Ein bedeutender Kunstrichter seiner Zeit,
Gilles Menage, war des Glaubens,
daß die
Güte eines Buchs mit der Zahl der Aus-
gaben
desselben in Verhältniß stehe, und man
von einem bewährt brauchbaren deren
achte
zählen müsse.
So wenig sich nun zwar absehen läßt, wie
der sonst scharfsinnige Mann auf
einen im All-
gemeinen so höchst trüglichen ganz
unzuverläs-
sigen Maaßstab verfallen konnte, so darf
es
inzwischen doch der Verfasser eines wissenschaft-
lichen, besonders auch zur Grundlage bey aca-
demischen
Vorlesungen bestimmten Handbuchs,
zumahl in einer Disciplin die deren
schon
vorher gar manches zählte, für ein Zeichen
der Brauchbarkeit des
seinigen ansehen, wenn
er die achte Ausgabe davon besorgen muß,
– fünf
bis sechs Uebersetzungen desselben in
[Seite IV] fremde Sprachen ungerechnet, die zwischen-
durch davon erschienen sind*).
Das Buch sollte von der allgemeinen Na-
turgeschichte,
gleichsam von ihrer Philosophie,
eine faßliche Uebersicht; und aus der
unüber-
sehlichen Fülle der speciellern so viel des ge-
meinnützigsten und interessantesten in gedräng-
ter Kürze enthalten, als der zweckmäßige Zu-
schnitt eines,
wie gesagt, auch als Leitfaden
bey academischen Vorlesungen
brauchbaren
Handbuchs gestattet. Dabey ist unter an-
dern
auch besonders darauf Rücksicht genom-
men, daß dasselbe zu
einem nützlichen Hülfs-
mittel beym Lesen von
Reisebeschreibun-
gen dienen möchte, und dazu war denn
auch
das genaue Register erforderlich, das einige
tausend Nahmen von
merkwürdigen Naturpro-
ducten enthält.
So wie jede neue Ausgabe des Buchs
ganz beträchtlichen Zuwachs von neuen
Ent-
deckungen oder Berichtigungen in der Natur-
geschichte, auch von eignen Ansichten und Be-
merkungen des Verfassers erhalten hat, so auch
[Seite V] diese gegenwärtige, und zwar nach
Verhält-
niß wohl mehr als eine der vorigen*).
Für correcten Druck ist auch dießmahl
möglichst Sorge getragen, und
hoffentlich haben
sich nicht mehrere so unerträgliche
Druckfehler
eingeschlichen, wie der S. 193 in der letzten
Zeile, wo
Guinea statt Guiana steht.
Folgendes aus den Vorreden zu den letz-
tern Ausgaben mag auch
in dieser hier seine
Stelle finden.
Ich habe in den mineralogischen Abschnit-
ten, so wie im ganzen
Buche, von Geschlech-
tern und den darunter begriffenen
Gattungen
gesprochen. Denn daß man in der Minera-
logie
die Fossilien in genera und species ein-
theilt, und die genera auf deutsch Geschlech-
[Seite VI] ter, so wie die species Gattungen nennt,
darüber ist meines Wissens unter den
gelehr-
ten und philosophischen Mineralogen Deutsch-
lands nur eine Stimme. Und so
versteht
sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in
einem Theile des Buchs die Benennungen
von Geschlecht
und Gattung in diesem von je
(– und bis vor Kurzen allgemein –) ange-
nommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht
in einem andern
Theile das Wort Gattung
im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte,
wie doch in der That neuerlich von gar man-
chen deutschen Schriftstellern in der Zoologie
und Botanik
versucht worden.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist,
der diese Umkehrung der Begriffe und
ihrer
bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben
mag: – aber wohl weiß
ich, was er mit
einem solchen versuchten Eingriffe in
den
Sprachgebrauch
‘„quem penes arbitrium est,
et ius, et
norma loquendi“’
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte:
– daß
es ihm hingegen in meinem theuern
Vaterlande deutscher Nation nicht an
Nachah-
mern gefehlt hat, ist nichts weniger als uner-
wartet. – Genug indeß, daß so viele philo-
sophische Naturforscher und die größten unserer
naturkundigen Philosophen
das verba valent
[Seite VII] sicut numi besser befolgt, und sich also
durch
diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen
lassen. – Und
warum auch ich für meine Person
es hierin lieber beym Alten lasse, als mich
an
jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich
folgende Gründe:
1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, sei-
ner Sprache kundige,
deutsche Naturforscher
(– und wer es nicht weiß, der kann es
aus
Adelung's Wörterbuche lernen–), was die
erste und
Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:
‘„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge.“’
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von
Kindes-
beinen an, selbst aus des seiner Sprache
höchst
kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in
der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen
Aehnlichkeiten unter Geschlechter.
2) Eben so ausgemacht und bekannt ist
aber auch, daß hingegen das Wort
Gattung
[Seite VIII] von dem
Zeitworte sich gatten, abstammt;
und da nun im freyen Naturzustande wohl
nur
die Thiere von einer species sich mit einan-
der fruchtbar gatten, so
versteht sich also von
selbst, daß das Wort species,
in dem Sinne
wovon hier die Rede ist, durch kein anderes
deutsches Wort
passender und bezeichnender
und bestimmter ausgedrückt werden konnte,
als
durch Gattung.
3) Daß aber die Homonymie des deut-
schen Wortes Geschlecht,
indem es sowohl
genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß
geben werde, ist wohl eben so wenig im
Ernst
zu befürchten als bey dem lateinischen Worte
genus, das, wie wir in den Kinderjahren in
der Grammatik beym
Unterschied der Worte
generis masculini oder foeminini lernen,
auch statt sexus gebraucht wird.
4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so
etwas befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer
weiß
was für ein Wort von eigener Fabrik statt
des ihm bedenklichen
Geschlechts vorschlagen;
aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landes-
sprache – d.h. den bestimmten einmahl fest-
gesetzten Sinn der deutschen Worte – zu ver-
kehren! Denn,
wie unser sel. Lichtenberg bey
einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:
‘„Hypothesen zu machen, und sie als
seine
Stimme der Welt vorzulegen, darf nie-
mand gewehrt
seyn, sie gehören dem Ver-
fasser. Aber die Sprache gehört der
Nation, und mit dieser darf man
nicht umspringen,
wie man will.“’
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses
der Nation gehörige Eigenthum,
habe ich
auch bey den deutschen Nahmen der Naturalien
beobachtet, und
mich daher immer der allge-
mein angenommenen und allgemein
verständ-
lichen, nicht aber etwa der Solöcismen
einer
einzelnen Provinz bedient. Darum brauche
ich z.B. nicht das hier
zu Lande gewöhnliche
Wort Molle, sondern das allgemein angenom-
mene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge
gebräuchliche
Wort Kobelt, sondern das längst
allgemein adoptirte und selbst in andere
le-
bende und todte Sprachen aufgenommene
Kobalt
u.s.w.
Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von
unsern neuen Systematikern
zur Bezeichnung der Geschlechter und
ihrer
Gattungen selbsterfundenen Kunst- und
Trivial-Nahmen. So billig
und vernünftig
es freylich ist, auch hierin so viel als möglich
die
einmahl ziemlich allgemein angenommenen
Benennungen beyzubehalten, so können
doch
[Seite X] Fälle eintreten, wo
es noch billiger und ver-
nünftiger ist, einen vorher
gewählten Nah-
men, wenn er einen durchaus irrigen
Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich
mich dieser an sich erlaub-
ten, aber auch heut zu Tage so oft
gemiß-
brauchten und dann das Studium der Natur-
geschichte so äußerst erschwerenden Freyheit
nur in äußerst
wenigen Fällen, wo es mir un-
vermeidlich schien, bedient. So
habe ich z.B.
den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein-
heimischen, allgemein bekannten und längst
von classischen Zoologen
angenommenen Nah-
men, Tatu, restituirt; da man sonst diesen.
fast haarlosen Thieren
durch einen seltsamen
Mißgriff den Nahmen, Rauchfuß, Dasy-
pus, beygelegt hatte, womit die alten Grie-
chen, ganz passend und völlig nach der Natur,
das rauchfüßige
Hasengeschlecht bezeichnet
haben. – Aus ähnlichen Gründen brauche
ich
für den schönen neuseeländischen Nephrit
lieber seinen einheimischen Nahmen
(Punam-
mustein), unter welchem er zuerst von
unsern
Antipoden zu uns gebracht und bekannt wor-
den, als
die ihm neuerlich beygelegte Benen-
nung Beilstein, da ich im
hiesigen academi-
schen Museum, so wie in den in London be-
findlichen großen Sammlungen von südländi-
schen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge
von Hacken und andern
Geräthen, so sich die
[Seite XI] Neuseeländer aus diesem Steine bereiten,
aber schlechterdings kein daraus
verfertigtes
Beil aufgefunden habe. – Eben so habe ich
diejenige Gattung
des Fledermausgeschlechts,
Vampyr oder Blutsauger genannt, die
wirklich
schlafenden Säugethieren das Blut aussaugt;
da hingegen Linné
diesen Nahmen dem fliegen-
den Hund beygelegt hatte, der wohl
seit die
Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern
sich ganz allein von
Früchten nährt. – Aber
viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunst-
nahmen der Art habe ich dennoch beybehalten,
um ja nicht die
Nomenclatur und Synony-
mien ohne dringende Noth, zur großen
Last
der Lernenden, zu häufen.
Daß aber manche bekannte Nahmen von
Naturalien hier doch anders geschrieben
wer-
den, als es insgemein geschieht, hat auch
seinen
guten Grund. So schreibe ich z.B.
Tofus und nicht Thopus, weil es kein grie-
chisches Wort ist; eben so
Manacanit und
nicht Menacanit, weil der Fundort dieses
Fossils in seiner
ersten Sylbe ein a hat, so gut
wie Hamburg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den latei-
nischen Nahmen
vorangesetzt, weil da hundert
exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deut-
schen keinen bekannten verständlichen Nahmen
[Seite XII] haben. Im Mineralreiche hingegen ist
der
Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen
Benennungen die
bekanntesten und selbst großen
Theils in andere Sprachen aufgenommen.
Beym Thierreiche ist denjenigen Gattun-
gen, die sich in
Deutschland finden, wieder so,
wie in den vorigen Ausgaben, ein †
vorgesetzt.
Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben,
weil so ein
Zeichen bey den allgemein verbrei-
teten Fossilien
überflüssig, bey vielen von denen
aber, die in Deutschland selbst ein sehr
einge-
schränktes Vaterland haben, wie der Bo-
racit etc. unzureichend gewesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Ge-
genstände, die ich in der Verlagshandlung
dieses
Handbuchs heftweise herausgebe, be-
ziehen sich auf die
neuesten Ausgaben desselben
und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen Er-
läuterung.
Göttingen,
den 23. März 1807.
J. F. Blumenbach.
Zu S. 235. §. 94. Anm. Ueber zwey räthsel-
hafte Eidechsenartige Geschöpfe, die Siren
lacertina in den Gewässern von
Carolina,
und den Proteus anguinus aus dem unter-
irdischen
Sittichersee in Crain, sind die
Meinungen noch getheilt, ob sie für
schon
vollkommen ausgebildete Reptilien ihrer
Art, oder aber nach aller
Analogie, unge-
achtet ihrer ansehnlichen Größe doch
nur
für noch unreife Larven derselben anzusehen
seyen? –– Von der Sirene
s. Ellis und
J. Hunter in den Philosophical Trans-
actions vol. LVI. und vom Proteus Hrn.
Dr. Schreibers
(dem ich selbst ein treff-
liches Exemplar des eben so
wundersamen
als seltenen Thiers verdanke,) in eben
diesen
Societätsschriften v. J. 1801.
Zu S. 424. Z. 5. J. Guill. Bruguiere his-
toire naturelle des vers in der Encyclopé-
die méthodique. Par. 1789. 4.
S. 545. S. 22. Zu Haüy etc. – übersetzt und
mit Anmerkungen versehen von D. L.
G.
Karsten. Par. und Leipz. 1804. u.f. 8.
– 193. letzte Z. st. Guinea l. Guiana.
– 424. Z. 12. l. wie ein schmaler Rieme.
– 561. Z. 3. petrosilex, corneus.
– 588. Nr. 22. zuzusetzen Agalmatolithe.
Fig. 1–6. die Intestinal-Würmer im mensch-
lichen Körper in
natürlicher Größe.
Alle Körper, die sich auf, und in unserer
Erde finden, zeigen sich
entweder in derselben
Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus
der
Hand des Schöpfers erhalten und durch die
Wirkung der sich
selbst überlassenen Naturkräfte
angenommen haben; oder so, wie sie
durch
Menschen und Thiere, zu bestimmten Absich-
ten,
oder auch durch bloßen Zufall verändert
und gleichsam umgeschaffen
worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben
in natürliche
(naturalia), und durch Kunst
verfertigte
(artefacta). Die erstern machen den
Gegen-
stand der Naturgeschichte*) aus, und
man
[Seite 2] pflegt alle
Körper zu den Naturalien zu
rechnen, die nur noch keine
wesentliche
Veränderung durch Menschen erlitten
haben. Artefacten
werden sie dann ge-
nannt, wenn der Mensch*)
absichtlich Ver-
änderungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom
Wesentli-
chen und vom Absichtlichen im
gegenwärtigen
Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo-
dification, nicht anders als relativ seyn können,
bedarf
wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt
nicht z.B. bloß auf den
Gesichtspunct des Samm-
lers an. So kann eine ägyptische
Mumie sowohl
in eine Naturaliensammlung zur anthropologischen
Suite,
als in eine Sammlung altägyptischer
Kunstwerke gehören.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen
Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer
von
einander zu unterscheiden sind. Daher z.B. die
ehedem getheilten
Meinungen, ob der Ueberzug
in der piscina mirabile bey Bajä ein von selbst
aus dem Wasser
abgesetzter Rindenstein von Kalk-
sinter, oder aber ein
absichtlich aufgetragener
künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting.
gel.
Anzeigen 1791. 188. St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen,
1) in Rücksicht ihrer Entstehung,
2) ihres
Wachsthums, und 3) ihrer Structur,
eine doppelte
Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von an-
dern natürlichen
Körpern derselben Gestalt und
Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz
in
einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten
Schöpfung*) hinauf immer
andere dergleichen
Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn
zu
danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde
Substanzen als Nahrungsmittel in
ihren Kör-
per auf, assimiliren sie den
Bestandtheilen
desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder
aus, und
befördern mittelst dieser beständi-
gen Erneuerung und
Wechsel ihr Wachsthum
von innen (durch innige Aneignung, intus
susceptio, expansio).
Diese beyden Eigenschaften setzen drittens
von selbst eine besondere
Structur bey dieser
Art von natürlichen Körpern voraus. Sie
müssen
nähmlich, wenn sie auf diese Weise
Nahrungsmittel zu sich nehmen und
umwan-
deln, und mit der Zeit andere Geschöpfe
ihrer
Art wieder hervor bringen sollen, mancherley
diesen Zwecken
der Selbsterhaltung und Fort-
pflanzung entsprechende,
deßhalb mit den so
[Seite 4] genannten Lebenskräften versehene, und zu
einem zweckmäßigen Ganzen
unter einander
verbundene, Gefäße, Adern und andere Or-
gane in ihrem Körper haben, die zur Auf-
nahme
bestimmter Säfte, zur Assimilation je-
ner Alimente, zur
Erzeugung der Nachkom-
menschaft u.s.w. nothwendig
sind.
Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern
Art, nähmlich den Minera-
lien. Beydes, sowohl ihre
Entstehung, als
ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs-
thum nennen darf), wird keineswegs durch
Ernährung,
sondern lediglich nach eigentlich so-
genannten bloß
physischen (mechanischen und
chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung
oder
Ansatz homogener Theile von außen (aggre-
gatio, iuxta positio) bewirkt; folglich ist
bey
ihnen weder ursprüngliche Organisation
noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorgani-
sirte, und jene
hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organi-
sirten Körper
selbst, besonders in der Art wie
sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen,
von
einer doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein-
fachen
Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl-
[Seite 5] reicher Zasern, die sich am
untern Ende ihres
Körpers befinden, ohne merkliche
willkürliche
Bewegung in sich.
Da hingegen die andern eine meist einfache
Hauptöffnung am obern oder
vordern Ende
ihres Körpers haben, die zu einem geräumi-
gen Schlauche führt, wohin sie vom innern
Gefühle des Hungers
getrieben ihre Alimente,
die von sehr verschiedener Art sind,
mittelst
willkürlicher Bewegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die
Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort
zu
verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes
Un-
terscheidungszeichen der Thiere von den
Pflanzen,
ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die
gemeinen
Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern
können zu
gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufent-
halt verändern,
bald zu Boden sinken, bald wie-
der auf die Oberfläche des
Wassers steigen u.s.w.
Und andererseits gibt es ganze Geschlechter
von
Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Co-
rallen etc. die ihren einmahl eingenommenen Platz
nie von selbst
wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in
organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter
ein-
ander (§. 3.), ist nun der Grund der
bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien
sehr schicklich
gebracht hat, und wovon das
[Seite 6] erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen,
das
dritte die Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und be-
seelte organisirte
Körper, die sich ihre sehr
vielartige Nahrung mittelst willkürlicher
Be-
wegung suchen, und selbige durch den Mund
in den
Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte
organisirte Körper, aber
unbeseelt, so daß sie
ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will-
kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein-
saugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte
und unorganisirte Körper, die
folglich ohne
Lebenskraft nach den bloß physischen (mechani-
schen und chemischen) Gesetzen von Anziehung,
Anhäufung,
Bildungskraft etc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche,
ist,
zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge-
macht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen
den
organisirten und unorganisirten Körpern aner-
kannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwi-
schen
Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
Andere hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu
dahin
gedeutet, als ob überhaupt keine bestimm-
baren
Eintheilungen der Naturalien in Reiche
u.s.w. Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man
zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
[Seite 7] weit leichter für das was sie
sind*) richtig aner-
kennen und von
andern unterscheiden, als ihre
einzelnen unterscheidenden Merkzeichen
ausfinden
und angeben kann**). – So sagte z.B. Linné:
‘„nullum characterem hactenus eruere potui,
vnde Homo a
Simia internoscatur.“’ Nun
glaube ich zwar in diesem Buche
solche äußere
Charaktere der Humanität angegeben zu haben,
wodurch
sich der Mensch von den noch so menschen-
ähnlichen Affen
(wie man sie nennt), so wie über-
haupt von allen andern
Säugethieren unverkenn-
bar auszeichnet. Aber auch ohne
dieselben wird
doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in
Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und
Affen
etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können
ferner Geschöpfe
aus noch so verschiedenen Classen
manche theils auffallende und
unerwartete Aehn-
lichkeit mit einander haben, ohne daß
dadurch die
dessen ungeachtet unverkennbare Verschieden-
heit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte.
Man
theilt z.B. die Thiere sehr natürlich in warm-
blütige und
kaltblütige; und rechnet eben so na-
türlicher Weise die
Säugethiere zu jenen und hin-
gegen die Insecten zu
diesen; ohne je deßhalb irre
zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke
so
ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein
Igel während seines
Winterschlafs. – So gibt es
in der Classe der Gewürme Geschlechter, wie
z.B.
die Sepien, die sich von den übrigen Thieren die-
ser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche
auffallende
Aehnlichkeit mit den Fischen haben.
Aber niemand wird meinen, deßhalb
müsse nun
[Seite 8] die
Scheidewand zwischen der Classe der Fische
und der Classe der Gewürme
aufgehoben werden. –
Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versu-
chung gerathen, das Thier- und Pflanzenreich
deßhalb mit
einander zu verbinden, weil man an
gewissen Pflanzen gewisse
Aehnlichkeiten mit ge-
wissen Thieren bemerkt hat. Von der
Art sind
z.B. die sonderbaren Bewegungen mancher Mi-
mosenarten, und des hedysarum gyrans etc.,
die, so merkwürdig sie auch
an sich bleiben, doch
gar nicht einmahl in den oben angegebnen Cha-
rakter der Animalität eingreifen. So wenig
als
hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-
Polypen mit den Gewächsen haben, den oben be-
stimmten
Charakter der Vegetabilität betreffen.
Sondern, die Arm-Polypen sind
Thiere, die so
wie der Mensch und die Auster, vom Hunger ge-
trieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung
in den
Mund bringen, was hingegen bey keiner
Pflanze, in der bis jetzt
bekannten Schöpfung,
der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andere Ein-
wendung gegen die Naturreiche etc. die sich auf die
so
gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge-
schöpfe
gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von
Leiter,
von Netz etc. in der Natur, haben zwar für die
Methodologie
im Studium der Naturgeschichte in
so fern ihren unverkennbaren Nutzen,
als sie den
Grund eines so genannten natürlichen Systems
abgeben,
worin man die Geschöpfe nach ihren
meisten und auffallendsten
Aehnlichkeiten, nach
ihrem Totalhabitus und der darauf
gegründeten
so genannten Verwandtschaft untereinander, zu-
sammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinen-
den Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in
den Plan
seiner Schöpfung hinein legen, und die
Vollkommenheit und den
Zusammenhang derselben
darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie
man
sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die
Geschöpfe
in Rücksicht ihrer äußern Form so
[Seite 9] sein stufenweise auf einander folgten, das
wäre
doch schon an sich eine vermessene Schwachheit,
wenn sie auch
nicht, wie doch der Fall ist, bey
ernsterer Prüfung sich selbst
widerlegte.*)
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich
und
sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen
Stufenfolgen in der Reihe der
Geschöpfe näher zu
beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einer-
seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher
Bildung
in Geschlechtern von fast unübersehlich
zahlreichen Gattungen (zumahl
unter den Insecten
und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu-
sammen drängen, und andere dagegen gleichsam
isolirt
stehen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten
ganz eigenen Bildung nicht
ohne sichtlichen Zwang
in einer solchen Leiter der Natur irgendwo
einge-
schoben und untergebracht werden können (wie
z.B.
die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die
schon
gedachten Sepien u.a.m. – Ferner aber
finden sich Thiere, bey welchen,
wie z.E. bey den
Schildläusen, Männchen und Weibchen eine
so
durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß
man folglich in
der gedachten Leiter die einen von
den andern trennen und nach dieser so
sehr ver-
schiedenen Sexualform beyden auf weit von
einan-
der entfernten Sprossen ihre verschiedenen
Stellen
anweisen müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken
in der Leiter,
wo offenbar ohne einen sehr gewagten
Sprung gar nicht über zu kommen
ist, wie zu
Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga-
nisirten Körpern und den Mineralien u.s.w.
So mangelhaft aber überhaupt die
bildlichen
Vorstellungen von Kette der Natur u.s.w. ge-
rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends
gar die vermessene
Behauptung mancher Physico-
theologen, als ob kein Glied
aus dieser ihrer zu
Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn
nicht
die Schöpfung selbst stocken sollte u. dergl. m. –
[Seite 10] So gut einzelne Gattungen von
Thieren aus gan-
zen großen Inseln, wie z.B. die Wölfe aus
Groß-
britanien vertilgt sind, ohne daß die
dasige
Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke
ihren
sonstigen Zusammenhang verloren haben
sollte, so können andere Geschöpfe
aus ganzen
Welttheilen und wohl von der ganzen Erde ver-
tilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit
manchen,
z.B. mit dem Dudu wirklich geschehen),
ohne daß durch diesen merklichen
hiatus, der da-
durch in der Kette
der Physicotheologen entsteht,
der ewige stille Gang der Schöpfung
selbst, im
mindesten gefährdet werden dürfte.
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von
seines Gleichen erzeugt, dann
durch eigne
Kraft lebenslang ernährt, und dadurch
seine
Selbsterhaltung und Wachsthum, und wenn
er zu seiner Reife
gelangt, auch seine Fort-
pflanzungsfähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden
die organisirten Körper eben durch
die Orga-
nisation ihres Baues, und durch die
mit
derselben verbundenen Lebenskräfte geschickt
gemacht. Denn durch
diese letztern erhalten
die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit
für
reißende Eindrücke (stimuli) als ihr
Bewe-
gungsvermögen, ohne welches beydes
weder
Ernährung noch Wachsthum, noch wechsel-
seitige
Einwirkung der Theile zur zweckmäßi-
gen Erhaltung des
Ganzen, und umge-
kehrt*),
denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten
Körper zu erklären, hat man, zumahl
neuer-
lich, die so genannte
Evolutions-Hypothese
bequem gefunden, und gemeint, es werde gar
kein
Mensch, und kein anderes Thier, und
keine Pflanze erzeugt, – sondern sie
lägen
alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig
präformirte
Keime*) bey ihren Eltern
und
Vorfahren längstens vorräthig: die verschie-
denen
Generationen steckten, gleichsam wie
eingepackte Schachteln, in
einander, und wür-
den nur nach und nach, so wie die Reihe
an
sie käme, durch die Befruchtung entwickelt
und aus Licht
gebracht. – Eine Meinung,
die doch schon sowohl durch den dabey
erfor-
[Seite 14] derlichen Aufwand von
übernatürlichen
(hyperphysischen) Anstalten*), als durch
die, allen Gesetzen
einer philosophischen Na-
turforschung zuwiderlaufende
unnütze Verviel-
fältigung der natürlichen
[physischen]**)
Kräfte, und
durch die unübersehliche Menge
von zwecklosen Schöpfungen aller
der
zahllosen präformirten Keime, die nur nicht
zu ihrer
Entwickelung gelangen konnten, aller
präjudizlosen Urtheilskraft
widerstehen müßte,
wenn sie auch nicht durch die
überwiegenden
gegenseitigen Erfahrungsgründe wider-
legt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der
aller-
berühmtesten und allereifrigsten Verfechter der
Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten
Keime
bey der Mutter vorräthig liegen, und während der
Befruchtung
durch die Kraft des hinzukommenden
männlichen Zeugungsstoffes erweckt
und zur Ent-
wickelung angetrieben werden. Was man
Empfäng-
niß nennt, sey folglich nichts als das
Erwachen
des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des
auf ihn
wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum
Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz
hintereinander
mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die
diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men-
schenrassen, z.B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander
nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; – und wenn nun vollends
ungleiche
[Seite 15] Gattungen (verschiedene Species) von
Thieren
oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen
Bastarde,
die eben so viel von der väterlichen als
von der mütterlichen Gestaltung
an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl
verkennen:
und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten
dem
männlichen Samen, außer seiner erwecken-
den, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende
Kraft zu, daß er den
bey der Mutter präformirt
gelegenen Keim wohl in etwas zur väterlichen
Ge-
staltung umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft
im
männlichen Samen; 1) die erweckende und
2) doch auch eine
bildende –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Ge-
nerationen hindurch immer wiederholten, künst-
lichen Bastardzeugung endlich die Eine Gattung
von
organisirten Körpern gänzlich in die andere
umwandeln. – So hat man z.B.
aus der künst-
lichen Befruchtung der Einen
Pflanzengattung
mittelst des männlichen Staubes von einer
andern,
Samen gezogen, welcher fecundabele Bastard-
pflanzen gegeben; d.h., die sich zur Blühezeit
abermahls mit
männlichem Staub von jener an-
dern Gattung befruchten
lassen, und wiederum
fecundabele Bastarde der zweyten
Generation
hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Ge-
neration hielten gleichsam das Mittel zwischen
beyden
verschiedenen Stamm-Aeltern von väter-
licher und
mütterlicher Seite. Die von der zwey-
ten hingegen
ähnelten schon weit mehr der väter-
lichen, als der
mütterlichen. Und nachdem die
gleiche künstliche Befruchtung noch
fernerweit
durch zwey folgende Generationen eben so wieder-
hohlt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an
welchen
die ursprüngliche mütterliche Gestaltung
so zu sagen ganz verwischt, und
in die väterliche
umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's
dritte
Fortsetzung der Nachricht von einigen das Ge-
schlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51.
§. 24. mit der
Ueberschrift: ‘„Gänzlich voll-
brachte
Verwandlung Einer natürlichen
Pflanzengattung in die andere.“’ –)
Da hat denn folglich alle Präformation des
seit
Erschaffung der Welt conservirten mütterli-
chen Keims am
Ende zu nichts geholfen, sondern
hat der bildenden Kraft des männlichen
Stoffes
(der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß
durch
seine erweckende Kraft auf denselben hätte
wirken sollen,) gänzlich
weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unse-
rem
Erkenntnißvermögen und selbst den Re-
geln aller
philosophischen Nachforschung*)
weit angemessener, wenn
man die Entstehung
der neuerzeugten organisirten Körper bloß
durch
allmähliche Ausbildung (Epigenesis)
des an sich
zwar ungeformten, aber unter den
dazu erforderlichen Umständen
organisirbaren
Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel-
lungsart, die man
sich von einer solchen all-
mählichen Bildung machen kann
und gemacht
hat**), darauf an, sie so zu bestimmen, wie
[Seite 17] sie dem Begriff von
organisirten Körpern, und
dann den Phänomenen, die uns die Beobach-
tung bey Entstehung derselben lehrt, am un-
gezwungensten entspricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reise, vorher zwar
umgeformte, aber
organisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn
er zu
seiner Zeit, und unter den erforderlichen
Umständen an den Ort seiner
Bestimmung ge-
langt, dann für eine in denselben nun
zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich
den
Bildungstrieb (nisus formatiuus)
zuerst
empfänglich wird; – für einen Trieb, der
sich von aller bloß
mechanischen bildenden
Kraft [als welche auch im
unorganischen
Reiche Crystallisationen*) u. dergl. hervor-
[Seite 18] bringt] dadurch auszeichnet, daß
er nach der
endlos mannigfaltig verschiedenen Bestim-
mung der organisirten Körper und ihrer
Theile, die vielartig
organisirbaren Zeu-
gungsstoffe auf eben so mannigfaltig
aber
zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte
Gestalten zu formen
vermag – und so
[– durch die Verbindung des Mechanischen
mit dem
zweckmäßig Modificirbaren in diesem
Triebe*) –]
zuerst bey der Empfängniß
die allmähliche Ausbildung; dann aber
auch
die lebenswierige Erhaltung dieser organischen
Bildung durch
die Ernährung; und selbst
wenn dieselbe durch Zufall gelitten
haben
sollte, so viel möglich die Wiederersetzung der-
selben durch die Reproduction, bewirkt
wird**).
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen
or-
ganisirten Körper ist am anschaulichsten an
solchen
zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen
[Seite 19] Größe ein schnelles (so zu sagen
zusehends merk-
liches) Wachsthum, und eine so zarte
halbdurch-
sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl
im
sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung)
aufs
deutlichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen
einfachen
Wassermoosen, wie z.B. an der Brunnen-Con-
serve (Conserva fontinalis) die sich in den
ersten
Frühlingstagen fortpflanzt. (– Abbild. n.h.
Gegenst. tab. 49.–)
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Er-
scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und
seiner
dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus-
bildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser
die Er-
innerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller an-
dern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts
erklären, sondern bloß eine besondre (das Mecha-
nische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich
vereinende) Kraft
unterscheidend bezeichnen soll,
deren constante Wirkung aus der
Erfahrung aner-
kannt worden, deren Ursache aber so gut,
wie
die Ursache aller andern noch so allgemein aner-
kannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent-
lichen
Wortverstande qualitas occulta bleibt†). –
Das hindert aber
nicht, daß man nicht immer mehr
suchen sollte, ihre Wirkungen durch
Beobachtung
weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so
auf
allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk-
samkeit des
Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren
Stoffen,
wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller
einzelnen Gattungen (Species)
von organisirten
Körpern erhalten; und bey
denen, wo es Statt findet, auch ihre
Sexual-
Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich
die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in
derselben Gattung
auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in
ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte
Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen
bestimmten
Richtung abweichen.
So entstehen dann (– der bloß krank-
haften, nicht ins
Gebiethe der Naturgeschichte
gehörigen Abweichungen, zu geschweigen
–)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz
widernatürliche*) Formen der organisir-
ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-
Charakter, der sonst
in den beyden Geschlech-
tern getrennt seyn sollte, mehr
oder weniger
in einem und eben demselben Individuum ver-
bunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz
verschiedener Gattung (zweyerley Species) ein-
ander befruchten, die
Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der man-
cherley Ursachen der
allmählichen Ausartung,
die Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versteht man, nach
dem gemeinen Sprachgebrauche, eine
wider-
natürliche, angebohrne, leicht in die
Augen
fallende Verunstaltung in Bildung äußerer,
größerer Theile. So
mannigfaltig aber diese
Mißgestalten seyn können, so lassen sie
sich
doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück
bringen*):
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage
einzelner Glieder. Situs mutatus.
Die seltensten
von allen (– nähmlich unter
[Seite 22] Mißgeburten in dem angegebnen Sinne.
Oft hat man
hingegen bey Leichenöffnungen
wohlgebildeter Menschen manche ihrer
Ein-
geweide in ganz verkehrter Lage gefun-
den –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum. Unter diesen
die
lehrreichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum. Die gemeinsten (–
selbst
nicht selten unter wilden Thieren
z.B. Hasen –). Theils gar erblich,
wie
z.B. in den sechsfingrigen Familien, und
bey Hühnern mit fünf
oder sechs Zehen.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so
vielen
Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Ab-
weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm-
ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die
bekannte
Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer
Unterjochung und die
cultivirten Gartenpflanzen
denselben weit mehr als in ihrem wilden
Zustande
unterworfen sind (daß z.B. Mißgeburten unter
den
Hausschweinen so häufig, unter den wilden
Schweinen hingegen fast
unerhört sind), sich mit
der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime
die-
ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten
Schöpfung
schon monströs präformirt eingeschachtelt ge-
legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinne
bloß solche einzelne Individua von
organisirten
Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise
[Seite 23] die Spuren der zweyfachen
eigentlichen Sexual-
Organe mehr oder weniger verbunden
sind,
die sonst, in den männlichen und weiblichen
Geschöpfen
derselben Art, getrennt seyn sollten.
Dergleichen finden sich selbst
zuweilen unter
den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem
Rindvieh,
Schafen und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige
Abweichung des Bildungstriebes
hier einer
Erwähnung, wenn andere körperliche Functio-
nen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte
eigen seyn sollten,
sich bey Individuis des an-
dern äußern. Wenn z.B.
Hirschkühe und
Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan- und
Pfau-Hennen
mit zunehmenden Jahren männ-
liches Gefieder kriegen; oder
Mannspersonen
oder andere männliche Säugethiere Milch ge-
ben*)
u.s.w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im
ganzen Verhältniß des
Körperbaues einzelner,
übrigens noch so regelmäßig und schön gebil-
deter Geschöpfe des einen Geschlechts doch
mehr oder
weniger vom Totalhabitus des an-
dern; z.B. weibliche
Weichlichkeit in der To-
talform des männlichen.**)
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen
Gattung von einem männlichen einer
andern
Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde,
deren Bildung aus der beyderley
Aeltern ihrer gleichsam
zusammengeschmolzen
ist. Da aber von der bestimmten Bildung
der
organisirten Körper, besonders der Thiere,
die behörige und für den Gang
der Schöpfung
so äußerst wichtige Vollziehung ihrer
Geschäfte
abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in
der Natur,
daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freyen
Natur-
Zustande meines Wissens niemahls eine Paa-
rung und Vermischung unter zweyerley Gat-
tungen bemerkt worden; zweytens aber die
Bastarde überhaupt
meistentheils unfruchtbar,
und nur sehr selten im Stande sind, ihr
Ge-
schlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört
es zu
den seltnern Ausnahmen, wenn Maul-
thiere, oder die
Bastarde von Hänflingen
und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar
sind.
Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß
durch künstliche
Befruchtung verschiedener Gat-
tungen Bastarde hervor
gebracht werden kön-
nen, die fruchtbaren Samen tragen (–
s.
oben S. 15. –). Hingegen bedürfen die
fabelhaften Sagen von
vermeinten Bastarden
aus der Vermischung vom Rindvieh und
Pferden
oder Eseln, und von Caninchen und
[Seite 25] Hühnern, oder vollends gar von Menschen
und Vieh,
jetzt hoffentlich keiner weitern
Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen
Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von
einer und eben derselben Species
sich mit einander gatten, liegt der
natürliche
Grund, warum das Wort Species im
Deutschen
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird.
(–
davon mit mehreren in der Vorrede. –)
Rassen und Spielarten (varietates)
sind
diejenigen Abweichungen von der ur-
sprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen
Gattungen organisirter Körper, so
diese durch
die allmähliche Ausartung oder Degeneration
erlitten
haben.
Rasse heißt aber im genauern Sinne ein
solcher durch Degeneration
entstandener Cha-
racter, der durch die Fortpflanzung
unaus-
bleiblich und nothwendig forterbt, wie
z.B.
wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder
mit amerikanischen
Indianern Mestissen zeu-
gen: welches hingegen bey den
Spielarten
keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn
blauäugige
Blonde mit braunäugigen Brünet-
ten Kinder zeugen*).
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit
unabsehli-
chen Reiben von Generationen fortgepflanzt
haben,
so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße
Rassen oder
ursprünglich verschiedene Gattungen
(Species)
sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent-
scheidung in
dergleichen Fällen keine andern in
praxi
anwendbare Regeln, als die, so aus der
Analogie abstrahirt sind; da
hingegen die, so Ray,
Büffon und andere angenommen haben,
den
Charakter von Species darnach zu bestimmen,
wenn
die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkom-
menschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzu-
länglich
und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser
Regel
ohnehin bey den unzähligen Thieren und
Pflanzen wegfällt, die sich ohne
Paarung fort-
pflanzen. (– s. unten §. 20. –), so findet
sie auch
in unzähligen andern Fällen wegen unüberwind-
licher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z.B. bey
Entscheidung der
Frage, ob der asiatische und der
afrikanische Elephant zu einerley Species gehören
oder nicht? Und selbst da, wo die
Erfahrung
Statt hat, wie z.B. bey der Vermischung von
Pferd und
Esel, fragt sich wieder, soll da der
gewöhnliche oder aber der äußerst
seltene Erfolg
als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich
sind die
Maulthiere steril, und nur in äußerst sel-
tenen Fällen
hat man sie zur Fortpflanzung fähig
befunden. Wollte man also diesen
wunderseltenen
Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd
und
Esel für Thiere derselben Species halten, un-
geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumahl
im Innern
(und nahmentlich in der ganz auffallend
verschiedenen Einrichtung ihrer
Stimmwerkzeuge),
wenigstens eben so specifisch von einander
differiren
als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle
Analogie
dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gat-
tungen
anzuerkennen. Und eben diesem Grund-
satze der Analogie
gemäß halte ich auch die ge-
dachten beyderley Elephanten
für ganz verschiedene
Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante
auf-
fallende Verschiedenheit zeigt, die sich
unmöglich
als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.
Zu den mancherley Ursachen der Ausar-
tung gehören
vorzüglichst der Einfluß des
Himmelsstrichs, der Nahrung, und bey
Men-
schen und Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachs-
thum der
organisirten Körper, und darum sind
die Grönländer, Lappländer etc. so
wie die
Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein,
untersetzt.
Eben so bringt dieses Clima weiße
Farbe an Thieren und Gewächsen hervor,
und
darum sind die Nordländer von Natur von
weißer Haut etc. so wie
viele warmblütige
Thiere der kältesten Gegenden anomalisch
weiße
Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst
anomalisch weiße
Blüthen haben u.s.w. –
Dagegen tragen die Creolen (d.h. die in
Ost-
und West-Indien von europäischen Ael-
tern gebornen
Weißen) das unverkennbare,
meist wunderschöne Gepräge ihrer
südlichen
Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul-
tur und
Nahrungsmittel nach und nach die
Bildung, Farbe und ganze Constitution
der
organisirten Körper umzuändern vermöge, da-
von
sehen wir an unsern Hausthieren*), an
unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen,
[Seite 28] Blumen-Floren etc. –
am allerauffallendsten
aber bey den Verschiedenheiten im Menschen-
Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Bey-
spiele.
Diese mancherley Ursachen der Degenera-
tion können nun
aber nach Verschiedenheit der
Umstände einander entweder unterstützen,
und
die Ausartung um so schneller und auffallender
machen, oder aber
auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u.s.w.; daher man in
dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu
voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie
kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern
Gegenden hervor, die in weit südlichern Län-
dern von
Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung,
die
einige Climate auf die organisirte Körper, zu-
mahl der Thierreichs, äußern. So, daß z.B.
in Syrien die Katzen,
Kaninchen, Ziegen etc. so
auffallend langes und weißes Haar haben;
auf
Corsica die Pferde, Hunde etc. so auszeichnend ge-
fleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und
Hübner zu Negern in ihrer
Art werden u.s.w.
Die Ernährung der organisirten Körper
geht auf verschiedene Weise vor
sich. Den
Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch
Wurzeln, die
sich außerhalb ihres Stammes
am einen Ende desselben befinden,
zugeführt.
Die Thiere hingegen haben, wie sich Boer-
[Seite 29] haave ausdrückte,
gleichsam ihre Wurzeln in-
nerhalb ihres Körpers, nähmlich
im Magen
und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der
Alimente durch
unzählige Gefäßchen, fast wie
bey den Pflanzen durch Wurzeln,
eingesogen
und dem übrigen Körpers zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen
bewunderungswürdigen Pro-
ceß dem Stoff der organisirten
Körper assi-
milirt; der überflüssige hingegen
ausgedunstet;
und bey den Thieren, die keinen so
einfachen
Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich neh-
men, auch durch andere Wege als Unrath
ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die
meisten
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers. Von manchen Bäumen aber, wie z.B.
von der Norfolkinsel-Fichte
(Columnia pini-
folia), der Kohlpalme (Areca oleracea),
dem Baobab (Adansonia digitata) etc. auch
von
einigen andern Gewächsen, z.B. vom
Rotang (Calamus rotang) und so
auch von
manchen Thieren, wie z.B. von vielen Gat-
tungen der Bandwürmer und selbst von den
Crocodilen und großen
Wasserschlangen läßt
sich schwerlich sagen, ob und wann in
ihrem
Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zu-
zunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper
gehört auch ihre
Reproductions-Kraft, oder
die merkwürdige Eigenschaft, daß sich
verstüm-
melte oder völlig verlorne Theile ihres
Körpers
von selbst wieder ergänzen. Diese bewunderns-
werthe Einrichtungen in der organisirten Schöpfung
sichert die Thiere
und die Pflanzen bey tausend
Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: und
ist
folglich auch, nebst der Ernährung überhaupt,
einer der größten
Vorzüge, wodurch die Ma-
schinen aus der Hand des
Schöpfers bey wei-
ten über die größten Kunstwerke der
Menschen
erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger
keine Kraft
mittheilen können, ihre Triebfe-
dern und Räder, wenn sie
verbogen, verstüm-
melt und abgenutzt würden, von selbst
wieder
herzustellen: eine Kraft, die hingegen der
Schöpfer jedem
Thier und jeder Pflanze –
nur in verschiedenem Maße – beygelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren zu be-
stimmten Zeiten,
gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher
wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das
Mausern der Vögel, die Häu-
tung der Schlangen, der
Raupen, das Schälen
der Krebse, das Entblättern der Gewächse
u.s.w.
gehört. Man könnte dieß die ge-
wöhnliche Reproduction
nennen.
Die andere hingegen ist die außerordent-
liche, von der
hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper,
zumahl
den Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt,
oder gar durch
Unfall verstümmelte und verlo-
rene Theile wieder ersetzt
werden. Der Mensch
und die ihm zunächst verwandten Thiere
besitzen
eine freylich sehr eingeschränkte Reproductions-
kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen
Thieren,
besonders bey den Wasser-Molchen,
Krebsen, Land-Schnecken,
Regenwürmern,
See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Poly-
pen
etc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.
Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine
schon
in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele
Vorsicht, auch
vielleicht günstige Nebenumstände
voraus, wenn sie gelingen sollen:
daher man sich
hüthen muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen
Erfolge
zu voreilig die ganze Sache bezweifeln
zu wollen. So ist es mir nach
mehreren frucht-
losen Versuchen erst spät gelungen, daß
der ganze
Kopf der gemeinen Waldschnecke (Helix
pomatia)
mit seinen vier
Hörnern binnen ungefähr 6 Mo-
nathen wieder reproducirt
ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern art (Lacerta lacustris), den ich
nun in
Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge
exstirpirt; nähmlich alle Säfte
auslaufen lassen
und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge-
schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mo-
nathen ein vollkommener neuer Augapfel mit
neuer
Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc. reprodu-
cirt, der sich bloß dadurch vom andern gefunden
Auge
auszeichnet, das er nur erst ungefähr halb so
groß ist. (s. – Götting.
gel. Anz. 1785. 47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Er-
nährung und
Wachsthum zu ihrer vollen Reife
gelangen, so erhalten sie dann auch das
Fort-
pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf
eine
sehr verschiedene Weise vollzogen wird.
Ueberhaupt nähmlich ist entweder
schon jedes
Individuum für sich im Stande, sein Ge-
schlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich
ihrer zwey mit
einander paaren oder begatten,
wenn sie neue organisirte Körper ihrer
Art her-
vor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschieden-
heiten in diesen
beyderley Hauptweisen der Fort-
pflanzung lassen sich doch
füglich unter folgende
vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf
die
einfachste Weise, ohne vorher gegangene
Befruchtung: entweder
durch Theilung, wie
manche Infusions-Thierchen*) und Blu-
men-Polypen**); oder wie bey der Brun-
nen-Conferve so, daß
das alte fadenartige
Gewächs am einen Ende zu einem
kuglichen
Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt
und wieder zu
einem solchen Faden ausge-
[Seite 33] trieben und umgebildet wird (–
Abbild.
n. h. Gegenst.
tab. 49 –); oder durch
Sprossen wie die
Arm-Polypen und viele
Gewächse u.s.w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich
fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer
Zwitter beyderley
Geschlechtstheile an sei-
nem Leibe, und muß vorher, wenn
es Thier
ist, die bey sich habenden weiblichen Eyer-
chen mit männlichem Samen – und wenn
es Pflanze ist, seine weiblichen
Samen-
körner mit männlichem Blumenstaub –
begießen
und dadurch befruchten, ehe sich
ein Junges daraus bilden kann. Dieß
ist
der Fall bey den mehresten Gewächsen, und
im Thierreich, wie es
scheint, bey manchen
Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey
den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in
einem Individuo verknüpft;
doch daß keines
sich selbst zu befruchten im Stande ist,
sondern
immer ihrer zwey sich zusammen
paaren und wechselseitig einander
befruchten
und befruchtet werden müssen. Diese son-
derbare Einrichtung findet sich nur bey
wenigen Thieren; beym
Regenwurm, bey
manchen Land-Schnecken*) etc.
4) Die beiden Geschlechter in separaten In-
dividuis, von denen das eine die weiblichen
Theile oder
Eyer, das andere den männ-
lichen befruchtenden Saft
enthält. So alle
rothblütige und viele andere Thiere, und so
auch
manche Pflanzen, wie die Palmen,
der Hopfen, die mehresten Moose
etc.
Einige Thiere dieser Classe geben die
Eyer selbst von
sich, in welchen sich erst
nachher das Junge vollends
ausbildet.
Dieß sind die eyerlegenden Thiere (oui-
para). Bey andern aber wird dieß Ey so
lange in der
Bärmutter zurück behalten,
bis das Junge vollkommen ausgebildet wor-
den, und nun von seinen Hüllen befreyt
zur Welt kommen
kann; lebendig gebärende
Thiere (viuipara).
Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied
zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen
die Beyspiele
der Blattläuse und Federbusch-Po-
lypen, die sich nach den
verschiedenen Jahrszeiten
bald auf die eine, bald auf die andere
Weise
fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar
Eyer legen, in
welchen aber schon das ganz aus-
gebildete Thier enthalten
ist. Gewissermaßen
könnte man mit diesem letztern Falle
diejenigen
Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkör-
nern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt,
wie
z.B. bey den so genannten ägyptischen Boh-
nen von der Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres
Lebens erfüllt haben, so
[Seite 35] weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und
sie
sterben. Die wenigsten aber erreichen aber das
Ziel, das ihnen die Natur
zum Laufe ihres
Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderley
Zufälle
verkürzen ihnen diesen Weg, meist
lange vor der bestimmten Zeit. So
rechnet
man z.B., daß von 1000 gebornen Men-
schen nur
ungefähr 78 für Alter sterben; und
von den großen furchtbaren Amphibien,
Cro-
codilen, Riesenschlangen etc. erreicht
vielleicht
nicht das tausendste sein gesetztes Alter und
Größe. Nach
dem Tode der Thiere und
Pflanzen wird ihr Körper durch
Gährung,
Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch die
chemische
Zersetzung seiner Urstoffe allmählich
aufgelöset, mithin ihr Organismus
zerstört,
und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde
vermengt, die
ihnen vorher Nahrung und
Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos vielartig die Bildung und
der Bau der Thiere ist, so scheinen
sie doch
sämmtlich (oder höchstens bis auf wenige Aus-
nahmen mancher so genannten Infusionsthier-
chen etc.)
den Mund (§. 3.) mit einander ge-
mein zu haben, durch
welchen sie dem Körper
seine Nahrung zuführen: und statt daß
die
Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft
aus Luft, Wasser und
Erde einsaugen, so ist
hingegen der Thiere ihr Futter äußerst man-
nigfaltig; und wird beynahe ohne Ausnahme
aus den
organisirten Reichen selbst entlehnt;
und sie müssen es, durch die
peinlichen Ge-
fühle des Hungers getrieben, mittelst
will-
kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um
dadurch
ihre Selbsterhaltung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten voll-
kommneren Thieren wird
der abgesonderte
Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in
seinen
Adern circulirt, vermischt, und von da
erst in die übrigen Bestandtheile
des Körpers
[Seite 37] abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut
ist von rother Farbe,
aber in Rücksicht seiner
Wärme bey den verschiedenen Classen
dieser
rothblütigen Thiere von doppelter Verschie-
denheit. Bey den einen (nähmlich bey den
Amphibien und Fischen) hält
es meist unge-
fähr die Temperatur des Mediums, in wel-
chem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt
werden. Bey den andern aber, die
deßhalb warmblütig heißen (den
Säuge-
thieren und Vögeln), zeigt es in ihrem voll-
kommen belebten Zustande immer eine Wärme
von ungef. 100
Gr. Fahrenh. mehr oder we-
niger. Der Saft hingegen,
welcher bey den
so genannten weißblütigen Thielen (nähm-
lich bey den Insecten und Gewürmen) die
Stelle des Bluts
vertritt, unterscheidet sich
besonders durch den Mangel der rothen
Kü-
gelchen, von jenem eigentlich so
genannten
Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß
oder roth, kalt oder warm seyn, so
muß es
im gesunden Zustande immer mit frischen Por-
tionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes
(– des so genannten
Sauerstoffs oder Oxy-
gens –) aus der atmosphärischen Luft
oder
aus dem Wasser geschwängert werden, woge-
gen es
gleiche Portionen eines andern Stoffes
[Seite 38] (– des Kohlenstoffes oder Carbones –) aus
dem
Körper wiederum fortschafft. Zu diesem
merkwürdigen lebenswierigen
Proceß in dem
belebten thierischen Laboratorium dient vorzüg-
lichst das Athemhohlen; welches die roth-
blütigen Thiere entweder durch Lungen, oder
wie die Fische durch
Kiemen; die weißblütigen
aber mittelst mancherley anderer
analogen
Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen
versehen sind können auch Stimme
(vox)
von sich geben. Der Mensch hat sich
außer
der ihm angebornen Stimme auch noch die
Rede (loquela), erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen
Bewegungen unmittelbar vollzogen
werden,
sind die Muskeln, die bey den rothblütigen
Thieren das
eigentlich so genannte Fleisch aus-
machen. Nur bey
einigen ganz einfach ge-
bauten Thieren, wie die Polypen,
sind diese
Bewegungs-Organe von dem übrigen gallerti-
gen Stoffe nicht zu unterscheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige we-
nige Muskeln,
über welche der Wille nichts
vermag. So z.B. das Herz, als welches
[Seite 39] lebenslang
unaufhörlich (– beym Menschen
ungefähr 4500 Mahl in jeder Stunde
–)
und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermü-
den, oder
endlich zu schmerzen, als Haupt-
triebfeder des
Blutumlaufs, in seiner schla-
genden Bewegung ist.
Beyde Arten von Muskeln aber, die un-
willkürlichen sowohl
als die, so sich nach dem
Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen
zu
diesem ihren Bewegungsvermögen des Ein-
flusses der
Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Ge-
hirn und aus dem
Rückenmark, und es
scheint, daß die Größe der beyden letztern
in
Vergleichung zur Dicke der daraus entstehen-
den
Nerven mit den Geisteskräften der Thiere
im umgekehrten Verhältniß
stehe*), so
daß
der Mensch von allen das größte Gehirn, in
Vergleichung seiner
sehr dünnen Nerven, hat;
da hingegen einfältige Thiere, wie z.B.
die
hieländischen Amphibien, dicke Nerven bey
einem sehr kleinen
Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf
die Muskelbewegung haben, ist ihr
zweytes
Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke
auf den
thierischen Körper, durch die Sinne
mitzutheilen. Die Beschaffenheit der
Sinn-
werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-
Classen selbst sehr verschieden. So erhalten
z.B. viele
Thiere offenbar allerhand sinnliche
Eindrücke, ohne daß wir doch die
Sinnwerk-
zeuge an ihnen entdecken können, die bey an-
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.
Die
Schmeißfliege z.B. und viele andere In-
secten haben
Geruch, ob wir gleich keine Nase
an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne
über-
haupt auf wenigere einschränken, andere
hingegen
dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini
z.B. und viele
nach ihm hielten das Gefühl bey
Befriedigung des Sexual-Triebes für
einen sechsten
Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym
Kitzeln
unter den Achseln für einen 7ten. So
hält 8tens Spallanzani das Gefühl,
wodurch
sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Fin-
stern für den Anstoß sichern; so wie 9tens Dar-
win das
Gefühl für Wärme und Kälte für be-
sondere Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und
sie
brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Samm-
lung
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf
[Seite 41] gewährt. Dem Menschen und den mehresten
von
Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht
zu dieser Erhohlung angewiesen;
doch halten
sich auch manche von diesen, wie z.B. der
Siebenschläfer
etc., besonders aber viele Raub-
thiere, wohin zumahl die
mehresten Fische
gehören, auch manche Insecten und Gewürme,
am Tage
verborgen und gehen des Nachts
ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia
nocturna genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere
noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten
Monathe, da es ihnen schwer wer-
den würde, für ihre
Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen
Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt,
an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch
die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden.
Diese Er-
starrung ist so stark, daß die
warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und
daß die Puppen vieler In-
[Seite 42] secten, die zu gleicher Zeit
ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind,
daß
sie, dem Leben des darin schlafenden Thie-
res
unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas
klingen, wenn man sie auf die Erde
fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten
Amphibien,
Winterschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten
übrigen
Thieren gemein, wie z.B. die Vorstel-
lungskraft, die Aufmerksamkeit, und so
auch die beiden so genannten
innern Sinne,
Gedächtniß nähmlich und Einbildungs-
kraft.
Andere sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym
Menschen nur wenige
Spuren davon finden, nähmlich die so ge-
nannten Naturtriebe oder Instincte. Da-
gegen er hinwiederum im ausschließlichen Be-
sitz der
Vernunft ist.
Der Instinct*) ist das
Vermögen der
Thiere, aus einem angebornen, unwillkür-
[Seite 43] lichen, inneren
Drange, ohne allen Unter-
richt, von freyen Stücken, sich
zweckmäßigen,
und zu ihrer und ihres Geschlechts
Erhaltung
abzielenden Handlungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt, bloß nach
ursprünglichen Ge-
setzen der Nothwendigkeit, und
gleichsam ma-
schinenmäßig vollzogen werden, wird
durch
zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z.B.,
daß die Hamster
auch todten Vögeln doch
zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter
an-
beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz
einsam im
Zimmer erzogen hat, doch im
Herbst den innern Ruf zum Fortziehen
fühlen,
und im Käfich bey allem guten Futter und
Pflege unruhig
werden.
Unter den mancherley Arten dieser thieri-
schen Triebe sind
besonders die so genannten
Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich
so
viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle
Anweisung und
ohne alle vorgängige Uebung*),
(als welche bey so
vielen gar nicht Statt fin-
den kann; wie z.B. bey den
Seidenwür-
mern etc., die nur Ein für alle Mahl in
ihrem
Leben davon Gebrauch machen können, und
wo folglich
schlechterdings erster Versuch und
Meisterstück eins seyn muß), so
ungemein
[Seite 44] künstliche Wohnungen, Nester, Gewebe etc.
zu ihrem Aufenthalte, zur
Sicherheit für ihre
Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu viel-
fachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von
Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und
gar
nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba-
ren
Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließ-
lich eigenthümliche
Fähigkeit der menschlichen
Seele, oder aber ein unendlich stärkerer
Grad
einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere
auch einige schwache
Spur hätten; oder eine
eigene Richtung der gesammten
menschlichen
Seelenkräfte u.s.w. so liegt wenigstens der
gedachte
auszeichnende Vorzug, den der
Mensch durch den Besitz derselben erhält,
un-
widerredlich am Tage.
Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde
zum Aufenthalt offen steht, und
fast die ganze
organisirte Schöpfung zur Speise überlassen
ist, so
erzeugt freylich eben die große Ver-
schiedenheit der
Climate, die er bewohnen soll,
und der Nahrung, die ihm der Ort
seines
Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Be-
dürfnisse, die er durch keinen einförmigen
[Seite 45] Kunsttrieb, aber wohl durch den
Gebrauch
seiner sich nach den Umständen gleichsam ac-
commodirenden Vernunft auf eben so mannig-
faltige Weise
zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon
durch diesen einzigen Vorzug über die
ganze
übrige thierische Schöpfung erhoben werde,
beweiset die
unbeschränkte Herrschaft, womit
er über alle Triebe und über die
Lebensart,
Haushaltung etc. mit einem Worte, über das
ganze Naturell
dieser seiner Mitgeschöpfe
nach Willkür disponiren, die
furchtbarsten
Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen,
sie zu
den kunstreichsten Handlungen abrich-
ten kann u.s.w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr
der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung
auf dieser Erde
ist, braucht man sich bloß an die
Umschaffung zu erinnern, die er seit
Entdeckung
der neuen Welt mit ihr und der alten wechsel-
seitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und
Thiere er
aus dieser in jene übergepflanzt hat,
wie z.B. Reis, Caffee etc.,
Pferde, Rindvieh etc.
und was er v. v. von
dorther nun wieder in sei-
nem Welttheile einheimisch
gemacht, wie z.B.
Cartoffeln, Tabak, wälsche Hühner u.s.w.
Am auffallendsten erweist sich die allein
auf den Vorzug der Vernunft
beruhende Herr-
schaft des Menschen über die übrige
thierische
Schöpfung durch die so genannten Haus-
[Seite 46] thiere; worunter man in
engerer Bedeutung
diejenigen warmblütigen Thiere versteht, so
der
Mensch zu Befriedigung wichtiger Be-
dürfnisse und
überhaupt zu beträchtlicher Be-
nutzung absichtlich ihrer
Freyheit entzogen und
sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann
man
aber auch die Bienen und Seidenwür-
mer, so wie die
Cochenill-Insecten dahin
rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern
Sinne
ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken.
Von manchen
nähmlich bat der Mensch die ganze
Gattung ihrem freyen Naturzustande
entzogen,
und sich unterwürfig gemacht, wie z.B. das Pferd.
Von
andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht,
existirt doch aber noch
die ursprünglich wilde
Stammrasse wie vom Rindvieh, Schwein,
Katze,
Renthier, den beyderley Cameelen der alten Welt,
und dem so
genannten Meiergeflügel. Der Ele-
phant endlich pflanzt
sich gar nicht in der Gefan-
genschaft fort, sondern
jeder, der zum Dienst des
Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus
der
Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet
werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere
va-
riiren zwar häufig in der Farbe; und manche
der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen
hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beyden ist ein
bestän-
diges Kennzeichen der Unterjochung. (–
Ueber
die Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen
Hof-Kalender vom
Jahre 1796. –)
Das ganze Thierreich läßt sich füglich
nach dem Linnéischen System unter
folgende
sechs Classen bringen:
I. Cl. Säugethiere (mammalia),
Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
lebendig zur Welt
bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an
Brüsten
säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen
Blut, die
aber Eyer legen, und Federn
haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem
rothen Blut,
die durch Lungen Athem
hohlen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die
durch Kiefern, und nicht durch
Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die
Fühlhörner (antennas) am
Kopf, und eingelenkte
(hornartige) Be-
wegungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes),
Thiere mit
kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner,
sondern meist Fühlfäden (tentacula)
und meines
Wissens nie eingelenkte Be-
wegungswerkzeuge haben*).
Die Säugethiere haben das warme rothe
Blut mit den Vögeln gemein; aber
sie ge-
bären lebendige Junge: und ihr Hauptcha-
rakter, der sie von allen übrigen Thieren un-
terscheidet, und von dem auch die Benennung
der ganzen
Classe entlehnt ist, sind die
Brüste, wodurch die Weibchen ihre
Junge
mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage
der Brüste ist
verschieden. Meist sind ihrer
noch Ein Mahl so viel, als die Mutter
ge-
wöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und
sie
sitzen entweder an der Brust, oder am
Bauche, oder zwischen den
Hinterbeinen*).
Der Körper der allermehresten [wo nicht
aller*)]
Säugethiere ist mit Haaren von
sehr verschiedener Stärke, Länge und
Farbe
besetzt; die auch bey einigen als Wolle ge-
kräuselt, oder als Borsten straff und strup-
pig sind,
oder gar wie beym Igel etc. steife
Stacheln bilden. Bey manchen sind
die
Haare an besondern Stellen als Mähne oder
Bart verlängert; und
bey einigen, wie bey
den Pferden, Hunden etc. stoßen sie an bestimm-
ten Stellen in entgegengesetzter Richtung an ein-
ander und machen so genannte Näthe (sutu-
ras). Bey manchen, wie z.B. bey
den
Seehunden etc. ändert sich die Farbe mit dem
Alter. Auch sind
manche durch die Kälte
(§. 16.) bey uns im strengen Winter,
im
Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder
grau, wie das
Eichhörnchen (Grauwerk), oder
schneeweiß, wie das große Wiesel
(Herme-
lin) etc. Wenn hingegen diese weiße
Farbe
zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen
Pupillen verbunden
ist, wie bey den so ge-
[Seite 51] nannten Kackerlacken im Menschengeschlecht
und
unter manchen anderen Gattungen von
warmblütigen Thieren, so ist es die
Folge
einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben
auf der
Erde; manche wie die Affen, Eichhörn-
chen
etc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie
der Maulwurf, als eigentliche
animalia sub-
terranea unter der
Erde; andere bald auf
dem Lande bald im Wasser, wie die
Biber,
Seebären; und noch andere endlich bloß im
Wasser, wie die
Wallfische. – Hiernach
sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Be-
wegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten
haben vier
Füße; der Mensch nur zwey, aber
auch zwey Hände; die Affen hingegen
haben
vier Hände. Die Finger und Zehen derjeni-
gen
Säugethiere, die im Wasser und auf
dem Lande zugleich leben, sind durch
eine
Schwimmhaut verbunden. Bey den Fleder-
mäusen
sind die an den Vorderfüßen ungemein
lang und dünne; und zwischen ihnen
ist eine
zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern
dient. Die Füße
mancher Wasserthiere aus
dieser Classe sind zum Rudern
eingerichtet,
und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger
Maßen
den Flossen der Fische; doch daß die
[Seite 52] Hinterflossen ohne Knochen sind, und hori-
zontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical,
liegen.
Einige wenige Säugethiere (solidun-
gula) haben Hufe; viele aber (bisulca) ge-
spaltene Klauen. Die mehresten gehen (zu-
mahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den
Zehen; einige aber, wie der
Mensch, und
gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Ele-
phanten u.a.m. auf der ganzen Fußsohle
bis zur Ferse.
Die mehresten Ameisenbären, die Schup-
penthiere, und
einige Wallfische ausgenom-
men, sind die übrigen
Säugethiere mit Zäh-
nen versehen, die man in
Vorderzähne*)
(primores s. incisores),
Eckzähne oder
Spitzzähne (caninos s. laniaros),
und
Backenzähne (molares), eintheilt.
Die
letztern zumahl sind nach der verschiedenen
Nahrung dieser
Thiere auch verschiedentlich
gebildet. Bey den fleischfressenden
nähmlich
ist die Krone zackig und scharf; bey den gras-
[Seite 53] fressenden oben
breit und eingefurcht; und bey
denen, die sich, so wie der Mensch,
aus
beyden organisirten Reichen nähren, in der
Mitte eingedruckt,
und an den Ecken abge-
rundet.
Manche Säugethiere, wie z.B. der Ele-
phant und der
Narhwal, haben große promi-
nirende Stoßzähne (dentes exserti); andere,
wie z.B. das Wallroß,
Hauzähne etc.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt
es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen
nähmlich das zuerst
bloß flüchtig zerbissene und
geschluckte Futter bissenweise wieder durch
den
Schlund zurück getrieben, und nun erst recht
durchkaut und dann
zum zweyten Mahl ge-
schluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden
Thiere eine eigne Einrichtung
des Gebisses;
indem ihre Backenzähne wie mit
sägeförmigen
Queerfurchen ausgeschnitten sind, und die Kro-
nen derselben nicht horizontal liegen, sondern
schräg
ausgeschlägelt sind, so daß an denen
im Oberkiefer die Außenseite, an
denen im
untern aber die nach der Zunge hingerichtete
innere Seite
die höchste ist. Dabey haben sie
einen schmalen Unterkiefer, der eine
sehr freye
[Seite 54] Seitenbewegung gestattet, wodurch denn, wie
der Augenschein lehrt, der
Mechanismus dieser
sonderbaren Verrichtung von dieser Seite be-
wirkt wird.
Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich
gespaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun
außerdem noch der vierfache
Magen hinzu,
dessen innerer Bau und Mechanismus überaus
merkwürdig
ist. Das zum ersten Mahl geschluckte
noch bald rohe Futter gelangt
nähmlich in den
ungeheuern ersten Magen (rumen,
magnus ven-
ter, franz. le double, l'herbier, la panse,
der Pansen,
Wanst), als in ein Magazin, worin
es nur ein wenig durchweicht wird. Von
da
wird eine kleine Portion dieses Futters nach der
andern mittelst
des zweyten Magens (reticu-
lum,
franz. le bonnet, le reseau,
die Haube,
Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein An-
hang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch
den Schlund hinauf
getrieben. Nun wird der
wiedergekaute, zum zweyten Mahl
geschluckte
Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder
durch die
beyden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten
(echinus,
centipellio, omasus, franz. le feuillet, le
pseautier,
das Buch, der Psalter, der Blätter-
magen) geleitet, wo er
von da endlich zur völ-
ligen Verdauung in den vierten
(abomasus,
franz. la caillette der Laab, die Ruthe,
der
Fettmagen) gelangt, der dem Magen anderer
Säugethiere am
nächsten kommt*).
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle
wiederkauende
Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der
Rumination
scheint mir noch gänzlich unbe-
kannt.
Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern als
Waffen
versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym
Hirsch, Reh etc.
sind die Weibchen ungehörnt;
bey andern, wie beym Renthier und im
Zie-
gengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner
als
der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage,
besonders aber die
Textur der Hörner, ist sehr
verschieden. Beym Ochsen-Ziegen- und Ga-
zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie
eine
Scheide über einem knöchernen Zapfen
oder Fortsatz des Stirnbeins. Die
Hörner
der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß
mit der Haut auf
der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar
ebenfalls
solide, aber von mehr knochenartiger Textur,
und ästig.
Sie heissen dann Geweihe, und
werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen
und
neue an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den
mehresten Säugethieren durch den
Schwanz
bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins
(coccyx), und von mannigfaltiger Bildung
und Gebrauch
ist. Er dient z.B. manchen
Thieren sich der stechenden Insecten zu
erweh-
ren; vielen Meerkatzen und einigen
andern
americanischen und Neu-holländischen Thieren
[Seite 56] statt einer Hand, um sich daran
halten, oder
damit fassen zu können (cauda
prehensilis,
Rollschwanz); den Springhasen zum Sprin-
gen (cauda saltatoria), dem Känguruh
zum
Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung
und zur
Verteidigung etc.
Auch sind am Körper einiger Thiere
dieser Classe besondere Beutel von
verschie-
dener Bestimmung zu merken. So haben
viele
Affen, Paviane, Meerkatzen, auch der
Hamster u.a., die Backentaschen
(thesauri,
Fr. salles), um Proviant darin einschleppen
zu
können. Beym Weibchen der Beutelthiere
liegen die Zitzen in einer
besondern Tasche am
Bauche, worein sich die saugenden
Junge
verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z.B. die meh-
resten größern
grasfressenden, sind gewöhnlich
nur mit Einem Jungen auf einmahl
trächtig;
andere hingen, wie z.B. die Raubthiere,
und die Schweine
mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter
durch die so genannte Nachgeburt
(secundi-
nae) in Verbindung,
welche aber von ver-
schiedener Gestaltung ist; da sie
z.B. im
Menschengeschlecht einen einfachen größern
[Seite 57] Mutterkuchen (placenta) bildet, hinge-
gen bey den wiederkauenden
Thieren mit ge-
spaltenen Klauen (bisulca) in mehrere,
theils sehr zahlreiche, zerstreute kleine
solche
Verbindungsorgane (cotyledones)
vertheilt
ist u.s.w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt
läßt sich hauptsächlich aus einem
zweyfachen
Gesichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich,
in so fern
sie auf die Haushaltung der Natur
im Großen, auf den ganzen Gang
der
Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie
dem Menschen
unmittelbar nutzbar werden.
Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten
sehen
werden, die Insecten und Gewürme die bey
weiten wichtigsten
Geschöpfe; aus dieser hin-
gegen die Säugethiere. Die
Verschiedenheit
in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit,
ihre
Stärke u.s.w. machen sie für den Men-
schen auf die
mannigfaltigste Weise brauchbar.
Aus keiner andern Classe von Thieren
hat er
sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Ge-
hülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu
seinem unmittelbaren
Gebrauch und zu seiner
Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese.
–
Ganze Völker des Erdbodens können mit
einer einzigen Art von
Säugethieren fast alle
ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen.
So
[Seite 58] die Grönländer
mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Renthier; die
Aleuten
mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säu-
gethiere fürs
Menschengeschlecht reducirt sich
vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten,
zum
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.:
Pferde, Maulthiere, Esel,
Ochsen, Büffel,
Renthiere, Elephanten, Camele, Llamas,
Hunde. Zur
Jagd, zum Bewachen etc.
Hunde. Zum Mausen und Vertilgen ande-
rer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Amei-
senbären etc. Zur Speise: das Fleisch vom
Rindvieh, Schafen, Ziegen,
Schweinen,
vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kanin-
chen, u.s.w. Ferner Speck, Schmalz,
Blut, Milch, Butter, Käse. Zur
Klei-
dung, zu Decken, Zelten etc. Pelzwerk,
Leder,
Haare, Wolle etc. Zum Brennen:
Talg, Fischthran, Wallrath*).
Zum
Schreiben, Bücherbinden etc. Perga-
ment, Leder.
Für andere Künstler und zu
allerhand Gebrauch: Borsten,
Haare
(zumahl Menschen- und Pferde Haar), Ge-
weihe
Hörner, Klauen, Elfenbein u.a.
[Seite 59] Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Därme,
Sehnen
und Knochen zu Tischerleim.
Därme zu Saiten. Blut zu Berliner-
blau u.a. Farben. Knochn und Huf zu
Beinschwarz,
Hornschwarz etc. Fett
und Mark zu Seife. Mist zum Dünger,
zur
Feuerung, zu Salmiak etc. Endlich
zur Arzney: Bisam, Bibergeil,
Hirsch-
horn, Milch etc.
Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem
Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar
nachthei-
lig. Manche reißende Thiere, besonders
aus
dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an.
Eben diese und noch
manche andere, z.B.
die Wiesel, Marder, Iltisse,
Vielfraße,
Fischottern, Wallfische etc. vertilgen viele nutz-
bare Thiere: – oder schaden den Ge-
wächsen, Bäumen, Gartenfrüchten,
dem Getreide u.s.w. wie die
Feldmäuse,
Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber,
Affen,
Elephanten, Rhinocer, Nilpferde etc.
oder gehen andern Eßwaaren nach;
wie
Ratten, Mäuse, Fledermäuse usw. Gift
scheint kein einziges Thier
dieser Classe zu
besitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue,
der
zumahl die aus dem Hundegeschlecht aus-
gesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche, d.h.
bloß von einzelnen zum
Classificationsgrunde
gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy-
stemata artificialia), nach
welchen verdiente
Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver-
sucht haben. Aristotelis Eintheilung z.B.
ist auf die
allgemeinste Verschiedenheit
der Zehen und Klauen gegründet, und
die
haben auch Ray u.a. zum Grunde gelegt,
und nach der Zahl der
Zehen etc. weiter be-
arbeitet. Aber hierbey müssen die
verwandte-
sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun-
gen von Ameisenbären, Faulthieren etc. ge-
trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil
die eine mehr,
die andere weniger Zehen hat. Linné hat die
Zähne zum
Classificationsgrund gewählt, ein
Weg, auf dem man aber nicht minder,
bald auf
die unnatürlichsten Trennungen, bald auf
die sonderbarsten
Verbindungen stößt*). Das
Geschlecht der
der Fledermäuse muß nach des Rit-
ters Entwurf, wegen des
verschiedenen Ge-
bisses bey einigen Gattungen, wenigstens
in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
so die beyderley
Nashörner in zwey; – Da-
gegen kommt der Elephant mit den
Panzer-
[Seite 61] thieren, und den formosanischen Teufelchen
in eine
gemeinschaftliche Ordnung etc.
Ich habe daher ein im Ganzen natür-
licheres System der
Säugethiere zu entwer-
fen getrachtet, wobey ich mehr auf
den To-
talhabitus dieser Thiere gesehen, doch vor-
züglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am
leichtesten
in die Augen fallen und dem Total-
habitus sehr angemessen
sind, zum Grund der
Ordnungen gelegt, aber zweye derselben,
welche
vielartige Geschöpfe begreifen, wieder
nach der Verschiedenheit ihres
Gebisses in
einige Familien unterabgetheilt, und diese
mit den
bekannten Nahmen einiger Linneischen
Ordnungen bezeichnet: und so die
ganze Classe
folgender Maßen geordnet:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch
mit zwey
Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier
Händen.
Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.
III. Chiroptera. Die
Säugethiere deren
Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43.).
Die
Fledermäuse.
IV. Digitata. Säugethiere mit
freyen Zehen
an allen vier Füßen. – Diese Ordnung
zerfällt nach der
Verschiedenheit des Gebis-
ses in folgende drey
Familien:
A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß.
Eichhörnchen,
Hasel- und andere
Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein-
chen etc. Springmäuse, Hasen, Sta-
chelschweine.
B) Ferae. Die eigentlich so genannten
reißenden
Thiere und einige andere Ge-
schlechter mit ähnlichem
Gebiß. Igel,
Spitzmäuse, Maulwürfe, Beutelthiere,
Viverren, Wisel,
Bären, Hunde etc.
Löwen etc.
C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens
ohne
Vorderzähne etc. Faulthiere, Amei-
senbären,
Schuppenthiere, Panzerthiere.
VI. Bisulca. Die wiederkauenden
Thiere
mit gespaltenen Klauen.
VII. Multungula. Meist sehr
große, oder
unförmliche, borstige oder dünnbehaarte
Säugethiere mit
mehr als zwey Klauen an
jedem Fuß. Schweine (denn auch diese
haben
im Grunde vier Klauen) Tapir, Ele-
phanten, Nashörner,
Nilpferd.
VIII. Palmata. Säugethiere mit
Schwimm-
füßen. Wieder nach der Verschiedenheit
ihres
Gebisses in obgedachte drey Familien
getheilt:
B) Ferae. Seehunde etc. Ottern.
C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß,
der
Manate.
Letzterer macht von hier den schicklichsten
Uebergang zur letzten
Ordnung,
IX. Cetacea. Wallfische,
warmblütige Thiere,
die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts
als
den unschicklichen Nahmen gemein ha-
ben, und deren
natürliche Verbindung mit
den übrigen Säugethieren schon Ray voll-
kommen richtig eingesehen hat*).
1. Homo. Erectus,
bimanus. Mentum
prominulum. Dentes aequaliter ap-
proximatis; incisoribus inferioribus erecti.
Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der
Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen,
geschweige von den übrigen
Thieren zu unter-
scheiden ist, gehört vorzüglich sein
aufrechter
Gang (als wozu sein ganzer Wuchsund Bil-
dung, besonders aber seine beckenähnlichen Hüft-
knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den
Armen und seine
breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freyeste Gebrauch
zweyer voll-
kommenen Hände; ferner sein
prominiren-
des Kinn und die aufrechte Stellung
seiner
untern Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm
in der
Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu-
fens) noch ein
Paar eigenthümliche Charaktere
die dem männlichen und allen übrigen
Thieren
abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver-
lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren;
und
dann einen besondern Theil an den Sexual-
Organen,
dessen Mangel oder Zerstörung als
ein körperliches Kennzeichen der
verletzten
jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig-
stens in der Form und Lage noch bey keinem an-
dern weiblichen Thiere bemerkt ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des
Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig
Spuren von Instinct (§. 34. u. f.),
Kunsttriebe aber (§. 36.)
schlechterdings gar
[Seite 66] nicht. Dagegen ist er ausschließlich im
Besitz
der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von
ihm selbst
erfundenen Rede oder Sprache (lo-
quela), die nicht mit der bloß thierischen
Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.),
als
welche auch den ganz jungen und selbst den
stummgebornen Kindern
zukommt. Und so
folgt aus jenen beyden ausschließlichen Vorzü-
gen das große ausschließliche Eigenthum
der
Menschenspecies, wodurch sie über die ganze
übrige
thierische Schöpfung erhoben wird, das
Vermögen sich selbst zu
vervollkommnen.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier
außer ihm
bleibt so lange Kind, keins kriegt so
sehr spät erst sein Gebiß,
lernt so sehr spät
erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so
sehr
spät mannbar u.s.w. Selbst eine großen
Vorzüge, Vernunft
und Sprache, sind nur
Keime, die sich nicht von selbst, sondern
erst
durch fremde Hülfe, durch Cultur und Erziehung ent-
wickeln können; daher denn bey dieser Hülfs-
bedürftigkeit und bey diesen zahllosen
dringenden
Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestim-
mung des Menschen zur gesellschaftlichen Ver-
bindung. Nicht ganz so allgemein läßt sich
hingegen
vor der Hand noch entscheiden, ob in
allen Welttheilen die
Proportion in der Anzahl
der gebornen Knäbchen und Mädchen, und
die
Dauer der Zeit und der Fortpflanzungsfähigkeit bey
beyden
Geschlechtern so gleich sey, daß der
Mensch überall so wie in Europa
zur Mono-
gamie bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beyde
unbeschränkt; er bewohnt die ganze be-
[Seite 67] wohnbare Erde, und nährt
sich beynahe aus der
ganzen organisirten Schöpfung. Und in Ver-
hältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe,
und in
Vergleich mit andern Säugethieren er-
reicht er ein
ausnehmend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im
Menschengeschlecht; und alle und bekannten Völ-
ker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können
von
einer gemeinschaftlichen Stammrasse ab-
stammen*). Alle National-Verschiedenheiten in
Bildung
und Farbe des menschlichen Körpers
sind um nichts auffallender oder
unbegreiflicher
als die, worin so viele andere Gattungen
von
organisirten Körpern, zumahl unter den Haus-
thieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten.
Alle diese
Verschiedenheiten fließen aber durch so
mancherley Abstufungen und
Uebergänge so un-
vermerkt zusammen, daß sich daher
auch keine
andere, als sehr willkürliche Gränzen zwischen
ihnen
festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze
Menschengeschlecht noch
am füglichsten unter fol-
gende fünf Rassen zu bringen
geglaubt:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.
von mehr oder weniger weißer Farbe mit
rothen
Wangen, langem, weichem, nuß-
braunem Haar (das aber
einerseits ins
Blonde, anderseits ins Schwarze über-
geht); und der nach den europäischen Be-
griffen von Schönheit musterhaftesten Sche-
del- und
Gesichts-Form. Es gehören dahin
[Seite 68] die Europäer mit Ausnahme der Lappen
und
übrigen Finnen; dann die westlichern
Asiaten, dießseits des Ob, des
caspischen
Meers und des Ganges; nebst den Nordafri-
canern; – also ungefähr die Bewohner der
den alten
Griechen und Römern bekannten
Welt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. I.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten,
oder
wie getrocknete Citronschalen); mit we-
nigem,
straffem, schwarzem Haar; engge-
schlitzten
Augenliedern, plattem Gesicht; und
seitwärts eminirenden
Backenknochen. Diese
Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Aus-
nahme der Malayen, dann die finnischen
Völker in
Europa (Lappen etc.), und die Es-
kimos im nördlichen
America von der Be-
ringsstraße bis Labrador.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem,
krausem
Haar; vorwärts prominirenden Kie-
fern, wulstigen
Lippen und stumpfer Nase.
Dahin die übrigen Africaner,
nahmentlich
die Neger, die sich dann durch die Fulahs in
die
Mauren etc. verlieren, so wie jede andere
Menschen-Varietät mit
ihren benachbarten
Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.
Abbild. n. h. gegenst. tab. 2.
Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost
oder
angelaufenes Kupfer); mit schlichtem,
straffem, schwarzem Haar, und
breitem aber
nicht plattem Gesicht, sondern stark ausge-
[Seite 69] wirkten Zügen. Begreift die übrigen Ame-
ricaner
außer den Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins
helle
Mahagoni anderseits bis ins dunkelste Nelken-
und Castanienbraun); mit dichtem schwarz-
lockigem
Haarwuchs; breiter Nase; großem
Munde. Dahin gehören die
Südsee-In-
sulaner oder die Bewohner des fünften
Welt-
theils und der Marianen, Philippinen, Mo-
lucken, sundaischen Inseln etc. nebst den eigent-
lichen Malayen*).
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach
allen
physiologischen Gründen die caucasische als die
so
genannte Stamm- oder Mittel-Rasse an-
genommen werden.
Die beyden Extreme,
worin sie ausgeartet, ist einerseits die
mongo-
lische, anderseits die äthiopische. Die
andern
zwey Rassen machen die Uebergänge. Die
americanische den,
zwischen der caucasischen
und mongolischen, so wie die malayische
den,
[Seite 70] zwischen
jener Mittel-Rasse und der äthio-
pischen*)
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen,
womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver-
unreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der
Mühe; – doch nur
Weniges von vielen.
Die vermeintlichen patagonischen Riesen z.B.
sind,
von Magalhaens Zeiten bis auf die
unserigen, in den Erzählungen der
Reisenden,
von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen,
[Seite 71] und bleiben also
wenig größer als jeder an-
dere Mensch von guter
Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson
für
ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf
Madagascar nichts
weiter sind als eine Art
Cretine, d.h. kleine Blödsinnige mit
dicken
Köpfen und langen Annen (dergleichen sich
im
Salzburgischen, so wie im Walliserlande,
zumahl aber im
Piemontesischen in Menge
finden), wird bey pathologischer
Prüfung
mehr als bloß wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Al-
binos, oder weiße Mohren*) nicht
ein
Mahl eine Spielart, geschweige eine besondere
Gattung,
sondern gleichfalls Patienten, deren
Geschichte mehr in die
Pathologie als in die
Naturhistorie gehört.
Linnés Homo troglodytes ist ein
unbegreifliches
Gemisch aus der Geschichte jener
preßhaften
kränklichen weißen Mohren, und des Orang-
utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah-
rer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so
wenig, als andere durch Krankheit
oder Zufall entstellte Menschen,
zum Mu-
ster des Meisterstücks der Schöpfung anfüh-
ren darf.
Geschwänzte Völker, von Natur
geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche
natürliche
Bartlosigkeit der Americaner*) die
Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und
Korn, verzeihen wir der guther-
zigen
Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt
auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl
bloß
zwischen den Wendezirkeln zu Hause**).
2. Simia. Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et
manus fere
humanae. Nares anteriores. Dentes
primores incisores, supra et infra 4.
laniarii solitarii, reliquis
longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge-
schlechter, doch aber außer den schon
beym
Menschengeschlecht angeführten Umständen, in
ihrer ganzen
Bildung, besonders auch durch die
schmalen Hüften und platten
Lenden, aufs auf-
fallend sichtlichste vom Menschen
unterschieden.
1. Satyrus. der Orangutang. S. subfusca,
auri-
culis minoribus, pollice manuum posterio-
rum mutico, vngue destituto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 unb 52.
Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich,
wenn
er ganz jung eingefangen worden, so wie
der Schimpansee und
andere Affen auch, zu
allerhand künstlichen Handlungen
abrichten, die
man aber von seinem natürlichen Betragen
genau
unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung
eines
solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen
Rede,
noch eines natürlichen aufrechten Gan-
ges
fähig.
2. Troglodytes. der Schimpansee, Pongo,
Jocko, Barris.
S. nigra, macrocephala,
torosa, auriculis
magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.
Im innern von Angola, Congo etc. und
tiefer
landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von
der
Größe eines achtjährigen Buben.
3. Lar. der Gibbon, Golok. (Linnés Homo
lar.)
S. brachiis longissimis, talos at-
tingentibus.
Auf beyden indischen Halbinseln, auch auf
den
Molucken; hat ein rundliches, ziemlich
menschenähnliches Gesicht
und ungeheuer lange
Arme. Ist von schwärzlicher Farbe, und
wird
gegen vier Fuß hoch.
4. Sylunanus. der gemeine türkische Affe.
S. brachiis corpore breuioribus, natibus
caluis,
capite subrotundo.
In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den un-
geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf-
teste; der auch leicht in Europa Junge heckt;
ist
sehr gelehrig etc. Ihm ähnelt der inuus (cyno-
cephalus, Büffons magot) der auch gleiches
Vaterland, mit
ihm hat. Einer von beyden ist
auch auf Gibraltar verwildert, und
hat sich da
im Freyen fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan (Fr.
le nasique, la guenon
à
long nez). S. cauda mediocri,
naso elon-
gato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia die
nicht sima ist, sondern
sich durch eine lange
rüsselförmige Nase auffallend
auszeichnet.
6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein
so genannte)
Meerkatze. S. cauda longa,
arcuata, labio
leporino.
Auf Guinea, Angola etc. beynahe
olivengrün.
Wird unter den geschwänzten wahren Affen
am
häufigsten nach Europa gebracht.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl.
baboon.) Facies prolongata, minus an-
thropomorpha, nasus vtrinque tubero-
[Seite 75] sus, nates nudae,
coccineae, cauda ple-
risque*) abbreuiata.
Dentes vt in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat
wenig
menschenähnliches, bey manchen eher
etwas vom Schwein, zumahl in
der Schnauze.
Meist sind es unbändige, und äußerst
geile
Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso
miniato
ad latera caerulescente.
Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch;
hat,
zumahl wegen der hochfarbigen abstechen-
den
Streifen auf und zu beyden Seiten der
Nase, ein auffallendes
Ansehen.
2. Maimon. der Mandril. P. facie
violacea
glabra, profunde sulcata.
Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze
Scharen
Weinberge und Obstgärten plündern
sollen. Kleiner als der
vorige.
4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au-
riculae et manus minus humanae.
Na-
tes laterales. Nates tectae. Dentes vt
in
simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im
wärmern
Süd-America einheimisch, wo es den einheimi-
schen Indianern zu einem gemeinen
Wildbret
dient.
a) Cauda prehensili, die Sapajous.
1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C.
ater,
palmis tetradactylis absque pollice.
v. Schreber tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem
langen
Rollschwanze*).
b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.
2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa
alba
ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocos-
nuß-Schale Raum hat.
5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes
primores superiores 4. per paria remoti,
inferiores 4-6. porrecti, compressi,
incumbentes; laniarii solitarii, ap-
proximati**).
1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L.
ecaudatus.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe
des
Eichhörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so
wie die
folgende Gattung am Zeigefinger der
Hinterfüße eine spitzige
Kralle, an allen übrigen
Fingern aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie
nigra,
corpore et cauda griseis.
v. Schreber tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen
auf
Madagascar und den benachbarten Inseln. Die
Hinterfüße
sind viel länger als die vordern.
Sein Fell hat, wie bey manchen
Affen, einen
specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men
ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser
Thiere; und zwischen denselben ist
die zarte Flatterhaut ausgespannt
(§. 43.).
Daher können sie eben so wenig als die Affen
mit ihren
Händen, oder die Faulthiere mit
ihren hakenförmigen Kletterkrallen
etc. bequem
auf der Erde gehen.
6. Vespertilio. Fledermaus (Fr.
chauvesouris. Engl. bat.) Pollex palma-
rum et digiti plantarum breues,
reliqui
longissimi, membranae expansili inter-
texti, pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus
nocturnis, dessen verschiedene Gattungen
in
alle fünf Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus,
naso
infundibuliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
[Seite 78]In Südamerica; der Körper von der Größe
des
Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig,
daß er nicht nur anderen
größeren Säugethieren,
dem Rindvieh, Pferden etc. sondern auch
schla-
fenden Menschen, bey welchen er sich
vorzüglich
an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher
er denn
auch den Nahmen des Vampyrs (Blut-
saugers) erhalten
hat.
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés
vampyrus. Büffon's roussette.) V. ecau-
datus, naso simplici, membrana inter fe-
mora diuisa.
Weit größer als der Vampyr, so daß er
mit
ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen
soll, lebt
aber bloß von Baumfrüchten und kann
also schlechterdings nicht
Vampyr genannt wer-
den: findet sich scharenweise auf
den Molucken
und andern ostindischen und Austral-Inseln;
in
unzähliger Menge aber auf Neu-Holland.
b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritus. (Büffon's oreillard.) V. cau-
datus, auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegen-
der alten Welt. Ihre Ohren, die man insge-
mein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach,
nur
alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck-
maus. (Engl. the rearmouse.) V. caudatus,
auriculis
capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu
ihrem
Winterschlaf in Höhlen an den Hinter-
füßen auf.
c) dentibus primoribus superioribus nullis.
5. †. Ferrum
equinum. die Hufeisennase.
V. naso
foliato ferti, equini aemulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.
Im mittlern und südlichen Europa.
Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen
vier Füßen. Die
zahlreichste Ordnung an,
Geschlechtern und Gattungen, daher jene
füg-
lich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses
erst
wieder unter drey Familien gebracht werden.
A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit zwey zum Nagen bestimmten meißel-
artigen Vorderzähnen in jedem Kiefer,
ohne
Eckzähne.
7. Scivrvs. Cauda
pilosa, disticha.
Dentes primores vtrinque 2;
inferiores
subulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen.
(Büffon's polatouche.) S. duplicatura cutis
laterali a pedibus
anterioribus ad posteriores.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.
In Liefland, Rußland und Sibirien. Von
der
Farbe des petit
gris. Das schlaffe Fell,
das von den Vorderfüßen nach
den Hinter-
füßen zu auf der Seite wegläuft, dient
ihm
[Seite 80] nur
wie zu einem Fallschirm, um einen weitern
Sprung von der Höhe
herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice
barbatis, cauda dorso
concolori.
Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien
Die
nordischen, zumahl an den Ufern des Ob
und am Baikal-See, werden
im Winter grau,
und geben dann das echte Grauwerk, (petit
gris).
Zuweilen finden sich auch hier zu Lande
schwarze Eichhörnchen;
seltener schneeweiße mit
rosenrothen Augen; und noch seltener
weiß- und
schwarzgefleckte.
Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit
gris) ist
größer und ohne Ohrpinsel. Thut
zumahl den Maisfeldern großen
Schaden.
8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda,
versus apicem
crassior. Dentes vt in
sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die
Rellmaus (Fr. le
loir Engl.
the
rellmouse.) G. griseus, subtus
albidus,
auriculis rotundatis, nudis.
So wie die folgende Gattung in den
mildern
Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre
glis der Alten, den sie verspeiseten*), und
in
eigenen glirariis**) mästeten. Lebt in
Eichen-
und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume;
und
hält langen und sehr festen Winterschlaf.
2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus.
(Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.)
G. rufus, pollice plantarum mutico, auri-
culis rotundatis.
Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu
ihrem
Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches,
ziemlich festes
Lager von Tangelnadeln, u.a.
kleinem Gestrüppe, worein sie sich
vergräbt.
9. Mvs. Cauda
gracilis, subnuda. Den-
tes vt in
praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M.
cauda
subsesquiunciali, auriculis nudis vellere
molli
latentibus, palmis subtetradactylis,
corpore fusco.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka.
Wird
theils durch die großen Wanderungen, die sie,
zumahl
von Kamtschatka aus, in manchen Jah-
ren, fast wie
der Lemming, anstellt, besonders
aber durch die Industrie
merkwürdig, womit sie
eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in
ihre
unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tun-
gusen etc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor-
rath) nachgraben.
2. †. Syluaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le
mulot. Engl. the
field rat.)
M. cauda mediocri,
pectore flauescente,
abdomine albido.
Thut den Feldfrüchten und der
Holzsaat
Schaden.
3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd-
wolf. M. cauda longitudine dimidia cor-
[Seite 82] poris, auribus vix vellere prominulis, pe-
dibus
subtetradactylis.
Ist zumahl den Gärten nachtheilig,
besonders
dem Wurzelwerk.
4. †. Arualis. die Feldmaus, Stoßmaus
(Fr. le campagnol. Engl. the
field-mouse.)
M. cauda mediocri,
dorso ferrugineo, ab-
domine cinereo.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer,
und
thut zumahl der Wintersaat großen Schaden.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris.
Engl. the mouse.) M. cauda
elongata, pal-
mis tetradactylis, pollice palmarum
mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen
von
Asien und America. Hat sich dem Menschen
gewisser Maßen zum
Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind
die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht-
schen, daß sie in der Hellung die Augenlider
fest
zuschließen, und für blind gehalten werden.
6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat.) M. cauda
elongata, palmis tetra-
dactylis cum vnguiculo
pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile
verbrei-
tet; scheint aber ursprünglich im
mittlern Europa
zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt
sogar
Scorpione, und zieht dem Menschen und
seinen
Victualien überall nach. Den Bergleuten in
die
tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf
die
Schiffe. Unter andern gehört diese Land- und
Hausplage
zu den gefährlichsten Feinden der
Zuckerplantagen in
West-Indien.
An vielen Orten wird sie allgemach durch
die
Wanderratte (M. decumanus Fr. le surmulot)
verdrängt, die heller von
Farbe und ihr Fell
mit vielen einzelnen langen
Borstenhaaren
durchmengt ist.
10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae
abbreuiatae, cauda
breuis, aut nulla.
Dentes vt in praecedentibus.
1. Alpina das Murmelthier (Graubündnisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la
marmotte.) M. corpore supra fusco,
subtus
flauescente.
In vielen der höhern Alpen von Europa
und
Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der
allée blanche in Savoyen
theils auf isolirten
Klippen findet, die wie Inseln aus
diesem
Eismeer hervorragen, Stunden weit von
allem
unbeeiseten Erdreich entfernt, und im gan-
zen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom
Schnee
entblößt sind; so daß es scheint, die da-
sigen
Murmelthiere durchschlafen wenigstens
zehn Monathe vom Jahre,
und bringen nur einen
äußerst kleinen Theil ihrer Existenz
wachend zu.
2. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel.
M. abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774.
8. Taf. 1. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Si-
birien etc. Lebt vorzüglich von Getreide, Boh-
nen etc., wovon er großen Vorrath in den Backen-
taschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tie-
fen, Höhlen schleppet. Eine Höhle hält
wohl
manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien.
[Seite 84] Er vermehrt sich
ausnehmend, und man hat
wohl eher im Gothaischen in einem Jahr
über
27000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz
schwarze
Spielart unter diesen Thieren, so wie
auch Kackerlacken mit
rothen Pupillen.
3. Lemmus. der Lemming. M. capite
acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter ma-
culato.
v. Schreber tab. 195. A. 195. B.
Häufig in Lappland und Sibirien.
Zuweilen
emigriren ganze Legionen von einer Gegend in
die
andere. Ihre unerwartete und unbemerkte
Ankunft, und dann auch
der Fall, daß welche
von den Raubvögeln in die Luft gehoben
und
sich doch noch los gearbeitet und herunter gefal-
len etc., mag zu der alten Sage Anlaß
gegeben
haben, daß es mitunter Lemminge vom Him-
mel regne.
4. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M.
ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus
supra
infraque latis, palpebrarum aperturis
auriculisque
nullis.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils
unter
der Erde. Soll für seine kleinen ganz
deutlichen Augäpfel doch
gar keine Oeffnung in
der Gegend der Augenlider haben, und
folglich
gänzlich blind seyn.
11. Hyrax. (Daman) Dentes primores
superiores 2, distantes, inferiores 4
contigui, palmae digitis 4, plantae di-
gitis 3, cauda
nulla.
1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's mar-
motte du Cap.) H. palmarum unguibus
planis, plantarum unico
subulato.
Am Cap, ungefähr von der Größe
des
Murmelthiers. Lagert sich auch so in Felsen-
höhlen, ist aber seinem eigenen anomalischen
Bau
nach, zumahl wegen des Gebisses und
der Füße schwer zu
classificiren.
12. Savia. Halbkanichen. Auriculae
rotundatae, paruae. Cauda nulla
aut
breuis. Dentes primores vtrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd-
america, zumahl in Brasilien.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le
cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.) S.
ecaudata, corpore variegato.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt
in
der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von
allen
Säugethieren.
2. Aguti. (Piculi.) das Ferkelkaninchen. S.
caudata, corpore ex rufo fusco,
abdomine
flauescente.
13. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2;
superiores duplicati.
1. † Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) A. auriculis
apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis
longioribus.
Fast in der ganzen alten Welt, und auch
in
Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und
sogar zum
Theil im Munde, behaart. Beide,
Hase und Kaninchen, scheinen
wieder zu kauen*).
Zuweilen gibt es schwarze Hasen, und in
den
nördlichen und alpinischen Gegenden eine beson-
dere weiße Spielart, die eigentlich so
genannten
Berghasen, die in manchen Gegenden, wie
in
Grönland etc. Jahr aus Jahr ein, in andern
aber, wie in
der Schweiz, nur im Winter weiß,
im Sommer aber von der
gewöhnlichen Hasen-
Farbe sind.
Sonderbar ist, daß man schon so oft und in
ganz
verschiedenen, Gegenden und Zeiten Hasen
will gefunden haben,
aus deren Stirnknochen
ein Paar kleine Geweihe, völlig wie bey
einem
Rehbock, nur weit kleiner, mit Krone und pro-
portionirten Enden gewachsen seyn sollen**).
2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le la-
pin. Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis,
corpore et pedibus posticis
breuioribus.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der
alten
Welt, aber nun auch in nordischen
Gegenden
einheimisch. Sie vermehren sich so stark, daß
sie
wohl eher [z.B. neuerlich ums Jahr 1736
auf der St. Peters Insel
bey Sardinien***)]
[Seite 87] zur Landplage geworden
sind*); und
kommen
auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano,
der
sonst so öden liparischen Insel fort. Die
wilden sind grau. Die
weißen mit rothen
Augen sind Kackerlacken in ihrer Art.
Die langhaarigen angorischen (S. 28. Anm.
2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen kom-
men auch hier zu Lande gut fort.
14. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre-
vissimi, postici elongati. Cauda salta-
toria,
apice floccosa. Dentes primores
vtrinque 2.
1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die
Springmaus,
zweybeinige Bergmaus.
Palmis tridactylis,
plantis tetradactylis.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien etc. Macht
sich
Höhlen in die Erde. Springt mit der Leich-
tigkeit
einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß
weit.
15. Hystrix. Stachelschwein.
(Fr.
porcepic.
Engl. porcupine.)
Corpus spinis
tectum. Dentes primores vtrinque 2.
1. Dorsata. (Urson.) H. spinis breuibus
sub
pilis occultis.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsons-
bay etc. Thut zumahl im Winter den
jungen
Baumstämmen großen Schaden.
2. Cristata. H. spinis longissimis,
capite cri-
stato, cauda abbreuiata.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast
ganz
Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden;
nistet in der
Erde. Im Zorn rasselt es mit
seinen Stacheln, die ihm zuweilen,
besonders
im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht ge-
gen seine Verfolger von sich schießen!*)
Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen,
und
meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der
aber bey
den mehrsten von ansehnlicher Größe
und Stärke ist. – Die
eigentlich so genannten
reißenden Thiere und einige andere
Geschlechter
mit ähnlichem Gebiß.
16. Erinacevs. Corpus spinis tectum.
Dentes primores vtrinque
6**); laniarii
supra 3; infra 1, molares 4.
1. † Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson.
Engl. the hedge-hog.) E.
auriculis rotun-
datis, naribus
cristatis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal
nocturnum. Nährt sich aus beyden
Reichen.
[Seite 89] Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen
in Menge
fressen. Spießt allerdings (wie die
Alten sagen, von den Neuern
hingegen ohne
allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon
von
drey ganz zuverlässigen Augenzeugen ver-
sichert
worden) Früchte an seine Rücken-Sta-
cheln, um sie
so in sein Lager zu tragen*).
17. Sorex. Nasus rostratus, auricu-
lae breues. Dentes
primores superio-
res 6**), bifidi;
inferiores 2-4. inter-
mediis breuioribus; laniarii vtrinque
plures.
1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne. Engl.
the shrew.) S. cauda me-
diocri, abdomine
albido.
In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie
giftig
sey, oder den Pferden in den Leib
krieche etc. sind ungegründete
Sagen. Selten
finden sich weiße Spitzmäuse.
2. † Fodiens. die Wasserspitzmaus. S.
ab-
domine cinereo, digitis ciliatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm-
haut ist jede Zehe zu beyden Seiten mit
steifen
Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern un-
gemein geschickt machen. Die Oeffnung
des
Gehörganges kann das Thier durch eine
Klappe
zuschließen, so lange es unter Wasser ist.
3. Exilis. S. minimus, cauda
crassissima
tereti.
Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis
jetzt
bekannten Säugethiere. Wiegt nur 1/2
Quentchen.
18. Talpa.*) Caput rostratum, pal-
mae fossoriae. Dentes primores superio-
res 6, inferiores 8; laniarii maior 1,
minores
4.
1. † Europaea. der Maulwurf, die Scher-
maus. (Fr. la
taupe. Engl. the
mole)
T. cauda breuiore, auriculis
nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll-
kommnes animal subterraneum,
wozu ihm
außer andern Eigenheiten seines
Körperbaues,
besonders die Schaufelpfoten zu Statten kom-
men. Er hat sehr kleine Augen, kann
geschickt
schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die
Bäume
klettern. Es gibt auch weiße und
gefleckte Maulwürfe.
2. Versicolor. (s. aurata) T. ecaudata, pal-
mis tridactylis.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné)
asiatica heißen. Ihr
Haar schillert, zumahl
wenn es naß ist, mit farbigem
Goldglanz.
19. Didelphis. (plerisque) hallux mu-
ticus. Feminis
folliculus abdominalis
mammarum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen
und
einander im Ganzen so verwandten Gat-
tungen
variirt doch das Gebiß so mannigfaltig,
daß dieselben nach dem
linnéischen System in
ganz verschiedene Geschlechter vertheilt
werden müßten.
1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum.
D. albida, auriculis, antibrachiis et
tibiis
nigris, cauda squamosa longitudine cor-
poris. Dentes primores superiores 10, in-
feriores 8, laniarii elongati.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.
Zumahl im wärmern Nord-America*).
Das
Weibchen von dieser und den mehresten übrigen
Gattungen
dieses Geschlechts hat eine große
Tasche am Bauche, die durch
besondre Muskeln
geschlossen und geöffnet werden kann; und
in
deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen
werden ganz
außer Verhältniß klein (gleichsam
nur als unreife Abortus) zur
Welt gebracht,
dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche ge-
tragen, wo sie sich ansaugen und von der Mut-
termilch nähren, bis sie reifer und vollkomme-
ner ausgebildet, gleichsam von neuen
geboren
werden können.
2. Dorsigera. der surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco.
Dentes vt in
priori.
In Süd-America. Das Weibchen, das bey
dieser
Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine
Junge, wenn sie noch
klein sind, auf dem
Rücken tragen, und diese sich dabey mit
ihren
Rollschwänzen an der Mutter ihrem anhalten.
3. Gigantea. das Känguruh. Cauda
apice
attenuato, pedibus anticis breuissimis, po-
sticis longissimis. Palmis pentadactylis,
plantis
subtetradactylis. Dentes primores
superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn
es
aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund
schwer.
Lebt in Herden von 50 und mehr
Stück. Ist bloß grasfressend.
Springt in wei-
ten wohl zwey Klafter langen
Sätzen. Das
Weibchen hat einen Zitzensack. Wirft nur
Ein
Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum
halb so groß
als eine Maus ist, dann aber
von der Mutter drey Vierteljahr
lang in jenem
Sacke getragen wird, bis es wohl 14
Pfund
wiegt.
20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes primores vtrin-
que 6. intermediis breuioribus. Lingua
plerisque
retrorsum aculeata. Vngues
exserti.
1. Zibetha. die Zibethkatze (Hyaena
odori-
fera. Fr. la civette. Engl. the civet.) V.
[Seite 93] cauda annulata,
dorso cinereo nigroque
vndatim striato.
Im südlichen Asien und nördlichen Africa.
Bey
beyden Geschlechtern sammelt sich in einer
besondern Höhle, die
zwischen dem After und
den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth,
eine
schmierige, stark riechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet.) V.
cauda annulata, cor-
pore fuluo-nigricante
maculato.
In der Levante. Wird seines Felles
wegen
geschätzt.
3. Putorius. Das Stinkthier, Conepatl. (Fr.
la mouffette. Engl. the skunk,
pol-cat.)
V. lineis quinque
dorsalibus parallelis albis.
In Virginien, Canada etc. Hat seinen Nah-
men von dem unerträglichen Gestank, den es,
so
wie mehrere verwandte Gattungen seines
Geschlechts, im Zorne von
sich gibt.
4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der
Mungo. (Büffon's mangouste.) V. cauda
basi incrassata sensim attenuata,
pollicibus
remotiusculis.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar,
theils
weiß und graulichschwarz zart gesprenkelt.
Ist
besonders häufig in Aegypten, wo es zumahl
den
Crocodileneyern, so wie außer dem den
Schlangen, nachstellt;
sich aber ausnehmend
kirre und häuslich machen läßt.
5. Aurita. das Großohr. (Fennet, Büf-
fon's animal anonyme.) V. auriculis am-
plissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils,
V. B.
tab. 22.
In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf
den
Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.
21. Mvstela. Dentes primores supe-
riores 6, erecti, acutiores, distincti:
in-
feriores 6, obtusiores, conferti; duo
interiores. Lingua laeuis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben
kurze
Füße, und einen lang gestreckten Körper, den
sie im
Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind
sehr flink, beissig und
blutdürstig.
1. † Martes. der Baummarder, Edelmar-
der,
Tannenmarder, Wildmarder, Feld-
marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-
martin.) M. corpore
fuluo-nigricante,
gula flaua.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nörd-
lichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zo-
bel am nächsten.
2. † Foina. der Hausmarder, Steinmarder.
(Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor-
pore fuluo-nigricante, gula
alba.
Im mittlern und wärmern Europa und
dem
benachbarten Asien.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz. (Fr. le
putois. Engl. the
fitchet,
[Seite 95] polecat.) M. flauonigricans, ore et
auri-
cularum apicibus albis.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus-
marder. Auch in der Barbarey. Das ganze
Thier,
und selbst sein abgezogenes Fell geben
einen sehr widrigen
Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the
ferret) von
gelblich weißer Farbe mit rothen Pu-
pillen, ist
ein wahrer Kackerlacke in seiner Art,
folglich wohl sicher keine
ursprüngliche eigene
Gattung, sondern eine Abart vom Iltis,
mit
welchem es sich auch paart. Taugt gut zum
Ratten- und
Caninchen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline.
Engl. the sable.) M.
corpore fuluo-nigri-
cante, facie et gula
cinereis.
Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit
recht
schwarzbraunem, dickhaarigen und glänzendem
Fell
finden sich um Jakuzk.
5. † Erminea. das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le roselet, l'hermine.
Engl. the stoat,
the
ermine.) M. caudae apice
nigro.
v. Schreber tab. 137. A. 137. B.
In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibi-
rien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert
aber
eben so wie dieses die Farbe, so daß es im
Sommer bräunlich, im
Winter aber (als Her-
melin) weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette. Engl. the weesel) M.
corpore ex
rufo fusco subtus albo.
Im Norden von Europa und Asien. Die
Mutter
trägt oft ihre Junge im Maule umher
(daher die alte Fabel, als
ob sie dieselben durch
diesen Weg zur Welt brächte).
22. Vrsvs. Dentes primores superio-
res 6, intus excauati alterni, inferio-
res 6, laterales 2 longiores lobati;
laniarii primarii
solitarii (minimi 1-2
inter hos et primos molares), lingua
laeuis.
1. † Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear.) V. fusco
nigricans, cauda abrupta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.
In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-
Indien und Nord-Africa. In der Jugend lebt
er
meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr
aber mehr vom
Fleisch. Zum Gefecht bedient er
sich mehr seiner Vorderkatzen,
als des Gebisses.
