Ein bedeutender Kunstrichter seiner Zeit,
Gilles Menage, war des Glaubens, daß die
Güte eines Buchs mir der Zahl der Ausga-
ben desselben in Verhältniß stehe, und man
von einem bewährt brauchbaren deren achte
zählen müsse.
So wenig sich nun zwar absehen laßt, wie
der sonst scharfsinnige Mann aus einen so aben-
teuerlichen – im Allgemeinen so höchst trüg-
lichen ganz unzuverlässigen Maaßstab verfallen
konnte, so darf es inzwischen der Verfasser
eines wissenschaftlichen, besonders auch zur
Grundlage bey academischen Vorlesungen be-
stimmten Handbuchs, zumahl in einer Dis-
ciplin die deren schon vorher gar manches
[Seite IV] zählte, für ein Zeichen der Brauchbarkeit
des seinigen ansehen, wenn er die achte (–
und nun die neunte –) Ausgabe davon besor-
gen muß, – fünf bis sechs Uebersetzungen
desselben in fremde Sprachen ungerechnet, die
zwischendurch davon erschienen sind*).
Das Buch sollte von der allgemeinen Na-
turgeschichte, gleichsam von ihrer Philosophie,
eine faßliche Uebersicht; und aus der unüber-
sehlichen Fülle der speciellern so viel des ge-
meinnützigsten und interessantesten in gedräng-
ter Kürze enthalten, als der zweckmäßige Zu-
schnitt eines, wie gesagt, auch als Leitfaden
bey academischen Vorlesungen brauchbaren
Handbuchs gestattet. Dabey ist unter an-
dern auch besonders darauf Rücksicht genom-
men, daß dasselbe zu einem nützlichen Hülfs-
mittel zum Nachschlagen, und zwar nahment-
lich beym Lesen von Reisebeschreibungen
dienen möchte, und dazu war denn auch das
genaue Register erforderlich, das einige tau-
send Nahmen von merkwürdigen Naturpro-
ducten enthält.
So wie jede neue Ausgabe des Buchs ganz
beträchtlichen Zuwachs von neuen Entdeckun-
[Seite V] gen oder Berichtigungen in der Naturge-
schichte, auch von eignen Ansichten und Be-
merkungen des Verfassers erhalten hat, so auch
diese gegenwärtige, und zwar – wie schon
die Vergleichung des Registers zu derselben
ausweisen könnte – nach Verhältniß wohl
mehr als eine der vorigen.
Folgendes aus den Vorreden zu den letz-
tern Ausgaben mag auch in dieser hier seine
Stelle finden.
Ich habe in den mineralogischen Abschnit-
ten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech-
tern und den darunter begriffenen Gattungen
gesprochen. Denn daß man in der Minera-
logie die Fossilien in genera und species ein-
theilt, und die genera auf deutsch Geschlech-
ter, so wie die species Gattungen nennt,
darüber ist meines Wissens unter den gelehr-
ten und philosophischen Mineralogen Deutsch-
lands nur eine Stimme. Und so versteht
sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in
einem Theile des Buchs die Benennungen
von Geschlecht und Gattung in diesem von je
(– und bis vor Kurzem allgemein –) ange-
nommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht
[Seite VI] in einem andern Theile das Wort Gattung
im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte,
wie doch in der That neuerlich von gar man-
chen deutschen Schriftstellern in der Zoologie
und Botanik versucht worden.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist,
der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer
bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben
mag: – aber wohl weiß ich, was er mit
einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch
‘„quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi”’.
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte:
– daß es ihm hingegen in meinem theuern
Vaterlande deutscher Nation nicht an Nachah-
mern gefehlt hat, ist nichts weniger als uner-
wartet. – Genug indeß, daß so viele philo-
sophische Naturforscher und die größten unserer
naturkundigen Philosophen das verba valent
sicut numi besser befolgt, und sich also durch
diese sonderbare Umstempelung nicht irre füh-
ren lassen. – Und warum auch ich für meine
Person es hierin lieber beym Alten lasse, als
mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe
ich folgende Gründe:
1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, sei-
ner Sprache kundige, deutsche Naturforscher
[Seite VII] (– und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelung's Wörterbuche lernen –), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:
‘„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge:”’
Dieß ist der wahre eigentliche Sinne des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-
beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst
kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.
2) Eben so ausgemacht und bekannt ist
aber auch, daß hingegen das Wort Gattung
von dem Zeitworte sich gatten, abstammt;
und da nun im freyen Naturzustande wohl nur
die Thiere von einer species sich mit einan-
der fruchtbar gatten, so versteht sich also von
selbst, daß das Wort species, in dem Sinne
wovon hier die Rede ist, durch kein anderes
deutsches Wort passender und bezeichnender
und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als
durch Gattung.
3) Daß aber die Homonymie des deutschen
Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus
als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben
werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu be-
fürchten als bey dem lateinischen Worte genus,
das, wie wir in den Kinderjahren in der
Grammatik beym Unterschied der Worte ge-
neris masculini oder foeminini lernen, auch
statt sexus gebraucht wird.
4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß
was für ein Wort von eigener Fabrik statt
des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen;
aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landes-
sprache – d.h. den bestimmten einmahl fest-
gesetzten Sinne der deutschen Worte – (da
man z.B. Menschengeschlecht etc. sagt so gut
wie genus humanum) zu verkehren! Denn,
wie unser sel. Lichtenberg bey einem ähnli-
chen Anlaß sich ausdrückt:
‘„Hypothesen zu machen, und sie als seine
Stimme der Welt vorzulegen, darf nie-
mand gewehrt seyn, sie gehören dem Ver-
fasser. Aber die Sprache gehört der
Nation, und mit dieser darf man
nicht umspringen, wie man will.”’
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses
der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch
bey den deutschen Nahmen der Naturalien
beobachtet, und mich daher immer der allge-
mein angenommenen und allgemein verständ-
lichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer
einzelnen Provinz bedient. Darum brauche
ich z.B. nicht das Hier zu Lande gewöhnliche
Wort Molle, sondern das allgemein angenom-
mene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge
gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst
allgemein adoptirte und selbst in andere le-
bende und todte Sprachen aufgenommene
Kobalt u.s.w.
Anders ist der Fall mit den in der Natur-
beschreibung von unsern neuen Systematikern
zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer
Gattungen selbsterfundenen Kunst- und
Trivial-Nahmen. So billig und vernünftig
es freylich ist, auch hierin so viel als möglich
die einmahl ziemlich allgemein angenommenen
Benennungen beyzubehalten, so können doch
Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver-
nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah-
men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff
erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen.
Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub-
ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß-
brauchten und dann das Studium der Natur-
[Seite X] schichte so äußerst erschwerenden Freyheit
nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un-
vermeidlich schien, bedient. So habe ich z.B.
den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein-
heimischen, allgemein bekannten und längst
von classischen Zoologen angenommenen Nah-
men, Tatu, restituirt; da man sonst diesen
fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen
Mißgriff den Nahmen, Rauchfuß, Dasy-
pus beygelegt hatte, womit die alten Grie-
chen, ganz passend und völlig nach der Natur,
das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet
haben. – Aus ähnlichen Gründen brauche
ich für den schönen neuseeländischen Nephrit
lieber seinen einheimischen Nahmen (Punam-
mustein), unter welchem er zuerst von unsern
Antipoden zu uns gebracht und bekannt wor-
den, als die ihm neuerlich beygelegte Benen-
nung Beilstein, da ich im hiesigen academi-
schen Museum, so wie in den in London be-
findlichen großen Sammlungen von südländi-
schen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge
von Hacken und andern Geräthen, so sich die
Neuseeländer aus diesem Steine bereiten, aber
schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil
aufgefunden habe. – Eben so habe ich dieje-
nige Gattung des Fledermausgeschlechts, Vam-
pyr oder Blutsauger genannt, die wirklich
schlafenden Säugethieren das Blut aussaugt;
da hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegen-
[Seite XI] den Hund beygelegt hatte, der wohl seit die
Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern
sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber
viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunst-
nahmen der Art habe ich dennoch beybehalten,
um ja nicht die Nomenclatur und Synony-
mien ohne dringende Noth, zur großen Last
der Lernenden, zu häufen.
Daß aber manche bekannte Nahmen von
Naturalien hier doch anders geschrieben wer-
den, als es insgemein geschieht, hat auch seinen
guten Grund. So schreibe ich z.B. Tofus
und nicht Tophus, weil es kein griechisches
Wort ist; eben so Manacanit*) und nicht
Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in
seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut wie Ham-
burg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den latei-
nischen Nahmen vorausgesetzt, weil da hundert
exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deut-
schen keinen bekannten verständlichen Nahmen
haben. Im Mineralreiche hingegen ist der
[Seite XII] Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen
Benennungen die bekanntesten und selbst großen
Theils in andere Sprachen aufgenommen.
Beym Thierreiche ist denjenigen Gattungen,
die sich in Deutschland finden, wieder so, wie
in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im
Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so
ein Zeichen bey den allgemein verbreiteten Fos-
silien überflüssig, bey vielen von denen aber,
die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränk-
tes Vaterland haben, wie der Boracit etc. un-
zureichend gewesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Ge-
genstände, die ich in der Verlagshandlung
dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be-
ziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben
und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen Er-
läuterung.
Göttingen,
im September 1814.
J. F. Blumenbach.
Fig. 1-6. die Intestinal-Würmer im menschli-
chen Körper in natürlicher Größe. –
Alle Körper, die sich auf, und in unserer
Erde finden, zeigen sich entweder in derselben
Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der
Hand des Schöpfers erhalten und durch die
Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte
angenommen haben; oder so, wie sie durch
Menschen und Thiere, zu bestimmten Absich-
ten, oder auch durch bloßen Zufall verändert
und gleichsam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die
bekannte Eintheilung derselben in natürliche
(naturalia), und durch Kunst verfertigte
(artefacta). Die erstern machen den Gegen-
stand der Naturgeschichte*) aus, und man
[Seite 2] pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rech-
nen, die nur noch keine wesentliche Ver-
änderung durch Menschen erlitten haben.
Artefacten werden sie dann genannt, wenn
der Mensch*) absichtlich Veränderungen mit
ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentli-
chen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen
Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo-
dification, nicht anders als relativ seyn können,
bedarf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt
nicht z.B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm-
lers an. So kann eine ägyptische Mumie sowohl
in eine Naturaliensammlung zur anthropologischen
Seite, als in eine Sammlung altägyptischer
Kunstwerke gehören.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst-
producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von
einander zu unterscheiden sind. Daher z.B. die
ehedem getheilten Meynungen, ob der Ueberzug
in dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalk-
sinter, oder aber ein absichtlich aufgetragener künst-
licher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. Anzei-
gen 1791. 188 St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in
Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs-
thums, und 3) ihrer Structur, eine dop-
pelte Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von an-
dern natürlichen Körpern derselben Gestalt und
Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in
einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten
Schöpfung*) hinauf immer andere dergleichen
Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu
danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub-
stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper
auf, assimiliren sie den Bestandtheilen dessel-
ben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und
befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung
und Wechsel ihr Wachsthum von innen
(durch innige Aneignung, intus susceptio,
expansio).
Diese beyden Eigenschaften setzen drittens
von selbst eine besondere Structur bey dieser
Art von natürlichen Körpern voraus. Sie
müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise
Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan-
[Seite 4] deln, und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer
Art wieder hervor bringen sollen mancherley
diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort-
planzung entsprechende, deßhalb mit den so
genannten Lebenskräften versehene und ei-
nem zweckmäßigen Ganzen unter einander ver-
bundene Gefäße, Adern und andere Organe
in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme be-
stimmter Säfte zur Assimilation jener Alimente,
zur Erzeugung der Nachkommenschaft u.s.w.
nothwendig sind.
Dieß Alles fehlt bey den natürlichen Kör-
pern der andern Art, nähmlich den Minera-
lien. Beydes, sowohl ihre Entstehung, als
ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs-
thum nennen darf), wird keinesweges durch
Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so
genannten bloß physischen (mechanischen und
chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder
Ansatz homogener Theile von außen (aggre-
gatio, iuxta positio) bewirkt; folglich ist
bey ihnen weder ursprüngliche Organisation
noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte,
und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organisir-
ten Körper selbst, besonders in der Art wie sie
ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer
doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein-
fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl-
reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres
Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche
Bewegung in sich.
Da hingegen die andern eine meist einfache
Hauptöffnung am obern oder vordern Ende
ihres Körpers haben, die zu einem geräumi-
gen Schlauche führt, wohin sie vom innern
Gefühle des Hungers getrieben ihre Alimente,
die von sehr verschiedener Art sind, mittelst
willkürlicher Bewegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu
verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Un-
terscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen,
ab. Denn viele Pflanzen, wie z.B. die gemeinen
Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt sondern kön-
nen zu gewissen Jahrszeiten etc. ihren Aufenthalt
verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder
auf die Oberfläche des Wassers steigen u.s.w. Und
andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasser-
thieren, zumahl unter den Conchylien, Corallen etc.
die ihren einmahl eingenommenen Platz nie von
selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür-
lichen Körper in organisirte und unorganisirte
(§. 2.), und der organisirten wieder unter ein-
ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten
drey Reiche, worunter man die Naturalien
sehr schicklich gebracht hat, und wovon
[Seite 6] das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das
dritte die Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und be-
seelte organisirte Körper, die sich ihre sehr viel-
artige Nahrung mittelst willkürlicher Bewe-
gung suchen, und selbige durch den Mund in
den Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte
organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie
ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will-
kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein-
saugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und
unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens-
kraft nach den bloß physischen (mechanischen
und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An-
häufung, Bildungskraft etc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist,
zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge-
macht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern aner-
kannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwi-
schen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
andere hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu
dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimm-
baren Eintheilungen der Naturalien in Reiche
u.s.w. Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
[Seite 7] weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
kennen und von andern unterscheiden, als ihre
einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden
und angeben kann**). – So sagte z.B. Linné:
‘„nullum characterem hactenus eruere potui,
vnde Homo a Simia internoscatur.”’ Nun
glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere
Charaktere der Humanität angegeben zu haben,
wodurch sich der Mensch von den noch so menschen-
ähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie über-
haupt von allen andern Säugethieren unverkenn-
bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird
doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in
Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen
etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können
ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen
manche theils auffallende und unerwartete Aehn-
lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die
dessen ohngeachtet unverkennbare Verschiedenheit
zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürste.
Man theilt z.B. die Thiere sehr natürlich in warm-
blütige und kaltblütige; und rechnet eben so na-
türlicher Weise die Säugthiere zu jenen und hin-
gegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre
zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so
ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein
Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es
in der Classe der Gewürme Geschlechter, wie z.B.
[Seite 8] die Sepien, die sich von den übrigen Thieren die-
ser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche
auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben.
Aber Niemand wird meinen, deßhalb müsse nun
die Scheidewand zwischen der Classe der Fische
und der Classe der Gewürme aufgehoben werden. –
Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Ver-
suchung gerathen, das Thier- und Pflanzenreich
deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an
gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit ge-
wissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind
z.B. die sonderbaren Bewegungen mancher Mi-
mosenarten, und des hedysarum gyrans etc.,
die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch
gar nicht einmahl in den oben angegebenen Cha-
rakter der Animalität eingreifen. So wenig als
hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm-
Polypen mit den Gewächsen haben, den oben be-
stimmten Charakter der Vegetabilität betreffen.
Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die, so
wie der Mensch und die Auster, vom Hunger ge-
trieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung
in den Mund bringen, was hingegen bey keiner
Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung,
der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andere Ein-
wendung gegen die Naturreiche etc. die sich auf die
so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge-
schöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter,
von Netz etc. in der Natur, haben zwar für die
Methodologie im Studium der Naturgeschichte in
so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den
Grund eines so genannten natürlichen Systems
abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren
meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach
ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten
so genannten Verwandtschaft untereinander, zu-
sammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmei-
nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer
in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und
[Seite 9] die Vollkommenheit und den Zusammenbang der-
selben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie
man sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil
die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern form
so sein stufenweise auf einander folgten, das wäre
doch schon an sich eine vermessene Schwachheit,
wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey
ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte.*)
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich
und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen
Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu
beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einer-
seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher
Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich
zahlreichen Gattungen (zumahl unter den Insecten
und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu-
sammen drängen, und andere dagegen gleichsam
isolirt stehen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten
ganz eignen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang
in einer solchen Leiter der Natur irgendwo einge-
schoben und untergebracht werden können (wie
z.B. die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten,
die schon gedachten Sepien u.a.m) – Ferner aber
finden sich Thiere, bey welchen, wie z.B. bey den
Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so
durchaus ganz verschieden Gestaltung haben, daß
man folglich in der gedachten Leiter die einen von
den andern trennen und nach dieser so sehr ver-
schiedenen Sexualform beyden auf weit von einan-
der entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen
anweisen müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken
in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten
Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu
Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga-
nisirten Körpern und den Mineralien u.s.w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen
Vorstellungen von Kette der Natur u. dergl. ge-
rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends
gar die vermessene Behauptung mancher Physico-
[Seite 10] theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu
Papier gebrachten Kette ausfallen dürste, wenn
nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u.s.w. –
So gut einzelne Gattungen von Thieren aus gan-
zen großen Inseln, wie z.B. die Wölfe aus Groß-
britannien vertilgt sind, ohne daß die dasige
Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke
ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben
sollte, so können andere Geschöpfe aus ganzen
Welttheilen und wohl von der ganzen Erde ver-
tilgt werden (wie dieß allen Anschein nach mit
manchen, z.B. mit dem Dudu wirklich geschehen),
ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der da-
durch in der Kette der Physicotheologen entsteht,
der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im
mindesten gefährdet werden dürfte.
Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache:
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von
seines Gleichen erzeugt, dann durch eigene
Kraft lebenslang ernährt, und dadurch seine
Selbsterhaltung und Wachsthum, und wenn
er zu seiner Reise gelangt, auch seine Fort-
pflanzungsfähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden die
organisirten Körper durch die Organisa-
tion ihres Baues, und durch die mit dersel-
ben verbundenen Lebenskräfte geschickt ge-
macht. Denn durch diese letztern erhalten die
Organe ihre Empfänglichkeit für reitzende
Eindrücke (stimuli) und ihr Bewegungsver-
mögen, ohne welches beydes weder Ernährung
noch Wachsthum, noch wechselseitige Einwir-
kung der Theile zur zweckmäßigen Erhaltung
des Ganzen, und umgekehrt*), denkbar seyn
könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich,
die so genannte Evolutions Hypothese be-
quem gefunden, und gemeint, es werde gar
kein Mensch, und kein andres Thier, und
keine Pflanze erzeugt, – sondern sie lägen
alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig
präformirte Keime*) bey ihren Aeltern und
Vorfahren längstens vorräthig: die verschie-
denen Generationen steckten, gleichsam wie ein-
gepackte Schachteln, in einander; und wür-
den nur nach und nach, so wie die Reihe an
sie käme, durch die Befruchtung entwickelt
und aus Licht gebracht. – Eine Meinung,
die doch schon sowohl durch den dabey erfor-
[Seite 14] derlichen Aufwand von übernatürlichen (hy-
perphysischen) Anstalten*), als durch die,
allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor-
schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfälti-
gung der natürlichen [physischen]**) Kräfte,
und durch die unübersehliche Menge von zweck-
losen Schöpfungen aller der zahllosen prä-
formirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen
Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch
nicht durch die überwiegenden gegenseitigen
Erfahrungsgründe widerlegt wird.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe-
rühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten Keime
den der Mutter vorräthig liegen, und während der
Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden
männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent-
wickelung angetrieben werdet. Was man Empfäng-
niß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen
des schlaftrunkenen Keims durch den Reitz des
auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men-
schenrassen, z.B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche
Gattungen (verschiedene Species) von Thieren
[Seite 15] oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen
Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als
von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen:
und dem zufolge gestehen dann die Evolutionisten
dem männlichen Samen, außer seiner erwecken-
den, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende
Kraft zu, daß er den bey der Matter präformirt
gelegenen Keim, wohl in etwas zur väterlichen Ge-
staltung umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen; 1) die erweckende und
2) doch auch eine bildende –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Ge-
nerationen hindurch immer wiederholten, künst-
lichen Bastardzeugung endlich die eine Gattung
von organisirten Körpern gänzlich in die andere
umwandeln. – So hat man z.B. aus der künst-
lichen Befruchtung der einen Pflanzengattung
mittelst des männlichen Staubes von eine andern,
Samen gezogen, welcher fecundable Bastard-
pflanzen gegeben; d.h. die sich zur Blühezeit
abermahls mit männlichem Staub von jener an-
dern Gattung befruchten lassen, und wiederum
fecundabele Bastarde der zweyten Generation
hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Ge-
neration hielten gleichsam das Mittel zwischen
beyden verschiedenen Stamm-Aeltern von väter-
licher und mütterlicher Seite. Die von der zwey-
ten hingegen ähnelten schar weit mehr der väter-
lichen, als der mütterlichen. Und nachdem die
gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit
durch zwey folgende Generationen eben so wieder-
hohlt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an
welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung
so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche
umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's dritte
Fortsetzung der Nachricht vor einigen das Ge-
schlecht der Pflanzen betreffender Versuchen S. 51.
§. 24. mit der Ueberschrift: ‘„Gänzlich voll-
brachte Verwandlung Einer natürlichen
Pflanzengattung in die andere.”’ –)
Da hat den folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli-
chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern
hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes
(der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß
durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte
wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem
Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln
aller philosophischen Nachforschung*) weit
angemessener, wenn man die Entstehung der
neuerzeugten organisirten Körper bloß durch
allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des
an sich zwar ungeformten, aber unter den
dazu erforderlichen Umständen organisirbaren
Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel-
lungsart, die man sich von einer solchen all-
mählichen Bildung machen kann und gemacht
hat**), darauf an, sie so zu bestimmen, wie
[Seite 17] sie dem Begriff von organisirten Körpern, und
dann den Phänomenen, die uns die Beobach-
tung bey Entstehung derselben lehrt, am un-
gezwungensten entspricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber
organisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn
er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen
Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge-
langt, dann für eine in denselben nun zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den
Bildungstrieb (nisus formatiuus) zuerst
empfänglich wird; – für einen Trieb, der
sich von aller bloß mechanischen bildenden
Kraft [als welche auch im unorganischen Reiche
Crystallisationen*) u. dergl. hervorbringt]
[Seite 18] dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos
mannichfaltig verschiedenen Bestimmung der
organisirten Körper und ihrer Theile, die viel-
artig organisirbaren Zeugungsstoffe auf eben so
mannichfaltig aber zweckmäßig modificirte Weise
in bestimmte Gestalten zu formen vermag –
und so (– durch die Verbindung des Mecha-
nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
diesem Triebe*) –] zuerst bey der Em-
pfängniß die allmähliche Ausbildung; dann
aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser
organischen Bildung durch die Ernährung;
und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten
haben sollte, so wie möglich die Wiederersetzung
derselben durch die Reproduction, bewirkt
wird**).
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or-
ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen
zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen
Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk-
[Seite 19] liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch-
sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im
sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung)
aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen
Wassermoosen, wie z.B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis, Ceramium caesoi-
tosum Roth.) die sich in den ersten Frühlingstagen
fortpflanzt. (– Abbild. nat. hist. Gegenst.
tab. 49. –)
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-
Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Er-
scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und
seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus-
bildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Er-
innerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb
selbst so gut wie die Benennungen aller andern
Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts er-
klären, sondern bloß eine besondere (das Mecha-
nische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich
vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll,
deren constante Wirkung aus der Erfahrung aner-
kannt worden, deren Ursache aber so gut, wie
die Ursache aller andern noch so allgemein aner-
kannten Naturkräfte für uns hienieden im eigentli-
chen Wortverstande qualitas occulta bleibt†). –
Das hindert aber nickt, daß man nicht immer mehr
suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung
weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so
auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksam-
keit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,
wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species)
von organisirten Körpern erhalten; und bey
denen, wo es Statt findet auch ihre Sexual-
Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in
derselben Gattung auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen
bestimmten Richtung abweichen*).
So entstehen dann (– der bloß krankhaf-
ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte
gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz widernatürliche**) Formen der organisir-
ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual-
Charakter, der sonst in den beyden Geschlech-
tern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger
in einem und eben demselben Individuum ver-
bunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz ver-
schiedener Gattung (zweyerley Species) ein-
ander befruchten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancher-
ley Ursachen der allmählichen, Ausartung, die
Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versieht man, nach dem
gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatür-
liche, angebohrne, leicht in die Augen fallende
Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer
Theile. So mannigfaltig aber diese Mißge-
stalten seyn können, so lassen sie sich doch
alle auf folgende vier Hauptclassen zurück
bringen*):
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein-
zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher
Lage einzelner Glieder. Situs mutatus.
Die seltensten von allen (– nähmlich unter
Mißgeburten in dem angegebenen Sinne.
Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen
wohlgebildeter Menschen manche ihrer Ein-
geweide in ganz verkehrter Lage gefun-
den –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln.
Monstra per defectum. Unter diesen die
lehrreichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon-
stra per excessum. Die gemeinsten (–
selbst nicht selten unter wilden Thieren.
z.B. Hasen –) Theils gar erblich, wie
z.B. in den sechsfingrigen Familien, und
bey Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen
Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Ab-
weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm-
ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die
bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer
Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen
denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande
unterworfen sind (daß z.B. Mißgeburten unter
den Hausschweinen so häufig, unter den wilden
Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit
der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime die-
ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung
schon monströs präformirt eingeschachtelt ge-
legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinne
bloß solche einzelne Individua von organisirten
Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise
die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual-
Organe mehr oder weniger verbunden sind,
die sonst, in den männlichen und weiblichen
Geschöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten.
Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter
den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem
Rindvieh, Schafen und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab-
weichung des Bildungstriebes hier einer Er-
wähnung, wenn andere körperliche Functionen
oder Charaktere, die dem einen Geschlechte
eigen seyn sollten, sich bey Individuis des an-
dern äußern. Wenn z.B. Hirschkühe und
Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan- und
Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ-
liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen
oder andere männliche Säugethiere Milch ge-
ben*) u.s.w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im gan-
zen Verhältniß des Körperbaues einzelner,
übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde-
ter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr
oder weniger vom Totalhabitus des andern;
[Seite 24] z.B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform
des männlichen*).
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gat-
tung von einem männlichen einer andern Gat-
tung befruchtet worden, so entstehen daraus
Bastarde, deren Bildung aus der beyderley
Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen
ist**). Da aber von der bestimmten Bil-
dung der organisirten Körper, besonders der
Thiere, die behörige und für den Gang der
Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ih-
rer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Ein-
richtung in der Natur, daß erstens, wenigstens
unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freyen
Natur-Zustande meines Wissens niemahls
eine Paarung und Vermischung unter zweyerley
Gattungen bemerkt worden; zweytens aber die
Bastarde überhaupt meistentheils unfruchtbar,
und nur sehr selten im Stande sind, ihr Ge-
[Seite 25] schlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört
es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul-
thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und
Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey
den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch
künstliche Befruchtung verschiedener Gattungen
Bastarde hervor gebracht werden können, die
fruchtbaren Samen tragen (– s. oben Seite
15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften
Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver-
mischung vom Rindvieh und Pferden oder
Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder
vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt
hoffentlich keiner weitern Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species sich
mit einander gatten, liegt der natürliche Grund,
warum das Wort Species im Deutschen am aller-
natürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (–
davon mit mehreren in der Vorrede. –)
Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die allmähliche
Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauem Sinne ein
solcher durch Degeneration entstandener Cha-
rakter, der durch die Fortpflanzung unaus-
bleiblich und nothwendig forterbt, wie z.B.
[Seite 26] wenn Weiße mir den Negern Mulatten, oder
mit amerikanischen Indianern Mestissen zeu-
gen: welches hingegen bey den Spielarten
keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn
blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünet-
ten Kinder zeugen*).
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli-
chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben,
so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße
Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen
(Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent-
scheidung in dergleichen Fällen keine andern in
praxi anwendbare Regeln, als die, so aus der
Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray,
Buffon und andere angenommen haben, den Cha-
rakter von Species darnach zu bestimmen, wenn
die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkom-
menschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzu-
länglich und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser
Regel ohnehin bey den unzähligen Thieren und
Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fort-
pflanzen. (– s. unten §. 20. –), so findet sie auch
in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindli-
cher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z.B. bey
Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der
afrikanische Elephant zu einerley Species gehören
oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung
Statt hat, wie z.B. bey der Vermischung von
Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der
gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg
als Regel angesehn werden. Denn gewöhnlich
sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst sel-
tenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig
[Seite 27] befunden. Wollte man also diesen wunderseltenen
Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd
und Esel für Thiere derselben Species halten, un-
geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumahl
im Innern (und namentlich in der ganz auffallend
verschiedenen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge),
wenigstens eben so specifisch von einander differiren
als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle
Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gat-
tungen anzuerkennen. Und eben diesem Grund-
satze der Analogie gemäß halte ich auch die ge-
dachten beyderley Elephanten für ganz verschiedene
Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante auf-
fallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich
als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.
Zu den mancherley Ursachen der Ausartung
gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels-
strichs, der Nahrung, und bey Menschen und
Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z.B. unterdrückt das Wachs-
thum der organisirten Körper, und darum sind
die Grönländer, Lappländer etc. so wie die
Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein,
untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße
Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und
darum sind die Nordländer von Natur von
weißer Haut etc. so wie viele warmblütige
Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße
Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst
anomalisch weiße Blüthen haben u.s.w. –
Dagegen tragen die Creolen (d.h. die in
Ost. und West-Indien von europäischen Ael-
tern gebornen Weißen) das unverkennbare,
[Seite 28] meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen
Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul-
tur und Nahrungsmittel nach und nach die
Bildung, Farbe und ganze Constitution der
organisirten Körper umzuändern vermöge, da-
von sehen wir an unsern Hausthieren*), an
unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen,
Blumen-Floren etc. – am allerauffallendsten
aber bey den Verschiedenheiten im Menschen-
Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Bey-
spiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände einander entweder unterstützen, und die
Ausartung um so schneller und ausfallender,
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u.s.w.; daher man in dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z.B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern
Ländern von Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl
der Thierreichs, äußern. So, daß z.B. in Sy-
rien die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffal-
lend langes und weißes Haar haben; auf Corsica
die Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt
[Seite 29] sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hühner
zu Regern in ihrer Art werden u.s.w.
Die Ernährung der organisirten Körper
gehe auf verschiedene Weise vor sich. Den
Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch
Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes
am einen Ende desselben befinden, zugeführt.
Die Thiere hingegen haben, wie sich Boer-
haave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln in-
nerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen
und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der
Alimente durch unzählige Gefäschen, fast wie
bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen
und dem übrigen Körper zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel
wird durch einen bewunderungswürdigen Pro-
ceß dem Stoff der organisirten Körper assimi-
lirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet;
und bey den Thieren, die keinen so einfachen
Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich neh-
men, auch durch andere Wege als Unrath
ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper
ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten
erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör-
pers. Von manchen Bäumen aber, wie z.B.
von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pini
[Seite 30] folia), der Kohlpalme (Areca oleracea),
dem Baobab (Adansonia digitata) etc. auch
von einigen andern Gewächsen, z.B. vom
Rotang (Calamus rotang) und so auch von
manchen Thieren, wie z.B. von vielen Gat-
tungen der Bandwürmer und selbst von den
Crocodilen und großen Wasserschlangen läßt
sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem
leben sie aufhören an Länge oder Dicke zu-
zunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper
gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder
die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm-
melte oder völlig verlorene Theile ihres Körpers
von selbst wieder ergänzen. Diese bewund-
dernswerthe Einrichtungen in der organisirten
Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen
bey tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt
wird: sie ist folglich auch, nebst der Ernäh-
rung überhaupt, einer der größten Vorzüge,
wodurch die Maschinen aus der Hand des
Schöpfers bey weiten über die größten Kunst-
werke der Menschen erhoben werden, als wel-
chen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen
können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie
verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden,
von selbst wieder herzustellen: eine Kraft,
die hingegen der Schöpfer jedem Thier und
[Seite 31] jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße –
beygelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren, zu be-
stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers
von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder
reproducirt werden; wohin das Abwerfen der
Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu-
tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen
der Krebse, das Entblättern der Gewächse
u.s.w. gehört. Man könnte dieß die ge-
wöhnliche Reproduction nennen.
Die andere hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl
den Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt,
oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo-
rene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch
und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen
eine freylich sehr eingeschränkte Reproductions-
kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen
Thieren, besonders bey den Wasser-Molchen,
Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern,
See-Anemonen, See-Sternen, Arm. Poly-
pen etc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern art (lacerta lacustris), den
ich nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze
Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen
lassen und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein
ausgeschnitten: – und doch hat sich hinnen zehn
[Seite 32] Monathen ein vollkommener neuer Augapfel mit
neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc.
reproducirt, der sich bloß dadurch vom andern
gesunden Auge auszeichnet, das er nur erst un-
gefähr bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz.
1785 47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernäh-
rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife
gelangen, so erhalten sie dann auch das Fort-
pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf
eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird.
Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes
Individuum für sich im Stande, sein Ge-
schlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich
ihrer zwey mit einander paaren oder begatten,
wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art her-
vor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschieden-
heiten in diesen beyderley Hauptweisen der
Fortpflanzung lassen sich doch füglich unter
folgende vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die
einfachste Weise, ohne vorher gegangene
Befruchtung: entweder durch Theilung, wie
manche Infusions-Thierchen*) und Blu-
men-Polypen**); oder wie bey der Brun-
[Seite 33] nen-Conferve so, daß das alte fadenartige
Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen
Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt
und wieder zu einem solchen Faden ausge-
trieben und umgebildet wird (– Abbild.
n. h. Gegenst. tab. 49. –); oder durch
Sprossen wie die Arm-Polypen und viele
Gewächse u.s.w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande
sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer
Zwitter beyderley Geschlechtstheile an sei-
nem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier
ist, die bey sich habenden weiblichen Eyer-
chen mit männlichem Samen – und wenn
es Pflanze ist, seine weiblichen Samen-
körner mit männlichem Blumenstaub –
begießen und dadurch befruchten, ehe sich
ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist
der Fall bey den mehresten Gewächsen, und
im Thierreich, wie es scheint, bey manchen
Muscheln.
3) Ebenfalls Beyde Geschlechter, wie bey den
Hermaphroditen der vorigen Classe, in ei-
nem Individuo verknüpft; doch daß keines
sich selbst zu befruchten im Stande ist, son-
dern immer ihrer zwey sich zusammen paa-
ren und wechselseitig einander befruchten
und befruchtet werden müssen. Diese son-
derbare Einrichtung findet sich nur bey we-
[Seite 34] nigen Thieren; beym Regenwurm, bey
manchen Land-Schnecken*) etc.
4) Die beyden Geschlechter in separaten In-
dividuis, von denen das eine die weiblichen
Theile aber Eyer, das andere den männli-
chen befruchtenden Saft enthält. So alle
rothblütige und viele andere Thiere, und so
auch manche Pflanzen, wie die Palmen,
der Hopfen, die mehresten Moose etc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer
selbst von sich, in welchen sich erst nachher
das Junge vollends ausbildet. Dieß sind
die eyerlegenden Thiere (ouipara). Bey
andern aber wird dieß Ey so lange in der
Bärmutter zurück behalten, bis das Junge
vollkommen ausgebildet worden, und nun
von seinen Hülsen befreyt zur Welt kommen
kann: lebendig gebärende Thiere (viuipara).
Anm. Quae actu animel pariunt, viuipara dicun-
tur; quae potentia, ouipara. Harvey.
Wie unwesentlich aber der Unterschied zwischen
Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die
Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Poly-
pen, die sich nach den verschiedenen Jahrszelten
bald auf die eine, bald auf die andere Weise
fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar
Eyer legen, in welchen aber das ganz aus-
gebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen
könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen
Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkör-
nern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt,
[Seite 35] wie z.B. bey den so genannten ägyptischen Boh-
nen von der Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie
sterben. Die wenigsten erreichen aber das
Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Le-
bens vorgesteckt hat, sondern tausenderley Zu-
fälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange
vor der bestimmten Zeit. So rechnet man
z.B., daß von 1000 gebornen Menschen nur
ungefähr 78 für Alter sterben; und von den
großen furchtbaren Amphibien, Crocodilen,
Riesenschlangen etc. erreicht vielleicht nicht das
tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach
dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr
Körper durch Gährung, Fäulniß oder Ver-
brennen, kurz die chemische Zersetzung
seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin
ihr Organismus zerstört, und ihre Asche end-
lich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen
vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos mannigfaltig die Bildung und der
Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt-
lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen
mancher so genannten Infusionstierchen etc.)
den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu
haben, durch welchen sie dem Körper seine
Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen
ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft,
Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen
der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig,
und wird beynahe ohne Ausnahme aus den or-
ganisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müs-
sen es, durch die peinlichen Gefühle des Hun-
gers getrieben, mittelst willkürlicher Be-
wegung zu sich nehmen, um dadurch ihre
Selbsterhallung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten voll-
kommneren Thieren wird der abgesonderte
Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in
seinen Adern circulirt, vermischt, und von da
[Seite 37] erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers
abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut
ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner
Wärme bey den verschiedenen Classen dieser
rothblütigen Thiere von doppelter Verschie-
denheit. Bey den einen (nähmlich bey den
Amphibien und Fischen) hält es meist unge-
fähr die Temperatur des Mediums, in wel-
chem sie sich befinden, daher sie kaltblütig
genannt werden. Bey den andern aber, die
deßhalb warmblütig heißen (den Säugethie-
ren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkom-
men belebten Zustande immer eine Wärme
von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder we-
niger. Der Saft hingegen, welcher bey den
so genannten weißblütigen Thielen (nähmlich
bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle
des Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders
durch den Mangel der rothen Kügelchen, von
jenem eigentlich so genannten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß
oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es
im gesunden Zustande immer mit frischen Por-
tionen eines zum leben nothwendigen Stoffes
(– des so genannten Sauerstoffs –) aus der
atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser ge-
schwängert werden, wogegen es gleiche Portio-
nen eines andern Stoffes (– des Kohlenstof-
[Seite 38] fes –) aus dem Körper wiederum fortschafft.
Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Pro-
ceß in dem belebten thierischen Laboratorium
dient vorzüglichst das Athemhohlen; welches
die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen,
oder wie die Fische durch Kiemen; die weiß-
blütigen aber mittelst mancherley anderer ana-
logen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere die mit Lungen ver-
sehen sind können auch Stimme (vox) von
sich geben. Der Mensch hat sich außer der
ihm angebornen Stimme auch noch die Rede
(loquela), erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Be-
wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind
die Muskeln, die bey den rothblütigen Thieren
das eigentlich so genannte Fleisch ausma-
chen. Nur bey einigen ganz einfach gebauten
Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewe-
gungs-Organe von dem übrigen gallertigen
Stoffe nicht zu unterscheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige wenige
Muskeln, über welche der Wille nichts vermag.
So z B. das Herz, als welches lebenslang
unaufhörlich (– beym Menschen ungefähr
[Seite 39] 4500 Mahl in jeder Stunde –) und zwar
ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder
endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des
Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewe-
gung ist.
Beyde Arten von Muskeln aber, bis un-
willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem
Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu
diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflus-
ses der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint,
daß die Größe der beyden letztern in Verglei-
chung zur Dicke der daraus entstehenden Ner-
ven mit den Geisteskräften der Thiere im
umgekehrten Verhältniß stehe*), so daß der
Mensch von allen das größte Gehirn, in Ver-
gleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da
hingegen einfältige Thiere, wie z.B. die hie-
ländischen Amphibien, dicke Nerven bey ei-
nem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf
die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes
Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke
auf den thierischen Körper, durch die Sinne
mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn-
werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-
Classen selbst sehr verschieden. So erhalten
z.B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche
Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk-
zeuge an ihnen entdecken können, die bey an-
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.
Die Schmeißfliege z.B. und viele andere In-
secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase
an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen
dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini
z.B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey
Befriedigung des Sexual Triebes für einen sechs-
ten Sinne. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl
beym Kitzeln unter den Achseln für einen sieben-
ten. So hielt achtens Spallanzani das Gefühl,
wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern
im Finstern für den Anstoß sichern; so wie neun-
tens Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte
für besondere Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau-
chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt.
[Seite 41] Dem Menschen und den mehresten von Ge-
wächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu die-
ser Erhohlung angewiesen; doch halten sich
auch manche von diesen, wie z.B. der Sie-
benschläfer etc., besonders aber viele Raubthiere,
wohin zumahl die mehresten Fische gehören,
auch manche Insecten und Gewürme, am Tage
verborgen und gehen des Nachts ihren Ge-
schäften nach, weßhalb sie animalia nocturna
genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich
in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr
bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht-
lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die
rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer-
den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*),
in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie
verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an
sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein-
brechender Kälte in eine Art von Erstarrung,
aus der sie erst durch die erwärmende Früh-
lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er-
starrung ist so stark, daß die warmblütigen
Thiere während dieses Todtenschlafs nur un-
merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben
S. 7. –), und daß die Puppen vieler In-
[Seite 42] secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung
bestehen, im Winter oft so durchfroren sind,
daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thie-
res unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas
klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger
Vogel, hingegen die mehresten Amphibien,
Winterschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche
dem Menschen mit den mehresten übrigen
Thieren gemein, wie z.B. die Vorstellungs-
kraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die
beyden so genannten innern Sinne, Gedächt-
niß nähmlich und Einbildungskraft.
Andere sind fast bloß den übrigen Thieren
eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige
Spuren davon finden, nähmlich die so ge-
nannten Naturtriebe oder Instincte. Da-
gegen er hinwiederum im ausschließlichen Be-
sitze der Vernunft ist.
Der Instinct*) ist das Vermögen der
Thiere, aus einem angebornen, unwillkürli-
[Seite 43] chen, inneren Drange, ohne allen Unterricht,
von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und
zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung ab-
zielenden Handlungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich
ganz unüberlegt bloß nach ursprünglichen Ge-
setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma-
schienmäßig vollzogen werden, wird durch
zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z.B.,
daß die Hamster auch todten Vögeln doch zu-
erst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an-
beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz
einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst
den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und
im Käfich bey allem guten Futter und Pflege
unruhig werden.
Unter den mancherley Arten dieser thieri-
schen Triebe sind besonders die so genannten
Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so
viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle
Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*),
(als welche bey so vielen gar nicht Statt finden
kann; wie z.B. bey den Seidenwürmern etc.,
die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben da-
von Gebrauch machen können, und wo folglich
schlechterdings erster Versuch und Meisterstück
eines seyn muß), so ungemein künstliche Woh-
[Seite 44] nungen, Nester, Gewebe etc. zu ihrem Auf-
enthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum
Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern
Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar
nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba-
ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich
eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele,
oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer
Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere*) auch
einige schwache Spur hätten; oder eine eigene
Richtung der gesammten menschlichen Seelen-
kräfte u.s.w. so liegt wenigstens der hohe
Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der-
selben erhält, das Vermögen sich selbst zu ver-
vollkommenen, unwiderredlich amTage.
Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum
Aufenthalt offen steht, und fast die ganze or-
ganisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist,
so erzeugt freylich eben die große Verschieden-
heit der Climate, die er bewohnen soll, und
der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufent-
[Seite 45] halts gestattet, eben so verschiedene Bedürf-
nisse, die er durch keinen einförmigen Kunst-
trieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner
sich nach den Umständen gleichsam accommodi-
renden Vernunft auf eben so mannigfaltige
Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset
die unbeschränkte Herrschaft, womit er über
alle Triebe und über die Lebensart, Haushal-
tung etc. mit einem Worte, über das ganze
Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Will-
kür disponiren, die furchtbarsten Thiere zäh-
men, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den
kunstreichsten Handlungen abrichten kann u.s.w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der
cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung
auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die
Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung
der neuen Welt mit ihr und der alten wechsel-
seitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und
Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat,
wie z.B. Reis, Caffee etc., Pferde, Rindvieh etc.
und was er v. v. von dorther nun wieder in sei-
nem Welttheil einheimisch gemacht, wie z.B.
Cartoffeln, Tabak, wälsche Hüner u.s.w.
Am auffallendsten erweist sich die allein auf
den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft
des Menschen über die übrige thierische Schö-
[Seite 46] pfung durch die so genannten Hausthiere;
worunter man in engerer Bedeutung diejenigen
warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch
zu Befriedigung wichtiger Bedürfnisse und
überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absicht-
lich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht
hat. Im weitern Sinne kann man aber auch
die Bienen und Seidenwürmer, so wie die
Coschenill-Insecten dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne
ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken.
Von manchen nämlich bat der Mensch die ganze
Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen,
und sich unterwürfig gemacht, wie z.B. das Pferd.
Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht,
existirt doch aber noch die ursprünglich wilde
Stammrasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze,
Renthier, den beyderley Cameelen der alten Welt,
und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele-
phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan-
genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des
Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der
Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet
werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va-
riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beyden ist ein bestän-
diges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber
die Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen
Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)
Nach dem Linnéischen System wird das
ganze Thierreich unter folgende sechs Classen
gebracht:
I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere
mit warmen rothen Blut, die ihre Junge
lebendig zur Welt bringen, und sie dann
einige Zeit lang mit Milch an Brüsten
säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen
Blut, die aber Eyer legen, und Gefieder
haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem
rothen Blut, die durch Lungen Athem
hohlen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen
Blut, die durch Kiefern, und nicht durch
Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen
Blut, die Fühlhörner (antennas) am
Kopf, und eingelenkte (hornartige) Bewe-
gungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit
kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör-
ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula)
und meines Wissens nie eingelenkte Be-
wegungswerkzeuge haben*).
auch unter dem Titel H. Ruysch (Frid. fil.) thea-
trum vniuersale omnium animalium. Amst. 1718.
II. vol. fol.
und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel
ib. seit 1763. gr. Fol.
Die Säugethiere haben das warme rothe
Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebä-
ren lebendige Junge: und ihr Hauptcharakter,
der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet,
und von dem auch die Benennung der ganzen
Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch
die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren.
Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschie-
den. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel,
als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur
Welt bringt; und sie sitzen entweder an der
Brust, oder am Bauche, oder zwischen den
Hinterbeinen*).
Der Körper der allermehresten [wo nicht
aller*)] Säugethiere ist mit Haaren von sehr
verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt;
die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder
als Borsten straff und struppig sind, oder gar
wie beym Igel etc. steife Stacheln bilden.
