassen sich zur Jagd,
so wie die Scharben zum Fischfang, abrich-
ten etc. So sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr
Fett etc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle
der Seevögel zur Kleidung mancher der nörd-
lichsten Völker. Die Federn zum Füllen der
Betten, zum Schreiben, und zu mancherley
Putz, weßwegen sie bey vielen wilden Völkern,
zumahl auf den Inseln des stillen Oceans, einen
wichtigen Handelsartikel ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer
Thiere und Gewächse zurück bringen. Der
Condor, der Lämmergeyer u.a. Raubvögel töd-
ten Kälber, Ziegen, Schafe etc. Der Fisch-
adler und so viele Wasservögel sind den Fischen
und ihrem Leich so wie die Habichte, Sperber,
Aelstern etc. dem Hausgeflügel gefährlich. Die
Sperlinge und andere kleine Sangvögel scha-
den der Saat, den Weintrauben und Obstbäu-
men u.s.w. Und endlich werden freylich nicht
bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben
[Seite 150] so wohl wucherndes Unkraut durch die Vogel
verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber
in dieser Classe von Thieren eben so wenig,
als in der vorigen.

§. 79.

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen
genommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse
Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und
die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart
Nahrung etc. beziehen, schon an sich so viel von
ihrem Total. Habitus bestimmen; so haben die
mehresten Ornithologen auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen, oder des andern
von den genannten Theilen gegründet; Klein
z.B. auf die Bildung der Zehen, Möhring
auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf
beides in Verbindung mit der Beschaffenheit
des Schnabels u.s.w. Linné nimmt in dem
Plan seines Systems der Vögel auch auf die
Bildung mehrerer Theile zugleich und so ziem-
lich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur
scheint er sich in der Ausführung zuweilen
vergessen zu haben: wenigstens begreift man
nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen
bey ihm in eine Ordnung verbunden, hinge-
gen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen
von einander gerissen, und mehr Verbindun-
gen oder Trennungen dieser Art zugelassen wer-
den dursten.

[Seite 151]

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu-
theilen versucht.

A) Landvögel.

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen
starken Schnäbeln meist mit kurzen star-
ken, knorrigen Füßen, und großen, gebo-
genen, scharfen Klauen.

II. Leuirostres. Mit kurzen Füßen, und
meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils
hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln.
Papageyen, Pfeffervögel.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langen und schmalen Schnäbeln, und theils
wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge.
Wendehals, Spechte, Baumkletten, Co-
librite etc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langem, und ziemlich starkem, oben erha-
benem Schnabel. Raben, Krähen etc.

V. Passeres. Die sogenannten Sangvögel
nebst den Schwalben etc. Sie haben kurze
Füße, und einen mehr oder weniger kegel-
förmigen, zugespitzten Schnabel, von ver-
schiedner Länge und Dicke.

[Seite 152]

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben
etwas erhabenem Schnabel, der an der
Wurzel mit einer fleischigen Haut bewachsen
ist. Auch die Tauben habe ich unter diese
Ordnung gebracht, da sie bey weitem mehr
mit den Hühnern als mit den Sangvögeln,
denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug
ungeschickten Landvögel. Der Straus, Ca-
suar und Dudu.

B) Wässervögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen
Füßen, langem, walzenförmigem Schna-
bel, und meistens langem Halse.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruderfüßen,
einem stumpfen, mit Haut überzognen, am
Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich
an der Spitze des Oberkiefers mit einem
Häkchen endigt.

* * *

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est de
    auium natura
    . Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq.
    Vol. III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed, Raji. Lond.
    1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica avium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond. 1743. sq.
    Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4
    Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  7. Buffon.
  8. Daubenton planches des oiseaux. Paris 1775. sq. fol. (1008 Bl.)
  9. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  10. Ej. arctic zoology. II. Band. ib. 1784. 4.
  11. (Jo. Latham's) general synopsis of birds ib. 1781.
    Vol. VI. 4. und das Supplement dazu. ib. 1787.
  12. F. M. Daudin Traité elementaire et complet d'ornithologie.
    Par. 1800. II. vol. 4.
* * *
  1. Joh. Leonh. Frisch. Vorstellung der Vögel in Deutsch-
    land. Berlin, 1733. bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  2. J. M. Bechsteins gemennützige N. G. Deutschlands
    II-IV. B. Leipzig, 1791. 8.
  3. J. wolf u. j. fr. frauenholz Abbildungen u. Beschrei-
    bungen der in Franken brütenden Vögel.
    Nürnb.
    seit 1799. Fol. und 4.
  4. Teutsche Ornithologie, herausgegeben von borkhausen,
    lichthammer und bekker dem. jüng. Darmst.
    seit 1800.
  5. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door Chr.
    Sepp en Zoon. Amst. 1770. sq. fol.
  6. Marc. Catesby natural history of Carolina. Lond. 1731.
    Vol. II. fol.
  7. Andr. Sparrmann museum Carlsonianum. Holm. 1786
    Fasc. II. fol.

[Seite 154]

Erst also die Landvögel in VII. Ord-
nungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen,
scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem
Schnabel, der meist oben auf der Seite in
zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft,
und an der Wurzel mehrentheils mit einer
fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie näh-
ren sich theils von Aas, theils vom Raube le-
bendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten
an erhabenen Orten, und haben ein wilderndes,
widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geyer Rostrum rectum,
apice aduncum: plerisque caput et col-
lum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. ca-
runcula verticali longitudine capitis.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält
mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in die
Breite, und feine Schwungfedern sind am Kiel
wohl fingersdick. Er ist schwarz und weiß von
Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt
ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter
den Viehherden, und von den todten Fischen, die
die See auswirft.

2. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son-
nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice
colloque denudato
.

Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.

[Seite 155]

In Westindien und Südamerica. Nur von der
Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf
von schönen gelben, rothen und schwarzen Far-
ben, mit langen, fleischigen Lappen über dem
Schnabel. Kann den nakten Hals ganz in den
dickgefiederten Schulterkragen einziehen.

3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bart-
geyer, Goldgeyer. V. rostri dorso versus
apicem gibboso, mento barbato.

Anmerk. zu Jac. Bruce's Reisen, V. B.
S. 290. tab. 46.

In den tyroler- und Schweizer-Alpen; auch
in Sibirien und Habessinien. Der größte euro-
päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey
10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch
seinen starkharigen Bart, und durch den befeder-
ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten
Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern
auszeichnet*).

4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris margine exteriore practer exti-
mas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und
Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Am-
phibien etc. Die alten Aegyptier haben diesen
Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich
nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig
in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbe-
kleidungen u.s.w. vorgestellt.

[Seite 156]

2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum
aduncum, basi cera instructum; caput
pennis tectum; lingua bifida
.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius.)
Fr. le messager.) F. cera alba, cruribus
longissimis, crista ceruicali pendula, rectri-
cibus intermediis elongatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip-
pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpf-
vogel*).

2. †. Melanaëtus der schwarzbraune Adler.
(Büffon's aigle commun, Engl. the black
eagle
) F. cera lutea, pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis
flauis
.

Frisch tab. 69.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der
folgende.

3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(Büffon's grand aigle, Engl. the golden
eagle
.) F. cera lutea, pedibus lanatis
luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo
vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.

Buffon Vol. I. tab I.

[Seite 157]

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen
und versorgt seine Junge mit Wildpret von Ha-
sen, Gemsen etc.

4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Beinbrecher
(Fr. l'orfraie, Engl. the sea-eagle, the
osprey
.) F. cera lutea pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere
interiore albis
.

Buffon Vol. I. tab. 3.

An den europäischen Küsten, auch in Nord-
america und theils auf der Südsee. Fast von der
Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.

3. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih.
(Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.) F.
cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon Vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See-
küsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt
worden.

6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Mi-
lan, Scherschwänzel, Schwalbenschwanz,
Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl. the kite.)
F. cera flaua, cauda forsicata, corpore fer-
rugineo, capite albidiore
.

Frisch tab. 72.

7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon,
Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis,
corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus
.

Frisch tab. 74.

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde;
variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige
[Seite 158] auch von manchen für besondere Gattungen ange-
nommen werden. Wird vorzüglich (so wie frey-
lich die folgende und andere verwandte Gattungen
dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säu-
gethiere und Vögel, namentlich in den Morgen-
ländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur
Reiherbeitze abgerichtet.

8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke.
(accipiter. Fr. l'autour, Engl. the goose-
hawk
.) F. cera nigra, margine pedibusque
flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis
pallidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen
Gattung.

9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'épervier, Engl. the sparrow hawk.) F.
cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo
griseo vndulato, cauda fasciis nigricantibus
.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In Europa.

3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun-
cum, nudum absque cera; nares barba-
tae; caput grande; lingua bifida; pedes
digito versatili; remiges aliquot serratae
.

1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule.
(Fr. le grand duc. E ngl. the great horn-
owl, the eagle-owl
.) S. auribus pennatis
iridibus croceis, corpore rufo
.

Frisch tab. 93.

Das größte Thier seines Geschlechts. Im
wildern Europa und westlichen Asien.

[Seite 159]

2. Nyctea. die Schnee-Eule. S. capite laeui,
corpore albido, maculis lunatis distanti-
bus fuscis.

daubenton Pl. 458.

In der nördlichsten Erde. ein prachtvolles
Thier.

3. †. Ulula. der Steinkauz, die Steineule.
(Fr. la chouette, Engl. the brown owl.)
S. capite laeui, iridibus croceis, corpore
ferrugineo, remige tertio longiore.

Frisch tab. 98.

Hat gleiche Heimath mit dem Uhu.

4. †. Passerina. das Käutzlein (Fr. la chevêche,
Engl. the little owl) S. capite laeui, re-
migibus maculis albis quinque ordinum
.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum;
lingua lacera
.

1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great
shrike
.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba,
dorso cano, alis nigris macula alba
.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie
die folgende Gattung, andrer Vögel Stimme
sehr geschickt nach.

2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur
, Engl. the red-backed shrike.) L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectri-

[Seite 160] cibus quatuor intermediis vnicoloribus,
rostro plumbeo
.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von In-
secten, zumahl Käfern, Grashüpfern etc. die er
zum Vorrath an Schwarzdorn und anderes dor-
niges Gebüsche anspießt.


II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß
den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden
durch die theils sehr großen, dicken, aber in
Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kennt-
lich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der
Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr.
perroquet, Engl. parrot) Mandibula su-
perior adunca, cera instructa; lingua
carnosa, integra. Pedes scansorii.

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat-
tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge-
schränkte Heimath haben, daß sich, z.B. auf
den Philippinen, verschiedene derselben bloß einzig
und allein auf der einen oder andern Insel, und
hingegen nie auf den noch so nahe liegenden,
benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Pa-
pageyen viel Auszeichnendes, Eigenes in ihrem
Betragen. Sie wissen sich z.B. ihrer Füße fast
wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise
damit zum Munde, krauen sich damit hinter den
Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so
[Seite 161] treten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den
Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf etc.
Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt
und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen
fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, An-
halten u.s.w. Beyde Geschlechter lernen leicht
Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn
gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.

1. Macao. der Aras, indianische Rabe
(Aracanga). P. macrourus ruber, remi-
gibus supra caeruleis, subtus rufis, genis
nudis rugosis
.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari
pectoreque rubro, gula nigra.

Edwards 's l. c. tab. 292.

Ist Ostindien.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus,
crista plicatili flaua.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis
albis, cauda coccinea
.

Frisch tab. 51.

Auf Guineea, Congo und Angola.

5. Ochrocephalus (Fr. l'amazone à tête jaune.)
P. viridis, vertice flauo, tectricibus alarum
puniceis, remigbus ex viridi, nigro, vio-
laceo et rubro variis, rectricibus duabus
extimis basi intus rubris
.

Daubenton Pl. 312.

In Südamerica.

[Seite 162]

6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu-
rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia
nigra, orbitis cinereis
.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel
größer als ein Blutfink. Hat den französischen
Nahmen von der Zärtlichkeit, womit die beyden
Gatten einander zugethan sind.

6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras.
Rostrum maximum, inane, extrorsu
serratum, apice incuruatum. Pedes
scansorii plerisque
.

Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen
dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer
Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und
von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist
eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an
der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den
Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt
sehr, nach der Verschiedenheit der beyden Ge-
schlechter, auch nach dem Alter etc.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente,
versus basin fascia nigra, fascia abdomi-
nali flaua
.

7. Bvceros. Der Nashornvogel, Calao.
(hydrocorax.) Rostrum maximum, inane,
ad basin versus frontem recuruatum;
pedes gressorii
.

[Seite 163]

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls
abenteuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ost-
indien und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali
recuruato
.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 24.


III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße, und meist einen geraden, nicht dicken
Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picvs. Specht (Fr. pic. Engl. wood-
pecker
.) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato; lingua teres lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata, apice retrorsum
aculeato; pedes scansorii
.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in
zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die
von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschä-
del unter der Haut liegen, und sich an der
Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen.
Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn,
mittelst welcher diese Vögel ihre wurmförmige
Zunge desto leichter hervorschießen, und an der
hornigen Spitze derselben Insecten anspießen
können.

1. †. Martius, der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo
.

Frisch tab. 34. fig. 1.

[Seite 164]

Nebst den folgenden Gattungen im mildern
Europa und nördlichen Asien.

2. †. Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. †. Maior. Der große Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, occipite
rubro
.

Frisch tab. 36.

4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, vertice
rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acu-
minatum; lingua lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata; pedes scansorii
.

1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the
wryneck
.) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche
Heimath wie die vorgedachten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu-
latum, teretiusculum, apice compresso,
mandibula superiore paullo longiore;
pedes ambulatorii
.

1. †. Europaea. der Blauspecht (Fr. la sitelle
le torchepot
, Engl. the nut-hatch, the wood-
[Seite 165] cracker.) S. rectribus nigris, lateralibus
quatuor infra apicem albis
.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todvs. Rostrum subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi setis
patulis; pedes gressorii
.

1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green
sparrow
.) T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern America.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, cras-
sum, rectum, longum; digitus versatilis
.

1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon. Fr. le
martin pécheur
, Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda
breui
.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von
Fischen. Vertrocknet (so wie auch der Kreuz-
schnabel und vielleicht manche andere Vögel mehr)
nach dem Tode leicht, ohne in Fäulniß überzugehen.

13. Merops. Rostrum curuatum compres-
sum, carinatum; pedes gressorii.

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi
caerulescente, gula lutea, fascia tempo-
rali nigra
.

Frisch tab. 222.

Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt
von Insecten.

[Seite 166]

14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue-
xum, subcompressum, obtusiusculum;
pedes ambulatoii.

1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn.
(Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) U. crista
variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von
Regenwürmern und mancherley Insecten. Nistet
in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles an-
merkt, oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*).

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum
arcuatum, tenue, subtrigonum, acu-
tum; pedes ambulatorii
.

1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper,
Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim-
pereau
, Engl. the creeper.) C. grisea. subtus
alba, remigibus fuscis; rectricibus decem
.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte
an den Baumstämmen herum, um Insecten und
ihre Puppen zu suchen etc.

2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea,
tectricibus roseis, remigibus rectricibusque
fuscis, maculis alarum fuluis niueisque.

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings
Größe, und lebt einsam im warmern Europa.
Nahmentlich im C. Bern. In Deutschland ists
äußerst selten. Nistet in allem Gemäuer, auf
Thürmen etc.

[Seite 167]

3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus remigi-
busque nigris
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche
Einwohner mit den Federchen dieses kleinen car-
moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz,
und andere Kleidungsstücke, Helme etc. sogar
ganze Mäntel etc. überziehen.

4. Sannio. C. oliuacea, vertice subuiolaceo,
remigibus caudaque subfurcata fuscis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilvs.*) Colibri, Honigsau-
ger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche.
Engl. humming bird.) Rostrum subulato-
filiforme longum. Mandibula inferiore
tubulata, superiore vaginante inferio-
rem. Lingua filis duobus coalitis tubu-
losa; pedes ambulatorii
.

Das ganze Geschlecht ist, soviel man bis jetzt
weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht
bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich
bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste
von Patagonien.

A) Curuirostres (eigentliche Colibris.)

1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber,
rectricibus intermediis longissimis, capite
fusco, gula aurata vropygioque viridi
.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

[Seite 168]

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)

2. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi
nitente, subtus albido; rectricibus laterali-
bus margine exteriore albis
.

Edwards tab. 105

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge-
trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein
Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer
Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von
einer Zuckererbse.

3. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le
Rubis-topase
.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo
.

Seba. thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen
mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie
glühendes Gold.


IV. CORACES.

Die Vögel dieser Ordnung haben einen
starken, oben erhabenen Schnabel von mittel-
mäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben
theils von Getreide u.a. Pflanzensamen etc.
theils von Insecten, und auch von Aas; und
haben mehrentheils ein wilderndes, unschmack-
haftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, subqua-
drangulare: mandibulis gibbis, integris,
extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu-
latorii.

[Seite 169]

1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef-
eater
.)

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien etc.

18. Crotophaga. Rostrum compres-
sum, semiouatum, arcuatum, dorsato
carinatum. Mandibula superiore margine
vtrinque angulata. Nares peruiae
.

1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the ra-
zorbilled blackbird
.) C. pedibus scansoriis.

Latham l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen
sich zusammen halten und sich ein gemeinschaft-
liches Nest bauen, mit einander brüten etc.

19. Corvvs. Rostrum conuexum cultra-
tum, nares mystace tectae; pedes am-
bulatorii.

1. †. Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. ater dorso atro cae-
rulescente, cauda subrotunda
.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge-
hends in beyden Welten. Hat einen überaus
scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge
Enten, selbst junge Hasen etc. schleppt auch an-
dere Sachen zu Reste, die er nicht fressen kann.

2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille
, Engl. the carrion crow.) C. atro-
caerulescens totus, cauda rotundata: rectri-
cibus acutis
.

Buffon Vol. III. tab. 3.

[Seite 170]

3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka-
rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl.
the rook.) C. ater, fronte cinerascente,
cauda subrotunda
.

Frisch tab. 64.

In Europa. Ein überaus nützliches Thier,
das unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Gras-
raupen etc. verzehrt.

4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau-
benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl.
the hooded crow, royston crow.) C. cinera-
scens, capite iugullo alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 65.

In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die
Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar thut
doch aber auch den Maisfeldern größen Schaden.

5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite
incano, fronte alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le
jeay
. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum
caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque,
corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le
casse noix
. Engl. the nut cracker.) C. fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris:

[Seite 171] rectricibus apice albis: intermediis apice
detritis
.

Frisch tab. 56.

In der nördlichen Erde.

8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd-
liches Thier für junges Meyergeflügel.

20. Coracias. Rostrum cultrarum,
apice incuruato, basi pennis denudatum;
pedes ambulatorii
.

1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl.
the roller.) C. caerulea, dorso rubro, re-
migibus nigris
.

Frisch tab. 57.

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man-
deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracvla. Rostrum conuexo-cultra-
tum, basi nudiusculum. Lingua integra,
acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor
grakle
.) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flaua.

Buffon vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und
lernt leicht Worte nachsprechen.

[Seite 172]

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata
.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica.

22. Paradisea.*) Paradisvogel (ma-
nucodiatta
.) Rostrum basi plumis tomen-
tosis tectum. Pennae hypochondriorum
longiores. Rectrices duae superiores
singulares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland,
da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist,
von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo-
lucken u.a. benachbarten Inseln streichen. Noch
jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die
wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als
Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Ab-
sicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leicht-
gläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt
abzusprechen wagten**).

1. Apoda. (Fr. l'Émeraude) P. brunnea pen-
nis hypochondriis luteis corpore longior-
ibus, rectricibus duabus intermediis longis
setaceis.

Edwards tab. 110.

[Seite 173]

23. Trogon. Curucu. Rostrum capite
breuius, cultratum, aduncum, margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii
.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus,
gula nigra
.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bvcco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro-
strum cultratum, lateraliter compressum
apice vtrinque emarginato, incuruato,
rictu infra oculos protenso
.

1. Collarius. (Capensis Linn.) B. rufus, fascia
humerali fulua, pectorali nigra
.

Buffon vol. VII tab. 4.

Ebenfalls in Guiana; nicht am Cap.

25. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum
Nares margine prominulae. Pedes
scansorii
.

1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni-
gricante albo-punctata
.

Frisch tab. 40. u. f.

In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch
nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er
bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes Früh-
jahr legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln
in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen etc.
zwischen dieser ihre eigenen Eyer, da sich dann
diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-
geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine
Eyer nicht größer sind, als dieser so weit klei-
nern Vögel ihre, und daß sie auch nicht länger
[Seite 174] als diese bebrütet zu werden brauchen. Der
junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell,
und wirft die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun-
gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest.
Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuver-
läßig bekannt.

2. Indicator. Der Honigkuckuck, Sengo, Mook.
C. cauda cuneiformi fusco-et albido-ma-
culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus
nigris
.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts,
hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit wel-
cher er, wie der Honig-Dachs (s. oben S. 96.) seine liebste Nah-
rung, die wilden Bienennester, aufzusu-
chen weiß.

26. Oriolvs. Rostrum conicum, con-
vexum, acutissimum, rectum: mandibula
superiore paulo longiore, obsolete emar-
ginata; pedes ambulatorii
.

1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel,
der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le
loriot.
) O. luteus, pedibus nigris, rectrici-
bus exterioribus postice flauis.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Das
Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen
olivengrün. Macht sich ein künstliches, napf-
förmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen
befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the
black bird
.) O. niger, alarum tectricibus
coccineis
.

Catesby vol. I. tab. 13.

[Seite 175]

Im mildern Nordamerica. Hält sich gemei-
niglich zu dem abgedachten Maisdieb (Gracula
quiscula.)

3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger,
dorso postico maculaque tectricum alarum
basique rectricum luteis
.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige
und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts,
ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und
Binsen*).


V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel
von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben
in Monogamie, nähren sich von Insecten und
Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaf-
tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.

27. Alavda. Rostrum cylindrico-subula-
tum, rectum, mandibulis aequalibus,
basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po-
sticus rectior digito longior
.

1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-
lark
, sky-lark.) A. rectricibus extimis
[Seite 176] duabus extrorsum longitudinaliter albis:
intermediis inferiore latere ferrugineis
.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich
wie Hühner und viele andere so genannte
Scharrvögel (aues pulueratrices) im Sande.

2. †. Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche. (Fr. le cochevis) A. rectrici-
bus nigris: extimis duabus margine exte-
riori albis, capite cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, an-
gulato-depressum, obtusiusculum: man-
dibula superiore integerrima, margini-
bus patentiusculis
.

1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, starling.)
S. rostro flauescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis
.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares
Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, emar-
ginato.

1. †. Visciuorus. Die Schnarre, Misteldros-
sel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine.
Engl. the missel bird, shrite.) T.
dorso fusco, collo maculis albis, rostro
flauescente
.

Frisch tab. 15.

[Seite 177]

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich
von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fort-
gepflanzt werden.

2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la
litorne, tourdelle
. Engl. the fieldsare.)
T. rectricibus nigris: extimis margine in-
teriore apice albicantibus, capite vropy-
gioque cano
.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Krammets-) Beeren.

3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel. (Fr.
le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis
subtus ferrugineis, superciliis flauescentibus.

Frisch tab. 28.

Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit
Letten und faulem Holze aus; und da letzteres
theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so
ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der
Alten, von einer ave hercynica noctu lucente
gegeben haben.

4. †. Musicus die Sangdrossel, Weindrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle
song thrush
.) T. remigibus basi interiore
ferrugineis.

Frisch tab. 27.

Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori-
gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spiel-
art von ihr.

5. Polyglottus. Die americanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock
bird.
) T. fusco-cinereus, subtus albidus,
maculis verticis, alarum, et caudae candidis
.

Catesby Vol. I. tab. 27.

[Seite 178]

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Ahmt andrer Vögel Stimme leicht und täu-
schend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau-
daque nigris, occipite cristato.

Edwards tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un-
zählige Zugheuschrecken.

7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird, amzell.)
T. ater, rostro palpebrisque flauis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich
von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues
Gedächtniß.

30. Ampelis. Rostrum rectum, conue-
xum: mandibula superiore longiore, sub-
incuruata, vtrinque emarginata
.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur
de Boheme
. Engl. the bohemian chatterer.)
A. occipite cristato; remigum secundario-
rum
apice coccineo lanceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in man-
chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutsch-
land: zumahl auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum;
frontis basi rotundatum; mandibula in-
ferior margine laterali inflexa.

1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
[Seite 179] le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld-
apple
.) L. rostro forsicato.

Frisch tab. II. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde.
Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch-
fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.)
L. linea alarum alba, remigibus mediis
apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore
baseos nigris
.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink Lie-
big, Gimpel (rubicilla, Fr. le bouvreuil
Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris,
rectricibus caudae remigumque posticarum
albis
.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichern alten Welt, Beide Ge-
schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein-
ander accompagniren, und sogar Worte aussprechen.

4. Gregaria. L. ex grifeo flauescens, fronte
oliuacea, nucha, humeris, alis et cauda
fuscis.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Herden von mehreren hunder-
ten ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen
bauen, und das wunderbare Gebäude mit einem
gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture fla-
vis, fascia oculari viridi, abdomine grifeo,
rostro, pedibus cauda remigibusque nigris
.

Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.

[Seite 180]

Ebenfalls am Cap. Bauet auch eins der wun-
dersamsten Nester, am Wasser, fast retortenförmig
mit einer abwärts hängenden Nebenröhre zum
Ein- und Ausflug, deren Mündung nahe über
der Wasserfläche zu hängen kommt.

6. Cardinalis. der indianische Haubenfink,
die virginische Nachtigall. (Engl. the red
bird
.) L. cristata rubra, capistro nigro,
rostro pedibusque sanguineis
.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerica, und wegen seines rothen
Gefieders und seines Gesanges häufig nach Europa
gebracht.

7. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün-
schwarz, die Zwuntsche. (anthus, florus.
Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L.
flauicanti-virens, remigibus primoribus an-
tice luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis
.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni-
cum, mandibulae basi deorsum a se in-
vicem discedentes: inferiore lateribus
inflexo-coarctata, superiore angustiore
.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the
snow bunting
.) E. remigibus albis, primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris,
lateralibus tribus albis
.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum
Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber
[Seite 181] zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen
sehen läßt.

2. †. Miliaria. Die graue Ammer. (Fr. le
proyer
. Engl. the bunting.) E. grisea,
subtus nigro maculata, orbitis rufis
.

Frisch tab. 6. tab. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, windsche Goldammer. E.
remigibus nigris, primis tribus margine
albidis; rectricibus nigris, lateribus dua-
bus extrorsum nigris
.

Frisch tab. 5. fig. 3. 4.

In den wärmern Gegenden von Europa und
dem benachbarten Asien.

4. †. Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the
yellow kammer
.) E. rectricibus nigrican-
tibus; extimis duabus latere interiore ma-
cula alba acuta
.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorso-
que spadiceis, crisso albido, rectricibus
duabus vtrinque extimis fascia obliqua alba.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à
collier d'or
. Engl. the whidah bird.) E.
fusca, pectore rubro, rectricibus interme-
diis quatuor elongatis acuminatis: duabus
longissimis, rostro rubro
.

Edwards tab. 86.

[Seite 182]

Hat den englischen, nachher in andern Spra-
chen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen
von seiner Heimath, dem Königreich Whydah
(oder Judah) auf der guineischen Küste.

33. Tanagra Rostrum conicum, acu-
minatum, emarginatum, basi subtrigo-
num, apice decliue
.

1. Iacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec
d'argent
, Engl. the red-breasted blackbird.)
T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

In Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum
rectum acuminatum.

1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink,
Rothfink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl.
the chaffinch.) F. artubus nigris, remigibus
vtrinque albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa; hat mannigfaltigen
Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier
von sechs oder mehr Meilen in die Runde über-
ein, und in benachbarten Gegenden wieder an-
ders schlagen.

2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink,
Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr.
le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.)
F. alarum basi subtus flauissima.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

[Seite 183]

Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die
Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen
Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle.)
F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda-
riis tectricibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. I.

Auf dem Caucasus, und in den europäischen
Alpen.

4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret. Engl. the goldfinch, the
thistlefinch
.) F. fronte et gula coccineis,
remigibus antrorsum flauis: rectricibus
duabus extimis medio, reliquisque apice
albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbar-
ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit
der Canarien-Sie schöne Bastarde*).

5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad
finch
.) F. fusca refescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man
behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen,
die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht
bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker-
vöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro
albido, corpore subfusco, pectore flauescente
rectricibus remigibusque virescentibus
.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

[Seite 184]

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den canarischen Inseln zuerst nach Eu-
ropa gebracht worden zu seyn; ist aber seitdem
daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet.
Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlich-grau mit
gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders
die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem
Kopfe (so genannte Rapp-Vögel), und die
Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri-
nus, acanthis.
Fr. le tarin. Engl. the siskin.)
F. remigibus medio luteis: primis quatuor
immaculatis, rectricibus basi flauis, apice
nigris
.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und
Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein
NEst selten gefunden wird*).

8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet
.) F. remigibus primoribus rectricibus-
que nigris, vtroque margine albis
.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nord-America.

9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs-
fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin.
Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri-
cibusque fuscis, margine obsolete pallido,
litura alarum albida
.

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

[Seite 185]

10. †. Domestica. der Sperling, der Spatz.
(Fr. le moineau, Engl. the sparrow.) F.
remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra,
temporibus ferrugineis
.

In ganz Europa und den benachbarten Län-
dern der übrigen alten Welt fast allgemein ver-
breitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegenden,
wie z.B. an manchen Orten in Thüringen (und
zwar auch an solchen, wo es doch weder an
Laubholz noch Obststämmen etc. fehlt) nicht findet.
Er ist sehr wollüstig, und brütet vier Mahl im
Jahre. Freylich für Gärten und Feld ein schäd-
liches Thier, das aber doch auch unzähliges
Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz
weiße Sperlinge.

35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche. Engl.
flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin-
que emarginatum, apice incuruo;
vi-
brissae
patentes versus fauces.

1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra subtus frontisque macula alarumque
speculo albis, rectribus lateralibus extus
albis
.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum
rectum: mandibulis subaequalibus.

1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr.
le rossignol. Engl. the nightingale.) M.
rufo-cinerea, armillis cinereis
.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und
Asien. Kommt im April in unsern Gegenden
[Seite 186] an. Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von
uns, man weiß noch nicht gewiß, wohin; we-
nigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.

2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette.
Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca,
subtus albida, rectricibus fuscis: extima
margine tenuiore alba
.

Frisch tab. 21 fig. 3.

Im mildern Europa.

3. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca,
subtus alba, pectore cinereo maculato
.

Frisch tab. 22. fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumahl
auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack-
haften Fleisches weit verführt wird.

4. †. Alba. das Ackermännchen, die weiße
oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere.
Engl. the white waterwagtail.) M. pectore
nigro, rectricibus duabus lateralibus di-
midiato-oblique albis
.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, oliuaceo-macu-
lata, subtus ex flauescente alba, gula
miniata, linea alba nigraque oincta, loris
nigris. superciliis albis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the
black-cap
.) M. testacea, subtus cinerea,
pileo obscuro
.

Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa.

[Seite 187]

7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr.
le rossignol de muraille. Engl. the redstart.)
M. gula nigra, abdomine caudaque rufis,
capite dorsoque cano
.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nach-
tigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit
mit ihr.

8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr.
le rougegorge. Engl. the red breast.) M.
grisea, gula pectoreque ferrugineis.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win-
ter bey uns.

9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig.
(Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro
cinereoque vndulatis
.

Frisch tab. 24. fig. 3.

In der nördlichern Erde. Macht sich ein be-
decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*),
und legt zahlreiche Eyer.

10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet
.) M. remigibus secundariis exteriori
margine flauis, medio albis, crista verti-
cali crocea
.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste
europäische Vogel.

[Seite 188]

11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota
pallide lutea
.

J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er
sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er
einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten
Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß
dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird,
die er mit Flaumen etc. ausfuttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite
breuius, basi subtrigonum integerrimum,
apice incuruum. Pedes gressorii
.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista
erecta margine purpurea, corpore croceo,
tectricibus rectricum truncatis
.

Edwards tab. 264.

In Guinea etc.

38. Parvs. Meise. (Fr. mesange, Engl.
titmouse.) Rostrum integerrimum, basi
setis tectum
.

1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise.
(Fr. la charbonniere. Engl. the great tit-
mouse
.) P. capite nigro, temporibus albis,
nucha lutea
.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi-
ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an-
dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt etc.
Man hat bey dieser und andern über Winter
bey uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts
angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels
[Seite 189] weit härter wird als im Sommer, das ihnen
beym Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen
Erdreich zu passe kommt.

2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la
mesange bleue
. Engl. the nun.) P. remigi-
bus caerulescentibus; primoribus margine
exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr
ein unzählige Insecten.

3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à
longue queue
. Engl. the longtailed titmouse.)
P. vertice albo, cauda corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer,
baut sich ein sackförmiges Nest*) von Moos,
Wolle etc. und bekleidet es von außen mit den
nähmlichen Baumkrätzen u.a. Moosen, womit
der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt,
bewachsen ist.

4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der
indianische Sperling. (Fr. le moustache.
Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano,
cauda corpore longiore, capite barbato
.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England etc.

5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la
mesange de Pologne
.) P. capite subferrugi-
[Seite 190] neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri-
cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo
.

J. D. Titii parus minimus Remiz descri-
ptus
. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Ober-Italien, Polen,
Sibirien etc. Baut sich ein beutelförmiges Nest
von Pappelwolle etc. das sie an einem dünnen
Aste aufhängt.

39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum mi-
nimum incuruum, subulatum, basi de-
pressum
.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von
den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Die
bekannte Streitfrage über den Winteraufenthalt
unserer hieländischen Schwalben, zumahl der bey-
den ersten Gattungen, ist nach allem, was darüber
geschrieben worden, doch noch nicht vollkommen
ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)
oder für die andere**) Behauptung angeführten
Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie ge-
macht worden, nicht bestimmt genug angegeben
[Seite 191] sind. In dubio doch aber immer das Weg-
ziehen derselben nach wärmern Gegenden bey
weiten die mehreste Wahrscheinlichkeit für sich.

1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée
. Engl. the house-swal-
low, chimney-swallow
.) H. rectricibus,
exceptis duabus intermediis, macula alba
notatis
.

Frisch tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet-
sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser
und der folgenden Gattung sind bey den Systema-
tikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt
worden. Hier diese, mit den nakten unbefiederten
Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, heißt
füglich die Stadtschwalbe, da sie öfter als die
folgende in den Städten sich findet. Sie baut
ihr offenes Nest (– das oft von Wanzen wim-
melt –) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern,
und auf den Dörfern in den Hausären und unter
die Rauchfänge.

2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Sprrschwalbe.
(hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de
muraille
, le martinet à cul blanc. Engl.
the martin.) H. pedibus hirsutis, rectrici-
bus immaculatis, dorso nigro caerulescente,
tota subtus alba
.

Frisch tab. 17. fig. 2.

Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist
auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm
Dache, an den Kirchfenstern etc. Macht ihr Nest
aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.

[Seite 192]

3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sand-
martin, shore bird
.) H. cinerea, gula ab-
domineque albis
.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand-
hügeln etc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis
.

Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den
sundaischen u.a. Inseln des indischen Archipe-
lagus bis Neu-Guinea etc. Baut da in die Ufer-
löcher und Berghöhlen die berufnen indianischen
oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase
ähnelt und vermuthlich aus halbverdauten, da-
durch für Fäulung gesicherten und so regurgitirten
molluscis besteht. Man sammelt jährlich wohl
vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils
nach Schina verkauft werden.

5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe,
Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the
black martin
, swift.) H. nigricans, gula
alba
, digitis omnibus quatuor anticis.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimvlgvs. Rostrum modice
incuruum, minimum, subulatum, basi
depressum; vibrissae ciliares. Rictus
amplissimus; vnguis intermedius intror-
sum ciliatus
.

1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe,
[Seite 193] Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent.
Engl. the goatsucker, night-raven.) C. na-
rium tubis obsoletis
.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören
läßt. Es lebt von Insecten, besonders von
Nachtfaltern etc. und die alte Sage, daß es den
Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.


VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße und einen convexen Schnabel, der an
der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen
ist, und dessen obere Hälfte zu beyden Seiten
über die untere tritt. Sie nähren sich meist
von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein-
weichen; leben in Polygamie, legen zahlreiche
Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.

41. Columba. Taube. (Fr. und Engl.
pigeon.) Rostrum rectum versus apicem
descendens
.

a) Cauda aequali modica.

1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl.
the stock dove.) C. caerulescens, ceruice
viridi nitente, dorso postico albo, fascia
alarum apiceque caudae nigricante.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst
[Seite 194] nach etwas südlichern Gegenden. Die in mil-
dern Erdstrichen hingegen überwintern scharen-
weise in Felsen-Klüften, kohlen Bäumen etc.
Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre,
die Haustaube hingegen neun bis zehn Mahl,
so daß man von einem einzigen Paar binnen vier
Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vor-
züglichsten Abarten (wovon doch manche für
besondere Gattungen angesehen werden) sind
folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pi-
geon pattu
, Engl. the rough-footed
dove
.) mit langbefiederten Füßen. Frisch
tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand-
gosier
, Engl. the cropper pigeon.) mit
theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon
cravate
, à gorge frisée. Engl. the turbit.)
mit krausen Brustfedern und ganz kurzem
Schnabel. Frisch tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon
culbutant
, Engl. the tumbler.) mit glat-
tem Kopf und einem kahlen rothen Augen-
ring: überschlägt sich im steigenden Fluge.
Frisch tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube.
(Fr. le pigeon nonain, Engl. the jacobine.)
mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche.
Frisch tab. 150.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh-
nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl.
the shaker.) mit aufrechtem, ausgebreitetem
Schwanze. Frisch tab. 151.

[Seite 195]

g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube,
türkische Taube. (Fr. le pigeon messager,
Engl. the carrier pigeon.) mit rothen
Fleischwarzen um den Schnabel und die Au-
gen herum. Diese Taubenart hat ihren
Nahmen daher, weil man sich ihrer vorzüg-
lich ehedem in der Levante bediente, um
Briefe zu überschicken*).

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta,
humeris ferrugineis
.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Auf Neu-Guinea und den benachbarten In-
seln. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. †. Palumbus, die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier,
Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo vtrinque albo
.

Frisch tab. 138.

Meist in ganz Europa.

4. † Turtur. die Turteltaube. (Fr. la
tourterelle
, Engl. the turtle-dove.) C.
rectricibus apice albis, dorso griseo,
pectore incarnato, macula laterali colli
nigra lineolis albis
.

Frisch tab. 140.

In den warmen und mildern Gegenden der
alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit
und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibun-
gen abgerechnet, haben sie darin nichts vor an-
dern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.

[Seite 196]

5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle
à collier
, Engl. the indian tourtle.) C. supra
lutescens lunula ceruicali nigra
.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de-
nudatis sanguineis, pectore ruso
.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen America. Macht, zur Zeit
ihrer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung
der dasigen Indianer aus, die auch Tausende
derselben räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope
oculos nuda, papillosa
.

1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille,
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor-
pore griseo maculato, superciliis albis,
rectricibus margine lunulaque ferruginea
.

Frisch tab. 117.

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel,
der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge
sehen läßt.

2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
subfusco
.

Frisch tab. 114.

Im mittlern Europa und in den mildern Ge-
genden des asiatischen Rußlands.

3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta-
velle
.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque
[Seite 197] sanguineis, gula alba cincta fascia nigra
albo punctata
.

Daubenton planch. enlum. 231.

Im südlichen Europa und Orient. Wird aus
den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel
gehalten.

4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinole.)
T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis
punctis nigris fascia nigra; exceptis inter-
mediis duabus
.

Buffon vol. II. tab. 7.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern
Europa.

5. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr.
la gelinote blanche. Engl. the white game.)
T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis; intermediis albis
.

Frisch tab. 110. 111.

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden
der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von
grauer Farbe. Nahmentlich ein überaus wichti-
ges Thier für die europäischen Colonisten in La-
brador und Grönland.

6. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit te-
tras
, Engl. the black cock.) T. pedibus hir-
sutis, cauda bifurcata, remigibus secunda-
riis basin versus albis
.

Frisch tab. 109.

In der nördlichern alten Welt.

7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq
de bruyere
, tetras. Engl. the cock of the
wood
.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun-
data, axillis albis.

Frisch tab. 107. 108.

[Seite 198]

Im nördlichern Europa, hat ein äußerst schar-
fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer
Kehlkopf liegen tief unten im Halse.

43. Nvmida. Caput collo compresso co-
lorato cornutum: palearia carunculacea
ad latera maxillae vtriusque
.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in-
structo nares recipiente
.

Frisch tab. 126.

In Africa einheimisch, aber auch längst nach
Europa und viele Gegenden von America verflanzt.

44. Phasianvs. Genae cute nuda lae-
vigata
.

1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq,
Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa
verticis geminaque gulae, auribus nudis,
cauda compressa ascendente
.

Die vermutliche wilde Stammrasse*) ist in
Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe;
und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen
an den Spitzen der Hals- und Flügelfedern
aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des
Seidenschwanzes ähneln). Der Haushahn hin-
gegen ist meist über die ganze Erde verbreitet.
Doch ist er erst durch die Spanier nach America
gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee
bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon
vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der
Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmah-
ligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der
[Seite 199] ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte
längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes
Volksschauspiel.

Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser
Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend-
sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils
in wahre zum erblichen Schlag gewordene Mon-
strositäten*); sowohl per defectum (– s. oben
S. 22 –), wie der ungeschwänzte Bluthahn;
als per excessum (– a. a. O. –), wie z.B.
mit 5 oder gar 6 Zehen**).

Unter den übrigen Abarten verdienen besonders
bemerkt zu werden:

a) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so
groß als der gemeine Haushahn.

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum
halb so groß als der gemeine.

c) Der krause Hahn, friesländische Hahn,
mit krausen lockigen Federn.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc.
Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,
daher die Fabel von Bastarden, die von Ka-
[Seite 200] ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten,
entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor-
gebirge, wo auch noch andere Vögelarten
diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl.
the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata genis
papillosis
.

Frisch. tab. 123.

Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min-
grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. luteus, nigro punctatus, fa-
cie rubra, occipite cristato caeruleo
.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

Das prachtvolle, nebst den beyden folgenden
Gattungen zumahl in Schina einheimische Thier,
mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß.

4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flaua,
pectore coccineo, remigibus secundariis
caeruleis, cauda cuneata
.

Edwards tab. 68. 69.

Bey dieser und der nächstfolgenden Gattung
zeichnen sich die erwachsenen Männchen durch
die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus

5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata
.

Edwards tab. 66.

45. Crax. Rostrum basi cera obductum
in vtraque mandibula. Pennae caput
tegentes reuolutae
.

[Seite 201]

1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore
nigro, ventre albo
.

Buffon Vol. II. tab. 13.

In Guiana etc.

46. Meleagris. Caput carunculis spon-
giosis tectum, gula caruncula membra-
nacea longitudinali
.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche
Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le din-
don
, Engl. the turkey.) M. maris pectore
barbato
.

Im mittlern und nördlichern America, wo er
in großen Herden zu hunderten auf Bäumen
lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge-
bracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten
wird, und in mancherley Varietäten von weißer
u.a. Farben ausgeartet ist.

47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae.

1. †. Cristatus, der Pfau. (Fr. le paon, Engl.
the peacock.) P. capite crista compressa, cal-
caribus solitariis
.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu-
ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich
vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner
Schwanz- oder vielmehr Rücken-Federn aus.
Unter den Spielarten ist die weiße am gemeinsten.

48. Otis. Rostrum mandibula superiore
fornicata: pedes cursorii
.

[Seite 202]

1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde,
Engl. the bustard.) O. maris capite iugu-
loque vtrinque cristato
.

Frisch tab. 106. u. f.

Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen
wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn
am Halse einen weiten verborgenen Sack, der
sich unter der Zunge öffnet.


VII. STRVTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbundenen
Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü-
geln ohne Schwungfedern.

49. Strvthio. Rostrum subconicum,
pedes cursorii.

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche, Engl.
the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito
exteriore paruo mutico, spinis ala-
rum binis
.

Latham Vol. III. P. I. tab. 71.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von
acht Fuß und darüber erreicht, und in Africa zu
Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird
bey ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit
seines Laufs vergütet. Vorzüglich wird er durch
seine Federn schätzbar.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi-
bus tridactylis, galea palearibusque nudis,
remigibus
spinosis.

Latham l. c. tab. 72.

[Seite 203]

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner
mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und
ähneln Pferdeharen, und es entspringen immer
zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaft-
lichen Kiele.

Eine dem Casuar ähnliche Gattung, der so ge-
nannte amerikanische Straus (struthio rhea)
ist in Chili zu Hause: – und eine noch andere
neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Süd-
wallis entdeckt worden.

50. Didvs. Rostrum medio coarctatum
rugis duabus transuersis; vtraque man-
dibula inflexo apice: facies vltra ocu-
los nuda
.

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula-
toriis, cauda breuissima, pennis incuruis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon. –
Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel,
der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung
angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht
mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er
das schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen
Classe, folglich leicht zu fangen, und doch we-
gen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen
war*).

[Seite 204]

So weit die Landvögel. Nun die Was-
servögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen
walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge,
lange Füße, und auch mehrentheils einen lan-
gen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten
sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben
meist von Amphibien, Fischen, Insecten und
Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der
Erde oder im Schilf, und werden großentheils
durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und
durch ihre Eyer nutzbar.

51. Phoenicoptervs. Rostrum de-
nudatum, infracto-incuruatum, denti-
culatum, pedes tetradactyli
.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre.
P. ruber, remigibus nigris.

Catesby vol. I. tab. 73 sq.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche beyder
Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper,
aber ganz auffallend langem Halse und Beinen,
wohl mannshoch.

52. Platalea. Rostrum planiusculum;
apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati
.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel-
reiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon-
[Seite 205] bill
.) P. corpore albo, gula nigra, occi-
pite subcristato
.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder, zumahl in der westlichen
alten Welt.

53. Palamedea. Rostrum conicum,
mandibula superiore adunca. Pedes te-
tradactyli, fissi
.

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis
bispinosis, fronteque cornuta
.

Latham Vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Süd-America.

54. Mycteria. Rostrum subadscen-
dens, acutum; mandibula superiore
triquetra; inferiore trigona acuminata
adscendente; frons calua; nares linea-
res; pedes tetradactyli.

1. Americana. (Jabiru, Touyouyou. Fr. la
cicogne du Bresil
.)

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

55. Cancroma. Rostrum gibbosum:
mandibula superiore cymbae resupinatae
forma
.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-
bill
.) C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien etc.

56. Ardea. Rostrum rectum, acutum,
longum, subcompressum: pedes tetra-
dactyli
.

[Seite 206]

1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor-
pore cinereo, alis extus testaceis
.

Frisch tab. 194.

In der nördlichen alten Welt.

2. † Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne,
Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis re-
migibusque nigris; rostro, pedibus cuteque
sanguineis
.

In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphi-
bien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze
Ketten junge Rebhühner u.s.w. schleppt auch
nicht selten Leinewand, Garn etc. ins Nest, um
es weich auszufuttern.

3. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr.
und Engl. heron.) A. occipite crista nigro
dependente, corpore cinereo, collo subtus
linea fasciaque pectorali nigris
.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beyden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten
auf hohen Bäumen, Eichen etc.*)

4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri-
stato, corpore albo, rostro nigro, loris pe-
dibusque virescentibus
.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumahl in Persien etc. Hat die langen, silber-
weißen, seidenartigen Rückenfedern.

[Seite 207]

5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite
laeuiusculo, supra testacea, maculis trans-
versis, subtus pallidior, maculis oblongis
fuscis
.

Frisch tab. 205.

In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.

57. Tantalvs. Rostrum longum, subu-
latum, teretiusculum, subarcuatum. sac-
cus iugularis nudus. pedes tetradactyli,
basi palmati
.

1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus
griseis, remigibus nigris, corpore rufescente
albido
.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im
Anhang tab. 35.

Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den
dasigen alten Denkmählern verewigte, und so
wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu-
mien bereitete*) und in besondern Gewölbern in
größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens
in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.

Ob der schwarze, etwas kleinere Ibis eine
besondere Gattung ausmacht, oder bloß etwa im
Alter vom weißen (der ungefähr die Größe vom
Storch hat) verschieden sey, ist noch mehr völlig
entschieden.

[Seite 208]

58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te-
retiusculum, obtusum, capite longius,
facies tecta, pedes tetradactyli, postico
pluribus articulis insistente
.

1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse
. Engl. the woodcock.) S. rostro basi
rufescente, pedibus cinereis, femoribus
tectis, fascia capitis nigra
.

Frisch tab. 226. u. f.

In den wärmern Gegenden der nördlichern
alten Welt.

2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen.
(Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro
recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis
lineis fuscis quaternis
.

Frisch tab. 229.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

59. Tringa. Rostrum teretiusculum
longitudine capitis, digito postico vniar-
ticulato, a terra eleuato
.

1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de
mer
. Engl. the ruff.) T. rostro pedibus-
que rubris, rectricibus tribus lateralibus
immaculatis, facie papillis granulatis carneis
.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen
Nahmen von der Streitbarkeit, mit welcher die
Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.

[Seite 209]

2. †. Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le
vanneau
. Engl. the lapwing.) T. pedibus
rubris, crista dependente, pectore nigro
.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.

60. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr.
pluvier, Engl. plover.) Rostrum teretiuscu-
lum, obtusum. Nares lineares. Pedes
cursorii, tridactyli
.

1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier
. Engl. the sea-lark.) C. pectore
nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver-
tice fusco, pedibus luteis
.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen
Erde, namentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

61. Recvrvirostra. Säbelschnäbler.
Rostrum depresso-planum, subulatum,
recuruatum, acuminatum
apici flexili.
Pedes palmati, tridactyli.

1. † Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und
Gewürmen, die er mit feinem sonderbar aufwärts
gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.

62. Haematopvs. Rostrum compres-
sum, apice cuneo aequali: pedes cur-
sorii tridactyli
.

[Seite 210]

1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann,
die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the
sea-pie
, pied oyster-catcher.) H. rostro
pedibusque rubris
.

Latham Vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.

63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula superiore margine
supra inferiorem fornicata
; frons calua,
pedes tetradactyli, subpinnati.

1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la
foulque
, morelle. Engl. the coot.) F.
fronte incarnata, armillis luteis, corpore
nigricante
.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichen Erde.

64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu-
siusculum. Nares ouatae in medio rostri
.
Frons carunculata, carunculis lobatis.
Alulae spinosae.

1. Iacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P.
vnguibus posticis longissimis, pedibus viri-
descentibus
.

Buffon vol VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien etc.

65. Rallvs. Rostrum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem versus,
aequale, acutum. pedes tetradactyli, fissi
.

1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr.
[Seite 211] le râle de genet. Engl. the rail, daker-
hen
.) R. alis rufo-ferrugineis.

Frisch tab. 210.

In den mildern Gegenden der alten Welt.
Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage,
als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.

66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni-
cum, conuexum, acutiusculum, mandi-
bula superiore longiore. Nares ouatae,
patulae. Pedes tetradactyli, fissi
.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Macku-
kawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra,
pectore columbino
.

Latham Vol. II. P. II. tab. 68.

In Süd-America, vorzüglich häufig am Ama-
zonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und ih-
rem Herrn zugethan.


IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr
nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern
sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen
sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in
ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey
den mehresten mit einer ausnehmend nerven-
reichen Haut überzogen. (– s. oben S. 140. –)
Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen
stacheligen Gaumen, und bey vielen von ihnen
[Seite 212] haben die Männchen vorn an der Luftröhre
eine besondere knorplige oder knöcherne Capsel.
Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein
Wasser annimmt, halten sich an den Ufern
des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf In-
seln, Klippen, im Schilf etc. auf, und leben
mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei-
stens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber,
besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Fe-
dern etc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.

67. Rhinchops. Rostrum rectum, man-
dibula superiore multo breuiore: infe-
riore apice truncata
.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the
sea-crow
, cut-water.) R. nigricans, sub-
tus alba, rostro basi rubro
.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer
als der untere und dieser liegt in jenem, gleich-
sam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.

68. Sterna. Rostrum edentulum, su-
bulatum, subrectum, acutum, compres-
siusculum. Nares lineares, ad basin
rostri
.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.)
S. corpore nigro, fronte albicante, super-
ciliis atris
.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beyden Wende-
zirkeln.

[Seite 213]

2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the sil-
ver-bird
.) S. cauda forficata; rectricibus
duabus extimis albo nigroque dimidiatis
.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

69. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden-
tulum, subulatum, rectum, acumina-
tum, pedes compedes.

1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl.
the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tri-
dactylis, corpore atro, rectricibus alarum
albis
.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore
fusco, pectore abdomineque niueo, remi-
gibus secundariis extremo apice albis
.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

3. †. Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite laeui,
palpebra inferiore lutea, macula ala-
rum alba
.

Edwards tab. 360. fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so
wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen etc.
verarbeitet.

70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl.
gull.) Rostrum edentulum, rectum, cul-
tratum, apice subadunco. Mandibula
inferior infra apicem gibba
.

[Seite 214]

Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch
finden sich auch welche auf der Südsee und
zwar in ungeheueren Scharen.

1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. al-
bicans, dorso canescente, rectricum apici-
bus, excepto extremo, nigris, pedibus
tridactylis
.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina-
tum, denticulatum. Facies tecta, pedes
palmati omnibus digitis connexis
.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe
einer Aente, aber mit einem sehr langen Halse,
den das Thier spiralförmig zusammen rollen und
so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen
will, los schnellen soll.

72. Phaëthon. Rostrum cultratum.
rectum, acuminatum, fauce pone ro-
strum hiante. Digitus posticus antror-
sum versus
.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille
en-queue
. Engl. the tropic-bird.) P. rectri-
cibus duabus longissimis, rostro serrato,
pedibus aequilibribus; digito postico con-
nexo
.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen den beyden
Wenbezirkeln. Nährt sich meist von den fliegen-
den Fischen.

[Seite 215]

73. Procellaria. Rostrum edentu-
lum, subcompressum; mandibulis aequa-
libus: superiore apice adunco: inferiore
apice compresso-canaliculato. Pedes
vngue postico sessili absque digito
.

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. (Fr. le petrel. Engl. the storm-
finch
, mother cary's chicken.) P. nigra,
vropygio albo
.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean.

Meist in offner freyer See fern vom Lande auf
Klippen, und die Schiffer sehen es als Zeichen
eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich
von da nach den Schiffen flüchtet. Die Ein-
wohner der Färber bedienen sich seiner statt Lampe,
indem sie ihm bloß einen Docht durch den Kör-
per ziehen und anbrennen, da dann die Flamme
von dem vielen Fette, das allmählig hinein
zieht, lange Zeit unterhalten wird.

74. Diomedea. Rostrum rectum; ma-
xilla superiore apice adunca: inferiore
truncata
.

1. Exulans. der Albators. (Fr. le mouton
du cap.
) D. alis pennatis longissimis, pe-
dibus aequilibribus tridactylis
.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber
mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite,
fliegt wohl 500 deutsche Meilen von irgend einem
Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20
[Seite 216] Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großen-
theils von fliegenden Fischen*).

75. Pelecanvs. Rostrum rectum,
apice adunco, vnguiculato; pedes
aequilibres; digitis omnibus quatuor
simul palmatis
.

a) Rostro edentulo.

1. . Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican.
(Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welt-
theile, (wenn anders die americanische Kropfgans
nicht specifisch von der in der alten Welt ver-
schieden ist.) Hat den griechischen Nahmen von
ihrer Eselstimme, den deutschen aber von dem
ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der ihr am
Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt,
daß er wohl 30 Pfund Wasser fassen kann.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird.) P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro
rubro, orbitis nigris
.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn-
liches mit dem Albatros: nur noch längere Flü-
gel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern,
und dem fliegenden Thier ein sonderbares An-
sehen geben.

3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr.
und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata,
[Seite 217] corpore nigro, rostro edentulo, capite
subcristato
.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr
ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in
Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild.
n. h. Gegenst. tab. 25. –)

b) Rostro serrato.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan
. Engl. the gannet, the soland goose.)
P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro
remigibusque primoribus nigris, facie
caerulea
.

Brisson T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und America,
zumahl auf den schottischen Inseln, und nah-
mentlich auf Baß*), wovon diese Gans den
Nahmen führt. Hier lauert sie im Sommer auf
die Züge der Häringe, so wie hingegen im Win-
ter um Portugal herum und an der Barbarey etc.
auf die Sardellen. Auf jenen schottischen Inseln
werden die jungen Vögel und die Eyer in uner-
meßlicher Menge aus den Nestern in den schrof-
fen Felsenklippen ausgenommen**).

76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum,
conuexum, obtusum: lingua ciliata,
obtusa
.

1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne
. Engl. the swan, elk.) A. rostro se-
micylindrico atro, cera nigra, corpore albo
.

Frisch tab. 152.

[Seite 218]

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit
gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit
längerer krummlaufender Luftröhre), unterschei-
den. Dieser letztere Gibt einen hellen weit schal-
lenden nicht unangenehmen Ton von sich.

2. Cygnoides. die spanische oder schinesische
Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the
swan-goose
, chinese goose.) A. rostro semi-
cylindrico; cera gibbosa, palpebris tumidis
.

Frisch tab. 153. 154.

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina, und wie es scheint auch auf den Sand-
wich-Inseln des stillen Oceans. Man unter-
scheidet mehrere Varietäten.

3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose
) A. rostro semicylindrico, corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato
.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter
den zahmen soll es wohl häufig völlig schnee-
weiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße
weibliche Gans geben.

4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl.
the grey goose.) A. cinerea, capite collo-
que nigris, genis gulaque albis
.

Edwards tab. 151.

Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han-
delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen
zu Betten. Gibt auch vorzügliche Schreibfedern.

5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo
.

Frisch tab. 156.

[Seite 219]

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde,
kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland
und andern mildern Gegenden, wo sie sich un-
ter andern von dem Thier der Aentenmuscheln
(Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die
alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel
nicht aus einem Ey, sondern ans einer Muschel
hervor komme u.s.w.*)

6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet
. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.)
A. rostro cylindrico, cera postice bifida,
rugosa
.

Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.

In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf
Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer
sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein
Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaum-
federn, die unter dem Nahmen der Eiderdunen
bekannt sind**).

7. †. Boschas. die Aente. (Fr. le canard. Engl.
the duck.) A. rectricibus intermediis (maris)
recuruatis, rostro recto.

Frisch tab. 158. u. f.

Die wilde Aente findet sich fast in in der ganzen
nördlichen Erde, theils in ungemein schönen Spiel-
arten. Die zahmen Aenten scheinen große
[Seite 220] Neigung zu unnatürliches Paarung zu haben, so
daß z.B. die Aentriche aus Hühner erpicht sind
und v. v. Aenten den wälschen Hahnen nachlaufen
und sie zu reitzen suchen.

8. †. Clypeata. die Löffelänte. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler.) A. rostri extremo di-
latato rotundato: vngue incuruo
.

Frisch tab. 161. u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.

Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit
hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wallfischbarden.

77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylin-
dricum, apice adunco
.

1. †. Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista longitu-
dinali erectiuscula; pectore albido imma-
culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante
.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie an-
dere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches
Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.

78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu-
lum, breue, compressum, conuexum,
transuerse sulcatum; mandibula inferior
ante basin gibbosa
.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und
Klippen der nördlichen Erde.

1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma-
careux
. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti, sulcato sulcis
4, oculorum
[Seite 221] orbita temporibusque albis, palpebra supe-
riore mucronata
.

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch
selbst so ein unterirdisches Lager.

79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin.
(Fr. manchot) Rostrum compressiuscu-
lum, subcultratum, longitudinaliter
oblique sulcatum; mandibula inferior
apice truncato; alae impennes, pinni-
formes
.

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleich-
sam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel,
und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben
diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren
verschiedene Arten an den südlichen Küsten und
Inseln von Africa und America, so wie andere
um Neu-Holland, Neu-Guinea, und Neu-See-
land zu Hause sind*). Finden sich theils in zahl-
loser Menge beysammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus
flauescentibus, crista frontali atra erecta,
auriculari deflexa flaua
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.

2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su-
perciliis fasciaque pectorali albis
.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap etc.


Sechster Abschnitt.
Von den Amphibien.

[Seite 222]

§. 81.

Die Säugethiere und die Vögel unterschei-
den sich beydes durch die Wärme ihres Bluts
(§. 23. und 40.) und durch die größere Menge
desselben von den Amphibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin noch
den warmblütigen Thieren, und zeichnen
sich hingegen von den Fischen vorzüglich dadurch
aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen
Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit locke-
rer Textur, und auch ihre Athemzüge weit un-
bestimmter, und so zu sagen unordentlicher sind
als bey den beyden Classen mit warmen Blute.
Auch können sie das Athemhohlen weit länger
entbehren als diese, weit länger im so genanten
luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter
Luft (wie z.B. Kröten in einer engen Höhle
mitten in Baumstämmen oder Steinblöcken)
und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre
von Kohlengesäuerter oder fixer Luft aushalten,
und auffallende Extreme von Hitze und von
[Seite 223] Kälte ausdauern, so daß man z.B. ungezwei-
felte Beyspiele von Wassermolchen und Fröschen
hat, die sowohl im Magen und Darmcanal
von Menschen gelebt haben, als auch ihrem
Leben unbeschadet in dichte Eisschollen einge-
froren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen
versehen sind, so sind sie auch noch fähig
Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige
(wie z.B. unter den hieländischen der wahre
Salamander, die grüne Eidexe, die Blind-
schleiche etc.) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt
herrsche vorzüglich die doppelte Verschiedenheit
unter den Amphibien, daß sie entweder, wie
die Schildkröten, Frösche, Eidexen etc. mit vier
Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen
einen langgestreckten, cylindrischen Körper ohne
alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den
Amphibien mannigfaltiger als bey den warm-
blütigen Thieren. Einige sind mit einer knochi-
gen Schale überzogen: andere mit hornartigen
Reifen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen,
[Seite 224] oder mit Schuppen bedeckt: und noch andere
haben eine nakte nur mit Schleim überzogene
Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit
zu Zeit. Manche, wie z.B. der Laubfrosch
und verschiedene Eidexen, besonders der Chamä-
leon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon
die Benennung der ganzen Classe andeutet,
Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Aufent-
halt angewiesen. Manche gehen willkürlich in
beyden ihren Geschäften und ihrer Nahrung
nach. Andere hingegen bringen entweder eine
bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse
Jahrszeiten bloß in einem von beyden zu. End-
lich sind aber auch manche entweder bloß für
das Land oder bloß für das Wasser, und nicht
für beides zugleich bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von sehr
gemischter Nahrung: andere hingegen, wie
der Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen
in der Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß
lebende Insecten von einigen wenigen bestimm-
ten Gattungen an. In der Gefangenschaft
nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und
können dann zum Wunder lange fasten: ich
[Seite 225] selbst habe z.B. Salamander auf acht Monathe
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey
beträchtlich abgegezehrt wären, erhalten: und
von Schildkröten weiß man, daß sie gegen
anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern
können.

§. 88.

Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh-
mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro-
ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre,
in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und
hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns
(§. 29.) einen Grund; da folglich die erstern von
letzterem minder abhängig sind; und überhaupt
die ganze Maschine zwar schwächere Mobilität,
weniger consensus zeigt, das ganze Leben der
Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ
scheint, als bey den warmblütigen Thieren, –
aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthüm-
licher independenter Lebenskraft versehen sind.
Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen
Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich
jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder
auf Ein System wirkt, sogleich, wie bey den
warmblütigen Thieren, andere in Consensus
zieht so erklärt sich auch wohl überhaupt daher
ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das
Herz ausgerissen worden, doch noch umher
hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn
[Seite 226] aus dem Kopfe genommen worden, noch Mo-
nathe lang leben können; daher auch wohl die
anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien
abgeschnittenen Theile, wie z.B. der Schwänze
von Wassermolchen, Blindschleichen etc.*)

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien, zumahl unter den
Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum den sie
im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl
der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zu-
mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen etc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bey den mehre-
sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch
bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey-
spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat,
die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre
geworden, und vollends viele Schlangen be-
kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten
lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren
[Seite 227] dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wah-
ren Kunsttrieben. (§. 36.)

§. 91.

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen
täglichen Erhohlungsschlaf zu halten. – Da-
gegen aber wohl alle die kältern Wintermonathe
in Erstarrung zubringen. Und zwar theils ein-
zeln, theils wie unsere hieländische Frösche und
Salamander in Haufen. Doch können auch
diese gar leicht des Winterschlafs entbehren,
und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer
erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel Sonderbares. Der
Paarungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man
z.B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung
eines Weibchens andere männliche Frösche oder
Kröten oder gar todte Weibchen besprungen
haben. Bey den mehresten Fröschen und See-
schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage,
ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich
in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs in-
nigste um einander, und züngeln dabey mit
gebogenem Halse auf einander los. Die Was-
sermolche hingegen umfassen einander gar nicht,
sondern das Männchen schwimmt zur Brust-
zeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt
[Seite 228] die Eyerchen, so wie sie dieselben von sich gibt,
von der Ferne.

§. 93.

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige
Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber manche,
zumahl unter den Schlangen etc. geben die Eyer
nicht eher von sich, als bis das darin befind-
liche Junge schon meist seine völlige Ausbil-
dung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Jungen
aus dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monathe
lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat
hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet bin-
nen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß
folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf
eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den
Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser
jung werden, kommen nicht gleich in ihrer
vollkommnen Gestalt, sondern als so genannte
Larven zur Welt und müssen sich erst noch
einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe
sie die Ausbildung und den völligen Gebrauch
aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen
Frösche z.B. (die so genannten Kaulquappen,
gyrini, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben
Anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen
langen Ruderschwanz; auch, so wie die neuge-
[Seite 229] borenen Salamander, eine Art von Fischkiefern
(branchiae oder Swammerdam's appendi-
ces fimbriatae
) zu beyden Seiten des Halses;
ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an
der Unterlefze u. dgl. m. Lauter Theile, die
nur für den Larvenstand des zarten jungen Thie-
res bestimmt sind und mit der zunehmenden
Reife desselben allgemach schwinden.

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere hieländischen
Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar
werden: und doch erreichen diese nur ein, nach
Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht be-
trächtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hin-
gegen weiß man, daß Schildkröten selbst in
der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben,
so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und
großen Schlangen etc. wohl zu einem noch
höhern Alter gelangen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien fürs Men-
schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für
manche Gegenden theils äußerst beträchtlich.
Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer
Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei-
dexen etc. – Schildpatt zu Kunstarbeiten etc. –
Eidexen, Vipern etc. als Arzney.

§. 97.

[Seite 230]

Schädlich werden manche ungeheuere Thiere
dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen etc.
durch ihre Größe, und andere, zumahl unter
den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner
andern Thierclasse von einer so gefahrvollen
Heftigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey
Ordnungen:

1. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen.
(Die quadrupeda ouipara der ältern
Naturforscher) – Schildkröten, Frösche,
Eidexen. Und

2. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

* * *

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser
Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734-65.
    IV. vol. gr. Fol. (– hierher gehören bloß die
    beyden ersten Bände –).
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata. Vindob.
    1768. 8.
  3. C. de la Cepede histoire naturelle des quadrupèdes ovi-
    pares et des serpens
    . Par. 1785. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bech-
    stein. Weim. seit. 1800. 8.
  5. E. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere.
    III. Th. Leipz. 1798. 8.
  6. j. gottl. schneider historiae amphibiorum naturalis et
    literariae Fasc. I. II. Jen
    . 1799. 1801. 8.

[Seite 231]

I. REPTILES.

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt ha-
ben) mit vier Füßen versehen, die nach dem
verschiedenen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye, (pedes digitati) oder durch eine
Schwimmhaut verbundene (palmati), oder
gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen
(pinnati) haben.

1. Testvdo. Schildkröte. (Fr. tortue.
Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber
turtle, Span. galápago) Corpus testa
obtectum, cauda
(plerisque) breuis,
os mandibulis nudis edentulis
*).

Die mehresten Schildkröten sind mit einer
knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Ober-
theil mit dem Rückgrath und den Rippen des
Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen
Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattun-
gen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu
Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich lie-
gen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und
24 um den Rand herum. Der Untertheil oder
das Bauchschild ist etwas kleiner als das obere,
und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und
Füße versehen.

[Seite 232]

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn-
guiculis tribus, testa orbiculari ouata,
membranacea grisea, striata, scabra
.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle
.) T. pedibus pinniformibus,
testa cordata subcarinata, margine serrato
:
scutellis imbricatis latiusculis, cauda squa-
mata
.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 42.

In beyden Indien; auch im rothen Meere.
Gibt das beste Schildpatt*).

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild-
kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue
franche. Engl. the green turtle.) T. pedi-
bus pinniformibus, marginibus maxillarum
dentatis, testa ouata
.

Schöpff tab. 17. fig. 2.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Cent-
ner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern
Nahmen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale
und der auffallend grünen Farbe ihres schmack-
haften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl.
Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaf-
tes gar nicht thraniges Fleisch.

4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschild-
kröte (europaea Schneid.) T. pedibus
palmatis, testa orbiculata planiuscula
.

Im mildern Europa.

[Seite 233]

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa po-
stice gibba; margine laterali obtusissimo,
scutellis planiusculis
.

Schöpff tab. 8. 9.

Im südlichen Europa, und nördlichen Africa.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis eleuatis truncatis
.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer
flachen Hand: hat wegen seines regelmäßigen
schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten
Rückenschildes ein artiges Ansehen.

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) nud Kröte (Fr. crapaud. Engl.
toad.) Corpus nudum pedibus qua-
tuor, posticis longioribus
*).

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathi-
formi, digitis anticis muticis quadridenta-
tis, posticis vnguiculatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch
die überaus sonderbare und ganz anomalische
Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt,
merkwürdig. Das Männchen streicht nähmlich
den Leich, den das Weibchen vorher auf die ge-
wöhnliche Art von sich gegeben, demselben auf
den Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem
Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleich-
sam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf
[Seite 234] von beynahe drey Monaten die darin befind-
lichen anfangs geschwänzten Kaulquappen*)
zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz
allgemach verschwunden und sie dagegen ihre
vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter
verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern
Augenlider ein abentheuerliches Ansehen.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri-
bus ocellatis, pedibus muticis
.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nord-America. Fast von der Größe eines
Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von
seiner starken Stimme. Ist die Hauptnahrung
der Klapperschlangen.

4. Paradoxa. (Rana piscis.) R. femoribus
postice oblique striatis
.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Die Larve (§. 95.)
erreicht eine fast spannenlange Größe, häutet
sich während der Zeit verschiedentlich, und hat
in diesem Zustande zu einer alten Sage, von
Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß
gegeben. Auch nachdem schon die vier Beine
ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten ha-
ben, bleibt daß Thier doch noch geraume Zeit
geschwänzt.

[Seite 235]

5. †. Buso. die Kröte. R. corpore ventri-
coso verrucoso lurido fuscoque
.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist
ungegründet. Hingegen ist es unlängbar, daß
man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in
durchsägten Baumstämmen, oder in Stein-
blöcken etc. angetroffen hat.

6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio ma-
culato, pupilla triquetra
.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast wie ein Frosch.

7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca-
lomita
, Laurent). R. verrucosa, linea dor-
sali flaua, lateralibus rufescentibus
.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. Kommt
selten zum Vorschein; Gibt aber einen eigenen
dumpfen Laut von sich, der allerhand abergläu-
bige Sagen veranlaßt hat.

8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch.
R. subfusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1-8.

Im Gras und Gebüsch etc. von da die Jungen
nach warmen Sommer-Regen haufenweise her-
vor kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung
wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß
gegeben haben mag.

9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch,
Röling, Marxgöker. R. viridis, corpore
[Seite 236] angulato, dorso transuerse gibbo, abdo-
mine marginato.

Rösel tab. 13-16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut, zumahl des Abends bey schönem
Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen
hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau
und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und
selbst junge Aenten, Forellen etc. und können so-
gar über große Hechte Herr werden. Zur Begat-
tungszeit bekommen die Männchen dieser und
der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen an
den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich
äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern
können.

10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites.
Fr. la raine, grenouille de St. Martin, le
graisset
). S. corpore laeui, subtus granu-
lato, pedibus fissis, apicibus digitorum
lenticulatis
.

Rösel tab. 9 ad 12.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England),
auch in America etc. Der klebrige Schleim, wo-
mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient
ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume,
zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die
an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine
laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich
ändern will, aber auch außerdem zur Paarungs-
zeit von sich geben. Sie blähen dabey die Kehle
zu einer großen Blase auf.

3. Draco. Corpus tetrapodum cauda-
tum, alatum
.

[Seite 237]

1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis
ab ala distinctis
.

Seba vol. II tab. 86. fig. 3.

In Ostindien und Africa.

4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl.
lizard) Corpus elongatum, pedibus
quatuor aequalibus
.

1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. L.
mandibulis ellipticis, scuto supraorbitali
osseo, testa caluariae integra, cauda parte
anteriori et superna scutis vtrinque extan-
tibus serrata, pedibus palmatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumahl häufig in den größern Strömen von
Africa (namentlich im Ober-Nil und im Ni-
ger). Das größte Thier der süßen Wasser, das
wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*):
und doch haben seine Eyer kaum die Größe eines
Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen und
andere große Thiere an. Jung gefangen aber
läßt er sich doch zähmen.

2. Alligator. der Kaiman. L. mandibulis
ellipticis, tegmine supraorbitali
coriaceo,
testa caluariae bifenestrata**), cauda parte
anteriori rotunda, pedibus semipalmatis
.

Seba vol. I. tab. 106.

[Seite 238]

Im mittlern America. Weit rundlicher und
glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent-
liche Crocodil, wird auch nicht so groß als die-
ser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben
so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und
viere an den hintern, von welchen allen aber nur
die drey Innern mit Krallen bewaffnet sind.

3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis
elongatis teretibus subcylindricis
.

Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.

Zumahl im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda
carinata, corpore mutico maculis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beyden Indien. Ueberaus sauber und
regelmäßig schwarz und weiß gefleckt; ungefähr
anderthalb Ellen lang; hat den Namen daher,
daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft
der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifen-
den Laut, den es von sich gibt, diese seine furcht-
baren Gefährten verrathen soll.

5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti
longa, sutura dorsali dentata, crista gulae
denticulata
.

Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein
überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque coadunatis
.

Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. II.

In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch
theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf
[Seite 239] Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten,
dieses mit seiner langen klebrigen Zunge sehr be-
hende zu fangen versteht. Seine Lungen sind
ausnehmend groß, und das Thier kann sich da-
mit nach Willkür aufblasen oder dünner machen,
daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden
seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine
Augen haben die ganz eigene Einrichtung, daß
jedes besonders, oder auch beyde zugleich nach
verschiedenen Richtungen, eins z.B. aufwärts,
das andere hinterwärts u.s.w. und zwar schnell
bewegt werden können. Seine natürliche Farbe
ist stahlgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen,
zumahl wenn es zornig wird etc. Der zuweilen
bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen
Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des
lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gege-
ben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach
denselben richte.

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder
saurus der Alten.) L. cauda tereti medio-
cri, digitis muticis subtus lamellatis, cor-
pore verrucoso, auribus concauis
.

Seba vol. I. tab. 109.

In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee
und selbst hin und wieder im südlichen Europa,
z.B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber
in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht
und gefährlich wird. Er soll nähmlich einen gif-
tigen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen
haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das
Thier drüber wegläuft, mittheilen.

8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda
tereti mediocri, apice compressa, digitis
muticis lobato-squamosis marginatis
.

[Seite 240]

Im steinigen Arabien, Aegypten etc. War
weiland als ein Stärkungsmittel besonderer Art
berufen; wird auch noch jetzt, in seiner Heimath,
zu dieser Absicht verbraucht.

9. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-
eidexe. L cauda verticillata longiuscula,
squamis acutis. collari subtus squamis con-
stricto
.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und wie es scheint,
auch in beyden Indien und auf den Inseln der
Südsee. Ist eben so unschuldig als alle übrige
deutsche Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeit
lang im Finstern.

10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was-
ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri-
busque verrucosis, abdomine flauo, nigro-
maculato
.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom
Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin-
laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von
seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben
S. 31.

11. †. Salamandra. der Salamander, Molch,
die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.)
L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor-
pore flauo nigroqne vario nudo, poroso
.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und orangegelb gefleckt, spannenlang
und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer
leben könne etc. sind Fabeln.

[Seite 241]

II. SERPENTES.

Die Schlangen*) haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen
lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig
bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,
oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im
Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen
und theils blasenförmigen Lunge leicht schwim-
men können), andere auf der Erde, andere
meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils
an einander gekettete Eyer, und ihre Kinn-
laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest
eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, in-
dem sie sich weit von einander dehnen lassen,
so daß die Schlangen andere Thiere, die oft
weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen
können. Manche sind mit heftigem Gift in
besondern Bläschen am vordern Rande des
Oberkiefers versehen**), das in eigenen Drü-
sen abgeschieden und durch besondere röhrenför-
[Seite 242] mige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu
mit einer länglichen Oeffnung versehene, Gift-
zähne (– als durch einen Ausführungsgang –)
beym Biß in die Wunde geflößt wird. (– Ab-
bild. n. h. Gegenst
tab. 37. fig. 1. –)
Diese bloß am vordern Rande des Oberkiefers befindlichen Giftzähne, geben auch den zuver-
lässigsten Character ab um die giftigen Schlan-
gen von den giftlosen zu unterscheiden*), da
bey den letztern der ganze äußere Rand der
obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be-
setzt ist (– Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O.
fig. 2. –) außerdem haben aber wohl alle
Schlangen noch eine doppelte Reihe kleiner
Gaumen-Zähne mit einander gemein.

5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr. ser-
pent à sonnettes
. Engl. rattle-snake.)
Scuta abdominalia. Scuta squamae-
que subcaudales.
Crepitaculum termi-
nale caudae
.

1. Horridus.C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

[Seite 243]

Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf
6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen
dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen
andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri-
gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel-
hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende
des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an
diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art
so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren
zu und soll bey Alten wohl auf 40 steigen.
Daß kleine Vögel, Eichhörnchen etc. im Gebüsch
der darunter liegenden Klapperschlange*) gleich-
sam von selbst in den Rachen fallen, wird von
gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine
ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da
man das nähmliche auch an mehrern andern
Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt
haben will. – Die Klapperschlangen selbst wer-
[Seite 244] den häufigst von den Schweinen und Raubvö-
geln, auch von vielen Negern in America, ohne
Nachtheil gegessen. Auch lassen sie sich überaus
kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcau-
dalia
.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda. B. scutis 240. scu-
tellis
60.

Merrem II. Heft tab. I.

In Ostindien und Africa. Wird nach Adan-
sons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll
lebendigen Rehen etc. die Rippen und andere
Knochen entzwey brechen, das Thier nachher
mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und
so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre zu
machen und wird, wie die Brillenschlange, von
den ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunst-
stücken abgerichtet. – Die Amaru-Schlange
in Süd-America, die von den Antis in Peru
angebethet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird,
scheint wenig von dieser verschieden. – Hinge-
gen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte
so genannte Juda-Schlange von einer an-
dern Gattung.

7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab-
dominalia, squamae subcaudales
.

1. Vipera. ♂C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Nah-
men der Viper belegt. Hier diese von Linné so
genannte, ist in Aegypten zu Hause.

[Seite 245]

2. Cerastes. ♂ die gehörnte Schlange. C.
tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa-
mis
44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 40.

Diese von den beyden über den Augen stehen-
den Hörnchen benannte Schlange hat gleiches
Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings
giftig.

3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the
adder
) ♂C. scutis 146. squamis 39.

Laurenti tab. 2. fig. 1.

Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun-
licher Farbe und in den wärmern Gegenden der
alten Welt, auch schon in Deutschland und in
der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht
zwar heftige Entzündung etc. wird doch aber nur
selten tödtlich. Auch wird sie ohne Schaden von
den Raubvögeln gefressen. Es ist dieselbe Gat-
tung, womit ehedem Redi und neuerlich Fon-
tana so viele merkwürdige Versuche angestellt
haben.

4. † Natrix. die Ringel-Matter, Schnacke,
der Unk. C. scutis 170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu-
mahl an den beyden Seiten des Halses. Man
hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß
gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den
abentheuerlichen Erzählungen von Lindwürmern etc.
gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C.
scutis 175. squamis 35.

Voigts Magazin 5ten Bdes 1stes Stück.
tab. 1.

[Seite 246]

Diese ausnehmend schönfarbige und unschul-
dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien
zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß
lang. Längs dem Rücken laufen etliche und
zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisin-
rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern einge-
faßt, und diese wieder mit citrongelben Quer-
streifen von einander abgesondert sind. Die
Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum
Putz als Halsband oder in die Haare geflochten
tragen etc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo
.) ♂C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar,
und bey beyden Geschlechtern hinten mit einer
brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der
giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom
Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu aller-
hand Gaukelkünsten abzurichten.

8. Angvis. Squamae abdominales et
subcaudales.

1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Ha-
selwurm, Hartwurm. (Engl. the blind-
worm
, flow-worm.) A. squ. abd. 135.
totidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt,
und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden
lang. Man findet von ihr mancherley theils
sauber gezeichnete Spielarten.

