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Handbuch
der
Naturgeschichte
Achte Auflage.

Göttingen,
1807
.
Bei Heinrich Dieterich.
[titlePage_verso]
Ex
Bibliotheca
Regia Acad.
Georgiæ
Aug:
Multa fiun eadem sed aliter.

(quintilian.)

Vorrede.

[[III]]

Ein bedeutender Kunstrichter seiner Zeit,
Gilles Menage, war des Glaubens, daß die
Güte eines Buchs mit der Zahl der Aus-
gaben desselben in Verhältniß stehe, und man
von einem bewährt brauchbaren deren achte
zählen müsse.

So wenig sich nun zwar absehen läßt, wie
der sonst scharfsinnige Mann auf einen im All-
gemeinen so höchst trüglichen ganz unzuverläs-
sigen Maaßstab verfallen konnte, so darf es
inzwischen doch der Verfasser eines wissenschaft-
lichen, besonders auch zur Grundlage bey aca-
demischen Vorlesungen bestimmten Handbuchs,
zumahl in einer Disciplin die deren schon
vorher gar manches zählte, für ein Zeichen
der Brauchbarkeit des seinigen ansehen, wenn
er die achte Ausgabe davon besorgen muß,
– fünf bis sechs Uebersetzungen desselben in
[Seite IV] fremde Sprachen ungerechnet, die zwischen-
durch davon erschienen sind*).

Das Buch sollte von der allgemeinen Na-
turgeschichte, gleichsam von ihrer Philosophie,
eine faßliche Uebersicht; und aus der unüber-
sehlichen Fülle der speciellern so viel des ge-
meinnützigsten und interessantesten in gedräng-
ter Kürze enthalten, als der zweckmäßige Zu-
schnitt eines, wie gesagt, auch als Leitfaden
bey academischen Vorlesungen brauchbaren
Handbuchs gestattet. Dabey ist unter an-
dern auch besonders darauf Rücksicht genom-
men, daß dasselbe zu einem nützlichen Hülfs-
mittel beym Lesen von Reisebeschreibun-
gen dienen möchte, und dazu war denn auch
das genaue Register erforderlich, das einige
tausend Nahmen von merkwürdigen Naturpro-
ducten enthält.

So wie jede neue Ausgabe des Buchs
ganz beträchtlichen Zuwachs von neuen Ent-
deckungen oder Berichtigungen in der Natur-
geschichte, auch von eignen Ansichten und Be-
merkungen des Verfassers erhalten hat, so auch
[Seite V] diese gegenwärtige, und zwar nach Verhält-
niß wohl mehr als eine der vorigen*).

Für correcten Druck ist auch dießmahl
möglichst Sorge getragen, und hoffentlich haben
sich nicht mehrere so unerträgliche Druckfehler
eingeschlichen, wie der S. 193 in der letzten
Zeile, wo Guinea statt Guiana steht.

Folgendes aus den Vorreden zu den letz-
tern Ausgaben mag auch in dieser hier seine
Stelle finden.


Ich habe in den mineralogischen Abschnit-
ten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech-
tern und den darunter begriffenen Gattungen
gesprochen. Denn daß man in der Minera-
logie die Fossilien in genera und species ein-
theilt, und die genera auf deutsch Geschlech-
[Seite VI] ter, so wie die species Gattungen nennt,
darüber ist meines Wissens unter den gelehr-
ten und philosophischen Mineralogen Deutsch-
lands nur eine Stimme. Und so versteht
sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in
einem Theile des Buchs die Benennungen
von Geschlecht und Gattung in diesem von je
(– und bis vor Kurzen allgemein –) ange-
nommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht
in einem andern Theile das Wort Gattung
im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte,
wie doch in der That neuerlich von gar man-
chen deutschen Schriftstellern in der Zoologie
und Botanik versucht worden.

Ich weiß nicht, wer der Reformator ist,
der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer
bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben
mag: – aber wohl weiß ich, was er mit
einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch

„quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi“

bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte:
– daß es ihm hingegen in meinem theuern
Vaterlande deutscher Nation nicht an Nachah-
mern gefehlt hat, ist nichts weniger als uner-
wartet. – Genug indeß, daß so viele philo-
sophische Naturforscher und die größten unserer
naturkundigen Philosophen das verba valent
[Seite VII] sicut numi
besser befolgt, und sich also durch
diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen
lassen. – Und warum auch ich für meine Person
es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an
jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich
folgende Gründe:

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, sei-
ner Sprache kundige, deutsche Naturforscher
(– und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelung's Wörterbuche lernen–), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:

‘„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge.“’

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-
beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst
kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

2) Eben so ausgemacht und bekannt ist
aber auch, daß hingegen das Wort Gattung
[Seite VIII] von dem Zeitworte sich gatten, abstammt;
und da nun im freyen Naturzustande wohl nur
die Thiere von einer species sich mit einan-
der fruchtbar gatten, so versteht sich also von
selbst, daß das Wort species, in dem Sinne
wovon hier die Rede ist, durch kein anderes
deutsches Wort passender und bezeichnender
und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als
durch Gattung.

3) Daß aber die Homonymie des deut-
schen Wortes Geschlecht, indem es sowohl
genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß
geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst
zu befürchten als bey dem lateinischen Worte
genus, das, wie wir in den Kinderjahren in
der Grammatik beym Unterschied der Worte
generis masculini oder foeminini lernen,
auch statt sexus gebraucht wird.

4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß
was für ein Wort von eigener Fabrik statt
des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen;
aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landes-
sprache – d.h. den bestimmten einmahl fest-
gesetzten Sinn der deutschen Worte – zu ver-
kehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bey
einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:

[Seite IX]

‘„Hypothesen zu machen, und sie als seine
Stimme der Welt vorzulegen, darf nie-
mand gewehrt seyn, sie gehören dem Ver-
fasser. Aber die Sprache gehört der
Nation, und mit dieser darf man
nicht umspringen, wie man will.“’

Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses
der Nation gehörige Eigenthum, habe ich
auch bey den deutschen Nahmen der Naturalien
beobachtet, und mich daher immer der allge-
mein angenommenen und allgemein verständ-
lichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer
einzelnen Provinz bedient. Darum brauche
ich z.B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche
Wort Molle, sondern das allgemein angenom-
mene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge
gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst
allgemein adoptirte und selbst in andere le-
bende und todte Sprachen aufgenommene
Kobalt u.s.w.

Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von unsern neuen Systematikern
zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer
Gattungen selbsterfundenen Kunst- und
Trivial-Nahmen. So billig und vernünftig
es freylich ist, auch hierin so viel als möglich
die einmahl ziemlich allgemein angenommenen
Benennungen beyzubehalten, so können doch
[Seite X] Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver-
nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah-
men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub-
ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten und dann das Studium der Natur-
geschichte so äußerst erschwerenden Freyheit
nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un-
vermeidlich schien, bedient. So habe ich z.B.
den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein-
heimischen, allgemein bekannten und längst
von classischen Zoologen angenommenen Nah-
men, Tatu, restituirt; da man sonst diesen.
fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen
Mißgriff den Nahmen, Rauchfuß, Dasy-
pus
, beygelegt hatte, womit die alten Grie-
chen, ganz passend und völlig nach der Natur,
das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet
haben. – Aus ähnlichen Gründen brauche
ich für den schönen neuseeländischen Nephrit
lieber seinen einheimischen Nahmen (Punam-
mustein), unter welchem er zuerst von unsern
Antipoden zu uns gebracht und bekannt wor-
den, als die ihm neuerlich beygelegte Benen-
nung Beilstein, da ich im hiesigen academi-
schen Museum, so wie in den in London be-
findlichen großen Sammlungen von südländi-
schen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge
von Hacken und andern Geräthen, so sich die
[Seite XI] Neuseeländer aus diesem Steine bereiten,
aber schlechterdings kein daraus verfertigtes
Beil aufgefunden habe. – Eben so habe ich
diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts,
Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich
schlafenden Säugethieren das Blut aussaugt;
da hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegen-
den Hund beygelegt hatte, der wohl seit die
Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern
sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber
viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunst-
nahmen der Art habe ich dennoch beybehalten,
um ja nicht die Nomenclatur und Synony-
mien ohne dringende Noth, zur großen Last
der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Nahmen von
Naturalien hier doch anders geschrieben wer-
den, als es insgemein geschieht, hat auch
seinen guten Grund. So schreibe ich z.B.
Tofus und nicht Thopus, weil es kein grie-
chisches Wort ist; eben so Manacanit und
nicht Menacanit, weil der Fundort dieses
Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut
wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den latei-
nischen Nahmen vorangesetzt, weil da hundert
exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deut-
schen keinen bekannten verständlichen Nahmen
[Seite XII] haben. Im Mineralreiche hingegen ist der
Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen
Benennungen die bekanntesten und selbst großen
Theils in andere Sprachen aufgenommen.

Beym Thierreiche ist denjenigen Gattun-
gen, die sich in Deutschland finden, wieder so,
wie in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt.
Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben,
weil so ein Zeichen bey den allgemein verbrei-
teten Fossilien überflüssig, bey vielen von denen
aber, die in Deutschland selbst ein sehr einge-
schränktes Vaterland haben, wie der Bo-
racit etc. unzureichend gewesen wäre.

Die Abbildungen naturhistorischer Ge-
genstände
, die ich in der Verlagshandlung
dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be-
ziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben
und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen Er-
läuterung.

Göttingen,
den 23. März 1807.
J. F. Blumenbach.

Zusätze.

[Seite XIII]

Zu S. 235. §. 94. Anm. Ueber zwey räthsel-
hafte Eidechsenartige Geschöpfe, die Siren
lacertina in den Gewässern von Carolina,
und den Proteus anguinus aus dem unter-
irdischen Sittichersee in Crain, sind die
Meinungen noch getheilt, ob sie für schon
vollkommen ausgebildete Reptilien ihrer
Art, oder aber nach aller Analogie, unge-
achtet ihrer ansehnlichen Größe doch nur
für noch unreife Larven derselben anzusehen
seyen? –– Von der Sirene s. Ellis und
J. Hunter in den Philosophical Trans-
actions
vol. LVI. und vom Proteus Hrn.
Dr. Schreibers (dem ich selbst ein treff-
liches Exemplar des eben so wundersamen
als seltenen Thiers verdanke,) in eben diesen
Societätsschriften v. J. 1801.

Zu S. 424. Z. 5. J. Guill. Bruguiere his-
toire naturelle des vers
in der Encyclopé-
die méthodique.
Par. 1789. 4.

S. 545. S. 22. Zu Haüy etc. – übersetzt und
mit Anmerkungen versehen von D. L. G.
Karsten. Par. und Leipz. 1804. u.f. 8.


Verbesserungen.

[Seite XIV]

S. 163. Z. 12. Gooshawk.

– 178. Z. 15. Curucuru.

– 188. Z. 3. Chaffinch.

– 193. letzte Z. st. Guinea l. Guiana.

– 280. Z. 2. the Star-gazer.

– 424. Z. 12. l. wie ein schmaler Rieme.

– 517. Z. 7. v. u. fucus.

– 561. Z. 3. petrosilex, corneus.

– 565. Nr. 27. Häganit.

– 588. Nr. 22. zuzusetzen Agalmatolithe.


[Tab. I]
TAB. I.xxx
[interleaf]

Anweisung der Kupfertafeln.

[Seite XV]

Tab. I.

Fig. 1–6. die Intestinal-Würmer im mensch-
lichen Körper in natürlicher Größe.

  • Fig. 1. Ascaris vermicularis (S. 426).
  • – 2. Der Vordertheil von ascaris lumbricoi-
    des
    (Ebendaselbst).
  • – 3. Trichocephalus hominis (Ebendas.).
  • – 4. Das Kopfende der menschlichen Band-
    würmer (S. 428).
  • – 5. Vier Hinterglieder der taenia solium
    (S. 429).
  • – 6. Dreyzehn Hinterglieder der taenia vul-
    garis (S. 430).
  • – 7. Das Vorderstück vom Regenwurm
    (S. 427).
  • – 8. Ein Liebespfeil der gemeinen Wald-
    schnecke (S. 419) stark vergrößert.
  • – 9. Ein Stamm mit drey Federbusch-Po-
    lypen, tubularia sultana (S. 480)
    stark vergrößert.
  • Fig. 10. Ein Arm-Polype mit einem jungen,
    hydra viridis (S. 485) in natürli-
    cher Größe.
  • – 11. Ein Stamm mit zwölf Blumen-Poly-
    pen, brachionus anastatica (S. 486)
    stark vergrößert.
  • – 12. Das Räderthier, vorticella rotatoria
    (Ebendaselbst) stark vergrößert.
  • – 13. Ein menschliches Samenthierchen, chaos
    spermaticum (S. 489) noch weit stär-
    ker vergrößert.

Tab. II.

Die merkwürdigsten Crystallisationen der Fossilien.


[Tab. II]
TAB. II.xxx
[interleaf]

Erster Abschnitt.
Von Naturalien überhaupt
und

ihrer Eintheilung in drey Reiche.

[[1]]

§. 1.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer
Erde finden, zeigen sich entweder in derselben
Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der
Hand des Schöpfers erhalten und durch die
Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte
angenommen haben; oder so, wie sie durch
Menschen und Thiere, zu bestimmten Absich-
ten, oder auch durch bloßen Zufall verändert
und gleichsam umgeschaffen worden sind.

Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben in natürliche
(naturalia), und durch Kunst verfertigte
(artefacta). Die erstern machen den Gegen-
stand der Naturgeschichte*) aus, und man
[Seite 2] pflegt alle Körper zu den Naturalien zu
rechnen, die nur noch keine wesentliche
Veränderung durch Menschen erlitten
haben. Artefacten werden sie dann ge-
nannt, wenn der Mensch*) absichtlich Ver-
änderungen mit ihnen vorgenommen.

Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentli-
chen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen
Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo-
dification, nicht anders als relativ seyn können,
bedarf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt
nicht z.B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm-
lers an. So kann eine ägyptische Mumie sowohl
in eine Naturaliensammlung zur anthropologischen
Suite, als in eine Sammlung altägyptischer
Kunstwerke gehören.

Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von
einander zu unterscheiden sind. Daher z.B. die
ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug
in der piscina mirabile bey Bajä ein von selbst
aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalk-
sinter, oder aber ein absichtlich aufgetragener
künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting. gel.
Anzeigen 1791. 188. St. –)

§. 2.

Alle und jede natürliche Körper zeigen,
1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres
Wachsthums, und 3) ihrer Structur,
eine doppelte Verschiedenheit.

[Seite 3]

Die einen nähmlich sind allemahl von an-
dern natürlichen Körpern derselben Gestalt und
Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in
einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten
Schöpfung*) hinauf immer andere dergleichen
Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu
danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde
Substanzen als Nahrungsmittel in ihren Kör-
per auf, assimiliren sie den Bestandtheilen
desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder
aus, und befördern mittelst dieser beständi-
gen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum
von innen (durch innige Aneignung, intus
susceptio, expansio
).

Diese beyden Eigenschaften setzen drittens
von selbst eine besondere Structur bey dieser
Art von natürlichen Körpern voraus. Sie
müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise
Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan-
deln, und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer
Art wieder hervor bringen sollen, mancherley
diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort-
pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so
[Seite 4] genannten Lebenskräften versehene, und zu
einem zweckmäßigen Ganzen unter einander
verbundene, Gefäße, Adern und andere Or-
gane in ihrem Körper haben, die zur Auf-
nahme bestimmter Säfte, zur Assimilation je-
ner Alimente, zur Erzeugung der Nachkom-
menschaft u.s.w. nothwendig sind.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern Art, nähmlich den Minera-
lien. Beydes, sowohl ihre Entstehung, als
ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs-
thum nennen darf), wird keineswegs durch
Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so-
genannten bloß physischen (mechanischen und
chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder
Ansatz homogener Theile von außen (aggre-
gatio, iuxta positio
) bewirkt; folglich ist
bey ihnen weder ursprüngliche Organisation
noch Lebenskraft zu erwarten.

Und eben deßhalb heißen sie unorgani-
sirte, und jene hingegen organisirte Körper.

§. 3.

Endlich sind nun aber auch jene organi-
sirten Körper selbst, besonders in der Art wie
sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von
einer doppelten Verschiedenheit.

Die einen nähmlich saugen einen sehr ein-
fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl-
[Seite 5] reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres
Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche
Bewegung in sich.

Da hingegen die andern eine meist einfache
Hauptöffnung am obern oder vordern Ende
ihres Körpers haben, die zu einem geräumi-
gen Schlauche führt, wohin sie vom innern
Gefühle des Hungers getrieben ihre Alimente,
die von sehr verschiedener Art sind, mittelst
willkürlicher Bewegung bringen.

Jenes sind die Pflanzen, dieses die
Thiere.

Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu
verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Un-
terscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen,
ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die gemeinen
Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern
können zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufent-
halt verändern, bald zu Boden sinken, bald wie-
der auf die Oberfläche des Wassers steigen u.s.w.
Und andererseits gibt es ganze Geschlechter von
Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Co-
rallen etc. die ihren einmahl eingenommenen Platz
nie von selbst wieder verlassen können.

§. 4.

Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter ein-
ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien
sehr schicklich gebracht hat, und wovon das
[Seite 6] erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen,
das dritte die Mineralien begreift.

Die Thiere sind demnach belebte und be-
seelte organisirte Körper, die sich ihre sehr
vielartige Nahrung mittelst willkürlicher Be-
wegung suchen, und selbige durch den Mund
in den Magen bringen.

Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte
organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie
ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will-
kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein-
saugen.

Die Mineralien endlich sind unbelebte
und unorganisirte Körper, die folglich ohne
Lebenskraft nach den bloß physischen (mechani-
schen und chemischen) Gesetzen von Anziehung,
Anhäufung, Bildungskraft etc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist,
zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge-
macht worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern aner-
kannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwi-
schen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu
dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimm-
baren Eintheilungen der Naturalien in Reiche
u.s.w. Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
[Seite 7] weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
kennen und von andern unterscheiden, als ihre
einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden
und angeben kann**). – So sagte z.B. Linné:
‘„nullum characterem hactenus eruere potui,
vnde Homo a Simia internoscatur
.“’ Nun
glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere
Charaktere der Humanität angegeben zu haben,
wodurch sich der Mensch von den noch so menschen-
ähnlichen Affen (wie man sie nennt), so wie über-
haupt von allen andern Säugethieren unverkenn-
bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird
doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in
Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen
etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können
ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen
manche theils auffallende und unerwartete Aehn-
lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die
dessen ungeachtet unverkennbare Verschieden-
heit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte.
Man theilt z.B. die Thiere sehr natürlich in warm-
blütige und kaltblütige; und rechnet eben so na-
türlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hin-
gegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre
zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so
ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein
Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es
in der Classe der Gewürme Geschlechter, wie z.B.
die Sepien, die sich von den übrigen Thieren die-
ser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche
auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben.
Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun
[Seite 8] die Scheidewand zwischen der Classe der Fische
und der Classe der Gewürme aufgehoben werden. –
Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versu-
chung gerathen, das Thier- und Pflanzenreich
deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an
gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit ge-
wissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind
z.B. die sonderbaren Bewegungen mancher Mi-
mosenarten, und des hedysarum gyrans etc.,
die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch
gar nicht einmahl in den oben angegebnen Cha-
rakter der Animalität eingreifen. So wenig als
hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-
Polypen mit den Gewächsen haben, den oben be-
stimmten Charakter der Vegetabilität betreffen.
Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die so
wie der Mensch und die Auster, vom Hunger ge-
trieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung
in den Mund bringen, was hingegen bey keiner
Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung,
der Fall ist.

Nun und so beantwortet sich die andere Ein-
wendung gegen die Naturreiche etc. die sich auf die
so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge-
schöpfe gründet, eigentlich von selbst.

Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter,
von Netz etc. in der Natur, haben zwar für die
Methodologie im Studium der Naturgeschichte in
so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den
Grund eines so genannten natürlichen Systems
abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren
meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach
ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten
so genannten Verwandtschaft untereinander, zu-
sammen ordnet.

Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinen-
den Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in
den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die
Vollkommenheit und den Zusammenhang derselben
darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man
sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die
Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern Form so
[Seite 9] sein stufenweise auf einander folgten, das wäre
doch schon an sich eine vermessene Schwachheit,
wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey
ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte.*)

Denn man braucht bloß die noch so kunstreich
und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen
Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu
beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einer-
seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher
Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich
zahlreichen Gattungen (zumahl unter den Insecten
und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu-
sammen drängen, und andere dagegen gleichsam
isolirt stehen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten
ganz eigenen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang
in einer solchen Leiter der Natur irgendwo einge-
schoben und untergebracht werden können (wie z.B.
die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die
schon gedachten Sepien u.a.m. – Ferner aber
finden sich Thiere, bey welchen, wie z.E. bey den
Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so
durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß
man folglich in der gedachten Leiter die einen von
den andern trennen und nach dieser so sehr ver-
schiedenen Sexualform beyden auf weit von einan-
der entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen
anweisen müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken
in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten
Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu
Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga-
nisirten Körpern und den Mineralien u.s.w.

So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen
Vorstellungen von Kette der Natur u.s.w. ge-
rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends
gar die vermessene Behauptung mancher Physico-
theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu
Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht
die Schöpfung selbst stocken sollte u. dergl. m. –
[Seite 10] So gut einzelne Gattungen von Thieren aus gan-
zen großen Inseln, wie z.B. die Wölfe aus Groß-
britanien vertilgt sind, ohne daß die dasige
Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke
ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben
sollte, so können andere Geschöpfe aus ganzen
Welttheilen und wohl von der ganzen Erde ver-
tilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit
manchen, z.B. mit dem Dudu wirklich geschehen),
ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der da-
durch in der Kette der Physicotheologen entsteht,
der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im
mindesten gefährdet werden dürfte.

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel
zur N. G. überhaupt.

  1. Aristoteles (lebte ungefähr 400 Jahr vor Christi Ge-
    burt.) Opera. gr. lat. ex. ed. Gu. du Val.
    Paris
    . 1654. IV. vol. fol. zumahl im II. B.
  2. C. Plinius Secundus († im J. 79. nach Chr. Geb.)
    Ej. historia mundi L. XXXVII – ein Paar sau-
    bere und correcte Handausgaben sind die Leidner,
    Elzevirische 1635. III. vol. 12. und die Zwey-
    brücker 1783. V. vol. 8.
  3. Conr. Gesner. (†. 1562.)
  4. Joh. Ray. (†. 1705.) Die hierher gehörigen Haupt-
    werke dieser beyden Männer werden anderwärts
    angeführt.
  5. C. v. Linné. (†. 1778.) Ej. systema naturae ed. 12.
    Holm. 1766. IV. vol. 8. und die dazu gehörigen
    beyden mantissae ib. 1767 sq. 8.
  6. ed. 13. aucta, reformata cura Jo. Fr. Gmelin. Lips.
    1788. IX. vol. 8.
  7. Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache;
    Jo. Reinh. Forster enchiridion historiae na-
    turali inserviens
    . Hal
    . 1788. 8.
  8. J. R. W. Illiger's Versuch einer systematischen voll-
    ständigen Terminologie für das Thierreich u. Pflan-
    zenreich, Helmstädt. 1800. 8.
  9. G. L. le Clerc C. de Buffon. (†. 1788.) Ej. histoire
    naturelle
    . Die große Orig. Ausgabe, Paris, seit
    1749. XXXIII. vol. 4.

Miscellan-Werke.

[Seite 11]
  1. C. v. Linné amoenitates academicae. Holm. seit
    1749. IX. vol. 8.
  2. Oeuvres de Ch. Bonnet. Neuch. 1779. sq. 4. die
    ersten V. B.

Physicotheologische und ähnliche Werke.

  1. Jo. Ray's wisdom of God manifested in the works
    of the creation
    . ed. 12. Glasgow. 1750. 12.
  2. W. Derham's physicotheology. ed. 4. Lond. 1716. 8.
  3. Ch. Bonnet contemplation de la nature. (als IVter
    Band der gedachten Ausg. seiner Werke.)

Wörterbücher.

  1. Valm. de Bomare Dictionnaire d'histoire natu-
    relle
    . ed. 4. Lyon, 1791. VII. vol. 4.
  2. Nouveau Dictionnaire d'histoire naturelle appliquée
    aux arts
    etc. par une Société de naturalistes
    et d'agriculture.
    Par. 1804. XXIV. vol. 8.
  3. Ph. Andr. Nemnich allgemeines Polyglotten Lexi-
    con der Naturgeschichte
    . Hamb. 1793. IV B. 4.

Journale etc.

  1. Journal de physique. Paris seit 1773. 4.
  2. Magazin für das Neueste aus der Physik und Natur-
    geschichte, herausgegeben von L. C. Lichtenberg
    und J. H. Voigt. Gotha, 1781. bis 97. XII. B.
    8. und nun J. H. Voigts Magazin für den
    neuesten Zustand der Naturkunde. Jena seit
    1797. 8.
  3. Archiv für die systematische Naturgeschichte, heraus-
    gegeben von D. Fr. Weber und D. D. M. H.
    Mohr. Leipzig seit 1804. 8.

Zweyter Abschnitt.
Von den organisirten Körpern
überhaupt.

[Seite 12]

§. 5.

Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von
seines Gleichen erzeugt, dann durch eigne
Kraft lebenslang ernährt, und dadurch seine
Selbsterhaltung und Wachsthum, und wenn
er zu seiner Reife gelangt, auch seine Fort-
pflanzungsfähigkeit bewirkt.

§. 6.

Zu diesen großen Verrichtungen werden
die organisirten Körper eben durch die Orga-
nisation ihres Baues, und durch die mit
derselben verbundenen Lebenskräfte geschickt
gemacht. Denn durch diese letztern erhalten
die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für
reißende Eindrücke (stimuli) als ihr Bewe-
gungsvermögen, ohne welches beydes weder
Ernährung noch Wachsthum, noch wechsel-
seitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßi-
gen Erhaltung des Ganzen, und umge-
kehrt*), denkbar seyn könnte.

§. 7.

[Seite 13]

Sich die Entstehung der organisirten
Körper zu erklären, hat man, zumahl neuer-
lich, die so genannte Evolutions-Hypothese
bequem gefunden, und gemeint, es werde gar
kein Mensch, und kein anderes Thier, und
keine Pflanze erzeugt, – sondern sie lägen
alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig
präformirte Keime*) bey ihren Eltern und
Vorfahren längstens vorräthig: die verschie-
denen Generationen steckten, gleichsam wie
eingepackte Schachteln, in einander, und wür-
den nur nach und nach, so wie die Reihe an
sie käme, durch die Befruchtung entwickelt
und aus Licht gebracht. – Eine Meinung,
die doch schon sowohl durch den dabey erfor-
[Seite 14] derlichen Aufwand von übernatürlichen
(hyperphysischen) Anstalten*), als durch
die, allen Gesetzen einer philosophischen Na-
turforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel-
fältigung der natürlichen [physischen]**)
Kräfte, und durch die unübersehliche Menge
von zwecklosen Schöpfungen aller der
zahllosen präformirten Keime, die nur nicht
zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller
präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte,
wenn sie auch nicht durch die überwiegenden
gegenseitigen Erfahrungsgründe wider-
legt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten Keime
bey der Mutter vorräthig liegen, und während der
Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden
männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent-
wickelung angetrieben werden. Was man Empfäng-
niß nennt, sey folglich nichts als das Erwachen
des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des
auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men-
schenrassen, z.B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche
[Seite 15] Gattungen (verschiedene Species) von Thieren
oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen
Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als
von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen:
und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten
dem männlichen Samen, außer seiner erwecken-
den, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende
Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt
gelegenen Keim wohl in etwas zur väterlichen Ge-
staltung umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen; 1) die erweckende und
2) doch auch eine bildende –

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Ge-
nerationen hindurch immer wiederholten, künst-
lichen Bastardzeugung endlich die Eine Gattung
von organisirten Körpern gänzlich in die andere
umwandeln. – So hat man z.B. aus der künst-
lichen Befruchtung der Einen Pflanzengattung
mittelst des männlichen Staubes von einer andern,
Samen gezogen, welcher fecundabele Bastard-
pflanzen gegeben; d.h., die sich zur Blühezeit
abermahls mit männlichem Staub von jener an-
dern Gattung befruchten lassen, und wiederum
fecundabele Bastarde der zweyten Generation
hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Ge-
neration hielten gleichsam das Mittel zwischen
beyden verschiedenen Stamm-Aeltern von väter-
licher und mütterlicher Seite. Die von der zwey-
ten hingegen ähnelten schon weit mehr der väter-
lichen, als der mütterlichen. Und nachdem die
gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit
durch zwey folgende Generationen eben so wieder-
hohlt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an
welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung
so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche
umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's dritte
Fortsetzung der Nachricht von einigen das Ge-
schlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51.
§. 24. mit der Ueberschrift: ‘„Gänzlich voll-
brachte Verwandlung Einer natürlichen
Pflanzengattung in die andere.“’ –)

[Seite 16]

Da hat denn folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli-
chen Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern
hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes
(der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß
durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte
wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!

§. 8.

Und so bleibt es folglich im Ganzen unse-
rem Erkenntnißvermögen und selbst den Re-
geln aller philosophischen Nachforschung*)
weit angemessener, wenn man die Entstehung
der neuerzeugten organisirten Körper bloß
durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis)
des an sich zwar ungeformten, aber unter den
dazu erforderlichen Umständen organisirbaren
Zeugungsstoffes, erklärt.

Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel-
lungsart, die man sich von einer solchen all-
mählichen Bildung machen kann und gemacht
hat**), darauf an, sie so zu bestimmen, wie
[Seite 17] sie dem Begriff von organisirten Körpern, und
dann den Phänomenen, die uns die Beobach-
tung bey Entstehung derselben lehrt, am un-
gezwungensten entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber
organisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn
er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen
Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge-
langt, dann für eine in denselben nun zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den
Bildungstrieb (nisus formatiuus) zuerst
empfänglich wird; – für einen Trieb, der
sich von aller bloß mechanischen bildenden
Kraft [als welche auch im unorganischen
Reiche Crystallisationen*) u. dergl. hervor-
[Seite 18] bringt] dadurch auszeichnet, daß er nach der
endlos mannigfaltig verschiedenen Bestim-
mung der organisirten Körper und ihrer
Theile, die vielartig organisirbaren Zeu-
gungsstoffe auf eben so mannigfaltig aber
zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte
Gestalten zu formen vermag – und so
[– durch die Verbindung des Mechanischen
mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem
Triebe*) –] zuerst bey der Empfängniß
die allmähliche Ausbildung; dann aber auch
die lebenswierige Erhaltung dieser organischen
Bildung durch die Ernährung; und selbst
wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben
sollte, so viel möglich die Wiederersetzung der-
selben durch die Reproduction, bewirkt
wird**).

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or-
ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen
zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen
[Seite 19] Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk-
liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch-
sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im
sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung)
aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen
Wassermoosen, wie z.B. an der Brunnen-Con-
serve (Conserva fontinalis) die sich in den ersten
Frühlingstagen fortpflanzt. (– Abbild. n.h.
Gegenst. tab.
49.–)

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Er-
scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und
seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus-
bildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Er-
innerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller an-
dern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts
erklären, sondern bloß eine besondre (das Mecha-
nische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich
vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll,
deren constante Wirkung aus der Erfahrung aner-
kannt worden, deren Ursache aber so gut, wie
die Ursache aller andern noch so allgemein aner-
kannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent-
lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt†). –
Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr
suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung
weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so
auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.

§. 10.

[Seite 20]

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk-
samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,
wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species)
von organisirten Körpern erhalten; und bey
denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-
Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in
derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen
bestimmten Richtung abweichen.

So entstehen dann (– der bloß krank-
haften, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte
gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz widernatürliche*) Formen der organisir-
ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.

[Seite 21]

2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-
Charakter, der sonst in den beyden Geschlech-
tern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger
in einem und eben demselben Individuum ver-
bunden ist, die Zwitter.

3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz
verschiedener Gattung (zweyerley Species) ein-
ander befruchten, die Bastarde.

Endlich 4) durch den Einfluß der man-
cherley Ursachen der allmählichen Ausartung,
die Rassen und Spielarten.

§. 12.

Unter Mißgeburt versteht man, nach
dem gemeinen Sprachgebrauche, eine wider-
natürliche, angebohrne, leicht in die Augen
fallende Verunstaltung in Bildung äußerer,
größerer Theile. So mannigfaltig aber diese
Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich
doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück
bringen*):

1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.

2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus.
Die seltensten von allen (– nähmlich unter
[Seite 22] Mißgeburten in dem angegebnen Sinne.
Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen
wohlgebildeter Menschen manche ihrer Ein-
geweide in ganz verkehrter Lage gefun-
den –).

3) M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum. Unter diesen die
lehrreichsten.

4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum
. Die gemeinsten (–
selbst nicht selten unter wilden Thieren
z.B. Hasen –). Theils gar erblich, wie
z.B. in den sechsfingrigen Familien, und
bey Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.

Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen
Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Ab-
weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm-
ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die
bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer
Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen
denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande
unterworfen sind (daß z.B. Mißgeburten unter
den Hausschweinen so häufig, unter den wilden
Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit
der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime die-
ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung
schon monströs präformirt eingeschachtelt ge-
legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.

§. 13.

Zwitter nennt man zwar im engern Sinne
bloß solche einzelne Individua von organisirten
Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise
[Seite 23] die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-
Organe mehr oder weniger verbunden sind,
die sonst, in den männlichen und weiblichen
Geschöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten.
Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter
den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem
Rindvieh, Schafen und Ziegen.

Nächstdem aber verdient auch diejenige
Abweichung des Bildungstriebes hier einer
Erwähnung, wenn andere körperliche Functio-
nen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte
eigen seyn sollten, sich bey Individuis des an-
dern äußern. Wenn z.B. Hirschkühe und
Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan- und
Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ-
liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen
oder andere männliche Säugethiere Milch ge-
ben*) u.s.w.

Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im
ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner,
übrigens noch so regelmäßig und schön gebil-
deter Geschöpfe des einen Geschlechts doch
mehr oder weniger vom Totalhabitus des an-
dern; z.B. weibliche Weichlichkeit in der To-
talform des männlichen.**)

§. 14.

[Seite 24]

Wenn ein weibliches Geschöpf der einen
Gattung von einem männlichen einer andern
Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde, deren Bildung aus der beyderley
Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen
ist. Da aber von der bestimmten Bildung
der organisirten Körper, besonders der Thiere,
die behörige und für den Gang der Schöpfung
so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte
abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in
der Natur, daß erstens, wenigstens unter den
rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur-
Zustande meines Wissens niemahls eine Paa-
rung und Vermischung unter zweyerley Gat-
tungen bemerkt worden; zweytens aber die
Bastarde überhaupt meistentheils unfruchtbar,
und nur sehr selten im Stande sind, ihr Ge-
schlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört
es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul-
thiere, oder die Bastarde von Hänflingen
und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind.
Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß
durch künstliche Befruchtung verschiedener Gat-
tungen Bastarde hervor gebracht werden kön-
nen, die fruchtbaren Samen tragen (– s.
oben S. 15. –). Hingegen bedürfen die
fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden
aus der Vermischung vom Rindvieh und
Pferden oder Eseln, und von Caninchen und
[Seite 25] Hühnern, oder vollends gar von Menschen
und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern
Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species
sich mit einander gatten, liegt der natürliche
Grund, warum das Wort Species im Deutschen
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird.
(– davon mit mehreren in der Vorrede. –)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates)
sind diejenigen Abweichungen von der ur-
sprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen
Gattungen organisirter Körper, so diese durch
die allmähliche Ausartung oder Degeneration
erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauern Sinne ein
solcher durch Degeneration entstandener Cha-
racter, der durch die Fortpflanzung unaus-
bleiblich und nothwendig forterbt, wie z.B.
wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder
mit amerikanischen Indianern Mestissen zeu-
gen: welches hingegen bey den Spielarten
keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn
blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünet-
ten Kinder zeugen*).

[Seite 26]

Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli-
chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben,
so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße
Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen
(Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent-
scheidung in dergleichen Fällen keine andern in
praxi anwendbare Regeln, als die, so aus der
Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray,
Büffon und andere angenommen haben, den
Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn
die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkom-
menschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzu-
länglich und schwankend ist.

Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser
Regel ohnehin bey den unzähligen Thieren und
Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fort-
pflanzen. (– s. unten §. 20. –), so findet sie auch
in unzähligen andern Fällen wegen unüberwind-
licher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z.B. bey
Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der
afrikanische Elephant zu einerley Species gehören
oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung
Statt hat, wie z.B. bey der Vermischung von
Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der
gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg
als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich
sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst sel-
tenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig
befunden. Wollte man also diesen wunderseltenen
Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd
und Esel für Thiere derselben Species halten, un-
geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumahl
im Innern (und nahmentlich in der ganz auffallend
verschiedenen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge),
wenigstens eben so specifisch von einander differiren
als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle
Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gat-
tungen anzuerkennen. Und eben diesem Grund-
satze der Analogie gemäß halte ich auch die ge-
dachten beyderley Elephanten für ganz verschiedene
Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante auf-
fallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich
als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.

§. 16.

[Seite 27]

Zu den mancherley Ursachen der Ausar-
tung gehören vorzüglichst der Einfluß des
Himmelsstrichs, der Nahrung, und bey Men-
schen und Thieren auch der Lebensart.

Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachs-
thum der organisirten Körper, und darum sind
die Grönländer, Lappländer etc. so wie die
Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein,
untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße
Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und
darum sind die Nordländer von Natur von
weißer Haut etc. so wie viele warmblütige
Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße
Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst
anomalisch weiße Blüthen haben u.s.w. –
Dagegen tragen die Creolen (d.h. die in
Ost- und West-Indien von europäischen Ael-
tern gebornen Weißen) das unverkennbare,
meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen
Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul-
tur und Nahrungsmittel nach und nach die
Bildung, Farbe und ganze Constitution der
organisirten Körper umzuändern vermöge, da-
von sehen wir an unsern Hausthieren*), an
unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen,
[Seite 28] Blumen-Floren etc. – am allerauffallendsten
aber bey den Verschiedenheiten im Menschen-
Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Bey-
spiele.

Diese mancherley Ursachen der Degenera-
tion können nun aber nach Verschiedenheit der
Umstände einander entweder unterstützen, und
die Ausartung um so schneller und auffallender
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u.s.w.; daher man in dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern Gegenden hervor, die in weit südlichern Län-
dern von Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirte Körper, zu-
mahl der Thierreichs, äußern. So, daß z.B.
in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so
auffallend langes und weißes Haar haben; auf
Corsica die Pferde, Hunde etc. so auszeichnend ge-
fleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und
Hübner zu Negern in ihrer Art werden u.s.w.

§. 17.

Die Ernährung der organisirten Körper
geht auf verschiedene Weise vor sich. Den
Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch
Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes
am einen Ende desselben befinden, zugeführt.
Die Thiere hingegen haben, wie sich Boer-
[Seite 29] haave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln in-
nerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen
und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der
Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie
bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen
und dem übrigen Körpers zugeführt wird.

Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewunderungswürdigen Pro-
ceß dem Stoff der organisirten Körper assi-
milirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet;
und bey den Thieren, die keinen so einfachen
Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich neh-
men, auch durch andere Wege als Unrath
ausgeworfen.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers. Von manchen Bäumen aber, wie z.B.
von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pini-
folia
), der Kohlpalme (Areca oleracea),
dem Baobab (Adansonia digitata) etc. auch
von einigen andern Gewächsen, z.B. vom
Rotang (Calamus rotang) und so auch von
manchen Thieren, wie z.B. von vielen Gat-
tungen der Bandwürmer und selbst von den
Crocodilen und großen Wasserschlangen läßt
sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem
Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zu-
zunehmen.

§. 19.

[Seite 30]

Zum Wachsthum der organisirten Körper
gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder
die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm-
melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers
von selbst wieder ergänzen. Diese bewunderns-
werthe Einrichtungen in der organisirten Schöpfung
sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend
Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: und ist
folglich auch, nebst der Ernährung überhaupt,
einer der größten Vorzüge, wodurch die Ma-
schinen aus der Hand des Schöpfers bey wei-
ten über die größten Kunstwerke der Menschen
erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger
keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfe-
dern und Räder, wenn sie verbogen, verstüm-
melt und abgenutzt würden, von selbst wieder
herzustellen: eine Kraft, die hingegen der
Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze –
nur in verschiedenem Maße – beygelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu be-
stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu-
tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen
der Krebse, das Entblättern der Gewächse
u.s.w. gehört. Man könnte dieß die ge-
wöhnliche Reproduction nennen.

[Seite 31]

Die andere hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl
den Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt,
oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo-
rene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch
und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen
eine freylich sehr eingeschränkte Reproductions-
kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen
Thieren, besonders bey den Wasser-Molchen,
Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern,
See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Poly-
pen etc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.

Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon
in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele
Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände
voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich
hüthen muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen
Erfolge zu voreilig die ganze Sache bezweifeln
zu wollen. So ist es mir nach mehreren frucht-
losen Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze
Kopf der gemeinen Waldschnecke (Helix pomatia)
mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo-
nathen wieder reproducirt ward.

Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern art (Lacerta lacustris), den ich
nun in Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge
exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen
und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge-
schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mo-
nathen ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer
Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc. reprodu-
cirt, der sich bloß dadurch vom andern gefunden
Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr halb so
groß ist. (s. – Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. –)

§. 20.

[Seite 32]

Wenn die organisirten Körper durch Er-
nährung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife
gelangen, so erhalten sie dann auch das Fort-
pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf
eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird.
Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes
Individuum für sich im Stande, sein Ge-
schlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich
ihrer zwey mit einander paaren oder begatten,
wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art her-
vor bringen sollen.

Die mannigfaltigen besondern Verschieden-
heiten in diesen beyderley Hauptweisen der Fort-
pflanzung lassen sich doch füglich unter folgende
vier Arten bringen:

1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die
einfachste Weise, ohne vorher gegangene
Befruchtung: entweder durch Theilung, wie
manche Infusions-Thierchen*) und Blu-
men-Polypen**); oder wie bey der Brun-
nen-Conferve so, daß das alte fadenartige
Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen
Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt
und wieder zu einem solchen Faden ausge-
[Seite 33] trieben und umgebildet wird (– Abbild.
n. h. Gegenst
. tab. 49 –); oder durch
Sprossen wie die Arm-Polypen und viele
Gewächse u.s.w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer
Zwitter beyderley Geschlechtstheile an sei-
nem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier
ist, die bey sich habenden weiblichen Eyer-
chen mit männlichem Samen – und wenn
es Pflanze ist, seine weiblichen Samen-
körner mit männlichem Blumenstaub –
begießen und dadurch befruchten, ehe sich
ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist
der Fall bey den mehresten Gewächsen, und
im Thierreich, wie es scheint, bey manchen
Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in
einem Individuo verknüpft; doch daß keines
sich selbst zu befruchten im Stande ist,
sondern immer ihrer zwey sich zusammen
paaren und wechselseitig einander befruchten
und befruchtet werden müssen. Diese son-
derbare Einrichtung findet sich nur bey
wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey
manchen Land-Schnecken*) etc.

[Seite 34]

4) Die beiden Geschlechter in separaten In-
dividuis, von denen das eine die weiblichen
Theile oder Eyer, das andere den männ-
lichen befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andere Thiere, und so
auch manche Pflanzen, wie die Palmen,
der Hopfen, die mehresten Moose etc.

Einige Thiere dieser Classe geben die
Eyer selbst von sich, in welchen sich erst
nachher das Junge vollends ausbildet.
Dieß sind die eyerlegenden Thiere (oui-
para
). Bey andern aber wird dieß Ey so
lange in der Bärmutter zurück behalten,
bis das Junge vollkommen ausgebildet wor-
den, und nun von seinen Hüllen befreyt
zur Welt kommen kann; lebendig gebärende
Thiere (viuipara).

Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen
die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po-
lypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten
bald auf die eine, bald auf die andere Weise
fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar
Eyer legen, in welchen aber schon das ganz aus-
gebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen
könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen
Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkör-
nern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt,
wie z.B. bey den so genannten ägyptischen Boh-
nen von der Nymphaea nelumbo.

§. 21.

Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so
[Seite 35] weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und
sie sterben. Die wenigsten aber erreichen aber das
Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres
Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderley
Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist
lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet
man z.B., daß von 1000 gebornen Men-
schen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und
von den großen furchtbaren Amphibien, Cro-
codilen, Riesenschlangen etc. erreicht vielleicht
nicht das tausendste sein gesetztes Alter und
Größe. Nach dem Tode der Thiere und
Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung,
Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch die
chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich
aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört,
und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde
vermengt, die ihnen vorher Nahrung und
Aufenthalt gegeben hatte.


Dritter Abschnitt.
Von den Thieren überhaupt.

[Seite 36]

§. 22.

So endlos vielartig die Bildung und
der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch
sämmtlich (oder höchstens bis auf wenige Aus-
nahmen mancher so genannten Infusionsthier-
chen etc.) den Mund (§. 3.) mit einander ge-
mein zu haben, durch welchen sie dem Körper
seine Nahrung zuführen: und statt daß die
Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft
aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist
hingegen der Thiere ihr Futter äußerst man-
nigfaltig; und wird beynahe ohne Ausnahme
aus den organisirten Reichen selbst entlehnt;
und sie müssen es, durch die peinlichen Ge-
fühle des Hungers getrieben, mittelst will-
kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um
dadurch ihre Selbsterhaltung zu bewirken.

§. 23.

Bey den insgemein so genannten voll-
kommneren Thieren wird der abgesonderte
Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in
seinen Adern circulirt, vermischt, und von da
erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers
[Seite 37] abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut
ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner
Wärme bey den verschiedenen Classen dieser
rothblütigen Thiere von doppelter Verschie-
denheit. Bey den einen (nähmlich bey den
Amphibien und Fischen) hält es meist unge-
fähr die Temperatur des Mediums, in wel-
chem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den andern aber, die
deßhalb warmblütig heißen (den Säuge-
thieren und Vögeln), zeigt es in ihrem voll-
kommen belebten Zustande immer eine Wärme
von ungef. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder we-
niger. Der Saft hingegen, welcher bey den
so genannten weißblütigen Thielen (nähm-
lich bey den Insecten und Gewürmen) die
Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich
besonders durch den Mangel der rothen Kü-
gelchen, von jenem eigentlich so genannten
Blute.

§. 24.

Das Blut der Thiere mag nun aber weiß
oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es
im gesunden Zustande immer mit frischen Por-
tionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes
(– des so genannten Sauerstoffs oder Oxy-
gens –) aus der atmosphärischen Luft oder
aus dem Wasser geschwängert werden, woge-
gen es gleiche Portionen eines andern Stoffes
[Seite 38] (– des Kohlenstoffes oder Carbones –) aus
dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem
merkwürdigen lebenswierigen Proceß in dem
belebten thierischen Laboratorium dient vorzüg-
lichst das Athemhohlen; welches die roth-
blütigen Thiere entweder durch Lungen, oder
wie die Fische durch Kiemen; die weißblütigen
aber mittelst mancherley anderer analogen
Organe verrichten.

§. 25.

Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen
versehen sind können auch Stimme (vox)
von sich geben. Der Mensch hat sich außer
der ihm angebornen Stimme auch noch die
Rede (loquela), erfunden.

§. 26.

Die Organe, wodurch die willkürlichen
Bewegungen unmittelbar vollzogen werden,
sind die Muskeln, die bey den rothblütigen
Thieren das eigentlich so genannte Fleisch aus-
machen. Nur bey einigen ganz einfach ge-
bauten Thieren, wie die Polypen, sind diese
Bewegungs-Organe von dem übrigen gallerti-
gen Stoffe nicht zu unterscheiden.

§. 27.

Außerdem finden sich aber auch einige we-
nige Muskeln, über welche der Wille nichts
vermag. So z.B. das Herz, als welches
[Seite 39] lebenslang unaufhörlich (– beym Menschen
ungefähr 4500 Mahl in jeder Stunde –)
und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermü-
den, oder endlich zu schmerzen, als Haupt-
triebfeder des Blutumlaufs, in seiner schla-
genden Bewegung ist.

§. 28.

Beyde Arten von Muskeln aber, die un-
willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem
Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu
diesem ihren Bewegungsvermögen des Ein-
flusses der Nerven.

§. 29.

Diese Nerven entspringen aus dem Ge-
hirn und aus dem Rückenmark, und es
scheint, daß die Größe der beyden letztern in
Vergleichung zur Dicke der daraus entstehen-
den Nerven mit den Geisteskräften der Thiere
im umgekehrten Verhältniß stehe*), so daß
der Mensch von allen das größte Gehirn, in
Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat;
da hingegen einfältige Thiere, wie z.B. die
hieländischen Amphibien, dicke Nerven bey
einem sehr kleinen Gehirne haben.

§. 30.

[Seite 40]

Außer dem Einfluß, den die Nerven auf
die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes
Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke
auf den thierischen Körper, durch die Sinne
mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn-
werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-
Classen selbst sehr verschieden. So erhalten
z.B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche
Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk-
zeuge an ihnen entdecken können, die bey an-
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.
Die Schmeißfliege z.B. und viele andere In-
secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase
an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen
dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini
z.B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey
Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten
Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym
Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So
hält 8tens Spallanzani das Gefühl, wodurch
sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Fin-
stern für den Anstoß sichern; so wie 9tens Dar-
win das Gefühl für Wärme und Kälte für be-
sondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie
brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Samm-
lung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf
[Seite 41] gewährt. Dem Menschen und den mehresten
von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht
zu dieser Erhohlung angewiesen; doch halten
sich auch manche von diesen, wie z.B. der
Siebenschläfer etc., besonders aber viele Raub-
thiere, wohin zumahl die mehresten Fische
gehören, auch manche Insecten und Gewürme,
am Tage verborgen und gehen des Nachts
ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia
nocturna
genannt werden.

§. 32.

Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer-
den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-
[Seite 42] secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind,
daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thie-
res unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas
klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.

So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien,
Winterschlaf.

§. 33.

Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen
Thieren gemein, wie z.B. die Vorstel-
lungskraft, die Aufmerksamkeit, und so
auch die beiden so genannten innern Sinne,
Gedächtniß nähmlich und Einbildungs-
kraft.

§. 34.

Andere sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige
Spuren davon finden, nähmlich die so ge-
nannten Naturtriebe oder Instincte. Da-
gegen er hinwiederum im ausschließlichen Be-
sitz der Vernunft ist.

§. 35.

Der Instinct*) ist das Vermögen der
Thiere, aus einem angebornen, unwillkür-
[Seite 43] lichen, inneren Drange, ohne allen Unter-
richt, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen,
und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung
abzielenden Handlungen zu unterziehen.

Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge-
setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma-
schinenmäßig vollzogen werden, wird durch
zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z.B.,
daß die Hamster auch todten Vögeln doch
zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an-
beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz
einsam im Zimmer erzogen hat, doch im
Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen,
und im Käfich bey allem guten Futter und
Pflege unruhig werden.

§. 36.

Unter den mancherley Arten dieser thieri-
schen Triebe sind besonders die so genannten
Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so
viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle
Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*),
(als welche bey so vielen gar nicht Statt fin-
den kann; wie z.B. bey den Seidenwür-
mern etc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem
Leben davon Gebrauch machen können, und
wo folglich schlechterdings erster Versuch und
Meisterstück eins seyn muß), so ungemein
[Seite 44] künstliche Wohnungen, Nester, Gewebe etc.
zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre
Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu viel-
fachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.

§. 37.

Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar
nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba-
ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft.

Diese mag nun entweder eine ausschließ-
lich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen
Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad
einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere
auch einige schwache Spur hätten; oder eine
eigene Richtung der gesammten menschlichen
Seelenkräfte u.s.w. so liegt wenigstens der
gedachte auszeichnende Vorzug, den der
Mensch durch den Besitz derselben erhält, un-
widerredlich am Tage.

Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde
zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze
organisirte Schöpfung zur Speise überlassen
ist, so erzeugt freylich eben die große Ver-
schiedenheit der Climate, die er bewohnen soll,
und der Nahrung, die ihm der Ort seines
Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Be-
dürfnisse, die er durch keinen einförmigen
[Seite 45] Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch
seiner sich nach den Umständen gleichsam ac-
commodirenden Vernunft auf eben so mannig-
faltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon
durch diesen einzigen Vorzug über die ganze
übrige thierische Schöpfung erhoben werde,
beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit
er über alle Triebe und über die Lebensart,
Haushaltung etc. mit einem Worte, über das
ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe
nach Willkür disponiren, die furchtbarsten
Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen,
sie zu den kunstreichsten Handlungen abrich-
ten kann u.s.w.

Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung
auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die
Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung
der neuen Welt mit ihr und der alten wechsel-
seitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und
Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat,
wie z.B. Reis, Caffee etc., Pferde, Rindvieh etc.
und was er v. v. von dorther nun wieder in sei-
nem Welttheile einheimisch gemacht, wie z.B.
Cartoffeln, Tabak, wälsche Hühner u.s.w.

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein
auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herr-
schaft des Menschen über die übrige thierische
Schöpfung durch die so genannten Haus-
[Seite 46] thiere; worunter man in engerer Bedeutung
diejenigen warmblütigen Thiere versteht, so
der Mensch zu Befriedigung wichtiger Be-
dürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Be-
nutzung absichtlich ihrer Freyheit entzogen und
sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann
man aber auch die Bienen und Seidenwür-
mer, so wie die Cochenill-Insecten dahin
rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne
ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken.
Von manchen nähmlich bat der Mensch die ganze
Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen,
und sich unterwürfig gemacht, wie z.B. das Pferd.
Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht,
existirt doch aber noch die ursprünglich wilde
Stammrasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze,
Renthier, den beyderley Cameelen der alten Welt,
und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele-
phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan-
genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des
Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der
Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet
werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va-
riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beyden ist ein bestän-
diges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber
die Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen
Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)

§. 40.

Das ganze Thierreich läßt sich füglich
nach dem Linnéischen System unter folgende
sechs Classen bringen:

[Seite 47]

I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
lebendig zur Welt bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten
säugen.

II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen
Blut, die aber Eyer legen, und Federn
haben.

III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem
rothen Blut, die durch Lungen Athem
hohlen.

IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die durch Kiefern, und nicht durch
Lungen, athmen.

V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am
Kopf, und eingelenkte (hornartige) Be-
wegungswerkzeuge haben.

VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit
kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula)
und meines Wissens nie eingelenkte Be-
wegungswerkzeuge haben*).

* * *

Hauptquellen und andere Hülfsmittel zur
Thiergeschichte überhaupt.

[Seite 48]
  1. Aristoteles. – Histoire des animaux d'Aristote,
    avec des notes etc. par Camus. Par
    . 1783.
    II. vol. 4.
  2. Conr. Gesneri icones quadrupedum viuiparorum, it.
    anium et animalium aquatilium; cum nomen-
    claturis singulorum in linguis diuersis Europae.

    ed
    . 2. Tig. 1560. fol.
  3. Aldrovandus.
  4. Jo. Jonston historia naturalis de animalibus. Fran-
    cof
    . 1649-1653. fol.
  5. auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil.) thea-
    trum vniuersale omnium animalium
    . Amst
    . 1718.
    II. vol. fol.
  6. Ray.
  7. Buffon.
  8. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der Naturgeschichte
    der Thiere. Leipz. seit 1979. 8.
  9. G. Cuvier tableau élémentaire de l'histoire natu-
    relle des animaux.
    Par
    . 1798. 8.
  10. Linnaei fauna Suecica ed. 2. Holm. 1761. 8.
  11. Th. Pennant's British Zoology. Lond. 1768-
    1777. IV. vol. 8.
  12. und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel
    ib. seit 1763. gr. Fol.
  13. C. P. Cl. Fleurieu histoire naturelle des Oiseaux,
    des Poissons, des Cetacées, des Amphibies etc.
    marins
    , im II. und III. Bande des voyage
    autour du monde par Et. Marchand
    . Par.
    1800. 4.
  14. A. M. Constant Duméril zoologie analytique.
    Par
    . 1806. 8.

Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren
.

[Seite 49]

§. 41.

Die Säugethiere haben das warme rothe
Blut mit den Vögeln gemein; aber sie ge-
bären lebendige Junge: und ihr Hauptcha-
rakter, der sie von allen übrigen Thieren un-
terscheidet, und von dem auch die Benennung
der ganzen Classe entlehnt ist, sind die
Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge
mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage
der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer
noch Ein Mahl so viel, als die Mutter ge-
wöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und
sie sitzen entweder an der Brust, oder am
Bauche, oder zwischen den Hinterbeinen*).

§. 42.

[Seite 50]

Der Körper der allermehresten [wo nicht
aller*)] Säugethiere ist mit Haaren von
sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe
besetzt; die auch bey einigen als Wolle ge-
kräuselt, oder als Borsten straff und strup-
pig sind, oder gar wie beym Igel etc. steife
Stacheln bilden. Bey manchen sind die
Haare an besondern Stellen als Mähne oder
Bart verlängert; und bey einigen, wie bey
den Pferden, Hunden etc. stoßen sie an bestimm-
ten Stellen in entgegengesetzter Richtung an ein-
ander und machen so genannte Näthe (sutu-
ras
). Bey manchen, wie z.B. bey den
Seehunden etc. ändert sich die Farbe mit dem
Alter. Auch sind manche durch die Kälte
(§. 16.) bey uns im strengen Winter, im
Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder
grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder
schneeweiß, wie das große Wiesel (Herme-
lin) etc. Wenn hingegen diese weiße Farbe
zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen
Pupillen verbunden ist, wie bey den so ge-
[Seite 51] nannten Kackerlacken im Menschengeschlecht
und unter manchen anderen Gattungen von
warmblütigen Thieren, so ist es die Folge
einer wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben auf der
Erde; manche wie die Affen, Eichhörn-
chen etc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie
der Maulwurf, als eigentliche animalia sub-
terranea
unter der Erde; andere bald auf
dem Lande bald im Wasser, wie die Biber,
Seebären; und noch andere endlich bloß im
Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach
sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Be-
wegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten
haben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber
auch zwey Hände; die Affen hingegen haben
vier Hände. Die Finger und Zehen derjeni-
gen Säugethiere, die im Wasser und auf
dem Lande zugleich leben, sind durch eine
Schwimmhaut verbunden. Bey den Fleder-
mäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein
lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine
zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern
dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus
dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet,
und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger
Maßen den Flossen der Fische; doch daß die
[Seite 52] Hinterflossen ohne Knochen sind, und hori-
zontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical,
liegen. Einige wenige Säugethiere (solidun-
gula
) haben Hufe; viele aber (bisulca) ge-
spaltene Klauen. Die mehresten gehen (zu-
mahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den
Zehen; einige aber, wie der Mensch, und
gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Ele-
phanten u.a.m. auf der ganzen Fußsohle
bis zur Ferse.

§. 44.

Die mehresten Ameisenbären, die Schup-
penthiere, und einige Wallfische ausgenom-
men, sind die übrigen Säugethiere mit Zäh-
nen versehen, die man in Vorderzähne*)
(primores s. incisores), Eckzähne oder
Spitzzähne (caninos s. laniaros), und
Backenzähne (molares), eintheilt. Die
letztern zumahl sind nach der verschiedenen
Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich
gebildet. Bey den fleischfressenden nähmlich
ist die Krone zackig und scharf; bey den gras-
[Seite 53] fressenden oben breit und eingefurcht; und bey
denen, die sich, so wie der Mensch, aus
beyden organisirten Reichen nähren, in der
Mitte eingedruckt, und an den Ecken abge-
rundet.

Manche Säugethiere, wie z.B. der Ele-
phant und der Narhwal, haben große promi-
nirende Stoßzähne (dentes exserti); andere,
wie z.B. das Wallroß, Hauzähne etc.

§. 45.

Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen
nähmlich das zuerst bloß flüchtig zerbissene und
geschluckte Futter bissenweise wieder durch den
Schlund zurück getrieben, und nun erst recht
durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge-
schluckt wird.

Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden
Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses;
indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen
Queerfurchen ausgeschnitten sind, und die Kro-
nen derselben nicht horizontal liegen, sondern
schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen
im Oberkiefer die Außenseite, an denen im
untern aber die nach der Zunge hingerichtete
innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie
einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye
[Seite 54] Seitenbewegung gestattet, wodurch denn, wie
der Augenschein lehrt, der Mechanismus dieser
sonderbaren Verrichtung von dieser Seite be-
wirkt wird.

Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich
gespaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun
außerdem noch der vierfache Magen hinzu,
dessen innerer Bau und Mechanismus überaus
merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte
noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den
ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus ven-
ter
, franz. le double, l'herbier, la panse,
der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin
es nur ein wenig durchweicht wird. Von da
wird eine kleine Portion dieses Futters nach der
andern mittelst des zweyten Magens (reticu-
lum
, franz. le bonnet, le reseau, die Haube,
Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein An-
hang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch
den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der
wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte
Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder
durch die beyden ersten Mägen zu passiren, gleich
aus dem Schlunde in den dritten (echinus,
centipellio, omasus,
franz. le feuillet, le
pseautier,
das Buch, der Psalter, der Blätter-
magen) geleitet, wo er von da endlich zur völ-
ligen Verdauung in den vierten (abomasus,
franz. la caillette der Laab, die Ruthe, der
Fettmagen) gelangt, der dem Magen anderer
Säugethiere am nächsten kommt*).

Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende
Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der
Rumination scheint mir noch gänzlich unbe-
kannt.

§. 46.

[Seite 55]

Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen
versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym
Hirsch, Reh etc. sind die Weibchen ungehörnt;
bey andern, wie beym Renthier und im Zie-
gengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als
der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage,
besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr
verschieden. Beym Ochsen-Ziegen- und Ga-
zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie
eine Scheide über einem knöchernen Zapfen
oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner
der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß
mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls
solide, aber von mehr knochenartiger Textur,
und ästig. Sie heissen dann Geweihe, und
werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und
neue an ihrer Statt reproducirt.

§. 47.

Die Oeffnung des Afters wird bey den
mehresten Säugethieren durch den Schwanz
bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins
(coccyx), und von mannigfaltiger Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z.B. manchen
Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh-
ren; vielen Meerkatzen und einigen andern
americanischen und Neu-holländischen Thieren
[Seite 56] statt einer Hand, um sich daran halten, oder
damit fassen zu können (cauda prehensilis,
Rollschwanz); den Springhasen zum Sprin-
gen (cauda saltatoria), dem Känguruh zum
Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung
und zur Verteidigung etc.

§. 48.

Auch sind am Körper einiger Thiere
dieser Classe besondere Beutel von verschie-
dener Bestimmung zu merken. So haben
viele Affen, Paviane, Meerkatzen, auch der
Hamster u.a., die Backentaschen (thesauri,
Fr. salles), um Proviant darin einschleppen
zu können. Beym Weibchen der Beutelthiere
liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am
Bauche, worein sich die saugenden Junge
verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z.B. die meh-
resten größern grasfressenden, sind gewöhnlich
nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig;
andere hingen, wie z.B. die Raubthiere,
und die Schweine mit mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter
durch die so genannte Nachgeburt (secundi-
nae
) in Verbindung, welche aber von ver-
schiedener Gestaltung ist; da sie z.B. im
Menschengeschlecht einen einfachen größern
[Seite 57] Mutterkuchen (placenta) bildet, hinge-
gen bey den wiederkauenden Thieren mit ge-
spaltenen Klauen (bisulca) in mehrere,
theils sehr zahlreiche, zerstreute kleine solche
Verbindungsorgane (cotyledones) vertheilt
ist u.s.w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt
läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen
Gesichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich,
in so fern sie auf die Haushaltung der Natur
im Großen, auf den ganzen Gang der
Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie
dem Menschen unmittelbar nutzbar werden.
Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen
werden, die Insecten und Gewürme die bey
weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin-
gegen die Säugethiere. Die Verschiedenheit
in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit,
ihre Stärke u.s.w. machen sie für den Men-
schen auf die mannigfaltigste Weise brauchbar.
Aus keiner andern Classe von Thieren hat er
sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Ge-
hülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu
seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner
Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. –
Ganze Völker des Erdbodens können mit
einer einzigen Art von Säugethieren fast alle
ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So
[Seite 58] die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Renthier; die Aleuten
mit dem Wallfisch.

§. 51.

Die vielfache Brauchbarkeit der Säu-
gethiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich
vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.:
Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel,
Renthiere, Elephanten, Camele, Llamas,
Hunde. Zur Jagd, zum Bewachen etc.
Hunde. Zum Mausen und Vertilgen ande-
rer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Amei-
senbären etc. Zur Speise: das Fleisch vom
Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen,
vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kanin-
chen, u.s.w. Ferner Speck, Schmalz,
Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Klei-
dung, zu Decken, Zelten etc. Pelzwerk,
Leder, Haare, Wolle etc. Zum Brennen:
Talg, Fischthran, Wallrath*). Zum
Schreiben, Bücherbinden etc. Perga-
ment, Leder. Für andere Künstler und zu
allerhand Gebrauch: Borsten, Haare
(zumahl Menschen- und Pferde Haar), Ge-
weihe Hörner, Klauen, Elfenbein u.a.
[Seite 59] Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Därme,
Sehnen und Knochen zu Tischerleim.
Därme zu Saiten. Blut zu Berliner-
blau u.a. Farben. Knochn und Huf zu
Beinschwarz, Hornschwarz etc. Fett
und Mark zu Seife. Mist zum Dünger,
zur Feuerung, zu Salmiak etc. Endlich
zur Arzney: Bisam, Bibergeil, Hirsch-
horn, Milch etc.

§. 52.

Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachthei-
lig. Manche reißende Thiere, besonders aus
dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an.
Eben diese und noch manche andere, z.B.
die Wiesel, Marder, Iltisse, Vielfraße,
Fischottern, Wallfische etc. vertilgen viele nutz-
bare Thiere: – oder schaden den Ge-
wächsen, Bäumen, Gartenfrüchten,
dem Getreide u.s.w. wie die Feldmäuse,
Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber,
Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde etc.
oder gehen andern Eßwaaren nach; wie
Ratten, Mäuse, Fledermäuse usw. Gift
scheint kein einziges Thier dieser Classe zu
besitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue,
der zumahl die aus dem Hundegeschlecht aus-
gesetzt sind.

§. 53.

[Seite 60]

Man hat verschiedene künstliche, d.h.
bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde
gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy-
stemata artificialia
), nach welchen verdiente
Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver-
sucht haben. Aristotelis Eintheilung z.B.
ist auf die allgemeinste Verschiedenheit
der Zehen und Klauen gegründet, und die
haben auch Ray u.a. zum Grunde gelegt,
und nach der Zahl der Zehen etc. weiter be-
arbeitet. Aber hierbey müssen die verwandte-
sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun-
gen von Ameisenbären, Faulthieren etc. ge-
trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil die eine mehr,
die andere weniger Zehen hat. Linné hat die
Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein
Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf
die unnatürlichsten Trennungen, bald auf
die sonderbarsten Verbindungen stößt*). Das
Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des Rit-
ters Entwurf, wegen des verschiedenen Ge-
bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
so die beyderley Nashörner in zwey; – Da-
gegen kommt der Elephant mit den Panzer-
[Seite 61] thieren, und den formosanischen Teufelchen
in eine gemeinschaftliche Ordnung etc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natür-
licheres System der Säugethiere zu entwer-
fen getrachtet, wobey ich mehr auf den To-
talhabitus dieser Thiere gesehen, doch vor-
züglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am
leichtesten in die Augen fallen und dem Total-
habitus sehr angemessen sind, zum Grund der
Ordnungen gelegt, aber zweye derselben,
welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder
nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in
einige Familien unterabgetheilt, und diese
mit den bekannten Nahmen einiger Linneischen
Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe
folgender Maßen geordnet:

I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey
Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen.
Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere deren
Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43.).
Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen
an allen vier Füßen. – Diese Ordnung
zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebis-
ses in folgende drey Familien:

[Seite 62]

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß.
Eichhörnchen, Hasel- und andere
Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein-
chen etc. Springmäuse, Hasen, Sta-
chelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten
reißenden Thiere und einige andere Ge-
schlechter mit ähnlichem Gebiß. Igel,
Spitzmäuse, Maulwürfe, Beutelthiere,
Viverren, Wisel, Bären, Hunde etc.
Löwen etc.

C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens
ohne Vorderzähne etc. Faulthiere, Amei-
senbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.

V. Solidungula. Pferd etc.

VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere
mit gespaltenen Klauen.

VII. Multungula. Meist sehr große, oder
unförmliche, borstige oder dünnbehaarte
Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an
jedem Fuß. Schweine (denn auch diese
haben im Grunde vier Klauen) Tapir, Ele-
phanten, Nashörner, Nilpferd.

VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimm-
füßen. Wieder nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses in obgedachte drey Familien
getheilt:

[Seite 63]

A) Glires. Biber.

B) Ferae. Seehunde etc. Ottern.

C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß,
der Manate.

Letzterer macht von hier den schicklichsten
Uebergang zur letzten Ordnung,

IX. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere,
die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts
als den unschicklichen Nahmen gemein ha-
ben, und deren natürliche Verbindung mit
den übrigen Säugethieren schon Ray voll-
kommen richtig eingesehen hat*).

* * *

Zur N. G. der Säugethiere.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. I. de qua-
    drupedibus viuiparis.
    Basil. 1551 fol.
  2. Ul. Aldrovandi de quadrupedibus digitatis viui-
    paris
    L. III. Bonon.
    1627. fol.
  3. Id. de quadrupedibus solidipedus ib. 1616. fol.
  4. Id. de quadrupedibus bisulcis ib. 1613. fol.
  5. Ej. de cetis L. I. (am Ende seines Werks de pisci-
    bus
    ) ib. eod. fol.
  6. Jo. Raii. synopsys animalium quadrupedum. Lond.
    1613. 8.
  7. Buffon.
  8. Th. Pennant's history of quadrupeds. Lond. 1781.
    II. vol. 4.
  9. Deutsch mit Zusätzen von D. M. Bechstein. Weimar
    1799. II. B. 4.
  10. Ej. arctic zoology vol. I. ib. 1784. 8.
  11. J. Ch. Dan. v. Schreber Säugethiere. Erlang. seit
    1774. 4.
  12. J. Chr. Pol. Erxleben systema mammalium Lips.
    1777. 8.
  13. E. A. W. v. Zimmermann geographische Geschichte
    des Menschen, und der allgemein verbreiteten
    vierfüßigen Thiere. Leipz. 1778. III. B. 8.
  14. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands
    I. B. Leipz. 1789. 8.
  15. A general history of Quadrupeds. The figures
    engraved on wood by J. Bewick
    . Newcastle
    upon Tyne
    1790. 8.

I. BIMANVS.

[Seite 65]

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum
prominulum. Dentes aequaliter ap-
proximatis; incisoribus inferioribus erecti
.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der
Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen,
geschweige von den übrigen Thieren zu unter-
scheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrechter
Gang (als wozu sein ganzer Wuchsund Bil-
dung, besonders aber seine beckenähnlichen Hüft-
knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den
Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll-
kommenen Hände; ferner sein prominiren-
des Kinn und die aufrechte Stellung seiner
untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm
in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu-
fens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere
die dem männlichen und allen übrigen Thieren
abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver-
lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren;
und dann einen besondern Theil an den Sexual-
Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als
ein körperliches Kennzeichen der verletzten
jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig-
stens in der Form und Lage noch bey keinem an-
dern weiblichen Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.),
Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar
[Seite 66] nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz
der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von
ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (lo-
quela
), die nicht mit der bloß thierischen
Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.),
als welche auch den ganz jungen und selbst den
stummgebornen Kindern zukommt. Und so
folgt aus jenen beyden ausschließlichen Vorzü-
gen das große ausschließliche Eigenthum der
Menschenspecies, wodurch sie über die ganze
übrige thierische Schöpfung erhoben wird, das
Vermögen sich selbst zu vervollkommnen.

* * *

Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier
außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so
sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät
erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr
spät mannbar u.s.w. Selbst eine großen
Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur
Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst
durch fremde Hülfe, durch Cultur und Erziehung ent-
wickeln können; daher denn bey dieser Hülfs-
bedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden
Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestim-
mung des Menschen zur gesellschaftlichen Ver-
bindung. Nicht ganz so allgemein läßt sich
hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in
allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl
der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die
Dauer der Zeit und der Fortpflanzungsfähigkeit bey
beyden Geschlechtern so gleich sey, daß der
Mensch überall so wie in Europa zur Mono-
gamie bestimmt sey.

Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
beyde unbeschränkt; er bewohnt die ganze be-
[Seite 67] wohnbare Erde, und nährt sich beynahe aus der
ganzen organisirten Schöpfung. Und in Ver-
hältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe,
und in Vergleich mit andern Säugethieren er-
reicht er ein ausnehmend hohes Alter.

* * *

Es giebt nur eine Gattung (species) im
Menschengeschlecht; und alle und bekannten Völ-
ker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können
von einer gemeinschaftlichen Stammrasse ab-
stammen*). Alle National-Verschiedenheiten in
Bildung und Farbe des menschlichen Körpers
sind um nichts auffallender oder unbegreiflicher
als die, worin so viele andere Gattungen von
organisirten Körpern, zumahl unter den Haus-
thieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten.
Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so
mancherley Abstufungen und Uebergänge so un-
vermerkt zusammen, daß sich daher auch keine
andere, als sehr willkürliche Gränzen zwischen
ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze
Menschengeschlecht noch am füglichsten unter fol-
gende fünf Rassen zu bringen geglaubt:

1) Die caucasische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.

von mehr oder weniger weißer Farbe mit
rothen Wangen, langem, weichem, nuß-
braunem Haar (das aber einerseits ins
Blonde, anderseits ins Schwarze über-
geht); und der nach den europäischen Be-
griffen von Schönheit musterhaftesten Sche-
del- und Gesichts-Form. Es gehören dahin
[Seite 68] die Europäer mit Ausnahme der Lappen
und übrigen Finnen; dann die westlichern
Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen
Meers und des Ganges; nebst den Nordafri-
canern; – also ungefähr die Bewohner der
den alten Griechen und Römern bekannten
Welt.

2) Die mongolische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. I.

meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten,
oder wie getrocknete Citronschalen); mit we-
nigem, straffem, schwarzem Haar; engge-
schlitzten Augenliedern, plattem Gesicht; und
seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese
Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Aus-
nahme der Malayen, dann die finnischen
Völker in Europa (Lappen etc.), und die Es-
kimos im nördlichen America von der Be-
ringsstraße bis Labrador.

3) Die äthiopische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.

mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem,
krausem Haar; vorwärts prominirenden Kie-
fern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase.
Dahin die übrigen Africaner, nahmentlich
die Neger, die sich dann durch die Fulahs in
die Mauren etc. verlieren, so wie jede andere
Menschen-Varietät mit ihren benachbarten
Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.

4) Die americanische Rasse:

Abbild. n. h. gegenst. tab. 2.

Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost
oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem,
straffem, schwarzem Haar, und breitem aber
nicht plattem Gesicht, sondern stark ausge-
[Seite 69] wirkten Zügen. Begreift die übrigen Ame-
ricaner außer den Eskimos.

5) Die malayische Rasse:

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.

von brauner Farbe (einerseits bis ins helle
Mahagoni anderseits bis ins dunkelste Nelken-
und Castanienbraun); mit dichtem schwarz-
lockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem
Munde. Dahin gehören die Südsee-In-
sulaner oder die Bewohner des fünften Welt-
theils und der Marianen, Philippinen, Mo-
lucken, sundaischen Inseln etc. nebst den eigent-
lichen Malayen*).

Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen
physiologischen Gründen die caucasische als die
so genannte Stamm- oder Mittel-Rasse an-
genommen werden. Die beyden Extreme,
worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-
lische, anderseits die äthiopische. Die andern
zwey Rassen machen die Uebergänge. Die
americanische den, zwischen der caucasischen
und mongolischen, so wie die malayische den,
[Seite 70] zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio-
pischen*)

* * *

Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver-
unreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der
Mühe; – doch nur Weniges von vielen.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z.B.
sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die
unserigen, in den Erzählungen der Reisenden,
von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen,
[Seite 71] und bleiben also wenig größer als jeder an-
dere Mensch von guter Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für
ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf
Madagascar nichts weiter sind als eine Art
Cretine, d.h. kleine Blödsinnige mit dicken
Köpfen und langen Annen (dergleichen sich
im Salzburgischen, so wie im Walliserlande,
zumahl aber im Piemontesischen in Menge
finden), wird bey pathologischer Prüfung
mehr als bloß wahrscheinlich.

Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Al-
binos, oder weiße Mohren*) nicht ein
Mahl eine Spielart, geschweige eine besondere
Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren
Geschichte mehr in die Pathologie als in die
Naturhistorie gehört.

Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches
Gemisch aus der Geschichte jener preßhaften
kränklichen weißen Mohren, und des Orang-
utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah-
rer Affe.

Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der sind klägliche sittliche Monstra, die man
eben so wenig, als andere durch Krankheit
oder Zufall entstellte Menschen, zum Mu-
ster des Meisterstücks der Schöpfung anfüh-
ren darf.

[Seite 72]

Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Americaner*) die Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und Korn, verzeihen wir der guther-
zigen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.


II. QVADRVMANA.

Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß
zwischen den Wendezirkeln zu Hause**).

2. Simia. Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et manus fere
humanae. Nares anteriores. Dentes

primores incisores, supra et infra 4.
laniarii solitarii, reliquis longiores.

Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge-
schlechter, doch aber außer den schon beym
Menschengeschlecht angeführten Umständen, in
ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die
schmalen Hüften und platten Lenden, aufs auf-
fallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.

a) Ungeschwänzte.
[Seite 73]

1. Satyrus. der Orangutang. S. subfusca, auri-
culis minoribus, pollice manuum posterio-
rum mutico, vngue destituto
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 unb 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich,
wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie
der Schimpansee und andere Affen auch, zu
allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die
man aber von seinem natürlichen Betragen genau
unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines
solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen
Rede, noch eines natürlichen aufrechten Gan-
ges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Pongo,
Jocko, Barris. S. nigra, macrocephala,
torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im innern von Angola, Congo etc. und tiefer
landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von
der Größe eines achtjährigen Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok. (Linnés Homo
lar.) S. brachiis longissimis, talos at-
tingentibus.

v. Schreber tab. 3.

Auf beyden indischen Halbinseln, auch auf
den Molucken; hat ein rundliches, ziemlich
menschenähnliches Gesicht und ungeheuer lange
Arme. Ist von schwärzlicher Farbe, und wird
gegen vier Fuß hoch.

[Seite 74]

4. Sylunanus. der gemeine türkische Affe.
S. brachiis corpore breuioribus, natibus
caluis, capite subrotundo.

v. Schreber tab. 4.

In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den un-
geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf-
teste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist
sehr gelehrig etc. Ihm ähnelt der inuus (cyno-
cephalus
, Büffons magot) der auch gleiches
Vaterland, mit ihm hat. Einer von beyden ist
auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da
im Freyen fortgepflanzt.

b) Geschwänzte.

5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau,
Bantagan (Fr. le nasique, la guenon à
long nez
). S. cauda mediocri, naso elon-
gato, rostrato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.

Auf den sundaischen Inseln. Eine simia die
nicht sima ist, sondern sich durch eine lange
rüsselförmige Nase auffallend auszeichnet.

6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein
so genannte) Meerkatze. S. cauda longa,
arcuata, labio leporino.

v. Schreber tab. 12.

Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivengrün.
Wird unter den geschwänzten wahren Affen am
häufigsten nach Europa gebracht.

3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl.
baboon.) Facies prolongata, minus an-
thropomorpha, nasus vtrinque tubero-
[Seite 75] sus, nates nudae, coccineae, cauda ple-
risque*) abbreuiata. Dentes vt in simiis.

Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat
wenig menschenähnliches, bey manchen eher
etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze.
Meist sind es unbändige, und äußerst geile
Thiere.

1. Mormon. der Choras. P. naso miniato
ad latera caerulescente.

v. Schreber tab. 8. A. 8. B.

Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch;
hat, zumahl wegen der hochfarbigen abstechen-
den Streifen auf und zu beyden Seiten der
Nase, ein auffallendes Ansehen.

2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea
glabra, profunde sulcata.

v. Schreber tab. 7.

Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze
Scharen Weinberge und Obstgärten plündern
sollen. Kleiner als der vorige.

4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au-
riculae et manus minus humanae. Na-
tes laterales. Nates tectae. Dentes vt
in simiis.

Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern
Süd-America einheimisch, wo es den einheimi-
schen Indianern zu einem gemeinen Wildbret
dient.

[Seite 76]

a) Cauda prehensili, die Sapajous.

1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater,
palmis tetradactylis
absque pollice.

v. Schreber tab. 26. A. 26. B.

Hat ungemeines Geschick in seinem langen
Rollschwanze*).

b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.

2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba
ad genas ante aures, cauda villosa annulata.

v. Schreber tab. 33.

Braun, und so klein, daß er in einer Cocos-
nuß-Schale Raum hat.

5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes
primores superiores 4. per paria remoti,
inferiores
4-6. porrecti, compressi,
incumbentes;
laniarii solitarii, ap-
proximati
**).

1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L.
ecaudatus.

v. Schreber tab. 38.

Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des
Eichhörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so
wie die folgende Gattung am Zeigefinger der
Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen
Fingern aber platte Nägel.

[Seite 77]

2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra,
corpore et cauda griseis
.

v. Schreber tab. 39. A. 39. B.

So wie einige verwandte Gattungen auf
Madagascar und den benachbarten Inseln. Die
Hinterfüße sind viel länger als die vordern.
Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen
specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.


III. CHIROPTERA.

Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser Thiere; und zwischen denselben ist
die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.).
Daher können sie eben so wenig als die Affen
mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit
ihren hakenförmigen Kletterkrallen etc. bequem
auf der Erde gehen.

6. Vespertilio. Fledermaus (Fr.
chauvesouris. Engl. bat.) Pollex palma-
rum et digiti plantarum breues, reliqui
longissimi, membranae expansili inter-
texti, pro volatu.

Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus
nocturnis
, dessen verschiedene Gattungen in
alle fünf Welttheile verbreitet sind.

a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.

1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso
infundibuliformi lanceolato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.

[Seite 78]

In Südamerica; der Körper von der Größe
des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig,
daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren,
dem Rindvieh, Pferden etc. sondern auch schla-
fenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich
an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher
er denn auch den Nahmen des Vampyrs (Blut-
saugers) erhalten hat.

2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés
vampyrus. Büffon's roussette.) V. ecau-
datus, naso simplici, membrana inter fe-
mora diuisa.

v. Schreber tab. 44.

Weit größer als der Vampyr, so daß er mit
ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen
soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann
also schlechterdings nicht Vampyr genannt wer-
den: findet sich scharenweise auf den Molucken
und andern ostindischen und Austral-Inseln; in
unzähliger Menge aber auf Neu-Holland.

b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.

3. †. Auritus. (Büffon's oreillard.) V. cau-
datus, auriculis maximis.

So wie die folgende in den mildern Gegen-
der alten Welt. Ihre Ohren, die man insge-
mein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach,
nur alle Theile ungeheuer groß.

4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck-
maus. (Engl. the rearmouse.) V. caudatus,
auriculis capite minoribus.

Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu
ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinter-
füßen auf.

[Seite 79]

c) dentibus primoribus superioribus nullis.

5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase.
V. naso foliato ferti, equini aemulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.

Im mittlern und südlichen Europa.


IV. DIGITATA. (Pododactyla)

Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen
vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an,
Geschlechtern und Gattungen, daher jene füg-
lich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst
wieder unter drey Familien gebracht werden.
A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires. (Scalpris dentata Io.
Hunter
.)

Mit zwey zum Nagen bestimmten meißel-
artigen Vorderzähnen in jedem Kiefer, ohne
Eckzähne.

7. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha.
Dentes
primores vtrinque 2; inferiores
subulati.

1. Volans. das fliegende Eichhörnchen.
(Büffon's polatouche.) S. duplicatura cutis
laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.

In Liefland, Rußland und Sibirien. Von
der Farbe des petit gris. Das schlaffe Fell,
das von den Vorderfüßen nach den Hinter-
füßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm
[Seite 80] nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern
Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.

2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil.
Engl. the squirrel.) S. auriculis apice
barbatis, cauda dorso concolori.

Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien
Die nordischen, zumahl an den Ufern des Ob
und am Baikal-See, werden im Winter grau,
und geben dann das echte Grauwerk, (petit
gris
). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande
schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit
rosenrothen Augen; und noch seltener weiß- und
schwarzgefleckte.

Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit
gris
) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut
zumahl den Maisfeldern großen Schaden.

8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda,
versus apicem crassior. Dentes vt in
sciuris.

1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl.
the rellmouse.) G. griseus, subtus albidus,
auriculis rotundatis, nudis
.

v. Schreber tab. 225.

So wie die folgende Gattung in den mildern
Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre
glis der Alten, den sie verspeiseten*), und in
eigenen glirariis**) mästeten. Lebt in Eichen-
und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume; und
hält langen und sehr festen Winterschlaf.

[Seite 81]

2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus.
(Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.)
G. rufus, pollice plantarum mutico, auri-
culis rotundatis.

v. Schreber tab. 227.

Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu
ihrem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches,
ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u.a.
kleinem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.

9. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Den-
tes vt in praecedentibus.

1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda
subsesquiunciali, auriculis nudis vellere
molli latentibus, palmis subtetradactylis,
corpore fusco
.

v. Schreber tab. 190.

Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird
theils durch die großen Wanderungen, die sie,
zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jah-
ren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders
aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie
eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre
unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tun-
gusen etc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor-
rath) nachgraben.

2. †. Syluaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat.)
M. cauda mediocri, pectore flauescente,
abdomine albido.

v. Schreber tab. 180.

Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat
Schaden.

3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd-
wolf. M. cauda longitudine dimidia cor-
[Seite 82] poris, auribus vix vellere prominulis, pe-
dibus subtetradactylis.

v. Schreber tab. 186.

Ist zumahl den Gärten nachtheilig, besonders
dem Wurzelwerk.

4. †. Arualis. die Feldmaus, Stoßmaus
(Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.)
M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab-
domine cinereo.

v. Schreber tab. 191.

Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer,
und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden.

5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris.
Engl. the mouse.) M. cauda elongata, pal-
mis tetradactylis, pollice palmarum mutico.

In Europa und den gemäßigten Erdstrichen
von Asien und America. Hat sich dem Menschen
gewisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.

Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht-
schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest
zuschließen, und für blind gehalten werden.

6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra-
dactylis cum vnguiculo pollicari.

Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbrei-
tet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa
zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar
Scorpione, und zieht dem Menschen und seinen
Victualien überall nach. Den Bergleuten in die
tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die
Schiffe. Unter andern gehört diese Land- und
Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der
Zuckerplantagen in West-Indien.

[Seite 83]

An vielen Orten wird sie allgemach durch die
Wanderratte (M. decumanus Fr. le surmulot)
verdrängt, die heller von Farbe und ihr Fell
mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren
durchmengt ist.

10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae
abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla.
Dentes vt in praecedentibus.

1. Alpina das Murmelthier (Graubündnisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la
marmotte.
) M. corpore supra fusco, subtus
flauescente.

v. Schreber tab. 207.

In vielen der höhern Alpen von Europa und
Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der
allée blanche in Savoyen theils auf isolirten
Klippen findet, die wie Inseln aus diesem
Eismeer hervorragen, Stunden weit von allem
unbeeiseten Erdreich entfernt, und im gan-
zen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom
Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die da-
sigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens
zehn Monathe vom Jahre, und bringen nur einen
äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.

2. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel.
M. abdomine nigro.

F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. 1. 2.

Hin und wieder in Deutschland, Polen, Si-
birien etc. Lebt vorzüglich von Getreide, Boh-
nen etc., wovon er großen Vorrath in den Backen-
taschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tie-
fen, Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl
manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien.
[Seite 84] Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat
wohl eher im Gothaischen in einem Jahr über
27000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz
schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie
auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.

3. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter ma-
culato.

v. Schreber tab. 195. A. 195. B.

Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen
emigriren ganze Legionen von einer Gegend in
die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte
Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche
von den Raubvögeln in die Luft gehoben und
sich doch noch los gearbeitet und herunter gefal-
len etc., mag zu der alten Sage Anlaß gegeben
haben, daß es mitunter Lemminge vom Him-
mel regne.

4. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M.
ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus
supra infraque latis, palpebrarum aperturis
auriculisque nullis.

v. Schreber tab. 206.

Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils
unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz
deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in
der Gegend der Augenlider haben, und folglich
gänzlich blind seyn.

11. Hyrax. (Daman) Dentes primores
superiores 2, distantes, inferiores 4
contigui, palmae digitis 4, plantae di-
gitis
3, cauda nulla.

[Seite 85]

1. Capensis. der Klipdas. (Büffon's mar-
motte du Cap
.) H. palmarum unguibus
planis, plantarum unico subulato
.

v. Schreber tab. 240.

Am Cap, ungefähr von der Größe des
Murmelthiers. Lagert sich auch so in Felsen-
höhlen, ist aber seinem eigenen anomalischen
Bau nach, zumahl wegen des Gebisses und
der Füße schwer zu classificiren.

12. Savia. Halbkanichen. Auriculae
rotundatae, paruae. Cauda nulla aut
breuis. Dentes
primores vtrinque 2.

Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd-
america, zumahl in Brasilien.

1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le
cochon d' Inde
. Engl. the Guinea-pig.) S.
ecaudata, corpore variegato
.

v. Schreber tab. 173.

Kommt auch in Europa leicht fort, variirt
in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von
allen Säugethieren.

2. Aguti. (Piculi.) das Ferkelkaninchen. S.
caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine
flauescente
.

v. Schreber tab. 172.

Größer als ein Kaninchen.

13. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2;
superiores duplicati.

1. † Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) A. auriculis apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis longioribus
.

[Seite 86]

Fast in der ganzen alten Welt, und auch in
Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und
sogar zum Theil im Munde, behaart. Beide,
Hase und Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*).

Zuweilen gibt es schwarze Hasen, und in den
nördlichen und alpinischen Gegenden eine beson-
dere weiße Spielart, die eigentlich so genannten
Berghasen, die in manchen Gegenden, wie in
Grönland etc. Jahr aus Jahr ein, in andern
aber, wie in der Schweiz, nur im Winter weiß,
im Sommer aber von der gewöhnlichen Hasen-
Farbe sind.

Sonderbar ist, daß man schon so oft und in
ganz verschiedenen, Gegenden und Zeiten Hasen
will gefunden haben, aus deren Stirnknochen
ein Paar kleine Geweihe, völlig wie bey einem
Rehbock, nur weit kleiner, mit Krone und pro-
portionirten Enden gewachsen seyn sollen**).

2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le la-
pin
. Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis,
corpore et pedibus posticis breuioribus
.

Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten
Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden
einheimisch. Sie vermehren sich so stark, daß
sie wohl eher [z.B. neuerlich ums Jahr 1736
auf der St. Peters Insel bey Sardinien***)]
[Seite 87] zur Landplage geworden sind*); und kommen
auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano,
der sonst so öden liparischen Insel fort. Die
wilden sind grau. Die weißen mit rothen
Augen sind Kackerlacken in ihrer Art.

Die langhaarigen angorischen (S. 28. Anm. 2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen kom-
men auch hier zu Lande gut fort.

14. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre-
vissimi, postici elongati. Cauda salta-
toria, apice floccosa. Dentes
primores
vtrinque 2.

1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die
Springmaus, zweybeinige Bergmaus.
Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.

v. Schreber tab. 228.

Zumahl in Nord-Africa, Arabien etc. Macht
sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leich-
tigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß
weit.

15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr.
porcepic. Engl. porcupine.) Corpus spinis
tectum. Dentes
primores vtrinque 2.

1. Dorsata. (Urson.) H. spinis breuibus sub
pilis occultis
.

v. Schreber tab. 169.

In Canada, auf Labrador, um die Hudsons-
bay etc. Thut zumahl im Winter den jungen
Baumstämmen großen Schaden.

[Seite 88]

2. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri-
stato, cauda abbreuiata
.

v. Schreber tab. 167.

Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz
Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden;
nistet in der Erde. Im Zorn rasselt es mit
seinen Stacheln, die ihm zuweilen, besonders
im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht ge-
gen seine Verfolger von sich schießen!*)

B) Ferae.

Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und
meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der
aber bey den mehrsten von ansehnlicher Größe
und Stärke ist. – Die eigentlich so genannten
reißenden Thiere und einige andere Geschlechter
mit ähnlichem Gebiß.

16. Erinacevs. Corpus spinis tectum.
Dentes
primores vtrinque 6**); laniarii
supra 3; infra 1, molares 4.

1. † Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson.
Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun-
datis, naribus cristatis
.

Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal
nocturnum
. Nährt sich aus beyden Reichen.
[Seite 89] Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen
in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die
Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne
allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon
von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen ver-
sichert worden) Früchte an seine Rücken-Sta-
cheln, um sie so in sein Lager zu tragen*).

17. Sorex. Nasus rostratus, auricu-
lae breues. Dentes
primores superio-
res
6**), bifidi; inferiores 2-4. inter-
mediis breuioribus
; laniarii vtrinque
plures
.

1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne
. Engl. the shrew.) S. cauda me-
diocri, abdomine albido
.

v. Schreber tab. 160.

In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie
giftig sey, oder den Pferden in den Leib
krieche etc. sind ungegründete Sagen. Selten
finden sich weiße Spitzmäuse.

2. † Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. ab-
domine cinereo, digitis ciliatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.

An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm-
haut ist jede Zehe zu beyden Seiten mit steifen
Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern un-
gemein geschickt machen. Die Oeffnung des
Gehörganges kann das Thier durch eine Klappe
zuschließen, so lange es unter Wasser ist.

[Seite 90]

3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima
tereti
.

Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis
jetzt bekannten Säugethiere. Wiegt nur 1/2
Quentchen.

18. Talpa.*) Caput rostratum, pal-
mae fossoriae. Dentes
primores superio-
res
6, inferiores 8; laniarii maior 1,
minores 4.

1. † Europaea. der Maulwurf, die Scher-
maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole)
T. cauda breuiore, auriculis nullis.

Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll-
kommnes animal subterraneum, wozu ihm
außer andern Eigenheiten seines Körperbaues,
besonders die Schaufelpfoten zu Statten kom-
men. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt
schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die
Bäume klettern. Es gibt auch weiße und
gefleckte Maulwürfe.

2. Versicolor. (s. aurata) T. ecaudata, pal-
mis tridactylis.

Vosmaer's monogr. 1787.

Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné)
asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl
wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.

[Seite 91]

19. Didelphis. (plerisque) hallux mu-
ticus. Feminis folliculus abdominalis
mammarum
.

Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen
und einander im Ganzen so verwandten Gat-
tungen variirt doch das Gebiß so mannigfaltig,
daß dieselben nach dem linnéischen System in
ganz verschiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.

1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum.
D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis
nigris, cauda squamosa longitudine cor-
poris. Dentes
primores superiores 10, in-
feriores
8, laniarii elongati.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.

Zumahl im wärmern Nord-America*). Das
Weibchen von dieser und den mehresten übrigen
Gattungen dieses Geschlechts hat eine große
Tasche am Bauche, die durch besondre Muskeln
geschlossen und geöffnet werden kann; und in
deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen
werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam
nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht,
dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche ge-
tragen, wo sie sich ansaugen und von der Mut-
termilch nähren, bis sie reifer und vollkomme-
ner ausgebildet, gleichsam von neuen geboren
werden können.

[Seite 92]

2. Dorsigera. der surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco.
Dentes vt in priori
.

v. Schreber tab. 150.

In Süd-America. Das Weibchen, das bey
dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine
Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem
Rücken tragen, und diese sich dabey mit ihren
Rollschwänzen an der Mutter ihrem anhalten.

3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice
attenuato, pedibus anticis breuissimis, po-
sticis longissimis. Palmis pentadactylis,
plantis subtetradactylis. Dentes
primores
superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.

v. Schreber tab. 154.

In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es
aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund
schwer. Lebt in Herden von 50 und mehr
Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in wei-
ten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das
Weibchen hat einen Zitzensack. Wirft nur Ein
Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum
halb so groß als eine Maus ist, dann aber
von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem
Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund
wiegt.

20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes
primores vtrin-
que
6. intermediis breuioribus. Lingua
plerisque retrorsum aculeata. Vngues
exserti
.

1. Zibetha. die Zibethkatze (Hyaena odori-
fera
. Fr. la civette. Engl. the civet.) V.
[Seite 93] cauda annulata, dorso cinereo nigroque
vndatim striato
.

v. Schreber tab. 112.

Im südlichen Asien und nördlichen Africa.
Bey beyden Geschlechtern sammelt sich in einer
besondern Höhle, die zwischen dem After und
den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine
schmierige, stark riechende Substanz.

2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor-
pore fuluo-nigricante maculato
.

v. Schreber tab. 113.

In der Levante. Wird seines Felles wegen
geschätzt.

3. Putorius. Das Stinkthier, Conepatl. (Fr.
la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.)
V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.

v. Schreber tab. 122.

In Virginien, Canada etc. Hat seinen Nah-
men von dem unerträglichen Gestank, den es,
so wie mehrere verwandte Gattungen seines
Geschlechts, im Zorne von sich gibt.

4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der
Mungo. (Büffon's mangouste.) V. cauda
basi incrassata sensim attenuata, pollicibus
remotiusculis
.

v. Schreber tab. 113. B.

Hat straffes, fast borstenartiges Haar, theils
weiß und graulichschwarz zart gesprenkelt. Ist
besonders häufig in Aegypten, wo es zumahl
den Crocodileneyern, so wie außer dem den
Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend
kirre und häuslich machen läßt.

[Seite 94]

5. Aurita. das Großohr. (Fennet, Büf-
fon's animal anonyme.) V. auriculis am-
plissimis
.

Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils,
V. B. tab. 22.

In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf den
Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.

21. Mvstela. Dentes primores supe-
riores
6, erecti, acutiores, distincti: in-
feriores
6, obtusiores, conferti; duo
interiores. Lingua laeuis
.

Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze
Füße, und einen lang gestreckten Körper, den
sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind
sehr flink, beissig und blutdürstig.

1. † Martes. der Baummarder, Edelmar-
der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld-
marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-
martin
.) M. corpore fuluo-nigricante,
gula flaua
.

v. Schreber tab. 130.

Zumahl im Schwarzholz der ganzen nörd-
lichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zo-
bel am nächsten.

2. † Foina. der Hausmarder, Steinmarder.
(Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor-
pore fuluo-nigricante, gula alba
.

v. Schreber tab. 129.

Im mittlern und wärmern Europa und dem
benachbarten Asien.

3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet,
[Seite 95] polecat.) M. flauonigricans, ore et auri-
cularum apicibus albis
.

v. Schreber tab. 131.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus-
marder. Auch in der Barbarey. Das ganze
Thier, und selbst sein abgezogenes Fell geben
einen sehr widrigen Geruch von sich.

Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the
ferret
) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu-
pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art,
folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene
Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit
welchem es sich auch paart. Taugt gut zum
Ratten- und Caninchen-Fang.

4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline.
Engl. the sable.) M. corpore fuluo-nigri-
cante, facie et gula cinereis
.

v. Schreber tab. 136.

Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht
schwarzbraunem, dickhaarigen und glänzendem
Fell finden sich um Jakuzk.

5. † Erminea. das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat,
the ermine
.) M. caudae apice nigro.

v. Schreber tab. 137. A. 137. B.

In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibi-
rien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert
aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im
Sommer bräunlich, im Winter aber (als Her-
melin) weiß ist.

6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette
. Engl. the weesel) M. corpore ex
rufo fusco subtus albo
.

v. Schreber tab. 138.

[Seite 96]

Im Norden von Europa und Asien. Die
Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher
(daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch
diesen Weg zur Welt brächte).

22. Vrsvs. Dentes primores superio-
res
6, intus excauati alterni, inferio-
res
6, laterales 2 longiores lobati;
laniarii primarii solitarii (minimi 1-2
inter hos et primos molares), lingua
laeuis
.

1. † Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear
.) V. fusco nigricans, cauda abrupta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.

In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-
Indien und Nord-Africa. In der Jugend lebt
er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr
aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er
sich mehr seiner Vorderkatzen, als des Gebisses.

Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den
Bären gehören: die großen schwarzen Ameisen-
bären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und
die noch kleinern weißlichen Silberbären.

2. Maritimus (glacialis). der Eisbär, Polar-
bär. V. albus, collo et rostro elongatis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33

An den Küsten und beym Treibeis der nörd-
lichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spiel-
art des gemeinen Bären verwechselt werden.
Er wird bey zwölf Fuß lang, und auf 15
Centner schwer; schwimmt und taucht sehr ge-
schickt, und ist fast bloß fleischfressend*).

[Seite 97]

3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton
. Engl. the glutton.) M. corpore
rufofusco, medio dorsi nigro
.

Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.

In der nördlichen Erde, besonders in Sibi-
rien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fa-
beln Anlaß gegeben.

Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus
luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay
scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.

4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger.) M. cauda concolore,
abdomine nigro
.

v. Schreber tab. 142.

In Europa und Asien bis gen Schina. Ein
animal omnivorum. Baut unter der Erde
einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedene
Röhren oder Gänge führen. Verschläft den
größten Theil seines Lebens, und hält beson-
ders langen und festen Winterschlaf, wobey er
seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinter-
leibe steckt.

5. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel.
M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab-
domine nigro
.

Sparrmann in den schwed. Abhandl.
1777. tab. 4. fig. 3.

Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der
wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel-
schweine etc. nisten. Er gibt auf den Flug der
heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß
[Seite 98] der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein
zottiges Fell, und darunter eine ungemein starke
sehr bewegliche schiebbare Haut, wodurch er
einerseits vor den Bienenstichen, und anderseits
vor tiefen Bissen der Hunde etc. gesichert ist.

6. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp,
Coati. (Büffon's Raton.) M. cauda annu-
lata, fascia palpebrarum transuersali nigra
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62

Ein animal nocturnum, im wärmern nord-
östlichen America etc. Frißt mancherley. Be-
dient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum
Fassen, auch zum Einweichen oder Ausfischen-
seines Futters*) etc. Wird überhaupt sehr
kirre.

23. Canis. Dentes primores superio-
res
6, laterales longiores distantes, in-
termedii lobati; inferiores
6, lobati
omnes
; laniarii solitarii, incuruati.

1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien.
Engl. the dog.) C. cauda recuruata; sub-
inde
digito spurio ad pedes posticos.

Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich
besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner
Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen
Gelehrigkeit (sogar zum Fischfang**)), aber
auch durch mancherley andere Brauchbarkeit
[Seite 99] empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf
Welttheile verbreitet. Denn auch in America
scheinen wenigstens die Eskimos ihre Hunde
nicht erst von den Europäern bekommen zu
haben.

Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als
bloße Varietäten einer und derselben Gattung
anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf
oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu ent-
scheiden. Mir scheinen manche Rassen, z.B.
der Dachshund, das Windspiel etc. viel Eige-
nes zu besondern Functionen Abzweckendes in
ihrer Bildung zu haben, so daß ich diese zweck-
mäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige
Folge der bloßen Ausartung halten kann.

Zu den Hauptrassen gehören wohl

a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin.
Engl. pugdog) mit untersetztem, kurzem
Leibe, schwarzen Flecken an den Backen
und hängenden Ohren.

Den Uebergang von dieser zur nächstfol-
genden Rasse macht der eigentliche Bullen-
beißer, Wachthund, Bluthund, molos-
sus
. (Engl. the-bull-dog.), bey welchem
der Unterkiefer vor dem obern etwas her-
vortritt.

b) Mastiuus. die Englische Dogge. (Fr. le
dogue
. Engl. the mastiff) mit stumpfem
Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen
und glattem Haar. Bellt dumpfig und
kurz. – Ihm scheint der Metzgerhund
(Fr. le matin.) nahe verwandt.

c) Terrae nouae. der Neufundländer. (–
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeich-
net sich durch seine ausnehmende Größe,
[Seite 100] langes seidenartiges Haar, langflockigen,
meist aufwärts gekrümmten Schwanz, be-
sonders aber durch die Art von Schwimm-
haut zwischen den Zehen aus, die bey ihm
ungleich größer ist, als bey andern Hunden.
Daher sein ausnehmendes Geschick zum
Schwimmen. Meist sind diese Hunde weiß
und schwarz; und ausnehmend gelehrig.

d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr.
le chien-courant) mit langem, dickem
Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen
hängenden Ohren. Das Haar bald schlicht,
bald zottig. – Hierher auch die Bracke,
(Engl. the Spanish pointer.) der Hüh-
nerhund, der Wachtelhund und die schön ge-
tigerten Corsicanerhunde.

e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet.
Engl. the water-dog) mit stumpfem
Kopfe, und wollichtem Haar.

f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der
Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien
de berger
, Engl. the cur) mit aufrechten
Ohren; der Schwanz auf der untern Seite
lang behaart. – Hierzu auch der islän-
dische Hund, und der Spitz oder Pom-
mer. (Fr. le chien-loup.) Auch der nun,
wie es scheint, ausgestorbene große St.
Bernhards-Hund. Und der kleinere, den
die Kamtschadalen etc. zum Zug in Schlitten
gebrauchen. – Auch die auf manchen
Insel-Gruppen der Südsee einheimischen
Hunde, die von den Einwohnern als Mast-
vieh gezogen werden, und bloß vegetabili-
sche Nahrung genießen, scheinen zu dieser
Rasse zu gehören.

[Seite 101]

g) Meliteus. das Bologneserhündchen.
(Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-
dog, the shock
) mit sehr langem, seiden-
artigem Haar, zumahl im Gesichte.

h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le bas-
set
, Engl. the tumbler, the turnspit) mit
langer Schnautze, hängenden Ohren, lang
gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vor-
derfüßen, und rothbraunen Flecken über
den Augen. – Ihm scheint der englische
Terrier (terrarius), mit borstigem Haar
und struppiger Schnautze, nahe verwandt.

i) Dingo. der neuholländische Hund. Aeh-
nelt, zumahl in der Bildung des Kopfs
und Schwanzes, mehr dem Fuchs.

k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le
levrier
, Engl. the grey-hound) mit lan-
gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren,
dicker Brust, sehr schlankem Leib und Beinen.

l) Graius*). der Spartanische Hund.
(canis laconicus); sehr groß; hält in der
Bildung das Mittel zwischen Jagdhund
und Windspiel.