Bey manchen sind die Haare an besondern
Stellen als Mähne oder Bart verlängert;
und bey einigen, wie bey den Pferden, Hun-
den etc. stoßen sie an bestimmten Stellen in ent-
gegengesetzter Richtung an einander und ma-
chen so genannte Näthe (suturas). Bey
manchen, wie z.B. bey den Seehunden etc.
ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch
sind manche durch die Kälte (§. 16.) bey uns
im strengen Winter, im Norden aber Jahr
aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eich-
hörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie
das große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn hin-
gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen
Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie
bey den so genannten Kackerlacken im Men-
schengeschlecht und unter manchen anderen Gat-
[Seite 51] tungen von warmblütigen Thieren, so ist es
die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr
verschieden. Die mehresten leben auf der Erde;
manche wie die Affen, Eichhörnchen etc., fast
bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf,
als eigentliche animalia subterranea unter
der Erde; andere bald auf dem Lande bald
im Wasser, wie die Bieber, Seebären; und
noch andere endlich bloß im Wasser, wie die
Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre
Füße oder ähnliche Bewegungswerkzeuge ver-
schieden. Die mehresten haben vier Füße;
der Mensch nur zweye, aber auch zwey Hände;
die Affen hingegen haben vier Hände. Die
Finger und Zehen derjenigen Säugethiere, die
im Wasser und auf dem Lande zugleich leben,
sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey
den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen
ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen
ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flat-
tern dient. Die Füße mancher Wasserthiere
aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet,
und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger
maßen den Flossen der Fische; doch daß die
Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizon-
tal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen.
Einige wenige Säugethiere (solidungula)
[Seite 52] haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene
Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit
den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige
aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen
auch die Affen, Bären, Elephanten u.a.m.
auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.
Die mehresten Ameisenbären, die Schup-
penthiere und einige Wallfische ausgenommen,
sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver-
sehen, die man in Vorderzähne*) primores
s. incisores, Eckzähne oder Spitzzähne (ca-
ninos s. laniaros), und Backenzähne (mo-
lares), eintheilt. Die letztern zumahl sind
nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere
auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleisch-
fressenden nähmlich ist die Krone scharfkantig
fast schneidend bey den grasfressenden oben
breit und eingefurcht; und bey denen, die sich,
so wie der Mensch, aus beyden organisirten
Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und
an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z.B. der Ele-
phant und der Narwhal haben große promi-
nirende Stoßzähne (dentes exserti); andere,
wie z.B. das Wallroß, Hauzähne etc.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar
nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich
wiederkauende Gattungen, bey welchen
nähmlich das zuerst bloß flüchtig zerbissene und
geschluckte Futter bissenweise wieder durch den
Schlund zurück getrieben, und nun erst recht
durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge-
schluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden
Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses;
indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen
Queerfurchen ausgeschnitten sind, und die Kro-
nen derselben nicht horizontal liegen, sondern
schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen
im Oberkiefer die Außenseite, an denen im
untern aber die nach der Zunge hingerichtete
innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie
einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye
Seitenbewegung hat, wodurch denn, wie
der Augenschein lehrt, der Mechanismus die-
ser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite
bewirkt wird.
Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich ge-
spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun
[Seite 54] außerdem noch der vierfache Magen hinzu,
dessen innerer Bau und Mechanismus überaus
merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte
noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den
ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus ven-
ter, franz. le double, l'herbier, la panse, der
Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es
nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird
eine kleine Portion dieses Futters nach der an-
dern mittelst des zweyten Magens (reticulum,
franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze,
das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des
ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund
hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute,
zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine
besondere Rinne, ohne wieder durch die beyden
ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde
in den dritten (echinus, centipellio, omasus,
franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der
Psalter, der Blättermagen) geleitet, wo er von
da endlich zur völligen Verdauung in den vier-
ten (abomasus, franz. la eaillette der Laab,
die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem
Magen andrer Säugethiere am nächsten kommt*).
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende
Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Ru-
mination scheint mir noch gänzlich unbekannt.
Außer den Klauen, Zähnen etc. sind viele
Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen
versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym
Hirsch, Reh etc. sind die Weibchen ungehörnt;
bey andern, wie beym Renthier und im Zie-
gengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als
der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage,
[Seite 55] besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr
verschieden. Beym Ochsen-Ziegen- und Ga-
zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie
eine Scheide über einem knöchernen Zapfen
oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner
der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß
mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym
Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls
solide, aber von mehr knochenartiger Textur,
und ästig. Sie heißen dann Geweihe, und
werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und
neue an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh-
resten Säugethieren durch den Schwanz
bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins
(coccyx), und von mannigfaltiger Bildung
und Gebrauch ist. Er dient z.B. manchen
Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh-
ren; vielen Meerkatzen und einigen andern
amerikanischen und neu holländischen Thie-
ren statt einer Hand, um sich daran halten,
oder damit fassen zu können (cauda prehensi-
lis, Rollschwanz); den Springhasen zum
Springen (cauda saltatoria), dem Kängu-
ruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten
Stellung und zur Verteidigung etc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser
Classe besondere Beutel von verschiedener
Bestimmung zu merken. So haben viele Af-
fen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster,
u.a., Backentaschen (thesauri, Fr. salles),
um Proviant darin einschleppen zu können.
Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die
Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche,
worein sich die saugenden Junge verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z.B. die meh-
resten größern grasfressenden, sind gewöhnlich
nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig;
andere hingen, wie z.B. die Raubthiere,
und die Schweine mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter
durch die so genannte Nachgeburt (secundinae)
in Verbindung, welche aber von verschiedener
Gestaltung ist; da sie z.B. im Menschenge-
schlecht einen einfachen größeren Mutterkuchen
(placenta) bildet, hingegen bey den wieder-
kauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bi-
sculca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer-
streute kleine solche Verbindungsorgane (coty-
ledones) vertheilt ist u.s.w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Ge-
sichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich,
in so fern sie auf die Haushaltung der Natur
im Großen, auf den ganzen Gang der
Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie
dem Menschen unmittelbar nutzbar werden.
Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen
werden, die Insecten und Gewürme die bey
weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin-
gegen die Säugethiere; und zwar sowohl we-
gen der Größe als der Vielartigkeit ihrer
Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer
Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke
u.s.w. machen sie für den Menschen auf die
mannigfaltigste Weise brauchbar*). Aus kei-
ner andern Classe von Thieren hat er sich so
treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen
zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem
unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbst-
erhaltung so unentbehrlich als diese. – Ganze
Völker des Erdbodens können mit einer ein-
zigen Art von Säugethieren fast alle ihre drin-
gendsten Bedürfnisse befriedigen. So die
[Seite 58] Grönländer mit dem Seehund; die Lappen,
Tungusen etc. mit dem Renthier; die Aleuten
mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge-
thiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich
vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum
Zug, Ackerbau, Lasttragen u.s.w.:
Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel,
Renthiere, Elephanten, Camele, Llamas,
Hunde. Zur Jagd zum Bewachen etc.
Hunde. Zum Mausen und Vertilgen ande-
rer schädlichen Thiere: Katzen, Igel Amei-
senbären etc. Zur Speise: das Fleisch vom
Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen,
vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen,
u.s.w. Ferner Speck, Schmalz, Blut,
Milch, But- ter, Käse. Zur Kleidung, zu
Decken, Zelten etc. Pelzwerk, Leder, Haare,
Wolle etc. Zum Brennen: Talg, Fisch-
thran, Wallrath*). Zum Schreiben,
Bücherbinden etc. Pergament, Leder. Für
andere Künstler und zu allerhand Ge-
brauch: Borsten, Haare (zumahl Menschen-
und Pferde-Haar), Geweihe, Hörner,
[Seite 59] Klauen, Elfenbein u.a. Zähne, Fischbein,
Knochen, Blasen. Sehnen und
Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai-
ten. Blut zu Berlinerblau u.a. Farben.
Knochen und Huf zu Beinschwarz Horn-
schwarz ezc. Fett und Mark zu Seife.
Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Sal-
miak etc. Endlich zur Arzney: Bisam, Bi-
bergeil, Hirschhorn, Milch etc.
Von der andern Seite sind aber freylich
mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge-
schlecht unmittelbar oder mittelbar nachthei-
lig. Manche reißende Thiere, besonders aus
dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an.
Eben diese und noch manche andere, z.B.
die Wiesel, Marder, Iltise, Vielfraße,
Fischottern, Wallfische etc. vertilgen viele nutz-
bare Thiere: – oder schaden den Ge-
wächsen, Bäumen, Gartenfrüchten,
dem Getreide u.s.w. wie die Feldmäuse,
Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber,
Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde etc.
oder gehen andern Eßwaaren nach; wie
Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmelthiere u.s.w. Gift
scheint kein einziges Thier dieser Classe zu
besitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue,
der zumahl die aus dem Hundegeschlecht aus-
gesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche, d.h.
bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde
gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy-
stemata artificialia), nach welchen verdiente
Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver-
sucht haben. Aristotelis Eintheilung z.B.
ist bloß auf die allgemeinste Verschiedenheit
der Zehen und Klauen gegründet, und die
haben auch Ray u.a. zum Grunde gelegt,
und nach der Zahl der Zehen etc weiter bear-
beitet. Aber hierbey müssen die verwandte-
sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun-
gen von Ameisenbären, Faulthieren etc. ge-
trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die
andere weniger Zehen hat. Linné hat die
Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein
Weg, auf dem man aber nicht minder, bald
auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf
die sonderbarsten Verbindungen stößt*). Das
Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des Rit-
ters Entwurf, wegen des verschiedenen Ge-
bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
so die beyderley Nashörner in zwey; – da-
gegen kommt der Elephant mit den Panzer-
[Seite 61] thieren, und den formosanischen Teufelchen
in eine gemeinschaftliche Ordnung etc.
Ich habe daher ein im Ganzen natürliche-
res System der Säugethiere zu entwerfen ge-
trachtet, wobey ich nicht auf Totalhab-
itus der Thiere gesehen, doch vorzüglich
die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichte-
sten in die Augen fallen und dem Totalhabitus
sehr angemessen sind, zum Grund der Ord-
nungen gelegt, aber zweye derselben, welche
vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der
Verschiedenheit ihres Gebisses in einiger Fami-
lien unterabgetheilt, und diese mit den bekann-
ten Nahmen einiger Linneischen Ordnungen
bezeichnet: und so die ganze Classe folgender
Maßen geordnet:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey
Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen.
Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.
III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren
Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43).
Die Fledermäuse.
IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen
an allen vier Füßen. – Diese Ordnung
zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebis-
ses in folgende drey Familien:
A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß.
Eichhörnchen, Hasel- und andere
Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein-
chen etc. Springmäuse, Hasen, Sta-
chelschweine.
B) Ferae. Die eigentlich so genannten
reißenden Thiere und einige andere Ge-
schlechter mit ähnlichem Gebiß. Löwen etc.,
Hunde etc., Bären, Wiesel, Viverren,
Beutelthiere, Igel, Spitzmäuse, Maul-
würfe.
C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens
ohne Vorderzähne etc. Faulthiere, Amei-
senbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.
VI. Bisulca. Die wiederkäuenden Thiere
mit gespaltenen Klauen.
VII. Multungula. Meist sehr große, aber
unförmliche, borstige oder dünnbehaarte
Saugethiere mit mehr als zwey Klauen an
jedem Fuß. Schweine (denn auch diese
haben im Grunde vier Klauen) Tapir, Ele-
phanten, Nashörner, Nilpferd.
VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimm-
füßen. Wieder nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses in obgedachte drey Familien
getheilt:
B) Ferae. Seehunde etc. Ottern.
C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß,
der Manate.
Letzterer macht von hier den schicklichsten
Uebergang zur letzten Ordnung.
IX. Cetacea. Wallfische. Warmblütige Thiere,
die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts
als den unschicklichen Nahmen gemein ha-
ben, und deren natürliche Verbindung mit
den übrigen Säugethieren schon Ray voll-
kommen richtig eingesehen hat*).
1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro-
minulum. Dentibus aequaliter approxi-
mati; incisores inferiores erecti.
Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige
von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, ge-
hört vorzüglich sein aufrechter Gang (als wozu
sein ganzer Wuchs und Bildung besonders aber
seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß
seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten
Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste
Gebrauch zweyer vollkommenen Hände; fer-
ner sein prominirendes Kinn und die aufrechte
Stellung seiner untern Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm
in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu-
sens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere,
die dem männlichen und allen übrigen Thieren ab-
gehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust
in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und
dann einen besondern Theil an den Sexual-Orga-
nen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein kör-
perliches Kennzeichen der verletzten jungfräu-
lichen Integrität anzusehen und wenigstens in
der Form und Lage noch bey keinem andern weib-
lichen Thiere bemerkt ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst-
triebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht.
[Seite 66] Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Ver-
nunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst
erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die
nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) ver-
wechselt werden darf (§. 25.), als welche auch
den ganz jungen und selbst den stummgebornen
Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen bey-
den ausschließlichen Vorzügen das große aus-
schließliche Eigenthum der Menschenspecies, wo-
durch sie über die ganze übrige thierische Schöpfung
erhoben wird, das Vermögen sich selbst zu ver-
vollkommnen.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs-
bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer
ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät
erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf seinen
Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar
u.s.w. Selbst eine großen Vorzüge, Vernunft
und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von
selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, Cultur
und Erziehung entwickeln können; daher denn bey
dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahl-
losen dringenden Bedürfnissen die allgemeine na-
türliche Bestimmung des Menschen zur gesell-
schaftlichen Verbindung. Nicht ganz so allge-
mein läßt sich hingegen vor der Hand noch ent-
scheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion
in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mäd-
chen, und die Dauer der Zeit und der Fortpflanzungs-
fähigkeit bey beyden Geschlechtern so gleich sey,
daß der Mensch überall so wie in Europa zur
Monogamie bestimmt werde.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind
Beyde unbeschränkt; er bewohnt die ganze be-
[Seite 67] wohnbare Erde, und nährt sich mit den vielartig-
sten Stoffen aus dem weitesten Umfang der orga-
nisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu sei-
ner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich
mit andern Säugethieren erreicht er ein ausneh-
mend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im Men-
schengeschlecht; und alle und bekannten Völker
aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von
einer gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*).
Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und
Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts
auffallender oder unbegreiflicher als die, worin so
viele andere Gattungen von organisirten Körpern,
zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter
unseren Augen ausarten. Alle diese Verschieden-
heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun-
gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen,
daß sich daher auch keine andere, als sehr will-
kürliche Gränzen zwischen ihnen festsetzen lassen.
Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch
am füglichsten unter folgende fünf Rassen zu
bringen geglaubt:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3 und 51.
von mehr oder weniger weißer Farbe mit ro-
then Wangen, langem weichem, nußbrau-
nem Haar (das aber einerseits ins Blonde,
anderseits ins Schwarze übergeht); und der
nach den europäischen Begriffen von Schönheit
[Seite 68] musterhaftesten Schedel- und Gesichts-Form.
Es gehören dahin die Europäer mit Aus-
nahme der Lappen; dann die westlichern
Asiaten, dies- seits des Obi, des caspischen
Meers und des Ganges; nebst den Nordafri-
canern; – also ungefähr die Bewohner der
den alten Griechen und Römern bekannten
Welt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 1.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten,
oder wie getrocknete Citronschaalen); mit we-
nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz-
ten aber gleichsam aufgedunsenen Augenliedern,
plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden
Backenknochen. Diese Rasse begreift die übri-
gen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen,
dann in Europa die Lappen, und im nördlichen
America von der Beringsstraße bis Labrador,
die Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem,
krausem Haar; vorwärts prominirenden Kie-
fern wulstigen Lippen und stumpfer Nase.
Dahin die übrigen Africaner, nahmentlich
die Neger, die sich dann durch die Fulahs in
die Mauren etc. verlieren, so wie jede andere
Menschen-Varietät mit ihren benachbarten
Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.
Abbild. n. h. gegenst. tab. 2.
Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost
oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem,
straffem, schwarzem Haar, und breitem aber
[Seite 69] nicht plattem Gesicht, sondern stark ausge-
wirkten Zügen. Begreift die übrigen Ame-
ricaner außer den Eskimos.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle
Mahagoni anderseits bis ins dunkelste Nelken-
und Castanienbraun); mit dichtem schwarz-
lockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem
Munde. Dahin gehören die Südsee-Insula-
ner oder die Bewohner des fünften Welttheils
und der Marianen, Philippinen, Molucken,
sundaischen Inseln etc. nebst den eigentlichen
Malayen*).
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen
physiologischen Gründen die caucasische als die
so genannte Stamm- oder Mittel Rasse an-
genommen werden. Die beyden Extreme,
worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo-
lische, anderseits die äthiopische. Die andern
zwey Rassen machen die Uebergänge. Die
americanische den, zwischen der caucasischen
und mongolischen, so wie die malayische den,
[Seite 70] zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio-
pischen*).
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit
die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver-
unreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der
Mühe; – doch nur Weniges von vielem.
Die vermeintlichen patagonischen Riesen z.B.
sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsri-
gen, in den Erzählungen der Reisenden, von
zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und
[Seite 71] bleiben also wenig größer als jeder andere
Mensch von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für
ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf
Madagascar nichts weiter sind als eine Art
Cretine, d.h. kleine Blödsinnige mit dicken
Köpfen und langen Annen (dergleichen sich im
Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zu-
mahl aber im Piemontesichen in Menge fin-
den), wird bey pathologischer Prüfung mehr
als bloß wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi-
nos, oder weiße Mohren*) nicht ein Mahl
eine Spielart, geschweige eine besondere Gat-
tung, sondern gleichfalls Patienten, deren
Geschichte mehr in die Pathologie als in die
Naturhistorie gehört.
Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches
Gemische aus der Geschichte jener preßhaften
kränklichen weißen Mohren, und des Orang-
utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah-
rer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin-
der**) sind klägliche sittliche Monstra, vie man
eben so wenig, als andere durch Krankheit
eder Zufall entstellte Menschen, zum Muster
des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte
Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche
Bartlosigkeit der Americaner*) die Sirenen,
Centauren, und alle Fabeln von gleichem
Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi-
gen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre
Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen
erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß
zwischen den Wendezirkeln zu Hause**).
2. Simia. Affe. Habitus plus minus an-
thropomorphus, auriculae et manus fere
humanae. Nares anteriores. Dentes
primores incisores, supra et infra 4.
laniarii solitarii, reliquis longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn-
licher als die Thiere der nächstfolgenden Geschlech-
ter, doch aber außer dem schon beym Menschen-
geschlecht angeführten Umständen, in ihrer gan-
zen Bildung, besonders auch durch die schmalen
[Seite 73] Hüften und platten Lenden, auf das ausfallend
sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Satyrus. der Orangutang. S. rufa, pilis
longis raris, capite globoso, fronte tumida,
auriculis minoribus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.
Wie es scheint bloß auf Borneo, und auch da
in geringer Anzahl*); läßt sich, wenn er ganz
jung eingefangen worden, so wie der Schimpan-
see und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen
Handlungen abrichten, die man aber von seinem
natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines
solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen
Rede, noch eines natürlichen aufrechten Gan-
ges fähig.
2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris.
S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis
magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. II.
Im innern von Angola, Congo etc. und tiefer
landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von
der Größe eines dreyjährigen Buben.
3. Lar. der Gibbon oder Golok. (Linnés Homo
lar.) S. brachiis longissimis, talos attin-
gentibus.
Auf beyden indischen Halbinseln, auch auf den
Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschen-
ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme,
und ist von schwärzlicher Farbe.
4. Sylunanus. der gemeine türkische Affe. S.
brachiis corpore breuioribus, natibus caluis,
capite subrotundo.
In Nordafrica, Ostindien etc. Unter den un-
geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf-
teste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist
sehr gelehrig etc. Ihm ähnelt der inuus (cyno-
cephalus, Buffons magot) der auch gleiches
Vaterland, mit ihm hat. Einer von beyden ist
auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da
im Freyen fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Bantagan Affe, Kahau,
Bantagan, Bantanian, (Fr. le nasique, la
guenon à long nez). S. cauda mediocri,
naso elongato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia die
nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüs-
selförmige Nase auffallend auszeichnet.
6. Silenus, der Bartaffe, Wanduru. S. cau-
data, barbata nigra, barba nigra prolixa.
Auf Ceilan etc. Aeltere ganz kenntliche Abbil-
düngen*) dieses Affen sind durch Verschönerung
[Seite 75] von spätern Copisten*) zum vorgeblichen ge-
schwänzten Menschen umgestaltet worden.
7. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein
so genannte) Meerkatze. S. cauda longa,
arcuata, labio leporino.
Auf Guinea, Angola etc. beynahe olivengrün.
Wird unter den geschwänzten wahren Affen am
häufigsten nach Europa gebracht.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl.
baboon.) Facies prolongata, minus an-
thropomorpha, nasus vtrinque tubero-
sus, nates nudae, coccineae, cauda (ple-
risque**)) abbreuiata. Dentes vt in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat
wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas
vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist
sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad
latera caerulescente.
Auf Ceilan etc. Wird gegen fünf Fuß hoch;
hat zumahl wegen der hochfarbigen abstechenden
Streifen auf und zu beyden Seiten der Nase,
ein auffallendes Ansehen.
2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea
glabra, profunde sulcata.
Auf Guinea, am Cap etc. wo oft ganze Scha-
ren Weinberge und Obstgärten plündern sollen.
Kleiner als der vorige.
4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au-
riculae et manus minus humanae. Na-
tes laterales. Nates tectae. Dentes vt
in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern
Süd-America einheimisch, wo es den einheimi-
schen Indianern zu einem gemeinen Wildbret dient.
a) Cauda prehensili, die Sapajus.
1. Seniculus. der rothe Brüllaffe (l'Alouate).
C. barbatus rufus, gutture tumido.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 91.
Schaarenweis in den großen Waldungen von
Guiana etc. wo er, so wie eine andre Gattung
(Cercop. Belzebul) zumahl bey Wetterverän-
derung ein beläubendes Geschrey hören läßt, das
durch eine sonderbare knöcherne Resonanzblase an
dem dadurch gleichsam tropfförmig aufgetriebnen
Kehlkopf, hervorgebracht wird.
2. Paniscus. der Coaita. C. ater, palmis te-
tradactylis absque pollice.
v. Schreber tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen Roll-
schwanze*).
b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.
3. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad
genas ante aures, cauda villosa annulata.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß-
Schale Raum hat.
5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, den-
tes primores superiores 4. per paria re-
moti, inferiores 4-6. porrecti, com-
pressi, incumbentes; laniarii solitarii,
approximati*).
1. Tardigradus. der Loxis. (cucang.) L.
ecaudatus.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des
Eichhörnchens, schlanke dünne Beine etc. und so
wie die folgende Gattung am Zeigefinger der
Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen
Fingern aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra,
corpore et cauda griseis.
v. Schreber tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen auf Ma-
dagascar, und den benachbarten Inseln. Die Hin-
terfüße sind viel länger als die vordern. Sein
Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifi-
ken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau-
men ausgenommen, länger als der ganze Kör-
per dieser Thiere; und zwischen denselben ist
die florähnliche Flatterhaut ausgespannt (§. 43.).
Daher können sie eben so wenig als die Affen
mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit
ihren hakenförmigen Kletterkrallen etc. bequem
auf der Erde gehn.
6. Vespertilio. Fledermaus (Fr.
chauvesouris. Engl. bat.) Pollex palma-
rum et digiti plantarum breues, reliqui
longissimi, membranae expansili inter-
texti, pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus
nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle
fünf Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primoribus 4. vtrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso,
infundibuliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
In Südamerica; der Körper von der Größe
des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß
er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem
Rindvieh, Pferden etc. sondern auch schlafenden
Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die
Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn
auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers)
erhalten hat.
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés
vampyrus, Buffon's roussette.) V. ecau-
datus, naso simplici, membrana inter fe-
mora diuisa.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit
ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen
soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann
also schlechterdings nicht Vampyr genannt wer-
den: findet sich schaarenweise in Hindustan und
auf den ostindischen und Austral-Inseln; in un-
zähliger Menge aber auf Neu-Holland. Ist auf
den Pelew-Inseln das allereinzige Säugethier.
b) Dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritius. (Buffon's oreillard.) V. cau-
datus, auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegenden
der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein,
aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur
alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck-
maus (Engl. Rere-mouse.) V. caudatus,
auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu
ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinterfüßen
auf. Vermehrt sich zuweilen in manchen Gegen-
den binnen kurzer Zeit in Unzahl.
c) Dentibus primoribus superioribus nullis.
5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase. V.
naso foliato ferri equini aemulo.
Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen
vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an Ge-
schlechtern und Gattungen, daher jene füglich
nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst
wieder unter drey Familien gebracht werden.
A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit zwey zum Nagen bestimmten meißelartigen
Vorderzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.
7. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha.
Dentes primores vtrinque 2; inferiores
subulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf-
fon's polatouche.) S. duplicatura cutis late-
rali a pedibus anterioribus ad posteriores.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.
In Liefland, Rußland und Sibirien. Von
der Farbe des petit gris. Das schlaffe Fell, das
von den Vorderfüßen nach den Hinterfüßen zu auf
der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem
Fallschirm, um einen weitern Sprung von der
Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu-
reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice
barbatis, cauda dorso concolori.
v. Wildnungen Taschenbusch für d. J. 1808.
Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien.
Die nordischen, zumahl an den Ufern des Ob
[Seite 81] und am Baikal-See, werden im Winter grau,
und geben dann das bekannte Grauwerk (petit
gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande
schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit
rosenrothen Augen; und noch seltener weiß- und
schwarzgefleckte.
Der virginische Sc. cinereus (Buffon's petit
gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zu-
mahl den Maisfeldern großen Schaden.
8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver-
sus apicem crassior. Dentes vt in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz,
Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl.
the rellmouse.) G. griseus, subtus albidus,
auriculis rotundatis, nudis.
So wie die folgende Gattung in den mildern
Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre
glis der Alten, den sie verspeiseten*), und in
eigenen glirariis**) mästeten. Lebt in Eichen-
und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume und
hält langen und sehr festen Winterschaf.
2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr.
le muscardin. Engl. the dormouse.) G. ru-
fus, pollice plantarum mutico, auriculis
rotundatis.
Von der Größe der Hausmaus. Zu ih-
rem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches,
ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u.a.
kleinem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.
9. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Den-
tes vt in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda
subsesquunciali, auriculis nudis vellere molli
latentibus, palmis subtetradactylis, corpore
fusco.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird
theils durch die großen Wanderungen, die sie,
zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jah-
ren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders
aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie
eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre
unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tun-
gusen etc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor-
rath) nachgraben.
2. †. Syluaticus. die Waldmaus, große Feld-
maus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.)
M. cauda mediocri, pectore flauescente,
abdomine albido.
Thut den Feldfrüchteen und der Holzsaat
Schaden.
3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd-
wolf. M. cauda longitudine dimidia cor-
poris, auribus vix vellere prominulis, pe-
dibus subtetradactylis.
Ist zumahl den Gärten nachtheilig, besonders
dem Wurzelwerk.
4. †. Arualis. die Feldmaus, Stoßmaus
(Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.)
[Seite 83] M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab-
domine cinereo.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer,
und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden.
Das bewährteste Vertilgungsmittel ist wohl der
englische Erdbohrer.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris
Engl. the mouse.) M. caude elongata, pal-
mis tetradactylis pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von
Asien und America. Hat sich dem Menschen ge-
wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht-
schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest
zuschließen, und für blind gehalten werden.
6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the
rat.) M. cauda elongata, palmis tetradacty-
lis cum vnguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbrei-
tet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa
zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor-
pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua-
lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten
Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe.
Unter andern gehört diese Land- und Hausplage
zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen
in West-Indien.
An vielen Orten wird sie allgemach durch die
ursprünglich wohl in Ostindien und Persien ein-
beimische Wanderratre (M. decumanus. Fr. le
surmulot) verdrängt, die von röthlichgrauer
Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen
Borstenhaaren durchmengt ist.
10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae
abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla.
Dentes vt in praecedentibus.
1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch
murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la
marmotte.) M. corpore depresso, supra
fusco, subtus flauescente.
v. Wildungen Taschenbusch für d. J. 1812.
In vielen der höhern Alpen von Europa und
Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der
allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klip-
pen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer
hervorragen, etliche Stunden weit von allem unbeeise-
ten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur
etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt
sind; so daß es scheint, die dasigen Murmel-
thiere durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom
Jahr, und bringen nur einen äußerst kleinen
Theil ihrer Existenz wachend zu.
2. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M.
abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött.
1774. 8. Taf. I. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi-
rien etc. lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen
etc. wovon er großen Vorrath in den Backenta-
schen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen,
Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl manch-
mahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er ver-
mehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher
im Gothaischen in einem Jahr über 27000 Ham-
ster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spiel-
art unter diesen Thieren, so wie auch Kacker-
lacken mit rothen Pupillen.
3. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto,
corpore nigro fuluoque irregulariter ma-
culato.
v. Schreber tab. 195. A. 195. B.
Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen
emigriren ganze Legionen von einer Gegend in
die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte
Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche
von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich
doch noch los gearbeitet und herunter gefallen etc.,
mag zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß
es mitunter Lemminge vom Himmel regne.
4. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M.
ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus
supra infraque latis, palpebrarum aperturis
auriculisque nullis.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils
unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz
deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in
der Gegend der Augenlider haben, und folglich
gänzlich blind seyn!
11. Hyrax. (Daman) Dentes primores
superiores 2, distantes, inferiores 4
contigui, palmae digitis 4, plantae di-
gitis 3, cauda nulla.
1. Capensis. der Klipdas. (Buffon's mar-
motte du Cap.) H. palmarum unguibus
planis, plantarum vnico subulato..
Am Cap, fast von der Größe des Murmel-
thiers. Lagert sich auch so in Felsenhöhlen,
ist aber seinem eigenen anomalischeu Bau nach,
[Seite 86] zumahl wegen des Gebisses und der Füße schwer
zu classificiren.
12. Sçavia. Halbkanichen. Auriculae
rotundatae, paruae. Cauda nulla aut
breuis. Dentes primores vtrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd-
america, zumahl in Brasilien.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. Cobaya.
(Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.)
S. ecaudata, corpore variegato.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in
der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von
allen Säugethiere.
2. Aguti. (Piculi.) das Ferkelkaninchen. S.
caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine
flauescente.
13. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2;
superiores duplicati.
1. † Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl.
the hare.) A. auriculis apice nigris, cor-
pore et pedibus posticis longioribus.
v. Wildungen Taschenbusch f. d. J. 1798.
Fast in der ganzen alten Welt, und auch in
Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und
sogar zum Theil im Munde behaart. Beyde,
Hase und Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*).
Sonderbar ist, die wundersame von so vielen
braven Naturforschern für wahr angenommene
[Seite 87] Sage, daß man schon oft und in ganz verschiede-
nen Gegenden und Zeiten einzelne gehörnte Hasen
mit kleinen Rehgeweihchen gefunden habe*).
Der Berghase (Lepus variabilis) in man-
chen nördlichen und alpinischen Gegenden, unter-
scheidet sich schon in der Bildung vom gemeinen
durch einen dickeren Kopf, kürzere Ohren, und
kürzern Schwanz, längere Hinterbeine mit auf-
fallend breiten Pfoten, paart sich auch nicht mit
jenem. Im äußersten Norden, wie in Grönland
etc. ist er Jahr aus Jahr ein, in den Schweizer-
und Tyroler Alpen etc. aber nur im Winter weiß**).
2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le la-
pin. Engl. the rabbit.) L. auriculis nudatis,
corpore et pedibus posticis breuioribus.
von Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten
Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden ein-
heimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie
wohl eher [z.B. neuerlich ums Jahr 1736 auf
der St. Peters Insel bey Sardinien***)] zur
Landplage geworden sind†); und kommen auch
in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der
sonst so öden liparischen Insel, fort. Die wilden
sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind
Kackerlacken in ihrer Art.
Die langhaarigen angorischen (S. 28. Anm. 2.)
oder so genannten englischen Seidenhasen kom-
men auch hier zu Lande gut fort.
14. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre-
vissimi, postici elongati. Cauda salta-
toria, apice floccosa. Dentes primores
vtrinque 2.
1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die
Springmaus, zweybeinige Bergmaus.
Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien etc. Macht
sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leich-
tigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß
weit.
15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr.
porcepic. Engl. porcupine.) Corpus spinis
tectum. Dentes primores vtrinque 2.
1. Dorsata. (Urson.) H. spinis breuibus sub
pilis occultis.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsons-
bay etc. Thut zumahl im Winter den jungen
Baumstämmen großen Schaden.
2. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri-
stato, cauda abbreuiata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 81.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz
Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet
in die Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen
Stacheln, die ihm zuweilen, besonders im Herbst,
[Seite 89] ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Ver-
folger von sich schießen!*)
Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und
meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der
aber bey den mehrsten von ansehnlicher Größe
und Stärke ist. – Die eigentlich so genannten
reißende Thiere und einige andere Geschlechter
mit ähnlicher Gebiß.
16. Erinacevs. Corpus spinis tectum.
Dentes primores vtrinque 6**); laniarii
supra 3; infra 1, molares 4.
1. † Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson
Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun-
datis, naribus cristatis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal
nocturnum. Nährt sich aus beyden Reichen.
Maußt wie eine Katze. Kann spanische Fliegen
in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die
Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne
allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von
dreyen ganz zuverlässigen Augenzeugen versichert
[Seite 90] worden) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um
sie so in sein Lager zu tragen*).
17. Sorex. Nasus rostratus, auriculae
breues. Dentes primores superiores 6**),
bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre-
vioribus; laniarii vtrinque plures.
1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus-
araigne. Engl. the shrew.) S. cauda me-
diocri, abdomine albido.
In Europa und Nord-Asien etc. Daß sie giftig
sey, oder den Pferden in den Leib krieche etc. sind
ungegründete Sagen. Selten, finden sich weiße
Spitzmäuse.
2. † Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. abdo-
mine cinereo, digitis ciliatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm-
haut ist jede Zehe zu beyden Seiten mit steifen
Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern un-
gemein geschickt machen. Die Oeffnung des Ge-
hörganges kann das Thier durch eine Klappe zu-
schließen, so lang es unter Wasser ist.
3. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt
bekannten Säugethiere. Wiegt nur ½ Quentchen.
18. Talpa. Caput rostratum, palmae fos-
soriae. Dentes primores superiores 6, in
feriores 8. laniarii maior 1. minores 4.
1. † Europaea. der Maulwurf, die Scher-
maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T.
cauda breuiore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll-
kommnes animal subterraneum, wozu ihm
außer andern Eigenheiten seines Körperbaues,
besonders die Schaufelpfoten zu Statten kom-
men. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt
schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die
Bäume klettern. Eine erbsengelbe Spielart fin-
det sich mitunter in der hiesigen Gegend.
2. Versicolor. (s. aurata). T. ecaudata, pal-
mis tridactylis.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné)
asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl
wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.
19. Didelphis. (plerisque) hallux mu-
ticus. Feminis folliculus abdominalis
mammarum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und
einander im Ganzen so verwandten Gattungen
variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die-
selben nach dem linnéischen System in ganz ver-
schiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.
1. Marsupialis. Das Beutelthier, Opossum.
D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis
nigris, cauda squamosa longitudine corpo-
ris. Dentes primores superiores 10, infe-
riores 8. laniarii elongati.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.
[Seite 92]Zumahl im wärmern Nord-America*). Das
Weibchen von dieser und den mehresten übrigen
Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Ta-
sche am Bauche, die durch besondere Muskeln
geschlossen und geöffnet werden kann; und in de-
ren Boden die Zitzen liegen. Die Junge wer-
den ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur
als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann
aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo
sie sich ansaugen und von der Muttermilch nähren,
bis sie reifer und vollkommeuer ausgebildet,
gleichsam vom neuen geboren werden können.
2. Dorsigera. der surinamische Aeneas. D.
cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco.
Dentes vt in priori.
In Süd-America. Das Weibchen, das bey
dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine
Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem Rük-
ken tragen, und diese sich dabey mit ihren Roll-
schwänzen an der Mutter ihrem anhalten.
3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice
attenuato, pedibus anticis breuissimis, po-
sticis longissimis. Palmis pentadactylis,
plantis subtetradactylis. Dentes primores
superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es
aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund
schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück.
Ist bloß grasfressend. Springt in weiten wohl
[Seite 93] zwey Klafter langen Sätzen. Das Weibchen hat
einen Zitzensack. Wirft nur Ein Junges auf
einmahl, das bey der Geburt kaum halb so groß
als eine Maus ist, dann aber von der Mutter
drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen
wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.
20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda
plerisque felina. Dentes primores vtrin-
que 6. intermediis breuioribus. Lingua
plerisque retrorsum aculeata. Vngues
exserti.
1. Zibetha. die Zibethkatze (Hyaena odori-
fera. Fr. la civette. Engl. the civet .) V.
cauda annulata, dorso cinereo nigroque
vndatim striato.
Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bey
beyden Geschlechtern sammelt sich in einer beson-
dern Höhle, die zwischen dem After und den
Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmie-
rige, wohlriechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette.
Engl. the genet .) V. cauda annulata, cor-
pore fuluo-nigricante maculato.
In der Levante. Wird seines Felles wegen
geschätzt.
3. Putorius. das Stinkthier, Coneparl. (Fr.
la moussette. Engl. the skunk, pol-cat.)
V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.
In Virginien, Canada etc. Hat seinen Nah-
men von dem unerträglichen Gestank, den es,
[Seite 94] so wie mehrere verwandte Gattungen seines Ge-
schlechts, im Zorne von sich gibt.
4. Ichneumon. die Pharaonmaus, der
Mungo. (Buffon's große mangouste .)
V. cauda basi incrassata sensim attenuata, apice
floccosa.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar, mit
braunen breit geringelten Streifen. Ist häufig
in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileneyern,
so wie außer dem den Schlangen, nachstellt; sich
aber ausnehmend kirre und häußlich machen läßt.
5. Aurita. das Großohr. (Fennec, Büf-
fon's animal anonyme.) V. auriculis am-
plissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils,
V. B. tab. 22.
In der Barbarey, Nubien etc. Nistet auf den
Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.
21. Mvstela. Dentes primores supe-
riores 6. erecti, acutiores, distincti; in-
feriores 6, obtusiores, conferti; duo in-
teriores. Lingua laeuis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze
Füße, und einen lang gestreckten Körper, den
sie im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind
sehr flink, beissig und blutdürstig.
1. † Martes. der Baummarder, Edelmar-
der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld-
marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-
martin.) M. corpore fuluo-nigricante,
gula flaua.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
[Seite 95]Zumahl im Schwarzholz der ganzen nördlichen
Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am
nächsten.
2. † Foina. der Hausmarder, Steinmarder.
(Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor-
pore fuluo-nigricante, gula alba.
Im mittlern und wärmern Europa und dem
benachbarten Asien. Läßt sich jung eingefangen,
so wie auch die vorige Gattung, zum Wunder
zahm machen.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän-
kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po-
lecat.) M. flauonigricans, ore et auricula-
rum apicibus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus-
marder. Auch in der Barbarey. Das ganze
Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben
einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the
ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu-
pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art,
folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gat-
tung, sondern eine Abart vom Iltis, mit wel-
chem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten-
und Caninchen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline.
Engl. the sable .) M. corpore fuluo-nigri-
cante, facie et gula cinereis.
Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht
schwarzbraunem, dickhaarigen und glänzendem
Fell finden sich um Jakuzk.
5. † Erminea. das große Wiesel, Hermelin.
(Fr. le roselet, Phermine. Engl. the stoat
the ermine.) M. caudae apice nigro.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibirien.
Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber
eben so wie dieses die Farbe, so daß es im
Sommer bräunlich, im Winter aber (als Her-
melin) weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la
belette. Engl. the weesel) M. corpore ex
rufo fusco subtus albo.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mut-
ter trägt oft ihre Junge im Maule umher (da-
her die alte Fabel, als ob sie dieselben durch
diesen Weg zur Welt brächte).
22. Vrsvs. Dentesprimores superiores
6, intus excauati alterni, inferiores 6,
laterales 2. longiores lobati; laniarii
primarii solitarii (minimi 1-2 inter hos
et primos molares ), lingua laeuis.
1. † Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the
bear.) V. fusco nigricans, cauda abrupta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.
In der nördlichen Erde, doch auch in Ost-In-
dien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er
meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr
aber mehr vom Fleisch. Zum Gefechte bedient er
sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses.
Ein ausgewachsener kann wohl vier Centner und
darüber, am Gewicht halten.
Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den
Bären gehören: die großen schwarzen Ameisen-
bären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und
die noch kleinern weißlichen Silberbären; sämmt-
lich zottig, und zumahl unter dem Halse lan-
behaart.
Hingegen macht der nordamericanische Bär mit
schwarzem, schlichtem, atlasglänzendem Haar, und
flachern Kopf mit spitzerer Schnauze, wohl eine
eigene Gattung, die sich gewöhnlich von Früchten
und in manchen Jahrszeiten fast ausschließlich von
Ameisen nährt.
2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Polar-
bär. V. albus, collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33
An den Küsten und beym Treibeis der nörd-
lichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spiel-
art des gemeinen Bären verwechselt werden. Er
wird bey zwölf Fuß lang, und über 15 Centner
schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und
ist bloß fleischfressend*).
3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le
glouton. Engl. the glutton.) V. corpore
rufofusco, medio dorsi nigro.
Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.
In der nördlichen alten Welt, besonders in Sibi-
rien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln
Anlaß gegeben.
Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus
luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay
scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.
4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau.
Engl. the badger.) M. cauda concolore,
abdomine nigro.
v.Wildungen Taschenbuch für d. J. 1797.
In Europa und Asien bis gen Schina. Ein
animal omniuorum. Baut unter der Erde ei-
nen tiefen Kessel, zu welchem verschiedene Röh-
ren oder Gänge führen. Verschläft den größten
Theils seines Lebens, und hält besonders langen
und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze
in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.
5. Melliuorus. der Honig-Dachs, Rattel.
V. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab-
domine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl.
1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der
wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel-
schweine etc. nisten. Er gibt auf den Flug der
heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß
der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zotti-
ges Fell, mit einer ungemein starken sehr beweg-
lichen schiebbare Haut, wodurch er einerseits
vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen
Bissen der Hunde etc. gesichert ist.
6. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp,
Coati. (Buffon's Raton .) V. cauda annu-
lata, fascia palpebrarum transuersali nigra.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12
Ein animal nocturnum, im wärmern nord-
östlichen America etc. Frißt mancherley. Bedient
sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen,
[Seite 99] auch zum Einweichen oder Auffischen seines Fut-
ters*) etc. Wird überhaupt sehr kirre. Sein
Haar ist nächst des Bibers seinen, das vorzüglichste
für Hutmacher.
23. Canis. Dentes primores superior-
res 6. laterales longiores distantes, in-
termedii lobati; inferiores 6. Lobati
omnes; laniarii solitarii, incuruati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien.
Engl. the dog.) C. cauda recuruata; sub-
inde digito spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich
besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner
Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen
Gelehrigkeit sogar zum Fisch- und Robbenfang),
aber auch durch mancherley andere Brauchbarkeit
empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welt-
theile verbreitet, und gibt den größten Beweis
von der Perfectibilität der Thiere, wenn der
Mensch ihre Anlagen durch lange Reihen von Ge-
nerationen ausbildet.
Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als
bloße Varietäten einer und derselben Gattung
anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf
oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entschei-
den. Mir scheinen manche Rassen, z.B. der
Dachshund, das Windspiel etc. viel Eigenes zu
[Seite 100] besondern Functionen Abzweckendes in ihrer Bil-
dung zu haben, so daß ich diese zweckmäßigen
Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der
bloßen Ausartung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. de doguin.
Engl. pugdog) mit untersetztem, kurzem
Leibe, schwarzen Flecken an den Backen, und
hängenden Ohren.
Den Uebergang von dieser zur nächstfol-
genden Rasse macht der eigentliche Bullen-
beißer, Wachthund, Bluthund, molos-
sus (Engl. the bull-dog), bey welchem
der Unterkiefer vor dem obern etwas her-
vortritt.
b) Mastiuus. die Englische Dogge. (Fr. le
dogue. Engl. the mastiff.) mit stumpfem
Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen,
und glattem Haar. Bellt dumpfig und
kurz – Ihm scheint der Metzgerhund
(Fr. le matin.) nahe verwandt.
c) Terrae nouae. der Neufundländer. (–
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeich-
net sich durch seine ausnehmende Größe, lan-
ges seidenartiges Haar, langflockigen, meist
aufwärts gekrümmten Schwanz, besonders
aber durch die Art von Schwimmhaut zwi-
schen den Zehen ans, die bey ihm ungleich
größer ist als den andern Hunden. Da-
her sein ungemeines Geschick zum Schwim-
men. Meist sind diese Hunde weiß und
schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr.
le chien-courant) mit langem dickem, Kör-
[Seite 101] per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän-
genden Ohren. Das Haar bald schlicht,
bald zottig. – Hierher auch die Bracke,
(Engl. the spanish pointer.) der Hühner-
hund, der Wachtelhund und die schön geti-
gerten Corsicanerhunde.
e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet.
Engl. the water-dog) mit stumpfem
Kopfe, und wollichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der
Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien
de berger, Engl. the cur) mit aufrechten
Ohren; der Schwanz auf der untern Seite
lang behaart. – Hierzu auch der islän-
dische Hund, und der Spitz oder Pom-
mer. (Fr. le chien-loup.) Auch der nun,
wie es scheint, ausgestorbene große St.
Bernhards-Hund. Und der kleinere, den
Kamtschadalen etc. zum Zug in Schlitten
gebrauchen. – Auch die aus manchen In-
el-Gruppen der Südsee einheimischen Hunde,
die von den Einwohnern als Mastvieh ge-
zogen werden, und bloß vegetabilische Nah-
rung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu
gehören.
g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr.
l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-dog,
the shock) mit sehr langem, seidenartigem
Haar, zumahl im Gesichte.
h) Vertagus, der Dachshund. (Fr. le basset,
Engl. the tumbler, the turnspit) mit lan-
ger Schnauze, hängenden Ohren, lang ge-
strecktem Körper, kurzen, krummen Vor-
derfüßen, und rothbraunen Flecken über
den Augen. – Ihm scheint der englische
[Seite 102] Terrier (terrarius), mit borstigem Haar
und struppiger Schnauze, nahe verwandt.
i) Dingo. der neuholländische Hund, Aeh-
nelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und
Schwanzes, mehr dem Fuchs.
k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le
levrier, Engl. the grey-hound) mit lan-
gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren,
dicker Brust, sehr schlanken Leid und Beinen.
l) Graius*). der Spartanische Hund. (ca-
nis laconicus); sehr groß; hält in der Bil-
dung das Mittel zwischen Jagdhund und
Windspiel.