[Seite 247]

2. Platuros. ♂A. cauda compressa obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci cau-
daeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Rugae trunci caudae-
que. Labrum superius tentaculis
2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast
wie ein Regenwurm.


Siebenter Abschnitt.
Von den Fischen.

[Seite 248]

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothen kal-
ten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst
wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden ver-
sehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer
lebenslang bleibender Kiemen Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 94.) zu
unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemenn oder Kiemen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf beyden
Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer
oder mehreren großen halbmondförmigen Schup-
pen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula
branchialia
) heißen und bey den mehresten
mit der Kiemen-Haut (membrana branchio-
stega
) verbunden sind. Die Kiemen selbst
sind mit unzähligen der zartesten Blutgefäße
durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier
Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an
[Seite 249] einer Feder ähneln und die an ihrer Basis
durch eben so viele bogenförmige Gräten unter-
stützt werden.

§. 101.

Das Athemhohlen, das die Fische eben so
wenig als die mit Lungen versehenen Thiere
lange entbehren können, geschieht bey ihnen,
indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch
den Mund in die Kiemen leiten, und dann
durch die Kiemenöffnung (apertura branchia-
lis
) wiederum von sich geben; folglich nicht wie
die mit Lungen versehenen Thiere durch den
gleichen Weg ein-und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich
einige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn,
der Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben
können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig-
faltiger als bey den beyden vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine
verticale Stellung d.h. er ist auf beyden Sei-
ten zusammen gedrückt (corpus compressum
s. cathetoplateum
); bey einigen andern hin-
[Seite 250] gegen, wie bey dem Rochen, liegt er hori-
zontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus
depresum s. plagioplateum
); bey andern,
wie beym Aal etc. ist er mehr rundlich: bey
andern, wie bey den Panzerfischen, prismatisch
oder vierkantig etc.

Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf un-
mittelbar an einander, ohne durch einen eigent-
lichen Hals von einander abgesondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (höchstens bis auf sehr
wenige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet;
die von einer ganz eigenen Substanz, und bey
den verschiedenen Gattungen von der mannig-
faltigsten theils ausnehmend eleganten Bildung
und Zeichnung, und farbigen Gold- und Sil-
berglanze sind.

Sie werden von außen noch mit einem be-
sondern Schleim überzogen, der großen Theils
aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu wer-
den scheint, die bey den mehresten Fischen zu
beyden Seiten des Körpers in der so genannten
Seiten-Linie liegen.

Die mehrsten der so genannten Knorpelfische
sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit
einer festen knochigen Schale gepanzert.

§. 105.

Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige
[Seite 251] Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen
aus dünnen knochenartigen oder knorpligen Grä-
ten, die durch eine besondere Haut mit ein-
ander verbunden, an eigenen Knochen befestigt,
und durch bestimmte Muskeln bewegt werden.
Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern,
Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts
hinter den Kiemenn befindlichen, Brustflossen
(pinnae pectorales); die am Bauche vor der
Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen
(pinnae ventrales); die hinter dieser Oeff-
nung, Steißflosse (pinna analis); endlich am
Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis).
Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage,
und vertritt völlig die Stelle eines Steuerru-
ders zum Lenken etc. So wie hingegen die
Brustflossen zum eigentlichen Fortrudern u.s.w.
dienen.

Die so genannten fliegenden Fische haben
sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie
sich damit selbst über die Oberfläche des Was-
sers erheben und kleine Strecken weit fort-
fliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung
der Fische, besonders wohl zum Steigen und
Sinken (wie bey den so genannten cartesianischen
Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit
zumahl die Süß-Wasser-Fische versehen sind,
[Seite 252] und die mittelst eines eigenen Canals (ductus
pneumaticus
) meist mit dem Schlunde, sel-
tener mit dem Magen in Verbindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süß-Was-
ser-Fische. Einige können doch auch zuweilen
einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der
Aal, die Muräne etc. Andere theils in war-
men mineralischen Quellen*).

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der
See leben, sind animalia nocturna, die
nähmlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nach-
gehen, am Tage hingegen sich mehr in der
Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen
lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner
meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen
verändern in gewissen Jahrszeiten ihren Auf-
enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen
in die Buchten und Mündungen der Flüsse;
manche derselben aber, wie z.B. die Häringe
[Seite 253] im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch
noch außerdem anderweitige Züge zu bestimm-
ten Jahrszeiten und in unermeßlichen Scha-
ren zwischen den Küsten des westlichen Europa
und des nordstölichen America*).

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfres-
sende Thiere, und sind, da sie keine eigentliche
Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit
mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu wer-
den, versehen.

Theils nähmlich mit langen Bartfasern
(cirri) am Maule, um damit andere kleine
Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken,
und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher,
der Froschfisch etc.)

Andere, wie der Chaetadon rostratus,
mit einer Spritzröhre, um dadurch die über
dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab
zu schießen.

Andere, wie drey Seefische, der Zitter-
rochen, Tetrodon electricus und Trichiurus
indicus und die beyden Flußfische, der Zitter-
aal und der Zitterwels, mit einer besondern
erschütternden und betäubenden Kraft u.s.w.

§. 111.

[Seite 254]

Was die äußern Sinne der Fische betrifft,
so muß der Geruch bey vielen überaus scharf
seyn, da sie den versteckten Köder in weiter
Entfernung auswittern.

Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins
Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den
Sinn, und zwar in auffallender Schärfe, –
sondern auch selbst ähnliche Organe, wie die
im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere,
besitzen.

Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen
sich aber im Baue des Auges der Fische*),
das sich z.B. durch den gänzlichen Mangel des
so genannten Strahlenbandes (corpus ciliare)
auszeichnet u. dergl. m.

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel
an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch
weiß man, daß manche, wie z.B. die Forellen,
überaus kirre werden**); andere, z.B. alte
Karpfen, sehr listig und verschlagen sind u.s.w.

§. 113.

[Seite 255]

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche
Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht
worden ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich
alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber
wohl nur sehr wenige einen bestimmten tägli-
chen periodischen Erhohlungsschlaf haben: wie
es z.B. vom Goldbrachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen, wohin der Aal und die so genannte
Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige
Fische wirklich mit einander paaren; sondern
bey den mehresten Gibt das Weibchen den Ro-
gen noch unbefruchtet von sich, und das Männ-
chen kommt hierauf nach, um denselben mit
seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Land-
wirthschaft benutzen gelernt, indem man auch
aus der künstlichen Vermischung von Eyern
und Samen der Forellen etc. junge Fische
erzielen kann*).

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man
einzeln unter denselben wirkliche Zwitter – und
anderseits auch völlig geschlechtlose**) Mißge-
burten gefunden haben will.

§. 115.

[Seite 256]

Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die
Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer
Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer
andern Thier-Classe; dennoch bey manchen die
Eyerstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger
Körper. Daher zählt man, z.B. beym Hä-
ring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen
über 200000, bey der Schleihe 383000, beym
Flinder über eine Million Eyerchen etc.*)

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie
aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige
Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls, so wie
viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von
Metamorphose unterziehen, wodurch ihre Flos-
sen u. dergl. m. allgemach ausgebil-
det werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur
Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter.
Man weiß von Karpfen, Hechten etc. daß sie
anderthalb hundert Jahre erreichen können.
Doch werden einige kleine Fische, wie z.B. der
Stichling etc. nur wenige Jahre alt.

§. 118.

[Seite 257]

Die Brauchbarkeit der Fische für den
Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur
Speise; aber eben von dieser Seite für einen
großen Theil des Menschengeschlechts, der theils
fast ganz von diesen Thieren lebt, von der
äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völker,
wie z.B. die Kamtschadalen, Brasilianer etc.
wissen die Fische auf die mannigfaltigste Weise,
sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u.s.w.
zu bereiten: und bey vielen, wie z.B. unter
den Insulanern des stillen Oceans, macht der
Fischfang ihr Hauptgeschäft, – und in Rück-
sicht der überaus sinnreichen angemessenen Ge-
räthschaften, die sie sich dazu erfunden haben,
wirklich eine Art von nachdenkendem Studium
aus. Aber auch für einen großen Theil der
cultivirten Erde ist der Fang, z.B. des Hä-
rings, Kabeljaus, Thunnfisches u. dergl. m.
von äußerster Wichtigkeit – Der Thran von
Hayen, Häringen, Kabeljauen etc. wird häu-
figst in Lampen gebrannt. – Die ostlichsten
Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich
in gegerbte Lachshäute. – Und manche Theile
einiger Fische werden zu technischen Gebrauch
und Kunstsachen benutzt; wie z.B. die Schup-
pen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von
Rochen und Hayen etc.; Hausenblase etc.

§. 119.

[Seite 258]

Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye;
und in den süßen Wassern die Hechte. – Auch
sind manche Fische wenigstens in gewissen Ge-
genden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich wer-
den kann. So zumahl einige Gattungen von
Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische
scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen.
Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Gan-
zen unter zwey Hauptabtheilungen: nähmlich.

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die
keine wahren Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich so
genannte Fische (Pisces spinosi).

Die Knorpelfische sondert man in folgende
zwey Ordnungen, welche Hr. La Cepede nach
dem Daseyn oder Mangel des Kiemendeckels be-
stimmt, und hiernach die darunter gehörigen
Geschlechter vertheilt: nähmlich

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.

Die eigentlich so genannten Fische aber
hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der
Bauchflossen geordnet: nähmlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen
haben.

[Seite 259]

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen
vor den Brustflossen sitzen.

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen
gerade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium na-
    tura
    . Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia. etc. Hamburg.
    1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium, ex ed. Rail. Oxon.
    1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex. ed. Linnaei. Lugd. Bat.
    1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovia-
    num
    . Lugd. Bat. 1781. P. I – III. fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité des
    pêches etc.
    ) Par. 1770. sq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch ökonomische N. G. der Fische Deutsch-
    lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  12. Ej. Systema ichthyologiae. inchoatum absolvit Io. gottl.
    schneider
    . Berol.
    1801. 8.
  13. La Cepède histoire naturelle des poissons, Par. 1798.
    III. vol. 4.
  14. G. Ad. Suckow Anfangsgr. der N. G. der Thiere.
    IV. Th. Leipz. 1799. 8.
* * *

Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio-
logie der Fische mit dem Bau des Menschen und
der übrigen Thiere. – Mit vielen Zusätzen vor
P. Camper und J. G. Schneider. Leipz. 1787. 4.


[Seite 260]

I. CHONDROPTERYGII.

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben
keine Kiemendeckel, und bey den mehresten ist
das Maul an der Unterseite des Kopfs be-
findlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchia-
lia 7 ad latera colli. Fistula in ver-
tice. Pinnae pectorales aut ventrales
nullae
.

1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam-
proye
. Engl. the lamprey.) P. ore intus
papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda
distincta
.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mitländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 8 und mehrere
Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf
3 Fuß lang.

2. †. Fluuialitis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als
die vorige Gattung.

2. Gastrobranchvs. Bauchkieme.
Spiracula branchialia 2 ventralia. Fi-
stula in rostro. Pinnae pectorales aut
ventrales nullae
.

Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem
unter dem Nahmen Myxine den Gewürmen
beygezählt.

[Seite 261]

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My-
xine
glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen atlantischen
Oceans. Soll gar keine Augen haben!

3. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.)
Spiracula branchialia 5 subtus ad col-
lum; corpus depressum; os sub capite
.

Ein seltsam gebildetes und theils gar wunder-
bar organisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten
hat man ehedem durch allerhand Künsteley zu
vorgeblichen Basilisken etc. umgestaltet und auf-
getrocknet. Manche scheinen auch bey einiger
Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs mit
einem Menschengesichte hat, zu der Sage von
Sirenen etwas beygetragen zu haben*). Un-
geachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so
vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean
in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt.
Die Eyer haben eine hornige Schale mit vier
Spitzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampfisch.
(Fr. la torpille. Engl. the crampfish.)
R. tota laeuis maculis dorsalibus 5 orbi-
culatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mitländischen Meere. Der be-
kannteste von den so genannten elektrischen Fischen.
(§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.

[Seite 262]

2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the
skate
, flair.) R. varia, dorso medio glabro,
cauda vnico aculeorum ordine
.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmack-
haftes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïo-
nette
.) Engl. the sting-ray) R. corpore
glabro, aculeo longo anterius serrato in
cauda, et dorso apterygio
.

Bloch tab. 82.

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-
stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem
Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer.
Engl. shark.) Spiracula branchialia 5
ad latera colli. Corpus oblongum te-
retiusculum. Os in anteriore capitis
parte
.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis,
corpore teretiusculo
.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite latissimo transuerso malleiformi.

Bloch tab. 117.

In den mehresten Weltmeeren.

[Seite 263]

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano,
dentibus serratis
.

Bloch tab. 119.

Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt
zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem
Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun-
den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie-
fern, die (wie überhaupt bey den mehresten
Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son-
dern wie durch eine Art Gelenk mit denselben
verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne
macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen
(wenigstens beym jungen Thier) rückwärts ge-
lehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälliger
Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder-
holten Malen ersetzt werden kann.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch.
(Fr. la scie de mer. Engl. the saw-fish.)
S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo
plano vtrinque dentato
.

Bloch tab. 120.

Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean.
Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen
lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe
führt, ist an beyden Seiten-Rändern mit 24
oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.

5. Lophivs. Seeteufel (Fr. diable de
mer
. Engl. sea-devil) Pinnae pecto-
rales brachiis insidentes. Spiracula so-
litaria pone brachia
.

[Seite 264]

1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca-
trix
. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the
frog-filsh
.) L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheuere
Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers
ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden
am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallen-
des Ansehen.

6. Balistes. Hornfisch. Caput com-
pressum. Apertura supra pinnas pecto-
rales. Corpus compressum, squamis
corio coadunatis. Abdomen carina-
tum
.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.)
B. pinna capitis biradiata, corpore poste-
rius subuilloso
.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beyden Indien.

7. Chimaera. Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium su-
perius quinquepartitum. Dentes pri-
mores incisores bini supra infraque
.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis per-
tusis
.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen atlantischen Ocean.

[Seite 265]

II. BRANCHIOSTEGI.

Die mit Kiemendeckeln versehenen Knor-
pelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia so-
litaria, linearia. Os sub capite, re-
tractile, edentulum. Cirri quatuor
sub rostro ante os.

1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon.
Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsa-
libus
11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im caspi-
schen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst
den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so-
wohl wegen des Fleisches, als des aus dem
Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen
wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend
Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine
Menge in schmalen aber langen Zügen hinter
einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften
Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen gegeben haben.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dor-
salibus
15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am häufigsten im caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

[Seite 266]

3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis
dorsalibus
13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausen-
blase merkwürdig, die man besonders aus der
Schwimmblase desselben, doch auch aus dem
Stör und noch aus einer andern Gattung dieses
Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser
stellatus
.), die auch das beste Caviar Gibt; ja
theils auch aus der Schwimmblase des Wels,
bereitet.

9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson
coffre.
) Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ventrales nullae
.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus
duabus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn an-
ders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung
ist, auch in America.

1. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

2. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali-
bus subcaudalibusque binis
.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier,
dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit
Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

[Seite 267]

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus
subtus muricatum. Pinnae ventrales
nullae
.

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.)
T. abdomine aculeato, corpore laeui, hu-
meris prominentibus
.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt,
ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe
an der See, in der Mündung des Stroms,
sehr giftig.

3. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis
viridibus
.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II.
tab. 13.

Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri-
schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der
St. Johanna-Insel.

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl.
the moon-fish.) T. totus hispidus, papil-
lis setaceis
.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de mer.
Engl. the sun-fish.) T. laeuis com-
pressus, cauda truncata: pinna breuissima
dorsali analique annexa
.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.

Häufig im mittländischen und atlantischen Meere.
Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den
[Seite 268] deutschen Namen von seiner unförmlichen Ge-
stalt; den französischen und englischen aber von
dem starken phosphorischen Schein, womit die
Seiten und der Unterleib des lebendigen Fisches
leuchten.

11. Diodon. Corpus spinis acutis mo-
bilibus vndique adspersum. Pinnae
ventrales nullae
.

1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis
teretibus
.

Bloch tab. 126.

Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich
auch an den nordamericanischen Küsten.

12. Cycloptervs. Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in
orbiculum connatae
.

1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost,
Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the
lump-sucker
.) C. corpore squamis osseis
angulato
.

Bloch tab. 90.

In den nördlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde
aufs festeste an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.

13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum.
Abdomen carinatum. Pinnae ventrales
vnitae
.

[Seite 269]

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa
.

Bloch tab. 123 fig. 1.

Im mitländischen Meer etc.

14. Syngnathvs. Rostrum subcylin-
dricum, ore operculato, maxilla inferiore
mobiliore. Corpus cataphractum.
Pinnae ventrales nullae
.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani
pectoralibusque radiatis; corpore septem-
angulato
.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord- und Ostsee etc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die
See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl.
the sea-horse.) S. pinna caudae quadrangu-
lae nulla, corpore septemangulato tuber-
culato
.

Bloch tab. 116. fig. 3.

Einer der weitstverbreiteten Seefische. Hat seine
Rahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf
und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe
verglichen worden. Im Tode krümmt er sich
wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.

15. Pegasvs. Os proboscide retractili.
Rostrum ensiforme, lineare. Corpus
articulatum osseis incisuris, cataphra-
ctum. Pinnae ventrales abdominales
.

[Seite 270]

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen
ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl
den Nahmen veranlaßt haben.


III. APODES.

Diese und die drey folgenden Ordnungen be-
greifen nun die mit Gräten versehenen oder
eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier
diese, die so gar keine Bauchflossen haben.

16. Mvraena. Caput laeue. Nares
tubulosae. Membr. branch. radiis 10,
corpus teretiusculum, lubricum. Pinna
caudalis coadunata dorsali anique. Spi-
racula pone caput vel pinnas pectorales
.

1. Helena, die Muräne. M. pinnis pectora-
libus nullis
.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern
Meeren beyder Welten.

2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl.
the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore vnicolore
.

Bloch tab. 73.

In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen
ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat ein
zähes Leben, und das ihm ausgeschnittne Herz
[Seite 271] behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitz-
barkeit. Nach den genauesten Beobachtungen
gebiert er wohl sicher lebendige Junge.

17. Gymnotvs. Caput operculis laterali-
bus. Tentacula duo ad labium superius.
Membr. branch. radiis 5; corpus com-
pressum, subtus pinna carinatum
.

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus,
dorso apterygio, pinna caudali obtusissima
anali connexa
.

Bloch tab. 156.

Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn
van Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat. Un-
gefähr mannslang.

18. Trichivrvs. Caput porrectum,
operculis lateralibus. Dentes ensifor-
mes, apice semisagittati: primores
maiores. Membr. branchiostega radiis
7.
Corpus compresso-ensiforme. Cauda
subulata, aptera.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beyden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch.
(§. 110.)

[Seite 272]

19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu-
lum. Dentes primores supra infraque
conici, diuergentes, sex pluresue,
molares inferiores palatique rotundati.
Membr. branch. radiis 6. Corpus tere-
tiusculum, pinna caudae distincta
.

1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl.
the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis
subrotundis
.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

20. Ammodytes. Caput compressum.
Labium superius duplicatum, dentes
acerosi. Membr. branch. rad. 7 corpus
teretiusculum, cauda distincta
.

1. †. Tobiannus der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch. (Engl. the sand-launce) A.
maxilla inferiore longiore
.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa.

21. Ophidivm. Caput nudiusculum,
dentes maxillis, palato, faucibus.
Membr. branch. radiis 7 patula.Cor-
pus ensiforme
.

1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla
inferiore cirris
4.

Bloch tab. 159. fig. 1.

Am südlichen Europa.

[Seite 273]

22. Stromatevs. Caput compressum.
Dentes in maxillis, palato. Corpus oua-
tum, latum, lubricum. Cauda bifida
.

1. Paru. S. vnicolor.

Bloch tab. 160.

An America.

23. Xiphias. Caput maxilla superiore
terminatum rostro ensiformi. Os eden-
tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus
teretiusculum
.

1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épée de mer, l'empereur, l'espadon.
Engl. the sword-fish, whale-killer.) X.
mandibula inferiore acuta, triangulari
.

Bloch tab. 76.

In den nördlichen so wohl als südlichen Meeren.
Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang,
und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht.


IV. Ivgvlares.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.

24. Callionymvs. Caput labio su-
periore duplicato; oculi approximati.
Membr. branchiostega rad. 6.; apertura
nuchae foraminibus respirante. Oper-

[Seite 274] cula clausa. Corpus nudum. Pinnae
ventrales remotissimae
.

1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C.
dorsalis prioris radiis longitudine corporis
.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

25. Vranoscopvs. Caput depressum,
scabrum, maius. Os simum, maxilla
superior breuior. Membr. branch. ra-
diis 5; anus in medio
.

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the-star gazer.) V. cirris multis in maxilla
inferiore
.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.

26. Trachinvs. Caput scabriusculum,
compressum. Membr. branch. rad. 6;
anus prope pectus
.

1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever.) Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mitländischen Meere, in der Nordsee etc.

27. Gadvs. Corpus laeue. Membr.
branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute
communi vestitae, pectorales acumi-
natae
.

1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock
.) G. tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore
.

Bloch tab. 62.

[Seite 275]

Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor-
züglichst aber an den englischen und schottischen
Küsten – viele Fische phosphoresciren unter ge-
wissen Umständen nach dem Tode: bey diesem
hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz
auffallender Stärke und langanhaltender Dauer.

2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore
.

Bloch tab. 63.

Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl.
the cod-fish) G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio primo anali spinoso
.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge-
schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen
Menge und wegen der mannigfaltigen Zuberei-
tung (getrocknet als Stockfisch, als Laberdan,
und als Klippfisch) und langen Conservation etc.
von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden
sich vorzüglich in den nördlichen Gegenden, bey-
des des stillen und atlantischen Oceans, wo sie
besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch
um Island und an den Nordküsten von Groß-
britannien den wichtigsten Fischfang ausmachen*).

4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte-
[Seite 276] rygius imberbis albus, maxilla superiore
longiore
.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte,
Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl.
the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxil-
lis aequalibus
.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen.

28. Blennivs. Schleimfisch Caput de-
cliue, rectum. Membr. branch. rad. 6.
corpus lanceolatum, pinna ani distincta
.

1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus
.

Bloch tab. 72.

Im mitländischen Meere, in der Nordsee etc.
Gebiert lebendige Junge.


V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen sitzen.

29. Cepola. Caput subrotundum com-
pressum. Os simum, dentes curuati,
simplici ordine. Membr. branch. ra-
diis 6. corpus ensiforme, nudum,
abdomine vix capitis longitudine.

[Seite 277]

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.

Bloch tab. 170.

Im mitländischen Meere.

30. Echeneis. Caput depressum, su-
pra planum marginatum, transuerse
sulcatum. Membr. branch. rad
. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet.
Engl. the sucking-fisch.) L. cauda bifurca,
striis capitis
18.

Bloch tab. 172.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare
Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin-
terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische etc.
anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einzi-
ger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.

31. Coryphaena. Caput truncato-
decliue. Membr. branch. rad. 5; pinna
dorsalis longitudine dorsi
.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.
Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, ra-
diis dorsalibus
60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meere, Ein prachtvolles
Thier, das besonders im Sterben in wunderschöne
Farben (aus dem Gelben ins Blaue und Purpur-
rothe etc.) spielt.

32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos
approximatos, altero anteriore. Membr.
branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae
in ouatam
.

[Seite 278]

1. Niger. die Meergrundel, G. pinna dor-
sali secunda radiis
14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.

Im atlantischen und indischen Ocean.

33. Cottvs. Caput corpore latius, spi-
nosum. Membr. branch. rad
. 6.

1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein-
picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus
rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso
.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und
America.

2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe,
Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head,
the miller's thumb
.) C. laeuis, capite
spinis duabus
.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am
Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge-
krochen sind aufs sorgfältigste.

34. Scorpaena. Caput magnum, acu-
leatum. Oculi vicini. Dentes maxil-
lis, palato, faucibusque. Membr.
branch. radiis
7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

[Seite 279]

35. Zevs. Caput compressum, decliue.
Labium superius membrana transuersa
fornicatum. Lingua subulata. Membr.
branch. radiis 7 perpendicularibus: in-
fimo transuerso. Corpus compressum
.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin-
nam analem dorsalemque recumbente
.

Bloch tab. 193.

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda
rotundata; lateribus mediis ocello fusco;
pinnis analibus duabus
.

Bloch tab. 41.

Beyde im atlantischen Meer.

36. Plevronectes. Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.)
Oculis vtrisque in eodem latere fron-
tis. Membr. branch. rad. 4-7. cor-
pus compressum, latere altero dorsum,
altero abdomen referente
.

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur, die ihre beyden Augen auf einer Seite
des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich
auf der rechten, andere auf der linken: sehr
selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die
anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen
haben. Auch Beyde Nasenlöcher sitzen ebenfalls
so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer
schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe
gerichtet.

[Seite 280]

1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.)
P. oculis dextris, corpore glabro, tuber-
culis 6 capitis
.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nörd-
lichen Meeren.

2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der
.) P. oculis dextris, linea laterali
aspera, spinulis ad pinnas
.

Bloch tab. 44.

3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl.
the dab.) P. oculis dextris, squamis cilia-
tis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi
anique, dentibus obtusis
.

Bloch tab. 46

4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le
fletang
. Engl. the holibut.) P. oculis
dextris, corpore toto glabro
.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht: unter
andern in größter Menge im nördlichen stillen
Ocean.

5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und
Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore
aspero
.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige.

37. Chaetodon. Dentes (plurimis)
setacei, flexiles confertissimi, nume-
[Seite 281] rosissimi. Membr. branch. radiis 6;
corpus pictum, pinna dorsi anique
carnosa squamosa
.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin-
nae dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro
cylindrico
.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in
eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten,
die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt,
daß sie herabfallen und ihm zur Speise wer-
den müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis
dorsalibus 11, radio dorsali quarto fili-
formi longissimo
.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

38. Sparvs. Brachse. Dentes primores
robusti, molares obtusi, conferti. La-
bia simplicia. Membr. branch. rad. 5.
corpus compressum. Pinnae pectora-
les acuminatae
.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula
aurea inter oculos
.

Bloch tab. 266.

Im mitländischen und atlantischen Meer. Hat
fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem
goldfarbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello sub-
caudali, corpore fasciis nigris
.

Bloch tab. 264.

[Seite 282]

Im mitländischen Meer. Die Männchen sol-
len zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere
oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens,
cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in
sinum producta
.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische.
Zuweilen giftig.

39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, la-
bia duplicata magna. Membr. branch.
rad. 6; pinnae dorsalis radii postice
ramento filiformi aucti. Pectorales
rotundatae
.

1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulua
vtrimque dentata
.

Bloch tab. 287.

Im mitländischen Meer. Nur Fingers lang,
von ausnehmend schönen Farben. Wird den
Badenden durch seinen Biß lästig, der wie
Mückenstiche schmerzt.

40. Sciaena. Caput totum squamis
obtectum. Membr. branch. rad. 6;
opercula squamosa. Corpus: fossula
dorsi pro pinna dorsali recondenda
.

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al-
bescente
.

Bloch tab. 297.

Wie so viele andere Gattungen dieses Ge-
schlechts im rothen Meere.

[Seite 283]

41. Perca. Opercula spinosa, antror-
sum serrata. Membr. branch. rad. 7.
corpus pinnis spinosis
.

1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis
16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis
32.

Bloch tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa.

3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe
.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27;
spinis 15; cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

42. Gasterostevs. Membr. branch.
rad. 3; corpus ad caudam vtrimque ca-
rinatum. Pinnae ventrales pone pecto-
rales, sed supra sternum
.

1. †. Aculeatus. Der Stichling. (spinarella.
Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus
.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa.

43. Scomber. Caput compressum,
laeue. Membr. branch. rad. 7; cor-
pus laeue, linea laterali postice cari-
natum. Pinnae spuriae saepe versus
caudam
.

[Seite 284]

1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le marque-
reau
. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie
der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich
schmackhafter Raubfisch. Von beyden machten
die Alten ein vorzügliches Garum.

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis infe-
rioribus 7; abdomine lineis vtrinque 4
nigris
.

In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses
Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen
sehr stark, und kann dann so wie manche andere
Fische und deren Thran etc. zum leuchten des
Seewassers beytragen.

3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le
thon
. Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrim-
que
8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mitländischen Meer,
Ost- und Westindien etc. Wird über Manns lang,
und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist
zuweilen giftig*). – Ihm ähnelt die zumahl
aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.

44. Mvllvs. Caput compressum, de-
cliue, squamis tectum. Membr. branch.
rad. 3. corpus squamis magnis facile
deciduis
.

[Seite 285]

1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.

Bloch tab. 348. fig. 2.

Ein schöner schmackhafter Fisch des mitländi-
schen Meers. Ungefähr fuß lang.

45. Trigla. Caput loricatum lineis
scabris. Membr. branch. rad. 7. digiti
liberi ad pinnas pectorales
.

1. Volitans. T. digitis vicenis membrana
palmatis
.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern
Weltmeeren.


VI. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchflossen hinter den
Brustfloßfedern sitzen. Die mehresten Süß-
wasser-Fische sind aus dieser Ordnung.

46. Cobitis. Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch. rad. 4-6. cauda
versus pinnam minus angustata
.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso,
oculis prominulis
.

Bloch tab. 361.

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und
wird besonders durch den ganz einzigen Bau
seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten
Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung
der Augäpfel, merkwürdig*).

[Seite 286]

2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the
loach
.) C. cirris 6, capite inermi com-
presso
.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. Die größten finden sich in der Aar
in der Schweiz.

3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 8, spina supra
oculos
.

Bloch tab. 31. fig. 1.

In Europa kann wie der Knurrhahn einen
Laut von sich geben. Wenn man ihn in Gläsern,
mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey
bevorstehender Wetterveränderung unruhig.

47. Silvrvs. Caput nudum. Os cir-
ris filiformibus tentaculatum. Membr
.
branch. rad. 4-14. Radius pinnarum
pectoralium aut dorsalis primus spi-
nosus, retrodentatus
.

1. † Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.

Bloch tab. 34.

In den mildern Strichen der alten Welt.
Der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Centner
am Gewicht hält, und wegen des unförmlich
großen und breiten Kopfes und der langen Bart-
fäden ein sonderbares Ansehen hat.

[Seite 287]

2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica
vniradiata, squamis ordine simplici, cir-
ris 6 cauda integra
.

Catesby vol. III tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.
le trembleur.) S. pinna dorsali vnica lum-
bari, remota absque radiis, cirris 6
.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc.
de Paris
, 1782. tab. 20.

Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.)
Findet sich im Nil und mehrern andern africani-
schen Flüssen. Wild ungefähr 20 Zoll lang.
Ist doch eßbar.

48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput
laeue depressum. Os edentulum re-
tractile. Membr. branch. radiis 6;
corpus cataphractum
.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Süd-America.

49. Salmo. Caput laeue. Dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch
.
rad. 4-10; pinna dorsalis postica
adiposa: pinnae ventrales multira-
diatae
.

1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau-
mon
. Engl. the salmon.) S. rostro vltra
inferiorem maxillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

[Seite 288]

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils,
wie auf Labrador und im Amur Lande in unsäg-
licher Menge. Hält sich des Sommers in den
Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur
die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer.
Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die
Lachshäute durch gerben ausnehmend geschmeidig
zu machen um sich damit zu kleiden.

2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la
truitte saumonée
. Engl. the sea trout.)
S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna
pectorali punctis
6.

Bloch tab. 20.

An den Küsten und in den Flüssen von Europa.
Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout.) S. maculis rubris, maxilla in-
feriore sublongiore
.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgichten mil-
dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund
schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth-
fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis,
ventre fuluo
.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein
wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen,
deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus-
macht; lebt großentheils von Mücken (culex
pipiens).

[Seite 289]

5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani 17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

Im nördlichern Europa. Fast durchscheinend. –
Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring,
Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän-
der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund-
fleische, in größter Menge gleichsam als Brod
oder Kuchen verzehren.

6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch.
S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae
dorsi
14.

Bloch tab. 25.

In der Nord- und Ostsee; auch in der Hud-
sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch
die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See,
der mit der Ferra des Genfer-Sees einerley
zu seyn scheint.

7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.)
S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi
radiis
23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

50. Fistvlaria. Caput; rostrum cy-
lindricum, apice maxillosum. Membr
.
branch. radiis 7; corpus....

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit
winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen
Schnauze findet sich an den östlichen Küsten
vom wärmern America und an Neuholland.

[Seite 290]

51. Esox. Caput supra planiusculum;
mandibula superiore plana breuiore,
inferiore punctata; dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad. 7-12.

1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike.) Q. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa,
Asien und Nordamerica. Einer der gefräßigsten
Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern
auch allerhand Amphibien, Kröten etc. viele
Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zu-
weilen gar Krebse verschlingt.

2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie.
Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxilla
subulato
.

Bloch tab. 33.

In den europäischen Meeren, theils in unsäg-
licher Menge. Seine Gräten sind grün, als
wenn sie mir Saftfarbe angestrichen wären.

52. Elops. Caput laeue. Dentium sca-
brities in maxillarum margine, palato
.
Membr. branch. radiis 30; praeterea
exterius in medio armata dentibus
5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

[Seite 291]

53. Argentina. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. radiis
8. Cor-
pus ano caudae vicino. Pinnae ventra-
les multiradiatae
.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.

54. Atherina. Caput maxilla superiore
planiuscula. Membr. branch. radiis
6.
Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mitländischen Meere.

55. Mvgil. Caput; Labia membranacea:
inferius introrsum carinatum. Dentes
nulli. Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr. branch. rad. 7. curuis
.
Opercula laeuia rotundata. Corpus
albicans
.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
queradiata
.

Bloch tab. 394.

Im mitländischen u.a. Meeren.

56. Exocoetvs. Caput squamosum.
Os edentulum, maxillis vtroque latere
connexis. Membr. branch. rad. 10.

[Seite 292] Corpus albicans, abdomen angulatum,
pinnae pectorales maxime volatiles,
radiis antice carinatis
.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo-
mine vtrinque carinato
.

Gesner pag. 653.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet
sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in großen Scharen.

57. Polynemvs. Caput compressum,
vndique squamosum; rostro obtusissimo
prominente. Membr. branch. rad. 5.
vel 7. Corpus digitis liberis ad pinnas
pectorales
.

1. Quinquarius P. digitis quinque corpore
longioribus
.

Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.

In Westindien.

58. Clvpea. Caput maxillarum supe-
riorum mystacibus serratis. Membr
.
branch. rad. 8. Branchiae interne se-
taceae. Abdominis carina serrata. Pin-
nae ventrales saepe nouemradiatae
.

1. Harengus. der Häring, Strömling.
(membras? Fr. l'hareng. Engl. the herring.)
C. immaculata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen
[Seite 293] Möven-Gattungen etc.) verfolgt wird, sich aber
auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be-
sonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert
bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm-
ten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben
§. 109. –) nach den europäischen Küsten, zu-
mahl nach den Orcaden, nach Norwegen etc. so
viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftigt.

2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna
dorsali radiis
13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch
im mitländischen. Ist von manchen Naturfor-
schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May-
fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. late-
ribus nigro maculatis, rostro nigro
.

Bloch tab. 30. fig. 1.

Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.

4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore
longiore
.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li-
vorno gefangen.

59. Cyprinvs. Caput ore edentulo.
Os nasale bisulcum. Membr. branch.
rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae
ventrales saepe nouemradiatae
.

[Seite 294]

1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra-
diis 7. cirris 7. pinnae dorsi radio secundo
vtrinque serrato
.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien.

2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl.
the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4,
pinnae dorsalis radio postice serrato
.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit
verwandten Gattungen, zumahl mit der Karau-
sche, Bastarden geben. Auch finden sich unter
den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter
irgend einer andern bekannten Fischgattung. –
Die Spiegelkarpfen**), die sich besonders durch
die beständig von Schuppen entblößten Theile
des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine
bloße Spielart, sondern eine besondere Gattung
dieses Geschlechts zu seyn.

3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche.
Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso cirris 2
.

Bloch tab. 19.

Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann
mit den Kieferdeckeln einen Laut von sich geben.
Die Goldschleihe**) ist einer der schönsten deut-
schen Fische.

4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10,
cauda integra, linea laterali recta
.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

[Seite 295]

5. Auratus. das schinesische Goldfischchen,
der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée.
Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina,
caudae transuersa bifurca
.

Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D.
1. St. mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als
Hausthiere gehalten werden, und in mancherley
wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der
vortrefflichen Farben, Zahl und Bildung der
Flossen, Größe der Augen etc. ausgeartet sind.
Sie kommen auch im mildern Europa recht gut
fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen
Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und
geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath
von sich.

6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8,
macula fusca ad caudam, corpore pel-
lucido
.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön
orangefarben.

8. †. Alburnus. der Ukley, Weißfisch. (Fr.
l'ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani
rad
. 20.

Bloch. tab. 8. fig. 4.

[Seite 296]

So wie der folgende im mittlern Europa und
westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur
Verfertigung der Glasperlen gebraucht*).

9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna
ani rad
. 27. pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.


Achter Abschnitt.
Von den Insecten.

[Seite 297]

§. 121.

Die Thiere der beyden letzten Classen
(§. 40.), die Insecten und Gewürme, unter-
scheiden sich schon dadurch von den vorhergehen-
den, daß sie kein rothes Blut, sondern statt
dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper
führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den Alten
Blutlose Thiere (animalia exsanguia) ge-
nannt wurden.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens im Zustande ihrer vollkom-
menen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinter-
leib, wie durch Einschnitte von einander ab-
gesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch
einen Faden unter einander verbunden werden.
Außerdem zeichnen sie sich aber auch durch
besondere sehr empfindliche Organe aus, die sie
in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe
tragen (Antennae, Fühlhörner), und die
alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber
auch noch außerdem gegliedert sind; und end-
[Seite 298] lich durch die hornartigen, eingelenkten Füße,
und deren größere Anzahl, da die völlig aus-
gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer
sechs, manche aber wohl auf anderthalb hun-
dert etc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was
ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeß-
liche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich
verschiedenen Bestimmungen, und dahin ab-
zweckende eben so verschiedene Lebensart, Be-
dürfnisse etc. erfordern eine äußerst vielartige
Bildung, in welcher sie, so wie in der unglei-
chen Größe ihres Körpers, ausnehmend von
einander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör-
pers ist mannigfaltiger als bey den übrigen
Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn-
artigen Panzer überzogen, der aus mehrern
Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines
Blechhandschuhes über einander schieben lassen;
und wodurch diese Thiere vor mancherley Un-
fällen gesichert, und für den Mangel der Knochen,
die bey andern Thieren zur Anlage der Mus-
keln etc. dienen, entschädigt werden. Manche
sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den
[Seite 299] Schmetterlingen etc. die Flügel mit so genannten
Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt,
die zum Theil von den schönsten Farben sind:
so wie sich überhaupt unter den Insecten,
Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge*), und also vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, weichen die Insecten gar
sehr von den übrigen Thieren ab. So daß
ihnen sogar manche Naturforscher verschiedene
von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das
Gehör und den Geruch, ohne Grund haben
absprechen wollen; da man doch jenes bey vie-
len die einander zur Paarungszeit durch einen
besondern Laut locken, und diesen bey noch weit
mehrern, die ihren versteckten Fraß auswittern,
unverkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich
merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres
Baues von zweyfacher Art. Die einen sind
große Halbkugeln, die aber meist aus tausen-
[Seite 300] den von Facetten, bey einigen auch aus zahl-
reichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die
auf der innern Seite mit einem theils buntfar-
bigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch
manche ungeflügelte, wie der Hummer etc. haben
dergleichen. Die Augen der andern Art
(ocelli, stemmata) sind einfach, klein, und
so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage
verschieden. Die erstern scheinen mehr für die
Ferne, so wie die letztern für die Nähe be-
stimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß da-
mit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflü-
gelten vollkommenen Zustande solche große com-
ponirte telescopische Augen kriegen, da sie vor-
her als Raupen nur myopische kleine Augen
hatten. Nur wenige Insecten, wie z.B. die
Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*) die bey den verschie-
denen Gattungen, und bey manchen selbst nach
der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig
gestaltet sind, und die manche Naturforscher
für Organe des Geruchs oder des Geschmacks etc.
angesehen haben, scheinen doch nichts weiter
zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, –
Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten,
[Seite 301] die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen
äußern Decke, und den mehrsten auch bey der
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten scheinen das feinste
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils
im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl
zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine
Hauptzweck der so genannten Freßspitzen
(palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen
der Insecten sitzen und nur wenigen gänzlich
zu fehlen scheinen, und die auch von manchen
für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor-
den, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau*) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Was man z. E. bey den Raupen für ihr
Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal
von ungleicher Weite der längs des Rückens
liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader
entspringt, so daß folglich auch die Ernährung
bey diesen Insecten auf eine eigene, von der
Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver-
schiedene Art vor sich gehen muß.

[Seite 302]

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröh-
ren vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau,
und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber
auch so wohl in der Bildung als in der Farbe
von den Muskeln der rothblütigen Thiere ab-
weichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als
die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh-
lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung
ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch
nur bey wenigen (wie z.B. bey den Heu-
schrecken und manchen Cicaden und Käfern etc.)
eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung.
Auch können die meisten weit länger als jene
rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren
Raume aushalten; und viele leben in der den
so eben genannten Thieren so schädlichen mephi-
tischen Luft worin animalische und vegetabilische
Stoffe faulen (– dem gekohlten Wasserstoff-
gas etc. –) gleichsam als in ihrem Elemente.

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten
auf und unter der Erde*) weit unbeschränkter,
[Seite 303] als der von irgend einer andern Thierclasse.
Es sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme
welche anzutreffen, so daß sogar größere In-
secten, wie z.B. Käfer, Bienen etc. selbst wie-
der ihre besondere Milben und Läuse haben.
Eben so sind auch wohl nur sehr wenige Ge-
wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum etc.)
die gar keinen bekannten Insecten zur Woh-
nung und Aufenthalt dienen. Da hingegen
manche, wie z.B. die Eiche, von mehr als
einem hundert verschiedener Gattungen von In-
secten bewohnt und besucht werden. – So
allgemein aber die Insecten, im Ganzen ge-
nommen, über die ganze Erde verbreitet sind,
so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gat-
tungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter
Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflan-
zen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaftli-
cher Verbindung, und leisten sich in ihren
Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermei-
sten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtun-
gen nach und manche, die wie die Spinnen
in zahlreicher Gesellschaft jung worden sind,
zerstreuen sich bald nachher, und leben einsied-
lerisch, so daß viele außer der Begattungszeit
kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu
sehen kriegen.

[Seite 304]

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh-
nungen etc. die sich so viele Insecten zu verfer-
tigen wissen, ist schon oben bey Anlaß der
Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es
sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht
wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Pe-
riode ihres Lebens Proben dieser natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten indem sie ent-
weder wie die Kleidermotten und Frühlingsflie-
gen in ihrer unvollendeten Gestalt, als Larven,
sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum
Schutze verfertigen; oder sich, um die Ver-
wandlung und den langen Todesschlaf zu be-
stehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen etc.,
oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen,
und wie die Spinnen Netze für ihren Raub
verfertigen; oder die wie manche Wasserkäfer
und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach-
kommenschaft, Säcke oder Nester zubereiten,
denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche
von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung
leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und
nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen
ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche
Wohnungen u.s.w.

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten sieht
man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den
[Seite 305] allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf
ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich
darauf abzweckt, daß sie organisirte Materie
consumiren sollen. Sie müssen essen, nicht
bloß um satt zu werden, sondern um zugleich
Aas zu verzehren, um selbst wieder andere
lebendige Insecten aufzureiben etc., um Unkraut
zu vertilgen u.s.w. – eine große Bestim-
mung, zu deren Erfüllung vielen dieser kleinen
Thierchen, theils ihre äußerst starke Vermeh-
rung, theils ihre beyspiellos heftige Freßgierde
und schnelle Verdauung bey einem sehr kurzen
Darmcanal zu statten kommt. Man weiß
z.B., daß eine Raupe in 24 Stunden das
Triplum ihres eigenen Gewichts verzehren
kann. – Auch sind die Freßwerkzeuge der
Insecten vielartiger als in irgend einer andern
Thierclasse: da manche mit seitwärts bewegli-
chen gezähnelten Kinnladen und Freßzangen
(maxillae); andere wie einem zugespitzten
hornartigen Bohrrüssel (rostrum); andere mit
einem fleischigen Schlurfrüssel mit breiter Mün-
dung (proboscis); manche mit einer spiralför-
mig aufgerollten (sogenannten) Zunge etc. ver-
sehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind
einige Insecten, wie z.B. die Spannraupen
durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch
[Seite 306] daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen
haben, worauf sie leben*), folglich weniger
darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt
werden können; andere auch wohl durch den
heftigen Geruch, den sie im Nothfall verbreiten
können; andere durch die Macht des gesellschaf-
tlichen Lebens; noch andere durch ihre bewun-
dernswürdige Stärke etc. gesichert. Und manche
sind gar mit Waffen, z.B. mit Hörnern
wie Kneipzangen, oder mit Stachel und
Gift versehen.

§. 135.

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar-
keiten. So z.B., daß oft in einer und eben
derselben Gattung die beyden Geschlechter ein-
ander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß
man sie eher für ganz verschiedene Thierarten,
als für zusammen gehörige Gatten halten sollte:
oder daß unter den Bienen und andern ihnen
verwandten Insecten immer die größte Anzahl
gänzlich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie
gezeugt und geboren werden, ohne doch nach
dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung
zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

[Seite 307]

§. 136.

Ferner hat die Begattung bey verschiede-
nen Insecten seht viel Eigenes. Bey nicht
wenigen Gattungen wird sie z.B. im Fluge
vollzogen, und manche derselben sind bloß für
diese kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueber-
haupt aber leben die mehresten in so fern in
einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlech-
terdings nicht mehr als ein einziges Mahl in
ihrem leben sich paaren können: der Tod ist
bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der
ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben
durch verzögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fort-
pflanzungsgeschäfte der Insecten gehört auch,
daß bey vielen, wie z.B. beym Cochenille-
wurm, beym Sandfloh etc. das trächtige
Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe an-
wächst: so daß man z.B. rechnet, daß bey der
weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebäh-
ren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und
größer ist als er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die
von den Müttern nach einem bewundernswür-
digen Instinct immer aufs Genaueste an die
bestimmten der künftigen jungen Brut ange-
[Seite 308] messensten Orte gelegt werden. Manche legen
z.B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger
Insecten anderer Art, in Raupen; oder in
Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre
Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den
Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe
eine eigene Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten. Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen, von einer
überaus mannigfaltigen sonderbaren Bildung
und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter
an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art
Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen
abgespült noch durch andern Zufall leicht zer-
stört werden können. Einige wenige Insecten
gebären lebendige Junge, und manche, wie
die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley
Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens
in den andern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey wei-
ten nicht so auffallend wird, ist ihre Meta-
morphose. Es kommt nähmlich kein einziges
geflügeltes Insect unmittelbar aus dem Ey,
sondern diese alle müssen sich (– so wie auch
einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebens-
epochen einer Art von Verwandlung unter-
ziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Ge-
[Seite 309] staltung, sondern zugleich ihr ganzer innerer
Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf
eine Weise umgebildet*), die sich schwerlich
mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter
Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).

§. 140.

In der Gestalt, wie diese Insecten, die
sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst
aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven.
Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so
daß z.B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000
Mahl schwerer wiegt als da sie eben aus dem
Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber
auch desto schneller, so daß z.B. die Maden
der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach
dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer sind
als da sie aus dem Ey kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die
Raupen und Engerlinge: theils aber keine,
[Seite 310] wie die Maden. Flügel haben sie gar noch
nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur
Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernäh-
ren sich bloß, und wachsen, und häuten sich
mit unter einige Mahl.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umge-
bildet wird, heißt sie Nymphe. Manche kön-
nen sich während dieses Zustandes herum be-
wegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen.
Andere hingegen verschließen sich als Puppe
(chrysalis, aurelia), und bringen diesen
Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todes-
schlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich
von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse
vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große
Veränderung vor, daß es aus seinem Larven-
stand zum vollkommnen Insect (insectum
declaratum, imago
) umgebildet wird, und
nach bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervor-
brechen kann. Manche Insecten absolviren die
letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen
Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus
ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen
Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr,
[Seite 311] sie wachsen nicht weiter; jene beyden Bestim-
mungen eines organisirten Körpers hatten sie
schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch
die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fort-
pflanzen, und dann der Nachkommenschaft
Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der
Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten
Thiere an der großen Haushaltung der Natur
haben, desto mannigfaltiger und ganz uner-
meßlich. Sie sind es, die unzählige Arten
von Unkraut theils im Keim ersticken, theils,
wenn es auch ausgewachsen ist, vertilgen, und
seinem fernern Wucher vorbeugen. Einen an-
dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten
so viele Insecten, die sich von Aas nähren,
im Miste leben u.s.w. und die dadurch, daß
sie diese widrigen animalischen Substanzen auf-
zehren, zerstreuen und durchwirken, von der
einen Seite der Infection der Luft vorbeugen,
und von der andern die allgemeine Düngung
des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht
werden z.B. die Schmeißfliegen in den heißen
Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits beför-
dern auch unzählige Insecten die Befruchtung
der Gewächse, auf überaus merkwürdige
[Seite 312] Weise*), und einige Gattungen von Gallwespen
benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Man-
cherley Insecten werden von den Fischern zu
Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser
Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen
von Heuschrecken etc. sind eßbar. So der
Honig der Bienen, aus welchen auch in man-
chen Gegenden von Europa so wie im Innern
von Africa der Meth gewonnen wird. Die
Seide nutzt zur Kleidung und mancherley an-
derm Gebrauch. Verschiedene Insecten geben
treffliche Farben, wie die Cochenille den
Scharlach etc. Die Galläpfel werden zur Tinte,
und Wachs zu Kerzen und vielerley andern
Gebrauch benutzt. So das Lack, ein Pro-
duct gewisser ostindischer Schildläuse, das zu
Firniß zum Siegellack u.s.w. verbraucht wird.
Für die Arzney sind vorzüglich die spanischen
Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von
Belange, und neuerlich sind auch die so ge-
nannten Maywürmer, vom neuen als Hülfs-
mittel gegen den tollen Hundsbiß, so wie
manche andere Käser gegen Zahnweh, geprie-
sen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutze der Insecten ist,
so ist aber auch anderseits der Schade sehr
[Seite 313] erheblich, den viele Gattungen derselben an-
richten. Viele sind den Feldfrüchten über-
haupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und
verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge
Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche
sind besonders dem Getreide nachteilig; an-
dere, wie so viele Raupen, Erbflöhe, Enger-
linge etc. den Gartengewächsen; andere Rau-
pen und Käferlarven etc. den Obstbäumen;
die Schildläuse besonders der Orangerie; die
Larven einiger Dermestes-Gattungen und
die Holzraupen den Holzungen; die Ameisen,
Grasraupen etc. den Wiesen; die Brot-Scha-
ben den Victualien; die weißen Ameisen etc.
dem Hausgeräthe etc.; die Kleidermotten der
Wolle, dem Pelzwerk u.s.w. Die Larven
vieler kleiner Käferchen den Büchern und Na-
turaliensammlungen. Endlich werden auch ei-
nige Arten von so genanntem Ungeziefer dem
Menschen selbst, so wie den Pferden, Schafen,
Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar
verschiedenen nutzbaren Insecten, den Bienen,
Seidenwürmern etc. auf unmittelbare Weise
lästig; und andere, wie manche Skorpione etc.
durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge
ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné
wie es die Einrichtung eines solchen, besonders
[Seite 314] auch zu halbjährigen Vorlesungen über die ganze
N. G. bestimmten, Handbuchs wohl nicht an-
ders gestattet.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit
hornartigem Körper. Die Flügel falten
sich in der Ruhe zusammen, und sind mit
zwey hornartigen, Decken oder Scheiden
belegt die sich in der Mitte in gerader
Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuz-
weis zusammen gelegten oder gerade aus-
gestreckten, meist zur Hälfte harten, fast
pergamentähnlichen Flügeln etc. Theils
haben sie Freßzangen, theils einen spitzi-
gen Bohr-Rüssel.

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaartem Körper, und vier
ausgespannten Flügeln, die mit bunten
Schuppen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen
netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen
geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (un-
bedeckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In-
secten.

* * *

Zur N. G. der Insecten.

[Seite 315]
  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de bloede-
    loose Dierkens
    . Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. Lb. 1737. fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Surinamen-
    sium
    . Amst. 1705. fol. max.
  6. Jac. L'Admiral iun. gestaltverwisselende gekorvene Diert-
    jes
    . Amst. 1740. fol.
  7. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhand In-
    secten in Deutschland. Berl. 1720-38. XIII. Th. 4.
  8. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands seit 1795. 12.
  9. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigungen.
    Nürnb. 1746-61. IV. B. 4.
  10. Chr. Fr. C. Kleemann Beiträge dazu. Ebendas. seit
    1761. 4.
  11. v. Linné fundamenta entomologiae. Vps. 1767. 4. it.
    im VII. B. von Linne's amoenitatib. academic.
  12. J. G. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich 1761. 4.
  13. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur
    1766. 4.
  14. Jac. chr. schaeffer elementa entomologica. Ratisb.
    1766. 4.
  15. Ej. icones insectorum Ratisbonensium. ib. 1767. 4.
  16. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob.
    1763. 8.
  17. Jo. Chr. Fabricii philosophia emtomologica. Hamburg.
    1778. 8.
  18. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  19. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  20. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  21. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  22. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734-1742.
    VI. vol. 4.
  23. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752-1777.
    VI. vol. 4.
  24. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. I. Retzius.
    Lips. 1783. 8.
  25. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris.
    Par. 1762. II. vol. 4.
* * *
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand) avec
    des remarques
    de P. Lyonet. à la Haye. 1742.
    II. vol. 8.
* * *
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegeben von k. illiger.
    Braunschw.
    seit. 1801. 8.

I. COLEOPTERA (s. Vaginipennia.)

[Seite 317]

Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen
Nahmen auch dem ersten Geschlechte ins beson-
dere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und
bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die
an der Brust sitzen: bey einigen, wie unter
den Holzbocken ist sie ohne Füße (eine Made).
Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde
in einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber,
wie bey den genannten Holzböcken, im Holze.
Das vollkommene Insect kriecht zwar weich
aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in
kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve
Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten horn-
artigen Flügeldecken (elytra) versehen.

1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton.
Engl. beetle) Antennae clauatae capi-
tulo fissili. Tibiae anticae saepius den-
tatae
.

1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu
incuruo maximo: subtus barbato vnidentato,
capitis recurnato: supra multidentato
.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

[Seite 318]

In Brasilien. Die Larve einen starken Dau-
men dick. Der Käfer variirt in der Farbe,
schmutzig-grün etc.

2. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus tho-
race bicorni, capitis cornu vnidentato,
apice bifido.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. †. Lunaris. S. exscutellatus. thorace trii-
corni: intermedio obtuso bifido, capitis
cornu erecto clypeo emarginato
.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im
Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte
Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er ein-
zeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln
befestigt und in jede ein einziges Ey legt.

4. †. Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scu-
tellatus, thorace prominentia triplici, ca-
pitis cornu incuruato, antennis hepta-
phyllis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer; fliegt selten;
als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe
und in hohlen Bäumen; und thut in manchen
Gegenden den Reden großen Schaden.

5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sex-
dentato, thorace inermi crenulato, tibiis,
posticis ciliatis, vertice subbidentato
.

Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.

Besonders häufig in Aegypten, wo er von
den alten Aegyptiern als Sinnbild des Sonnen-
[Seite 319] laufs heilig verehrt, und aus ihren Kunstwerken
vorgestellt worden. Besonders hat man ihn auf
die Rückseite der Aegyptischen und Etruskischen
geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb
Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace
inermi, capite tuberculato elytris rubris,
corpore nigro
.

Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.

Im Kuhmist.

7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the
dung beetle
.) S. scutellatus. muticus, ater,
glaber: elytris sulcatis: capite rhombeo
;
vertice prominulo: antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf
Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben-
den herum fliegt so ist meist auch für den folgen-
den Tag gut Wetter zu erwarten.

8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutella-
tus muticus, elytris glabris laeuissimis,
capitis clypeo rhombeo, vertice promi-
nulo, antennis nigris
.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. †. Horticola. der Gartenkäfer. S. scutel-
latus muticus, capite thoraceque caeruleo
subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris
.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen etc.

10. †. Melolontha. der Maykäfer, Kreuz-
käfer. S. scutellatus muticus testaceus,
[Seite 320] thorace villoso, cauda inflexa, incisuris
abdominis albis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von
Getreidewurzeln etc. nährt, und zuweilen allge-
meinen Mißwachs verursacht hat*). Im
sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer
zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem
jungen Laub, besonders an Obstbäumen.

11. †. Solstitialis. der Brachkäfer, Junius-
käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus mu-
ticus testaceus, thorace villoso, elytris lu-
teo-pallidis pellucidis: lineis tribus albis
parallelis
.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

12. †. Auratus. der Goldkäfer, Rosenkäfer.
S. scutellatus muticus auratus, segmento
abdominis primo lateribus vnidentato, cly-
peo planiusculo
.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in
Ameisenhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der
schöne Käfer selbst aber in Gärten etc. Man hat
Beyspiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig er-
halten und mit angefeuchteten Brodrinden fü-
ttern lassen.

[Seite 321]

2. Lvcanvs. Antennae clauatae: claua
compressa latere latiore pectinato-fis-
sili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae
.

1. †. Cervus. der Hornschröter, Wein-
schröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the
flag beetle
.) L. scutellus: maxillis exser-
tis, apice bifurcatis, latere vnidentatis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Nächst den Krebsen das größte deutsche In-
sect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das
Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneip-
zangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clauatae;
capitulo perfoliato: articulis tribus
crassioribus. Thorax conuexus, vix
marginatus. Caput sub thorace in-
flexum latens
.

1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger
elytris antice cinereis, punctis nigris
.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten wei-
chen Theilen todter Thiere.

2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis
albis binis
.

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopf-
ten Thieren. u.s.w.

3. †. Typographus. der Borkenkäfer, Fich-
tenkäfer, Fichtenkrebs, Holzwurm. D. te-
[Seite 322] staceus pilosus elytris striatis retusis prae-
morso-dentatis
.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich auf dem
Harz und in mehrern, Gegenden Deutschlands so
furchtbar gewordne Thier; das im Splint der
Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge
hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume
über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der
dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der
Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln
werden roth, er verliert sein Harz, und taucht
dann kaum recht zum Verkohlen geschweige als
Bau- oder Brennholz.

4. †. Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze
fliegende Wurm. D. niger subuillosus, ely-
tris piceis integris, plantis rusis
.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache,
vrillette.) Antennae filiformes: articulis
vltimis maioribus. Thorax subrotun-
dus, immarginatus, caput excipiens
.

1. †. Pertinax. P. fuscus vnicolor.

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald
man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt
liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle
zu treiben ist.

2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentao, elytris fasciis duabus albis
.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.

[Seite 323]

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und
Pelzwerk.

3. †. Fatidicus. die Todtenuhr. (Engl. the
death-watch
.) P. fuscus subpilosus griseo
irregulariter maculosus
.

Philos. Transact. N. 271. 291.

Eine der sehr verschieden Insectenarten, die
durch den klopfenden Laut, womit die Gatten
einander zur Parungszeit locken, zu mancherley
Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo
solidiusculo: infimo articulo com-
presso, decuruato. Caput intra corpus
retractile. Os forcipatum. Elytra cor-
pore breuiora. Tibiae anticae dentatae
.

1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris sub-
striatis
.

Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigi-
dae, capite breuiores, oculi 4, duobus

supra, duobus infra.

1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus
.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der
Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er
eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen
Geruch von sich.

[Seite 324]

7. Byrrhvs. Antennae clauatae subso-
lidae, subcompressae
.

1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris sub-
nebulosis puncto albo
.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassio-
res. Elytra marginata. Caput promi-
nens. Thorax planiusculus, margi-
natus
.

1. †. Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le fos-
soyeur
.) S. oblonga atra, clypeo orbi-
culato inaequali, elytris fascia duplici
aurantia
.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Nahmen von der besondern
Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen
Thieren, Maulwürfen, Fröschen etc. die sie von
weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben,
und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ih-
rer sechse find wohl im Stande, einen todten
Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief
in fetten Boden einzuscharren.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo
plano reconditum
.

1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen versehen.

[Seite 325]

2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis
.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma-
rienkuh, Sommerkind, Gotteslämmchen.
(Fr. vache à Dieu, bête de la vierge.
Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae
subclauatae, truncatae. Palpi claua
semicordata. Corpus hemisphaericum,
thorace elytrisque marginatis, abdo-
mine plano.

1. †. 7-Punctata. C. coleoptris rubris;
punctis nigris septem.

Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und
Meloë Gattungen als wirksames Heilmittel bey
mancherley Zahnweh empfohlen worden.

2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo
.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassio-
res. Thorax, nec elytra, marginatus
.

1. †. Goettingensis. C. ouata atra pedibus vio-
laceis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 5.

Häufig an der Schafgarbe.

2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den drit-
ten Theil so groß als ein Floh.

[Seite 326]

3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis,
abdomine violaceo.

4. . Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus po-
sticis crassissimis
) virescenti-caerulea.

Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh-
rere verwandte Gattungen unter dem Nahmen
Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.

5. †. Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris
rubra Geoffr.) C. oblonga rubra, thorace
cylindrico vtritique impresso
.

Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve, bedeckt
sich mir ihrem eigenen Unrath. Der kleine rothe
Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn
man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen
durchdringenden hellen Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu-
siformes, basi approximatae, inter
oculos sitae. Thorax elytraque acu-
leata saepius
.

1. †. Atra. H. corpore toto atro.

Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Brvchvs. Antennae filiformes, sen-
sim crassiores
.

1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris
.

Thut zumahl in Nordamerica dem Mais
großen Schaden.

[Seite 327]

14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan-
son
.) Antennae subclauatae, rostro in-
sidentes. Rostrum corneum prominens
.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen
festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von
verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere,
von denen besonders die mit dem sehr langen
Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feld-
früchten und Gartengewächsen Schaden thun.
Die Larven nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiro-
ster ater, thorace ouato planiusculo, ely-
tris abbreuiatis striatis
.

Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.

In beyden Indien. Hat fast die Größe des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sa-
gumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes
Gericht gegessen.

2. †. Frumentarius. der schwarze oder rothe
Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiro-
ster sanguineus.

Eine große Plage für die Kornböden. Er
saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die
Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist,
die Fruchtböden und ihre Gebälke etc. mit scharfer
Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu
lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in
Wohnzimmer und Betten.

3. †. Granarius. C. longiroster piceus oblon-
gus thorace punctato longitudine elytrorum
.

Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.

[Seite 328]

4. †. Paraplecticus. C. longiroster cylindricus
subcinereus, elytris mucronatis.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflan-
zen, aber nicht das darauf wohnende unschul-
dige Thier.

5. †. Bacchus. der Rebensticher. C. longi-
roster aureus, rostro plantisque nigris
.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken etc. – Larve
oder Käferchen von dieser und einigen andern
Gattungen an einen schmerzenden hohlen Zahn
gerieben, soll den Schmerz vertreiben.

6. Anchoraco. C. longiroster, femoribus den-
tatis, elytris flano striatis, thorace elongato
.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.

Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes
so lang als der ganze Hinterleib: dadurch be-
kommt das Thier ein sonderbares Ansehn.

7. †. Nucum. C. longiroster, femoribus den-
tatis, corpore griseo longitudine rostri
.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breui-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis
excauatis, auro versicolore distinctis, ab-
domine aeneo viridi
.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen,
[Seite 329] die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben
sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter
dem Vergrößerungsglase, eine unbeschreibliche
Wirkung.

15. Attelabvs. Caput postice atte-
nuatum inclinatum. Antennae apicem
versus crassiores
.

1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. †. Apiarius. der Immenwolf. A. caeru-
lescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.

16. Cerambyx. Holzbock.
(capricornus) Antennae attenuatae.
Thorax spinosus aut gibbus. Elytra
linearia
.

Manche Gattungen haben ungeheuer lange
Fühlhörner, einen ungemein starken Brustschild und
Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben,
so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier
Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie
in Holz, und geben mittelst des Brustschildes,
den sie an den Flügeldecken reiben, einen knar-
renden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus,
elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis
antennis longis
.

Rösel vol. II. Erdkäf, II. tab. 1. fig. 2.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

[Seite 330]

2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato,
maxillis porrectis coniformibus vtrinque
spinosis, antennis breuibus
.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön
gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn-
schröter.

3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus
.

Frisch P. XIII. tab. II.

Gibt einen bisamänlichen Geruch von sich.

4. †. Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4.
luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis
longissimis
.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang
als das ganze Thier.

17. Leptvra. Antennae setaceae Ely-
tra apicem versus attenuata. Thorax
teretiusculus
.

1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis ni-
gris femoribus posticis dentatis
.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der
Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. Anten-
nae setaceae. Elytra alis minora
.
Cauda simplex.

1. †. Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugi-
neis immaculatis, antennis breuioribus
.

[Seite 331]

19. Lampyris. Johanniswürmchen. (ci-
cindela, nitedula
. Fr. ver luisant. Engl.
glow-worm.) Antennae filiformes
Elytra flexilia. Thorax planus, semi-
orbiculatus, caput subtus occultans
cingensque. Abdominis latera plica-
topapillosa
.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese
haben zwey bläulich phosphorescirende lichte
Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen
leuchten weit stärker als die Männ-
chen, besonders um die Begattungszeit, da ihr
Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige
dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem
das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die selbst
auch im Finstern leuchten), verliert sich der
Schein bey beyden Geschlechtern.

1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo
cinereo
.

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell
genug, um dabey im Finstern lesen zu können.

20. Cantharis. Antennae setaceae.
Thorax marginatus capite breuior.
Elytra flexilia. Abdominis latera pli-
cato-papillosa
.

1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro,
macula nigra, elytris fuscis
.

Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in der Erde auf, und kommt dann zuweilen,
[Seite 332] wenn es geschneyt hat, zu tausenden hervorge-
krochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem
frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen
Anlaß gegeben.

21. Elater. Springkäfer, Schmid.
(Fr. taupin.) Antennae setaceae. Tho-
rax retrorsum angulatus. Mucro pecto-
ris e foramine abdominis resiliens
.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu
helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein
Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und
in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der
er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt;
und dann die Spitzen, die rückwärts auf beyden
Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit
den Flügeldecken auf eine ähnliche Weise ein-
gelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late-
ribus macula flaua glabra
.

Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang.
Die beyden gelben runden Flecken gegen die
Seitenspitzen des Brustschildes leuchten stark im
Finstern, und die Caraiben bedienten sich ehedem
der Cucuyos und einiger anderer phosphoresciren-
den Insecten statt der Leuchten.

2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris, pe-
dibus corporeque nigris
.

Häufig auf Viehweiden.

[Seite 333]

22. Cicindela. Sandlaufer. Anten-
nae setaceae. Maxillae prominentes
denticulatae. Oculi prominuli. Tho-
rax rotundato-marginatus
.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzu-
lauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit
ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug
nachzujagen.

1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum albis
.

23. Bvprestis. Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis. Caput
dimidium intra thoracem retractum
.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laeui, corpore
inaurato
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beyden Indien. Wohl fingerslang.

3. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis
impressis, thorace punctato
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.

24. Dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer
(hydrocantharus) Antennae setaceae
aut clauato perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii submutici
.

1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore
laeui, sterno carinato, postice spinoso
.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

[Seite 334]

Eine der größten Gattungen. Wenn der
Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu
eine artige längliche Hülfe, die er mit einer
braunen Seide überzieht, und die mit den ein-
geschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem
Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus-
gekrochen und im Stande sind, in ihr Element
über Bord zu springen.

2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis
dimidiatis decem villosis
.

Frisch P. II. tab. 7. fig. 4.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat-
tungen dieses Geschlechts,) den Fischreichen ge-
fährlich.

25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae se-
taceae. Thorax obcordatus apice trun-
catus marginatus. Elytra marginata
.

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn
man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich.
Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto
schneller.

1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely-
tris punctis intricatis subrugosis
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.

2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus,
elytris porcatis: striis sulcisque laeuibus
inauratis
.

Häufig auf Feldern, Wiesen etc.

3. †. Sycophanta. C. aureo nitens, thorace
caeruleo, elytris aureo viridibus striatis,
abdomine subatro
.

Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

[Seite 335]

4. †. Crepitans. der Bombardirkäfer. C. tho-
race capite pedibusque ferugineis, elytris
viridi nigricantibus
.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von
der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey
durch die von Dr. Rolander bemerkte ganz eigene
Art berühmt geworden, womit er sich gegen
jenen u.a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht;
da er ihnen mit einem auffallend starken Laut
einen blaulichen Dunst entgegen schießt etc.

26. Tenebrio. Antennae monilifor-
mes articulo vltimo subrotundo. Tho-
rax plano-conuexus, marginatus. Ca-
put exsertum. Elytra rigidiuscula
.

1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femo-
ribus anticis crassioribus
.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern,
heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte
Nachtigallenfutter ab.

3. †. Mortisagus. der Todtenkäfer. T. apte-
rus thorace aequali, coleoptris laeuibus
mucronatis
.

Frisch. P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes
articulo vltimo ouato. Thorax subro-
tundus. Elytra mollia flexilia, caput
inflexum gibbum
.

[Seite 336]

1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le
scarabé onctueux
. Engl. the oil-beetle.)
M. apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey jeder Berührung
einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die
Füße eingelenkt sind, fließen läßt.

2. †. Vesicatorius. die spanische Fliege. (can-
tharis offic
.) M. alatus viridissimus nitens,
antennis nigris
.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum
Blasenziehen gebraucht wird.

28. Mordella. Antennae filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo

(in territo). Palpi compresso clauati,
oblique truncati. Elytra deorsum
curua apicem versus. Ante femora
lamina lata ad basin abdominis
.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu
wenig zu vermehren scheinen.

1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.

29. Staphylinvs. Antennae moni-
liformes. Elytra dimidiata. Alae
tectae. Cauda simplex exferens duas
vesiculas oblongas
.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen
merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr merken,
aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber
noch unbestimmt ist.

[Seite 337]

1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis
.

30. Forficvla. Antennae setaceae.
Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda
forcipata
.

1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
ear-wig
.) F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. 1. 2.

Das bekannte Thier, von dem die ungegrün-
dete. Sage erdichtet ist, daß es gern den Men-
schen in die Ohren kröche, wohin sich irgend
etwa ein Mahl eins, so gut wie jedes andere
Insect, verirren kann. Aber den Gärten sind
sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen
an Orangerie, Nelkenknospen etc. zerfressen.


II. HEMIPTERA.

Bey den meisten Insecten dieser Ordnung
ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt,
bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten
aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen
Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von
einigen Naturforschern Proboscidia genannt
werden. Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusam-
[Seite 338] mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art
kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben
nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die
Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver-
wandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern die
Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis
auf die Flügel, die erst nach und nach völlig
ausgebildet werden.

31. Blatta. Schabe. Caput inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque pla-
nae, subcoriaceae. Thorax planiuscu-
lus, orbiculatus, marginatus. Pedes
cursorii. Cornicula duo supra caudam
.

1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen-
schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le
cancrelas
, ravet. Engl. the black beetle,
cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris ab-
breuiatis sulco oblongo impresso
.

Frisch P. V. tab. 3.

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. Für
manche Gegenden, wo sie sich eingenistet und
stark vermehrt hat, eine der lästigsten Hauspla-
gen. Verzehrt vorzüglich mancherley Victualien,
vor allen aber Brot etc. Kann daher in Schiffen
auf weiten Seereisen schaudervolles Elend ver-
ursachen*). Ist noch am ersten durch Arsenik,
Dampf von Schwefel und assa foetida, kochend
Wasser etc. und wo nur wenige in einem Zim-
[Seite 339] mer oder einer Küche sind, dadurch zu ver-
tilgen, daß man über Nacht einen Igel oder
eine Aente hinein sperrt.

2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro
integro 4 pustulato; dextro ad marginem
internum semipellucido, 3 pustulato
.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden
Ungleichheit in der Zeichnung der beyden Ober-
flügel werkwürdig.

3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris nigro-
maculatis
.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillo-
sum, palpis instructum. Antennae
setaceae. Alae 4 membranaceae, con-
volutae, inferiores plicatae. Pedes

antici compresi, subtus serrato-den-
ticulati, armati ungue solitario et
digito setaceo laterali articulato:
po-
stici
4. laeues, gressorii. Thorax li-
nearis elongatus angustatus.

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreck-
ten, sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr
Betragen etc. hat was Eigenes gleichsam Feyer-
liches, das wohl zu der abergläubischen Devotion
Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen
dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen
werden.

1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely-
tris breuissimis, pedibus spinosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.

[Seite 340]

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum
so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den
Indianern gegessen.

2. Gongylodes. M. Thorace subciliato, femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea etc.

3. †. Religiosa. die Gottesanbeterinn, das
wandelnde Blatt, der Weinhandel, Wein-
hasel. M. thorace laeui subcarinato elytris-
que viridibus immaculatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beyden in die Höhe. Man nennt
es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel
an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln.
Kann wohl zehn Jahre alt werden.

33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle.
Engl. grashopper.) Caput inflexum,
maxillosum, palpis instructum. An-
tennae setaceae s. filiformes. Alae 4
deflexae, conuolutae, inferiores pli-
catae. Pedes postici saltatorii. Vn-
gues vbique bini
.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun-
gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich
sind. Bey manchen geben die Männchen entwe-
der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender
Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will,
einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie
theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit
den Flügeln hervorbringen.

[Seite 341]

1. †. Gryllotalpa. die Werre, Maulwurfs-
grille, der Riehwurm. Reitwurm, Schrot-
wurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. G. tho-
race rotundato, alis caudatis elytro longio-
ribus, pedibus anticis palmatis tomentosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.

In Europa und Nordamerica: an theils Orten,
wie im Thüringischen etc. ausnehmend häufig.
Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den
Küchengewächsen und der Gerstensaat großen
Schaden.

2. †. Domesticus. die Grille, Zirse, Heimchen.
(Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. tho-
race rotundato, alis caudatis elytro longio-
ribus, pedibus simplicibus, corpore glauco.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.

3. †. Campestris. die Feldgrille. G. thorace
rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis
elytro breuioribus, corpore nigro.

Frisch P. I. tab. 1.

4. †. Viridissimus. der Baumhüpfer. G. tho-
race rotundato, alis viridibus immaculatis,
antennis setaceis longissimis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.

Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf
Gebüschen, springt vorzüglich weit.

5. †. Verruciuorus. das Heupferd. G. tho-
race subquadrato laeui, alis viridibus fusco
maculatis, antennis setaceis longitudine
corporis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

[Seite 342]

6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua-
drifida
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.

In den Morgenländern, Aegypten etc.

7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace
subcarinato; segmento vnico, capite obtuso,
maxillis atris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.

Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen
Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge-
meinen Mißwachs, Hungersnoth etc. verursacht
hat. Ursprünglich gehört es wohl in die asiatische
Tatarey zu Hause, doch findet es sich auch ein-
zeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit
großen Invasionen desselben verschont geblie-
ben*). Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn
es anders die gleiche Gattung ist) in Nord- und
Süd-America finden. – Daß sie in Arabien
und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in
den ältesten Zeiten, in Menge verspeißt wird,
ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige
neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel
erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel von
unüberlegtem voreiligen Scepticismus.

8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

[Seite 343]

Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben
im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fvlgora.*)Caput fronte pro-
ducta, inani. Antennae infra oculos,
articulis
2, exteriore globoso. Ro-
strum inflexum, pedes gressorii
.

Der sonderbare Character dieses Geschlechts
ist die hornige Blase vor der Stirne, die bey den
nachbenannten Gattungen im Leben und einige
Zeit nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.

1. Laternaria. der surinamische Laternträ-
ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne.
Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali
recta, alis liuidis; posticis ocellatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer
als der ganze übrige Körper, und scheint so hell,
daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem
statt Leuchten bedient haben sollen.

2. Candelaria. der schinesische Laternträger.
F. fronte rostrato-subulata adscendente,
elytris viridibus luteo-maculatis, alis fla-
uis; apice nigris
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.

35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in-
flexum. Antennae setaceae. Alae 4
membranaceae, deflexae. Pedes pleris-
que saltatorii
.

[Seite 344]

Die männlichen Cicaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der durch besondere,
mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un-
terleibe hervor gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von
Keulenschwämmen (clauariae) besonders häufig
aus den Puppen von Cicaden, theils gar auf dem
lebendigen Leibe ihrer Larven, manche aber
freylich auch auf Raupen und Schmetterlings-
puppen, wachsen*).

1. Orni. C. nigra flauo maculata, alis hyali-
nis, basi flauis, maculis nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 3.

Im südlichen Europa und in Nordafrica. Die
bey den Alten so beliebte Cicade.

2. †. Spumaria. der Schaumwurm, Gäscht-
wurm. C. fusca, elytris maculis binis
albis lateralibus; fascia duplici interrupta
albida.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen
die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und
ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten
Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt
ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage
von regnenden Weiden.

3. Lanata. C. alis deflexis nigris: punctis
caeruleis, fronte lateribusque rubris, ano
lanato.

Stoll tab. 10 fig. 49. und D.

[Seite 345]

In Westindien. Hat den Beynahmen von den
räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser
gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hin-
terleibe.*)

36. Notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae thorace
breuiores. Alae 4 cruciato-compli-
catae, antice coriaceae. Pedes poste-
riores pilosi natatorii
.

1. † Glauca. N. grisea elytris griseis mar-
gine fusco punctatis apice bifidis
.

Frisch P. VI. tab. 13.

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken:
weiß auch in dieser Lage kleine Mücken etc.
von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwin-
digkeit zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae 4 cruciato-complicatae
antice coriaceae. Pedes anteriores che-
liformes; reliqui 4 ambulatorii
.

1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali,
corpore oblongo-ouato
.

Frisch P. VII. tab. 15.

Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus
sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen,
fast wie Samen von Kornblumen etc.

[Seite 346]

2. †. Cimicoides. N. abdominis margine ser-
rato
.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plano. N. subfusca; oculis nigris, alis
albidis, dorso plano
.

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem
Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre
Eyer auf den Rücken.*)

38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl.
bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru-
ciato-complicatae, superioribus an-
tice coriaceis. Dorsum planum thorace
marginato. Pedes cursorii.

1. †. Lectularius. die Bettwanze, Wand-
laus. (Engl. the wall-louse.) C. fla-
uescens, alis nullis.

Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.

Ueber die ursprüngliche Heimath und den
Aufenthalt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects
im wilden Zustande weiß man wenig Zuverlässi-
ges. Jetzt findet sichs in den Wohnungen un-
reinlicher oder sorgloser Menschen fast in allen
Welttheilen (nahmentlich in Sibirien, Ostindien,
Nord- und Süd-America etc.) So leicht Wan-
zen durch Zufall in ein Haus kommen können,
so leicht ist es sie bald anfangs durch sorgfäl-
[Seite 347] tige wiederhohlte Anwendung kräftiger Mittel*)
auch wieder zu vertreiben: was aber äußerst
schwer hält, wo man sie einmahl überhand neh-
men und sich weit verbreiten lassen.

2. †. Corticalis. C. membranaceus, abdo-
minis margine imbricatim secto, corpore
nigricante
.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen
seiner täuschenden, rindenartigen Gestalt und
Farbe schwer zu finden.

3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus gri-
seus; abdominis margine nigro maculato
.

In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn
sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie man-
chen andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel
zu dienen scheint.

[Seite 348]

4. †. Personatus. C. rostro arcuato, anten-
nis apice capillaceis, corpore oblongo sub-
villoso fusco
.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist im-
mer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau.
(Fr. puceron. Engl. plant louse.) Ro-
strum inflexum. Antennae thorace
longiores. Alae 4 erectae aut nullae.
Pedes ambulatorii. Abdomen postice
saepius bicorne
.

Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer
und eben derselben Familie, geflügelte und un-
geflügelte Blattläuse, und das ohne alle Bezie-
hung auf den Sexualunterschied. Die Männ-
chen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden
auch in weit minderer Anzahl jung. Sie er-
scheinen nicht eher als in der letzten Generation
jeden Sommers*); bey den mehresten Gattun-
gen also zu Ende desselben, und nur auf
kurze zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die
kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich
geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse
schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht
eher als bis im folgenden Frühjahr hervor
brechen, und zwar sind alle diese nunmehr aus-
gekrochenen Blattläuse durchgehends weiblichen
Geschlechts, so daß bis zu dem eben gedachten
Termin der letzten Generation keine männliche
Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet
[Seite 349] sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im
Stande, ohne Zuthun, eines Gatten ihr Ge-
schlecht fortzupflanzen; so daß jene einmahlige
Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wir-
kung im folgenden Frühjahr und Sommer bey
vielen bis ins neunte Glied äußerst.

1. †. Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

2. †. Vlmi. A. vlmi campestris.

3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. †. Rosae. A. rosae.

Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.

5. †. Bursaria. A. populi nigrae.

Swammerdam Biblia nat. tab. 45. fig.
22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren
Auswüchse verursachen, die man Pappelrosen,
Alberknospen etc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis
longissimis, thorace verrucoso
.