Zu den merkwürdigsten Spielarten unter
den
Bären gehören: die großen schwarzen Ameisen-
bären; die kleinen hellbraunen Honigbären;
und
die noch kleinern weißlichen Silberbären.
2. Maritimus (glacialis). der
Eisbär, Polar-
bär. V. albus,
collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33
An den Küsten und beym Treibeis der nörd-
lichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spiel-
art des gemeinen Bären verwechselt werden.
Er
wird bey zwölf Fuß lang, und auf 15
Centner schwer; schwimmt und
taucht sehr ge-
schickt, und ist fast bloß
fleischfressend*).
3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton. Engl. the glutton.) M.
corpore
rufofusco, medio dorsi nigro.
Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.
In der nördlichen Erde, besonders in Sibi-
rien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fa-
beln Anlaß gegeben.
Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus
luscus) auf Labrador und
an der Hudsonsbay
scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.
4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger.) M.
cauda concolore,
abdomine nigro.
In Europa und Asien bis gen Schina. Ein
animal omnivorum. Baut unter der Erde
einen
tiefen Kessel, zu welchem verschiedene
Röhren oder Gänge führen.
Verschläft den
größten Theil seines Lebens, und hält beson-
ders langen und festen Winterschlaf, wobey
er
seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinter-
leibe steckt.
5. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel.
M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab-
domine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl.
1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der
wilden
Bienen, die in die Höhlen der Stachel-
schweine
etc. nisten. Er gibt auf den Flug der
heim eilenden Bienen acht,
oder folgt auch bloß
[Seite 98] der Anweisung des Honigkuckucks. Hat
ein
zottiges Fell, und darunter eine ungemein starke
sehr
bewegliche schiebbare Haut, wodurch er
einerseits vor den
Bienenstichen, und anderseits
vor tiefen Bissen der Hunde etc.
gesichert ist.
6. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp,
Coati. (Büffon's
Raton.) M. cauda annu-
lata, fascia
palpebrarum transuersali nigra.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62
Ein animal nocturnum, im
wärmern nord-
östlichen America etc. Frißt
mancherley. Be-
dient sich der Vorderpfoten sehr
geschickt zum
Fassen, auch zum Einweichen oder Ausfischen-
seines Futters*) etc.
Wird überhaupt sehr
kirre.
23. Canis. Dentes primores superio-
res 6, laterales longiores distantes,
in-
termedii lobati; inferiores 6, lobati
omnes; laniarii solitarii,
incuruati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien.
Engl. the dog.) C. cauda
recuruata; sub-
inde digito spurio ad
pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der
sich
besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner
Sinne,
verbunden mit seiner großen vielartigen
Gelehrigkeit (sogar zum
Fischfang**)), aber
auch durch mancherley
andere Brauchbarkeit
[Seite 99] empfiehlt, ist längst mit ihm über alle
fünf
Welttheile verbreitet. Denn auch in America
scheinen
wenigstens die Eskimos ihre Hunde
nicht erst von den Europäern
bekommen zu
haben.
Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen
als
bloße Varietäten einer und derselben Gattung
anzusehen
sind, und ob diese selbst vom Wolf
oder Schakal abstamme, ist
schwerlich zu ent-
scheiden. Mir scheinen manche
Rassen, z.B.
der Dachshund, das Windspiel etc. viel Eige-
nes zu besondern Functionen Abzweckendes in
ihrer
Bildung zu haben, so daß ich diese zweck-
mäßigen
Eigenheiten nicht wohl für zufällige
Folge der bloßen Ausartung
halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin.
Engl. pugdog) mit
untersetztem, kurzem
Leibe, schwarzen Flecken an den
Backen
und hängenden Ohren.
Den Uebergang von dieser zur nächstfol-
genden Rasse macht der eigentliche Bullen-
beißer, Wachthund, Bluthund, molos-
sus. (Engl. the-bull-dog.), bey welchem
der
Unterkiefer vor dem obern etwas her-
vortritt.
b) Mastiuus. die Englische Dogge.
(Fr. le
dogue.
Engl. the mastiff)
mit stumpfem
Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen
und
glattem Haar. Bellt dumpfig und
kurz. – Ihm scheint der
Metzgerhund
(Fr. le
matin.) nahe verwandt.
c) Terrae nouae. der
Neufundländer. (–
Abbild.
n. h. Gegenst. tab. 6. –)
Zeich-
net sich durch seine ausnehmende
Größe,
[Seite 100] langes seidenartiges Haar, langflockigen,
meist aufwärts
gekrümmten Schwanz, be-
sonders aber durch die Art
von Schwimm-
haut zwischen den Zehen aus, die bey
ihm
ungleich größer ist, als bey andern Hunden.
Daher sein
ausnehmendes Geschick zum
Schwimmen. Meist sind diese Hunde
weiß
und schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d) Sagax, venaticus. der
Jagdhund. (Fr.
le
chien-courant) mit langem, dickem
Körper,
eingefurchtem Hinterkopfe, langen
hängenden Ohren. Das Haar bald
schlicht,
bald zottig. – Hierher auch die Bracke,
(Engl. the Spanish pointer.)
der Hüh-
nerhund, der Wachtelhund und die schön
ge-
tigerten Corsicanerhunde.
e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet.
Engl. the water-dog) mit
stumpfem
Kopfe, und wollichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus,
villaticus. der
Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien
de berger,
Engl. the cur) mit
aufrechten
Ohren; der Schwanz auf der untern Seite
lang
behaart. – Hierzu auch der islän-
dische Hund, und
der Spitz oder Pom-
mer. (Fr. le chien-loup.) Auch der nun,
wie
es scheint, ausgestorbene große St.
Bernhards-Hund. Und der
kleinere, den
die Kamtschadalen etc. zum Zug in
Schlitten
gebrauchen. – Auch die auf manchen
Insel-Gruppen
der Südsee einheimischen
Hunde, die von den Einwohnern als
Mast-
vieh gezogen werden, und bloß vegetabili-
sche Nahrung genießen, scheinen zu dieser
Rasse
zu gehören.
g) Meliteus. das
Bologneserhündchen.
(Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-
dog, the shock)
mit sehr langem, seiden-
artigem Haar, zumahl im
Gesichte.
h) Vertagus. der Dachshund. (Fr.
le bas-
set, Engl. the
tumbler, the turnspit) mit
langer Schnautze, hängenden
Ohren, lang
gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vor-
derfüßen, und rothbraunen Flecken über
den Augen.
– Ihm scheint der englische
Terrier (terrarius), mit borstigem Haar
und struppiger Schnautze,
nahe verwandt.
i) Dingo. der neuholländische
Hund. Aeh-
nelt, zumahl in der Bildung des
Kopfs
und Schwanzes, mehr dem Fuchs.
k) Leporarius. das Windspiel.
(Fr. le
levrier,
Engl. the
grey-hound) mit lan-
gem, zugespitztem
Kopfe, hängenden Ohren,
dicker Brust, sehr schlankem Leib und
Beinen.
l) Graius*). der
Spartanische Hund.
(canis laconicus);
sehr groß; hält in der
Bildung das Mittel zwischen
Jagdhund
und Windspiel.
Ihm ähnelt der große Dänische und
der nun
ausgestorbene große Irländische
Hund.
m) Aegyptius. der guineische
Hund. (Fr.
le
chien-turc. Engl. the Indian dog, the
naked dog) ähnelt dem Windspiel,
hat
aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der
übrige Körper
ist meist kahl, und schwarz,
[Seite 102] oder rusigbraun, fast wie Negerhaut. (s.
S.
28. Anm. 2.)
Diese verschiedenen Haupt-Raffen paaren
und
vermischen sich aber nicht nur unter ein-
ander,
sondern auch mit Wölfen und Füchsen,
mit welchen sie sogar
zuweilen fruchtbare
Bastarde erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl.
the wolf) C. cauda
incuruata.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber
in
einigen Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien
und Irland,
ausgerottet. Hat einen schlep-
penden doch dabey
schnellen und nicht leicht zu
ermüdenden Gang. Aus Hunger
fressen die
Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch
Leichen
aus, und da mag etwa ihre nächtliche
Erscheinung auf Kirchhöfen
etc. den Anlaß zu
der alten Sage von Währwölfen
gegeben
haben.
3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's
Adive.) C. corpore fuluo, pedibus lon-
gioribus, caudae apice nigro.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders
in
Ratolien und Bengalen; zieht des Nachts
scharenweise umher;
frißt Thiere, Lederwa-
ren etc.; gräbt Leichen
aus. Manche Natur-
forscher haben den Schakal für
den ursprünglich
wilden Hund, und manche Exegeten
Simsons
Füchse für Schakale gehalten.
4. †. Vulpes der Fuchs, Birkfuchs. (Fr.
le renard. Engl. the fox) C. cauda
recta,
apice discolore.
Zumahl in der nördlichern alten Welt.
Frißt
unter andern Früchten nahmentlich sehr
gern
Weintrauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist
wohl sicher
nur eine Abart davon.
Ob aber auch der wegen seines kostbaren
Felles
berühmte schwarze Fuchs mit weißer
Schwanzspitze, der in
Sibirien, aber auch in
Menge auf Labrador zu Hause ist [und
der,
wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen
haben,
Silberfuchs genannt wird*)], für
eine bloße
Abart des gemeinen Fuchses oder
für eine besondere Gattung
anzusehen sey, läßt
sich vor der Hand noch nicht mit
Gewißheit
bestimmen.
5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs,
Steinfuchs,
Eisfuchs. (Isatis. Engl. the
arctic fox. Russ. Pesez) C. cauda recta,
apice concolore, palmis
plantisque pilo-
sissimis.
v. Schreber tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzber-
gen, Neu-Zembla etc. – Die mehresten sind
weiß.
Die so genannten blauen Füchse hin-
gegen
bläulich-grau.
6. Hyaena. die Hyäne. C. villosus,
nigri-
cans, facie nigra, iuba ceruicis
dorsique,
pedibus tetradactylis.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
[Seite 104]Hat meist einerley Vaterland mit dem Scha-
kal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt.
In
größter Menge in Habessinien. Hat ihr Ab-
lager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und
Berg-Klüften.
Macht in ihrem Körperbau
einen Uebergang zum folgenden
Geschlecht.
24. Felis. Vngues retractiles, caput
rotundius, lingua aspera, Dentes
pri-
mores 6 acutiusculi, exterioribus
maio-
ribus, laniarii solitarii,
supra a primo-
ribus, infra a molaribus
remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the
lion.) F. cauda elongata
floccosa, corpore
fuluo.
v. Schreber tab. 97. A. 97. B.
In den heissen Zonen der alten Welt, vor-
züglich in Africa. Der männliche Löwe
zeichnet
sich durch die Mähne aus, die aber erst im
zweyten
Lebensjahre ausbricht. Das Fleisch des
Löwen wird von den
Hottentotten gegessen und
eine Horde Araber zwischen Tunis und
Algier
soll sich fast bloß davon nähren.
2. Tigris. der Tiger. F. cauda
elongata;
capite, corpore et cruribus nigro-virgatis.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen
bis
Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus
regelmäßig gestreift.
Läßt sich allerdings zäh-
men, und muß auch vor
dem Elephanten
erliegen.
3. Pardus. der Panther, Parder*). F.
cauda subelongata,
maculis obtuse angu-
latis, passim confluentibus
et annulatis.
In Africa und Ostindien. Die Flecken
seines
Fells sind hin und wieder wie zusammenge-
flossen, theils in Hufeisenform, oder gerin-
gelt u.s.w.
Leopard nennt man eine etwas kleinere Ab-
art, mit kleinern Flecken, deren meist drey
bis
vier auf fast goldgelbem Grunde beysammen
stehen.
4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's
once.) F. cauda elongata, corpore albido,
maculis
irregularibus nigris.
In der Barbarey und Ostindien. Weit klei-
ner als die vorige Gattung. Auch leicht
zu
zähmen, und zur Jagd (der Rehe, Gazellen
etc.)
abzurichten, wozu sie im Orient vorlängst, und
in den
mittlern Zeiten auch in Italien und
Frankreich gebraucht
worden.
5. Onça, der Jaguar, americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lu-
tescente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flauis.
In Südamerica. Größer als der Panther,
dem er
sonst sehr ähnelt.
6. Concolor. der americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im-
maculato fuluo.
In Peru, Brasilien etc.; zeichnet sich
durch
sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er
mit dem
Nahmen eines Löwen belegt worden)
und kleinen Kopf aus.
7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.
Engl. the mountain cat) F. cauda abbre-
viata, apice atro,
auriculis apice barbatis,
corpore maculato, plantis palmisque
am-
plissimis.
In der nördlichen Erde; doch auch häufig
im
Neapolitanischen; thut den Wildbahnen
größern Schaden als der
Wolf.
8. † Catus. die Katze (Fr. le chat Engl.
the cat.) F. cauda
elongata, striis dor-
salibus longitudinalibus,
lateralibus spi-
ralibus.
v. Schreber tab. 107. A. 107. B.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber
erst
von da durch die Spanier nach America über-
bracht worden. Die wilde ist größer, als
die
zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwar-
zen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze be-
gattet sich äußerst selten unter den Augen
der
Menschen, und verwildert sehr leicht wieder,
wenn sie
zufällig in Wildniß geräth. Zu den
Besonderheiten der Katzen
gehört ihre starke
Electricität; das Leuchten ihrer Augen im
Fin-
stern; ihre seltsame Gierde auf gewisse
Pflan-
zen, wie z.B. auf die Nepeta cataria
und
[Seite 107] aufs
Teucrium marum etc.; ihr Schnurren oder
Spinnen,
das durch ein Paar eigene zarte, ge-
spannte
Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt
wird; die ängstliche
unüberwindliche Anti-
pathie vieler Menschen gegen
dieselben etc. –
Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört
die
angorische oder persische Katze mit dem lan-
gen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich
schwer
hört; die bläulichgraue Carthäuser- oder Cy-
perkatze; und die spanische oder schildpattfar-
bige Katze (Tortoiseshellcat); unter welchen
letztern man häufig
weibliche Katzen von drey
ganz verschiedenen Farben (z.B.
schwarz,
weiß und gelb), aber kaum je einen der-
gleichen Kater, gefunden haben will.
Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorder-
zähne.
25. Bradypus. Faulthier. (Ignauus. Fr.
paresseux, Engl. sloth) Caput rotun-
datum, crura antica longiora. Dentes
primores nulli vtrinque; laniarii (?)
obtusi,
solitarii; molares cylindrici,
obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus
tridacty-
lis, cauda breui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.
In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsa-
mes schwerfälliges, aber bey aller dieser Träg-
heit listiges und im Nothfall muthiges
und
starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes
Leben, und
wenige Bedürfnisse. Frißt Laub,
säuft gar nicht etc.
26. Myrmecophaga.
Ameisenbär.
(Fr. fourmiller, Engl. ant-eater.) Rostrum
productius,
lingua lumbriciformis; den-
tes nulli.
1. Didactyla. der kleine Tamandua. M.
pal-
mis didactylis, vngue exteriore
maximo,
plantis tetradactylis; cauda prehensili.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe
auch
fast von der Farbe des Eichhörnchens.
Nährt sich von den
dortigen großen Ameisen,
indem er mit den großen hakenförmigen
Krallen
der Vorderfüße die mit einer festen Erdrinde be-
deckten Ameisenhaufen aufkratzt, und dann
seine
vier Zoll lange klebrige Zunge hinein steckt.
27. Manis. Schuppenthier,
formosa-
nisches Teufelchen. Corpus squamis
tectum; lingua teres;
dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die
Thiere
dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Le-
bensart
etc. viel Aehnliches mit den Ameisenbä-
ren. Von
vielen ältern Naturforschern werden
sie unter die Eidexen
gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M.
cauda
longiore; vngulis bifidis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten
Asien.
Ungefähr von der Größe des obigen Ameisen-
bären. Sein castanienbraun geschuppter Kör-
per ähnelt einem Tannenzapfen.
28. Tatv. Armadill, Panzerthier,
Gür-
telthier. (dasypus Linn.) Corpus testis
zonisque
osseis cataphractum; dentes pri-
mores et laniarii
nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis
dor-
salibus 9; palmis tetradactylis;
plantis
pentadactylis.
In Südamerica, bis an die magellanische
Straße.
Baut unter die Erde, wird sehr kirre,
rollt sich bey Gefahr, so
wie die Schuppen-
thiere und der Igel, kugelicht
zusammen.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Ge-
schlecht von wenigen
Gattungen.
29. Eqvvs. Pedes vngula
indiuisa, cauda
setosa. Dentes primores superiores
6.
obtuse truncati; inferiores 6. prominen-
tiores: laniarii solitarii vtrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval.
Engl. the horse.) E. cauda vndique
setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht
mehr, aber
häufig und theils in großen Heerden
verwilderte; so z.B. in der
Mongoley, vol-
lends aber in unermeßlicher Menge in
Pa-
raguay, wohin die Pferde (so wie
überhaupt
nach America) erst durch die Spanier überbracht
worden
u.s.w. Unter den zahmen Pferde-
[Seite 110] Rassen zeichnen sich die
Araber (zumahl die von
der Zucht der Annecy um Palmyra
herum,
und vom Libanus bis gegen den Horeb etc.)
durch ihren
wunderschönen Bau, so wie durch
äußerste Leichtigkeit und
Dauerhaftigkeit aus.
Ihnen folgen die Persianer und Barben. Un-
ter den europäischen sind die spanischen (beson-
ders die aus Andalusien), die neapolitanischen
und
englischen die vorzüglichsten. Die letztern
haben besonders den
Vorzug der Schnelligkeit,
wodurch sie sich in den Wettrennen
auszeich-
nen*). – Ganzer berittenen Nationen zu ge-
schweigen, wie z.B. die Cosacken, Tataren,
Calmücken, die
Pferde-Tungusen, die Abipo-
ner etc. so ist auch für
die cultivirtesten Völker
der Werth dieses Thiers für
Landwirthschaft,
Cavallerie, Postwesen etc. unermeßlich.
Manche
der gedachten berittenen Völker leben auch
großen Theils
vom Fleisch und Milch der Pferde.
Die letztere gibt, wenn sie
zusammen geronnen,
vollends aber wenn sie abgezogen worden,
das
berauschende Kumiß der Mongolen.
2. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the
ass.) E. cauda extremitate setosa,
cruce
dorsali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme
Hausthier
abstammt, ist der wahre onager der
Alten;
und findet sich jetzt zumahl in der Tata-,
[Seite 111] rey, unter dem Nahmen
Kulan*), von da er
jährlich im Herbst in großen Herden
südlich
nach Indien und Persien zu zieht und
daselbst
überwintert. Er ist größer und schlanker als
der zahme
Esel, und von ausnehmender Schnel-
ligkeit. – Ins
nördlichste Europa ist der Esel
bis jetzt noch gar nicht verpflanzt.
Auch artet
er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe,
da es z.B.
weiße Esel gibt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten,
und
geben zweyerley Bastarde, die von großer
Dauerhaftigkeit und Stärke,
und zuweilen (aber
sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das ge-
meine Maulthier [mulus, Fr. le
mulet**)],
das vom männlichen Esel
gezeugt, und von der
Stute geworfen wird. Das andere ist
der
Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau***)], der
vom Hengste
gezeugt, und von der Eselinn ge-
worfen ist. Dieser
letztere ist seltner, und hat
Gelegenheit zur Sage von den
fabelhaften Ju-
marn, oder vorgeblichen Bastarden vom
Pferde-
und Ochsengeschlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis,
maxime
regularibus.
The Sebra, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz
verschiedene
Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für
die
Weibchen der andern gehalten hat) ist im
[Seite 112] südlichen Africa zu Hause.
Es lebt her-
denweis, ist ungemein schnell, aber wild
und
unbändig*).
Die wiederkauenden Thiere mit gespalte-
nen Klauen,
unter welchen sich die wichtigsten
Hausthiere finden.
30. Camelvs. Cornua
nulla, labium
leporinum, pedes subbisulci**). Dentes
primores inferiores 6 spathiformes: su-
periores 2; laniarii distantes, superio-
res 3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le
dromadaire.***)]. C. tofo dorsi
vnico.
Findet sich noch hin und wieder in Asien, zu-
mahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und
Indien,
wild, ist aber für den ganzen Orient
[Seite 113] und für das nördliche und
mittlere Africa das
wichtigste Hausthier. (Das Schiff für
die
Wüsten – nennen es die Araber.) Die ge-
wöhnliche Last der Carawanen Camele ist gegen
sechs Centner, und
damit legen sie täglich ge-
gen vier deutsche Meilen
zurück. Das nutzbare
Thier frißt dorniges Buschwerk, was in
den
Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes
Säugethier zur
Nahrung taugt. Auch kann es,
wie versichert wird, den Durst mehrere
Wochen
lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel
auf ein
Mahl, da sich dieses Wasser lange Zeit
in seinem Magen ziemlich
unverändert erhalten
soll. Beyde, sowohl diese, als die
folgende
Gattung, haben eine große Schwiele vorn an
der Brust,
vier kleine an den Vorderfüßen,
und zwey dergleichen an den
Hinterfüßen, die
ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie
müde
sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le
chameau. Engl. the camel.) C. tofis
dorsi
duobus.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl
in ganzen
großen Herden in Bessarabien etc.
wird daselbst seines schnellen
Trabes und na-
türlichen Sattels wegen, mehr als die
vorige
Gattung zum Zuge gebraucht.
3. Llama. das Liama, die Camelziege,
Guanaco. C. dorso laeui, tofo pectorali.
So wie die folgende Gattung im südlichen
America,
besonders dem gebirgigen Peru.
[Seite 114] Ward als Lastthier gebraucht, und kann
bey
seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb
Centner tragen.
4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vi-
gogne.) C. tofis nullis, corpore lanato.
Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zäh-
men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen
Haares,
das die bekannte Vigogne-Wolle gibt,
jährlich in großen Treibjagden
haufenweis ge-
fangen. Auch soll der occidentalische
Bezoar-
stein am öftersten in dieser Gattung
gefunden
werden.
31. Capra. Cornua caua
rugosa scabra.
Dentes primores superiores nulli, infe-
riores 8; laniarii nulli.
1. †. Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl.
the sheep.) C. mento imberbi,
cornibus
compressis lunatis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich
wild;
scheint auch nicht ein Mahl nur so wie
die Ziege wieder verwildern
zu können: wird
aber fast in der ganzen alten Welt als eins
der
allernutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist
auch bald nach
der Entdeckung von America
dorthin verpflanzt worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe
sind vor
allen die tibetanischen, aus deren
feinster Wolle (so wie aus
manchem zarten
Ziegenhaar) der Schaul verfertigt wird;
die
spanischen, aus Segovien, und dann die
englischen ebenfalls
wegen ihrer ausnehmenden
Wolle; die isländischen mit vier, sechs
oder
[Seite 115] acht
Hörnern; und die arabischen und ägypti-
schen mit dem
großen und wohl 40 Pfund
schweren Fett-Schwanze, zu merken.
Die
ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt;
groß, wollreich,
mit kahlen kurzen Schwän-
zen; die Lüneburger
Heidschnucken hingegen
klein, und beyde Geschlechter gehörnt.
Die
zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils
statt der
krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar;
und die in Südafrica noch
überdieß lang herab
hängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, (mufimon
Büf-
fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis cir-
cumflexis subtus planiusculis, palearibus
laxis
pilosis.
Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland,
in der
Barbarey; eine verwandte, weit größere
Art aber (das Argali) in
Sibirien bis Kamt-
schatka und dann im nordwestlichen
America.
Letzteres hat mächtig starke und schwere*)
Hörner, und wird von einigen
Naturforschern
für das Stammthier zu unserm Schaf gehalten.
3. † Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl.
the goat.) C. mento barbato, cornibus
ar-
cuatis, carinatis.
Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab-
zustammen, der im Caucasus und den
daran
grenzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen
Mägen
(so wie bey manchen Gattungen von An-
tilopen)
zuweilen der orientalische Bezoar-
[Seite 116] stein gefunden wird, daher
das Thier selbst
mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt wor-
den*). – Die Hausziege (– das wichtige
Hausthier der alten
Guanchen auf den Cana-
rischen Inseln –) verwildert
leicht wieder, und
ist nun meist eben so weit als das Schaf
auf
der Erde verbreitet. – Die angorische Ziege
oder das
Kämmelthier hat langes seidenartiges
Haar und gibt das beste so
genannte Camelgarn.
4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus.
(Fr.
le bouquetin.
Engl. the wild goat.)
C.
mento barbato, cornibus lunatis
maximis,
supra nodosis, in dorsum reclinatis.
In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen,
so wie
in den sibirischen Alpen. Das Gehörn
eines bejahrten Steinbocks
wiegt wohl 20 Pfund,
und hat meist eben so viel knorrige Ringe
auf
jeder Seite.
32. Antilope. Cornua
caua, teretia,
annulata, vel spiralia. Dentes vt
in
capris.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich
zahlreiche
Gattungen im mittlern und südlichern
Asien und Africa, zumahl aber
am Cap finden.
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois,
l'Izard.) A.
cornibus erectis vncinatis.
In den alpinischen Gegenden des mildern
Europa und
westlichen Asiens. Zahm gemachte
Gemsen sollen sich mit den Ziegen
gepaart und
[Seite 117] Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau-
lichen
Zasern ihres Futters bilden sich in ihren
Mägen die ehedem berühmten
so genannten
Gemsballen, (aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus
tereti-
bus annulatis, medio flexis, apicibus lae-
vibus approximatis.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Das
schlanke
flinke Thier macht die Lieblingsjagd der
Morgenländer, und gibt
ihrer Dichtersprache
das reizende Bild weiblicher Schönheit.
3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock.
A.
cornibus liratis, linea laterali faciei et
trunci fusca, clunibus
albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen
er
jährlich in Herden von vielen tausenden ge-
gen das
Cap zu und nach einigen Monathen
wieder zurück zieht.
4. Oreas. das Cudu. A. cornibus
subulatis
rectis carinato-contortis, corpore griseo.
Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.
In Südafrica und Ostindien. Die Form
und Länge
seiner geraden Hörner ähnelt der von
dem fabelhaften Einhorn, wozu
es vielleicht
den Anlaß gegeben.
33. Bos. Cornua
concaua, lunata, lae-
via. Dentes vt in generibus
praece-
dentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl.
the
ox.) B. cornibus teretibus
extrorsum
curuatis, palearibus laxis.
Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab
(vrus, bonasus, und Bison der alten Welt;
denn
diese dreyerley Nahmen scheinen sämmt-
lich die
Stammrasse unseres Hornviehs zu be-
zeichnen), der in
Polen, Litauen, Sibirien ge-
funden wird, und ehedem
auch in Deutschland
war. – Zu den merkwürdigsten Varietäten
des
Rindviehs gehört z.B. die halbwilde weiße
Rasse mit braunen
oder schwarzen Ohren, auf
den Ladronen, und hin und wieder in
Groß-
britannien: die mit den ausnehmend
großen
Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte
in einigen
Provinzen von England etc.
Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß
auch
die indische (von den Hindus heilig ver-
ehrte)
Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu
(– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Va-
rietät
dieser Gattung seyn solle.
In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und
eingeschluckt haben. Die ihnen eigene,
furchtbare, pestartige
Viehseuche, hat zumahl
seit 1711. zuweilen lange und weit und
breit
grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798
durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungs-
mittel für die Kinderblattern bewährt worden.
2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo.)
B.
cornibus resupinatis intortis antice planis.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun
aber
nach und nach durch den größten Theil von
Asien und Nordafrica
verbreitet, und wird auch
hin und wieder in Europa, wie z.B. seit
dem
siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn,
und auch im
Salzburgischen gezogen und zum
[Seite 119] Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn be-
haartes Fell, das ausnehmend stark und vor-
züglich zu Schläuchen tauglich ist.
3. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti-
tibus, introrsum curuatis, vellere propen-
dente, cauda vndique iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch
in
Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner
als unser Hornvieh,
zeichnet sich auch außer-
dem durch seine grunzende
Stimme, durch sein
zottiges Ziegenhaar, und durch einen
büschligen
sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er
schön
ist, in Indien hoch geschätzt und theuer
bezahlt wird.
4. Arni. Der Riesenbüffel. B. cornibus
diua-
ricatis, lunatis, longissimis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.
In den gebirgichten Gegenden von Nord-
Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger
15 Centner
gewogen.
5. Bison. der nordamericanische Bison. B.
cornibus diuaricatis breuibus, iuba longissi-
ma, dorso gibboso.
Das größte Landthier der neuen Welt;
lebt
herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil-
dern Nordamerica. Im Winter ist es über den
ganzen Körper behaart,
im Frühjahr hingegen
wird es am Rücken und Hinterleibe kahl,
und
behält bloß seine ungeheure Brust- und Nacken-
Mähne.
6. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf
musqué. Engl. the musk-ox) B.
cornibus
deflexis, basibus latissimis complanatis ad
frontem
contiguis; apicibus reflexis.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord-
america im Westen der Hudsonsbay vom 66
bis 73° der
Breite eingeschränkt. Ein Paar
seiner Hörner soll zuweilen über
einen halben
Centner wiegen.
34. Giraffa. Cornua
simplicissima
pelle tecta, fasciculo pilorum nigro ter-
minata. Dentes primores superiores
nulli;
inferiores 8 spathulati, extimo
bilobo;
laniarii nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe.
Cptn. Carteret, in den philos. Transact.
Vol. LX. tab. I.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan-
gen Halses, kurzen Körpers abhängigen Rückens,
und
wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fel-
les, ein
sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll
im Schreiten, wie die
Paßgänger, immer den
Vorder- und Hinterfuß der einen Seite zu-
gleich heben, und daher einen sonderbaren Gang
haben,
von dem die Bewegung des Springers
im Schachspiel entlehnt worden;
und ist, wenn
sie aufrecht steht, über sechzehn Fuß hoch.
35. Cervvs. Cornua
solida multifida.
Dentes vt in generibus
praecedentibus
(interdum tamen laniarii solitarii supe-
riores).
1. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl.
the elk.) C. cornibus planis
acaulibus,
palmatis.
In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders
das
nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal,
Engl. the moose-deer*) keine eigene
Gattung
macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe
vom
Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein
Gehörn über 50 Pfund; läßt sich
zähmen und
herdenweise auf die Weide treiben. Die alten
Sagen,
daß das Elennthier oft von Epilepsie
befallen werde etc. brauchen
jetzt keiner weitern
Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch.
(Fr. le daim. Engl. the buck, the fallow-deer.)
Cornibus subramosis compressis,
summitate
palmata.
Im mildern Europa. Kleiner als der ge-
meine Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr.
le renne. Engl. the rein.) C. cornibus
(in
vtroque sexu) longis,
simplicibus, tereti-
bus, summitatibus subpalmatis,
iuba gu-
lari pendula.
v. Schreber tab. 247. A. B. C.
In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie
in
Kamtschatka in Herden von tausend und mehr
Stück; kann in wärmern
Gegenden nicht aus-
dauern, lebt von dürrem Laub, und
vorzüglich
von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee
[Seite 122] hervor scharrt.
Dient zumahl den Lappländern,
Samojeden, Tungusen und Koräken zur
Be-
friedigung aller der dringendsten
Bedürfnisse
des Lebens.
4. †. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf.
Engl. the stag.) C. cornibus
ramosis totis
teretibus recuruatis apicibus multifidis.
v. Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn,
nur
unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der
Enden seines Geweihes
richtet sich nicht genau
nach dem Alter des Thiers: nach dem
achten
Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natür-
lichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr
als 24 wahren
Enden. Der Hirsch wird
ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil.
Engl. the roe) C. cornibus
ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate
bifida.
In den mildern und wärmern Erdstrichen von
Europa
und Asien. Das Gehörn des Rehbocks
ist öfter als bey andern
Gattungen dieses Ge-
schlechts durch sonderbare
Exostofen entstellt.
36. Moschvs. Cornua
nulla. Dentes
primores vt in praecedentibus generi-
bus; laniarii superiores solitarii
exserti.
1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk.) M. folliculo
vmbilicali.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen-
den von Tibet und dem südlichen Sibirien.
[Seite 123] Das Männchen hat in
der Nabelgegend einen
Beutel fast von der Größe eines
Hühnereyes,
worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzney-
mittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu-
lis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste
Thier
dieser Ordnung. Seine ganzen Beine
sind nur Fingers lang, und haben
ungefähr die
Dicke eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, bor-
stige oder
dünn behaarte Säugethiere, mit
mehr als zwey Klauen an jedem Fuß.
Also
mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese
haben im Grunde
vier Klauen.
37. Svs. Rostrum
truncatum, promi-
nens, mobile. Dentes primores (ple-
risque) superiores
4, conuergentes, in-
feriores
6, prominentes; laniarii su-
periores 2, inferiores 2,
exserti.
1. † Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde
le sanglier, das zahme le cochon. Engl.
jenes the wild boar, dieses the hog.) S.
dorso setoso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze
und
überhaupt eine andere Form des Schädels,
[Seite 124] kürzere aufrechte Ohren,
größere Fangzähne
als das Hausschwein, auch keinen Speck,
und
niemahls Finnenwürmer, und ist fast immer
von schwarzgrauer
Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über
die ganze
Erde verbreitet, als das Hausschwein.
Es hat einen ungemein scharfen
Geruch, und
ist beynahe ein animal
omniuorum. Das
Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im
Jahr
und wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. –
In America, wohin
die Schweine aus Europa
übergebracht worden, sind sie theils
verwildert.
(Fr. cochons
marons.) Auf Cuba wurden sie
mehr als noch ein Mahl so
groß, als ihre
europäischen Stammältern; auf Cubagua ar-
teten sie in eine abentheuerliche Rasse aus
mit
Klauen, die auf eine halbe Spanne lang wa-
ren
etc. – Die schinesischen (Fr. cochons de
Siam) haben kürzere Beine und einen ausge-
schweiften Rücken ohne Mähne. – In Schwe-
den und Ungarn findet sich nicht selten eine
Spielart
mit ungespaltenen Klauen, die schon
den Alten bekannt war, so wie
man auch welche
mit fünf Klauen gesehen, hat.
2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's san-
glier du cap verd.) S. dentibus primoribus
nullis; laniariis superioribus
lunatis extror-
sum curuatis; sacculis, verrucosis sub
oculis.
Vosmaer description du sanglier d'Afrique.
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf
Madagascar. Ein
furchtbar wildes Thier, mit
einem mächtig großen Kopf,
spannen-breiten
Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter
den
Augen etc.
3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein,
(Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo
moschifero ad extremum
dorsi.
Herdenweise in den wärmsten Gegenden
von
Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*). der Schweinhirsch, Hirsch-
eber. S. dentibus laniariis
superioribus
maximis, parallelis retrorsum arcuatis.
Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt
am Wasser,
kann sehr geschickt selbst nach ziem-
lich entlegnen
Inseln schwimmen. Es hält
schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast
zirkel-
förmigen großen Eckzähne des Oberkiefers
die-
nen mögen?
38. Tapir. Dentes
primores vtrinque 10;
laniarii nulli; palmae
vngulis 4, plan-
tae
vngulis 3.
1. Americanus. der Tapir, Anta.
Das größte Landthier in Süd-America, von
der Statur
eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf
und Schenkel sind ungefähr wie beym
Schwein;
die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich.
Gewöhnlich
setzt sichs auf die Hinterfüße wie
ein Hund. Geht gern ins Wasser,
schwimmt
sehr gut etc.
39. Elephas. Elephant. Proboscis lon-
gissima, prehensilis; dentes primores su-
periores exserti.
1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte
con-
caua, auriculis minoribus, dentium
molarium
corona lineis vndulatis parallelis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan.
Ist das
größte von allen Landthieren, wird wohl
15 Fuß hoch und wiegt im
zwanzigsten Jahre
auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken
fast
Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen In-
sectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer
Farbe. Das
Hauptorgan des Elephanten ist
sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen,
zum
äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein
Futter damit
zu fassen und ins Maul zu stecken,
und zu tausend künstlichen
Verrichtungen, statt
der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen
lang
ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder
einziehen.
Am Ende ist derselbe, wie mit einem
biegsamen Haken versehen, und
hiermit kann er
ungemein feine kunstreiche Handlungen verrich-
ten, z.B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflö-
sen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl
aufheben
u.s.w. Seine Nahrung besteht vor-
züglich aus Laub der
Bäume, Reis und andern
Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leich-
tigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey
der
Begattung soll er sich, wie die mehresten übri-
gen Säugethiere bespringen. Das neugeworfene
Junge saugt mit dem
Maule (nicht mit dem
Rüssel, wie viele gemeint haben).
Ungefähr
im dritten, vierten Jahre kommen bey
beyden
Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum
Ausbruch, die
das Elfenbein geben. Sie wer-
den wohl 7 bis 8 Fuß
lang und einer derselben
kann bis auf 200 Pfund wiegen.
Wahrschein-
lich wird der Elephant auf 200 Jahre alt.
Am
[Seite 127] häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er
zum mindesten 20
Centner zu tragen, und die
größten Transporte Berge hinauf zu
wälzen, im
Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnel-
les Schieben der Beine, und dabey so sicher,
daß er
auch auf ungebahnten Wegen doch nicht
strauchelt.
2. Africanus. E. capite subrotundo,
fronte
conuexa, auriculis amplissimis; dentium
molarium
corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa ein-
heimische Gattung, wird nicht, wie die asiati-
sche, als Hausthier gehalten, sondern bloß
des
Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins*)
wegen gefangen und geschossen.
40. Rhinoceros. Nashorn. Cornu
solidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin-
que quaternis, inferioribus
conicis, supe-
rioribus sublobatis; laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh-
rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie
das
doppelte beym afrikanischen nicht am Knochen
fest, sondern
ist bloß mit der Haut verwachsen.
2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et
laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte
Horn ist
kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
41. Hippopotamus. Dentes primores
superiores remoti, inferiores
procum-
bentes; laniarii inferiores
incuruati,
oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See-
kuh
genannt)
Buffon. Supplement vol. III. tab. 62. 63.
vol. VI.
tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im
Nil.
Aeußerst plump, mit einem unförmlichen
großen Kopfe, ganz
ungeheueren Rachen, dicken
Leibe, kurzen Beinen etc. Ein erwachsenes
wiegt
wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt
sich von
Vegetabilien und Fischen.
Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren
Geschlechter wieder nach der
Verschiedenheit
ihres Gebisses (so wie oben die Ferae) in
drey Familien zerfallen. A)
Glires.
B) Ferae. C) Bruta.
Mit meißelförmigen Nagezähnen.
42. Castor. Pedes postici palmati.
Dentes primores vtrinque
2.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the. beaver.) C. cauda
depressa, ouata,
squamosa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.
In der nördlichern Erde, in einsamen Gegen,
den
an Land-Seen und größern Flüssen. Er
wird wegen seiner feinen
Haare für die Hand-
lung, und für die Arzneykunst
wegen des so ge-
nannten Bibergeils wichtig, das
sich den beyden
Geschlechtern in besondern Behältern am
Ende
des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind
aber diese
Thiere durch die ausnehmende Kunst-
fertigkeit,
mit welcher sie, da wo sie sich (wie im
Innern von Canada) noch
in Menge beysammen
finden, ihre dauerhaften Wohnungen,
besonders
aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge-
hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen.
Denn,
zugegeben, das freylich in den Erzäh-
lungen
mancher Reisebeschreiber vom Bau der
Biber vieles verschönert
und übertrieben worden,
so wissen sich doch diese Thiere, nach
dem ein-
stimmigen Zeugniß der unverdächtigsten
Beob-
achter aus ganz verschiedenen
Welttheilen,
dabey so nach zufälligen Umständen zu
bequemen,
daß sie sich dadurch weit über die
einförmigen
Kunsttriebe andere Thiere erheben.
Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.
43. Phoca. Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti.
Dentes primores
superiores 6,
inferiores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen
Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethie-
[Seite 130] ren, deren ganzer Körperbau darnach
eingerichtet
ist, um in beyden Elementen leben zu können*).
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr.
le veau marin. Engl.
the
seal.) P. capite laeui, auriculis nullis, cor-
pore griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.
In den nördlichen Meeren. Ist für die finni-
schen Insulaner, so wie für die
Kamtschadalen,
besonders aber für die Grönländer und für
die
labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges
[Seite 131] Geschöpf: die
beyden letztern Völker zumahl,
nähren sich von seinem Fleisch,
kleiden sich in
sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten
und
Fischerbothe damit etc. Sein Fang macht
ihr
vorzüglichstes Geschäft, und die darin
erworbene
Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata,
collo
laeui.
Buffon, Supplement vol. VI. tab. 47.
Im Sommer herdenweise auf den Inseln
des
kamtschatkischen Inselmeers, überwintert
oder
vermuthlich auf den benachbarten etwas süd-
lichern Inseln des stillen Oceans. Lebt
in
Polygamie, so daß jedes Männchen wohl
dreyßig bis vierzig
Weibchen hat, die es mit
vieler Eifersucht bewacht, und grimmig
gegen
seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*).
3. Iubata. der Stellersche Seelöwe. P.
auricu-
lata, collo iubato.
Buffon, Suplement vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gat-
tung dieses Geschlechts; hat den Nahmen von
der
beym Männchen gewisser Maßen löwenar-
tigen
Mähne.
4. Cristata. der ansonsche Seelöwe**). P.
capite antice
cristato.
Anson's voyage round tke world tab. 19.
Im atlantischen sowohl als im stillen
Ocean.
Nur das Männchen hat den häutigen Kamm
auf der
Nase.
44. Lvtra. Palmae plantaeque natato-
riae. Dentea primores vtrinque 6 ; su-
periores
distincti, inferiores conferti.
1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter.) M. plantis
nudis, cauda
corpore dimidio breuiore.
In den mildern Gegenden der nördlichen
Erde.
Die schönsten in Canada.
2. Marina. die Seeorter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. plantis pilosis,
cauda corpore quadruplo
breuiore.
Cook's voyage to
the northern hemisphere
vol.
II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jensei-
tigen Küste vom nordwestlichen America
bis
hinunter nach Nutka-Sund, dock auch um
Corea, und zumahl
im gelben See. Ihr
schwarzes und silbergraues Fell ist für
die
Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.
Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vor-
derzähne.
45. Ornithornynchvs. Mandibu-
lae rostratae (anatinae).
Dentes nulli*).
1. Paradoxus. das Schnabelthier.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.
Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeich-
net sich von allen bisher bekannten Säugethie-
ren durch die beyspiellose Bildung seiner Kinn-
laden aus, die im äußern aufs vollkommenste
einem
breiten planen Entenschnabel ähneln,
auch eben so mit einer
weichen nervenreichen
zum Tasten bestimmten Haut überzogen,
auch
an den Seiterändern gezähnelt sind. Beyder-
ley Füße sind mit einer Schwimmhaut ver-
sehen, die an den Vordern noch vor den
Krallen
hervorragt, und sich mittelst derselben fächerar-
tig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Noch
hat
man an keinem von beyden Geschlechtern
eine Spur von Zitzen
gefunden. Dieses Wun-
derthier lebt in einem
Landsee des an sonder-
baren Formen seiner
Geschöpfe so reichen fünf-
ten Welttheils, unweit
Botanybay.
46. Trichechvs. Pedes posteriores
compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the walrus.) T. dentibus
laniariis
superioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hun-
derten beysammen. Nährt sich vom Seetang
und
Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen
[Seite 134] loskratzt. Die alten
Normanen machten ihre fast
unverwüstlichen Ankertaue von
Wallroßriemen*).
2. Manatus. die Seekuh (Fr. le lamantin.)
T.
dentibus laniariis inclusis.
In den Meeren der wärmern Erde, auch
häufig im
Orinoco. Scheint zu manchen der
Sagen von Sirenen und
Meerjungfern Anlaß
gegeben zu haben**).
Die ehedem so ganz widersinnig zu den
Fischen gerechneten
Säugethiere***).
47. Monodon. Dentes
alteruter maxillae
superioris exsertus longissimus,
rectus,
spiralis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.
Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das
Junge
hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem
[Seite 135] Oberkieferknochen Einen),
die aber von unglei-
cher Größe sind, und beym
Erwachsenen sehr
selten zusammen gefunden werden, sondern ge-
wöhnlich nur einer von beyden. Zuweilen so
lang, als
der Körper des Thieres, d.h. wohl
18 Fuß und darüber.
48. Balaena. Dentes
nulli. Laminae
loco superiorum corneae.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the black whale.) B. dorso
impinni.
Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben,
in
Landkarten-Format. fig. 1. 2.
Das größte aller bekannten Thiere*), das
über 100000
Pfund an Gewicht hält, ist theils
gegen den Nordpol, aber auch in
südlichen Ge-
genden im atlantischen Ocean, und im
stillen
Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen
werden, sind
selten über 60 bis 70 Fuß lang.
Der ungeheuere Kopf macht wohl ein
Drittel des
ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens
schwarz
oder mit weiß gemarmelt etc., hin und
wieder dünn behaart, und oft
mit Muscheln
besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und
den
nordwestlichen Americanern gibt dieses un-
geheuere
Thier victus et amictus etc. Die Euro-
päer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein
großer
5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch-
thrans und
besonders der Barden wegen, deren
er 700 im Oberkiefer hat, die das
Fischbein
geben, und von denen die mittelsten wohl
zwanzig Fuß
lang werden.
2. Boops. (Fr. la
jubarte) (einer der verschie-
denen
Finnfische.) B. pectore sulcato, pinna
dorsali
obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil
des
Bauchs, ist bey dieser und einigen andern
Gattungen dieses
Geschlechts sehr regelmäßig
nach der Länge gefurcht*).
49. Physeter. Dentes in
maxilla in-
feriore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
(Engl. the white whale.) P. dorso impinni,
dentibus inflexis, apice
acutiusculo.
Die homannische Abbild. fig. 4.
Meist in den südlichern Weltmeeren; zumahl
an den
Küsten von Brasilien und von Neu-
Südwallis. Er
erreicht die Größe des Wallfi-
sches, hat einen
ungeheuren Rachen, und kann
Klafterlange Hayfische verschlingen.
Sein
Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen
überaus
schmal. Er wird vorzüglich des Wall-
raths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in
Gestalt
eines milchweißen Oels theils im
Körper des Thiers bey dem Thran,
theils aber,
und zwar in größter Menge in besondern Be-
hältern am Kopfe desselben, zumahl vorn auf
[Seite 137] den Oberkiefern
gefunden wird, und an der Luft
zu einem halb durchsichtigen Talg
verhärtet.
Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist
eine
Stercorolverhärtung die sich zumahl im
dicken Darm mancher davon
erkrankender Ca-
schelotte findet.
50. Delphinvs. Dentes
in maxilla
vtraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio Plin. Engl. the
porpoise.) D.
corpore subconiformi,
dorso lato pinnato,
rostro subobtuso.
So wie die folgende Gattung in den europäi-
schen Meeren: wird 1 1/2 Klafter lang und ist
zumahl
für die Lachse ein schädliches Raubthier.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin. Engl. the porpesse.) D.
corpore
oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro
attenuato,
acuto.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Engl.
the grampus.) D. pinna dorsi altissima;
dentibus subconicis, parum incuruis.
Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch
im
mittelländischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart
etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemei-
nes von ihnen überhaupt sagen läßt, und man
sich folglich
bey ihrer speciellen Geschichte desto
umständlicher zu seyn gedrungen
sieht. Bey
den Vögeln ist der Fall anders. Beydes,
so wohl ihre
Gestalt, als auch ihre Lebensart
hat im Ganzen genommen mehr
Ueberein-
stimmendes, daher man sich bey der
besondern
Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und
Gattungen
schon kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer
Bildung darin mit einander überein,
daß sie
zwey Füße, zwey Flügel, einen hornigen
Schnabel, und einen
mit Federn bedeck-
ten Körper haben. Sie zeichnen sich
zu-
gleich durch diese vier Charactere von
allen
andern Thieren aufs kenntlichste aus, und
machen eine
gleichsam isolirte Classe von
[Seite 139] Geschöpfen aus, die mit keiner andern zu-
sammen fließt, und sich daher in die vermeinte
Kette oder
Leiter der natürlichen Körper
(S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen
läßt.
Unter jenen Charaktern sind die Federn
den Vögeln ausschließlich eigen,
die in regel-
mäßigen Reihen (in
quincunce) in die
Haut verwachsen und mit vielem Fette durch-
zogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, ge-
wöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an
ihrer Statt regenerirt
werden. Manche, wie
die Schneehühner etc. mausern sich gar zwey
Mahl
im Jahr, im Frühling und Herbst.
Bey manchen Gattungen hat der junge
Vogel,
zumahl vor der ersten Mause (als auis
hornotina) andere Farben oder Zeichnungen
des Gefieders,
als im reifern Alter. Bey
manchen herrscht auch hierin große Sexual-
verschiedenheit. Von den Haaren unterschei-
den sie sich besonders auch dadurch daß sie,
so viel bekannt, wenn sie
beschnitten oder
sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so
wie
diese, wieder ergänzt werden.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen
Schwung-
federn (remiges), diese
Steuerfedern
[Seite 140] (rectrices). Die Schwungfedern bilden
bey
ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer,
womit sich die
Vögel in die Luft heben und
fliegen können. Einige wenige Vögel (aues
impennes), wie die Pinguine etc. haben
gar
keine Schwungfedern, und sind daher zum
Fluge ungeschickt. So
fehlen auch einigen
Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen etc.
die
Steuerfedern.
Im innern Körperbau*) zeichnen sich
die Vögel besonders durch die
merkwürdigen
Luftbehälter aus, die in ihrem Körper ver-
theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer-
ster
Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen
mit den Lungen, andere aber bloß
mit dem
Rachen in Verbindung, und der Vogel kann
sie nach Willkühr
mit Luft laden oder aus-
leeren. Zu diesen Luftbehältern
gehören vor-
züglich große aber zarte häutige Zellen,
die
theils im Unterleibe, theils unter den Achseln
und sonst noch
unter der Haut verbreitet sind,
und durchs Einathmen mittelst der
Lungen
voll Luft gepumpt werden können. Außer-
[Seite 141] dem dienen den Vögeln
auch gewisse mark-
leere hohle Knochen, wie die
Schulter-
knocken im Flügel etc. und manchen selbst
die
Hirnschale, zu ähnlichen Zwecken. Und end-
lich
sind auch die ungeheuren Schnäbel der
Pfefferfraße, Nashornvögel etc.
ebenfalls dahin
gehörig; und selbst die Federspulen stehen
mit dem
obengedachten lockern Zellgewebe in
Verbindung, und können gleichfalls
mit Luft
gefüllt oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen
werden die Vögel zum Flug
geschickt, bey
welchem die Geschwindigkeit so wohl als die
lang
anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind.
Nur wenige Vögel, wie der
Straus, der
Casuar, die Pinguine und andere aues
im-
pennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe
eben so verschieden als der
Säugethiere ihrer.
Die mehresten leben auf Bäumen, andre auf
dem
Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde:
aber kein einziger Vogel (so wie
der Maul-
wurf in der vorigen, und andere Geschöpfe
in
den beyden letztern Thier-Classen) bloß
unter der Erde. Die Bildung der
Füße ist
[Seite 142] auch
bey den Vögeln, so wie bey den Säu-
gethieren, ihrem
verschiedenen Aufenthalt an-
gemessen. Die mehresten haben
freye, unver-
bundne Zehen (aues
fissipedes) und zwar
gewöhnlich ihrer viere, wovon drey nach
vorn,
und der vierte gleichsam als Daumen nach
hinten gekehrt ist
(pedes ambulatorii). Oder
aber es sind nur zwey
Zehen nach vorn, und
zweye nach hinten gekehrt (p.
scansorii); oder
der Vogel kann willkürlich die eine Zehe
bald
vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück-
wärts
zum Daumen schlagen (digitus ver-
satilis). Bey andern ist auch wohl die
mittlere Zehe an die eine
Seitenzehe ange-
wachsen (pedes
gressorii); oder die Hinter-
zehe fehlt ganz (p. cursorii). Bey denen
Vögeln, die keine freye
Zehen haben, sind
die Zehen entweder nur an der Wurzel (p.
semipalmati) – oder aber bis vorn an
die
Spitze (p. palmati) – durch eine Schwimm-
haut verbunden; bey andern sind die einzelnen
Zehen mit
einer lappichten schmalen Haut, die
entweder einen glatten (p. lobati), – oder
zackigen Rand (p. pinnati) hat, wie mit
Fransen eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren
Wohnplatz zu gewissen Jahrszeiten
die
meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur
[Seite 143] wenige Meilen weit in die
benachbarten
Gegenden streichen, und bald darauf in ihre
alte
Heimath zurückkehren; andere aber wie
die Hausschwalben, die Kraniche,
Störche etc.
so, daß sie im Herbst große Wallfahrten,
weit übers
Meer und über einen beträchtlichen
Theil der Erdkugel weg, anstellen,
und den
Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frü-
jahre in wärmern Zonen zubringen.
Kein Vogel hat Zähne, sondern diese
Thiere müssen ihre Speise entweder
mit dem
Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey-
denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen
einschlucken, ge-
langen diese nicht sogleich in den
Magen,
sondern werden vorher im drüsenreichen
Kropfe (ingluuies, prolobus) eingeweicht,
und von da nur
allmählich an den Magen
überlassen: der bey diesen Thieren
äußerst
musculös, und so stark ist, daß er sogar,
nach Reaumur's
u.a. merkwürdigen Ver-
suchen, verschluckte Haselnüsse und
Oliven-
kerne zu zerdrücken und Münzen so glatt
wie
Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö-
gel
verschlucken aber auch überdieß noch kleine
Kieselsteinchen, die
ebenfalls die Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen be-
[Seite 144] fördern*).
Verschiedene fleischfressende Vö-
gel, wie die Falken,
Eulen, Eisvögel etc.
können die Knochen, Haare und Gräten
der
kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht
verdauen, sondern
brechen sie, in eine runde
Kugel (das Gewölle) geballt, nach
der
Mahlzeit wieder von sich**).
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-
werkzeuge der Vögel
in Vergleichung zu den
Säugethieren, gehört unter andern der Man-
gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls
dienenden
äußern Ohren; der aber, zumahl
bey den nächtlichen Raubvögeln, durch
die
äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und
[Seite 145] bestimmte Richtung der Federchen
in der Ge-
gend des Ohres und bey manchen
derselben
auch noch überdieß durch eine bewegliche
Klappe am äußern
Gehörgange ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Aenten
nähmlich
u.a. verwandte Gattungen, scheinen den wirk-
lichen Sinn des Tastens (d.h. des Gefühls im
engern Verstande) zu
besitzen; und das Organ
dazu ist wohl die weiche Bedeckung ihres
Schna-
bels, die mit ausnehmend starken
Hautnerven
versehen; und beym lebendigen Thier äußerst
empfindlich
ist. Auch sieht man, wie die Enten
in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung
des Fraßes
weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen
können,
mit dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen
so genannten Sangvögeln
mannigfaltig und
anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen,
daß sie
singen (– denn natürlicher Gesang
ist ein ausschließliches Vorrecht des
Men-
schen –) als, daß sie pfeifen. Außer
den
obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt
ihnen dazu vorzüglich
die Einrichtung ihres
Kehlkopfs (larynx) zu
Statten, der bey den
Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren
und
Amphibien, am obern Ende, nähmlich
an der Zungenwurzel befindlich,
sondern
gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die
beiden Enden
der Luftröhre vertheilt ist.
Die Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaf-
[Seite 146] fen
etc. hat man die Menschenstimme nachahmen
und Worte aussprechen gelehrt:
so wie auch
die Sangvögel im Käficht leicht fremden
Gesang annehmen,
Lieder pfeifen lernen, und
sich sogar zum Accompagnement
abrichten
lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen
zugleich schon
wirklich kleine Concerte hat geben
können. Ueberhaupt aber scheint auch
der
Waldgesang der Sangvögel doch erst durch
Uebung und Nachahmung
recht ausgebildet
zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im
Frühjahr; manche aber, wie der
Kreuzschna-
bel, in der kältesten Jahrszeit nach
Weihnach-
ten. Das Hausgeflügel ist gar an keine be-
stimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich
Jahr aus Jahr
ein zu diesem Geschäft willig
finden. Manche halten sich nur zur
Begat-
tungszeit, andere aber, wie die Tauben,
für
immer paarweise zusammen: noch andere
aber leben, wie die
Hühner, in Polygynie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In-
stinct getrieben, für
die Zukunft zu sorgen,
und zu nisten, wovon eigentlich
vielleicht
bloß der Kuckuck völlig ausgenommen ist.
[Seite 147] Bey den polygamischen Vögeln,
wie bey den
Hühnerarten, nimmt das Männchen gar
keinen Antheil an
diesem Geschäfte; bey denen
aber, die sich paarweise zusammen
halten,
zumahl unter den Sangvögeln, trägt es doch
Baumaterialien
herbey, und verpflegt sein
Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren
Bedürfnis-
sen und ihrer ganzen Lebensart aufs
genaueste
angemessen. Und eben so sorgfältig wählt
auch jede Gattung
die Baumaterialien zu
ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich. Manche Vögel,
wie die
Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich
bloß ein dürres
Lager von Reisholz, Stroh-
halmen etc. auf der platten
Erde: andere tragen
sich nur ein weiches kunstloses Bett in
Löcher
der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume;
so die Spechte,
Heher, Dohlen, Sperlinge etc.
Sehr viele, zumahl unter den
Hühnern,
Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Neste
die Gestalt einer
Halbkugel oder einer Schüs-
sel: andere, wie der
Zaunkönig, ungefähr
die Form eines Backofens: noch andere, wie
[Seite 148] manche Meisen,
Kernbeißer etc. die von einem
Beutel u.s.w.*)
Wenn endlich das Geschäft des Nester-
baues vollendet ist,
so legt die Mutter ihre
Eyer hinein; deren Anzahl bey den verschie-
denen Gattungen der Vögel sehr verschieden
ist. Viele
Wasservögel z.B. legen jedes
Mahl nur ein einziges Ey; die
Taucherchen
und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven
drey; die
Raben vier; die Finken fünf; die
Schwalben sechs bis acht; die
Rebhühner
und Wachteln vierzehn; das Haushuhn
aber, besonders wenn
man ihm die Eyer
nach und nach wegnimmt**), bis fünfzig und
drüber. Zuweilen geben auch
manche Vögel,
ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer
von sich, die
aber zum Bebrüten untauglich
sind und Windeyer (oua
subuentanea,
cynosura, zephyria, hypenemia) heißen.
Die Ausbildung des jungen Thieres, die
bey den Säugethieren noch im
Mutterleibe
[Seite 149] vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln
im schon gelegten Ey,
mittelst des Brütens
bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet
seine
Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es
den Grasmücken oder Bachstelzen
etc. in deren
Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß
man, daß
selbst Capaunen und Hunde, und
sogar Menschen Vogeleyer
ausgebrütet
haben*). Auch bloß durch künstliche
Wärme,
und erhitzten Mist**), und
durch Lampen-
feuer in so genannten Brüt-Maschinen***)
und in
Brutöfen, kann man leicht Hühnchen
auskriechen lassen. – Die Vögel
werden
durchs anhaltende Brüten abgemattet, und
nur bey solchen, die
sich paarweise zusammen
halten, wie bey den Tauben, Schwalben etc.
[Seite 150] nimmt auch das
Männchen an diesem Ge-
schäfte Antheil. Die Hähne unter
den Cana-
rienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen etc.
über-
lassen zwar das Brüten bloß ihren
Weibchen,
versorgen sie doch aber während der Zeit
mit Futter und
ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß
das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur
Reise gebracht wird*).
Zu dieser Absicht ist nicht nur der
Dotter
überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß,
sondern auch
wiederum diejenige Stelle auf
seiner Oberfläche (der so genannte
Hahnen-
tritt, cicatricula), neben
welcher das künftige
Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch
leichter
als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich
bey jeder
Lage des Eyes doch immer jene
Stelle dem Leibe des bebrütenden
Vogels
zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen
Küchelchens zeiget
sich immer erst eine geraume
Zeit nachdem das Brüten seinen
Anfang
genommen. Beym Hühnerey z.B. kaum
vor Ende des ersten Tages:
so wie am Ende
[Seite 151] des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch
sehr unvoll-
kommnen Herzchens (das punctum saliens)
seinen Anfang nimmt. Zu Ende des
fünften
Tages sieht man schon das ganze kleine
gallertartige
Geschöpf sich bewegen. Am vier-
zehnten brechen die Federn
aus; zu Anfang
des funfzehnten schnappt das Hühnchen schon
nach
Luft; und ist am neunzehnten Tage im
Stande einen Laut von sich zu
geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt,
worin
er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah-
ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist,
verschieden, als die
früheste Gestalt des neu-
empfangenen Säugethiers von
seiner nachherigen
Bildung. Man kann sagen, das Küchelchen im
Eye
gelangt erst durch eine Art von Metamor-
phose zu seiner
vollkommenen Gestalt, und das
sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide
(z.B.
des Herzens) als in der Totalbildung. (– vergl.
die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. –)
Unter den mancherley zur bewunderungs-
würdigen Oeconomie
des bebrüteten Küchelchens
dienenden Organen, sind die beyden
allerwich-
tigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen,
die
zumahl um die Mitte der Brützeit in ganz
ausnehmender Schönheit
sich zeigen. –
Nämlich die Nabelhaut (chorion)
die
dann unter der Eyerschaale ausgebreitet ist;
und die Dotterhaut
(membrana valuulosa
vitelli), die mit dem
Dramcanal des zarten
[Seite 152] Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient
ihm statt der
Lungen zum so genannten phlo-
gistischen Proceß (– S. 37
u.f. –) und
diese zur Ernährung mittelst des Dotters,
der allgemach
durch das sich ihm beymischende
Eyweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h.
Gegenst. tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre be-
stimmte Brützeit von
verschiedener Länge, die
aber doch nach Verschiedenheit des Clima
und
der wärmern oder kältern Witterung verzögert
oder beschleunigt
wird. Beym Huhn ist das
Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein
und
zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus
dem Eye reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in
Monoga-
mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt-
lichkeit gefüttert, und zumahl bey den
mehresten
körnerfressenden aus dem Kropfe
geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt
für ihren
eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß
ihrer körperlichen Größe, und in
Vergleich
mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter,
und man weiß,
daß selbst in der Gefangen-
[Seite 153] schaft Adler und Papageyen über
hundert,
Stieglitze über 24 Jahre etc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige
Ge-
schöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauch-
barkeit fürs Menschengeschlecht ohne Ver-
gleich einfacher ist, als der Säugethiere ihre.
Sie vertilgen
unzählige Insecten, und das
unbedingte Wegfangen mancher
vermeintlich
schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc.
in
manchen Gegenden, hat meist eine un-
gleich schädlichere
Vermehrung des Ungezie-
fers nach sich gezogen. Andere
verzehren
größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,
Frösche, Eidexen
etc. oder Aeser. Viele helfen
Unkraut ausrotten. Von der andern
Seite
wird auch die Vermehrung und Fortpflan-
zung der
Thiere so wohl, als der Gewächse,
durch Vögel befördert. So weiß man
z.B.,
daß die wilden Enten bey ihren Zügen be-
fruchteten Fischrogen in entfernte Teiche über-
tragen,
und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel
verschlucken Sa-
menkörner, die sie nachher wieder ganz
von
sich geben, und dadurch die Verbreitung der-
selben befördern: so z.B. die Tauben auf
Banda die Muscatnüsse etc.
Der Mist der
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und
[Seite 154] Küsten, daß nachher nützliche
Gewächse
da fortkommen können. Manche Falken-
gattungen lassen sich zur Jagd, so wie die
Scharben zum Fischfang,
abrichten etc. So
sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett etc.
dienen
zur Speise. Die ganzen Felle der
Seevögel zur Kleidung mancher der
nördlich-
sten Völker. Die Federn zum Füllen
der
Betten, zum Schreiben, und zu mancher-
ley theils
kostbaren Putz, so wie sie auch bey
vielen wilden Völkern, zumahl auf
den Inseln
des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handels-
artikel ausmachen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die
Vertilgung nutz-
barer Thiere und Gewächse zurück
bringen.
Der Condor, der Lämmergeyer u.a. Raub-
vögel
tödten Kälber, Ziegen, Schafe etc.
Der Fischadler und so viele
Wasservögel sind
den Fischen und ihrem Leich so wie die Ha-
bichte, Sperber, Aelstern etc. dem Hausge-
flügel gefährlich. Die Sperlinge und andere
kleine Sangvögel schaden
der Saat, den
Weintrauben und Obstbäumen u.s.w. Und
endlich werden
freylich nicht bloß brauchbare
Gewächse, sondern auch eben so wohl
wuchern-
des Unkraut durch die Vögel
verpflanzt.
Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe
von
Thieren eben so wenig, als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen
genommen, ziemlich einförmig ist, und
gewisse
Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und
die Füße, die
sich auf ihre ganze Lebensart,
Nahrung etc. beziehen, schon an sich so
viel von
ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die
mehresten
Ornithologen auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen,
oder des
andern von den genannten Theilen gegründet;
Klein z.B. auf
die Bildung der Zehen,
Möhring auf die Bedeckung der Beine,
Brisson
auf beydes in Verbindung mit der
Beschaffenheit des Schnabels u.s.w.
Linné
nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel
auch auf die
Bildung mehrerer Theile zu-
gleich, und so ziemlich auf
den ganzen Ha-
bitus, Rücksicht; nur scheint er sich in
der
Ausführung zuweilen vergessen zu haben:
wenigstens begreift man
nicht, wie Papa-
geyen, Colibrite und Krähen bey ihm in
eine
Ordnung verbunden, hingegen Tauben und
Hühner in zwey Ordnungen
von einander ge-
rissen, und mehr Verbindungen oder
Trennun-
gen dieser Art zugelassen werden durften.
Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System
erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen
abzutheilen
versucht.
I. Accipitres. Die
Raubvögel: mit krum-
men starken Schnäbeln, meist mit
kurzen,
starken, knorrigen Füßen, und großen,
gebogenen,
scharfen Klauen.
II. Leuirostres. Mit kurzen
Füßen, und
meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils
hohlen
und daher sehr leichten Schnäbeln.
Papageyen, Tucane etc.
III. Pici. Mit kurzen
Füßen, mittelmäßig
langen und schmalen Schnäbeln, und
theils
wurmförmiger, theils fadenförmiger
Zunge. Wendehals, Spechte,
Baum-
kletten, Colibrite etc.
IV. Coraces. Mit kurzen
Füßen, mittelmäßig
langem, und ziemlich starkem, oben erha-
benem Schnabel. Raben, Krähen etc.
V. Passeres. Die so
genannten Sangvögel
nebst den Schwalben etc. Sie haben
kurze
Füße, und einen mehr oder weniger kegel-
förmigen, zugespitzten Schnabel, von ver-
schiedener
Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit
kurzen Füßen,
oben etwas erhabenem Schnabel, der an
der Wurzel
mit einer fleischigen Haut be-
wachsen ist. Auch die
Tauben habe ich
unter diese Ordnung gebracht, da sie bey
weitem
mehr mit den Hühnern als mit den
[Seite 157] Sangvögeln, denen sie Linné
zugesellte,
verwandt sind.
VII. Struthiones. Die
großen, zum Flug
ungeschickten Landvögel. Der Straus,
Casuar und
Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel,
mit langen
Füßen, langem, fast walzenförmigem
Schnabel, und
meistens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel
mit Ruder-
füßen, einem stumpfen, mit Haut über-
zogenen, am Rande meist gezähnelten
Schnabel, der
sich an der Spitze des Ober-
kiefers mit einem Häkchen
endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ord-
nungen.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen,
scharfen Krallen und
starkem, gekrümmtem
Schnabel, der meist oben auf der Seite
in
zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft,
und an der Wurzel
mehrentheils mit einer
fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie näh-
ren sich theils von
Aas, theils vom Raube le-
bendiger Thiere, leben in
Monogamie, nisten
an erhabenen Orten, und haben ein wil-
derndes, widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer Rostrum rectum,
apice aduncum: plerisque caput et col-
lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. ca-
runcula verticali longitudine capitis.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica.
Hält mit
ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in
die Breite, und feine
Schwungfedern sind am
Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarz und
weiß
von Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern,
fliegt
ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube
unter den Viehherden, und von
den todten
Fischen, die die See auswirft.
2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeyer, Son-
nengeyer. V. naribus carunculatis,
vertice
colloque denudato.
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.
[Seite 160]In Westindien und Südamerica. Nur von
der Größe
eines welschen Huhns; zumahl am
Kopf von schönen gelben, rothen und
schwarzen
Farben, mit langen, fleischigen Lappen über
dem
Schnabel. Kann den nakten Hals ganz in
den dickgefiederten
Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bart-
geyer,
Goldgeyer. V. rostri dorso versus
apicem gibboso,
mento barbato.
Anmerk. zu Jac. Bruce's Reisen, V. B.
S. 290. tab. 46.
In den Tyroler- und Schweizer-Alpen;
auch in
Sibirien und Habessinien. Der größte
europäische Vogel, dessen
ausgespannte Flügel
bey 10 Fuß messen, und der sich
vorzüglich
durch seinen starkhaarigen Bart, und durch
den
befiederten Kopf, besonders aber durch den ge-
wölbten Rücken vorn am Oberschnabel von
andern Geyern
auszeichnet*).
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris, margine exteriore, praeter
extimas,
canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien
und
Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Am-
phibien etc. Die alten Aegyptier haben diesen
Vogel, so wie einige
andere ihnen vorzüglich
nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn
häufig
in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbe-
kleidungen u.s.w. vorgestellt.
2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum
aduncum,
basi cera instructum; caput
pennis tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius,
Fr. le
messager.) F. cera alba,
cruribus
longissimis, crista ceruicali pendula, rectri-
cibus intermediis elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip-
pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpf-
vogel*).
2. †. Melanaëtus der
schwarzbraune Adler.
(Büffon's aigle commun, Engl. the
black
eagle) F. cera lutea, pedibusque
semila-
natis, corpore ferrugineo-nigricante,
striis
flauis.
In Europa. Beträchtlich kleiner als
der
folgende.
3. †. Chrysaëtos. der
Goldadler, Steinadler.
(Büffon's grand aigle, Engl. the golden
eagle.) F.
cera lutea, pedibusque lanatis
luteo-ferrugineis, corpore fusco
ferrugineo
vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.
Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen
Felsen und
versorgt seine Junge mit Wildpret
von Hasen, Gemsen etc.
4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Bein-
brecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the
sea-
eagle, the osprey.) F. cera lutea pedibusque
semilanatis, corpore ferrugineo,
rectrici-
bus latere interiore albis.
An den europäischen Küsten, auch in Nord-
america und theils auf der Südsee. Fast von
der Größe
des Goldadlers. Lebt fast bloß von
Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih.
(Fr. le balbuzard. Engl. the osprey.) F.
cera pedibusque caeruleis, corpore
supra
fusco, subtus albo, capite albido.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den
Seeküsten.
Ist oft mit dem Fischadler ver-
mengt worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer,
Milan, Scherschwanzel,
Schwalben-
schwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl.
the kite.) F. cera flaua, cauda forsicata,
corpore ferrugineo,
capite albidiore.
Fast in der ganzen alten Welt.
7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon,
Engl. the falcon.) F. cera
pedibusque flauis,
corpore cinereo maculis fuscis, cauda
fasciis
quatuor nigricantibus.
In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde;
variirt
in zahlreichen Spielarten, deren einige
auch von manchen für
besondre Gattungen an-
genommen werden. Wird
vorzüglich (so wie
freylich manchere andere verwandte Gattun-
gen dieses Geschlechts auch) zum Fang
kleiner
Säugethiere und Vögel, nahmentlich in den
Morgenländern
zur Gazellenjagd, und in
Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Tauben-
falke.
(accipiter. Fr. l'autour, Engl. the
Gooshawk.) F. cera nigra, margine pedi-
busque flauis, corpore fusco, rectricibus
fasciis
pallidis, superciliis albis.
Hat meist gleiche Heimath mit der
vorigen
Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'épervier, Engl. the sparrow hawk.) F.
cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo
griseo vndulato,
cauda fasciis nigricantibus.
3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun-
cum, nudum absque cera; nares
barba-
tae; caput grande; lingua bifida;
pedes
digito versatili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule.
(Fr. le grand duc. Engl. the great horn-
owl,
the eagle-owl.) S. auribus
pennatis,
iridibus croceis, corpore rufo.
Das größte Thier seines Geschlechts. Im
mildern
Europa und westlichen Asien.
2. Nyctea. die Schnee-Eule. S. capite
laeni,
corpore albido, maculis lunatis distanti-
bus fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab.75.
In der nördlichsten Erde. Ein
prachtvolles
Thier.
3. †. Flammea. Die Schleiereule, Kircheneule
Thurmeule (Fr. l'effrai.) S. corpore luteo
punctis albis, subtus albido punctis
nigrican-
tibus.
In den gemäsigtern Zonen der alten und
neuen Welt.
Bey ausnehmend schönem und
sanftem Gefieder.
4. †. Passerina. das Käutzlein (Fr. la chevêche,
Engl. the little owl.) S. capite
laeui, re-
migibus maculis albis quinque
ordinum.
4. Lanivs. Rostrum
rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum;
lingua
lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise, Engl.
the great
shrike.)
L. cauda cuneiformi, lateribus alba,
dorso cano,
alis nigris macula alba.
In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie
die
folgende Gattung, anderer Vögel Stimme
sehr geschickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur, Engl. the red-backed shrike.) L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectri-
cibus quatuor intermediis vnicoloribus,
rostro
plumbeo.
In Europa. Nährt sich hauptsächlich von
Insecten,
zumahl Käfern, Grashüpfern etc. die
er zum Vorrath an Schwarzdorn
und anderes
dorniges Gebüsche anspießt.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß
den wärmsten Erdstrichen
eigen, und werden
durch die theils sehr großen, dicken, aber
in
Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kennt-
lich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der
Luftbehälter
gedacht worden.
5. Psittacvs. Papagey, Sittig.
(Fr.
perroquet, Engl. parrot) Mandibula
superior adunca, cera instructa, lingua
carnosa,
integra. Pedes scansorii*).
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat-
tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge-
schränkte Heimath haben, daß sich, z.B. auf
den
Philippinen, verschiedene derselben bloß
einzig und allein auf der
einen oder andern Insel,
[Seite 166] und hingegen nie auf den noch so nahe liegen-
den, benachbarten finden. Ueberhaupt haben
die
Papageyen viel Auszeichnendes, Eignes in
ihrem Betragen. Sie wissen
sich z.B. ihrer
Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen
ihre
Speise damit zum Munde, krauen sich damit
hinter den Ohren,
und wenn sie auf dem Boden
gehen, so treten sie, nicht wie andere
Vögel
bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen
Ferse auf
etc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel
ist eingelenkt und sehr
beweglich, und nutzt
ihnen zuweilen fast statt eines dritten
Fußes
zum Klettern, Anhalten u.s.w. Beide Ge-
schlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und
manche hat man,
wenn gleich höchst selten,
sogar singen gelehrt.
1. Macao. der Aras, indianische Rabe.
(Aracanga). P. macrourus
ruber, remi-
gibus supra caeruleis, subtus rufis,
genis
nudis rugosis.
2. Alexandri. P. macrourus viridis,
collari
pectoreque rubro, gula nigra.
3. Cristatus. der Cacadu. P.
brachyurus,
crista plicatili flaua.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis
albis, cauda
coccinea.
Auf Guineea, Congo und Angola.
[Seite 167]5. Ochrocephalus (Fr. l'amazone à tête jaune.)
P. viridis,
vertice flauo, tectricibus alarum
puniceis, remigibus ex viridi,
nigro, vio-
laceo et rubro variis, rectricibus
duabus
extimis basi intus rubris.
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu-
rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia
nigra,
orbitis cinereis.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel
größer als
ein Blutfink. Hat den französischen
Nahmen von der irrigen Sage als
ob es immer
Paarweis gehalten werden müßte und keins
den Verlust
seines Gatten überleben könnte.
6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras,
Rostrum
maximum, inane, extrorsum
serratum, apice incuruatum.
Pedes
scansorii plerisque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen
dieses
sonderbaren Geschlechts südamericanischer
Vögel auszeichnet, ist
ausnehmend leicht, und
von ungemein weichem Horn. Ihre Zunge
ist
eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an
der Wurzel
kaum eine Linie breit, und an den
Seiten vorwärts gezasert. Das
Gefieder variirt
sehr, nach der Verschiedenheit der beyden Ge-
schlechter, auch nach dem Alter etc.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro
flauescente,
versus basin fascia nigra, fascia abdomi-
nali flaua.
7. Bvceros. Der Nashornvogel, Ca-
lao. (hydrocorax) Rostrum maximum,
inane, ad basin versus frontem
recur-
uatum; pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses
ebenfalls
abentheuerlich gebildeten Geschlechts, sind
in
Ostindien und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali
re-
curuato.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße, und meist einen geraden,
nicht dicken
Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picvs. Specht. (Fr. pic. Engl. wood-
pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato;
lingua teres lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata,
apice retrorsum
aculeato; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau
der Zunge, daß sich das Zungenbein in
zwey lange grätenförmige
Knorpel verläuft, die
von hinten nach vorn über den ganzen Hirn-
schädel unter der Haut liegen, und sich an der
Stirne
nahe an der Schnabelwurzel endigen.
Diese Knorpel sind also
gleichsam elastische Fe-
dern, mittelst welcher diese
Vögel ihre wurm-
förmige Zunge desto leichter
hervorschießen, und
an der hornigen Spitze derselben Insecten an-
spießen können.
1. †. Martius, der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die
Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern
Europa und
nördlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.
3. †. Maior. der große Bunt- oder Roth-
specht.
P. albo nigroque varius, occipite
rubro.
4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht.
P. albo nigroque varius, vertice
rubro.
9. Iynx. Rostrum
teretiusculum, acu-
minatum; lingua lumbriciformis,
lon-
gissima, mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr.
le torcol, Engl. the
wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und meist die
gleiche
Heimath wie die vorgedachten Spechte.
10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu-
latum, teretiusculum, apice
compresso,
mandibula superiore paullo longiore;
pedes
ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle,
le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood-
cracker.) S. rectricibus
nigris, lateralibus
quatuor infra apicem albis.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
11. Todvs. Rostrum
subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi
setis
patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le
todier, Engl. the
green
sparrow.) T. viridis, pectore
rubro.
2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro,
cor-
pore albo, cauda cuneata, rectricibus inter-
mediis longissimis.
In Südafrica, auf Madagascar etc.
12. Alcedo. Rostrum
trigonum, cras-
sum, rectum, longum; digitus
versatilis.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon. Fr. le
martin pecheur, Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda
breui.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich
von
Fischen. Vertrocknet (so wie auch der
Kreuzschnabel und vielleicht
manche andere
Vögel mehr) nach dem Tode leicht, ohne in
Fäulniß
überzugehen.
13. Merops. Rostrum
curuatum compres-
sum, carinatum; pedes
gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque
viridi
caerulescente, gula lutea, fascia tempo-
rali nigra.
Im südlichen Europa und mildern Asien.
Lebt von
Insecten.
14. Upupa. Rostrum
arcuatum, conue-
xum, subcompressum,
obtusiusculum,
pedes ambulatoii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn.
(Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) U.
crista
variegata.
In Europa und Ostindien. Nährt sich
von
Regenwürmern und mancherley Insecten. Nistet
in hohle Bäume,
und, wie schon Aristoteles
anmerkt, oft auf eine Grundlage von
Men-
schenkoth*).
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum
arcuatum, tenue, subtrigonum, acu-
tum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper,
Grauspecht,
Baumkleber. (Fr. le grim-
pereau, Engl. the creeper.) C. grisea,
subtus
alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte
an den
Baumstämmen herum, um Insecten und
ihre Puppen zu suchen etc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C.
cinerea,
tectricibus roseis, remigibus rectricibusque
fuscis,
maculis alarum fuluis niueisque.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.
Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings
Größe,
und lebt einsam im wärmern Europa.
Nahmentlich im C. Bern. In
Deutschland ists
äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer,
auf
Thürmen etc.
3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus
remigi-
busque nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren
kunstreiche
Einwohner mit den Federchen dieses kleine car-
moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen
Putz und
andre Kleidungsstücke, Helme etc.
sogar ganze Mäntel etc.
überziehen.
4. Sannio. C. olinacea, vertice
subuiolaceo,
remigibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
16. Trochilvs*). Colibri, Honigsau-
ger,
Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche.
Engl. humming bird.) Rostrum
subulato-
filiforme longum. Mandibula
inferiore
tubulata, superiore vaginante inferio-
rem. Lingua filis duobus coalitis tubu-
losa; pedes
ambulatorii, breuissimi.
Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis
jetzt
weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht
bloß im
wärmern, sondern theils auch nördlich
bis Nutka-Sund und südlich bis
zur Westküste
von Patagonien.
A) Curuirostres (eigentliche Colibris.)
1. Pella. (Fr. le
colibri-topase.) Tr. ruber,
rectricibus
intermediis longissimis, capite
fusco, gula aurata vropygioque
viridi.
B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)
2. Minimus. T. rectirostris, corpore
viridi
nitente, subtus albido; rectricibus laterali-
bus margine exteriore albis.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge-
trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein
Nest ist
von Baumwolle, und hat die Größe
einer Wallnuß; und seine zwey Eyer
etwa die
von einer Zuckererbse.
3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le
Rubis-topase.) T.
viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo
rutilo.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen
mit
rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie
glühendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen
starken, oben erhabenen Schnabel
von mittel-
mäßiger Größe, und kurze Füße. Sie
leben
theils von Getreide u.a. Pflanzensamen etc.
theils von
Insecten, und auch von Aas; und
haben mehrentheils ein wilderndes,
unschmack-
haftes Fleisch.
17. Buphaga. Rostrum
rectum, subqua-
drangulare: mandibulis gibbis,
integris,
extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu-
latorii.
1. Africana (Fr. le pic
boeuf. Engl. the
beefeater.)
18. Crotophaga. Rostrum
compres-
sum, semiouatum, arcuatum, dorsato-
carinatum. Mandibula superiore margine
vtrinque
angulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de
petun. Engl. the ra-
zor-billed blackbird.) C.
pedibus scansoriis.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen
sich
zusammen halten und ein gemeinschaft-
liches Nest
bauen, mit einander brüten etc.
19. Corvvs. Rostrum
conuexum cultra-
tum, nares mystace tectae; pedes
am-
bulatorii.
1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. corpore
atronitente,
rostri apice subincuruo, cauda semirhombea.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge-
hends in beyden Welten. Hat einen überaus
scharfen
Geruch, raubt Fische, Krebse, junge
Enten, selbst junge Hasen etc.
schleppt auch an-
dere Sachen zu Neste, die er nicht
fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille, Engl. the carrion crow.) C. atro-
caerulescens totus, cauda
rotundata: rectri-
cibus acutis.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka-
rechel.
(Fr. le freux, la
frayonne. Engl.
the
rook.) C. ater, fronte
cinerascente,
cauda subrotunda.
In Europa. Vergütet den mäßigen Schaden
den sie der
Saat thut durch die weit beträcht-
lichere Vertilgung
unzähliger Feldmäuse, Enger-
linge, Grasraupen
etc.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau-
benkrähe. (Fr. la corneille
mantelée. Engl.
the
hooded crow, royston crow.) C. cinera-
scens, capite iugullo alis caudaque nigris.
In der alten Welt. Wird ebenfalls durch
die
Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut
doch aber
auch den Maisfeldern großen Schaden.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus,
occipite
incano, fronte alis caudaque nigris.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle,
Herrenvogel. (Fr. le
geai. Engl. the
jay.) C. tectricibus alarum
caeruleis,
lineis transuersis albis nigrisque,
corpore ferrugineo
variegato.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le
casse noix. Engl. the nut cracker.) C.
fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris:
rectricibus
apice albis: intermediis apice
detritis.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie.
Engl. the magpie.) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd-
liches Thier für junges Meyergeflügel.
20. Coracias. Rostrum
cultrarum,
apice incuruato, basi pennis denuda-
tum; pedes ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le
rollier, Engl.
the
roller.) C. caerulea, dorse rubro, re-
migibus nigris.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in
der Erntezeit, wenn die Frucht in Man-
deln steht,
haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracvla. Rostrum
conuexo-cultra-
tum, basi nudiusculum. Lingua
integra,
acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le
mainate, Engl. the
minor
grakle.) G. nigro violacea,
macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flaua.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und
lernt
leicht Worte nachsprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata.
22. Paradisea*). Paradisvogel (ma-
nucodiatta.) Rostrum basi plumis tomen-
tosis
tectum. Pennae hypochondriorum
longiores. Rectrices duae
superiores
singulares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland,
[Seite 178] da es wohl bloß auf
Neu-Guinea zu Hause
ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach
den
Molucken u.a. benachbarten Inseln streichen.
Noch jetzt
schneiden die Papus diesen Thieren,
die wegen ihres prachtvollen
Gefieders in Indien
als Putz getragen werden, wenn sie sie zu
dieser
Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher
die
leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln über-
haupt abzusprechen wagten*).
1. Apoda. (Fr. l'Emeraude.) P. brunnea pen-
nis hypochondriis luteis corpore longiori-
bus, rectricibus duabus intermediis
longis
setaceis.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite
breuius, cultratum, aduncum,
margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus
luteus,
gula nigra.
24. Bvcco Bartvogel. (Fr. barbu, Engl.
barbet.) Rostrum cultratum, lateraliter
compressum apice vtrinque
emarginato,
incuruato, rictu infra oculos protenso.
1. Atroflavus. B. niger, iugulo, pectore
et
lineis supra-et infraorbitalibus luteis, ab-
domine griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.
[Seite 179]25. Cvcvlvs. Rostrum
teretiusculum.
Nares margine prominulae,
Pedes
scansorii.
1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow.) C. cauda
rotundata ni-
gricante albo-punctata.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber
doch nur
im Frühling und Sommer zu sehen ist.
Er bebrütet die zahlreichen
Eyer, die er jedes
Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt
sie
einzeln in die Nester der Grasmücken und
Bachstelzen etc.
zwischen dieser ihre eigenen Eyer,
da sich dann diese kleinen Vögel
an seiner Statt
dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merkwürdig
ist,
daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser
so weit kleinern Vögel
ihre, und daß sie auch
nicht länger als diese bebrütet zu
werden
brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber
dagegen sehr
schnell, und wirft die mit ihm zu-
gleich
ausgebrüteten jungen Grasmücken aus
ihrem mütterlichen Nest. Sein
Winteraufent-
halt ist noch nicht ganz zuverläßig
bekannt.
2. Indicator. Der Honigkuckuck, Sengo, Mook.
C. cauda cuneiformi fusco- et albido-ma-
culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus
nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts,
hat
seinen Namen von der Fertigkeit, mit wel-
cher er, wie
der Honig-Dachs, seine liebste
Nahrung, aus den wilden Bienennester
auf-
zusuchen weiß.
26. Oriolvs. Rostrum conicum, con-
vexum,
acutissimum, rectum: mandi-
bula superiore paulo
longiore, obsolete
emarginata; pedes ambulatorii.
1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel,
der Kirschvogel,
Bülow, Pirol. (Fr. le
loriot.) O. luteus, pedibus nigris,
rectrici-
bus exterioribus postice flauis.
Hin und wieder in der alten Welt. Das
Männchen
goldgelb und schwarz, das Weibchen
olivengrün. Macht sich ein
künstliches, napf-
förmiges, sehr dauerhaft zwischen
zwey Aestchen
befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the
black bird.) O.
niger, alarum tectricibus
coccineis.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemei-
niglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula
quiscula.)
3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger.
dorso postico
maculaque tectricum alarum
basique rectricum luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige
und
mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts,
ein langes
beutelförmiges Nest von Schilf und
Binsen*).
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem, scharf
zugespitztem Schnabel
von verschiedner Größe und Bildung.
Sie
leben in Monogamie, nähren sich von Insecten
und
Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmack-
haftes
Fleisch, und die meisten von ihnen singen.
27. Alavda. Rostrum
cylindrico-subula-
tum, rectum, mandibulis
aequalibus,
basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po-
sticus rectior digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr.
l'alouette. Engl. the field-
lark,
sky-lark.) A. rectricibus
extimis
duabus extrorsum longitudinaliter albis:
intermediis
inferiore latere ferrugineis.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich
wie
Hühner und viele andere deßhalb so genannte
Scharrvögel (aues pulueratrices) im Sande.
2. †. Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche.
(Fr. le cochevis) A. rectrici-
bus nigris: extimis duabus
margine exte-
riori albis, capite cristato.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Stvrnvs. Rostrum
subulatum, an-
gulato-depressum, obtusiusculum:
man-
dibula superiore integerrima, margini-
bus patentiusculis.
1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, sterling.)
S.
rostro flauescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein
nutzbares
Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Tvrdvs. Rostrum
tereti-cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, emar-
ginato.
1. †. Visciuorus. Die Schnarre, Misteldros-
sel,
der Ziemer, Mistler. (Fr. la
draine.
Engl. the
missel bird, shrite.) T. dorso
fusco,
collo maculis albis, rostro flauescente.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich
von
Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fort-
gepflanzt werden.
2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la
litorne, tourdelle. Engl. the fieldfare.)
T. rectricibus nigris: extimis margine in-
teriore apice albicantibus, capite vropy-
gioque cano.
Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Krammets-) Beeren.
3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel. (Fr.
le mauvis. Engl. the redwing.) T.
alis
subtus ferrugineis, supercillis flauescentibus.
Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit
Letten und
faulem Holze aus; und da letzteres
[Seite 183] theils im Finstern leuchtet,
so könnte vielleicht
so ein qui pro quo den
Anlaß zur Erzählung
der Alten, von einer aue
hercynica noctu
lucente gegeben haben.
4. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindrossel,
Weißdrossel. (Fr.
la grive. Engl. the throstle,
song
thrush.) T. remigibus basi
interiore
ferrugineis.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vo-
rigen. Zuweilen findet sich eine weißgraue
Spielart
von ihr.
5. Polyglottus. die americanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr.
le moqueur. Engl. the mock-
bird.) T. fusco-cinereus, subtus
albidus,
maculis verticis, alarum et caudae candidis.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Ahmt
anderer Vögel Stimme leicht und täu-
schend nach.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis
cau-
daque nigris, occipite cristato.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt
unzählige
Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T.
ater, rostro palpebrisque flauis.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt
sich von
Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich
treues Gedächtniß.
30. Ampelis. Rostrum
rectum, conue-
xum: mandibula superiore longiore,
sub-
incuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur
de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.)
A. occipite cristato: remigum secundario-
rum
apice coccineo
lanceolato.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in man-
chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutsch-
land: zumahl auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum
conico-gibbum;
frontis basi rotundatum; mandibula in-
ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld-
apple.) L. rostro forsicato.
In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde.
Brütet
mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch-
fink. (Fr. le gros
bec. Engl. the hawfinch.)
L. linea
alarum alba, remigibus mediis
apice rhombeis, rectricibus latere
tenuiore
baseos nigris.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie-
big,
Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil.
Engl. the bullfinch.) L. artubus
nigris,
[Seite 185] tectricibus caudae remigumque
posticarum
albis.
In der nördlichern alten Welt. Beyde Ge-
schlechter lernen leicht Lieder pfeifen,
selbst
einander accompagniren, und sogar Worte
aussprechen.
4. Gregaria. L. ex griseo flauescens,
fronte
oliuacea, nucha, humeris, alis et cauda
fuscis.
Am Cap, wo Herden von mehreren hunder-
ten ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen
bauen, und das
wunderbare Gebäude mit einem
gemeinschaftlichen überhängenden Dache
bedecken.
5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture
fla-
vis, fascia oculari viridi, abdomine
griseo,
rostro, pedibus, cauda remigibusque nigris.
Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.
Ebenfalls am Cap. Bauet auch eins der wun-
dersamsten Nester, am Wasser, fast retortenför-
mig mit einer abwärts hängenden Nebenröhre
zum Ein-
und Ausflug, deren Mündung nahe
über der Wasserfläche zu hängen
kommt.
6. Cardinalis. der indianische Haubenfink,
die virginische
Nachtigall. (Engl. the red-
bird.) L. cristata rubra,
capistro nigro,
rostro pedibusque sanguineis.
In Nordamerica, wird wegen seines rothen
Gefieders
und seines Gesanges häufig nach
Europa gebracht.
7. †. Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwarz, die
Zwuntsche. (anthus,
[Seite 186] florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.)
L. flauicanti-virens, remigibus primoribus
antice
luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni-
cum, mandibulae basi deorsum a se
in-
vicem discedentes: inferiore
lateribus
inflexo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de
neige. Engl. the
snow bunting.) E. remigibus albis,
primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus
nigris,
lateralibus tribus albis.
In der nördlichsten Erde. Kommt nur
zum
Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber
zuweilen mit
ein Mahl in unermeßlichen Zügen
sehen läßt.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le
proyer. Engl. the bunting.) E.
grisea,
subtus nigro maculata, orbitis rufis.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, windsche
Goldammer. E.
remigibus nigris, primis tribus
margine
albidis: rectricibus nigris, lateribus dua-
bus extrorsum nigris.
In den wärmern Gegenden von Europa und
dem
benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr.
le bruant. Engl. the
yellow kammer.) E. rectricibus nigrican-
tibus: extimis
duabus latere interiore ma-
cula alba acuta.
5. Aureola. E. citrina, vertice, torque
dorso-
que spadiceis, crisso albido,
rectricibus
duabus vtrinque extimis fascia obliqua alba.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.
6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à
collier d'or. Engl. the whidah bird.) E.
fusca, pectore rubro, rectricibus interme-
diis quatuor elongatis acuminatis:
duabus
longissimis, rostro rubro.
Hat den englischen, nachher in andern Spra-
chen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen
von seiner
Heimath, dem Königreich Whydah
(oder Judah) auf der guineischen
Küste.
33. Tanagra. Rostrum
conicum, acu-
minatum, emarginatum, basi subtrigo-
num, apice decliue.
1. Jacapa. (Fr. le
cardinal pourpré, le bec
d'argent, Engl. the red-breasted
blackbird.)
T. atra, fronte, iugulo
pectoreque coccineis.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum coni-
cum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink,
Rothfink, Waldfink.
(Fr. le pinçon.
Engl.
the Chaffinch.) F. artubus nigris,
remigibus
vtrinque albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus
duabus oblique albis.
In Europa und Africa; hat mannigfaltigen
Gesang, so
daß oft die Finken in einem Revier
von sechs oder mehr Meilen in die
Runde über-
ein, und in benachbarten Gegenden wieder
an-
ders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink,
Rothfink, Mistfink, Schneefink,
Winterfink, Quäkfink, Böheimer.
(Fr.
le pinçon
d'Ardennes. Engl. the
bramble.)
F. alarum basi subtus
flauissima.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die
Buchmast gut
gerathen, im Spätherbst zu vielen
Tausenden nach manchen Gegenden
Deutschlands.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle.)
F. fusca,
subtus niuea, remigibus secunda-
riis tectricibusque
albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den
europäischen
Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret. Engl. the goldfinch,
the
thistlefinch.) F. fronte et gula
coccineis,
remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua-
bus extimis medio, reliquisque apice albis.
Fast durch ganz Europa und in den benachbar-
ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit
der
Canarien-Sie schöne Bastarde*).
5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad
finch.) F. fusca rufescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man
behauptet,
gelb seyn sollen, habe ich bey denen,
die ich zu untersuchen
Gelegenheit gehabt, nicht
bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker-
vöglein. (Fr. le serin de
Canarie) F. rostro
albido, corpore
subfusco, pectore flauescente,
rectricibus remigibusque
virescentibus.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den canarischen Inseln zuerst nach
Europa
gebracht worden zu seyn; ist aber seit-
dem daselbst
in mancherley Varietäten ausge-
artet. Die wilde
Stamm-Rasse ist bräunlich-
grau mit gelber Brust.
Unter den übrigen sind
besonders die mit der Holle oder
Federbüschchen
auf dem Kopfe (so genannte Rapp-Vögel),
und die
Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri-
nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the
siskin.) F.
remigibus medio luteis: primis
quatuor immaculatis, rectricibus basi
flauis,
apice nigris.
Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und
Fichten
in dichten Schwarzwäldern; daher sein
Nest selten gefunden wird*).
8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet.) F. remigibus primoribus rectrici-
busque nigris, vtroque margine albis.
9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs-
fink,
Carminhänfling. (Fr. le
sizerin.
Engl. the
lesser linnet.) F. remigibus rectri-
cibusque fuscis, margine obsolete pallido,
litura
alarum albida.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, Spatz.
passer. (Fr. le
moineau, Engl. the
sparrow.)
F. remigibus rectricibusque
fuscis, gula
nigra, temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Län-
dern der übrigen alten Welt fast allgemein ver-
breitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegen-
den, wie z.B. an manchen Orten in Thüringen
(und zwar
auch an solchen, wo es doch weder
an Laubholz noch Obststämmen etc.
fehlt) nicht
findet. Er brütet vier Mahl im Jahre.
Freylich für
Gärten und Feld in schädliches
Thier, das aber doch auch unzähliges
Un-
geziefer vertilgt. Zuweilen finden sich
ganz
weiße Sperlinge.
35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche. Engl.
flycatcher.) Rostrum
subtrigonum vtrin-
que emarginatum, apice
incuruo; vi-
brissae patentes versus fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra subtus frontisque macula alarumque
speculo albis,
rectribus lateralibus extus
albis.
36. Motacilla. Rostrum
subulatum
rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. Nachtigall. (Fr. le rossignol.
Engl. the nightingale.) M.
rufo-cinerea,
armillis cinereis.
In den mildern Erdstrichen von Europa und
Asien.
Kommt im April in unsern Gegenden
an. Zu Ende des Augusts ziehen sie
wieder von
uns, man weiß noch nicht gewiß, wohin; we-
nigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la
sauvette.
Engl. the
hedge sparrow.) M. supra fusca
subtus
albida, rectricibus fuscis: extima
margine tenuiore alba.
3. †. Ficedula. die Beecafige. M.
subfusca,
subtus alba, pettore cinereo maculato.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl
auf Cyprus,
von wannen sie wegen ihres
schmackhaften Fleisches weit verführt
wird.
4. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze,
das Ackermännchen.
(Fr. la
lavandiere.
Engl. the white waterwagtail.) M.
pectore
[Seite 192] nigro, rectricibus duabus lateralibus dimi-
diato-oblique albis.
Meist in der ganzen alten Welt.
5. Calliope. M. mustelina, oliuaceo-macu-
lata, subtus ex flauescente alba, gula
miniata, linea
alba nigraque cincta, loris
nigris, superciliis albis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire.
Engl. the
black-cap.) M. testacea, subtus
cinerea,
pileo obscuro.
Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.
7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr.
le rossignol de muraille. Engl. the redstart.)
M. gula nigra, abdomine caudaque rufis.
capite
dorsoque cano.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nach-
tigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit
mit
ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart. (erithacus
Fr.
le rougegorge.
Engl. the red breast.)
M.
grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über
Winter bey
uns.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig.
[Seite 193] (Engl. the wren.) M. grisea,
alis nigro
cinereoque vndulatis.
In der nördlichern Erde. Macht sich ein be-
decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*),
und legt zahlreiche
Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet.) M.
remigibus secundariis exteriori
margine flauis, medio albis, crista
verti-
cali crocea.
Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der
kleinste
europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M.
tota
pallide lutea.
J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den
Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er
sein Nest aus Baumblättern
verfertigt, da er
einige dürre Blätter an ein grünes am
äußersten
Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß
dadurch
eine tutenförmige Höhlung gebildet
wird, die er mit Flaumen etc.
ausfuttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite
breuius, basi subtrigonum integerrimum,
apice
incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq
de roche.) P. crista
erecta margine
purpurea, corpore croceo,
tectricibus rectricum truncatis.
38. Parvs. Meise. (Fr. mesange, Engl.
titmouse.) Rostrum
integerrimum, basi
setis tectum.
1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise.
(Fr. la charbonniere, Engl. the great tit-
mouse.)
P. capite nigro, temporibus albis,
nucha
lutea.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein mu-
thiges Thier, das weit größere Vögel anfällt,
andern
kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt etc.
Man hat bey dieser und
andern über Winter
bey uns bleibenden Gattungen dieses
Geschlechts
angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels
weit
härter wird als im Sommer, das ihnen
beym Auspicken ihres Futters
aus dem gefror-
nen Erdreich zu passe kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der
Blaumüller. (Fr. la
mesange
bleue. Engl. the
nun.) P. remigi-
bus
caerulescentibus: primoribus margine
exteriore albis, fronte alba,
vertice caeruleo.
Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr
ein
unzählige Insecten.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise,
Schneemeise. (Fr. la mesange
à
longue queue. Engl. the longtailed titmouse.)
P. vertice albo, cauda corpore longiore.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer,
baut
sich ein sackförmiges Nest*) von Moos,
[Seite 195] Wolle etc. und bekleidet es von außen mit
den
nähmlichen Baumkrätzen u.a. Moosen, womit
der Baum, an
dessen Stamm sie es angelegt,
bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der
indianische Sperling.
(Fr. le
moustache.
Engl. the
bearded titmouse.) P. vertice
cano,
cauda corpore longiore, capite barbato.
Im nordwestlichen Europa, England etc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la
mesange de Pologne.) P. capite subferrugi-
neo, fascia oculari nigra,
remigibus rectri-
cibusque fuscis margine vtroque
ferrugineo.
J. D. Titii parus minimus
Remiz de-
scriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen,
Sibirien
etc. Baut sich ein beutelförmiges Nest
von Pappelwolle etc. das sie
an einem dünnen
Aste aufhängt.
39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum
minimum incuruum, subulatum, basi
depressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer
ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von
den übrigen
Thieren dieser Ordnung aus. Bey der
bekannten Streitfrage über den
Winteraufenthalt
unserer hieländischen Schwalben, zumahl
der
beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem,
was
darüber geschrieben worden, noch manches
nicht vollkommen ins Reine.
Schade, daß bey den
[Seite 196] für die eine*) oder für die
andere**) Behaup-
tung angeführten Erfahrungen, die Gattungen,
an
welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt
genug angegeben sind. Im
ganzen hat doch aber
immer das Wegziehen derselben nach
wärmern
Gegenden bey weiten die größte Wahrschein-
lichkeit für sich.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée.
Engl. the house-swal-
low, chimney-swallow.) H.
rectricibus, ex-
ceptis duabus intermediis macula alba
notatis.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet-
sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser
und der
folgenden Gattung sind bey den Syste-
matikern auf das
seltsamste vermengt und verwech-
selt worden. Hier
diese, mit den nackten unbefie-
derten Füßen und
weißgefleckten Steuerfedern,
heißt füglich die Stadtschwalbe, da sie
öfter
als die folgende in den Städten sich findet.
Sie baut ihr
offenes Nest (– das oft von
Wanzen wimmelt –) an die Dachgiebel,
Ställe,
Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären
und unter
die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe.
(hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de
muraille, le
martinet à cul blanc. Engl.
the martin.) H. pedibus
hirsutis, rectrici-
bus immaculatis, dorso nigro
caerulescente,
tota subtus alba.
Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist
auf den
Dörfern außerhalb der Häuser unterm
Dache, an den Kirchfenstern etc.
Macht ihr Nest
aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de rivage.
Engl. the sand-
martin, shore bird.) H. cinerea, gula
ab-
domineque albis.
Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand-
hügeln etc.
4. Esculenta. die Salangane. H.
rectricibus
omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den
sundaischen
u.a. Inseln des indischen Archipe-
lagus bis
Neu-Guinea etc. Baut da in die Ufer-
löcher und
Berghöhlen die berufenen indiani-
schen oder
Tunkinsuester, deren Stoff der Hau-
senblase ähnelt
und vermuthlich aus halbver-
dauten, dadurch für
Fäulung gesicherten und so
regurgitirten molluscis besteht. Man sammelt
jährlich wohl vier Millionen
dieser Nestchen, die
größtentheils nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Stein-
schwalbe,
Pierschwalbe, Thurmschwalbe.
(Fr. le martinet. Engl. the black martin,
[Seite 198] swift.) H. nigricans, gula
alba, digitis
omnibus
quatuor anticis.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
40. Caprimvlgvs. Rostrum modice
incuruum, minimum, subulatum, basi
depressum;
vibrissae ciliares. Rictus
amplissimus; vnguis intermedius
intror-
sum ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker,
Ziegensauger, Nachtrabe,
Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent.
Engl. the goatsucker, night-raven.) C. na-
rium tubis obsoletis.
In der alten Welt. Ein animal
nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören
läßt.
Es lebt von Insecten, besonders von
Nachtfaltern etc. und die alte
Sage, daß es den
Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße und einen convexen
Schnabel, der an
der Wurzel mit einer fleischigen Haut
überzogen
ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten
über die
untere tritt. Sie nähren sich meist
von Pflanzensamen, die sie im
Kropfe ein-
weichen, leben in Polygamie, legen
zahlreiche
Eyer, und geben das mehreste Hausgeflügel.
41. Columba. Taube. (Fr. und Engl.
pigeon.) Rostrum rectum versus apicem
descendens.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl.
the stock dove.) C.
caerulescens, cervice
viridi nitente, dorso postico albo,
fascia
alarum apiceque caudae nigricante.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu
Hause. Die in Norden ziehen im
Herbst nach etwas südlichern
Gegenden. Die
in mildern Erdstrichen hingegen
überwintern
scharenweise in Felsen-Klüften, kohlen Bäu-
men etc. Das wilde Weibchen brütet zwey
Mahl im
Jahre, die Haustaube hingegen neun
bis zehn Mahl, so daß man von
einem einzi-
gen Paar binnen vier Jahren 14762
Tauben
ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abarten
(wovon doch
manche für besondere Gattungen
angesehen werden) sind folgende:
a)
dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pi-
geon
pattu, Engl. the
rough-footed dove.)
mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.
b)
gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr.
le pigeon à grosse gorge, le
grand-
gosier, Engl. the cropper pigeon.) mit
theils ungeheuerem
Kropfe. Frisch tab. 146.
c)
turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon
cravate, à gorge frisée.
Engl. the
turbit.)
mit krausen Brustfedern und ganz
kurzem
Schnabel. Frisch tab. 147.
d)
gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon
culbutant, Engl. the tumbler.) mit glat-
[Seite 200] tem Kopf und einem kahlen rothen Augen-
ring:
überschlägt sich im steigenden Fluge.
Frisch tab. 148.
e)
cucullata, die Schleiertaube,
Zopftaube.
(Fr. le pigeon
nonain, Engl. the
jacobine.)
mit vorwärts gerichtetem
Kopf-Busche.
Frisch tab. 159.
f)
laticauda, die Pfauentaube, der Hü-
nerschwanz. (Fr. le
pigeon paon, Engl.
the shaker.) mit aufrechtem, ausgebreitetem
Schwanze.
Frisch tab. 151.
g)
tabellaria, die Posttaube,
Brieftaube,
türkische Taube. (Fr. le pigeon messager,
Engl. the carrier pigeon.) mit
rothen
Fleischwarzen um den Schnabel und die Au-
gen herum. Diese Taubenart hat ihren
Nahmen daher, weil man sich
ihrer vorzüg-
lich ehedem in der Levante bediente,
um
Briefe zu überschicken*).
2. Coronata. der Kronvogel. C.
caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista
erecta,
humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Zumahl auf Neu-Guinea und den Mo-
lucken etc. Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holz-
taube,
Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr.
le pigeon
ramier,
Engl. the
ring-dove.) C. rectricibus
postice
atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo vtrinque albo.
4. † Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tour-
terelle, Engl. the turtle-dove.) C. rectri-
cibus apice albis, dorso
griseo, pectore
incarnato, macula laterali colli nigra lineo-
lis albis.
In den warmen und mildern Gegenden der
alten Welt.
Von ihrer gepriesenen Keuschheit
und ehelichen Treue die fabelhaften
Uebertrei-
bungen abgerechnet, haben sie darin nichts
vor
andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle
à collier, Engl. the indian turtle.) C. supra
lutescens lunula ceruicali nigra.
Im mildern Europa und in Ostindien.
6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis
de-
nudatis sanguineis, pectore ruso.
Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit
ihrer
unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung
der dasigen Indianer aus, die
auch Tausende
derselben räuchern und dörren.
42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula
prope
oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille,
Engl. the quail.) T. pedibus
nudis, cor-
pore griseo maculato, superciliis
albis,
rectricum margine lunulaque ferruginea.
Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel,
der
sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge
sehen läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
subfusco.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge-
genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix
rouge, la barta-
velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque
sanguineis, gula alba cincta
fascia nigra
albo punctata.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf
den Inseln
des Archipelagus als Meyergeflügel
gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.)
T. pedibus
hirsutis, rectricibus cinereis
punctis nigris fascia nigra: exceptis
inter-
mediis duabus.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt-
lern Europa.
5. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr.
la gelinote blanche. Engl. the white game.)
T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis: intermediis albis.
In den alpinischen und nördlichsten Gegenden
der
alten und neuen Welt. Ist im Sommer
von grauer Farbe. Nahmentlich
ein überaus
wichtiges Thier für die europäischen Colonisten
in
Labrador und Grönland.
6. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit te-
tras, Engl. the black cock.) T. pedibus
hirsutis, cauda bifurcata, remigibus
secun-
dariis basin versus albis.
In der nördlichern alten Welt.
7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq
de bruyere, tetras. Engl. the cock of the
wood.)