Ihm ähnelt der große Dänische und der
nun ausgestorbene große Irländische Hund.
m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr.
le chien-turc, Engl. the Indian dog, the
naked dog) ähnelt dem Windspiel, hat
aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der
übrige Körper ist meist kahl, und schwarz,
fast wie Negerhaut. (s.
S. 28. Anm. 2.)
Diese verschiedenen Haupt-Raffen paaren und
vermischen sich aber nicht nur unter einan-
der, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit
welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde
erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl.
the wolf) C. cauda incuruata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
[Seite 103]Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in ei-
nigen Ländern, wie z.B. in Groß-Britannien
und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppen-
den doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermü-
denden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe
sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus,
und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf
Kirchhöfen etc. den Anlaß zu der alten Sage von
Währwölfen gegeben haben.
3. Aureus. der Schakal, Thos. (Buffon's
Adive.) C. corpore fuluo, pedibus longio-
ribus, caudae apice nigro.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders
in Natolien und Bengalen; zieht des Nachts
schaarenweise umher; frißt Thiere, Lederwaren
etc. gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher
haben den Schakal für den ursprünglich wilden
Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für
Schakale gehalten.
4. †. Vulpes der Fuchs, Birkfuchs. (Fr.
le renard. Engl. the fox) C. cauda recta,
apice discolore.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Zumahl in der nördlichern alten Welt. In
Unzahl auf den ostlichen Aleuten, die davon den
Nahmen der Fuchinseln erhalten haben. Frißt
unter andern Früchten nahmentlich sehr gern
Weintrauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher
nur eine Abart davon.
Ob aber auch der wegen seines kostbaren
Felles berühmte schwarze Fuchs mit weißer
Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in
Menge auf Labrador zu Hause ist [und der,
[Seite 104] wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen
haben, Silberfuchs genannt wird*)], für eine
bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine
besondere Gattung anzusehen sey, läßt sich vor
der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.
5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs,
Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the
arctic fox. Russ. Pesez) C. cauda recta,
apice concolore, palmis plantisque pilosis-
simis.
v. Schreber tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzber-
gen, Neu-Zembla, Grönland etc. – Die meh-
resten sind weiß. Die so genannten blauen
Füchse hingegen bläulich-grau.
6. Hyaena. die Hyäne. C. nigricans, maculis
virgatis, facie nigra, iuba ceruicis dorsi-
que, pedibus tetradactylis.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal,
dem sie auch in der Lebensart ähnelt. Hat ihr
Ablager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und
Berg-Klüften.
Die gefleckte Hyäne (Canis crocuta) ist viel
größer**) als jene gestreifte; findet sich zumahl
[Seite 105] in großer Menge in Habessinien und von da süd-
lich bis zum Cap.
Beyde machen in ihrem Körperbau einen Ue-
bergang zum folgenden Geschlecht.
24. Felis. Vngues retractiles, caput
rotundius, lingua aspera, Dentes pri-
mores 6. acutiusculi, exterioribus maio-
ribus, laniarii solitarii, supra a primo-
ribus, infra a molaribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the
lion.) F. cauda elongata floccosa, corpore
fuluo.
v. Schreber tab. 97. A. 97. B.
In den heißen Zonen der alten Welt, vorzüg-
lich in Africa; weiland aber auch in Pelopones
und Aetolien. Auch neulich haben Löwinnen in
Menagerieeu, in Deutschland und sonst im mil-
dern Europa Junge geworfen. Dem Männchen
bricht die Mähne erst im zweyten Lebensjahre
aus. Das Fleisch des Löwen wird von den Hot-
tentotten gegessen und eine Horde Araber zwischen
Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.
2. Tigris. das Tiger. F. cauda elongata: ca-
pite, corpore et cruribus nigro-virgatis.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen
bis Schina, auch auf Sumatra etc. Ueberaus
regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen,
und muß auch vor dem Elephanten erliegen.
3. Pardus. der Parder*). F.
cauda subelongata, maculis obtuse angula-
tis, passim confluentibus et annulatis.
In Africa und Ostindien. Die Flecken seines
Fells sind hin und wieder wie zusammengeflossen,
bald in Hufeisenform, bald geringelt u.s.w.
Leopard nennt man eine etwas kleinere Abart,
mit kleinern Flecken, deren meist drey bis vier auf
fast goldgelbem Grunde beysammen stehen.
4. Panthera. das kleine Panther. (Buffon's
once.) F. cauda elongata, corpore albido,
maculis irregularibus nigris.
In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner
als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zähmen,
und zur Jagd der Rehe, Gazellen etc. abzurich-
ten, wozu sie in Orient vorlängst, und in den
mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich
gebraucht worden.
5. Onça, der Jaguar, americanische Tiger.
F. cauda subelongata, corpore fusco lu-
tescente, maculis angulatis, ocellatis, me-
dio flauis.
In Südamerica. Größer als der Panther,
dem er sonst sehr ähnelt.
6. Concolor. der americanische Löwe, Puma,
Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im-
maculato fuluo.
In Peru, Brasilien etc. zeichnet sich durch sein
rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßalb er mit
dem Nahmen eines Löwen belegt worden) und
kleinen Kopf aus.
7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier.
Engl. the mountain cat) F. cauda abbre-
viata, apice atro, auriculis apice barbatis,
corpore maculato, plantis palmisque am-
plissimis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In der nördlichen Erde; doch auch häufig im
Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern
Schaden als der Wolf.
8. † Catus. die Katze (Fr. le chat Engl.
the cat.) F. cauda elongata, striis dorsali-
bus longitudinalibus, lateralibus spiralibus.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst
von da durch die Spanier nach America über-
bracht worden. Die wilde*) ist größer, als die
zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen
Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet
sich nur äußerst selten unter den Augen der Menschen,
und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufäl-
lig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten
der Katzen gehört ihre starke Electricität; das
Leuchten ihrer Augen im Finstern; ihre seltsame
Gierde auf gewisse Pflanzen, wie z.B. auf die
Nepeta cataria und aufs Teucrium marum etc.;
ihr Schnurren oder Spinnen, das durch ein Paar
[Seite 108] eigene zarte, gespannte Häutchen in ihrem Kehl-
kopf bewirkt wird; die ängstliche unüberwindliche
Antipathie vieler Menschen gegen dieselben etc. –
Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die an-
gorische oder persische Katze mit dem langen,
seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört;
die bläulichgraue Carthäuser- oder Cyperkatze;
und die spanische oder schildpattfarbige Katze
(Tortoiseshell-cat); unter welchen letztern man
häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiede-
nen Farben (z.B. schwarz, weiß und gelb), aber
äußerst selten einen dergleichen Kater, findet.
Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorderzähne.
25. Bradypus. Faulthier. (Ignauus. Fr.
paresseux. Engl. sloth.) Caput rotun-
datum, crura antica longiora. Dentes
primores nulli vtrinque; laniarii (?)
obtusi, solitarii; molares cylindrici,
obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty-
lis, cauda breui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.
In Guiana etc. Freylich ein äußerst langsames
schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit li-
stiges und im Nothfall muthiges und starkes Ge-
schöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und
wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht etc.
26. Myrmecophaga. Ameisenbär.
(Fr. fourmiller. Engl. ant-eater.) Ro-
[Seite 109] strum productius, lingua lumbricifor-
mis; dentes nulli.
1. Iubata. der große Tamandua. M. palmis
tetradactylis, cauda longa iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 82.
Zumahl in Brasilien. Am Leibe so groß als
ein Fleischerhund, und lebt doch so wie die fol-
gende kleine Gattung in der Wildniß einzig von
den dortigen großen Ameisen.
2. Didactyla. der kleine Tamandua. M. palmis
didactylis, vngue exteriore maximo,
plantis tetradactylis; cauda prehensili.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe
und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens.
27. Manis. Schuppenthier, formosa-
nisches Teufelchen. Corpus squamis
tectum; lingua teres; dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere
dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart etc.
viel Aehnliches mit den Ameisenbären. Von
vielen ältern Naturforschern wurden sie unter die
Eidexen gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda
longiorre: vngulis bifidis.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Un-
gefähr von der Größe des eben gedachten kleinen
Ameisenbären. Sein castanienbraun geschuppter
Körper ähnelt einem Tannenzapfen.
28. Tatv. Armadill, Panzerthier, Gür-
telthier. (dasypus Linn.) Corpus testis
[Seite 110] zonisque osseis cataphractum; dentes pri-
mores et laniarii nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. T. zonis
dorsalibus 9; palmis tetradactylis; plantis
pentadactylis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 83.
In Südamerica, bis an die magellanische
Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre,
rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere
und der Igel, kugelicht zusammen.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht
von wenigen Gattungen.
29. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda
setosa. Dentes primores superiores 6.
obtuse truncati; inferiores 6. prominen-
tiores: laniarii solitarii vtrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval.
Engl. the horse.) E. cauda vndique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es schwerlich
mehr, aber häufig und theils in großen Heerden
verwilderte; so z.B. in der Mongoley, vollends
aber in unermeßlicher Menge in Paraguay, wo-
hin die Pferde (so wie überhaupt nach America)
erst durch die Spanier überbracht worden u.s.w.
Unter den zahmen Pferde-Rassen zeichnen sich
die Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy
um Palmyra herum, und vom Libanus bis ge-
gen den Horeb etc.) durch ihren wunderschönen
[Seite 111] Baut, so wie durch äußerste Leichtigkeit und
Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persia-
ner und Barben. Unter den europäischen sind
die spanischen (besonders die aus Andalusien),
nie neapolitanischen und englischen die vorzüglich-
sten. Die letztern haben besonders den Vorzug
der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wett-
rennen auszeichnen*). – Ganzer berittenen Na-
tionen zu geschweigen, wie z.B. die Casacken,
Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die
Abiponer etc. so ist auch für die cultivirtesten
Völker der Werth dieses Thiers für Landwirth-
schaft, Cavallerie, Postwesen etc. unermeßlich.
Manche der gedachten berittenen Völker leben
auch großen Theils vom Fleisch und Milch der
Pferde. Die letztere gibt, wenn sie zusammen
geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen wor-
den, das berauschende Kumiß der Mongolen.
2. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the
ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce
dorsali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme
Hausthier abstammt, ist der wahre onager der
Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tartarey,
unter dem Nahmen Kulan**), von da er jähr-
lich im Herbst in großen Heerden südlich nach In-
dien und Persien zu zieht und daselbst überwintert.
[Seite 112] Er ist größer und schlanker als der zahme Esel,
und von ausnehmender Schnelligkeit. – Ins
nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar
nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höch-
stens etwa in der Farbe, da es z.B. weiße Esel gibt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten,
und geben zweyerley Bastarde, die von großer
Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber
sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine
Maulthier [mulus, Fr. le mulet*)], das vom
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute ge-
worfen wird. Das andere ist der Maulesel [hin-
nus, Fr. le bardeau**)], der vom Hengste ge-
zeugt, und von der Eselinn geworfen ist. Die-
ser letztere ist seltener, und hat Gelegenheit zur
Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vor-
geblichen Bastarden vom Pferde- und Ochsenge-
schlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime
regularibus.
The Sebra, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene
Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die
Weibchen der andern gehalten hat) ist im südli-
chen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist
ungemein schnell, aber wild und unbändig. Ge-
zähmt hat die Stute sowohl mit Esel- als Pferde-
hengsten Bastarde gezeugt.
Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen
Klauen, unter welchen sich die wichtigsten
Hausthiere finden.
30. Camelvs. Cornua nulla, labium
leporium, pedes subbisulci*). Dentes
primores inferiores 6. spathiformes; su-
periores 2; laniarii distantes, superio-
res 3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le
dromadaire.**) ] C. tofo dorsi vnico.
Findet sich noch hin und wieder in Asien, zu-
mahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und In-
dien, wild, ist aber für den ganzen Orient und
für das nordliche und mittlere Africa das wich-
tigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten
– nennen es die Araber.) Die gewöhnliche Last
der Carawanen Camele ist gegen sechs Centner,
und damit legen sie täglich gegen vier deutsche
Meilen zurück. Das nutzbare Thier frißt dorni-
chtes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge
wächst, und für kein anderes Säugethier zur
Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert
wird, den Durst mehrere Wochen lang erdulden,
säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl, da
sich dieses Wasser lange Zeit in seinem Magen
[Seite 114] ziemlich unverändert erhalten soll. Beyde, so-
wohl diese, als die folgende Gattung, haben eine
große Schwiele vorn au der Brust, vier kleine
an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an
den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen die-
nen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le
chameau. Engl. the camel.) C. tofis dorsi
duobus.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl
in ganzen großen Heerden in Bessarabien etc. wird
daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen
Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung
zum Zuge gebraucht.
3. Llama. das Ljama, die Camelziege, Gua-
naco. C. dorso laeui, tofo pectorali.
So wie die folgende Gattung im südlichen Ame-
rica, besonders dem gebirgigen Peru. Wird als
Lastthier gebraucht, und trägt bey seiner mäßigen
Größe doch bis anderthalb Centner tragen.
4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.)
C. tofis nullis, corpore lanato.
Kleiner als das Llama. Läßt sich nicht zäh-
men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen
Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt,
jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan-
gen. Auch soll der occidentalische Bezoarstein
am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.
31. Capra. Cornua caua rugosa scabra.
Dentes primores superiores nulli, infe-
riores 8; laniarii nulli.
1. †. Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl.
the sheep .) C. mento imberbi, cornibus
compressis lunatis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich
wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die
Ziege wieder verwildern zu können: wird aber
fast in der ganzen alten Welt als eins der aller-
nutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch
bald nach der Entdeckung von America dorthin
verpflanzt worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind
vor allen die spanischen, aus deren Segovien, und
dann die englische wegen ihrer ausnehmenden
Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder
acht Hörnern; und die arabischen und ägypti-
schen mit dem großen und wohl 40 Pfund schwe-
ren Fett-Schwanze, zu merken. Die ostfrisi-
schen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß,
wollrecih, mit kahlen kurzen Schwänzen; fie Lü-
neburger Heidschnuken hingegen klein, und
beyde Geschlechter gehörnt. Die zwischen den
Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krau-
sen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Süd-
africa noch überdieß lang herab hängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, (musimon Büf-
fon's mouflon .) C. cornibus arcuatis cir-
cumflexis subtus planiusculis, palearibus
laxis pilosis.
Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland,
in der Barbarey; eine verwandte, weit größere
Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamt-
schatka und dann im nordwestlichsten America. Letz-
teres ein sehr schmackhaftes Wildbret, hat mäch-
[Seite 116] tig starken und schwere*) Hörner, und wird
von einigen Naturforschern für das Stammthier zu
unserm Schaf gehalten.
3. † Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl.
the goat .) C. mento barbato, cornibus ar-
cuatis, carinatis.
Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab-
zustammen, der im Caucasus und den daran grän-
zenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen
Mägen (so wie bey manchen Gattungen von An-
tilopen) zuweilen der orientalische Bezoarstein ge-
funden wird, daher das Thier selbst mit dem
Nahmen des Bezoarbocks belegt worden**). –
Die Hausziege (das wichtige Hausthier der
alten Guanchen auf den Canarischen Inseln –)
verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben
so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet.
– Die angorische Ziege oder das Kämmelthier
hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste
so genannte Camelgarn, so wie aus dem äußerst
feinem Wollhaar das die schönen kleinen geradhör-
nigen Bergziegen in Kashmir und Tibet unter ih-
rem gröbern, langen Haar tragen, die allerköst-
lichsten Shawls jenem paradiesischen Wunder-
lande gewebt werden***).
4. †. Ibex. der Steinbock, capricornus. (Fr.
le bouquetin. Engl. the wild goat .) C.
[Seite 117] mento barbato, cornibus lunatis maximis,
supra nodosis, in dorsum reclinatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen,
so wie in den, sibirischen Alpen. Das Gehörn
eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 8 Pfund,
und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf
jeder Seite.
32. Antilope. Cornua caua, teretia,
annulata, vel spiralia. Dentes vt in
capris.
Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahl-
reiche Gattungen im mittlern und südlichern, Asien,
und in Africa, zumahl aber am Cap finden.
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois,
l'Izard.) A. cornibus erectis vncinatis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den alpinischen Gegenden des mildern Eu-
ropa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gem-
sen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Bastarde
erzeugt haben. Von den unverdaulichen Zasern
ihres Futters bilden sich in ihren Mägen die ehe-
dem berühmten so genannten Gemsballen, (ae-
gagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus tereti-
bus annulatis, medio flexis, apicibus lae-
uibus approximatis.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Das
schlanke flinke Thier macht, die Lieblingsjagd der
Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache
das reizende Bild weiblicher Schönheit.
3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock.
A. cornibus liratis, linea laterali faciei et
trunci fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen
er jährlich in Heerden von vielen tausenden gegen
das Cap und nach einigen Monathen wieder
zurück zieht.
4. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis
rectis carinato-contortis, corpore griseo.
Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.
In Südafrica und Ostindien. Die Form und
Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem
fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den An-
laß gegeben.
33. Bos. Cornua concaua, lunata, lae-
uia. Dentes vt in generibus praece-
dentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl.
the ox .) B. cornibus teretibus extrorsum
cornatis, palearibus laxis.
Der Auerochse (vrus, bonasus, und Bison
der alten Welt) wird noch in jetzt in Polen, Li-
tauen, Sibirien gefunden wird, und ehedem auch
in Deutschland einheimisch. – Daß er die wilde
Stammrasse von unserem gezähmten Hornvieh
sey, ist doch wegen bestimmter Eigenheiten in
seinem Bau, unwahrscheinlich. – Zu den merk-
würdigsten Varietäten des domisticirten Rindviehs
gehört die halbwilde weiße Rasse mit brau-
nen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen,
und hin und wieder in Großbritannien: die mit
den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien: die
gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von
England etc.
Hingegen scheint noch zweifelhaft, daß auch
die indische (von den Hindus heilig verehrte)
Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu (– v.
Schreber tab. 298. –) eine bloße Varietät die-
ser Gattung seyn solle.
In den Mägen des Rindviehs finden sich zu-
weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt
und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht-
bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit
1711 zuweilen lange und weit und breit grassirt.
Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr.
Jenner als wohlthätiges Sicherungsmittel für
die Kinderblattern bewährt worden.
2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the buffalo.)
B. cornibus resupinatis intortis antice planis.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun
aber nach und nach durch den größten Theil von
Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch
hin und wieder in Europa, wie z.B. seit dem
siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn,
und auch im Salzburgischen gezogen und zum
Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn be-
haartes Fell, das ausnehmend stark und vor-
züglich zu Schläuchen tauglich ist.
3. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde-
schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti-
tibus, introrsum curuatis, vellere propen-
dente, cauda vndique iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch
in Hindosten als Hausthier gehalten. Kleiner
als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem
durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges
Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr
[Seite 120] langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön
ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt
wird.
4. Arni. der Riesenbüssel. B. cornibus diua-
ricatis, lunatis, longissimis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.
In den gebirgichten Gegenden von Nord-Hind-
ostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger 15
Centner gewogen.
5. Bison. der nordamericanische Bison. B.
cornibus diuaricatis breuibus, iuba longissi-
ma, dorso gibboso.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt
herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil-
dern Nordamerica. Im Winter ist es über den
ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen
wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und
behält bloß seine ungeheure Brust- und Nacken-
Mähne.
6. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf
musqué. Engl. the musk-ox) B. cornua
deflexa, basibus latissimis complanatis ad
frontem contiguis; apicibus reflexis.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord-
america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis
73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner
Hörner soll zuweilen über einen halben Centner
wiegen.
34. Giraffa. Cornua simplicissima
pelle tecta, fasciculo pilorum nigro ter-
minata. Dentes primores superiores
[Seite 121] nulli; inferiores 8 spathulati, extimo
bilobo; laniarii nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe.
Cptn. Carteret, in den philos. Transact.
Vol. LX. tab. I.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan-
gen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rük-
kens, und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten
Fells, ein sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll
im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den
Vorder- und Hinterfuß der einen Seite zugleich
heben, und daher einen sonderbaren Gang haben,
von dem die Bewegung des Springers im Schach-
spiel entlehnt worden. Sie ist, wenn sie aufrecht
steht, über sechzehn Fuß hoch.
35. Cervus. Cornua solida multifida.
Dentes vt in generibus praecedentibus
(interdum tamen laniarii solitarii supe-
riores).
1. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl.
the elk .) C. cornibus planis acaulibus, pal-
matis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders
das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal,
Engl. the moose-deer*) keine eigene Gattung
macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe
vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Ge-
hörn über 50 Pfund; läßt sich zähmen und herden-
weise auf die Weide treiben. Die alten Sagen,
daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen
werde etc. brauchen jetzt keiner weitern Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch.
(Fr. le daim. Engl. the buck, the fallow-deer.)
Cornibus subramosis compressis, summitate
palmata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Im mildern Europa. Kleiner als der gemei-
ne Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr.
le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in
vtroque sexu) longis, simplicibus, tereti-
bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari
pendula.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie
in Kamtschatka in Heerden von tausend und mehr
Stück; kann in wärmern Gegenden nicht aus-
dauern, lebt von dürrem Land, und vorzüglich von
Renthier-Moos, das es unter dem Schnee her-
vor scharrt. Dient zumahl den Lappländern, Sa-
mojeden, Tungusen und Koräken zur Befriedigung
aller der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. †. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf.
Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis
teretibus recuruatis apicibus multifidis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn,
nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der
Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau
nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jah-
re ist sie unbestimmt. Die größten natürlichschö-
nen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24
wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30
Jahre oder etwas darüber alt.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil.
Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere-
tibus, erectis, summitate bifida.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
In den mildern und wärmern Erdstrichen von
Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks
wird zumahl nach Castration, auffalender als bey
andern Gattungen dieses Geschlechts durch son-
derbare Exostofen entstellt.
36. Moschvs. Cornua nulla. Dentes
primores vt in praecedentibus generibus;
laniarii superiores solitarii exserti.
1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc.
Engl. the musk .) M. folliculo vmbilicali.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen-
den von, Tibet und dem südlichen Sibirien. Das
Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel
von der Größe eines Hühnereyes, worin sich
der Bisam, dieses wichtige Arzneymittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen.
M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu-
lis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste
Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind
nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke
eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, borstige
oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr
[Seite 124] als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit In-
begriff der Schweine, denn auch diese haben
im Grunde vier Klauen.
37. Svs. Rostrum truncatum, promi-
nens, mobile. Dentes primores (pleris-
que) superiores 4. conuergentes, inferi-
ores 6. prominentes; laniarii superiores
2. inferiores 2. exserti.
1. † Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le
sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes
the wild boar, dieses the hog .) S. dorso
setoso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein*) hat eine längere
Schnauze und überhaupt eine andere Form des
Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere
Fangzähne als das Hausschwein, auch keinen
Speck, und niemahls Finnenwürmer, und ist
fast immer von schwarzgrauer Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über die
ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein.
Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist
beynahe ein animal omniuorum. Das Weib-
chen wirft nicht selten zwei Mahl im Jahr und
wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. – In
America, wohin die Schweine aus Europa über-
gebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr.
cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr
als noch Ein Mahl so groß, als ihre europäischen
Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine
abentheuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf
eine halbe Spanne lang waren etc. – Die schi-
nesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere
[Seite 125] Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne
Mähne. – In Schweden und Ungarn findet sich
nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen
Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie
man auch welche mit drey Klauen gesehen hat.
2. Aethiopicus. das Emgalo. (Buffon's san-
glier du cap verd.) S. dentibus primoribus
nullis; laniariis superioribus lunatis extror-
sum curuatis; sacculis verrucosis sub oculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 92
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma-
dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit einem mäch-
tig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen
warzigen Fleischlappen unter den Augen etc.
3. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein,
(Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo
moschifero ad extremum dorsi.
Herdenweise in den wärmsten Gegenden von
Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund
schwer.
4. Babirussa*) S. dentibus laniariis superio-
ribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.
Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am
Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich
entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer,
zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen
großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen?
beym Weibchen sind sie weit kleiner.
38. Tapir. Dentes primores vtrinque 6;
laniarii 4; palmae vngulis 4, plantae
vngulis 3.
1. Americanus. der Tapir, Anta.
Das größte Landthier in Süd-America, von
der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf
und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein;
die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Ge-
wöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein
Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr
gut etc.
39. Elephas. Elephant. Proboscis lon-
gissima, prehensilis: dentes primores su-
periores exserti.
1. Asiaticus. E.capite elongato, fronte con-
caua, auriculis minoribus, dentium molarium
corona lineis vndulatis parallelis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan.
Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl
15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre
auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast
Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen In-
sectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer
Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist
sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum
äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein
Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken,
und zu vielerley andern Verrichtungen, statt
der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang
ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder
einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem
[Seite 127] biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er
ungemein feine kunstreiche Handlungen verrich-
ten, z.B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflö-
sen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl
aufheben u.s.w. Seine Nahrung besteht vor-
züglich aus Laub der Bäume, Reis und andern
Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leich-
tigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der
Begattung soll er sich, wie die mehrsten übri-
gen Säugethiere bespringen. Das neugeworfne
Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem
Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr
im dritten, vierten Jahre kommen bey beyden
Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum
Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie wer-
den wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben
kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrschein-
lich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am
häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er
zum mindesten 20 Centner zu tragen, und schwe-
re Ballen etc. Berge hinauf zu wälzen im
Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnel-
les Schieben der Beine, und dabey so sicher,
daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht
strauchelt.
2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte
conuexa, auriculis amplissimis; dentium
molarium corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa ein-
heimische Gattung, wird jetzt höchstens nur noch
im Innern dieses Erdtheil als Hausthier gehal-
ten, im übrigen aber bloß des Fleisches und vor-
züglich des Elfenbeins wegen gefangen und ge-
schossen.
40. Rhinoceros. Nashorn. Cornu
solidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin-
que quaternis, inferioribus conicis, superi-
oribus sublobatis; laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh-
rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das
doppelte beym afrikanischen nicht am Knochen fest,
gewachsen, sondern bloß auf demselben aufsitzend.
2. Africanus. Rh. dentibus primoribus et
laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap etc. Das zweyte
Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
41. Hippopotamvs. Dentes primores
superiores remoti, (inferiores procum-
bentes); laniarii inferiores incuruati,
oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See-
kuh genannt).
Buffon. Supplement vol. III. tab. 62. 63.
vol. VI tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im
Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen
großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken
Leibe, kurzen Beinen etc. Ein erwachsenes wiegt
wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt
sich von Vegetabilien und Fischen.
Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren
Geschlechter wieder nach der Verschiedenheit
ihres Gebisses (so wie oben die Digitata)
in drey Familien zerfallen. A) Glires.
B) Ferae. C) Bruta.
Mit meißelförmigen Nagezähnen.
42. Castor. Pedes postici palmati.
Dentes primores vtrinque 2.
1. †. Fiber, der Biber. (Fr. le castor. Engl.
the beaver.) C. cauda depressa, ouata, quasi
squamosa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43
In der nördlichern Erde, in einsamen Gegen-
den an Land-Seen und größern Flüssen. Er
wird wegen seiner feinen Haare für die Hand-
lung, und für die Arzneykunst wegen des so ge-
nannten Bibergeils wichtig, das sich bey beyden
Geschlechtern in besondern Behältern am Ende
des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind
aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunst-
fertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im
Innern von Canada) noch in Menge beysammen
finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders
aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge-
hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen.
Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzäh-
lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der
Biber vieles verschönert und übertrieben worden,
so wissen sich doch diese Thiere, nach dem ein-
[Seite 130] stimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beob-
achter aus ganz verschiedenen Welttheilen, da-
bey so nach zufälligen Umständen zu bequemen,
daß sie sich dadurch weit über die einförmigen
Kunsttriebe anderer Thiere erheben.
Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.
43. Phoca. Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes primores superiores 6,
inferiores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beyden Elementen leben zu können*).
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das
Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the
sealt) P. capite laeui, auriculis nullis, cor-
pore griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.
In den nördlichen Meeren. Ist für die finni-
schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen,
besonders aber für die Grönländer und für die
labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges
Geschöpf: die beyden letztern Völker zumahl,
nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in
[Seite 131] sein Fell, beziehen ihre Somwerhütten und Fi-
scherbothe damit etc. Sein Fang macht ihr vor-
züglichstes Geschäft, und die darin erworbene
Geschicklichkeit ihr Glück uno ihren Stolz aus.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo
laeui.
Buffon, Supplement vol. VI. tab. 47.
Im Sommer herdeuweise auf den Inseln des
kamtschatkischen Inselmeers, überwintert aber
vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern
Inseln das stillen Oceans. Lebt in Polygamie,
so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vier-
zig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht
bewacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler
zu behaupten sucht*).
3. Iubata. der stellersche Seelöwe. P. auricu-
lata, collo iubato.
buffon, Supplement vol VI. tab. 48
Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gat-
tung dieses Geschlechts; hat den Nahmen von
der beym Männchen gewisser Maßen löwenarti-
gen Mähne.
4. Cristata. der ansonsche Seelöwe**). P.
capite antice cristato.
anson's voyage round the world. tab. 19.
Im atlantischen sowohl als im stillen Ocean.
Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf
der Nase.
44. Lvtra. Palmae plantaeque natato-
riae. Dentes primores vtrinque 6; su-
periores distincti, inferiores conferti.
1. †. Vulgaris. die Fischrotter. (Fr. la loutre.
Engl. the otter) M. plantis nudis, cauda
corpore dimidio breuiore.
In den milden Gegenden der nördlichen Erde.
Die schönsten in Canada.
2. Brasiliensis. die brasilische Flußotter, der
Wasserwolf. (le Saricovienne.) L. badia,
macula alba submentali, cauda corpore di-
midio breuiore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 93.
Diese gemeiniglich mit der folgenden verwech-
selte Gattung lebt in den Flüssen und Landseen
des östlichen und innern Südamerica.
3. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin.
Engl. the sea-otter.) L. nigra, plantis pi-
losis, cauda corpore quadruplo breuiore.
Cook's voyage to the northern hemisphere
vol. II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jenseiti-
gen Küste vom nordwestlichen America bis hin-
unter nach Nutka-Sund, dech auch um Corea,
und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und
silbergraues Fell ist für die Schinesen das kost-
barste aller Rauhwerke.
Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorder-
zähne.
45. Ornithorhynchvs Mandibu-
lae rostratae (anatinae). Dentes nulli*).
1. Paradoxus. das Schnabelthier. (Engl.
the duck-bill.)
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.
Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeichnet
sich von allen bisher bekannten Saugethieren
durch die beyspiellose Bildung seiner Kinnladen
aus, die im äußern aufs vollkommenste einen
breiten platten Aentenschnabel ähneln, auch eben
so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten
bestimmten Haut überzogen, auch an den Seiten-
rändern gezähnelt sind. Beyderley Füße sind
mit einer Schwimmhaut versehen, die an den
Vordern noch vor den Krallen hervorragt, und
sich mittelst derselben fächerartig zusammenfalten
oder ausbreiten läßt. Noch hat man an keinem
von beyden Geschlechtern eine Spur von Zitzen
gefunden. Dieses Wunderthier lebt in Land-
seen des an sonderbaren Formen seiner Ge-
schöpfe so reichen fünften Welttheils, unweit
Botanybay.
46. Trichechvs. Pedes posteriores
compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse.
Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis
superioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hun-
derten beysammen. Nährt sich vom Seetang
und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen
loskratzt. Die alten Normannen machten ihre fast
unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*).
2. Manatus. die Seekuh (Fr. le lamantin.)
T. dentibus laniariis inclusis.
In Flüssen und an den Seeküsten der wärmern
Erde, z.B. häufig im Oricono. Scheint zu man-
chen der Sagen von Sirenen und Meerjungfern
Anlaß gegeben zu haben**).
Die ehedem so ganz widersinnig zu den
Fischen gerechneten Säugethiere***).
47. Monodon. Dentes duo maxillae
superioris exsertus longissimus, rectus,
spiralis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.
Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das
Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem
Oberkieferknochen Einen), die aber von unglei-
cher Größe sind, und beym Erwachsenen sehr sel-
ten zusammen gefunden werden, sondern gewöhn-
lich nur einer von beyden. Zuweilen so lang,
als der Körper des Thieres, d.h. wohl 18
Fuß und darüber.
48. Balaena. Dentes nulli. Laminae
loco superiorum corneae.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine.
Engl. the black whale.) B. dorso impinni.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 94.
Das größte aller bekannten Thiere*), das
über 100000 Pfund an Gewicht hält ist theils
gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Ge-
genden im atlantischen Ocean, und im stillen
Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen
werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang.
Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des
ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens
schwarz oder mit weiß gemarmelt etc., hin und
wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln
besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und
den nordwestlichen Americanern gibt dieses un-
geheuere Thier victus et amictus etc. Die Euro-
päer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein
großer 5000 Rthl. werth seyn kann) des Fisch-
thrans und besonders der Barden wegen, deren er auf
700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben,
[Seite 136] und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fuß
lang werden.
2. Boops. einer der verschiedenen Finnfische.
(Fr. la jubarte) B. pectore sulcato, pinna
dorsali obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil
des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern
Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig
nach der Länge gefurcht*).
49. Physeter. Dentes in maxilla in-
feriore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch.
(Engl. the white whale.) P. dorso impinni,
dentibus inflexis, apice acutiusculo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 84.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl
an den Küsten von Brasilien und von Neu-
Südwallis. Er erreicht die Größe des Wallfi-
sches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann
Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Ober-
kiefer ist sehr breit, der untere hingegen über-
aus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths
(sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt
eines milchweißen Oehls theils im Körper des
Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar
in größter Menge in besondern Behältern am
[Seite 137] am Kopfe desselben, zumahl vorn auf den Oberkie-
fern gefunden wird, und an der Luft zu einem
halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche
wohlriechende graue Ambra ist eine Stercorol-
verhärtung die sich zumahl im dicken Darm man-
cher davon erkrankender Caschelotte findet.
50. Delphinvs. Dentes in maxilla
vtraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun-
fisch. (tursio Plin. Fr. le marsouin. Engl.
the porpoise) D. corpore subconiformi,
dorso lato pinnato, rostro subobtuso.
So wie die folgende Gattung in den europäi-
schen Meeren: wird 1 1/2 Klafter lang
und ist zumahl für die Lachse ein schädliches
Raubthier.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le
dauphin. Engl. the porpesse) D. corpore
oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro
attenuato, acuto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 95.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Fr.
l'epaulard. Engl. the grampus.) D. pin-
na dorsi altissima; dentibus subconicis, pa-
rum incuruis.
Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im
mittelländischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung,
mithin auch in ihrer Lebensart etc. so sehr viel
Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemei-
nes von ihnen überhaupt sagen läßt, und man
sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto
umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey
den Vögeln ist der Fall anders. Beydes,
so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart
hat im Ganzen genommen mehr Ueberein-
stimmendes, daher man sich bey der besondern
Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und
Gattungen schon kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer
Bildung darin mit einander überein, daß sie
zwey Füße, zwey Flügel, einen ganz oder
doch zum Theil hornigen Schnabel, und
einen mit Federn bedeckten Körper haben.
Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Cha-
ractere von allen andern Thieren aufs kennt-
lichste aus, und machen eine gleichsam isolirte
[Seite 139] Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner an-
dern zusammen fließt, und sich daher in die
vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Kör-
per (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.
Unter jenen Charactern sind die Federn
den Vögeln ausschließlich eigen, die in regel-
mäßigen Reihen (in quincunce) in die
Haut verwachsen und mit vielem Fette durch-
zogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, ge-
wöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an
ihrer Statt reproducirt werden. Viele, zumahl
die meisten Wasservögel, auch die Schneehüh-
ner etc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr,
im Frühling und Herbst. Bey manchen Gat--
tungen hat der junge Vogel, zumahl vor der
ersten Mause (als avis hornotina) andere
Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als
im reisern Alter. Bey manchen herrscht auch
hierin große Sexualverschiedenheit. Von den
Haaren unterscheiden sie sich besonders auch da-
durch daß sie, so viel bekannt, wenn sie be-
schnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann
nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen
und im Schwanze. Jene heißen Schwung-
federn (remiges), diese Steuerfedern
[Seite 140] (rectrices). Die Schwungfedern bilden bey
ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer,
womit sich die Vögel in die Luft heben und
fliegen können. Einige wenige Vögel (aues
impennes), wie die Pinguine etc. haben gar
keine Schwungfedern, und sind daher zum
Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen
Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen etc.
die Steuerfedern.
Im innern Körperbau*) zeichnen sich
die Vögel besonders durch die merkwürdigen
Luftbehälter aus, die in ihrem Körper ver-
theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer-
ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen
mit den Lungen, andere aber bloß mit dem
Rachen in Verbindung, und der Vogel kann
sie nach Willkür mit Luft laben oder aus-
leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vor-
züglich große aber zarte häutige Zellen, die
theils im Unterleibe, theils unter den Achseln
und sonst noch unter der Haut verbreitet sind,
und durchs Einathmen mittelst der Lungen
voll Luft gepumpt werden können. Außer-
[Seite 141] dem dienen den Vögeln auch gewisse mark-
leere hohle Knochen, wie die Schulter-
knocken im Flügel etc. und manchen selbst die
Hirnschale, zu ähnliche Zwecken; und endlich
sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfef-
ferfraße, Nashornvögel etc. ebenfalls dahin
gehörig; und selbst die Federspulen stehen mit
dem obengedachten lockern Zellgewebe in Ver-
bindung, und können gleichfalls mit Luft gefüllt
oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen
werden die Vögel zum Flug geschickt, bey
welchem die Geschwindigkeit so wohl als die
lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind.
Nur wenige Vögel, wie der Straus, der
Casuar, die Pinguine und andere aues im-
pennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe
eben so verschieden als der Säugethiere ihrer.
Die mehresten leben auf Bäumen, andere auf
dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde:
aber kein einziger Vogel (so wie der Maul-
wurf in der vorigen, und andere Geschöpfe
in den beyden letztern Thier-Classen) bloß
unter der Erde. Die Bildung der Füße ist
auch bey den Vögeln, so wie bei den Säu-
gethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt an-
gemessen*).
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn-
platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten
zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige Mei-
len weit in die benachbarten Gegenden strei-
chen, und bald darauf in ihre alte Heimath
zurückkehren; andere aber wie die Hausschwal-
ben, die Kraniche, Störche etc. so, daß sie im
Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer
und über einen beträchtlichen Theil der Erdku-
gel weg, anstellen, und den Winter bis zur
Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern
Zonen zubringen.
Kein Vogel hat Zähne, sondern diese
Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem
Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey
denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, ge-
langen diese nicht sogleich in den Magen,
sondern werden vorher im drüsenreichen Kro-
pfe (ingluuies, prolobus) eingeweicht, und
von da nur allmählich an den Magen überlas-
sen: der bey diesen Thieren äußerst musculös,
und so stark ist, daß er sogar, nach Reau-
mur's u.a. merkwürdigen Versuchen, ver-
[Seite 143] schluckte Haselnüsse und Olivenkerne zu zerdrük-
ken und Münzen so glatt wie Papier abzu-
scheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlu-
cken aber auch überdem noch kleine Kieselstein-
chen, die ebenfalls die Zermalmung und nach-
herige Verdauung der Speisen befördern*).
Verschiedene fleischfressende Vögel, wie die
Falken, Eulen, Eisvögel etc. können die Kno-
chen, Haare und Gräten der kleinen Thiere,
die sie verzehrt haben, nicht verdauen, son-
dern brechen sie, in eine runde Kugel (das
Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wieder
von sich*).
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-
werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den
[Seite 144] Säugethieren, gehört unter andern der Man-
gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls
dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl
bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die
äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und
bestimmte Richtung der Federchen in der Ge-
gend des Ohres und bey manchen derselben
auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe
am äußern Gehörgange, ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich
u.a. verwandte Gattungen, scheinen den wirk-
lichen Sinn des Tastens (d.h. des Gefühls im
engern Verstande) zu besitzen; und das Organ
dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna-
bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven
versehen, und beym lebendigen Thier äußerst
empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Enten
in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes
weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgeben
können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen
so genannten Sangvögeln mannigfaltig und
anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen,
daß sie singen (– denn natürlicher Gesang
ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen
–) als, daß sie pfeifen. Außer den abge-
dachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen
dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehl-
kopfs (larynx) zu Statten, der bey den
Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren
und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an
[Seite 145] der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam
in zwey abgesonderte Hälften an die beyden En-
den der Luftröhre vertheilt ist. Die Papa-
geyen, Raben, Stahre, Dompfaffen etc. hat
man die Menschenstimme nachahmen und
Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die
Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang
annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar
zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß
man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon
wirklich kleine Concerte hat geben können. Ue-
berhaupt aber scheint auch der Waldgesang der
Sangvögel doch erst durch Uebung und Nach-
ahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im
Frühjahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel
in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten.
Das Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte
Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus
Jahr ein zu diesem Geschäft willig finden.
Manche halten sich nur zur Begattungszeit,
andere aber, wie die Tauben und Hausschwal-
ben, für immer paarweise zusammen: noch an-
dere aber leben, wie die Haushahn, und unter
den wilden Vögeln der Straus, in Polygamie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In-
stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen,
[Seite 146] und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht
außer dem Kuckuck wohl nur sehr wenige andre,
z.B. die Nachtschwalbe ausgenommen sind.
Bey den polygyniischen Vögeln, wie bey den
Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei-
nen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen
aber, die sich paarweise zusammen halten, zu-
mahl unter den Sangvögeln, trägt es doch
Baumaterialien herbey, und verpflegt sein
Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede
Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnis-
sen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste
angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch
jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem
Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald
minder künstlich Manche Vögel, wie die
Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich
bloß ein dürres Lager von Reisholz, Stroh-
halmen etc. auf der platten Erde: andere tragen
sich nur ein welches kunstloses Bett in Löcher
der Mauern, Felsenritzen und hohlen Bäume;
so die Spechte Heber, Dohlen, Sperlinge etc.
Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tau-
ben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die
Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel:
[Seite 147] andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form
eines Backofens: noch andere, wie manche
Meisen, Kernbeißer etc. die von einem Beutel
u.s.w.*)
Wenn endlich das Geschäft des Nester-
baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre
Eyer hinein; deren Anzahl bey den verschie-
denen Gattungen der Vögel sehr verschie-
denen Gattungen der Vögel sehr verschieden
ist. Viele Wasservögel z.B. legen jedes
Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen
und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven
dreye; die Raben viere; die Finken fünfe; die
Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner
und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber,
besonders wenn man ihm die Eyer nach und
nach wegnimmt**), bis fünfzig und darüber.
Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vor-
her gegangene Befruchtung, Eyer von sich,
die aber zum Brüten untauglich sind und
Windeyer (oua subuentanea, cynosura,
zephyria, hypenemia) heißen.
Die Ausbildung des jungen Thieres, die
bey den Säugethieren noch im Mutterleibe
vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln
im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens
bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet seine
Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den
Grasmücken oder Bachstelzen etc. in deren Nest
er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man,
daß selbst Copaunen und Hunde, und sogar
Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*).
Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitz-
ten Mist**), und durch Lampenfeuer in so ge-
nannten Brt-Maschinen***) und in Brüt-
öfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen las-
sen. – Die Vögel werden durchs anhaltende
[Seite 149] Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die
sich paarweise zusammen halten, wie bey den
Tauben, Schwalben etc. nimmt auch das
Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die
Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen,
Stieglitzen etc. überlassen zwar das Brüten bloß
ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh-
rend der Zeit mit Futter und ätzen sie theils
aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye
selbst die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*).
Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter
überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß,
sondern auch wiederum diejenige Stelle auf
seiner Oberfläche (der so genannte Hahnen-
tritt, cicatricula), neben welcher das künftige
Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter
als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich
bey jeder Lage des Eyes doch immer jene
Stelle dem Leibe des bebrütenden Vogels
zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen
Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume
Zeit nachdem das Brüten seinen Anfang ge-
[Seite 150] nommen. Beym Hühnerey z.B. kaum vor
Ende des ersten Tages: so wie am Ende des
zweyten das berühmte Schauspiel der ersten
Bewegung des dann noch sehr unvollkommnen
Herzchens (das punctum saliens) seinen An-
fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages
sieht man schon das ganze kleine gallertartige
Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten bre-
chen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehn-
ten schnappt das Hühnchen schon nach Lust;
und ist am neunzehnten Tage im Stande einen
Laut von sich zu geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah-
ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird,
verschieden, als die früheste Gestalt des neu-
empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen
Bildung. Man kann sagen, das Küchelchen
im Eye gelangt erst durch eine Art von Metamor-
phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das
sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z.B.
des Herzens) als in der Totalbildung.
Unter den mancherley zur bewunderungs-
würdigen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens
dienenden Organen, sind die beyden allerwich-
tigsten zwey, sehr gefäßreiche Membranen, die
zumahl um die Mitte der Brützeit in ganz
ausnehmender Schönheit sich zeigen. –
Nämlich die Nabelhaut (chorion) die
dann unter der Eyerschale ausgebreitet ist;
[Seite 151] und die Dotterhaut (membrana valuulosa
vitelli), die mit dem Darmcanal des zarten
Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient ihm
statt der Lungen zum so genannten phlogistischen
Proceß (– S. 37 u.f. –) und diese zur Er-
nährung mittelst des Dotters, der allgemach
durch das sich ihm beymischende Eyweiß ver-
dünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre be-
stimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die
aber doch nach Verschiedenheit des Clima und
der wärmern oder kältern Witterung verzögert
oder beschleunigt wird. Beym Huhn ist das
Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und
zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem
Eye reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von
der Mutter, und bey denen, die in Monoga-
mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt-
lichkeit gefüttert, und zumahl bey den mehre-
sten körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt,
bis sie erwachsen, und für ihren eige-
nen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ih-
rer körperlichen Größe, und in Vergleich mit
[Seite 152] den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und
man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft
Adler und Papageyen über hundert, Buchsin-
ken, Stieglitze über 24 Jahre etc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige Geschö-
pfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbar-
keit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich
einfacher ist, als der Säugethiere ihre. Sie
vertilgen unzählige Insecten, und das un-
bedingte Wegfangen mancher vermeintlich schäd-
lichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in
manchen Gegenden, hat meist eine ungleich
schädlichere Vermehrung des Ungeziefers nach
sich gezogen. Andere verzehren größere
Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche,
Eidexen etc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut
ausrotten. Von der andern Seite wird
auch die Vermehrung und Fortpflanzung
der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch
Vögel befördert. So weiß man z.B., daß
die wilden Gänse bey ihren Zügen befruchteten
Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und
sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr
viele Vögel verschlucken Samenkörner, die sie
nachher wieder ganz von sich geben, und da-
durch die Verbreitung derselben befördern: so
z.B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse etc.