An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc.,
wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen,
schotenähnlichen Hülse aufhalten.

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum
pectorale. Antennae thorace longio-
res. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus,
pedes saltatorii
.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast
aus wie Cicaden, hüpfen auch so etc.

[Seite 350]

1. †. Buxi. C. buxi.

2. †. Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccus. Schildlaus. Rostrum pe-
ctorale. Abdomen postice setosum.
Alae 2 erectae masculis. Feminae
apterae.

Bey keinen andern Thieren sehen die beyden
Geschlechter einander so auffallend ungleich, als
bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt
einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist
ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet
hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und
könnte bey manchen Arten eher für eine Narbe
an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an-
gesehen werden. Das Männchen schwärmt in-
deß im Freyen umher, bis es, vom Begattungs-
trieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches Weib-
chen aussucht und befruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen-
bäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders
an Caffeebäumen etc. Man verteibt sie, wenn
man die Gewächse nach dem Begießen mit
Schwefelblumen bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Languedoc
und Provence, an Stechpalmen etc. Die beeren-
[Seite 351] förmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser
Thiere werden mit Essig besprengt, und das
Carmoisinroth daraus verfertigt.

4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an
den Wurzeln vom Weggras und andern Pflanzen;
zumahl häufig in Polen und am Don, wo sie
gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche-
nille
, Engl. the cochineal-fly.) C. cacti
coccinelliferi
.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehre-
ren Cactusarten, die deßhalb in großen Plan-
tagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast
wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und
jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus
indicae et religiosae
.

D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B.
4. St. tab. 1.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von
Hindostan zu beyden Seiten des Ganges; von
ihm kommt das so genannte Gummilack.*)

[Seite 352]

42. Thrips. Rostrum obscurum. An-
tennae longitudine thoracis. Abdo-
men sursum reflexile. Alae
4 rectae,
dorso incumbentes, longitudinales,
angustae, subcrucitae
.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten,
und meist nur durch ihre große Anzahl, oder
durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen
und fliegen, bemerkbar werden.

1. †. Physapus. T. elytris glaucis, cor-
pore atro
.

De Geer in den schwed. Abhandl. v. J.
1744. tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüthen etc.


III. LEPIDOPTERA.*)

Die Schmetterlinge, eine weitläuftige
Ordnung, die sich durch vier ausgespannte,
[Seite 353] mit bunten Schuppen befiederte Flügel, und
einen behaarten Körper, auszeichnet. Als
Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen
am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen
Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luft-
löchern auf jeder Seite, drey Paar hakenför-
migen Klauen an der Brust, und meist fünf
Paar runden fleischigen Füßen am Hinterleibe.
Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird
dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweg-
lich, doch bey der Weidenraupe und einigen
andern sehr wenigen Gattungen sich von der
Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus
kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der
Schmetterling zum Vorschein, der lange
Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der
Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so ge-
nannte) Zunge, und statt jener zwölf kleinen
[Seite 354] Augen, zwey große halbkugelichte und drey kleine
(§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gattun-
gen lassen sich doch füglich unter drey Ge-
schlechte bringen.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter-
fly
.) Antennae apicem versus crassio-
res, saepius clauato-capitatae. Alae
erectae sursumque conniuentes
.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl.
Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste:
die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig
(chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem
hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur
am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier
breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit
der Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeich-
nung gar sehr von der Unterseite verschieden ist)
gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze
Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wieder
in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.

a. Eqvites: Alis primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam ad basin;
his saepe antennae filiformes
.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis, sae-
pius nigri
.

Achiui, pectore incruento, ocello ad
angulum ani
.

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis,
saepe denudatis: primoribus oblongis; po-
sticis breuissimis
.

[Seite 355]

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festiui, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Pharelati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeii. Parni. Larua saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Vrbicolae, alis maculis pellucidis.

* * *

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis supra viridibus: instritis atris, posticis
maculis sex nigris.

Clerk tab. 17.

Auf Amboina etc. So wie der folgende ein
großes prächtiges Thier.

2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuseis, disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus
ocellis septem.

Clerk tab. 23. fig. 1.

Auch in Ostindien.

3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz.
P. E. A. alis caudatis concoloribus flauis
limbo fusco, lunulis flauis, angulo ani
fuluo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.

4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flauescenti-
bus: fascils nigricantibus geminatis: po-
sticis subtus linea auratia
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

[Seite 356]

5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra
4: subtus 6, basique rubris.

Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa.

6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß-
ling, Heckenweißling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinnste zusammen.

7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri-
mis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, maior.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.

Nebst den beyden folgenden auf Kohl, Kraut
und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter-
ling (so wie die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben
worden ist.

8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.

9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro-
tundatis albis: subtus venis dilatato-vi-
rescentibus.

[Seite 357]

10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fuluis, posticis subtus viridi-
nebulosis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub-
tus ferrugineo
.

Rösel vol. III. tab. 46.

12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus:
posticis duobus tribusque
.

13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel.
P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro-
maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Die Puppe wie vergoldet.

14. †. Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis
dentatis albis nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello vnico, posticis quinque ob-
soletis.

Rösel vol. III. tab. 37.

15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fuluis albo nigroque variegates,
posticis vtrinque ocellis quatuor, saepius
coecis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In
manchen Jahren unsäglich häufig.

[Seite 358]

16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia
vtrinque alba interrupta, posticis supra
vniocellatis
.

Rösel vol. III. tab. 42.

17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.

18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis fuluis, nigro maculatis; pri-
moribus supra punctis quatuor nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch
von sich.

19. †. Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel.
P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu-
latis: primoribus supra punctis tribus nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fuluis nigro maculatis, posticis
subtus C. albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel.
P. N. P. alis dentatis nigris albo-maculatis:
fascia communi purpurea, primoribus vtrin-
que, posticis marginali.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus
lineis argenteis transuersis
.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

[Seite 359]

Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe.

23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis
nigro-maculatis: subtus maculis
21 ar-
genteis.

24. †. Pruni. P. P. R: alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia margineli fulua
nigro-punctata.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae
medio crassiores s. vtraque extremi-
tate attenuatae subprismaticae. Alae
deflexae.

Die Raupen in diesem Geschlechte sind meh-
rentheils von vortrefflicher Farbe, mit einem
hakenförmigen Horn am Ende des Rückens, des-
sen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist.
Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Ge-
spinnste. Die Abendvögel haben ihren Nahmen
daher, weil sie meist bloß in der Abenddämme-
rung umher fliegen. Die mehresten haben einen
langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze
Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf
folgende Art unterabgetheilt:

[Seite 360]

a. Legitimae – alis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitaehabitu et larua diuersae.

* * *

1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L.
alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.

2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis, viridibus: fasciis variis palli-
dioribus saturatoribus flauescentibusque.

Rösel vol. III. tab. 16.

3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis
incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro
cingulis nigris.

5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in-
tegris: posticis luteis fasciis, abdo-
mine luteo cingulis nigris.

Rösel vol. III. tab. 2.

Die Raupe auf Jasmin, Kartoffelkraut etc.

6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex.

Rösel vol. IV. tab. 8.

[Seite 361]

7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris
basi atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L.
alis integris fuscis vitta superioribus pallida,
inferioribus rubra.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L.
alis integris canis, margine postico albo
maculato, abdomine fusco cingulis albis.

Röse vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich
in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verhee-
rungen anrichtet.

11. †. Stellatarum. der Taubenschwanz, Kar-
pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus
albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

12. †. Filipendulae. die Zirkelmotte. S. A.
alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris;
inferioribus rubris immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

13. †. Phegea. die Ringelmotte. S. A. viridi-
atra, alis punctis fenestratis: superiorum
sex, inferiorum duobus, abdomine cin-
gulo luteo.

[Seite 362]

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl.
Moth.) Antennae setaceae, a basi ad
apicem sensim attenuatae. Alae se-
dentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschecht unter den In-
secten. Die Raupen sind mehrentheils behaart:
und verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
dern seidenartigen Gespinnstes (folliculus),
wozu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähn-
lichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab
neben dem Magen liegen, führen; und ihn
nachher, mittelst einer besondern Röhre; die sich
hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu
äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch
außerdem zu andern Zwecken, sich z.B. daran
herablassen zu können etc. nutzen*). Diese Ge-
häuse werden bey einigen wie bey dem Pfau-
vogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrich-
tung; bey einigen Arten von Seidenwürmern
aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig.
Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren
Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Fa-
milien abgetheilt:

a. Attaci – alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyges – alis incumbentibus; an-
tennis pectinatis.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua inuoluto – spirali.

[Seite 363]

c. Noctvaealis incumbentibus. An-
tennis setaceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae – alis patentibus horizon-
talibus quiescentes.

Pecticornes.

Seticornes.

e. Tortrices – alis obtusissimis, vt fere
retusis, margine exteriore curuo.

f. Pyralides – alis conniuentibus in fi-
guram deltoideam forficatam.

g. Tineae – alis conuolutis, fere in cy-
lindrum, front prominula.

h. Alvcitae – alis digitatis fissis ad basin
vsque.

* * *

1. †. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis
falcatis concoloribus luteo-variis, macula
fenestrata, superioribus sesquialtera
.

Merianae Surinam. tab. 32.

In beyden Indien. Größer als eine hielän-
dische Fledermaus. Man macht aus dem Ge-
spinste dieser und anderer großen Phalänen in
Schina die so genannte wilde Seide.

2. †. Pavonia. das Nachtpfauenauge. P.
Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis
griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nicti-
tante subfenestrato.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

[Seite 364]

Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run-
den Flasche, mit einem, dem Anschein nach,
offnen abgestutzten Halse, dessen Eingang aber
doch inwendig auf eine überaus artige Weise,
mittelst elastischer convergirender Stacheln, die
in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen,
so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier
zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feind-
seliges Insect in seine Hülse dringen kann. –
Das Gespinnste der kleinern Arten dieses Schmet-
terlings (ph. pavonia media und minor) hat
neuerlich Hr. Heeger zu Berchtolsdorf bey Wien
im Großen und fabrikenmäßig auf vielfache
Weise zu benutzen gesucht.

3. †. Quercifolia. das Eichblatt. P. B. elin-
guis, alis reuersis semitectis dentatis fer-
rugineis margine postico nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.

Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare
bucklige Stellung.

4. †. Pini. der Kiefernspinner. P. B. elin-
guis, alis reuersis griseis; strigis duabus
cinereis; puncto albo triangulari.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.

Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefern-
waldungen.

5. †. Vinula. der Gabelschwanz, Hermelin-
vogel. P. B. elinguis albida nigro-pun-
ctata, alis subreuersis fusco venosis stria-
tisque.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.

Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge-
stumpften Kopf, und die beyden Schwanzspitzen,
[Seite 365] die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gege-
ben sind, ein sonderbares Ansehen. Sie vermag
einen scharfen Saft, durch den Mund von sich
zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu
vertheidigen*).

6. Mori. der Seidenwurm. P. B. elinguis,
alis reuersis pallidis; striis tribus obsoletis
fuscis maculaque lunari.

Rösel vol. III. tab. 7. 8.

Jac. L'Admiral tab. 9.

Der assyrische Bombyx beym Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu
Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm
selbst erst zu Iustinians Zeiten in Europa gezo-
gen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe;
spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl
gehäutet hat, in einen Coccon von weißer oder
gelber Farbe, der, wenn er drittehalb Gran am
Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden
besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt
erst die Breite von einer Linie ausmachen), und
kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmet-
terling aus. Nach der Paarung legt das überaus
dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im folgenden
Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maul-
beerbäume zu grünen anfangen, auskriechen.
Sie sind wohl ursprünglich in Schina**) zu
[Seite 366] Hause, gewohnen aber auch unser Clima recht
gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerica.

7. †. Neustria. die Ringelraupe. P. B. elin-
guis, alis reuersis: fascia sesquialtera;
subtus vnica.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläna legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestchen herum.

8. †. Pityocampa. der Fichtenspinner. P. B.
elinguis, alis griseis: strigis tribus obscu-
rioribus, posterioribus pallidis: puncto
anali fusco.

Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.

9. †. Caia. die schwarze Bärenraupe. P. B.
elinguis, alis deflexis fuscis: riuulis albis,
inferioribus purpureis nigro punctatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.

10. †. Monacha. die Nonne, der Fichten-
spinner. P. B. elinguis, alis deflexis, su-
periobus albis atro-undatis, abdominis
incisures sanguineis.

Jördens Geschichte der kleinen Fichten-
raupe. fig. 17-19.

Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichten-
waldungen.

11. †. Dispar. P. B. elinguis, alis deflexis:
masculis griseo fuscoque nebulosis; femi-
neis albidis lituris nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.

Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bil-
dung und Größe der beyden Geschlechter.

[Seite 367]

12. †. Chrysorhoea. die schwarze Winter-
raupe. P. B. elinguis, alia deflexis albidis,
abdominis apice barbato luteo.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kricht,
und den Winter durch gesellschaftlich in zusammen
gesponnenem welken Laube an den Aesten zu-
bringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte
schadet.

13. †. Antiqua. P. B. elinguis, alis pla-
niusculis: superioribus ferrugineis lunula
alba anguli postici.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.

Das Weibchen ungeflügelt.

14. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis cri-
stata, alis deflexis griseis: stigmatibus al-
bidis coadunatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.

15. †. Cossus. die Weidenraupe. P. B. elin-
guis, alis deflexis nebulosis, thorace
postice fascia atra, antennis lamellatis.

Rösel vol. I. Nachtvogel II. tab. 18.

Dieselbe Raupe von der Lyonet die meister-
hafte Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich
in Ulmen, Eichen etc. doch bey weitem am häu-
figsten an Weidenstämmen auf, die so von ihr
durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder
bey mäßigem Sturme umfallen. Der Schade,
den diese Raupe verursacht, wird dadurch ver-
größert, daß sie gegen das Beyspiel vielleicht
[Seite 368] aller übrigen Raupen bey drey Jahr alt wird,
ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie ein so
äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden
etliche Stunden lang im so genannten luftleeren
Raume, und mitten im Sommer fast drey
Wochen lang unter Wasser ausdauern kann.
Eben so sonderbar ist, daß die Puppe sich von
der Stelle bewegen, und wenn die Zeit des
Auskriechens herbeynaht, aus der Mitte des
Stammes sich vorn bis an die Mündung in der
Rinde hervor hohren kann.

16. †. Aesculi. P. N. elinguis laenis niuea,
antennis thorace breuioribus, alis punctis
numerosis caeruleo-nigris, thorace senis.

17. †. Humuli. P. N. elinguis fulua, anten-
nis thorace breuioribus, maris alis niueis.

18. †. Pacta. P. N. spirilinguis cristata, alis
grisescentibus, inferioribus rubris, fasciis
duabus nigris, abdomine supra rubro.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 15.

19. †. Meticulosa. P. N. spirilinguis cristata,
alis erosis pallidis: superioribus basi incar-
nata, intra triangulum fuscum.

Rösel vol. IV. tab. 9.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.

20. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P. G.
pectinicornis, alis fuscis flauo-maculatis
subtus nebulosis: fasciis duabus fuscis.

Auch eins der schädlichsten Insecten für Fich-
tenholzungen.

[Seite 369]

21. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis
cinereis: anticis fasciis
4 nigris abbreuia-
tis inaequalibus.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.

So wie die folgende auf Johannisbeeren,
Stachelbeeren.

22. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis
albidis, maculis rotundatis nigris: anticis
strigis luteis.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.

23. †. Brumata. P. G. seticornis, alis gri-
seo-fuscis: striga nigra postice pallidiori-
bus; femina aptera
.

Verheert Laud und Blüthen der Obstbäume.

24. †. Viridana. P. To. alis rhombeis, su-
perioribus viridibus immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.

25. †. Farinalis. P. P. palpis recuruatis, alis
politis fuscescentibus: strigis repandis albi-
dis area interiecta glauca.

Clerk phal. tab. 2. fig. 14.

Im Mehl.

26. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fu-
scis, fascia et maculis niueis subinterruptis;
posticis cinereis.

J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.

In Fichtenwaldungen an den Nadeln.

27. †. Pinetella. P. Ti. alis superioribus flauis,
maculis duabus argenteis, anteriore oblonga,
posteriore ouata.

Clerk phal. tab. 4. fig. 15.

Ebenfalls in Fichtenwaldungen.

[Seite 370]

28. †. Pellionella. die Pelzmotte. P. Ti. alis
canis, medio puncto nigro, capite sub-
griseo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

29. †. Sarcitella. die Kleidermotte. P. Ti. alis
cinereis, thorace vtrinque puncto albo.

Besonders in wollenen Kleidungstücken.

30. †. Mellonella. P. Ti. alis canis postice
purpurascentibus, striga alba, scutello nigro
apice candido.

Rösel vol. III. tab. 41.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

31. †. Granella. der Wolf, weiße Korn-
wurm. P. Ti. alis albo nigroque maculatis
capite albo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt,
abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht verräth.

32. †. Goedartella. P. Ti. alis auratis: fasciis 2
argenteis: priore antrorsum, posteriore re-
trorsum arcuata.

Clerk phal. tab. 12. fig. 14.

33. †. Linneella. P. Ti. alis fuscis, punctis
tribus argenteis eleuatis.

Clerk phal. tab. II. fig. 8.

34. †. Hexadactyla. P. Al. alis patentibus
fissis: singulis sexpartitis cinereis.

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie,
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein
ungewöhnliches Ansehen.

[Seite 371]

IV. NEVROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder gegitterte Flügel auszeich-
net, die mehrentheils in allerhand Farben schil-
lern. Die Larve hat sechs Füße.

46. Libellvla. Wasserjungfer, Spin-
nejungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle.
Engl. dragon-fly.) Os maxillosum,
maxillis pluribus. Antennae thorace
breuiores. Alae extensae. Cauda ma-
ris hamoso-forcipata.

Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und
haben eine sonderbar bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute
haschen. Die Paarung der vollkommen geflügel-
ten Wasserjungfern, die überhaupt gar viel Son-
derbares hat, wird im Fluge vollzogen.

1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigri-
cantibus. thorace lineis duabus flauis, ab-
domine lanceolato lateribus flanescente.

Rösel vol. II, Wasser-Ins. II. tab. 6. 7.
fig. 3.

2. †. Virgo. L. alis erectis coloratis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.

3. †. Puella. L. alis erectis hyalinis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.

47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder (hemerobius, diaria). Os
[Seite 372] edentulum absque palpis: Ocelli 2
maximi supra oculos. Alae erectae,
posticis minimis. Cauda setosa.

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten
im Sommer binnen wenigen Tagen in mänchen
Gegenden Millionen der vollkommen ausgebilde-
ten Thiere mit einem Mahle aus dem Wasser
hervor geflogen, die sich auch alsdann, gegen die
Weise anderer Insecten, erst nochmahls häuten
müssen; überhaupt aber diesen ihren vollkomme-
nern Zustand nur sehr kurze Zeit, oft nur wenige
Stunden genießen.

1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-
maculatis
.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.

P. Collinson in philos. Transact. N. 481.
tab. 2. fig. 2.3.4. p. 329 sq.

Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.

2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis
margine crassiore nigricantibus
.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 15.

48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl.
caddice, water-moth.) Os edentulum
palpis
4. Ocelli 3. Antennae thorace
longiores. Alae incumbentes, inferiori-
bus plicatis.

Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden besonders durch die theils sehr
künstlichen meist cylindrischen Hülsen merkwürdig,
die sie sich verfertigen, und die sie, fast wie die
[Seite 373] Schnecken ihr Haus, mit sich herum schleppen.
Manche machen diese Gehäuse aus Schilfstückchen,
andere aus Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen
Steinchen, andere aus lauter kleinen Flußschneck-
chen u.s.w.

1. †. Bicaudata. P. cauda biseta, alis venosis
reticulatis.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.

2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner-
voso-striatis.

Frisch P. XIII. tab. 3.

3. †. Rhombica. P alis flauescentibus de-
flexo-compressis macula rhombea late-
rali alba.

Rösel vol. II Wasser-Ins. II. tab. 16.

49. Hemerobivs. Florfliege, Landli-
belle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli
nulli. Alae deflexae
(nec plicatae).
Antennae thorace conuexo longiores,
setaceae porrectae
.

Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkom-
mene Insect ähnelt dem vorigen.

1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyali-
nis; vasis viridibus
.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.

2. †. Pulsatorius. die Papierlaus, Holzlaus.
(Fr. le pou de bois.) H. apterus, ore
rubro, oculis luteis
.

Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten.
[Seite 374] Auch sind die geflügelten Individua so äußerst
selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur
auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn
müssen. (§. 136.)

50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os ma-
xillosum: dentibus
2. Palpi 4 elon-
gati. Ocelli nulli. Cauda maris for-
cipe e filamentis duobus rectiusculis.
Antennae clauatae longitudine thora-
cis. Alae deflexae
.

1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le
fourmilion
.) M. alis macula alba margi-
nali postica.

Rösel vol. III. tab. 17. u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals
hinein scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine
Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens
an den Rand dieser Grube kommen, und mit
dem lockern Sand hinab schurren.

51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum, palpis
2.
Ocelli 3. Antennae thorace longiores.
Cauda maris chelata
.

1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro
maculatis.

Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.

[Seite 375]

52. Raphidia. Kamelhals. Os denti-
bus
2 in capite depresso corneo.
Palpi
4. Ocelli 3. Alae deflexae. An-
tennae longitudine thoracis antice
elongati cylindrici. Cauda feminae
seta recurua laxa.

1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.


V. HYMENOPTERA.

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken Adern durchzogen,
auch meist kürzer und schmaler sind als bey den
Insecten der vorigen Ordnung. Bey den meh-
resten sind die Weibchen und geschlechtlosen
Thiere mit einem verletzenden Stachel am Hin-
terleibe, theils auch mit Gift, das sie beym
Stich in die Wunde flößen, bewaffnet; daher
die ganze Ordnung auch von einigen Entomo-
logen Aculeata genannt worden. Die Larven
sind verschiedentlich gebildet: theils wie Raupen
mit zwanzig Füßen, theils wie Maden ohne
Füße etc.

53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis,
saepius reconditus.

Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel-
[Seite 376] len, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die
dann der Larve so lange zum Aufenthalte dienen,
bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und
nun als vollkommenes Insect aus ihrem Kerker
hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey,
daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter
in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen,
theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor die
darin befindliche Larve auskriecht.

1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis
.

Frisch P. VI. tab. 1.

An wilden Rosen, wo sie die moosartigen,
krausen Auswüchse verursacht, die unter dem
Nahmen Rosenschwämme oder Schlafäpfel
(spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem offi-
cinell waren.

2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace li-
neato, pedibus griseis, femoribus subtus
nigris.

Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.

Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
Urheberinn verlassen sind, kleinen Wespen ver-
schiedener Art zum Aufenthalt dienen.

3. Psenes. C. ficus Caricae.

Zumahl auf den Inseln des mittländischen
Meeres; in den wilden Feigen, die man deß-
halb zu den zahmen Feigen hängt, damit der
cynips von jenen, in diese übergehen mag, als
wodurch die Zeitigung und Größe derselben be-
fördert wird.

[Seite 377]

54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxil-
lis absque proboscide. Alae planae
tumidae. Aculeus laminis duabus ser-
ratis, vix prominentibus. Scutellum
granis duobus impositis distantibus.

Die Larven haben Raupengestalt (daher sie
Reaumür fausses chenilles nennt), leben vom
Laub und finden sich besonders auf Rosenstöcken
und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.

1. †. Lutea. T. antennis clauatis luteis, ab-
dominis segmentis plerisque flauis.

Frisch P. IV. tab. 24.

2. †. Capreae. T. salicis.

Frisch P. VI. tab. 4.

55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis
2 validis. Palpi 2 truncati;
Antennae filiformes, articulis vltra
24.
Aculeus exsertus rigens serratus. Ab-
domen sessile mucronatum. Alae lan-
ceolatae, planae omnibus.

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen
Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu boh-
ren, um seine Eyer da einzulegen. Die Larve
hält sich einige Jahre lang im Holze auf.

1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: seg-
mentis nigris, thorace villoso.

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.

56. Ichnevmon. Schlupfwespe, Spin-
nenstecher. Os maxillis absque lingua.
[Seite 378] Antennae articulis vltra 30. Abdomen
petiolatum plerisque. Aculeus exser-
tus vagina cylindrica, biualui
.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und andrer In-
secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in leben-
dige Raupen, die davon erkranken, und vor
oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche
sind auch an andere Gattungen ihres eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larven ihre
Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders
Bemerkung, von verschiedenen Gattungen die
eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen
zu seyn scheint.

1. †. Persuasorius. I. scutello albo, thorace
maculato, abdomine atro, segmentis omni-
bus vtrinque punctis duobus albis
.

Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.

2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia
alba.

Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.

3. †. Luteus. I. luteus thorace striato, ab-
domine falcato.

4. †. Glomeratus. I. niger, pedibus flauis.

Reaumur vol. II. tab. 33.

Legt seine Eyer in die Raupen der Butter-
vögel, so wie der vorige in die von manchen
Phalänen.

57. Sphex. Raupentödter. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis
10.
[Seite 379] Alae plano incumbentes (nec plicatae)
in omni sexu. Aculeus punctorius re-
conditus
.

Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses
Geschlechts graben sich Höhlen in sandigen Bo-
den, schleppen eine große Spinne oder Raupe
einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm
beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey,
da dann nachher die junge Larve dem großen
Thier, das die Mutter dahin begraben hatte,
den Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst
ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.

1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo,
postice nigro, petiolo longissimo.

Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.

2. †. Cribraria. die Sieb-Biene. S. nigra,
abdomine fasciis flauis, tibiis anticis cly-
peis concauis fenestratis.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.

Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
süßen für durchlöchert gehalten, und hat auch
nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine
merkwürdige Bestimmung anzudichten, und viel
Schönes über die, weise Einrichtung eines gar
nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl.
golden-fly.) Os maxillis absque pro-
boscide. Antennae filiformes: articulo

1 longiore, reliquis 11 breuioribus.
Abdomen subtus fornicatum, vtrin-
[Seite 380] que squama laterali. Anus dentatus
aculeo subexserto. Alae planae. Cor-
pus auratum.

1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo: apice quadridentato
.

Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.

59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl.
wasp.) Os maxillis absque proboscide.
Alae superiores plicatae in omni sexu.
Aculeus punctorius reconditus. Oculi
lunares. Corpus glabrum
.

Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu
Tausenden beysammen leben, und durch die über-
aus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen
Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräften
aus so vielartigen Stoffen (– z.B. die Wespen
aus Holzzasern etc., die Immen aus Wachs, die
Maurer-Bienen aus Grant etc. –) zu verfer-
tigen wissen, merkwürdig.

1. †. Crabro. die Horniße. (Engl. the hornet.)
V. thorace nigro antice ruso immaculato
abdominis incisuris puncto nigro duplici
contiguo
.

Frisch P. IX. tab. II. fig. 1.

2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp.)
V. thorace vtrinque lineola interrupta, scu-
tello quadrimaculato, abdominis incisuris
punctis nigris distinctis.

Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.

[Seite 381]

3. Nidulans. (Fr. la guêpe cartonnière.) V.
nigra, thorace striga antica subscurelloque
albis, abdominis segmentis margine flauis.

Reaumur vol. VI. tab. 20.

In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres
kunstreichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit
Schreibpapier überzogenen Pappe.

60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.)
Os maxillis atque proboscide inflexa
vaginis duabus biualiubus. Alae planae
in omni sexu. Aculeus feminis et
neutris punctorius reconditus.

1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine
fusco, tibiis posticis ciliatis, intus trans-
verse striatis.

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen und Termiten, die bey weiten zahl-
reichsten Individuen geschlechtlos, d.h. sie wer-
den von einem Vater erzeugt, und von einer
dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch
selbst vollkommne Geschlechtsorgane zu haben. –
Hier bey der Imme hat das Weibchen, die so
genannte Königinn oder Mutterbiene, oder
der Weißler, einen schlanken schmalen Leib,
kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein zackiges
Gebiß, braune Füße u.s.w. – Die männli-
chen Bienen, oder Dronen (Deck- oder Wasser-
oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe,
mit langen Flügeln etc. – Die geschlechtlosen,
oder Werk- und Arbeits-Bienen hingegen sind
weit kleiner als jene beyden, von mittler Taille,
nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß,
[Seite 382] schwarzen Füßen und einer besondern Grube am
Hinterschenkel, die zum Aufladen des Blumenstau-
bes dient, u.s.w. Diese letztern, deren in einem
großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben
allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Ein-
tragens, Bauens und der Besorgung der Brut.
Die jüngern sammeln Blumenstaub, den sie als
Höschen zum Stocke tragen, wo es ihnen von
den ältern abgenommen, und zu Wachs ver-
arbeitet wird; ferner saugen sie theils den süßen
Schweiß vieler Baumblätter, vorzüglich aber
den so genannten Nektar, einen süßlichen Saft
der Blüthen, den sie in einem besondern Einge-
weide zu Honig umarbeiten, und im Stocke wie-
der von sich geben. Sie füttern die Bienen-Lar-
ven, halten den Stock rein, und schaffen ihre
Todten von da hinaus. Sie sind mit Gift und
Stachel als Waffen versehen, von dem sie aber
meist nur Ein Mahl in ihrem Leben Gebrauch
machen können, da sie gewöhnlich mit Verlust
ihres Stachels stechen, und ihn in der Wunde
stecken lassen. – Die männlichen Bienen (etwa
700 in einem großen Stocke) haben keine andere
Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (– und
zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren.
Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen
nachher verhungern, oder werden von den Ar-
beitsbienen in der so genannten Dronenschlacht
umgebracht. Die so reichlich befruchtete Kö-
niginn legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutter-
pfeiffen, von denen schon vorläufig die für die
Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut
sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt
sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie
schwärmt. – In der Wildniß bauen die Bie-
[Seite 383] nen in hohle Bäume, oder unter die Erde etc.
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu
machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige
Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung
zu befördern gelernt. Obgleich einzelne Bienen
so wenig Wärme haben als andere kalkblütige
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen
bis zur Wärme des menschlichen Körpers*).

2. †. Centuncularis. die Rosenbiene. A. nigra,
ventre lana fulua.

Frisch P. XI. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich
eine überaus artige Hülse zur Wohnung von Blät-
tern der Rosenbüchse.

3. †. Violacea. die Holzbiene. A. hirsuta atra,
alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

[Seite 384]

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Lange nach aushöhlet, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einan-
der absondert.

4. †. Terrestris. die Hummel. (bombylius.
Engl. the humble-bee.) A. hirsuta nigra
thoracis cingulo flauo, ano albo.

Frisch. P. IX. tab. 13. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. †. Muscorum. die Moosbiene. A. hirsuta
fulna abdomine flauo.

Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A fulua
abdomine nigro
(femina nigro-violacea pe-
dibus fuscis
).

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an
alten Mauern, die viel Sonne haben. Die ey-
förmigen Zellen, deren etwa zehn in jedem sol-
chen Gebäude sind, werden mit Gespinste aus-
tapezirt, und zuweilen auch vom attelabus apia-
rius
, Schlupfwespen etc. bewohnt.

61. Formica.*) Ameise, Emse. (Fr.
fourmi. Engl. ant.) Petiolus abdominis
elongatus, nodulosus, aut munitus
squamula erecta. Aculeus feminis et
neutris reconditus. Alae maribus et
feminis, sed neutris nullae.

[Seite 385]

Die mehrsten hiesigen Ameisen halten sich
vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bey
vier- und mehreren taufenden in einem Haufen
auf. Die Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüg-
lich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die
fälschlich so genannten Ameisen-Eyer) warten
und pflegen, geht so weit, daß man gesehen,
wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib
abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem
schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat etc.

1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ouato. femoribus ferrugineis.

Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.

2. †. Rufa. F. thorace compresso toto fer-
rugineo, capite abdomineque nigris.

3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris.

4. †. Nigra. F. tota nigra nitida, tibiis cine-
rascentibus.

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som-
mers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzäh-
liger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwärme
als auf- und niederfahrende Säulen zum Vor-
schein kommen, deren man zuweilen wohl 20 auf
Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast wie
ein Nordlicht ausnehmen.*)

5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino-
doso: priore subtus, thoraceque supra bi-
dentato.

Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.

[Seite 386]

6. Cephalotes. F. thorace quadrispinoso, capite
didymo magno vtrinque postice mucronato.

Merianae ins. Surinam. tab. 18.

In Westindien. Von der Größe einer Wespe.

62. Termes. Weiße Ameise, Holz-Emse,
Termite. (Fr. fourimi blanche, poux de bois.
Eng. white ant, wood-ant, wood louse.)
Squamula intergerina nulla. Alae ma-
ribus et feminis temporariae; sed neu-
tris plane nullae.

1. Fatalis. (bellicosus. Soland) T. corpore
fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo propinquis,
puncto centrali prominulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

Die Gebäude der guineischen Termiten. Eben-
selbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt
wenigstens noch vier andere bekannt, die hin und
wieder zwischen beyden Wendezirkeln zumahl in
beyden Indien, im südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten etc. kegelförmige, meist mit mehreren Spitzen
besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf,
die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und
theils in solcher Menge beysammen stehen, daß
sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs kriegen.
Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhau-
fen von außen ganz mit Gras überwachsen etc.
und ist dabey so fest, daß er mehrere Menschen
zu tragen im Stande ist, ungeachtet die Wände
[Seite 387] selbst mit großen weiten Gängen durchzogen sind,
die theils über eine halbe Elle im Durchmesser
haben. Unaufhörlich wird in diesen Stöcken ge-
baut, alte Zellen abgebrochen, neue aufgeführt,
andere erweitert u.s.w. Die Zellen des Königs
und der Königinn (als von welchen in jedem
Stocke nur Ein Paar befindlich ist) sind im In-
nersten des Gebäudes verborgen. Zunächst um
dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf
folgen die Eyerzellen für die junge Brut und
dicht bey diesen die Magazine. Diese Thiere
zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe,
Hütten etc. und können binnen wenigen Wochen
mächtige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß
der Hinterleib der befruchteten Königin 2000
Mahl dicker und größer wird als er vorher war,
ist schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen
24 Stunden auf 80000 Eyer legen.

63. Mvtilla. Alae nullae in pleris-
que Corpus pubescens. Thorax po-
stice retusus. Aculeus reconditus
punctorius.

1. Occidentalis. M. coccinea, abdomine cin-
gulo nigro.

In Nordamerica.


VI. DIPTERA.

Die Insecten mit zwey Flügeln und ein
Paar kleinen Knöpfchen oder so genannten
Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halteres),
[Seite 388] die hinter den Flügeln an der Brust sitzen, und
meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt
sind; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist,
und derentwegen einige Naturkündiger die ganze
Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve
ist meist eine Made*), die Puppe braun
cylindrisch. Das vollkommene Insect hat bey
einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Sau-
gestachel, bey andern einen weichen Schlurf-
rüssel, bey noch andern bloß eine einfache Mün-
dung u.s.w. Einige Gattungen gebähren
lebendige Junge.

64. Oestrvs.**) Bremse. Os apertura
simplex. Palpi duo, biatriculati, apice
orbiculares in depressione oris vtrin-
que siti.

[Seite 389]

Bey den zunächst benannten Gattungen legt
das Weibchen seine Eyer in die Haut der leben-
digen Thiere, wodurch gleichsam eine Art von
Fontanell (die so genannte Dasselbeule) entsteht,
in welchem sich die Larve (der Engerling)
ernährt.

1. †. Bouis. die Ochsenbremse. (Engl. the
gad-fly, breeze.
) O. alis immaculatis
fuscis, abdomine fascia atra media: apice
pilis fuluo-flauis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.

2. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo
.

3. †. Equi. die Pferdebremse. (Oestrus bouis
Linn) O. alis albidis, fascia media pun-
ctisque duobus nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.

Legt seine Eyer den Pferden an die Schultern
und Kniee, wo die ausgekrochenen Larven von
denselben abgeleckt und hintergeschluckt werden;
da sich dann von dieser und der folgenden Gat-
tung, im Frühjahr fast allgemein und theils in
großer Anzahl im Magen der Pferde finden, wo
sie mit dem vordern spitzen Ende ihres an Größe
und Form ungefähr einem Dattelkern ähnelnden
Körpers (Engl. Botts) in der innern Haut des
Magens eingehakt festsitzen.

4. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O.
alis immaculatis fuscescentibus, abdomine
atro, basi albo apiceque fuluo.

Clark l. c. fig. 12. 13.

Legt seine Eyer den Pferden gleich an die
Lippen.

[Seite 390]

5. †. Ouis. die Schafbremse. O. alis pelluci-
dis, basi punctatis, abdomine albo nigro-
que versicolore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 6. 7.

Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der
Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

65. Tipvla. Schnacke. (Engl. crane-fly.)
Os capitis elongati maxilla superiore
fornicata: palpi duo incurui capite
longiores. Proboscis recuruata bre-
vissima
.

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven
sogar in Schwefelwassern leben können, und die
Herr Prof. de Lüc in einer Höhe von 1560 Toisen
über der Meeresfläche angetroffen, wo sie folg-
lich wohl unter allen Thieren auf unserer Erde
am höchsten lebten.

1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis,
costa marginali fusca
.

Frisch P. IV. tab. 12.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mahl am Gemüse viel Schaden.

2. †. Plumosa. T. alis incumbentibus, tho-
race virescente, alis hyalinis puncto nigro
.

Frisch P. XI. tab. 3. 12.

Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine Speise der Armpolypen.

[Seite 391]

3. †. Phalaenoldes. T. alis deflexis cinereis
ouato-lanceolatis ciliatis
.

Frisch P. X. tab. 3. 11.

Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen
Orten, Abtritten etc. lebt.

66. Mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl.
fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2
lateralibus: palpi nulli
.

1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente
.

2. †. Carnaria. M. antennis plumatis pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris
.

Frisch P. VII. tab. 14.

Gebiert lebendige Maden.

3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5
obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis
.

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege. (Nürnb.) 1784. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde: und in
theils Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland,
am Cap etc. in unsäglich lästiger Menge.*) Das
befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr
[Seite 392] Eyer in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Pup-
penhülse aufzusprengen, kann die zum Auskrie-
chen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase
auftreiben.

4. †. Cellaris. (vinulus, conops) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis neruosis, oculis
ferrugineis
.

Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und über-
haupt auf süßlichen gährenden Früchten etc.

5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa
nigra abdomine subcinereo, alis basi sub-
flauis, oculis brunneis
.

In Gärten und Wäldern, haben einen sonder-
baren, gleichsam hüpfenden Flug.

6. †. Putris. M. antennis setariis, subpilosa
atra, alarum costa nigra, oculis ferrugineis
.

Frisch P. I. tab. 7.

Die Made lebt im faulen Käse.

67. Tabanvs. Blinde Fliege, Breme.
(Fr. taon) Os proboscide carnosa, ter-
minata labiis duobus. Rostro palpis
duobus, subulatis, proboscidi laterali-
bus, parallelis
.

1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, ab-
dominis dorso maculis albis trigonis longi-
tudinalibus.

Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra
vaginam flexilem
.

[Seite 393]

1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le
cousin
. Engl. the gnat. Portug. Mosquito.)
C. cinereus abdomine annulis fuscis 8.

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.

Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl
in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie
bey uns in brennenden Sommertagen – weit
heftigere Entzündung verursachen), sind diese
Thiere, die von den europäischen Seefahrern,
nach dem Portugisischen, Moskiten genannt
werden, in unsäglicher Menge, und werden oft
eine recht gefährliche Plage. Unkundige Rei-
sende belegen aber auch wohl überhaupt alle
mückenartige stechende Insecten mit dem gemein-
schaftlichen Namen von Moskiten.

2. Reptans. die Beißfliege, kolumbachische
Mücke. C. niger, alis hyalinis, pedibus
nigris annulo albo
.

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibirien,
vor allen aber im Bannat, wo sie zwey Mahl
im Jahre, im Frühjahr und Sommer, in un-
ermeßlichen Scharen erscheint und den Pferden
u.a. Vieh zu allen Oeffnungen des Körpers
einkriecht, daß es oft davon in wenigen Minuten
sterben muß. Auch den Menschen werden sie
dann wenigstens äußerst lästig, wenn auch nicht
so gefährlich.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo,
biualui, thorace longiore, valuulis
horizontalibus
.

1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pe-
dibus posticis longis: alterius sexus pennatis
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.

[Seite 394]

70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.

1. †. Calcitrans. C. antennis subplumatis,
cinerea glabra ouata
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.

Hat ganz die Bildung der Stubenfliege, nur
statt des Schlurf-Rüssels den hervorragenden
Bohr-Stachel. Sie kommt nur wenn es regnen
will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch
bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der
Weide sich an die Füge des Viehes zu setzen
gewohnt ist, das daher so unruhig wird und
aufstampft.

71. Asilvs. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto biualui
.

1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomentoso,
antice segmentis tribus nigris, postice flauo
inflexo
.

Frisch P. III. tab. 8.

72. Bombylivs. Schwebfliege (Fr. bour-
don
. Engl. buzz-fly.) Os rostro por-
recto, setaceo, longissimo, biualui:
valuulis horizontalibus, intra quas
aculei setacei
.

1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.

Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.)
Os rostro biualui, cylindrico, obtuso,
nutante. Pedes unguibus pluribus
.

[Seite 395]

1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse-
leech
.) H. alis obtusis, thorace albo varie-
gato, pedibus tetradactylis
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und
legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine Puppe,
in welcher sich in den ersten Wochen nichts als
ein weißer Saft zeigt, der nachher gleich zum
erwachsenen Thiere gebildet wird, das nach eini-
ger Zeit als vollkommen erwachsenes geflügeltes
Insect auskriecht.

2. †. Ouina. die Schaflaus. (Engl. the sheep-
fagg
) H. alis nullis.

Frisch P. V. tab. 18.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.


VII. APTERA.

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent-
halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr
verschieden. Theils legen sie Eyer, theils ge-
bären sie lebendige Junge. Den Floh ausge-
nommen, besteht wohl keins der übrigen eine
eigentliche Verwandlung.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os
palpis
2 setaceis et 2 capitatis. Cauda
setosa setis extensis. Corpus squamis
imbricatum
.

[Seite 396]

1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch-
chen. (forbicina) L. squamosa, cauda triplici.

Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun
schon fast in gang Europa einheimisch.

75. Podvra. (Engl. spring-tail.) Pe-
des 6 cursorii. Oculi 2 compositi ex
octonis. Cauda bifurca, saltatrix, in-
flexa. Antennae setaceae elongatae
.

1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.

Oft haufenweise unter Blumentöpfen.

76. Pedicvlvs. Laus. (Fr. pou. Engl.
louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2.
Os aculeo exserendo. Antennae lon-
gitudine thoracis. Abdomen depres-
sum sublobatum
.

Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und
Vögel mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst
Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bie-
nen etc. sind damit geplagt.*)

1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.

Ist, außer am Menschen, meines Wissens bloß
am Schimpansee (Simia troglodytes) und am
Coaita (Cercopithecus paniscus) gefunden wor-
den. Bey den Mohren sind die Läuse schwarz:
daß sie sich aber, wie Oviedo u.a. behaupten
auf den Schiffen verlören, wenn diese die Linie
passiren, ist leider eine Fabel.

[Seite 397]

2. †. Pubis. (morpio. Engl. the crab-louse.)
P. pubis.

Redi l. c. tab. 10. fig. 1.

Am Unterleibe unreinlicher Menschen.

77. Pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae
filiformes. Os rostro inflexo, setaceo,
aculeum recondente. Abdomen com-
pressum
.

1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide cor-
pore breuiore
.

Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.

Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc.
doch nicht im äußerstem Nordamerica, und nur
sehr einzeln aus manchen Westindischen Inseln
(z.B. auf Martinike) etc. Er kann wenigstens
auf 6 Jahr alt werden.

2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton, Attun. P. proboscide cor-
poris longitudine
.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10.
fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und
in den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich be-
sonders im Staube auf, und legt seine Eyer dem
Menschen unter die Nägel der Fußzehen, wo-
durch heftige und zuweilen in Brand übergehende
Entzündungen entstehen.

[Seite 398]

78. Acarvs. Milbe. (Fr. tique. Engl. tick.)
Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis. Ten-
tacula 2 articulata, pediformia
.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen, die sich auch zum Theil, wie die Läuse auf
andern Thieren finden.

1. †. Ricinus. der Holzbock. A. globoso-
ouatus: macula baseos rotunda: antennis
clauatis
.

Frisch P. V. tab. 19.

2. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le
ciron, la mite
. Engl. the mite.) A. late-
ribus sublobatis, pedibus
4 posticis longissi-
mis, femoribus capiteque ferrugineis, ab-
domine setoso
.

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc.
Sie wird nur mit drey Paar Füßen gebohren,
und das vierte wächst erst nachher dazu.

79. Hydrachna. Wasserspinne, Was-
sermilbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati.
Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdo-
menque vnita
.

1. †. Despiciens. (acarus aquaticus Linn.) H.
rubra rotundata maculis pluribus; oculis
inferis
.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.

80. Phalangivm. Pedes 8. Oculi ver-
ticis 2 contigui. Frons antennis pedi-
formibus. Abdomen rotundatum
.

[Seite 399]

1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster
Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le faucheur.
Engl. the shepherd.) P. abdomine ouato;
subtus albo
.

Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.

Ein animal nocturnum. Die ausgerissenen
Beine zeigen noch tagelang Lebenskraft und Be-
wegung. Die Augen sitzen dem Thiere zwischen
den Schultern.

2. †. Cancroides. der Bücherscorpion. (Fr. le
scorpion araignée
.) P. abdomine obouato
depresso, chelis laeuibus, digitis pilosis
.

Rösel vol. III. tab. 64.

In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen
plattgedruckten Körpers und der langen Scheeren
sonderbar aus. Kriecht rücklings und vorwärts
wie ein Krebs.

3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. ab-
domine dilatato muricato, rostro subulato
.

Pennant's british zoology P. IV. tab. 18.
fig. 7.

4. Araneoides. (Solpuga Lichtenst.) P.
chelis dentatis villosis, corpore oblongo
.

Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.

Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung,
zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.

81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr.
araignée. Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8.
(plerisque). Os vnguibus s. retinacu-
lis 2. Anus papillis textoriis
.

[Seite 400]

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen
Gattungen*), die sich meines Wissens alle bloß
von lebendigen Thieren, zumahl Insecten, näh-
ren; auch einander selbst auffressen. Die mehre-
sten Spinnen weben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige
Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind
und Wetter aushält, bewundernswürdig ist.
Auch hat man mehrmahlen den freylich seltsa-
men Einfall im Kleinen ausgeführt, aus Spinne-
webe, und besonders aus dem Eyergespinnste der
Kreuzspinnen, eine Art Seide zu verarbeiten. –
Der sogenannte fliegende Sommer (Mädchen-
sommer, Mariengarn etc.) ist wenigstens größten-
theils kleinen Spinnen zu zuschreiben, die zumahl
im Frühjahr häufig an Hecken und Büschen um-
her weben.

1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco; cruce alba
punctata
.

Rösel vol. IV. tab. 35-40.

H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und
fie folgende Spinne für den untrüglichsten Wet-
terpropheten.

2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris 5 sub-
contiguis: anterioribus maioribus
.

Clerk tab. 2. fig. 9.

3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A.
saliens nigra: lineis semicircularibus 3 albis
transuersis
.

Clerk tab. 5. fig. 13.

[Seite 401]

Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber kein
Gespinnste.

4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugi-
neo fusco
.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey-
spiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn
er ihr mir Gewalt entrissen wird, zu retten*).

5. Auicularia. die Buschspinne. A. thorace
orbiculato conuexo: centro transuerso ex-
cuato
.

Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11. 12.

Zumahl in Westindien. Von der Größe einer
kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in
bunte Goldfarben. Sie soll Colibrite tödten, und
die Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß kann
auch bey Menschen gefahrvolle Entzündung ver-
ursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedi-
bus longissimis
.

Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.?

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom
Umfang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro fasciatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.

In Apulien. Die Fabeln von den unausbleib-
lichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen
[Seite 402] Heilungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf,
daß es theils Einbildungen hypochondrischer und
hysterischer Patienten; mehrentheils aber arm-
selige Betteleyen seyn mögen, womit sich leicht-
gläubige Reisende haben hintergehen lassen. So
viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die sich
auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält, den
Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß lästig
wird: und, so wie der Stich mancher anderer
Insecten im brennenden Sommer gefährlich wer-
den (zuweilen wohl eine Art Veits-Tanz erre-
gen) kann, so auch freylich wohl der Taran-
tel-Biß.

8. Edulis. A supra grisea; abdomine oblongo
lateribus striatis; pedibus fuluis apicibus
nigricantibus.

labillardière voyage. tab. 12. fig. 4-6.

Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasigen
Insulanern zu Hunderten getröstet und gegessen
wird.

82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae
2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2
cheliformes. Cauda elongata articulata
terminata mucrone arcuato.
Pectines 2
subtus inter pectus et abdomen
.

Die Scorpione haben in der Bildung und Le-
bensart manches mit den Krebsen gemein, auch
werfen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale
ab. Der Stich des kleinen europäischen ist,
wenn nicht grade schwüle Sonnenhitze u.a. dergl.
Umstände dazu kommen, nicht gefährlich.

[Seite 403]

1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 65.

2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis,
manibus angulatis
.

Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.

83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl.
crab.) Pedes 8. insuper manus 2 chela-
tae. Oculi 2 distantes, plerisque pe-
dunculati, elongati mobiles. Palpi
2 cheliferi. Cauda articulata inermis
.

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschiedenen Länge und Bedeckung
des Schwanzes, von Linné in folgende drey
Familien abgetheilt worden*):

A) Brachyuri. Krabben, Taschen-
krebse, Seespinnen.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus,
thorace laeui lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato
.

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb der
Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey An-
näherung der Blackfische zu warnen, ist irrig.
Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser
Muschel so wie andere Krebse auch: aber die
vorgegebene Absicht fällt weg.

2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thorace laeui integerrimo,
[Seite 404] antice retuso: pedum articulis vltimis pen-
ultimisque vndique spinosis
.

Catesby vol. II. tab. 32.

In Westindien und den benachbarten Land-
strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht
aber im Frühjahr, theils in großen Scharen
nach den Seeufern, um die Eyer in den Sand
zu legen.

3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
krab
.) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti
.

Catesby vol. II. tab. 35.

In Ostindien und im wärmern Nordamerika.
Das Männchen wird durch die auffallende Un-
gleichheit seiner beyden Scheeren merkwürdig,
deren eine nicht viel größer als ein Bein des
Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist,
daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will,
auf den Rücken legen, und so forttragen muß.

4. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus,
thorace laeuiusculo, vtrinque quinqueden-
tato, carpis vnidentatis, pedibus ciliatis:
posticis subulatis
.

5. Dromia. C. brachyurus hirfutus, thorace
vtrinque dentato, pedibus posticis vngui-
bus geminis
.

rumph Mus. Amboin. tab. II. fig. 1.

Im Indischen Ocean. Hat so wie manche
andere Krabbenarten vier Beine, oben auf dem
Rücken, womit er eine leere Muschelschale fassen
und damit kleine Fische oder Krebse zu seiner
Nahrung fangen soll.

[Seite 405]

6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger.) C. brachyurus, tho-
race vtrinque obtuse nouem-plicato, ma-
nibus apice atris
.

B) Parasitici, cauda aphylla. Schnek-
kenkrebse.

7. Bernhardus. der Einsiedler. C. macrou-
rus parasiticus, chelis cordatis muricatis:
dextra maiore
.

Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar,
wie es scheint ohne Auswahl besonderer Ge-
schlechter oder Gattungen. Oft sind solche aus-
gestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem
Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich
mit Alcyonien u.a. dergl. Corallen besetzt.

C) Macrouri. Eigentlich so genannte
Krebse.

8. Gammarus. der Hummer. (Fr. l'homard.
Engl. the lobster.) C. macrourus, thorace
laeui, rostro lateribus dentato: basi supra
dente duplici
.

In den Meeren der nördlichen Erde: wo er,
wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht.

9. †. Astacus. der Flußkrebs. (Fr. l'ecrevisse.
Engl. the craw-fish.) C. macrourus tho-
race laeui, rostro lateribus dentato: basi
vtrinque dente vnico
.

Rösel vol. III. tab. 54-61.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe,
und andere selbst beym Sieden schwarzbleibende
[Seite 406] Spielarten gibt) erreicht ein zwanzigjähriges
Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden. Die
zwey kalkigen Steine die sich im Sommer zu
beyden Seiten seines Magens finden (die irrig
so genannten Krebsaugen), sind doch wohl der
vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte
Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust
von Füßen, Scheeren etc. dieser u.a. Gattungen
von Krebsen, wird durch ihre starke Reproductions-
kraft leicht wieder ersetzt. Sie schnellen so gar
Füße und Scheren, wenn sie ihnen (nur nicht
zu nahe am Leibe) gequetscht oder mit einem
glühenden Eisen berührt werden, von selbst von
sich. (So wie es der Hummer zuweilen bey
heftigen Donnerschlägen thun soll.)

10. †. Squilla. die Granate, Garneele. Fr.
la cheuvrette, crevette, salicoque, le bar-
bot
. Engl. the shrimp.) C. macrourus, tho-
race laeui, rostro supra serrato, subtus
tridentato, manuum digitis aequalibus
.

Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772.
P. II. tab. 1. fig. 1. 2.

11. †. Crangon. die Garneele. C. macrourus,
thorace laeui, rostro integerrimo, mano-
rum pollice longiore
.

Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.

So wie die vorige häufig an den Küsten von
Europa, zumahl in der Nordsee.

12. Arctos. C. macreurus, thorace antrorsum
aculeata; fronte diphylla, manibus sub-
adactylis
.

gesner hist. aquatil. pag. 1097.

In allen mildern Weltmeeren.

[Seite 407]

13. Mantis. C. macrourus articularis, mani-
bus adactylis compressis falcatis serrato-
dentatis
.

Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.

Im mitländischen n. a. Meeren der wärmern
Erdstriche.

14. †. Pulex. die Fluß-Garneele. C. macrou-
rus articularis, manibus 4 adactylis, pe-
dibus
10.

Rösel vol. III. tab. 62.

Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt
im Wasser zuweilen auf dem Rücken.

15. †. Stagnalis. C. macrourus articularis,
manibus adactylis, pedibus patentibus,
cauda cylindrica bifida
.

Schäffers fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
In stehenden Wassern.

84. Monocvlvs. Kiefenfuß. Pedes na-
tatorii. Corpus crusta tectum. Oculi
approximati, testae innati
.

Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich bloß im Wasser.

1. Polyphemus. der moluckische Krebs.
(Engl. the horse-shoe, helmed-fish.) M.
testa plana conuexa sutura lunata, postica
dentata, cauda subulata longissima
.

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge
von 4 Fuß erreichen kann. Daß es nur Ein
Auge haben soll, ist ungegründet, mithin seine
Benennung gar nicht passend. Auch findet es
[Seite 408] sich nicht allein in Ostindien, sondern auch an den
Küsten des nordostlichen America, zumahl
häufig in der bahamischen Meerenge.

2. †. Apus. M. testa subcompressa, antice
retusa, postice truncata, cauda biseta
.

Frisch P. X. tab. 1.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber in manchen Jahren, nach Ueber-
schwemmungen etc. in unsäglicher Menge. Wie
es scheint ein wahrer Zwitter.*)

3. †. Pulex. der Wasserfloh. M. antennis di-
chotomis, cauda inflexa
.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.

In Flüssen und Deichen, auch im Brunnen-
wasser: an theils Orten so häufig, daß er bey
seiner röthlichen Farbe wohl eher die Sage von
Wasser, das in Blut verwandelt sey, veran-
laßt hat.

4. †. Quadricornis. M. antennis quaternis,
cauda recta bifida
.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 9.

Beyde, diese und die vorige Gattung, sind
eine gewöhnliche Speise der Armpolypen.

85. Oniscvs. Pedes 14. Antennae se-
taceae. Corpus ouale
.

1. Ceti. die Wallfischlaus. O. oualis segmen-
tis distinctis, pedibus tertii quartique paris
linearibus ouaticis
.

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.

[Seite 409]

Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses
Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungsthei-
len, aufs festeste sich einnistelt.

2. †. Asellus der Kelleresel. (Fr. la cloporte.
Engl. the wood-louse.) O. oualis, cauda
obtusa, stylis simplicibus
.

86. Scolopendra. Assel. Pedes nu-
merosi, totidem vtrinque quot cor-
poris segmenta. Antennae setaceae.
Palpi 2 articulati. Corpus depressum
.

1. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.

In den heißen Zonen: und selbst schon in
Spanien. Ihr Biß verursacht gefährliche Ent-
zündung.

2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, cor-
pore ouali, cauda penicillo albo
.

Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen
dieses und des folgenden Geschlechts ihre zahl-
reichen Füße erst nach und nach erhalten,
und nur wenige Paare derselben mit aus dem
Ey bringen.

3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm.
S. pedibus vtrinque 70.

Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
[Seite 410] lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber
auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen
sich wohl die gar nicht seltene n Fälle erklären,
wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey Men-
schen eingenistelt und wohl Jahre lang unerträg-
liches Kopfweh etc. verursacht hat.

87. Ivlvs. Vielfuß. Pedes numerosi:
duplo vtrinque plures quam corporis
segmenta. Antennae moniliformes.
Palpi 2 articulati. Corpus semicylin-
dricum
.

1. †. Terrester. S. pedibus vtrinque 100.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.

Meist unter der Erde in fettem Boden oder
im Miste.


Neunter Abschnitt.
Von den Würmern.

[Seite 411]

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faß-
liche, die Würmer hingegen so wenig allge-
mein passende positive Charactere, daß man
die letztern vielleicht am kürzesten durch die-
jenigen weißblütigen Thiere definiren könnte,
die keine Insecten sind; als von welchen sie sich
sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als
der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unterschei-
den. (§. 40. 122.)

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen,
theils gleichsam gallertartigen Körper: nur we-
nige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren,
einige, wie die See-Igel, mit einer kalkarti-
gen Schale bedeckt. Manche Amphitriten
verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand-
körnchen etc. viele andere Thiere dieser Klasse
aber (die Conchylien nähmlich und manche Co-
rallen) bewohnen ein ihnen angebornes festes,
fast porzellan- oder steinartiges Gehäuse, das
ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und
[Seite 412] theils von dem Thiere umher getragen wird,
theils aber unbeweglich fest sitzt.

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Klasse ist wirk-
lich geflügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich
große Sätze aus dem Wasser heraus thun kann,
ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch
haben die Regenwürmer, See-Igel, See-
sterne etc. besondere Organe, die gewisser Maßen
eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann
wird auch der Mangel dieser äußern Bewe-
gungswerkzeuge bey vielen Würmern durch die
bey ihnen ausnehmende Kraft, ihren Körper
wechselsweise enge zusammen zu ziehen, und
wieder weit auszustrecken, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner haben viele Würmer
so genannte Fühlfaden (tentacula), oder bieg-
same ungegliederte, meist weiche fleischige Fa-
den am Kopfe, die bey einigen von ansehnlicher
Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Be-
stimmung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten;
manchen zum Fang: bey den Land-Schnecken
sitzen vorn die Augen daran u.s.w.

§. 150.

[Seite 413]

Uebrigens läßt sich über die Sinne dieser
Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Be-
stimmtes, als über der Insecten ihre, sagen.
Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wie die Tintenfische), und andere, wie z.B.
die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste
Gefühl von Licht und Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die mehre-
sten Gewürme wieder eben so sehr von der In-
secten ihrem, als diese von dem der rothblüti-
gen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier derselben sich (so
wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer
Verwandlung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehr-
sten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter
der Erde: und viele ausschließlich im lebendigen
Körper andrer Thiere, wie die Darmwürmer,
Samenthierchen u.s.w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren
dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke ihrer
[Seite 414] Reproductionskraft, und einige, wie z.B. der
Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen eine Art
von Reviviscenz, wodurch sie gewisser Maßen
unzerstörbar scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Dintenfische etc. ausgenommen, sind wohl
die allermehrsten Würmer wahre Hermaphro-
diten, von denen jedes Individuum sein Ge-
schlecht auf eine der oben angegebenen Weisen
(§. 20. S. 31.) fortzupflanzen im Stande ist.*)

§. 155.

Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen
in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy-
lien und Corallen, werden in der großen Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die In-
secten auf und in der Erde (§. 143.) –] unendlich
[Seite 415] mannigfaltigen überflüßigen oder nachtheiligen
Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um-
wandeln u.s.w. – Dem Menschen insbeson-
dere werden sie dadurch nutzbar, daß Viele
derselben, zumahl unter den Conchylien, eßbar
sind, und vorzüglich einige (wie z.B. nahment-
lich venus mercenaria und mytilus bidens)
manchen Küstenbewohnern und Seefahrenden
zu einer Hauptnahrung dienen. Von einigen
Schnecken wurde ehedem mehr als jetzt die
Purpur-Farbe genommen*). Aus dem den
Blackfische eigenen Saft kann Tinte und
Tusche bereitet werden. Der Bart der Steck-
muschel gibt eine Art brauner Seide, die ver-
arbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen
Perlen**). Das rothe Corall Gibt einen
wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostin-
dien. – Verschiedene Schneckchen oder Mu-
scheln etc. cursiren ganz oder in Stückchen ge-
[Seite 416] schnitten bey einigen wilden Völkern statt
Geldes. Aus ähnlichen Muschel-
stückchen von verschiedenen Farben machen die
Irokesen u.a. nordamericanische Indianer ihre
Denkschnüre (wampum) etc. die ihnen statt Ur-
kunden dienen*). Viele Wilde brauchen Mu-
schelschalen und Schneckenhäuser statt Trink-
geschirre, Löffel etc. Die Südsee-Insulaner
machen daraus ihre sinnreichen Angeln und man-
cherley anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die
nordwestlichen Americaner schärfen ihre Har-
punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Mu-
schelschalen. – Zu Kunstarbeiten dienen vor-
züglich manche Muschelschalen, die auf Onyx-
manier zu Cameen verarbeitet werden: auch
Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe
des Blackfische (os sepiae) wird von Künstlern
und Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm
dient zu mancherley häuslichem Gebrauche.
Unzählige Conchylien und Corallen werden zu
Kalk gebrannt; einige große dünne Muschel-
schalen im südlichen Schina statt Fensterschei-
ben gebraucht u.s.w. Auch dienen die Conchy-
lien zum allgemeinsten Putz der wilden Völker**).

[Seite 417]

Die Blutigel endlich-sind ein überaus wichtiges
chirurgisches Genesmittel.

§. 156.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe ge-
hören vorzüglich alle die furchtbaren Würmer
des menschlichen Körpers, die sich entweder
wie die Mastwürmer, Spuhlwürmer, Trichur-
iden und Bandwürmer im Darmcanal, oder
wie der Nervenwurm nahe unter der Haut auf-
halten*). Sodann auch die Egelschnecken, die
sich bey den Schafen etc., die Finnen bey den
Schweinen, die Blasenwürmer und so viele
andere Würmer, zumahl bey den vierfüßigen
Hausthieren und bey Fischen finden, und sie krank
machen. Die Regenwürmer und Schnecken scha-
den Gewächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-
pholade etc. durchbohren Schiffe und Dämme.

§. 157.

[Seite 418]

Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im Ganzen die
Ordnung des Linneischen Systems befolgt:

I. Intestina. längliche Würmer, ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Molusca. Nakte welche Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große Aehn-
lichkeit mit den Bewohnern der Schnecken-
häuser und Muschelschalen in der folgenden
Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner der
Conchylien.

IV. Crustacea. Mit einem beynahe knor-
peligen Körper, und theils mit einer festen
(gleichsam kalkartigen) Cruste. See-Igel,
Seesterne, Seepalme.

V. Corallia. Die Polypen und andere Pflan-
zenthiere, die einen Corallenstamm oder
andere ähnliche Gehäuse bewohnen.

VI. Zoophyta. Die nakten Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thierchen.

* * *

Zur N. G. der Würmer.

  1. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et fluuiati-
    lium
    Havn. 1773. 4.
  2. und Alb. Seba thesaurus (s. S. 226.) vol. III.

I. INTESTINA.

[Seite 419]

Die mehrsten haben theils einen cylindri-
schen, theils einen bandförmigen Körper. Die
Eingeweidewürmer des menschlichen Körpers
sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle
aus dieser Ordnung.*)

1. Gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm
.) Corpus filiforme, teres, aequale,
laeue
.

1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. G. pallidus
extremitatibus nigris
.

Spannenlang, von der Dicke eines starken
Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser.

2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit.
(dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver
de Guinée
.) G. totus pallidus.

Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II.
tab. 134. fig. 1.

[Seite 420]

Am persischen Meerbusen, in Ost- und West-
indien, auf Guinea etc. Wohl 2 Ellen lang.
Zeigt sich unter der Haut, zumahl an den
Knöcheln, am Knie, am Arm etc. wo er schmerz-
hafte Beulen, Entzündung u.s.w. verursacht,
und äußerst behutsam (damit er nicht abreisse)
ausgewunden werden muß: eine Operation, die
wohl drey und mehr Wochen dauert. Selten
hat ein Mensch mehr als Einen solchen Wurm:
doch auch wohl viere, fünfe etc. zugleich.

2. Ascaris. Corpus aequale teres ore
trinodo, intestinis conspicuis
.

1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm. A. cauda subulata,
cute ad latera corporis subtilissime crenata
.

(tab. 1. fig. 1.)

Wie eine Käsemade. Hält sich im Mastdarm
bey Menschen auf, saugt mit dem stumpfern
Ende.

2. †. Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herz-
wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle.
Engl. the round worm.) A. cauda obtusa,
ani rima transuersa intestino aurantio
.

(tab. 1. fig. 2.)

Der allergemeinste Darmwurm im menschlichen
Körper, zumahl in den dünnen Därmen; zuwei-
len in unsäglicher Menge.

3. Trichocephalvs. Corpus inae-
quale, teres; antice capillare, postice
incrassatum
.

[Seite 421]

1. †. Hominis. die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laeuis, anterius subtilissi-
me striatus
.

(tab. 1. fig. 3.)

Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt
mit dem dünnen haarförmigen Ende.

4. Echinorhynchvs. Corpus teres,
proboscide cylindrica retractili echinata
.

1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, pro-
boscide vaginata: aculeorum vncinatorum
ordinibus pluribus, papillis suctoriis senis
.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.

In den Därmen des Hausschweins.

5. Lvmbricvs. Corpus teres annula-
tum, longitudinaliter exasperatum
aculeis conditis
.

1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver
de terre
. Engl. the earth-worm, dew-worm.)
L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum
abdominalium
.

(tab. 1. fig. 7.)

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen
schädliche Thier: ein wahres animal subter-
raneum
.

2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus,
sexfariam aculeatus
.

Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. 1. fig. 1-4.

Etwa 1 1/2 Zoll lang. In Teichen, Gräben etc.
Hat, so wie der gemeine Regenwurm auch, aus-
nehmende Reproductionskraft. Sogar ein abge-
[Seite 422] schnittnes 1/26 des Thieres kann binnen einigen
Monaten wieder zu einem ganzen Thiere von
vollkommner Länge reproducirt werden. Seine
natürliche Fortpflanzung geschieht sowohl indem
er lebendige Junge gebiert, als auch durch junge
Brut, die er wie Sprossen austreibt.

6. Fasciola. Corpus gelatinosum, pla-
niusculum, poro ventrali duplici
.

1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Fr. la douve.
Engl. the fluke.) F. depressa, ouata fusca,
antice tubulo instructa
.

J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1-8.

In den Lebern der Schafe.

2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi-
nibus vndulatis
.

Journal des savans 1726, pag. 104.

Wie ein schmales Streifchen Band; ungeglie-
dert: in der Bauchhöhle bey manchen Fischen.
Ist selbst, nachdem diese gesotten waren, noch
lebendig in ihnen gefunden worden.

7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm (lumbricus latus. Fr. ver
solitaire
. Engl. tape-worm, jointed worm)
Corpus planiusculum, geniculatum.
Os quadrilobum
.

Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausneh-
mend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als
wegen der hartnäckigen und mannigfaltigen Zufälle,
die durch die nachgenannten Gattungen im mensch-
lichen Körper verursacht werden, überaus merk-
[Seite 423] würdiges Thiergeschlecht. Der gegliederte Wurm
saugt sich mittelst des aus seinem vierkolbigen
Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ragenden zugespitz-
ten Saugerüssels im Darmcanal fest*). Zunächst
aus den Kopf folgt (wenigstens bey den nachbe-
nannten Gattungen) ein überaus schmaler fast
fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.), der allge-
mach mit immer deutlichern und größern Gliedern
in den übrigen Körper des Wurms übergeht.
In jedem der größern Glieder, die dann bey
weiten den längsten Theil des Thiers ausmachen
(tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein besonderer Eyer-
stock, meist von einer sehr eleganten Form, wie
Laubwerk etc. der seine Eyerchen durch eine am
Rande oder auf der breiten Seite befindliche ein-
fache oder doppelte Oeffnung von sich geben kann.
Uebrigens ist der Bandwurm nichts weniger als
solitaire, sondern man hat gar oft bey Einem
Menschen oder Einem Thiele viele ganze Band-
würmer zugleich gefunden.

1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm.
(T. curcurbitina auctor.) T. humana arti-
culis oblongis, orificio marginali solitario,
ouario pinnato.

(tab. 1. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich, so wie der folgende, im dünnen
Darme beym Menschen.

[Seite 424]

Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes
curcurbitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte
Hinterglieder dieses Wurm.

2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm.
T. humana articulis abbreuiatis transuersis,
orificio laterali duplici, ouarie stellato.

(tab. 1. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumahl
in der Schweiz und in Frankreich.

8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus tae-
niforme desinens in vesicam lymphati-
cam. Os quadrilobum
.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
schiednen Eingeweiden vielerley Säugethiere fin-
den, hat bey den mehrsten Gattungen viele
Aehnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der
Hintertheil aber endigt sich in eine eyförmige
Wasserblase von verschiedener Größe*).

[Seite 425]

1. †. Finna. die Finne. H. conica, vesicae
duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens,
capite versus collum vesicae directo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.

Im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat
schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie
sich bloß bey dem vom Menschen unterjochten
Hausschwein, aber nicht bey der wilden Sau
findet, so Gibt sie ein Beyspiel von organisirten
Körpern, die erst lange nach der ersten Schöpfung
gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.

2. †. Globosa. H. simplex ouata, corpore di-
stincte articulato, rugoso, imbricato
.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.

Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Bauchfell und in der Leber der
Schweine.

3. †. Cerebralis. die Queese. H. multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis
.

Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.

Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe).

[Seite 426]

9. Sipvncvlvs. Corpus teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylin-
dricum. Apertura lateralis corporis
verruciformis
.

1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S.
corpore tonica laxa induto.

C. Gesner hist. aquatil pag. 1226.

Im ostindischen Ocean.

10. Hirvdo. Blutigel. (Fr. sangsue. Engl.
leech.) Corpus oblongum, promo-
uens se ore caudaque in orbiculum
dilatandis
.

1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flauis 6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata
.

Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII.
tab. V.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.

2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8
nigris supra os
.

Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5-8.

Legt nur ein einziges Ey, das Anfangs bloße
Lymphe enthält, aus welchem aber nachher, 8 bis
10, und mehr Junge heraus kommen.


II. MOLLVSCA.

Nakte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied-
[Seite 427] maßen von denen in der vorigen Ordnung aus-
zeichnen*). Manche haben große Aehnlichkeit
mit den Bewohnern der Schneckenhäuser und
Muschelschalen.

11. Limax. Weg-Schnecke (Fr. limace.
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis.
Tentacula 4 supra os
.

Diese nakten Schnecken haben die starke Re-
productionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken
mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte, gemein.

1. †. Ater. L. ater.

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101.
fig. 102.

2. †. Rufus. L. subrufus.

Lister tab. 101. a. fig. 103.

3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.

Lister tab. 101. a. fig. 104.

4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus.

Lister tab. 101. fig. 101.

[Seite 428]

12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo
dorsali membranaceo, Foramen late-
rale dextrum pro genitalibus. Anus
supra extremitatem dorsi
.

1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus
der Alten.) A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.

13. Doris. Corpus repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice, supra cinctus ciliis. Tenta-
cula
2, supra corpus antice, intra fo-
ramina retractilia
.

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad
os, ano ciliato phrygio
.

Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.

14. Glavcvs. Corpus oblongum, per-
tusum feraminulis lateralibus duobus
.
Tentacula 4. Brachia 8 palmata.

1. Atlanticus. Glavcvs.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.

Im atlantischen und sudischen Ocean.

15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus
repens, ouale: fasciculi pediformes
vtrinque plurimi. Os retractile Ten-
tacula 2. setacea
.

1. Aculeata. der Goldwurm (pudendum re-
gale Column
. Fr. la taupe de mer, la grosse
[Seite 429] scolopendre de mer
.) A. oualis hirsuta acu-
leata, pedibus vtrinque
32.

Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.

Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln
und Haare, womit er an beyden Seiten besetzt
ist, schillern, zumahl im Sonnenschein, mit feu-
rigen Farben: theils wie blaue Schwefelflam-
men u.s.w.

16. Amphitrite. Corpus protensum
in tubulo, annulatum. Pedunculi
verrucosi. Tentacula acuminata ap-
proximata; plumosa
.

1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris
binis vtrinque, anterius tentaculis pectini-
formibus auratis rigidis
.

Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.

In der Nordsee etc. Diese und verschiedene
andere Gattungen dieses Geschlechts bewohnen
überaus zarte, etwas conische Gehäuse, die meist
aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht an
einander liegender kleiner Sandkörnchen auf eine
bewundernswürdige Weise zusammengesetzt sind.

17. Nereis. Corpus repens oblongum
lineare. Pedunculi laterales penicil-
lati. Tentacula simplicia
.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo
.

Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten
es in manchen Gegenden etwas beytragen mag.

[Seite 430]

18. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr. Mille-
pied d'eau
.) Corpus lineare pellucidum,
depressum, setis pedunculacum. Ten-
tacula nulla
.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene
Weise fort:*) das letzte Gelenk des gegliederten
Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und
erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach
einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide
absondert, oder auch selbst noch vorher wieder
andere Junge auf gleiche Weise durch die Ausdeh-
nung seines letzen Gelenkes hinten austreibt:
doch können sich wenigstens manche Gattungen,
wie z.B. die nachstehende, auch außerdem durch
Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung be-
fruchtet werden, fortpflanzen.

1. †. Proboscidea. (Nereis laeustris Linn.)
N. setis lateralibus solitariis, proboscide
longa
.

Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.

19. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae ad
summitatem: altera humiliore
.

Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea.

20. Actinia. Seeanemone, Meernessel,
Klipprose. (vrtica marina, Fr. cul d'ane.)
[Seite 431] Corpus se assigens basi, oblongum,
teres, apicis margine dilatabili intus
tentaculato, os terminale centrale
ambiente
.

Hat ausnehmende Reproductionskraft.

1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa.

Philos. Transact. vol. LXIII tab. 16 sq.
fig. 10 sq.

21. Tethys. Corpus liberum, oblon-
giusculum, carnosum, apodum. Os
proboscide terminali, cylindrico, sub
labio explicato. Foramina 2 ad latus colli
sinistrum
.

1. Leporina. (lepus marinus maior Colvmnar.)
T. labro ciliato.

Fab. Columna l. c. pag. XXVI.

Im mittländischen Meere.

22. Holothvria. Corpus liberum,
nudum, gibbum, ano terminali. Ten-
tacula plura in altera extremitate. Os
inter tentacula
.

1. Physalis. (Engl. the Portuguese man of
war
.) H. cirris difformibus filiformibus
pendulis
.

Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. I. tab. 4.
fig. 5.

Im atlantischen Ocean etc. Von dem kleinen
blasenförmigen Körper des sonderbaren Thieres
hängen schöne roth und blaue, theils 3 bis 4 Fuß
lange Fäden herab, die aber, wenn man sie be-
[Seite 432] rührt, empfindlicher als Nesseln brennen. Ober-
halb der Blase befindet sich eine Segelhaut, die
das Thier im Schwimmen nach dem Winde
richtet.

23. Terebella. Steinbohrer. Corpus
filiforme. Os anticum, praeputio glan-
dem pedunculatam tubulosam exse-
rente. Tentacula circum os, capil-
laria, plura
.

1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corpo-
ris 8. circa os
4.

Schwed. Abh. 1754. tab. III. fig. A-E.

Im mittländischen Meere.

24. Lernaea. Corpus se affigens tenta-
culis, oblongum teretiusculum. Ouaria
bina. Tentacula brachiformia
.

Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren
Kiefern es vorzüglich nistet.

1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, tho-
race cylindrico bifurco, tentaculis apice
lunatis
.

Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.

25. Scyllaea. Corpus se affigens, com-
pressum, dorso canaliculato. Os fo-
ramine edentulo, terminali. Tenta-
cula s. brachia subtus trium parium
.

1. Pelagicum. Scyllaea.

Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.

Zumahl am Sargasso (fucus natans.)

[Seite 433]

26. Clio. Corpus natans, oblongum.
Alis duabus membranaceis, oppositis
.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico.

Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.

Bey Spitzbergen, Neufundland etc.

27. Sepia. Tintenfisch Blackfisch. (Engl.
Ink. fish. squid.) Brachia 8 interius ad-
spersa cotyledonibus. Rostrum inter
brachia terminale, corneum. Venter
vesica atramentifera instructus, infra
scissura transuersa ad basin apertus,
supra quam fistula excretoria eminet
.

Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen in so vielen Stücken,
zumahl in Rücksicht ihres innern Baues, der so
vollkommen ausgebildeten Eingeweide, Paarungs-
werkzeuge, besonders aber auch der Augen und
sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen nähmlich
J. Hunter zuschreibt) so ganz von andern Thieren
dieser Classe ab, und ähneln hingegen in so vie-
len Stücken manchen Fischen, daß es mir fast
Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen
diesen so einfach gebauten Würmern ihren Platz
zu lassen.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt
dann bey manchen Gattungen über 1000. Sie
[Seite 434] haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpf-
kopf. Die Arme, die diesen Thieren oft von
Muschelnabgekneipt, und von Fischen abgebissen
werden, haben, wie schon die Alten wußten,
Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattun-
gen werden auch durch den schwarzen Saft merk-
würdig, den sie in einem besondern Behälter im
Leibe führen, und willkürlich von sich lassen, und
dadurch das Wasser zunächst um sich verdunkeln
können. Herr Prof. Schneider hat das ganze
Geschlecht schicklich in folgende zwey Familien
abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato;
ossiculo dorsi
.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato
vndique pinna cincto, offe dorsali maximo
.

Swammerdam Biblia nat. tab. 50. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das so genannte weiße Fisch-
bein, das auch in manchen Gegenden Meer-
schaum heißt) eine breite knochige Schulpe von
sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers.
Manche Arten der so genannten Seetrauben
(vuae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und
verwandter Gattungen.

2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron.) S.
ventre stricto subulato, pinna angulari me-
dia, osse dorsali penniformi
.

Pennant's brit. zool. IV. tab. 27. fig. 43.

B) Pedibus basi palmatis, absque promusci-
dibus, pinnis et osse dorsali
.

3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe.) S. ace-
tabulorum in interna pedum superficie or-

[Seite 435] dine duplici, in basi fingulis acetabulis,
paullatim increscentibus
.

Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be-
liebte Gattung, findet sich in manchen Gegenden,
besonders in Ostindien und im mexicanischen Meer-
busen theils von ausnehmender Größe.

28. Medvsa. Qualle, Meernessel. See-
lunge. (Engl. blubber.) Corpus gelatino-
sum, orbiculatum, supra conuexum,
subtus cauum. Os inferum, centrale,
labiatum. Tentacula plerisque mar-
ginalia, saepius retractilia
.*)

Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten
des Meeres bey.**)

1. Aequorea. M. orbicularis planiuscula,
margine inflexo villoso tentaculato.

Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.

In der Nord-See etc.

2. Vetella. (vrtica marina Columnae.) M.
oualis concentrice striata, margine ciliato,
supra velo membranaceo
.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis ten-
taculis nullis, subtus columna, quadriplicata:
apice lobis 8 multifidis, laterumque appen-
dicibus
16.

Forskål icones tab. 30.

Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön-
sten Veilchenblau.

III. TESTACEA.
Die Conchylien.

[Seite 436]

Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil-
dung: doch großentheils den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlich. Die Schalen bestehen
anfänglich aus einer häutigen, theils fast horn-
artigen Grundlage, die ihre nachherige Festigkeit
durch die allgemach in sie abgesetzte Kalkerde er-
hält. Die neugebornen Schneckenhäuser haben
aber (nach Reaumurs von Hrn. Kämmerer
gründlich bestätigten Beobachtungen) noch nicht
ihre vollzähligen Windungen, sondern diese wer-
den mit zunehmendem Wachsthume des Thieres
allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs-
saume der Schale abgesetzt. (– Bey weiten
nicht etwa aus der jugendlichen Schale als Keime
entwickelt. –) Und bey den Muscheln ist
ceteris paribus die gleiche Einrichtung. Viele
dieser Schalen sind wegen ihres wunderbaren
Baues*), andere wegen ihres porzellanartigen
[Seite 437] glänzenden Schmelzes, wegen ihrer vortrefflichen
Farben*), regelmäßigen, saubern Zeichnung
u.a. dergl. Schönheiten, merkwürdig.**)

[Seite 438]

Man vertheilt die weitläuftige Ordnung am
füglichsten nach der Anzahl und Bildung der
Schalen in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln,

C) Einschalige mit bestimmten Windungen,
nähmlich die Schnecken, und

D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschalige Conchylien.
MVLTIVALVES.