T. pedibus hirsutis, cauda rotun-
data, axillis albis.
Im nördlichern Europa, hat ein äußerst
scharfes
Gesicht und Gehör. Seine Zunge und
oberer Kehlkopf liegen tief unten
im Halse.
43. Nvmida. Caput
cornutum, collum
compressum coloratum: palearia carun-
culacea ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro
cera in-
structo nares recipiente.
In Africa einheimisch, aber auch längst nach
Europa
und viele Gegenden von America
verpflanzt.
44. Phasianvs. Genae
cute nuda lae-
vigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq,
Engl. the cock.) Ph. caruncula
compressa
verticis geminaque gulae, auribus nudis,
cauda
compressa ascendente.
Die vermuthliche wilde Stammrasse*) ist in
Hindustan zu Hause; von
rothbrauner Farbe;
[Seite 204] und zeichnet sich durch flache hornichte
Blättchen
an den Spitzen der Hals- und Flügelfedern
aus (die den
zinnoberrothen Flügelblättchen des
Seidenschwanzes ähneln). Der
Haushahn hin-
gegen ist meist über die ganze Erde
verbreitet.
Doch ist er erst durch die Spanier nach
America
gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee
bey
ihrer Entdeckung von den Europäern schon
vorgefunden worden. Das
Huhn ist bey der
Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmah-
ligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere
der
ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte
längst und in
mehreren Welttheilen ein beliebtes
Volksschauspiel.
Die Hühner sind, unter den Hausthieren
dieser
Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend-
sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils
in
wahre zum erblichen Schlag gewordene Mon-
strositäten*); sowohl per defectum (– s.
oben
S. 22 –), wie der ungeschwänzte Kluthahn;
als per excessum (– a. a. O. –), wie z.B.
mit 5 oder
gar 6 Zehen**).
Unter den übrigen Abarten verdienen
besonders
bemerkt zu werden:
a)
der Paduanerhahn, wohl noch einmahl
so groß als der gemeine
Haushahn.
b)
Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum
halb so groß als der gemeine.
c)
Der Strupphahn krause Hahn, frieslän-
dische Hahn, mit
krausen auswärts ge-
krümmten Federn.
d)
Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc.
Seine Federn sind schlicht,
fast wie Haare,
daher die Fabel von Bastarden, die von Ka-
ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten,
entstanden
ist.
e)
Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen
Vor-
gebirge, wo auch noch andere Vögelarten
diese
Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl.
the pheasant.) Ph. rufus,
variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata,
genis
papillosis.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min-
grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa
gebracht haben sollen.
3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro
puncta-
tus et undulatus, remigum 11 interiorum
latere exteriore ocellato, genis
nudis,
occipite nigro subcristato, rectricibus 2 in-
termediis longissimis.
Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.
In seiner Art wohl das wunderschönste pracht-
vollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind
die
großen Augen auf den innern Schwungfedern
unbeschreiblich schön
schattirt, jedem gleichsam
[Seite 206] ein Lichtpunkt aufgesetzt etc; Mißt vom
Schnabel
zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den
beyden
folgender. Gattungen zumahl in Schina
zu Hause.
4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista
flaua,
pectore coccineo, remigibus secundariis
caeruleis, cauda
cuneata.
Bey dieser und nächstfolgenden Gattung
zeichnen
sich die erwachsenen Männchen durch
die ausnehmende Schönheit ihres
Gefieders aus.
5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph.
albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
45. Crax. Rostrum basi
cera obductum
in vtraque mandibula. Pennae caput
tegentes
reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua,
corpore
nigro, ventre albo.
46. Meleagris. Caput
carunculis spon-
giosis tectum, gula caruncula
membra-
nacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche
Hahn, Kalekuter,
Kuhnhahn. (Fr. le
dindon,
Engl. the
turkey.) M. maris pectore barbato.
Im mittlern und nördlichern America, wo er
in
großen Herden zu hunderten auf Bäumen
lebt, ward 1530 zuerst nach
Deutschland ge-
bracht, wo er nun als Meyergeflügel
gehalten
wird, und in mancherley Varietäten von weißer
u.a.
Farben ausgeartet ist.
47. Pavo. Caput pennis
reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon, Engl.
the peacock.) P. capite
crista compressa, cal-
caribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und
seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu-
ropa
verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich
vom dritten Jahre an durch
die Pracht seiner
Schwanz- oder vielmehr Rücken-Federn
aus.
Unter den Spielarten ist die weiße gewöhnlichste.
48. Otis. Rostrum
mandibula superiore
fornicata: pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde,
Engl. the bustard.) O. maris capite iugu-
loque vtrinque cristato.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen
wird wohl
gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn
am Halse einen weiten
verborgenen Sack, der
sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbunde-
nen Zehen, und
kurzen zum Flug ungeschickten
Flügeln ohne Schwungfedern.
49. Strvthio. Rostrum
subconicum,
pedes cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche,
Engl. the ostrich.) S. pedibus
didactylis,
digito exteriore paruo mutico, spinis ala-
rum binis.
Latham Vol. III. P. I. tab. 71.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von
acht Fuß
und darüber erreicht, und außer Africa
nur in Arabien zu Hause ist.
Das Unvermö-
gen zum Flug wird bey ihm durch die
aus-
nehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*).
Vorzüglich wird er
durch seine Federn schätzbar.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi-
bus tridactylis, galea palearibusque
nudis,
remigibus spinosis.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner
mittlern
Klaue. Seine Federn sind hornicht und
ähneln Pferdehaaren, und es
entspringen immer
zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaft-
lichen Kiele.
Eine dem Casuar ähnliche Gattung, der so ge-
nannte amerikanische Straus (struthio rhea)
ist in Chili zu Hause: – und eine noch
andere
neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Süd-
wallis entdeckt worden.
50. Didvs. Rostrum
medio coarctatum
rugis duabus transuersis: vtraque man-
dibula inflexo apice; facies vltra ocu-
los nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus.) D. pedibus
ambula-
toriis, cauda breuissima, pennis
incuruis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon. –
Aber nach
den Versicherungen des Hrn. Morel,
der deßhalb an Ort und Stelle
Untersuchung
angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt
nicht
mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da
er das
schwerleibigste, langsamste Thier der
ganzen Classe, folglich leicht
zu fangen, und
doch wegen seines widrigen Fleisches von
wenig
Nutzen war*).
So weit die Landvögel. Nun die Was-
servögel in II.
Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen
walzenförmigen Schnabel von
ungleicher Länge,
lange Füße, und auch mehrentheils seinen lan-
gen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten
sich in
sumpfigem, moorigem Boden auf, leben
meist von Amphibien, Fischen,
Insecten und
Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der
Erde
oder im Schilf, und werden großentheils
[Seite 210] durch ihr vorzüglich
schmackhaftes Fleisch und
durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicoptervs. Rostrum de-
nudatum, infracto-incuruatum, denti-
culatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre.
P. ruber, remigibus nigris.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche bey-
der Welten. Wird bey einem mäßig großen
Körper, aber
ganz auffallend langem Halse und
Beinen, wohl mannshoch.
52. Platalea. Rostrum
planiusculum;
apice dilatato, orbiculato,
plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel-
reiher. (Fr. la
spatule, Engl. the
spoon-
bill.) P. corpore
albo, gula nigra, occi-
pite subcristato.
Hin und wieder, zumahl in der westlichen
alten
Welt.
53. Palamedea. Rostrum
conicum,
mandibula superiore adunca. Pedes te-
tradactyli, fissi.
1. Cornuta. (Kamichy,
Kamoucle.) P. alulis
bispinosis,
fronteque cornuta.
Latham Vol. III. P. I. tab. 74.
In den Savannen des östlichen Süd-America.
[Seite 211]54. Mycteria. Rostrum
subadscen-
dens, acutum: mandibula
superiore
triquetra; inferiore trigona acuminata
adscendente;
frons calua: nares linea-
res: pedes
tetradactyli.
1. Americana. (Jabiru,
Touyouyou. Fr. la
cicogne du Bresil.)
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
55. Cancroma. Rostrum
gibbosum:
mandibula superiore cymbae
resupinatae
forma.
1. Cochlearia. (Fr. la
cuilliere. Engl. the
boat-
bill.) C. ventre
rufescente.
56. Ardea. Rostrum
rectum, acutum,
longum, subcompressum; pedes tetra-
dactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the
crane.) A. occipite nudo
papilloso,
corpore cinereo, alis extus testaceis.
2. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne,
Engl. the stork.) A. alba, orbitis
nudis re-
migibusque nigris: rostro, pedibus
cuteque
sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen
alten Welt.
Nährt sich nicht bloß von Amphi-
bien, sondern frißt
auch nutzbare Thiere, ganze
[Seite 212] Ketten junge Rebhühner u.s.w. schleppt
auch
nicht selten Leinewand, Garn etc. ins Nest, um
es weich
auszufuttern.
3. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr.
und Engl. heron.) A. occipite crista nigra
dependente, corpore cinereo, collo
subtus,
linea fasciaque pectorali nigris.
Fast durchgehends in beyden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
der
jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten
auf hohen Bäumen, Eichen
etc.*).
4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri-
stato, corpore albo, rostro nigro, loris
pedibusque
virescentibus.
Zumahl in Persien etc. Mit den kostbaren
langen,
silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.
5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite
laeuiusculo, supra testacea, maculis
transver-
sis, subtus pallidior, maculis oblongis
fuscis.
In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.
57. Tantalvs. Rostrum
longum, subu-
latum, teretiusculum, subarcuatum.
sa-
cies nuda vltra oculos: pedes tetra-
dactyli, basi palmati.
1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu-
menius ibis Cuvier.) T. albus,
remigum
apicibus, rostro et pedibus nigris, remigi-
bus secundariis elongatis nigro-violaceis.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 35.
Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den
dasigen
alten Denkmählern verewigte, und so
wie die damahligen menschlichen
Leichen zu Mu-
mien bereitete*) und in besondern
Gewölbern in
größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens
in
Nieder-Aegypten ziemlich seltene Thier**).
Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem
auch in
Europa und selbst im südlichen Deutsch-
land
vorkommenden Tantalus falcinellus einer-
ley zu
seyn.
58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te-
retiusculum, obtusum, capite
longius,
facies tecta, pedes tetradactyli, postico
pluribus
articulis insistente.
1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi
rufescente, pedibus cinereis,
femoribus
tectis, fascia capitis nigra.
In den wärmern Gegenden der nördlichern
alten
Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen.
(Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S.
rostro
recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis
lineis fuscis
quaternis.
Fast durchgehends in der nördlichern Erde.
59. Tringa. Rostrum
teretiusculum
longitudine capitis, digito postico vniar-
ticulato, a terra eleuato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, paon
de
mer. Engl. the
ruff.) T. rostro pedibus-
que rubris, rectricibus tribus lateralibus im-
maculatis, facie papillis granulatis carneis.
In der nördlichen alten Welt. Hat seinen
Nahmen von
der Streitbarkeit, wir welcher die
Männchen zur Brunstzeit gegen
einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le
vanneau. Engl. the lapwing.) T. pedibus
rubris, crista dependente, pectore
nigro.
Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.
[Seite 215]60. Charadrivs. Regenpfeiffer.
(Fr.
pluvier, Engl.
plover.) Rostrum teretiuscu-
lum, obtusum. Nares
lineares. Pedes
cursorii, tridactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore
nigro, fronte nigricante fasciola alba,
ver-
tice fusco, pedibus luteis.
Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen
Erde,
nahmentlich auch auf den Sandwich-Inseln.
61. Recvrvirostra. Säbelschnäbler.
Rostrum depresso planum, subulatum,
recuruatum,
acuminatum, apice
flexili.
Pedes palmati,
tridactyli.
1. † Avosetta. R. albo nigroque varia.
In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt
sich vorzüglich von Wasser-Insecten und
Gewürmen, die er mit seinem
sonderbar aufwärts
gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen
weiß.
62. Haematopvs. Rostrum
compres-
sum, apice cuneo aequali: pedes cur-
sorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann,
die Meerälster.
(Fr. l'huitrier. Engl.
the
sea-pie, pied
oyster-catcher.) H. rostro
pedibusque
rubris.
Latham Vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula superiore
margine
supra inferiorem fornicata; frons calua,
pedes
tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la
foulque, morelle. Engl. the coot.) F. fronte
incarnata, armillis luteis, corpore
nigricante.
In der mildern nördlichen Erde.
64. Parra. Rostrum
teretiusculum, obtu-
siusculum. Nares ouatae in medio
rostri.
Frons carunculata, carunculis lobatis.
Alulae
spinosae.
1. Jacana. (Fr. le
chirurgien, chevalier.) P.
vnguibus
posticis longissimis, pedibus viri-
descentibus.
65. Rallvs. Rostrum
basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem
versus,
aequale, acutum, pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarcher, Schars. (ortygometra.
Fr.
le râle de
genet. Engl. the rail,
daker-
hen.) R. alis
rufo-ferrugineis.
In den mildern Gegenden der alten
Welt.
Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage,
als ob
er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.
66. Psophia. Rostrum
cylindrico-coni-
cum, conuexum, acutiusculum,
mandi-
bula superiore longiore. Nares
ouatae,
patulae. Pedes tetradactyli, fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami,
Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P.
nigra, pectore columbino.
Latham Vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig
am
Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre
und ihrem Herrn
zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmfüße kenntlich, die
ihnen mehr
nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern
sehr
geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen
sind. Ihr Oberschnabel
endigt sich meist in
ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere
bey
den mehresten mit einer ausnehmend nerven-
reichen Haut überzogen. (– s. oben S. 145. –)
Sie haben eine
fleischige Zunge, einen rauhen
stacheligen Gaumen, und bey vielen
von ihnen
haben die Männchen vorn an der Luftröhre
eine
besondere knorpelige oder knöcherne Kapsel.
Sie haben dichtes fettes
Gefieder, das kein
Wasser annimmt, halten sich an den Ufern
des
Meeres, der Seen, der Flüsse, auf In-
seln, Klippen,
im Schilf etc. auf, und leben
[Seite 218] mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei-
stens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber,
besonders
wegen ihres Fleisches, Fettes, Fe-
dern etc. von
mannigfaltiger Nutzbarkeit.
67. Rhinchops. Rostrum
rectum, man-
dibula superiore multo breuiore; infe-
riore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en
ciseaux, Engl. the
sea-crow, cut-water.) R.
nigricans, sub-
tus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer
als
der untere und dieser liegt in jenem, gleich-
sam wie
ein eingeschlagenes Taschenmesser.
68. Sterna. Rostrum
edentulum, su-
bulatum, subrectum, acutum, compres-
siusculum. Nares lineares, ad basin
rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.)
S.
corpore nigro, fronte albicante, super-
ciliis
atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beyden Wende-
zirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the sil-
ver-bird.) S. cauda forficata: rectricibus
duabus extimis albo
nigroque dimidiatis.
An der ganzen nördlichsten Erde.
[Seite 219]69. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden-
tulum, subulatum, rectum, acumina-
tum, pedes compedes.
1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl.
the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tri-
dactylis,
corpore atro, rectricibus alarum
albis.
Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.)
C. pedibus palmatis
tridactylis, corpore
fusco, pectore abdomineque niueo, remi-
gibus secundariis extremo apice albis.
An den Seeküsten der nördlichen Erde.
3. †. Vrinator. (Fr. la
grébe.) C. capite laeui,
palpebra
inferiore lutea, macula ala-
rum alba.
Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so
wie das vom
C. cristatus, zu
Feder-Muffen etc.
verarbeitet.
70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl.
gull.) Rostrum edentulum,
rectum, cul-
tratum, apice subadunco.
Mandibula
inferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nördlichen Erde,
doch
finden sich auch welche auf der Südsee und
zwar theils in
ungeheueren Scharen.
1. †. Tridactylus. (Engl. the
tarrock.) L. al-
bicans,
dorso canescente, rectricum apici-
[Seite 220] bus,
excepto extremo, nigris, pedibus
tridactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
71. Plotvs. Rostrum
rectum, acumina-
tum, denticulatum. Facies tecta,
pedes
palmati omnibus digitis connexis.
In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe
einer
Ente, aber mit einem sehr langen Halse,
den das Thier spiralförmig
zusammen rollen und
so den Kopf gegen die Fische, die es
erschnappen
will, los schnellen soll.
72. Phaëthon. Rostrum
cultratum,
rectum, acuminatum, fauce pone ro-
strum hiante. Digitus posticus antror-
sum
versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille-
en-queue. Engl.
the tropic-bird.) P. rectri-
cibus duabus longissimis,
rostro serrato, pe-
dibus aequilibribus: digito
postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen den
beyden
Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegen-
den Fischen.
73. Procellaria. Rostrum edentu-
lum, subcompressum: mandibulis
aequa-
libus; superiore apice adunco;
inferiore
apice compresso-canaliculato. Pedes
vngue postico
sessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. (Fr. le petrel.
Engl. the tempest-
bird, stormfinch, mother cary's
chicken.)
P. nigra, vropygio
albo.
Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean.
Meist in
offener freyer See fern vom Lande auf
Klippen, und die Schiffer
sehen es gemeiniglich
als Zeichen eines bevorstehenden Sturms
an,
wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet.
Die
Einwohner der Färber bedienen sich seiner
statt Lampe, indem sie ihm
bloß einen Docht
durch den Körper ziehen und anbrennen, da
dann
die Flamme von dem vielen Fette, das
allmählich hinein zieht, lange
Zeit unterhal-
ten wird.
74. Diomedea. Rostrum
rectum: ma-
xilla superiore apice adunca;
inferiore
truncata.
1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton
du cap.) D.
alis pennatis longissimis, pe-
dibus aequilibribus
tridactylis.
Von der Größe eines Schwans, hält aber
mit
ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite,
fliegt auf 500 deutsche
Meilen von irgend einem
Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis
20
Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großen-
theils von fliegenden Fischen*).
75. Pelecanvs. Rostrum
rectum:
apice adunco, vnguiculato: pedes
aequilibres: digitis
omnibus quatuor
simul palmatis.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican.
(Fr. und Engl. pelican.) P. gula
saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.
In den wärmern Gegenden aller fünf Welt-
theile, (wenn anders die americanische Kropf-
gans nicht specifisch von der in der allen
Welt
verschieden ist). Hat den griechischen Nahmen
von ihrer
Eselsstimme, den deutschen aber von
dem ungeheuren beutelförmigen
Kropfe, der ihr
am Unterschnabel hängt, und sich so
ausdehnen
läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird.) P.
alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro
rubro,
orbitis nigris.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn-
liches mit dem Albatros: nur noch längere Flü-
gel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern,
und dem
fliegenden Thier ein sonderbares An-
sehen geben.
3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr.
und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata,
corpore nigro, rostro edentulo,
capite
subcristato.
Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr
sehr
ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in
[Seite 223] Schina zum Fischfang
abgerichtet. (– Abbild.
n. h.
Gegenst. tab. 25. –)
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan. Engl. the gannet, the soland goose.)
P. cauda cuneiformi, corpore albo,
rostro
remigibusque primoribus nigris, facie
caerulea.
Häufigst im Norden von Europa und America,
zumahl
auf den schottischen Inseln, und nah-
mentlich auf
Baß*), wovon diese Gans den
Nahmen führt.
76. Anas. Rostrum
lamelloso-dentatum,
conuexum, obtusum; lingua
ciliata,
obtusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne. Engl. the swan, elk.) A. rostro
se-
micylindrico atro, cera nigra, corpore
albo.
In der nördlichen alten Welt: nährt sich
von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so
genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden.
A. cygnus (mit
gelber Haut an der Schnabelwurzel und
weit
längerer krummlaufender Luftröhre), unterschei-
den. Dieser letztere gibt einen hellen weit schal-
lenden nicht unangenehmen Ton von sich.
2. Cygnoides. die spanische, türkische oder
schinesische
Gans. (Fr. l'oye de
Guinée. Engl.
the
swan-goose, chinese goose.) A.
rostro
semicylindrico: cera gibbosa, palpebris
tumidis.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina,
und wie es scheint auch auf den Sand-
wich-Inseln des
stillen Oceans. Man unter-
scheidet mehrere
Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose.) A. rostro semicylindrico,
corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter
den
zahmen soll es wohl häufig völlig schnee-
weiße
Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße
weibliche Gans geben.
4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl.
the grey goose.) A. cinerea, capite collo-
que nigris,
genis gulaque albis.
Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han-
delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen
zu
Betten. Gibt auch vorzügliche Schreibfedern.
5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo.
In den kältesten Ländern der nördlichen Erde;
kommt
bloß zum Ueberwintern nach Schottland
und andern mildern Gegenden,
wo sie sich un-
ter andern von dem Thier der
Entenmuschel
(Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die
alte
seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel
nicht aus einem Ey,
sondern aus einer Muschel
hervor komme u.s.w.*).
6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.)
A. rostro cylindrico, cera postice
bifida,
rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf
Island
und in Grönland. Sein Fleisch und
Eyer sind sehr schmackhaft; noch
wichtiger aber
ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und
die
Flaumfedern, die unter dem Nahmen der
Eiderdunen bekannt sind*).
7. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck.) A. rectricibus intermediis
(maris)
recuruatis,
rostro recto.
Die wilde Ente findet sich fast in der
ganzen
nördlichen Erde, theils in ungemein schönen
Spielarten.
Die zahmen (A. domestica) scheint
große Neigung zu
unnatürliches Paarung zu
haben, so daß z.B. die Entriche auf
Hühner
erpicht sind und v. v. Enten den
wälschen Hah-
nen nachlaufen und sie zu reitzen
suchen.
8. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler.) A. rostri
extremo di-
latato rotundato; vngue incuruo.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
Die
Ränder des Schnabels sind nach innen mit
hornigen Borsten besetzt,
fast wie kleine Wall-
fischbarden.
77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylin-
dricum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista
longitu-
dinali erectiuscula: pectore albido imma-
culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante.
In der ganzen nördlichen Erde. So wie an-
dere Gattungen dieses Geschlechts ein
schädliches
Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca.
(Engl. auk.) Rostrum edentu-
lum, breue, compressum,
conuexum,
transuerse sulcatum: mandibula inferior
ante basin
gibbosa.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und
Klippen der
nördlichen Erde.
1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma-
careux. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti, sulcato
sulcis 4. oculorum
orbita temporibusque
albis, palpebra supe-
riore mucronata.
Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch
selbst so
ein unterirdisches Lager.
79. Aptenodytes. Fettgans,
Pinguin.
(Fr. manchot.) Rostrum compressiuscu-
lum, subcultratum, longitudinaliter
oblique sulcatum;
mandibula interior
apice truncato: alae impennes, pinni-
formes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleich-
sam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel,
und
ihr gerader, fast aufrechter Gang geben
diesen Thieren ein
sonderbares Ansehen, deren
verschiedne Arten an den südlichen Küsten
und
Inseln von Africa und America, so wie andere
um Neu-Holland,
Neu-Guinea, und Neu-See-
land zu Hause sind*).
Finden sich theils in
zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco,
pedibus
flauescentibus, crista frontali atra erecta,
auriculari
deflexa flaua.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.
2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris,
su-
perciliis fasciaque pectorali albis.
Die Säugethiere und Vögel unterschei-
den sich beydes durch
die Wärme ihres Bluts
(§. 23. und 40.) und durch die größere
Menge
desselben von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin
noch den warmblütigen Thieren, und
zeichnen
sich hingegen von den Fischen vorzüglich dadurch
aus, daß
sie wie jene auch noch durch Lungen
Luft schöpfen; obgleich dieselben
von weit locke-
rer Textur, und auch ihre Athemzüge weit
un-
bestimmter, und so zu sagen unordentlicher
sind
als bey den beyden Classen mit warmen Blute.
Auch können sie
das Athemhohlen weit länger
entbehren als diese, weit länger im so
genann-
ten luftleeren Raume, oder auch in eingesperr-
ter Luft (wie z.B. Kröten in einer engen
Höhle mitten in
Baumstämmen oder Stein-
blöcken) und selbst geraume Zeit
in einer
Atmosphäre von kohlengesäuerter oder fixer Luft
aushalten,
und auffallende Extreme von Hitze
[Seite 229] und von Kälte ausdauern, so daß man
z.B.
ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen
und Fröschen hat, die
sowohl im Magen und
Darmcanal von Menschen gelebt haben, als
auch
ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis-
schollen
eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen
versehen sind, so sind sie auch
noch fähig
Stimme von sich zu geben: doch scheinen
einige (wie z.B.
unter den hieländischen der
wahre Salamander, die grüne Eidexe,
die
Blindschleiche etc.) gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt
herrscht vorzüglich die doppelte
Verschiedenheit
unter den Amphibien, daß sie entweder, wie
die
Schildkröten, Frösche, Eidexen etc. mit vier
Füßen versehen sind; oder
aber, als Schlangen
einen langgestreckten, cylindrischen Körper
ohne
alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den
Amphibien mannigfaltiger als bey den
warm-
blütigen Thieren. Einige sind mit einer knochi-
gen Schale überzogen: andere mit hornartigen
Reifen, oder
mit zahlreichen kleinen Schildchen,
[Seite 230] oder mit Schuppen bedeckt: und noch andere
haben
eine nackte nur mit Schleim überzogene
Haut. Die mehresten häuten sich
von Zeit
zu Zeit. Manche, wie z.B. der Laubfrosch
und verschiedene
Eidexen, besonders der
Chamäleon, ändern auch zuweilen
plötzlich
ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon
die Benennung der ganzen Classen
andeutet,
Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf-
enthalt angewiesen. Manche gehen willkür-
lich in beyden
ihren Geschäften und ihrer
Nahrung nach. Andere hingegen bringen ent-
weder eine bestimmte Periode ihres Lebens,
oder gewisse
Jahrszeiten bloß in einem von
beyden zu. Endlich sind aber auch manche
ent-
weder bloß für das Land oder bloß für das
Wasser,
und nicht für beydes zugleich bestimmt.
Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von
sehr
gemischter Nahrung: andere hingegen, wie
der Laubfrosch,
Chamäleon etc. sind sehr eigen
in der Wahl ihrer Speisen, gehen z.B.
bloß
lebende Insecten von einigen wenigen bestimm-
ten
Gattungen an. In der Gefangenschaft
nehmen viele gar keine Nahrung zu
sich und
können dann zum Wunder lange fasten: ich
[Seite 231] selbst habe z.B. Salamander auf
acht Monathe
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie
dabey
beträchtlich abgegezehrt wären, erhalten: und
von Schildkröten
weiß man, daß sie gegen
anderthalb Jahre ohne alle Nahrung
ausdauern
können.
Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh-
mende Leichtigkeit
und Stärke ihrer Repro-
ductionskraft (§. 19.), hat, wo
ich nicht irre,
in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und
hingegen
respectiven Kleinheit ihres Gehirns
(§. 29.) einen Grund; da folglich
die erstern von
letzterem minder abhängig sind; und überhaupt
die
ganze Maschine zwar schwächere Mobili-
tät, weniger consensus zeigt, das ganze Leben
der Amphibien
einfacher, und mehr bloß ve-
getativ scheint, als bey den
warmblütigen
Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr
mit
eigenthümlicher independenter Lebenskraft
versehen sind. Und da folglich
bey dieser mehr
eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen
Theile,
nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen
Theil, oder auf Ein System wirkt,
sogleich,
wie bey den warmblütigen Thieren, andere
in Consensus
zieht, so erklärt sich auch wohl
überhaupt daher ihr zähes Leben, so
daß
Frösche, denen das Herz ausgerissen ist,
doch noch umher hüpfen,
und Schildkröten,
denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen
[Seite 232] worden, noch Monathe
lang leben können;
daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit
der
den Amphibien abgeschnittenen Theile,
wie z.B. der Schwänze von
Wassermolchen,
Blindschleichen etc.*)
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien, zumahl unter
den
Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr
milchichter Hautschaum den
sie im Nothfall von sich geben: vielen
auch
wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so
zumahl manche
Schlangen, Kröten, Eidexen etc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre-
sten Amphibien von
keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich
doch
bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey-
spiele
selbst von Crocodilen und Kröten hat,
die ihre Wohlthäter kennen gelernt
und kirre
geworden, und vollends viele Schlangen be-
kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten
lassen. Hingegen
finden sich bey den Thieren
dieser Classe nur sehr wenige Spuren
von
wahren Kunsttrieben. (§. 36.)
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen
täglichen Erhohlungsschlaf zu
halten. –
Dagegen aber wohl alle die kältern Winter-
monathe in Erstarrung zubringen. Und zwar
theils einzeln, theils wie
unsere hieländischen
Frösche und Salamander in Haufen. Doch
können
auch diese gar leicht des Winterschlafs
entbehren, und Jahr aus Jahr ein
wachend
im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein
viel Sonderbares. Der
Paarungstrieb ist bey vielen so heftig,
daß
man z.B. Frösche gesehen hat, die in Erman-
gelung
eines Weibchens andere männliche
Frösche oder Kröten oder gar todte
Weibchen
besprungen haben. Bey den mehresten Frö-
schen und See-Schildkröten dauert die Paarung
mehrere Tage, ja Wochen
lang. Die Vipern
schlängeln sich in der Paarung mit dem Hin-
terleibe aufs innigste um einander, und zün-
geln dabey mit gebogenem Halse auf einander
los. Die Wassermolche
hingegen umfassen
einander gar nicht, sondern das Männchen
schwimmt
zur Brunstzeit bloß um sein
Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen,
so
wie es dieselben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige
Ausnahmen, Eyerlegende Thiere.
Aber
manche, zumahl unter den Schlangen etc. geben
die Eyer nicht
eher von sich, als bis das
darin befindliche Junge schon meist
seine
völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa
heckt ihre Junge auf
dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens
vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monathe
lang-völlig isolirt in
einem Glase gehalten, hat
hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet
bin-
nen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so
daß
folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf
eine noch weit
längere Zeit hinaus als bey den
Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten
muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser
jung werden, kommen nicht gleich
in ihrer
vollkommnen Gestalt, sondern als so genannte
Larven zur
Welt, und müssen sich erst noch
einer Art von Metamorphose
unterziehen,
ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge-
brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die
kleinen
Frösche z.B. (die so genannten
Kaulquappen, gyrini, Fr. tétards,
Engl.
toadpoles) haben
anfangs noch keine Füße,
sondern dafür einen langen
Ruderschwanz;
auch, so wie die jungen Salamander,
eine Art von
Fischkiemen (branchiae oder
Swammerdam's appendices fimbriatae)
[Seite 235] zu beiden Seiten des Halses;
ferner zum
Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze
u. dergl.
m. Lauter Theile, die nur für den
Larvenstand des zarten jungen Thieres
bestimmt
sind und mit der zunehmenden Reife desselben
allgemach
schwinden.
Anm. Ueber zwey räthsel-
hafte Eidechsenartige Geschöpfe, die Siren
lacertina in den Gewässern von Carolina,
und den Proteus anguinus aus dem unter-
irdischen
Sittichersee in Crain, sind die
Meinungen noch getheilt, ob sie für
schon
vollkommen ausgebildete Reptilien ihrer
Art, oder aber
nach aller Analogie, unge-
achtet ihrer ansehnlichen
Größe doch nur
für noch unreife Larven derselben
anzusehen
seyen? –– Von der Sirene s. Ellis und
J. Hunter in den
Philosophical Trans-
actions vol. LVI. und
vom Proteus Hrn.
Dr. Schreibers (dem ich
selbst ein treff-
liches Exemplar des eben so
wundersamen
als seltenen Thiers verdanke,) in eben
diesen
Societätsschriften v. J. 1801.
Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere
hieländi-
schen Frösche meist erst im vierten
Jahre
mannbar werden: und doch erreichen diese nur
ein, nach
Verhältniß dieser späten Pubertät,
nicht beträchtliches Alter von 12 bis
16 Jahren.
Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst
in der
Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt
haben, so daß hiernach zu
schließen, die
Crocodile und großen Schlangen etc. wohl zu
einem
noch höhern Alter gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs
Menschengeschlecht ist ziemlich einfach;
aber
für manche Gegenden theils äußerst beträcht-
lich. Zumahl der Genuß der Schildkröten
und ihrer Eyer, so wie auch
verschiedener
Frösche und Eidexen etc. – auch von Schild-
kröten Thran; und Schildpatt zu Kunst-
arbeiten etc. –
Schädlich werden manche ungeheuere
Thiere dieser Classe, die Crocodile,
Wasser-
schlangen etc. durch ihre Größe, und
andere,
zumahl unter den Schlangen, durch ihr Gift,
das in keiner
andern Thierclasse von einer so
gefahrvollen Heftigkeit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey
Ordnungen:
I. Reptiles. Die Amphibien mit
vier
Füßen. (Die quadrupeda ouipara
der
ältern Naturforscher) – Schildkröten,
Frösche, Eidexen. Und
II. Serpentes. Die Schlangen,
ohne
alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene
Gestalt erlangt ha-
ben) mit vier Füßen versehen, die
nach dem
verschiedenen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye
(pedes digitati), oder durch eine
Schwimmhaut verbundene (palmati), oder
gar wie
in eine Flosse verwachsene Zehen
(pinnati) haben.
1. Testvdo. Schildkröte. (Fr. tortue.
Engl. tortoise, die
See-Schildkröten aber
turtle, Span. galápago). Corpus testa
obtectum,
cauda (plerisque)
breuis,
os mandibulis nudis edentulis*).
Die mehresten Schildkröten sind mit einer
knochigen
sehr festen Schale bedeckt, deren Ober-
theil mit dem
Rückgrath und den Rippen des
Thiers verwachsen, und mit den breiten
hornigen
Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattun-
gen so stark und schönfarbig sind, daß sie
zu
Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich
liegen 13
dergleichen Schuppen in der Mitte,
und 24 um den Rand herum. Der
Untertheil
oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das
obere
und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz
und Füße versehen. –
Ueberhaupt aber dient
[Seite 238] die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil-
dung dieses dadurch gleichsam isolirten Ge-
schlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen
die
vermeinte Stufenfolge in der Natur.
1. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn-
guiculis tribus, testa orbiculari ouata,
membranacea
grisea, striata, scabra.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle.) T. pedibus pinniformibus,
testa cordata subcarinata,
margine serrato:
scutellis imbricatis latiusculis, cauda squa-
mata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 42.
In beyden Indien; auch im rothen Meere.
Gibt das
beste Schildpatt*).
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild-
kröte.
(viridis Schneider. Fr. la tortue
franche. Engl.
the green turtle.) T. pedi-
bus pinniformibus, marginibus
maxillarum
dentatis, testa ouata.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Cent-
ner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern
Nahmen
von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale
und der auffallend grünen
Farbe ihres schmack-
haften Fettes. Lebt bloß vom
Seetang u. dergl.
Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack-
haftes gar nicht thraniges Fleisch.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschild-
kröte.
(europaea Schneid.) T. pedibus
palmatis, testa orbiculata
planiuscula.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa
po-
stice gibba: margine laterali
obtusissimo,
scutellis planiusculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.
Im südlichen Europa und nördlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis
palmatis,
testae scutellis eleuatis truncatis.
In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von
der Größe
einer flachen Hand: hat wegen ihres
regelmäßigen schwarz und gelb
gezeichneten,
hochgewölbten Rückenschildes ein artiges Ansehen.
2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) und Kröte (Fr. crapaud. Engl.
toad.) Corpus nudum pedibus
qua-
tuor, posticis longioribus*).
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathi-
formi, digitis anticis muticis quadridenta-
tis, posticis vnguiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch
die überaus
sonderbare und ganz anomalische
Weise, mit der die Mutter ihre Junge
ausheckt,
merkwürdig. Das Männchen streicht nähmlich
den Leich,
den das Weibchen vorher auf die ge-
[Seite 240] wöhnliche Art von sich
gegeben, demselben auf
den Rücken, und befruchtet ihn hierauf mit
seinem
Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher
gleichsam in der
Haut der Mutter, bis nach
Verlauf von beynahe drey Monathen die
darin
befindlichen anfangs geschwänzten Kaulquap-
pen*)
zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr
Schwanz allgemach
verschwunden und sie da-
gegen ihre vier Füße
erhalten, den Rücken ihrer
Mutter verlassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen
stieren
Augen, und der ungeheueren tutenförmigen
obern
Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.
3. Ocellata. (Engl. the
bull-frog.) R. auri-
bus
ocellatis, pedibus muticis.
In Nord-America. Fast von der Größe
eines
Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von
seiner starken
Stimme.
4. Paradoxa. (Rana piscis.) R. femoribus
postice oblique striatis.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.)
erreicht
eine fast spannenlange Größe, häutet
sich während der Zeit
verschiedentlich, und hat
in diesem Zustande zu einer alten Sage,
von
Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß
gegeben.
Auch nachdem schon die vier Beine
ihre ganze Größe und Ausbildung
erhalten ha-
ben, bleibt daß Thier doch noch geraume
Zeit
geschwänzt.
5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventri-
coso verrucoso lurido fuscoque.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll,
ist
ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß
man
verschiedentlich lebendige Kröten mitten
in durchsägten Baumstämmen,
oder in Stein-
blöcken etc. angetroffen hat.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R.
corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio ma-
culato, pupilla triquetra.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast
wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca-
lomita, Laurent.) R. verrucosa, linea dor-
sali flaua, lateralibus rufescentibus.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. kommt
selten
zum Vorschein; gibt aber einen eigenen
dumpfen Laut von sich, der
allerhand abergläu-
bige Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch.
R.
subfusca dorso planiusculo subangulato.
Im Gras und Gebüsch etc. von da die Jun-
ge nach warmen Sommer-Regen
haufenweise
hervorkriechen, da dann ihre plötzliche Erschei-
nung wohl zu der alten Sage vom Froschregen
Anlaß
gegeben haben mag.
9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch,
Röling, Marxgöker. R. viridis, corpore
[Seite 242] angulato, dorso transuerse
gibbo, abdo-
mine marginato.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut,
zumahl des Abends bey schönem
Wetter, und treiben dabey zwey große
Blasen
hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau
und muthig,
verzehren Mäuse, Sperlinge, und
selbst junge Enten, Forellen etc.
und können so-
gar über Hechte Herr werden. Zur
Begat-
tungszeit bekommen die Männchen dieser
und
der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen
an den Daumen
der Vorderfüße, womit sie
sich, äußerst fest um ihrer Weibchen Brust
klam-
mern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites,
hyla. Fr. la
raine, grenouille de St. Mar-
tin, le
graisset.) R. corpore laeui,
subtus
granulato, pedibus fissis, apicibus digito-
rum lenticulatis.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England),
auch
in America etc. Der klebrige Schleim, wo-
mit er wie
die Schnecken überzogen ist, dient
ihm bey seinem Aufenthalt am Laub
der Bäume,
zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die
an ihrer
braunen Kehle kenntlich sind, haben
eine laute Stimme, die sie, wenn
das Wetter
sich ändern will, aber auch außerdem zur Paa-
rungszeit von sich geben. Sie blähen dabey
die Kehle
zu einer großen Blase auf.
3. Draco. Corpus
tetrapodum cauda-
tum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidexe. D.
brachiis
ab ala distinctis.
4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl.
lizard) Corpus elongatum, pedibus
quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. L.
mandibulis ellipticis, scuto supraorbitali
osseo, testa caluariae integra, cauda parte
anteriori et superna scutis
vtrinque extan-
tibus serrata, pedibus posticis
palmatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.
Zumahl häufig in den größern Strömen von
Africa
(nahmentlich im Ober-Nil und im Ni-
ger). Das größte
Thier der süßen Wasser, das
wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen
soll*):
und doch haben seine Eyer
kaum die Größe eines
Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen
und
andere große Thiere an. Jung gefangen aber
läßt er sich doch
zähmen.
2. Alligator. der Kaiman. L.
mandibulis
ellipticis, tegmine supraorbitali coriaceo,
testa
caluariae bifenestrata**), cauda parte
anteriori
rotunda, pedibus posticis semi-
palmatis.
Im mittlern America. Weit rundlicher und
glatter am
Leibe und Schwanz, als der eigent-
liche Crocodil,
wird auch nicht so groß als die-
ser und legt kleinere
Eyer. Hat übrigens eben
so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen
und
viere an den hintern, von welchen allen aber
nur die drey
innern mit Krallen bewaffnet sind.
3. Gangetica. der Gavial. L.
mandibulis
elongatis teretibus subcylindricis.
Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.
4. Monitor. (Fr. la
sauve-garde.) L. cauda
carinata,
corpore mutico squamis margina-
tis, maculis
ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beyden Indien. Ueberaus sauber und
regelmäßig
schwarz und weiß gefleckt; wird
über 3 Ellen lang; hat den Nahmen
daher,
daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft
der
Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifen-
den
Laut, den es von sich gibt, diese seine furcht-
baren
Gefährten verrathen soll.
5. Iguana der Leguan. L. cauda
tereti
longa, sutura dorsali dentata, crista
gulae
denticulata.
Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein
überaus
schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili,
digitis
duobus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. II.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch
theils in
Spanien. Langsam, träge, lebt auf
[Seite 245] Bäumen und Hecken, nährt sich von
Insecten,
dieses mit seiner langen vorn kolbigen ausge-
hölten klebrigen Zunge sehr behende zu
fangen
versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß,
und das
Thier kann sich damit nach Willkür
aufblähen oder dünner machen,
daher vermuth-
lich die Sage der Alten entstanden seyn
mag,
daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben
die ganz
eigene Einrichtung, daß jedes beson-
ders, oder auch
beyde zugleich nach verschie-
denen Richtungen, eins
z.B. aufwärts, das
andere hinterwärts u.s.w. und zwar
schnell
bewegt werden können. Seine natürliche Farbe
ist
grünlichgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen,
zumahl wenn es
zornig wird etc. Der zuweilen
bemerkte Wiederschein von benachbarten
farbigen
Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des
lebendigen
Thiers hat Anlaß zu der Fabel gege-
ben, als ob sich
seine Farbe überhaupt nach
denselben richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio
oder
saurus der Alten.) L. cauda tereti medio-
cri, digitis muticis subtus
lamellatis, cor-
pore verrucoso, auribus
concauis.
In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln
der
Südsee und selbst hin und wieder im süd-
lichen
Europa, z.B. im Neapolitanischen. Er
soll einen giftigen Saft
zwischen seinen blättrich-
ten Fußzehen haben, und
dieser sich den Eß-
waaren, wo das Thier drüber
wegläuft, mittheilen.
8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda
tereti mediocri, apice compressa,
digitis
muticis lobato squamosis marginatis.
Im steinigen Arabien, Aegypten etc.
[Seite 246]9. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-
Eidexe.
L cauda verticillata longiuscula,
squamis acutis,
collari subtus squamis con-
stricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und, wie es scheint,
auch in
beyden Indien und auf den Inseln der
Südsee. Ihre Eyer leuchten eine
Zeitlang
im Finstern.
10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was-
ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri-
busque verrucosis, abdomine flauo, nigro-
maculato.
Die Männchen haben im Frühjahr eine vom
Kopf bis
zum Schwanz längs des Rückens hin-
laufende empor
stehende ausgezackte Haut. Von
seiner ausnehmenden
Reproductionskraft s. oben
S. 31.
11. †. Salamandra. der Salamander, Molch,
die Molle, Ulme. (Fr.
le sourd,
mouron.)
L. cauda tereti breui, pedibus
muticis, cor-
pore flauo nigroqne vario nudo,
poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und orangegelb gefleckt, spannenlang
und
daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer
leben könne etc. sind
Fabeln.
Die Schlangen*) haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß
einen cylindrischen
lang gestreckten Körper, den sie
wellenförmig
bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,
oder
Ringen bekleidet ist. Manche leben im
Wasser (da sie bey ihren
ausnehmend langen
und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können), andere auf der Erde, andere
meist auf
Bäumen. Sie legen mehrentheils
an einander gekettete Eyer, und ihre
Kinn-
laden sind nicht, wie bey andern Thieren,
fest
eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, in-
dem sie sich weit von einander dehnen lassen,
so daß die Schlangen
andere Thiere, die oft
weit dicker als sie selbst sind, ganz
verschlingen
können. Manche sind mit heftigem Gift in
besondern
Bläschen am vordern Rande des
Oberkiefers versehen**), das in eigenen Drü-
sen
abgeschieden und durch besondere röhrenför-
[Seite 248] mige, einzeln
stehende, gegen die Spitze zu
mit einer länglichen Oeffnung
versehene, Gift-
zähne (– als durch einen
Ausführungsgang –)
beym Biß in die Wunde geflößt wird. (– Ab-
bild. n. h.
Gegenst tab. 37. fig. 1. –)
Diese bloß am vordern Rande das
zugleich
merklich starken Oberkiefers befindlichen Gift-
zähne geben auch den zuverlässigsten Character
ab um
die giftigen Schlangen von den gift-
losen zu
unterscheiden*), da bey den letztern
der ganze
äußere Rand der obern Kinnlade
(bis hinten) mit Zähnen besetzt ist
(– Ab-
bild. n.
h. Gegenst. a. a. O. fig. 2.
–);
außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch
eine doppelte
Reihe kleiner Gaumen-Zähne
mit einander gemein.
5. Crotalvs. Klapperschlange.
(Fr.
serpent à
sonnettes. Engl. rattle-snake.)
Scuta abdominalia.
Scuta squamae-
que subcaudales. Crepitaculum termi-
nale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
[Seite 249]Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf
6 Fuß lang
und fast armsdick. Die Gattungen
dieses Geschlechts unterscheiden
sich von allen
andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri-
gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel-
hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende
des
Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an
diesem so wunderbar gebauten
und in seiner Art
so ganz einzigen Organ nimmt mit den
Jahren
zu, und soll bey alten wohl auf 40 steigen.
Daß kleine
Vögel, Eichhörnchen etc. im Gebüsch
der darunter liegenden
Klapperschlange*) gleich-
sam von selbst in den
Rachen fallen, wird von
gültigen Augenzeugen versickert; ist aber
keine
ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da
man das
nähmliche auch an mehrern andern
Schlangen der neuen und alten Welt
bemerkt
[Seite 250] haben will. – Die Klapperschlangen selbst wer-
den
häufigst von den Schweinen und Raubvö-
geln, verzehrt.
Auch lassen sie sich überaus
kirre und zahm machen.
6. Boa. Scuta
abdominalia et subcau-
dalia.
1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda. B. scutis 240. scu-
tellis 60.
In Ostindien und Africa. Wird nach Adan-
son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang.
Soll
lebendigen Rehen etc. die Rippen und andere
Knochen entzwey
brechen, das Thier nachher
mit einem gallertartigen Geifer
überziehen, und
so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre
zu
machen und wird, wie die Brillenschlange, von
den
ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunst-
stücken
abgerichtet. – Die Amaru-Schlange
in Süd-America, die von den Antis
in Peru
angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang
wird, scheint
wenig von dieser verschieden. –
Hingegen ist wohl die auf Guinea so
heilig
verehrte so genannte Juda-Schlange von
einer andern
Gattung.
7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab-
dominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nah-
men der Viper belegt. Hier diese von Linné
so
genannte, ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C.
tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa-
mis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 40.
Diese von den beyden über den Augen stehen-
den Hörnchen benannte Schlange hat gleiches
Vaterland
mit der vorigen, und ist allerdings
giftig.
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the
adder.) ♂ C.
scutis 146. squamis 39.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun-
licher Farbe und in den wärmern Gegenden der
alten
Welt, auch schon in Deutschland und in
der Schweiz zu Hause. Ihr Biß
verursacht
zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur
selten
tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, wo-
mit ehedem Redi
und neuerlich Fontana so
viele merkwürdige Versuche angestellt
haben.
4. † Natrix. die Ringel-Matter, Schnacke,
der Unk. C. scutis 170. squamis
60.
Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu-
mahl an den beyden Seiten des Halses. Man
hat selbst
in Europa welche von 10 u. m. Fuß
gefunden, die dann wohl ehedem
Anlaß zu den
abentheuerlichen Erzählungen von Lindwür-
mern etc. gegeben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C.
scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten Bdes 1stes Stück.
tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschul-
dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien
zu
Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß
lang. Längs dem Rücken laufen
etliche und
zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisin-
rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein-
gefaßt, und diese wieder mit
citrongelben
Querstreifen von einander abgesondert sind.
Die
Mädchen in Florida sollen das schöne
Thier zum Putz als Halsband
oder in die Haare
geflochten tragen etc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo.) ♂ C. scutis 193. squamis
60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar,
und
hinten mit einer brillenähnlichen Figur be-
zeichnet.
Ist eine der giftigsten Schlangen,
wird aber häufig vom Ichneumon
gefressen, und
ist auch leicht zu allerhand
Gaukelkünsten
abzurichten.
8. Angvis. Squamae
abdominales et
subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Ha-
selwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl.
the
blind-worm, slow-worm.) A.
squ.
abd. 135. totidemque subcaud.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
Bricht
leicht entzwey, wenn man sie anfaßt,
und die Stücke bewegen sich
doch noch Stunden
lang. Man findet von ihr mancherley
theils
sauber gezeichnete Spielarten.
2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena. Annuli
trunci cau-
daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Runzelschlage. Rugae
trunci caudaeque. Labrum
superius
tentaculis 2.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern
runzlige Ringe in der glatten Haut,
fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothen kal-
ten Blut
versehenen Thiere, die sich mittelst
wahrer (mit Gräten oder knorplichen
Faden ver-
sehenen) Flossen bewegen, und mittelst
wahrer
lebenslang bleibender Kiemen Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um
sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche,
Salamander etc. (§. 94.) zu
unterscheiden.
Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae)
vertreten
bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf
beyden
Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer
oder mehreren
großen halbmondförmigen
Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel
(opercula branchialia) heißen und bey den
mehresten
mit der Kiemen-Haut (membrana
branchiostega)
verbunden sind. Die Kiemen
selbst sind mit unzähligen der zartesten
Blut-
gefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist
in
vier Blätter vertheilt, die ungefähr der
[Seite 255] Fahne an einer Feder ähneln und
die an ihrer
Basis durch eben so viele bogenförmige
Gräten
unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben
so wenig als die mit Lungen
versehenen Thiere
lange entbehren können, geschieht bey ihnen,
indem
sie die im Wasser aufgelösete Luft durch
den Mund in die Kiemen leiten,
und dann
durch die Kiemenöffnung (apertura
branchia-
lis) wiederum von sich geben; folglich
nicht wie
die mit Lungen versehenen Thiere durch den
gleichen Weg
ein- und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß
ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann,
obgleich
einige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn,
der Wetterfisch
etc. einen Laut von sich geben
können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt ge-
nommen, ist bey den
Fischen ungleich mannig-
faltiger als bey den beyden
vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper
eine
verticale Stellung, d.h. er ist auf beyden Sei-
ten zusammen gedrückt (corpus compressum
s.
cathetoplateum); bey einigen andern hin-
[Seite 256] gegen, wie bey dem Rochen, liegt
er hori-
zontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus
depresum s. plagioplateum); bey
andern,
wie beym Aal etc. ist er mehr walzenförmig:
bey andern, wie
bey den Panzerfischen, pris-
matisch oder vierkantig
etc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf
unmittelbar an einander, ohne durch
einen
eigentlichen Hals von einander abgesondert
zu seyn.
Die Fische sind (bis auf wenige Ausnah-
men) mit Schuppen
bekleidet; und zwar
die Grätenfische mit eigentlich sogenannten,
die
von einer ganz eigenen Substanz, und bey
den verschiedenen Gattungen von
der mannig-
faltigsten theils ausnehmend eleganten
Bildung
und Zeichnung, und farbigen Gold- und Sil-
berglanze sind: die mehrsten Knorpelfische
hingegen mit mehr
knochenartigen Schildern,
hakichten Stacheln, u. dergl. m.
Die Schuppen werden von außen noch
mit einem besondern Schleim
überzogen,
der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen
abgeschieden
zu werden scheint, die bey den
mehresten Fischen zu beyden Seiten des
Kör-
pers in der so genannten Seiten-Linie liegen.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen (an welchen man neuerlich
merkwürdige
Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen
aus dünnen
knochenartigen oder knorpeligen
Gräten, die durch eine besondere Haut
mit
einander verbunden, an eignen Knochen be-
festigt,
und durch bestimmte Muskeln bewegt
werden. Ihrer bestimmten Lage nach
heißen
die obern, Rückenflossen (pinnae
dorsales);
die seitwärts hinter den Kiemen
befindlichen,
Brustflossen (pinnae pectorales);
die am
Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden,
Bauchflossen
(pinnae ventrales); die hinter
dieser Oeffnung,
Steißflosse (pinna analis);
endlich am Schwanze,
die Schwanzflosse
(pinna caudalis). Die letztere
hat alle Mahl
eine verticale Lage, und vertritt besonders
auch die
Stelle eines Steuerruders zum
Lenken etc.
Die so genannten fliegenden Fische haben
sehr lange und straffe
Brustflossen, so daß sie
sich damit selbst über die Oberfläche des
Was-
sers erheben und kleine Strecken weit fort-
fliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung
der Fische, besonders wohl zum
Steigen und
Sinken (wie bey den so genannten cartesiani-
[Seite 258] schen
Teufelchen), ist die Schwimmblase,
womit zumahl die Süß-Wasser-Fische
ver-
sehen sind, und die mittelst eines eignen Ca-
nals (ductus pneumaticus) meist mit
dem
Schlunde, seltener mit dem Magen in
Verbindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See-
und Süß-Was-
ser-Fische. Einige können doch auch
zuweilen
einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der
Aal, die Muräne
etc. Andere theils in war-
men mineralischen Quellen*).
Die mehresten Fische, zumahl die in der
See leben, sind animalia nocturna, die
nähmlich ihren Geschäften zur
Nachtzeit nach-
gehen, am Tage hingegen sich mehr in
der
Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fi-
schen
lebenden Insulaner und Küsten-Bewoh-
ner meist des Nachts
auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen
verändern in gewissen Jahrszeiten
ihren Auf-
[Seite 259] enthalt; so steigen viele Seefische um zu
leichen
in die Buchten und Mündungen der Flüsse;
manche derselben
aber, wie z.B. die Häringe
im nördlichen atlantischen Ocean, machen
auch
noch außerdem anderweitige Züge zu be-
stimmten
Jahrszeiten und in unermeßlichen
Schaaren zwischen den Küsten des
westlichen
Europa und des nordöstlichen America**).
Die Fische sind größten Theils fleisch-
fressende Thiere,
und da sie keine eigentliche
Füße haben ihre Beute damit zu fassen,
mit
mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu wer-
den,
versehen. Theils nähmlich mit langen
Bartfasern (cirri) am Maule, um damit
andere kleine Wasserthiere, wie mit
einem
Köder zu locken, und gleichsam zu angeln.
(So der Sternseher,
der Froschfisch etc.) Andere,
wie der Chaetadon
rostratus, mit
einer
Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser
fliegenden
Insecten gleichsam herab zu schießen.
Andere, wie drey Seefische, der
Zitterrochen,
Tetrodon electricus und Trichiurus
indicus
und die beyden
Flußfische, der Zitteraal und
der Zitterwels, mit einer besondern
erschüttern-
den und betäubenden Kraft u.s.w.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft,
so muß der Geruch bey vielen
überaus scharf
seyn, da sie den versteckten Köder in
weiter
Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist
scharf, und sie
haben dazu ähnliche Organe, wie
die im innern Ohr anderer rothblütigen
Thiere.
Besonders aber zeigen sich mancherley Son-
derbarkeiten im Baue ihres Auges, zahl-
reichere Häute,
ausschließlich eigne andre Or-
gane u. dergl. m.*).
Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand
aus Mangel
an richtigen Beobachtungen wenig sagen.
Doch weiß man,
daß manche, wie z.B. die
Forellen, überaus kirre werden**); andere
z.B. alte
Karpfen, sehr listig und verschla-
gen sind u.s.w.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche
Anmerkung, die bey den Amphibien
gemacht
worden ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich
alle einem
Winterschlaf ausgesetzt sind; aber
wohl nur sehr wenige einen bestimmten
täg-
[Seite 261] lichen periodischen Erhohlungsschlaf haben:
wie es
z.B. vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen, wohin der Aal und die so
genannte
Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige
Fische wirklich
mit einander paaren; sondern
bey den mehresten gibt das Weibchen
den
Rogen noch unbefruchtet von sich, und das
Männchen kommt hierauf
nach, um denselben
mir seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Land-
wirthschaft
benutzen gelernt, indem man auch
aus der künstlichen Vermischung von
Eyern
und Samen der Lachs-Forellen etc. junge Fische
erzielen
kann*).
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im
Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß
man
einzeln unter denselben namentlich beym Karpfen
wirkliche
Zwitter gefunden hat.
Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß
ungeachtet die
Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer
Statur
ungleich kleiner sind, als in irgend
einer andern Thier-Classe; dennoch
bey
manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr
[Seite 262] ganzer übriger Körper. Daher
zählt man,
z.B. beym Häring, zwischen 20 und 37000,
beym Karpfen
über 200000 bey der Schleihe
383000, beym Flinder über eine
Million
Eyerchen etc.*)
Theils haben die jungen Fische, so wie sie
aus dem Eye kriechen, noch
nicht ihre völlige
Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls, so
wie
viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von
Metamorphose
unterziehen, wodurch ihre
Flossen u. dergl. m. allgemach vollends
aus-
gebildet werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur
Größe ihres Körpers, zu einem
hohen Alter.
Man weiß von Karpfen, Hechten etc. daß sie
anderthalb
hundert Jahre erreichen können.
Doch werden einige kleine Fische, wie
z.B.
der Stichling etc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den
Menschen ist ziemlich einfach, meist
bloß zur
Speise; aber eben von dieser Seite für einen
großen Theil
des Menschengeschlechts, der
theils fast ganz von diesen Thieren lebt,
von
[Seite 263] der
äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde
Völker wie z.B. die Kamtschadalen,
Brasi-
lianer etc. wissen die Fische auf die mannig-
faltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu
Kuchen
u.s.w. zu bereiten: und bey vielen,
wie z.B. unter den Insulanern des
stillen
Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge-
schäft, – und in Rücksicht der überaus sinn-
reichen
angemessenen Geräthschaften, die sie
sich dazu erfunden haben, wirklich
eine Art
von nachdenkendem Studium aus. Aber auch
für einen großen
Theil der cultivirten Erde
ist der Fang, z.B. des Härings,
Kabeljaus,
Thunnfisches u. dergl. m. von äußerster Wich-
tigkeit – Der Thran von Hayen, Härin-
gen,
Kabeljauen etc. wird häufigst in Lampen
gebrannt. – Die östlichsten
Küstenbewohner
des mittlern Asien kleiden sich in
gegerbte
Lachshäute. – Und manche Theile einiger
Fische werden zu
technischen Gebrauch und
Kunstsachen benutzt; wie z.B. die Schup-
pen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von
Rochen und
Hayen etc.; Hausenblase etc.
Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den
Weltmeeren die Haye;
und in den süßen Wassern die Hechte. –
Auch
sind manche Fische wenigstens in ge-
wissen Gegenden
giftig, so daß ihr Genuß
[Seite 264] tödtlich werden kann. So zumahl einige
Gattungen
von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische
scheint noch mancher
Verbesserung zu bedürfen.
Inzwischen bringt man sie vor der Hand
im
Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen:
nähmlich.
A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei)
die keine wahren Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder
eigentlich
so genannte Fische (Pisces spinosi).
Die Knorpelfische sondert man in fol-
gende zwey Ordnungen,
welche Hr. De la Cepede
nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemen-
deckels bestimmt, und hiernach die darunter
gehörigen
Geschlechter vertheilt: nähmlich:
I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.
II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.
Die eigentlich so genannten Fische aber
hat Linné nach der Beschaffenheit
und Lage der
Bauchflossen geordnet: nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine
Bauchflossen
haben.
IV. Iugulares. Die, deren
Bauchflossen
vor den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die
Bauchflossen
gerade unter den Brustflossen, und
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben
keine Kiemendeckel, und bey
den mehresten ist
das Maul an der Unterseite des Kopfs be-
findlich.
1. Petromyzon. Spiracula branchia-
lia 7 ad latera colli. Fistula in
ver-
tice. Pinnae pectorales aut
ventrales
nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam-
proye. Engl. the lamprey.) P. ore intus
papilloso, pinna dorsali posteriori a
cauda
distincta.
In der Nordsee so wie im mittländischen
u.a.
Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere
Meilen weit in die
Flüsse. Wird wohl auf
3 Fuß lang.
2. †. Fluuialitis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als
die vorige
Gattung.
2. Gastrobranchvs. Bauchkieme.
Spiracula branchialia 2 ventralia. Fi-
stula in rostro. Pinnae pectorales aut
ventrales nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem
unter
dem Nahmen Myxine den
Gewürmen
beygezählt.
1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My-
xine glutinosa Linn.)
An den Küsten des nördlichen atlantischen
Oceans.
Soll gar keine Augen haben!
3. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.)
Spiracula
branchialia 5 subtus ad col-
lum; corpus depressum; os sub capite.
Ein seltsam gebildetes und theils gar wun-
derbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche
Arten hat
man ehedem durch allerhand Künsteley
zu vorgeblichen Basilisken etc.
umgestaltet und
aufgetrocknet. Manche scheinen auch bey eini-
ger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs
mit
einem Menschengesichte hat, zu der Sage
von Sirenen etwas
beygetragen zu haben*).
Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen,
so
vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean
in manchen
Gegenden gleichsam davon wimmelt.
die Eyer haben eine hornige Schale
mit vier
Spitzen, und heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch.
(Fr. la torpille. Engl. the crampfish.)
R. tota laeuis maculis dorsalibus 5 orbi-
culatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.
Besonders im mittländischen Meere. Der be-
kannteste von den so genannten elektrischen
Fischen
(§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the
skate, flair.) R. varia, dorso medio glabro,
cauda vnico aculeorum
ordine.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner
schwer. Hat ein vorzüglich schmack-
haftes
Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, tareronde, raie
baïo-
nette. Engl. the sting-ray) R.
corpore
glabro, aculeo longo anterius serrato in
cauda, et dorso
apterygio.
In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-
Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem
Thiere und auch
wilden Völkern als Waffen.
4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer.
Engl. shark.) Spiracula
branchialia 5
ad latera colli. Corpus
oblongum te-
retiusculum. Os in anteriore
capitis
parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna
anali nulla, dorsalibus spinosis,
corpore teretiusculo.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne
in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite latissimo transuerso malleiformi.
3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano,
dentibus serratis.
Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt
zuweilen
auf zehntausend, Pfund, und in seinem
Magen hat man wohl eher ganze
Pferde gefun-
den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den
Kie-
fern, die (wie überhaupt bey den
mehresten
Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son-
dern wie durch eine Art Gelenk mit
denselben
verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne
macht
das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen
(wenigstens beym jungen
Thier) rückwärts ge-
lehrt, gleichsam auf Reserve,
damit zufälliger
Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder-
holten Malen ersetzt werden kann.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch.
(Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.)
S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo
plano
vtrinque dentato.
Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean.
Das
breite schwertförmige, oft mehrere Ellen
lange Gewehr, das dieses
Thier vor dem Kopfe
führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit
24
oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.
5. Lophivs. Seeteufel (Fr. diable de
mer. Engl. sea-devil.) Pinnae pecto-
rales brachiis
insidentes. Spiracula so-
litaria pone
brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana
pisca-
trix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the
frog-fish.) L. depressus capite rotundato.
An den europäischen Küsten. Der ungeheuere
Kopf,
der die größere Hälfte des ganzen Thiers
ausmacht, und dann die
fleischigen Angelfaden
am Maule (§. 110.) geben ihm ein
auffallen-
des Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput com-
pressum. Apertura supra
pinnas pecto-
rales. Corpus compressum,
squamis
corio coadunatis. Abdomen carina-
tum.
1. Tomentosus. (Engl. the
little old wife.)
B. pinna capitis
biradiata, corpore poste-
rius subuilloso.
7. Chimaera. Spiracula
solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium
su-
perius quinquepartitum. Dentes pri-
mores incisores bini supra infraque.
Die mit Kieferdeckeln versehenen Knor-
pelfische.
8. Acipenser. Spiracula lateralia so-
litaria, linearia. Os sub
capite, re-
tractile, edentulum. Cirri quatuor
sub
rostro ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon.
Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsa-
libus 11.
In allen europäischen Meeren, auch im caspi-
schen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst
den
übrigen Gattungen dieses Geschlechts so-
wohl wegen
des Fleisches, als des aus dem
Rogen bereiteten Caviars, für viele
Völker einen
wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend
Pfund
schwer werden. Oft ziehen ihrer eine
Menge in schmalen aber langen
Zügen hinter
einander, und das soll Anlaß zu der
fabelhaften
Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen
gegeben
haben.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dor-
salibus 15.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am
häufigsten im caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30
Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. A.
squamis
dorsalibus 13. caudalibus
43.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder Hausen-
blase merkwürdig, die man besonders aus der
Schwimmblase
desselben, doch auch aus dem
Stör und noch aus einer andern Gattung
dieses
Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser
stellatus.), die auch das beste Caviar gibt, ja
theils
auch aus der Schwimmblase des Wels,
bereitet.
9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson
coffre.) Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ventrales
nullae.
1. Bicuspis. O. trigonus, spinis
dorsalibus
duabus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.
An den Küsten von Schina, und, wenn an-
ders der O. stellifer nicht eine
eigene Galtung
ist, auch in America.
2. Triqueter. O. trigonus muticus.
So wie der folgende in Ostindien.
3. Cornutus. O. tetragonus, spinis
frontali-
bus subcaudalibusque binis.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier,
dessen
Panzer aufs regelmäßigste, meist mit
Sechsecken wie Bienenzellen,
bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus
subtus muricatum. Pinnae
ventrales
nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le
poisson souffleur.)
T. abdomine
aculeato, corpore laeui, hu-
meris
prominentibus.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die, so
man oben im Flusse landeinwärts fängt,
ein gesundes gutes Essen.
Hingegen die nahe
an der See, in der Mündung des Stroms,
sehr
giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso;
pinnis
viridibus.
Philos.
Transact. Vol. LXXVI. P. II.
tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri-
schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der
St.
Johanna-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis.
Engl.
the
moon-fish.) T. totus hispidus, papil-
lis setaceis.
Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern
der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de
mer. Engl. the sun-fish.) T.
laeuis com-
pressus, cauda truncata: pinna
breuissima
dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.
Häufig im mittländischen und atlantischen
Meere.
Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat
den deutschen Namen von seiner
unförmlichen
Gestalt; den französischen und englischen aber
von
dem starken phosphorischen Schein, womit
die Seiten und der
Unterleib des lebendigen
Fisches leuchten.
11. Diodon. Corpus
spinis acutis mo-
bilibus vndique adspersum.
Pinnae
ventrales nullae.
1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis
teretibus.
Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich
auch an
den nordamericanischen Küsten.
12. Cycloptervs. Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in
orbiculum
connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost,
Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the
lump-sucker.) C. corpore squamis osseis
angulato.
In den nördlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich
mit seinem gerippten flachen Brustschilde
aufs festeste an die
Klippen, Schiffe u.s.w. an.
13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum.
Abdomen
carinatum. Pinnae ventrales
vnitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C.
corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa.
14. Syngnathvs. Rostrum
subcylin-
dricum, ore operculato, maxilla infe-
riore mobiliore. Corpus cataphractum.
Pinnae
ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani
pectoralibusque radiatis;
corpore septem-
angulato.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die
See-Raupe. (Fr. le cheval marin.
Engl.
the
sea-horse.) S. pinna caudae quadrangu-
lae nulla, corpore septemangulato tuber-
culato.
Einer der weitstverbreiteten Seefische. Hat
seine
Nahmen, weil der Vordertheil einem Pfer-
dekopf und
Hals, das hintere Ende aber einer
Raupe verglichen worden. Im Tode
krümmt
er sich wie ein S, und ähnelt so dem
Springer
im Schach.
15. Pegasvs. Os
proboscide tetractili.
Rostrum ensiforme, lineare.
Corpus
articulatum osseis incisuris, cataphra-
ctum. Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
In Ostindien. Die großen breiten
Brustflossen
ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl
den
Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die drey folgenden Ordnungen
begreifen nun die mit Gräten
versehenen oder
eigentlich so genannten Fische. Und zwar
hier
diese, die so gar keine Bauchflossen haben.
16. Mvraena. Caput
laeue. Nares
tubulosae. Membr. branch. radiis 10,
corpus
teretiusculum, lubricum. Pinna
caudalis coadunata dorsali anique.
Spi-
racula pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectora-
libus nullis.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wär-
mern Meeren beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl.
the eel.) M. maxilla inferiore longiore,
cor-
pore vnicolore.
In den Flüssen beider Welten. Geht zuwei-
len ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat
ein
zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene
Herz behält wohl noch 40
Stunden lang seine
Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtun-
gen gebiert er sicher lebendige Junge.
17. Gymnotvs. Caput
operculis laterali-
bus. Tentacula duo ad labium
superius.
Membr. branch. radiis 5; corpus
com-
pressum, subtus pinna carinatum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch (Fr. l'anguille electrique.) G.
nudus,
dorso apterygio, pinna caudali obtusissima
anali
connexa.
Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn
van
Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat. Un-
gefähr mannslang.
18. Trichivrvs. Caput
porrectum,
operculis lateralibus. Dentes ensifor-
mes, apice semisagittati: primores
maiores. Membr. branchiostega
radiis 7.
Corpus compresso-ensiforme.
Cauda
subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch.
(§.
110.)
19. Anarrhichas. Caput
obtusiuscu-
lum. Dentes primores supra
infraque
conici, diuergentes, sex pluresue,
molares inferiores
palatique rotundati.
Membr. branch. radiis. 6. Corpus tere-
tiusculum, pinna caudae distincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein-
beißer. (Engl. the
ravenous.) A. pinnis
pectoralibus
amplis subrotundis.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput
compressum.
Labium superius duplicatum, dentes
acerosi. Membr.
branch. rad. 7. Corpus
teretiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobiannus der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch. (Engl. the
sand-launce) A.
maxilla inferiore
longiore.
Ebenfalls am nördlichen Europa.
21. Ophidivm. Caput
nudiusculum.
Dentes maxillis, palato, faucibus.
Membr. branch.
radiis 7 patula. Cor-
pus ensiforme.
1. Barbatum. (Fr. la
donzelle.) O. maxilla
inferiore
cirris 4.
22. Stromatevs. Caput
compressum.
Dentes in maxillis, palato. Corpus oua-
tum, latum, lubricum. Cauda bifida.
23. Xiphias. Caput
maxilla superiore
terminatum rostro ensiformi. Os eden-
tulum. Membr. branch. rad. 8;
corpus
teretiusculum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épée de mer, l'empereur,
l'espadon.
Engl. the
sword-fish, whale-killer.) X.
mandibula
inferiore acuta, triangulari.
In den nördlichen so wohl als südlichen
Meeren.
Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang,
und hält dann
gegen 5 Centner an Gewicht.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.
24. Callionymvs. Caput
labio su-
periore duplicato; oculi
approximati.
Membr. branchiostega rad. 6.; apertura
nuchae
foraminibus respirante. Oper-
cula clausa. Corpus
nudum. Pinnae
ventrales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le
lacert Engl. the
piper.) C.
dorsalis prioris radiis
longitudine corporis.
25. Vranoscopvs. Caput
depressum,
scabrum, maius. Os simum, maxilla
superior breuior.
Membr. branch. ra-
diis 5; anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the Star-gazer.) V. cirris multis in
maxilla
inferiore.
Vorzüglich häufig im mittländischen Meere.
26. Trachinvs. Caput
scabriusculum,
compressum. Membr. branch. rad. 6;
anus prope
pectus.
1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever, stingfish) Trachinus.
Im mittländischen Meere, in der Nordsee etc.
27. Gadvs. Corpus
laeue. Membr.
branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute
communi
vestitae, pectorales acumi-
natae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock.) G.
tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore
longiore.
Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor-
züglichst aber an den englischen und
schottischen
Küsten. – Viele Fische phosphoresciren unter ge-
wissen Umständen nach dem Tode: bey diesem
hier ist
aber dieses Leuchten zuweilen von ganz
auffallender Stärke und
langanhaltender Dauer.
2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius
cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore.
Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
[Seite 281]3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao. (Asellus.
Fr. la morue.
Engl.
the cod-fish.)
G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio
primo anali spinoso.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge-
schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen
Menge
und wegen der mannigfaltigen Zuberei-
tung (als
Stockfisch, als Laberdan, und als
Klippfisch) und langen
Conservation etc. von der
äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden
sich
vorzüglichst in den nördlichen Gegenden, bey-
des des stillen und atlantischen Oceans, wo sie
besonders um
Labrador, Neu-Fundland, auch
um Island und an den Nordküsten von
Groß-
britannien den wichtigsten Fischfang
ausmachen*).
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte-
rygius imberbis albus, maxilla
superiore
longiore.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte,
Aalraupe, Aalputte.
(Fr. la lote,
Engl.
the burbot.)
G. dipterygius cirratus, maxil-
lis
aequalibus.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen.
28. Blennivs. Schleimfisch Caput de-
cliue, tectum. Membr. branch.
rad. 6.
corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus.
Im mittländischen Meere, in der Nordsee
etc.
Gebiert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen
sitzen.
29. Cepola. Caput
subrotundum com-
pressum. Os simum, dentes
curuati,
simplici ordine. Membr. branch. ra-
diis
6; corpus ensiforme, nudum, ab-
domine vix capitis
longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C.
pinna
caudae attenuata, capite obtusissimo.
30. Echeneis. Caput
depressum, supra
planum marginatum, transuerse sulca-
tum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet.
Engl. the sucking-fisch.) L. cauda
bifurca,
striis capitis 18.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare
Thier
kann sich mittelst des quergestreiften Hin-
terkopfs
aufs festeste an Schiffe, Hayfische etc.
anhalten. Daher die alte
Fabel, daß ein einziger
ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen
vermöge.
31. Coryphaena. Caput
truncato-
decliue. Membr. branch. rad. 5; pinna
dorsalis
longitudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.
Engl. the dolphin.) C. cauda
bifida, ra-
diis dorsalibus 60.
Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles
Thier, das
besonders im Sterben in wunder-
schöne Farben (aus dem
Gelben ins Blaue und
Purpurrothe etc.) spielt.
32. Gobivs. Caput
poris 2 inter oculos
approximatos, altero
anteriore. Membr.
branch. rad. 4; pinnae
ventrales vnitae
in ouatam.
1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dor-
sali secunda radiis 14.
Im atlantischen und indischen Ocean.
33. Cottvs. Caput
corpore latius, spi-
nosum. Membr. branch. rad.
6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein-
picker.
(Engl. the pogge.) C. loricatus
rostro verrucis bifidis, capite subtus
cirroso.
An den nördlichen Küsten von Europa
und
America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe,
Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head,
the miller's
thumb.) C. laeuis, capite
spinis
duabus.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch.
Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am
Grund, und
bewacht es bis die Jungen ausge-
krochen sind aufs
sorgfältigste.
34. Scorpaena. Caput
magnum, acu-
leatum. Oculi vicini. Dentes maxil-
lis, palato, faucibusque. Membr.
branch. radiis
7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
35. Zevs. Caput
compressum, decliue.
Labium superius membrana
transuersa
fornicatum. Lingua subulata. Membr.
branch. radiis 7
perpendicularibus: in-
fimo transuerso. Corpus
compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante
pin-
nam analem dorsalemque recumbente.
2. Faber. (Engl. the
doree, dory.) Z. cauda
rotundata;
lateribus mediis ocello fusco;
pinnis analibus duabus.
36. Plevronectes. Butte,
Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.)
Oculis vtrisque in eodem
latere fron-
tis. Membr. branch. rad. 4–7; cor-
pus compressum, latere altero
dorsum,
altero abdomen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur,
die ihre beyden Augen auf einer Seite
des Kopfs haben; manche
Gattungen nähmlich
auf der rechten, andere auf der linken;
sehr
selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die
anomalisch
auf der unrechten Seite ihre Augen
haben. Auch beyde Nasenlöcher
sitzen ebenfalls
so schief seitwärts. Sie schwimmen in
einer
schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe
gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.)
P. oculis
dextris, corpore glabro, tuber-
culis 6 capitis.
Nebst den folgenden besonders in den nörd-
lichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der.) P. oculis dextris, linea laterali
aspera, spinulis ad
pinnas.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl.
the dab.) P. oculis
dextris, squamis cilia-
tis, spinulis ad radicem
pinnarum dorsi
anique, dentibus obtusis.
4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le
fletang. Engl. the holibut.) P.
oculis
dextris, corpore toto glabro.
Theils von vier Centnern an Gewicht: unter
andern
in größter Menge im nördlichen stillen
Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und
Engl. turbot.) P. oculis
sinistris, corpore
aspero.
Doch weit kleiner als die vorige.
37. Chaetodon. Dentes (plurimis)
setacei, flexiles
confertissimi, nume-
rosissimi. Membr. branch. radiis
6;
corpus pictum, pinna dorsi anique
carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis
pin-
nae dorsalis 9, maculaque
ocellari; rostro
cylindrico.
In Ostindien. der Oberkiefer endigt sich in
eine
Röhre, wodurch das Thier die Insecten,
die an allerhand
Wasserpflanzen sitzen, bespritzt,
daß sie herabfallen und ihm zur
Speise wer-
den müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra,
spinis
dorsalibus 11, radio dorsali quarto
fili-
formi longissimo.
38. Sparvs. Brachse. Dentes primores
robusti, molares obtusi, conferti. La-
bia simplicia. Membr. branch. rad. 5;
corpus
compressum. Pinnae pectora-
les acuminatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S.
lunula
aurea inter oculos.
Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat
fast
in allen Sprachen seinen Nahmen von dem
goldfarbigen halben Monde
vor den Augen.
2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello
sub-
caudali, corpore fasciis nigris.
Im mittländischen Meer. Die Männchen sol-
len zur Begattungszeit sehr hitzig wie
Säugethiere
oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachse. S.
rubescens,
cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in
sinum
producta.
Einer der allgemeinst verbreiteten
Seefische.
Zuweilen giftig.
39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, la-
bia duplicata magna. Membr.
branch.
rad. 6; pinnae dorsalis radii
postice
ramento filiformi aucti. Pectorales
rotundatae.
1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulua
vtrimque
dentata.
Im mittländischen Meer. Nur Fingers lang,
von
ausnehmend schönen Farben. Wird den
Badenden durch seinen Biß
lästig, der wie
Mückenstiche schmerzt.
40. Sciaena. Caput
totum squamis
obtectum. Membr. branch. rad. 6;
opercula squamosa. Corpus: fossula
dorsi pro pinna
dorsali recondenda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al-
bescente.
Wie so viele andre Gattungen dieses Ge-
schlechts im rothen Meere.
41. Perca. Opercula
spinosa, antror-
sum serrata. Membr. branch. rad.
7.
corpus pinnis spinosis.
1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch.) P. pinnis
dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis 16.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis 32.
So wie der folgende im nördlichen Europa.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe.) P. pinnis
dorsalibus vnitis radiis 27;
spinis 15;
cauda bifida.
42. Gasterostevs. Membr. branch.
rad. 2; corpus ad caudam
vtrimque ca-
rinatum. Pinnae ventrales pone pecto-
rales, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella.
Engl. the
stickleback.) G. spinis
dorsalibus
tribus.
43. Scomber. Caput
compressum, laeue.
Membr. branch. rad. 7; corpus laeue,
linea laterali postice carinatum. Pinnae
spuriae
saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maque-
reau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.
Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie
der
folgende ein gefräßiger aber vorzüglich
schmackhafter Raubfisch. Von
beyden machten
die Alten ein vorzügliches Garum.
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis infe-
rioribus 7; abdomine lineis
vtrinque 4
nigris.
In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses
Thier
phosphorescirt nach dem Tode zuweilen
sehr stark, und kann dann so
wie manche an-
dere Fische und deren Thran etc. zum
Leuchten
des Seewassers beytragen.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon.
Engl. the tunny.) S. pinnulis
vtrimque 8.
In der Nordsee, dem mittländischen Meer,
Ost- und
Westindien etc. Wird über Manns
lang, und dann wohl gegen 5 Centner
schwer.
Ist zuweilen giftig*).– Ihm ähnelt die
zumahl
aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.
44. Mvllvs. Caput
compressum, de-
cliue, squamis tectum. Membr.
branch.
rad. 3; corpus squamis magnis
facile
deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.
Ein schöner schmackhafter Fisch des mittländi-
schen Meers. Ungefähr fußlang.
45. Trigla. Caput
loricatum lineis
scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti
liberi ad pinnas pectorales.
1. Volitans. T. digitis vicenis
membrana
palmatis.
Einer der fliegenden Fische in den
mildern
Weltmeeren.
Fische, deren Bauchflossen hinter den
Brustfloßfedern sitzen. Die
mehresten Süß-
wasser- Fische sind aus dieser
Ordnung.
46. Cobitis. Oculi in
suprema capitis
parte. Membr. branch. rad. 4–6; cauda
versus pinnam minus angustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso,
oculis prominulis.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und
wird
besonders durch den ganz einzigen Bau
seiner gleichsam in zwey
Abschnitte halbirten
Hornhaut des Auges, und übrige
Einrichtung
der Augäpfel, merkwürdig*).
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the
loach.) C. cirris 6, capite inermi
compresso.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. Die größten finden sich in der Aar in
der
Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die
Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 6,
spina supra
oculos.
In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen
Laut von
sich geben. Wenn man ihn in Glä-
sern, mit Sand am
Boden, erhält, so wird er
bey bevorstehender Wetterveränderung
unruhig.
47. Silvrvs. Caput
nudum. Os cir-
ris filiformibus tentaculatum.
Membr.
branch. rad. 4-14; radius
pinnarum
pectoralium aut dorsalis primus spi-
nosus, retrodentatus.
1. † Glanis. der Wels, Schaidfisch. S.
pinna
dorsali vnica mutica, cirris 6.
In den mildern Strichen der alten Welt.
Der größte
Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Cent-
[Seite 292] ner am Gewicht hält, und
wegen des unförm-
lich großen und breiten Kopfes und
der langen
Bartfäden ein sonderbares Ansehen hat.
1. Cataphractus. S. pinna dorsali
postica
vniradiata, squamis ordine simplici, cir-
ris 6, cauda integra.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.
le trembleur.) S. pinna
dorsali vnica lum-
bari, remota absque radiis, cirris
6.
Broussonet in den Mém.
de l'ac. des sc.
de Paris, 1782. tab. 20.
Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.).
Findet
sich im Nil und mehrern andern africani-
schen
Flüssen. Wird ungefähr 20 Zoll lang.
Ist eßbar.
48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput
laeue
depressum. Os edentulum re-
tractile. Membr. branch.
radiis 6;
corpus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
49. Salmo. Caput laeue.
Dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch.
rad. 4–10; pinna
dorsalis postica adi-
posa: pinnae ventrales
multiradiatae.
1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau-
mon. Engl. the salmon.) S. rostro vltra
inferiorem maxillam
prominente.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils
wie
auf Labrador und im Amur Lande in unsäg-
licher Menge.
Hält sich des Sommers in den
Flüssen, im Winter aber in der See auf.
Nur
die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer.
Die Weiber
der Orotchys-Tungusen wissen die
Lachshäute durch Gerben ausnehmend
geschmeidig
zu machen um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la
truite saumonée. Engl. the sea trout.)
S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna
pectorali
punctis 6.
An den Küsten und in den Flüssen von Europa.
Wird 8
bis 10 Pfund schwer.
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout.) S. maculis
rubris, maxilla in-
feriore sublongiore.
In schattigen Waldbächen des gebirgichten mil-
dern Europa und Asien. Wird selten über 2
Pfund
schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth-
fisch.
S. dorso nigro lateribus caeruleis,
ventre
fuluo.
Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein
wichtiges
Thier für die Schwedischen Lappen,
deren beynahe einzige Nahrung es
zu Zeiten aus-
macht; lebt größtentheils von Mücken
(culex
pipiens).
1. †. Eperlanus. der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani 17.
Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. –
Ihm
ähnelt der so genannte grönländische Häring,
Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän-
der nächst ihrer
Hauptnahrung, dem Seehund-
fleische, in größter Menge
gleichsam als Brod
oder Kuchen verzehren.
6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch.
S.
maxilla superiore longiore, radiis pinnae
dorsi 14.
In der Nord- und Ostsee; auch in der Hud-
sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch
die
Felchen, und der Aalbock im Thuner-See,
der mit der Ferra des Genfer-Sees
einerley
zu seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.)
S. maxilla
superiore longiore, pinna dorsi
radiis 23.
Im mittlern Europa und Sibirien.
50. Fistvlaria. Caput:
rostrum cy-
lindricum, apice maxillosum.
Membr.
branch. radiis 7; corpus....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Das so gar sonderbar gebildete Thier
mit
winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen
Schnauze findet
sich an den östlichen Küsten
vom wärmern America und an
Neuholland.
51. Esox. Caput supra
planiusculum;
mandibula superiore plana
breuiore,
inferiore punctata: dentes in maxillis,
lingua. Membr.
branch. rad. 7-12.
1. †. Ducius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike.) Q. rostro depresso
subaequali.
In vielen Flüssen und Seen von Europa,
Asien und
Nordamerica. Einer der gefräßigsten
Raubfische, der nicht nur andere
Fische, son-
dern auch allerhand Amphibien, Kröten
etc. viele
Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zu-
weilen gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie.
Engl. the garpike.) L. rostro
vtraque
maxilla subulato.
In den europäischen Meeren, theils in unsäg-
licher Menge. Seine Gräten sind grün, als
wenn sie
mir Saftfarbe angestrichen wären.
52. Elops. Caput laeue.
Dentium sca-
brities in maxillarum margine,
palato.
Membr. branch. radiis 30; praeterea
exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
53. Argentina. Dentes
in maxillis,
lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor-
pus ano caudae vicino. Pinnae
ventra-
les multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Hat den Nahmen von ihrem Vaterlande.
[Seite 296]54. Atherina. Caput
maxilla superiore
planiuscula. Membr. branch. radiis 6.
Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
55. Mvgil. Caput; Labia
membranacea:
inferius introrsum carinatum.
Dentes
nulli. Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr.
branch. rad. 7. curuis.
Opercula laeuia
rotundata. Corpus
albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore
quin-
queradiata.
Im mittländischen u.a. Meeren.
56. Exocoetvs. Caput
squamosum.
Os edentulum, maxillis vtroque latere
connexis.
Membr. branch. radiis 10.
Corpus albicans, abdomen
angulatum,
pinnae pectorales maxime volatiles,
radiis antice
carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E.
abdo-
mine vtrinque carinato.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet
sich
meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in großen Scharen.
57. Polynemvs. Caput
compressum,
vndique squamosum; rostro obtusissimo
prominente.
Membr. branch. rad. 5.
vel 7. Corpus digitis liberis ad pinnas
pectorales.
1. Quinquarius P. digitis quinque
corpore
longioribus.
Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.
58. Clvpea. Caput
maxillarum supe-
riorum mystacibus serratis.
Membr.
branch, rad. 8. Branchiae interne
se-
taceae. Abdominis carina serrata. Pin-
nae ventrales saepe nouemradiatae.
1. Harengus. der Häring, Strömling.
(membras? Fr. l'hareng. Engl. the
herring.)
C. immaculata, maxilla
inferiore longiore.
Einer der wichtigsten Fische für die
nördliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren
(zumahl vom Nordkaper, von manchen
Möven-Gattungen etc.) verfolgt
wird, sich aber
auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be-
sonders sind nun seit dem zwölften Jahrbundert
bey
Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm-
ten,
regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben
§. 109. –) nach den
europäischen Küsten, zu-
mahl nach den Orcaden, nach
Norwegen etc. so
viele tausend Europäer mit ihrem Fang
beschäftig.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna
dorsali radiis 13.
Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch
im
mittländischen. Ist von manchen Naturfor-
schern irrig
für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May-
fisch. (Fr. l'alose.
Engl. the shad.) C. late-
ribus nigro maculatis, rostro
nigro.
Vorzüglich häufig im mittländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois.)
C. maxilla superiore
longiore.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird
vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li-
vorno
gefangen.
59. Cyprinvs. Caput ore
edentulo.
Os nasale bisulcum. Membr. branch.
rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae
ventrales saepe
nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra-
diis 7. cirris 7, pinnae dorsi radio secundo
vtrinque serrato.
Im mildern Europa und westlichen Asien.
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl.
the carp.) C. pinna ani
radiis 9, cirris 4,
pinnae dorsalis radio postice serrato.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit
verwandten
Gattungen, zumahl mit der Karau-
sche, Bastarden
geben. Auch finden sich unter
den Karpfen häufiger Mißgeburten als
unter
[Seite 299] irgend
einer andern bekannten Fischgattung. –
Die Spiegelkarpfen*), die sich besonders durch
die beständig von Schuppen
entblößten Theile
des Körpers auszeichnen, scheinen doch
keine
bloße Spielart, sondern eine besondre Gattung
dieses
Geschlechts zu seyn.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche.
Engl. the tench.) C. pinna ani
radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso
cirris 2.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann
mit
den Kieferdeckeln einen Laut von sich geben.
Die Goldschleihe**) ist einer der schönsten deut-
schen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian.) C. pinna ani
radiis 10,
cauda integra, linea laterali
recta.
5. Auratus. das schinesische Goldfischchen,
der Goldkarpfe,
Kin-ju. (Fr. la
dorée.
Engl. the
goldfish.) C. pinna ani gemina,
caudae
transuersa bifurca.
Baster in Haarlem.
Verhandel. VII. D.
1. St. mit illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam
als
Hausthiere gehalten werden, und in mancherley
wunderbare,
theils fast monströse Varietäten,
der vortrefflichen Farben. Zahl
und Bildung der
Flossen, Größe der Augen etc. ausgeartet
sind.
Sie kommen auch im mildern Europa recht gut
fort. Können
sogar Jahr und Tag im bloßen
[Seite 300] Wasser ohne alle weitere Nahrung leben,
und
geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath
von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow.) C. pinna ani
radiis 8,
macula fusca ad caudam, corpore
pel-
lucido.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.
Zumahl im südlichen Deutschland.
Schön
orangefarben.
8. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch.
(Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak.) C.
pinna ani rad. 20.
So wie der folgende im mittlern Europa
und
westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur
Verfertigung der
Glasperlen gebraucht*).
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C.
pinna
ani rad. 27. pinnis fuscis.
Die Thiere der beyden letzten Classen
(§. 40.), die Insecten und Gewürme,
unter-
scheiden sich schon dadurch von den vorhergehen-
den, daß sie kein rothes Blut, sondern statt
dessen einen
weißlichen Saft in ihrem Körper
führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von
den
Alten Blutlose Thiere (animalia
exsanguia)
genannt wurden. So wie man sie neuerlich
darum weil
die keine Rückenwirbel – so wie
überhaupt kein Gerippe – haben,
auch
Wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés)
genannt hat.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens im Zustande ihrer
vollkom-
menen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinter-
leib, wie durch Einschnitte von einander ab-
gesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch
einen Faden unter
einander verbunden werden.
Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis
auf
wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern
der ungeflügelten
Ordnung) durch besondere
[Seite 302] sehr empfindliche Organe aus, die sie in
ihrem
vollkommnen Zustande am Kopfe tragen
(Antennae, Fühlhörner), und die alle
Mahl an der Wurzel eingelenkt,
meist aber
auch noch außerdem gegliedert sind; und end-
lich durch die hornartigen, eingelenkten Füße,
und deren größere
Anzahl, da die völlig aus-
gebildeten Insecten zum
allermindesten ihrer
sechs, manche aber wohl auf anderthalb hun-
dert etc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten in ihrem Aeußern
wenig, was
ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeß-
liche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich-
verschiedenen Bestimmungen, und dahin ab-
zweckende eben
so verschiedene Lebensart, Be-
dürfnisse etc. erfordern
eine äußerst vielartige
Bildung, in welcher sie, so wie in der
unglei-
chen Größe ihres Köpers, ausnehmend
von
einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör-
pers ist
mannigfaltiger als bey den übrigen
Thieren. Sehr viele sind wie mit
einem horn-
artigen Panzer überzogen, der aus
mehrern
Stücken besteht, die sich wie die Schienen
eines
Blechhandschuhes über einander schieben lassen;
[Seite 303] und wodurch diese Thiere vor
mancherley Un-
fällen gesichert, und für den Mangel der
Knochen,
die bey andern Thieren zur Anlage der Mus-
keln etc. dienen, entschädigt werden. Manche
sind mit seinen Haaren
besetzt, und bey den
Schmetterlingen etc. die Flügel mit so
genannten
Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt,
die zum Theil
von den schönsten Farben sind:
so wie sich überhaupt unter den
Insecten,
Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge*), und also vermuthlich auch in der Art
der
Empfindung, weichen die Insecten gat
sehr von den übrigen Thieren ab. So
daß
ihnen sogar manche Naturforscher verschiedene
von unsern fünf
äußern Sinnen, zumahl das
Gehör und den Geruch, ohne Grund
haben
absprechen wollen; da man doch jenes bey vie-
len die einander zur Paarungszeit durch einen
besondern Laut locken,
und diesen bey noch weit
mehrern, die ihren versteckten Fraß
auswittern;
unverkennbar wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich-
merkwürdig, und
zwar in Rücksicht ihres
Baues von zweyfacher Art. Die einen
sind
große Halbkugeln, die aber meist aus taufen-
den
von Facetten, bey einigen auch aus zahl-
reichen
kegelförmigen Spitzen, bestehen, die
auf der innern Seite mit einem
theils buntfar-
bigen oder glänzenden Anstrich überzogen
sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch
manche
ungeflügelte, wie der Hummer etc. haben
dergleichen. Die Augen der
andern Art
(stemmata, ocelli) sind einfach,
klein, und
so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage
verschieden.
Die erstern scheinen mehr für die
Ferne, so wie die letztern für die
Nähe be-
stimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß da-
mit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflü-
gelten, vollkommenen Zustande solche große
componirte telescopische
Augen kriegen, da sie
vorher als Raupen nur myopische kleine
Augen
hatten. Nur wenige Insecten, wie z.B. die
Krebse, können ihre
Augen bewegen.
Die Fühlhörner*), die bey den verschie-
denen Gattungen, und
bey manchen selbst nach
der Sexualdifferenz derselben, sehr
vielartig
[Seite 305] gestaltet sind, und die manche Naturforscher
für Organe des Geruchs
oder des Geschmacks etc.
angesehen haben, scheinen doch nichts
weiter
zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, –
Werkzeuge des Tastens,
Sonden, Tangenten,
die ihnen bey ihrer harten
unempfindlichen,
äußern Decke, und den mehrsten auch bey
der
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten
scheinen das feinste
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in
den
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils
im Dunklen
leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines
Gefühl
zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine
Hauptzweck der so
genannten Freßspitzen
(palpi), die meist neben
den Freßwerkzeugen
der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich
zu
fehlen scheinen, und die auch von manchen
für Sinnwerkzeuge dieser
Thiere gehalten wor-
den, noch sehr räthselhaft.
Im innern Körperbau*)
weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen
Thieren ab.
Was man z. E. bey den Raupen für ihr
Herz angesehen hat, das ist ein
langer Canal
[Seite 306] von
ungleicher Weite der längs des Rückens
liegt, aus welchem aber nicht
eine einzige Ader
entspringt, so daß folglich auch die Ernährung
bey
diesen Insekten auf eine eigene, von der
Nutrition der rothblütigen
Thiere ganz ver-
schiedne Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröh-
ren vom
erstaunenswürdigsten, feinsten Bau,
und mit äußerst zahlreichen Muskeln,
die
aber auch so wohl in der Bildung als in
der Farbe von den
Muskeln der rothblütigen
Thiere abweichen, versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als
die rothblütigen Thiere, des
Umsatzes von Koh-
lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur
Erhaltung
ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch
nur bey wenigen
(wie z.B. bey den Heu-
schrecken und manchen Cicaden und
Käfern etc.)
eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung.
Ueberhaupt aber
schöpft kein Insect seine
Luft durch den Mund sondern durch
mancherley
andere spiracula*). Auch können die meisten
weit länger als jene
rothblütigen Thiere im
so genannten luftleeren Raume aushalten;
und
viele leben in der den so eben genannten
Thieren so schädlichen
mephitischen Luft, worin
[Seite 307] animalische und vegetabilische Stoffe faulen
(– dem
gekohlten Wasserstoffgas etc. –)
gleichsam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten
auf und unter der Erde*)
weit unbeschränkter,
als der von irgend einer andern Thierclasse.
Es
sind fast auf allen warmblütiger Thieren
welche anzutreffen, und sogar
größere In-
secten, wie z.B. Käfer, Bienen etc.
haben
selbst wieder ihre besondere Milben und
Läuse. Auch sind wohl
nur wenige Ge-
wächse (etwa der Taxus, der
Sevenbaum,
und die mehrsten Laubmoose etc.) die gar keinen
bekannten
Insecten zur Wohnung und Aufent-
halt dienen. Da hingegen
manche, wie z.B.
die Eiche, von mehr als einem hundert ver-
schiedener Gattungen von Insecten bewohnt
und besucht
werden. – So allgemein aber
die Insecten, im Ganzen genommen,
über
die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist
doch dagegen
vielen einzelnen Gattungen ihr
ganz besonderer, eingeschränkter
Aufenthalt
[Seite 308] auf
bestimmten Thieren oder Pflanzen, und
deren einzelnen Theilen
angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher
Verbindung, und leisten sich in
ihren. Geschäften wechselseitige Hülse.
Die
allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren
Verrichtungen nach
und manche, die wie die
Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung wor-
den sind, zerstreuen sich bald nachher, und
leben
einsiedlerisch, so daß viele außer der
Begattungszeit kein anderes
Geschöpf ihrer
Art wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude,
Wohnungen etc. die sich so viele
Insecten
zu verfertigen wissen, ist schon oben bey Anlaß
der
Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen.
Es sind wenige Thiere dieser
Classe, die nicht
wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Pe-
riode ihres Lebens Proben dieser
natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie ent-
weder wie die Kleidermotten und Frühlings-
fliegen in ihrer unvollendeten Gestalt, als
Larven, sich ein Gehäuse
zum Aufenthalte und
zum Schutze verfertigen; oder sich, um
die
Verwandlung und den langen Todesschlaf zu
bestehen, ein Lager
bereiten, sich einspinnen etc.,
[Seite 309] oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen,
und wie
die Spinnen Netze für ihren Raub
verfertigen; oder die wie manche
Wasserkäfer
und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach
kommenschaft,
Säcke oder Nester zubereiten,
denen sie ihre Eyer anvertrauen
können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher
Verbindung
leben, bauen sich mit vereinten
Kräften, und nach den Gesetzen einer
äußerst
regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst,
gemeinschaftliche
Wohnungen u.s.w.
Bey der Ernährungsart der Insecten
sieht man offenbar, daß dieselbe
nicht, wie bey
den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß
auf ihre
Selbsterhaltung, sondern hauptsäch-
lich darauf abzweckt,
daß sie organisirte Ma-
terie consumiren sollen. Sie
müssen essen,
nicht bloß um satt zu werden, sondern um
zugleich Aas
zu verzehren, um selbst wieder
andre lebendige Insecten aufzureiben
etc., um
Unkraut zu vertilgen u.s.w. – eine große
Bestimmung, zu
deren Erfüllung außer der
fast zahllosen Menge der Gattungen
überhaupt,
sehr vielen von diesen speciebus,
theils
ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre
beyspiellos
heftige Freßgierde und schnelle Ver-
dauung bey einem sehr
kurzen Darmcanal zu
Statten kommt. Man weiß z.B., daß eine
[Seite 310] Raupe in 24 Stunden das
Triplum ihres
eignen Gewichts verzehren kann. – Auch
sind die
Freßwerkzeuge der Insekten viel-
artiger als in irgend
einer andern Thierclasse:
da manche mit seitwärts beweglichen gezäh-
nelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae);-
andere wie einem zugespitzten
hornartigen
Bohrrüssel (rostrum); andre mit
einem flei-
schigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (pro-
boscis); manche mit einer
spiralförmig auf-
gerollten (so genannten) Zunge etc.
versehen sind.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde
sind einige Insecten, wie z.B. die
Spann-
raupen durch ihre täuschende Gestalt;
andere
dadurch daß sie einerley Farbe mit den Ge-
wächsen haben, worauf sie leben*), folglich
weniger darauf
abstechen, und nicht so leicht
bemerkt werden können; andere auch
wohl
durch den heftigen Geruch, den sie im Noth-
fall
verbreiten können; andere durch die Macht
des gesellschaftlichen Lebens;
noch andere durch
ihre bewundernswürdige Stärke etc. gesichert.
Und
manche sind gar mit Waffen, z.B.
mit Hörnern wie Kneipzangen, oder
mit
Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene
Sonderbar-
keiten. So z.B., daß oft in einer und
eben
derselben Gattung die beyden Geschlechter ein-
ander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß
man sie eher für ganz
verschiedene Thierarten,
als für zusammen gehörige Gatten halten
sollte:
oder daß unter den Bienen und andern ihnen
verwandten
Insecten immer die größte Anzahl
gänzlich geschlechtlos ist; das heißt,
daß sie
gezeugt und geboren werden, ohne doch nach
dem ordentlichen
Laufe selbst die Bestimmung
zur Empfängniß oder zur Zeugung zu
haben.
Ferner hat die Begattung bey verschiede-
nen Insecten sehr
viel Eigenes. Bey nicht
wenigen Gattungen wird sie z.B. im
Fluge
vollzogen, und manche derselben sind bloß für
diese kurze
Paarungszeit geflügelt. – Ueber-
haupt aber leben die
mehresten in so fern in
einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlech-
terdings nicht mehr als ein einziges Mahl in
ihrem Leben
sich paaren können: der Tod ist
bey ihnen eine so unausbleibliche Folge
der
ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben
durch verzögerte
Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fort-
pflanzungsgeschäfte
der Insecten gehört auch,
daß bey vielen, wie z.B. beym Cochenille-
Wurm, beym Sandfloh etc. das trächtige
Weibchen zu einer
ganz ungeheuren Größe an
wächst: so daß man z.B. rechnet, daß bey
der
weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebäh-
ren
reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und
größer ist als er vor der
Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die
von den Müttern nach einem
bewundernswür-
digen Instinct immer aufs genaueste an
die
bestimmten der künftigen jungen Brut ange-
messensten Orte gelegt werden. Manche legen
z.B. ihre Eyer bloß in den
Körper lebendiger
Insecten anderer Art, in Raupen; oder in
Puppen;
oder gar in anderer Insecten ihre
Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen
aus den
Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe
eine eigene Art
keiner Mückchen aus.
Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen,
von einer
überaus mannigfaltigen sonderbaren Bildung
und Zeichnung,
und wenn sie von der Mutter
an die freye Luft gelegt werden, mit einer
Art
Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen
abgespült noch durch
andern Zufall leicht zer-
[Seite 313] stört werden können. Einige
wenige Insecten
gebären lebendige Junge, und manche, wie
die
Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley
Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse
eigen, wenigstens
in den andern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey wei-
ten nicht so auffallend wird, ist ihre Meta-
morphose. Es kommt nähmlich kein einziges
geflügeltes Insect
unmittelbar aus dem Ey,
sondern diese alle müssen sich (– so wie
auch
einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebens-
epochen einer Art von Verwandlung unter-
ziehen. Dabey
wird nicht nur ihre äußere Ge-
staltung, sondern zugleich
ihr ganzer innerer
Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf
eine
Weise umgebildet*), die sich schwerlich
mit der vorgeblichen
Präexistenz präformirter
Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).
In der Gestalt, wie diese Insecten, die
sich einer Metamorphose
unterziehen, zuerst
aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven.
Meist
kommen sie äußerst klein aus Licht, so
daß z.B. eine erwachsene
Weidenraupe 72,000
Mahl schwerer wiegt als da sie eben ans dem
Ey
gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber
auch desto schneller, so daß
z.B. die Maden
der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach
dem
Auskriechen schon 155 Mahl schwerer sind
als da sie aus dem Ey
kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die
Raupen und Engerlinge: theils
aber keine,
wie die Maden. Flügel haben sie gar noch
nicht. Auch
sind sie in diesem Zustande zur
Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie
ernäh-
ren sich bloß, und wachsen, und häuten sich
mit
unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umge-
bildet wird, heißt
sie Nymphe. Manche kön-
nen sich während dieses Zustandes
herum be-
wegen, auch Nahrungsmittel zu sich
nehmen.
Andere hingegen verschließen sich als Puppe
(chrysalis, aurelia), und bringen diesen
Theil ihres
Lebens in einem betäubenden Todes-
schlaf, ohne
Nahrungsmittel, und ohne sich
von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in
seiner Hülse
vergraben scheint, geht mit ihm selbst die
große
Veränderung vor, daß es aus seinem Larven-
stand
zum vollkommnen Insect (insectum
declaratum,
imago) umgebildet wird, und
zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker
hervor-
brechen kann. Manche Insecten absolviren
diese
letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen
Zeit.
Verschiedne bringen, wenn sie aus
ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl
einen
Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr,
sie wachsen nicht
weiter; jene beyden Bestim-
mungen eines organisirten
Körpers hatten sie
schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur
noch
die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fort-
pflanzen, und dann der Nachkommenschaft
Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich
einfach: dagegen aber ist der
Antheil, den diese kleinen wenig
bemerkten
Thiere an der großen Haushaltung der Natur
haben, desto
mannigfaltiger und ganz uner-
meßlich. Sie sind es, die
unzählige Arten
von Unkraut theils im Keim ersticken, theils,
wenn
es auch ausgewachsen ist, vertilgen, und
seinem fernern Wucher
vorbeugen. Einen an-
[Seite 316] deren ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten
so
viele Insecten, die sich von Aas nähren,
im Miste leben u.s.w. und die
dadurch, daß
sie diese widrigen animalischen Substanzen auf-
zehren, zerstreuen und durchwirken, von der
einen Seite
der Infection der Luft vorbeugen,
und von der andern die allgemeine
Düngung
des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht
werden z.B. die
Schmeißfliegen in den heißen
Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits
beför-
dern auch unzählige Insecten die
Befruchtung
der Gewächse, auf überaus merkwürdige
Weise*), und eine Gattung von Gallwespen
benutzt man zur Zeitigung
der Feigen. Man-
cherley Insecten werden von den Fisthern
zu
Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser
Classe, wie die
Krebse, und einige Gattungen
von Heuschrecken etc. sind eßbar. So
der
Honig der Bienen, aus welchen auch in man-
chen
Gegenden von Europa so wie im Innern
von Africa der Meth gewonnen wird.
Die
Seide nutzt zur Kleidung und mancherley an-
derm
Gebrauch. Verschiedne Insecten geben
treffliche Farben, wie die
Cochenille den
Scharlach etc. Die Galläpfel werden zur Tinte,
und
Wachs zu Kerzen und vielerley andern
Gebrauch benutzt. So das Lack, ein
Pro-
[Seite 317] duct gewisser ostindischer Schildläuse, das
zu
Firniß, zum Siegellack u.s.w. verbraucht
wird. Für die Arzney
sind vorzüglich die
spanischen Fliegen, die Kelleresel und
die
Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch
die so genannten
Maywürmer, vom neuen als
Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß,
so
wie manche andere Käfer gegen Zahnweh,
gepriesen worden.
So unermeßlich der Nutze der Insecten
ist, so ist aber auch anderseits
der Schade
sehr erheblich, den viele Gattungen derselben
anrichten.
Viele sind den Feldfrüchten
überhaupt gefährlich, verursachen
Mißwachs,
und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken,
junge Saat, und
alles, wo sie auffallen.
Manche sind besonders dem Getreide nach-
theilig; andere, wie so viele Raupen,
Erdflöhe,
Engerlinge etc. den Gartengewächsen; andere
Raupen und
Käferlarven etc. den Obstbäu-
men; die Schildläuse
besonders der Oran-
gerie; die Larven einiger Dermestes-Gattun-
gen und die
Holzraupen den Holzungen;
die Ameisen, Grasraupen etc. den
Wiesen;
die Brod-Schaben den Victualien; die
weißen Ameisen etc. dem
Hausgeräthe etc.;
die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz-
werk u.s.w. Die Larven vieler kleiner
[Seite 318] Käferchen den Büchern und
Naturalien-
sammlungen. Endlich werden auch
einige
Arten von so genanntem Ungeziefer dem Men-
schen selbst, so wie den Pferden, Schafen,
Hühnern und andern
Hausthieren, ja sogar
verschiednen nutzbaren Insecten, den
Bienen,
Seidenwürmern etc. auf unmittelbare Weise
lästig; und
andere, wie manche Skorpione etc.
durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge
ich in dieser Classe ganz dem
Entwurf des R. Linné,
wie es die Einrichtung eines solchen,
besonders
auch zu halbjährigen Vorlesungen über die
ganze N. G.
bestimmten, Handbuchs wohl
nicht anders gestattet.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer.
Meist mit
hornartigem Körper. Die Flügel falten
sich in der Ruhe
zusammen, und sind mit
zwey hornartigen, Decken oder Schei-
den belegt, die sich in der Mitte in
gerader Linie an
einander schließen.
II. Hemiptera. Mit vier
entweder kreuz-
weis zusammen gelegten oder gerade aus-
gestreckten, meist zur Hälfte harten,
fast
pergamentähnlichen Flügeln etc. Theils
haben sie Freßzangen,
theils einen spitzi-
gen Bohr-Rüssel.