[Seite 153] Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsen-
klippen und Küsten, daß nachher nützliche Ge-
wächse da fortkommen können. Manche Fal-
kengattungen lassen sich zur Jagd, so wie die
Scharben zum Fischfang, abrichten etc. So
sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett etc. dienen
zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel
zur Kleidung mancher der nördlichsten Völker.
Die Federn zum Füllen der Betten, zum
Schreiben, und zu mancherley theils kostbaren
Putz, so wie auch bey vielen wilden Völkern,
zumahl auf den Inseln des stillen Oceans, ei-
nen wichtigen Handelsartikel ausmachen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt
sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzba-
rer Thiere und Gewächse zurück bringen.
Der Condor, der Lämmergeyer u.a. Raubvö-
gel tödten Kälber, Ziegen, Schafe etc. Der
Fischadler und so viele Wasservögel sind den
Fischen und ihrem Leich so wie die Habichte,
Sperber, Aelstern etc. dem Hausgeflügel ge-
fährlich. Die Sperlinge und andere kleine
Sangvögel schaden der Saat, den Weintrau-
ben und Obstbäumen u.s.w. Und endlich wer-
den freylich nicht bloß brauchbare Gewächse,
sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut
durch die Vogel verpflanzt. Giftige Thiere
finden sich aber in dieser Classe von Thieren
eben so wenig, als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen
genommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse
Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und
die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart,
Nahrung etc. beziehen, schon an sich so viel von
ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die
mehresten Ornithologen auch ihre Classification
auf die Verschiedenheit des einen, oder des
andern von den genannten Theilen gegründet;
Klein z.B. auf die Bildung der Zehen,
Möhring auf die Bedeckung der Beine,
Brisson auf beydes in Verbindung mit der
Beschaffenheit des Schnabels u.s.w. Linné
nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel
auch auf die Bildung mehrerer Theile zugleich
und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rück-
sicht; nur scheint er sich in der Ausführung
zuweilen vergessen zu haben: wenigstens be-
greift man nicht, wie Papageyen, Colibrite
und Krähen bey ihm in eine Ordnung ver-
bunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey
Ordnungen von einander gerissen, und mehr
Verbindungen oder Trennungen dieser Art zu-
gelassen werden dursten.
Ich habe mir also hier einige Abänderung
von dem Linnéischen System erlaubt, und die
ganze Classe in folgende neun Ordnungen
abzutheilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krum-
men starken Schnäbeln meist mit kurzen
starken, knorrigen Füßen, und großen,
gebogenen, scharfen Klauen.
II. Leuirostres. Mit kurzen Füßen, und
meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils
hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln,
Papageyen, Tucane etc.
III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langen und schmalen Schnäbeln, und theils
wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge.
Wendehals, Spechte, Baumkletten, Co-
librite etc.
IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig
langem, und ziemlich starkem, oben erha-
benem Schnabel. Raben, Krähen etc.
V. Passeres. Die so genannten Sangvögel
nebst den Schwalben etc. Sie haben kurze
Füße, und einen mehr oder weniger kegel-
förmigen, zugespitzten Schnabel, von ver-
schiedener Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen,
oben etwas erhabenem Schnabel, der an
der Wurzel mit einer fleischigen Haut be-
wachsen ist. Auch die Tauben habe ich
unter diese Ordnung gebracht, da sie bey
weiten mehr mit den Hühnern als mit den
Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte,
verwandt sind.
VII. Struthiones. Die großen, zum Flug
ungeschickten Landvögel. Der Straus, Ca-
suar und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen
Füßen, langem, fast walzenförmigem
Schnabel, und meistens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder-
süßen, einem stumpfen, mit Haut über-
zogenen, am Rande meist gezähnelten
Schnabel, der sich an der Spitze des Ober-
kiefers mit einem Häkchen endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ord-
nungen.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen,
scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem
Schnabel, der meist oben auf der Seite in
zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft,
und an der Wurzel mehrentheils mit einer
fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie näh-
ren sich theils von Aas, theils vom Raube le-
bendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten
an erhabenen Orten, und haben ein wildern-
des, widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer Rostrum rectum,
apice aduncum: plerisque caput et col-
lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. ca-
runcula verticali longitudine capitis.
de Humboldt Recuiel d'observations de
Zoologie. tab. 8. 9.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält
mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in die
Breite, und feine Schwungfedern sind am Kiel
wohl fingersdick. Er ist schwarzbraun von Farbe
mit einem weißen Halskragen. Nistet zumahl
an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt
meist vom Raube unter den Viehherden, und
von den todten Fischen, die die See auswirft.
2. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son-
nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice
colloque denudato.
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.
In Westindien und Südamerica. Nur von
der Größe eines welschen Huhns; zumahl am
Kopf von schönen gelben, rothen und schwarzen
Farben, mit langen, fleischigen Lappen über
dem Schnabel. Kann den nakten Hals ganz in
den dickgefiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bart-
geyer, Goldgeyer, Jochgeyer. V. rostri
dorso versus apicem gibboso, mento barbato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 85.
In den Tyroler- und Schweizer-Alpen; auch
in Sibirien und Habessinien. Der größte euro-
päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey
10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch sei-
nen starkhaarigen Bart, und durch den befiederten
Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rüc-
ken vorn am Oberschnabel von andern Geyern
auszeichnet*).
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi-
bus nigris margine exteriore practer ex-
timas, canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien und
Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Am-
phibien etc. Die alten Aegyptier haben diesen
Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich
nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig
[Seite 160] in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbe-
kleidungen u.s.w. vorgestellt.
2. Falco. (Span. Açor.) Rostrum
aduncum, basi cera instructum; caput
pennis tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius,
Fr. le messager) F. cera alba, cruribus
longissimis, crista ceruicali pendula, rectri-
cibus intermediis elongatis.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 55.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip-
pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpf-
vogel*).
2. †. Melanaëtus der schwarzbraune Adler.
(Buffon's aigle commun , Engl. the black
eagle) F. cera lutea, pedibusque semila-
natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis
flauis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der
folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler.
(Buffon's grand aigle, Engl. the golden
eagle .) F. cera lutea, pedibus lanatis
luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo
vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.
Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen
Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret
von Hasen, Gemsen etc.
4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Bein-
brecher (Fr. l'orfraie, Engl. the sea-
eagle, the osprey.) F. cera lutea pedibusque
semilanatis, corpore ferrugineo, rectrici-
bus latere interiore albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1801.
An den europäischen Küsten, auch in Nordame-
rica und theils auf der Südsee. Fast von der
Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von
Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih.
(Fr. le balbuzard, Engl. the osprey .) F.
cera pedibusque caeruleis, corpore supra
fusco, subtus albo, capite albido.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See-
küsten. Ist oft mit dem Fischadler verwechselt
worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer,
Milan, Scheerschwänzel, Schwalben-
schwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl.
the kite.) F. cera flaua, cauda forsicata,
corpore ferrugineo, capite albidiore.
Fast in der ganzen alten Welt.
7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon,
Engl. the falcon .) F. cera pedibusque flauis,
corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis
quatuor nigricantibus.
In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde;
variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige
auch von manchen für besondere Gattungen an-
genommen werden. Wird vorzüglich (so wie
freylich die folgende und andere verwandte Gattungen
dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säu-
gethiere und Vögel, namentlich in den Mor-
genländern zur Gazellenjagd, und in Europa
zur Reiherbeitze abgerichtet.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Tauben-
falke. (accipiter. Fr. l'autour, Engl. The
goosehawk .) F. cera nigra, margine pedi-
busque flauis, corpore fusco, rectricibus
fasciis pallidis, superciliis albis.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen
Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr.
l'épervier, Engl. the sparrow hawk .) F. cera
viridi, pedibus flauis, abdomine albo griseo
vndulato, cauda fasciis nigricantibus.
3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun-
cum, nudum absque cera; nares barba-
tae; caput grande; lingua bifida; pedes
digito versatili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule.
(Fr. le grand duc. Engl. the great horn-
owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis
iridibus croceis, corpore rufo.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
[Seite 163]Das größte Thier seines Geschlechts. Im
mildern Europa und westlichen Asien.
2. Nictea. die Schnee-Eule, Harfang. S.
capite laeui, corpore albido, maculis luna-
tis distantibus fuscis.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 75.
In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles
Thier.
3. †. Flammea. die Schleiereule, Kircheneule,
Thurmeule. (Fr. l'effraie). S. corpora luteo
punctis albis, subtus albido punctis nigri-
cantibus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
In den gemäsigtern Zonen der alten und
neuen Welt. Von ausnehmend schönem und
sanftem Gefieder.
4. Passerina. das Käutzlein (Fr. la che-
vêche, Engl. the little owl ) S. capite laeui,
remigibus maculis albis quinque ordinum.
4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente
vtrinque versus apicem, basi nudum;
lingua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster.
(Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great
[Seite 164] shrike .) L. cauda cuneiformi, lateribus alba,
dorso cano, alis nigris macula alba.
In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie
die folgende Gattung, andrer Vögel Stimme
sehr geschickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor-
cheur, Engl. the red-backed shrike .) L.
cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectri-
cibus quatuor intermediis vnicoloribus, ro-
stro plumbeo.
In Europa Nährt sich hauptsächlich von In-
secten, zumahl Käfern, Grashüpfern etc. die er
zum Vorrath an Schwarzdorn und anderes dor-
niges Gebüsche anspießt.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß
den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden
durch die theils sehr großen, dicken, aber in
Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kennt-
lich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der
Luftbehälter gedacht worden.
5. Psittacvs. Papagey, Sittig.
(Fr. perroquet, Engl. parrot) Mandibula
superior adunca, cera instructa; lingua
carnosa, integra. Pedes scansorii*).
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat-
tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge-
schränkte Heimath haben, daß sich, z.B. auf
den Philippinen, verschiedene derselben bloß
einzig und allein auf der einen oder andern Insel,
und hingegen nie auf den noch so nahe liegenden,
benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Pa-
pageyen viel auszeichnendes, Eigenes in ihrem
Betragen. Sie wissen sich z.B. ihrer Füße fast
wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise da-
mit zum Munde, krauen sich damit hinter den
Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so
treten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den
Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf etc.
Ihr bakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt und
sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen fast
statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhal-
ten u.s.w. Beyde Geschlechter lernen leicht
Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn
gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.
1. Macao. der Aras, indianische Rabe.
(Aracanga ). P. macrourus ruber, remi-
gibus supra caeruleis, subtus rutis, genis
nudis rugosis.
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari
pectoreque rubro, gula nigra.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus,
crista plicatili flaua.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
[Seite 166]4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey.
P. brachyurus canus, temporibus nudis
albis, cauda coccinea.
Auf Guineea, Congo und Angola.
5. Ochrocephalus (Fr. l'amazone à tête jaune.)
P. viridis, vertice flauo, tectricibus alarum
puniceis, remigibus ex viridi, nigro, vio-
laceo et rubro variis, rectricibus duabus
extimis basi intus rubris.
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu-
rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia
nigra, orbitis cinereis.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel
größer als ein Blutfink. Hat den französischen
Nahmen von der irrigen Sage als ob er immer
Paarweis gehalten werden müßte weil keiner den
Verlust seines Gatten überleben könnte.
6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras.
Rostrum maximum, inane, extrorsum
serratum, apice incuruatum. Pedes
scansorii plerisque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen
dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer
Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und
von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist
eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an
der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den
Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt
sehr, nach der Verschiedenheit der beyden Ge-
schlechter, auch nach dem Alter etc.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente,
versus basin fascia nigra, fascia abdominal flaua.
7. Bvceros. Der Nashornvogel, Ca-
lao. (hydrocorax.) Rostrum maximum,
inane, ad basin versus frontem recurua-
tum; pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls
abentheuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ost-
indien und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re-
curuato.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze
Füße, und meist einen geraden, nicht dicken
Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picvs. Specht (Fr. pic. Engl. wood-
pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu-
neato; lingua teres lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata, apice retrorsum
aculeato; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren
Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in
zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die
von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschä-
del unter der Haut liegen, und sich an der Stirne
nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese
Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mit-
[Seite 168] telst welcher diese Vögel ihre wurmförmige Zunge
desto leichter hervorschießen, und an der hornigen
Spitze derselben Insecten anspießen können.
1. †. Martius, der Schwarzspecht, gemeine
Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice
coccineo.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern Eu-
ropa und nördlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht.
P. viridis, vertice coccineo.
3. †. Maior. Der große Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, occipite
rubro.
4. †. Minor. der kleine Bunt- oder Roth-
specht. P. albo nigroque varius, vertice
rubro.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acu-
minatum; lingua lumbriciformis, lon-
gissima, mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals,
Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the
wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis
quatuor.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge-
lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche
Heimath wie die vorgedachten Spechte.
10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu-
latum, teretiusculum, apice compresso,
[Seite 169] mandibula superiore paullo longiore;
pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht (Fr. la sitelle
le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood-
cracker .) S. rectribus nigris, lateralibus
quatuor infra apicem albis.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
11. Todvs. Rostrum subulatum, depres-
siusculum, obtusum, rectum, basi setis
patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green
sparrow .) T. viridis, pectore rubro.
2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, cor-
pore albo, cauda cuneata, rectricibus in-
termediis longissimis.
In Südafrica, auf Madagascar etc.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, cras-
sum, rectum, longum; pedes breues,
gressorii.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon. Fr. le
martin pecheur, Engl. the kingsfisher.) A.
supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda
breui.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich
von Fischen deren Gräten er dann als Gewölle
(§. 63.) ausbricht. Daß er nach dem Tode leicht
vertrocknet ohne in Fäulniß überzugehn, ist nicht
wie Paracelsus und so viele nach ihm meinten
eine Eigenheit dieses Vogels, sondern zeigt sich
[Seite 170] unter ähnlichen Umständen auch am Kreuzschnabel,
Canarienvogel u.a.
13. Merops. Rostrum curuatum compres-
sum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser.
(Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M.
dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi
caerulescente, gula lutea, fascia temporali
nigra.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1808.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt
von Insecten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue-
xum, subcompressum, obtusiusculum,
pedes ambulatorii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn.
(Fr. la hupe, Engl. the hoopoe.) U. crista
variegata.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von
Regenwürmern und mancherley Insecten. Nistet
in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles
anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men-
schenkoth*).
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum
arcuatum, tenue, subtrigonum, acu-
tum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper,
Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim-
[Seite 171] pereau, Engl. the creeper.) C. grisea. subtus
alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte an
den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre
Puppen zu suchen etc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea,
rectricibus roseis, remigibus rectricibusque
fuscis, maculis alarum fuluis niueisque.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.
Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings
Größe, und lebt einsam im wärmern Europa.
Nahmentlich im C. Bern. In Deutschland ists
äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf
Thürmen etc.
3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus remigi-
busque nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche
Einwohner mit den Federchen dieses kleinen car-
moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz,
und andere Kleidungsstücke, Helme etc. sogar
ganze Mäntel etc. überziehen.
4. Sannio. C. oliuacea, vertice subuiolaceo,
remigibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
16. Trochilvs*). Colibri, Honigsau-
ger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche.
Engl. humming bird.) Rostrum subulato-
filiforme longum. Mandibula inferiore
[Seite 172] tubulata, superiore vaginante inferio-
rem. Lingua filis duobus coalitis tubu-
losa; pedes ambulatorii, breuissimi.
Das ganze Geschlecht ist, soviel man bis jetzt
weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht
bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich
bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste
von Patagonien.
A) Curuirostres (eigentliche Colibris.)
1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber,
rectricibus intermediis longissimis, capite
fusco, gula aurata vropygioque viridi.
B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)
2. Minimus. T. corpore viridi nitente, subtus
albido; rectricibus lateralibus margine ex-
teriore albis.
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge-
trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest
ist von Baumwolle, und hat die Größe einer
Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von ei-
ner Zuckererbse.
3. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le
Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur-
pureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen
mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie
glühendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen
starken, oben erhabnen Schnabel von mittel-
mäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben
theils von Getreide u.a. Pflanzensamen etc.
theils von Insecten, und auch von Aas; und
haben mehrentheils ein wilderndes, unschmack-
haftes Fleisch.
17. Buphaga. Rostrum rectum, subqua-
drangulare: mandibulis gibbis, integris,
extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu-
latorii.
1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. The
beefeater.)
18. Crotophaga. Rostrum compres-
sum, semiouatum, arcuatum, dorsato
carinatum. Mandibula superiore margine
vtrinque angulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the ra-
zor-billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver-
bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen
sich zusammen halten und sich ein gemeinschaftliches
Nest bauen, mit einander brüten etc.
19. Corvvs. Rostrum conuexum cultra-
tum, nares mystace tectae; pedes am-
bulatorii.
1. †. Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau.
Engl. the raven.) C. corpora atronitente,
rostra apice subincuruo, cauda semirhombea
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge-
hends in beyden Welten. Hat einen überaus
scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge
Enten, selbst junge Hasen etc. schleppt auch an-
dere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krahe. (Fr. la cor-
neille, Engl. the carrion crow.) C. atro-
caerulescens totus, cauda rotundata: rectri-
cibus acutis.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka-
rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl.
the rook.) C. ater, fronte cinerascente,
cauda subrotunda.
Meist im ganzen mildern Europa. Vergütet
den mäßigen Schaden den sie der Saat thut durch
die weit beträchtlichere Vertilgung unzähliger
Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen etc.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau-
benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl.
the hooded crow, royston crow.) C. cinera-
scens, capite iugullo alis caudaque nigris.
In den mildern Zonen der alten Welt. Hauße
in manchen Gegenden als Standvogel Jahr aus
Jahr ein, in andern läßt er sich bloß über Winter,
[Seite 175] nieder, ohne daß man noch recht weis wo er von
da im Frühjahr hinzieht. Wird ebenfalls durch
die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar,
thut doch aber auch den Maisfeldern großen
Schaden.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas.
Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite
incano, fronte alis caudaque nigris.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer,
Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le
jeay. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum
caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque,
corpore ferrugineo variegato.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le
casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus
alboque punctatus, alis caudaque nigris:
rectricibus apice albis: intermediis apice
detritis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1805.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei-
ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C.
albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
In Europa und Nordamerica. Ein sehr schädliches
Thier für junges Meyergeflügel, aber für Felder
und Gärten sehr nützlich, das zahllose Raupen,
Schnecken etc. vertilgt. Zudem einer der unter-
haltendsten Stubenvögel.
20. Coracias. Rostrum cultrarum,
apice incuruato, basi pennis denudatum;
pedes ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau-
racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl.
the roller.) C. caerulea, dorso rubro, re-
migibus nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1807.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt
sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man-
deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracvla. Rostrum conuexo-cultra-
tum, basi nudiusculum. Lingua integra,
acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor
grakle.) G. nigro violacea, macula alarum
alba, fascia occipitis nuda, flaua.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und
lernt leicht Worte nachsprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola-
cea, cauda rotundata.
22. Paradisea*). Paradisvogel (ma-
nucodiatta.) Rostrum basi plumis tomen-
[Seite 177] tosis tectum. Pennae hypochondriorum
longiores. Rectrices duae superiors
singulares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland,
da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist,
von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo-
lucken u.a. benachbarten Inseln streichen. Noch
jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die we-
gen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als
Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Ab-
sicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leicht-
gläubigen Alten den Paradisvögeln überhaupt
abzusprechen wagten*).
1. Apoda. (Fr. l'Émeraude.) P. brunnea pen-
nis hypochondrias luteis corpore longiori-
bus, rectricibus duabus intermediis longis
setaceis.
2. Alba. Der weiße Paradisvogel. (Fr. le ma-
nucode à 12 filets.) P. anterius nigra viola-
cea, posterius alba, humeribus viride virga-
tis, rectricibus 12 nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 96.
Eine der schönsten und zugleich die seltenste Gat-
tung dieses Geschlechts, am Leibe ohngefähr von
der Größe einer Drossel.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite
breuius, cultratum, aduncum, margine
mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus,
gula nigra.
24. Bvcco. (Fr. barbu, Engl.
barbet.) Rostrum cultratum, lateraliter
compressum apice vtrinque emarginato,
incuruato, rictu infra oculos protenso.
1. Atroflavus. B. niger, iugulo, pectore et
lineis supra - et infraorbitalibus luteis, ab-
domine griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.
25. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum
Nares margine prominulae, Pedes
scansorii.
1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou.
Engl. the cuckow .) C. cauda rotundata ni-
gricante albo-punctata.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber
doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist.
Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes
Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt
sie einzeln in die Nester der Grasmücken und
Bachstelzen etc. zwischen dieser ihre eignen Eyer,
da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt
dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merkwürdig
ist, daß seine Eyer die doch un vieles größer sind,
[Seite 179] als dieser so weit kleinern Vögel ihre, dennoch
eben nicht länger als diese bebrütet zu werden
brauchen. Der junge Kukuk wächst aber dagegen
sehr schnell, und wirft die mit ihm zugleich aus-
gebrüteten jungen Grasmücken aus ihrem mütter-
lichen Nest. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht
zuverlässig bekannt.
2. Indicator. Der Honigkukuk, Sengo, Mook.
C. cauda cuneiformi fusco-et albido-ma-
culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus
nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts,
hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit wel-
cher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste
Nahrung, aus den wilden Bienennester, auf-
zusuchen weiß.
26. Oriolvs. Rostrum conicum, con-
vexum, acutissimum, rectum: mandi-
bula superiore paulo longiore, obsolete
emarginata; pedes ambulatorii.
1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel,
der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le
loriot.) O. luteus, pedibus nigris, rectrici-
bus exterioribus postice flauis.
Hin und wieder in der alten Welt. Das
Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen
olivengrün. Macht sich ein künstliches, napf-
förmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen
befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the
black bird.) O. niger, alarum tectricibus
coccineis.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemei-
niglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula
quiscula.)
3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger,
dorso postico maculaque tectricum alarum
basique rectricum luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien etc. Baut sich, wie die vorige
und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts,
ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und
Binsen*), deren man zuweilen mehrere Hundert
an Einem Baume hängen sieht.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen,
und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel
von verschiedener Größe und Bildung. Sie
leben in Monogamie, nähren sich von Insecten
und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmack-
haftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen,
(wie mans insgemein nennt.)
27. Alavda. Rostrum cylindrico-subula-
tum, rectum, mandibulis aequalibus,
basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po-
sticus rectior digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche,
Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field-
lark, sky-lark .) A. rectricibus extimis
duabus extrorsum longitudinaliter albis:
intermediis inferiore latere ferrugineis.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich so
wie der Straus, die Hühner und viele andere
deßhalb so genannte Scharrvögel (aues pulue-
ratrices) im Sande.
2. †. Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche,
Heidelerche. (Fr. le cochevis) A. rectrici-
bus nigris: extimis duabus margine exte-
riori albis, capite cristato.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, an-
gulato-depressum, obtusiusculum: man-
dibula superiore integerrima, margini-
bus patentiusculis.
1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr.
l'etourneau. Engl. the stare, starling.)
S. rostro flauescente, corpore nigro punctis
sagittatis albis.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutz-
bares Thier, das unzählige schädliche Insecten
vertilgt.
29. Tvrdvs. Rostrum tereti cultratum:
mandibula superiore apice deflexo, e-
marginato.
1. †. Visciuorus. die Schnarre, Misteldrossel,
der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl.
the missel bird, shrite.) T. dorso fusco,
collo maculis albis, rostro flauescente.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich
von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fort-
gepflanzt werden.
2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la
litorne, tourdelle. Engl. the fieldsare.) T.
rectricibus nigris: extimis margine inte-
riore apice albicantibus, capite vropygio-
que cano.
Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd-
liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder-
(Krammets-) Beeren.
3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel. (Fr.
le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis
subtus ferrugineis, supercillis flanescentibus.
Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit
Letten und faulem Holze aus; und da letzteres
theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht
so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung
der Alten, von einer aue hercynica noctu lu-
cente gegeben haben.
4. †. Musicus die Sangdrossel, Weindrossel,
Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle
song thrush.) T. remigibus basi interior
ferrugineis.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vo-
rigen. Zuweilen findet sich eine weißgraue
Spielart von ihr.
5. Polyglottus. Die americanische Nachtigall,
Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock
bird.) T. fusco-cinereus, subtus albidus,
maculis verticis, alarum, et caudae candidis.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica etc.
Ahmt anderer Vögel Stimme leicht und täu-
schend nach.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau-
daque nigris, occipite cristato.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un-
zählige Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel.
(Fr. le merle. Engl. the blackbird) T.
ater, rostro palpebrisque flauis.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich
von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues
Gedächtniß.
30. Ampelis. Rostrum rectum, conue-
xum: mandibula superiore longiore, sub-
incuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo-
gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur
de Boheme. Engl. the bohemian chatterer .)
A. occipite cristato; remigum secundario-
rum apice coccineo lanceolato.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in man-
chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutsch-
land: zumahl auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum;
frontis basi rotundatum; mandibula in-
ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm-
schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr.
le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld-
apple.) L. rostro forsicato.
In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde.
Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch-
fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.)
L. linea alarum alba, remigibus mediis
apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore
baseos nigris.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink Lie-
big, Gimpel (rubicilla, Fr. le bouvreuil
Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris,
rectricibus caudae remigumque posticarum
albis.
In der nördlichern alten Welt, Beyde Ge-
schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein-
ander accompagniren, und sogar Worte nach-
sprechen.
4. Gregaria. L. ex griseo flauescens, fronte
oliuacea, nucha, humeris, alis et cauda
fuscis.
Am Cap, wo Herden von mehreren hunderten
ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen
[Seite 185] bauen, und das wunderbare Gebäude mit einem
gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.
5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture fla-
vis, fascia oculari viridi, abdomine griseo,
rostro, pedibus, cauda remigibusque nigris.
Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.
Ebenfalls am Cap, so wie auf Mabagascar.
Bauet auch eins der wundersamsten Nester,
am Wasser, fast retortenförmig mit abwärts hän-
genden Halse zum Ein- und Ausflug, so daß
die Mündung nahe über der Wasserfläche zu hän-
gen kommt.
6. Philippina. die Baya. L. fusca,. subtus al-
bido-flauicans, vertice pectoreque luteis
gula fusca.
Daubenton Planches. tab. 135. fig. 2.
In Ostindien; sehr gelehrig, daher sie in der
indischen Halbinsel, zu mancherley kleinen Kün-
sten abgerichtet wird. Bauet gleichfalls ein sehr
kunstreiches hängendes Nest aus Binsen etc.
7. Cardinalis. der indianische Haubenfink,
die virginische Nachtigall. (Engl. the red
bird.) L. cristata rubra, capistro nigro,
rostro pedibusque sanguineis.
In Nordamerica, und wegen seines rothen
Gefieders und seines Gesanges häufig nach Eu-
ropa gebracht.
8. †. Chloris. der Grünfink, Grünling,
Grünschwarz, die Zwuntsche. (anthus,
florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.)
L. flauicanti-virens, remigibus primoribus
antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor
basi luteis.
9. Orix. der Feuervogel. L. grisea, rostro,
fronte abdomineque nigris, collo vropygio-
que fuluis.
Daubenton Planches. tab. 6. fig. 2. und
tab. 134. fig. I.
Am Cap etc. das Männchen im Frühling und
Sommer feuerroth und samtschwarz; im Herbst
und Winter hingegen von der graulichbraunen
Farbe des Weibchen.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni-
cum, mandibulae basi deorsum a se in-
vicem discedentes: inferiore lateribus
inflexo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee-
vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the
snow bunting.) E. remigibus albis, primo-
ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris,
lateralibus tribus albis.
In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum
Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber
zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen
sehen läßt.
2. †. Miliaria. Die graue Ammer. (Fr. le
proyer. Engl. the bunting .) E. grisea,
subtus nigro maculata, orbitis rusis.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die
Fettammer, windsche Goldammer. E.
remigibus nigris, primis tribus margine
[Seite 187] albidis; rectricibus nigris, lateribus dua-
bus extrorsum nigris.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1803.
In den wärmern Gegenden von Europa und
dem benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans,
der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the
yellow hammer.) E. rectricibus nigrican-
tibus; extimis duabus latere interiore ma-
cula alba acuta.
5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorso-
que spadiceis, crisso albido, rectricibus
duabus vtrinque extimis fascia obliqua alba.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.
6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à
collier d'or. Engl. the whidah bird.) E.
fusca, pectore rubro, rectricibus interme-
diis quatuor elongatis acuminatis: duabus
longissimis, rostro rubro.
Hat den englischen, nachher in andern Spra-
chen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen
von seiner Heimath, dem Königreich Whydah
(oder Judah) auf der guineischen Küste.
33. Tanagra Rostrum conicum, acu-
minatum, emarginatum, basi subtrigo-
num, apice decliue.
1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec
d'argent, Engl. the red-breasted blackbird.)
T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum coni-
cum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink,
Rothfink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl.
the chassinch.) F. artubus nigris, remigibus
vtrinque albis, tribus primis immaculatis:
rectricibus duabus oblique albis.
In Europa und Africa; hat mannigfaltigen
Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier
von sechs oder mehr Meilen in die Runde über-
ein, und in benachbarten Gegenden wieder an-
ders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen-
fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink,
Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr.
le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble .)
F. alarum basi subtus flauissima.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die
Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen
Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle)
F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda-
riis tectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. I.
Auf dem Caucasus, und in den europäischen
Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr.
le chardonneret. Engl. the goldfinch, the
thistlefinch .) F. fronte et gula coccineis,
remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua-
bus extimis medio, reliquisque apice albis.
Fast durch ganz Europa und in den benachbar-
ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit
der Canarien-Sie schöne Bastarde*).
5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr.
le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad
finch.) F. fusca refescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man
behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen,
die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht
bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker-
vöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro
albido, corpore subfusco, pectore flauescente
rectricibus remigibusque virescentibus.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun-
derts aus den canarischen Inseln zuerst nach Eu-
ropa gebracht worden zu seyn; ist aber seitdem
daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet.
Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlichgrau mit
gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders
die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem
Kopfe (so genannte Rapp-Vögel), und die
Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri-
nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the
siskin.) F. remigibus medio luteis: primis
quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis,
apice nigris.
Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und
Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein
Nest selten gefunden wird*).
8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die
Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater
linnet.) F. remigibus primoribus rectrici-
busque nigris, vtroque margine albis.
9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs-
fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin.
Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri-
cibusque fuscis, margine obsolete pallido,
litura alarum albida.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, Spatz.
passer. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.)
F. remigibus rectricibusque fuscis, gula
nigra, temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Län-
dern der übrigen alten Welt fast allgemein ver-
breitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegen-
den, wie z.B. an manchen Orten in Thüringen
(und zwar auch an einigen, wo es doch weder
an Laubholz noch Obststämmen etc. fehlt) nicht
findet. Er brütet vier Mahl im Jahre. Frey-
lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier,
das aber doch auch unzähliges Ungeziefer ver-
tilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Mvscicapa. Fliegenfänger. (Fr.
gobe mouche. Engl. flycatcher.) Rostrum
[Seite 191] subtrigonum vtrinque emarginatum, a-
pice incuruo; vibrissae patentes versus
fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M.
nigra subtus frontisque macula alarumque
speculo albis, rectribus lateralibus extus
albis.
36. Motacilla. Rostrum subulatum
rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. Nachtigall. (Fr. le rossignol.
Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea,
armillis cinereis.
In den mildern Erdstrichen von Europa und
Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an,
und zieht zu Ende des Augusts wieder von dannen,
man weiß noch nicht gewiß, wohin; wenigstens,
so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken-
schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la fauvette.
Engl. the hedge sparrow .) M. supra fusca,
subtus albida, rectricibus fuscis: extima
margine tenuiore alba.
3. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca,
subtus alba, pectore cinereo maculato.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf
Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack-
haften Fleisches weit verführt wird.
4. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze.
das Ackermännchen. (Fr. la lavandiere.
Engl. the white waterwagtail.) M. pectore
nigro, rectricibus duabus lateralibus dimi-
diato-oblique albis.
Meist in der ganzen alten Welt.
5. Calliope. M. mustelina oliuaceo-macu-
lata, subtus ex flauescente alba, gula
miniata, linea alba nigraque cincta, loris
nigris, superciliis albis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch.
(Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the
black-cap.) M. testacea, subtus cinerea,
pileo obscuro.
Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.
Im mildern Europa. Einer der lieblichsten
Sangvögel.
7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr.
le rossignol de muraille. Engl. the redstart.)
M. gula nigra, abdomine caudaque rufis,
capite dorsoque cano.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nach-
tigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit
mit ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth-
brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr.
le rougegorge. Engl. the robin-red breast.)
M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über
Winter bey uns, und wird durch Vertilgung un-
zähliger schädlicher Insecten sehr nutzbar.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun-
schlupfer, Schneekönig, Winterkönig.
(Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro
cinereoque vndulatis.
In der nördlichern Erde. Macht sich ein be-
decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*),
und legt zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le
roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori
margine flauis, medio albis, crista verti-
cali crocea.
Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der klein-
ste europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota
pallide lutea.
J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat
den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er
sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er
einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten
Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß
dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird,
die er mit Flaumen etc. ausfuttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite
breuius, basi subtrigonum integerrimum,
apice incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) G. crista
erecta margine purpurea, corpore croceo,
tectricibus rectricum truncatis.
38. Parvs. Meise. (Fr. mésange, Engl.
titmouse, Tom-tit.) Rostrum integerri-
mum, basi setis tectum.
1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise.
(Fr. la charbonniere. Engl. the great tit-
mouse.) P. capite nigro, temporibus albis,
nucha lutea.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein mu-
thiges Thier, das weit größere Vögel anfällt,
andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt etc.
Man hat bey dieser und andern über Winter bey
uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts an-
gemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels
weit härter wird als im Sommer, das ihnen
beym Auspicken ihres Futters aus dem gefror-
nen Erdreich zu Statten kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise,
Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la
mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigi-
bus caerulescentibus; primoribus margine
exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.
Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr
ein unzählige Insecten.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor-
meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à
longue queue. Engl. the longtailed titmouse.)
P. vertice albo, cauda corpore longiore.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer,
baut sich ein sackförmiges Nest*) von Moos,
Wolle etc. und bekleidet es von außen mit den
nähmlichen Baumkrätzen u.a. Moosen, womit
der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt,
bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der
indianische Sperling. (Fr. le moustache.
Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano,
cauda corpore longiore, capite barbato.
Im nordwestlichen Europa, England etc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin-
meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la
mesange de Pologne.) P. capite subferrugi-
neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri-
cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.
J. D. Titii parus minimus Remiz de-
scriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen,
Sibirien etc. baut sich ein beutelförmiges Nest
von Pappelwolle etc. das sie an einem dünnen
Aste aufhängt.
39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum
minimum incuruum, subulatum, basi
depressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer
Bildung durch ihre Lebensart etc. gar sehr von
den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey der
bekannten Streitfrage über den Winteraufenthalt
unserer hieländischen Schwalben, zumahl der bey-
[Seite 196] den ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was
darüber geschrieben worden, noch manches nicht
vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den für
die eine*) oder für die andere**) Behauptung
angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an
welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt ge-
nug angegeben sind. Im ganzen hat doch aber
immer das Wegziehen derselben nach wärmeren
Gegenden bey weiten die größte Wahrscheinlich-
keit für sich.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer-
schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi-
rondelle de cheminée. Engl. the house-swal-
low, chimney-swallow.) H. rectricibus, ex-
ceptis duabus intermediis, macula alba notatis,
fronte et gula spadiceis.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet-
sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser
und der folgenden Gattung sind bey den Syste-
matikern aufs seltsamste vermengt und verwech-
selt worden. Hier diese, mit den nackten unbefie-
derten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern,
[Seite 197] baut ihr offenes Nest (das oft von Wan-
zen wimmelt) an die Dachgiebel, Ställe,
Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären
und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster-
schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe.
(hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de
fenêtre ou de muraille, le martinet à cul blanc.
Engl. the martin.) H. pedibus hirsutis,
rectricibus immaculatis, dorso nigro caeru-
lescente, tota subtus alba.
Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist
auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm
Dache, an den Kirchfenstern etc. Macht ihr Nest
aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe.
(Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sand-
martin, shore bird.) H. cinerea, gula ab-
domineque albis.
Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand-
hügeln etc.
4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus
omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den
sundaischen u.a. Inseln des indischen Archipe-
lagus bis Neu-Guinea etc. Baut da in die Ufer-
löcher und Berghöhlen die berufnen indianischen
oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase
ähnelt und vermuthlich aus halbverdauten, da-
durch für Fäulung gesicherten und so regurgitir-
ten molluscis besteht. Man sammelt jährlich
wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größten-
theils nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Stein-
schwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwalbe.
(Fr. le martinet. Engl. the black martin,
swift.) H. nigricans, gula alba, digitis
omnibus quatuor anticis.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
40. Caprimvlgvs. Rostrum modice
incuruum, minimum, subulatum, basi
depressum; vibrissae ciliares. Rictus
amplissimus; vnguis intermedius intror-
sum ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe,
der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nacht-
rabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'en-
goulevent, la tette-chevre. Engl. the goat-
sucker, night-raven.) C. narium tubis ob-
soletis.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum,
das im Flug seine schnurrende Stimme hören
läßt. Es lebt von Insecten, besonders von
Nachtfaltern etc. und die alte Sage, daß es den
Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße
und einen convexen Schnabel, der an der
Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen
ist, und dessen obere Hälfte zu beyden Seiten
über die untere tritt. Sie nähren sich meist
[Seite 199] von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein-
weichen; leben in Polygamie, legen zahlreiche
Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.
41. Colvmba. Taube. (Fr. und Engl.
pigeon.) Rostrum rectum versus apicem
descendens*).
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz-
taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl.
the stock dove.) C. caerulescens, ceruice vi-
ridi nitente, dorso postico albo, fascia ala-
rum apiceque caudae nigricante.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten
Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im
Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die
in mildern Erdstrichen hingegen überwintern
scharenweise in Felsen-Klüften, kohlen Bäu-
men etc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl
im Jahre, die Haustaube hingegen neun bis
zehn Mahl, so daß man von einem einzigen
Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen
könnte. Die vorzüglichsten Abarten (wovon
doch manche für besondere Gattungen angesehen
werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pi-
geon pattu, Engl. the rough-footed dove.)
mit langbefederten Füßen. Frisch tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer.
(Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand-
gosier, Engl. the cropper pigeon.) mit
theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon
cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit.)
[Seite 200] mit krausen Brustfedern und ganz kurzem
Schnabel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon
culbutant, Engl. the tumbler.) mit glattem
Kopf und einem kahlen rothen Augenring:
überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch
tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube.
(Fr. le pigeon nonain, Engl. the jacobine.)
mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche.
Frisch tab. 150.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüner-
schwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the
shaker.) mit aufrechtem, ausgebreitetem
Schwanze. Frisch tab. 151.
g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube,
türkische Taube. (Fr. le pigeon messager,
Engl. the carrier pigeon.) mit rothen Fleisch-
warzen um den Schnabel und die Augen
herum. Diese Taubenart hat ihren Nah-
men daher, weil man sich ihrer vorzüglich
ehedem in der Levante bediente, um Brief-
chen zu überschicken*).
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens,
supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta,
humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Zumahl auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln.
Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus, die Ringtaube, große Holz-
taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl-
taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier,
Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice
[Seite 201] atris, remigibus primoribus margine exte-
riore albidis collo vtrinque albo.
4. † Turtur. die Turteltaube, (Fr. la tour-
terelle, Engl. the turtle-dove.) C. rectri-
cibus apice albis, dorso griseo, pectore
incarnato, macula laterali colli nigra lineo-
lis albis.
In den warmen und mildern Gegenden der
alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit
und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertrei-
bungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor
andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle
à collier, Engl. the indian tourtle.) C. supra
lutescens lunula ceruicali nigra.
Im mildern Europa und in Ostindien.
6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de-
nudatis sanguineis, pectore ruso.
Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit
ihrer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung
der dasigen Indianer aus, die auch Tausende
derselben räuchern und dörren.
42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope
oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille,
Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor-
[Seite 202] pore griseo maculato, superciliis albis,
rectricibus margine lunulaque ferruginea.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1802.
Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel,
der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge
sehen läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr.
la perdrix grise. Engl. the partridge.) T.
pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc-
cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore
subfusco.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1799.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge-
genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta-
velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque
sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo
punctata.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf
den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel
gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinotte.)
T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis pun-
ctis nigris fascia nigra; exceptis interme-
diis duabus.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1796.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt-
lern Europa. Das Schwedische (Hiärpe) ist
wohl das schmackhafteste von allem wilden Ge-
flügel.
5. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr.
la gelinotte blanche. Engl. the white game.)
[Seite 203] T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri-
cibus nigris, apice albis; intermediis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1800.
In den alpinischen und nördlichsten Gegenden
der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von
grauer Farbe. Nahmentlich ein überaus wichti-
ges Thier für die europäischen Colonisten in
Labrador und Grönland.
6. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit te-
tras, Engl. the black cock.) T. pedibus
hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secun-
dariis basin versus albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1795.
In der nördlichern alten Welt.
7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq
de bruyere, tetras. Engl. the cock of the
wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun-
data, axillis albis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1794.
Im nördlichern Europa, hat ein äußerst schar-
fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und obe-
rer Kehlkopf liegen tief unten im Halse.
43 a). Nvmida. Caput cornutum, col-
lum compresso coloratum; palearia ca-
runculacea ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade.
Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in-
structo nares recipiente.
Das so zum wundern schön weißpunctirte Ge-
schöpf ist ursprünglich im nördlichen und westli-
chen Africa einheimisch, aber auch längst nach
Europa und viele Gegenden von America ver-
pflanzt.
43 b). Menvra. Cauda elongata, plana,
rectricibus 16. duabus intermediis angu-
stis, longioribus, duabus externis apice
dilatato exterius recuruo; reliquis laxis.
1. Superba der Leyerschwanz, Schweifhahn.
Audebert et Vieillot oiseaux de Pa-
ris tab. 14. 15. 16.
Auf Neuholland. Das Männchen wegen sei-
nes mächtig großen wundersam gebildeten schön-
farbigen Schweifes eines der prachtvollsten Thiere
der ganzen Classe.
44. Phasianvs. Genae cute nuda lae-
vigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq,
Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa
verticis geminaque gulae, auribus nudis,
cauda compressa ascendente.
Die vermutliche wilde Stammraffe*) ist in
Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe;
und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen
an den Spitzen der Hals- und Flügelfedern aus
(die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Sei-
denschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen
ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch
ist er erst durch die Spanier nach America ge-
bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee
bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon
vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der
Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmah-
ligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der
ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst
und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks-
schauspiel.
Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser
Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend-
sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils
in wahre zum erblichen Schlag gewordene Mon-
strositäten*); sowohl per defectum (– s. oben
S. 22 –), wie der ungeschwänzte Bluthahn;
als per excessum (– a. a. O. –), wie z.B.
mit 5 oder gar 6 Zehen**).
Unter den übrigen Abarten verdienen besonders
bemerkt zu werden:
a) der Paduanerhahn, wohl noch einmahl
so groß als der gemeine Haushahn.
b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum
halb so groß als der gemeine.
c) Der Strupphahn, krause Hahn, fries-
ländische Hahn, mit krausen auswärts ge-
krümmten Federn.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina etc.
Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare,
daher die Fabel von Bastarden, die von Ka-
ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten,
entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut.
Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor-
gebirge, wo auch noch andere Vögelarten
diese Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl.
the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite
viridi caerulescente, cauda cuneata genis
papillosis.
v. Wildungen Taschenbuch f. d. J. 1797.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min-
grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach
Europa gebracht haben sollen.
3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta-
tus et undulatus, remigum II interiorum
latere exteriore ocellato, genis nudis,
occipite nigro subcristato, rectricibus 2 in-
termediis longissimis.
Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.
In seiner Art wohl das wunderschönste pracht-
vollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind
die großen Augen auf den innern Schwungfedern
unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam
ein Lichtpunkt aufgesetzt etc.; mißt vom Schnabel
zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den
beyden folgenden Gattungen zumahl in Schina
zu Hause.
4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flaua,
pectore coccineo, remigibus secundariis
caeruleis, cauda cuneata.
Bey dieser und der nächstfolgenden Gattung
zeichnen sich die erwachsenen Männchen durch die
ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.
5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus,
crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
45. Crax. Rostrum basi cera obductum
in vtraque mandibula. Pennae caput
tegentes reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore
nigro, ventre albo.
46. Meleagris. Caput carunculis spon-
giosis tectum, gula caruncula membra-
nacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche
Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon,
Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.
Im mittlern und nördlichern America, wo er
in großen Herden zu hunderten auf Bäumen
lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge-
bracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten
wird, und in mancherley Varietäten von weißer
u.a. Farben ausgeartet ist.
47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum,
pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus, der Pfau. (Fr. le paon, Engl.
the peacock.) P. capite crista compressa, cal-
caribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch,
und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu-
ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich
vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner
[Seite 208] Schwanz-oder vielmehr Rücken-Federn aus.
Unter den Spielarten ist die weiße die auffalendste.
48. Otis. Rostrum mandibula superiore
fornicata: pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde,
Engl. the bustard.) O. maris capite iugu-
loque vtrinque cristato.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge-
mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen
wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn
am Halse einen weiten verborgenen Sack, der
sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbunde-
nen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten
Flügeln ohne Schwungfedern.
49. Strvthio. Rostrum subconicum,
pedes cursorii.
1. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche,
Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis,
digito exteriore paruo mutico, spinis ala-
rum binis.
Latham Vol. III. P. I. tab. 71.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von
acht Fuß und darüber erreicht, und außer Africa
nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermö-
gen zum Flug wird bey ihm durch die ausneh-
[Seite 209] mende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*).
Von seinen Eyern deren er wohl 30 legt, hält je-
des ohngefähr so viel als 24 Hünereyer. Vor-
züglich wird er durch seine Federn schätzbar.
Der americanische Straus (Str. rhea) ist zu-
mahl in Chili zu Hause.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi-
bus tridactylis, galea palearibusque nudis,
remigibus spinosis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 97.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner
mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und
ähneln Pferdeharen, und es entspringen immer
zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaft-
lichen Kiele.