Leben bloß in der See.

29. Chiton. Testae plures, longitudi-
naliter digestae, dorso incumbentes
.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valui, corpore tuberculato
.

30. Lepas (Engl. acron-shell.) Animal
rostro inuoluto spirali, tentaculis crista-
tis. Testa multiualuis, inaequiualuis
.

[Seite 439]

Manche Gattungen, wie z.B. hier die beyden
erstell, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich
fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey
letztern, hängt die vielschalige Muschel an einem
darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest
sitzt. – Eine Verschiedenheit die so auffallend
ist, daß man wohl zwey besondere Geschlechter
darnach bestimmen sollte*).

A) Sessiles.

1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L.
testa conica solcata fixa, operculis acu-
minatis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.

In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel
der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln,
Krebsen etc.

2. Ceti (diadema) die Wallfisch-Pocke. L.
testa subrotunda sexlobata sulcata fixa
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.

So wie einige andere Gattungen dieses Ge-
schlechts, auf der Haut des Nordkapers u.a.
Wallfische.

B) Pedatae.

3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied.
Engl. the horn of plenty.) L. testa valuis
20 (aut pluribus) polymorphis, intestino
squamulis granulato
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 851.

Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist
besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.

[Seite 440]

4. Anatifera. die Aentenmuschel. (Engl. Bar-
nacle
.) L. testa compressa quinquenalui, in-
testino insidente laeui
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 853. sq.

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen
berüchtigt worden, deren schon bey der Baum-
gans (S. 215) gedacht worden. Die fünffache
Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden
Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre,
auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stam-
mes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme,
der gewöhnlich an faulen Weiden, allem Schiff-
wrack etc. fest sitzt.

31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail. Engl.
pierce stone) Testa binaluis, diuaricata,
cum minoribus accessoriis difformibus
ad cardinem. Cardo recuruatus, con-
nexus cartilagine
.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob-
longa hinc reticulato-striata
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit
hellen Scheine.

2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa ob-
longa rotundata arcuato-striata
.

Spengler in den Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. IV. B. tab. V. fig. 1-5.

In vielen Gegenden der Weltmeere.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln.
CONCHAE.
[Seite 441]

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter beruht
auf der Gleichheit oder Ungleichheit der beyden
Schalen und ihrer Ränder, und der Beschaffen-
heit des Schlosses (cardo).

32. Mya. (Fr. moule. Engl. muscle, gaper.)
Testa biualuis, hians altera extremi-
tate. Cardo dente (plerisque) solido,
crasso, patulo, vacuo, nec inserto
testae oppositae
.

1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis dente
primario crenulato: laterali longitudinali:
alterius duplicato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.

2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.

33. Solen. Messerscheide. (Fr. manche de
couteau coutelier
. Engl. razor-shell.)
Testa biualuis, oblonga, vtroque la-
tere hians. Cardo dens subulatus,
reflexus, saepe duplex, non insertus
testae oppositae: margo lateralis ob-
soletior
.

1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine
altero bidentato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.

[Seite 442]

34. Tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice hinc ad alterum latus flexa.
Cardo dentibus ternis; lateralibus
planis alterius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura anali
canaliculata.

Chemnitz vol. VI. tab. II. fig. 102.

2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striata,
costa fusca transuersali.

Eine gemeine kleine Flußmuschel.

35. Cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle)
Testa biualuis, subaequilatera, aequ-
valuis. Cardo dentibus mediis binis
alternatis; lateralibus remotis insertis.

1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis
eleuatis carinatis
concauis tenuissimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sq.

An der guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis ex-
aratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.

3. †. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 ob-
solete recuruato-imbricatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.

Häufigst an den Küsten des mildern Europa.

36. Mactra. Backtrog. Testa biualuis
inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente
medio complicato cum adiecta foueola;
lateralibus remotis insertis.

[Seite 443]

1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca
laeuiuscula subantiquata.

Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.

37. Donax. (Fr. came tronquée) Testa
biualuis, margine antico obtusissimo.
Cardo dentibus duobus: marginalique
solitario, subremoto sub ano.

1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ouata
compressa laeui, scripta lineis purpureis
vndatis, rima acuta, marginibus crenulatis.

Chemnitz vol. VI, tab. 26. fig. 261. sq.

38. Venvs. Testa biualuis, labiis mar-
gine antice incumbentibus. Cardo den-
tibus
3 omnibus approximatis, late-
ralibus apice diuergentibus.

1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa
succordata, transuerse sulcata, antrorsum
spinosa.

Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cor-
data solida transuerse substriata laeui, mar-
gine crenulato, intus violacea, ano ouato.

Spengler in Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. VI. B. tab. 6. fig. 1. sq.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die
Irokesen u.a. nordamericanische Wilde die Co-
rallen zu ihren Denkschnüren, Putz etc. schleifen,
(– s. oben S. 405. –) und das dann befind-
liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde
führen, auskauen etc.

[Seite 444]

3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano im-
presso ouato.

Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.

39. Spondylvs. (Fr. huitre epineuse.)
Testa inaequiualuis, rigida. Cardo den-
tibus 2 recuruis, cum foraminulo in-
termedio.

1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare.
) S. testa subaurita spinosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.

Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde
weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt.
Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des
Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in ein-
ander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar
öffnen, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen
des Schlosses von einander ablösen lassen.

40. Chama. (Engl. cockle.) Testa biualuis,
grossior. Cardo callo gibbo, oblique
inserto fossulae obliquae.

1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laeui, processibus retrorsum recuruatis, rima
hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.

2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Kie-
senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima.
Fr. le grand benitier.) C. testa plicata, for-
nicata, squamosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.

[Seite 445]

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen
wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund
wiegen. Letzteres wird von den ostindischen In-
sulanern, so wie von den Küstenbewohnern am
rothen Meere etc. häufig gegessen.

3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre
de la mer rouge.
) C. testa orbiculata, mu-
ricata; valuula altera planiore; altera nate
productiore subspirali.

Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.

4. Bicornis. C. testa vuluulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis valuula
longioribus.

Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.

41. Arca. Testa biualuis, aequiualuis.
Cardo dentibus numerosis, acutis, al-
ternis, insertis.

1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata,
apice emarginata, processibus incuruis re-
motissimis, margine integerrimo hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.

42. Ostrea. (Fr. huitre. Engl. oyster,
scallop.
) Testa biualuis, inaequiualuis,
(plerisque), subaurita. Cardo edentulus
fossula caua ouata, striisque laterali-
bus transuersis.

Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses
Geschlechts könnten füglicher in zwey andere ver-
theilt werden, deren eins die Kamm-Muscheln
(wohin die ersten beyden Gattungen gehören),
das andere aber die Austern begreifen müßte.

[Seite 446]

1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12
duplicatis, extus laeui.

Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.

2. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs-
muschel. O. testa aequiualui radiis 12 con-
vexis, striata scabra squamis imbricata.

Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.

3. Malleus. der polnische Hammer, das Cru-
cifix. (Fr. le marteau noir.) O. testa aequi-
valui triloba, lobis transuersis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.

4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse plicata pa-
rasitica.

Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.

5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa in-
aequiualui semiorbiculata, membranis im-
bricatis vndulatis, valuula altera plana
integerrima.

Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen
Europa auch am mittländischen und adriatischen
Meere etc. auf Austerbänken gehegt, und besonders
in Rücksicht auf diese, und die davon abhängende
Verschiedenheit des Geschmacks in Berg- Sand-
und Thon-Austern eingetheilt.

6. Ephippium. der polnische Sattel. O.
testa aequiualui orbiculata compressa mem-
branacea.

Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576 sq.

Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen,
aber meist von dunkler Farbe, und ungestaltet.

[Seite 447]

7. Crista galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata,
spinosa, labro vtroqoe scabro.

Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.

43. Anomia. Testa inaequiualuis; val-
vula altera planiuscula (saepe basi per-
forata), altera basi magis gibba. Cardo
edentulus cicatricula lineari promi-
nente, introrsum dente laterali. Ra-
dii 2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor-
biculata rugoso-plicata: planiore perforata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.

2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obouata
inaequali violacea: superiore conuexa, in-
feriore perforata.

Chemnitz l. c. fig. 694 sq.

3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule.
) A. testa ouata, ventri-
cosa, alba, tenerrima, valuula altera rostro
incuruata, perforata. Margine acuto inte-
gerrimo, vndique clauso.

Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.

Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean etc.
– Eins von den äußerst wenigen Seethieren der
jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem
wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den
Kalk-Flötzgebirgen angesehen werden kann.

[Seite 448]

44. Mytilvs. Miesmuschel. (Fr. moule.
Engl. sea-muscle, mussel .) Testa biualuis
rudis, saepius affixa bysso. Cardo eden-
tulus, distinctus linea subulata exca-
uata longitudinali
.

1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel.
(Fr. la coquille de nacre.) M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transuersa imbri-
cata tunicis dentatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste
Perlenmutter giebt, so wie aus dem sehnigen
Schloßbande derselben der so genannte Pfauen-
stein (gemma penna pauonis s. helmintholithus
androdamas
Linn.) geschnitten wird.

2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat-
tel. (Fr. la moule pholade, la datte.) M.
testa cylindrica vtrinque extremitatibus ro-
tundatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme etc.

3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscula
violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei-
len tödtlich gewesen ist.

4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies-
muschel. M. testa striata subcuruata, mar-
[Seite 449] gine posteriore inflexo, cardine terminali
bidentato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.

5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laeui,
margine anteriore carinato, natibus gibbis,
cardine sublaterali.

Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.

Vorzüglich schön bey Neuguinea. Aber auch
häufig an den nordischen europäischen Küsten.

45. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel (Fr. jambon, coquille porte soie.)
Testa subbiualuis, fragilis, erecta, emit-
tens
barbam byssinam. Cardo edentulus,
coalitis in vnam valuulis.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und der
eine braune Seide giebt, die in Smyrna, Mes-
sina, Palermo etc. zu Handschuhen u. dergl. ver-
arbeitet wird.

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis
per series digestis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.

2. Nobilis. P. testa striata: squamis canali-
culato-tubulosis subimbricatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 89. fig. 775 sq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimmten Win-
dungen. Schnecken. COCHLEAE.

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß wenn
man die Spitze unterwärts und die Mündung
nach oben gerichtet hält, diese letztere einem als-
[Seite 450] dann links zugekehrt ist, und die Windungen von
oben nach unten der scheinbaren Bewegung der
Sonne gleich laufen.

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge-
genst.
tab. 20. –) und dann finden sich auch,
obschon äußerst selten, unter andern Schnecken
zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten [ an-
fractibus sinistris s. contrariis
].*)

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines besondern Deckels (operculum) zu zu-
schließen, und andere ziehen bey Annäherung des
Winters eine Kaltscheibe vor die Mündung ihres
Hauses.

46. Argonavta. Testa vniualuis spi-
ralis, inuoluta, membranacea, vnilo-
cularis.

1. Argo. der Papirnautilus, Reißbrey. (nau-
tilus papyraceus.
Engl. the paper-sailor.)
A. carina subdentata. Animal sepia.

Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.

Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber
große Schale, die von einem blackfischähnlichen
Thier bewohnt wird, das darin mittelst einer aus-
gespannten Haut sehr geschickt auf der Oberfläche
des Meers zu segeln, aber auch unterzutauchen etc.
versteht.

46. Navtilvs. Testa vniualuis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.

[Seite 451]

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderen das Thier wohnt, und durch Wasser,
das es in die übrigen ein- und auspumpt, sich
nach Willkür leichter oder schwerer machen kann.

1. Pompilius. das Schiffboot, die Schiffkuttel,
Perlenmutterschnecke. (Engl. the sailor.)
N. testa spirali apertura cordata, anfractibus
contiguis obtusis laeuibus.

Martini vol. I. tab. 18.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari
anfractibus contiguis: geniculis eleuatis.

Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sq.

Eins von den sehr kleinen Schneckchen im
Sand von Rimini, die man für Originale zu
den versteinten Ammoniten hat halten wollen.

3. Spirula. das Posthörnchen. N. testa spirali
apertura orbiculari, anfractibus disiunctis
cylindricis.

Martini vol. I. tab. 20. fig. 184. sq.

Vorzüglich an der Küste von Amboina.

48. Convs. Tute. Testa vniualuis, con-
voluta, turbinata. Apertura effusa
longitudinalis, linearis edentula, basi
integra; columella laeuis.

1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis.

Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.

2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis spar-

[Seite 452] sis; fasciisque 3 flauis tenuissime reticulatis;
media cingulo ferrugineo itidem squamulis
albis interrupto.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.

In Ostindien.

3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota re-
ticulata.

Besonders häufig im rothen Meere.

4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis;
lineisque punctatis.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.

5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.)
C. testa venis reticulatis luteis, maculis
luteis fuscisque.

Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.

49. Cypraea. Porcellane (Concha vene-
ris, s. cytheriaca, s. paphia
. Fr. le pu-
celage.
) Testa vniualuis, inuoluta,
subouata, obtusa, laeuis. Apertura
vtrinque effusa, linearis, vtrinque
dentata, longitudinalis.

Die Thiere dieses Geschlechts sollen ihr
Schneckenhaus jährlich wechseln.

1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula
longitudinali simplici.

Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.

[Seite 453]

2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C.
testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
presso-acuta; subtus nigra.

Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.)
C. testa obtusa ouata, postice obtusa, antice
rotundata, linea longitudinali testacea.

Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sq.

Unter andern auch bey Utaheiti, wo sie den
Einwohnern zur Trinkschale dient.

4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri,
Simbipuri. (Engl. the cowry, trussed
fowl, blackmoor's teeth.
) C. testa mar-
ginato-nodosa albida.

Zumahl auf den maldivischen Inseln, aber
auch auf Utaheiti und anderwärts. Ist bekannt-
lich die Scheidemünze der Neger in einem großen
Theil von Africa, so wie mancher indischen Völ-
ker etc. Und die Bramanen, bedienen sich ihrer
statt Rechenpfennige u.s.w.

50. Bvlla. Blasenschnecke. (Engl. Dipper.)
Testa vniualuis, conuoluta, inermis.
Apertura subcoarctata, oblonga, longi-
tudinalis, basi integerrima. Columella
obliqua, laeuis.

1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata ob-
tuse subbirostri, labro dentato.

Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sq.

2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida li-
neis crispata, spira retusa.

Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.

[Seite 454]

3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata,
reticulato-striata, cauda exferta, spira ob-
literata.

Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sq.

In beyden Indien.

51. Volvta. (Engl. Rhomb-shell.) Testa
vnilocularis, spiralis. Apertura ecau-
data subeffusa. Columella plicata:
labio vmbilicoue nullo.

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali
oblonga, spina rugosa columella bidentata.

Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sq.

2. Oliua. die Mohrin, das Prinzenbegräb-
niß. V. testa emarginata cylindroide
laeui, spirae basi reflexae, columella obli-
que striata.

Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sq.

In Ostindien; auch in Nordamerica etc.

3. Mitra. die Bischofsmünze. V. testa emar-
ginata fusiformi laeui, labro denticulato,
columella quadriplicata.

Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.

4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laeui cras-
siuscolo
.

Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sq.

5. Pyrum. die Tsjanko-Schnecke. V. testa
obouata subcaudata: spirae anfractibus stria-

[Seite 455] tis; apice producto glaberrimo, columella
triplicata.

Chemnitz vol. IX. tab. 104. fig. 884. sq.

6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa ven-
tricosa flauicante aurantio striata; anfractu
primo reliquis triplo maiore tuberculato
.

Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.

Im indischen Ocean.

52. Bvccinvm. Sturmhaube, Kinkhorn.
(Engl. whelk.) Testa vniualuis, spiralis,
gibbosa. Apertura ouata, desinens in
canaliculum dextrum, cauda retusum.
Labium interius explanatum.

Manche Gattungen legen ihre Eyer als so
genannte Seetrauben, andere als Seehopfen,
noch andere aber in einer langen Reihe hornartiger
flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an einer
gemeinschaftlichen wohl Fuß langen Rippe be-
festigt an einander liegen.

1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laeuigata.

Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.

2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui,
columella planiuscula.

Martini vol. III. tab. 127. fig. 1111. sq.

Das Thier giebt eine Purpurfarbe, deren sich
die Normänner noch jetzt bedienen.

3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmänn-
chen. B. testa oblonga rudi transuersim
striata: anfractibus curuato-multangulis.

Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sq.

[Seite 456]

4. Maculatum. das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laeuibus indiuisis integerrimis.

Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.

53. Strombvs. Flügelschnecke. (Engl.
screw.) Testa vniualuis, spiralis, latere
ampliata. Apertura labro saepius dila-
tato, desinens in canalem sinistrum.

1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S.
testa turrita laeui, cauda subulata, labio
dentato.

Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1495. sq.

2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths-
hake. S. testa labro hexadactylo, digitis
curuis, cauda recuruata.

Martini vol. 3. tab. 86 sq. fig. 853 sq.

3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro
antice trilobo incraffato, dorso verrucoso
coronato, cauda obtusa.

Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.

Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken
(die so genannte Raucherklaue, vnguis odoratus
oder blatta byzantina), war ehedem officinell.

54. Murex. (Engl. caltrop, rock-shell.)
Testa vniualuis, spiralis, exasperata
suturis membranaceis. Apertura de-
sinens in canalem integrum, rectum
s. subascendentem
.

[Seite 457]

1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ouata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata subu-
lata recta silmiliter spinosa.

Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053 sq.

2. Pyrum. die getrocknete Birn. M. testa
varicosa ouata, transuersim sulcata nodosa,
cauda longiore flexuosa subulata.

Martini vol. III. tab. 112. fig. 1040 sq.

3. Babylonius. der babylonische Thurm. M.
testa turrita, cingulis acutis maculatis, recto-
caudata, labro fisso.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1331 sq.

4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus
8
teretibus.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.

An den Küsten von Großbritannien, Island etc.

5. Vertagus. der Aentenschnabel; die Schnau-
zennadel. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, colu-
mella intus plicata.

Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.

55. Trochvs. Kräuselschnecke (Engl. top-
shell, button-shell.
) Testa vniualuis,
spiralis, subconica. Apertura subte-
tragono-angulata s. rotundata, supe-
rius transuersa, coarctata: columella
obliquata.

1. Perspectinus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. (Engl. the stair case.) T. testa
[Seite 458] conuexa obtusa marginata, vmbilico peruio
crenulato.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691 sq.

Eine sonderbare Schnecke mit überaus merk-
würdigen Windungen, die in der Mitte einen
trichterförmigen Raum zwischen sich lassen etc.

2. Magus. T. testa oblique vmbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis.

Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.

3. Telescopium. die Seetonne. T. testa im-
perforata turrita striata, columella exserta
spirali.

Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.)
T. testa imperforata ouata, subcaerulea,
laeui, oblique striata.

Martyn's South-Sea shells. tab. 21.
(24) m.

Wenn der bläuliche Ueberzug von dieser schönen
neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt
sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl ins
höchste Grün.

5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la
fripiere, maçonne.
) T. testa imperforata
rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sq.

An den westindischen Inseln. Hat ihren Nah-
men daher, weil ihre Schale mit einer Menge
Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu-
sern etc. dicht belegt ist, die unebne Eindrücke auf
die Oberfläche derselben (fast wie Hammerschläge
oder Pockennarben) verursachen.

[Seite 459]

56. Tvrbo. (Engl. whirl, wreath.) Testa
vuiualuis, spiralis, solida. Apertura
coarctata, orbiculata, integra.

1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im-
perforata ouata striata: stria vnica dorsali
crassiore.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten Gat-
tungen ist die sogenannte Meer-Bohne. (vm-
bilicus veneris.
)

2. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scalata.)
T. testa cancellata conica anfractibus di-
stantibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sq.

Vorzüglich an der Küste von Coromandel.
Zeichnet sich durch die von einander abstehenden
gleichsam durchbrochnen Windungen aus.

3. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, an-
fractibus contiguis laeuibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434. sq.

4. Terebra. die Trommelschraube. T. testa tur-
rita: anfractibus carinis
6 acutis.

Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea
shells.

5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida:
anfractibus contrariis
apertura edentula.

Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke (die
übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo
[Seite 460] muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an
alten Weiden und andern Baumstämmen.

6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis.

Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.

57. Helix. (Fr. escargot. Eng. snail,
periwincle.
) Testa vniualuis, spiralis
subdiaphana, fragilis. Apertura coar-
ctata, intus lunata s. subrotunda:
segmento circulari demto.

Meist Land- und Süßwasser-Schencken.

1. †. Hispida. T. testa vmbilicata conuexa
hispida diaphana, anfractibus quinis, aper-
tura subrotundo-lunata.

2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr.
le vigneron.) H. testa vmbilicata subouata,
obtusa decolore, apertura subrotundo-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.

In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Han-
del mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat
man da besondere Schneckengärten, worin sie
zu vielen Tausenden gefüttert werden etc. Ihrer
starken Reproductionskraft ist schon oben gedacht
worden.

3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata con-
vexa acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata, antice elongata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.

[Seite 461]

4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Bootchen. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato.

Fab. Columna l. c. p. XXII.

Im mittländischen so wie im atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier giebt, so wie
manche andere Schnecken, Purpursaft von sich.
Die Schale selbst ist purpurblau.

5. †. Viuipara. H. imperforata subouata ob-
tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura
suborbiculari.

Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.

6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la
livrée.
) H. testa imperforata subrotunda
laeui diaphana fasciata, apertura subrotun-
do-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita:
spira mutilato-truncata, apertura ouata.

Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.

8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße
Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis vndatis; apertura ouali
dilatata vsque in apicem.

Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.

58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa
vniualuis spiralis, gibba, subtus pla-
niuscula. Apertura semiorbicularis:

[Seite 462] labio columellae transuerso, truncato,
planiusculo.

1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon.
) N. testa vmbilicata laeui, spira
submucronata, vmbilico gibbo bifido.

Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.

2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurascente, ma-
culis albis tesselata.

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen,
das so, wie die folgende Gattung, seine Brut
außen auf der Schale mit sich herum tragen
soll.*)

3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula ex-
cauato oculata, labio interiore laeui cre-
nulato.

Eine ostindische Fluß-Schnecke.

59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear,
Venus's ear.) Testa auriformis, patens:
spira occultata laterali; disco longitu-
dinaliter poris pertuso.

1. Tuberculata. H. testa subouata dorso trans-
versim rugoso tuberculato.

Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.

2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia.)
H. testa onata, dorso gibbo, spira alte pro-
minula.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

[Seite 463]

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil-
lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause.

D) Einschalige Conchylien ohne bestimmte
äußere Windungen.

Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten
allermehresten in der See.

60. Patella. Napfschnecke. (Engl. lim-
pet.
) Testa vniualuis subconica abs-
que spira externa.

1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice
subspirali, labio laterali.

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto.

Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.

3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali,
vertice mucronato reflexo.

4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata,
vertice recuruo, antice fissa.

Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.

5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata
conuexa: margine introrsum crenulato, ver-
tice perforato.

Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.

Wird häufig auf den Inseln des Archipela-
gus gegessen.

[Seite 464]

61. Dentalivm. Meerzahn, Meer-
röhre. (Engl. tooth-shell.) Testa vni-
valuis, tubulosa, recta, vtraque ex-
tremitate peruia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata conti-
nua laeni.

Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui
minuta.

Im Sande von Rimini.

62. Serpvla. Wurmröhre. (Engl. worm-
shell
.) Testa vniualuis, tubulosa, ad-
haerens.

1. Filograna. die geflochtene Fadenröhre.
S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-
glomeratis cancellatisque.

Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.

2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa
semiteretirugosa glomerata carinata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige
Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten
und convergirenden Armen, die an der Wurzel
mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.

3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne. (Engl. the water-
ing pot.
) S. testa tereti recta, extremita-
tis disco poris pertuso, margine reflexo,
tubuloso.

Museum Leersianum tab. 1.

[Seite 465]

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, deren
Mündung dem Ende einer Gießkanne ähnelt,
und die am Rande wie mit einem Kranze von
kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere Ende
ist fast immer abgebrochen.

4. Gigantea. Testa subflexuosa lente atte-
nuata violacea, intus laeui lutea; apertura
alba vndulatim striata dente conico munita.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den
Steinbohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in
großen Madreporen.

63. Teredo. Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.

1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr. le taret.) T. corpore
tereti elongato, ore attenuato, extremitate
postica
pholadiformi, quadriualui.

Gottfr. Sellii hist. nat. teredinis. 1733.
4. tab. 1.

Das gefährliche Thier ist längst in beyden
Indien bekannt gewesen. Es wird ungefähr
Fußlang. Wohnt in Eichen- Ellern- Tannen-
u.a. Holz, worin es sich fingersdicke Gänge
bohrt, die es mit einer zarten Kalkschale aus-
kleidet. Hat, zumahl 1730, für Holland groß
Unglück gedroht, da es die Dämme in Seeland
und Frießland so aushöhlte, daß sie der Gewalt
der Wellen nicht widerstehen konnten: richtet
auch noch jetzt, zumahl im Westkappler Damm,
zuweilen große Verwüstungen an.

IV. CRVSTACEA.

[Seite 466]

Ich habe die nachstehenden Thiere unter
eine besondere Ordnung gebracht, da sie zu
sehr von andern Würmern abweichen, und im
Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes unter
einander zeigen.

Sie halten sich bloß in der See auf: – so
wie überhaupt kein Thier der noch übrigen drey
Ordnungen im Trocknen zu leben bestimmt ist.

64. Echinvs.*) See-Igel. (Engl. sea
hedgehog
.) Corpus subrotundum, crusta
spatacea tectum, spinis mobilibus sae-
pius aculeatum. Os quinqueualue
subtus.

Die Schale der See-Igel (deren Textur bey
manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit
beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit
den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers
vermengt werden dürfen. Diese sind um ein
Drittel länger als die Stacheln, aber nur so
lange sichtbar, als das Thier unter Wasser ist;
es zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente
genommen wird. Ein See-Igel, der etwa
2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher
Bewegungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-
igel haben in ihrem Innern ein sonderbares,
knöchernes Gestelle, das unter dem seltsamen
Nahmen der Laterne des Aristoteles bekannt ist. [Seite 467] Ueberhaupt variiren aber die zahlreichen Gattun-
gen dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr,
sowohl in der Bildung ihrer Schale als der so
genannten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. (Engl. the sea-egg.) E. he-
misphaerico-globosus; areis obsolete ver-
rucosis.

Klein tab. 1. et 38. fig. 1.

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; am-
bulacris
5 repandis linearibus: areis alter-
natim bifariis.

Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; am-
bulacris
5 oualibus, ano subremoto.

Klein tab. 21. sq.

65. Asterias*) See-Stern. Corpus
depressum, crusta subcoriacea, tenta-
culis muricata. Os centrale, quin-
queualue.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne
sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können
sie nicht so schnell wie diese, sondern nur lang-
sam wie die Schnecken fortkommen. Manche
Gattungen thun den Dorschen u.a. Fischen,
andere den Austern Schaden.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis
gibbis, vndique aculeata.

Link tab. 4. fig. 5. et al.

Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffal-
[Seite 468] lend. Unter einer ganzen Folge solcher in der
Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gat-
tung besitze ich einen, der von seinen fünf
Strahlen viere völlig verloren hatte, und die
alle viere schon wieder ergänzt zu werden an-
fingen.

2. Glacialis. A. radiis angulatis, angulis
verrucoso-aculeatis.

Link tab. 38. 39.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba.

Link tab. 37. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis.

Link tab. 18. fig. 28. et al.

In vielen Meeren der alten Welt. Ein
überaus träges und sonderbar gebildetes Thier,
an dessen Umfang man auf 82000 Endzweige
gezählt hat*).

[Seite 469]

66. Encrinvs. Stirps elongata, cor-
pore terminali radiato.

1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E stirpe spatacea articulata pentagona, ra-
mis verticillatis: stella terminali sexfida ad
basin, tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thiere
soll sich an der Küste von Barbados fin-
den. Es ähnelt zwar den versteinten Penta-
criniten oder Medusen-Palmen, aber ohne
ihnen specifisch zu gleichen. Sein so genann-
ter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt ge-
nannten Medusenhaupt.

2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E.
stirpe cartilaginea continua, stella termi-
nali octoradiata.

Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von
Haller. Lond. 1755. 4.

V. CORALLIA.

[Seite 470]

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynahe wie die Conchylien
zu den Molluscis. Die Thiere selbst haben
wenigstens in manchen Geschlechtern beyder
Ordnungen viel Uebereinstimmendes. Nur sind
sie in der letzten nakt, unbedeckt und können
sich von der Stelle bewegen: da sie hingegen
in dieser besondere festsitzende Gehäuse bewoh-
nen, die bey den mehresten Arten von stein-
artiger Substanz sind, und Corallen*) heißen.

[Seite 471]

Doch muß man sich diese Gehäuse nicht so wohl
als von ihren Bewohnern erbaut, sondern viel-
mehr als eine ihnen angebornen Theil vorstellen,
und sie daher nicht etwa mit Bienen-Zellen,
sondern eher mit Schnecken-Schalen verglei-
chen, nur daß bey ihrer Fortpflanzung das
junge Thier zugleich mit seinem kalkigen Ge-
häuse vom alten wie ein Zweig aus dem
Stamme hervor getrieben wird; und sich daher
beym schnellen Wachsthum*) und Vermehrung
dieser merkwürdigen Geschöpfe die ungeheure
Größe und Umfang derselben**) erklären läßt.

67. Tvbipora. Röhren-Corall. Coral-
lium tubis, cylindricis, cauis, erectis,
parallelis.

[Seite 472]

1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fasci-
culatis combinatis: dissepimentis transuer-
sis distantibus.

Solander tab. 27.

Bloß in Ostindien.

68. Madrepora. Stern Corall. Co-
rallium cauitatibus lamelloso-stellatis.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella conuexa: lamellis simplicibus longi-
tudinalibus, subtus concaua.

Solander tab. 28.

2. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominenti-
bus adscententibus.

Solander tab. 57.

3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, steliis immersis bifariis.

Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.

69. Millepora. Punct-Corall. Coral-
lium poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi-
farie dichotoma, ramis denticulatis binis
porosis scabris.

Ellis tab. 35. fig. b. B.

2. Cellulosa. die Neptunus-Manchette. M.
membranacea reticulata vmbilicata, turbi-
nato-vndulata, hinc porosa pubescens.

Ellis tab. 24. fig. d.

Cavolini tab. 3. fig. 12. sq.

[Seite 473]

70. Cellepora. Corallium foraminu-
lis vrceolatis, membranaceis
.

1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.
) C. lamellis simpli-
cibus vndulato-turbinatis cumulatis; cel-
lulis seriatis: osculo marginato.

71. Isis. Stauden-Corall. Stirps ra-
dicata solida, cortice molli habitabili
obducta.

1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis.

Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.

2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis,
ramis vagis.

Cavolini. tab. 2. fig. 1-6.

Wird vorzüglich an den Küsten des mitländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostin-
dien verführt, und zumahl in Japan und Schina
fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.

72. Gorgonia. Crusta calcarea coral-
lina stirpem vegetabilem obducens
.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegeta-
bilien (deren holzige Natur, zumahl an den
starken Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist),
die bloß mit Corallencruste überzogen sind. Man
findet den so genannten Venusfliegenwedel gar
häufig ohne den thierischen Ueberzug, und da
[Seite 474] zeigt er schlechterdings nichts ausschließlich Ani-
malisches*).

1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose striato.

Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.

2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re-
ticulata, ramis interne compressis, cor-
tice flauo.

Ellis tab. 26. fig. K.

73. Alcyonivm. See-Kork. Stirps ra-
dicata, stuposa, tunicato-corticata.
Animal hydra.

1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre.) A. stirpe arborescente
coriacea coccinea superne ramosa, papil-
lis stellatis.

Gesner de aquatilib. pag. 619.

2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa ru-
fescente.

Gesner de aquatilib. pag. 1287.

74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr.
Eponge.) Stirps radicata, flexilis, spon-
giosa, bibula.

Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich
gehört, wird mir immer zweifelhafter.

1. Officinalis. der Badeschwamm. S. fora-
minulata subramosa difformis tenax to-
mentosa.

[Seite 475]

2. †. Fluuiatilis. (Ruß Badiaega.) S. con-
formis polymorpha, fragilis,
granulis
repleta.

Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr
starken specifischen Geruch; und ist oft, aber nur
zufällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen
durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist
nur flach am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit
der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder
Geweihe. Ich habe diese Gattung im hiesigen
Stadtgraben gefunden, und seitdem oft allerhand
Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend
ein entscheidendes Zeichen einer wirklich anima-
lischen Natur an ihr gewahr zu werden.

75. Flvstra. Stirps radicata foliacea,
vndique poris cellulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cu-
neiformibus rotundatis.

Ellis tab. 29. fig. a.

76. Tvbvlaria. Stirps radicata, fili-
formis, tubulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die
Corallen des süßen Wassers, nähmlich die Feder-
busch-Polypen (Fr. polypes à panache), an
welchen man, so wie bey denen im Meere, die
Hülse und das darin wohnende Thierchen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im Tode ein-
zieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey
der gleichen Gattung unter sehr verschiedenen Ge-
stalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen,
[Seite 476] wie kleine Därme an Wasserpflanzen, umher-
ranken sehen: andere, die wie Bäumchen mit
Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die
Höhe gewachsen waren: andere, die sich zu Tau-
senden flach neben einander an Dämme etc. an-
gelegt hatten: andere, die in dichten Klumpen
in unzähliger Menge neben einander empor stan-
den, u.s.w.

1. Indiusia. T. culmis simplicissimis, geni-
culis contoris.

Ellis tab. 16. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta
terminali striata radiata calcarea.

Donati tab. 2.

3. †. Campanulata. T. crista lunata, orifi-
ciis vaginae annulatis, corpore intra vagi-
nam abscondito.

Rösel Hist. der Polypen. Taf. 73. 75.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi,
ad basin ciliata.

(tab. 1. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im
hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat
20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein klei-
ner Federbusch rangirt sind*).

77. Corallina. Stirps radicata, ge-
niculata, filamentosa, calcarea.

[Seite 477]

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis subreniformibus.

Solander tab. 20. fig. b.

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis.

Ellis tab. 24. fig. a.

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis superioribus eleuatis.

Ellis tab. 24. fig. f. g.

78. Sertvlaria. Stirps radicata, tu-
bulosa, cornea, nuda, articulata: den-
ticulis calyciformibus obsita.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge-
meinen Austern finden. Die Stämme sind meist
ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum
dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich
durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken
vergleichen kann.

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubu-
losis, ouariis oualibus, ramis pinnato-al-
ternis.

Ellis tab. I. fig. b.

2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis
alternis.

Ellis tab. 7. fig. a.

3. Polyzonias. S. denticulis alternis sub-
denticulatis, ouariis obouatis polyzoniis,
stirpe ramosa.

Ellis tab. 3. fig. a.

[Seite 478]

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) sei-
nen Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich
gefunden.

79. Cellvlaria. Strips crustacea,
lapidescens, e cellulis seriatis compo-
sita, plerumque ramosa et articulata,
tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn.)
C. denticulis alternis acutis, ramis dicho-
tomis erectis fastigiatis.

Ellis tab. 18. fig. a.

2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa di-
chotoma, articulis subciliatis, ouato-trun-
catis, vno latere planis celliferis.

Solander tab. 4. fig. d.


VI. ZOOPHYTA.

Man hat den Nahmen Zoophyte oder
Thierpflanze den Geschöpfen dieser und der
vorigen Ordnung gemeinschaftlich beygelegt.
Und in der That sehen auch, wie schon erinnert
worden, manche Polypen dieser Ordnung den
Bewohnern mancher Corallen in der vorigen
gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der gegen-
wärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein
solches Corallengehäuse als in der vorigen.
Auch können wenigstens die bey weiten aller-
mehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct
[Seite 479] verändern (haben stirpem liberam wie man
es nennt). Einige sind doch dabey in einen
gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere
hingegen einzeln. Außerdem sind aber auch
die Infusionsthierchen u.a. dergl. Geschöpfe
mit in dieser Ordnung begriffen.

80. Pennatvla. Seefeder. Stirps li-
bera, penniformis.

Man unterscheidet an diesen merkwürdigen
Seegeschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey
Haupttheile, den Kiel nähmlich und die Fahne.
Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr bo-
genförmigen Armen, womit die obere Hälfte
des Kiels zu beyden Seiten besetzt ist. Auf je-
dem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und
mehr überaus saubere kleine am Rande zackige
Hülsen, in deren jeder ein gallertartiger zarter
Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so daß
an einer Spannen langen Seefeder wenigstens
über 500 solche kleine Armpolypen gezählt
werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui,
pinnis imbricatis plicatis spinosis.

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4.
fig. 1. 2.

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi sca-
bra, pinnis imbricatis.

Phil. Transact. vol. LIII. tab. 19. fig. 1-4.

Leuchten stark im Finstern.

[Seite 480]

81. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes.)
Corpus gelatinosum conicum. Os ter-
minale cinctum cirris filiformibus.

Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind
gallertartig, halbdurchsichtig, und daher von un-
geübten Augen nicht immer gleich zu erkennen.
In der Ruhe haben sie den Körper und die
Arme ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Be-
rührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen
sie sich in ein unförmliches Klümpchen zusam-
men. Sie sind von den ersten warmen Früh-
lingstagen an bis in den Herbst in sanft fließen-
den Wassern und Teichen zu finden, und sitzen
mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen,
Schnecken etc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigent-
lich bloß ein mit Fangarmen versehener Magen.
Den Sommer hindurch vermehren sie sich, in-
dem sie die lebendigen Jungen wie Sprossen
aus ihrem Körper treiben, die sich oft erst,
wenn ihnen selbst schon wieder Junge ausge-
wachsen sind, von der Mutter losreissen. Bey
Annäherung des Winters aber mögen sie wohl
Eyer legen**), aus denen im Frühjahr die
junge Brut hervor bricht. Man kann sie in
[Seite 481] sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes
Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu
ganzen Polypen erwachsen. Man kann ihnen
den Kopf oder den Hintertheil der Länge nach
spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte
Polypen schaffen. Man kann mehrere in
einander stecken, und so oder auf andere
Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu-
sammen heilen. Man kann sie durch einen,
freylich Uebung und Geduld erfordernden, Hand-
griff wie einen Handschuh umkehren. Man
kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie
ein Stückchen Band ausbreiten, und doch kön-
nen auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat,
mehrere auf eine schwer zu begreifende Weise
einander auffressen, oder eigentlich in einander
schmelzen. Man kann sie, nach den merkwür-
digen Versuchen des seel. Hofr. Lichtenberg*),
mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und
während daß die Schlinge allmählich durchschnei-
det, werden die derweil getrennten Theile doch
schon wieder an einander wachsen u.s.w.

1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. vi-
ridis tentaculis breuioribus.

(tab. 1. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen
in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers
und der Arme zu varliren. Die hier abgebil-
dete Art findet sich in unserer Nachbarschaft;
und die Beobachtung ihrer Reproduction hat
mich zuerst auf die Untersuchungen über den
Bildungstrieb geführt.

[Seite 482]

2. †. Fusca. der braune Armpolype. H.
fusca, corpore longiore, cirris longissimis.

Rösel tab. 84. sq.

3. †. Grisea. der oragegelbe Armpolype. H.
aurantia, corpore longiore, cirris lon-
gioribus.

Rösel tab. 78. sq.

82. Brachionvs. Blumenpolype. (Fr.
polype à bouquet,) Stirps ramosa, po-
lypis terminalibus ore contractili (ple-
risque ciliato).

Die Blumenpolypen leben an einem gemein-
schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche
Colonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen
Schimmel vorkömmt, das aber bey der min-
desten Erschütterung für einen Augenblick ganz
zusammen fährt, und zu verschwinden scheint.

1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, flori-
bus campanulatis.

(tab. 1. fig. II.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflan-
zen sich auf die einfachste Weise durch Theilung
fort (§. 20. S. 30).

83. Vorticella. Afterpolype. Corpus
nudum, simplex, vagum.

Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so
daß oft tausende derselben beysammen sind, und
dann fast das Ansehen von Schimmel haben.
Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs
dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht
überzogen gesehen.

[Seite 483]

1. †. Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V. cor-
pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.

Rösel tab. 94. fig. 7. 8.

2. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal.
) V. corpore pellucido, ten-
taculis
rotatoriis ciliatis.

(tab. 1. fig. 12.)

Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und man-
cherley Infusionen, schwimmt überaus behende,
verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge-
stalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt
liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen
Wasser wieder aufleben etc. Der dunkele Körper
in seinem Vorderleibe, den Herr Fontana,
Spallanzani u.a. seiner willkürlichen Bewe-
gung ungeachtet fürs Herz gehalten haben,
ist, wie ich mich genau überzeugt zu haben
glaube, ein zum Speisecanal gehöriges Organ,
und kein Herz.

84. Vibrio. Corpus liberum, teres,
elongatum.

1. †. Aceti. der Eßigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.

Dieser im Eßig. Eine verwandte Gattung in
altem Buchbinderkleister.

85. Thalia. Corpus liberum, oblon-
gum, gelatinosum, diaphanum. Tu-
bus alimentarius distinctus. Tenta-
cula nulla.

[Seite 484]

1. Lingulata. Th. corpore oblongo, depresso,
antice in apicem acutum desinente.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.

Im atlantischen Ocean. Der seel. Dr. Förster,
der diese u.a. Gattungen von Thalien lebendig ge-
sehen und untersucht hat, hielt sich überzeugt, daß
sie nicht zu den molluscis, sondern als ein eig-
nes Geschlecht hierher zu den Zoophyten gehören.

86. Volvox. Corpus liberum, rotun-
datum, gelatinosum, gyratile. Tubus
alimentarius nullus.

1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.

Rösel tab. 101. fig. 1-3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kann die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins
vierte Glied erkennen.

87. Chaos. Corpus liberum . . . . . . . . . . .
(generi polymorphon, speciebus uniforme.)

Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum
Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem
Geschlechtsnahmen die unzählbaren, dem bloßen
Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen, wovon
sich manche Gattungen schon im See- und süßen
Wasser, andere erst im Aufguß von allerhand
thierischen und vegetabilischen Substanzen (daher
diese dann Infusionsthierchen heißen), und
noch andere im reifen Samen männlicher Thiere
finden.

[Seite 485]

Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
milien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gat-
tungen begreift:

A) Aquatile.

Die im See- und stagnirenden süßen Wasser.
(– zumahl in solchem, worin die Priestleysche
so genannte grüne Materie*) vegetirt –).

B) Infusorium.

Die eigentlich so genannten Infusionsthierchen.

C) Spermaticum.

Die Samenthierchen, wovon die im männ-
lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche
Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abge-
bildet ist.


Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen.

[Seite 486]

§. 158.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge-
wächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.)
festgesetzten Begriffen schon dadurch von den
Thieren auffallend unterscheiden, daß sie ihren
sehr homogenen Nahrungssaft ohne irgend merk-
liche, willkürliche Bewegung, und zwar haupt-
sächlich durch die Wurzel einsaugen, die daher
auch unter allen äußern Theilen der Pflanzen
bey weiten der allgemeinste ist, worin sie
(höchstens bis auf einige äußerst wenige Aus-
nahmen des Nostocks, der Trüffeln etc.) sämmt-
lich mit einander überein kommen.

§. 159.

Uebrigens ist die Bildung der Gewächse
überhaupt auch darin von der der allermehresten
Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, be-
sonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile,
der Aeste, Blätter, Blüthen etc. nicht so be-
stimmt, sondern im Ganzen ungleich verän-
derlicher ist.*) [Seite 487]

§. 160.

Um so einförmiger scheint hingegen ihr in-
nerer Bau, als welcher nichts von alle dem
zeigt, was man mit den, für die thierische
Oekonomie so wichtigen, eigentlich so genannten
Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit
wahren Muskeln, mit Knochen etc. vergleichen
könnte: sondern es reducirt sich ihre Organisa-
tion am Ende nur auf einige Arten von eigent-
lich so genannten Gefäßen (Adern) und auf
das dazwischen liegende Zellgewebe.

§. 161.

Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Nah-
men mit mehrerem Rechte als das ihm übri-
gens ziemlich analoge Schleimgewebe der Thiere,
da es, wenigstens in vielen Theilen der Ge-
wächse, ein wirklich zellulöses Gefüge zeigt.
Es ist zumahl im so genannten Mark mancher
Gewächse deutlich zu erkennen, und enthält
häufig einzelne dazwischen vertheilte größere
Bläschen (vtriculi).

§. 162.

Die eigentlich so genannten Gefäße (§. 160.)
lassen sich nach Verschiedenheit des Stoffes, den
sie führen, im Ganzen auf zwey Hauptclassen
bringen, nähmlich:

A) Saftgefäße (vasa succosa), so tropf-
bare Flüssigkeiten enthalten, und

[Seite 488]

B) Luftröhren (vasa pneumatophora oder
tracheae) in welchen permanent-elastische
Fluida (Gasarten) befindlich sind.

§. 163.

Jene Saftgefäße sind selbst schon nach
Verschiedenheit ihrer Textur und der Richtung,
nach welcher die in ihnen enthaltenen Säfte zu-
oder abfließen, von mancherley Art. Beson-
ders merkwürdig sind darunter die wegen ihres
sonderbaren Laufs so genannten zuführenden
Spiralgefäße, mit welchen nähmlich die ge-
dachten Luftröhren (fast wie die besponnenen
Saiten) spiralförmig überwunden sind*)
Uebrigens zeigt sich zwischen den mancherley
Saftgefäßen keine solche Verbindung, daß ein
wahrer Kreislauf der Säfte, wie bey allen
rothblüthigen und so vielen weißblütigen, darin
unterhalten werden könnte.

§. 164.

Aus der einförmigen Identität jener weni-
gen organischen Bestandtheile der Gewächse
(ihrer so genannten partium similarium) er-
klärt sich die leichte Umwandlung der daraus
zusammengesetzten Theile (der partium dissi-
milarium
) in einander; der Blätter z.B. in
[Seite 489] den Kelch oder in die Krone der Blüthe, zu-
mahl bey gefüllten Blumen etc.*); auch daß
man Bäume umgekehrt in die Erde pflanzen
und dadurch ihre Aeste in Wurzeln und diese
hingegen in belaubte Aeste umwandeln kann.**)

§. 165.

Die aus jenen organischen Bestandtheilen
zusammengesetzten besondern Theile der Pflan-
zen, und ihre Geschäfte lassen sich am füglich-
sten in die zur Selbsterhaltung und in die zur
Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von je-
nen zuerst.

§. 166.

Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbster-
haltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmo-
sphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit
getränkten Boden. – Aus jener saugen sie
Nahrung mittelst der unter ihrer Oberhaut, zu-
mahl auf den Blättern, in unsäglicher Menge
verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus dem
Wasser aber mittelst der alljährlich neurepro-
ducirten Wurzelzasern, womit die allermehr-
sten unmittelbar in der Erde; manche aber
[Seite 490] (wie z.B. der Mistel, die Flachsseide, die
Vanille etc.) als so genannte Schmarotzer Pflan-
zen (plantae parasiticae) an andern Ge-
wächsen*) festsitzen; da hingegen noch andere,
wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.) bloß auf
dem Wasser schwimmen.

§. 167.

Uebrigens kommt es bey aller dieser schein-
baren Verschiedenheit des Aufenthalts der Ge-
wächse im Grunde doch immer darauf hinaus,
daß ihnen in allen diesen Fällen das Wasser,
sey es nun in tropfbar flüssiger Form oder in
Dünste aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch
ihnen die Kohlensäure zugeführt wird, welche
nach Ingen-Housz's Untersuchungen**) den
Hauptnahrungsstoff der Pflanzen ausmacht.
Und so wird begreiflich, wie sich Gewächse, die
sonst mit ihren Wurzelzasern in der Erde sitzen,
nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem
Wasser oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell
ziehen lassen: sondern manche andere, wie das
Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben
[Seite 491] so saftvolle Pflanzen der dürresten, heißesten
Erdstriche, z.B. die Agaven, Aloën, Cactus-
gattungen etc. auch bloß durch Einsaugung aus
der Atmosphäre für lange Zeit hinlängliche
Nahrung erhalten können.*)

§. 168.

Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder
eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen, die
Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen
gleich über der Erde die Blätter aus; bey
andern aber treten sie vorher erst in einen Wur-
zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in
einen Stamm oder Stängel, Halm (wie
man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän-
gert, der aber im Grunde meist die gleiche
Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.
Zu äußerst nämlich sind beyde mit einer feinen
Oberhaut bedeckt, unter welcher die Rinde
und der Bast (liber) liegt, welcher letztere
fast ganz aus den thätigsten Saftgefäßen be-
steht, und daher für die Erhaltung der Pflanze
einer der allerwichtigsten Theile ist. Weiter
hinein liegt die holzichte Substanz, und dann
theils zwischen dieser, theils aber auch besonders
[Seite 492] längs der Mitte des Stammes, das so ge-
nannte Mark, welches letztere aber mit zuneh-
mendem Alter an Menge abzunehmen und
gleichsam zu schwinden pflegt.

§. 169.

Bey den Stauden und Bäumen wird da,
wo das Holz außen an die Rinde stößt, durch
Verhärtung (oder Verholzung) der aubgedien-
ten Saftgefäße des Bastes alljährlich eine oder
eigentlich zwey neue Holzlagen nämlich der
Splint (alburnum) erzeugt, daher man be-
kanntlich aus der Anzahl dieser concentrischen
Lagen ungefähr das Alter der Stämme schätzen
kann.

§. 170.

Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen
endlich die Blätter ansitzen, die doch im Grunde
aus den gleichen Theilen, wie die Wurzel oder
der Stamm, zusammengesetzt sind; indem man
auch an ihnen Oberhaut, Rinde, holzige Sub-
stanz und markiges Zellgewebe unterscheiden
kann. Letzteres liegt in der Mitte des Blatts,
zwischen dem (meist doppelten) holzigen Netze,
von welchem man durch Einbeitzen u.a. Hand-
griffe die übrigen Theile absondern und da-
durch die so genannten Blätter-Scelete verfer-
tigen kann. Dieses holzige Netz ist auf beyden
[Seite 493] Seiten des Blatts mit einer besondern Haut
überzogen, die man insgemein die Cutikel
nennt, die aber noch von dem eigentlichen
Oberhäutchen, was endlich zu alleräußerst
die Blätter überzieht, gar sehr verschieden,
und vorzüglich mit absorbirenden Gefäßen
(§. 166.) durchzogen ist.

§. 171.

Diese Organisation der Blätter wird um
so merkwürdiger, je größer und wichtiger die
Functionen derselben für die damit versehenen
Gewächse sind. Sie dienen ihnen nämlich
vorzüglichst zur Unterhaltung des so genannten
phlogistischen Prozesses, der bey den Thieren
hauptsächlich durchs Einathmen des respirabeln
Theils der Luft oder seiner Grundlage, des
Sauerstoffs, vollzogen, bey den Pflanzen aber
wohl hauptsächlich durch die obgedachte sonder-
bare Verbindungsart ihrer Spiralgefäße mit
den Luftröhren (§. 163.) bewirkt wird.

§. 172.

Denn auch den Gewächsen ist dieses respi-
rable Gas oder seine Grundlage zum Lebens-
unterhalte unentbehrlich; besonders um (wie es
Ingen-Housz's Untersuchungen mehr als wahrscheinlich
machen) sich dadurch in ihrem belebten Labora-
torium ihren Hauptnahrungsstoff, die Kohlen-
säure (§. 167.) zu bereiten; wovon sie hernach
[Seite 494] den Ueberfluß als kohlengesäuertes Gas wie-
der ausdunsten.*)

§. 173.

Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in
der Dunkelheit, in seiner größten Stärke be-
trieben. Bey Tage hingegen, und vollends
im Sonnenscheine gehet er langsamer von Stat-
ten; daher die Pflanzen alsdann weniger Koh-
lensäure bereiten und verbrauchen; und dagegen
während der Zeit aus ihren Blättern Sauer-
stoffgas, den respirabeln Theil der atmosphäri-
schen Lust, entbinden**).

§. 174.

Inzwischen sind doch die Blätter, diese so
wichtigen Organe bey den mehresten Gewächsen
der kältern Himmelsstriche, ein vergänglicher
Schmuck, womit sie bloß den Sommer hin-
durch versehen sind, der hingegen mit Annähe-
rung des Winters vertrocknet, welkt und theils
abfällt. Daß dieses Entblättern hauptsächlich
durch den Frost bewirkt werde, der die Ge-
[Seite 495] wächse in ihren Winterschlaf versenkt, und so
wie bey den Thieren den Lauf ihrer Säfte ver-
zögert, die Gefäße zusammen zieht, so daß
die Blätter nun an ihrer sonstigen Verrichtung
gehindert werden und absterben, wird dadurch
wahrscheinlich, weil die Gewächse der heißen
Zonen (bis auf wenige Ausnahmen) diesem Ab-
fallen des Laubes nicht so ausgesetzt sind: und
weil auch selbst in den kältern diejenigen Pflan-
zen, die ein sehr festes harzreiches Blatt haben,
wie z.B. die mehresten Tangel- oder Nadel-
hölzer, der Epheu, die Mehlbeeren (vacci-
nium
vitis idaea), das Heidekraut, der Bux-
baum u.s.w. dasselbe den Winter über grün
behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze
Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.

§. 175.

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter und bey manchen die
Blüthen des Abends zusammen legen oder doch
niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-
geben, und in Schlaf fallen. Es rührt dieß
nicht etwa bloß von der kühlen Abendluft her,
denn es erfolgt im Treibhause eben so gut wie
im Freyen: auch nicht bloß von der Dunkel-
heit, denn manche Pflanzen schlafen schon im
Sommer des Nachmittags ein: ja, so wie die
[Seite 496] animalia nocturna (§. 31.) den Tag zum
Schlaf verwenden, so ist dieß auch der Fall mit
den Blüthen einiger Pflanzen, z.B. des cactus
grandiflorus , mesembryanthemum nocti-
florum
, der hesperis tristis etc. – Sondern
es scheint dieß ein Bedürfniß einer periodischen
Erhohlung zu seyn, gewisser Maßen wie der
Schlaf der Thiere.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedene andere Arten von eigenthümlicher
Bewegung; wohin z.B. meist bey allen ihr
Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so
äußerst wohlthätigen Lichte gehört, als welcher
Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnenblu-
men, sondern fast an allen Gewächsen zu merken
ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich oft die
Blüthen so sehr nach der Hellung an die Glas-
fenster drängen, als ob sie dawider gepreßt
wären.*) Ferner bewegen sich manche Theile
[Seite 497] gewisser Gewächse sehr lebhaft, wenn sie be-
rührt werden; wie z.B. die Blätter und Zweige
des Fühlkrauts (mimosa pudica), oder der
auerrhoa carambola, oder die vordern Blatt-
ansätze der Venus-Fliegenfalle (dionaea
muscipula), welche, wenn sich auch nur eine
Mücke darauf setzt, augenblicklich zusammen-
klappen und das Insect zerdrücken.

§. 177.

Besonders merkwürdig ist aber die theils
ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Be-
fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vie-
len Zwitterblüthen bemerkt wird; da z.B. die
Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie
auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Frucht-
knoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn
sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu
ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen
Staubbeutel gegen die weibliche Narbe treiben,
und dadurch ihre Befruchtung bewirken.

§. 178.

So auffallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Ge-
wächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch
bey genauer physiologischer Prüfung aufs deut-
lichste von dem ausschließlichen Eigenthume der
[Seite 498] Thiere, nämlich der willkürlichen Bewegung,
als von welcher auch bey den, wegen ihrer
Bewegung, berufensten Pflanzen (wie z.B.
beym hedysarum gyrans) keine echte Spur
zu erkennen ist.

Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier,
das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung,
und hingegen keine einzige Pflanze, die die ihrige
mittelst derselben zu sich nähme!

§. 179.

Aus den gedachter Maßen von den Gewäch-
sen eingesogenen und assimilirten Nahrungsstof-
fen werden nun die ihnen eigenen specifiken
Säfte abgeschieden, da z.B. manche einen
milchigen, theils ätzenden Saft enthalten; an-
dere Gummi geben; verschiedene Bäume, zu-
mahl unter den Nadelhölzern, im höhern Alter
Harz bereiten. Andere Pflanzentheile enthalten
Mehl, Zucker, Manna, Wachs, fette und äthe-
rische Oele, Kampfer etc. Einige wenige das so
genannte Federharz (cahutchuc) u.s.w.*).

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun-
gen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzigen
entzündbaren des weißen Diptams etc. –

§. 180.

[Seite 499]

Daß aber diese verschiedenen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und
Veränderungen der eingesogenen Nahrungssäfte
in den Gewächsen selbst bereitet werden müssen,
erhellet schon daraus, weil im gleichen Erdreich
und auf demselben Gartenbeete die Raute ihre
bittern, der Sauerampfer seine sauren und der
Lattich seine kühlenden Säfte erhält; und weil
selbst die Säfte in den verschiedenen Theilen
ein und eben derselben Pflanze, ja in einer und
eben derselben Frucht, dennoch so äußerst ver-
schieden seyn können.

§. 181.

Freylich aber trägt auch allerdings die Ver-
schiedenheit des Bodens und des Climas zur
verschiedenen Beschaffenheit der Säfte in den
Pflanzen vieles bey: daher denn eines Theils
manche in fremden Boden verpflanzte Gewächse
so wie in ihrer Bildung so auch in der Beschaf-
fenheit ihrer Säfte, verändert werden, dadurch
von ihren Kräften verlieren etc. andere hingegen
eben dadurch noch gewinnen und veredelt werden.

§. 182.

[Seite 500]

Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine be-
stimmten, ihm angemessenen Pflanzen, so daß
man zuweilen schon aus den einheimischen Ge-
wächsen einer Gegend die Beschaffenheit ihres
Bodens errathen kann; doch hat die Vorsehung
manchen, für das Menschengeschlecht allerwich-
tigsten Gewächsen den großen Vorzug verliehen,
sich entweder leicht an jedes fremde Clima zu
gewöhnen, so daß z.B. die schwächlich schei-
nenden Getreidearten etc. besser als Eichen u.a.
noch so robust aussehende Bäume in ganz ver-
schiedenen Himmelsstriche; die aus Chili ab-
stammenden Kartoffeln nun in allen fünf Welt-
theilen fortkommen etc.; oder, wenn sie auch
an ein bestimmtes Clima gebunden sind, doch
daselbst in jeder Art von Boden gedeihen, wie
z.B. die Cocospalme, die eben so üppig im
steinigen und Sandland als im fetten Erd-
reich vegetirt.

§. 183.

Anderseits ist aber auch auffallend, daß
gewisse Länder (wie z.B. das Cap und Neu-
holland) eine so große Mannigfaltigkeit von
recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern
ausschließlich hervorbringen, und dagegen an-
sehnliche Ordnungen von Gewächsen großen
Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der
heiße Erdgürtel fast keine Kohl- und Rüben-
[Seite 501] arten. So finden sich aus den westindischen
Inseln vergleichungsweise wenige Moose (musci
frondosi
) und hingegen desto mannigfaltigere
Farnkräuter etc.

§. 184.

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit
in Rücksicht der Vegetation der Gewächse an-
merkenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zu-
mahl bey den Insecten, Statt hat, daß nähm-
lich manche nur isolirt und einsam leben, da
hingegen andere dicht beysammen bleiben und
theils (wie die gemeine Heide) große Erd-
striche, oder (wie das Sargasso) weite Mee-
resstrecken überziehen.

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbringen
lassen. Auf die Fortpflanzung durch Wurzeln
oder Zweige; zweytens durch Augen; und
endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch schon im Thier-
reiche bey den Polypen und sonst einige Spuren
bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto
gewöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich ver-
[Seite 502] mehren sich von selbst auf diese Weise. Bey
vielen andern hat es die Kunst durch Absenken
oder Ablegen nachgeahmt. Es gibt z.B. eine
Art Feigenbaum (der Banianbaum, ficus
indica) dessen Zweige herab hangen, und sobald
sie den Boden berühren, von selbst Wurzel
schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit
der Zeit ein kleines Wäldchen, dessen Stämme
oben durch Bogen verbunden sind, vorstellen
könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht
ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammen-
hängenden Stämmen, der auf 370 Fuß im Durch-
schnitt, und sein Schatten den er Mittags wirft,
über 1100 Fuß im Umfang hält.

§. 187.

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man nähm-
lich die kleinen Knöspchen, die im Herbste an
den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen,
zum Vorschein kommen, aber bey den mehre-
sten erst im folgenden Frühjahr sich öffnen und
ausschlagen. Sie finden sich meist nur an den
Bäumen der kältern Erdstriche, und fallen bey
einigen von selbst ab: keimen auch, wenn man
sie vorsichtig säet wie ein Same auf. Man
kann bekanntlich diese Augen andern Stämmen
inoculiren, oder auch das davon ausgeschossene
Reis einpfropfen.

§. 188.

[Seite 503]

Sehr viel Aehnliches mit den Augen haben
die Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die eigent-
lichen an lilienartigen Gewächsen befindlichen
Zwiebeln aber unter der Erde unmittelbar an
der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm
fortlebt und den Augen Nahrung gibt bey
diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze
bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht oder auf andere Weise zu
Samen reift. Diese nähmlich, sie mag übri-
gens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln
stehen oder mehrere zusammen in einer Traube
oder Aehre oder Kätzchen etc. verbunden seyn,
enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten
Fruchtboden (receptaculum), verschiedene
ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen
einige männlich, andere weiblich sind; und diese
müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung her-
bey gekommen ist, von jenen befruchtet werden.
In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrich-
tung haben also diese vegetabilischen Organe
viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen
[Seite 504] der Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon
dadurch sehr auffallend, daß sie den Gewächsen
nicht so wie den Thieren angeboren und lebens-
lang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder
neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werk-
zeuge bilden müssen.

Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paa-
rung verlängern könne, findet gewisser Maßen
auch bey den Blüthen vieler Gewächse Statt. Die
Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z.B. halten
sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube
des männlichen befruchtet werden. Sobald dieß
geschehen, welken sie dahin.

§. 190.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum)
genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten
(germen), dem Griffel (stylus), und der
Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt ent-
weder mit den übrigen Theilen innerhalb der
Blumenblätter (germen superum), oder wie
bey der Rose, bey den Aepfeln etc. unten außer-
halb derselben (germen inferum): und ent-
hält immer die Samenkörner der Pflanze,
daher man diesen Behälter gewisser Maßen mit
dem Eyerstock der Thiere vergleichen kann.
Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbe-
hälter, und bis Narbe endlich zu oberst auf
dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit
[Seite 505] dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey
eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.

§. 191.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina)
herum: und bestehen aus dem Faden (fila-
mentum
), und dem darauf ruhenden Staub-
beutel (anthera). Dieser letztere ist mit
einem mehligen Staub überzogen, der aber
(wie man unter einer starken Vergrößerung
sieht) eigentlich aus zarten Bläschen besteht,
die bey vielen Pflanzen eine überaus sonderbare
Bildung haben, und ein unendlich feineres,
duftiges Pulver enthalten, welches seiner Be-
stimmung nach mit dem männlichen Samen
der Thiere verglichen zu werden pflegt.

§. 192.

Bey der Befruchtung fällt jener Blumen-
staub auf die weibliche Narbe: scheint da sich
zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu ver-
schütten, welches dann vermuthlich durch den
Griffel in den Fruchtknoten dringt und die da-
selbst vorräthig liegenden, bis dahin aber un-
fruchtbar gewesenen Samenkörner fecundirt.
Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungs-
zeit eines dieser wesentlichen Theile beraubt,
so wird sie dadurch, so gut als ein verschnittenes
Thier, unfruchtbar.

§. 193.

[Seite 506]

Bey den mehresten Gewächsen sind diese
beyderley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe,
die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 31.), ver-
bunden. Bey einigen hingegen in verschiedenen
Blüthen, wovon die einen bloß männlichen,
die andern bloß weiblichen Geschlechts, aber
doch am gleichen Stamme befindlich sind, ge-
trennt (Monoecia Linn.), wie z.B. bey
der Haselstaude, Wallnußbaum, Gurken,
Brotbaum etc. Andere Gewächse, wie z.B.
der Ahorn, die Esche etc. haben gar dreyerley
Blüthen, bloß männliche, bloß weibliche, und
überdem auch Zwitterblüthen (Polygamia).
Bey noch andern aber, wie z.B. beym Hanf,
Hopfen u.s.w. sind die beyden Geschlechter in
den Pflanzen selbst, so wie bey allen rothblü-
thigen und vielen andern Thieren abgesondert:
so daß die eine Pflanze bloß männliche, eine
andere aber, die übrigens von dergleichen Art
ist, bloß weibliche Blumen trägt: und die
Blüthen des weiblichen Stammes nicht anders
befruchtet werden, als wenn der Blumenstaub
von der männlichen Pflanze durch den Wind
oder durch Insecten oder auch durch die Kunst
ihnen zugeführt worden ist (Dioecia Linn.)

§. 194.

Unter den übrigen, nicht ganz so allge-
meinen, Theilen der Blüthe ist besonders der
[Seite 507] doch bey den mehresten befindliche Blumen-
kelch (calyx), und die so genannten nectaria,
aus deren Saft die Bienen vorzüglich ihren
Honig ziehen (S. 373), zu merken. Ueber-
haupt aber theilt man die Blüthen nach ihrer
Bildung und nach der Lage ihrer Theile in
regelmäßige und irreguläre. Bey jenen nähm-
lich sind alle einzelnen Theile derselben Art, z.B.
die Blumenblätter etc. von gleicher Gestalt, Größe
und Verhältniß; bey diesen hingegen von un-
gleicher Proportion.

§. 195.

Bey den vollkommenern oder eigentlich so-
genannten Moosen (musci frondosi etc.) ist,
wie die wichtigen Entdeckungen des seel. Hed-
wig gelehrt haben, die Aehnlichkeit der Be-
fruchtungswerkzeuge mit denen bey andern Ge-
wächsen weit größer, als man vorher geglaubt
hatte. Das saubere, fast becherförmige Köpf-
chen (capitulum) derselben, enthält gleichsam
als Fruchtknote (§. 190.) die kleinen Samen-
körnchen; die mittelst des kleinen spitzigen Hutes
(calyptra), der die Stelle des Griffels und
der Narbe vertritt, von dem männlichen Blu-
menstaube besonderer, theils rosen- oder stern-
förmiger Theile befruchtet, und nachher aus-
geschüttet werden.

§. 196.

Bey den einfachsten Aftermoosen hingegen,
die bloß im Wasser leben, wie bey den Tremel-
[Seite 508] len, Ulven, Conferven, und beym See-Tang
(fucus) ist die Fortpflanzungsart wohl sehr
verschieden, obschon bey den wenigsten noch
genau genug untersucht; bey manchen aber,
wie z.B. bey der oben erwähnten Brunnen-
conserve (– s. oben S. 18. und 32 –), zur
Bewunderung einfach. (Abbild. n. h. Ge-
genst
. tab. 49. –)

§. 197.

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge,
der Trüffeln etc. und des Schimmels, deren
ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes
Dunkles hat*).

§. 198.

Bey den vollkommnern, im eigentlichen
Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der
Befruchtung die übrigen nun überflüssigen,
Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwän-
gerte Fruchtknote aber fängt an aufzuschwellen,
und seinen theils erstaunlich zahlreichen Samen
nach und nach zur Reise zu bringen.

§. 199.

[Seite 509]

Die Bildung sowohl der verschiedenen Sa-
menkörner selbst*), als auch der Gehäuse,
worin sie eingeschlossen sind, ist eben so man-
nigfaltig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht
auf ihre weite Verbreitung**) und auf ihr
weiteres Bekleiben etc. der Erhaltung der Gat-
tungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der
bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen
bey jeder Lage, die sie im Boden erhalten,
dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl die
ersten Wurzelzäserchen oder das so genannte
Schnäbelchen (rostellum) unter sich, und hin-
gegen den Blattkeim (plumula) über sich
treiben***). Zur allerersten Ernährung des
neuen Pflänzchens dienen ihm dann die Sa-
menlappen oder Kernstücke (cotyledones), die
vorher die Hauptmasse des Samenkerns aus-
machten.

§. 200.

Viele Samen sind in eine holzartige, aber
theils noch weit härtere Schale eingeschlossen,
die, wenn sie von beträchtlicher Größe und
[Seite 510] Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn
die bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem
saftreichen Zellgewebe oder so genannten Fleische
überzogen sind, so heißt dieß eine Beere. (–
sey sie übrigens noch so groß und an einem
großen Baume, wie z.B. die Brotfrucht –).
Zuweilen liegen auch die bloßen Samenkörner
von außen auf dem großgewachsenen fleischigen
Fruchtboden auf, wie bey den Erdbeeren, die
folglich, genau und bestimmt zu reden, nicht
sollten Beere genannt werden.

§. 201.

Besonders machen die Obstbäume eine
eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge-
wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey
den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern-
haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern-
früchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung
pomaceae) heißen; oder aber, wie bey den
Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen,
eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte (die
Bäume drupaceae) genannt werden.

§. 202.

Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und
ihm eine abweichende veränderliche Richtung
geben zu können: daher viele theils in ihrer
[Seite 511] ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht
der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche
Spielarten ausgeartet sind. So zählt man
z.B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tu-
lipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß die
gelbe Stammart in Europa bekannt war. –
So ist der Stängel (§. 168) bey manchen
Pflanzen bloß Folge der Degeneration, den
sie erst im cultivirten Zustande treiben, da sie
hingegen im wilden Naturstande acaules sind
(z. B carlina acaulis u.a.m.). Anderseits
verlieren manche Gewächse durch die Cultur
gewisse Theile, die sie im Naturzustande hatten.
So wird z.B. die indische wilde Lawsonia
spinosa in Syrien durch die Cultur inermis
Ueberhaupt sind auch die Gewächse manchen
Arten von Degeneration ausgesetzt, die bey den
Thieren gar nicht Statt haben können, wie
z.B. die Ausartung der männlichen Befruch-
tungstheile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.

§. 203.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung
der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),
worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf-
sinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch
wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard-
pflanzen die Eine Gattung von Toback (nico-
tiana
rustica) endlich vollkommen in eine an-
dere (nicotiana paniculata) verwandelt und
[Seite 512] umgeschaffen*): welches sich freylich mit der
Lehre von vermeinten präformirten Keimen
schlechterdings nicht, aber, wo ich nicht irre,
ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.)
reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bestardpflanzen
in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber
doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe bey-
sammen waren.

§. 204.

Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im Ge-
wächsreiche ungleich zahlreicher, als unter den
Thieren und zwar bekanntlich bey den cultivir-
ten Gewächsen ohne Vergleich häufiger als bey
den wild wachsenden. (– s. oben §. 12. Anm. –)
Es ist kein Theil der Pflanze, an welchem man
nicht zuweilen, an einigen aber sehr häufig,
Monstrositäten bemerkte. Am meisten sind es
überzählige, wuchernde Theile (monstra per
excessum
S. 21.); doppelte an einander ge-
wachsene Stämme, doppelte oder vielfache
Früchte etc. vielfache Kornähren, Rosen, aus
deren Mitte andere kleine Rosen hervor
schießen u.s.w.

§. 205.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen kaum über eine Stunde,
[Seite 513] und bey andern hingegen auf lange Jahrhun-
derte erstreckt. Ueberhaupt aber theilt man die
Pflanzen in perennirende und Sommerge-
wächse, welche letztere nähmlich schon mit
dem Ende ihres eisten Sommers absterben.

Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem lan-
gen Vertrocknen, das im Thierreich vom Räder-
thier (S. 414. 483.) und vom Kleisteraal behauptet
worden, finden sich unter den Gewächsen ähnliche
Beyspiele: besonders an der deßhalb längst be-
rufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre-
tremella
nostoc). Ich habe von dieser merkwürdigen
Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali sanguini
deneganda
etc. Gotting. 1795. 4. pag. 8. gehandelt.

§. 206.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu
berühren.


Der unermeßlich große Einfluß ist schon
oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen
durch ihren phlogistischen Proceß auf die atmo-
sphärische Luft äußern, indem sie derselben einer-
seits das aus dem Thierreich unablässig zu-
fließende irrespirable kohlengesäuerte Gas eben
so unaufhörlich wieder entziehen und zu ihrer
Selbsterhaltung verwenden; und anderseits der-
selben durch ihre Blätter in der Hellung Sauer-
stoffgas liefern.

§. 207.

[Seite 514]

Für gewisse Weltgegenden, besonders für
neidere Inseln der heißen Zonen, wird die
Vegetation, zumahl der Waldungen, dadurch
von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die-
selben die Regenwolken angezogen und der Bo-
den gewässert wird.*)

§. 208.

Die mancherley Futterkräuter (und theils
auch Wurzeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung
der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so ge-
nannten Hausthiere; und der beyden nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung der
Gewächse für den Menschen selbst betrifft, so
giebt es erstens einige derselben, mit welchen
ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im
Stande sind, als andere mit gewissen Säuge-
thieren (den Seehunden, dem Renthier etc.).
Von der Art ist z. B die Cocospalme, zumahl
für die malayische Menschen-Rasse (– S. 67. –)
[Seite 515] und gewisser Maßen auch die gemeine Birke
für manche Nationen von der mongolischen
(– S. 67. –).

§. 210.

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln
des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die
sogleich ohne weitere Bereitung genießbaren
mancherley Früchte. Zumahl in den heißen
Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von
phoenix dactylifera); die verschiedenen
Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen
von musa paradisiaca und die Bananes
oder Bacoves von der musa sapientum).
Für die malayische Menschen-Rasse die Brot-
frucht [von artocarpus incisa*)], die nur bloß
vorher geschält und geröstet zu werden braucht.

So die vielen andern Gattungen von
Beeren, (denn die Brotfrucht ist nach dem
obigen Begriff auch eine Beere), die eben-
falls für manche Völker (wie z.B. für die
Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel
abgeben.

Desgleichen die Castaneen, Cocosnüsse etc.

§. 211.

[Seite 516]

Ferner die schon einige Zubereitung erfor-
dernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Kartoffeln,
Erdäpfel (helianthus tuberosus), in beyden
Indien die Bataten (conuoluulus batatas).
Im wärmern America die Yams-Wurzeln
(dioscorea alata, sativa etc.), Caßawi-
wurzel (iatropha manihot) u. dergl. m.; so
mancherley Hülsenfrüchte und Gemüse.

Dann die Getreidearten, nebst dem Mais
(zea mays); Buchweizen oder Heidekorn (po-
(lygonum
fagopyrum ); Reis (oryza sativa
und montana), zumahl für die Morgenländer;
so wie die Moorhirse (holcus sorghum, Engl.
barbadoes millet), besonders für viele africanische
Völkerschaften und für die Schinesen etc.; das
Teff (poa abyssinica) für die Habessinier etc.

So auch die berühmten Lotus-Beeren (von
rhamnus lotus) der Lotophagen.*)
Und einige andere besondere Pflanzentheile,
die von manchen Völkern als gewöhnliches Nah-
rungsmittel verspeißt werden, wie das Sagu-
mark (von cycas circinalis etc.); das Sene-
gal-Gummi (von mimosa senegal) u.s.w.

§. 212.

[Seite 517]

Hierzu die mancherley Arten von Gewürzen.
Auch der Zucker; der eigentliche nähmlich aus
dem Zuckerrohr; außerdem aber auch aus man-
chen andern Gewächsen, z.B. aus der Run-
kelrübe u.a.m. So in Nord-America aus
acer saccharinum (der Maplezucker); auf
Sumatra etc. aus der Anu-Palme; auf Island
aus dem fucus saccharinus; in Kamtschatka
aus dem heracleum sibiricum u.s.w.

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Speisen,
Oehl, Essig etc.

Die vortreffliche Butter (shea-toulou) aus
dem Butterbaume im Innern von Africa.*)
Toback, Betel (piper betle) zum Kauen.

§. 213.

Als Getränk erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, die mancherley
Biere, (unter andern das Spruce-Bier aus der
pinus canadensis etc.).

Die verschiedenen weinigen Getränke: der
Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch
von der weiblichen Cocospalme. Andere berau-
schende Getränke, Branntwein, Arak, Rum,
Kirschwasser etc. etc.

[Seite 518]

Die gegohrenen Getränke aus gekauten
Wurzeln, wie z.B. bey den Brasilianern etc.
aus ihrem Caßawi-Brot; bey den Insulanern
der Südsee aus piper latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtaback: und der auf gleiche
Weise genossene Hauf etc.

Endlich unsre dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der Paraguay-
thee (von einigen Gattungen des Cassine-
geschlechts), und bey den Mongolen der schine-
sische Ziegel-Thee (von vogelkirschähnlichen
Blättern eines noch nicht genau bestimmten wil-
den Strauchs).

§. 214.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die
wollichten Fäden womit die Samenhaut in den
Fruchtcopseln bewachsen ist) von den verschiede-
nen Gattungen gossypium und bombax; die
zu Leinewand präparirten Saftgefäse des Flach-
ses, Hanfs, mehrerer Gattungen von Nesseln etc.
Der treffliche neu-seeländische Seidenflachs
vom phormium tenax; die südländischen
Zeuge vom Baste der morus papyrifera und
des Brotbaums etc.

§. 215.

Zur Feuerung außer dem vielerley gemei-
nen Brennholze in manchen Gegenden besondere
[Seite 519] Arten; wie z.B. auf den Alpen rhododen-
dron
ferrugineum, auf den Heiden erica
vulgaris etc.

Der Torf (von conferua rivularis,
sphagnum palustre, carex caespitosa, my-
riophyllum
spicatum etc.)

Kohlen, Zunder, Lunden etc.

§. 216.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch bam-
bos
arundinacea).

Zum Dachdecken, Schilf, Stroh, – bey
den Südsee. Insulanern die Palmetto-Blätter
(von pandanus tectorius).

Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc. der Seewier (zostera marina).

§. 217.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für
Künstler und Handwerker alle das verschiedene
Nutzholz für Tischler, Ebenisten, Wagner,
Drechsler, Faßbinder etc. – So auch die
mancherley Rohre*). Beydes auch bey vie-
[Seite 520] len Völkern zu ihren Waffen (so z.B. das
schöne Holz des Keulenbaumes, casuarina equi-
setifolia
, zu den kunstreichen Lanzen u.a. Ge-
wehren der Südsee-Insulaner).

Cocosnußschaalen, Calabassen-Kürbisse (von
der crescentia cujete) und mehr dergleichen zu
Trinkgeschirren.

Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß u. dgl.
zum Korbflechten etc. – Kork etc.

Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey (wie zu Einem Beyspiel statt aller
der Indig –), zum Gärben, Waschen etc.

Gummi zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.

Wachs (von myrica cerifera etc.)

Talg (z.B. vom croton sebiferum).

Oehle, Firnisse etc.

Sode und Pottasche.

§. 218.

Auch die mehresten Schreibmaterialien sind
aus dem Gewächsreich genommen. Schreib-
rohr, Papierschilf (cyperus papyrus), malaba-
rische Oltjes von Palmblättern der Weinpalme etc.

§. 219.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
[Seite 521] Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens
ausmacht.

§. 220.

Schädlich sind dagegen hauptsächlich das
Unkraut und die giftigen Gewächse.

§. 221.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen,
die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen ver-
sucht hat, ist keins mit einem so allgemeinen,
auf seine Faßlichkeit gegründeten Beyfall auf-
genommen worden, als das linnéische Sexual-
system: das den oben angezeigten Befruch-
tungswerkzeugen und deren verschiedener Anzahl
und Verhältniß angepaßt ist; da nähmlich die
Classen nach der Anzahl der Staubfäden oder
nach ihrem Verhältniß der Lage und Verbin-
dung mit den Staubwegen; – die Ordnungen
aber meist nach der Anzahl dieser letztern be-
stimmt sind.

Nur einige wenige botanische Schriften als
Hülfsmittel.

Zur Pflanzenkenntniß überhaupt, linnéischer Terminologie
und System etc.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips. 1767.
    8. (auch im VI. B. der linnéischen amoenitat.
    academicar.)
  2. Ej. philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  3. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  4. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  5. Ej. systema vegetabilium ed. XV. curante C. H. Persoon.
    Gotting. 1797. 8.
  6. Sal. Schinz erster Grundriß der Kräuterwissenschaft.
    Zürich 1775. fol.
  7. J. Miller's illustration of the sexual system of Linnaeus.
    Lond. 1775. II. vol. fol. und 1779. 8.
  8. Nic. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzenkenntniß
    nach Linne's Methode. Wien 1798. 8.
  9. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und
    angewandten Botanik. 2te Aufl. Leipz. 1797.
    II. Th. 8.
  10. Aug. Joh. G. C. Batsch Versuch einer Anleitung zur
    Kenntniß und Geschichte der Pflanzen. Halle 1787.
    II. Th. 8.
  11. C. L. Willdenow Grundriß der Kräuterkunde. 3te Aufl.
    Berlin 1802. 8.
  12. Theod. Leonh. Oskamp tabulae plantarum terminolo-
    gicae
    & c. Lugd. Bat. 1793. Fol.
  13. E. P. Ventenat tableau du regne végétal felon la me-
    thode de Jussieu
    . Par. 1799. IV. vol. 8.
  14. Chr.Fr. Ludwig Handbuch der Botanik. Leipz. 1800. 8.
  15. K. Sprengel Anleitung zur Kenntniß der Gewächse-
    halle 1802. II. Th. 8.
* * *

Besonders zur Kenntniß unserer einheimischen Gewächse:

  1. Alb V. Haller historia stirpium Helvetiae indigenarum.
    Bern. 1768. III. vol. Fol.
  2. G. Chr. Older icones florae danicae. Havn. 1761. sq. Fol.
  3. Chr. Schkuhr botanisches Handbuch. Wittenb. seit
    1791. 8.
  4. Deutschlands Flora oder botanisches Taschenbuch von
    G. Fr. Hoffmann. Erlangen seit 1791. 12.
* * *

Zur Physiologie der Gewächse.