III. Lepidoptera.
Schmetterlinge. Mit
weichem behaartem Körper, und vier
ausgespannten
Flügeln, die mit bunten
Schuppen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier
durchsichtigen,
netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier
durchsichtigen
geaderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit
zwey
(unbedeckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig
ungeflügelten
Insecten.
Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die
Nach-
richt interessant seyn, daß ein hiesiger
geschickter
Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insecten-
nadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern
auch mit
Eifer und Kenntniß die Insecten der
hiesigen Gegend sammelt und
Liebhabern gerne
mittheilt.
Die Thiere dieser Ordnung*) werden
über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich
diesen
Nahmen auch dem ersten Geschlechte ins beson-
dere beylegt. Die Larve hat Freßzangen,
und bey den
mehresten Geschlechtern sechs Füße,
die an der Brust sitzen: bey
einigen, wie
unter den Holzböcken ist sie ohne Füße (eine
Made).
Sie verpuppt sich mehrentheils
unter der Erde in einer ausgehöhlten
Erd-
Scholle: oder aber, wie bey den
genannten
Holzböcken, im Holze. Das vollkommene
Insect kriecht
zwar weich aus der Puppe;
seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit
an
der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen
am Kopfe, und ist
mit harten hornartigen
Flügeldecken (elytra)
versehen.
1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton.
Engl. beetle) Antennae clauatae capi-
tulo fissili. Tibiae anticae
saepius dentatae.
1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu-
tellatus,
thoracis cornu incuruo maximo;
subtus vnidentato, capitis recuruato;
supra
multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Dau-
men dick. Der Käfer variirt in der Farbe,
meist
schmutzig-grün etc.
2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus
thorace bicorni, capitis
cornu vnidentato,
apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Eunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus,
thorace tricorni: intermedio obtuso
bifido,
capitis cornu erecto clypeo emarginato.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im
Kuhmist,
aus dem er, wie andere verwandte
Käfergattungen, hohle Kugeln formt,
die er ein-
zeln unter die Erde verscharrt, an
Graswurzeln
befestigt und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas-
hornkäfer. S.
scutellatus, thorace promi-
nentia triplici, capitis
cornu incuruato,
antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer, fliegt selten;
als
Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe
und in hohlen Bäumen;
und thut in manchen
Gegenden den Reden großen Schaden.
5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus,
clypeo sex-dentato, thorace inermi
crenulato,
tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.
[Seite 324]Besonders häufig in Aegypten, wo er von
den alten
Aegyptiern als Sinnbild des Sonnen-
wende heilig
verehrt, und aus ihren Kunstwerken
vorgestellt worden. Besonders hat
man ihn auf
die Rückseite der Aegyptischen und
Etruskischen
geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die
deßhalb
Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutel-
latus, thorace
inermi, capite tuberculato
elytris rubris, corpore higro.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the
dung-beetle.) S.
scutellatus. muticus, ater,
glaber; elytris sulcatis; capite
rhombeo;
vertice prominulo; antennis
rubris.
Besonders im Pferdemist: daher häufig
auf
Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben-
den
herum fliegt, so ist meist auch für den fol-
genden
Tag gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S.
scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis
clypeo
rhombeo, vertice prominulo, an-
tennis
nigris.
9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar-
tenkäfer. S.
scutellatus muticus, capite tho-
raceque caeruleo
subpiloso, elytris griseis,
pedibus nigris.
10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris F.)
der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the
May-chaffer) S.
scutellatus muticus testa-
ceus, thorace villoso;
cauda inflexa, inci-
suris abdominis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang
als Engerling oder Glime unter der Erde
lebt, sich von
Getreidewurzeln etc. nährt, und
zuweilen allgemeinen Mißwachs
verursacht
hat*). Im sechsten Jahr kommt es endlich
als
Maykäfer zum Vorschein, und schadet in
dieser Gestalt dem jungen
Laub, besonders an
Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der
Brachkäfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace
villoso,
elytris luteo-pallidis pellucidis;
lineis tribus albis
parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.)
der
Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus
muti-
cus auratus, segmento abdominis
primo
lateribus vnidentato, clypeo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig
in
Ameisenhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der
[Seite 326] schöne Käfer selbst aber in
Gärten etc. Man hat
Beyspiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig
er-
halten und mit angefeuchteten Brodrinden füt-
tern lassen.
2. Lvcanvs. Antennae
clauatae; claua
compressa latere latiore pectinato fis-
sili. Maxillae porrectae,
exsertae,
dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Wein-
schröter.
(Fr. le cerf volant.
Engl. the
stag
beetle.) L. scutellus; maxillis exser-
tis, apice bifurcatis, latere vnidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche In-
sect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur
das
Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneip-
zangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae
clauatae;
capitulo perfoliato; articulis tribus
crassioribus. Thorax conuexus, vix
marginatus. Caput
sub thorace in-
flexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D.
niger
elytris antice cinereis, punctis nigris.
Larve und Käfer nähren sich von fetten, wei-
chen Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis-
albis binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausge-
stopften Thieren. u.s.w.
3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der
Borkenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs,
Holzwurm.
D. testaceus pilosus elytris
striatis retusis
praemorso-dentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde. IV. B. tab.
4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem
Harz und
in mehrern, Gegenden Deutschlands so
furchtbar gewordene Thier; das
im Splint der
Fichten (Pinus abies) theils in solcher
Menge
hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume
über 80000
seiner Larven gezählt bat. Bey der
dadurch verursachten Wurmtrockniß
stirbt der
Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln
werden
roth, er verliert sein Harz, und taugt
dann nicht einmal so gut wie
sonst zum Verkoh-
len, geschweige als Bau- oder
Brennholz.
4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannen-
käfer, schwarze fliegende Wurm.
D. niger
subuillosus, elytris piceis integris,
plan-
tis rusis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der
Brod-
käfer. D. oblongus,
ferrugineus, oculis rufis.
Seine Larve verzehrt zumahl das Brod, wird
daher
namentlich auf weiten Seereisen dem
Schiffszwiback sehr gefährlich,
und ist auch
einer der schädlichsten Bücherwürmer.
4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache,
vrillette.)
Antennae filiformes; articulis
vltimis maioribus.
Thorax subrotun-
dus, immarginatus, caput
excipiens.
1. †. Pertinax. (Anobium P. F) P. fuscus
vnicolor.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald
man ihn
berührt, die Füße anzieht, wie todt
liegt, und lange durch keinen
Reitz von der
Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus,
thorace
quadridentato, elytris fasciis duabus albis.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die
Todtenuhr. (Engl. the death-watch.) P.
fuscus subpilosus griseo irregulariter macu-
losus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
Eine der sehr verschiedenen Insectenarten,
die
durch den klopfenden Laut, womit die Gatten
einander zur
Paarungszeit locken, zu mancherley
Volksaberglauben Anlaß gegeben
haben.
5. Hister. Antennae
capitatae capitulo
solidiusculo; infimo articulo com-
presso, decuruato. Caput intra corpus
retractile. Os
forcipatum. Elytra cor-
pore breuiora. Tibiae anticae
dentatae.
1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris substriatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinvs. Antennae
clauatae, rigi-
dae, capite breuiores, oculi 4,
duobus
supra, duobus
infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf
der
Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er
eine Luftblase am
Hintern; gibt einen widrigen
Geruch von sich.
7. Byrrhvs. Antennae
clauatae subso-
lidae, subcompressae.
1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulo-
sus, elytris
subnebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
8. Silpha. Antennae
extrorsum crassio-
res. Elytra marginata. Caput
promi-
nens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der
Todtengräber. (Fr. le fossoyeur.) S.
oblonga
atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris
fascia
duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Nahmen von der
besondern
Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von
kleinen
Thieren, Maulwürfen, Fröschen etc. die sie von
weitem
auswittern, unter die Erde zu vergraben,
und ihre Eyer dahinein zu
legen verstehen. Ih-
rer sechse find wohl im Stande,
einen todten
Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief
in
fetten Boden einzuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum
crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo
plano
reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe
sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen
versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma-
rienkuh, Sommerkind, Gotteslämm-
chen.
(Fr. vache à Dieu, bête de la
vierge.
Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae
subclauatae, truncatae. Palpi claua
semicordata.
Corpus hemisphaericum,
thorace elytrisque marginatis, abdo-
mine plano.
1. †. 7-Punctata. C. coleoptris
rubris;
punctis nigris septem.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und
Meloë
Gattungen als wirksames Heilmittel bey
mancherley Zahnweh empfohlen
worden.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris
punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum
crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Goettingensis. (Chrys. Haemoptera. F.)
C. ouata atra pedibus violaceis.
Panzer Faun. Cerm. Heft 44. t. 3.
[Seite 331]2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den
dritten
Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace
lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis,
abdomine
violaceo.
4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria
(s. femoribus posticis crassissimis) virescenti-
caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie
mehrere
verwandte Gattungen unter dem Nah-
men Erdflöhe oder
Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der
Lilienkä-
fer. C. oblonga rubra,
thorace cylindrico
vtritique impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve, bedeckt
sich
mir ihrem eignen Unrath. Der kleine
rothe Käfer, worein sie sich
verwandelt, gibt,
wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr
hält,
mit seinen Flügeldecken einen durchdrin-
genden hellen
Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu-
siformes, basi
approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata
saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Brvchvs. Antennae
filiformes, sen-
sim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris
albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut auch in Nordamerica dem Mais
großen
Schaden.
2. Nucleorum. R. cinereus, elytris striatis,
femo-
ribus posticis ouatis, dentatis, tibiis
incuruis.
Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.
Im mittlern America. Fast von der Größe
des
Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern
Br. bactris
verwechselt, und durchbohrt die stein-
harten,
daumensdicken Nüsse der Cocos lapidea
woraus Knöpfe u. dergl.
gedreht werden.
14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan-
son.) Antennae subclauatae, rostro in-
sidentes. Rostrum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen
aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen
festen mehr oder
weniger gebognen Rüssel von
verschiedner Länge. Es sind nachtheilige
Thiere,
von denen besonders die mit dem sehr langen
Rüssel den
Bäumen, die übrigen aber den Feld-
früchten und
Gartengewächsen Schaden thun.
Die Larven nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palm-
bohrer. C.
longiroster ater, thorace ouato
planiusculo, elytris abbreuiatis
striatis.
Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.
In beyden Indien. Hat fast die Größe
des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sa-
gumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes
Gericht
gegessen.
2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der
schwarze oder rothe Kornwurm, Reiter,
Wippel. C. longiroster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er
saugt das
Mehl aus dem Korn und läßt die
[Seite 333] Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel
ist,
die Fruchtböden und ihre Gebälke etc. mit
scharfer
Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu
lassen. –
Nicht selten verbreitet er sich auch in
Wohnzimmer und Betten.
3. †. Granarius. (Calandra granaria. F.) C.
longiroster piceus oblongus thorace
punctato
longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.
4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longi-
roster
cylindricus subcinereus, elytris
mucronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß
er den
Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und
trifft wohl die verdächtigen Pflan-
zen, aber nicht
das darauf wohnende unschul-
dige Thier.
5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben-
sticher. C.
longiroster aureus, rostro plan-
tisque
nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen, Weinstöcken etc.
6. Anchoraco. (Brentus A. F.) C. longiroster,
femoribus dentatis,
elytris flauo striatis,
thorace elongato.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes
so
lang als der ganze Hinterleib: dadurch be-
kommt das
Thier ein sonderbares Ansehen.
7. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longi-
roster,
femoribus dentatis, corpore griseo
longitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breni-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis
punctis
excauatis, auro versicolore distinctis, ab-
domine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das
gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen,
die reihenweise auf den
Flügeldecken eingegraben
sind, thut in hellem Lichte, zumahl
unter
dem Vergrößerungsglase, eine unbeschreibliche
Wirkung.
15. Attelabvs. Caput
Postice atte-
nuatum inclinatum. Antennae
apicem
versus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen-
wolf. A.
caerulescens, elytris rubris, fasciis
tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen
Jahren den Stöcken großen Schaden.
16. Cerambyx. Bockkäfer,
Holzbock.
(capricornus). Antennae attenuatae.
Thorax spinosus aut gibbus.
Elytra
linearia.
Manche Gattungen haben ungeheuer lange
Fühlhörner,
einen ungemein starken Brustschild
[Seite 335] und Flügeldecken, und ein
überaus zähes Leben,
so daß man angespießte Holzböcke noch nach
vier
Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie
in Holz, und
geben mittelst des Brustschildes,
den sie an den Flügeldecken
treiben, einen knar-
renden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis
mobilibus,
elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis
antennis
longis.
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Ceruicornis. (Prionus C. F.) C. thorace
marginato dentato, maxillis
porrectis coni-
formibus vtrinque spinosis, antennis
breuibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls
schön
gezeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Horn-
schröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso,
elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus.
Gibt einen bisamänlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spi-
noso: punctis 4.
luteis, elytris obtusis
nebulosis, antennis
longissimis.
Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang
als das
ganze Thier.
17. Leptvra. Antennae
setaceae. Ely-
tra apicem versus attenuata.
Thorax
teretiusculus.
1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau-
rata, antennis nigris,
femoribus posticis
dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in
der
Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. An-
tennae setaceae. Elytra alis
minora.
Cauda simplex.
1. †. Maior. (Molorchus abbreuiatus F.)
N.
elytris abbreuiatis ferrugineis
immaculatis,
antennis breuioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen,
(cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl.
glow-worm.) Antennae
filiformes.
Elytra flexilia. Thorax planus, semior-
biculatus, caput subtus occultans cingens-
que.
Abdominis latera plicatopapillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese
haben
zwey blaulich phosphorescirende lichte
Punkte unten am Bauche. Ihre
ungeflügelten
Weibchen leuchten weit stärker als die Männ-
chen, besonders um die Begattungszeit, da ihr
Licht
vermuthlich den Männchen zur Anzeige
dient, sie aufzufinden. Einige
Zeit, nachdem
das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die
selbst
auch im Finstern leuchten), verliert sich der
Schein bey
beyden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca,
clypeo
cinereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ein
paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell
genug, um dabey im
Finstern lesen zu können.
20. Cantharis. Antennae
setaceae.
Thorax marginatus capite breuior.
Elytra flexilia.
Abdominis latera pli-
cato-papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato
rubro,
macula nigra, elytris fuscis.
Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in
der Erde auf, und kommt dann zuweilen,
wenn es geschneyt hat, zu
tausenden hervorge-
krochen, da ihre plötzliche
Erscheinung auf dem
frischen Schnee zu allerhand fabelhaften
Sagen
Anlaß gegeben.
21. Elater. Springkäfer, Schmid.
(Fr.
taupin.) Antennae setaceae. Tho-
rax retrorsum
angulatus. Mucro pecto-
ris e foramine abdominis
resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf dem
Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und wieder
auf die Beine
zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu
ein
Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist,
und in eine Rinne oben
am Bauche paßt, aus
der er beym Aufschnellen mit Gewalt
heraus
schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts
auf beyden
Seiten des Brustschildes heraus
stehen, und mit den Flügeldecken auf
eine ähn-
liche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis
late-
ribus macula flaua glabra.
Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang.
Die
beyden gelben runden Flecken gegen die
Seitenspitzen des
Brustschildes leuchten stark im
Finstern, und die Caraiben bedienten
sich ehe-
dem der Cucuyos und einiger anderer
phospho-
rescirenden Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris, pe-
dibus corporeque nigris.
22. Cicindela. Sandkäfer. Anten-
nae setaceae. Maxillae
prominentes
denticulatae. Oculi prominuli. Tho-
rax rotundato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der
Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzu-
lauern, und als
Käfer wissen sie ihnen mit
ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und
Flug
nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris
puncto
lunulaque apicum albis.
23. Bvprestes. Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis.
Caput
dimidium intra thoracem retractum.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis
bidentatis
rugosis, thorace marginato laeui,
corpore
inaurato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beyden Indien. Wohl Fingers lang.
3. †. Chrysostigma. B. elytris serratis
longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus
aureis
impressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
[Seite 339]24. Dyticvs. Wasserkäfer,
Fischkäfer.
(hydrocantharus) Antennae setaceae
aut clauato-perfoliatae. Pedes
postici
villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis
perfoliatis, corpore laeui,
sterno carinato,
postice spinoso.
Eine der größten Gattungen. Wenn der
Käfer seine
Eyer legen will, so bereitet er dazu
eine artige längliche Hülfe,
die er mit einer
braunen Seide überzieht, und die mit den ein-
geschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem
Wasser
schwimmt, bis die kleinen Larven aus-
gekrochen und im
Stande sind, in ihr Element
über Bord zu springen.
2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytro-
rumque margine flavis (mas.)
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat-
tungen dieses Geschlechts,) den Fischteichen ge-
fährlich. Beym Weibchen ist die vordre Hälfte
der
Flügeldecken längs gefurcht.
25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae se-
taceae. Thorax obcordatus apice trun-
catus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn
man sie
anfaßt, einen widerlichen Saft von sich.
Die wenigsten können
fliegen; laufen aber desto
schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely-
tris punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
[Seite 340]2. †. Auratus. der Goldhahn. C.
apterus,
elytris porcatis; striis sulcisque
laeuibus
inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen etc.
3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo
nitens, thorace caeruleo,
elytris aureo
viridibus striatis, abdomine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bom-
bardirkäfer. C.
thorace capite pedibusque
ferrugineis, elytris viridi
nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von
der
vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey
durch die von Dr. Rolander beschriebne ganz
eigne Art bekannt
geworden, womit es sich
gegen jenen u.a. seiner Feinde zu
vertheidigen
sucht; da es ihnen mit einem auffallenden
starken
Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt etc.
26. Tenebrio. Antennae
monilifor-
mes articulo vltimo subrotundo. Tho-
rax plano-conuexus, marginatus. Ca-
put
exsertum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femo-
ribus anticis crassioribus.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich
daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern,
heißen Mehlwürmer, und
geben das bekannte
Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. (Blaps mortifaga. F.)
der
Todtenkäfer. T. apterus thorace
aequali,
coleoptris laeuibus mucronatis.
27. Meloë. Antennae
moniliformes
articulo vltimo ouato. Thorax subro-
tundus. Elytra mollia flexilia, caput
inflexum gibbum.
1. †. Proscarabeus. der
Maywurm. (Fr. le
scarabé
onctueux. Engl. the
oil-beetle.)
M. apterus, corpore
violaceo.
Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer
Berührung
einen stinkenden Saft aus den Knie-
gelenken der Beine
fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die
spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala-
tus
viridissimus nitens, antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das
zum
Blasenziehen gebraucht wird.
28. Mordella. Antennae
filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo
(in territo). Palpi compresso
clauati,
oblique truncati. Elytra deorsum
curua apicem versus.
Ante femora
lamina lata ad basin abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu
wenig
zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
[Seite 342]29. Staphylinvs*). Antennae mo-
niliformes. Elytra dimidiata. Alae
tectae. Cauda simplex exserens
duas
vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen
merkwürdig,
die sie, so bald sie Gefahr merken,
aus dem Hinterleibe treiben;
deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger,
fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficvla. Antennae
setaceae.
Elytra dimidiata. Alae tectae.
Cauda
forcipata.
1. †. Auricularia. der
Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
ear-wig.) F. elytris
apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.
An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier
gern den
Menschen in die Ohren kröche, ist nur
so viel daß sich irgend etwa
ein Mahl eins dahin
so gut wie jedes andere Insect, verirren
kann.
Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen etc.
sind sie
nachtheilig, so wie da wo sie sich in
Menge vermehren dem Grundholz
der Gebäude
und den Fensterfutterungen.
Bey den meisten Insecten dieser Ordnung
ist der Kopf nach der Brust
niedergedrückt,
bey einigen mit Kinnladen, bey den
mehresten
aber mit einem nach dem Unterleibe
gebogenen
Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von
einigen
Naturforschern Proboscidia genannt
werden.
Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der
Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und
weicher sind. Bey einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bey andern
übers Kreuz zusam-
mengefaltet. Theils sind sie auch
mit einer
Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche
haben nur zwey
Flügel, und bey verschiedenen
sind die Weibchen gänzlich
ungeflügelt. Ihre
Verwandlung ist nicht sehr ausfallend: son-
dern die Larven ähneln dem vollkommnern
Insect bis
auf die Flügel, die erst nach und
nach völlig ausgebildet
werden.
31. Blatta. Schabe. Caput inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque pla-
nae, subcoriaceae. Thorax planiuscu-
lus, orbiculatus, marginatus. Pedes
cursorii. Cornicula duo supra
caudam.
1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen-
schabe,
der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le
[Seite 344] cancrelas, ravet. Engl. the black beetle,
cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris ab-
breuiatis sulco oblongo impresso.
Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie
einige
andre Gattungen dieses Geschlechts (z.B.
die Germanica, Americana etc.) für manche Ge-
genden, wo sie sich eingenistet und stark ver-
mehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen.
Verzehrt
vorzüglich mancherley Victualien, vor
allen aber Brot etc. Kann
daher in Schiffen
auf weiten Seereisen schaudervolles Elend ver-
ursachen*). Ist noch am ersten durch
Arsenik,
Dampf von Swefel und Assa foetida,
kochend
Wasser etc. und wo nur wenige in einem Zim-
mer oder einer Küche sind, dadurch zu ver-
tilgen,
daß man über Nacht einen Igel oder
eine Ente hinein sperrt.
2. Heteroclita. (B. petiveriana F.)
B. fusca,
elytris nigris, sinistro integro
4-pustulato;
dextro ad marginem internum semipellu-
cido, 3-pustulato.
Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar etc. Wegen der
auffallenden
Ungleichheit in der Zeichnung der beyden Ober-
flügel werkwürdig.
3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris
nigro-
maculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput
nutans, maxillo-
sum, palpis instructum.
Antennae
[Seite 345] setaceae. Alae 4 membranaceae, con-
volutae, inferiores plicatae. Pedes
antice compressi, subtus serrato-den-
ticulati, armati ungue
solitario et
digito setaceo laterali articulato: po-
stici
4. laeues, gressorii. Thorax li-
nearis elongatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreck-
ten, sonderbaren Bildung*). Auch ihr Gang, ihr
Betragen etc. hat was eignes
gleichsam Feyer-
liches, das wohl zu der
abergläubischen Devotion
Anlaß gegeben hat, mit der mehrere
Gattungen
dieses Geschlechts, zumahl im Oriente
angesehen
werden.
1. Gigas. [Phasma G. F.*)] M. thorace tere-
tiusculo scabro, elytris breuissimis, pedibus
spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum
so dick als
eine Gänse-Spuhle. Wird von den
Indianern gegessen.
2. Gongylodes. M. Thorace subciliato,
femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis
lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.
3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die
Gottesanbetherinn, das wandelnde Blatt,
der
Weinhandel, Weinhasel. M. thorace
[Seite 346] laeui subcarinato elytrisque viridibus imma-
culatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält
die vordern beyden in die Höhe. Mann nennt
es das wandelnde Blatt,
weil seine Oberflügel
an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte
ähneln.
Kann wohl zehn Jahre alt werden.
33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle.
Engl. grashopper.) Caput inflexum,
maxillosum, palpis instructum.
Anten-
nae setaceae s. filiformes. Alae 4
deflexae,
conuolutae, inferiores plicatae. Pedes
postici
saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun-
gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich
sind. Bey
manchen geben die Männchen entwe-
der zur
Begattungszeit, oder bey einbrechender
Nacht, oder wenn sich das
Wetter ändern will,
einen bekannten zirpenden Laut von sich, den
sie
theils mit den Springfüßen, am meisten aber
mit den Flügeln
hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre,
Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reit-
wurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erd-
krebs. (Engl. mole-cricket) G. thorace
rotundato,
alis caudatis elytro longioribus,
pedibus anticis palmatis
tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten,
wie im
Thüringischen etc. ausnehmend häufig.
Lebt meist unter der Erde, und
thut zumahl
den Küchengewächsen und der Gerstensaat
großen
Schaden.
2. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille,
Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl.
the cricket.) G. thorace
rotundato, alis
caudatis elytro longioribus, pedibus sim-
plicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feld-
grille. G.
thorace rotundato, cauda biseta
stylo lineari, alis elytro
breuioribus, cor-
pore nigro.
4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.)
der Baumhüpfer. G.
thorace rotundato,
alis viridibus immaculatis, antennis
setaceis
longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Färbe. Lebt meist aus
Gebüschen,
springt vorzüglich weit.
5. †. Verruciuorus. (Locusta verruciuora. .)
das
Heupferd. G. thorace subquadrato laeui
alis
viridibus fusco maculatis, antennis se-
taceis
longitudine corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus. G. thorace cristato, carina
qua-
drifida.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.
In den Morgenländern, Aegypten etc.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G.
thorace
subcarinato; segmento vnico, capite ob-
tuso, maxillis atris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.
Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen
Zügen
auch in Europa eingefallen ist, und all-
gemeinen
Mißwachs, Hungersnoth etc. verursacht
[Seite 348] hat. Ursprünglich gehört es
wohl in die asiati-
sche Tatarey zu Hause, doch findet
es sich auch
einzeln in Deutschland, das doch seit 1750
mit
großen Invasionen desselben verschont geblie-
ben*). Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn
es anders
die gleiche Gattung ist) in Nord- und
Süd-America finden. – Daß sie
in Arabien
und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in
den
ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird,
ist eine ausgemachte
Sache: und daß das einige
neuere Reisende in diese Länder für eine
Fabel
erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel
von voreilig
dreistem Hyperscepticismus.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo
nigris
nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben
im Fluge
einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fvlgora.**) Caput fronte pro-
ducta, inani. Antennae infra
oculos,
articulis 2, exteriore globoso.
Ro-
strum inflexum, pedes gressorii.
Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts
ist die
hornige Blase vor der Stirne, die bey den
nachbenannten Gattungen im
Leben und einige
Zeit nach dem Tode einen hellen Schein
verbreitet.
1. Laternaria. der surinamische Laternträ-
ger, Leyermann. (Fr. la
portelanterne.
Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte
ouali
recta, alis liuidis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer
als
der ganze übrige Körper, und scheint so hell,
daß sich die
Guianischen Wilden ihrer ehedem
statt Leuchten bedient haben
sollen.
2. Candelaria. der schinesische Laternträger.
F. fronte rostrato-subulata adscendente,
elytris
viridibus luteo-maculatis, alis fla-
vis; apice
nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.
35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in-
flexum. Antennae setaceae. Alae 4
membranaceae,
deflexae. Pedes pleris-
que saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der durch
besondere,
mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un-
terleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß einige Gattungen
von
Keulenschwämmen (clauariae) besonders
häufig
auf den Puppen von Cicaden, theils gar auf
dem lebendigen
Leibe ihrer Larven, so wie
[Seite 350] andre auf Raupen,
Schmetterlings-Puppen,
Laufkäfern etc. wachsen*).
1. Orni. (Tettigonia O. F.) C. nigra flauo-
maculata, alis
hyalinis, basi flauis, maculis
nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 3.
Im südlichen Europa und in Nordafrica. Die
bey den
Alten so beliebte Cicade.
2. †. Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaum-
wurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris
maculis binis albis lateralibus;
fascia
duplici interrupta albida.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen
die Larve
im Frühjahr den Saft aussaugt, und
ihn in Gestalt eines Schaums (des
so genannten
Kuckuckspeichels), unter welchem sie oft
versteckt
ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage
von
regnenden Weiden.
3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis
nigris: punctis caeruleis, fronte
lateri-
busque rubris, ano lanato.
In Westindien. Hat den Beynahmen von
den
räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser
gleichsam
schmelzenden langen Flocken am Hin-
terleibe.**)
36. Notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae
thorace
breuiores. Alae 4 cruciato-compli-
catae,
antice coriaceae. Pedes poste-
riores pilosi
natatorii.
1. † Glauca. N. grisea elytris griseis mar-
gine fusco punctatis apice bifidis.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken:
weiß auch
in dieser Lage kleine Mücken etc.
von denen sie sich nährt, mit
vieler Geschwin-
digkeit zu haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae 4
cruciato-complicatae
antice coriaceae. Pedes anteriores che-
liformes; reliqui 4 ambulatorii.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci
inaequali,
corpore oblongo-ouato.
Die Eyer dieses Thieres haben eine
überaus
sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen,
fast wie
Samen von Kornblumen etc.
2. †. Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdo
minis margine serrato.
3. Plana. (Nepa rustica. F.) N. subfusca:
oculis nigris, alis albidis, dorso
plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem
Thier,
das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre
Eyer auf den Rücken.*)
38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl.
bug.) Rostrum inflexum. Alae
4 cru-
ciato-complicatae, superioribus
antice
coriaceis. Dorsum planum thorace mar-
ginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia. F.) die
Bettwanze, Wandlaus. (Engl. the wall-
louse.) C. flavescens, alis
nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
Ueber die ursprüngliche Heimath und den
Aufenthalt
dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects
im wilden Zustande weiß man
wenig Zuverlässi-
ges. Jetzt findet sichs in den
Wohnungen un-
reinlicher oder sorgloser Menschen fast
in allen
Welttheilen (nahmentlich in Sibirien, Ostindien,
Nord-
und Süd-America etc.) So leicht Wan-
zen durch Zufall
in ein Haus kommen können,
so leicht ist es sie bald anfangs durch
sorfäl-
tige wiederhohlte Anwendung kräftiger
Mittel*)
[Seite 353] auch wieder zu vertreiben: was aber
äußerst
schwer hält, wo man sie einmahl überhand neh-
men und sich weit verbreiten lassen.
2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. mem-
branaceus,
abdominis margine imbricatim
secto, corpore nigricante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen
seiner
täuschenden, rindenartigen Gestalt und
Farbe schwer zu finden.
3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus gri-
seus; abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese
Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn
sie berührt wird; da ihr
der Gestank, wie man-
chen andern Wanzen, zum
Vertheidigungsmittel
zu dienen scheint.
4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro
arcuato, antennis apice
capillaceis, corpore
oblongo subvilloso fusco.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist im-
mer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis. Blattlaus, Neffe,
Mehltau.
(Fr. puceron. Engl. plant-louse.) Ro-
strum
inflexum. Antennae thorace
longiores. Alae 4 erectae aut
nullae.
Pedes ambulatorii. Abdomen postice
saepius
bicorne.
Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer
und eben
derselben Familie, geflügelte und un-
geflügelte
Blattläuse, und das ohne alle Bezie-
hung auf den
Sexualunterschied. Die Männ-
chen sind kleiner als
ihre Weibchen, und werden
auch in weit minderer Anzahl jung. Sie
er-
scheinen nicht eher als in der letzten
Generation
jeden Sommers*); bey den mehresten
Gattun-
gen also erst zu Ende desselben, und nur
auf
kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die
kurz darauf
Eyer oder vielmehr Hüllen von sich
geben, in welchen zwar die jungen
Blattläuse
schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht
eher
als bis im folgenden Frühjahr hervor
brechen, und zwar sind alle
diese nunmehr aus-
gekrochenen Blattläuse durchgehends
weiblichen
Geschlechts, so daß bis zu dem eben gedachten
Termin
der letzten Generation keine männliche
Blattlaus zu sehen ist. Und
dessen ungeachtet
sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse
im
Stande, ohne Zuthun eines Gatten ihr Ge-
schlecht fortzupflanzen; so baß jene einmahlige
Begattung im
Herbste, ihre befruchtende Wir-
kung im folgenden
Frühjahr und Sommer bey
vielen bis ins neunte Glied äußert.
2. †. Vlmi. A. vlmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam Biblia
nat. tab. 45. fig.
22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba-
ren Auswüchse verursachen, die man Pappel-
rosen, Alberknospen etc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis,
tibiis
longissimis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum etc.
wo sich
die Blattläuse in einer spannenlangen,
schotenähnlichen Hülse
aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum
pectorale. Antennae thorace longio-
res. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus,
pedes
saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit
den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie
fast aus wie
Cicaden, hüpfen auch so etc.
41. Coccvs. Schildlaus. (Fr. Gall-
insecte) Rostrum pectorale.
Abdomen
postice setosum. Alae 2 erectae mascu-
lis. Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die
beyden
Geschlechter einander so auffallend ungleich, als
bey den
Schildläusen. Das Männchen ähnelt
einer kleinen Mücke, das Weibchen
hingegen ist
ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich
gehäutet
hat, fast unbeweglich an den Gewächsen und
könnte bey
manchen Arten eher für eine Narbe
an der Pflanze, als für ein
lebendiges Thier
angesehen werden. Das Männchen schwärmt
indeß
im Freyen umher, bis es, vom Begat-
tungstrieb
gereitzt, ein solches einsiedlerisches
Weibchen aufsucht und
befruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Oran-
genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders
an
Caffeebäumen etc. Man verteibt sie, wenn
man die Gewächse nach dem
Begießen mit
Schwefelblumen bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Languedoc
und in
der Provence, an Stechpalmen etc. Die
beerenförmigen,
gallapfelartigen Eyer-Nester
dieser. Thiere werden mit Essig
besprengt, und
das Carmoisinroth daraus verfertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an
den
Wurzeln vom Weggras und andern Pflan-
zen; zumahl
häufig in Polen und am Don, wo
sie gesammelt, und zur Farbe
angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche-
nille, Engl. the cochineal-fly.) C. cacti
coccinelliferi.
Ellis in den philos.
Transact. vol. LII.
P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf meh-
reren Cactusarten, die deßhalb in großen Plan-
tagen gepflanzt, und die Cochenillewürmer fast
wie
die Seidenwürmer darauf gezogen, und
jährlich zu dreyen Mahlen
abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C.
ficus
indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigts Magazin
VIII. B.
4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von
Hindostan zu
beyden Seiten des Ganges; von
ihm kommt das so genannte
Gummilack.*)
42. Thrips. Rostrum
obscurum. An-
tennae longitudine thoracis.
Abdomen
sursum reflexile. Alae 4 rectae,
dorso
incumbentes, longitudinales,
angustae,
subcruciatae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhal-
ten, und meist nur durch ihre große Anzahl,
oder
durch die Munterkeit, mit der sie umher
hüpfen und fliegen,
bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.
De Geer in den schwed. Abhandl. v. J.
1744. tab. 4. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüthen etc.
Die Schmetterlinge, eine weitläuftige
Ordnung, die sich durch vier
ausgespannte,
[Seite 359] mit bunten Schuppen befiederte Flügel, und
einen behaarten Körper,
auszeichnet. Als
Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen
am
Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen
Körper von zwölf
Abschnitten, mit neun Luft-
löchern auf jeder Seite,
drey Paar hakenför-
migen Klauen an der Brust, und
meist fünf
Paar runden fleischigen Füßen am Hinterleibe.
Die
Raupe häutet sich verschiedentlich, wird
dann zur Puppe, die
mehrentheils unbeweg-
lich, doch bey der Weidenraupe
und einigen
andern sehr wenigen Gattungen sich von der
Stelle zu
bewegen im Stande ist. Hieraus
kommt endlich nach einer bestimmten
Zeit der
Schmetterling zum Vorschein, der lange
Fühlhörner, nur
drey Paar Füße, statt der
Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte
(so ge-
nannte) Zunge, und statt jener zwölf
kleinen
Augen, zwey große halbkugelichte und drey
kleine (§.
126.) hat. Alle die zahlreichen Gat-
tungen lassen
sich doch füglich unter drey Ge-
schlechte
bringen.
43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter-
fly.) Antennae apicem versus crassio-
res, saepius clauato-capitatae. Alae
erectae
sursumque conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt,
und häutet sich gewöhnlich vier Mahl.
Sie verpuppt sich ohne ein
äußeres Gespinnste:
die Puppe ist zackig, theils schön
goldfarbig
[Seite 360] (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit
dem
hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur
am Tage
umher, und hält im Sitzen seine vier
breiten ausgespannten Flügel in
die Höhe, mit
der Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeich-
nung gar sehr von der Unterseite verschieden
ist)
gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze
Geschlecht,
leichterer Faßlichkeit wegen, wieder
in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.
a. Eqvites: Alis
primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus,
quam ad basin:
his saepe antennae filiformes.
Tröes,
ad pectus maculis sanguineis,
saepius
nigri.
Achiui,
pectore incruento, ocello ad
angulum
ani.
b. Heliconii. Alis angustis integerrimis,
saepe denudatis:
primoribus oblongis; po-
sticis breuissimis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Pharelati, alis caecis absque ocellis.
e. Plebeii. Parui. Larua saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis
tomen-
tosis supra viridibus: institis atris,
posticis
maculis sex nigris.
Auf Amboina etc. So wie der folgende ein
großes
prächtiges Thier.
2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis,
disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus
ocellis
septem.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz.
P. E.
A. alis caudatis concoloribus flauris
limbo fusco, lunulis flauis,
angulo ani
fuluo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E.
A.
alis caudatis subconcoloribus flauescenti-
bus:
fasciis nigricantibus geminatis: po-
sticis subtus
linea auratia.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P.
H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra
4: subtus 6, basique
rubris.
Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.
6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß-
ling,
Heckenweißling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die
Jungen halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinste zusammen.
7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri-
mis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus
apicibusque nigris, maior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.
[Seite 362]Nebst den beyden folgenden auf Kohl, Kraut
und
Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter-
ling (so wie
die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Nahme,
der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben
worden
ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D.
C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro-
tundatis albis: subtus venis dilatato-vi-
rescentibus.
10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D.
C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fuluis, posticis subtus viridi-
nebulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flauis: singulis
puncto flauo, sub-
tus ferrugineo.
12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis
integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus:
posticis
duobus tribusque.
13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel.
P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro-
maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
[Seite 363]14. †. Galathea. das Bretspiel. P. N. G.
alis
dentatis albis nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello vnico, posticis quinque ob-
soletis.
15. †. Cardui. der
Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fuluis albo
nigroque variegatis,
posticis vtrinque ocellis quatuor,
saepius
coecis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In
manchen
Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant.
P.
N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia
vtrinque alba
interrupta, posticis supra
vniocellatis.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N.
P.
alis angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.
18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N.
P.
alis angulatis suluis, nigro maculatis; pri-
moribus supra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch
von
sich.
19. †. Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel.
P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu-
latis: primoribus supra punctis tribus nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fuluis nigro maculatis,
posticis
subtus C. albo notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
[Seite 364]21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel.
P. N.
P. alis dentatis nigris albo-maculatis:
fascia communi purpurea,
primoribus vtrin-
que, posticis marginali.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P.
alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus
lineis argenteis
transuersis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von
mittler
Größe.
23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis
nigro-maculatis: subtus
maculis 21 ar-
genteis.
24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis
supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali
fulua
nigro-punctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
25. †. Argus. P. P. R. alis ecaudatis caeru-
leis: posticis subtus limbo ferrugineo: ocel-
lis caeraleo-argenteis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab.37.
26. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V.
alis
denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
44. Sphinx. Abendvogel. Antennae
medio crassiores s. vtraque extremitate
attenuatae
subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind meh-
rentheils von vortrefflicher Farbe, mit
einem
hakenförmigen Horn am Ende des Rückens,
dessen Spur auch
noch an der Puppe sichtbar
ist. Sie verpuppen sich unter der Erde,
ohne
Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren Nah-
men daher, weil sie meist bloß in der Abend-
dämmerung umher fliegen. Die mehresten haben
einen langsamen
schweren Flug. Linné hat das
ganze Geschlecht, das doch nicht gar
zahlreich
ist, auf folgende Art unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
b. Adscitae – habitu et larua diuersae.
1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S.
L.
alis repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.
2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L.
alis
subangulatis, viridibus: fasciis variis palli-
dioribus saturatoribus flauescentibusque.
3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris:
posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
4. †. Ligustri. S. L. alis integris:
posticis
incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro
cingulis
nigris.
5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in-
tegris: posticis luteis fasciis, abdo-
mine luteo cingulis nigris.
Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke
Die
Raupe auf Jasmin, Kartoffelkraut etc.
6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis
integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi
rubris
maculis sex.
7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus,
fasciis purpureis variis, posticis rubris
basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S.
L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S.
L.
alis integris fuscis vitta superioribus pallida,
inferioribus
rubra.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.
10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S.
L.
alis integris canis, margine postico albo
maculato, abdomine
fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich
in den
Gipfeln aufhält, zuweilen große Verhee-
rungen
anrichtet.
11. †. Stellatarum. (Sesia St. F.) der Tauben-
schwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine
barbato lateribus albo nigroque
variis, alis
posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
[Seite 367]12. †. Filipendulae. (Zygaena F. F.) die
Zirkelmotte. S. A. alis
superioribus cyaneis;
punctis sex rubris; inferioribus
rubris
immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
13. †. Phegea. (Zygaena quercus F.)
die
Ringelmotte. S. A. viridi-atra, alis
punctis
fenestratis: superiorum sex, inferiorum
duobus, abdomine
cingulo luteo.
45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl.
Moth.) Antennae setaceae, a basi ad
apicem sensim attenuatae. Alae se-
dentis saepius deflexae.
Das weitläufigste Geschlecht unter den In-
secten. Die Raupen sind mehrentheils behaart:
und
verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
dern
seidenartigen Gespinstes (folliculus),
wozu
sie den klebrigen Stoff in zwey darmähn-
lichen
Schläuchen, die längs dem Rücken hinab
neben dem Magen liegen,
führen; und ihn
nachher, mittelst einer besondern Röhre; die
sich
hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu
äußerst feinen
Faden spinnen, die ihnen auch
außerdem zu andern Zwecken, sich z.B.
daran
herablassen zu können etc. nutzen*). Diese Ge-
häuse werden bey einigen wie bey dem Pfau-
vogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrich-
tung; bey einigen Arten von Seidenwürmern
aber durch
ihre große Nutzbarkeit merkwürdig.
Die Phalänen selbst, die meist
des Nachts ihren
[Seite 368] Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Fa-
milien abgetheilt:
a. Attaci – alis patulis inclinatis.
b. Bombyces – alis incumbentibus; an-
tennis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua inuoluto-spirali.
c. Noctvae – alis incumbentibus. An-
tennis setaceis, nec pectinatis.
d. Geometrae – alis patentibus horizon-
talibus
quiescentes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, vt fere
retusis, margine exteriore
curuo.
f. Pyralides – alis conniuentibus in figu-
ram deltoideam
forficatam.
g. Tineae – alis
conuolutis, fere in cy-
lindrum, front
prominula.
h. Alvcitae – alis digitatis fissis ad basin
vsque.
1. †. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicor-
nis elinguis, alis
falcatis concoloribus
luteo-variis, macula fenestrata, superiori-
bus sesquialtera.
In beyden Indien. Größer als eine hielän-
dische Fledermaus. Man macht aus dem Ge-
spinste dieser und anderer großen Phalänen in
Schina die so
genannte wilde Seide.
2. †. Pavonia. (Bombyx P. F.) das
Nacht-
pfauenauge. P. Att.
pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis
subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run-
den Flasche, mit einem, dem Anschein nach,
offnen
abgestutzten Halse, dessen Eingang aber
doch inwendig auf eine
überaus artige Weise,
mittelst elastischer convergirender Stacheln,
die
in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen,
so gut
verwahrt ist, daß das vollkommne Thier
zu seiner Zeit füglich
heraus, hingegen kein feind-
seliges Insect durch
diesen Weg hinein dringen
kann*).
3. †. Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eich-
blatt. P. B.
elinguis, alis reuersis semitectis
dentatis ferrugineis margine
postico nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare
bucklige
Stellung.
4. †. Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefern-
spinner. P. B. elinguis, alis reuersis
griseis;
strigis duabus cinereis; puncto albo tri-
angulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
[Seite 370]Eine der schädlichsten Raupen für die Kiefern-
waldungen.
5. †. Vinula. (Bombyx V. F.) der
Gabel-
schwanz, Hermelinvogel. P.
B. elinguis
albida nigro-punctata, alis subreuersis
fusco
venosis striatisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge-
stumpften Kopf, und die beyden Schwanzspitzen,
die
ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gege-
ben sind,
ein sonderbares Ansehen. Sie vermag
einen scharfen Saft, durch eine
Oeffnung unten
am Halse von sich zu spritzen, und sich damit
im
Nothfall zu vertheidigen*).
6. Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis
reuersis rufo-cinereis; fasciis
duabus linea-
ribus luteis flexuosis.
Auch diese Raupe ist ganz anomalisch aben-
theuerlich gestaltet. Mit langen Vorderbeinen,
zwey
hornichten Schwanzspitzen etc.
7. Mori. (Bombyx. M. F.) der Seidenwurm.
P. B. elinguis, alis reuersis pallidis; striis
tribus obsoletis
fuscis maculaque lunari.
Der assyrische Bombyx beym
Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon
zu
Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm
selbst erst zu
Iustinians Zeiten in Europa gezo-
gen. Er bleibt 6 bis
7 Wochen lang Raupe;
spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier
Mahl
[Seite 371] gehäutet hat, in einen Coccon von weißer oder
gelber Farbe, der,
wenn er drittehalb Gran am
Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen
Faden
besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt
erst die
Breite von einer Linie ausmachen), und
kriecht endlich drey Wochen
nachher als Schmet-
terling aus. Nach der Paarung legt
das überaus
dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im
folgenden
Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maul-
beerbäume zu grünen anfangen, auskriechen.
Sie sind
wohl ursprünglich in Schina*) zu
Hause, gewohnen aber
auch unser Clima recht
gut, und man zieht sie nun auch in
Nordamerica.
8. †. Neustria. (Bombyx N. F.) die
Kingel-
raupe. P. B. elinguis, alis
reuersis: fascia
sesquialtera; subtus vnica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die
Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein
Aestechen herum.
9. † Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fich-
tenspinner. P.
B. elinguis, alis grifeis:
strigis tribus obscurioribus,
posterioribus
pallidis; puncto anali fusco.
Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.
10. †. Caia. (Bombyx C. F.) die
schwarze
Bärenraupe P. B. elinguis, alis
deflexis
[Seite 372] fuscis: riuulis albis, inferioribus
purpureis
nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.
11. †. Monacha. (Bombyx M. F.) die
Nonne,
der Fichtenspinner. P. B. elinguis,
alis
deflexis, superiobus albis atro-undatis,
abdominis
incisuris sanguineis.
Jördens Geschichte der kleinen Fichten-
raupe. fig. 17-19.
Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichten-
waldungen.
12. †. Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elin-
guis, alis deflexis:
masculis griseo fuscoque
nebulosis: femineis albidis lituris
nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.
Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bil-
dung und Größe der beyden Geschlechter.
13. †. Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die schwarze
Winterraupe. P. B.
elinguis, alia deflexis
albidis, abdominis apice barbato
luteo.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht,
und den
Winter durch gesellschaftlich in zusammen
gesponnenem welken Laube
an den Aesten zu-
bringt, ohne daß ihr selbst die
strengste Kälte
schadet.
14. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elin-
guis, alis planiusculis:
superioribus ferru-
gineis lunula alba anguli
postici.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.
[Seite 373]15. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B.
elinguis cristata, alis deflexis
griseis: stig-
matibus albidis coadunatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr
schädliche
Raupe.
16. †. Cossus. (Cossus ligniperda F.)
die
Weidenraupe. P. B. elinguis, alis
deflexis
nebulosis, thorace postice fascia atra,
antennis
lamellatis.
Rösel vol. I. Nachtvogel II. tab. 18.
Dieselbe Raupe von der Lyonet die meister-
hafte Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich
in
Ulmen, Eichen etc. doch bey weitem am häu-
figsten an
Weidenstämmen auf, die so von ihr
durchfressen werden, daß sie
leicht ausgehen oder
bey mäßigem Sturme umfallen. Der
Schade,
den diese Raupe verursacht, wird dadurch ver-
größert, daß sie gegen das Beyspiel vielleicht
aller
übrigen Raupen bey drey Jahr alt wird,
ehe sie sich verpuppt. Dabey
hat sie ein so
äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden
etliche
Stunden lang im so genannten luftleeren
Raume, und mitten im Sommer
fast drey
Wochen lang unter Wasser ausdauern kann.
Eben so
sonderbar ist, daß die Puppe sich von
der Stelle bewegen, und wenn
die Zeit des
Auskriechens herbeynaht, aus der Mitte des
Stammes
sich vom bis an die Mündung in der
Rinde hervor bohren kann.
17. †. Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis
laeuis niuea, antennis thorace
breuioribus,
alis punctis numerosis caeruleo-nigris,
thorace
senis.
18. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elin-
guis fulua, antennis
thorace breuioribus,
maris alis niueis.
19. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis
cristata, alis grisescentibus,
inferioribus
rubris, fasciis duabus nigris, abdomine
supra
rubro.
20. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri-
linguis
cristata, alis erosis pallidis: supe-
rioribus basi
incarnata, intra triangulum
fuscum.
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.
21. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P.
G.
pectinicornis, alis fuscis flauo-maculatis
subtus nebulosis:
fasciis duabus fuscis.
Auch eins der schädlichsten Insecten für Fich-
tenholzungen.
22. †. Wavaria. P. G. pectinicornis,
alis
cinereis: anticis fasciis 4 nigris
abbreuia-
tis inaequalibus.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.
So wie die folgende auf
Johannisbeeren,
Stachelbeeren.
23. †. Grossulariata. P. G. seticornis,
alis
albidis, maculis rotundatis nigris: anticis
strigis
luteis.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.
24. †. Brumata. P. G. seticornis, alis gri-
seo-fuscis: striga nigra postice pallidiori-
bus; femina aptera.
Verheert Laub und Blüthen der Obstbäume.
[Seite 375]25. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. To.
alis rhombeis, superioribus viridibus imma-
culatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.
26. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis
recuruatis, alis politis
fuscescentibus: strigis
repandis albidis area interiecta
glauca.
27. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fu-
scis, fascia et maculis niueis
subinterruptis;
posticis cinereis.
J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.
In Fichtenwaldungen an den Nadeln.
28. †. Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti.
alis superioribus flauis,
maculis duabus ar-
genteis, anteriore oblonga,
posteriore ouata.
Ebenfalls in Fichtenwaldungen.
29. †. Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelz-
motte. P. Ti.
alis canis, medio puncto
nigro, capite subgriseo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.
In Pelzwerk, ausgestopfen Thieren etc.
30. †. Sarcitella. (Tinea S. F.) die
Kleider-
motte. P. Ti. alis
cinereis, thorace vtrinque
puncto albo.
Besonders in wollenen Kleidungstücken.
31. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis
canis postice purpurascentibus, striga
alba,
scutello nigro apice candido.
Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.
[Seite 376]32. †. Granella. (Alucita G. F.) der
Wolf,
weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo
nigroque
maculatis capite albo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.
Auf Kornböden in der Frucht, die er
benagt,
abhülset, zerschrotet, und sich daher
leicht
verräth*).
33. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti.
alis auratis: fasciis 2
argenteis: priore an-
trorsum, posteriore retrorsum
arcuata.
34. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis
fuscis, punctis tribus argenteis
eleuatis.
35. †. Hexadactyla. (Pterophorus hexadacty-
lus F.) P. Al.
alis patentibus fissis: singu-
lis sexpartitis
cinereis.
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser
Familie,
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel,
ein
ungewöhnliches Ansehen.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder
gegitterte Flügel aus-
zeichnet, die mehrentheils in
allerhand Farben
schillern. Die Larve hat sechs Füße.
46. Libellvla. Wasserjungfer, Spin-
nejungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle.
[Seite 377] Engl. dragon-fly.) Os
maxillosum,
maxillis pluribus. Antennae thorace
breuiores. Alae
extensae. Cauda ma-
ris hamoso-forcipata.
Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und
haben
gleichsam eine bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde, womit sie
ihre Beute
haschen. Die Paarung der vollkommen geflügel-
ten Wasserjungfern, die überhaupt gar
viel
Sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigri-
cantibus, thorace lineis duabus flauis, ab-
domine lanceolato lateribus flanescente.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II.
tab. 6. 7.
fig.
3.
Hat sich zu Zeiten (wie z.B. im Frühling
1806, am
Harz und in Thüringen etc.) in mäch-
tigen Zügen sehen
lassen*).
2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis
coloratis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.
3. †. Puella. (Agrion P. F.) L.
alis erectis
hyalinis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.
47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder, Lorenzfliege, Rheinschnake.
(hemerobius, diaria). Os
edentulum
absque palpis. Ocelli 2 maximi
supra
oculos. Alae erectae, posticis minimis.
Cauda
setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im
Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten
im Sommer binnen wenigen
Tagen in manchen
Gegenden Millionen der vollkommen ausgebil-
deten Thiere mit einem Mahle aus dem Wasser
hervor
geflogen, die sich auch alsdann, gegen die
Weise anderer Insecten,
erst nochmahls häuten
müssen; überhaupt aber diesen ihren
vollkomme-
nern Zustand meist nur kurze Zeit, oft nur
we-
nige Stunden genießen.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis
nebuloso-
maculatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.
P. Collinson in philos.
Transact. N. 481.
tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329 sq.
Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus
sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis
albis
margine crassiore nigricantibus.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.
48. Phryganea. Frühlingsfliege.
(Engl.
caddice,
water-moth.) Os edentulum
palpis
4. Ocelli 3. Antennae
thorace
longiores. Alae incumbentes, inferio-
ribus plicatis.
Die Larven die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden besonders durch die theils
sehr
künstlichen (meist cylindrischen theils aber
auch
vierkantigen) Hülsen merkwürdig, die sie sich ver-
fertigen, und die sie, fast wie die Schnecken
ihr
Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen
diese Gehäuse
aus Schilfstückchen, andere aus
Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen
Steinchen,
andere aus kleinen Flußschneckchen u.s.w.
1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P.
cauda
biseta, alis venosis reticulatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.
2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner-
voso-striatis.
3. †. Rhombica. P alis flauescentibus de-
flexo-compressis macula rhombea late-
rali alba.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.
49. Hemerobivs. Florfliege, Landli-
belle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli
nulli.
Alae deflexae (nec plicatae).
Antennae thorace conuexo
longiores,
setaceae porrectae.
Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkom-
mene Insect ähnelt dem vorigen.
1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyali-
nis: vasis viridibus.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.
2. †. Pulsatorius. (Psocus P. F.) die Papierlaus,
Holzlaus. (F. le pou de bois.) H.
apterus,
ore rubro, oculis luteis.
Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.
In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward
sonst allgemein für ungeflügelt gehalten.
Auch sind die geflügelten
Individua so äußerst
selten bemerkt worden, daß sie höchstens
nur
auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn
müssen (§.
136.).
50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os
maxillosum: dentibus 2. Palpi 4 elon-
[Seite 380] gati. Ocelli nulli. Cauda maris for-
cipe e
filamentis duobus rectiusculis.
Antennae clauatae longitudine
thora-
cis. Alae deflexae.
1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le
fourmilion.) M. alis
macula alba margi-
nali postica.
Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich
als
Larve eine trichterförmige Fallgrube in
Sandboden wühlt, sich selbst
unten bis an den
Hals hinein scharrt, und da die Ameisen
u.a.
kleine Insecten empfängt und verzehrt, die un-
versehens an den Rand dieser Grube kommen,
und mit dem lockern
Sand hinab schurren.
51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum. Palpis 2. Ocelli 3.
Antennae thorace
longiores. Cauda
maris chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro-
maculatis.
Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.
52. Raphidia. Kamelhals. Os denti-
bus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4.
Ocelli 3. Alae deflexae.
Antennae
longitudine thoracis antice elongati
cylindrici. Cauda
feminae seta re-
curua laxa.
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken
Adern durchzogen,
auch meist kürzer und schmäler sind als bey
den
Insecten der vorigen Ordnung. Bey den meh-
resten sind die Weibchen und geschlechtlosen
Thiere mit einem
verletzenden Stachel am
Hinterleibe, theils auch mit Gift, das
sie
beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet;
daher die ganze
Ordnung auch von einigen
Entomologen Aculeata genannt worden. Die
Larven sind verschiedentlich
gebildet: theils wie
Raupen mit zwanzig Füßen, theils wie
Maden
ohne Füße etc.*)
53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis,
saepius
reconditus.
Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile
gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel-
len, und
theils sonderbare Auswüchse bilden, die
dann der Larve so lange zum
Aufenthalte dienen,
bis sie ihre Verwandlung überstanden hat,
und
nun als vollkommenes Insect ans ihrem Kerker
hervor brechen
kann. Ganz sonderbar ist dabey,
daß jene Eyer selbst, nachdem sie
von der Mutter
in das Gewächs gelegt werden, erst noch
wachsen,
theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor
die darin
befindliche Larve auskriecht.
1. †. Rosae. C. nigra, abdomine
ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis.
An wilden Rosen, wo sie die moosartigen,
krausen
Auswüchse verursacht, die unter dem
Nahmen Rosenschwämme oder
Schlafäpfel
(spongia cynosbati, Bedeguar)
ehedem offi-
cinell waren.
2. †. Quercus
folii. C. nigra, thorace li-
neato, pedibus griseis, femoribus
subtus
nigris.
Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher,
wenn
sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
Urheberinn verlassen sind,
kleinen Wespen ver-
schiedener Art zum Aufenthalt
dienen.
Zumahl auf den Inseln des mittländischen
Meeres; in
den wilden Feigen, die man deß-
halb zu den zahmen
Feigen hängt, damit der
cynips von jenen in
diese übergehen mag, als
wodurch die Zeitigung und Größe derselben
be-
fördert wird.
54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxil-
lis absque proboscide. Alae
planae
tumidae. Aculeus laminis duabus ser-
ratis,
vix prominentibus. Scutellum
granis duobus impositis
distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt (daher sie
Reaumür
fausses chenilles
nennt), leben vom
Laub und finden sich besonders auf
Rosenstöcken
und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.
1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T.
antennis
clauatis luteis, abdominis segmentis ple-
risque flauis.
55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis 2 validis.
Palpi 2 truncati:
Antennae filiformes,
articulis vltra 24.
Aculeus exsertus rigens
serratus. Ab-
domen sessile mucronatum. Alae lan-
ceolatae, planae omnibus.
Das Weibchen weiß mit seinem
sägeförmigen
Legestachel, sehr geschickt in weiches Holz
zu
bohren, um seine Eyer da einzulegen. Die
Larve hält sich
einige Jahre lang im Holze auf.
1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmen-
tis nigris, thorace villoso.
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.
56. Ichneumon. Schlupfwespe, Spin-
nenstecher. Os maxillis absque
lingua.
Antennae articulis vltra 30. Abdomen
petiolatum plerisque. Aculeus exser-
tus
vagina cylindrica, biualui.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und anderer In-
secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in leben-
dige
Raupen, die davon erkranken, und vor
oder nach ihrer Verpuppung
absterben. Manche
sind auch an andere Gattungen ihres
eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larven ihre
[Seite 384] Eyer in den Leib
legen, so daß nach Rolanders
Bemerkung, von verschiedenen Gattungen
die
eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen
zu seyn
scheint.
1. †. Persuasorius. (Pimpla persuasoria. F.)
I. scutello albo, thorace maculato, abdo-
mine atro segmentis omnibus vtrinque
punctis duobus
albis.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.
2. †. Comitator. I. ater totus, antennis
fascia
alba.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.
3. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace
striato, abdomine
falcato.
4. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger
pedibus flauis.
Legt seine Eyer in die Raupen der Butter-
vögel, so wie der vorige in die von
manchen
Phalänen.
57. Sphex. Raupentödter. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis
10.
Alae plano incumbentes (nec plicatae)
in
omnisexu. Aculeus punctorius reconditus.
Die Weibchen verschiedener Gattungen
dieses
Geschlechts graben sich Höhlen in sandigen Bo-
den, schleppen eine große Spinne oder Raupe
einer
Phaläne hinein, die sie meist nur lahm
beißen, und legen sodann in
jede Höhle ein Ey,
da dann nachher die junge Larve dem
großen
Thier, das die Mutter dahin begraben hatte,
den Saft zum
Gespinste aussaugt, und sich selbst
ein Verwandlungsgehäuse daraus
bereitet.
1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine
fuluo,
postice nigro, petiolo longissimo.
Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.
2. †. Cribraria. (Crabro cribrarius F.)
die
Sieb-Biene. S. nigra, abdomine
fasciis
flauis, tibiis anticis clypeis
concauis
fenestratis.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.
Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
füßen für durchlöchert gehalten, und hat auch
nicht
ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine
merkwürdige Bestimmung
anzudichten, und viel
Schönes über die weise Einrichtung eines
gar
nicht existirenden Theils zu sagen.
58. Chrysis.
(Fr. mouche dorée.
Engl.
golden fly.)
Os maxillis absque pro-
boscide.
Antennae filiformes: articulo
1 longiore,
reliquis 11 breuioribus.
Abdomen subtus
fornicatum, vtrin-
que squama laterali. Anus
dentatus
aculeo subexserto. Alae planae. Cor-
pus
auratum.
1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace
viridi:
abdomine aureo; apice quadridentato.
Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.
59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl.
wasp.) Os maxillis absque
proboscide.
Alae superiores plicatae in omni sexu.
Aculeus
punctorius reconditus. Oculi
lunares. Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils
zu
Tausenden beysammen leben, und durch die über-
aus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen
Wohnungen, die sie
sich mit vereinten Kräften
aus so vielartigen Stoffen (– z.B. die
Wespen
aus Holzzasern etc., die Immen aus Wachs,
die
Maurer-Bienen aus Grant etc. –) zu verfer-
tigen wissen, merkwürdig.
1. †. Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet.)
V. thorace
nigro antice rufo immaculato
abdominis incisuris puncto nigro
duplici
contiguo.
Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.
2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp.)
V. thorace
vtrinque lineola interrupta, scu-
tello
quadrimaculato, abdominis incisuris
punctis nigris
distinctis.
Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.
3. Nidulans. (Fr. la guêpe
cartonnière.) V.
nigra, thorace striga
antica subscutelloque
albis, abdominis segmentis margine
flauis.
In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres
kunstreichen
Nestes ähnelt einer feinen, wie mit
Schreibpapier überzogenen
Pappe.
60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.)
Os maxillis atque
proboscide inflexa
vaginis duabus biualuibus. Alae planae
in
omni sexu. Aculeus feminis et
neutris punctorius
reconditus.
1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine
fusco, tibiis posticis
ciliatis, intus trans-
verse striatis*).
Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen
und Termiten, die bey weiten zahl-
reichsten
Individuen geschlechtlos, d.h. sie wer-
den von einem
Vater erzeugt, und von einer
dadurch befruchteten Mutter geboren,
ohne doch
selbst vollkommene Geschlechtsorgane zu haben. –
Hier
bey der Imme hat das Weibchen, die so
genannte Königinn oder
Mutterbiene, oder
der Weißler, einen schlanken schmalen
Leib,
kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein zackiges
Gebiß,
braune Füße u.s.w. – Die männli-
chen Bienen oder
Dronen (Deck- oder Wasser-
oder Holmbienen) sind groß
und stark von Leibe,
mit langen Flügeln etc. – Die
geschlechtlosen,
oder Werk- und Arbeits-Bienen hingegen
sind
weit kleiner als jene beiden, von mittler Taille,
nach
Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß,
schwarzen Füßen und einer
besondern Grube am
Hinterschenkel, die zum Aufladen des Blumen-
staubes dient, u.s.w. Diese letztern, deren in
einem
großen Stock wohl auf 10000 seyn können,
haben allein die
mannigfaltigen Verrichtungen
des Eintragens, Bauens und der
Besorgung der
Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den
Stoff zu
Honig und Wachs, den sie als
Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen
von
[Seite 388] den
ältern abgenommen, und das Wachs vom
Honig geschieden wird. Sie
füttern die Bienen-
Larven mit Blumenstaub, halten den
Stock
rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus.
Sie sind mit
Gift und Stachel als Waffen ver-
sehen, von dem sie
aber meist nur Ein Mahl
in ihrem Leben Gebrauch machen können,
da
sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen,
und ihn in
der Wunde stecken lassen. – Die
männlichen Bienen (etwa 700 in einem
großen
Stocke) haben keine andere Bestimmung, als
sich mit ihrer
Königinn (– und zwar wie es
scheint im Fluge –) zu paaren. Manche
ster-
ben gleich darauf, die übrigen müssen
nachher
verhungern, oder werden von den Arbeitsbie-
nen in der so genannten Dronenschlacht umge-
bracht.
Die so reichlich befruchtete Königinn
legt ihre Eyer in die Zellen
oder Mutterpfeif-
fen, von denen schon vorläufig die
für die
Dronen bestimmten größer als die übrigen ge-
baut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach
etlichen
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so
trennt sie sich als Colonie vom
Stammvolke,
sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die
Bienen in
hohle Bäume, oder unter die Erde etc.
Der Mensch hat sie aber sich
zum Hausthier zu
machen, und durch mannigfaltige
scharfsinnige
Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung
zu
befördern gelernt. – Obgleich einzelne Bienen
so wenig Wärme haben
als andere kalkblütige
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke,
zuweilen
bis zur Wärme des menschlichen Körpers*).
2. †. Centuncularis. (Anthophora C. F.) die
Rosenbiene. A. nigra, ventre lana
fulua.
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt
sich
eine überaus artige Hülse zur Wohnung von
Blättern der
Rosenbüchse.
3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holz-
biene. A.
hirsuta atra, alis caerulescentibus.
Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre
Wohnung der
Länge nach aushöhlet, und die
einzelnen Zellen durch dünne
Holzscheibchen von
einander absondert.
4. †. Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel.
(bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hir-
suta nigra thoracis cingulo
flauo, ano albo.
Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.
5. †. Muscorum. (Bombus M. F.) die
Moos-
biene. A. hirsuta fulua
abdomine flauo.
Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.
[Seite 390]6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A
fulua
abdomine nigro (femina nigro-violacea
pe-
dibus fuscis).
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst
und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an
alten Mauern,
die viel Sonne haben. Die ey-
förmigen Zellen, deren
etwa zehn in jedem sol-
chen Gebäude sind, werden mit
Gespinste aus-
tapezirt, und zuweilen auch vom Attelabus
apiarius, Schlupfwespen etc. bewohnt.
61. Formica.*)
Ameise, Emse. (Fr.
fourmi. Engl. ant.) Petiolus abdominis
elongatus,
nodulosus, aut munitus
squamula erecta. Aculeus feminis
et
neutris reconditus. Alae maribus et
feminis, sed neutris
nullae.
Die mehrsten hiesigen Ameisen halten
sich
vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bey
vier- und
mehreren tausenden in einem Haufen
auf. Die Emsigkeit dieses kleinen
Volks, vorzüg-
lich die Sorgfalt, mit der sie ihre
Puppen (die
fälschlich so genannten Ameisen-Eyer) warten
und
pflegen, geht so weit, daß man gesehen,
wie eine Arbeitsameise, der
man den Hinterleib
abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor
ihrem
schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat etc.
1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F.
nigra
abdomine ouato, femoribus ferrugineis.
Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.
[Seite 391]2. †. Rufa. F. thorace compresso toto fer-
rugineo, capite abdomineque nigris.
3. †. Rubra. F. testacea, oculis
punctoque
sub abdomine nigris.
4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota
nigra
nitida, tibiis cinerascentibus.
Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som-
mers im Schwärmen, da sie zuweilen in un-
zähliger Menge und sonderbarer Gestalt der
Schwärme
als auf- und niederfahrende Säulen
zum Vorschein kommen, deren man
zuweilen
wohl 20 auf Ein Mahl sieht, die sich in der
Ferne fast
wie ein Nordlicht ausnehmen*).
5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino-
doso: priore subtus, thoraceque supra bi-
dentato.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.
6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace
quadri-
spinoso, capite didymo magno
vtrinque
postice mucronato.
Merianae ins. Surinam. tab. 18.
In Westindien. Von der Größe einer Wespe.
62. Termes. Weiße Ameise, Holz-
Emse, Termite. (Fr. fourimi blanche,
poux de bois. Engl. white ant, wood-ant,
wood-louse.) Squamula intergerina
nulla. Alae maribus et feminis
tem-
porariae; sed neutris plane nullae.
1. Fatalis. (bellicosus. Soland) T. corpore
fusco, alis
fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo
propinquis,
puncto centrali prominulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
Die Gebäude der guineischen Termiten. Eben
daselbst
tab. 10.
Hier diese Gattung (denn es sind schon
jetzt
wenigstens noch vier andere bekannt, die hin und
wieder
zwischen beyden Wendezirkeln zumahl in
beiden Indien, im
südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich
besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten
etc. kegelförmige, meist mit mehreren
Spitzen besetzte, inwendig
hoch ausgewölbte
Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12
Fuß
hoch sind, und theils in solcher Menge beysam-
men stehen, daß sie von Ferne das Ansehen
eines Dorfs kriegen. Mit
den Jahren wird so
ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz
mit
Gras überwachsen etc. und ist dabey so fest, daß
er mehrere
Menschen zu tragen im Stande ist,
ungeachtet die Wände selbst mit
großen weiten
Gängen durchzogen sind, die theils über eine
halbe
Elle im Durchmesser haben. Unaufhör-
lich wird in
diesen Stöcken gebaut, alte Zellen
abgebrochen, neue aufgeführt,
andere erwei-
tert u.s.w. Die Zellen des Königs und
der
Königinn (als von welchen in jedem Stocke nur
Ein Paar
befindlich ist) sind im Innersten des
Gebäudes verborgen. Zunächst
um dieselben
herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen
die
Eyerzellen für die junge Brut und dicht bey diesen
die
Magazine. Diese Thiere zerbeißen und
verzehren Holzwerk, Geräthe,
Hütten etc. und
[Seite 393] können binnen wenigen Wochen
mächtige
Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der
Hinterleib der
befruchteten Königinn 2000 Mahl
dicker und größer wird als er vorher
war ist
schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen
24 Stunden auf
80000 Eyer legen.
63. Mvtilla. Alae
nullae in pleris-
que. Corpus pubescens. Thorax po-
stice retusus. Aculeus
reconditus
punctorius.
1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M.
coccinea,
abdomine cingulo nigro.
Die Insecten mit zwey Flügeln und ein
Paar kleinen Knöpfchen oder so
genannten
Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halte-
res); die hinter den Flügeln an der
Brust
sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe
bedeckt
sind; deren Nutzen aber noch unbe-
stimmt ist, und
derentwegen einige Natur-
kündiger die ganze Ordnung
Halterata benannt
haben. Die Larve ist meist
eine Made**),
[Seite 394] die Puppe braun,
cylindrisch. Das vollkom-
mene Insect hat bey einigen
Geschlechtern
einen spitzigen harten Saugestachel, bey
andern
einen weichen Schlurfrüssel, bey noch andern
bloß eine
einfache Mündung u.s.w. Einige
Gattungen gebähren lebendige
Junge.
64. Oestrvs.*) Bremse. Os apertura
simplex. Palpi duo, biarticulati, apice
orbiculares
in depressione oris vtrin-
que siti.
Bey den zunächst benannten Gattungen legt
das
Weibchen seine Eyer in die Haut der leben-
digen
Thiere, wodurch gleichsam eine Art von
Fontanell (die so genannte
Dasselbeule) entsteht,
in welchem sich die Larve (der
Engerling)
ernährt.
1. †. Bouis. die Ochsenbremse. (Engl. the
gad-fly, breeze.) O.
alis immaculatis
fuscis, abdomine fascia atra media: apice
pilis
fuluo-flauis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.
[Seite 395]2. Tarandi. die Renthierbremse. O.
alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo.
3. †. Equi. die Pferdebremse. (Oestrus bouis
Linn) O. alis
albidis, fascia media punctis-
que duobus
nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.
Legt ihre Eyer den Pferden an die Schultern
und
Kniee, wo die ausgekrochenen Larven von
denselben abgeleckt und
hintergeschluckt werden;
die sich dann von dieser und der folgenden
Gat-
tung, im Frühjahr fast allgemein und theils
in
großer Anzahl im Magen der Pferde finden, wo
sie mit dem
vordern spitzen Ende ihres an Größe
und Form ungefähr einem
Dattelkern ähnelnden
Körpers (Engl. Botts) in der innern Haut des
Magens
eingehakt festsitzen.
4. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O.
alis immaculatis fuscescentibus, abdomine
atro, basi albo
apiceque fuluo.
Legt ihre Eyer den Pferden gleich an
die
Lippen.
5. †. Ouis. die Schafbremse. O. alis pelluci-
dis, basi punctatis, abdomine albo nigro-
que versicolore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.
Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen
der
Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.
65. Tipvla. Schnacke. (Engl. crane-fly.)
Os capitis elongati maxilla superiore
fornicata:
palpi duo incurui capite
longiores. Proboscis recuruata bre-
vissima.
Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven
sogar in
Schwefelwassern leben können, und die
Herr Prof. de Lüc in einer
Höhe von 1560 Toisen
über der Meeresfläche angetroffen, wo sie
folg-
lich wohl unter allen Thieren auf unsrer
Erde
am höchsten lebten.
1. †. Oleracea. T. alis patentibus
hyalinis,
costa marginali fusca.
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mahl am Gemüse viel Schaden.
2. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.)
T. alis incumbentibus, thorace virescente,
alis hyalinis
puncto nigro.
Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine
Speise der Armpolypen.
3. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.)
T. alis
deflexis cinereis ouato-lanceolatis ciliatis.
Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen
Orten,
Abtritten etc. lebt.
66. Mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl.
fly.) Os proboscide carnosa:
labiis 2
lateralibus: palpi duo.
1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente.
2. †. Carnaria. M. antennis plumatis,
pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris.
3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5
obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis.
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege. (Nürnb.) 1784. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in
theils
Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland,
am Cap etc. in unsäglich
lästiger Menge*). Das
befruchtete Weibchen
legt seine 80 oder mehr
Eyer in Ställe, Misthaufen. – Um ihre
Pup-
penhülse aufzusprengen, kann die zum Auskri-
chen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer
Blase
auftreiben.
4. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis neruosis,
oculis
ferrugineis.
Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.
Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und
überhaupt
auf süßlichen gährenden Früchten etc.
5. †. Meteorica. M. antennis setariis
pilosa
nigra abdomine subcinereo, alis basi sub-
flauis, oculis brunneis.
In Gärten und Wäldern, haben einen sonder-
baren, gleichsam hüpfenden Flug.
6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M.
antennis
setariis, subpilosa atra, alarum costa nigra,
oculis
ferrugineis.
67. Tabanvs. Blinde Fliege,
Breme.
(Fr. taon.)
Os proboscide carnosa, ter-
minata
labiis duobus. Rostro palpis
duobus, subulatis, proboscide
laterali-
bus, parallelis.
1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, ab-
dominis dorso maculis albis trigonis longi-
tudinalibus.
Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.
68. Culex. Os aculeis
setaceis intra
vaginam flexilem.
1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le
cousin. Engl. the gnat. Portug. Mosquito.)
C. cinereus,
abdomine annulis fuscis 8.
Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.
Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am
Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl
in heißen (wo ohnedieß
alle Insectenstiche – wie
bey uns in brennenden Sommertagen –
weit
heftigere Entzündung verursachen), sind diese
Thiere, die
von den europäischen Seefahrern,
nach dem Portugisischen, Moskiten
genannt
werden, in unsäglicher Menge, und werden oft
eine recht
gefährliche Plage. Unkundige Rei-
sende belegen aber
auch wohl überhaupt alle
mückenartige stechende Insecten mit dem
gemein-
schaftlichen Namen von Moskiten.
2. Reptans. (Scatopse R. F.) die Beißfliege,
columbachische Mücke. C. niger, alis hyali-
nis, pedibus
nigris annulo albo.
Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II.
tab. 2. fig. 1.
Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibi-
rien, vor allem aber im Bannat, wo sie zwey
Mahl im
Jahre, im Frühjahr und Sommer,
in unermeßlichen Scharen erscheint
und den Pfer-
den u.a. Vieh zu allen Oeffnungen des
Kör-
pers einkriecht, daß es oft davon in
wenigen
Minuten sterben muß. Auch den Menschen
wird sie dann
wenigstens äußerst lästig, wenn
auch nicht so gefährlich.
69. Empis. Os rostro
corneo, inflexo,
biualui, thorace longiore, valuulis ho-
rizontalibus.
1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra,
pe-
dibus posticis longis: alterius sexus
pennatis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.
70. Conops. Stechfliege,
Pferdestecher.
Os rostro porrecto
geniculato.
1. †. Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C.
anten-
nis subplumatis, cinerea glabra ouata.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.
Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege,
nur
statt des Schlurfrüssels den hervorragenden
Bohrstachel. Sie kommt
nur wenn es regnen
will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich
auch
bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der
Weide sich an
die Füße des Viehes zu setzen
gewohnt ist, das daher so unruhig wird
und
aufstampft.
71. Asilvs. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto biualui.
1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomen-
toso, antice segmentis tribus nigris, postice
flauo
inflexo.
72. Bombylivs. Schwebfliege (Fr.
bourdon. Engl. buzz-fly.) Os rostro
porrecto, setaceo, longissimo,
bivalui;
valuulis horizontalibus, intra quas
aculei
setacei.
1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.
Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.
73. Hippobosca.
(Fr. mouche-araignée.)
Os rostro biualui,
cylindrico, obtuso,
nutante. Pedes vnguibus pluribus.
1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse-
leech.) H. alis obtusis, thorace albo varie-
gato, pedibus tetradactylis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und
legt
nur ein einziges Ey oder vielmehr eine
Puppe, in welcher sich in den
ersten Wochen
nichts als ein weißer Saft zeigt, der
nachher
gleich zum erwachsenen Thiere gebildet wird,
das nach
einiger Zeit als vollkommen erwach-
senes geflügeltes
Insect auskriecht.
2. †. Ouina. die Schaflaus. (Enlg. the sheep-
tick, sheepfagg.)
H. alis nullis.
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen
seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe,
Bildung, Aufent-
halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl
und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr
verschieden.
Theils legen sie Eyer, theils ge-
bären sie lebendige
Junge. Den Floh ausge-
nommen, besteht wohl keins der
übrigen eine
eigentliche Verwandlung.
74. Lepisma. Pedes
6 cursorii. Os
palpis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda
setosa setis
extensis. Corpus squamis
imbricatum.
1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch-
chen. (forbicina) L.
squamosa, cauda
triplici.
Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun
schon
fast in ganz Europa einheimisch.
75. Podvra. (Engl. spring-tail.) Pe-
des 6 cursorii. Oculi 2 compositi ex
octonis. Cauda bifurca, saltatrix,
in-
flexa. Antennae setaceae elongatae.
1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.
Oft haufenweise unter Blumentöpfen.
76. Pedicvlvs. Laus. (Fr. pou. Engl.
louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2.
[Seite 402] Os aculeo exserendo. Antennae lon-
gitudine
thoracis. Abdomen depressum
sublobarum.
Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und
Vögel
mögen wohl ihre Läufe haben: und selbst
Fische, ja sogar manche
Insecten, wie die Bie-
nen etc. sind damit
geplagt.*)
1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.
Ist, außer am Menschen, meines Wissens
bloß am
Schimpansee (Simia troglodytes) und
am Coaita (Cercopithecus paniscus) gefunden
worden. Bey den Mohren sind die
Läufe
schwarz: daß sie sich aber, wie Oviedo u.a.
behaupten, auf
den Schiffen verlören, wenn
diese die Linie passiren, ist leider
eine Fabel.
2. †. Pubis. (morpio. Engl. the crab-louse.)
P. pubis.
77. Pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae
filiformes. Os rostro inflexo, setaceo,
aculeum
recondente. Abdomen com-
pressum.
1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide cor-
pore breuiore.
Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.
[Seite 403]Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc.
doch
nicht im äußersten Nordamerica, und nur
sehr einzeln aus manchen
westindischen Inseln
(z.B. auf Martinike) etc. Er kann
wenigstens
auf 6 Jahr alt werden.
2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton, Attun.
P. proboscide cor-
poris
longitudine.
Catesby N. H. of
Carolina. III. tab. 10.
fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern
America,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und
in den
Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich be-
sonders im
Staube auf, und legt seine Eyer dem
Menschen unter die Nägel der
Fußzehen, wo-
durch heftige und zuweilen in Brand
übergehende
Entzündungen entstehen.
78. Acarvs. Milbe. (Fr. tique. Engl.
tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera
capitis.
Tentacula 2 articulata,
pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen*), die sich auch zum Theil, wie die Läuse
auf
andern Thieren finden.
1. †. Ricinus. (Ixodes R. F.) die
Zangenlaus,
der Holzbock. A. globosoouatus:
macula
baseos rotunda: antennis clauatis.
2. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le
ciron, la mite. Engl. the mite.) A. late-
ribus sublobatis, pedibus 4 posticis longissi-
mis, femoribus capiteque
ferrugineis, ab-
domine setoso.
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc.
Sie wird
nur mit drey Paar Füßen gebohren,
und das vierte wächst erst nachher
dazu.
79. Hydrachna. Wasserspinne, Was-
sermilbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati.
Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax,
abdo-
menque vnita.
1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F.
Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotun-
data maculis pluribus; oculis inferis.
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.
80. Phalangivm. Pedes 8. Oculi ver-
ticis 2 contigui. Frons antennis pedi-
formibus. Abdomen rotundatum.
1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster
Geist, Tod, die
Holzspinne. (Fr. le fau-
cheur. Engl. the shepherd.) P.
abdomine
ouato; subtus albo.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.
Ein animal nocturnum. Die
ausgerissenen
Beine zeigen noch Tage lang Lebenskraft
durch
Bewegung. Die Augen sitzen dem Thiere
zwischen den
Schultern.
2. †. Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücher-
scorpion. (Fr. le scorpion araignée.) P. ab-
[Seite 405] domine obouato depresso,
chelis laeuibus,
digitis pilosis.
In altem Papier etc. Sieht wegen des
flachen
plattgedruckten Körpers und der langen
Scheeren
sonderbar aus. Kriecht vor- und rückwärts
wie ein
Krebs.
3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdo-
mine dilatato muricato, rostro subulato.
Pennant's british
zoology. P. IV. tab. 18.
fig. 7.
4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis
dentatis villosis, corpore
oblongo.
Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.
Hin und wieder in heißen Erdstrichen der
alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzün-
dung, zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.
81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr.
araignée. Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8.
(plerisque). Os vnguibus s. retinacu-
lis 2. Anus papillis
textoriis.
Ein ansehnliches Geschlecht von
zahlreichen
Gattungen*), die sich meines Wissens alle bloß
von
lebendigen Thieren, zumahl Insecten, näh-
ren; auch
einander selbst auffressen. Die mehre-
sten weben sich
ein Gespinnst, dessen regelmäßige
Anlage sowohl als die Festigkeit,
womit es Wind
und Wetter aushält, bewundernswürdig ist**).
[Seite 406] Auch hat man mehrmahls den
freylich seltsa-
men Einfall im Kleinen ausgeführt,
ans Spinne-
webe, und besonders aus dem Eyergespinnste
der
Kreuzspinnen, eine Art Seide zu verarbeiten. –
Der so
genannte fliegende Sommer (Mädchen-
Sommer, Mariengarn
etc.) (Fr. Filets de
St.
Martin, cheveux de la Ste Vierge. Engl.
Gossamer,) ist wenigstens
größtentheils kleinen
Spinnen zu zuschreiben, die zumahl
im
Frühjahr häufig an Hecken und Büschen um-
her
weben.
1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco: cruce
alba
punctata.
H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und
die
folgende Spinne für die untrüglichsten Wet-
terpropheten.
2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris 5 sub-
contiguis: anterioribus
maioribus.
3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A.
saliens
nigra: lineis semicircularibus 3 albis
transversis.
Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber
kein
Gespinnste.
4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugi-
neo fusco.
Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey-
[Seite 407] spiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn
er ihr mit
Gewalt entrissen wird, zu retten*).
5. Auicularia. die Buschspinne. A.
thorace
orbiculato conuexo: centro transuerso ex-
cuato.
Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11. 12.
Zumahl in Westindien. Von der Größe einer
kleinen
Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in
bunte Goldfarben. Sie soll
Colibrite tödten, und
die Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß
kann
auch bey Menschen gefahrvolle Entzündung ver-
ursachen.
6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedi-
bus longissimis.
Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.?
In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen
vom Umfang
einer ausgespannten Hand.
7. Tarantula. A. fusca, subtus atra,
pedibus
subtus atro fasciatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.
In Apulien. Die Fabeln von den unausbleib-
lichen Folgen ihres Bisses und den
musicalischen
Heilungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf,
daß
es theils Einbildungen hypochondrischer und
hysterischer Patienten;
mehrentheils aber arm-
selige Betteleyen seyn mögen,
womit sich leicht-
gläubige Reisende haben hintergehen
lassen. So
viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die
sich
auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält,
den Schnittern zur
Erntezeit durch ihren Biß
lästig wird: und, so wie der Stich
mancher
anderer Insecten im brennenden Sommer ge-
[Seite 408] fährlich werden
(zuweilen eine Art Veits-Tanz
erregen) kann, so auch freylich wohl
der Ta-
rantel-Biß.
8. Edulis. A. supra grisea; abdomine
oblongo
lateribus striatis; pedibus fuluis
apicibus
nigricantibus.
Labillardière voyage. tab. 12. fig. 4-6.
Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasi-
gen Insulanern zu Hunderten geröstet und ge-
gessen wird.
82. Scorpio. Pedes
8. insuper chelae
2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi
2
cheliformes. Cauda elongata
articulata
terminata mucrone arcuato. Pectines 2
subtus inter
pectus et abdomen.
Die Scorpione haben in der Bildung und
Lebensart
manches mit den Krebsen gemein, auch
werfen sie, so wie diese,
jährlich ihre Schale
ab. Der Stich des kleinen europäischen
ist,
wenn nicht grade schwüle Sonnenhitze u.a. dergl.
Umstände
dazu kommen, nicht eben gefährlich.
1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis.
2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis,
manibus angulatis.
Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.
83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl.
crab.) Pedes 8. insuper manus 2 chela-
tae. Oculi 2 distantes, plerisque
pe-
dunculati, elongati mobiles. Palpi
2 cheliferi. Cauda articulata inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschieden Länge und Bedeckung
des
Schwanzes, von Linné in folgende drey
Familien abgetheilt
worden*):
A) Brachyuri. Krabben, Taschen-
krebse, Seespinnen.
1. Pinnotheres. C. brachyurus
glaberrimus.
thorace laeui lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato.
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb
der
Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey
Annäherung der Blackfische
zu warnen, ist irrig.
Er verwirrt sich wohl oft in den Bart
dieser
Muschel, so wie andere Krebse auch: aber die
vorgegebne
Absicht fällt weg.
2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thorace laeui integerrimo,
antice retuso: pedum
articulis vltimis
penultimisque vndique spinosis.
In Westindien und den benachbarten Land-
strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht
aber im
Frühjahr, theils in großen Scharen
nach den Seeufern, um die Eyer in
den Sand
zu legen.
3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
crab.) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera
ingenti.
In Ostindien und im wärmern Nordamerika.
Das
Männchen**) wird durch die auffallende
[Seite 410] Ungleichheit
seiner beyden Scheren merkwürdig,
deren eine nicht viel größer als
ein Bein des
Thieres, die andere hingegen so schwerfällig
ist,
daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will,
auf den
Rücken legen, und so forttragen soll.
4. †. Maenas. die Krabbe. C.
brachyurus,
thorace laeniusculo, vtrinque quinqueden-
tato, carpis vnidentatis, pedibus ciliatis:
posticis
subulatis.
5. Dromia. C. brachyurus hirsutus,
thorace
vtrinque dentato, pedibus posticis vngui-
bus geminis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.
Im Indischen Ocean. Hat so wie manche
andere
Krabbenarten vier Beine oben auf dem
Rücken, womit er eine leere
Muschelschale fassen
und damit kleine Fische oder Krebse zu
seiner
Nahrung fangen soll.
6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger.) C. brachyurus, tho-
race vtrinque
obtuse nouem-plicato, ma-
nibus apice atris.
B) Parasitici, cauda aphylla. Schnek-
kenkrebse.
7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsied-
ler. C.
macrourus parasiticus, chelis cor-
datis muricatis:
dextra maiore.
Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar,
wie es
scheint ohne Auswahl besonderer Ge-
schlechter oder
Gattungen. Oft sind solche aus-
gestorbene
Schneckenhäuser inwendig von einem
Einsiedlerkrebs bezogen, und von
außen zugleich
mit Alcyonien u.a. dergl. Corallen besetzt.
C) Macrouri. Eigentlich so
genannte
Krebse.
8. Gammarus. (Astacus marinus. F.)
der
Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the
lobster.)
C. macrourus thorace laeui,
rostro lateribus
dentato: basi supra dente duplici.
In den Meeren der nördlichen Erde: wo er,
wie
manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht.
9. †. Astacus. (Astacus fluviatilis F.)
der Fluß-
krebs, Edelkrebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl. the
craw-fish.) C.
macrourus thorace laeui,
rostro lateribus dentato: basi
vtrinque
dente vnico.
Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe,
und
andere selbst beym Sieden schwarzbleibende
Spielarten gibt),
erreicht ein zwanzigjähriges
Alter und wirft bekanntlich seine ganze
Schale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und
selbst sein Magen erneuert werden. Die
zwey kalkigen Steine die sich
im Sommer zu
beyden Seiten seines Magens finden (die irrig
so
genannten Krebsaugen), sind doch wohl der
vorzüglichste Stoff,
woraus die neue verjüngte
Schale verhärtet. Auch der zufällige
Verlust
von Füßen, Scheren etc. dieser u.a. Gattungen
von
Krebsen, wird durch ihre starke Repro-
ductionskraft
leicht wieder ersetzt. Sie schnel-
len so gar Füße und
Scheren, wenn sie ihnen
(nur nicht zu nahe am Leide) gequetscht
oder
mit einem glühenden Eisen berührt werden,
von selbst von
sich. (So wie es der Hummer
zuweilen bey heftigen Donnerschlägen
thun soll.)
10. †. Squilla. (Palaemon S. F.) die
Granate,
Garneele. (Fr. la
chevrette, crevette, sa-
licoque, le barbot.
Engl. the shrimp.) C.
macrourus, thorace laeui, rostro
supra
serrato, subtus tridentato, manuum
digitis
aequalibus.
Mém. de l'ac. des
sc. de Paris. 1772.
P. II. tab. 1. fig. 1. 2.
11. †. Crangon. (Crangon vulgaris F.)
die
Garneele. C. macrourus, thorace
laeui,
rostro integerrimo, manuum pollice
longiore.
Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.
So wie die vorige häufig an den Küsten von
Europa,
zumahl in der Nordsee.
12. Arctus. (Scyllarus A. F.) C.
macrourus,
thorace antrorsum aculeato, fronte di-
phylla, manibus subadactylis.
Gesner hist. aquatil. pag. 1097.
13. Mantis. (Squilla M. F.) C.
macrourus
articularis, manibus adactylis compressis
falcatis
serrato-dentatis.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.
Im mittländischen u.a. Meeren der
wärmern
Erdstriche.
14. †. Pulex. (Gammarus S. F.) die
Fluß-
Garneele. C. macrourus
articularis, mani-
bus 4 adactylis, pedibus 10.
Zumahl häufig in der Brunnenkresse.
Schwimmt im
Wasser zuweilen auf dem Rücken.
15. †. Stagnalis. (Gammarus St. F.)
C. ma-
crourus articularis, manibus adactylis, pe-
dibus patentibus, cauda cylindrica bifida.
Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
In
stehenden Wassern.
84. Monocvlvs. Kiefenfuß. Pedes na-
tatorii. Corpus crusta
tectum. Oculi
approximati, testae innati.
Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich bloß im Wasser.
1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der molucki-
sche Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed-
fish.) M. testa plana
conuexa sutura lunata,
postica dentata, cauda subulata
longissima.
Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge
von 4
Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig
genannt worden, ist lächerlich
da es über
2000 Augen hat. Auch findet es sich nicht
allein in
Ostindien, sondern auch an den Küsten
des nordöstlichen America,
zumahl häufig in
der bahamischen Meerenge.
2. †. Apus. M. testa subcompressa,
antice
retusa, postice truncata, cauda biseta.
Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber
daselbst in nassen Jahren, nach Ueber-
schwemmungen
etc. in auffallender Menge. Wie
es scheint ein wahrer Zwitter*), dem
Schäffer
über 2 Millionen Gelenke angerechnet hat.
3. †. Pulex. der Wasserfloh. M. antennis di-
chotomis, cauda inflexa.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.
[Seite 414]In Flüssen und Deichen, auch im Brunnen-
wasser: an theils Orten so häufig, daß er bey
seiner
röthlichen Farbe wohl eher die Sage von
Wasser, das in Blut
verwandelt sey, veran-
laßt hat.
4. †. Quadricornis. M. antennis
quaternis,
cauda recta bifida.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 9.
Beyde, diese und die vorige Gattung, sind
eine
gewöhnliche Speise der Armpolypen.
85. Oniscvs. Pedes
14. Antennae se-
taceae. Corpus
ouale.
1. Ceti. (Cymothoa F.) die
Wallfischlaus.
O. oualis segmentis distinctis,
pedibus tertii
quartique paris linearibus ouaticis.
Pallas spicileg.
zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.
Eine Plage der Wallfische, bey welchen
dieses
Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungsthei-
len, aufs festeste sich einnistelt.
2. †. Asellus der Kelleresel. (Fr. la cloporte.
Engl. the wod-louse.) O. oualis,
cauda
obtusa, stylis simplicibus.
86. Scolopendra. Assel. Pedes nu-
merosi, totidem vtrinque quot cor-
poris segmenta. Antennae setaceae.
Palpi 2 articulati. Corpus depressum.
1. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.
In den heißen Zonen: und selbst schon in
Spanien.
Ihr Biß verursacht gefährliche Ent-
zündung.
2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, cor-
pore ouali, cauda penicillo
albo.
Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.
Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen
etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen
dieses und des
folgenden Geschlechts ihre zahl-
reichen Füße erst
nach und nach erhalten,
und nur wenige Paare derselben mit aus
dem
Ey bringen.
3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm.
S. pedibus vtrinque 70.
Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie
gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
Lebt vorzüglich in
feuchtem Erdreich, kriecht aber
auch zuweilen auf Blumen, und
dadurch lassen
sich wohl die gar nicht seltnen Fälle
erklären,
wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey
Menschen
eingenistelt und wohl Jahre lang
unerträgliches Kopfweh etc.
verursacht hat.
87. Ivlvs. Vielfuß. Pedes numerosi:
duplo vtrinque plures quam corporis
segmenta.
Antennae moniliformes.
Palpi 2 articulati.
Corpus semicylin-
dricum.
1. †. Terrester. S. pedibus vtrinque 100.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.
Meist unter der Erde in fettem Boden oder
im
Miste.
Die Insecten haben so bestimmte und faß-
liche, die Würmer
hingegen so wenig allge-
mein passende positive
Charactere, daß man
die letztern vielleicht am kürzesten durch die-
jenigen weißblütigen Thiere definiren könnte,
die keine
Insecten sind; als von welchen sie sich
sowohl durch den Mangel der
Fühlhörner als
der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unter-
scheiden. (§. 40. 122.)
Sie haben mehrentheils einen weichen,
theils gleichsam gallertartigen
Körper: nur
wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren,
einige, wie
die See-Igel, mit einer kalkarti-
gen Schale bedeckt.
Manche Amphitriten
verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand-
körnchen etc. viele andere Thiere dieser Klasse
aber (die
Conchylien nähmlich und manche Po-
lypen) bewohnen ein
ihnen angebornes festes,
fast porzellan- oder steinartiges Gehäuse,
das
ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und
[Seite 417] theils von dem Thiere umher
getragen wird,
theils aber unbeweglich fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Classe ist wirk-
lich geflügelt
(denn daß der Tintenfisch ziemlich
große Sätze aus dem Wasser heraus
thun kann,
ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine
eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum
Fortschreiten zugestehen. Doch
haben die Regenwürmer, See-Igel, See-
sterne etc. besondere Organe, die gewisser Maßen
eine
ähnliche Bestimmung haben. Und dann
wird auch der Mangel dieser äußern
Bewe-
gungswerkzeuge bey vielen Würmern durch
die bey
ihnen ausnehmende Kraft, ihren
Körper wechselsweise enge zusammen zu
ziehen,
und wieder weit auszustrecken, ersetzt.
Statt der Fühlhörner haben viele Würmer
so genannte Fühlfaden (tentacula), oder
biegsame ungegliederte, meist
weiche flei-
schige Faden am Kopfe, die bey einigen
von
ansehnlicher Länge, überhaupt aber von man-
nigfaltiger Bestimmung sind. Vielen nutzen
sie zum Tasten; manchen zum
Fang: u.s.w.
Uebrigens läßt sich über die Sinne dieser
Thiere und deren Werkzeuge noch
weniger Be-
[Seite 418] stimmtes, als über der Insecten ihre, sagen.
Doch
haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wie die Tintenfische etc.), und
andere, wie z.B.
die Polypen, haben ohne Augen doch das
feinste
Gefühl von Licht und Hellung.
Im innern Körperbau weichen die
mehresten Gewürme wieder eben so sehr
von
der Insecten ihrem, als diese von dem der
rothblütigen Thiere
ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon
dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier
derselben sich (so
wie hingegen die allermehrsten Insecten)
einer
Verwandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten
allermehr-
sten ihrer im Ocean. Einige leben bloß
unter
der Erde: und viele ausschließlich im leben-
digen Körper anderer Thiere, wie die Darm-
würmer,
Samenthierchen u.s.w.
Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren
dieser Classe die ganz
ausnehmende Stärke
ihrer Reproductionskraft, und einige, wie z.B.
[Seite 419] der Kleisteraal, das
Räderthier etc. besitzen
eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge-
wisser Maßen unzerstörbar scheinen.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Tintenfische etc.
ausgenommen, sind
wohl die allermehrsten Würmer
wahre
Hermaphroditen, von denen jedes Indivi-
duum
sein Geschlecht auf eine der oben an-
gegebenen Weisen (§.
20. S. 31.) fortzupflan-
zen im Stande ist.*)
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen
in dieser Classe (§. 152.),
zumahl die Conchy-
lien und Corallen, werden in der großen
Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch
äußerst
wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die In-
[Seite 420] secten auf und in
der Erde (§. 143.) –] un-
endlich mannigfaltigen
überflüssigen oder nach-
theiligen Stoff verzehren,
durchwirken, gleich-
sam umwandeln u.s.w. – Dem
Menschen
insbesondere werden sie dadurch nutzbar,
daß Viele
derselben, zumahl unter den
Conchylien, eßbar sind, und
vorzüglich
einige (wie z.B. nahmentlich venus
merce-
naria und mytilus bidens) manchen Küsten-
bewohnern
und Seefahrenden zu einer Haupt-
nahrung dienen. Von
einigen Schnecken
wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-
Farbe genommen*). Aus dem den Blackfi-
schen eigenen Saft kann Tinte und Tusche
bereitet werden.
Der Bart der Steckmuschel
giebt eine Art brauner Seide, die
verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen Per-
len**). Das rothe Corall giebt einen
[Seite 421] wichtigen
Handelsartikel, zumahl nach Ostin-
dien. – Verschiedene
Schneckchen oder Mu-
scheln etc. cursiren ganz oder in
Stückchen ge-
schnitten bey einigen fernen Völkern
statt
Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschel-
stückchen
von verschiednen Farben machen die
Irokesen u.a. nordamericanische
Indianer
ihre Denkschnüre (wampum) etc. die ihnen
statt Urkunden dienen*). Viele
Wilde
brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt
Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-
Insulaner machen
daraus ihre sinnreichen
Angeln und mancherley anderes
Fischergeräthe
(§. 118.). Die nordwestlichen Americaner
schärfen
ihre Harpunen mit scharfgeschliffenen
Stücken von Muschelschalen. – Zu
Kunst-
arbeiten dienen vorzüglich manche Muschel-
schalen, die auf Onyx-Manier zu Cameen
verarbeitet
werden: auch Perlenmutter. Die
große beinartige Schuppe des
Blackfisches
(os sepiae) wird von Künstlern und
Hand-
werkern benutzt. Der Badeschwamm dient
zu
mancherley häuslichem Gebrauche. Un-
zählige
Conchylien und Corallen werden zu
Kalk gebrannt; einige große dünne
Muschel-
schalen im südlichen Schina statt
Fensterschei-
ben gebraucht u.s.w. Auch dienen
die
Conchylien zum allgemeinsten Putz der wil-
[Seite 422] den Völker*). Die Blutigel endlich sind ein
überaus wichtiges
chirurgisches Genesmittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe
gehören vorzüglich alle die
furchtbaren Wür-
mer des menschlichen Körpers, die
sich
entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwür-
mer,
Trichuriden und Bandwürmer im Darm-
canal, oder wie der
Nervenwurm nahe unter
der Haut aufhalten**).
Sodann auch die
Egelschnecken, die sich bey den Schafen etc.,
die
Finnen bey den Schweinen, die Blasen-
würmer und so viele
andere Würmer, zu-
mahl bey den vierfüßigen Hausthieren
und bey
Fischen finden, und sie krank machen. Die
Regenwürmer und
Schnecken schaden Ge-
[Seite 423] wächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pho-
lade etc. durchbohren Schiffe und Dämme.
Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im
Ganzen die
Ordnung des Linnéischen Systems befolgt:
I. Intestina. Längliche Würmer,
ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.
II. Mollusca. Nackte weiche
Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große
Aehnlichkeit mit den Bewohnern
der
Schneckenhäuser und Muschelschalen in
der folgenden Ordnung.
III. Testacea. Die den Würmern
der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner
der
Conchylien.
IV. Crustacea. Mit einem
beynahe knor-
peligen Körper, und theils mit
einer
festen (gleichsam kalkartigen) Cruste.
See-Igel, Seesterne,
Seepalme.
V. Corallia. Die Polypen und
andere
Pflanzenthiere, die einen Corallenstamm
oder andere ähnliche
Gehäuse bewohnen.
VI. Zoophyta. Die nackten
Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thierchen.
Viel wichtiges und lehrreiches zur N. G. dieser
Thier-
classe was in theils sehr seltnen und
kostbaren
Werken zerstreut und daher nicht allgemein be-
kannt ist, findet man nützlich zusammen gestellt
in einem
Buche, wo es mancher nicht gesucht
haben würde, nähmlich in dem neuen
Jugend-
freund etc. für die gebildete Jugend (von
J.
C. A. Heyse in Oldenburg) – Hamburg bey
B. G. Hoffmann 1802. IV Bände.
8.
Die mehrsten haben theils einen cylindri-
schen, theils
einen bandförmigen Körper. Die
Eingeweidewürmer des menschlichen
Körpers
sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle
aus dieser
Ordnung.*)
1. Gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm.) Corpus filiforme, teres,
aequale,
laeue.
1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. G.
pallidus
extremitatibus nigris.
Spannenlang, von der Dicke eines
starken
Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser.
Zuweilen
aber auch wie der folgende tropische
Nervenwurm (dessen
eigenthümliche Animalität
doch neuerlich von verschiednen
Beobachtern be-
zweifelt worden) bey Menschen in
Geschwüren etc.
2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit.
(dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver
de Guinée.) G. totus pallidus.
Sloane nat. hist. of
Jamaica. vol. II.
tab. 134. fig. 1.
Am persischen Meerbusen, in Aegypten, Ost-
und West-Indien, auf Guinea etc. Wohl
2 Ellen
lang.
2. Ascaris. Corpus
aequale teres ore
trinodo, intestinis conspicuis.
1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden-
wurm,
Springwurm. A. cauda subulata,
cute ad latere
corporis subtilissime crenata.
Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf,
saugt mit
dem stumpfern Ende.
2. †. Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herz-
wurm.
(lumbricus teres. Fr. le
strongle.
Engl. the
round worm.) A. cauda obtusa,
ani rima
transuersa intestino aurantio.
Der allergemeinste Darmwurm im mensch-
lichen Körper, zumahl in den dünnen Därmen;
zuweilen in
unsäglicher Menge.
3. Trichocephalvs. Corpus inae-
quale, teres; antice capillare,
postice
incrassatum.
1. †. Hominis. die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laeuis, anterius subtilis-
sime striatus.
Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt
mit dem
dünnen haarförmigen Ende.
4. Echinorhynchvs. Kratzerwurm.
Corpus teres, proboscide cylindrica re-
tractili echinata.
1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, pro-
boscide vaginata: aculeorum vncinatorum
ordinibus
pluribus, papillis suctoriis senis.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.
In den Därmen des Hausschweins.
5. Lvmbricvs. Corpus
teres annula-
tum, longitudinaliter exasperatum
acu-
leis conditis.
1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver
ac terre. Engl. the earth-worm, dew-worm.)
L. ephippio circulari, 8 seriebus
aculeorum
abdominalium.
Das bekannte, den jungen Küchengewächsen
schädliche
Thier: ein wahres animal subter-
raneum.
2. †. Variegatus. L. rufus,
fusco-maculatus,
sexfariam aculeatus.
Bonnet Tr.
d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. 1. fig. 1-4.
Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1/2 Zoll
langes
Thier. In Teichen, Gräben etc. Hat, so wie
der gemeine
Regenwurm auch, ausnehmende
Reproductionskraft. Sogar ein
abgeschnitte-
nes 1/26 des Thieres kann binnen einigen
Mo-
nathen wieder zu einem ganzen Thiere
von
vollkommener Länge reproducirt werden. Seine
natürliche
Fortpflanzung geschieht sowohl indem
er lebendige Junge gebiert, als
auch durch junge
Brut, die er wie Sprossen austreibt.
6. Fasciola. Corpus
gelatinosum, pla-
niusculum, poro ventrali
duplici.
1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Fr. la douve.
Engl. the fluke.) F. depressa,
ouata fusca,
antice tubulo instructa.
J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1-8.
2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch-
rieme,
Fick. F. corpore taeniolari margi-
nibus vndulatis.
Journal des savans 1726. p. 102.
Wie ein schmales Streifchen Band; ungeglie-
dert: in der Bauchhöhle bey manchen Fischen.
Ist
selbst, nachdem diese gesotten waren, noch
lebendig in ihnen
gefunden worden.
7. Taenia. Bandwurm,
Nestelwurm,
Kettenwurm (lumbricus latus. Fr. ver
solitaire. Engl. tape-worm, jointed
worm.)
Corpus planiusculum,
geniculatum. Os
quadrilobum.
Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausneh-
mend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als
wegen
der hartnäckigen und mannigfaltigen Zu-
fälle, die
durch die nachgenannten Gattungen
im menschlichen Körper verursacht
werden, über-
aus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der
geglie-
derte Wurm saugt sich mittelst des aus
seinem
vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ra-
genden
zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal
[Seite 429] fest*). Zunächst
auf den Kopf folgt (wenigstens
bey den nachbenannten Gattungen) ein
überaus
schmaler fast fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.),
der allgemach mit
immer deutlichern und größern
Gliedern in den übrigen Körper des
Wurms
übergeht. In jedem der größern Gliedern, die
dann bey
weiten den längsten Theil des Thiers
ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein be-
sonderer Eyerstock, meist von einer sehr
eleganten
Form, wie Laubwerk etc. der seine Eyerchen
durch eine
am Rande oder auf der breiten Seite
befindliche einfache oder
doppelte Oeffnung von
sich geben kann. Uebrigens ist der
Bandwurm
nichts weniger als solitaire, sondern man hat
gar oft bey Einem Menschen
oder Einem Thiere
viele ganze Bandwürmer zugleich gefunden.
1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm.
(T. curcurbitina.)
T. humana articulis ob-
longis,
orificio marginali solitario, ouario
pinnato.
Diese Gattung ist in Deutschland die
gemeinste.
Findet sich, so wie der folgende, im dünnen
Darme
beym Menschen.
Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes
curcurbitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte
Hinterglieder
dieses Wurms.
2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm.
T. humana articulis abbreuiatis transuersis,
orificio laterali
duplici, ouario stellato.
In andern Gegenden von Europa, zumahl
häufig in der
Schweiz und in Frankreich.
8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus tae-
niforme desinens in vesicam
lymphati-
cam. Os quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls
überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
schiedenen Eingeweiden vielerley Säugethiere fin-
den, hat bey den mehrsten Gattungen
viele
Aehnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der
Hintertheil aber
endigt sich in eine eyförmige
Wasserblase von verschiedener
Größe.
1. †. Finna. die Finne. H. conica,
vesicae
duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens,
capite
versus collum vesicae directo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.
Im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat
schon
Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie
sich bloß bey dem vom
Menschen unterjochten
Hausschwein, aber nicht bey der wilden
Sau
findet, so gibt sie ein Beyspiel von organisirten
Körpern,
die erst lange nach der ersten Schöpfung
gleichsam nacherschaffen zu
seyn scheinen.
2. †. Globosa. H. simplex ouata, corpore di-
stincte articulato, rugoso, imbricato.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.
Die Blase oft größer als ein Hühnerey.
Am
häufigsten am Bauchfell und in der Leber der
Schweine.
3. †. Cerebralis. die Queese. H.
multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi
adnatis.
Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.
Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe Engl. staggers).
4. T. Erratica H. multiplex,
corpusculis plu-
ribus, ovatis, vesicae communi
innatantibus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.
So habe ich sie z.B. in den strotzenden Hyda-
tiden gefunden womit viele Eingeweide eines
Macacco
(Simia cynomolgus) besetzt waren.
9. Sipvncvlvs. Corpus
teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylin-
dricum. Apertura lateralis
corporis
verruciformis.
1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S.
corpore tunica laxa induto.
C. Gesner hist. aquatil. pag. 1226.
10. Hirvdo. Blutigel. (Fr. sangsue. Engl.
leech.) Corpus oblongum, promo-
vens se ore caudaque in
orbiculum
dilatandis.