Eine eigene Gattung von Casuar ohne Helm
(Str. australis.) ist neuerlich im fünften Welttheil
auf Neu-Südwallis entdeckt worden.
50. Didvs. Rostrum medio coarctatum
rugis duabus transuersis; vtraque man-
dibula inflexo apice: facies vltra ocu-
los nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel.
(Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula-
toriis, cauda breuissima, pennis incuruis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon. –
Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel,
der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung an-
gestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr.
Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das
schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe,
[Seite 210] folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines
widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*).
So weit die Landvögel. Nun die Was-
servögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen
walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge,
hohe Stelzenartige Beine, und auch mehren-
theils einen langen Hals, aber kurzen Schwanz.
Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Bo-
den auf, leben meist von Amphibien, Fischen,
Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten ni-
sten auf der Erde oder im Schilf, und werden
meist durch ihr vorzüglich schmackhaftes
Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicoptervs. Rostrum de-
nudatum, infracto-incuruatum, denti-
culatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre.
P. ruber, remigibus nigris.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche bey-
der Welten. Wird bey einem mäßig großen Kör-
[Seite 211] per, aber ganz auffallend langem Halse und Bei-
nen, wohl mannshoch.
52. Platalea. Rostrum planiusculum;
apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes
tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel-
reiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon-
bill.) P. corpore albo, gula nigra, occi-
pite subcristato.
Hin und wieder, zumahl in der westlichen al-
ten Welt.
53. Palamedea. Rostrum conicum,
mandibula superiore adunca. Pedes te-
tradactyli, fissi.
1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis
bispinosis, fronteque cornuta.
Latham Vol. III. P. I. tab. 74.
In den Savannen des östlichen Süd-America.
54. Mycteria. Rostrum subadscen-
dens, acutum; mandibula superiore
triquetra: inferiore trigona acuminata
adscendente: frons calua; nares linea-
res; pedes tetradactyli.
1. Americana. (Jabiru, Touyouyou. Fr. la
cicogne du Bresil.)
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Va-
terland.
55. Cancroma. Rostrum gibbosum:
mandibula superiore cymbae resupinatae
forma.
1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat-
bill.) C. ventre rufescente.
56. Ardea. Rostrum rectum, acutum,
longum, subcompressum: pedes tetra-
dactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl.
the crane.) A. occipite nudo papilloso,
corpore cinereo, alis extus testaceis.
2. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne,
Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis re-
migibusque nigris; rostro, pedibus cuteque
sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten
Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien,
sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten
junge Rebhühner u.s.w. schleppt auch nicht sel-
ten Leinewand, Garn etc. ins Nest, um es weich
auszufuttern*).
3. Maior. † der Reiher, Fischreiher. (Fr.
und Engl. heron.) A. occipite crista nigra
dependente, corpore cinereo, collo subtus
linea fasciaque pectorali nigris.
Fast durchgehends in beyden Welten. Schäd-
liche Thiere, die den Fischteichen und besonders
der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten
auf hohen Bäumen, Eichen etc*).
4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri-
stato, corpore albo, rostro nigro, loris
pedibusque virescentibus.
Zumahl in Persien etc. Mit den kostbaren lan-
gen, silberweißen, seidenartige Rückenfedern.
5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump.
(Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite
laeuiusculo, supra testacea, maculis transuer-
sis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis.
In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.
57. Tantalvs. Rostrum longum, subu-
latum, teretiusculum, subarcuatum. fa-
cies nuda vltra oculos: pedes tetradactyli,
basi palmati.
1. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu-
menius ibis Cuvier.) T. albus, remigum
apicibus, rostro et pedibus nigris, remigi-
bus secundariis elongatis nigro-violaceis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 86.
[Seite 214]Das berühmte, von den alten Aeqypten, als
Symbol der Ueberschwemmung des Nils*),
auf ihren Denkmählern verewigte, und so wie
die damahligen menschlichen Leichen zu Mumien
bereitete**) und in besondern Gewölbern in größ-
ter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in
Nieder-Aegypten ziemlich seltene Thier***).
Ob der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem
auch in Europa und selbst im südlichen Deutsch-
land vorkommenden Tantalus falcinellus einerley
zu seyn.
58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te-
retiusculum, obtusum, capite longius,
facies tecta, pedes tetradactyli, postico
pluribus articulis insistente.
1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be-
casse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi
rufescente, pedibus cinereis, femoribus
tectis, fascia capitis nigra.
In den wärmern Gegenden der nördlichern
alten Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels-
ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen.
(Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro
recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis
lineis fuscis quaternis.
Fast durchgehends in der nördlichern Erde.
59. Tringa. Rostrum teretiusculum
longitudine capitis, digito postico vni-
articulato, a terra eleuato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist,
Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de
mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibusque
rubris, rectricibus tribus lateralibus imma-
culatis, facie papillis granulatis carneis.
In der nördlichen alten Welt. Hat seinen
Nahmen von der Streitbarkeit, mit welcher die
Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le van-
neau. Engl. the bastard-plover, the lapwing,
pee-wit.) T. pedibus rubris, crista depen-
dente, pectore nigro.
Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.
60. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr.
pluvier, Engl. plover.) Rostrum teretiuscu-
lum, obtusum. Nares lineares. Pedes
cursorii, tridactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier
à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore
nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver-
tice fusco, pedibus luteis.
Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen
Erde, nahmentlich auch auf den Sandwich-Inseln.
61. Recvrvirostra. Säbelschnäb-
ler. Rostrum depresso planum, subula-
tum, recuruatum, acuminatum apici
flexili. Pedes palmati, tridactyli.
1. † Avosetta. R. albo nigroque varia.
In den mildern Gegenden der alten Welt etc.
nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und
Gewürmen, die er mit feinem sonderbar aufwärts
gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
62. Haematopvs. Rostrum compres-
sum, apice cuneo aequali: pedes cur-
sorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann,
die Meerälster. (Fr. l'hutrier. Engl. the
sea-pie, pied oyster-catcher.) H. rostro
pedibusque rubris.
Latham Vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welt-
theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con-
vexum, mandibula superiore margine
supra inferiorem fornicata; frons calua,
pedes tetradactyli, subpinnati.
1. Porphyrio. (Fr. la Poule Sultane. Engl.
the purple Water-hen.) F. Pedibus fissis,
fronte pedibusque rubris, corpore viridi sub-
tus violaceo.
Auf vielen Küsten und Inseln der wärmern Zo-
nen in allen fünf Welttheilen. Vom schönsten
schlanken Wuchs und prächtigen violet und grün
schillenden Gefieder. Wird leicht zahm.
2. †. Atra. das schwarze Bläßhuhn. (Fr. la
foulque, morelle. Engl. the coot.) F. pedi-
bus pinnatis fronte incarnata, armillis luteis,
corpore nigricante.
In der mildern nördlichen Erde.
64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu-
siusculum. Nares ouatae in medio rostri.
Frons carunculata, carunculis lobatis.
Alulae spinosae.
1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P.
vnguibus posticis longissimis, pedibus viri-
descentibus.
65. Rallvs. Rostrum basi crassius, com-
pressum, dorso attenuatum apicem versus,
aequale, acutum. pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie-
senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr.
le râle de genet. Engl. the rail, daker-hen.)
R. alis rufo-ferrugineis.
In den mildern Gegenden der alten Welt.
Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage,
als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.
66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni-
cum, conuexum, acutiusculum, mandi-
bula superiore longiore. Nares ouatae,
patulae. Pedes tetradactyli, fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami,
Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P.
nigra, pectore columbino.
Latham Vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig am
Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre
und seinem Herrn zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch
ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr
nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern
sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen
sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in
ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey
den mehresten mit einer ausnehmend nerven-
reichen Hautüberzogen. (– s. oben S. 145. –)
Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen
stacheligen Gaumen, und bey vielen von ihnen
haben die Männchen vorn an der Luftröhre
eine besondere knorplige oder knöcherne Kapsel.
Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein
[Seite 219] Wasser annimmt, halten sich an den Ufern
des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf In-
seln, Klippen, im Schilf etc. auf, und leben
mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei-
stens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber,
besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Fe-
dern etc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.
67. Rhinchops. Rostrum rectum, man-
dibula superiore multo breuiore: infe-
riore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the
sea-crow, cut-water.) R. nigricans, sub-
tus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer
als der untere und dieser liegt in jenem, gleich-
sam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.
68. Sterna. Rostrum edentulum, su-
bulatum, subrectum, acutum, compres-
siusculum. Nares lineares, ad basin
rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.)
S. corpore nigro, fronte albicante, super-
ciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beyden Wende-
zirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the sil-
ver-bird.) S. cauda forficata; rectricibus
duabus extimis albo nigroque dimidiatis.
An der ganzen nördlichsten Erde.
69. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden-
tulum, subulatum, rectum, acumina-
tum, pedes compedes.
1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl.
the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tri-
dactylis, corpore atro, rectricibus alarum
albis.
Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le guillemot.)
C. pedibus palmatis tridactylis, corpore
fusco, pectore abdomineque niueo, remi-
gibus secundariis extremo apice albis.
An den Seeküsten der nördlichen Erde.
3. †. Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite
laeui, palpebra inferiore lutea, macula ala-
rum alba.
Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so
wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen etc.
verarbeitet.
70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl.
gull.) Rostrum edentulum, rectum, cul-
tratum, apice subadunco. Mandibula
inferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nördlichen Erde,
doch finden sich auch welche auf der Südsee und
zwar theils in ungeheueren Scharen.
1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. al-
bicans, dorso canescente, rectricum apici-
[Seite 221] bus, excepto extremo, nigris, pedibus
tridactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina-
tum, denticulatum. Facies tecta, pedes
palmati omnibus digitis connexis.
In Brasilien etc. Am Leibe von der Größe
einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse,
den das Thier spiralförmig zusammen rollen und
so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen
will, los schnellen soll.
72. Phaëthon. Rostrum cultratum.
rectum, acuminatum, fauce pone ro-
strum hiante. Digitus posticus antror-
sum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille
en cul. Engl. the tropic-bird.) P. rectri-
cibus duabus longissimis, rostro serrato, pe-
dibus aequilibribus; digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen beyden
Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegen-
den Fischen.
73. Procellaria. Rostrum edentu-
lum, subcompressum; mandibulis aequa-
libus: superiore apice adunco: inferiore
apice compresso-canaliculato. Pedes
vngue postico sessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter-
vogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempest-
bird, stormfinch, mother cary's chicken.)
P. nigra, vropygio albo.
Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean.
Meist in offener freyer See fern vom Lande auf
Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich
als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an,
wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet.
Die Einwohner der Färöer bedienen sich seiner
statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht
durch den Körper ziehen und anbrennen, da
dann die Flamme von dem vielen Fette, das
allmählich hinein zieht, lange Zeit unterhal-
ten wird.
74. Diomedea. Rostrum rectum; ma-
xilla superiore apice adunca: inferiore
truncata.
1. Exulans. der Albators. (Fr. le mouton
du cap.) D. alis pennatis longissimis, pe-
dibus aequilibribus tridactylis.
Von der Größe eines Schwans, hält aber
mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite,
fliegt wohl 500 deutsche Meilen von irgend einem
Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20
Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großen-
theils von fliegenden Fischen*).
75. Pelecanvs. Rostrum rectum:
apice adunco, vnguiculato; pedes ae-
quilibres: digitis omnibus quatuor simul
palmatis.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican.
(Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
In den wärmern Gegenden der alten Welt-
theile, (wenn anders die americaniche Kropf-
gans nicht specifisch von der in der alten Welt
verschieden ist). Hat den griechischen Nahmen
von ihrer Eselstimme, den deutschen aber von
dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der ihr
am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen
läßt, daß er wohl 30 Pfund Wasser fassen kann.
Die americanische Kropfgans scheint specifisch
von dieser verschieden zu seyn.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl.
the man of war bird.) P. alis amplissimis,
cauda forficata, corpore nigro, rostro ru-
bro, orbitis nigris.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn-
liches mit dem Albatros: nur noch längere Flü-
gel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern, und
dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehen
geben.
3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr.
und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata
corpore nigro, rostro edentulo, capite sub-
cristato.
Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr
ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in
[Seite 224] Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild.
n. h. Gegenst. tab. 25. –)
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de
bassan. Engl. the gannet, the soland goose.)
P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro
remigibusque primoribus nigris, facie cae-
rulea.
Häufigst im Norden von Europa und America,
zumahl auf den schottischen Inseln, und nahment-
lich auf Baß*), wovon diese Gans den Nah-
men führt. MAcht die Hauptnahrung der armen
Insulaner auf St. Kilda, deren Weiber auch
die abgestreifte Haut dieses Vogels start Schuhe
tragen, die zwar nur ohngefähr fünf Tage hal-
ten aber auch augenblicklich wieder durch neue
ersetzt sind.**).
76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum,
conuexum, obtusum; lingua ciliata,
obtusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le
cygne. Engl. the swan, elk.) A. rostro se-
micylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
In der nördlichen alten Welt: nährt sich von
Fröschen, Wasserpflanzen etc. Man muß diesen,
den so genannten stummen oder zahmen Schwan,
von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit
gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit
längerer krummlaufender Luftröhre), unterschei-
[Seite 225] den. Dieser letztere gibt einen hellen weit schal-
lenden nicht unangenehmen Ton von sich.
Der schwarze Schwan mit weißen Schwung-
federn (A. nigra) ist an den Küsten des fünften
Welttheils zu Hause. Bey Botanybay sowohl
als an der Westküste, wo das schöne Thier schon
1697 gefunden und beschrieben worden.*)
2. Cygnoides. die spanische, türkische oder
schinesische Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl.
the swan-goose, chinese goose.) A. rostro
semicylindrico; cera gibbosa, palpebris
tumidis.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und
Schina, und wie es scheint auch auf den Sand-
wich-Inseln des stillen Oceans. Man unter-
scheidet mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the
goose) A. rostro semicylindrico, corpore
supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter
den zahmen soll es wohl häufig völlig schnee-
weiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße
weibliche Gans geben.
4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl.
the grey goose.) A. cinerea, capite collo-
que nigris, genis gulaque albis.
Im kältern Nordamerica. Sehr gesucht wegen
ihrer ausnehmende Flaumen zu Betten. Gibt
auch vorzügliche Schreibfedern.
5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot-
tische Gans. A. fusca, capite collo pecto-
reque nigris, collari albo.
In den kältesten Ländern der nördlichen Erde,
kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland
und andern mildern Gegenden, wo sie sich un-
ter andern von dem Thier der Entenmuschel
(Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die
alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel
nicht aus einem Ey, sondern aus einer Muschel
hervor komme u.s.w.*)
6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à
duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.)
A. rostro cylindrico, cera postice bifida,
rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf
Island und in Grönland. Sein Fleisch und
Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber
ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und
die Flaumfedern, die unter dem Nahmen der
Eiderdunen bekannt sind.
7. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl.
the duck, mallard.) A. rectricibus inter-
mediis (maris) recuruatis, rostro recto.
Die wilde Ente findet sich fast in in der ganzen
nördlichen Erde, theils in ungemein schönen
Spielarten. Die zahme (A. domestica) scheint
[Seite 227] große Neigung zu unnatürliches Paarung zu
haben, so daß z.B. die Aentriche aus Hühner
erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah-
nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.
8. †. Clypeata. die Löffelänte. (Fr. le souchet.
Engl. the shoveler.) A. rostri extremo di-
latato rotundato; vngue incuruo.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit
hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wall-
fischbarden.
77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn.
Rostrum denticulatum, subulato-cylin-
dricum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle.
Engl. the goos-ander.) M. crista longitu-
dinali erectiuscula; pectore albido imma-
culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante.
In der ganzen nördlichen Erde. So wie an-
dere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches
Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu-
lum, breue, compressum, conuexum,
transuerse sulcatum; mandibula inferior
ante basin gibbosa.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und
Klippen der nördlichen Erde.
1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma-
careux. Engl. the puffin.) A. rostro com-
presso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum
[Seite 228] orbita temporibusque albis, palpebra supe-
riore mucronata.
Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch
selbst so ein unterirdisches Lager.
79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin.
(Fr. manchot) Rostrum compressiuscu-
lum, subcultratum, longitudinaliter
oblique sulcatum: mandibula inferior
apice truncato; alae impennes, pinni-
formes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleich-
sam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel,
und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben
diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren
verschiedene Arten an den südlichen Küsten und
Inseln von Africa und America, so wie andere
um Neu-Holland, Neu-Guinea, und Neu-See-
land zu Hause sind*). Finden sich theils in
zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus
flauescentibus, crista frontali atra erecta,
auriculari deflexa flaua.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland etc.
2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su-
perciliis fasciaque pectorali albis.
Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden
sich beydes durch die Wärme ihres Bluts
(§. 23. und 40.) und durch die größere Menge
desselben von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin
noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen
sich hingegen von den Fischen vorzüglich da-
durch aus, daß sie wie jene auch noch durch
Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von
weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge
weit unbestimmter, und so zu sagen unordent-
licher sind als bey den beyden Classen mit war-
men Blute. Auch können sie das Athemhohlen
weit länger entbehren als diese, weit länger
im so genanten luftleeren Raume, oder auch
in eingesperrter Luft (wie z.B. Kröten in einer
engen Höhle mitten in Baumstämmen oder
Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer
Atmosphäre von kohlengesäuerter Luft aus-
halten, und auffallende Extreme von Hitze
[Seite 230] und von Kälte ausdauern, so daß man z.B.
ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen und
Fröschen hat, die sowohl im Magen und
Darmcanal von Menschen gelebt haben, als
auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis-
schollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen
versehen sind, so sind sie auch noch fähig
Stimme von sich zu geben: doch scheinen ei-
nige (wie z.B. unter den hieländischen der
wahre Salamander, die grüne Eidexe, die
Blindschleiche etc.) gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt
herrsche vorzüglich die doppelte Verschieden-
heit unter den Amphibien, daß sie entweder,
wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen etc.
mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als
Schlangen einen langgestreckten, cylindrischen
Körper ohne alle äußere Bewegungswerk-
zeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den
Amphibien mannigfaltiger als bey den warm-
blütigen Thieren. Einige sind mit einer
knochigen Schale überzogen: andere mit horn-
artigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen
[Seite 231] Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt: und
noch andere haben eine nakte nur mit Schleim
überzogene Haut. Die mehresten häuten sich
von Zeit zu Zeit. Manche, wie z.B. der
Laubfrosch und verschiedene Eidexen, besonders
der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich
ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon
die Benennung der ganzen Classe andeutet,
Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf-
enthalt angewiesen. Manche gehen willkür-
lich in beyden ihren Geschäften und ihrer Nah-
rung nach. Andere hingegen bringen entweder
eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder ge-
wisse Jahrszeiten bloß in einem von beyden zu.
Endlich sind aber auch manche entweder bloß
für das Wasser, und nicht für beydes zugleich
bestimmt.
Manche Amphibien, zumahl unter den
Schildkröten und Schlangen, leben von sehr
gemischter Nahrung: andere hingegen, wie
der Laubfrosch, Chamäleon etc. sind sehr eigen
in der Wahl ihrer Speisen, gehen z.B. bloß
lebende Insecten von einigen wenigen bestimm-
ten Gattungen an. In der Gefangenschaft
nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und
können dann zum Wunder lange fasten: ich
[Seite 232] selbst habe z.B. Salamander auf acht Monathe
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey
beträchtlich abgezehrt wären, erhalten: und
von Schildkröten weiß man, daß sie gegen
anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern
können.
Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh-
mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro-
ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht
irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven
und hingegen respectiven Kleinheit ihres Ge-
hirns (§. 29.) einen Grund; da folglich die
erstern von letzterem minder abhängig sind;
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwä-
chere Mobilität, weniger consensus zeigt, das
ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr
bloß vegetativ scheint, als bey den warmblüti-
gen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr
mit eigenthümlicher independenter Lebenskraft
versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr
eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile,
nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen
Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich,
wie bey den warmblütigen Thieren, andere
in Consensus zieht so erklärt sich auch wohl
überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß
Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch
noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen
das Gehirn aus dem Kopfe genommen wor-
[Seite 233] den, noch Monathe lang leben können; daher
auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der
den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie
z.B. der Schwänze von Wassermolchen,
Blindschleichen etc.*)
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln
dient manchen Amphibien, zumahl unter den
Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der
Feuerkröte etc. ihr milchichter Hautschaum den
sie im Nothfall von sich geben; vielen auch
wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so
zumahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen etc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre-
sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe
zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch
bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey-
spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat,
die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre
geworden, und vollends viele Schlangen be-
kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten
lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren
dieser Classe nur sehr wenige Spuren von
wahren Kunsttrieben. (§. 36.)
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen
täglichen Erhohlungsschlaf zu halten. –
Dagegen aber wohl alle die kältern Winter-
monathe in Erstarrung zubringen. Und zwar
theils einzeln, theils wie unsere hieländischen
Frösche und Salamander in Haufen. Doch
können auch diese gar leicht des Winterschlafs
entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend
im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel Sonderbares. Der
Paarungstrieb ist bey vielen so heftig, daß
man z.B. Frösche gesehen hat, die in Erman-
gelung eines Weibchens andere männliche
Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen
besprungen haben. Bey den mehresten Frö-
schen und See-Schildkröten dauert die Paarung
mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern
schlängeln sich in der Paarung mit dem Hin-
terleibe aufs innigste um einander, und zün-
geln dabey mit gebogenem Halse auf einander
los. Die Wassermolche hingegen umfassen
einander gar nicht, sondern das Männchen
schwimmt zur Brustzeit bloß um sein
Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen, so
wie sie dieselben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige
Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber
manche, zumahl unter den Schlangen etc. geben
die Eyer nicht eher von sich, als bis das
darin befindliche Junge schon meist seine
völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa
heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom
Ende des Sommers an ganzer vier Monathe
lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat
hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet bin-
nen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß
folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf
eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den
Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser
jung werden, kommen nicht gleich in ihrer
vollkommenen Gestalt, sondern als so genannte
Larven zur Welt und müssen sich erst noch
einer Art von Metamorphose unterziehen,
ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge-
brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die
kleinen Frösche z.B. (die so genannten Kaul-
quappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toad-
poles) haben Anfangs noch keine Füße, son-
dern dafür einen langen Ruderschwanz; auch,
so wie die neugebornen Salamander, eine Art von
Fischkiemen (branchiae oder Swammer-
dam's appendices fimbriatae) zu beyden
[Seite 236] Seiten des Halses; ferner zum Theil eine
kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m.
Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des
zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit
der zunehmenden Reife desselben allgemach
schwinden*).
Die Amphibien haben ein langsames
Wachsthum; so daß z.B. unsere hieländi-
schen Frösche meist erst im vierten Jahre
mannbar werden: und doch erreichen diese nur
ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät,
nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren.
Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst
in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt
haben, so daß hiernach zu schließen, die
[Seite 237] Crocodile und großen Schlangen etc. wohl zu
einem noch höhern Alter gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs
Menschengeschlecht ist ziemlich einfach; aber
für manche Gegenden theils äußerst beträcht-
lich. Zumahl der Genuß der Schildkröten
und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener
Frösche und Eidexen etc. – auch von Schild-
kröten Thran; und Schildpatt zu Kunst-
arbeiten etc. –
Schädlich werden manche ungeheuere
Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasser-
schlangen etc. durch ihre Größe, und andere,
zumahl unter den Schlangen, durch ihr Gift,
das in keiner andern Thierclasse von einer so
gefahrvollen Heftigkeit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey
Ordnungen:
I. Reptiles. Die Amphibien mit vier
Füßen. (Die quadrupeda ouipara der
ältern Naturforscher) – Schildkröten,
Frösche, Eidexen. Und
II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle
äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens
wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt ha-
ben) mit vier Füßen versehen, die nach dem
verschiedenen Aufenthalt dieser Thiere entweder
freye, (pedes digitati) oder durch eine
Schwimmhaut verbundene (palmati), oder
gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen
(pinnati) haben.
1. Testvdo. Schildkröte. (Fr. tortue.
Engl. tortoise, die See Schildkröten aber
turtle, Span. galápago). Corpus testa
obtectum, cauda (plerisque) breuis,
os mandibulis nudis edentulis*).
Die mehresten Schildkröten sind mit einer
knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Ober-
theil mit dem Rückgrath und den Rippen des
Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen
Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattun-
gen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu
Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich lie-
gen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und
24 um den Rand herum. Der Untertheil oder
das Bauchschild ist etwas kleiner als das obere,
und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und
Füße versehen. – Ueberhaipt aber dient die
so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bildund
[Seite 240] dieses dadurch gleichsam isolirten Geschlechts zu
einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte
Stufenfolge in der Natur.
1. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn-
guiculis tribus, testa orbiculari ouata,
membranacea grisea, striata, scabra.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks-
bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa
cordata subcarinata, margine serrato; scu-
tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 42.
In beyden Indien; auch im rothen Meere.
Gibt das beste Schildpatt*).
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild-
kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue
franche. Engl. the green turtle.) T. pedi-
bus pinniformibus, marginibus maxillarum
dentatis, testa ouata.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Cent-
ner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern
Nahmen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale
und der auffallend grünen Farbe ihres schmack-
haften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl.
Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaf-
tes gar nicht thraniges Fleisch.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschild-
kröte (europaea Schneid.) T. pedibus
palmatis, testa orbiculata planiuscula.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa po-
stice gibba; margine laterali obtusissimo,
scutellis planiusculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.
Im südlichen Europa, und nördlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis,
testae scutellis eleuatis truncatis.
In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von
der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres
regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten hoch-
gewölbten Rückenschildes ein artiges Ansehen.
2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl.
frog.) und Kröte (Fr. crapaud. Engl.
toad.) Corpus nudum pedibus quatuor,
posticis longioribus*).
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi,
digitis anticis muticis quadridentatis, posti-
cis vnguiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch
die überaus sonderbare und ganz anomalische
Weise, mit der die Mutter ihre Junge aus-
heckt, merkwürdig. Das Männchen streicht
nähmlich den Leich, den das Weibchen vorher
auf die gewöhnliche Art von sich gegeben, dem-
selben auf den Rücken, und befruchtet sie hier-
auf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwach-
[Seite 242] sen nachher gleichsam in der Haut der Mutter,
bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen
die darin befindlichen anfangs geschwänzten Kaul-
quappen*) zum Ausbruch reif sind, und nach-
dem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie
dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken
ihrer Mutter verlassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren
Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern
Augenlider ein abentheuerliches Ansehen.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri-
bus ocellatis, pedibus muticis.
In Nord-America. Fast von der Größe eines
Kaninchens. Hat den englischen Nahmen
von seiner starken Stimme.
4. Paradoxa. die Jackie. (Rana piscis.) R.
femoribus postice oblique striatis.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.)
erreicht eine fast spannenlange Größe, ist dann
viel größer als der ausgebildete, zu seiner Reife
gelangte Frosch, und hat in jenem Larvenzustande
zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in
Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Auch nach-
dem schon die vier Beine ihre ganze Größe und
Ausbildung erhalten haben, bleibt das Thier
doch noch geraume Zeit geschwänzt.
5. †. Buso. die Kröte. R. corpore ventri-
coso verrucoso lurido fuscoque.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist
ungegründet. Hingegen ist es unlängbar, daß
man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in
durchsägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken etc.
angetroffen hat.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore
verrucoso, abdomine aurantio-caesio ma-
culato, pupilla triquetra.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt,
hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca-
lomita , Laurent). R. verrucosa, linea dor-
sali flaua, lateralibus rufescentibus.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen etc. kommt
selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen
dumpfen Laut von sich, der allerhand abergläu-
bige Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch.
R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Im Gras und Gebüsch etc. von da die Jungen
nach warmen Sommer-Regen haufenweise her-
vorkriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung
wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß
gegeben haben mag.
9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö-
ling, Marxgöker. R. viridis, corpore angu-
lato, dorso transuerse gibbo, abdomine
marginato.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen
quaken laut, zumahl des Abends bey schönem
Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen
hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau
und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und
selbst junge Aenten, Forellen etc. und können so-
gar über große Hechte Herr werden. Zur Begat-
tungszeit bekommen die Männchen dieser und
der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen
an den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich
äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern
können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites.
hyla. Fr. la raine, grenouille de St. Mar-
tin, le graisset). S. corpore laeui, subtus
granulato, pedibus fissis, apicibus digito-
rum senticulatis.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England),
auch in America etc. Der klebrige Schleim, wo-
mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient
ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume,
zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die
an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben
eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter
sich ändern will, aber auch außerdem zur Paar-
ungszeit von sich geben. Sie blähen dabey die
Kehle zu einer großen Blase auf.
3. Draco. Corpus tetrapodum cauda-
tum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis
ab ala distinctis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 98.
[Seite 245]4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl.
lizard) Corpus elongatum, pedibus
quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. (Cro-
codilus vulgaris Cuv.) L. rostro aequali,
scutis nuchae 6, squamis dorsi quadratis.
sex-fariam positis, pedibus posticis palmatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.
Zumahl häufig in den größern Strömen von
Africa (namentlich im Ober-Nil und im Niger).
Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl
eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*): und
doch haben seine Eyer kaum die Größe eines
Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen und
andere große Thiere an. Jung gefangen aber
läßt er sich doch zähmen**).
2. Alligator. der Kaiman. (Crocodilus scler-
ops Cuv.) L. porca transuersa inter orbi-
tas, nucha fasciis osseis 4 cataphracta, pedi-
bus posticis semipalmatis.
Seba vol. I. tab. 104. fig. 10.
Im mittlern America. Weit rundlicher und
glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent-
liche Crocodil, wird auch nicht so groß als die-
ser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben
so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und
viere an den hintern, von welchen allen aber nur
die drey Innern mit Krallen bewaffnet sind.
3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis
elongatis teretibus subcylindricis, pedibus posticis
palmatis.
Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda
carinata, corpore mutico squamis margina-
tis, maculis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beyden Indien. Ueberaus sauber und
regelmäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über
3 Ellen lang; hat den Nahmen daher, daß es
sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der
Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden
Laut, den es von sich gibt, diese seine furchtba-
re Gefährten verrathen soll.
5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti
longa, sutura dorsali dentata, crista gulae
denticulata.
Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein
überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis
duobus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. II.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch
theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf
Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten,
die es mit seiner langen vorn kolbigen ausge-
hölten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen
versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß,
und das Thier kann sich damit nach Willkür auf-
blähen oder dünner machen, daher vermuthlich
die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß
es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die
[Seite 247] ganz eigene Einrichtung, daß jedes besonders,
oder auch beyde zugleich nach verschiedenen Rich-
tungen, eins z.B. aufwärts, das andere hin-
terwärts u.s.w. und zwar schnell bewegt werden
können. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau,
es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn
es zornig wird etc. Der zuweilen bemerkte Wie-
derschein von benachbarten farbigen Gegenständen
auf die glänzenden Schuppen des lebendigen
Thiers hat Anlaß zu der Fabel gegeben, als ob
sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder
saurus der Alten.) L. cauda tereti medio-
cri, digitis muticis subtus lamellatis, cor-
pore verrucoso, auribus concauis.
In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln
der Südsee und selbst hin und wieder im süd-
lichen Europa, z.B. im Neapolitanischen. Er
soll einen giftigen Saft zwischen seinen blättrich-
ten Fußzehen haben, und dieser sich den Eßwaa-
ren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.
8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda
tereti mediocri, apice compressa, digitis
muticis lobato-squamosis marginatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 87.
Im steinigen Arabien, Aegypten etc.
9. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-
Eidexe. L canda verticillata longiuscula,
squamis acutis. collari subtus squamis con-
stricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und wie es scheint,
auch in beyden Indien und auf den Inseln der
[Seite 248] Südsee. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im
Finstern.
10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was-
ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri-
busque verrucosis, abdomine flauo, nigro-
maculato.
Die Männchen haben im Frühjahr eine vom
Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin-
laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von
seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben
S. 31.
11. †. Salamandra. der Salamander, Molch,
die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.)
L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor-
pore flauo nigroqne vario nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und orangegelb gefleckt, spannenlang
und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer
leben könne etc. sind Fabeln.
Die Schlangen*) haben gar keine äußeren
Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen
lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig
bewegen; und der mit Schuppen, Schildern,
oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im
Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen
und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können), andere auf der Erde, andere
meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils
an einander gekettete Eyer, und ihre Kinn-
laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest
eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, in-
dem sie sich weit von einander dehnen lassen,
so daß die Schlangen andere Thiere, die oft
weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen
können. Manche sind mit heftigem Gift in
besondern Bläschen am vordern Rande des
Oberkiefers versehen**), das in eigenen Drü-
sen abgeschieden und durch besondere röhrenför-
[Seite 250] mige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu
mit einer länglichen Oeffnung versehene, Gift-
zähne (– als durch einen Ausführungsgang –)
beym Biß in die Wunde geflößt wird. (– Ab-
bild. n. h. Gegenst tab. 37. fig. 1. –)
Diese bloß am vordern Rande des zugleich
merklich starken Oberkiefers befindlichen Gift-
zähne, geben auch den zuverlässigsten Character
ab um die giftigen Schlangen von den gift-
losen zu unterscheiden**), da bey den letztern der
ganze äußere Rand der obern Kinnlade
(bis hinten) mit Zähnen besetzt ist (– Ab-
bild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –);
außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch
eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne
mit einander gemein.
5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr.
serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake.)
Scuta abdominalia. Scuta squamae-
que subcaudales. Crepitaculum termi-
nale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
[Seite 251]Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf
6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen
dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen
andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri-
gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel-
hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende
des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an
diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art
so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren
zu und soll bey Alten wohl auf 40 steigen. Daß
kleine Vögel, Eichhörnchen etc. im Gebüsch der
darunter liegenden Klapperschlange*) gleichsam
von selbst in den Rachen fallen, wird von gülti-
gen Augenzeugen versickert; ist aber keine aus-
schließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man
das nähmliche auch an mehrern andern Schlan-
gen der neuen und alten Walt bemerkt haben
[Seite 252] will. – Die Klapperschlangen selbst werden
häufigst von den Schweinen und Raubvögeln,
verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre
und zahm machen.
6. Boa. Scuta abdominalia et subcau-
dalia.
1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda. (Fr. le devin.) B.
scutis 240. scutellis 60.
In Ostindien und Africa. Wird nach Adan-
sons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll
lebendigen Rehen etc. die Rippen und andere
Knochen entzwey brechen, das Thier nachher
mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und
so hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu
machen und wird, wie die Brillenschlange, von
den ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunst-
stücken abgerichtet. – Die Amaru-Schlange
in Süd-America, die von den Antis in Peru
angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang
wird, scheint wenig von dieser verschieden. –
Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig
verehrte so genannte Juda-Schlange von
einer andern Gattung.
7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab-
dominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nah-
men der Viper belegt. Hier diese von Linné
so genannte, ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C.
tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa-
mis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils,
im Anhang tab. 40.
Diese von den beyden über den Augen stehen-
den Hörnchen benannte Schlange hat gleiches
Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings
giftig.
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the
adder) ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun-
licher Farbe und in den wärmern Gegenden der
alten Welt, auch schon in Deutschland und in
der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht
zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur
selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, womit
ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele
merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. † Natrix. die Ringel-Matter, Schnacke,
der Unk. (fr. la couleuvre à collier.) C.
scutis 170. squamis 60.
Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu-
mahl an den beyden Seiten des Halses. Man
hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß
gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den
abentheuerlichen Erzählungen von Lindwürmern etc.
gegeben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C.
scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten B. 1stes Stück.
tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschul-
dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien
zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß
lang. Längs dem Rücken laufen etliche und
zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinro-
the Flecken, die mit schwarzen Rändern einge-
faßt, und diese wieder mit citrongelben Quer-
streifen von einander abgesondert sind. Die
Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum
Putz als Halsband oder in die Haare geflochten
tragen etc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca-
belo.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar,
und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be-
zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen,
wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und
ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzu-
richten.
8. Angvis. Squamae abdominales et
subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, Bruch-
schlange, der Haselwurm, Hartwurm.
(Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, flow-
worm.) A. squ. abd. 135. totidemque
subcand.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer etc.
Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt,
und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden
lang. Man findet von ihr mancherley theils
sauber gezeichnete Spielarten.
2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena. Annuli trunci cau-
daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u.a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Kunzenschlange. Rugae
trunci caudaeque. Labrum superius
tentaculis 2.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen,
sondern runzlige Ringe in der glatten Haut,
fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothen kal-
tem Blut versehenen Thiere, die sich mittelst
wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden ver-
sehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer
immer zu beiden Seiten des Halses verwahrt
liegenden (nicht wie bey den Froschlarven außer-
halb desselben frey hervorragenden) Kiemen
Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie
von den gewisser Maßen analogen Organen der
ganz jungen Frösche, Salamander etc. (§. 94.) zu
unterscheiden.
Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae)
vertreten bey den Fischen fast vollkommen die
Stelle der Lungen. Sie liegen auf beyden
Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter ei-
ner oder mehreren großen halbmondförmigen
Schuppen, die deßhalb die Kiefer-Deckel
(opercula branchialia) heißen und bey den
mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana
branchiostega) verbunden sind. Die Kiemen
[Seite 257] selbst sind mit unzähligen der zartesten Blut-
gefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist
in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der
Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer
Basis durch eben so viele bogenförmige Grä-
ten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben
so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere
lange entbehren können, geschieht bey ihnen,
indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch
den Mund in die Kiemen leiten, und dann
durch die Kiemenöffnung (apertura branchia-
lis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie
die mit Lungen versehenen Thiere durch den
gleichen Weg ein- und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich
folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre
Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich
einige von ihnen, wie z.B. der Knurrhahn,
der Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben
können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt ge-
nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig-
faltiger als bey den beyden vorigen Thierclassen.
Bey den mehresten hat doch der Körper eine
[Seite 258] verticale Stellung d.h. er ist auf beyden Sei-
ten zusammen gedrückt (corpus compressum
s. cathetoplateum); bey einigen andern hin-
gegen, wie bey dem Rochen, liegt er horizon-
tal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus
depresum s. plagioplateum); bey andern,
wie beym Aal etc. ist er mehr walzenförmig:
bey andern, wie bey den Panzerfischen, pris-
matisch oder vierkantig etc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf
unmittelbar an einander, ohne durch einen
eigentlichen Hals von einander abgesondert
zu seyn.
Die Fische sind (bis auf sehr wenige Ausnah-
men) mit Schuppen bekleidet; und zwar die
Grätenfische mit eigentlich sogenannten, die
von einer ganz eigenen Substanz, und bey den
verschiedenen Gattungen von der mannigfal-
tigsten theils ausnehmend eleganten Bildung
und Zeichnung, und farbigen Gold- und Sil-
berglanze sind: die mehrsten Knorpelfische
hingegen mit mehr knochenartigen Schildern,
hakichten Stacheln, u. dergl. m.
Die Schuppen werden von außen noch mit
einem besondern Schleim überzogen, der
großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen ab-
geschieden zu werden scheint, die bey den
mehresten Fischen zu beyden Seiten des Kör-
pers in der so genannten Seiten-Linie liegen.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische*)
die Flossen (an welchen man neuerlich merk-
würdige Reproductionskraft wahrgenommen),
bestehen aus dünnen knochenartigen oder knor-
peligen Gräten, die durch eine besondere Haut
mit einander verbunden, an eigenen Knochen
befestigt, und durch bestimmte Muskeln be-
wegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach
heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dor-
sales); die seitwärts hinter den Kiemen be-
findlichen, Brustflossen (pinnae pectorales);
die am Bauche vor der Oeffnung des Afters
stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales);
die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna
analis); endlich am Schwanze, die Schwanz-
flosse (pinna caudalis), die immer eine ver-
ticale Stellung hat.
Die so genannten fliegenden Fische haben
sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie
sich damit selbst über die Oberfläche des Was-
[Seite 260] sers erhehen und kleine Strecken weit fort-
fliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung
der Fische, besonders wohl zum Steigen und
Sinken (wie bey den so genannten cartesiani-
schen Teufelchen), ist die Schwimmblase,
womit zumahl die Süß-Wasser-Fische ver-
sehen sind, und die mittelst eines eigenen Ca-
nals (ductus pneumaticus) meist mit dem
Schlunde, seltene mit dem Magen in Ver-
bindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man
die Fische überhaupt in See- und Süß-Was-
ser-Fische. Einige können doch auch zuweilen
einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der
Aal, die Muräne etc. Andere theils in war-
men mineralischen Quellen*).
Die mehresten Fische, zumahl die in der
See leben, sind animalia nocturna, die
nähmlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nach-
gehen, am Tage hingegen sich mehr in der
Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fi-
[Seite 261] schen lebenden Insulaner und Küsten-Bewoh-
ner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen
verändert in gewissen Jahrszeiten ihren Auf-
enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen
in die Buchten und Mündungen der Flüsse;
manche derselben aber, wie z.B. die Häringe
im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch
noch außerdem anderweitige Züge zu be-
stimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen
Scharen zwischen den Küsten des westlichen
Europa und des nordöstlichen America*).
Die Fische sind größten Theils fleischfres-
sende Thiere, und sind, da sie keine eigentliche
Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit
mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu wer-
den, versehen. Theils nähmlich mit langen
Bartfasern (cirri) am Maule, um damit an-
dere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder
zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der
Sternseher, der Froschfisch etc.) Andere, wie
der Chaetadon rostratus, mit einer Spritz-
röhre, um dadurch die über dem Wasser flie-
genden Insecten gleichsam herab zu schießen.
[Seite 262] Andere, wie drey Seefische, der Zitterrochen,
Tetrodon electricus und Trichiurus indicus
und die beyden Flußfische, der Zitteraal und
der Zitterwels, mit einer besondern erschüt-
ternden und betäubenden Kraft u.s.w.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft,
so muß der Geruch bey vielen überaus scharf
seyn, da sie den versteckten Köder in weiter
Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist
scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe,
wie die im innern Ohr anderer rothblütigen
Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherley
Sonderbarkeiten zeigen im Baue ihres Auges, zahl-
reichere Häute, ausschließlich eigne andre Or-
gane u. dergl. m.*)
Ueber die Naturtriebe u.a. Seelenkräfte
der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel
an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch
weiß man, daß manche, wie z.B. die Fo-
rellen, überaus kirre werden**); andere, z.B.
alte Karpfen, sehr listig und verschlagen
sind u.s.w.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche
Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht
worden ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich
alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber
wohl nur sehr wenige einen bestimmten täg-
lichen periodischen Erhohlungsschlaf haben: wie
es z.B. vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden
Fischen, wohin der Aal und die so genannte
Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige
Fische wirklich mit einander paaren; sondern
bey den mehresten gibt das Weibchen den
Rogen noch unbefruchtet von sich, und das
Männchen kommt hierauf nach, um denselben
mit seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Land-
wirthschaft benutzen gelernt, indem man auch
aus der künstlichen Vermischung von Eyern
und Samen der Lachs-Forellen etc. junge Fische
erzielen kann*).
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge-
schäfte der Fische gehört auch noch, daß man
einzeln unter denselben, namentlich beym Karpfen
wirkliche Zwitter gefunden hat.
Die Vermehrung der meisten Fische ist
zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die
Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer
Statur ungleich kleiner sind, als in irgend
einer andern Thier-Classe; dennoch bey
manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr
ganzer übriger Körper. Daher zählt man,
z.B. beym Häring, zwischen 20 und 37000,
beym Karpfen über 200000, bey der Schleihe
383000, beym Flinder über eine Million
Eyerchen etc.*)
Theils haben die jungen Fische, so wie sie
aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige
Gestalt: sondern müssen sich ebenfalls, so wie
viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von
Metamorphose unterziehen, wodurch ihre
Flossen u. dergl. m. allgemach vollends aus-
gebildet werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur
Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter.
Man weiß von Karpfen, Hechten etc. daß sie
anderthalb hundert Jahre erreichen können.
Doch werden einige kleine Fische, wie z.B.
der Stichling etc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den
Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur
Speise; aber eben von dieser Seite für einen
großen Theil des Menschengeschlechts, der
theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von
der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde
Völker, wie z.B. die Kamtschadalen, Brasi-
lianer etc. wissen die Fische auf die mannig-
faltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu
Kuchen u.s.w. zu bereiten: und bey vielen,
wie z.B. unter den Insulanern des stillen
Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge-
schäft, – und in Rücksicht der überaus sinn-
reichen angemessenen Geräthschaften, die sie
sich dazu erfunden haben wirklich eine Art
von nachdenkendem Studium aus. Aber auch
für einen großen Theil der cultivirten Erde
ist der Fang, z.B. des Härings, Kabeljaus,
Thunnfisches u. dergl. m. von äußerster Wich-
tigkeit – Der Thran von Hayen, Härin-
gen, Kabeljauen etc. wird häufigst in Lampen
gebrannt. – Die ostlichsten Küstenbewohner
des mitlern Asien kleiden sich in gegerbte
Lachshäute. – Und manche Theile einiger
Fische werden zu technischen Gebrauch und
Kunstsachen benutzt; wie z.B. die Schup-
pen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von
Rochen und Hayen etc.; Hausenblase etc.
Den mehresten Schaden thun die Raub-
fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye;
und in den süßen Wassern die Hechte. –
Auch sind manche Fische wenigstens in ge-
wissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß
tödtlich werden kann. So zumahl einige
Gattungen von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische
scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen.
Inzwischen bringt man sie vor der Hand
im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen:
nähmlich.
A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei)
die keine wahren Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder eigentlich
so genannte Fische (Pisces spinosi).
Die Knorpelfische sondert man in fol-
gende zwey Ordnungen, welche Hr. La Cepede
nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemen-
deckels bestimmt, und hiernach die darunter
gehörigen Geschlechter vertheilt: nähmlich
I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.
II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.
[Seite 267]Die eigentlich so genannten Fische aber
hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der
Bauchflossen geordnet: nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen
haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen
vor den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen
gerade unter den Brustflossen, und
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben
keine Kieferdeckel, und bey den mehresten ist
das Maul an der Unterseite des Kopfs be-
findlich.
1. Petromyzon. Spiracula branchia-
lia 7 ad latera colli. Fistula in nucha.
Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam-
proye. Engl. the lamprey.) P. ore intus
papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda
distincta.
In der Nordsee so wie im mitländischen u.a.
Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere
Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3
Fuß lang.
2. †. Fluuialitis. die Pricke, Neunauge. P.
pinna dorsali posteriore angulata.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als
die vorige Gattung.