[Seite 523]
  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond. 1682. Fol.
  2. Marcell. Malpighii anatome plantarum ib. 1686. Fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. Du Hamel physique des arbres. Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Joh. Ingen-Housz Versuche mit Pflanzen. übers. von
    Joh. Andr. Scherer. Wien 1786-90. III. Th. 8.
  6. Jos. Jac. Plenck physiologia et pathologia plantarum.
    Vienn. 1794. 8.
  7. Fr. Alexand. von Humboldt Aphorismen aus der che-
    mischen Physiologie der Pflanzen. Leipz. 1794. 8.
  8. C. Gottl. Rafn Entwurf einer Pflanzenphysiologie.
    Aus dem Dänischen. Kopenh. 1798. 8.
  9. T. Sennebier physiologie végétale. Genev. 1800. V. vol. 8.
  10. J. von Uslar Fragmente neuerer Pflanzenkunde.
    Braunschweig. 1794. 8.
  11. Fr. Cas. Medicus kritische Bemerkungen über Gegen-
    stände aus dem Pflanzenreiche. Mannheim seit
    1793. 8.
  12. Dess. Beyträge zur Pflanzen-Anatomie und Physiologie.
    Leipz. seit 1799. VII. Hefte 8.
  13. Joh. Hedwig Sammlung seiner zerstreuten Abhand-
    lungen und Beobachtungen etc. Leipz. 1793. und
    97. II. Th. 8.
* * *

Journal

  1. Journal für die Botanik. Herausgeg. vom Medicinal-
    rath Schrader . Götting. seit 1799. 8.

Eilfter Abschnitt.
Von den Mineralien überhaupt.

[Seite 524]

§. 222.

Mineralien oder Foßilien sind die unorgani-
schen Naturkörper (§. 2.4.), die nähmlich nach
den bloß-physischen und chemischen Gesetzen,
auf und in der Erde gebildet werden.

§. 223.

Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen
Mineralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind
die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im
flüssigen Zustande gewesen.

§. 224.

Denn es ist erweislich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde unseres Planeten, so tief
wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht
1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs
selbst flüssig gewesen seyn muß*).

§. 225.

[Seite 525]

Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es,
daß jenes Primordialfluidum auch als Univer-
salsolution die Stoffe der nachher daraus nie-
dergeschlagenen Foßilien in sich aufgelöst ent-
halten hat.

§. 226.

Durch die successiven Niederschläge und
andere chemische Processe, die dann allgemach
in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich
die verschiedenen Arten von Gebirgs- und Erd-
lagen ihre Entstehung erhalten, die sich im
Ganzen aus chronologischer Rücksicht unter
zwey Hauptabtheilungen bringen lassen:
nähmlich

A) die primitiven, so vor der organisirten
Schöpfung gebildet worden: und

B) die secundären, so erst seit der Zeit, da
Thiere und Pflanzen existirt, entstanden
sind.

Jede von beyden zerfällt wieder in zwey
Classen:

Die der primitiven nähmlich in

a) die Granitgebirge; und in

b) die Ganggebirge.

Die der secundären aber in

c) die Flözgebirge; und in

d) die aufgeschwemmten Erdlagen.

[Seite 526]

Von jeder dieser vier Classen ein Wort
insbesondere.

§. 227.

Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die unverkennbarsten Spuren
finden, gab wohl dem echten Granit seine
Entstehung; als welcher nun die selbstständige,
uranfängliche, feste Rinde unseres Planeten
auszumachen, und den später gebildeten Gebir-
gen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage zu
dienen scheint; zwischen welchen er auch hin und
wieder, zumahl in den größten und höchsten
Gebirgsketten zu Tage hervorragt.

Deßhalb werden denn die Granitgebirge
auch in der Geologie Urgebirge oder Grund-
gebirge genannt.

§. 228.

Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag
abgesetzten Arten von Gebirgslagen, mußten,
so wie das Mischungsverhältniß im Primordial-
fluidum (§. 224.) durch die jedesmahligen Prä-
cipitationen verändert ward, sowohl von dem
Granit der Urgebirge, als untereinander selbst,
verschieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der
zweyten Classe sind größtentheils von schieferi-
gem Gefüge (wie z.B. der Gneis, Glimmer-
schiefer, Thonschiefer etc.), und in mächtigen
Lagen stratificirt; welche Lagen sich überdem
[Seite 527] mehrentheils durch eine sehr abhängende, ge-
stürzte Richtung auszeichnen.

In diesen, an die Urgebirge gleichsam an-
gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehe-
mahlige Risse und Spalten, die allgemach
mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung
(das sich nach der Hand darin abgesetzt) wie-
derum mehr oder weniger ausgefüllt worden.*)
Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder
so genannten Gängen (Fr. filons, Engl. veins)
hat sich auch das allermehrste Erz erzeugt.
Daher sie den wichtigsten Hauptgegenstand des
praktischen Bergbaues ausmachen.

Von ihnen haben auch diese Gebirge der
zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang-Ge-
birge, weil sich in ihnen, zwar nicht aus-
schließlich, aber doch die mehresten und ergie-
bigsten Erzgänge finden.

§. 229.

Durch diese beyden Classen von primitiven
Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde un-
seres Planeten gebildet worden, ehe er durch
Vegetation gleichsam belebt und mit thierischer
Schöpfung, so zu sagen, beseelt worden. Denn
in keiner von beyden findet sich irgend eine Spur
von versteinten, vormahls organischen Körpern.

[Seite 528]

Anders verhält es sich hingegen mit den
beyden übrigen Classen der secundären Gebirge
und Erdlager.

§. 230.

Die Flözgebirge nähmlich sind zwar meh-
rentheils auch stratificirt, aber meist in fläche-
ren Lagen, als die Ganggebirge, und von mehr
abwechselnder Mannigfaltigkeit der Bestand-
theile. Auch machen sie insgemein*) nur die
niedern Bergrücken, gleichsam die Vorgebirge
aus. Besonders aber unterscheiden sie sich
dadurch von den Primordial-Gebirgen der
vorigen beyden Classen, daß sie großentheils
von versteinten Resten organisirter Körper
gleichsam wimmeln. Die mehresten dieser Pe-
tresacten sind so genannte Incognita, zu wel-
chen sich nähmlich in der jetzigen organisirten
Schöpfung keine Originale mehr finden; so
z.B. die Belemniten, ein paar hundert ver-
schiedene Gattungen von Ammoniten u.s.w.
Diese Incognita sind aber, wie alle Analogie
lehrt, größtentheils Seegeschöpfe gewesen, und
sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist
[Seite 529] in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchyliolithen
gleichsam wie in ihrer Austerbank, die Coral-
liolithen wie in einem Corallenrief etc.), so
daß man aus allen diesen schließen muß, unser
jetziges festes Land sey einst der Meeresboden
der Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame
plötzliche Revolutionen aufs Trockene versetzt
worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen man-
nigfaltig abwechselnden Lagen, werden von den
deutschen Bergleuten Flöze genannt, und da-
her hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Nahmen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentli-
chen Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr
verschiedenen Zeiträumen, – durch Nieder-
schlag aus dem Wasser gebildet worden, und
zusammen die feste Rinde unseres Planeten
ausmachen, unterscheidet man nun viertens
auch die so genannten aufgeschwemmten Erd-
lager (Fr. couches meubles), die sich hin und
wieder, doch meist nur im niedern Lande, aber
theils in mächtigen Schichten und weit ver-
breiteten Strecken finden. Es gehören dahin
z.B. die Lager von lockerem Sande, Lehm,
Mergeltuff etc. welche letztere gar häufig auch
calcinirte und doch theils zum Bewundern
[Seite 530] gut erhaltene Reste von Seeconchylien, und
zwar an manchen Orten in unübersehlicher
Menge*) enthalten.

§. 232.

Außer diesen vier Hauptclassen von Gebir-
gen und Erdlagern, die sämmtlich durch Nie-
derschlag aus dem Wasser, oder wie man zu
sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden
sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und
wieder theils ganze Berge, theils flache Fossi-
lien-Lager, die, seit sie auf jene Weise ent-
standen waren, nun durch Einwirkung unter-
irdischen Feuers, oder, wie man es zu nennen
pflegt, auf dem trockenen Wege, große Ver-
änderung erlitten und dadurch ihren jetzigen
Habitus erhalten haben.

Die Berge jener Art heißen bekanntlich
Vulcane.

Die flachen Lagen aber nennt man durch
Erdbrände verschlacktes Land, und die ihm
eigenen Fossilien zum Unterschied von denen
der wirklich feuerspeyenden Berge) pseudovulca-
nische Producte.

§. 233.

[Seite 531]

So leicht und deutlich aber diese fünf Classen
von Geburts- und Lager-Stätten*) der Fossi-
lien im Ganzen von einander zu unterscheiden
sind; so begreift sich doch aus dem, was von
ihrer Entstehung gesagt worden, von selbst,
daß sie an den Gränzen, wo die einen an die
andern stoßen, zuweilen durch unmerkliche Ueber-
gänge gleichsam zusammen fließen müssen**).

§. 234.

[Seite 532]

Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem generi-
schen Character von der Entstehungsweise der
unorganischen Körpern oder Fossilien, im Ge-
gensatz der durch Zeugung fortgepflanzten or-
ganisirten, von selbst, daß, wenn man etwa
die einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z.B.
Diamant, Schwefel, gediegene Metalle etc.)
bey den übrigen keine so scharf bestimmbare
Characteristik der Gattungen (species) als bey
den organisirten Körpern; mithin aber weit
mehr Willkürliches in der Vertheilung dersel-
ben unter ihre Geschlechter (genera) statt hat,
so daß z.B. Chlorit, Röthel und Smirgel
von manchen Mineralogen unter die Erze,
von andern unter die Steinarten gebracht
werden kann.

§. 235.

Denn da erstens sowohl das ursprüngliche
Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als
auch die Verbindungsart, Gefüge etc. vieler ein-
ander übrigens sehr ähnlichen Fossilien in den
mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so ent-
[Seite 533] stehen schon dadurch eben so mannigfaltige und
theils durch fast unmerkliche Nüancen gleichsam
zusammenfließende Uebergänge, in deren Stu-
fenfolge zwar die Extreme auffallend genug sich
auszeichnen, aber zwischen den Mittelgliedern,
zumahl in einzelnen Exemplaren, bey weiten
keine so bestimmten Grenzen als bey den orga-
nisirten Körpern sich ziehen lassen. Besonders
ist dieß der Fall bey den vererzten Metallen,
doch auch bey sehr vielen Steinarten gemisch-
ten Gehalts*).

§. 236.

Zweytens aber werden diese Uebergänge
auch durch die Decomposition und Auflösung
vieler schon gebildeten Fossilien vervielfältigt,
da manche Steinarten durch den Verlust ihres
so genannten Crystallisationswassers, manche
Erze durch die Einwirkung von Säuren etc.
allmählig verwittern, und so z.B. Feldspath in
Porcellanerde, Kupferkies in Kupferschwärze
gleichsam umgewandelt werden.

§. 237.

[Seite 534]

Um so einleuchtender wird daher das drin-
gende Bedürfnis zur gründlichen Kenntniß der
Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äuße-
ren Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer
Bestandtheile durch die chemische Analyse zu
verbinden.

§. 238.

Unter den äußeren Kennzeichen*) sind
für die mineralogische Diagnostik die allerwich-
tigsten und sichersten: das specifische Ge-
wicht**), die Härte, und zumahl, wo sie
Statt hat, die Crystallisation***), d.h. eine
bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl
[Seite 535] und eben so bestimmten Verbindungsart von
Faßetten*), und der so genannte Durchgang
der Blätter, der sich bey vielen Arten von Cry-
stallisationen nach dem Verhältniß der Außen-
flächen derselben zu ihrem so genannten Kerne
richtet**). Minder allgemein constant und
zuverlässig sind hingegen Farbe, Grad der
Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs,
der Strich den manche Fossilien geben, wenn sie
gekrätzt werben, u. dergl. m

§. 239.

[Seite 536]

Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossi-
lien ihre so genannten physikalischen Kenn-
zeichen, die nähmlich erst einen physikalischen
Versuch voraussetzen, wie z.B. die Phos-
phorescenz, Electricität, das Verhalten zum
Magnet etc. und bey den durchsichtigen, ob sie
eine einfache Brechung machen, oder aber
das Bild der dadurch angesehenen Gegenstände
verdoppeln.

§. 240.

Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand-
theile aber (§. 237.) dient theils des Verhalten
derselben im Feuer, das auf dem so genannten
trockenen Wege, besonders mittelst des Löth-
rohrs*), erkannt wird; vorzüglich aber die
Zerlegung derselben auf dem nassen Wege mit-
telst der Reagentien etc.**)

Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen Che-
mikern angestellten Analysen eines und eben des-
selben Fossils zuweilen so sehr von einander ab-
weichend ausgefallen sind, wird kein Vernünftiger
[Seite 537] Wissenschaft selbst zum Vorwurf machen;
sondern es zeigt nur, wie viel Vorsicht, Behut-
samkeit und vor allem öftre Wiederhohlung der
Versuche dazu gehört, um dabey gegen Selbst-
täuschung und Irthum gesichert zu seyn.

Nur das muß man selbst bey den unübertreff-
lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie
durchaus nichts weiter zeigen können und sollen,
als Art und Menge (Qualität und Quantität)
der Stoffe worin sie sich zerlegen lassen. – Aber
nichts von dem was doch gerade den wahren
eigenthümlichen Charakter so vieler Fossilien aus-
macht, nämlich die bewundernswürdige Zusam-
mensetzung und specifische Verbindungsart jener
Stoffe, wodurch z.B. die Thonerde zum Saphir,
und in Verbindung mit ein Paar andern eben
so gemeinen Stoffen, zum Turmalin wird! oder
wodurch die Natur aus Kieselerde in Verbindung
mit Thonerde den Bildstein und hingegen in
Verbindung mit Talkerde den demselben übrigens
so täuschend ähnlichen Speckstein hervorbringt,
und dergl. m. – s. Lichtenberg im göttingischen
Taschenbuch v. J. 1794. S. 134 u. f. – und de
Lüc in Voigts Magazin IX. Band, 1. St.
S. 74. u. f.

§. 241.

Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien
nach der alten (– meines Wissens zuerst von
Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter
folgende vier Classen bringen: deren Unterschiede
und Eigenschaften zu Anfange der folgenden
vier Abschnitte näher bestimmt werden.

I. Steine und erdige Fossilien.

II. Salze.

[Seite 538]

III. Eigentlich so genannte brennliche Mi-
neralien.

IV. Metalle.

* * *

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel
zur Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica. L. XII –it. de natura
    fossilium
    . L. X. etc. Basil 1546. Fol.
  2. Ax. Cronstedts Versuch einer Mineralogie, – aus
    dem Schwed. – vermehrt durch M. Chr. Brün-
    nich. Kopenhagen. 1770. 8.
  3. — mit äußern Beschreib. etc. von A. G. Werner.
    I. Th. Leipz. 1780. 8.
  4. R. Aug. Vogels practisches Mineralsystem. II. Aug.
    Leipz. 1776. 8.
  5. J. Gottsch. Walleri systema mineralogicum. Holm.
    1772. II. Vol. 8.
  6. — deutsch von N. G. Leske und E. B. G. Heben-
    streit. Berlin, 1781. II. B. 8.
  7. J. F. Gmelins vollständiges linnéisches Natursystem
    des Mineralreichs. Nürnb. 1777. IV. B. 8.
  8. C. Abr. Gerhards Versuch einer Geschichte des Mine-
    ralreichs, Berl. 1781. II. B. 8.
  9. Dess. Grundriß eines neuen Mineralsystems. 1. Th.
    Dus. 1797. 8.
  10. Torb. Bergman sciagraphia regni mineralis. Lips. 1782. 8.
  11. — französisch – par M. Lametherie. Par. 1772. 8.
    II. Vol.
  12. Fourcroy systême des connoissanus chimiques. Par. a. 8.
    T. I. - VI. der Octav Ausg.
  13. C. R. W. Wiedemann Uebersicht der mineralogisch-
    einfachen Fossilien. Götting. 1800. Fol.
  14. D. L. G. Karsten mineralogische Tabellen. Berlin
    1800. Fol.
  15. Eug. Melch. L. Patrin histoire naturelle des minéraux.
    Par. 1801. V. Vol. 12.
  16. Haüy Traité de Mineralogie, Par. 1801. V. Vol. 8.
  17. M. H. Klaproth Beyträge zur chemischen Kenntniß
    der Mineralkörper. Berlin seit 1795. II. B. 8.

Ohne der so zahlreichen mineralogischen Hand-
bücher zu gedenken, die nur allein in dem
letztern Jahrzehend erschienen sind.

* * *

Besonders zur Bestimmung der Fossilien durch
Aufsuchung und Vergleichung ihrer äußern
Kennzeichen.

  1. H. Struve methode analytique des fossiles, fondée sur
    leurs caractères extérieurs
    . Lausanne 1797. 8.
  2. J. G. Lenz mineralogisches Taschenbuch. Erfurt
    1798. 12.
* * *

Wörterbücher.

  1. D. F. A. Reuß neues mineralogisches Wörterbuch.
    Hof. 1798. 4.
  2. Des Fürsten Dimitri de Gallitzin Recueil de noms apro-
    priés en Mineralogie etc. avec un Précis de leurs
    histoire naturelle. nouv. Ed. Brunsv
    . 1802. Fol.
* * *

Einige hierher gehörige Journale etc. außer den
oben (S. 11) angeführten.

[Seite 540]
  1. Chemische Annalen von L. von Crell.
  2. Journal der Chemie von N. Al. Scherer.
  3. Magazin der Bergbaukunde (herausgegeben von J. F.
    Lempe). Dresden seit 1785. 8.
  4. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W.
    Köhler und C. A. S. Hoffmann. Freyberg seit
    1788. 8.
  5. Journal des mines. Par. seit 1794. 8.
  6. von Hoff. Magazin für die gesammte Mineralogie.
    Leipz. seit 1800. 8.
* * *

Auch einige der vorzüglichst instructiven Ver-
zeichnisse von Mineralien-Sammlungen.

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of
    England amp;c. – in the collection of
    J. Woodward.
    Lond. 1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772. sq. II. Vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle de Raab.
    par M. de Born. Vienn. 1790. II. Vol. 8.
  4. N. G. Leske's Mineralien-Cabinet, beschrieben von
    D. L. G. Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  5. Verzeichniß des Mineralien-Cabinets des B. H. M.
    Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G.
    Werner. Freyberg, 1791. II. B. 8.
  6. (Gianv. Petrini) Gabinetto mineralogico del collegio Na-
    zareno
    . Rom. 1791. II. Vol. 8.
  7. Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von
    dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der
    Gebirge. Clausthal, 1795. 8.
  8. W. Babington's new System of Mineralogy in the Form
    of a catalogue
    . Lond. 1799. 4.
* * *

Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch
weil unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und
Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus-
helfen können und in hundert Fällen schlechterdings
aushelfen müssen), und doch das Selbstsammeln
für die mehrsten Anfänger eine schwierige Sache
seyn muß; so ist ein sehr verdienstliches Unter-
nehmen, daß man bey der Mineralien-Nieder-
lage zu Freyberg kleine Mineralien Sammlungen
(versteht sich den weiten nicht von bloßen Gebirgs-
akten, als welche nur den fünften Theil davon
ausmachen) zum Verkauf verfertigt hat, wovon
die kleinsten 200 instruktive Stücke enthalten, und
doch nur 4 Louisd'or kosten, und derentwegen
sich die Liebhaber an Hrn. Insp und Bibliothekar
C. A. S. Hoffmann in Freyberg zu wenden haben.


Zwölfter Abschnitt.
Von den Steinen und erdigen
Fossilien.

[Seite 542]

§. 242.

Steine und erdige Fossilien heißen diejeni-
gen trockenen Mineralien, die sich, wenn sie
rein sind, für sich*), nicht wie die Salze
im Wasser oder wie die eigentlich so genannten
Erdharze im Oehl auflösen lassen; noch auch
wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer
verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern
und breitschlagen lassen.**) Ueberhaupt sind
sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn
sie aber schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig.

[Seite 543]

Ihre specifische Schwere übersteigt des Wassers
seine höchstens vier bis fünf Mahl.

§. 243.

Gegenwärtig kennt man folgende neun pri-
mitive oder Grund-Erden, wodurch die sämmt-
lichen Fossilien dieser Classe unter eben so viel
davon benannte Geschlechter geordnet werden:

I. Kiesel-Erde.

II. Zircon-Erde.

III. Ytter-Erde.

IV. Glücin-Erde.

V. Thon- (oder Alaun-) Erde.

VI. Talk- (oder Bitter-) Erde.

VII. Kalk-Erde.

VIII. Strontian-Erde und

IX. Schwer-Erde.


I. Kieselgeschlecht.

Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon
dieses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich
im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt auch an der
Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird
[Seite 544] sie von keiner andern als der Spathsäure ange-
griffen: schmilzt aber mit beyderley feuerfestem
Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu Glas,
daher sie auch glasartige oder vitrescible
Erde genannt wird.

1. Quarz.

Die unten besonders anzuführenden Abarten
ausgenommen, ist er meist entweder farbenlos
oder aber weißlich, grünlich etc. vom Wasserhellen
bis ins wenig Durchscheinende. Meist glasglän-
zend. Häufig crystallisirt: und zwar eigentlich
als sechsseitige Säule (die Flächen oft in die
Quere feingestreift), mit dergleichen Endspitze
(–tab. II. fig. 19. –). Sein Bruch meist mu-
schligt, theils ins Splittrige. Er ist hart, und
gibt meist ein phosphorisches Licht wenn man
zwey Stücken im Finstern aneinander reibt.

Er begreift zwey Hauptarten; nähmlich 1)
Bergcrystall und 2) gemeinen Quarz.

1) Bergcrystall. (Fr. crystal de roche)

Eigentlich farbenlos und wasserhell, aber auch
theils milchicht, trübe; von Glasglanz; flach-
muschelichem Bruche; ist gemeiniglich crystallisirt;
meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz
festgewachsen; und dann theils in centnerschwe-
ren Crystallen (so zumahl in der Schweiz und
auf Madagascar); oft aber auch lose, und rein
auscrystallisirt, d.h. mit beyderseitigen End-
spitzen; darunter besonders die kleinen, aber aus-
nehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittelsäule
zu merken (z.B. die ungarschen aus der marma-
roscher Gespanschaft). Endlich auch häufig als
Gerölle, theils von vorzüglicher Härte und Klar-
[Seite 545] heit (so z.B. die ceilanischen Keys oder Kie-
sel.) – Sein specifisches Gewicht = 2653. Ge-
halt (nach Bergmann) = 93 Kieselerde, 6
Thonerde, 1 Kalkerde.

Nicht selten hält er fremdartige Fossilien ein-
geschlossen, z.B. Chlorit-Erde, Asbest, Strahl-
stein, Glimmer, Graubraunsteinerz, Titan-
schörl etc.: zuweilen Wassertropfen. Selten fin-
det et sich mit geraden hohlen Röhr-
chen durchzogen (so nahmentlich am St. Gott-
hardt).

Nachstehende drey Steinarten können wohl als
bloße nah zusammen verwandte Abarten des
Bergcrystalls angesehen werden, da sie sich oft
alle drey beysammen finden (z. B in Achatnieren
und Prophyrkugeln), auch zuweilen deutlich in
einander übergehen.

a. Citrin.

Meist von weingelber Farbe, selten crystalli-
sirt. Von der Art sind die vorgeblichen pfund-
schweren Topase.

b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.

Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der
schwärzeste heißt Morion. Häufigst crystallisirt.

c. Amethyst.

Violet in mancherley Abstufungen; zuweilen
(aber nicht beständig und nicht ausschließlich)
von stänglig zusammengehäuften Gefüge, theils
wie faserig; die schönstfarbigen in Ostindien und
Persien.

[Seite 546]

2) Gemeiner Quarz.

Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver-
breiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch
in mancherley andern Farben; mehr oder weni-
ger durchscheinend. Meist von Glasglanz, theils
aber fettglänzend; häufigst ungeformt; theils
aber crystallisirt; zuweilen als Aftercrystall
[S. 535. not.*)]; hin und wieder in besonderer
äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig etc. Der
Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige,
Körnige etc. Zuweilen kriegt er durch dicht ein-
gemengte feine Glimmerblättchen oder durch eine
eigene Art von schuppigem Gefüge ein besonders
schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmt-
braune spanische Avanturinquarz vom Cabo de
Gates
(das natürliche Avanturino wie es nach
der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, – der
bekannten Glascomposition – gennant wird).

Ein paar eigene Abarten sind

a. Rosenquarz.

Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe
und diese vom Braunstein. Bricht meist unge-
formt, und theils mit schaaligen Ablosungen;
besonders in Baiern und am Altai, in starken
Lagern.

b. Prasem.

Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen
Farbe, und diese vom innig beygemengten
Strahlstein. Meist ungeformt; bricht besonders
bey Breitenbrunn im Erzgebirge.

[Seite 547]

2. Kieselsinter. Tofus siliceus ther-
malis
.

Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die er-
höhte Temperatur und vermuthlich auch durch
die Verbindung mit Sode aufgelöst (§. 242.
not. *)] und dann als Sinter abgesetzt. Er ist
weiß, theils ins Milchblaue, theils ins Wachs-
gelbe etc. Wenig durchscheinend. Wie der Kalksin-
ter von mancherley besonderer Gestalt; theils wie
über einander getropft oder geflossen; traubig etc.
Meist von lockerem Gefüge, theils blätterig etc.
Gewicht = 1917. Gehalt eines isländischen
(nach Klaproth) = 98 Kieselerde, 1,50 Thon-
erde, 0,50 Eisenkalk. In vorzüglicher Menge
und Mannigfaltigkeit an den heißen Quellen in
Island und Kamtschatka.

3. Hyalit, müllerisches Glas.

Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr
oder weniger durchscheinend; glasglänzend; theils
wie getropft oder geflossen, kleintraubig etc. An
Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder
Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf Tuff-
wacke. Zumahl bey Frankfurt am Mayn.

4. Chalcedon.

Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und
des Achats. Denn die ersten beyden differiren
fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon,
und Achat ist nur aus mehreren von diesen und
einigen andern Steinarten zusammen gemengt
oder gemischt.

1) Gemeiner Chalcedon.

Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue;
aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Car-
[Seite 548] neols, ins Rauchbraune des Onyx etc. Eine
rahmgelbe Abart hat den mongolischen Nahmen
Kascholong (d.h. schöner Stein). Oft ist der
Chalcedon auch streifig, wolkicht etc. In man-
chen Gegenden häufig mit dendritischen*) Zeich-
nungen (Dendrachat, Mochhastein). Ueber-
haupt mehr oder weniger durchscheinend; von
Fettglanz; meist ebenem Bruch; oft von man-
cherley besonderer Gestalt, zumahl stalactitisch,
oder in Nieren, Mandeln, Kugeln etc. Letztere
(im Vicentinschen) nicht selten mit eingeschlosse-
nen Höhlungen, und in diesen zuweilen Wasser-
tropfen (Fr. Hydrocalcedoine); anderwärts
auch theils wie gebackt, zellig etc. auch mit Cry-
stallisations-Eindrücken [S. 535. not. *)],
theils aber auch in eigenthümlicher, meist cubi-
scher Crystallisation. Gewicht = 2615. Auch
viele Chalcedone phosphoresciren, wenn sie an
einander gerieben werden. Gehalt eines Färöer
(nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16 Thon-
erde. Oft macht er Uebergänge in Quarz, Horn-
stein, Opal. Bricht häufig im Trapp.

2) Onyx.

Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft
mit scharf abwechselnden Schichten von milch-
blauen gemeinen Chalcedon. (arabischer oder so
genannter blinder Sardonyx; ital. Niccolo.)
Hauptgebrauch bey den alten Römern zu Siegel-
steinen.

[Seite 549]

3) Carneol, Corneol, Sarda.

Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe
oder Hornbraane, anderseits ins dunkelste Gra-
natroth. Von letzterer Art vor allen die köst-
liche antike Corniola nobile (Fr. cornaline de
la vieille roche
), die mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber blut-
roth, wie ein böhmischer Granat oder Pyrop
und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber
jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten größ-
ten Meisterwerke von alten griechischen und etruski-
schen Siegelsteinen oder Intaglios gegraben sind.

Der indische Sardonyx worass hingegen die köst-
lichsten antiken Cameen gearbeitet sind, ist meist
hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten

* * *

Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von
mehreren der vorigen Arten, außerdem aber
auch zuweilen von Quarz (zumahl Amethyst),
Heliotrop, Jaspis etc. in endloser Mannigfaltig-
keit der Zusammensetzung, Farben und Zeich-
nung. Daher die mancherley Benennungen,
z.B. Achatonyx, Jaspachar, Bandachat,
Festungsachat etc. – Trümmerachat, der
Bruchstücke von jenen Steinarten enthält, die
durch Quarzcement zusammen verbunden sind.
Regenbogenachat, mit buntem Farbenspiel bey
durchfallendem Lichte. Ueberhaupt häufig in
Kugelform; oft hohl. In größter Menge und
Mannigfaltigkeit in Deutschland, zumahl in der
Pfalz.

5. Opal. Quartz-réfinite.

Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten
verschieden: alle sind mehr oder weniger durch-
[Seite 550] scheinend; haben meist Fettglanz, theils stärker
theils matter: ihr Bruch ist muschelich; sie fin-
den sich bloß derb; und sind meist nur halb-
hart. – Die beyden Hauptarten sind; 1) der
eigentliche Opal, und 2) der Halbopal.

1) Eigentlicher Opal

mit folgenden Abarten: nähmlich

a. Edler Opal.

Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb;
bey auffallendem milchblau, mit einem eigenen
feurigen Spiel von Regenbogenfalben: Gewicht
= 2114. Gehalt (nach Klaproth) = 90 Kie-
selerde, 10 Wasser. Fundort zumahl Ober-
ungarn.

b. Gemeiner Opal.

Minder durchscheinend; und ohne jenes Farben-
spiel. Gehalt eines Kosemitzer (nach Klaproth)
= 98,75 Kieselerde, 1 Thonerde, 1 Eisen-
kalk. Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den
Färöern etc. Uebergang in Chalcedon, Chry-
sopras etc.

c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi,
lapis mutabilis
.

Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung
aus der vorigen Abart entstanden; daher gleicher
Fundort, und ähnlicher Gehalt; weicher als
diese; klebt an der Zunge; saugt Wasser ein;
wird dabey durchsichtig; theils mit Regenbo-
genfarben*).

2) Halbopal

in zwey Abarten: nähmlich

a. Pechopal, Telkobanjerstein.

[Seite 551]

Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber
auch theils braunroth, olivengrün etc.; mehr oder
weniger durchscheinend; theils Glasglanz, theils
Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang in
gelben Chalcedon und in Pechstein. Vorzüglich
in großer Mannigfaltigkeit bey Telkobanja in
Ober-Ungarn. Gehalt eines solchen (nach Klap-
roth) = 93,50 Kieselerde, 1 Eisenkalk,
5 Wasser.

b. Holzopal.

In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz;
gelblich, bräunlich etc. Der Längenbruch theils
noch faserig; und zuweilen mit schaligen Ablo-
sungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in
Ungarn bey Schemnitz.

6. Katzenauge. (Fr. oeil de chat).

Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher der
Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz; meist
als Gerölle auf Ceilan und Malabar, von
mannen er meist schon in so genannte Talgtropfen
(en goutte de suif) zu Ringsteinen geschliffen
kommt. Gewicht = 2657. Gehalt (nach Klap-
roth) = 95 Kieselerde, 1,75 Thonerde,
1,50 Kalkerde, 0,25 Eisenkalk.

7. Pechstein. Petrosilex résinite.

In mancherley Farben; doch meist ins Braune;
meist wenig durchscheinend; Fettglanz; musche-
liger Bruch; meist derb; theils in Nieren; halb-
hart. Gewicht eines sächsischen = 2314. Ueber-
gang in Wachsopal: theils mit eingemengten
Feldspath- und Quarz-Körnern (Pechstein-
porphyr).

[Seite 552]

8. Menilit, Knollenstein, Leberopal. vulgo
blauer Pechstein.

Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünne-
sten Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem
Flachmuscheligen ins Grobschlittrige; ritzt in
Glas. Gehalt (nach Klaproth) = 85,50 Kiesel-
erde, 1 Thonerde, 0,50 Kalkerde, 0,50
Eisenkalk, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff.
In Nieren und knolligen Stücken, im Polir-
schiefer bey Menil-Montant bey Paris.

9. Polirschiefer, Tripelschiefer.

Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche,
oft gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefrigem
Bruch; feinerdicht; mager anzufühlen; hängt nicht
an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt (nach
Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Thonerde,
1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50 Eisen-
kalk, 19 Wasser. Fundort zumahl bey Menil-
montant.

10. Tripel.

Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich.
Gehalt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thon-
erde, 3 Eisen. Fundort unter andern in starken
Lagen im Luzerner Gebiet.

11. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce.
Engl. pumice-stone.)

Meist weißlich grau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde;
scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt des lipari-
schen (nach Klaproth) = 77,50 Kieselerde, 17,
50 Thonerde, 1,75 Eisenkalk. Fundort zumahl
[Seite 553] in vielen vulcanischen Gegenden*), wie bey
Lipari, Santorini, Veracrux in Mexico etc.

12. Porcellan-Jaspis. Thermantide por-
cellanite
.

Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch
theils strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglän-
zend; muscheliger Bruch. Ein pseudovulcani-
sches Product, vermuthlich aus Schieferthon ent-
standen. Fundort unter andern bey Stracke in
Böhmen. Gehalt desselben (nach Rose) = 60,
75 Kieselerde, 27,25 Thonerde, 3 Talkerde,
2,50 Eisenkalk, 3,66 Pottasche.

13. Obsidian, isländischer Achat, tockayer
Lux-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse
obsidienne
.

Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze;
mehr oder weniger, theils aber nur an den dünne-
sten Kanten durchscheinend; glasglänzend; musche-
liger Bruch; ungeformt; Gehalt (nach Abild-
gaard) = 74 Kiedelerde, 14 Eisenkalk, 2 Thon-
erde. Hält theils Quarz- und Feldspath-Kör-
ner eingemengt (Obsidian-Porphyx). Fundort
zumahl bey Vulcanen, z.B. auf Island, Insel
Ascension, Oster-Insel etc.

14. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrhoma-
chus
. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil.
Engl. flint.)

[Seite 554]

Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc.
wenig durchscheinend; muscheliger, scharfkanti-
ger Bruch; theils in dichten oder hohlen Kugeln
(zu letztern gehören die so genannten Melonen)
vom Berge Carmel); härter als Quarz. Ge-
wicht = 2594. Gehalt (nach Klaproth) = 98
Kieselerde, 0,50 Kalkerde, 0,25 Thonerde,
0,25 Eisenkalk. Uebergang in Hornstein, Halb-
opal etc.*). Häufigst in Kreide-Lagern. Enthält
oft Versteinerungen, zumahl von See-Igeln
und zarten Corallen (Cellularien etc.) Als Ge-
rölle im Puddingstein von Hertfordshire. Ein
Hauptgebrauch zu Flintensteinen.**)

15. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus
. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)

Meist grau, in allerhand andere meist auch
unansehnliche Farben übergehend. Am Altrai
milchweiß mit saubern dendtritischen Zeichnungen
(so gennanter weißer Jaspis). Höchstens nur
an den Kauten durchscheinend. Meist splitteriger
Bruch; ungeformt; doch theils in Aftercrystallen
[S. 535. not. *)] nach Kalkspath gemodelt; min-
der hart als Quarz. Gewicht = 2708. Gehalt
(nach Kirwan) = 72 Kiesel-Erde, 22 Thon-
erde, 6 Kalkerde. Uebergang in Feuerstein,
Chalcedon, Jaspis etc. Macht die Grundmasse
mancher Porphyre aus.

Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein
braunrother, sehr eisenschüssiger, zuweilen gül-
[Seite 555] discher Hornstein, der bey Schemnitz eine Haupt-
gangart ausmacht.

Holzstein oder Kieselholz (– In Thüringen
von seinem Gebrauch Smirgel genannt –) ist
in eine Art von Hornstein petrificirtes Holz; von
mancherley Farben; unter andern zuweilen co-
schenillroth, selten apfelgrün. Fundort zumahl
im aufgeschwemmten Lande; theils aber auch in
Flözgebirgen (im rothen todten liegenden).

16. Kieselschiefer, Hornschiefer.

Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern
doch meist matten Farben; undurchsichtig; mat-
ter schimmernder Fettglanz; meist grobsplitteri-
ger, theils schuppiger Bruch; schiefriges Ge-
füge; ungeformt; hart; oft mit Quarzadern
durchzogen. Uebergang in Thonschiefer.

Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers,
die Hr. Werner lydischen Stein nennt, ist zu-
mahl rauchgrau, bis ins Kohlschwarze, und fin-
det sich häufig als Gerölle.

17. Eisenkiesel.

Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz;
meist ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen,
von der gemeinen Quarzcrystallisation; hart.
Fundort zumahl Böhmen und das sächsische
Erzgebirge.

18. Jaspis. (Ital. Diaspro.)

Von allen Farben und Zeichnungen; daher
die Beynahmen Bandjaspis etc. undurchsichtig;
matter muscheliger Bruch; meist ungeformt: sel-
ten in ursprünglicher Rierenform; sehr hart.
[Seite 556] Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan)
= 75 Kieselerde, 20 Thonerde, 5 Eisen-
kalk. Uebergang in Hornstein, Eisenkiesel etc.

Eine besondere merkwürdige Abart ist der
Aegypten-Kiesel. Silex Niloticus. (Fr. Cail-
lou d'Egypte
.) – Braun in allerhand Ab-
stufungen; theils streifig oder geadert; auch mit
dendritischen Zeichnungen; in ursprünglicher
Kieselform; trefflich polirbar. Gewicht = 2564.
Fundort zumahl in Ober-Aegypten.

19. Heliotrop.

Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen
Puncten; wenigstens an den Kanten durchschei-
nend; Fettglanz; muscheliger Bruch; unge-
formt. Gewicht = 2633. Fundort vorzüglich
in Aegypten.

Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung
das Plasma, oder der Smaragd-praser.
(Fr. prime d'Emeraude. Ital. plasma di
smeraldo gemmario
.) – Licht tanchgrün,
meist mit weißen oder gelblichen kleinen Flecken;
durchscheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch
vermuthlich Aegypten; häufig von den alten
Künstlern zu Petschirsteinen etc. verarbeiter. Von
der Art sind auch die mehrsten antiken so ge-
nannten Smaragde.

20. Chrysopras.

Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spielend;
hat seine schöne aber im Feuer sehr vergäng-
liche Farbe vom Nickelkalk; ist durchscheinend;
ungeformt. Gehalt (nach Klaproth) = 96, 16
Kieselerde, 1 Nickelkalk. Fundort vorzüglich
bey Kosemitz in Schlesien.

[Seite 557]

21. Axinit, Thumerstein, Glasstein.

Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz; klein-
muscheliger Bruch; sowohl ungeformt, als
auch in flachen Rauten crystallisirt. Gewicht
= 3166. Gehalt (nach Klaproth) = 52,7
Kieselerde, 25,6 Thonerde, 9,4 Kalkerde,
9,6 Eisenkalk und Braunstein. Fundort zumahl
Dauphine um im Erzgebirge.

22. Leucolith, Stangenstein, weißer Stan-
genschörl, schörlartiger Beryll. Pycnite.

Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth-
lich; wenig durchscheinend; blätteriger Quer-
bruch; in stänglich zusammengehäuften Säu-
len, theils in sechsseitigen Crystallen. Gewicht
= 3530. Gehalt (nach Klaproth) = 50 Kie-
selerde und 50 Thonerde. Fundort vorzüg-
lich im Stockwerk bey Altenberge im Erzge-
birge, in einem gemengten Muttergestein von
Glimmer und Quarz.

23. Kreuzstein, Kreuzcrystall. Harmotome.

Meist milchweiß, und nur durchscheinend;
selten wasserbell; der Längenbruch blätterich, der
Querbruch muschelicht; immer crystallisirt*),
und zwar ursprünglich als schmale, dicke, recht-
winklige, vierseitige Tafel oder Säule, an den
Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast im-
mer als Zwillingscrystall so, daß ihrer zwey
und zwey einander der Länge nach gleichsam
durchschneiden (–tab. II. fig. 15 –) und sie
dann zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz
vorstellen. Gewicht = 2355. Gehalt (nach
[Seite 558] Klaproth) = 49 Kieselerde, 18 Schwererde,
16 Thonerde, 15 Wasser. Fundort zumahl
Andereasberg am Harz.

24. Prehnit.

Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwa-
chem Perlmutterglanz; theils ungeformt, theils
in kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusam-
mengehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt (nach
Klaproth) = 43,83 Kieselerde, 30,33 Thon-
erde, 18,33 Kalkerde, 5,66 Eisenkalk, 1,83
Wasser. Fundort zumahl am Cap und in
Dauphiné.

25. Zeolith.

Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner
Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor
dem Löthröhre zweigartig aufbläht, ohne zu
einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancherley
Schattirungen, auch theils ziegelroth, grün;
der frische ist mehr oder weniger durchscheinend;
meist perlmutterglänzend, so zumahl der Stil-
bit; (der verwitterte hingegen undurchsichtig,
erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge meist diver-
girend strahlicht; theils blätterig; häufig unge-
formt; oft nierenförmig; oft crystallisirt, und
dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säulen,
seltener cubisch und rhomboidal (Chabagie) etc.
theils nadelförmig, (so der seltene wasserhelle
durchsichtige Isländische Glaszeolith), theils fa-
serig (Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht
= 2134. Gehalt eines Färöer (nach Pelletier)
= 50 Kieselerde, 20 Thonerde, 8 Kalkerde,
22 Wasser*). Fundort unter andern zumahl
[Seite 559] auf Island und den Färöern im Trapp. Sonst
auch in manchen Basalt etc.

26. Marekanit. Lave vitreuse perlée.

Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder
weniger durchscheinend; selten wasserhell und
durchsichtig; glasglänzend; in runden und
stumpfeckigen Körnern; meist ungefähr von
Erbsengröße, doch theils auch so groß als Ha-
selnüsse und drüber. Gewicht = 2365. Gehalt
(nach Lowitz) = 74 Kieselerde, 12 Thon-
erde, 7 Kalkerde, 3 Bittererde, 1 Eisen-
kalk. Fundort zumahl beym Ausfluß der Ma-
rekanka ins ochotskische Meer; liegen als Kerne
in einer blätterigen Rinde von Perlstein; beydes
Kern und Rinde blähen sich vor dem Löthrohre
wie Zeolith.

27. Perlstein.

Meist aschgrau, theils ziegelroth, beydes in
mancherley Schattirungen; wenig durchscheinend;
theils von Seiden- theils von Perlmutterglanze;
besteht theils aus körnigen abgesonderten, theils
aus krummschaligen blätterigen bröckligen und
zerreiblichen Stücken, welche letztere die eben
gedachte Rinde der Marekanitkörner bilden.

28. Lasurstein. Lapis lazuli. Sapphirus der
Alten. (Fr. pierre d'azur.)

Hat den Nahmen aus dem Persischen von
seiner vortrefflichen blauen Farbe; ist undurch-
[Seite 560] sichtig; von mattem fast erdigen Bruch; oft
mit eingesprengten Schwefelkies-Puncten; un-
geformt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach
Klaproth) = 46 Kieselerde, 14,50 Thon-
erde, 28 kohlensaure Kalkerde, 6,50 schwe-
felsaure Kalkerde (Gyps), 3 Eisenkalk, 2
Wasser. Fundort unter andern in ausnehmen-
der Schönheit und großen Blöcken am Baikal.
Gebrauch zu mancherley Kunstarbeiten und nah-
mentlich zur Ultramarin-Farbe.

29. Augit, Colophoniumstein. Pyroxène.

Aus dem Dunkel-lauchgrünen ins Schwarz-
braune; wenig durchscheinend; starkglänzend;
blätteriger Längenbruch; muscheliger Querbruch;
theils crystallisirt in breiten sechsseitigen Säulen
mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 52 Kieselerde, 13,2 Kalkerde,
10 Talkerde, 3,83 Thonerde, 14,66 Eisen-
kalk, 2 Braunsteinkalk. Meist eingewachsen
in Basalt, Tuffwacke, und vorzüglich in den
Laven vom Vesuv und Aetna.

30. Vesuvian. Idocrase.

Meist pechbraun, theils ins Dunkel-oliven-
grüne; wenig durchscheinend; von außen meist
Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer crystal-
lisirt; besonders in vierseitigen kurzen Säulen
mit abgestumpften Kauten und sehr stumpfen
Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth) im 35,50
Kieselerde, 33 Kalkerde, 22,25 Thonerde,
7,50 Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk. Fund-
ort unter den Primordial-Fossilien des Ve-
suvs; vorzüglich aber (in rein auscrystallisirten
theils daumensdicken Crystallen) an der Mün-
dung des in den Wiluj fallenden Achtaragda.

[Seite 561]

31. Leucit, weißer Granat, vulcanischer
Granat. Amphigène.

Graulich weiß, milchicht; durchscheinend; aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche
concentrische Textur. Gemeiniglich crystallisirt,
weist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier
Flächen an jeder Endspitze (–tab. II. fig. 14. –);
sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach
Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Thonerde, 22
Pottasche. Fundort vorzüglich in Unter-Italien,
in mancherley Laven und Tuffwacken.

32. Pyrop, Böhmischer Granat.

Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig;
glasglänzend; muscheliger Bruch; theils crystal-
lisirt, zumahl als Dodecaëder mit rautenför-
migen Flächen (–tab. III. fig. 13. –); und
mancher von diesen zeigt auf dem Bruche con-
centrisches Gefüge (wie der Leucit); meist aber
findet er sich in rundlichen Kölnern, lose oder
eingewachsen in Serpentin, Chloritschiefer, Glim-
mer etc. Gewicht = 3491. Gehalt (nach
Klaproth) = 40 Kieselerde, 28,50 Thonerde,
10 Talkerde, 3,50 Kalkerde, 16,50 Eisenkalk,
0,25 Braunsteinkalk. Fundort zumahl Böhmen,
aber auch Sachsen, Tyrol, Norwegen etc.

33. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat.
Engl. Garnet)

Aus dem Colombin- und Karmesinrothen
durchs Pechbraune ins Olivengrüne; eben so
verschiedene Grade der vollkommnern oder min-
dern Durchsichtigkeit; meist Glasglanz; musche-
liger Bruch; sowohl ungeformt als crystallisirt;
[Seite 562] letzteres in mancherley Form; doch meist als Do-
decaëder mit rautenförmigen Flächen (–tab. II.
fig. 13 –); auch wie der Leucit (–tab. II.
fig. 14. –).

Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol-
gende drey Arten des Granats; wovon ersterer
edler, die andern beyden aber gemeiner Granat
genannt werden.

1) Rother Granat, orientalischer Granat.

Meist von der gedachten rothen Farbe. Ge-
wicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth)
= 35,75 Kieselerde, 27,25 Thonerde, 36 Eisen-
kalk, 0,25 Braunsteinkalk. Findet sich vorzüg-
lich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf
(en cabochon) geschliffen.

2) Brauner Granat, Eisengranat.

Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter
andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch
beym Vesuvian vom Vesuv.

3) Grüner Granat, grüner Eisenstein

Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt (nach Wiegleb) = 36,45 Kieselerde,
30,83 Kalkerde, 28,75 Eisenkalk. Unter an-
dern rein auscrystallisirt in der Leucit-Form
(–tab. II. fig. 14. –) beym Vesuvian vom
Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thüringen
und Meisen, auch nebst dem braunen am
Spitzenberg am Harz.

II. Zircongeschlecht.

[Seite 563]

Die vom Hrn. Professor Klaproth entdeckte Zir-
con-Erde, von welcher dieß Fossilien-Ge-
schlecht den Nahmen hat, wird in Schwefel-
säure und im concentrirten Essig, aber nicht
in Laugensalzen aufgelöst. Sie gibt vor dem
Löthrohre mit Borax eine wasserhelle Perle,
und findet sich in zwey so genannten Edelstei-
nen, dem Zircon und dem Hyacinth.

1. Hyacinth. Lyncurium veterum?

Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig;
gewöhnlich rein auscrystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den
Kanten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind
(–tab. II. fig. 20. –)*). Gewicht = 3687.
Gehalt (nach Klaproth) = 70 Zirconerde, 25
Kieselerde. Fundort vorzüglich Ceilan**).

[Seite 564]

2. Zircon, Sargon.

Meist von blassen Farben, zumahl ins Gelb-
liche, Blauliche; selten lichtbraun etc.; durchsich-
tig; von einem eigenen, fast metallischen, doch
etwas fettigen Glanze; crystallisirt in vierseitigen
Säulen, die mit vier auf den Seiten aufsitzenden
Flächen zugespitzt sind (–tab. II. fig. 7. –);
sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche wer-
den stark vom Magnet angezogen. Gehalt (nach
Klaproth) = 69 Zirconerde, 26,50 Kieselerde,
0,50 Eisenkalk. Fundort Ceilan und Norwegen;
hier nähmlich bey Kongsberg in einem aus
opalisirenden Feldspath und Hornblende gemeng-
ten Halbgranit.


III. Yttergeschlecht.

Die zuerst von Hrn. Gadolin entdeckte
Yttererde (terra Yttria) unterscheidet sich von
der Glücin- und Thonerde, mit welchen sie
sonst in manchen Eigenschaften überein kommt,
unter andern durch ihre Unauflösbarkeit in den
ätzenden festen Laugensalzen.

1. Ytterit, Gadolinit.

Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmusche-
liger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den
Magnet. Gewicht = 4237. Gehalt (nach Klap-
roth) = 59,75 Yttererde, 21,25 Kieselerde, 17,50
Eisenkalk, 0,50 Thonerde, 0,50 Wasser. Bricht
[Seite 565] bis jetzt nur in sehr geringer Menge in rothen
Feldspath zu Ytterby in Roslagen in Schweden,
von welchem Fundorte das Fossil auch seinen
Nahmen erhalten.


IV. Glücingeschlecht.

Die von Hrn. Vauquelin entdeckte Glü-
cinerde (Süßerde) unterscheidet sich von der
Thonerde, mit welcher sie manche Eigenschaften
gemein hat, schon dadurch, daß sie mit der
Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht;
und hat ihren Nahmen von der Eigenheit, daß
sie mit Säuren süße und leicht zusammen-
ziehende Salze bildet.

1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine.)

Berggrün in mancherley Schattirungen, einer-
seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins
Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch musche-
lig; Querbruch blätterig; in sechsseitige Säulen
von mancherley Valietät crystallisirt. Gewicht
= 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16 Glü-
cinerde, 69 Kieselerde, 13 Thonerde, 0,5 Kalk-
erde, 1 Eisenkalk. Fundort vorzüglichst auf dem
Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal,
und eine gemeine grünlichgraue etc. fast undurch-
sichtige Abart in großen Säulen bey Chante-
loupe in Haute-Vienne*).

[Seite 566]

2. Smaragd.

Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah-
men: seine Crystallisation ist eine sechsseitige
Säule (–tab. II. fig. 10. –) in mancherley
Abänderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach
Vauquelin) = 13 Glücinerde, 64,60 Kieselerde,
14 Thonerde, 2,50 Kalkerde, 3,50 Chromium-
kalk. Fundort vorzüglichst in Peru.


V. Thongeschlecht.

Die Thonerde (terra argillosa) heißt
auch Alaun-Erde (terra aluminosa, Fr. alu-
mine
), weil sie mit der Schwefelsäure den
Alaun bildet. Sie wird außerdem auch in der
Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst, und
aus der Auflösung durch Pottasche wieder ge-
fällt. Für sich ist sie im Feuer unschmelzbar,
verhärtet aber darin; und wird dabey (und
zwar nach Verhältniß des Grades der Hitze)
in einen kleinern Raum zusammen gezogen. –
Viele thonartige Fossilien geben, wenn sie an-
gehaucht werden, den eigenen Thongeruch von
sich. Die weichen kleben meist an der Zunge,
[Seite 567] und manche derselben saugen das Wasser ein,
und lassen sich darin erweichen.

In dieses Geschlecht gehören zuförderst –
so auffallend es auch auf den ersten Blick
scheinen muß – manche farbige Edelsteine,
(Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre
genaueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem
Thone bestehen, der auf eine unbegreifliche
Weise zu so ausnehmend harten, durchsichti-
gen, feurigen, edlen Steinalten verbunden
ist (§. 240. S. 537).

1. Chrysoberyll. Cymophane.

Meist aus dem Weingelben ins Spargel-
grüne opalisirt ins Blaue; durchsichtig glas-
glänzend; muscheliger Bruch; meist ungeformt
in Körnern. selten crystallisirt als achtseitige
Säule mit dergleichen Endspitze. Gewicht =
3710. Gehalt (nach Klaproth) = 71,50 Thon-
erde, 18 Kieselerde, 6 Kalkerde, 1,50 Eisen-
kalk. Fundort Brasilien.

2. Saphir. Télésie.

Meist blau in mancherley Abstufungen; bis
ins Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar wein-
gelb*), wozu vielleicht mancher so genannte
[Seite 568] ostindische Topas gehört*); eigentlich durch-
sichtig; zuweilen in etwas opalisirend; seine
Crystallisation als sechsseitige einfache oder dop-
pelte Pyramide (–tab. II fig. 18. –); und
theils von concentrischem Gefüge, wie der Leucit
oder mancher rothe Granat**). Ist der här-
teste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht
= 4000. Gehalt (nach Klaproth) = 98,50
Thonerde, 1 Eisenkalk, 0,50 Kalkerde. Findet
sich wohl bloß als Gerölle; zumahl auf Ceilan.

3. Rubin, Spinell.

Roth in mancherley Abstufungen; daher die
besondern Benennungen, da der ponceaurothe
Spinell genannt wird, der rosenrothe Balais,
der ins Hyacinthrothe fallende Kubicell etc.
zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins
Weiße etc.; seine Crystallisation mannigfaltig;
doch meist als doppelt vierseitige Pyramide
(–tab. II. fig. 5 –) oder als sechsseitige
Säule oder Tafel, in mancherley Abänderungen.
Mittel-Gewicht = 3700. Gehalt (nach Klap-
roth) = 74,50 Thonerde, 15,50 Kieselerde,
8,25 Talkerde, 0,75 Kalkerde, 1,50 Eisen-
kalk***). Fundort Ceilan, Pegu etc.

[Seite 569]

4. Topas.

Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber
auch einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins
Meergrüne, Blauliche etc.; der Längenbruch mu-
schelig; der Querbruch blätterig. Meist crystal-
lisirt, und zwar gewöhnlich als vier- oder acht-
seitige Säule, die beym brasilischen mit vier,
acht oder auch sechs Flächen zugespitzt (–tab. II.
fig. 16. –), beym Sächsischen aber mehrentheils
mit einer sechsseitigen Fläche abgestumpst ist
(–tab. II. fig. 9 –). Gewicht des brasilischen
= 3515 L. Gehalt (nach Vauquelin) = 68
Thonerde, 31 Kieselerde. Dieser zeigt auch die
Elektricität des Turmalins Fundorte, in Europa
zumahl bey Auerbach im Voigtlande auf dem
Schneckenstein, in einem eigenen, merkwürdigen
Muttergestein (dem Topasfels); in Asien vor-
züglich bey Mukla in Natolien und am Ural in
Sibirien; in America in Brasilien.

5. Schörl und Turmalin.

In drey Hauptfarben, schwarz, braun und
grün; theils Glasglanz, theils Fettglanz; meist
muscheliger Bruch. Theils als Gerölle, meist
aber in drey- oder sechs- oder neunseitigen der
Länge nach gestreiften Säulen, mit dreyseitiger
kurzer Endspitze (–tab. II. fig. 12. –).
Manche Abarten von allen drey Farben zeigen
die sonderbare Electricität, daß sie, wenn sie
nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt
sind, Asche etc. anziehen und abstoßen, und diese
heißen Turmaline*).

[Seite 570]

1) Schwarzer Schörl und Turmalin.

Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils
in dünnen Splittern braun oder grün durchschei-
nend. Hat glasartigen Bruch. Meist in langen
Säulen (Stangenschörl), theils nadelförmig;
theils in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl).
Bricht sowohl im Granit, als in manchen Gang-
gebirgsarten, zumahl im Gneis, Schneidestein etc.
Topasfels etc. Fast in allen Welttheilen; nah-
mentlich in Tyrol, Grönland, auf Mada-
gascar etc.

2) Brauner Turmalin.

Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey
durchfallendem fast colophoniumbraun, durchsich-
tig; auch wie der schwarze theils in langen
Säulen (so z.B. auf den Pyrenäen), theils in
Graupen (z.B. auf Ceilan). Gehalt (nach
Bergmann) = 39 Thonerde, 37 Kieselerde,
15 Kalkerde, 9 Eisenkalk.

3) Grüner Turmalin, Peridot.

Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue;
durchsichtig; die Säulen meist tief gefurcht.
Gewicht = 3000. Gehalt (nach Bergmann)
= 50 Thonerde, 34 Kieselerde, 11 Kalkerde,
5 Eisenkalk. Fundort Brasilien.

6. Hornblende. Amphibole.

Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig
[Seite 571] durchscheinend; meist blätteriger Bruch; gibt
grünlichgrauen Strich. Gewicht = von 3600
bis 3900. Gibt, wenn sie angehaucht wird, den
eigenen Thongeruch von sich.

Als besondere Arten verdienen angemerkt zu
werden:

1) Gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée
).

Theils stralig, büschelförmig etc. Eins der
weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem
Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile
vielen Aftergranits ausmacht; sich aber auch
theils in Flözgebirgen von neuerer Entstehung
findet*).

2) Hornblendeschiefer.

Meist mit kurzen durcheinander laufenden strah-
ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.

3) Basaltische Hornblende.

Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säu-
len, die theils tafelartig, und mit zwey oder
drey Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind.
Meist eingewachsen in Basalt und Tuffwacke;
auch eingemengt in Laven.

[Seite 572]

7. Chiastolith.

Weiß, und gelblich- oder grünlich grau, in
langen dünnen vierseitigen Säulen, die im Quer-
bruch in der Mitte einen schwarzen viereckten
Fleck bilden, der von seinen Ecken nach den Kan-
ten der Säule ausläuft. Das sonderbare Fossil
hat Fettglanz, feinsplittrigen Bruch, ist weich,
und in Thonschiefer eingewachsen. Gewicht =
2927. Fundort zumahl Bretagne und Gefrees
im Bayreutschen.

8. Schillerstein, Schillerspath*).

Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich
durchscheinend; von metallischem, schillerndem
Glanze; geradblätterig; weich. Gehalt (nach
Gmelin) = 17,9 Thonerde, 43,7 Kieselerde,
11,2 Talkerde, 23,7 Eisenkalk. Fundort im
harzburger Forst am Harz, in einem grünlich
schwarzen, dem Serpentinstein ähnelnden Mut-
tergestein.

[Seite 573]

9. Glimmer. Mica.

Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder we-
niger durchscheinend; meist geradeblätterig, selten,
krummblätterig (wie z.B. Mica hemisphaerica
Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z.B.
das russische Frauenglas [(Russ. Slud*)]; die
Blätter elastisch biegsam; meist ungeformt, theils
aber crystallisirt und dieß gewöhnlich in sechs-
seitigen Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt (nach
Bergmann) = 46 Thonerde, 40 Kieselerde, 5
Talkerde, 9 Eisenkalk. Auch eins der primitiv-
sten und allgemeinst verbreiteten Fossilien in un-
serer Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von
Gebirgen (§. 227-230).

10. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu.)

Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche etc.;
an den Kanten durchscheinend; schimmernd, von
fast metallischem Glanze; unebnem, kleinschup-
pigem, fast glimmerigem Bruche; halbhart.
Gehalt (nach Klaproth) = 38,25 Thonerde,
54,50 Kieselerde, 4 Pottasche, 2,50 Wasser,
0,75 Braunstein- und Eisenkalk. Fundort bey
Rozena in Mähren, in einer gemengten Gebirgs-
art von Feldspath und großen Quarzbrocken.

[Seite 574]

11. Kryolith, flußsaurer Thon.

Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend;
den dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht =
2957. Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre zu
milchweißen Kügelchen. Gebalt (nach Klap-
roth) = 24 Thonerde, 40 Flußsäure, 36 Soda.
Fundort Grönland.

12. Honigstein. Mellite.

Meist honiggelb; durchscheinend; glasglänzend;
sehr spröde; klein muscheliger Bruch; immer cry-
stallisirt, als doppelt vierseitige Pyramide. Ge-
wicht = 1666. Gehalt (nach Kläproth) = 16
Thonerde, 46 einer eigenen (den vegetabilischen
ähnelnden) Säure, 38 Wasser; bricht (theils
zwischen natürlichem Schwefel) in bituminösem
Holz und dergleichen Holzerde, bey Artern im
Mansfeldischen.

13. Demantspath und Corund.*)

Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün,
selten ins Haarbraune; wenig durchschei-
nend; von so genanntem Demant-Glanz, und
spathartigem Gefüge; crystallisirt in sechsseitigen
(zuweilen etwas conisch zulaufenden) kurzen
Säulen. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesi-
schen als hindostanischen, = 3911 L. Gehalt
des letztern (nach Klaproth) = 89,50 Thonerde,
5,50 Kieselerde, 1,25 Eisenkalk. Fundort
Coromandel und Schina, im Granit. Gebrauch
in jeden Ländern zum Schneiden und Poliren der
Edelsteine und des Stahls.**)

[Seite 575]

14. Feldspath (Fr. Spath étincelant, Engl.
Field-spar.)

Von mancherley, doch meist blaffern Farben;
weist nur wenig durchscheinend; weist wahres
Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschie-
dentlich crystallisirt; häufigst als Bestandtheil
gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Fos-
silien (z.B. mit Quarz oder Hornblende) innig
gemengt.

Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:

1) Dichter Feldspath.

D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der
Art ist z.B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen
Serpentina verde antico.

2) Gemeiner Feldspath.

Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch
theils auch in andern und selbst hohen Farben,
z.B. smaragdgrün mit mattem Perlenmut-
terglanz im so genannten Amazonenstein aus
dem Catharinburgischen; mit deutlichen Spath-
gefüge; häufig crystallisirt, zumahl in sechs-
seitigen (einfachen oder zu Zwillingscrystallen
verbundenen) Tafeln mit zugeschärften oder zuge-
spitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseiti-
gen Säulen etc. Manche Abarten verwittern
leicht (zu Porcellanthon). Gewicht des smaragd-
grünen sibirischen = 2573 L. Und der Gehalt
des nähmlichen (nach Vauquelin) = 65 Kiesel-
erde, 17 Thonerde, 3 Kalkerde, 13 Potasche.
Ueberhaupt aber ist der gemeine Feldspath wie-
derum eine der uranfänglichsten Fossilienarten
unseres Erdkörpers, als Hauptgemengtheil des
[Seite 576] Granits, wo er in manchen Abarten den bey
weitem vorwaltenden Theil ausmacht*).

3) Glasiger Feldspath.

Theils farbenlos;wasserhell; theils weiß;
glasglänzend; theils ungeformt (so z.B. einge-
wachsen in manchen hieländischen Basalt);
theils säulen- oder tafelförmig crystallisirt (so
z.B. in ersterer Form im Granit vom Drachen-
fels am Rhein, in letzterer am Vesuv).

Vermuthlich gehört auch dahin der so genannte
weiße Tafelschörl aus Dauphiné.

4) Adular, Mondstein.

Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän-
zend; opalisirend; seine Crystallisation meist wie
am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561.
Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard
(theils in großen Crystallen), und der eigentliche
Mondstein als Gerölle auf Ceilan**).

5) Labradorstein.

Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber
bey auffallendem Lichte in mancherley, theils
[Seite 577] hohe Farben schillernd, theils mit Messing- oder
Tombackglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692.
Fundort vorzüglichst auf Labrador (als Gerölle)
und in Ingermannland.

15. (so genannte) reine Thonerde.

Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfärbend;
mager anzufühlen; meist in kleinen Nieren.
Gewicht = 1669. Vorzüglich rein bey Halle.
Hält doch außer der Thonerde auch kohlensaure
Kalkerde und Kieselerde. Doch von letzterer
ohne Vergleich weniger als die nächstfolgenden
Thonarten.

16. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.

Weißlich, in allerhand blasse Farben überge-
hend; mager; sanft anzufühlen; von verschiede-
nem Zusammenhange. Gehalt verschieden; doch
gewöhnlich nur ungefähr 1/4 Thon-Erde zu 3/4 Kiesel-
erde. Fundort in vielen Ländern von Europa
und Asien. Ist wenigstens großentheils aus ver-
wittertem Feldspath entstanden.

17. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben
durch mancherley Uebergänge in andere; matt;
weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon.

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt
sich im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt
mannigfaltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und
der davon abhängenden vielfachen Brauchbar-
[Seite 578] keit, z.B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut,
so vielartiger anderer Töpferwaare*), Tabacks-
pfeifen, türkischen Pfeifenköpfen (u.a. vulgo so
genannten terrae sigillatae-Waaren), Schmelz-
tiegeln, Ziegeln auch zum Walken schlechter
Tücher, zum Raffinirten des Zuckers etc. Findet
sich meist in aufgeschwemmtem Lande, nahe
unter der Dammerde.


2) Verhärteter Thon.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Ge-
genden als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hän-
[Seite 579] gen stark an der Zunge*); oft mit Kräuterab-
drücken (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher
Gefährte der eigentlichen Steinkohlen. Ueber-
gänge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.

Wenn er mit Erdharz durchdrungen ist, heißt
er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schiftus
carbonarius
; dieser brennt mit Harzgeruch und
wird dabey heller. Kann auch selbst sehr gut zu
mancher Aert von Feuerung gebraucht werden.

18. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam.)

Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er-
weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk,
daher er mit Säuern braußt, und theils leicht
im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort
in aufgeschlemmtem Lande.

19. Bolus, [der Mineralogen**)], lemnische
Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s.
sigillata
.

Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe;
matt; fettig; muscheliger Bruch; glänzender
Strich; weich; hängt stark an der Zunge; zer-
fällt im Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und
Geräusch, gibt angehaucht den Thongeruch.
[Seite 580] Fundort vorzüglich auf der Insel Stalimene
(Lemnos).

20. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl.
Fuller's Earth.)

Meist leberbraun, aber auch in andern Far-
ben; theils streifig, oder fleckig; matter, erdi-
ger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden
Strich, und Thongeruch; saugt leicht Fett ein;
daher ihre wichtige Benutzung. Gehalt (nach
Bergmann) = 25 Thonerde, 51,8 Kieselerde,
3,3 Kalkerde, nur 0,7 Talkerde, 3,7 Eisenkalk,
15,5 Wasser. Fundort der vorzüglichsten in
Hampshire.

21. Bergseife.

Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß
mit grauen und leberbraunen Adern; seifenartiger
Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark an
der Zunge, und läßt sich spähneln. Fundort
zumahl bey Medziana Gora in Polen.

22. Cimolit.

Graulich weiß, theils röthlich; erdig; weich;
zähe; läßt sich spähneln; gibt glänzenden Strich;
klebt an der Zunge; fällt im Wasser blätterig aus-
einander; Gewicht = 2000; Gehalt (nach Klap-
roth) = 23 Thonerde, 63 Kieselerde, 1,25
Eisenkalk, 12 Wasser. Fundort zumahl auf der
Insel Argentiera (Cimolo).

23. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone-
marrow
.)

Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu
allen drey Grundfarben; theils streifig, oder
[Seite 581] marmorirt (so z.B. die meist veilchenblaue so
genannte Wundererde von Planitz bey Zwickau)
von sehr verschiedener Festigkeit; vom zerreibli-
chen bis zum Halbharten*); letzteres mit musche-
ligem Bruche.

Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich
gesprenkelte armenische Bolus gehört hierher.

Besonders merkwürdig ist das vom H. Oberberg-
hauptmann von Trebra im tiefen Georgstollen
bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milch-
weiße Steinmark, welches mittelst eines Feder-
kiels einen phosphorescirenden Strich gibt.

24. Bildstein, schinesischer Speckstein.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche,
Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; Ge-
wicht = 2600; ähnelt überhaupt im Aeußern
dem eigentlichen Specksteine; hält aber keine
Talkerde, sondern (nach Klaproth) = 36 Thon-
erde, 54 Kieselerde, 0,75 Eisenkalk, 5,50 Was-
ser. Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu
mancherley kleinen Kunstsachen verarbeitet wird.

25. Röthel Rubrica. (Fr. crayon rouge,
Eng. red-chalk.)

Blutroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend;
meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. In-
nig gemengt mit rothem Eisenocker (doch nur in
wenigen pro Centen).

[Seite 582]

26. Gelberde.

Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfärbend;
weich; gibt starken Thongeruch. Fundort zu-
mahl in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.

27. Grünerde, grüne Kreide.

Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdiger
Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Ve-
rona); theils als Ueberzug in Drusenlöchern, im
Trapp und auf den darin liegenden Chalcedon-
und Zeolith-Nieren (so z.B. bey Ilfeld und
auf den Färöern).

28. Alaunthon.

Ganz in den nähmlichen drey Abartungen
wie der gemeine Thon, von dem er sich aber
unter andern auch meist schon durch einen süß-
licht zusammenziehenden Alaungeschmack aus-
zeichnet.

1) Alaunerde, Lebererz.

Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen-
der Strich; theile in ganzen Flözen.

2) Alaunstein.

Weiß, ins Gelbliche, Grauliche etc. (im Feuer
brennt er sich röthlich); theils an den Kanten
etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im
Wasser liegt) halbhart; theils abfärbend. Ge-
halt (nach Bergmann) =35 Thonerde, 2,2 Kie-
selerde, 43 Schwefel. Meist in ganzen Flözen;
Hauptfundort zu Tolfa im Kirchenstaat.

3) Alaunschiefer.

Graulich, theils ins Schwarze; bricht schei-
benförmig; theils gerade- theils krumm-blätte-
[Seite 583] rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt,
theils glänzend; hält häufig Schwefelkies einge-
mengt; bricht theils (– aber bey weiten nicht
ausschließlich –) in Ganggebirgen als Thon-
schiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu
unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar
in Flötzgebirgen mit Abdrücken von Versteinerun-
gen aus beyden organisirten Reichen; so z.B.
als Kräuterschiefer im Saarbrückischen; und als
Trilobitenschiefer bey Andrarum.

29. Thonschiefer, Layenstein, Wacke. Schi-
stus
. (Fr. Ardoise. Engl. Slate.)

Grau, in mancherley andere Farben über-
gehend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder
fleckig etc.; schimmernd, theils mit Seidenglanz;
von sehr verschiedener Feinheit des Korns; der
Bruch theils gerade, theils wellenförmig; die
Bruchstücke meist scheibenförmig; doch theils auch
nur in dicken und undeutlichen Ablosungen; selten
trapezoidisch; weich oder halbhart. Gibt grau-
lich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt aber
in endloser Mannigfaltigkeit von Abarten, die
theils von ihrem Gebrauch den Nahmen haben,
z.B. Probirstein (Irgl. pietra paragone, die
ein wahrer Thonschiefer ist –), Taselschiefer,
Dachschiefer etc. Auch mancherley Uebergänge
in Kieselschiefer, Glimmerschiefer etc. Haupt-
sächlich in Ganggebirgen. Doch auch theils in
Flözgebirgen (– so z.B. der glarner Tafel-
schiefer vom Blattenberge –).

Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer
oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr
weich; abfärbend.

[Seite 584]

30. Weßschiefer. (Fr. pierre à rasoir, Engl.
whet-stone.)

Meist grünlich- oder gelblich-grau; nur an
den Kanten wenig durchscheinend; schwachschim-
mernd; schieferiger Bruch; theils splitterig; halb-
hart bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in der
Levante, in Deutschland unter andern im Bay-
reuthschen.

31. Klingstein.

Grau in mancherley Schattirungen, zumahl
ins Grünliche; mattschimmmerd; an den Kanten
durchscheinend; von dickschiefertigem Gefüge; der
Bruch grobsplitterig; halbhart; zähe; Gewicht =
2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23,50 Thon-
erde, 57,25 Kieselerde, 2,75 Kalkerde, 3,25
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 8,10 Soda, 3
Wasser. Hat den Nahmen vom Klange den dünne
Scheiben beym Anschlagen von sich geben; macht
die gewöhnliche Grundmasse des Porphyrschiefere.
Fundort unter andern in Böhmen und Lausitz.

32. Trapp, Wacke. Saxum trapezium Linn.
Corneus trapezius Waller.

Meist gräulichschwarz, aber auch ins Grün-
liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; matter
feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; ungeformt;
Härte und Gewicht verschieden. Macht oft die
Grundmasse einer porphyrähnlichen gemengten
Gebirgsart aus, da er andere Fossilien einge-
mengt enthält, z.B. basaltische Hornblende,
Glimmer, Zeolith, Chalcedon, Kalkspathnieren etc.
Dahin gehört also z.B. der Mandelstein von
Ilfeld; der Perlstein von Lerbach am Harz,
der Toadstone von Derbyshire. Uebergang in
[Seite 585] Basalt etc. Eine durch die entferntesten Welt-
gegenden verbreitete Gebirgsart; findet sich z.B.
nördlich bis Island, Kamtschatka etc. und so auch
fast im äußersten von Europäern besuchten Sü-
den auf Kerguelen-Land.

Als besondere Abarten verdienen angemerkt zu
werden:

a. Variolit.

Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaßberg-
grünen Nierchen, die dem Stein ein pockenar-
tiges Ansehen geben. Fundort zumahl im Bay-
reuthischen und als Gerölle in der Durance bey
Briançon.

b. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom
Vesuv.

Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer
oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen
Kalkspathkörnern. Scheint das Urgestein zu vie-
len vesuvischen Laven, denen sie insgemein (aber
irrig) selbst beygezählt wird.

33. Basalt, Betlstein.

Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blau-
liche und theils auch ins Grünliche; von sehr
ungleichem Korn; mehr oder weniger dicht;
theils in unebenen schieferigen Ablosungen, theils
wie aus runden Körnern zusammengebacken etc.
Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder säu-
lenförmig [(– aber nicht crystallisirt – s. oben
S. 535. not. *)]. Diese Säulen, von drey bis
neun Seiten, stehen theils zu tausenden dicht an-
einander; meist schräg, wie angelehnt, theils
aber auch aufrecht; theils gebogen; theils gar
[Seite 586] aufs regelmäßigste gegliedert*); und diese Glie-
der zuweilen durch Verwitterung kugelicht abge-
rundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte,
specifischem Gewicht etc., wirkt theils sehr stark auf
den Magnet. Gehalt eines Böhmischen Säu-
lenbasalts (nach Klaproth) = 16,75 Thonerde,
44,50 Kieselerde, 6,50 Kalkerde, 2,25 Talk-
erde, 20 Eisenkalk, 0,12 Braunsteinkalk, 2,60
Soda, 2 Wasser. Hält gemeinglich eine oder
mehrere Gattungen von mancherley andern Fos-
silien eingemengt, zumahl Olivin, Augit, Glim-
mer, Feldspath, Zeolith, basaltische Hornblende etc.
Mancher ist mit gemeiner Hornblende wie in-
nig gemengt, und zeigt dann ein splitteriges,
theils schuppiges Korn (dahin gehört mancher
so genannte Grünstein). Uebergänge zumahl
in Trapp, Tuffwacke und Lava; auch theils in
manche aus Hornblende und Feldspath innig ge-
mengte Gebirgsart**). Gemeiniglich in ein-
[Seite 587] zelnen Berger (Kuppen); die aber in theils Ge-
genden ganze Züge wachen.

Beydes Basalt und Trapp, die zu den weitest
verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören,
werden leicht vom Feuer angegriffen; und da
sich nun seit der Schöpfung unsers Planeten so
mancherley unterirdische Selbstentzündungen in
seiner Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie
dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf jene
beyden so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt, und
diese dadurch hin und wieder die unverkennbarsten
Spuren dieser im Feuer erlittenen Veränderung
erhalten haben.

34. Tuffwacke (Ital. Tufa).

Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils
Rothbraune amp;c; erdiger Bruch; verschiedene Fe-
stigkeit; leicht; meist unverkennbar vulcanischen
Ursprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fund-
ort bey Vulcanen und ehemaligen Erdbränden.

Ueberhaupt lassen sich die mancherley Verschie-
denheiten desselben unter folgende zwey, freylich
theils in einander übergehende, Hauptarten bringen:

1) Schwammige Tuffwacke.

Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder dich-
terem Gefüge, und mehrerer oder minderer Fe-
stigkeit.

Zu der lockerern Abart gehört z.B. der roth-
braune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeji
großentheils erbaut war; und der mit basaltischer
Hornblende, der in der Gegend von Andernach
die Mittellage zwischen dem Traß und dem so
genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.

[Seite 588]

Zur dichteren hingegen das aschgraue vielen
Feldspath haltende Peperino der Phlegräischen
Felder, und die mehreste der besonders mit Oli-
vin gemengten Tufflwacke vom Habichtswalde
ohnweit Cassel.

2) Erdige Tuffwacke.

Dahin gehören nahmentlich folgende zwey,
wegen ihrer Brauchbarkeit zum Waßerbau, beson-
ders merkwürdige Abarten:

a. Puzzolana. Puluis puteolanus Vitruv.
Thermantide cimentaire.

Aschgrau; theils staubartig, theils aber in
Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint
auch das Haupt-Ingrediens zu H. Faxe's Stein-
papier zu seyn.

b. Traß, Tarras.

Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken;
auch zuweilen Aeste oder kleine Stämme von
verkohltem Holze*). Fundort zumahl bey Ander-
nach am Rhein.

35. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.

Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst-
entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an-
gegriffenen, theils geschmolzenen, theils ver-
glaßten Fossilen, zumahl basaltischen Ursprungs;
wodurch in den Vulcanen die Laven, in andern
Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**).

[Seite 589]

Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins
Grane, Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten
Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem
Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der
Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und
des Grades und der anhaltenden Dauer des
Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven
enthalten, so wie der Basalt und die Tuffwacke,
oft basaltische Hornblende, Olivin, Leuzit etc.
eingeschlossen.

Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey
Hauptarten bringen:

1) Schlackenartige Laven.

Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem
Bruche mattglänzend; schwer; auf mancherley
Weise geflossen, getropft, ästig*).

Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist
nahmentlich der so genannte Rhemlandische
Mühlstein aus der Gegend von Andernach zu
werken.

3) Glasartige Laven.

Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glasglän-
zend; mit muscheligem Bruch; manche ähneln
dem Obsidian, andre dem Pechstein. Fundort
zumahl auf den liparischen Inseln, auf den neu
entstandenen vulcanischen bey Santorini, auf
der Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf
der Oster-Insel in der Süd-See etc.

VI. Talkgeschlecht.

[Seite 590]

Die Talkerde, deren auszeichnende Ei-
genschaften zuerst von H. Prof. Black genau be-
stimmt worden, heißt auch Bittererde (terra
magnesialis
), weil aus ihrer Verbindung mit
der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und
terra muriatica, weil sie häufig aus der
Muttersole (muria) gewonnen wird, die nach
der Crystallisation des Kochsalzes zurück bleibt.
Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auflö-
sungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht
in Säuren auf, und theilt denselben einen bit-
teren Geschmack mit. Blaue Pflanzensäfte
färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer
kommt großentheils mit der Thonerde ihrem
überein.

Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge-
schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die
grüne Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich
fettig an. Die mehresten finden sich ungeformt,
und bloß in Ganggebirgen, daher sie nie Ver-
steinerungen enthalten.

1. Chlorit.

Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig; matt-
schimmernd; theils schuppig; weich; gibt ange-
haucht den Thongeruch von sich.

Diese Gattung begreift folgende drey Arten:

[Seite 591]

1) Chloriterde, Sammeterde.

Locker zusammen gebacken, oder staubig;
schimmernd; nicht abfärbend; mager anzufüh-
len. Gehalt (nach Vauquelin) = 8 Talkerde,
26 Kieselerde, 18,50 Thonerde, 43 Eisenkalk.
Findet sich zumahl zwischen und im Bergcrystall,
vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.

2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chloriterde.

Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätte-
rigem oder krummschieferigem Bruch. Meist als
Ueberzug über mancherley crystallisirte Fossilien,
z.B. über Granaten, Bitterspath, Bergcrystall,
magnetischem Eisenstein etc.

3) Chloritschiefer.

Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig;
gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten,
Stangenschörl etc. eingewachsen. Uebergang in
Thonschiefer, Talkschiefer etc. Fundort zumahl
in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.

Mancher so genannte Schneidestein gehört
hieher, mancher hingegen zur nächstfolgenden
Gattung, und wiederum mancher zum Talk-
schiefer.

2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein. La-
pis ollaris
, s. lebetum, s. Comensis.

Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger
Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzufüh-
len; fast blätteriges Gefüge; weich. Gewicht
(eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See)
= 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54
Talkerde, 38,12 Kieselerde, 6,66 Thonerde,
12,2 Eisenkalk. Fundort zumahl Graubünden
[Seite 592] in Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kesseln,
Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu
Schleudersteinen; wo auch eine weichere zer-
reibliche Abart von den dasigen Insulanern häu-
fig und zu ganzen Pfunden gegessen wird.

Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist
spröder, und wird in dicke Platten zu unver-
gänglichen Stubenöfen gehauen.

3. Talk.

Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig
durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.