Ihm ähnelt der große Dänische und
der nun ausgestorbene große Irländische
Hund.

m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr.
le chien-turc. Engl. the Indian dog, the
naked dog
) ähnelt dem Windspiel, hat
aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der
übrige Körper ist meist kahl, und schwarz,
[Seite 102] oder rusigbraun, fast wie Negerhaut. (s.
S. 28. Anm. 2.)

Diese verschiedenen Haupt-Raffen paaren
und vermischen sich aber nicht nur unter ein-
ander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen,
mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare
Bastarde erzeugen.

2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl.
the wolf) C. cauda incuruata.

v. Schreber tab. 88.

Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in
einigen Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien
und Irland, ausgerottet. Hat einen schlep-
penden doch dabey schnellen und nicht leicht zu
ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die
Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch
Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche
Erscheinung auf Kirchhöfen etc. den Anlaß zu
der alten Sage von Währwölfen gegeben
haben.

3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's
Adive.) C. corpore fuluo, pedibus lon-
gioribus, caudae apice nigro
.

v. Schreber tab. 114.

In ganz Nordafrica und Orient, besonders
in Ratolien und Bengalen; zieht des Nachts
scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwa-
ren etc.; gräbt Leichen aus. Manche Natur-
forscher haben den Schakal für den ursprünglich
wilden Hund, und manche Exegeten Simsons
Füchse für Schakale gehalten.

4. †. Vulpes der Fuchs, Birkfuchs. (Fr.
le renard. Engl. the fox) C. cauda recta,
apice discolore
.

v. Schreber tab. 90.

[Seite 103]

Zumahl in der nördlichern alten Welt. Frißt
unter andern Früchten nahmentlich sehr gern
Weintrauben.

Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher
nur eine Abart davon.

Ob aber auch der wegen seines kostbaren
Felles berühmte schwarze Fuchs mit weißer
Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in
Menge auf Labrador zu Hause ist [und der,
wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen
haben, Silberfuchs genannt wird*)], für
eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder
für eine besondere Gattung anzusehen sey, läßt
sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit
bestimmen.

5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs,
Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the
arctic fox
. Russ. Pesez) C. cauda recta,
apice concolore, palmis plantisque pilo-
sissimis
.

v. Schreber tab. 93. A. 93. B.

In den Polarländern, zumahl auf Spitzber-
gen, Neu-Zembla etc. – Die mehresten sind
weiß. Die so genannten blauen Füchse hin-
gegen bläulich-grau.

6. Hyaena. die Hyäne. C. villosus, nigri-
cans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique,
pedibus tetradactylis
.

Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.

[Seite 104]

Hat meist einerley Vaterland mit dem Scha-
kal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In
größter Menge in Habessinien. Hat ihr Ab-
lager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und
Berg-Klüften. Macht in ihrem Körperbau
einen Uebergang zum folgenden Geschlecht.

24. Felis. Vngues retractiles, caput
rotundius, lingua aspera, Dentes
pri-
mores
6 acutiusculi, exterioribus maio-
ribus,
laniarii solitarii, supra a primo-
ribus, infra a molaribus remoti
.

1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the
lion
.) F. cauda elongata floccosa, corpore
fuluo
.

v. Schreber tab. 97. A. 97. B.

In den heissen Zonen der alten Welt, vor-
züglich in Africa. Der männliche Löwe zeichnet
sich durch die Mähne aus, die aber erst im
zweyten Lebensjahre ausbricht. Das Fleisch des
Löwen wird von den Hottentotten gegessen und
eine Horde Araber zwischen Tunis und Algier
soll sich fast bloß davon nähren.

2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata;
capite, corpore et cruribus nigro-virgatis
.

the Tiger, von G. Stubbs.

Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen
bis Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus
regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zäh-
men, und muß auch vor dem Elephanten
erliegen.

[Seite 105]

3. Pardus. der Panther, Parder*). F.
cauda subelongata, maculis obtuse angu-
latis, passim confluentibus et annulatis
.

v. Schreber tab. 99.

In Africa und Ostindien. Die Flecken seines
Fells sind hin und wieder wie zusammenge-
flossen, theils in Hufeisenform, oder gerin-
gelt u.s.w.

Leopard nennt man eine etwas kleinere Ab-
art, mit kleinern Flecken, deren meist drey bis
vier auf fast goldgelbem Grunde beysammen
stehen.

4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's
once.) F. cauda elongata, corpore albido,
maculis irregularibus nigris
.

v. Schreber tab. 100.

In der Barbarey und Ostindien. Weit klei-
ner als die vorige Gattung. Auch leicht zu
zähmen, und zur Jagd (der Rehe, Gazellen etc.)
abzurichten, wozu sie im Orient vorlängst, und
in den mittlern Zeiten auch in Italien und
Frankreich gebraucht worden.

5. Onça, der Jaguar, americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lu-
tescente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flauis
.

v. Schreber tab. 102.

In Südamerica. Größer als der Panther,
dem er sonst sehr ähnelt.

[Seite 106]

6. Concolor. der americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im-
maculato fuluo
.

v. Schreber tab. 104.

In Peru, Brasilien etc.; zeichnet sich durch
sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er
mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden)
und kleinen Kopf aus.

7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.
Engl. the mountain cat) F. cauda abbre-
viata, apice atro, auriculis apice barbatis,
corpore maculato, plantis palmisque am-
plissimis
.

v. Schreber tab. 109.

In der nördlichen Erde; doch auch häufig
im Neapolitanischen; thut den Wildbahnen
größern Schaden als der Wolf.

8. † Catus. die Katze (Fr. le chat Engl.
the cat.) F. cauda elongata, striis dor-
salibus longitudinalibus, lateralibus spi-
ralibus
.

v. Schreber tab. 107. A. 107. B.

Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst
von da durch die Spanier nach America über-
bracht worden. Die wilde ist größer, als die
zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwar-
zen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze be-
gattet sich äußerst selten unter den Augen der
Menschen, und verwildert sehr leicht wieder,
wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den
Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke
Electricität; das Leuchten ihrer Augen im Fin-
stern; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflan-
zen, wie z.B. auf die Nepeta cataria und
[Seite 107] aufs Teucrium marum etc.; ihr Schnurren oder
Spinnen, das durch ein Paar eigene zarte, ge-
spannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt
wird; die ängstliche unüberwindliche Anti-
pathie vieler Menschen gegen dieselben etc. –
Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die
angorische oder persische Katze mit dem lan-
gen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer
hört; die bläulichgraue Carthäuser- oder Cy-
perkatze; und die spanische oder schildpattfar-
bige Katze (Tortoiseshellcat); unter welchen
letztern man häufig weibliche Katzen von drey
ganz verschiedenen Farben (z.B. schwarz,
weiß und gelb), aber kaum je einen der-
gleichen Kater, gefunden haben will.

C) Bruta.

Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorder-
zähne.

25. Bradypus. Faulthier. (Ignauus. Fr.
paresseux, Engl. sloth) Caput rotun-
datum, crura antica longiora. Dentes

primores nulli vtrinque; laniarii (?)
obtusi, solitarii; molares cylindrici,
obtusi
.

1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty-
lis, cauda breui.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.

In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsa-
mes schwerfälliges, aber bey aller dieser Träg-
heit listiges und im Nothfall muthiges und
starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes
Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub,
säuft gar nicht etc.

[Seite 108]

26. Myrmecophaga. Ameisenbär.
(Fr. fourmiller, Engl. ant-eater.) Rostrum
productius, lingua lumbriciformis; den-
tes nulli.

1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal-
mis didactylis, vngue exteriore maximo,
plantis tetradactylis; cauda
prehensili.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.

Ebenfalls in Südamerica; von der Größe
auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.
Nährt sich von den dortigen großen Ameisen,
indem er mit den großen hakenförmigen Krallen
der Vorderfüße die mit einer festen Erdrinde be-
deckten Ameisenhaufen aufkratzt, und dann seine
vier Zoll lange klebrige Zunge hinein steckt.

27. Manis. Schuppenthier, formosa-
nisches Teufelchen. Corpus squamis
tectum; lingua teres; dentes nulli.

Die Bekleidung ausgenommen, haben die
Thiere dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Le-
bensart etc. viel Aehnliches mit den Ameisenbä-
ren. Von vielen ältern Naturforschern werden
sie unter die Eidexen gezählt.

1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda
longiore; vngulis
bifidis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.

Auf Formosa und dem benachbarten Asien.
Ungefähr von der Größe des obigen Ameisen-
bären. Sein castanienbraun geschuppter Kör-
per ähnelt einem Tannenzapfen.

[Seite 109]

28. Tatv. Armadill, Panzerthier, Gür-
telthier. (dasypus Linn.) Corpus testis
zonisque osseis
cataphractum; dentes pri-
mores
et laniarii nulli
.

1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dor-
salibus 9; palmis tetradactylis; plantis
pentadactylis.

v. Schreber tab. 74.

In Südamerica, bis an die magellanische
Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre,
rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppen-
thiere und der Igel, kugelicht zusammen.


V. SOLIDVNGVLA.

Thiere mit Hufen. Ein einziges Ge-
schlecht von wenigen Gattungen.

29. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda
setosa. Dentes
primores superiores 6.
obtuse truncati; inferiores 6. prominen-
tiores
: laniarii solitarii vtrinque remoti.

1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval.
Engl. the horse.) E. cauda vndique setosa.

Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht
mehr, aber häufig und theils in großen Heerden
verwilderte; so z.B. in der Mongoley, vol-
lends aber in unermeßlicher Menge in Pa-
raguay, wohin die Pferde (so wie überhaupt
nach America) erst durch die Spanier überbracht
worden u.s.w. Unter den zahmen Pferde-
[Seite 110] Rassen zeichnen sich die Araber (zumahl die von
der Zucht der Annecy um Palmyra herum,
und vom Libanus bis gegen den Horeb etc.)
durch ihren wunderschönen Bau, so wie durch
äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus.
Ihnen folgen die Persianer und Barben. Un-
ter den europäischen sind die spanischen (beson-
ders die aus Andalusien), die neapolitanischen
und englischen die vorzüglichsten. Die letztern
haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit,
wodurch sie sich in den Wettrennen auszeich-
nen*). – Ganzer berittenen Nationen zu ge-
schweigen, wie z.B. die Cosacken, Tataren,
Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abipo-
ner etc. so ist auch für die cultivirtesten Völker
der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft,
Cavallerie, Postwesen etc. unermeßlich. Manche
der gedachten berittenen Völker leben auch
großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde.
Die letztere gibt, wenn sie zusammen geronnen,
vollends aber wenn sie abgezogen worden, das
berauschende Kumiß der Mongolen.

2. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the
ass
.) E. cauda extremitate setosa, cruce
dorsali nigra
.

Der wilde Esel, von welchem das zahme
Hausthier abstammt, ist der wahre onager der
Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tata-,
[Seite 111] rey, unter dem Nahmen Kulan*), von da er
jährlich im Herbst in großen Herden südlich
nach Indien und Persien zu zieht und daselbst
überwintert. Er ist größer und schlanker als
der zahme Esel, und von ausnehmender Schnel-
ligkeit. – Ins nördlichste Europa ist der Esel
bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet
er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe,
da es z.B. weiße Esel gibt.

* * *

Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten,
und geben zweyerley Bastarde, die von großer
Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber
sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das ge-
meine Maulthier [mulus, Fr. le mulet**)],
das vom männlichen Esel gezeugt, und von der
Stute geworfen wird. Das andere ist der
Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau***)], der
vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn ge-
worfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat
Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Ju-
marn, oder vorgeblichen Bastarden vom Pferde-
und Ochsengeschlecht, gegeben.

3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus
.

The Sebra, von G. Stubbs, 1771.

Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene
Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für
die Weibchen der andern gehalten hat) ist im
[Seite 112] südlichen Africa zu Hause. Es lebt her-
denweis, ist ungemein schnell, aber wild und
unbändig*).


VI. BISVLCA (Pecora.)

Die wiederkauenden Thiere mit gespalte-
nen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten
Hausthiere finden.

30. Camelvs. Cornua nulla, labium
leporinum,
pedes subbisulci**). Dentes
primores inferiores 6 spathiformes: su-
periores
2; laniarii distantes, superio-
res
3, inferiores 2.

1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le
dromadaire
.***)]. C. tofo dorsi vnico.

v. Schreber tab. 303.

Findet sich noch hin und wieder in Asien, zu-
mahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und
Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient
[Seite 113] und für das nördliche und mittlere Africa das
wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die
Wüsten – nennen es die Araber.) Die ge-
wöhnliche Last der Carawanen Camele ist gegen
sechs Centner, und damit legen sie täglich ge-
gen vier deutsche Meilen zurück. Das nutzbare
Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den
Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes
Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es,
wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen
lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel
auf ein Mahl, da sich dieses Wasser lange Zeit
in seinem Magen ziemlich unverändert erhalten
soll. Beyde, sowohl diese, als die folgende
Gattung, haben eine große Schwiele vorn an
der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen,
und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die
ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde
sind, und sich niederlegen.

2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le
chameau
. Engl. the camel.) C. tofis dorsi
duobus
.

v. Schreber tab. 304.

Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl
in ganzen großen Herden in Bessarabien etc.
wird daselbst seines schnellen Trabes und na-
türlichen Sattels wegen, mehr als die vorige
Gattung zum Zuge gebraucht.

3. Llama. das Liama, die Camelziege,
Guanaco. C. dorso laeui, tofo pectorali.

v. Schreber tab. 306.

So wie die folgende Gattung im südlichen
America, besonders dem gebirgigen Peru.
[Seite 114] Ward als Lastthier gebraucht, und kann bey
seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb
Centner tragen.

4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vi-
gogne
.) C. tofis nullis, corpore lanato.

v. Schreber tab. 307.

Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zäh-
men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen
Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt,
jährlich in großen Treibjagden haufenweis ge-
fangen. Auch soll der occidentalische Bezoar-
stein am öftersten in dieser Gattung gefunden
werden.

31. Capra. Cornua caua rugosa scabra.
Dentes
primores superiores nulli, infe-
riores
8; laniarii nulli.

1. †. Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl.
the sheep.) C. mento imberbi, cornibus
compressis lunatis
.

Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich
wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie
die Ziege wieder verwildern zu können: wird
aber fast in der ganzen alten Welt als eins der
allernutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist
auch bald nach der Entdeckung von America
dorthin verpflanzt worden.

Unter den verschiedenen Rassen der Schafe
sind vor allen die tibetanischen, aus deren
feinster Wolle (so wie aus manchem zarten
Ziegenhaar) der Schaul verfertigt wird; die
spanischen, aus Segovien, und dann die
englischen ebenfalls wegen ihrer ausnehmenden
Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder
[Seite 115] acht Hörnern; und die arabischen und ägypti-
schen mit dem großen und wohl 40 Pfund
schweren Fett-Schwanze, zu merken. Die
ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt;
groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwän-
zen; die Lüneburger Heidschnucken hingegen
klein, und beyde Geschlechter gehörnt. Die
zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils
statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar;
und die in Südafrica noch überdieß lang herab
hängende Ohren.

2. Ammon. das Muffelthier, (mufimon Büf-
fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis cir-
cumflexis subtus planiusculis, palearibus
laxis pilosis
.

v. Schreber tab. 268.

Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland,
in der Barbarey; eine verwandte, weit größere
Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamt-
schatka und dann im nordwestlichen America.
Letzteres hat mächtig starke und schwere*)
Hörner, und wird von einigen Naturforschern
für das Stammthier zu unserm Schaf gehalten.

3. † Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl.
the goat.) C. mento barbato, cornibus ar-
cuatis, carinatis
.

Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab-
zustammen, der im Caucasus und den daran
grenzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen
Mägen (so wie bey manchen Gattungen von An-
tilopen) zuweilen der orientalische Bezoar-
[Seite 116] stein gefunden wird, daher das Thier selbst
mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt wor-
den*). – Die Hausziege (– das wichtige
Hausthier der alten Guanchen auf den Cana-
rischen Inseln –) verwildert leicht wieder, und
ist nun meist eben so weit als das Schaf auf
der Erde verbreitet. – Die angorische Ziege
oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges
Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn.

4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus. (Fr.
le bouquetin. Engl. the wild goat.) C.
mento barbato, cornibus lunatis maximis,
supra nodosis, in dorsum reclinatis
.

Conr. Gesner l. c. pag. 1099.

In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen,
so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn
eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 20 Pfund,
und hat meist eben so viel knorrige Ringe auf
jeder Seite.

32. Antilope. Cornua caua, teretia,
annulata, vel spiralia. Dentes vt in
capris
.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich
zahlreiche Gattungen im mittlern und südlichern
Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden.

1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois,
l'Izard
.) A. cornibus erectis vncinatis.

v. Schreber tab. 279.

In den alpinischen Gegenden des mildern
Europa und westlichen Asiens. Zahm gemachte
Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und
[Seite 117] Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau-
lichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihren
Mägen die ehedem berühmten so genannten
Gemsballen, (aegagropilae).

2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus tereti-
bus annulatis, medio flexis, apicibus lae-
vibus approximatis
.

v. Schreber tab. 269.

Im ganzen Orient und Nordafrica. Das
schlanke flinke Thier macht die Lieblingsjagd der
Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache
das reizende Bild weiblicher Schönheit.

3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock.
A. cornibus liratis, linea laterali faciei et
trunci fusca, clunibus albis
.

Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.

Im Innern des südlichsten Africa, von wannen
er jährlich in Herden von vielen tausenden ge-
gen das Cap zu und nach einigen Monathen
wieder zurück zieht.

4. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis
rectis carinato-contortis, corpore griseo.

Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.

In Südafrica und Ostindien. Die Form
und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von
dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht
den Anlaß gegeben.

33. Bos. Cornua concaua, lunata, lae-
via. Dentes vt in generibus praece-
dentibus
.

1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl.
the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum
curuatis, palearibus laxis
.

[Seite 118]

Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab
(vrus, bonasus, und Bison der alten Welt;
denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmt-
lich die Stammrasse unseres Hornviehs zu be-
zeichnen), der in Polen, Litauen, Sibirien ge-
funden wird, und ehedem auch in Deutschland
war. – Zu den merkwürdigsten Varietäten des
Rindviehs gehört z.B. die halbwilde weiße
Rasse mit braunen oder schwarzen Ohren, auf
den Ladronen, und hin und wieder in Groß-
britannien: die mit den ausnehmend großen
Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte
in einigen Provinzen von England etc.

Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß
auch die indische (von den Hindus heilig ver-
ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu
(– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Va-
rietät dieser Gattung seyn solle.

In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene,
furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl
seit 1711. zuweilen lange und weit und breit
grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798
durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungs-
mittel für die Kinderblattern bewährt worden.

2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo.)
B. cornibus resupinatis intortis antice planis.

v. Schreber tab. 300.

Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun
aber nach und nach durch den größten Theil von
Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch
hin und wieder in Europa, wie z.B. seit dem
siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn,
und auch im Salzburgischen gezogen und zum
[Seite 119] Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn be-
haartes Fell, das ausnehmend stark und vor-
züglich zu Schläuchen tauglich ist.

3. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti-
tibus, introrsum curuatis, vellere propen-
dente, cauda vndique iubata
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.

Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch
in Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner
als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außer-
dem durch seine grunzende Stimme, durch sein
zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschligen
sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er
schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer
bezahlt wird.

4. Arni. Der Riesenbüffel. B. cornibus diua-
ricatis, lunatis, longissimis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.

In den gebirgichten Gegenden von Nord-
Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger
15 Centner gewogen.

5. Bison. der nordamericanische Bison. B.
cornibus diuaricatis breuibus, iuba longissi-
ma, dorso gibboso.

v. Schreber tab. 296.

Das größte Landthier der neuen Welt; lebt
herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil-
dern Nordamerica. Im Winter ist es über den
ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen
wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und
behält bloß seine ungeheure Brust- und Nacken-
Mähne.

[Seite 120]

6. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf
musqué
. Engl. the musk-ox) B. cornibus
deflexis, basibus latissimis complanatis ad
frontem contiguis; apicibus reflexis
.

v. Schreber tab. 302.

Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord-
america im Westen der Hudsonsbay vom 66
bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar
seiner Hörner soll zuweilen über einen halben
Centner wiegen.

34. Giraffa. Cornua simplicissima
pelle tecta, fasciculo pilorum nigro ter-
minata. Dentes
primores superiores
nulli; inferiores
8 spathulati, extimo
bilobo
; laniarii nulli.

1. Camelopardalis. die Giraffe.

Cptn. Carteret, in den philos. Transact.
Vol. LX. tab. I.

Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan-
gen Halses, kurzen Körpers abhängigen Rückens,
und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fel-
les, ein sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll
im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den
Vorder- und Hinterfuß der einen Seite zu-
gleich heben, und daher einen sonderbaren Gang
haben, von dem die Bewegung des Springers
im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn
sie aufrecht steht, über sechzehn Fuß hoch.

35. Cervvs. Cornua solida multifida.
Dentes vt in generibus praecedentibus
(interdum tamen
laniarii solitarii supe-
riores
).

[Seite 121]

1. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl.
the elk.) C. cornibus planis acaulibus,
palmatis
.

v. Schreber tab. 246.

In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders
das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal,
Engl. the moose-deer*) keine eigene Gattung
macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe
vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein
Gehörn über 50 Pfund; läßt sich zähmen und
herdenweise auf die Weide treiben. Die alten
Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie
befallen werde etc. brauchen jetzt keiner weitern
Widerlegung.

2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch.
(Fr. le daim. Engl. the buck, the fallow-deer.)
Cornibus subramosis compressis, summitate
palmata
.

v. Schreber tab. 249. A. B.

Im mildern Europa. Kleiner als der ge-
meine Hirsch; variirt in der Farbe.

3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr.
le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in
vtroque sexu
) longis, simplicibus, tereti-
bus, summitatibus subpalmatis, iuba gu-
lari pendula
.

v. Schreber tab. 247. A. B. C.

In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie
in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr
Stück; kann in wärmern Gegenden nicht aus-
dauern, lebt von dürrem Laub, und vorzüglich
von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee
[Seite 122] hervor scharrt. Dient zumahl den Lappländern,
Samojeden, Tungusen und Koräken zur Be-
friedigung aller der dringendsten Bedürfnisse
des Lebens.

4. †. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf.
Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis
teretibus recuruatis apicibus multifidis
.

v. Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn,
nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der
Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau
nach dem Alter des Thiers: nach dem achten
Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natür-
lichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr
als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird
ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.

5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil.
Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate bifida
.

v. Schreber tab. 252. A. B.

In den mildern und wärmern Erdstrichen von
Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks
ist öfter als bey andern Gattungen dieses Ge-
schlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.

36. Moschvs. Cornua nulla. Dentes
primores vt in praecedentibus generi-
bus;
laniarii superiores solitarii exserti.

1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk.) M. folliculo vmbilicali.

v. Schreber tab. 242.

In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen-
den von Tibet und dem südlichen Sibirien.
[Seite 123] Das Männchen hat in der Nabelgegend einen
Beutel fast von der Größe eines Hühnereyes,
worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzney-
mittel, sammelt.

2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu-
lis succenturiatis nullis
.

Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.

In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste
Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine
sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die
Dicke eines Pfeifenstiels.


VII. MVLTVNGVLA (Belluae.)

Meist sehr große, aber unförmliche, bor-
stige oder dünn behaarte Säugethiere, mit
mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Also
mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese
haben im Grunde vier Klauen.

37. Svs. Rostrum truncatum, promi-
nens, mobile. Dentes
primores (ple-
risque
) superiores 4, conuergentes, in-
feriores
6, prominentes; laniarii su-
periores
2, inferiores 2, exserti.

1. † Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde
le sanglier, das zahme le cochon. Engl.
jenes the wild boar, dieses the hog.) S.
dorso setoso, cauda pilosa
.

Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze
und überhaupt eine andere Form des Schädels,
[Seite 124] kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne
als das Hausschwein, auch keinen Speck, und
niemahls Finnenwürmer, und ist fast immer
von schwarzgrauer Farbe.

Wenige Thiere sind so allgemein fast über
die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein.
Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und
ist beynahe ein animal omniuorum. Das
Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr
und wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. –
In America, wohin die Schweine aus Europa
übergebracht worden, sind sie theils verwildert.
(Fr. cochons marons.) Auf Cuba wurden sie
mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre
europäischen Stammältern; auf Cubagua ar-
teten sie in eine abentheuerliche Rasse aus mit
Klauen, die auf eine halbe Spanne lang wa-
ren etc. – Die schinesischen (Fr. cochons de
Siam
) haben kürzere Beine und einen ausge-
schweiften Rücken ohne Mähne. – In Schwe-
den und Ungarn findet sich nicht selten eine
Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon
den Alten bekannt war, so wie man auch welche
mit fünf Klauen gesehen, hat.

2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's san-
glier du cap verd
.) S. dentibus primoribus
nullis; laniariis superioribus lunatis extror-
sum curuatis; sacculis, verrucosis sub oculis.

Vosmaer description du sanglier d'Afrique.

Im Innern von Süd-Africa. Auch auf
Madagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit
einem mächtig großen Kopf, spannen-breiten
Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter
den Augen etc.

[Seite 125]

3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein,
(Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo
moschifero ad extremum dorsi
.

v. Schreber tab. 325.

Herdenweise in den wärmsten Gegenden von
Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.

4. Babirussa*). der Schweinhirsch, Hirsch-
eber. S. dentibus laniariis superioribus
maximis, parallelis retrorsum arcuatis
.

v. Schreber tab. 328.

Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt
am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziem-
lich entlegnen Inseln schwimmen. Es hält
schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkel-
förmigen großen Eckzähne des Oberkiefers die-
nen mögen?

38. Tapir. Dentes primores vtrinque 10;
laniarii nulli; palmae vngulis 4, plan-
tae vngulis
3.

1. Americanus. der Tapir, Anta.

v. Schreber tab. 319.

Das größte Landthier in Süd-America, von
der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf
und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein;
die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich.
Gewöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie
ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt
sehr gut etc.

39. Elephas. Elephant. Proboscis lon-
gissima, prehensilis; dentes
primores su-
periores exserti
.

[Seite 126]

1. Asiaticus. E. capite elongato, fronte con-
caua, auriculis minoribus, dentium molarium
corona lineis
vndulatis parallelis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.

Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan.
Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl
15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre
auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast
Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen In-
sectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer
Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist
sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum
äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein
Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken,
und zu tausend künstlichen Verrichtungen, statt
der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang
ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder
einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem
biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er
ungemein feine kunstreiche Handlungen verrich-
ten, z.B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflö-
sen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl
aufheben u.s.w. Seine Nahrung besteht vor-
züglich aus Laub der Bäume, Reis und andern
Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leich-
tigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der
Begattung soll er sich, wie die mehresten übri-
gen Säugethiere bespringen. Das neugeworfene
Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem
Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr
im dritten, vierten Jahre kommen bey beyden
Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum
Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie wer-
den wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben
kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrschein-
lich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am
[Seite 127] häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er
zum mindesten 20 Centner zu tragen, und die
größten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im
Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnel-
les Schieben der Beine, und dabey so sicher,
daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht
strauchelt.

2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte
conuexa, auriculis amplissimis; dentium
molarium corona
rhombis distincta.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.

Diese im mittlern und südlichern Africa ein-
heimische Gattung, wird nicht, wie die asiati-
sche, als Hausthier gehalten, sondern bloß des
Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins*)
wegen gefangen und geschossen.

40. Rhinoceros. Nashorn. Cornu
solidum, conicum, naso insidens
.

1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin-
que quaternis, inferioribus conicis, supe-
rioribus sublobatis;
laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.

In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh-
rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das
doppelte beym afrikanischen nicht am Knochen
fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen.

[Seite 128]

2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et
laniariis nullis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.

In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte
Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.

41. Hippopotamus. Dentes primores
superiores remoti, inferiores procum-
bentes
; laniarii inferiores incuruati,
oblique truncati
.

1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See-
kuh genannt)

Buffon. Supplement vol. III. tab. 62. 63.
vol. VI. tab. 4. 5.

Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im
Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen
großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken
Leibe, kurzen Beinen etc. Ein erwachsenes wiegt
wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt
sich von Vegetabilien und Fischen.


VIII. PALMATA.

Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren
Geschlechter wieder nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses (so wie oben die Ferae) in
drey Familien zerfallen. A) Glires.
B) Ferae. C) Bruta.

A) Glires.

Mit meißelförmigen Nagezähnen.

42. Castor. Pedes postici palmati.
Dentes
primores vtrinque 2.

[Seite 129]

1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the. beaver.) C. cauda depressa, ouata,
squamosa
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.

In der nördlichern Erde, in einsamen Gegen,
den an Land-Seen und größern Flüssen. Er
wird wegen seiner feinen Haare für die Hand-
lung, und für die Arzneykunst wegen des so ge-
nannten Bibergeils wichtig, das sich den beyden
Geschlechtern in besondern Behältern am Ende
des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind
aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunst-
fertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im
Innern von Canada) noch in Menge beysammen
finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders
aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge-
hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen.
Denn, zugegeben, das freylich in den Erzäh-
lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der
Biber vieles verschönert und übertrieben worden,
so wissen sich doch diese Thiere, nach dem ein-
stimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beob-
achter aus ganz verschiedenen Welttheilen,
dabey so nach zufälligen Umständen zu bequemen,
daß sie sich dadurch weit über die einförmigen
Kunsttriebe andere Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

43. Phoca. Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes
primores superiores 6,
inferiores 4;
laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethie-
[Seite 130] ren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet
ist, um in beyden Elementen leben zu können*).

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the
seal
.) P. capite laeui, auriculis nullis, cor-
pore griseo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.

In den nördlichen Meeren. Ist für die finni-
schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen,
besonders aber für die Grönländer und für die
labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges
[Seite 131] Geschöpf: die beyden letztern Völker zumahl,
nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in
sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und
Fischerbothe damit etc. Sein Fang macht ihr
vorzüglichstes Geschäft, und die darin erworbene
Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.

2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo
laeui
.

Buffon, Supplement vol. VI. tab. 47.

Im Sommer herdenweise auf den Inseln des
kamtschatkischen Inselmeers, überwintert oder
vermuthlich auf den benachbarten etwas süd-
lichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in
Polygamie, so daß jedes Männchen wohl
dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit
vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen
seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*).

3. Iubata. der Stellersche Seelöwe. P. auricu-
lata, collo iubato
.

Buffon, Suplement vol. VI. tab. 48.

Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gat-
tung dieses Geschlechts; hat den Nahmen von
der beym Männchen gewisser Maßen löwenar-
tigen Mähne.

4. Cristata. der ansonsche Seelöwe**). P.
capite antice cristato
.

Anson's voyage round tke world tab. 19.

Im atlantischen sowohl als im stillen Ocean.
Nur das Männchen hat den häutigen Kamm
auf der Nase.

[Seite 132]

44. Lvtra. Palmae plantaeque natato-
riae. Dentea
primores vtrinque 6 ; su-
periores distincti, inferiores conferti
.

1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter.) M. plantis nudis, cauda
corpore dimidio breuiore
.

v. Schreber tab. 126. A. B.

In den mildern Gegenden der nördlichen
Erde. Die schönsten in Canada.

2. Marina. die Seeorter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. plantis pilosis,
cauda corpore quadruplo breuiore
.

Cook's voyage to the northern hemisphere
vol. II. tab. 43.

Besonders um Kamtschatka und an der jensei-
tigen Küste vom nordwestlichen America bis
hinunter nach Nutka-Sund, dock auch um
Corea, und zumahl im gelben See. Ihr
schwarzes und silbergraues Fell ist für die
Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.

C) Brvta.

Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vor-
derzähne.

45. Ornithornynchvs. Mandibu-
lae rostratae (anatinae). Dentes nulli
*).

[Seite 133]

1. Paradoxus. das Schnabelthier.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.

Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeich-
net sich von allen bisher bekannten Säugethie-
ren durch die beyspiellose Bildung seiner Kinn-
laden aus, die im äußern aufs vollkommenste
einem breiten planen Entenschnabel ähneln,
auch eben so mit einer weichen nervenreichen
zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch
an den Seiterändern gezähnelt sind. Beyder-
ley Füße sind mit einer Schwimmhaut ver-
sehen, die an den Vordern noch vor den Krallen
hervorragt, und sich mittelst derselben fächerar-
tig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Noch
hat man an keinem von beyden Geschlechtern
eine Spur von Zitzen gefunden. Dieses Wun-
derthier lebt in einem Landsee des an sonder-
baren Formen seiner Geschöpfe so reichen fünf-
ten Welttheils, unweit Botanybay.

46. Trichechvs. Pedes posteriores
compedes coadunati
.

1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis
superioribus
exsertis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.

Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hun-
derten beysammen. Nährt sich vom Seetang
und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen
[Seite 134] loskratzt. Die alten Normanen machten ihre fast
unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*).

2. Manatus. die Seekuh (Fr. le lamantin.)
T. dentibus laniariis inclusis.

v. Schreber tab. 80.

In den Meeren der wärmern Erde, auch
häufig im Orinoco. Scheint zu manchen der
Sagen von Sirenen und Meerjungfern Anlaß
gegeben zu haben**).


IX. CETACEA.

Die ehedem so ganz widersinnig zu den
Fischen gerechneten Säugethiere***).

47. Monodon. Dentes alteruter maxillae
superioris exsertus longissimus, rectus,
spiralis
.

1. Narhwal. das See-Einhorn.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.

Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das
Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem
[Seite 135] Oberkieferknochen Einen), die aber von unglei-
cher Größe sind, und beym Erwachsenen sehr
selten zusammen gefunden werden, sondern ge-
wöhnlich nur einer von beyden. Zuweilen so
lang, als der Körper des Thieres, d.h. wohl
18 Fuß und darüber.

48. Balaena. Dentes nulli. Laminae
loco superiorum corneae
.

1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the black whale.) B. dorso impinni.

Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben,
in Landkarten-Format. fig. 1. 2.

Das größte aller bekannten Thiere*), das
über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils
gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Ge-
genden im atlantischen Ocean, und im stillen
Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen
werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang.
Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des
ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens
schwarz oder mit weiß gemarmelt etc., hin und
wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln
besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und
den nordwestlichen Americanern gibt dieses un-
geheuere Thier victus et amictus etc. Die Euro-
päer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein
großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch-
thrans und besonders der Barden wegen, deren
er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein
geben, und von denen die mittelsten wohl
zwanzig Fuß lang werden.

[Seite 136]

2. Boops. (Fr. la jubarte) (einer der verschie-
denen Finnfische.) B. pectore sulcato, pinna
dorsali obtusa
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.

Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil
des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern
Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig
nach der Länge gefurcht*).

49. Physeter. Dentes in maxilla in-
feriore
.

1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
(Engl. the white whale.) P. dorso impinni,
dentibus inflexis, apice acutiusculo
.

Die homannische Abbild. fig. 4.

Meist in den südlichern Weltmeeren; zumahl
an den Küsten von Brasilien und von Neu-
Südwallis. Er erreicht die Größe des Wallfi-
sches, hat einen ungeheuren Rachen, und kann
Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein
Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen
überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wall-
raths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in
Gestalt eines milchweißen Oels theils im
Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber,
und zwar in größter Menge in besondern Be-
hältern am Kopfe desselben, zumahl vorn auf
[Seite 137] den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft
zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet.
Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist
eine Stercorolverhärtung die sich zumahl im
dicken Darm mancher davon erkrankender Ca-
schelotte findet.

50. Delphinvs. Dentes in maxilla
vtraque
.

1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio Plin. Engl. the porpoise.) D.
corpore subconiformi, dorso lato pinnato,
rostro subobtuso
.

v. Schreber tab. 342.

So wie die folgende Gattung in den europäi-
schen Meeren: wird 1 1/2 Klafter lang und ist
zumahl für die Lachse ein schädliches Raubthier.

2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin
. Engl. the porpesse.) D. corpore
oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro
attenuato, acuto
.

v. Schreber tab. 343.

Der eigentliche Delphin der Alten.

3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Engl.
the grampus.) D. pinna dorsi altissima;
dentibus subconicis, parum incuruis.

v. Schreber tab. 340.

Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im
mittelländischen; wird 20 Fuß lang.


Fünfter Abschnitt.
Von den Vögeln
.

[Seite 138]

§. 55.

Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemei-
nes von ihnen überhaupt sagen läßt, und man
sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto
umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey
den Vögeln ist der Fall anders. Beydes,
so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart
hat im Ganzen genommen mehr Ueberein-
stimmendes, daher man sich bey der besondern
Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und
Gattungen schon kürzer fassen kann.

§. 56.

Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer
Bildung darin mit einander überein, daß sie
zwey Füße, zwey Flügel, einen hornigen
Schnabel, und einen mit Federn bedeck-
ten Körper haben. Sie zeichnen sich zu-
gleich durch diese vier Charactere von allen
andern Thieren aufs kenntlichste aus, und
machen eine gleichsam isolirte Classe von
[Seite 139] Geschöpfen aus, die mit keiner andern zu-
sammen fließt, und sich daher in die vermeinte
Kette oder Leiter der natürlichen Körper
(S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.

§. 57.

Unter jenen Charaktern sind die Federn
den Vögeln ausschließlich eigen, die in regel-
mäßigen Reihen (in quincunce) in die
Haut verwachsen und mit vielem Fette durch-
zogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, ge-
wöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an
ihrer Statt regenerirt werden. Manche, wie
die Schneehühner etc. mausern sich gar zwey
Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst.
Bey manchen Gattungen hat der junge Vogel,
zumahl vor der ersten Mause (als auis
hornotina
) andere Farben oder Zeichnungen
des Gefieders, als im reifern Alter. Bey
manchen herrscht auch hierin große Sexual-
verschiedenheit. Von den Haaren unterschei-
den sie sich besonders auch dadurch daß sie,
so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder
sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so
wie diese, wieder ergänzt werden.

§. 58.

Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen Schwung-
federn (remiges), diese Steuerfedern
[Seite 140] (rectrices). Die Schwungfedern bilden bey
ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer,
womit sich die Vögel in die Luft heben und
fliegen können. Einige wenige Vögel (aues
impennes
), wie die Pinguine etc. haben gar
keine Schwungfedern, und sind daher zum
Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen
Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen etc.
die Steuerfedern.

§. 59.

Im innern Körperbau*) zeichnen sich
die Vögel besonders durch die merkwürdigen
Luftbehälter aus, die in ihrem Körper ver-
theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer-
ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen
mit den Lungen, andere aber bloß mit dem
Rachen in Verbindung, und der Vogel kann
sie nach Willkühr mit Luft laden oder aus-
leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vor-
züglich große aber zarte häutige Zellen, die
theils im Unterleibe, theils unter den Achseln
und sonst noch unter der Haut verbreitet sind,
und durchs Einathmen mittelst der Lungen
voll Luft gepumpt werden können. Außer-
[Seite 141] dem dienen den Vögeln auch gewisse mark-
leere hohle Knochen, wie die Schulter-
knocken im Flügel etc. und manchen selbst die
Hirnschale, zu ähnlichen Zwecken. Und end-
lich sind auch die ungeheuren Schnäbel der
Pfefferfraße, Nashornvögel etc. ebenfalls dahin
gehörig; und selbst die Federspulen stehen
mit dem obengedachten lockern Zellgewebe in
Verbindung, und können gleichfalls mit Luft
gefüllt oder ausgeleert werden.

§. 60.

Durch diese merkwürdigen Einrichtungen
werden die Vögel zum Flug geschickt, bey
welchem die Geschwindigkeit so wohl als die
lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind.
Nur wenige Vögel, wie der Straus, der
Casuar, die Pinguine und andere aues im-
pennes
(§. 58.) können gar nicht fliegen.

§. 61.

Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe
eben so verschieden als der Säugethiere ihrer.
Die mehresten leben auf Bäumen, andre auf
dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde:
aber kein einziger Vogel (so wie der Maul-
wurf in der vorigen, und andere Geschöpfe
in den beyden letztern Thier-Classen) bloß
unter der Erde. Die Bildung der Füße ist
[Seite 142] auch bey den Vögeln, so wie bey den Säu-
gethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt an-
gemessen. Die mehresten haben freye, unver-
bundne Zehen (aues fissipedes) und zwar
gewöhnlich ihrer viere, wovon drey nach vorn,
und der vierte gleichsam als Daumen nach
hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder
aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und
zweye nach hinten gekehrt (p. scansorii); oder
der Vogel kann willkürlich die eine Zehe bald
vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück-
wärts zum Daumen schlagen (digitus ver-
satilis
). Bey andern ist auch wohl die
mittlere Zehe an die eine Seitenzehe ange-
wachsen (pedes gressorii); oder die Hinter-
zehe fehlt ganz (p. cursorii). Bey denen
Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind
die Zehen entweder nur an der Wurzel (p.
semipalmati
) – oder aber bis vorn an die
Spitze (p. palmati) – durch eine Schwimm-
haut verbunden; bey andern sind die einzelnen
Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die
entweder einen glatten (p. lobati), – oder
zackigen Rand (p. pinnati) hat, wie mit
Fransen eingefaßt.

§. 62.

Sehr viele Vögel verändern ihren
Wohnplatz zu gewissen Jahrszeiten die
meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur
[Seite 143] wenige Meilen weit in die benachbarten
Gegenden streichen, und bald darauf in ihre
alte Heimath zurückkehren; andere aber wie
die Hausschwalben, die Kraniche, Störche etc.
so, daß sie im Herbst große Wallfahrten,
weit übers Meer und über einen beträchtlichen
Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den
Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frü-
jahre in wärmern Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese
Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem
Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey-
denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, ge-
langen diese nicht sogleich in den Magen,
sondern werden vorher im drüsenreichen
Kropfe (ingluuies, prolobus) eingeweicht,
und von da nur allmählich an den Magen
überlassen: der bey diesen Thieren äußerst
musculös, und so stark ist, daß er sogar,
nach Reaumur's u.a. merkwürdigen Ver-
suchen, verschluckte Haselnüsse und Oliven-
kerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie
Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö-
gel verschlucken aber auch überdieß noch kleine
Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen be-
[Seite 144] fördern*). Verschiedene fleischfressende Vö-
gel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel etc.
können die Knochen, Haare und Gräten der
kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht
verdauen, sondern brechen sie, in eine runde
Kugel (das Gewölle) geballt, nach der
Mahlzeit wieder von sich**).

§. 64.

Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-
werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den
Säugethieren, gehört unter andern der Man-
gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls
dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl
bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die
äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und
[Seite 145] bestimmte Richtung der Federchen in der Ge-
gend des Ohres und bey manchen derselben
auch noch überdieß durch eine bewegliche
Klappe am äußern Gehörgange ersetzt wird.

Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Aenten nähmlich
u.a. verwandte Gattungen, scheinen den wirk-
lichen Sinn des Tastens (d.h. des Gefühls im
engern Verstande) zu besitzen; und das Organ
dazu ist wohl die weiche Bedeckung ihres Schna-
bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven
versehen; und beym lebendigen Thier äußerst
empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten
in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes
weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen
können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.

§. 65.

Die Stimme ist zumahl bey den kleinen
so genannten Sangvögeln mannigfaltig und
anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen,
daß sie singen (– denn natürlicher Gesang
ist ein ausschließliches Vorrecht des Men-
schen –) als, daß sie pfeifen. Außer den
obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt
ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres
Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bey den
Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren
und Amphibien, am obern Ende, nähmlich
an der Zungenwurzel befindlich, sondern
gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die
beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist.
Die Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaf-
[Seite 146] fen etc. hat man die Menschenstimme nachahmen
und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch
die Sangvögel im Käficht leicht fremden
Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und
sich sogar zum Accompagnement abrichten
lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen
zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben
können. Ueberhaupt aber scheint auch der
Waldgesang der Sangvögel doch erst durch
Uebung und Nachahmung recht ausgebildet
zu werden.

§. 66.

Die mehresten Vögel begatten sich im
Frühjahr; manche aber, wie der Kreuzschna-
bel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnach-
ten. Das Hausgeflügel ist gar an keine be-
stimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich
Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig
finden. Manche halten sich nur zur Begat-
tungszeit, andere aber, wie die Tauben, für
immer paarweise zusammen: noch andere
aber leben, wie die Hühner, in Polygynie.

§. 67.

Das befruchtete Weibchen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen,
und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht
bloß der Kuckuck völlig ausgenommen ist.
[Seite 147] Bey den polygamischen Vögeln, wie bey den
Hühnerarten, nimmt das Männchen gar
keinen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen
aber, die sich paarweise zusammen halten,
zumahl unter den Sangvögeln, trägt es doch
Baumaterialien herbey, und verpflegt sein
Weibchen während ihrer Arbeit.

§. 68.

Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnis-
sen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste
angemessen. Und eben so sorgfältig wählt
auch jede Gattung die Baumaterialien zu
ihrem Neste.

§. 69.

Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich. Manche Vögel, wie die
Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich
bloß ein dürres Lager von Reisholz, Stroh-
halmen etc. auf der platten Erde: andere tragen
sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher
der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume;
so die Spechte, Heher, Dohlen, Sperlinge etc.
Sehr viele, zumahl unter den Hühnern,
Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Neste
die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüs-
sel: andere, wie der Zaunkönig, ungefähr
die Form eines Backofens: noch andere, wie
[Seite 148] manche Meisen, Kernbeißer etc. die von einem
Beutel u.s.w.*)

§. 70.

Wenn endlich das Geschäft des Nester-
baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre
Eyer hinein; deren Anzahl bey den verschie-
denen Gattungen der Vögel sehr verschieden
ist. Viele Wasservögel z.B. legen jedes
Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen
und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven
drey; die Raben vier; die Finken fünf; die
Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner
und Wachteln vierzehn; das Haushuhn
aber, besonders wenn man ihm die Eyer
nach und nach wegnimmt**), bis fünfzig und
drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel,
ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer
von sich, die aber zum Bebrüten untauglich
sind und Windeyer (oua subuentanea,
cynosura, zephyria, hypenemia
) heißen.

§. 71.

Die Ausbildung des jungen Thieres, die
bey den Säugethieren noch im Mutterleibe
[Seite 149] vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln
im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens
bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet
seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es
den Grasmücken oder Bachstelzen etc. in deren
Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß
man, daß selbst Capaunen und Hunde, und
sogar Menschen Vogeleyer ausgebrütet
haben*). Auch bloß durch künstliche Wärme,
und erhitzten Mist**), und durch Lampen-
feuer in so genannten Brüt-Maschinen***)
und in Brutöfen, kann man leicht Hühnchen
auskriechen lassen. – Die Vögel werden
durchs anhaltende Brüten abgemattet, und
nur bey solchen, die sich paarweise zusammen
halten, wie bey den Tauben, Schwalben etc.
[Seite 150] nimmt auch das Männchen an diesem Ge-
schäfte Antheil. Die Hähne unter den Cana-
rienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen etc. über-
lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen,
versorgen sie doch aber während der Zeit
mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*).
Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter
überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß,
sondern auch wiederum diejenige Stelle auf
seiner Oberfläche (der so genannte Hahnen-
tritt, cicatricula), neben welcher das künftige
Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter
als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich
bey jeder Lage des Eyes doch immer jene
Stelle dem Leibe des bebrütenden Vogels
zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen
Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume
Zeit nachdem das Brüten seinen Anfang
genommen. Beym Hühnerey z.B. kaum
vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende
[Seite 151] des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch sehr unvoll-
kommnen Herzchens (das punctum saliens)
seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften
Tages sieht man schon das ganze kleine
gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vier-
zehnten brechen die Federn aus; zu Anfang
des funfzehnten schnappt das Hühnchen schon
nach Luft; und ist am neunzehnten Tage im
Stande einen Laut von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah-
ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist,
verschieden, als die früheste Gestalt des neu-
empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen
Bildung. Man kann sagen, das Küchelchen im
Eye gelangt erst durch eine Art von Metamor-
phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das
sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z.B.
des Herzens) als in der Totalbildung. (– vergl.
die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. –)

§. 73.

Unter den mancherley zur bewunderungs-
würdigen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens
dienenden Organen, sind die beyden allerwich-
tigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die
zumahl um die Mitte der Brützeit in ganz
ausnehmender Schönheit sich zeigen. –
Nämlich die Nabelhaut (chorion) die
dann unter der Eyerschaale ausgebreitet ist;
und die Dotterhaut (membrana valuulosa
vitelli
), die mit dem Dramcanal des zarten
[Seite 152] Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient
ihm statt der Lungen zum so genannten phlo-
gistischen Proceß (– S. 37 u.f. –) und
diese zur Ernährung mittelst des Dotters,
der allgemach durch das sich ihm beymischende
Eyweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h.
Gegenst.
tab. 34. –)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre be-
stimmte Brützeit von verschiedener Länge, die
aber doch nach Verschiedenheit des Clima und
der wärmern oder kältern Witterung verzögert
oder beschleunigt wird. Beym Huhn ist das
Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und
zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus
dem Eye reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monoga-
mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt-
lichkeit gefüttert, und zumahl bey den
mehresten körnerfressenden aus dem Kropfe
geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt für ihren
eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß
ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich
mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter,
und man weiß, daß selbst in der Gefangen-
[Seite 153] schaft Adler und Papageyen über hundert,
Stieglitze über 24 Jahre etc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige Ge-
schöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauch-
barkeit fürs Menschengeschlecht ohne Ver-
gleich einfacher ist, als der Säugethiere ihre.
Sie vertilgen unzählige Insecten, und das
unbedingte Wegfangen mancher vermeintlich
schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc.
in manchen Gegenden, hat meist eine un-
gleich schädlichere Vermehrung des Ungezie-
fers nach sich gezogen. Andere verzehren
größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,
Frösche, Eidexen etc. oder Aeser. Viele helfen
Unkraut ausrotten. Von der andern Seite
wird auch die Vermehrung und Fortpflan-
zung der Thiere so wohl, als der Gewächse,
durch Vögel befördert. So weiß man z.B.,
daß die wilden Enten bey ihren Zügen be-
fruchteten Fischrogen in entfernte Teiche über-
tragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa-
menkörner, die sie nachher wieder ganz von
sich geben, und dadurch die Verbreitung der-
selben befördern: so z.B. die Tauben auf
Banda die Muscatnüsse etc. Der Mist der
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und
[Seite 154] Küsten, daß nachher nützliche Gewächse
da fortkommen können. Manche Falken-
gattungen lassen sich zur Jagd, so wie die
Scharben zum Fischfang, abrichten etc. So
sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett etc.
dienen zur Speise. Die ganzen Felle der
Seevögel zur Kleidung mancher der nördlich-
sten Völker. Die Federn zum Füllen der
Betten, zum Schreiben, und zu mancher-
ley theils kostbaren Putz, so wie sie auch bey
vielen wilden Völkern, zumahl auf den Inseln
des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handels-
artikel ausmachen.

§. 78.

Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutz-
barer Thiere und Gewächse zurück bringen.
Der Condor, der Lämmergeyer u.a. Raub-
vögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe etc.
Der Fischadler und so viele Wasservögel sind
den Fischen und ihrem Leich so wie die Ha-
bichte, Sperber, Aelstern etc. dem Hausge-
flügel gefährlich. Die Sperlinge und andere
kleine Sangvögel schaden der Saat, den
Weintrauben und Obstbäumen u.s.w. Und
endlich werden freylich nicht bloß brauchbare
Gewächse, sondern auch eben so wohl wuchern-
des Unkraut durch die Vögel verpflanzt.
Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe
von Thieren eben so wenig, als in der vorigen.

§. 79.

[Seite 155]

Da die Bildung der Vögel, im Ganzen
genommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse
Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und
die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart,
Nahrung etc. beziehen, schon an sich so viel von
ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die
mehresten Ornithologen auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen, oder des
andern von den genannten Theilen gegründet;
Klein z.B. auf die Bildung der Zehen,
Möhring auf die Bedeckung der Beine,
Brisson auf beydes in Verbindung mit der
Beschaffenheit des Schnabels u.s.w. Linné
nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel
auch auf die Bildung mehrerer Theile zu-
gleich, und so ziemlich auf den ganzen Ha-
bitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der
Ausführung zuweilen vergessen zu haben:
wenigstens begreift man nicht, wie Papa-
geyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine
Ordnung verbunden, hingegen Tauben und
Hühner in zwey Ordnungen von einander ge-
rissen, und mehr Verbindungen oder Trennun-
gen dieser Art zugelassen werden durften.

§. 80.

Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen
abzutheilen versucht.

A) Landvögel.

[Seite 156]

I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krum-
men starken Schnäbeln, meist mit kurzen,
starken, knorrigen Füßen, und großen,
gebogenen, scharfen Klauen.

II. Leuirostres. Mit kurzen Füßen, und
meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils
hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln.
Papageyen, Tucane etc.

III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langen und schmalen Schnäbeln, und
theils wurmförmiger, theils fadenförmiger
Zunge. Wendehals, Spechte, Baum-
kletten, Colibrite etc.

IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langem, und ziemlich starkem, oben erha-
benem Schnabel. Raben, Krähen etc.

V. Passeres. Die so genannten Sangvögel
nebst den Schwalben etc. Sie haben kurze
Füße, und einen mehr oder weniger kegel-
förmigen, zugespitzten Schnabel, von ver-
schiedener Länge und Dicke.

VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen,
oben etwas erhabenem Schnabel, der an
der Wurzel mit einer fleischigen Haut be-
wachsen ist. Auch die Tauben habe ich
unter diese Ordnung gebracht, da sie bey
weitem mehr mit den Hühnern als mit den
[Seite 157] Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte,
verwandt sind.

VII. Struthiones. Die großen, zum Flug
ungeschickten Landvögel. Der Straus,
Casuar und Dudu.

B) Wasservögel.

VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen
Füßen, langem, fast walzenförmigem
Schnabel, und meistens langem Halse.

IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder-
füßen, einem stumpfen, mit Haut über-
zogenen, am Rande meist gezähnelten
Schnabel, der sich an der Spitze des Ober-
kiefers mit einem Häkchen endigt.

* * *

Zur N. G. der Vögel.

  1. Conr. Gesneri historiae animalium L. III. qui est
    de auium natura
    . Tiguri. 1555. fol.
  2. Ulyss. Aldrovandi ornithologia. Bonon. 1599. sq.
    Vol
    . III. fol.
  3. F. Willughby ornithologiae L. III. ex ed. Raji.
    Lond
    . 1676. fol.
  4. Jo. Raji synopsis methodica auium. ib. 1713. 8.
  5. J. Edward's natural history of birds. Lond.
    1743. sq. Vol. IV. 4.
  6. Ej. gleanings of natural history. ib. 1758. sq. Vol. III. 4.
  7. Brisson ornithologie. Paris 1760. Vol. VI. 4.
  8. Buffon.
  9. Daubenton planches des oiseaux. Paris 1775. sq. fol.
    (1008 Bl.)
  10. Th. Pennant's genera of birds. Lond. 1781. 4.
  11. Ej. arctic zoology. II. Band. ib. 1784. 4.
  12. (Jo. Latham's) general synopsis of birds. ib. 1781.
    Vol. VI. 4. und das Supplement dazu. ib. 1787.
  13. F. M. Daudin Traité elementaire et complet d'or-
    nithologie
    . Par. 1800. Vol. II. 4.
* * *
  1. Joh. Leonh. Frisch. Vorstellung der Vögel in Deutsch-
    land. Berlin, 1733. bis 1763. Fol. (242 Taf.)
  2. J. M. Bechsteins gemeinnützige N. G. Deutschlands
    II-IV. B. Leipzig, 1791. 8.
  3. Dess. ornithologisches Taschenbuch von und für Deutsch-
    land. Leipz. 1802. kl. 8.
  4. J. Wolf u. J. Fr. Frauenholz Abbildungen u. Be-
    schreibungen der in Franken brütenden Vögel.

    Nürnb. seit 1799. Fol. und 4.
  5. Teutsche Ornithologie, herausgegeben von Bork-
    hausen, Lichthammer
    und Bekker
    dem
    jüng. Darmst. seit 1800. Fol.
  6. Corn. Nozemann Nederlandsche Vogelen, door
    Chr. Sepp en Zoon. Amst
    . 1770. sq. fol.
  7. Marc. Catesby's natural history of Carolina. Lond.
    1731. Vol. II. fol.
  8. Andr. Sparrmann museum Carlsoniarum. Holm.
    1786. Fasc. II. fol.

[Seite 159]

Erst also die Landvögel in VII. Ord-
nungen.

I. ACCIPITRES.

Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen,
scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem
Schnabel, der meist oben auf der Seite in
zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft,
und an der Wurzel mehrentheils mit einer
fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie näh-
ren sich theils von Aas, theils vom Raube le-
bendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten
an erhabenen Orten, und haben ein wil-
derndes, widerliches Fleisch.

1. Vultur. Geyer Rostrum rectum,
apice aduncum: plerisque caput et col-
lum impenne. Lingua bifida.

1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. ca-
runcula verticali longitudine capitis.

Hauptsächlich im westlichen Südamerica.
Hält mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in
die Breite, und feine Schwungfedern sind am
Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarz und weiß
von Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern,
fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube
unter den Viehherden, und von den todten
Fischen, die die See auswirft.

2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeyer, Son-
nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice
colloque denudato
.

Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.

[Seite 160]

In Westindien und Südamerica. Nur von
der Größe eines welschen Huhns; zumahl am
Kopf von schönen gelben, rothen und schwarzen
Farben, mit langen, fleischigen Lappen über
dem Schnabel. Kann den nakten Hals ganz in
den dickgefiederten Schulterkragen einziehen.

3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bart-
geyer, Goldgeyer. V. rostri dorso versus
apicem gibboso, mento barbato.

Anmerk. zu Jac. Bruce's Reisen, V. B.
S. 290. tab. 46.

In den Tyroler- und Schweizer-Alpen;
auch in Sibirien und Habessinien. Der größte
europäische Vogel, dessen ausgespannte Flügel
bey 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich
durch seinen starkhaarigen Bart, und durch den
befiederten Kopf, besonders aber durch den ge-
wölbten Rücken vorn am Oberschnabel von
andern Geyern auszeichnet*).

4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris, margine exteriore, praeter
extimas, canis.

Besonders häufig in Palästina, Arabien und
Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Am-
phibien etc. Die alten Aegyptier haben diesen
Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich
nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig
in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbe-
kleidungen u.s.w. vorgestellt.

[Seite 161]

2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum
aduncum, basi cera instructum; caput
pennis tectum; lingua bifida
.

1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius,
Fr. le messager.) F. cera alba, cruribus
longissimis, crista ceruicali pendula, rectri-
cibus intermediis elongatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.

Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip-
pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpf-
vogel*).

2. †. Melanaëtus der schwarzbraune Adler.
(Büffon's aigle commun, Engl. the black
eagle
) F. cera lutea, pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis
flauis
.

Frisch tab. 69.

In Europa. Beträchtlich kleiner als der
folgende.

3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(Büffon's grand aigle, Engl. the golden
eagle
.) F. cera lutea, pedibusque lanatis
luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo
vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.

Buffon Vol. I. tab. 1.

[Seite 162]

Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen
Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret
von Hasen, Gemsen etc.

4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Bein-
brecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the sea-
eagle, the osprey
.) F. cera lutea pedibusque
semilanatis, corpore ferrugineo, rectrici-
bus latere interiore albis
.

Buffon Vol. I. tab. 3.

An den europäischen Küsten, auch in Nord-
america und theils auf der Südsee. Fast von
der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von
Fischen.

5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih.
(Fr. le balbuzard. Engl. the osprey.) F.
cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido.

Buffon Vol. I. tab. 2.

Mehr an den Ufern der Flüsse als an den
Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler ver-
mengt worden.

6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer,
Milan, Scherschwanzel, Schwalben-
schwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl.
the kite.) F. cera flaua, cauda forsicata,
corpore ferrugineo, capite albidiore
.

Frisch tab. 72.

Fast in der ganzen alten Welt.

7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon,
Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis,
corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus
.

Frisch tab. 74.

[Seite 163]

In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde;
variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige
auch von manchen für besondre Gattungen an-
genommen werden. Wird vorzüglich (so wie
freylich manchere andere verwandte Gattun-
gen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner
Säugethiere und Vögel, nahmentlich in den
Morgenländern zur Gazellenjagd, und in
Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.

8. †. Palumbarius. der Habicht, Tauben-
falke. (accipiter. Fr. l'autour, Engl. the
Gooshawk
.) F. cera nigra, margine pedi-
busque flauis, corpore fusco, rectricibus
fasciis pallidis, superciliis albis.

Frisch tab. 81. 82.

Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen
Gattung.

9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'épervier, Engl. the sparrow hawk.) F.
cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo
griseo vndulato, cauda fasciis nigricantibus
.

Frisch tab. 90. 91. 92.

In Europa.

3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun-
cum, nudum absque cera; nares barba-
tae; caput grande; lingua bifida; pedes
digito versatili; remiges aliquot serratae
.

1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule.
(Fr. le grand duc. Engl. the great horn-
owl, the eagle-owl
.) S. auribus pennatis,
iridibus croceis, corpore rufo
.

Frisch tab. 93.

[Seite 164]

Das größte Thier seines Geschlechts. Im
mildern Europa und westlichen Asien.

2. Nyctea. die Schnee-Eule. S. capite laeni,
corpore albido, maculis lunatis distanti-
bus fuscis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab.75.

In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles
Thier.

3. †. Flammea. Die Schleiereule, Kircheneule
Thurmeule (Fr. l'effrai.) S. corpore luteo
punctis albis, subtus albido punctis nigrican-
tibus
.

Frisch. tab. 97.

In den gemäsigtern Zonen der alten und
neuen Welt. Bey ausnehmend schönem und
sanftem Gefieder.

4. †. Passerina. das Käutzlein (Fr. la chevêche,
Engl. the little owl.) S. capite laeui, re-
migibus maculis albis quinque ordinum
.

Frisch tab. 100.

In Europa und Nordamerica.

4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum;
lingua lacera
.

1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great
shrike
.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba,
dorso cano, alis nigris macula alba
.

Frisch tab. 59.

In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie
die folgende Gattung, anderer Vögel Stimme
sehr geschickt nach.

[Seite 165]

2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur
, Engl. the red-backed shrike.) L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectri-
cibus quatuor intermediis vnicoloribus,
rostro plumbeo
.

Frisch tab. 60.

In Europa. Nährt sich hauptsächlich von
Insecten, zumahl Käfern, Grashüpfern etc. die
er zum Vorrath an Schwarzdorn und anderes
dorniges Gebüsche anspießt.


II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß
den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden
durch die theils sehr großen, dicken, aber in
Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kennt-
lich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der
Luftbehälter gedacht worden.

5. Psittacvs. Papagey, Sittig.
(Fr. perroquet, Engl. parrot) Mandibula
superior adunca, cera instructa, lingua
carnosa, integra. Pedes scansorii
*).

Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat-
tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge-
schränkte Heimath haben, daß sich, z.B. auf
den Philippinen, verschiedene derselben bloß
einzig und allein auf der einen oder andern Insel,
[Seite 166] und hingegen nie auf den noch so nahe liegen-
den, benachbarten finden. Ueberhaupt haben
die Papageyen viel Auszeichnendes, Eignes in
ihrem Betragen. Sie wissen sich z.B. ihrer
Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre
Speise damit zum Munde, krauen sich damit
hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden
gehen, so treten sie, nicht wie andere Vögel
bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen
Ferse auf etc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel
ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt
ihnen zuweilen fast statt eines dritten Fußes
zum Klettern, Anhalten u.s.w. Beide Ge-
schlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und
manche hat man, wenn gleich höchst selten,
sogar singen gelehrt.

1. Macao. der Aras, indianische Rabe.
(Aracanga). P. macrourus ruber, remi-
gibus supra caeruleis, subtus rufis, genis
nudis rugosis
.

Edwards's birds tab. 158.

In Südamerica.

2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari
pectoreque rubro, gula nigra.

Edwards's l. c. tab. 292.

In Ostindien.

3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus,
crista plicatili flaua.

Frisch tab. 50.

In Ostindien, zumahl auf den Molucken.

4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis
albis, cauda coccinea
.

Frisch tab. 51.

Auf Guineea, Congo und Angola.

[Seite 167]

5. Ochrocephalus (Fr. l'amazone à tête jaune.)
P. viridis, vertice flauo, tectricibus alarum
puniceis, remigibus ex viridi, nigro, vio-
laceo et rubro variis, rectricibus duabus
extimis basi intus rubris
.

Daubenton Pl. 312.

In Westindien etc.

6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu-
rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia
nigra, orbitis cinereis
.

Frisch tab. 54. fig. 1.

Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel
größer als ein Blutfink. Hat den französischen
Nahmen von der irrigen Sage als ob es immer
Paarweis gehalten werden müßte und keins
den Verlust seines Gatten überleben könnte.

6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras,
Rostrum maximum, inane, extrorsum
serratum, apice incuruatum. Pedes
scansorii plerisque
.

Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen
dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer
Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und
von ungemein weichem Horn. Ihre Zunge ist
eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an
der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den
Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt
sehr, nach der Verschiedenheit der beyden Ge-
schlechter, auch nach dem Alter etc.

1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente,
versus basin fascia nigra, fascia abdomi-
nali flaua
.

[Seite 168]

7. Bvceros. Der Nashornvogel, Ca-
lao. (hydrocorax) Rostrum maximum,
inane, ad basin versus frontem recur-
uatum; pedes gressorii
.

Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls
abentheuerlich gebildeten Geschlechts, sind in
Ostindien und Neu-Holland zu Hause.

1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re-
curuato
.

Abbild. n.h. Gegenst. tab. 24.


III. PICI.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße, und meist einen geraden, nicht dicken
Schnabel von mittelmäßiger Länge.

8. Picvs. Specht. (Fr. pic. Engl. wood-
pecker
.) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato; lingua teres lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata, apice retrorsum
aculeato; pedes scansorii
.

Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in
zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die
von hinten nach vorn über den ganzen Hirn-
schädel unter der Haut liegen, und sich an der
Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen.
Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Fe-
dern, mittelst welcher diese Vögel ihre wurm-
förmige Zunge desto leichter hervorschießen, und
an der hornigen Spitze derselben Insecten an-
spießen können.

[Seite 169]

1. †. Martius, der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo
.

Frisch tab. 34. fig. 1.

Nebst den folgenden Gattungen im mildern
Europa und nördlichen Asien.

2. †. Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.

Frisch tab. 35.

3. †. Maior. der große Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, occipite
rubro
.

Frisch tab. 36.

4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, vertice
rubro.

Frisch tab. 37.

9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acu-
minatum; lingua lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata; pedes scansorii
.

1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the
wryneck
.) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor.

Frisch tab. 38.

Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche
Heimath wie die vorgedachten Spechte.

10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu-
latum, teretiusculum, apice compresso,
mandibula superiore paullo longiore;
pedes ambulatorii
.

[Seite 170]

1. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle,
le torchepot
, Engl. the nut-hatch, the wood-
cracker
.) S. rectricibus nigris, lateralibus
quatuor infra apicem albis
.

Frisch tab. 39.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

11. Todvs. Rostrum subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi setis
patulis; pedes gressorii
.

1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green
sparrow
.) T. viridis, pectore rubro.

Im mittlern America.

2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, cor-
pore albo, cauda cuneata, rectricibus inter-
mediis longissimis
.

In Südafrica, auf Madagascar etc.

12. Alcedo. Rostrum trigonum, cras-
sum, rectum, longum; digitus versatilis
.

1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon. Fr. le
martin pecheur
, Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda
breui
.

Frisch tab. 223.

Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich
von Fischen. Vertrocknet (so wie auch der
Kreuzschnabel und vielleicht manche andere
Vögel mehr) nach dem Tode leicht, ohne in
Fäulniß überzugehen.

13. Merops. Rostrum curuatum compres-
sum, carinatum; pedes gressorii.

[Seite 171]

1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi
caerulescente, gula lutea, fascia tempo-
rali nigra
.

Frisch tab. 222.

Im südlichen Europa und mildern Asien.
Lebt von Insecten.

14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue-
xum, subcompressum, obtusiusculum,
pedes ambulatoii.

1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn.
(Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) U. crista
variegata.

Frisch tab. 43.

In Europa und Ostindien. Nährt sich von
Regenwürmern und mancherley Insecten. Nistet
in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles
anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men-
schenkoth*).

15. Certhia. Baumläufer. Rostrum
arcuatum, tenue, subtrigonum, acu-
tum; pedes ambulatorii
.

1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper,
Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim-
pereau
, Engl. the creeper.) C. grisea, subtus
alba, remigibus fuscis; rectricibus decem
.

Frisch tab. 39. fig. 1.

In Europa. Klettert fast wie die Spechte
an den Baumstämmen herum, um Insecten und
ihre Puppen zu suchen etc.

[Seite 172]

2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea,
tectricibus roseis, remigibus rectricibusque
fuscis, maculis alarum fuluis niueisque
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.

Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings
Größe, und lebt einsam im wärmern Europa.
Nahmentlich im C. Bern. In Deutschland ists
äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf
Thürmen etc.

3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus remigi-
busque nigris
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.

Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche
Einwohner mit den Federchen dieses kleine car-
moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen
Putz und andre Kleidungsstücke, Helme etc.
sogar ganze Mäntel etc. überziehen.

4. Sannio. C. olinacea, vertice subuiolaceo,
remigibus caudaque subfurcata fuscis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.

Auf Neu-Seeland.

16. Trochilvs*). Colibri, Honigsau-
ger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche.
Engl. humming bird.) Rostrum subulato-
filiforme longum. Mandibula inferiore
tubulata, superiore vaginante inferio-
rem. Lingua filis duobus coalitis tubu-
losa; pedes ambulatorii,
breuissimi.

[Seite 173]

Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt
weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht
bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich
bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste
von Patagonien.

A) Curuirostres (eigentliche Colibris.)

1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber,
rectricibus intermediis longissimis, capite
fusco, gula aurata vropygioque viridi
.

Edwards tab. 32.

In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.

B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)

2. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi
nitente, subtus albido; rectricibus laterali-
bus margine exteriore albis
.

Edwards tab. 105

Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge-
trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein
Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe
einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die
von einer Zuckererbse.

3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le
Rubis-topase
.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo
.

Seba. thes. tab. 37. fig. 1.

Stirn und Scheitel des Männchens glänzen
mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie
glühendes Gold.


IV. CORACES.

[Seite 174]

Die Vögel dieser Ordnung haben einen
starken, oben erhabenen Schnabel von mittel-
mäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben
theils von Getreide u.a. Pflanzensamen etc.
theils von Insecten, und auch von Aas; und
haben mehrentheils ein wilderndes, unschmack-
haftes Fleisch.

17. Buphaga. Rostrum rectum, subqua-
drangulare: mandibulis gibbis, integris,
extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu-
latorii.

1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the
beefeater
.)

Latham Vol. I. P. I. tab. 12.

In Senegambien etc.

18. Crotophaga. Rostrum compres-
sum, semiouatum, arcuatum, dorsato-
carinatum. Mandibula superiore margine
vtrinque angulata. Nares peruiae
.

1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the ra-
zor-billed blackbird
.) C. pedibus scansoriis.

Latham l. c. tab. 13.

In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen
sich zusammen halten und ein gemeinschaft-
liches Nest bauen, mit einander brüten etc.

[Seite 175]

19. Corvvs. Rostrum conuexum cultra-
tum, nares mystace tectae; pedes am-
bulatorii.

1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. corpore atronitente,
rostri apice subincuruo, cauda semirhombea
.

Frisch tab. 63.

Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge-
hends in beyden Welten. Hat einen überaus
scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge
Enten, selbst junge Hasen etc. schleppt auch an-
dere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.

2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor-
neille
, Engl. the carrion crow.) C. atro-
caerulescens totus, cauda rotundata: rectri-
cibus acutis
.

Buffon Vol. III. tab. 3.

3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka-
rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl.
the rook.) C. ater, fronte cinerascente,
cauda subrotunda
.

Frisch tab. 64.

In Europa. Vergütet den mäßigen Schaden
den sie der Saat thut durch die weit beträcht-
lichere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Enger-
linge, Grasraupen etc.

4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau-
benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl.
the hooded crow, royston crow.) C. cinera-
scens, capite iugullo alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 65.

In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die
Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut
doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.

[Seite 176]

5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite
incano, fronte alis caudaque nigris
.

Frisch tab. 67.

Im nordwestlichen Europa.

6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le
geai
. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum
caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque,
corpore ferrugineo variegato.

Frisch tab. 55.

Im mildern Europa.

7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le
casse noix
. Engl. the nut cracker.) C. fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris:
rectricibus apice albis: intermediis apice
detritis
.

Frisch tab. 56.

In der nördlichen Erde.

8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi
.

Frisch tab. 58.

In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd-
liches Thier für junges Meyergeflügel.

20. Coracias. Rostrum cultrarum,
apice incuruato, basi pennis denuda-
tum; pedes ambulatorii
.

1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl.
the roller.) C. caerulea, dorse rubro, re-
migibus nigris
.

Frisch tab. 57.

[Seite 177]

Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man-
deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.

21. Gracvla. Rostrum conuexo-cultra-
tum, basi nudiusculum. Lingua integra,
acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii
.

1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor
grakle
.) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flaua.

Buffon vol. III. tab. 25.

In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und
lernt leicht Worte nachsprechen.

2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata
.

Catesby vol. I. tab. 12.

In Nordamerica.

22. Paradisea*). Paradisvogel (ma-
nucodiatta
.) Rostrum basi plumis tomen-
tosis tectum. Pennae hypochondriorum
longiores. Rectrices duae superiores
singulares denudatae.

Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland,
[Seite 178] da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause
ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den
Molucken u.a. benachbarten Inseln streichen.
Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren,
die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien
als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser
Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die
leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln über-
haupt abzusprechen wagten*).

1. Apoda. (Fr. l'Emeraude.) P. brunnea pen-
nis hypochondriis luteis corpore longiori-
bus, rectricibus duabus intermediis longis
setaceis.

Edwards tab. 110.

23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite
breuius, cultratum, aduncum, margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii
.

1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus,
gula nigra
.

Edwards tab. 331.

In Guiana.

24. Bvcco Bartvogel. (Fr. barbu, Engl.
barbet.) Rostrum cultratum, lateraliter
compressum apice vtrinque emarginato,
incuruato, rictu infra oculos protenso
.

1. Atroflavus. B. niger, iugulo, pectore et
lineis supra-et infraorbitalibus luteis, ab-
domine griseo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.

In Sierra Liona.

[Seite 179]

25. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum.
Nares margine prominulae, Pedes
scansorii
.

1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni-
gricante albo-punctata
.

Frisch tab. 40. u.f.

In der nördlichen alten Welt; wo er aber
doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist.
Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes
Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt sie
einzeln in die Nester der Grasmücken und
Bachstelzen etc. zwischen dieser ihre eigenen Eyer,
da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt
dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merkwürdig
ist, daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser
so weit kleinern Vögel ihre, und daß sie auch
nicht länger als diese bebrütet zu werden
brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber
dagegen sehr schnell, und wirft die mit ihm zu-
gleich ausgebrüteten jungen Grasmücken aus
ihrem mütterlichen Nest. Sein Winteraufent-
halt ist noch nicht ganz zuverläßig bekannt.

2. Indicator. Der Honigkuckuck, Sengo, Mook.
C. cauda cuneiformi fusco- et albido-ma-
culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus
nigris
.

Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.

Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts,
hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit wel-
cher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste
Nahrung, aus den wilden Bienennester auf-
zusuchen weiß.

[Seite 180]

26. Oriolvs. Rostrum conicum, con-
vexum, acutissimum, rectum: mandi-
bula superiore paulo longiore, obsolete
emarginata; pedes ambulatorii
.

1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel,
der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le
loriot.
) O. luteus, pedibus nigris, rectrici-
bus exterioribus postice flauis.

Frisch tab. 31.

Hin und wieder in der alten Welt. Das
Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen
olivengrün. Macht sich ein künstliches, napf-
förmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen
befestigtes Nest.

2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the
black bird
.) O. niger, alarum tectricibus
coccineis
.

Catesby vol. I. tab. 13.

Im mildern Nordamerica. Hält sich gemei-
niglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula
quiscula.)

3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger.
dorso postico maculaque tectricum alarum
basique rectricum luteis
.

Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.

In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige
und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts,
ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und
Binsen*).

[Seite 181]

V. PASSERES.

Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel
von verschiedner Größe und Bildung. Sie
leben in Monogamie, nähren sich von Insecten
und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmack-
haftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.

27. Alavda. Rostrum cylindrico-subula-
tum, rectum, mandibulis aequalibus,
basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po-
sticus rectior digito longior
.

1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-
lark, sky-lark
.) A. rectricibus extimis
duabus extrorsum longitudinaliter albis:
intermediis inferiore latere ferrugineis
.

Frisch tab. 15. fig. 1.

Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich
wie Hühner und viele andere deßhalb so genannte
Scharrvögel (aues pulueratrices) im Sande.

2. †. Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche. (Fr. le cochevis) A. rectrici-
bus nigris: extimis duabus margine exte-
riori albis, capite cristato.

Frisch tab. 15. fig. 2.

In Deutschland und den benachbarten Ländern.

28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, an-
gulato-depressum, obtusiusculum: man-
dibula superiore integerrima, margini-
bus patentiusculis
.

[Seite 182]

1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, sterling.)
S. rostro flauescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis
.

Frisch tab. 217.

Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares
Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.

29. Tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, emar-
ginato
.

1. †. Visciuorus. Die Schnarre, Misteldros-
sel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine.
Engl. the missel bird, shrite.) T. dorso
fusco, collo maculis albis, rostro flauescente
.

Frisch tab. 15.

Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich
von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fort-
gepflanzt werden.

2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la
litorne, tourdelle
. Engl. the fieldfare.)
T. rectricibus nigris: extimis margine in-
teriore apice albicantibus, capite vropy-
gioque cano
.

Frisch tab. 26.

Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Krammets-) Beeren.

3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel. (Fr.
le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis
subtus ferrugineis, supercillis flauescentibus.

Frisch tab. 28.

Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit
Letten und faulem Holze aus; und da letzteres
[Seite 183] theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht
so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung
der Alten, von einer aue hercynica noctu
lucente
gegeben haben.

4. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle,
song thrush
.) T. remigibus basi interiore
ferrugineis.

Frisch tab. 27.

Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vo-
rigen. Zuweilen findet sich eine weißgraue
Spielart von ihr.

5. Polyglottus. die americanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock-
bird
.) T. fusco-cinereus, subtus albidus,
maculis verticis, alarum et caudae candidis
.

Catesby vol. I. tab. 27.

In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Ahmt anderer Vögel Stimme leicht und täu-
schend nach.

6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau-
daque nigris, occipite cristato.

Edwards tab. 20.

Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt
unzählige Zugheuschrecken.

7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T.
ater, rostro palpebrisque flauis.

Frisch tab. 29.

Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt
sich von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich
treues Gedächtniß.

[Seite 184]

30. Ampelis. Rostrum rectum, conue-
xum: mandibula superiore longiore, sub-
incuruata, vtrinque emarginata
.

1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur
de Boheme
. Engl. the bohemian chatterer.)
A. occipite cristato: remigum secundario-
rum
apice coccineo lanceolato.

Frisch tab. 32.

Im nördlichsten Europa, kommt aber in man-
chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutsch-
land: zumahl auf den Harz.

31. Loxia. Rostrum conico-gibbum;
frontis basi rotundatum; mandibula in-
ferior margine laterali inflexa.

1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld-
apple
.) L. rostro forsicato.

Frisch tab. II. fig. 3. 4.

In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde.
Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.

2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch-
fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.)
L. linea alarum alba, remigibus mediis
apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore
baseos nigris
.

Frisch tab. 4. fig. 2. 3.

Hin und wieder in Europa.

3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie-
big, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil.
Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris,
[Seite 185] tectricibus caudae remigumque posticarum
albis
.

Frisch tab. 2. fig. 1. 2.

In der nördlichern alten Welt. Beyde Ge-
schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst
einander accompagniren, und sogar Worte
aussprechen.

4. Gregaria. L. ex griseo flauescens, fronte
oliuacea, nucha, humeris, alis et cauda
fuscis
.

Paterson's journeys pag. 133.

Am Cap, wo Herden von mehreren hunder-
ten ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen
bauen, und das wunderbare Gebäude mit einem
gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.

5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture fla-
vis, fascia oculari viridi, abdomine griseo,
rostro, pedibus, cauda remigibusque nigris
.

Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.

Ebenfalls am Cap. Bauet auch eins der wun-
dersamsten Nester, am Wasser, fast retortenför-
mig mit einer abwärts hängenden Nebenröhre
zum Ein- und Ausflug, deren Mündung nahe
über der Wasserfläche zu hängen kommt.

6. Cardinalis. der indianische Haubenfink,
die virginische Nachtigall. (Engl. the red-
bird
.) L. cristata rubra, capistro nigro,
rostro pedibusque sanguineis
.

Frisch tab. 4. fig. 1.

In Nordamerica, wird wegen seines rothen
Gefieders und seines Gesanges häufig nach
Europa gebracht.

7. †. Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwarz, die Zwuntsche. (anthus,
[Seite 186] florus.
Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.)
L. flauicanti-virens, remigibus primoribus
antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis
.

Frisch tab. 2. fig. 3. 4.

Hin und wieder in Europa.

32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni-
cum, mandibulae basi deorsum a se in-
vicem discedentes: inferiore lateribus
inflexo-coarctata, superiore angustiore
.

1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the
snow bunting
.) E. remigibus albis, primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris,
lateralibus tribus albis
.

Frisch tab. 6. fig. 1. 2.

In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum
Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber
zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen
sehen läßt.

2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le
proyer
. Engl. the bunting.) E. grisea,
subtus nigro maculata, orbitis rufis
.

Frisch tab. 6. tab. 4.

Meist durch ganz Europa.

3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, windsche Goldammer. E.
remigibus nigris, primis tribus margine
albidis: rectricibus nigris, lateribus dua-
bus extrorsum nigris
.

Frisch tab. 5. fig. 3. 4.

In den wärmern Gegenden von Europa und
dem benachbarten Asien.

[Seite 187]

4. †. Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the
yellow kammer
.) E. rectricibus nigrican-
tibus: extimis duabus latere interiore ma-
cula alba acuta
.

Frisch tab. 5. fig. 1. 2.

Meist durch ganz Europa.

5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorso-
que spadiceis, crisso albido, rectricibus
duabus vtrinque extimis fascia obliqua alba.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à
collier d'or
. Engl. the whidah bird.) E.
fusca, pectore rubro, rectricibus interme-
diis quatuor elongatis acuminatis: duabus
longissimis, rostro rubro
.

Edwards tab. 86.

Hat den englischen, nachher in andern Spra-
chen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen
von seiner Heimath, dem Königreich Whydah
(oder Judah) auf der guineischen Küste.

33. Tanagra. Rostrum conicum, acu-
minatum, emarginatum, basi subtrigo-
num, apice decliue
.

1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec
d'argent
, Engl. the red-breasted blackbird.)
T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.

Edwards tab. 267.

In Westindien und dem benachbarten America.

34. Fringilla. Fink. Rostrum coni-
cum rectum acuminatum.

[Seite 188]

1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink,
Rothfink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl.
the Chaffinch.) F. artubus nigris, remigibus
vtrinque albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus duabus oblique albis.

Frisch tab. 1. fig. 1. 2.

In Europa und Africa; hat mannigfaltigen
Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier
von sechs oder mehr Meilen in die Runde über-
ein, und in benachbarten Gegenden wieder an-
ders schlagen.

2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink,
Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr.
le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.)
F. alarum basi subtus flauissima.

Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.

Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die
Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen
Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.

3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle.)
F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda-
riis tectricibusque albis.

Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.

Auf dem Caucasus, und in den europäischen
Alpen.

4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret. Engl. the goldfinch, the
thistlefinch
.) F. fronte et gula coccineis,
remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua-
bus extimis medio, reliquisque apice albis.

Frisch tab. 1. fig. 3. 4.

Fast durch ganz Europa und in den benachbar-
ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit
der Canarien-Sie schöne Bastarde*).

[Seite 189]

5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad
finch
.) F. fusca rufescensque albo punctata.

Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.

In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man
behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen,
die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht
bestätigt gefunden.

6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker-
vöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro
albido, corpore subfusco, pectore flauescente,
rectricibus remigibusque virescentibus
.

Frisch tab. 12. fig. 1-4.

Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den canarischen Inseln zuerst nach
Europa gebracht worden zu seyn; ist aber seit-
dem daselbst in mancherley Varietäten ausge-
artet. Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlich-
grau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind
besonders die mit der Holle oder Federbüschchen
auf dem Kopfe (so genannte Rapp-Vögel),
und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.

7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri-
nus, acanthis.
Fr. le tarin. Engl. the
siskin
.) F. remigibus medio luteis: primis
quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis,
apice nigris
.

Frisch tab. 11. fig. 1. 2.

Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und
Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein
Nest selten gefunden wird*).

[Seite 190]

8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet
.) F. remigibus primoribus rectrici-
busque nigris, vtroque margine albis
.

Frisch tab. 9. fig. 1. 2.

In Europa und Nordamerica.

9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs-
fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin.
Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri-
cibusque fuscis, margine obsolete pallido,
litura alarum albida
.

Frisch tab. 10. fig. 3. 4.

In der ganzen nördlichen Erde.

10. †. Domestica. der Sperling, Spatz.
passer. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.)
F. remigibus rectricibusque fuscis, gula
nigra, temporibus ferrugineis
.

In ganz Europa und den benachbarten Län-
dern der übrigen alten Welt fast allgemein ver-
breitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegen-
den, wie z.B. an manchen Orten in Thüringen
(und zwar auch an solchen, wo es doch weder
an Laubholz noch Obststämmen etc. fehlt) nicht
findet. Er brütet vier Mahl im Jahre.
Freylich für Gärten und Feld in schädliches
Thier, das aber doch auch unzähliges Un-
geziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz
weiße Sperlinge.

35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche. Engl.
flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin-
que emarginatum, apice incuruo;
vi-
brissae
patentes versus fauces.

[Seite 191]

1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra subtus frontisque macula alarumque
speculo albis, rectribus lateralibus extus
albis
.

Frisch tab. 24. fig. 1.

Hin und wieder in Europa.

36. Motacilla. Rostrum subulatum
rectum: mandibulis subaequalibus
.

1. †. Luscinia. Nachtigall. (Fr. le rossignol.
Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea,
armillis cinereis
.

Frisch tab. 21. fig. 1. 2.

In den mildern Erdstrichen von Europa und
Asien. Kommt im April in unsern Gegenden
an. Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von
uns, man weiß noch nicht gewiß, wohin; we-
nigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.

2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la sauvette.
Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca
subtus albida, rectricibus fuscis: extima
margine tenuiore alba
.

Frisch tab. 21 fig. 3.

Im mildern Europa.

3. †. Ficedula. die Beecafige. M. subfusca,
subtus alba, pettore cinereo maculato
.

Frisch tab 22 fig. 3. 4.

Im mildern und wärmern Europa, zumahl
auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres
schmackhaften Fleisches weit verführt wird.

4. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze,
das Ackermännchen. (Fr. la lavandiere.
Engl. the white waterwagtail.) M. pectore
[Seite 192] nigro, rectricibus duabus lateralibus dimi-
diato-oblique albis
.

Frisch tab. 23. fig. 4.

Meist in der ganzen alten Welt.

5. Calliope. M. mustelina, oliuaceo-macu-
lata, subtus ex flauescente alba, gula
miniata, linea alba nigraque cincta, loris
nigris, superciliis albis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.

In Sibirien, bis Kamtschatka.

6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the
black-cap
.) M. testacea, subtus cinerea,
pileo obscuro
.

Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.

Im mildern Europa.

7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr.
le rossignol de muraille. Engl. the redstart.)
M. gula nigra, abdomine caudaque rufis.
capite dorsoque cano
.

Frisch tab. 19. fig. 1.

Hat meist gleiches Vaterland mit der Nach-
tigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit
mit ihr.

8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr.
le rougegorge. Engl. the red breast.) M.
grisea, gula pectoreque ferrugineis
.

Frisch tab. 19. fig. 2.

Meist in ganz Europa. Bleibt auch über
Winter bey uns.

9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig.
[Seite 193] (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro
cinereoque vndulatis
.

Frisch tab. 24. fig. 3.

In der nördlichern Erde. Macht sich ein be-
decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*),
und legt zahlreiche Eyer.

10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet
.) M. remigibus secundariis exteriori
margine flauis, medio albis, crista verti-
cali crocea
.

Frisch tab. 24. fig. 4.

Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der
kleinste europäische Vogel.

11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota
pallide lutea
.

J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.

In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er
sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er
einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten
Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß
dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet
wird, die er mit Flaumen etc. ausfuttert.

37. Pipra. Manakin. Rostrum capite
breuius, basi subtrigonum integerrimum,
apice incuruum. Pedes gressorii
.

1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista
erecta margine purpurea, corpore croceo,
tectricibus rectricum truncatis
.

Edwards tab. 264.

In Guiana etc.

[Seite 194]

38. Parvs. Meise. (Fr. mesange, Engl.
titmouse.) Rostrum integerrimum, basi
setis tectum
.

1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise.
(Fr. la charbonniere, Engl. the great tit-
mouse
.) P. capite nigro, temporibus albis,
nucha lutea
.

Frisch tab. 13. fig. 1. 2.

Meist durch die ganze alte Welt. Ein mu-
thiges Thier, das weit größere Vögel anfällt,
andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt etc.
Man hat bey dieser und andern über Winter
bey uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts
angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels
weit härter wird als im Sommer, das ihnen
beym Auspicken ihres Futters aus dem gefror-
nen Erdreich zu passe kommt.

2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la
mesange bleue
. Engl. the nun.) P. remigi-
bus caerulescentibus: primoribus margine
exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo
.

Frisch tab. 14. fig. 1.

Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr
ein unzählige Insecten.

3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à
longue queue
. Engl. the longtailed titmouse.)
P. vertice albo, cauda corpore longiore.

Frisch tab. 14. fig. 3.

In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer,
baut sich ein sackförmiges Nest*) von Moos,
[Seite 195] Wolle etc. und bekleidet es von außen mit den
nähmlichen Baumkrätzen u.a. Moosen, womit
der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt,
bewachsen ist.

4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der
indianische Sperling. (Fr. le moustache.
Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano,
cauda corpore longiore, capite barbato
.

Frisch tab. 8. fig. 3.

Im nordwestlichen Europa, England etc.

5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la
mesange de Pologne
.) P. capite subferrugi-
neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri-
cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo
.

J. D. Titii parus minimus Remiz de-
scriptus
. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.

Hin und wieder in Ober-Italien, Polen,
Sibirien etc. Baut sich ein beutelförmiges Nest
von Pappelwolle etc. das sie an einem dünnen
Aste aufhängt.

39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum
minimum incuruum, subulatum, basi
depressum
.

Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von
den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey der
bekannten Streitfrage über den Winteraufenthalt
unserer hieländischen Schwalben, zumahl der
beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem,
was darüber geschrieben worden, noch manches
nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den
[Seite 196] für die eine*) oder für die andere**) Behaup-
tung angeführten Erfahrungen, die Gattungen,
an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt
genug angegeben sind. Im ganzen hat doch aber
immer das Wegziehen derselben nach wärmern
Gegenden bey weiten die größte Wahrschein-
lichkeit für sich.

1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée
. Engl. the house-swal-
low, chimney-swallow
.) H. rectricibus, ex-
ceptis duabus intermediis macula alba notatis
.

Frisch tab. 18. fig. 1.

Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet-
sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser
und der folgenden Gattung sind bey den Syste-
matikern auf das seltsamste vermengt und verwech-
selt worden. Hier diese, mit den nackten unbefie-
derten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern,
heißt füglich die Stadtschwalbe, da sie öfter
als die folgende in den Städten sich findet.
Sie baut ihr offenes Nest (– das oft von
Wanzen wimmelt –) an die Dachgiebel, Ställe,
Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären
und unter die Rauchfänge.

[Seite 197]

2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe.
(hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de
muraille, le martinet à cul blanc
. Engl.
the martin.) H. pedibus hirsutis, rectrici-
bus immaculatis, dorso nigro caerulescente,
tota subtus alba
.

Frisch tab. 17. fig. 2.

Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist
auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm
Dache, an den Kirchfenstern etc. Macht ihr Nest
aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.

3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sand-
martin, shore bird
.) H. cinerea, gula ab-
domineque albis
.

Frisch tab. 18. fig. 2.

Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand-
hügeln etc.

4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis
.

Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den
sundaischen u.a. Inseln des indischen Archipe-
lagus bis Neu-Guinea etc. Baut da in die Ufer-
löcher und Berghöhlen die berufenen indiani-
schen oder Tunkinsuester, deren Stoff der Hau-
senblase ähnelt und vermuthlich aus halbver-
dauten, dadurch für Fäulung gesicherten und so
regurgitirten molluscis besteht. Man sammelt
jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die
größtentheils nach Schina verkauft werden.

5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Stein-
schwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwalbe.
(Fr. le martinet. Engl. the black martin,
[Seite 198] swift.) H. nigricans, gula alba, digitis
omnibus quatuor anticis
.

Frisch tab. 17. fig. 1.

In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.

40. Caprimvlgvs. Rostrum modice
incuruum, minimum, subulatum, basi
depressum; vibrissae ciliares. Rictus
amplissimus; vnguis intermedius intror-
sum ciliatus
.

1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe,
Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent.
Engl. the goatsucker, night-raven.) C. na-
rium tubis obsoletis
.

Frisch tab. 101.

In der alten Welt. Ein animal nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören
läßt. Es lebt von Insecten, besonders von
Nachtfaltern etc. und die alte Sage, daß es den
Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.


VI. GALLINAE.

Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße und einen convexen Schnabel, der an
der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen
ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten
über die untere tritt. Sie nähren sich meist
von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein-
weichen, leben in Polygamie, legen zahlreiche
Eyer, und geben das mehreste Hausgeflügel.

[Seite 199]

41. Columba. Taube. (Fr. und Engl.
pigeon.) Rostrum rectum versus apicem
descendens
.

a) Cauda aequali modica.

1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl.
the stock dove.) C. caerulescens, cervice
viridi nitente, dorso postico albo, fascia
alarum apiceque caudae nigricante.

Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im
Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die
in mildern Erdstrichen hingegen überwintern
scharenweise in Felsen-Klüften, kohlen Bäu-
men etc. Das wilde Weibchen brütet zwey
Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen neun
bis zehn Mahl, so daß man von einem einzi-
gen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben
ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abarten
(wovon doch manche für besondere Gattungen
angesehen werden) sind folgende:

a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pi-
geon pattu
, Engl. the rough-footed dove.)
mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.

b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand-
gosier
, Engl. the cropper pigeon.) mit
theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.

c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon
cravate, à gorge frisée
. Engl. the turbit.)
mit krausen Brustfedern und ganz kurzem
Schnabel. Frisch tab. 147.

d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon
culbutant
, Engl. the tumbler.) mit glat-
[Seite 200] tem Kopf und einem kahlen rothen Augen-
ring: überschlägt sich im steigenden Fluge.
Frisch tab. 148.

e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube.
(Fr. le pigeon nonain, Engl. the jacobine.)
mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche.
Frisch tab. 159.

f) laticauda, die Pfauentaube, der Hü-
nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl.
the shaker.) mit aufrechtem, ausgebreitetem
Schwanze. Frisch tab. 151.

g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube,
türkische Taube. (Fr. le pigeon messager,
Engl. the carrier pigeon.) mit rothen
Fleischwarzen um den Schnabel und die Au-
gen herum. Diese Taubenart hat ihren
Nahmen daher, weil man sich ihrer vorzüg-
lich ehedem in der Levante bediente, um
Briefe zu überschicken*).

2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta,
humeris ferrugineis
.

Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.

Zumahl auf Neu-Guinea und den Mo-
lucken etc. Fast von der Größe des welschen Hahns.

3. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier,
Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice
atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo vtrinque albo
.

Frisch tab. 138.

Meist in ganz Europa.

[Seite 201]

4. † Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tour-
terelle
, Engl. the turtle-dove.) C. rectri-
cibus apice albis, dorso griseo, pectore
incarnato, macula laterali colli nigra lineo-
lis albis
.

Frisch tab. 140.

In den warmen und mildern Gegenden der
alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit
und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertrei-
bungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor
andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.

5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle
à collier
, Engl. the indian turtle.) C. supra
lutescens lunula ceruicali nigra
.

Frisch tab. 141.

Im mildern Europa und in Ostindien.

b) Cauda longiore cuneata.

6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de-
nudatis sanguineis, pectore ruso
.

Frisch tab. 142.

Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit
ihrer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung
der dasigen Indianer aus, die auch Tausende
derselben räuchern und dörren.

42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope
oculos nuda, papillosa
.

1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille,
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor-
pore griseo maculato, superciliis albis,
rectricum margine lunulaque ferruginea
.

Frisch tab. 117.

Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel,
der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge
sehen läßt.

[Seite 202]

2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
subfusco.

Frisch tab. 114.

Im mittlern Europa und in den mildern Ge-
genden des asiatischen Rußlands.

3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta-
velle
.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque
sanguineis, gula alba cincta fascia nigra
albo punctata
.

Daubenton planch. enlum. 231.

Im südlichen Europa und Orient. Wird auf
den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel
gehalten.

4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.)
T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis
punctis nigris fascia nigra: exceptis inter-
mediis duabus
.

Buffon vol. II. tab. 7.

Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt-
lern Europa.

5. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr.
la gelinote blanche. Engl. the white game.)
T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis: intermediis albis
.

Frisch tab. 110. 111.

In den alpinischen und nördlichsten Gegenden
der alten und neuen Welt. Ist im Sommer
von grauer Farbe. Nahmentlich ein überaus
wichtiges Thier für die europäischen Colonisten
in Labrador und Grönland.

[Seite 203]

6. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit te-
tras
, Engl. the black cock.) T. pedibus
hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secun-
dariis basin versus albis.

Frisch tab. 109.

In der nördlichern alten Welt.

7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq
de bruyere, tetras
. Engl. the cock of the
wood
.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun-
data, axillis albis
.

Frisch tab. 107. 108.

Im nördlichern Europa, hat ein äußerst
scharfes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und
oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halse.

43. Nvmida. Caput cornutum, collum
compressum coloratum: palearia carun-
culacea ad latera maxillae vtriusque
.

1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in-
structo nares recipiente
.

Frisch tab. 126.

In Africa einheimisch, aber auch längst nach
Europa und viele Gegenden von America
verpflanzt.

44. Phasianvs. Genae cute nuda lae-
vigata
.

1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq,
Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa
verticis geminaque gulae, auribus nudis,
cauda compressa ascendente
.

Die vermuthliche wilde Stammrasse*) ist in
Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe;
[Seite 204] und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen
an den Spitzen der Hals- und Flügelfedern
aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des
Seidenschwanzes ähneln). Der Haushahn hin-
gegen ist meist über die ganze Erde verbreitet.
Doch ist er erst durch die Spanier nach America
gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee
bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon
vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der
Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmah-
ligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der
ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte
längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes
Volksschauspiel.

Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser
Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend-
sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils
in wahre zum erblichen Schlag gewordene Mon-
strositäten*); sowohl per defectum (– s. oben
S. 22 –), wie der ungeschwänzte Kluthahn;
als per excessum (– a. a. O. –), wie z.B.
mit 5 oder gar 6 Zehen**).

Unter den übrigen Abarten verdienen besonders
bemerkt zu werden:

[Seite 205]

a) der Paduanerhahn, wohl noch einmahl
so groß als der gemeine Haushahn.

b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum
halb so groß als der gemeine.

c) Der Strupphahn krause Hahn, frieslän-
dische Hahn, mit krausen auswärts ge-
krümmten Federn.

d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc.
Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,
daher die Fabel von Bastarden, die von Ka-
ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten,
entstanden ist.

e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor-
gebirge, wo auch noch andere Vögelarten
diese Sonderbarkeit haben sollen.

2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl.
the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata, genis
papillosis
.

Frisch. tab. 123.

Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min-
grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa gebracht haben sollen.

3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta-
tus et undulatus, remigum
11 interiorum
latere exteriore ocellato, genis nudis,
occipite nigro subcristato, rectricibus 2 in-
termediis longissimis
.

Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.

In seiner Art wohl das wunderschönste pracht-
vollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind
die großen Augen auf den innern Schwungfedern
unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam
[Seite 206] ein Lichtpunkt aufgesetzt etc; Mißt vom Schnabel
zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den
beyden folgender. Gattungen zumahl in Schina
zu Hause.

4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flaua,
pectore coccineo, remigibus secundariis
caeruleis, cauda cuneata
.

Edwards tab. 68. 69.

Bey dieser und nächstfolgenden Gattung
zeichnen sich die erwachsenen Männchen durch
die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.

5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata
.

Edwards tab. 66.

45. Crax. Rostrum basi cera obductum
in vtraque mandibula. Pennae caput
tegentes reuolutae
.

1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore
nigro, ventre albo
.

Buffon Vol. II. tab. 13.

In Guiana etc.

46. Meleagris. Caput carunculis spon-
giosis tectum, gula caruncula membra-
nacea longitudinali
.

1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche
Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon,
Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.

Im mittlern und nördlichern America, wo er
in großen Herden zu hunderten auf Bäumen
lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge-
bracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten
wird, und in mancherley Varietäten von weißer
u.a. Farben ausgeartet ist.

[Seite 207]

47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae
.

1. †. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon, Engl.
the peacock.) P. capite crista compressa, cal-
caribus solitariis
.

Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu-
ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich
vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner
Schwanz- oder vielmehr Rücken-Federn aus.
Unter den Spielarten ist die weiße gewöhnlichste.

48. Otis. Rostrum mandibula superiore
fornicata: pedes cursorii
.

1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde,
Engl. the bustard.) O. maris capite iugu-
loque vtrinque cristato
.

Frisch tab. 106. u. f.

Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen
wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn
am Halse einen weiten verborgenen Sack, der
sich unter der Zunge öffnet.


VII. STRVTHIONES.

Große Landvögel, mit freyen unverbunde-
nen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten
Flügeln ohne Schwungfedern.

49. Strvthio. Rostrum subconicum,
pedes cursorii
.

[Seite 208]

1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche,
Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis,
digito exteriore paruo mutico, spinis ala-
rum binis
.

Latham Vol. III. P. I. tab. 71.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.

Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von
acht Fuß und darüber erreicht, und außer Africa
nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermö-
gen zum Flug wird bey ihm durch die aus-
nehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*).
Vorzüglich wird er durch seine Federn schätzbar.

2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi-
bus tridactylis, galea palearibusque nudis,
remigibus
spinosis.

Latham l. c. tab. 72.

In Ostindien. Hat große Stärke in seiner
mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und
ähneln Pferdehaaren, und es entspringen immer
zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaft-
lichen Kiele.

Eine dem Casuar ähnliche Gattung, der so ge-
nannte amerikanische Straus (struthio rhea)
ist in Chili zu Hause: – und eine noch andere
neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Süd-
wallis entdeckt worden.

50. Didvs. Rostrum medio coarctatum
rugis duabus transuersis: vtraque man-
dibula inflexo apice; facies vltra ocu-
los nuda
.

[Seite 209]

1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula-
toriis, cauda breuissima, pennis incuruis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.

Ehedem auf Ile de France und Bourbon. –
Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel,
der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung
angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht
mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da
er das schwerleibigste, langsamste Thier der
ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und
doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig
Nutzen war*).


So weit die Landvögel. Nun die Was-
servögel in II. Ordnungen.

VIII. GRALLAE.

Diese, die Sumpfvögel, haben einen
walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge,
lange Füße, und auch mehrentheils seinen lan-
gen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten
sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben
meist von Amphibien, Fischen, Insecten und
Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der
Erde oder im Schilf, und werden großentheils
[Seite 210] durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und
durch ihre Eyer nutzbar.

51. Phoenicoptervs. Rostrum de-
nudatum, infracto-incuruatum, denti-
culatum, pedes tetradactyli
.

1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre.
P. ruber, remigibus nigris.

Catesby vol. I. tab. 73 sq.

In Seegegenden der wärmern Erdstriche bey-
der Welten. Wird bey einem mäßig großen
Körper, aber ganz auffallend langem Halse und
Beinen, wohl mannshoch.

52. Platalea. Rostrum planiusculum;
apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati
.

1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel-
reiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon-
bill
.) P. corpore albo, gula nigra, occi-
pite subcristato
.

Frisch tab. 200. u. f.

Hin und wieder, zumahl in der westlichen
alten Welt.

53. Palamedea. Rostrum conicum,
mandibula superiore adunca. Pedes te-
tradactyli, fissi
.

1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis
bispinosis, fronteque cornuta
.

Latham Vol. III. P. I. tab. 74.

In den Savannen des östlichen Süd-America.

[Seite 211]

54. Mycteria. Rostrum subadscen-
dens, acutum: mandibula superiore
triquetra; inferiore trigona acuminata
adscendente; frons calua: nares linea-
res: pedes tetradactyli
.

1. Americana. (Jabiru, Touyouyou. Fr. la
cicogne du Bresil
.)

Latham l. c. tab. 26.

Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.

55. Cancroma. Rostrum gibbosum:
mandibula superiore cymbae resupinatae
forma
.

1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-
bill
.) C. ventre rufescente.

Latham l. c. tab. 26.

Ebenfalls in Brasilien etc.

56. Ardea. Rostrum rectum, acutum,
longum, subcompressum; pedes tetra-
dactyli
.

1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the crane.) A. occipite nudo papilloso,
corpore cinereo, alis extus testaceis
.

Frisch tab. 194.

In der nördlichen alten Welt.

2. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne,
Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis re-
migibusque nigris: rostro, pedibus cuteque
sanguineis
.

In den mildern Gegenden fast der ganzen
alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphi-
bien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze
[Seite 212] Ketten junge Rebhühner u.s.w. schleppt auch
nicht selten Leinewand, Garn etc. ins Nest, um
es weich auszufuttern.

3. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr.
und Engl. heron.) A. occipite crista nigra
dependente, corpore cinereo, collo subtus,
linea fasciaque pectorali nigris
.

Frisch tab. 199.

Fast durchgehends in beyden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten
auf hohen Bäumen, Eichen etc.*).

4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri-
stato, corpore albo, rostro nigro, loris
pedibusque virescentibus
.

Buffon T. VII. tab. 20.

Zumahl in Persien etc. Mit den kostbaren
langen, silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.

5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite
laeuiusculo, supra testacea, maculis transver-
sis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis
.

Frisch tab. 205.

In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.

57. Tantalvs. Rostrum longum, subu-
latum, teretiusculum, subarcuatum. sa-
cies nuda vltra oculos: pedes tetra-
dactyli, basi palmati
.

[Seite 213]

1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu-
menius
ibis Cuvier.) T. albus, remigum
apicibus, rostro et pedibus nigris, remigi-
bus secundariis elongatis nigro-violaceis
.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 35.

Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den
dasigen alten Denkmählern verewigte, und so
wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu-
mien bereitete*) und in besondern Gewölbern in
größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens
in Nieder-Aegypten ziemlich seltene Thier**).

Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem
auch in Europa und selbst im südlichen Deutsch-
land vorkommenden Tantalus falcinellus einer-
ley zu seyn.

58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te-
retiusculum, obtusum, capite longius,
facies tecta, pedes tetradactyli, postico
pluribus articulis insistente
.

[Seite 214]

1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse
. Engl. the woodcock.) S. rostro basi
rufescente, pedibus cinereis, femoribus
tectis, fascia capitis nigra
.

Frisch tab. 226. u. f.

In den wärmern Gegenden der nördlichern
alten Welt.

2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen.
(Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro
recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis
lineis fuscis quaternis
.

Frisch tab. 229.

Fast durchgehends in der nördlichern Erde.

59. Tringa. Rostrum teretiusculum
longitudine capitis, digito postico vniar-
ticulato, a terra eleuato
.

1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de
mer
. Engl. the ruff.) T. rostro pedibus-
que rubris, rectricibus tribus lateralibus im-
maculatis, facie papillis granulatis carneis
.

Frisch tab. 232. u. f.

In der nördlichen alten Welt. Hat seinen
Nahmen von der Streitbarkeit, wir welcher die
Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.

2. †. Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le
vanneau
. Engl. the lapwing.) T. pedibus
rubris, crista dependente, pectore nigro
.

Frisch tab. 213.

Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.

[Seite 215]

60. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr.
pluvier, Engl. plover.) Rostrum teretiuscu-
lum, obtusum. Nares lineares. Pedes
cursorii, tridactyli
.

1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier
. Engl. the sea-lark.) C. pectore
nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver-
tice fusco, pedibus luteis
.

Frisch tab. 214.

Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen
Erde, nahmentlich auch auf den Sandwich-Inseln.

61. Recvrvirostra. Säbelschnäbler.
Rostrum depresso planum, subulatum,
recuruatum, acuminatum,
apice flexili.
Pedes palmati, tridactyli.

1. † Avosetta. R. albo nigroque varia.

Buffon vol. VIII. tab. 38.

In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und
Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts
gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.

62. Haematopvs. Rostrum compres-
sum, apice cuneo aequali: pedes cur-
sorii tridactyli
.

1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann,
die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the
sea-pie, pied oyster-catcher
.) H. rostro
pedibusque rubris
.

Latham Vol. III. P. I. tab. 84.

Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.

[Seite 216]

63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula superiore margine
supra inferiorem fornicata
; frons calua,
pedes tetradactyli, subpinnati.

1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la
foulque, morelle
. Engl. the coot.) F. fronte
incarnata, armillis luteis, corpore nigricante
.

Frisch tab. 209.

In der mildern nördlichen Erde.

64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu-
siusculum. Nares ouatae in medio rostri.
Frons carunculata, carunculis lobatis.
Alulae spinosae
.

1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P.
vnguibus posticis longissimis, pedibus viri-
descentibus
.

Buffon vol. VIII. tab. 16.

In Westindien, Brasilien etc.

65. Rallvs. Rostrum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem versus,
aequale, acutum, pedes tetradactyli, fissi
.

1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr.
le râle de genet. Engl. the rail, daker-
hen
.) R. alis rufo-ferrugineis.

Frisch tab. 210.

In den mildern Gegenden der alten Welt.
Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage,
als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.

[Seite 217]

66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni-
cum, conuexum, acutiusculum, mandi-
bula superiore longiore. Nares ouatae,
patulae. Pedes tetradactyli, fissi
.

1. Crepitans. die Trompete, der Agami,
Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P.
nigra, pectore columbino
.

Latham Vol. II. P. II. tab. 68.

In Süd-America, vorzüglich häufig am
Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre
und ihrem Herrn zugethan.


IX. ANSERES.

Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr
nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern
sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen
sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in
ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey
den mehresten mit einer ausnehmend nerven-
reichen Haut überzogen. (– s. oben S. 145. –)
Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen
stacheligen Gaumen, und bey vielen von ihnen
haben die Männchen vorn an der Luftröhre
eine besondere knorpelige oder knöcherne Kapsel.
Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein
Wasser annimmt, halten sich an den Ufern
des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf In-
seln, Klippen, im Schilf etc. auf, und leben
[Seite 218] mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei-
stens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber,
besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Fe-
dern etc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.

67. Rhinchops. Rostrum rectum, man-
dibula superiore multo breuiore; infe-
riore apice truncata
.

1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the
sea-crow, cut-water
.) R. nigricans, sub-
tus alba, rostro basi rubro
.

Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.

In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer
als der untere und dieser liegt in jenem, gleich-
sam wie ein eingeschlagenes Taschenmesser.

68. Sterna. Rostrum edentulum, su-
bulatum, subrectum, acutum, compres-
siusculum. Nares lineares, ad basin
rostri
.

1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.)
S. corpore nigro, fronte albicante, super-
ciliis atris
.

Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.

In allen Meeren zwischen den beyden Wende-
zirkeln.

2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the sil-
ver-bird
.) S. cauda forficata: rectricibus
duabus extimis albo nigroque dimidiatis
.

Frisch tab. 119.

An der ganzen nördlichsten Erde.

[Seite 219]

69. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden-
tulum, subulatum, rectum, acumina-
tum, pedes compedes
.

1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl.
the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tri-
dactylis, corpore atro, rectricibus alarum
albis
.

Frisch tab. 185.

Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.

2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore
fusco, pectore abdomineque niueo, remi-
gibus secundariis extremo apice albis
.

Frisch tab. 185.

An den Seeküsten der nördlichen Erde.

3. †. Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite laeui,
palpebra inferiore lutea, macula ala-
rum alba
.

Edwards tab. 360. fig. 2.

Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so
wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen etc.
verarbeitet.

70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl.
gull.) Rostrum edentulum, rectum, cul-
tratum, apice subadunco. Mandibula
inferior infra apicem gibba
.

Meist an den Küsten der nördlichen Erde,
doch finden sich auch welche auf der Südsee und
zwar theils in ungeheueren Scharen.

1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. al-
bicans, dorso canescente, rectricum apici
-
[Seite 220] bus, excepto extremo, nigris, pedibus
tridactylis
.

Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.

Am nördlichen Ocean.

71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina-
tum, denticulatum. Facies tecta, pedes
palmati omnibus digitis connexis
.

1. Anhinga. P. ventre albo.

Willoughby tab. 72.

In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe
einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse,
den das Thier spiralförmig zusammen rollen und
so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen
will, los schnellen soll.

72. Phaëthon. Rostrum cultratum,
rectum, acuminatum, fauce pone ro-
strum hiante. Digitus posticus antror-
sum versus
.

1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille-
en-queue
. Engl. the tropic-bird.) P. rectri-
cibus duabus longissimis, rostro serrato, pe-
dibus aequilibribus: digito postico connexo
.

Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.

An der offenbaren See, zwischen den beyden
Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegen-
den Fischen.

73. Procellaria. Rostrum edentu-
lum, subcompressum: mandibulis aequa-
libus; superiore apice adunco; inferiore
apice compresso-canaliculato. Pedes
vngue postico sessili absque digito
.

[Seite 221]

1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempest-
bird, stormfinch, mother cary's chicken
.)
P. nigra, vropygio albo.

Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.

Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean.
Meist in offener freyer See fern vom Lande auf
Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich
als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an,
wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet.
Die Einwohner der Färber bedienen sich seiner
statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht
durch den Körper ziehen und anbrennen, da
dann die Flamme von dem vielen Fette, das
allmählich hinein zieht, lange Zeit unterhal-
ten wird.

74. Diomedea. Rostrum rectum: ma-
xilla superiore apice adunca; inferiore
truncata
.

1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton
du cap
.) D. alis pennatis longissimis, pe-
dibus aequilibribus tridactylis
.

Edwards tab. 88.

Von der Größe eines Schwans, hält aber
mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite,
fliegt auf 500 deutsche Meilen von irgend einem
Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20
Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großen-
theils von fliegenden Fischen*).

[Seite 222]

75. Pelecanvs. Rostrum rectum:
apice adunco, vnguiculato: pedes
aequilibres: digitis omnibus quatuor
simul palmatis
.

a) Rostro edentulo.

1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican.
(Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.

Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.

In den wärmern Gegenden aller fünf Welt-
theile, (wenn anders die americanische Kropf-
gans nicht specifisch von der in der allen Welt
verschieden ist). Hat den griechischen Nahmen
von ihrer Eselsstimme, den deutschen aber von
dem ungeheuren beutelförmigen Kropfe, der ihr
am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen
läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.

2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird.) P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro
rubro, orbitis nigris
.

Edwards tab. 309.

Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn-
liches mit dem Albatros: nur noch längere Flü-
gel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern,
und dem fliegenden Thier ein sonderbares An-
sehen geben.

3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr.
und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata,
corpore nigro, rostro edentulo, capite
subcristato
.

Frisch tab. 187.

Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr
ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in
[Seite 223] Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild.
n. h. Gegenst. tab. 25. –)

b) Rostro serrato.

4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan
. Engl. the gannet, the soland goose.)
P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro
remigibusque primoribus nigris, facie
caerulea
.

Brisson T. VI. tab. 44.

Häufigst im Norden von Europa und America,
zumahl auf den schottischen Inseln, und nah-
mentlich auf Baß*), wovon diese Gans den
Nahmen führt.

76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum,
conuexum, obtusum; lingua ciliata,
obtusa
.

1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne
. Engl. the swan, elk.) A. rostro se-
micylindrico atro, cera nigra, corpore albo
.

Frisch tab. 152.

In der nördlichen alten Welt: nährt sich von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit
gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit
längerer krummlaufender Luftröhre), unterschei-
den. Dieser letztere gibt einen hellen weit schal-
lenden nicht unangenehmen Ton von sich.

2. Cygnoides. die spanische, türkische oder
schinesische Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl.
the swan-goose, chinese goose.) A. rostro
semicylindrico: cera gibbosa, palpebris
tumidis
.

Frisch tab. 153. 154.

[Seite 224]

Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina, und wie es scheint auch auf den Sand-
wich-Inseln des stillen Oceans. Man unter-
scheidet mehrere Varietäten.

3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose.
) A. rostro semicylindrico, corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato
.

Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter
den zahmen soll es wohl häufig völlig schnee-
weiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße
weibliche Gans geben.

4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl.
the grey goose.) A. cinerea, capite collo-
que nigris, genis gulaque albis
.

Edwards tab. 151.

Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han-
delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen
zu Betten. Gibt auch vorzügliche Schreibfedern.

5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo
.

Frisch tab. 156.

In den kältesten Ländern der nördlichen Erde;
kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland
und andern mildern Gegenden, wo sie sich un-
ter andern von dem Thier der Entenmuschel
(Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die
alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel
nicht aus einem Ey, sondern aus einer Muschel
hervor komme u.s.w.*).

[Seite 225]

6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet
. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.)
A. rostro cylindrico, cera postice bifida,
rugosa
.

Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.

In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf
Island und in Grönland. Sein Fleisch und
Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber
ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und
die Flaumfedern, die unter dem Nahmen der
Eiderdunen bekannt sind*).

7. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck.) A. rectricibus intermediis (maris)
recuruatis, rostro recto.

Frisch tab. 158. u. f.

Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen
nördlichen Erde, theils in ungemein schönen
Spielarten. Die zahmen (A. domestica) scheint
große Neigung zu unnatürliches Paarung zu
haben, so daß z.B. die Entriche auf Hühner
erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah-
nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.

8. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler.) A. rostri extremo di-
latato rotundato; vngue incuruo
.

Frisch tab. 161. u. f.

Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit
hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wall-
fischbarden.

[Seite 226]

77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylin-
dricum, apice adunco
.

1. †. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista longitu-
dinali erectiuscula: pectore albido imma-
culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante
.

Frisch tab. 190.

In der ganzen nördlichen Erde. So wie an-
dere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches
Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.

78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu-
lum, breue, compressum, conuexum,
transuerse sulcatum: mandibula inferior
ante basin gibbosa
.

Das ganze Geschlecht an den Küsten und
Klippen der nördlichen Erde.

1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma-
careux
. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti, sulcato sulcis
4. oculorum
orbita temporibusque albis, palpebra supe-
riore mucronata
.

Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch
selbst so ein unterirdisches Lager.

79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin.
(Fr. manchot.) Rostrum compressiuscu-
lum, subcultratum, longitudinaliter
oblique sulcatum; mandibula interior
apice truncato: alae impennes, pinni-
formes
.

[Seite 227]

Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleich-
sam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel,
und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben
diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren
verschiedne Arten an den südlichen Küsten und
Inseln von Africa und America, so wie andere
um Neu-Holland, Neu-Guinea, und Neu-See-
land zu Hause sind*). Finden sich theils in
zahlloser Menge beysammen.

1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus
flauescentibus, crista frontali atra erecta,
auriculari deflexa flaua
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.

Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.

2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su-
perciliis fasciaque pectorali albis
.

Edwards tab. 94.

Häufig am Cap etc.


Sechster Abschnitt.
Von den Amphibien
.

[Seite 228]

§. 81.

Die Säugethiere und Vögel unterschei-
den sich beydes durch die Wärme ihres Bluts
(§. 23. und 40.) und durch die größere Menge
desselben von den Amphibien und Fischen.

§. 82.

Die Amphibien aber ähneln doch darin
noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen
sich hingegen von den Fischen vorzüglich dadurch
aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen
Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit locke-
rer Textur, und auch ihre Athemzüge weit un-
bestimmter, und so zu sagen unordentlicher sind
als bey den beyden Classen mit warmen Blute.
Auch können sie das Athemhohlen weit länger
entbehren als diese, weit länger im so genann-
ten luftleeren Raume, oder auch in eingesperr-
ter Luft (wie z.B. Kröten in einer engen
Höhle mitten in Baumstämmen oder Stein-
blöcken) und selbst geraume Zeit in einer
Atmosphäre von kohlengesäuerter oder fixer Luft
aushalten, und auffallende Extreme von Hitze
[Seite 229] und von Kälte ausdauern, so daß man z.B.
ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen
und Fröschen hat, die sowohl im Magen und
Darmcanal von Menschen gelebt haben, als
auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis-
schollen eingefroren sind.

§. 83.

Und eben weil die Amphibien mit Lungen
versehen sind, so sind sie auch noch fähig
Stimme von sich zu geben: doch scheinen
einige (wie z.B. unter den hieländischen der
wahre Salamander, die grüne Eidexe, die
Blindschleiche etc.) gänzlich stumm zu seyn.

§. 84.

In Rücksicht der Bildung überhaupt
herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit
unter den Amphibien, daß sie entweder, wie
die Schildkröten, Frösche, Eidexen etc. mit vier
Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen
einen langgestreckten, cylindrischen Körper
ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.

§. 85.

Die äußern Bedeckungen sind bey den
Amphibien mannigfaltiger als bey den warm-
blütigen Thieren. Einige sind mit einer knochi-
gen Schale überzogen: andere mit hornartigen
Reifen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen,
[Seite 230] oder mit Schuppen bedeckt: und noch andere
haben eine nackte nur mit Schleim überzogene
Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit
zu Zeit. Manche, wie z.B. der Laubfrosch
und verschiedene Eidexen, besonders der
Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich
ihre Farbe.

§. 86.

Den mehresten Amphibien ist, wie schon
die Benennung der ganzen Classen andeutet,
Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf-
enthalt angewiesen. Manche gehen willkür-
lich in beyden ihren Geschäften und ihrer
Nahrung nach. Andere hingegen bringen ent-
weder eine bestimmte Periode ihres Lebens,
oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von
beyden zu. Endlich sind aber auch manche ent-
weder bloß für das Land oder bloß für das
Wasser, und nicht für beydes zugleich bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von sehr
gemischter Nahrung: andere hingegen, wie
der Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen
in der Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß
lebende Insecten von einigen wenigen bestimm-
ten Gattungen an. In der Gefangenschaft
nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und
können dann zum Wunder lange fasten: ich
[Seite 231] selbst habe z.B. Salamander auf acht Monathe
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey
beträchtlich abgegezehrt wären, erhalten: und
von Schildkröten weiß man, daß sie gegen
anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern
können.

§. 88.

Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh-
mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro-
ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre,
in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und
hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns
(§. 29.) einen Grund; da folglich die erstern von
letzterem minder abhängig sind; und überhaupt
die ganze Maschine zwar schwächere Mobili-
tät, weniger consensus zeigt, das ganze Leben
der Amphibien einfacher, und mehr bloß ve-
getativ scheint, als bey den warmblütigen
Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr
mit eigenthümlicher independenter Lebenskraft
versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr
eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile,
nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen
Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich,
wie bey den warmblütigen Thieren, andere
in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl
überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß
Frösche, denen das Herz ausgerissen ist,
doch noch umher hüpfen, und Schildkröten,
denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen
[Seite 232] worden, noch Monathe lang leben können;
daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit
der den Amphibien abgeschnittenen Theile,
wie z.B. der Schwänze von Wassermolchen,
Blindschleichen etc.*)

§. 89.

Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien, zumahl unter den
Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum den
sie im Nothfall von sich geben: vielen auch
wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so
zumahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen etc.

§. 90.

Die äußern Sinne scheinen bey den mehre-
sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch
bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey-
spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat,
die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre
geworden, und vollends viele Schlangen be-
kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten
lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren
dieser Classe nur sehr wenige Spuren von
wahren Kunsttrieben. (§. 36.)

§. 91.

[Seite 233]

Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen
täglichen Erhohlungsschlaf zu halten. –
Dagegen aber wohl alle die kältern Winter-
monathe in Erstarrung zubringen. Und zwar
theils einzeln, theils wie unsere hieländischen
Frösche und Salamander in Haufen. Doch
können auch diese gar leicht des Winterschlafs
entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend
im Zimmer erhalten werden.

§. 92.

Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel Sonderbares. Der
Paarungstrieb ist bey vielen so heftig, daß
man z.B. Frösche gesehen hat, die in Erman-
gelung eines Weibchens andere männliche
Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen
besprungen haben. Bey den mehresten Frö-
schen und See-Schildkröten dauert die Paarung
mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern
schlängeln sich in der Paarung mit dem Hin-
terleibe aufs innigste um einander, und zün-
geln dabey mit gebogenem Halse auf einander
los. Die Wassermolche hingegen umfassen
einander gar nicht, sondern das Männchen
schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein
Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen, so
wie es dieselben von sich gibt, von der Ferne.

§. 93.

[Seite 234]

Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige
Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber
manche, zumahl unter den Schlangen etc. geben
die Eyer nicht eher von sich, als bis das
darin befindliche Junge schon meist seine
völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa
heckt ihre Junge auf dem Rücken aus.

Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monathe
lang-völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat
hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet bin-
nen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß
folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf
eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den
Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.

§. 94.

Die Frösche und Eidexen, die im Wasser
jung werden, kommen nicht gleich in ihrer
vollkommnen Gestalt, sondern als so genannte
Larven zur Welt, und müssen sich erst noch
einer Art von Metamorphose unterziehen,
ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge-
brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die
kleinen Frösche z.B. (die so genannten
Kaulquappen, gyrini, Fr. tétards, Engl.
toadpoles) haben anfangs noch keine Füße,
sondern dafür einen langen Ruderschwanz;
auch, so wie die jungen Salamander,
eine Art von Fischkiemen (branchiae oder
Swammerdam's appendices fimbriatae)
[Seite 235] zu beiden Seiten des Halses; ferner zum
Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze
u. dergl. m. Lauter Theile, die nur für den
Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt
sind und mit der zunehmenden Reife desselben
allgemach schwinden.

Anm. Ueber zwey räthsel-
hafte Eidechsenartige Geschöpfe, die Siren
lacertina in den Gewässern von Carolina,
und den Proteus anguinus aus dem unter-
irdischen Sittichersee in Crain, sind die
Meinungen noch getheilt, ob sie für schon
vollkommen ausgebildete Reptilien ihrer
Art, oder aber nach aller Analogie, unge-
achtet ihrer ansehnlichen Größe doch nur
für noch unreife Larven derselben anzusehen
seyen? –– Von der Sirene s. Ellis und
J. Hunter in den Philosophical Trans-
actions
vol. LVI. und vom Proteus Hrn.
Dr. Schreibers (dem ich selbst ein treff-
liches Exemplar des eben so wundersamen
als seltenen Thiers verdanke,) in eben diesen
Societätsschriften v. J. 1801.

§. 95.

Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere hieländi-
schen Frösche meist erst im vierten Jahre
mannbar werden: und doch erreichen diese nur
ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät,
nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren.
Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst
in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt
haben, so daß hiernach zu schließen, die
Crocodile und großen Schlangen etc. wohl zu
einem noch höhern Alter gelangen können.

§. 96.

Die Benutzung der Amphibien fürs
Menschengeschlecht ist ziemlich einfach; aber
für manche Gegenden theils äußerst beträcht-
lich. Zumahl der Genuß der Schildkröten
und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener
Frösche und Eidexen etc. – auch von Schild-
kröten Thran; und Schildpatt zu Kunst-
arbeiten etc. –

§. 97.

[Seite 236]

Schädlich werden manche ungeheuere
Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasser-
schlangen etc. durch ihre Größe, und andere,
zumahl unter den Schlangen, durch ihr Gift,
das in keiner andern Thierclasse von einer so
gefahrvollen Heftigkeit ist.

§. 98.

Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey
Ordnungen:

I. Reptiles. Die Amphibien mit vier
Füßen. (Die quadrupeda ouipara der
ältern Naturforscher) – Schildkröten,
Frösche, Eidexen. Und

II. Serpentes. Die Schlangen, ohne
alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)

* * *

Einige wenige Quellen zur N. G. dieser
Classe:

  1. Alb. Seba rerum naturalium thesaurus. Amst. 1734-
    1765. IV. vol. gr. Fol. (– hierher gehören bloß
    die beyden ersten Bände).
  2. Joh. Nic. Laurenti synopsis reptilium emendata.
    Vindob. 1786. 8.
  3. C. de la Cepede histoire naturelle des quadrupèdes
    ovipares et des serpens
    . Paris. 1785. II. vol. 4.
  4. Deutsch, mit Anmerk. und Zusätzen von J. M. Bech-
    stein. Weim. 1800. V. Th. 8.
  5. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der N. G. der Thiere.
    III. Th. Leipz. 1798. 8.
  6. J. Gottl. Schneider historiae amphibiorum naturalis
    et literariae
    Fasc. I. II. Jen. 1799. 1801. 8.

I. REPTILES.

[Seite 237]

Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt ha-
ben) mit vier Füßen versehen, die nach dem
verschiedenen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye (pedes digitati), oder durch eine
Schwimmhaut verbundene (palmati), oder
gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen
(pinnati) haben.

1. Testvdo. Schildkröte. (Fr. tortue.
Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber
turtle, Span. galápago). Corpus testa
obtectum, cauda
(plerisque) breuis,
os mandibulis nudis edentulis
*).

Die mehresten Schildkröten sind mit einer
knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Ober-
theil mit dem Rückgrath und den Rippen des
Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen
Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattun-
gen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu
Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich
liegen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte,
und 24 um den Rand herum. Der Untertheil
oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das
obere und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz
und Füße versehen. – Ueberhaupt aber dient
[Seite 238] die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil-
dung dieses dadurch gleichsam isolirten Ge-
schlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die
vermeinte Stufenfolge in der Natur.

1. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn-
guiculis tribus, testa orbiculari ouata,
membranacea grisea, striata, scabra
.

Schneider l. c. tab. 1.

In Guiana.

2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle
.) T. pedibus pinniformibus,
testa cordata subcarinata, margine serrato:
scutellis imbricatis latiusculis, cauda squa-
mata
.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 42.

In beyden Indien; auch im rothen Meere.
Gibt das beste Schildpatt*).

3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild-
kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue
franche
. Engl. the green turtle.) T. pedi-
bus pinniformibus, marginibus maxillarum
dentatis, testa ouata
.

Schöpff tab. 17. fig. 2.

Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Cent-
ner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern
Nahmen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale
und der auffallend grünen Farbe ihres schmack-
haften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl.
Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack-
haftes gar nicht thraniges Fleisch.

[Seite 239]

4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschild-
kröte. (europaea Schneid.) T. pedibus
palmatis, testa orbiculata planiuscula
.

Im mildern Europa.

5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa po-
stice gibba: margine laterali obtusissimo,
scutellis planiusculis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.

Im südlichen Europa und nördlichen Africa.

6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis eleuatis truncatis
.

Schöpff tab. 10.

In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von
der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres
regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten,
hochgewölbten Rückenschildes ein artiges Ansehen.

2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) und Kröte (Fr. crapaud. Engl.
toad.) Corpus nudum pedibus qua-
tuor, posticis longioribus
*).

1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathi-
formi, digitis anticis muticis quadridenta-
tis, posticis vnguiculatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.

In den Gewässern von Guiana. Wird durch
die überaus sonderbare und ganz anomalische
Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt,
merkwürdig. Das Männchen streicht nähmlich
den Leich, den das Weibchen vorher auf die ge-
[Seite 240] wöhnliche Art von sich gegeben, demselben auf
den Rücken, und befruchtet ihn hierauf mit seinem
Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher
gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach
Verlauf von beynahe drey Monathen die darin
befindlichen anfangs geschwänzten Kaulquap-
pen*) zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr
Schwanz allgemach verschwunden und sie da-
gegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer
Mutter verlassen können.

2. Cornuta. R. palpebris conicis.

Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.

In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern
Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.

3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri-
bus ocellatis, pedibus muticis
.

Catesby vol. II. tab. 72.

In Nord-America. Fast von der Größe eines
Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von
seiner starken Stimme.

4. Paradoxa. (Rana piscis.) R. femoribus
postice oblique striatis
.

Seba vol. I. tab. 78.

Im südlichen America. Die Larve (§. 95.)
erreicht eine fast spannenlange Größe, häutet
sich während der Zeit verschiedentlich, und hat
in diesem Zustande zu einer alten Sage, von
Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß
gegeben. Auch nachdem schon die vier Beine
ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten ha-
ben, bleibt daß Thier doch noch geraume Zeit
geschwänzt.

[Seite 241]

5. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventri-
coso verrucoso lurido fuscoque
.

Rösel tab. 20. 21.

Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist
ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß
man verschiedentlich lebendige Kröten mitten
in durchsägten Baumstämmen, oder in Stein-
blöcken etc. angetroffen hat.

6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio ma-
culato, pupilla triquetra
.

Rösel tab. 22.

Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast wie ein Frosch.

7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca-
lomita
, Laurent.) R. verrucosa, linea dor-
sali flaua, lateralibus rufescentibus
.

Rösel tab. 24.

In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. kommt
selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen
dumpfen Laut von sich, der allerhand abergläu-
bige Sagen veranlaßt hat.

8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch.
R. subfusca dorso planiusculo subangulato.

Rösel tab. 1-8.

Im Gras und Gebüsch etc. von da die Jun-
ge nach warmen Sommer-Regen haufenweise
hervorkriechen, da dann ihre plötzliche Erschei-
nung wohl zu der alten Sage vom Froschregen
Anlaß gegeben haben mag.

9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch,
Röling, Marxgöker. R. viridis, corpore
[Seite 242] angulato, dorso transuerse gibbo, abdo-
mine marginato.

Rösel tab. 13-16.

In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut, zumahl des Abends bey schönem
Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen
hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau
und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und
selbst junge Enten, Forellen etc. und können so-
gar über Hechte Herr werden. Zur Begat-
tungszeit bekommen die Männchen dieser und
der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen
an den Daumen der Vorderfüße, womit sie
sich, äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klam-
mern können.

10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites,
hyla
. Fr. la raine, grenouille de St. Mar-
tin, le graisset.
) R. corpore laeui, subtus
granulato, pedibus fissis, apicibus digito-
rum lenticulatis
.

Rösel tab. 9-12.

Fast in ganz Europa (doch nicht in England),
auch in America etc. Der klebrige Schleim, wo-
mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient
ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume,
zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die
an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben
eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter
sich ändern will, aber auch außerdem zur Paa-
rungszeit von sich geben. Sie blähen dabey
die Kehle zu einer großen Blase auf.

3. Draco. Corpus tetrapodum cauda-
tum, alatum
.

[Seite 243]

1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis
ab ala distinctis
.

Seba vol. II tab. 86. fig. 3.

In Ostindien und Africa.

4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl.
lizard) Corpus elongatum, pedibus
quatuor aequalibus
.

1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. L.
mandibulis ellipticis, scuto supraorbitali

osseo, testa caluariae integra, cauda parte
anteriori et superna scutis vtrinque extan-
tibus serrata, pedibus posticis palmatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.

Zumahl häufig in den größern Strömen von
Africa (nahmentlich im Ober-Nil und im Ni-
ger). Das größte Thier der süßen Wasser, das
wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*):
und doch haben seine Eyer kaum die Größe eines
Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen und
andere große Thiere an. Jung gefangen aber
läßt er sich doch zähmen.

2. Alligator. der Kaiman. L. mandibulis
ellipticis, tegmine supraorbitali
coriaceo,
testa caluariae bifenestrata**), cauda parte
anteriori rotunda, pedibus posticis semi-
palmatis
.

Seba vol. I. tab. 106.

[Seite 244]

Im mittlern America. Weit rundlicher und
glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent-
liche Crocodil, wird auch nicht so groß als die-
ser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben
so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und
viere an den hintern, von welchen allen aber
nur die drey innern mit Krallen bewaffnet sind.

3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis
elongatis teretibus subcylindricis
.

Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.

Zumahl im Ganges.

4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda
carinata, corpore mutico squamis margina-
tis, maculis ocellatis.

Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.

In beyden Indien. Ueberaus sauber und
regelmäßig schwarz und weiß gefleckt; wird
über 3 Ellen lang; hat den Nahmen daher,
daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft
der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifen-
den Laut, den es von sich gibt, diese seine furcht-
baren Gefährten verrathen soll.

5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti
longa, sutura dorsali dentata, crista gulae
denticulata
.

Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.

In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein
überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.

6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque coadunatis
.

Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. II.

In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch
theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf
[Seite 245] Bäumen und Hecken, nährt sich von Insecten,
dieses mit seiner langen vorn kolbigen ausge-
hölten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen
versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß,
und das Thier kann sich damit nach Willkür
aufblähen oder dünner machen, daher vermuth-
lich die Sage der Alten entstanden seyn mag,
daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben
die ganz eigene Einrichtung, daß jedes beson-
ders, oder auch beyde zugleich nach verschie-
denen Richtungen, eins z.B. aufwärts, das
andere hinterwärts u.s.w. und zwar schnell
bewegt werden können. Seine natürliche Farbe
ist grünlichgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen,
zumahl wenn es zornig wird etc. Der zuweilen
bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen
Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des
lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gege-
ben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach
denselben richte.

7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder
saurus der Alten.) L. cauda tereti medio-
cri, digitis muticis subtus lamellatis, cor-
pore verrucoso, auribus concauis
.

Seba vol. I. tab. 109.

In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln
der Südsee und selbst hin und wieder im süd-
lichen Europa, z.B. im Neapolitanischen. Er
soll einen giftigen Saft zwischen seinen blättrich-
ten Fußzehen haben, und dieser sich den Eß-
waaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.

8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda
tereti mediocri, apice compressa, digitis
muticis lobato squamosis marginatis
.

Im steinigen Arabien, Aegypten etc.

[Seite 246]

9. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-
Eidexe. L cauda verticillata longiuscula,
squamis acutis, collari subtus squamis con-
stricto
.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Im wärmern Europa, und, wie es scheint,
auch in beyden Indien und auf den Inseln der
Südsee. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang
im Finstern.

10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was-
ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri-
busque verrucosis, abdomine flauo, nigro-
maculato
.

Laurenti tab. 2. fig. 4.

Die Männchen haben im Frühjahr eine vom
Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin-
laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von
seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben
S. 31.

11. †. Salamandra. der Salamander, Molch,
die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.)
L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor-
pore flauo nigroqne vario nudo, poroso
.

Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.

Schwarz und orangegelb gefleckt, spannenlang
und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer
leben könne etc. sind Fabeln.


II. SERPENTES.

[Seite 247]

Die Schlangen*) haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen
lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig
bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,
oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im
Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen
und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können), andere auf der Erde, andere
meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils
an einander gekettete Eyer, und ihre Kinn-
laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest
eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, in-
dem sie sich weit von einander dehnen lassen,
so daß die Schlangen andere Thiere, die oft
weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen
können. Manche sind mit heftigem Gift in
besondern Bläschen am vordern Rande des
Oberkiefers versehen**), das in eigenen Drü-
sen abgeschieden und durch besondere röhrenför-
[Seite 248] mige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu
mit einer länglichen Oeffnung versehene, Gift-
zähne (– als durch einen Ausführungsgang –)
beym Biß in die Wunde geflößt wird. (– Ab-
bild. n. h. Gegenst
tab. 37. fig. 1. –)
Diese bloß am vordern Rande das zugleich
merklich starken Oberkiefers befindlichen Gift-
zähne geben auch den zuverlässigsten Character
ab um die giftigen Schlangen von den gift-
losen zu unterscheiden*), da bey den letztern
der ganze äußere Rand der obern Kinnlade
(bis hinten) mit Zähnen besetzt ist (– Ab-
bild. n. h. Gegenst
. a. a. O. fig. 2. –);
außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch
eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne
mit einander gemein.

5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr.
serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake.)
Scuta abdominalia. Scuta squamae-
que subcaudales.
Crepitaculum termi-
nale caudae
.

1. Horridus.C. scutis 167. scutellis 23.

Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.

[Seite 249]

Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf
6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen
dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen
andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri-
gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel-
hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende
des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an
diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art
so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren
zu, und soll bey alten wohl auf 40 steigen.
Daß kleine Vögel, Eichhörnchen etc. im Gebüsch
der darunter liegenden Klapperschlange*) gleich-
sam von selbst in den Rachen fallen, wird von
gültigen Augenzeugen versickert; ist aber keine
ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da
man das nähmliche auch an mehrern andern
Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt
[Seite 250] haben will. – Die Klapperschlangen selbst wer-
den häufigst von den Schweinen und Raubvö-
geln, verzehrt. Auch lassen sie sich überaus
kirre und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcau-
dalia
.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda. B. scutis 240. scu-
tellis
60.

Merrem II. Heft tab. 1.

In Ostindien und Africa. Wird nach Adan-
son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll
lebendigen Rehen etc. die Rippen und andere
Knochen entzwey brechen, das Thier nachher
mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und
so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre zu
machen und wird, wie die Brillenschlange, von
den ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunst-
stücken abgerichtet. – Die Amaru-Schlange
in Süd-America, die von den Antis in Peru
angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang
wird, scheint wenig von dieser verschieden. –
Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig
verehrte so genannte Juda-Schlange von
einer andern Gattung.

7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab-
dominalia, squamae subcaudales
.

1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22.

Es werden mehrere Schlangen mit dem Nah-
men der Viper belegt. Hier diese von Linné
so genannte, ist in Aegypten zu Hause.

[Seite 251]

2. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C.
tentaculis superciliaribus, scutis
145. squa-
mis
44.

Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 40.

Diese von den beyden über den Augen stehen-
den Hörnchen benannte Schlange hat gleiches
Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings
giftig.

3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the
adder.
) ♂ C. scutis 146. squamis 39.

Laurenti tab. 2. fig. 1.

Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun-
licher Farbe und in den wärmern Gegenden der
alten Welt, auch schon in Deutschland und in
der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht
zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur
selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, wo-
mit ehedem Redi und neuerlich Fontana so
viele merkwürdige Versuche angestellt haben.

4. † Natrix. die Ringel-Matter, Schnacke,
der Unk. C. scutis 170. squamis 60.

Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu-
mahl an den beyden Seiten des Halses. Man
hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß
gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den
abentheuerlichen Erzählungen von Lindwür-
mern etc. gegeben haben mögen.

5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C.
scutis
175. squamis 35.

Voigts Magazin 5ten Bdes 1stes Stück.
tab. 1.

[Seite 252]

Diese ausnehmend schönfarbige und unschul-
dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien
zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß
lang. Längs dem Rücken laufen etliche und
zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisin-
rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein-
gefaßt, und diese wieder mit citrongelben
Querstreifen von einander abgesondert sind.
Die Mädchen in Florida sollen das schöne
Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare
geflochten tragen etc.

6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo
.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.

Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.

In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar,
und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be-
zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen,
wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und
ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten
abzurichten.

8. Angvis. Squamae abdominales et
subcaudales.

1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Ha-
selwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl.
the blind-worm, slow-worm.) A. squ.
abd
. 135. totidemque subcaud.

In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt,
und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden
lang. Man findet von ihr mancherley theils
sauber gezeichnete Spielarten.

[Seite 253]

2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.

Im indischen Ocean und der Südsee.

9. Amphisbaena. Annuli trunci cau-
daeque.

1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.

Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.

In America. Schwarz und weiß gefleckt.

10. Caecilia. Runzelschlage. Rugae
trunci caudaeque. Labrum superius
tentaculis
2.

1. Tentaculata. C. rugis 135.

Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.

Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern runzlige Ringe in der glatten Haut,
fast wie ein Regenwurm.


Siebenter Abschnitt.
Von den Fischen
.

[Seite 254]

§. 99.

Die Fische sind diejenigen mit rothen kal-
ten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst
wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden ver-
sehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer
lebenslang bleibender Kiemen Athem hohlen.

Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 94.) zu
unterscheiden.

§. 100.

Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf beyden
Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer
oder mehreren großen halbmondförmigen
Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel
(opercula branchialia) heißen und bey den
mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana
branchiostega
) verbunden sind. Die Kiemen
selbst sind mit unzähligen der zartesten Blut-
gefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist
in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der
[Seite 255] Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer
Basis durch eben so viele bogenförmige
Gräten unterstützt werden.

§. 101.

Das Athemhohlen, das die Fische eben
so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere
lange entbehren können, geschieht bey ihnen,
indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch
den Mund in die Kiemen leiten, und dann
durch die Kiemenöffnung (apertura branchia-
lis
) wiederum von sich geben; folglich nicht wie
die mit Lungen versehenen Thiere durch den
gleichen Weg ein- und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich
einige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn,
der Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben
können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig-
faltiger als bey den beyden vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine
verticale Stellung, d.h. er ist auf beyden Sei-
ten zusammen gedrückt (corpus compressum
s. cathetoplateum
); bey einigen andern hin-
[Seite 256] gegen, wie bey dem Rochen, liegt er hori-
zontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus
depresum s. plagioplateum
); bey andern,
wie beym Aal etc. ist er mehr walzenförmig:
bey andern, wie bey den Panzerfischen, pris-
matisch oder vierkantig etc.

Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf
unmittelbar an einander, ohne durch einen
eigentlichen Hals von einander abgesondert
zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnah-
men) mit Schuppen bekleidet; und zwar
die Grätenfische mit eigentlich sogenannten,
die von einer ganz eigenen Substanz, und bey
den verschiedenen Gattungen von der mannig-
faltigsten theils ausnehmend eleganten Bildung
und Zeichnung, und farbigen Gold- und Sil-
berglanze sind: die mehrsten Knorpelfische
hingegen mit mehr knochenartigen Schildern,
hakichten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch
mit einem besondern Schleim überzogen,
der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen
abgeschieden zu werden scheint, die bey den
mehresten Fischen zu beyden Seiten des Kör-
pers in der so genannten Seiten-Linie liegen.

§. 105.

[Seite 257]

Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die
Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige
Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen
aus dünnen knochenartigen oder knorpeligen
Gräten, die durch eine besondere Haut mit
einander verbunden, an eignen Knochen be-
festigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt
werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen
die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales);
die seitwärts hinter den Kiemen befindlichen,
Brustflossen (pinnae pectorales); die am
Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden,
Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter
dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna analis);
endlich am Schwanze, die Schwanzflosse
(pinna caudalis). Die letztere hat alle Mahl
eine verticale Lage, und vertritt besonders
auch die Stelle eines Steuerruders zum
Lenken etc.

Die so genannten fliegenden Fische haben
sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie
sich damit selbst über die Oberfläche des Was-
sers erheben und kleine Strecken weit fort-
fliegen können.

§. 106.

Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung
der Fische, besonders wohl zum Steigen und
Sinken (wie bey den so genannten cartesiani-
[Seite 258] schen Teufelchen), ist die Schwimmblase,
womit zumahl die Süß-Wasser-Fische ver-
sehen sind, und die mittelst eines eignen Ca-
nals (ductus pneumaticus) meist mit dem
Schlunde, seltener mit dem Magen in
Verbindung steht.

§. 107.

In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süß-Was-
ser-Fische. Einige können doch auch zuweilen
einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der
Aal, die Muräne etc. Andere theils in war-
men mineralischen Quellen*).

§. 108.

Die mehresten Fische, zumahl die in der
See leben, sind animalia nocturna, die
nähmlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nach-
gehen, am Tage hingegen sich mehr in der
Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fi-
schen lebenden Insulaner und Küsten-Bewoh-
ner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.

§. 109.

Eine große Anzahl Gattungen von Fischen
verändern in gewissen Jahrszeiten ihren Auf-
[Seite 259] enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen
in die Buchten und Mündungen der Flüsse;
manche derselben aber, wie z.B. die Häringe
im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch
noch außerdem anderweitige Züge zu be-
stimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen
Schaaren zwischen den Küsten des westlichen
Europa und des nordöstlichen America**).

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleisch-
fressende Thiere, und da sie keine eigentliche
Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit
mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu wer-
den, versehen. Theils nähmlich mit langen
Bartfasern (cirri) am Maule, um damit
andere kleine Wasserthiere, wie mit einem
Köder zu locken, und gleichsam zu angeln.
(So der Sternseher, der Froschfisch etc.) Andere,
wie der Chaetadon rostratus, mit einer
Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser
fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen.
Andere, wie drey Seefische, der Zitterrochen,
Tetrodon electricus und Trichiurus indicus
und die beyden Flußfische, der Zitteraal und
der Zitterwels, mit einer besondern erschüttern-
den und betäubenden Kraft u.s.w.

§. 111.

[Seite 260]

Was die äußern Sinne der Fische betrifft,
so muß der Geruch bey vielen überaus scharf
seyn, da sie den versteckten Köder in weiter
Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist
scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie
die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere.
Besonders aber zeigen sich mancherley Son-
derbarkeiten im Baue ihres Auges, zahl-
reichere Häute, ausschließlich eigne andre Or-
gane u. dergl. m.*).

§. 112.

Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel
an richtigen Beobachtungen wenig sagen.
Doch weiß man, daß manche, wie z.B. die
Forellen, überaus kirre werden**); andere
z.B. alte Karpfen, sehr listig und verschla-
gen sind u.s.w.

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche
Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht
worden ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich
alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber
wohl nur sehr wenige einen bestimmten täg-
[Seite 261] lichen periodischen Erhohlungsschlaf haben:
wie es z.B. vom Goldbrachsen gesagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen, wohin der Aal und die so genannte
Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige
Fische wirklich mit einander paaren; sondern
bey den mehresten gibt das Weibchen den
Rogen noch unbefruchtet von sich, und das
Männchen kommt hierauf nach, um denselben
mir seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Land-
wirthschaft benutzen gelernt, indem man auch
aus der künstlichen Vermischung von Eyern
und Samen der Lachs-Forellen etc. junge Fische
erzielen kann*).

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man
einzeln unter denselben namentlich beym Karpfen
wirkliche Zwitter gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die
Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer
Statur ungleich kleiner sind, als in irgend
einer andern Thier-Classe; dennoch bey
manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr
[Seite 262] ganzer übriger Körper. Daher zählt man,
z.B. beym Häring, zwischen 20 und 37000,
beym Karpfen über 200000 bey der Schleihe
383000, beym Flinder über eine Million
Eyerchen etc.*)

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie
aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige
Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls, so wie
viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von
Metamorphose unterziehen, wodurch ihre
Flossen u. dergl. m. allgemach vollends aus-
gebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur
Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter.
Man weiß von Karpfen, Hechten etc. daß sie
anderthalb hundert Jahre erreichen können.
Doch werden einige kleine Fische, wie z.B.
der Stichling etc. nur wenige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den
Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur
Speise; aber eben von dieser Seite für einen
großen Theil des Menschengeschlechts, der
theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von
[Seite 263] der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde
Völker wie z.B. die Kamtschadalen, Brasi-
lianer etc. wissen die Fische auf die mannig-
faltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu
Kuchen u.s.w. zu bereiten: und bey vielen,
wie z.B. unter den Insulanern des stillen
Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge-
schäft, – und in Rücksicht der überaus sinn-
reichen angemessenen Geräthschaften, die sie
sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art
von nachdenkendem Studium aus. Aber auch
für einen großen Theil der cultivirten Erde
ist der Fang, z.B. des Härings, Kabeljaus,
Thunnfisches u. dergl. m. von äußerster Wich-
tigkeit – Der Thran von Hayen, Härin-
gen, Kabeljauen etc. wird häufigst in Lampen
gebrannt. – Die östlichsten Küstenbewohner
des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte
Lachshäute. – Und manche Theile einiger
Fische werden zu technischen Gebrauch und
Kunstsachen benutzt; wie z.B. die Schup-
pen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von
Rochen und Hayen etc.; Hausenblase etc.

§. 119.

Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye;
und in den süßen Wassern die Hechte. –
Auch sind manche Fische wenigstens in ge-
wissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß
[Seite 264] tödtlich werden kann. So zumahl einige
Gattungen von Tetrodon.

§. 120.

Die systematische Classification der Fische
scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen.
Inzwischen bringt man sie vor der Hand
im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen:
nähmlich.

A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei)
die keine wahren Gräten haben: und

B) mit Gräten versehene oder eigentlich
so genannte Fische (Pisces spinosi).

Die Knorpelfische sondert man in fol-
gende zwey Ordnungen, welche Hr. De la Cepede
nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemen-
deckels bestimmt, und hiernach die darunter
gehörigen Geschlechter vertheilt: nähmlich:

I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.

II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.

Die eigentlich so genannten Fische aber
hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der
Bauchflossen geordnet: nähmlich:

III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen
haben.

IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen
vor den Brustflossen sitzen.

[Seite 265]

V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen
gerade unter den Brustflossen, und

VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen
sitzen.

Zur N. G. der Fische.

  1. Guil. Rondelet de piscibus. Lugd. 1554. P. II. 1555. fol.
  2. Conr. Gesner de piscium et aquatilium animantium
    natura
    . Tig. 1558. fol.
  3. Steph. a. Schonevelde ichthyologia. etc. Hamburg.
    1624. 4.
  4. F. Willoughbeii historia piscium. ex ed. Raii.
    Oxon
    . 1686. fol.
  5. Jo. Raii synopsis methodica piscium. Lond. 1713. 8.
  6. Petr. Artedi ichthyologia. ex. ed. Linnaei. Lugd.
    Bat
    . 1738. 8.
  7. Laur. Theod. Gronovii Zoophylacium Gronovia-
    num
    . Lugd. Bat
    . 1781. P. I-III. fol.
  8. Ant. Gouan historia piscium. Argent. 1770. 4.
  9. Du Hamel et de Marre histoire des poissons (traité
    des pêches
    etc.) Par. 1770. sq. III. vol. fol.
  10. M. El. Bloch öconomische N. G. der Fische Deutsch-
    lands. Berl. 1782. III. B. 4.
  11. Dess N. G. ausländischer Fische. ib. 1785. IX. B. 4.
  12. Ej. Systema ichthyologiae, inchoatum absolvit Io.
    Gottl. Schneider
    . Berol
    . 1801. 8.
  13. de la Cépède histoire naturelle des poissons. Par.
    1798. III. vol. 4.
  14. G. Ad. Suckow Anfangsgr. der N. G. der Thiere,
    IV. Th. Leipz. 1799. 8.
* * *
  1. Al. Monro Vergleichung des Baues und der Physio-
    logie der Fische mit dem Bau des Menschen und
    der übrigen Thiere. – Mit vielen Zusätzen von
    P. Camper und J. G. Schneider. Leipz. 1787. 4.

I. CHONDROPTERYGII.

[Seite 266]

Die Knorpelfische dieser Ordnung haben
keine Kiemendeckel, und bey den mehresten ist
das Maul an der Unterseite des Kopfs be-
findlich.

1. Petromyzon. Spiracula branchia-
lia 7 ad latera colli. Fistula in ver-
tice. Pinnae pectorales aut ventrales
nullae
.

1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam-
proye
. Engl. the lamprey.) P. ore intus
papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda
distincta
.

Bloch tab. 77.

In der Nordsee so wie im mittländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere
Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf
3 Fuß lang.

2. †. Fluuialitis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata
.

Bloch tab. 78.

In größern Flüssen. Nur halb so groß als
die vorige Gattung.

2. Gastrobranchvs. Bauchkieme.
Spiracula branchialia 2 ventralia. Fi-
stula in rostro. Pinnae pectorales aut
ventrales nullae
.

Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem
unter dem Nahmen Myxine den Gewürmen
beygezählt.

[Seite 267]

1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My-
xine
glutinosa Linn.)

Bloch tab. 413.

An den Küsten des nördlichen atlantischen
Oceans. Soll gar keine Augen haben!

3. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.)
Spiracula branchialia 5 subtus ad col-
lum; corpus depressum; os sub capite
.

Ein seltsam gebildetes und theils gar wun-
derbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche
Arten hat man ehedem durch allerhand Künsteley
zu vorgeblichen Basilisken etc. umgestaltet und
aufgetrocknet. Manche scheinen auch bey eini-
ger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs
mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage
von Sirenen etwas beygetragen zu haben*).
Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so
vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean
in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt.
die Eyer haben eine hornige Schale mit vier
Spitzen, und heißen See-Mäuse.

1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch.
(Fr. la torpille. Engl. the crampfish.)
R. tota laeuis maculis dorsalibus 5 orbi-
culatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.

Besonders im mittländischen Meere. Der be-
kannteste von den so genannten elektrischen Fischen
(§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.

[Seite 268]

2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche,
Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the
skate, flair
.) R. varia, dorso medio glabro,
cauda vnico aculeorum ordine
.

Bloch tab. 79.

In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmack-
haftes Fleisch.

3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïo-
nette
. Engl. the sting-ray) R. corpore
glabro, aculeo longo anterius serrato in
cauda, et dorso apterygio
.

Bloch tab. 82.

In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-
Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem
Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.

4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer.
Engl. shark.) Spiracula branchialia 5
ad latera colli. Corpus oblongum te-
retiusculum. Os in anteriore capitis
parte
.

1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis,
corpore teretiusculo
.

Bloch tab. 85.

In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.

2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite latissimo transuerso malleiformi.

Bloch tab. 117.

In den mehresten Weltmeeren.

[Seite 269]

3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano,
dentibus serratis
.

Bloch tab. 119.

Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt
zuweilen auf zehntausend, Pfund, und in seinem
Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun-
den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie-
fern, die (wie überhaupt bey den mehresten
Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son-
dern wie durch eine Art Gelenk mit denselben
verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne
macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen
(wenigstens beym jungen Thier) rückwärts ge-
lehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälliger
Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder-
holten Malen ersetzt werden kann.

4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch.
(Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.)
S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo
plano vtrinque dentato
.

Bloch tab. 120.

Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean.
Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen
lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe
führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24
oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.

5. Lophivs. Seeteufel (Fr. diable de
mer
. Engl. sea-devil.) Pinnae pecto-
rales brachiis insidentes. Spiracula so-
litaria pone brachia
.

[Seite 270]

1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca-
trix
. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the
frog-fish
.) L. depressus capite rotundato.

Bloch tab. 87.

An den europäischen Küsten. Der ungeheuere
Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers
ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden
am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallen-
des Ansehen.

6. Balistes. Hornfisch. Caput com-
pressum. Apertura supra pinnas pecto-
rales. Corpus compressum, squamis
corio coadunatis. Abdomen carina-
tum
.

1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.)
B. pinna capitis biradiata, corpore poste-
rius subuilloso
.

Bloch tab. 148. fig. 1.

In beyden Indien.

7. Chimaera. Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium su-
perius quinquepartitum. Dentes pri-
mores incisores bini supra infraque
.

1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis per-
tusis
.

Bloch tab. 124.

Im nördlichen atlantischen Ocean.

II. BRANCHIOSTEGI.

[Seite 271]

Die mit Kieferdeckeln versehenen Knor-
pelfische.

8. Acipenser. Spiracula lateralia so-
litaria, linearia. Os sub capite, re-
tractile, edentulum. Cirri quatuor
sub rostro ante os.

1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon.
Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsa-
libus
11.

Bloch tab. 88.

In allen europäischen Meeren, auch im caspi-
schen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst
den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so-
wohl wegen des Fleisches, als des aus dem
Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen
wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend
Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine
Menge in schmalen aber langen Zügen hinter
einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften
Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen
gegeben haben.

2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dor-
salibus
15.

Bloch tab. 89.

Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am häufigsten im caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.

3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis
dorsalibus
13. caudalibus 43.

Bloch tab. 129.

[Seite 272]

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder Hausen-
blase merkwürdig, die man besonders aus der
Schwimmblase desselben, doch auch aus dem
Stör und noch aus einer andern Gattung dieses
Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser
stellatus.), die auch das beste Caviar gibt, ja
theils auch aus der Schwimmblase des Wels,
bereitet.

9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson
coffre.
) Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ventrales nullae
.

1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus
duabus
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.

An den Küsten von Schina, und, wenn an-
ders der O. stellifer nicht eine eigene Galtung
ist, auch in America.

2. Triqueter. O. trigonus muticus.

Bloch tab. 130.

So wie der folgende in Ostindien.

3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali-
bus subcaudalibusque binis
.

Bloch tab. 133.

In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier,
dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit
Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.

10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus
subtus muricatum. Pinnae ventrales
nullae
.

[Seite 273]

1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.)
T. abdomine aculeato, corpore laeui, hu-
meris prominentibus
.

Bloch tab. 140.

Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt,
ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe
an der See, in der Mündung des Stroms,
sehr giftig.

2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis
viridibus
.

Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II.
tab. 13.

Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri-
schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der
St. Johanna-Insel.

3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl.
the moon-fish.) T. totus hispidus, papil-
lis setaceis
.

Bloch tab. 142.

Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder.

4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de
mer
. Engl. the sun-fish.) T. laeuis com-
pressus, cauda truncata: pinna breuissima
dorsali analique annexa
.

Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.

Häufig im mittländischen und atlantischen
Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat
den deutschen Namen von seiner unförmlichen
Gestalt; den französischen und englischen aber
von dem starken phosphorischen Schein, womit
die Seiten und der Unterleib des lebendigen
Fisches leuchten.

[Seite 274]

11. Diodon. Corpus spinis acutis mo-
bilibus vndique adspersum. Pinnae
ventrales nullae
.

1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis
teretibus
.

Bloch tab. 126.

Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich
auch an den nordamericanischen Küsten.

12. Cycloptervs. Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in
orbiculum connatae
.

1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost,
Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the
lump-sucker
.) C. corpore squamis osseis
angulato
.

Bloch tab. 90.

In den nördlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde
aufs festeste an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.

13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum.
Abdomen carinatum. Pinnae ventrales
vnitae
.

1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa
.

Bloch tab. 123 fig. 1.

Im mittländischen Meer etc.

[Seite 275]

14. Syngnathvs. Rostrum subcylin-
dricum, ore operculato, maxilla infe-
riore mobiliore. Corpus cataphractum.
Pinnae ventrales nullae
.

1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani
pectoralibusque radiatis; corpore septem-
angulato
.

Bloch tab. 91. fig. 2.

In der Nord- und Ostsee etc.

2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die
See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl.
the sea-horse.) S. pinna caudae quadrangu-
lae nulla, corpore septemangulato tuber-
culato
.

Bloch tab. 116. fig. 3.

Einer der weitstverbreiteten Seefische. Hat
seine Nahmen, weil der Vordertheil einem Pfer-
dekopf und Hals, das hintere Ende aber einer
Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt
er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer
im Schach.

15. Pegasvs. Os proboscide tetractili.
Rostrum ensiforme, lineare. Corpus
articulatum osseis incisuris, cataphra-
ctum. Pinnae ventrales abdominales
.

1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.

Bloch tab. 109. fig. 1. 2.

In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen
ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl
den Nahmen veranlaßt haben.

[Seite 276]

III. APODES.

Diese und die drey folgenden Ordnungen
begreifen nun die mit Gräten versehenen oder
eigentlich so genannten Fische. Und zwar
hier diese, die so gar keine Bauchflossen haben.

16. Mvraena. Caput laeue. Nares
tubulosae. Membr. branch. radiis 10,
corpus teretiusculum, lubricum. Pinna
caudalis coadunata dorsali anique. Spi-
racula pone caput vel pinnas pectorales
.

1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectora-
libus nullis
.

Bloch tab. 153.

Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wär-
mern Meeren beider Welten.

2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl.
the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore vnicolore
.

Bloch tab. 73.

In den Flüssen beider Welten. Geht zuwei-
len ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat
ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene
Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine
Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtun-
gen gebiert er sicher lebendige Junge.

17. Gymnotvs. Caput operculis laterali-
bus. Tentacula duo ad labium superius.
Membr. branch. radiis
5; corpus com-
pressum, subtus pinna carinatum
.

[Seite 277]

1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus,
dorso apterygio, pinna caudali obtusissima
anali connexa
.

Bloch tab. 156.

Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn
van Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat. Un-
gefähr mannslang.

18. Trichivrvs. Caput porrectum,
operculis lateralibus. Dentes ensifor-
mes, apice semisagittati: primores
maiores. Membr. branchiostega radiis
7.
Corpus compresso-ensiforme. Cauda
subulata, aptera
.

1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.

Bloch tab. 158.

In beyden Indien.

2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.

Willoughby App. tab. 3. fig. 3.

In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch.
(§. 110.)

19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu-
lum. Dentes primores supra infraque
conici, diuergentes, sex pluresue,
molares inferiores palatique rotundati.
Membr. branch. radiis. 6. Corpus tere-
tiusculum, pinna caudae distincta
.

[Seite 278]

1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein-
beißer. (Engl. the ravenous.) A. pinnis
pectoralibus amplis subrotundis
.

Bloch tab. 74.

An den Küsten des nördlichen Europa.

20. Ammodytes. Caput compressum.
Labium superius duplicatum, dentes
acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus
teretiusculum, cauda distincta
.

1. †. Tobiannus der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch. (Engl. the sand-launce) A.
maxilla inferiore longiore
.

Bloch tab. 75. fig. 2.

Ebenfalls am nördlichen Europa.

21. Ophidivm. Caput nudiusculum.
Dentes maxillis, palato, faucibus.
Membr. branch. radiis 7 patula. Cor-
pus ensiforme
.

1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla
inferiore cirris
4.

Bloch tab. 159. fig. 1.

Am südlichen Europa.

22. Stromatevs. Caput compressum.
Dentes in maxillis, palato. Corpus oua-
tum, latum, lubricum. Cauda bifida
.

1. Paru. S. vnicolor.

Bloch tab. 160.

An America.

[Seite 279]

23. Xiphias. Caput maxilla superiore
terminatum rostro ensiformi. Os eden-
tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus
teretiusculum
.

1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épée de mer, l'empereur, l'espadon.
Engl. the sword-fish, whale-killer.) X.
mandibula inferiore acuta, triangulari
.

Bloch tab. 76.

In den nördlichen so wohl als südlichen Meeren.
Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang,
und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht.


IV. IVGVLARES.

Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.

24. Callionymvs. Caput labio su-
periore duplicato; oculi approximati.
Membr. branchiostega rad. 6.; apertura
nuchae foraminibus respirante. Oper-
cula clausa. Corpus nudum. Pinnae
ventrales remotissimae
.

1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C.
dorsalis prioris radiis longitudine corporis
.

Bloch tab. 161.

Im atlantischen Ocean.

25. Vranoscopvs. Caput depressum,
scabrum, maius. Os simum, maxilla
superior breuior. Membr. branch. ra-
diis 5; anus in medio
.

[Seite 280]

1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the Star-gazer.) V. cirris multis in maxilla
inferiore
.

Bloch tab. 163.

Vorzüglich häufig im mittländischen Meere.

26. Trachinvs. Caput scabriusculum,
compressum. Membr. branch. rad. 6;
anus prope pectus
.

1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever, stingfish) Trachinus.

Bloch tab. 61.

Im mittländischen Meere, in der Nordsee etc.

27. Gadvs. Corpus laeue. Membr.
branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute
communi vestitae, pectorales acumi-
natae
.

1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock
.) G. tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore
.

Bloch tab. 62.

Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor-
züglichst aber an den englischen und schottischen
Küsten. – Viele Fische phosphoresciren unter ge-
wissen Umständen nach dem Tode: bey diesem
hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz
auffallender Stärke und langanhaltender Dauer.

2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore
.

Bloch tab. 63.

Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.

[Seite 281]

3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl.
the cod-fish.) G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio primo anali spinoso
.

Bloch tab. 64.

Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge-
schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen
Menge und wegen der mannigfaltigen Zuberei-
tung (als Stockfisch, als Laberdan, und als
Klippfisch) und langen Conservation etc. von der
äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich
vorzüglichst in den nördlichen Gegenden, bey-
des des stillen und atlantischen Oceans, wo sie
besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch
um Island und an den Nordküsten von Groß-
britannien den wichtigsten Fischfang ausmachen*).

4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte-
rygius imberbis albus, maxilla superiore
longiore
.

Bloch tab. 65.

In den europäischen Meeren.

5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte,
Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl.
the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxil-
lis aequalibus
.

Bloch tab. 70.

Vorzüglich in den Schweizer-Seen.

28. Blennivs. Schleimfisch Caput de-
cliue, tectum. Membr. branch. rad. 6.
corpus lanceolatum, pinna ani distincta
.

[Seite 282]

1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus
.

Bloch tab. 72.

Im mittländischen Meere, in der Nordsee etc.
Gebiert lebendige Junge.


V. THORACICI.

Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter
den Brustflossen sitzen.

29. Cepola. Caput subrotundum com-
pressum. Os simum, dentes curuati,
simplici ordine. Membr. branch. ra-
diis 6; corpus ensiforme, nudum, ab-
domine vix capitis longitudine.

1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo
.

Bloch tab. 170.

Im mittländischen Meere.

30. Echeneis. Caput depressum, supra
planum marginatum, transuerse sulca-
tum. Membr. branch. rad
. 10.

1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet.
Engl. the sucking-fisch.) L. cauda bifurca,
striis capitis
18.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.

In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare
Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin-
terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische etc.
anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger
ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.

[Seite 283]

31. Coryphaena. Caput truncato-
decliue. Membr. branch. rad
. 5; pinna
dorsalis longitudine dorsi
.

1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.
Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, ra-
diis dorsalibus
60.

Bloch tab. 174.

Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles
Thier, das besonders im Sterben in wunder-
schöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und
Purpurrothe etc.) spielt.

32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos
approximatos, altero anteriore. Membr.
branch. rad.
4; pinnae ventrales vnitae
in ouatam.

1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dor-
sali secunda radiis
14.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.

Im atlantischen und indischen Ocean.

33. Cottvs. Caput corpore latius, spi-
nosum. Membr. branch. rad
. 6.

1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein-
picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus
rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso
.

Bloch tab. 38. fig. 3. 4.

An den nördlichen Küsten von Europa und
America.

2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe,
Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head,
the miller's thumb
.) C. laeuis, capite
spinis duabus
.

Bloch tab. 38. fig. 1. 2.

[Seite 284]

Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am
Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge-
krochen sind aufs sorgfältigste.

34. Scorpaena. Caput magnum, acu-
leatum. Oculi vicini. Dentes maxil-
lis, palato, faucibusque. Membr.
branch. radiis
7.

1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.

Bloch tab. 183.

In Ostindien.

35. Zevs. Caput compressum, decliue.
Labium superius membrana transuersa
fornicatum. Lingua subulata. Membr.
branch. radiis 7 perpendicularibus: in-
fimo transuerso. Corpus compressum
.

1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin-
nam analem dorsalemque recumbente
.

Bloch tab. 193.

2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda
rotundata; lateribus mediis ocello fusco;
pinnis analibus duabus
.

Bloch tab. 41.

Beyde im atlantischen Meer.

36. Plevronectes. Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.)
Oculis vtrisque in eodem latere fron-
tis. Membr. branch. rad.
4–7; cor-
pus compressum, latere altero dorsum,
altero abdomen referente
.

[Seite 285]

Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur, die ihre beyden Augen auf einer Seite
des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich
auf der rechten, andere auf der linken; sehr
selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die
anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen
haben. Auch beyde Nasenlöcher sitzen ebenfalls
so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer
schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe
gerichtet.

1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.)
P. oculis dextris, corpore glabro, tuber-
culis
6 capitis.

Bloch tab. 42.

Nebst den folgenden besonders in den nörd-
lichen Meeren.

2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der
.) P. oculis dextris, linea laterali
aspera, spinulis ad pinnas
.

Bloch tab. 44.

3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl.
the dab.) P. oculis dextris, squamis cilia-
tis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi
anique, dentibus obtusis
.

Bloch tab. 46

4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le
fletang
. Engl. the holibut.) P. oculis
dextris, corpore toto glabro
.

Bloch tab. 47.

Theils von vier Centnern an Gewicht: unter
andern in größter Menge im nördlichen stillen
Ocean.

[Seite 286]

5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und
Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore
aspero
.

Bloch tab. 49.

Doch weit kleiner als die vorige.

37. Chaetodon. Dentes (plurimis)
setacei, flexiles confertissimi, nume-
rosissimi. Membr. branch. radiis 6;
corpus pictum, pinna dorsi anique
carnosa squamosa
.

1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin-
nae dorsalis
9, maculaque ocellari; rostro
cylindrico
.

Bloch tab. 202.

In Ostindien. der Oberkiefer endigt sich in
eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten,
die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt,
daß sie herabfallen und ihm zur Speise wer-
den müssen.

2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis
dorsalibus
11, radio dorsali quarto fili-
formi longissimo
.

Bloch tab. 200.

In Ostindien.

38. Sparvs. Brachse. Dentes primores
robusti, molares obtusi, conferti. La-
bia simplicia. Membr. branch. rad. 5;
corpus compressum. Pinnae pectora-
les acuminatae
.

1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula
aurea inter oculos
.

Bloch tab. 266.

[Seite 287]

Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat
fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem
goldfarbigen halben Monde vor den Augen.

2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello sub-
caudali, corpore fasciis nigris
.

Bloch tab. 264.

Im mittländischen Meer. Die Männchen sol-
len zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere
oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.

3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens,
cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in
sinum producta
.

Bloch tab. 267.

Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische.
Zuweilen giftig.

39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, la-
bia duplicata magna. Membr. branch.
rad.
6; pinnae dorsalis radii postice
ramento filiformi aucti. Pectorales
rotundatae
.

1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulua
vtrimque dentata
.

Bloch tab. 287.

Im mittländischen Meer. Nur Fingers lang,
von ausnehmend schönen Farben. Wird den
Badenden durch seinen Biß lästig, der wie
Mückenstiche schmerzt.

40. Sciaena. Caput totum squamis
obtectum. Membr. branch. rad.
6;
opercula squamosa. Corpus: fossula
dorsi pro pinna dorsali recondenda
.

[Seite 288]

1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al-
bescente
.

Bloch tab. 297.

Wie so viele andre Gattungen dieses Ge-
schlechts im rothen Meere.

41. Perca. Opercula spinosa, antror-
sum serrata. Membr. branch. rad. 7.
corpus pinnis spinosis
.

1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis
16.

Bloch tab. 52.

In Europa und Nordasien.

2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis
32.

Bloch tab. 51.

So wie der folgende im nördlichen Europa.

3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe
.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27;
spinis 15; cauda bifida.

Bloch tab. 53. fig. 2.

42. Gasterostevs. Membr. branch.
rad.
2; corpus ad caudam vtrimque ca-
rinatum. Pinnae ventrales pone pecto-
rales, sed supra sternum
.

1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella.
Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus
.

Bloch tab. 53. fig. 3.

In Europa.

[Seite 289]

43. Scomber. Caput compressum, laeue.
Membr. branch. rad.
7; corpus laeue,
linea laterali postice carinatum. Pinnae
spuriae saepe versus caudam
.

1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maque-
reau
. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.

Bloch tab. 54.

Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie
der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich
schmackhafter Raubfisch. Von beyden machten
die Alten ein vorzügliches Garum.

2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis infe-
rioribus
7; abdomine lineis vtrinque 4
nigris.

In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses
Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen
sehr stark, und kann dann so wie manche an-
dere Fische und deren Thran etc. zum Leuchten
des Seewassers beytragen.

3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon.
Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8.

Bloch tab. 55.

In der Nordsee, dem mittländischen Meer,
Ost- und Westindien etc. Wird über Manns
lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer.
Ist zuweilen giftig*).– Ihm ähnelt die zumahl
aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.

[Seite 290]

44. Mvllvs. Caput compressum, de-
cliue, squamis tectum. Membr. branch.
rad.
3; corpus squamis magnis facile
deciduis
.

1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.

Bloch tab. 348. fig. 2.

Ein schöner schmackhafter Fisch des mittländi-
schen Meers. Ungefähr fußlang.

45. Trigla. Caput loricatum lineis
scabris. Membr. branch. rad.
7; digiti
liberi ad pinnas pectorales
.

1. Volitans. T. digitis vicenis membrana
palmatis
.

Bloch tab. 351.

Einer der fliegenden Fische in den mildern
Weltmeeren.


VI. ABDOMINALES.

Fische, deren Bauchflossen hinter den
Brustfloßfedern sitzen. Die mehresten Süß-
wasser- Fische sind aus dieser Ordnung.

46. Cobitis. Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch. rad.
4–6; cauda
versus pinnam minus angustata
.

1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso,
oculis prominulis
.

Bloch tab. 361.

[Seite 291]

Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und
wird besonders durch den ganz einzigen Bau
seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten
Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung
der Augäpfel, merkwürdig*).

2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the
loach
.) C. cirris 6, capite inermi compresso.

Bloch tab. 31. fig. 3.

In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. Die größten finden sich in der Aar in
der Schweiz.

3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra
oculos
.

Bloch tab. 31. fig. 1.

In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen
Laut von sich geben. Wenn man ihn in Glä-
sern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er
bey bevorstehender Wetterveränderung unruhig.

47. Silvrvs. Caput nudum. Os cir-
ris filiformibus tentaculatum. Membr.
branch. rad.
4-14; radius pinnarum
pectoralium aut dorsalis primus spi-
nosus, retrodentatus
.

1. † Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali vnica mutica, cirris
6.

Bloch tab. 34.

In den mildern Strichen der alten Welt.
Der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Cent-
[Seite 292] ner am Gewicht hält, und wegen des unförm-
lich großen und breiten Kopfes und der langen
Bartfäden ein sonderbares Ansehen hat.

1. Cataphractus. S. pinna dorsali postica
vniradiata, squamis ordine simplici, cir-
ris 6, cauda integra
.

Catesby vol. III. tab. 19.

In Nordamerica.

3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.
le trembleur.) S. pinna dorsali vnica lum-
bari, remota absque radiis, cirris 6
.

Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc.
de Paris
, 1782. tab. 20.

Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.).
Findet sich im Nil und mehrern andern africani-
schen Flüssen. Wird ungefähr 20 Zoll lang.
Ist eßbar.

48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput
laeue depressum. Os edentulum re-
tractile. Membr. branch. radiis 6;
corpus cataphractum
.

1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.

Bloch tab. 374.

In Südamerica.

49. Salmo. Caput laeue. Dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch.
rad. 4–10; pinna dorsalis postica adi-
posa: pinnae ventrales multiradiatae
.

1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau-
mon
. Engl. the salmon.) S. rostro vltra
inferiorem maxillam prominente.

Bloch tab. 20. 98.

[Seite 293]

In den nordischen Meeren und Flüssen, theils
wie auf Labrador und im Amur Lande in unsäg-
licher Menge. Hält sich des Sommers in den
Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur
die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer.
Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die
Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig
zu machen um sich damit zu kleiden.

2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la
truite saumonée
. Engl. the sea trout.)
S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna
pectorali punctis
6.

Bloch tab. 21.

An den Küsten und in den Flüssen von Europa.
Wird 8 bis 10 Pfund schwer.

3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout.) S. maculis rubris, maxilla in-
feriore sublongiore
.

Bloch tab. 22. 23.

In schattigen Waldbächen des gebirgichten mil-
dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund
schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.

4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth-
fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis,
ventre fuluo
.

Bloch tab. 104.

Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein
wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen,
deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus-
macht; lebt größtentheils von Mücken (culex
pipiens).

1. †. Eperlanus. der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani
17.

Bloch tab. 28. fig. 2.

[Seite 294]

Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. –
Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring,
Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän-
der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund-
fleische, in größter Menge gleichsam als Brod
oder Kuchen verzehren.

6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch.
S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae
dorsi
14.

Bloch tab. 25.

In der Nord- und Ostsee; auch in der Hud-
sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch
die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See,
der mit der Ferra des Genfer-Sees einerley
zu seyn scheint.

7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.)
S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi
radiis
23.

Bloch tab. 24.

Im mittlern Europa und Sibirien.

50. Fistvlaria. Caput: rostrum cy-
lindricum, apice maxillosum. Membr.
branch. radiis
7; corpus....

1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.

Bloch tab. 387.

Das so gar sonderbar gebildete Thier mit
winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen
Schnauze findet sich an den östlichen Küsten
vom wärmern America und an Neuholland.

51. Esox. Caput supra planiusculum;
mandibula superiore plana breuiore,
inferiore punctata: dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad.
7-12.

[Seite 295]

1. †. Ducius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike.) Q. rostro depresso subaequali.

Bloch tab. 32.

In vielen Flüssen und Seen von Europa,
Asien und Nordamerica. Einer der gefräßigsten
Raubfische, der nicht nur andere Fische, son-
dern auch allerhand Amphibien, Kröten etc. viele
Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zu-
weilen gar Krebse verschlingt.

2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie.
Engl. the garpike.) L. rostro vtraque
maxilla subulato
.

Bloch tab. 33.

In den europäischen Meeren, theils in unsäg-
licher Menge. Seine Gräten sind grün, als
wenn sie mir Saftfarbe angestrichen wären.

52. Elops. Caput laeue. Dentium sca-
brities in maxillarum margine, palato.
Membr. branch. radiis
30; praeterea
exterius in medio armata dentibus
5.

1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.

Bloch tab. 393.

Auf Jamaica.

53. Argentina. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. radiis
8. Cor-
pus ano caudae vicino. Pinnae ventra-
les multiradiatae
.

1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.

Catesby vol. II. tab. 24.

Hat den Nahmen von ihrem Vaterlande.

[Seite 296]

54. Atherina. Caput maxilla superiore
planiuscula. Membr. branch. radiis
6.
Corpus fascia laterali argentea.

1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.

Bloch tab. 393. fig. 3.

Im mittländischen Meere.

55. Mvgil. Caput; Labia membranacea:
inferius introrsum carinatum. Dentes
nulli. Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr. branch. rad.
7. curuis.
Opercula laeuia rotundata. Corpus
albicans
.

1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
queradiata
.

Bloch tab. 394.

Im mittländischen u.a. Meeren.

56. Exocoetvs. Caput squamosum.
Os edentulum, maxillis vtroque latere
connexis. Membr. branch. radiis 10.
Corpus albicans, abdomen angulatum,
pinnae pectorales maxime volatiles,
radiis antice carinatis
.

1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo-
mine vtrinque carinato
.

Gesner p. 653.

Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet
sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in großen Scharen.

[Seite 297]

57. Polynemvs. Caput compressum,
vndique squamosum; rostro obtusissimo
prominente. Membr. branch. rad.
5.
vel 7. Corpus digitis liberis ad pinnas
pectorales
.

1. Quinquarius P. digitis quinque corpore
longioribus
.

Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.

In Westindien.

58. Clvpea. Caput maxillarum supe-
riorum mystacibus serratis. Membr.
branch, rad.
8. Branchiae interne se-
taceae. Abdominis carina serrata. Pin-
nae ventrales saepe nouemradiatae
.

1. Harengus. der Häring, Strömling.
(membras? Fr. l'hareng. Engl. the herring.)
C. immaculata, maxilla inferiore longiore.

Bloch tab. 29.

Einer der wichtigsten Fische für die nördliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen
Möven-Gattungen etc.) verfolgt wird, sich aber
auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be-
sonders sind nun seit dem zwölften Jahrbundert
bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm-
ten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben
§. 109. –) nach den europäischen Küsten, zu-
mahl nach den Orcaden, nach Norwegen etc. so
viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftig.

2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna
dorsali radiis
13.

Bloch tab. 29. fig. 2.

[Seite 298]

Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch
im mittländischen. Ist von manchen Naturfor-
schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.

3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May-
fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. late-
ribus nigro maculatis, rostro nigro
.

Bloch tab. 30. fig. 1.

Vorzüglich häufig im mittländischen Meere.

4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore
longiore
.

Bloch tab. 30. fig. 2.

Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li-
vorno gefangen.

59. Cyprinvs. Caput ore edentulo.
Os nasale bisulcum. Membr. branch.
rad.
3. Corpus laeue albens. Pinnae
ventrales saepe nouemradiatae
.

1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra-
diis
7. cirris 7, pinnae dorsi radio secundo
vtrinque serrato
.

Bloch tab. 18.

Im mildern Europa und westlichen Asien.

2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl.
the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4,
pinnae dorsalis radio postice serrato.

Bloch tab. 16.

Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit
verwandten Gattungen, zumahl mit der Karau-
sche, Bastarden geben. Auch finden sich unter
den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter
[Seite 299] irgend einer andern bekannten Fischgattung. –
Die Spiegelkarpfen*), die sich besonders durch
die beständig von Schuppen entblößten Theile
des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine
bloße Spielart, sondern eine besondre Gattung
dieses Geschlechts zu seyn.

3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche.
Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso cirris 2.

Bloch tab. 19.

Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann
mit den Kieferdeckeln einen Laut von sich geben.
Die Goldschleihe**) ist einer der schönsten deut-
schen Fische.

4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10,
cauda integra, linea laterali recta.

Bloch tab. 11.

In Europa und Mittel-Asien.

5. Auratus. das schinesische Goldfischchen,
der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée.
Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina,
caudae transuersa bifurca
.

Baster in Haarlem. Verhandel. VII. D.
1. St. mit illum. Fig.

In Japan und Schina, wo sie gleichsam als
Hausthiere gehalten werden, und in mancherley
wunderbare, theils fast monströse Varietäten,
der vortrefflichen Farben. Zahl und Bildung der
Flossen, Größe der Augen etc. ausgeartet sind.
Sie kommen auch im mildern Europa recht gut
fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen
[Seite 300] Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und
geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath
von sich.

6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8,
macula fusca ad caudam, corpore pel-
lucido
.

Bloch tab. 8. fig. 5.

Häufig in der Weser.

7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.

Bloch tab. 96.

Zumahl im südlichen Deutschland. Schön
orangefarben.

8. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch.
(Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak.) C.
pinna ani rad
. 20.

Bloch. tab. 8. fig. 4.

So wie der folgende im mittlern Europa und
westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur
Verfertigung der Glasperlen gebraucht*).

9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna
ani rad
. 27. pinnis fuscis.

Bloch tab. 13.

Achter Abschnitt.
Von den Insecten
.

[Seite 301]

§. 121.

Die Thiere der beyden letzten Classen
(§. 40.), die Insecten und Gewürme, unter-
scheiden sich schon dadurch von den vorhergehen-
den, daß sie kein rothes Blut, sondern statt
dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper
führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den
Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia)
genannt wurden. So wie man sie neuerlich
darum weil die keine Rückenwirbel – so wie
überhaupt kein Gerippe – haben, auch
Wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés)
genannt hat.

§. 122.

Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens im Zustande ihrer vollkom-
menen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinter-
leib, wie durch Einschnitte von einander ab-
gesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch
einen Faden unter einander verbunden werden.
Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf
wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern
der ungeflügelten Ordnung) durch besondere
[Seite 302] sehr empfindliche Organe aus, die sie in ihrem
vollkommnen Zustande am Kopfe tragen
(Antennae, Fühlhörner), und die alle
Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber
auch noch außerdem gegliedert sind; und end-
lich durch die hornartigen, eingelenkten Füße,
und deren größere Anzahl, da die völlig aus-
gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer
sechs, manche aber wohl auf anderthalb hun-
dert etc. haben.

§. 123.

Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was
ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeß-
liche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich-
verschiedenen Bestimmungen, und dahin ab-
zweckende eben so verschiedene Lebensart, Be-
dürfnisse etc. erfordern eine äußerst vielartige
Bildung, in welcher sie, so wie in der unglei-
chen Größe ihres Köpers, ausnehmend von
einander abweichen.

§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör-
pers ist mannigfaltiger als bey den übrigen
Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn-
artigen Panzer überzogen, der aus mehrern
Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines
Blechhandschuhes über einander schieben lassen;
[Seite 303] und wodurch diese Thiere vor mancherley Un-
fällen gesichert, und für den Mangel der Knochen,
die bey andern Thieren zur Anlage der Mus-
keln etc. dienen, entschädigt werden. Manche
sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den
Schmetterlingen etc. die Flügel mit so genannten
Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt,
die zum Theil von den schönsten Farben sind:
so wie sich überhaupt unter den Insecten,
Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge*), und also vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, weichen die Insecten gat
sehr von den übrigen Thieren ab. So daß
ihnen sogar manche Naturforscher verschiedene
von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das
Gehör und den Geruch, ohne Grund haben
absprechen wollen; da man doch jenes bey vie-
len die einander zur Paarungszeit durch einen
besondern Laut locken, und diesen bey noch weit
mehrern, die ihren versteckten Fraß auswittern;
unverkennbar wahrnimmt.

§. 126.

[Seite 304]

Die Augen der Insecten sind vorzüglich-
merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres
Baues von zweyfacher Art. Die einen sind
große Halbkugeln, die aber meist aus taufen-
den von Facetten, bey einigen auch aus zahl-
reichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die
auf der innern Seite mit einem theils buntfar-
bigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch
manche ungeflügelte, wie der Hummer etc. haben
dergleichen. Die Augen der andern Art
(stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und
so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage
verschieden. Die erstern scheinen mehr für die
Ferne, so wie die letztern für die Nähe be-
stimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß da-
mit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflü-
gelten, vollkommenen Zustande solche große
componirte telescopische Augen kriegen, da sie
vorher als Raupen nur myopische kleine Augen
hatten. Nur wenige Insecten, wie z.B. die
Krebse, können ihre Augen bewegen.

§. 127.

Die Fühlhörner*), die bey den verschie-
denen Gattungen, und bey manchen selbst nach
der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig
[Seite 305] gestaltet sind, und die manche Naturforscher
für Organe des Geruchs oder des Geschmacks etc.
angesehen haben, scheinen doch nichts weiter
zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, –
Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten,
die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen,
äußern Decke, und den mehrsten auch bey der
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten scheinen das feinste
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils
im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl
zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine
Hauptzweck der so genannten Freßspitzen
(palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen
der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich
zu fehlen scheinen, und die auch von manchen
für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor-
den, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau*) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Was man z. E. bey den Raupen für ihr
Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal
[Seite 306] von ungleicher Weite der längs des Rückens
liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader
entspringt, so daß folglich auch die Ernährung
bey diesen Insekten auf eine eigene, von der
Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver-
schiedne Art vor sich gehen muß.

Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröh-
ren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau,
und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die
aber auch so wohl in der Bildung als in
der Farbe von den Muskeln der rothblütigen
Thiere abweichen, versehen.

§. 129.

Ungeachtet die Insecten eben so wohl als
die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh-
lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung
ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch
nur bey wenigen (wie z.B. bey den Heu-
schrecken und manchen Cicaden und Käfern etc.)
eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung.
Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine
Luft durch den Mund sondern durch mancherley
andere spiracula*). Auch können die meisten
weit länger als jene rothblütigen Thiere im
so genannten luftleeren Raume aushalten;
und viele leben in der den so eben genannten
Thieren so schädlichen mephitischen Luft, worin
[Seite 307] animalische und vegetabilische Stoffe faulen
(– dem gekohlten Wasserstoffgas etc. –)
gleichsam als in ihrem Elemente.

§. 130.

Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten
auf und unter der Erde*) weit unbeschränkter,
als der von irgend einer andern Thierclasse.
Es sind fast auf allen warmblütiger Thieren
welche anzutreffen, und sogar größere In-
secten, wie z.B. Käfer, Bienen etc. haben
selbst wieder ihre besondere Milben und
Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge-
wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum,
und die mehrsten Laubmoose etc.) die gar keinen
bekannten Insecten zur Wohnung und Aufent-
halt dienen. Da hingegen manche, wie z.B.
die Eiche, von mehr als einem hundert ver-
schiedener Gattungen von Insecten bewohnt
und besucht werden. – So allgemein aber
die Insecten, im Ganzen genommen, über
die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist
doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr
ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt
[Seite 308] auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und
deren einzelnen Theilen angewiesen.

§. 131.

Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher Verbindung, und leisten sich in
ihren. Geschäften wechselseitige Hülse. Die
allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren
Verrichtungen nach und manche, die wie die
Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung wor-
den sind, zerstreuen sich bald nachher, und
leben einsiedlerisch, so daß viele außer der
Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer
Art wieder zu sehen kriegen.

§. 132.

Der überaus merkwürdigen Gebäude,
Wohnungen etc. die sich so viele Insecten
zu verfertigen wissen, ist schon oben bey Anlaß
der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen.
Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht
wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Pe-
riode ihres Lebens Proben dieser natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie ent-
weder wie die Kleidermotten und Frühlings-
fliegen in ihrer unvollendeten Gestalt, als
Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und
zum Schutze verfertigen; oder sich, um die
Verwandlung und den langen Todesschlaf zu
bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen etc.,
[Seite 309] oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen,
und wie die Spinnen Netze für ihren Raub
verfertigen; oder die wie manche Wasserkäfer
und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach
kommenschaft, Säcke oder Nester zubereiten,
denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher
Verbindung leben, bauen sich mit vereinten
Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst
regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst,
gemeinschaftliche Wohnungen u.s.w.

§. 133.

Bey der Ernährungsart der Insecten
sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey
den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß
auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsäch-
lich darauf abzweckt, daß sie organisirte Ma-
terie consumiren sollen. Sie müssen essen,
nicht bloß um satt zu werden, sondern um
zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder
andre lebendige Insecten aufzureiben etc., um
Unkraut zu vertilgen u.s.w. – eine große
Bestimmung, zu deren Erfüllung außer der
fast zahllosen Menge der Gattungen überhaupt,
sehr vielen von diesen speciebus, theils
ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre
beyspiellos heftige Freßgierde und schnelle Ver-
dauung bey einem sehr kurzen Darmcanal zu
Statten kommt. Man weiß z.B., daß eine
[Seite 310] Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres
eignen Gewichts verzehren kann. – Auch
sind die Freßwerkzeuge der Insekten viel-
artiger als in irgend einer andern Thierclasse:
da manche mit seitwärts beweglichen gezäh-
nelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae);-
andere wie einem zugespitzten hornartigen
Bohrrüssel (rostrum); andre mit einem flei-
schigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (pro-
boscis
); manche mit einer spiralförmig auf-
gerollten (so genannten) Zunge etc. versehen sind.

§. 134.

Vor den Nachstellungen ihrer Feinde
sind einige Insecten, wie z.B. die Spann-
raupen durch ihre täuschende Gestalt; andere
dadurch daß sie einerley Farbe mit den Ge-
wächsen haben, worauf sie leben*), folglich
weniger darauf abstechen, und nicht so leicht
bemerkt werden können; andere auch wohl
durch den heftigen Geruch, den sie im Noth-
fall verbreiten können; andere durch die Macht
des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch
ihre bewundernswürdige Stärke etc. gesichert.
Und manche sind gar mit Waffen, z.B.
mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit
Stachel und Gift versehen.

§. 135.

[Seite 311]

Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar-
keiten. So z.B., daß oft in einer und eben
derselben Gattung die beyden Geschlechter ein-
ander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß
man sie eher für ganz verschiedene Thierarten,
als für zusammen gehörige Gatten halten sollte:
oder daß unter den Bienen und andern ihnen
verwandten Insecten immer die größte Anzahl
gänzlich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie
gezeugt und geboren werden, ohne doch nach
dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung
zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.

§. 136.

Ferner hat die Begattung bey verschiede-
nen Insecten sehr viel Eigenes. Bey nicht
wenigen Gattungen wird sie z.B. im Fluge
vollzogen, und manche derselben sind bloß für
diese kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueber-
haupt aber leben die mehresten in so fern in
einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlech-
terdings nicht mehr als ein einziges Mahl in
ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist
bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der
ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben
durch verzögerte Paarung verlängern kann.

§. 137.

[Seite 312]

Zu andern Sonderbarkeiten beym Fort-
pflanzungsgeschäfte der Insecten gehört auch,
daß bey vielen, wie z.B. beym Cochenille-
Wurm, beym Sandfloh etc. das trächtige
Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe an
wächst: so daß man z.B. rechnet, daß bey der
weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebäh-
ren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und
größer ist als er vor der Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eyer, die
von den Müttern nach einem bewundernswür-
digen Instinct immer aufs genaueste an die
bestimmten der künftigen jungen Brut ange-
messensten Orte gelegt werden. Manche legen
z.B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger
Insecten anderer Art, in Raupen; oder in
Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre
Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den
Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe
eine eigene Art keiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen, von einer
überaus mannigfaltigen sonderbaren Bildung
und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter
an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art
Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen
abgespült noch durch andern Zufall leicht zer-
[Seite 313] stört werden können. Einige wenige Insecten
gebären lebendige Junge, und manche, wie
die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley
Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens
in den andern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey wei-
ten nicht so auffallend wird, ist ihre Meta-
morphose. Es kommt nähmlich kein einziges
geflügeltes Insect unmittelbar aus dem Ey,
sondern diese alle müssen sich (– so wie auch
einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebens-
epochen einer Art von Verwandlung unter-
ziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Ge-
staltung, sondern zugleich ihr ganzer innerer
Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf
eine Weise umgebildet*), die sich schwerlich
mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter
Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).

§. 140.

[Seite 314]

In der Gestalt, wie diese Insecten, die
sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst
aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven.
Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so
daß z.B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000
Mahl schwerer wiegt als da sie eben ans dem
Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber
auch desto schneller, so daß z.B. die Maden
der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach
dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer sind
als da sie aus dem Ey kamen.

Theils haben diese Larven Füße, wie die
Raupen und Engerlinge: theils aber keine,
wie die Maden. Flügel haben sie gar noch
nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur
Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernäh-
ren sich bloß, und wachsen, und häuten sich
mit unter einige Mahl.

§. 141.

In der Gestalt, worein die Larve umge-
bildet wird, heißt sie Nymphe. Manche kön-
nen sich während dieses Zustandes herum be-
wegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen.
Andere hingegen verschließen sich als Puppe
(chrysalis, aurelia), und bringen diesen
Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todes-
schlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich
von der Stelle zu bewegen, zu.

§. 142.

[Seite 315]

Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse
vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große
Veränderung vor, daß es aus seinem Larven-
stand zum vollkommnen Insect (insectum
declaratum, imago
) umgebildet wird, und
zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervor-
brechen kann. Manche Insecten absolviren diese
letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen
Zeit. Verschiedne bringen, wenn sie aus
ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen
Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr,
sie wachsen nicht weiter; jene beyden Bestim-
mungen eines organisirten Körpers hatten sie
schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch
die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fort-
pflanzen, und dann der Nachkommenschaft
Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der
Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten
Thiere an der großen Haushaltung der Natur
haben, desto mannigfaltiger und ganz uner-
meßlich. Sie sind es, die unzählige Arten
von Unkraut theils im Keim ersticken, theils,
wenn es auch ausgewachsen ist, vertilgen, und
seinem fernern Wucher vorbeugen. Einen an-
[Seite 316] deren ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten
so viele Insecten, die sich von Aas nähren,
im Miste leben u.s.w. und die dadurch, daß
sie diese widrigen animalischen Substanzen auf-
zehren, zerstreuen und durchwirken, von der
einen Seite der Infection der Luft vorbeugen,
und von der andern die allgemeine Düngung
des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht
werden z.B. die Schmeißfliegen in den heißen
Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits beför-
dern auch unzählige Insecten die Befruchtung
der Gewächse, auf überaus merkwürdige
Weise*), und eine Gattung von Gallwespen
benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Man-
cherley Insecten werden von den Fisthern zu
Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser
Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen
von Heuschrecken etc. sind eßbar. So der
Honig der Bienen, aus welchen auch in man-
chen Gegenden von Europa so wie im Innern
von Africa der Meth gewonnen wird. Die
Seide nutzt zur Kleidung und mancherley an-
derm Gebrauch. Verschiedne Insecten geben
treffliche Farben, wie die Cochenille den
Scharlach etc. Die Galläpfel werden zur Tinte,
und Wachs zu Kerzen und vielerley andern
Gebrauch benutzt. So das Lack, ein Pro-
[Seite 317] duct gewisser ostindischer Schildläuse, das zu
Firniß, zum Siegellack u.s.w. verbraucht
wird. Für die Arzney sind vorzüglich die
spanischen Fliegen, die Kelleresel und die
Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch
die so genannten Maywürmer, vom neuen als
Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß, so
wie manche andere Käfer gegen Zahnweh,
gepriesen worden.

§. 144.

So unermeßlich der Nutze der Insecten
ist, so ist aber auch anderseits der Schade
sehr erheblich, den viele Gattungen derselben
anrichten. Viele sind den Feldfrüchten
überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs,
und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken,
junge Saat, und alles, wo sie auffallen.
Manche sind besonders dem Getreide nach-
theilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe,
Engerlinge etc. den Gartengewächsen; andere
Raupen und Käferlarven etc. den Obstbäu-
men; die Schildläuse besonders der Oran-
gerie; die Larven einiger Dermestes-Gattun-
gen und die Holzraupen den Holzungen;
die Ameisen, Grasraupen etc. den Wiesen;
die Brod-Schaben den Victualien; die
weißen Ameisen etc. dem Hausgeräthe etc.;
die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz-
werk u.s.w. Die Larven vieler kleiner
[Seite 318] Käferchen den Büchern und Naturalien-
sammlungen. Endlich werden auch einige
Arten von so genanntem Ungeziefer dem Men-
schen selbst, so wie den Pferden, Schafen,
Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar
verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen,
Seidenwürmern etc. auf unmittelbare Weise
lästig; und andere, wie manche Skorpione etc.
durch ihr Gift, furchtbar.

§. 145.

In der systematischen Anordnung folge
ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné,
wie es die Einrichtung eines solchen, besonders
auch zu halbjährigen Vorlesungen über die
ganze N. G. bestimmten, Handbuchs wohl
nicht anders gestattet.

I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit
hornartigem Körper. Die Flügel falten
sich in der Ruhe zusammen, und sind mit
zwey hornartigen, Decken oder Schei-
den belegt, die sich in der Mitte in
gerader Linie an einander schließen.

II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuz-
weis zusammen gelegten oder gerade aus-
gestreckten, meist zur Hälfte harten, fast
pergamentähnlichen Flügeln etc. Theils
haben sie Freßzangen, theils einen spitzi-
gen Bohr-Rüssel.

[Seite 319]

III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaartem Körper, und vier
ausgespannten Flügeln, die mit bunten
Schuppen bedeckt sind.

IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen,
netzförmigen oder gegitterten Flügeln.

V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen
geaderten Flügeln.

VI. Diptera. Die Insecten mit zwey
(unbedeckten) Flügeln.

VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten
Insecten.

* * *

Zur N. G. der Insecten.

  1. Th. Mouffet theatrum insectorum. Lond. 1634. Fol.
  2. Jo. Raii historia insectorum. Lond. 1710. 4.
  3. Jo. Swammerdam algemeene Verhandeling van de
    bloedeloose Dierkens
    . Utr. 1669. 4.
  4. Ej. biblia naturae. LB. 1737. Fol.
  5. Mar. Sib. Merian metamorphosis insectorum Suri-
    namensium
    . Amst. 1705. Fol. max.
  6. Jac. l'Admiral iun. gestaltverwisselende gekorvene
    Diertjes
    . Amst. 1740. Fol.
  7. Joh. Leonh. Frisch Beschreibung von allerhaud In-
    secten in Deutschland. Berl. 1720-38. XIII. Th. 4.
  8. G. W. Panzer's Insectenfaune Deutschlands seit
    1795. 12.
  9. Aug. Joh. Rösel monatliche Insecten-Belustigun-
    gen. Nürnb. 1746-61. IV. B. 4.
  10. Chr. Fr. C. Kleemann Beyträge dazu. Ebendas. seit
    1761. 4.
  11. v. Linné fundamenta entomologiae. Vps. 1767. 4.
    it. im VII. B. von Linné's amoenitatib. academic.
  12. I. H. Sulzers Kennzeichen der Insecten. Zürich
    1761. 4.
  13. Dess. abgekürzte Geschichte der Insecten. Winterthur
    1776. 4.
  14. Jac. Chr. Schaeffer elementa entomologica. Ratisb.
    1766. 4.
  15. Ej. icones insectorum Ratisbonensium. ib. 1767. 4.
  16. Jo. Ant. Scopoli entomologia Carniolica. Vindob.
    1763. 8.
  17. Jo. Chr. Fabricii philosophia entomologica. Ham-
    burg
    . 1778. 8.
  18. Ej. systema entomologiae. Flensb. 1775. 8.
  19. Ej. genera insectorum. Kilon. 1776. 8.
  20. Ej. species insectorum. Hamb. 1781. II. vol. 8.
  21. Ej. entomologia systematica. Hafn. 1793. V. vol. 8.
  22. de Reaumur histoire des insectes. Par. 1734-1742.
    VI. vol. 4.
  23. de Geer histoire des insectes. Stockh. 1752-1778.
    VII. vol. 4.
  24. Ej. genera et species insectorum; extraxit A. J.
    Retzius. Lips
    . 1783. 8.
  25. Geoffroy histoire des insectes des environs de Paris.
    Par. 1762. II. vol. 4.
* * *
  1. Lesser theologie des insectes (trad. de l'allemand)
    avec des remarques de P. Lyonet. à la Haye
    .
    1742. II. vol. 8.
* * *
  1. L. G. Scriba Beyträge zur Insectengeschichte. Frf.
    seit. 1790. 4.
* * *
[Seite 321]
  1. Magazin für Insectenkunde, herausgegebeb von
    K. Illiger. Braunschw. seit 1801. 8.
* * *
  1. Nic. Jos. Brahm. Insecten-Calender. Mainz 1790.
    II. Th. 8.
* * *

Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach-
richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter
Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insecten-
nadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern
auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der
hiesigen Gegend sammelt und Liebhabern gerne
mittheilt.

I. COLEOPTERA s. Vaginipennia.
(Eleutherata Fabr.)

[Seite 322]

Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen
Nahmen auch dem ersten Geschlechte ins beson-
dere beylegt. Die Larve hat Freßzangen,
und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße,
die an der Brust sitzen: bey einigen, wie
unter den Holzböcken ist sie ohne Füße (eine
Made). Sie verpuppt sich mehrentheils
unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-
Scholle: oder aber, wie bey den genannten
Holzböcken, im Holze. Das vollkommene
Insect kriecht zwar weich aus der Puppe;
seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an
der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen
am Kopfe, und ist mit harten hornartigen
Flügeldecken (elytra) versehen.

1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton.
Engl. beetle) Antennae clauatae capi-
tulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae
.

[Seite 323]

1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu-
tellatus, thoracis cornu incuruo maximo;
subtus vnidentato, capitis recuruato; supra
multidentato
.

Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.

In Brasilien. Die Larve einen starken Dau-
men dick. Der Käfer variirt in der Farbe,
meist schmutzig-grün etc.

2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus
thorace bicorni, capitis cornu vnidentato,
apice bifido.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.

Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.

3. †. Eunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus,
thorace tricorni: intermedio obtuso bifido,
capitis cornu erecto clypeo emarginato
.

Frisch P. IV. tab. 7.

Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im
Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte
Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er ein-
zeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln
befestigt und in jede ein einziges Ey legt.

4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas-
hornkäfer. S. scutellatus, thorace promi-
nentia triplici, capitis cornu incuruato,
antennis heptaphyllis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.

Der größte hieländische Käfer, fliegt selten;
als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe
und in hohlen Bäumen; und thut in manchen
Gegenden den Reden großen Schaden.

5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus,
clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato,
tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato
.

Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.

[Seite 324]

Besonders häufig in Aegypten, wo er von
den alten Aegyptiern als Sinnbild des Sonnen-
wende heilig verehrt, und aus ihren Kunstwerken
vorgestellt worden. Besonders hat man ihn auf
die Rückseite der Aegyptischen und Etruskischen
geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb
Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.

6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutel-
latus, thorace inermi, capite tuberculato
elytris rubris, corpore higro
.

Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.

Im Kuhmist.

7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the
dung-beetle
.) S. scutellatus. muticus, ater,
glaber; elytris sulcatis; capite rhombeo
;
vertice prominulo; antennis rubris.

Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.

Besonders im Pferdemist: daher häufig auf
Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben-
den herum fliegt, so ist meist auch für den fol-
genden Tag gut Wetter zu erwarten.

8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis
clypeo rhombeo, vertice prominulo, an-
tennis nigris
.

Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.

Häufig im Schafmist.

9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar-
tenkäfer. S. scutellatus muticus, capite tho-
raceque caeruleo subpiloso, elytris griseis,
pedibus nigris
.

Frisch P. IV. tab. 14.

Zumahl an den Obstbäumen etc.

[Seite 325]

10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris F.)
der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the
May-chaffer
) S. scutellatus muticus testa-
ceus, thorace villoso; cauda inflexa, inci-
suris abdominis albis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.

Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang als Engerling oder Glime unter der Erde
lebt, sich von Getreidewurzeln etc. nährt, und
zuweilen allgemeinen Mißwachs verursacht
hat*). Im sechsten Jahr kommt es endlich
als Maykäfer zum Vorschein, und schadet in
dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an
Obstbäumen.

11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der
Brachkäfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace
villoso, elytris luteo-pallidis pellucidis;
lineis tribus albis parallelis
.

Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.

12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.) der
Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muti-
cus auratus, segmento abdominis primo
lateribus vnidentato, clypeo planiusculo
.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.

Die Larve und Puppe findet sich häufig in
Ameisenhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der
[Seite 326] schöne Käfer selbst aber in Gärten etc. Man hat
Beyspiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig er-
halten und mit angefeuchteten Brodrinden füt-
tern lassen.

2. Lvcanvs. Antennae clauatae; claua
compressa latere latiore pectinato fis-
sili. Maxillae porrectae, exsertae,
dentatae
.

1. †. Cervus. der Hornschröter, Wein-
schröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the
stag beetle
.) L. scutellus; maxillis exser-
tis, apice bifurcatis, latere vnidentatis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.

Nächst den Krebsen das größte deutsche In-
sect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das
Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneip-
zangen am Kopfe.

3. Dermestes. Antennae clauatae;
capitulo perfoliato; articulis tribus

crassioribus. Thorax conuexus, vix
marginatus. Caput sub thorace in-
flexum latens
.

1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger
elytris antice cinereis, punctis nigris
.

Frisch P. V. tab. 9.

Larve und Käfer nähren sich von fetten, wei-
chen Theilen todter Thiere.

2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis-
albis binis
.

Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausge-
stopften Thieren. u.s.w.

[Seite 327]

3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der
Borkenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs,
Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris
striatis retusis praemorso-dentatis
.

v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.

Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem
Harz und in mehrern, Gegenden Deutschlands so
furchtbar gewordene Thier; das im Splint der
Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge
hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume
über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der
dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der
Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln
werden roth, er verliert sein Harz, und taugt
dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkoh-
len, geschweige als Bau- oder Brennholz.

4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannen-
käfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger
subuillosus, elytris piceis integris, plan-
tis rusis
.

Kaum halb so groß als die vorige Gattung.

5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brod-
käfer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.

Frisch P. I. tab. 8.

Seine Larve verzehrt zumahl das Brod, wird
daher namentlich auf weiten Seereisen dem
Schiffszwiback sehr gefährlich, und ist auch
einer der schädlichsten Bücherwürmer.

4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache,
vrillette
.) Antennae filiformes; articulis
vltimis maioribus. Thorax subrotun-
dus, immarginatus, caput excipiens
.

[Seite 328]

1. †. Pertinax. (Anobium P. F) P. fuscus
vnicolor
.

Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald
man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt
liegt, und lange durch keinen Reitz von der
Stelle zu treiben ist.

2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentato, elytris fasciis duabus albis
.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.

Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.

3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die
Todtenuhr. (Engl. the death-watch.) P.
fuscus subpilosus griseo irregulariter macu-
losus
.

Philos. Transact. N. 271. 291.

Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die
durch den klopfenden Laut, womit die Gatten
einander zur Paarungszeit locken, zu mancherley
Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.

5. Hister. Antennae capitatae capitulo
solidiusculo; infimo articulo com-
presso, decuruato. Caput intra corpus
retractile. Os forcipatum. Elytra cor-
pore breuiora. Tibiae anticae dentatae
.

1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris substriatis.

Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.

In sandigem Boden und auf Viehweiden.

6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigi-
dae, capite breuiores, oculi 4,
duobus
supra, duobus infra
.

[Seite 329]

1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus
.

Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.

Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der
Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er
eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen
Geruch von sich.

7. Byrrhvs. Antennae clauatae subso-
lidae, subcompressae
.

1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulo-
sus, elytris subnebulosis puncto albo
.

In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.

8. Silpha. Antennae extrorsum crassio-
res. Elytra marginata. Caput promi-
nens. Thorax planiusculus, marginatus
.

1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der
Todtengräber. (Fr. le fossoyeur.) S. oblonga
atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris
fascia duplici aurantia
.

Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.

Sie haben ihren Nahmen von der besondern
Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen
Thieren, Maulwürfen, Fröschen etc. die sie von
weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben,
und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ih-
rer sechse find wohl im Stande, einen todten
Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief
in fetten Boden einzuscharren.

9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo
plano reconditum
.

[Seite 330]

1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.

Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.

Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen versehen.

2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis
.

Besonders häufig am Alant.

10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma-
rienkuh, Sommerkind, Gotteslämm-
chen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge.
Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae
subclauatae, truncatae. Palpi claua
semicordata. Corpus hemisphaericum,
thorace elytrisque marginatis, abdo-
mine plano.

1. †. 7-Punctata. C. coleoptris rubris;
punctis nigris septem
.

Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.

Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und
Meloë Gattungen als wirksames Heilmittel bey
mancherley Zahnweh empfohlen worden.

2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo
.

Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.

11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus
.

1. †. Goettingensis. (Chrys. Haemoptera. F.)
C. ouata atra pedibus violaceis
.

Panzer Faun. Cerm. Heft 44. t. 3.

Häufig an der Schafgarde.

[Seite 331]

2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.

Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den
dritten Theil so groß als ein Floh.

3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis,
abdomine violaceo.

4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria
(s. femoribus posticis crassissimis) virescenti-
caerulea
.

Ein schädliches kleines Thier, das so wie
mehrere verwandte Gattungen unter dem Nah-
men Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.

5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der Lilienkä-
fer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico
vtritique impresso
.

Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.

In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve, bedeckt
sich mir ihrem eignen Unrath. Der kleine
rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt,
wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr
hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdrin-
genden hellen Laut von sich.

12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu-
siformes, basi approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata saepius
.

1. †. Atra. H. corpore toto atro.

Unter der Erde an Graswurzeln.

13. Brvchvs. Antennae filiformes, sen-
sim crassiores
.

1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris
.

Thut auch in Nordamerica dem Mais großen
Schaden.

[Seite 332]

2. Nucleorum. R. cinereus, elytris striatis, femo-
ribus posticis ouatis, dentatis, tibiis incuruis
.

Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.

Im mittlern America. Fast von der Größe
des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern
Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die stein-
harten, daumensdicken Nüsse der Cocos lapidea
woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.

14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan-
son
.) Antennae subclauatae, rostro in-
sidentes. Rostrum corneum prominens
.

Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen
festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von
verschiedner Länge. Es sind nachtheilige Thiere,
von denen besonders die mit dem sehr langen
Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feld-
früchten und Gartengewächsen Schaden thun.
Die Larven nennt man Pfeiffer.

1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palm-
bohrer. C. longiroster ater, thorace ouato
planiusculo, elytris abbreuiatis striatis
.

Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.

In beyden Indien. Hat fast die Größe des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sa-
gumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes
Gericht gegessen.

2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der
schwarze oder rothe Kornwurm, Reiter,
Wippel. C. longiroster sanguineus.

Eine große Plage für die Kornböden. Er
saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die
[Seite 333] Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist,
die Fruchtböden und ihre Gebälke etc. mit scharfer
Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu
lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in
Wohnzimmer und Betten.

3. †. Granarius. (Calandra granaria. F.) C.
longiroster piceus oblongus thorace punctato
longitudine elytrorum
.

Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.

4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longi-
roster cylindricus subcinereus, elytris
mucronatis.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.

Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflan-
zen, aber nicht das darauf wohnende unschul-
dige Thier.

5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben-
sticher. C. longiroster aureus, rostro plan-
tisque nigris
.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

An Apfelbäumen, Weinstöcken etc.

6. Anchoraco. (Brentus A. F.) C. longiroster,
femoribus dentatis, elytris flauo striatis,
thorace elongato
.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.

Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes
so lang als der ganze Hinterleib: dadurch be-
kommt das Thier ein sonderbares Ansehen.

[Seite 334]

7. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longi-
roster, femoribus dentatis, corpore griseo
longitudine rostri
.

Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.

Macht die Haselnüsse wurmstichig.

8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breni-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis
excauatis, auro versicolore distinctis, ab-
domine aeneo viridi
.

In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen,
die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben
sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter
dem Vergrößerungsglase, eine unbeschreibliche
Wirkung.

15. Attelabvs. Caput Postice atte-
nuatum inclinatum. Antennae apicem
versus crassiores
.

1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.

Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.

2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen-
wolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis
tribus nigris.

Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.

Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.

16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock.
(capricornus). Antennae attenuatae.
Thorax spinosus aut gibbus. Elytra
linearia
.

Manche Gattungen haben ungeheuer lange
Fühlhörner, einen ungemein starken Brustschild
[Seite 335] und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben,
so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier
Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie
in Holz, und geben mittelst des Brustschildes,
den sie an den Flügeldecken treiben, einen knar-
renden Laut von sich.

1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus,
elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis
antennis longis
.

Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.

So wie die folgende Gattung in Südamerika.

2. Ceruicornis. (Prionus C. F.) C. thorace
marginato dentato, maxillis porrectis coni-
formibus vtrinque spinosis, antennis breuibus
.

Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön
gezeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Horn-
schröter.

3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus
.

Frisch P. XIII. tab. II.

Gibt einen bisamänlichen Geruch von sich.

4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spi-
noso: punctis
4. luteis, elytris obtusis
nebulosis, antennis longissimis
.

Frisch P. XIII. tab. 12.

Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang
als das ganze Thier.

17. Leptvra. Antennae setaceae. Ely-
tra apicem versus attenuata. Thorax
teretiusculus
.

[Seite 336]

1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau-
rata, antennis nigris, femoribus posticis
dentatis
.

An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in
der Farbe.

18. Necydalis. Afterholzbock. An-
tennae setaceae. Elytra alis minora.
Cauda simplex
.

1. †. Maior. (Molorchus abbreuiatus F.) N.
elytris abbreuiatis ferrugineis immaculatis,
antennis breuioribus
.

19. Lampyris. Johanniswürmchen,
(cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl.
glow-worm.) Antennae filiformes.
Elytra flexilia. Thorax planus, semior-
biculatus, caput subtus occultans cingens-
que. Abdominis latera plicatopapillosa
.

Nur die Männchen sind geflügelt, und diese
haben zwey blaulich phosphorescirende lichte
Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten
Weibchen leuchten weit stärker als die Männ-
chen, besonders um die Begattungszeit, da ihr
Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige
dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem
das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die selbst
auch im Finstern leuchten), verliert sich der
Schein bey beyden Geschlechtern.

1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo
cinereo
.

Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell
genug, um dabey im Finstern lesen zu können.

[Seite 337]

20. Cantharis. Antennae setaceae.
Thorax marginatus capite breuior.
Elytra flexilia. Abdominis latera pli-
cato-papillosa
.

1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro,
macula nigra, elytris fuscis
.

Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.

Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in der Erde auf, und kommt dann zuweilen,
wenn es geschneyt hat, zu tausenden hervorge-
krochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem
frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen
Anlaß gegeben.

21. Elater. Springkäfer, Schmid.
(Fr. taupin.) Antennae setaceae. Tho-
rax retrorsum angulatus. Mucro pecto-
ris e foramine abdominis resiliens
.

Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine
zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu
ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist,
und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus
der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus
schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts
auf beyden Seiten des Brustschildes heraus
stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähn-
liche Weise eingelenkt sind.

1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late-
ribus macula flaua glabra
.

[Seite 338]

Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang.
Die beyden gelben runden Flecken gegen die
Seitenspitzen des Brustschildes leuchten stark im
Finstern, und die Caraiben bedienten sich ehe-
dem der Cucuyos und einiger anderer phospho-
rescirenden Insecten statt der Leuchten.

2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris, pe-
dibus corporeque nigris
.

Häufig auf Viehweiden.

22. Cicindela. Sandkäfer. Anten-
nae setaceae. Maxillae prominentes
denticulatae. Oculi prominuli. Tho-
rax rotundato-marginatus
.

Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzu-
lauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit
ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug
nachzujagen.

1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum albis
.

23. Bvprestes. Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis. Caput
dimidium intra thoracem retractum
.

1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laeui, corpore
inaurato
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.

In beyden Indien. Wohl Fingers lang.

3. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis
impressis, thorace punctato
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.

[Seite 339]

24. Dyticvs. Wasserkäfer, Fischkäfer.
(hydrocantharus) Antennae setaceae
aut clauato-perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii submutici
.

1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis
perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato,
postice spinoso
.

Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.

Eine der größten Gattungen. Wenn der
Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu
eine artige längliche Hülfe, die er mit einer
braunen Seide überzieht, und die mit den ein-
geschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem
Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus-
gekrochen und im Stande sind, in ihr Element
über Bord zu springen.

2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytro-
rumque margine flavis
(mas.)

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.

Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat-
tungen dieses Geschlechts,) den Fischteichen ge-
fährlich. Beym Weibchen ist die vordre Hälfte
der Flügeldecken längs gefurcht.

25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae se-
taceae. Thorax obcordatus apice trun-
catus marginatus. Elytra marginata
.

Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn
man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich.
Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto
schneller.

1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely-
tris punctis intricatis subrugosis
.

Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.

[Seite 340]

2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus,
elytris porcatis; striis sulcisque laeuibus
inauratis
.

Häufig auf Feldern, Wiesen etc.

3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo
nitens, thorace caeruleo, elytris aureo
viridibus striatis, abdomine subatro
.

Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.

Der größte hieländische Laufkäfer.

4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bom-
bardirkäfer. C. thorace capite pedibusque
ferrugineis, elytris viridi nigricantibus
.

Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.

Ein kleines Käferchen. Wird besonders von
der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey
durch die von Dr. Rolander beschriebne ganz
eigne Art bekannt geworden, womit es sich
gegen jenen u.a. seiner Feinde zu vertheidigen
sucht; da es ihnen mit einem auffallenden starken
Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt etc.

26. Tenebrio. Antennae monilifor-
mes articulo vltimo subrotundo. Tho-
rax plano-conuexus, marginatus. Ca-
put exsertum. Elytra rigidiuscula
.

1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femo-
ribus anticis crassioribus
.

Frisch P. III. tab. 1.

Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern,
heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte
Nachtigallenfutter ab.

[Seite 341]

2. †. Mortisagus. (Blaps mortifaga. F.) der
Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali,
coleoptris laeuibus mucronatis
.

Frisch. P. XIII. tab. 25.

27. Meloë. Antennae moniliformes
articulo vltimo ouato. Thorax subro-
tundus. Elytra mollia flexilia, caput
inflexum gibbum
.

1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le
scarabé onctueux
. Engl. the oil-beetle.)
M. apterus, corpore violaceo.

Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.

Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer
Berührung einen stinkenden Saft aus den Knie-
gelenken der Beine fließen läßt.

2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die
spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala-
tus viridissimus nitens, antennis nigris
.

Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum
Blasenziehen gebraucht wird.

28. Mordella. Antennae filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo

(in territo). Palpi compresso clauati,
oblique truncati. Elytra deorsum
curua apicem versus. Ante femora
lamina lata ad basin abdominis
.

Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu
wenig zu vermehren scheinen.

1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.

Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.

[Seite 342]

29. Staphylinvs*). Antennae mo-
niliformes. Elytra dimidiata. Alae
tectae. Cauda simplex exserens duas
vesiculas oblongas
.

Sind besonders wegen der kleinen Blasen
merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr merken,
aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist.

1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis
.

30. Forficvla. Antennae setaceae.
Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda
forcipata
.

1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
ear-wig
.) F. elytris apice albis.

Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.

An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier
gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur
so viel daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin
so gut wie jedes andere Insect, verirren kann.
Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen etc.
sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in
Menge vermehren dem Grundholz der Gebäude
und den Fensterfutterungen.

II. HEMIPTERA. (Ulonata und Rhyn-
gota Fabr.
)

[Seite 343]

Bey den meisten Insecten dieser Ordnung
ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt,
bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten
aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen
Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von
einigen Naturforschern Proboscidia genannt
werden. Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusam-
mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer
Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche
haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen
sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre
Verwandlung ist nicht sehr ausfallend: son-
dern die Larven ähneln dem vollkommnern
Insect bis auf die Flügel, die erst nach und
nach völlig ausgebildet werden.

31. Blatta. Schabe. Caput inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque pla-
nae, subcoriaceae. Thorax planiuscu-
lus, orbiculatus, marginatus. Pedes
cursorii. Cornicula duo supra caudam
.

1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen-
schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le
[Seite 344] cancrelas, ravet
. Engl. the black beetle,
cockroach
.) B. ferrugineo-fusca elytris ab-
breuiatis sulco oblongo impresso
.

Frisch P. V. tab. 3.

Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie
einige andre Gattungen dieses Geschlechts (z.B.
die Germanica, Americana etc.) für manche Ge-
genden, wo sie sich eingenistet und stark ver-
mehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen.
Verzehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor
allen aber Brot etc. Kann daher in Schiffen
auf weiten Seereisen schaudervolles Elend ver-
ursachen*). Ist noch am ersten durch Arsenik,
Dampf von Swefel und Assa foetida, kochend
Wasser etc. und wo nur wenige in einem Zim-
mer oder einer Küche sind, dadurch zu ver-
tilgen, daß man über Nacht einen Igel oder
eine Ente hinein sperrt.

2. Heteroclita. (B. petiveriana F.) B. fusca,
elytris nigris
, sinistro integro 4-pustulato;
dextro ad marginem internum semipellu-
cido, 3-pustulato
.

Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.

In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden
Ungleichheit in der Zeichnung der beyden Ober-
flügel werkwürdig.

3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris nigro-
maculatis
.

Auch außer Lappland im mildern Europa.

32. Mantis. Caput nutans, maxillo-
sum, palpis instructum. Antennae

[Seite 345] setaceae. Alae 4 membranaceae, con-
volutae, inferiores plicatae. Pedes

antice compressi, subtus serrato-den-
ticulati, armati ungue solitario et
digito setaceo laterali articulato:
po-
stici
4. laeues, gressorii. Thorax li-
nearis elongatus angustatus.

Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreck-
ten, sonderbaren Bildung*). Auch ihr Gang, ihr
Betragen etc. hat was eignes gleichsam Feyer-
liches, das wohl zu der abergläubischen Devotion
Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen
dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen
werden.

1. Gigas. [Phasma G. F.*)] M. thorace tere-
tiusculo scabro, elytris breuissimis, pedibus
spinosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.

Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum
so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den
Indianern gegessen.

2. Gongylodes. M. Thorace subciliato, femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.

Auf Guinea etc.

3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die
Gottesanbetherinn, das wandelnde Blatt,
der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace
[Seite 346] laeui subcarinato elytrisque viridibus imma-
culatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.

Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beyden in die Höhe. Mann nennt
es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel
an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln.
Kann wohl zehn Jahre alt werden.

33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle.
Engl. grashopper.) Caput inflexum,
maxillosum, palpis instructum. Anten-
nae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae,
conuolutae, inferiores plicatae. Pedes
postici saltatorii. Vngues vbique bini
.

Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun-
gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich
sind. Bey manchen geben die Männchen entwe-
der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender
Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will,
einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie
theils mit den Springfüßen, am meisten aber
mit den Flügeln hervorbringen.

1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre,
Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reit-
wurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erd-
krebs. (Engl. mole-cricket) G. thorace
rotundato, alis caudatis elytro longioribus,
pedibus anticis palmatis tomentosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.

In Europa und Nordamerica: an theils Orten,
wie im Thüringischen etc. ausnehmend häufig.
Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl
den Küchengewächsen und der Gerstensaat großen
Schaden.

[Seite 347]

2. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille,
Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl.
the cricket.) G. thorace rotundato, alis
caudatis elytro longioribus, pedibus sim-
plicibus, corpore glauco.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.

3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feld-
grille. G. thorace rotundato, cauda biseta
stylo lineari, alis elytro breuioribus, cor-
pore nigro.

Frisch P. I. tab. 1.

4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.)
der Baumhüpfer. G. thorace rotundato,
alis viridibus immaculatis, antennis setaceis
longissimis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.

Von schöner grüner Färbe. Lebt meist aus
Gebüschen, springt vorzüglich weit.

5. †. Verruciuorus. (Locusta verruciuora. .)
das Heupferd. G. thorace subquadrato laeui
alis viridibus fusco maculatis, antennis se-
taceis longitudine corporis.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.

6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua-
drifida
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.

In den Morgenländern, Aegypten etc.

7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace
subcarinato; segmento vnico, capite ob-
tuso, maxillis atris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.

Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen
Zügen auch in Europa eingefallen ist, und all-
gemeinen Mißwachs, Hungersnoth etc. verursacht
[Seite 348] hat. Ursprünglich gehört es wohl in die asiati-
sche Tatarey zu Hause, doch findet es sich auch
einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit
großen Invasionen desselben verschont geblie-
ben*). Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn
es anders die gleiche Gattung ist) in Nord- und
Süd-America finden. – Daß sie in Arabien
und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in
den ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird,
ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige
neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel
erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel
von voreilig dreistem Hyperscepticismus.


8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.

Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben
im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.

34. Fvlgora.**) Caput fronte pro-
ducta, inani. Antennae infra oculos,
articulis
2, exteriore globoso. Ro-
strum inflexum, pedes gressorii
.

[Seite 349]

Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts
ist die hornige Blase vor der Stirne, die bey den
nachbenannten Gattungen im Leben und einige
Zeit nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.

1. Laternaria. der surinamische Laternträ-
ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne.
Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali
recta, alis liuidis; posticis ocellatis
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.

Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer
als der ganze übrige Körper, und scheint so hell,
daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem
statt Leuchten bedient haben sollen.

2. Candelaria. der schinesische Laternträger.
F. fronte rostrato-subulata adscendente,
elytris viridibus luteo-maculatis, alis fla-
vis; apice nigris
.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.

35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in-
flexum. Antennae setaceae. Alae 4
membranaceae, deflexae. Pedes pleris-
que saltatorii
.

Die männlichen Cicaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der durch besondere,
mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un-
terleibe hervor gebracht wird.

Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von
Keulenschwämmen (clauariae) besonders häufig
auf den Puppen von Cicaden, theils gar auf
dem lebendigen Leibe ihrer Larven, so wie
[Seite 350] andre auf Raupen, Schmetterlings-Puppen,
Laufkäfern etc. wachsen*).

1. Orni. (Tettigonia O. F.) C. nigra flauo-
maculata, alis hyalinis, basi flauis, maculis
nigris.

Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 3.

Im südlichen Europa und in Nordafrica. Die
bey den Alten so beliebte Cicade.

2. †. Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaum-
wurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris
maculis binis albis lateralibus; fascia
duplici interrupta albida.

Frisch P. VIII. tab. 12.

Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen
die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und
ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten
Kuckuckspeichels), unter welchem sie oft versteckt
ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage
von regnenden Weiden.

3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis
nigris: punctis caeruleis, fronte lateri-
busque rubris, ano lanato.

Stoll tab. 10 fig. 49. und D.

In Westindien. Hat den Beynahmen von den
räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser
gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hin-
terleibe.**)

[Seite 351]

36. Notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae thorace
breuiores. Alae 4 cruciato-compli-
catae, antice coriaceae. Pedes poste-
riores pilosi natatorii
.

1. † Glauca. N. grisea elytris griseis mar-
gine fusco punctatis apice bifidis
.

Frisch P. VI. tab. 13.

Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken:
weiß auch in dieser Lage kleine Mücken etc.
von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwin-
digkeit zu haschen.

37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae 4 cruciato-complicatae
antice coriaceae. Pedes anteriores che-
liformes; reliqui 4 ambulatorii
.

1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali,
corpore oblongo-ouato
.

Frisch P. VII. tab. 15.

Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus
sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen,
fast wie Samen von Kornblumen etc.

2. †. Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdo
minis margine serrato
.

Frisch P. VI. tab. 14.

3. Plana. (Nepa rustica. F.) N. subfusca:
oculis nigris, alis albidis, dorso plano
.

[Seite 352]

Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem
Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre
Eyer auf den Rücken.*)

38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl.
bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru-
ciato-complicatae, superioribus antice
coriaceis. Dorsum planum thorace mar-
ginato. Pedes cursorii.

1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia. F.) die
Bettwanze, Wandlaus. (Engl. the wall-
louse
.) C. flavescens, alis nullis.

Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.

Ueber die ursprüngliche Heimath und den
Aufenthalt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects
im wilden Zustande weiß man wenig Zuverlässi-
ges. Jetzt findet sichs in den Wohnungen un-
reinlicher oder sorgloser Menschen fast in allen
Welttheilen (nahmentlich in Sibirien, Ostindien,
Nord- und Süd-America etc.) So leicht Wan-
zen durch Zufall in ein Haus kommen können,
so leicht ist es sie bald anfangs durch sorfäl-
tige wiederhohlte Anwendung kräftiger Mittel*)
[Seite 353] auch wieder zu vertreiben: was aber äußerst
schwer hält, wo man sie einmahl überhand neh-
men und sich weit verbreiten lassen.

2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. mem-
branaceus, abdominis margine imbricatim
secto, corpore nigricante
.

In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen
seiner täuschenden, rindenartigen Gestalt und
Farbe schwer zu finden.

3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus gri-
seus; abdominis margine nigro maculato
.

In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn
sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie man-
chen andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel
zu dienen scheint.

4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro
arcuato, antennis apice capillaceis, corpore
oblongo subvilloso fusco
.

Frisch P. X. tab. 20.

Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist im-
mer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.

[Seite 354]

39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau.
(Fr. puceron. Engl. plant-louse.) Ro-
strum inflexum. Antennae thorace
longiores. Alae 4 erectae aut nullae.
Pedes ambulatorii. Abdomen postice
saepius bicorne
.

Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer
und eben derselben Familie, geflügelte und un-
geflügelte Blattläuse, und das ohne alle Bezie-
hung auf den Sexualunterschied. Die Männ-
chen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden
auch in weit minderer Anzahl jung. Sie er-
scheinen nicht eher als in der letzten Generation
jeden Sommers*); bey den mehresten Gattun-
gen also erst zu Ende desselben, und nur auf
kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die
kurz darauf Eyer oder vielmehr Hüllen von sich
geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse
schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht
eher als bis im folgenden Frühjahr hervor
brechen, und zwar sind alle diese nunmehr aus-
gekrochenen Blattläuse durchgehends weiblichen
Geschlechts, so daß bis zu dem eben gedachten
Termin der letzten Generation keine männliche
Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet
sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im
Stande, ohne Zuthun eines Gatten ihr Ge-
schlecht fortzupflanzen; so baß jene einmahlige
Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wir-
kung im folgenden Frühjahr und Sommer bey
vielen bis ins neunte Glied äußert.

1. †. Ribis. A. ribis rubri.

Frisch P. XI. tab. 14.

[Seite 355]

2. †. Vlmi. A. vlmi campestris.

3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.

Frisch P. XI. tab. 18.

4. †. Rosae. A. rosae.

Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.

5. †. Bursaria. A. populi nigrae.

Swammerdam Biblia nat. tab. 45. fig.
22. u. f.

Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba-
ren Auswüchse verursachen, die man Pappel-
rosen, Alberknospen etc. heißt.

6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis
longissimis, thorace verrucoso
.

An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum etc.
wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen,
schotenähnlichen Hülse aufhalten.

40. Chermes. Blattsauger. Rostrum
pectorale. Antennae thorace longio-
res. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus,
pedes saltatorii
.

Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie
fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so etc.

1. †. Buxi. C. buxi.

2. †. Alni. C. betulae alni.

Frisch P. VIII. tab. 13.

41. Coccvs. Schildlaus. (Fr. Gall-
insecte
) Rostrum pectorale. Abdomen
postice setosum. Alae 2 erectae mascu-
lis. Feminae apterae.

[Seite 356]

Bey keinen andern Thieren sehen die beyden
Geschlechter einander so auffallend ungleich, als
bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt
einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist
ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet
hat, fast unbeweglich an den Gewächsen und
könnte bey manchen Arten eher für eine Narbe
an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier
angesehen werden. Das Männchen schwärmt
indeß im Freyen umher, bis es, vom Begat-
tungstrieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches
Weibchen aufsucht und befruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Oran-
genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.

Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders
an Caffeebäumen etc. Man verteibt sie, wenn
man die Gewächse nach dem Begießen mit
Schwefelblumen bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Languedoc
und in der Provence, an Stechpalmen etc. Die
beerenförmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester
dieser. Thiere werden mit Essig besprengt, und
das Carmoisinroth daraus verfertigt.

4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an
den Wurzeln vom Weggras und andern Pflan-
zen; zumahl häufig in Polen und am Don, wo
sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.

[Seite 357]

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche-
nille
, Engl. the cochineal-fly.) C. cacti
coccinelliferi
.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII.
P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf meh-
reren Cactusarten, die deßhalb in großen Plan-
tagen gepflanzt, und die Cochenillewürmer fast
wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und
jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus
indicae et religiosae
.

D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B.
4. St. tab. 1.

Zumahl in den gebirgigen Gegenden von
Hindostan zu beyden Seiten des Ganges; von
ihm kommt das so genannte Gummilack.*)

42. Thrips. Rostrum obscurum. An-
tennae longitudine thoracis. Abdomen
sursum reflexile. Alae
4 rectae, dorso
incumbentes, longitudinales, angustae,
subcruciatae
.

Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhal-
ten, und meist nur durch ihre große Anzahl,
oder durch die Munterkeit, mit der sie umher
hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.

[Seite 358]

1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.

De Geer in den schwed. Abhandl. v. J.
1744. tab. 4. fig. 4.

Im Getreide, Bohnenblüthen etc.


III. LEPIDOPTERA. (Glossata Fabr.)*)

Die Schmetterlinge, eine weitläuftige
Ordnung, die sich durch vier ausgespannte,
[Seite 359] mit bunten Schuppen befiederte Flügel, und
einen behaarten Körper, auszeichnet. Als
Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen
am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen
Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luft-
löchern auf jeder Seite, drey Paar hakenför-
migen Klauen an der Brust, und meist fünf
Paar runden fleischigen Füßen am Hinterleibe.
Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird
dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweg-
lich, doch bey der Weidenraupe und einigen
andern sehr wenigen Gattungen sich von der
Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus
kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der
Schmetterling zum Vorschein, der lange
Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der
Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so ge-
nannte) Zunge, und statt jener zwölf kleinen
Augen, zwey große halbkugelichte und drey
kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gat-
tungen lassen sich doch füglich unter drey Ge-
schlechte bringen.

43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter-
fly
.) Antennae apicem versus crassio-
res, saepius clauato-capitatae. Alae
erectae sursumque conniuentes
.

Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl.
Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinnste:
die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig
[Seite 360] (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem
hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur
am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier
breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit
der Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeich-
nung gar sehr von der Unterseite verschieden ist)
gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze
Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wieder
in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.

a. Eqvites: Alis primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam ad basin:
his saepe antennae filiformes
.

Tröes, ad pectus maculis sanguineis,
saepius nigri
.

Achiui, pectore incruento, ocello ad
angulum ani
.

b. Heliconii. Alis angustis integerrimis,
saepe denudatis: primoribus oblongis; po-
sticis breuissimis
.

c. Danai. Alis integerrimis.

Candidi, alis albidis.

Festiui, alis variegatis.

d. Nymphales. Alis denticulatis.

Gemmati, alis ocellatis.

Pharelati, alis caecis absque ocellis.

e. Plebeii. Parui. Larua saepius contracta.

Rurales, alis maculis obscurioribus.

Vrbicolae, alis maculis pellucidis.

* * *

1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis supra viridibus: institis atris, posticis
maculis sex nigris.

Clerk tab. 17.

[Seite 361]

Auf Amboina etc. So wie der folgende ein
großes prächtiges Thier.

2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus
ocellis septem.

Clerk tab. 23. fig. 1.

Auch in Ostindien.

3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz.
P. E. A. alis caudatis concoloribus flauris
limbo fusco, lunulis flauis, angulo ani
fuluo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flauescenti-
bus: fasciis nigricantibus geminatis: po-
sticis subtus linea auratia
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra
4: subtus 6, basique rubris.

Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.

Im wärmern Europa.

6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß-
ling, Heckenweißling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Jungen halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinste zusammen.

7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri-
mis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, maior.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.

[Seite 362]

Nebst den beyden folgenden auf Kohl, Kraut
und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter-
ling (so wie die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben
worden ist.

8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.

9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro-
tundatis albis: subtus venis dilatato-vi-
rescentibus.

10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fuluis, posticis subtus viridi-
nebulosis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.

11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub-
tus ferrugineo
.

Rösel vol. III. tab. 46.

12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus:
posticis duobus tribusque
.

13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel.
P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro-
maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.

Die Puppe wie vergoldet.

[Seite 363]

14. †. Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis
dentatis albis nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello vnico, posticis quinque ob-
soletis.

Rösel vol. III. tab. 37.

15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fuluis albo nigroque variegatis,
posticis vtrinque ocellis quatuor, saepius
coecis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.

Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In
manchen Jahren unsäglich häufig.

16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia
vtrinque alba interrupta, posticis supra
vniocellatis
.

Rösel vol. III. tab. 42.

17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 1.

18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis suluis, nigro maculatis; pri-
moribus supra punctis quatuor nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.

Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch
von sich.

19. †. Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel.
P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu-
latis: primoribus supra punctis tribus nigris.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.

20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fuluis nigro maculatis, posticis
subtus C. albo notatis.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.

[Seite 364]

21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel.
P. N. P. alis dentatis nigris albo-maculatis:
fascia communi purpurea, primoribus vtrin-
que, posticis marginali.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.

Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.

22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus
lineis argenteis transuersis
.

Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.

Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe.

23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis
nigro-maculatis: subtus maculis
21 ar-
genteis.

24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia marginali fulua
nigro-punctata.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.

Auf Zwetschenbäumen.

25. †. Argus. P. P. R. alis ecaudatis caeru-
leis: posticis subtus limbo ferrugineo: ocel-
lis caeraleo-argenteis
.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab.37.

Auf Kreuzdorn etc.

26. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis.

Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.

44. Sphinx. Abendvogel. Antennae
medio crassiores s. vtraque extremitate
attenuatae subprismaticae. Alae deflexae.

[Seite 365]

Die Raupen in diesem Geschlechte sind meh-
rentheils von vortrefflicher Farbe, mit einem
hakenförmigen Horn am Ende des Rückens,
dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar
ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne
Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren Nah-
men daher, weil sie meist bloß in der Abend-
dämmerung umher fliegen. Die mehresten haben
einen langsamen schweren Flug. Linné hat das
ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich
ist, auf folgende Art unterabgetheilt:

a. Legitimae alis angulatis.

Alis integris, ano simplici.

Alis integris, ano barbato.

b. Adscitaehabitu et larua diuersae.

* * *

1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L.
alis repandis: posticis ocellatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 1.

2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis, viridibus: fasciis variis palli-
dioribus saturatoribus flauescentibusque.

Rösel vol. III. tab. 16.

3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.

4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis
incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro
cingulis nigris.

5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in-
tegris: posticis luteis fasciis, abdo-
mine luteo cingulis nigris.

Rösel vol. III. tab. 2.

[Seite 366]

Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke
Die Raupe auf Jasmin, Kartoffelkraut etc.

6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex.

Rösel vol. IV. tab. 8.

7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris
basi atris.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.

8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.

9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L.
alis integris fuscis vitta superioribus pallida,
inferioribus rubra.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.

10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L.
alis integris canis, margine postico albo
maculato, abdomine fusco cingulis albis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.

In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich
in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verhee-
rungen anrichtet.

11. †. Stellatarum. (Sesia St. F.) der Tauben-
schwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine
barbato lateribus albo nigroque variis, alis
posticis ferrugineis.

Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.

[Seite 367]

12. †. Filipendulae. (Zygaena F. F.) die
Zirkelmotte. S. A. alis superioribus cyaneis;
punctis sex rubris; inferioribus rubris
immaculatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.

13. †. Phegea. (Zygaena quercus F.) die
Ringelmotte. S. A. viridi-atra, alis punctis
fenestratis: superiorum sex, inferiorum
duobus, abdomine cingulo luteo.

45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl.
Moth.) Antennae setaceae, a basi ad
apicem sensim attenuatae. Alae se-
dentis saepius deflexae.

Das weitläufigste Geschlecht unter den In-
secten. Die Raupen sind mehrentheils behaart:
und verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
dern seidenartigen Gespinstes (folliculus),
wozu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähn-
lichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab
neben dem Magen liegen, führen; und ihn
nachher, mittelst einer besondern Röhre; die sich
hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu
äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch
außerdem zu andern Zwecken, sich z.B. daran
herablassen zu können etc. nutzen*). Diese Ge-
häuse werden bey einigen wie bey dem Pfau-
vogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrich-
tung; bey einigen Arten von Seidenwürmern
aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig.
Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren
[Seite 368] Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Fa-
milien abgetheilt:

a. Attaci alis patulis inclinatis.

Pectinicornes.

Seticornes.

b. Bombyces alis incumbentibus; an-
tennis pectinatis
.

Elingues absque lingua manifeste spirali.

Spirilingues lingua inuoluto-spirali.

c. Noctvaealis incumbentibus. An-
tennis setaceis, nec pectinatis.

Elingues.

Spirilingues.

d. Geometrae alis patentibus horizon-
talibus quiescentes
.

Pecticornes.

Seticornes.

e. Tortrices alis obtusissimis, vt fere
retusis, margine exteriore curuo
.

f. Pyralides alis conniuentibus in figu-
ram deltoideam forficatam
.

g. Tineae alis conuolutis, fere in cy-
lindrum, front prominula
.

h. Alvcitae alis digitatis fissis ad basin
vsque
.

* * *

1. †. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicor-
nis elinguis, alis falcatis concoloribus
luteo-variis, macula fenestrata, superiori-
bus sesquialtera
.

Merianae Surinam. tab. 32.

[Seite 369]

In beyden Indien. Größer als eine hielän-
dische Fledermaus. Man macht aus dem Ge-
spinste dieser und anderer großen Phalänen in
Schina die so genannte wilde Seide.

2. †. Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.

Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run-
den Flasche, mit einem, dem Anschein nach,
offnen abgestutzten Halse, dessen Eingang aber
doch inwendig auf eine überaus artige Weise,
mittelst elastischer convergirender Stacheln, die
in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen,
so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier
zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feind-
seliges Insect durch diesen Weg hinein dringen
kann*).

3. †. Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eich-
blatt. P. B. elinguis, alis reuersis semitectis
dentatis ferrugineis margine postico nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.

Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare
bucklige Stellung.

4. †. Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefern-
spinner. P. B. elinguis, alis reuersis griseis;
strigis duabus cinereis; puncto albo tri-
angulari.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.

[Seite 370]

Eine der schädlichsten Raupen für die Kiefern-
waldungen.

5. †. Vinula. (Bombyx V. F.) der Gabel-
schwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis
albida nigro-punctata, alis subreuersis fusco
venosis striatisque.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.

Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge-
stumpften Kopf, und die beyden Schwanzspitzen,
die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gege-
ben sind, ein sonderbares Ansehen. Sie vermag
einen scharfen Saft, durch eine Oeffnung unten
am Halse von sich zu spritzen, und sich damit
im Nothfall zu vertheidigen*).

6. Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis
reuersis rufo-cinereis; fasciis duabus linea-
ribus luteis flexuosis.

Rösel vol. III. tab. 12.

Auch diese Raupe ist ganz anomalisch aben-
theuerlich gestaltet. Mit langen Vorderbeinen,
zwey hornichten Schwanzspitzen etc.

7. Mori. (Bombyx. M. F.) der Seidenwurm.
P. B. elinguis, alis reuersis pallidis; striis
tribus obsoletis fuscis maculaque lunari
.

Rösel vol. III. tab. 7. 8.

Jac. l'Admiral tab. 9.

Der assyrische Bombyx beym Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu
Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm
selbst erst zu Iustinians Zeiten in Europa gezo-
gen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe;
spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl
[Seite 371] gehäutet hat, in einen Coccon von weißer oder
gelber Farbe, der, wenn er drittehalb Gran am
Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden
besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt
erst die Breite von einer Linie ausmachen), und
kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmet-
terling aus. Nach der Paarung legt das überaus
dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im folgenden
Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maul-
beerbäume zu grünen anfangen, auskriechen.
Sie sind wohl ursprünglich in Schina*) zu
Hause, gewohnen aber auch unser Clima recht
gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerica.

8. †. Neustria. (Bombyx N. F.) die Kingel-
raupe. P. B. elinguis, alis reuersis: fascia
sesquialtera; subtus vnica
.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.

Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestechen herum.

9. † Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fich-
tenspinner. P. B. elinguis, alis grifeis:
strigis tribus obscurioribus, posterioribus
pallidis; puncto anali fusco.

Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.

10. †. Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze
Bärenraupe P. B. elinguis, alis deflexis
[Seite 372] fuscis: riuulis albis, inferioribus purpureis
nigro punctatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.

11. †. Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne,
der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis
deflexis, superiobus albis atro-undatis,
abdominis incisuris sanguineis.

Jördens Geschichte der kleinen Fichten-
raupe. fig. 17-19.

Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichten-
waldungen.

12. †. Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elin-
guis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque
nebulosis: femineis albidis lituris nigris.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.

Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bil-
dung und Größe der beyden Geschlechter.

13. †. Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die schwarze
Winterraupe. P. B. elinguis, alia deflexis
albidis, abdominis apice barbato luteo.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.

Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht,
und den Winter durch gesellschaftlich in zusammen
gesponnenem welken Laube an den Aesten zu-
bringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte
schadet.

14. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elin-
guis, alis planiusculis: superioribus ferru-
gineis lunula alba anguli postici.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.

Das Weibchen ungeflügelt.

[Seite 373]

15. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B.
elinguis cristata, alis deflexis griseis: stig-
matibus albidis coadunatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.

Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.

16. †. Cossus. (Cossus ligniperda F.) die
Weidenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis
nebulosis, thorace postice fascia atra,
antennis lamellatis.

Rösel vol. I. Nachtvogel II. tab. 18.

Dieselbe Raupe von der Lyonet die meister-
hafte Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich
in Ulmen, Eichen etc. doch bey weitem am häu-
figsten an Weidenstämmen auf, die so von ihr
durchfressen werden, daß sie leicht ausgehen oder
bey mäßigem Sturme umfallen. Der Schade,
den diese Raupe verursacht, wird dadurch ver-
größert, daß sie gegen das Beyspiel vielleicht
aller übrigen Raupen bey drey Jahr alt wird,
ehe sie sich verpuppt. Dabey hat sie ein so
äußerst zähes Leben, daß sie ohne Schaden
etliche Stunden lang im so genannten luftleeren
Raume, und mitten im Sommer fast drey
Wochen lang unter Wasser ausdauern kann.
Eben so sonderbar ist, daß die Puppe sich von
der Stelle bewegen, und wenn die Zeit des
Auskriechens herbeynaht, aus der Mitte des
Stammes sich vom bis an die Mündung in der
Rinde hervor bohren kann.

17. †. Aesculi. (Cossus Ae. F.) P. N. elinguis
laeuis niuea, antennis thorace breuioribus,
alis punctis numerosis caeruleo-nigris,
thorace senis.

[Seite 374]

18. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elin-
guis fulua, antennis thorace breuioribus,
maris alis niueis.

19. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis
cristata, alis grisescentibus, inferioribus
rubris, fasciis duabus nigris, abdomine
supra rubro.

20. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri-
linguis cristata, alis erosis pallidis: supe-
rioribus basi incarnata, intra triangulum
fuscum.

An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.

21. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P. G.
pectinicornis, alis fuscis flauo-maculatis
subtus nebulosis: fasciis duabus fuscis.

Auch eins der schädlichsten Insecten für Fich-
tenholzungen.

22. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis
cinereis: anticis fasciis
4 nigris abbreuia-
tis inaequalibus.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.

So wie die folgende auf Johannisbeeren,
Stachelbeeren.

23. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis
albidis, maculis rotundatis nigris: anticis
strigis luteis.

Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.

24. †. Brumata. P. G. seticornis, alis gri-
seo-fuscis: striga nigra postice pallidiori-
bus; femina aptera
.

Verheert Laub und Blüthen der Obstbäume.

[Seite 375]

25. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. To.
alis rhombeis, superioribus viridibus imma-
culatis.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.

26. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis
recuruatis, alis politis fuscescentibus: strigis
repandis albidis area interiecta glauca.

Clerk phal. tab. 2. fig. 14.

Im Mehl.

27. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fu-
scis, fascia et maculis niueis subinterruptis;
posticis cinereis.

J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. fig. a. b. c.

In Fichtenwaldungen an den Nadeln.

28. †. Pinetella. (Crambus pineti. F.) P. Ti.
alis superioribus flauis, maculis duabus ar-
genteis, anteriore oblonga, posteriore ouata.

Clerk phal. tab. 4. fig. 15.

Ebenfalls in Fichtenwaldungen.

29. †. Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelz-
motte. P. Ti. alis canis, medio puncto
nigro, capite subgriseo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.

In Pelzwerk, ausgestopfen Thieren etc.

30. †. Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleider-
motte. P. Ti. alis cinereis, thorace vtrinque
puncto albo.

Besonders in wollenen Kleidungstücken.

31. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis
canis postice purpurascentibus, striga alba,
scutello nigro apice candido.

Rösel vol. III. tab. 41.

Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.

[Seite 376]

32. †. Granella. (Alucita G. F.) der Wolf,
weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque
maculatis capite albo.

Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.

Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt,
abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht
verräth*).

33. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti.
alis auratis: fasciis 2 argenteis: priore an-
trorsum, posteriore retrorsum arcuata.

Clerk phal. tab. 12. fig. 14.

34. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis
fuscis, punctis tribus argenteis eleuatis.

Clerk phal. tab. 11. fig. 8.

35. †. Hexadactyla. (Pterophorus hexadacty-
lus
F.) P. Al. alis patentibus fissis: singu-
lis sexpartitis cinereis.

Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie,
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein
ungewöhnliches Ansehen.


IV. NEVROPTERA.

Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder gegitterte Flügel aus-
zeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben
schillern. Die Larve hat sechs Füße.

46. Libellvla. Wasserjungfer, Spin-
nejungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle.
[Seite 377] Engl. dragon-fly.) Os maxillosum,
maxillis pluribus. Antennae thorace
breuiores. Alae extensae. Cauda ma-
ris hamoso-forcipata.

Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und
haben gleichsam eine bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute
haschen. Die Paarung der vollkommen geflügel-
ten Wasserjungfern, die überhaupt gar viel
Sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.

1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigri-
cantibus, thorace lineis duabus flauis, ab-
domine lanceolato lateribus flanescente.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 6. 7.
fig. 3.

Hat sich zu Zeiten (wie z.B. im Frühling
1806, am Harz und in Thüringen etc.) in mäch-
tigen Zügen sehen lassen*).

2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis
coloratis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.

3. †. Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis
hyalinis.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.

47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder, Lorenzfliege, Rheinschnake.
(hemerobius, diaria). Os edentulum
absque palpis. Ocelli
2 maximi supra
oculos. Alae erectae, posticis minimis.
Cauda setosa.

[Seite 378]

Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten
im Sommer binnen wenigen Tagen in manchen
Gegenden Millionen der vollkommen ausgebil-
deten Thiere mit einem Mahle aus dem Wasser
hervor geflogen, die sich auch alsdann, gegen die
Weise anderer Insecten, erst nochmahls häuten
müssen; überhaupt aber diesen ihren vollkomme-
nern Zustand meist nur kurze Zeit, oft nur we-
nige Stunden genießen.

1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-
maculatis
.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.

P. Collinson in philos. Transact. N. 481.
tab. 2. fig. 2. 3. 4. p. 329 sq.

Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.

2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis
margine crassiore nigricantibus
.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 13.

48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl.
caddice, water-moth.) Os edentulum
palpis
4. Ocelli 3. Antennae thorace
longiores. Alae incumbentes, inferio-
ribus plicatis.

Die Larven die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden besonders durch die theils sehr
künstlichen (meist cylindrischen theils aber auch
vierkantigen) Hülsen merkwürdig, die sie sich ver-
fertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr
Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen
diese Gehäuse aus Schilfstückchen, andere aus
Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen,
andere aus kleinen Flußschneckchen u.s.w.

[Seite 379]

1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda
biseta, alis venosis reticulatis.

Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.

2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner-
voso-striatis.

Frisch P. XIII. tab. 3.

3. †. Rhombica. P alis flauescentibus de-
flexo-compressis macula rhombea late-
rali alba.

Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 16.

49. Hemerobivs. Florfliege, Landli-
belle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli
nulli. Alae deflexae (nec plicatae).
Antennae thorace conuexo longiores,
setaceae porrectae
.

Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkom-
mene Insect ähnelt dem vorigen.

1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyali-
nis: vasis viridibus
.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4. 5.

2. †. Pulsatorius. (Psocus P. F.) die Papierlaus,
Holzlaus. (F. le pou de bois.) H. apterus,
ore rubro, oculis luteis
.

Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.

In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten.
Auch sind die geflügelten Individua so äußerst
selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur
auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn
müssen (§. 136.).

50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os
maxillosum: dentibus
2. Palpi 4 elon-
[Seite 380] gati. Ocelli nulli. Cauda maris for-
cipe e filamentis duobus rectiusculis.
Antennae clauatae longitudine thora-
cis. Alae deflexae
.

1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le
fourmilion
.) M. alis macula alba margi-
nali postica.

Rösel vol. II. tab. 17. u. f.

Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in
Sandboden wühlt, sich selbst unten bis an den
Hals hinein scharrt, und da die Ameisen u.a.
kleine Insecten empfängt und verzehrt, die un-
versehens an den Rand dieser Grube kommen,
und mit dem lockern Sand hinab schurren.

51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum. Palpis
2. Ocelli 3.
Antennae thorace longiores. Cauda
maris chelata
.

1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro-
maculatis.

Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.

52. Raphidia. Kamelhals. Os denti-
bus
2 in capite depresso corneo. Palpi 4.
Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae
longitudine thoracis antice elongati
cylindrici. Cauda feminae seta re-
curua laxa.

1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.

Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.

V. HYMENOPTERA. (Piezata Fabr.)

[Seite 381]

Insecten mit vier häutigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken Adern durchzogen,
auch meist kürzer und schmäler sind als bey den
Insecten der vorigen Ordnung. Bey den meh-
resten sind die Weibchen und geschlechtlosen
Thiere mit einem verletzenden Stachel am
Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie
beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet;
daher die ganze Ordnung auch von einigen
Entomologen Aculeata genannt worden. Die
Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie
Raupen mit zwanzig Füßen, theils wie
Maden ohne Füße etc.*)

53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis,
saepius reconditus.

Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel-
len, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die
dann der Larve so lange zum Aufenthalte dienen,
bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und
nun als vollkommenes Insect ans ihrem Kerker
hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey,
daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter
in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen,
theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor
die darin befindliche Larve auskriecht.

[Seite 382]

1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis
.

Frisch P. VI. tab. 1.

An wilden Rosen, wo sie die moosartigen,
krausen Auswüchse verursacht, die unter dem
Nahmen Rosenschwämme oder Schlafäpfel
(spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem offi-
cinell waren.

2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace li-
neato, pedibus griseis, femoribus subtus
nigris.

Frisch P. II. tab. 3. fig. 5.

Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
Urheberinn verlassen sind, kleinen Wespen ver-
schiedener Art zum Aufenthalt dienen.

3. Psenes. C. ficus Caricae.

Zumahl auf den Inseln des mittländischen
Meeres; in den wilden Feigen, die man deß-
halb zu den zahmen Feigen hängt, damit der
cynips von jenen in diese übergehen mag, als
wodurch die Zeitigung und Größe derselben be-
fördert wird.

54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxil-
lis absque proboscide. Alae planae
tumidae. Aculeus laminis duabus ser-
ratis, vix prominentibus. Scutellum
granis duobus impositis distantibus.

Die Larven haben Raupengestalt (daher sie
Reaumür fausses chenilles nennt), leben vom
Laub und finden sich besonders auf Rosenstöcken
und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.

[Seite 383]

1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis
clauatis luteis, abdominis segmentis ple-
risque flauis.

Frisch P. IV. tab. 24.

2. †. Capreae. T. salicis.

Frisch P. VI. tab. 4.

55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis
2 validis. Palpi 2 truncati:
Antennae filiformes, articulis vltra
24.
Aculeus exsertus rigens serratus. Ab-
domen sessile mucronatum. Alae lan-
ceolatae, planae omnibus.

Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen
Legestachel, sehr geschickt in weiches Holz zu
bohren, um seine Eyer da einzulegen. Die
Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf.

1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmen-
tis nigris, thorace villoso.

Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.

56. Ichneumon. Schlupfwespe, Spin-
nenstecher. Os maxillis absque lingua.
Antennae articulis vltra
30. Abdomen
petiolatum plerisque. Aculeus exser-
tus vagina cylindrica, biualui
.

Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und anderer In-
secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in leben-
dige Raupen, die davon erkranken, und vor
oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche
sind auch an andere Gattungen ihres eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larven ihre
[Seite 384] Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders
Bemerkung, von verschiedenen Gattungen die
eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen
zu seyn scheint.

1. †. Persuasorius. (Pimpla persuasoria. F.)
I. scutello albo, thorace maculato, abdo-
mine atro segmentis omnibus vtrinque
punctis duobus albis
.

Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.

2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia
alba.

Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.

3. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace
striato, abdomine falcato.

4. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger
pedibus flauis
.

Reaumur vol. II. tab. 33.

Legt seine Eyer in die Raupen der Butter-
vögel, so wie der vorige in die von manchen
Phalänen.

57. Sphex. Raupentödter. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis
10.
Alae plano incumbentes (nec plicatae) in
omnisexu. Aculeus punctorius reconditus
.

Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses
Geschlechts graben sich Höhlen in sandigen Bo-
den, schleppen eine große Spinne oder Raupe
einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm
beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey,
da dann nachher die junge Larve dem großen
Thier, das die Mutter dahin begraben hatte,
den Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst
ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.

[Seite 385]

1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo,
postice nigro, petiolo longissimo.

Frisch P. II. tab. 1. fig. 6. 7.

2. †. Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die
Sieb-Biene. S. nigra, abdomine fasciis
flauis, tibiis anticis clypeis concauis
fenestratis.

Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.

Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
füßen für durchlöchert gehalten, und hat auch
nicht ermangelt, diesen vermeinten Sieben eine
merkwürdige Bestimmung anzudichten, und viel
Schönes über die weise Einrichtung eines gar
nicht existirenden Theils zu sagen.

58. Chrysis. (Fr. mouche dorée. Engl.
golden fly.) Os maxillis absque pro-
boscide. Antennae filiformes: articulo

1 longiore, reliquis 11 breuioribus.
Abdomen subtus fornicatum, vtrin-
que squama laterali. Anus dentatus
aculeo subexserto. Alae planae. Cor-
pus auratum.

1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo; apice quadridentato
.

Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.

59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl.
wasp.) Os maxillis absque proboscide.
Alae superiores plicatae in omni sexu.
Aculeus punctorius reconditus. Oculi
lunares. Corpus glabrum
.

[Seite 386]

Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu
Tausenden beysammen leben, und durch die über-
aus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen
Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräften
aus so vielartigen Stoffen (– z.B. die Wespen
aus Holzzasern etc., die Immen aus Wachs, die
Maurer-Bienen aus Grant etc. –) zu verfer-
tigen wissen, merkwürdig.

1. †. Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet.)
V. thorace nigro antice rufo immaculato
abdominis incisuris puncto nigro duplici
contiguo
.

Frisch P. IX. tab. 11. fig. 1.

2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp.)
V. thorace vtrinque lineola interrupta, scu-
tello quadrimaculato, abdominis incisuris
punctis nigris distinctis.

Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.

3. Nidulans. (Fr. la guêpe cartonnière.) V.
nigra, thorace striga antica subscutelloque
albis, abdominis segmentis margine flauis.

Reaumur vol. VI. tab. 20

In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres
kunstreichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit
Schreibpapier überzogenen Pappe.

60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.)
Os maxillis atque proboscide inflexa
vaginis duabus biualuibus. Alae planae
in omni sexu. Aculeus feminis et
neutris punctorius reconditus.

[Seite 387]

1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine
fusco, tibiis posticis ciliatis, intus trans-
verse striatis
*).

Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen und Termiten, die bey weiten zahl-
reichsten Individuen geschlechtlos, d.h. sie wer-
den von einem Vater erzeugt, und von einer
dadurch befruchteten Mutter geboren, ohne doch
selbst vollkommene Geschlechtsorgane zu haben. –
Hier bey der Imme hat das Weibchen, die so
genannte Königinn oder Mutterbiene, oder
der Weißler, einen schlanken schmalen Leib,
kurze Flügel, einen behaarten Kopf, ein zackiges
Gebiß, braune Füße u.s.w. – Die männli-
chen Bienen oder Dronen (Deck- oder Wasser-
oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe,
mit langen Flügeln etc. – Die geschlechtlosen,
oder Werk- und Arbeits-Bienen hingegen sind
weit kleiner als jene beiden, von mittler Taille,
nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß,
schwarzen Füßen und einer besondern Grube am
Hinterschenkel, die zum Aufladen des Blumen-
staubes dient, u.s.w. Diese letztern, deren in
einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können,
haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen
des Eintragens, Bauens und der Besorgung der
Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den
Stoff zu Honig und Wachs, den sie als
Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von
[Seite 388] den ältern abgenommen, und das Wachs vom
Honig geschieden wird. Sie füttern die Bienen-
Larven mit Blumenstaub, halten den Stock
rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus.
Sie sind mit Gift und Stachel als Waffen ver-
sehen, von dem sie aber meist nur Ein Mahl
in ihrem Leben Gebrauch machen können, da
sie gewöhnlich mit Verlust ihres Stachels stechen,
und ihn in der Wunde stecken lassen. – Die
männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen
Stocke) haben keine andere Bestimmung, als
sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es
scheint im Fluge –) zu paaren. Manche ster-
ben gleich darauf, die übrigen müssen nachher
verhungern, oder werden von den Arbeitsbie-
nen in der so genannten Dronenschlacht umge-
bracht. Die so reichlich befruchtete Königinn
legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeif-
fen, von denen schon vorläufig die für die
Dronen bestimmten größer als die übrigen ge-
baut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach
etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so
trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke,
sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die
Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde etc.
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu
machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige
Erfindungen ihre Vermehrung und Benutzung
zu befördern gelernt. – Obgleich einzelne Bienen
so wenig Wärme haben als andere kalkblütige
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen
bis zur Wärme des menschlichen Körpers*).

[Seite 389]

2. †. Centuncularis. (Anthophora C. F.) die
Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulua.

Frisch P. XI. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt
sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von
Blättern der Rosenbüchse.

3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holz-
biene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre
Wohnung der Länge nach aushöhlet, und die
einzelnen Zellen durch dünne Holzscheibchen von
einander absondert.

4. †. Terrestris. (Bombus T. F.) die Hummel.
(bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hir-
suta nigra thoracis cingulo flauo, ano albo.

Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.

Nistet tief unter der Erde.

5. †. Muscorum. (Bombus M. F.) die Moos-
biene. A. hirsuta fulua abdomine flauo.

Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.

Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.

[Seite 390]

6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A fulua
abdomine nigro
(femina nigro-violacea pe-
dibus fuscis
).

Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an
alten Mauern, die viel Sonne haben. Die ey-
förmigen Zellen, deren etwa zehn in jedem sol-
chen Gebäude sind, werden mit Gespinste aus-
tapezirt, und zuweilen auch vom Attelabus
apiarius, Schlupfwespen etc. bewohnt.

61. Formica.*) Ameise, Emse. (Fr.
fourmi. Engl. ant.) Petiolus abdominis
elongatus, nodulosus, aut munitus
squamula erecta. Aculeus feminis et
neutris reconditus. Alae maribus et
feminis, sed neutris nullae.

Die mehrsten hiesigen Ameisen halten sich
vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bey
vier- und mehreren tausenden in einem Haufen
auf. Die Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüg-
lich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die
fälschlich so genannten Ameisen-Eyer) warten
und pflegen, geht so weit, daß man gesehen,
wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib
abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem
schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat etc.

1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ouato, femoribus ferrugineis.

Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.

[Seite 391]

2. †. Rufa. F. thorace compresso toto fer-
rugineo, capite abdomineque nigris.

3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris.

4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra
nitida, tibiis cinerascentibus.

Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som-
mers im Schwärmen, da sie zuweilen in un-
zähliger Menge und sonderbarer Gestalt der
Schwärme als auf- und niederfahrende Säulen
zum Vorschein kommen, deren man zuweilen
wohl 20 auf Ein Mahl sieht, die sich in der
Ferne fast wie ein Nordlicht ausnehmen*).

5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino-
doso: priore subtus, thoraceque supra bi-
dentato.

Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.

6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadri-
spinoso, capite didymo magno vtrinque
postice mucronato.

Merianae ins. Surinam. tab. 18.

In Westindien. Von der Größe einer Wespe.

62. Termes. Weiße Ameise, Holz-
Emse, Termite. (Fr. fourimi blanche,
poux de bois
. Engl. white ant, wood-ant,
wood-louse
.) Squamula intergerina
nulla. Alae maribus et feminis tem-
porariae; sed neutris plane nullae.

[Seite 392]

1. Fatalis. (bellicosus. Soland) T. corpore
fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo propinquis,
puncto centrali prominulo.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

Die Gebäude der guineischen Termiten. Eben
daselbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt
wenigstens noch vier andere bekannt, die hin und
wieder zwischen beyden Wendezirkeln zumahl in
beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten etc. kegelförmige, meist mit mehreren
Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte
Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß
hoch sind, und theils in solcher Menge beysam-
men stehen, daß sie von Ferne das Ansehen
eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird so
ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit
Gras überwachsen etc. und ist dabey so fest, daß
er mehrere Menschen zu tragen im Stande ist,
ungeachtet die Wände selbst mit großen weiten
Gängen durchzogen sind, die theils über eine
halbe Elle im Durchmesser haben. Unaufhör-
lich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen
abgebrochen, neue aufgeführt, andere erwei-
tert u.s.w. Die Zellen des Königs und der
Königinn (als von welchen in jedem Stocke nur
Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des
Gebäudes verborgen. Zunächst um dieselben
herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die
Eyerzellen für die junge Brut und dicht bey diesen
die Magazine. Diese Thiere zerbeißen und
verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten etc. und
[Seite 393] können binnen wenigen Wochen mächtige
Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der
Hinterleib der befruchteten Königinn 2000 Mahl
dicker und größer wird als er vorher war ist
schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen
24 Stunden auf 80000 Eyer legen.

63. Mvtilla. Alae nullae in pleris-
que. Corpus pubescens. Thorax po-
stice retusus. Aculeus reconditus
punctorius.

1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea,
abdomine cingulo nigro.

In Nordamerica.


VI. DIPTERA*). (Antliata Fabr.)

Die Insecten mit zwey Flügeln und ein
Paar kleinen Knöpfchen oder so genannten
Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halte-
res
); die hinter den Flügeln an der Brust
sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe
bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbe-
stimmt ist, und derentwegen einige Natur-
kündiger die ganze Ordnung Halterata benannt
haben. Die Larve ist meist eine Made**),
[Seite 394] die Puppe braun, cylindrisch. Das vollkom-
mene Insect hat bey einigen Geschlechtern
einen spitzigen harten Saugestachel, bey andern
einen weichen Schlurfrüssel, bey noch andern
bloß eine einfache Mündung u.s.w. Einige
Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrvs.*) Bremse. Os apertura
simplex. Palpi duo, biarticulati, apice
orbiculares in depressione oris vtrin-
que siti.

Bey den zunächst benannten Gattungen legt
das Weibchen seine Eyer in die Haut der leben-
digen Thiere, wodurch gleichsam eine Art von
Fontanell (die so genannte Dasselbeule) entsteht,
in welchem sich die Larve (der Engerling)
ernährt.

1. †. Bouis. die Ochsenbremse. (Engl. the
gad-fly, breeze.
) O. alis immaculatis
fuscis, abdomine fascia atra media: apice
pilis fuluo-flauis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.

[Seite 395]

2. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo
.

3. †. Equi. die Pferdebremse. (Oestrus bouis
Linn) O. alis albidis, fascia media punctis-
que duobus nigris.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.

Legt ihre Eyer den Pferden an die Schultern
und Kniee, wo die ausgekrochenen Larven von
denselben abgeleckt und hintergeschluckt werden;
die sich dann von dieser und der folgenden Gat-
tung, im Frühjahr fast allgemein und theils in
großer Anzahl im Magen der Pferde finden, wo
sie mit dem vordern spitzen Ende ihres an Größe
und Form ungefähr einem Dattelkern ähnelnden
Körpers (Engl. Botts) in der innern Haut des
Magens eingehakt festsitzen.

4. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O.
alis immaculatis fuscescentibus, abdomine
atro, basi albo apiceque fuluo.

Clark l. c. fig. 12. 13.

Legt ihre Eyer den Pferden gleich an die
Lippen.

5. †. Ouis. die Schafbremse. O. alis pelluci-
dis, basi punctatis, abdomine albo nigro-
que versicolore.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig. 6. 7.

Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der
Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.

65. Tipvla. Schnacke. (Engl. crane-fly.)
Os capitis elongati maxilla superiore
fornicata: palpi duo incurui capite
longiores. Proboscis recuruata bre-
vissima
.

[Seite 396]

Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven
sogar in Schwefelwassern leben können, und die
Herr Prof. de Lüc in einer Höhe von 1560 Toisen
über der Meeresfläche angetroffen, wo sie folg-
lich wohl unter allen Thieren auf unsrer Erde
am höchsten lebten.

1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis,
costa marginali fusca
.

Frisch P. IV. tab. 12.

Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mahl am Gemüse viel Schaden.

2. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.)
T. alis incumbentibus, thorace virescente,
alis hyalinis puncto nigro
.

Frisch P. XI. tab. 3. 12.

Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine Speise der Armpolypen.

3. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis
deflexis cinereis ouato-lanceolatis ciliatis
.

Frisch P. X. tab. 3. 11.

Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen
Orten, Abtritten etc. lebt.

66. Mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl.
fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2
lateralibus: palpi duo.

1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente
.

2. †. Carnaria. M. antennis plumatis, pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris
.

Frisch P. VII. tab. 14.

Gebiert lebendige Maden.

[Seite 397]

3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis
5
obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis
.

(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege. (Nürnb.) 1784. 4.

Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in
theils Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland,
am Cap etc. in unsäglich lästiger Menge*). Das
befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr
Eyer in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Pup-
penhülse aufzusprengen, kann die zum Auskri-
chen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase
auftreiben.

4. †. Cellaris. (vinulus, conops.) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis neruosis, oculis
ferrugineis
.

Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.

Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und
überhaupt auf süßlichen gährenden Früchten etc.

5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa
nigra abdomine subcinereo, alis basi sub-
flauis, oculis brunneis
.

In Gärten und Wäldern, haben einen sonder-
baren, gleichsam hüpfenden Flug.

6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis
setariis, subpilosa atra, alarum costa nigra,
oculis ferrugineis
.

Frisch P. I. tab. 7.

Die Made lebt im faulen Käse.

[Seite 398]

67. Tabanvs. Blinde Fliege, Breme.
(Fr. taon.) Os proboscide carnosa, ter-
minata labiis duobus. Rostro palpis
duobus, subulatis, proboscide laterali-
bus, parallelis
.

1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, ab-
dominis dorso maculis albis trigonis longi-
tudinalibus.

Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.

68. Culex. Os aculeis setaceis intra
vaginam flexilem
.

1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le
cousin
. Engl. the gnat. Portug. Mosquito.)
C. cinereus, abdomine annulis fuscis 8.

Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.

Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl
in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie
bey uns in brennenden Sommertagen – weit
heftigere Entzündung verursachen), sind diese
Thiere, die von den europäischen Seefahrern,
nach dem Portugisischen, Moskiten genannt
werden, in unsäglicher Menge, und werden oft
eine recht gefährliche Plage. Unkundige Rei-
sende belegen aber auch wohl überhaupt alle
mückenartige stechende Insecten mit dem gemein-
schaftlichen Namen von Moskiten.

2. Reptans. (Scatopse R. F.) die Beißfliege,
columbachische Mücke. C. niger, alis hyali-
nis, pedibus nigris annulo albo
.

Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte II.
tab. 2. fig. 1.

[Seite 399]

Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibi-
rien, vor allem aber im Bannat, wo sie zwey
Mahl im Jahre, im Frühjahr und Sommer,
in unermeßlichen Scharen erscheint und den Pfer-
den u.a. Vieh zu allen Oeffnungen des Kör-
pers einkriecht, daß es oft davon in wenigen
Minuten sterben muß. Auch den Menschen
wird sie dann wenigstens äußerst lästig, wenn
auch nicht so gefährlich.

69. Empis. Os rostro corneo, inflexo,
biualui, thorace longiore, valuulis ho-
rizontalibus
.

1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pe-
dibus posticis longis: alterius sexus pennatis
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.

70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.

1. †. Calcitrans. (Stomoxys C. F.) C. anten-
nis subplumatis, cinerea glabra ouata
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.

Hat fast ganz die Bildung der Stubenfliege,
nur statt des Schlurfrüssels den hervorragenden
Bohrstachel. Sie kommt nur wenn es regnen
will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch
bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der
Weide sich an die Füße des Viehes zu setzen
gewohnt ist, das daher so unruhig wird und
aufstampft.

71. Asilvs. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto biualui
.

[Seite 400]

1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomen-
toso, antice segmentis tribus nigris, postice
flauo inflexo
.

Frisch P. III. tab. 8.

72. Bombylivs. Schwebfliege (Fr.
bourdon. Engl. buzz-fly.) Os rostro
porrecto, setaceo, longissimo, bivalui;
valuulis horizontalibus, intra quas
aculei setacei
.

1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.

Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.

73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.)
Os rostro biualui, cylindrico, obtuso,
nutante. Pedes vnguibus pluribus
.

1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse-
leech
.) H. alis obtusis, thorace albo varie-
gato, pedibus tetradactylis
.

Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.

Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und
legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine
Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen
nichts als ein weißer Saft zeigt, der nachher
gleich zum erwachsenen Thiere gebildet wird,
das nach einiger Zeit als vollkommen erwach-
senes geflügeltes Insect auskriecht.

2. †. Ouina. die Schaflaus. (Enlg. the sheep-
tick, sheepfagg
.) H. alis nullis.

Frisch P. V. tab. 18.

Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.

VII. APTERA.

[Seite 401]

Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent-
halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr
verschieden. Theils legen sie Eyer, theils ge-
bären sie lebendige Junge. Den Floh ausge-
nommen, besteht wohl keins der übrigen eine
eigentliche Verwandlung.

74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os
palpis
2 setaceis et 2 capitatis. Cauda
setosa setis extensis. Corpus squamis
imbricatum
.

1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch-
chen. (forbicina) L. squamosa, cauda
triplici
.

Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun
schon fast in ganz Europa einheimisch.

75. Podvra. (Engl. spring-tail.) Pe-
des
6 cursorii. Oculi 2 compositi ex
octonis. Cauda bifurca, saltatrix, in-
flexa. Antennae setaceae elongatae
.

1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.

Oft haufenweise unter Blumentöpfen.

76. Pedicvlvs. Laus. (Fr. pou. Engl.
louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2.
[Seite 402] Os aculeo exserendo. Antennae lon-
gitudine thoracis. Abdomen depressum
sublobarum
.

Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und
Vögel mögen wohl ihre Läufe haben: und selbst
Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bie-
nen etc. sind damit geplagt.*)

1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.

Ist, außer am Menschen, meines Wissens
bloß am Schimpansee (Simia troglodytes) und
am Coaita (Cercopithecus paniscus) gefunden
worden. Bey den Mohren sind die Läufe
schwarz: daß sie sich aber, wie Oviedo u.a.
behaupten, auf den Schiffen verlören, wenn
diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel.

2. †. Pubis. (morpio. Engl. the crab-louse.)
P. pubis.

Redi l. c. tab. 10. fig. 1.

77. Pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae
filiformes. Os rostro inflexo, setaceo,
aculeum recondente. Abdomen com-
pressum
.

1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide cor-
pore breuiore
.

Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.

[Seite 403]

Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc.
doch nicht im äußersten Nordamerica, und nur
sehr einzeln aus manchen westindischen Inseln
(z.B. auf Martinike) etc. Er kann wenigstens
auf 6 Jahr alt werden.

2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton, Attun. P. proboscide cor-
poris longitudine
.

Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10.
fig. 3.

Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und
in den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich be-
sonders im Staube auf, und legt seine Eyer dem
Menschen unter die Nägel der Fußzehen, wo-
durch heftige und zuweilen in Brand übergehende
Entzündungen entstehen.

78. Acarvs. Milbe. (Fr. tique. Engl.
tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis.
Tentacula
2 articulata, pediformia.

Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen*), die sich auch zum Theil, wie die Läuse
auf andern Thieren finden.

1. †. Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus,
der Holzbock. A. globosoouatus: macula
baseos rotunda: antennis clauatis
.

Frisch P. V. tab. 19.

[Seite 404]

2. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le
ciron, la mite
. Engl. the mite.) A. late-
ribus sublobatis, pedibus
4 posticis longissi-
mis, femoribus capiteque ferrugineis, ab-
domine setoso
.

In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc.
Sie wird nur mit drey Paar Füßen gebohren,
und das vierte wächst erst nachher dazu.

79. Hydrachna. Wasserspinne, Was-
sermilbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati.
Oculi
2, 4, 6. Caput, thorax, abdo-
menque vnita
.

1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F.
Acarus
aquaticus Linn.) H. rubra rotun-
data maculis pluribus; oculis inferis
.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.

80. Phalangivm. Pedes 8. Oculi ver-
ticis
2 contigui. Frons antennis pedi-
formibus. Abdomen rotundatum
.

1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster
Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le fau-
cheur
. Engl. the shepherd.) P. abdomine
ouato; subtus albo
.

Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.

Ein animal nocturnum. Die ausgerissenen
Beine zeigen noch Tage lang Lebenskraft durch
Bewegung. Die Augen sitzen dem Thiere
zwischen den Schultern.

2. †. Cancroides. (Scorpio C. F.) der Bücher-
scorpion. (Fr. le scorpion araignée.) P. ab-
[Seite 405] domine obouato depresso, chelis laeuibus,
digitis pilosis
.

Rösel vol. III. tab. 64.

In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen
plattgedruckten Körpers und der langen Scheeren
sonderbar aus. Kriecht vor- und rückwärts
wie ein Krebs.

3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdo-
mine dilatato muricato, rostro subulato
.

Pennant's british zoology. P. IV. tab. 18.
fig. 7.

4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis
dentatis villosis, corpore oblongo
.

Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.

Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzün-
dung, zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.

81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr.
araignée. Engl. spider.) Pedes 8. Oculi 8.
(plerisque). Os vnguibus s. retinacu-
lis
2. Anus papillis textoriis.

Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen
Gattungen*), die sich meines Wissens alle bloß
von lebendigen Thieren, zumahl Insecten, näh-
ren; auch einander selbst auffressen. Die mehre-
sten weben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige
Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind
und Wetter aushält, bewundernswürdig ist**).
[Seite 406] Auch hat man mehrmahls den freylich seltsa-
men Einfall im Kleinen ausgeführt, ans Spinne-
webe, und besonders aus dem Eyergespinnste der
Kreuzspinnen, eine Art Seide zu verarbeiten. –
Der so genannte fliegende Sommer (Mädchen-
Sommer, Mariengarn etc.) (Fr. Filets de St.
Martin, cheveux de la Ste Vierge
. Engl.
Gossamer,) ist wenigstens größtentheils kleinen
Spinnen zu zuschreiben, die zumahl im
Frühjahr häufig an Hecken und Büschen um-
her weben.

1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba
punctata
.

Rösel vol. IV. tab. 35-40.

H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und
die folgende Spinne für die untrüglichsten Wet-
terpropheten.

2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris
5 sub-
contiguis: anterioribus maioribus
.

Clerk tab. 2. fig. 9.

3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse.) A.
saliens nigra: lineis semicircularibus
3 albis
transversis
.

Clerk tab. 5. fig. 13.

Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber kein
Gespinnste.

4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugi-
neo fusco
.

Frisch P. VIII. tab. 3.

Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey-
[Seite 407] spiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn
er ihr mit Gewalt entrissen wird, zu retten*).

5. Auicularia. die Buschspinne. A. thorace
orbiculato conuexo: centro transuerso ex-
cuato
.

Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11. 12.

Zumahl in Westindien. Von der Größe einer
kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in
bunte Goldfarben. Sie soll Colibrite tödten, und
die Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß kann
auch bey Menschen gefahrvolle Entzündung ver-
ursachen.

6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedi-
bus longissimis
.

Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.?

In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen
vom Umfang einer ausgespannten Hand.

7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro fasciatis
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.

In Apulien. Die Fabeln von den unausbleib-
lichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen
Heilungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf,
daß es theils Einbildungen hypochondrischer und
hysterischer Patienten; mehrentheils aber arm-
selige Betteleyen seyn mögen, womit sich leicht-
gläubige Reisende haben hintergehen lassen. So
viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die
sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält,
den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß
lästig wird: und, so wie der Stich mancher
anderer Insecten im brennenden Sommer ge-
[Seite 408] fährlich werden (zuweilen eine Art Veits-Tanz
erregen) kann, so auch freylich wohl der Ta-
rantel-Biß.

8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo
lateribus striatis; pedibus fuluis apicibus
nigricantibus.

Labillardière voyage. tab. 12. fig. 4-6.

Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasi-
gen Insulanern zu Hunderten geröstet und ge-
gessen wird.

82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae
2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2
cheliformes. Cauda elongata articulata
terminata mucrone arcuato.
Pectines 2
subtus inter pectus et abdomen.

Die Scorpione haben in der Bildung und
Lebensart manches mit den Krebsen gemein, auch
werfen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale
ab. Der Stich des kleinen europäischen ist,
wenn nicht grade schwüle Sonnenhitze u.a. dergl.
Umstände dazu kommen, nicht eben gefährlich.

1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis.

Rösel vol. III. tab. 65.

2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis,
manibus angulatis
.

Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.

83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl.
crab.) Pedes 8. insuper manus 2 chela-
tae. Oculi
2 distantes, plerisque pe-
dunculati, elongati mobiles. Palpi

2 cheliferi. Cauda articulata inermis.

[Seite 409]

Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschieden Länge und Bedeckung
des Schwanzes, von Linné in folgende drey
Familien abgetheilt worden*):

A) Brachyuri. Krabben, Taschen-
krebse, Seespinnen.

1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus.
thorace laeui lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato
.

Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb
der Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey
Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig.
Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser
Muschel, so wie andere Krebse auch: aber die
vorgegebne Absicht fällt weg.

2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thorace laeui integerrimo,
antice retuso: pedum articulis vltimis
penultimisque vndique spinosis
.

Catesby vol. II. tab. 32.

In Westindien und den benachbarten Land-
strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht
aber im Frühjahr, theils in großen Scharen
nach den Seeufern, um die Eyer in den Sand
zu legen.

3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
crab
.) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti
.

Catesby vol. II. tab. 35.

In Ostindien und im wärmern Nordamerika.
Das Männchen**) wird durch die auffallende
[Seite 410] Ungleichheit seiner beyden Scheren merkwürdig,
deren eine nicht viel größer als ein Bein des
Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist,
daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will,
auf den Rücken legen, und so forttragen soll.

4. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus,
thorace laeniusculo, vtrinque quinqueden-
tato, carpis vnidentatis, pedibus ciliatis:
posticis subulatis
.

5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace
vtrinque dentato, pedibus posticis vngui-
bus geminis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.

Im Indischen Ocean. Hat so wie manche
andere Krabbenarten vier Beine oben auf dem
Rücken, womit er eine leere Muschelschale fassen
und damit kleine Fische oder Krebse zu seiner
Nahrung fangen soll.

6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger.) C. brachyurus, tho-
race vtrinque obtuse nouem-plicato, ma-
nibus apice atris
.

B) Parasitici, cauda aphylla. Schnek-
kenkrebse.

7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsied-
ler. C. macrourus parasiticus, chelis cor-
datis muricatis: dextra maiore
.

Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.

Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar,
wie es scheint ohne Auswahl besonderer Ge-
schlechter oder Gattungen. Oft sind solche aus-
gestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem
Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich
mit Alcyonien u.a. dergl. Corallen besetzt.

[Seite 411]

C) Macrouri. Eigentlich so genannte
Krebse.

8. Gammarus. (Astacus marinus. F.) der
Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.)
C. macrourus thorace laeui, rostro lateribus
dentato: basi supra dente duplici
.

In den Meeren der nördlichen Erde: wo er,
wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht.

9. †. Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Fluß-
krebs, Edelkrebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl. the
craw-fish
.) C. macrourus thorace laeui,
rostro lateribus dentato: basi vtrinque
dente vnico
.

Rösel vol. III. tab. 54-61.

Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe,
und andere selbst beym Sieden schwarzbleibende
Spielarten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges
Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden. Die
zwey kalkigen Steine die sich im Sommer zu
beyden Seiten seines Magens finden (die irrig
so genannten Krebsaugen), sind doch wohl der
vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte
Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust
von Füßen, Scheren etc. dieser u.a. Gattungen
von Krebsen, wird durch ihre starke Repro-
ductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnel-
len so gar Füße und Scheren, wenn sie ihnen
(nur nicht zu nahe am Leide) gequetscht oder
mit einem glühenden Eisen berührt werden,
von selbst von sich. (So wie es der Hummer
zuweilen bey heftigen Donnerschlägen thun soll.)

[Seite 412]

10. †. Squilla. (Palaemon S. F.) die Granate,
Garneele. (Fr. la chevrette, crevette, sa-
licoque, le barbot
. Engl. the shrimp.) C.
macrourus, thorace laeui, rostro supra
serrato, subtus tridentato, manuum digitis
aequalibus
.

Mém. de l'ac. des sc. de Paris. 1772.
P. II. tab. 1. fig. 1. 2.

11. †. Crangon. (Crangon vulgaris F.) die
Garneele. C. macrourus, thorace laeui,
rostro integerrimo, manuum pollice
longiore.

Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.

So wie die vorige häufig an den Küsten von
Europa, zumahl in der Nordsee.

12. Arctus. (Scyllarus A. F.) C. macrourus,
thorace antrorsum aculeato, fronte di-
phylla, manibus subadactylis.

Gesner hist. aquatil. pag. 1097.

In allen mildern Weltmeeren.

13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus
articularis, manibus adactylis compressis
falcatis serrato-dentatis
.

Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.

Im mittländischen u.a. Meeren der wärmern
Erdstriche.

14. †. Pulex. (Gammarus S. F.) die Fluß-
Garneele. C. macrourus articularis, mani-
bus
4 adactylis, pedibus 10.

Rösel vol. III. tab. 62.

Zumahl häufig in der Brunnenkresse.
Schwimmt im Wasser zuweilen auf dem Rücken.

[Seite 413]

15. †. Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. ma-
crourus articularis, manibus adactylis, pe-
dibus patentibus, cauda cylindrica bifida
.

Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
In stehenden Wassern.

84. Monocvlvs. Kiefenfuß. Pedes na-
tatorii. Corpus crusta tectum. Oculi
approximati, testae innati
.

Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich bloß im Wasser.

1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der molucki-
sche Krebs. (Engl. the horse-shoe, helmed-
fish
.) M. testa plana conuexa sutura lunata,
postica dentata, cauda subulata longissima
.

Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge
von 4 Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig
genannt worden, ist lächerlich da es über
2000 Augen hat. Auch findet es sich nicht
allein in Ostindien, sondern auch an den Küsten
des nordöstlichen America, zumahl häufig in
der bahamischen Meerenge.

2. †. Apus. M. testa subcompressa, antice
retusa, postice truncata, cauda biseta
.

Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.

Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber daselbst in nassen Jahren, nach Ueber-
schwemmungen etc. in auffallender Menge. Wie
es scheint ein wahrer Zwitter*), dem Schäffer
über 2 Millionen Gelenke angerechnet hat.

3. †. Pulex. der Wasserfloh. M. antennis di-
chotomis, cauda inflexa
.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.

[Seite 414]

In Flüssen und Deichen, auch im Brunnen-
wasser: an theils Orten so häufig, daß er bey
seiner röthlichen Farbe wohl eher die Sage von
Wasser, das in Blut verwandelt sey, veran-
laßt hat.

4. †. Quadricornis. M. antennis quaternis,
cauda recta bifida
.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 9.

Beyde, diese und die vorige Gattung, sind
eine gewöhnliche Speise der Armpolypen.

85. Oniscvs. Pedes 14. Antennae se-
taceae. Corpus ouale
.

1. Ceti. (Cymothoa F.) die Wallfischlaus.
O. oualis segmentis distinctis, pedibus tertii
quartique paris linearibus ouaticis
.

Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.

Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses
Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungsthei-
len, aufs festeste sich einnistelt.

2. †. Asellus der Kelleresel. (Fr. la cloporte.
Engl. the wod-louse.) O. oualis, cauda
obtusa, stylis simplicibus
.

86. Scolopendra. Assel. Pedes nu-
merosi, totidem vtrinque quot cor-
poris segmenta. Antennae setaceae.
Palpi
2 articulati. Corpus depressum.

1. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.

In den heißen Zonen: und selbst schon in
Spanien. Ihr Biß verursacht gefährliche Ent-
zündung.

[Seite 415]

2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, cor-
pore ouali, cauda penicillo albo
.

Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.

Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen
dieses und des folgenden Geschlechts ihre zahl-
reichen Füße erst nach und nach erhalten,
und nur wenige Paare derselben mit aus dem
Ey bringen.

3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm.
S. pedibus vtrinque 70.

Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.

Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber
auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen
sich wohl die gar nicht seltnen Fälle erklären,
wo sich dieses Thier in die Stirnhöhlen bey
Menschen eingenistelt und wohl Jahre lang
unerträgliches Kopfweh etc. verursacht hat.

87. Ivlvs. Vielfuß. Pedes numerosi:
duplo vtrinque plures quam corporis
segmenta. Antennae moniliformes.
Palpi
2 articulati. Corpus semicylin-
dricum
.

1. †. Terrester. S. pedibus vtrinque 100.

Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.

Meist unter der Erde in fettem Boden oder
im Miste.


Neunter Abschnitt.
Von den Würmern
.

[Seite 416]

§. 146.

Die Insecten haben so bestimmte und faß-
liche, die Würmer hingegen so wenig allge-
mein passende positive Charactere, daß man
die letztern vielleicht am kürzesten durch die-
jenigen weißblütigen Thiere definiren könnte,
die keine Insecten sind; als von welchen sie sich
sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als
der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unter-
scheiden. (§. 40. 122.)

§. 147.

Sie haben mehrentheils einen weichen,
theils gleichsam gallertartigen Körper: nur
wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren,
einige, wie die See-Igel, mit einer kalkarti-
gen Schale bedeckt. Manche Amphitriten
verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand-
körnchen etc. viele andere Thiere dieser Klasse
aber (die Conchylien nähmlich und manche Po-
lypen) bewohnen ein ihnen angebornes festes,
fast porzellan- oder steinartiges Gehäuse, das
ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und
[Seite 417] theils von dem Thiere umher getragen wird,
theils aber unbeweglich fest sitzt.

§. 148.

Kein einziges Thier dieser Classe ist wirk-
lich geflügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich
große Sätze aus dem Wasser heraus thun kann,
ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch
haben die Regenwürmer, See-Igel, See-
sterne etc. besondere Organe, die gewisser Maßen
eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann
wird auch der Mangel dieser äußern Bewe-
gungswerkzeuge bey vielen Würmern durch
die bey ihnen ausnehmende Kraft, ihren
Körper wechselsweise enge zusammen zu ziehen,
und wieder weit auszustrecken, ersetzt.

§. 149.

Statt der Fühlhörner haben viele Würmer
so genannte Fühlfaden (tentacula), oder
biegsame ungegliederte, meist weiche flei-
schige Faden am Kopfe, die bey einigen von
ansehnlicher Länge, überhaupt aber von man-
nigfaltiger Bestimmung sind. Vielen nutzen
sie zum Tasten; manchen zum Fang: u.s.w.

§. 150.

Uebrigens läßt sich über die Sinne dieser
Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Be-
[Seite 418] stimmtes, als über der Insecten ihre, sagen.
Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wie die Tintenfische etc.), und andere, wie z.B.
die Polypen, haben ohne Augen doch das
feinste Gefühl von Licht und Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die
mehresten Gewürme wieder eben so sehr von
der Insecten ihrem, als diese von dem der
rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier derselben sich (so
wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer
Verwandlung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehr-
sten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter
der Erde: und viele ausschließlich im leben-
digen Körper anderer Thiere, wie die Darm-
würmer, Samenthierchen u.s.w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren
dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke
ihrer Reproductionskraft, und einige, wie z.B.
[Seite 419] der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen
eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge-
wisser Maßen unzerstörbar scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Tintenfische etc. ausgenommen, sind
wohl die allermehrsten Würmer wahre
Hermaphroditen, von denen jedes Indivi-
duum sein Geschlecht auf eine der oben an-
gegebenen Weisen (§. 20. S. 31.) fortzupflan-
zen im Stande ist.*)

§. 155.

Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen
in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy-
lien und Corallen, werden in der großen Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die In-
[Seite 420] secten auf und in der Erde (§. 143.) –] un-
endlich mannigfaltigen überflüssigen oder nach-
theiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleich-
sam umwandeln u.s.w. – Dem Menschen
insbesondere werden sie dadurch nutzbar,
daß Viele derselben, zumahl unter den
Conchylien, eßbar sind, und vorzüglich
einige (wie z.B. nahmentlich venus merce-
naria
und mytilus bidens) manchen Küsten-
bewohnern und Seefahrenden zu einer Haupt-
nahrung dienen. Von einigen Schnecken
wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-
Farbe genommen*). Aus dem den Blackfi-
schen eigenen Saft kann Tinte und Tusche
bereitet werden. Der Bart der Steckmuschel
giebt eine Art brauner Seide, die verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen Per-
len**). Das rothe Corall giebt einen
[Seite 421] wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostin-
dien. – Verschiedene Schneckchen oder Mu-
scheln etc. cursiren ganz oder in Stückchen ge-
schnitten bey einigen fernen Völkern statt
Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschel-
stückchen von verschiednen Farben machen die
Irokesen u.a. nordamericanische Indianer
ihre Denkschnüre (wampum) etc. die ihnen
statt Urkunden dienen*). Viele Wilde
brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-
Insulaner machen daraus ihre sinnreichen
Angeln und mancherley anderes Fischergeräthe
(§. 118.). Die nordwestlichen Americaner
schärfen ihre Harpunen mit scharfgeschliffenen
Stücken von Muschelschalen. – Zu Kunst-
arbeiten dienen vorzüglich manche Muschel-
schalen, die auf Onyx-Manier zu Cameen
verarbeitet werden: auch Perlenmutter. Die
große beinartige Schuppe des Blackfisches
(os sepiae) wird von Künstlern und Hand-
werkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu
mancherley häuslichem Gebrauche. Un-
zählige Conchylien und Corallen werden zu
Kalk gebrannt; einige große dünne Muschel-
schalen im südlichen Schina statt Fensterschei-
ben gebraucht u.s.w. Auch dienen die
Conchylien zum allgemeinsten Putz der wil-
[Seite 422] den Völker*). Die Blutigel endlich sind ein
überaus wichtiges chirurgisches Genesmittel.

§. 156.

Zu den schädlichen Thieren dieser Classe
gehören vorzüglich alle die furchtbaren Wür-
mer des menschlichen Körpers, die sich
entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwür-
mer, Trichuriden und Bandwürmer im Darm-
canal, oder wie der Nervenwurm nahe unter
der Haut aufhalten**). Sodann auch die
Egelschnecken, die sich bey den Schafen etc.,
die Finnen bey den Schweinen, die Blasen-
würmer und so viele andere Würmer, zu-
mahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey
Fischen finden, und sie krank machen. Die
Regenwürmer und Schnecken schaden Ge-
[Seite 423] wächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pho-
lade etc. durchbohren Schiffe und Dämme.

§. 157.

Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im Ganzen die
Ordnung des Linnéischen Systems befolgt:

I. Intestina. Längliche Würmer, ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.

II. Mollusca. Nackte weiche Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große
Aehnlichkeit mit den Bewohnern der
Schneckenhäuser und Muschelschalen in
der folgenden Ordnung.

III. Testacea. Die den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner der
Conchylien.

IV. Crustacea. Mit einem beynahe knor-
peligen Körper, und theils mit einer
festen (gleichsam kalkartigen) Cruste.
See-Igel, Seesterne, Seepalme.

V. Corallia. Die Polypen und andere
Pflanzenthiere, die einen Corallenstamm
oder andere ähnliche Gehäuse bewohnen.

[Seite 424]

VI. Zoophyta. Die nackten Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thierchen.

* * *

Zur N. G. der Würmer.

  1. J. Guill. Bruguiere his-
    toire naturelle des vers
    in der Encyclopé-
    die méthodique.
    Par. 1789. 4.
  2. J. B. Lamark Système des animaux sans vertèbres.
    Par. 1801. 8.
  3. O. Fr. Müller historia vermium terrestrium et flu-
    viatilium
    . Havn. 1773. 4.
  4. Alb. Seba thesaurus (s. S. 236.) vol. III.
* * *

Viel wichtiges und lehrreiches zur N. G. dieser Thier-
classe was in theils sehr seltnen und kostbaren
Werken zerstreut und daher nicht allgemein be-
kannt ist, findet man nützlich zusammen gestellt
in einem Buche, wo es mancher nicht gesucht
haben würde, nähmlich in dem neuen Jugend-
freund etc. für die gebildete Jugend (von
J. C. A. Heyse in Oldenburg) – Hamburg bey
B. G. Hoffmann 1802. IV Bände. 8.


I. INTESTINA.

[Seite 425]

Die mehrsten haben theils einen cylindri-
schen, theils einen bandförmigen Körper. Die
Eingeweidewürmer des menschlichen Körpers
sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle
aus dieser Ordnung.*)

1. Gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm
.) Corpus filiforme, teres, aequale,
laeue
.

1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. G. pallidus
extremitatibus nigris
.

Spannenlang, von der Dicke eines starken
Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser.
Zuweilen aber auch wie der folgende tropische
Nervenwurm (dessen eigenthümliche Animalität
doch neuerlich von verschiednen Beobachtern be-
zweifelt worden) bey Menschen in Geschwüren etc.

[Seite 426]

2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit.
(dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver
de Guinée
.) G. totus pallidus.

Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II.
tab. 134. fig. 1.

Am persischen Meerbusen, in Aegypten, Ost-
und West-Indien, auf Guinea etc. Wohl
2 Ellen lang.

2. Ascaris. Corpus aequale teres ore
trinodo, intestinis conspicuis
.

1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm. A. cauda subulata,
cute ad latere corporis subtilissime crenata
.

(tab. 1. fig. 1.)

Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf,
saugt mit dem stumpfern Ende.

2. †. Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herz-
wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle.
Engl. the round worm.) A. cauda obtusa,
ani rima transuersa intestino aurantio
.

(tab. 1. fig. 2.)

Der allergemeinste Darmwurm im mensch-
lichen Körper, zumahl in den dünnen Därmen;
zuweilen in unsäglicher Menge.

3. Trichocephalvs. Corpus inae-
quale, teres; antice capillare, postice
incrassatum
.

1. †. Hominis. die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laeuis, anterius subtilis-
sime striatus
.

(tab. 1. fig. 3.)

Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt
mit dem dünnen haarförmigen Ende.

[Seite 427]

4. Echinorhynchvs. Kratzerwurm.
Corpus teres, proboscide cylindrica re-
tractili echinata
.

1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, pro-
boscide vaginata: aculeorum vncinatorum
ordinibus pluribus, papillis suctoriis senis
.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.

In den Därmen des Hausschweins.

5. Lvmbricvs. Corpus teres annula-
tum, longitudinaliter exasperatum acu-
leis conditis
.

1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver
ac terre
. Engl. the earth-worm, dew-worm.)
L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum
abdominalium
.

(tab. 1. fig. 7.)

Das bekannte, den jungen Küchengewächsen
schädliche Thier: ein wahres animal subter-
raneum
.

2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus,
sexfariam aculeatus
.

Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. 1. fig. 1-4.

Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1/2 Zoll langes
Thier. In Teichen, Gräben etc. Hat, so wie
der gemeine Regenwurm auch, ausnehmende
Reproductionskraft. Sogar ein abgeschnitte-
nes 1/26 des Thieres kann binnen einigen Mo-
nathen wieder zu einem ganzen Thiere von
vollkommener Länge reproducirt werden. Seine
natürliche Fortpflanzung geschieht sowohl indem
er lebendige Junge gebiert, als auch durch junge
Brut, die er wie Sprossen austreibt.

[Seite 428]

6. Fasciola. Corpus gelatinosum, pla-
niusculum, poro ventrali duplici
.

1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Fr. la douve.
Engl. the fluke.) F. depressa, ouata fusca,
antice tubulo instructa
.

J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1-8.

In den Lebern der Schafe.

2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi-
nibus vndulatis
.

Journal des savans 1726. p. 102.

Wie ein schmales Streifchen Band; ungeglie-
dert: in der Bauchhöhle bey manchen Fischen.
Ist selbst, nachdem diese gesotten waren, noch
lebendig in ihnen gefunden worden.

7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm (lumbricus latus. Fr. ver
solitaire
. Engl. tape-worm, jointed worm.)
Corpus planiusculum, geniculatum. Os
quadrilobum
.

Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausneh-
mend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als
wegen der hartnäckigen und mannigfaltigen Zu-
fälle, die durch die nachgenannten Gattungen
im menschlichen Körper verursacht werden, über-
aus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der geglie-
derte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem
vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ra-
genden zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal
[Seite 429] fest*). Zunächst auf den Kopf folgt (wenigstens
bey den nachbenannten Gattungen) ein überaus
schmaler fast fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.),
der allgemach mit immer deutlichern und größern
Gliedern in den übrigen Körper des Wurms
übergeht. In jedem der größern Gliedern, die
dann bey weiten den längsten Theil des Thiers
ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein be-
sonderer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten
Form, wie Laubwerk etc. der seine Eyerchen
durch eine am Rande oder auf der breiten Seite
befindliche einfache oder doppelte Oeffnung von
sich geben kann. Uebrigens ist der Bandwurm
nichts weniger als solitaire, sondern man hat
gar oft bey Einem Menschen oder Einem Thiere
viele ganze Bandwürmer zugleich gefunden.

1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm.
(T. curcurbitina.) T. humana articulis ob-
longis, orificio marginali solitario, ouario
pinnato.

(tab. 1. fig. 5.)

Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich, so wie der folgende, im dünnen
Darme beym Menschen.

Die so genannten Kürbskernwürmer (vermes
curcurbitini, ascarides Couleti) sind abgesetzte
Hinterglieder dieses Wurms.

[Seite 430]

2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm.
T. humana articulis abbreuiatis transuersis,
orificio laterali duplici, ouario stellato.

(tab. 1. fig. 6.)

In andern Gegenden von Europa, zumahl
häufig in der Schweiz und in Frankreich.

8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus tae-
niforme desinens in vesicam lymphati-
cam. Os quadrilobum
.

Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
schiedenen Eingeweiden vielerley Säugethiere fin-
den, hat bey den mehrsten Gattungen viele
Aehnlichkeit mit denen vom Bandwurm. Der
Hintertheil aber endigt sich in eine eyförmige
Wasserblase von verschiedener Größe.

1. †. Finna. die Finne. H. conica, vesicae
duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens,
capite versus collum vesicae directo
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.

Im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat
schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie
sich bloß bey dem vom Menschen unterjochten
Hausschwein, aber nicht bey der wilden Sau
findet, so gibt sie ein Beyspiel von organisirten
Körpern, die erst lange nach der ersten Schöpfung
gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.

2. †. Globosa. H. simplex ouata, corpore di-
stincte articulato, rugoso, imbricato
.

Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.

Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Bauchfell und in der Leber der
Schweine.

[Seite 431]

3. †. Cerebralis. die Queese. H. multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis
.

Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.

Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe Engl. staggers).

4. T. Erratica H. multiplex, corpusculis plu-
ribus, ovatis, vesicae communi innatantibus
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.

So habe ich sie z.B. in den strotzenden Hyda-
tiden gefunden womit viele Eingeweide eines
Macacco (Simia cynomolgus) besetzt waren.

9. Sipvncvlvs. Corpus teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylin-
dricum. Apertura lateralis corporis
verruciformis
.

1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus.) S.
corpore tunica laxa induto
.

C. Gesner hist. aquatil. pag. 1226.

Im ostindischen Ocean.

10. Hirvdo. Blutigel. (Fr. sangsue. Engl.
leech.) Corpus oblongum, promo-
vens se ore caudaque in orbiculum
dilatandis
.

1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flauis
6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata
.

Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII.
tab. 5.

Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen.

[Seite 432]

2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8
nigris supra os
.

Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5-8.

Legt nur ein einziges Ey, das anfangs bloße
Lymphe enthält, aus welchem aber nachher 8 bis
10, und mehr Junge heraus kommen.


II. MOLLVSCA.

Nackte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied-
maßen von denen in der vorigen Ordnung aus-
zeichnen*). Manche haben große Aehnlich-
keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser
und Muschelschalen.

11. Limax. Weg-Schnecke (Fr. limace.
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis.
Tentacula 4 supra os
.

[Seite 433]

Diese nackten Schnecken haben die starke Re-
productionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnecken
mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte,
gemein.

1. †. Ater. L. ater.

Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101.
fig. 102.

2. †. Rufus. L. subrufus.

Lister tab. 101. a. fig. 103.

3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.

Lister tab. 101. a. fig. 104.

4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus.

Lister tab. 101. fig. 101.

12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo
dorsali membranaceo. Foramen late-
rale dextrum pro genitalibus. Anus
supra extremitatem dorsi
.

1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus
der Alten.) A. tentaculis 4.

Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.

13. Doris. Corpus repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice, supra cinctus ciliis. Tenta-
cula 2, supra corpus antice, intra fo-
ramina retractilia
.

1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad
os, ano ciliato phrygio
.

Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.

[Seite 434]

14. Glavcvs. Corpus oblongum, per-
tusum foraminulis lateralibus duobus.
Tentacula 4. Brachia 8 palmata
.

1. Atlanticus. Glavcvs.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.

Im atlantischen und indischen Ocean.

15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus
repens, oblongum subdepressum, articu-
latum: articuli utrinque fasciculati, seti-
feri, pilosi. Os retractile. Tentacula
2 annulata
.

1. Aculeata. der Goldwurm. (pudendum re-
gale Column
. Fr. la taupe de mer, la grosse
scolopendre de mer
.) A. oualis hirsuta acu-
leata, pedibus vtrinque
32.

Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.

Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln
und Haare, womit er an beyden Seiten besetzt
ist, schillern, zumahl im Sonnenschein, mit feu-
rigen Farben: theils wie blaue Schwefelflam-
men u.s.w.

16. Amphitrite. Corpus protensum
in tubulo, annulatum. Pedunculi
verrucosi. Tentacula acuminata ap-
proximata; plumosa
.

1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris
binis vtrinque, anterius tentaculis pectini-
formibus auratis rigidis
.

Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.

In der Nordsee etc. Diese und verschiedene
andere Gattungen dieses Geschlechts bewohnen
[Seite 435] überaus zarte, etwas conische Gehäuse, die meist
aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht an-
einander liegender kleiner Körnchen auf eine be-
wundernswürdige Weise zusammengesetzt sind.

17. Nereis. Corpus repens oblongum
lineare. Pedunculi laterales penicil-
lati. Tentacula simplicia
.

1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo
.

Im Seewasser zu dessen nächtlichem Leuchten
sie in manchen Gegenden etwas beytragen mag.

18. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr.
Millepied d'eau.) Corpus lineare pelluci-
dum, depressum, setis pedunculatum.
Tentacula nulla
.

Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene
Weise fort:*) das letzte Gelenk des gegliederten
Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und
erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach
einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide
absondert, oder auch selbst noch vorher wieder
andere Junge auf gleiche Weise durch die Aus-
dehnung seines letzten Gelenkes hinten austreibt:
doch können sich wenigstens manche Gattungen,
wie z.B. die nachstehende, auch außerdem durch
Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung be-
fruchtet werden, fortpflanzen.

1. †. Proboscidea. (Nereis lacustris Linn.) N.
setis lateralibus solitariis, proboscide longa
.

Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.

[Seite 436]

19. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae ad
summitatem: altera humiliore
.

Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.

1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea.

20. Actinia. Seeanemone, Meernessel,
Klipprose. (vrtica marina, Fr. cul d'ane.)
Corpus se affigens basi, oblongum, teres,
apicis margine dilatabili intus tentacu-
lato, os terminale centrale ambiente
.

Hat ausnehmende Reproductionskraft.

1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa.

Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 16 sq.
fig
. 10 sq.

21. Tethys. Corpus liberum, oblon-
giusculum, carnosum, apodum. Os
proboscide terminali, cylindrico, sub
labio explicato. Foramina 2 ad latus
colli sinistrum
.

1. Leporina. (lepus marinus maior Colvm-
nae
.) T. labro ciliato
.

Fab. Colvmna l. c. pag. XXVI.

Im mittländischen Meere.

22. Holothvria. Corpus liberum,
nudum, gibbum, ano terminali. Ten-
tacula plura in altera extremitate. Os
inter tentacula
.

[Seite 437]

1. Physalis. (Engl. the Portuguese man of
war
.) H. cirris difformibus filiformibus
pendulis
.

Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. I.
tab. 4. fig. 5.

Im atlantischen Ocean etc. Von dem Faust-
großen mit Luft blasenförmig gefüllten Körper
des sonderbaren Thieres hängen schöne roth und
blaue, theils 3 bis 4 Fuß lange Fäden herab,
die aber, wenn man sie berührt, empfindlicher
als Nesseln brennen. Oberhalb der Blase be-
findet sich eine Segelhaut, die das Thier im
Schwimmen nach dem Winde richtet*).

23. Terebella. Steinbohrer. Corpus
filiforme. Os anticum, praeputio glan-
dem pedunculatam tubulosam exserente.
Tentacula circum os, capillaria, plura
.

1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corpo-
ris 8. circa os
4.

Schwed. Abh. 1754. tab. III. fig. A-E.

Im mittländischen Meere.

24. Lernaea. Corpus se affigens tenta-
culis, oblongum teretiusculum. Ouaria
bina. Tentacula brachiformia
.

Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren
Kiemen es vorzüglich nistet.

1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, tho-
race cylindrico bifurco, tentaculis apice
lunatis
.

Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.

[Seite 438]

25. Scyllaea. Corpus se affigens, com-
pressum, dorso canaliculato. Os fora-
mine edentulo, terminali. Tentacula
s. brachia subtus trium parium
.

1. Pelagica. Scyllaea.

Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.

Zumahl am Sargasso (fucus natans.)

26. Clio. Corpus natans, oblongum.
Alis duabus membranaceis, oppositis
.

1. Limacina. C. nuda corpore obconico.

Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.

Bey Spitzbergen, Neufundland etc.

27. Sepia. Tintenfisch, Blackfisch.
(Engl. Ink-fish, squid.) Brachia 8 inte-
rius adspersa cotyledonibus. Rostrum
inter brachia terminale, corneum. Venter

(plerisque) vesica atramentifera instructus,
infra scissura transuersa ad basin apertus,
supra quam fistula excretoria eminet
.

Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen in sehr vielen
Stücken, zumahl in Rücksicht ihres innern
Baues, der so vollkommen ausgebildeten Ein-
geweide, Paarungs-Werkzeuge, besonders aber
auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge
(die ihnen J. Hunter u.a. zuschreiben) gänz-
lich von andern Thieren dieser Classe ab.

[Seite 439]

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt
dann bey manchen Gattungen über 1000. Sie
haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpf-
kopf. Die Arme, die diesen Thieren oft von
Muscheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen
werden, haben, wie schon die Alten wußten,
Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattun-
gen werden auch durch den schwarzen Saft merk-
würdig, den sie in einem besondern Behälter im
Leibe führen, und willkürlich von sich lassen, und
dadurch das Wasser zunächst um sich verdunkeln
können. Herr Prof. Schneider hat das ganze
Geschlecht schicklich in folgende zwey Familien
abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato;
ossiculo dorsi
.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato
vndique pinna cincto, offe dorsali maximo
.

Swammerdam Bibl. nat. tab. 50. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das so genannte weiße Fisch-
bein, das auch in manchen Gegenden Meer-
schaum heißt) eine breite knochichte Schulpe von
sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers.
Manche Arten der so genannten Seetrauben
(vuae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und
verwandter Gattungen.

2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron.) S.
ventre stricto subulato, pinna angulari me-
dia, osse dorsali penniformi
.

Pennant's brit. zoolog. IV. tab. 27. fig. 43.

B) Pedibus basi palmatis, absque promusci-
dibus, pinnis et osse dorsali
.

[Seite 440]

3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe.) S. ace-
tabulorum in interna pedum superficie or-
dine duplici, in basi singulis acetabulis,
paullatim increscentibus
.

Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.

Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be-
liebte Gattung, findet sich in manchen Gegenden,
besonders in Ostindien und im mexicanischen
Meerbusen theils von ausnehmender Größe.

28. Medvsa. Qualle, Meernessel, See-
lunge, Seeflagge. (Engl. blubber.)
Corpus gelatinosum, orbiculatum, supra
conuexum, subtus cauum. Os inferum,
centrale, labiatum. Tentacula ple-
risque marginalia, saepius retractilia*)
.

Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten
des Meeres bey**).

1. Aequorea. M. orbicularis planiuscula,
margine inflexo villoso tentaculato
.

Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.

In der Nord-See etc.

2. Vetella. (vrtica marina Columnae.) M.
oualis concentrice striata, margine ciliato,
supra velo membranaceo
.

Fab. Columna l. c. pag. XXII.

3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis ten-
taculis nullis, subtus columna quadriplicata:
apice lobis 8 multifidis, laterumque appen-
dicibus
16.

Forskål icones tab. 30.

Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön-
sten Veilchenblau.

[Seite 441]

III. TESTACEA.
Die Conchylien
.


Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil-
dung; doch großentheils den Würmern der
vorigen Ordnung ähnlich. Die Schalen be-
stehen anfänglich aus einer häutigen, theils
fast hornartigen Grundlage, die ihre nachherige
Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte
Kalkerde erhält. Die neugebornen Schnecken-
häuser haben aber (nach Reaumur's, Kämme-
rer's u.a. Beobachtungen) noch nicht ihre
vollzähligen Windungen, sondern diese werden
mit zunehmendem Wachsthume des Thieres
allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs-
saume der Schale abgesetzt. (– Bey weiten
nicht etwa aus der jugendlichen Schale als
Keime entwickelt. –) Und bey den Muscheln
ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung.
Viele dieser Schalen sind wegen ihres wun-
derbaren Baues*), andere wegen ihres por-
[Seite 442] zellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen
ihrer vortrefflichen Farben*), regelmäßigen,
saubern Zeichnung u.a. dergl. Schönheiten,
merkwürdig.**)

[Seite 443]

Man vertheilt die weitläuftige Ordnung
am füglichsten nach der Anzahl und Bildung
der Schalen in folgende vier Familien:

A) Vielschalige Conchylien,

B) Zweyschalige oder Muscheln,

C) Einschalige mit bestimmten Windungen,
nähmlich die Schnecken, und

D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.

A) Vielschalige Conchylien.
MVLTIVALVES.

Leben bloß in der See.

29. Chiton. Käfermuschel. Testae
plures, longitudinaliter digestae, dorso
incumbentes
.

1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valui, corpore tuberculato
.