1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans,
supra
lineis flauis 6: intermediis
nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata.
Dillenius, in Eph. N.
C. Cent. VII.
tab. 5.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.
[Seite 432]2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis
8
nigris supra os.
Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5-8.
Legt nur ein einziges Ey, das anfangs bloße
Lymphe
enthält, aus welchem aber nachher 8 bis
10, und mehr Junge heraus
kommen.
Nackte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimigen Körper und
deutlichere äußere Glied-
maßen von denen in der
vorigen Ordnung aus-
zeichnen*). Manche haben große Aehnlich-
keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser
und Muschelschalen.
11. Limax. Weg-Schnecke (Fr. limace.
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis.
Tentacula 4 supra
os.
Diese nackten Schnecken haben die starke Re-
productionskraft mit den ihnen ähnlichen
Schnecken
mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte,
gemein.
Lister.
ex edit. Huddesfordi. tab. 101.
fig.
102.
3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.
4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus.
12. Aplysia. Corpus
repens. Clypeo
dorsali membranaceo. Foramen late-
rale dextrum pro genitalibus. Anus
supra extremitatem
dorsi.
1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus
marinus
der Alten.) A. tentaculis
4.
Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.
13. Doris. Corpus
repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice,
supra cinctus ciliis. Tenta-
cula 2, supra corpus
antice, intra fo-
ramina retractilia.
1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2
ad
os, ano ciliato phrygio.
Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.
[Seite 434]14. Glavcvs. Corpus
oblongum, per-
tusum foraminulis lateralibus
duobus.
Tentacula 4. Brachia 8 palmata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.
Im atlantischen und indischen Ocean.
15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus
repens, oblongum subdepressum, articu-
latum: articuli utrinque fasciculati, seti-
feri, pilosi. Os retractile. Tentacula
2
annulata.
1. Aculeata. der Goldwurm. (pudendum re-
gale Column. Fr. la taupe de mer, la
grosse
scolopendre de mer.) A. oualis
hirsuta acu-
leata, pedibus vtrinque 32.
Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.
Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln
und
Haare, womit er an beyden Seiten besetzt
ist, schillern, zumahl im
Sonnenschein, mit feu-
rigen Farben: theils wie blaue
Schwefelflam-
men u.s.w.
16. Amphitrite. Corpus
protensum
in tubulo, annulatum. Pedunculi
verrucosi. Tentacula
acuminata ap-
proximata; plumosa.
1. Auricoma. der Sandköcher. A
cirris
binis vtrinque, anterius tentaculis pectini-
formibus auratis rigidis.
Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.
In der Nordsee etc. Diese und verschiedene
andere
Gattungen dieses Geschlechts bewohnen
[Seite 435] überaus zarte, etwas
conische Gehäuse, die meist
aus einer einzigen Schicht unzähliger
dicht an-
einander liegender kleiner Körnchen auf eine
be-
wundernswürdige Weise zusammengesetzt sind.
17. Nereis. Corpus
repens oblongum
lineare. Pedunculi laterales penicil-
lati. Tentacula simplicia.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore
vix
conspicuo.
Im Seewasser zu dessen nächtlichem Leuchten
sie in
manchen Gegenden etwas beytragen mag.
18. Nais. Wasserschlängelchen.
(Fr.
Millepied
d'eau.) Corpus lineare pelluci-
dum, depressum, setis pedunculatum.
Tentacula
nulla.
Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene
Weise
fort:*) das letzte Gelenk des gegliederten
Wurms dehnt sich
nähmlich allmählig aus, und
erwächst zu einem ganzen Thiere, das
sich nach
einiger Zeit vom übrigen Körper der alten
Naide
absondert, oder auch selbst noch vorher wieder
andere
Junge auf gleiche Weise durch die Aus-
dehnung seines
letzten Gelenkes hinten austreibt:
doch können sich wenigstens
manche Gattungen,
wie z.B. die nachstehende, auch außerdem
durch
Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung be-
fruchtet werden, fortpflanzen.
1. †. Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N.
setis
lateralibus solitariis, proboscide longa.
Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.
[Seite 436]19. Ascidia. Corpus
fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae
ad
summitatem: altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser
in langen Strahlen von sich zu spritzen.
1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea.
20. Actinia. Seeanemone,
Meernessel,
Klipprose. (vrtica marina, Fr.
cul d'ane.)
Corpus se affigens basi, oblongum, teres,
apicis
margine dilatabili intus tentacu-
lato, os terminale
centrale ambiente.
Hat ausnehmende Reproductionskraft.
1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa.
Philos.
Transact. vol. LXIII. tab. 16 sq.
fig. 10 sq.
21. Tethys. Corpus
liberum, oblon-
giusculum, carnosum, apodum.
Os
proboscide terminali, cylindrico, sub
labio explicato.
Foramina 2 ad latus
colli sinistrum.
1. Leporina. (lepus marinus maior Colvm-
nae.) T. labro
ciliato.
22. Holothvria. Corpus
liberum,
nudum, gibbum, ano terminali. Ten-
tacula
plura in altera extremitate. Os
inter tentacula.
1. Physalis. (Engl. the
Portuguese man of
war.) H. cirris
difformibus filiformibus
pendulis.
Sloane nat. hist. of
Jamaica. vol. I.
tab. 4. fig. 5.
Im atlantischen Ocean etc. Von dem Faust-
großen mit Luft blasenförmig gefüllten Körper
des
sonderbaren Thieres hängen schöne roth und
blaue, theils 3 bis 4 Fuß
lange Fäden herab,
die aber, wenn man sie berührt,
empfindlicher
als Nesseln brennen. Oberhalb der Blase be-
findet sich eine Segelhaut, die das Thier
im
Schwimmen nach dem Winde richtet*).
23. Terebella. Steinbohrer. Corpus
filiforme. Os anticum, praeputio glan-
dem pedunculatam tubulosam exserente.
Tentacula
circum os, capillaria, plura.
1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora
corpo-
ris 8. circa os 4.
Schwed. Abh. 1754. tab. III. fig. A-E.
24. Lernaea. Corpus se
affigens tenta-
culis, oblongum teretiusculum.
Ouaria
bina. Tentacula brachiformia.
Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren
Kiemen
es vorzüglich nistet.
1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, tho-
race cylindrico bifurco, tentaculis
apice
lunatis.
Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.
[Seite 438]25. Scyllaea. Corpus se
affigens, com-
pressum, dorso canaliculato. Os
fora-
mine edentulo, terminali. Tentacula
s.
brachia subtus trium parium.
Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.
Zumahl am Sargasso (fucus natans.)
26. Clio. Corpus
natans, oblongum.
Alis duabus membranaceis, oppositis.
1. Limacina. C. nuda corpore obconico.
Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.
Bey Spitzbergen, Neufundland etc.
27. Sepia. Tintenfisch,
Blackfisch.
(Engl. Ink-fish,
squid.) Brachia 8 inte-
rius adspersa cotyledonibus. Rostrum
inter brachia terminale,
corneum. Venter
(plerisque) vesica atramentifera instructus,
infra scissura
transuersa ad basin apertus,
supra quam fistula excretoria
eminet.
Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen
in sehr vielen
Stücken, zumahl in Rücksicht ihres innern
Baues,
der so vollkommen ausgebildeten Ein-
geweide,
Paarungs-Werkzeuge, besonders aber
auch der Augen und sogar der
Gehörwerkzeuge
(die ihnen J. Hunter u.a. zuschreiben) gänz-
lich von andern Thieren dieser Classe ab.
Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst
mit dem Alter der Thiere, und steigt
dann bey manchen Gattungen über
1000. Sie
haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpf-
kopf. Die Arme, die diesen Thieren oft von
Muscheln
abgekneipt, und von Fischen abgebissen
werden, haben, wie schon die
Alten wußten,
Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattun-
gen werden auch durch den schwarzen Saft merk-
würdig, den sie in einem besondern Behälter im
Leibe
führen, und willkürlich von sich lassen, und
dadurch das Wasser
zunächst um sich verdunkeln
können. Herr Prof. Schneider hat das
ganze
Geschlecht schicklich in folgende zwey
Familien
abgetheilt:
A) Promuscidibus binis; ventre pinnato;
ossiculo
dorsi.
1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato
vndique pinna cincto,
offe dorsali maximo.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das so genannte
weiße Fisch-
bein, das auch in manchen Gegenden
Meer-
schaum heißt) eine breite knochichte Schulpe
von
sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers.
Manche Arten
der so genannten Seetrauben
(vuae marinae)
sind die Eyerstöcke dieser und
verwandter Gattungen.
2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron.) S.
ventre stricto
subulato, pinna angulari me-
dia, osse dorsali
penniformi.
Pennant's brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.
B) Pedibus basi palmatis, absque promusci-
dibus, pinnis et osse dorsali.
3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe.) S. ace-
tabulorum in interna pedum
superficie or-
dine duplici, in basi singulis
acetabulis,
paullatim increscentibus.
Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.
Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be-
liebte Gattung, findet sich in manchen
Gegenden,
besonders in Ostindien und im mexicanischen
Meerbusen
theils von ausnehmender Größe.
28. Medvsa. Qualle, Meernessel, See-
lunge, Seeflagge. (Engl. blubber.)
Corpus
gelatinosum, orbiculatum, supra
conuexum, subtus cauum. Os
inferum,
centrale, labiatum. Tentacula ple-
risque
marginalia, saepius retractilia*).
Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten
des
Meeres bey**).
1. Aequorea. M. orbicularis
planiuscula,
margine inflexo villoso tentaculato.
Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.
2. Vetella. (vrtica marina Columnae.) M.
oualis
concentrice striata, margine ciliato,
supra velo
membranaceo.
3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis
ten-
taculis nullis, subtus columna
quadriplicata:
apice lobis 8 multifidis, laterumque appen-
dicibus 16.
Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön-
sten Veilchenblau.
Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen
Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin
befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger
Bil-
dung; doch großentheils den Würmern
der
vorigen Ordnung ähnlich. Die Schalen be-
stehen anfänglich aus einer häutigen, theils
fast hornartigen
Grundlage, die ihre nachherige
Festigkeit durch die allgemach in sie
abgesetzte
Kalkerde erhält. Die neugebornen Schnecken-
häuser haben aber (nach Reaumur's, Kämme-
rer's u.a. Beobachtungen) noch nicht
ihre
vollzähligen Windungen, sondern diese werden
mit
zunehmendem Wachsthume des Thieres
allgemach nacherzeugt und an dem
Mündungs-
saume der Schale abgesetzt. (– Bey
weiten
nicht etwa aus der jugendlichen Schale als
Keime
entwickelt. –) Und bey den Muscheln
ist ceteris
paribus die gleiche Einrichtung.
Viele dieser Schalen sind
wegen ihres wun-
derbaren Baues*), andere wegen
ihres por-
[Seite 442] zellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen
ihrer
vortrefflichen Farben*),
regelmäßigen,
saubern Zeichnung u.a. dergl.
Schönheiten,
merkwürdig.**)
Man vertheilt die weitläuftige Ordnung
am füglichsten nach der Anzahl
und Bildung
der Schalen in folgende vier Familien:
B) Zweyschalige oder Muscheln,
C) Einschalige mit
bestimmten Windungen,
nähmlich die Schnecken, und
D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.
29. Chiton. Käfermuschel. Testae
plures, longitudinaliter digestae,
dorso
incumbentes.
1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa
septem-
valui, corpore tuberculato.
30. Lepas (Engl. acorn-shell.) Animal
rostro inuoluto spirali, tentaculis
crista-
tis. Testa multiualuis,
inaequiualuis.
Manche Gattungen, wie z.B. hier die
beyden
ersten, sitzen mit der Schale selbst
unbeweglich
fest; bey andern hingegen, wie bey den
zwey
letztern, hängt die vielschalige Muschel an
einem
darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest
sitzt. –
Eine Verschiedenheit die so auffallend
ist, daß man wohl zwey
besondere Geschlechter
darnach bestimmen sollte*).
1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L.
testa conica sulcata fixa, operculis acu-
minatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.
In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel
der
Schiffe, oder auch an Thieren, auf Mu-
scheln,
Krebsen etc.
2. Ceti (diadema.) die Wallfisch-Pocke. L.
testa subrotunda sexlobata sulcata fixa.
Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.
So wie einige andere Gattungen dieses Ge-
schlechts, auf der Haut des Nordkapers
u.a.
Wallfische.
3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied.
Engl. the horn of plenty.) L. testa valuis
20 (aut pluribus) polymorphis,
intestino
squamulis granulato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.
[Seite 445]Das überaus sonderbar gebauete Geschöpf
ist
besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.
4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar-
nacle.) L. testa compressa quinqueualui, in-
testino insidente laeui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften
Sagen
berüchtigt worden, deren schon bey der Baum-
gans (S. 724.) gedacht worden. Die
fünffache
Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden
Thiere
an einer fleischigen darmähnlichen Röhre,
auch wohl ihrer
mehrere wie Zweige eines Stam-
mes an einem
gemeinschaftlichen solchen Darme,
der gewöhnlich an faulen
Weiden, allem Schiff-
wrack etc. fest sitzt.
31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.
Engl. pierce stone) Testa biualuis, diua-
ricata, cum
minoribus accessoriis diffor-
mibus ad cardinem.
Cardo recuruatus,
connexus cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen,
selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und
höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.
1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa
ob-
longa hinc reticulato-striata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.
Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit
hellen
Scheine.
2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa
ob-
longa rotundata arcuato-striata.
Spengler in den Schriften der Berl.
Naturf.
Gesellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1-5.
Die Hauptverschiedenheit der
Geschlechter
beruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit
der
beyden Schalen und ihrer Ränder, und der
Beschaffenheit
des Schlosses (cardo).
32. Mya. Klaffmuschel (Fr. moule. Engl.
muscle, gaper.) Testa biualuis, hians
altera extremitate. Cardo
dente (ple-
risque) solido, crasso, patulo,
vacuo,
nec inserto testae oppositae.
1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis
dente
primario crenulato: laterali longitudinali:
alterius
duplicato.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.
2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario
conico, natibus decorticatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.
33. Solen. Messerscheide. (Fr.
manche
de couteau,
coutelier. Engl. razor-shell.)
Testa biualuis,
oblonga, vtroque la-
tere hians. Cardo dens
subulatus, re-
flexus, saepe duplex, non insertus
testae
oppositae: margo lateralis obsoletior.
1. Siliqua. S. testa lineari recta;
cardine
altero bidentato.
Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.
[Seite 447]34. Tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice hinc ad alterum latus
flexa.
Cardo dentibus ternis; lateralibus planis
alterius
testae.
1. Radiata. T. testa oblonga
longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura
anali
canaliculata.
Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transuersim
striata,
costa fusca transuersali.
Eine gemeine kleine Flußmuschel.
35. Cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle.)
Testa biualuis, subaequilatera, aequi-
valuis. Cardo dentibus mediis binis
alternatis;
lateralibus remotis insertis.
1. Costatum. C. testa gibba aequiualui;
costis
eleuatis carinatis concauis tenuissimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sq.
2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis
ex-
aratis linea ciliata aculeis inflexis
plurimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.
3. †. Edule. C. testa antiquata, sulcis
26 ob-
solete
recuruato-imbricatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.
Häufigst an den Küsten des mildern Europa.
36. Mactra. Backtrog. Testa biualuis
inaequilatera, aequiualuis. Cardo
dente
medio complicato cum adiecta foueola;
lateralibus
remotis insertis.
1. Solida. die Strandmuschel. M. testa
opaca
laeuiuscula subantiquata.
Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.
37. Donax. (Fr. came tronquée) Testa
biualuis, margine antico
obtusissimo.
Cardo dentibus duobus: marginalique
solitario,
subremoto sub ano.
1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa
ouata
compressa laeui, scripta lineis purpureis
vndatis,
rima acuta, marginibus crenulatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sq.
38. Venvs. Testa biualuis, labiis mar-
gine antice
incumbentibus. Cardo den-
tibus 3 omnibus approximatis, latera-
libus
apice diuergentibus.
1. Dione. die echte Venusmuschel. V.
testa
succordata, transuerse sulcata,
antrorsum
spinosa.
Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cor-
data solida transuerse substriata laeui, mar-
gine crenulato, intus violacea, ano ouato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.
Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus
die
Irokesen u.a. nordamericanische Wilde die Co-
rallen zu ihren Denkschnüren, Putz etc.
schleifen,
(– s. oben S. 421. –) und das dann befind-
liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im
Munde
führen, auskauen etc.
3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa
lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano
im-
presso ouato.
Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.
39. Spondylvs. (Fr. huitre
epineuse.)
Testa inaequiualuis,
rigida. Cardo den-
tibus 2 recuruis, cum
foraminulo in-
termedio.
1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare.) S. testa subaurita spinosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.
Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde
weit
über die andere hinaus, und ist wie abgesägt.
Eben so merkwürdig
ist auch die Einlenkung des
Gewindes selbst, dessen Zähne so
sonderbar in ein
ander gefügt sind, daß sich die Muschel
zwar
öffnen, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen
des
Schlosses von einander ablösen lassen.
40. Chama. Gienmuschel (Engl. cockle.)
Testa biualuis, grossior. Cardo callo
gibbo,
oblique inserto fossulae obliquae.
1. Cor. das Ochsenherz. C. testa
subrotunda
laeui, processibus retrorsum recuruatis,
rima
hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.
2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie-
senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima.
Fr. le grand
benitier.) C. testa plicata, for-
nicata, squamosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.
[Seite 450]Die größte bekannte Conchylie, deren
Schalen
wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30
Pfund
wiegen. Letzteres wird von den ostindischen In-
sulanern, so wie von den Küstenbewohnern
am
rothen Meere etc. häufig gegessen.
3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre
de la mer rouge.) C. testa orbiculata, mu-
ricata;
valuula altera planiore; altera nate
productiore
subspirali.
Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.
4. Bicornis. C. testa valuulis conicis,
natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis
valuula
longioribus.
Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.
41. Arca. Testa biualuis, aequiualuis.
Cardo dentibus numerosis, acutis,
alter-
nis, insertis.
1. Noae. die Arche. A. testa oblonga
striata,
apice emarginata, processibus incuruis re-
motissimis, margine integerrimo hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.
42. Ostrea. (Fr. huitre. Engl. oyster,
scallop.)
Testa biualuis, inaequiualuis,
(plerisque) subaurita. Cardo edentulus
fossula caua ouata,
striisque lateralibus
transuersis.
Auch die so sehr verschiedenen Gattungen
dieses
Geschlechts könnten füglicher in zwey andere ver-
theilt werden, deren eins die
Kamm-Muscheln
(wohin die ersten beyden Gattungen
gehören),
das andere aber die Austern begreifen müßte.
1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12
duplicatis, extus laeui.
Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.
2. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs-
muschel. O. testa aequiualui radiis 12 con-
vexis, striata scabra squamis
imbricata.
Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.
3. Malleus. der polnische Hammer, das Cru-
cifix. (Fr. le marteau
noir.) O. testa aequi-
valui triloba, lobis transuersis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.
4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa
inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse plicata
pa-
rasitica.
Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.
5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa
in-
aequiualui semiorbiculata, membranis im-
bricatis vndulatis, valuula altera
plana
integerrima.
Wird zumahl an den Küsten des
nordwestlichen
Europa auch am mittländischen und
adriatischen
Meere etc. auf Austerbänken gehegt, und beson-
ders in Rücksicht auf diese, und die davon ab-
hängende Verschiedenheit des Geschmacks in
Berg-
Sand- und Thon-Austern eingetheilt.
6. Ephippium. der polnische Sattel. O.
testa
aequiualui orbiculata compressa mem-
branacea.
Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576 sq.
Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen,
aber
meist von dunkler Farbe, und ungestaltet.
7. Crista
galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata,
spinosa, labro
vtroqoe scabro.
Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.
43. Anomia. Bastardmuschel. Testa in-
aequiualuis; valuula
altera planiuscula
(saepe basi perforata), altera basi
magis
gibba. Cardo edentulus cicatricula li-
neari prominente, introrsum dente late-
rali.
Radii 2 ossei pro basi animalis.
1. Ephippium. das Fensterduplet, die
weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa
subor-
biculata rugoso-plicata: planiore
perforata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.
2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa
obouata
inaequali violacea: superiore conuexa, in-
feriore perforata.
3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule.) A. testa ouata, ventri-
cosa, alba, tenerrima,
valuula altera rostro
incuruata, perforata. Margine acuto
inte-
gerrimo, vndique clauso.
Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.
Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean
etc.
– Eins von den äußerst wenigen Seethieren der
jetzigen
Schöpfung, das als ein Original zu einem
wirklich ähnlichen
Petrefact der Vorwelt in den
Kalk-Flötzgebirgen angesehen werden
kann.
44. Mytilvs. Miesmuschel. (Fr.
moule.
Engl. sea-muscle, mussel.) Testa biualuis
rudis, saepius affixa bysso. Cardo
eden-
tulus, distinctus linea subulata exca-
vata longitudinali.
1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel.
(Fr. la coquille de nacre.)
M. testa compresso-
plana
suborbiculata, basi transuersa imbri-
cata tunicis
dentatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die
sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schale wegen
merkwürdig, die das gemeinste
Perlenmutter gibt, so wie aus dem
sehnigen
Schloßbande derselben der so genannte Pfauen-
stein (gemma penna pauonis s. helmintholithus
androdamas Linn.) geschnitten wird.
2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat-
tel. (Fr. la moule pholade,
la datte.) M.
testa cylindrica
vtrinque extremitatibus ro-
tundatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.
Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme etc.
3. Edulis. der Blaubart. M. testa
laeuiuscula
violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei-
len tödtlich gewesen ist.
4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies-
muschel. M. testa striata
subcuruata, mar-
gine posteriore inflexo, cardine
terminali
bidentato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.
[Seite 454]5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa
laeui,
margine anteriore carinato, natibus gibbis
cardine
sublaterali.
Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.
Vorzüglich schön bey Neuguinea. Aber
auch
häufig an den nordischen europäischen Küsten.
45. Pinna. Steckmuschel, Schinke,
Sei-
denmuschel (Fr. jambon, coquille por-
tefoie.) Testa subbiualuis, fragilis,
erecta,
emittens barbam byssinam. Cardo eden-
tulus, coalitis in vnam valuulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und
der
eine braune Seide (lana penna) gibt, die in
Smyrna, Messina, Palermo
etc. zu Handschuhen
u. dergl. verarbeitet wird.
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis
fornicatis,
per series digestis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.
2. Nobilis. P. testa striata: squamis
canali-
culato tubulosis subimbricatis.
Die Richtung der Schneckenwindungen ist
fast
durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß
wenn man
die Spitze unterwärts und die Mün-
dung nach oben
gerichtet hält, diese letztere
einem alsdann links zugekehrt
ist, und die Win-
dungen von oben nach unten der
scheinbaren
Bewegung der Sonne gleich laufen.
Einige wenige Gattungen haben von Natur
eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge-
genst.
tab. 20. –) und dann finden sich
auch,
obschon äußerst selten, unter andern
Schnecken
zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten
(anfractibus sinistris s. contrariis).*)
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines besondern Deckels (operculum) zu zu-
schließen, und andere
ziehen bey Annäherung des
Winters eine Kaltscheibe vor die
Mündung ihres
Hauses.
46. Argonavta. Testa vniualuis spi-
ralis, inuoluta,
membranacea, vnilo-
cularis.
1. Argo. der Papiernautilus, Reißbrey. (nau-
tilus papyraceus. Engl. the
paper-sailor.)
A. carina
subdentata. Animal sepia?
Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.
Eine milchweiße, überaus dünne, leichte,
aber
große Schale, die von einem blackfischähnlichen
Thier
bewohnt werden, und dieses mittelst einer
ausgespannten Haut
sehr geschickt auf der
Oberfläche des Meers zu segeln, aber
auch
unterzutauchen etc. verstehen soll.
47. Navtilvs. Testa vniualuis, isthmis
perforatis concamerata,
polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt,
in
deren vorderen das Thier wohnt, und durch
Wasser, das es
in die übrigen ein- und aus-
pumpt, sich nach
Willkür leichter oder schwerer
machen kann.
1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiffkut-
tel, Perlenmutterschnecke. (Engl. the sai-
lor.) N. testa spirali apertura cordata, an-
fractibus contiguis obtusis laeuibus.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura
lineari,
anfractibus contiguis: geniculis eleuatis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sq.
Eins von den sehr kleinen Schneckchen im
Sand
von Rimini, die man für Originale zu
den versteinten Ammoniten
hat halten wollen.
48. Convs. Tute. Testa vniualuis, con-
voluta,
turbinata. Apertura effusa lon-
gitudinalis,
linearis edentula, basi in-
tegra; columella
laeuis.
1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis.
Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.
2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis
sparsis;
fasciisque 3 flauis tenuissime reti-
culatis;
media cingulo ferrugineo itidem
squamulis albis
interrupto.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.
3. Locumtenens. der Viceadmiral. C.
testa
ferruginea maculis albis squamatis tota re-
ticulata.
Besonders häufig im rothen Meere.
[Seite 457]4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C.
testa
pallide aurantia, fasciis fuscis
catenulatis;
lineisque punctatis.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.
5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.)
C.
testa venis reticulatis luteis, maculis
luteis
fuscisque.
Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.
49. Cypraea. Porcellane (Concha ve-
neris, s. cytheriaca, s.
paphia. Fr. le
pucelage.) Testa vniualuis,
inuoluta,
subouata, obtusa, laeuis. Apertura
vtrinque
effusa, linearis, vtrinque den-
tata,
longitudinalis.
Die Thiere dieses Geschlechts sollen
ihr
Schneckenhaus jährlich wechseln.
1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C.
testa
subturbinata characteribus inscripta,
macula
longitudinali simplici.
Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.
2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C.
testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
presso-acuta; subtus nigra.
Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sq.
3. Tigris. (Engl. the
Leopard cowry-shell.)
C. testa
obtusa ouata, postice obtusa, antice
rotundata, linea
longitudinali testacea.
Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sq.
In Ost- und Westindien, auch auf der Süd-
see, namentlich bey Utaheiti, wo sie den Ein-
wohnern zur Trinkschale dient.
4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri,
Simbipuri. (Fr.
le pucelage. Engl.
the
cowry, trussed fowl,
blackmoor's teeth.)
C. testa
marginato-nodosa albida.
Zumahl auf den maldivischen Inseln, aber
auch
auf Utaheiti und anderwärts. Ist bekannt-
lich die
Scheidemünze der Neger in einem großen
Theil von Africa, so wie
mancher indischen Völ-
ker etc. Und die Braminen
bedienen sich ihrer
statt Rechenpfennige u.s.w.
50. Bvlla. Blasenschnecke. (Engl.
Dip-
per.) Testa vniualuis, conuoluta,
iner-
mis. Apertura subcoarctata,
oblonga,
longitudinalis, basi integerrima. Colu-
mella obliqua, laeuis.
1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata
ob-
tuse subbirostri, labro dentato.
Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sq.
2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida li-
neis crispata, spina retusa.
Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.
3. Ficus. die Feige. B. testa
obouato-clauata,
reticulato-striata, cauda exserta, spira ob-
literata.
Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sq.
51. Volvta. Walze (Engl. Rhomb-
shell.) Testa vnilocularis, spiralis.
Aper-
tura ecaudata subeffusa.
Columella
plicata: labio vmbilicoue nullo.
1. Auris
Midae. V. testa coarctata, ovali-
oblonga, spira rugosa columella bidentata.
Martini vol. II. tab. 43. fig. 436 sq.
2. Oliua. die Mohrinn, das Prinzenbegräb-
niß. V. testa emarginata cylindroide
laeui,
spirae basi reflexa, columella oblique striata.
Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sq.
In Ostindien; auch in Nordamerica etc.
3. Mitra. die Bischofsmünze. V. testa
emar-
ginata fusiformi laeui, labro
denticulato,
columella quadriplicata.
Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.
4. Musica. die Notenschnecke. V. testa
mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis
obtusis,
columella octoplicata, labro laeui cras-
siuscolo.
Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sq.
5. Pyrum. die Tsjanko-Schnecke. V.
testa
obouata subcaudata: spirae anfractibus stria-
tis; apice producto glaberrimo,
columella
triplicata.
Chemnitz vol. IX. tab. 104. fig. 884. sq.
6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa
ven-
tricosa flauicante aurantio striata;
anfractu
primo reliquis triplo maiore tuberculato.
Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.
52. Bvccinvm. Sturmhaube,
Kink-
horn. (Engl. whelk.) Testa
vniualuis,
spiralis, gibbosa. Apertura ouata, desi-
nens in canaliculum dextrum, cauda re-
tusum. Labium interius explanatum.
Manche Gattungen legen ihre Eyer als
so
genannte Seetrauben, andere als Seehopfen,
noch andere
aber in einer langen Reihe hornartiger
flacher Kapseln, die mit
dem einen Rande an
einer gemeinschaftlichen wohl Fuß langen
Rippe
befestigt an einander liegen.
1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa
varici-
bus aequalibus longitudinalibus
distinctis
mucronatis, columella laeuigata.
Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.
2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata
laeui,
columella planiuscula.
Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111. sq.
Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich
die
Normänner noch jetzt bedienen.
3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmänn-
chen. B. testa oblonga rudi
transuersim
striata: anfractibus curuato-multangulis.
Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sq.
4. Maculatum. das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laeuibus indiuisis integerrimis.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.
53. Strombvs. Flügelschnecke.
(Engl.
screw.)
Testa vniualuis, spiralis, la-
tere ampliata. Apertura labro saepius
dilatato, desinens in
canalem sinistrum.
1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S.
testa turrita laeui, cauda subulata,
labio
dentato.
Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1495. sq.
[Seite 461]2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths-
hake. S. testa labro hexadactylo,
digitis
curuis, cauda recuruata.
Martini vol. 3. tab. 86 sq. fig. 853 sq.
3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S.
testae labro
antice trilobo incrassato, dorso
verrucoso
coronato, cauda obtusa.
Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.
Der Deckel dieser u.a. verwandten
Schnecken
(die so genannte Räucherklaue, vnguis odoratus
oder blatta
byzantina), war ehedem officinell.
54. Murex. Stachelschnecke.
(Engl.
caltrop,
rock-shell.) Testa
vniualuis,
spiralis, exasperata suturis membrana-
ceis. Apertura desinens in canalem
integrum,
rectum s. subascendentem.
1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa
ouata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata subu-
lata recta silmiliter spinosa.
Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053 sq.
2. Pyrum. die getrocknete Birn. M.
testa
varicosa ouata, transuersim sulcata nodosa,
cauda
longiore flexuosa subulata.
Martini vol. III. tab. 112. fig. 1040 sq.
3. Babylonius. der babylonische Thurm. M.
testa turrita, cingulis acutis maculatis, recto-
caudata, labro fisso.
Martini vol. IV. tab. 143. fig. 1331 sq.
4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8
teretibus.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.
An den Küsten von Großbritannien, Island etc.
[Seite 462]5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnau-
zennadel. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, colu-
mella intus plicata.
Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.
55. Trochvs. Kräuselschnecke
(Engl.
top-shell,
button-shell.) Testa vniual-
vis, spiralis, subconica. Apertura sub-
tetragono-angulata s. rotundata, supe-
rius transuersa, coarctata:
columella
obliquata.
1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn.
(Engl. the stair
case.) T. testa
conuexa obtusa
marginata, vmbilico peruio
crenulato.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691 sq.
Eine sonderbare Schnecke mit überaus merk-
würdigen Windungen, die in der Mitte
einen
trichterförmigen Raum zwischen sich lassen etc.
2. Magus. T. testa oblique vmbilicata
con-
vexa: anfractibus supra obtuse
nodulosis.
Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.
3. Telescopium. die Seetonne. T. testa
im-
perforata turrita striata, columella
exserta
spirali.
Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.
4. Iridis. (Fr. la
cantharide. Engl. the beauty.)
T. testa imperforata
ouata, subcaerulea,
laeui, oblique striata.
Martyn's South-Sea
shells. tab. 21.
(24) m.
Wenn der bläuliche Ueberzug von dieser schö-
nen neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist,
spielt
sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl
vom
höchsten Grün.
5. Lithophorus. die Trödelschnecke. (Fr. la
fripiere, maçonne.) T. testa imperforata
rugosa, quisquiliarum
impressionibus scabra.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sq.
An den westindischen Inseln. Hat ihren Nah-
men daher, weil ihre Schale mit einer
Menge
Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu-
sern etc. dicht belegt ist, die unebene
Eindrücke
auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer-
schläge oder Pockennarben) verursachen.
56. Tvrbo. Mondschnecke.
(Engl.
whirl,
wreath.) Testa vniualuis, spira-
lis, solida. Apertura coarctata, orbicu-
lata, integra.
1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa
im-
perforata ouata striata: stria vnica
dorsali
crassiore.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sq.
Der Deckel dieser und einiger
verwandten
Gattungen ist die so genannte Meer-Bohne
(vmbilicus veneris.)
2. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scalata.)
T. testa
cancellata conica anfractibus di-
stantibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sq.
Vorzüglich an der Küste von
Coromandel.
Zeichnet sich durch die von einander
abstehenden
gleichsam durchbrochnen Windungen aus.
3. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, an-
fractibus contiguis laeuibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434. sq.
4. Terebra. die Trommelschraube. T.
testa
turrita: anfractibus carinis 6 acutis.
Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea
shells.
5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T.
testa
turrita pellucida: anfractibus contrariis,
apertura edentula.
Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.
Diese kleine linksgewundene Schnecke
(die
übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo
muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig
an
alten Weiden und andern Baumstämmen.
6. †. Nautileus. T. testa planiuscula
anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis.
Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.
57. Helix. Schnirkelschnecke.
(Fr.
escargot.
Engl. snail,
periwincle.) Testa
vniualuis,
spiralis subdiaphana, fragilis.
Apertura coarctata, intus lunata
s. sub-
rotunda: segmento circulari
demto.
Meist Land- und Süßwasser-Schencken.
1. †. Hispida. T. testa vmbilicata
conuexa
hispida diaphana, anfractibus quinis, aper-
tura subrotundo-lunata.
2. †. Pomatia. die Weinbergsschnecke. (Fr.
le vigneron.) H. testa vmbilicata subouata,
obtusa decolore,
apertura subrotundo-
lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.
[Seite 465]In manchen Gegenden, zumahl in der
Schweitz,
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Han-
del mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat
man
da besondere Schneckengärten, worin sie
zu Tausenden gefüttert
werden etc. Ihrer
starken Reproductionskraft ist schon oben
gedacht
worden.
3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata
con-
vexa acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata, antice elongata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.
4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das
Qualle-Bothchen. H. testa
subimperforata
subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice
dilatata, labro
emarginato.
Im mittländischen so wie im atlantischen
Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie
manche
andere Schnecken, Purpursaft von sich.
Die Schale selbst ist
purpurblau.
5. †. Viuipara. H. imperforata subouata
ob-
tusa cornea: cingulis fuscatis;
apertura
suborbiculari.
Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.
6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la
livrée.) H. testa
imperforata subrotunda
laeui diaphana fasciata, apertura
subrotun-
do-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.
7. Decollata. H. testa imperforata
turrita:
spira mutilato-truncata, apertura ouata.
Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.
[Seite 466]8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße
Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis vndatis; apertura ouali
dilatata vsque in
apicem.
Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.
58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa
vniualuis spiralis, gibba, subtus pla-
niuscula. Apertura semiorbicularis:
labio
columellae transuerso, truncato,
planiusculo.
1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon.) N. testa vmbilicata laeui, spira
submucronata, vmbilico gibbo
bifido.
Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.
2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurescente,
ma-
culis albis tesselata.
Ein überaus sauber gezeichnetes
Schneckchen,
das so, wie die folgende Gattung, seine
Brut
außen auf der Schale mit sich herum tragen
soll.*)
3. Pulligera. N. testa laeui rudi,
spirula ex-
cauato-oculata, labio interiore laeui
cre-
nulato.
Eine ostindische Fluß-Schnecke.
59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear,
Venus's
ear.) Testa auriformis,
patens:
spira occultata laterali; disco longitu-
dinaliter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa subouata dorso
trans-
versim rugoso tuberculato.
Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.
2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia.)
H. testa
ouata, dorso gibbo, spira alte pro-
minula.
Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil-
lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause.
Bloß im Wasser; und zwar die bey
weiten
allermehresten in der See.
60. Patella. Napfschnecke,
Klippkle-
ber. (Engl. limpet.) Testa vniualuis
sub-
conica absque spira externa.
1. Neritoidea. P. testa integra ouata
apice
subspirali, labio laterali.
2. Vulgata. P. testa subangulata:
angulis 14
obsoletis: margine dilatato
acuto.
Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima
ouali,
vertice mucronato reflexo.
4. Fissura. P. testa ouali
striato-reticulata,
vertice recuruo, antice fissa.
Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.
5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa
ouata
conuexa: margine introrsum crenulato,
vertice
perforato.
Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.
[Seite 468]Wird häufig auf den Inseln des Archipela-
gus gegessen.
61. Dentalivm. Meerzahn, Meer-
röhre. (Engl. tooth-shell.) Testa vni-
valuis, tubulosa, recta, vtraque ex-
tremitate peruia.
1. Entalis. D. testa tereti subarcuata
conti-
nua laeui.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.
2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula
laeui
minuta.
62. Serpvla. Wurmröhre. (Engl.
worm-
shell.) Testa vniualuis, tubulosa,
ad-
haerens.
1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre.
S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-
glomeratis cancellatisque.
Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.
2. Contortuplicata. der Fischdarm. S.
testa
semitereti rugosa glomerata carinata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus
artige
Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten
und
convergirenden Armen, die an der Wurzel
mit 60 kurzen geraden
Fäden besetzt sind.
3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne. (Engl. the watering
pot.) S. testa tereti recta, extremitatis disco
poris pertuso,
margine reflexo, tubuloso.
Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die
doch
auch manche Aenlichkeit mit den Tubiporen
hat) deren Mündung dem
Ende einer Gießkanne
ähnelt, und die am Rande wie mit einem
Kranze
von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere
Ende
ist fast immer abgebrochen.
4. Gigantea. Testa subflexuosa lente
atte-
nuata violacea, intus laeui lutea;
apertura
alba vndulatim striata dente conico munita.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
In Westindien. Das Thier selbst ähnelt
den
Steinbohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in
großen
Madreporen.
63. Teredo. Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.
1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm.
Bohrwurm. (Fr.
le taret.) T. corpore
tereti elongato, ore attenuato,
extremitate
postica pholadiformi, quadriualui.
Gottfr.
Sellii hist. nat.
teredinis. 1733.
4. tab.
1.
Das gefährliche Thier wird ungefähr Fuß-
lang. Wohnt in Eichen-Ellern-Tannen- u.a.
Holz,
worin es sich fingersdicke Gänge bohrt,
die es mit einer zarten
Kalkschale auskleidet.
Hat, zumahl 1730, für Holland groß
Unglück
gedroht, da es die Dämme in Seeland und
Frießland so
aushöhlte, daß sie der Gewalt
der Wellen nicht widerstehen
konnten: richtet
auch noch jetzt, zumahl im Westkappler
Damm,
zuweilen große Verwüstungen an.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter
eine besondere Ordnung
gebracht, da sie zu
sehr von andern Würmern abweichen, und
im
Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes
unter einander
zeigen.
Sie halten sich bloß in der See auf: – so
wie
überhaupt kein Thier der noch übrigen drey
Ordnungen im Trocknen zu
leben bestimmt ist.
64. Echinvs.*) See-Igel. (Engl. sea
hedgehog.) Corpus subrotundum,
crusta,
spatacea tectum, spinis mobilibus sae-
pius aculeatum. Os quinqueualue subtus.
Die Schale der See-Igel (deren Textur bey
manchen
den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit
beweglichen Stacheln besetzt,
die aber nicht
mit den eigentlichen Bewegungswerkzeugen
des
Thiers vermengt werden dürfen. Diese sind um
ein Drittel
länger als die Stacheln, aber nur
so lange sichtbar, als das Thier
unter Wasser
ist; es zieht sie ein, wenn es aus seinem Ele-
mente genommen wird. Ein See-Igel, der
etwa 2000
Stacheln hat, hat ungefähr 1400
solcher Bewegungswerkzeuge. Die
hochgewölb-
ten See-Igel haben in ihrem Innern ein
son-
derbares, knöchernes Gestelle, das unter
dem
seltsamen Nahmen der Laterne des Aristoteles
[Seite 471] bekannt ist. Ueberhaupt
variiren aber die zahl-
reichen Gattungen dieses
weitläuftigen Ge-
schlechts gar sehr, sowohl in der
Bildung ihrer
Schale als der so genannten Stacheln,
womit
dieselbe besetzt ist.
1. Esculentus. (Engl. the
sea-egg.) E. he-
misphaerico-globosus; areis obsolete ver-
rucosis.
2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus;
am-
bulacris 5 repandis
linearibus: areis alter-
natim bifariis.
Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.
3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus;
am-
bulacris 5 oualibus, ano
subremoto.
65. Asterias*). See-Stern. Corpus
depressum, crusta
subcoriacea, tenta-
culis muricata. Os centrale,
quin-
queualue.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne
sind der
See-Igel ihren ähnlich. Doch können
sie nicht so schnell wie diese,
sondern nur lang-
sam wie die Schnecken fortkommen.
Manche
Gattungen thun den Dorschen u.a. Fischen,
andere den
Austern Schaden.
1. Rubens. A. stellata, radiis
lanceolatis
gibbis, vndique aculeata.
Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffal-
[Seite 472] lend. Unter einer ganzen Folge solcher in der
Reproduction
stehenden See-Sterne dieser Gat-
tung besitze ich
einen, der von seinen fünf
Strahlen viere völlig verloren hatte, und
die
alle viere schon wieder ergänzt zu werden an-
fingen.
2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis,
an-
gulis verrucoso-aculeatis.
3. Ophiura. A. radiata radiis 5
simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba.
4. Caput
Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis.
In vielen Meeren der alten Welt. – Doch
scheint das
im nordischen Ocean von dem Süd-
indischen etc.
specifisch verschieden zu seyn. Ein
überaus träges und sonderbar
gebildetes Thier,
an dessen Umfange man auf 82000
Endzweige
gezählt hat*).
66. Encrinvs. Stirps
elongata, cor-
pore terminali radiato.
1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E stirpe spatacea articulata
pentagona, ra-
mis verticillatis: stella terminali
sexfida ad
basin, tum dichotoma.
Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene
Thiere
soll sich an der Küste von Barbados fin-
den. Es
ähnelt zwar den versteinten Penta-
criniten oder
Medusen-Palmen, aber ohne
ihnen specifisch zu gleichen. Sein so
genann-
ter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt
ge-
nannten Medusenhaupte.
2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E.
stirpe cartilaginea continua, stella termi-
nali octoradiata.
Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von
Haller. Lond.
1755. 4.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten,
beynahe wie die Conchy-
lien zu den Molluscis. Die
Thiere selbst
haben wenigstens in manchen Geschlechtern
beyder
Ordnungen viel Uebereinstimmendes.
Nur sind sie in der letzten
nackt, unbedeckt und
können sich von der Stelle bewegen: da
sie
hingegen in dieser besondere festsitzende Gehäuse
bewohnen,
die bey den mehresten Arten von
steinartiger Substanz sind, und
Corallen*)
[Seite 475] heißen. Doch muß man sich
diese Gehäuse
nicht so wohl als von ihren Bewohnern
erbaut,
sondern vielmehr als einen ihnen angebornen
Theil
vorstellen, und sie daher nicht etwa mit
Bienen-Zellen, sondern eher
mit Schnecken-
Schalen vergleichen: nur daß bey ihrer
Fort-
pflanzung das junge Thier zugleich mit
seinem
kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig
aus dem Stamme
hervorgetrieben wird; und
sich daher beym schnellen Wachsthum*)
und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe
die ungeheure Größe
und Umfang derselben**)
erklären läßt.
67. Tvbipora. Röhren-Corall. Co-
rallium tubis cylindricis, cauis,
erectis,
parallelis.
1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fasci-
culatis combinatis: dissepimentis transuer-
sis distantibus.
68. Madrepora. Stern-Corall. Co-
rallium cauitatibus
lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis
orbiculata,
stella conuexa: lamellis simplicibus longi-
tudinalibus, subtus concaua.
2. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominenti-
bus adscendentibus.
3. Oculata. das weiße Corall. M.
caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis
alternis, stellis immersis bifariis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.
69. Millepora. Punct-Corall. Coral-
lium poris turbinatis
teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens
bi-
farie dichotoma, ramis denticulatis
binis
porosis scabris.
2. Cellulosa. die Neptunus-Manchette. M.
membranacea reticulata vmbilicata, turbi-
nato-vndulata, hinc porosa pubescens.
70. Cellepora. Corallium foraminu-
lis vrceolatis,
membranaceis.
1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.) C. lamellis
simpli-
cibus vndulato-turbinatis cumulatis; cel-
lulis seriatis: osculo marginato.
71. Isis. Stauden-Corall. Stirps ra-
dicata solida, cortice molli
habitabili
obducta.
1. Hippuris. das Königs-Corall. I.
stirpe
articulata, geniculis attenuatis.
Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.
2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe
con-
tinua, aequali, striis obsoletis
obliquis,
ramis vagis.
Wird vorzüglich an den Küsten des mittländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc.
zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostin-
dien verführt, und zumahl in Japan und Schina
fast
den Edelsteinen gleich geschätzt werden.
72. Gorgonia. Crusta
calcarea coral-
lina stirpem vegetabilem
obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre Vegeta-
bilien (deren holzige Natur, zumahl an den
starken
Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist),
die bloß mit Corallencruste
überzogen sind. Man
findet den so genannten Venusfliegenwedel
gar
häufig ohne den thierischen Ueberzug, und da
[Seite 478] zeigt er schlechterdings
nichts ausschließlich Ani-
malisches*).
1. Antipathes. das schwarze Corall. G.
pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose
striato.
Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.
2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G.
re-
ticulata, ramis interne compressis, cor-
tice flauo.
73. Alcyonivm. See-Kork. Stirps
radicata, stuposa,
tunicato-corticata.
Animal hydra.
1. Exos. die Diebshand. (manus marina.
Fr.
la main de
ladre.) A. stirpe arborescente
coriacea
coccinea superne ramosa, papil-
lis
stellatis.
Gesner de aquatilib. pag. 619.
2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa ru-
fescente.
74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr.
Eponge.) Stirps radicata, flexilis, spon-
giosa,
bibula.
Ob dieses Geschlecht wirklich ins
Thierreich
gehört, wird mir immer zweifelhafter.
1. Officinalis. der Badeschwamm. S. fora-
minulata subramosa difformis tenax to-
mentosa.
2. †. Fluuiatilis. (Kuß. Badiäga.) S. con-
formis
polymorpha, fragilis, granulis repleta.
Diese hieländische Gattung verbreitet einen
sehr
starken specifiken Geruch; und ist oft, aber nur
zufällig,
mit Stämmen von Federbusch-Polypen
durchwirkt. Wenn sie jung ist,
liegt sie meist
nur flach am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit
der
Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder
Geweihe. Getrocknet ist
sie ganz würde und zer-
reiblich. – Ich habe diese
Gattung im hiesigen
Stadtgraben gefunden, und seitdem oft
allerhand
Versuche mit ihr angestellt, ohne dis jetzt irgend
ein
entscheidendes Zeichen einer wirklich anima-
lischen
Natur an ihr gewahr zu werden.
75. Flvstra. Stirps
radicata foliacea,
vndique poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis
cu-
neiformibus rotundatis.
76. Tvbvlaria. Stirps
radicata, fili-
formis, tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern
die
Corallen der süßen Wassers, nähmlich die Feder-
busch-Polypen (Fr. polypes à
panache), an
welchen man, so wie bey denen im Meere,
die
Hülse und das darin wohnende Thierchen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weißen Federbusch
auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im
Tode ein-
zieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig,
ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft
bey
der gleichen Gattung unter sehr verschiedenen Ge-
stalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen,
wie
kleine Därme an Wasserpflanzen, umher-
ranken sehen:
andre, die wie Bäumchen mit
[Seite 480] Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die
Höhe
gewachsen waren: andere die sich zu Tau-
senden flach
neben einander an Dämme etc. an-
gelegt hatten:
andere, die in dichten Klumpen
in unzähliger Menge neben einander
empor stan-
den, u.s.w.
1. Indiuisa. T. culmis simplicissimis,
geni-
culis contoris.
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus,
pelta
terminali striata radiata calcarea.
3. †. Campanulata. T. crista lunata, orifi-
ciis vaginae annulatis, corpore intra vagi-
nam abscondito.
Rösel Hist. der Polypen. Taf. 73. 75.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat
gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista
infundibuliformi,
ad basin ciliata.
Ein überaus niedliches Geschöpf, daß ich
im
hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat
20 Arme, die
äußerst regelmäßig wie ein klei-
ner Federbusch
gestellt sind*).
77. Corallina. Stirps
radicata, ge-
niculata, filamentosa,
calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis subreniformibus.
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis
sub-
turbinatis.
3. Rubens. C. dichotoma capillaris
fastigiata:
articulis superioribus eleuatis.
78. Sertvlaria. Stirps
radicata, tu-
bulosa, cornea, nuda, articulata:
den-
ticulis calyciformibus obsita.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge-
meinen Austern finden. Die Stämme sind
meist
ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum
dem bloßen
Auge sichtbar. Sie pflanzen sich
durch Blasen fort, die man mit
Eyerstöcken
vergleichen kann.
1. Abietina. S. denticulis suboppositis
tubu-
losis, ouariis oualibus, ramis pinnato-al-
ternis.
2. Falcata. S. denticulis secundis
imbricatis
truncatis, ouariis ouatis, ramis
pinnatis
alternis.
3. Polyzonias. S. denticulis alternis sub-
denticulatis, ouariis obouatis polyzoniis,
stirpe
ramosa.
Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre
ungleich kleinere Statur abgerechnet) sei-
nen
Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich
gefunden.
79. Cellvlaria. Strips
crustacea,
lapidescens, e cellulis seriatis compo-
sita, plerumque ramosa et articulata,
tubulis adhaerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. linn.)
C. denticulis alternis acutis, ramis dicho-
tomis erectis fastigiatis.
2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa
di-
chotoma, articulis subciliatis, ouato-trun-
catis, vno latere planis celliferis.
Man hat den Nahmen Zoophyte oder
Thierpflanze den Geschöpfen dieser
und der
vorigen Ordnung gemeinschaftlich beygelegt.
Und in der
That sehen auch, wie schon erinnert
worden, manche Polypen dieser
Ordnung den
Bewohnern mancher Corallen in der vorigen
gar sehr
ähnlich. Nur haben sie in der gegen-
wärtigen einen
unbedeckten Körper, und nie ein
solches Corallengehäuse als in der
vorigen.
Auch können wenigstens die bey weiten aller-
mehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct
verändern
(haben stirpem liberam, wie man
es nennt).
Einige sind doch dabey in einen
gemeinschaftlichen Stamm verbunden,
andere
[Seite 483] hingegen einzeln. Außerdem sind aber auch
die Infusionsthierchen
u.a. dergl. Geschöpfe
mit in dieser Ordnung begriffen.
80. Pennatvla. Seefeder. Stirps li-
bera, penniformis.
Man unterscheidet an diesen
merkwürdigen
Seegeschöpfen, wie an einer Vogelfeder,
zwey
Haupttheile, den Kiel nähmlich und die Fahne.
Letztere
besteht aus 40, 60 oder noch mehr bo-
genförmigen
Armen, womit die obere Hälfte
des Kiels zu beyden Seiten besetzt
ist. Auf
jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und
mehr
überaus saubere kleine am Rande zackige
Hülsen, in deren jeder ein
gallertartiger zarter
Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so
daß
an einer Spannen langen Seefeder wenigstens
über 500 solche
kleine Armpolypen gezählt
werden.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi
laeui,
pinnis imbricatis plicatis spinosis.
B. S. Albini annot.
acad. L. I. tab. 4.
fig. 1. 2.
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi
sca-
bra, pinnis imbricatis.
Phil. Transact. vol. LIII. tab. 19. fig. 1-4.
81. Hydra. Armpolype, Vielarm.
(Fr.
polype à bras en forme
des cornes.)
Corpus gelatinosum
conicum. Os ter-
minale cinctum cirris
filiformibus.
Diese so allgemein berühmten Thiere*)
sind
gallertartig, halb durchsichtig, und daher von
ungeübten
Augen nicht immer gleich zu erkennen.
In der Ruhe haben sie den
Körper und die
Arme ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Be-
rührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen
sie sich
in ein unförmliches Klümpchen zusam-
men. Sie sind von
den ersten warmen Früh-
lingstagen an bis in den
Herbst in sanft fließen-
den Wassern und Teichen zu
finden, und fitzen
mit dem hintern Ende an
Wasserpflanzen,
Schnecken etc. fest. Ihr ganzer Körper ist
eigent-
lich bloß ein mit Fangarmen versehener
Magen.
Den Sommer hindurch vermehren sie sich, in-
dem sie die lebendigen Jungen wie Sprossen
aus ihrem Körper
treiben, die sich oft erst,
wenn ihnen selbst schon wieder Junge
ausge-
wachsen sind, von der Mutter losreissen.
Bey
Annäherung des Winters aber mögen sie wohl
Eyer legen**), aus denen im Frühjahr die
junge Brut hervor bricht.
Man kann sie in
sechs und mehr Stücke zerschneiden, und
jedes
Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu
ganzen Polypen
erwachsen. Man kann ihnen
den Kopf oder den Hintertheil der Länge
nach
spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte
[Seite 485] Polypen schaffen.
Man kann mehrere in
einander stecken, und so oder auf
andere
Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu-
sammen heilen. Man kann sie durch einen,
freylich Uebung und
Geduld erfordernden, Hand-
griff wie einen Handschuh
umkehren. Man
kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie
ein
Stückchen Band ausbreiten, und doch kön-
nen auch
dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat,
mehrere auf eine schwer zu
begreifende Weise
einander auffressen, oder eigentlich in
einander
schmelzen. Man kann sie, nach den merkwür-
digen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg*),
mit Schlingen von Haaren durchschnüren,
und
während daß die Schlinge allmählich durchschnei-
det, werden die derweil getrennten Theile doch
schon
wieder an einander wachsen u.s.w.
1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. vi-
ridis tentaculis breuioribus.
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen
in
Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers
und der Arme zu variiren.
Die hier abgebil-
dete Art findet sich in unserer
Nachbarschaft;
und die Beobachtung ihrer Reproduction hat
mich
zuerst auf die Untersuchungen über den
Bildungstrieb geführt.
2. †. Fusca. der braune Armpolype. H.
fusca,
corpore longiore, cirris longissimis.
3. †. Grisea. der orangegelbe Armpolype. H.
aurantia, corpore longiore, cirris longioribus.
82. Brachionvs. Blumenpolype. (Fr.
polype à bouquet,) Stirps ramosa, po-
lypis terminalibus
ore contractili (ple-
risque ciliato).
Die Blumenpolypen leben an einem gemein-
schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche
Colonie
dem bloßen Auge wie ein Kügelchen
Schimmel vorkömmt, das aber bey
der min-
desten Erschütterung für einen Augenblick
ganz
zusammen fährt, und zu verschwinden scheint.
1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, flori-
bus campanulatis.
Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflan-
zen sich auf die einfachste Weise durch
Theilung
fort. (§. 20. S. 32).
83. Vorticella. Afterpolype. Corpus
nudum, simplex, vagum.
Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so
daß
oft tausende derselben beysammen sind, und
dann fast das Ansehen von
Schimmel haben.
Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs
dem
Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht
überzogen gesehen.
1. †. Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V. cor-
pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.
2. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal.) V.
corpore pellucido, ten-
taculis rotatoriis ciliatis.
Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und man-
cherley Infusionen, schwimmt überaus
behende,
verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge-
stalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt
liegen
können, und doch nachher in jedem Tropfen
Wasser wieder aufleben
etc. Der dunkle Körper
in seinem Vorderleibe, den so viele
Naturfor-
scher seiner willkürlichen Bewegung
ungeachtet
fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich
genau
überzeugt zu haben glaube, ein zum
Speisecanal gehöriges Organ, und
kein Herz.
84. Vibrio. Corpus
liberum, teres,
elongatum.
1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus,
cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.
Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.
Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung in
altem
Buchbinderkleister*).
85. Thalia. Corpus
liberum, oblon-
gum, gelatinosum, diaphanum. Tu-
bus alimentarius distinctus. Tenta-
cula nulla.
1. Lingulata. Th. corpore oblongo,
depresso,
antice in apicem acutum desinente.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.
[Seite 488]Im atlantischen Ocean. Der sel. Dr. Forster,
der diese u.a. Gattungen von Thalien lebendig
ge-
sehen und untersucht hat, hielt sich überzeugt,
daß
sie nicht zu den molluscis, sondern als
ein eig-
nes Geschlecht hierher zu den Zoophyten
gehören.
86. Volvox. Corpus
liberum, rotun-
datum, gelatinosum, gyratile.
Tubus
alimentarius vix vllus.
1. †. Globator. das Kugelthier. V.
globosus,
superficie granulata.
Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder
andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch
im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kann die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins
vierte
Glied erkennen.
87. Chaos. Corpus
liberum .....
(generi
polymorphon, speciebus uniforme.)
Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum
Beschluß
der ganzen Thiergeschichte unter diesem
Geschlechtsnahmen die
unzählbaren*), dem
bloßen Auge
unsichtbaren Geschöpfe zusammen,
wovon sich manche Gattungen schon
im See- und
süßen Wasser, andere erst im Aufguß von aller-
hand thierischen und vegetabilischen
Substanzen
(daher diese dann Infusionsthierchen heißen),
und
noch andere im reifen Samen männlicher
Thiere finden.
Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
lien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gat-
tungen begreift:
Die im See- und stagnirenden füßen Wasser.
[–
zumahl in solchem, worin die Priestleysche
so genannte grüne
Materie*)
vegerirt –].
Die eigentlich so genannten Infusionsthierchen.
Die Samenthierchen, wovon die im männ-
lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche
Gattung tab. 1. fig. 13. stark
vergrößert abge-
bildet ist.**)
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich
zu den Ge-
wächsen, die sich nach den oben (§. 3 und
4.)
festgesetzten Begriffen schon dadurch von den
Thieren auffallend
unterscheiden, daß sie ihren
sehr homogenen Nahrungssaft ohne
irgend
merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar
hauptsächlich
durch die Wurzel einsaugen, die
daher auch unter allen äußern Theilen
der
Pflanzen bey weiten der allgemeinste ist, worin
sie (höchstens
bis auf einige äußerst wenige
Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln
etc.)
sämmtlich mit einander überein kommen.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse
überhaupt auch darin von der der
allermehresten
Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, be-
sonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile,
der
Aeste, Blätter, Blüthen etc. nicht so be-
stimmt, sondern
im Ganzen ungleich verän-
derlicher ist.*)
Um so einförmiger scheint hingegen ihr in-
nerer Bau, als
welcher nichts von alle dem
zeigt, was man mit den, für die
thierische
Oekonomie so wichtigen, eigentlich so genannten-
Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit
wahren
Muskeln, mit Knochen etc. vergleichen
könnte: sondern es reducirt sich
ihre Organi-
sation am Ende nur auf eigentlich so
genannte
Gefäße (Adern) und auf das dazwischen
liegende
Zellgewebe*).
Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Nah-
men mit mehrerem
Rechte als das ihm übri-
gens ziemlich analoge
Schleimgewebe der
Thiere, da es, wenigstens in vielen Theilen
der
Gewächse, ein wirklich zellulöses theils
Luft theils Säfte haltendes
Gefüge zeigt. Es
[Seite 492] ist zumahl in der Borke und im so genannten
Mark mancher Gewächse
deutlich zu erkennen,
und enthält häufig einzelne dazwischen ver-
theilte größere Bläschen (vtriculi),
und
bildet auch theils lange Röhrenförmige Höhlen.
Die eigentlich sogenannten Gefäße (die
übrigens manchen Familien und
Geschlechtern
von cryptogamischen Gewächsen – so wie
im Thierreich
den Zoophyten und auch wohl
manchen Mollusken – gänzlich
abzugehn
scheinen, zeichnen sich (wenigstens bey
weiten
größtentheils) besonders dadurch aus daß
ihre Wände aus
spiralförmig gewundnen Fä-
den (oder Röhrchen?) bestehen,
und so gleich-
sam das Ansehn von besponnenen Saiten
haben.
So vielerley aber die Netzförmigen u.a.
Verbindungen (Anastomosen) dieser
Gefäße
unter einander sind, so zeigt sich doch kein
solches
Verhältniß zwischen denselben, daß ein
wahrer Kreislauf der Säfte, wie
bey allen
rothblütigen und so vielen weißblütigen Thie-
ren, dadurch unterhalten werden könnte.
Aus der einförmigen Identität jener weni-
gen organischen
Bestandtheile der Ge-
[Seite 493] wächse (ihrer sogenannten partium simila-
rium) erklärt sich die leichte Umwandlung der
daraus
zusammengesetzten Theile (der par-
tium dissimilarium)
in einander; der Blät-
ter z.B. in den Kelch oder in die
Krone der
Blüthe, zumahl bey gefüllten Blumen etc.*);
auch daß man Bäume umgekehrt in
die Erde
pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wurzeln
und diese
hingegen in belaubte Aeste umwan-
deln kann.**)
Die aus jenen organischen Bestandtheilen
zusammengesetzten besondern
Theile der Pflan-
zen, und ihre Geschäfte, lassen sich am
füg-
lichsten in die zur Selbsterhaltung, und in
die
zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von
jenen zuerst.
Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbster-
haltung nöthigen
Stoffe theils aus der Atmo-
sphäre, theils aus dem Wasser
oder dem damit
[Seite 494] getränkten Boden. – Aus jener saugen sie
Nahrung mittelst der unter
ihrer Oberhaut,
zumahl auf den Blättchen, in unsäglicher
Menge
verbreiteten absorbirenden Gefäße:
aus dem Wasser aber mittelst der
alljährlich
neureproducirten Wurzelzasern, womit die
allermehrsten
unmittelbar in der Erde; manche
aber (wie z.B. der Mistel, die
Flachsseide,
die Vanille etc.) als so genannte Schmarotzer-
Pflanzen (plantae parasiticae) an
andern
Gewächsen*) festsitzen; da hingegen noch
andere, wie die
Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.)
bloß auf dem Wasser schwimmen.
Uebrigens kommt es bey aller dieser Ver-
schiedenheit des
Aufenthalts der Gewächse
im Grunde doch immer darauf hinaus
zu
kommen, daß ihnen das Wasser, sey es nun
in tropfbar flüssiger
Form oder in Dünste
aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen
die
Kohlensäure zugeführt wird, welche nach
Ingen-Housz's
Untersuchungen**) wahr-
[Seite 495] scheinlich einen
Hauptnahrungsstoff der Pflan-
zen ausmacht. Und so wird
begreiflich, wie
sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel-
zasern in der Erde sitzen, nicht nur,
wie
Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder
Kresse auf
angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andre, wie das
Hauslauch
auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle
Pflanzen
der dürresten, heißesten Erdstriche,
z.B. die Agaven, Aloën,
Cactusgattungen etc.
auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo-
sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung
erhalten
können.*)
Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder
eigentlich Ingestions-Organe
der Pflanzen,
die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen
gleich
über der Erde die Blätter aus; bey
andern aber treten sie vorher erst in
einen Wur-
zelstrunk und dieser wird dann bey vielen
in
einen Stamm oder Stängel, Halm (wie
man es bey manchen Pflanzen
nennt) verlän-
gert, der aber im Grunde meist die
gleiche
Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.
Der Stamm der Bäume und Stauden
ist zu äußerst mit einer feinen
Oberhaut
bedeckt, unter welcher die Rinde und der
Bast (liber) liegt, welcher letztere fast ganz
aus den
thätigsten Saftgefäßen besteht, und
daher für die Erhaltung der Pflanze
einer der
allerwichtigsten Theile ist. Weiter hinein
folgt der
Splint und hierauf die eigentlich
holzige Substanz, und dann theils
zwischen
dieser, theils aber auch besonders längs der
Mitte des
Stammes, das so genannte Mark,
welches letztere aber mit zunehmendem
Alter
an Menge abzunehmen und gleichsam zu
schwinden pflegt. Auch
wird bey diesen Ge-
wächsen da, wo das Holz außen an
den
Bast stößt, alljährlich eine oder eigentlich
zwey neue Holzlagen
aus dem gedachten
Splint (alburnum) erzeugt,
daher man
bekanntlich aus der Anzahl dieser concentri-
schen Lagen (pectines) ungefähr das Alter
der
Stämme schätzen kann.
Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die
Hölzer
der Palmen ausgenommen, als welche keine
solche concentrische
Lagen bilden, sondern durch-
aus gleichförmig dicht, sehr
hart und mit auf-
fallend starken Gefäßen durchzogen sind.
Eine
Bemerkung die auch für die Bestimmung der ver-
steinten Hölzer von Wichtigkeit ist.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, dieser wieder in Zweige, an
welchen
endlich die Blätter ansitzen, die doch im
Grunde aus den
gleichen Theilen, wie die
Wurzel oder der Stamm,
zusammengesetzt
sind; indem man auch an ihnen Oberhaut,
Rinde,
holzige Substanz und markiges Zell-
gewebe unterscheiden
kann. Letzteres liegt in
der Mitte des Blatts, zwischen dem
(meist
doppelten) holzigen Netze, von welchem man
durch Einbeitzen
u.a. Handgriffe die übrigen
Theile absondern und dadurch die so
genannten
Blätter-Skelete verfertigen kann. Dieses
holzige Netz ist
auf beyden Seiten des Blatts
mit einer besondern Haut überzogen, die
man
insgemein die Cutikel nennt, die aber noch
von dem eigentlichen
Oberhäutchen, was
endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht,
gar
sehr verschieden, und vorzüglich mit
absorbirenden Gefäßen (§. 166.)
durchzogen ist.
Diese Organisation der Blätter wird um
so merkwürdiger, je größer und
wichtiger die
Functionen derselben für die damit versehenen
Gewächse
sind. Sie dienen ihnen nämlich
wohl vorzüglichst zur Unterhaltung des
so
genannten phlogistischen Prozesses, der
bey den Thieren
hauptsächlich durchs Einath-
[Seite 498] men des respirabeln Theils der
Luft oder seiner
Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen, bey
den
Pflanzen aber wohl hauptsächlich eben
durch die Blätter bewirkt
wird.
Denn auch den Gewächsen ist dieses respi-
rable Gas oder
seine Grundlage zum Lebens-
unterhalte unentbehrlich;
besonders um (wie es
Ingen-Housz's Untersuchungen
wahrscheinlich
machen) sich dadurch in ihrem belebten Labora-
torium ihren Hauptnahrungsstoff, die Kohlen-
säure (§. 167.) zu bereiten; wovon sie hernach
den Ueberfluß als
kohlengesäuertes Gas wie-
der ausdunsten.*)
Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in
der Dunkelheit, in seiner größten
Stärke be-
trieben. Bey Tage hingegen, und vollends
im
Sonnenscheine gehet er langsamer von
Statten; daher die Pflanzen alsdann
weniger
Kohlensäure bereiten und verbrauchen; und
dagegen während
der Zeit aus ihren Blättern
Sauerstoffgas, den respirabeln Theil der
at-
mosphärischen Luft, entbinden**).
Inzwischen sind doch die Blätter, diese so
wichtigen Organe, bey den
mehresten Gewäch-
sen der kältern Himmelsstriche, ein
vergäng-
licher Schmuck, womit sie bloß den
Sommer
hindurch versehen sind, der hingegen mit
Annäherung des
Winters vertrocknet, welkt
und theils abfällt. Daß dieses
Entblättern
hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde,
der die
Gewächse in ihren Winterschlaf ver-
senkt, und so wie bey
den Thieren den Lauf
ihrer Säfte verzögert, die Gefäße
zusammen
zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonsti-
gen Verrichtung gehindert werden und abster-
ben, wird
dadurch wahrscheinlich, weil die
Gewächse der heißen Zonen (bis auf
wenige
Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht
so ausgesetzt
sind: und weil auch selbst in den
kältern diejenigen Pflanzen, die ein
sehr festes
harzreiches Blatt haben, wie z.B. die meh-
resten Tangel- oder Nadelhölzer, der Epheu,
die Mehlbeeren (vaccinium vitis
idaea), das
Heidekraut, der Buxbaum u.s.w. dasselbe
den
Winter über grün behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt,
die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so
gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die
schwarze
Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter und bey
manchen die
Blüthen des Abends zusammen legen oder
doch
niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-
geben, und fast wie in eine Art von Schlaf
fallen; der übrigens nicht
etwa bloß von der
kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib-
hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: und
eben so
wenig von der Dunkelheit, denn
manche Pflanzen schlafen schon im
Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die anima-
lia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf
verwenden,
so ist dieß auch der Fall mit den
Blüthen einiger Pflanzen, z.B. des cactus
grandiflorus, mesembryanthemum nocti-
florum,
der hesperis tristis etc.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedene andre Arten von
eigenthümlicher
Bewegung; wohin z.B. meist bey allen ihr
Zug nach
dem ihnen aus so vielfache Weise so
äußerst wohlthätigen Lichte gehört,
als welcher
Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnen-
blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu
merken ist: zumahl in
Treibhäusern, wo sich
oft die Blüthen so sehr nach der Hellung
an
die Glasfenster drängen, als ob sie dawider
[Seite 501] gepreßt wären*). Ferner bewegen sich
manche Theile gewisser
Gewächse sehr lebhaft,
wenn sie berührt werden; wie z.B. die
Blätter
und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica), oder der auerrhoa carambola, oder
die vordern Blatt-Ansätze der Venus-Flie-
genfalle (dionaea muscipula), welche, wenn
sich auch nur
eine Mücke darauf setzt, augen-
blicklich zusammenklappen
und das Insect
zerdrücken.
Besonders merkwürdig ist aber die theils
ausnehmend lebhafte Bewegung,
die zur Be-
fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in
vie-
len Zwitterblüthen bemerkt wird; da z.B.
die
Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie
auf ihrer innern
Seite (wo sie nach den Frucht-
[Seite 502] knoten hingerichtet sind)
berührt werden, (wenn
sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt,
um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu
ziehen) einwärts
schnellen und ihre männlichen
Staubbeutel gegen die weibliche Narbe
trei-
ben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.
So auffallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und
so sinnliche Beweise sie von
der Thätigkeit der Lebenskräfte in den
Ge-
wächsen abgeben, so unterscheiden sie sich
doch
bey genauer physiologischer Prüfung aufs deut-
lichste von dem ausschließlichen Eigenthume
der Thiere, nämlich der
willkürlichen Be-
wegung, als von welcher auch bey den,
wegen
ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie
z.B. beym hedysarum gyrans) keine echte
Spur zu erkennen ist.
Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges
Thier,
das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung,
und hingegen
keine einzige Pflanze, die die ihrige
mittelst derselben zu sich
nähme.
Aus den gedachter Maßen von den Ge-
wächsen eingesognen und
assimilirten Nah-
rungsstoffen werden nun die ihnen
eigenen
specifiken Säfte abgeschieden, da z.B.
manche einen
milchigen, theils ätzenden Saft
enthalten; andre Gummi geben;
verschiedene
[Seite 503] Bäume, zumahl unter den Nadelhölzern, im
höhern Alter Harz bereiten.
Andre Pflan-
zentheile enthalten Mehl, Manna,
Wachs,
fette und ätherische Oehle, Kampher etc. Einige
wenige das so
genannte Federharz (cahutchuc)
u.s.w.*)
Anm. Hierher gehören auch die specifiken
Ausdünstun-
gen gewisser Pflanzen, wie z.B. die
harzigen
entzündbaren des weißen Diptams etc.
Daß aber diese verschiednen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und
Veränderungen der eingesognen
Nahrungs-
säfte in den Gewächsen selbst bereitet wer-
den müssen, erhellet schon daraus, weil im
gleichen
Erdreich und auf demselben Garten-
beete die Raute ihre
bittern, der Sauerampfer
seine sauren und der Lattich seine
kühlenden
Säfte erhält; und weil selbst die Säfte in den
[Seite 504] in den verschiedenen
Theilen ein und eben derselben
Pflanze, ja in einer und eben derselben
Frucht,
dennoch so äußerst verschieden seyn können.
Freylich aber trägt auch allerdings die
Verschiedenheit des Bodens und
des Climas
zur verschiedenen Beschaffenheit der Säfte in
den
Pflanzen vieles bey: daher denn eines
Theils manche in fremden Boden
verpflanzte
Gewächse so wie in ihrer Bildung, so auch in
der
Beschaffenheit ihrer Säfte, verändert wer-
den, dadurch
von ihren Kräften verlieren etc.,
andre hingegen eben dadurch noch
gewinnen
und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine
bestimmten, ihm angemessenen
Pflanzen, so
daß man zuweilen schon aus den einheimi-
schen Gewächsen einer Gegend die Beschaffen-
heit ihres
Bodens errathen kann; doch hat
die Vorsehung manchen, für das
Menschen-
geschlecht allerwichtigsten Gewächsen den
großen
Vorzug verliehen, sich entweder leicht an
jedes fremde Clima
zu gewöhnen, so daß z.B.
die schwächlich scheinenden Getreidearten
etc.
besser als Eichen u.a. noch so robust ausse-
hende Bäume in ganz verschiedenen Himmels-
striche; die
aus Chili abstammenden Kar-
[Seite 505] toffeln nun in allen fünf
Welttheilen fort-
kommen etc.; oder, wenn sie auch an ein
be-
stimmtes Clima gebunden sind, doch daselbst
in
jeder Art von Boden gedeihen, wie z.B.
die Cocospalme, die eben so üppig
im stei-
nigen und Sandland als im fetten Erd-
reich vegetirt.
Anderseits ist aber auch auffallend, daß
gewisse Länder (wie z.B. das Cap
und Neu-
Holland) eine so große Mannigfaltigkeit
von
recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern
ausschließlich
hervorbringen, und dagegen an-
sehnliche Ordnungen von
Gewächsen großen
Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der
heiße
Erdgürtel fast keine Kohl- und Rüben-
arten. So finden
sich aus den westindischen
Inseln vergleichungsweise wenige
Laub-Moose
(musci frondosi) und hingegen desto
man-
nigfaltigere Farnkräuter etc.
Endlich ist auch noch die Verschiedenheit
in Rücksicht der Vegetation der
Gewächse an-
merkenswerth, die ebenfalls im
Thierreich,
zumahl bey den Insecten, Statt hat, daß
nähmlich manche
nur isolirt und einsam leben,
da hingegen andere dicht beysammen
bleiben
und theils (wie die gemeine Heide) große
[Seite 506] Erdstriche, oder (wie das
Sargasso) weite
Meeresstrecken überziehen.
Wir kommen zur Fortpflanzung der
Gewächse, deren mannigfaltige Arten sich
im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbrin-
gen
lassen. Auf die Fortpflanzung durch
Wurzeln oder Zweige; zweytens durch
Augen;
und endlich durch Samen.
Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch
schon im Thier-
reiche bey den Polypen und sonst einige
Spuren
bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto
gewöhnlicher.
Manche Gewächse nähmlich
vermehren sich von selbst auf diese
Weise.
Bey vielen andern hat es die Kunst durch
Absenken oder
Ablegen nachgeahmt. Es
gibt z.B. eine Art Feigenbaum (der Banian-
baum, ficus indica) dessen Zweige herab
hangen, und sobald
sie den Boden berühren,
von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einzi-
ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines
Wäldchen,
dessen Stämme oben durch Bogen
verbunden sind, vorstellen könnte.
Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen
steht
ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammen-
hängenden Stämmen, der auf 370 Fuß im Durch-
schnitt,
und sein Schatten den er Mittags wirft,
über 1100 Fuß im Umfang
hält.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch
Augen. So nennt man
nähmlich die kleinen Knöpfchen, die im
Herbste
an den Bäumen, da wo die Blattstiele an-
sitzen, zum Vorschein kommen, aber bey den
mehresten erst im folgenden
Frühjahr sich
öffnen und ausschlagen. Sie finden sich meist
nur an
den Bäumen der kältern Erdstriche,
und fallen bey einigen von selbst ab:
sollen
auch theils, wenn man sie vorsichtig säet wie
ein Same
aufkeimen. Man kann bekannt-
lich diese Augen andern
Stämmen inoculiren,
oder auch das davon ausgeschossene
Reis
einpfropfen.
Viel Aehnliches mit den Augen haben die
Zwiebeln, nur daß die Augen am
Stamm
der Bäume und also über der Erde, die
eigentlichen an
lilienartigen Gewächsen befind-
lichen Zwiebeln aber unter
der Erde unmit-
telbar an der Wurzel entstehen; bey jenen
der
Stamm fortlebt und den Augen Nahrung
gibt; bey diesen hingegen
das Uebrige der
alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel
im Herbste
abstirbt. Eine Fortpflanzungs-
weise mit welcher
hinwiederum die der Knol-
lengewächse (Cartoffeln etc.)
manche Aehnlich-
keit zeigt.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege
und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist
endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die
darnach
zum Theil zur Frucht, oder auf andre Weise
zu Samen reift.
Diese nähmlich, sie mag
übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie
mag
einzeln stehen oder mehrere zusammen in
einer Traube oder Aehre
oder Kätzchen etc.
verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf
dem so
genannten Fruchtboden (receptacu-
lum), verschiedne ausgezeichnet gebildete
Theile, von welchen
einige männlich, andere
weiblich sind; und diese müssen, wenn
die
Zeit der Fortpflanzung herbey gekommen ist,
von jenen befruchtet
werden. In Rücksicht
ihrer Bestimmung und Verrichtung haben
also
diese vegetabilischen Organe viele Aehn-
lichkeit mit den
Zeugungswerkzeugen der
Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon da-
durch sehr auffallend, daß sie den Gewächsen
nicht so wie
den Thieren angeboren und lebens-
lang bleibend sind,
sondern daß sich zu jeder
neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werk-
zeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß
man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paa-
rung verlängern könne, findet gewisser Maßen
auch bey den Blüthen
vieler Gewächse statt. Die
Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z.B.
halten
[Seite 509] sich
lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube
des männlichen befruchtet
werden. Sobald dieß
geschehen, welken sie dahin.
Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum)
genannt, und bestehen aus dem
Fruchtknoten
(germen), dem Griffel (stylus), und der
Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt
entweder mit den übrigen Theilen
innerhalb
der Blumenblätter (germen superum),
oder
wie bey der Rose, bey den Aepfeln etc. unten
außerhalb
derselben (germen inferum): und
enthält immer
die Samenkörner der Pflanze,
daher man diesen Behälter gewisser
Maßen
mit dem Eyerstock der Thiere vergleichen kann.
Der hohle
Griffel sitzt auf diesem Samenbe-
hälter, und bis Narbe
endlich zu oberst auf
dem Griffel, so daß sie durch den Griffel
mit
dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey
eine
gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden
(stamina)
herum: und bestehen aus dem Faden (fila-
mentum), und dem darauf ruhenden
Staub-
beutel (anthera). Dieser
letztere ist mit
einem mehligen Staub überzogen, der aber
(wie man
unter einer starken Vergrößerung
[Seite 510] sieht) eigentlich aus zarten Bläschen besteht,
die
bey vielen Pflanzen eine überaus sonderbare
Bildung haben, und ein
unendlich feineres,
duftiges Pulver enthalten, welches seiner Be-
stimmung nach mit dem männlichen Samen-
der
Thiere verglichen zu werden pflegt.
Bey der Befruchtung fällt jener Blu-
menstaub auf die
weibliche Narbe: scheint
da sich zu öffnen, und sein duftiges
Pulver
zu verschütten, welches dann vermuthlich
durch den Griffel in
den Fruchtknoten dringt
und die daselbst vorräthig liegenden, bis
dahin
aber unfruchtbar gewesenen Samenkörner
fecundirt. Wenn man die
Blüthe vor der
Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen
Theile
beraubt, so wird sie dadurch, so gut
als ein verschnittenes Thier,
unfruchtbar.
Bey den mehresten Gewächsen sind diese
beyderley Geschlechtstheile in der
gleichen
Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20.
S. 33.),
verbunden. Bey einigen hingegen
in verschiedenen Blüthen, wovon die
einen
bloß männlichen, die andern weiblichen Ge-
schlechts, aber doch am gleichen Stamme
befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.),
wie
z.B. bey der Haselstaude, Wallnußbaum,
[Seite 511] Gurken, Brotbaum etc. Andre
Gewächse,
wie z.B. der Ahorn, die Esche etc. haben gar
dreyerley
Blüthen, bloß männliche, bloß
weibliche, und überdem auch
Zwitterblüthen
(Polygamia). Bey noch andern
aber,
wie z. E. bey den Palmen, dem Hanf,
Hopfen u.s.w. sind die
beyden Geschlech-
ter in den Pflanzen selbst, so wie bey
allen
rothblütigen und vielen andern Thieren ab-
gesondert: so daß die eine Pflanze bloß
männliche, eine andere aber,
die übrigens von
dergleichen Art ist, bloß weibliche Blumen
trägt:
und die Blüthen des weiblichen Stam-
mes nicht anders
befruchtet werden, als wenn
der Blumenstaub von der männlichen
Pflanze
durch den Wind oder durch Insecten oder auch
durch die Kunst
ihnen zugeführt worden ist
(Dioecia Linn.)
Unter den übrigen, nicht ganz so allge-
meinen, Theilen der
Blüthe ist besonders der
doch bey den mehresten befindliche Blumen-
Kelch (calyx), und die so genannten
necta-
ria, u.a.m. zu merken.
Ueberhaupt aber
theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung
und nach
der Lage ihrer Theile in regelmäßige
und irreguläre. Bey jenen nähmlich
sind
alle einzelnen Theile derselben Art, z.B.
die Blumenblätter
etc. von gleicher Gestalt,
[Seite 512] Größe und Verhältniß; bey diesen hingegen
von
ungleicher Proportion.
Bey den eigentlich so genannten oder
Laub-Moosen (musci frondosi etc.)
ist, nach Hedwig's Entdeckungen die Aehn-
lichkeit der Befruchtungswerkzeuge mit denen
bey andern
Gewächsen weit größer, als man
vorher geglaubt hatte. Das saubere,
fast
becherförmige Köpfchen (capitulum)
dersel-
ben, enthält gleichsam als Fruchtknote (§.
109.)
die kleinen Samenkörnchen; die mittelst des
kleinen spitzigen
Hutes (calyptra), der die
Stelle des Griffels
und der Narbe vertritt,
von dem männlichen Blumenstaube
besonderer,
theils rosen- oder sternförmiger Theile be-
fruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.
Bey denjeningen einfachern Aftermoosen
hingegen, die bloß im Wasser
leben, wie bey
den Tremellen, Ulven, Conferven, und beym
See-Tang
(fuscus) ist die Fortpflanzungsart
wohl sehr
verschieden, obschon bey den wenigsten
noch nicht genau genug
untersucht; bey manchen
aber, wie z.B. bey der oben erwähn-
ten Brunnen-Conferve (– s. oben S. 19.
und 32. –), zur
Bewunderung einfach.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab.
49. –)
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze,
Pfifferlinge,
der Trüffeln etc. und des Schimmels, deren
ganze
Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes
Dunkles hat*).
Bey den vollkommenen, im eigentlichen
Sinne blühenden Gewächsen fallen
nach der
Befruchtung die übrigen nun überflüssigen,
Theile der
Blüthe ab (§. 189.): der beschwän-
gerte Fruchtknote aber
fängt an aufzuschwellen,
und seinen theils erstaunlich zahlreichen
Samen
nach und nach zur Reise zu bringen.
Die Bildung sowohl der verschiedenen
Samenkörner selbst**), als auch der Gehäuse,
worin sie eingeschlossen sind, ist
eben so man-
nigfaltig als der Blüthen ihre, und in
Rücksicht
auf ihre weite Verbreitung***) und auf ihr
[Seite 514] weiteres Bekleiben etc. der
Erhaltung der Gat-
tungen aufs weiseste angemessen. Auch
ist der
bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen
bey jeder Lage,
die sie im Boden erhalten,
dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl
die
ersten Wurzelzäserchen oder das sogenannte
Schnäbelchen (rostellum) unter sich, und
hingegen den Blattkeim
(plumula) über sich
treiben*). Zur allerersten Ernährung des
neuen
Pflänzchens dienen ihm dann die bey
den mehresten Gewächte doppelten
Samen-
lappen oder Kernstücke (cotyledones), die
vorher die Hauptmasse des Samenkerns aus-
machten.
Viele Samen sind in eine holzartige, aber
theils noch weit härtere Schale
eingeschlossen,
die, wenn sie von beträchtlicher Größe und
Härte
ist, eine Nuß genannt wird: und wenn
die bloßen Samenkörner unmittelbar
mit
einem saftreichen Zellgewebe oder so genannten
Fleische
überzogen sind, so heißt dieß eine
Beere. (– sey sie übrigens noch so
groß und
an einem großen Baume, wie z.B. die
Brotfrucht –) Zuweilen
liegen auch die
bloßen Samenkörner von außen auf dem groß-
[Seite 515] gewachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie
bey den Erdbeeren, die
folglich nacht der
Kunstsprache nicht sollten Beere
genannt
werden.
Besonders machen die Obstbäume eine
eigene und sehr ansehnliche Familie
von Ge-
wächsen aus, deren Frucht entweder, wie
bey
den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern-
haus
oder Kröbs einschließt, die dann Kern-
früchte (und die
Bäume dieser ganzen Ordnung
pomaceae) heißen;
oder aber, wie bey den
Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und
Pfirschen,
eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte
(die Bäume drupaceae) genannt werden.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen
leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und
ihm
eine abweichende veränderliche Richtung
geben zu können: daher viele
theils in ihrer
ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht
der
Blüthe und der Frucht in so zahlreiche
Spielarten ausgeartet sind. So
zählt man
z.B. jetzt auf drey tausend Varietäten von
Tulipanen,
wovon doch vor 200 Jahren bloß
die gelbe Stammart in Europa
bekannt
war. – So ist der Stängel (§. 168) bey
[Seite 516] manchen Pflanzen bloß Folge der
Degenera-
tion, den sie erst im cultivirten
Zustande
treiben, da sie hingegen im wilden Natur-
zustande acaules sind (z.B. carlina acaulis
u.a.m.). Andererseits verlieren manche Ge-
wächse durch die Cultur gewisse Theile, die sie
im
Naturzustande hatten. So wird z.B.
die indische wilde Lawsonia spinosa
in
Syrien durch die Cultur inermis. – Ueber-
haupt sind auch die Gewächse
manchen Arten
von Degeneration ausgesetzt, die bey den
Thieren gar
nicht Statt haben können, wie
z.B. die Ausartung der männlichen
Befruch-
tungstheile in den gefüllten Blumen u. dergl.
m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung
der Gewächse durch Bastardzeugung
(§. 14.),
worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf-
sinnigsten Versuche angestellt, und sogar
durch
wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard-
pflanzen die Eine Gattung von Toback (nico-
tiana rustica) endlich vollkommen in eine an-
dere
(nicotiana paniculata) verwandelt und
umgeschaffen hat*): welches sich freylich mit
der Lehre von vermeinten
präformirten Keimen
schlechterdings nicht, aber, wo ich nicht irre,
[Seite 517] ganz wohl mit der
vom Bildungstriebe (§. 9.)
reimen läßt.
Anm. So können auch durch Zufall
Bestardpflanzen
in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene,
aber
doch verwandte Gattungen zur Blühezeit nahe
beysammen
waren.
Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im
Gewächsreiche ungleich zahlreicher,
als unter
den Thieren und zwar bekanntlich bey den
cultivirten
Gewächsen ohne Vergleich häufiger
als bey den wild wachsenden. (– s.
oben §. 12.
Anm. –) Es ist kein Theil der Pflanze, an
welchem man
nicht zuweilen, an einigen aber
sehr häufig, Monstrositäten bemerkte.
Am
meisten sind es überzählige, wuchernde Theile
(monstra per excessum
S. 22.); doppelte
an einander gewachsene Stämme, doppelte
oder
vielfache Früchte etc. vielfache Kornähren;
Rosen, aus deren Mitte andre
kleine Rosen
hervorschießen u.s.w.
Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen kaum
über eine
Stunde, und bey andern hingegen auf lange
Jahrhunderte
erstreckt*). Ueberhaupt
aber
theilt man die Pflanzen in perennirende und
[Seite 518] Sommergewächse, welche letztere
nähmlich
schon mit dem Ende ihres eisten Sommers
absterben.
Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem
lan-
gen Vertrocknen, das im Thierreich vom Räder-
thier (S. 419. 487.) und vom Kleisteraal
behauptet
worden, finden sich unter den Gewächsen
ähnliche
Beyspiele: besonders an der deßhalb längst be-
rufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre-
mella nostoc). Ich habe von dieser merkwürdi-
gen
Erscheinung in der Abhandl. de vi
vitali
sanguini deneganda etc.
Gotting. 1795. 4.
pag. 8. gehandelt.
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas Weniges
kurz zu
erwähnen.
Der unermeßlich große Einfluß ist schon
oben (§. 172 u. f.) berührt, den
die Pflanzen
durch ihren phlogistischen Prozeß auf
die
atmosphärische Luft äußern, indem sie derselben
einerseits das
aus dem Thierreich unablässig
zufließende irrespirable kohlengesäuerte
Gas
eben so unaufhörlich wieder entziehen und zu
ihrer
Selbsterhaltung verwenden; und ander-
seits derselben
durch ihre Blätter in der Hel-
lung Sauerstoffgas
liefern.
Für gewisse Weltgegenden, besonders für
niedre Inseln der heißen Zonen,
wird die
[Seite 519] Vegetation, zumahl der Waldungen, dadurch
von wohlthätigster
Wichtigkeit, daß durch die-
selben die Regenwolken
angezogen und der
Boden gewässert wird.*)
Die mancherley Futterkräuter (und theils
auch Wurzeln, Früchte etc.)
dienen zur Nahrung
der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so ge-
nannten Hausthiere; und der beyden
nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.
Was aber die unmittelbare Benutzung
der Gewächse für den Menschen selbst
betrifft,
so giebt es erstens einige derselben, mit welchen
ganze
Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-
nisse des Lebens
fast eben so zu befriedigen im
Stande sind, als andere mit gewissen
Säuge-
thieren (den Seehunden, dem Renthier etc.).
Von
der Art ist z.B. die Cocospalme, zu-
mahl für die
malayische Menschen-Rasse
(– S. 69. –) und gewisser Maßen auch
die
gemeine Birke für manche Nationen von der
mongolischen (– S. 68.
–).
Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln
des Menschengeschlechts gehören
zuvörderst die
sogleich ohne weitere Bereitung
genießbaren
mancherley Früchte. Zumahl in den heißen
Erdstrichen die
Feigen, die Datteln (von
phoenix dactylifera); die
verschiednen
Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen
von musa paradisiaca und die Bananes
oder Bacoves von der musa sapientum).
Für die malayische Menschen-Rasse die Brot-
frucht [von artocarpus incisa*)], die nur bloß
vorher geschält und
geröstet zu werden braucht.
So die vielen Gattungen von
Beeren, (denn die Brotfrucht ist nach
dem
obigen Begriff auch eine Beere), die eben-
falls
für manche Völker (wie z.B. für die
Lappen) eins der wichtigsten
Nahrungsmittel
abgeben.
Ferner die schon einige Zubereitung erfor-
dernden Wurzeln,
Rüben, Möhren, Kar-
[Seite 521] toffeln, Erdäpfel (helianthus
tuberosus), in
beiden
Indien die Bataten (convolvulus
batatas). Im wärmern America die
Yams-
Wurzeln (dioscorea alata, sativa etc.),
Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) und
dergl. m.; so
mancherley Hülsenfrüchte und
Gemüse.
Dann die Getreidearten, nebst dem Mais
(zea mays); Buchweizen oder
Heidekorn
(polygonum fagopyrum); Reis (oryza
sativa und
montana), zumahl für die
Mor-
genländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum,
Engl. barbadoes millet), besonders für viele
africanische
Völkerschaften und für die Schi-
nesen etc.; das Teff (poa abyssinica) für die
Habessinier etc.
So auch die berühmten Lotus-Beeren
(von rhamnus
lotus) der Lotophagen.*)
Und einige andre besondere Pflanzen-
theile, die von
manchen Völkern als gewöhn-
liches Nahrungsmittel
verspeißt werden, wie
das Sagumark (von cycas
circinalis etc.);
das Senegal-Gummi (von mimosa sene-
gal) u.s.w.
Hierzu die mancherley Arten von Gewür-
zen. Auch der
Zucker; der eigentliche nähm-
lich aus dem Zuckerrohr;
außerdem aber auch
aus manchen andern Gewächsen, z.B. aus
der
Runkelrübe u.a.m. So in Nord-Ame-
rica aus acer saccharinum (der Maple-
zucker); auf Sumatra
etc. aus der Anu-Plame;
auf Island aus dem fucus
saccharinus;
in
Kamtschatka aus dem heracleum sibiri-
cum
u.s.w.
Dann ebenfalls als Zusatz zu den Spei-
sen, Oehl, Essig
etc.
Die vortreffliche Butter (shea
toulou) aus
dem Butterbaume im Innern von Africa*).
Als Getränke erst die natürliche Pflanzen-
milch in der
unreifen Cocosnuß, und die mancher-
ley Biere, (unter
andern das Spruce-Bier
aus der pinus canadensis etc.).
Dann die verschiedenen weinigen Getränke:
der Rebensaft; der Palmwein von
der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch
von
der weiblichen Cocospalme. Andre be-
rauschende Getränke,
Branntwein, Arak,
Rum, Kirschwasser etc. etc.
Die gegohrenen Getränke aus gekauten
Wurzeln, wie z.B. bey den
Brasilianern etc.
aus ihrem Caßawi-Brot; bey den Insulanern
der
Südsee aus piper latifolium etc.
Und der Rauchtabak: und der auf gleiche.
Weise genossene Hanf etc.
Endlich unsere dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der
Paraguay-
Thee (von einigen Gattungen des Cassine-
Geschlechts), und bey den
Mongolen der schine-
sische Ziegel-Thee (von
vogelkirschähnlichen
Blättern eines noch nicht genau
bestimmten
wilden Strauchs).
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die
wollichten Fäden womit die
Samenhaut in den
Fruchtcapseln bewachten ist) von den verschie-
denen Gattungen gossypium und bombax;
Flachs, Hanf, mehrere Gattungen
von
Nesseln etc. Der treffliche neu-seeländische
Seidenflachs vom
phormium tenax; die
südländischen Zeuge vom Baste der morus
papyrifera und des Brotbaums etc.
Zur Feuerung außer dem vielerley gemei-
nen Brennholze in
manchen Gegenden beson-
[Seite 524] dere Arten; wie z.B. auf den Alpen rhodo-
dendron ferrugineum, auf den Heiden
erica vulgaris etc.
Der Torf (von conferua rivularis,
sphagnum palustre, carex caespitosa
myriophyllum spicatum etc.).
Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch
bam-
bos arundinacea.)
Zum Dachdecken und vielfachen andern
Gebrauch, Schilf, Stroh, – bey den
Südsee-
Insulanern die Palmetto-Blätter (von pan-
danus tectorius).
Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.
Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc. der
Seewier (zostera marina).
Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für
Künstler und Handwerker alle das
ver-
schiedne Nutzholz*) für Tischler, Ebenisten,
[Seite 525] Wagner, Drechsler, Faßbinder
etc. – So
auch die mancherley Rohre*). Beydes auch
bey
vielen Völkern zu ihren Waffen (so z.B.
das schöne Holz des
Keulenbaumes, casua-
rina equisetifolia, zu den
kunstreichen Lan-
zen u.a. Gewehren der Südsee
Insulaner).
Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von
der crescentia cujete) und
mehr dergleichen
zu Trinkgeschirren.
Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß u. dgl.
zum Korbflechten etc. – Kork
etc.
Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey (wie zu Einem Beyspiel
statt aller
der Indig –), zum Gärben, Waschen etc.
Andre zu Packpapier, Pappen, Papierta-
peten u. dergl.
Gummi zu so vielfachem Gebrauch.
Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.
Wachs (von myrica cerifera etc.)
Auch die mehresten Schreibmaterialien
sind aus dem Gewächsreich
genommen.
Schreibrohr, Papierschilf (cyperus papyrus),
malabarische
Olties von Palmblättern der
Weinpalme etc.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter
hierher, deren
Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des
Erdbodens
ausmacht.
Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles
Unkraut im weitläufigsten
Sinne (– also
z.B. mit Einfluß der verwüstenden Holz-
schwämme, merulius destruens und vasta-
tor etc.–) und
die giftigen Gewächse.
Unter den zahlreichen Pflanzensystemen,
die man seit Cäsalpins Zeiten zu
entwerfen ver-
sucht hat, sind neuerlich zumahl das
linnéische
Sexualsystem und das Jussieusche am
allgemeinsten
adoptirt und befolgt worden.
Jenes ist bekanntlich den oben
angezeigten
Befruchtungswerkzeuge nach deren verschiedener
Anzahl
und Verhältniß angepaßt. – Das
Jussieusche hingegen gründet sich
zuförderst
[Seite 527] auf
den Mangel oder Daseyn und Beschaffen-
heit der
Samenlappen, dann auf die re-
spective Stellung der
Staubfäden, und auf
den Mangel oder Daseyn und Form der Blu-
menkrone.
Mineralien oder Fossilien sind die unor-
ganischen
Naturkörper (§. 2. 4.), die nähmlich
nach den bloß-physischen und
chemischen Ge-
setzen, auf und in der Erde gebildet
werden.
Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen
Mineralien, wie Quecksilber und
Erdöl, sind
die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im
flüssigen
Zustande gewesen.
Denn es ist erweislich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde
unseres Planeten, so tief
wir sie kennen (und das ist freylich noch
nicht
1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs
selbst flüssig
gewesen seyn muß*).
Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es,
daß jenes Primordialfluidum auch
als Univer-
salsolution die Stoffe der nachher daraus
nie-
dergeschlagenen Fossilien in sich aufgelöst ent-
halten hat.
Durch die successiven Niederschläge und
andere chemische Prozesse, die
dann allgemach
in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich
die
verschiedenen Arten von Gebirgs- und Erd-
lagen ihre
Entstehung erhalten, die sich im
Ganzen aus chronologischer Rücksicht
unter
zwey Hauptabtheilungen bringen lassen:
nähmlich
A) die primitiven, so vor der
organisirten
Schöpfung gebildet worden: und
B) die secundären, so erst seit
der Zeit, da
Thiere und Pflanzen existirt, entstanden
sind.
Jede von beyden zerfällt wieder in zwey
Classen:
Die der primitiven nähmlich in
d) die aufgeschwemmten Erdlager.
[Seite 532]Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die
unverkennbarsten Spuren
finden, gab wohl dem echten Granit
seine
Entstehung; als welcher nun die selbstständige,
uranfängliche,
feste Rinde unsers Planeten
auszumachen, und den später gebildeten
Gebir-
gen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage
zu
dienen scheint; zwischen welchen er auch hin
und wieder, zumahl in den
größten und
höchsten Gebirgsketten zu Tage hervorragt.
Deshalb werden denn die Granitgebirge
auch in der Geologie Urgebirge oder
Grund-
gebirge genannt.
Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag
abgesetzten Arten von
Gebirgslagen, mußten,
so wie das Mischungsverhältniß im Primordial-
fluidum (§. 224.) durch die jedesmaligen Prä-
cipitationen verändert ward, sowohl von dem
Granit der
Urgebirge, als unter einander selbst,
verschieden ausfallen. Diese
Gebirgsarten der
zweyten Classe sind größtentheils von schieferi-
gem Gefüge (wie z.B. der Gneis, Glimmer-
schiefer, Thonschiefer etc.), und in mächtigen
Lagen stratificirt;
welche Lagen sich überdem
[Seite 533] mehrentheils durch eine sehr abhängende, ge-
stürzte Richtung auszeichnen.
In diesen, an die Urgebirge gleichsam an-
gelehnten Lagen,
zeigen sich auch häufig ehe-
mahlige Risse und Spalten,
die allgemach
mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung
(das sich
nach der Hand darin abgesetzt) wie-
derum mehr oder
weniger ausgefüllt worden.*)
Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder
so
genannten Gängen (Fr. filons, Engl.
veins) hat sich auch das allermehrste Erz
erzeugt, daher sie
den wichtigsten Hauptgegen-
stand des practischen
Bergbaues ausmachen.
Von ihnen haben auch diese Gebirge der
zweyten Classe selbst den Nahmen,
Gang-
Gebirge, (Fr. Montagues à filons) weil
sich in ihnen, zwar nicht
ausschließlich, aber
doch die mehresten und ergiebigsten
Erzgänge
finden.
Durch diese beyden Classen von primitiven
Gebirgen ist, wie gesagt, die
feste Rinde un-
seres Planeten gebildet worden, ehe er
durch
Vegetation gleichsam belebt und mit thierischer
Schöpfung, so
zu sagen, beseelt worden. Denn
in keiner von beyden findet sich irgend
eine
[Seite 534] Spur von
versteinten, vormahls organischen
Körpern.
Anders verhält es sich hingegen mit den
beyden übrigen Classen der
secundären Ge-
birge und Erdlager.
Die Flözgebirge (Fr. Montagnes
à
couches) nähmlich sind zwar mehrentheils
stratificirt, aber
meist in mehr flächeren Lagen,
als die Ganggebirge, und von mehr
abwech-
selnder Mannigfaltigkeit der
Bestandtheile.
Auch machen sie insgemein*) nur die
niedern
Bergrücken, gleichsam die Vorgebirge aus.
Besonders aber
unterscheiden sie sich dadurch
von den Primordial-Gebirgen der
vorigen
beyden Classen, daß sie großentheils von
versteinten Resten
organisirter Körper gleich-
sam wimmeln. Die mehresten
dieser Petre-
facten sind so genannte Incognita, zu welchen
sich nähmlich in der jetzigen
organisirten
Schöpfung keine Originale mehr finden: so
z.B. die
Belemniten, ein Paar hundert ver-
schiedene Gattungen von
Ammoniten u.s.w.
[Seite 535] Diese Incognita sind aber, wie alle
Analogie
lehrt, größtentheils Seegeschöpfe gewesen, und
sie finden
sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist
in ruhiger, ungestörter Lage
(die Conchylioli-
then gleichsam wie in ihrer Austerbank,
die
Coralliolithen wie in einem Corallenrief etc.),
so daß man aus
allen diesen schließen muß,
unser jetziges festes Land sey einst der
Meeres-
boden der Vorwelt gewesen, und durch gewalt-
same plötzliche Revolutionen aufs Trockene ver-
setzt worden.
Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen
mannigfaltig abwechselnden Lagen,
werden von
den deutschen Bergleuten Flöze genannt, und
daher hat
diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Nahmen erhalten.
Von diesen drey Hauptclassen von eigentli-
chen Gebirgen,
die sämmtlich, – aber in sehr
verschiedenen Zeiträumen, – durch
Nieder-
schlag aus dem Wasser gebildet worden,
und
zusammen die feste Rinde unseres Planeten aus-
machen, unterscheidet man nun viertens auch
die so genannten
aufgeschwemmten Erdla-
ger (Fr. couches meubles), die sich hin und
wieder,
zumahl im niedern Lande, aber
theils in mächtigen Schichten und weit
verbrei-
teten Strecken finden. Es gehören dahin
z.B.
die sogenannten Seiffen- und Schuttgebirge,
[Seite 536] die Lager von Raseneisenstein,
Lehm, Mergel-
tuff etc. welche letztere gar häufig auch
calcinirte
und doch theils zum Bewundern gut erhaltene
Reste von
Seeconchylien, und zwar an manchen
Orten in unübersehlicher Menge*) enthalten.
Außer diesen vier Hauptclassen von Gebir-
gen und
Erdlagern, die sämmtlich durch Nie-
derschlag aus dem
Wasser, oder wie man zu
sagen pflegt, auf dem nassen Wege
entstanden
sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und
wieder
theils ganze Berge, theils flache Fossi-
lien-Lager, die,
seit sie auf jene Weise entstan-
den waren, nun durch
Einwirkung unterirdi-
schen Feuers, oder, wie man es zu
nennen
pflegt, auf dem trockenen Wege, große Ver-
änderung erlitten und dadurch ihren jetzigen
Habitus erhalten
haben.
Die Berge jener Art heißen bekanntlich
Vulcane.
Die flachen Lagen aber nennt man durch
Erdbrände verschlacktes Land, und
die
ihm eigenen Fossilien (zum Unterschied von de-
nen
der wirklich feuerspeyenden Berge) pseudo-
vulcanische
Producte.
So leicht und deutlich aber diese fünf Classen
von Geburts- und
Lager-Stätten*) der Fossi-
lien im Ganzen von einander zu
unterscheiden
sind; so begreift sich doch aus dem, was über
ihre
Entstehung gesagt worden, von selbst,
daß sie an den Gränzen, wo die
einen an die
andern stoßen, zuweilen durch unmerkliche Ue-
bergänge gleichsam zusammen fließen müssen**).
Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem geneti-
schen Character
von der Entstehungsweise der
unorganischen Körpern oder Fossilien, im
Ge-
gensatz der durch Zeugung fortgepflanzten orga-
nisirten, von selbst, daß, wenn man etwa die
einfachsten
Fossilien ausnimmt (wie z.B. Dia-
mant, Schwefel,
gediegene Metalle etc.) bey
den übrigen keine so scharf bestimmbare
Cha-
rakteristik der Gattungen (species)*) als bey
den organisirten Körpern; mithin aber
weit
mehr Willkürliches in der Vertheilung dersel-
ben
unter ihre Geschlechter (genera) ja sogar
unter
ihre Classen Statt hat, so daß z.B. Chlo-
rit, Sinopel,
Röthel etc. von manchen Mine-
ralogen unter die Erze, von
andern unter die
Steinarten gebracht werden können.
Denn da erstens sowohl das ursprüngliche
Mischungsverhältniß der
Bestandtheile, als
auch die Verbindungsart, Gefüge etc. vieler ein-
ander übrigens sehr ähnlichen Fossilien in
den
mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so ent-
[Seite 539] stehen schon dadurch
eben so mannigfaltige und
theils durch fast unmerkliche Nüancen
gleich-
sam zusammenfließende Uebergänge, in
deren
Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug
sich
auszeichnen, aber zwischen den Mittelglie-
dern, zumahl in
einzelnen Exemplaren, bey
weitem keine so bestimmten Gränzen als bey
den
organisirten Körpern sich ziehen lassen. Be-
sonders ist dieß der Fall bey den vererzten Me-
tallen,
doch auch bey sehr vielen Steinarten
gemischten Gehalts*).
Zweytens aber werden diese Uebergänge
auch durch die Decomposition und
Auflösung
vieler schon gebildeten Fossilien vervielfältigt,
da
manche Steinarten durch den Verlust ihres
so genannten
Crystallisationswassers, manche
Erze durch die Einwirkung von Säuren
etc.
allmählich verwittern, und so z.B. Feldspath
in Porcellanerde,
Kupferkies in Kupferschwärze
gleichsam umgewandelt werden.
Um so einleuchtender wird daher das drin-
gende Bedürfniß,
zur gründlichen Kenntniß der
Mineralien die genaue Bestimmung ihrer
äuße-
ren Kennzeichen, mit der Untersuchung
ihrer
Bestandtheile durch die chemische Analyse zu
verbinden.
Unter den äußeren Kennzeichen*)
sind
für die mineralogische Diagnostik die allerwich-
tigsten und sichersten: das specifische Ge-
wicht**), die Härte, und zumahl, wo sie
Statt
hat, die Crystallisation***), d.h. eine
[Seite 541] bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl
und eben
so bestimmten Verbindungsart von
Faßetten*), und der so genannte
Durchgang
der Blätter (oder die Richtung der
natürlichen
Trennungsflächen), der sich bey vielen Arten
von
Crystallisationen nach dem Verhältniß der
Außenflächen derselben zu
ihrer Grundgestalt
(Forme
primitive) oder so genannten Kerne
[Seite 542] richtet*). Minder
allgemein constant und
zuverlässig sind hingegen Farbe, Grad
der
Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs,
der Strich den
manche Fossilien geben, wenn
sie gekratzt werden, u. dergl. m.
Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien
ihre physikalischen
Kennzeichen, die nähmlich
erst einen physikalischen Versuch
voraussetzen,
wie z.B. die Phosphorescenz, Elektricität,
das
Verhalten zum Magnet etc., und bey den durch-
sichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen,
oder aber das Bild
der dadurch angesehenen
Gegenstände verdoppeln. – Und mitunter
sind
auch für den ersten Anlauf die sogenann-
ten empirischen
Kennzeichen brauchbar, die
von beygemengten bekannten Fossilien,
oder
von dem Fundorte abstrahirt werden.
Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand-
theile aber (§.
237.) dient theils des Verhalten
derselben im Feuer, das auf dem so
genannten
trockenen Wege, besonders auch mittelst des
[Seite 543] Löthrohrs*),
erkannt wird; vorzüglich aber
die Zerlegung derselben auf dem nassen
Wege
mittelst der Reagentien etc.**)
Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen
Che-
mikern angestellten Analysen eines und eben des-
selben Fossils zuweilen so sehr von einander ab-
weichend ausgefallen sind, zeigt nur, wie viel
Vorsicht,
Behutsamkeit und vor allem öftere Wie-
derhohlung der
Versuche dazu gehört, um dabey ge-
gen Selbsttäuschung und
Irrthum gesichert zu seyn.