Davon folgende drey Arten:

1) Erdiger Talk.

Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusam-
mengebacken, und dann leicht zerreiblich; ab-
färbend. Fundort unter andern in Grönland.

2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.

In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist Perlmutterglänzend; krummblätterig; bieg-
sam. Gewicht = 2780. Gehalt (nach Kirwan)
= 45 Talkerde. 50 Kieselerde, 5 Thonerde.
Uebergang in Topfstein etc.

3) Talkschiefer.

Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig;
oft nur eingesprengten Schwefelkies. Uebergang
in Chloritschiefer.

4. Meerschaum. Spuma marina. Leuca-
phrum
. (Fr. Ecume de mer, Türk. Kefekil
oder Killkeffi, d.h. Schaum-Thon oder leich-
ter Thon.)

[Seite 593]

Meist bloß isabellgelb; matter feinerdiger
Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich;
ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt (nach
Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kieselerde,
25 Wasser, 5 Kohlensäure. Hauptfundort Kiltschik
(d.h. Thonort) bey Konie in Anatolien.*)

5. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard.)

In mancherley, meist blassen Farben; theils
marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen;
an den Kanten wenig durchscheinend; von mat-
tem Fettglanz; fettig anzufühlen; stumpfspitte-
riger Bruch; meist ungeformt; der bayreuther
selten in kleinen Crystalle, und dann meist in
sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (–
tab. 11. fig. 19. –); auch rhomboidal etc. weich
in verschiedenem Grade, verhärtet aber im
Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt**).
Gewicht eines bayreuther = 2614. Gehalt
(nach Klaproth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kie-
selerde, 2,50 Eisentalk, 5,50 Wasser.

Zu den weichern Abarten gehört die spanische
und Briançoner-Kreide.

6. Serpentinstein. Smectis. (Engl. soap-rock.)

Theils milchweiß und an den Kanten durch-
scheinend, theils gelblich, schwärzlichgrau etc.
[Seite 594] seifenartig anzufühlen; theils blätterig; leicht
mit dem Nagel zu schaben. Gehalt (nach Klap-
roth) = 20,50 Talkerde, 48 Kieselerde, 14
Thonerde, 1 Eisenkalk, 15,50 Wasser. Fund-
ort in Cornwall. Gebrauch besonders zum Engli-
schen Steingut (Staffordshire-ware).

7. Serpentin. (Ital. Gabbro).

In mancherley meist schwarz- oder graulich-
grünen Farben, theils ins Dunkelrothe etc.;
geadert, marmorirt, fleckig etc.; meist nur an
den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fettig
anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-Ge-
wicht = 2700. Gehalt (nach Kirwan) = 23
Talkerde, 45 Kieselerde, 18 Thonerde, 3 Eisen-
kalk, 12. Wasser*). Hält zuweilen rothe Grana-
ten eingemengt Fundort zumahl Zöblitz im
Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland etc.

Besonders merkwürdig ist der vom Hrn. Ober-
bergrath von Humboldt am Fichtenberg entdeckte
Serpentinfels, wovon manche Stüche selbst in
den kleinsten Fragmenten auffallende Polarität zeigen.

Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine
(dem Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne
Abart, die durchscheinend und etwas härter ist
als der gemeine, und sich auch in manchen
italiänischen Marmorarten eingemengt findet,
nahmentlich in einer Art von so genanntem verde
antico
und im Polzevera.

8. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)

Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen, ei-
nerseits ins Lichtberggrüne anderseits ins Schwarz-
[Seite 595] grüne (so besonders der unter dem Nahmen der
pietra d'Egitto bekannte schöne antike ägypti-
sche, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr oder
weniger durchscheinend; fettglänzend; splitteriger
Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der
Punammustein, Beilstein. Lauchgrün in man-
cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl
Funken. Gewicht = 3007 L. Fundort zumahl
auf Tavai-Punamma (der südlichen von den
beyden neu-seeländischen Inseln) woselbst unsere
dasigen Antipoden ihre Hacken, Meisel, Ohrge-
hänge etc. (aber keine Beile) daraus verfertigen.

9. Chrysolith, Peridot.

Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglän-
zend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längs-
gestreift; crystallisirt in breiten viereckigen Säu-
len, mit abgestumpften Seitenkanten und meist
sechsseitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht =
3375. Gehalt (nach Klaproth) = 43,50 Talk-
erde, 39 Kieselerde, 19 Eisenkalk. Fundort nicht
genau bekannt; vermuthlich in den türkischen
Morgenländern.

10. Olivin, basaltischer Chrysolith.

Olivengrün, in mancherley Abstufungen (ver-
wittert wird er ochergelb); durchscheinend; glas-
glänzend; muscheliger, theils blätteriger Bruch;
rissig; eingesprengt in Trapp; Basalt und Tuff-
wacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap-
roth) = 38,50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0,25
Kalkerde, 12,50 Eisenkalk. Ihm ähnelt, so-
wohl den äußern Kennzeichen als dem Gehalte
nach, das merkwürdige Fossil, welches die
[Seite 596] Blasenräume der berühmten von Hrn. Pallas
1772 am Ienisei wiedergefundenen großen Ei-
senmasse füllt*), und (nach Howard) = 27
Talkerde, 54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und 1
Nickelkalk hält**).

[Seite 597]

11. Asbest.

Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt;
von faserigem oder blätterigem Gefüge.

Man unterscheidet folgende vier Arten:

1) Amianth, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.

Meist grünlich weiß; wenig durchscheinend;
starkschimmerd, theils mit Seidenglanz; in zar-
ten theils spannenlangen Fasern; elastisch biegsam.
Gehalt eines schwedischen (nach Bergmann) =
17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9 Kalkerde,
2,7 Thonerde, 2,2 Eisenkalk. Fundort unter
andern in Graubünden, auf Corsica, und beson-
ders häufig in Schina, wo man sich seiner ge-
wöhnlich zu Lampendochten bedient.

2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.

Meist ins Lauchgrüne; wenig durchschneinend;
glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken;
unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48,45
Talkerde, 46,66 Kieselerde, 4,79 Eisenkalk,
Bricht oft in und bey Serpentinstein.*)

3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana
. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)

Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils
blätterig, theils dicht; der Bruch theils verwor-
ren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mit-
telgewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann)
= 26,1 Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7 Kalk-
erde. 2 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort unter
[Seite 598] andern in sehr großen Stücken im Olonez-
kischen.*)

4) Bergholz.

Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt
schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge;
weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam;
gibt glänzenden Strich. Das aus mancher Rück-
sicht noch sehr räthselhafte Fossil bricht bey
Sterzingen in Tyrol.

12. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.

Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast perlmuttergänzend;
der Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig;
meist ungeformt; theils crystallisirt in etwas
flachen vierseitigen Säulen; auf dem Querbruch
theils so hart, daß er am Stahl Funken gibt;
dagegen er sich im Längenbruch mit dem Nagel
zerreiben läßt. Gehalt (nach Struve) = 30,50
Talkerde, 51,50 Kieselerde, 5,50 Thonerde,
4 Kalkerde, 5 Eisenkalk. Fundort das Ziller-
thal im Salzburgischen, der St. Gotthard,
und Castilien.

13. Strahlstein. Actinote.

Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue;
mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.

In folgenden drey Arten:

1) Gemeiner Strahlstein, grüner Schörl
aus Dauphiné. (Schwed. Hornblenda.)

[Seite 599]

Von mancherley Grün; durchscheinend, glän-
zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils
gleichlaufend, theils divergirend strahlig; meist
crystallisirt in langen, breitgedruckten, theils
nadelförmigen vier- oder sechsseitigen Säulen;
halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach
Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9,3
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 4 Eisenkalk. Fund-
ort vorzüglich schön vom höchsten Smaragdgrün
am Mont Blanc.

Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig gemengter Quarz sey, ist schon oben er-
innert. (S. 531)

2) Asbestartiger Strahlstein.

Grünlich, graulich etc. sehr wenig durchschei-
nend; mattschimmernd; meist divergirend faserig;
ungeformt; weich; etwas fettig anzufühlen.
Uebergang in Asbest. Fundort unter andern am
Fichtelberge.

3) Glasartiger Strahlstein, Glasamianth.

Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde.
Gehalt (nach Bergmann) = 12,7 Talkerde, 72
Kieselerde, 2 Thonerde, 6 Kalkerde, 7,3 Eisen-
kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.

14. Arendalit, Akanthikone.

Dunkellauchgrün; undurchsichtig; theils derb,
theils crystallisirt, und das in breiten sechsseiti-
gen Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flä-
chen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Cry-
stalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend;
Längenbruch blättrig; Querbruch muschelig.
Gewicht = 3640. Gehalt (nach Gmelin) =
[Seite 600] 17 Talkerde, 36,50 Thonerde, 20 Kieselerde,
11,34 Kalkerde, 15 Eisenkalk. Fundort in den
Eisengruben zu Arendal in Norwegen.

15. Baikalit.

Olivengrün in mancherley Abstufungen; wenig
durchscheinend; glasglänzend; der Längenbruch
blätterig mit einfachem Durchgang; der Quer-
bruch muschelig; meist crystallisirt als vierseitige
Säule mit abgeschärften Kanten; theils in sehr
großen Crystallen. Gewicht = 2200. Gehalt
(nach Lowitz) = 30 Talkerde, 44 Kieselerde, 20
Kalkerde, 6 Eisenkalk. Bricht zwischen Fel-
spath und großenblätterigem Glimmer an den Quel-
len der Sljudenka im S. W. des Baikals.

16. Tremolit. Grammatite.

Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges
theils blätteriges Gefüge; meist divergirend;
bricht meist in einem Muttergestein von weißem,
körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk.

In folgenden drey Arten (fast wie beym
Strahlstein):

1) Gemeiner Tremolit.

Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils
krummfaserig; meist ungeformt, theils aber cry-
stallisirt in sehr geschobenen vier- oder sechsseiti-
gen Säulen, meist mit Querrissen; selten stern-
förmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde,
60,50 Kieselerde, 23,25 Kalkerde. Mit der
Nadel im Finstern gekritzelt gibt er einen leuch-
tenden Strich. Fundort zumahl das Levantiner-
thal, am St. Gotthard.

[Seite 601]

2) Talkartiger Tremolit.

Ins Silberweiße; perlmuttergänzend; fast
undurchsichtig, theils blätterig; fettig anzufühlen;
silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt nicht
wie die vorige Art (aus deren Verwitterung sie
aber entstanden seyn mag). Fundort ebenfalls
am St. Gotthardsberge.

3) Glasartiger Tremolit.

Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchschei-
nend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch
aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde;
hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise.
Fundort unter andern auf Ceilan.*)

17. Boracit.

Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonder-
bare Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes
Product der hannöverischen Lande; und findet sich
selten farbenlos und wasserhell; meist weiß, theils
rauchgrau, und mehr oder weniger durchschei-
nend; frisch ist es glasglänzend; verwitternd
aber rauh und matt; bricht muschelig; immer
rein auscrystallisirt, eigentlich als Würfel mit
abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die
Flächen der letztern abwechselnd Sechsecke und
Dreyecke bilden, und so der ganze Crystall ge-
wöhnlich 26 Flächen hat. (–tab. II. fig. 3. –).
Frisch ist er hart. Gewicht = 2556. Gehalt
(nach Westrumb) = 13,50 Talkerde, 68 Bo-
[Seite 602] raxsäure, 11 Kalkerde*), 1 Thonerde, 2 Kie-
selerde, 0,75 Eisenkalk. Bey erhöherer Tempe-
ratur zeigt er die Elektricität des Turmalins,
aber mit vier Aren, deren jede von einer der
sechsseitigen stark abgestumpften Eckflächen nach
der gegenüberstehenden, schwachabgestumpften drey-
seitigen der gleichen Fläche liegt, und wovon
jenes Ende der Axe positive, und hingegen das
letztere negative Elektricität zeigt. Dieses in sei-
ner Art so einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst
sehr kleinen ebenfalls reinauscrystallisirten Rauch-
crystallen) im schuppigen Gypsstein des so ge-
nannten Kalkbergs bey Lüneburg.


VII. Kalkgeschlecht.

Die Kalk-Erde (der so genannte lebendige,
caustische, gebrannte oder ungelöschte Kalk) hat
brennenden Geschmack, erhitzt sich mit Wasser,
ist für sich nicht schmelzbar (aber sehr leicht
mit andern, zumahl mit Thon- und Kiesel-
erde); hat starke Anziehungskraft zur Koh-
lensäure; verbindet sich mit der Schwefel-
säure zu Gyps, mit der Spathsäure zu
Fluß etc.; und färbt blaue Pflanzensäfte grün.

Die hierher gehörigen Fossilien sind meist
nur halbhart, theils gar weich**); sie werden
[Seite 603] im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils
animalischen Ursprungs; und machen eins der
allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.

Die mancherley Gattungen dieses Ge-
schlechts werden am natürlichsten nach ihrer
Verbindung mit den verschieden Säuren
eingetheilt:

A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux
carbonatées
.

1. Kalkspath.

Theils wasserhell, meist aber weiß; selten far-
big; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän-
zend; hat rhomboidale Textur, und größere
klare Stücken davon zeigen ausfallend starke dop-
pelte Stralenbrechung*); daher denn der
Nahme Doppelspath, Spatum disdiaclasticum
(ehedem irrig so genannter isländischer Crystall,
Androdamas amp;c.); bricht theils ungeformt,
theils stalaktitisch; theils wie stängelich zusam-
mengehäuft; häufigst aber auch crystallisirt; zu-
mahl in sechsseitigen Säulen als so genannte
Canondrusen etc. (–tab. II. fig. 10. –) theils
verschiedentlich zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger
stumpfwinkeliger Spitze (–tab. II. fig. 11. –);
[Seite 604] oder in sechsseitigen Tafeln, die dann theils in
die Säule übergehen, oder in einfachen oder
doppelten dreyseitigen Pyramiden (–tab. II.
fig. 1.); letztere theils so platt niedrig, daß
sie Linsen bilden, als so genannter Nagelkopf-
spath etc., theils in Rhomben; theils in sechs-
seitigen Pyramiden, als so genannte Schweins-
zähne etc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach
Bergmann) = 55 Kalkerde, 34 Kohlensäure,
11 Wasser Uebergang in körnigen Kalkstein,
in Braunspath etc.

Hierher gehört auch der irrig so genannte cry-
stallisirte Sandstein Fr. grès crystallisé) von
Fontainebleau, Gelblichgrau; nur in Splittern
durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne
deutliches Spathgefüge; sondern mit splittrigem
Bruche; rhomboidal crystallisirt mit rauher
Außenfläche. Gewicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durch-
scheinend; von Glasglanz und blätterigem Bruch;
crystallisirt in sechsseitigen Säulen (–tab. II.
fig. 10.) häufig als Zwillingscrystal (Fr.
macle); theils wie aus mehreren kleinen stän-
gelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge
nach concentrisch. Gewicht = 2778. Hat den
Nahmen von seinem Fundort, wo er nesterweise
in ziegelrothen Gyps bricht.

3. Schieferspath.

Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei-
nend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch
blätterig ins Schiefrige; bloß ungeformt; weich;
[Seite 605] braust stark mit Säuren Gewicht = 2474.
Fundort besonders Schwarzenberg im Erzgebirge.

4. Braunspath. Magnesites. (Fr. Spath
perlé
).

Weiß, in mancherley, Farben übergehend, zu-
mahl ins Rhamgelbe, Braune, meist nur an
den Kanten durchscheinend; glasglänzend; mit blät-
terigem Bruch; und rhomboidalen meist sehr ge-
schobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils
aber crystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhom-
ben etc.; etwas härter als Kalkspath; braust
auch schwächer mit Säuren. Gewicht 2880 L.
Gehalt (nach Bergmann) = 50 kohlensaure
Kalkerde, 28 Braunsteinkalk, 22 Eisenkalk. Ueber-
gang einerseits in Kalkspath, anderseits in spä-
thigen Eisenstein.

5. Bitterspath, Rautenspath..

Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.;
durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben cry-
stallisirt; mit einem kalkartigen Ueberzug.
Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) =
52 kohlensaure Kalkerde, 45 Talkerde, 3 Eisen-
kalk. Fundort zumahl im Salzburgischen und
Steyermärkischen; meist im talkartigen Schnei-
destein.

Eine besondere Abart ist der spargelgrüne
stängeliche Bitterspath, auf der Außenfläche
in fast rechtwinkeligen Tetraëdern mit abge-
stumpften Seitenkanten drusig crystallisirt. Ge-
wicht = 2880 L. Gehalt (nach Klaproth) =
33 Kalkerde, 14,50 Talkerde, 2,50 Eisenkalk,
47,25 Kohlensäure, 2,75 Wasser etc. Fundort
bey Glücksbrunn im Meiningischen.

[Seite 606]

6. Kalksinter. Tofus calcareus.

Von mancherley Farben; doch an den mehre-
sten Orten nur weißlich; mehr oder weniger
durchscheinend; theils undurchsichtig; aus kalki-
gem Wasser abgesetzt*); der Bruch dicht, oder
faserig oder schalig; und hiernach also drey Arten:
die sich nahmentlich im Carlsbad in zahllosen
Spielarten der Farben, Zeichnungen etc. finden;
die ersten beyden unter dem gemeinschaftlichen
Nahmen des sasigen Sprudelsteine, die dritte
als Erbsenstein.

1) Dichter Kalksinter.

Von sehr ungleichem Korn, und Festigkeit;
theils marmorartig**) polirbar; theils aber auch
erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rück-
sicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein,
da er an die Wände der in Kalkgebirgen befind-
lichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cister-
nen etc. die kalkiges Wasser enthalten***), ab-
gesetzt wird; oder auch andere fremde Körper
überzieht; oder sich sonst in mancherley zufälligen
Gestalten (wie z.B. das Consetto di Tivoli)
anlegt; oder auch Klüfte und andere Zwischen-
räume dicht ausfüllt, wie z.B. im Knochenfels
[Seite 607] von Gibraltar, wo er die Osteolithen und Stein-
trümmer zusammencämentirt.

2) Faseriger Kalksinter.

Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem
Gefüge; gleichlaufend oder divergirend; der
frische Bruch meist schimmernd; häufig stalacti-
tisch als Tropfstein; theils in mancherley zu-
fälliger Gestalt, als so genannte Naturspiele.
Gehalt (nach Bergmann) = 64 Kalkerde, 34
Kohlensäure, 2 Wasser. Fundort zumahl in den
gedachten Berghöhlen: z.B. in der auf Anti-
paros, in der Baumannshöhle am Unterharz etc.

Dahin gehört auch der theils ausnehmend
schöne feinkörnige, polirbare alabastrites der
Alten. (Ital. alabastro antico, Fr. albâtre
calcaire
oder oriental.)

Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die
so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglän-
zendem Bruche mit krummlaufenden, theils wie
durcheinander gewirrten Fasern; und krummästiger
zackiger Gestalt. Fundort zumahl an den Seiten-
wänden der Schatzkammer des Arzberges zu
Eisenerz in Steyermark, beym Spatheisenstein.

3) Schaliger Kalksinter.

Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen;
theils als eine Art Rindenstein, meist krumm-
schalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber-
zug über Sandkörner; so z.B. die so genannten
Drageen von Radicoffani.

Von der Art ist vorzüglich der carls-
bader Erbsenstein, pisolithus, der sich großen-
theils in Massen zusammengebacken findet, theils
[Seite 608] polirbar ist, und nicht mit dem unten anzufüh-
renden Rogenstein verwechselt werden darf.

7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr, Berg-
zieger. Lac lunae, Morochthus.

Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort
unter andern nahmentlich im Mondloch am lu-
cerner Pilatusberge.

Eine besondere Abart ist die lockere Glanz-
erde oder Schaum Erde von Rubitz bey Gera,
die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und
einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet.
Lippert bediente sich ihrer zu seinen Abdrücken
von geschnittenen Steinen.

8. Kreide. Creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)

Feinerdig, weich, doch fester als die Mond-
milch: stark abfärbend; hängt stark an der
Zunge. Mittelgewicht = 2525. Hält auf 40
p. C. Kohlensäure. In ihr findet sich oft Feuer-
stein (s. oben S. 554.) und Versteinerungen von
Seethieren der Vorwelt; bildet theils ganze Flöz-
gebirge, zumahl an Seeküsten (daher Albion und
Creta oder Candia ihren Nahmen haben).

9. Kalkstein (und Marmor).

In mancherley Farben und Zeichnungen; meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un-
geformt; meist polirbar, da dann die feineren
Sorten Marmor genannt werden.

Begreift besonders nach Verschiedenheit des
Korns folgende zwey Hauptarten:

[Seite 609]

1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor,
Glanzmarmor.

Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder
doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht
marmorirt); wenigstens an den Kanten durch-
scheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils
wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden,
theils schuppig etc. Daher Uebergänge einerseits
in den umgeformten Kalkspath, anderseits in den
dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Verstei-
nerungen; aber der carrarische (marmor Lunense)
zuweilen wasserhelle Bergcrystalle. Gebrauch zu
Bildhauerey und Baukunst; zumahl die herrlichen
Sorten von bianco antico und unter diesen vor
allen der berühmte Pentelische und der Paro
antico
, durchscheinend wie gebleichtes Wachs;
das Gewicht desselben = 2837.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der
graulich- oder gelblichweiße Sandmarmor am
Vesuv etc. zumahl aber im Levantinerthal am St.
Gotthard, wo er das Muttergestein des dasigen
Tremolits ausmacht, und in nicht zu dicken Ta-
feln biegsam ist. Er löst sich schwer in Säuren
auf, und gibt, im Finstern geschlagen, phospho-
risches Licht.

2) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger,
polirbarer Marmor sowohl fast in allen ein-
fachen Farben, als auf die vielartigste Weise
bunt, marmorirt, geadert etc. in endloses Man-
nigfaltigkeit. So z.B. vom einfarbigen die
vorzüglichen antiken Arten, giallo, rosso,
nero
amp;c.; vom zweyfarbigen, pavonazzo,
[Seite 610] weiß mit rothen Streifen; mit drey Farben,
fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit
vieren, broccatello, weiß, roth, gelb und
grau; u.s.w. So unter denen mit besondern
Zeichnungen, z.B. Dendriten-Marmor (al-
berino
); Ruinen-Marmor (cittadino ruderato,
paësino
amp;c.) der schon in Mergelstein übergeht etc.
So unter denen, die fremde Körper enthalten,
besonders die Petrefacten-Marmor, und unter
diesen wieder nahmentlich der Muschel-Mar-
mor (Lumacchella); und der Corallen-Mar-
mor, wohin die pietra stellaria gehört etc.
Mancher besteht als Breschen-Marmor als
zusammencämentirten Trümmern von andern
Marmorarten. Mancher ist mit talkartigen Fos-
silien durchzogen; entweder gemarmelt, wie der
Polzevera (S. 594), oder geflammt, wie der
ausnehmend schöne lauchgrüne Cipollino an-
tico
u.s.w. – Ueberhaupt hat der dichte Kalk-
stein und Marmor meist splitterigen Bruch;
theils in schieferiges Gefüge (– so z.B. der Pap-
penbeimer Kalkschiefer mit den merkwürdigen Ab-
drücken von tropischen Seegeschöpfen der Vor-
welt –). Mittel-Gewicht = 2675. Ueber-
gang in Mergelstein. Bildet große durch alle
Welttheile verbreitete Flözgebirgsketten, die ge-
meiniglich auf der Außenseite (nicht leicht in be-
trächtlicher Teufe) mit dem gemeinen Petrefacten-
stein überzogen sind, welcher die allgemeinste
Grabstätte der Seethiere aus den Zeiten der Vor-
welt ausmacht.

Als eine besondere Abart des gemeinen Kalk-
steins ist der Rogenstein, Hammites, zu mer-
ken, der nicht mit dem Erbsteinstein verwechselt
werden darf, sondern aus mächtigen, theils
ganze Flözlagen bildenden Massen von gleich-
[Seite 611] großen Körnern dichten, (selten concentrisch scha-
ligen) Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges
oder mergelartiges Cäment zu einem festen Ge-
stein zusammen verbunden sind. Es gehören
dahin nahmentlich die berühmten Sorten von
englischem Baustein, Portlandstone, Purbeck-
stone
und Bathstone.

10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl. marl.)

Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; un-
durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang
und Festigkeit. Daher besonders drey Hauptar-
ten desselben zu unterscheiden sind:

1) Erdiger Mergel, Düngmergel.

Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; leicht läßt sich
durch Rühren im Wässer zertheilen; zieht an der
Luft Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder spä-
ter. Nach dem vorwaltenden Bestandtheile (a
potiori
) werden die Abarten benannt (Kalk-
mergel, Thonmergel etc), und auch ihr Gebrauch
zur Verbesserung verschiedener Arten von Boden
bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch.
zerfällt nocht an der Luft, sondern verhärtet viel-
mehr. Fast immer voller Reste und Spuren vege-
tabilischer Körper die davon incrustirt worden;
besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und
Schilf (letzteres zumahl im röhrförmigen so ge-
nannten Beinwell oder Beinbrech, Osteo-
colla
); aber auch in manchen Gegenden kleine
[Seite 612] Flußschnecken; in andern calcinirte See-Conchy-
lien (s. oben S. 529 u. f.) etc. Bildet hin und
wieder große Lager von niederem aufgeschlemmten
Lande; in welchem, sich häufig die Reste der fos-
silen Elephanten, Rhinocere, u.a. tropische
Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in
so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk etc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancher-
ley besonderer Gestalt, als Mergelnüße, so ge-
nannte Ingwersteine etc. hat erdigen Bruch. Ueber-
gang in dichten Kalkstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bey Jena
brechende, durch Reiben phosphorscirende
Sandmergelstein*): und der wegen seiner
eigenen Gestaltung allerdings merkwürdige Lu-
dus Helmontii
(Fr. dés de van-Hel-
mont
, Engl. waxen-vein), der sich nur in
wenigen Gegenden, wie z.B. um Antwerpen
und im Fränkischen findet, und aus Würfeln
eines leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch
Scheidewände von grauem dichten Kalksinter von
einander abgesondert sind, und im Ganzen theils
kopfgroße, etwas plattgedruckte kugeliche Mas-
sen bilden.

11. Bituminöser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulich schwarz; undurchsichtig; schim-
mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von
Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle-
[Seite 613] ber etc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver-
schieden sind; selten enthält er hingegen unbe-
kannte Seegeschöpfe, wie z.B. der bey Voll in
Schwaben die colossalische Medusen-Palme (hel-
mintholithus
portentosus Linn.). Oft ist er
stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardaise cuivreuse, Engl. slaty cop-
perore
); und theils ansehnliche Flöze bildet,
die einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues
ausmachen.

12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits
ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten
durchscheinend; meist erdiger, theils splitteriger
Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist un-
geformt, und zwar sowohl derb als schieferig;
selten spathartig [wie z.B. der Stinkspath oder
Leberspath von Lissabon*)]. Wenn er geschabt
oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Geruch,
wie gebranntes Horn. Hält häufig Versteinerun-
gen, und zwar sowohl Incognita der Vorwelt,
zumahl Belemniten, als auch organisirte Körper
beyder Reiche aus der jetzigen Schöpfung, wie
z.B. im öninger Stinkschiefer**)

B) Schwefelsaure Kalkarten. Chaux
sulfatées.

Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen im Ganzen
[Seite 614] genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus
weit weicher.

13. Gypsspath, Selenit, Frauen-Eis, Ma-
rienglas. (Ital. scagliola)

Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß-
lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr
oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter-
glanz; blätteriges Gefüge; ein wenig biegsam,
doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht
mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils
aber auch crystallisirt*); zumahl Linsenform,
oder in rautenförmigen Tafeln mit zugeschärften
Kanten (–tab. II. fig. 17. –) oft auf man-
cherley Weise als Zwillingscrystall; selten in
achtseitiger Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w.
Gehalt = 32 Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22
Wasser.

14. Gypssinter.

So wie der Kalksinter als Tropfstein, oder
Rindenstein, oder sonst als Ueberzug über andere
Körper etc.; theils faserig, theils dicht. Letzterer
theils alabasterartig.

15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmelsmehl.
Farina fossilis.

[Seite 615]

Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß;
theils ins Grauliche etc.; staubartig. Fundort,
in den Klüften der Gypsberge.

16. Gypsstein.

Meist weiß oder graulich, doch auch in an-
dere, meist unansehnliche Farben; mehr oder we-
niger durchscheinend; immer ungeformt.

Davon folgende drey Arten:

1) Schuppiger Gypstein, auch schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge-
nannt. Gypsum lamellosum.

Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig
durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige.
Gewicht = 2167. Gehalt (nach Kirwan) =
32 Kalkerde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser.
Theils mit anderen Fossilien inniger oder gröber
gemengt, z.B. mit Quarz (bey Wisbaden), mit
Hornstein [bey Montmartre*)]. Oft hält er
andere Fossilien, theils ausschließlich in sich ein-
gewachsen; so z.B. bey Lüneburg den Boracit,
in Arragonien den Arragonit; in Gallizien zimmt-
braune kleine Quarzcrystalle (die irrig so genann-
ten Hyacinthen von Compostella) etc.

2) Strahlgyps, Katzenstein. Gypsum fibro-
sum, lapis inolithus, stirium
.

Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer-
bruch theils gerade-, theils krumm-faserig; meist
[Seite 616] schimmernd; theils mit Perlmutterglanz; theils
zerreiblich: meist in dünnen Lagen. Gewicht
= 2305.

3) Alabaster. Gypsum densum.

Theils blendendweiß; aber auch in mancherley
andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc.; der
weiße theils stark durchscheinend; matt; der
Bruch aus dem Splitterigen ins Erdige.

17. Gypsleberstein.

Begreift die dem Stinkstein (S. 613) analo-
gen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Se-
lenite, die, wenn sie geschabt werden, wie
Schwefelleber riechen; sind meist von rauchgrauer
Farbe.

C) Spathsaure Kalkarten. Chaux
fluatées

18. Flußspath. (Fr. Spath fluor).

Hat den Nahmen von dem Gebrauche, den
man beym Hüttenwesen davon macht. Findet
sich von den mehrsten Farben der Edelsteine; sel-
ten ungefärbt; mehr oder weniger durchsichtig;
glasglänzend; mit spathartigem Gefüge; theils
ungeformt; selten stängelich zusammengehäuft
(so der honey-comb spar von Derbyshire);
häufig crystallisirt, zumahl cubisch; selten in dop-
pelt vierseitigen Pyramiden (–tab. II. fig. 5. –);
meist polirbar. Gewicht eines smaragdgrünen =
3481. Gehalt (nach Kirwan) = 57 Kalkerde,
16 Spathsäure, 27 Wasser. Auf glühende Koh-
len gebröckelt phosphorescirt er meist mit grünem
Lichte; vorzüglich thut dieß (auch schon in
[Seite 617] größern Stücken und ohne dadurch zu zersprin-
gen) ein violetter und grünlichweißer von Nert-
schinsk (der deßhalb so genannte Chlorophan
oder Pyrosmaragd).

Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist grün-
lich- oder blaulich-weiß; schwach durchscheinend;
mit schimmerndem Bruche; ungeformt. Fundort
zumahl Derbyshire, und Strasberg am Harz.

19. Flußerde.

Meist graulichweiß; theils staubartig, meh-
lig, theils von kreidiger Consistenz; mager; et-
was abfärbend; auf heißer Asche gibt sie das
grüne Licht wie der Flußspath, woraus sie ver-
muthlich durch Verwitterung entstanden; doch
hält sie außer der Spathsäure auch etwas Phos-
phorsäure. Fundort bey Sigeth in Ungarn, und
in Andalusien.

D) Phosphorsaure Kalkarten. Chaux
phosphatées.

20. Apatit.

In mancherley Farben, fast wie der Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend;
der Querbruch blätterig, der Längenbruch ins
Muschelige. Gewöhnlich crystallisirt, meist in
sechsseitigen Säulen von mancherley Abartung.
Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) =
55 Kalkerde, 45 Phosphorsäure und etwas
Braunsteinkalk; auf Kohlen gebröckelt phospho-
rescirt er ebenfalls mit grünem Lichte. Fundort
zumahl die Zinnwerke bey Ehrenfriedersdorf und
Schlackenwalde.

[Seite 618]

Auch der Spanische Spargelstein und der
Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.

21. Phosphor-Kalkstein.

Verhält sich zum Apatit wie Gypsstein zum
Selenit. Findet sich ungeformt, theils derb,
theils faserig. Hiernach zwey Arten:

1) Derber Phosphor-Kalkstein.

Geldlich-weiß; undurchsichtig; von erdigem
Bruche; magern Korn; splitterigem Bruche,
der theils auch ins Faserige übergeht; halbhart;
schwer; im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt
gibt er leuchtenden Strich, und auf Kohlen ge-
bröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht. Fund-
ort bey Truxilla in Estremadura in abwechselnden
Schichten von gemeinem Quarz.

2) Faseriger Phosphor-Kalkstein.

Graulichweiß, theils ins Röthliche etc. wenig
durchscheinend; auf dem Querbruche theils gerade,
theils krumm-faserig, fast wie Strahlgyps; auch
so in dünnen Lagen. Fundort bey Schneeberg.


VIII. Strontiangeschlecht.

Die Strontianerde ist zuerst vom sel.
Crawford und Hrn. R. Sulzer in Ronneburg
für eine besondere Grund-Erde anerkannt worden.
Zu den Haupteigenschaften derselben gehört, daß
sie mit Salzsäure nadelförmige Crystallen bildet,
und daß eine Auflösung derselben in Weingeist
carminroth brennt, wenn Papier, Baumwolle etc.
[Seite 619] damit eingetränkt und angezündet worden. Die
salpetersaure Auflösung derselben gibt sechssei-
tige, dicke, tafelförmige Crystallen.

Diese Erde findet sich mit zweyerley Säu-
ren, mit der Kohlen- und Schwefelsäure ver-
bunden. Also

A) Kohlensaure Strontianart. Stron-
tiane carbonatée
.

1. Strontianit.

Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch-
scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; fa-
serig; theils stängelich zusammengehäuft; meist
in keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt;
äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten
Crystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach
Klaproth) = 69,50 Strontian-Erde, 30 Kohlen-
säure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im
Bleygange des Granitgebirges bey Strontian
in Schottland, meist in Schwerspath einge-
wachsen.*)

B) Schwefelsaure Strontianart.
Strontiane sulfatée.
[Seite 620]

2. Cälestin, Schützit.

Nicht bloß, wie der erste Nahme andeutet,
blau, sondern auch weiß, gelblich, graulich etc.;
mehr oder weniger durchscheinend; sowohl von
dichtem, als faserigem und blätterigem Gefüge;
theis derb, theils in geschobenen vierseitigen Tafeln
crystallirt. Gewicht des faserigen aus Pennsyl-
vanien. Gewicht = 3714 L. Gehalt desselben (nach
Klaproth) = 58 Strontianerde, 42 Schwefel-
säure. Fundort außerdem (zumahl der blätterigen
Abart) Bristol in Sommersetshire und Mazzara
in Sicilien.


IX. Barytgeschlecht.

Die dieses Geschlecht characterisirende
Schwererde (terra ponderosa, barytes)
ist zuerst von Bergmann für eine eigene
Grunderde erkannt worden, und hat den Nah-
men von ihrem ansehnlichen specifischen Ge-
wichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalk-
erde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in
hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet
sich mit der Schwefelsäure zu Schwerspath;
und wird aus ihren Auflösungen in der Sal-
peter- und Salzsäure durch die Blutlauge gefällt.

Auch sie findet sich, wie die Strontianerde,
sowohl mit der Kohlen- als mit der Schwefel-
säure verbunden.

A) Kohlensaurer Barytart. Baryte
carbonatée
.
[Seite 621]

1. Witherit.

Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe;
durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus
fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist unge-
formt, springt in keilförmige Bruchflüche, auf
dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift;
sehr selten crystallisirt; und dann meist in sechs-
seitiger Säule mit sechsseitiger Spitze (–tab. II.
fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt
(nach Kirwan) = 78 Schwererde, 20 Kohlen-
säure. Fundort vorzüglich in den Bleywerken
zu Anglezark bey Chorley in Lancashire, und zu
Steinbauer in Obersteiermark. Innerlich genossen
ist er warmblütigen Thieren ein Gift, aber auch;
wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt
und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.

B) Schwefelsaurer Baryt. Ba-
rytes sulfatées
.

2. Schwerspath (Fr. spat pésant, Engl.
cawk, ponderous spar.)

Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem aber
auch wie mancher Gypsspath, faserig; und wie
mancher Flußspath, dicht; daher dann folgende
drey Arten:

1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer-
spath.

Meist weiß, aber auch in mancherley andere,
doch nur unansehnliche, Farben; mehr oder we-
niger durchscheinend; theils undurchsichtig; auch
[Seite 622] von verschiedener Art des Glanzes; häufig un-
geformt; theils in dickschaligen Ablosungen; aber
auch in sehr vielartigen Crystallisationen; sowohl
in Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs
Seiten und mancherley Zuschärfung und Zu-
spitzung; auch als doppelt vierseitige Pyramide
(–tab. II. fig. 5. –) etc. Die Säulen theils
nadelförmig, wohin z.B. der so genannte Stan-
genspath von Freyberg gehört. Die Tafeln
häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die
theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind
(–tab. II. fig. 8 –); theils in sehr kleinen,
wie an Fäden angereihten, tafelförmigen Kry-
stallen als Haardrusen; oder sonst in mannig-
faltiger besondern Gestalt zusammengehäuft,
z.B. als Hahnenkammdrusen etc. Gewicht =
4430. Gehalt (nach Bergmann) = 84 Schwer-
erde (und oft auch etwas Strontianerde), 13
Schwefelsäure, 3 Wasser. Häufig auf Gängen
(S. 527), wo er eine der gemeinsten Gangar-
ten vieler Erze macht; aber auch hin und wieder
in Flözen.

Eine besonders anzuführende Abart ist der so
genannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte
Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer
Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, wo-
mit sein aschgraues, thonartiges Muttergestein
gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem
bey Osterode.

2) Faseriger Schwerspath, Bologneserspath.

Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch;
rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen,
gleichsam plattgedruckten Nieren (von Größe und
Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht =
2440. Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefel-
[Seite 623] saure Schwererde, 16 Kieselerde, 14,75 Thon-
erde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenkalk,
2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno
bey Bologna; auch hat man aus dieser Abart
des Schwerspaths zuerst die so genannten Licht-
magnete verfertigt.

3) Dichter Schwerspath.

Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur
an den Kanten oder in Splittern durchscheinend;
matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge-
halt des Rammelsberger (nach Westrumb) = 83,5
schwefelsaure Schwer- und Strontian-Erde, 6,5 Kie-
selerde, 1,5 Thonerde, 2 schwefelsaurer Kalk,
2 Wasser und Erdharz. Fundort wie gesagt der
Rammelsberg, aber auch Derbyshire etc.

3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwerspath.

Meist gelblichgrau; erdig; mager, rauh. Be-
sonders bey und auf gemeinem Schwerspath.

4. Hepatit, Schwer-Leberstein. Lapis he-
paticus
Cronst.

Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb;
nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch-
sichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen
ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Eisen
geschabt oder gekratzt wird, einen Geruch nach
Schwefelleber. Fundort zumahl Andrarum in
Schweden und Kongsberg in Norwegen.


Uebersicht der merkwürdigsten ge-
mengten Gebirgsarten.

[Seite 624]

§. 244.

Wir haben bisher die Erden und Steine
als homogene (mechanisch einfache) Fossilien
betrachtet. Häufigst aber finden sich auch Fos-
silien verschiedener Gattungen und selbst aus
verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige,
aber bestimmte Weise und meist in ansehnli-
chen Massen und Gebirgslagern unter einander
gemengt, daher es, besonders für den geogno-
stischen Theil der Mineralogie, überaus wich-
tig ist, auch diese aus heterogenen Gattungen
von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa
s. petrae heterogeneae
) unter eine systema-
tische Uebersicht zu bringen*).

§. 245.

Doch schränken wir uns hier bloß auf die-
jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs-
verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit
[Seite 625] Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln
ein Fossil in einem andern gleichsam eingewach-
sen findet, wie z.B. zuweilen Bergcrystall im
carrarischen Marmor (S. 609) etc., oder wo
irgend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern
Gesteins andere Fossilien von weit neuerer Ent-
stehung abgesetzt worden, wie z.B. Kalksinter
in alten Erdschlacken oder Laven etc.

§. 246.

Jene eigentlich so genannten gemengten
Gebirgsarten lassen sich nach der verschiedenen
Verbindungsart ihrer Gemengstoffe unter fol-
gende drey Hauptclassen bringen:

A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey
gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Pri-
mordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles
fremde Cäment oder Grundteig ursprüng-
lich in und mit einander verwachsen sind,
wie beym Granit; daher angeschliffene
Stücke desselben gleichsam einem Mosaik
ähneln.

B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien
in einen Grundteig oder Hauptmasse von
anderer Steinart gleichsam eingeknetet
sind, wie beym Porphyr.

C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte
Körner und Gerölle durch ein Cäment
[Seite 626] gleichsam zusammengekittet sind, wie in
den Breschen und im Sandstein.

Bey den beyden ersten Classen sind wohl alle
Gemengstoffe von gleichzeitiger Entstehung.

Bey der dritten hingegen müssen, wenigstens
bey den Breschen, die Körner und Gerölle
früher gebildet gewesen seyn, ehe sie durch
ein Cäment unter einander verbunden
worden.

§. 247.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ,
die Hauptarten wieder in folgende Unterarten
abzutheilen:

a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr
eigentlich zukommenden Stoffen rein ge-
mengt ist, wie z.B. eigentlicher Granit
aus Feldspath, Quarz und Glimmer.

b) Afterarten, die, statt eines oder des
andern der ihr eigentlich zukommenden
Stoffe, einen oder den andern fremden
enthalten.

c) Uebermengte Arten, denen außer ihren
eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde
überzähliche beygemengt sind.

d) Halbarten, denen einer oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne
daß dafür ein fremder eingemengt wäre.

* * *
[Seite 627]

A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprünglich
in einander gewachsenen Stoffen.

1. Granit.

In derben Gebirgmassen, oder nur in
mächtigen Bänken geschichtet; aber von mannig-
faltiger Verschiedenheit des grob- oder feinkör-
nigen Gemenges; oder des ungleichen Verhält-
nisses der Gemengstoffe; oder des mehr oder
minder festen und frischen Korns u.s.w.

a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.

Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und
Glimmer. So z.B. der antike Granito rosso.
So auch das berühmte ungeheuree Geschiebe aus
einem Sumpfe am finnischen Meerbusen, das
seines Gewichtes von drey Millionen Pfund un-
[Seite 628] geachtet nach St. Petersburg transportirt worden,
um der Statüe Czaar Peters des großen zur
Basis zu dienen*).

Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls
ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver-
witterung steht.

b. Aftergranit.

So z.B. der statt des Glimmers Hornblende
enthält, wohin auch manche antike Arten gehören
(nur nicht der wahre Syenit).

c. Uebermengter Granit.

Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und
Glimmer auch noch Hornblende oder Stangen-
schörl, Granaten, Diamantspath, Zinnstein,
magnetischen Eisenstein**) etc. enthält.

d. Halbgranit.

Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht, wohin dann, wenn er innig gemengt
ist, die mehresten antiken ägyptischen Basalte
[Seite 629] zu gehören scheinen (s. oben S. 586); oder aus
Feldspath und Glimmer, wohin man das Feld-
spath-Avanturino vom weißem Meere [S. 576.
not. **)] rechnen kann etc.

2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)

Die Gemengstoffe wie beym Granit, an wel-
chen er auch meist angrenzt, und daher theils in
ihn übergeht (zumahl durch den von Saussüre
so genannten Granit veiné); insgemein aber ge-
schichtet, dickflaserich, theils gar schieferig; bricht
in Ganggebirgen. Seine Arten übrigens wie
beym Granit:

a. Eigentlicher Gneis.

Aus Glimmer, Feldspath und Quarz; häufig
erzführend; ist zumahl im Erzgebirge eine der
gemeinsten Metallmütter.

b. Aftergneis.

Z.B. aus Hornblende, Feldspath und Glimmer.

c. Uebermengter Gneis.

So z.B. mit Granaten, oder mit schwarzem
Stangenschörl, Strahlstein etc.

d. Halbgneis.

Z.B. aus Glimmer und Feldspath; oder aus
Glimmer und Quarz, da er dann in den inniger
gemengten Glimmerschiefer übergeht.

3. Glimmerschiefer.

Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind
eigentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glim-
mer in schieferigem Gefüge. Häufig erzführend;
theils alaunhaltig. Es gehört dazu:

[Seite 630]

a. Eigentlicher Glimmerschiefer.

Mancher wird wegen seines Gebrauchs für
hohe Oefen Gestellstein (saxum fornacum)
genannt.

Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und
avanturinartig Gold schimmernde bricht bey
Catharinburg in Sibirien

b. Uebermengter Glimmerschiefer.

Zumahl häufig mit Granaten, im so genann-
ten Murkstein.

B) Gemengte Gebirgsarten bey welchen
einzelne Brocken von gewissen Fossilien
in einer homogenen Hauptmasse, wie in
einem Grundteige, liegen.

4. Porphyr. (Ital. porphido).

Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig
Hornstein; aber auch verhärteter Thon; oder
Trapp; oder Pechstein etc.; gehört mehrentheils,
wie die beyden vorigen, zu den Ganggebirgsarten,
und bricht meist in derben Massen: doch theils
auch kugelich.

a. Eigentlicher Porphyr.

Feldspath und Hornblende, in eine der gedach-
ten Grundmassen eingemengt.

Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden
Härte etc. vorzüglichste und eigentlich so genannte
antike Porphyr, ist, wie schon der Nahme an-
zeigt, von rothbrauner Farbe und Grundmasse,
die aus einem eigenen hornsteinartigen, dem Ja-
spis sich nähernden Gestein besteht, und kleine
Brocken eines von dieser Grundmasse röthlich
[Seite 631] tingirten, dichten Feldspaths und schwarzer Horn-
blende enthält. Fundort vorzüglichst Nieder-
aegypten und das steinige Arabien.

b. Afterporphyr.

Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in man-
chen irrig so genannten alten Laven des Ve-
suvs (S. 585).

c. Uebermengter Porphyr.

Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der
Grundmasse.

Dahin gehört z.B. der ungarische Graustein
(Saxum metalliferum Born.), der aus einer
Grundmasse von verhärtetem Thon mit einge-
mengter Hornblende, Feldspath, Glimmer und
zuweilen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-
ungarn, wo er das Hauptganggebirge und das
Muttergestein der mehresten dasigen reichen Gold-
und Silber-Erze ausmacht.

d. Halbporphyr.

Mit einem einzigen Gemengstoff in der Grund-
masse.

So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr
(das fälschlich so genannte Serpentino verde an-
tico
), mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher, (zu-
weilen auch grünsteinartiger) Grundmasse und
darein gemengten mittelmäßig großen Feldspath-
brocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.

5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.

Die Grundmasse ist meist der obgedachte Kling-
stein (5. 584.) Eingemengt ist meist in sehr
kleinen Körnern Feldspath, Quarz etc. Das
Gefüge, wie schon der Nahme zeigt, schieferig.

[Seite 632]

C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht zu-
sammengehäuften Körnern und Geröllen,
die durch ein Cäment gleichsam zusammen
gekittet sind.

6. Bresche. (Ital. Breccia).

Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine
gemengte, meist sandsteinartige Hauptmasse ein-
gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cä-
ments sowohl als der inliegenden Gemengstoffe.
Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferich-
tem Gefüge.

Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:

Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cäment
verbundenen Sandstein, in welchem Gerölle von
Feuerstein, Kieselschiefer etc. fest eingewachsen
sind*). Fundort vorzüglich in England; der
schönste bey St. Albans in Hertfordshire.

Das so genannte Rothe todte liegende der
deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse
von stark eisenschüssigem durch Thon-Cäment ver-
bundenem Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel-
schiefer etc. in ungleichförmigen Körnern fester oder
lockerer eingemengt liegen. Es macht häufig, die
unterste Flözlage in Bergwerken; bildet aber auch
theils ganze Berge; zumahl in der Schweiz,
die dasige Nagelfluhe ist von dieser Art.

[Seite 633]

Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine
Grundmasse von meist grauem, durch Thon-Cä-
ment verbundenem Sandstein, in welchem Quarz
von ungleichförmigen Geröllen oder Körnern und
theils sehr verschiedener Größe, fester oder locke-
rer eingemengt liegt. Uebergang in Sandstein,
und zwar nahmentlich in denjenigen, welcher
bey den Steinkohlenflözen bricht, und deßhalb
(zum Unterschied vom gemeinen neuern Flözsand-
stein) Kohlensandstein genannt wird. Macht eine
Hauptgebirgsart des Oberharzes, wo sie reiche
Erzgänge führt, und ins Flözgebirge übergeht.

7. Breschenschiefer.

Die Gemengtheile, wie bey den letzgedachten
Arten der Breschen, aber mit schieferigem
Gefüge.

So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen Gegenden des Oberharzes, z.B. am
Burgstetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Ab-
drücke enthält, die für die Geogenie um so merk-
würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise
die aller ältesten Spuren von organisirter Schöpfung
auf unserm Planeten sind.

8. Sandstein.

Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht
zusammen gekittet. Das Cäment ist von ver-
schiedener Art: z.B. kalkartig; oder thonartig;
oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz-
artig, da dann solcher Sandstein in körnigen ge-
meinen Quarz (S. 546) übergeht.

a. Eigentlicher Sandstein.

Theils in mächtigen Lagern; theils mit crystal-
linischem Kron; theils mit Abdrücken von Petre-
[Seite 634] facten der Vorwelt und zwar aus beyden Reichen
organisirter Körper.

Besonders merkwürdig ist der seit etwa 16 Jah-
ren vom neuen*) berühmt wordene biegsame
Sandstein von villa rica in der brasilischen Pro-
vinz minas geraes. Er bricht in dünnen Lagen,
doch ohne wirklich schieferiges Gefüge.

Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört
vorzüglich der, so sich bcy Clausenburg in Kugeln
der verschiedensten Größe findet.

Des so genannten crystallisirten Sandsteins
von Fontainebleau ist oben behörigen Orts beym
Kalkspath (S. 604.) Erwähnung geschehen. Eher
verdient derjenige hier seine Stelle, der om Wir-
tembergischen bey Stuttgard und Tübingen bricht.

b. Uebermengter Sandstein.

Am allergemeinsten mit Glimmer.

Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
würfelchen in dem Muttergestein des rothen Chro-
miumerzes von Beresossk im Catharinburgischen.

Oder mit kleinen Granaten, wie z.B. im Na-
miesterstein, einem übermengten Sandstein mit
Quarz-Cäment, der von seinem Fundort in
Mähren den Nahmen hat.

Und so findet auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 569.) hier
füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen
Quarz übergebenden Sandstein zu bestehen scheint,
welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen-
[Seite 635] schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch mit
ungeformtem Topas und gelbem Steinmark
durchzogen ist.

9. Sandstein-Schiefer.

Der sich also wegen seines Gefüges zum derben
Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer zum
Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer zur
Grauwacke etc.

Gemeiniglich ist er mit Glimmer übermengt
und meist damit im schieferigen Bruche durchzogen
(so z.B. nahmentlich im englischen York-stone,
Breming-stone
amp;c.) Nur variirt dabey das
Verhältniß des Quarzes zum Glimmer sowohl in
Rücksicht der Menge als der Vertheilung gar
vielartig.


Dreyzehnter Abschnitt.
Von den mineralischen Salzen.

[Seite 636]

§. 248.

Die Salze überhaupt unterscheiden sich von
andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte
Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken
Geschmack; durch ihre vollkommene Unverb-
rennlichkeit; und durch ihr großes Aneig-
nungs- und Mischungsvermögen, b. h. ihren
starken Hang sich mit andern Stoffen, innig zu
verbinden.*)

§. 249.

Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich
von Natur fossil finden) gehören zu den so ge-
nannten Mittel-Salzen (Salia media, neu-
tra, composita
), die nähmlich aus einer
Säure bestehen, verbunden, entweder A) mit
einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen
dieses Verbindungsvermögens so genannten al-
kalischen Erde, oder C) mit metallischen Kalken.

[Seite 637]

Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver-
bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber
wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auf-
lösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füg-
licher wie oben geschehen, den Erden und Steinen
beygezählt.

§. 250.

Die mineralischen Salze werden am natür-
lichsten nach den verschiedenen Säuren, die sie
enthalten, unter folgende fünf Geschlechter ge-
bracht:

I. Salzsaure Mittel-Salze.

II. Schwefelsaure Mittel-Salze.

III. Salpetersaures Mittel-Salz.

IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und

V. Kohlensaures Mittel-Salz.


I. Salzsaures Geschlecht.

1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda.
Sal gemmae, muria montana. Soude
muriatée
.

Theils farbenlos und wasserhell; häufiger aber
graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.;
meist mehr oder weniger durchscheinend; theils
[Seite 638] nur schimmernd, theils aber glänzend; der
Bruch theils dicht, theils blätterig, theils fa-
serig, theils körnig; meist ungeformt; selten
crystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit ein-
geschlossenen Wassertropfen etc. Gewicht = 2143.
Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Soda, 17 Wasser.
Zerspringt im Feuer mit Knistern. Bildet theils
mächtige Flöze und Lager*) (Salz-Stöcke),
wie z.B. zu Bochnia und Wieliczka bey Kra-
kau etc. Theils aber wird es auch (als Seesalz)
an den Ufern salziger Landseen durch die Sonne
als eine feste Rinde gradirt, wie z. E. bey
Alexandria in Aegypten und am Baikal.

2. Natürlicher Salmiak, salzsaures Am-
moniak. Sal ammoniacum. Ammonia-
que muriaté
.)

Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemisch-
tem Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd;
theils mehlig; theils in undeutlichen kleinen
Crystallen; zeigt einige Ductilität und Schnell-
kraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlend-
stechend, laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer
Rauch in die Höhe, Fundort zumahl in vulca-
nischen Gegenden.

II. Schwefelsaures Geschlecht

[Seite 639]

und zwar

A) in Verbindung mit Laugensalz.

1. Natürliches Glaubersalz, schwefelsaure
Soda. Sal mirabile Glaub. Soude sul-
faté
.

Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig.
Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58
Wasser. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fund-
ort unter andern bey der natürlichen Soda von
Debrezin.

B) In Verbindung mit alkalischen Erden.

2. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure Talk-
erde. Magnesia vitriolata. Magnesie sul-
fatée
.

Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel-
förmigen zusammengehäuften Crystallen. Gehalt
= 33 Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser.
Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern
bey Jena.

Eine besondere Abart ist das so genannte Haar-
salz (Halotrichum) von Idria, das sich durch
seine lange haarförmige Crystallen, silberweiße
Farbe und Seidenglanz auszeichnet.

3. Natürlicher Alaun, schwefelsaure Thon-
erde. Alumen, argilla vitriolata. Alu-
mine sulfatée
.

[Seite 640]

Meist graulich; theils durchscheinend; meist
nur schimmernd; theils seideglänzend; theils
erdig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich: z.B.
= 24 Schwefelsäure, 18 Thonerde, 58 Wasser.
Geschmack zusammenziehend, herbe, hintennach
süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen.
Zuweilen auch auf den so genannten Alaunerzen.
Gebrauch hauptsächlichst zur Färberey etc.

C) In Verbindung mit metallischen Kalken.

4. Natürlicher Vitriol.

Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun-
den; indeß werden sie doch a potiori benannt:

1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel-
saures Kupfer. Cuivre sulfaté, (coupe-
rose bleue
.)

Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glas-
glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230.
Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung
färbt das damit geriebene Eisen kupferroth. Her-
ber, zusammenziehender, ekelhafter Kupferge-
schmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in
Ungarn etc.

2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen. Fer sulfaté.
(couperose verte.)

Meist spangrün etc. verwittert aber ochergelb;
theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel-
kies etc.; meist durchscheinend; herber zusammen-
ziehender Tintengeschmack. Fundort z.B. im
[Seite 641] Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul-
canen, Steinkohlen etc.*).

Als eine besondere Abart verdient die Berg-
butter, Steinbutter (Russ. Kamenoemaslo)
genannt zu werden, die gelb; durchscheinend;
machsglänzend; blätterig; fettig anzüfuhlen ist
und sich besonders häufig in Sibirien, auf dem
Altai, Ural etc. findet.

3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefel-
saurer Zink. Zinc sulfaté (couperose
blanche
.)

Gelblicht weiß; schimmernd; meist faseriger
Bruch; theils als mehliger Beschlag; theils
haarförmig (als mancher so genannte Feder-
alaun); theils stalactitisch etc. Fundort z.B.
ebenfalls im Rammelsberge.

4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt.
cobalt sulfaté.

Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend;
stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.

III. Salpetersaures Geschlecht.

1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure Pott-
asche. Nitrum prismaticum. potasse ni-
tratée
.

Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,
theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder
[Seite 642] wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920.
Geschmack bitterlich und kältend. Im Feuer
schmilzt er und auf glühenden Kohlen verpufft er;
mehrentheils ist er mit Kalkerde gemischt (als
so genannte Salpetererde). Fundort vorzüglichst
in Ludamar, (im Innern von Africa), im Hindu-
stan, auch in Ungarn, Axulien etc., und bey
Homberg im Würzburgischen. Hauptgebrauch
bekanntlich zu Schießpulver, zu Scheidenwasser etc.


IV. Boraxsaures Geschlecht.

1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure Soda.
Swaga der Tibbetaner. Soude boratée.

Meist grünlich grau; durchscheinend; wachs-
glänzend; krumm blätteriger Bruch; crystallirt
in sechssenigen platten Säulen mit schräg zuge-
schärften Enden. Geschmack anfangs süslich,
hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer.
Fundort an einigen alpinischen Seen in den
Schneegebirgen von Tibet und Nepal. Gebrauch
besonders zum Löthen etc.

2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.

In gelblich weißen fast silberglänzenden schup-
pigen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt
[Seite 643] (nach Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefel-
saurer Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den
heißen Quellen (Lagoni) bey Sasso im Floren-
tinischen.


V. Kohlensaures Geschlecht.

1. Natürliche Soda, vulgo natürliches mi-
neralisches Laugensalz, kohlensaure Soda.
Natrum. Borech der Persianer. Trona
in der Barbarey. Nitrum der Alten. Soude
carbonatée
.

Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist
erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt-
glänzend; theils auf dem Bruche stängelich zu-
sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar;
Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure
ungleich; theils 38 pro Cent etc. Fundort beson-
ders an den Natron-Seen in Aegypten etc. Mit
Thon gemengt auf den Heiden um Debrezin. –
Die alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen
Monath lang in diesem Salze ein, ehe sie die-
selben zu Mumien bereiteten*); und den schiff-
brüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es
bekanntlich zur Erfindung des Glasmachens An-
laß gegeben haben. Noch jetzt wird es in den
[Seite 644] Morgenländern häufig zu diesem letztern Zweck,
so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der
Zeuge, auch in Aegypten zum Brodteig und sonst
an die Speisen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali
calcareum
, das aus feuchten Mauren wie wol-
lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder,
aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit
Kalkerde vermischte, unreine natürliche Soda.


Vierzehnter Abschnitt.
Von den
(eigentlich so genannten)
brennlichen Mineralien.

[Seite 645]

§. 251.

Brennlich oder combustibel heißen im
Grunde alle diejenigen Fossilien, die sich so
schnell mit dem Sauerstoff (oxygène) verbin-
den, daß dabey Wärmestoff und Lichtstoff frey
werden. Folglich gehören, genau genommen,
auch hie Metalle darunter. Allein, da sich diese
außerdem noch durch manche andere auffallende
und ihnen ausschließlich eigene Charaktere von
allen übrigen mineralischen Körpern auszeichnen,
so werden sie nach der alten einmahl allgemein
angenommenen Eintheilung (§. 241.) unter eine
besondere Classe gebracht, und nur nachstehende
vier Geschlechter zu den eigentlich so genanten
brennlichen Mineralien gerechnet:

I. Natürlicher Schwefel.

II. Erdharz.

III. Graphit.

IV. Demant.

§. 252.

[Seite 646]

Die ersten beyden haben das mit einander
gemein und hingegen von den übrigen beyden
verschiedene, daß sie sich, wenn sie rein sind, in
Oehl auflösen lassen, und schon im Glühefeuer
mit Rauch und Flamme und eigenem Geruch
brennen oder wenigstens glimmen, und zur
Unterhaltung des Feuers dienen können. Vom
Erdharz ist eine Gattung, nähmlich das Erd-
öhl, flüssig. Die übrigen trocknen sind stark
idioelectrisch.


I. Schwefelgeschlecht.

1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre. Engl. Brimstone)

In mancherley Abstufungen seiner bekannten
Farbe*); mehr oder weniger durchscheinen;
Fettglanz; muscheliger Bruch; spröde; meist un-
geformt und zwar sowohl locker als derb; theils
stalactitisch; theils crystallisirt, in dreyseitigen
oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht
= 2033. Schmilz bey 244° Fahrenh. und
bricht den 414° in Flamme aus An sich ist er
ein in allen drey Naturreichen weit verbreitetet
einfacher, bis jetzt nicht weiter zerlegbarer Körper
[Seite 647] (ein vulgo so genannter Elementarstoff), doch
ist der natürliche, von dem hier die Rede ist,
meist unrein. Fundort zumahl in Gypsflözen,
z.B. bey Lauenstein im Hannoverischen; und
dann auf und bey Vulcanen etc.


II. Erdharzgeschlecht.

1. Börnstein Agtstein. Succinum, ele-
ctrum, glesum Tacit
. (Fr. succin, am-
bre jaune, carabé
.)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe;
und vom Undurchsichtigen bis ins vollkommen
Durchsichtige; selten wasserhell, öfter öhlklar;
theils Glasglanz, theils Wachsglanz; musche-
liger Bruch; theils in besonderer Gestalt als
birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich
drehen, poliren etc. Gewicht eines durchsichtigen
Weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure
(Fr. acide succinique); ist vermuthlich als Folge
einer der frühern Erdrevolutionen*) aus Baum-
harz entstanden; hält nicht selten fremde Körper
eingeschlossen; zumahl Wald-Insecten etc. Fund-
ort vorzüglichst Samland in Ostpreußen, theils
[Seite 648] in Flözen von bituminösem Holz und Braun-
kohle, theils am Seestrande*).

2. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petroleum.
Bitume liquide (Engl. fossile Tar.)

Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich
vollkommen tropfbar (so die Naphtha); theils
hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer
(so der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden
in Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von
mancherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins
Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün-
lich-braun); jenes durchsichtig; dieser hingegen
kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort,
zumahl die Naphtha auf den brennenden Feldern
am caspischen Meer, das Bergtheer besonders
auf Barbados, aber auch hier zu Lande z.B.
bey Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch
der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung etc.
des Berghteers zu Arzney etc.**)

3. Elastiches Erdpech, fossiles Federharz.
Bitume élastique.

Dieses überaus merkwürdige seltene Fossil fin-
det sich bloß bey Castletown in Derbyshire in
[Seite 649] kleinen Klüften von grauem dichten Kalkstein und
zwischen Kalkspathdrusen. Es ist braun, glanz-
los, und auffallend elastisch, so, daß es sich
zwar nicht, wie das vegetabilische Federharz,
ohne zu zerreißen dehnen, aber doch fast wie
weicher Kork zusammendrucken läßt und dann
in seine vorige Gestalt zurückschnellt.

Es finden sich davon zwey genau zu unterschei-
dende Arten:

1) Dichtes fossiles Federharz.

Schwarzbraun, theils in Olivengrüne; dicht;
wird in der Wärme weich; und ähnelt überhaupt
im äußern Habitus mehr noch als das folgende
dem vegetabilischen Cahutschuk.

2) Lockeres fossiles Federharz.

Haarbraun; von einem lockeren, schwammich-
ten, theils ins Faserige übergehenden Gefüge;
ist zäher als die dichte Art.

4. Erdpech, Judenpech, Asphalt, Bitume
solide
.

Meist schwarz und nur in Splittern braun
durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas-
glanz; meist muscheliger Bruch; sehr spröde,
brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat meist
einen eigenen bitterlichen Geruch; brennt mit
dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort
zumahl auf dem todten Meere, das davon seinen
griechischen Nahmen hat. Ward von den alten
[Seite 650] Aegyptiern zu ihren Compositionen zur Mumien-
bereitung genommen. Jetzt brauchen es die Tür-
ken, Araber etc. häufigst in Oel aufgelöst zum
Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um die Stech-
fliegen etc. abzuhalten.

Unter den Abarten verdient der berühmte kost-
bare, wohlriechende feste Bergbalsam, oder die
mineralische Mumie [Pers. Muminahi*)]
aus den Bergklüften in Khorassan am Fuß des
Caucasus, und das Munjack, das die See in der
Campesche-Bay auswirft, besonderer Er-
wähnung.

5. Bituminöses Holz. Oryctodendron,
lignum fossile bituminosum
.

Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie
z.B. das isländische Surtar-brandr oder Schwarz-
holz); mit wehr oder minder deutlicher Holz-
textur. Uebergang in Braunkohle und in Pechkohle;
theils in mächtigen Flözen**); theils alaunhaltig.

[Seite 651]

Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche
Umber gehört, ist durch Verwitterung dieses
Holzes entstanden, und findet sich theils bey
demselben in Flözen, theils aber auch in aufge-
schwemmten Lande, Torfmooren*) etc.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille.
charbon de terre,
Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; theils
auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt
mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz
und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Ab-
arten in eben so verschiedenem Verhältniß, va-
riirt aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefüge etc.
besonders in folgende sechs Abarten: die sich
aus geognostischer Rücksicht unter zwey Haupt-
arten bringen lassen; da die vier erstern sich
[Seite 652] mehr oder weniger dem bituminösen Holze nähern,
in mächtigern Lagern vorkommen, meist auf
gemeinen Flözsandstein oder dichtem Kalkstein auf-
liegen und gewöhnlich von Basalt bedeckt sind:
die beyden letztern aber in weit schwächern Flözen,
meist nur von wenigen Fuß Mächtigkeit vorkom-
men, deren aber dagegen mehrere übereinander
mit Schichten von Schieferthon oder Kohlensand-
stein (S. 633.) abwechseln. Auch findet sich
diese letztere Hauptart mehr in der Nähe der
Ganggebirge, und ist fast immer mit Kohlen-
sandstein oder mit Schieferthon (zumahl mit
Pflanzenabdrücken ) und Brandschiefer (S. 579.)
bedeckt*).

a. Braunkohle, Erdkohle (Engl. Bovey-
coal
.

Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang ins
bituminöse Holz, von welchem sie sich doch durch
das minder kenntliche Holzgefüge unterscheidet.

b. Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle.

Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar-
ten); starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.

c. Stangenkohle.

In stängelich abgesonderten Stücken; meist
fettglänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich
am Meißner in Hessen.

[Seite 653]

d. Gagatkohle, schwarzer Börnstein. (Fr.
jayet, jais, Engl. jet.)

Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger
Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poli-
ren läßt.

Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus
Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.

e. Schieferkohle, Blätterkohle.

Von schieferigem Gefüge; weich, und leicht
zersprengbar; trapezoidische Gestalt der Bruch-
stücke. Uebergang in Brandschiefer.

f. Glanzkohle.

Eisenschwarz; von fast metallischem Glänze;
groß muscheligem Bruche; würfliger Gestalt der
Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zu-
mahl häufigst in Großbritannien.

Gebrauch der letzgedachten beyden Arten (außer
dem allgemein bekannten der Steinkohlen über-
haupt), unter andern auch zum Theerschwehlen
und zur Gewinnung des Salmiaks.


III. Graphitgeschlecht.

1. Kohlenblende, [so genannte unverbrenn-
liche Steinkohle*)]. Anthracolithus.
Fr. Anthracite, plombagine charbonneuse.)

[Seite 654]

Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie
auch ehedem oft angesehen worden; sie färbt
stark ab; ist sehr, spröde; ihr Bruch theils schie-
ferig, theils stängelich in kleinen vierseitigen
Säulen. Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guy-
ton Morveau) = Kohlenstoff mit wenigem Sauer-
stoff und etwa 4 pro Cent Thonerde. Bricht
meist bey und mit Quarz; unter andern bey
Gera, Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit gedie-
genem Silber) etc.

2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr.
fer carburé, plombagine, crayon noir,
crayon d'Angleterre. Engl. black lead,
Keswick lead, wad.)

Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder
weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig an-
zufühlen; theils dicht, theils körnig, theils schup-
picht, oder krummblätterig, oder dünnschieferig;
weich. Mittel-Gewicht = 2089. Gehalt (nach
Guyton Morveau) = Kohlenstoff mit wenigem
Sauerstoff und etwa 4 pro Cent Eisen. Im
starkenoffenen Feuer verfliegt er großentheils, und
hinterläßt bloß etwas Eisen- und Kieselerde*).
Fundort zumahl in der größten Menge und Fein-
heit bey Keswick in Cumberland**). Unter an-
[Seite 655] dern auch gleichsam als Anflug in zarten eisen-
schwarzen Blättchen auf manchen schlackenartigen
Laven vom Vesuv. Gebrauch des feineren, festen
vorzüglich zu Bleystiften (auch zur Spitze auf
die Stange der Gewitterableiter), das gemeinste
aber zu ipser Schmelztiegeln, Ofenschwärze etc.
Auch zum Einschmieren hölzerner Schrauben und
Räderwerks.


IV. Demantgeschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (–tab. II. fig. 5. –), deren Flächen
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der
Mitte zugespitzt sind, so daß dadurch der octoë-
drische Crystall in das Dodecaëder mit rauten-
förmigen Flächen (–tab. II. fig. 13. –) um-
gewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig,
und der Durchgang der Blätter richtet sich alle-
[Seite 656] mahl und einzig nach den acht Seiten der octoë-
drischen Grundcrystallisation; daher sich auch der
Demant bloß nach diesen Richtungen spalten
oder kloven läßt*). Er ist der härteste aller
bekannten Körper, der von keiner Feile ange-
griffen wird, hingegen alle andere Edelsteine
ritzt, und daher nur mit seinem eigenen Pulver,
dem Demant-Boord, geschliffen werden kann.
Gewicht = 3521. Er ist stark idioelectrisch;
und manche saugen besonders leicht Lichtstoff ein.
Was Newton aus der ausnehmend starken Strah-
lenbrechnung des Demanten a priori geahndet**),
daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun
durch Erfahrung aufs vollkommenste bestätigt,
und dadurch erwiesen, daß er ein wunderbar
verdichteter Kohlenstoff ist, so daß man sogar
aus Stabeisen durch Verbrennen von zugesetztem
Demant, Gußstahl gemacht hat***). – Fund-
ort Ostindien (zumahl Hindustan und Borneo)
und Brasilien.


Funfzehnter Abschnitt.
Von den Metallen.

[Seite 657]

§. 253.

Daß auch die Metalle im Grunde unter die
brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben
erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich aber
durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen
im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl, als
von den übrigen Mineralien der andern bey-
den Classen.

Sie sind die schwersten Körper in der Natur;
und unter den Fossilien die allerundurchsichtig-
sten; sie haben alle den deßhalb so genannten
metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und
viele auch eine dreyfache Art von geschmeidiger
Ductilität. Sie sind nähmlich erstens bieg-
sam (so besonders Bley und Zinn); zweytens
dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne
Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und
Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach
ihrer verschiedenen Tenacität im Drahtzug mehr
oder weniger strecken lassen, und gleichstarke
Drahte aus den verschiedenen Metallen größere
oder geringere Lasten tragen können, ehe sie
[Seite 658] davon gerissen werden (so vorzüglichst Gold,
und Eisen).

Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst,
d.h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber
schon in einer sehr niedern Temperatur, daher
es gewöhnlich flüssig erscheint; die übrigen Me-
telle hingegen erfordern erhöhte Temperatur,
und manche derselben (z.B. Platina, Eisen,
Braunstein, Wolfram etc.) eine sehr große Hitze,
ehe sie in Fluß kommen. – Alle schmelzen
undurchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.

Alle lassen sich entweder in Salpetersäure
oder in Salzsäure (oder dem aus beyden zusam-
mengesetzten Königswasser) auflösen; und sind
die vollkommensten elektrischen Leiter.

§. 254.

So verschieden und mannigfaltig auch das
Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten
Metalle in der Natur zu finden pflegen, so
lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf
zwey Hauptarten zurück bringen:

Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum, Fr. metal vierge)
in ihrer wahren vollkommen metallischen Ge-
stalt: – oder aber vererzt im weitläuftigern
Sinn (metallum mineralisatum), so daß
ihnen mehr oder weniger von ihrem metal-
lischen Habitus benommen ist.

§. 255.

[Seite 659]

Doch hat auch beym gediegenen Zustande
eines Metalls mancherley besondere Verschieden-
heit Statt. – Es findet sich z.B. dasselbe
entweder sichtbar, oder aber in unmerklich
kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien ver-
steckt und durch dieselben verlarvt. – Ferner
findet sich entweder. Ein gediegenes Metall
(z.B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber
mehrere im gediegenen Zustande zusammen ge-
mischt (z.B. natürliches Amalgama).

§. 256.

Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene
Weise:

Erstens nähmlich bloß durch Verbindung
eines Metalls mit einem andern verbrennlichen
Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt
oder vererzt im engern Sinne genannt werden;
und bey dieser Verbindung mehrentheils noch
einen metallischen Glanz behalten.

§. 257.

Zweytens hingegen durch eine weit wesent-
lichere Veränderung, nähmlich durch Verbin-
dung des Metalls mit Säuren; da sie ihres
metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert
oder verkalkt genannt werden.

[Seite 660]

Diese Verkalkung aber erfolgt wiederum,
entweder durch den unmittelbären Beytritt des
reinen Sauerstoffs (oxygène), – oder so,
daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun-
den ist, und dadurch eine eigentlich so genannte
Säure bildet.

Wenn endlich bey dieser letzten Art von
Verkalkung zugleich Erdarten, zumahl Kalk-
erde mit verbunden wird, so kriegt der metal-
lische Kalk oft dadurch ein spathähnliches An-
sehen und davon den Beynahmen (z.B. Bley-
spath, Titanspath etc.)

§. 258.

Nur acht Metalle (nähmlich Silber, Queck-
silber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas,
Tellurium und Arsenik) hat man bis jetzt in
beyderley Hauptgestalt gefunden; nähmlich so-
wohl gediegen als vererzt. Hingegen Platina
und Gold bloß gediegen, die übrigen aber vererzt.

§. 259.

Daß die ehemahlige Eintheilung der Me-
talle, in Ganze- und Halb-Metalle, aus bloß
relativen, unbestimmten Verhältnissen abstrahirt
und nicht in der Natur gegründet war, bedarf
jetzt kaum noch einer Erwägung.

§. 260.

Bis jetzt kennt man nun als ausgemacht er-
wiesen folgende Metalle:

[Seite 661]

I. Platina.

II. Gold.

III. Silber.

IV. Quecksilber.

V. Kupfer.

VI. Eisen.

VII. Bley.

VIII. Zinn.

Diese achte hießen vor Alters ganze Me-
talle: die folgenden wären weiland so genannte
Halb-Metalle:

IX. Zink.

X. Wismuth.

XI. Spiesglas.

XII. Kobalt.

XIII. Nickel.

XIV. Braunstein.

XV. Uranium.

XVI. Titanium.

XVII. Tellurium.

XVIII. Wolfram.

XIX. Molybdän.

XX. Arsenik.

XXI. Chromium.*)

[Seite 662]

Vom XXII Columbium, müssen wir noch
wiederhohlte Untersuchungen und vom XXIII
Tautalum überhaupt erst noch ausführlichere
Nachricht abwarten.


I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folg-
lich der schwerste aller bekannten Körper in
der Natur*)); so gereinigt ist er auch aus-
nehmend dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird
in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich
mit siedendem Quecksilber. Gebrauch vorzüg-
lich zu Maastäben, Schmelztiegeln, Pendel-
kugeln, Pyrometern, Räderwerk in Taschen-
uhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Te-
lescopspiegeln. etc.

[Seite 663]

1. Gediegen.

Unter dem Nahmen von Platin�a (dem Spa-
nischen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736
bekannt. In kleinen, fast stahlgrauen, theils
rundlichen, theils eckigen, meist aber platten
Körnern; die theils mit Gold, zumahl aber
mit Eisen vermischt sind; und in einem mit
magnetischem Eisensande, Waschgold, Quecksilber-
kügelchen und kleinen schlackenähnlichen Körnchen
vermengten Sande bey Carthagena und Santa Fé
in Peru gefunden werden.


II. Goldgeschlecht.

Das Gold ist ausnehmend ductil in aller
dreyfachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehn-
barkeit und Zähigkeit), weich, doch daß es sich
durch anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfedern
stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird in
Königswasser aufgelöst; und aus der Solution
durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinn-
auflösung als mineralischer Purpur, gefällt.
Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber.
Ist nächst dem Eisen und Braunstein wahr-
scheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der
ihm in größerer oder geringerer Menge beyge-
mischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen,
oder Tellurium. In mancherley besonderer Ge-
[Seite 664] stalt z.B. blätterig, gestrickt etc. Theils crystalli-
sirt, und das meist in doppelt vierseitigen Py-
ramiden (–tab. II. fig. 4. –); theils den-
dritisch etc.

Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beym
Zinngeschlecht), wie z.B. das bey Wicklow in
Irland.

Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder
verlarvt (§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein
von Beresofsk, im rammelsberger Braunerz,
in vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende etc.
Besonders auch in der goldhaltigen Kohle (dem
so genannten Brandstein) von Verespatak in Sie-
benbürgen.


III. Silbergeschlecht.

Das Silber, argentum (Fr. argent,
Engl. silver), läuft von Schwefeldämpfen gelb-
schwarz an. Gewicht = 10474. Ausnehmend
dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem
Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpeter-
säure aufgelöst, und aus der Solution durch
Salzsäure als Hornsilber, und durch Quecksilber
als so genannter Dianenbaum gefällt.

1. Gediegen.

In mancherley besonderer Gestalt; blätterig,
zahnicht, haarförmig, gestrickt etc. theils crystalli-
sirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige
Pyramide; theils dendritisch; theils bey metalli-
sirten Petrefacten, wie z.B. bey den franken-
berger Kornähren etc.

[Seite 665]

Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit
andern Metallen gemischt.

So z.B. mit Gold bey Kongsberg und am
Schlangenberg (das Electrum des Grasen von
Veltheim).

Auch theils versteckt. Dahin soll z.B. das
Zundererz von der Dorothea zu Clausthal gehören.

2. Arseniksilber.

Mittelfarbe zwischen zinnweiß und silberweiß;
blätteriger Bruch; theils crystallisirt in sechssei-
tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt
sehr ungleich z.B. in einem andreasberger (nach
Klaproth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25
Eisen, 4 Spießglas.

3. Spießglassilber.

Zinnweiß; theils derb; theils crystallisirt in
vier- und sechs-seitigen Säulen und sechsseitigen
Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber,
24 Spießglas. Fundort ebenfalls bey Andreas-
bera am Harz und bey Alt-Wolfach im Für-
stenbergischen.

4. Glaserz, Weichgewächs. Argent sulfuré.

Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt
glänzenden Strich; theils crystallisirt; meist
in doppelt vierseitigen Pyramiden; auch cubisch etc.;
weich; sehr geschmeidig; läßt sich späneln; ist
theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Ge-
wicht = 7215. Mittel-Gehalt (nach Berg-
mann) = 75 Silber, 25 Schwefel. Fundort
vorzüglich im Erzgebirge.

[Seite 666]

5. Schwarzgülden, Röschgewächs, sprödes
Glaserz. Argent noir.

Meist eisenschwarz, theis rußig, theils crystal-
lisirt, und das meist in sehr kleinen sechseitigen
Säulen oder Tafeln; theils zellig; spröde. Ge-
wicht = 7208. Gehalt (nach Klaproth) = 66,50
Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglas, 5 Eisen.
Fundort zumahl in Ungarn.

6. Silberschwärze. Argent noir.

Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr
weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarz-
gülden und Glaserzes entstanden zu seyn. Fin-
det sich meist in der Nachbarschaft dieser beyden.

7. Hornerz. Argent muriaté.

Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pi-
staziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast
wachsglänzend, theils knospig; theils cubisch
crystallisirt; theils dendritisch (so vorzüglichst das
sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmei-
dig; läßt sich späneln. Gewicht = 4840.
Gehalt (nach Klaproth) = 67,75 Silber, 21
concentrirte Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,75 Thon-
erde. Fundort, außer dem eben gedachten, Jo-
hanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall etc.

Auch das so genannte Buttermilcherz, so
sich ehedem zu St. Andreasberg auf dem Harze
gefunden, ist eine Art in Thonerde verlarvten
Hornerzes.

8. Rothgülden. (Fr. argent rouge, rosiclair.)

Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst
ins Bleygraue und Eisenschwarze; mehr oder
[Seite 667] weniger durchscheinend; theils mit auffallendem
Lichte schwarzroth, mit durchfallendem aber blut-
roth, (Engl. ruby ore); fast metallisch glän-
zend; theils crystallisirt, meist in sechsseitigen
Säulen mit stumpfer sechsseitiger oder dreyseiti-
ger Spitze; theils dendritisch; gibt rothen Strich.
Mittel-Gewicht = 5563. Gehalt eines dunke-
len von Andreasberg (nach Klaproth) = 60
Silber, 20,30 Spießglas, 14,7 Schwefel, 5
Sauerstoff. Fundort, vorzüglich am gedach-
ten Orte.