[Seite 444]

30. Lepas (Engl. acorn-shell.) Animal
rostro inuoluto spirali, tentaculis crista-
tis. Testa multiualuis, inaequiualuis
.

Manche Gattungen, wie z.B. hier die beyden
ersten, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich
fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey
letztern, hängt die vielschalige Muschel an einem
darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest
sitzt. – Eine Verschiedenheit die so auffallend
ist, daß man wohl zwey besondere Geschlechter
darnach bestimmen sollte*).

A) Sessiles.

1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L.
testa conica sulcata fixa, operculis acu-
minatis
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.

In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel
der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Mu-
scheln, Krebsen etc.

2. Ceti (diadema.) die Wallfisch-Pocke. L.
testa subrotunda sexlobata sulcata fixa
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.

So wie einige andere Gattungen dieses Ge-
schlechts, auf der Haut des Nordkapers u.a.
Wallfische.

B) Pedatae.

3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied.
Engl. the horn of plenty.) L. testa valuis
20 (aut pluribus) polymorphis, intestino
squamulis granulato
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.

[Seite 445]

Das überaus sonderbar gebauete Geschöpf ist
besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.

4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar-
nacle
.) L. testa compressa quinqueualui, in-
testino insidente laeui
.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68

Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen
berüchtigt worden, deren schon bey der Baum-
gans (S. 724.) gedacht worden. Die fünffache
Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden
Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre,
auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stam-
mes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme,
der gewöhnlich an faulen Weiden, allem Schiff-
wrack etc. fest sitzt.

31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.
Engl. pierce stone) Testa biualuis, diua-
ricata, cum minoribus accessoriis diffor-
mibus ad cardinem. Cardo recuruatus,
connexus cartilagine
.

Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.

1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob-
longa hinc reticulato-striata
.

Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.

Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit
hellen Scheine.

2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa ob-
longa rotundata arcuato-striata
.

Spengler in den Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. IV. B. tab. 5. fig. 1-5.

In vielen Gegenden der Weltmeere.

B) Zweyschalige Conchylien. Muscheln.
CONCHAE.
[Seite 446]

Leben sämmtlich im Wasser.

Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter
beruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der
beyden Schalen und ihrer Ränder, und der
Beschaffenheit des Schlosses (cardo).

32. Mya. Klaffmuschel (Fr. moule. Engl.
muscle, gaper.) Testa biualuis, hians
altera extremitate. Cardo dente (ple-
risque) solido, crasso, patulo, vacuo,
nec inserto testae oppositae
.

1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis dente
primario crenulato: laterali longitudinali:
alterius duplicato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.

2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis
.

Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.

33. Solen. Messerscheide. (Fr. manche
de couteau, coutelier
. Engl. razor-shell.)
Testa biualuis, oblonga, vtroque la-
tere hians. Cardo dens subulatus, re-
flexus, saepe duplex, non insertus testae
oppositae: margo lateralis obsoletior
.

1. Siliqua. S. testa lineari recta; cardine
altero bidentato
.

Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.

[Seite 447]

34. Tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice hinc ad alterum latus flexa.
Cardo dentibus ternis; lateralibus planis
alterius testae.

1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura anali
canaliculata.

Chemnitz vol. VI. tab. 11. fig. 102.

2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striata,
costa fusca transuersali.

Eine gemeine kleine Flußmuschel.

35. Cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle.)
Testa biualuis, subaequilatera, aequi-
valuis. Cardo dentibus mediis binis
alternatis; lateralibus remotis insertis.

1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis
eleuatis carinatis
concauis tenuissimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. sq.

An der guineischen Küste.

2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis ex-
aratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.

Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.

3. †. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 ob-
solete recuruato-imbricatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.

Häufigst an den Küsten des mildern Europa.

36. Mactra. Backtrog. Testa biualuis
inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente
medio complicato cum adiecta foueola;
lateralibus remotis insertis.

[Seite 448]

1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca
laeuiuscula subantiquata.

Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.

37. Donax. (Fr. came tronquée) Testa
biualuis, margine antico obtusissimo.
Cardo dentibus duobus: marginalique
solitario, subremoto sub ano.

1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ouata
compressa laeui, scripta lineis purpureis
vndatis, rima acuta, marginibus crenulatis.

Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sq.

38. Venvs. Testa biualuis, labiis mar-
gine antice incumbentibus. Cardo den-
tibus
3 omnibus approximatis, latera-
libus apice diuergentibus.

1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa
succordata, transuerse sulcata, antrorsum
spinosa.

Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.

2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cor-
data solida transuerse substriata laeui, mar-
gine crenulato, intus violacea, ano ouato.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.

Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die
Irokesen u.a. nordamericanische Wilde die Co-
rallen zu ihren Denkschnüren, Putz etc. schleifen,
(– s. oben S. 421. –) und das dann befind-
liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde
führen, auskauen etc.

[Seite 449]

3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano im-
presso ouato.

Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.

39. Spondylvs. (Fr. huitre epineuse.)
Testa inaequiualuis, rigida. Cardo den-
tibus 2 recuruis, cum foraminulo in-
termedio.

1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare.
) S. testa subaurita spinosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.

Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde
weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt.
Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des
Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in ein
ander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar
öffnen, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen
des Schlosses von einander ablösen lassen.

40. Chama. Gienmuschel (Engl. cockle.)
Testa biualuis, grossior. Cardo callo
gibbo, oblique inserto fossulae obliquae.

1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laeui, processibus retrorsum recuruatis, rima
hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.

2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Rie-
senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima.
Fr. le grand benitier.) C. testa plicata, for-
nicata, squamosa.

Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.

[Seite 450]

Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen
wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund
wiegen. Letzteres wird von den ostindischen In-
sulanern, so wie von den Küstenbewohnern am
rothen Meere etc. häufig gegessen.

3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre
de la mer rouge.
) C. testa orbiculata, mu-
ricata; valuula altera planiore; altera nate
productiore subspirali.

Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.

4. Bicornis. C. testa valuulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis valuula
longioribus.

Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.

41. Arca. Testa biualuis, aequiualuis.
Cardo dentibus numerosis, acutis, alter-
nis, insertis.

1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata,
apice emarginata, processibus incuruis re-
motissimis, margine integerrimo hiante.

Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.

42. Ostrea. (Fr. huitre. Engl. oyster,
scallop.
) Testa biualuis, inaequiualuis,
(plerisque) subaurita. Cardo edentulus
fossula caua ouata, striisque lateralibus
transuersis.

Auch die so sehr verschiedenen Gattungen dieses
Geschlechts könnten füglicher in zwey andere ver-
theilt werden, deren eins die Kamm-Muscheln
(wohin die ersten beyden Gattungen gehören),
das andere aber die Austern begreifen müßte.

[Seite 451]

1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12
duplicatis, extus laeui.

Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.

2. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs-
muschel. O. testa aequiualui radiis 12 con-
vexis, striata scabra squamis imbricata.

Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.

3. Malleus. der polnische Hammer, das Cru-
cifix. (Fr. le marteau noir.) O. testa aequi-
valui triloba, lobis transuersis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.

4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse plicata pa-
rasitica.

Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.

5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa in-
aequiualui semiorbiculata, membranis im-
bricatis vndulatis, valuula altera plana
integerrima.

Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen
Europa auch am mittländischen und adriatischen
Meere etc. auf Austerbänken gehegt, und beson-
ders in Rücksicht auf diese, und die davon ab-
hängende Verschiedenheit des Geschmacks in
Berg- Sand- und Thon-Austern eingetheilt.

6. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa
aequiualui orbiculata compressa mem-
branacea.

Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576 sq.

Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen,
aber meist von dunkler Farbe, und ungestaltet.

[Seite 452]

7. Crista galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata,
spinosa, labro vtroqoe scabro.

Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.

43. Anomia. Bastardmuschel. Testa in-
aequiualuis; valuula altera planiuscula
(saepe basi perforata), altera basi magis
gibba. Cardo edentulus cicatricula li-
neari prominente, introrsum dente late-
rali. Radii 2 ossei pro basi animalis.

1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor-
biculata rugoso-plicata: planiore perforata.

Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.

2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obouata
inaequali violacea: superiore conuexa, in-
feriore perforata.

Chemnitz l. c. fig. 694 sq.

3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule.
) A. testa ouata, ventri-
cosa, alba, tenerrima, valuula altera rostro
incuruata, perforata. Margine acuto inte-
gerrimo, vndique clauso.

Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.

Im mittländischen Meere, atlantischen Ocean etc.
– Eins von den äußerst wenigen Seethieren der
jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem
wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den
Kalk-Flötzgebirgen angesehen werden kann.

[Seite 453]

44. Mytilvs. Miesmuschel. (Fr. moule.
Engl. sea-muscle, mussel.) Testa biualuis
rudis, saepius affixa bysso. Cardo eden-
tulus, distinctus linea subulata exca-
vata longitudinali
.

1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel.
(Fr. la coquille de nacre.) M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transuersa imbri-
cata tunicis dentatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.

Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste
Perlenmutter gibt, so wie aus dem sehnigen
Schloßbande derselben der so genannte Pfauen-
stein (gemma penna pauonis s. helmintholithus
androdamas Linn.) geschnitten wird.

2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat-
tel. (Fr. la moule pholade, la datte.) M.
testa cylindrica vtrinque extremitatibus ro-
tundatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.

Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme etc.

3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscula
violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sq.

Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei-
len tödtlich gewesen ist.

4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies-
muschel. M. testa striata subcuruata, mar-
gine posteriore inflexo, cardine terminali
bidentato.

Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.

[Seite 454]

5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laeui,
margine anteriore carinato, natibus gibbis
cardine sublaterali.

Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.

Vorzüglich schön bey Neuguinea. Aber auch
häufig an den nordischen europäischen Küsten.

45. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel (Fr. jambon, coquille por-
tefoie.
) Testa subbiualuis, fragilis, erecta,
emittens
barbam byssinam. Cardo eden-
tulus, coalitis in vnam valuulis.

Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und der
eine braune Seide (lana penna) gibt, die in
Smyrna, Messina, Palermo etc. zu Handschuhen
u. dergl. verarbeitet wird.

1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis,
per series digestis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.

2. Nobilis. P. testa striata: squamis canali-
culato tubulosis subimbricatis.

Chemnitz vol. VIII. tab. 89. fig. 775 sq.

C) Einschalige Conchylien mit bestimmten Win-
dungen. Schnecken. COCHLEAE.

Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß
wenn man die Spitze unterwärts und die Mün-
dung nach oben gerichtet hält, diese letztere
einem alsdann links zugekehrt ist, und die Win-
dungen von oben nach unten der scheinbaren
Bewegung der Sonne gleich laufen.

[Seite 455]

Einige wenige Gattungen haben von Natur eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge-
genst.
tab. 20. –) und dann finden sich auch,
obschon äußerst selten, unter andern Schnecken
zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten
(anfractibus sinistris s. contrariis).*)

Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines besondern Deckels (operculum) zu zu-
schließen, und andere ziehen bey Annäherung des
Winters eine Kaltscheibe vor die Mündung ihres
Hauses.

46. Argonavta. Testa vniualuis spi-
ralis, inuoluta, membranacea, vnilo-
cularis.

1. Argo. der Papiernautilus, Reißbrey. (nau-
tilus papyraceus.
Engl. the paper-sailor.)
A. carina subdentata. Animal sepia?

Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.

Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber
große Schale, die von einem blackfischähnlichen
Thier bewohnt werden, und dieses mittelst einer
ausgespannten Haut sehr geschickt auf der
Oberfläche des Meers zu segeln, aber auch
unterzutauchen etc. verstehen soll.

47. Navtilvs. Testa vniualuis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.

Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderen das Thier wohnt, und durch
Wasser, das es in die übrigen ein- und aus-
pumpt, sich nach Willkür leichter oder schwerer
machen kann.

[Seite 456]

1. Pompilius. das Schiffboth, die Schiffkut-
tel, Perlenmutterschnecke. (Engl. the sai-
lor.
) N. testa spirali apertura cordata, an-
fractibus contiguis obtusis laeuibus.

Martini vol. I. tab. 18.

2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari,
anfractibus contiguis: geniculis eleuatis.

Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sq.

Eins von den sehr kleinen Schneckchen im
Sand von Rimini, die man für Originale zu
den versteinten Ammoniten hat halten wollen.

48. Convs. Tute. Testa vniualuis, con-
voluta, turbinata. Apertura effusa lon-
gitudinalis, linearis edentula, basi in-
tegra; columella laeuis.

1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis.

Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.

2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis
sparsis; fasciisque 3 flauis tenuissime reti-
culatis; media cingulo ferrugineo itidem
squamulis albis interrupto.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.

In Ostindien.

3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota re-
ticulata.

Besonders häufig im rothen Meere.

[Seite 457]

4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis;
lineisque punctatis.

Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.

5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.)
C. testa venis reticulatis luteis, maculis
luteis fuscisque.

Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.

49. Cypraea. Porcellane (Concha ve-
neris, s. cytheriaca, s. paphia
. Fr. le
pucelage.
) Testa vniualuis, inuoluta,
subouata, obtusa, laeuis. Apertura
vtrinque effusa, linearis, vtrinque den-
tata, longitudinalis.

Die Thiere dieses Geschlechts sollen ihr
Schneckenhaus jährlich wechseln.

1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula
longitudinali simplici.

Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.

2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C.
testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
presso-acuta; subtus nigra.

Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sq.

3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.)
C. testa obtusa ouata, postice obtusa, antice
rotundata, linea longitudinali testacea.

Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sq.

In Ost- und Westindien, auch auf der Süd-
see, namentlich bey Utaheiti, wo sie den Ein-
wohnern zur Trinkschale dient.

[Seite 458]

4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri,
Simbipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the
cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth.
)
C. testa marginato-nodosa albida.

Zumahl auf den maldivischen Inseln, aber
auch auf Utaheiti und anderwärts. Ist bekannt-
lich die Scheidemünze der Neger in einem großen
Theil von Africa, so wie mancher indischen Völ-
ker etc. Und die Braminen bedienen sich ihrer
statt Rechenpfennige u.s.w.

50. Bvlla. Blasenschnecke. (Engl. Dip-
per.
) Testa vniualuis, conuoluta, iner-
mis. Apertura subcoarctata, oblonga,
longitudinalis, basi integerrima. Colu-
mella obliqua, laeuis.

1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata ob-
tuse subbirostri, labro dentato.

Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sq.

2. Physis. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida li-
neis crispata, spina retusa.

Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.

3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata,
reticulato-striata, cauda exserta, spira ob-
literata.

Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sq.

In beyden Indien.

51. Volvta. Walze (Engl. Rhomb-
shell.
) Testa vnilocularis, spiralis. Aper-
tura ecaudata subeffusa. Columella
plicata: labio vmbilicoue nullo.

[Seite 459]

1. Auris Midae. V. testa coarctata, ovali-
oblonga, spira rugosa columella bidentata.

Martini vol. II. tab. 43. fig. 436 sq.

2. Oliua. die Mohrinn, das Prinzenbegräb-
niß. V. testa emarginata cylindroide laeui,
spirae basi reflexa, columella oblique striata.

Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sq.

In Ostindien; auch in Nordamerica etc.

3. Mitra. die Bischofsmünze. V. testa emar-
ginata fusiformi laeui, labro denticulato,
columella quadriplicata.

Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.

4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laeui cras-
siuscolo
.

Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sq.

5. Pyrum. die Tsjanko-Schnecke. V. testa
obouata subcaudata: spirae anfractibus stria-
tis; apice producto glaberrimo, columella
triplicata.

Chemnitz vol. IX. tab. 104. fig. 884. sq.

6. Vexillum. die Orange-Flagge. V. testa ven-
tricosa flauicante aurantio striata; anfractu
primo reliquis triplo maiore tuberculato.

Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.

Im indischen Ocean.

52. Bvccinvm. Sturmhaube, Kink-
horn. (Engl. whelk.) Testa vniualuis,
spiralis, gibbosa. Apertura ouata, desi-
nens in canaliculum dextrum, cauda re-
tusum. Labium interius explanatum.

[Seite 460]

Manche Gattungen legen ihre Eyer als so
genannte Seetrauben, andere als Seehopfen,
noch andere aber in einer langen Reihe hornartiger
flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an
einer gemeinschaftlichen wohl Fuß langen Rippe
befestigt an einander liegen.

1. Harpa. die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laeuigata.

Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.

2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui,
columella planiuscula.

Martini vol. III. tab. 121. fig. 1111. sq.

Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich
die Normänner noch jetzt bedienen.

3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmänn-
chen. B. testa oblonga rudi transuersim
striata: anfractibus curuato-multangulis.

Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sq.

4. Maculatum. das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laeuibus indiuisis integerrimis.

Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.

53. Strombvs. Flügelschnecke. (Engl.
screw.) Testa vniualuis, spiralis, la-
tere ampliata. Apertura labro saepius
dilatato, desinens in canalem sinistrum.

1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel. S.
testa turrita laeui, cauda subulata, labio
dentato.

Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1495. sq.

[Seite 461]

2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths-
hake. S. testa labro hexadactylo, digitis
curuis, cauda recuruata.

Martini vol. 3. tab. 86 sq. fig. 853 sq.

3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro
antice trilobo incrassato, dorso verrucoso
coronato, cauda obtusa.

Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.

Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken
(die so genannte Räucherklaue, vnguis odoratus
oder blatta byzantina), war ehedem officinell.

54. Murex. Stachelschnecke. (Engl.
caltrop, rock-shell.) Testa vniualuis,
spiralis, exasperata suturis membrana-
ceis. Apertura desinens in canalem
integrum, rectum s. subascendentem
.

1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ouata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata subu-
lata recta silmiliter spinosa.

Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053 sq.

2. Pyrum. die getrocknete Birn. M. testa
varicosa ouata, transuersim sulcata nodosa,
cauda longiore flexuosa subulata.

Martini vol. III. tab. 112. fig. 1040 sq.

3. Babylonius. der babylonische Thurm. M.
testa turrita, cingulis acutis maculatis, recto-
caudata, labro fisso.

Martini vol. IV. tab. 143. fig. 1331 sq.

4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus
8
teretibus.

Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.

An den Küsten von Großbritannien, Island etc.

[Seite 462]

5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnau-
zennadel. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, colu-
mella intus plicata.

Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.

55. Trochvs. Kräuselschnecke (Engl.
top-shell, button-shell.) Testa vniual-
vis, spiralis, subconica. Apertura sub-
tetragono-angulata s. rotundata, supe-
rius transuersa, coarctata: columella
obliquata.

1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. (Engl. the stair case.) T. testa
conuexa obtusa marginata, vmbilico peruio
crenulato.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691 sq.

Eine sonderbare Schnecke mit überaus merk-
würdigen Windungen, die in der Mitte einen
trichterförmigen Raum zwischen sich lassen etc.

2. Magus. T. testa oblique vmbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis.

Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.

3. Telescopium. die Seetonne. T. testa im-
perforata turrita striata, columella exserta
spirali.

Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.

4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.)
T. testa imperforata ouata, subcaerulea,
laeui, oblique striata.

Martyn's South-Sea shells. tab. 21.
(24) m.

[Seite 463]

Wenn der bläuliche Ueberzug von dieser schö-
nen neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt
sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl vom
höchsten Grün.

5. Lithophorus. die Trödelschnecke. (Fr. la
fripiere, maçonne.
) T. testa imperforata
rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sq.

An den westindischen Inseln. Hat ihren Nah-
men daher, weil ihre Schale mit einer Menge
Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu-
sern etc. dicht belegt ist, die unebene Eindrücke
auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer-
schläge oder Pockennarben) verursachen.

56. Tvrbo. Mondschnecke. (Engl.
whirl, wreath.) Testa vniualuis, spira-
lis, solida. Apertura coarctata, orbicu-
lata, integra.

1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im-
perforata ouata striata: stria vnica dorsali
crassiore.

Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sq.

Der Deckel dieser und einiger verwandten
Gattungen ist die so genannte Meer-Bohne
(vmbilicus veneris.)

2. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scalata.)
T. testa cancellata conica anfractibus di-
stantibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sq.

Vorzüglich an der Küste von Coromandel.
Zeichnet sich durch die von einander abstehenden
gleichsam durchbrochnen Windungen aus.

[Seite 464]

3. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, an-
fractibus contiguis laeuibus.

Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434. sq.

4. Terebra. die Trommelschraube. T. testa
turrita: anfractibus carinis
6 acutis.

Das Titelkupfer zu Martyn's South-Sea
shells.

5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida:
anfractibus contrariis,
apertura edentula.

Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.

Diese kleine linksgewundene Schnecke (die
übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo
muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an
alten Weiden und andern Baumstämmen.

6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis.

Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.

57. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr.
escargot. Engl. snail, periwincle.) Testa
vniualuis, spiralis subdiaphana, fragilis.
Apertura coarctata, intus lunata s. sub-
rotunda: segmento circulari demto.

Meist Land- und Süßwasser-Schencken.

1. †. Hispida. T. testa vmbilicata conuexa
hispida diaphana, anfractibus quinis, aper-
tura subrotundo-lunata.

2. †. Pomatia. die Weinbergsschnecke. (Fr.
le vigneron.) H. testa vmbilicata subouata,
obtusa decolore, apertura subrotundo-
lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.

[Seite 465]

In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz,
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Han-
del mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat
man da besondere Schneckengärten, worin sie
zu Tausenden gefüttert werden etc. Ihrer
starken Reproductionskraft ist schon oben gedacht
worden.

3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata con-
vexa acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata, antice elongata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.

4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Bothchen. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato.

Fab. Columna l. c. p. XXII.

Im mittländischen so wie im atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie
manche andere Schnecken, Purpursaft von sich.
Die Schale selbst ist purpurblau.

5. †. Viuipara. H. imperforata subouata ob-
tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura
suborbiculari.

Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.

6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la
livrée.
) H. testa imperforata subrotunda
laeui diaphana fasciata, apertura subrotun-
do-lunata.

Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.

7. Decollata. H. testa imperforata turrita:
spira mutilato-truncata, apertura ouata.

Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.

[Seite 466]

8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße
Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis vndatis; apertura ouali
dilatata vsque in apicem.

Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.

58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa
vniualuis spiralis, gibba, subtus pla-
niuscula. Apertura semiorbicularis:
labio columellae transuerso, truncato,
planiusculo.

1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon.
) N. testa vmbilicata laeui, spira
submucronata, vmbilico gibbo bifido.

Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.

2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurescente, ma-
culis albis tesselata.

Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen,
das so, wie die folgende Gattung, seine Brut
außen auf der Schale mit sich herum tragen
soll.*)

3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula ex-
cauato-oculata, labio interiore laeui cre-
nulato.

Eine ostindische Fluß-Schnecke.

59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear,
Venus's ear.
) Testa auriformis, patens:
spira occultata laterali; disco longitu-
dinaliter poris pertuso.

[Seite 467]

1. Tuberculata. H. testa subouata dorso trans-
versim rugoso tuberculato.

Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.

2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia.)
H. testa ouata, dorso gibbo, spira alte pro-
minula.

Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.

Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil-
lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause.

D) Einschalige Conchylien ohne bestimmte
äußere Windungen.

Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten
allermehresten in der See.

60. Patella. Napfschnecke, Klippkle-
ber. (Engl. limpet.) Testa vniualuis sub-
conica absque spira externa.

1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice
subspirali, labio laterali.

2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto.

Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.

3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali,
vertice mucronato reflexo.

4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata,
vertice recuruo, antice fissa.

Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.

5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata
conuexa: margine introrsum crenulato,
vertice perforato.

Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.

[Seite 468]

Wird häufig auf den Inseln des Archipela-
gus gegessen.

61. Dentalivm. Meerzahn, Meer-
röhre. (Engl. tooth-shell.) Testa vni-
valuis, tubulosa, recta, vtraque ex-
tremitate peruia.

1. Entalis. D. testa tereti subarcuata conti-
nua laeui.

Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.

2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui
minuta.

Im Sande von Rimini.

62. Serpvla. Wurmröhre. (Engl. worm-
shell
.) Testa vniualuis, tubulosa, ad-
haerens.

1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre.
S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-
glomeratis cancellatisque.

Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.

2. Contortuplicata. der Fischdarm. S. testa
semitereti rugosa glomerata carinata.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.

Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige
Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten
und convergirenden Armen, die an der Wurzel
mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.

3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne. (Engl. the watering
pot.
) S. testa tereti recta, extremitatis disco
poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.

Museum Leersianum tab. 1.

[Seite 469]

Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die
doch auch manche Aenlichkeit mit den Tubiporen
hat) deren Mündung dem Ende einer Gießkanne
ähnelt, und die am Rande wie mit einem Kranze
von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere
Ende ist fast immer abgebrochen.

4. Gigantea. Testa subflexuosa lente atte-
nuata violacea, intus laeui lutea; apertura
alba vndulatim striata dente conico munita.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.

In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den
Steinbohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in
großen Madreporen.

63. Teredo. Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.

1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm.
Bohrwurm. (Fr. le taret.) T. corpore
tereti elongato, ore attenuato, extremitate
postica
pholadiformi, quadriualui.

Gottfr. Sellii hist. nat. teredinis. 1733.
4. tab. 1.

Das gefährliche Thier wird ungefähr Fuß-
lang. Wohnt in Eichen-Ellern-Tannen- u.a.
Holz, worin es sich fingersdicke Gänge bohrt,
die es mit einer zarten Kalkschale auskleidet.
Hat, zumahl 1730, für Holland groß Unglück
gedroht, da es die Dämme in Seeland und
Frießland so aushöhlte, daß sie der Gewalt
der Wellen nicht widerstehen konnten: richtet
auch noch jetzt, zumahl im Westkappler Damm,
zuweilen große Verwüstungen an.

[Seite 470]

IV. CRVSTACEA.

Ich habe die nachstehenden Thiere unter
eine besondere Ordnung gebracht, da sie zu
sehr von andern Würmern abweichen, und im
Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes
unter einander zeigen.

Sie halten sich bloß in der See auf: – so
wie überhaupt kein Thier der noch übrigen drey
Ordnungen im Trocknen zu leben bestimmt ist.

64. Echinvs.*) See-Igel. (Engl. sea
hedgehog
.) Corpus subrotundum, crusta,
spatacea tectum, spinis mobilibus sae-
pius aculeatum. Os quinqueualue subtus.

Die Schale der See-Igel (deren Textur bey
manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit
beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht
mit den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des
Thiers vermengt werden dürfen. Diese sind um
ein Drittel länger als die Stacheln, aber nur
so lange sichtbar, als das Thier unter Wasser
ist; es zieht sie ein, wenn es aus seinem Ele-
mente genommen wird. Ein See-Igel, der
etwa 2000 Stacheln hat, hat ungefähr 1400
solcher Bewegungswerkzeuge. Die hochgewölb-
ten See-Igel haben in ihrem Innern ein son-
derbares, knöchernes Gestelle, das unter dem
seltsamen Nahmen der Laterne des Aristoteles
[Seite 471] bekannt ist. Ueberhaupt variiren aber die zahl-
reichen Gattungen dieses weitläuftigen Ge-
schlechts gar sehr, sowohl in der Bildung ihrer
Schale als der so genannten Stacheln, womit
dieselbe besetzt ist.

1. Esculentus. (Engl. the sea-egg.) E. he-
misphaerico-globosus; areis obsolete ver-
rucosis.

Klein tab. 1. et 38. fig. 1.

2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; am-
bulacris
5 repandis linearibus: areis alter-
natim bifariis.

Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.

3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; am-
bulacris
5 oualibus, ano subremoto.

Klein tab. 21. sq.

65. Asterias*). See-Stern. Corpus
depressum, crusta subcoriacea, tenta-
culis muricata. Os centrale, quin-
queualue.

Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne
sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können
sie nicht so schnell wie diese, sondern nur lang-
sam wie die Schnecken fortkommen. Manche
Gattungen thun den Dorschen u.a. Fischen,
andere den Austern Schaden.

1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis
gibbis, vndique aculeata.

Link tab. 4. fig. 5. et al.

Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffal-
[Seite 472] lend. Unter einer ganzen Folge solcher in der
Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gat-
tung besitze ich einen, der von seinen fünf
Strahlen viere völlig verloren hatte, und die
alle viere schon wieder ergänzt zu werden an-
fingen.

2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, an-
gulis verrucoso-aculeatis.

Link tab. 38. 39.

3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba.

Link tab. 37. fig. 65. et al.

4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis.

Link tab. 18. fig. 28. et al.

In vielen Meeren der alten Welt. – Doch
scheint das im nordischen Ocean von dem Süd-
indischen etc. specifisch verschieden zu seyn. Ein
überaus träges und sonderbar gebildetes Thier,
an dessen Umfange man auf 82000 Endzweige
gezählt hat*).

[Seite 473]

66. Encrinvs. Stirps elongata, cor-
pore terminali radiato.

1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)

E stirpe spatacea articulata pentagona, ra-
mis verticillatis: stella terminali sexfida ad
basin, tum dichotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene
Thiere soll sich an der Küste von Barbados fin-
den. Es ähnelt zwar den versteinten Penta-
criniten oder Medusen-Palmen, aber ohne
ihnen specifisch zu gleichen. Sein so genann-
ter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt ge-
nannten Medusenhaupte.

2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E.
stirpe cartilaginea continua, stella termi-
nali octoradiata.

Chr. Mylius Schreiben an den Hrn. von
Haller. Lond. 1755. 4.

[Seite 474]

V. CORALLIA.

Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynahe wie die Conchy-
lien zu den Molluscis. Die Thiere selbst
haben wenigstens in manchen Geschlechtern
beyder Ordnungen viel Uebereinstimmendes.
Nur sind sie in der letzten nackt, unbedeckt und
können sich von der Stelle bewegen: da sie
hingegen in dieser besondere festsitzende Gehäuse
bewohnen, die bey den mehresten Arten von
steinartiger Substanz sind, und Corallen*)
[Seite 475] heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse
nicht so wohl als von ihren Bewohnern erbaut,
sondern vielmehr als einen ihnen angebornen
Theil vorstellen, und sie daher nicht etwa mit
Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-
Schalen vergleichen: nur daß bey ihrer Fort-
pflanzung das junge Thier zugleich mit seinem
kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig
aus dem Stamme hervorgetrieben wird; und
sich daher beym schnellen Wachsthum*) und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe
die ungeheure Größe und Umfang derselben**)
erklären läßt.

67. Tvbipora. Röhren-Corall. Co-
rallium tubis cylindricis, cauis, erectis,
parallelis.

[Seite 476]

1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fasci-
culatis combinatis: dissepimentis transuer-
sis distantibus.

Solander tab. 27.

Bloß in Ost- und Süd-Indien.

68. Madrepora. Stern-Corall. Co-
rallium cauitatibus lamelloso-stellatis.

1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella conuexa: lamellis simplicibus longi-
tudinalibus, subtus concaua.

Solander tab. 28.

2. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominenti-
bus adscendentibus.

Solander tab. 57.

3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, stellis immersis bifariis.

Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.

69. Millepora. Punct-Corall. Coral-
lium poris turbinatis teretibus.

1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi-
farie dichotoma, ramis denticulatis binis
porosis scabris.

Ellis tab. 35. fig. b. B.

2. Cellulosa. die Neptunus-Manchette. M.
membranacea reticulata vmbilicata, turbi-
nato-vndulata, hinc porosa pubescens.

Ellis tab. 24. fig. d.

Cavolini tab. 3. fig. 12. sq.

[Seite 477]

70. Cellepora. Corallium foraminu-
lis vrceolatis, membranaceis
.

1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.
) C. lamellis simpli-
cibus vndulato-turbinatis cumulatis; cel-
lulis seriatis: osculo marginato.

71. Isis. Stauden-Corall. Stirps ra-
dicata solida, cortice molli habitabili
obducta.

1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis.

Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.

2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis,
ramis vagis.

Cavolini tab. 2. fig. 1-6.

Wird vorzüglich an den Küsten des mittländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostin-
dien verführt, und zumahl in Japan und Schina
fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.

72. Gorgonia. Crusta calcarea coral-
lina stirpem vegetabilem obducens
.

Die Stämme selbst scheinen wahre Vegeta-
bilien (deren holzige Natur, zumahl an den
starken Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist),
die bloß mit Corallencruste überzogen sind. Man
findet den so genannten Venusfliegenwedel gar
häufig ohne den thierischen Ueberzug, und da
[Seite 478] zeigt er schlechterdings nichts ausschließlich Ani-
malisches*).

1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose striato.

Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.

2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re-
ticulata, ramis interne compressis, cor-
tice flauo.

Ellis tab. 26. fig. K.

73. Alcyonivm. See-Kork. Stirps
radicata, stuposa, tunicato-corticata.
Animal hydra.

1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre.) A. stirpe arborescente
coriacea coccinea superne ramosa, papil-
lis stellatis.

Gesner de aquatilib. pag. 619.

2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa ru-
fescente.

Gesner a. a. O. pag. 1287.

74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr.
Eponge.) Stirps radicata, flexilis, spon-
giosa, bibula.

Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich
gehört, wird mir immer zweifelhafter.

1. Officinalis. der Badeschwamm. S. fora-
minulata subramosa difformis tenax to-
mentosa.

2. †. Fluuiatilis. (Kuß. Badiäga.) S. con-
formis polymorpha, fragilis,
granulis repleta.

[Seite 479]

Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr
starken specifiken Geruch; und ist oft, aber nur
zufällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen
durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist
nur flach am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit
der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder
Geweihe. Getrocknet ist sie ganz würde und zer-
reiblich. – Ich habe diese Gattung im hiesigen
Stadtgraben gefunden, und seitdem oft allerhand
Versuche mit ihr angestellt, ohne dis jetzt irgend
ein entscheidendes Zeichen einer wirklich anima-
lischen Natur an ihr gewahr zu werden.

75. Flvstra. Stirps radicata foliacea,
vndique poris cellulosis tecta.

1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cu-
neiformibus rotundatis.

Ellis tab. 29. fig. a.

76. Tvbvlaria. Stirps radicata, fili-
formis, tubulosa.

Dieses Geschlecht begreift unter andern die
Corallen der süßen Wassers, nähmlich die Feder-
busch-Polypen (Fr. polypes à panache), an
welchen man, so wie bey denen im Meere, die
Hülse und das darin wohnende Thierchen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im Tode ein-
zieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey
der gleichen Gattung unter sehr verschiedenen Ge-
stalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen,
wie kleine Därme an Wasserpflanzen, umher-
ranken sehen: andre, die wie Bäumchen mit
[Seite 480] Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die
Höhe gewachsen waren: andere die sich zu Tau-
senden flach neben einander an Dämme etc. an-
gelegt hatten: andere, die in dichten Klumpen
in unzähliger Menge neben einander empor stan-
den, u.s.w.

1. Indiuisa. T. culmis simplicissimis, geni-
culis contoris.

Ellis tab. 16. fig. c.

2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta
terminali striata radiata calcarea.

Donati tab. 2.

3. †. Campanulata. T. crista lunata, orifi-
ciis vaginae annulatis, corpore intra vagi-
nam abscondito.

Rösel Hist. der Polypen. Taf. 73. 75.

So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.

4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi,
ad basin ciliata.

(tab. 1. fig. 9.)

Ein überaus niedliches Geschöpf, daß ich im
hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat
20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein klei-
ner Federbusch gestellt sind*).

77. Corallina. Stirps radicata, ge-
niculata, filamentosa, calcarea.

1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis subreniformibus.

Solander tab. 20. fig. b.

[Seite 481]

2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis.

Ellis tab. 24. fig. a.

3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis superioribus eleuatis.

Ellis tab. 24. fig. f. g.

78. Sertvlaria. Stirps radicata, tu-
bulosa, cornea, nuda, articulata: den-
ticulis calyciformibus obsita.

Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge-
meinen Austern finden. Die Stämme sind meist
ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum
dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich
durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken
vergleichen kann.

1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubu-
losis, ouariis oualibus, ramis pinnato-al-
ternis.

Ellis tab. 1. fig. b.

2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis
alternis.

Ellis tab. 7. fig. a.

3. Polyzonias. S. denticulis alternis sub-
denticulatis, ouariis obouatis polyzoniis,
stirpe ramosa.

Ellis tab. 3. fig. a.

Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) sei-
nen Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich
gefunden.

[Seite 482]

79. Cellvlaria. Strips crustacea,
lapidescens, e cellulis seriatis compo-
sita, plerumque ramosa et articulata,
tubulis adhaerens.

1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. linn.)
C. denticulis alternis acutis, ramis dicho-
tomis erectis fastigiatis.

Ellis tab. 18. fig. a.

2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa di-
chotoma, articulis subciliatis, ouato-trun-
catis, vno latere planis celliferis.

Solander tab. 4. fig. d.


VI. ZOOPHYTA.

Man hat den Nahmen Zoophyte oder
Thierpflanze den Geschöpfen dieser und der
vorigen Ordnung gemeinschaftlich beygelegt.
Und in der That sehen auch, wie schon erinnert
worden, manche Polypen dieser Ordnung den
Bewohnern mancher Corallen in der vorigen
gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der gegen-
wärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein
solches Corallengehäuse als in der vorigen.
Auch können wenigstens die bey weiten aller-
mehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct
verändern (haben stirpem liberam, wie man
es nennt). Einige sind doch dabey in einen
gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere
[Seite 483] hingegen einzeln. Außerdem sind aber auch
die Infusionsthierchen u.a. dergl. Geschöpfe
mit in dieser Ordnung begriffen.

80. Pennatvla. Seefeder. Stirps li-
bera, penniformis.

Man unterscheidet an diesen merkwürdigen
Seegeschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey
Haupttheile, den Kiel nähmlich und die Fahne.
Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr bo-
genförmigen Armen, womit die obere Hälfte
des Kiels zu beyden Seiten besetzt ist. Auf
jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und
mehr überaus saubere kleine am Rande zackige
Hülsen, in deren jeder ein gallertartiger zarter
Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so daß
an einer Spannen langen Seefeder wenigstens
über 500 solche kleine Armpolypen gezählt
werden.

1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui,
pinnis imbricatis plicatis spinosis.

B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4.
fig. 1. 2.

2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi sca-
bra, pinnis imbricatis.

Phil. Transact. vol. LIII. tab. 19. fig. 1-4.

Leuchtet stark im Finstern.

81. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes.)
Corpus gelatinosum conicum. Os ter-
minale cinctum cirris filiformibus.

[Seite 484]

Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind
gallertartig, halb durchsichtig, und daher von
ungeübten Augen nicht immer gleich zu erkennen.
In der Ruhe haben sie den Körper und die
Arme ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Be-
rührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen
sie sich in ein unförmliches Klümpchen zusam-
men. Sie sind von den ersten warmen Früh-
lingstagen an bis in den Herbst in sanft fließen-
den Wassern und Teichen zu finden, und fitzen
mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen,
Schnecken etc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigent-
lich bloß ein mit Fangarmen versehener Magen.
Den Sommer hindurch vermehren sie sich, in-
dem sie die lebendigen Jungen wie Sprossen
aus ihrem Körper treiben, die sich oft erst,
wenn ihnen selbst schon wieder Junge ausge-
wachsen sind, von der Mutter losreissen. Bey
Annäherung des Winters aber mögen sie wohl
Eyer legen**), aus denen im Frühjahr die
junge Brut hervor bricht. Man kann sie in
sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes
Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu
ganzen Polypen erwachsen. Man kann ihnen
den Kopf oder den Hintertheil der Länge nach
spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte
[Seite 485] Polypen schaffen. Man kann mehrere in
einander stecken, und so oder auf andere
Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu-
sammen heilen. Man kann sie durch einen,
freylich Uebung und Geduld erfordernden, Hand-
griff wie einen Handschuh umkehren. Man
kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie
ein Stückchen Band ausbreiten, und doch kön-
nen auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat,
mehrere auf eine schwer zu begreifende Weise
einander auffressen, oder eigentlich in einander
schmelzen. Man kann sie, nach den merkwür-
digen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg*),
mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und
während daß die Schlinge allmählich durchschnei-
det, werden die derweil getrennten Theile doch
schon wieder an einander wachsen u.s.w.

1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. vi-
ridis tentaculis breuioribus.

(tab. 1. fig. 10.)

Diese Gattung scheint mehr als die übrigen
in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers
und der Arme zu variiren. Die hier abgebil-
dete Art findet sich in unserer Nachbarschaft;
und die Beobachtung ihrer Reproduction hat
mich zuerst auf die Untersuchungen über den
Bildungstrieb geführt.

2. †. Fusca. der braune Armpolype. H.
fusca, corpore longiore, cirris longissimis.

Rösel tab. 84. sq.

3. †. Grisea. der orangegelbe Armpolype. H.
aurantia, corpore longiore, cirris longioribus.

Rösel tab. 78. sq.

[Seite 486]

82. Brachionvs. Blumenpolype. (Fr.
polype à bouquet,) Stirps ramosa, po-
lypis terminalibus ore contractili (ple-
risque ciliato).

Die Blumenpolypen leben an einem gemein-
schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche
Colonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen
Schimmel vorkömmt, das aber bey der min-
desten Erschütterung für einen Augenblick ganz
zusammen fährt, und zu verschwinden scheint.

1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, flori-
bus campanulatis.

(tab. 1. fig. 11.)

Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflan-
zen sich auf die einfachste Weise durch Theilung
fort. (§. 20. S. 32).

83. Vorticella. Afterpolype. Corpus
nudum, simplex, vagum.

Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so
daß oft tausende derselben beysammen sind, und
dann fast das Ansehen von Schimmel haben.
Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs
dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht
überzogen gesehen.

1. †. Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V. cor-
pore infundibuliformi, tentaculis ciliaribus.

Rösel tab. 94. fig. 7. 8.

2. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal.
) V. corpore pellucido, ten-
taculis
rotatoriis ciliatis.

(tab. 1. fig. 12.)

[Seite 487]

Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und man-
cherley Infusionen, schwimmt überaus behende,
verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge-
stalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt
liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen
Wasser wieder aufleben etc. Der dunkle Körper
in seinem Vorderleibe, den so viele Naturfor-
scher seiner willkürlichen Bewegung ungeachtet
fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich
genau überzeugt zu haben glaube, ein zum
Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz.

84. Vibrio. Corpus liberum, teres,
elongatum.

1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.

Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung in
altem Buchbinderkleister*).

85. Thalia. Corpus liberum, oblon-
gum, gelatinosum, diaphanum. Tu-
bus alimentarius distinctus. Tenta-
cula nulla.

1. Lingulata. Th. corpore oblongo, depresso,
antice in apicem acutum desinente.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.

[Seite 488]

Im atlantischen Ocean. Der sel. Dr. Forster,
der diese u.a. Gattungen von Thalien lebendig ge-
sehen und untersucht hat, hielt sich überzeugt, daß
sie nicht zu den molluscis, sondern als ein eig-
nes Geschlecht hierher zu den Zoophyten gehören.

86. Volvox. Corpus liberum, rotun-
datum, gelatinosum, gyratile. Tubus
alimentarius vix vllus.

1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.

Rösel tab. 101. fig. 1-3.

Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder andrer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kann die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins
vierte Glied erkennen.

87. Chaos. Corpus liberum .....
(generi polymorphon, speciebus uniforme.)

Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum
Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem
Geschlechtsnahmen die unzählbaren*), dem
bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen,
wovon sich manche Gattungen schon im See- und
süßen Wasser, andere erst im Aufguß von aller-
hand thierischen und vegetabilischen Substanzen
(daher diese dann Infusionsthierchen heißen),
und noch andere im reifen Samen männlicher
Thiere finden.

[Seite 489]

Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
lien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gat-
tungen begreift:

A) Aquatile.

Die im See- und stagnirenden füßen Wasser.
[– zumahl in solchem, worin die Priestleysche
so genannte grüne Materie*) vegerirt –].

B) Infusorium.

Die eigentlich so genannten Infusionsthierchen.

C) Spermaticum.

Die Samenthierchen, wovon die im männ-
lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche
Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abge-
bildet ist.**)


Zehnter Abschnitt.
Von den Pflanzen
.

[Seite 490]

§. 158.

Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge-
wächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.)
festgesetzten Begriffen schon dadurch von den
Thieren auffallend unterscheiden, daß sie ihren
sehr homogenen Nahrungssaft ohne irgend
merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar
hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die
daher auch unter allen äußern Theilen der
Pflanzen bey weiten der allgemeinste ist, worin
sie (höchstens bis auf einige äußerst wenige
Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln etc.)
sämmtlich mit einander überein kommen.

§. 159.

Uebrigens ist die Bildung der Gewächse
überhaupt auch darin von der der allermehresten
Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, be-
sonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile,
der Aeste, Blätter, Blüthen etc. nicht so be-
stimmt, sondern im Ganzen ungleich verän-
derlicher ist.*)

§. 160.

[Seite 491]

Um so einförmiger scheint hingegen ihr in-
nerer Bau, als welcher nichts von alle dem
zeigt, was man mit den, für die thierische
Oekonomie so wichtigen, eigentlich so genannten-
Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit
wahren Muskeln, mit Knochen etc. vergleichen
könnte: sondern es reducirt sich ihre Organi-
sation am Ende nur auf eigentlich so genannte
Gefäße (Adern) und auf das dazwischen
liegende Zellgewebe*).

§. 161.

Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Nah-
men mit mehrerem Rechte als das ihm übri-
gens ziemlich analoge Schleimgewebe der
Thiere, da es, wenigstens in vielen Theilen
der Gewächse, ein wirklich zellulöses theils
Luft theils Säfte haltendes Gefüge zeigt. Es
[Seite 492] ist zumahl in der Borke und im so genannten
Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen,
und enthält häufig einzelne dazwischen ver-
theilte größere Bläschen (vtriculi), und
bildet auch theils lange Röhrenförmige Höhlen.

§. 162.

Die eigentlich sogenannten Gefäße (die
übrigens manchen Familien und Geschlechtern
von cryptogamischen Gewächsen – so wie
im Thierreich den Zoophyten und auch wohl
manchen Mollusken – gänzlich abzugehn
scheinen, zeichnen sich (wenigstens bey weiten
größtentheils) besonders dadurch aus daß
ihre Wände aus spiralförmig gewundnen Fä-
den (oder Röhrchen?) bestehen, und so gleich-
sam das Ansehn von besponnenen Saiten haben.

§. 163.

So vielerley aber die Netzförmigen u.a.
Verbindungen (Anastomosen) dieser Gefäße
unter einander sind, so zeigt sich doch kein
solches Verhältniß zwischen denselben, daß ein
wahrer Kreislauf der Säfte, wie bey allen
rothblütigen und so vielen weißblütigen Thie-
ren, dadurch unterhalten werden könnte.

§. 164.

Aus der einförmigen Identität jener weni-
gen organischen Bestandtheile der Ge-
[Seite 493] wächse (ihrer sogenannten partium simila-
rium
) erklärt sich die leichte Umwandlung der
daraus zusammengesetzten Theile (der par-
tium
dissimilarium) in einander; der Blät-
ter z.B. in den Kelch oder in die Krone der
Blüthe, zumahl bey gefüllten Blumen etc.*);
auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde
pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wurzeln
und diese hingegen in belaubte Aeste umwan-
deln kann.**)

§. 165.

Die aus jenen organischen Bestandtheilen
zusammengesetzten besondern Theile der Pflan-
zen, und ihre Geschäfte, lassen sich am füg-
lichsten in die zur Selbsterhaltung, und in die
zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von
jenen zuerst.

§. 166.

Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbster-
haltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmo-
sphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit
[Seite 494] getränkten Boden. – Aus jener saugen sie
Nahrung mittelst der unter ihrer Oberhaut,
zumahl auf den Blättchen, in unsäglicher
Menge verbreiteten absorbirenden Gefäße:
aus dem Wasser aber mittelst der alljährlich
neureproducirten Wurzelzasern, womit die
allermehrsten unmittelbar in der Erde; manche
aber (wie z.B. der Mistel, die Flachsseide,
die Vanille etc.) als so genannte Schmarotzer-
Pflanzen (plantae parasiticae) an andern
Gewächsen*) festsitzen; da hingegen noch
andere, wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.)
bloß auf dem Wasser schwimmen.

§. 167.

Uebrigens kommt es bey aller dieser Ver-
schiedenheit des Aufenthalts der Gewächse
im Grunde doch immer darauf hinaus zu
kommen, daß ihnen das Wasser, sey es nun
in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste
aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen
die Kohlensäure zugeführt wird, welche nach
Ingen-Housz's Untersuchungen**) wahr-
[Seite 495] scheinlich einen Hauptnahrungsstoff der Pflan-
zen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie
sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel-
zasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie
Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andre, wie das Hauslauch
auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle
Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche,
z.B. die Agaven, Aloën, Cactusgattungen etc.
auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo-
sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung
erhalten können.*)

§. 168.

Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder
eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen,
die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen
gleich über der Erde die Blätter aus; bey
andern aber treten sie vorher erst in einen Wur-
zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in
einen Stamm oder Stängel, Halm (wie
man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän-
gert, der aber im Grunde meist die gleiche
Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.

§. 169.

[Seite 496]

Der Stamm der Bäume und Stauden
ist zu äußerst mit einer feinen Oberhaut
bedeckt, unter welcher die Rinde und der
Bast (liber) liegt, welcher letztere fast ganz
aus den thätigsten Saftgefäßen besteht, und
daher für die Erhaltung der Pflanze einer der
allerwichtigsten Theile ist. Weiter hinein
folgt der Splint und hierauf die eigentlich
holzige Substanz, und dann theils zwischen
dieser, theils aber auch besonders längs der
Mitte des Stammes, das so genannte Mark,
welches letztere aber mit zunehmendem Alter
an Menge abzunehmen und gleichsam zu
schwinden pflegt. Auch wird bey diesen Ge-
wächsen da, wo das Holz außen an den
Bast stößt, alljährlich eine oder eigentlich
zwey neue Holzlagen aus dem gedachten
Splint (alburnum) erzeugt, daher man
bekanntlich aus der Anzahl dieser concentri-
schen Lagen (pectines) ungefähr das Alter
der Stämme schätzen kann.

Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer
der Palmen ausgenommen, als welche keine
solche concentrische Lagen bilden, sondern durch-
aus gleichförmig dicht, sehr hart und mit auf-
fallend starken Gefäßen durchzogen sind. Eine
Bemerkung die auch für die Bestimmung der ver-
steinten Hölzer von Wichtigkeit ist.

§. 170.

[Seite 497]

Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen
endlich die Blätter ansitzen, die doch im
Grunde aus den gleichen Theilen, wie die
Wurzel oder der Stamm, zusammengesetzt
sind; indem man auch an ihnen Oberhaut,
Rinde, holzige Substanz und markiges Zell-
gewebe unterscheiden kann. Letzteres liegt in
der Mitte des Blatts, zwischen dem (meist
doppelten) holzigen Netze, von welchem man
durch Einbeitzen u.a. Handgriffe die übrigen
Theile absondern und dadurch die so genannten
Blätter-Skelete verfertigen kann. Dieses
holzige Netz ist auf beyden Seiten des Blatts
mit einer besondern Haut überzogen, die man
insgemein die Cutikel nennt, die aber noch
von dem eigentlichen Oberhäutchen, was
endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht,
gar sehr verschieden, und vorzüglich mit
absorbirenden Gefäßen (§. 166.) durchzogen ist.

§. 171.

Diese Organisation der Blätter wird um
so merkwürdiger, je größer und wichtiger die
Functionen derselben für die damit versehenen
Gewächse sind. Sie dienen ihnen nämlich
wohl vorzüglichst zur Unterhaltung des so
genannten phlogistischen Prozesses, der
bey den Thieren hauptsächlich durchs Einath-
[Seite 498] men des respirabeln Theils der Luft oder seiner
Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen, bey
den Pflanzen aber wohl hauptsächlich eben
durch die Blätter bewirkt wird.

§. 172.

Denn auch den Gewächsen ist dieses respi-
rable Gas oder seine Grundlage zum Lebens-
unterhalte unentbehrlich; besonders um (wie es
Ingen-Housz's Untersuchungen wahrscheinlich
machen) sich dadurch in ihrem belebten Labora-
torium ihren Hauptnahrungsstoff, die Kohlen-
säure (§. 167.) zu bereiten; wovon sie hernach
den Ueberfluß als kohlengesäuertes Gas wie-
der ausdunsten.*)

§. 173.

Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in
der Dunkelheit, in seiner größten Stärke be-
trieben. Bey Tage hingegen, und vollends
im Sonnenscheine gehet er langsamer von
Statten; daher die Pflanzen alsdann weniger
Kohlensäure bereiten und verbrauchen; und
dagegen während der Zeit aus ihren Blättern
Sauerstoffgas, den respirabeln Theil der at-
mosphärischen Luft, entbinden**).

§. 174.

[Seite 499]

Inzwischen sind doch die Blätter, diese so
wichtigen Organe, bey den mehresten Gewäch-
sen der kältern Himmelsstriche, ein vergäng-
licher Schmuck, womit sie bloß den Sommer
hindurch versehen sind, der hingegen mit
Annäherung des Winters vertrocknet, welkt
und theils abfällt. Daß dieses Entblättern
hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde,
der die Gewächse in ihren Winterschlaf ver-
senkt, und so wie bey den Thieren den Lauf
ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen
zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonsti-
gen Verrichtung gehindert werden und abster-
ben, wird dadurch wahrscheinlich, weil die
Gewächse der heißen Zonen (bis auf wenige
Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht
so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den
kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes
harzreiches Blatt haben, wie z.B. die meh-
resten Tangel- oder Nadelhölzer, der Epheu,
die Mehlbeeren (vaccinium vitis idaea), das
Heidekraut, der Buxbaum u.s.w. dasselbe
den Winter über grün behalten.

Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze
Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.

§. 175.

[Seite 500]

Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter und bey manchen die
Blüthen des Abends zusammen legen oder doch
niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-
geben, und fast wie in eine Art von Schlaf
fallen; der übrigens nicht etwa bloß von der
kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib-
hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: und
eben so wenig von der Dunkelheit, denn
manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die anima-
lia nocturna
(§. 31.) den Tag zum Schlaf
verwenden, so ist dieß auch der Fall mit den
Blüthen einiger Pflanzen, z.B. des cactus
grandiflorus, mesembryanthemum nocti-
florum
, der hesperis tristis etc.

§. 176.

Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedene andre Arten von eigenthümlicher
Bewegung; wohin z.B. meist bey allen ihr
Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so
äußerst wohlthätigen Lichte gehört, als welcher
Zug bey weitem nicht bloß an den Sonnen-
blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu
merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich
oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an
die Glasfenster drängen, als ob sie dawider
[Seite 501] gepreßt wären*). Ferner bewegen sich
manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft,
wenn sie berührt werden; wie z.B. die
Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica), oder der auerrhoa carambola, oder
die vordern Blatt-Ansätze der Venus-Flie-
genfalle (dionaea muscipula), welche, wenn
sich auch nur eine Mücke darauf setzt, augen-
blicklich zusammenklappen und das Insect
zerdrücken.

§. 177.

Besonders merkwürdig ist aber die theils
ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Be-
fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vie-
len Zwitterblüthen bemerkt wird; da z.B. die
Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie
auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Frucht-
[Seite 502] knoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn
sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu
ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen
Staubbeutel gegen die weibliche Narbe trei-
ben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.

§. 178.

So auffallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Ge-
wächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch
bey genauer physiologischer Prüfung aufs deut-
lichste von dem ausschließlichen Eigenthume
der Thiere, nämlich der willkürlichen Be-
wegung, als von welcher auch bey den, wegen
ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie
z.B. beym hedysarum gyrans) keine echte
Spur zu erkennen ist.

Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier,
das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung,
und hingegen keine einzige Pflanze, die die ihrige
mittelst derselben zu sich nähme.

§. 179.

Aus den gedachter Maßen von den Ge-
wächsen eingesognen und assimilirten Nah-
rungsstoffen werden nun die ihnen eigenen
specifiken Säfte abgeschieden, da z.B.
manche einen milchigen, theils ätzenden Saft
enthalten; andre Gummi geben; verschiedene
[Seite 503] Bäume, zumahl unter den Nadelhölzern, im
höhern Alter Harz bereiten. Andre Pflan-
zentheile enthalten Mehl, Manna, Wachs,
fette und ätherische Oehle, Kampher etc. Einige
wenige das so genannte Federharz (cahutchuc)
u.s.w.*)

Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun-
gen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzigen
entzündbaren des weißen Diptams etc.

§. 180.

Daß aber diese verschiednen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und
Veränderungen der eingesognen Nahrungs-
säfte in den Gewächsen selbst bereitet wer-
den müssen, erhellet schon daraus, weil im
gleichen Erdreich und auf demselben Garten-
beete die Raute ihre bittern, der Sauerampfer
seine sauren und der Lattich seine kühlenden
Säfte erhält; und weil selbst die Säfte in den
[Seite 504] in den verschiedenen Theilen ein und eben derselben
Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht,
dennoch so äußerst verschieden seyn können.

§. 181.

Freylich aber trägt auch allerdings die
Verschiedenheit des Bodens und des Climas
zur verschiedenen Beschaffenheit der Säfte in
den Pflanzen vieles bey: daher denn eines
Theils manche in fremden Boden verpflanzte
Gewächse so wie in ihrer Bildung, so auch in
der Beschaffenheit ihrer Säfte, verändert wer-
den, dadurch von ihren Kräften verlieren etc.,
andre hingegen eben dadurch noch gewinnen
und veredelt werden.

§. 182.

Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine
bestimmten, ihm angemessenen Pflanzen, so
daß man zuweilen schon aus den einheimi-
schen Gewächsen einer Gegend die Beschaffen-
heit ihres Bodens errathen kann; doch hat
die Vorsehung manchen, für das Menschen-
geschlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen
Vorzug verliehen, sich entweder leicht an
jedes fremde Clima zu gewöhnen, so daß z.B.
die schwächlich scheinenden Getreidearten etc.
besser als Eichen u.a. noch so robust ausse-
hende Bäume in ganz verschiedenen Himmels-
striche; die aus Chili abstammenden Kar-
[Seite 505] toffeln nun in allen fünf Welttheilen fort-
kommen etc.; oder, wenn sie auch an ein be-
stimmtes Clima gebunden sind, doch daselbst
in jeder Art von Boden gedeihen, wie z.B.
die Cocospalme, die eben so üppig im stei-
nigen und Sandland als im fetten Erd-
reich vegetirt.

§. 183.

Anderseits ist aber auch auffallend, daß
gewisse Länder (wie z.B. das Cap und Neu-
Holland) eine so große Mannigfaltigkeit von
recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern
ausschließlich hervorbringen, und dagegen an-
sehnliche Ordnungen von Gewächsen großen
Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der
heiße Erdgürtel fast keine Kohl- und Rüben-
arten. So finden sich aus den westindischen
Inseln vergleichungsweise wenige Laub-Moose
(musci frondosi) und hingegen desto man-
nigfaltigere Farnkräuter etc.

§. 184.

Endlich ist auch noch die Verschiedenheit
in Rücksicht der Vegetation der Gewächse an-
merkenswerth, die ebenfalls im Thierreich,
zumahl bey den Insecten, Statt hat, daß
nähmlich manche nur isolirt und einsam leben,
da hingegen andere dicht beysammen bleiben
und theils (wie die gemeine Heide) große
[Seite 506] Erdstriche, oder (wie das Sargasso) weite
Meeresstrecken überziehen.

§. 185.

Wir kommen zur Fortpflanzung der
Gewächse, deren mannigfaltige Arten sich im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbrin-
gen lassen. Auf die Fortpflanzung durch
Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Augen;
und endlich durch Samen.

§. 186.

Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch schon im Thier-
reiche bey den Polypen und sonst einige Spuren
bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche desto
gewöhnlicher. Manche Gewächse nähmlich
vermehren sich von selbst auf diese Weise.
Bey vielen andern hat es die Kunst durch
Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es
gibt z.B. eine Art Feigenbaum (der Banian-
baum, ficus indica) dessen Zweige herab
hangen, und sobald sie den Boden berühren,
von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einzi-
ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines
Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen
verbunden sind, vorstellen könnte.

Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht
ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusammen-
hängenden Stämmen, der auf 370 Fuß im Durch-
schnitt, und sein Schatten den er Mittags wirft,
über 1100 Fuß im Umfang hält.

§. 187.

[Seite 507]

Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man
nähmlich die kleinen Knöpfchen, die im Herbste
an den Bäumen, da wo die Blattstiele an-
sitzen, zum Vorschein kommen, aber bey den
mehresten erst im folgenden Frühjahr sich
öffnen und ausschlagen. Sie finden sich meist
nur an den Bäumen der kältern Erdstriche,
und fallen bey einigen von selbst ab: sollen
auch theils, wenn man sie vorsichtig säet wie
ein Same aufkeimen. Man kann bekannt-
lich diese Augen andern Stämmen inoculiren,
oder auch das davon ausgeschossene Reis
einpfropfen.

§. 188.

Viel Aehnliches mit den Augen haben die
Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die
eigentlichen an lilienartigen Gewächsen befind-
lichen Zwiebeln aber unter der Erde unmit-
telbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der
Stamm fortlebt und den Augen Nahrung
gibt; bey diesen hingegen das Uebrige der
alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel
im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungs-
weise mit welcher hinwiederum die der Knol-
lengewächse (Cartoffeln etc.) manche Aehnlich-
keit zeigt.

§. 189.

[Seite 508]

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach
zum Theil zur Frucht, oder auf andre Weise
zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag
übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag
einzeln stehen oder mehrere zusammen in
einer Traube oder Aehre oder Kätzchen etc.
verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf
dem so genannten Fruchtboden (receptacu-
lum
), verschiedne ausgezeichnet gebildete
Theile, von welchen einige männlich, andere
weiblich sind; und diese müssen, wenn die
Zeit der Fortpflanzung herbey gekommen ist,
von jenen befruchtet werden. In Rücksicht
ihrer Bestimmung und Verrichtung haben
also diese vegetabilischen Organe viele Aehn-
lichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der
Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon da-
durch sehr auffallend, daß sie den Gewächsen
nicht so wie den Thieren angeboren und lebens-
lang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder
neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werk-
zeuge bilden müssen.

Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paa-
rung verlängern könne, findet gewisser Maßen
auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt. Die
Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z.B. halten
[Seite 509] sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube
des männlichen befruchtet werden. Sobald dieß
geschehen, welken sie dahin.

§. 190.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum)
genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten
(germen), dem Griffel (stylus), und der
Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt
entweder mit den übrigen Theilen innerhalb
der Blumenblätter (germen superum), oder
wie bey der Rose, bey den Aepfeln etc. unten
außerhalb derselben (germen inferum): und
enthält immer die Samenkörner der Pflanze,
daher man diesen Behälter gewisser Maßen
mit dem Eyerstock der Thiere vergleichen kann.
Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbe-
hälter, und bis Narbe endlich zu oberst auf
dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit
dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey
eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.

§. 191.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina)
herum: und bestehen aus dem Faden (fila-
mentum
), und dem darauf ruhenden Staub-
beutel (anthera). Dieser letztere ist mit
einem mehligen Staub überzogen, der aber
(wie man unter einer starken Vergrößerung
[Seite 510] sieht) eigentlich aus zarten Bläschen besteht,
die bey vielen Pflanzen eine überaus sonderbare
Bildung haben, und ein unendlich feineres,
duftiges Pulver enthalten, welches seiner Be-
stimmung nach mit dem männlichen Samen-
der Thiere verglichen zu werden pflegt.

§. 192.

Bey der Befruchtung fällt jener Blu-
menstaub auf die weibliche Narbe: scheint
da sich zu öffnen, und sein duftiges Pulver
zu verschütten, welches dann vermuthlich
durch den Griffel in den Fruchtknoten dringt
und die daselbst vorräthig liegenden, bis dahin
aber unfruchtbar gewesenen Samenkörner
fecundirt. Wenn man die Blüthe vor der
Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen
Theile beraubt, so wird sie dadurch, so gut
als ein verschnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese
beyderley Geschlechtstheile in der gleichen
Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20.
S. 33.), verbunden. Bey einigen hingegen
in verschiedenen Blüthen, wovon die einen
bloß männlichen, die andern weiblichen Ge-
schlechts, aber doch am gleichen Stamme
befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.),
wie z.B. bey der Haselstaude, Wallnußbaum,
[Seite 511] Gurken, Brotbaum etc. Andre Gewächse,
wie z.B. der Ahorn, die Esche etc. haben gar
dreyerley Blüthen, bloß männliche, bloß
weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen
(Polygamia). Bey noch andern aber,
wie z. E. bey den Palmen, dem Hanf,
Hopfen u.s.w. sind die beyden Geschlech-
ter in den Pflanzen selbst, so wie bey allen
rothblütigen und vielen andern Thieren ab-
gesondert: so daß die eine Pflanze bloß
männliche, eine andere aber, die übrigens von
dergleichen Art ist, bloß weibliche Blumen
trägt: und die Blüthen des weiblichen Stam-
mes nicht anders befruchtet werden, als wenn
der Blumenstaub von der männlichen Pflanze
durch den Wind oder durch Insecten oder auch
durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist
(Dioecia Linn.)

§. 194.

Unter den übrigen, nicht ganz so allge-
meinen, Theilen der Blüthe ist besonders der
doch bey den mehresten befindliche Blumen-
Kelch (calyx), und die so genannten necta-
ria
, u.a.m. zu merken. Ueberhaupt aber
theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung
und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige
und irreguläre. Bey jenen nähmlich sind
alle einzelnen Theile derselben Art, z.B.
die Blumenblätter etc. von gleicher Gestalt,
[Seite 512] Größe und Verhältniß; bey diesen hingegen
von ungleicher Proportion.

§. 195.

Bey den eigentlich so genannten oder
Laub-Moosen (musci frondosi etc.)
ist, nach Hedwig's Entdeckungen die Aehn-
lichkeit der Befruchtungswerkzeuge mit denen
bey andern Gewächsen weit größer, als man
vorher geglaubt hatte. Das saubere, fast
becherförmige Köpfchen (capitulum) dersel-
ben, enthält gleichsam als Fruchtknote (§. 109.)
die kleinen Samenkörnchen; die mittelst des
kleinen spitzigen Hutes (calyptra), der die
Stelle des Griffels und der Narbe vertritt,
von dem männlichen Blumenstaube besonderer,
theils rosen- oder sternförmiger Theile be-
fruchtet, und nachher ausgeschüttet werden.

§. 196.

Bey denjeningen einfachern Aftermoosen
hingegen, die bloß im Wasser leben, wie bey
den Tremellen, Ulven, Conferven, und beym
See-Tang (fuscus) ist die Fortpflanzungsart
wohl sehr verschieden, obschon bey den wenigsten
noch nicht genau genug untersucht; bey manchen
aber, wie z.B. bey der oben erwähn-
ten Brunnen-Conferve (– s. oben S. 19.
und 32. –), zur Bewunderung einfach.
( Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49. –)

§. 197.

[Seite 513]

Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge,
der Trüffeln etc. und des Schimmels, deren
ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaftes
Dunkles hat*).

§. 198.

Bey den vollkommenen, im eigentlichen
Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der
Befruchtung die übrigen nun überflüssigen,
Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwän-
gerte Fruchtknote aber fängt an aufzuschwellen,
und seinen theils erstaunlich zahlreichen Samen
nach und nach zur Reise zu bringen.

§. 199.

Die Bildung sowohl der verschiedenen
Samenkörner selbst**), als auch der Gehäuse,
worin sie eingeschlossen sind, ist eben so man-
nigfaltig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht
auf ihre weite Verbreitung***) und auf ihr
[Seite 514] weiteres Bekleiben etc. der Erhaltung der Gat-
tungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der
bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen
bey jeder Lage, die sie im Boden erhalten,
dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl die
ersten Wurzelzäserchen oder das sogenannte
Schnäbelchen (rostellum) unter sich, und
hingegen den Blattkeim (plumula) über sich
treiben*). Zur allerersten Ernährung des
neuen Pflänzchens dienen ihm dann die bey
den mehresten Gewächte doppelten Samen-
lappen oder Kernstücke (cotyledones), die
vorher die Hauptmasse des Samenkerns aus-
machten.

§. 200.

Viele Samen sind in eine holzartige, aber
theils noch weit härtere Schale eingeschlossen,
die, wenn sie von beträchtlicher Größe und
Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn
die bloßen Samenkörner unmittelbar mit
einem saftreichen Zellgewebe oder so genannten
Fleische überzogen sind, so heißt dieß eine
Beere. (– sey sie übrigens noch so groß und
an einem großen Baume, wie z.B. die
Brotfrucht –) Zuweilen liegen auch die
bloßen Samenkörner von außen auf dem groß-
[Seite 515] gewachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie
bey den Erdbeeren, die folglich nacht der
Kunstsprache nicht sollten Beere genannt
werden.

§. 201.

Besonders machen die Obstbäume eine
eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge-
wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey
den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern-
haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern-
früchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung
pomaceae) heißen; oder aber, wie bey den
Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen,
eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte
(die Bäume drupaceae) genannt werden.

§. 202.

Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und
ihm eine abweichende veränderliche Richtung
geben zu können: daher viele theils in ihrer
ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht
der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche
Spielarten ausgeartet sind. So zählt man
z.B. jetzt auf drey tausend Varietäten von
Tulipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß
die gelbe Stammart in Europa bekannt
war. – So ist der Stängel (§. 168) bey
[Seite 516] manchen Pflanzen bloß Folge der Degenera-
tion, den sie erst im cultivirten Zustande
treiben, da sie hingegen im wilden Natur-
zustande acaules sind (z.B. carlina acaulis
u.a.m.). Andererseits verlieren manche Ge-
wächse durch die Cultur gewisse Theile, die sie
im Naturzustande hatten. So wird z.B.
die indische wilde Lawsonia spinosa in
Syrien durch die Cultur inermis. – Ueber-
haupt sind auch die Gewächse manchen Arten
von Degeneration ausgesetzt, die bey den
Thieren gar nicht Statt haben können, wie
z.B. die Ausartung der männlichen Befruch-
tungstheile in den gefüllten Blumen u. dergl. m.

§. 203.

Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung
der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),
worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf-
sinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch
wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard-
pflanzen die Eine Gattung von Toback (nico-
tiana
rustica) endlich vollkommen in eine an-
dere (nicotiana paniculata) verwandelt und
umgeschaffen hat*): welches sich freylich mit
der Lehre von vermeinten präformirten Keimen
schlechterdings nicht, aber, wo ich nicht irre,
[Seite 517] ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.)
reimen läßt.

Anm. So können auch durch Zufall Bestardpflanzen
in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber
doch verwandte Gattungen zur Blühezeit nahe
beysammen waren.

§. 204.

Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im
Gewächsreiche ungleich zahlreicher, als unter
den Thieren und zwar bekanntlich bey den
cultivirten Gewächsen ohne Vergleich häufiger
als bey den wild wachsenden. (– s. oben §. 12.
Anm. –) Es ist kein Theil der Pflanze, an
welchem man nicht zuweilen, an einigen aber
sehr häufig, Monstrositäten bemerkte. Am
meisten sind es überzählige, wuchernde Theile
(monstra per excessum S. 22.); doppelte
an einander gewachsene Stämme, doppelte
oder vielfache Früchte etc. vielfache Kornähren;
Rosen, aus deren Mitte andre kleine Rosen
hervorschießen u.s.w.

§. 205.

Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen kaum über eine
Stunde, und bey andern hingegen auf lange
Jahrhunderte erstreckt*). Ueberhaupt aber
theilt man die Pflanzen in perennirende und
[Seite 518] Sommergewächse, welche letztere nähmlich
schon mit dem Ende ihres eisten Sommers
absterben.

Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem lan-
gen Vertrocknen, das im Thierreich vom Räder-
thier (S. 419. 487.) und vom Kleisteraal behauptet
worden, finden sich unter den Gewächsen ähnliche
Beyspiele: besonders an der deßhalb längst be-
rufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre-
mella
nostoc). Ich habe von dieser merkwürdi-
gen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali
sanguini deneganda
etc. Gotting. 1795. 4.
pag. 8. gehandelt.

§. 206.

Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu
erwähnen.


Der unermeßlich große Einfluß ist schon
oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen
durch ihren phlogistischen Prozeß auf die
atmosphärische Luft äußern, indem sie derselben
einerseits das aus dem Thierreich unablässig
zufließende irrespirable kohlengesäuerte Gas
eben so unaufhörlich wieder entziehen und zu
ihrer Selbsterhaltung verwenden; und ander-
seits derselben durch ihre Blätter in der Hel-
lung Sauerstoffgas liefern.

§. 207.

Für gewisse Weltgegenden, besonders für
niedre Inseln der heißen Zonen, wird die
[Seite 519] Vegetation, zumahl der Waldungen, dadurch
von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die-
selben die Regenwolken angezogen und der
Boden gewässert wird.*)

§. 208.

Die mancherley Futterkräuter (und theils
auch Wurzeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung
der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so ge-
nannten Hausthiere; und der beyden nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.

§. 209.

Was aber die unmittelbare Benutzung
der Gewächse für den Menschen selbst betrifft,
so giebt es erstens einige derselben, mit welchen
ganze Nationen die mannigfaltigsten Bedürf-
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im
Stande sind, als andere mit gewissen Säuge-
thieren (den Seehunden, dem Renthier etc.).
Von der Art ist z.B. die Cocospalme, zu-
mahl für die malayische Menschen-Rasse
(– S. 69. –) und gewisser Maßen auch die
gemeine Birke für manche Nationen von der
mongolischen (– S. 68. –).

§. 210.

[Seite 520]

Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln
des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die
sogleich ohne weitere Bereitung genießbaren
mancherley Früchte. Zumahl in den heißen
Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von
phoenix dactylifera); die verschiednen
Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen
von musa paradisiaca und die Bananes
oder Bacoves von der musa sapientum).
Für die malayische Menschen-Rasse die Brot-
frucht [von artocarpus incisa*)], die nur bloß
vorher geschält und geröstet zu werden braucht.

So die vielen Gattungen von
Beeren, (denn die Brotfrucht ist nach dem
obigen Begriff auch eine Beere), die eben-
falls für manche Völker (wie z.B. für die
Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel
abgeben.

Desgleichen die Castanien, Cocosnüsse etc.

§. 211.

Ferner die schon einige Zubereitung erfor-
dernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Kar-
[Seite 521] toffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus), in
beiden Indien die Bataten (convolvulus
batatas). Im wärmern America die Yams-
Wurzeln (dioscorea alata, sativa etc.),
Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) und
dergl. m.; so mancherley Hülsenfrüchte und
Gemüse.

Dann die Getreidearten, nebst dem Mais
(zea mays); Buchweizen oder Heidekorn
(polygonum fagopyrum); Reis (oryza
sativa und montana), zumahl für die Mor-
genländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum,
Engl. barbadoes millet), besonders für viele
africanische Völkerschaften und für die Schi-
nesen etc.; das Teff (poa abyssinica) für die
Habessinier etc.

So auch die berühmten Lotus-Beeren
(von rhamnus lotus) der Lotophagen.*)

Und einige andre besondere Pflanzen-
theile, die von manchen Völkern als gewöhn-
liches Nahrungsmittel verspeißt werden, wie
das Sagumark (von cycas circinalis etc.);
das Senegal-Gummi (von mimosa sene-
gal
) u.s.w.

§. 212.

[Seite 522]

Hierzu die mancherley Arten von Gewür-
zen. Auch der Zucker; der eigentliche nähm-
lich aus dem Zuckerrohr; außerdem aber auch
aus manchen andern Gewächsen, z.B. aus
der Runkelrübe u.a.m. So in Nord-Ame-
rica aus acer saccharinum (der Maple-
zucker); auf Sumatra etc. aus der Anu-Plame;
auf Island aus dem fucus saccharinus; in
Kamtschatka aus dem heracleum sibiri-
cum
u.s.w.

Dann ebenfalls als Zusatz zu den Spei-
sen, Oehl, Essig etc.

Die vortreffliche Butter (shea toulou) aus
dem Butterbaume im Innern von Africa*).

Tabak, Betel (piper betle) zum Kauen.

§. 213.

Als Getränke erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, und die mancher-
ley Biere, (unter andern das Spruce-Bier
aus der pinus canadensis etc.).

Dann die verschiedenen weinigen Getränke:
der Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch
von der weiblichen Cocospalme. Andre be-
rauschende Getränke, Branntwein, Arak,
Rum, Kirschwasser etc. etc.

[Seite 523]

Die gegohrenen Getränke aus gekauten
Wurzeln, wie z.B. bey den Brasilianern etc.
aus ihrem Caßawi-Brot; bey den Insulanern
der Südsee aus piper latifolium etc.

Auch zu gleichem Zweck Opium.

Und der Rauchtabak: und der auf gleiche.
Weise genossene Hanf etc.

Endlich unsere dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der Paraguay-
Thee (von einigen Gattungen des Cassine-
Geschlechts), und bey den Mongolen der schine-
sische Ziegel-Thee (von vogelkirschähnlichen
Blättern eines noch nicht genau bestimmten
wilden Strauchs).

§. 214.

Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die
wollichten Fäden womit die Samenhaut in den
Fruchtcapseln bewachten ist) von den verschie-
denen Gattungen gossypium und bombax;
Flachs, Hanf, mehrere Gattungen von
Nesseln etc. Der treffliche neu-seeländische
Seidenflachs vom phormium tenax; die
südländischen Zeuge vom Baste der morus
papyrifera und des Brotbaums etc.

§. 215.

Zur Feuerung außer dem vielerley gemei-
nen Brennholze in manchen Gegenden beson-
[Seite 524] dere Arten; wie z.B. auf den Alpen rhodo-
dendron
ferrugineum, auf den Heiden
erica vulgaris etc.

Der Torf (von conferua rivularis,
sphagnum palustre, carex caespitosa
myriophyllum spicatum etc.).

Kohlen, Zunder, Lunden etc.

§. 216.

Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch bam-
bos
arundinacea.)

Zum Dachdecken und vielfachen andern
Gebrauch, Schilf, Stroh, – bey den Südsee-
Insulanern die Palmetto-Blätter (von pan-
danus
tectorius).

Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.

Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc. der Seewier (zostera marina).

§. 217.

Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für
Künstler und Handwerker alle das ver-
schiedne Nutzholz*) für Tischler, Ebenisten,
[Seite 525] Wagner, Drechsler, Faßbinder etc. – So
auch die mancherley Rohre*). Beydes auch
bey vielen Völkern zu ihren Waffen (so z.B.
das schöne Holz des Keulenbaumes, casua-
rina
equisetifolia, zu den kunstreichen Lan-
zen u.a. Gewehren der Südsee Insulaner).

Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von
der crescentia cujete) und mehr dergleichen
zu Trinkgeschirren.

Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß u. dgl.
zum Korbflechten etc. – Kork etc.

Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey (wie zu Einem Beyspiel statt aller
der Indig –), zum Gärben, Waschen etc.

Andre zu Packpapier, Pappen, Papierta-
peten u. dergl.

Gummi zu so vielfachem Gebrauch.

Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.

Wachs (von myrica cerifera etc.)

Talg (z.B. vom croton sebiferum).

Oehle, Firnisse etc.

Sode und Pottasche.

§. 218.

[Seite 526]

Auch die mehresten Schreibmaterialien
sind aus dem Gewächsreich genommen.
Schreibrohr, Papierschilf (cyperus papyrus),
malabarische Olties von Palmblättern der
Weinpalme etc.

§. 219.

Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens
ausmacht.

§. 220.

Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles
Unkraut im weitläufigsten Sinne (– also
z.B. mit Einfluß der verwüstenden Holz-
schwämme, merulius destruens und vasta-
tor
etc.–) und die giftigen Gewächse.

§. 221.

Unter den zahlreichen Pflanzensystemen,
die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen ver-
sucht hat, sind neuerlich zumahl das linnéische
Sexualsystem und das Jussieusche am
allgemeinsten adoptirt und befolgt worden.
Jenes ist bekanntlich den oben angezeigten
Befruchtungswerkzeuge nach deren verschiedener
Anzahl und Verhältniß angepaßt. – Das
Jussieusche hingegen gründet sich zuförderst
[Seite 527] auf den Mangel oder Daseyn und Beschaffen-
heit der Samenlappen, dann auf die re-
spective Stellung der Staubfäden, und auf
den Mangel oder Daseyn und Form der Blu-
menkrone.

Nur einige wenige botanische Schriften als
Hülfsmittel.

Zur Terminologie.

  1. C. à Linné termini botanici explicati 1762. Lips.
    1767. 8. (auch im VI. B. der linnéischen amoe-
    nitat. academicar
    .)
  2. Theod. Leonh. Oskamp tabulae plantarum termi-
    nologicae
    etc. Lugd. Bat. 1793. Fol.
  3. Fr. S. Voigt Handwörterbuch der botanischen Kunst-
    sprache. Jena 1803. 8.
* * *

Anfangsgründe und Systemkunde.

  1. C. a Linné philosophia botanica. Holm. 1751. 8.
  2. Ej. genera plantarum. ib. 1764. 8.
  3. Ej. species plantarum. ib. 1762. II. vol. 8.
  4. Ej. systema vegetabilium. ed. XV. curante C. H.
    Persoon. Gotting
    . 1797. 8.
  5. J. Miller's illustration of the sexual system of
    Linnaeus. Lond. 1775. II. vol. Fol. und 1779. 8.
  6. Sal. Schinz erster Grundriß der Kräuterwissenschaft.
    Zürich 1775. fol.
  7. Nik. Jos. von Jacquin Anleitung zur Pflanzenkennt-
    niß nach Linné's Methode. Wien 1798. 8.
  8. G. Ad. Suckow Anfangsgründe der theoretischen und
    angewandten Botanik. 2te Aufl. Leipz. 1797.
    II. Th. 8.
  9. Aug. Joh. G. C. Batsch Versuch einer Anleitung
    zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen. Halle
    1787. II. Th. 8.
  10. C. L. Willdenow Grundriß der Kräuterkunde. 3te Aufl.
    Berlin 1802. 8.
  11. Chr. Fr. Ludwig Handb. der Botanik. Leipz. 1800. 8.
  12. K. Sprengel Anleitung zur Kenntniß der Gewächse.
    Halle 1802. II. Th. 8.
  13. E. P. Ventenat tableau du regne végétal selon la
    methode de Jussieu
    . Par. 1799. IV. vol. 8.
  14. Darstellung des natürlichen Pflanzensystems von
    Jussieu, nach seinen neuersten Verbesserungen, in
    Tabellen. Herausgegeben von Dr. Fr. S. Voigt.
    Leipz. 1806. fol.
* * *

Besonders zur Kenntniß unserer einhei-
mischen Gewächse
.

  1. Alb v. Haller historia stirpium Helvetiae indige-
    narum
    . Bern. 1768. III. vol. Fol.
  2. G. Chr. Oeder icones florae Danicae. Havn.
    1761. sq. Fol.
  3. Chr. Schkuhr botanisches Handbuch. Wittenb. seit
    1791. 8.
  4. Deutschlands Flora oder botanisches Taschenbuch von
    G. Fr. Hoffmann. Erlangen seit 1791. 12.
  5. H. Ad. Schrader Flora Germanica. T. I. Gotting.
    1806. 8. mit Kupf.
* * *

Zur Physiologie der Gewächse.

  1. Nehem. Grew's anatomy of plants. Lond. 1682. Fol.
  2. Marcell. Malpighii anatome plantarum ib.
    1686. Fol.
  3. Steph. Hales's vegetable statiks. ib. 1738. 8.
  4. Du Hamel physique des arbres. Par. 1778. II. vol. 4.
  5. Joh. Ingen-Housz Versuche mit Pflanzen; übers.
    von Joh. Andr. Scherer. Wien 1786-1790.
    III. Th. 8.
  6. Theod. von Saussüre chemische Untersuchungen über
    die Vegetation, übers. mit einem Anhange und
    Zusätzen von Dr. Fr. S. Voigt. Leipz. 1805. 8.
    mit Kupf.
  7. Fr. Alexand. von Humboldt Aphorismen aus der
    chemischen Physiologie der Pflanzen. Leipz. 1794. 8.
  8. C. Gottl. Rafn Entwurf einer Pflanzenphysiologie.
    Aus dem Dänischen. Kopenh. 1798. 8.
  9. J. Senebier physiologie végétale. Genev. 1800.
    V. vol. 8.
  10. C. F. Brisseau-Mirbel. Traité d'anatomie et de
    Physiologie végétales
    . Par. 1802. II. vol. 8.
  11. J. von Uslar Fragmente neuerer Pflanzenkunde.
    Braunschweig 1794. 8.
  12. Fr. Cas. Medicus kritische Bemerkungen über Gegen-
    stände nus dem Pflanzenreiche. Mannheim seit
    1793. 8.
  13. Dess. Beyträge zur Pflanzen-Anatomie und Physiolo-
    gie. Leipz. seit 1799. VII. Hefte 8.
  14. Dess. Pflanzenphysiologische Abhandlungen. Leipz. seit
    1803. 12.
  15. Joh. Hedwig Sammlung seiner zerstreuten Abhand-
    lungen und Beobachtungen etc. Leipz. 1793. und
    1797. II. Th. 8.
* * *

Journal.

  1. Journal für die Botanik. Herausgegeben von H.
    Ad. Schrader. Götting. seit 1799. 8.

Eilfter Abschnitt.
Von den Mineralien überhaupt.

[Seite 530]

§. 222.

Mineralien oder Fossilien sind die unor-
ganischen Naturkörper (§. 2. 4.), die nähmlich
nach den bloß-physischen und chemischen Ge-
setzen, auf und in der Erde gebildet werden.

§. 223.

Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen
Mineralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind
die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im
flüssigen Zustande gewesen.

§. 224.

Denn es ist erweislich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde unseres Planeten, so tief
wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht
1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs
selbst flüssig gewesen seyn muß*).

§. 225.

[Seite 531]

Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es,
daß jenes Primordialfluidum auch als Univer-
salsolution die Stoffe der nachher daraus nie-
dergeschlagenen Fossilien in sich aufgelöst ent-
halten hat.

§. 226.

Durch die successiven Niederschläge und
andere chemische Prozesse, die dann allgemach
in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich
die verschiedenen Arten von Gebirgs- und Erd-
lagen ihre Entstehung erhalten, die sich im
Ganzen aus chronologischer Rücksicht unter
zwey Hauptabtheilungen bringen lassen:
nähmlich

A) die primitiven, so vor der organisirten
Schöpfung gebildet worden: und

B) die secundären, so erst seit der Zeit, da
Thiere und Pflanzen existirt, entstanden
sind.

Jede von beyden zerfällt wieder in zwey
Classen:

Die der primitiven nähmlich in

a) die Granitgebirge; und in

b) die Ganggebirge.

Die der secundären aber in

c) die Flözgebirge; und in

d) die aufgeschwemmten Erdlager.

[Seite 532]

Von jeder dieser vier Classen ein Wort
insbesondere.

§. 227.

Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die unverkennbarsten Spuren
finden, gab wohl dem echten Granit seine
Entstehung; als welcher nun die selbstständige,
uranfängliche, feste Rinde unsers Planeten
auszumachen, und den später gebildeten Gebir-
gen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage
zu dienen scheint; zwischen welchen er auch hin
und wieder, zumahl in den größten und
höchsten Gebirgsketten zu Tage hervorragt.

Deshalb werden denn die Granitgebirge
auch in der Geologie Urgebirge oder Grund-
gebirge genannt.

§. 228.

Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag
abgesetzten Arten von Gebirgslagen, mußten,
so wie das Mischungsverhältniß im Primordial-
fluidum (§. 224.) durch die jedesmaligen Prä-
cipitationen verändert ward, sowohl von dem
Granit der Urgebirge, als unter einander selbst,
verschieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der
zweyten Classe sind größtentheils von schieferi-
gem Gefüge (wie z.B. der Gneis, Glimmer-
schiefer, Thonschiefer etc.), und in mächtigen
Lagen stratificirt; welche Lagen sich überdem
[Seite 533] mehrentheils durch eine sehr abhängende, ge-
stürzte Richtung auszeichnen.

In diesen, an die Urgebirge gleichsam an-
gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehe-
mahlige Risse und Spalten, die allgemach
mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung
(das sich nach der Hand darin abgesetzt) wie-
derum mehr oder weniger ausgefüllt worden.*)
Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder
so genannten Gängen (Fr. filons, Engl.
veins) hat sich auch das allermehrste Erz
erzeugt, daher sie den wichtigsten Hauptgegen-
stand des practischen Bergbaues ausmachen.

Von ihnen haben auch diese Gebirge der
zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang-
Gebirge, (Fr. Montagues à filons) weil
sich in ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber
doch die mehresten und ergiebigsten Erzgänge
finden.

§. 229.

Durch diese beyden Classen von primitiven
Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde un-
seres Planeten gebildet worden, ehe er durch
Vegetation gleichsam belebt und mit thierischer
Schöpfung, so zu sagen, beseelt worden. Denn
in keiner von beyden findet sich irgend eine
[Seite 534] Spur von versteinten, vormahls organischen
Körpern.

Anders verhält es sich hingegen mit den
beyden übrigen Classen der secundären Ge-
birge und Erdlager.

§. 230.

Die Flözgebirge (Fr. Montagnes
à couches
) nähmlich sind zwar mehrentheils
stratificirt, aber meist in mehr flächeren Lagen,
als die Ganggebirge, und von mehr abwech-
selnder Mannigfaltigkeit der Bestandtheile.
Auch machen sie insgemein*) nur die niedern
Bergrücken, gleichsam die Vorgebirge aus.
Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch
von den Primordial-Gebirgen der vorigen
beyden Classen, daß sie großentheils von
versteinten Resten organisirter Körper gleich-
sam wimmeln. Die mehresten dieser Petre-
facten sind so genannte Incognita, zu welchen
sich nähmlich in der jetzigen organisirten
Schöpfung keine Originale mehr finden: so
z.B. die Belemniten, ein Paar hundert ver-
schiedene Gattungen von Ammoniten u.s.w.
[Seite 535] Diese Incognita sind aber, wie alle Analogie
lehrt, größtentheils Seegeschöpfe gewesen, und
sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist
in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchylioli-
then gleichsam wie in ihrer Austerbank, die
Coralliolithen wie in einem Corallenrief etc.),
so daß man aus allen diesen schließen muß,
unser jetziges festes Land sey einst der Meeres-
boden der Vorwelt gewesen, und durch gewalt-
same plötzliche Revolutionen aufs Trockene ver-
setzt worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen
mannigfaltig abwechselnden Lagen, werden von
den deutschen Bergleuten Flöze genannt, und
daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Nahmen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentli-
chen Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr
verschiedenen Zeiträumen, – durch Nieder-
schlag aus dem Wasser gebildet worden, und
zusammen die feste Rinde unseres Planeten aus-
machen, unterscheidet man nun viertens auch
die so genannten aufgeschwemmten Erdla-
ger (Fr. couches meubles), die sich hin und
wieder, zumahl im niedern Lande, aber
theils in mächtigen Schichten und weit verbrei-
teten Strecken finden. Es gehören dahin z.B.
die sogenannten Seiffen- und Schuttgebirge,
[Seite 536] die Lager von Raseneisenstein, Lehm, Mergel-
tuff etc. welche letztere gar häufig auch calcinirte
und doch theils zum Bewundern gut erhaltene
Reste von Seeconchylien, und zwar an manchen
Orten in unübersehlicher Menge*) enthalten.

§. 232.

Außer diesen vier Hauptclassen von Gebir-
gen und Erdlagern, die sämmtlich durch Nie-
derschlag aus dem Wasser, oder wie man zu
sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden
sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und
wieder theils ganze Berge, theils flache Fossi-
lien-Lager, die, seit sie auf jene Weise entstan-
den waren, nun durch Einwirkung unterirdi-
schen Feuers, oder, wie man es zu nennen
pflegt, auf dem trockenen Wege, große Ver-
änderung erlitten und dadurch ihren jetzigen
Habitus erhalten haben.

Die Berge jener Art heißen bekanntlich
Vulcane.

Die flachen Lagen aber nennt man durch
Erdbrände verschlacktes Land, und die
ihm eigenen Fossilien (zum Unterschied von de-
nen der wirklich feuerspeyenden Berge) pseudo-
vulcanische Producte.

§. 233.

[Seite 537]

So leicht und deutlich aber diese fünf Classen
von Geburts- und Lager-Stätten*) der Fossi-
lien im Ganzen von einander zu unterscheiden
sind; so begreift sich doch aus dem, was über
ihre Entstehung gesagt worden, von selbst,
daß sie an den Gränzen, wo die einen an die
andern stoßen, zuweilen durch unmerkliche Ue-
bergänge gleichsam zusammen fließen müssen**).

§. 234.

[Seite 538]

Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem geneti-
schen Character von der Entstehungsweise der
unorganischen Körpern oder Fossilien, im Ge-
gensatz der durch Zeugung fortgepflanzten orga-
nisirten, von selbst, daß, wenn man etwa die
einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z.B. Dia-
mant, Schwefel, gediegene Metalle etc.) bey
den übrigen keine so scharf bestimmbare Cha-
rakteristik der Gattungen (species)*) als bey
den organisirten Körpern; mithin aber weit
mehr Willkürliches in der Vertheilung dersel-
ben unter ihre Geschlechter (genera) ja sogar
unter ihre Classen Statt hat, so daß z.B. Chlo-
rit, Sinopel, Röthel etc. von manchen Mine-
ralogen unter die Erze, von andern unter die
Steinarten gebracht werden können.

§. 235.

Denn da erstens sowohl das ursprüngliche
Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als
auch die Verbindungsart, Gefüge etc. vieler ein-
ander übrigens sehr ähnlichen Fossilien in den
mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so ent-
[Seite 539] stehen schon dadurch eben so mannigfaltige und
theils durch fast unmerkliche Nüancen gleich-
sam zusammenfließende Uebergänge, in deren
Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug
sich auszeichnen, aber zwischen den Mittelglie-
dern, zumahl in einzelnen Exemplaren, bey
weitem keine so bestimmten Gränzen als bey den
organisirten Körpern sich ziehen lassen. Be-
sonders ist dieß der Fall bey den vererzten Me-
tallen, doch auch bey sehr vielen Steinarten
gemischten Gehalts*).

§. 236.

Zweytens aber werden diese Uebergänge
auch durch die Decomposition und Auflösung
vieler schon gebildeten Fossilien vervielfältigt,
da manche Steinarten durch den Verlust ihres
so genannten Crystallisationswassers, manche
Erze durch die Einwirkung von Säuren etc.
allmählich verwittern, und so z.B. Feldspath
in Porcellanerde, Kupferkies in Kupferschwärze
gleichsam umgewandelt werden.

§. 237.

[Seite 540]

Um so einleuchtender wird daher das drin-
gende Bedürfniß, zur gründlichen Kenntniß der
Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äuße-
ren Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer
Bestandtheile durch die chemische Analyse zu
verbinden.

§. 238.

Unter den äußeren Kennzeichen*) sind
für die mineralogische Diagnostik die allerwich-
tigsten und sichersten: das specifische Ge-
wicht**), die Härte, und zumahl, wo sie
Statt hat, die Crystallisation***), d.h. eine
[Seite 541] bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl
und eben so bestimmten Verbindungsart von
Faßetten*), und der so genannte Durchgang
der Blätter (oder die Richtung der natürlichen
Trennungsflächen), der sich bey vielen Arten
von Crystallisationen nach dem Verhältniß der
Außenflächen derselben zu ihrer Grundgestalt
(Forme primitive) oder so genannten Kerne
[Seite 542] richtet*). Minder allgemein constant und
zuverlässig sind hingegen Farbe, Grad der
Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs,
der Strich den manche Fossilien geben, wenn
sie gekratzt werden, u. dergl. m.

§. 239.

Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien
ihre physikalischen Kennzeichen, die nähmlich
erst einen physikalischen Versuch voraussetzen,
wie z.B. die Phosphorescenz, Elektricität, das
Verhalten zum Magnet etc., und bey den durch-
sichtigen, ob sie eine einfache Brechung machen,
oder aber das Bild der dadurch angesehenen
Gegenstände verdoppeln. – Und mitunter
sind auch für den ersten Anlauf die sogenann-
ten empirischen Kennzeichen brauchbar, die
von beygemengten bekannten Fossilien, oder
von dem Fundorte abstrahirt werden.

§. 240.

Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand-
theile aber (§. 237.) dient theils des Verhalten
derselben im Feuer, das auf dem so genannten
trockenen Wege, besonders auch mittelst des
[Seite 543] Löthrohrs*), erkannt wird; vorzüglich aber
die Zerlegung derselben auf dem nassen Wege
mittelst der Reagentien etc.**)

Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen Che-
mikern angestellten Analysen eines und eben des-
selben Fossils zuweilen so sehr von einander ab-
weichend ausgefallen sind, zeigt nur, wie viel
Vorsicht, Behutsamkeit und vor allem öftere Wie-
derhohlung der Versuche dazu gehört, um dabey ge-
gen Selbsttäuschung und Irrthum gesichert zu seyn.

Nur das muß man selbst bey den unübertreff-
lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie
durchaus nichts weiter zeigen können und sollen,
als Art und Menge (Qualität und Quantität)
der Stoffe worin sie sich zerlegen lassen. – Aber
nichts von dem was doch gerade den wahren
eigenthümlichen Charakter so vieler Fossilien aus-
macht, nämlich die bewundernswürdige Zusam-
mensetzung und specifische Verbindungsart jener
Stoffe, wodurch z.B. die Thonerde zum Saphir,
und in Verbindung mit ein Paar andern eben
so gemeinen Stoffen, zum Turmalin wird! oder
wodurch die Natur aus Kieselerde in Verbindung
mit Thonerde den Bildstein und hingegen in
Verbindung mit Talkerde den demselben übrigens
so täuschend ähnlichen Speckstein hervorbringt,
und dergl. m. – s. Lichtenberg im göttingischen
Taschenbuch v. J. 1794. S. 134 u. f. de Lüc in
[Seite 544] Voigts Magazin IX. Band, 1. St. S. 74. u. f.
und Klaproth im I. B. seiner Beyträge S. 89.

§. 241.

Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien
nach der alten (– meines Wissens zuerst von
Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter
folgende vier Classen bringen; deren Unter-
schiede und Eigenschaften zu Anfange der folgen-
den vier Abschnitte näher bestimmt werden.

I. Steine und erdige Fossilien.

II. Salze.

III. Eigentlich so genannte brennliche
Mineralien.

IV. Metalle.

* * *

Einige Hauptquellen und andere Hülfsmittel
zur Mineralogie.

  1. G. Agricola de re metallica. L. XII – it. de na-
    tura fossilium
    . L. X. etc. Basil. 1546. Fol.
  2. Ax. Cronstedt's Versuch einer Mineralogie, – aus
    dem Schwed. – vermehrt durch M. Chr. Brün-
    nich. Kopenhagen, 1770. 8.
  3. – mit äußern Beschreib. etc. von A. G. Werner.
    I. Th. Leipz. 1780. 8.
  4. J. Gottsch. Wallerii systema mineralogicum.
    Holm. 1772. II. Vol. 8.
  5. – deutsch von N. G. Leske und E. B. G. Heben-
    streit. Berlin, 1781. II. B. 8.
  6. J. F. Gmelin's vollständiges linnéisches Natursystem
    des Mineralreichs. Nürnb. 1777. IV. B. 8.
  7. C. Abr. Gerhard's Versuch einer Geschichte des Mi-
    neralreichs. Berl. 1781. II. B. 8.
  8. Dess. Grundriß eines neues Mineralsystems. I. Th.
    Das. 1797. 8.
  9. Torb. Bergman sciagraphia regni mineralis. Lips.
    1782. 8.
  10. – französisch – par M. Lametherie. Par. 1772. 8.
    II. Vol.
  11. Fourcroy systême des connoissanns chimiques, Par.
    a
    . 8. T. I-VI. der Octav Ausg.
  12. C. R. W. Wiedemann Uebersicht der mineralogisch-
    einfachen Fossilien. Götting 1800. Fol.
  13. D. L. G. Karsten mineralogische Tabellen. Berlin
    1800. Fol.
  14. Systematisch-tabellarische Uebersicht und Characteristik
    der Mineralkörper. von C. C. Leonhard, K. F.
    Merz und J. H. Kopp. Frf. 1806. Fol.
  15. Eug. Melch. L. Patrin histoire naturelle des miné-
    raux
    . Par. 1801. V. Vol. 12.
  16. Fr. J. M. Brochant Traité élémentaire de Minéra-
    logie
    . Par. an IX. II vol. 8. – übersetzt und
    mit Anmerkungen versehen von D. L. G.
    Karsten. Par. und Leipz. 1804. u.f. 8.
  17. Haüy Traité de Minéralogie. Par. 1801. V. Vol. 8.
  18. Tableau méthodique des Espècés minérales – extrait
    du Traité de Minéralogie de
    M. Haüy, et aug-
    ménté des nouvelles Découvertes
    ; par J. A. H.
    Lucas. Par
    . 1806 8.
  19. M. H. Klaproth Beyträge zur chemischen Kenntniß
    der Mineralkörper. Berlin seit 1795. III B. 8.
  20. Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hin-
    sicht auf die neuesten Entdeckungen, herausgegeben
    von C. C. Leonhard. Frf. seit 1807. 8.
  21. Ohne der so zahlreichen mineralogischen Hand-
    bücher zu gedenken, die in Deutschland in
    den letztern beiden Jahrzehenden erschie-
    nen sind.
* * *

Besonders zur Bestimmung der Fossilien durch
Aufsuchung und Vergleichung ihrer äußern
Kennzeichen.

[Seite 546]
  1. H. Struve methode analytique des fossiles, fondée
    sur leurs caractères exterieurs
    . Lausanne 1797. 8.
  2. Handbuch des Mineralogen – von H. Struve, aus
    desselben französ. Handschrift übersetzt durch D. B.
    Rätzer. Bern 1806. 4.
  3. J. G. Lenz mineralogisches Taschenbuch. Erf. 1798. 12.
* * *

Ueber die Benutzung der Fossilien.

  1. C. Schmieder Versuch einer Lithurgik oder ökonomi-
    schen Mineralogie. Leipz. 1803. II. B. 8.
* * *

Wörterbücher.

  1. D. F. A. Reuß neues mineralogisches Wörterbuch
    Hof. 1798. 4.
  2. Des Fürsten Dimitri de Gallitzin Recueil de noms
    apropriés en Mineralogie
    etc. avec un Précis de
    leurs histoire naturelle
    . nouv. Edit. Brunsv.
    1802. Fol.
* * *

Einige hierher gehörige Journale etc. außer den
oben (S. 11) angeführten.

  1. Chemische Annalen von L. von Crell.
  2. Journal der Chemie von N. Al. Scherer.
  3. Neues allgemeines Journal der Chemie. Herausgege-
    ben von Ad. Ferd. Gehlen.
  4. Magazin der Bergbaukunde (herausgegeben von J. F.
    Lempe). Dresden seit 1785. 8.
  5. Bergmännisches Journal. Herausgegeben von A. W.
    Köhler und C. A. S. Hoffmann. Freyberg seit
    1788. 8.
  6. Journal des mines. Par. seit 1794. 8.
  7. von Hoff Magazin für die gesammte Mineralogie. Leipz.
    seit 1800. 8.
* * *

Auch einige der vorzüglichst instructiven Ver-
zeichnisse von Mineralien-Sammlungen.

  1. An attempt towards a natural history of the fossils of
    England
    etc. – in the collection of J. Wood-
    ward.
    Lond
    . 1729. II. Vol. 8.
  2. Lithophylacium Bornianum. Prag. 1772. sq. II. Vol. 8.
  3. Catalogue de la collection des fossiles de Mlle. de
    Raab.
    par M. de Born. Vienn
    . 1790. II. Vol. 8.
  4. N. G. Leske's Mineralien-Cabinet, beschrieben von
    D. L. G. Karsten. Leipz. 1789. II. B. 8.
  5. Verzeichniß des Mineralien-Cabinets des B. H. M.
    Pabst von Ohain. Herausgegeben von A. G.
    Werner. Freyberg, 1791. II. B. 8.
  6. (Gianv. Petrini) Gabinetto mineralogico del colle-
    gio Nazareno
    . Rom. 1791. II. Vol. 8.
  7. Mineralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von
    dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der
    Gebirge. Clausthal, 1795. 8.
  8. W. Babington's new System of Mineralogy in the
    Form of a catalogue
    . Lond. 1799. 4.
  9. Des Hrn. J. F. von der Null Mineralienkabinet, als
    Handbuch der Oryetognosie, brauchbar gemacht von
    F. Mohs. Wien, 1804. III. B. 8.
* * *

Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch
weil unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und
[Seite 548] Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus-
helfen können und in hundert Fällen schlechter-
dings aushelfen müssen), und doch das Selbst-
sammeln für die mehrsten Anfänger eine schwierige
Sache seyn muß; so ist es für diese eine große
Erleichterung, daß man nun bey der Mineralien-
Niederlage zu Freyberg, und beym Mineralien-
Tausch- und Handlungscomtoir zu Hanau, kleine
Mineralien-Sammlungen in ausgesuchten in-
structiven Stücken, zu verschiedenen sehr billigen
bestimmten Preisen, zu Kauf haben kann.


Zwölfter Abschnitt.
Von den Steinen und erdigen
Fossilien.

[Seite 549]

§. 242.

Steine und erdige Fossilien heißen die-
jenigen trockenen Mineralien, die sich, wenn sie
rein sind, für sich*), nicht wie die Salze
im Wasser oder wie die eigentlich so genannten
Erdharze im Oehl auflösen lassen; noch auch
wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer
verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern
und breitschlagen lassen**). Ueberhaupt sind
sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn
sie aber schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig.
Ihre specifische Schwere übersteigt des Wassers
seine höchstens vier bis fünf Mahl.

§. 243.

[Seite 550]

Gegenwärtig kennt man neun primitive oder
Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Fossi-
lien dieser Classe unter folgende, davon benannte
Geschlechter geordnet werden:

I. Kieselgeschlecht.

II. Zircongeschlecht.

III. Yttergeschlecht.

IV. Glücingeschlecht.

V. Thongeschlecht.

VI. Talkgeschlecht.

VII. Kalkgeschlecht.

VIII. Strontiangeschlecht und

IX. Barytgeschlecht.


I. Kieselgeschlecht.

Die Kiesel-Erde (terra silicea) wovon
dieses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich
im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt an der
Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird
sie von keiner andern als der Spathsäure ange-
griffen: schmilzt aber mit beyderley feuerfestem
Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu Glas,
daher sie auch glasartige oder vitrescible
Erde genannt wird.

[Seite 551]

1. Quarz.

Der crystallisirte, eigentlich als doppelt sechs-
seitige Pyramide, mit längerer oder kürzerer
Zwischensäule, deren Flächen meist in die Quere
feingestreift sind. (– tab. II. fig. 19. –). Er
ist hart, und gibt meist ein phosphorisches Licht,
wenn man zwey Stücken im Finstern aneinan-
der reibt.