Nur das muß man selbst bey den unübertreff-
lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie
durchaus
nichts weiter zeigen können und sollen,
als Art und Menge (Qualität und
Quantität)
der Stoffe worin sie sich zerlegen lassen. – Aber
nichts
von dem was doch gerade den wahren
eigenthümlichen Charakter so vieler
Fossilien aus-
macht, nämlich die bewundernswürdige
Zusam-
mensetzung und specifische Verbindungsart
jener
Stoffe, wodurch z.B. die Thonerde zum Saphir,
und in
Verbindung mit ein Paar andern eben
so gemeinen Stoffen, zum Turmalin
wird! oder
wodurch die Natur aus Kieselerde in Verbindung
mit
Thonerde den Bildstein und hingegen in
Verbindung mit Talkerde den
demselben übrigens
so täuschend ähnlichen Speckstein
hervorbringt,
und dergl. m. – s. Lichtenberg im
göttingischen
Taschenbuch v. J. 1794. S. 134 u. f. de Lüc in
[Seite 544] Voigts Magazin IX. Band,
1. St. S. 74. u. f.
und Klaproth im I. B. seiner Beyträge S. 89.
Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien
nach der alten (– meines
Wissens zuerst von
Avicenna beobachteten –) Eintheilung
unter
folgende vier Classen bringen; deren Unter-
schiede und Eigenschaften zu Anfange der folgen-
den
vier Abschnitte näher bestimmt werden.
I. Steine und erdige Fossilien.
III. Eigentlich so genannte
brennliche
Mineralien.
Da im Studium der Mineralogie die Autopsie
noch
weil unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und
[Seite 548] Botanik (wo doch
getreue Abbildungen noch aus-
helfen können und in
hundert Fällen schlechter-
dings aushelfen müssen),
und doch das Selbst-
sammeln für die mehrsten Anfänger
eine schwierige
Sache seyn muß; so ist es für diese eine
große
Erleichterung, daß man nun bey der Mineralien-
Niederlage zu Freyberg, und beym Mineralien-
Tausch- und Handlungscomtoir zu Hanau,
kleine
Mineralien-Sammlungen in ausgesuchten in-
structiven Stücken, zu verschiedenen sehr billigen
bestimmten
Preisen, zu Kauf haben kann.
Steine und erdige Fossilien heißen die-
jenigen trockenen
Mineralien, die sich, wenn sie
rein sind, für sich*), nicht wie die Salze
im Wasser oder wie
die eigentlich so genannten
Erdharze im Oehl auflösen lassen; noch
auch
wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer
verbrennen; noch
sich wie Metalle hämmern
und breitschlagen lassen**). Ueberhaupt sind
sie
sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn
sie aber schmelzen, so sind
sie dabey durchsichtig.
Ihre specifische Schwere übersteigt des
Wassers
seine höchstens vier bis fünf Mahl.
Gegenwärtig kennt man neun primitive oder
Grund-Erden, wornach die
sämmtlichen Fossi-
lien dieser Classe unter folgende,
davon benannte
Geschlechter geordnet werden:
Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon
dieses
Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich
im Feuer nicht schmelzbar,
und bleibt an der
Luft und im Wasser unveränderlich: auch
wird
sie von keiner andern als der Spathsäure ange-
griffen: schmilzt aber mit beyderley feuerfestem
Laugensalz (der
Sode und Pottasche) zu Glas,
daher sie auch glasartige oder
vitrescible
Erde genannt wird.
Der crystallisirte, eigentlich als doppelt sechs-
seitige Pyramide, mit längerer oder
kürzerer
Zwischensäule, deren Flächen meist in die
Quere
feingestreift sind. (– tab. II. fig. 19. –). Er
ist hart, und gibt meist ein
phosphorisches Licht,
wenn man zwey Stücken im Finstern aneinan-
der reibt.
Er begreift zwey Hauptarten; nähmlich 1) den
edlen
und 2) den gemeinen Quarz.
1) Edler Quarz, Bergcrystall. (Fr. crystal
de roche).
Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glas-
glanz; flachmuschelichem Bruche; die Crystallen
meist
mit dem einen Ende im Mutter-Quarz
festgewachsen; und dann theils in
centnerschwe-
ren Crystallen (so zumahl in der Schweiz
und
auf Madagascar); oft aber auch lose, und
rein
auscrystallisirt, d.h. mit den beyderseitigen End-
spitzen; darunter besonders die kleinen,
aber
ausnehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittel-
säule zu merken (z.B. die ungarschen aus
der
marmaroscher Gespanschaft). Endlich auch häu-
fig als Gerölle, theils von vorzüglicher Härte
und Klarheit (so z
B. die ceilanischen Keys
oder
Kiesel.) – Sein specifisches Gewicht = 2653.
Gehalt (nach
Bergmann) = 93 Kieselerde, 6
Thonerde, 1 Kalkerde. – Nicht selten
hält er
fremdartige Fossilien eingeschlossen, z.B. Chlo-
rit-Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer, Grau-
braunsteinerz, Titanschörl etc.: zuweilen Was-
sertropfen. Selten findet er sich mit sechskanti-
gen geraden hohlen Röhrchen durchzogen
(so
nahmentlich am St. Gotthardt).
Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des
edlen
Quarzes gehören vorzüglich:
Meist von weingelbes Farbe, selten crystalli-
sirt. Von der Art sind die vorgeblichen pfund-
schweren Topase.
b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.
Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der
schwärzeste
wird auch Morio
genannt.
Meist violet in mancherley Abstufungen; zu-
weilen von stänglig zusammengehäuften Gefüge,
theils
mit festungsförmigen Ablosungen. Die
schönstfarbigen in Ostindien
und Persien.
Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver-
breiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch
in
mancherley andern Farben; mehr oder weni-
ger
durchscheinend. Meist von Glasglanz, theils
aber fettglänzend;
häufigst ungeformt; theils
aber crystallisirt; zuweilen als
Aftercrystall
[S. 541 not. *)]; hin und
wieder in besonderer
äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig etc.
Der
Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige,
Körnige etc.
Zuweilen kriegt er durch dicht ein-
gemengte feine
Glimmerblättchen oder durch eine
eigene Art von schuppigem Gefüge
ein besonders
schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmt-
braune spanische Avanturinquarz vom Cabo de
Gates (das natürliche
Avanturino wie es nach
der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, –
der
bekannten Glascomposition – genannt wird).
Ein paar besonders merkwürdige Abarten sind
Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe,
und
diese vom Braunstein. Bricht meist unge-
formt, und
theils mit schaaligen Ablosungen; be-
sonders in
Baiern und am Altai, in starken Lagern.
Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Far-
be, und diese vom innig beygemengten Strahl-
stein. Meist ungeformt; bricht besonders
bey
Breitenbrunn im Erzgebirge.
2. Kieselsinter. Tofus siliceus thermalis.
Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die er-
höhte Temperatur und vermuthlich auch durch
die
Verbindung mit Sode aufgelöst [§. 242.
not.
*)] und dann als Sinter abgesetzt. Er ist
weiß, theils ins
Milchblaue, theils ins Wachs-
gelbe etc. Wenig
durchscheinend. Wie der Kalk-
sinter von mancherley
besonderer Gestalt und
Bruch; theils wie über einander getropft
oder
geflossen; traubig etc. Meist von lockerem Ge-
füge, theils blätterig etc. Gewicht = 1917.
Gehalt eines
isländischen (nach Klaproth) = 98
Kieselerde, 1,50 Thonerde, 0,50
Eisenkalk.
In vorzüglicher Menge und Mannigfaltigkeit an
den
heißen Quellen in Island und Kamtschatka.
3. Gummistein Hyalit, müllerisches Glas.
Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr
oder
weniger durchscheinend; glasglänzend;
theils wie getropft oder
geflossen, kleintraubig etc.
An Farbe und Form zuweilen einem
Baumharz
[Seite 554] oder Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf
Tuffwacke. Zumahl bey
Frankfurt am Mayn.
Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und
des
Achats. Denn die ersten beyden differiren
fast bloß in der Farbe vom
gemeinen Chalcedon,
und Achat ist nur aus mehreren von diesen
und
einigen andern Steinarten zusammen gemengt
oder
gemischt.
Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue;
aber
auch ins Honiggelbe und Rothe des Car-
neols, ins
Rauchbraune des Onyx etc. Eine
rahmgelbe Abart hat den mongolischen
Nahmen
Kascholong (d.h. schöner Stein). Oft ist der
Chalcedon
auch streifig, wolkicht etc. In man-
chen Gegenden
häufig mit dendritischen*) Zeich-
nungen (Moosachat,
Dendrachat, Mochha-
stein). Ueberhaupt mehr oder
weniger durch-
scheinend; von Fettglanz; meist ebenem
Bruch;
oft von mancherley besonderer Gestalt,
zumahl
stalactitisch, oder in Nieren, Mandeln, Ku-
geln etc. Letztere (im Vicentinischen) nicht selten
mit
eingeschlossenen Höhlungen, und in diesen
zuweilen Wassertropfen
(Fr. Hydrocalcedoine);
anderwärts auch theils wie gehackt,
zellig etc.
auch mit Crystallisations-Eindrücken [S. 541.
[Seite 555] not. *)], theils auch in eigenthümlicher, meist
cubischer
Crystallisation. Gewicht = 2615.
Auch viele Chalcedone
phosphoresciren, wenn sie
an einander gerieben werden. Gehalt
eines
Färöer (nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16
Thonerde. Oft
macht er Uebergänge in Quarz,
Hornstein, Opal. Bricht häufig im
Trapp.
Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft
mit scharf
abwechselnden Schichten von milch-
blauen gemeinen
Chalcedon (arabischer oder so
genannter blinder Sardonyx; ital. Niccolo.)
Hauptgebrauch
bey den alten Römern zu Siegel-
steinen.
Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe
oder
Hornbraune, anderseits ins dunkelste Gra-
natroth. Von
letzterer Art vor allen die köst-
liche antike Corniola nobile (Fr. cornaline de
la vieille
roche), die mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit
durchfallendem Lichte aber blut-
roth, wie ein
böhmischer Granat oder Pyrop
und fast eben so durchsichtig, ihr
Fundort aber
jetzt unbekannt ist, und worin die bey
weiten
größten Meisterwerke der alten griechischen
und
etruskischen Siegelsteinen oder Intaglios gegra-
ben sind.
Der indische Sardonyx woraus hingegen die köst-
lichsten antiken Cameen gearbeitet sind, ist
meist
hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten.
Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von
mehreren
der vorigen Arten, außerdem aber
auch zuweilen von Quarz (zumahl
Amethyst),
[Seite 556] Heliotrop, Jaspis etc. in endloser Mannigfaltig-
keit der Zusammensetzung, Farben und Zeich-
nung.
Daher die mancherley Benennungen,
von Achatonyx, Jaspachat,
Bandachat,
Kreisachat, Punctachat, Festungsachat etc.
–
Trümmerachat, der Bruchstücke von jenen
Steinarten enthält,
die durch Quarzcement zu-
sammen verbunden sind.
Regenbogenachat,
mit buntem Farbenspiel bey durchfallendem
Lichte.
Ueberhaupt häufig in Kugelform; oft hohl. In
größter
Menge und Mannigfaltigkeit in Deutsch-
land, zumahl in
der Pfalz.
Die Farbe ist in den nachbenannten
Abarten
verschieden: alle sind mehr oder weniger durch-
scheinend; haben meist Fettglanz, theils
stärker,
theils matter: ihr Bruch ist muschelig; sie fin-
den sich bloß derb; und sind meist nur halb-
hart. – Die beyden Hauptarten sind: 1)
der
eigentliche Opal, und 2) der Halbopal.
mit folgenden Abarten: nähmlich
Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb;
bey
auffallendem milchblau, mit einem eigenen
feurigen Spiel von
Regenbogenfalben: Gewicht
= 2114. Gehalt (nach Klaproth) = 90
Kie-
selerde, 10 Wasser. Fundort zumahl Ober-
Ungarn.
Minder durchscheinend; und ohne jenes Far-
benspiel. Gehalt eines Kosemitzer (nach Klap-
roth) = 98,75 Kieselerde, 1 Thonerde, 1 Ei-
senkalk. Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den
[Seite 557] Färöern etc.
Uebergang in Chalcedon, Chy-
sopras etc.
c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi,
lapis mutabilis.
Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung
aus der
vorigen Abart entstanden; daher glei-
cher Fundort,
und ähnlicher Gehalt; weicher
als diese; klebt an der Zunge; saugt
Wasser ein;
wird dabey durchsichtig; theils mit Regenbo-
genfarben*).
a. Pechopal, Telkobanjerstein.
Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber
auch
theils braunroth, olivengrün etc.; mehr oder
weniger durchscheinend;
theils Glasglanz, theils
Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang
in
gelben Chalcedon und in Pechstein. Vorzüglich
in großer
Mannigfaltigkeit bey Telkobanja in
Ober-Ungarn. Gehalt eines solchen
(nach Klap-
roth) = 93,50 Kieselerde, 1 Eisenkalk, 5
Wasser.
In eine Art Wachsopal versteintes
Nadelholz;
gelblich, bräunlich etc. Der Längenbruch theils
noch
faserig; und zuweilen mit schaligen Ablo-
sungen der
Holz-Jahre. Fundort zumahl in
Ungarn bey Schemnitz.
6. Katzenauge. (Fr. oeil de chat).
Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher
der
Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz;
meist als Gerölle auf Ceilan
und Malabar, von
[Seite 558] wannen er meist schon in so genannten
Talgtropfen
(en goutte de
suif) zu Ringsteinen geschliffen
kommt. Gewicht = 2657.
Gehalt (nach Klap-
roth) = 95 Kieselerde, 1,75
Thonerde, 1,50
Kalkerde, 0,25 Eisenkalk.
7. Pechstein. Petrosilex résinite.
In mancherley Farben; doch meist ins Brau-
ne; meist wenig durchscheinend; Fettglanz; mu-
scheliger Bruch; meist derb; theils in
Nieren;
halbhart. Gewicht eines sächsischen = 2314.
Uebergang in
Wachsopal; theils mit eingemeng-
ten Feldspath- und
Quarz-Körnern (Pechstein-
Porphyr).
8. Menilit, Knollenstein, Leberopal.
vulgo blauer Pechstein.
Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünne-
sten Kanten durchscheinend; der Bruch aus
dem
Flachmuscheligen ins Grobschlittrige; ritzt in
Glas. Gehalt
(nach Klaproth) = 85,50 Kie-
selerde, 1 Thonerde, 0,50
Kalkerde, 0,50
Eisenkalk, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff.
In
Nieren und knolligen Stücken, im Polir-
Schiefer zu
Menil-Montant bey Paris.
9. Polirschiefer, Tripelschiefer, Kleb-
schiefer.
Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche,
oft
gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefri-
gem
Bruch; feinerdig; mager anzufühlen; hängt
stark an der Zunge; sehr
weich; leicht. Gehalt
(nach Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Thon-
erde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50
Eisenkalk,
19 Wasser. Fundort zumahl bey
Menil-Montant.
Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich.
Gehalt
(nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thon-
erde, 3
Eisenkalk. Fundort unter andern in
starken Lagen im Luzerner
Gebiet.
11. Schwimmstein. Quarz nectique.
Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger
Bruch;
sehr weich; milde. Gewicht = 0,800.
Gehalt (nach Vauquelin) = 98
Kieselerde, 2
Kohlensaure Kalkerde. Fundort bey Paris, meist
in
kuglichten Stücken oder Knollen.
12. Bimsstein. (Pumex. Fr.
pierre ponce.
Engl.
pumice stone.)
Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde;
scharfes
Korn; sehr leicht. Gehalt des lipari-
schen (nach
Klaproth) = 77,05 Kieselerde, 17,
50 Thonerde, 1,75 Eisenkalk.
Fundort zumahl
in vielen vulcanischen Gegenden*), wie bey
Lipari, Santorini Veracrux
in Mexico etc.
13. Porcellan-Jaspis. Thermantide por-
cellanite.
Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch
theils
strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglän-
zend;
muscheliger Bruch. Ein pseudovulcani-
sches Product,
vermuthlich aus Schieferthon
entstanden. Fundort unter andern bey
Stracke
in Böhmen. Gehalt desselben (nach Rose) = 60,
[Seite 560] 75 Kieselerde, 27,25
Thonerde, 3 Talkerde,
2,50 Eisenkalk, 3,66 Pottasche.
14. Obsidian, isländischer Achat,
tockayer
Lux-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse
obsidienne.
Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze;
mehr oder
weniger, theils aber nur an den
dünnsten Kanten durchscheinend;
glasglänzend;
muscheliger Bruch; ungeformt; Gehalt
(nach
Abildgaard) = 74 Kieselerde, 14 Eisenkalk, 2
Thonerde.
Hält theils Quarz- und Feldspath-
Körner eingemengt
(Obsidian-Porphyr). Fund-
ort zumahl bey Vulcanen,
z.B. auf Island,
Insel Ascension, Oster-Insel etc.
15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrho-
machus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil.
Engl. flint.)
Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc.
wenig
durchscheinend; muscheliger, scharfkanti-
ger Bruch;
theils in dichten oder hohlen Kugeln
(zu letztern gehören die so
genannten Melonen
vom Berge Carmel); härter als Quarz. Ge-
wicht = 2594. Gehalt (nach Klaproth) = 98
Kieselerde,
0,50 Kalkerde, 0,29 Thonerde,
0,25 Eisenkalk. Uebergang in
Hornstein, Halb-
opal etc.*). Häufig in Kreide-Lagern. Enthält
oft
Versteinerungen, zumahl von See-Igeln
und zarten Corallen
(Cellularien etc.) Als Ge-
[Seite 561] rölle im Puddingstein von
Hertfordshire. Ein
Hauptgebrauch zu Flintensteinen*).
16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)
Meist grau, in allerhand andere meist
auch
unansehnliche Farben übergehend. Am Altai
milchweiß mit
saubern dendritischen Zeichnungen
(so genannter weißer Jaspis).
Höchstens nur
an den Kanten durchscheinend. Meist splitteri-
ger Bruch; ungeformt; doch theils in Aftercry-
stallen [S. 541. not. *)] nach
Kalkspath gemo-
delt; minder hart als Quarz. Gewicht =
2708.
Gehalt (nach Kirwan) = 72 Kieselerde, 22
Thonerbe, 6
Kalkerde. Uebergang in Feuer-
stein, Chalcedon, Jaspis
etc. Macht die Grund-
masse mancher Porphyre aus.
Sinopel (Werners jaspisartiger Thoneisen-
stein, Ferrum jaspideum Bornii) ist ein braun-
rother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bey
Schemnitz eine
Hauptgangart ausmacht.
Holzstein oder Kieselholz ist in eine Art
von
Hornstein petrificirtes Holz; von mancherley
Farben; unter
andern zuweilen coschenillroth,
selten apfelgrün. Fundort zumahl im
aufge-
schwemmten Lande; theils aber auch in
Flözge-
birgen (im rothen todten liegenden).
17. Kieselschiefer, Hornschiefer.
Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern
doch
meist matten Farben; nur an den Kanten
durchscheinend; matter
schimmernder Fettglanz;
[Seite 562] meist grobsplitteriger, theils schuppiger
Bruch;
schiefriges Gefüge; ungeformt; hart; oft mit
Quarzadern
durchzogen. Uebergang in Thon-
schiefer.
Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers,
die
Hr. Werner lvdischen Stein nennt, ist zu-
mahl
schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit
mehr ebnem Bruch, und findet
sich häufig als
Gerölle.
Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz;
meist
ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen
von sechsseitigen Säulen
sowohl mit sechs- als
dreyseitigen Endspitzen; hart. Fundort
zumahl
Böhmen und das sächsische Erzgebirge.
Von allen Farben und Zeichnungen; daher
die
Beynahmen Bandjaspis etc.; undurchsichtig;
matter
muscheliger Bruch; meist ungeformt:
selten in ursprünglicher
Nierenform; sehr hart.
Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan) =
75
Kieselerde, 20 Thonerde, 5 Eisenkalk. Ueber-
gang in Hornstein, Eisenkiesel etc.
Eine besondere merkwürdige Abart ist der Ae-
gyptische Jaspis, Aegypten-Kiesel. Silex Ni-
loticus. (Fr. Caillou d'Egypte.) – Braun in
allerhand
Abstufungen; theils streifig oder gea-
dert; auch mit
dendritischen Zeichnungen; in ur-
sprünglicher
Kieselform; trefflich polirbar. Ge-
wicht = 2564.
Fundort zumahl in Ober-Ae-
gypten.
Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Punc-
ten; wenigstens an den Kanten
durchscheinend;
Fettglanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Ge-
wicht = 2633. Fundort vorzüglich in Aegypten.
Häufig
unter den antiken Inlaglios.
Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung
das
Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr.
prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo
gemmario.) – Licht
lauchgrün, meist mit
weißen oder gelblichen kleinen Flecken;
durch-
scheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch
ver-
muthlich Aegypten; häufig von den alten Römi-
schen Künstlern zu Petschirsteinen etc.
verarbeitet.
Von der Art sind auch die mehrsten antiken
so
genannten Smaragde.
Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spie-
lend; hat seine schöne aber im Feuer sehr ver-
gängliche Farbe vom Nickelkalk; ist durchschei-
nend; ungeformt. Gehalt (nach Klaproth) =
96, 16
Kieselerde, 1 Nickelkalk. Fundort vor-
züglich bey
Kosemitz in Schlesien.
22. Axinit, Thumerstein, Glasstein.
Nelkenbraun; durchscheinend;
Glasglanz;
kleinmuscheliger Bruch; sowohl ungeformt, als
auch in
flachen Rauten crystallisirt. Gewicht
= 3166. Gehalt (nach Klaproth)
= 52,7
Kieselerde, 25,6 Thonerde, 9,4 Kalkerde, 9,6
Eisenkalk
und Braunstein. Fundort zumahl
Dauphine und Thum im Erzgebirge.
23. Leucolith, Stangenstein,
weißer
Stangenschörl, schörlartiger Beryll.
Pycnite.
Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth-
lich; wenig durchscheinend; blätteriger Quer-
bruch; in stänglich zusammengehäuften Säulen,
theils
in sechsseitigen Crystallen. Gewicht =
3530. Gehalt (nach Klaproth)
= 50 Kieselerde
und 50 Thonerde. Fundort vorzüglich im Stock-
werk bey Altenberge im Erzgebirge, in einem ge-
mengten Muttergestein von Glimmer und Quarz.
24. Kreuzstein, Kreuzcrystall. Har-
motome.
Meist milchweiß, und nur durchscheinend;
selten
wasserhell; der Längenbruch blätterig, der
Querbruch muschelig;
immer crystallisirt*),
und zwar ursprünglich als schmale, dicke, recht-
winklige, vierseitige Tafel oder Säule, an den
Enden
zugeschärft und zugespitzt; aber fast im-
mer als
Zwillingscrystall so, daß ihrer zwey und
zwey einander der Länge
nach gleichsam durch-
schneiden (– tab. II. fig. 15 –) und sie
dann
zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vorstel-
len. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth)
= 49 Kieselerde, 18
Schwererde, 16 Thonerde,
15 Wasser. Fundort zumahl Andreasberg
am
Harz.
25. Ichthyophthalmit, Fischaugensteln.
Apophyllite.
Meist graulichweiß; durchscheinend,
theils
durchsichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem
[Seite 565] rechtwinklichten
Durchgang; ritzt schwach ins
Glas. Gewicht = 2467. Gewalt (nach
Vau-
quelin) = 51 Kieselerde, 28 Kalkerde, 4 Pott-
asche, 17 Wasser. Fundort besonders zu Uton
in
Roslagen in Schweden, mit ziegelrothem
Kaltspath und gemeiner
Hornblende.
Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwa-
chem Perlmutterglanz; theils ungeformt, theils
in
kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusam-
mengehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt (nach
Klaproth) = 43,83
Kieselerde, 30,33 Thon-
erde, 18,33 Kalkerde, 5,66
Eisenkalk, 1,83
Wasser. Fundort zumahl am Cap und
in
Dauphiné.
Isabell- und orangegelb; fast
undurchsichtig;
schwachschimmernder Bruch; nierenförmig
und
mamellonnirt, von divergirend strahlichtem Ge-
füge. Gewicht = 2160. Gehalt (nach Klap-
roth) = 48
Kieselerde, 24,25 Thonerde, 1,75
Eisenkalk, 16,50 Soda, 9 Wasser.
Auf dem
Porphyrschiefer von Hoyentwyl im Würtenber-
gischen.
Hat den Nahmen (Brausestein) von
seiner
Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor
dem
Löthrohre zweigartig aufbläht, ohne zu
einer Perle zu fließen. Ist
weiß in mancherley
Schattirungen, auch theils ziegelroth,
grün;
der frische ist mehr oder weniger durchscheinend;
meist
perlmutterglänzend, so zumahl der Stil-
bit; (der
verwitterte hingegen undurchsichtig,
erdig, oder mehlicht;) sein
Gefüge meist diver-
[Seite 566] girend strahlicht; theils blättrig (Stilbite); häu-
fig ungeformt; oft nierenförmig; oft
crystallisirt,
und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säu-
len, seltener cubisch (Würfelzeolith, Cubicit,
Analcime) und rhomboidal
(Chabagie) etc.
theils
nadelförmig (so der seltene wasserhelle Isländi-
sche Glaszeolith oder Nadelstein), theils fase-
rig (Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht
= 2134.
Gehalt eines Färöer (nach Pelletier)
= 50 Kieselerde, 20 Thonerde, 8
Kalkerde,
22 Wasser*).
Fundort unter andern zumahl
auf Island und den Färöern im Trapp.
Sonst
auch in manchen Basalt etc.
29. Marekanit. Lave vitreuse perlée.
Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder
weniger
durchscheinend; selten wasserhell und
durchsichtig; glasglänzend; in
runden und
stumpfeckigen Körnern; meist ungefähr von Erb-
sengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse
und
darüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach
Lowitz) = 74 Kieselerde, 12
Thonerde, 7 Kalk-
erde, 3 Bittererde, 1 Eisenkalk.
Fundort zu-
mahl beym Ausfluß der Marekanka ins
ochotski-
sche Meer; liegen als Kerne in einer
blätterigen
Rinde von Perlstein; beydes Kern und Rinde
blähen
sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.
Meist aschgrau, theils ziegelroth, beydes
in
mancherley Schattirungen; wenig durchschei-
nend; theils von Seiden-theils von Perlmutter-
[Seite 567] glänze; besteht
theils aus körnigen abgesonder-
ten, theils aus
krummschaligen blätterigen bröck-
ligen und
zerreiblichen Stücken welche letztere die
eben gedachte Rinde der
Marekanitkörner bilden.
31. Lasurstein. Lazulite. Lapis
lazuli.
Sapphirus der Alten. (Fr. pierre d'azur.)
Hat den Nahmen aus dem Persischen von sei-
ner vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsich-
tig; von mattem fast erdigen Bruch; oft
mit
eingesprengten Schwefelkies-Puncten; unge-
formt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klap-
roth) = 46
Kieselerde, 14,50 Thonerde, 28
kohlensaure Kalkerde, 6,50
schwefelsaure Kalk-
erde (Gyps), 3 Eisenkalk, 2
Wasser. Fundort
unter andern in ausnehmender Schönheit
und
großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu man-
cherley Kunstarbeiten und nahmentlich zur Ultra-
marin-Farbe.
Aus dem Dunkel-lauchgrünen ins Schwarze;
wenig
durchscheinend; starkglänzend; blätteriger
Längenbruch; muschliger
Querbruch; meist cry-
stallisirt in breiten
sechsseitigen Säulen mit vier-
seitigen Spitzen.
Gehalt (nach Vauquelin) =
52 Kieselerde, 13,2 Kalkerde, 10 Talkerde,
3,83
Thonerde, 14,66 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.
Meist
eingewachsen in Basalt, Tuffwacke, und
vorzüglich in den Laven vom
Vesuv und Aetna.
Hat den Nahmen von der ausgezeichnet kör-
nichten Form seiner abgesonderten Glücke.
Meist
lauchgrün; durchscheinend; glasglänzend; hart.
Gewicht =
3316. Gehalt (nach Vauquelin) =
[Seite 568] 50 Kieselerde, 24 Kalkerde, 10,3 Talkerde,
7
Eisenkalk, 3 Braunsteinkalk. Fundort bey Aren-
dal in Norwegen.
Meist pechbraun, theils ins Dunkel-oliven-
grüne; wenig durchscheinend; von außen
meist
Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer crystal-
lisirt; besonders in vierseitigen kurzen Säulen
mit abgestumpften
Kauten und sehr stumpfen
Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth) =
35,50
Kieselerde, 33 Kalkerde, 22,25 Thonerde, 7,50
Eisenkalk,
0,25 Braunsteinkalk. Fundort unter
den Primordial-Fossilien des
Vesuvs; vorzüglich
aber (in rein auscrystallisirten theils
daumens-
dicken Crystallen) an der Mündung des in
den
Wiluj fallenden Achtaragda.
35. Leucit, weißer Granat, vulcanischer
Granat.
Amphigène.
Graulich weiß, milchicht; durchscheinend;
aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig
glasglänzend, zeigt auf dem Bruche
concentrische Textur.
Gemeiniglich crystallisirt,
meist als doppelt achtseitige Pyramide
mit vier
Flächen an jeder Endspitze (– tab.
2. fig. 14. –);
sehr spröde. Gewicht = 2468.
Gehalt (nach
Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Thonerde,
22
Pottasche. Fundort vorzüglich in Unter-Italien,
in mancherley
Laven und Tuffwacken.
Blutroth; mehr oder weniger
durchsichtig;
glasglänzend; muscheliger Bruch; nie crystal-
lisirt, sondern in rundlichen Körnern, lose
oder
eingewachsen in Serpentin etc. Gewicht = 3941.
[Seite 569] Gehalt (nach Klaproth) = 40
Kieselerde, 28,50
Thonerde, 10 Talkerde, 3,50 Kalkerde,
16,50
Eisenkalk, 0,25 Braunsteintalk. Fundort zu-
mahl Böhmen und Sachsen.
37. Granat. Carbunculus.
(Fr. Grenat.
Engl.
Garnet).
Aus dem Colombin- und Karmesinrothen
durchs
Pechbraune ins Olivengrüne; eben so
verschiedene Grade der
vollkommnern oder min-
dern Durchsichtigkeit; meist
Glasglanz; musche-
liger Bruch; sowohl ungeformt als
crystallisirt;
letzteres in mancherley Form; doch meist als Do-
decaëder mit rautenförmigen Flächen (– tab. II.
fig. 13. –); auch wie der
Leucit (– tab. II.
fig. 14. –).
Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol-
gende drey Arten des Granats; wovon ersterer
edler,
die andern beyden aber gemeiner Granat
genannt werden.
1) Rother Granat, orientalischer Granat.
Meist von der gedachten reihen Farbe. Ge-
wicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth)
= 35,75
Kieselerde, 27,25 Thonerde, 36 Eisen-
kalk, 0,25
Braunsteinkalk. Findet sich vorzüg-
lich in Pegu; wird
gemeiniglich als Zweckenkopf
(en cabochon) geschliffen.
2) Brauner Granat, Eisengranat.
Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter
andern
vorzüglich schön am St. Gotthard; auch
beym Vesuvian vom Vesuv.
3) Grüner Granat, grüner Eisenstein
Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt
(nach Wiegleb) = 36,45 Kieselerde,
30,83 Kalkerde, 28,75 Eisenkalk.
Unter an-
[Seite 570] dern rein auscrystallisirt in der
Leucit-Form
(– tab. II. fig. 14. –) beym Vesuvian vom
Wiluj. Gemeine Abarten häufig in
Thüringen
und Meisen, auch nebst dem braunen am
Spitzeberg am
Harz.
38. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.
Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durch-
scheinend; immer crystallisirt, meist in
flachen
sechsseitigen Säulen; zuweilen als Zwillings-
crystall, theils in rechten Winkeln, theils wie
ein
Andreaskreuz (dieß der sogenannte Basler
Taufstein*)). Gehalt (nach Vauquelin) =
30,59
Kieselerde, 47 Thonerde, 3 Kalkerde, 15,30
Eisenkalk.
Fundort in Bretagne und am St.
Gotthard, in Glimmerschiefer, theils
mit crystal-
lisirtem Cyanit.
39. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.
Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend;
der
Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig;
meist ungeformt;
theils crystallisirt, meist in
flachen sechsseitigen Säulen; auf dem
Quer-
bruch theils so hart, daß er am Stahl
Funken
giebt; dagegen er sich im Längenbruch mit dem
Nagel
zerreiben läßt. Gehalt (nach Laugier)
= 38,50 Kieselerde, 55,50
Thonerde, 2,75 Ei-
senkalk, 0,50 Kalkerde, 0,75
Wasser. Fundort
zumahl am St. Gotthard, im Zillerthal
im
Salzburgischen etc.
Die vom Hrn. Klaproth entdeckte Zircon-
erde, von
welcher dieß Fossilien-Geschlecht
den Nahmen hat, wird in
Schwefelsäure und
im concentrirten Essig, aber nicht in Laugen-
salzen aufgelöst. Sie gibt von dem Löthrohre
mit
Borax eine wasserhelle Perle, und findet
sich in zwey so genannten
Edelsteinen, dem
Zircon und dem Hyacinth.
1. Hyacinth. Lyncurium veterum?
Meist orangegelb, feuerfarben;
durchsichtig;
gewöhnlich rein auscrystallisirt, und zwar
meist
in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den
Kanten
aufsitzenden Flächen zugespitzt sind
(– tab.
II. fig. 20. –)*). Gewicht = 3687.
Gehalt
(nach Klaproth) = 70 Zirconerde, 25
Kieselerde. Fundort vorzüglich
Ceilan**).
Meist gelblichbraun; theils in allerhand blas-
sen Farben, zumahl ins Gelbliche, Blauliche etc.;
[Seite 572] durchsichtig;
von einem eigenen, fast metallischen,
doch etwas fettigen Glanze;
crystallisirt in vier-
seitigen Säulen, die mit vier
auf den Seiten auf-
sitzenden Flächen zugespitzt sind
(– tab. II.
fig. 7.
–); sehr hart. Gewicht = 4475 L.
Manche werden stark vom Magnet
angezogen.
Gehalt (nach Klaproth) = 69 Zirconerde,
26,50
Kieselerde, 0,50 Eisenkalk. Fundort Ceilan und
Norwegen;
hier nämlich bey Kongsberg in ei-
nem aus
opalisirenden Feldspath und Hornblende
gemengten Halbgranit.
Die zuerst von Hrn. Gadolin entdeckte
Yttererde (terra Yttria) unterscheidet sich von
der Glücin- und Thonerde,
mit welchen sie
sonst in manchen Eigenschaften überein
kommt,
unter andern durch ihre Unauflösbarkeit in den
ätzenden
festen Laugensalzen, und daß ihre
salzsaure Auflösung sowohl durch
blausaure Neu-
tralsalze als auch durch Gerbestoff
gefällt wird.
Schwarz; undurchsichtig; glänzend; klein-
muscheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf
den
Magnet. Gewicht = 4237. Gehalt (nach
Ekeberg) = 55,5 Yttererde, 23
Kieselerde, 4,5
Glücinerde, 16,5 Eisenkalk. Bricht bis jetzt
nur
in sehr geringer Menge in rothen Feldspath
zu Ytterby in Roslagen in
Schweden, von
welchem Fundorte das Fossil auch seinen
Nahmen
erhalten.
Die von Hrn. Vauquelin entdeckte Glü-
cinerde (Süßerde)
unterscheidet sich von der
Thonerde, mit welcher sie manche
Eigenschaf-
ten gemein hat, schon dadurch, daß sie mit
der
Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht;
und hat ihren
Nahmen von der Eigenheit, daß
sie mit Säuren süße und leicht
zusammenzie-
hende Salze bildet.
1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine.)
Berggrün in mancherley Schattirungen, einer-
seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis
ins
Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch musche-
lig; Querbruch blätterig; in sechsseitige Säulen
von mancherley
Varietät crystallisirt. Gewicht
= 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16
Glü-
cinerde, 69 Kieselerde, 13 Thonerde, 0,5 Kalk-
erde, 1 Eisenkalk. Fundort vorzüglichst auf
dem
Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal-
und eine gemeine grünlichgraue etc. fast undurch-
sichtige Abart in großen Säulen bey Chante-
loupe in
Häute-Vienne.
2. Smaragd. (Fr. Emeraude, Engl.
Emerald).
Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah-
men: seine Crystallisation ist eine
sechsseitige
Säule (– tab. II. fig. 10. –) in mancherley Ab-
änderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach
Vauquelin = 13
Glücinerde, 64,60 Kieselerde,
14 Thonerde, 2,56 Kalkerde, 3,50
Chromium-
kalk. Fundort vorzüglichst in Peru.
Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglän-
zend; Längenbruch blätterig; mit zweyfachem
Durchgang
der Blätter; leicht darnach zu spal-
ten. Querbruch
muschelig; crystallisirt als ge-
schobene vierseitige
Säule; hart. Gewicht = 3062.
Gehalt (nach Vauquelin) = 12
Glücinerde, 35
Kieselerde, 22 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fund-
ort Brasilien.
Die Thonerde (terra argillosa) heißt
auch
Alaunerde (terra aluminosa, Fr. alumine),
weil sie mit
der Schwefelsäure den Alaun bil-
det. Sie wird
außerdem auch in der Salpe-
tersäure und Salzsäure
aufgelöst, und aus der
Auflösung durch Pottasche wieder gefällt.
Für
sich ist sie im Feuer unschmelzbar, verhärtet
aber darin;
und wird dabey (und zwar nach
Verhältniß des Grades der Hitze) in
einen klei-
nern Raum zusammen gezogen. –
Viele
thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht
werden,
den eigenen Thongeruch von sich. Die
weichen kleben meist an der
Zunge, und manche
derselben saugen das Wasser ein, und
werden
darin zähe.
In dieses Geschlecht gehören zuförderst –
so auffallend es auch auf
den ersten Blick schei-
nen muß – manche farbige
Edelsteine
[Seite 575] (Argilo-gemmes), deren
einige, wie ihre ge-
naueste Analyse gelehrt hat, fast
aus bloßem
Thone bestehen, der auf eine unbegreifliche
Weise, zu
so ausnehmend harten, durchsichti-
gen, feurigen edlen
Steinarten verbunden
ist (§. 240. S. 543.).
Meist aus dem Weingelben ins Spargel-
grüne; opalisirt ins Blaue; durchsichtig; glas-
glänzend; muscheliger Bruch; meist ungeformt
in Körnern; selten
crystallisirt als achtseitige
Säule mit dergleichen Endspitze.
Gewicht = 3710.
Gehalt (nach Klaproth) = 71,50 Thonerde,
18
Kieselerde, 6 Kalkerde, 1,50 Eisenkalk. Fund-
ort Brasilien.
Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber
auch
einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins
Meergrüne, Blauliche etc.;
der Längenbruch mu-
schelig; der Querbruch blätterig.
Meist crystal-
lisirt, und zwar gewöhnlich als vier-
oder acht-
seitige Säule, die beym brasilischen mit
vier,
acht oder auch sechs Flächen zugesetzt (– tab. II.
fig. 16. –), beym Sächsischen
aber mehrentheils
mit einer sechsseitigen Fläche abgestumpft
ist
(– tab. II. fig.
9. –). Gewicht des brasilischen
= 3515 L. Dieser zeigt auch die
Elektricität
des Turmalins. Gehalt des Sächsischen
(nach
Vauquelin) = 49 Thonerde, 29 Kieselerde, 20
Flußsäure.
Fundorte, in Europa zumahl bey
Auerbach im Voigtlande auf dem
Schneckenstein,
in einem eigenen, merkwürdigen
Muttergestein
(dem Topasfels); in Asien vorzüglich bey Mukla
[Seite 576] in Natolien und
am Ural in Sibirien; in Ame-
rica in Brasilien.
Roth in muncherley Abstufungen; daher die
besondern
Benennungen, da der ponceaurothe
Spinell genannt wird, der
rosenrothe Balais,
der ins Hyacinthrothe fallende Rubicell
etc.,
zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins
Weiße etc.;
seine Crystallisation mannigfaltig;
doch meist als doppelt
vierseitige Pyramide
(– tab. II. fig. 5. –) oder als sechsseitige Säule
oder
Tafel, in mancherley Abänderungen. Mit-
tel-Gewicht =
3700. Gehalt (nach Klaproth)
= 74,50 Thonerde, 15,50 Kieselerde,
8,25
Talkerde, 0,75 Kalkerde, 1,50 Eisenkalk*).
Fundort
Ceilan, Pegu etc.
Meist blau in mancherley Abstufungen; bis
ins Weiße
(Luxsaphir) und zuweilen gar wein-
gelb**), wozu
vielleicht mancher so genannte
ostindische Topas gehört; eigentlich
durchsich-
tig; zuweilen in etwas opalisirend; seine
Cry-
stallisation als sechsseitige einfache oder
doppelte
Pyramide (– tab. II. fig. 18. –). Ist der här-
teste
Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht
= 4000. Gehalt (nach
Klaproth) = 98,50
[Seite 577] Thonerde, 1 Eisenkalk, 0,50 Kalkerde.
Findet
sich wohl bloß als Gerölle; zumahl auf Ceilan.
5. Demantspath und Corund*).
Ersterer rauchgrau, letzterer meist
apfelgrün,
selten ins Haarbraune; beyde wenig durchschei-
nend; von so genanntem Demant-Glanz, und
spathartigem
Gefüge; crystallisirt in sechsseitigen
(zuweilen etwas conisch
zulaufenden) kurzen
Säulen. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesi-
schen als hindostanischen, = 3911 L. Gehalt
des
letztern (nach Klaproth) = 89,50 Thonerde,
5,50 Kieselerde, 1,25
Eisenkalk. Fundort Co-
romandel und Schina, im Granit.
Gebrauch
in jeden Ländern zum Schneiden und Poliren
der
Edelsteine und des Stahls**).
Unter dem Nahmen von edlen Corund kann man
die
schönfarbigen, zumahl Rubinrothen und Sa-
phirblauen
Abarten begreifen, die sich ebenfalls
in Ostindien finden und wovon
die erstern Sa-
lamrubine, die letztern aber vulgo Sternsa-
phire genannt
werden, weil sie, zumahl wenn
sie an den Enden der Säule rundlich
angeschlif-
fen werden, bey auffallendem Lichte mit
einem
beweglichen sechsstrahligen Sterne spielen.
6. Smirgel. Smiris (Fr. emeril, Engl. emery.)
Schwarzgrau, theils ins Indigblaue etc.; an
den
Kanten durchscheinend; schimmernd, theils
fast metallisch glänzend;
kleinkörniger theils
[Seite 578] splitteriger Bruch. Sehr hart. Gewicht un-
gleich. Z.B. = 3922. Auch der Gehalt un-
gleich; doch (nach Tennant) immer sehr viel
Thonerde, mit weniger
Kieselerde und Eisenkalk.
Fundort des wahren Smirgels*) unter
andern
Naxos, Estremadura und Eibenstock im Erzgebirge.
In den nachbenannten Farben, theils Glas-
glanz, theils Fettglanz; meist muscheliger
Bruch.
Theils als Gerölle, meist aber in drey- oder
sechs- oder
neunseitigen der Länge nach gestreif-
ten Säulen, mit
dreyseitiger kurzer Endspitze
(– tab. II.
fig. 12. –). Manche Abarten zei-
gen die sonderbare Electricität, daß sie, wenn
sie
nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt
sind, Asche etc.
anziehen und abstoßen, und diese
heißen Turmaline**).
1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur-
malin.
Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils
in
dünnen Splittern braun oder grün durchschei-
nend. Hat
glasartigen Bruch. Meist in langen
Säulen (Stangenschörl), theils
nadelförmig;
theils in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl).
[Seite 579] Bricht sowohl im
Granit, als in manchen Gang-
gebirgsarten, zumahl im
Gneis, Schneidestein,
Topasfels etc. Fast in allen Welttheilen;
nah-
mentlich in Tyrol, Grönland, auf Madagascar
etc.
Bey auffallendem Lichte schwarzbraun,
bey
durchfallendem fast colophoniumbraun, durchsich-
tig; auch wie der schwarze theils in langen Säu-
len (so z.B. auf den Pyrenäen), theils in
Graupen
(z.B. auf Ceilan). Gehalt (nach
Bergmann) = 39 Thonerde, 37
Kieselerde, 15
Kalkerde, 9 Eisenkalk.
3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit.
Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die
Säulen
in die Länge gestreift, theils stänglicht
zusammengehäuft. Gewicht
3043. Gehalt (nach
Vauquelin) 45,46 Thonerde, 47,27
Kieselerde,
1,78 Kalkerde, 5,49 Braunsteinkalk.
Fundort
Permien.
Meist dunkel indigblau; nur an den
Kanten
durchscheinend; Glasglanz, dem metallischen sich
nähernd;
hart; meist in nadelförmigen, zusam-
mengehäuften, der
Länge nach gestreiften Säu-
len. Fundort Uton in
Südermanland.
Meist lauchgrün; theils ins
Stahlblaue;
durchsichtig; die Säulen meist tief
gefurcht.
Gewicht = 3600. Gehalt (nach Bergmann)
= 50 Thonerde,
34 Kieselerde, 11 Kalkerde,
5 Eisenkalk. Fundort Brasilien.
Schwarz und grün, in mancherley Abstufun-
gen und Uebergängen. Undurchsichtig oder we-
[Seite 580] nig durchscheinend; meist blätteriger Bruch; gibt
grünlichgrauen
Strich. Gewicht = von 3600
bis 3900. Gibt, wenn sie angehaucht
wird,
den eigenen Thongeruch von sich.
Als besondere Arten verdienen angemerkt
zu
werden:
1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée).
Theils stralig, büschelförmig etc. Eins der
weitest
verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem
Planeten; das einen der
gemeinsten Gemengtheile
vielen Aftergranits ausmacht; sich aber
auch
theils in Flözgebirgen von neuerer Entstehung
findet*).
Meist mit kurzen durcheinander laufenden strah-
ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.
Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säu-
len, die theils tafelartig, und mit zwey oder
drey
Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind.
Meist eingewachsen in
Basalt und Tuffwacke;
auch eingemengt in Laven.
9. Schillerstein, Schillerspath*).
Messinggelb, ins Grünliche; kaum
merklich
durchscheinend; von metallischem, schillerndem
Glanze;
geradblätterig; weich. Gehalt (nach
Gmelin) = 17,9 Thonerde, 43,7
Kieselerde,
11,2 Talkerde, 23,7 Eisenkalk. Fundort im
harzburger
Forst am Harz, in einem grünlich-
schwarzen, dem
Serpentin und Asbest durchzo-
genen Urgrünstein.
Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils
mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
tombackbraun bis ins Schwarze;
mehr oder we-
niger durchsichtig; meist
geradeblätterig, selten,
krummblätterig (wie z.B. Mica hemisphaerica
Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z.B.
das russische
Frauenglas oder Fensterglimmer
[Engl. Isinglaß, Russ. Slud**)]; die
Blätter
elastisch biegsam; meist ungeformt, theils
aber
crystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen
Tafeln.
Gewicht = 2934. Gehalt (nach Berg-
mann) = 46
Thonerde, 40 Kieselerde, 5 Talk-
erde, 9 Eisenkalk.
Auch eins der primitivsten
und allgemeinst verbreiteten Fossilien in
unserer
[Seite 582] Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Ge-
birgen
(§. 227-230).
11. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu.)
Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche etc.;
an
den Kanten durchscheinend; schimmernd, von
fast metallischem Glanze;
unebnem, kleinschup-
pigem, fast glimmerigem Bruche;
halbhart.
Gehalt (nach Klaproth) = 38,25 Thonerde,
54,50
Kieselerde, 4 Pottasche, 2,50 Wasser,
0,75 Braunstein- und
Eisenkalk. Fundort bey
Rozena in Mähren, in einer gemengten
Gebirgs-
art von Feldspath und großen
Quarzbrocken.
12. Kryolith, flußsaurer Thon.
Fast milchweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; von dickschaligem Gefüge; weich. Ge-
wicht = 2957. Schmilzt sehr leicht vor dem
Löthrohre
zu milchweißen Kügelchen. Gehalt
(nach Klaproth) = 24 Thonerde, 40
Flußsäure,
36 Soda. Fundort Grönland.
13. Feldspath (Fr. Spath étincelant, Engl.
Field spar.)
Von mancherley, doch meist blassern Farben;
meist
nur wenig durchscheinend; meist wahren
Spathgefüge; theils
ungeformt, theils verschie-
dentlich crystallisirt;
häufigst als Bestandtheil
gemengter Gebirgsarten; theils mit andern
Fos-
silien (z.B. mit Quarz oder Hornblende)
innig
gemengt.
Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:
D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der
Art ist
z.B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen
Serpentino verde antico.
Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch
theils
auch in andern und selbst hohen Farben,
z.B. smaragdgrün mit mattem
Perlenmutter-
glanz im so genannten Amazonenstein aus
dem
Catharinburgischen; mit deutlichen Spathge-
füge; häufig crystallisirt, zumahl in sechsseiti-
gen (einfachen oder zu Zwillingscrystallen ver-
bundenen) Tafeln mit zugeschärften oder zuge-
spitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseiti-
gen
Säulen etc. Manche Abarten verwittern
leicht (zu Porcellanthon).
Gewicht des smaragd-
grünen sibirischen = 2573 L. Und
der Gehalt
des nähmlichen (nach Vauquelin) = 65 Kiesel-
erde, 17 Thonerde, 3 Kalkerde, 13
Pottasche.
Ueberhaupt aber ist der gemeine Feldspath wie-
derum eine der uranfänglichsten Fossilienarten
unsers
Erdkörpers, als Hauptgemengtheil des
Granits, wo er in manchen
Abarten den bey
weiten vorwaltenden Theil ausmacht*).
Theils farbenlos, und wasserhell; theils
weiß;
glasglänzend; theils ungeformt (so z.B. ein-
gewachsen, in manchen hieländischen Basalt);
theils säulen- oder
tafelförmig crystallisirt (so
z.B. in ersterer Form im Granit vom
Drachen-
fels am Rhein, in letzterer am Vesuv).
Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän-
zend; opalisirend; seine Crystallisation meist wie
am
gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561.
Fundort zumahl auf der Adula am
St. Gotthard
(theils in großen Crystallen), und der
eigentliche
Mondstein als Gerölle auf Ceilan*).
Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber
bey
auffallendem Lichte in mancherley, theils
hohe Farben schillernd,
theils mit Messing- oder
Tombackglanz; durchscheinend. Gewicht =
2692.
Fundort vorzüglich auf Labrador (als Gerölle)
und in
Ingermannland.
Auch zum Feldspath rechnet Hr. Werner 6)
den
Hohlspath, Chiastolith, Macle, ein son-
derbares Fossil von weißer
oder gelblichgrauer
Farbe, in langen dünnen vierseitigen Säulen
die
im Querbruch in der Mitte einen schwarzen eben-
falls viereckten Kern zeigen der von seinen
Ecken nach den Kanten
der Säule ausläuft.
Es hat Fettglanz, feinsplitterigen Bruch,
und
ritzt ins Glas. Gewicht = 2944. Es ist in
Thonschiefer
eingewachsen. Fundort zumahl
Bretagne, und Gefrees im
Bayreuthschen.
14. (so genannte) reine Thonerde.
Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfär-
bend; mager anzufühlen; meist in kleinen Nie-
[Seite 585] ren. Gewicht = 1669. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 45
Thonerde, 24 schwefelsaure Kalkerde,
27 Wasser, 4 Kiesel- und
Kalkerde etc. Fund-
ort zumahl bey Halle.
15. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.
Weißlich, in allerhand blasse Farben überge-
hend; mager; sanft anzufühlen; von verschie-
nem Zusammenhange. Gehalt verschieden;
doch
gewöhnlich nur ungefähr 1/4 Thonerde zu 3/4 Kiesel-
erde. Fundort in vielen Ländern von Europa
und Asien.
Ist wenigstens großentheils aus
verwittertem Feldspath
entstanden.
Meist von grauer Farbe, und aus derselben
durch
mancherley Uebergänge in andere; matt;
weich; fettig anzufühlen; der
Bruch häufig ins
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin
Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt
sich im
Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt
mannigfaltig im Ansehen,
Feinheit, Gehalt und
der davon abhängenden vielfachen Brauchbar-
keit, z.B. zu Terra
cotta, Fayence, Steingut,
so vielartiger anderer
Töpferwaare*), Tabacks-
[Seite 586] pfeifen, türkischen Pfeifenköpfen (u.a. vulgo
so
genannten terrae sigillatae-Waaren),
Schmelz-
tiegeln, Ziegeln, auch zum walken
schlechter
Tücher, zum Raffiniren des Zuckers etc. Findet
sich
meist in aufgeschwemmtem Lande, nahe
unter der Dammerde.
2) Verhärteter Thon, Thonstein.
Von verschiedener Farbe und Festigkeit;
meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher
Porphyre aus. Gebrauch in theils Ge-
genden als
Baustein.
Meist rauchgrau, ins Schwarze, der
Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hän-
gen stark an der Zunge*); oft mit Kräuterab-
drücken (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher
Gefährte
der eigentlichen Steinkohlen. Ueber-
gänge in
Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.
Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist,
heißt
er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schi-
[Seite 587] stus carbonarius, (Engl. the slag, the cleft);
dieser brennt
mit Harzgeruch und wird dabey hel-
ler. Kann auch
selbst sehr gut zu mancher Art
von Feuerung gebraucht werden,
weßhalb er
denn auch von manchen Mineralogen den Stein-
kohlen selbst beygezählt wird.
17. Lehmen, Leimen. Limus (Engl. Loam.)
Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er-
weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk,
daher er
mit Säuern braust, und theils leicht
im Feuer schmilzt; meist
eisenhaltig. Fundort
in aufgeschlemmtem Lande.
18. Bolus [der Mineralogen*)], lemnische
Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s.
sigillata.
Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe;
matt;
fettig; muscheliger Bruch; glänzender
Strich; weich; hängt stark an
der Zunge; zer-
fällt im Wasser mit Aufstoßen von
Luftblasen und
Geräusch, gibt angehaucht den Thongeruch.
Fundort
vorzüglich auf der Insel Stalimene
(Lemnos).
19. Walkererde. Argilla
fullonum. (Engl.
Fuller's
Earth.)
Meist leberbraun, aber auch in andern Far-
ben; theils streifig, oder fleckig; matter, erdi-
ger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden
Strich,
und Thongeruch; saugt leicht Fett ein;
daher ihre wichtige
Benutzung. Gehalt (nach
Bergmann) = 25 Thonerde, 51,8
Kieselerde,
3,3 Kalkerde, nur 0,7 Talkerde, 3,7 Eisenkalk,
[Seite 588] 15,5 Wasser. Fundort
der vorzüglichsten in
Hampshire.
Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß
mit
grauen und leberbraunen Adern; seifenarti-
ger Bruch;
sehr fettig anzufühlen; hängt stark
an der Zunge, und läßt sich
spähneln. Fundort
zumahl bey Medziana Gora in Polen.
21. Steinmark Lithomarga.
(Engl. stone-
marrow.)
Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu
allen
drey Grundfarben; theils streifig, oder
marmorirt (so z.B. die meist
veilchenblaue so
genannte Wundererde von Planitz bey
Zwickau)
von sehr verschiedener Festigkeit; vom Zerreibli-
chen bis zum Halbharten*); letzteres mit mu-
scheligem Bruche.
Auch der officinelle ziegelrothe meist
weißlich
gesprenkelte armenische Bolus gehört hierher.
Besonders merkwürdig ist das vom H. Ober-
berghauptmann von Trebra im tiefen Georgstol-
len bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milch-
weiße Steinmark, welches mittelst eines Feder-
kiels einen phosphorescirenden Strich gibt.
22. Bildstein, schinesischer Speckstein Agalmatolithe.
Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche,
Rothe;
mehr oder weniger durchscheinend; Ge-
wicht = 2600;
ähnelt überhaupt im Aeußern
dem eigentlichen Specksteine; hält aber
keine
[Seite 589] Talkerde, sondern (nach Klaproth) = 36 Thon-
erde,
54 Kieselerde, 0,75 Eisenkalk, 5,50 Was-
ser. Fundort
in Schina, wo er bekanntlich zu
mancherley kleinen Kunstsachen
verarbeitet wird.
23. Röthel. Rubrica. (Fr.
crayon rouge,
Engl.
red-chalk.)
Bluthroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend;
meist
schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. In-
nig gemengt
mit rothem Eisenocher (doch nur in
wenigen pro Centen).
Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfär-
bend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort
zumahl
in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.
Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdi-
ger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Ve-
rona); theils als Ueberzug in Drusenlöchern im
Trapp
(Mandelstein) und auf den darin liegen-
den Calcedon-
und Zeolith-Nieren (so z.E. bey
Ilfeld und auf den Färbern.).
Ganz in den nähmlichen drey Abartungen
wie der
gemeine Thon, von dem er sich aber
unter andern auch meist schon
durch einen süß-
licht zusammenziehenden
Alaungeschmack aus-
zeichnet.
1) Alaunerde, erdiger Aluminit, Lebererz.
Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen-
der Strich; theils in ganzen Flözen. Ueber-
gang in Braunkohle.
Weiß, ins Gebliche, Grauliche etc. (im Feuer
brennt
er sich röthlich); theils an den Kanten
etwas durchscheinend (mehr
noch wenn er im
Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Ge-
halt (nach Vauquelin) = 43,92 Thonerde,
24
Kieselerde, 25 Schwefelsäure, 3,80 schwefel-
saure Pottasche, 4 Wasser. In ganzen Flözen
bey Tolfa im
Kirchenstaat.
3) Alaunschiefer, schiefriger Aluminit.
Graulich, theils ins Schwarze; bricht schei-
benförmig; theils gerade-theils krumm-blätte-
rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt,
theils
glänzend; hält häufig Schwefelkies einge-
mengt;
bricht theils (– aber bey weiten nicht
ausschließlich –) in
Ganggebirgen als Thon-
schiefer, von dem er im Aeußern
oft kaum zu
unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar
in
Flözgebirgen mit Abdrücken von Versteinerun-
gen aus
beyden organisirten Reichen; so z.B.
als Kräuterschiefer im
Saarbrückischen; und als
Trilobitenschiefer bey Andrarum.
27. Thonschiefer, Layenstein, Wacke.
Schistus. (Fr. Ardoise, Engl. Slate.)
Grau, in mancherley andre Farben überge-
hend, bis ins Schwarze; theils gestreift,
oder
fleckig etc.; schimmernd, theils mit Seidenglanz;
von sehr
verschiedener Feinheit des Korns; der
Bruch theils gerade, theils
wellenförmig; die
Bruchstücke meist scheibenförmig; doch
theils
auch nur in dicken und undeutlichen Ablosungen;
selten
trapezoidisch; weich oder halbhart. Gibt
graulich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt
aber in endloser
Mannigfaltigkeit von Abarten,
die theils von ihrem Gebrauch den
Nahmen ha-
[Seite 591] ben, z.B. Probirstein (Ital. pietra paragone,
die ein wahrer
Thonschiefer ist –), Tafelschie-
fer, Dachschiefer
etc. Auch mancherley Ueber-
gänge in Kieselschiefer,
Glimmerschiefer etc.
Hauptsächlich in Ganggebirgen. Doch
auch
theils in Flözgebirgen (– so z.B. der glarner
Tafelschiefer
vom Blattenberge –).
Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer
oder
die schwarze Kreide, ampelites; sehr
weich;
abfärbend.
28. Wetzschiefer (Fr. pierre à rasoir, Engl.
whet-stone.)
Meist grünlich- oder gelblich-grau; nur an
den
Kanten wenig durchscheinend; schwachschim-
mernd;
schieferiger Bruch; theils splitterig;
halbhart; bricht in
Ganggebirgen; vorzüglich in
der Levante, in Deutschland unter andern
im
Bayreuthschen.
29. Klingstein. (Fr. Phonolithe.)
Grau in mancherley Schattirungen, zumahl
ins
Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten
durchscheinend; von
dickschieferigem Gefüge; der
Bruch grobsplitterig; halbhart; zähe;
Gewicht
= 2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23,50
Thonerde. 57,25
Kieselerde, 2,75 Kalkerde, 3,25
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 8,10
Soda, 3
Wasser. Hat den Nahmen vom Klange den
dünne Scheiben
beym Anschlagen von sich geben;
macht die gewöhnliche Grundmasse des
Porphyr-
schiefers. Fundort unter andern in
Böhmen
und Lausitz.
30. Trapp, Wacke. Saxum trapezium
Linn. Corneus trapezius Waller.
(Engl. Whinstone.)
Meist graulichschwarz, aber auch ins Grün-
liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; mat-
ter feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; unge-
formt; Härte und Gewicht verschieden. Macht
oft die
Grundmasse einer porphyrähnlichen ge-
mengten
Gebirgsart aus, da er andere Fossilien
eingemengt enthält, z.B.
basaltische Hornblen-
de, Glimmer, Zeolith, Chalcedon,
Kalkspath-
nieren etc. Dahin gehört also die
mehresten
Mandelstein, wie z.B. die von Ilfeld; der
Blatterstein
(Perlstein) von Lerbach am Harz,
der Toadstone von Derbyshire*). Uebergang in
Grünstein, Basalt etc. Eine durch
die entfern-
testen Weltgegenden verbreitete
Gebirgsart; fin-
det sich z.B. nördlich bis Island,
Kamtschatka etc.
und so auch fast im äußersten von Europäern be-
suchten Süden auf Kerguelen-Land.
Als besondere Abarten verdienen angemerkt
zu
werden:
Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaß-
berggrünen Nierchen, die dem Stein ein pocken-
artiges Ansehen geben. Fundort zumahl
im
Bayreuthischen und als Gerölle in der Durance
bey
Briançon.
b. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom
Vesuv.
Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer
oder
grüner basaltischer Hornblende und kleinen
Kalkspathkörnern. Scheint
das Urgestein zu vie-
len vesuvischen Laven, denen sie
insgemein (aber
irrig) selbst beygezählt wird.
Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blau-
liche und theils auch ins Grünliche: von sehr
ungleichem Korn;
mehr oder weniger dicht;
theils in unebenen schieferigen Ablosungen,
theils
wie aus runden Körnern zusammengebacken etc.
Ueberhaupt
aber entweder ungeformt, oder säu-
lenförmig [– aber
nicht crystallisirt – s. oben
S. 541. not.
*)]. Diese Säulen, von drey bis
neun Seiten, stehen theils zu
tausenden dicht
aneinander; meist schräg, wie angelehnt,
theils
aber auch aufrecht; theils gebogen; theils gar
aufs
regelmäßigste gegliedert*); und diese
Glie-
[Seite 594] der zuweilen durch Verwitterung kugelicht abge-
rundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener
Härte,
specifischem Gewicht etc., wirkt theils sehr stark
auf
den Magnet. Gehalt eines Böhmischen
Säulenbasalts (nach Klaproth) =
16,75 Thon-
erde 44,50 Kieselerde, 9,50 Kalkerde,
2,25
Talkerde, 20 Eisenkalk, 0,12 Braunsteinkalk,
2,60 Soda, 2
Wasser. Hält gemeiniglich eine
oder mehrere Gattungen von mancherley
andern
Fossilien eingemengt, zumahl Olivin, Augit,
Feldspath,
Zeolith, basaltische Hornblende etc.
Uebergänge zumahl in Trapp,
Tuffwacke und
Lava; auch theils in den eigentlichen
Grünstein
eine aus Hornblende und Feldspath innig ge-
mengte Gebirgsart (Fr. Roche amphibolique)*).
Gemeiniglich in einzelnen Bergen
(Kuppen); die
aber in theils Gegenden ganze Züge machen.
Beydes Basalt und Trapp, die zu den
weitest
verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehö-
ren, werden leicht vom Feuer angegriffen; und
da sich
nun seit der Schöpfung unseres Planeten
so mancherley unterirdische
Selbstentzündungen
in seiner Rinde ereignet, so begreift sich
wohl,
wie dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf
jene beyden
so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt,
und diese dadurch hin und
wieder die unverkenn-
[Seite 595] barsten Spuren dieser im
Feuer erlittenen Ver-
änderung erhalten haben.
32. Tuffwacke, Basalttuff, (Ital. Tufa).
Meist aschgrau, theils ins Gelbliche,
theils
Rothbraune etc.; erdiger Bruch; verschiedene Fe-
stigkeit; leicht; großentheils vulkanischen Ur-
sprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fundort
bey
Vulcanen und ehemahligen Erdbränden.
Ueberhaupt lassen sich die mancherley Verschie-
denheiten desselben unter folgende zwey,
freylich
theils in einander übergehende, Hauptarten
bringen;
Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder
dichterem
Gefüge, und mehrerer oder minderer
Festigkeit.
Zu der lockerern Abart gehört z.B. der roth-
braune mit Leucit durchmengte, woraus
Pompeji
großentheils erbaut war; und der mit
basaltischer
Hornblende, der in der Gegend von Andernach
die
Mittellage zwischen dem Traß und dem so-
genannten
Rheinländischen Mühlstein ausmacht.
Zur dichtern hingegen das aschgraue
vielen
Feldspath haltende Piperno der Phlegräischen
Felder, und die mehreste der
besonders mit Oli-
vin gemengten Tuffwacke vom
Habichtswalde
ohnweit Cassel.
Dahin gehören nahmentlich folgende zwey,
wegen
ihrer Brauchbarkeit zum Waßerbau, be-
sonders
merkwürdige Abarten:
a. Pozzolana. Puluis puteolanus Vitruv.
Thermantide
cimentaire.
Aschgrau; theils staubartig, theils aber
in
Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo.
Scheint auch das
Haupt-Ingrediens zu Faxe's
Steinpapier zu seyn.
Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken;
auch
zuweilen Aeste oder kleine Stämme von
verkohltem Holze*). Fundort zumahl bey Ander-
nach am Rhein.
33. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.
Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst-
entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an-
gegriffenen, theils verschlackten, theils ver-
glaßten Fossilen, zumahl basaltischen
Ursprungs;
wodurch in den Vulcanen die Laven, in
andern
Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**).
Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins
Graue,
Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten
Splittern durchscheinend;
von sehr verschiedenem
Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit
der
Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und
des Grades
und der anhaltenden Dauer des
Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die
Laven
enthalten, so wie der Basalt und die Tufwacke,
oft
basaltische Hornblende, Olivin, Leuzit etc.
eingeschlossen.
Im Ganzen lassen sie sich unter folgende
zwey
Hauptarten bringen:
Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem
Bruche
mattglänzend; schwer; auf mancherley
Weise geflossen, getropft,
ästig*).
Unter den hierher gehörigen Erdschlacken
ist
nahmentlich der so genannte Rheinländische
Mühlstein aus der
Gegend von Andernach zu
merken.
Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glas-
glänzend; mit muscheligem Bruch; manche äh-
neln dem Obsidian, andre dem Pechstein. Fund-
ort zumahl auf den liparischen Inseln, auf den
neu
entstandenen vulcanischen bey Santorini,
auf der Insel Ascension im
atlantischen Ocean,
auf der Oster-Insel in der Süd-See etc.
Die Talkerde, deren auszeichnende Ei-
genschaften
zuerst von Prof. Black genau be-
stimmt worden, heißt
auch Bittererde (terra
magnesialis), weil
aus ihrer Verbindung mit
der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht;
und
[Seite 598] terra muriatica, weil sie häufig aus
der
Muttersole (muria) gewonnen wird, die
nach
der Crystallisation des Kochsalzes zurück bleibt.
Sie
schlägt alle andere Erden aus ihren Auflö-
sungen in
Säuren nieder, löst sich selbst leicht
in Säuren auf, und theilt
denselben einen bit-
teren Geschmack mit. Blaue
Pflanzensäfte
färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer
kommt
großentheils mit der Thonerde ihrem
überein.
Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge-
schlecht
gehörigen Fossilien mehrentheils die
grüne Farbe vorwaltet. Meist
fühlen sie sich
fettig an. Die mehresten finden sich
ungeformt,
und bloß in Ganggebirgen, daher sie nie Ver-
steinerungen enthalten.
Berggrün, lauchgrün etc.;
undurchsichtig;
mattschimmernd; theils schuppig; weich;
gibt
angehaucht den Thongeruch von sich.
Diese Gattung begreift folgende drey Arten:
Locker zusammen gebacken, oder staubig;
schimmernd;
nicht abfärbend; mager anzufüh-
len. Gehalt (nach
Vauquelin) = 8 Talkerde,
26 Kieselerde, 18,50 Thonerde, 43
Eisenkalk.
Findet sich zumahl zwischen und im
Bergcrystall,
vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.
2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chloriterde.
Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätte-
rigem oder krummschieferigem Bruch. Meist als
[Seite 599] Ueberzug über
mancherley crystallisirte Fossilien,
z.B. über Granaten,
Bitterspath, Bergcrystall,
magnetischem Eisenstein etc.
Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig;
gibt
grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten,
Stangenschörl etc.
eingewachsen. Uebergang in
Thonschiefer, Talkschiefer etc. Fundort
zumahl
in Tyrol. Norwegen und auf Corsica.
Mancher so genannte Schneidestein gehört
hieher,
mancher hingegen zur nächstfolgenden
Gattung, und wiederum mancher
zum Talk-
Schiefer.
2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein.
Lapis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.
Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger
Bruch,
theils wenig schimmernd; fettig anzufüh-
len; fast
blätteriges Gefüge; weich. Gewicht
(eines von Neu-Caledonien auf der
Süd-See)
= 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54
Talkerde, 38,12
Kieselerde, 6,66 Thonerde,
12,2 Eisenkalk. Fundort zumahl
Graubünden
und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu
Kesseln,
Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu
Schleudersteinen;
wo auch eine weichere zer-
reibliche Abart von den
dasigen Insulanern häu-
fig und zu ganzen Pfunden
gegessen wird.
Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist
spröder,
und wird in dicke Platten zu unver-
gänglichen
Stubenöfen gehauen.
Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne;
wenig
durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.
Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusam-
mengebacken, und dann leicht zerreiblich; ab-
färbend. Fundort unter andern in Grönland.
2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.
In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist
Perlmutterglänzend; krummblätterig; bieg-
sam. Gewicht
= 2780. Gehalt (nach Kirwan)
= 45 Talkerde, 50 Kieselerde, 5
Thonerde.
Uebergang in Topfstein etc.
Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig;
oft
nur eingesprengten Schwefelkies. Uebergang
in Chloritschiefer.
4. Meerschaum. Spuma marina.
Leuc-
aphrum. (Fr. Ecume de mer, Türk. Kefekil
oder Killkeffi, d.h. Schaumthon oder leich-
ter Thon.)
Meist blast Isabellgelb; matter, feinerdiger
Bruch;
fettig anzufühlen; gibt glänzenden
Strich; ist sehr weich; und sehr
leicht. Gehalt
(nach Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kie-
selerde, 25 Wasser, 5 Kohlensäure. Haupt-
fundort Kiltschik (d.h. Thonort) bey Konie
in
Anatolien.*)
5. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).
In mancherley, meist blassen Farben;
theils
marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen;
an den
Kanten wenig durchscheinend; von mat-
tem Fettglanz;
fettig anzufühlen; stumpfsplitte-
riger Bruch; meist
ungeformt; der bayreuther
selten in kleinen Crystallen, und dann
meist in
sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (–
tab. II. fig. 19. –) auch
rhomboidal etc.; weich
in verschiedenem Grade, verhärtet aber
im
Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt*).
Gewicht eines bayreuther =
2614. Gehalt
(nach Klaproth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kie-
selerde, 2,50 Eisentalk, 5,50 Wasser.
Zu den weichern Abarten gehört die spanische
und
Briançoner-Kreide.
6. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock).
Theils milchweiß und an den Kanten durch-
scheinend, theils gelblich, schwärzlichgrau
etc.,
seifenartig anzufühlen; theils blätterig; leicht
mit dem
Nagel zu schaben. Gehalt (nach Klap-
roth) = 20,50
Talkerde, 48 Kieselerde, 14
Thonerde, 1 Eisenkalk, 15,50 Wasser.
Fund-
ort in Cornwall. Gebrauch besonders zum
Engli-
schen Steingut (Staffordshire-ware).
In mancherley meist schwarz- oder graulich-
grünen Farben, theils ins Dunkelrothe etc.;
geadert,
marmorirt, fleckig etc.; meist nur an
den Kanten durchscheinend;
kleinsplitterig; fettig
anzufühlen; theils politurfähig.
Mittel-Ge-
[Seite 602] wicht = 2700. Gehalt (nach Kirwan) =
23
Talkerde, 45 Kieselerde, 18 Thonerde, 3 Eisen-
kalk, 12. Wasser*). Hält
zuweilen rothe Gra-
naten eingemengt. Fundort zumahl
Zöblitz im
Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland etc.
Besonders merkwürdig ist der vom Hrn. Cam-
merherrn von Humboldt bey Erbendorf am Fich-
telberg entdeckte Serpentinfels, wovon manche
Stücke
selbst in kleinen Fragmenten auffallende
Polarität zeigt.
Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine
(dem Nephrit
ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne
Abart, die durchscheinend und
etwas härter ist
als der gemeine, und sich auch in
manchen
italiänischen Marmorarten eingemengt findet,
nahmentlich
in einer Art: von so genanntem verde
antico und im Polzevera.
8. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)
Meist lauchgrün in mancherley
Abstufungen.
einerseits ins Lichtberggrüne, anderseits
ins
Schwarzgrüne (so besonders der unter dem Nah-
men der pietra
d'Egitto bekannte schöne antike
ägyptische, dessen Gewicht
= 2655 L.); mehr
oder weniger durchscheinend; fettglänzend;
split-
teriger Bruch; Härte verschieden; meist
polirbar.
Eine besonders merkwürdige Abart ist
der
Punammustein, Beilstein. Lauchgrün in man-
cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl
Finken. Gewicht = 3007
L. Fundort zumahl
auf Tavai-Punammu (der südlichen von
den
beyden neu-seeländischen Inseln) woselbst unsere
dasig. u.
Antipoden ihre Hacken, Meisel, Ohrge-
hänge etc. (aber
keine Beile) daraus verfertigen.
Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglän-
zend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längs-
gestreift; crystallisirt in breiten viereckigen Säu-
len, mit abgestumpften Seitenkanten und
meist
sechsseitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht =
3375. Gehalt
(nach Klaproth) = 43,50 Talk-
erde, 39 Kieselerde, 19
Eisenkalk. Fundort nicht
genau bekannt; vermuthlich in den
türkischen
Morgenländern.
10. Olivin, basaltischer Chrysolith.
Olivengrün, in mancherley Abstufungen (ver-
wittert wird er ochergelb); durchscheinend; glas-
glänzend; muscheliger, theils blätteriger
Bruch;
rissig; eingesprengt in Trapp; Basalt und Tuff-
wacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap-
roth) = 38,50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0,25
Kalkerde,
12,50 Eisenkalk.
Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen
als dem
Gehalte nach, das merkwürdige Fossil,
welches die Blasenräume del
berühmten von
Hrn. Pallas 1772 am Jenisei
wiedergefundenen
großen Eisenmasse füllt*), und (nach
Howard)
= 27 Talkerde, 54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und
1
Nickelkalk hält**).
Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt;
von
faserigem oder blätterigem Gefüge.
Man unterscheidet folgende vier Arten:
1) Amianth, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.
Meist grünlich weiß; wenig
durchscheinend;
starkschimmerd, theils mit Seidenglanz; in zar-
ten theils spannenlangen Fasern; elastisch bieg-
[Seite 605] sam. Gehalt eines schwedischen (nach Berg-
mann) =
17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 2,2
Eisenkalk. Fund-
ort unter andern in Graubünden, auf
Corsica,
und besonders häufig in Schina, wo man sich
seiner
gewöhnlich zu Lampendochten bedient.
2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.
Meist ins Lauchgrüne; wenig
durchschneinend;
glasglänzend; in langsplitterigen
Bruchstücken;
unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48,45
Talkerde,
46,66 Kieselerde, 4,79 Eisenkalk.
Bricht oft in und bey
Serpentinstein.*)
3) Bergkork, Bergleder. Suber
montanum,
aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)
Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig;
theils
blätterig, theils dicht; der Bruch theils verwor-
ren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mit-
telgewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann)
= 26,1
Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7 Kalk-
erde, 2
Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort unter
andern in sehr großen Stücken
im Olonez-
kischen.**)
Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig;
matt
schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge;
weich; hängt
an der Zunge; etwas biegsam;
gibt glänzenden Strich. Das aus
mancher
Rücksicht noch sehr räthselhafte Fossil bricht
bey
Sterzingen in Tyrol.
12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante.)
Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue;
mehr
oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.
1) Gemeiner Strahlstein, (Schwed. Horn-
blenda.)
Von mancherley Grün; durchscheinend, glän-
zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge
theils
gleichlaufend, theils divergirend strahlig;
meist
crystallisirt in langen, breitgedruckten,
theils
nadelförmigen vier- oder sechsseitigen Säulen;
halbhart.
Gewicht = 3250. Gehalt (nach
Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde,
9,3
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 4 Eisenkalk.
Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig
gemengter Quarz sey, ist schon oben er-
innert. (S.
553).
Grünlich; graulich etc. sehr wenig durchschei-
nend; mattschimmernd; meist divergirend fase-
rig; ungeformt; weich; etwas fettig anzufüh-
len. Uebergang in Asbest. Fundort unter an-
dern am Fichtelberge.
3) Glasartiger Strahlstein, Glasamianth.
Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde.
Gehalt
(nach Bergmann) = 12,7 Talkerde, 72
Kieselerde, 2 Thonerde, 6
Kalkerde, 7,3 Eisen-
kalk. Fundort unter andern im
Zillerthal.
4) Körniger Strahlstein, Smaragdit, Bit-
terstein. Diallage.
Smaradgrün und theils auch blaulichgrau;
nur an den
Kanten wenig durchscheinend; Atlas-
[Seite 607] glänz; splitteriger Bruch;
hart; ausnehmend
zähe. Gewicht = 3146. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 6 Talkerde, 50 Kieselerde, 13 Kalk-
erde, 11 Thonerde, 5,5 Eisenkalk, 7,5 Chrom-
kalk, 1,1 Kupferkalk. Fundort zumahl in
den
Berneralpen und in Corsica (verde di Cor
sica duro).
Dunkellauchgrün; undurchsichtig; theils
derb,
theils crystallisirt, und das in breiten sechsseiti-
gen Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flä-
chen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Cry-
stalle glasglänzend; der Bruch
fettglänzend;
Längenbruch blätterig; Querbruch
muschelig.
Gewicht = 3640. Gehalt (nach Gmelin) =
17 Talkerde,
36,50 Thonerde, 20 Kieselerde,
11,34 Kalkerde, 15 Eisenkalk. Fundort
in den
Eisengruben zu Arendal in Norwegen.
Ihm ähnelt der Epidot, oder Thallit
oder
sogenannter grüner Schörl von Dauphiné;
daher auch Hr.
Werner beide Fossilien mit
dem gemeinschaftlichen Nahmen des
Pistacits
belegt.
Olivengrün in mancherley Abstufungen;
wenig
durchscheinend; glasglänzend; Längenbruch
blätterig mit
einfachem Durchgang: der Quer-
bruch muschelig; meist
crystallisirt als vierseitige
Säule mit abgeschärften Kanten; theils
in sehr
großen Crystallen. Gewicht = 2200. Gehalt
(nach Lowitz)
= 30 Talkerde, 44 Kieselerde, 20
Kalkerde, 6 Eisenkalk. Bricht
zwischen Feld-
[Seite 608] spath und großblätterigem Glimmer an den Quel-
len der Sljudenka im S. W. des Baikals*).
Grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den
Kanten
durchscheinend; fast von Wachsglanz;
theils ungeformt, theils
crystallisirt; auch meist
in vierseitigen Säulen mit abgestumpften
Kan-
ten. Gewicht = 3236. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 19 Talkerde, 53 Kieselerde, 20 Kalk-
erde, 3 Thonerde, 4 Eisen- und Braunstein-
kalk. Fundort Arendal.
Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger
durchscheinend; strahliges oder faseriges,
theils blätteriges
Gefüge; meist divergirend;
bricht meist in einem Muttergestein von
weißem,
körnigem, theils sandartigem kohlensauern
Kalk
(Dolomit).
In folgenden drey Arten (fast wie
beym
Strahlstein):
Meist graulichweiß, theils schneeweiß;
wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz;
theils
krummfaserig; meist ungeformt, theils aber cry-
stallisirt in sehr geschobenen vier- oder sechsseiti-
gen Säulen, meist mit Querrissen; selten stern-
förmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde,
60,50
Kieselerde, 23,25 Kalkerde. Mit der
Nadel im Finstern gekritzelt
gibt er einen leuch-
tenden Strich. Fundort zumahl das
Lavantiner-
thal am St. Gotthard.
Ins Silberweiße; perlmuttergänzend;
fast
undurchsichtig, theils blätterig; fettig anzufüh-
len; silberweiß abfärbend; weich;
phosphorescirt
nicht wie die vorige Art (aus deren
Verwitterung
sie aber entstanden seyn mag). Fundort eben-
falls am St. Gotthardsberge.
Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchschei-
nend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch
aus
dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde;
hart; phosphorescirt
stark auf die gedachte Weise.
Fundort unter andern auf Ceilan.*)
Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonder,
bare
Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes
Produkt der
hannöverischen Lande; und findet
sich selten farbenlos und
wasserhell; meist weiß,
theils rauchgrau, und mehr oder weniger
durch-
scheinend; frisch ist es glasglänzend;
verwitternd
aber rauh und matt; bricht muschelig; immer
rein
auscrystallisirt, eigentlich als Würfel mit
abgestumpften Kanten und
Ecken, so daß die
Flachen der letztern abwechselnd Sechsecke
und
Dreyecke bilden, und so der ganze Crystall ge-
wöhnlich 26 Flächen hat. (– tab. II. fig. 3. –).
Frisch ist er hart. Gewicht = 2566.
Gehalt
(nach Westrumb) = 13,50 Talkerde, 68 Borax-
[Seite 610] säure, 11
Kalkerde*), 1 Thonerde, 2 Kiesel-
erde,
0,75 Eisenkalk. Bey erhöheter Tempera-
tur zeigt er
die Elektricität des Turmalins, aber
mit vier Axen, deren jede von
einer der sechsei-
tigen stark abgestumpften
Eckflächen nach der ge-
genüberstehenden
schwachabgestumpften dreyseiti-
gen der gleichen
Fläche liegt, und wovon jenes
Ende der Axe positive, und hingegen
daß letztere
negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner
Art
so einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr
kleinen
ebenfalls reinauscrystallisirten Rauchcry-
stallen) im
schuppigen Gypsstein des so genann-
ten Kalkbergs bey
Lüneburg.
Die Kalkerde (der so genannte leben-
dige, caustische,
gebrannte oder ungelöschte
Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt
sich
mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber
sehr leicht
mit andern, zumahl mit Thon- und
Kieselerde); hat starke
Anziehungskraft zur
Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefel-
säure zu Gyps, mit der Spathsäure zu Fluß etc.;
und
färbt blaue Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist
nur halbhart, theils gar
weich**); sie werden
[Seite 611] im Feuer mürbe gebrannt; sind
großentheils
animalischen Ursprungs; und machen eins
der
allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Ge-
schlechts werden am
natürlichsten nach ihrer
Verbindung mit den verschieden
Säuren
eingetheilt:
Theils wasserhell, meist aber weiß; selten far-
big; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän-
zend; hat rhomboidale Textur, und größere
klare
Stücken davon zeigen ausfallend starke dop-
pelte
Strahlenbrechung*); daher denn der
Nahme Doppelspath,
Spatum disdiaclasticum
(ehedem irrig so
genannter isländischer Crystall,
Androdamas
etc.); bricht theils ungeformt,
theils stalaktitisch;
theils wie stängelich zusam-
mengehäuft; häufigst
aber auch crystallisirt; zu-
mahl in sechsseitigen
Säulen als so genannte
Canondrusen etc. (– tab. II. fig. 10. –);
theils
verschiedentlich zugespitzt, zumahl mit
dreyseitiger
stumpfwinkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –);
oder in
sechsseitigen Tafeln, die dann theils in
[Seite 612] die Säule übergehen;
oder in einfachen oder
doppelten dreyseitigen Pyramiden (– tab. II.
fig. 1. –),
letztere theils so platt niedrig, daß
sie Linsen bilden, als so
genannter Nagelkopf-
spath etc., theils in
Rhomben; theils in sechs-
seitigen Pyramiden, als
so genannte Schweins-
zähne etc. Gewicht = 2715.
Gehalt (nach
Bergmann) = 55 Kalkerde, 34 Kohlensäure,
11
Wasser. Uebergang in körnigen Kalkstein,
in Braunspath etc.
Hierher gehört auch der irrig so genannte cry-
stallisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von
Fontainebleau.
Gelblichgrau; nur in Splittern
durchscheinend; inwendig
mattschimmernd; ohne
deutliches Spathgefüge; sondern mit
splitterigem
Bruche; rhomboidal crystallisirt mit
rauher
Außenfläche. Gewicht = 2611.
Meist graulichweiß, ins Blauliche; durch-
scheinend; von Glasglanz und blätterigem
Bruch;
crystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II.
fig. 10. –)
häufig als Zwillingscrystal (Fr.
macle); theils wie aus mehreren kleinen
stän-
glicht zusammengehäuft; sein Gefüge der
Länge
nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt
(nach
Klaproth) = 54 Kalkerde, 42 Kohlensäre, und
etwas
Wasser. Hat den Nahmen von seinem Fund-
ort, wo er
nesterweise in ziegelrothen Gyps bricht.
Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei-
nend; von mattem Perlmutterglanz; der
Bruch
blätterig ins Schiefrige; bloß ungeformt;
weich;
braust stark mit Säuren. Gewicht = 2474.
Fundort
besonders Schwarzenberg im Erzgebirge.
4. Braunspath. Magnesites. (Fr. Spath
perlé).
Weiß, in mancherley Farben übergehend, zu-
mahl ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an
den
Kanten durchscheinend; glasglänzend; mit blät-
terigem Bruch; und rhomboidalen meist sehr ge-
schobenen Bruchstücken; häufig ungeformt;
theils
aber crystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhom-
ben etc.: etwas härter als Kalkspath; braust
auch
schwächer mit Säuren. Gewicht 2880 L.
Gehalt (nach Bergmann) =
50 kohlensaure
Kalkerde, 28 Braunsteinkalk, 22 Eisenkalk. Ue-
bergang einerseits in Kalkspath, anderseits
in
Roth-Braunsteinerz.
Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun
etc.;
durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben cry-
stallisirt; meist mit einem kalkartigen
Ueberzug.
Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) =
52
kohlensaure Kalkerde, 45 Talkerde, 3 Eisen-
kalk.
Fundort zumahl im Salzburgischen und
Steyermärkischen; meist im
talkartigen Schnei-
destein.
Eine besondere Abart ist der
spargelgrüne,
stängelichte Bitterspath, auf der
Außenfläche
in fast rechtwinkeligen Tetraëdern mit abge-
stumpften Seitenkanten drufig crystallisirt. Ge-
wicht = 2880 L. Gehalt (nach Klaproth) =
33
Kalkerde, 14,50 Talkerde, 2,50 Eisenkalk,
47,25 Kohlensaure,
2,75 Wasser etc. Fundort
bey Glücksbrunn im Meiningischen.
6. Kalksinter. Tofus calcareus.
Von mancherley Farben; doch an den mehre-
sten Orten nur weißlich; mehr oder weniger
[Seite 614] durchscheinend;
theils undurchsichtig; aus kalki-
gem Wasser
abgesetzt*); der Bruch
dicht, oder
faserig oder schalig; und hiernach also drey
Arten:
die sich nahmentlich im Carlsbad in
zahllosen
Spielarten der Farben, Zeichnungen etc.
finden;
die ersten beyden unter dem
gemeinschaftlichen
Nahmen des dasigen Sprudelsteins, die
dritte
als Erbsenstein.
Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit;
theils
marmorartig**) polirbar; theils aber auch
erdig, zerreiblich;
auch sehr verschieden in Rück-
sicht seines
Gehalts. Meist als Rindenstein,
da er an die Wände der in
Kalkgebirgen befind-
lichen Sinterhöhlen, oder
auch solcher Cister-
nen etc. die kalkiges Wasser
enthalten**),
ab-
gesetzt wird; oder auch andere fremde
Körper
überzieht; oder sich sonst in mancherley zufälli-
gen Gestalten (wie z.B. unter dem
mancherley
Travertino das sogenannten Confetto di Tivoli)
anlegt; oder auch
Klüfte und andere Zwischen-
räume dicht ausfüllt,
wie z.B. im Knochenfels
von Gibraltar, wo er die Osteolithen und
Stein-
trümmer zusammencämentirt.
Häufig honiggelb, ins Braune; von
faserigem
Gefüge; gleichlaufend oder divergirend:
der
frische Bruch meist schimmernd; häufig stalacti-
tisch als Tropfstein; theils in mancherley zu-
fälliger Gestalt, als so genannte
Naturspiele.
Gehalt (nach Bergmann) = 64 Kalkerde,
34
Kohlensaure, 2 Wasser. Fundort zumahl in den
gedachten
Berghöhlen: z.B. in der auf Antipa-
ros, in der
Baumannshöhle am Unterharz etc.
Dahin gehört auch der theils ausnehmend
schöne
feinkörnige, polirbare alabastrites
der
Alten. (Ital. alabastro antico, Fr. albâtre
calcaire oder oriental.)
Eine besonders merkwürdige Abart aber ist
die
so genannte Eisenblüthe, ein
corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe,
seideglän-
zendem Bruche mit krummlaufenden,
theils wie
durcheinander gewirrten Fasern; und krummästi-
ger zackiger Gestalt. Fundort zumahl an
den
Seitenwänden der Schatzkammer des Arzberges
zu Eisenerz
in Steyermark, beym Spatheisenstein.
Meist kreidenweiß; in blätterigen
Schalen;
theils als eine Art Rindenstein, meist krumm-
schalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber-
zug über Sandkörner; so z.B. die so
genannten
Drageen von Radicoffani.
Von der Art ist vorzüglich der gedachte carls-
bader Erbsenstein, pisolithus, der sich großen-
theils in
Massen zusammengebacken findet, theils
polirbar ist, und nicht
mit dem unten anzufüh-
renden Rogenstein
verwechselt werden darf.
7. Mondmilch, Mehlkreide,
Bergguhr,
Bergziger. Lac lunae,
Morochthus.
Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige
Kreide;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort
unter
andern nahmentlich im Mondloch am lu-
cerner
Pilatusberge.
Eine besondere Abart ist die lockere Glanz-
erde oder Schaumerde von Rubitz bey Gera,
die
sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und
einen eigenen
matten Silberglanz auszeichnet.
Lippert bedienete sich ihrer zu
seinen Abdrücken
von geschnittenen Steinen.
8. Kreide. Creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)
Feinerdig, weich, doch fester als die Mond-
milch; stark abfärbend; hängt stark an der
Zunge.
Mittelgewicht = 2525. Hält auf 40
p. C.
Kohlensäure. In ihr findet sich oft Feuer-
stein
(s. oben S. 560.) und Versteinerungen von
Seethieren der
Vorwelt; bildet theils ganze Flöz-
gebirge, zumahl
an Seeküsten (daher Albion und
Creta oder Candia ihren Nahmen
haben).
In mancherley Farben und Zeichnungen;
meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un-
geformt; meist polirbar, da dann die
feineren
Sorten Marmor genannt werden.
Begreift besonders nach Verschiedenheit
des
Korns folgende zwey Hauptarten:
1) Körniger Kalkstein, salinischer
Marmor,
Glanzmarmor.
Meist weiß (theils blendend schneeweiß)
oder
doch nur in blassern Farben; und einfärbig
(nicht
marmorirt); wenigstens an den Kanten durch-
[Seite 617] scheinend; auf dem Bruche schimmernd,
theils
wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden,
theils
schuppig etc. Daher Uebergänge einerseits
in den ungeformten
Kalkspath, anderseits in den
dichten Kalkstein. Hält nur sehr
selten Verstei-
nerungen; aber der carrarische
(marmor Lunen-
se)
zuweilen wasserhelle Bergcrystalle. Gebrauch
zu Bildhauerey und
Baukunst; zumahl die herr-
lichen Sorten von bianco antico und unter
diesen
vor allen der berühmte Parische, durchscheinend
wie
gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben
= 2837.
Gar sehr von den übrigen verschieden ist
doch
der Dolomit im Levantinerthal am St. Gotthard
etc.; wo
er das Muttergestein des dasigen Tremo-
lits
ausmacht, und in nicht zu dicken Tafeln
biegsam ist. Er löst
sich schwer in Säuren auf;
gibt, im Finstern geschlagen,
phosphorisches
Licht; und hält (nach Klaproth) 52
kohlensaure
Kalkerde, 46,52 kohlensaure Talkerde, mit
etwas
Eisen- und Braunsteinkalk.
2) Dichter Kalkstein (und Marmor).
Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als
feinkörniger,
polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfa-
chen Farben, als auf die vielartigste Weise
bunt,
marmorirt, geadert etc. in endloses Mannigfal-
tigkeit. So z.B. vom einfarbigen die vorzüg-
lichen antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.;
vom zweyfarbigen, pavonazzo, weiß mit ro-
then Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß,
roth und gelb geflammt;
mit vieren, brocca-
tello, weiß, roth, gelb und grau; u.s.w.
So
unter denen mit besondern Zeichnungen,
z.B.
Dendriten-Marmor (alberino); Ruinen-
[Seite 618] Marmor (cittadino ruderato, paësino,
Ri-
maggio etc.)
der schon in Mergelstein übergeht etc.
So unter denen, die
fremde Körper enthalten,
besonders die Petrefacten-Marmor, und
unter
diesen wieder nahmentlich der Muschel-Mar-
mor (Lumacchella); und der Corallen-Marmor,
wohin die pietra stellaria gehört
etc. Mancher
besteht als Breschen-Marmor als zusammen-
cämentirten Trümmern von andern Marmorar-
ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durch-
zogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera
(S. 602.), oder
geflammt, wie der ausnehmend
schöne lauchgrüne Cipollino antico u.s.w.
–
Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor
meist
splitterigen Bruch; theils in schieferigen Ge-
füge (– so z.B. der neuerlich zur Polyaviogra-
phie oder Steindrucken angewandte Pappen-
heimer
Kalkschiefer, in welchem sich auch die merk-
würdigen Abdrücke von tropischen Seegeschöpfen
der Vorwelt
finden. –). Mittelgewicht = 2675.
Uebergang in Mergelstein. (So
z.B. der ältere
Flözkalkstein, der auch in manchen
Gegenden
Zechstein heißt). Bildet große durch alle Welt-
theile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemei-
niglich auf der Außenseite (nicht leicht in
beträcht-
licher Teufe) mit dem gemeinen
Petrefactenstein
überzogen sind, welcher die allgemeinste
Grab-
stätte der Seethiere aus den Zeiten der
Vorwelt
ausmacht.
Zu den besondern Abarten des gemeinen Kalk-
steins gehört nahmentlich auch der faserige,
und
hauptsächlich der sogenannte Rogenstein, Ham-
mites, der nicht mit dem Erbsenstein
verwechselt
werden darf, sondern aus mächtigen, theils
ganze
Flözlagen bildenden Massen von gleichgroßen Kör-
nern, dichten, (selten concentrisch schaligen)
[Seite 619] Kalksteins
besteht, die durch ein kalkiges oder
mergelartiges Cäment zu
einem festen Gestein
zusammen verbunden sind. Es gehören
dahin
nahmentlich die berühmten Sorten von
englischem
Baustein, Portlandstone, Purbeckstone etc.
10. Mergel. Marga. (Fr.
marne, Engl.
marl.)
Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand
etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; un-
durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang
und
Festigkeit. Daher besonders drey Hauptar-
ten
desselben zu unterscheiden sind:
1) Erdiger Mergel, Düngmergel.
Mehr oder weniger los oder zusammenge-
backen; mager; meist rauh anzufühlen; läßt
sich
durch Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der
Luft
Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder spä-
ter.
Nach dem vorwaltenden Bestandtheile wer-
den die
Abarten benannt (Kalkmergel, Thonmer-
gel*) etc.), und auch ihr Gebrauch zur
Verbesse-
rung verschiedener Arten von Boden
bestimmt.
Von lockerem, durchlöchertem, theils
gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem
Bruch;
zerfällt nicht an der Luft, sondern verhärtet viel-
mehr. Fast immer voller Reste und Spuren vege-
tabilischer Körper die davon incrustirt
worden;
besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe
und
Schilf (letzteres zumahl im röhrförmigen so ge-
nannten Beinwell oder Beinbrech, Osteo-
colla); aber auch in manchen Gegenden
kleine
Flußschneckchen; in andern calcinirte See-Conchy-
[Seite 620] lien (s. oben S. 536 u. f.) etc. Bildet hin
und
wieder große Lager von niederem aufgeschlemm-
ten Lande; in welchem sich häufig die Reste
der
fossilen Elephanten, Rhinocere, u.a.
tropische
Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in
so
großer Menge ausgegraben werden.
3) Mergelstein, Hammerkalk etc.
Dicht, und zwar theils derb, theils
schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch: auch in
mancher-
ley besonderer Gestalt, als Mergelnüsse,
so ge-
nannte Ingwersteine etc. hat erdigen Bruch.
Ue-
bergang in dichten Kalkstein.
Besonderer Erwähnung verdient der bey
Jena
brechende, durch Reiben
phosphorescirende
Sandmergelstein*): und der wegen seiner ei-
genen
Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus
Helmontii (Fr. Dés de van-Helmont,
Engl. waxen-vein), der sich nur in
wenigen
Gegenden, wie z.B. um Antwerpen und im
Fränkischen
findet, und aus Würfeln eines leber-
braunen
Mergelsteins besteht, die durch Schei-
dewände von
grauem dichten Kalksinter von ein-
ander
abgesondert sind, und im Ganzen theils
kopfgroße, etwas
plattgedruckte kugelichte Mas-
sen bilden.
11. Bituminöser Mergelschiefer.
Mehr oder weniger mit Erdharz
durchdrungen;
meist graulich schwarz; undurchsichtig; schim-
mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken
von
Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle-
ber etc.) auch theils mit Kräuterabdrücken,
die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver-
schieden sind; selten enthält er hingegen unbe-
[Seite 621] kannte Seegeschöpfe, wie z.B. der bey Voll
in
Schwaben die colossalische Medusen-Palme (hel-
mintholithus portentosus Linn.). Oft ist er
stark
kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl.
slaty cop-
perore); und theils ansehnliche Flöze bildet,
die
einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues
ausmachen.
12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)
Meist grau; einerseits ins Gelbliche, ander-
seits ins Schwarze; meist undurchsichtig,
sehr
selten durchscheinend; meist erdiger, theils split-
teriger Bruch; theils marmorartig,
polirbar;
meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schie-
ferig; selten spathartig [wie z.B. der
Stinkspath
oder Leberspath von Lissabon*)]. Wenn er ge-
schabt oder scharf gekratzt wird, gibt er
einen
Geruch, wie gebranntes Horn. Hält
häufig
Versteinerungen, und zwar sowohl Incognita
der Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch or-
ganisirte Körper beyder Reiche aus der
jetzigen
Schöpfung, wie z.B. im öninger Stinkschiefer**).
Die verschiedenen Gattungen dieser
Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen, im
Ganzen
genommen, analog; nur sind sie ceteris
paribus
weit weicher.
13. Gypsspath, Selenit,
Frauenels,
Marienglas. (Ital. scagliola.)
Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß-
lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und
mehr
oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter-
glanz; blätteriges Gefüge; ein wenig
biegsam,
doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich
leicht
mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils
aber
auch crystallisirt*);
zumahl in Linsenform,
oder in rautenförmigen Tafeln mit
zugeschärften
Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf man-
cherley Weise als Zwillingscrystall; selten in
achtseitiger
Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w.
Gehalt = 32 Kalkerde, 46
Schwefelsäure, 22
Wasser.
So wie der Kalksinter als Tropfstein,
oder
Rindenstein, oder sonst als Ueberzug über andere
Körper
etc.; theils faserig, theils dicht. Letzterer
theils
alabasterartig.
15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmels-
mehl. Farina fossilis.
Aehnelt der Mondmilch; theils
schneeweiß;
theils ins Grauliche etc.; staubartig.
Fundort
in den Klüften der Gypsberge.
Meist weißlich oder graulich, doch auch in an-
dere, meist unansehnliche Farben; mehr
oder
weniger durchscheinend; immer ungeformt.
1) Schuppiger Gypstein, auch
schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge-
nannt. Gypsum lamellosum.
Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.;
wenig
durchscheinend; schuppig, theils ins
Blätterige.
Gewicht = 2167. Gehalt (nach Kirwan) =
32
Kalkerde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser.
Theils mit andern
Fossilien inniger oder gröber
gemengt, z.B. mit Quarz (bey
Wisbaden), mit
Hornstein [bey Montmartre*)].
Oft hält er
andere Fossilien, theils ausschließlich in sich
ein-
gewachsen; so z.B. bey Lüneburg den
Boracit,
in Arragonien den Arragonit; in Gallizien zimmt-
braune kleine Quarzcrystalle (die irrig so genann-
ten Hyacinthen von Compostella) etc.
2) Strahlgyps, Katzenstein. Gypsum fibro-
sum, lapis inolithus,
stirium.
Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer-
bruch theils gerade-, theils krumm-faserig;
meist
schimmernd; theils mit Perlmutterglanz;
theils zerreiblich:
meist in dünnen Lagen. Ge-
wicht = 2305.
Theils blendendweiß; aber auch in
mancherley
andere, doch meist trübe Farben, bis ins
Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc.;
der
weiße theils stark durchscheinend; matt; der
Bruch aus
dem Splitterigen ins Erdige.
Begreift zwey neuerlich entdeckte
schwefelsaure
Kalkarten, die sich außer ihrem äußern
Habitus
vorzüglich durch den Mangel des Crystallisations-
wassers von den übrigen auszeichnen.
1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.
Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmut-
terglänzend; dreyfacher rechtwinklichter Durch-
gang der Blätter; sehr leicht zersprengbar: Ge-
wicht = 2964. Gehalt (nach Vauquelin) =
40
Kalkerde, 60 Schwefelsäure. Fundort beym
Steinsalz im
Salzburgischen und im C. Bern.
2) Derber Anhydrit, blauer Gyps.
Meist himmelblau, ins Graue etc.; wenig durch-
scheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt
(nach
Klaproth) = 24 Kalkerde, 57 Schwefel-
säure mit
etwas Kieselerde und Eisenkalk. Fund-
ort zumahl
Sulz am Neckar.
Begreift die dem Stinkstein (S. 621.) analo-
gen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Sele-
nite, die, wenn sie geschabt werden, wie Schwe-
felleber riechen; sind meist von rauchgrauer
Farbe.
19. Flußspath. (Fr. Spath fluor.)
Hat den Nahmen von dem Gebrauche, den
man beym
Hüttenwesen davon macht. Findet
sich von den mehrsten Farben der
Edelsteine; sel-
ten ungefärbt; mehr oder weniger
durchsichtig;
glasglänzend; mit spathartigem Gefüge;
theils
ungeformt; selten stängelicht zusammengehäuft
(so der
honey-comb spar von
Derbyshire);
häufig crystallisirt, zumahl cubisch; selten
in
doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II. fig.
5. –); meist
polirbar. Gewicht eines smaragd-
grünen = 3481.
Gehalt (nach Kirwan) = 57
Kalkerde, 16 Spathsäure, 27 Wasser.
Auf glü-
hende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er
meist
mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch
schon in
größern Stücken und ohne dadurch zu
zerspringen) ein violetter
und grünlichweißer von
Nertschinsk (der deshalb so genannte
Chloro-
phan oder Pyrosmaragd).
Der dichte Fluß unterscheidet sich durch
den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist
grünlich-
oder blaulich-weiß; schwach durch-
scheinend; mit
schimmerndem Bruche; ungeformt.
Fundort zumahl Derbyshire, und
Strasberg
am Harz.
Meist graulichweiß; theils staubartig, meh-
lig, theils von kreidiger Consistenz; mager; et-
was abfärbend; auf heißer Asche gibt sie
das
grüne Licht wie der Flußspath, woraus sie ver-
muthlich durch Verwitterung entstanden; doch
hält
sie außer der Spathsäure auch etwas Phos-
[Seite 626] phorsäure.
Fundort bey Sigeth in Ungarn, und
in Andalusien.
In mancherley Farben, fast wie der
Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig;
glasglänzend;
der Querbruch blätterig, der Längenbruch
ins
Muschelige. Gewöhnlich crystallisirt, meist
in
sechsseitigen Säulen von mancherley Abartung.
Gewicht =
3218. Gehalt (nach Klaproth) =
55 Kalkerde, 45 Phosphorsäure und
etwas
Braunsteinkalk; auf Kohlen gebröckelt phospho-
rescirt er ebenfalls mit grünem Lichte.
Fundort
zumahl die Zinnwerke bey Ehrenfriedersdorf
und
Schlackenwalde.
Auch der Spanische Spargelstein und
der
Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.
22. Phosphorit, erdiger Apatit.
Gelblich-weiß; undurchsichtig; von
erdigem
Bruche; magern Korn; splitterigem Bruche,
der theils
auch ins Faserige übergeht; halbhart;
schwer; im Dunkeln mit
scharfen Eisen gekratzt
gibt er leuchtenden Strich, und auf
Kohlen ge-
bröckelt, so wie der Apatit, grünes
Licht Fund-
ort bey Truxilla in Estremadura in
abwechselnden
Schichten von gemeinem Quarz.
Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend;
Bruch
aus dem Kleinmuschligen ins Splittrige;
[Seite 627] derb und crystallisirt
(wies scheint würflich mit
abgestumpften Kauten). Gehalt (nach
Klap-
roth) = 35,5 Kalkerde, 36,5 Kieselerde,
24
Boraxsäure, 4 Wasser. Fundort Arendal.
Die Strontianerde ist zuerst vom von Hrn.
R. Sulzer in Ronneburg und
Dr. Crawford
für eine besondere Grunderde
anerkannt wor-
den. Zu den Haupteigenschaften
derselben ge-
hört, daß sie mit Salzsäure nadelförmige
Cry-
stallen bildet, und daß eine Auflösung dersel-
ben in Weingeist carminroth brennt, wenn
Papier,
Baumwolle etc. damit eingetränkt und
angezündet worden. Die
salpetersaure Auf-
lösung derselben gibt sechsseitige,
dicke, tafel-
förmige Crystallen.
Diese Erde findet sich mit zweyerley Säu-
ren, mit der
Kohlen- und Schwefelsäure ver-
bunden. Also
Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch-
scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; fa-
serig; theils stängelicht zusammengehäuft;
meist
in keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt;
äußerst
selten in nadelförmigen abgesonderten
Crystallen. Gewicht = 3591
L. Gehalt (nach
[Seite 628] Klaproth) = 69,50 Strontianerde, 30 Kohlen-
säure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort
im
Bleygange des Granitgebirges bey Strontian
in Schottland,
meist in Schwerspath einge-
wachsen.*)
Nicht bloß, wie der erste Nähme andeutet,
blau,
sondern auch weiß, gelblich, graulich etc.;
mehr oder weniger
durchscheinend und auch un-
durchsichtig; sowohl
von dichtem, als faserigem
und blätterigem Gefüge; theils derb,
theils in
geschobenen vierseitigen Tafeln crystallirt. Ge-
wicht des faserigen aus Pennsylvanien = 3714
L.
Gehalt desselben nach Klaproth) = 58 Stron-
tianerde, 42 Schwefelsäure. Fundort außerdem
– zumal der
blätterigen Abart – Bristol in
Sommersetshire und Mazzara in
Sicilien, und
der derben erdigen bey Montmartre.
Die dieses Geschlecht charakterisirende
Schwererde (terra ponderosa, barytes)
ist zuerst von
Bergmann für eine eigene
Grunderde erkannt worden, und hat den
Nah-
men von ihrem ansehnlichen specifischen Ge-
wichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalk-
erde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in
hoher
Temperatur für sich zu Glas; verbindet
sich mit der Schwefelsäure zu
Schwerspath;
und wird aus ihren Auflösungen in der Salpe-
ter- und Salzsäure durch die Blutlauge gefällt.
Auch sie findet sich, wie die Strontianerde,
sowohl mit der Kohlen-
als mit der Schwefel-
säure verbunden.
Weiß, ins Grauliche, theils ins
Röthlichgelbe;
durchscheinend; ähnelt im äußern
Totalhabitus
fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist unge-
formt, springt in keilförmige Bruchstücke,
auf
dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift;
sehr
selten crystallisirt; und dann meist in sechs-
seitiger Säule mit sechsseitiger Spitze (– tab. II.
fig. 19. –). Gewicht =
4271 L. Gehalt
(nach Kirwan) = 78 Schwererde, 20 Kohlen-
säure. Fundort vorzüglich in den Bleywerken
zu
Anglezark bey Chorley in Lancashire, und zu
[Seite 630] Steinbauer in
Obersteiermark. Innerlich genossen
ist er warmblütigen Thieren
ein Gift, aber auch;
wie so viele andere Gifte, zweckmäßig
versetzt
und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.
2. Schwerspath (Fr. spat pésant, Engl.
cawk, ponderous spar.)
Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem
aber
auch wie mancher Gypsspath, faserig; und
wie mancher Flußspath,
dicht; daher dann fol-
gende drey Arten:
1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer-
spath.