2. Gastrobranchvs. Bauchkieme.
Spiracula branchialia 2 ventralia. Fi-
stula in rostro. Pinnae pectorales aut
ventrales nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem
unter dem Nahmen Myxine den Gewürmen
beygezählt.
1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My-
xine glutinosa Linn.)
An den Küsten des nördlichen atlantischen
Oceans. Soll gar keine Augen haben!
3. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.)
Spiracula branchialia 5 subtus ad col-
lum; corpus depressum; os sub capite.
Ein seltsam gebildetes und theils gar wun-
derbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche Ar-
ten hat man ehedem durch allerhand Künsteley
zu vorgeblichen Basilisken etc. umgestaltet und
aufgetrocknet. Manche scheinen auch bey einiger
Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs
mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage
von Sirenen etwas beygetragen zu haben*).
Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so
vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean
in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt.
Die Eyer haben eine hornige Schale mit vier
Spitzen, und heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampfisch.
(Fr. la torpille. Engl. the crampfish.)
R. tota laeuis maculis dorsalibus 5 orbi-
culatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.
Besonders im mitländischen Meere. Der be-
kannteste von den so genannten elektrischen Fischen.
(§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete,
Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate,
flair.) R. varia, dorso medio glabro, cauda
vnico aculeorum ordine.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey
Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmack-
haftes Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz.
(Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïo-
nette.) Engl. the sting-ray) R. corpore
glabro, aculeo longo anterius serrato in
cauda, et dorso apterygio.
In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz-
Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem
Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer.
Engl. shark .) Spiracula branchialia 5
ad latera colli. Corpus oblongum te-
retiusculum. Os in anteriore capitis
parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.)
S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis,
corpore teretiusculo.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen
Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch.
S. capite latissimo transuerso malleiformi.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 99.
[Seite 272]3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin.
Engl. the white shark.) S. dorso plano,
dentibus serratis.
Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt
zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem
Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun-
den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie-
fern, die (wie überhaupt bey den mehresten
Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son-
dern wie durch eine Art Gelenk mit denselben
verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne
macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen
(wenigstens beym jungen Thier) rückwärts ge-
lehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälliger
Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder-
hohlten Malen ersetzt werden kann.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch.
(Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.)
S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo
plano vtrinque dentato.
Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean.
Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen
lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe
führt, ist an beyden Seiten-Rändern mit 24
oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.
5. Lophivs. Seeteufel (Fr. baudroie,
diable de mer. Engl. sea-devil ) Pinnae
pectorales brachiis insidentes. Spira-
cula solitaria pone brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca-
trix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the
frog-filsh.) L. depressus capite rotundato.
An den europäischen Küsten. Der ungeheuere
Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers
ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden
am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallen-
des Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput com-
pressum. Apertura supra pinnas pecto-
rales. Corpus compressum, squamis
corio coadunatis. Abdomen carina-
tum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.)
B. pinna capitis biradiata, corpore poste-
rius subuilloso.
7. Chimaera. Spiracula solitaria, qua-
dripartita, sub collo. Oris labium su-
perius quinquepartitum. Dentes pri-
mores incisores bini supra infraque.
Die mit Kiemendeckeln versehenen Knor-
pelfische.
8. Acipenser. Spiracula lateralia so-
litaria, linearia. Os sub capite, re-
tractile, edentulum. Cirri quatuor
sub rostro ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon.
Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsa-
libus 11.
In allen europäischen Meeren, auch im caspi-
schen etc. in der Wolga, im Nil etc. Macht nebst
den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so-
wohl wegen des Fleisches, als des aus dem
Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen
wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend
Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine
Menge in schmalen aber langen Zügen hinter
einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften
Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen
gegeben haben.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dor-
salibus 15.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich
am häufigsten im caspischen Meer und in der
Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. (Antaceus).
A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist
vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausen-
blase merkwürdig, die man besonders aus der
Schwimmblase desselben, doch auch aus dem
Stör und noch aus einer andern Gattung dieses
Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser
stellatus.), die auch das beste Caviar gibt, ja
theils auch aus der Schwimmblase des Wels,
bereitet.
9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson
coffre. ) Corpus osse integro loricatum.
Pinnae ventrales nullae.
1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus
duabus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.
An den Küsten von Schina, und, wenn an-
ders der O. stellifer nicht eine eigene Gattung
ist, auch in America.
2. Triqueter. O. trigonus muticus.
So wie der folgende in Ostindien.
3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali-
bus subcaudalibusque binis.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier,
dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit
Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus
subtus muricatum. Pinnae ventrales
nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.)
T. abdomine aculeato, corpore laeui, hu-
meris prominentibus.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind
die, so man oben im Flusse landeinwärts sängt,
ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe
an der See, in der Mündung des Stroms,
sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis
viridibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II.
tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri-
schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der
St. Johanna-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl.
the moon-fish.) T. totus hispidus, papil-
lissetaceis.
Im rothen Meere etc. Aber auch in den süßen
Wassern der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de mer.
Engl. the sun-fish.) T. laeuis com-
pressus, cauda truncata: pinna breuissima
dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.
Häufig im mittländischen und atlantischen
Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat
den deutschen Namen von seiner unförmlichen
Gestalt; den französischen und englischen aber
von dem starken phosphorischen Schein, womit
die Seiten und der Unterleib des lebendigen
Fisches leuchten.
11. Diodon. Corpus spinis acutis mo-
bilibus vndique adspersum. Pinnae
ventrales nullae.
1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl.
the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis
teretibus.
Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich
auch an den nordamericanischen Küsten.
12. Cycloptervs. Bauch-Sauger.
Caput obtusum. Pinnae ventrales in
orbiculum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost,
Hafpadde. (Fr. le livre de mer. Engl. the
lumpsucker.) C. corpore squamis osseis
angulato.
In den nördlichen Meeren der alten Welt.
Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde
aufs festeste an die Klippen, Schiffe u.s.w. an.
13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput
productum in rostrum angustissimum.
Abdomen carinatum. Pinnae ventrales
vnitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore
squamoso scabro, cauda recta extensa.
14. Syngnathvs. Rostrum subcylin-
dricum, ore operculato, maxilla infe-
riore mobiliore. Corpus cataphractum.
Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel.
(Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani
pectoralibusque radiatis; corpore septem-
angulato.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die
See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl.
the sea-horse.) S. pinna caudae quadrangu-
lae nulla, corpore septemangulato tuber-
culato.
Einer der weitstverbreiteten Seefische. Hat
seine Nahmen, weil der Vordertheil einem Pfer-
dekopf und Hals, das hintere Ende aber einer
Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt
es sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer
im Schach.
15. Pegasvs. Os proboscide retractili.
Rostrum ensiforme, lineare. Corpus
articulatum osseis incisuris, cataphra-
ctum. Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen
ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl
den Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die drey folgenden Ordnungen
begreifen nun die mit Gräten versehenen oder
eigentlich so genannten Fische. Und zwar
hier diese, die so gar keine Bauchflossen haben.
16. Mvraena. Caput laeue. Nares
tubulosae. Membr. branch. radiis 10,
corpus teretiusculum, lubricum. Pinna
caudalis coadunata dorsali anique. Spi-
racula pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena, die Muräne. M. pinnis pectora-
libus nullis.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wär-
mern Meeren beyder Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl.
the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor-
pore vnicolore.
In den Flüssen beyder Welten. Geht zuwei-
len ans Land auf Wiesen, ins Getreide etc. Hat
ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene
Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine
Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtun-
gen gebiert er wohl sicher lebendige Junge*).
17. Gymnotvs. Caput operculis late-
ralibus. Tentacula duo ad labium su-
[Seite 280] perius. Membr. branch. radiis 5;
corpus compressum, subtus pinna cari-
natum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill-
fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus,
dorso apterygio, pinna caudali obtusissima
anali connexa.
Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn
van Berkel*) zuerst bekannt gemacht hat. Un-
gefähr mannslang**).
18. Trichivrvs. Caput porrectum,
operculis lateralibus. Dentes ensifor-
mes, apice semisagittati: primores ma-
iores. Membr. branchiostega radiis 7.
Corpus compresso-ensiforme. Cauda
subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch.
(§. 110.)
19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu-
lum. Dentes primores supra infraque
conici, diuergentes, sex pluresue, mo-
lares inferiores palatique rotundati.
Membr. branch. rad. 6. Corpus tere-
tiusculum, pinna caudae distincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein-
beißer. (Engl. the ravenous .) A. pinnis
pectoralibus amplis subrotundis.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput compressum.
Labium superius duplicatum, dentes
acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus
teretiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobianus der Sandfisch, Sandaal, To-
biasfisch. (Engl. the sand-launce) A.
maxilla inferiore longiore.
Ebenfalls am nördlichen Europa. Mühlt sich
in den Küstensand, wo er in England und Hol-
land in Menge herausgestochen wird.
21. Ophidivm. Caput nudiusculum,
dentes maxillis, palato, faucibus.
Membr. branch. rad. 7 patula. Cor-
pus ensiforme.
1. †. Imberbe. der Nugnoge, Fünffingerfisch.
O. maxillis imberibus, cauda obtusiuscula.
British Zoology. App. tab. 93.
Häufig an Austerbänken, da er der gefährlichste
Feind der Austern seyn soll. Wird nicht selten
in fest geschloßnen Austerschalen gefunden*).
22. Stromatevs. Caput compressum.
Dentes in maxillis, palato. Corpus oua-
tum, latum, lubricum. Cauda bifida.
23. Xiphias. Caput maxilla superiore
terminatum rostro ensiformi. Os eden-
tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus
teretiusculum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch.
(Fr. l'épée de mer, l'empereur, l'espadon.
Engl. the sword-fish, whale-killer.) X.
mandibula inferiore acuta, triangulari.
In den nördlichen so wohl als südlichen Meeren.
Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und
hält dann gegen 5 Centner an Gewicht. Hat ein
sehr schmackhaftes Fleisch und macht besonders
für die Calabrischen und Sicilianischen Fischer
einen wichtigen Fang**).
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den
Brustflossen sitzen.
24. Callionymvs. Caput labio su-
periore duplicato; oculi approximati.
Membr. branchiostega rad. 6.; apertura
nuchae foraminibus respirante. Oper-
cula clausa. Corpus nudum. Pinnae
ventrales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C.
dorsalis prioris radiis longitudine corporis.
25. Vranoscopvs. Caput depressum,
scabrum, maius. Os simum, maxilla
superior breuior. Membr. branch. ra-
diis 5; anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.
the-star gazer.) V. cirris multis in maxilia
inferiore.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
26. Trachinvs. Caput scabriusculum,
compressum. Membr. branch. rad. 6;
anus prope pectus.
1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive.
Engl. the wever, stingfish.) Trachinus.
Im mitländischen Meere, in der Nordsee etc.
27. Gadvs. Corpus laeue. Membr.
branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute
communi vestitae, pectorales acumi-
natae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the
hadock.) G. tripterygius cirratus albicans,
cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor-
züglichst aber an den englischen und schottischen Kü-
sten – Viele Fische phosphoresciren unter
gewissen Umständen nach dem Tode: bey diesem
hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auf-
fallender Stärke und langanhaltender Dauer*).
2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir-
ratus varius, cauda integra, maxilla supe-
riore longiore.
Hat meist gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch.
Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl.
the cod-fish G. tripterygius cirratus, cauda
subaequali, radio primo anali spinoso.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah-
men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge-
schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen
Menge und wegen der mannigfaltigen Zuberei-
tung (als Stockfisch, als Laberdan, und als
Klippfisch) und langen Conservation etc. von der
äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vor-
züglichst in den nördlichen Gegenden, beydes des
stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders
um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island
und an den Nordküsten von Großbritannien den
wichtigsten Fischfang ausmachen**).
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr.
le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte-
rygius imberbis albus, maxilla superiore
longiore.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte,
Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl.
the burbot .) G. dipterygius cirratus, maxil-
lis aequalibus.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen. Einer der
schmackhaftesten deutschen Fische.
28. Blennivs. Schleimfisch Caput de-
cliue, rectum. Membr. branch. rad. 6;
corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
1. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten-
taculis duobus.
Im mitländischen Meere, in der Nordsee etc.
Gebiert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade un-
ter den Brustflossen sitzen.
29. Cepola. Caput subrotundum com-
pressum. Os simum, dentes curuati,
simplici ordine. Membr. branch. ra-
diis 6; corpus ensiforme, nudum, ab-
domine vix capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C.
pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.
30. Echeneis. Caput depressum, supra
planum marginatum, transuerse sulca-
tum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet.
Engl. the sucking-fisch.) L. cauda bifurca,
striis capitis 18.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare
Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin-
terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische etc.
anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger
ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.
31. Coryphaena. Caput truncato-
decliue. Membr. branch. rad. 5; pinna
dorsalis longitudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade.
Engl. the dolphin .) C. cauda bifida, ra-
diis dorsalibus 60.
Im atlantischen Meere, Ein prachtvolles
Thier, das besonders im Sterben in wunder-
schöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und
Purpurrothe etc.) spielt.
32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos
approximatos, altero anteriore. Membr.
branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae
in ouatam.
1. †. Niger. die Meergrundel, G. pinna dor-
sali secunda radiis 14.
Im atlantischen und indischen Ocean.
33. Cottvs. Caput corpore latius, spi-
nosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein-
picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus
rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
An den nördlichen Küsten von Europa und
America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe,
Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head,
the miller's thumb.) C. laeuis, capite
spinis duabus.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das
Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am
Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge-
krochen sind aufs sorgfältigste.
34. Scorpaena. Caput magnum, acu-
leatum. Oculi vicini. Dentes maxil-
lis, palato, faucibusque. Membr.
branch. radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
35. Zevs. Caput compressum, decliue.
Labium superius membrana transuersa
fornicatum. Lingua subulata. Membr.
[Seite 288] branch. radiis 7 perpendicularibus: in-
fimo transuerso. Corpus compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin-
nam analem dorsalemque recumbente.
2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda
rotundata; lateribus mediis ocello fusco;
pinnis analibus duabus.
36. Plevronectes. Butte, Scholle,
Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder.)
Oculis vtrisque in eodem latere fron-
tis. Membr. branch. rad. 4 – 7; cor-
pus compressum, latere altero dorsum,
altero abdomen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der
Natur, die ihre beyden Augen auf einer Seite
des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich
auf der rechten, andere auf der linken; sehr
selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die
anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen
haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls
so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer
schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold-
butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.)
P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu-
lis 6 capitis.
Nebst den folgenden besonders in den nörd-
lichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun-
der.) P. oculis dextris, linea laterali
aspera, spinulis ad pinnas.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl.
the dab.) P. oculis dextris, squamis cilia-
tis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi
anique, dentibus obtusis.
4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le
fletang. Engl. the holibut.) P. oculis
dextris, corpore toto glabro.
Theils von vier Centnern an Gewicht; unter
andern in größter Menge im nördlichen stillen
Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte. (Fr. und
Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore
aspero.
Doch weit kleiner als die vorige. Einer der
schmackhaftesten Fische.
37. Chaetodon. Dentes (plurimis)
setacei, flexiles confertissimi, nume-
rosissimi. Membr. branch. radiis 6;
corpus pictum, pinna dorsi anique
carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin-
nae dorsalis 9., maculaque ocellari; rostro
cylindrico.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in
eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten,
[Seite 290] die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt,
daß sie herabfallen und ihm zur Speise wer-
den müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis
dorsalibus 11, radio dorsali quarto fili-
formi longissimo.
38. Sparvs. Brachse. Dentes primores
robusti, molares obtusi, conferti. La-
bia simplicia. Membr. branch. rad. 5;
corpus compressum. Pinnae pectora-
les acuminatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula
aurea inter oculos.
Im mitländischen und atlantischen Meer. Hat
fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem
goldfarbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Greißbrachsen. S. ocello sub-
caudali, corpore fasciis nigris.
Im mitländischen Meer. Die Männchen sol-
len zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere
oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens,
cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in
sinum producta.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische.
Zuweilen giftig.
39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, la-
bia duplicata magna. Membr. branch.
rad. 6; pinnae dorsalis radii postice
ramento filiformi aucti. Pectorales
rotundatae.
1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae-
rulescentibus, vitta longitudinali fulua
vtrimque dentata.
Im mitländischen Meer. Nur Fingers lang,
von ausnehmend schönen Farben. Wird den
Badenden durch seinen Biß lästig, der wie
Mückenstiche schmerzt.
40. Sciaena. Caput totum squamis
obtectum. Membr. branch. rad. 6;
opercula squamosa. Corpus: fossula
dorsi pro pinna dorsali recondenda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al-
bescente.
Wie so viele andere Gattungen dieses Ge-
schlechts im rothen Meere.
41. Perca. Opercula spinosa, antror-
sum serrata. Membr. branch. rad. 7;
corpus pinnis spinosis. Linea lateralis
cum dorso arcuata.
1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche.
Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di-
stinctis, secunda radiis 16.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch,
Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se-
cunda radiis 32.
So wie der folgende im nördlichen Europa.
Hier diese Gattung vorzüglich schmackhaft, vor
allen die im Plattensee in Ungarn. Von ansehn-
licher Größe in der Donau.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the
ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27;
spinis 15; cauda bifida.
42. Gasterostevs. Membr. branch.
rad. 3; corpus ad caudam vtrimque ca-
rinatum. Pinnae ventrales pone pecto-
rales, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. Der Stichling. (spinarella.
Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus
tribus.
In Europa. wird fast bloß zum Mästen der
Schweine und statt Dünger gebraucht.
2. Ductor. der Lootsmann. (Fr. le pilote.
Engl. the pilot-fish.) G. spinis dorsalibus
4, membrana branchiostega 7 - radiata.
Der berühmte kleine Fisch der sich immer als
Begleiter oder Vorläufer beym furchtbaren Re-
quin (Squalus carcharias) findet. Einige
Uebertreibungen abgerechnet ist die Hauptsache
neuerlich durch treffliche Beobachter vollkomen
bestätigt*).
43. Scomber. Caput compressum, laeue.
Membr. branch. rad. 7; corpus laeue, li-
nea laterali postice carinatum. Pinnae
spuriae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maque-
reau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.
Im nordischen und atlantischen Meer etc. Wie
der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich
schmackhafter Raubfisch. Von beyden machten
die Alten ein vorzügliches Garum.
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis infe-
rioribus 7; abdomine lineis vtrinque 4
nigris.
In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses
Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen
sehr stark, und kann dann so wie manche an-
dere Fische und deren Thran etc. zum Leuchten
des Seewassers beytragen.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon.
Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8.
In der Nordsee, dem mitländischen Meer,
Ost- und Westindien etc. Wird über Manns
lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer.
Ist zuweilen giftig*). Ihm ähnelt die zumahl
aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.
44. Mvllvs. Caput compressum, de-
cliue, squamis tectum. Membr. branch.
[Seite 294] rad. 3; corpus squamis magnis facile
deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe.
M. cirris geminis, corpore rubro.
Ein schöner schmackhafter Fisch des mitländi-
schen Meers. Ungefähr fuß lang.
45. Trigla. Caput loricatum lineis
scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti
liberi ad pinnas pectorales.
Fische, deren Bauchflossen hinter den
Brustfloßfedern sitzen. Die mehresten Süß-
wasser-Fische sind aus dieser Ordnung.
46. Cobitis. Oculi in suprema capitis
parte. Membr. branch. rad. 4–6; cauda
versus pinnam minus angustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso,
oculis prominnlis.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und
wird besonders durch den ganz einzigen Bau
seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten
[Seite 295] Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung
der Augäpfel, merkwürdig*).
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel,
Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the
loach.) C. cirris 6, capite inermi compresso.
In mehreren Spielarten, mit und ohne Bart-
fäden etc. Die größten finden sich in der Aar in
der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker,
Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche,
Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra
oculos.
In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen
Laut von sich geben. Wenn man ihn in Glä-
sern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er
bey bevorstehender Wetterveränderung unruhig.
47. Silvrvs. Caput nudum. Os cir-
ris filiformibus tentaculatum. Membr.
branch. rad. 4-14; radius pinnarum
pectoralium aut dorsalis primus spi-
nosus, retrodentatus.
1. † Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna
dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.
In den mildern Strichen der alten Welt.
Der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Cent-
ner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich
großen und breiten Kopfes und der langen Bart-
fäden ein sonderbares Ansehen hat.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica
vniradiata, squamis ordine simpliei, cirris
6, cauda integra.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr.
le trembleur.) S. pinna dorsali vnica lumbari,
remota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc.
de Paris, 1782. tab. 20.
Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Fin-
det sich im Nil und mehreren andern africani-
schen Flüssen. Wird ungefähr 20 Zoll lang.
Ist doch eßbar.
48. Loricaria. (Fr. cuirassier .) Caput
laeue depressum. Os edentulum re-
tractile. Membr. branch. radiis 6;
corpus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
49. Salmo. Caput laeue. Dentes in
maxillis, lingua. Membr. branch.
rad. 4–10; pinna dorsalis postica adi-
posa; pinnae ventrales multiradiatae.
1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau-
mon. Engl. the salmon.) S. rostro vltra in-
feriorem maxillam prominente.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils,
wie auf Labrador und im Amur Lande in unsäg-
licher Menge. Hält sich des Sommers in den
[Seite 297] Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur
die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer.
Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die
Lachshäute durch gerben ausnehmend geschmeidig
zu machen um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la
truitte saumonée. Engl. the sea trout.) S.
ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pecto-
rali punctis 6.
An den Küsten und in den Flüssen von Europa.
Wird 8 bis 10 Pfund schwer.
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl.
the trout.) S. maculis rubris, maxilla in-
feriore sublongiore.
In schattigen Waldbächen des gebirgigen mil-
dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund
schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth-
fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis,
ventre fuluo.
Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein
wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, de-
ren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus-
macht; lebt großentheils von Mücken (culex
pipiens).
5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander.
(Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis
pinnae ani 17.
Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. –
Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring,
Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän-
[Seite 298] der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund-
fleische, in größter Menge gleichsam als Brod
oder Kuchen verzehren.
6. †. Lauaretus. der Gangfisch, Schnepel,
Weißfisch. S. maxilla superiore longiore,
radiis pinnae dorsi 14.
In der Nord- und Ostsee; auch in der Hud-
sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch die
Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der
mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu
seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.)
S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi
radiis 23.
Im mittlern Europa und Sibirien.
50. Fistvlaria. Caput: rostrum cy-
lindricum, apice maxillosum. Membr.
branch. radiis 7; corpus....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Das so gar sonderbar gebildete Thier mit
winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen
Schnauze findet sich an den ostlichen Küsten vom
wärmern America und an Neuholland.
51 a). Esox. Caput supra planiusculum;
mandibula superiore plana breuiore, in-
feriore punctata; dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl.
the pike.) Q. rostro depresso subaequali.
In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien
und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raub-
fische, der nicht nur andere Fische, sondern auch
allerhand Amphibien, Kröten etc. viele Wasser-
vögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar
Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie.
Engl. the garpike.) L. rostro vtraque
maxilla subulato.
In den europäischen Meeren, theils in unsäg-
licher Menge. Seine Gräten sind grün, als
wenn sie mir Saftfarbe angestrichen wären.
51 b). Polyptervs. Membr. branch.
radio vnico. Spiracula vtrinque bina in
vertice. Pinnae dorsales numerosae.
Geoffroy-Saint-Hilaire Mémoires
d'histoire naturelle tab. 5.
Im Nil. Ungefähr zwey Spanne lang, von
meergrüner Farbe, wie mit knöchernen Schuppen
gepanzert. Seine zahlreichen Rückenflossen (16
und darüber); und die gleichsam wie an Beinen
ansitzenden Brust- und Bauchflossen, so wie noch
mehrere auffallende Eigenheiten qualificiren dieses
sonderbare Thier zu einem eigenen Geschlechte.
52. Elops. Caput laeue. Dentium sca-
brities in maxillarum margine, palato.
Membr. branch. radiis 30; praeterea
exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
[Seite 300]53. Argentina. Dentes in maxillis,
lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor-
pus ano caudae vicino. Pinnae ventra-
les multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.
54. Atherina. Caput maxilla superiore
planiuscula. Membr. branch. radiis 6.
Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
55. Mvgil. Caput; Labia membranacea:
inferius introrsum carinatum. Dentes
nulli. Denticulus inflexus supra sinus
oris. Membr. branch. rad. 7. curuis.
Opercula laeuia rotundata. Corpus
albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin-
queradiata.
56. Exocoetvs. Caput squamosum.
Os edentulum, maxillis vtroque latere
connexis. Membr. branch. rad. 10.
Corpus albicans, abdomen angulatum,
pinnae pectorales maxime volatiles,
radiis antice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo-
mine vtrinque carinato.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet
sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils
in großen Scharen.
Die seltenste Gattung dieses Geschlechts, der
Exocoetus mesogaster (Abbild. n. h. Ge-
genst. tab. 100. –) die zumahl im Westen
des atlantischen Oceans zu Hause ist, zeichnet
sich durch die Stellung der Bauchflossen an der
Mitte des Unterleibes, und dadurch aus, daß
die mittlern Strahlen in denselben die läng-
sten sind.
57. Polynemvs. Caput compressum,
vndique squamosum; rostro obtusissimo
prominente. Membr. branch. rad. 5.
vel. 7. Corpus digitis liberis ad pinnas
pectorales.
1. Quinquarius P. digitis quinque corpore
longioribus.
Seba vol. III. tab. 27. fig. 2.
58. Clvpea. Caput maxillarum supe-
riorum mystacibus serratis. Membr.
branch. rad. 8. Branchiae interne se-
taceae. Abdominis carina serrata. Pin-
nae ventrales saepe nouemradiatae.
1. Harengus. der Häring, Strömling.
(membras? Fr. l'hareng. Engl. the herring.)
C. immaculata, maxilla inferiore longiore.
Einer der wichtigsten Fische für die nördliche
Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen
Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen
Möven-Gattungen etc.) verfolgt wird, sich aber
auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be-
sonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert
bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm-
ten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben
§. 109. –) nach den europäischen Küsten, zu-
mahl nach den Orcaden, nach Norwegen etc. so
viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftig.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling.
(Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna
dorsali radiis 13.
Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch
im mitländischen. Ist von manchen Naturfor-
schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May-
fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. late-
ribus nigro maculatis, rostro nigro.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho-
vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore
longiore.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen.
Wird vorzüglich häufig an Gorgona im Golfo di
Livorno gefangen.
59. Cyprinvs. Caput ore edentulo. Os
nasale bisulcum. Membr. branch.
[Seite 303] rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae
ventrales saepe nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra-
diis 7. cirris 7. pinnae dorsi radio secundo
vtrinque serrato.
Im mildern Europa und westlichen Asien.
Ihr Rogen ist giftig, so daß sein Genuß schon
oft sehr gefahrvolle Zufälle erregt hat*).
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe.
Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cir-
ris 4, pinnae dorsalis radio secundo postice
serrato.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Ins nörd-
lichere seit 300 J. allgemach durch die Kunst
verpflanzt. Soll mit verwandten Gattungen,
zumahl mit der Karausche, Bastarden geben.
Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Miß-
geburten als unter irgend einer andern bekann-
ten Fischgattung. – Die Spiegelkarpfen**),
die sich besonders durch die beständig von Schup-
pen entblößten Theile des Körpers auszeichnen,
scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine
besondere Gattung dieses Geschlechts zu seyn.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche.
Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25,
cauda integra, corpore mucoso cirris 2.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann
mit den Kieferdeckeln einen Laut von sich geben.
[Seite 304] Die Goldschleihe*) ist einer der schönsten deut-
schen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin.
Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10,
cauda integra, linea laterali recta.
5. Auratus. das schinesische Goldfischchen,
der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée.
Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina,
caudae trifida transuersa bifurca.
Baster in Harlem. Verhandl. VII. D.
1. St. mit illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam als
Hausthiere gehalten werden, und in mancherley
wunderbare, theils fast monströse Varietäten,
der vortrefflichsten Farben, Zahl und Bildung der
Flossen, Größe der Augen etc. ausgeartet sind.
Sie kommen auch im mildern Europa recht gut
fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen
Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und
geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath
von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon.
Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8,
macula fusca ad caudam, corpore pel-
lucido.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft.
C. pinna ani radiis 13.
Zumahl im südlichen Deutschland. Schön
Orangefarben.
8. †. Alburnus. der Ukley, Weißfisch. (Fr.
l'ablette. Engl. the bleak.) C.
pinna ani rad. 20.
So wie der folgende im mittlern Europa und
westlichen Asien. Seine Schuppen werden
zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*).
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. (Fr. la
brème.) C. pinna ani rad. 27. pinnis fuscis.
Die Thiere der beyden letzten Classen
(§. 40.), die Insecten und Gewürme, unter-
scheiden sich schon dadurch von den vorhergehen-
den, daß sie kein rothes Blut, sondern statt
dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper
führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den
Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia)
genannt wurden. So wie man sie neuerlich
darum weil sie keine Rückenwirbel – so wie
überhaupt kein Gerippe – haben, auch
Wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés)
genannt hat.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher,
weil wenigstens im Zustande ihrer vollkom-
menen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinter-
leib, wie durch Einschnitte von einander ab-
gesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch
einen Faden unter einander verbunden werden.
Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf
wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern
der ungeflügelten Ordnung) durch besondere
[Seite 307] theils sehr empfindliche Organe aus, die sie in
ihrem vollkommenen Zustande am Kopfe tragen
(Antennae, Fühlhörner), und die alle
Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber
auch noch außerdem gegliedert sind; und end-
lich durch die hornartigen, eingelenkten Füße,
und deren größere Anzahl, da die völlig aus-
gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer
sechs, manche aber wohl auf anderthalb hun-
dert etc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben
die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was
ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeß-
liche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich
verschiedenen Bestimmungen, und dahin ab-
zweckende eben so verschiedene Lebensart, Be-
dürfnisse etc. erfordern eine äußerst vielartige
Bildung, in welcher sie, so wie in der unglei-
chen Größe ihres Körpers, ausnehmend von
einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör-
pers ist mannigfaltiger als bey den übrigen
Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn-
artigen Panzer überzogen, der aus mehreren
Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines
Blechhandschuhes über einander schieben lassen;
[Seite 308] und wodurch diese Thiere vor mancherley Un-
fällen gesichert, und für den Mangel der Knochen,
die bey andern Thieren zur Anlage der Mus-
keln etc. dienen, entschädigt werden. Manche
sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den
Schmetterlingen etc. die Flügel mit so genannten
Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt,
die zum Theil von den schönsten Farben sind:
so wie sich überhaupt unter den Insecten,
Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk-
zeuge*), und also vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, weichen die Insecten gar
sehr von den übrigen Thieren ab. So daß
ihnen sogar manche Naturforscher verschiedene
von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das
Gehör und den Geruch, ohne Grund haben
absprechen wollen; da man doch jenes bey vie-
len die einander zur Paarungszeit durch einen
besondern Laut locken, und diesen bey noch weit
mehreren, die ihren versteckten Fraß auswit-
tern, unverkennbar wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich
merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres
Baues von zweyfacher Art. Die einen sind
große Halbkugeln, die aber meist aus taufen-
den von Facetten, bey einigen auch aus zahl-
reichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die
auf der innern Seite mit einem theils buntfar-
bigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch
manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hum-
mer etc. haben dergleichen. Die Augen der andern
Art (ocelli, stemmata) sind einfach, klein,
und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage
verschieden. Die erstern scheinen mehr für die
Ferne, so wie die letztern für die Nähe be-
stimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß da-
mit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflü-
gelten vollkommenen Zustande solche große
componirte telescopische Augen kriegen, da sie
vorher als Raupen nur myopische kleine Augen
hatten. Nur wenige Insecten, wie z.B. die
Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner*) die bey den verschie-
denen Gattungen, und bey manchen selbst nach
der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig
[Seite 310] gestaltet sind, und die manche Naturforscher
für Organe des Geruchs oder des Geschmacks etc.
angesehen haben, scheinen doch nichts weiter
zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, –
Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten,
die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen,
äußern Decke, und den mehrsten auch bey der
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten scheinen das feinste
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils
im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl
zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine
Hauptzweck der so genannten Freßspitzen
(palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen
der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich
zu fehlen scheinen, und die auch von manchen
für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor-
den, noch sehr räthselhaft.
Im innern Körperbau*) weichen die
Insecten gar sehr von den rothblütigen Thie-
ren ab.
Was man z.E. bey den Raupen für ihr
Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal
[Seite 311] von ungleicher Weite der längs des Rückens
liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader
entspringt, so daß folglich auch die Ernährung
bey diesen Insecten auf eine eigene, von der
Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver-
schiedene Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhr-
en vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau,
und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die
aber auch so wohl in der Bildung als in
der Farbe von den Muskeln der rothblütigen
Thiere abweichen, versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als
die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh-
lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung
ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur
bey wenigen (wie z.B. bey den Krebsen, Heu-
schrecken und manchen Cicaden und Käfern etc.)
eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung.
Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine
Luft durch den Mund sondern durch mancherley
andere spiracula*). Auch können die meisten
weit länger als jene rothblütigen Thiere im
so genannten luftleeren Raume aushalten;
und viele leben in der den so eben genannten
Thieren so schädlichen mephitischen Luft, worin
[Seite 312] animalische und vegetabilische Stoffe faulen
(– dem gekohlten Wasserstoffgas etc. –)
gleichsam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten
auf und unter der Erde*) weit unbeschränkter,
als der von irgend einer andern Thierclasse.
Es sind fast auf allen warmblütigen Thieren
welche anzutreffen, und sogar größere In-
secten, wie z.B. Käfer, Bienen etc. haben
selbst wieder ihre besonderen Milben und
Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge-
wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum,
und die mehrsten Laubmoose etc.) die gar keinen
bekannten Insecten zur Wohnung und Aufent-
halt dienen. Da hingegen manche, wie z.B.
die Eiche, von mehr als einem hundert ver-
schiedener Gattungen von Insecten bewohnt
und besucht Werden. – So allgemein aber
die Insecten, im Ganzen genommen, über
die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist
doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr
ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt
[Seite 313] auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und
deren einzelnen Theilen angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft-
licher Verbindung, und leisten einander in
ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die
allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren
Verrichtungen nach und manche, die wie die
Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung wor-
den sind, zerstreuen sich bald nachher, und
leben einsiedlerisch, so daß viele außer der
Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer
Art wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude,
Wohnungen etc. die sich so viele Insecten
zu verfertigen wissen, ist schon oben den Anlaß
der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen.
Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht
wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Pe-
riode ihres Lebens Proben dieser natürlichen
Kunstfähigkeit ablegen sollten indem sie ent-
weder wie die Kleidermotten und Frühlings-
fliegen in ihrer unvollendeten Gestalt, als
Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und
zum Schutze verfertigen; oder sich, um die
Verwandlung und den langen Todesschlaf zu
bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen etc.,
[Seite 314] oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen,
und wie die Spinnen Netze für ihren Raub
verfertigen; oder die wie manche Wasserkäfer
und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach-
kommenschaft, Säcke oder Nester zubereiten,
denen sie ihre Eyer anvertrauen können.
Manche von denen, die in gesellschaftlicher
Verbindung leben, bauen sich mit vereinten
Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst
regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst,
gemeinschaftliche Wohnungen u.s.w.
Bey der Ernährungsart der Insecten
sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey
den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß
auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsäch-
lich darauf abzweckt, daß sie organisirte Ma-
terie consumiren sollen. Sie müssen essen,
nicht bloß um satt zu werden, sondern um
zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder
andere lebendige Insecten aufzureiben etc., um
Unkraut zu vertilgen u.s.w. – eine große
Bestimmung, zu deren Erfüllung außer der
fast zahllosen Menge der Gattungen überhaupt,
sehr vielen von diesen speciebus, theils
ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre
beyspiellos heftige Freßgierde und schnelle Ver-
dauung bey einem sehr kurzen Darmcanal zu
Statten kommt. Man weiß z.B., daß eine
[Seite 315] Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres
eigenen Gewichts verzehren kann. – Auch
sind die Freßwerkzeuge der Insecten viel-
artiger als in irgend einer andern Thierclasse:
da manche mit seitwärts beweglichen gezäh-
nelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae);
andere wie einem zugespitzten hornartigen Bohr-
rüssel (rostrum); andere mit einem fleischigen
Schlurfrüssel mit breiter Mündung (proboscis);
manche mit einer spiralförmig aufgerollten (so
genannten) Zunge etc. versehen sind.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde
sind einige Insecten, wie z.B. die Spann-
raupen durch ihre täuschende Gestalt; andere
dadurch daß sie einerley Farbe mit den Ge-
wächsen haben, worauf sie leben*), folglich
weniger darauf abstechen, und nicht so leicht
bemerkt werden können; andere auch wohl
durch den heftigen Geruch, den sie im Noth-
fall verbreiten können; andere durch die Macht
des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch
ihre bewundernswürdige Stärke etc. gesichert.
Und manche sind gar mit Waffen, z.B.
mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit
Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten
zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar-
keiten. So z.B., daß oft in einer und eben
derselben Gattung die beyden Geschlechter ein-
ander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß
man sie eher für ganz verschiedene Thierarten,
als für zusammen gehörige Gatten halten
sollte: oder daß unter den Bienen und an-
dern ihnen verwandten Insecten immer die
größte Anzahl gänzlich geschlechtlos ist; das
heißt, daß sie gezeugt und geboren werden,
ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst
die Bestimmung zur Empfängniß oder zur
Zeugung zu haben.
Ferner hat die Begattung bey verschiede-
nen Insecten sehr viel Eigenes. Bey nicht
wenigen Gattungen wird sie z.B. im Fluge
vollzogen, und manche derselben sind bloß für
diese kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueber-
haupt aber leben die mehresten in so fern in
einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlech-
terdings nicht mehr als ein einziges Mahl in
ihrem leben sich paaren können: der Tod ist
bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der
ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben
durch verzögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fort-
pflanzungsgeschäfte der Insecten gehört auch,
daß bey vielen, wie z.B. beym Cochenille-
Wurm, beym Sandfloh etc. das trächtige
Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe an-
wächst: so daß man z.B. rechnet, daß bey der
weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebäh-
ren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und
größer ist als er vor der Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die
von den Müttern nach einem bewundernswür-
digen Instinct immer aufs genaueste an die
bestimmten der künftigen jungen Brut ange-
messensten Orte gebracht werden. Manche legen
z.B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger
Insecten anderer Art, in Raupen; oder in
Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre
Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den
Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe
eine eigene Art kleiner Mückchen aus.
Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil,
zumahl bey den Schmetterlingen, von einer
überaus mannigfaltigen sonderbaren Bildung
und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter
an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art
Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen
abgespült noch durch andern Zufall leicht zer-
[Seite 318] stört werden können. Einige wenige Insecten
gebären lebendige Junge, und manche, wie
die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley
Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das
fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens
in den andern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey wei-
ten nicht so auffallend wird, ist ihre Meta-
morphose. Es kommt nähmlich kein einziges
geflügeltes Insect unmittelbar aus dem Ey,
sondern diese alle müssen sich (– so wie auch
einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebens-
epochen einer Art von Verwandlung unter-
ziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Ge-
staltung, sondern zugleich ihr ganzer innerer
Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf
eine Weise umgebildet*), die sich schwerlich
mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter
Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).
In der Gestalt, wie diese Insecten, die
sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst
aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven.
Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so
daß z.B. eine erwachsene Weidenraupe 72000
Mahl schwerer wiegt als da sie eben aus dem
Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber
auch desto schneller, so daß z.B. die Maden
der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach
dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer sind
als da sie aus dem Ey kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die
Raupen und Engerlinge: theils aber keine,
wie die Maden. Flügel haben sie gar noch
nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur
Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernäh-
ren sich bloß, und wachsen, und häuten sich
mit unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umge-
bildet wird, heißt sie Nymphe. Manche kön-
nen sich während dieses Zustandes herum be-
wegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen.
Andere hingegen verschließen sich als Puppe
(chrysalis, aurelia), und bringen diesen
Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todes-
schlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich
von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf
so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse
vergraben scheint, geht mit ihm selbst die
große Palingenesie vor, daß es aus sei-
nem Larvenstand zum vollkommenen Insect
(insectum declaratum, imago) umgebildet
wird, und nach bestimmter Zeit aus seinem
Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten
absolviren die letzte Rolle ihres Lebens in einer
sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn
sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl
einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht
mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beyden Be-
stimmungen eines organisirten Körpers hatten
sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur
noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht
fortpflanzen, und dann der Nachkommen-
schaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten für den Menchen ist ziemlich einfach: dage-
gen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig
bemerkten Thiere an der großen Haushaltung der
Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz
unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten
von Unkraut theils im Keim ersticken, theils,
wenn es auch ausgewachsen ist, vertilgen, und
seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen an-
[Seite 321] dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten
so viele Insecten, die sich von Aas nähren,
im Miste leben u.s.w. und die dadurch, daß
sie diese widrigen animalischen Substanzen auf-
zehren, zerstreuen und durchwirken, von der
einen Seite der Infection der Luft vorbeugen,
und von der andern die allgemeine Düngung
des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht
werden z.B. die Schmeißfliegen in den heißen
Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits beför-
dern auch unzählige Insecten die Befruchtung
der Gewächse, auf überaus merkwürdige
Weise*). Manche Thiere dieser
Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen
von Heuschrecken etc. sind eßbar. So der
Honig der Bienen, aus welchen auch in man-
chen Gegenden von Europa so wie im Innern
von Africa der Meth gewonnen wird. Die
Seide nutzt zur Kleidung und mancherley an-
derm Gebrauch. Verschiedene Insecten geben
treffliche Farben, wie die Cochenille den
Scharlach etc. Die Galläpfel werden zur Tinte,
und Wachs zu Kerzen und vielerley andern
[Seite 322] Gebrauch benutzt. So das Lack, ein Pro-
duct gewisser ostindischer Schildläuse, das zu
Firniß zum Siegellack u.s.w. verbraucht
wird. Für die Arzney sind vorzüglich die
spanischen Fliegen, die Kelleresel und die
Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch
die so genannten Maywürmer, vom neuen als
Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß, so
wie manche andere Käser gegen Zahnweh,
gepriesen worden.
So unermeßlich der Nutze der Insecten
ist, so ist aber auch anderseits der Schaden
sehr erheblich, den viele Gattungen derselben
anrichten. Viele sind den Feldfrüchten
überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs,
und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken,
junge Saat, und alles, wo sie auffallen.
Manche sind besonders dem Getreide nach-
theilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe,
Engerlinge etc. den Gartengewächsen; andere
Raupen und Käferlarven etc. den Obstbäu-
men; die Schildläuse besonders der Orange-
rie; die Larven einiger Dermestes-Gattun-
gen und die Holzraupen den Holzungen; die
Ameisen, Grasraupen etc. den Wiesen; die
Brod-Schaben den Victualien; die weißen
Ameisen etc. dem Hausgeräthe etc.; die Klei-
dermotten der Wolle, dem Pelzwerk u.s.w.
[Seite 323] Die Larven vieler kleiner Käferchen den Bü-
chern und Naturaliensammlungen. End-
lich werden auch einige Arten von so genann-
tem Ungeziefer dem Menschen selbst, so wie
den Pferden, Schafen, Hühnern und andern
Hausthieren, ja sogar verschiedenen nutzbaren
Insecten, den Bienen, Seidenwürmern etc.
auf unmittelbare Weise lästig; und andere,
wie manche Skorpione etc. durch ihr Gift,
furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge
ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné,
wie es die Einrichtung eines solchen, besonders
auch zu halbjährigen Vorlesungen über die
ganze N. G. bestimmten, Handbuchs wohl
nicht anders gestattet.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit
hornartigem Körper. Die Flügel falten
sich in der Ruhe zusammen, und sind mit
zwey hornartigen Decken oder Schei-
den belegt die sich in der Mitte in
gerader Linie an einander schließen.
II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuz-
weis zusammen gelegten oder gerade aus-
gestreckten, meist zur Hälfte harten, fast
pergamentähnlichen Flügeln etc. Theils
haben sie Freßzangen, theils einen spitzi-
gen Bohr-Rüssel.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit
weichem behaarten Körper, und vier
ausgespannten Flügeln, die mit bunten
Schuppen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen
netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen
geaderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey
(unbedeckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten.
Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach-
richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter
Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insecten-
nadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern
auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der
hiesigen Gegend sammelt und Liebhabern gerne
mittheilt.
Die Thiere dieser Ordnung*) werden über-
haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen
Nahmen auch dem ersten Geschlechte ins be-
sondere beylegt. Die Larve hat Freßzangen,
und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße,
die an der Brust sitzen: bey einigen, wie
unter den Holzböcken ist sie ohne Füße (eine
Made). Sie verpuppt sich mehrentheils
unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-
Scholle: oder aber, wie bey den genannten
Holzböcken, im Holze. Das vollkommene
Insect kriecht zwar weich aus der Puppe;
seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an
der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen
am Kopfe, und ist mit harten hornartigen
Flügeldecken (elytra) versehen.
1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton.
Engl. beetle) Antennae clauatae capitulo
fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu-
tellatus, thoracis cornu incuruo maximo;
subtus barbato vnidentato, capitis recuruato: supra
multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Dau-
men dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist
schmutzig-grün etc.
2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus
thorace bicorni, capitis cornu vnidentato,
apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus,
thorace tricorni: intermedio obtuso bifido,
capitis cornu erecto clypeo emarginato.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im
Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte
Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er ein-
zeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln
befestigt und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas-
hornkäfer. S. scutellatus, thorace promi-
nentia triplici, capitis cornu incurnato,
antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer; fliegt selten;
als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe
und in hohlen Bäumen; und thut in manchen
Gegenden den Reden großen Schaden.
5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus
clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato,
tibiis, posticis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.
[Seite 329]Namentlich häufig in Aegypten, wo er von
den alten Aegyptiern als das heiligste ihrer my-
thischen Symbole, als Sinnbild der Ober- und
Unterwelt verehrt, und auf ihren Obelisken,
Mumiensarcophagen und mancherley andern
Kunstwerken vorgestellt worden. Besonders hat
man ihn auf die Rückseite der Aegyptischen (und
auch der Etruskischen) geschnittenen Steine aus-
geschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scara-
bäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutel-
latus, thorace inermi, capite tuberculato,
elytris rubris, corpore nigro.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the
dung beetle.) S. scutellatus. muticus, ater,
glaber: elytris sulcatis: capite rhombeo;
vertice prominulo: antennis rubris.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf
Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben-
den herum fliegt so ist meist auch für den fol-
genden Tag gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus
muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis
clypeo rhombeo, vertice prominulo, an-
tennis nigris.
9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar-
tenkäfer. S. scutellatus muticus, capite tho-
raceque caeruleo subpiloso, elytris griseis,
pedibus, nigris.
10. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris F.)
der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the
May-chaffer, Cock chaffer.) S. scutellatus
muticus testaceus, thorace villoso; cauda
inflexa, incisuris abdominis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre
lang als Engerling oder Glime unter der Erde
lebt, sich von Getreidewurzeln etc. nährt, und zu-
weilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*).
Im sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer
zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem
jungen Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der
Brachkäfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer.
S. scutellatus muticus testaceus, thorace
villoso, elytris luteo-pallidis pellucidis;
lineis tribus albis parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
Auch dieses Käfers Larve thut in manchen
Jahren der Saat großen Schaden.
12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.) der
Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muti-
cus auratus, segmento abdominis primo
lateribus vnidentato, clypeo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
[Seite 331]Die Larve und Puppe findet sich häufig in
Ameisenhaufen und hohlen Baumstämmen. Der
schöne Käfer selbst aber in Gärten etc. Man hat
Beyspiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig er-
halten und mit angefeuchteten Brodrinden füt-
tern lassen.
2. Lvcanvs. Antennae clauatae; claua
compressa latere latiore pectinato fissili.
Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Wein-
schröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the
flag beetle.) L. scutellus: maxillis exser-
tis, apice bifurcatis, latere vnidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect,
lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das
Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneip-
zangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clauatae;
capitulo perfoliato; articulis tribus
crassioribus. Thorax conuexus, vix
marginatus. Caput sub thorace in-
flexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger
elytris antice cinereis, punctis nigris.
Larve und Käfer nähren sich von fetten, wei-
chen Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis al-
bis binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften
Thieren. u.s.w.
3. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der
Borkenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs,
Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris
striatis retusis praemorso-dentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na-
turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem
Harz und in mehreren, Gegenden Deutschlands so
furchtbar gewordne Thier; das im Splint der
Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge
hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume
über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der
dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der
Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln
werden roth, er verliert sein Harz, und taugt
dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkoh-
len, geschweige als Bau- oder Brennholz.
4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannen-
käfer, schwarze fliegende Wurm. D. ni-
ger subuillosus, elytris piceis integris, plan-
tis rusis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brod-
käfer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.
Seine Larve verzehrt zumahl das Brod,
wird daher namentlich auf weilen Seereisen dem Schiffs-
zwieback sehr gefährlich, und ist auch einer der
schädlichsten Bücherwürmer.
4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache,
vrillette.) Antennae filiformes; articulis
vltimis maioribus. Thorax subrotun-
dus, immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. (Anobium P. F.) P. fuscus
vnicolor.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald
man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt
liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle
zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace
quadridentao, elytris fasciis duabus alpis.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien-
sammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. (Anobium tessetatum. F.) die
Todtenuhr, der Klopfkäfer. (Engl. the
death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo
irregulariter maculosus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
Eine der sehr verschieden Insectenarten, die
durch den klopfenden Laut, womit die Gatten
einander zur Parungszeit locken, zu mancherley
Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo
solidiusculo; infimo articulo compresso,
decuruato. Caput intra corpus re-
tractile. Os forcipatum. Elytra cor-
pore breuiora. Tibiae anticae dentatae.
1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris substriatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigi-
dae, capite breuiores, oculi 4, duobus
supra, duobus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub-
striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der
Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er
eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen
Geruch von sich.
7. Byrrhvs. Antennae clauatae subso-
lidae, subcompressae.
1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebu-
losus, elytris subnebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
8. Silpha. Antennae extrorsum crassio-
res. Elytra marginata. Caput promi-
nens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der
Todtengräber. (Fr. le fossoyeur.) S. oblonga
atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris
fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Nahmen von der besondern
Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen
Thieren, Maulwürfen, Fröschen etc. die sie von
weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben,
und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ih-
rer sechse find wohl im Stande, einen todten
Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief
in fetten Boden einzuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub-
filiformes, extrorsum crassiores. Elytra
marginata. Caput sub thoracis clypeo
plano reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde etc. Die Larve und
Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar
ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely-
tris sanguineis, punctis nigris sparsis.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma-
rienkuh, Sommerkind, Gotteslämmchen.
(Fr. vache à Dieu, bête de la vierge.
Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae
subclauatae, truncatae. Palpi claua
semicordata. Corpus hemisphaericum,
thorace elytrisque marginatis, abdo-
mine plano.
1. †. 7-Punctata. C. coleoptris rubris;
punctis nigris septem.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und
Meloë Gattungen als wirksames Heilmittel bey
mancherley Zahnweh empfohlen worden.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris; punctis
rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten-
nae moniliformes, extrorsum crassiores.
Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Goettingensis. (Chryf. haemoptera. F.)
C. ouata atra pedibus violaceis.
Panzer Faun. Germ. Heft 44. t. 3
[Seite 336]2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den drit-
ten Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis
tribus, coleoptrisque quinque violaceis,
abdomine violaceo.
4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria
(s. femoribus posticis crassissimis) virescenti-
caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie
mehrere verwandte Gattungen unter dem Nah-
men Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der Lilienkä-
fer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico
vtritique impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen etc. Die Larve, bedeckt
sich mit ihrem eigenen Unrath. Der kleine rothe
Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn
man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit
seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen
Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu-
siformes, basi approximatae, inter oculos
sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Brvchvs. Antennae filiformes, sen-
sim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo
punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut zumahl in Nordamerica dem Mais großen
Schaden.
3. Nucleorum. B. cinereus, elytris striatis,
femoribus posticis ouatis, dentatis, tibiis
incuruis.
Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.
Im Mittlern America. Fast von der Größe
des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern
Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die stein-
harten, daumensdicken Nüsse der Cocos lapidea
woraus Knöpfe u. dergl gedreht werden.
14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan-
son.) Antennae subclauatae, rostro in-
sidentes. Rostrum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber
überaus hart gepanzerten Körper, und einen
festen mehr oder weniger gebogenen Rüssel von
verschiedener Länge. Es sind nachtheilige Thiere,
von denen besonders die mit dem sehr langen
Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feld-
früchten und Gartengewächsen Schaden thun.
Die Larven nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palm-
bohrer. C. longiroster ater, thorace ouato
planiusculo, elytris abbreuiatis striatis.
Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.
In beyden Indien. Hat fast die Größe des
Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sa-
gumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes
Gericht gegessen.
2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der
schwarze oder rothe Kornwurm, Reiter,
Wippel. C. longiroster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt
das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse lie-
gen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die
[Seite 338] Fruchtböden und ihre Gebälke etc. mit scharfer
Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu
lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in
Wohnzimmer und Betten.
3. †. Granarius. (Calandra granaria F.) C.
longiroster piceus oblongus thorace pun-
ctato longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen etc.
4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longi-
roster cylindricus subcinereus, elytris mu-
cronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß
er den Pferden Lähmung verursache, ist unge-
gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflan-
zen, aber nicht das darauf wohnende unschul-
dige Thier.
5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben-
sticher. C. longiroster aureus, rostro plan-
tisque nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen, Weinstöcken etc.
6. †. Pomorum. C. longirostris femoribus an-
ticis dentatis, corpore griseo nebuloso.
Zerstört in manchen Jahren fast alle Apfel-
knospen.
7. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longi-
roster, femoribus dentatis, corpore griseo
longitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breui-
roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis
[Seite 339] excauatis, auro versicolore distinctis, ab-
domine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten.
Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen,
die reihenweise auf den Flügeldecken eingegra-
ben sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter
dem Vergrößerungsglase, eine unbeschreibliche
Wirkung.
15. Attelabvs. Caput postice atte-
nuatum inclinatum. Antennae apicem
versus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen-
wolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis
tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in
manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.
16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock.
(capricornus). Antennae attenuatae.
Thorax spinosus aut gibbus. Elytra
linearia.
Manche Gattungen haben ungeheuer lange
Fühlhörner, einen ungemein starken Brustschild
und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben,
so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier
Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie
in Holz, und geben mittelst des Brustschildes,
den sie an den Flügeldecken reiben, einen knar-
renden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus,
elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis
antennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. a.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Ceruicornis. (Prionus C. F.) C. thorace
marginato dentato, maxillis porrectis coni-
formibus vtrinque spinosis, antennis breuibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön
gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn-
schröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris
obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu-
ticis, antennis mediocribus.
Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang
als das ganze Thier.
17. Leptvra. Antennae setaceae Ely-
tra apicem versus attenuata. Thorax
teretiusculus.
1. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau-
rata, antennis nigris, femoribus posticis
dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der
Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. An-
tennae setaceae. Elytra alis minora.
Cauda simplex.
1. †. Maior. (Molorchus abbreuiatus F.) N.
elytris abbreuiatis ferrugineis immaculatis,
antennis breuioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen,
(cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl.
glow-worm .) Antennae filiformes.
Elytra flexilia. Thorax planus, semior-
biculatus, caput subtus occultans cingens-
que. Abdominis latera plicato papillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese
haben zwey blaulich phosphorescirende lichte
Puncte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten
Weibchen leuchten weit stärker als die Männ-
chen, besonders um die Begattungszeit, da ihr
Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige
dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem
das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die selbst
auch im Finstern leuchten), verliert sich der
Schein bey beyden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo
cinereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen etc.
Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell
genug, um dabey im Finstern lesen zu können.
20. Cantharis. Antennae setaceae.
Thorax marginatus capite breuior.
Elytra flexilia. Abdominis latera pli-
cato-papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro,
macula nigra, elytris fusceis.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter
in der Erde auf, und kommt dann zuweilen,
[Seite 342] wenn geschneyt hat, zu raufenden hervorge-
krochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem
frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen
Anlaß gegeben.
21. Elater. Springkäfer, Schmid.
(Fr. taupin.) Antennae setaceae. Tho-
rax retrorsum angulatus. Mucro pecto-
ris e foramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer-
tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie
auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die
Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine
zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu
ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist,
und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus
der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus
schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts
auf beyden Seiten des Brustschildes heraus
stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähn-
liche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late-
ribus macula flaua glabra.
Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang.
Die beyden gelben runden Flecken gegen die Sei-
tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin-
stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem
der Cucuyos und einiger anderer phosphoresci-
renden Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris, pe-
dibus corporeque nigris.
22. Cicindela. Sandkäfer. Anten-
nae setaceae. Maxillae prominentes
[Seite 343] denticulatae. Oculi prominuli. Tho-
rax rotundato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie
der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzu-
lauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit
ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug
nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto
lunulaque apicum albis.
23. Bvprestis. Prachtkäfer. Antennae
setaceae, longitudine thoracis. Caput
dimidium intra thoracem retractum.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis
rugosis, thorace marginato laeui, corpore
inaurato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beyden Indien. Wohl Fingers lang.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi-
tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis
impressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
3. Viridis. B. elytris integerrimis subli-
nearibus punctatis, thorace deflexo, viridi
elongato.
Von der Farbe der Spanischen Fliege, aber
nur ein Paar Linien lang. Die Larve richtete
vor einigen Jahren in hiesiger Gegend große Ver-
wüstung in jungen Rothbuchen-Stämmen an.
Tödtete sie durch Zerstörung des Splints, worin
sie geschlängelte Gänge fras.
24. Dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer
(hydrocantharus) Antennae setaceae
[Seite 344] aut clauato perfoliatae. Pedes postici
villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis
perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato,
postice spinoso.
Eine der größten Gattungen. Wenn der
Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu
eine artige längliche Hülfe, die er mit einer
braunen Seide überzieht, und die mit den ein-
geschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem
Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus-
gekrochen und im Stande sind, in ihr Element
über Bord zu springen.
2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytro-
rumque margine flavis (mas.)
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat-
tungen dieses Geschlechts,) den Fischreichen ge-
fährlich. Beym Weibchen ist die vordere Hälfte
der Flügeldecken längs gefurcht.
25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae se-
taceae. Thorax obcordatus apice trun-
catus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn
man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich.
Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto
schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely-
tris punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus,
elytris porcatis; striis sulcisque laeuibus
inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen etc.
3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo
nitens, thorace caeruleo, elytris aureo
viridibus striatis, abdomine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bom-
bardirkäfer. (Fr. le petard, Schwed. Styck-
junkare) C. thorace capite pedibusque fer-
rugineis, elytris viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von
der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey
durch die von Dr. Rolander beschriebne ganz ei-
gene Art berühmt geworden, womit er sich gegen
den C. inquisitor u.a. seiner Feinde zu ver-
theidigen sucht; da er ihnen mit einem merk-
lich starken Laut einen blaulichen Dunst entge-
gen schießt etc.
5. †. Spinipes. der Saatfresser. (C. gibbus F.)
C. piceus, thorace linea excauata longitu-
dinali, manibus spinosis.
Olivier T. III. tab. 12. fig. 142.
Die unterirdische Larve verursacht in manchen
Jahren wie z.B. 1776 in der Lombardey und 1812
im Hallischen Saalkreise furchtbaren Mißwachs
der jungen Getraidesaat. Der Käfer hält sich
des Nachts in Menge auf den Aehren auf.
26. Tenebrio. Antennae monilifor-
mes articulo vltimo subrotundo. Tho-
rax plano-conuexus, marginatus. Ca-
put exsertum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femori-
bus anticis crassioribus.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden
sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern,
heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte
Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. (Blaps mortisaga. F.) der
Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali,
coleoptris laeuibus mucronatis.
27. Meloë. Antennae moniliformes ar-
ticulo vltimo ouato. Thorax subrotun-
dus. Elytra mollia flexilia, caput in-
flexum gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le
scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle.) M.
apterus, corpore violaceo.
Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer Be-
rührung einen stinkenden Saft aus den Kniege-
lenken der Beine fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die
spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala-
tus viridissimus nitens, antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum
Blasenziehen gebraucht wird.
28. Mordella. Antennae filiformes
serratae. Caput deflexum sub collo (in
territo). Palpi compresso clauati, obli-
que truncati. Elytra deorsum curua
apicem versus. Ante femora lamina
lata ad basin abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be-
greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu
wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
29. Staphylinvs*). Antennae mo-
niliformes. Elytra dimidiata. Alae
tectae. Cauda simplex exserens duas
vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen
merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr merken,
aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber
noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis
cinereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficvla. Antennae setaceae,
Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda
forcipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling,
Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the
ear-wig.) F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.
An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier
gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur
so viel, daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin
so gut wie jedes andere Insect, verirren kann.
Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen etc.
sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in Menge
vermehren dem Grundholz der Gebäude und den
Fensterfutterungen.
Bey den meisten Insecten dieser Ordnung
ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt,
bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten
aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen
Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von
einigen Naturforschern Proboscidia genannt
werden. Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie grade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusam-
mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer
Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche ha-
ben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen
sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre
Verwandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern
die Larven ähneln dem vollkommnern Insect
bis auf die Flügel, die erst nach und nach völ-
lig ausgebildet werden.
31. Blatta. Schabe. Caput inflexum.
Antennae setaceae. Elytra alaeque pla-
nae, subcoriaceae. Thorax planiuscu-
lus, orbiculatus, marginatus. Pedes
cursorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen-
schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le
[Seite 349] cancrelas, ravet. Engl. the black beetle,
cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris ab-
breuiatis sulco oblongo impresso.
Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie
einige andre Gattungen dieses Geschlechts (z.B.
die Germanica, Americana etc.) für manche Ge-
genden, wo sie sich eingenistet und stark ver-
mehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Ver-
zehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor allen
aber Brot etc. Kann daher in Schiffen auf wei-
ten Seereisen schaudervolles Elend verursachen*).
Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von
Schwefel und Assa foetida, kochend Wasser etc.
und wo nur wenige in einem Zimmer oder einer
Küche sind, dadurch zu vertilgen, daß man über
Nacht einen Igel oder eine Ente hinein sperrt.
2. Heteroclita. (B. Petiveriana F.) B. fusca,
elytris nigris, sinistro integro 4-pustulato;
dextro ad marginem internum semipellu-
cido, 3 pustulato.
Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar etc. Wegen der auffallenden
Ungleichheit in der Zeichnung der beyden Ober-
flügel werkwürdig.
3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris nigro-
maculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput nutans, maxillo-
sum, palpis instructum. Antennae
[Seite 350] setaceae. Alae 4 membranaceae, con-
volutae, inferiores plicatae. Pedes
antice compressi, subtus serrato-den-
ticulati, armati ungue solitario et
digito setaceo laterali articulato: po-
stici 4. laeues, gressorii. Thorax li-
nearis elongatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreck-
ten, sonderbaren Bildung*). Auch ihr Gang, ihr
Betragen etc. hat was eigenes gleichsam Feyer-
liches, das wohl zu der abergläubischen Devotion
Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen
dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen
werden.
1. Gigas. [Phasma G. F.**)] M. thorace tere-
tiusculo scabro, elytris breuissimis, pedibus
spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum
so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den
Indianern gegessen.
2. Gongylodes. M. Thorace subciliato, femo-
ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1.2.3.
3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die
Gottesanbetherinn, das wandelnde Blatt,
der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace
[Seite 351] laeui subcarinato elytrisque viridibus imma-
culatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und
hält die vordern beyden in die Höhe. Man nennt
es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel
an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln.
Kann wohl zehn Jahre alt werden.
4. Precaria. (M. thorace subciliato, elytris
flauis ocello ferrugineis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 88.
Am Cap; wo sie von den Hotttetotten heilig
verehrt wird.
33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle.
Engl. grashopper.) Caput inflexum,
maxillosum, palpis instructum. Anten-
nae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae,
conuolutae, inferiores plicatae. Pedes
postici saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun-
gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich
sind. Bey manchen geben die Männchen entwe-
der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender
Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will,
einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie
theils mit den Springfüßen, am meisten aber
mit den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre,
Maulwurfsgrille, der Riehwurm. Reit-
wurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erd-
krebs. (Fr. la courtilière, Engl. the mole-
crick). G. thorace rotundato, alis caudatis
elytro longioribus, pedibus anticis palma-
tis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten,
wie im Thüringischen etc. ausnehmend häufig.
Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl
den Küchengewächsen und der Gerstensaat großen
Schaden.
2. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille,
Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl.
the cricket.) G. thorace rotundato, alis
caudatis elytro longioribus, pedibus sim-
plicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feld-
grille. G. thorace rotundato, cauda biseta
stylo lineari, alis elytro breuioribus, cor-
pore nigro.
4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.)
der Baumhüpfer. G. thorace rotundato,
alis viridibus immaculatis, antennis setaceis
longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus
Gebüschen, springt vorzüglich weit.
5. †. Verruciuorus. (Locusta verruciuora. F.)
das Heupferd. G. thorace subquadrato laeui,
alis viridibus fusco maculatis, antennis se-
taceis longitudine corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus. Kammheuschrecke. G. thorace
cristato, carina quadrifida.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.
In den Morgenländern, Aegypten etc.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich-
heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace
[Seite 353] subcarinato; segmento vnico, capite ob-
tuso, maxillis atris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.
Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen
Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge-
meinen Mißwachs, Hungersnoth etc. verursacht
hat. Ursprünglich gehört es wohl in die asiati-
sche Tatarey zu Hause, doch findet es sich auch
einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit
großen Invasionen desselben verschont geblie-
ben.*) Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn
es anders die gleiche Gattung ist) in Nord- und
Süd-America finden. – Daß sie in Arabien
und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in
den ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird,
ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige
neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel
erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel
von voreilig dreistem Hyperscepticismus.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho-
race subcarinato, alis rubris extimo nigris
nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Lebt meist im Gehölze. Die Männchen geben
im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fvlgora.*) Caput fronte pro-
ducta, inani. Antennae infra oculos,
articulis 2, exteriore globoso. Ro-
strum inflexum, pedes gressorii.
Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts
ist die hornige Blase vor der Stirne, die bey den
nachbenannten Gattungen im Leben und einige
Zeit nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. der surinamische Laternträ-
ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne.
Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali
recta, alis liuidis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist fast so
größ als der ganze übrige Körper, und scheint so
hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehe-
dem statt Leuchten bedient haben sollen.
2. Candelaria. der schinesische Laternträger.
F. fronte rostrato-subulata adscendente,
elytris viridibus luteo-maculatis, alis fla-
vis; apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 39.
35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in-
flexum. Antennae setaceae. Alae 4
membranaceae, deflexae. Pedes pleris-
que saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heu-
schrecken einen Laut von sich, der durch besondere,
[Seite 355] mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un-
terleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von
Keulenschwämmen (clauariae) besonders häufig
auf den Puppen von Cicaden, theils gar auf
dem lebendigen Leibe ihrer Larven, so wie andere
auf Raupen und Schmetterlings-Puppen, Lauf-
käfern etc. wachsen*).
1. Orni. (Tettigonia O. F.) C. nigra flauo-
maculata, alis hyalinis, basi flauis, maculis
nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 3.
Im südlichen Europa und in Nordafrica. Die
bey den Alten so beliebte Cicade.
2. †. Spumaria. (Cercopus S. F.) der Schaum-
wurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris
maculis binis albis lateralibus; fascia du-
plici interrupta albida.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen
die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und
ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten
Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt
ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage
von regnenden Weiden.
3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis
nigris: punctis caeruleis, fronte lateri-
busque rubris, ano lanato.
In Westindien. Hat den Beynahmen von den
räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser
gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hin-
terleibe.*)
36. Notonecta. Wasserwanze. Ro-
strum inflexum. Antennae thorace bre-
viores. Alae 4 cruciato-complicatae,
antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi
natatorii.
1. † Glauca. N. grisea elytris griseis mar-
gine fusco punctatis apice bifidis.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken:
weiß auch in dieser Lage kleine Mücken etc. von
denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu
haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in-
flexum. Alae 4 cruciato-complicatae
antice coriaceae. Pedes anteriores che-
liformes; reliqui 4 ambulatorii.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali,
corpore oblongo-ouato.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus
sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen,
fast wie Samen von Kornblumen etc.
2. †. Cimicoides. (Naucoria C. F.) N. abdo-
minis margine serrato.
3. Plana. (Nepa rustica. F.) N. subfusca:
oculis nigris, alis albidis, dorso plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem
Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre
Eyer auf den Rücken.*)
38. Cimex. Wanze. Rostrum inflexum.
Alae 4 cruciato-complicatae, superiori-
bus antice coriaceis. Dorsum planum
thorace marginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia. F.) die
Bettwanze, Wandlaus. (Fr. la punaise.
Engl. the bug, the wall-louse.) C. flauescens,
alis nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
Ueber die ursprüngliche Heimath und den Auf-
enthalt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im
wilden Zustande weiß man wenig Zuverlässiges.
Jetzt findet sichs in den Wohnungen unreinlicher
oder sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen
(nahmentlich in Sibirien, Ostindien, Nord- und
Süd-America etc.) So leicht Wanzen durch Zu-
fall in ein Haus kommen können, so leicht ist es,
sie bald anfangs durch sorgfältige wiederholte An-
wendung kräftiger Mittel**) auch wieder zu ver-
[Seite 358] treiben: was aber äußerst schwer hält, wo man
sie einmahl überhand nehmen und sich weit ver-
breiten lassen.
2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. mem-
branaceus, abdominis margine imbricatim
secto, corpore nigricante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen sei-
ner täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe
schwer zu finden.
3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus gri-
seus, abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch
diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie
berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen
andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu
dienen scheint.
4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro
arcuato, antennis apice capillaceis, corpore
oblongo subuilloso fusco.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist im-
mer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau.
(Fr. puceron. Engl. plant louse.) Ro-
strum inflexum. Antennae thorace lon-
giores. Alae 4 erectae aut nullae. Pe-
des ambulatorii. Abdomen postice sae-
pius bicorne.
Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer
und eben derselben Familie, geflügelte und un-
geflügelte Blattläuse, und das ohne alle Bezie-
hung auf den Sexualunterschied. Die Männchen
sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch
in weit minderer Anzahl jung. Sie erscheinen
nicht eher als in der letzten Generation jeden Som-
mers*): bey den mehresten Gattungen also erst
zu Ende desselben, und nur auf kurze Zeit, da sie
ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eyer
oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen
zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebil-
det liegen, aber doch nicht eher als bis im fol-
genden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind
alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse
durchgehends weiblichen Geschlechts, so daß bis
zu dem eben gedachten Termin der letzten Gene-
ration keine männliche Blattlaus zu sehen ist.
Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jung-
fräulichen Blättläuse im Stande, ohne Zuthun,
eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; so
daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre
befruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und
Sommer bey vielen bis ins neunte Glied äußert.
2. †. Vlmi. A. vlmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam Biblia nat. tab. 45. fig.
22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba-
ren Auswüchse verursachen, die man Pappel-
rosen, Alberknospen etc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis lon-
gissimis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum etc.,
wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen,
schotenähnlichen Hülse aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum
pectorale. Antennae thorace longiores.
Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes
saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den
geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie
fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so etc.
41. Coccus. Schildlaus. (fr. Gall-
insecte) Rostrum pectorale. Abdomen
postice setosum. Alae 2 erectae mascu-
lis. Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die beyden
Geschlechter einander so auffallend ungleich, als
bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt
einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist
ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet
hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und
könnte bey manchen Arten eher für eine Narbe
an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier an-
gesehen werden. Das Männchen schwärmt in-
deß im Freyen umher, bis es, vom Begattungs-
trieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches Weibchen
aufsucht und befruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Oran-
genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders
an Caffeebäumen etc. Man vertreibt sie, wenn
man die Gewächse nach dem Begießen mit
Schwefelblumen bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Languedoc
und Provence, an Stechpalmen etc. Die
beerenförmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester
(Fr. le vermillon) dieser Thiere werden mit Es-
sig besprengt, und das Carmoisinroth daraus
verfertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan-
nisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an
den Wurzeln vom Weggras und andern Pflan-
zen; zumahl häufig in Polen und am Don, wo
sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche-
nille, Engl. the cochineal-fly.) C. cacti
coccinelliferi.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII.
P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf meh-
reren Cactusarten, die deßhalb in großen Plan-
tagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast
wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und
jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus
indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B.
4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hind-
ostan zu beyden Seiten des Ganges; von ihm
kommt das so genannte Gummilack.*)
42. Thrips. Rostrum obscurum. An-
tennae longitudine thoracis. Abdomen
sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso
incumbentes, longitudinales, angustae,
subcrucitae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft-
lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten,
und meist nur durch ihre große Anzahl, oder
durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen
und fliegen, bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.
Die Schmetterlinge, eine weitläuftige
Ordnung, die sich durch vier ausgespannte,
mit bunten Schuppen befiederte Flügel, und
[Seite 364] einen behaarten Körper, auszeichnet. Als
Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen
am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen
Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luft-
löchern auf jeder Seite, drey Paar hakenför-
migen Klauen an der Brust, und meist fünf
Paar runden fleischigen Füßen am Hinterleibe.
Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird
dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweg-
lich, doch bey der Weidenraupe und einigen
andern sehr wenigen Gattungen sich von der
Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus
kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der
Schmetterling zum Vorschein, der lange
Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der
Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so ge-
nannte) Zunge, und statt jener zwölf kleinen
Augen, zwey große halbkuglige und drey
kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen
Gattungen hat Linné unter drey Geschlechter
gebracht.
43. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter-
fly.) Antennae apicem versus crassio-
res, saepius clauato-capitatae. Alae
erectae sursumque conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen
besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl.
Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste:
die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig
(chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem
[Seite 365] hintern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur
am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier
breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit
der Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeich-
nung gar sehr von der Unterseite verschieden ist)
gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze
Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wieder
in fünf Familien (phalanges) abgetheilt.
a. Eqvites. Alis primoribus ab angulo po-
stico ad apicem longioribus, quam ad basin:
his saepe antennae filiformes.
Tröes, ad pectus maculis sanguineis.
(saepius nigri.)
Achiui, pectore incruento, ocello ad
angulum ani.
b. Heliconii. Alis angustis integerrimis,
saepe denudatis: primoribus oblongis; po-
sticis breuissimis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Pharelati, alis caecis absque ocellis.
e. Plebeii. Parui. Larua saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen-
tosis supra viridibus: instritis atris, posticis
maculis sex nigris.
Auf Amboina etc. So wie der folgende ein
großes prächtiges Thier.
2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuseis, disco
caeruleo splendente dentato. Posticis subtus
ocellis septem.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz.
P. E. A. alis caudatis concoloribus flauis,
limbo fusco, lunulis flauis, angulo ani
fuluo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A.
alis caudatis subconcoloribus flauescenti-
bus: fascils nigricantibus geminatis: po-
sticis subtus linea auratia.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H.
alis oblongis integerrimis albis: posticis
ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.
Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.
6. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß-
ling, Heckenweißling. P. H. alis integer-
rimis rotundatis albis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume.
Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem
Gespinste zusammen.
7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß-
ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri-
mis rotundatis albis: primoribus maculis
duabus apicibusque nigris, maior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.
Nebst den beyden folgenden auf Kohl, Kraut
und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter-
[Seite 367] ling (so wie die Butterblume), von der gelben
Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber
nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben
worden ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis: primoribus ma-
culis duabus apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro-
tundatis albis: subtus venis dilatato-vi-
rescentibus.
10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C.
alis integerrimis rotundatis albis, primori-
bus medio fuluis, posticis subtus viridi-
nebulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das
fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis
angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub-
tus ferrugineo.
12. †. Hyperantus. P. D. F. alis integerrimis
fuscis, subtus primoribus ocellis tribus:
posticis duobus tribusque.
13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel.
P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro-
maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
14. †. Galatea. das Bretspiel. P. N. G. alis
dentatis albis nigroque variis, subtus pri-
moribus ocello vnico, posticis quinque ob-
soletis.
15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis
dentatis fuluis albo nigroque variegatis,
posticis vtrinque ocellis quatuor, saepius
coecis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In
manchen Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant.
P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia
vtrinque alba interrupta, posticis supra
vniocellatis.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P.
alis angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.
18. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P.
alis angulatis suluis, nigro maculatis; pri-
moribus supra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch
von sich.
19. †. Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel.
P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu-
latis: primoribus supra punctis tribus nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis
angulatis fuluis nigro maculatis, posticis
subtus C. albo notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel.
(Engl. the admirable.) P. N. P. alis dentatis
nigris albo maculatis: fascia communi pur-
purea, primoribus vtrinque, posticis mar-
ginali.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis
dentatis luteis nigro-maculatis, subtus
lineis argenteis transuersis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler
Größe.
23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel,
Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis
nigro-maculatis: subtus maculis 21 ar-
genteis.
24. †. Pruni. P. P. R: alis subcaudatis supra
fuscis: posticis subtus fascia margineli fulua
nigro-punctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
25. †. Argus. P. P. R. alis ecaudatis caeru-
leis: posticis subtus limbo ferrugineo: ocel-
lis caeruleo-argenteis.
Kösel vol. I. Tagvögel II. tab. 37.
26. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V.
alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma-
culatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
44. Sphinx. Abendvogel. Antennae
medio crassiores s. vtraque extremitate
attenuatae subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind meh-
rentheils von vortrefflicher Farbe, mit einem
hakenförmigen Horn am Ende des Rückens, des-
sen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist.
[Seite 370] Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Ge-
spinnste. Die Abendvögel haben ihren Nahmen
daher, weil sie meist bloß in der Abenddämme-
rung umher fliegen. Die mehresten haben einen
langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze
Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf
folgende Art unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
b. Adscitae – habitu et larua diuersae.
1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L.
alis repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.
2. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis
subangulatis, viridibus: fasciis variis palli-
dioribus saturatoribus flauescentibusque.
3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis
nigro fasciatis margine postico albo-puncta-
tis, abdomine rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis
incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro
cingulis nigris.
5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in-
tegris: posticis luteis fasciis, abdo-
mine luteo cingulis nigris.
Eins der schädlichsten Thiere für Bienenstöcke.
Die Raupe auf Jasmin, Kartoffelnkraut etc.
6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris
griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi
rubris maculis sex.
7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große
Weinvogel. S. L. alis integris virescenti-
bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris
basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L.
alis integris margine rubris; posticis basi
fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
9. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L.
alis integris fuscis vitta superioribus pallida,
inferioribus rubra.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.
10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L.
alis integris canis, margine postico albo
maculato, abdomine fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich
in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verhee-
rungen anrichtet.
11. †. Stellatarum. (Sesia St. F.) der Tauben-
schwanz, Karpfenkopf. S. L. abdomine
barbato lateribus albo nigroque variis, alis
posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
12. †. Filipendulae. (Zygaena F. F.) die
Zirkelmotte. S. A. alis superioribus cyaneis;
punctis sex rubris; inferioribus rubris
immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
[Seite 372]13. †. Phegea. (Zygaena quercus F.) die
Ringelmotte. A. A. viridi-atra, alis punctis
fenestratis: superiorum sex, inferiorum
duobus, abdomine cingulo luteo.
45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl.
Moth.) Antennae setaceae, a basi ad
apicem sensim attenuatae. Alae se-
dentis saepius deflexae.
Das weitläufigste Geschlecht unter den In-
secten. Die Raupen sind mehrentheils behaart:
und verpuppen sich meist innerhalb eines beson-
dern seidenartigen Gespinstes (folliculus), wo-
zu sie den klebrigen Stoff in zwey darmähnlichen
Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben
dem Magen liegen, führen; und ihn nachher,
mittelst einer besondern Röhre; die sich hinter
dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst
feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem
zu andern Zwecken, sich z.B. daran herablassen
zu können etc. nutzen*). Diese Gehäuse werden
bey einigen wie bey dem Pfauvogel, wegen ih-
rer überaus künstlichen Einrichtung; bey einigen
Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große
Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst,
die meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen,
hat Linné in folgende Familien abgetheilt:
a. Attaci – alis patulis inclinatis.
b. Bombyces – alis incumbentibus; an-
tennis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali .
Spirilingues lingua inuoluto – spirali .
c. Noctvae – alis incumbentibus. An-
tennis setaceis, nec pectinatis.
d. Geometrae – alis patentibus horizon-
talibus quiescentes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, vt fere
retusis, margine exteriore curuo.
f. Pyralides – alis conniuentibus in
figuram deltoideam forficatam.
g. Tineae – alis conuolutis, fere in cy-
lindrum, front prominula.
h. Alvcitae – alis digitatis fissis ad basin
vsque.
1. †. Atlas. (Bombyx A. F.) P. Att. pectinicor-
nis elinguis, alis falcatis concoloribus
luteo-variis, macula fenestrata, superiori-
bus sesquialtera.
In beyden Indien. Die Flügel größer als an
einer hieländischen Fledermaus, aber mit auffal-
lend kleinem Leibe. Man macht aus dem Gespinste
dieser und anderer großen Phalänen in Schina
die so genannte wilde Seide.
2. †. Pavonia. (Bombyx P. F.) das Nacht-
pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis,
alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis:
ocello nictitante subfenestrato.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run-
den Flasche, mit einem, dem Anschein nach, of-
fenen abgestutzten Halse, dessen Eingang aber
doch inwendig auf eine überaus artige Weise,
mittelst elastischer convergirender Stacheln, die
in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen,
so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier
zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feind-
seliges Insect durch diesen Weg hinein dringen
kann*).
3. †. Quercifolia. (Bombyx Q. F.) das Eich-
blatt. P. B. elinguis, alis reuersis semitectis
dentatis ferrugineis margine postico nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare
bucklige Stellung.
4. †. Pini. (Bombyx P. F.) der Kiefern-
spinner, die Fichtenraupe, Föhrenraupe.
P. B. elinguis, alis reuersis griseis; strigis
duabus cinereis; puncto albo triangulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefern-
waldungen.
5. †. Vinula. (Bombyx V. F.) der Gabel-
schwanz, Hermelinvogel. P. B. elinguis
albida nigro-punctata, alis subreuersis fusco
venosis striatisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
[Seite 375]Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge-
stumpften Kopf, und die beyden Schwanzspitzen,
die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gege-
ben sind, ein sonderbares Ansehen. Sie vermag
einen scharfen Saft, durch eine Oeffnung unten
am Halse von sich zu spritzen, und sich damit im
Nothfall zu vertheidigen*).
6. † Fagi. (Bombyx F. F.) P. B. elinguis, alis
reuersis rufo-cinereis; fasciis duabus linea-
ribus luteis flexuosis.
Auch dieser ihre Raupe ist ganz anomalisch
abenteuerlich gestaltet. Mit langen Vorderhei-
nen, zwey hornichten Schwanzspitzen etc.
7. Mori. (Bombyx M. F.) der Siedenwurm.
P. B. elinguis, alis reuersis pallidis; striis
tribus obsoletis fuscis maculaque lunari.
Der assyrische Bombyx beym Plinius etc. ist
wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu
Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm
selbst erst zu Justinians Zeiten in Europa gezo-
gen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe;
spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl ge-
häutet hat, in einen Coccon von weißer oder gel-
ber Farbe, der, wenn er drittehalb Gran am
Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden
besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt
erst die Breite von einer Linie ausmachen), und
kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmet-
terling aus. Nach der Paarung legt das überaus
dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im folgenden
[Seite 376] Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maul-
beerbäume zu grünen anfangen, auskriechen.
Sie sind wohl ursprünglich in Schina*) zu
Hause, gewohnen aber auch unser Clima recht
gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerica.
8. †. Neustria. (Bombyx N. F.) die Ringel-
raupe. P. B. elinguis, alis reuersis: fascia
sesquialtera; subtus vnica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe.
Die Phaläna legt ihre Eyer in einer Spirallinie
dicht an einander um ein Aestchen herum.
9. †. Pityocampa. (Bombyx P. F.) der Fich-
tenspinner. P. B. elinguis, alis griseis:
strigis tribus obscurioribus, posterioribus
pallidis; puncto anali fusco.
Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.
10. †. Caia. (Bombyx C. F.) die schwarze
Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis
fuscis: riuulis albis, inferioribus purpureis
nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.
11. †. Monacha. (Bombyx M. F.) die Nonne,
der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis
deflexis, superioribus albis atro-undatis,
abdominis incisuris sanguineis.
Jördens Geschichte der kleinen Fichtenraupe,
fig. 17-19.
Eins der fruchtbarsten Insecten für Fichten-
waldungen.
12. †. Dispar. (Bombyx D. F.) P. B. elin-
guis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque
nebulosis; femineis albidis lituris nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 3.
Hat ihren Nahmen von der ungleichen Bildung
und Größe der beyden Geschlechter.
13. †. Chrysorhoea. (Bombyx Ch. F.) die
schwarze Winterraupe. P. B. elinguis,
alia deflexis albidis, abdominis apice bar-
bato luteo.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 22.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obst-
bäume, die im Herbst aus den Eyern kriecht,
und den Winter durch gesellschaftlich in zusammen
gesponnenem welken Laube an den Aesten zu-
bringt, ohne daß ihr selbst die strengste Kälte
schadet.
14. †. Antiqua. (Bombyx A. F.) P. B. elin-
guis, alis planiusculis: superioribus ferru-
gineis lunula alba anguli postici.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 39.
15. †. Caeruleocephala. (Bombyx C. F.) P. B.
elinguis cristata, alis deflexis griseis: stig-
matibus albidis coadunatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 16.
Ebenfalls eine den Obstbäumen sehr schädliche
Raupe.
16. †. Cossus. (Cossus ligniperda F.) die
Weidenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis
nebulosis, thorace postice fascia atra, an-
tennis lamellatis.
Rösel vol. I. Nachtvogel II. tab. 18.
Dieselbe Raupe von der Lyonet die meisterhafte
Zergliederung geliefert hat. Sie hält sich in
Ulmen, Eichen etc. doch bey weitem am häufig-
sten an Weidenstämmen auf, die so von ihr durch-
fressen werden, daß sie leicht ausgehen oder bey
mäßigem Sturme umfallen. Der Schade, den
diese Raupe verursacht, wird dadurch vergrößert,
daß sie gegen das Beyspiel vielleicht aller übrigen
Raupen bey drey Jahr alt wird, ehe sie sich
verpuppt. Dabey hat sie ein so äußerst zähes
Leben, daß sie ohne Schaden etliche Stunden
lang im so genannten luftleeren Raume, und
mitten im Sommer fast drey Wochen lang unter
Wasser ausdauern kann. Eben so sonderbar ist,
daß die Puppe sich von der Stelle bewegen, und
wenn die Zeit des Auskriechens herbeynaht, aus
der Mitte des Stammes sich vom bis an die
Mündung in der Rinde hervor hohren kann.
17. †. Aesculi. (Cossus Ae F.) P. N. elinguis
laenis niuea, antennis thorace breuioribus,
alis punctis numerosis caeruleo-nigris,
thorace senis.
18. †. Humuli. (Hepialus H. F.) P. N. elin-
guis fulua, antennis thorace breuioribus,
maris alis niueis.
19. †. Pacta. (Noctua P. F.) P. N. spirilinguis
cristata, alis grisescentibus, inferioribus
rubris, fasciis duabus nigris, abdomine
supra rubro.
20. †. Meticulosa. (Noctua M. F.) P. N. spiri-
linguis cristata, alis erosis pallidis: supe-
rioribus basi incarnata, intra triangulum
fuscum.
An allerhand Küchengewächsen, auch an Erd-
beeren.
21. †. Piniaria. der Fichtenspinner. P. G.
pectinicornis, alis fuscis flauo-maculatis
subtus nebulosis: fasciis duabus fuscis.
Auch eins der schädlichsten Insecten für Fich-
tenholzungen.
22. †. Wavaria. P. G. pectinicornis, alis ci-
nereis: anticis fasciis 4 nigris abbreuiatis
inaequalibus.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 4.
So wie die folgende auf Johannisbeeren, Sta-
chelbeeren.
23. †. Grossulariata. P. G. seticornis, alis
albidis, maculis rotundatis nigris: anticis
strigis luteis.
Rösel vol. I. Nachtvögel III. tab. 2.
24. †. Brumata der Frostschmetterling, Blü-
thenwickler. P. G. seticornis, alis griseo-
fuscis: striga nigra postice pallidioribus;
femina aptera.
Eins der schädlichsten Insecten für Obstbäume.
Das ungeflügelte Weibchen legt seine Eyer in
die Blüthknofpen.
25. †. Viridana. (Pyralis V. F.) P. Ti. alis
rhombeis, superioribus viridibus imma-
culatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 3.
26. †. Farinalis. (Pyralis F. F.) P. P. palpis
recuruatis, alis politis fuscescentibus: strigis
repandis albidis area interiecta glauca.
27. †. Hercyniana. P. P. alis superioribus fu-
scis, fascia et maculis niueis subinterruptis;
posticis cinereis.
J. v. Uslar Pyralis Hercyniana. Fig. a. b. c.
In Fichtenwaldungen an den Nadeln.
28. †. Pinetella. (Crambus pineti F.) P. Ti.
alis superioribus flauis, maculis duabus ar-
genteis, anteriore oblonga, posteriore ouata.
Ebenfalls in Fichtenwaldungen.
29. †. Pellionella. (Tinea P. F.) die Pelz-
motte. P. Ti. alis canis, medio puncto ni-
gro, capite subgriseo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 17.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren etc.
30. †. Sarcitella. (Tinea S. F.) die Kleider-
motte. P. Ti. alis cinereis, thorace vtrinque
puncto albo.
Besonders in wollenen Kleidungstücken.
31. †. Mellonella. (Tinea M. F.) P. Ti. alis
canis postice purpurascentibus, striga alba,
scutello nigro apice candido.
Einer der gefährlichsten Bienenfeinde.
32. †. Granella. (Alucita G. F.) der Wolf,
weiße Kornwurm. P. Ti. alis albo nigroque
maculatis capite albo.
Rösel vol. I. Nachtvögel IV. tab. 11.
Auf Kornböden in der Frucht, die er benagt,
abhülset, zerschrotet, und sich daher leicht
verräth*).
33. †. Goedartella. (Tinea G. F.) P. Ti.
alis auratis: fasciis 2 argenteis: priore an-
trorsum, posteriore retrorsum arcuata.
34. †. Linneella. (Tinea L. F.) P. Ti. alis
fuscis, punctis tribus argenteis eleuatis.
35. †. Hexadactyla. (Pterophorus hexadacty-
lus F.) P. Al. alis patentibus fissis: singu-
lis sexpartitis cinereis.
Hat wie die übrigen Nachtvögel dieser Familie,
wegen der sonderbaren gespaltenen Flügel, ein
ungewöhnliches Ansehen.
Eine kleine Ordnung, die sich durch vier
zarte netzförmige oder gegitterte Flügel aus-
zeichnet, die mehrentheils in allerhand Farben
schillern. Die Larve hat sechs Füße.
46. Libellvla. Wasserjungfer, Spin-
nejungfer, Teufelsnadel. (Fr. demoiselle.
Engl. dragon-fly .) Os maxillosum,
maxillis pluribus. Antennae thorace
breuiores. Alae extensae. Cauda ma-
ris hamoso-forcipata.
Als Larve leben diese Thiere im Wasser, und
haben eine sonderbar bewegliche Maske oder
Kappe vor dem Munde, womit sie ihre Beute
haschen. Die Paarung der vollkommen geflügel-
ten Wasserjungfern, die überhaupt gar viel
Sonderbares hat, wird im Fluge vollzogen.
1. †. Depressa. L. alis omnibus basi nigri-
cantibus. thorace lineis duabus flauis, ab-
domine lanceolato lateribus flanescente.
Rösel vol. II, Wasser-Ins. II. tab. 6. 7.
fig. 3.
Hat sich zu Zeiten (wie z.B. im Frühling
1806 und 1807 am Harz und in Thüringen etc.)
in mächtigen Zügen sehen lassen*).
2. †. Virgo. (Agrion V. F.) L. alis erectis
coloratis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 9.
3. †. Puella. (Agrion P. F.) L. alis erectis
hyalinis.
Rösel vol. II. Wasser-Ins. II. tab. 10. 11.
47. Ephemera. Uferaas, Hafft, Ge-
schwäder, Lorenzfliege, Rheinschnacke.
(hemerobius, diaria). Os edentulum
absque palpis. Ocelli 2 maximi supra
oculos. Alae erectae, posticis minimis.
Cauda setosa.
Das Uferaas lebt einige Jahre lang als Larve
im Wasser. Nach dieser Zeit kommen mitten im
Sommer binnen wenigen Tagen in manchen Ge-
genden Millionen der vollkommen ausgebildeten
Thiere mit einem Mahle aus dem Wasser
hervor geflogen, die sich auch alsdann, gegen die Weise
anderer Insecten, erst nochmahls häuten müs-
sen; überhaupt aber diesen ihren vollkommenern
Zustand meist nur sehr kurze Zeit, oft nur wenige
Stunden genießen.