Er begreift zwey Hauptarten; nähmlich 1) den
edlen und 2) den gemeinen Quarz.

1) Edler Quarz, Bergcrystall. (Fr. crystal
de roche
).

Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glas-
glanz; flachmuschelichem Bruche; die Crystallen
meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz
festgewachsen; und dann theils in centnerschwe-
ren Crystallen (so zumahl in der Schweiz und
auf Madagascar); oft aber auch lose, und rein
auscrystallisirt, d.h. mit den beyderseitigen End-
spitzen; darunter besonders die kleinen, aber
ausnehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittel-
säule zu merken (z.B. die ungarschen aus der
marmaroscher Gespanschaft). Endlich auch häu-
fig als Gerölle, theils von vorzüglicher Härte
und Klarheit (so z B. die ceilanischen Keys oder
Kiesel.) – Sein specifisches Gewicht = 2653.
Gehalt (nach Bergmann) = 93 Kieselerde, 6
Thonerde, 1 Kalkerde. – Nicht selten hält er
fremdartige Fossilien eingeschlossen, z.B. Chlo-
rit-Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer, Grau-
braunsteinerz, Titanschörl etc.: zuweilen Was-
sertropfen. Selten findet er sich mit sechskanti-
gen geraden hohlen Röhrchen durchzogen (so
nahmentlich am St. Gotthardt).

[Seite 552]

Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des
edlen Quarzes gehören vorzüglich:

a. Citrin.

Meist von weingelbes Farbe, selten crystalli-
sirt. Von der Art sind die vorgeblichen pfund-
schweren Topase.

b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.

Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der
schwärzeste wird auch Morio genannt.

c. Amethyst.

Meist violet in mancherley Abstufungen; zu-
weilen von stänglig zusammengehäuften Gefüge,
theils mit festungsförmigen Ablosungen. Die
schönstfarbigen in Ostindien und Persien.

2) Gemeiner Quarz.

Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver-
breiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch
in mancherley andern Farben; mehr oder weni-
ger durchscheinend. Meist von Glasglanz, theils
aber fettglänzend; häufigst ungeformt; theils
aber crystallisirt; zuweilen als Aftercrystall
[S. 541 not. *)]; hin und wieder in besonderer
äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig etc. Der
Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige,
Körnige etc. Zuweilen kriegt er durch dicht ein-
gemengte feine Glimmerblättchen oder durch eine
eigene Art von schuppigem Gefüge ein besonders
schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmt-
braune spanische Avanturinquarz vom Cabo de
Gates
(das natürliche Avanturino wie es nach
der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, – der
bekannten Glascomposition – genannt wird).

[Seite 553]

Ein paar besonders merkwürdige Abarten sind

a. Rosenquarz.

Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe,
und diese vom Braunstein. Bricht meist unge-
formt, und theils mit schaaligen Ablosungen; be-
sonders in Baiern und am Altai, in starken Lagern.

b. Prasem.

Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Far-
be, und diese vom innig beygemengten Strahl-
stein. Meist ungeformt; bricht besonders bey
Breitenbrunn im Erzgebirge.

2. Kieselsinter. Tofus siliceus thermalis.

Kiesel-Erde in heißen Quellen, durch die er-
höhte Temperatur und vermuthlich auch durch
die Verbindung mit Sode aufgelöst [§. 242.
not. *)] und dann als Sinter abgesetzt. Er ist
weiß, theils ins Milchblaue, theils ins Wachs-
gelbe etc. Wenig durchscheinend. Wie der Kalk-
sinter von mancherley besonderer Gestalt und
Bruch; theils wie über einander getropft oder
geflossen; traubig etc. Meist von lockerem Ge-
füge, theils blätterig etc. Gewicht = 1917.
Gehalt eines isländischen (nach Klaproth) = 98
Kieselerde, 1,50 Thonerde, 0,50 Eisenkalk.
In vorzüglicher Menge und Mannigfaltigkeit an
den heißen Quellen in Island und Kamtschatka.

3. Gummistein Hyalit, müllerisches Glas.

Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr
oder weniger durchscheinend; glasglänzend;
theils wie getropft oder geflossen, kleintraubig etc.
An Farbe und Form zuweilen einem Baumharz
[Seite 554] oder Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf
Tuffwacke. Zumahl bey Frankfurt am Mayn.

4. Chalcedon.

Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und
des Achats. Denn die ersten beyden differiren
fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon,
und Achat ist nur aus mehreren von diesen und
einigen andern Steinarten zusammen gemengt
oder gemischt.

1) Gemeiner Chalcedon.

Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue;
aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Car-
neols, ins Rauchbraune des Onyx etc. Eine
rahmgelbe Abart hat den mongolischen Nahmen
Kascholong (d.h. schöner Stein). Oft ist der
Chalcedon auch streifig, wolkicht etc. In man-
chen Gegenden häufig mit dendritischen*) Zeich-
nungen (Moosachat, Dendrachat, Mochha-
stein). Ueberhaupt mehr oder weniger durch-
scheinend; von Fettglanz; meist ebenem Bruch;
oft von mancherley besonderer Gestalt, zumahl
stalactitisch, oder in Nieren, Mandeln, Ku-
geln etc. Letztere (im Vicentinischen) nicht selten
mit eingeschlossenen Höhlungen, und in diesen
zuweilen Wassertropfen (Fr. Hydrocalcedoine);
anderwärts auch theils wie gehackt, zellig etc.
auch mit Crystallisations-Eindrücken [S. 541.
[Seite 555] not. *)], theils auch in eigenthümlicher, meist
cubischer Crystallisation. Gewicht = 2615.
Auch viele Chalcedone phosphoresciren, wenn sie
an einander gerieben werden. Gehalt eines
Färöer (nach Bergmann) = 84 Kieselerde, 16
Thonerde. Oft macht er Uebergänge in Quarz,
Hornstein, Opal. Bricht häufig im Trapp.

2) Onyx.

Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft
mit scharf abwechselnden Schichten von milch-
blauen gemeinen Chalcedon (arabischer oder so
genannter blinder Sardonyx; ital. Niccolo.)
Hauptgebrauch bey den alten Römern zu Siegel-
steinen.

3) Carneol, Corneol, Sarda.

Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe
oder Hornbraune, anderseits ins dunkelste Gra-
natroth. Von letzterer Art vor allen die köst-
liche antike Corniola nobile (Fr. cornaline de
la vieille roche
), die mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber blut-
roth, wie ein böhmischer Granat oder Pyrop
und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber
jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten
größten Meisterwerke der alten griechischen und
etruskischen Siegelsteinen oder Intaglios gegra-
ben sind.

Der indische Sardonyx woraus hingegen die köst-
lichsten antiken Cameen gearbeitet sind, ist meist
hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten.

* * *

Achat ist, wie gesagt, ein Gemengsel von
mehreren der vorigen Arten, außerdem aber
auch zuweilen von Quarz (zumahl Amethyst),
[Seite 556] Heliotrop, Jaspis etc. in endloser Mannigfaltig-
keit der Zusammensetzung, Farben und Zeich-
nung. Daher die mancherley Benennungen,
von Achatonyx, Jaspachat, Bandachat,
Kreisachat, Punctachat, Festungsachat etc. –
Trümmerachat, der Bruchstücke von jenen
Steinarten enthält, die durch Quarzcement zu-
sammen verbunden sind. Regenbogenachat,
mit buntem Farbenspiel bey durchfallendem Lichte.
Ueberhaupt häufig in Kugelform; oft hohl. In
größter Menge und Mannigfaltigkeit in Deutsch-
land, zumahl in der Pfalz.

5. Opal. Quarz. résinite.

Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten
verschieden: alle sind mehr oder weniger durch-
scheinend; haben meist Fettglanz, theils stärker,
theils matter: ihr Bruch ist muschelig; sie fin-
den sich bloß derb; und sind meist nur halb-
hart. – Die beyden Hauptarten sind: 1) der
eigentliche Opal, und 2) der Halbopal.

1) eigentlicher Opal

mit folgenden Abarten: nähmlich

a. Edler Opal.

Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb;
bey auffallendem milchblau, mit einem eigenen
feurigen Spiel von Regenbogenfalben: Gewicht
= 2114. Gehalt (nach Klaproth) = 90 Kie-
selerde, 10 Wasser. Fundort zumahl Ober-
Ungarn.

b. Gemeiner Opal.

Minder durchscheinend; und ohne jenes Far-
benspiel. Gehalt eines Kosemitzer (nach Klap-
roth) = 98,75 Kieselerde, 1 Thonerde, 1 Ei-
senkalk. Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den
[Seite 557] Färöern etc. Uebergang in Chalcedon, Chy-
sopras etc.

c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi,
lapis mutabilis
.

Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung
aus der vorigen Abart entstanden; daher glei-
cher Fundort, und ähnlicher Gehalt; weicher
als diese; klebt an der Zunge; saugt Wasser ein;
wird dabey durchsichtig; theils mit Regenbo-
genfarben*).

2) Halbopal

in zwey Abarten: nähmlich

a. Pechopal, Telkobanjerstein.

Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber
auch theils braunroth, olivengrün etc.; mehr oder
weniger durchscheinend; theils Glasglanz, theils
Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang in
gelben Chalcedon und in Pechstein. Vorzüglich
in großer Mannigfaltigkeit bey Telkobanja in
Ober-Ungarn. Gehalt eines solchen (nach Klap-
roth) = 93,50 Kieselerde, 1 Eisenkalk, 5 Wasser.

b. Holzopal.

In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz;
gelblich, bräunlich etc. Der Längenbruch theils
noch faserig; und zuweilen mit schaligen Ablo-
sungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in
Ungarn bey Schemnitz.

6. Katzenauge. (Fr. oeil de chat).

Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher
der Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz;
meist als Gerölle auf Ceilan und Malabar, von
[Seite 558] wannen er meist schon in so genannten Talgtropfen
(en goutte de suif) zu Ringsteinen geschliffen
kommt. Gewicht = 2657. Gehalt (nach Klap-
roth) = 95 Kieselerde, 1,75 Thonerde, 1,50
Kalkerde, 0,25 Eisenkalk.

7. Pechstein. Petrosilex résinite.

In mancherley Farben; doch meist ins Brau-
ne; meist wenig durchscheinend; Fettglanz; mu-
scheliger Bruch; meist derb; theils in Nieren;
halbhart. Gewicht eines sächsischen = 2314.
Uebergang in Wachsopal; theils mit eingemeng-
ten Feldspath- und Quarz-Körnern (Pechstein-
Porphyr).

8. Menilit, Knollenstein, Leberopal.
vulgo blauer Pechstein.

Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünne-
sten Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem
Flachmuscheligen ins Grobschlittrige; ritzt in
Glas. Gehalt (nach Klaproth) = 85,50 Kie-
selerde, 1 Thonerde, 0,50 Kalkerde, 0,50
Eisenkalk, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff.
In Nieren und knolligen Stücken, im Polir-
Schiefer zu Menil-Montant bey Paris.

9. Polirschiefer, Tripelschiefer, Kleb-
schiefer.

Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche,
oft gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefri-
gem Bruch; feinerdig; mager anzufühlen; hängt
stark an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt
(nach Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Thon-
erde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50
Eisenkalk, 19 Wasser. Fundort zumahl bey
Menil-Montant.

[Seite 559]

10. Tripel.

Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich.
Gehalt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thon-
erde, 3 Eisenkalk. Fundort unter andern in
starken Lagen im Luzerner Gebiet.

11. Schwimmstein. Quarz nectique.

Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger
Bruch; sehr weich; milde. Gewicht = 0,800.
Gehalt (nach Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2
Kohlensaure Kalkerde. Fundort bey Paris, meist
in kuglichten Stücken oder Knollen.

12. Bimsstein. (Pumex. Fr. pierre ponce.
Engl. pumice stone.)

Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde;
scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt des lipari-
schen (nach Klaproth) = 77,05 Kieselerde, 17,
50 Thonerde, 1,75 Eisenkalk. Fundort zumahl
in vielen vulcanischen Gegenden*), wie bey
Lipari, Santorini Veracrux in Mexico etc.

13. Porcellan-Jaspis. Thermantide por-
cellanite
.

Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch
theils strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglän-
zend; muscheliger Bruch. Ein pseudovulcani-
sches Product, vermuthlich aus Schieferthon
entstanden. Fundort unter andern bey Stracke
in Böhmen. Gehalt desselben (nach Rose) = 60,
[Seite 560] 75 Kieselerde, 27,25 Thonerde, 3 Talkerde,
2,50 Eisenkalk, 3,66 Pottasche.

14. Obsidian, isländischer Achat, tockayer
Lux-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse
obsidienne
.

Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze;
mehr oder weniger, theils aber nur an den
dünnsten Kanten durchscheinend; glasglänzend;
muscheliger Bruch; ungeformt; Gehalt (nach
Abildgaard) = 74 Kieselerde, 14 Eisenkalk, 2
Thonerde. Hält theils Quarz- und Feldspath-
Körner eingemengt (Obsidian-Porphyr). Fund-
ort zumahl bey Vulcanen, z.B. auf Island,
Insel Ascension, Oster-Insel etc.

15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrho-
machus
. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil.
Engl. flint.)

Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc.
wenig durchscheinend; muscheliger, scharfkanti-
ger Bruch; theils in dichten oder hohlen Kugeln
(zu letztern gehören die so genannten Melonen
vom Berge Carmel); härter als Quarz. Ge-
wicht = 2594. Gehalt (nach Klaproth) = 98
Kieselerde, 0,50 Kalkerde, 0,29 Thonerde,
0,25 Eisenkalk. Uebergang in Hornstein, Halb-
opal etc.*). Häufig in Kreide-Lagern. Enthält
oft Versteinerungen, zumahl von See-Igeln
und zarten Corallen (Cellularien etc.) Als Ge-
[Seite 561] rölle im Puddingstein von Hertfordshire. Ein
Hauptgebrauch zu Flintensteinen*).

16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus
. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)

Meist grau, in allerhand andere meist auch
unansehnliche Farben übergehend. Am Altai
milchweiß mit saubern dendritischen Zeichnungen
(so genannter weißer Jaspis). Höchstens nur
an den Kanten durchscheinend. Meist splitteri-
ger Bruch; ungeformt; doch theils in Aftercry-
stallen [S. 541. not. *)] nach Kalkspath gemo-
delt; minder hart als Quarz. Gewicht = 2708.
Gehalt (nach Kirwan) = 72 Kieselerde, 22
Thonerbe, 6 Kalkerde. Uebergang in Feuer-
stein, Chalcedon, Jaspis etc. Macht die Grund-
masse mancher Porphyre aus.

Sinopel (Werners jaspisartiger Thoneisen-
stein, Ferrum jaspideum Bornii) ist ein braun-
rother, sehr eisenschüssiger Hornstein, der bey
Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.

Holzstein oder Kieselholz ist in eine Art von
Hornstein petrificirtes Holz; von mancherley
Farben; unter andern zuweilen coschenillroth,
selten apfelgrün. Fundort zumahl im aufge-
schwemmten Lande; theils aber auch in Flözge-
birgen (im rothen todten liegenden).

17. Kieselschiefer, Hornschiefer.

Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern
doch meist matten Farben; nur an den Kanten
durchscheinend; matter schimmernder Fettglanz;
[Seite 562] meist grobsplitteriger, theils schuppiger Bruch;
schiefriges Gefüge; ungeformt; hart; oft mit
Quarzadern durchzogen. Uebergang in Thon-
schiefer.

Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers,
die Hr. Werner lvdischen Stein nennt, ist zu-
mahl schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit
mehr ebnem Bruch, und findet sich häufig als
Gerölle.

18. Eisenkiesel.

Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz;
meist ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen
von sechsseitigen Säulen sowohl mit sechs- als
dreyseitigen Endspitzen; hart. Fundort zumahl
Böhmen und das sächsische Erzgebirge.

19. Jaspis. (Ital. Diaspro.)

Von allen Farben und Zeichnungen; daher die
Beynahmen Bandjaspis etc.; undurchsichtig;
matter muscheliger Bruch; meist ungeformt:
selten in ursprünglicher Nierenform; sehr hart.
Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75
Kieselerde, 20 Thonerde, 5 Eisenkalk. Ueber-
gang in Hornstein, Eisenkiesel etc.

Eine besondere merkwürdige Abart ist der Ae-
gyptische Jaspis, Aegypten-Kiesel. Silex Ni-
loticus
. (Fr. Caillou d'Egypte.) – Braun in
allerhand Abstufungen; theils streifig oder gea-
dert; auch mit dendritischen Zeichnungen; in ur-
sprünglicher Kieselform; trefflich polirbar. Ge-
wicht = 2564. Fundort zumahl in Ober-Ae-
gypten.

[Seite 563]

20. Heliotrop.

Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Punc-
ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend;
Fettglanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Ge-
wicht = 2633. Fundort vorzüglich in Aegypten.
Häufig unter den antiken Inlaglios.

Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das
Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr.
prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo
gemmario
.) – Licht lauchgrün, meist mit
weißen oder gelblichen kleinen Flecken; durch-
scheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch ver-
muthlich Aegypten; häufig von den alten Römi-
schen Künstlern zu Petschirsteinen etc. verarbeitet.
Von der Art sind auch die mehrsten antiken so
genannten Smaragde.

21. Chrysopras.

Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spie-
lend; hat seine schöne aber im Feuer sehr ver-
gängliche Farbe vom Nickelkalk; ist durchschei-
nend; ungeformt. Gehalt (nach Klaproth) =
96, 16 Kieselerde, 1 Nickelkalk. Fundort vor-
züglich bey Kosemitz in Schlesien.

22. Axinit, Thumerstein, Glasstein.

Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz;
kleinmuscheliger Bruch; sowohl ungeformt, als
auch in flachen Rauten crystallisirt. Gewicht
= 3166. Gehalt (nach Klaproth) = 52,7
Kieselerde, 25,6 Thonerde, 9,4 Kalkerde, 9,6
Eisenkalk und Braunstein. Fundort zumahl
Dauphine und Thum im Erzgebirge.

[Seite 564]

23. Leucolith, Stangenstein, weißer
Stangenschörl, schörlartiger Beryll.
Pycnite.

Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth-
lich; wenig durchscheinend; blätteriger Quer-
bruch; in stänglich zusammengehäuften Säulen,
theils in sechsseitigen Crystallen. Gewicht =
3530. Gehalt (nach Klaproth) = 50 Kieselerde
und 50 Thonerde. Fundort vorzüglich im Stock-
werk bey Altenberge im Erzgebirge, in einem ge-
mengten Muttergestein von Glimmer und Quarz.

24. Kreuzstein, Kreuzcrystall. Har-
motome
.

Meist milchweiß, und nur durchscheinend;
selten wasserhell; der Längenbruch blätterig, der
Querbruch muschelig; immer crystallisirt*),
und zwar ursprünglich als schmale, dicke, recht-
winklige, vierseitige Tafel oder Säule, an den
Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast im-
mer als Zwillingscrystall so, daß ihrer zwey und
zwey einander der Länge nach gleichsam durch-
schneiden (– tab. II. fig. 15 –) und sie dann
zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vorstel-
len. Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth)
= 49 Kieselerde, 18 Schwererde, 16 Thonerde,
15 Wasser. Fundort zumahl Andreasberg am
Harz.

25. Ichthyophthalmit, Fischaugensteln.
Apophyllite.

Meist graulichweiß; durchscheinend, theils
durchsichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem
[Seite 565] rechtwinklichten Durchgang; ritzt schwach ins
Glas. Gewicht = 2467. Gewalt (nach Vau-
quelin) = 51 Kieselerde, 28 Kalkerde, 4 Pott-
asche, 17 Wasser. Fundort besonders zu Uton
in Roslagen in Schweden, mit ziegelrothem
Kaltspath und gemeiner Hornblende.

26. Prehnit.

Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwa-
chem Perlmutterglanz; theils ungeformt, theils
in kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusam-
mengehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt (nach
Klaproth) = 43,83 Kieselerde, 30,33 Thon-
erde, 18,33 Kalkerde, 5,66 Eisenkalk, 1,83
Wasser. Fundort zumahl am Cap und in
Dauphiné.

27. Natrolith, Häganit.

Isabell- und orangegelb; fast undurchsichtig;
schwachschimmernder Bruch; nierenförmig und
mamellonnirt, von divergirend strahlichtem Ge-
füge. Gewicht = 2160. Gehalt (nach Klap-
roth) = 48 Kieselerde, 24,25 Thonerde, 1,75
Eisenkalk, 16,50 Soda, 9 Wasser. Auf dem
Porphyrschiefer von Hoyentwyl im Würtenber-
gischen.

28. Zeolith. Mesotype.

Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner
Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor
dem Löthrohre zweigartig aufbläht, ohne zu
einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancherley
Schattirungen, auch theils ziegelroth, grün;
der frische ist mehr oder weniger durchscheinend;
meist perlmutterglänzend, so zumahl der Stil-
bit; (der verwitterte hingegen undurchsichtig,
erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge meist diver-
[Seite 566] girend strahlicht; theils blättrig (Stilbite); häu-
fig ungeformt; oft nierenförmig; oft crystallisirt,
und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säu-
len, seltener cubisch (Würfelzeolith, Cubicit,
Analcime) und rhomboidal (Chabagie) etc. theils
nadelförmig (so der seltene wasserhelle Isländi-
sche Glaszeolith oder Nadelstein), theils fase-
rig (Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht
= 2134. Gehalt eines Färöer (nach Pelletier)
= 50 Kieselerde, 20 Thonerde, 8 Kalkerde,
22 Wasser*). Fundort unter andern zumahl
auf Island und den Färöern im Trapp. Sonst
auch in manchen Basalt etc.

29. Marekanit. Lave vitreuse perlée.

Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder
weniger durchscheinend; selten wasserhell und
durchsichtig; glasglänzend; in runden und
stumpfeckigen Körnern; meist ungefähr von Erb-
sengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse
und darüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach
Lowitz) = 74 Kieselerde, 12 Thonerde, 7 Kalk-
erde, 3 Bittererde, 1 Eisenkalk. Fundort zu-
mahl beym Ausfluß der Marekanka ins ochotski-
sche Meer; liegen als Kerne in einer blätterigen
Rinde von Perlstein; beydes Kern und Rinde
blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.

30. Perlstein.

Meist aschgrau, theils ziegelroth, beydes in
mancherley Schattirungen; wenig durchschei-
nend; theils von Seiden-theils von Perlmutter-
[Seite 567] glänze; besteht theils aus körnigen abgesonder-
ten, theils aus krummschaligen blätterigen bröck-
ligen und zerreiblichen Stücken welche letztere die
eben gedachte Rinde der Marekanitkörner bilden.

31. Lasurstein. Lazulite. Lapis lazuli.
Sapphirus
der Alten. (Fr. pierre d'azur.)

Hat den Nahmen aus dem Persischen von sei-
ner vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsich-
tig; von mattem fast erdigen Bruch; oft mit
eingesprengten Schwefelkies-Puncten; unge-
formt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klap-
roth) = 46 Kieselerde, 14,50 Thonerde, 28
kohlensaure Kalkerde, 6,50 schwefelsaure Kalk-
erde (Gyps), 3 Eisenkalk, 2 Wasser. Fundort
unter andern in ausnehmender Schönheit und
großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu man-
cherley Kunstarbeiten und nahmentlich zur Ultra-
marin-Farbe.

32. Augit. Pyroxène.

Aus dem Dunkel-lauchgrünen ins Schwarze;
wenig durchscheinend; starkglänzend; blätteriger
Längenbruch; muschliger Querbruch; meist cry-
stallisirt in breiten sechsseitigen Säulen mit vier-
seitigen Spitzen. Gehalt (nach Vauquelin) =
52 Kieselerde, 13,2 Kalkerde, 10 Talkerde, 3,83
Thonerde, 14,66 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.
Meist eingewachsen in Basalt, Tuffwacke, und
vorzüglich in den Laven vom Vesuv und Aetna.

33. Coccolith.

Hat den Nahmen von der ausgezeichnet kör-
nichten Form seiner abgesonderten Glücke. Meist
lauchgrün; durchscheinend; glasglänzend; hart.
Gewicht = 3316. Gehalt (nach Vauquelin) =
[Seite 568] 50 Kieselerde, 24 Kalkerde, 10,3 Talkerde, 7
Eisenkalk, 3 Braunsteinkalk. Fundort bey Aren-
dal in Norwegen.

34. Vesuvian. Idocrase.

Meist pechbraun, theils ins Dunkel-oliven-
grüne; wenig durchscheinend; von außen meist
Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer crystal-
lisirt; besonders in vierseitigen kurzen Säulen
mit abgestumpften Kauten und sehr stumpfen
Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth) = 35,50
Kieselerde, 33 Kalkerde, 22,25 Thonerde, 7,50
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk. Fundort unter
den Primordial-Fossilien des Vesuvs; vorzüglich
aber (in rein auscrystallisirten theils daumens-
dicken Crystallen) an der Mündung des in den
Wiluj fallenden Achtaragda.

35. Leucit, weißer Granat, vulcanischer
Granat. Amphigène.

Graulich weiß, milchicht; durchscheinend; aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche
concentrische Textur. Gemeiniglich crystallisirt,
meist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier
Flächen an jeder Endspitze (– tab. 2. fig. 14. –);
sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach
Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Thonerde, 22
Pottasche. Fundort vorzüglich in Unter-Italien,
in mancherley Laven und Tuffwacken.

36. Pyrop, Böhmischer Granat.

Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig;
glasglänzend; muscheliger Bruch; nie crystal-
lisirt, sondern in rundlichen Körnern, lose oder
eingewachsen in Serpentin etc. Gewicht = 3941.
[Seite 569] Gehalt (nach Klaproth) = 40 Kieselerde, 28,50
Thonerde, 10 Talkerde, 3,50 Kalkerde, 16,50
Eisenkalk, 0,25 Braunsteintalk. Fundort zu-
mahl Böhmen und Sachsen.

37. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat.
Engl. Garnet).

Aus dem Colombin- und Karmesinrothen
durchs Pechbraune ins Olivengrüne; eben so
verschiedene Grade der vollkommnern oder min-
dern Durchsichtigkeit; meist Glasglanz; musche-
liger Bruch; sowohl ungeformt als crystallisirt;
letzteres in mancherley Form; doch meist als Do-
decaëder mit rautenförmigen Flächen (– tab. II.
fig. 13. –); auch wie der Leucit (– tab. II.
fig. 14. –).

Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol-
gende drey Arten des Granats; wovon ersterer
edler, die andern beyden aber gemeiner Granat
genannt werden.

1) Rother Granat, orientalischer Granat.

Meist von der gedachten reihen Farbe. Ge-
wicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth)
= 35,75 Kieselerde, 27,25 Thonerde, 36 Eisen-
kalk, 0,25 Braunsteinkalk. Findet sich vorzüg-
lich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf
(en cabochon) geschliffen.

2) Brauner Granat, Eisengranat.

Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter
andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch
beym Vesuvian vom Vesuv.

3) Grüner Granat, grüner Eisenstein

Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt (nach Wiegleb) = 36,45 Kieselerde,
30,83 Kalkerde, 28,75 Eisenkalk. Unter an-
[Seite 570] dern rein auscrystallisirt in der Leucit-Form
(– tab. II. fig. 14. –) beym Vesuvian vom
Wiluj. Gemeine Abarten häufig in Thüringen
und Meisen, auch nebst dem braunen am
Spitzeberg am Harz.

38. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.

Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durch-
scheinend; immer crystallisirt, meist in flachen
sechsseitigen Säulen; zuweilen als Zwillings-
crystall, theils in rechten Winkeln, theils wie
ein Andreaskreuz (dieß der sogenannte Basler
Taufstein*)). Gehalt (nach Vauquelin) = 30,59
Kieselerde, 47 Thonerde, 3 Kalkerde, 15,30
Eisenkalk. Fundort in Bretagne und am St.
Gotthard, in Glimmerschiefer, theils mit crystal-
lisirtem Cyanit.

39. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.

Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend;
der Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig;
meist ungeformt; theils crystallisirt, meist in
flachen sechsseitigen Säulen; auf dem Quer-
bruch theils so hart, daß er am Stahl Funken
giebt; dagegen er sich im Längenbruch mit dem
Nagel zerreiben läßt. Gehalt (nach Laugier)
= 38,50 Kieselerde, 55,50 Thonerde, 2,75 Ei-
senkalk, 0,50 Kalkerde, 0,75 Wasser. Fundort
zumahl am St. Gotthard, im Zillerthal im
Salzburgischen etc.

[Seite 571]

II. Zircongeschlecht.

Die vom Hrn. Klaproth entdeckte Zircon-
erde, von welcher dieß Fossilien-Geschlecht
den Nahmen hat, wird in Schwefelsäure und
im concentrirten Essig, aber nicht in Laugen-
salzen aufgelöst. Sie gibt von dem Löthrohre
mit Borax eine wasserhelle Perle, und findet
sich in zwey so genannten Edelsteinen, dem
Zircon und dem Hyacinth.

1. Hyacinth. Lyncurium veterum?

Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig;
gewöhnlich rein auscrystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den
Kanten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind
(– tab. II. fig. 20. –)*). Gewicht = 3687.
Gehalt (nach Klaproth) = 70 Zirconerde, 25
Kieselerde. Fundort vorzüglich Ceilan**).

2. Zircon, Sargon.

Meist gelblichbraun; theils in allerhand blas-
sen Farben, zumahl ins Gelbliche, Blauliche etc.;
[Seite 572] durchsichtig; von einem eigenen, fast metallischen,
doch etwas fettigen Glanze; crystallisirt in vier-
seitigen Säulen, die mit vier auf den Seiten auf-
sitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. II.
fig. 7. –); sehr hart. Gewicht = 4475 L.
Manche werden stark vom Magnet angezogen.
Gehalt (nach Klaproth) = 69 Zirconerde, 26,50
Kieselerde, 0,50 Eisenkalk. Fundort Ceilan und
Norwegen; hier nämlich bey Kongsberg in ei-
nem aus opalisirenden Feldspath und Hornblende
gemengten Halbgranit.


III. Yttergeschlecht.

Die zuerst von Hrn. Gadolin entdeckte
Yttererde (terra Yttria) unterscheidet sich von
der Glücin- und Thonerde, mit welchen sie
sonst in manchen Eigenschaften überein kommt,
unter andern durch ihre Unauflösbarkeit in den
ätzenden festen Laugensalzen, und daß ihre
salzsaure Auflösung sowohl durch blausaure Neu-
tralsalze als auch durch Gerbestoff gefällt wird.

1. Ytterit, Gadolinit.

Schwarz; undurchsichtig; glänzend; klein-
muscheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf
den Magnet. Gewicht = 4237. Gehalt (nach
Ekeberg) = 55,5 Yttererde, 23 Kieselerde, 4,5
Glücinerde, 16,5 Eisenkalk. Bricht bis jetzt
nur in sehr geringer Menge in rothen Feldspath
zu Ytterby in Roslagen in Schweden, von
welchem Fundorte das Fossil auch seinen Nahmen
erhalten.

[Seite 573]

IV. Glücingeschlecht.

Die von Hrn. Vauquelin entdeckte Glü-
cinerde (Süßerde) unterscheidet sich von der
Thonerde, mit welcher sie manche Eigenschaf-
ten gemein hat, schon dadurch, daß sie mit der
Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht;
und hat ihren Nahmen von der Eigenheit, daß
sie mit Säuren süße und leicht zusammenzie-
hende Salze bildet.

1. Beryll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine.)

Berggrün in mancherley Schattirungen, einer-
seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins
Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch musche-
lig; Querbruch blätterig; in sechsseitige Säulen
von mancherley Varietät crystallisirt. Gewicht
= 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16 Glü-
cinerde, 69 Kieselerde, 13 Thonerde, 0,5 Kalk-
erde, 1 Eisenkalk. Fundort vorzüglichst auf dem
Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal-
und eine gemeine grünlichgraue etc. fast undurch-
sichtige Abart in großen Säulen bey Chante-
loupe in Häute-Vienne.

2. Smaragd. (Fr. Emeraude, Engl.
Emerald).

Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah-
men: seine Crystallisation ist eine sechsseitige
Säule (– tab. II. fig. 10. –) in mancherley Ab-
änderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach
Vauquelin = 13 Glücinerde, 64,60 Kieselerde,
14 Thonerde, 2,56 Kalkerde, 3,50 Chromium-
kalk. Fundort vorzüglichst in Peru.

[Seite 574]

3. Euclasit.

Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglän-
zend; Längenbruch blätterig; mit zweyfachem
Durchgang der Blätter; leicht darnach zu spal-
ten. Querbruch muschelig; crystallisirt als ge-
schobene vierseitige Säule; hart. Gewicht = 3062.
Gehalt (nach Vauquelin) = 12 Glücinerde, 35
Kieselerde, 22 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fund-
ort Brasilien.


V. Thongeschlecht.

Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch
Alaunerde (terra aluminosa, Fr. alumine),
weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bil-
det. Sie wird außerdem auch in der Salpe-
tersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der
Auflösung durch Pottasche wieder gefällt. Für
sich ist sie im Feuer unschmelzbar, verhärtet
aber darin; und wird dabey (und zwar nach
Verhältniß des Grades der Hitze) in einen klei-
nern Raum zusammen gezogen. – Viele
thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht
werden, den eigenen Thongeruch von sich. Die
weichen kleben meist an der Zunge, und manche
derselben saugen das Wasser ein, und werden
darin zähe.

In dieses Geschlecht gehören zuförderst –
so auffallend es auch auf den ersten Blick schei-
nen muß – manche farbige Edelsteine
[Seite 575] (Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre ge-
naueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem
Thone bestehen, der auf eine unbegreifliche
Weise, zu so ausnehmend harten, durchsichti-
gen, feurigen edlen Steinarten verbunden
ist (§. 240. S. 543.).

1. Chrysoberyll. Cymophane.

Meist aus dem Weingelben ins Spargel-
grüne; opalisirt ins Blaue; durchsichtig; glas-
glänzend; muscheliger Bruch; meist ungeformt
in Körnern; selten crystallisirt als achtseitige
Säule mit dergleichen Endspitze. Gewicht = 3710.
Gehalt (nach Klaproth) = 71,50 Thonerde, 18
Kieselerde, 6 Kalkerde, 1,50 Eisenkalk. Fund-
ort Brasilien.

2. Topas.

Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber
auch einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins
Meergrüne, Blauliche etc.; der Längenbruch mu-
schelig; der Querbruch blätterig. Meist crystal-
lisirt, und zwar gewöhnlich als vier- oder acht-
seitige Säule, die beym brasilischen mit vier,
acht oder auch sechs Flächen zugesetzt (– tab. II.
fig. 16. –), beym Sächsischen aber mehrentheils
mit einer sechsseitigen Fläche abgestumpft ist
(– tab. II. fig. 9. –). Gewicht des brasilischen
= 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektricität
des Turmalins. Gehalt des Sächsischen (nach
Vauquelin) = 49 Thonerde, 29 Kieselerde, 20
Flußsäure. Fundorte, in Europa zumahl bey
Auerbach im Voigtlande auf dem Schneckenstein,
in einem eigenen, merkwürdigen Muttergestein
(dem Topasfels); in Asien vorzüglich bey Mukla
[Seite 576] in Natolien und am Ural in Sibirien; in Ame-
rica in Brasilien.

3. Rubin, Spinell.

Roth in muncherley Abstufungen; daher die
besondern Benennungen, da der ponceaurothe
Spinell genannt wird, der rosenrothe Balais,
der ins Hyacinthrothe fallende Rubicell etc.,
zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins
Weiße etc.; seine Crystallisation mannigfaltig;
doch meist als doppelt vierseitige Pyramide
(– tab. II. fig. 5. –) oder als sechsseitige Säule
oder Tafel, in mancherley Abänderungen. Mit-
tel-Gewicht = 3700. Gehalt (nach Klaproth)
= 74,50 Thonerde, 15,50 Kieselerde, 8,25
Talkerde, 0,75 Kalkerde, 1,50 Eisenkalk*).
Fundort Ceilan, Pegu etc.

4. Saphir. Télésie.

Meist blau in mancherley Abstufungen; bis
ins Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar wein-
gelb**), wozu vielleicht mancher so genannte
ostindische Topas gehört; eigentlich durchsich-
tig; zuweilen in etwas opalisirend; seine Cry-
stallisation als sechsseitige einfache oder doppelte
Pyramide (– tab. II. fig. 18. –). Ist der här-
teste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht
= 4000. Gehalt (nach Klaproth) = 98,50
[Seite 577] Thonerde, 1 Eisenkalk, 0,50 Kalkerde. Findet
sich wohl bloß als Gerölle; zumahl auf Ceilan.

5. Demantspath und Corund*).

Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün,
selten ins Haarbraune; beyde wenig durchschei-
nend; von so genanntem Demant-Glanz, und
spathartigem Gefüge; crystallisirt in sechsseitigen
(zuweilen etwas conisch zulaufenden) kurzen
Säulen. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesi-
schen als hindostanischen, = 3911 L. Gehalt
des letztern (nach Klaproth) = 89,50 Thonerde,
5,50 Kieselerde, 1,25 Eisenkalk. Fundort Co-
romandel und Schina, im Granit. Gebrauch
in jeden Ländern zum Schneiden und Poliren
der Edelsteine und des Stahls**).

Unter dem Nahmen von edlen Corund kann man
die schönfarbigen, zumahl Rubinrothen und Sa-
phirblauen Abarten begreifen, die sich ebenfalls
in Ostindien finden und wovon die erstern Sa-
lamrubine, die letztern aber vulgo Sternsa-
phire genannt werden, weil sie, zumahl wenn
sie an den Enden der Säule rundlich angeschlif-
fen werden, bey auffallendem Lichte mit einem
beweglichen sechsstrahligen Sterne spielen.

6. Smirgel. Smiris (Fr. emeril, Engl. emery.)

Schwarzgrau, theils ins Indigblaue etc.; an
den Kanten durchscheinend; schimmernd, theils
fast metallisch glänzend; kleinkörniger theils
[Seite 578] splitteriger Bruch. Sehr hart. Gewicht un-
gleich. Z.B. = 3922. Auch der Gehalt un-
gleich; doch (nach Tennant) immer sehr viel
Thonerde, mit weniger Kieselerde und Eisenkalk.
Fundort des wahren Smirgels*) unter andern
Naxos, Estremadura und Eibenstock im Erzgebirge.

7. Schörl und Turmalin.

In den nachbenannten Farben, theils Glas-
glanz, theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch.
Theils als Gerölle, meist aber in drey- oder
sechs- oder neunseitigen der Länge nach gestreif-
ten Säulen, mit dreyseitiger kurzer Endspitze
(– tab. II. fig. 12. –). Manche Abarten zei-
gen die sonderbare Electricität, daß sie, wenn
sie nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt
sind, Asche etc. anziehen und abstoßen, und diese
heißen Turmaline**).

1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur-
malin.

Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils
in dünnen Splittern braun oder grün durchschei-
nend. Hat glasartigen Bruch. Meist in langen
Säulen (Stangenschörl), theils nadelförmig;
theils in kurzen dicken Säulen (Graupenschörl).
[Seite 579] Bricht sowohl im Granit, als in manchen Gang-
gebirgsarten, zumahl im Gneis, Schneidestein,
Topasfels etc. Fast in allen Welttheilen; nah-
mentlich in Tyrol, Grönland, auf Madagascar etc.

2) Brauner Turmalin.

Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey
durchfallendem fast colophoniumbraun, durchsich-
tig; auch wie der schwarze theils in langen Säu-
len (so z.B. auf den Pyrenäen), theils in
Graupen (z.B. auf Ceilan). Gehalt (nach
Bergmann) = 39 Thonerde, 37 Kieselerde, 15
Kalkerde, 9 Eisenkalk.

3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit.

Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die
Säulen in die Länge gestreift, theils stänglicht
zusammengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach
Vauquelin) 45,46 Thonerde, 47,27 Kieselerde,
1,78 Kalkerde, 5,49 Braunsteinkalk. Fundort
Permien.

4) Blauer Schörl, Indicolith.

Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten
durchscheinend; Glasglanz, dem metallischen sich
nähernd; hart; meist in nadelförmigen, zusam-
mengehäuften, der Länge nach gestreiften Säu-
len. Fundort Uton in Südermanland.

5) Grüner Turmalin, Peridot.

Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue;
durchsichtig; die Säulen meist tief gefurcht.
Gewicht = 3600. Gehalt (nach Bergmann)
= 50 Thonerde, 34 Kieselerde, 11 Kalkerde,
5 Eisenkalk. Fundort Brasilien.

8. Hornblende. Amphibole.

Schwarz und grün, in mancherley Abstufun-
gen und Uebergängen. Undurchsichtig oder we-
[Seite 580] nig durchscheinend; meist blätteriger Bruch; gibt
grünlichgrauen Strich. Gewicht = von 3600
bis 3900. Gibt, wenn sie angehaucht wird,
den eigenen Thongeruch von sich.

Als besondere Arten verdienen angemerkt zu
werden:

1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée
).

Theils stralig, büschelförmig etc. Eins der
weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem
Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile
vielen Aftergranits ausmacht; sich aber auch
theils in Flözgebirgen von neuerer Entstehung
findet*).

2) Hornblendeschiefer.

Meist mit kurzen durcheinander laufenden strah-
ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.

3) Basaltische Hornblende.

Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säu-
len, die theils tafelartig, und mit zwey oder
drey Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind.
Meist eingewachsen in Basalt und Tuffwacke;
auch eingemengt in Laven.

[Seite 581]

9. Schillerstein, Schillerspath*).

Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich
durchscheinend; von metallischem, schillerndem
Glanze; geradblätterig; weich. Gehalt (nach
Gmelin) = 17,9 Thonerde, 43,7 Kieselerde,
11,2 Talkerde, 23,7 Eisenkalk. Fundort im
harzburger Forst am Harz, in einem grünlich-
schwarzen, dem Serpentin und Asbest durchzo-
genen Urgrünstein.

10. Glimmer. Mica.

Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder we-
niger durchsichtig; meist geradeblätterig, selten,
krummblätterig (wie z.B. Mica hemisphaerica
Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z.B.
das russische Frauenglas oder Fensterglimmer
[Engl. Isinglaß, Russ. Slud**)]; die Blätter
elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber
crystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen
Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt (nach Berg-
mann) = 46 Thonerde, 40 Kieselerde, 5 Talk-
erde, 9 Eisenkalk. Auch eins der primitivsten
und allgemeinst verbreiteten Fossilien in unserer
[Seite 582] Erdrinde; in allen dreyen Hauptarten von Ge-
birgen (§. 227-230).

11. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu.)

Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche etc.;
an den Kanten durchscheinend; schimmernd, von
fast metallischem Glanze; unebnem, kleinschup-
pigem, fast glimmerigem Bruche; halbhart.
Gehalt (nach Klaproth) = 38,25 Thonerde,
54,50 Kieselerde, 4 Pottasche, 2,50 Wasser,
0,75 Braunstein- und Eisenkalk. Fundort bey
Rozena in Mähren, in einer gemengten Gebirgs-
art von Feldspath und großen Quarzbrocken.

12. Kryolith, flußsaurer Thon.

Fast milchweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; von dickschaligem Gefüge; weich. Ge-
wicht = 2957. Schmilzt sehr leicht vor dem
Löthrohre zu milchweißen Kügelchen. Gehalt
(nach Klaproth) = 24 Thonerde, 40 Flußsäure,
36 Soda. Fundort Grönland.

13. Feldspath (Fr. Spath étincelant, Engl.
Field spar.)

Von mancherley, doch meist blassern Farben;
meist nur wenig durchscheinend; meist wahren
Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschie-
dentlich crystallisirt; häufigst als Bestandtheil
gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Fos-
silien (z.B. mit Quarz oder Hornblende) innig
gemengt.

Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:

1) Dichter Feldspath.

D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der
Art ist z.B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen
Serpentino verde antico.

[Seite 583]

2) Gemeiner Feldspath.

Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch
theils auch in andern und selbst hohen Farben,
z.B. smaragdgrün mit mattem Perlenmutter-
glanz im so genannten Amazonenstein aus dem
Catharinburgischen; mit deutlichen Spathge-
füge; häufig crystallisirt, zumahl in sechsseiti-
gen (einfachen oder zu Zwillingscrystallen ver-
bundenen) Tafeln mit zugeschärften oder zuge-
spitzten Enden, oder in Rhomben, in vierseiti-
gen Säulen etc. Manche Abarten verwittern
leicht (zu Porcellanthon). Gewicht des smaragd-
grünen sibirischen = 2573 L. Und der Gehalt
des nähmlichen (nach Vauquelin) = 65 Kiesel-
erde, 17 Thonerde, 3 Kalkerde, 13 Pottasche.
Ueberhaupt aber ist der gemeine Feldspath wie-
derum eine der uranfänglichsten Fossilienarten
unsers Erdkörpers, als Hauptgemengtheil des
Granits, wo er in manchen Abarten den bey
weiten vorwaltenden Theil ausmacht*).

3) Glasiger Feldspath.

Theils farbenlos, und wasserhell; theils weiß;
glasglänzend; theils ungeformt (so z.B. ein-
gewachsen, in manchen hieländischen Basalt);
theils säulen- oder tafelförmig crystallisirt (so
z.B. in ersterer Form im Granit vom Drachen-
fels am Rhein, in letzterer am Vesuv).

[Seite 584]

4) Adular, Mondstein.

Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän-
zend; opalisirend; seine Crystallisation meist wie
am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561.
Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard
(theils in großen Crystallen), und der eigentliche
Mondstein als Gerölle auf Ceilan*).

5) Labradorstein.

Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber
bey auffallendem Lichte in mancherley, theils
hohe Farben schillernd, theils mit Messing- oder
Tombackglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692.
Fundort vorzüglich auf Labrador (als Gerölle)
und in Ingermannland.

* * *

Auch zum Feldspath rechnet Hr. Werner 6)
den Hohlspath, Chiastolith, Macle, ein son-
derbares Fossil von weißer oder gelblichgrauer
Farbe, in langen dünnen vierseitigen Säulen die
im Querbruch in der Mitte einen schwarzen eben-
falls viereckten Kern zeigen der von seinen
Ecken nach den Kanten der Säule ausläuft.
Es hat Fettglanz, feinsplitterigen Bruch, und
ritzt ins Glas. Gewicht = 2944. Es ist in
Thonschiefer eingewachsen. Fundort zumahl
Bretagne, und Gefrees im Bayreuthschen.

14. (so genannte) reine Thonerde.

Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfär-
bend; mager anzufühlen; meist in kleinen Nie-
[Seite 585] ren. Gewicht = 1669. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 45 Thonerde, 24 schwefelsaure Kalkerde,
27 Wasser, 4 Kiesel- und Kalkerde etc. Fund-
ort zumahl bey Halle.

15. Porcellanerde, Kaolin der Schinesen.

Weißlich, in allerhand blasse Farben überge-
hend; mager; sanft anzufühlen; von verschie-
nem Zusammenhange. Gehalt verschieden; doch
gewöhnlich nur ungefähr 1/4 Thonerde zu 3/4 Kiesel-
erde. Fundort in vielen Ländern von Europa
und Asien. Ist wenigstens großentheils aus
verwittertem Feldspath entstanden.

16. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben
durch mancherley Uebergänge in andere; matt;
weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon.

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt
sich im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt
mannigfaltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und
der davon abhängenden vielfachen Brauchbar-
keit, z.B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut,
so vielartiger anderer Töpferwaare*), Tabacks-
[Seite 586] pfeifen, türkischen Pfeifenköpfen (u.a. vulgo so
genannten terrae sigillatae-Waaren), Schmelz-
tiegeln, Ziegeln, auch zum walken schlechter
Tücher, zum Raffiniren des Zuckers etc. Findet
sich meist in aufgeschwemmtem Lande, nahe
unter der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Ge-
genden als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hän-
gen stark an der Zunge*); oft mit Kräuterab-
drücken (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher
Gefährte der eigentlichen Steinkohlen. Ueber-
gänge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.

Wenn er stark mit Erdharz durchdrungen ist,
heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schi-
[Seite 587] stus carbonarius, (Engl. the slag, the cleft);
dieser brennt mit Harzgeruch und wird dabey hel-
ler. Kann auch selbst sehr gut zu mancher Art
von Feuerung gebraucht werden, weßhalb er
denn auch von manchen Mineralogen den Stein-
kohlen selbst beygezählt wird.

17. Lehmen, Leimen. Limus (Engl. Loam.)

Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er-
weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk,
daher er mit Säuern braust, und theils leicht
im Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort
in aufgeschlemmtem Lande.

18. Bolus [der Mineralogen*)], lemnische
Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s.
sigillata
.

Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe;
matt; fettig; muscheliger Bruch; glänzender
Strich; weich; hängt stark an der Zunge; zer-
fällt im Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und
Geräusch, gibt angehaucht den Thongeruch.
Fundort vorzüglich auf der Insel Stalimene
(Lemnos).

19. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl.
Fuller's Earth.)

Meist leberbraun, aber auch in andern Far-
ben; theils streifig, oder fleckig; matter, erdi-
ger Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden
Strich, und Thongeruch; saugt leicht Fett ein;
daher ihre wichtige Benutzung. Gehalt (nach
Bergmann) = 25 Thonerde, 51,8 Kieselerde,
3,3 Kalkerde, nur 0,7 Talkerde, 3,7 Eisenkalk,
[Seite 588] 15,5 Wasser. Fundort der vorzüglichsten in
Hampshire.

20. Bergseife.

Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß
mit grauen und leberbraunen Adern; seifenarti-
ger Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark
an der Zunge, und läßt sich spähneln. Fundort
zumahl bey Medziana Gora in Polen.

21. Steinmark Lithomarga. (Engl. stone-
marrow
.)

Weißlich, aber in allerhand Uebergängen zu
allen drey Grundfarben; theils streifig, oder
marmorirt (so z.B. die meist veilchenblaue so
genannte Wundererde von Planitz bey Zwickau)
von sehr verschiedener Festigkeit; vom Zerreibli-
chen bis zum Halbharten*); letzteres mit mu-
scheligem Bruche.

Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich
gesprenkelte armenische Bolus gehört hierher.

Besonders merkwürdig ist das vom H. Ober-
berghauptmann von Trebra im tiefen Georgstol-
len bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milch-
weiße Steinmark, welches mittelst eines Feder-
kiels einen phosphorescirenden Strich gibt.

22. Bildstein, schinesischer Speckstein Agalmatolithe.

Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche,
Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; Ge-
wicht = 2600; ähnelt überhaupt im Aeußern
dem eigentlichen Specksteine; hält aber keine
[Seite 589] Talkerde, sondern (nach Klaproth) = 36 Thon-
erde, 54 Kieselerde, 0,75 Eisenkalk, 5,50 Was-
ser. Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu
mancherley kleinen Kunstsachen verarbeitet wird.

23. Röthel. Rubrica. (Fr. crayon rouge,
Engl. red-chalk.)

Bluthroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend;
meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. In-
nig gemengt mit rothem Eisenocher (doch nur in
wenigen pro Centen).

24. Gelberde.

Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfär-
bend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort
zumahl in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.

25. Grünerde, grüne Kreide.

Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdi-
ger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Ve-
rona); theils als Ueberzug in Drusenlöchern im
Trapp (Mandelstein) und auf den darin liegen-
den Calcedon- und Zeolith-Nieren (so z.E. bey
Ilfeld und auf den Färbern.).

26. Alaunthon, Aluminit.

Ganz in den nähmlichen drey Abartungen
wie der gemeine Thon, von dem er sich aber
unter andern auch meist schon durch einen süß-
licht zusammenziehenden Alaungeschmack aus-
zeichnet.

1) Alaunerde, erdiger Aluminit, Lebererz.

Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen-
der Strich; theils in ganzen Flözen. Ueber-
gang in Braunkohle.

[Seite 590]

2) Alaunstein.

Weiß, ins Gebliche, Grauliche etc. (im Feuer
brennt er sich röthlich); theils an den Kanten
etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im
Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Ge-
halt (nach Vauquelin) = 43,92 Thonerde, 24
Kieselerde, 25 Schwefelsäure, 3,80 schwefel-
saure Pottasche, 4 Wasser. In ganzen Flözen
bey Tolfa im Kirchenstaat.

3) Alaunschiefer, schiefriger Aluminit.

Graulich, theils ins Schwarze; bricht schei-
benförmig; theils gerade-theils krumm-blätte-
rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt,
theils glänzend; hält häufig Schwefelkies einge-
mengt; bricht theils (– aber bey weiten nicht
ausschließlich –) in Ganggebirgen als Thon-
schiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu
unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar
in Flözgebirgen mit Abdrücken von Versteinerun-
gen aus beyden organisirten Reichen; so z.B.
als Kräuterschiefer im Saarbrückischen; und als
Trilobitenschiefer bey Andrarum.

27. Thonschiefer, Layenstein, Wacke.
Schistus. (Fr. Ardoise, Engl. Slate.)

Grau, in mancherley andre Farben überge-
hend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder
fleckig etc.; schimmernd, theils mit Seidenglanz;
von sehr verschiedener Feinheit des Korns; der
Bruch theils gerade, theils wellenförmig; die
Bruchstücke meist scheibenförmig; doch theils
auch nur in dicken und undeutlichen Ablosungen;
selten trapezoidisch; weich oder halbhart. Gibt
graulich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt
aber in endloser Mannigfaltigkeit von Abarten,
die theils von ihrem Gebrauch den Nahmen ha-
[Seite 591] ben, z.B. Probirstein (Ital. pietra paragone,
die ein wahrer Thonschiefer ist –), Tafelschie-
fer, Dachschiefer etc. Auch mancherley Ueber-
gänge in Kieselschiefer, Glimmerschiefer etc.
Hauptsächlich in Ganggebirgen. Doch auch
theils in Flözgebirgen (– so z.B. der glarner
Tafelschiefer vom Blattenberge –).

Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer
oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr
weich; abfärbend.

28. Wetzschiefer (Fr. pierre à rasoir, Engl.
whet-stone.)

Meist grünlich- oder gelblich-grau; nur an
den Kanten wenig durchscheinend; schwachschim-
mernd; schieferiger Bruch; theils splitterig;
halbhart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in
der Levante, in Deutschland unter andern im
Bayreuthschen.

29. Klingstein. (Fr. Phonolithe.)

Grau in mancherley Schattirungen, zumahl
ins Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten
durchscheinend; von dickschieferigem Gefüge; der
Bruch grobsplitterig; halbhart; zähe; Gewicht
= 2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23,50
Thonerde. 57,25 Kieselerde, 2,75 Kalkerde, 3,25
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 8,10 Soda, 3
Wasser. Hat den Nahmen vom Klange den
dünne Scheiben beym Anschlagen von sich geben;
macht die gewöhnliche Grundmasse des Porphyr-
schiefers. Fundort unter andern in Böhmen
und Lausitz.

[Seite 592]

30. Trapp, Wacke. Saxum trapezium
Linn. Corneus trapezius Waller.
(Engl. Whinstone.)

Meist graulichschwarz, aber auch ins Grün-
liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; mat-
ter feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; unge-
formt; Härte und Gewicht verschieden. Macht
oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen ge-
mengten Gebirgsart aus, da er andere Fossilien
eingemengt enthält, z.B. basaltische Hornblen-
de, Glimmer, Zeolith, Chalcedon, Kalkspath-
nieren etc. Dahin gehört also die mehresten
Mandelstein, wie z.B. die von Ilfeld; der
Blatterstein (Perlstein) von Lerbach am Harz,
der Toadstone von Derbyshire*). Uebergang in
Grünstein, Basalt etc. Eine durch die entfern-
testen Weltgegenden verbreitete Gebirgsart; fin-
det sich z.B. nördlich bis Island, Kamtschatka etc.
und so auch fast im äußersten von Europäern be-
suchten Süden auf Kerguelen-Land.

Als besondere Abarten verdienen angemerkt zu
werden:

[Seite 593]

a. Variolit.

Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaß-
berggrünen Nierchen, die dem Stein ein pocken-
artiges Ansehen geben. Fundort zumahl im
Bayreuthischen und als Gerölle in der Durance
bey Briançon.

b. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom
Vesuv.

Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer
oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen
Kalkspathkörnern. Scheint das Urgestein zu vie-
len vesuvischen Laven, denen sie insgemein (aber
irrig) selbst beygezählt wird.

31. Basalt, Beilstein.

Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blau-
liche und theils auch ins Grünliche: von sehr
ungleichem Korn; mehr oder weniger dicht;
theils in unebenen schieferigen Ablosungen, theils
wie aus runden Körnern zusammengebacken etc.
Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder säu-
lenförmig [– aber nicht crystallisirt – s. oben
S. 541. not. *)]. Diese Säulen, von drey bis
neun Seiten, stehen theils zu tausenden dicht
aneinander; meist schräg, wie angelehnt, theils
aber auch aufrecht; theils gebogen; theils gar
aufs regelmäßigste gegliedert*); und diese Glie-
[Seite 594] der zuweilen durch Verwitterung kugelicht abge-
rundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte,
specifischem Gewicht etc., wirkt theils sehr stark
auf den Magnet. Gehalt eines Böhmischen
Säulenbasalts (nach Klaproth) = 16,75 Thon-
erde 44,50 Kieselerde, 9,50 Kalkerde, 2,25
Talkerde, 20 Eisenkalk, 0,12 Braunsteinkalk,
2,60 Soda, 2 Wasser. Hält gemeiniglich eine
oder mehrere Gattungen von mancherley andern
Fossilien eingemengt, zumahl Olivin, Augit,
Feldspath, Zeolith, basaltische Hornblende etc.
Uebergänge zumahl in Trapp, Tuffwacke und
Lava; auch theils in den eigentlichen Grünstein
eine aus Hornblende und Feldspath innig ge-
mengte Gebirgsart (Fr. Roche amphibolique)*).
Gemeiniglich in einzelnen Bergen (Kuppen); die
aber in theils Gegenden ganze Züge machen.

Beydes Basalt und Trapp, die zu den weitest
verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehö-
ren, werden leicht vom Feuer angegriffen; und
da sich nun seit der Schöpfung unseres Planeten
so mancherley unterirdische Selbstentzündungen
in seiner Rinde ereignet, so begreift sich wohl,
wie dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf
jene beyden so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt,
und diese dadurch hin und wieder die unverkenn-
[Seite 595] barsten Spuren dieser im Feuer erlittenen Ver-
änderung erhalten haben.

32. Tuffwacke, Basalttuff, (Ital. Tufa).

Meist aschgrau, theils ins Gelbliche, theils
Rothbraune etc.; erdiger Bruch; verschiedene Fe-
stigkeit; leicht; großentheils vulkanischen Ur-
sprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fundort
bey Vulcanen und ehemahligen Erdbränden.

Ueberhaupt lassen sich die mancherley Verschie-
denheiten desselben unter folgende zwey, freylich
theils in einander übergehende, Hauptarten
bringen;

1) Schwammige Tuffwacke.

Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder
dichterem Gefüge, und mehrerer oder minderer
Festigkeit.

Zu der lockerern Abart gehört z.B. der roth-
braune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeji
großentheils erbaut war; und der mit basaltischer
Hornblende, der in der Gegend von Andernach
die Mittellage zwischen dem Traß und dem so-
genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.

Zur dichtern hingegen das aschgraue vielen
Feldspath haltende Piperno der Phlegräischen
Felder, und die mehreste der besonders mit Oli-
vin gemengten Tuffwacke vom Habichtswalde
ohnweit Cassel.

2) Erdige Tuffwacke.

Dahin gehören nahmentlich folgende zwey,
wegen ihrer Brauchbarkeit zum Waßerbau, be-
sonders merkwürdige Abarten:

[Seite 596]

a. Pozzolana. Puluis puteolanus Vitruv.
Thermantide cimentaire.

Aschgrau; theils staubartig, theils aber in
Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo.
Scheint auch das Haupt-Ingrediens zu Faxe's
Steinpapier zu seyn.

b. Traß, Tarras.

Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken;
auch zuweilen Aeste oder kleine Stämme von
verkohltem Holze*). Fundort zumahl bey Ander-
nach am Rhein.

33. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.

Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst-
entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an-
gegriffenen, theils verschlackten, theils ver-
glaßten Fossilen, zumahl basaltischen Ursprungs;
wodurch in den Vulcanen die Laven, in andern
Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen**).

Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins
Graue, Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten
Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem
Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der
Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und
des Grades und der anhaltenden Dauer des
Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven
enthalten, so wie der Basalt und die Tufwacke,
oft basaltische Hornblende, Olivin, Leuzit etc.
eingeschlossen.

[Seite 597]

Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey
Hauptarten bringen:

1) Schlackenartige Laven.

Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem
Bruche mattglänzend; schwer; auf mancherley
Weise geflossen, getropft, ästig*).

Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist
nahmentlich der so genannte Rheinländische
Mühlstein aus der Gegend von Andernach zu
merken.

2) Glasartige Laven.

Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glas-
glänzend; mit muscheligem Bruch; manche äh-
neln dem Obsidian, andre dem Pechstein. Fund-
ort zumahl auf den liparischen Inseln, auf den
neu entstandenen vulcanischen bey Santorini,
auf der Insel Ascension im atlantischen Ocean,
auf der Oster-Insel in der Süd-See etc.


VI. Talkgeschlecht.

Die Talkerde, deren auszeichnende Ei-
genschaften zuerst von Prof. Black genau be-
stimmt worden, heißt auch Bittererde (terra
magnesialis
), weil aus ihrer Verbindung mit
der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und
[Seite 598] terra muriatica, weil sie häufig aus der
Muttersole (muria) gewonnen wird, die nach
der Crystallisation des Kochsalzes zurück bleibt.
Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auflö-
sungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht
in Säuren auf, und theilt denselben einen bit-
teren Geschmack mit. Blaue Pflanzensäfte
färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer
kommt großentheils mit der Thonerde ihrem
überein.

Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge-
schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die
grüne Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich
fettig an. Die mehresten finden sich ungeformt,
und bloß in Ganggebirgen, daher sie nie Ver-
steinerungen enthalten.

1. Chlorit.

Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig;
mattschimmernd; theils schuppig; weich; gibt
angehaucht den Thongeruch von sich.

Diese Gattung begreift folgende drey Arten:

1) Chloriterde, Sammeterde.

Locker zusammen gebacken, oder staubig;
schimmernd; nicht abfärbend; mager anzufüh-
len. Gehalt (nach Vauquelin) = 8 Talkerde,
26 Kieselerde, 18,50 Thonerde, 43 Eisenkalk.
Findet sich zumahl zwischen und im Bergcrystall,
vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.

2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chloriterde.

Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätte-
rigem oder krummschieferigem Bruch. Meist als
[Seite 599] Ueberzug über mancherley crystallisirte Fossilien,
z.B. über Granaten, Bitterspath, Bergcrystall,
magnetischem Eisenstein etc.

3) Chloritschiefer.

Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig;
gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten,
Stangenschörl etc. eingewachsen. Uebergang in
Thonschiefer, Talkschiefer etc. Fundort zumahl
in Tyrol. Norwegen und auf Corsica.

Mancher so genannte Schneidestein gehört
hieher, mancher hingegen zur nächstfolgenden
Gattung, und wiederum mancher zum Talk-
Schiefer.

2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein.
Lapis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.

Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger
Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzufüh-
len; fast blätteriges Gefüge; weich. Gewicht
(eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See)
= 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54
Talkerde, 38,12 Kieselerde, 6,66 Thonerde,
12,2 Eisenkalk. Fundort zumahl Graubünden
und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kesseln,
Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu
Schleudersteinen; wo auch eine weichere zer-
reibliche Abart von den dasigen Insulanern häu-
fig und zu ganzen Pfunden gegessen wird.

Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist
spröder, und wird in dicke Platten zu unver-
gänglichen Stubenöfen gehauen.

3. Talk.

Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig
durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.

[Seite 600]

Davon folgende drey Arten:

1) Erdiger Talk.

Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusam-
mengebacken, und dann leicht zerreiblich; ab-
färbend. Fundort unter andern in Grönland.

2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.

In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist Perlmutterglänzend; krummblätterig; bieg-
sam. Gewicht = 2780. Gehalt (nach Kirwan)
= 45 Talkerde, 50 Kieselerde, 5 Thonerde.
Uebergang in Topfstein etc.

3) Talkschiefer.

Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig;
oft nur eingesprengten Schwefelkies. Uebergang
in Chloritschiefer.

4. Meerschaum. Spuma marina. Leuc-
aphrum
. (Fr. Ecume de mer, Türk. Kefekil
oder Killkeffi, d.h. Schaumthon oder leich-
ter Thon.)

Meist blast Isabellgelb; matter, feinerdiger
Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden
Strich; ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt
(nach Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kie-
selerde, 25 Wasser, 5 Kohlensäure. Haupt-
fundort Kiltschik (d.h. Thonort) bey Konie in
Anatolien.*)

[Seite 601]

5. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard).

In mancherley, meist blassen Farben; theils
marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen;
an den Kanten wenig durchscheinend; von mat-
tem Fettglanz; fettig anzufühlen; stumpfsplitte-
riger Bruch; meist ungeformt; der bayreuther
selten in kleinen Crystallen, und dann meist in
sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (–
tab. II. fig. 19. –) auch rhomboidal etc.; weich
in verschiedenem Grade, verhärtet aber im
Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt*).
Gewicht eines bayreuther = 2614. Gehalt
(nach Klaproth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kie-
selerde, 2,50 Eisentalk, 5,50 Wasser.

Zu den weichern Abarten gehört die spanische
und Briançoner-Kreide.

6. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock).

Theils milchweiß und an den Kanten durch-
scheinend, theils gelblich, schwärzlichgrau etc.,
seifenartig anzufühlen; theils blätterig; leicht
mit dem Nagel zu schaben. Gehalt (nach Klap-
roth) = 20,50 Talkerde, 48 Kieselerde, 14
Thonerde, 1 Eisenkalk, 15,50 Wasser. Fund-
ort in Cornwall. Gebrauch besonders zum Engli-
schen Steingut (Staffordshire-ware).

7. Serpentin. (Ital. Gabbro.)

In mancherley meist schwarz- oder graulich-
grünen Farben, theils ins Dunkelrothe etc.;
geadert, marmorirt, fleckig etc.; meist nur an
den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fettig
anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-Ge-
[Seite 602] wicht = 2700. Gehalt (nach Kirwan) = 23
Talkerde, 45 Kieselerde, 18 Thonerde, 3 Eisen-
kalk, 12. Wasser*). Hält zuweilen rothe Gra-
naten eingemengt. Fundort zumahl Zöblitz im
Erzgebirge, Bayreuth, Sörmeland etc.

Besonders merkwürdig ist der vom Hrn. Cam-
merherrn von Humboldt bey Erbendorf am Fich-
telberg entdeckte Serpentinfels, wovon manche
Stücke selbst in kleinen Fragmenten auffallende
Polarität zeigt.

Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine
(dem Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne
Abart, die durchscheinend und etwas härter ist
als der gemeine, und sich auch in manchen
italiänischen Marmorarten eingemengt findet,
nahmentlich in einer Art: von so genanntem verde
antico
und im Polzevera.

8. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)

Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen.
einerseits ins Lichtberggrüne, anderseits ins
Schwarzgrüne (so besonders der unter dem Nah-
men der pietra d'Egitto bekannte schöne antike
ägyptische, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr
oder weniger durchscheinend; fettglänzend; split-
teriger Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.

Eine besonders merkwürdige Abart ist der
Punammustein, Beilstein. Lauchgrün in man-
cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl
Finken. Gewicht = 3007 L. Fundort zumahl
auf Tavai-Punammu (der südlichen von den
beyden neu-seeländischen Inseln) woselbst unsere
dasig. u. Antipoden ihre Hacken, Meisel, Ohrge-
hänge etc. (aber keine Beile) daraus verfertigen.

[Seite 603]

9. Chrysolith, Peridot.

Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglän-
zend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längs-
gestreift; crystallisirt in breiten viereckigen Säu-
len, mit abgestumpften Seitenkanten und meist
sechsseitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht =
3375. Gehalt (nach Klaproth) = 43,50 Talk-
erde, 39 Kieselerde, 19 Eisenkalk. Fundort nicht
genau bekannt; vermuthlich in den türkischen
Morgenländern.

10. Olivin, basaltischer Chrysolith.

Olivengrün, in mancherley Abstufungen (ver-
wittert wird er ochergelb); durchscheinend; glas-
glänzend; muscheliger, theils blätteriger Bruch;
rissig; eingesprengt in Trapp; Basalt und Tuff-
wacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap-
roth) = 38,50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0,25
Kalkerde, 12,50 Eisenkalk.

Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen
als dem Gehalte nach, das merkwürdige Fossil,
welches die Blasenräume del berühmten von
Hrn. Pallas 1772 am Jenisei wiedergefundenen
großen Eisenmasse füllt*), und (nach Howard)
= 27 Talkerde, 54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und
1 Nickelkalk hält**).

[Seite 604]

11. Asbest.

Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt;
von faserigem oder blätterigem Gefüge.

Man unterscheidet folgende vier Arten:

1) Amianth, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.

Meist grünlich weiß; wenig durchscheinend;
starkschimmerd, theils mit Seidenglanz; in zar-
ten theils spannenlangen Fasern; elastisch bieg-
[Seite 605] sam. Gehalt eines schwedischen (nach Berg-
mann) = 17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 2,2 Eisenkalk. Fund-
ort unter andern in Graubünden, auf Corsica,
und besonders häufig in Schina, wo man sich
seiner gewöhnlich zu Lampendochten bedient.

2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.

Meist ins Lauchgrüne; wenig durchschneinend;
glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken;
unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48,45
Talkerde, 46,66 Kieselerde, 4,79 Eisenkalk.
Bricht oft in und bey Serpentinstein.*)

3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana
. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)

Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils
blätterig, theils dicht; der Bruch theils verwor-
ren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mit-
telgewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann)
= 26,1 Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7 Kalk-
erde, 2 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort unter
andern in sehr großen Stücken im Olonez-
kischen.**)

4) Bergholz, Holzasbest.

Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt
schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge;
weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam;
gibt glänzenden Strich. Das aus mancher
Rücksicht noch sehr räthselhafte Fossil bricht bey
Sterzingen in Tyrol.

[Seite 606]

12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante.)

Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue;
mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.

In folgenden vier Arten:

1) Gemeiner Strahlstein, (Schwed. Horn-
blenda.
)

Von mancherley Grün; durchscheinend, glän-
zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils
gleichlaufend, theils divergirend strahlig; meist
crystallisirt in langen, breitgedruckten, theils
nadelförmigen vier- oder sechsseitigen Säulen;
halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach
Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9,3
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 4 Eisenkalk.

Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig gemengter Quarz sey, ist schon oben er-
innert. (S. 553).

2) Asbestartiger Strahlstein.

Grünlich; graulich etc. sehr wenig durchschei-
nend; mattschimmernd; meist divergirend fase-
rig; ungeformt; weich; etwas fettig anzufüh-
len. Uebergang in Asbest. Fundort unter an-
dern am Fichtelberge.

3) Glasartiger Strahlstein, Glasamianth.

Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde.
Gehalt (nach Bergmann) = 12,7 Talkerde, 72
Kieselerde, 2 Thonerde, 6 Kalkerde, 7,3 Eisen-
kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.

4) Körniger Strahlstein, Smaragdit, Bit-
terstein. Diallage.

Smaradgrün und theils auch blaulichgrau;
nur an den Kanten wenig durchscheinend; Atlas-
[Seite 607] glänz; splitteriger Bruch; hart; ausnehmend
zähe. Gewicht = 3146. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 6 Talkerde, 50 Kieselerde, 13 Kalk-
erde, 11 Thonerde, 5,5 Eisenkalk, 7,5 Chrom-
kalk, 1,1 Kupferkalk. Fundort zumahl in den
Berneralpen und in Corsica (verde di Cor
sica duro
).

13. Arendalit, Akanthikone.

Dunkellauchgrün; undurchsichtig; theils derb,
theils crystallisirt, und das in breiten sechsseiti-
gen Säulen, die Enden mit zwey oder vier Flä-
chen zugeschärft oder auch zugespitzt. Die Cry-
stalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend;
Längenbruch blätterig; Querbruch muschelig.
Gewicht = 3640. Gehalt (nach Gmelin) =
17 Talkerde, 36,50 Thonerde, 20 Kieselerde,
11,34 Kalkerde, 15 Eisenkalk. Fundort in den
Eisengruben zu Arendal in Norwegen.

Ihm ähnelt der Epidot, oder Thallit oder
sogenannter grüner Schörl von Dauphiné;
daher auch Hr. Werner beide Fossilien mit
dem gemeinschaftlichen Nahmen des Pistacits
belegt.

14. Baikalit.

Olivengrün in mancherley Abstufungen; wenig
durchscheinend; glasglänzend; Längenbruch
blätterig mit einfachem Durchgang: der Quer-
bruch muschelig; meist crystallisirt als vierseitige
Säule mit abgeschärften Kanten; theils in sehr
großen Crystallen. Gewicht = 2200. Gehalt
(nach Lowitz) = 30 Talkerde, 44 Kieselerde, 20
Kalkerde, 6 Eisenkalk. Bricht zwischen Feld-
[Seite 608] spath und großblätterigem Glimmer an den Quel-
len der Sljudenka im S. W. des Baikals*).

15. Sahlit, Malacolith.

Grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den
Kanten durchscheinend; fast von Wachsglanz;
theils ungeformt, theils crystallisirt; auch meist
in vierseitigen Säulen mit abgestumpften Kan-
ten. Gewicht = 3236. Gehalt (nach Vauque-
lin) = 19 Talkerde, 53 Kieselerde, 20 Kalk-
erde, 3 Thonerde, 4 Eisen- und Braunstein-
kalk. Fundort Arendal.

16. Tremolit. Grammatite.

Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges,
theils blätteriges Gefüge; meist divergirend;
bricht meist in einem Muttergestein von weißem,
körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk
(Dolomit).

In folgenden drey Arten (fast wie beym
Strahlstein):

1) Gemeiner Tremolit.

Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils
krummfaserig; meist ungeformt, theils aber cry-
stallisirt in sehr geschobenen vier- oder sechsseiti-
gen Säulen, meist mit Querrissen; selten stern-
förmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde,
60,50 Kieselerde, 23,25 Kalkerde. Mit der
Nadel im Finstern gekritzelt gibt er einen leuch-
tenden Strich. Fundort zumahl das Lavantiner-
thal am St. Gotthard.

[Seite 609]

2) Talkartiger Tremolit.

Ins Silberweiße; perlmuttergänzend; fast
undurchsichtig, theils blätterig; fettig anzufüh-
len; silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt
nicht wie die vorige Art (aus deren Verwitterung
sie aber entstanden seyn mag). Fundort eben-
falls am St. Gotthardsberge.

3) Glasartiger Tremolit.

Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchschei-
nend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch
aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde;
hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise.
Fundort unter andern auf Ceilan.*)

17. Boracit.

Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonder,
bare Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes
Produkt der hannöverischen Lande; und findet
sich selten farbenlos und wasserhell; meist weiß,
theils rauchgrau, und mehr oder weniger durch-
scheinend; frisch ist es glasglänzend; verwitternd
aber rauh und matt; bricht muschelig; immer
rein auscrystallisirt, eigentlich als Würfel mit
abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die
Flachen der letztern abwechselnd Sechsecke und
Dreyecke bilden, und so der ganze Crystall ge-
wöhnlich 26 Flächen hat. (– tab. II. fig. 3. –).
Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt
(nach Westrumb) = 13,50 Talkerde, 68 Borax-
[Seite 610] säure, 11 Kalkerde*), 1 Thonerde, 2 Kiesel-
erde, 0,75 Eisenkalk. Bey erhöheter Tempera-
tur zeigt er die Elektricität des Turmalins, aber
mit vier Axen, deren jede von einer der sechsei-
tigen stark abgestumpften Eckflächen nach der ge-
genüberstehenden schwachabgestumpften dreyseiti-
gen der gleichen Fläche liegt, und wovon jenes
Ende der Axe positive, und hingegen daß letztere
negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art
so einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr
kleinen ebenfalls reinauscrystallisirten Rauchcry-
stallen) im schuppigen Gypsstein des so genann-
ten Kalkbergs bey Lüneburg.


VII. Kalkgeschlecht.

Die Kalkerde (der so genannte leben-
dige, caustische, gebrannte oder ungelöschte
Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich
mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber
sehr leicht mit andern, zumahl mit Thon- und
Kieselerde); hat starke Anziehungskraft zur
Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefel-
säure zu Gyps, mit der Spathsäure zu Fluß etc.;
und färbt blaue Pflanzensäfte grün.

Die hierher gehörigen Fossilien sind meist
nur halbhart, theils gar weich**); sie werden
[Seite 611] im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils
animalischen Ursprungs; und machen eins der
allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.

Die mancherley Gattungen dieses Ge-
schlechts werden am natürlichsten nach ihrer
Verbindung mit den verschieden Säuren
eingetheilt:

A) Kohlensaure Kalkarten. Chaux
carbonatées
.

1. Kalkspath.

Theils wasserhell, meist aber weiß; selten far-
big; mehr oder weniger durchsichtig; starkglän-
zend; hat rhomboidale Textur, und größere
klare Stücken davon zeigen ausfallend starke dop-
pelte Strahlenbrechung*); daher denn der
Nahme Doppelspath, Spatum disdiaclasticum
(ehedem irrig so genannter isländischer Crystall,
Androdamas etc.); bricht theils ungeformt,
theils stalaktitisch; theils wie stängelich zusam-
mengehäuft; häufigst aber auch crystallisirt; zu-
mahl in sechsseitigen Säulen als so genannte
Canondrusen etc. (– tab. II. fig. 10. –); theils
verschiedentlich zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger
stumpfwinkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –);
oder in sechsseitigen Tafeln, die dann theils in
[Seite 612] die Säule übergehen; oder in einfachen oder
doppelten dreyseitigen Pyramiden (– tab. II.
fig. 1. –), letztere theils so platt niedrig, daß
sie Linsen bilden, als so genannter Nagelkopf-
spath etc., theils in Rhomben; theils in sechs-
seitigen Pyramiden, als so genannte Schweins-
zähne etc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach
Bergmann) = 55 Kalkerde, 34 Kohlensäure,
11 Wasser. Uebergang in körnigen Kalkstein,
in Braunspath etc.

Hierher gehört auch der irrig so genannte cry-
stallisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von
Fontainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern
durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne
deutliches Spathgefüge; sondern mit splitterigem
Bruche; rhomboidal crystallisirt mit rauher
Außenfläche. Gewicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durch-
scheinend; von Glasglanz und blätterigem Bruch;
crystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II.
fig. 10. –) häufig als Zwillingscrystal (Fr.
macle); theils wie aus mehreren kleinen stän-
glicht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge
nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt (nach
Klaproth) = 54 Kalkerde, 42 Kohlensäre, und
etwas Wasser. Hat den Nahmen von seinem Fund-
ort, wo er nesterweise in ziegelrothen Gyps bricht.

3. Schieferspath.

Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei-
nend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch
blätterig ins Schiefrige; bloß ungeformt; weich;
braust stark mit Säuren. Gewicht = 2474.
Fundort besonders Schwarzenberg im Erzgebirge.

[Seite 613]

4. Braunspath. Magnesites. (Fr. Spath
perlé
).

Weiß, in mancherley Farben übergehend, zu-
mahl ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an den
Kanten durchscheinend; glasglänzend; mit blät-
terigem Bruch; und rhomboidalen meist sehr ge-
schobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils
aber crystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhom-
ben etc.: etwas härter als Kalkspath; braust
auch schwächer mit Säuren. Gewicht 2880 L.
Gehalt (nach Bergmann) = 50 kohlensaure
Kalkerde, 28 Braunsteinkalk, 22 Eisenkalk. Ue-
bergang einerseits in Kalkspath, anderseits in
Roth-Braunsteinerz.

5. Bitterspath, Rautenspath.

Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.;
durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben cry-
stallisirt; meist mit einem kalkartigen Ueberzug.
Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) =
52 kohlensaure Kalkerde, 45 Talkerde, 3 Eisen-
kalk. Fundort zumahl im Salzburgischen und
Steyermärkischen; meist im talkartigen Schnei-
destein.

Eine besondere Abart ist der spargelgrüne,
stängelichte Bitterspath, auf der Außenfläche
in fast rechtwinkeligen Tetraëdern mit abge-
stumpften Seitenkanten drufig crystallisirt. Ge-
wicht = 2880 L. Gehalt (nach Klaproth) =
33 Kalkerde, 14,50 Talkerde, 2,50 Eisenkalk,
47,25 Kohlensaure, 2,75 Wasser etc. Fundort
bey Glücksbrunn im Meiningischen.

6. Kalksinter. Tofus calcareus.

Von mancherley Farben; doch an den mehre-
sten Orten nur weißlich; mehr oder weniger
[Seite 614] durchscheinend; theils undurchsichtig; aus kalki-
gem Wasser abgesetzt*); der Bruch dicht, oder
faserig oder schalig; und hiernach also drey Arten:
die sich nahmentlich im Carlsbad in zahllosen
Spielarten der Farben, Zeichnungen etc. finden;
die ersten beyden unter dem gemeinschaftlichen
Nahmen des dasigen Sprudelsteins, die dritte
als Erbsenstein.

1) Dichter Kalksinter.

Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit;
theils marmorartig**) polirbar; theils aber auch
erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rück-
sicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein,
da er an die Wände der in Kalkgebirgen befind-
lichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cister-
nen etc. die kalkiges Wasser enthalten**), ab-
gesetzt wird; oder auch andere fremde Körper
überzieht; oder sich sonst in mancherley zufälli-
gen Gestalten (wie z.B. unter dem mancherley
Travertino das sogenannten Confetto di Tivoli)
anlegt; oder auch Klüfte und andere Zwischen-
räume dicht ausfüllt, wie z.B. im Knochenfels
von Gibraltar, wo er die Osteolithen und Stein-
trümmer zusammencämentirt.

[Seite 615]

2) Faseriger Kalksinter.

Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem
Gefüge; gleichlaufend oder divergirend: der
frische Bruch meist schimmernd; häufig stalacti-
tisch als Tropfstein; theils in mancherley zu-
fälliger Gestalt, als so genannte Naturspiele.
Gehalt (nach Bergmann) = 64 Kalkerde, 34
Kohlensaure, 2 Wasser. Fundort zumahl in den
gedachten Berghöhlen: z.B. in der auf Antipa-
ros, in der Baumannshöhle am Unterharz etc.

Dahin gehört auch der theils ausnehmend
schöne feinkörnige, polirbare alabastrites der
Alten. (Ital. alabastro antico, Fr. albâtre
calcaire
oder oriental.)

Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die
so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglän-
zendem Bruche mit krummlaufenden, theils wie
durcheinander gewirrten Fasern; und krummästi-
ger zackiger Gestalt. Fundort zumahl an den
Seitenwänden der Schatzkammer des Arzberges
zu Eisenerz in Steyermark, beym Spatheisenstein.

3) Schaliger Kalksinter.

Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen;
theils als eine Art Rindenstein, meist krumm-
schalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber-
zug über Sandkörner; so z.B. die so genannten
Drageen von Radicoffani.

Von der Art ist vorzüglich der gedachte carls-
bader Erbsenstein, pisolithus, der sich großen-
theils in Massen zusammengebacken findet, theils
polirbar ist, und nicht mit dem unten anzufüh-
renden Rogenstein verwechselt werden darf.

[Seite 616]

7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr,
Bergziger. Lac lunae, Morochthus.

Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort
unter andern nahmentlich im Mondloch am lu-
cerner Pilatusberge.

Eine besondere Abart ist die lockere Glanz-
erde oder Schaumerde von Rubitz bey Gera,
die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und
einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet.
Lippert bedienete sich ihrer zu seinen Abdrücken
von geschnittenen Steinen.

8. Kreide. Creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)

Feinerdig, weich, doch fester als die Mond-
milch; stark abfärbend; hängt stark an der
Zunge. Mittelgewicht = 2525. Hält auf 40
p. C. Kohlensäure. In ihr findet sich oft Feuer-
stein (s. oben S. 560.) und Versteinerungen von
Seethieren der Vorwelt; bildet theils ganze Flöz-
gebirge, zumahl an Seeküsten (daher Albion und
Creta oder Candia ihren Nahmen haben).

9. Kalkstein (und Marmor).

In mancherley Farben und Zeichnungen; meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un-
geformt; meist polirbar, da dann die feineren
Sorten Marmor genannt werden.

Begreift besonders nach Verschiedenheit des
Korns folgende zwey Hauptarten:

1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor,
Glanzmarmor.

Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder
doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht
marmorirt); wenigstens an den Kanten durch-
[Seite 617] scheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils
wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden,
theils schuppig etc. Daher Uebergänge einerseits
in den ungeformten Kalkspath, anderseits in den
dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Verstei-
nerungen; aber der carrarische (marmor Lunen-
se
) zuweilen wasserhelle Bergcrystalle. Gebrauch
zu Bildhauerey und Baukunst; zumahl die herr-
lichen Sorten von bianco antico und unter diesen
vor allen der berühmte Parische, durchscheinend
wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben
= 2837.

* * *

Gar sehr von den übrigen verschieden ist doch
der Dolomit im Levantinerthal am St. Gotthard
etc.; wo er das Muttergestein des dasigen Tremo-
lits ausmacht, und in nicht zu dicken Tafeln
biegsam ist. Er löst sich schwer in Säuren auf;
gibt, im Finstern geschlagen, phosphorisches
Licht; und hält (nach Klaproth) 52 kohlensaure
Kalkerde, 46,52 kohlensaure Talkerde, mit etwas
Eisen- und Braunsteinkalk.

2) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger,
polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfa-
chen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt,
marmorirt, geadert etc. in endloses Mannigfal-
tigkeit. So z.B. vom einfarbigen die vorzüg-
lichen antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.;
vom zweyfarbigen, pavonazzo, weiß mit ro-
then Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß,
roth und gelb geflammt; mit vieren, brocca-
tello
, weiß, roth, gelb und grau; u.s.w. So
unter denen mit besondern Zeichnungen, z.B.
Dendriten-Marmor (alberino); Ruinen-
[Seite 618] Marmor (cittadino ruderato, paësino, Ri-
maggio
etc.) der schon in Mergelstein übergeht etc.
So unter denen, die fremde Körper enthalten,
besonders die Petrefacten-Marmor, und unter
diesen wieder nahmentlich der Muschel-Mar-
mor (Lumacchella); und der Corallen-Marmor,
wohin die pietra stellaria gehört etc. Mancher
besteht als Breschen-Marmor als zusammen-
cämentirten Trümmern von andern Marmorar-
ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durch-
zogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera
(S. 602.), oder geflammt, wie der ausnehmend
schöne lauchgrüne Cipollino antico u.s.w. –
Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor
meist splitterigen Bruch; theils in schieferigen Ge-
füge (– so z.B. der neuerlich zur Polyaviogra-
phie oder Steindrucken angewandte Pappen-
heimer Kalkschiefer, in welchem sich auch die merk-
würdigen Abdrücke von tropischen Seegeschöpfen
der Vorwelt finden. –). Mittelgewicht = 2675.
Uebergang in Mergelstein. (So z.B. der ältere
Flözkalkstein, der auch in manchen Gegenden
Zechstein heißt). Bildet große durch alle Welt-
theile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemei-
niglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträcht-
licher Teufe) mit dem gemeinen Petrefactenstein
überzogen sind, welcher die allgemeinste Grab-
stätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt
ausmacht.

Zu den besondern Abarten des gemeinen Kalk-
steins gehört nahmentlich auch der faserige, und
hauptsächlich der sogenannte Rogenstein, Ham-
mites
, der nicht mit dem Erbsenstein verwechselt
werden darf, sondern aus mächtigen, theils ganze
Flözlagen bildenden Massen von gleichgroßen Kör-
nern, dichten, (selten concentrisch schaligen)
[Seite 619] Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges oder
mergelartiges Cäment zu einem festen Gestein
zusammen verbunden sind. Es gehören dahin
nahmentlich die berühmten Sorten von englischem
Baustein, Portlandstone, Purbeckstone etc.

10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl.
marl.)

Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; un-
durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang
und Festigkeit. Daher besonders drey Hauptar-
ten desselben zu unterscheiden sind:

1) Erdiger Mergel, Düngmergel.

Mehr oder weniger los oder zusammenge-
backen; mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich
durch Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der
Luft Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder spä-
ter. Nach dem vorwaltenden Bestandtheile wer-
den die Abarten benannt (Kalkmergel, Thonmer-
gel*) etc.), und auch ihr Gebrauch zur Verbesse-
rung verschiedener Arten von Boden bestimmt.

2) Mergeltuff, Tuchstein.

Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch;
zerfällt nicht an der Luft, sondern verhärtet viel-
mehr. Fast immer voller Reste und Spuren vege-
tabilischer Körper die davon incrustirt worden;
besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und
Schilf (letzteres zumahl im röhrförmigen so ge-
nannten Beinwell oder Beinbrech, Osteo-
colla
); aber auch in manchen Gegenden kleine
Flußschneckchen; in andern calcinirte See-Conchy-
[Seite 620] lien (s. oben S. 536 u. f.) etc. Bildet hin und
wieder große Lager von niederem aufgeschlemm-
ten Lande; in welchem sich häufig die Reste der
fossilen Elephanten, Rhinocere, u.a. tropische
Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in
so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk etc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch: auch in mancher-
ley besonderer Gestalt, als Mergelnüsse, so ge-
nannte Ingwersteine etc. hat erdigen Bruch. Ue-
bergang in dichten Kalkstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bey Jena
brechende, durch Reiben phosphorescirende
Sandmergelstein*): und der wegen seiner ei-
genen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus
Helmontii
(Fr. Dés de van-Helmont,
Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen
Gegenden, wie z.B. um Antwerpen und im
Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leber-
braunen Mergelsteins besteht, die durch Schei-
dewände von grauem dichten Kalksinter von ein-
ander abgesondert sind, und im Ganzen theils
kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Mas-
sen bilden.

11. Bituminöser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulich schwarz; undurchsichtig; schim-
mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von
Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle-
ber etc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver-
schieden sind; selten enthält er hingegen unbe-
[Seite 621] kannte Seegeschöpfe, wie z.B. der bey Voll in
Schwaben die colossalische Medusen-Palme (hel-
mintholithus
portentosus Linn.). Oft ist er
stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty cop-
perore
); und theils ansehnliche Flöze bildet,
die einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues
ausmachen.

12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, ander-
seits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr
selten durchscheinend; meist erdiger, theils split-
teriger Bruch; theils marmorartig, polirbar;
meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schie-
ferig; selten spathartig [wie z.B. der Stinkspath
oder Leberspath von Lissabon*)]. Wenn er ge-
schabt oder scharf gekratzt wird, gibt er einen
Geruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig
Versteinerungen, und zwar sowohl Incognita
der Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch or-
ganisirte Körper beyder Reiche aus der jetzigen
Schöpfung, wie z.B. im öninger Stinkschiefer**).

B) Schwefelsaure Kalkarten. Chaux
sulfatées
.

Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen, im Ganzen
genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus
weit weicher.

[Seite 622]

13. Gypsspath, Selenit, Frauenels,
Marienglas. (Ital. scagliola.)

Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß-
lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr
oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter-
glanz; blätteriges Gefüge; ein wenig biegsam,
doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht
mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils
aber auch crystallisirt*); zumahl in Linsenform,
oder in rautenförmigen Tafeln mit zugeschärften
Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf man-
cherley Weise als Zwillingscrystall; selten in
achtseitiger Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w.
Gehalt = 32 Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22
Wasser.

14. Gypssinter.

So wie der Kalksinter als Tropfstein, oder
Rindenstein, oder sonst als Ueberzug über andere
Körper etc.; theils faserig, theils dicht. Letzterer
theils alabasterartig.

15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmels-
mehl. Farina fossilis.

Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß;
theils ins Grauliche etc.; staubartig. Fundort
in den Klüften der Gypsberge.

[Seite 623]

16. Gypsstein.

Meist weißlich oder graulich, doch auch in an-
dere, meist unansehnliche Farben; mehr oder
weniger durchscheinend; immer ungeformt.

Davon folgende drey Arten:

1) Schuppiger Gypstein, auch schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge-
nannt. Gypsum lamellosum.

Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig
durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige.
Gewicht = 2167. Gehalt (nach Kirwan) =
32 Kalkerde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser.
Theils mit andern Fossilien inniger oder gröber
gemengt, z.B. mit Quarz (bey Wisbaden), mit
Hornstein [bey Montmartre*)]. Oft hält er
andere Fossilien, theils ausschließlich in sich ein-
gewachsen; so z.B. bey Lüneburg den Boracit,
in Arragonien den Arragonit; in Gallizien zimmt-
braune kleine Quarzcrystalle (die irrig so genann-
ten Hyacinthen von Compostella) etc.

2) Strahlgyps, Katzenstein. Gypsum fibro-
sum, lapis inolithus, stirium
.

Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer-
bruch theils gerade-, theils krumm-faserig;
meist schimmernd; theils mit Perlmutterglanz;
theils zerreiblich: meist in dünnen Lagen. Ge-
wicht = 2305.

[Seite 624]

3) Alabaster. Gypsum densum.

Theils blendendweiß; aber auch in mancherley
andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc.; der
weiße theils stark durchscheinend; matt; der
Bruch aus dem Splitterigen ins Erdige.

17. Anhydrit, Muriacit.

Begreift zwey neuerlich entdeckte schwefelsaure
Kalkarten, die sich außer ihrem äußern Habitus
vorzüglich durch den Mangel des Crystallisations-
wassers von den übrigen auszeichnen.

1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.

Meist milchweiß; sehr durchscheinend; perlmut-
terglänzend; dreyfacher rechtwinklichter Durch-
gang der Blätter; sehr leicht zersprengbar: Ge-
wicht = 2964. Gehalt (nach Vauquelin) = 40
Kalkerde, 60 Schwefelsäure. Fundort beym
Steinsalz im Salzburgischen und im C. Bern.

2) Derber Anhydrit, blauer Gyps.

Meist himmelblau, ins Graue etc.; wenig durch-
scheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt
(nach Klaproth) = 24 Kalkerde, 57 Schwefel-
säure mit etwas Kieselerde und Eisenkalk. Fund-
ort zumahl Sulz am Neckar.

18. Gypsleberstein.

Begreift die dem Stinkstein (S. 621.) analo-
gen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Sele-
nite, die, wenn sie geschabt werden, wie Schwe-
felleber riechen; sind meist von rauchgrauer Farbe.

C) Spathsaure Kalkarten. Chaux
fluatées
.
[Seite 625]

19. Flußspath. (Fr. Spath fluor.)

Hat den Nahmen von dem Gebrauche, den
man beym Hüttenwesen davon macht. Findet
sich von den mehrsten Farben der Edelsteine; sel-
ten ungefärbt; mehr oder weniger durchsichtig;
glasglänzend; mit spathartigem Gefüge; theils
ungeformt; selten stängelicht zusammengehäuft
(so der honey-comb spar von Derbyshire);
häufig crystallisirt, zumahl cubisch; selten in
doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II. fig.
5. –); meist polirbar. Gewicht eines smaragd-
grünen = 3481. Gehalt (nach Kirwan) = 57
Kalkerde, 16 Spathsäure, 27 Wasser. Auf glü-
hende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er meist
mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch
schon in größern Stücken und ohne dadurch zu
zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von
Nertschinsk (der deshalb so genannte Chloro-
phan oder Pyrosmaragd).

Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist
grünlich- oder blaulich-weiß; schwach durch-
scheinend; mit schimmerndem Bruche; ungeformt.
Fundort zumahl Derbyshire, und Strasberg
am Harz.

20. Flußerde.

Meist graulichweiß; theils staubartig, meh-
lig, theils von kreidiger Consistenz; mager; et-
was abfärbend; auf heißer Asche gibt sie das
grüne Licht wie der Flußspath, woraus sie ver-
muthlich durch Verwitterung entstanden; doch
hält sie außer der Spathsäure auch etwas Phos-
[Seite 626] phorsäure. Fundort bey Sigeth in Ungarn, und
in Andalusien.

D) Phosphorsaure Kalkarten.
Chaux phosphatées.

21. Apatit.

In mancherley Farben, fast wie der Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend;
der Querbruch blätterig, der Längenbruch ins
Muschelige. Gewöhnlich crystallisirt, meist in
sechsseitigen Säulen von mancherley Abartung.
Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) =
55 Kalkerde, 45 Phosphorsäure und etwas
Braunsteinkalk; auf Kohlen gebröckelt phospho-
rescirt er ebenfalls mit grünem Lichte. Fundort
zumahl die Zinnwerke bey Ehrenfriedersdorf und
Schlackenwalde.

Auch der Spanische Spargelstein und der
Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.

22. Phosphorit, erdiger Apatit.

Gelblich-weiß; undurchsichtig; von erdigem
Bruche; magern Korn; splitterigem Bruche,
der theils auch ins Faserige übergeht; halbhart;
schwer; im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt
gibt er leuchtenden Strich, und auf Kohlen ge-
bröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht Fund-
ort bey Truxilla in Estremadura in abwechselnden
Schichten von gemeinem Quarz.

E) Boraxsaure Kalkart Chaux
boratée
.

23. Datholith.

Milchweiß; durchscheinend; fettglänzend;
Bruch aus dem Kleinmuschligen ins Splittrige;
[Seite 627] derb und crystallisirt (wies scheint würflich mit
abgestumpften Kauten). Gehalt (nach Klap-
roth) = 35,5 Kalkerde, 36,5 Kieselerde, 24
Boraxsäure, 4 Wasser. Fundort Arendal.


VIII. Strontiangeschlecht.

Die Strontianerde ist zuerst vom von Hrn.
R. Sulzer in Ronneburg und Dr. Crawford
für eine besondere Grunderde anerkannt wor-
den. Zu den Haupteigenschaften derselben ge-
hört, daß sie mit Salzsäure nadelförmige Cry-
stallen bildet, und daß eine Auflösung dersel-
ben in Weingeist carminroth brennt, wenn
Papier, Baumwolle etc. damit eingetränkt und
angezündet worden. Die salpetersaure Auf-
lösung derselben gibt sechsseitige, dicke, tafel-
förmige Crystallen.

Diese Erde findet sich mit zweyerley Säu-
ren, mit der Kohlen- und Schwefelsäure ver-
bunden. Also

A) Kohlensaure Strontianart.
Strontiane carbonatée.

1. Strontianit.

Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch-
scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; fa-
serig; theils stängelicht zusammengehäuft; meist
in keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt;
äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten
Crystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach
[Seite 628] Klaproth) = 69,50 Strontianerde, 30 Kohlen-
säure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im
Bleygange des Granitgebirges bey Strontian
in Schottland, meist in Schwerspath einge-
wachsen.*)

B) Schwefelsaure Strontianart.
Strontiane sulfatée.

2. Cälestin, Schützit.

Nicht bloß, wie der erste Nähme andeutet,
blau, sondern auch weiß, gelblich, graulich etc.;
mehr oder weniger durchscheinend und auch un-
durchsichtig; sowohl von dichtem, als faserigem
und blätterigem Gefüge; theils derb, theils in
geschobenen vierseitigen Tafeln crystallirt. Ge-
wicht des faserigen aus Pennsylvanien = 3714 L.
Gehalt desselben nach Klaproth) = 58 Stron-
tianerde, 42 Schwefelsäure. Fundort außerdem
– zumal der blätterigen Abart – Bristol in
Sommersetshire und Mazzara in Sicilien, und
der derben erdigen bey Montmartre.

VII. Barytgeschlecht.

[Seite 629]

Die dieses Geschlecht charakterisirende
Schwererde (terra ponderosa, barytes)
ist zuerst von Bergmann für eine eigene
Grunderde erkannt worden, und hat den Nah-
men von ihrem ansehnlichen specifischen Ge-
wichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalk-
erde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in
hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet
sich mit der Schwefelsäure zu Schwerspath;
und wird aus ihren Auflösungen in der Salpe-
ter- und Salzsäure durch die Blutlauge gefällt.

Auch sie findet sich, wie die Strontianerde,
sowohl mit der Kohlen- als mit der Schwefel-
säure verbunden.

A) Kohlensaure Barytart. Baryte
carbonatée.

1. Witherit.

Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe;
durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus
fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist unge-
formt, springt in keilförmige Bruchstücke, auf
dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift;
sehr selten crystallisirt; und dann meist in sechs-
seitiger Säule mit sechsseitiger Spitze (– tab. II.
fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt
(nach Kirwan) = 78 Schwererde, 20 Kohlen-
säure. Fundort vorzüglich in den Bleywerken
zu Anglezark bey Chorley in Lancashire, und zu
[Seite 630] Steinbauer in Obersteiermark. Innerlich genossen
ist er warmblütigen Thieren ein Gift, aber auch;
wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt
und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.

B) Schwefelsaure Barytarten.
Barytes sulfatées.

2. Schwerspath (Fr. spat pésant, Engl.
cawk, ponderous spar.)

Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem
aber auch wie mancher Gypsspath, faserig; und
wie mancher Flußspath, dicht; daher dann fol-
gende drey Arten:

1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer-
spath.

Meist weiß, aber auch in mancherley andere,
doch nur unansehnliche, Farben; selten farbenlos
und wasserhell; meist mehr oder weniger durch-
scheinend; theils undurchsichtig; häufig unge-
formt; theils in dickschaligen Ablosungen; aber
auch in sehr vielartigen Crystallisationen; sowohl
in Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs
Seiten und mancherley Zuschärfung und Zu-
spitzung; auch als doppelt vierseitige Pyramide
(– tab. II. fig. 5. –) etc. Die Säulen theils
nadelförmig, wohin z.B. der so genannte Stan-
genspath von Freyberg gehört. Die Tafeln
häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die
theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind
(– tab. II. fig. 8 –); theils in sehr kleinen,
wie an Fäden angereihten, tafelförmigen Kry-
stallen als Haardrusen; oder sonst in mannig-
faltiger besondern Gestalt zusammengehäuft,
z.B. als Hahnenkammdrusen etc. Gewicht =
[Seite 631] 4430. Gehalt (nach Bergmann) = 84 Schwer-
erde (und oft auch etwas Strontianerde), 13
Schwefelsäure, 3 Wasser. Häufig auf Gängen,
wo er eine der gemeinsten Gangarten vieler Erze
macht; aber auch hin und wieder in Flözen.

Eine besonders anzuführende Abart ist der so
genannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte
Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer
Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, wo-
mit sein aschgraues, thonartiges Muttergestein
gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem
bey Osterode.

2) Faseriger Schwerspath, Bologneserspath.

Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch;
rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen,
gleichsam plattgedruckten Nieren (von Größe und
Form meist wie getrocknete Feigen). Gewicht =
2440. Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefel-
saure Schwererde, 16 Kieselerde, 14,75 Thon-
erde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenkalk,
2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno
bey Bologna; auch hat man aus dieser Abart
des Schwerspaths zuerst die so genannten Licht-
magnete verfertigt.

3) Dichter Schwerspath.

Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur
an den Kanten oder in Splittern durchscheinend;
matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge-
halt des Rammelsberger (nach Westrumb) =
83,5 schwefelsaure Schwer- und Strontianerde,
6,5 Kieselerde, 1,5 Thonerde, 2 schwefelsaurer
Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie ge-
sagt der Rammeisberg, aber auch Derbyshire etc.

[Seite 632]

3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwer-
spath.

Meist gelblichgrau; erdig; mager, rauh.
Besonders bey und auf gemeinem Schwerspath.

4. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sul-
fatée fétide
. Lapis hepaticus Cronst.

Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb;
nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch-
sichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen
ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Ei-
sen geschabt oder gekratzt wird, einen Geruch-
nach Schwefelleber. Fundort besonders Kongs-
berg in Norwegen, und Virginien.


Uebersicht der merkwürdigsten ge-
mengten
Gebirgsarten.

[Seite 633]

§. 244.

Wir haben bisher die Erden und Steine
als homogene (mechanisch einfache) Fossilien
betrachtet. Häufigst aber finden sich auch Fos-
silien verschiedner Gattungen und selbst aus
verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige,
aber bestimmte Weise und meist in ansehnli-
chen Massen und Gebirgslagern unter einander
gemengt, daher es, besonders für den geogno-
stischen Theil der Mineralogie, überaus wich-
tig ist, auch diese aus heterogenen Gattungen
von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa
s. petrae heterogeneae
) unter eine systema-
tische Uebersicht zu bringen*).

§. 245.

Doch schränken wir uns hier bloß auf die-
jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs-
verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit
Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln
[Seite 634] ein Fossil in einem andern gleichsam eingewach-
sen findet, wie z.B. zuweilen Bergcrystall im
carrarischen Marmor (S. 617) etc., oder wo ir-
gend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern
Gesteins andere Fossilien von weit neuerer Ent-
stehung abgesetzt worden, wie z.B. Kalksinter
in alten Erdschlacken oder Laven etc.

§. 246.

Jene eigentlich so genannten gemengten
Gebirgsarten lassen sich nach der verschiedenen
Verbindungsart ihrer Gemengstoffe unter fol-
gende drey Hauptclassen bringen:

A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey
gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem Pri-
mordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne alles
fremde Cäment oder Grundteig ursprüng-
lich wie in einander crystallisirt und inning
zusammen verwachsen sind, wie beym Gra-
nit; daher angeschliffene Stücke desselben
gleichsam einem Mosaik ähneln.

B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien
in einen Grundteig oder Hauptmasse von
anderer Steinart gleichsam eingeknetet
sind, wie beym Porphyr.

C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte
Körner und Gerölle durch ein Cäment
gleichsam zusammengekittet sind, wie in
den Breschen und im Sandstein.

[Seite 635]

Bey den beyden ersten Classen sind wohl
alle Gemengstoffe von gleichzeitiger Ent-
stehung.

Bey der dritten hingegen müssen, wenigstens
bey den Breschen, die Körner und Gerölle
früher gebildet gewesen seyn, ehe sie durch
ein Cäment unter einander verbunden
worden.

§. 247.

Ich habe versucht, wo es sich thun ließ,
die Hauptarten wieder in folgende Unterarten
abzutheilen:

a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr
eigentlich zukommenden Stoffen rein ge-
mengt ist, wie z.B. eigentlicher Granit
aus Feldspath, Quarz und Glimmer.

b) Afterarten, die, statt eines oder des
andern der ihr eigentlich zukommenden
Stoffe, einen oder den andern fremden
enthalten.

c) Uebermengte Arten, denen außer ihren
eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde
überzähliche beygemengt sind.

d) Halbarten, denen einer oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne
daß dafür ein fremder eingemengt wäre.

* * *
[Seite 636]

A) Gemengte Gebirgsarten mit ursprüng-
lich in einander gewachsenen Stoffen.