Meist weiß, aber auch in mancherley
andere,
doch nur unansehnliche, Farben; selten farbenlos
und
wasserhell; meist mehr oder weniger durch-
scheinend; theils undurchsichtig; häufig unge-
formt; theils in dickschaligen Ablosungen; aber
auch in sehr
vielartigen Crystallisationen; sowohl
in Säulen als Tafeln meist
von vier oder sechs
Seiten und mancherley Zuschärfung und Zu-
spitzung; auch als doppelt vierseitige
Pyramide
(– tab. II. fig. 5. –) etc. Die Säulen theils
nadelförmig, wohin z.B.
der so genannte Stan-
genspath von Freyberg
gehört. Die Tafeln
häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden,
die
theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind
(– tab. II. fig. 8 –);
theils in sehr kleinen,
wie an Fäden angereihten, tafelförmigen
Kry-
stallen als Haardrusen; oder sonst in
mannig-
faltiger besondern Gestalt
zusammengehäuft,
z.B. als Hahnenkammdrusen etc. Gewicht =
[Seite 631] 4430. Gehalt
(nach Bergmann) = 84 Schwer-
erde (und oft auch
etwas Strontianerde), 13
Schwefelsäure, 3 Wasser. Häufig auf
Gängen,
wo er eine der gemeinsten Gangarten vieler
Erze
macht; aber auch hin und wieder in Flözen.
Eine besonders anzuführende Abart ist der
so
genannte Aehrenstein oder fälschlich so
genannte
Strausasbest (Lapis acerosus),
ein weißer
Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, wo-
mit sein aschgraues, thonartiges
Muttergestein
gleichsam durchwachsen ist. Fundort,
ehedem
bey Osterode.
2) Faseriger Schwerspath, Bologneserspath.
Von faserigem Gefüge auf dem
Querbruch;
rauchgrau, wenig durchscheinend, in
rundlichen,
gleichsam plattgedruckten Nieren (von Größe
und
Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht =
2440.
Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefel-
saure
Schwererde, 16 Kieselerde, 14,75 Thon-
erde, 6
schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenkalk,
2 Wasser. Findet sich
bloß am Berge Paterno
bey Bologna; auch hat man aus dieser
Abart
des Schwerspaths zuerst die so genannten Licht-
magnete verfertigt.
Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist
nur
an den Kanten oder in Splittern durchscheinend;
matter
meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge-
halt des
Rammelsberger (nach Westrumb) =
83,5 schwefelsaure Schwer- und
Strontianerde,
6,5 Kieselerde, 1,5 Thonerde, 2
schwefelsaurer
Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie ge-
sagt der Rammeisberg, aber auch Derbyshire etc.
3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwer-
spath.
Meist gelblichgrau; erdig; mager,
rauh.
Besonders bey und auf gemeinem Schwerspath.
4. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sul-
fatée fétide. Lapis hepaticus Cronst.
Theils bräunlichschwarz, theils
graulichgelb;
nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch-
sichtig; glänzend; in Nieren oder
stumpfeckigen
ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Ei-
sen geschabt oder gekratzt wird, einen Geruch-
nach Schwefelleber. Fundort besonders Kongs-
berg in Norwegen, und Virginien.
Wir haben bisher die Erden und Steine
als homogene (mechanisch
einfache) Fossilien
betrachtet. Häufigst aber finden sich auch
Fos-
silien verschiedner Gattungen und selbst
aus
verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige,
aber
bestimmte Weise und meist in ansehnli-
chen Massen und
Gebirgslagern unter einander
gemengt, daher es, besonders für den
geogno-
stischen Theil der Mineralogie, überaus
wich-
tig ist, auch diese aus heterogenen
Gattungen
von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa
s. petrae heterogeneae) unter eine systema-
tische Uebersicht zu bringen*).
Doch schränken wir uns hier bloß auf die-
jenigen ein,
die in ihren bestimmten Mengungs-
verhältnissen ganze
Gebirgslager bilden, mit
Ausschluß derer, wo sich nur selten oder
einzeln
[Seite 634] ein
Fossil in einem andern gleichsam eingewach-
sen
findet, wie z.B. zuweilen Bergcrystall im
carrarischen Marmor (S.
617) etc., oder wo ir-
gend in Höhlen und
Drusenlöchern eines ältern
Gesteins andere Fossilien von weit
neuerer Ent-
stehung abgesetzt worden, wie z.B.
Kalksinter
in alten Erdschlacken oder Laven etc.
Jene eigentlich so genannten gemengten
Gebirgsarten lassen sich nach
der verschiedenen
Verbindungsart ihrer Gemengstoffe unter fol-
gende drey Hauptclassen bringen:
A) Wo die verschiedenen
Gemengtheile bey
gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Pri-
mordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles
fremde
Cäment oder Grundteig ursprüng-
lich wie in einander
crystallisirt und inning
zusammen verwachsen sind, wie beym Gra-
nit; daher angeschliffene Stücke desselben
gleichsam
einem Mosaik ähneln.
B) Wo bloß einzelne Brocken
von Fossilien
in einen Grundteig oder Hauptmasse von
anderer
Steinart gleichsam eingeknetet
sind, wie beym Porphyr.
C) Endlich, wo dicht
zusammengehäufte
Körner und Gerölle durch ein Cäment
gleichsam
zusammengekittet sind, wie in
den Breschen und im Sandstein.
Bey den beyden ersten Classen sind wohl
alle
Gemengstoffe von gleichzeitiger Ent-
stehung.
Bey der dritten hingegen müssen, wenigstens
bey
den Breschen, die Körner und Gerölle
früher gebildet gewesen seyn,
ehe sie durch
ein Cäment unter einander verbunden
worden.
Ich habe versucht, wo es sich thun ließ,
die Hauptarten wieder in
folgende Unterarten
abzutheilen:
a) Die eigentliche Art, die
aus denen ihr
eigentlich zukommenden Stoffen rein ge-
mengt ist, wie z.B. eigentlicher Granit
aus
Feldspath, Quarz und Glimmer.
b) Afterarten, die, statt
eines oder des
andern der ihr eigentlich zukommenden
Stoffe,
einen oder den andern fremden
enthalten.
c) Uebermengte Arten, denen
außer ihren
eigentlichen Stoffen überdieß noch
fremde
überzähliche beygemengt sind.
d) Halbarten, denen einer
oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne
daß
dafür ein fremder eingemengt wäre.
A) Gemengte Gebirgsarten
mit ursprüng-
lich in einander gewachsenen
Stoffen.
In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in
mächtigen
Bänken geschichtet; aber von mannig-
faltiger
Verschiedenheit des grob- oder feinkör-
nigen
Gemenges; oder des ungleichen Verhält-
nisses der
Gemengstoffe; oder des mehr oder
minder festen und frischen Korns
u.s.w.
a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.
Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und
Glimmer.
S. z.B. der antike Granito
rosso.
So auch das berühmte ungeheure Geschiebe
aus
einem Sumpfe am finnischen Meerbusen, das
seines Gewichtes
von drey Millionen Pfund un-
geachtet nach St.
Petersburg transportirt worden, [Seite 637] um der Statüe Czaar Peters des großen zur
Basis
zu dienen*).
Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen,
ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls
ein
eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver-
witterung steht.
S. z.B. der statt des Glimmers Hornblende
enthält,
wohin auch manche antike Arten gehören
(nur nicht der wahre
Syenit).
Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und
Glimmer
auch noch Hornblende oder Stangen-
schörl, Granaten,
Demantspath, Zinnstein,
magnetischen Eisenstein**) etc. enthält.
Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht,
welcher dann, wenn er innigst gemengt
ist, nach oryctognostischer
Ansicht in den Grünstein
(S. 594) übergeht; oder aus Feldspath
und
Glimmer, wohin man das Feldspath-Avantu-
[Seite 638] rino vom weißem
Meere [S. 584 not.*)] rech-
nen kann etc.
2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)
Die Gemengstoffe wie beym Granit, an wel-
chen er auch meist angränzt, und daher theils in
ihn
übergeht (zumahl durch den von Saussüre
so genannten Granit veiné); insgemein
aber ge-
schichtet, dickflaserich, theils gar
schieferig; bricht
in Ganggebirgen. Seine Unterarten
übrigens
wie beym Granit:
Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart
sind
eigentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glim-
mer in schieferigem Gefüge. Häufig erzführend;
theils alaunhaltig.
Es gehört dazu:
a. Eigentlicher Glimmerschiefer.
Mancher wird wegen seines Gebrauchs für
hohe Oefen
Gestellstein (saxum fornacum)
genannt.
Eine vorzüglich schöne zimmtbraune,
und
avanturinartig Goldschimmernde bricht bey
Catharinburg in
Sibirien.
b. Uebermengter Glimmerschiefer.
Zumahl häufig mit Granaten, im so genann-
ten Murkstein.
B) Gemengte Gebirgsarten,
bey welchen
einzelne Brocken von gewissen Fossilien
in einer
homogenen Hauptmasse, wie
in einem Grundteige, liegen.
Die Grundmasse ist vielartig; z.B.
häufig
Hornstein; aber auch verhärteter Thon; oder
[Seite 639] Trapp; oder Pechstein etc.;
gehört mehrentheils,
wie die beiden vorigen, zu den
Ganggebirgsar-
ten, und bricht meist in derben Massen:
doch
theils auch kugelich.
Feldspath und Hornblende, in eine der gedach-
ten Grundmassen eingemengt.
Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden
Härte etc.
vorzüglichste und eigentlich so genannte
antike Porphyr, ist, wie
schon der Nahme an-
zeigt, von rothbrauner Farbe und
Grundmasse,
die aus einem eigenen hornsteinartigen, dem Ja-
spis sich nähernden Gestein besteht, und
kleine
Brocken eines von dieser Grundmasse röthlich
tingirten,
dichten Feldspaths und schwarzer Horn-
blende enthält.
Fundort vorzüglichst Nieder-
Aegypten und das steinige
Arabien.
Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in man-
chen irrig so genannten alten Laven des Vesuvs
(S.
593).
Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in
der
Grundmasse.
Von der Art ist z.B. der ungarische Grau-
stein (Saxum metalliferum Born.), der aus
einer Grundmasse von
verhärtetem Thon mit
eingemengter Hornblende, Feldspath,
Glimmer
und zuweilen Quarz, besteht. Fundort in Nie-
der-Ungarn, wo er das Hauptganggebirge und
das
Muttergestein der mehresten dasigen reichen
Gold- und Silbererze
ausmacht*).
Mit einem einzigen Gemengstoff in
der
Grundmasse.
So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr
(das
fälschlich sogenannte Serpentino
verde an-
tico), mit lauchgrüner,
hornsteinähnlicher, (zu-
weilen auch grünsteinartiger)
Grundmasse und
darein gemengten mittelmäßig großen Feldspath-
brocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.
5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.
Die Grundmasse des eigentlichen Porphyr-
schiefers ist meist der obgedachte Klingstein
(S.
591). Eingemengt ist in sehr kleinen Körnern
Feldspath,
Quarz etc. Das Gefüge, wie schon
der Nahme zeigt, schieferig.
Hingegen beym Weißstein oder (wie er von
seinem
Fundort in Mähren, genannt wird) Na-
miesterstein der
auch meist schieferige Textur
hat, macht weißer dichter Feldspath
die Grund-
masse, in welcher kleine Granaten, theils
auch
Glimmer etc. Porphyrartig eingemengt liegen.
C) Gemengte Gebirgsarten,
aus dicht
zusammengehäuften Körnern und Ge-
röllen, die durch ein Cäment
gleichsam zusammen gekittet sind.
Ungleichförmige Gerölle und Brocken in
eine
gemengte, meist sandsteinartige Hauptmasse ein-
gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cä-
ments sowohl als der inliegenden Gemengstoffe.
Jenes
ist aber immer derb, nicht von schieferi-
gem
Gefüge.
Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist
graulichgelben, durch Quarz-Cä-
ment verbundenen
Sandstein, in welchem Ge-
rölle von Feuerstein,
Kieselschiefer etc. fest einge-
wachsen sind*). Fundort vorzüglich in England;
der schönste
bey St. Albans in Hertfordshire.
Das sogenannte Rothe todte liegende der
deutschen
Bergleute. – Meist eine Grundmasse
von stark eisenschüssigem durch
Thon-Cäment ver-
bundenen Sandstein, in welchem Quarz,
Kiesel-
schiefer etc. in ungleichförmigen Körnern
fester
oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häu-
fig, die unterste Flözlage in Bergwerken; bildet
aber
auch theils ganze Berglagerungen;
zumahl in der Schweiz, denn die
dafige Nagel-
fluhe**) ist von dieser Art.
Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine
Grundmasse von meist
grauem, durch Thon-
Cäment verbundenem Sandstein, in
welchem
Quarz von ungleichförmigen Geröllen oder Kör-
nern und theils sehr verschiedener Größe, fester
oder
lockerer eingemengt liegt. Uebergang in
Sandstein, und zwar
nahmentlich in denjenigen,
welcher bey den Steinkohlenflözen bricht,
und
deßhalb (zum Unterschied vom gemeinen neuern
Flözsandstein)
Kohlensandstein genannt, wird.
Macht eine Hauptgebirgsart des
Oberharzes,
wo sie reiche Erzgänge führt, und ins Flözge-
brige übergeht.
Die Gemengtheile, wie bey den letztgedachten
Arten
der Breschen, aber mit schieferigem
Gefüge.
So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen
Gegenden des Oberharzes, z.B. am
Burgstetterzug bey Clausthal,
schilfähnliche Ab-
drücke enthält, die für die
Geogenie um so merk-
würdiger werden, da es
wahrscheinlicher Weise
die allerältesten Spuren von organisirter
Schö-
pfung auf unserm Planeten sind.
Quarz in meist gleichförmigen Körnern
dicht
zusammen gekittet. Das Cäment ist von ver-
schiedener Art: z.B. kalkartig; oder thonartig;
oder
eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz-
[Seite 643] artig, da dann
solcher Sandstein in körnigen ge-
meinen Quarz (S.
552) übergeht.
Theils in mächtigen Lagern; theils mit cry-
stallinischem Korn; theils mit Abdrücken von Pe-
trefacten der Vorwelt und zwar aus beyden Rei-
chen organisirter Körper.
Zum Sandstein von besonderer Gestalt
gehört
vorzüglich der, so sich bey Clausenburg in Ku-
geln der verschiedensten Größe findet.
Des so genannten crystallisirten Sandsteins
von
Fontainebleau ist oben behörigen Orts beym
Kalkspath (S. 612)
Erwähnung geschehen. Eher
verdient derjenige hier seine Stelle, der
im Wir-
tembergischen bey Stuttgard und Tübingen
bricht.
Am allergemeinsten mit Glimmer.
Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer
dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
Würfelchen in
dem sonderbaren Muttergestein
des rothen Chromiumerzes von Beresofsk
im
Catharinburgischen.
Und so findet auch wohl der Topasfels
des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 575) hier
füglich seine
Stelle, der aus einem in körnigen
Quarz übergehenden Sandstein zu
bestehen scheint,
welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen-
schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch
mit
ungeformtem Topas und gelbem Steinmark
durchzogen ist.
Der sich also wegen seines Gefüges zum der-
ben Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer
[Seite 644] zum Porphyr, oder
wie der Grauwackenschiefer
zur Grauwacke etc.
Besonders merkwürdig ist der seit etwa 24 Jah-
ren von neuem*) berühmt gewordene
biegsame
Sandstein von villa
rica in der brasilischen Pro-
vinz minas geraes. Zwischen
seinem sonderbaren
meist flachsplitterigen Korn ist kein
merkliches
Cäment zu unterscheiden.
Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeinig-
lich mit Glimmer übermengt und meist damit
im
schieferigen Bruche durchzogen (so z.B. nah-
mentlich
im englischen York-stone,
Breming-
stone etc.)
Nur variirt dabey das Verhältniß
des Quarzes zum Glimmer sowohl in
Rücksicht
der Menge als der Vertheilung gar vielartig.
Die Salze überhaupt unterscheiden sich von
andern Körpern vorzüglich
durch ihre leichte
Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren
specifiken
Geschmack; durch ihr großes Aneignungs-
und
Mischungsvermögen, d.h. ihren starken
Hang sich mit andern Stoffen,
innig zu ver-
binden.*)
Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich
von Natur fossil finden),
gehören zu den so ge-
nannten Mittel-Salzen (Salia media, neu-
tra, composita), die
nähmlich aus einer
Säure bestehen, verbunden, entweder A) mit
einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen
dieses Verbindungsvermögens so genannten al-
kalischen Erde, oder C) mit
metallischen Kalken.
Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps
u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver-
bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber
wegen ihrer
Geschmacklosigkeit und mindern Auf-
[Seite 646] lösbarkeit, wenigstens in der
Mineralogie, füg-
licher wie oben geschehen, den Erden und
Steinen
beygezählt.
Die mineralischen Salze werden am natür-
lichsten nach den
verschiedenen Säuren, die
sie enthalten, unter folgende fünf
Geschlechter
gebracht:
II. Schwefelsaure Mittel-Salze.
III. Salpetersaures Mittel-Salz.
IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und
1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda.
Sal gemmae, muria montana. Sal am-
moniacum veter. Soude
muriatée.
Theils farbenlos und wasserhell; häufiger
aber
graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.;
meist
mehr oder weniger durchscheinend; theils
nur schimmernd, theils aber
glänzend; der
Bruch theils dicht, theils blätterig, theils fa-
serig, theils körnig; meist ungeformt;
selten
crystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit ein-
geschlossenen Wassertropfen etc. Gewicht =
2143.
Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Soda, 17 Wasser.
Zerspringt im
Feuer mit Knistern. Bildet theils
[Seite 647] mächtige Flöze und Lager*) (Salz-Stöcke),
wie z.B. zu Bochnia und
Wieliczka bey Kra-
kau etc. Theils aber wird es auch
(als Seesalz)
an den Usern salziger Landseen durch die Sonne
als
eine feste Rinde gradirt, wie z. E. bey
Alexandria in Aegypten und
am Baikal.
2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am-
moniak. Sal ammoniacum. Ammonia-
que
muriaté.)
Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemisch-
tem Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd;
theils
mehlich; theils in undeutlichen kleinen
Crystallen; zeigt einige
Ductilität und Schnell-
kraft. Gewicht = 1420.
Geschmack kühlend-
stechend, laugenhaft; geht auf
Kohlen als weißer
Rauch in die Höhe, Fundort zumahl in vulca-
nischen Gegenden.
A) in Verbindung mit Laugensalz.
1. Natürliches Glaubersalz, schwefel-
saure Soda. Sal mirabile Glaub. Soude
sulfatée.
Weißlich, theils durchscheinend, theils
erdig
Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58
Wasser. Geschmack
bittersalzig, kühlend. Fund-
[Seite 648] ort untern andren bey der
natürlichen Soda von
Debrezin.
B) In Verbindung mit alkalischen Erden.
2. Natürliches Bittersalz,
schwefelsaure
Talkerde. Magnesia vitriolata.
Magnesie
sulfatée.
Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel-
förmigen zusammengehäuften Crystallen. Gehalt
= 33
Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser.
Geschmack sehr bitter.
Fundort unter andern
bey Jena.
Eine besondere Abart ist das so genannte Haar-
salz (Halotrichum) von Idria, das
sich durch
seine lange haarförmige Crystallen, silberweiße
Farbe
und Seidenglanz auszeichnet.
3. Natürlicher Alaun, schwefelsaure
Thonerde.
Alumen, argilla vitriolata.
Alumine sulfatée.
Meist graulich; theils durchscheinend; meist
nur
schimmernd; theils seideglänzend; theils
erdig. Gewicht = 2071.
Gehalt ungleich: z.B.
= 24 Schwefelsäure, 18 Thonerde, 58
Wasser.
Geschmack zusammenziehend, herbe, hintennach
süßlich.
Fundort vorzüglich im Neapolitanischen.
Zuweilen auch auf den so
genannten Alaunerzen.
Gebrauch hauptsächlichst zur Färberei etc.
C) In Verbindung mit
metallischen
Kalken.
Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von
Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
[Seite 649] dieser verschiedenen
Metallkalke zusammen verbun-
den; doch werden sie auch
dann a potiori benannt:
1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel-
saures Kupfer. Cuivre sulfaté, (coupe-
rose bleue.)
Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glas-
glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230.
Gibt
im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung
färbt das damit geriebene
Eisen kupferroth. Her-
ber, zusammenziehender,
ekelhafter Kupferge-
schmack. Fundort z. E. bey
Herrengrund in
Ungarn etc.
2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen. Fer sulfaté.
(couperose verte.)
Meist spangrün etc. verwittert aber
ochergelb;
theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel-
kies etc.; meist durchscheinend; herber zusammen-
ziehender Tintengeschmack. Fundort z.B.
im
Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul-
canen, Steinkohlen etc.*).
Als eine besondere Abart verdient die Berg-
butter, Steinbutter (Russ. Kamenoemaslo)
genannt zu werden, die gelb;
durchscheinend;
wachsglänzend; blätterig; fettig anzufühlen ist
[Seite 650] und sich
besonders häufig in Sibirien, auf dem
Altai, Ural etc. findet.
3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefelsau-
rer Zink. Zinc
sulfaté, (couperose
blanche.)
Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger
Bruch;
theils als mehlicher Beschlag; theils
haarförmig (als mancher so
genannte Feder-
Alaun); theils stalactitisch etc.
Fundort z.B.
ebenfalls im Rammelsberge.
4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt.
Cobalt sulfaté.
Blaß rosenroth; glasglänzend;
durchscheinend;
stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in
Ungarn.
1. Natürlicher Salpeter,
salpetersaure
Pottasche. Nitrum prismaticum.
Potasse
nitratée.
Weißlich; meist durchsichtig; theils
glänzend,
theils schimmernd; meist in zarten Nadeln,
oder
wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920.
Geschmack
bitterlich und kältend. Im Feuer
schmilzt er und auf glühenden
Kohlen verpufft er;
mehrentheils ist er nur Kalkerde gemischt (als
so
genannte Salpetererde). Fundort vorzüglichst in
Ludamar (im
Innern von Africa), in Hindustan,
auch in Ungarn, Apulien etc., und
bey Homberg
im Würzburgischen. Hauptgebrauch bekanntlich
zu
Schießpulver, zu Scheidenwasser etc.
1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure
Soda. Swaga
der Tibbetaner. Soude
boratée.
Meist grünlich grau; durchscheinend; wachs-
glänzend; krummblätteriger Bruch; crystallisirt
in
sechsseitigen platten Säulen mit schräg zuge-
schärften Enden. Geschmack anfangs süßlich,
hintennach brennend;
schmilzt leicht im Feuer.
Fundort an einigen alpinischen Seen in
den
Schneegebirgen von Tibbet und Nepal. Ge-
brauch besonders zum Löthen etc.
2. Sassolin, natürliches Sedativfalz.
In gelblich weißen fast silberglänzenden schup-
pigen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt
(nach
Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefel-
saurer
Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den
heißen Quellen (Lagoni) bey Sasso im
Floren-
tinischen.
1. Natürliche Soda, vulgo
natürliches
mineralisches Laugensalz, kohlensaure
Soda, Natrum. Borech der Persianer.
Trona in der
Barbarey. Nitrum der Alten.
Soude carbonatée
Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.;
meist
erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt-
glänzend; theils auf dem Bruche stängelich zu-
[Seite 652] sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar;
Geschmack laugenhaft.
Gehalt an Kohlensäure
ungleich; theils 38 pro Cent etc. Fundort
beson-
ders an den Natron-Seen in Aegypten etc.
Mit
Thon gemengt auf den Heiden um Debrezin. –
Die alten
Aegyptier beizten ihre Leichen einen
Monat lang in diesem Salze ein,
ehe sie die-
selben zu Mumien bereiteten*); und den schiff-
brüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es
bekanntlich zur
Erfindung des Glasmachens An-
laß gegeben haben. Noch
jetzt wird es in den
Morgenländern häufig zu diesem letztem
Zweck,
so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der
Zeuge, auch
in Aegypten zum Brotteig und sonst
an die Speisen verwandt.
Das Mauer-Salz, aphronitrum,
alcali
calcareum, das aus feuchten Mauren wie wol-
lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder,
aber
irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit
Kalkerde vermischtes
unreine natürliche Soda.
Brennlich oder combustibel heißen im
Grunde alle diejenigen Fossilien,
die sich so
schnell mit dem Sauerstoff verbinden, daß da-
bey Wärmestoff und Lichtstoff frey werden.
Folglich
gehören, genau genommen, auch die
Metalle darunter. Allein, da sich
diese außer-
dem noch durch manche andere auffallende
und
ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen
übrigen
mineralischen Körpern auszeichnen, so
werden sie nach der alten einmahl
allgemein an-
genommenen Eintheilung (§. 241.) unter
eine
besondere Classe gebracht, und nur nachstehende
vier
Geschlechter zu den eigentlich so genanten
brennlichen Mineralien
gerechnet:
Das erste dieser Geschlechter und die mehr-
sten Gattungen
des zweiten haben das mit ein-
ander gemein und hingegen
von den übrigen
beyden verschiedne, daß sie sich, wenn sie
rein
sind, in Oehl auflösen lassen, und schon im
Glühefeuer mit
Rauch und Flamme und eige-
nem Geruch brennen oder
wenigstens glimmen,
und zur Unterhaltung des Feuers dienen kön-
nen. Vom Erdharz ist Eine Gattung, nähm-
lich das Erdöhl, flüssig. Die übrigen trocke-
nen sind
stark idioelektrisch.
1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre. Engl. Brimstone)
In mancherley Abstufungen seiner bekannten
Farbe;
mehr oder weniger durchscheinen; Fett-
glanz;
muscheliger Bruch; spröde; meist unge-
formt und zwar
sowohl locker als derb; theils
stalactitisch; theils crystallisirt,
in dreyseitigen
oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht
=
2033. Schmilz bey 244° Fahrenh. und
bricht den 414° in Flamme aus.
Oft unrein,
als Schwefelerde etc. Fundort zumahl in Gyps-
flözen, z. E. bey Lauenstein im Hannoverischen;
und
dann auf und bey Vulcanen etc.
Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro-
blematische Fossil, das inzwischen hier sein
Stelle
finden mag; ist meist Honiggelb;
durchscheinend;
glasglänzend; sehr spröde, von
kleinmuscheligem
Bruch; immer crystallisirt, häufigst als
doppelt
vierseitige Pyramide. Gewicht = 1666. Von
den
verschiedenen bis jetzt noch sehr von einander ab-
weichenden Analysen des Honigsteins kommen doch
die
neusten im großen Gehalt einer ihm eigenthüm-
lichen
Säure überein. Fundort (theils zwischen
natürlichem Schwefel) in
bituminosen Holz und
dergl. Holzerde, bey Artern im
Mansfeldischen.
2. Bernstein, Agtstein. Succinum, ele-
ctrum, glessum Tacit. (Fr. succin,
am-
bre jaune, carabé.)
Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe;
und vom
Undurchsichtigen bis ins vollkommen
Durchsichtige; selten
wasserhell, meist öhlklar*),
theils Glasglanz, theils
Wachsglanz; musche-
liger Bruch; theils in besonderer
Gestalt als
birnförmige oder kügelichte Tropfen. Läßt
sich
drehen, poliren etc. Gewicht eines
durchsichtigen
Weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure
(Fr.
acide succinique); ist
vermuthlich als Folge
[Seite 656] einer der frühren Erdrevolutionen*) aus Baum-
harz
entstanden; hält nicht selten fremde Körper
eingeschlossen; zumahl
Wald-Insecten etc. Fund-
ort vorzüglich Samland in
Ostpreußen, theils
in Flözen von bituminösem Holz**)und Braun-
kohle, theils am Seestrande.
3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petro-
leum. Bitume liquide (Engl. fossile Tar.)
Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich-
vollkommen tropfbar (so die Naphtha); theils
hingegen
sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so
der Bergtheer, Maltha); eben
so verschieden in
Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von man-
cherley gelber Farbe; dieser hingegen bis
ins
Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün-
lich-braun); jenes durchsichtig; dieser hingegen
kaum in dünnen
Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850.
Starkriechend. Fundort,
zumahl die Naphtha auf den brennenden
Feldern
am caspischen Meer, das Bergtheer besonders
auf
Barbados, aber auch hier zu Lande z. E.
bey Edemißen im Amte
Meinersen. Gebrauch
[Seite 657] der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung
etc.
des Berghteers zu Arzney etc.*)
1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.
Meist schwarz und nur in Splittern
braun
durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas-
glanz; meist muscheliger Bruch; sehr spröde,
brüchig;
gibt leberbraunen Strich; hat einen
eigenen meist bitterlichen
Geruch; brennt mit
dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort
zumahl
auf dem todten Meere, das davon seinen
griechischen Nahmen hat. Ward
von den alten
Aegyptiern zu ihren Compositionen zur Mumien-
bereitung genommen. Jetzt brauchen es die Tür-
ken, Araber etc. häufigst in Oel aufgelöst
zum
Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um die Stech-
fliegen etc. abzuhalten. – Unter den Abarten
verdient
der berühmte kostbare, wohlriechende
feste Bergbalsam, oder die
mineralische Mu-
mie [Pers. Muminahi**)] aus den Bergklüften
in Khorassan am Fuß des
Caucasus, Erwähnung.
2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.
Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos,
und
auffallend elastisch, so, daß es sich zwar
nicht, wie das
vegetabilische Federharz, ohne
[Seite 658] zu zerreißen, dehnen, aber doch fast wie
weicher
Kork zusammendrucken läßt und bann in feine
vorige
Gestalt zurückschnellt. Fundort bey Cast-
letown in
Derbyshire, zumahl in folgenden bei-
den Abarten.
Schwarzbraun, theils in Olivengrüne; wird
in der
Wärme weich; und ähnelt überhaupt im
dem äußern Habitus mehr noch
als das folgende
vegetabilischen Cahutschuk.
Haarbraun: von einem schwammichten, theils
in
Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als
die dichte Abart.
5. Bituminöses Holz. Oryctodendron,
lignum fossile bituminosum.
Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie
z.B. das
isländische Surtar-brandr oder Schwarz-
holz); mit
wehr oder minder deutlicher Holz-
textur. Uebergang in
Braunkohle und in Pechkohle;
theils in mächtigen Flözen*); theils
alaunhaltig.
Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche
Umber
(nahmentlich die Cölnische) gehört, ist
[Seite 659] durch Verwitterung dieses
Holzes entstanden,
und findet sich theils bey demselben in
Flözen,
theils aber auch im aufgeschwemmten
Lande,
Torfmooren*) etc.
6. Steinkohle. Lithantrax.
(Fr. houille
charbon de
terre. Engl. coal.)
Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch
mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit
Eindrücken fremdartiger
Gewächse**);
theils
auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt
mit
schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz
und Kohlenstoff, nach
Verschiedenheit der Abar-
ten in eben so verschiedenem
Verhältniß, variirt
aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefügt etc.
be-
sonders in folgende sechs Abarten: die sich
aus
geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptarten
bringen
lassen; da die vier erstern, sich mehr oder
weniger dem bituminösen
Holze nähern, in mäch-
[Seite 660] tigern Lagern vorkommen,
meist auf gemeinen
Flözsandstein oder dichtem Kaltstein anfliegen
und
gewöhnlich von Basalt bedeckt sind: die beyden
letztern aber
in weit schwächern Flözen, meist
nur von wenigen Fuß Mächtigkeit
vorkommen,
deren aber dagegen mehrere übereinander mit
Schichten
von Schieferthon oder Kohlensandstein
(S. 642.) abwechseln. Auch
findet sich diese letz-
tere Hauptart mehr in der Nähe
der Ganggebirge,
und ist fast immer mit Kohlensandstein oder
mit
Schieferthon (zumahl mit Pflanzenabdrücken)
und
Brandschiefer (S. 586.) bedeckt*).
1) Braunkohle, Erdkohle (Engl. Roveycoal.)
Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in
Alaunerde
so wie ins bituminöse Holz, von wel-
chem sie sich
doch durch das minder kenntliche
Holzgefüge unterscheidet.
2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle. Glas-
kohle.
Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar-
ten); starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.
In stängelich abgesonderten Stücken;
meist
fettglänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich
am Meißner
in Hessen.
4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr.
jayet, jais, Engl. jet.)
Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger
Bruch;
fest, so daß sie sich drehen und poli-
ren läßt.
Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus
Lancashire. Dieser ihr Gewicht =
1275.
5) Schieferkohle, Blätterkohle.
Von schieferigem Gefüge; wachsglanz, weich
und sehr
spröde. Uebergang in Brandschiefer.
Eisenschwarz; von fast metallischem Glänze;
groß
muscheligem Bruche: würfliger Gestalt der
Bruchstücke; zur Feuerung
die vorzüglichste zu-
mahl häufigst in
Großbritannien.
Gebrauch der letztgedachten beyden Arten (au-
ßer dem allgemein bekannten der
Steinkohlen
überhaupt), unter andern auch zum Theerschwe-
len und zur Gewinnung des Salmiaks.
1. Kohlenblende, (schiefrige Glanz-
kohle). Anthracolithus. (Fr. Anthracite,
plombagine
charbonneuse.)
Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie
auch
ehedem oft angesehen worden; färbt stark
ab; ist sehr spröde; ihr
Bruch theils schieferig,
theils stängelich in kleinen vierseitigen
Säulen.
Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guyton Mor-
veau) = Kohlenstoff mit wenigen Sauerstoff
und etwa 4 pro Cent
Thonerde. Bricht meist
bey und mit Quarz; unter andern bey
Gera,
Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediege-
genem Silber) etc.
2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr.
fer
carburé, plombagine, crayon noir,
crayon d'Angleterre.
Engl. black lead,
Keswick
lead, wad.)
Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder
weniger
metallischglänzend; abfärbend; fettig an-
zufühlen;
theils dicht, theils körnig, theils
schuppig, oder krummblätterig,
oder dünnschie-
ferig; weich. Mittelgewicht = 2089.
Gehalt
(nach Guyton Morveau) = Kohlenstoff mit we-
nigen Sauerstoff und etwa 4 pro Cent Eisen.
Im starken offenen
Feuer verfliegt er großentheils,
und hinterläßt bloß etwas Eisen-
und Kiesel-
Erde*). Fundort zumahl in der größten Menge
und Feinheit
bey Keswick in Cumberland**).
Gebrauch des feinern, festen
vorzüglich zu Bley-
stiften (auch zur Spitze auf die
Stange der Ge-
witterableiter), das gemeinste aber zu
Ipser
Schmelztiegeln, Ofenschwärze etc. Auch zum
Einschmieren
hölzerner Schrauben und Räder-
werks.
1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)
Aus jeder Rücksicht einer der
merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper
in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten
Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:
doch theils blaß tingirt,
und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen
sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (–
tab. II. fig. 5. –),
deren Flächen
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in
der
Mitte so stark zugespitzt sind, so daß dadurch
der
octoedrische Crystall in das Dodecaëder mit rau-
tenförmigen Flächen (– tab. II.
fig. 13. –) um-
gewandelt
wird. Sein Gefüge ist blätterig, und
der Durchgang der Blätter
richtet sich allemahl
und einzig nach den acht Seiten der
octoëdrischen
Grundcrystallisation; daher sich auch der
Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven
läßt*). Er ist der härteste aller bekannten Kör-
per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin-
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit
seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann.
Gewicht = 3521. Er
[Seite 664] ist stark idioelectrisch; und manche saugen
beson-
ders leicht Lichtstoff ein. Was Newton aus
der
ausnehmend starken Strahlenhrechung des De-
manten a priori geahndet*), daß er eine
brenn-
bare Substanz sey, ist nun durch Erfahrung
aufs
vollkommenste bestätigt, und dadurch erwiesen,
daß er ein
wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist,
so daß man sogar aus
Stabeisen durch Verbren-
nen von zugesetztem Demant.
Gußstahl gemacht
hat. – Fundort Ostindien (zumahl Hindustan
und
Borneo**)) und Brasilien.
Daß auch die Metalle im Grunde unter
die brennlichen Fossilien gehören,
ist schon oben
erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich aber
durch
folgende Eigenheiten gar sehr von denen
im vorigen Abschnitte
abgehandelten sowohl,
als von den übrigen Mineralien der
andern
beyden Classen.
Sie sind die schwersten Körper in der Natur;
und unter den Fossilien die
allerundurchsichtig-
sten; sie haben alle den deßhalb so
genannten
metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und
viele auch
eine dreyfache Art von geschmeidiger
Ductilität. Sie sind nähmlich
erstens bieg-
sam (so besonders Bley und Zinn);
zweytens
dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne
Blättchen
treiben lassen (so zumahl Gold und
Silber); und drittens zähe, daß sie
sich nach
ihrer verschiedenen Tenacität im Drahtzug mehr
oder
weniger strecken lassen, und gleichstarke
Drahte aus den verschiedenen
Metallen größere
oder geringere Lasten tragen können, ehe sie
davon
gerissen werden (so vorzüglichst Gold
und Eisen).
Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst,
d.h. sie schmelzen; und zwar das
Quecksilber
schon in einer sehr niedrigen Temperatur, daher
es
gewöhnlich flüssig erscheint; die übrigen Me-
talle
hingegen erfordern erhöhte Temperatur,
und manche derselben (z.B.
Platina, Eisen,
Braunstein, Wolfram etc.) eine sehr große Hitze,
ehe
sie in Fluß kommen. – Alle schmelzen
undurchsichtig und mit gewölbter
Oberfläche.
Bis auf eine oder die andre Ausnahme un-
ter den neuerlich
entdeckten Metallen lassen sich
die übrigen entweder in Salpetersäure
oder in
Salzsäure (oder dem aus beyden zusammen-
gesetzten Königswasser) auflösen; und sind
die vollkommensten
elektrischen Leiter.
So verschieden und mannigfaltig auch das
Ansehen ist, unter welchen sich
die mehresten
Metalle in der Natur zu finden pflegen, so
lassen sich
doch alle diese Verschiedenheiten auf
zwey Hauptarten zurück
bringen:
Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum, Fr.
metal
vierge) in ihrer wahren vollkommen metallischen
Gestalt: –
oder aber vererzt im weitläufti-
gern Sinn (metallum mineralisatum), so
daß ihnen mehr oder weniger von ihrem
metal-
lischen Habitus benommen ist.
Doch hat auch beym gediegenen Zustande
eines Metalls mancherley besondere
Verschieden-
heit Statt. – Es findet sich z.B.
dasselbe
entweder sichtbar, oder aber in unmerklich
kleinen
Partikeln zwischen andern Fossilien ver-
steckt und durch
dieselben verlarvt. – Ferner
findet sich entweder Ein gediegenes
Metall
(z.B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber
mehrere im
gediegenen Zustande zusammen ge-
mischt (z.B. natürliches
Amalgama).
Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf
verschiedene
Weise:
Erstens nähmlich bloß durch Verbindung
eines Metalls mit einem andern
verbrennlichen
Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt
oder
vererzt im engern Sinne genannt werden;
und bey dieser Verbindung
mehrentheils noch
einen metallischen Glanz behalten.
Zweytens hingegen durch eine weit wesent-
lichere
Veränderung, nähmlich durch Verbin-
dung des Metalls mit
Säuren; da sie ihres
metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert
oder
Verkalkt genannt werden.
Und zwar erfolgt diese Verkalkung wieder-
um, entweder
durch den unmittelbaren Bey-
tritt des reinen Sauerstoffs,
– oder so,
daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun-
den ist, und dadurch eine eigentlich so genannte
Säure
bildet.
Nur acht Metalle (nähmlich Silber, Queck-
silber, Kupfer,
Eisen, Wismuth, Spießglas,
Tellurium und Arsenik) hat man bis jetzt
in
beyderley Hauptgestalt gefunden; nähmlich so
wohl gediegen als
vererzt. Von den übrigen
hingegen die mehrsten bloß vererzt.
Daß die ehemahlige Eintheilung der Me-
talle, in Ganze- und
Halb-Metalle, aus bloß
relativen, unbestimmten Verhältnissen abstra-
hirt und nicht in der Natur gegründet war, be-
darf jetzt kaum noch einer Erwägung.
Bis jetzt kennt man nun folgende Metalle:
[Seite 669]Diese achte hießen vor Alters ganze Me-
talle: von den
folgenden hingegen die vormahl-
schon bekannten,
Halb-Metalle:
Da sich über letztre drey vor der Hand bloß mit der
rohen
Platina und dem Iridium verbunden finden so
werden sie hier in
der Mineralogie nur beyläufig
angeführt. Ein mehreres von denselben s.
in Gil-
bert's Annalen XXIV. B. 1806. S. 209 u. f.
Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht =
20850 (folg-
lich der schwerste aller bekannten Körper
in
der Natur*); so gereinigt ist
er auch aus-
nehmend dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird
in Königswasser aufgelöst und
amalgamirt sich
mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssig-
ste Metall; und nächst dem Eisen das härteste;
laßt
sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-
brauch
vorzüglich zu Maasstäben, Schmelz-
tiegeln,
Pendelkugeln, Pyrometern, Räder-
werk in Taschenuhren,
mit Kupfer und Arsenik
versetzt zu Telescopspiegeln etc.
Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa-
nischen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736
bekannt. Meist nur in kleinen,
fast stahlgrauen,
theils rundlichen, theils eckigen, meist aber
plat-
ten Körnern; die aber außer der Platina
noch
zehnerley andere Metalle (– nämlich: Gold
[Seite 671] Silber, Kupfer, Eisen,
Titanium, Chromium,
Iridium, Osmium, Rhodium und
Palladium)
halten; und in einem mit magnetischem Eisen-
faude, Waschgold, Quecksilberkügelchen, und
kleinen
Hyacinthen etc. vermengten Sande bey
Carthagena und Santa Fé in Peru
gefunden
werden.
Das Gold ist ausnehmend ductil in aller
dreyfachen Rücksicht (von
Biegsamkeit, Dehn-
barkeit und Zähigkeit), weich, doch
daß es sich
durch anhaltendes Hämmern selbst zu
Uhrfedern
stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird in
Königswasser
aufgelöst; und aus der Solution
durch Salmiak als Knallgold, und
durch Zinn-
auflösung als mineralischer Purpur,
gefällt.
Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber.
Ist nächst
dem Eisen und Braunstein wahr-
scheinlich das
allgemeinst verbreitete Metall.
Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der
ihm
in größerer oder geringerer Menge beyge-
mischten
andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen,
oder Tellurium. In mancherley
besonderer Ge-
stalt z.B. blätterig, gestrickt etc.
Theils crystalli-
sirt, in mancherley Formen, z.B.
cubisch, octoe-
drisch etc; theils dendritisch
etc.
Zuweilen in Seifenwerken (davon unten
beym
Zinngeschlecht), wie z.B. das bey Wicklow in
Irland.
Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.
Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt
oder
verlarvt (§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein
von
Beresofsk, im rammelsberger Braunerz,
in vielem Schwefelkies,
Bleyglanz, Zinkblende etc.
Nahmentlich auch in der goldhaltigen
Kohle (dem
so genannten Brandstein) von Verespatak in Sie-
benbürgen.
Das Silber, läuft von Schwefeldämpfen
gelbschwarz an. Gewicht =
10474. Ausneh-
mend dehnbar; auch sehr zähe; hat
nächst dem
Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpeter-
säure aufgelöst, und aus der Solution durch
Salzsäure
als Hornsilber, und durch Quecksilber
als so genannter Dianenbaum
gefällt.
In mancherley besonderer Gestalt;
blätterig,
zähnicht, haarförmig, gestrickt etc. theils crystalli-
sirt, und zwar auch meist als doppelt
vierseitige
Pyramide; theils dendritisch; theils bey metalli-
sirten Petrefacten, wie z.B. bey den franken-
berger Kornähren etc.
Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit
andern
Metallen gemischt.
So z.B. mit Gold bey Kongsberg und am
Schlangenberg
(das Electrum des Grafen von
Veltheim).
Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und
silberweiß;
blätteriger Bruch; theils crystallisirt in sechssei-
tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt
sehr
ungleich z.B. in einem andreasberger (nach
Klaproth) = 12,75 Silber,
35 Arsenik, 44,25
Eisen, 4 Spießglas.
Zinnweiß; theils derb; theils crystallisirt
in
vier- und sechsseitigen Säulen und sechsseitigen
Tafeln.
Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber,
24 Spießglas. Fundort ebenfalls
bey Andreas-
berg am Harz und bey Alt-Wolfach im
Für-
stenbergischen.
4. Glaserz, Weichgewächs. Argent sulfuré.
Schwärzlich bleygrau; mattschimmerd;
gibt
glänzenden Strich; theils crystallisirt; meist in
doppelt
vierseitigen Pyramiden; auch cubisch etc.;
weich; sehr geschmeidig;
läßt sich späneln; ist
theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt.
Ge-
wicht = 7215. Mittel-Gehalt (nach Berg-
mann) = 75 Silber, 25 Schwefel. Fundort
vorzüglich im
Erzgebirge.
6. Sprödes Glaserz. Röschgewächs.
Meist eisenschwarz, theils rußig, theils cry-
stallisirt, und das meist in sehr kleinen sechssei-
tigen Säulen oder Tafeln; theils zellicht;
spröde.
Gewicht = 7208. Gehalt (nach Klaproth) =
66,50 Silber,
12 Schwefel, 10 Spießglas,
5 Eisen. Fundort zumahl in Ungarn.
6. Silberschwärze. Argent noir.
Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr
weich;
scheint aus einer Auflösung des Schwarz-
[Seite 674] gülden und Glaserzes
entstanden zu seyn. Fin-
det sich meist in der
Nachbarschaft dieser beyden.
Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pi-
staziengrüne, an den Kanten durchscheinend;
fast
wachsglänzend, theils knospig; theils
cubisch
crystallisirt; theils dendritisch (so vorzüglichst
das
sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmei-
dig; läßt sich späneln. Gewicht = 4840. Ge-
halt
(nach Klaproth) = 67,75 Silber, 21 con-
centrirte
Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,75 Thon-
erde. Fundort,
außer dem eben gedachten, Jo-
hanngeorgenstadt im
Erzgebirge, Cornwall.
8. Rothgülden. (Fr. argent rouge, rosiclair.)
Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis
ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst
ins Bleygraue und
Eisenschwarze; mehr oder
weniger durchscheinend; theils mit
auffallendem
Lichte schwarzroth, mit durchfallendem aber blut-
roth, (Engl. ruby
ore); fast metallisch glän-
zend; theils
crystallisirt, meist in sechsseitigen
Säulen mit stumpfer
sechsseitiger oder dreyseiti-
ger Spitze; theils
dendritisch; gibt rothen Strich.
Mittelgewicht = 5563. Gehalt eines
dunkelen
von Andreasberg (nach Klaproth) = 60 Silber,
20,30
Spießglas, 14,7 Schwefel, 5 Sauerstoff.
Andre sind auch
arsenikhaltig – Fundort, vor-
züglich am gedachten
Orte.
Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metal-
lischglänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart;
spröde;
theils derb, zumahl bey Schemnitz und
Kapnick; theils crystallisirt
in dreyseitigen Pyra-
miden (tab. II. fig. 1.) Hey Clausthal. Ueber-
gang in Fahlerz.
Das Quecksilber, Hydrargyrum. (Fr.
mercure, vif-argent, Engl.
quicksilver)
behält
seinen Silberglanz an der Luft unverän-
dert; ist
flüssig ohne zu netzen; und wird erst
bey 39° unter 0 Fahr. fest und
malleabel.
Gewicht des flüssigen = 13568*). Wird
am vollkommensten von der Salpetersäure
auf-
gelöst; phosphorescirt im so genannten
luftlee-
ren Raume; amalgamirt sich am
leichtesten
mit Gold, Silber, Zinn und Bley; daher
sein Gebrauch
zum Anquicken der Erze, zum
Vergolden, zur Spiegelfolie etc.
Außerdem
bekanntlich auch zu meteorologischen Werkzeu-
gen, Vertreibung und Tödtung mancher In-
secten, und als wichtiges Heilmittel.
1. Gediegen, Jungfern-Quecksilber.
Meist in kugelichten Tropfen in Klüften
und
Zwischenräumen von Quecksilbererzen. Fundort,
in Europa
zumahl Idria und das Zweybrückische.
2. Natürliches Amalgama. Mercure ar-
gental
Jungfern-Quecksilber mit gediegenem
Silber
amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch
theils derb,
knospig etc.; weich. Gehalt sehr un-
gleich; z.B.
(nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36
Silber. Fundort zumahl im
Zweybrückischen.
3. Zinnober. Cinnabaris. Mercure sulfuré.
Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill-
rothe etc.; theils undurchsichtig, theils mehr
oder
weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb;
und dann
theils von einem fast metallischen
Glanze; theils faserig; theils
crystallisirt, und
zwar meist in vierseitigen Pyramiden etc.;
gibt
scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr
ungleich.
Ersterer z.B. (nach Kirwan) = 80
Quecksilber, 20 Schwefel. Fundorte
zumahl
Idria, das Zweybrückische, Almaden, Sching
und
Mexico.
Das so genannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist
ein mit Zinnober innig gemengter
Brandschiefer.
Der eben daselbst brechende, selten Stink-
zinnober oder das Quecksilber-Schwefelleber-
Erz. (Fr. cinabre
alcalin) ist scharlachroth; durch-
scheinend; von spathartigem Gefüge; und gibt,
wenn es gerieben
wird, Schwefellebergeruch.
4. Quecksilber-Leber-Erz. Mercure sul-
furé
bituminifère.
Vom dunkel Coschenillrothen ins
Eisenschwarze;
undurchsichtig; mit schimmerndem, mattem
Glanze;
gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge-
füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich
a) dicht, und b) schalig,
mit concentrischen Ab-
losungen, wie mancher
Glaskopf*). Gewicht =
7937. Hält bis
70 pro Cent Quecksilber. Fund-
ort zumahl bey Idria,
wo es das gewöhnlichste
Quecksilbererz ausmacht.
5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches
Turpeth,
natürlicher Sublimat. Mer-
cure muriate.
Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend;
von
fast metallischem Glanze; meist als Drusen-
häutchen
in Klüften anderer Quecksilbererze;
theils in sehr kleinen cubischen
oder säulenförmi-
gen Crystallen; weich. Hält (nach
Kirwan) =
70 pro Cent Quecksilber durch Salzsäure
und
Schwefelsäure verkalkt. Fundort zumahl
im
Zweybrückischen.
Das Kupfer ist sehr hart und elastisch,
und hat unter allen Metallen
den stärksten
Klang. Gewicht = 7788. Wird von allen
Säuren
aufgelöst; brennt mit grüner und blauer
Flamme: verbindet sich
leicht mit andern Me-
tallen, und gibt dadurch die
mancherley vor-
züglichen Compositionen; wie z.B. mit
Gold,
das Similor und das malayische Suasso; mit
Zink, das
Messing und Tomback (von Tom-
bago, dem malayischen Worte für
Kupfer);
mit Zinn das Glockengut und Stückgut; mit
Arsenik das
argent haché und die
Composition
[Seite 678] zu Telescopspiegeln; mit Nickel, das schine-
sische
Packfong u.s.w. Dient daher auch
beym Münzwesen zur Karatirung und
Legirung
des Goldes und Silbers etc.
Theils güldisch, oder silberhaltig etc.;
daher
Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer
Gestalt;
theils crystallisirt; und dann meist als
doppelt vierseitige
Pyramide. Fundort, in Eu-
ropa besonders Cornwall und
Ungarn, außerdem
aber vorzüglich Sibirien, die Küsten der Kupfer-
Insel (Mednoi
ostrow) im kamtschatkischen
Meere, die Ufer des
Kupferflusses im N. W. der
Hudsonsbay, Brasilien etc.*).
2. Kupferglas, Lecherz. (Fr. cuivre sulfuré,
mine de cuivre
vitreuse.)
Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio-
lette, dunkel Leberbraune etc.; theils
metallischer
Glanz; der Bruch theils ins Blätterige;
meist
ungeformt; theils aber crystallisirt, z.B. in sechs-
seitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –); weich,
milde, schneidbar; gibt
glänzenden Strich;
schmilzt leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Ge-
halt (nach Klaproth) = 50-80 pro Cent Kupfer,
mit
Eisen, so wie die nächstfolgenden Gattungen
durch Schwefel vererzt.
Fundort, in Europa
zumahl Cornwall und der Bannat.
3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur).
Cuivre pyriteux
hepatique.
Tombackbraun, theils ins Kupferrothe;
meist
taubenhälsig angelaufen; metallisch glänzend;
spröder als
das Kupferglas; gibt braunrothen
Strich; findet sich wohl nur
ungeformt. Gehalt
(nach Kirwan und Klaproth) = 40- 70 pro
Cent
Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym Kupfer-
glas; geht aber sowohl in dieses als in den
Kupferkies über.
Fundort, unter andern Lau-
terberg am Harz, und der
Schlangenberg in
Sibirien.
4. Kupferkies, gelb Kupfer- Erz, Gelf.
(Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre
jaune.)
Goldgelb in mancherley Abstufungen;
theils
grünlich; auch oft taubenhälsig angelaufen;
meist
ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder
geflossen, nierenförmig,
traubig etc.; zuweilen
crystallisirt, z.B. als dreyseitige Pyramide
(–
tab. II. fig. 1.
–). Mittel-Gewicht = 3980.
Gehalt (nach Kirwan) = 20 pro Cent
Kupfer,
mir noch mehr Eisengehalt als bey der vorigen
Gattung:
ist das allergemeinste Kupfererz; findet
sich, so wie auch theils
die beyden vorigen Gat-
tungen, oft im bituminösen
Mergelschiefer, der
dann Kupferschiefer genannt wird. (s.
oben
S. 613.)
5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
blanche.)
Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt-
glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Funken;
hält
(nach Henkel) 40 pro Cent Kupfer und
außerdem Eisen und Arsenik.
Uebergang in
[Seite 680] Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich über-
haupt
selten; unter andern bey Freyberg.
6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz
so
genanntes Weißgülden. (Fr. mine
de
cuivre grise, Engl. grey copper-ore.)
Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau-
röthlichen Strich; meist ungeformt; theils cry-
stallisirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden, sechs-
seitigen Säulen u.a.m.; hält außer dem Kupfer
auch
Spiesglas und Silber, beydes in sehr ver-
schiedenem
Verhältniß, auch theils Bley, Eisen etc.
Findet sich sehr häufig in
vielen Ländern von Eu-
ropa und Asien.
Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager;
meist
als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz;
wohl bloß aus Verwitterung
derselben entstan-
den. Fundort unter andern bey
Freyberg.
8. Roth Kupfererz, roth Kupfer- Glas,
Kupfer-
Lebererz. (Fr. cuivre
oxydé
rouge, mine de cuivre rouge.)
Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth
bis
ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils
durchscheinend; selten
durchsichtig; theils fast
metallischglänzend; theils dicht; theils
blätterig;
theils crystallisirt und dann meist in doppelt vier-
seitigen Pyramiden; theils haarförmig,
faserig,
seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de
cuivre). Gehalt, Kupfer durch
Kohlensäure
verkalkt. Fundort vorzüglich Cornwall und Ca-
tharinburg; die Kupferblüthe aber besonders
bey
Rheinbreidbach im Cölnischen.
9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)
Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und
Gelbe;
matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer-
Pecherz; letzteres
mit kleinmuscheligem Bruche. Eigentlich
aus
der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher in-
nig gemengt. Fundort, unter andern der Ban-
nat,
Lauterberg am Harz etc.
10. Kupferlasur, Kupferblau, Berg-
blau (Fr. cuivre carbonaté bleu,
azur
de cuivre, bleu de montagne.)
Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt,
erdig, zusammengebacken, abfärbend;
theils aber glänzend, zuweilen
durchscheinend;
theils strahlig; theils nierenförmig, traubig
etc.;
theils crystallisirt, zumahl in kurzen
vierseitigen
Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 pro Cent
Kupfer,
wie in den drey nächstfolgenden Gattun-
gen, durch
Kohlensäure verkalkt. Fundort vor-
züglich im Bannat
und am Ural.
11. Malachit. Cuivre carbonaté vert.
Vorzüglich in zwey Hauptarten:
Erstens nähmlich als Atlaserz (Fr. mine de
cuivre soyeuse); smaragdgrün;
seidenglänzend;
faserig; theils in abgesonderten,
haarförmigen
Crystallen, büschelförmig divergirend etc.
Fundort
zumahl Lauterberg am Harz und der Bannat.
Zweytens als eigentlich so genannter
Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, mammelo-
nirt in concentrischen Schalen, theils
traubig,
stalactitisch, röhrenförmig etc. Gewicht = 3641.
Gehalt
eines sibirischen (nach Klaproth = 58
Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50
Sauerstoff,
[Seite 682] 11,50 Wasser. Fundort zumahl Catharinburg
in Sibirien und
Schina.
12. Kupfergrün. Aerungo nativa,
chryso-
colla, lapis armenus. (Fr. cuivre carbo-
naté
vert, verd de montagne.)
Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten
an den
Kanten durchscheinend; theils erdig, zer-
reiblich;
theils dicht mit muscheligem Bruche;
meist nur in kleinen Partien
bey andern Kupfer-
erzen; hält außer dem kohlensauren
Kupfer meist
noch Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld
und
Catharinburg.
13. Eisenschüssiges Kupfergrün.
Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils
erdig,
zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit
muscheligem Bruche,
theils knospiger Oberflä-
che etc. Aus der vorigen
Gattung mit Braun-
eisenocher innig gemengt. Findet
sich überhaupt
nicht häufig; z.B. bey Saalfeld und auf der
Insel
Elba.
14. Phosphorsaures Kupfererz. Cuivre
phosphaté.
Aus dem Spangrünen ins
Smaragdgrüne;
undurchsichtig, meist seidenglänzend
schimmernd;
zartfaseriger Bruch; meist traubig, nierenför-
mig; selten in sehr kleinen sechsseitigen
Crystallen;
weich. Gehalt (nach Klaproth) = 68,13 Kupfer-
kalk, 30,95 Phosphorsäure. Fundort Virneberg
bey
Rheinbreidbach im Cölnischen.
15. Olivenerz, arseniksaures Kupfererz.
Cuivre arseniaté.
Meist olivengrün, aber auch einerseits ins
dunkel
Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne;
[Seite 683] durchscheinend oder
durchsichtig; fettglänzend;
meist crystallisirt, theils in
spangrünen sechsseiti-
gen Tafeln (Kupferglimmer oder
blätteriges
Olivenerz), theils in sehr flachen
Octoëdren
(Linsenerz), theils in kleinen sechsseitigen Säu-
len etc. und diese theils büschelförmig
divergirend,
theils in kleinen kugelichten Nieren mit büschel-
förmig, faserig seidenglänzendem Bruch (faseri-
ges Olivenerz Engl. wood copper). Gehalt =
Kupfer, mit etwas Eisen durch
Arseniksäure ver-
kalkt. Fundort zumahl Carrarach in
Cornwall.
16. Salzkupfererz. (Fr. cuivre muriaté,
muriate de cuivre
oxygené.)
Von mancherley grüner Farbe; vom Undurch-
sichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, er-
dig; theils verschiedenartiger Glanz. So
der
Atacamit, als smaragdgrüner Sand, von sehr
kleinen doch
ungleichförmigen Körnern; durch-
scheinend;
glasglänzend; gibt auf Kohlen eine
schöne, blaue und grüne Flamme.
Gehalt (nach
Proust) = 70,50 Kupferkalk, 11 Salzsäure,
18
Wasser. Fundort im westlichen Süd America,
in einem kleinen Flusse
in der Sandwüste Ata-
cama zwischen Peru und
Chili.
Reines oder so genanntes Frisch- Eisen,
hat eine aus dem Stahlgrauen
ins Silber-
weiße fallende Farbe und ist äußerst zähe.
Ge-
wicht = 7807. Er wird vom Magnet gezo-
gen, und selbst leicht attractorisch; läßt sich
[Seite 684] schweißen; wird von
allen Säuren angegriffen
und gibt ihnen einen Tintengeschmack;
wird
aus diesen Solutionen durch die Galläpfel-
säure schwarz, und durch die Blausäure blau
gefällt. Ist unter
allen Metallen am allge-
meinsten in der Erde und
selbst in der organi-
sirten Schöpfung verbreitet;
auch wird kein
anderes Metall von den cultivirten Völkern in
so
unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl als
eigentlich so genanntes
Eisen in seinen beyden
Hauptverschiedenheiten (Guß- Eisen nähm-
lich und Stab- Eisen), als auch nachdem
beyde zu
Stahl geschmolzen oder gebrannt
worden.*)
Von den beyden berühmtesten, ungeheueren
Massen
gediegenen Eisens, die neuerlich bekannt
worden und von deren
vermuthlichen Ursprung
schon oben die Rede gewesen [S. 537. not. *)
und S. 603.], ist die eine 1772 von Hrn.
Pal-
las zwischen Krasnojarsk und Abekansk auf
dem
Rücken eines Schiefergebirgs wieder gefunden
worden. Sie hat
ein sonderbares, theils ästiges,
theils gleichsam zelliges Gefüge,
und enthält in
ihren bläserigen Zwischenräumen das
obgedachte
grüngelbe, glasartige, dem Olivin ähnelnde
[Seite 685] Fossil (S. 603). Das
Eisen selbst in die dieser
auf 1600 Pfund schweren Masse hält
(nach
Howard) = 17 pro Cent Nickel.
Die andere noch ungleich größere findet sich
unweit
des Paranastroms in Chaco, im spani-
schen Süd-
America, wo sie 1782 durch Don
Mich. Rubin de Celis untersucht und
ihr Ge-
wicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden*),
und dieses Eisen
hält 10 pro Cent Nickel.
2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit.
Pyrites. Fer
sulfuré. (Engl. mundick.)
Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer-
seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl-
graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun an-
gelaufen; metallischglänzend; meist so hart, daß
er
am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch;
hält, außer dem durch
Schwefel vererzten Eisen
zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik
etc.
Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:
In mancherley besonderer Gestalt, z.B.
als
Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubicht, pilz-
förmig etc. häufig crystallisirt in mancherley
Form,
z.B. als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –); oder als
Dodecaëder mit fünfseitigen
Flächen und zwanzig Ecken (– tab. II. fig. 4. –)
oder
in einer der seltensten crystallinischen Formen
der Fossilien, als
Icosaëder mit gleichen dreysei-
[Seite 686] tigen Flächen und zwölf
Ecken (– tab. II.
fig. 6. –); häusig hingegen cubisch mit gestreiften
Flächen,
und das so sonderbar, daß immer nur
die Streifen von zwey einander
gerade entge-
genstehenden Flächen einerley Richtung
haben,
hingegen die von den dreyen in eine Ecke des
Würfels
zusammenstoßenden Flächen in conträ-
rer Richtung
widereinander laufen (– tab. II.
fig. 2. –). Mittel-Gewicht = 4700. Ueber-
gang in dichten Brauneisenstein. Fundort in al-
ler Welt als die gemeinste aller Erzarten.
Meist heller von Farbe als der vorige; häufig
in
Nierenform; crystallisirt meist als doppelt vier-
seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab-
arten
zusammengrupirt, z.B. als Hahnenkamm-
kies etc.; hat
strahligen Bruch; und als Haar-
kies abgesonderte
haarförmige Nadeln.
Auch heller als der gemeine; oft
tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt,
z.B.
als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig,
gestrickt, zellig
etc.; zuweilen crystallisirt, in
sechsseitigen kleinen Säulen etc.
Theils als metal-
lisirte Petrefacten der Vorwelt,
zumahl als Am-
moniten.
Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin-
nung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols;
ehedem
statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.
Aus dem Tombackbraunen ins
Speisgelbe;
metallischglänzend; doch meist angelaufen; unge-
formt; ist wie so manche andere Eisenerze re-
tractorisch, d.h. er wird vom Magnet gezogen.
[Seite 687] Uebergang in
Schwefelkies. Bricht auf Gang-
gebirgen, z.B. zu
Breitenbrunn im Erzgebirge.
4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag-
net, attractorisches Eisenerz. (Fr. Ai-
mant, fer oxydulé
Engl. Load-stone.)
Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber
in
kleinen Crystallen als doppelt vierseitige Pyrami-
den; hart; spröde; zeichnet sich durch die
beyden
großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er
das Eisen
zieht, und sich in freyschwebender Lage
nach den Polen richtet; auch
beyderley Kraft dem
Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243.
Sein
Eisengehalt ungleich, theils 80 pro Cent. Fund-
ort vorzüglichst der Magnetenberg in
Werchoturien;
außerdem unter andern auch in unserer Nachbar-
schaft der Spitzenberg am Harz.*)
Der Magnet- Eisensand, magnes
glareosus,
findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern,
ent-
weder in Gebirgsarten eingesprengt (so z.B.
in
manchem Granit (s. oben S. 637), Porphyr,
Basalt etc.); oder
aber, und zwar häufiger in
manchem Sande des Meeres oder der
Seen
und Flüsse.
5. Titaneisen. (Fr. Fer titanik).
Theils bräunlich- theils eisenschwarz;
jenes
wenigglänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch
theils ins
Muschlige, theils ins Blättrige, theils
vieleckigkörnig; hart;
spröde; Gewicht = 4667.
Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisenkalk, 22
Ti-
tankalk. Fundort am Spessart und bey Egger-
sund, Kragerde etc. in Norwegen.
6. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oli-
giste, fer
speculaire, fer noir.)
Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen;
von
starkem metallischen Glanze; sowohl unge-
formt als
crystallisirt; letzteres z.B. in doppelt
dreyseitigen Pyramiden, die
dann in Linsenform
übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln etc.
Ge-
wicht = 5158. Eisengehalt (nach Kirwan) =
60-
80 por Cent; ist meist retractorisch. Fund-
ort
vorzüglichst in großer Mannigfaltigkeit und
Schönheit der
Crystallisationen auf der Insel Elba.
Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz;
von
blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als
crystallisirt in kleinen
sechsseitigen Tafeln, die
theils zellig zusammengehäuft sind.
Fundort
unter andern zuweiten im Holzstein vom Kief-
häuserberg, und in manchen vesuvischen Laven.
7. Roth- Eisenstein. Fer oxydé rouge.
Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch-
rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.
Mulmig, zerreiblich: fettig anzufühlen;
stark
abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über
andere
Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.
Meist ungeformt; theils crystallisirt,
cubisch;
(so. z.B. am Cap) meist abfärbend; gibt blut-
rothen Strich.
Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher genannt.
3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.
Meist nierenförmig, mit mammelonirter
Außenfläche
und schaligen Ablosungen; theils
stalactitisch; keilförmige
Bruchstücke von strahli-
gem Gefüge. Eisengehalt bis
80 pro Cent. Ge-
brauch unter andern als Pulver zum
Poliren der
Stahlwaaren.
8. Braun- Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.
Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits
ins
Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält
mehrentheils auch
Braunsteinkalk.
Theils mit metallischem Glanze, als Ueberzug
über
Glaskopf etc.
Meist ungeformt; theils stalactitisch, etc.;
theils
crystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies
(S. 685)
gedachten Formen, nähmlich als Do-
decaëder mit den
fünfseitigen Flächen (– tab. II.
fig. 4. –) und als Würfel mit der
sonderbaren
Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen
(–
tab. II. fig. 2. –).
Theils auch als Petre-
fact von Incognitis der Vorwelt; so z.B. bey
Rübeland am Harz als
Schraubenstein, Fun-
git etc. Uebergang des
ungeformten in Spath-
Eisenstein, Thon- Eisenstein
etc.
Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen
Gattung,
wohin denn auch die eigentliche oder
so genannte türkische Umber
gehört.
Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie
der
rothe. Der Bruch theils seidenglänzend,
faserig.
Meist blaulich schwarz; theils metallischglän-
zend; auch dergleichen Strich; scheint
vielen
Braunsteinkalk zu halten.
1) Dichter Schwarz-Eisenstein.
In mancherley besonderer Gestalt; stauden-
förmig, traubig etc. mit flachmuscheligem Bruche.
Mit divergirend faserigem Bruche. Fundort
beyder
Arten unter andern bey Schmalkalden im
Hessisthen.
10. Spath-Eisenstein, Eisenspath,
Stahlstein,
Flinz. Chaux
carbonatée
ferrifère.
Vom Gelblichgrauen bis ins
Bräunlichschwarze;
theils an den Kanten durchscheinend; häufig
cry-
stallisirt, und zwar meist in Rhomben oder
Lin-
sen. Meist rhomboidale Gestalt der
Bruchstücke;
spröde. Gewicht = 3784. Gehalt verschieden.
Z.B.
eines steyermarker (nach Bergmann) =
38 Eisen, 24 Braunsteinkalk, 19
Kalkerde,
10 Kohlensäure, 9 Wasser. Mancher andre hält
hingegen
wenige oder gar keine Kalkerde. Ueber-
gang in
Braun-Eisenstein.
Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune
ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau;
meist erdig;
weich; mager; theils ungeformt;
aber auch in mancherley, besonderer
Gestalt; theils
mit Petrefacten der Vorwelt; z.B. mit Conchy-
lien oder mit Kräuterabdrücken (so z.B. die be-
[Seite 691] rühmten so genannten Katzenköpfe von Colbrook-
dale,
deren viele inwendig ein kleines Farnkraut
einschließen). Ueberhaupt
meist reich an Eisen-
gehalt bis 40 pro Cent.
Als besondere Abarten verdienen bemerkt
zu
werden:
a. Stängelicher Thon-
Eisenstein, Nagelerz,
Schindelnägel.
Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stük-
ken; theils wie Miniaturen von
Säulenbasalt.
Vermuthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fund-
ort zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.
b. Eisen- Niere,
Adlerstein, Klapperstein.
Aëtites (Fr. Géode).
Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit
schaligen
Ablosungen; meist hohl; theils mit ein-
geschlossenen
losen und daher klappernden Brocken
und Körnern; theils dicht,
kugelicht*).
Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen
meist
stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt,
abgerundet; so z.B. wie
in großen runden Boh-
nen ausnehmend sauber am
Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung.
In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast
wie ein lockerer Rogenstein.
Des jaspisartigen Thoneisensteins ist schon
oben S.
561. und des Röthels S. 589. gedacht.
12. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus
Tubalcaini LINN. Minera ferri subaquosa
Waller. (Fr. mine de
fer limoneuse.)
Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt
oder
fettglänzend; meist in löcherigen Brocken
zusammengebacken, knollig;
erdig; theils aller-
hand besonderer Gestalt,
röhrenförmig etc., theils
allerhand Vegetabilien von neuerem
Datum,
Moos, Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt,
Gehalt bis
35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich
durch Phosphorsäure verkalkt.
Findet sich meist
nahe unter der Dammerde, im aufgeschwemm-
ten Lande und in Moorgrunde.
13. Blau- Eisenerde, natürliches Berli-
nerblau. (Fr. Fer
azuré, Prussiate de
fer natif.)
Unter der Erde meist weißlich; wird aber an
der
Luft blau in mancherley Abstufungen; ist
erdig, staubartig oder
zusammengebacken; abfär-
bend; mager. Gehalt, Eisen
durch Phosphor-
säure und Blausäure verkalkt, mit
Thonerde
vermischt. Fundort unter andern in Churbraun-
schweigischen am Ufer der Stecknitz, und so auch
im
Treibholz bey Stade (s. oben S. 650. not.
*).
Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmit-
tel noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zu-
mahl bey Schneeberg im Erzgebirge.
15. Würfelerz, arseniksaures Eisen.
Olivengrün: durchsichtig, fettglänzend; weich;
in
kleinen cubischen Einstallen von mancherley
Abänderung. Meist auf
Brauneisenstein zu Car-
rarach in Cornwall.
16. Eisenpecherz. (Fr. Fer phosphaté.)
Bräunlichschwarz; pechglänzend; unebner
klein
muschliger Bruch; ungeformt; spröde.
Gewicht = 2600. Gehalt (nach
Fourcroy) =
41,25 Eisenkalk, 19,25 Phosphorsäure, 31,25
Wasser,
5 Thonerde, l,25 Kieselerde. Fundort
besonders im Departement de la haute Vienne.
17. Chromsaures Eisen. (Fr. Fer chromaté.)
Aus dem Stahlgrauen ins
Schwärzlichbraune;
mattschimmernd; aschgrauer Strich; rauher un-
ebner Bruch; hart; spröde; ungeformt; für
sich
unschmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es
grün färbt.
Gewicht = 4032. Gehalt (nach
Vauquelin) = 34,7 Eisenkalk, 43
Chromium-
säure, 20,3 Thonerde, 2 Kieselerde.
Fundort
besonders im Departement Dü Var, in
einem
Serpentinartigen Gestein.
Das Bley, läuft an der Luft schwarz an,
und färbt, stark gerieben,
mit einem eigenen
Geruche ab. Ist das weichste der festen Me-
talle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar,
und
gar wenig zähe (§. 253.). Gewicht =
11352. Schmilzt ehe es glüht;
brennt leicht
[Seite 694] zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur
allgemach verglast:
und von allen Säuren auf-
gelöst, die davon einen
süßlichen Geschmack
erhalten. Gebrauch (außer dem allgemein be-
kannten zu Kugeln und Schrot,
Dachdecken,
Wasserröhren, Schriftgießen etc.) besonders
beym
Hüttenwesen und in der Probirkunst; auch zu
mancherley
Farbe etc.
1. Bleyglanz. Galena. Plomb sulfuré.
(Engl.
blue lead-ore.)
Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen;
meist mit
starkem metallischen Glanze; meist
ungeformt; theils mit
Spiegelfläche; theils wie
geflossen, zellig etc.; theils dendritisch
oder ge-
strickt*); häufig crystallisirt; und zwar
meist
cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden,
oder
sechsseitigen Säulen etc.; sämmtliche Cry-
stallisationen wieder in mancherley Abarten;
bricht in cubische
Stücken; hat meist blätteriges
Gefüge; gröberes oder feineres Korn.
Mittel-
gewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden;
z.B.
77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außerdent
mehr oder
weniger Silber, und im Strip- oder
Sproterz (Fr. mine de plomb striée) auch Spieß-
glas. Ueberhaupt eins der gemeinsten Erze.
Der Bleyschweif, plumbago (Fr.
mine de
plomb
compacte) ist mehr stahlgrau, schimmernd,
weicher als der
Bleyglanz, mehr abfärbend;
[Seite 695] immer ungeformt. Fundort unter andern
bey
Clausthal, und in Derbyshire*).
2. Braun Bleyerz, brauner
Bleyspath,
Saturnit.
Aus dem Nelkenbraunen ins Schwarzgraue;
theils
durchscheinend; fettglänzend; meist cry-
stallisirt in
sechsseitigen der Länge nach gestreiften
Säulen. Fundort Tschopau,
und Poullaouen
im ehemahligen Nieder-Bretagne.
Graulich schwarz; theils durchscheinend;
gibt
graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast
dem
metallischen sich nähernden Glanz; meist
crystallisirt, in kleinen
sechsseitigen Säulen.
Fundort unter andern bey Freyberg, wo es
auf
60 pro Cent Bley hält.
4. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath,
Plomb carbonaté.
Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue;
mehr oder
weniger durchscheinend; meist gleich-
sam
demantglänzend; sowohl derb, als crystalli-
sirt in
Nadeln oder vier- und sechsseitigen Säu-
len. Gehalt
(nach Westrumb) = 80,25 Bley,
16 Kohlensäure, 0,18 Eisen, 0,75
Thonerde,
[Seite 696] 0,50 Kalkerde. Fundort vorzüglich bey Zeller-
feld
am Harz.
5. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath.
Plomb phosphaté.
Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen
und
Uebergängen; durchscheinend; fettglänzend;
meist crystallisirt,
zumahl in sechsseitigen Säulen.
Gewicht = 6270. Gehalt des von
Tschopau
(nach Klaproth) = 78,40 Bleytalk, 18,37 Phos-
phorsäure, 1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenkalk.
Fundort
außer dem eben genannten auch bey
Clausthal, und bey Beresofsk im
Catharinbur-
gischen (letzteres hält nach Vauquelin
auch Chro-
miumkalk.)
6. Roth Bleyerz, rother Bleyspath,
Plomb chromaté.
Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchschei-
nend glänzend; meist crystallisirt, zumahl
als
vierseitige Säule in mancherley Abartung; giebt
gelben
Strich. Gewicht = 6026. Gehalt (nach
Vauquelin) = 63,96 Bleykalk,
36,40 Chromium,
säure. Fundort Beresofsk im Catharinburgi-
schen meist in der obgedachten eigenen Art
von
übermengten Sandstein (S. 643.)
7. Gelb Bleyerz. Plomb molybdaté
Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist crystallisirt, zumahl in vierseiti-
gen Tafeln etc. Hält (nach Klaproth) = 64,
42
Bleykalk, 34,25 Molybdänkalk. Fundort
zumahl Bleyberg in
Kärnthen.
8. Vitriolbleyerz, Natürlicher Bleyvi-
triol. Plomb
sulfaté.
Gelblich-grau; theils staubartig; theils
fest,
crystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige Pyra-
[Seite 697] mide; theils durchscheinend; glasglänzend. Ge-
wicht
= 6300. Gehalt (nach Klaproth) = 71
Bleykalk, 24,80 Schwefelsäure, 2
Crystallisa-
tionswasser, 1 Eisenkalk. Fundort
Anglesey bey
Wales.
9. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbo-
naté
terreux.
Theils staubartig, theils zusammengebacken,
doch
zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich
a) schwefelgelb (Fr. massicot natif); so z.B. bey
Leadhills in Schottland; b) weißlich grau, so
z.B. bey Zellerfeld am
Harz; c) bräunlich roth,
z.B. im
Jülichschen.
Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar,
aber wenig zähe; es knirscht
zwischen den Zäh-
nen und knarrt, wenn es gebogen
wird*) (le
cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben
einen
eigenen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt
sehr leicht zu
Zinnasche; wird in Königswasser
aufgelöst; und findet sich nur in
wenigen Welt-
gegenden; aber daselbst meist in
ausnehmender
Menge. Gebrauch unter andern zu Silber-
papier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlach-
färberey etc.
1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif
natif. Engl. bell metal ore.)
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; me-
tallischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Ge-
wicht = 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 34
Zinn, 36
Kupfer, 2 Eisen, 25 Schwefel. Fund-
ort bis jetzt bloß
St. Agnes in Cornwall.
2. Zinnstein (Fr. étain oxydé, étain vitreux.)
Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits
ins
Hyacinthgelbe und gelblichgraue; theils
durchscheinend, zuweilen
fast durchsichtig (so z.B.
das rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt;
theils als
Gerölle in Seifenwerken*) (Engl.
stream-tin), oder als Zinnsand; häufig aber
crystallisirt
(so genannte Zinngraupen), zumahl
als sehr kurze vierseitige Säule
an beyden Enden
vierseitig zugespitzt; oft als
Zwillingscrystalle
(Visirgraupen). Mittel-Gewicht =
6900.
Zinn-Gehalt wohl bis 80 pro Cent. Fundort
zumahl das
sächsische und böhmische Erzgebirge,
Cornwall, Malacka, die Insel
Banca bey Su-
matra etc.
3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr.
étain limoneux, hématite
d'étain. Engl.
wood
tin.)
Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf
dem
Bruche divergirend faserig; in kleinen
Nieren mit concentrischen
deutlich absetzenden
Schichten; keilförmige Bruchstücke; hart,
daß
es am Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450.
Zinn-Gehalt (nach
Klaproth) = 63,3. Fundort
Gavrigan in Cornwall.
Der Zink (Engl. spelter)
hat eine Mittel-
farbe zwischen Bley und Zinn, einen
breitstrah-
ligen zackigen Bruch, und beträchtliche
Dehn-
barkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt ehe
er
glüht, und entzündet sich im offenen Feuer
mit einer blaulichgrünen
Flamme. Wird von
allen Säuren aufgelöst, ohne sie zu
färben.
Wichtigster Gebrauch zum Messingmachen.
1. Blende. Pseudogalena.
Fr. Zinc
sulfuré.
(Engl. black jack.)
Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander-
seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und
Grüne;
daher die Benennungen von Pechblende,
Colophoniumblende, Rubinblende
etc.; mehr oder
weniger durchscheinend; von verschiedener
Art
des Glanzes; meist ungeformt; doch auch
häufig
crystallisirt, z.B. als dreyseitige, oder als dop-
[Seite 700] pelt vierseitige Pyramide etc.; spathähnlicher
Bruch; manche
Abarten geben, wenn sie gerie-
ben werden,
Schwefellebergeruch; manche phos-
phoresciren, wenn
sie im Finstern mit Eisen ge-
kratzt werden.
Mittel-Gewicht = 4000. Zink-
Gehalt von 44 bis 64 pro
Cent; durch Schwefel
vererzt; mit mehr oder weniger Eisen;
theils
auch gold- und silberhaltig mit innig eingemeng-
tem Bleyglanze (so z.B. das so genannte Braun-
erz vom Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr
allgemein
verbreitetes Erz.
2. Galmey. Lapis
calaminaris. (Fr. zinc
oxydé, calamine.)
Meist aus dem Bleygrauen ins Gelblichbraune
durch
mancherley Abstufungen; theils undurch-
sichtig;
theils mehr oder weniger durchscheinend;
meist ungeformt, und zwar
sowohl erdig als
derb; theils wie gefloßen, traubig, nierenför-
mig etc.; theils crystallisirt als Zinkspath,
meist
in vierseitigen Tafeln; so zumahl in Kärntheu
und am
Altai; theils als Aftercrystall (z.B. in
Flintshire); der ungeformte
aber theils in ganzen
Flözen z.B. bey Olkutschk in Pohlen.
Der Wismuth, marcasita officinalis
(Fr. étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine
aus
dem Silberweißen ins Röthliche fallende
Farbe; blätteriges Gefüge;
ist sehr spröde;
[Seite 701] Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*);
wird aus seiner Auflösung in
Salpetersäure
durch reines Wasser als weißer Kalk (blanc
d'Espagne)
gefällt. Ueberhaupt ein nicht
häufiges Erz. Gebrauch unter andern
zum
Schnell- oder Zinn- Loth.
Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge-
formt; theils gestrickt; selten crystallisirt in klei-
nen Würfeln etc.; blätteriger Bruch. Findet sich
doch
häufiger als die beyden folgenden Gattun-
gen, und
nebst denselben zumahl im sächsischen
und böhmischen Erzgebirge.
2. Wismuthglanz, grau Wismutherz.
Bismuth sulfuré.
Blaygrau; meist gelblich angelaufen; blätte-
riger, theils strahliger Bruch; meist
ungeformt;
selten in spießigen der Länge nach
eingewachsenen
Crystallen oder in haarförmigen Nadeln;
sehr
weich, schneidbar; brennt auf Kohlen gebröckelt
mit
Schwefelflamme. Gehalt (nach Sage) =
60 pro Cent Wismuth, durch
Schwefel vererzt,
theils mit etwas Eisen und Arsenik etc.
3. Wismuthocher. Bismuth oxydé.
Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist
erdig;
angeflogen oder eingesprengt.
Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium,
stibium, hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Silberweiß;
blätteriges,
strahliges Gefüge; ist spröde; Gewicht =
6702;
schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem
Feuer; wird von
den Säuren nur unvollkom-
men aufgelöst; und aus der
Solution in Königs-
wasser durch Laugensalze weiß
gefällt. Ge-
brauch unter andern um weichen Metallen
mehr
Härte zu geben; also z.B. zum Schriftgießen.
Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig,
theils
blätterig, theils schalig. Fundort unter andern
bey
Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klap-
roth) = 98
Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25
Eisen.
2. Grau Spießglaserz. Antimoine sulfuré.
Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt;
und
zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger
aber strahlig und zwar
meist in nadelförmigen
Crystallen; theils aber auch in stärkern
vier- oder
sechsseitigen Säulen. schmilzt und brennt am
Lichte
mit blauer Flamme. Gewicht = 4200.
Gehalt = 70-80 Spießglas, 30-20
Schwefel.
Fundort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.
Das Federerz, von graulichschwarzer oder
bleygrauer
Farbe, ist ein zartfaseriges oder haa-
riges (theils
silberhaltiges), hierher gehöriges
[Seite 703] Spießglaserz, das sich unter
andern zu St.
Andreasberg und bey Nagybanya in Siebenbür-
gen findet.
3. Roth Spießglaserz. Antimoine hydro-
sulfuré.
Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan-
zes; theils ungeformt, theils in
nadelförmigen,
strahligen Crystallen, die theils sternförmig zu-
sammengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt
des
Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50
Spießglasmetall, 10,80
Sauerstoff, 19,70
Schwefel. Fundort wie gedacht Bräunsdorf
bey
Freyberg und Ungarn.
Eine besondre blättrige Abart ist das
sogenannte
Zundererz das sich in Drusenhölen und als Ue-
berzug auf Quarz, Bleyglanz etc. bey Claus-
thal findet.
4. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.
Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue;
meist
perlmutterglänzend; meist in sternförmig
zusammengehäuften
nadelförmigen Crystallen;
ähnelt im Aeußern so wie (nach Klaproth)
im
Gehalt den präparirten weißen Spießglasblumen
(Nix antimonii). Fundort bey Malaczka
in
Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.
5. Spießglasocher. (Fr. Kermes mineral.)
Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort
bey
Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwi-
schen
strahligem Grauspießglaserz.
Das Kobalt-Metall*),
oder die so ge-
nannte Kobalt- Speise ist fast
eisenfarbig ins
Stahlgraue und ein wenig ins Rothe ziehend;
gibt
in Königswasser aufgelöst die sympatheti-
sche Tinte.
Gewicht = 7811. Ist sehr streng-
flüssig, und wenn es
völlig rein ist, magnetisch.
Durchs Rösten verkalkt es zu schwarzem
Pul-
ver, welches mit Glasfritten das für
die
Blaufarbenwerke wichtige Smalteglas gibt.
1. Weißer Speiskobalt. Galena
cobalti.
Cobalt
gris
Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen
als
Spiegel; auch theils gestrickt; theils baum-
förmig;
nicht selten crystallisirt, und zwar meist
cubisch in mancherley
Abartungen als Kobalt-
graupen; minder hart als die
folgende Gattung;
hält auch Arsenik und etwas Eisen. Fundort un-
ter andern Glückbrunnen im Meiningischen, Rie-
gelsdorf in Hessen etc. Eins der häufigsten Ko-
balterze.
2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Ko-
balt. Cobalt
arsenical.
Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen
mit
glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch
ähnelt
dem vom englischen Stahl; sehr hart;
hält außer dem Kobalt auch
Arsenik und Eisen.
[Seite 705] Fundort unter andern im sächsischen und böhmi-
schen Erzgebirge.
Zinnweiß; meist ungeformt; theils nierenför-
mig, und in kleinen undeutlichen Crystallen.
Findet
sich an wenigen Orten, z.B. im Stift-
amte Christiania
in Norwegen.
4. Schwarzer Erdkobalt. Cobalt oxydé
noir.
Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils
ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreib-
lich, als Kußkobalt; theils verhärtet
als
Schlackenkobalt; theils traubig, nierenförmig,
schalig etc.;
matt oder schimmernd; wird durch
den Strich glänzend; leicht;
vermuthlich durch
Kohlensäure verkalkt. Fundort unter andern
auch
an letztgedachten Orten.
Vom Leberbraunen durch mancherley Abstu-
fungen ins Gelblichgraue (gelber
Erdkobalt,
Lederkobalt.) Ungeformt; erdig; weich;
gibt
fettglänzenden Strich. Fundort unter andern zu-
mahl im Saalfeldischen.
6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.
Pfirschblüthroth, das aber an der Luft ver-
schießt; entweder ungeformt, erdig, matt,
als
Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen, theils
sammetartigen,
theils sternförmig zusammenge-
häuften, glänzenden,
durchscheinenden Crystallen,
als Kobaltblüthe; vermuthlich durch
Arsenik-
säure verkalkt. Fundort unter andern bey
Schnee-
berg im Erzgebirge.
Der Nickel hat eine aus dem Graulich-
weißen ins
Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr
hart; sehr strengflüssig; und
wenn er völlig rein
ist, allerdings magnetisch, löst sich
vorzüglich
in Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung
grün;
sein Kalk aber den Salmiakgeist blau.
Gewicht = 7807. Gebrauch zum
schinesischen
Packfong [S. 648]*).
1. Kupfernickel. Nickel arsenical.
Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki-
ger, gleichsam facettirter Bruch, selten
strahlig,
(so bey Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560.
Gehalt
= Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und
Schwefel. Fundort gemeiniglich
bey Glanzkobalt.
Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet
(so
bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist
als Ueberzug; gewöhnlich
beym Kupfernickel.
Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm
habe,
ist oben erwähnt (S. 563.), so wie auch, daß
sich
Nickelkalk in dem olivinähnlichen Fossil des
Pallafischen gediegenen
Eisens, und in den Aëro-
lithen findet (S. 603).
Das Braunstein- Metall, magnesium
(Fr. manganèse), ist stahlgrau,
sehr hart,
spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850.
Verbindet
sich leicht mit dem Eisen; hat unter
allen Metallen das stärkste
Anziehungsvermö-
gen zum Sauerstoff; so daß es an der
Luft sehr
bald zu schwarzem Pulver verkalkt; ist sehr all-
gemein in der Erde verbreitet; selbst in
der
vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüg-
lich zur Verfertigung des weißen Glases, zur
Bereitung der
Lebensluft, der übersauren Salz-
säure etc.
1. Braunsteinblende, Schwarzerz.
Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurch-
sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt-
schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 3950. Gehalt des Siebenbürgischen
(nach
Klaproth) = 82 Braunstein, 11 Schwefel,
5 Kohlensäure. Fundort
zumahl beym Sieben-
bürgischen Rothbraunsteinerz.
2. Grau Braunsteinerz. Manganèse oxydé
metalloide etc.
Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem
oder
matterem, metallischem Glanze; theils un-
geformt,
häufig aber strahlig, und zwar meist
büschelförmig, oder
sternförmig; theils in na-
delförmigen Crystallen,
oder in vierseitigen Säu-
len mit zugeschärften oder
zugespitzten Enden.
Fundort des strahligen zumahl bey Ilfeld am
[Seite 708] Harz. Gehalt
desselben (nach Klaproth) = 90,
50 schwarzer Braunsteinkalk
(verbunden mit dem
Maximum an Sauerstoff, den es im Feuer
figirt
an sich halten kann), 2,25 Sauerstoffgas, 7
Wasser.
3. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse
oxydé noir. etc.
Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.;
feinerdig;
sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig;
(so
z.B. das black wad von
Winster in Der-
byshire, das mit Leinöhl angerieben in
Selbst-
entzündung geräth; und häufig zur
schwarzen
Oehlfarbe gebraucht wird); theils verhärtet, nie-
ren- oder staudenförmig etc.; theils von schlacken-
förmigem Ansehen (so das von Saska im Ban-
nat). Gehalt eines von Clausthal am Harze
(nach
Klaproth) = 68 Braunsteinkalk, 6,50 Ei-
senkalk, 8
Kieselerbe, 1 Schwererde, 1 Kohle,
17,50 Wasser.
Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich-
nungen in mancherley Steinarten rühren von
dieser
Gattung des Braunsteingeschlechts her.
3. Roth Braunsteinerz. Manganèse oxydé
rose.
Rosenroth in mancherley Abstufungen;
theils
dichter, theils blätteriger Bruch; theils matt,
theils
glänzend, mehr oder weniger hart. Ge-
halt (nach
Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer
Spur von Kieselerde. Fundort
zumahl bey
Nagyag und Kapnik in Siebenbürgen (als Gang-
art der dasigen Gold- und Tellurerze) und
zu
Catharinburg in Sibirien.
Das Arsenik- Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen zinnweiß und
bleygrau; einen schup-
pig blätterigen, Bruch. Gewicht
= 8308. Ist
das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in
einen dicken weißen Dampf ausgelöst, der
wie Knoblauch riecht,
süßlich schmeckt und das
Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die
far-
bigen Metalle durch Versetzung mit
Arsenik
weiß werden. Sein Kalk, der eine eigene
Säure enthält,
läßt sich im Wasser auflösen.
Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft
gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an;
häufig in
Nierenform, oft mit krummschaligen
Ablosungen als irrig so genannter
Scherbenko-
balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé);
sehr
selten gestrickt, dendritisch etc.; in dünnen
Schalen klingend;
meist eisenhaltig. Fundort
unter andern zu St. Andreasberg am
Harz.
2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer
arsenical. (Engl.
arsenical mundick.)
Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein-
gesprengt; theils crystallisirt, zumahl viersei-
tigen Säulen, hart; gibt gerieben oder zerschla-
gen starken Knoblauchsgeruch; hält außer dem
Arsenik
auch Eisen; und eine besondere Abart,
das so genannte Weißerz oder
Mißpickelsilber,
[Seite 710] auch noch Silber. Fundort zumahl im Erzge-
birge; nahmentlich das Weißerz bey Bräunsdorf.
3. Rauschgelb. Arsenic sulfuré.
Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:
1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripig-
mentum. (Fr. orpiment.)
Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von
einem
fast talkartigen Ansehen und fast metalli-
schen
Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist
ungeformt theils
crystallisirt, zumahl in viersei-
tigen, aber meist
undeutlichen kleinen zusammen
verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313.
Ge-
halt (nach Kirwan) = 90 Arsenik, 10 Schwe-
fel. Fundort zumahl in Siebenbürgen und
im
Bannat.
2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San-
darac, Realgar.
Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän-
zend; gibt gelben Strich; häufig crystallisirt
in
kleinen vier- oder sechsseitigen Säulen; theils
aber auch nur
angeflogen über andere Fossilien
(so z.B. auf St. Andreasberg über
Kalkspath-
und Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225.
Gehalt
(nach Kirwan) = 84 Arsenik, 16 Schwe-
fel.
Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und
ist Siebenbürgen.
4. Arsenikblüthe, Pharmacolith. Ar-
senic oxydé
Meist milchweiß; theils mulmig;
kleintraubig,
theils haarförmigen; büschelig zusammenge-
häuften, seidenglänzenden, durchscheinenden Cry-
stallen. Gewicht = 2477. Gehalt (nach Klap-
[Seite 711] roth) = Kalkerde mit Arseniksäure und einer Spur
von Kobalt.
Fundort vorzüglich bey Riegelsdorf
in Hessen und zu Wittichen im
Fürstenbergischen.
Das Molybdän- Metall ist fast stahl-
grau; und sehr
spröde; nicht sonderlich hart.
Gewicht = 6963. Sein Kalk hält
ebenfalls
eine eigene Säure.
1. Wasserbley. Molybdène sulfuré.
Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz
ist
bleygrau von metallischem Glanze; und
meist krummblätterigem Gefüge;
fettig anzufüh-
len; weich; abfärbend; in dünnen
Blättchen
biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klap-
roth) = 60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Fin-
der sich an wenigen Orten; aber einzeln in
vielen
Weltgegenden. Zumahl bey Altenberg im Erz-
gebirge und bey Kolywan in Sibirien.
Das Scheel- oder Wolfram- Metall
(Fr. Tungstène), ist erst neuerlich aus
seinen
Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe
aber sowohl
als sein Gewicht sehr verschieden
angegeben werden. Ist sehr
strengflüssig;
sein Kalk enthält eine eigene Säure und bildet
[Seite 712] mit Ammoniac
(dem flüchtigen Alkali) ein
eigenes Mittelsalz.
1. Tungstein, Schwerstein, irrig so ge-
nannte weiße Zinngraupen. Schéelin
calcaire.
Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei-
nend; fettglänzend; fast muscheliger Bruch; un-
geformt; oder in doppelt vierseitigen Pyrami-
den crystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt
des
Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75
Scheelkalt, 17,60
Kalkerde, 3 Kieselerde,
Scheelsäure und Kalkerde. Fundort
vorzüglich
an gedachtem Orte in Böhmen.
2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferruginé.
Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen
Strich;
mattglänzend; blätteriger Bruch; meist
schalig;
ungeformt; oder crystallisirt, zumahl in
platten
sechseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln.
Gewicht =
7130. Gehalt = Scheelsäure
mit Eisen und etwas Braunstein. Fundort
zu-
mahl im Erzgebirge und in größter Menge
auf
Dolcoath in Cornwall. Ueberhaupt (so wie auch
das
vorhergehende) meist bey Zinnstein.
Das Urangeschlecht, das 1789 von Hrn.
Klaproth entdeckt worden, ist
dunkelgrau, von
mattem, metallischem Glanze; weich;
spröde;
Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird
in
Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst,
[Seite 713] und durch Laugensalz daraus
als ein gelber
Kalk gefällt, der dem Glase eine hellbraune
Farbe
gibt.
1. Pecherz, Pechblende. Vranium
sulphu-
ratum. Urane oxydulé.
Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglän-
zend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt =
Uranium und
Schwefel. Fundort nebst den fol-
genden Gattungen
zumahl im sächsischen und böh-
mischen Erzgebirge.
2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Vranium spathosum. Urane oxydé.
Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich, matt; theils glänzend, fest,
crystallisirt,
zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Ura-
nium durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.
3. Uranocher. Vranium
ochraceum. Urane
oxydé.
Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig;
weich;
mager; löst sich in Salpetersäure ganz
auf. Meist auf und zwischen
dem Pecherz.
Das Titan-Metall hat zwar Hr. Gregor
schon 1791 im Manacanit zu
finden geglaubt,
aber Hr. Klaproth 1795 erst ganz außer
Zweifel
gesetzt. Es zeigt in seiner metallischen
Gestalt eine dunkele
Kupferfarbe; nimmt gute
[Seite 714] Politur an; ist spröde; äußerst
strengflüssig;
hat starkes Anziehungsvermögen zum Sauer-
stoffe; wird leicht von der Salpetersäure,
Salzsäure
und Schwefelsäure aufgelöst; und
durch Laugensalze aus diesen
Auflösungen weiß
– hingegen durch Galläpfelaufguß kermesbraun
–
niedergeschlagen; mit Salpeter verpufft es
lebhaft; die Laugensalze
aber scheinen weder auf
dem trocknen noch nassen Wege etwas
davon
aufzulösen.
1. Titan-Sand, Manacanit. Titane
oxydé ferrifère.
Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in
kleinen
ungleichförmigen eckigen Körnern; auf
dem ersten, Blick grobkörnigem
Schießpulver
ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen. Ge-
wicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) =
45,25
Titankalk, 51 Eisenkalk, 0,25 Braun-
steinkalk, 3,50
Kieselerde. Fundort besonders
als Flußsand im Kirchspiel Manacan in
Corn-
wall und an der Providenz- Insel bey
Botanybay.
Der Iserin, ein ähnlicher Titansand ans
dem
Isergrund in Böhmen hält (nach Lampadius) =
59,1 Titankalk,
30,1 Eisenkalk, 10,2 Urankalk.
2. Titan-Spath, Titanit, Brunon.
Titane oxydé.
Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän-
zend; crystallisirt in kurzen, gleichsam linsenför-
mig zusammengedruckten vierseitigen an beyden
Enden
mir zwey Flächen zugeschärften Säulen.
Gehalt des norwegischen (nach
Abildgaard) =
58 Titankalk, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde.
[Seite 715] Fundort im
Passauischen in einer gemengten Ge-
birgsart aus
vorwaltendem Feldspath mit Quarz,
Hornblende etc. und bey Arendal in
Norwegen
in Quarz.
3. Titan-Schörl, Rutil. Titane siliceo-
calcaire.
Braunroth; theils mit einem dem Metallischen
sich
nähernden Glanze; meist nadelförmig; zu-
mahl in und
auf Bergcrystall und gemeinem
Quarz; theils aber in stärkern,
vierseitigen, der
Länge nach gestreiften, stangenförmigen
Crystal-
len; so vorzüglich bey Boinik in Ungarn in
ei-
nem aus Glimmerschiefer und milchweißem
Quarz
geschichteten Lager.
Der ihm nahe verwandte Nigrin findet sich
in
stumpftantigen Körnern und kleinen Geschieben
in den
Goldseifenwerken bey Olahpiau in Sieben-
bürgen, und
hält (nach Klaproth) = 84 Titan-
kalk, 14 Eisenkalk, 2
Braunsteinkalk.
Das Tellurium (Sylvanium), dessen
eigenthümliche Metallität zuerst
von Hrn. Mül-
ler von Reichenstein entdeckt, und
nachher
von Hrn. Klaproth vollkommen bestätigt
worden, hat eine
aus dem Zinnweißen ins
Bleygraue fallende Farbe; ist
starkglänzend;
hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde;
und
leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also
das leichteste von
allen Metallen.
1. Gediegen (aurum problematicum s. para-
doxum). Tellure natif ferrifère.
Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch.
Gehalt
(nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Ei-
sen, und ein
weniges Gold. Meist eingesprengt
in grauen, hornsteinähnlichen Quarz
von Fatzebay
in Siebenbürgen.
2. Schrifterz (das so genannte aurum gra-
phicum).Tellure natif
aurifère et ar-
gentifère.
Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen-
oder
tafelförmigen Crystallen, die meist mit einer Sei-
tenfläche auf- und gewöhnlich ihrer mehrere
durch
einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klap-
roth) = 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber.
Fundort bey Offenbanja
in Siebenbürgen, in
Quarz und Graustein.
3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure
natif aurifère et plombifère.
Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge;
weich;
etwas abfärbend; in etwas biegsam. Ge-
halt (nach
Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54
Bley, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer,
3 Schwe-
fel. Fundort bey Nagyag in Siebenbürgen,
in
Quarz und Roth-Braunsteinerz.
Das Chromium-Metall, das 1797 von
Hrn. Klaproth, und um gleiche Zeit
auch
von Hrn. Vauquelin entdeckt worden, ist fast
[Seite 717] bleygrau, spröde, sehr hart
und strengflüssig.
Sein Kalk enthält eine eigene Säure.
Stahlgrau; läuft gelblich an; metallischglän-
zend; kleinkörniger Bruch. Eingewachsen
als
nadelförmige Crystallen, zuweilen mit gediegenem
Golde,
immer mit der folgenden Gattung zu-
sammen.
Blaßspangrün bis ins Strohgelbe; matt;
weich; von
feinerdigem Bruch. Nebst dem Na-
delerz in Milchquarz,
im Catharinburgischen.
Dieses 1801 von Hrn. Hatchett entdeckte
Metall wird in den festen
Alkalien so wie auch
in den mehrsten Säuren aufgelöst, und
daraus
durch Galläpfeltinctur orangengelb und durch
Blutlauge
olivengrün niedergeschlagen, und
schmilzt mit natürlichem Harnsalz
zu einer blauen
ins Purpurrothe spielenden Glasperle.
Schwarzgrau; glänzend; halbhart; spröde.
Gewicht =
5918. Gehalt (nach Hatchett) = 77,5
Columbiumkalk, 21 Eisenkalk.
Fundort (ver-
muthlich) Massachusetsbay.
Dieses Metall ward von Hrn. Ekeberg
1802 entdeckt und ist von
schwärzlichgrauer
Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber auf-
lösbar in den Alkalien.
Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von
dichtem
Bruch: hart; in undeutlichen, wie es
scheint octoëdriscken
Crystallen von Haselnußgröße.
Gewicht = 7953. Hält (nach Ekeberg)
außer
dem Tantalkalk auch Eisen- und Braunsteinkalk.
Fundort in
Finnland in einem granitartigen
Gemenge.
Von den Herren Hisinger und Berzelius
1804 entdeckt. Dieses Metall
ist von grau-
lichweißer Farbe, blättrigem Bruch, sehr
sprö-
de; wird in Königswasser aufgelöst und
in
starkem Feuer verflüchtigt.
Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd,
von
splittrigem Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 4733.
Gehalt (nach Vauquelin) = 67
Ceriumkalk, 17,5 Kieselerde, 2
Kalkerde, 2 Ei-
senkalk, 12 Wasser und Kohlensäure.
Fundort
bey der Ritterhütte in Westmanland.
Dieses von Hrn. Tennant 1803 entdeckte
(in Frankreich auch Ptène genannte)
Metall
ist silberweiß, sehr hart, spröde und streng-
flüssig; wird von einfachen Säuren gar nicht
und
selbst vom Königswasser nur schwach an-
gegriffen;
aber durch die festen Alkalien läßt
sichs auflösen und giebt ihnen
eine rothe und
blaue Farbe.
Nähmlich bloß mit Osmium (S. 671.) ver-
bunden, in einzelnen Körnern unter der rohen
Platina,
außerdem aber auch in Verbindung
mit den gedachten neun andern
Metallen.
Die Petrefactenkunde, oder so genannte
Oryctologie im engern Sinn, ist –
wenn sie
anders aus dem rechten Gesichtspuncte ange-
sehen und benutzt wird – ein sehr wichtiger
und fruchtbarer Theil der
Mineralogie, da sie
mannigfaltiges, aufklärendes Licht über Geo-
genie, über die verschiedenen successiven, mehr
oder
weniger allgemeinen Catastrophen*), die
mit
unserer Erde vorgegangen, folglich über
das relative Alter der
Gebirgsarten überhaupt,
über die Entstehungsart mancher Arten
von
Flözgebirgen insbesondere u.s.w. verbreitet,
ohne welches alles
kein philosophisches Studium
des mineralogischen Theils der
Naturgeschichte
gedacht werden kann.
Man nennt aber Petrefacten oder Ver-
steinerungen (Engl.
extraneous fossils) im
[Seite 721] weitläuftigen Sinn
alle abgestorbene Thiere
und Gewächse, die entweder ihren Tod in
einer
solchen Erdcatastrophe gefunden oder doch nach-
her durch eine dergleichen in eine so günstige
Lage gekommen, daß
dadurch ihr Körper oder
einzelne Theile desselben, statt zu
verwesen,
seine Bildung mehr oder minder vollkommen
erhalten, und
mehrentheils noch überdem mit
fremden steinartigen oder metallischen
Stoffen,
oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.
Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon
ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt
ward.
Vor allen die bloßen so genannten Natur-
spiele, susus naturae, an denen sich
ehedem die
Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der
Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte
Dr.
Luther im mansfelder Kupferschiefer den VAL.
Alberti 1675 beschrieben; des alten
Dr. Nic.
Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m.
Ferner offenbare
Artefacten, wie z.B. die badner
Wurfelchen; oder vollends absichtliche
Betrüge-
reyen, wie die so genannten würzburger
Verstei-
nerungen, womit einst der ehrliche Beringer
an-
geführt worden, s. Dess. lithographia Wirce-
burgensis
1726. Fol. zumahl S. 5.
Von der verschiedenen Weise dieser Con-
servation, pflegt
man folgende viererley Arten
zu unterscheiden. Die Versteinerungen
finden
sich nähmlich;
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con-
chylien etc. ihren
thierischen Leim und mit dem-
selben einen großen Theil
ihrer sonstigen Festig-
[Seite 722] keit verloren haben*), da sie statt desselben
nur höchstens mit
Kalksinter, Mergeltuff
u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig-
lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich
meist im
aufgeschwemmten Lande (S. 536. 619)
und zwischen dem Kalksinter der
Berghöhlen
und Klüfte (S. 614).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so
genannte Versteinerungen oder
Petrefacte im
engern Sinne, die in den festern Steinlagen
der
Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher
großentheils selbst
Steinhärte erlangt haben.
Dahin gehören zuvörderst die
unbekannten
Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl
die
Kalkflözgebirge auf dem jetzigen festen Lande,
das den
Meeresboden der Vorwelt ausmachte,
so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber
auch
die in Hornstein oder Wachsopal versteinten
Hölzer etc.
Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien,
die sich auf diese Weise
wirklich versteinert fin-
den, ist selten die Schale
selbst noch erhalten
(– wie dieß z. E. bey dem feurig
opalisirenden
Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –),
sondern
bey den mehrsten zeigt sich bloß der
innere Abguß von dem versteinerten
Schlamme,
der die nachher allgemach zerstörte Schale aus-
gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten
Ammoniten,
Hysterolithen etc. Man nennt
dergleichen Petrefacte zum Unterschied
Stein-
kerne, nucleos (Fr. pierres moulées.)
–
Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pier-
res,
imprimées) heißen die, von welchen bloß
der Abdruck der äußern
Oberfläche übrig ist;
wie bey den allermehrsten Kräuterschiefern.
3) metallisirt (Fr. petrifications
pyri-
teuses, bronzées), wenn die
Versteinerungen
mit metallischen Stoffen durchzogen sind; be-
sonders mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz,
Thon
Eisenstein etc.
Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminöse
Holz etc. –
Und dahin gehören auch allerdings die im Bern-
stein eingeschlossenen Insecten etc. da es eben-
falls nach dem Tode erhaltne organisirte Körper
sind, die
vermuthlich bey irgend einer Erdcata-
strophe ihr Grab
gefunden haben.
Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache
große Gesichtspunct,
da man die Versteinerungen einerseits nach
dem
Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich ge-
genwärtig finden, und anderseits nach der Gleich-
heit,
oder bloßen Aehnlichkeit, oder aber völli-
gen
Verschiedenheit mit den organisirten Kör-
pern der
jetzigen Schöpfung, betrachter.
Aus dem ersten dieser beyden Gesichts-
puncte ist es zu
bewundern, und in Bezug auf
die Größe der Revolutionen, die einst
mit
unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von
wichtiger
Bedeutung, wenn man sieht, in
welcher Höhe über der jetzigen
Meeresfläche,
und in welcher Tiefe unter derselben sich
noch
Versteinerungen finden. Nur ein paar Bey-
spiele
von denen in Europa zu geben, so hat
Hr. de Lüc auf den savoyischen
Alpen, in einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche
versteinte
Seegeschöpfe (Ammoniten) gefun-
den, und in Whitehaven in
Cumberland gräbt
man hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter
derselben
die Abdrücke von Waldgewächsen
(Farnkräuter) aus! Außerdem gehören zu
den
besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der
Lagerstätte selbst,
worin die Versteinerungen
[Seite 725] vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden
sich
nähmlich
1) im aufgeschwemmten Lande, meist
lose liegend. So z.B. die mehrsten
fossilen
Elephanten, Rhinozere etc. und so auch das
Mammut.
Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen,
meist in Trümmern, durch
Kalktofus gleichsam
breschenartig zusammengesintert. So
die
prodigiosen Knochenfelsen an einigen Küsten
des mitländischen
und adriatischen Meeres, an
Cerigo, Dalmatien, und Gibraltar.
Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am
Harz, am Thüringer Wald, am
Fichtelberge
und an den Carpathen.
Oder endlich 4) in den Flözlagern von
Kalkstein, Stinkschiefer,
bituminösen Mergel-
schiefer, Gyps, Schieferthon,
Grauwacken-
schiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.
In Vergleichung aber zu den organisirten
Körpern der jetzigen Schöpfung
scheint es mir
am zweckmäßigsten und sichersten, die Verstei-
nerungen überhaupt unter folgende
dreyfache
Hauptabtheilungen zu bringen:
Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren
Versteinerungen, d.h. denen jetzt
existirende
[Seite 726] Geschöpfe völlig gleichen. Von der Art sind
z.B. alle die mancherley
versteinten Thiere und
Pflanzen in den merkwürdigen Stinkschiefer-
Flözen bey Oeningen am Bodensee.*)
Die zweifelhaften Versteinerungen, d.h.
die andern jetzt existirenden
Geschöpfen bloß
ähneln; aber sich von denselben theils durch
ihre
ungeheure Größe, theils durch mancherley
kleine aber doch constante
Abweichungen in der
Bildung einzelner Theile auszeichnen. Dieß
ist
zumahl der Fall mit vielen fossilen Knochen großer
Säugethiere,
der fossilen Hirsche, Bären etc. so
auch mit den mancherley
Seegeschöpfen im Pap-
penheimer Kalschiefer, deren
ähnliche Urbilder
jetzt bloß zwischen den Wendecirkeln leben etc.
Die Versteinerungen von völlig unbe-
kannten Geschöpfen der
Vorwelt, d.h. zu
welchen sich bis jetzt nicht einmahl nur
ein
ähnelndes, geschweige ein völlig gleiches Ur-
bild
gefunden. So z.B. die Ammoniten,
Phaciten, Belemniten u.a.m.
Dem zu Folge sind also hier die Versteine-
rungen erst nach
den beyden Reichen organisirter
[Seite 727] Körper, und die Zoolithen nach den sechs
Classen
des Thierreichs geordnet, die Unterabtheilun-
gen aber, so weit es sich thun läßt, nach dem
eben angegebenen
Gesichtspuncte bestimmt.
So z.B. von Wasserratten oder ähnliche
Thieren im öninger
Stinkschiefer.
So z.B. 1) von einer räthselhaften Gattung
von Bären (Ursus spelaeus?) und zwar in un-
säglicher
Menge in den oben (§. 265.) genann-
ten
Berghöhlen*).
2) Von einer eignen Gattung des Hirschge-
schlechts, dem sogenannten Riesen-Elenn, Cer-
vus giganteus?), die zumahl in Irland ausge-
graben wird, und sich durch ihre mächtige
Größe
auszeichnen. Von manchen ist der Schedel fast
eine
Elle lang und stehen die Enden der beyden
(zuweilen etliche
Centner wiegenden,) Geweihe
auf 14 Fuß aus einander.**)
3) Von einem Elephantengattung (Elephas
primigenius?) [die vermeinten
Riesenknochen***)
[Seite 730] unserer ehrlichen
Alten]; unter andern auch in
Menge in Deutschland*). So z.B. zwey
fast
vollständige Gerippe die bey Burg-Tonna im
Gothaischen
(das eine 1695 das andere neuerlich
1799) ausgegraben worden
etc.
4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros
antiquitatis?). Häufig in Sibirien; aber auch
in
Deutschland z. E. bey Herzberg am Harz**),
bey
Burg-Tonna***) u.a.
So 1) das colossalische Land-Ungeheuer der
Vorwelt, das Mammut
(Mammut ohioticum.
– Mastodonte Cuv.), dessen Gebeine besonders
am
Ohio in Nordamerica etc. in Menge ausge-
graben
werden; und das sich unter andern schon
durch die eigene
auffallende Form seiner enormen
Backzähne (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 10. –)
von der übrigen thierischen
Schöpfung der Vor-
welt auszeichnet†).
2) Das besonders durch die abentheuerliche
Mißgestalt des Kopfs,
Beckens, der Beine und
[Seite 731] Krallen auffallende Megatherium americanum.
dessen Gebeine hin und wieder in
Südamerica
ausgegraben werden*).
3.) Das ganze Geschlecht der Paläotherien
wovon Hr. Cüvier im
Gypsflöz von Montmar-
tre schon mehrere Gattungen
entdeckt hat; unbe-
kannte Mittelgeschöpfe
zwischen den Nashörner-
Tapir- und
Schweinegeschlechtern**).
Ueberhaupt äußerst wenige, doch z.B. im
öninger Stinkschiefer Knochen
von Sumpfvö-
geln, und im pappenheimer Kalkschiefer
von
Schwimmvögeln.†)
Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stink-
schiefer.††)
Z.B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich
aus der gleichen Gegend
von Burg-Tonna be-
sitze, wo wie gedacht auch die
Elephanten- und
Rhinocer-Gebeine zweifelhafter Gattung gefun-
den werden*).
Z.B. von einem ungeheueren, crocodillartigen
Geschöpf; denn einem
solchen gehören doch wahr-
scheinlichst die
mächtigen Gebisse, und andern
Knochen, die im Petersberge bey
Mastricht ge-
funden werden**).
Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser
Classe, die Ichthyolithen,
in größter Menge
und Mannigfaltigkeit (sowohl der
Fischgattungen
die sie vorstellen, als der Steinarten worin
sie
brechen,) gefunden werden, so bedarf es doch bey
den
mehresten erst noch einer strengvergleichenden
präjudizlosen
Revision, ehe sich mit Sicherheit
bestimmen läßt, zu welcher von
unseren drey
Hauptabtheilungen (– in bestimmbare oder zwei-
felhafte oder unbekannte –) sie gehören mögen.
Denn
nur mit wenigen, wie z.B. mit denen im
öninger Stinkschiefer oder
mit den einzelnen so
sonderbar in länglichen Thonschollen
gleichsam
mumisirten Angmarsets (Salmo arcticus S. 294)
[Seite 733] von Zuckertop ans
der Westküste von Grönland*),
läßt sich dieß vor der Hand
mit Gewißheit thun.
Die meist sehr gut erhaltnen Fischgerippe in
Stinkschiefer vom
Bolcaberg im Veronesischen**)
werden zwar insgemein sehr bestimmt auf be-
kannte Urbilder referirt. Aber schon das
scheint
dabey bedenklich, daß dem zu Felge jener Berg
die
gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von
Flußfischen sowohl als
von Seefischen, sondern
unter den letztern zumahl, zugleich von
Thieren
aus den weitst von einander entfernten Oceanen
seyn
soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem
mitländischen Meer, und von
den Küsten von
Japan, Brasilien dem nordöstlichen America,
Alma,
etc. Die im Tafelschiefer vom Blatten-
berg im Canton
Glaris und die im Mannsfeldi-
schen und Hessischen
bituminosen Mergelschiefer
haben selten die zur specifischen
Characteristik
wichtigsten Theile deutlich genug erhalten,
daß
man die Gattungen mit Zuversicht bestimmen
könnte.
Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von
versteinten Fischen
findet, sind meist nur einzelne
Wirbel, Gräten und Zähne. Unter
letztern zu-
mahl die so genannten Schlangenzungen
(glos-
sopetrae) aus dem
Hayfischgeschlechte, und die
Bufoniten oder sogenannten
Schlangenaugen,
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den stum-
pfen Zähnen des Klippfisches (Anarrhichas lu-
pus)
Aehnlichkeit haben.
Auch scheint der eigentliche orientalische Tür-
kis zu
den versteinten Fischzähnen zu gehören,
der meist von blaugrüner
Farbe ist, und zumahl
in Persien gefunden wird.
Dahin gehören wohl vor der Hand noch die
meisten von den im
Bernstein eingeschlossenen
(s. oben S. 656. not. *), so wie auch die mehr-
sten
versteinten Krebse (Gamarrolithen).
So die berühmten Trilobiten oder fälschlich
so genannten
Käserwuscheln oder Cacadumuscheln
(entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud-
ley-fossil) die hin und wieder (s. z.B.
oben
S. 590.), aber nirgend schöner als bey Dudley
in
Worcestershire und zwar theils noch mit der
natürlichen
krebsartigen Schale gefunden werden.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. –)
Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen
Testacea, Crustacea und Corallia. Doch
scheinen
die fossilen Schnäbel die sich auf dem Heinberg
bey
Göttingen, so wie im Petersberge bey Mastricht
[Seite 735] und bey Bath finden, einem
Mollusken-Ge-
schlechte, nähmlich den Sepien zugehört
zu
haben*).
So wie es scheint, z.B. unter den Muscheln
diejenige gemeine
Gattung von wirtlich petrificir-
ten
Terebratuliten im Flöz-Kalkstein, die der
Glas-Bohrmuschel
(Anomia vitrea S. 452.)
gleicht, und nach
dem alten Typus in der Vor-
welt nun auch in
der nachwärtigen jetzigen
Schöpfung regenerirt worden.
Und unter den Schnecken die calcinirte Trö-
delschnecke (Trochus lithophorus S.
463.),
die sich in Piemont im aufgeschwemmten
Lande
findet.
Z.B. Von vielschaligen Conchylien der schöne
Balanites porosus aus dem Osnabrückischen**)
der besonders durch den merkwürdigen
Umstand
für die Archäologie unsers Planeten
lehrreich
wird, daß er nicht selten in aller seiner
Integrität
auf einzelnen glatt abgerundeten Geröllen auf-
sitzt***).
Unter den Muscheln die sehr großen Terebra-
tuliten ebenfalls im Osnabrückischen†).
Und unter den Schnecken die fast fußlangen
calcinirten
Strombiten aus dem aufgeschwemm-
ten Lande in
Champagne.
Nun davon die Fülle in den Kalkflözgebirgen.
So z.B. um nur einige der sonderbarsten an-
zuführen, unter den Muscheln:
1) Der feurig opalisirende Ostracit im kärnth-
ner Muschelmarmor.
2) Der dickschalig ostracites, pinnigenus
den
der jüngere Hr. de Lüc nebst dem folgenden auf
dem
Saledeberg bey Genf entdeckt hat.*)
3) Der große fast herzförmige Anomit.**)
6) Die so genannte Langue
fourrée aus
Saint-Onges***).
7) Die Pantoffelmuschel des Hrn. von
Hüpsch†).
8) Die sogenannten versteinten Ziegenklauen
aus dem
Blattensee in Ungarn††) u.a.m.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so
genannten polythalamiae. Deren Schale nähm-
[Seite 737] lich inwendig durch Scheidewände in
Kammern
oder Fächer abgetheilt ist:
So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in
theils Gegenden auch Pfen-
nigsteine,
Kümmelsteine und Fruchtsteine
genannt, porpites, lapis numularis, helicites
einiger
Schriftsteller (Fr. camérine, pierre len-
ticulaire
oder numismale, monnoie du
diable),
die außen mit flachgewölbten blätterigen
Schalen
belegt sind, inwendig aber eine überaus
zarte
vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher
Länge
enthalten (– Abbild. n. h.
Gegenst.
tab. 40. –). Sind
häufigst von Linsengröße,
theils aber auch wohl wie ein
halber Gulden.
Finden sich in vielen Weltgegenden und theils
in
mächtigen Lagen; nahmentlich in Nieder-Aegyp-
ten, wo die Pyramiden großentheils
daraus
erbauet sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones).
3) Die eben so merkwürdigen als seltnen
Orthoceratiten, die
sich theils fußlang, und
vorzüglich im Meklenburgischen
finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei (Engl. thunder-stones,
fairiesfingers),
unter welchen es aber auch
Gattungen ohne
Scheidewände oder Alveolen gibt.
Uebrigens
eine der allgemeinsten Versteinerungen der
Kalk-
flözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem
Stink-
stein durchzogen sind (S. 621.); aber
auch in
andern Flözlagen, wie z.B. in den
Kreitebergen
von Kent brechen.
5) Des Dr. W. Thomson's cornu copiae
von Capo Passaro an
Sicilien*).
Von solchen einschaligen Conchylien, die nie-
mahls innere Scheidewände haben, z.B.
1) Die merkwürdigen linksgewundenen Mu-
riciten
am Ufer von Harwech (– Abbild. n. h.
Gegenst. tab. 20. –).
2) Der überaus sonderbare kleine Muricites
deformis Soland. dessen Spitze sich immer
wie in eine
irreguläre Wurmröhre verläuft**).
3) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten
ans dem Lucerner
Gebieth, die dort in unsägli-
cher Menge und
unvermengt im dichten Kalk-
fels liegen***).
4) Der kleine Serpulites concervatus der
am
Deister im Hannöverschen in ganzen Flözlagen
von
Stinkstein zusammengehäuft ist†).
1) Unter den mancherley See-Igeln, zu-
mahl
diejenigen, so statt der Stacheln mit den
ehedem so
räthselhaften Judensteinen besetzt
sind††).
Dann 2) die Encriniten und 3) die Pentacri-
niten
zwey ansehnliche Petrefactenarten, die
[Seite 739] der Seepalme aus der
jetzigen Schöpfung (S. 469.)
zwar ähneln, aber nicht gleichen;
und aus einem
vielarmigen Körper bestehen, der auf einem lan-
gen gegliederten Stängel sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien*),
(– Abbild n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich
meist in dichtem Kalkstein finden,
sind die Arme
des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da
er
dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder
einer
noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb
Lilienstein genannt
wird. Der astlose Stängel
muß mit seinem untern Ende auf dem
Meeres-
boden der Vorwelt festgesessen haben.
Seine
wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt
kleiner
Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben,
sind
unter dem Nahmen der Entrochiten, Räder-
steinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen
(Engl. St. Cuthbert's beads)
allgemein bekannt,
und der Flözkalkstein mancher Gegenden
wimmelt
gleichsam davon.
Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**)
(– Abbild n. h. Gegenst. tab. 70. –) besteht
aus einem großen, vielarmigen,
quastenförmigen
Körper der auf einem gegliederten
einfachen
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens
über
8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petre-
[Seite 740] fact fand sich
ehedem vorzüglich im bituminösen
Mergelschiefer bey Boll im
Wirtembergischen
(S. 621).
Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel
vom gegliederten
und dabey ästigen Stängel
eines ähnlichen, aber noch nicht ganz
bekann-
ten Petrefacts.
Zumahl 1) Madreporiten in theils Gegen-
den als in
wahren Corallenriefen der Vorwelt,
in unermeßlicher Menge und
großer Mannigfal-
tigkeit. So z.B. im dichten
Kalkstein und
Marmor (S. 618) auf dem Saleveberge bey
Genf,
auf dem Harz bey Blankenburg bey
Grund etc. Von letztern Orte
verdient nahment-
lich der ansehnliche schön
geformte Madreporites
cristatus*) Erwähnung;
so wie von der be-
rühmten perte du Rhône der sonderbare
kleine
Madreporites lenticularis (– Abbild. n. h. Ge-
genst.
tab. 80. –) der zu, mancherley mineralo-
gischen Irrthümern Anlaß gegeben. – Madre-
poriten in Sandstein im Petersberge bey Ma-
stricht. – In Kreide, als so genannte Fungiten
in
Kent. – In Brauneisenstein auch als Fun-
giten und
Schraubensteine (– eine Art Cubipo-
riten? –) bey
Rübeland am Harz. Letztere
auch im Catharinburgischen in
Sibirien. –
2) Milleporiten und andere zarte Corallen-
arten
vorzüglich im Sandstein des Petersbergs
bey Mastricht. – In
Feuerstein (S. 560.)
bey Zelle im Hannoverischen, und im
Pudding-
stein in Hertfortshire (S. 641 not. *) etc.
Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig
und deutlich erhalten,
daß mau ihre spezifischen
Charaktere daran erkennen, könnte, was
zumahl
bey gewissen einzelnen Theilen der Gewächse, wie
z.B. bey den
fossilen Hölzern kaum möglich ist;
indeß findet doch im Ganzen der
nähmliche drey-
fache Unterschied Statt, den ich bey der
Einthei-
lung der thierischen Versteinerungen zum
Grunde
gelegt habe.
Dahin scheinen z.B. vor der Hand wohl noch
die mehrsten
Farrenkräuter etc. im Schieferthon
und Thoneisenstein (S. 690)
zu gehören.
Von diesen nur zu Einem, Beyspiele statt aller
die äußerst
merkwürdigen, ganz räthselhaften
[Seite 742] theils ästigen oft
ungeheuer großen schuppigen
Abdrücke, die hin und wieder, zumahl
aus Stein-
kohlengruben, in Schieferthon
(Kohlenschiefer);
aber auch bey Edinburgh in Sandstein, und
bey
Clausthal in Grauwacke und Thonschiefer*) ge-
funden
werden.
Z.B. in dem oft genannten öninger Stinkschie-
fer,
wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von
Blüthen (eines Ranunculus) gefunden haben.
Dahin gehören die sogenannten frankenber-
ger
Kornähren, Sterngraupen u a. daselbst
brechende in Silber- und
Kupfer-Erze metallisirte
Fruchttheile.
Z.B. die mandelförmigen Fruchtcapseln, die
sich zuweilen zwischen
dem fossilen Holze in den
preußischen Bernsteingruben finden [s.
oben S. 656.
not. *)]. So wie die
kleinen Palmnüsse aus den
Cölnischen Umbergruben**)
u.a.m.
Bey den mehresten derselben hält es, wie ge-
sagt, sehr
schwer, sie mit Gewißheit unter
[Seite 743] die hier zum Grunde gelegte Haupteintheilung
zu
bringen.
Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie
z.B. das (zwar kaum
bieder zu rechnende)
saubere in Raseneisenstein angewandelte
Birken-
holz von Kontschosero im Olonezkischen.
Und andere hingegen sind vor der Hand völlig
unbekannt, wie z.B. das
in Holzstein petrificirte
so genannte Staarholz von Hillersdorf
bey
Chemnitz, das sich durch seine gleichförmig dichte
Textur
ohne Spus concentrischer Lagen (§. 496
Anm.) auszeichnet, und
überdem gleichsam, wie
nur parallellaufenden Röhren (meist von der
Dicke
einer Gänsespuhle durchzogen gewesen scheint.
Die übrigen mehr zweifelhaften sind überhaupt
entweder wirklich
versteint, z.B. in Kalkstein,
Sandstein, besonders aber in Holzstein
(S. 561)
und in Holzopal (S. 557); – oder aber noch
brennbar,
wohin vor allen das bituminose Holz
(S. 658) in den mächtigen
Flözlagen so vieler
Gegenden der nördlichen Erde gehört.
Doch
ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit
Quarz
durchzogen, so daß es da am stahl Fun-
ken
schlägt.
Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fossi-
lem Holz
zwischen dem wirklich petrificirten und
dem bituminösen in so fern
gleichsam in der Mitte,
daß sie mit kohlensauren Kalk durchzogen
sind
und daher mit Säuren brausen, und doch auch
auf Kohlen mit
Harzgeruch brennen; wie z.B.
das merkwürdige so genannte
Sündfluthholz,
das im Trapp zu Joachimsthal in einer Teufe
von
150 Lachter bricht.
Ins Französische,
Englische, Holländische,
Dänische, Russische, und der größte Theil des-
selben, nemlich die allgemeine Naturgeschichte und
Zoologie,
auch ins Ungrische.
Unter andern sind auch den hier angeführten In-
secten die Synonymen des Hrn. Prof. Fabricius,
so wie den
Fossilien, die von Hrn. Haüy beyge-
fügt worden. Beides haben
zwey meiner jüngern
Freunde und eifrigen ehemahligen Zuhörer über-
nommen. Jene nemlich sind von unserm Hrn.
Dr. iur. und Privatlehrer E. Spangenberg;
und diese von dem im Buche
selbst öfter genann-
ten Hrn. Cammersecretär I. Fr. L.
Hausmann
eingetragen. Die letztern Nahmen sind zum Un-
terschied von den ältern französischen außer Pa-
renthese
gesetzt.
Nur bleiben einige Naturprodukte, wie z.B. das
Wasser, von den
einmahl angenommenen Gränzen
der eigentlichen Naturgeschichte deßhalb
ausge-
schlossen, weil sie passender in andern Natur-
wissenschaften abgehandelt werden.
‘"Ars, sine additus rebus homo.“’ Bacon de
Verulam. de augm. scient. L.
II.
‘"L'art en général est l'industrie de l'homme
appliquée par ses besoins, ou par son luxe,
aux
productions de la Nature.“’ Diderot
Syst. figuré des connoiss. humaines.
Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl-
tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile
meiner Beyträge zur Naturgeschichte,
Facta an-
geführet, die es mehr als bloß
wahrscheinlich
machen, daß auch selbst in der jetzigen
Schöpfung
neue Gattungen von organisirten Körpern ent-
stehen, und gleichsam nacherschaffen werden.
Mit dem gemeinen
Sprachgebrauch zu reden.
Denn daß wir im strengern Sinne
bekanntlich
nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf
wohl
keiner Erinnerung.
‘„Facilius plerumque est rem praesentem discer-
nere, quam verbis exacte definire“’. Gaubius.
‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt son-
dern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen
Fällen zu finden.“’ J.
Aug. Unzer.
Mehreres hierüber habe ich in
der zweyten Ausg.
der Beyträge zur
Naturgeschichte I. Th. S. 106
u. f. gesagt.
„Denn“ (so sagt Haller, das
Haupt der neue-
ren Evolutionisten –) ‘„alle Eingeweide und die
Knochen selbst waren schon im unsichtbaren
Keim
vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem
fast flüssigen
Zustande.“’
Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.
Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen
Bildung zu
vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey,
aber doch mei-
nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim
ent-
halte, der dennoch was anders sey, als ungeform-
ter Zeugungsstoff etc., so sind das unbestimmte,
leere
Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit
solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem
quasi
corpus des Gottes der Epicuräer, wovon
er sagt: ‘"corpus quid sit, intelligo: quasi
cor-
pus quid sit, nullo
prorsus modo intelligo.“’
‘„Causas rerum naturalium non plures ad-
mitti debere, quam quae et verae sint et
earum phaenomenis explicandis
sufficiant:"’
ist ja die erste von Newton's güldenen regulis
philosophandi.
Denn wenn z.B. Mazini meinte,
daß die Kin-
der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe
bloß
anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so
war das auch
eine Art Epigenese.
Aber das schlechterdings Unstatthafte aller
sol-
chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all-
[Seite 17] mählichen Ausbildung organisirter Körper durch
eine sogenannte vis plastica (wie es unsere ehr-
lichen Alten nannten), als welche eben so gut im
Mineralreich Statt
hat, ergibt sich von selbst aus
dem Begriff von organisirten Körpern,
als welcher
durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. –
s. Kant a.
a. O. S. 292.
Die Crystallisationen unterscheiden sich von den
organisirten
Körpern selbst schon durch die geome-
trische Regularität
ihrer fast immer geradlinichten
Umrisse, die auf wenige
Fundamentalformen redu-
cirbar sind; da hingegen die
Gestaltungen der
Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unüber-
sehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu
bestimmten
Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige
Formen
(von endlos variirenden Umrissen) gebil-
det werden
mußten.
Von dieser Verbindung der beyden Principien, –
des mechanischen mit
dem teleologischen, – die
man sonst bey Erklärung der Entstehungsart
or-
ganisirter Körper für unvereinbar gehalten,
und
worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von
Bildungstrieb
liegt; davon gibt zumahl die ver-
gleichende Anatomie
auffallend einleuchtende Bey-
spiele in Menge, deren ich
manche in meinem
Handbuch derselben S. 65. und anderw., auch in
Hrn.
Hofr. Voigt's neuen Magazin B. II. S. 213.
angeführt habe.
Dieß alles habe ich in der dritten Ausgabe
der
Schrift über den
Bildungstrieb. Göttingen
1791. 8. weiter
ausgeführt.
‘"Il fallait respecter les qualités occultes; car
depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jus-
qu'à la route que tant d'astres suivent dans
l'espace: depuis la
formation d'une mite dans
un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que
vous
considériez une pierre qui tombe, soit que vous
suiviez le
cours d'une comète traversant les
cieux, tout est qualité occulte.“’ Voltaire.
Widernatürliche) versteht
sich wieder nach dem
allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. –
Man
hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen
als
widernatürlich. Aber das sind zwey sehr
verschiedene Begriffe, deren
Verwechselung selbst
zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür-
lich ist.
Einen abentheuerlich mißgestalteten Ferkelkopf
aus
meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier
Hauptarten von
Monstrosität vereint finden, s. in
den Abbild. n. h. Gegenst. tab.
61.
Von dieser Anomalie habe ich
im Hannoverschen
Magazin v. J. 1787. S. 753 u. f. gehandelt.
Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielar-
ten hat zuerst Kant genau bestimmt, im teutschen
Mercur
1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführ-
lich Girtanner über
das Kantische Princip für
die Naturgeschichte. Göttingen 1796.
8.
S. über
Menschen-Rassen und Schweine-Rassen –
in Voigt's Magazin VI. B. 1 St. S.
1 u. f.
A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474.
S. 175 u. f. und vol. XLIL. N. 484. S. 138 u.
f.
Diese scharfsinnige Bemerkung
gehört dem Hrn.
Hofr. Sömmerring. s. Dessen Diss. de
basi
encephali p. 17.
Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungs-
werkzeuge hergenommene Charakter dünkt mich
minder
unbestimmt, als die, wodurch man bisher
Insecten und Gewürme von
einander zu unter-
scheiden gesucht hat.
Ueberhaupt sind die Brüste
von allen Organen
der Säugethiere die einzigen, die nach Verschie-
denheit der Gattungen sowohl in der Anzahl als
Lage so
vielartig variiren.
An manchen, wie meines Wissens z.B.
am
Stachelschwein, waren sie gar noch nicht aufge-
funden. Ich sehe aber an zwey ungebornen der
genannten Thiere in
meiner Sammlung, daß sie
vier Zitzen haben, die paarweise an einer
frey-
lich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts
dicht
hinter dem Schultergelenk sitzen. Und so findet [Seite 50]
man sie vielleicht auch
noch an irgend einer un-
gewöhnlichen Stelle beym
Schnabelthier, an
welchem wunderlichen anomalischen Geschöpf
sie
bisher ebenfalls noch nicht bemerkt worden.
Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und
wieder, an den
Lippen etc. dünn behaart, auch
hat er Augenwimpern etc.
Bey den mehresten sitzen die
obern Vorderzähne
in einem besondern (– einfachen oder gepaar-
ten –) Knochen, der das os intermaxillare ge-
nannt wird; von dessen merkwürdigen Besonder-
heiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift de gene-
ris humani varietate
natiua, 1795. 8. S. 34. u. f.
und im Handb. der vergleichend.
Anatomie
S. 21 u. f. ausführlich gehandelt habe. – In
den Abbild. nat. hist. Gegenst. ist
er Tab. 52.
am Schedel des Orangutangs zu
sehen.
Nahmentlich auch das durch die Kunst aus
dem
macerirten Fleisch von Pferden u.a. Quadrupe-
den
bereitete. S. Voigts neues Magazin. II. B.
S. 772 u. f.
‘„Non enim methodicorum scholis se adstrin-
gere voluit natura – systemata artificialia
nostra flocci faciens.“’ Pallas
„Cetacea qundrupedum modo pulmonibus re-
spirant, coëunt, viuos foetus pariunt, eos-
demque lacte alunt, partium denique omnium
internarum structura et vsu
cum iis conue-
niunt.“ Raius
Ich habe dieß in der 4ten Ausgabe der
Schrift
de generis humani
varietate natiua weiter aus-
geführt.
„Jede dieser
fünf Haupt-Rassen begreift übrigens
wieder ein und das andere Volk,
das sich durch
seine Bildung mehr oder minder ausfallend von
den
übrigen derselben Abtheilung auszeichnet.
Und so könnten z.B. die
Hindus von der Cauca-
sischen; die Schinesen und
Japaner von der
Mongolischen; die Hottentotten von der Aethio-
pischen; so wie die Nord-Americaner von
denen in der
südlichen Hälfte der neuen Welt;
und die schwarzen Papus auf
Neuholland etc. von
den braunen Utaheißen u.a. Insulanern
des
stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert
werden.“
Beytr. zur Naturgesch.
S. 72. der
2ten Ausg.
Versteht sich nähmlich dieß alles so – daß die
in
den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völ-
kerschaften nach der stärkern und längern Einwir-
kung der verschiedenen Climate und anderer ob-
gedachten Ursachen der Degeneration, entweder
um desto weiter von
der Urgestalt der Mittel-
Rasse ausgeartet sind, –
oder aber auch sich
ihr hinwiederum mehr genähert haben. So
sind
z.B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u.a. dergl.
Polarvölker
der mongolischen Rasse, sehr auffal-
lend von der
caucasischen Mittel-Rasse abgeartet;
da hingegen die (wenn gleich
entferntere, aber
einen meist mildern Erdstrich bewohnende)
ameri-
canische Rasse sich derselben wiederum
mehr
nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welt-
theils, nämlich an dem beeisten Feuerlande
nochmals
in die mongolische Gestaltung zurück-
fällt – Eben so
ist gegenseitig die äthiopische
Rasse im brennendheißen Africa zum
andern
Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarie-
täten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil-
dern Neu Holland und auf den neuen Hebri-
den etc.
zur malayischen Rasse übergeht.
Wie vielen Einfluß dabey aber auch
die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwanderung
zu-
sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum
erst
einer Erwähnung.
Von diesen so genannten weißen Mohren (Negres
blancs) müssen
die bloß weißgefleckten Neger
genau unterschieden werden, deren
einer, den
ich in London gesehen und eine Probe von seinem
weiß
und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe,
in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem
Leben vorgestellt ist.
Verschiedenheit im schwächern oder stärkern
Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und ma-
layischen Rasse angegeben. Aber die
gänzliche
Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk
der
Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen
der schinesischen
Frauenzimmer (– die Strutho-
podes des Eudoxus beym Plinius –).
Histoire
naturelle des Singes, peints d'après
nature par J. D. Audebert. Par.
1797. gr. Fol.
Denn der große Pavian auf Borneo dessen
furcht-
bar starkes Gerippe ich im Haag gesehen,
ist
gänzlich ungeschwanzt; und der Mandril hin-
gegen kann wohl langgeschwänzt heißen.
Die
sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich-
sam
kettenartig an einander hängen sollen, um
sich von einem Baume
am dießseitigen Ufer eines
Flusses, auf einen jenseits gegen
über stehenden zu
schleudern, ist abgebildet in der
Original-Aus-
gabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748.
fol.
vol. I. p.
144. vergl. mit p. 149.
Der Grund, warum ich
mich so zweifelhaft
über die gehörnten Hasen ausdrücke, ist,
weil
ich, ungeachtet aller vieljährigen Nachfrage noch
kein
zuverlässiges Exemplar davon habe zu sehen
kriegen können; an
welchem nähmlich (NB.)
die Hörnchen noch
an dem Hasenschedel festge-
sessen
hätten.
‘„Certum est, Balearicos aduersus
prouentum
cuniculorum auxilium militare a diuo
Augusto
petiisse.“’ Plinius.
Der weiland als
Panazee berufne köstliche Gal-
lenstein (piedra del porco) soll
sich in einer noch
nicht genau bekannten ostindischen Gattung
von
Stachelschweinen finden.
Schwerlich nur 2 wie
Linné meinte. Denn
obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so
im
Os intermaxillare (– S. 52. Not. * –)
sitzen;
und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf
welche
jene obern passen.
Es
bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der
neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo
T. II. p. 419.
Hr. Prof. Link hat die drey Geschlechter Erina-
ceus, Sorex, Talpa in
seinem System der Säuge-
thiere zusammen in eine
Ordnung verbunden und
Rosores genannt.
S. dessen Beyträge zur N. G.
2tes St. Rostock 1795. 8. S.
79.
Beobachtungen an einem Beutelthier, das
ich
lebendig besessen, habe ich in Voigt's neuem Ma-
gazin mitgetheilt, im III. B. S. 683 u.f.
Viel
Merkwürdiges über dieses und andere Thiere
auf Labrabor findet
sich in g.
Cartwright's [Seite 97]
Journal during a Residence of nearly 16 years
on the Coast of
Labrador. Newark 1792.
III.
vol. 4.
Ich
habe dieß täglich an einem gesehen, den ich
Jahre lang lebendig
besessen; und eben so sahen
es Ol. Worm, Linne, Rolof,
Büffon,
J. Dom. Schulze, Götze, Bechstein u.a.m.
So nannten
Ray, Linné u.a. das eigentliche
Windspiel, das aber die alten
Griechen gar
nicht gekannt zu haben scheinen.
Ein
extraschönes Fell eines labradorischen Sil-
berfuchses ist wohl eher in London mit 300 Tha-
lern und darüber bezahlt worden.
Die Pelzhändler nennen alle Felle von
Thieren
dieses Geschlechts, die geringelte Flecken
haben,
Panther, und hingegen alle gefleckte ohne
Ringform,
Tiger.
Das
neuerlich so berühmte englische Rennpferd,
Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß
zurück:
bedeckte, nähmlich bey der größten Streckung
25 Fuß, und
wiederhohlte diese Action 2 1/3 Mahl
in einer Secunde. – s. an Essay on the Pro-
portions of Eclipse; in den Works of Ch.
Vial de Sainbel, London 1795.
4.
Vor mehreren Jahren hat
sich ein weibliches
Zebra, das Lord Clive in London besessen,
nach
vielen vergeblichen Versuchen von einem männ-
lichen Esel bespringen lassen, und eine Art
Maulthier zur Welt
gebracht, das in der Bil-
dung völlig das Mittel
zwischen seinen Aeltern
hielt, und von grauer Grundfarbe wie der
Va-
ter, aber schwarz gestreift wie die Mutter
war.
Von vielen Schriftstellern und Reisenden
wird
hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome-
dar genannt.
Ein einzelnes und nicht einmahl
vollständiges
dergleichen Horn im academischen Museum
wiegt
volle 9 Pfund.
Von der Verarbeitung desselben seit den
Zeiten
des trojanischen Kriegs s. Hrn. Geh. Justiz-Rath
Heyne in
den Nov. Comment. Gott.
T. I.
p. 96 sq. und Dess. Samml. antiquarischer Auf-
sätze II. Th. S. 149. u. f. und Hrn. Hofr. Beck-
manns Vorbereitung zur Wahren-Kunde I. B.
S. 299. u.
f.
So habe ich z.B. a. 1784. bey der Zergliede-
rung eines Seehund-Auges eine merkwürdige
Einrichtung
entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind, nach Willkür die
Achse desselben zu
verlängern oder zu verkürzen, und durch
zweyerley
medium von so verschiedener
Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die
Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der
überaus starken Augenmuskeln auf die
äußere Haut des Augapfels
bewirkt, welche letztere
an verschiedenen Stellen von
verschiedener Dicke
ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist
dünne
und nachgiebig; von der harren weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut
anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick
und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und
geschmeidig: und so begreifft sich
leicht, wie durch die nach
den Umständen
accommodirte Action jener robusten Muskeln
die
erforderlichen innern Veränderungen bewirkt wer-
den, um die Augenachse, wenn das Thier durch
die
Luft sehen will, zu verkürzen, die Linse dem
Hintergründe des
Auges näher zu bringen, so wie
es die starke Brechung der
Lichtstrahlen erfordert,
die dann aus dem dünnen medium der Luft
in das dichtere des Auges
gehen; und v. v. –
s. Commentat. societat. scientiar. Goettingens.
vol.
VII.
G. W. Stellers Beschreibung von
sonderbaren
Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Com-
ment.
Petropolit.)
Denn die
Organe die Hr. Ever. Home für
Backenzähne des Schnabelthiers
ausgegeben, kön-
nen doch, da sie weder substantia vitrea noch
ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und
er sie
ihrer Structur nach vielmehr mit der
von der innern Haut des
Hühnermogens ver-
[Seite 133] gleicht, wohl weder nach
dem gemeinen Sprach-
gebrauch, noch nach der
wissenschaftlichen anato-
mischen und
naturhistorischen Terminologie für
wirkliche Zähne eines
warmblutigen Quadruped's
gehalten werden.
Die fälschlich so genannten Lapides manati sind
gar nicht von diesem
Thiere, sondern gewöhnlich
ein Theil des äußern Gehörganges und
der Pauke
des Wallfisches.
s. Hrn. Prof. Schneiders
vermischte Abhandl.
zur Aufklärung der Zoologie etc. Berlin, 1784.
8.
S. 175-304.
Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen
von
den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Ge-
schlechts belegt werden, die eine Rückenfinne
haben, wie physalus u.a. –) den ich
frischge-
strandet zu sehen die mit unverhoffte
Gelegenheit
gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche
mehr als
Daumsbreite und eben so tiefe Brust-
furchen.
Vom Eigenthümlichen des
innern Körperbaues
der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae inter animantia calidi
sanguinis viuipara et
ouipara gehandelt, das
im IX. B. der commentation societ. reg.
scien-
tiar.
Gottingens. p. 108-128. befindlich
ist.
Ueber den Zweck und Nutzen,
weshalb diese Vö-
gel solche Steinchen schlucken müssen,
sind die
Meinungen der Physiologen sehr verschieden. –
Manche haben
gar gewähnt, es geschehe aus
Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen
ist
es ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die einge-
schluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer
Lebenskraft zu berauben,
die sonst der Di-
gestionskraft widersteht.
Einen ähnlichen
Ursprung haben auch die vulgo
so genannten
Sternschnuppen, nämlich die
graulichweißen, gallertartigen, meist
darmförmig
gewundenen Klumpen die man oft haufenweise
auf Wiesen
etc. antrifft, und halverdaute Einge-
weide von Fröschen
sind, die von Krähen, Sumpf-
und Wasservögeln wieder
ausgebrochen worden. –
s. Hrn. Dr. Persoon in
Hrn. Hofr. Voigts neuem
Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.
Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und
Eyern
verschiedener Vögel, beschrieben von Fr.
Chr. Günther. Nürnb. 1772.
Fol.
In diesem Fall scheint also das Eyerlegen
eine
willkürliche Handlung, wodurch es sich folglich
vom durchaus
unwillkürlichen Gebähren der Säu-
gethiere auffallend
auszeichnet.
Plin. L. X. cap. 55. ‘„Liuia Augusta, prima
sua iuuenta Tiberio Caesare ex
Nerone grauida,
cum parere virillem sexum admodum cuperet,
hoc vsa
est puellari augurio, ouum in sinu
fouendo, atque cum deponendum
haberet, nu-
trici per sinum tradendo, ne
intermitteretur
tepor.“’
Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.
L'art de faire éclore des oiseaux domesti-
ques, par Mr. de
Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.
(des
Abbé Copineau) Ornithotrophie arti-
ficielle. Par. 1780. 12.
Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen
gar
nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus-
nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt, s. in unsers
sel. Hollmanns Unterricht
von Barometern und Thermometern.
Göttingen,
1783. 8. S. 20; u. f. 271. u. f.
Von dieser Ausbildung des
bebrüteten Küchelchen,
und den zu seiner Oeconomie gehörigen
Organen
des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb.
der vergleichend.
Anatomie.
Viele unserer neuen
Naturforscher, z.B. Büffon,
Fortis, und andere, auch Bomare, Molina
etc.
hatten ihn (ganz irrig) für einerley mit
dem
Condor.
Daher auch manche
Schriftsteller gemeint, er ge-
höre eher unter die
Sumpfvögel. Ich habe aber
ein trefflich ausgestopftes Exemplar im
academi-
schen Museum vor mir, und habe den Vogel
in
London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus
seinem Bau
sowohl als aus seiner Lebensart,
daß hier die ganz richtige Stelle
ist, die ihm im
Systeme gebührt.
Histoire
naturelle des Colibris et des Oiseaux mou-
ches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800. sol.
Histoire
naturelle des Grimpereaux
sucrien,
des
Promerops, et des Oiseaux de Paradis. par
L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sauva-
ges. Par. seit
1801. fol.
Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis,
des Rolliers et des Promerops, suivie de celle
des Toucans et
des Barbus. par F. Le-Vail-
lant, eben das. seit 1801. fol.
J. R. Forster
von den Paradisvögeln und dem
Phönix; in der indischen Zoologie.
Halle, 1795.
Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f.
Die
Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat
zumahl Büffon's
Gehülfe Guenau de Monbeillard
vollständig
zusammengestellt und geprüft, in der hist. des
oiseaux. vol. VI. p. 557.
Einer der eifrigsten
Vertheidiger des Win-
terschlafs der Schwalben war
Daines Bar-
rington; in s. miscellanies. p.
225.
Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der
gleichen
Meinung finden sich in den Memoirs
of
the American Academy of arts and sciences
zu
Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 u. 94.
Sogar, daß bey den so
genannten Hollen- oder
Hauben-Hühnern, mit dem dichten
Federbusch
auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale
wie zu
einer monströsen das große oder eigentlich
sogenannte Gehirn
fassenden Blase aufgetrieben
wird. Eine erbliche Abweichung des
Bildungs-
triebes, die meines Wissens in der
Naturge-
schichte die einzige in ihrer Art
ist.
Von der bekannten, aber
doch immer physiologisch-
merkwürdigen Künsteley,
einem Hahne seinen
Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel
in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris vom Jahr
1746. S. 349 u. f.
Ich habe von
diesem u.a. Beweisen der Verän-
derlichkeit in der
Schöpfung im ersten Theile
der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u.
f.
gehandelt.
Was ich von schwarzen
Reiherfedern aus der Le-
vante gesehen habe, das war
bloß in der schönern
Schwärze, nicht in Form und Gefüge von
den
Nackenfedern des hieländischen Reihers verschieden.
Die in
der Form so wie in der Farbe gänzlich
davon verschiednen weißen,
kommen hingegen wie
gesagt von der Garzetta.
Ich habe von einem Paar solcher
Ibismumien,
die ich in London zu untersuchen Gelegenheit ge-
habt, in den philosophical Transactions vom
Jahr 1794. Nachricht
gegeben.
Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de
mu-
miis auium in labyrintho apud Sacaram re-
pertis. Viteb. 1803. 4.
mit Kupf. und Jul.
Cés.
Savigny histoire naturelle et mythologique
de l'Ibis. Par. 1805. 8. mit Kupf.
Hingegen findet sich dieser Ibis auch im
südlich-
sten Africa, von woher ich ihn durch die
Güte
des Hrn. Past. Hesse in der Capstadt erhalten
habe.
Wenigstens gleicht er Bruce's Abbildung
und Beschreibung ganz
genau.
Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von
einer
verwandten Gattung, Anas erythropus, von
grauer
Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab.
189.), die
daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen
Bernicla oder Bernacle führt.
J. Reinh Forster hist.
aptenodytae in Commen-
tat. Soc. Sc. Gött. 1780. Vol. III. p. 121. sq.
Ich habe
diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparatae inter animan-
tia calidi et frigidi sanguinis; im VIII. B.
der
Commentation. Soc. reg. scientiar.
Göttingens.
S. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schild-
kröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.
J. D. Schoepff historia testudinum
iconibus
illustrata. Erlang. 1792.
4.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge-
schlechts s. Rösels natürl. Historie der
Frösche
hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol.
Dieser
specifische Character, auf welchen mich Hr.
Prof. Schneider
aufmerksam gemacht, ist nicht
etwa bloß am Schädel, sondern auch am
ganzen,
annoch mit seiner Haut bekleideten Kopfe, leicht
zu
erkennen.
S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der
Amphibien. Duisb. 2. Hefte 4.
Patr. Rusell's Account of Indian Ser-
pents. – together with experiments on their
several
poisons. Lond. 1796 gr.
Fol.
Die Anzahl aller bis jetzt bekannten
giftigen
Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr
wie 1
zu 6 zu verhalten.
Zu den übrigen zwar nicht
ganz exceptionslosen,
doch in den bey weiten mehrsten Fällen
eintreffen-
den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen
Schlan-
gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter
gleichsam
herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen
statt
der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige
Schuppen (d. h mit einem
scharfkantigen Rücken);
und 3) ein kurzer Schwanz, der nähmlich
weniger
als 1/5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray
in den philos.
Transact. Vol. LXXIX. P. I.
Da die Klapperschlangen
sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können,
so
ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrschein-
lich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene
sonderbare
Klapper wohl dazu dienen könne, die
dadurch aufgeschreckten Vögel
etc. zu sich herunter
zu bringen. – (– so wie nach der
alten,
wenigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem
Cerasten
seine so genannten Hörnchen auch dazu
dienen sollen, kleine Vögel
herbey zu ziehen. –)
Auch hat mir ein sehr zuverlässiger und
genauer
Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange
in
Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß-
halb die
dasigen jungen Indianer um Eichhörn-
chen zu fangen,
den rasselnden Ton der Klapper-
schlangen
nachahmen.
Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts
neuen Magazin gehandelt; I. B. 2. St.
S. 37 u. f. ‘„über die
Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in
Rücksicht einer Schrift
des Hrn. Dr.
Barton.“’
S. Sonnerat in Rozier journal de
physique
Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplement
Vol. V. pag. 540 u. f.
S. Gilpin's Karte in den Transactions of the
American. philos. Soc. at
Philadelphia. Vol. II.
tab. 5. B.
S. z.B. des
Capuciner Cavazzi pesce
donna;
in seiner Descrizione di Congo etc. p.
52.
s. Sammlung seltener und
merkwürdiger Rei-
segeschichten. I. Th. Memmingen,
1789. 8. S. 220.
Von
seinem wichtigen Fang s. Houel voyage
pittoresque de Sicile. etc.
Par. 1782. fol. vol I.
tab. XXVIII–XXX.
S. Hrn. Hofr.
Beckmanns Beyträge zur Ge-
schichte der Erfindungen
II. B. S. 325 u. f.
M. Ch.
Gottl. Lehmann de sensibus externis
animalium
exsanguium: commentario praemito
regio ornata. Goetting. 1798.
4. – F. Jos.
Schelvers Versuch einer Naturgeschichte
der
Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Wür-
mern.
ebendas. 1798. 8.
Swammerdam Biblia naturae.
Leid. 1737. fol.
Lyonet traité anatomique de la chenille
qui
ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4.
Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß
der
fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige
Wasserthiere: und
nahmentlich finden sich ihrer
nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den
bey
weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und
nächstfolgenden
Thierclasse zum Aufenthalt an-
gewiesen ist.
Einige
auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's
lepidopterous
insects of Georgia vol. I. tab. 5.
und vol. II. tab. 99.
Sollte der Schmetterling schon in der
Raupe
präformirt gewesen seyn, so müßte man doch
wohl wenigstens
erwarten, daß sich aus ähnlichen
Raupen auch ähnliche Schmetterlinge
entwickel-
ten. – So aber kommen z.B. aus
manchen
americanischen Raupen, die manchen Europäi-
schen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz an-
ders
gestaltete Schmetterlinge; und anderseits
entstehen manche einander
auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus
ganz
verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J.
Ed.
Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5.
Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß
der
Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen.
Berlin 1793.
4.
Jo. Eus. Voet catalogue systematique des co-
leopteres. à la Haye
1766. u. f. 4.
Gu. Ant.
Olivier entomologie. Par. seit
1789.
4.
Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von
K. Illiger.
Braunschw., seit 1800. 4.
J. Ch. Fabbricii systema Eleutheratorum.
Kil. 1801. II. vol. 8.
Wie z.B. im Jahr
1479, da die Engerlinge des-
halb in einem formligen
Monitorio vors geistliche
Recht gen Lausanne
citirt wurden, das ihnen
zwar einen Defensor von Freyburg
zugestand,
sie selbst aber nach genauer Abhörung
beyder
Parteyen, und reiflicher Ueberlegung ernst-
lich in den Bann that. S. Mich. Stettlers
Schweitzer-Chronick. S.
278. u. f.
J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera etc.
Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopte-
rorum
micropterorum. Götting. 1806.
8.
Ein schreckliches
Beyspiel gibt Maurelle's Süd-
seereise im voyage de la Pérouse autour
du
monde vol. I. p. 279. u. f.
Natuurlyke
Afbeeldingen en Beschryvingen der
Spooken, wandelende Bladen etc.
door Casp.
Stoll. Amst. 1787.
4.
S. außer den allgemein
bekannten Quellen zur
Geschichte dieses furchtbaren
Insects
Joel neu übersetzt und erläutert von C. W.
Justi.
Leipzig 1792. 8.
und Jac.
Bryants observations
upon the
plagues inflicted upon the Egyptians. Lond.
1794. 8. p.
137.
Zu diesen und den vier nächstfolgenden
Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschry-
vingen der Cicaden en Wantzen, door Casp.
Stoll. Amst. 1780 sq. 4.
Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyn-
gotorum. Brunsvigae 1803. 8.
Fougeroux in den Mém.
de l'ac. des sc. de
Paris, v. J. 1769.
Theod. Holmskiold beata ruris otia fun-
gis Danicis impensa. Havn. 1790 fol.
Könnten das vielleicht
Ueberreste solcher obgedachten
Keulenschwämme seyn, die vorher auf
der Larve
oder Puppe des Thiers gewachsen sind?
Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.
Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam bey
dem hieländischen grauen
Wasserscorpion gemacht. S. dess. Bibl. naturae.
T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
Als drey der bewährtesten Mittel werden empfohlen
A) Scheidewasser,
frische Rindsgalle und Eisen-
vitriol, von jedem am
Gewicht gleich viel, unter-
einander
gemischt.
B) Aetzenden
Quecksilber-Sublimats 1/2 Quent-
chen; aufgelöst in 2
Quentchen Salzgeist. Dieß
[Seite 353] zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und
bey
jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.
Mit diesen
beyden Mitteln werden die Fugen etc.
bestrichen.
C) Spanischen Pfeffer, Assa
foetida und Schwe-
fel, von jedem 2 Quentchen.
Bey fest verschlosse-
nen Thüren und Fenstern in den
ausgeräumten
Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun-
den verschlossen gehalten.
Als Palliativmittel auf
Reisen dient Citronensaft
oder Weinessig auf die Bettücher etc.
gesprengt.
Neuerlich hat man aber
bey Madras in Indien
ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt,
wo-
von die Proben, die ich besitze, aus
einzelnen
Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffee-
bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienen-
wachs so theuer ist, sehr wichtig werden
kann.
Zur
Geschichte dieser Ordnung vergleiche man,
außer den schon
obengenannten, vorzüglich noch
folgende Werke:
Eng. Joh. Chph.
Esper's Schmetterlinge.
Erlangen, seit 1776. gr. 4.
Jac.
Hübner's Schmetterlinge in Abbildun-
gen. Augsb.
4.
Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge.
I. Th. Rostock, 1785. 8.
M. B. Borkhausen's Naturgesch. der
euro-
päischen Schmetterlinge. Frf. 1788 u. f.
8.
(Denis und Schiffermüller) Systematisches
Verzeichniß der
Schmetterlinge der Wiener Gegend.
Wien, 1776. gr. 4. 2te verm. Ausg.
(von Illiger
und Häfeli). Braunschw. 1800 sq. II. B. 8.
Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst.
seit 1762. 4.
C. Clerk. icones insectorum rariorum. Holm.
1759 sq. II. vol. 4.
P. Cramer uitlandsche
Kapellen. Amst.
seit 1775. 4.
The
natural history of the rarer lepidopte-
rous infoats
of Georgia, collected from Abbot's
observations by Jam. E.
Smith. Lond. 1797.
II. vol.
Fol.
Joh. Mader's Raupenkalender. Herausgegeben
von C. F.
C Kleemann. ed. 2. Nurnb. 1785. 8.
Lyonet Traité
anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V.
X. L. S. 111. und
tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.
Das
Gespinste der kleinern Gattung dieses Na-
mens (der
sogenannten Ph. pavonia minor oder
Bombyx
carpini) hat neuerlich
Hr. Heeger zu
Berchtolsdorf bey Wien im Großen und fabri-
kenmäßig auf vielfache Weise zu benutzen
gesucht.
Die Seide,
woraus hingegen in Japan die
äußerst zarten, leichten und doch ganz
festen
Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz
eignen
Gattung Seidenwürmer, nämlich von
der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in
den schwedischen
Abhandl. 1781. II. B. tab. V.
fig. 1. 2.
Gegenmittel hat
Hr. Obercommiß. Westfeld im
Hannoverschen Magaz. 1806. 37. St.
mitgetheilt.
Von mancherley andern in Brasilien
einheimischen
Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae
vtriusque re naturali p. 111 u. f. und I. Stanes
in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of
politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4.
pag. 203
u. f.
Von den unzähligen Schriften, worin die Ge-
schichte der Bienen abgehandelt worden, führe
ich nur
fünfe statt aller an:
Swammerdam bibl. nat. pag. 369.
Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207.
J.
Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. pag. 128.
Huber nouvelles observations sur les abeil-
les. Genève 1792. 8.
und,
besonders in Rücksicht der neuern Bemer-
kungen über
die künstliche Vermehrung der Stöcke
durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p.
61.
Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten
Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser
bewunderns-
würdigen Thiere, die mir Bonner
schriftlich mit-
getheilt, habe ich in Voigts Magazin
III. B.
bekannt gemacht.
P. A. Latreille Essai sur
l'histoire des fourmis
de la France. à
Brive. 1798. 8. und Dess. hi-
stoire naturelle des fourmis. à Paris 1802. 8.
mit vielen Kupfern.
Der berüchtigte so
genannte Heerwurm, eine
Art von Erdmast der wilden Sauen,
besteht
aus einem bewundernswürdigen Zuge von [Seite 394]
vielen tausend dicht an
einander kriechenden,
kaum einen halben Zoll langen Maden,
und
zwar, wie es scheint, von Insecten dieser Ord-
nung (– etwa von Tipulis oder Asilis –). Ein
solcher Zug ist zuweilen wohl 12
Ellen lang,
Hände breit und Daumens hoch, und zieht so
in
Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in
größter,
regelmäßigster Ordnung umher.
Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte
dieses
merkwürdigen Geschlechts, ist nun durch den vor-
trefflichen Veterinararzt, Hrn. Bracy Clark auf-
gehellt. – S. dess. meisterhafte observations on
the genus oestrus; im III. B. der Transactions
of the Linnean Society, p. 289. u. f.
Zu den wirksamsten, und
doch zugleich gefahrlo-
sesten Mitteln, die Fliegen in
einem Zimmer zu
tödten, gehört ein halb Quentchen
Quaßia-Extract
mit einem Stückchen Zucker in ein paar
Unzen
Wasser aufgelöst.
S. F.
Redi experimenta circa generationem in-
sectorum. Opusculor. ed. Amst. 1686.
12. P. I.
tab.
1-24.
J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié
par Fr. L. Hammer.
Strasb. 1804. fol. mit
ausgemalten
Kupfern.
Ueber die
hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
s. C.
Clerk aranei Suecici. Holm.
1757. 4.
S. die trefflichen eignen
Beobachtungen des Hrn.
Dr. Reimarus in der
Einleit. zur IVten Ausg.
von seines Vaters classischem Werke über
die Triebe
der Thiere S. 8. u. f.
J. Fr. W. Herbst Versuch
über die Naturgeschichte
der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f.
4.
Auch die Paarung hat bey manchen Thieren
dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z.B. bey den
gemeinsten
Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst-
zeit mit
einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von
kalkartiger Substanz ist,
und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen
Lan-
zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes-
pfeil steckt
ihnen dann ganz locker in einer Oeff-
nung des Halses, und
wenn ihrer zwey und zwey
einander aufgefunden haben, so drückt jedes
sei-
nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst
auf
diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und
dadurch
verursachte Anreitzung erfolgt die wahre
Paarung.
S. Hrn. Prof.
Schneiders Abhandl. hierüber im
II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von
America. Leipz.
1781. 8. S. 377-431.
Zumahl beym mytilus margaritifer, mya mar-
garitifera etc. Die Perlen
sitzen meist im Thiere
selbst, zuweilen doch auch inwendig an der
Schale
fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht
aufgeklärt.
Die allerschönsten werden bekanntlich
auf Ceilan und im persischen
Meerbusen gefischt.
Die westindischen, californischen, so auch die
von
Utaheiti etc. sind schon weniger schön: vollends
die aus
deutschen Flüssen etc. Doch finden sich
unter letztern und nahmentlich
unter den hielän-
dischen Cellischen auch welche von
ungemeiner
Schönheit.
In der großen südländischen Sammlung,
im
hiesigen academischen Museum, findet sich unter
vielen andern
dergl. Putzstücken, sogar ein Hals-
bald von niedlichen,
mühsam polirten, durch-
bohrten, und mit Bast kunstreich
zusammen ge-
flochtenen Schneckenhäuschen von
demjenigen
Volke, das vulgo für den
kümmerlichsten Aus-
wurf des Menschengeschlechts
verschrien wird,
nähmlich von den Pesserähs auf dem
Feuerlande.
Hingegen kann ich den abentheuerlichen Erzählun-
gen von der höllischen Furie, einem von
niemand
zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau be-
schriebenen, und wie es heißt, mit
Widerhäkchen
bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft
herum
fliegenden Würmchen, was aus Menschen und
Vieh herabstürzen,
und sie durchbohren soll u.s.w.,
keinen Glauben beymessen.
Joh. Aug. Ephr. Goeze
Versuch einer Natur-
geschichte der Eingeweidewürmer
thierischer Kör-
per. Blankenburg, 1782.
4.
Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz.
seit 1800.
4.
Vermium intestinalium
praesertim taeniae
humanae breuis expositio, auctore P. Chr.
Wernero.
Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehöri-
gen
dreyfachen continuatio.
ib. 1782. u. f. 8.
C. Asm. Rudolphi obs. circa vermes intesti-
nales. Gryphisw. P. I. 1793. P. II. 1795. 4.
J. G. H. Zeder's
Naturgeschichte der Einge-
weidewürmer. Bamberg. 1803.
8.
Allerdings scheint aber, daß sich auch bey
abge-
rissenen Stücken von Bandwürmern aus
ihrem
Vorderende wieder ein neuer Kopf bildet. S.
Hrn.
Carlisle's treffliche Beobachtungen über
diese Thiere im II. B. der
Transactions of the
Linnean
Society. p. 256.
Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser
sonst
noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thier-
reichs sind:
Jo. Bapt.
Bohadsch de quibusdam
animali-
bus marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit An-
merk. von Nath.
Gottfr. Leske. Ebendas. 1776. 4.
Petr. Forskål icones rerum naturalium, quas
in itinere orientali
depingi curauit. edidit
Carst. Niebuhr. Havn. 1776. fol.
Und Oth. Fr. Müller icones zoologiae Da-
nicae
ibid. 1777 sq.
fol.
J. G.
Schneider Samml. vermischter Abhandl.
zur Zoologie und
Handlungsgeschichte. Berlin,
1784. 4. S. 7-134.
Viele zeigen
auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andere Farbe, als die
von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.
Zu den
vorzüglichern Werken über diesen (– nach
der gemeinen sonstigen
Behandlungsweise frey-
lich nicht eben
allerfruchtbarsten –) Theil der
N. G. gehören unter
andern:
Mart.
Lister synopsis
methodica conchy-
liorum. Lond. 1685 sq. Fol.
Ed. 2. (recensuit et indicibus
auxit Gu.
Huddesford.) Oxon. 1770. Fol.
Index testarum conchyliorum, quae
adser-
vantur in museo Nic. Gualtieri. Florent.
1742. Fol.
Desall. d'Argenville conchyliologie. Pa-
ris. 1757. 4.
Ed. 3. par de Favanne de
Montcervelle.
ib. 1780. 4.
F. Mich. Regenfuß
Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr.
Fol.
Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb.
1768 sq. XI. B.
4.
Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Con-
chylienkenntniß nach Linné. Halle 1783. III. B. 8.
Adolph.
Murray fundamenta
testaceologiae.
Vpsal. 1771. 4.
(ganz abgedrückt in Linné amoe-
nitat. acad. vol. VIII.
und die Erklärung der
Kunstwörter s. t. C. a. Linn. terminologia con-
chyliologiae. edita a Jo. Beckmanno. Gött.
1772.
8.)
[Seite 443] C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette
des H. Erbpr. von
Schwarzburg-Rudolstadt.
Rudolst. 1786. 8.
Geoffroy traité des
coquilles qui se trou-
vent autour de Paris.
Paris. 1767. 12. Deutsch,
durch Martini.
Nürnb. 1767. 4.
Th.
Martyn's Figures of
Shells collected
in the different voyages to the
South-Seas.
Lond. 1784. gr.
Fol.
Joh. Xav. Poli testacea vtriusque Siciliae
eorumque historia et
anatome. Parmae. 1791.
II. vol. Fol.
Jac.
Theod. Kleinii naturalis
dispositio
echinodermatum ex ed. Nath. God. Leske,
Lips. 1778.
4.
Unter den
Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge
des famösen
Kraken sey, wovon Pontoppidan
in s. N. G.
von Norwegen so viel Abenteuerliches erzählt
hat. –
Dieses vermeinte Seeungeheuer soll
nähmlich in der Tiefe des Meeres
hausen, aber
zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde
der
Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be-
fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender
Rücken für eine schwimmende In-
sel angesehn worden
sey u.s.w.
Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-
sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß [Seite 473]
sehr
verschiedene und zugleich sehr mißverstandene
Erscheinungen dazu
Anlaß gegeben haben mögen.
Manches darunter paßt auf den
Wallfisch
(– s. z.B. einen neuerlichen Unglücksfall, der
sich
durchs Aufsteigen eines solchen Thiers unter
einem
bemannten Fahrzeug ereignet in Watk.
Tench's
account of the
settlement at Pt. Jackson
p. 52.
–) Manches hingegen auf dicke, niedrig-
stehende
Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr
erfahrenen Seeleuten für
Küsten etc. angesehen wor-
den: (– einen merkwürdigen
Fall der Art s. im
vogage
de La Pérouse autour du monde vol.
III.
p. 10 –) Und so löst sich das auf, was
vorlängst
der alte Thormod Torfesen in s.
Groenlandia
antiqua
p. 100 vom Kraken
sagt: ‘„Tracta
haec fabula videtur ex insula – aliquando
conspicus, saepius tamen
inconspicua.“’
Zur Geschichte der Corallen vergl.
P. S. Pallas elenchus
zoophytorum. Hag.
1766. 8. Deutsch
mit Zusätzen von Chr. Fr.
Wilkens. Nürnb. 1787. 4.
J. Ellis's natural history of the coralli-
nes etc. Lond. 1755. 4. Deutsch mit
Zusätzen
von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.
Ej. natural history of many curious and
uncommon
zoophytes etc. – systematically ar-
ranged and described by
D. Solander.
Lond.
1786. 4. (– Ich citire hier dieses
vortreffliche
Werk, um es von dem vorigen zu
unterscheiden,
unter Solander's Nahmen. –)
Vital. Donati della storia naturale marina
dell'
Adriatico. Ven. 1750. 4.
Fil. Cavolini memoria per servire alla
storia de
polipi marini. Nap. 1785. 4.
E.
J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.
Und
als brauchbares Handbuch: J. E. Ro-
ques de Maumont sur les polypiers de
mer.
Zelle, 1782. 8.
[Seite 475] J. Alb. H. Reimarus von der Natur
der
Pflanzenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Rei-
marus Betr. über die besondern Arten der thieri-
schen Kunsttriebe.) Hamburg, 1773. 8.
Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in
West-
indien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen
3/4
Jahren über und über mit Madreporen u.a.
Corallen dicht
bepflanzt ist. So ist auch der sonst
so treffliche Hafen von Bantam
nun großentheils
von Corallen eingenommen.
Viele vulkanische
Inseln der Südsee, auch west-
indische, wie z.B.
Barbados, sind wie mit einer
Corallen-Rinde überzogen; und wie
furchtbar die
zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden
des
Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den
Seefahrenden in
unkundigen Gegenden werden
können, hat Capit. Cook auf seiner ersten
Reise
um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste
von
Neu-Holland lange genug erfahren.
Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung
s.
in den philos.
Transact. vol. LXVI. P. I. p. 1.
S. Abr. Trembley Mémoires
pour servir à
l'hist. d'un genre de polypes d'eau douce à
bras
en forme de cornes. Leid.
1744. 4.
H. Baker's natural history
of the polype.
Lond. 1743.
8.
Rösel's Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4.
(am III.
B. seiner Insecten-Belustigungen.)
Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen
in den
süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4.
Auch diese sind
also Thiergattungen die erst lange
nach der ersten allgemeinen
Schöpfung gleichsam
nacherschaffen worden. Denn sie finden sich
so
viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und
beydes sind
späte Kunstproducte des
cultivirten
Menschengeschlechts.
Schon in den 70er Jahren
des vorigen Sec. kannte
O. Fr. Müller auf 400 Gattungen von Infu-
sionsthierchen.
Die ohngefähr so für die
unterste erste Staffel von
Vegetation, wie das dabey befindliche Chaos
aquatile für die unterste erste Staffel von eigen-
thümlicher Animalität angesehen werden kann.
Unser sel. Hollmann hat berechnet daß die
Milch-
eines zweypfundigen Karpen über 253000
Millionen
Samenthierchen halten kann.
S. hierüber die vorläufige
Nachricht von den bey-
den Göttingischen Preisschriften
des Hrn. Prof.
Rudolphi zu Greisswalde, und des Hrn. Prof.
Linck zu
Rostock, in den Götting, gel. Anz. 1805.
198 St. So wie auch, die
Schrift des Hrn. Dr.
L. C. T. Treviranus vom inwendigen Bau
der
Gewächse. Götting. 1806. 8. welche das Accessit
erhalten; und
von frühern Abhandlungen Hrn.
Dr. Bernhardi's Beobachtungen über die
Pflan-
zengefäße. Erf. 1805. 8.
Von Hrn. Hofr. Osiander's glücklichen Ver-
suchen Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s.
die
Götting. gel. Anz. 1806. 195. St.
S. des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch
die Metamorphose der Pflanzen zu
erklären.
Gotha, 1790. 8.
Und
besonders über die Identität der Knollen
(z.B. der Cartoffeln) und ihrer
Stängel Hrn.
Obercommiß. Westfeld in Voigt's neuem Ma-
gazin VI. B. S. 371 u. f.
Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel-
sang, am leidner Kanal bey Harlem, eine
ganze
Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt.
Auch gibt es Pflanzen, die in
der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit
ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser
anderer
benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch
dieselben
nähren. So z.B. die hydnora afri-
cana an der euphorbia mauritanica u.a. –
S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S.
132.
So z.B. das Epidendrum flos
aëris in Cochin-
china. s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens.
T.
II. p. 525. ‘„mirabilis huius
plantae proprie-
tas est, quod ex syluis domum delata, et
in
aëre libero suspensa, in multos aunos duret,
crescat, floreat, et
germinet. Vix crederem,
nisi diuturna experientia
comprobassem.“’
Sie wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsini-
nige Naturforscher daraus für practische Land-
wirthschaft gezogen, s. in Voigts neuem Magazin
a. a.
O.
Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke
dieses
Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in
welchem
Wurzelwerk über Winter aufbewahrt
worden, und der nur oben an einer
Seite ein
kleines Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im
Frühjahr
unten in einem entgegengesetzten Winkel
eine Kartoffel liegen geblieben,
die nun eine
Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit
auf dem
Boden hin, dann an der Wand in die
Höhe und so gerade nach dem
Lichtloche fortge-
rankt war. – S. die Memoirs of the American
Academy of arts and
sciences zu Boston,
Vol. II. P. I. p. 147.
Vergl. auch
Hrn. Legat R. Bertuch's Beobach-
tungen an der
Indianischen Kresse im allgem.
teutschen Garten-Magaz. 1804. 5. St. S.
226 u. f.
Zu den allerauffallendsten Producten des Secre-
tionsgeschäfts der Gewächse gehört wohl das
längst
berühmte, aber erst neuerlich recht unter-
suchte
Tabaschir, eine meist milchblaue, an den
Kanten durchscheinende,
halbharte, spröde Sub-
stanz, die sich zuweilen in
einzelnen Absätzen des
Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern An-
sehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird,
als auch
sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile,
dem mineralischen Hydrophan oder
Weltauge
ähnelt. – S. Dr. Patr. Russel und Jac.
L.
Magie in den philosoph. Transact. Vol. LXXX
und
LXXXI.
Hr. Dr. Persoon ist geneigt,
dieselben für Pflan-
zen zu halten, die sich bloß als
nackte Fructifi-
cationstheile darstellen. S. Voigts
Magazin
VIII. B. 4. St. S. 80 u. f.
Jos.
Gaertner de fructibus et
seminibus plan-
tarum. Stutg. 1788-91. II. vol. 4. und vol. III.
G.
Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vor-
rede zu den
Wasser-Insecten der zweyten Classe.
S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hun-
ter on the blood,
inflammation, and gun-shot
wounds. pag. 237.
S. J. R. Forsters Stoff zur künftigen
Entwerfung
einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem
voyage de la Pérouse autour du monde.
vol.
II. pag. 81.
Dieser so wichtige Baum ist nun seit a. 1792.
durch den großen Seefahrer, Cptn. Bligh,
glück-
lich nach den westindischen Inseln verpflanzt
wor-
den. – Von seinem trefflichen Gedeihen
daselbst
habe ich in Voigts neuen Magazin I. B. 2. St.
S. 110. u. f.
einige Nachricht gegeben.
Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern
von
Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen
und ein sehr
beliebtes Getränke daraus. – s.
Mungo Park's Travels in the interior Districts
of Africa.
Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1.
Und hierzu
auch nahmentlich für die Küftenbewoh-
ner der Nordischen
Polarländer das wundersame
Treibholz (von Pappeln, Lärchen etc.)
ohne
welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst,
ganz unbewohnbar
bleiben müßten.
Von der
vielartigen Benutzung des Bambusrohres
bey den Schinesen s. van Braam voyage de
l'Ambassade etc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.
Ueber diese zum
philosophischen Studium der
Mineralogie unentbehrliche geogenische
Prämissen,
s. Hrn. Prof. de Lüc's geologische Briefe, die in
Voigts
Magazin (VIII. und folg. B.) aus der
französischen Handschrift übersetzt
sind, und Hrn.
Hofr. Mayer's Lehrbuch über die physische Astro-
nomie, Theorie der Erde etc. Gött. 1805. 8.
Insgemein: – denn hin uns wieder finden
sich
auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst
in Europa
zwischen manchen savonischen und
Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klafter
hoch
über der Meeresfläche; und andrer Seits weit
niedrigere
Urgebirge, wie z.B. unser Brocken auf
dem Harze, dessen oberste Fläche
nur 573 Klafter
über des Meeres seiner erhaben ist.
So z.B. in der Falüniere in Touraine;
einem
Lager solcher calcinirten Seeconchylien, das nach
Reaumür's
Berechnung auf 130 Millionen Cubic-
Klaftern halten
soll.
Geburtsstätte bedeutet hier
metaphorisch so viel als
wirklicher Entstehungsort; und Lagerstätte
hin-
gegen, so viel als bloßer Fundort. Beyde
müssen
in der Mineralogie sorgfältig von einander unter-
schieden werden. Denn so ist z.B. von den ge-
diegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen
(wenn ich
sie so nennen darf) die in so genannten
Steinregen herabgefallen, der
Fundort hienieden –
ihr Entstehungsort aber außerhalb unserer
Erde.
Von den mancherley Gebirgsarten und
ihrer
Classification s. mit mehreren.
J. C. W. Voigts Briefe über
die Gebirgs-
lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1786.
8.
C. Haidinger's Entwurf einer systematischen
Eintheilung der
Gebirgsarten. 1785. 4.
A. G. Werner's kurze Classification und Be-
schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dres-
den 1787. 8.
C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf
einer
Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem
Kalender für das
Jahr 1790. S. 163 u. f.:
und besonders den orologischen Theil der
syste-
matisch-tabellarischen Uebersicht der
Mineralkörper
von Leonhard, Merz und Kopp. Frf. 1806. Fol.
Vergl.
auch G. S. O. Lasius's Beobachtun-
gen über die
Harzgebirge. Hannover 1789. 8.
nebst der dazu gehörigen petrographischen
Charte
[Seite 538] des
Harzgebirges, und dem Cabinet der harzi-
schen
Gebirgsarten.
Aehnliche Sammlungen von deutschen Ge-
birgsarten find z.B. die voigtischen, die char-
pentierische, und die des Hrn. Past. Heim zu
Gumpelstadt im
Meiningischen.
Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralo-
gique, et sur
l'espèce minéralogique. Par. 1801.
8.
Dieses gilt sogar zuweilen von der
mechanischen
Verbindungsart der Fossilien; so daß es in ein-
zelnen Fällen nichts weniger als leicht ist, die
Gränzen
zwischen mechanisch-einfachen und ge-
mengten Steinalten
zu ziehen. So z.B. bey
den Uebergängen des reinsten Basalts von
noch
so homogen-scheinenden Korn zum Halbgranit
der aus Hornblende
und Feldspath gemengt ist:
oder des körnigen Quarzes zu manchem Sand-
stein etc.
Abr. Gottl. Werner
von den äußerlichen Kenn-
zeichen der Fossilien. Leipz.
1774. 8.
J. Fr. L. Hausmann Versuch eines Ent-
wurfs
zu einer Einleitung in die Oryktognosie.
Braunschw. 1805. 8.
Pesanteur
specifique des corps. – par M. Bris-
son. Par. 1787. 4. Deutsch durch
Blumhof.
Leipz. 1796. 8.
Anm. Die
specifischen Gewichte, die ich in der Folge
anführe, sind nach
Tausendtheilen angegeben,
das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer
Tem-
peratur von ungefähr 64° Fahrenh. angenom-
men. – Wo ein L. dabey steht, bedeutet es
des sel. Hofr.
Lichtenberg's Wägung.
Die aus Holz
geschnittenen Modelle der wich-
tigsten Crystallisationen,
die in der hiesigen Indu-
strie-Schule unter der Aufsicht
des Mathematikus,
Hrn. List, verfertigt werden, sind nebst der
dazu
gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für
anderthalb Rthl.
zu haben.
[Seite 541] Eine
große Mannigfaltigkeit derselben s. in der
Crystallographie par M. de Romé de l'Isle,
2de Edit. Par. 1783. IV
Bände. 8. Dieser hat
sich mehr an die äußern Crystallisationsformen
ge-
halten. Weit tiefer ist hingegen H. Häuy in
den
unten anzuführenden Werken mittelst der Stereo-
tomie der Fossilien in das innere Gefüge (Struc-
tur)
der Crystallen und in die Bestimmung der
Formen ihrer Kerne oder
Grundgestalten, und
dieser ihrer Maßentheilchen (molécules intégran-
tes)
eingedrungen.
Folglich versteht sich von selbst, daß man
nach
diesem Begriffe von wahrem Crystall, nicht etwa
die zwar
säulenförmigen, aber nicht so determi-
nirten Gestalten
manches Basalts, thonartigen
Eisensteins, Stangenkohle etc. damit
verwechseln
dürfe.
Eben so genau müssen auch
ursprüngliche
Crystallen von so genannten
After-Crystallen
unterschieden werden, da nähmlich ein Fossil
die
Stelle und Form eines vorher da befindlich ge-
wesenen, aber allgemach aufgelösten verwitterken
oder ausgefallenen
Crystalls anderer Art einge-
nommen hat. So z.B. die so
genannten crystal-
lisirten Hornsteine von Schneeberg
etc.
Noch eine dritte Warnung ist doch für Anfän-
ger auch nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht
etwa bloße äußere
(fremde) Eindrücke auf ein
Fossil für dessen eigene Crystallisation
halte. So
z.B. bey manchem Chalcedon.
S. Théorie sur
la structure des cristaux; par R.
J. Haüy im Journal de physique T. XLIII.
p. 103 u. f.
J. Fr. L. Hausmann's krystallogische
Bey-
träge. Braunschw. 1803. 4.
Gust. von Engeström Beschreibung eines mine-
ralogischen Taschen-Laboratoriums und ins beson-
dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie.
Mit
Anm. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage.
Greifsw. 1782. 8.
S. J. F.
Westrumb im zweyten Heft des II. B.
und ersten Heft des III. B. seiner
kleinen physica-
lisch-chemischen Abhandlungen;
und
J. F. A. Göttling's chemisches Probir-Cabi-
net
zum Handgebrauche. Jena 1790. 8. nebst der
dazu gehörigen kleinen Kiste
mit Reagentibus etc.
Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alka-
lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn
daß sich
z.B. selbst die Kieselerde in Verbindung
mit Sode in manchen heißen
Quellen aufgelöst
finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl
in
Kamtschatka und Island –) sich ansetzende
Kieselsinter, von welchem
unten die Rede seyn
wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser
selbst.
s. Black in den Transact.
of the Roy. Soc. of
Edinburgh. Vol.
III. S. 119. u. f.
Diese
dendritischen Zeichnungen sind (besonders
bey manchen
orientalischen) zuweilen carneol-
und onyxfarbig;
häufigst scheinen sie hingegen
vom Braunstein herzurühren; – manche
islän-
dische enthalten aber auch ein grünes
Gewebe,
das selbst unter dem Vergrößerungsglase voll-
kommen das Ansehen vom Wasserfaden-Moos
(Conferven)
zu haben scheint.
Schon Agricola sagt, de
natura fossilium
pag. 614: ‘„in locis autem, qui olim
arserunt
aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Si-
cut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis. –
Ad Coblenz, et in inferiore
Germania.“’
Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten
von
rahmgelben Halbopal werden in Rom nette Ca-
meen gearbeitet.
S. B. Hacquets physische und technische
Beschrei-
bung der Flintensteine. Wien, 1792.
8.
S. Leop. von Buch über den Kreuzstein. Leipz.
1794. 8.: und J. F. L. Hausmann in
Weber's
und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B. S.
111.
Nach Dr. Hutton's und Vauquelin's Analysen
hält der
Färöer Zeolith auch Pottasche; und nach
Haüy's Versuchen zeigen
manche Zeolithcrystallen
die Electricität des Turmalins.
Auch der Ceilanische brandgelbe,
ungeformte,
mit Quarz durchzogene Canelstein (der den Nah-
men eben von seiner dem Zimmtöhl ähnlichen
Farbe hat)
ist eine Art von derben Hyacinth.
Aus Africa ist bis jetzt
überhaupt wenig von
eigentlich so genannten Edelsteinen bekannt,
doch
habe ich von Hrn. Baronet Banks einen grob-
körnigen Sand erhalten den der Botaniker W.
Braß am Cape Coast auf
Guinea gesammelt,
und worin sich besonders eine Menge
Körner
finden die dem Hyacinth vollkommen gleichen.
Außerdem
auch unter andern kleine dem Spinell
ähnelnde
Gerolle.
Manchmahl sogar gelb und
blau am gleichen
Stücke: s. z.B. im Inventaire des diamans de la
couronne etc. imprimé
par ordre de l'Assemblée
nationale. Par. 1791. 8. T. I. p. 200. n. 4. ‘„Un
saphir d'orient – couleur saphir des
deux
bouts, et topaze au milieu.“’
Ich finde
dieses merkwürdige Fossil schon in den
voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4.
p. 292.
Denn sonst werden auch manche ganz
heterogene
Fossilien (z.E. in einigen Gegenden von Thüringen
der
Holzstein) wegen des ähnlichen Gebrauchs
zum Schleifen harter
Steine, des Glases, Stahls etc.
Smirgel genannt.
S. Curiöse Speculationes bey schlaflosen
Nächten
– zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufge-
zeichnet von einem Liebhaber der immer Gern Spe-
culirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der
Verf.
Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die
erste
bestimmte Nachricht vom ceilanischen Tur-
malin
gibt.
So besitzt z.B. das hiesige akademische
Museum
unter den wichtigen mineralogischen Geschenken des
Hrn.
Baron von Asch, eine merkwürdige hierher
gehörige Seltenheit,
nähmlich versteinte Seecon-
chylien, zumahl Mytiliten,
Telliniten etc. von
Kertsch in der Krimm, die noch ihre (freylich
schon
in Verwitterung übergegangene) Schaale haben,
und deren
ganze Höhlung mit langstrahliger, stark
glänzender,
grünlichschwarzer Hornblende dicht
ausgefüllt ist.
S. J. C. Freiesleben übel das schillernde
Fossil
von der Baste bey Harzburg Leipz. 1794. 8.; und
J. Fr. L.
Hausmann in den Norddeutschen Bey-
trägen zur Berg-
und Hüttenkunde 1. St. S. 1.
Von
der merkwürdigen Eigenschaft des Russischen
Frauenglases, daß es den
Lichtstrahl ungebrochen
und vollkommen parallel durchgehen läßt,
und
dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon
bey
astronomischen Instrumenten machen kann,
s. des Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III.
B.
p. 239 u. f.
So z.B. in dem merkwürdigen
Portsoy-Granit
aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur
wie
mit Quarzblättchen und Splittern so son-
derbar
durchzogen ist, daß das Fossil, nach be-
stimmter
Richtung angeschliffen, gleichsam das
Ansehen einer cufischen
Steinschrift enthält, daher
es auch den Nahmen, pierre graphique, erhalten
hat. – s.
Voigts Magazin. VI. B. 4. St. S.21.
Ihm ähnelt das seltene
Feldspath-Avanturino
(Avanturinspath) vom weißen Meere. Ein blaß-
fleischrother Feldspath, der mit zarten, goldglän-
zenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und
dessen
geschliffene Oberfläche mit einem schönen
blauen Wiederscheine
opalisirt.
Zu den besonders
merkwürdigen Abarten des
Töpferthons, die sich durch auffallende
Eigenheiten
der daraus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehö-
ren vorzüglich
1) Die,
woraus die bewundernswürdigen antiken
griechischen und so genannten
etruskischen
Vasen gearbeitet worden, die sich besonders
durch
ihre so ausnehmende Leichtigkeit unter-
scheiden.
[Seite 586] 2) Die, aus welcher die Portugisischen Pucaros
de Estremoz
gedreht werden, welche einen ange-
nehmen
adstringirenden Geschmack haben, und
selbigen auch dem daraus
genossenen Getränk
mittheilen.
3) Die,
woraus man zu Szent-Laszlo in Sie-
benbürgen die
sonderbaren Blasentöpfe mit
großen aufgetriebenen Blasen in ihren
Wän-
den verfertigt.
Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut
dieß
der vom jüngern Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an
der Mündung
der Kamyschinka in die Wolga ent-
deckte überaus
merkwürdige aschgraue Hygrometer-
Schiefer, der von
der äußerst scharfsinnigen An-
wendung den Nahmen hat,
die dieser treffliche
Chemiker davon gemacht, und in
Lichtenbergs
göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten St.
S. 401
u. f. genau beschrieben hat.
Von der Art besitze ich ein rahmgelbes,
ausneh-
mend feinkörniges Steinmark von der Insel
St.
Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer
Hitze
die Eisen schmilzt, unverändert erhält.
Viele dieser Mandelsteine sind zur Zeit da
der
sogenannte Vulcanismus sehr im Schwange war,
für Laven
angesehen worden. So z.B. nahment-
lich die vom
Kaiserstuhl einem Gebirgszug im
Breisgau, die wegen ihrer mancherley
Abartung
der Wacke sowohl als der darin eingemengten Fos-
silien merkwürdig sind. S. Bar. de Dietrich
Descript. des Volcans,
decouverts en 1774.
dans le Brisgau im
Xten B. der Mém. presentés
à
l'Ac. des sc. p. 435 u. f. Ich habe
mich aber
von Ungrund ihrer vermeynten Vulcanität durch
eine
zahlreiche Suite derselben in meiner Samm-
lung
überzeugt als worunter sich auch nicht ein
einziges Stück befindet
das man mit Schein des
Rechtens für eine würkliche Lave ansprechen
dürfte.
So vor allen die
unzähligen mächtig großen Basalt-
säulen, die eins der
prodigiosesten Phänomene in
der physischen Erdkunde, nähmlich den
Riesen-
damm (Giant's Causeway) an der Nordküste von
Island ausmachen.
– Ich besitze von diesem be-
rühmtesten aller Basalte
vier zusammenpassende
Glieder, die zusammen auf 400 Pfund
wiegen,
und wovon ich eine genaue Zeichnung im zweyten
[Seite 594] Hefte der Abbildungen naturhist.
Gegenstände
tab. 18 geliefert
habe. – Immer bleibt die äu-
ßerst regelmäßige
Articulation dieser Säulen eines
der räthselhaftesten und
merkwürdigsten Phänomene
der Geogenie.
Dahin scheinen die mehresten antiken
ägyptischen
Basalte zu gehören. In manchen Abarten dersel-
ben, zumahl unter den schwarzen, sind die Gemeng-
stoffe noch von einander zu unterscheiden, und
diese
gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath
bestehenden
Halbgranit über.
So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno
findet. S. Sr. Will. Hamilton's Campi phle-
graei tab. 40. nr. 3.
S. K. W. Nose's Beyträge
zu den Vorstellungen
über vulcanische Gegenstände. Frankf.
1792-94.
III. Th. 8.
Unter denen vom Vesuv
verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und
die
eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen
Eruption von 1790
ausgeworfen worden, beson-
dere Erwähnung. Von jener
s. die Campi phle-
graei tab. 13 und 33,
und von dieser das Supple-
ment dazu tab.
4.
S. Hrn. Hofr.
Beckmann in den Commentat.
soc.
reg. scient. Gotting. Vol.
IV. 1791. pag. 46 sq.
und des sel. Colleg. R. Reineggs Brief aus
Persien an
Hrn. Baron von Asch in Voigts Ma-
gazin. IV. B. 3. St.
S. 13 u. f.
S. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu
Kunst-
werken der Steinschneider. Von C. von
Dalberg.
Erf. 1800. 8.
Das hiesige akademische Museum besitzt in
der
alten Schlüterschen Sammlung zwey kleine
Stücken gediegen
Eisen von Johanngeorgenstadt,
die unvollkommen ästig, wie an manchen
Stellen
das Sibirische, und ebenfalls mit einem fast Oli-
vinähnlichen Fossil gemengt sind.
Nun und hiermit kommt
wieder der Gehalt der
so wunderbaren Aërolithen oder
Meteorsteine,
nähmlich der Steinmassen überein, die schon so
[Seite 604] manchmahl zu ganz
verschiedenen Zeiten, in ganz
verschiedenen Weltgegenden, aber meist
unter glei-
chen Umständen, bey Explosion eines
Meteors,
vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen,
welche
man bis jetzt genauer untersucht, sowohl
im äußern als in ihrem
Gehalt einander auffallend
ähneln, hingegen sich von allen bekannten
telluri-
schen Fossilien schlechterdings auszeichnen.
Die
Proben die ich von diesen Aërolithen in meiner
Sammlung
besitze und die zu Ensisheim (a.
1492),
Maurkirchen (1768), Benares (1798), L'Aigle
(1803), und
Charkow (1804) gefallen sind, kom-
men durchgehends im
Gehalt sehr nahe mit einan-
der überein und ähneln
einander auch sämmtlich
im äußern Habitus, nur die famose
Ensisheimer
pierre de tonnerre ausgenommen
die von dunk-
lerer Farbe und dichterm festem Korn als
die übri-
gen ist. – Das Gewicht des Hindostanischen
ist
= 3375. Gehalt der Grundmasse desselben (nach
Howard) = 15
Talkerde, 50 Kieselerde, 34 Eisen-
kalk, 2,50
Nickelkalk. Der Gehalt der in diesen
eingemengten rundlichen Körner
aber kommt dem
des obgedachten olivinähnlichen Fossils in
dem
Pallasischen Eisen noch näher. – Von diesen so
merkwürdigen
Massen s. mit mehrern des Freyh.
von Ende über Massen und Steine die aus dem
Monde auf die Erde
gefallen sind. Braunschn.
1804. 4.
und in Voigts neuem Magazin. II. B.
S. 629. u. f. IV. B. S. 515 u.
f. VII. B. S. 233
u. f. VIII. B. S. 3. 7. 133. 178 und 434 u. f.
und
X. B. S. 220 u. f.
Wie Herr Etats-Rath Koch
in St. Petersburg
den gemeinen Asbest zur Plastik angewandt
hat,
s. in Voigts neuem Magazin. II. B. S. 31.
Das hiesige akademische Museum besitzt
dergleichen
unter den Aschischen Geschenken, als Saalband
zu
großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.
Vermuthlich ist die ausnehmende Seltenheit
dieses
Fossils Ursache, warum es von manchen Minera-
logischen Schriftstellern verkannt und mit
ganz
andern verwechselt werden.
Ein Stück, so ich davon besitze, hat mit
Herr
Baronet Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr.
König in Trankebar mitgetheilt, welcher es selbst
bey
Gale auf Ceilan gebrochen hatte.
Nach H. Vauquelin findet
sich aber die Kalkerde nur
in den opaken, nie in den durchsichtigen
Boraciten.
So wie aber die Thonerde
in den gefärbten
Edelsteinen etc. ausnehmend hart verbunden
ist
[Seite 611] so kann
allerdings auch der Kalk zu einer Härte
verbunden werden, daß er am
Stahl Funken
gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin
T. V. pag. 870. (Es thut dieß selbst
zuweilen
der thierische phosphorhaltige Kalk im Schmelz
der
Zähne.)
Daher man den
feinkörnigen aus den Bagni
di
San Filippo im Florentinischen sich
absetzenden
Kalksinter (albâtre factice) zum Abformen mar-
morähnlicher Basreliefs und Medaillons benutzt;
s. von dieser
Sinter-Plastik die deutschen Schrif-
ten der
göttingischen königl. Soc. der Wiss.
I. Th. S. 94. und Hrn.
Prof. Fiorillo's Gesch.
der zeichnenden Künste I. B. S.
463.
Im hiesigen
akademischen Museum ist eine Sprosse
von einer Bergleiter
befindlich, die man beym
Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre
lang ver-
lassen gewesenen Grube im Rammelsberge
am
Harze vorgefunden, um welche sich während dieser
Zeit
eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durch-
messer
und von einer ausnehmenden Schönheit
angesetzt hat.
Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps-
und
Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die
ich von sel.
Girtanner erhalten, befindet sich
Gyps mit ganzen Lagen und
Andern von Hornstein
durchzogen, und anderseits Hornstein voll
einge-
wachsener Selenitblättchen.
Der Strontianit, der
oft mit dem Witherit ver-
wechselt worden,
unterscheidet sich besonders auch
dadurch von demselben, daß er,
nach den Ver-
suchen, die ich damit an
warmblütigen Thieren
angestellt, von denselben ohne allen
merklichen
Nachtheil genossen wird, da hingegen der Wi-
therit bekanntlich denselben ein tödtliches
Gift
ist. – Ich habe diese Versuche im III. B.
der
medicinischen Bibliothek S. 730 beschrieben. Auch
gibt
nach der Bemerkung des Hrn. Dr. Ash,
ein
mit der salpetersauren Auflösung der
Strontianerde
getränktes Papier, wenn es getrocknet und ange-
zündet wird, eine schön purpurrothe Flamme,
da
hingegen die vom Witherit unter gleichen Um-
ständen gelblichweiß brennt.
Vergleiche hiermit Hrn. Geh. Oberbergrath
Kar-
stens tabellarische Uebersicht der Gebirgsarten,
ei-
nen vorzüglich lehrreichen Abschnitt seiner
trefflichen
oben (S. 545.) angeführten mineralogischen Ta-
bellen.
Diesen
Nahmen hat derjenige Granit, aus wel-
chem die
bewundernswürdigsten Denkmahle der
altägyptischen Kunst, die
Obelisken, gehauen
worden, von seinem Fundort bey der
Stadt
Syene am Nil in Ober-Aegypten erhalten, s.
das Gabinetto del collegio
Nazareno 1792. T. II.
p. 238 ‘"I graniti delle nostre guglie Egiziane
hanno per base
un felspato rossigno con quarzo
fragile semitrasparente, e mica
nero."’ – Voll-
kommen so sind die Proben
von rothen antiken
Granit in meiner Sammlung; nahmentlich
eine
vom Obelisk des Rameses, und eine von der Säule
Kais.
Antonin's – Und Hr. Prof. Wad, der
die echten frischen Bruchstücke,
die sich von den
berühmtesten römischen Obelisken in der Samm-
lung des Hrn. Cardinal Borgia befinden,
aufs
genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: ‘„Ex his spe-
ciminibus clare patet
Syeniten Plinii esse
granitem nostrum stricte sic
dictum (ex quarzo,
feldspato, et
mica)"’ S. Dess. Fossilia
Aegyp-
tiaca musei Borgiani, Velitris 1794. 4. pag. 1. u.
f.
Die schwerste Last, die
je durch Menschenkunst be-
wegt worden. – Der große
vaticanische Obelisk,
den Fontana aufgerichtet, hält kaum den
dritten
Theil; nur 973537 Pfund. – S. des Grafen
Carbury monument élévé à la gloire
de Pierre
le
grand. Par. 1777. Fol.
So nahmentlich, obschon nur in geringer
Menge,
in einigen magnetischen Granitfelsen am Brocken
auf dem
Harz, die an gewissen Stellen, und
selbst in kleinen Stücken, so
wieder obgedachte
vom Hrn. von Humboldt entdeckte polarische Ser-
pentinfels die Richtung der Magnetnadel inver-
tiren. S. I. Fr. L. Hausmann im Hannöve-
rischen Magazin 1801. St. 84. u. f.
Auch zum übermengten
Porphyr gehört wohl die
ganz eigene merkwürdige Gebirgsart worin
ihrer [Seite 640]
ausnehmenden Härte ohngeachtet die prodigiosesten
und
vermuthlich ältesten aller bekannten Denkmahle
menschlicher Kunst,
nemlich die wunderbaren
mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta
bey
Bombay mit ihren abentheuerlichen theils colossa-
len Idolen nicht erbaut, sondern in den lebendi-
gen Felsen selbst aus dem, Ganzen gehauen find.
Die
Probe die ich davon besitze die mir Hr. Chs.
Townley von der
berühmten Gruppe in seinem
Museum von Alterthümern absägen lassen,
besteht
so wie andre aus diesem Felsentempel ausgeschlag-
nen Idole die ich in London gesehen, aus
einer
Grundmasse von überaus hartem leberbraunen eisen-
schüssigen Thon, worin vieler Feldspath,
weniger
Quarz und noch weniger Hornblende eingemengt
ist.
Er scheint von ziemlich neuer Entstehung;
wenig-
stens besitze ich Stücke davon, wo die
eingewachsenen
Feuersteingerölle versteinte Cellularien
enthalten.
Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken
ist
mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und [Seite 642]
ihre Grundmasse von
sehr ungleicher Härte. Die
Mergelartige allgemach erweichte des
schräggeleg-
nen dergleichen Schuttgebirges am
Roßberge im
C. Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben
am
2ten Sept. vorigen Jahrs verursacht.
Denn man
kannte ihn schon in der ersten Hälfte
des 17ten Jahrhunderts in
Europa, s. Gassendi
vit. Peireskii ad a. 1630. pag. 150.
Vergl.
Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestim-
mung des Begriffes
von Salzen; in Hrn. v. Crells
chemischen Annalen. 1795. II. B. S. 6 u.
f.
Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof.
de
Luc's geologische Briefe; im Voigtischen Magazin
IX. B. 4.
St. S. 37.
Der so
genannte Atramentstein oder Kupfer-
rauch ist meist
aus fremdartigen, zum Ausfüllen
leerer Räume in den Gruben
gebrauchten, zusam-
mengebackenes Gestein, so mit
Vitriolwasser durch-
zogen worden, und woraus dann
(z.B. in Goslar)
der mehreste Vitriol gesotten wird.
Daß
dieser Atramentstein wahrscheinlich das
alumen der Alten sey, zeigt Hr. Hof. Beckmann
in den Beyträgen
zur Geschichte der Erfindungen,
II. Th. S. 92.
Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit
eini-
ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die
ich
den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu öff-
nen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Transactions
for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.
Hingegen ist
der oft damit verwechselte Copal im-
wer wasserhell,
nie öhlklar; fließt in Tropfen
wenn er angebrannt wird, was der
Bernstein nicht
thut; dagegen springen trennende Stuckchen
von
diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was
hinwiederum
nicht mit dem Copal geschieht.
In einer überaus instructiven Suite zur
Naturge-
schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf
von
Finkenstein Schönberg meine Sammlung berei-
chert hat, finden sich unter andern manche voll-
kommen deutliche, aber theils unbekannte – theils
tropischen
Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl
Staphylini,
Blattae, etc.
Zwischen diesem findet
sich zuweilen, aber sehr
selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz
unbekannte
mandelförmige Samenkapsel des
ehemahligen
Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte
des
Hrn. Hofr. Hagen zu Königsberg besitze.
Herr Baron von Asch hat im Türkenkriege a. 1770
den moldauischen Bergtheer mit
glücklichem Er-
folg als Digestivsalbe in Pestzufällen
verordnet;
und der von Barbados wird jetzt als ein
bewährtes
Heilmittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten und
sogar
bey krebsartigen Uebeln gebrauch.
Diese
persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im 13ten Jahrhundert
von den alten ägypti-
schen balsamirten Leichen
gebraucht, und diese
seitdem allgemein Mumien genannt
worden.
Mann hat die bituminösen Holzflöze – diese
großen
für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle ei-
ner catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treib-
holz halten wollen, das, so wie das an den
Küsten der
jetzigen nordischen Erde (davon oben
S. 524. not.*)) durch Strömungen etc. in solche
mächtige Lagen
zusammengeschwemmt worden sey.
Mir scheint hingegen manches
Treibholz, wie z.B.
dasjenige so hier zu Lande bey Stade
angeschwemmt
wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blau-
Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst
aus
Flözlagen von bituminösem fossilen Holze losge-
rissen und an die Küsten getrieben zu seyn.
Der Torf selbst
(Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus
vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten,
mit Erdharz mehr oder weniger durch zo-
genen
Pflanzen, zumahl von Mooßen und Gräsern
(S. 524); in theils Gegenden
auch von Heide
kraut etc. und diese Torfarten sind freylich
großen-
theils von neuer Entstehung, wodurch denn
man-
che Naturforscher bewogen worden, den Torf
über-
haupt gar nicht zu den Fossilien zu zählen.
In-
deß, da doch mancher inländische Torf auch
aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die
folglich von
einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück-
führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch
ganz
deutlich in Braunkohle übergebt, so scheint
hier doch immer für
denselben die passendste Stelle
in der Naturgeschichte zu
bleiben.
Dergleichen ich von
ausnehmender Schönheit in
Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel
durch die
Güte des Hrn. Prof. D'Annone besitze.
S. E.
F. Rettberg's Erfahrungen über die La-
gerstätte der
Steinkohlen, Braunkohlen und des
Torfes. Hannov. 1801. 8.; und I. C.
W. Voigt's
Versuch einer Geschichte der Steinkohlen etc. Wei-
mar 1802. 8.
Ich
habe bey den Versuchen, die ich über die so
genannten Galvanismus
angestellt, im Herbst 92
gefunden, daß der Graphit dieselbe eben so
gut
als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur
Belegung
der entblößten Nerven, oder als Con-
ductor gebraucht
werden.
Doch besitze
ich auch durch die Güte des Hrn. Ba-
ron von Asch, als
eine exotische Seltenheit, aus-
nehmend feinen Graphit
vom äußersten Ende des
nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß,
dessen
sich die Tschuktschen und andere benachbarte Po-
larmenschen, auch auf der gegenüberliegenden Kü-
ste des nordwestlichsten America, zur Schminke
und
statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungs-
stücken bedienen.
Die Identität des Durchgangs der Blätter in
den
beyderley Crystallisationen dieses Edelsteins,
der
octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut-
lich in einer Suite von Demanten in meiner
Sammlung
die ich dem berühmten Demantschlei-
fer Bemelmann in
Amsterdam verdanke, der sie
nach den verschiednen Richtungen geklovt
hat.
S. Hrn. Hofr. Osiander's
Nachricht in de Göt-
ting. gel. Anzeigen v. J. 1805.
S. 1777 u. f.
Im Drahtzug gestreckt
oder stark gehämmert
steigt das specifische Gewicht dieses
merkwürdigen
Metalls sogar auf = 23286.
So besitze ich z.B. noch
vom sel. Ingen-Houß
Platindraht dünner als ein Menschenhaar;
Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der
andern
mit Platina platirt etc. (alle drey Lagen
dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines
Blattes Papier); auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten
Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen
lassen.
Zu den sonderbaren
mineralogischen Irrthümern,
die aus Vernachlässigung des solidern
Petrefacten-
[Seite 677] Studiums
entstanden sind, gehört unter
andern,
daß manche der neuesten und übrigens sehr ver-
dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab-
kosungen des schaligen Quecksilber-Leber-Erzes,
oder,
fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für
wirkliche
Versteinerungen gehalten haben.
Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von
der
zweyten Formation, heißt das so auf vitrioli-
schen Kupferwassern (z.B. bey Neusohl in Ungarn,
im Rammelsberge
bey Goslar etc.) mittelst des
Eisens gefällt wird.
S. Dr. Pearson's Remarks on
the properties and
composition of the different states of
Iron; in den
philosoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f.
bey
Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz,
des merkwürdigen Guß-
Stahls der Hindus bey
Bombay. – s. Voigts neues Magazin I. B.
1.
St. S. 64 u. f. und 2. St. S. 109.
Eine Probe von diesem berühmten süd-amerika-
nischen Eisenblock, die ich als eine
ausnehmende
Seltenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks
verdanke,
unterscheidet sich von dem sibirischen
besonders durch eine hellere
dem Zinnweißen sich
nähernde Farbe.
So die sonderbaren
kopfsgroßen mit Scheidewän-
den von Braunspath
durchzogenen Kugeln von
Aberlady in Lothian, die durch Dr. Huttons
Theorie der Erde berühmt worden. S.
Hrn. Fau-
jas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre etc.
T. I. .p 124. und Girtanners
Darstellung des
Darwinschen Systems. II. B. S. 324 u.
f.
Ein
solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila,
den ich von der
Güte des Hrn. Dr. Crichton aus
London
erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele-
ganz alles
was ich von noch so netten Fossilien in
dergl. besondern Gestalt
gesehen habe.
Die
berühmten Slickensides
in den derbyshirer
Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des
da-
sigen dichten Flusses (S. 625.), die wie mit
einem
dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der
aus
Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff be-
stehen
soll. Beym Brechen desselben entstehen
durch Beytritt der
atmosphärischen Luft oft ge-
waltsame, den Arbeitern
leicht tödtliche Explosio-
nen. – S. W. Jones's physiological disquisi-
tions. Lond. 1781. 4.
pag. 5. 11 u. f.
Seifenwerke
(Engl. stream-works),
sind eine
eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erz-
führenden Ganggebirgen, die theils zu
mehreren
Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieben und
theils
abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und
ihrer Gänge gefüllt sind;
und wovon z.B. die
bey Eibenstock im Erzgebirge, und die bey
St.
Austel etc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen
sind. Von
jenen s. Charpentier's mineralog.
Geogr. der Chursächs. Lande S.
270. Von diesen
aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B.
S.
143.
Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb
so
viel Bley zusammengeschmolzen, gibt das so ge-
nannte rosensche Metall, das schon im kochenden
Wasser
schmilzt.
Gediegen ist der Nickel, aber nur in geringen
Procenten dem
oben (S. 684 u. f.) gedachten ge-
diegenen Eisen
beygemischt; und zwar (nach Ho-
ward) dem Sibirischen
zu 17, dem Südamerica-
nischen aber zu 10 pro
Cent.
Ausführicher habe
ich davon gehandelt im Speci-
men
archaeologiae telluris etc. Götting. 1803 4.
mit Kupf. das auch im
XV. V. der Commentat.
Soc. Reg.
Scient. Goettingens. befindlich ist.
Ja
zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an
thierischen Stücken erhalten,
die dessenungeachtet wegen ihrer Lage,
worin sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine-
rungen im
weitläuftigen Sinne gezählt werden
müssen. So zu einem Beyspiele statt
vieler das
1771 am Wilui in Sibirien ausgegrabene Rhino-
cer, das noch unverkennbare, sogar noch anima-
lisch riechende Reste von Sehnen, Fleisch, Haut
und Haar
an sich hatte, und wovon Hr. Pallas
in den nov. comment. Petropolit. T. XVII.
pag. 585 genaue Nachricht
gegeben.
Ausführlichere Nachricht davon habe ich in
Voigts
Magazine gegeben. V. B. 1. St. S. 19 u. f.
Anthropolithen führe ich aus dem
doppelten
Grunde hier nicht mit auf, weil
1) so viele
dafür ausgegebene, wirklich fossile
Knochen zuverlässig nicht
von Menschen; und
hingegen
2) manche wirkliche
Menschenknochen, die
man für Anthropolithen gehalten, eben so
zuver-
lässig nicht fossil sind.
Wenigstens
war das, was ich von den letztern
selbst gesehen, bloßes
Incrustat von sehr moder-
nem Datum, z.B. ein
Schedel, der einige Zeit
in kalkfuhrendem Wasser gelegen haben
mußte, und
wohl in eben so kurzer Zeit davon übersintert
war,
als die Kunstsachen, die man auf diese Weise
im
Carlsbade, oder in den Bagni di San Filippo
überziehen läßt.
Und was
die erstern betrifft, so bedürfen
manche derselben, wie z.B. der
schöne versteinte
Wels (Silurus planis), den der alte
Scheuchzer
für einen in Sündfluth ertrunkenen Menschen
(homo diluuii testis nannte er ihn) – und
die
Fischotterpfoten im bituminösem Mergelschiefer,
die der
sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen an-
gesehen,
jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl
[Seite 729] hat Spallanzani's
zuversichtliche Behauptung (im
III. B. der Memorie della societa italiana
S.
452 u. f), daß die zusammengefinterten Kno-
chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim-
meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. –
Ich habe aber durch die Freund-
schaft des
besondere durch seine gelehrten Reisen
nach den Morgenländern
berühmten Hrn. Haw-
kins einen Vorrath von diesen
famosen Knochen-
breschen erhalten, und nach aller
streng osteologi-
schen Prüfung eben so wenig eine
Spur von Men-
schengebeinen darin gefunden, als in
den ihnen
oryctognostisch und geognostisch völlig
ähnlichen,
die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma-
tien besitze.
Joh. Chr. Rosenmüller
Beyträge zur Geschichte
fossiler Knochen, 1. St. Leipz. 1795.
8.
L. C. F. H. F. von
Wildungen Taschenbuch für
Forst: und Jagdfreunde, für 1800. S.
159 u. f.
und J. Weib. Neergaard Beyträge zur ver-
gleich. Anatomie. Gött. 1807. 8. S. 127 u.
f.
(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles
d'ele-
phans et de rhinoceros qui se trouvent en
Alle-
magne etc.
I-III St. Darmst. 1783 u. f. 4.; und
Hr. Prof. Cüvier in den Annales du
Muséum
d'hist. nat. T. VI. p. 1. 93. 249.
Hollmann in comment. societ. scientiar. Got-
tingens. T. II. pag. 215-280. und Cuvier in
jenen Annales – s. Voigts
neues Magaz. XII. B.
S. 97 u. f.
Rembr. Peale's Account of the Skeleton of
the Mammoth Lond. 1802. 4. und Cuvier
sur le grand Mastodonte in den gedachten Annales
T. VI.
p. 270.
D. Jos. Garriga Descripcion del Esqueleto do
un quadrupedo muy corpulento y
raro. Madr.
1796. 4. und Cuvier sur le Megatherium
in
den Annales T. V. p.
376.
S. Hrn. Legat. Rath von Hoff in s.
Magazin
über die gesammte Mineralogie. I. B. S. 283 u.
f.
B. Faujas –St.– Fond histoire naturelle de la
Montagne de St. Pierre
de Maestricht. Par.
an VII.
4.
S. des Grafen
Gazzola prächtige
Ittiolitologia
Veronese 1794. gr.
Fol. und G. Graydon in den
Transactions of the Royal Irish Academy.
Vol. V. 1794. p.
281.
Eine Art des Vorkommens das der gelehrte Mine-
raloge Guettard bey fossilen Conchylien ganz
be-
zweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de
Paris
v. I. 1759. S. 204. 206.
S. Hrn. Prof. de Lüc's Briefe über die
Geschichte
der Erde und des Menschen, I. B. S. 262 u.
f.
S. Dess. neue in
der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten
Entdeckungen. Frankf. 1768. 8.
tab.
1.
Mich. Reinh.
Rosini tentaminis de
lithozois a-
lithophytis prodromus. Hamb. 1719. 4.
Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacri-
norum. Göett. 1784.
4.
Act.
acad. Palatinae. T. III. P. phys. –
Die
Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchi-
schen Petrefactenwerke T. I.
tab. 11. b. abgebildet
ist, befindet sich jetzt
in meiner Sammlung.
J. Jac. Scheuchzer herbarium diluuianum.
Lugd. Batav. 1723. Fol.
E. F. von
Schlotheim Beschreibung merk-
würdiger Kräuterabdrücke
und Pflanzenversteine-
rungen. 1ste Abth. Gotha. 1804.
4.
Von einem überaus lehrreichen Stücke der
Art,
das auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten
im Gange
in 160 Lachter Teufe gebrochen und sich
jetzt in meiner Sammlung
befindet, s. das Mine-
ralien-Cabinet, gesammelt
und beschrieben von
dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern
der
Gebirge S. 41 u. f.