9. Weißgülden.

Lichtbleygrau, ins Stahlgraue; undurchsichtig;
wenig glänzend; der Bruch theils ins Zartfaserige;
bloß ungeformt. Gewicht = 5322. Gehalt noch
nicht zuverlässig bestimmt. Fundort, Freyberg
im Erzgebirge.


IV. Quecksilbergeschlecht.

Das Quecksilber, Hydrargyrum (Fr.
mercure, vif-argent, Engl. quicksilver) be-
hält seinen Silberglanz an der Luft unverändert;
ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst bey 39°
unter 0 Fahr. fest und malleabel. Gewicht =
13568. Wird am vollkommensten von der
Salpetersäure aufgelöst; phosphorescirt im so
genannten luftleeren Raume; amalgamirt sich
am leichtesten mit Gold, Silber, Zinn und
Bley; daher sein Gebrauch zum Anquicken der
Erze zum Vergolden, zur Spiegelfolie etc.
[Seite 668] Außerdem bekanntlich auch zu meteorologischen
Werkzeugen, Vertreibung und Tödtung mancher
Insecten, und als wichtiges Heilmittel.

1. Gediegen, Jungfern Quecksilber.

Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und
Zwischenräumen von Quecksilbererzen. Fundort,
in Europa zumahl Idria und das Zweybrückische.

2. Natürliches Amalgama. Mercure ar-
gental
.

Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber
amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch theils
derb, knospig etc.; weich. Gehalt sehr ungleich;
z.B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36 Silber.
Fundort zumahl im Zweybrückischen.

3. Zinnober. Cinnabaris. Mercure sulfuré.

Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill-
rothe etc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder
weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb;
und dann theils von einem fast metallischen
Glanze; theils faserig; theils crystallisirt, und
zwar meist in vierseitigen Pyramiden etc.; gibt
scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr
ungleich. Ersterer z.B. (nach Kirwan) = 80
Quecksilber, 20 Schwefel. Fundorte zumahl
Idria, das Zweybrückische, Almaden, Schina
und Mexico.

Das so genannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter
Brandschiefer.

Das eben daselbst brechende, seltene Queck-
silber-Schwefelleber-Erz. (Fr. cinabre alcalin)
[Seite 669] ist scharlachroth; durchscheinend; von spatharti-
gem Gefüge; und gibt, wenn es gerieben wird,
Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz. Mercure sulfuré
bituminifère
.

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze;
undurchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze;
gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge-
füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich
a) dicht, und b) schalig, mit concentrischen Ab-
losungen, wie mancher Glaskopf*). Gewicht =
7937. Hält bis 70 pro Cent Quecksilber. Fund-
ort zumahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste
Quecksilbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur-
peth, natürlicher Sublimat. Mercure
muriaté
.

Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend;
von fast metallischem Glanze; meist als Drusen-
häutchen in Klüften anderer Quecksilbererze;
theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmi-
gen Crystallen; weich. Hält (nach Kirwan) =
70 pro Cent Quecksilber durch Salzsäure und
Schwefelsäure verkalkt. Fundort zumahl im
Zweybrückischen.

V. Kupfergeschlecht.

[Seite 670]

Das Kupfer ist sehr hart und elastisch,
und hat unter allen Metallen den stärksten
Klang. Gewicht = 7788. Wird von allen
Säuren aufgelöst; brennt mit grüner und blauer
Flamme: verbindet sich leicht mit andern Me-
tallen, und gibt dadurch die mancherley vor-
züglichen Compositionen; wie z.B. mit Gold,
das Similor und das malayische Suasso; mit
Zink, das Messing und Tomback (von Tom-
bago
, dem malayischen Worte für Kupfer);
mit Zinn das Glockengut und Stückgut; mit
Arsenik das argent haché und die Composition
zu Telescopspiegeln; mit Nickel, das schme-
sische Packfong u.s.w. Dient daher auch
beym Münzwesen zur Karatirung und Legirung
des Goldes und Silbers etc.

1. Gediegen.

Theils güldisch, oder silberhaltig etc.; daher
Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer
Gestalt; theils crystallisirt; und dann meist als
doppelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Eu-
ropa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem
aber vorzüglichst Sibirien, die Küsten der Kupfer-
insel (Mednoi ostrow) im kamtschatkischen
Meere, die Ufer des Kupferflusses im N. W. der
Hudsonsbay, Brasilien etc.*).

[Seite 671]

2. Kupferglas, Lecherz. (Fr. cuivre sulfuré,
mine de cuivre vitreuse.)

Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio-
lette, dunkel Leberbraune etc.; theils metallischer
Glanz; der Bruch theils ins Blätterige; meist
ungeformt; theils aber crystallisirt, z.B. in sechs-
seitigen Säulen (–tab. II. fig. 10. –); weich;
schneidbar; gibt glänzenden Strich; schmilzt
leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Gehalt (nach
Klaproth) = 50-80 pro Cent Kupfer, mit
Eisen, so wie die nächstfolgenden Gattungen
durch Schwefel vererzt. Fundort, in Europa
zumahl Cornwall und der Bannat.

3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur). Cuivre
pyriteux hepatique
.

Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist
taubenhälsig angelaufen; metallisch glänzend;
spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen
Strich; findet sich wohl nur ungeformt. Gehalt
(nach Kirwan und Klaproth) = 40-70 pro Cent
Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym Kupfer-
glas; geht aber sowohl in dieses als in den
Kupferkies über. Fundort, unter andern Lau-
terberg am Harz, und der Schlangenberg in
Sibirien.

4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz. Gelf. (Fr.
cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune.)

Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils
grünlichgelb; auch oft taubenhälsig angelaufen;
[Seite 672] meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder
geflossen, nierenförmig, traubig etc.; zuweilen
crystallisirt, z.B. als dreyseitige Pyramide (–
tab. II. fig. 1. –). Mittel-Gewicht = 3980.
Gehalt (nach Kirwan) = 20 pro Cent Kupfer,
mit noch mehr Eisengehalt als bey der vorigen
Gattung: ist das allergemeinste Kupfererz; findet
sich, so wie auch theils die beyden vorigen Gat-
tungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der
dann Kupferschiefer genannt wird. (s. oben
S. 613.)

5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
blanche
.)

Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt-
glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Funken;
hält (nach Henkel) 40 pro Cent Kupfer und
außerdem Eisen und Arsenik. Uebergang in
Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich über-
haupt selten; unter andern bey Freyberg.

6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz
so genanntes Weißgülden. (Fr. mine de
cuivre grise
, Engl. grey copper-ore.)

Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau-
röthlichen Strich; meist ungeformt; theils cry-
stallisirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden (–
tab. II. fig. 1. –); hält außer dem Kupfer auch
Silber, beydes in sehr verschiedenem Verhältniß,
auch Bley etc. Findet sich sehr häufig in vielen
Ländern von Europa und Asien.

7. Kupferschwärze.

Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager;
meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz;
[Seite 673] wohl bloß aus Verwitterung derselben entstanden.
Fundort unter andern bey Freyberg.

8. Roth Kupfererz, roth Kupfer-Glas,
Kupfer-Lebererz. (Fr. cuivre oxydé rouge,
mine de cuivre rouge.)

Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth
bis ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils
durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast
metallischglänzend; theils dicht; theils blätterig;
theils crystallisirt und dann meist in doppelt vier-
seitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig,
seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de
cuivre
). Gehalt, Kupfer durch Kohlensäure
verkalkt. Fundort vorzüglich Cornwall und Ca-
tharinburg; die Kupferblüthe aber besonders bey
Rheinbreidbach im Cölnischen.

9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)

Aus dem Hyazinthrothen ins Pechbraune und
Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer-Pecherz; letzte-
res mit kleinmuscheligem Bruche. Eigentlich
aus der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher
innig gemengt. Fundort, unter andern der Ban-
nat, Lauterberg am Harz etc.

10. Kupferlasur, Kupferblau. (Fr. cuivre
carbonaté bleu
, azur de cuivre, bleu de
montagne
.)

Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend;
theils aber glänzend, zuweilen durchscheinend;
theils strahlig; theils crystallisirt, zumahl in
[Seite 674] kurzen vierseitigen Säulen. Hält (nach Kirwan)
auf 69 pro Cent Kupfer, wie in den drey nächst-
folgenden Gattungen, durch Kohlensäure verkalkt.
Fundort vorzüglich im Bannat und am Ural.

11. Malachit. Cuivre carbonaté vert.

Vorzüglich in zwey Hauptarten:

Erstens nähmlich als Atlas-Erz (Fr. mine
de cuivre soyeuse
); smaragdgrün; seidenglän-
zend; faserig; theils in abgesonderten, haarförmi-
gen Crystallen, büschelförmig divergirend etc.
Fundort zumahl Lauterberg am Harz und der
Bannat.

Zweytens als eigentlich so genannter Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, in concen-
trischen Schalen, theils traubig, stalactitisch,
röhrenförmig etc. Gewicht = 3641. Gehalt ei-
nes sibirischen (nach Klaproth) = 58 Kupfer,
18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff, 11,50 Was-
ser. Fundort zumahl Catharinburg in Sibirien
und Schina.

12. Kupfergrün. Aerugo nativa, chryso-
colla, lapis armenus
. (Fr. cuivre car-
bonaté vert
, verd de montagne.)

Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten an
den Kanten durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich; theils dicht mit muscheligem Bruche; meist
nur in kleinen Partien bey andern Kupfererzen;
hält außer dem kohlensauren Kupfer meist noch
Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld und
Catharinburg.

13. Eisenschüssiges Kupfergrün.

Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils
erdig, zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit
[Seite 675] muscheligem Bruche, theils knospiger Oberfläche etc.
Gehalt vermuthlich Kupfergrün und Eisenocher.
Findet sich überhaupt nicht häufig; z.B. bey
Saalfeld und auf der Insel Elba.

14. Phosporsaures Kupfererz. Cuivre phos-
phaté
.

Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne;
undurchsichtig, meist seidenglänzend schimmernd,
zartfaseriger Bruch, meist traubig, nierenförmig;
selten in sehr kleinen sechseitigen Crystallen;
weich. Gehalt (nach Klaproth) = 68,13 Kupfer-
kalk, 30,95 Phosphorsäure. Fundort Virneberg
bey Rheinbreidbach im Cölnischen.

15. Olivenerz, arseniksaures Kupfererz.
Cuivre arseniaté.

Meist olivengrün, aber auch einerseits ins
dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne;
durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend;
meist crystallisirt, theils in kleinen sechsseitigen Säulen etc.
und diese theils büschelförmig divergirend, theils
in kleinen kugelichten Nieren mit büschelförmig,
faserig seidenglänzendem Bruch (faseriges Oli-
venerz Engl. wood copper.) Gehalt = Kupfer,
mit etwas Eisen durch Arseniksäure verkalkt.
Fundort zumahl Carrarach in Cornwall.

16. Atacamit*), salzsaurer Kupfersand.
Kupfer-Smaragd. (Fr. cuivre muriaté,
[Seite 676] sable verd d'Atacama,muriate de cuivre
oxygen
.)

Als smaragdgrüner Sand, von sehr kleinen
doch ungleichförmigen Körnern; durchscheinend;
glasglänzend; gibt auf Kohlen eine schöne blaue
und grüne Flamme. Gehalt (nach Proust) =
70,5 Kupferkalk, 11 Salzsäure, 18 Wasser.
Fundort im westlichen Süd America, in einem
kleinen Flusse in der Sandwüste Atacama zwi-
schen Peru und Chili.


VI. Eisengeschlecht.

Reines oder so genanntes Frisch Eisen,
hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silber-
weiße fallende Farbe und ist äußerst zähe.
Gewicht = 7807. Es wird vom Magnet ge-
zogen, und selbst leicht attractorisch; wird von
allen Säuren angegriffen und gibt ihnen einen
Tintengeschmack; wird aus diesen Solutionen
[Seite 677] durch die Galläpfelsäure schwarz, und durch die
Blausäure blau gefällt. Ist unter allen Me-
tallen am allgemeinsten in der Erde und selbst
in der organisirten Schöpfung verbreitet; auch
wird kein anderes Metall von den cultivirten
Völkern in so unsäglicher Menge verarbeitet;
sowohl als eigentlich so genanntes Eisen in sei-
nen beyden Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen
nähmlich und Stab-Eisen), als auch nachdem
beyde zu Stahl geschmolzen oder gebrannt
worden.*)

1. Gediegen.

Von den beyden berühmtesten, ungeheueren
Massen gediegenen Eisens, die neuerlich bekannt
worden und von deren vermuthlichen Ursprung
schon oben die Rede gewesen [S. 531. not.*)
und S. 595. not.**)], ist die eine 1772 von
Hrn. Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekanks
auf dem Rücken eines Schiefergebirgs wieder
gefunden worden. Sie hat ein sonderbares,
theils ästiges, theils gleichsam zelliges Gefüge,
und enthält in ihren bläserigen Zwischenräumen
das obgedachte grüngelbe, glasartige, dem Oli-
vin ähnelnde Fossil (S. 595 u. f.) Das Eisen
selbst in dieser auf 1600 Pfund schweren Masse
hält (nach Howard) = 17 pro Cent Nickel.

[Seite 678]

Die andere noch ungleich größere findet sich
unweit des Paranastroms in Chaco, im spani-
schen Süd-America, wo sie 1782 durch Don
Mich. Rubin de Celis untersucht und ihr Ge-
wicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden*),
und dieses Eisen häkt 10 pro Cent Nickel.

2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit. Py-
rites
. Fer sulfuré. (Engl. mundick.)

Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer-
seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl-
graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun an-
gelaufen; metallischglänzend; meist so hart, daß
er am Stahle Funken gibt, mit Schwefelgeruch;
hält, außer dem durch Schwefel vererzten Eisen
zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik etc.

Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:

1) Gemeiner Schwefelkies.

In mancherley besonderer Gestalt, z.B. als
Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubig, pilz-
förmig etc. häufig crystallisirt in mancherley Form,
z.B. als doppelt vierseitige Pyramide (–tab. II.
fig. 5. –); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen
Flächen und zwanzig Ecken (–tab. II. fig. 4. –)
oder in einer der seltensten crystallinischen Formen
der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen dreysei-
tigen Flächen und zwölf Ecken (–tab. II.
fig. 6. –); häufig hingegen cubisch mit gestreiften
[Seite 679] Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur
die Streifen von zwey einander gerade entge-
genstehenden Flächen einerley Richtung haben,
hingegen die von den dreyen in eine Ecke des
Würfels zusammenstoßenden Flächen in conträrer
Richtung wider einander laufen (–tab. II.
fig. 2. –). Mittel-Gewicht = 4700. Fund-
ort in aller Welt als die gemeinste aller Erzarten.

2) Strahlkies.

Meist heller von Farbe als der vorige; häufig
in Nierenform; crystallisirt meist als doppelt vier-
seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab-
arten zusammengrupirt, z.B. als Hahnenkamm-
kies etc.; hat strahligen Bruch; und als Haar-
kies abgesonderte haarförmige Nadeln.

3) Leberkies, Wasserkies.

Auch heller als der gemeine; oft tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt,
z.B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig,
gestrickt, zellig etc.; zuweilen crystallisirt, in
sechsseitigen kleinen Säulen etc. theils als metal-
lisirte Petrefacten der Vorwelt, zumahl als Am-
moniten.

Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin-
nung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols;
ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.

3. Magnetkies.

Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe;
metallischglänzend; doch meist angelaufen; unge-
formt; ist wie so manche andere Eisenerze re-
tractorisch, d.h. er wird vom Magnet gezogen.
Uebergang in Schwefelkies. Bricht auf Gang-
gebirgen, z.B. zu Breitenbrunn im Erzgebirge.

[Seite 680]

4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Magnet,
attractorisches Eisenerz. (Fr. Aimant, fer
oxydulé
, Engl. Load-stone.)

Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in
kleinen Crystallen als doppelt vierseitige Pyrami-
den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beyden
großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er
das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage
nach den Polen richtet; auch beyderley Kraft dem
Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein
Eisengehalt ungleich, theils 80 pro Cent. Fund-
ort vorzüglichst der Magnetenberg in Wercho-
turien; außerdem unter andern New-York, und
selbst in unserer Nachbarschaft der Spitzenberg
am Harz.*)

Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus,
findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, ent-
weder in Gebirgsarten eingesprengt (so z.B. in
manchem Granit (s. oben S. 628.), Porphyr,
Basalt etc.) oder aber, und zwar häufiger in
manchem Sande des Meeres oder der Seen
und Flüsse.

5. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oli-
giste
, fer speculaire, fer noir.)

Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen;
von starkem metallischem Glanze; sowohl unge-
formt als crystallisirt; letzteres z.B. in doppelt
dreyseitigen Pyramiden, die dann in Linsenform
übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln etc. Ge-
wicht = 5158. Eisengehalt (nach Kirwan) =
60-80 pro Cent; ist meist retractorisch. Fund-
[Seite 681] ort vorzüglichst in großer Mannigfaltigkeit und
Schönheit der Crystallisationen auf der Insel Elba.

Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz;
von blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als
crystallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die
theils zellig zusammengehäuft sind. Fundort
unter andern auf der Zorge am Harz.

6. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.

Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch-
rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.

Davon drey Arten:

1) Roth-Eisenram.

Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark
abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über
andere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.

2) Dichter Roth-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils crystallisirt, cubisch;
(so z.B. am Cap) meist abfärbend; gibt blut-
rothen Strich.

Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher genannt.

3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.

Meist nierenförmig, mit schaligen Ablosungen;
theils stalactitisch; keilförmige Bruchstücke von
strahligem Gefüge. Eisengehalt bis 80 pro Cent.
Gebrauch unter andern als Pulver zum Poliren
der Stahlwaaren.

7. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubiginereux.

Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits
ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält
mehrentheils auch Braunsteinkalk.

[Seite 682]

Ebenfalls in drey Arten wie die vorige Gattung:

1) Braun-Eisenram.

Theils mit metallischem Glanze, als Ueberzug
über Glaskopf etc.

2) Dichter Braun-Eisenstein.

Meist ungeformt; theils stalactitisch etc.; theils
crystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies
(S. 678.) gedachten Formen, nähmlich als Do-
decaëder mit den fünfseitigen Flächen (–tab. II.
fig. 4. –) und als Würfel mit der sonderbaren
Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen
(–tab. II. fig. 2. –). Theils auch als Pe-
trefact von Incognitis der Vorwelt; so z.B. bey
Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fun-
git etc. Uebergang des ungeformten in Spath-
eisenstein, Thon-Eisenstein etc.

Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen
Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder
so genannte türkische Umber gehört.

3) Brauner Glaskopf.

Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie
der rothe. Der Bruch theils seidenglänzend,
faserig.

8. Schwarz-Eisenstein.

Meist blaulich schwarz; theils metallischglän-
zend; auch dergleichen Strich; scheint vielen
Braunsteinkalk zu halten.

[Seite 683]

Findet sich in zwey Arten:

1) Dichter Schwarz-Eisenstein.

In mancherley besonderer Gestalt; standenför-
mig, traubig etc. mit flachmuscheligem Bruche.

2) Schwarzer Glaskopf.

Mit divergirend faserigem Bruche. Fundort
beyder Arten unter andern bey Schmalkalden im
Hessischen.

9. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl-
stein, Flinz. Chaux carbonatée ferisère.

Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze;
theils an den Kanten durchscheinend; häufig cry-
stallisirt, und zwar meist in Rhomben oder
Linsen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruch-
stücke; spröde. Gewicht = 3784. Gehalt eines
steyermarker (nach Bergmann) = 38 Eisen, 24
Braunstein, 38 Kalkerde. Uebergang in Braun-
eisenstein und Braunspath.

10. Thon-Eisenstein.

Aus den Gelblichen durchs Rothbraune ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau;
meist erdig; weich; mager; theils ungeformt;
aber auch in mancherley, besonderer Gestalt; theils
mit Petrefacten der Vorwelt; z.B. mit Couchy-
lien oder mit Kräuterabdrücken (so z.B. die be-
rühmten so genannten Katzenköpfe von Colbrook-
dale, deren jeder inwendig ein kleines Farnkraut
einschließt). Ueberhaupt meist reich an Eisenge-
halt bis 40 pro Cent.

Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu
werden:

[Seite 684]

a. Stänglicher Thon-Eisenstein, Nagelerz,
Schindelnägel.

Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stücken;
theils wie Miniaturen von Säulenbasalt. Ver-
muthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fundort
zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.

b. Eisen-Niere, Adlerstein, Klapperstein.
Aëties (Fr. Géode).

Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit
schaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit ein-
geschlossenen losen und daher klappernden Brocken
und Körnern; theils dicht, kugelicht*).

c. Bohnenerz.

Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen
meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt,
abgerundet; so z.B. wie in großen runden Boh-
nen ausnehmend sauber am Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung.

d. Linsenerz.

In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast wie ein lockerer Rogenstein.

11. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus
Tubalcaini Linn. Minera ferri sub-
[Seite 685] aquosa Waller. (Fr. mine de fer li-
moneuse
.)

Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt
oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken zu-
sammengebacken, knollig; erdig; theils in allerhand
besonderer Gestalt, röhrenförmig etc., theils aller-
hand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos,
Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt. Ge-
halt bis 35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich durch
Phosphorsäure verkalkt. Findet sich meist nahe
unter der Dammerde, im aufgeschwemmten
Lande und in Moorgrunde.

12. Blau-Eisenerde, natürliches Berliner-
blau. (Fr. Fer azuré, Prussiate de fer
natif
.)

Unter der Erde meist weißlich; wird aber an
der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist
erdig, staubartig oder zusammengebacken; abfär-
bend; mager. Gehalt, Eisen durch Phosphor-
säure und Blausäure verkalkt, mit Thonerde
vermischt. Fundort unter andern im Churbraun-
schwergischen am Ufer der Stecknitz, und so auch
im Treibholz bey Stade (s. oben S. 650. not. *).

13. Grün-Eisenerde.

Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmittel
noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zumahl
bey Schneeberg im Erzgebirge.

14. Arseniksaures Eisen.

Olivengrün; durchsichtig; fettglänzend; weich;
in kleinen cubischen Crystallen von mancherley
Abänderung. Meist auf Brauneisenstein zu Car-
rarach in Cornwall.

[Seite 686]

15. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril, Engl.
emery.)

Meist graulich schwarz; an den Kanten durch-
scheinend; schimmernd; theils splitteriger Bruch;
gibt braunrothen Strich; sehr hart. Gewicht
= 3922. Sein Eisengehalt sehr ungleich; oft
unbedeutend; doch bey einer Abart (nach
Tennant) = 32 Eisen, 50 Thonerde, 8 Kiesel-
erde. Fundort unter andern Altcastilien und Estre-
madura. Gebrauch zum Schneiden und Schleifen
harter Steine und des Glases. Daher auch der
Holzstein, wie oberwähnt (S. 555.), wegen des
ähnlichen Gebrauchs, in manchen Gegenden
Smirgel genannt wird.


VII. Bleygeschlecht.

Das Bley läuft an der Luft schwarz an,
und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen
Geruche ab. Ist das weichste der festen Me-
talle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar,
und gar wenig zähe (§. 253.). Gewicht =
11352. Schmilzt ehe es glüht; brennt leicht
zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur
allgemach verglast; und von allen Säuren auf-
gelöst, die davon einen süßlichen Geschmack
erhalten. Gebrauch (außer dem allgemein be-
kannten zu Kugeln und Schrot, Dachdecken,
Wasserröhren, Schriftgießen etc.) besonders beym
[Seite 687] Hüttenwesen und in der Probirkunst; dann
zu mancherley Farbe und als chirurgisches
Heilmittel.

1. Bleyglanz. Galena. Plomb sulfuré.
(Engl. blue lead-ore.)

Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen;
meist mit starkem metallischem Glanze; meist
ungeformt; theils mit Spiegelfläche; theils wie
geflossen, zellig etc.; theils dendritisch oder ge-
strickt*); häufig crystallisirt; und zwar meist
cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden,
oder sechsseitigen Säulen etc.; sämmtliche Crystal-
lisationen wieder in mancherley Abarten; bricht
in cubische Stücken; hat meist blätteriges Ge-
füge; gröberes oder feineres Korn. Mittel-Ge-
wicht = 7290. Gehalt sehr verschieden; z.B.
77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außerdem
mehr oder weniger Silber, und im Strip- oder
Sproterz (Fr. mine de plomb striée) auch Spieß-
glas. Ueberhaupt eins der gemeinsten Erze.

Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de
plomb compacte
) ist mehr stahlgrau, schim-
mernd, weicher als der Bleyglanz, mehr abfär-
bend; immer ungeformt. Fundort unter andern
bey Clausthal, und in Derbyshire**).

[Seite 688]

2. Blau Bleyerz.

Aus dem Indigblauen ins Bleygraue; un-
durchsichtig; meist in kleinen Crystallen von sechs-
seitigen Säulen; metallischschimmernd; ist weich,
und gibt metallischglänzenden Strich; scheint in
den Bleyschweif überzugehen. Fundort Tschopau
im Erzgebirge und Leadhills in Schottland.

3. Braun Bleyerz, brauner Bleyspath,
Saturnit.

Aus dem Nelkenbraunen ins Schwarzgraue;
theils durchscheinend; fettglänzend; meist crystal-
lisirt in sechsseitigen der Länge nach gestreiften
Säulen. Fundort Tschopau, und Poullaouen
in Nieder-Bretagne.

4. Schwarz Bleyerz.

Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt
graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast
dem metallischen sich nähernden Glanz; meist
crystallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen.
Fundort unter andern bey Freyberg, wo es auf
60 pro Cent Bley hält.

5. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath. Plomb
carbonaté
.

Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue;
mehr oder weniger durchscheinend; meist gleich-
[Seite 689] sam demantglänzend; sowohl derb, als crystalli-
sirt in Nadeln oder vier- und sechsseitigen Säu-
len. Gehalt (nach Westrumb) = 80,25 Bley,
16 Kohlensäure, 0,18 Eisen, 0,75 Thonerde,
0,50 Kalkerde. Fundort vorzüglich bey Zeller-
feld am Harz.

6. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath. Plomb
phosphaté
.

Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen; durchscheinend; fettglänzend;
meist crystallisirt, zumahl in sechsseitigen Säulen.
Gewicht = 6270. Gehalt des von Tschopau
(nach Klaproth) = 78,40 Bleykalk, 18,37
Phosphorsäure, 1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenkalk.
Fundort außer dem eben genanten auch bey Claus-
thal, und bey Beresofsk im Catharinburgischen
(letzterer hält nach Vauquelin auch Chro-
miumkalk.)

7. Gelb Bleyerz. Plomb molybdaté.

Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist crystallisirt, zumahl in vierseiti-
gen Tafeln etc. Hält (nach Klaproth) = 64,
42 Bleykalk, 34,25 Molybdänkalk. Fundort
zumahl Bleyberg in Kärnthen.

8. Natürlicher Bleyvitriol. Plomb sulfaté.

Gelblich-grau; theils staubartig; theils fest,
crystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige Pyra-
mide; theils durchscheinend; glasglänzend; Ge-
wicht = 6300. Gehalt ((nach Klaproth) = 71
Bleykalk, 24,80 Schwefelsäure, 2 Crystallisa-
tionswasser, 1 Eisenkalk. Fundort Anglesey bey
Wales.

[Seite 690]

9. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbonaté
terreux
.

Theils staubartig, theils zusammengebacken,
doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich
a) schwefelgelb (Fr. massicot natif); so z.B.
bey Leadhills in Schotland; b) weißlich grau,
so z.B. bey Zellerfeld am Harz; c) bräunlich
roth, z.B. im Jülichschen.


VIII. Zinngeschlecht.

Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar,
aber wenig zähe; er knirscht zwischen den Zäh-
nen und knarrt, wenn es gebogen wird (le cri
d'étain
); gibt erwärmt oder gerieben einen ei-
genen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt sehr
leicht zu Zinnasche; wird in Königswasser auf-
gelöst; und findet sich nur in wenigen Welt-
gegenden; aber daselbst meist in ausnehmender
Menge. Gebrauch unter andern zu Silber-
papier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlach-
färberey etc.

1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif
natif
. Engl. bell metal ore.)

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; me-
tallischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Ge-
wicht = 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 34
Zinn, 36 Kupfer, 3 Eisen, 25 Schwefel. Fund-
ort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.

[Seite 691]

2. Zinnstein (Fr. étain oxydé, étain vitreux.)

Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits
ins Gelbe und ins Weißlichgraue*); theils durch-
scheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z.B.
das rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt;
theils als Gerölle in Seifenwerken**) (Engl.
stream-tin), oder als Zinnsand; häufig aber
crystallisirt (so genannte Zinngraupen) zumahl
als sehr kurze vierseitige Säule an beyden Enden
vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingscrystalle
(Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900.
Zinn-Gehalt wohl bis 80 pro Cent. Fundort
zumahl das sächsische und böhmische Erzgebirge,
Cornwall, Malacka, die Insel Banca bey Su-
matra etc.

[Seite 692]

3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr.
étain limoneux, hématite d'étain. Engl.
wood-tin.)

Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf
dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nieren
mit concentrischen deutlich absetzenden Schichten;
keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am Stahl
Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-Gehalt
(nach Klaproth) = 63,3. Fundort Gavrigan
in Cornwall.


IX. Zinkgeschlecht.

Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittel-
farbe zwischen Bley und Zinn, einen breitstrah-
ligen zackigen Bruch, und ist weniger spröde
als andere so genannte Halbmetalle. Gewicht
= 7190. Er schmilzt ehe er glüht, und ent-
zündet sich im offenen Feuer mit einer blaulich-
grünen Flamme. Wird von allen Säuren auf-
gelöst, ohne sie zu färben. Wichtigster Ge-
brauch zum Messingmachen und des Kalks
als Arzney.

1. Blende. Pseudogalena. Fr. Zinc sulfuré.
(Engl. black jack.)

Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander-
seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und
Grüne; daher die Benennungen von Pechblende,
Colophoniumblende, Rubinblende etc.; mehr oder
weniger durchscheinend; von verschiedener Art
[Seite 693] des Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig
crystallisirt, z.B. als dreyseitige, oder als dop-
pelt vierseitig Pyramide etc.; spathähnlicher
Bruch; manche Abarten geben, wenn sie gerie-
ben werden, Schwefellebergeruch; manche phos-
phoresciren, wenn sie im Finstern mit Eisen ge-
kratzt werden. Mittel-Gewicht = 4000. Zink-
gehalt von 44 bis 64 pro Cent; durch Schwefel
vererzt; mit mehr oder weniger Eisen; theils
auch gold- und silberhaltig mit innig eingemeng-
tem Bleyglanze (so z.B. das so genannte Braun-
erz vom Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr
allgemein verbreitetes Erz.

2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc
oxydé,
calamine.)

Meist aus dem Bleygrauen ins Gelbliche durch
mancherley Abstufungen; theils undurchsichtig;
theils mehr oder weniger durchscheinend; meist
ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb;
theils wie geflossen, traubicht, nierenförmig etc.;
theils crystallisirt als Zinkspath*), meist in vier-
seitigen Tafeln; so zumahl in Kärnthen und am
Altai; theils als Aftercrystall (z.B. in Flint-
shire); der ungeformte aber theils in ganzen Flö-
zen z.B. bey Olkutschk in Polen.


X. Wismuthgeschlecht.

Der Wismuth, marcasita officinalis
(Fr. étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine
[Seite 694] aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende
Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde;
Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*);
wird aus seiner Auflösung in Salpetersäure
durch reines Wasser als weißer Kalk (blanc
d'Espagne
) gefällt. Ueberhaupt ein nicht häu-
figes Erz. Gebrauch unter andern zum Schnell-
oder Zinn-Loth.

1. Gediegen.

Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge-
formt; theils gestrickt; selten crystallisirt in klei-
nen Würfeln etc.; blätteriger Bruch. Findet sich
nicht häufiger als die beyden folgenden Gattungen
und nebst denselben zumahl im sächsischen und
böhmischen Erzgebirge.

2. Wismuthglanz, grau Wismutherz. Bis-
muth sulfuré
.

Bleygrau; meist gelblich angelaufen; blätte-
riger theils strahliger Bruch; meist ungeformt;
selten in spiesigen der Länge nach eingewachsenen
Crystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr
weich, schneidbar; brennt auf Kohlen gebröckelt
mit Schwefelflamme. Gehalt (nach Sage) =
60 pro Cent Wismuth, durch Schwefel vererzt,
theils mit etwas Eisen und Arsenik etc.

[Seite 695]

3. Wismuthocher. Bismuth oxydé.

Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist
erdig; angeflogen oder eingesprengt.


XI. Spießglasgeschlecht.

Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätteriges,
strahliges Gefüge; ist spröde; Gewicht = 6702;
schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem
Feuer; wird von den Säuren nur unvollkommen
aufgelöst; und aus der Solution in Königs-
wasser durch Laugensalze weiß gefällt. Ge-
brauch unter andern um weichen Metallen mehr
Härte zu geben; also z.B. zum Schriftgießen;
außerdem als Arzeney.

1. Gediegen.

Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils
blätterig, theils schalig. Fundort unter andern
bey Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klap-
roth) = 98 Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25
Eisen.

2. Grau Spießglaserz. Antimoine sulfuré.

Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt;
und zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger
aber strahlig und zwar meist in nadelförmigen
Crystallen; theils aber auch in stärkern vier- oder
sechsseitigen Säulen. Gewicht = 4200. Ge-
[Seite 696] halt = 70-80 Spießglas, 30-20 Schwefel.
Fundort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.

Das Federerz, von graulich schwarzer oder
bleygrauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haa-
riges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges
Spießglaserz, das sich unter andern zu St.
Andreasberg und bey Nagybanya in Siebenbür-
gen findet.

3. Roth Spießglaserz. Antimoine hydro-
sulfuré
.

Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan-
zes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen,
strahligen Crystallen, die theils sternförmig zu-
sammengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt
des Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50
Spießglasmetall, 1080 Sauerstoff, 19,70
Schwefel. Fundort wie gedacht Bräunsdorf bey
Freyberg und in Ungarn.

4. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.

Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue;
meist perlmutterglänzend; meist in sternförmig
zusammengehäuften nadelförmigen Crystallen; äh-
nelt im Aeußern so wie (nach Klaproth) im Ge-
halt den präparirten weißen Spießglasblumen
(Nix antimonii). Fundort bey Malaczka in
Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.

5. Spießglasocher.

Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort
bey Freyberg und in Ungarn.

XII. Kobaltgeschlecht.

[Seite 697]

Das Kobalt-Metall*), oder die so ge-
nannte Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig ins
Stahlgraue und ein wenig ins Rothe ziehend;
gibt in Königswasser aufgelöst die sympathetische
Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr strengflüssig.
Durchs Rösten verkalkt es zu schwarzem Pul-
ver, welches mit Glasfritten das für die Blau-
farbenwerke wichtige Smalteglas gibt.

1. Weißer Speiskobalt.

Zinnweiß; meist ungeformt; theils nierenför-
mig, und in kleinen undeutlichen Crystallen.
Findet sich an wenigen Orten, z.B. im Stift-
amte Christiania in Norwegen.

2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Kobalt.
Cobalt arsenical.

Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit
glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch
ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart;
hält außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen.
Fundort unter andern im sächsischen und böhmi-
schen Erzgebirge.

3. Glanzkobalt. Galena cobalti. Cobalt gris.

Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen als
Spiegel; auch theils gestrickt; theils baumför-
[Seite 698] mig; nicht selten crystallisirt, und zwar meist
cubisch in mancherley Abartungen als Kobalt-
graupen; minder hart als die vorige Gattung;
hält ebenfalls auch Arsenik und etwas Eisen.
Fundort unter andern Glückbrunnen im Meinin-
gischen, Riegelsdorf in Hessen etc.; eins der
häufigsten Kobalterze.

4. Schwarzer Erdkobalt. Cobalt oxydé noir.

Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreib-
lich, als Kußkobalt; theils verhärtet als
Schlackenkobalt; theils traubig, nierenförmig,
schalig etc.; matt oder schimmernd; wird durch
den Strich glänzend; leicht; vermuthlich durch
Kohlensäure verkalkt. Fundort unter andern auch
an letztgedachten Orten.

5. Brauner Erdkobalt.

Leberbraun in mancherley Abstufungen; unge-
formt; erdig; weich; gibt fettglänzenden Strich.
Fundort unter andern zumahl im Saalfeldischen.

6. Gelber Erdkobalt, Lederkobalt.

Gelblichgrau; ungeformt; feinerdig; rissig;
sehr weich; meist nur in geringer Menge, z.B.
im Saalfeldischen.

7. Rother Erdkobalt cobalt areseniaté.

Pfirschblüthroth, das aber an der Luft ver-
schießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als
Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen, theils
sammetartigen, theils sternförmig zusammenge-
[Seite 699] häuften, glänzenden, durchscheinenden Crystallen,
als Kobaltblüthe; vermuthlich durch Arsenik-
säure verkalkt. Fundort unter andern bey Schnee-
berg im Erzgebirge.


XIII. Nickelgeschlecht.

Der Nickel hat eine aus dem Graulich-
weißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr
hart; sehr strengflüssig; löst sich vorzüglich in
Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung
grün; sein Kalk aber den Salmiakgeist blau.
Gewicht = 7807. Gebrauch zum schinesischen
Packfong [S. 670]*).

1. Kupfernickel. Nickel arsenical.

Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki-
ger, gleichsam facettirter Bruch, selten strahlig,
(so bey Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560.
Gehalt = Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und
Schwefel. Fundort gemeiniglich bey Glanzkobalt.

2. Nickelocher. Nickel oxydé.

Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet
(so bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist
als Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfernickel.
Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm habe,
[Seite 700] ist oben erwähnt (S. 556), so wie auch, daß sich
Nickelkalk in dem olivinählichen Fossil des Pal-
lasischen gediegenen Eisens, und in den Aëroli-
then findet (S. 596.).


XIV. Braunsteingeschlecht.

Das Braunstein-Metall, magnesium
(Fr. manganèse), ist stahlgrau, sehr hart,
spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850.
Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter
allen Metallen das stärkste Anziehungsvermögen
zum Sauerstoff; so daß es an der Luft sehr
bald zu schwarzem Pulver verkalkt; ist sehr all-
gemein in der Erde verbreitet; selbst in der
vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüglich
zur Verfertigung des weißen Glases, zur Be-
reitung der Lebensluft, der übersauren Salz-
säure etc.

1. Braunsteinblende, Schwarzerz.

Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurch-
sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt-
schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 3950. Gehalt des Siebenbürgischen
(nach Klaproth) = 82 Braunstein, 11 Schwefel,
5 Kohlensäure. Fundort zumahl beym Sieben-
bürgischen Rothbraunsteinerz, und ein ähnliches
Fossil auch bey Ilfeld.

[Seite 701]

2. Grau Braunsteinerz. Manganèse oxydé
metalloide amp;c
.

Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem
oder matterem, metallischem Glanze; theils un-
geformt, häufig aber strahlig, und zwar meist
büschelförmig, oder sternförmig; theils in nadel-
förmigen Crystallen, oder in vierseitigen Säu-
len mit zugeschärften oder zugespitzten Enden.
Fundort des strahligen zumahl bey Ilfeld am
Harz. Gehalt desselben (nach Klaproth) = 90,
50 schwarzer Braunsteinkalk (verbunden mit dem
Maximum an Sauerstoff, den es im Feuer figirt
an sich halten kann), 2,25 Sauerstoffgas, 7
Wasser.

3. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse
oxydé noir amp;c
.

Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig;
sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig;
(so z.B. das black wad von Winster in Der-
byshire, das mit Leinöhl angerieben in Selbst-
entzündung geräth; und häufig zur schwarzen
Oehlfarbe gebraucht wird); theils verhärtet, nie-
ren- oder staudenförmig etc.; theils von schlacken-
förmigem Ansehen (so das von Saska im Ban-
nat). Gehalt eines von Clausthal am Harze
(nach Klaproth) = 68 Braunsteinkalk, 6,50 Ei-
senkalk, 8 Kieselerde, 1 Schwererde, 1 Kohle,
17,50 Wasser.

Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich-
nungen in mancherley Steinarten rühren von
dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.

[Seite 702]

4. Roth Braunsteinerz. Manganèse oxydé
rose
.

Rosenroth in mancherley Abstufungen; theils
dichter, theils blätteriger Bruch; theils matt,
theils glänzend, mehr oder weniger halt. Ge-
halt (nach Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer
Spur von Kieselerde. Fundort zumahl bey
Nagyag und Kapnik in Siebenbürgen (als Gangart
der dasigen Gold – und Tellurerze) und zu Catha-
rinburg in Sibirien.


XV. Urangeschlecht.

Das Urangeschlecht, das 1789 vom Hrn.
Prof. Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau,
von mattem, metallischem Glanze; weich;
spröde; Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig;
wird in Salpetersäure und in Königswasser
aufgelöst, und durch Laugensalz daraus als ein
gelber Kalk gefällt, der dem Glase eine hell-
braune Farbe gibt.

1. Pecherz, Pechblende. Vranium sulphu-
ratum
. Urane oxydulé.

Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglänzend;
spröde. Gewicht = 7500. Gehalt = Uranium
und Schwefel. Fundort nebst den folgenden
Gattungen zumahl im sächsischen und böhmischen
Erzgebirge.

[Seite 703]

2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Vranium spathosum. Urane oxydé.

Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich, matt; theils glänzend, fest, crystallisirt,
zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Ura-
nium durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.

3. Uranocher. Vranium ochraceum. Urane
oxydé
.

Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich;
mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf.
Meist auf und zwischen dem Pecherz.


XVI. Titangeschlecht.

Das Titan-Metall hat zwar Herr
Gregor schon 1791 im Manacanit zu finden
geglaubt, aber Hr. Prof. Klaproth 1795 erst
ganz außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner
metallischen Gestalt*) eine dunkle Kupferfarbe;
nimmt gute Politur an; ist spröde; äußerst
strengflüssig; hat starkes Anziehungsvermögen
zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpeter-
säure, Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst;
und durch Laugensalze aus diesen Auflösungen
weiß – – hingegen durch Galläpfelaufguß ker-
[Seite 704] mesbraun – niedergeschlagen; mit Salpeter
verpufft es lebhaft; die Laugensalze aber scheinen
weder auf dem trocknen noch nassen Wege etwas
davon aufzulösen.

1. Titan-Sand, Manacanit. Titane oxydé
ferrifère
.

Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in
kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf
dem ersten, Blick grobkörnigem Schießpulver
ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen.
Gewicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) =
45,25 Titankalk, 51 Eisenkalk, 0,25 Braunstein-
kalk, 3,50 Kieselerde. Fundort besonders als
Flußsand im Kirchspiel Manacan in Cornwall
und an der Providenz-Insel bey Botanybay.

Der Nigrin, ein ähnlicher aber aus gröbern
Körnern bestehender Titan-Sand, von Olah-
plan in Siebenbürgen, hält aber (nach Klap-
roth) = 84 Titankalk, 14 Eisenkalk, 2 Braun-
steinkalk.

2. Titan-Spath, Titanit. Titane oxydé.

Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän-
zend; crystallisirt in kurzen gleichsam linsenför-
mig zusammengedruckten vierseitigen an beyden
Enden mit zwey Enden zugeschärften Säulen.
Gehalt des norwegischen (nach Abildgaard) =
58 Titankalk, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde.
Fundort im Passauischen in einer gemengten Ge-
birgsart aus vorwaltendem Feldspath mit Quarz,
Hornblende etc. und bey Arendal in Norwegen
in Quarz.

[Seite 705]

3. Titan-Schörl, Rutil. Titane siliceo-
calcaire
.

Braunroth; theils mit einem dem Metallischen
sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zu-
mahl in und auf Bergcrystall und gemeinem
Quarz; theils aber in stärkern, stangenförmigen,
Bierfertigen, der Länge nach gestreiften, säulen-
förmigen Crystallen; so vorzüglich bey Boinik in
Ungarn in einem aus Glimmerschiefer und milch-
weißem Quarz geschichteten Lager.


XVII. Tellurgeschlecht.

Das Tellurium, (Sylvanium), dessen
eigenthümliche Metallität zuerst vom Hrn. Gu-
bernialrath Müller von Reichenstein entdeckt,
und nun vom Hrn. Prof. Klaproth vollkom-
men bestätigt worden, hat eine aus dem Zinn-
weißen ins Bleygraue fallende Farbe; ist stark-
glänzend; hat blätterigen Bruch; ist sehr
spröde; und leicht flüssig. Gewicht nur = 6115.

Man kennt es bisjetzt in folgenden dreyen,
vor dem zum Goldgeschlecht gezählten Erzen.

1. Gediegen (das so genannte Weißerz, au-
rum
problematicum). Tellure natif fer-
risère
.

Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch.
Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Ei-
sen, und ein weniges Gold. Meist eingesprengt
[Seite 706] in grauen, hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay
in Siebenbürgen.

2. Schrifterz (das so genannte aurum gra-
phicum
). Tellure natif aurifère et ar-
gentifère
.

Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen- oder
tafelförmigen Crystallen, die meist mit einer Sei-
tenfläche auf- und gewöhnlich ihrer mehrere durch
einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klap-
roth) = 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber.
Fundort bey Offenbanja in Siebenbürgen, in
Quarz und Graustein.

3. Blättererz (das so genannte Nagyager
Golderz). Tellure natif aurifère et plom-
bifère
.

Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge;
weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam. Ge-
halt (nach Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54
Bley, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer, 3
Schwefel. Fundort bey Nagyag in Siebenbür-
gen, in Quarz und Braunspath.


XVIII. Wolframgeschlecht.

Der Wolfram oder das Schwerstein-
metall (von Hrn. Werner Scheel benahmt
Fr. Tungstène), ist erst neuerlich aus seinen
Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe
aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden
angegeben werden. Ist sehr strengflüssig;
[Seite 707] sein Kalk enthält eine eigene Saure und bildet
mit Ammoniac (dem flüchtigen Alkali) ein
eigenes Mittelsalz.

1. Weiß Wolframerz, Tungstein, Schwer-
stein, irrig so genannte weiße Zinngraupen.
Schéelin calcaire.

Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei-
nend; fettglänzend; fast muscheliger Bruch; un-
geformt; oder in doppelt vierseitigen Pyrami-
den crystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt des
Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75 Wol-
framkalk, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde, Wol-
framsäure und Kalkerde. Fundort vorzüglich an
gedachtem Orte in Böhmen.

2. Schwarz Wolframerz. Spuma lupi.
Schéelin ferruginé.

Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich;
mattglänzend; blätteriger Bruch; meist schalig;
ungeformt; oder crystallisirt, zumahl in platten
sechsseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln.
Gewicht = 7130. Gehalt = Wolframsäure
mit Eisen und etwas Braunstein. Fundort zu-
mahl im Erzgebirge und in größter Menge auf
Dolcoath in Cornwall; auch im schinesischen Ka-
lin (S. 691. not. *). Ueberhaupt (so wie auch
das vorhergehende) meist bey Zinnstein.


XIX. Molybdängeschlecht.

Das Molybdän-Metall ist fast stahlgrau;
und sehr spröde; nicht sonderlich hart. Ge-
[Seite 708] wicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls eine
eigene Säure.

1. Wasserbley. Molybdène sulfuré.

Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz
ist bleygrau von metallischem Glanze; und meist
krummblätterigem Gefüge; fettig anzufühlen;
weich; abfärbend; in dünnen Blättchen biegsam.
Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klaproth) =
60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Findet sich
an wenigen Orten; aber einzeln in vielen Welt-
gegenden. Zumahl bey Altenberg im Erzgebirge
und bey Kolywan in Sibirien. Auch im grön-
ländischen Weichstein (S. 591).


XX. Arsenikgeschlecht.

Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen zinnweiß und bleygrau; einen schup-
pig blätterigen, Bruch. Gewicht = 8308. Ist
das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in einen dicken weißen Dampf aufgelöst, der
wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das
Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die far-
bigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik
weiß werden. Sein Kalk, der ebenfalls eine
eigene Säure enthält, läßt sich im Wasser
auflösen.

[Seite 709]

1. Gediegen.

Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an;
häufig in Nierenform, oft mit krummschaligen
Ablosungen als irrig so genannter Scherbenko-
balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé);
sehr selten gestrickt, dendritisch etc.; in dünnen
Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort
unter andern zu St. Andreasberg am Harz.

2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer
arsenical
(Engl. arsenical mundick.)

Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein-
gesprengt; theils crystallisirt, zumahl vierseiti-
gen Säulen, hart; gibt gerieben oder zerschla-
gen starken Knoblauchsgeruch; hält außer dem
Arsenik auch Eisen; und eine besondere Abart,
das so genannte Weißerz oder Mißpickelsilber,
auch noch Silber. Fundort zumahl im Erzge-
birge; nahmentlich das Weißerz bey Bräunsdorf.

3. Rauschgelb, Arsenic sulfuré.

Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:

1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auri-
pigmentum
. (Fr. orpiment.)

Meist zitrongelb; durchscheinend; theils mit
einem fast talkartigen Ansehen und fast metalli-
schen Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist
ungeformt theils crystallisirt, zumahl in viersei-
tigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen
verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Ge-
halt (nach Kirwan) = 90 Arsenik, 10 Schwe-
[Seite 710] fel. Fundort zumahl in Siebenbürgen und im
Bannat.

2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San-
darac, Realgar.

Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän-
zend; gibt gelben Strich; häufig crystallirt in
kleinen vier- oder sechsseitigen Säulen; theils
aber auch nur angeflogen über andere Fossilien
(so z.B. auf St. Andreasberg über Kalk-
spath- und Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225.
Gehalt (nach Kirwan) = 84 Arsenik, 16 Schwe-
fel. Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und
ist Siebenbürgen.

4. Arsenikblüthe, Pharmacolith. Arsenik
oxydé
.

Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig,
theils in haarförmig; büschelig zusammengehäuf-
ten, seidenglänzenden; durchscheinenden Crystallen.
Gewicht = 2477. Gehalt (nach Klaproth) =
Kalkerde mit Arseniksäure und einer Spur von
Kobalt. Fundort vorzüglich bey Riegelsdorf in
Hessen und zu Wittichen im Fürstenbergischen.


XXI. Chromiumgeschlecht.

Das Chromium-Metall, das 1779 vom
Hrn. Prof. Klaproth und fast um gleiche
Zeit auch von Hrn. Vauquelin entdeckt worden,
ist fast bleygrau, spröde, sehr hart und streng-
flüssig. Sein Kalk enthält eine eigene Säure.

[Seite 711]

1. Eisenchrom (chromaté de fer, fer chro-
maté.
)

Graulichschwarz; von mattem metallischen
Glanz; der Bruch uneben, versteckt blätterig;
sehr spröde; hart; schwer zerspringbar. Fund-
ort besonders in Werchoturien am Ural. Gehalt
(nach Lowitz = Chromkalk mit Eisen und etwas
Kiesel- und Thonerde.

2. Roth Chromiumerz, rother Bleyspath.
Plomb chromaté.

Morgenroth, ins Hyacinthgelbe etc.; durchschei-
nend; glänzend; meist crystallisirt, zumahl als
vierseitige Säule in mancherley Abartung; gibt
gelben Strich; Gewicht = 6026. Fundort Be-
resofsk im Catharinburgischen in einer eige-
nen Art übermengten Sandsteins (S. 634).

Daß sich der Chromiumkalk nach Hrn. Vau-
quelin auch im grünen Bleyerz von Beresofsk,
so wie im Smaragd und Rubin finde, ist schon
oben behörigen Orts angezeigt.

Anm. Wahrscheinlich muß die bisherige Zahl der
Metalle nun noch durch zwey neue, das Colum-
bium nähmlich und des Tantalum vermehrt
warden, wovon jenes von Hrn.Hatchett in einem
schwarzgrauen, schweren, im äußern dem Eisen-
chrom ähnelnden Erze (vermuthlich aus Massa-
chusetsbay); das Tantalum aber von Hrn. Eke-
berg, in einem finländischen Fossil von Skogsböle
in Nyland entdeckt worden, wovon die Probe,
welche ich durch die Güte des Hrn. von Edelcranz
besitze, im Aeußern ebenfalls mit dem Eisenchrom
Aehnlichkeit hat.


Sechszehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen.

[Seite 712]

§. 261.

Die Petrefactenkunde, oder so genannte
Oryctologie im engern Sinn, ist – wenn sie
anders aus dem rechten Gesichtspunkte ange-
sehen und benutzt wird – ein sehr wichtiger
und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie
mannigfaltiges, aufklärendes Licht über Geo-
genie, über die verschiedenen successiven, mehr
oder weniger allgemeinen Catastrophen*), die
mit unserer Erde vorgegangen, folglich über
das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt,
über die Entstehungsart mancher Arten von
Flözgebirgen insbesondere u.s.w. verbreitet,
ohne welches alles kein philosophisches Studium
des mineralogischen Theils der Naturgeschichte
gedacht werden kann.

§. 262.

[Seite 713]

Man nennt aber Petrefacten oder Verstei-
nerungen (Engl. extraneous fossils) im weit-
läuftigen Sinn alle abgestorbene Thiere und
Gewächse, die entweder ihren Tod in einer sol-
chen Erdcatastrophe gefunden oder auch nachher
durch eine dergleichen in eine so günstige Lage
gekommen, daß dadurch ihr Körper öder ein-
zelne Theile desselben, statt zu verwesen, seine
Bildung mehr oder minder vollkommen erhal-
ten, und mehrentheils noch überdem mit frem-
den steinartigen oder metallischen Stoffen, oder
aber mit Erdharzen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt
ward. Vor allen die bloßen so genannten Natur-
spiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die
Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte
Dr. Luther im mansfelder Kupferschiefer den Val.
Alberti 1675 beschrieben; des alten Dr. Nic.
Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m. Fer-
ner offenbare Artefacten, wie z.B. die badner
Würfelchen; oder vollends absichtliche Betrüge-
reyen, wie die so genannten würzburger Verstei-
nerungen, womit einst der ehrliche Beringer
angeführt worden, s. Dess. lithographia Wirce-
burgensis
1726. Fol. zumahl S. 5.

§. 263.

Nach der Verschiedenheit jener Umstände,
und der Veränderungen, welche jene organisir-
ten Körper durch die Versteinerung erlitten
[Seite 714] haben, pflegt man folgende viererley Arten zu
unterscheiden. Sie finden sich nähmlich:

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con-
chylien etc. ihren thierischen Leim und mit dem-
selben einen großen Theil ihrer sonstigen Festig-
keit verloren haben*), da sie statt desselben
nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff
u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig-
lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich
gemeiniglich im aufgeschwemmten Lande (S. 529. 612)
und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen
und Klüfte (S. 606).

2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im
engern Sinne, die in den festern Steinlagen
der Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher
großentheils selbst Steinhärte erlangt haben.
Dahin gehören zuvörderst die unbekannten
Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl die
[Seite 715] Kalkflözgebirge auf dem jetzigen festen Lande,
das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte,
so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch
die in Hornstein oder Wachsopal versteinten
Hölzer etc.

Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien,
die sich auf diese Weise wirklich versteinert fin-
den, ist selten die Schale selbst noch erhalten
(– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden
Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –),
sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der
innere Abguß von dem versteinerten Schlamme,
der die nachher allgemach zerstörte Schale aus-
gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten
Ammoniten, Hysterolithen etc. Man nennt
dergleichen Petrefacten zum Unterschied Stein-
kerne, nucleos (Fr. pierres moulées). –
Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres,
imprimées) heißen die, von welchen bloß der
Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist; wie
bey den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Metallisirt (Fr. petrifications pyriteu-
ses, bronzées
), wenn die Versteinerungen mit
metallischen Stoffen durchzogen sind; besonders
mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz, Thon-
eisenstein etc.

Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminöse Holz etc. –
[Seite 716] Und mit dahin gehören auch allerdings die im Bern-
stein eingeschlossenen Insecten etc. da es eben-
falls nach dem Tode erhaltene organisirte Körper
sind, die vermuthlich bey irgend einer Erdcata-
strophe ihr Grab gefunden haben.

§. 264.

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,
da man die Versteinerungen einerseits nach dem
Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich gegen-
wärtig finden, und anderseits nach der Gleich-
heit, oder bloßen Aehnlichkeit, oder aber völli-
gen Verschiedenheit mit den organisirten Kör-
pern der jetzigen Schöpfung, betrachtet.

§. 265.

Aus dem ersten dieser beyden Gesichts-
puncte ist es zu bewundern, und in Bezug auf
die Größe der Revolutionen, die einst mit
unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von
wichtiger Bedeutung, wenn man sieht, in
welcher Höhe über der jetzigen Meeresfläche,
und in welcher Tiefe unter derselben sich noch
Versteinerungen finden. Nur ein paar Bey-
spiele von denen in Europa zu geben, so hat
Hr. de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche
versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden,
und in Whitehaven in Cumberland gräbt man
[Seite 717] hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter der-
selben die Abdrücke von Waldgewächsen (Farn-
kräuter) aus! Außerdem gehören zu den be-
sonders merkwürdigen Verschiedenheiten der
Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen
vorkommen, vorzüglich folgende: Sie sinden
sich nähmlich

1) im aufgeschwemmten Lande, meist lose
liegend. So z.B. die mehrsten fossilen Ele-
phanten, Rhinozere etc. und so auch das
Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen,
meist in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam
breschenartig zusammengesintert. So die pro-
digiosen Knochenfelsen an einigen Küsten des
mitländischen und adriatischen Meeres, an Ce-
rigo, Dalmatien, und Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am
Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge
und an den Carpathen.

Oder endlich 4) in den Flözlagern von
Kalkstein, Stinkschiefer, bituminösen Mergel-
schiefer, Gyps, Schieferthon, Grauwacken-
schiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber zu den organisirten
Körpern der jetzigen Schöpfung, scheint es mir
[Seite 718] am zweckmäßigsten und sichersten, die Verstei-
nerungen überhaupt unter folgende dreyfache
Hauptabtheilungen zu bringen:

A) Petrificata superstitorum.

Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren
Versteinerungen, d.h. denen jetzt existirende
Geschöpfe völlig gleichen. Von der Art sind
z.B. alle die mancherley versteinten Thiere und
Pflanzen in den merkwürdigen Stinkschiefer-
flözen bey Oeningen am Bodensee.*)

B) Petrificata dubiorum.

Die zweifelhaften Versteinerungen, d.h.
die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß
ähneln; aber sich von denselben theils durch
ihre ungeheure Größe, theils durch mancherley
kleine aber doch constante Abweichungen in der
Bildung einzelner Theile auszeichnen. Dieß
ist zumahl der Fall mit vielen fossilen Knochen
großer Säugethiere, der fossilen Elenne, Bä-
ren etc. so auch mit den mancherley Seegeschöpfen
im Pappenheimer Kalkschiefer, deren ähnlicne
Urbilder jetzt bloß zwischen den Wendecirkeln
leben etc.

[Seite 719]

C) Petrificata incognitorum.

Die Versteinerungen von völlig unbekann-
ten Geschöpfen der Vorwelt, d.h. zu welchen
sich bis jetzt nicht einmahl nur ein ähnelndes,
geschweige ein völlig gleiches Urbild gefunden.
So z.B. die Ammoniten, Phaciten, Be-
lemniten u.a.m.

§. 267.

Dem zu Folge sind also hier die Versteine-
rungen erst nach den beyden Reichen organisir-
ter Körper, und die Zoolithen nach den sechs
Classen des Thierreichs geordnet, die Unter-
abtheilungen aber, so weit es sich thun läßt,
nach dem eben angegebenen Gesichtspuncte
bestimmt.

* * *

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petre-
factenkunde.

  1. (Bourguet) traité des petrifications. Par. 1742. 4.
  2. J. Gesneri tractatus de petrificatis. ed. 2. L.B. 1758. 8.
  3. J. E. Imm. Walchs Steinreich. Halle 1762. II. B. 8.
  4. Dess. (und G. W. Knorrs) Naturgeschichte der Ver-
    steinerungen. Nürnb. 1768 u. f. IV. B. in Fol.
  5. J. Beckmann de reductione rerum fossilium ad genera
    naturalia protyporum
    ; in den nouis comment. soc.
    scient. Goetting
    . T. II. und III.
  6. God. Gv. Leibnitii protogaea. Goett. 1749. 4.
  7. Sam. Chr. Hollmann commentationum in Reg. scient.
    soc. recensitarum sylloge. Goett. I. 1762. II. ed. 2.
    1784. 4.
  8. Fr. Xav. Burtin sur les revolutions générales qu' a subies
    la surface de la terre
    ; im VIII. St. der Verhande-
    lingen nitgegeeven door Teyler's tweede Genootschap
    .
    Haarl. 1790. 4.
  9. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover ge-
    schrieben. Zürich 1776. 4.
  10. Gust. Brander fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
  11. Cas. Chr. Schmiedel Verstellung merkwürdiger Ver-
    steinerungen. Nürnb. seit 1780. 4.

A. Versteinerungen des Thierreichs.

[Seite 721]
I. Von Säugethieren*).
A) Bestimmbare**).

So z.B. von Wasserratten oder ähnliche
Thieren im öninger Stinkschiefer.

B) Zweifelhafte.
[Seite 722]

So z.B. 1) von einer räthselhaften Gattung
von Bären (Ursus, spelaeus?) und zwar in un-
säglicher Menge in den oben (§. 265.) genannten
Berghöhlen*).

2) Von einer eigenen Art von Elennthieren
(Alce gigantea?), die zumahl in Irland ausge-
graben werden, und sich durch ihre mächtige
Größe auszeichnen. Von manchen ist der Sche-
del fast eine Elle lang und stehen die Enden der
beyden (zuweilen etliche Centner wiegenden,) Ge-
weihe auf 14 Fuß aus einander.

3) Von einem Elephantengattung (Elephas
primigenius?) [die vermeinten Riesenknochen**)
unserer ehrlichen Alten]; unter andern auch in
Menge in Deutschland***). So z.B. zwei
[Seite 723] fast vollständige Gerippe die bey Burg-Tonna
im Gothaischen (das eine 1695 das andere neuer-
lich 1799) ausgegraben worden etc.

4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros
antiquitatis?). Häufig in Sibirien; aber auch
in Deutschland z.B. bey Herzberg am Harz†),
bey Burg-Tonna††) u.a.

C) Völlig unbekannte.

So zu Einem Beyspiel statt aller das colossa-
lische Land-Ungeheuer der Vorwelt, das Mam-
mut (Mammut ohioticum) dessen Gebeine be-
sonders am Ohio in Nordamerica etc. in Menge
ausgegraben werden; und das sich unter andern
schon durch die eigene auffallende Form seiner
enormen Backzähne (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 10. –) von der übrigen thierischen Schöpfung
der Vorwelt ausgezeichnet.


II. Von Vögeln*).

Ueberhaupt äußerst wenige, doch z.B. im
öninger Stinkschiefer Knochen von Sumpfvögeln,
und im pappenheimer Kalkschiefer von Schwimm-
vögeln.**)


III. Von Amphibien.
[Seite 724]
A) Bestimmbare.

Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stink-
schiefer.*)

B) Zweifelhafte.

Z.B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich
eine aus der gleichen Gegend von Burg-Tenna
besitze, wo wie gedacht auch die Elephanten- und
Rhinocer-Gebeine zweifelhafter Gattung gefun-
den werden**).

C) Unbekannte.

Z.B. von einem ungeheueren, crocodillartigen
Geschöpf; denn einem solchen gehören doch wahr-
scheinlichst die mächtigen Gebisse, und andern
Knochen, die im Petersberge bey Mastricht ge-
graben werden*).


IV. Von Fischen.

Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser
Classe, die Ichthyolithen, in größter Menge
und Mannigfaltigkeit (sowohl der Fischgattungen
die sie vorstellen, als der Steinarten worin sie
brechen) gefunden werden, so bedarf es doch bey
[Seite 725] den mehresten erst noch einer strengvergleichenden
präjudizlosen Revision, ehe sich mit Sicherheit
bestimmen läßt, zu welcher von unseren drey
Hauptabtheilungen (– in bestimmbare oder zwei-
felhafte oder unbekannte –) sie gehören mögen.
Denn nur mit wenigen, wie z.B. mit denen im
öninger Stinkschiefer oder mit den einzelnen so
sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam
mumisirten Angmarsets (Salmo arcticus S. 289)
von Zuckertop ans der Westküste von Grönland*),
läßt sich dieß vor der Hand mit Gewißheit thun.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in
Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen**)
werden zwar insgemein sehr bestimmt auf be-
kannte Urbilder referirt. Aber schon das scheint
dabey bedenklich, daß dem zu Felge jener Berg
die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von
Flußfischen sowohl als von Seefischen, sondern
unter den letztern zumahl, zugleich von Thieren
aus den weitst von einander entfernten Oceanen
seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem
mitländischen Meer, und von den Küsten von
Japan, dem nordöstlichen America, Africa,
Brasilien etc. Die im Tafelschiefer vom Blatten-
berg im Canton Glaris und die im Mannsfeldi-
schen und Hessischen bituminösen Mergelschiefer
haben selten die zur specifischen Charakteristik
wichtigsten Theile deutlich genug erhalten, daß
man die Gattungen mit Zuversicht bestimmen
könnte.

[Seite 726]

Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von
versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne
Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zu-
mahl die so genannten Schlangenzungen (glos-
sopetrae
) aus dem Hayfischgeschlechte, und die
Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen,
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen
Zähnen des Klippfisches (Anarrhichas lupus)
Aehnlichkeit haben.

Auch scheint der orientalische Türkis zu den
versteinten Fischzähnen zu gehören, der meist von
blaugrüner Farbe ist, und zumahl in Persien ge-
funden wird.


V. Von Insecten.
A) Bestimmbare.

So z.B. im öninger Schiefer, Larven von
Libellen, Wasserwanzen u. dergl.

B) Zweifelhafte.

Dahin gehören wohl vor der Hand noch die
meisten von den im Börnstein eingeschlossenen
(s. oben S. 647. not.*) so wie auch die mehr-
sten versteinten Krebse (Gamarrolithen).

C) Unbekannte.

So die berühmten Trilobiten oder fälschlich
so genannten Käsermuscheln oder Cacadumuscheln
(entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud-
ley-fossil
) die hin und wieder (s. z.B. oben
S. 583.), aber nirgend schöner als bey Dudley
in Worcestershire und zwar theils noch mit der
natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. –)


VI. Von Würmern.
[Seite 727]

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen
Testacea, Crustacea (S. 466.), und Corallia.

I) Testacea.
A) Bestimmbare.

So wie es scheint, z.B. unter den Muscheln
diejenige gemeine Gattung von wirklich petrificir-
ten Terebratuliten im Flöz-Kalkstein, die der
Glas-Bohrmuschel (Anomia vitrea S. 447.)
gleicht.

Und unter den Schnecken die calcinirte Trö-
delschnecke (Trochus lithophorus S. 458.),
die sich in Piemont im aufgeschwemmten Lande
findet.

B) Zweifelhafte.

Z.B. unter den Muscheln die sehr großen
Terebratuliten im Osnabrückischen*).

Und unter den Schnecken die fast fußlangen
calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm-
ten Lande in Champagne.

C) Unbekannte.

Nun davon die Fülle in den Kalkflözgebirgen.

So z.B. um nur einige der sonderbarsten an-
zuführen, unter den Muscheln:

1) Der feurig opalisirende Ostracit im kärnth-
ner Muschelmarmor.

[Seite 728]

2) Der dickschalig ostracites, pinnigenus den
der jüngere Hr. de Lüc nebst dem folgenden auf
dem Saleveberg bey Genf entdeckt hat.*)3) Der große fast herzförmige Anomit.**)4) Die Gryphiten.

5) Die Hysterolithen.

6) Die so genannte Langue fourrée aus
Saint-Onges.***)7) Die Pantoffelmuschel des Hrn. von
Hüpsch†) u.s.w.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so
genannten polythalamiae, deren Schale nähmlich
inwendig durch Scheidewände in Kammern oder
Fächer abgetheilt ist:

So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfen-
nigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine
genannt, porpites, lapis numularis, helicites
einiger Schriftsteller (Fr. camérine, pierre len-
ticulaire
oder numismale, monnoie du diable),
die außen mit flachgewölbten blätterigen Schalen
belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte
vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher
Länge enthalten (– Abbild. n. h. Gegenst. [Seite 729] tab. 40. –). Sind häufigst von Linsengröße,
theils aber auch wohl wie ein halber Gulden.
Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in
mächtigen Lagen; nahmentlich in Nieder-Aegyp-
ten, wo die Pyramiden großentheils daraus er-
bauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones).

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen
Orthoceratiten, die sich theils fußlang, und
vorzüglich im Meklenburgischen finden.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei
(Engl. thunder-stones, fairiesfingers),
unter welchen es aber auch Gattungen ohne Schei-
dewände oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der
allgemeinsten Versteinerungen der Kalkflözgebirge,
wo sie häufig mit schwarzem Stinkstein durchzo-
gen sind (S. 613.); aber auch in andern Flöz-
lagen, wie z.B. in den Kreitebergen von Kent
brechen.

Von solchen einschaligen Conchylien, die nie-
mahls innere Scheidewände haben, z.B. 1) die
ansehnlichen sonderbaren Dentaliten aus dem
Lucerner Gebieth, die dort in unsäglicher Menge
und unvermischt im dichten Kalkfels liegen*).

2) Die merkwürdigen lingsgewundnen Mu-
riciten am Ufer von Harwich. (– Abbild. n. h.
Gegenst
. tab. 20. –)

3) Der überaus sonderbare kleine Muricites de-
formis
Soland., dessen Spitze sich immer wie in
eine irreguläre Wurmröhre verläuft**) u.a.m.

II) Crustacea.
[Seite 730]

1) Unter den mancherley See-Igeln, zu-
mahl diejenigen, so statt der Stacheln mit den
ehedem so räthselhaften Judensteinen besetzt
sind*).

Dann 2) die Encriniten und 3) die Pentacri-
niten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der
Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 469.)
zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem
vielarmigen Körper bestehen, der auf einem langen
gegliederten Stängel sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien**),
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich
meist in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme
des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da er
dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder
einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb
Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel
muß mit seinem untern Ende auf dem Meeres-
boden der Vorwelt festgesessen haben. Seine
wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner
Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben,
sind unter dem Nahmen der Entrochiten, Räder-
steinchen, Bonifacius pfennige, Hünenthränen (Engl. St. Cuthbert's
beads
) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein
mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.

[Seite 731]

Der Pentacrinit oder die Medusenpalme*)
besteht aus einem großen, vielarmigen, quasten-
förmigen Körper der auf einem gegliederten ein-
fachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenig-
stens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige
Petrefact fand sich ehedem vorzüglich im bitumi-
nösen Mergelschiefer bey Boll im Wirtembergi-
schen (S. 613).

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel
vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines
ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Pe-
trefacts.

III) Corallia.

Zumahl 1) Madreporiten in theils Gegen-
den als in wahren Corallenriefen der Vorwelt,
in unermeßlicher Menge und großer Mannigfal-
tigkeit. So z.B. im dichten Kalkstein und
Marmor (S. 610) auf dem Saleveberge bey
Genf, auf dem Harz bey Grund, bey Blanken-
burg etc. – In Sandstein im Petersberge bey
Mastricht. – In Kreide als so genannte Fun-
giten in Kent. – In Brauneisenstein auch als
Fungiten und Schraubensteine bey Rübeland am
Harz. Letztere auch im Catharinburgischen in
Sibirien. –

[Seite 732]

2) Milleporiten und andere zarte Corallen-
arten vorzüglich im Sandstein des Petersbergs
bey Mastricht. – In Feuerstein (S. 554.)
bey Zelle im Hannoverischen, und im Pudding-
stein in Hertfortshire (S. 632. not. *) etc.


B. Versteinerungen des Pflan-
zenreichs.

Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig
und deutlich erhalten, daß mau ihre specifischen
Charaktere daran erkennen, könnte, was zumahl
bey gewissen einzelnen Theilen der Gewächse,
wie z.B. bey den fossilen Hölzern kaum möglich ist;
indeß findet doch im Ganzen der nähmliche drey-
fache Unterschied Statt, den ich bey der Einthei-
lung der thierischen Versteinerungen zum Grunde
gelegt habe.

I) Abdrücke von Pflanzen und Blättern.*)
A) Bestimmbare.

So z.B. die im öninger Stinkschiefer etc.

B) Zweifelhafte.

Dahin scheinen z.B. vor der Hand wohl noch
die mehrsten Farrenkräuter etc. im Schieferthon und
Thoneisenstein (S. 661) zu gehören.

C) Unbekannte.

Von diesen nur zu Einen, Beyspiele statt aller,
die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften
[Seite 733] theils ästigen oft ungeheuer großen schuppigen
Abdrücke, die hin und wieder, zumahl aus Stein-
kohlengruben, in Schieferthon (Kohlenschiefer);
aber auch bey Edinburgh in Sandstein, und bey
Clausthal in Grauwacke und Thonschiefer*) ge-
funden werden.

II) Fossile Samen, Früchte u. dergl.
A) Bestimmbare.

Z.B. in dem oft genannten öninger Stinkschie-
fer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von
Blüthen (eines Ranunculus) gefunden haben.

B) Zweifelhafte.

Dahin gehören die so genannten frankenber-
ger Kornähren, Sterngraupen u a. daselbst
brechende in Silber- und Kupfererze metallisirte
Fruchttheile.

C) Unbekannte.

So z.B. die mandelförmigen Fruchtcapseln,
die sich zuweilen zwischen dem fossilen Holze in
den preußischen Börnsteingruben finden [s. oben
S. 648. not.*)].

III) Fossile Hölzer (Lithoxyla).

Bey den mehresten derselben hält es, wie ge-
sagt, sehr schwer, sie mit Gewißheit unter
[Seite 734] die hier zum Grunde gelegte Haupteintheilung
zu bringen.

Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie
z.B. das saubere in Wiesenerz angewan-
delte Birkenholz von Kontschosero im Olonezkischen.

Und andere hingegen sind vor der Hand völlig
unbekannt, wie z.B. das in Holzstein petrificirte
so genannte Staarholz von Hilbersdorf bey
Chemnitz, das sich durch seine sonderbare Textur
auszeichnet, da es gleichsam, wie nur parallel-
laufenden Röhren (meist von der Dicke einer
Gänsespuhle) durchzogen gewesen scheint.

Die übrigen mehr zweifelhaften sind überhaupt
entweder wirklich versteint, z.B. in Kalkstein,
Sandstein, besonders aber in Holzstein (S. 555.)
und in Holzopal (S. 551.); – oder aber noch
brennbar, wohin vor allem das bituminöse Holz
(S. 650.) in den mächtigen Flözlagen so vieler
Gegengen der nördlichen Erde gehört. Doch
ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit
Quarz durchzogen, so daß es da am Stahl Fun-
ken schlägt.

Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fossi-
lem Holz zwischen dem wirklich petrificirten und
dem bituminösen in so fern gleichsam in der Mitte,
daß sie mit kohlensauren Kalk durchzogen sind
und daher mit Säuren brausen und doch auch
auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z.B.
das merkwürdige so genannte Sündfluthholz,
das im Trapp zu Joachimsthal in einer Teufe
von 150 Lachter bricht.


Appendix A Register.

[[A1]]

Appendix B Verbesserungen und Zusätze.

[Seite 768]

S. 9. Z. 22. nach Sepien, setze Schildkröten.

S. 66. Z. 8. von unten statt Obi setze Ob.

S. 148. Z. 5 von unten statt Gänsen setze Aenten.

S. 176. Z. 18. statt sterling setze starling.

S. 199. sind die beyden Noten versetzt. Die hier
zuerst stehende sollte die letztere seyn.

S. 210. Z. 2. l. l'huitrier.

S. 348. Z. 7. l. Mehltau.

S. 406. Z. 5. von unten l. Arctos.

S. 456. Z. 5. von unten l. Murex.

S. 591. unten im Custos und S. 592. oben Z. 1.
statt in l. und.

S.606. Z. 3. vor E. l. confetto.

S.616. Z. 10. l. Gypsleberstein.

S.675. Z.14. l. arseniksaures.

S.676. Note Z. 1. statt 14 l. 18.


Appendix C

[Tab. II]
Tab. IIxxx
[interleaf] [Tab. I]
Tab. Ixxx
[interleaf] [interleaf] [interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[Seite VI]

‘„Nullum itaque est dubium, quiu huiusmodi me-
thodus mixta, quae notis characteristicis tam
extriusecis quam intrinsecis simul combinatis est
superstructa, proxime ad naturalem accedens,
maximum indicans symmetriam, reliquis sit prae-
ferenda syminetriis
“’. So sagte schon 1768 der
philosophische Mineraloge wallerius de syste-
mate mineralogico rite condendo
. §. 102.

*).
[Seite 1]

Nur bleiben einige Naturproducte, wie z.B. Das
Wasser von den einzahl angenommenen Gränzen
der eigentlichen Naturgeschichte deßhalb ausge-
schlossen, weil sie passender in andern Natur-
wissenschaften abgehandelt werden.

*).
[Seite 2]

Ars, siue edditus rebus homo.“ Bacon de Ve-
rulam
. de augm. scient. L. II.

‘"L'art en général est l'industrie de l'homme
appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux
productions de la Nature
.“’ Diderot Syst. figuré
des connoiss
. humaines.

*).
[Seite 3]

Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stamm
ältern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile
meiner Beyträge zur Naturgeschichte, Facta ange-
führet, die es mehr als bloß wahrscheinlich
machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung
neue Gattungen von organisirten Körpern ent-
stehen, und gleichsam nacherschaffen werden.

*).
[Seite 7]

Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden.
Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich
nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf
wohl keiner Erinnerung.

**).
[Seite 7]

‘„Facilius plerumque est rem praesentem discer-
nere, quam verbis exacte definire
“’. Gaubius.

‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt son-
dern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen
Fällen zu finden.“’ J. Aug. Unzer.

*).
[Seite 12]

Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285. u. f.

*).
[Seite 13]

„Denn“ (so sagt Haller, das Haupt der neueren
Evolutionisten) ‘„alle Eingewerde und die
Knochen selbst waren schon im unsichtbaren
Keim vorhers gebaut gegenwärtig, obgleich in
einem fast flüssigen Zustande.“’

Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.

Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmähligen
Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch
meinen, daß er deßen ohngeachtet einen Keim
enthalte, der dennoch was anders sey, als un-
geformter Zeugungsstoff etc. so sind das unbe-
stimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir
es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem
Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der
Epicuräer, wovon er sagt: corpus quid sit, in-
telligo
: quasi corpus quid sit, nullo prorsus
modo intelligo
.“

*).
[Seite 14]

s. Kant a. a. O. S. 372.

**).
[Seite 14]

Physische Kräfte überhangt – im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.

*).
[Seite 16]

‘„Causas rerum naturalium non plures admitti
debere, quam quae et verae sint et earum phae-
nomenis explicandis sufficiant
:"’ ist ja die erste
von Newton's güldenen regulis philosophandi.

**).
[Seite 16]

Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kin-
der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß
anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker),
so war das auch eine Art Epigenese.

Aber das schlechterdings unstatthafte aller sol-
chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all-
[Seite 17] mählichen Ausbildung organisirter Körper durch
eine sogenannte vis plastica (wie es unsre ehr-
lichen Alten nannten), als welche eben so gut im
Mineralteich Statt hat, ergibt sich von selbst
aus dem Begriff von organisirten Körpern, als
weicher durchaus zugleich Zweckmäßigkeit invol-
virt. – s. Kant a. a. O. S. 292.

*).
[Seite 17]

Die Crystallisationen unterscheiden sich von den
organisitten Körpern selbst schon durch die geome-
trische Regularität ihrer fast immer gerablinichten
Umrisse die auf wenige Fundamentalforemn redu-
cirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der
There und Gewächse eben wegen ihrer unüber-
seybar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten
[Seite 18] Vorrichtungen auch in unübersehlich vielartige
Formen (von endlos variirenden Umrissen) ge-
bildet werden mußten.

*).
[Seite 18]

Von dieser Verbindung der beyden Principien, –
das mechanischen mit de teologischen, – die
man sonst bey Erklärung der Entstehungsart or-
ganisirter Körper für unvereinbar gehalten, und
worin gerade das auszeichnende im Begriffe von
Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die ver-
gleichende Anatomie auffalend einleuchtende Bey-
spiele in Menge, deren ich manche in meinem
Handbuch derselben S. 65. und anderw., auch in
Hrn. Hofe. Voigt's neuen Magazin B. 11. S. 213.
angeführt habe.

**).
[Seite 18]

Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil-
dungstrieb
, Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt
die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die
unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist
zu verwechseln bitte.

†).
[Seite 19]

‘"Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis
le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu' à la route
que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la
formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la
Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui
tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comèt
traversant les cieux, tout est
qualité occulte.“
Voltaire.

*).
[Seite 20]

Widernatürliche versteht sich wieder nah dem
allgemeinen prachgebrauch des Mortes – Man
hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen
[Seite 21] als widernatürlich. Aber das sind zwei sehr-
verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst
zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür-
lich ist.

*).
[Seite 23]

Von dieser Anomalie habe ich im Hannover-
schen Magazin gehandelt v. J. 1787. S. 753. u. f.

**).
[Seite 23]

S. Caylus Recueil d'antiquités. T. III. p. 117.

*).
[Seite 25]

Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielar-
ten hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt,
im teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48. s. hier-
von ausführlich Girtanner über das Kantische
Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.

*).
[Seite 27]

S. über Menschen-Kassen und Schweine-Kassen –
in Voigts Magazin. VI. 6. 1. St. S. I u. f.

*).
[Seite 32]

J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I.
S. 138 u. f. tab. 6. fig. 1–6.

**).
[Seite 32]

A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474.
S. 175 u. f. und vol. Xlil. N. 484. S. 138 u. f.