1. Granit.

In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in
mächtigen Bänken geschichtet; aber von mannig-
faltiger Verschiedenheit des grob- oder feinkör-
nigen Gemenges; oder des ungleichen Verhält-
nisses der Gemengstoffe; oder des mehr oder
minder festen und frischen Korns u.s.w.

a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.

Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und
Glimmer. S. z.B. der antike Granito rosso.
So auch das berühmte ungeheure Geschiebe aus
einem Sumpfe am finnischen Meerbusen, das
seines Gewichtes von drey Millionen Pfund un-
geachtet nach St. Petersburg transportirt worden, [Seite 637] um der Statüe Czaar Peters des großen zur
Basis zu dienen*).

Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls
ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver-
witterung steht.

b. Aftergranit.

S. z.B. der statt des Glimmers Hornblende
enthält, wohin auch manche antike Arten gehören
(nur nicht der wahre Syenit).

c. Uebermengter Granit.

Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und
Glimmer auch noch Hornblende oder Stangen-
schörl, Granaten, Demantspath, Zinnstein,
magnetischen Eisenstein**) etc. enthält.

d. Halbgranit.

Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht, welcher dann, wenn er innigst gemengt
ist, nach oryctognostischer Ansicht in den Grünstein
(S. 594) übergeht; oder aus Feldspath und
Glimmer, wohin man das Feldspath-Avantu-
[Seite 638] rino vom weißem Meere [S. 584 not.*)] rech-
nen kann etc.

2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)

Die Gemengstoffe wie beym Granit, an wel-
chen er auch meist angränzt, und daher theils in
ihn übergeht (zumahl durch den von Saussüre
so genannten Granit veiné); insgemein aber ge-
schichtet, dickflaserich, theils gar schieferig; bricht
in Ganggebirgen. Seine Unterarten übrigens
wie beym Granit:

3. Glimmerschiefer.

Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind
eigentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glim-
mer in schieferigem Gefüge. Häufig erzführend;
theils alaunhaltig. Es gehört dazu:

a. Eigentlicher Glimmerschiefer.

Mancher wird wegen seines Gebrauchs für
hohe Oefen Gestellstein (saxum fornacum)
genannt.

Eine vorzüglich schöne zimmtbraune, und
avanturinartig Goldschimmernde bricht bey
Catharinburg in Sibirien.

b. Uebermengter Glimmerschiefer.

Zumahl häufig mit Granaten, im so genann-
ten Murkstein.

B) Gemengte Gebirgsarten, bey welchen
einzelne Brocken von gewissen Fossilien
in einer homogenen Hauptmasse, wie
in einem Grundteige, liegen.

4. Porphyr. (Ital. porphido).

Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig
Hornstein; aber auch verhärteter Thon; oder
[Seite 639] Trapp; oder Pechstein etc.; gehört mehrentheils,
wie die beiden vorigen, zu den Ganggebirgsar-
ten, und bricht meist in derben Massen: doch
theils auch kugelich.

a. Eigentlicher Porphyr.

Feldspath und Hornblende, in eine der gedach-
ten Grundmassen eingemengt.

Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden
Härte etc. vorzüglichste und eigentlich so genannte
antike Porphyr, ist, wie schon der Nahme an-
zeigt, von rothbrauner Farbe und Grundmasse,
die aus einem eigenen hornsteinartigen, dem Ja-
spis sich nähernden Gestein besteht, und kleine
Brocken eines von dieser Grundmasse röthlich
tingirten, dichten Feldspaths und schwarzer Horn-
blende enthält. Fundort vorzüglichst Nieder-
Aegypten und das steinige Arabien.

b. Afterporphyr.

Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in man-
chen irrig so genannten alten Laven des Vesuvs
(S. 593).

c. Uebermengter Porphyr.

Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der
Grundmasse.

Von der Art ist z.B. der ungarische Grau-
stein (Saxum metalliferum Born.), der aus
einer Grundmasse von verhärtetem Thon mit
eingemengter Hornblende, Feldspath, Glimmer
und zuweilen Quarz, besteht. Fundort in Nie-
der-Ungarn, wo er das Hauptganggebirge und
das Muttergestein der mehresten dasigen reichen
Gold- und Silbererze ausmacht*).

[Seite 640]

d. Halbporphyr.

Mit einem einzigen Gemengstoff in der
Grundmasse.

So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr
(das fälschlich sogenannte Serpentino verde an-
tico
), mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher, (zu-
weilen auch grünsteinartiger) Grundmasse und
darein gemengten mittelmäßig großen Feldspath-
brocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.

5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.

Die Grundmasse des eigentlichen Porphyr-
schiefers ist meist der obgedachte Klingstein (S.
591). Eingemengt ist in sehr kleinen Körnern
Feldspath, Quarz etc. Das Gefüge, wie schon
der Nahme zeigt, schieferig.

Hingegen beym Weißstein oder (wie er von
seinem Fundort in Mähren, genannt wird) Na-
miesterstein der auch meist schieferige Textur
hat, macht weißer dichter Feldspath die Grund-
masse, in welcher kleine Granaten, theils auch
Glimmer etc. Porphyrartig eingemengt liegen.

[Seite 641]

C) Gemengte Gebirgsarten, aus dicht
zusammengehäuften Körnern und Ge-
röllen, die durch ein Cäment
gleichsam zusammen gekittet sind.

6. Bresche. (Ital. Breccia).

Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine
gemengte, meist sandsteinartige Hauptmasse ein-
gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cä-
ments sowohl als der inliegenden Gemengstoffe.
Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferi-
gem Gefüge.

Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:

Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cä-
ment verbundenen Sandstein, in welchem Ge-
rölle von Feuerstein, Kieselschiefer etc. fest einge-
wachsen sind*). Fundort vorzüglich in England;
der schönste bey St. Albans in Hertfordshire.

Das sogenannte Rothe todte liegende der
deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse
von stark eisenschüssigem durch Thon-Cäment ver-
bundenen Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel-
schiefer etc. in ungleichförmigen Körnern fester
oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häu-
fig, die unterste Flözlage in Bergwerken; bildet
aber auch theils ganze Berglagerungen;
zumahl in der Schweiz, denn die dafige Nagel-
fluhe**) ist von dieser Art.

[Seite 642]

Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine
Grundmasse von meist grauem, durch Thon-
Cäment verbundenem Sandstein, in welchem
Quarz von ungleichförmigen Geröllen oder Kör-
nern und theils sehr verschiedener Größe, fester
oder lockerer eingemengt liegt. Uebergang in
Sandstein, und zwar nahmentlich in denjenigen,
welcher bey den Steinkohlenflözen bricht, und
deßhalb (zum Unterschied vom gemeinen neuern
Flözsandstein) Kohlensandstein genannt, wird.
Macht eine Hauptgebirgsart des Oberharzes,
wo sie reiche Erzgänge führt, und ins Flözge-
brige übergeht.

7. Breschenschiefer.

Die Gemengtheile, wie bey den letztgedachten
Arten der Breschen, aber mit schieferigem
Gefüge.

So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen Gegenden des Oberharzes, z.B. am
Burgstetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Ab-
drücke enthält, die für die Geogenie um so merk-
würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise
die allerältesten Spuren von organisirter Schö-
pfung auf unserm Planeten sind.

8. Sandstein.

Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht
zusammen gekittet. Das Cäment ist von ver-
schiedener Art: z.B. kalkartig; oder thonartig;
oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz-
[Seite 643] artig, da dann solcher Sandstein in körnigen ge-
meinen Quarz (S. 552) übergeht.

a. Eigentlicher Sandstein.

Theils in mächtigen Lagern; theils mit cry-
stallinischem Korn; theils mit Abdrücken von Pe-
trefacten der Vorwelt und zwar aus beyden Rei-
chen organisirter Körper.

Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört
vorzüglich der, so sich bey Clausenburg in Ku-
geln der verschiedensten Größe findet.

Des so genannten crystallisirten Sandsteins
von Fontainebleau ist oben behörigen Orts beym
Kalkspath (S. 612) Erwähnung geschehen. Eher
verdient derjenige hier seine Stelle, der im Wir-
tembergischen bey Stuttgard und Tübingen bricht.

b. Uebermengter Sandstein.

Am allergemeinsten mit Glimmer.

Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
Würfelchen in dem sonderbaren Muttergestein
des rothen Chromiumerzes von Beresofsk im
Catharinburgischen.

Und so findet auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 575) hier
füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen
Quarz übergehenden Sandstein zu bestehen scheint,
welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen-
schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch mit
ungeformtem Topas und gelbem Steinmark
durchzogen ist.

9. Sandsteinschiefer.

Der sich also wegen seines Gefüges zum der-
ben Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer
[Seite 644] zum Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer
zur Grauwacke etc.

Besonders merkwürdig ist der seit etwa 24 Jah-
ren von neuem*) berühmt gewordene biegsame
Sandstein von villa rica in der brasilischen Pro-
vinz minas geraes. Zwischen seinem sonderbaren
meist flachsplitterigen Korn ist kein merkliches
Cäment zu unterscheiden.

Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeinig-
lich mit Glimmer übermengt und meist damit
im schieferigen Bruche durchzogen (so z.B. nah-
mentlich im englischen York-stone, Breming-
stone
etc.) Nur variirt dabey das Verhältniß
des Quarzes zum Glimmer sowohl in Rücksicht
der Menge als der Vertheilung gar vielartig.


Dreyzehnter Abschnitt.
Von den mineralischen Salzen.

[Seite 645]

§. 248.

Die Salze überhaupt unterscheiden sich von
andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte
Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken
Geschmack; durch ihr großes Aneignungs-
und Mischungsvermögen, d.h. ihren starken
Hang sich mit andern Stoffen, innig zu ver-
binden.*)

§. 249.

Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich
von Natur fossil finden), gehören zu den so ge-
nannten Mittel-Salzen (Salia media, neu-
tra, composita
), die nähmlich aus einer
Säure bestehen, verbunden, entweder A) mit
einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen
dieses Verbindungsvermögens so genannten al-
kalischen Erde, oder C) mit metallischen Kalken.

Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver-
bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber
wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auf-
[Seite 646] lösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füg-
licher wie oben geschehen, den Erden und Steinen
beygezählt.

§. 250.

Die mineralischen Salze werden am natür-
lichsten nach den verschiedenen Säuren, die
sie enthalten, unter folgende fünf Geschlechter
gebracht:

I. Salzsaure Mittel-Salze.

II. Schwefelsaure Mittel-Salze.

III. Salpetersaures Mittel-Salz.

IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und

V. Kohlensaures Mittel-Salz.


I. Salzsaures Geschlecht.

1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda.
Sal gemmae, muria montana. Sal am-
moniacum veter.
Soude muriatée.

Theils farbenlos und wasserhell; häufiger aber
graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.;
meist mehr oder weniger durchscheinend; theils
nur schimmernd, theils aber glänzend; der
Bruch theils dicht, theils blätterig, theils fa-
serig, theils körnig; meist ungeformt; selten
crystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit ein-
geschlossenen Wassertropfen etc. Gewicht = 2143.
Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Soda, 17 Wasser.
Zerspringt im Feuer mit Knistern. Bildet theils
[Seite 647] mächtige Flöze und Lager*) (Salz-Stöcke),
wie z.B. zu Bochnia und Wieliczka bey Kra-
kau etc. Theils aber wird es auch (als Seesalz)
an den Usern salziger Landseen durch die Sonne
als eine feste Rinde gradirt, wie z. E. bey
Alexandria in Aegypten und am Baikal.

2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am-
moniak. Sal ammoniacum. Ammonia-
que muriaté.
)

Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemisch-
tem Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd;
theils mehlich; theils in undeutlichen kleinen
Crystallen; zeigt einige Ductilität und Schnell-
kraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlend-
stechend, laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer
Rauch in die Höhe, Fundort zumahl in vulca-
nischen Gegenden.


II. Schwefelsaures Geschlecht.

und zwar

A) in Verbindung mit Laugensalz.

1. Natürliches Glaubersalz, schwefel-
saure Soda. Sal mirabile Glaub. Soude
sulfatée.

Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig
Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58
Wasser. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fund-
[Seite 648] ort untern andren bey der natürlichen Soda von
Debrezin.

B) In Verbindung mit alkalischen Erden.

2. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure
Talkerde. Magnesia vitriolata. Magnesie
sulfatée
.

Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel-
förmigen zusammengehäuften Crystallen. Gehalt
= 33 Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser.
Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern
bey Jena.

Eine besondere Abart ist das so genannte Haar-
salz (Halotrichum) von Idria, das sich durch
seine lange haarförmige Crystallen, silberweiße
Farbe und Seidenglanz auszeichnet.

3. Natürlicher Alaun, schwefelsaure
Thonerde. Alumen, argilla vitriolata.
Alumine sulfatée.

Meist graulich; theils durchscheinend; meist
nur schimmernd; theils seideglänzend; theils
erdig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich: z.B.
= 24 Schwefelsäure, 18 Thonerde, 58 Wasser.
Geschmack zusammenziehend, herbe, hintennach
süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen.
Zuweilen auch auf den so genannten Alaunerzen.
Gebrauch hauptsächlichst zur Färberei etc.

C) In Verbindung mit metallischen
Kalken.

4. Natürlicher Vitriol.

Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
[Seite 649] dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun-
den; doch werden sie auch dann a potiori benannt:

1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel-
saures Kupfer. Cuivre sulfaté, (coupe-
rose bleue
.)

Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glas-
glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230.
Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung
färbt das damit geriebene Eisen kupferroth. Her-
ber, zusammenziehender, ekelhafter Kupferge-
schmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in
Ungarn etc.

2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen. Fer sulfaté.
(couperose verte.)

Meist spangrün etc. verwittert aber ochergelb;
theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel-
kies etc.; meist durchscheinend; herber zusammen-
ziehender Tintengeschmack. Fundort z.B. im
Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul-
canen, Steinkohlen etc.*).

Als eine besondere Abart verdient die Berg-
butter, Steinbutter (Russ. Kamenoemaslo)
genannt zu werden, die gelb; durchscheinend;
wachsglänzend; blätterig; fettig anzufühlen ist
[Seite 650] und sich besonders häufig in Sibirien, auf dem
Altai, Ural etc. findet.

3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefelsau-
rer Zink. Zinc sulfaté, (couperose blanche.)

Gelblich weiß; schimmernd; meist faseriger
Bruch; theils als mehlicher Beschlag; theils
haarförmig (als mancher so genannte Feder-
Alaun); theils stalactitisch etc. Fundort z.B.
ebenfalls im Rammelsberge.

4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt.
Cobalt sulfaté.

Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend;
stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.


III. Salpetersaures Geschlecht.

1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure
Pottasche. Nitrum prismaticum. Potasse
nitratée.

Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,
theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder
wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920.
Geschmack bitterlich und kältend. Im Feuer
schmilzt er und auf glühenden Kohlen verpufft er;
mehrentheils ist er nur Kalkerde gemischt (als so
genannte Salpetererde). Fundort vorzüglichst in
Ludamar (im Innern von Africa), in Hindustan,
auch in Ungarn, Apulien etc., und bey Homberg
im Würzburgischen. Hauptgebrauch bekanntlich
zu Schießpulver, zu Scheidenwasser etc.

[Seite 651]

IV. Boraxsaures Geschlecht.

1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure
Soda. Swaga der Tibbetaner. Soude
boratée.

Meist grünlich grau; durchscheinend; wachs-
glänzend; krummblätteriger Bruch; crystallisirt
in sechsseitigen platten Säulen mit schräg zuge-
schärften Enden. Geschmack anfangs süßlich,
hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer.
Fundort an einigen alpinischen Seen in den
Schneegebirgen von Tibbet und Nepal. Ge-
brauch besonders zum Löthen etc.

2. Sassolin, natürliches Sedativfalz.

In gelblich weißen fast silberglänzenden schup-
pigen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt
(nach Klaproth) = 86 Boraxsäure, 11 schwefel-
saurer Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den
heißen Quellen (Lagoni) bey Sasso im Floren-
tinischen.

V. Kohlensaures Geschlecht.

1. Natürliche Soda, vulgo natürliches
mineralisches Laugensalz, kohlensaure
Soda, Natrum. Borech der Persianer.
Trona in der Barbarey. Nitrum der Alten.
Soude carbonatée

Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist
erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt-
glänzend; theils auf dem Bruche stängelich zu-
[Seite 652] sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar;
Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure
ungleich; theils 38 pro Cent etc. Fundort beson-
ders an den Natron-Seen in Aegypten etc. Mit
Thon gemengt auf den Heiden um Debrezin. –
Die alten Aegyptier beizten ihre Leichen einen
Monat lang in diesem Salze ein, ehe sie die-
selben zu Mumien bereiteten*); und den schiff-
brüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es
bekanntlich zur Erfindung des Glasmachens An-
laß gegeben haben. Noch jetzt wird es in den
Morgenländern häufig zu diesem letztem Zweck,
so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der
Zeuge, auch in Aegypten zum Brotteig und sonst
an die Speisen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali
calcareum
, das aus feuchten Mauren wie wol-
lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder,
aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit
Kalkerde vermischtes unreine natürliche Soda.


Vierzehnter Abschnitt.
Von den
(eigentlich so genannten)
brennlichen Mineralien
.

[Seite 653]

§. 251.

Brennlich oder combustibel heißen im
Grunde alle diejenigen Fossilien, die sich so
schnell mit dem Sauerstoff verbinden, daß da-
bey Wärmestoff und Lichtstoff frey werden.
Folglich gehören, genau genommen, auch die
Metalle darunter. Allein, da sich diese außer-
dem noch durch manche andere auffallende und
ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen
übrigen mineralischen Körpern auszeichnen, so
werden sie nach der alten einmahl allgemein an-
genommenen Eintheilung (§. 241.) unter eine
besondere Classe gebracht, und nur nachstehende
vier Geschlechter zu den eigentlich so genanten
brennlichen Mineralien gerechnet:

I. Natürlicher Schwefel.

II. Erdharz.

III. Graphit.

IV. Demant.

§. 252.

[Seite 654]

Das erste dieser Geschlechter und die mehr-
sten Gattungen des zweiten haben das mit ein-
ander gemein und hingegen von den übrigen
beyden verschiedne, daß sie sich, wenn sie rein
sind, in Oehl auflösen lassen, und schon im
Glühefeuer mit Rauch und Flamme und eige-
nem Geruch brennen oder wenigstens glimmen,
und zur Unterhaltung des Feuers dienen kön-
nen. Vom Erdharz ist Eine Gattung, nähm-
lich das Erdöhl, flüssig. Die übrigen trocke-
nen sind stark idioelektrisch.


I. Schwefelgeschlecht.

1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre. Engl. Brimstone)

In mancherley Abstufungen seiner bekannten
Farbe; mehr oder weniger durchscheinen; Fett-
glanz; muscheliger Bruch; spröde; meist unge-
formt und zwar sowohl locker als derb; theils
stalactitisch; theils crystallisirt, in dreyseitigen
oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht
= 2033. Schmilz bey 244° Fahrenh. und
bricht den 414° in Flamme aus. Oft unrein,
als Schwefelerde etc. Fundort zumahl in Gyps-
flözen, z. E. bey Lauenstein im Hannoverischen;
und dann auf und bey Vulcanen etc.

[Seite 655]

II. Erdharzgeschlecht.

1. Honigstein. Mellite.

Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro-
blematische Fossil, das inzwischen hier sein Stelle
finden mag; ist meist Honiggelb; durchscheinend;
glasglänzend; sehr spröde, von kleinmuscheligem
Bruch; immer crystallisirt, häufigst als doppelt
vierseitige Pyramide. Gewicht = 1666. Von den
verschiedenen bis jetzt noch sehr von einander ab-
weichenden Analysen des Honigsteins kommen doch
die neusten im großen Gehalt einer ihm eigenthüm-
lichen Säure überein. Fundort (theils zwischen
natürlichem Schwefel) in bituminosen Holz und
dergl. Holzerde, bey Artern im Mansfeldischen.

2. Bernstein, Agtstein. Succinum, ele-
ctrum, glessum Tacit
. (Fr. succin, am-
bre jaune, carabé
.)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe;
und vom Undurchsichtigen bis ins vollkommen
Durchsichtige; selten wasserhell, meist öhlklar*),
theils Glasglanz, theils Wachsglanz; musche-
liger Bruch; theils in besonderer Gestalt als
birnförmige oder kügelichte Tropfen. Läßt sich
drehen, poliren etc. Gewicht eines durchsichtigen
Weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure
(Fr. acide succinique); ist vermuthlich als Folge
[Seite 656] einer der frühren Erdrevolutionen*) aus Baum-
harz entstanden; hält nicht selten fremde Körper
eingeschlossen; zumahl Wald-Insecten etc. Fund-
ort vorzüglich Samland in Ostpreußen, theils
in Flözen von bituminösem Holz**)und Braun-
kohle, theils am Seestrande.

3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petro-
leum
. Bitume liquide (Engl. fossile Tar.)

Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich-
vollkommen tropfbar (so die Naphtha); theils
hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so
der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in
Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von man-
cherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins
Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün-
lich-braun); jenes durchsichtig; dieser hingegen
kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort,
zumahl die Naphtha auf den brennenden Feldern
am caspischen Meer, das Bergtheer besonders
auf Barbados, aber auch hier zu Lande z. E.
bey Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch
[Seite 657] der Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung etc.
des Berghteers zu Arzney etc.*)

4. Erdpech. Bitume.

1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.

Meist schwarz und nur in Splittern braun
durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas-
glanz; meist muscheliger Bruch; sehr spröde,
brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat einen
eigenen meist bitterlichen Geruch; brennt mit
dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort
zumahl auf dem todten Meere, das davon seinen
griechischen Nahmen hat. Ward von den alten
Aegyptiern zu ihren Compositionen zur Mumien-
bereitung genommen. Jetzt brauchen es die Tür-
ken, Araber etc. häufigst in Oel aufgelöst zum
Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um die Stech-
fliegen etc. abzuhalten. – Unter den Abarten
verdient der berühmte kostbare, wohlriechende
feste Bergbalsam, oder die mineralische Mu-
mie [Pers. Muminahi**)] aus den Bergklüften
in Khorassan am Fuß des Caucasus, Erwähnung.

2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.

Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos,
und auffallend elastisch, so, daß es sich zwar
nicht, wie das vegetabilische Federharz, ohne
[Seite 658] zu zerreißen, dehnen, aber doch fast wie weicher
Kork zusammendrucken läßt und bann in feine
vorige Gestalt zurückschnellt. Fundort bey Cast-
letown in Derbyshire, zumahl in folgenden bei-
den Abarten.

a) Dicht.

Schwarzbraun, theils in Olivengrüne; wird
in der Wärme weich; und ähnelt überhaupt im
dem äußern Habitus mehr noch als das folgende
vegetabilischen Cahutschuk.

b) Locker.

Haarbraun: von einem schwammichten, theils
in Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als
die dichte Abart.

5. Bituminöses Holz. Oryctodendron,
lignum fossile bituminosum
.

Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie
z.B. das isländische Surtar-brandr oder Schwarz-
holz); mit wehr oder minder deutlicher Holz-
textur. Uebergang in Braunkohle und in Pechkohle;
theils in mächtigen Flözen*); theils alaunhaltig.

Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche
Umber (nahmentlich die Cölnische) gehört, ist
[Seite 659] durch Verwitterung dieses Holzes entstanden,
und findet sich theils bey demselben in Flözen,
theils aber auch im aufgeschwemmten Lande,
Torfmooren*) etc.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille
charbon de terre
. Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit
Eindrücken fremdartiger Gewächse**); theils
auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt
mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz
und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abar-
ten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt
aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefügt etc. be-
sonders in folgende sechs Abarten: die sich aus
geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptarten
bringen lassen; da die vier erstern, sich mehr oder
weniger dem bituminösen Holze nähern, in mäch-
[Seite 660] tigern Lagern vorkommen, meist auf gemeinen
Flözsandstein oder dichtem Kaltstein anfliegen und
gewöhnlich von Basalt bedeckt sind: die beyden
letztern aber in weit schwächern Flözen, meist
nur von wenigen Fuß Mächtigkeit vorkommen,
deren aber dagegen mehrere übereinander mit
Schichten von Schieferthon oder Kohlensandstein
(S. 642.) abwechseln. Auch findet sich diese letz-
tere Hauptart mehr in der Nähe der Ganggebirge,
und ist fast immer mit Kohlensandstein oder mit
Schieferthon (zumahl mit Pflanzenabdrücken)
und Brandschiefer (S. 586.) bedeckt*).

1) Braunkohle, Erdkohle (Engl. Roveycoal.)

Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in
Alaunerde so wie ins bituminöse Holz, von wel-
chem sie sich doch durch das minder kenntliche
Holzgefüge unterscheidet.

2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle. Glas-
kohle.

Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar-
ten); starkglänzend; mit kleinmuscheligem Bruch.

3) Stangenkohle.

In stängelich abgesonderten Stücken; meist
fettglänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich
am Meißner in Hessen.

4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr.
jayet, jais, Engl. jet.)

Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger
Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poli-
ren läßt.

[Seite 661]

Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus
Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.

5) Schieferkohle, Blätterkohle.

Von schieferigem Gefüge; wachsglanz, weich
und sehr spröde. Uebergang in Brandschiefer.

6). Glanzkohle.

Eisenschwarz; von fast metallischem Glänze;
groß muscheligem Bruche: würfliger Gestalt der
Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste zu-
mahl häufigst in Großbritannien.

Gebrauch der letztgedachten beyden Arten (au-
ßer dem allgemein bekannten der Steinkohlen
überhaupt), unter andern auch zum Theerschwe-
len und zur Gewinnung des Salmiaks.


III. Graphitgeschlecht.

1. Kohlenblende, (schiefrige Glanz-
kohle). Anthracolithus. (Fr. Anthracite,
plombagine charbonneuse
.)

Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie
auch ehedem oft angesehen worden; färbt stark
ab; ist sehr spröde; ihr Bruch theils schieferig,
theils stängelich in kleinen vierseitigen Säulen.
Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guyton Mor-
veau) = Kohlenstoff mit wenigen Sauerstoff
und etwa 4 pro Cent Thonerde. Bricht meist
bey und mit Quarz; unter andern bey Gera,
Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediege-
genem Silber) etc.

[Seite 662]

2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr.
fer carburé, plombagine, crayon noir,
crayon d'Angleterre
. Engl. black lead,
Keswick lead, wad
.)

Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder
weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig an-
zufühlen; theils dicht, theils körnig, theils
schuppig, oder krummblätterig, oder dünnschie-
ferig; weich. Mittelgewicht = 2089. Gehalt
(nach Guyton Morveau) = Kohlenstoff mit we-
nigen Sauerstoff und etwa 4 pro Cent Eisen.
Im starken offenen Feuer verfliegt er großentheils,
und hinterläßt bloß etwas Eisen- und Kiesel-
Erde*). Fundort zumahl in der größten Menge
und Feinheit bey Keswick in Cumberland**).
Gebrauch des feinern, festen vorzüglich zu Bley-
stiften (auch zur Spitze auf die Stange der Ge-
witterableiter), das gemeinste aber zu Ipser
Schmelztiegeln, Ofenschwärze etc. Auch zum
Einschmieren hölzerner Schrauben und Räder-
werks.

[Seite 663]

IV. Demantgeschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 5. –), deren Flächen
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der
Mitte so stark zugespitzt sind, so daß dadurch der
octoedrische Crystall in das Dodecaëder mit rau-
tenförmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) um-
gewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und
der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl
und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen
Grundcrystallisation; daher sich auch der Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven
läßt*). Er ist der härteste aller bekannten Kör-
per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin-
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er
[Seite 664] ist stark idioelectrisch; und manche saugen beson-
ders leicht Lichtstoff ein. Was Newton aus der
ausnehmend starken Strahlenhrechung des De-
manten a priori geahndet*), daß er eine brenn-
bare Substanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs
vollkommenste bestätigt, und dadurch erwiesen,
daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist,
so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbren-
nen von zugesetztem Demant. Gußstahl gemacht
hat. – Fundort Ostindien (zumahl Hindustan
und Borneo**)) und Brasilien.


Funfzehnter Abschnitt.
Von den Metallen
.

[Seite 665]

§. 253.

Daß auch die Metalle im Grunde unter
die brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben
erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich aber
durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen
im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl,
als von den übrigen Mineralien der andern
beyden Classen.

Sie sind die schwersten Körper in der Natur;
und unter den Fossilien die allerundurchsichtig-
sten; sie haben alle den deßhalb so genannten
metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und
viele auch eine dreyfache Art von geschmeidiger
Ductilität. Sie sind nähmlich erstens bieg-
sam (so besonders Bley und Zinn); zweytens
dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne
Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und
Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach
ihrer verschiedenen Tenacität im Drahtzug mehr
oder weniger strecken lassen, und gleichstarke
Drahte aus den verschiedenen Metallen größere
oder geringere Lasten tragen können, ehe sie
davon gerissen werden (so vorzüglichst Gold
und Eisen).

[Seite 666]

Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst,
d.h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber
schon in einer sehr niedrigen Temperatur, daher
es gewöhnlich flüssig erscheint; die übrigen Me-
talle hingegen erfordern erhöhte Temperatur,
und manche derselben (z.B. Platina, Eisen,
Braunstein, Wolfram etc.) eine sehr große Hitze,
ehe sie in Fluß kommen. – Alle schmelzen
undurchsichtig und mit gewölbter Oberfläche.

Bis auf eine oder die andre Ausnahme un-
ter den neuerlich entdeckten Metallen lassen sich
die übrigen entweder in Salpetersäure oder in
Salzsäure (oder dem aus beyden zusammen-
gesetzten Königswasser) auflösen; und sind
die vollkommensten elektrischen Leiter.

§. 254.

So verschieden und mannigfaltig auch das
Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten
Metalle in der Natur zu finden pflegen, so
lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf
zwey Hauptarten zurück bringen:

Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum, Fr. metal
vierge) in ihrer wahren vollkommen metallischen
Gestalt: – oder aber vererzt im weitläufti-
gern Sinn (metallum mineralisatum), so
daß ihnen mehr oder weniger von ihrem metal-
lischen Habitus benommen ist.

§. 255.

[Seite 667]

Doch hat auch beym gediegenen Zustande
eines Metalls mancherley besondere Verschieden-
heit Statt. – Es findet sich z.B. dasselbe
entweder sichtbar, oder aber in unmerklich
kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien ver-
steckt und durch dieselben verlarvt. – Ferner
findet sich entweder Ein gediegenes Metall
(z.B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber
mehrere im gediegenen Zustande zusammen ge-
mischt (z.B. natürliches Amalgama).

§. 256.

Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene
Weise:

Erstens nähmlich bloß durch Verbindung
eines Metalls mit einem andern verbrennlichen
Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt
oder vererzt im engern Sinne genannt werden;
und bey dieser Verbindung mehrentheils noch
einen metallischen Glanz behalten.

§. 257.

Zweytens hingegen durch eine weit wesent-
lichere Veränderung, nähmlich durch Verbin-
dung des Metalls mit Säuren; da sie ihres
metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert
oder Verkalkt genannt werden.

[Seite 668]

Und zwar erfolgt diese Verkalkung wieder-
um, entweder durch den unmittelbaren Bey-
tritt des reinen Sauerstoffs, – oder so,
daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun-
den ist, und dadurch eine eigentlich so genannte
Säure bildet.

§. 258.

Nur acht Metalle (nähmlich Silber, Queck-
silber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas,
Tellurium und Arsenik) hat man bis jetzt in
beyderley Hauptgestalt gefunden; nähmlich so
wohl gediegen als vererzt. Von den übrigen
hingegen die mehrsten bloß vererzt.

§. 259.

Daß die ehemahlige Eintheilung der Me-
talle, in Ganze- und Halb-Metalle, aus bloß
relativen, unbestimmten Verhältnissen abstra-
hirt und nicht in der Natur gegründet war, be-
darf jetzt kaum noch einer Erwägung.

§. 260.

Bis jetzt kennt man nun folgende Metalle:

I. Platina.

II. Gold.

III. Silber.

IV. Quecksilber.

V. Kupfer.

VI. Eisen.

[Seite 669]

VII. Bley.

VIII. Zinn.

Diese achte hießen vor Alters ganze Me-
talle: von den folgenden hingegen die vormahl-
schon bekannten, Halb-Metalle:

IX. Zink.

X. Wismuth.

XI. Spiesglas.

XII. Kobalt.

XIII. Nickel.

XIV. Braunstein.

XV. Arsenik.

XVI. Molybdän.

XVII. Scheel.

XVIII. Uranium.

XIX. Titanium.

XX. Tellurium.

XXI. Chromium.

XXII. Columbium.

XXIII. Tantalum.

XXIV. Cerium.

XXV. Iridium.


XXVI. Osmium.

XXVII. Rhodium.

XXVIII. Palladium.

Da sich über letztre drey vor der Hand bloß mit der rohen
Platina und dem Iridium verbunden finden so
werden sie hier in der Mineralogie nur beyläufig
angeführt. Ein mehreres von denselben s. in Gil-
bert's Annalen XXIV. B. 1806. S. 209 u. f.

[Seite 670]

I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folg-
lich der schwerste aller bekannten Körper in
der Natur*); so gereinigt ist er auch aus-
nehmend dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird
in Königswasser aufgelöst und amalgamirt sich
mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssig-
ste Metall; und nächst dem Eisen das härteste;
laßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-
brauch vorzüglich zu Maasstäben, Schmelz-
tiegeln, Pendelkugeln, Pyrometern, Räder-
werk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik
versetzt zu Telescopspiegeln etc.

1. Gediegen.

Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa-
nischen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736
bekannt. Meist nur in kleinen, fast stahlgrauen,
theils rundlichen, theils eckigen, meist aber plat-
ten Körnern; die aber außer der Platina noch
zehnerley andere Metalle (– nämlich: Gold
[Seite 671] Silber, Kupfer, Eisen, Titanium, Chromium,
Iridium, Osmium, Rhodium und Palladium)
halten; und in einem mit magnetischem Eisen-
faude, Waschgold, Quecksilberkügelchen, und
kleinen Hyacinthen etc. vermengten Sande bey
Carthagena und Santa Fé in Peru gefunden
werden.


II. Goldgeschlecht.

Das Gold ist ausnehmend ductil in aller
dreyfachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehn-
barkeit und Zähigkeit), weich, doch daß es sich
durch anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfedern
stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird in
Königswasser aufgelöst; und aus der Solution
durch Salmiak als Knallgold, und durch Zinn-
auflösung als mineralischer Purpur, gefällt.
Amalgamirt sich sehr leicht mit Quecksilber.
Ist nächst dem Eisen und Braunstein wahr-
scheinlich das allgemeinst verbreitete Metall.

1. Gediegen.

Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der
ihm in größerer oder geringerer Menge beyge-
mischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen,
oder Tellurium. In mancherley besonderer Ge-
stalt z.B. blätterig, gestrickt etc. Theils crystalli-
sirt, in mancherley Formen, z.B. cubisch, octoe-
drisch etc; theils dendritisch etc.

Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beym
Zinngeschlecht), wie z.B. das bey Wicklow in
Irland.

[Seite 672]

Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.

Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder
verlarvt (§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein
von Beresofsk, im rammelsberger Braunerz,
in vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende etc.
Nahmentlich auch in der goldhaltigen Kohle (dem
so genannten Brandstein) von Verespatak in Sie-
benbürgen.


III. Silbergeschlecht.

Das Silber, läuft von Schwefeldämpfen
gelbschwarz an. Gewicht = 10474. Ausneh-
mend dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem
Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpeter-
säure aufgelöst, und aus der Solution durch
Salzsäure als Hornsilber, und durch Quecksilber
als so genannter Dianenbaum gefällt.

1. Gediegen.

In mancherley besonderer Gestalt; blätterig,
zähnicht, haarförmig, gestrickt etc. theils crystalli-
sirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige
Pyramide; theils dendritisch; theils bey metalli-
sirten Petrefacten, wie z.B. bey den franken-
berger Kornähren etc.

Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit
andern Metallen gemischt.

So z.B. mit Gold bey Kongsberg und am
Schlangenberg (das Electrum des Grafen von
Veltheim).

[Seite 673]

2. Arseniksilber.

Mittelfarbe zwischen Zinnweiß und silberweiß;
blätteriger Bruch; theils crystallisirt in sechssei-
tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt
sehr ungleich z.B. in einem andreasberger (nach
Klaproth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25
Eisen, 4 Spießglas.

3. Spießglassilber.

Zinnweiß; theils derb; theils crystallisirt in
vier- und sechsseitigen Säulen und sechsseitigen
Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber,
24 Spießglas. Fundort ebenfalls bey Andreas-
berg am Harz und bey Alt-Wolfach im Für-
stenbergischen.

4. Glaserz, Weichgewächs. Argent sulfuré.

Schwärzlich bleygrau; mattschimmerd; gibt
glänzenden Strich; theils crystallisirt; meist in
doppelt vierseitigen Pyramiden; auch cubisch etc.;
weich; sehr geschmeidig; läßt sich späneln; ist
theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Ge-
wicht = 7215. Mittel-Gehalt (nach Berg-
mann) = 75 Silber, 25 Schwefel. Fundort
vorzüglich im Erzgebirge.

6. Sprödes Glaserz. Röschgewächs.

Meist eisenschwarz, theils rußig, theils cry-
stallisirt, und das meist in sehr kleinen sechssei-
tigen Säulen oder Tafeln; theils zellicht; spröde.
Gewicht = 7208. Gehalt (nach Klaproth) =
66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglas,
5 Eisen. Fundort zumahl in Ungarn.

6. Silberschwärze. Argent noir.

Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr
weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarz-
[Seite 674] gülden und Glaserzes entstanden zu seyn. Fin-
det sich meist in der Nachbarschaft dieser beyden.

7. Hornerz. Argent muriaté.

Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pi-
staziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast
wachsglänzend, theils knospig; theils cubisch
crystallisirt; theils dendritisch (so vorzüglichst das
sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmei-
dig; läßt sich späneln. Gewicht = 4840. Ge-
halt (nach Klaproth) = 67,75 Silber, 21 con-
centrirte Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,75 Thon-
erde. Fundort, außer dem eben gedachten, Jo-
hanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall.

8. Rothgülden. (Fr. argent rouge, rosiclair.)

Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst
ins Bleygraue und Eisenschwarze; mehr oder
weniger durchscheinend; theils mit auffallendem
Lichte schwarzroth, mit durchfallendem aber blut-
roth, (Engl. ruby ore); fast metallisch glän-
zend; theils crystallisirt, meist in sechsseitigen
Säulen mit stumpfer sechsseitiger oder dreyseiti-
ger Spitze; theils dendritisch; gibt rothen Strich.
Mittelgewicht = 5563. Gehalt eines dunkelen
von Andreasberg (nach Klaproth) = 60 Silber,
20,30 Spießglas, 14,7 Schwefel, 5 Sauerstoff.
Andre sind auch arsenikhaltig – Fundort, vor-
züglich am gedachten Orte.

9. Schwarzgülden, Graugülden.

Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metal-
lischglänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart;
spröde; theils derb, zumahl bey Schemnitz und
Kapnick; theils crystallisirt in dreyseitigen Pyra-
miden (tab. II. fig. 1.) Hey Clausthal. Ueber-
gang in Fahlerz.

[Seite 675]

IV. Quecksilbergeschlecht.

Das Quecksilber, Hydrargyrum. (Fr.
mercure, vif-argent, Engl. quicksilver)
behält seinen Silberglanz an der Luft unverän-
dert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst
bey 39° unter 0 Fahr. fest und malleabel.
Gewicht des flüssigen = 13568*). Wird
am vollkommensten von der Salpetersäure auf-
gelöst; phosphorescirt im so genannten luftlee-
ren Raume; amalgamirt sich am leichtesten
mit Gold, Silber, Zinn und Bley; daher
sein Gebrauch zum Anquicken der Erze, zum
Vergolden, zur Spiegelfolie etc. Außerdem
bekanntlich auch zu meteorologischen Werkzeu-
gen, Vertreibung und Tödtung mancher In-
secten, und als wichtiges Heilmittel.

1. Gediegen, Jungfern-Quecksilber.

Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und
Zwischenräumen von Quecksilbererzen. Fundort,
in Europa zumahl Idria und das Zweybrückische.

2. Natürliches Amalgama. Mercure ar-
gental

Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber
amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch
theils derb, knospig etc.; weich. Gehalt sehr un-
gleich; z.B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36
Silber. Fundort zumahl im Zweybrückischen.

[Seite 676]

3. Zinnober. Cinnabaris. Mercure sulfuré.

Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill-
rothe etc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder
weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb;
und dann theils von einem fast metallischen
Glanze; theils faserig; theils crystallisirt, und
zwar meist in vierseitigen Pyramiden etc.; gibt
scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr
ungleich. Ersterer z.B. (nach Kirwan) = 80
Quecksilber, 20 Schwefel. Fundorte zumahl
Idria, das Zweybrückische, Almaden, Sching
und Mexico.

Das so genannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter
Brandschiefer.

Der eben daselbst brechende, selten Stink-
zinnober oder das Quecksilber-Schwefelleber-
Erz. (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durch-
scheinend; von spathartigem Gefüge; und gibt,
wenn es gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz. Mercure sul-
furé bituminifère
.

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze;
undurchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze;
gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge-
füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich
a) dicht, und b) schalig, mit concentrischen Ab-
losungen, wie mancher Glaskopf*). Gewicht =
7937. Hält bis 70 pro Cent Quecksilber. Fund-
ort zumahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste
Quecksilbererz ausmacht.

[Seite 677]

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches
Turpeth, natürlicher Sublimat. Mer-
cure muriate
.

Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend;
von fast metallischem Glanze; meist als Drusen-
häutchen in Klüften anderer Quecksilbererze;
theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmi-
gen Crystallen; weich. Hält (nach Kirwan) =
70 pro Cent Quecksilber durch Salzsäure und
Schwefelsäure verkalkt. Fundort zumahl im
Zweybrückischen.


V. Kupfergeschlecht.

Das Kupfer ist sehr hart und elastisch,
und hat unter allen Metallen den stärksten
Klang. Gewicht = 7788. Wird von allen
Säuren aufgelöst; brennt mit grüner und blauer
Flamme: verbindet sich leicht mit andern Me-
tallen, und gibt dadurch die mancherley vor-
züglichen Compositionen; wie z.B. mit Gold,
das Similor und das malayische Suasso; mit
Zink, das Messing und Tomback (von Tom-
bago
, dem malayischen Worte für Kupfer);
mit Zinn das Glockengut und Stückgut; mit
Arsenik das argent haché und die Composition
[Seite 678] zu Telescopspiegeln; mit Nickel, das schine-
sische Packfong u.s.w. Dient daher auch
beym Münzwesen zur Karatirung und Legirung
des Goldes und Silbers etc.

1. Gediegen.

Theils güldisch, oder silberhaltig etc.; daher
Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer
Gestalt; theils crystallisirt; und dann meist als
doppelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Eu-
ropa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem
aber vorzüglich Sibirien, die Küsten der Kupfer-
Insel (Mednoi ostrow) im kamtschatkischen
Meere, die Ufer des Kupferflusses im N. W. der
Hudsonsbay, Brasilien etc.*).

2. Kupferglas, Lecherz. (Fr. cuivre sulfuré,
mine de cuivre vitreuse
.)

Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio-
lette, dunkel Leberbraune etc.; theils metallischer
Glanz; der Bruch theils ins Blätterige; meist
ungeformt; theils aber crystallisirt, z.B. in sechs-
seitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –); weich,
milde, schneidbar; gibt glänzenden Strich;
schmilzt leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Ge-
halt (nach Klaproth) = 50-80 pro Cent Kupfer,
mit Eisen, so wie die nächstfolgenden Gattungen
durch Schwefel vererzt. Fundort, in Europa
zumahl Cornwall und der Bannat.

[Seite 679]

3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur).
Cuivre pyriteux hepatique.

Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist
taubenhälsig angelaufen; metallisch glänzend;
spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen
Strich; findet sich wohl nur ungeformt. Gehalt
(nach Kirwan und Klaproth) = 40- 70 pro Cent
Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym Kupfer-
glas; geht aber sowohl in dieses als in den
Kupferkies über. Fundort, unter andern Lau-
terberg am Harz, und der Schlangenberg in
Sibirien.

4. Kupferkies, gelb Kupfer- Erz, Gelf.
(Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune.)

Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils
grünlich; auch oft taubenhälsig angelaufen;
meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder
geflossen, nierenförmig, traubig etc.; zuweilen
crystallisirt, z.B. als dreyseitige Pyramide (–
tab. II. fig. 1. –). Mittel-Gewicht = 3980.
Gehalt (nach Kirwan) = 20 pro Cent Kupfer,
mir noch mehr Eisengehalt als bey der vorigen
Gattung: ist das allergemeinste Kupfererz; findet
sich, so wie auch theils die beyden vorigen Gat-
tungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der
dann Kupferschiefer genannt wird. (s. oben
S. 613.)

5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
blanche
.)

Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt-
glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Funken;
hält (nach Henkel) 40 pro Cent Kupfer und
außerdem Eisen und Arsenik. Uebergang in
[Seite 680] Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich über-
haupt selten; unter andern bey Freyberg.

6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz
so genanntes Weißgülden. (Fr. mine de
cuivre grise
, Engl. grey copper-ore.)

Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau-
röthlichen Strich; meist ungeformt; theils cry-
stallisirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden, sechs-
seitigen Säulen u.a.m.; hält außer dem Kupfer
auch Spiesglas und Silber, beydes in sehr ver-
schiedenem Verhältniß, auch theils Bley, Eisen etc.
Findet sich sehr häufig in vielen Ländern von Eu-
ropa und Asien.

7. Kupferschwärze.

Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager;
meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz;
wohl bloß aus Verwitterung derselben entstan-
den. Fundort unter andern bey Freyberg.

8. Roth Kupfererz, roth Kupfer- Glas,
Kupfer- Lebererz. (Fr. cuivre oxydé
rouge, mine de cuivre rouge
.)

Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth
bis ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils
durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast
metallischglänzend; theils dicht; theils blätterig;
theils crystallisirt und dann meist in doppelt vier-
seitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig,
seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de
cuivre
). Gehalt, Kupfer durch Kohlensäure
verkalkt. Fundort vorzüglich Cornwall und Ca-
tharinburg; die Kupferblüthe aber besonders bey
Rheinbreidbach im Cölnischen.

[Seite 681]

9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)

Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und
Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer- Pecherz; letzteres
mit kleinmuscheligem Bruche. Eigentlich aus
der vorigen Gattung mit braunem Eisenocher in-
nig gemengt. Fundort, unter andern der Ban-
nat, Lauterberg am Harz etc.

10. Kupferlasur, Kupferblau, Berg-
blau (Fr. cuivre carbonaté bleu, azur
de cuivre, bleu de montagne
.)

Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend;
theils aber glänzend, zuweilen durchscheinend;
theils strahlig; theils nierenförmig, traubig etc.;
theils crystallisirt, zumahl in kurzen vierseitigen
Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 pro Cent
Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gattun-
gen, durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vor-
züglich im Bannat und am Ural.

11. Malachit. Cuivre carbonaté vert.

Vorzüglich in zwey Hauptarten:

Erstens nähmlich als Atlaserz (Fr. mine de
cuivre soyeuse
); smaragdgrün; seidenglänzend;
faserig; theils in abgesonderten, haarförmigen
Crystallen, büschelförmig divergirend etc. Fundort
zumahl Lauterberg am Harz und der Bannat.

Zweytens als eigentlich so genannter Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, mammelo-
nirt in concentrischen Schalen, theils traubig,
stalactitisch, röhrenförmig etc. Gewicht = 3641.
Gehalt eines sibirischen (nach Klaproth = 58
Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff,
[Seite 682] 11,50 Wasser. Fundort zumahl Catharinburg
in Sibirien und Schina.

12. Kupfergrün. Aerungo nativa, chryso-
colla, lapis armenus.
(Fr. cuivre carbo-
naté vert, verd de montagne
.)

Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten
an den Kanten durchscheinend; theils erdig, zer-
reiblich; theils dicht mit muscheligem Bruche;
meist nur in kleinen Partien bey andern Kupfer-
erzen; hält außer dem kohlensauren Kupfer meist
noch Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld
und Catharinburg.

13. Eisenschüssiges Kupfergrün.

Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils
erdig, zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit
muscheligem Bruche, theils knospiger Oberflä-
che etc. Aus der vorigen Gattung mit Braun-
eisenocher innig gemengt. Findet sich überhaupt
nicht häufig; z.B. bey Saalfeld und auf der
Insel Elba.

14. Phosphorsaures Kupfererz. Cuivre
phosphaté
.

Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne;
undurchsichtig, meist seidenglänzend schimmernd;
zartfaseriger Bruch; meist traubig, nierenför-
mig; selten in sehr kleinen sechsseitigen Crystallen;
weich. Gehalt (nach Klaproth) = 68,13 Kupfer-
kalk, 30,95 Phosphorsäure. Fundort Virneberg
bey Rheinbreidbach im Cölnischen.

15. Olivenerz, arseniksaures Kupfererz.
Cuivre arseniaté.

Meist olivengrün, aber auch einerseits ins
dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne;
[Seite 683] durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend;
meist crystallisirt, theils in spangrünen sechsseiti-
gen Tafeln (Kupferglimmer oder blätteriges
Olivenerz), theils in sehr flachen Octoëdren
(Linsenerz), theils in kleinen sechsseitigen Säu-
len etc. und diese theils büschelförmig divergirend,
theils in kleinen kugelichten Nieren mit büschel-
förmig, faserig seidenglänzendem Bruch (faseri-
ges Olivenerz Engl. wood copper). Gehalt =
Kupfer, mit etwas Eisen durch Arseniksäure ver-
kalkt. Fundort zumahl Carrarach in Cornwall.

16. Salzkupfererz. (Fr. cuivre muriaté,
muriate de cuivre oxygené.
)

Von mancherley grüner Farbe; vom Undurch-
sichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, er-
dig; theils verschiedenartiger Glanz. So der
Atacamit, als smaragdgrüner Sand, von sehr
kleinen doch ungleichförmigen Körnern; durch-
scheinend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine
schöne, blaue und grüne Flamme. Gehalt (nach
Proust) = 70,50 Kupferkalk, 11 Salzsäure,
18 Wasser. Fundort im westlichen Süd America,
in einem kleinen Flusse in der Sandwüste Ata-
cama zwischen Peru und Chili.


VI. Eisengeschlecht.

Reines oder so genanntes Frisch- Eisen,
hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silber-
weiße fallende Farbe und ist äußerst zähe. Ge-
wicht = 7807. Er wird vom Magnet gezo-
gen, und selbst leicht attractorisch; läßt sich
[Seite 684] schweißen; wird von allen Säuren angegriffen
und gibt ihnen einen Tintengeschmack; wird
aus diesen Solutionen durch die Galläpfel-
säure schwarz, und durch die Blausäure blau
gefällt. Ist unter allen Metallen am allge-
meinsten in der Erde und selbst in der organi-
sirten Schöpfung verbreitet; auch wird kein
anderes Metall von den cultivirten Völkern in
so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl als
eigentlich so genanntes Eisen in seinen beyden
Hauptverschiedenheiten (Guß- Eisen nähm-
lich und Stab- Eisen), als auch nachdem
beyde zu Stahl geschmolzen oder gebrannt
worden.*)

1. Gediegen.

Von den beyden berühmtesten, ungeheueren
Massen gediegenen Eisens, die neuerlich bekannt
worden und von deren vermuthlichen Ursprung
schon oben die Rede gewesen [S. 537. not. *)
und S. 603.], ist die eine 1772 von Hrn. Pal-
las zwischen Krasnojarsk und Abekansk auf dem
Rücken eines Schiefergebirgs wieder gefunden
worden. Sie hat ein sonderbares, theils ästiges,
theils gleichsam zelliges Gefüge, und enthält in
ihren bläserigen Zwischenräumen das obgedachte
grüngelbe, glasartige, dem Olivin ähnelnde
[Seite 685] Fossil (S. 603). Das Eisen selbst in die dieser
auf 1600 Pfund schweren Masse hält (nach
Howard) = 17 pro Cent Nickel.

Die andere noch ungleich größere findet sich
unweit des Paranastroms in Chaco, im spani-
schen Süd- America, wo sie 1782 durch Don
Mich. Rubin de Celis untersucht und ihr Ge-
wicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden*),
und dieses Eisen hält 10 pro Cent Nickel.

2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit.
Pyrites. Fer sulfuré. (Engl. mundick.)

Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer-
seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl-
graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun an-
gelaufen; metallischglänzend; meist so hart, daß
er am Stahl Funken gibt, mit Schwefelgeruch;
hält, außer dem durch Schwefel vererzten Eisen
zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik etc.

Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:

1) Gemeiner Schwefelkies.

In mancherley besonderer Gestalt, z.B. als
Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubicht, pilz-
förmig etc. häufig crystallisirt in mancherley Form,
z.B. als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen
Flächen und zwanzig Ecken (– tab. II. fig. 4. –)
oder in einer der seltensten crystallinischen Formen
der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen dreysei-
[Seite 686] tigen Flächen und zwölf Ecken (– tab. II.
fig. 6. –); häusig hingegen cubisch mit gestreiften
Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur
die Streifen von zwey einander gerade entge-
genstehenden Flächen einerley Richtung haben,
hingegen die von den dreyen in eine Ecke des
Würfels zusammenstoßenden Flächen in conträ-
rer Richtung widereinander laufen (– tab. II.
fig. 2. –). Mittel-Gewicht = 4700. Ueber-
gang in dichten Brauneisenstein. Fundort in al-
ler Welt als die gemeinste aller Erzarten.

2) Strahlkies.

Meist heller von Farbe als der vorige; häufig
in Nierenform; crystallisirt meist als doppelt vier-
seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab-
arten zusammengrupirt, z.B. als Hahnenkamm-
kies etc.; hat strahligen Bruch; und als Haar-
kies abgesonderte haarförmige Nadeln.

3) Leberkies, Wasserkies.

Auch heller als der gemeine; oft tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt,
z.B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig,
gestrickt, zellig etc.; zuweilen crystallisirt, in
sechsseitigen kleinen Säulen etc. Theils als metal-
lisirte Petrefacten der Vorwelt, zumahl als Am-
moniten.

Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin-
nung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols;
ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.

3. Magnetkies.

Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe;
metallischglänzend; doch meist angelaufen; unge-
formt; ist wie so manche andere Eisenerze re-
tractorisch, d.h. er wird vom Magnet gezogen.
[Seite 687] Uebergang in Schwefelkies. Bricht auf Gang-
gebirgen, z.B. zu Breitenbrunn im Erzgebirge.

4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag-
net, attractorisches Eisenerz. (Fr. Ai-
mant, fer oxydulé
Engl. Load-stone.)

Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in
kleinen Crystallen als doppelt vierseitige Pyrami-
den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beyden
großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er
das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage
nach den Polen richtet; auch beyderley Kraft dem
Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein
Eisengehalt ungleich, theils 80 pro Cent. Fund-
ort vorzüglichst der Magnetenberg in Werchoturien;
außerdem unter andern auch in unserer Nachbar-
schaft der Spitzenberg am Harz.*)

Der Magnet- Eisensand, magnes glareosus,
findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, ent-
weder in Gebirgsarten eingesprengt (so z.B. in
manchem Granit (s. oben S. 637), Porphyr,
Basalt etc.); oder aber, und zwar häufiger in
manchem Sande des Meeres oder der Seen
und Flüsse.

5. Titaneisen. (Fr. Fer titanik).

Theils bräunlich- theils eisenschwarz; jenes
wenigglänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch
theils ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils
vieleckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667.
Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisenkalk, 22 Ti-
tankalk. Fundort am Spessart und bey Egger-
sund, Kragerde etc. in Norwegen.

[Seite 688]

6. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer oli-
giste, fer speculaire, fer noir
.)

Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen;
von starkem metallischen Glanze; sowohl unge-
formt als crystallisirt; letzteres z.B. in doppelt
dreyseitigen Pyramiden, die dann in Linsenform
übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln etc. Ge-
wicht = 5158. Eisengehalt (nach Kirwan) =
60- 80 por Cent; ist meist retractorisch. Fund-
ort vorzüglichst in großer Mannigfaltigkeit und
Schönheit der Crystallisationen auf der Insel Elba.

Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz;
von blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als
crystallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die
theils zellig zusammengehäuft sind. Fundort
unter andern zuweiten im Holzstein vom Kief-
häuserberg, und in manchen vesuvischen Laven.

7. Roth- Eisenstein. Fer oxydé rouge.

Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch-
rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.

Davon drey Arten:

1) Roth-Eisenram.

Mulmig, zerreiblich: fettig anzufühlen; stark
abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über
andere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.

2) Dichter Roth- Eisenstein.

Meist ungeformt; theils crystallisirt, cubisch;
(so. z.B. am Cap) meist abfärbend; gibt blut-
rothen Strich.

Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher genannt.

[Seite 689]

3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.

Meist nierenförmig, mit mammelonirter
Außenfläche und schaligen Ablosungen; theils
stalactitisch; keilförmige Bruchstücke von strahli-
gem Gefüge. Eisengehalt bis 80 pro Cent. Ge-
brauch unter andern als Pulver zum Poliren der
Stahlwaaren.

8. Braun- Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.

Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits
ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält
mehrentheils auch Braunsteinkalk.

1) Braun- Eisenram.

Theils mit metallischem Glanze, als Ueberzug
über Glaskopf etc.

2) Dichter Braun- Eisenstein.

Meist ungeformt; theils stalactitisch, etc.; theils
crystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies
(S. 685) gedachten Formen, nähmlich als Do-
decaëder mit den fünfseitigen Flächen (– tab. II.
fig. 4. –) und als Würfel mit der sonderbaren
Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen
(– tab. II. fig. 2. –). Theils auch als Petre-
fact von Incognitis der Vorwelt; so z.B. bey
Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fun-
git etc. Uebergang des ungeformten in Spath-
Eisenstein, Thon- Eisenstein etc.

Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen
Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder
so genannte türkische Umber gehört.

3) Brauner Glaskopf.

Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie
der rothe. Der Bruch theils seidenglänzend,
faserig.

[Seite 690]

9. Schwarz-Eisenstein.

Meist blaulich schwarz; theils metallischglän-
zend; auch dergleichen Strich; scheint vielen
Braunsteinkalk zu halten.

Findet sich in zwey Arten.

1) Dichter Schwarz-Eisenstein.

In mancherley besonderer Gestalt; stauden-
förmig, traubig etc. mit flachmuscheligem Bruche.

2) Schwarzer Glaskopf.

Mit divergirend faserigem Bruche. Fundort
beyder Arten unter andern bey Schmalkalden im
Hessisthen.

10. Spath-Eisenstein, Eisenspath,
Stahlstein, Flinz. Chaux carbonatée
ferrifère.

Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze;
theils an den Kanten durchscheinend; häufig cry-
stallisirt, und zwar meist in Rhomben oder Lin-
sen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruchstücke;
spröde. Gewicht = 3784. Gehalt verschieden.
Z.B. eines steyermarker (nach Bergmann) =
38 Eisen, 24 Braunsteinkalk, 19 Kalkerde,
10 Kohlensäure, 9 Wasser. Mancher andre hält
hingegen wenige oder gar keine Kalkerde. Ueber-
gang in Braun-Eisenstein.

11. Thon-Eisenstein.

Aus dem Gelblichen durchs Rothbraune ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau;
meist erdig; weich; mager; theils ungeformt;
aber auch in mancherley, besonderer Gestalt; theils
mit Petrefacten der Vorwelt; z.B. mit Conchy-
lien oder mit Kräuterabdrücken (so z.B. die be-
[Seite 691] rühmten so genannten Katzenköpfe von Colbrook-
dale, deren viele inwendig ein kleines Farnkraut
einschließen). Ueberhaupt meist reich an Eisen-
gehalt bis 40 pro Cent.

Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu
werden:

a. Stängelicher Thon- Eisenstein, Nagelerz,
Schindelnägel.

Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stük-
ken; theils wie Miniaturen von Säulenbasalt.
Vermuthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fund-
ort zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.

b. Eisen- Niere, Adlerstein, Klapperstein.
Aëtites (Fr. Géode).

Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit
schaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit ein-
geschlossenen losen und daher klappernden Brocken
und Körnern; theils dicht, kugelicht*).

c. Bohnenerz.

Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen
meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt,
abgerundet; so z.B. wie in großen runden Boh-
nen ausnehmend sauber am Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung.

d. Linsenerz.

In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast wie ein lockerer Rogenstein.

[Seite 692]

Des jaspisartigen Thoneisensteins ist schon
oben S. 561. und des Röthels S. 589. gedacht.

12. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus
Tubalcaini LINN. Minera ferri subaquosa
Waller. (Fr. mine de fer limoneuse.)

Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt
oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken
zusammengebacken, knollig; erdig; theils aller-
hand besonderer Gestalt, röhrenförmig etc., theils
allerhand Vegetabilien von neuerem Datum,
Moos, Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt,
Gehalt bis 35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich
durch Phosphorsäure verkalkt. Findet sich meist
nahe unter der Dammerde, im aufgeschwemm-
ten Lande und in Moorgrunde.

13. Blau- Eisenerde, natürliches Berli-
nerblau. (Fr. Fer azuré, Prussiate de
fer natif
.)

Unter der Erde meist weißlich; wird aber an
der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist
erdig, staubartig oder zusammengebacken; abfär-
bend; mager. Gehalt, Eisen durch Phosphor-
säure und Blausäure verkalkt, mit Thonerde
vermischt. Fundort unter andern in Churbraun-
schweigischen am Ufer der Stecknitz, und so auch
im Treibholz bey Stade (s. oben S. 650. not. *).

14. Grün- Eisenerde.

Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmit-
tel noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zu-
mahl bey Schneeberg im Erzgebirge.

[Seite 693]

15. Würfelerz, arseniksaures Eisen.

Olivengrün: durchsichtig, fettglänzend; weich;
in kleinen cubischen Einstallen von mancherley
Abänderung. Meist auf Brauneisenstein zu Car-
rarach in Cornwall.

16. Eisenpecherz. (Fr. Fer phosphaté.)

Bräunlichschwarz; pechglänzend; unebner
klein muschliger Bruch; ungeformt; spröde.
Gewicht = 2600. Gehalt (nach Fourcroy) =
41,25 Eisenkalk, 19,25 Phosphorsäure, 31,25
Wasser, 5 Thonerde, l,25 Kieselerde. Fundort
besonders im Departement de la haute Vienne.

17. Chromsaures Eisen. (Fr. Fer chromaté.)

Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune;
mattschimmernd; aschgrauer Strich; rauher un-
ebner Bruch; hart; spröde; ungeformt; für sich
unschmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es
grün färbt. Gewicht = 4032. Gehalt (nach
Vauquelin) = 34,7 Eisenkalk, 43 Chromium-
säure, 20,3 Thonerde, 2 Kieselerde. Fundort
besonders im Departement Dü Var, in einem
Serpentinartigen Gestein.


VII. Bleygeschlecht.

Das Bley, läuft an der Luft schwarz an,
und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen
Geruche ab. Ist das weichste der festen Me-
talle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar,
und gar wenig zähe (§. 253.). Gewicht =
11352. Schmilzt ehe es glüht; brennt leicht
[Seite 694] zu Kalk; wird in stark erhöheter Temperatur
allgemach verglast: und von allen Säuren auf-
gelöst, die davon einen süßlichen Geschmack
erhalten. Gebrauch (außer dem allgemein be-
kannten zu Kugeln und Schrot, Dachdecken,
Wasserröhren, Schriftgießen etc.) besonders beym
Hüttenwesen und in der Probirkunst; auch zu
mancherley Farbe etc.

1. Bleyglanz. Galena. Plomb sulfuré.
(Engl. blue lead-ore.)

Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen;
meist mit starkem metallischen Glanze; meist
ungeformt; theils mit Spiegelfläche; theils wie
geflossen, zellig etc.; theils dendritisch oder ge-
strickt*); häufig crystallisirt; und zwar meist
cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden,
oder sechsseitigen Säulen etc.; sämmtliche Cry-
stallisationen wieder in mancherley Abarten;
bricht in cubische Stücken; hat meist blätteriges
Gefüge; gröberes oder feineres Korn. Mittel-
gewicht = 7290. Gehalt sehr verschieden; z.B.
77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außerdent
mehr oder weniger Silber, und im Strip- oder
Sproterz (Fr. mine de plomb striée) auch Spieß-
glas. Ueberhaupt eins der gemeinsten Erze.

Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de
plomb compacte
) ist mehr stahlgrau, schimmernd,
weicher als der Bleyglanz, mehr abfärbend;
[Seite 695] immer ungeformt. Fundort unter andern bey
Clausthal, und in Derbyshire*).

2. Braun Bleyerz, brauner Bleyspath,
Saturnit.

Aus dem Nelkenbraunen ins Schwarzgraue;
theils durchscheinend; fettglänzend; meist cry-
stallisirt in sechsseitigen der Länge nach gestreiften
Säulen. Fundort Tschopau, und Poullaouen
im ehemahligen Nieder-Bretagne.

3. Schwarz Bleyerz.

Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt
graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast
dem metallischen sich nähernden Glanz; meist
crystallisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen.
Fundort unter andern bey Freyberg, wo es auf
60 pro Cent Bley hält.

4. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath,
Plomb carbonaté.

Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue;
mehr oder weniger durchscheinend; meist gleich-
sam demantglänzend; sowohl derb, als crystalli-
sirt in Nadeln oder vier- und sechsseitigen Säu-
len. Gehalt (nach Westrumb) = 80,25 Bley,
16 Kohlensäure, 0,18 Eisen, 0,75 Thonerde,
[Seite 696] 0,50 Kalkerde. Fundort vorzüglich bey Zeller-
feld am Harz.

5. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath.
Plomb phosphaté.

Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen; durchscheinend; fettglänzend;
meist crystallisirt, zumahl in sechsseitigen Säulen.
Gewicht = 6270. Gehalt des von Tschopau
(nach Klaproth) = 78,40 Bleytalk, 18,37 Phos-
phorsäure, 1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenkalk.
Fundort außer dem eben genannten auch bey
Clausthal, und bey Beresofsk im Catharinbur-
gischen (letzteres hält nach Vauquelin auch Chro-
miumkalk.)

6. Roth Bleyerz, rother Bleyspath,
Plomb chromaté.

Morgenroth, ins Hyacinthrothe; durchschei-
nend glänzend; meist crystallisirt, zumahl als
vierseitige Säule in mancherley Abartung; giebt
gelben Strich. Gewicht = 6026. Gehalt (nach
Vauquelin) = 63,96 Bleykalk, 36,40 Chromium,
säure. Fundort Beresofsk im Catharinburgi-
schen meist in der obgedachten eigenen Art von
übermengten Sandstein (S. 643.)

7. Gelb Bleyerz. Plomb molybdaté

Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist crystallisirt, zumahl in vierseiti-
gen Tafeln etc. Hält (nach Klaproth) = 64,
42 Bleykalk, 34,25 Molybdänkalk. Fundort
zumahl Bleyberg in Kärnthen.

8. Vitriolbleyerz, Natürlicher Bleyvi-
triol. Plomb sulfaté.

Gelblich-grau; theils staubartig; theils fest,
crystallisirt, zumahl als doppelt vierseitige Pyra-
[Seite 697] mide; theils durchscheinend; glasglänzend. Ge-
wicht = 6300. Gehalt (nach Klaproth) = 71
Bleykalk, 24,80 Schwefelsäure, 2 Crystallisa-
tionswasser, 1 Eisenkalk. Fundort Anglesey bey
Wales.

9. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbo-
naté terreux.

Theils staubartig, theils zusammengebacken,
doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich
a) schwefelgelb (Fr. massicot natif); so z.B. bey
Leadhills in Schottland; b) weißlich grau, so
z.B. bey Zellerfeld am Harz; c) bräunlich roth,
z.B. im Jülichschen.


VIII. Zinngeschlecht.

Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar,
aber wenig zähe; es knirscht zwischen den Zäh-
nen und knarrt, wenn es gebogen wird*) (le
cri d'étain
); gibt erwärmt oder gerieben einen
eigenen Geruch; Gewicht = 7857; verkalkt
sehr leicht zu Zinnasche; wird in Königswasser
aufgelöst; und findet sich nur in wenigen Welt-
gegenden; aber daselbst meist in ausnehmender
Menge. Gebrauch unter andern zu Silber-
papier, Glockengut, Stückgut, zur Scharlach-
färberey etc.

[Seite 698]

1. Zinnkies. (Fr. étain sulfuré, or mussif
natif
. Engl. bell metal ore.)

Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; me-
tallischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Ge-
wicht = 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 34
Zinn, 36 Kupfer, 2 Eisen, 25 Schwefel. Fund-
ort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.

2. Zinnstein (Fr. étain oxydé, étain vitreux.)

Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits
ins Hyacinthgelbe und gelblichgraue; theils
durchscheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z.B.
das rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt;
theils als Gerölle in Seifenwerken*) (Engl.
stream-tin), oder als Zinnsand; häufig aber
crystallisirt (so genannte Zinngraupen), zumahl
als sehr kurze vierseitige Säule an beyden Enden
vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingscrystalle
(Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900.
Zinn-Gehalt wohl bis 80 pro Cent. Fundort
zumahl das sächsische und böhmische Erzgebirge,
Cornwall, Malacka, die Insel Banca bey Su-
matra etc.

[Seite 699]

3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr.
étain limoneux, hématite d'étain. Engl.
wood tin.)

Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf
dem Bruche divergirend faserig; in kleinen
Nieren mit concentrischen deutlich absetzenden
Schichten; keilförmige Bruchstücke; hart, daß
es am Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450.
Zinn-Gehalt (nach Klaproth) = 63,3. Fundort
Gavrigan in Cornwall.


IX. Zinkgeschlecht.

Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittel-
farbe zwischen Bley und Zinn, einen breitstrah-
ligen zackigen Bruch, und beträchtliche Dehn-
barkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt ehe
er glüht, und entzündet sich im offenen Feuer
mit einer blaulichgrünen Flamme. Wird von
allen Säuren aufgelöst, ohne sie zu färben.
Wichtigster Gebrauch zum Messingmachen.

1. Blende. Pseudogalena. Fr. Zinc sulfuré.
(Engl. black jack.)

Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander-
seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und
Grüne; daher die Benennungen von Pechblende,
Colophoniumblende, Rubinblende etc.; mehr oder
weniger durchscheinend; von verschiedener Art
des Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig
crystallisirt, z.B. als dreyseitige, oder als dop-
[Seite 700] pelt vierseitige Pyramide etc.; spathähnlicher
Bruch; manche Abarten geben, wenn sie gerie-
ben werden, Schwefellebergeruch; manche phos-
phoresciren, wenn sie im Finstern mit Eisen ge-
kratzt werden. Mittel-Gewicht = 4000. Zink-
Gehalt von 44 bis 64 pro Cent; durch Schwefel
vererzt; mit mehr oder weniger Eisen; theils
auch gold- und silberhaltig mit innig eingemeng-
tem Bleyglanze (so z.B. das so genannte Braun-
erz vom Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr
allgemein verbreitetes Erz.

2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc
oxydé, calamine
.)

Meist aus dem Bleygrauen ins Gelblichbraune
durch mancherley Abstufungen; theils undurch-
sichtig; theils mehr oder weniger durchscheinend;
meist ungeformt, und zwar sowohl erdig als
derb; theils wie gefloßen, traubig, nierenför-
mig etc.; theils crystallisirt als Zinkspath, meist
in vierseitigen Tafeln; so zumahl in Kärntheu
und am Altai; theils als Aftercrystall (z.B. in
Flintshire); der ungeformte aber theils in ganzen
Flözen z.B. bey Olkutschk in Pohlen.


X. Wismuthgeschlecht.

Der Wismuth, marcasita officinalis
(Fr. étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine
aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende
Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde;
[Seite 701] Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*);
wird aus seiner Auflösung in Salpetersäure
durch reines Wasser als weißer Kalk (blanc
d'Espagne
) gefällt. Ueberhaupt ein nicht
häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum
Schnell- oder Zinn- Loth.

1. Gediegen.

Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge-
formt; theils gestrickt; selten crystallisirt in klei-
nen Würfeln etc.; blätteriger Bruch. Findet sich
doch häufiger als die beyden folgenden Gattun-
gen, und nebst denselben zumahl im sächsischen
und böhmischen Erzgebirge.

2. Wismuthglanz, grau Wismutherz.
Bismuth sulfuré.

Blaygrau; meist gelblich angelaufen; blätte-
riger, theils strahliger Bruch; meist ungeformt;
selten in spießigen der Länge nach eingewachsenen
Crystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr
weich, schneidbar; brennt auf Kohlen gebröckelt
mit Schwefelflamme. Gehalt (nach Sage) =
60 pro Cent Wismuth, durch Schwefel vererzt,
theils mit etwas Eisen und Arsenik etc.

3. Wismuthocher. Bismuth oxydé.

Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist
erdig; angeflogen oder eingesprengt.

[Seite 702]

XI. Spießglasgeschlecht.

Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätteriges,
strahliges Gefüge; ist spröde; Gewicht = 6702;
schmilzt leicht; verdampft in anhaltendem
Feuer; wird von den Säuren nur unvollkom-
men aufgelöst; und aus der Solution in Königs-
wasser durch Laugensalze weiß gefällt. Ge-
brauch unter andern um weichen Metallen mehr
Härte zu geben; also z.B. zum Schriftgießen.

1. Gediegen.

Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils
blätterig, theils schalig. Fundort unter andern
bey Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klap-
roth) = 98 Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25
Eisen.

2. Grau Spießglaserz. Antimoine sulfuré.

Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt;
und zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger
aber strahlig und zwar meist in nadelförmigen
Crystallen; theils aber auch in stärkern vier- oder
sechsseitigen Säulen. schmilzt und brennt am
Lichte mit blauer Flamme. Gewicht = 4200.
Gehalt = 70-80 Spießglas, 30-20 Schwefel.
Fundort vorzüglich in Ungarn und Siebenbürgen.

Das Federerz, von graulichschwarzer oder
bleygrauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haa-
riges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges
[Seite 703] Spießglaserz, das sich unter andern zu St.
Andreasberg und bey Nagybanya in Siebenbür-
gen findet.

3. Roth Spießglaserz. Antimoine hydro-
sulfuré.

Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan-
zes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen,
strahligen Crystallen, die theils sternförmig zu-
sammengehäuft sind. Gewicht = 4090. Gehalt
des Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50
Spießglasmetall, 10,80 Sauerstoff, 19,70
Schwefel. Fundort wie gedacht Bräunsdorf bey
Freyberg und Ungarn.

Eine besondre blättrige Abart ist das sogenannte
Zundererz das sich in Drusenhölen und als Ue-
berzug auf Quarz, Bleyglanz etc. bey Claus-
thal findet.

4. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.

Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue;
meist perlmutterglänzend; meist in sternförmig
zusammengehäuften nadelförmigen Crystallen;
ähnelt im Aeußern so wie (nach Klaproth) im
Gehalt den präparirten weißen Spießglasblumen
(Nix antimonii). Fundort bey Malaczka in
Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.

5. Spießglasocher. (Fr. Kermes mineral.)

Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort
bey Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwi-
schen strahligem Grauspießglaserz.

[Seite 704]

XII. Kobaltgeschlecht.

Das Kobalt-Metall*), oder die so ge-
nannte Kobalt- Speise ist fast eisenfarbig ins
Stahlgraue und ein wenig ins Rothe ziehend;
gibt in Königswasser aufgelöst die sympatheti-
sche Tinte. Gewicht = 7811. Ist sehr streng-
flüssig, und wenn es völlig rein ist, magnetisch.
Durchs Rösten verkalkt es zu schwarzem Pul-
ver, welches mit Glasfritten das für die
Blaufarbenwerke wichtige Smalteglas gibt.

1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti.
Cobalt gris

Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen
als Spiegel; auch theils gestrickt; theils baum-
förmig; nicht selten crystallisirt, und zwar meist
cubisch in mancherley Abartungen als Kobalt-
graupen; minder hart als die folgende Gattung;
hält auch Arsenik und etwas Eisen. Fundort un-
ter andern Glückbrunnen im Meiningischen, Rie-
gelsdorf in Hessen etc. Eins der häufigsten Ko-
balterze.

2. Grauer Speiskobalt, stahlderber Ko-
balt. Cobalt arsenical.

Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit
glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch
ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart;
hält außer dem Kobalt auch Arsenik und Eisen.
[Seite 705] Fundort unter andern im sächsischen und böhmi-
schen Erzgebirge.

3. Glanzkobalt.

Zinnweiß; meist ungeformt; theils nierenför-
mig, und in kleinen undeutlichen Crystallen.
Findet sich an wenigen Orten, z.B. im Stift-
amte Christiania in Norwegen.

4. Schwarzer Erdkobalt. Cobalt oxydé
noir.

Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreib-
lich, als Kußkobalt; theils verhärtet als
Schlackenkobalt; theils traubig, nierenförmig,
schalig etc.; matt oder schimmernd; wird durch
den Strich glänzend; leicht; vermuthlich durch
Kohlensäure verkalkt. Fundort unter andern auch
an letztgedachten Orten.

5. Brauner Erdkobalt.

Vom Leberbraunen durch mancherley Abstu-
fungen ins Gelblichgraue (gelber Erdkobalt,
Lederkobalt.) Ungeformt; erdig; weich; gibt
fettglänzenden Strich. Fundort unter andern zu-
mahl im Saalfeldischen.

6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.

Pfirschblüthroth, das aber an der Luft ver-
schießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als
Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen, theils
sammetartigen, theils sternförmig zusammenge-
häuften, glänzenden, durchscheinenden Crystallen,
als Kobaltblüthe; vermuthlich durch Arsenik-
säure verkalkt. Fundort unter andern bey Schnee-
berg im Erzgebirge.

[Seite 706]

XIII. Nickelgeschlecht.

Der Nickel hat eine aus dem Graulich-
weißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr
hart; sehr strengflüssig; und wenn er völlig rein
ist, allerdings magnetisch, löst sich vorzüglich
in Salpetersäure auf, und färbt die Auflösung
grün; sein Kalk aber den Salmiakgeist blau.
Gewicht = 7807. Gebrauch zum schinesischen
Packfong [S. 648]*).

1. Kupfernickel. Nickel arsenical.

Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki-
ger, gleichsam facettirter Bruch, selten strahlig,
(so bey Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560.
Gehalt = Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und
Schwefel. Fundort gemeiniglich bey Glanzkobalt.

2. Nickelocher. Nickel oxydé.

Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet
(so bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist
als Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfernickel.
Daß der Chrysopras seine Farbe von ihm habe,
ist oben erwähnt (S. 563.), so wie auch, daß
sich Nickelkalk in dem olivinähnlichen Fossil des
Pallafischen gediegenen Eisens, und in den Aëro-
lithen findet (S. 603).

[Seite 707]

XIV. Braunsteingeschlecht.

Das Braunstein- Metall, magnesium
(Fr. manganèse), ist stahlgrau, sehr hart,
spröde, und strengflüssig. Gewicht = 6850.
Verbindet sich leicht mit dem Eisen; hat unter
allen Metallen das stärkste Anziehungsvermö-
gen zum Sauerstoff; so daß es an der Luft sehr
bald zu schwarzem Pulver verkalkt; ist sehr all-
gemein in der Erde verbreitet; selbst in der
vegetabilischen Schöpfung. Gebrauch vorzüg-
lich zur Verfertigung des weißen Glases, zur
Bereitung der Lebensluft, der übersauren Salz-
säure etc.

1. Braunsteinblende, Schwarzerz.

Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurch-
sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt-
schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 3950. Gehalt des Siebenbürgischen
(nach Klaproth) = 82 Braunstein, 11 Schwefel,
5 Kohlensäure. Fundort zumahl beym Sieben-
bürgischen Rothbraunsteinerz.

2. Grau Braunsteinerz. Manganèse oxydé
metalloide etc.

Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem
oder matterem, metallischem Glanze; theils un-
geformt, häufig aber strahlig, und zwar meist
büschelförmig, oder sternförmig; theils in na-
delförmigen Crystallen, oder in vierseitigen Säu-
len mit zugeschärften oder zugespitzten Enden.
Fundort des strahligen zumahl bey Ilfeld am
[Seite 708] Harz. Gehalt desselben (nach Klaproth) = 90,
50 schwarzer Braunsteinkalk (verbunden mit dem
Maximum an Sauerstoff, den es im Feuer figirt
an sich halten kann), 2,25 Sauerstoffgas, 7
Wasser.

3. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse
oxydé noir.
etc.

Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig;
sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig;
(so z.B. das black wad von Winster in Der-
byshire, das mit Leinöhl angerieben in Selbst-
entzündung geräth; und häufig zur schwarzen
Oehlfarbe gebraucht wird); theils verhärtet, nie-
ren- oder staudenförmig etc.; theils von schlacken-
förmigem Ansehen (so das von Saska im Ban-
nat). Gehalt eines von Clausthal am Harze
(nach Klaproth) = 68 Braunsteinkalk, 6,50 Ei-
senkalk, 8 Kieselerbe, 1 Schwererde, 1 Kohle,
17,50 Wasser.

Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich-
nungen in mancherley Steinarten rühren von
dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.

3. Roth Braunsteinerz. Manganèse oxydé
rose.

Rosenroth in mancherley Abstufungen; theils
dichter, theils blätteriger Bruch; theils matt,
theils glänzend, mehr oder weniger hart. Ge-
halt (nach Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer
Spur von Kieselerde. Fundort zumahl bey
Nagyag und Kapnik in Siebenbürgen (als Gang-
art der dasigen Gold- und Tellurerze) und zu
Catharinburg in Sibirien.

[Seite 709]

XV. Arsenikgeschlecht.

Das Arsenik- Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen zinnweiß und bleygrau; einen schup-
pig blätterigen, Bruch. Gewicht = 8308. Ist
das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in einen dicken weißen Dampf ausgelöst, der
wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das
Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die far-
bigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik
weiß werden. Sein Kalk, der eine eigene
Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.

1. Gediegen.

Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an;
häufig in Nierenform, oft mit krummschaligen
Ablosungen als irrig so genannter Scherbenko-
balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé);
sehr selten gestrickt, dendritisch etc.; in dünnen
Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort
unter andern zu St. Andreasberg am Harz.

2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer
arsenical.
(Engl. arsenical mundick.)

Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein-
gesprengt; theils crystallisirt, zumahl viersei-
tigen Säulen, hart; gibt gerieben oder zerschla-
gen starken Knoblauchsgeruch; hält außer dem
Arsenik auch Eisen; und eine besondere Abart,
das so genannte Weißerz oder Mißpickelsilber,
[Seite 710] auch noch Silber. Fundort zumahl im Erzge-
birge; nahmentlich das Weißerz bey Bräunsdorf.

3. Rauschgelb. Arsenic sulfuré.

Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:

1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripig-
mentum
. (Fr. orpiment.)

Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von
einem fast talkartigen Ansehen und fast metalli-
schen Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist
ungeformt theils crystallisirt, zumahl in viersei-
tigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen
verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Ge-
halt (nach Kirwan) = 90 Arsenik, 10 Schwe-
fel. Fundort zumahl in Siebenbürgen und im
Bannat.

2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San-
darac, Realgar.

Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän-
zend; gibt gelben Strich; häufig crystallisirt in
kleinen vier- oder sechsseitigen Säulen; theils
aber auch nur angeflogen über andere Fossilien
(so z.B. auf St. Andreasberg über Kalkspath-
und Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225. Gehalt
(nach Kirwan) = 84 Arsenik, 16 Schwe-
fel. Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und
ist Siebenbürgen.

4. Arsenikblüthe, Pharmacolith. Ar-
senic oxydé

Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig,
theils haarförmigen; büschelig zusammenge-
häuften, seidenglänzenden, durchscheinenden Cry-
stallen. Gewicht = 2477. Gehalt (nach Klap-
[Seite 711] roth) = Kalkerde mit Arseniksäure und einer Spur
von Kobalt. Fundort vorzüglich bey Riegelsdorf
in Hessen und zu Wittichen im Fürstenbergischen.


XVI. Molybdängeschlecht.

Das Molybdän- Metall ist fast stahl-
grau; und sehr spröde; nicht sonderlich hart.
Gewicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls
eine eigene Säure.

1. Wasserbley. Molybdène sulfuré.

Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz
ist bleygrau von metallischem Glanze; und
meist krummblätterigem Gefüge; fettig anzufüh-
len; weich; abfärbend; in dünnen Blättchen
biegsam. Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klap-
roth) = 60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Fin-
der sich an wenigen Orten; aber einzeln in vielen
Weltgegenden. Zumahl bey Altenberg im Erz-
gebirge und bey Kolywan in Sibirien.


XVII. Scheelgeschlecht.

Das Scheel- oder Wolfram- Metall
(Fr. Tungstène), ist erst neuerlich aus seinen
Erzen als König reducirt worden; dessen Farbe
aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden
angegeben werden. Ist sehr strengflüssig;
sein Kalk enthält eine eigene Säure und bildet
[Seite 712] mit Ammoniac (dem flüchtigen Alkali) ein
eigenes Mittelsalz.

1. Tungstein, Schwerstein, irrig so ge-
nannte weiße Zinngraupen. Schéelin
calcaire
.

Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei-
nend; fettglänzend; fast muscheliger Bruch; un-
geformt; oder in doppelt vierseitigen Pyrami-
den crystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt des
Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75
Scheelkalt, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde,
Scheelsäure und Kalkerde. Fundort vorzüglich
an gedachtem Orte in Böhmen.

2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin ferruginé.

Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich;
mattglänzend; blätteriger Bruch; meist schalig;
ungeformt; oder crystallisirt, zumahl in platten
sechseitigen Säulen und vierseitigen Tafeln.
Gewicht = 7130. Gehalt = Scheelsäure
mit Eisen und etwas Braunstein. Fundort zu-
mahl im Erzgebirge und in größter Menge auf
Dolcoath in Cornwall. Ueberhaupt (so wie auch
das vorhergehende) meist bey Zinnstein.


XVIII. Urangeschlecht.

Das Urangeschlecht, das 1789 von Hrn.
Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von
mattem, metallischem Glanze; weich; spröde;
Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird
in Salpetersäure und in Königswasser aufgelöst,
[Seite 713] und durch Laugensalz daraus als ein gelber
Kalk gefällt, der dem Glase eine hellbraune
Farbe gibt.

1. Pecherz, Pechblende. Vranium sulphu-
ratum
. Urane oxydulé.

Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglän-
zend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt =
Uranium und Schwefel. Fundort nebst den fol-
genden Gattungen zumahl im sächsischen und böh-
mischen Erzgebirge.

2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Vranium spathosum. Urane oxydé.

Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich, matt; theils glänzend, fest, crystallisirt,
zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Ura-
nium durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.

3. Uranocher. Vranium ochraceum. Urane
oxydé.

Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig;
weich; mager; löst sich in Salpetersäure ganz
auf. Meist auf und zwischen dem Pecherz.


XIX. Titangeschlecht.

Das Titan-Metall hat zwar Hr. Gregor
schon 1791 im Manacanit zu finden geglaubt,
aber Hr. Klaproth 1795 erst ganz außer
Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner metallischen
Gestalt eine dunkele Kupferfarbe; nimmt gute
[Seite 714] Politur an; ist spröde; äußerst strengflüssig;
hat starkes Anziehungsvermögen zum Sauer-
stoffe; wird leicht von der Salpetersäure,
Salzsäure und Schwefelsäure aufgelöst; und
durch Laugensalze aus diesen Auflösungen weiß
– hingegen durch Galläpfelaufguß kermesbraun
– niedergeschlagen; mit Salpeter verpufft es
lebhaft; die Laugensalze aber scheinen weder auf
dem trocknen noch nassen Wege etwas davon
aufzulösen.

1. Titan-Sand, Manacanit. Titane
oxydé ferrifère.

Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in
kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf
dem ersten, Blick grobkörnigem Schießpulver
ähnelnd; wird theils vom Magnet gezogen. Ge-
wicht = 4427. Gehalt (nach Klaproth) =
45,25 Titankalk, 51 Eisenkalk, 0,25 Braun-
steinkalk, 3,50 Kieselerde. Fundort besonders
als Flußsand im Kirchspiel Manacan in Corn-
wall und an der Providenz- Insel bey Botanybay.

Der Iserin, ein ähnlicher Titansand ans dem
Isergrund in Böhmen hält (nach Lampadius) =
59,1 Titankalk, 30,1 Eisenkalk, 10,2 Urankalk.

2. Titan-Spath, Titanit, Brunon.
Titane oxydé.

Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän-
zend; crystallisirt in kurzen, gleichsam linsenför-
mig zusammengedruckten vierseitigen an beyden
Enden mir zwey Flächen zugeschärften Säulen.
Gehalt des norwegischen (nach Abildgaard) =
58 Titankalk, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde.
[Seite 715] Fundort im Passauischen in einer gemengten Ge-
birgsart aus vorwaltendem Feldspath mit Quarz,
Hornblende etc. und bey Arendal in Norwegen
in Quarz.

3. Titan-Schörl, Rutil. Titane siliceo-
calcaire.

Braunroth; theils mit einem dem Metallischen
sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zu-
mahl in und auf Bergcrystall und gemeinem
Quarz; theils aber in stärkern, vierseitigen, der
Länge nach gestreiften, stangenförmigen Crystal-
len; so vorzüglich bey Boinik in Ungarn in ei-
nem aus Glimmerschiefer und milchweißem Quarz
geschichteten Lager.

Der ihm nahe verwandte Nigrin findet sich in
stumpftantigen Körnern und kleinen Geschieben
in den Goldseifenwerken bey Olahpiau in Sieben-
bürgen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titan-
kalk, 14 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.


XX. Tellurgeschlecht.

Das Tellurium (Sylvanium), dessen
eigenthümliche Metallität zuerst von Hrn. Mül-
ler von Reichenstein entdeckt, und nachher
von Hrn. Klaproth vollkommen bestätigt
worden, hat eine aus dem Zinnweißen ins
Bleygraue fallende Farbe; ist starkglänzend;
hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde; und
leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also
das leichteste von allen Metallen.

[Seite 716]

1. Gediegen (aurum problematicum s. para-
doxum
). Tellure natif ferrifère.

Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch.
Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Ei-
sen, und ein weniges Gold. Meist eingesprengt
in grauen, hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay
in Siebenbürgen.

2. Schrifterz (das so genannte aurum gra-
phicum
).Tellure natif aurifère et ar-
gentifère.

Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen- oder
tafelförmigen Crystallen, die meist mit einer Sei-
tenfläche auf- und gewöhnlich ihrer mehrere durch
einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klap-
roth) = 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber.
Fundort bey Offenbanja in Siebenbürgen, in
Quarz und Graustein.

3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure
natif aurifère et plombifère
.

Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge;
weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam. Ge-
halt (nach Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54
Bley, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwe-
fel. Fundort bey Nagyag in Siebenbürgen, in
Quarz und Roth-Braunsteinerz.


XXI. Chromiumgeschlecht.

Das Chromium-Metall, das 1797 von
Hrn. Klaproth, und um gleiche Zeit auch
von Hrn. Vauquelin entdeckt worden, ist fast
[Seite 717] bleygrau, spröde, sehr hart und strengflüssig.
Sein Kalk enthält eine eigene Säure.

1. Nadelerz.

Stahlgrau; läuft gelblich an; metallischglän-
zend; kleinkörniger Bruch. Eingewachsen als
nadelförmige Crystallen, zuweilen mit gediegenem
Golde, immer mit der folgenden Gattung zu-
sammen.

2. Chromocher.

Blaßspangrün bis ins Strohgelbe; matt;
weich; von feinerdigem Bruch. Nebst dem Na-
delerz in Milchquarz, im Catharinburgischen.


XXII. Columbiumgeschlecht.

Dieses 1801 von Hrn. Hatchett entdeckte
Metall wird in den festen Alkalien so wie auch
in den mehrsten Säuren aufgelöst, und daraus
durch Galläpfeltinctur orangengelb und durch
Blutlauge olivengrün niedergeschlagen, und
schmilzt mit natürlichem Harnsalz zu einer blauen
ins Purpurrothe spielenden Glasperle.

1. Columbit.

Schwarzgrau; glänzend; halbhart; spröde.
Gewicht = 5918. Gehalt (nach Hatchett) = 77,5
Columbiumkalk, 21 Eisenkalk. Fundort (ver-
muthlich) Massachusetsbay.

[Seite 718]

XXIII. Tantalumgeschlecht.

Dieses Metall ward von Hrn. Ekeberg
1802 entdeckt und ist von schwärzlichgrauer
Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber auf-
lösbar in den Alkalien.

1. Tantalit.

Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von
dichtem Bruch: hart; in undeutlichen, wie es
scheint octoëdriscken Crystallen von Haselnußgröße.
Gewicht = 7953. Hält (nach Ekeberg) außer
dem Tantalkalk auch Eisen- und Braunsteinkalk.
Fundort in Finnland in einem granitartigen
Gemenge.


XXIV. Ceriumgeschlecht.

Von den Herren Hisinger und Berzelius
1804 entdeckt. Dieses Metall ist von grau-
lichweißer Farbe, blättrigem Bruch, sehr sprö-
de; wird in Königswasser aufgelöst und in
starkem Feuer verflüchtigt.

1. Cerit, Ochroit.

Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd,
von splittrigem Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 4733. Gehalt (nach Vauquelin) = 67
Ceriumkalk, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 Ei-
senkalk, 12 Wasser und Kohlensäure. Fundort
bey der Ritterhütte in Westmanland.

[Seite 719]

XXV. Iridiumgeschlecht.

Dieses von Hrn. Tennant 1803 entdeckte
(in Frankreich auch Ptène genannte) Metall
ist silberweiß, sehr hart, spröde und streng-
flüssig; wird von einfachen Säuren gar nicht
und selbst vom Königswasser nur schwach an-
gegriffen; aber durch die festen Alkalien läßt
sichs auflösen und giebt ihnen eine rothe und
blaue Farbe.

l. Gediegen.

Nähmlich bloß mit Osmium (S. 671.) ver-
bunden, in einzelnen Körnern unter der rohen
Platina, außerdem aber auch in Verbindung
mit den gedachten neun andern Metallen.


Sechszehnter Abschnitt.
Von den Versteinerungen
.

[Seite 720]

§. 261.

Die Petrefactenkunde, oder so genannte
Oryctologie im engern Sinn, ist – wenn sie
anders aus dem rechten Gesichtspuncte ange-
sehen und benutzt wird – ein sehr wichtiger
und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie
mannigfaltiges, aufklärendes Licht über Geo-
genie, über die verschiedenen successiven, mehr
oder weniger allgemeinen Catastrophen*), die
mit unserer Erde vorgegangen, folglich über
das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt,
über die Entstehungsart mancher Arten von
Flözgebirgen insbesondere u.s.w. verbreitet,
ohne welches alles kein philosophisches Studium
des mineralogischen Theils der Naturgeschichte
gedacht werden kann.

§. 262.

Man nennt aber Petrefacten oder Ver-
steinerungen (Engl. extraneous fossils) im
[Seite 721] weitläuftigen Sinn alle abgestorbene Thiere
und Gewächse, die entweder ihren Tod in einer
solchen Erdcatastrophe gefunden oder doch nach-
her durch eine dergleichen in eine so günstige
Lage gekommen, daß dadurch ihr Körper oder
einzelne Theile desselben, statt zu verwesen,
seine Bildung mehr oder minder vollkommen
erhalten, und mehrentheils noch überdem mit
fremden steinartigen oder metallischen Stoffen,
oder aber mit Erdharzen durchzogen worden.

Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt
ward. Vor allen die bloßen so genannten Natur-
spiele, susus naturae, an denen sich ehedem die
Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte
Dr. Luther im mansfelder Kupferschiefer den VAL.
Alberti
1675 beschrieben; des alten Dr. Nic.
Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m.
Ferner offenbare Artefacten, wie z.B. die badner
Wurfelchen; oder vollends absichtliche Betrüge-
reyen, wie die so genannten würzburger Verstei-
nerungen, womit einst der ehrliche Beringer an-
geführt worden, s. Dess. lithographia Wirce-
burgensis
1726. Fol. zumahl S. 5.

§. 263.

Von der verschiedenen Weise dieser Con-
servation, pflegt man folgende viererley Arten
zu unterscheiden. Die Versteinerungen finden
sich nähmlich;

1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con-
chylien etc. ihren thierischen Leim und mit dem-
selben einen großen Theil ihrer sonstigen Festig-
[Seite 722] keit verloren haben*), da sie statt desselben
nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff
u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig-
lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich
meist im aufgeschwemmten Lande (S. 536. 619)
und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen
und Klüfte (S. 614).

2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so
genannte Versteinerungen oder Petrefacte im
engern Sinne, die in den festern Steinlagen
der Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher
großentheils selbst Steinhärte erlangt haben.
Dahin gehören zuvörderst die unbekannten
Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl die
Kalkflözgebirge auf dem jetzigen festen Lande,
das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte,
so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch
die in Hornstein oder Wachsopal versteinten
Hölzer etc.

[Seite 723]

Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien,
die sich auf diese Weise wirklich versteinert fin-
den, ist selten die Schale selbst noch erhalten
(– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisirenden
Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –),
sondern bey den mehrsten zeigt sich bloß der
innere Abguß von dem versteinerten Schlamme,
der die nachher allgemach zerstörte Schale aus-
gefüllt hat. So z. E. bey den allermehrsten
Ammoniten, Hysterolithen etc. Man nennt
dergleichen Petrefacte zum Unterschied Stein-
kerne, nucleos (Fr. pierres moulées.) –
Spurensteine hingegen, typolithi (Fr. pier-
res, imprimées
) heißen die, von welchen bloß
der Abdruck der äußern Oberfläche übrig ist;
wie bey den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) metallisirt (Fr. petrifications pyri-
teuses, bronzées
), wenn die Versteinerungen
mit metallischen Stoffen durchzogen sind; be-
sonders mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz,
Thon Eisenstein etc.

Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminöse Holz etc. –
Und dahin gehören auch allerdings die im Bern-
stein eingeschlossenen Insecten etc. da es eben-
falls nach dem Tode erhaltne organisirte Körper
sind, die vermuthlich bey irgend einer Erdcata-
strophe ihr Grab gefunden haben.

§. 264.

[Seite 724]

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,
da man die Versteinerungen einerseits nach dem
Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich ge-
genwärtig finden, und anderseits nach der Gleich-
heit, oder bloßen Aehnlichkeit, oder aber völli-
gen Verschiedenheit mit den organisirten Kör-
pern der jetzigen Schöpfung, betrachter.

§. 265.

Aus dem ersten dieser beyden Gesichts-
puncte ist es zu bewundern, und in Bezug auf
die Größe der Revolutionen, die einst mit
unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von
wichtiger Bedeutung, wenn man sieht, in
welcher Höhe über der jetzigen Meeresfläche,
und in welcher Tiefe unter derselben sich noch
Versteinerungen finden. Nur ein paar Bey-
spiele von denen in Europa zu geben, so hat
Hr. de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche
versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefun-
den, und in Whitehaven in Cumberland gräbt
man hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter
derselben die Abdrücke von Waldgewächsen
(Farnkräuter) aus! Außerdem gehören zu den
besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der
Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen
[Seite 725] vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden
sich nähmlich

1) im aufgeschwemmten Lande, meist
lose liegend. So z.B. die mehrsten fossilen
Elephanten, Rhinozere etc. und so auch das
Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen,
meist in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam
breschenartig zusammengesintert. So die
prodigiosen Knochenfelsen an einigen Küsten
des mitländischen und adriatischen Meeres, an
Cerigo, Dalmatien, und Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am
Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge
und an den Carpathen.

Oder endlich 4) in den Flözlagern von
Kalkstein, Stinkschiefer, bituminösen Mergel-
schiefer, Gyps, Schieferthon, Grauwacken-
schiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber zu den organisirten
Körpern der jetzigen Schöpfung scheint es mir
am zweckmäßigsten und sichersten, die Verstei-
nerungen überhaupt unter folgende dreyfache
Hauptabtheilungen zu bringen:

A) Petrificata superstitum.

Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren
Versteinerungen, d.h. denen jetzt existirende
[Seite 726] Geschöpfe völlig gleichen. Von der Art sind
z.B. alle die mancherley versteinten Thiere und
Pflanzen in den merkwürdigen Stinkschiefer-
Flözen bey Oeningen am Bodensee.*)

B) Petrificata dubiorum.

Die zweifelhaften Versteinerungen, d.h.
die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß
ähneln; aber sich von denselben theils durch
ihre ungeheure Größe, theils durch mancherley
kleine aber doch constante Abweichungen in der
Bildung einzelner Theile auszeichnen. Dieß ist
zumahl der Fall mit vielen fossilen Knochen großer
Säugethiere, der fossilen Hirsche, Bären etc. so
auch mit den mancherley Seegeschöpfen im Pap-
penheimer Kalschiefer, deren ähnliche Urbilder
jetzt bloß zwischen den Wendecirkeln leben etc.

C) Petrificata incognitorum.

Die Versteinerungen von völlig unbe-
kannten Geschöpfen der Vorwelt, d.h. zu
welchen sich bis jetzt nicht einmahl nur ein
ähnelndes, geschweige ein völlig gleiches Ur-
bild gefunden. So z.B. die Ammoniten,
Phaciten, Belemniten u.a.m.

§. 267.

Dem zu Folge sind also hier die Versteine-
rungen erst nach den beyden Reichen organisirter
[Seite 727] Körper, und die Zoolithen nach den sechs Classen
des Thierreichs geordnet, die Unterabtheilun-
gen aber, so weit es sich thun läßt, nach dem
eben angegebenen Gesichtspuncte bestimmt.

* * *

Einige vorzügliche Hülfsmittel zur Petre-
factenkunde.

  1. (Bourguet) traité des petrifications. Par. 1742. 4.
  2. J. Gesneri tractatus de petrificatis. ed. 2. Lugd. B.
    1758. 8.
  3. J. E. Imm. Walchs Steinreich. Halle 1762. II. B. 8.
  4. Dess. (und G. W. Knorrs) Naturgeschichte der Ver-
    steinerungen. Nürnb. 1755 u. f. IV. B. in Fol.
  5. J. Beckmann de reductione rerum fossilium ad ge-
    nera naturalia protyporum
    ; in den nouis com-
    ment. soc. scient. Gotting
    . T. II. und III.
  6. God. Gv. Leibnitii protogaea. Gott. 1749. 4.
  7. Sam. Chr. Hollmann commentationum in Reg.
    scient. soc. recensitarum sylloge
    . Goett. I. 1762.
    II. ed. 2. 1784. 4.
  8. Fr. Xav. Burtin sur les revolutions générales qu' a
    subies la surface de la terre
    ; im VIII. St. der
    Verhandelingen uitgegeeven door Teyler's twee-
    de Genootschap
    . Haarl. 1790. 4.
  9. FaujasSt. – Fond Essai de Géologie. T. I. Par.
    1803. 8.
  10. (Andreä) Briefe aus der Schweiz nach Hannover ge-
    schrieben. Zürich 1776. 4.
  11. Gust. Brander fossilia Hantoniensia. Lond. 1766. 4.
  12. Cas. Chr. Schmiedel Vorstellung merkwürdiger Ver-
    steinerungen. Nürnb. 1780. 4.

A. Versteinerungen des Thierreichs.

[Seite 728]

I. Von Säugethieren.*)

A) Bestimmbare**).

So z.B. von Wasserratten oder ähnliche
Thieren im öninger Stinkschiefer.

B) Zweifelhafte.
[Seite 729]

So z.B. 1) von einer räthselhaften Gattung
von Bären (Ursus spelaeus?) und zwar in un-
säglicher Menge in den oben (§. 265.) genann-
ten Berghöhlen*).

2) Von einer eignen Gattung des Hirschge-
schlechts, dem sogenannten Riesen-Elenn, Cer-
vus
giganteus?), die zumahl in Irland ausge-
graben wird, und sich durch ihre mächtige Größe
auszeichnen. Von manchen ist der Schedel fast
eine Elle lang und stehen die Enden der beyden
(zuweilen etliche Centner wiegenden,) Geweihe
auf 14 Fuß aus einander.**)

3) Von einem Elephantengattung (Elephas
primigenius?) [die vermeinten Riesenknochen***)
[Seite 730] unserer ehrlichen Alten]; unter andern auch in
Menge in Deutschland*). So z.B. zwey fast
vollständige Gerippe die bey Burg-Tonna im
Gothaischen (das eine 1695 das andere neuerlich
1799) ausgegraben worden etc.

4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros
antiquitatis?). Häufig in Sibirien; aber auch
in Deutschland z. E. bey Herzberg am Harz**),
bey Burg-Tonna***) u.a.

C) Völlig unbekannte.

So 1) das colossalische Land-Ungeheuer der
Vorwelt, das Mammut (Mammut ohioticum.
Mastodonte Cuv.), dessen Gebeine besonders
am Ohio in Nordamerica etc. in Menge ausge-
graben werden; und das sich unter andern schon
durch die eigene auffallende Form seiner enormen
Backzähne (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 10. –)
von der übrigen thierischen Schöpfung der Vor-
welt auszeichnet†).

2) Das besonders durch die abentheuerliche
Mißgestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und
[Seite 731] Krallen auffallende Megatherium americanum.
dessen Gebeine hin und wieder in Südamerica
ausgegraben werden*).

3.) Das ganze Geschlecht der Paläotherien
wovon Hr. Cüvier im Gypsflöz von Montmar-
tre schon mehrere Gattungen entdeckt hat; unbe-
kannte Mittelgeschöpfe zwischen den Nashörner-
Tapir- und Schweinegeschlechtern**).


II. Von Vögeln.***)

Ueberhaupt äußerst wenige, doch z.B. im
öninger Stinkschiefer Knochen von Sumpfvö-
geln, und im pappenheimer Kalkschiefer von
Schwimmvögeln.†)


III. Von Amphibien.

A) Bestimmbare.

Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stink-
schiefer.††)

B) Zweifelhafte.
[Seite 732]

Z.B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich
aus der gleichen Gegend von Burg-Tonna be-
sitze, wo wie gedacht auch die Elephanten- und
Rhinocer-Gebeine zweifelhafter Gattung gefun-
den werden*).

C) Unbekannte.

Z.B. von einem ungeheueren, crocodillartigen
Geschöpf; denn einem solchen gehören doch wahr-
scheinlichst die mächtigen Gebisse, und andern
Knochen, die im Petersberge bey Mastricht ge-
funden werden**).


IV. Von Fischen.

Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser
Classe, die Ichthyolithen, in größter Menge
und Mannigfaltigkeit (sowohl der Fischgattungen
die sie vorstellen, als der Steinarten worin sie
brechen,) gefunden werden, so bedarf es doch bey
den mehresten erst noch einer strengvergleichenden
präjudizlosen Revision, ehe sich mit Sicherheit
bestimmen läßt, zu welcher von unseren drey
Hauptabtheilungen (– in bestimmbare oder zwei-
felhafte oder unbekannte –) sie gehören mögen.
Denn nur mit wenigen, wie z.B. mit denen im
öninger Stinkschiefer oder mit den einzelnen so
sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam
mumisirten Angmarsets (Salmo arcticus S. 294)
[Seite 733] von Zuckertop ans der Westküste von Grönland*),
läßt sich dieß vor der Hand mit Gewißheit thun.

Die meist sehr gut erhaltnen Fischgerippe in
Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen**)
werden zwar insgemein sehr bestimmt auf be-
kannte Urbilder referirt. Aber schon das scheint
dabey bedenklich, daß dem zu Felge jener Berg
die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von
Flußfischen sowohl als von Seefischen, sondern
unter den letztern zumahl, zugleich von Thieren
aus den weitst von einander entfernten Oceanen
seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem
mitländischen Meer, und von den Küsten von
Japan, Brasilien dem nordöstlichen America,
Alma, etc. Die im Tafelschiefer vom Blatten-
berg im Canton Glaris und die im Mannsfeldi-
schen und Hessischen bituminosen Mergelschiefer
haben selten die zur specifischen Characteristik
wichtigsten Theile deutlich genug erhalten, daß
man die Gattungen mit Zuversicht bestimmen
könnte.

Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von
versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne
Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zu-
mahl die so genannten Schlangenzungen (glos-
sopetrae
) aus dem Hayfischgeschlechte, und die
Bufoniten oder sogenannten Schlangenaugen,
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den stum-
pfen Zähnen des Klippfisches (Anarrhichas lu-
pus
) Aehnlichkeit haben.

[Seite 734]

Auch scheint der eigentliche orientalische Tür-
kis zu den versteinten Fischzähnen zu gehören,
der meist von blaugrüner Farbe ist, und zumahl
in Persien gefunden wird.


V. Von Insecten.

A) Bestimmbare.

So z.B. im öninger Schiefer, Larven von
Libellen, Wasserwanzen u. dergl.

B) Zweifelhafte.

Dahin gehören wohl vor der Hand noch die
meisten von den im Bernstein eingeschlossenen
(s. oben S. 656. not. *), so wie auch die mehr-
sten versteinten Krebse (Gamarrolithen).

C) Unbekannte.

So die berühmten Trilobiten oder fälschlich
so genannten Käserwuscheln oder Cacadumuscheln
(entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud-
ley-fossil
) die hin und wieder (s. z.B. oben
S. 590.), aber nirgend schöner als bey Dudley
in Worcestershire und zwar theils noch mit der
natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. –)


VI. Von Würmern.

Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen
Testacea, Crustacea und Corallia. Doch scheinen
die fossilen Schnäbel die sich auf dem Heinberg bey
Göttingen, so wie im Petersberge bey Mastricht
[Seite 735] und bey Bath finden, einem Mollusken-Ge-
schlechte, nähmlich den Sepien zugehört zu
haben*).

I) Testacea.
A) Bestimmbare.

So wie es scheint, z.B. unter den Muscheln
diejenige gemeine Gattung von wirtlich petrificir-
ten Terebratuliten im Flöz-Kalkstein, die der
Glas-Bohrmuschel (Anomia vitrea S. 452.)
gleicht, und nach dem alten Typus in der Vor-
welt nun auch in der nachwärtigen jetzigen
Schöpfung regenerirt worden.

Und unter den Schnecken die calcinirte Trö-
delschnecke (Trochus lithophorus S. 463.),
die sich in Piemont im aufgeschwemmten Lande
findet.

B) Zweifelhafte.

Z.B. Von vielschaligen Conchylien der schöne
Balanites porosus aus dem Osnabrückischen**)
der besonders durch den merkwürdigen Umstand
für die Archäologie unsers Planeten lehrreich
wird, daß er nicht selten in aller seiner Integrität
auf einzelnen glatt abgerundeten Geröllen auf-
sitzt***).

Unter den Muscheln die sehr großen Terebra-
tuliten ebenfalls im Osnabrückischen†).

[Seite 736]

Und unter den Schnecken die fast fußlangen
calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm-
ten Lande in Champagne.

C) Unbekannte.

Nun davon die Fülle in den Kalkflözgebirgen.

So z.B. um nur einige der sonderbarsten an-
zuführen, unter den Muscheln:

1) Der feurig opalisirende Ostracit im kärnth-
ner Muschelmarmor.

2) Der dickschalig ostracites, pinnigenus den
der jüngere Hr. de Lüc nebst dem folgenden auf
dem Saledeberg bey Genf entdeckt hat.*)

3) Der große fast herzförmige Anomit.**)

4) Die Gryphiten.

5) Die Hysterolithen.

6) Die so genannte Langue fourrée aus
Saint-Onges***).

7) Die Pantoffelmuschel des Hrn. von
Hüpsch†).

8) Die sogenannten versteinten Ziegenklauen
aus dem Blattensee in Ungarn††) u.a.m.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so
genannten polythalamiae. Deren Schale nähm-
[Seite 737] lich inwendig durch Scheidewände in Kammern
oder Fächer abgetheilt ist:

So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfen-
nigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine
genannt, porpites, lapis numularis, helicites
einiger Schriftsteller (Fr. camérine, pierre len-
ticulaire
oder numismale, monnoie du diable),
die außen mit flachgewölbten blätterigen Schalen
belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte
vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher
Länge enthalten (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 40. –). Sind häufigst von Linsengröße,
theils aber auch wohl wie ein halber Gulden.
Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in
mächtigen Lagen; nahmentlich in Nieder-Aegyp-
ten, wo die Pyramiden großentheils daraus
erbauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones).

3) Die eben so merkwürdigen als seltnen
Orthoceratiten, die sich theils fußlang, und
vorzüglich im Meklenburgischen finden.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei
(Engl. thunder-stones, fairiesfingers),
unter welchen es aber auch Gattungen ohne
Scheidewände oder Alveolen gibt. Uebrigens
eine der allgemeinsten Versteinerungen der Kalk-
flözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink-
stein durchzogen sind (S. 621.); aber auch in
andern Flözlagen, wie z.B. in den Kreitebergen
von Kent brechen.

[Seite 738]

5) Des Dr. W. Thomson's cornu copiae
von Capo Passaro an Sicilien*).

Von solchen einschaligen Conchylien, die nie-
mahls innere Scheidewände haben, z.B.

1) Die merkwürdigen linksgewundenen Mu-
riciten am Ufer von Harwech (– Abbild. n. h.
Gegenst.
tab. 20. –).

2) Der überaus sonderbare kleine Muricites
deformis Soland. dessen Spitze sich immer
wie in eine irreguläre Wurmröhre verläuft**).

3) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten
ans dem Lucerner Gebieth, die dort in unsägli-
cher Menge und unvermengt im dichten Kalk-
fels liegen***).

4) Der kleine Serpulites concervatus der am
Deister im Hannöverschen in ganzen Flözlagen
von Stinkstein zusammengehäuft ist†).

II) Crustacea.

1) Unter den mancherley See-Igeln, zu-
mahl diejenigen, so statt der Stacheln mit den
ehedem so räthselhaften Judensteinen besetzt
sind††).

Dann 2) die Encriniten und 3) die Pentacri-
niten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die
[Seite 739] der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 469.)
zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem
vielarmigen Körper bestehen, der auf einem lan-
gen gegliederten Stängel sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien*),
(– Abbild n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich
meist in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme
des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da er
dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder
einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb
Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel
muß mit seinem untern Ende auf dem Meeres-
boden der Vorwelt festgesessen haben. Seine
wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner
Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben,
sind unter dem Nahmen der Entrochiten, Räder-
steinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen
(Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt,
und der Flözkalkstein mancher Gegenden wimmelt
gleichsam davon.

Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**)
(– Abbild n. h. Gegenst. tab. 70. –) besteht
aus einem großen, vielarmigen, quastenförmigen
Körper der auf einem gegliederten einfachen
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens
über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petre-
[Seite 740] fact fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen
Mergelschiefer bey Boll im Wirtembergischen
(S. 621).

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel
vom gegliederten und dabey ästigen Stängel
eines ähnlichen, aber noch nicht ganz bekann-
ten Petrefacts.

III) Corallia.

Zumahl 1) Madreporiten in theils Gegen-
den als in wahren Corallenriefen der Vorwelt,
in unermeßlicher Menge und großer Mannigfal-
tigkeit. So z.B. im dichten Kalkstein und
Marmor (S. 618) auf dem Saleveberge bey
Genf, auf dem Harz bey Blankenburg bey
Grund etc. Von letztern Orte verdient nahment-
lich der ansehnliche schön geformte Madreporites
cristatus*) Erwähnung; so wie von der be-
rühmten perte du Rhône der sonderbare kleine
Madreporites lenticularis (– Abbild. n. h. Ge-
genst
. tab. 80. –) der zu, mancherley mineralo-
gischen Irrthümern Anlaß gegeben. – Madre-
poriten in Sandstein im Petersberge bey Ma-
stricht. – In Kreide, als so genannte Fungiten
in Kent. – In Brauneisenstein auch als Fun-
giten und Schraubensteine (– eine Art Cubipo-
riten? –) bey Rübeland am Harz. Letztere
auch im Catharinburgischen in Sibirien. –

2) Milleporiten und andere zarte Corallen-
arten vorzüglich im Sandstein des Petersbergs
bey Mastricht. – In Feuerstein (S. 560.)
bey Zelle im Hannoverischen, und im Pudding-
stein in Hertfortshire (S. 641 not. *) etc.

B. Versteinerungen des Pflan-
zenreichs.*)

[Seite 741]

Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollständig
und deutlich erhalten, daß mau ihre spezifischen
Charaktere daran erkennen, könnte, was zumahl
bey gewissen einzelnen Theilen der Gewächse, wie
z.B. bey den fossilen Hölzern kaum möglich ist;
indeß findet doch im Ganzen der nähmliche drey-
fache Unterschied Statt, den ich bey der Einthei-
lung der thierischen Versteinerungen zum Grunde
gelegt habe.

I) Abdrücke von Pflanzen und
Blättern.**)

A) Bestimmbare.

So z.B. die im öninger Stinkschiefer etc.

B) Zweifelhafte.

Dahin scheinen z.B. vor der Hand wohl noch
die mehrsten Farrenkräuter etc. im Schieferthon
und Thoneisenstein (S. 690) zu gehören.

C) Unbekannte.

Von diesen nur zu Einem, Beyspiele statt aller
die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften
[Seite 742] theils ästigen oft ungeheuer großen schuppigen
Abdrücke, die hin und wieder, zumahl aus Stein-
kohlengruben, in Schieferthon (Kohlenschiefer);
aber auch bey Edinburgh in Sandstein, und bey
Clausthal in Grauwacke und Thonschiefer*) ge-
funden werden.

II) Fossile Samen, Früchte u. dergl.

A) Bestimmbare.

Z.B. in dem oft genannten öninger Stinkschie-
fer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von
Blüthen (eines Ranunculus) gefunden haben.

B) Zweifelhafte.

Dahin gehören die sogenannten frankenber-
ger Kornähren, Sterngraupen u a. daselbst
brechende in Silber- und Kupfer-Erze metallisirte
Fruchttheile.

C) Unbekannte.

Z.B. die mandelförmigen Fruchtcapseln, die
sich zuweilen zwischen dem fossilen Holze in den
preußischen Bernsteingruben finden [s. oben S. 656.
not. *)]. So wie die kleinen Palmnüsse aus den
Cölnischen Umbergruben**) u.a.m.

III) Fossile Hölzer (Lithoxyla).

Bey den mehresten derselben hält es, wie ge-
sagt, sehr schwer, sie mit Gewißheit unter
[Seite 743] die hier zum Grunde gelegte Haupteintheilung
zu bringen.

Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie
z.B. das (zwar kaum bieder zu rechnende)
saubere in Raseneisenstein angewandelte Birken-
holz von Kontschosero im Olonezkischen.

Und andere hingegen sind vor der Hand völlig
unbekannt, wie z.B. das in Holzstein petrificirte
so genannte Staarholz von Hillersdorf bey
Chemnitz, das sich durch seine gleichförmig dichte
Textur ohne Spus concentrischer Lagen (§. 496
Anm.) auszeichnet, und überdem gleichsam, wie
nur parallellaufenden Röhren (meist von der Dicke
einer Gänsespuhle durchzogen gewesen scheint.

Die übrigen mehr zweifelhaften sind überhaupt
entweder wirklich versteint, z.B. in Kalkstein,
Sandstein, besonders aber in Holzstein (S. 561)
und in Holzopal (S. 557); – oder aber noch
brennbar, wohin vor allen das bituminose Holz
(S. 658) in den mächtigen Flözlagen so vieler
Gegenden der nördlichen Erde gehört. Doch
ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit
Quarz durchzogen, so daß es da am stahl Fun-
ken schlägt.

Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fossi-
lem Holz zwischen dem wirklich petrificirten und
dem bituminösen in so fern gleichsam in der Mitte,
daß sie mit kohlensauren Kalk durchzogen sind
und daher mit Säuren brausen, und doch auch
auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z.B.
das merkwürdige so genannte Sündfluthholz,
das im Trapp zu Joachimsthal in einer Teufe
von 150 Lachter bricht.


Appendix A Register.

[[A1]]
[interleaf] [interleaf] [interleaf] [binding_verso]
Notes
*).
[Seite IV]

Ins Französische, Englische, Holländische,
Dänische, Russische, und der größte Theil des-
selben, nemlich die allgemeine Naturgeschichte und
Zoologie, auch ins Ungrische.

*).
[Seite V]

Unter andern sind auch den hier angeführten In-
secten die Synonymen des Hrn. Prof. Fabricius,
so wie den Fossilien, die von Hrn. Haüy beyge-
fügt worden. Beides haben zwey meiner jüngern
Freunde und eifrigen ehemahligen Zuhörer über-
nommen. Jene nemlich sind von unserm Hrn.
Dr. iur. und Privatlehrer E. Spangenberg;
und diese von dem im Buche selbst öfter genann-
ten Hrn. Cammersecretär I. Fr. L. Hausmann
eingetragen. Die letztern Nahmen sind zum Un-
terschied von den ältern französischen außer Pa-
renthese gesetzt.

*).
[Seite 1]

Nur bleiben einige Naturprodukte, wie z.B. das
Wasser, von den einmahl angenommenen Gränzen
der eigentlichen Naturgeschichte deßhalb ausge-
schlossen, weil sie passender in andern Natur-
wissenschaften abgehandelt werden.

*).
[Seite 2]

‘"Ars, sine additus rebus homo.“’ Bacon de
Verulam
. de augm. scient. L. II.

‘"L'art en général est l'industrie de l'homme
appliquée par ses besoins, ou par son luxe,
aux productions de la Nature
.“’ Diderot
Syst. figuré des connoiss. humaines.

*).
[Seite 3]

Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl-
tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile
meiner Beyträge zur Naturgeschichte, Facta an-
geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich
machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung
neue Gattungen von organisirten Körpern ent-
stehen, und gleichsam nacherschaffen werden.

*).
[Seite 7]

Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden.
Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich
nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf
wohl keiner Erinnerung.

**).
[Seite 7]

‘„Facilius plerumque est rem praesentem discer-
nere, quam verbis exacte definire
“’. Gaubius.

‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt son-
dern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen
Fällen zu finden.“’ J. Aug. Unzer.

*).
[Seite 9]

Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg.
der Beyträge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106
u. f. gesagt.

*).
[Seite 12]

Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft. S. 285. u. f.

*).
[Seite 13]

„Denn“ (so sagt Haller, das Haupt der neue-
ren Evolutionisten –) ‘„alle Eingeweide und die
Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim
vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem
fast flüssigen Zustande.“’

Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.

Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen
Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei-
nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent-
halte, der dennoch was anders sey, als ungeform-
ter Zeugungsstoff etc., so sind das unbestimmte,
leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit
solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem
quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon
er sagt: ‘"corpus quid sit, intelligo: quasi cor-
pus
quid sit, nullo prorsus modo intelligo.“’

*).
[Seite 14]

s. Kant a. a. O. S. 372.

**).
[Seite 14]

Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.

*).
[Seite 16]

‘„Causas rerum naturalium non plures ad-
mitti debere, quam quae et verae sint et
earum phaenomenis explicandis sufficiant
:"’
ist ja die erste von Newton's güldenen regulis
philosophandi
.

**).
[Seite 16]

Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kin-
der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß
anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so
war das auch eine Art Epigenese.

Aber das schlechterdings Unstatthafte aller sol-
chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all-
[Seite 17] mählichen Ausbildung organisirter Körper durch
eine sogenannte vis plastica (wie es unsere ehr-
lichen Alten nannten), als welche eben so gut im
Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus
dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher
durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. –
s. Kant a. a. O. S. 292.

*).
[Seite 17]

Die Crystallisationen unterscheiden sich von den
organisirten Körpern selbst schon durch die geome-
trische Regularität ihrer fast immer geradlinichten
Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen redu-
cirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der
Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unüber-
sehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten
Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige
Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebil-
det werden mußten.

*).
[Seite 18]

Von dieser Verbindung der beyden Principien, –
des mechanischen mit dem teleologischen, – die
man sonst bey Erklärung der Entstehungsart or-
ganisirter Körper für unvereinbar gehalten, und
worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von
Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die ver-
gleichende Anatomie auffallend einleuchtende Bey-
spiele in Menge, deren ich manche in meinem
Handbuch derselben S. 65. und anderw., auch in
Hrn. Hofr. Voigt's neuen Magazin B. II. S. 213.
angeführt habe.

**).
[Seite 18]

Dieß alles habe ich in der dritten Ausgabe der
Schrift über den Bildungstrieb. Göttingen
1791. 8. weiter ausgeführt.

†).
[Seite 19]

‘"Il fallait respecter les qualités occultes; car
depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jus-
qu'à la route que tant d'astres suivent dans
l'espace: depuis la formation d'une mite dans
un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous
considériez une pierre qui tombe, soit que vous
suiviez le cours d'une comète traversant les
cieux, tout est
qualité occulte.“Voltaire.

*).
[Seite 20]

Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem
allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man
hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen
als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr
verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst
zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür-
lich ist.

*).
[Seite 21]

Einen abentheuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus
meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier
Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in
den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 61.

*).
[Seite 23]

Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen
Magazin v. J. 1787. S. 753 u. f. gehandelt.

**).
[Seite 23]

S. Caylus Recueil d'antiquités, T. III. p. 117.

*).
[Seite 25]

Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielar-
ten hat zuerst Kant genau bestimmt, im teutschen
Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführ-
lich Girtanner über das Kantische Princip für
die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.

*).
[Seite 27]

S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen –
in Voigt's Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f.

*).
[Seite 32]

J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX.
P. I. S. 138 u. f. tab. VI. fig. 1–6.

**).
[Seite 32]

A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474.
S. 175 u. f. und vol. XLIL. N. 484. S. 138 u. f.

*).
[Seite 33]

Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. 8.
fig. 6.

*).
[Seite 39]

Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Hofr. Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi
encephali
p. 17.

*).
[Seite 41]

‘„Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum,
aliis
pro cibo somnus.“’ Plinius.

*).
[Seite 42]

Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe
der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.

*).
[Seite 43]

‘„Nascitur ars ista, non discitur.“Seneca.

*).
[Seite 47]

Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungs-
werkzeuge hergenommene Charakter dünkt mich
minder unbestimmt, als die, wodurch man bisher
Insecten und Gewürme von einander zu unter-
scheiden gesucht hat.

*).
[Seite 49]

Ueberhaupt sind die Brüste von allen Organen
der Säugethiere die einzigen, die nach Verschie-
denheit der Gattungen sowohl in der Anzahl als
Lage so vielartig variiren.

An manchen, wie meines Wissens z.B. am
Stachelschwein, waren sie gar noch nicht aufge-
funden. Ich sehe aber an zwey ungebornen der
genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie
vier Zitzen haben, die paarweise an einer frey-
lich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht
hinter dem Schultergelenk sitzen. Und so findet [Seite 50]
man sie vielleicht auch noch an irgend einer un-
gewöhnlichen Stelle beym Schnabelthier, an
welchem wunderlichen anomalischen Geschöpf sie
bisher ebenfalls noch nicht bemerkt worden.

*).
[Seite 50]

Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und
wieder, an den Lippen etc. dünn behaart, auch
hat er Augenwimpern etc.

*).
[Seite 52]

Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne
in einem besondern (– einfachen oder gepaar-
ten –) Knochen, der das os intermaxillare ge-
nannt wird; von dessen merkwürdigen Besonder-
heiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift de gene-
ris humani varietate natiua
, 1795. 8. S. 34. u. f.
und im Handb. der vergleichend. Anatomie
S. 21 u. f. ausführlich gehandelt habe. – In
den Abbild. nat. hist. Gegenst. ist er Tab. 52.
am Schedel des Orangutangs zu sehen.

*).
[Seite 54]

Mehr davon s. im Handb. der vergleichend.
Anatomie S. 130 u. f.

*).
[Seite 58]

Nahmentlich auch das durch die Kunst aus dem
macerirten Fleisch von Pferden u.a. Quadrupe-
den bereitete. S. Voigts neues Magazin. II. B.
S. 772 u. f.

*).
[Seite 60]

‘„Non enim methodicorum scholis se adstrin-
gere voluit natura – systemata artificialia
nostra flocci faciens
.“’ Pallas

*).
[Seite 63]

Cetacea qundrupedum modo pulmonibus re-
spirant, coëunt, viuos foetus pariunt, eos-
demque lacte alunt, partium denique omnium
internarum structura et vsu cum iis conue-
niunt
.“ Raius

*).
[Seite 67]

Ich habe dieß in der 4ten Ausgabe der Schrift
de generis humani varietate natiua weiter aus-
geführt.

*).
[Seite 69]

„Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens
wieder ein und das andere Volk, das sich durch
seine Bildung mehr oder minder ausfallend von
den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet.
Und so könnten z.B. die Hindus von der Cauca-
sischen; die Schinesen und Japaner von der
Mongolischen; die Hottentotten von der Aethio-
pischen; so wie die Nord-Americaner von
denen in der südlichen Hälfte der neuen Welt;
und die schwarzen Papus auf Neuholland etc. von
den braunen Utaheißen u.a. Insulanern des
stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert
werden.“ Beytr. zur Naturgesch. S. 72. der
2ten Ausg.

*).
[Seite 70]

Versteht sich nähmlich dieß alles so – daß die in
den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völ-
kerschaften nach der stärkern und längern Einwir-
kung der verschiedenen Climate und anderer ob-
gedachten Ursachen der Degeneration, entweder
um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-
Rasse ausgeartet sind, – oder aber auch sich
ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind
z.B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u.a. dergl.
Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffal-
lend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet;
da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber
einen meist mildern Erdstrich bewohnende) ameri-
canische Rasse sich derselben wiederum mehr
nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welt-
theils, nämlich an dem beeisten Feuerlande
nochmals in die mongolische Gestaltung zurück-
fällt – Eben so ist gegenseitig die äthiopische
Rasse im brennendheißen Africa zum andern
Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarie-
täten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil-
dern Neu Holland und auf den neuen Hebri-
den etc. zur malayischen Rasse übergeht.

Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zu-
sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst
einer Erwähnung.

*).
[Seite 71]

Von diesen so genannten weißen Mohren (Negres
blancs
) müssen die bloß weißgefleckten Neger
genau unterschieden werden, deren einer, den
ich in London gesehen und eine Probe von seinem
weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe,
in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem
Leben vorgestellt ist.

*).
[Seite 72]

Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und ma-
layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche
Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk
der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen
der schinesischen Frauenzimmer (– die Strutho-
podes
des Eudoxus beym Plinius –).

**).
[Seite 72]

Histoire naturelle des Singes, peints d'après
nature
par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol.

*).
[Seite 75]

Denn der große Pavian auf Borneo dessen furcht-
bar starkes Gerippe ich im Haag gesehen, ist
gänzlich ungeschwanzt; und der Mandril hin-
gegen kann wohl langgeschwänzt heißen.

*).
[Seite 76]

Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich-
sam kettenartig an einander hängen sollen, um
sich von einem Baume am dießseitigen Ufer eines
Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu
schleudern, ist abgebildet in der Original-Aus-
gabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol.
vol
. I. p. 144. vergl. mit p. 149.

**).
[Seite 76]

Gotth. Fischer's Anatomie der Maki I. B.
Frankf. 1804. 4. mit Kupf.

*).
[Seite 80]

Apicius VIII, 9.

**).
[Seite 80]

Varro de R. R. III, 15.

*).
[Seite 86]

III. B. Mosis, K. XI. V. 5 u. f.

**).
[Seite 86]

Der Grund, warum ich mich so zweifelhaft
über die gehörnten Hasen ausdrücke, ist, weil
ich, ungeachtet aller vieljährigen Nachfrage noch
kein zuverlässiges Exemplar davon habe zu sehen
kriegen können; an welchem nähmlich (NB.)
die Hörnchen noch an dem Hasenschedel festge-
sessen hätten.

***).
[Seite 86]

(Cetti) quadrupedi di Sardegna, p. 149.

*).
[Seite 87]

‘„Certum est, Balearicos aduersus prouentum
cuniculorum auxilium militare a diuo Augusto
petiisse
.“’ Plinius.

*).
[Seite 88]

Der weiland als Panazee berufne köstliche Gal-
lenstein (piedra del porco) soll sich in einer noch
nicht genau bekannten ostindischen Gattung von
Stachelschweinen finden.

**).
[Seite 88]

Schwerlich nur 2 wie Linné meinte. Denn
obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im
Os intermaxillare (– S. 52. Not. * –) sitzen;
und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf
welche jene obern passen.

*).
[Seite 89]

Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo
T. II. p. 419.

**).
[Seite 89]

So ist es wenigstens bey der Wasserspitzmaus.

*).
[Seite 90]

Hr. Prof. Link hat die drey Geschlechter Erina-
ceus, Sorex, Talpa
in seinem System der Säuge-
thiere zusammen in eine Ordnung verbunden und
Rosores genannt. S. dessen Beyträge zur N. G.
2tes St. Rostock 1795. 8. S. 79.

*).
[Seite 91]

Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich
lebendig besessen, habe ich in Voigt's neuem Ma-
gazin mitgetheilt, im III. B. S. 683 u.f.

*).
[Seite 96]

Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere
auf Labrabor findet sich in g. Cartwright's [Seite 97]
Journal during a Residence of nearly 16 years
on the Coast of Labrador.
Newark 1792.
III. vol. 4.

*).
[Seite 98]

Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich
Jahre lang lebendig besessen; und eben so sahen
es Ol. Worm, Linne, Rolof, Büffon,
J. Dom. Schulze, Götze, Bechstein u.a.m.

**).
[Seite 98]

So z. E. bey den Jesso-Insulanern und den Cho-
nos am südwestlichsten America.

*).
[Seite 101]

So nannten Ray, Linné u.a. das eigentliche
Windspiel, das aber die alten Griechen gar
nicht gekannt zu haben scheinen.

*).
[Seite 103]

Ein extraschönes Fell eines labradorischen Sil-
berfuchses ist wohl eher in London mit 300 Tha-
lern und darüber bezahlt worden.

*).
[Seite 105]

Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren
dieses Geschlechts, die geringelte Flecken haben,
Panther, und hingegen alle gefleckte ohne
Ringform, Tiger.

*).
[Seite 110]

Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd,
Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück:
bedeckte, nähmlich bey der größten Streckung
25 Fuß, und wiederhohlte diese Action 2 1/3 Mahl
in einer Secunde. – s. an Essay on the Pro-
portions of
Eclipse; in den Works of Ch.
Vial de Sainbel,
London
1795. 4.

*).
[Seite 111]

Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II.
p. 258. sq.

**).
[Seite 111]

Buffon, supplem. vol. III. tab. I.

***).
[Seite 111]

Buffon l. c. tab. 2.

*).
[Seite 112]

Vor mehreren Jahren hat sich ein weibliches
Zebra, das Lord Clive in London besessen, nach
vielen vergeblichen Versuchen von einem männ-
lichen Esel bespringen lassen, und eine Art
Maulthier zur Welt gebracht, das in der Bil-
dung völlig das Mittel zwischen seinen Aeltern
hielt, und von grauer Grundfarbe wie der Va-
ter, aber schwarz gestreift wie die Mutter war.

**).
[Seite 112]

III. B. Mosis K. XI. v. 4.

***).
[Seite 112]

Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird
hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome-
dar genannt.

*).
[Seite 115]

Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges
dergleichen Horn im academischen Museum wiegt
volle 9 Pfund.

*).
[Seite 116]

Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.

*).
[Seite 121]

Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10.

*).
[Seite 125]

Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der
Hirsch.

*).
[Seite 127]

Von der Verarbeitung desselben seit den Zeiten
des trojanischen Kriegs s. Hrn. Geh. Justiz-Rath
Heyne in den Nov. Comment. Gott. T. I.
p. 96 sq. und Dess. Samml. antiquarischer Auf-
sätze II. Th. S. 149. u. f. und Hrn. Hofr. Beck-
manns Vorbereitung zur Wahren-Kunde I. B.
S. 299. u. f.

*).
[Seite 130]

So habe ich z.B. a. 1784. bey der Zergliede-
rung eines Seehund-Auges eine merkwürdige
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu
verlängern oder zu verkürzen, und durch zweyerley
medium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere
an verschiedenen Stellen von verschiedener Dicke
ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne
und nachgiebig; von der harren weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: und so begreifft sich
leicht, wie durch die nach den Umständen
accommodirte Action jener robusten Muskeln die
erforderlichen innern Veränderungen bewirkt wer-
den, um die Augenachse, wenn das Thier durch
die Luft sehen will, zu verkürzen, die Linse dem
Hintergründe des Auges näher zu bringen, so wie
es die starke Brechung der Lichtstrahlen erfordert,
die dann aus dem dünnen medium der Luft
in das dichtere des Auges gehen; und v. v. –
s. Commentat. societat. scientiar. Goettingens.
vol
. VII.

*).
[Seite 131]

G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren
Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Com-
ment. Petropolit
.)

**).
[Seite 131]

Linnes Phoca cristata und seine iubata sind
einerley Thier.

*).
[Seite 132]

Denn die Organe die Hr. Ever. Home für
Backenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, kön-
nen doch, da sie weder substantia vitrea noch
ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und
er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der
von der innern Haut des Hühnermogens ver-
[Seite 133] gleicht, wohl weder nach dem gemeinen Sprach-
gebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anato-
mischen und naturhistorischen Terminologie für
wirkliche Zähne eines warmblutigen Quadruped's
gehalten werden.

*).
[Seite 134]

s. Ohthere's Reise in J. Spelmanni vita
Aelfredi magni Anglor. regis. p. 205.

**).
[Seite 134]

Die fälschlich so genannten Lapides manati sind
gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich
ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke
des Wallfisches.

***).
[Seite 134]

s. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl.
zur Aufklärung der Zoologie etc. Berlin, 1784. 8.
S. 175-304.

C. Lacépède histoire naturelle des cetacées
Par. an 12. 4.

*).
[Seite 135]

Von der vermeinten Krake s. unten bey der
Asterias caput medusae.

*).
[Seite 136]

Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen von
den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Ge-
schlechts belegt werden, die eine Rückenfinne
haben, wie physalus u.a. –) den ich frischge-
strandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit
gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche
mehr als Daumsbreite und eben so tiefe Brust-
furchen.

*).
[Seite 140]

Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues
der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae
inter animantia calidi
sanguinis viuipara et ouipara
gehandelt, das
im IX. B. der commentation societ. reg. scien-
tiar. Gottingens
. p. 108-128. befindlich ist.

*).
[Seite 144]

Ueber den Zweck und Nutzen, weshalb diese Vö-
gel solche Steinchen schlucken müssen, sind die
Meinungen der Physiologen sehr verschieden. –
Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus
Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist
es ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die einge-
schluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer
Lebenskraft zu berauben, die sonst der Di-
gestionskraft widersteht.

**).
[Seite 144]

Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo
so genannten Sternschnuppen, nämlich die
graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig
gewundenen Klumpen die man oft haufenweise
auf Wiesen etc. antrifft, und halverdaute Einge-
weide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf-
und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden. –
s. Hrn. Dr. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem
Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.

*).
[Seite 148]

Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und
Eyern verschiedener Vögel, beschrieben von Fr.
Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.

**).
[Seite 148]

In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine
willkürliche Handlung, wodurch es sich folglich
vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säu-
gethiere auffallend auszeichnet.

*).
[Seite 149]

Plin. L. X. cap. 55. ‘„Liuia Augusta, prima
sua iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida,
cum parere virillem sexum admodum cuperet,
hoc vsa est puellari augurio, ouum in sinu
fouendo, atque cum deponendum haberet, nu-
trici per sinum tradendo, ne intermitteretur
tepor.“

**).
[Seite 149]

Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.

L'art de faire éclore des oiseaux domesti-
ques,
par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.

(des Abbé Copineau) Ornithotrophie arti-
ficielle.
Par. 1780. 12.

***).
[Seite 149]

Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar
nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus-
nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt, s. in unsers sel. Hollmanns Unterricht
von Barometern und Thermometern. Göttingen,
1783. 8. S. 20; u. f. 271. u. f.

*).
[Seite 150]

Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen,
und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen
des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb.
der vergleichend. Anatomie.

*).
[Seite 160]

Viele unserer neuen Naturforscher, z.B. Büffon,
Fortis, und andere, auch Bomare, Molina etc.
hatten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem
Condor.

*).
[Seite 161]

Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge-
höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber
ein trefflich ausgestopftes Exemplar im academi-
schen Museum vor mir, und habe den Vogel in
London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus
seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart,
daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im
Systeme gebührt.

*).
[Seite 165]

Histoire naturelle des Parroquets, par F. Le-
vaillant
. Par
. 1801 u. fg. gr. Fol.

*).
[Seite 171]

Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Voge-
len
. p. 129 sq.

*).
[Seite 172]

Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mou-
ches
, par J. B. Audebert. Par. seit 1800. sol.

*).
[Seite 177]

Histoire naturelle des Grimpereaux sucrien,
des Promerops, et des Oiseaux de Paradis. par
L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sauva-
ges
. Par
. seit 1801. fol.

Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis,
des Rolliers et des Promerops, suivie de celle
des
Toucans et des Barbus. par F. Le-Vail-
lant
, eben das. seit 1801. fol.

*).
[Seite 178]

J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem
Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795.
Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f.

*).
[Seite 180]

Besonders auch von der tillandsia usneoides, die
fast wie Pferdehaar aussieht.

*).
[Seite 188]

Frisch tab. 12. fig. 5.

*).
[Seite 189]

Günthers Nester und Eyer verschiedener Vögel,
durch Wirsing. Taf. X.

*).
[Seite 193]

Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen.
tab. 59. pag. 111.

*).
[Seite 194]

Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49.

*).
[Seite 196]

Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's
Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig
zusammengestellt und geprüft, in der hist. des
oiseaux
. vol. VI. p. 557.

**).
[Seite 196]

Einer der eifrigsten Vertheidiger des Win-
terschlafs der Schwalben war Daines Bar-
rington; in s. miscellanies. p. 225.

Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der
gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of
the American Academy of arts and sciences
zu
Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 u. 94.

*).
[Seite 200]

S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790.

*).
[Seite 203]

Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95.

*).
[Seite 204]

Sogar, daß bey den so genannten Hollen- oder
Hauben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch
auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale
wie zu einer monströsen das große oder eigentlich
sogenannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben
wird. Eine erbliche Abweichung des Bildungs-
triebes, die meines Wissens in der Naturge-
schichte die einzige in ihrer Art ist.

**).
[Seite 204]

Von der bekannten, aber doch immer physiologisch-
merkwürdigen Künsteley, einem Hahne seinen
Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel
in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr
1746. S. 349 u. f.

*).
[Seite 208]

Volat curriculo. Plaut.

*).
[Seite 209]

Ich habe von diesem u.a. Beweisen der Verän-
derlichkeit in der Schöpfung im ersten Theile
der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f.
gehandelt.

*).
[Seite 212]

Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Le-
vante gesehen habe, das war bloß in der schönern
Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den
Nackenfedern des hieländischen Reihers verschieden.
Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich
davon verschiednen weißen, kommen hingegen wie
gesagt von der Garzetta.

*).
[Seite 213]

Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien,
die ich in London zu untersuchen Gelegenheit ge-
habt, in den philosophical Transactions vom
Jahr 1794. Nachricht gegeben.

Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mu-
miis auium in labyrintho apud Sacaram re-
pertis
. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und Jul. Cés.
Savigny
histoire naturelle et mythologique
de l'Ibis
. Par. 1805. 8. mit Kupf.

**).
[Seite 213]

Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlich-
sten Africa, von woher ich ihn durch die Güte
des Hrn. Past. Hesse in der Capstadt erhalten
habe. Wenigstens gleicht er Bruce's Abbildung
und Beschreibung ganz genau.

*).
[Seite 221]

Vergl. Pennant's arctic zoology. Vol. II. p. 507.

*).
[Seite 223]

Harvey de generat. animal. p. 30.

*).
[Seite 224]

Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer
verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer
Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die
daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen
Bernicla oder Bernacle führt.

*).
[Seite 225]

S. Hrn. Hofr. Beckmanns Vorbereitung zur
Waarenkunde I. B. S. 277 u. f.

*).
[Seite 227]

J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Commen-
tat. Soc. Sc. Gött
. 1780. Vol. III. p. 121. sq.

*).
[Seite 232]

Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparatae inter animan-
tia calidi et frigidi sanguinis
; im VIII. B. der
Commentation. Soc. reg. scientiar. Göttingens.

*).
[Seite 237]

S. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schild-
kröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.

J. D. Schoepff historia testudinum iconibus
illustrata
. Erlang. 1792. 4.

*).
[Seite 238]

S. Hrn. Hofr. Beckmanns Vorbereitung zur
Waarenkunde. I. Th. S. 68 u. f.

*).
[Seite 239]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge-
schlechts s. Rösels natürl. Historie der Frösche
hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol.

*).
[Seite 240]

S. Camper im IX. Bande der commentat. soc.
reg. scientiar. Göttingens
. p. 129 u. f.

*).
[Seite 243]

Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p. 163.

**).
[Seite 243]

Dieser specifische Character, auf welchen mich Hr.
Prof. Schneider aufmerksam gemacht, ist nicht
etwa bloß am Schädel, sondern auch am ganzen,
annoch mit seiner Haut bekleideten Kopfe, leicht
zu erkennen.

*).
[Seite 247]

S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der
Amphibien
. Duisb. 2. Hefte 4.

Patr. Rusell's Account of Indian Ser-
pents. – together with experiments on their
several poisons
. Lond. 1796 gr. Fol.

**).
[Seite 247]

Diese sind mit ♂ bezeichnet.

Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen
Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr
wie 1 zu 6 zu verhalten.

*).
[Seite 248]

Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen,
doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen-
den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan-
gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam
herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen
statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige
Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rücken);
und 3) ein kurzer Schwanz, der nähmlich weniger
als 1/5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray
in den philos. Transact. Vol. LXXIX. P. I.

*).
[Seite 249]

Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so
ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrschein-
lich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene
sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die
dadurch aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter
zu bringen. – (– so wie nach der alten,
wenigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem
Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu
dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –)
Auch hat mir ein sehr zuverlässiger und genauer
Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange
in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß-
halb die dasigen jungen Indianer um Eichhörn-
chen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapper-
schlangen nachahmen.

Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuen Magazin gehandelt; I. B. 2. St.
S. 37 u. f. ‘„über die Zauberkraft der Klapper-
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift
des Hrn. Dr. Barton.“’

*).
[Seite 258]

S. Sonnerat in Rozier journal de physique
Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplement
Vol. V. pag. 540 u. f.

**).
[Seite 259]

S. Gilpin's Karte in den Transactions of the
American. philos. Soc. at Philadelphia.
Vol. II.
tab. 5. B.

*).
[Seite 260]

S. Handbuch der vergleichenden Anatomie
S. 404 u.f.

**).
[Seite 260]

Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.

*).
[Seite 261]

Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f.

*).
[Seite 262]

Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.

*).
[Seite 267]

S. z.B. des Capuciner Cavazzi pesce donna;
in seiner Descrizione di Congo etc. p. 52.

*).
[Seite 277]

s. Sammlung seltener und merkwürdiger Rei-
segeschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220.

*).
[Seite 281]

du Hamel Traité général des pêches. P. II.
sect. I. pag. 36. sq.

*).
[Seite 289]

Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage
pittoresque de Sicile
. etc. Par. 1782. fol. vol I.
tab. XXVIII–XXX.

*).
[Seite 291]

Seba thesaur. T. III. tab. 34. p. 108.

*).
[Seite 299]

Bloch tab. 17.

**).
[Seite 299]

Bloch tab. 15.

*).
[Seite 300]

S. Hrn. Hofr. Beckmanns Beyträge zur Ge-
schichte der Erfindungen II. B. S. 325 u. f.

*).
[Seite 303]

M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis
animalium exsanguium: commentario praemito
regio ornata
. Goetting
. 1798. 4. – F. Jos.
Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der
Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Wür-
mern. ebendas. 1798. 8.

*).
[Seite 304]

M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insecto-
rum.
Diss. I. II. Lond. 1800. 8.

*).
[Seite 305]

Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol.
Lyonet traité anatomique de la chenille qui
ronge le bois de saule
. à la Haye
. 1762. 4.

*).
[Seite 306]

S. Handbuch der vergleichenden Anatomie
S. 266 u. f.

*).
[Seite 307]

Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der
fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige
Wasserthiere: und nahmentlich finden sich ihrer
nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey
weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und
nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalt an-
gewiesen ist.

*).
[Seite 310]

Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's
lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5.
und vol. II. tab. 99.

*).
[Seite 313]

Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f.

**).
[Seite 313]

Sollte der Schmetterling schon in der Raupe
präformirt gewesen seyn, so müßte man doch
wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen
Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-
ten. – So aber kommen z.B. aus manchen
americanischen Raupen, die manchen Europäi-
schen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz an-
ders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits
entstehen manche einander auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz
verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed.
Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5.

*).
[Seite 316]

Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der
Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen.
Berlin 1793. 4.

*).
[Seite 322]

Jo. Eus. Voet catalogue systematique des co-
leopteres
. à la Haye 1766. u. f. 4.

Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit
1789. 4.

Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von
K. Illiger. Braunschw., seit 1800. 4.

J. Ch. Fabbricii systema Eleutheratorum.
Kil. 1801. II. vol. 8.

*).
[Seite 325]

Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des-
halb in einem formligen Monitorio vors geistliche
Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen
zwar einen Defensor von Freyburg zugestand,
sie selbst aber nach genauer Abhörung beyder
Parteyen, und reiflicher Ueberlegung ernst-
lich in den Bann that. S. Mich. Stettlers
Schweitzer-Chronick. S. 278. u. f.

*).
[Seite 342]

J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera etc.
Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopte-
rorum micropterorum. Götting. 1806. 8.

*).
[Seite 344]

Ein schreckliches Beyspiel gibt Maurelle's Süd-
seereise im voyage de la Pérouse autour du
monde
vol. I. p. 279. u. f.

*).
[Seite 345]

Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der
Spooken, wandelende Bladen etc. door
Casp.
Stoll
. Amst. 1787. 4.

*).
[Seite 345]

J. C. Fabricii Supplementum entomologiae sy-
stematicae
. Hafniae. 1798. 8. p. 186.

*).
[Seite 348]

S. außer den allgemein bekannten Quellen zur
Geschichte dieses furchtbaren Insects

Joel neu übersetzt und erläutert von C. W.
Justi. Leipzig 1792. 8.
und Jac. Bryants observations upon the
plagues inflicted upon the Egyptians
. Lond.
1794. 8. p. 137.

**).
[Seite 348]

Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschry-
vingen der Cicaden en Wantzen, door
Casp.
Stoll.
Amst. 1780 sq. 4.

Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyn-
gotorum
. Brunsvigae 1803. 8.

*).
[Seite 350]

Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris
, v. J. 1769.

Theod. Holmskiold beata ruris otia fun-
gis Danicis impensa
. Havn. 1790 fol.

**).
[Seite 350]

Könnten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten
Keulenschwämme seyn, die vorher auf der Larve
oder Puppe des Thiers gewachsen sind?

*).
[Seite 352]

Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.

Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam bey dem hieländischen grauen
Wasserscorpion gemacht. S. dess. Bibl. naturae.
T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.

*).
[Seite 352]

Als drey der bewährtesten Mittel werden empfohlen

A) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisen-
vitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, unter-
einander gemischt.

B) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1/2 Quent-
chen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß
[Seite 353] zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und bey
jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.

Mit diesen beyden Mitteln werden die Fugen etc.
bestrichen.

C) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe-
fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschlosse-
nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten
Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun-
den verschlossen gehalten.

Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft
oder Weinessig auf die Bettücher etc. gesprengt.

*).
[Seite 354]

s. Fr. Hausmann in Illiger's Magazin. I. B.
S. 426.

*).
[Seite 357]

Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien
ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wo-
von die Proben, die ich besitze, aus einzelnen
Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffee-
bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienen-
wachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.

*).
[Seite 358]

Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man,
außer den schon obengenannten, vorzüglich noch
folgende Werke:

Eng. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge.
Erlangen, seit 1776. gr. 4.

Jac. Hübner's Schmetterlinge in Abbildun-
gen. Augsb. 4.

Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge. I. Th. Rostock, 1785. 8.

M. B. Borkhausen's Naturgesch. der euro-
päischen Schmetterlinge. Frf. 1788 u. f. 8.

(Denis und Schiffermüller) Systematisches
Verzeichniß der Schmetterlinge der Wiener Gegend.
Wien, 1776. gr. 4. 2te verm. Ausg. (von Illiger
und Häfeli). Braunschw. 1800 sq. II. B. 8.

Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst.
seit
1762. 4.

C. Clerk. icones insectorum rariorum. Holm.
1759 sq. II. vol. 4.

P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst.
seit
1775. 4.

The natural history of the rarer lepidopte-
rous infoats of Georgia, collected from Abbot's
observations by Jam. E. Smith. Lond
. 1797.
II. vol. Fol.

Joh. Mader's Raupenkalender. Herausgegeben
von C. F. C Kleemann. ed. 2. Nurnb. 1785. 8.

*).
[Seite 367]

Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und
tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.

*).
[Seite 369]

Das Gespinste der kleinern Gattung dieses Na-
mens (der sogenannten Ph. pavonia minor oder
Bombyx carpini) hat neuerlich Hr. Heeger zu
Berchtolsdorf bey Wien im Großen und fabri-
kenmäßig auf vielfache Weise zu benutzen gesucht.

*).
[Seite 370]

Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl.
S. 25 Taf. 5.

*).
[Seite 371]

Die Seide, woraus hingegen in Japan die
äußerst zarten, leichten und doch ganz festen
Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz
eignen Gattung Seidenwürmer, nämlich von
der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in
den schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. V.
fig. 1. 2.

*).
[Seite 376]

Gegenmittel hat Hr. Obercommiß. Westfeld im
Hannoverschen Magaz. 1806. 37. St. mitgetheilt.

*).
[Seite 377]

s. Voigt's neues Magaz. XII. B. S. 521.

*).
[Seite 381]

J. C. Fabricii Systema Piezatorum. Brunsvi-
gae.
1804. 8.

*).
[Seite 387]

Von mancherley andern in Brasilien einheimischen
Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae
vtriusque re naturali
p. 111 u. f. und I. Stanes
in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of
politicall Flying-Insects
. Lond. 1657. 4.
pag. 203 u. f.

*).
[Seite 388]

Von den unzähligen Schriften, worin die Ge-
schichte der Bienen abgehandelt worden, führe
ich nur fünfe statt aller an:

Swammerdam bibl. nat. pag. 369.

Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207.

J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. pag. 128.

Huber nouvelles observations sur les abeil-
les
. Genève 1792. 8.

und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer-
kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke
durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.

Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mir Bonner schriftlich mit-
getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B.
bekannt gemacht.

*).
[Seite 390]

P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis
de la France
. à Brive. 1798. 8. und Dess. hi-
stoire naturelle des fourmis
. à Paris 1802. 8.
mit vielen Kupfern.

*).
[Seite 391]

Gleditsch in den Mém. de l'ac. des sc. de Ber-
lin
. 1749. Pl. II.

*).
[Seite 393]

J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvi-
gae
. 1805. 8.

**).
[Seite 393]

Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine
Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht
aus einem bewundernswürdigen Zuge von [Seite 394]
vielen tausend dicht an einander kriechenden,
kaum einen halben Zoll langen Maden, und
zwar, wie es scheint, von Insecten dieser Ord-
nung (– etwa von Tipulis oder Asilis –). Ein
solcher Zug ist zuweilen wohl 12 Ellen lang,
Hände breit und Daumens hoch, und zieht so in
Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in
größter, regelmäßigster Ordnung umher.

*).
[Seite 394]

Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses
merkwürdigen Geschlechts, ist nun durch den vor-
trefflichen Veterinararzt, Hrn. Bracy Clark auf-
gehellt. – S. dess. meisterhafte observations on
the genus
oestrus; im III. B. der Transactions
of the Linnean Society
, p. 289. u. f.

*).
[Seite 397]

Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahrlo-
sesten Mitteln, die Fliegen in einem Zimmer zu
tödten, gehört ein halb Quentchen Quaßia-Extract
mit einem Stückchen Zucker in ein paar Unzen
Wasser aufgelöst.

*).
[Seite 402]

S. F. Redi experimenta circa generationem in-
sectorum
. Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I.
tab. 1-24.

*).
[Seite 403]

J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié
par Fr. L. Hammer. Strasb.
1804. fol. mit
ausgemalten Kupfern.

*).
[Seite 405]

Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
s. C. Clerk aranei Suecici. Holm. 1757. 4.

**).
[Seite 405]

S. die trefflichen eignen Beobachtungen des Hrn.
Dr. Reimarus in der Einleit. zur IVten Ausg.
von seines Vaters classischem Werke über die Triebe
der Thiere S. 8. u. f.

*).
[Seite 407]

Bonnet oeuvres. vol. I. pag. 545. u. f.

*).
[Seite 409]

J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte
der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.

**).
[Seite 409]

H. Baronet Banks in Hawkesworth's col-
lection
etc. vol. II. p. 32.

*).
[Seite 413]

Stralsund. Magaz. I. B. S. 239.

*).
[Seite 419]

Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z.B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst-
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,
und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-
zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes-
pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-
nung des Halses, und wenn ihrer zwey und zwey
einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-
nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf
diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und
dadurch verursachte Anreitzung erfolgt die wahre
Paarung.

*).
[Seite 420]

S. Hrn. Prof. Schneiders Abhandl. hierüber im
II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America. Leipz.
1781. 8. S. 377-431.

**).
[Seite 420]

Zumahl beym mytilus margaritifer, mya mar-
garitifera etc
. Die Perlen sitzen meist im Thiere
selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schale
fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht
aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich
auf Ceilan und im persischen Meerbusen gefischt.
Die westindischen, californischen, so auch die von
Utaheiti etc. sind schon weniger schön: vollends
die aus deutschen Flüssen etc. Doch finden sich
unter letztern und nahmentlich unter den hielän-
dischen Cellischen auch welche von ungemeiner
Schönheit.

*).
[Seite 421]

S. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nord-
america S. 34 u. f. 173 etc.

*).
[Seite 422]

In der großen südländischen Sammlung, im
hiesigen academischen Museum, findet sich unter
vielen andern dergl. Putzstücken, sogar ein Hals-
bald von niedlichen, mühsam polirten, durch-
bohrten, und mit Bast kunstreich zusammen ge-
flochtenen Schneckenhäuschen von demjenigen
Volke, das vulgo für den kümmerlichsten Aus-
wurf des Menschengeschlechts verschrien wird,
nähmlich von den Pesserähs auf dem Feuerlande.

**).
[Seite 422]

Hingegen kann ich den abentheuerlichen Erzählun-
gen von der höllischen Furie, einem von niemand
zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau be-
schriebenen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen
bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum
fliegenden Würmchen, was aus Menschen und
Vieh herabstürzen, und sie durchbohren soll u.s.w.,
keinen Glauben beymessen.

*).
[Seite 425]

Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Natur-
geschichte der Eingeweidewürmer thierischer Kör-
per. Blankenburg, 1782. 4.

Nachträge dazu, von J. G. H. Zeder. Leipz.
seit 1800. 4.

Vermium intestinalium praesertim taeniae
humanae breuis expositio
, auctore P. Chr.
Wernero
. Lips
. 1782. 8. nebst der dazu gehöri-
gen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.

C. Asm. Rudolphi obs. circa vermes intesti-
nales
. Gryphisw. P. I. 1793. P. II. 1795. 4.

J. G. H. Zeder's Naturgeschichte der Einge-
weidewürmer. Bamberg. 1803. 8.

*).
[Seite 429]

Allerdings scheint aber, daß sich auch bey abge-
rissenen Stücken von Bandwürmern aus ihrem
Vorderende wieder ein neuer Kopf bildet. S.
Hrn. Carlisle's treffliche Beobachtungen über
diese Thiere im II. B. der Transactions of the
Linnean Society
. p. 256.

*).
[Seite 432]

Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst
noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thier-
reichs sind:

Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animali-
bus marinis
. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit An-
merk. von Nath. Gottfr. Leske. Ebendas. 1776. 4.

Petr. Forskål icones rerum naturalium, quas
in itinere orientali depingi curauit
. edidit
Carst. Niebuhr. Havn
. 1776. fol.

Und Oth. Fr. Müller icones zoologiae Da-
nicae
ibid. 1777 sq. fol.

*).
[Seite 435]

O. Fr. Müller von Würmern des süßen und sal-
zigen Wassers. Kopenh. 1771. 4.

*).
[Seite 437]

Herr Baronet Banks in Hawkesworth's col-
lection
vol. II. p. 13. sq.

*).
[Seite 438]

J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl.
zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin,
1784. 4. S. 7-134.

*).
[Seite 440]

S. Tilesius im Jahrbuche d. N.G. 1. S. 166 u.f.

**).
[Seite 440]

Vergl. Mitchill in Albers's americanischen An-
nalen
I. S. 119 u.f.

*).
[Seite 441]

S. J. Sam. Schröter über den innern Bau der
See- u.a. Schnecken. Frankf. 1783. 4.

*).
[Seite 442]

Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.

**).
[Seite 442]

Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach
der gemeinen sonstigen Behandlungsweise frey-
lich nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der
N. G. gehören unter andern:

Mart. Lister synopsis methodica conchy-
liorum
. Lond. 1685 sq. Fol.

Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu.
Huddesford
.) Oxon. 1770. Fol.

Index testarum conchyliorum, quae adser-
vantur in museo
Nic. Gualtieri. Florent.
1742. Fol.

Desall. d'Argenville conchyliologie. Pa-
ris
. 1757. 4.

Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle.
ib
. 1780. 4.

F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.

Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb.
1768 sq. XI. B. 4.

Joh. Sam. Schröters Einleitung in die Con-
chylienkenntniß nach Linné. Halle 1783. III. B. 8.

* * *

Adolph. Murray fundamenta testaceologiae.
Vpsal. 1771. 4. (ganz abgedrückt in Linné amoe-
nitat. acad
. vol. VIII. und die Erklärung der
Kunstwörter s. t. C. a. Linn. terminologia con-
chyliologiae.
edita a Jo. Beckmanno. Gött.
1772. 8.)

[Seite 443] C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette
des H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt
.
Rudolst
. 1786. 8.

* * *

Geoffroy traité des coquilles qui se trou-
vent autour de Paris
. Paris. 1767. 12. Deutsch,
durch Martini. Nürnb. 1767. 4.

Th. Martyn's Figures of Shells collected
in the different voyages to the South-Seas.

Lond. 1784. gr. Fol.

* * *

Joh. Xav. Poli testacea vtriusque Siciliae
eorumque historia et anatome.
Parmae. 1791.
II. vol. Fol.

*).
[Seite 444]

S. Tilesius a.a.O. S. 222-419.

*).
[Seite 455]

s. Chemnitz Conchylien-Cabinet IX. B. 1 Absch.
von den Linksschnecken.

*).
[Seite 466]

Rappolt im Commerc. Nor. 1738. p. 177. u. f.

*).
[Seite 470]

Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositio
echinodermatum
ex ed. Nath. God. Leske,
Lips
. 1778. 4.

*).
[Seite 471]

J. H. Linkius de stellis marinis. Lips. 1733. Fol.

*).
[Seite 472]

Unter den Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge des famösen
Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G.
von Norwegen so viel Abenteuerliches erzählt
hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll
nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber
zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der
Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be-
fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende In-
sel angesehn worden sey u.s.w.

Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-
sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß [Seite 473]
sehr verschiedene und zugleich sehr mißverstandene
Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.

Manches darunter paßt auf den Wallfisch
(– s. z.B. einen neuerlichen Unglücksfall, der sich
durchs Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem
bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's
account of the settlement at Pt. Jackson
p
. 52. –) Manches hingegen auf dicke, niedrig-
stehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr
erfahrenen Seeleuten für Küsten etc. angesehen wor-
den: (– einen merkwürdigen Fall der Art s. im
vogage de La Pérouse autour du monde vol. III.
p. 10 –) Und so löst sich das auf, was vorlängst
der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia
antiqua
p. 100 vom Kraken sagt: ‘„Tracta
haec fabula videtur ex insula – aliquando
conspicus, saepius tamen inconspicua.“

*).
[Seite 474]

Zur Geschichte der Corallen vergl.

P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag.
1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr.
Wilkens. Nürnb. 1787. 4.

J. Ellis's natural history of the coralli-
nes etc
. Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen
von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.

Ej. natural history of many curious and
uncommon zoophytes etc.
systematically ar-
ranged and described by
D. Solander. Lond.
1786. 4. (– Ich citire hier dieses vortreffliche
Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden,
unter Solander's Nahmen. –)

Vital. Donati della storia naturale marina
dell' Adriatico.
Ven. 1750. 4.

Fil. Cavolini memoria per servire alla
storia de polipi marini.
Nap. 1785. 4.

E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.

Und als brauchbares Handbuch: J. E. Ro-
ques de Maumont
sur les polypiers de mer.
Zelle, 1782. 8.

* * *

[Seite 475] J. Alb. H. Reimarus von der Natur der
Pflanzenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Rei-
marus Betr. über die besondern Arten der thieri-
schen Kunsttriebe.) Hamburg, 1773. 8.

*).
[Seite 475]

Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3/4
Jahren über und über mit Madreporen u.a.
Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst
so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils
von Corallen eingenommen.

**).
[Seite 475]

Viele vulkanische Inseln der Südsee, auch west-
indische, wie z.B. Barbados, sind wie mit einer
Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die
zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden des
Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den
Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden
können, hat Capit. Cook auf seiner ersten Reise
um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste
von Neu-Holland lange genug erfahren.

*).
[Seite 478]

Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung s.
in den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. p. 1.

*).
[Seite 480]

Götting. Magaz. I. Jahrg. 4. St. S. 117 u. f.

*).
[Seite 484]

S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à
l'hist. d'un genre de polypes d'eau douce à bras
en forme de cornes.
Leid. 1744. 4.

H. Baker's natural history of the polype.
Lond. 1743. 8.

Rösel's Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4.
(am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)

Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den
süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4.

**).
[Seite 484]

Pallas elenchus Zoophytor. p. 28.

*).
[Seite 485]

S. Götting. Magaz. III. Jahrg. 4 St. S. 565 u. f.

*).
[Seite 487]

Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange
nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam
nacherschaffen worden. Denn sie finden sich so
viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und
beydes sind späte Kunstproducte des cultivirten
Menschengeschlechts.

*).
[Seite 488]

Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte
O. Fr. Müller auf 400 Gattungen von Infu-
sionsthierchen.

*).
[Seite 489]

Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von
Vegetation, wie das dabey befindliche Chaos
aquatile für die unterste erste Staffel von eigen-
thümlicher Animalität angesehen werden kann.

**).
[Seite 489]

Unser sel. Hollmann hat berechnet daß die Milch-
eines zweypfundigen Karpen über 253000 Millionen
Samenthierchen halten kann.

*).
[Seite 490]

Extensio minus definita.

*).
[Seite 491]

S. hierüber die vorläufige Nachricht von den bey-
den Göttingischen Preisschriften des Hrn. Prof.
Rudolphi zu Greisswalde, und des Hrn. Prof.
Linck zu Rostock, in den Götting, gel. Anz. 1805.
198 St. So wie auch, die Schrift des Hrn. Dr.
L. C. T. Treviranus vom inwendigen Bau der
Gewächse. Götting. 1806. 8. welche das Accessit
erhalten; und von frühern Abhandlungen Hrn.
Dr. Bernhardi's Beobachtungen über die Pflan-
zengefäße. Erf. 1805. 8.

* * *

Von Hrn. Hofr. Osiander's glücklichen Ver-
suchen Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s.
die Götting. gel. Anz. 1806. 195. St.

*).
[Seite 493]

S. des Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch
die Metamorphose der Pflanzen zu erklären.

Gotha, 1790. 8.

Und besonders über die Identität der Knollen
(z.B. der Cartoffeln) und ihrer Stängel Hrn.
Obercommiß. Westfeld in Voigt's neuem Ma-
gazin VI. B. S. 371 u. f.

**).
[Seite 493]

Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel-
sang, am leidner Kanal bey Harlem, eine ganze
Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt.

*).
[Seite 494]

Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser anderer
benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch
dieselben nähren. So z.B. die hydnora afri-
cana
an der euphorbia mauritanica u.a. –
S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132.

**).
[Seite 494]

S. Voigts neues Magazin, I. B. 2tes St. 1798.
S. 101. u. f.

*).
[Seite 495]

So z.B. das Epidendrum flos aëris in Cochin-
china. s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens.
T. II. p. 525. ‘„mirabilis huius plantae proprie-
tas est, quod ex syluis domum delata, et in
aëre libero suspensa, in multos aunos duret,
crescat, floreat, et germinet. Vix crederem,
nisi diuturna experientia comprobassem.“

*).
[Seite 498]

Sie wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsini-
nige Naturforscher daraus für practische Land-
wirthschaft gezogen, s. in Voigts neuem Magazin
a. a. O.

**).
[Seite 498]

J. Ingen. Housz's Experiments upon vegetables.
Lond
. 1779. 8.

*).
[Seite 501]

Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses
Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in
welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt
worden, und der nur oben an einer Seite ein
kleines Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im
Frühjahr unten in einem entgegengesetzten Winkel
eine Kartoffel liegen geblieben, die nun eine
Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit
auf dem Boden hin, dann an der Wand in die
Höhe und so gerade nach dem Lichtloche fortge-
rankt war. – S. die Memoirs of the American
Academy of arts and sciences
zu Boston,
Vol. II. P. I. p. 147.

Vergl. auch Hrn. Legat R. Bertuch's Beobach-
tungen an der Indianischen Kresse im allgem.
teutschen Garten-Magaz. 1804. 5. St. S. 226 u. f.

*).
[Seite 503]

Zu den allerauffallendsten Producten des Secre-
tionsgeschäfts der Gewächse gehört wohl das
längst berühmte, aber erst neuerlich recht unter-
suchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den
Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Sub-
stanz, die sich zuweilen in einzelnen Absätzen des
Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern An-
sehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird,
als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile,
dem mineralischen Hydrophan oder Weltauge
ähnelt. – S. Dr. Patr. Russel und Jac. L.
Magie
in den philosoph. Transact. Vol. LXXX
und LXXXI.

*).
[Seite 513]

Hr. Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflan-
zen zu halten, die sich bloß als nackte Fructifi-
cationstheile darstellen. S. Voigts Magazin
VIII. B. 4. St. S. 80 u. f.

**).
[Seite 513]

Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plan-
tarum
. Stutg. 1788-91. II. vol. 4. und vol. III.

s. t. C. Fr. Gaertner carpologia. Lips. 1805. 4

***).
[Seite 513]

G. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vor-
rede zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe.

*).
[Seite 514]

S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hun-
ter
on the blood, inflammation, and gun-shot
wounds
. pag. 237.

*).
[Seite 516]

Dritte Fortsetzung der vorläufigen Nachricht.
S. 51 u. f.

*).
[Seite 517]

S. Hrm. Geh. R. Hufeland's Makrobiotik. I. Th.
S. 58 u. f. der dritten Aufl.

*).
[Seite 519]

S. J. R. Forsters Stoff zur künftigen Entwerfung
einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit dem
voyage de la Pérouse autour du monde.
vol. II. pag. 81.

*).
[Seite 520]

Dieser so wichtige Baum ist nun seit a. 1792.
durch den großen Seefahrer, Cptn. Bligh, glück-
lich nach den westindischen Inseln verpflanzt wor-
den. – Von seinem trefflichen Gedeihen daselbst
habe ich in Voigts neuen Magazin I. B. 2. St.
S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.

*).
[Seite 521]

Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von
Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen
und ein sehr beliebtes Getränke daraus. – s.
Mungo Park's Travels in the interior Districts
of Africa
. Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1.

*).
[Seite 522]

S. Mungo Park a. a. O. S. 224 u. 352. tab. V.

*).
[Seite 524]

Und hierzu auch nahmentlich für die Küftenbewoh-
ner der Nordischen Polarländer das wundersame
Treibholz (von Pappeln, Lärchen etc.) ohne
welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst,
ganz unbewohnbar bleiben müßten.

*).
[Seite 525]

Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres
bey den Schinesen s. van Braam voyage de
l'Ambassade
etc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.

*).
[Seite 530]

Ueber diese zum philosophischen Studium der
Mineralogie unentbehrliche geogenische Prämissen,
s. Hrn. Prof. de Lüc's geologische Briefe, die in
Voigts Magazin (VIII. und folg. B.) aus der
französischen Handschrift übersetzt sind, und Hrn.
Hofr. Mayer's Lehrbuch über die physische Astro-
nomie, Theorie der Erde etc. Gött. 1805. 8.

*).
[Seite 533]

A. G. Werners neue Theorie von der Entstehung
der Gänge. Freyberg 1791. 8.

*).
[Seite 534]

Insgemein: – denn hin uns wieder finden sich
auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst
in Europa zwischen manchen savonischen und
Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klafter hoch
über der Meeresfläche; und andrer Seits weit
niedrigere Urgebirge, wie z.B. unser Brocken auf
dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573 Klafter
über des Meeres seiner erhaben ist.

*).
[Seite 536]

So z.B. in der Falüniere in Touraine; einem
Lager solcher calcinirten Seeconchylien, das nach
Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic-
Klaftern halten soll.

*).
[Seite 537]

Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als
wirklicher Entstehungsort; und Lagerstätte hin-
gegen, so viel als bloßer Fundort. Beyde müssen
in der Mineralogie sorgfältig von einander unter-
schieden werden. Denn so ist z.B. von den ge-
diegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen
(wenn ich sie so nennen darf) die in so genannten
Steinregen herabgefallen, der Fundort hienieden –
ihr Entstehungsort aber außerhalb unserer Erde.

**).
[Seite 537]

Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer
Classification s. mit mehreren.

J. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgs-
lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1786. 8.

C. Haidinger's Entwurf einer systematischen
Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.

A. G. Werner's kurze Classification und Be-
schreibung der verschiednen Gebirgsarten. Dres-
den 1787. 8.

C. A. S. Hoffmann's kurzer Entwurf einer
Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem
Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.:

und besonders den orologischen Theil der syste-
matisch-tabellarischen Uebersicht der Mineralkörper
von Leonhard, Merz und Kopp. Frf. 1806. Fol.

Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun-
gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8.
nebst der dazu gehörigen petrographischen Charte
[Seite 538] des Harzgebirges, und dem Cabinet der harzi-
schen Gebirgsarten.

Aehnliche Sammlungen von deutschen Ge-
birgsarten find z.B. die voigtischen, die char-
pentierische, und die des Hrn. Past. Heim zu
Gumpelstadt im Meiningischen.

*).
[Seite 538]

Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralo-
gique, et sur l'espèce minéralogique
. Par. 1801. 8.

*).
[Seite 539]

Dieses gilt sogar zuweilen von der mechanischen
Verbindungsart der Fossilien; so daß es in ein-
zelnen Fällen nichts weniger als leicht ist, die
Gränzen zwischen mechanisch-einfachen und ge-
mengten Steinalten zu ziehen. So z.B. bey
den Uebergängen des reinsten Basalts von noch
so homogen-scheinenden Korn zum Halbgranit
der aus Hornblende und Feldspath gemengt ist:
oder des körnigen Quarzes zu manchem Sand-
stein etc.

*).
[Seite 540]

Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kenn-
zeichen der Fossilien. Leipz. 1774. 8.

J. Fr. L. Hausmann Versuch eines Ent-
wurfs zu einer Einleitung in die Oryktognosie.
Braunschw. 1805. 8.

**).
[Seite 540]

Pesanteur specifique des corps. – par M. Bris-
son
. Par
. 1787. 4. Deutsch durch Blumhof.
Leipz. 1796. 8.

Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge
anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben,
das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Tem-
peratur von ungefähr 64° Fahrenh. angenom-
men. – Wo ein L. dabey steht, bedeutet es
des sel. Hofr. Lichtenberg's Wägung.

***).
[Seite 540]

Die aus Holz geschnittenen Modelle der wich-
tigsten Crystallisationen, die in der hiesigen Indu-
strie-Schule unter der Aufsicht des Mathematikus,
Hrn. List, verfertigt werden, sind nebst der dazu
gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für
anderthalb Rthl. zu haben.

[Seite 541] Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der
Crystallographie par M. de Romé de l'Isle,
2de Edit. Par
. 1783. IV Bände. 8. Dieser hat
sich mehr an die äußern Crystallisationsformen ge-
halten. Weit tiefer ist hingegen H. Häuy in den
unten anzuführenden Werken mittelst der Stereo-
tomie der Fossilien in das innere Gefüge (Struc-
tur) der Crystallen und in die Bestimmung der
Formen ihrer Kerne oder Grundgestalten, und
dieser ihrer Maßentheilchen (molécules intégran-
tes
) eingedrungen.

*).
[Seite 541]

Folglich versteht sich von selbst, daß man nach
diesem Begriffe von wahrem Crystall, nicht etwa
die zwar säulenförmigen, aber nicht so determi-
nirten Gestalten manches Basalts, thonartigen
Eisensteins, Stangenkohle etc. damit verwechseln
dürfe.

Eben so genau müssen auch ursprüngliche
Crystallen von so genannten After-Crystallen
unterschieden werden, da nähmlich ein Fossil die
Stelle und Form eines vorher da befindlich ge-
wesenen, aber allgemach aufgelösten verwitterken
oder ausgefallenen Crystalls anderer Art einge-
nommen hat. So z.B. die so genannten crystal-
lisirten Hornsteine von Schneeberg etc.

Noch eine dritte Warnung ist doch für Anfän-
ger auch nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht
etwa bloße äußere (fremde) Eindrücke auf ein
Fossil für dessen eigene Crystallisation halte. So
z.B. bey manchem Chalcedon.

*).
[Seite 542]

S. Théorie sur la structure des cristaux; par R.
J. Haüy
im Journal de physique T. XLIII.
p. 103 u. f.

J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Bey-
träge. Braunschw. 1803. 4.

*).
[Seite 543]

Gust. von Engeström Beschreibung eines mine-
ralogischen Taschen-Laboratoriums und ins beson-
dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie.
Mit Anm. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage.
Greifsw. 1782. 8.

**).
[Seite 543]

S. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B.
und ersten Heft des III. B. seiner kleinen physica-
lisch-chemischen Abhandlungen; und

J. F. A. Göttling's chemisches Probir-Cabi-
net zum Handgebrauche. Jena 1790. 8. nebst der
dazu gehörigen kleinen Kiste mit Reagentibus etc.

*).
[Seite 549]

Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alka-
lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn
daß sich z.B. selbst die Kieselerde in Verbindung
mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst
finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl
in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende
Kieselsinter, von welchem unten die Rede seyn
wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst.
s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of
Edinburgh
. Vol. III. S. 119. u. f.

**).
[Seite 549]

Terrae characteres vix nisi priuatiui ha-
bentur. Bergman
.

*).
[Seite 554]

Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders
bey manchen orientalischen) zuweilen carneol-
und onyxfarbig; häufigst scheinen sie hingegen
vom Braunstein herzurühren; – manche islän-
dische enthalten aber auch ein grünes Gewebe,
das selbst unter dem Vergrößerungsglase voll-
kommen das Ansehen vom Wasserfaden-Moos
(Conferven) zu haben scheint.

*).
[Seite 557]

Von vegetabilischen Hydrophan, s. oben S. 503.
not. *).

*).
[Seite 559]

Schon Agricola sagt, de natura fossilium
pag. 614: ‘„in locis autem, qui olim arserunt
aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Si-
cut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis
. –
Ad Coblenz, et in inferiore Germania.“’

*).
[Seite 560]

Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von
rahmgelben Halbopal werden in Rom nette Ca-
meen gearbeitet.

*).
[Seite 561]

S. B. Hacquets physische und technische Beschrei-
bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.

*).
[Seite 564]

S. Leop. von Buch über den Kreuzstein. Leipz.
1794. 8.: und J. F. L. Hausmann in Weber's
und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B. S. 111.

*).
[Seite 566]

Nach Dr. Hutton's und Vauquelin's Analysen
hält der Färöer Zeolith auch Pottasche; und nach
Haüy's Versuchen zeigen manche Zeolithcrystallen
die Electricität des Turmalins.

*).
[Seite 570]

S. Chr. Bernoulli in Voigts neuem Magazin
IV. B. S. 524. tab. 8. fig. *.

*).
[Seite 571]

Auch der Ceilanische brandgelbe, ungeformte,
mit Quarz durchzogene Canelstein (der den Nah-
men eben von seiner dem Zimmtöhl ähnlichen
Farbe hat) ist eine Art von derben Hyacinth.

**).
[Seite 571]

Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von
eigentlich so genannten Edelsteinen bekannt, doch
habe ich von Hrn. Baronet Banks einen grob-
körnigen Sand erhalten den der Botaniker W.
Braß am Cape Coast auf Guinea gesammelt,
und worin sich besonders eine Menge Körner
finden die dem Hyacinth vollkommen gleichen.
Außerdem auch unter andern kleine dem Spinell
ähnelnde Gerolle.

*).
[Seite 576]

Nach Vauquelin nur Thonerde mit 8,78 Talk-
erde und 6,18 Chromiumkalk.

**).
[Seite 576]

Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen
Stücke: s. z.B. im Inventaire des diamans de la
couronne
etc. imprimé par ordre de l'Assemblée
nationale
. Par. 1791. 8. T. I. p. 200. n. 4. ‘„Un
saphir d'orient – couleur saphir des deux
bouts, et topaze au milieu
.“’

*).
[Seite 577]

S. Ch. Greville on the Corundumstone from
Asia
; in den Philos. Transact. 1798. P. I.

**).
[Seite 577]

Ich finde dieses merkwürdige Fossil schon in den
voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4.
p. 292.

*).
[Seite 578]

Denn sonst werden auch manche ganz heterogene
Fossilien (z.E. in einigen Gegenden von Thüringen
der Holzstein) wegen des ähnlichen Gebrauchs
zum Schleifen harter Steine, des Glases, Stahls etc.
Smirgel genannt.

**).
[Seite 578]

S. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten
– zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufge-
zeichnet von einem Liebhaber der immer Gern Spe-
culirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der
Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die
erste bestimmte Nachricht vom ceilanischen Tur-
malin gibt.

*).
[Seite 580]

So besitzt z.B. das hiesige akademische Museum
unter den wichtigen mineralogischen Geschenken des
Hrn. Baron von Asch, eine merkwürdige hierher
gehörige Seltenheit, nähmlich versteinte Seecon-
chylien, zumahl Mytiliten, Telliniten etc. von
Kertsch in der Krimm, die noch ihre (freylich schon
in Verwitterung übergegangene) Schaale haben,
und deren ganze Höhlung mit langstrahliger, stark
glänzender, grünlichschwarzer Hornblende dicht
ausgefüllt ist.

*).
[Seite 581]

S. J. C. Freiesleben übel das schillernde Fossil
von der Baste bey Harzburg Leipz. 1794. 8.; und
J. Fr. L. Hausmann in den Norddeutschen Bey-
trägen zur Berg- und Hüttenkunde 1. St. S. 1.

**).
[Seite 581]

Von der merkwürdigen Eigenschaft des Russischen
Frauenglases, daß es den Lichtstrahl ungebrochen
und vollkommen parallel durchgehen läßt, und
dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon
bey astronomischen Instrumenten machen kann,
s. des Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III. B.
p. 239 u. f.

*).
[Seite 583]

So z.B. in dem merkwürdigen Portsoy-Granit
aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur
wie mit Quarzblättchen und Splittern so son-
derbar durchzogen ist, daß das Fossil, nach be-
stimmter Richtung angeschliffen, gleichsam das
Ansehen einer cufischen Steinschrift enthält, daher
es auch den Nahmen, pierre graphique, erhalten
hat. – s. Voigts Magazin. VI. B. 4. St. S.21.

*).
[Seite 584]

Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino
(Avanturinspath) vom weißen Meere. Ein blaß-
fleischrother Feldspath, der mit zarten, goldglän-
zenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und
dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen
blauen Wiederscheine opalisirt.

*).
[Seite 585]

Zu den besonders merkwürdigen Abarten des
Töpferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten
der daraus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehö-
ren vorzüglich

1) Die, woraus die bewundernswürdigen antiken
griechischen und so genannten etruskischen
Vasen gearbeitet worden, die sich besonders
durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unter-
scheiden.

[Seite 586] 2) Die, aus welcher die Portugisischen Pucaros
de Estremoz
gedreht werden, welche einen ange-
nehmen adstringirenden Geschmack haben, und
selbigen auch dem daraus genossenen Getränk
mittheilen.

3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Sie-
benbürgen die sonderbaren Blasentöpfe mit
großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wän-
den verfertigt.

*).
[Seite 586]

Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß
der vom jüngern Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an
der Mündung der Kamyschinka in die Wolga ent-
deckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrometer-
Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen An-
wendung den Nahmen hat, die dieser treffliche
Chemiker davon gemacht, und in Lichtenbergs
göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten St.
S. 401 u. f. genau beschrieben hat.

*).
[Seite 587]

Denn der officinelle armenische Bolus ist eine
Art Steinmark.

*).
[Seite 588]

Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausneh-
mend feinkörniges Steinmark von der Insel St.
Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer
Hitze die Eisen schmilzt, unverändert erhält.

*).
[Seite 592]

Viele dieser Mandelsteine sind zur Zeit da der
sogenannte Vulcanismus sehr im Schwange war,
für Laven angesehen worden. So z.B. nahment-
lich die vom Kaiserstuhl einem Gebirgszug im
Breisgau, die wegen ihrer mancherley Abartung
der Wacke sowohl als der darin eingemengten Fos-
silien merkwürdig sind. S. Bar. de Dietrich
Descript. des Volcans, decouverts en
1774.
dans le Brisgau im Xten B. der Mém. presentés
à l'Ac. des sc
. p. 435 u. f. Ich habe mich aber
von Ungrund ihrer vermeynten Vulcanität durch
eine zahlreiche Suite derselben in meiner Samm-
lung überzeugt als worunter sich auch nicht ein
einziges Stück befindet das man mit Schein des
Rechtens für eine würkliche Lave ansprechen dürfte.

*).
[Seite 593]

So vor allen die unzähligen mächtig großen Basalt-
säulen, die eins der prodigiosesten Phänomene in
der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesen-
damm (Giant's Causeway) an der Nordküste von
Island ausmachen. – Ich besitze von diesem be-
rühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende
Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen,
und wovon ich eine genaue Zeichnung im zweyten
[Seite 594] Hefte der Abbildungen naturhist. Gegenstände
tab. 18 geliefert habe. – Immer bleibt die äu-
ßerst regelmäßige Articulation dieser Säulen eines
der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phänomene
der Geogenie.

*).
[Seite 594]

Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen
Basalte zu gehören. In manchen Abarten dersel-
ben, zumahl unter den schwarzen, sind die Gemeng-
stoffe noch von einander zu unterscheiden, und diese
gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath
bestehenden Halbgranit über.

*).
[Seite 596]

So wie sich dergleichen auch zuweilen im Piperno
findet. S. Sr. Will. Hamilton's Campi phle-
graei
tab. 40. nr. 3.

**).
[Seite 596]

S. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen
über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792-94.
III. Th. 8.

*).
[Seite 597]

Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und die
eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen
Eruption von 1790 ausgeworfen worden, beson-
dere Erwähnung. Von jener s. die Campi phle-
graei
tab. 13 und 33, und von dieser das Supple-
ment
dazu tab. 4.

*).
[Seite 600]

S. Hrn. Hofr. Beckmann in den Commentat. soc.
reg. scient. Gotting
. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq.
und des sel. Colleg. R. Reineggs Brief aus
Persien an Hrn. Baron von Asch in Voigts Ma-
gazin. IV. B. 3. St. S. 13 u. f.

*).
[Seite 601]

S. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunst-
werken der Steinschneider. Von C. von Dalberg.
Erf. 1800. 8.

*).
[Seite 602]

Wenigstens der Sächsische hält nach Hrn. Rose
auch Chromiumkalk.

*).
[Seite 603]

Das hiesige akademische Museum besitzt in der
alten Schlüterschen Sammlung zwey kleine
Stücken gediegen Eisen von Johanngeorgenstadt,
die unvollkommen ästig, wie an manchen Stellen
das Sibirische, und ebenfalls mit einem fast Oli-
vinähnlichen Fossil gemengt sind.

**).
[Seite 603]

Nun und hiermit kommt wieder der Gehalt der
so wunderbaren Aërolithen oder Meteorsteine,
nähmlich der Steinmassen überein, die schon so
[Seite 604] manchmahl zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz
verschiedenen Weltgegenden, aber meist unter glei-
chen Umständen, bey Explosion eines Meteors,
vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen,
welche man bis jetzt genauer untersucht, sowohl
im äußern als in ihrem Gehalt einander auffallend
ähneln, hingegen sich von allen bekannten telluri-
schen Fossilien schlechterdings auszeichnen. Die
Proben die ich von diesen Aërolithen in meiner
Sammlung besitze und die zu Ensisheim (a. 1492),
Maurkirchen (1768), Benares (1798), L'Aigle
(1803), und Charkow (1804) gefallen sind, kom-
men durchgehends im Gehalt sehr nahe mit einan-
der überein und ähneln einander auch sämmtlich
im äußern Habitus, nur die famose Ensisheimer
pierre de tonnerre ausgenommen die von dunk-
lerer Farbe und dichterm festem Korn als die übri-
gen ist. – Das Gewicht des Hindostanischen ist
= 3375. Gehalt der Grundmasse desselben (nach
Howard) = 15 Talkerde, 50 Kieselerde, 34 Eisen-
kalk, 2,50 Nickelkalk. Der Gehalt der in diesen
eingemengten rundlichen Körner aber kommt dem
des obgedachten olivinähnlichen Fossils in dem
Pallasischen Eisen noch näher. – Von diesen so
merkwürdigen Massen s. mit mehrern des Freyh.
von Ende über Massen und Steine die aus dem
Monde auf die Erde gefallen sind
. Braunschn.
1804. 4. und in Voigts neuem Magazin. II. B.
S. 629. u. f. IV. B. S. 515 u. f. VII. B. S. 233
u. f. VIII. B. S. 3. 7. 133. 178 und 434 u. f. und
X. B. S. 220 u. f.

*).
[Seite 605]

Wie Herr Etats-Rath Koch in St. Petersburg
den gemeinen Asbest zur Plastik angewandt hat,
s. in Voigts neuem Magazin. II. B. S. 31.

**).
[Seite 605]

Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen
unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu
großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.

*).
[Seite 608]

Vermuthlich ist die ausnehmende Seltenheit dieses
Fossils Ursache, warum es von manchen Minera-
logischen Schriftstellern verkannt und mit ganz
andern verwechselt werden.

*).
[Seite 609]

Ein Stück, so ich davon besitze, hat mit Herr
Baronet Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr.
König in Trankebar mitgetheilt, welcher es selbst
bey Gale auf Ceilan gebrochen hatte.

*).
[Seite 610]

Nach H. Vauquelin findet sich aber die Kalkerde nur
in den opaken, nie in den durchsichtigen Boraciten.

**).
[Seite 610]

So wie aber die Thonerde in den gefärbten
Edelsteinen etc. ausnehmend hart verbunden ist
[Seite 611] so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte
verbunden werden, daß er am Stahl Funken
gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin
T. V. pag. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen
der thierische phosphorhaltige Kalk im Schmelz
der Zähne.)

*).
[Seite 611]

S. Newton's optice, pag. 271. 356. 376 und 394.
der Clarkeschen Ausgabe von 1719.

*).
[Seite 614]

‘„Tales sunt aquae qualis est natura terrae per
quam fluunt
.“’ Plin. XIV. 4.

**).
[Seite 614]

Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di
San Filippo
im Florentinischen sich absetzenden
Kalksinter (albâtre factice) zum Abformen mar-
morähnlicher Basreliefs und Medaillons benutzt;
s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schrif-
ten der göttingischen königl. Soc. der Wiss.
I. Th. S. 94. und Hrn. Prof. Fiorillo's Gesch.
der zeichnenden Künste I. B. S. 463.

**).
[Seite 614]

So z.B. in der berühmten piscina mirabile, da-
von oben S. 2.

*).
[Seite 619]

Zu welchem auch der Nilschlamm gehört.

*).
[Seite 620]

S. Voigts neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.

*).
[Seite 621]

S. Tilesius Jahrbuch der N. G. I. Th. S. 473.

**).
[Seite 621]

S. Voigts Magazin. V. B. 1. St. S. 19 u. f.

*).
[Seite 622]

Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sprosse
von einer Bergleiter befindlich, die man beym
Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang ver-
lassen gewesenen Grube im Rammelsberge am
Harze vorgefunden, um welche sich während dieser
Zeit eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durch-
messer und von einer ausnehmenden Schönheit
angesetzt hat.

*).
[Seite 623]

Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps- und
Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die
ich von sel. Girtanner erhalten, befindet sich
Gyps mit ganzen Lagen und Andern von Hornstein
durchzogen, und anderseits Hornstein voll einge-
wachsener Selenitblättchen.

*).
[Seite 628]

Der Strontianit, der oft mit dem Witherit ver-
wechselt worden, unterscheidet sich besonders auch
dadurch von demselben, daß er, nach den Ver-
suchen, die ich damit an warmblütigen Thieren
angestellt, von denselben ohne allen merklichen
Nachtheil genossen wird, da hingegen der Wi-
therit bekanntlich denselben ein tödtliches Gift
ist. – Ich habe diese Versuche im III. B. der
medicinischen Bibliothek S. 730 beschrieben. Auch
gibt nach der Bemerkung des Hrn. Dr. Ash, ein
mit der salpetersauren Auflösung der Strontianerde
getränktes Papier, wenn es getrocknet und ange-
zündet wird, eine schön purpurrothe Flamme,
da hingegen die vom Witherit unter gleichen Um-
ständen gelblichweiß brennt.

*).
[Seite 633]

Vergleiche hiermit Hrn. Geh. Oberbergrath Kar-
stens tabellarische Uebersicht der Gebirgsarten, ei-
nen vorzüglich lehrreichen Abschnitt seiner trefflichen
oben (S. 545.) angeführten mineralogischen Ta-
bellen.

*).
[Seite 636]

Diesen Nahmen hat derjenige Granit, aus wel-
chem die bewundernswürdigsten Denkmahle der
altägyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen
worden, von seinem Fundort bey der Stadt
Syene am Nil in Ober-Aegypten erhalten, s.
das Gabinetto del collegio Nazareno 1792. T. II.
p. 238 ‘"I graniti delle nostre guglie Egiziane
hanno per base un felspato rossigno con quarzo
fragile semitrasparente, e mica nero.
"’ – Voll-
kommen so sind die Proben von rothen antiken
Granit in meiner Sammlung; nahmentlich eine
vom Obelisk des Rameses, und eine von der Säule
Kais. Antonin's – Und Hr. Prof. Wad, der
die echten frischen Bruchstücke, die sich von den
berühmtesten römischen Obelisken in der Samm-
lung des Hrn. Cardinal Borgia befinden, aufs
genaueste geprüft, sagt ausdrücklich: ‘„Ex his spe-
ciminibus clare patet Syeniten Plinii esse

granitem nostrum stricte sic dictum (ex quarzo,
feldspato, et mica
)"’ S. Dess. Fossilia Aegyp-
tiaca musei Borgiani
, Velitris 1794. 4. pag. 1. u. f.

*).
[Seite 637]

Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst be-
wegt worden. – Der große vaticanische Obelisk,
den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten
Theil; nur 973537 Pfund. – S. des Grafen
Carbury monument élévé à la gloire de Pierre
le grand. Par. 1777. Fol.

**).
[Seite 637]

So nahmentlich, obschon nur in geringer Menge,
in einigen magnetischen Granitfelsen am Brocken
auf dem Harz, die an gewissen Stellen, und
selbst in kleinen Stücken, so wieder obgedachte
vom Hrn. von Humboldt entdeckte polarische Ser-
pentinfels die Richtung der Magnetnadel inver-
tiren. S. I. Fr. L. Hausmann im Hannöve-
rischen Magazin 1801. St. 84. u. f.

*).
[Seite 639]

Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die
ganz eigene merkwürdige Gebirgsart worin ihrer [Seite 640]
ausnehmenden Härte ohngeachtet die prodigiosesten
und vermuthlich ältesten aller bekannten Denkmahle
menschlicher Kunst, nemlich die wunderbaren
mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bey
Bombay mit ihren abentheuerlichen theils colossa-
len Idolen nicht erbaut, sondern in den lebendi-
gen Felsen selbst aus dem, Ganzen gehauen find.
Die Probe die ich davon besitze die mir Hr. Chs.
Townley von der berühmten Gruppe in seinem
Museum von Alterthümern absägen lassen, besteht
so wie andre aus diesem Felsentempel ausgeschlag-
nen Idole die ich in London gesehen, aus einer
Grundmasse von überaus hartem leberbraunen eisen-
schüssigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger
Quarz und noch weniger Hornblende eingemengt ist.

*).
[Seite 641]

Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenig-
stens besitze ich Stücke davon, wo die eingewachsenen
Feuersteingerölle versteinte Cellularien enthalten.

**).
[Seite 641]

Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist
mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und [Seite 642]
ihre Grundmasse von sehr ungleicher Härte. Die
Mergelartige allgemach erweichte des schräggeleg-
nen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im
C. Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben
am 2ten Sept. vorigen Jahrs verursacht.

*).
[Seite 644]

Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte
des 17ten Jahrhunderts in Europa, s. Gassendi
vit. Peireskii ad a. 1630. pag. 150.

*).
[Seite 645]

Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestim-
mung des Begriffes von Salzen; in Hrn. v. Crells
chemischen Annalen. 1795. II. B. S. 6 u. f.

*).
[Seite 647]

Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof. de
Luc's geologische Briefe; im Voigtischen Magazin
IX. B. 4. St. S. 37.

*).
[Seite 649]

Der so genannte Atramentstein oder Kupfer-
rauch ist meist aus fremdartigen, zum Ausfüllen
leerer Räume in den Gruben gebrauchten, zusam-
mengebackenes Gestein, so mit Vitriolwasser durch-
zogen worden, und woraus dann (z.B. in Goslar)
der mehreste Vitriol gesotten wird.

Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das
alumen der Alten sey, zeigt Hr. Hof. Beckmann
in den Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen,
II. Th. S. 92.

*).
[Seite 652]

Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini-
ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich
den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu öff-
nen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Transactions
for
1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.

*).
[Seite 655]

Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal im-
wer wasserhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen
wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht
thut; dagegen springen trennende Stuckchen von
diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was
hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht.

*).
[Seite 656]

In einer überaus instructiven Suite zur Naturge-
schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von
Finkenstein Schönberg meine Sammlung berei-
chert hat, finden sich unter andern manche voll-
kommen deutliche, aber theils unbekannte – theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl
Staphylini, Blattae, etc.

**).
[Seite 656]

Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr
selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte
mandelförmige Samenkapsel des ehemahligen
Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte
des Hrn. Hofr. Hagen zu Königsberg besitze.

*).
[Seite 657]

Herr Baron von Asch hat im Türkenkriege a. 1770
den moldauischen Bergtheer mit glücklichem Er-
folg als Digestivsalbe in Pestzufällen verordnet;
und der von Barbados wird jetzt als ein bewährtes
Heilmittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten und
sogar bey krebsartigen Uebeln gebrauch.

**).
[Seite 657]

Diese persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägypti-
schen balsamirten Leichen gebraucht, und diese
seitdem allgemein Mumien genannt worden.

*).
[Seite 658]

Mann hat die bituminösen Holzflöze – diese großen
für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle ei-
ner catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treib-
holz halten wollen, das, so wie das an den
Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon oben
S. 524. not.*)) durch Strömungen etc. in solche
mächtige Lagen zusammengeschwemmt worden sey.
Mir scheint hingegen manches Treibholz, wie z.B.
dasjenige so hier zu Lande bey Stade angeschwemmt
wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blau-
Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst aus
Flözlagen von bituminösem fossilen Holze losge-
rissen und an die Küsten getrieben zu seyn.

*).
[Seite 659]

Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durch zo-
genen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Gräsern
(S. 524); in theils Gegenden auch von Heide
kraut etc. und diese Torfarten sind freylich großen-
theils von neuer Entstehung, wodurch denn man-
che Naturforscher bewogen worden, den Torf über-
haupt gar nicht zu den Fossilien zu zählen. In-
deß, da doch mancher inländische Torf auch aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von
einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück-
führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch
ganz deutlich in Braunkohle übergebt, so scheint
hier doch immer für denselben die passendste Stelle
in der Naturgeschichte zu bleiben.

**).
[Seite 659]

Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in
Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die
Güte des Hrn. Prof. D'Annone besitze.

*).
[Seite 660]

S. E. F. Rettberg's Erfahrungen über die La-
gerstätte der Steinkohlen, Braunkohlen und des
Torfes. Hannov. 1801. 8.; und I. C. W. Voigt's
Versuch einer Geschichte der Steinkohlen etc. Wei-
mar 1802. 8.

*).
[Seite 662]

Ich habe bey den Versuchen, die ich über die so
genannten Galvanismus angestellt, im Herbst 92
gefunden, daß der Graphit dieselbe eben so gut
als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur
Belegung der entblößten Nerven, oder als Con-
ductor gebraucht werden.

**).
[Seite 662]

Doch besitze ich auch durch die Güte des Hrn. Ba-
ron von Asch, als eine exotische Seltenheit, aus-
nehmend feinen Graphit vom äußersten Ende des
nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen
sich die Tschuktschen und andere benachbarte Po-
larmenschen, auch auf der gegenüberliegenden Kü-
ste des nordwestlichsten America, zur Schminke und
statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungs-
stücken bedienen.

*).
[Seite 663]

Die Identität des Durchgangs der Blätter in den
beyderley Crystallisationen dieses Edelsteins, der
octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut-
lich in einer Suite von Demanten in meiner
Sammlung die ich dem berühmten Demantschlei-
fer Bemelmann in Amsterdam verdanke, der sie
nach den verschiednen Richtungen geklovt hat.

*).
[Seite 664]

Optice pag. 270. 272. der oben (S. 611) ange-
führten Ausgabe.

**).
[Seite 664]

S. Hrn. Hofr. Osiander's Nachricht in de Göt-
ting. gel. Anzeigen v. J. 1805. S. 1777 u. f.

*).
[Seite 670]

Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert
steigt das specifische Gewicht dieses merkwürdigen
Metalls sogar auf = 23286.

**).
[Seite 670]

So besitze ich z.B. noch vom sel. Ingen-Houß
Platindraht dünner als ein Menschenhaar; Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern
mit Platina platirt etc. (alle drey Lagen dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines Blattes Papier); auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.

*).
[Seite 675]

Des festen = 24392 (Gehlens Journ. IV. B.
S. 434.)

*).
[Seite 676]

Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern,
die aus Vernachlässigung des solidern Petrefacten-
[Seite 677] Studiums
entstanden sind, gehört unter andern,
daß manche der neuesten und übrigens sehr ver-
dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab-
kosungen des schaligen Quecksilber-Leber-Erzes,
oder, fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für
wirkliche Versteinerungen gehalten haben.

*).
[Seite 678]

Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der
zweyten Formation, heißt das so auf vitrioli-
schen Kupferwassern (z.B. bey Neusohl in Ungarn,
im Rammelsberge bey Goslar etc.) mittelst des
Eisens gefällt wird.

*).
[Seite 684]

S. Dr. Pearson's Remarks on the properties and
composition of the different states of Iron
; in den
philosoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f.
bey Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz,
des merkwürdigen Guß- Stahls der Hindus bey
Bombay. – s. Voigts neues Magazin I. B.
1. St. S. 64 u. f. und 2. St. S. 109.

*).
[Seite 685]

Eine Probe von diesem berühmten süd-amerika-
nischen Eisenblock, die ich als eine ausnehmende
Seltenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks
verdanke, unterscheidet sich von dem sibirischen
besonders durch eine hellere dem Zinnweißen sich
nähernde Farbe.

*).
[Seite 687]

Daß hier Magnet breche, sagt schon G. Agricola
de natura fossilium, L. V. p. 604.

*).
[Seite 691]

So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewän-
den von Braunspath durchzogenen Kugeln von
Aberlady in Lothian, die durch Dr. Huttons
Theorie der Erde berühmt worden. S. Hrn. Fau-
jas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre etc.
T. I. .p 124. und Girtanners Darstellung des
Darwinschen Systems. II. B. S. 324 u. f.

*).
[Seite 694]

Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila,
den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus
London erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele-
ganz alles was ich von noch so netten Fossilien in
dergl. besondern Gestalt gesehen habe.

*).
[Seite 695]

Die berühmten Slickensides in den derbyshirer
Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des da-
sigen dichten Flusses (S. 625.), die wie mit einem
dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der
aus Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff be-
stehen soll. Beym Brechen desselben entstehen
durch Beytritt der atmosphärischen Luft oft ge-
waltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosio-
nen. – S. W. Jones's physiological disquisi-
tions
. Lond. 1781. 4. pag. 5. 11 u. f.

*).
[Seite 697]

Doch thut dieß das reine Zinn von Malacea nicht.

*).
[Seite 698]

Seifenwerke (Engl. stream-works), sind eine
eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erz-
führenden Ganggebirgen, die theils zu mehreren
Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieben und
theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und
ihrer Gänge gefüllt sind; und wovon z.B. die
bey Eibenstock im Erzgebirge, und die bey St.
Austel etc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen
sind. Von jenen s. Charpentier's mineralog.
Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen
aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B.
S. 143.

*).
[Seite 701]

Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so
viel Bley zusammengeschmolzen, gibt das so ge-
nannte rosensche Metall, das schon im kochenden
Wasser schmilzt.

*).
[Seite 704]

Kobalt, vermuthlich aus dem böhmischen kowalty,
Erzhaltig. s. Adelungs Wörterbuch.

*).
[Seite 706]

Gediegen ist der Nickel, aber nur in geringen
Procenten dem oben (S. 684 u. f.) gedachten ge-
diegenen Eisen beygemischt; und zwar (nach Ho-
ward) dem Sibirischen zu 17, dem Südamerica-
nischen aber zu 10 pro Cent.

*).
[Seite 720]

Ausführicher habe ich davon gehandelt im Speci-
men archaeologiae telluris etc. Götting.
1803 4.
mit Kupf. das auch im XV. V. der Commentat.
Soc. Reg. Scient. Goettingens
. befindlich ist.

*).
[Seite 722]

Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an thierischen Stücken erhalten,
die dessenungeachtet wegen ihrer Lage, worin sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine-
rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden
müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das
1771 am Wilui in Sibirien ausgegrabene Rhino-
cer, das noch unverkennbare, sogar noch anima-
lisch riechende Reste von Sehnen, Fleisch, Haut
und Haar an sich hatte, und wovon Hr. Pallas
in den nov. comment. Petropolit. T. XVII.
pag. 585 genaue Nachricht gegeben.

*).
[Seite 726]

Ausführlichere Nachricht davon habe ich in Voigts
Magazine gegeben. V. B. 1. St. S. 19 u. f.

*).
[Seite 728]

S. Hrn. Prof. Cüvier im Voigtischen neuem Ma-
gazine. III. B. S. 295 u. f.

**).
[Seite 728]

Anthropolithen führe ich aus dem doppelten
Grunde hier nicht mit auf, weil

1) so viele dafür ausgegebene, wirklich fossile
Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und
hingegen

2) manche wirkliche Menschenknochen, die
man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver-
lässig nicht fossil sind.

Wenigstens war das, was ich von den letztern
selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder-
nem Datum, z.B. ein Schedel, der einige Zeit
in kalkfuhrendem Wasser gelegen haben mußte, und
wohl in eben so kurzer Zeit davon übersintert war,
als die Kunstsachen, die man auf diese Weise im
Carlsbade, oder in den Bagni di San Filippo
überziehen läßt.

Und was die erstern betrifft, so bedürfen
manche derselben, wie z.B. der schöne versteinte
Wels (Silurus planis), den der alte Scheuchzer
für einen in Sündfluth ertrunkenen Menschen
(homo diluuii testis nannte er ihn) – und die
Fischotterpfoten im bituminösem Mergelschiefer,
die der sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen an-
gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl
[Seite 729] hat Spallanzani's zuversichtliche Behauptung (im
III. B. der Memorie della societa italiana
S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Kno-
chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim-
meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund-
schaft des besondere durch seine gelehrten Reisen
nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw-
kins einen Vorrath von diesen famosen Knochen-
breschen erhalten, und nach aller streng osteologi-
schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men-
schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen
oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen,
die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma-
tien besitze.

*).
[Seite 729]

Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte
fossiler Knochen, 1. St. Leipz. 1795. 8.

**).
[Seite 729]

L. C. F. H. F. von Wildungen Taschenbuch für
Forst: und Jagdfreunde, für 1800. S. 159 u. f.
und J. Weib. Neergaard Beyträge zur ver-
gleich. Anatomie. Gött. 1807. 8. S. 127 u. f.

***).
[Seite 729]

S. Voigts Magazin. V. B. 1. St. S. 16 u. f.

*).
[Seite 730]

(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'ele-
phans et de rhinoceros qui se trouvent en Alle-
magne
etc. I-III St. Darmst. 1783 u. f. 4.; und
Hr. Prof. Cüvier in den Annales du Muséum
d'hist
. nat. T. VI. p. 1. 93. 249.

**).
[Seite 730]

Hollmann in comment. societ. scientiar. Got-
tingens
. T. II. pag. 215-280. und Cuvier in
jenen Annales – s. Voigts neues Magaz. XII. B.
S. 97 u. f.

***).
[Seite 730]

S. Hrn. Hofr. Voigt in seinem Magazin. III. B.
4. St S. 2 u. f.

†).
[Seite 730]

Rembr. Peale's Account of the Skeleton of
the
Mammoth Lond. 1802. 4. und Cuvier
sur le grand Mastodonte in den gedachten Annales
T. VI. p. 270.

*).
[Seite 731]

D. Jos. Garriga Descripcion del Esqueleto do
un quadrupedo muy corpulento y raro
. Madr.
1796. 4. und Cuvier sur le Megatherium in
den Annales T. V. p. 376.

**).
[Seite 731]

Hr. Cuvier in den Annales T. III. p. 275. 364.
442 und T. IV. p. 66.

***).
[Seite 731]

S. Hrn. Legat. Rath von Hoff in s. Magazin
über die gesammte Mineralogie. I. B. S. 283 u. f.

†).
[Seite 731]

S. Acta acad. Theod. Palat. Tom. V. P. physis:
p. 63. mit Kupf.

††).
[Seite 731]

Andreä a. a. O. tab. 15. fig. 6.

*).
[Seite 732]

S. Hrn. Hofr. Voigt a. a. O. tab. 1. fig. 1.

**).
[Seite 732]

B. FaujasSt.– Fond histoire naturelle de la
Montagne de St. Pierre de Maestricht
. Par.
an
VII. 4.

*).
[Seite 733]

Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19

**).
[Seite 733]

S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia
Veronese
1794. gr. Fol. und G. Graydon in den
Transactions of the Royal Irish Academy.
Vol. V. 1794. p. 281.

*).
[Seite 735]

Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 5.

**).
[Seite 735]

Eben daselbst t. 1. fig. 1.

***).
[Seite 735]

Eine Art des Vorkommens das der gelehrte Mine-
raloge Guettard bey fossilen Conchylien ganz be-
zweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de Paris
v. I. 1759. S. 204. 206.

†).
[Seite 735]

In dem eben angeführten Specimen tab. 1. fig. 4.

*).
[Seite 736]

S. De Saussure voyages dans les Alpes vol. I.
tab. 2. fig. 5. 6.

**).
[Seite 736]

De Saussure l. c. fig. 1-4.

***).
[Seite 736]

S. Hrn. Prof. de Lüc's Briefe über die Geschichte
der Erde und des Menschen, I. B. S. 262 u. f.

†).
[Seite 736]

S. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8.
tab. 1.

††).
[Seite 736]

C. D. Bartsch im Ungrischen Magazin. II. B.
S. 135 u. f.

*).
[Seite 738]

S. Wiedemanns Archiv für Zoologie etc. IV. B.
S. 1. tab. 1.

**).
[Seite 738]

Brander l. c. tab. 2. fig. 57. 58.

***).
[Seite 738]

S. Voigts Magaz. V. B. I. St. S. 14. u. f. tab. 2.

†).
[Seite 738]

Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 8.

††).
[Seite 738]

S. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 265 u. f.

*).
[Seite 739]

Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois a-
lithophytis prodromus
. Hamb. 1719. 4.

Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacri-
norum
. Göett. 1784. 4.

Voigts Magaz. VI. B. 4. St. S. 1 u. f. tab. 1.

**).
[Seite 739]

Act. acad. Palatinae. T. III. P. phys. – Die
Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchi-
schen Petrefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet
ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.

*).
[Seite 740]

Specimen archaeologiae telluris tab. 3. fig. 12.

*).
[Seite 741]

Jam. Parkinson's organic Remains of a former
world
T. I. Lond. 1804. 4.

**).
[Seite 741]

J. Jac. Scheuchzer herbarium diluuianum.
Lugd. Batav. 1723. Fol.

E. F. von Schlotheim Beschreibung merk-
würdiger Kräuterabdrücke und Pflanzenversteine-
rungen. 1ste Abth. Gotha. 1804. 4.

*).
[Seite 742]

Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art,
das auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten
im Gange in 160 Lachter Teufe gebrochen und sich
jetzt in meiner Sammlung befindet, s. das Mine-
ralien-Cabinet, gesammelt und beschrieben von
dem Verfasser der Erfahrungen vom Innern der
Gebirge S. 41 u. f.

**).
[Seite 742]

Hr. Faujas St. Fond im Journal des mines 1797.
an V. Trimestr. 4. tab. 25.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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