*).
[Seite 33]

swammerdam biblia naturae. p. 157. tab. 8. fig. 6.

*).
[Seite 39]

Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss, de basi en-
cephali
p. 17.

*).
[Seite 41]

Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis
pro cibo somnus.“ Plinivs.

*).
[Seite 42]

Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe
der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.

*).
[Seite 43]

Nascitur ars ista, non discitur.“ Seneca.

*).
[Seite 47]

Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungs-
werkzeuge hergenommene Character dünkt mich
minder unbestimmt, als die, wodurch man bis-
her Insecten und Gewürme von einander zu un-
terscheiden gesucht hat.

*).
[Seite 49]

Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und
wieder, an den Lippen etc. dünn behaart, auch
hat er Augenwimpern etc.

*).
[Seite 52]

Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne
in einem besondern (– einfachen oder gepaar-
ten –) Knochen, der das os intermaxillare ge-
nannt wird; von dessen merkwürdigen Beson-
derheiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift de
generi humani varietate natiua
, 1795. 8. S. 34. u. f.
ausführlich gehandelt habe. – In den Anbild.
nat. hist
. Gegenst. ist er Tab. 52. am Schebel des
Orangutans zu sehen.

*).
[Seite 57]

Nahmentlich auch das durch die Kunst aus dem
macerirten Fleisch von Pferden u.a. Quadrupe-
den bereitete. Voigts neues Magazin. 11. B.

*).
[Seite 59]

„Non enim methodicorum scholis se adstringere
voluit natura – systemata
artificialia nostra flocci
faciens“
’. Pallas.

*).
[Seite 62]

Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respi-
rant, coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque
lacte alunt, partium denique omnium internarum
structura et vsu cum iis conneniunt.“ Raius.

*).
[Seite 66]

Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift
de generis humani varietate natiua weiter aus-
geführt.

*).
[Seite 68]

Versteht sich nämlich dieß alles so – daß die in
den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völ-
kerschaften nach der stärkern und längern Einwir-
kung der verschiedenen Climate und anderer
obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder
um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-
rasse ausgeartet sind, – oder aber auch sich
ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind
z.B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u.a. dergl.
Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffal-
lend von der caucasischen Mittel Rasse abgeartet;
da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber
einen meist mildern Erdstrich bewohnende) ameri-
canische Rasse sich derselben wiederum mehr
nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welt-
theils, nämlich an dem beeißten Feuerlande
nochmals in die mongolische Gestaltung, zurück-
fällt – Eben so ist gegenseitig die äthiopische
Rasse im brennendheißen Africa zum andern
Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten
ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern
Neu Holland und auf den neuen Hebriden etc.
zur malayischen Rasse übergeht.

[Seite 69] Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwanderung
zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum
erst einer Erwähnung.

*).
[Seite 69]

Von diesen sogenannten weißen Mohren (Negres
blancs
) müssen die bloß weißgefleckten Neger
genau unterschieden werden, deren einer, den
ich in London gesehen und eine Probe von seinem
weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe,
in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem
Leben vorgestellt ist.

*).
[Seite 70]

Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und ma-
layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche
Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk
der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen
der schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopo-
des
des Eudoxus beym Plinius –).

**).
[Seite 70]

Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature
par J. D. Audebert. Par. seit 1797. gr. Fol.

*).
[Seite 73]

Denn der große Pavian auf Borneo dessen furcht-
bar starkes Gerippe ich im Haag gesehen, ist
gänzlich ungeschwänzt.

*).
[Seite 74]

Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich-
sam kettenartig an einander hängen sollen, um
sich von einem Baume, am disseitigen Ufer eines
Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu
schleudern, ist abgebildet in der Original-Aus-
gabe von ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol.
vol
. I. p. 44. vergl. mit p. 149.

*).
[Seite 78]

Apicius. VIII, 9.

**).
[Seite 78]

Varro de R. R. III, 15.

*).
[Seite 83]

III. B. Mosis, K. XI. V ς. u. f.

*).
[Seite 84]

Der Grund, warum ich mich noch zweifelhaft
über die gehörnten Hasen ausdrücke, ist, weil
ich, ungeachtet aller vieljährigen Nachfrage noch
kein zuverlässiges Exemplar davon habe zu sehen
kriegen können; an welchem nähmlich (Nb.)
die Hörnchen noch an dem Hasenschedel festge-
sessen hätten.

**).
[Seite 84]

(Cetti) quadrupedi di Sardegna p. 149.

***).
[Seite 84]

Cerrum est, Balearicos aduersus prouentum cuni-
culorum auxilium militare a Diuo Augusto pe-
tiisse
.“ Plinius.

*).
[Seite 85]

Der weiland als Panazee berufne thierische Gal-
lenstein (piedra del porco) soll sich in einer noch
nicht genau bekannten ostindischen Gattung von
Stachelschweinen finden.

*).
[Seite 86]

Schwerlich nur 2 wie Linné meinte. Denn
obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im
Os intermaxillare (– S. 52. Not. *) –) sitzen;
und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf
welche jene obern passen.

**).
[Seite 86]

Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo
T. II. p. 419.

*).
[Seite 87]

Hr. Prof. Link hat die drey Geschlechter Erina-
ceus, Sorex, Talpa
in seinem System der Säuge-
thiere zusammen in eine Ordnung verbunden und
Rosores genannt. s. dessen Beyträge zur N. G.
2tes St. Rostock 1795. 8. S. 79.

*).
[Seite 88]

Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich
lebendig besitze, habe ich in Voigt's neuen Ma-
gazin mitgetheult, im III. B. S. 683 u. f.

*).
[Seite 94]

Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere
auf Labrador findet sich in G. Cartwright's
Journal during a Residence of nearly 16 years on the
Coast of Labrador
. Newark 1792. III. vol. 4.

*).
[Seite 95]

Ich sehe dieß täglich an einem den ich lebendig
besitze; und eben so sahen es Ol. Worm, Linne,
Rolof, Büffon, J. Dom. Schulze u.a. m.

*).
[Seite 96]

So z.B. bey den Jesso-Insulanern und den Cho-
nos am südwestlichsten America.

*).
[Seite 98]

Nicht wohl Graius oder Graecus, wie Rav u.a.
das Windspiel nennen. Denn das scheinen die
alten Griechen gar nicht gekannt zu haben.

*).
[Seite 100]

Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silber-
fuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern
und darüber bezahlt worden.

*).
[Seite 102]

Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren
dieses Geschlechts, die geringelte Flecken haben,
Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ring-
form, Tiger.

*).
[Seite 107]

Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd,
Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück:
bedeckte nämlich bey der größten Streckung
25 Fuß, und wiederhohlte diese Action 2 1/3 Mahl
in einer Secunde. – s. an Essay on the Proportions
of
Eclipse; in den Works of Ch. Vial de Sainbel,
London
1795. 4.

**).
[Seite 107]

Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258. sq.

*).
[Seite 108]

Buffon, supplem. vol. III. tab. I.

**).
[Seite 108]

Buffon l. c. tab. 2.

***).
[Seite 108]

Vor mehreren Jahren hat sich ein weibliches
Zebra in Lord Clive's Menagerie in London nach
vielen vergeblichen Versuchen von einem männli-
chen Esel bespringen lassen, und eine Art Maul-
thier zur Welt gebracht, das in der Bildung
völlig das Mittel zwischen seinen Altern hielt,
und von grauer Grundfarbe wie der Vater, aber
scwarz gesteift wie die Mutter war.

*).
[Seite 109]

III. B. Mosis K. XI. v. 4.

**).
[Seite 109]

Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird
hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome-
dar genannt.

*).
[Seite 111]

Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges
dergleichen Horn im academischen Museum wiegt
volle 9 Pfund.

*).
[Seite 112]

Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.

*).
[Seite 117]

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10.

*).
[Seite 120]

Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der
Hirsch.

*).
[Seite 123]

Von der Verarbeitung desselben seit den Zeiten
des trojanischen Kriegs s. Hrn. Geh. Justiz-Rath
Heyne in den Nov. Comment. Gott. T. I. p. 96 sq.
und Dess. Samml. antiquarischer Aufsätze II. Th.
S. 149. u. f. und Hrn. Hofe. Beckmanns Vorbe-
reitung zur Waaren-Kunde I. B. S. 299. u. f.

*).
[Seite 125]

So habe ich z.B. a. 1784. bey der Zergliederung
eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu
verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley
medium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere
an verschiedenen Stellen von verschiedener Dicke
ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
[Seite 126] gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-
stall-Linse näher bringt etc. wie es die starke Bre-
chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus
dem dünnen medium der Luft in das dichtere des
Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Achse wie-
der verlängert werde etc. – s. Commentationes so-
cietat. scient. Gottingens.
vol. VII.

*).
[Seite 127]

G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren
Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Com-
ment. Petropolit
.)

**).
[Seite 127]

Linnés Phoca cristata und seine iubata sind einer-
ley Thiere.

*).
[Seite 128]

Mein Exemplar das ich der Güte des Hrn. Ba-
tonet Banks verdanke, ist so wie mehrere die
nach England gebracht worden, gänzlich zahnlos.
Und die zwey Paar Backenzähne die Hr. Home
in andern gefunden, unterscheiden fich doch auch
durch ihre weichere Substanz und den Mangel
der Wurzeln von eigentlichen wahren Zähnen.

*).
[Seite 129]

S. Ohthere's Reise in J. spelmanni vita Aelfredi
mangi Anglor. regis. p. 205.

**).
[Seite 129]

Die fälschlich so genannten Lapides manati sind
gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich
ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke
des Wallfisches.

*).
[Seite 130]

S. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl.
zur Aufklärung der Zoologie etc. Berlin, 1784. 8.
S. 175-304.

**).
[Seite 130]

Von der vermeinten Krake s. unten bey der
Alterias caput medusae.

*).
[Seite 131]

Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen von
den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Ge-
schlechts belegt werden, die eine Rückenfinne
haben, wie physalus u.a. –) den ich frischge-
strandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit
gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche
mehr als Daumsbreite und eben so tiefe Brust-
furchen.

*).
[Seite 136]

Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues
der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae
inter animantia calidi san-
guinis viuipara et ouipara
gehandelt, das im IX. B.
der commentation societ. reg. scientiar. Gottingens.
p. 108-128. befindlich ist.

*).
[Seite 139]

Ueber den Zweck und Nutzen weshalb diese Vö-
gel solche Steinchen schleichen müssen, sind die
Meinungen der Physiologen sehr verschieden. –
Manche haben gar gewährt, es geschehe aus
Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist
es ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die einge-
schluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer
Lebenskraft zu belauben, die sonst der Dige-
stionskraft widersteht.

*).
[Seite 140]

Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo
sogenannten Sternschnuppen, nämlich die grau-
lichweißen, gallertartigen, meist darmförmig ge-
wundenen Klumpen die man oft haufenweise auf
[Seite 141] Wiesen etc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide
von Fröschen sind, die von Krähen und Sumpf-
und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden –
s. Hrn. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem
Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.

*).
[Seite 143]

Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und
Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr.
Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.

*).
[Seite 144]

In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine
willkürliche Handlung, wodurch es sich folglich
vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säu-
gethiere auffallend auszeichnet.

**).
[Seite 144]

Plin L.X. c. 55. „Linia Augusta, prima sua
iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum
parere virillem sexum admodum cuperet, hoc vsa
est puellari augurio, ouum in sinu fouendo, at-
que cum deponendum haberet, nutrici per sinum
tradendo, ne intermitteretur tepor“

***).
[Seite 144]

Aristot. hist. animal. L.VI. c. 2.
L'art de faire éclerre des oiseaux domestiques, par
Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.
(des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle.
Par. 1780. 12.

*).
[Seite 145]

Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar
nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus-
nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt, s. in Hrn. Prof. Hollmanns Unterricht
von Barometern und Thermometern. Göttingen,
1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f.

*).
[Seite 155]

Viele unserer neuen Naturforscher, z.B. Büffon,
Fortis und andere, auch Bomare, Molina etc.
hatten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem
Condor.

*).
[Seite 156]

Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge-
höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber
ein trefflich ausgestopftes Exemplar im akademi-
schen Museum vor mir, und bade den Vogel in
London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus
seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart,
daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im
Systeme gebührt.

*).
[Seite 166]

Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen.
p. 129 sq.

*).
[Seite 167]

Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux-mou-
ches,
par. J. B. audebert. Par. seit 1800. fol.

*).
[Seite 172]

Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers, des
Promerops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P.
Vieillot, J. B. Audebert
et C. Sauvages. Par.
seit 1801. fol.
Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des
Rolliers et des Promeraps, snivie de celle des Tou-
cans et des Barbus
. par F. Le-Vaillant. eben das.
seit 1801. fol.

**).
[Seite 172]

J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem
Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795.
Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f.

*).
[Seite 175]

Besonders auch von der tillandsia usneoides, die
fast wie Pferdehaar aussieht.

*).
[Seite 183]

Frisch tab. 12. fig. 5.

*).
[Seite 184]

Günthers Nester und Eyer verschiedner Vögel
durch Wirsing. Taf. X.

*).
[Seite 187]

Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59.
pag. 111.

*).
[Seite 189]

Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49.

*).
[Seite 190]

Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's
Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig
zusammengestellt und geprüft, in der hist. des
oiseaux
. vol. VI. p. 557.

**).
[Seite 190]

Einer der eifrigsten Vertheidiger des Winterschlafs
der Schwalben ist Daines Barrington; in s.
miscellanies. p. 225.

Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der
gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of
the American Academy of arts and sciences
zu Boston.
Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94.

*).
[Seite 195]

S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790.

*).
[Seite 198]

Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95.

*).
[Seite 199]

Von der bekannten, aber doch immer physiologisch-
merkwürdigen Künsteley, einem Hahne seinen
Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel
in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr
1746. S. 349 u. f.

**).
[Seite 199]

Sogar, daß bey den sogenannten Hollen- oder
Hauben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch
auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale zu
einer monströsen Blase ausgetrieben wird. Eine
erbliche Abweichung des Bildungstriebes, die
meines Wissens in der Naturgeschichte die einzige
in ihrer Art ist.

*).
[Seite 203]

Ich habe von dieser u.a. Beweisen der Verän-
derlichkeit in der Schöpfung im ersten Theile
der Beyträge zur Naturgeschichte S. 28 u. f.
gehandelt.

*).
[Seite 206]

Was ich von köstlichen Reiberfedern aus der Le-
vante gesehen habe, das war bloß in der schönern
Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den
Nackenfedern des hieländischen Reihers verschieden.

*).
[Seite 207]

Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien,
die ich in London zu untersuchen Gelegenheit ge-
habt, in den philosophical Transactions vom Jahr
1794. Nachricht gegeben.

*).
[Seite 216]

vergl. Pennant's arctic zoology. Vol. II. p. 507.

*).
[Seite 217]

Harvey de generat. animal. p. 30.

**).
[Seite 217]

Pennant a. a. O. Vol. I. introd. p. XXX. tab. 4.

*).
[Seite 219]

Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von einer
verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer
Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die
daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen
Bernicla oder Barnacle führt.

**).
[Seite 219]

S. Hrn. Hofr. Beckmanns Vorbereitung zur
Waarenkunde I. B. S. 277 u. f.

*).
[Seite 221]

J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Commentat.
Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121. sq.

*).
[Seite 226]

Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparatae inter animantia ca-
lidi et frigidi sanguinis
; im VIII. B. der Commen-
tation. Soc. reg. scientiar. Gottingens
.

*).
[Seite 231]

S. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schild-
kröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.
J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illu-
strata
. Erlang. seit 1792. 4.

*).
[Seite 232]

S. Hrn. Hofr. Beckmanns Verbereitung zur
Waarenkunde 1. Th. S. 68 u. f.

*).
[Seite 233]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge-
schlechts s. Rösels natürl. Historie der Frösche hie-
sigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol.

*).
[Seite 234]

S. Camper im IX. Bande der commentat. soc. reg.
scientiar. Gottingens. p. 129 u. f.

*).
[Seite 237]

Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p. 163.

**).
[Seite 237]

Dieser specifische Character, auf welchen mich Hr.
Prof. Schneider aufmerksam gemacht, ist nicht
etwa bloß am Schädel, sondern auch am ganzen,
annoch mit seiner Haut bekleideten Kopfe, leicht
zu erkennen.

*).
[Seite 241]

S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am-
phibien
. Duisb. 2. Hefte 4.
Patr. Rusell's Account of Indian Serpents,
together with experiments on their several poisons.
Lond. 1796 gr. Fol.

**).
[Seite 241]

Diese sind mit ♂ bezeichnet.

Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen
Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr
wie 1 zu 6 zu verhalten.

*).
[Seite 242]

Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen,
doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen-
den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan-
gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam
Herzförmiger Kopf mit kleinen Schildchen; 2)
kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkan-
tigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der
nähmlich weniger als 1/5 der Länge des Thiers
mißt. s. Dr. Gray in den philosophical Trans-
actions
Vol. LXXIX. P. I.

*).
[Seite 243]

Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist
Mead's Vermuthung nicht unwahrscheinlich,
daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonder-
bare Klapper wohl dazu dienen könne, die da-
durch aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter zu
bringen. – (– so wie nach der alten, wenig-
stens an sich nicht ungereimten Sage, dem Ce-
rasten seine so genannten Hörnchen auch dazu
dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –)
Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer
Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange
in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß-
halb die dasigen jungen Indianer um Eichhörn-
chen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapper-
schlangen nachahmen.

Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuen Magazin gehandelt; 1. B. 2. St.
S. 37 u. f. ‘„über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift
des Hrn. Dr. Barton.“’

*).
[Seite 252]

S. Sonnerat in Rozier journal de physique. Avr.
1774. pag. 256 u. f. Buffon supplement Vol. V.
pag. 540 u. f.

*).
[Seite 253]

S. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ame-
rican philos. Soc. at Philadelphia
Vol. II. tab. 5. B.

*).
[Seite 254]

S. Haller in den Mém. de l'acad. des sc. de Paris
v. J. 1762, S. 76 u. f. und Dess. opera minora,
vol. III. p. 250 sq.

**).
[Seite 254]

Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.

*).
[Seite 255]

Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f.

**).
[Seite 255]

Bonnet oeuvr. vol. III. pag. 506.

*).
[Seite 256]

Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.

*).
[Seite 261]

S. z.B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in
seiner Descrizione di Congo etc. pag. 52.

*).
[Seite 271]

S. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise-
geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220.

*).
[Seite 275]

du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I.
pag. 36. sq.

*).
[Seite 284]

Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pitt-
oresque de Sicile
. etc. Par. 1782. fol. vol I. tab.
XXVIII – XXX.

*).
[Seite 285]

Seba thesaur. T. III. tab. 34. pag. 108.

**).
[Seite 294]

Bloch tab. 17.

**).
[Seite 294]

Bloch tab. 15.

*).
[Seite 296]

S. Hrn. Hofr. Beckmanns Beyträge zur Ge-
schichte der Erfindungen II. B. S. 325 u. f.

*).
[Seite 299]

M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis ani-
malium exsanguium
: commentario praemio regio or-
nata
. Goetting. 1798. 4. – F. Jos. Schelvers
Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerk-
zeuge bey den Insecten und Würmern. ebendas.
1798. 8.

*).
[Seite 300]

M. Ch. Gottl. Lehmann de antenuis insectorum.
Diss. I. II. Load. 1800. 8.

*).
[Seite 301]

Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol.
Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge
le bois de saule
. à la Haye. 1762. 4.

*).
[Seite 302]

Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der
fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Was-
serthiere: und nahmentlich finden sich ihrer nur sehr
wenige im Ocean, der dagegen den bey weiten
allermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfol-
genden Thierclasse zum Aufenthalt angewiesen ist.

*).
[Seite 306]

Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's
lepidopterous insects of Georgia vol.
I. tab. 5. und
vol. II. tab. 99.

*).
[Seite 309]

Lyonet chenille de saule. pag. 585. u. f.

**).
[Seite 309]

Sollte der Schmetterling schon in der Raupe prä-
formirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl
wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen
Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-
ten. – So aber kommen z.B. aus manchen
americanischen Raupen, die manchen Europäi-
schen aufs täuschendste ähneln, doch ganz an-
ders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits
entstehen manche einander auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beyden Welttheile aus ganz
verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed.
Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5.

*).
[Seite 312]

Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der
Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen.
Berlin 1793. 4.

*).
[Seite 317]

Jo. Eus Voet catalogue systematique des coleopteres.
à la Haye 1766. u. f. 4.
Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4.
Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von
K. Illiger Braunschw. seit 1800. 4.
J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum, Kil.
1801. II. vol. 8.

*).
[Seite 320]

Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des-
halb in einem weitläuftigen Monitorio vors geist-
liche Recht gen Lausanne citirt wurden, das
ihnen zwar einen Advocaten von Freyburg zuge-
stand, sie selbst aber nach genauer Abhörung
beyder Parteyen, und reiflicher Ueberlegung förm-
lich in den Bann that. s. Mich. Stettlers
Schweitzer-Chronick. S. 278.

*).
[Seite 338]

Ein schreckliches Beyspiel gibt Maurelle's Süd-
seereise im voyage de la Pérouse autour du monde
vol. I. p. 279. u. f.

*).
[Seite 342]

S. außer den allgemein bekannten Quellen zur
Geschichte dieses furchtbaren Insects

Joel neu übersetzt und erläutert von C. W.
Justi. Leipzig 1792. 8.

und Jac. Bryant's observations upon the plagues
inflicted upon the Egyptians
. Lond. 1794. 8. p. 137.

*).
[Seite 343]

Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen
der Cicaden en Wantzen, door
Casp. Stoll,
Amst. 1780 sq. 4.

*).
[Seite 344]

Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris,
v. J. 1709.
Jo. Miller's illustr. of the sexual system of Lin-
naeus
tab. vlt. fig. 2.

*).
[Seite 345]

Sollten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten
Keulenschwämme seyn, die vorher auf der Larve
oder Puppe des Thiers gewachsen sind?

*).
[Seite 346]

Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.

Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam bey dem hieländischen grauen
Wasserscorpion gemacht. s. dess. Bibl. naturae.
T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.

*).
[Seite 347]

Als drey der bewährtesten Mittel werden empfohlen
A) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisen-
vitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, unter-
einander gemischt.
B) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1/2 Quent-
chen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß
zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und bey
jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.
Mit diesen beyden Mitteln werden die Fugen etc.
bestrichen.
C) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe-
fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschlosse-
nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten
Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun-
den verschlossen gehalten.
Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft
oder Weinessig auf die Bettücher etc. gesprengt.

*).
[Seite 348]

S. Fr. Hausmann in Illiger's Magazin. I. B.
S. 426.

*).
[Seite 351]

Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien
ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wovon
die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zellen
bestehen, die an Größe und Form den Caffeebohnen
ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs
so theuer ist, sehr wichtig werden kann.

*).
[Seite 352]

Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man
außer den schon obengenannten, vorzüglich noch
folgende Werke:
(Denis und Schiffermüller) Systematisches
Verzeichniß der Schmetterlinge der wiener Gegend.
Wien, 1776. gr. 4. 2te verm. Ausg. (von Illige
und Häfeli). Braunschw. 1800 sq. II. B. 8
Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge.
Erlangen, seit 1776. gr. 4.
Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge. 1. Th. Rostock, 1785. 8.
[Seite 353] Joh. Maders Raupenkalender, Herausgege-
ben von C. F. C. Kleemann. ed. 2. Nürnb. 1785. 8.
Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst. seit
1762. 4.
C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm.
1759. sq. II. vol. 4.
P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amit. seit
1775. 4.
The natural history of the rarer lepidopterous in-
sects of Georgia, collected from
Abbot's observations
by
Jam. E. Smith. Lond. 1797. II. vol. Fol.

*).
[Seite 362]

Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. 111. und
tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.

*).
[Seite 365]

Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25
Taf. V.

**).
[Seite 365]

Die Seide woraus hingegen in Japan die
äußerst zarten, leichten und doch ganz festen
Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz
eigenen Gattung Seidenwürmer, nämlich von
der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in
den schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. V.
fig. 1. 2.

*).
[Seite 383]

Von den unzähligen Schriften, worin die Ge-
schichte der Bienen abgehandelt worden, führe
ich nur fünfe statt aller an:

Swammerdam bibl. nat. pag. 369.

Reaumer mém. amp;c. vol. V. p. 207.

J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I.
pag
. 128.

Huber nouvelles observations sur les abeilles.
Geneve 1792. 8.

und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer-
kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke
durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.

Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mit Bonner schriftlich mit-
getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B. be-
kannt gemacht.

*).
[Seite 384]

P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis de
la France
. à Brive. 1798. 8.

*).
[Seite 385]

Gleditsch in den Mém. de l'ac. des sc. de Berlin.
1749. Pl. II.

*).
[Seite 388]

Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art
von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus
einem in der That bewundernswürdigen Zuge von
vielen tausend dicht an einander kriechenden,
kaum einen halben Zoll langen Maden, und
zwar, wie es scheint, von Insecten dieser Ord-
nung (– etwa von Tipulis oder Asylis –). Ein
solcher Zug ist zuweilen wohl 12 Ellen lang,
Hände breit und Daumens hoch, und zieht so in
Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in
größter, regelmäßigster Ordnung umher.

**).
[Seite 388]

Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses
merkwürdigen Geschlechts, ist nun durch den vor-
trefflichen Veterinararzt, Hrn. Bracy Clark auf-
gehellt. – S. dess. meisterhafte observations on the
genus oestrus
; im III. B. der Transactions of the
Linnean Society
, p. 289. u. f.

*).
[Seite 391]

Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahrlo-
sesten Mitteln, die Fliegen in einem Zimmer zu
tödten, gehört ein halb Quentchen Quaßia-Extract
mit einem Stückchen Zucker in ein paar Unzen
Wasser aufgelöst.

*).
[Seite 396]

S. F. Redi experimenta circa generationem insectorum.
Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I. tab. I-XXIV.

*).
[Seite 400]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
f. C. Clerk aranei Suecici. Holm.
1757. 4.

*).
[Seite 401]

Bonnet oeuvres. vol. I. pag. 545. u. f.

*).
[Seite 403]

J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte
der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.

*).
[Seite 408]

Stralsund. Magaz. I. B. S. 239.

*).
[Seite 414]

Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z.B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst-
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist
und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-
zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes-
pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-
nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey
einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-
nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf
diese vorgängige wechselseitige Anheizung erfolgt
die wahre Paarung.

*).
[Seite 415]

S. Hrn. Prof. Schneiders Abb. hierüber im II. B.
von Ant. de Ulloa Nachr. von Amet. Leipz. 1781.
8. S. 377-431.

**).
[Seite 415]

Zumahl beym mytilus margaritifer, mya margari-
tifera etc
. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten werden bekanntlich auf Ceilan
und im persischen Meerbusen gefischt. Die westin-
dischen, californischen so auch die von Utaheiti etc.
sind schon weniger schön: vollends die aus deutschen
Flüssen etc. Doch finden sich unter letztern und nah-
mentlich unter den hieländischen Cellischen auch
welche von ungemeiner Schönheit.

*).
[Seite 416]

S. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nord-
america S. 34. u. f. 173. etc.

**).
[Seite 416]

In der großen südländischen Sammlung, die Sr.
Maj. der König an das hiesige academische Mu-
seum geschenkt haben, findet sich unter vielen an-
dern dergl. Putzstücken, sogar ein Halsbald von [Seite 417]
niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten, und
mit Bast kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-
häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den
kümmerlichsten Auswurf des Menschengeschlechts
verschrieen wird, nämlich von den Pesserähs
auf dem Feuerlande.

*).
[Seite 417]

Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählungen
von der höllischen Furie, einem von niemand zu-
versichtlich gesehenen, und doch sehr genau beschrie-
benen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen be-
waffneten, und ohne Flügel in der Luft herum flie-
genden Würmchen, was aus Menschen und Vieh
herabstürzen, und sie durchbohren soll u.s.w.,
keinen Glauben beymessen.

*).
[Seite 419]

Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Natur-
geschichte der Eingeweidewürmer thierischer Körper.
Blankenburg, 1782. 4.

Nachträge dazu, von J. G. H. Leder Leipz.
seit 1800. 4.

Vermium intestinalium praesertim taeniae hu-
manae breuis expositio
, auctore P. Chr. Wernero.
Lips
. 1782. 8. nebst der dazu gehörigen dreyfachen
continuatio. ib. 1782. und folg. 8.

C. Asm. Rudolphi obs. circa vermes instestinales.
Gryphisw. P. I. 1793. P. II. 1795. 4.

*).
[Seite 423]

Allerdings scheint aber, daß sich auch bey abge-
rissenen Stücken von Bandwürnern aus ihrem
Vorderende wieder ein neuer Kopf bildet. S. Hrn.
Carlisle's treffliche Beobachtungen über diese
Thiere im II. B. der Transactions of the Linnean
Society. p
. 256.

*).
[Seite 424]

Die wahre eigenthümliche, selbstständige Anima-
lität dieser Blasenwürmer ergiebt sich aus dem
Bau ihrer Saugewerkzeuge und aus der Analo-
gie mit den eigentlich sogenannten Bandwürmern
aufs unverkennbarste. – Ganz anders verhält
sichs hingegen mit denjenigen widernatürlich ent-
standnen Wasserblasen, die sich zuweilen bey
wassersüchtigen Menschen (seltener bey andern
Thieren), zumahl in der Bauchhöhle, und zwar
theils in unsäglicher Menge finden. Die ganz
unbestimmte Größe, Form und Bau derselben,
der gänzliche Mangel eines Saugerüssels und ähn-
liche auffallende Totalverschiedenheiten zwischen
ihnen und den wahren Blasenwürmern, und an-
derseits hingegen ihre eben so ausfallende Aehnlich-
[Seite 425]
keit mit andern Wasserblasen im menschlichen Kör-
per, die unwiderredlich aus krankhaft umgebilde-
ten Gefäßen (– z.B. am Mutterkuchen schwan-
gerer Weiber, am Eyerstock der Hüner etc. –)
entstehen; – alles dieß hindert mich, jene hy-
dropischen Blasen, so wie J. Hunter u.a. ge-
meint, für wahre Thiere zu halten.

*).
[Seite 427]

Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst
noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thier-
reichs sind:

Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animalibus
marinis
. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit Anmerk.
von Nath. Gottfr. Leske. Ebendas. 1776. 4.

Petr. Forskål icones verum naturalium, quas
in itinere orientali depingi curanit
. edidit Carst.
Niebuhr. Havn. 1776. fol.

Und Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae
ibid. 1777. sq. fol.

*).
[Seite 430]

O. Fr. Müller von Würmern des süßen und sal-
zigen Wassers. Kopenh. 1771. 4.

*).
[Seite 433]

J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl.
zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin
1784. 3. S. 7-134.

*).
[Seite 435]

S. Tilesius im Jahrbuche der N. G. 1. S. 166 u. f.

**).
[Seite 435]

Vergl. Mitchill in Albers's americanischen An-
nalen
1. S. 119 u. f.

*).
[Seite 436]

S. J. Sam. Schröter über den innern Bau der
See- u.a. Schnecken. Frankf. 1783. 4.

*).
[Seite 437]

Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.

**).
[Seite 437]

Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach
der gemeinen bisherigen Behandlungsweise frey-
lich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der
N. G. gehören unter andern:

Mart. Lister synopsis methodica conchyliorum.
Lond. 1685 sq. fol.

Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu. Hud-
desford
.) Oxon. 1770. fol.

Desall. d'Argenville conchyliologie. Paris.
1757. 4.

Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib.
seit 1780. 4.

F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.

Fr. H. M. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb.
1768 sq. XI. B. 4.

Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Con-
chylienkenntniß nach Linné. Halle, 1783. III. B. 8.

* * *

Adolph. Murray fundamenta testaceologiae. Vpsal.
1771. 4. (ganz abgedrückt in Linné amoenitat. acad.
vol. VIII. und die Erklärung der Kunstwörter s. t.
C. a. Linn
. terminologia conchyliologiae edita a Jo.
Beckmanno. Gött. 1772. 8.)

C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette des
H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt
, Rudolst.
1786. 8.

* * *

[Seite 438] Geoffroy traité des coquilles qui se trouvent
autour de Paris
. Par. 1767. 12. Deutsch, durch
Martini. Nürnb. 1767. 4.

Em. Mendez da Costa British conchology. Lond.
1778. 4.

Th. Martyn's Figures of Shells collected in the
different voyages to the South-Seas
Lond. 1784.
gr. Fol.

* * *

Joh. Xav. Poli testacea vtriusque Siciliae eorum-
que historia et anatome. Parmae
. 1791. II. vol. fol.

*).
[Seite 439]

S. Tilestus a. a. O. S. 212-419.

*).
[Seite 450]

S. Chemnitz Conchylien-Cabinet IX. B. 1 Absch.
von den Linksschnecken.

*).
[Seite 462]

Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.

*).
[Seite 466]

Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio echinoder-
matum
ex ed. Nath. God. Leske, lips. 1778. 4.

*).
[Seite 467]

J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733 Fol.

*).
[Seite 468]

Unter den Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen
Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G.
von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt
hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll
nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber
zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der
Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be-
fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende In-
sel angesehn worden sey u.s.w.

Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-
sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß
sehr verschiedne und zugleich sehr mißverstandene
Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.
[Seite 469] Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s.
z.B. einen neuerlichen Unglücksfall, der sich durchs
Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be-
mannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's ac-
count of the settlement at
Pt. Jackson pag. 52. –)
Manches hingegen auf dicke, niedrigstehende Ne-
bel, dergleichen zuweilen selbst von sehr erfahrenen
Seeleuten für Küsten etc. angesehen worden: (– einen
merkwürdigen Fall der Art s. im vogage de
La
Pérouse autour du monde vol. III. pag. 10 –)
Und so löst sich das auf, was vorlängst der alte
Thormod Torfesen in s. Groenlandia antiqua
pag. 100 vom Kraken sagt: ‘"Tracta haec fa-
bula videtur ex insula – aliquando conspicua,
saepius tamen inconspicua
.“’

*).
[Seite 470]

Zur Geschichte der Corallen vergl.

P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag. 1766. 8.
Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr. Wilkens.
Nürnb. 1787. 4.

J. Ellis's natural history of the corallines etc.
Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen von J. G.
Krünitz. Nürnb. 1767. 4.

Ej. natural history of many curious and uncom-
mon zoophytes etc.
systematically arranged and
described by
D. Solander. Lond. 1786. 4. (– Ich
citire hier dieses vortreffliche Werk, um es von
dem vorigen zu unterscheiden, unter Solander's
Nahmen. –)

Vital. Donati della storia naturale marina dell
Adriatico.
Ven. 1750. 4.

Fil. Cavolini memorie per servire alla storia de
polipi marini.
Nap. seit 1785. 4.

E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.

Und als brauchbares Handbuch: J. F. Roques
de Maumont sur les polypiers de mer. Zelle, 1782. 8.

[Seite 471] * * *

J. Alb. H. Reimarus von der Natur der Pflan-
zenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Reimarus
Betr. über die besondern Arten der thierischen
Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.

*).
[Seite 471]

Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3/4
Jahren über und über mit Madreporen u.a.
Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst
so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils
von Corallen eingenommen.

**).
[Seite 471]

Viele vulkanische Inseln der Südsee auch west-
indische, wie z.B. Barbados, sind wie mit einer
Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die
zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden des
Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den
Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden
können, und Capit. Cook auf seiner ersten Reise
um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste
von Neu Holland lange genug erfahren.

*).
[Seite 474]

Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung s.
in den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. pag. 1.

*).
[Seite 476]

Götting. Magaz. 1. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f.

*).
[Seite 480]

S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à l'hist.
d'un genre de polypes d'eau douce à bras en forme
de cornes.
Leid. 1744. 4.

H. Baker's natural history of the polype. Lond.
1743. 8.

Rösel Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4.
(am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)

Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den süßen
Wassern um Regensburg. 1754. 4.

**).
[Seite 480]

Pallas elenchus Zoophytor. pag. 28.

*).
[Seite 481]

S. Götting. Magaz. III. Jahrg. 4 St. S. 565 u. f.

*).
[Seite 485]

S. Ingen-Houß vermischte Schriften 2. Aufl.
Wien 1784. 8. II. B. S. 127 u. f. tab. 2.

*).
[Seite 486]

Extensio minus definita.

*).
[Seite 488]

Also (den spiralförmigen Lauf abgerechnet) gewis-
sermaßen so, wie die Bronchialzellen der Lungen
mit den zahllosen, äußerst feinen Netzen von Blut-
gefäßen umgeben werden.

*).
[Seite 489]

S. des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch die
Metamorphose der Pflanzen zu erklären.
Gotha,
1790. 8.

**).
[Seite 489]

Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel-
sang, am leidner Kanal den Harlem, eine ganze
Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt.

*).
[Seite 490]

Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser anderer be-
nachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch diesel-
ben nähren. So z.B. die hyduora africana an
der euphorbia mauritanica u.a. – S. schwed.
Abhandl. XXXIX. B. S. 132.

**).
[Seite 490]

S. Voigts neues Magazin, für Naturkunde. I. B.
2tes St. 1798. S. 101. u. f.

*).
[Seite 491]

S. z.B. das Epidendrum flos aëris in Cochinchina.
s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens. T. II. pag.
525. ‘„mirabilis huius plantae proprietas est, quod
ex syluis domum delata, et in aëre libero su-
spensa, in multos annos duret, crescat, floreat,
et germinet. Vix crederem, nisi diuturna expe-
rientia comprobassem.“

*).
[Seite 494]

Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsin-
nige Naturforscher daraus für practische Land-
wirthschaft gezogen, s. in Voigts neuem Magazin
a. a. O. – und Nachricht von einigen Versuchen,
die ich aus dieser Rücksicht angestellt, in 3. St.
desselb. Bandes. S. 126 u. f.

**).
[Seite 494]

J. Ingen. Housz's Experiments upon vegetables.
Lond
. 1779. 8.

*).
[Seite 496]

Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses
Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in
welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt
worden, und der nur oben an einer Seite ein
kleines Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im
Frühjahr unten in einem entgegengesetzten Winkel
eine Kartoffel liegen geblieben, die nun einen
Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit
auf dem Boden hin, dann an der Wand in die
Höhe und so gerade nach dem Lichtloche fortge-
rankt war. – S. die Memoirs of the American
Academy of arts and sciences
zu Boston, Vol. II.
P. I. pag. 147.

*).
[Seite 498]

Zu den allerauffallendsten Producten des Secre-
tionsgeschäfts der Gewächse gehört wohl das
längst berühmte, aber erst neuerlich recht unter-
suchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den
Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Sub-
stanz, die sich zuweilen in einzelnen Absätzen des
[Seite 499] Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern An-
sehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird,
als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile,
dem mineralischen Hydrophan oder Weltauge
ähnelt. – S. Dr. Patr. Russel und Jac. L.
Macie in den philosoph. Transact. Vol. LXXX
und LXXXI.

*).
[Seite 508]

Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflan-
zen zu halten, die sich bloß als nackte Fructifi-
cationstheile darstellen. – S. Voigts Magazin
VIII. B. 4. St. S. 80 u. f.

*).
[Seite 509]

Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plantarum.
Stutg. 1788-91. II. vol. 4.

**).
[Seite 509]

G. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vorrede.
zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe.

***).
[Seite 509]

S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hunter
on the blood, inflammation, and gun-shot wounds
pag
. 237.

*).
[Seite 512]

Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht.
S. 51 u. f.

*).
[Seite 514]

S. J. R. Forsters Stoff zur künstigen Entwerfung
einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem
voyage de la Pérouse autour du monde. vol. II.
pag. 81.

*).
[Seite 515]

Dieser so wichtige Baum ist nun seit a. 1792.
durch den großen Seefahrer, Capitail Bligh,
glücklich nach den westindischen Inseln verpflanzt
worden. – Von seinem trefflichen Gedeihen
daselbst habe ich in Voigts neuen Magazin
I. B. 2. St. S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.

*).
[Seite 516]

Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von
Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen
und ein sehr beliebtes Getränke daraus. – s.
Mungo Park's Travels in the interior Districts
of Africa
. Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1

*).
[Seite 517]

S. Mungo Park a. a. O. S. 224 u. 352. tab. V.

*).
[Seite 519]

Von der endlos vielartigen Benutzung des Bam-
busrohres bey den Schinesen s. van Braam voyage
de l'Ambassade
etc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.

*).
[Seite 524]

Ueber diese zum philosophischen Studium der
Mineralogie unentbehrliche geogenische Prämissen,
s. Hrn. Prof. de Lüc's geologischen Briefe, die in
Voigts Magazin (VIII. und folg. B.) aus der
französischen Handschrift übersetzt sind.

*).
[Seite 527]

A. G. Werners neue Theorie von der Entstehung
der Gänge. Freyberg 1791. 8.

*).
[Seite 528]

Insgemein: – denn hin uns wieder finden sich
auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst
in Europa zwischen manchen savoyischen und
Schweizer Alpen) weit über 1000 Klafter doch
über der Meeresfläche; und andererseits weit nie-
drigere Urgebirge, wie z.B. unser Brocken auf
dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klafter
über des Meeres seiner erhaben ist.

*).
[Seite 530]

So z.B. in der Falüniere in Touraine; einem
Lager solcher calcinirten Seeconchylien, das nach
Reaumùr's Berechnung auf 130 Millionen Cubic-
klaftern halten soll.

*).
[Seite 531]

Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel
als wirklicher Entstehungsort; und Lagerstätte
hingegen so viel als bloßer Fundort. Beyde
müssen in der Mineralogie sorgfältig von einander
unterschieden werden. Denn so ist z.B. von
den gediegenen Eisen-Massen und von den Aëro-
lithen (wenn ich sie so nennen darf) die in so
genannten Steinregen herabgefallen, der Fund-
ort hienieden – ihr Entstehungsort aber nach
größter Wahrscheinlichkeit im Monde.

**).
[Seite 531]

Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer
Classification s. mit mehreren
J. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgs-
lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1786. 8.
C. Haidingers Entwurf einer systematischen
Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.
A. G. Werners kurze Classification und Be-
schreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dres-
den 1787. 8.
C. A. S. Hoffmanns kurzer Entwurf einer
Gebirgslehre in A. W. Köhlers bergmännischem
Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.
Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun-
gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8.
[Seite 532] nebst der dazu gehörigen petrographischen Charte
des Harzgebirges, und dem Cabinet der harzi-
schen Gebirgsarten.

Aehnliche Sammlungen von deutschen Ge-
birgsarten sind z.B. die voigtischen, die char-
pentierische, und die des Hrn. Past. Heim zu
Gumpelstadt im Meiningischen.

*).
[Seite 533]

Dieses gilt sogar zuweilen von der mechanischen
Verbindungsart der Fossilien; so daß es in ein-
zelnen Fällen nichts weniger als leicht ist, die
Gränzen zwischen mechanisch-einfachen und ge-
mengten Steinarten zu ziehen. So z. E. bey
den Uebergängen des reinsten Basalts von noch
so homogen scheinenden Korn zum Halbaranit
der aus Hornblende und Feldspath gemengt ist;
oder det körnigen Quarzes zu manchem Sand-
stein etc.

*).
[Seite 534]

Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kenn-
zeichen der Fossilien. Leipz 1774. 8.

**).
[Seite 534]

Pesanteur specifique des corps. – par M. Brisson.
Par. 1787. 4. Deutsch durch H. Blumhof. Leipz.
1796. 8.

Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge
anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben, das
Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Tem-
peratur von ungefähr 64° Fahrenh. angenom-
men. – Wo ein L. dabey steht, bedeutet es
des sel. Hoir. Lichtenbergs Wägung.

***).
[Seite 534]

Die aus Holz geschnittenen Modelle der wich-
tigsten Crystallisationen, die in der hiesigen Indu-
strie-Schuhe unter der Aussicht des Mathematikus,
Hrn. Lift, verfertigt werden, sind nebst der dazu
gehörigen gedruckten Beschreidung daselbst für
1 1/2 Rthl. zu haben.
Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der
Crystallographie par M. de Romé de L'isle. 2de
Edit. Par
. 1783. IV Bände. 8. Dieser hat sich
[Seite 535] mehr an die äußern Crystallisationsformen gehalten.
Weit tiefer ist hingegen H. Haüy in den unten
anzuführenden Werken in das innere Gefüge
(Structur) der Crystallen und in die Bestimmung
ihrer Maßentheilchen (molécules intégrantes) ein-
gedrungen.

*).
[Seite 535]

Folglich versteht sich von selbst, daß man nach
diesem Begriffe von wahrem Crystall, nicht etwa
die zwar säulenförmigen, aber nicht so determi-
nirten Gestalten manches Basalts, thonartigen
Eisensteins, Stangenkohle etc. damit verwechseln
dürfte.

Eben so genau müssen auch ursprüngliche
Crystallen von so genannten After-Crystallen un-
terschieden werden, da nähmlich ein Fossil die
Stelle und Form eines vorher da befindlich ge-
wesenen, aber allgemach aufgelösten verwitterten
oder ausgefallenen Crystalls anderer Art einge-
nommen hat. So z.B. die so genannten crystal-
lisirten Hornsteine von Schneeberg etc.

Noch eine dritte Warnung ist doch für Anfän-
ger auch nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht
etwa bloße äußere (fremde) Eindrücke auf ein
Fossil für dessen eigene Crystallisation halte. So
z.B. bey manchem Chalcedon.

**).
[Seite 535]

S. Théorie sur la structure des crystaux, par R. J.
Haüy. im Journal de physique. T. XLIII. p. 103. u. f.

*).
[Seite 536]

Gust. von Engeström Beschreibung eines mine-
ralogischen Taschen-Laboratoriums und ins beson-
dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie.
Mit Anm. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage.
Greifsw. 1782. 8.

**).
[Seite 536]

S. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B.
und ersten Heft des III. B. seiner kleinen physica-
lisch-chemischen Abhandlungen; und

J. F. A. Göttlings chemisches Probir-Cabi-
net zum Handgebrauche Jena 1790. 8. nebst der
dazu gehörigen kleinen Kiste mit Regentibus etc.

*).
[Seite 542]

Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alka-
lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn
daß sich z.B. selbst die Kieselerde in Verbindung
mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst
finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl
in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende
Rieselsinter, von welchem unten die Rede seyn
wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst.
s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of Edin-
burgh
. Vol. III. S. 119. u. f.

**).
[Seite 542]

Terrae characteres vix nisi priuatiui habentur.
Bergmann.

*).
[Seite 548]

Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders
bey manchen orientalischen) zuweilen carneol-
und onyxfarbig; häufigst scheinen sie hingegen
vom Braunstein herzurühren; – manche islän-
dische enthalten aber auch ein grünes Gewebe,
das selbst unter dem Vergrößerungsglase voll-
kommen das Ansehen vom Wasserfaden-Moos
(Conferven) zu haben scheint.

*).
[Seite 550]

Vom vegetabilischen Hydrophan, s. oben S. 498
not. *)

*).
[Seite 553]

Schon Agricola sagt, de natura fossilium pag. 614:
‘„in locis autem, qui olim arserunt aut etiam nunc
ardent, pumex reperitur. Sicut in Vesuvio,
Aetna, insulis Aeolicis
. –Ad Coblenz, et in
inferiore Germania
.“’

*).
[Seite 554]

Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von
rahmgelben Haldopal werden in Rom nette
Cameen gearbeitet.

**).
[Seite 554]

S. B. Hacquets physische und technische Beschrei-
bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.

*).
[Seite 557]

S. Leop. von Buch über den Kreuzstein. Leipz.
1794. 8.

*).
[Seite 558]

Nach Dr. Hutton's und Herrn Vauque-
lin's Analysen hält der Färöer Zeolith auch
[Seite 559] Pottasche; und nach Hrn. Haüy's Versuchen
zeigen manche Zeolithcrystallen die Electricität
des Turmalins.

*).
[Seite 563]

Auch der Ceilanische brandgelbe, ungeformte-
mit Quarz durchzogene Canelstein (der den Nah-
men eben von seiner dem Zimmtöhl ähnlichen
Farbe hat) ist nach den äußern Kennzeichen zu
schließen ein derber Hyacinth.

**).
[Seite 563]

Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von
eigentlich so genannten Edelsteinen bekannt, doch
habe ich von Hrn. Baronet Banks einen groh-
körnigen Sand erhalten den der Botaniker W.
Braß am Cape Coast auf Guinea gesammelt,
und worin sich besonders eine Menge Körner
finden die dem Hyacinth vollkommen gleichen.
Außerdem auch unter andern kleine Spinell äh-
nelnde Geröße.

*).
[Seite 565]

Den Sächsischen Beryll von Johanngeorgenstadt
hat Hr Prof. Trommsdorf nach' seinen Unter-
[Seite 566] suchungen für ein ganz vom wahren Beryll ver-
schiedenes Fossil erklärt, worin er 78 p. C. einer
eigenen neuen Erde gefunden, die er, weil sie
mit den Säuren unschmackhafte Salze bilde,
Agusterds, und das Fossil selbst, Agustit ge-
nannt hat.

*).
[Seite 567]

Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen
Stücke: s. z.B. im Inventaire des diamans de la
couronne
etc. imprimé par ordre de l'Assemblée na-
tionale
. Par. 1791 8. T. I. p. 200. n. 4. ‘„Un
saphir d'orient
couleur saphir des deux bouts,
et topaze au milieu
.“’

*).
[Seite 568]

Ueberhaupt gibt die Farbe ein weit minder wesent-
liches, sondern mehr zufälliges äußeres Kennzei-
chen der Edelsteine ab, als ihr specifisches Ge-
wicht, Bruch, Härte und Crystallisation.

**).
[Seite 568]

Dieses Gefüge zeigt sich zumahl bey minder durch-
sichtigen. Wenn von solchen Saphiren (und auch
manchen andern Edelsteinen ähnlicher Crystallisa-
tion) die Spitze stumpf abgeschliffen wird, so
spielen sie bey auffallendem Lichte mit einem be-
weglichen 6 strahligen Sterne; daher sie Stern-
saphire genannt werden.

***).
[Seite 568]

Nach Vauquelin nur Thonerde mit 8,78 Talk-
erde und 6,18 Chromiumkalk.

*).
[Seite 569]

S. Curiöse Speculationes bey schlaf-losen Nächten –
zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufgezeich-
[Seite 570] net von einem Liebhaber der immer Gern Speculirt.
Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der Verf.
Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die erste be-
stimmte Nachricht vom ceilanischen Turmalin gibt.

*).
[Seite 571]

So besitzt z.B. das hiesige academische Museum
unter den wichtigen mineralogischen Geschenken
des Hrn. Baron von Asch, eine merkwürdige
hierher gehörige Seltenheit, nähmlich versteinte
Seeconchylien, zumahl Mytiliten, Telliniten etc.
von Kettsch in der Krimm, die noch ihre (frey-
lich schon in Verwitterung übergegangene) Schaale
haben, und deren ganze Höhlung mit langstrah-
liger stark glänzender grünlichschwarzer Horn-
blende dicht ausgefüllt ist.

*).
[Seite 572]

Das alte deutsche Bergmannswort, Spath,
wird eigentlich nur von solchen Steinen
und metallischen Kalken gebraucht, die
nicht nur ein blätteriges Gefüge, sondern auch
eine dem zwey- oder mehrfachen Durchgang ihrer
Blätter entsprechende, meist rautenförmige Ge-
stalt der Bruchstücke haben. Und in so fern ver-
dient hier dieses Fossil, da ihm dieses letztere
fehlt, nicht wohl diesen Beynahmen. Allein
jener Begriff leidet überhaupt nach dem einmahl
allgemein üblichen Sprachgebrauche seine großen
mannigfaltigen Einschränkungen und Ausnahmen.
Denn es gibt einerseits unter den Spathen auch
mancherley dichte Abarten, auf welche jener Be-
griff nicht anwendbar ist; und andererseits kennen
wir Fossilien, wie z.B. den Diamant, die alle
jene Eigenschaften haben und die dessen ungeachtet
niemand für einen Spath halten wird.

*).
[Seite 573]

Von der merkwürdigen Eigenschaft dei Russischen
Frauenglases, daß es den Lichtstrahl ungebrochen
und vollkommen parallel durchgehen läßt, und
dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon
bey astronomischen Instrumenten machen kann,
s. des Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III. u.
p. 239. u. f.

*).
[Seite 574]

S. Ch. Greville on the Corundumstone from Asia;
in den Philos. Transact. 1798. P. I.

**).
[Seite 574]

Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den
voyages de Thevenot T. III. Par. 1684. 4. p. 292.

*).
[Seite 576]

So z.B. in dem merkwürdigen Portsoy-Granit
aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur
wie mit Quarzblättchen und Splittern so son-
derbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach be-
stimmter Richtung angeschliffen, gleichsam das
Ansehen einer cufischen Steinschrift enthält, daher
es auch den Nahmen, pierre graphique, erhalten
hat. – s. Voigts Magazin VI. B. 4. St. S. 21.

**).
[Seite 576]

Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino
(Avanturinspath) vom weißen Meere. Ein blaß-
fleischrother Feldspath, der mit zarten, goldglän-
zenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und
dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen
blauen Wiederscheine opalisirt.

*).
[Seite 578]

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des
Töpferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten
der daraus gebrannten Gesäße auszeichnen, gehö-
ren vorzüglich

1) Die, woraus die bewundernwürdigen antiken
griechischen und so genannten etruskischen
Vasen gearbeitet worden, die sich besonders
durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unter-
scheiden.

2) Die, aus welcher die Portugisischen Pucaros
de Estremoz
gedreht werden, welche einen ange-
nehmen adstringirenden Geschmack haben, und
selbigen auch dem daraus genossenen Getränk
mittheilen.

3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Sie-
bendürgen die sonderbaren Blasenröpse mit
großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wän-
den verfertigt.

*).
[Seite 579]

Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß
der von Hrn. Prof. Lowitz 1772 bey Dmitriewsk
an der Mündung der Kamyschinka in die Wolga
entdeckte überaus merkwürdige aschgraue Hygro-
meter-Schiefer, der von der äußerst scharfsin-
nigen Anwendung den Nahmen hat, die dieser
vortreffliche Chemiker davon gemacht und in
Lichtenbergs göttingischem Magazin 3ten Jahrg.
4ten St. S. 491 u. f. genau beschrieben hat.

**).
[Seite 579]

Denn der officinelle armenische Bolus ist eine
Art Steinmark.

*).
[Seite 581]

Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausneh-
mend feinkörniges Steinmark von der Insel St.
Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in
einer Hitze die Eisen schmilzt, unverändert erhält.

*).
[Seite 586]

So vor allen die unzähligen mächtig großen Ba-
saltsäulen, die eins der prodigiosesten Phänomene
in der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesen-
damm (Giant's Causeway) an der Nordküste von
Island ausmachen. – Ich besitze von diesem
berühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende
Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen,
und wovon ich, da alle bisher davon gegebenen
Vorstellungen ungetreu sind, eine genaue Zeich-
nung im zweyten Hefte der Abbildungen naturhist.
Gegenstände tab. 18 geliefert habe. – Immer
bleibt die äußerst regelmäßige Articulation dieser
Säulen eines der räthselhaftesten und merkwür-
digsten Phänomene der Geogenie.

**).
[Seite 586]

Dahin scheinen die mehresten antiken aegypti-
schen Basalte zu gehören. In manchen Abarten
derselben, zumahl unter den schwarzen, sind die
Gemengstoffe noch von einander zu unterscheiden,
und diese gehen dann in den aus Hornblende und
Feldspath bestehenden Halbgranit über.

*).
[Seite 588]

So wie sich dergleichen auch zuweilen im Peperino
findet. – S. Sr. Will. Hamilton's Campi phlegraei
tab. 40. nr. 3.

**).
[Seite 588]

S. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen
über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792-94.
III. Th. 8.

*).
[Seite 589]

Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und die
eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen
Eruption von 1790 ausgeworfen worden, beson-
dere Erwähnung. Von jener s. die Campi phlegraei
tab. 13 und 33, und von dieser das Supplement
dazu tab. 4.

*).
[Seite 593]

S. Hrn. Hofr. Beckmann in den Commentat. soc.
reg
. scient. Gotting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq.
und des sel. Colleg. R. Reineggs Brief aus
Persien an Hrn. Baron von Asch in Voigts Ma-
gazin IV. B. 3. St. S. 13 u. f.

**).
[Seite 593]

S. über die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunst-
werken der Steinschneider. Von C. von Dalberg.
Erf. 1800. 8.

*).
[Seite 594]

Wenigstens der Sächsische hält nach Hrn. Rose
auch Chromiumkalk.

*).
[Seite 596]

Das hiesige akademische Museum besitzt in der
alten Schlüterschen Sammlung zwey kleine
Stücken gediegen Eisen von Johanngeorgenstadt,
die unvollkommen ästig, wie an manchen Stellen
das Sibirische, und ebenifalls mit einem fast Oli-
vinähnlichen Fossil gemengt find.

**).
[Seite 596]

Nun und hiermit kommt wieder der Gebalt der
so wunderbaren Aërolithen, nähmlich der Stein-
massen überein, die schon so manchmal zu
ganz verschiedenen Zeiten, in ganz verschiedenen
Weltgegenden, aber meist unter gleichen Umstän-
den, bey, Explosion eines Meteors, vom Himmel
gefallen sind; und wovon diejenigen, welche man
bis jetzt genauer untersucht, sowohl im äußern
als n ihrem Gehalt einander auffallend ähneln,
hingegen sich von allen bekannten tellurischen Fos
silien schlechterdings auszeichnen. Die Probe
die ich durch die Güte des Hrn. Baronet Banks
von dem d. 19. Decemb. 1798 drey Meilen von
Benares in Hindustan gefallenen Steinregen be-
sitze, besteht außer einel schwarzen dünnen Rinde,
aus einem ungleichartigen Gemenge von rundli-
chen Körnern die nebst kleinen Partien von nickel-
haltigem gediegenen Eisen und Schwefelkies in eine
aschgraue erdige Grundmasse zusammen gebacken
find. Gewicht = 3375. Gehalt der Grundmasse
(nach Howard) = 15 Talkerde, 50 Kieselerde,
34 Eisenkalk, 2,50 Nickelkalk. Der Gehalt der
Körner aber kommt dem des obgedachten olivin-
ähnlichen Fossils in dem Pallasischen Eisen noch
näher. – Mehr von diesen so merkwürdigen
Massen und der höchst wahrscheinlichen Vermu-
thung des Hrn. Senat, La Place, daß sie wohl
aus Monds-Vulcanen auf unsere Erde geschleu-
dert worden, s. in Voigts neuem Magazin. II. B.
S. 629 u f. und IV. B. S. 515 u. f. und in von
Zach's
monatl. Corresp. Sept. 1802. p. 277.

*).
[Seite 597]

Wie Herr Etats-Rath Koch in St. Petersburg
den gemeinen Asbest zur Plastik angewandt hat,
s. in Voigts neuem Magazin. II. B. S. 31.

*).
[Seite 598]

Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen
unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu
großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.

*).
[Seite 601]

Das Stück, so ich havon besitze hat mir Herr
Baronet Banks aus dem Nachkasse des set. Dr.
König in Trankebar mitgetheilt welcher es selbst
bey Gale auf Ceilan gebrochen hatte.

*).
[Seite 602]

Nach H. Vauquelin findet sich aber die Kalkerde nur
in den opaken, nie in den durchsichtigen Boraciten.

**).
[Seite 602]

So wie aber die Thonerde in den gefärbten
Edelsteinen etc. ausnehmend hart verbunden ist,
[Seite 603] so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte
verbunden werden, daß er am Stahl Funken
gibt, s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin
T. V. pag. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen
der thierische phosphorhaltige Kalk im Schmelz
der Zähne.)

*).
[Seite 603]

S. Newton's optice, pag. 271, 356, 376. und 394.
der Clarkeschen Ausgabe von 1719.

*).
[Seite 606]

‘„Tales sunt aquae qualis est natura terrae per
quam fluunt
.“’ Plin. XIV. 4.

**).
[Seite 606]

Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di
San Filippo
im Florentinischen sich absetzenden Kalk-
sinter zum abformen marmorähnlicher Basreliefs
und Medaillons benutzt; s. von diesem so genannten
albâtre factice die deutschen Schriften der göttin-
gischen königl. Soc. der Wiss. I. Th. S. 94.

***).
[Seite 606]

So z.B. in der berühmten piscina mirabile, da-
von oben S. 2.

*).
[Seite 612]

S. Voigts neues Magaz. 1. B. 1. St. S. 113 u. f.

*).
[Seite 613]

S. Tilesius Jahrbuch der N. G. 1. Th. S. 473.

**).
[Seite 613]

S. Voigts Magazin V. B. 1. St. S. 19 u. f.

*).
[Seite 614]

Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse
von einer Bergleiter befindlich, die man beym
Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang ver-
lassen gewesenen Grube im Rammelsberge am
Oberharze vorgefunden, um welche sich während
dieser Zeit eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll
im Durchmesser und von einer ausnehmenden
Schönheit angesetzt hat.

*).
[Seite 615]

Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps- und
Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die
ich von sel. Girtanner erhalten, befindet sich
Gyps mit ganzen Lagen und Andern von Hornstein
durchzogen, und anderseits Hornstein voll einge-
wachsener Selenitblättchen.

*).
[Seite 619]

Der Strontianit, der oft mit dem Witherit ver-
wechselt worden, unterscheidet sich besonders auch
dadurch von demselben, daß er, nach den Ver-
suchen, die ich damit an warmblütigen Thieren
angestellt, von denselben ohne allen merklichen
Nachtheil genossen wird, da hingegen der Wi-
therit bekanntlich denselben ein tödtliches Gift
ist. – Ich habe diese Versuche im III. B. der
medicinischen Bibliothek S. 730 beschrieben. Auch
gibt nach der Bemerkung des Hrn. Dr. Ash, ein
mit der salpetersauren Auflösung der Strontianerde
getränktes Papier, wenn es getrocknet und ange-
zündet wird, eine schön purpurrothe Flamme,
da hingegen die vom Witherit unter gleichen Um-
ständen gelblichweiß brennt.

*).
[Seite 624]

Vergleiche hiermit Hrn. Oberbergrath Karstens
tabellarische Uebersicht der Gebirgsarten, einen
vorzüglich lehrreichen Abschnitt seiner trefflichen
oben (S. 539.), angeführten mineralogischen
Tabellen.

*).
[Seite 627]

Diesen Nahmen hat derjenige Granit, aus wel-
chem die bewundernswürdigsten Denkmahle der
altägyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen
worden, von seinem Fundort bey der Stadt
Svene am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s.
das Gabinetto del collegio Nazareno 1792. T. II.
p. 238 ‘"I graniti delle nostre guglie Egiziane
hanno per base un felspato rossigno con quarzo fra-
gile semitrasparente, e mica nero.
"’ – Vollkom-
men so sind die Proben von rothen antiken Granit
in meiner Sammlung; nahmentlich eine vom
Obelisk des Rameses, und eine von der Säule
Kais. Antonin's – Und Hr. Prof. Wad, der
die echten frischen Bruchstücke, die sich von den
berühmtesten römischen Obelisken in der Samm-
lung des Hrn. Cardinal Borgia befinden, aufs
genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: ‘„Ex his spe-
ciminibus clare patet Syeniten Plinii
esse grani-
tem nostrum
stricte sic dictum (ex quarzo, feld-
spato, et mica
)"’ S. Dess. Fossilia Aegyptiaca
musei Borgiani
, Velitris 1794. 4. pag. 1. u. f.

*).
[Seite 628]

Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst be-
wegt worden. – Der große vaticanische Obelisk,
den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten
Theil; nur 973537 Pfund. – S. des Gra-
fen Carbury monument élévé à la gloire de Pierre
le grand. Par. 1777. Fol.

**).
[Seite 628]

So nahmentlich, obschon bis jetzt nur in gerin-
ger Menge, in einigen magnetischen Granitfelsen
am Brocken auf dem Harz, die an gewissen
Stellen, und selbst in kleinen Stücken, so wie
der obgedachte vom Hrn. von Humboldt entdeckte
polarische Serpentinfels die Richtung der Magnet-
nadel invertiren. S. Fr. Hausmann im Hannö-
verischen Magazin 1801. St. 84. u. f.

*).
[Seite 632]

Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenig-
stens besitze ich Stücke davon, wo die einge-
wachsenen Feuersteingerölle versteinte Cellularien
enthalten.

*).
[Seite 634]

Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts in Europa. s. Gassendi
vit. Peireskii ad a
. 1630. pag. 150.

*).
[Seite 636]

Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestim-
mung des Begriffes von Salzen; in Hrn. v. Crells
chemischen Annalen. 1795. 11. B. S. 6 u. f.

*).
[Seite 638]

Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof. de
Lüc's geologische Briefe; im Voigtischen Magazin
IX. B. 4. St. S. 37.

*).
[Seite 641]

Der so genannte Atramentstein ist ein aus fremd-
artigen, zum Ausfüllen leerer Räume in den Gru-
ben gebrauchtes zusammengebackenes Gestein, so
[Seite 642] mit Vitriolwasser durchzogen worden, und woraus
dann (z.B. in Goslar) der mehreste Vitriol ge-
sotten wird.

Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das
alumen der Alten sey, zeigt Hr. Hof. Beckmann
in den Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen,
II. Th. S. 92.

*).
[Seite 643]

Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini-
ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die
ich den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu
öffnen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Transactions
for
1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.

*).
[Seite 646]

Die mannigfaltigsten Schattirungen (versteht sich
nähmlich an Schwefel von gleichem Orte) seit
der vom Pic von Teneriffa in meiner Sammlung,
welchen Herr Baronet Banks von seiner Reise
um die Welt mitgebracht.

*).
[Seite 647]

In einer überaus vollständigen und höchst instructi-
ven Suite zur Naturgeschichte des Börnsteins,
womit der Herr Graf von Finkenstem Schön-
berg meine Sammlung bereichert hat, fin-
den sich unter andern manche vollkommen deut-
liche aber mir ganz unbekannte Insecten, andere
ähneln zwar jetzt existirenden aber tropischen Gat-
tungen, wie z.B. eine große Schade etc.

*).
[Seite 648]

Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr
selten, eine bisjetzt ebenfalls ganz unbekannte
mandelförmige Samenkapsel des ehemahligen
Börnsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte
des Hrn. Hofr. Hagen zu Königsberg besitze.

**).
[Seite 648]

Herr Baron von Asch hat im Türkenkriege a. 1770
den moldauischen Berghteer mit glücklichem Er-
folg als Digestivsalbe in Bestzufällen verordnet;
[Seite 649] und der von Barbados wird jetzt als ein bewähr-
tes Heilmittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten
und sogar bey krebsartigen Uebeln gebraucht.

*).
[Seite 650]

Diese persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägypti-
schen basamirten Leichen gebraucht, und diese
seitdem allgemein Mumien genannt worden.

**).
[Seite 650]

Mann hat die bituminösen Holzflöze – diese großen
für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle
einer catastrophirten Vorwelt – für eine Art
Treibholz halten wollen, das, so wie das an
den Küsten der jetzigen nordischen Erde durch
Strömungen etc. in solche mächtige Lagen zusam-
mengeschwemmt worden sey. Mir scheint es hin-
gegen nach genauer Prüfung, besonders da ich
mehrmahls die Risse und Spalten deßjenigen
Treibholzes, das bey Stade angeschwemmt wird,
mit Blau-Eisen-Erde gefüllt gefunden habe,
[Seite 651] sehr wahrscheinlich, daß selbst manches von die-
sem aus Flözlagen von bituminösem fossilen
Holze losgerissen und an die Küsten getrieben wird.

*).
[Seite 651]

Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durch-
zogenen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Grä-
sern (S. 519.); in theils Gegenden auch von
Heidekraut etc. und diese Torfarten sind freylich
großentheils von neuerer Entstehung, wodurch denn
manche Naturforscher bewogen worden, den Torf
überhaupt gar nicht zu den Mineralien zu zählen.
Indeß, da doch mancher inländische Torf auch
aus Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich
von einem weit höheren (auf Erdrevolutionen
zurückführenden) Alter desselben zeugen, mancher
auch ganz deutlich in Braunkohle übergebt, so
scheint hier doch immer für denselben die passendste
Stelle in der Naturgeschichte zu bleiben.

*).
[Seite 652]

S. Hrn Bergrath Voigt's Göttingische Preis-
schrift: Versuch einer Geschichte der Steinkohlen etc.
Weimar 1802 8.

*).
[Seite 653]

Unter diesem Nahmen hat sie schon Leibniz ge-
kannt, in dessen kleiner Mineraliensammlung,
die das hiesige akademische Museum als eine ehr-
würdige Reliquie aufbewahrt, ein Stückchen die-
ses Fossils, angeblich aus Böhmen, befindlich ist.

*).
[Seite 654]

Ich habe bey den Versuchen, die ich über den
so genannten Galvanismus angestellt, im Herbst
92 gefunden, daß der Graphit dieselbe eben so
gut als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag
nun zur Belegung der entblößten Nerven, oder
als Conductor gebraucht werden.

**).
[Seite 654]

Doch besitze ich auch durch die Güte des Hrn.
Baron von Asch, als eine exotische Seltenheit,
ausnehmend feinen Graphit vom äußersten Ende
[Seite 655] des nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß,
dessen sich die Tschuktschen und andere benach-
barte Polarmenschen, auch auf der gegenüberlie-
genden Küste des nordwestlichsten America, zur
Schminke und statt Farbe an ihren Geräthen und
Kleidungsstücken bedienen.

*).
[Seite 656]

Der größte jetzlebende Künstler in Bearbeitung
der Demanten, Hr. Bemelmann in Amsterdam,
hat meine Mineraliensammlung mit einer überaus
lehrreichen vollständigen Suite von rohen Deman-
ten bereichert, die er nach allen möglichen Rich-
tungen geklovet, und woraus sich die Identität
der Durchgangs der Blätter in beyden Haupt-
crystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen
und dodecaëdrischen augenscheinlich ergibt.

**).
[Seite 656]

Optice pag. 270-272. der oben (S. 603.) ange-
führten Ausgabe.

***).
[Seite 656]

S. Smiths. Tennant on the nature of the Diamond;
in den phil. Transact. 1797. pag. 123.

*).
[Seite 661]

Die vier letztgenannten haben das mit einander
gemein, daß ihre Kalke besondre metallische Säu-
ren bilden, und sind deßhalb hier in der Folge
beysammen gelassen.

*).
[Seite 662]

Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert
steigt das specifische Gewicht dieses merkwürdigen
Metalls spaar auf = 23286.

**).
[Seite 662]

So besitze ich z.B. noch vom sel. Ingen-Houß
Platindraht dünner als ein Menschenhaar; Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern
mit Platina platirt etc. (alle drey Lagen dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines Blattes Papier; auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.

*).
[Seite 669]

Zu den sonderbaren mineralogischen Irthümern,
die aus Vernachlässigung der solidern Petrefacten-
studiums entstanden sind, gehört unter andern,
daß manche der neuesten und übrigens sehr ver-
dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab-
losungen so des schaligen Quecksiber-Leber-Erzes,
oder fäschlich so genannten Corallen-Erzes, für
wirkliche Versteinerungen gehalten haben.

*).
[Seite 670]

Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der
zweyten Formation, heißt das so auf vitrioli-
[Seite 671] schen Kupferwassern (z.B. bey Neusohl in Ungarn,
im Rammelsberge bey Goslar etc.) mittelst des
Eisens gefällt wird.

*).
[Seite 675]

Ich habe diesem eben so schönen, als merkwürdi-
gen und seltenen Kupfererz (das Hr. Dombey
[Seite 676] schon vor vierzehn Jahren von seiner großen
süd-americanischen Reise zurückgebracht), in
Ermangelung eines andern Nahmens, hier die-
sen, von seinem fernen und bisjetzt einzigen Fund-
orte, beygelegt, und es genau nach der Na-
tur, so wie ich es in meiner Sammlung besitze,
beschrieben. – Unter starker Vergrößerung schei-
nen mit manche der smaragdgrünen Hörnchen säu-
lenförmig, doch undeutlich crystallisirt zu seyn,
und einen blätterigen Längenbruch zu haben.

*).
[Seite 677]

s. Dr. Pearson's Remarks on the properties and
composition of the different states of Iron
; in den
philosoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f.
bey Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz,
des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bey
Bombay. – s. Voigts neues Magazin 1. B.
1. St. S. 64 u. f. und 2. St. S. 109.

*).
[Seite 678]

Eine Probe von diesem berühmten süd-amerika-
nischen Eisenblock, die ich als eine ausnehmende
Seltenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks
verdanke, unterscheidet sich von dem sibirischen
besonders durch eine weit hellere dem Zinnweißen
sich nähernde Farbe.

*).
[Seite 680]

Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola
de natura fossilium, L. V. p
. 604.

*).
[Seite 684]

So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewän-
den von Braunspath durchzogenen Angeln von
Aberlady in Lothian, die durch Dr. Huttons
Theorie der Erde berühmt worden. s. Hrn Fau-
jas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre amp;c.
T. I. p. 224 und Girtanners Darstellung des
Darwinschen Systems. II. B. S. 324 u. f.

*).
[Seite 687]

Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel
Ila, den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton
aus London erhalten, übertrifft an ausnehmender
Eleganz alles was ich von noch so netten Fossilien
in dergl. besondern Gestalt gesehen habe.

**).
[Seite 687]

Die berühmten Slickensides in den derbyshirer
Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des
dasigen dichten Flusses (S. 617), die wie mit
[Seite 688] einem dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen
sind, der aus Bleyglanz mit gephosphortem
Wasserstoff bestehen soll. Beym Brechen dessel-
ben entstehen durch Beytritt der atmosphärischen
Luft oft gewaltsame, den Arbeitern leicht tödtliche
Explosionen. – S. W. Jones's physiological dis-
quisitions
. Lond. 1781. 4. pag. 5. 11 u. f.

*).
[Seite 691]

So ist z.B. das seltene schinesische Kalin (– so
heißt das Zinn überhaupt bey einigen ostindischen
Völkerschaften –) ein gelblichgraues Zinnerz
mit schwatzen Wolframeerz in quarziger Gangart. –
Eine Stufe, die ich davon besitze, kommt voll-
kommen mit der überein, die Herr Sage im
cabinet de l'école des mines S. 380 beschreibt.

**).
[Seite 691]

Seifenwerke (Engl. stream-works), sind eine
eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erz-
führenden Ganggebirgen, die theils zu mehreren
Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieden und
theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und
ihrer Gänge gefüllt sind; und wovon z.B. die
bey Eibenstock im Erzgebirge, und die bey St.
Austel etc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen
sind. Von jenen s. J. F. W. Charpentier mine-
ralog. Geogr. der Chutsächs. Lande S. 270. Von
diesen aber das bergmänn. Journal III. Jahrg.
2. B. S. 143.

*).
[Seite 693]

Nach Hrn. Haüy besitzen manche Zinkspathcry-
stallen die Electricität des Turmalins.

*).
[Seite 694]

Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so
viel Bley zusammengeschmolzen gibt das so ge-
nannte rosensche Metall, das schon im kochenden
Wasser schmilzt.

*).
[Seite 697]

Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen kowalty,
Erzhaltig. S. Adelungs Wörterbuch.

*).
[Seite 699]

Gediegen ist der Nickel, aber nur in geringen
Procenten dem oben (S. 677u. f.) gedachten ge-
diegenen Eisen beygemischt; und zwar (nach Ho-
ward) dem Sibirischen zu 17, dem Südamerica-
nischen aber zu 10 pro Cent.

*).
[Seite 703]

Diese charakterisirenden Kennzeichen des Titan-
metalls sind mir vom Hrn. Prof. Lampadius zu
Freyberg gefälligst mitgetheilt worden.

*).
[Seite 712]

Ausführlicher hafte ich davon gehandelt im Speci-
men archaeologiae telluris amp;c
. das im XV. B.
der Commentat. Soc. Rég. Scient. Goettingens.
befindlich ist.

*).
[Seite 714]

Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an thierischen Stücken erhalten,
die dessenungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine-
rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden
müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das
1771 am Wilni in Sibirien ausgegrabene Rhino-
cer, das noch unverkennbare, sogar noch anima-
lisch riechende Reste von Sehnen, Fleisch, Haut
und Haar an sich hatte, und wovon Hr. Pallas
in den nov. comment. Petropolit. T. XIII. pag. 585
genaue Nachricht gegeben.

*).
[Seite 718]

Ausführlicher Nachricht davon habe ich in Voigts
Magazine gegeben. V. B. 1. St. S. 19. u. f.

*).
[Seite 721]

S. Hrn. Prof. Cüvier im Voigtischen neuem Ma-
gazine. III. B. S. 295. u. f.

**).
[Seite 721]

Anthropolithen führe ich aus dem doppelten
Grunde hier nicht mit auf, weil

1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen
Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und
hingegen

2) manche wirkliche Menschenknochen, die
man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver-
lässig nicht fossil sind.

Wenigstens war das, was ich von den letztern
selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder-
nem Datum, z.B. ein Schedel, der einige Zeit
in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte, und
wohl eben so geschwinde davon übersintert
war, als die Kunstsachen, die man auf diese
Weise im Carlsbade, oder in den Bagni di San
Filippo
überziehen läßt.

Und was die erstern betrifft, so bedürfen
manche derselben, wie z.B. der schöne versteinte
Wels (Silurus glanis), den der alte Scheuchzer
für einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen
(homo diluuii testis nannte er ihn) – und die
Fischotterpfoten im bituminösen Mergelschiefer,
die der sel. Bergr. Ries für Kinderbändchen an-
gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber
[Seite 722] wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Be-
hauptung (im III. B. der Memorie della societa ita-
liana
S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten
Knochenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen
wimmeln sollen, noch neuerlich manche Minera-
logen irre geführt. – Ich habe aber durch
die Freundschaft des besonders durch seine
gelehrten Reisen nach den Morgenländern
berühmten Hrn. Hawkins einen Vorrath von
diesen famosen Knochenbreschen erhalten, und
nach aller streng osteologischen Prüfung eben so
wenig eine Spur von Menschengebeinen darin ge-
funden, als in den ihnen oryctognostisch und geo-
gnostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar
und der Küste von Dalmatien besitze.

*).
[Seite 722]

Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte
fossiler Knochen, 1. St. Leipz. 1795. 8.

**).
[Seite 722]

S. Voigts Magazin. V. B. 1. St S. 16 u. f.

***).
[Seite 722]

(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'elephans
et de rhinoceros qui se trouvent en Allemagne
amp;c.
I-III. St. Darmst. 1783 u. f. 4.

†).
[Seite 723]

Hollmann in comment. societ. scientiar. Gottingens.
T. II. pag. 215-280

††).
[Seite 723]

S. Hrn. Hofr. Voigt in seinem Magazin III. B.
4. St. S. 2 u. f.

*).
[Seite 723]

S. Hrn. Legat. Rath von Hoff in s. Magazin
über die gesammte Mineralogie 1. B. S. [...] u. f.

**).
[Seite 723]

S. Acta acad. Theod. Palat. Tom. V. P. physica
p. 63. mit Kupf.

*).
[Seite 724]

Andreä a.a.O. tab. 15. fig. 6.

**).
[Seite 724]

S. Hrn. Hofr. Voigt a.a.O. tab. 1. fig. 1.

*).
[Seite 724]

Hr. Dr. van Marum hat in dem oben (S. 720.)
angeführten VIII. St. der Verhandelingen tab. 1.
eine treffliche Abbildung des großen im teyler-
schen Museum zu Haarlem befindlichen Stückes
von diesen merkwürdigen Osteolithen gegeben.

*).
[Seite 725]

Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19

**).
[Seite 725]

S. die prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. Fol.
und G. Graydon in den Transactions of the Royal
Irish Academy
. Vol. V. 1794. p. 281.

*).
[Seite 727]

Verglichen mit der Anomia venosa Soland. von
den Falklands Inseln in Dixon's voyage round the
world
. S. 208 und 355.

*).
[Seite 728]

S. de Saussure voyages dans les Alpes vol. I. tab. 2.
fig. 5. 6.

**).
[Seite 728]

de Saussure l. c. fig. 1-4.

***).
[Seite 728]

s. Hrn. Prof. de Lüc's Briefe über die Geschichte
der Erde und des Menschen, I. B. S. 262 u. f.

†).
[Seite 728]

S. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8.
tab. 1.

*).
[Seite 729]

S. Voigts Magazin V. B. 1. St. S. 14. u. f. tab. 2.

**).
[Seite 729]

Brander l. c. tab. 2. fig. 37. 38.

*).
[Seite 730]

S. Andreä a.a.O. tab. 14. fig. d. S. 265. u. f.

**).
[Seite 730]

Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac
lithophytis prodromus
. Hamb. 1719. 4.

Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum.
Gott. 1784. 4.

Voigts Magazin. VI. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.

*).
[Seite 731]

Eberh. Fr. Hiemeri caput medusae vtpote nouum
diluuii vniuersalis monumentum
. Stuttg. (1724) 4.
Das in dieser seltenen Schrift beschriebe Stück
ist jetzt in der Naturaliensammlung des Hrn.
Hofr. Ebel zu Bremen. Ein kleineres im mann-
heimer Cabinett ist in den act. acad. Palatinae
T. III. P. phys. in natürlicher Größe abgebildet. –
Die Platte voller Medusenpalmen, die in dem
walchischen großen Petrefactenwerke T. I. tab. II.
b. abgebildet ist, befindet sich nun durch die Güte
des Hrn. Hofr. Gmelin in meiner Sammlung.

*).
[Seite 732]

J. Jac. Scheuchzer herbarium diluuianum. Lugd.
Batay. 1723. Fol.

*).
[Seite 733]

Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art,
das auf der Grube Dorothea zu Clausthal mit-
ten im Gange in 160 Lachter Teufe gebrochen
und sich jetzt in meiner Sammlung befindet, s.
das Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrie-
ben von dem Verfasser der Erfahrungen vom
Innern der Gebirge S. 41 u. f.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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