1. †. Vulgata. E. cauda triseta, alis nebuloso-
maculatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 103.
P. Collinson in philos. Transact. N. 481.
tab. 2. fig. 2.3.4. p. 329 sq.
Das Weibchen legt ein eyförmiges Klümpchen,
das aus sehr vielen Eyerchen zusammen gesetzt ist.
2. †. Horaria. E. cauda biseta, alis albis
margine crassiore nigricantibus.
Swammerdam Bibl. nat. tab. 13. fig. 15.
48. Phryganea. Frühlingsfliege. (Engl.
caddice, water-moth.) Os edentulum
palpis 4. Ocelli 3. Antennae thorace
longiores. Alae incumbentes, inferio-
ribus plicatis.
Die Larven, die sich ebenfalls im Wasser auf-
halten, werden besonders durch die theils sehr
künstlichen (meist cylindrischen theils aber auch
vierkantigen) Hülsen merkwürdig, die sie sich ver-
fertigen, und die sie, fast wie die Schnecken ihr
Haus, mit sich herum schleppen. Manche machen
diese Gehäuse aus Schilfstückchen, andere aus
Gras, aus Sandkörnchen, aus kleinen Steinchen,
andere aus lauter kleinen Flußschneckchen u.s.w.
1. †. Bicaudata. (Semblis B. F.) P. cauda
biseta, alis venosis reticulatis.
Sulzers Kennz. tab. 17. fig. 6.
2. †. Striata. P. nigra, alis testaceis, ner-
voso-striatis.
3. †. Rhombica. P alis flauescentibus de-
flexo-compressis macula rhombea late-
rali alba.
Rösel vol. II Wasser-Ins. II. tab. 16.
[Seite 384]49. Hemerobivs. Florfliege, Landli-
belle. Os dentibus 2: palpis 4. Ocelli
nulli. Alae deflexae (nec plicatae).
Antennae thorace conuexo longiores,
setaceae porrectae.
Die Larve lebt im Trocknen. Das vollkom-
mene Insect ähnelt dem vorigen.
1. †. Perla. H. luteo-viridis, alis hyali-
nis: vasis viridibus.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 4.5.
Befestigt seine Eyer auf eine wundersame
Weise auf Baumblätter oder an Moos etc. mit-
telst eines aufrechtstehenden borstenähnlichen klei-
nen Stiels*).
2. †. Pulsatorius. (Psocus P. F.) die Papierlaus,
Holzlaus. (Fr. le pou de bois.) H. apterus,
ore rubro, oculis luteis.
Sulzers Gesch. tab. 29. fig. 3.
In Büchern, alten Papieren, auch im Holz.
Ward sonst allgemein für ungeflügelt gehalten.
Auch sind die geflügelten Individua so äußerst
selten bemerkt worden, daß sie höchstens nur
auf sehr kurze Zeit mit Flügeln versehen seyn
müssen. (§. 136.)
50. Myrmeleon. Afterjungfer. Os
maxillosum: dentibus 2. Palpi 4 elon-
gati. Ocelli nulli. Cauda maris for-
cipe e filamentis duobus rectiusculis.
Antennae clauatae longitudine thora-
cis. Alae deflexae.
1. †. Formicarius. der Ameisenlöwe. (Fr. le
fourmilion.) M. alis macula alba margi-
nali postica.
Rösel vol. III. tab. 17. u. f.
Das merkwürdige berufene Geschöpf, das sich
als Larve eine trichterförmige Fallgrube in Sand-
boden wühlt, sich selbst unten bis an den Hals
hinein scharrt, und da die Ameisen u.a. kleine
Insecten empfängt und verzehrt, die unversehens
an den Rand dieser Grube kommen, und mit
dem lockern Sand hinab schurren.
51. Panorpa. Scorpionfliege. Rostrum
corneum cylindricum, palpis 2. Ocelli 3.
Antennae thorace longiores. Cauda
maris chelata.
1. †. Communis. P. alis aequalibus nigro
maculatis.
Frisch P. IX. tab. 14. fig. 1.
52. Raphidia. Kamelhals. Os denti-
bus 2 in capite depresso corneo. Palpi 4.
Ocelli 3. Alae deflexae. Antennae
longitudine thoracis antice elongati
cylindrici. Cauda feminae seta re-
curua laxa.
1. †. Ophiopsis. R. thorace cylindrico.
Rösel vol. III. tab. 21. fig. 6. 7.
Insecten mit vier häutigen Flügeln, die
mit wenigen aber starken Adern durchzogen,
auch meist kürzer und schmäler sind als bey den
Insecten der vorigen Ordnung. Bey den meh-
resten sind die Weibchen und geschlechtlosen
Thiere mit einem verletzenden Stachel am
Hinterleibe, theils auch mit Gift, das sie
beym Stich in die Wunde flößen, bewaffnet;
daher die ganze Ordnung auch von einigen
Entomologen Aculeata genannt worden. Die
Larven sind verschiedentlich gebildet: theils wie
Raupen mit zwanzig Füßen, theils wie Ma-
den ohne Füße etc.*).
53. Cynips. Gallwespe. Os maxillis
absque proboscide. Aculeus spiralis,
saepius reconditus.
Das Weibchen legt seine Eyer in besondere
Theile gewisser Pflanzen, die dadurch anschwel-
len, und theils sonderbare Auswüchse bilden, die
dann der Larve so lange zum Aufenthalte dienen,
bis sie ihre Verwandlung überstanden hat, und
nun als vollkommenes Insect aus ihrem Kerker
hervor brechen kann. Ganz sonderbar ist dabey,
daß jene Eyer selbst, nachdem sie von der Mutter
in das Gewächs gelegt werden, erst noch wachsen,
theils noch Ein Mahl so groß werden, bevor
die darin befindliche Larve auskriecht.
1. †. Rosae. C. nigra, abdomine ferrugineo
postice nigro, pedibus ferrugineis.
An wilden Rosen, wo sie die moosartigen,
krausen Auswüchse verursacht, die unter dem
Nahmen Rosenschwämme oder Schlafäpfel
(spongia cynosbati, Bedeguar) ehedem offi-
cinell waren.
2. †. Quercus folii. C. nigra, thorace li-
neato, pedibus griseis, femoribus subtus
nigris.
Am Eichenlaub, wo sie bekanntlich die Gall-
äpfel hervor bringt, die auch oft noch nachher,
wenn sie schon von der Nachkommenschaft ihrer
Urheberinn verlassen sind, kleinen Wespen ver-
schiedener Art zum Aufenthalt dienen.
Zumahl auf den Inseln des mittländischen
Meeres; in den wilden Feigen, die man deß-
halb zu den zahmen Feigen hängt, damit der
cynips von jenen, in diese übergehen mag, als
wodurch die Zeitigung und Größe derselben be-
fördert wird.
54. Tenthredo. Blattwespe. Os maxil-
lis absque proboscide. Alae planae
tumidae. Aculeus laminis duabus ser-
ratis, vix prominentibus. Scutellum
granis duobus impositis distantibus.
Die Larven haben Raupengestalt (daher sie
Reaumür fausses chenilles nennt), leben vom
Laub und finden sich besonders auf Rosenstöcken
und Weiden; verpuppen sich aber in der Erde.
1. †. Lutea. (Cimbex L. F.) T. antennis
clauatis luteis, abdominis segmentis ple-
risque flauis.
55. Sirex. Holzwespe, Sägenfliege. Os
maxillis 2 validis. Palpi 2 truncati:
Antennae filiformes, articulis vltra 24.
Aculeus exsertus rigens serratus. Ab-
domen sessile mucronatum. Alae lan-
ceolatae, planae omnibus.
Das Weibchen weiß mit seinem sägeförmigen
Legestachel sehr geschickt in weiches Holz zu
bohren, um seine Eyer da einzulegen. Die
Larve hält sich einige Jahre lang im Holze auf*).
1. †. Gigas. S. abdomine ferrugineo: segmen-
tis nigris, thorace villoso.
Rösel vol. II. Humm. und Wesp. tab. 9.
56. Ichnevmon. Schlupfwespe, Rau-
pentödter, Spinnenstecher. Os maxillis
absque lingua. Antennae articulis vl-
tra 30. Abdomen petiolatum plerisque.
Aculeus exsertus vagina cylindrica,
biualui.
Zahlreiche Thiere, die sehr vieles zur Vertil-
gung der Raupen, Spinnen und anderer In-
secten beytragen. Sie legen ihre Eyer in leben-
dige Raupen, die davon erkranken, und vor
[Seite 389] oder nach ihrer Verpuppung absterben. Manche
sind auch an andere Gattungen ihres eigenen
Geschlechts gewiesen, denen sie als Larve ihre
Eyer in den Leib legen, so daß nach Rolanders
Bemerkung, von verschiedenen Gattungen die
eine bloß zur Vertilgung der andern geschaffen
zu seyn scheint.
1. †. Persuasorius. (Pimpla persuasoria. F.)
I. scutello albo, thorace maculato, abdo-
mine atro, segmentis omnibus vtrinque
punctis duobus albis.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 12. 13.
2. †. Comitator. I. ater totus, antennis fascia
alba.
Sulzers Gesch. tab. 26. fig. 14.
3. †. Luteus. (Ophion L. F.) I. luteus thorace
striato, abdomine falcato.
4. †. Glomeratus. (Cryptus G. F.) I. niger,
pedibus flauis.
Legt seine Eyer in die Raupen der Butter-
vögel, so wie der vorige in die von manchen
Phalänen.
57. Sphex. Raupentödter, Afterwespe.
Os maxillis absque lingua. Antennae
articulis 10. Alae plano incumbents
(nec plicatae) in omni sexu. Aculeus
punctorius reconditus.
Die Weibchen verschiedener Gattungen dieses
Geschlechts graben sich Höhlen in sandigen Bo-
den, schleppen eine große Spinne oder Raupe
einer Phaläne hinein, die sie meist nur lahm
beißen, und legen sodann in jede Höhle ein Ey,
[Seite 390] da dann nachher die junge Larve dem großen
Thier, das die Mutter dahin begraben hatte,
den Saft zum Gespinste aussaugt, und sich selbst
ein Verwandlungsgehäuse daraus bereitet.
1. †. Sabulosa. S. nigra hirta, abdomine fuluo,
postice nigro, petiolo longissimo.
Frisch P. II. tab. I. fig. 6. 7.
2. †. Cribraria. (Crabro cribrarius F.) die
Sieb-Biene. S. nigra, abdomine fasciis
flauis, tibiis anticis clypeis concauis
fenestratis.
Goeze im Naturforscher II. St. tab. 2.
Man hat lange die Scheiben an den Vorder-
süßen des Männchen für durchlöchert gehalten,
und hat auch nicht ermangelt, diesen vermeinten
Sieben eine merkwürdige Bestimmung anzudich-
ten, und viel Schönes über die, weise Einrich-
tung eines gar nicht existirenden Theils zu sagen.
58. Chrysis. ( Fr. mouche dorée. Engl.
golden-fly.) Os maxillis absque pro-
boscide. Antennae filiformes: articulo
1 longiore, reliquis 11 breuioribus.
Abdomen subtus fornicatum, vtrin-
que squama laterali. Anus dentatus
aculeo subexserto. Alae planae. Cor-
pus auratum.
1. †. Ignita. C. glabra nitida, thorace viridi:
abdomine aureo: apice quadridentato.
Frisch P. IX. tab. 10. fig. 1.
59. Vespa. Wespe. (Fr. guépe. Engl.
wasp.) Os maxillis absque proboscide.
[Seite 391] Alae superiores plicatae in omni sexu.
Aculeus punctorius reconditus. Oculi
lunares. Corpus glabrum.
Die mehresten Gattungen dieses und des fol-
genden Geschlechts werden durch die strenge ge-
sellschaftliche Verbindung, in der sie theils zu
Tausenden beysammen leben, und durch die über-
aus kunstreichen Nester und gemeinschaftlichen
Wohnungen, die sie sich mit vereinten Kräften
aus so vielartigen Stoffen (– z.B. die Wespen
aus Holzzasern etc., die Immen aus Wachs, die
Maurer-Bienen aus Grant etc. –) zu verfer-
tigen wissen, merkwürdig.
1. †. Crabro. die Hornisse. (Engl. the hornet.)
V. thorace nigro antice ruso immaculato
abdominis incisuris puncto nigro duplici
contiguo.
Frisch P. IX. tab. II. fig. 1.
2. †. Vulgaris. die Wespe. (Engl. the wasp.)
V. thorace vtrinque lineola interrupta, scu-
tello quadrimaculato, abdominis incisuris
punctis nigris distinctis.
Frisch P. IX. tab. 12. fig. 1.
3. Nidulans. (Fr. la guêpe cartonnière.) V.
nigra, thorace striga antica subscutelloque
albis, abdominis segmentis margine flauis.
In Guiana. Die äußere Bekleidung ihres
kunstreichen Nestes ähnelt einer feinen, wie mit
Schreibpapier überzogenen Pappe.
60. Apis. Biene. (Fr. abeille. Engl. bee.)
Os maxillis atque proboscide inflexa
[Seite 392] vaginis duabus biualiubus. Alae planae
in omni sexu. Aculeus feminis et
neutris punctorius reconditus.
1. †. Mellifica. die Honigbiene, Imme. A.
pubescens thorace subgriseo, abdomine
fusco, tibiis posticis ciliatis, intus trans-
verse striatis*).
Bekanntlich sind unter den Bienen, Wespen,
Ameisen und Termiten, die bey weiten zahlreich-
sten Individuen geschlechtlos, d.h. sie werden
von einem Vater erzeugt, und von einer dadurch
befruchteten Mutter geboren, ohne doch selbst
vollkommene Geschlechtsorgane zu haben. – Hier
bey der Imme hat das Weibchen, die so genannte
Königinn oder Mutterbiene, oder der Weißler,
einen schlanken schmalen Leib, länger als die
Dronen, kurze Flügel, einen behaarten Kopf,
ein zackiges Gebiß, braune Füße u.s.w. – Die
männlichen Bienen, oder Dronen (Deck- oder
Wasser- oder Holmbienen) sind groß und stark
von Leibe, mit langen Flügeln etc. – Die ge-
schlechtlosen, oder Werk- und Arbeits-Bienen
hingegen sind weit kleiner als jene beyden, von
mittler Taille, nach Verhältniß langen Flügeln,
glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer be-
sondern Grube am Hinterschenkel, die zum Ein-
tragen dient, u.s.w. Diese letztern, deren in
einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können,
haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen
[Seite 393] des Eintragens, Bauens und der Besorgung der
Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den
Stoff zu Honig und Wachs, den sie als Höschen
zum Stocke tragen, wo es ihnen von den ältern
abgenommen, und das Wachs vom Honig geschie-
den wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit
Blaumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen
ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel
als Waffen versehen, den sie aber wenn sie tief
stechen, leicht in der Wunde stecken lassen. – Die
männlichen Bienen (etwa 700 in einem großen
Stocke) haben keine andere Bestimmung, als
sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es scheint
im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern,
oder werden von den Arbeitsbienen in der so ge-
nannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-
lich befruchtete Königinn legt ihre Eyer in die
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vor-
läufig die für die Dronen bestimmten größer als
die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommen-
schaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekom-
men, so trennt sie sich als Colonie vom Stamm-
volke, sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die
Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde etc.
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu
machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Er-
findungen ihre Vermehrung und Benutzung zu be-
fördern gelernt. Obgleich einzelne Bienen so
wenig Wärme haben als andere kalkblütige Thiere;
so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur
Wärme des menschlichen Körpers*).
2. †. Centuncularis. (Anthophora C. F.)
die Rosenbiene. A. nigra, ventre lana fulua.
Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt
sich eine überaus artige Hülse zur Wohnung von
Blättern der Rosenbüchse.
3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.)
die Holzbiene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus.
Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.
In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Woh-
nung der Lange nach aushöhlet, und die einzel-
nen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einan-
der absondert.
4. †. Terrestris. (Bombus T. F.)
die Hummel. (bombylius. Engl. the humble-bee.) A. hir-
suta nigra thoracis cingulo flauo, ano albo.
Frisch P. IX. tab. 13. fig. 1.
5. †. Muscorum. (Bombus M. F.) die Moos-
biene. A. hirsuta fulna abdomine flauo.
Reaumur vol. VI. tab. 2. fig. 3. 4.
Bekleidet ihr Nest von außen mit Moos.
[Seite 395]6. †. Caementaria. die Maurerbiene. A fulua
abdomine nigro (femina nigro-violacea pe-
dibus fuscis).
Baut sich mit bewundernswürdiger Kunst und
Festigkeit ihr Nest aus Grant und Mörtel an alten
Mauern, die viel Sonne haben. Die eyförmi-
gen Zellen, deren etwa zehn in jedem solchen Ge-
bäude sind, werden mit Gespinste austapezirt,
und zuweilen auch vom Attelabus apiarius,
Schlupfwespen etc. bewohnt.
61. Formica.*) Ameise, Emse. (Fr.
fourmi. Engl. ant.) Petiolus abdominis
elongatus, nodulosus, aut munitus squa-
mula erecta. Aculeus feminis et neu-
tris reconditus. Alae maribus et femi-
nis, sed neutris nullae.
Die mehresten hiesigen Ameisen halten sich
vorzüglich in Wäldern und Wiesen, theils bey
vier- und mehreren taufenden in einem Haufen
auf. Die Emsigkeit dieses kleinen Volks, vorzüg-
lich die Sorgfalt, mit der sie ihre Puppen (die
fälschlich so genannten Ameisen-Eyer) warten
und pflegen, geht so weit, daß man gesehen,
wie eine Arbeitsameise, der man den Hinterleib
abgeschnitten, doch noch zehn Puppen vor ihrem
schmerzhaften Tode in Sicherheit gebracht hat etc.
1. †. Herculanea. die Roß-Ameise. F. nigra
abdomine ouato. femoribus ferrugineis.
Sulzers Kennz. tab. 19. fig. 125.
[Seite 396]2. †. Rufa. F. thorace compresso toto fer-
rugineo, capite abdomineque nigris.
3. †. Rubra. F. testacea, oculis punctoque
sub abdomine nigris.
4. †. Nigra. (Lasius niger F.) F. tota nigra
nitida, tibiis cinerascentibus.
Diese Ameisen paaren sich zu Ende des Som-
mers im Schwärmen, da sie zuweilen in unzäh-
liger Menge und sonderbarer Gestalt der Schwär-
me als auf- und niederfahrende Säulen zum
Vorschein kommen, deren man zuweilen wohl 20
auf Ein Mahl sieht, die sich in der Ferne fast
wie ein Nordlicht ausnehmen*).
5. †. Caespitum. F. abdominis petiolo bino-
doso: priore subtus, thoraceque supra bi-
dentato.
Sulzers Gesch. tab. 27. fig. 20.
6. Cephalotes. (Atta C. F.) F. thorace quadric-
spinoso, capite didymo magno vtrinque
postice mucronato.
Merianae ins. Surinam. tab. 18.
In Westindien. Von der Größe einer Wespe.
62. Termes. Weiße Ameise, Holz-
Emse, Termite. (Fr. fourimi blanche,
poux de bois. Eng. white ant, wood-ant,
wood louse.) Squamula intergerina
nulla. Alae maribus et feminis tempo-
rariae; sed neutris plane nullae.
1. Fatalis. (bellicosus. Soland) T. corpore
fusco, alis fuscescentibus: costa ferruginea,
stemmatibus subsuperis oculo propinquis,
puncto centrali prominulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
Die Gebäude der guineischen Termiten. Eben
daselbst tab. 10.
Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt
wenigstens noch vier andere bekannt, die hin und
wieder zwischen beyden Wendezirkeln zumahl in
beyden Indien, im südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten etc. kegelförmige, meist mit mehreren
Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Ge-
bäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß hoch
sind, und theils in solcher Menge beysammen ste-
hen, daß sie von Ferne das Ansehen eines Dorfs
kriegen. Mit den Jahren wird so ein hohler
Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras über-
wachsen etc. und ist dabey so fest, daß er mehrere
Menschen zu tragen im Stande ist, ungeachtet
die Wände selbst mit großen weiten Gängen durch-
zogen sind, die theils über eine halbe Elle im
Durchmesser haben. Unaufhörlich wird in diesen
Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen, neue
aufgeführt, andere erweitert u.s.w. Die Zellen
des Königs und der Königinn (als von welchen in
jedem Stocke nur Ein Paar befindlich ist) sind im
Innersten des Gebäudes verborgen. Zunächst
um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf
folgen die Eyerzellen für die junge Brut und dicht
bey diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen
und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten etc.
und können binnen wenigen Wochen mächtige
[Seite 398] Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der Hin-
terleib der befruchteten Königin 2000 Mahl
dicker und größer wird als er vorher war, ist
schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen
24 Stunden auf 80000 Eyer legen.
63. Mvtilla. Alae nullae in pleris-
que Corpus pubescens. Thorax po-
stice retusus. Aculeus reconditus pun-
ctorius.
1. Occidentalis. (M. coccinea F.) M. coccinea,
abdomine cingulo nigro.
Die Insecten mit zwey Flügeln und ein
Paar kleinen Knöpfchen oder so genannten
Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halte-
res); die hinter den Flügeln an der Brust
sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe
bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbe-
stimmt ist, und derentwegen einige Natur-
kündiger die ganze Ordnung Halterata benannt
haben. Die Larve ist meist eine Made**),
[Seite 399] die Puppe braun cylindrisch. Das vollkom-
mene Insect hat bey einigen Geschlechtern
einen spitzigen harten Saugestachel, bey andern
einen weichen Schlurfrüssel, bey noch andern
bloß eine einfache Mündung u.s.w. Einige
Gattungen gebähren lebendige Junge.
64. Oestrvs.*) Bremse. Os apertura
simplex. Palpi duo, biatriculati, apice
orbiculares in depressione oris vtrin-
que siti.
Bey den zunächst benannten Gattungen legt
das Weibchen seine Eyer in die Haut der leben-
digen Thiere, wodurch gleichsam eine Art von
Fontanell (die so genannte Dasselbeule) entsteht,
in welchem sich die Larve (der Engerling)
ernährt.
1. †. Bouis. die Ochsenbremse. (Engl. the
gad-fly, breeze.) O. alis immaculatis
fuscis, abdomine fascia atra media: apice
pilis fuluo-flauis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 1. 2.
[Seite 400]2. Tarandi. die Renthierbremse. O. alis
immaculatis, thorace flauo fascia nigra, ab-
domine fuluo apice flauo.
3. †. Equi. die Pferdebremse. (Oestrus bouis
Linn) O. alis albidis, fascia media punctis-
que duobus nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 47. fig. 3. 4. 5.
Legt seine Eyer den Pferden an die Schultern und
Vorderschenkel, wo die ausgekrochenen Larven von
denselben abgeleckt und hintergeschluckt werden;
da sich dann von dieser und der folgenden Gat-
tung, im Frühjahr fast allgemein und theils in
großer Anzahl im Magen der Pferde finden, wo
sie mit dem vordern spitzen Ende ihres an Größe
und Form ungefähr einem Dattelkern ähnelnden
Körpers (Engl. Botts) in der innern Haut des
Magens eingehackt festsitzen.
4. †. Haemorrhoidalis. die Pferdebremse. O.
alis immaculatis fuscescentibus, abdomine
atro, basi albo apiceque fuluo.
Legt seine Eyer den Pferden gleich an die
Lippen.
5. †. Ouis. die Schafbremse. O. alis pelluci-
dis, basi punctatis, abdomine albo nigro-
que versicolore.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 27. fig.6. 7.
Die Larve findet sich in den Stirnhöhlen der
Hirsche, Rehe, Ziegen, und vorzüglich der Schafe.
65. Tipvla. Schnacke. (Engl. crane-fly.)
Os capitis elongati maxilla superiore
fornicata: palpi duo incurui capite
longiores. Proboscis recuruata bre-
vissima.
Aeußerst dauerhafte Insecten, deren Larven
sogar in Schwefelwassern leben können, und die
Herr. Prof. de Lüc in einer Höhe von 1560 Toisen
über der Meeresfläche angetroffen.
1. †. Oleracea. T. alis patentibus hyalinis,
costa marginali fusca.
Die Larve thut an den Pflanzenwurzeln, zu-
mahl am Gemüse viel Schaden.
2. †. Plumosa. (Chironomus plumosus F.)
T. alis incumbentibus, thorace virescente,
alis hyalinis puncto nigro.
Ihre bluthrothe Larve lebt im Wasser und ist
eine Speise der Armpolypen.
3. †. Phalaenoides. (Psychoda Ph. F.) T. alis
deflexis cinereis ouato-lanceolatis ciliatis.
Ein kleines Thier, daß meist an dumpfigen
Orten, Abtritten etc. lebt.
66. Mvsca. Fliege. (Fr. mouche. Engl.
fly.) Os proboscide carnosa: labiis 2
lateralibus: palpi nulli.
1. †. Vomitoria. die Schmeißfliege. M. an-
tennis plumatis pilosa, thorace nigro, ab-
domine caeruleo nitente.
2. †. Carnaria. M. antennis plumatis pilosa
nigra, thorace lineis pallidioribus, abdo-
mine nitidulo tesselato: oculis rubris.
3. †. Domestica. die Stubenfliege. M. anten-
nis plumatis, pilosa nigra, thorace lineis 5
[Seite 402] obsoletis, abdomine nitidulo tesselato, ocu-
lis fuscis.
(v. Gleichen) Gesch. der gemeinen Stuben-
fliege. (Nürnb.) 1784. 4.
Findet sich fast auf der ganzen Erde; und in
theils Gegenden, wie auf Utaheiti, Neuholland,
am Cap etc. in unsäglich lästiger Menge.*) Das
befruchtete Weibchen legt seine 80 oder mehr
Eyer in Ställe, Misthaufen. – Um ihre Pup-
penhülse aufzusprengen, kann die zum Auskrie-
chen reife Fliege ihre Stirne wie zu einer Blase
auftreiben.
4. †. Cellaris. (vinulus, conops) M. antennis
setariis pilosa nigra, alis neruosis, oculis
ferrugineis.
Reaumur vol. V. tab. 8. fig. 7.
Sehr kleine Thierchen, in Weinkellern und
überhaupt auf süßlichen gährenden Früchten etc.
5. †. Meteorica. M. antennis setariis pilosa
nigra abdomine subcinereo, alis basi sub-
flauis, oculis brunneis.
In Gärten und Wäldern, haben einen sonder-
baren, gleichsam hüpfenden Flug.
6. †. Putris. (Tephritis P. F.) M. antennis
setariis, subpilosa atra, alarum costa nigra,
oculis ferrugineis.
67. Tabanvs. Blinde Fliege, Breme.
(Fr. taon) Os proboscide carnosa, ter-
minata labiis duobus. Rostro palpis
duobus, subulatis, proboscidi laterali-
bus, parallelis.
1. †. Bouinus. T. oculis virescentibus, ab-
dominis dorso maculis albis trigonis longi-
tudinalibus.
Reaumur vol. IV. tab. 17. fig. 8.
68. Culex. Os aculeis setaceis intra
vaginam flexilem.
1. †. Pipiens. die Mücke, Schnake. (Fr. le
cousin. Engl. the gnat. Portug. Mosquito.)
C. cinereus abdomine annulis fuscis 8.
Kleemanns Beytr. zu Rösel T. I. tab. 15. 16.
Das beschwerliche Thier hält sich zumahl häufig
am Wasser auf. In vielen Erdstrichen, zumahl
in heißen (wo ohnedieß alle Insectenstiche – wie
bey uns in brennenden Sommertagen – weit
heftigere Entzündung verursachen), sind diese
Thiere, die von den europäischen Seefahrern,
nach dem Portugisischen, Moskiten genannt
werden, in unsäglicher Menge, und werden oft
eine recht gefährliche Plage. Unkundige Rei-
sende belegen aber auch wohl überhaupt alle
mückenartige stechende Insecten mit dem gemein-
schaftlichen Namen von Moskiten.
2. Reptans. (Scatopse R. F.) die Beißfliege,
Columbachische Mücke, Colombatz. C. niger,
alis hyalinis, pedibus nigris annulo albo.
Niemann's Taschenb. für Hausthierärzte. II.
tab. [...]fig. 1.
Im gebirgigen Lappland, im südlichen Sibi-
rien, vor allen aber im Bannat, wo sie zwey
Mahl im Jahre, im Frühjahr und Sommer,
in unermeßlichen Schaaren erscheint und den Pfer-
den u.a. Vieh zu allen Oeffnungen des Kör-
pers einkriecht, daß es oft davon in wenigen
Minuten sterben muß. Auch den Menschen
werden sie dann wenigstens äußerst lästig, wenn
auch nicht so gefährlich.
69. Empis. Os rostro corneo, inflexo,
biualui, thorace longiore, valuulis ho-
rizontalibus.
1. †. Pennipes. E. antennis filatis, nigra, pe-
dibus posticis longis: alterius sexus pennatis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 137.
70. Conops. Stechfliege, Pferdestecher.
Os rostro porrecto geniculato.
1. †. Calcitrans. (Stromoxys C. F.) C. anten-
nis subplumatis, cinerea glabra ouata.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 138.
Hat ganz die Bildung der Stubenfliege,
nur statt des Schlurfrüssels den hervorragenden
Bohrstachel. Sie kommt nur wenn es regnen
will in Häuser, fliegt niedrig, und setzt sich auch
bloß an die Beine, so wie sie draußen auf der
Weide sich an die Füße des Viehes zu setzen
gewohnt ist, das daher so unruhig wird und
aufstampft.
71. Asilvs. Raubfliege. Os rostro cor-
neo porrecto, recto biualui.
1. †. Crabroniformis. A. abdomine tomen-
toso, antice segmentis tribus nigris, postice
flauo inflexo.
72. Bombylivs. Schwebfliege (Fr.
bourdon. Engl. buzz-fly.) Os rostro
porrecto, setaceo, longissimo, biualui,
valuulis horizontalibus, intra quas
aculei setacei.
1. †. Maior. B. alis dimidiato-nigris.
Sulzers Kennz. tab. 28. fig. 22.
73. Hippobosca. (Fr. mouche-araignée.)
Os rostro biualui, cylindrico, obtuso,
nutante. Pedes vnguibus pluribus.
1. †. Equina. die Pferdelaus. (Engl. the horse-
leech.) H. alis obtusis, thorace albo varie-
gato, pedibus tetradactylis.
Sulzers Kennz. tab. 21. fig. 141.
Die trächtige Mutter wird ungeheuer dick, und
legt nur ein einziges Ey oder vielmehr eine
Puppe, in welcher sich in den ersten Wochen
nichts als ein weißer Saft zeigt, der nachher
gleich zum erwachsenen Thiere gebildet wird,
das nach einiger Zeit als vollkommen erwach-
senes geflügeltes Insect auskriecht.
2. †. Ouina. die Schaflaus. (Engl. the sheep-
tik, sheepsagg.) H. alis nullis.
Ein ungeflügeltes Insect, das doch wegen seines
ganzen übrigen Habitus diese Stelle behauptet.
Die gänzlich ungeflügelten Insecten. Sie
sind in Rücksicht der Größe, Bildung, Aufent-
halt, Nahrung, Freßwerkzeuge, Anzahl und
Länge der Füße, der Augen u.s.w. gar sehr
verschieden. Theils legen sie Eyer, theils ge-
bären sie lebendige Junge. Den Floh ausge-
nommen, besteht wohl keins der übrigen eine
eigentliche Verwandlung.
74. Lepisma. Pedes 6 cursorii. Os
palpis 2 setaceis et 2 capitatis. Cauda
setosa setis extensis. Corpus squamis
imbricatum.
1. †. Saccharina. der Zuckergast, das Fisch-
chen. (forbicina) L. squamosa, cauda
triplici.
Ist eigentlich in America zu Hause, aber nun
schon fast in gang Europa einheimisch.
75. Podvra. (Engl. spring-tail.) Pe-
des 6 cursorii. Oculi 2 compositi ex
octonis. Cauda bifurca, saltatrix, in-
flexa. Antennae setaceae elongatae.
Auch von diesem Insectengeschlecht zeigen sich
zuweilen manche Gattungen (z.B. P. niuatis,
der sogenannte Schneefloh) in Unzahl auf frisch-
gefallnen Schnee*).
1. †. Fimetaria. P. terrestris alba.
Oft haufenweise unter Blumentöpfen.
76. Pedicvlvs. Laus. (Fr. pou. Engl.
louse.) Pedes 6 ambulatorii, oculi 2.
Os aculeo exserendo. Antennae lon-
gitudine thoracis. Abdomen depressum
sublobatum.
Vielleicht eines der weitläuftigsten aller Thier-
geschlechter. Die mehresten Säugethiere und
Vögel mögen wohl ihre Läuse haben: und selbst
Fische, ja sogar manche Insecten, wie die Bie-
nen etc. sind damit geplagt.*)
1. †. Humanus. die Laus. P. humanus.
Ist, außer am Menschen, meines Wissens
bloß am Schimpansee (Simia troglodytes) und
am Coaita (Cercopithecus paniscus) gefunden
worden. Bey den Mohren sind die Läuse
schwarz: daß sie sich aber, wie Oviedo u. a
behaupten auf den Schiffen verlören, wenn
diese die Linie passiren, ist leider eine Fabel.**)
2. †. Pubis. (morpio. Fr. le morpion. Engl.
the crab-louse.) P. pubis.
77. Pvlex. Floh. (Fr. puce. Engl. flea.)
Pedes 6 saltatorii: oculi 2. Antennae
filiformes. Os rostro inflexo, setaceo,
aculeum recondente. Abdomen com-
pressum.
1. †. Irritans. der Floh. P. proboscide cor-
pore breuiore.
Rösel vol. II. Mücken etc. tab. 2. 3. 4.
Außer dem Menschen auch auf Hunden, Füch-
sen, Katzen, Hasen, Eichhörnchen, Igeln etc.
doch nicht im äußersten Nordamerica, und nur
sehr einzeln auf manchen Westindischen Inseln
(z.B. auf Martinike) etc. Er kann wenigstens
auf 6 Jahr alt werden.
2. Penetrans. der Sandfloh, die Tschike,
Nigua, Ton, Attun. P. proboscide cor-
poris longitudine.
Catesby N. H. of Carolina. III. tab. 10.
fig. 3.
Ein äußerst lästiges Thier im mittlern America,
ähnelt dem gemeinen Floh in der Bildung und
in den Sprüngen, ist aber kleiner; hält sich be-
sonders im Staube auf, und legt seine Eyer dem
Menschen unter die Nägel der Fußzehen, wodurch
heftige und zuweilen in Brand übergehende Ent-
zündungen entstehen.
78. Acarvs. Milbe. (Fr. tique. Engl.
tick.) Pedes 8. Oculi 2 ad latera capitis.
Tentacula 2 articulata, pediformia.
Ein großes Geschlecht von zahlreichen Gattun-
gen*), die sich auch zum Theil, wie die Läuse
auf andern Thieren finden.
1. †. Ricinus. (Ixodes R. F.) die Zangenlaus,
der Holzbock. A. globoso-ouatus: macula
baseos rotunda: antennis clauatis.
2. †. Siro. die Käsemilbe, Miete. (Fr. le
ciron, la mite. Engl. the mite .) A. late-
ribus sublobatis, pedibus 4 posticis longissi-
mis, femoribus capiteque ferrugineis, ab-
domine setoso.
In Mehl, Käserinden, rohen Schinken etc.
Sie wird nur mit drey Paar Füßen geboren,
und das vierte wächst erst nachher dazu.
79. Hydrachna. Wasserspinne, Was-
sermilbe. Pedes 8. Palpi 2 articulati.
Oculi 2, 4, 6. Caput, thorax, abdo-
menque vnita.
1. †. Despiciens. (Trombidium aquaticum F.
Acarus aquaticus Linn.) H. rubra rotun-
data maculis pluribus; oculis inferis.
Fast wie eine kleine blutrothe Spinne.
80. Phalangivm. Pedes 8. Oculi ver-
ticis 2 contigui. Frons antennis pedi-
formibus. Abdomen rotundatum.
1. †. Opilio. der Weberknecht, Schuster
Geist, Tod, die Holzspinne. (Fr. le fau-
[Seite 410] cheur. Engl. the shepherd.) P. abdomine
ouato; subtus albo.
Sulzers Kennz. tab. 22. fig. 140.
Ein animal nocturnum, und eins der weni-
gen Land-Insecten die Wasser trinken. Die
ausgerissenen Beine zeigen noch tagelang Leben-
skraft und Bewegung. Das zweyte Paar der-
selben scheint ihnen statt Fühlhörner zu dienen.
Die Augen sitzen dem Thiere zwischen den
Schultern.
2. †. Cancroides. (Scorpio C. F.)der Bücher-
scorpion. (Fr. le scorpion araignée.) P. ab-
domine obouato depresso, chelis laeuibus,
digitis pilosis.
In altem Papier etc. Sieht wegen des flachen
plattgedruckten Körpers und der langen Scheeren
sonderbar aus. Kriecht vor- und rückwärts wie
ein Krebs.
3. Balaenarum. die Wallfischlaus. P. abdo-
mine dilatato muricato, rostro subulato.
Pennant's british zoology P. IV. tab. 18.
fig. 7.
4. Araneoides. (Solpuga A. F.) P. chelis
dentatis villosis, corpore oblongo.
Pallas spicil. IX. tab. 3. fig. 7-9.
Hin und wieder in heißen Erdstrichen der alten
Welt. Sein Biß verursacht heftige Entzündung,
zuweilen mit gefahrvollen Zufällen.
81. Aranea. Spinne, Kanker. (Fr.
araignée. Engl. spider .) Pedes 8. Oculi 8.
(plerisque). Os vnguibus s. retinacu-
lis 2. Anus papillis textoriis.
Ein ansehnliches Geschlecht von zahlreichen
Gattungen*), die sich meines Wissens alle bloß
von lebendigen Thieren, zumahl Insecten, näh-
ren; auch einander selbst auffressen. Die mehre-
sten weben sich ein Gespinnst, dessen regelmäßige
Anlage sowohl als die Festigkeit, womit es Wind
und Wetter aushält, bewundernswürdig ist**).
Auch hat man mehrmahlen den freylich seltsamen
Einfall im Kleinen ausgeführt, aus Spinnewebe,
und besonders aus dem Eyergespinnste der Kreuz-
spinnen, eine Art Seide zu verarbeiten. – Der
so genannte fliegende Sommer (Mädchen-Som-
mer, Mariengarn etc.) (Fr. Filets de St. Mar-
tin, cheveux de la Ste Vierge. Engl. Gossa-
mer.) ist wenigstens größtentheils einer kleinen
Gattung von Spinnen (der A. obtectrix) zu zu-
schreiben, die zumahl im Frühjahr häufig an
Hecken und Büschen umher webt.
1. †. Diadema. die Kreuzspinne. A. abdo-
mine subgloboso rubro-fusco: cruce alba
punctata.
H. Quatremere d'Isjonval erklärt diese und
die folgende Spinne für den untrüglichsten Wet-
terpropheten.
2. †. Domestica. die Fensterspinne. A. abdo-
mine ouato fusco: maculis nigris 5 sub-
contiguis: anterioribus maioribus.
3. †. Scenica. (Fr. l'araignée sauteuse .) A.
saliens nigra: lineis semicircularibus 3 albis
transuersis.
Auf Dächern etc. Sie hüpfet: macht aber kein
Gespinnste.
4. †. Saccata. A. abdomine ouato ferrugineo
fusco.
Sie trägt ihre Eyer in einem Sacke am Hin-
terleibe mit sich umher, und wagt mit einer bey-
spiellosen Beharrlichkeit ihr Leben, um ihn, wenn
er ihr mir Gewalt entrissen wird, zu retten*).
5. Auicularia. die Buschspinne. A. thorace
orbiculato conuexo: centro transuerso ex-
cuato.
Kleemanns Beyträge zu Rösel Tom. I.
tab. 11. 12.
Zumahl in Westindien. Von der Größe einer
kleinen Kinderfaust. Die Fußsohlen schillern in
bunte Goldfarben. Sie soll Colibrite tödten, und
die Eyer derselben aussaugen. Ihr Biß kann
auch bey Menschen gefahrvolle Entzündung ver-
ursachen.
6. Spithamea. A. abdomine oblongo, pedi-
bus longissimis.
Seba thesaur. vol. IV. tab. 90. fig. 9.?
In Ostindien. Mit ausgestreckten Beinen vom
Umfang einer ausgespannten Hand.
7. Tarantula. A. fusca, subtus atra, pedibus
subtus atro fasciatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 38.
[Seite 413]In Apulien. Die Fabeln von den unausbleib-
lichen Folgen ihres Bisses und den musicalischen
Heilungsmitteln dagegen, lösen sich dahin auf,
daß es theils Einbildungen hypochondrischer und
hysterischer Patienten; mehrentheils aber arm-
selige Betteleyen seyn mögen, womit sich leicht-
gläubige Reisende haben hintergehen lassen. So
viel ist indeß richtig, daß diese Spinne, die
sich auf dem Felde in kleinen Erdhöhlen aufhält,
den Schnittern zur Erntezeit durch ihren Biß
lästig wird: und, so wie der Stich mancher
anderer Insecten im brennenden Sommer ge-
fährlich werden (zuweilen wohl eine Art Veits-Tanz
erregen) kann, so auch freylich wohl der Ta-
rantel-Biß.
8. Edulis. A. supra grisea; abdomine oblongo
lateribus striatis: pedibus fuluis apicibus
nigricantibus.
Labillardière voyage. tab. 12. fig. 4-6.
Auf Neu-Caledonien, wo sie von den dasi-
gen Insulanern zu Hunderten geröstet und ge-
gessen wird.
82. Scorpio. Pedes 8. insuper chelae
2 frontales. Oculi 2 in tergo. Palpi 2
cheliformes. Cauda elongata articulata
terminata mucrone arcuato. Pectines 2
subtus inter pectus et abdomen.
Die Scorpione haben in der Bildung und
Lebensart manches mit den Krebsen gemein, auch
werfen sie, so wie diese, jährlich ihre Schale
ab. Sie nähren sich von andern Insecten, und
hecken lebendige Junge. Der Stich des kleinen
europäischen ist, wenn nicht gerade schwüle Son-
[Seite 414] nenhitze u.a. dergl. Umstände dazu kommen, nicht
gefährlich*).
1. Afer. S. pectinibus 13 dentatis, manibus
subcordatis pilosis.
2. †. Europaeus. S. pectinibus 18 dentatis.
manibus angulatis.
Rösel vol. III. tab. 66. fig. 1. 2.
83. Cancer. Krebs. (Fr. cancre. Engl.
crab.) Pedes 8. insuper manus 2 chela-
tae. Oculi 2 distantes, plerisque pe-
dunculati, elongati mobiles. Palpi
2 cheliferi. Cauda articulata inermis.
Ein weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattun-
gen nach der verschiedenen Länge und Bedeckung
des Schwanzes, von Linné in folgende drey
Familien abgetheilt worden**):
1. Pinnotheres. C. brachyurus glaberrimus,
thorace laeui lateribus antice planato, cau-
dae medio noduloso-carinato.
Die Sage, daß sich dieser Krebs innerhalb
der Steckmuschel aufhalte, um die Muschel bey
Annäherung der Blackfische zu warnen, ist irrig.
Er verwirrt sich wohl oft in den Bart dieser
[Seite 415] Muschel so wie andere Krebse auch: aber die
vorgegebene Absicht fällt weg.
2. Ruricola. die schwarze Landkrabbe. C.
brachyurus, thorace laeui integerrimo,
antice retuso: pedum articulis vltimis
penultimisque vndique spinosis.
In Westindien und den benachbarten Land-
strichen. Lebt im Gebüsch in Erdhöhlen; zieht
aber im Frühjahr, theils in großen Scharen
nach den Seeufern, um die Eyer in den Sand
zu legen.
3. Vocans. die Sandkrabbe. (Engl. the sand-
crab .) C. brachyurus, thorace quadrato
inermi, chela altera ingenti.
In Ostindien und im wärmern Nordamerica.
Das Männchen*) wird durch die auffallende
Ungleichheit seiner beyden Scheren merkwürdig,
deren eine nicht viel größer als ein Bein des
Thieres, die andere hingegen so schwerfällig ist,
daß sie der Krebs, wenn er von der Stelle will,
auf den Rücken legen, und so forttragen soll.
4. †. Maenas. die Krabbe. C. brachyurus,
thorace laeuiusculo, vtrinque quinqueden-
tato, carpis vnidentatis, pedibus ciliatis:
posticis subulatis.
5. Dromia. C. brachyurus hirsutus, thorace
vtrinque dentato, pedibus posticis vngui-
bus geminis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 67.
[Seite 416]Im Indischen Ocean. Hat so wie manche
andere Krabbenarten vier Beine oben auf dem
Rücken, womit er eine leere Muschelschale fassen
und damit kleine Fische oder Krebse zu seiner
Nahrung fangen soll.
6. †. Pagurus. der Taschenkrebs, die Tasche.
(Engl. the punger.) C. brachyurus, tho-
race vtrinque obtuse nouem-plicato, ma-
nibus apice atris.
7. Bernhardus. (Pagurus B. F.) der Einsied-
ler. C. macrourus parasiticus, chelis cor-
datis muricatis: dextra maiore.
Sulzers Gesch. tab. 31. fig. 5.
Bewohnt leere Schneckenhäuser: und zwar,
wie es scheint ohne Auswahl besonderer Ge-
schlechter oder Gattungen. Oft sind solche aus-
gestorbene Schneckenhäuser inwendig von einem
Einsiedlerkrebs bezogen, und von außen zugleich
mit Alcyonien u.a. dergl. Corallen besetzt.
8. Cammarus. (Astacus marinus F.) der
Hummer. (Fr. l'homard. Engl. the lobster.)
C. macrourus, thorace laeui, rostro lateribus
dentato: basi supra dente duplici.
In den Meeren der nördlichen Erde: wo er,
wie manche Fische, zu gewissen Jahrszeiten hin
und her zieht.
8. †. Astacus. (Astacus fluviatilis F.) der Fluß-
krebs, Edelkrebs. (Fr. l'ecrevisse. Engl. the
craw-fish.) C. macrourus thorace laeui,
[Seite 417] rostro lateribus dentato: basi vtrinque
dente vnico.
Dieses Thier (wovon es auch von Natur rothe,
und andere selbst beym Sieden schwarzbleibende
Spielarten gibt), erreicht ein zwanzigjähriges
Alter und wirft bekanntlich seine ganze Schale
alljährlich ab, wobey zugleich seine drey Zähne
und selbst sein Magen erneuert werden. Die
zwey kalkigen Steine die sich im Sommer zu
beyden Seiten seines Magens finden (die irrig
so genannten Krebsaugen), sind doch wohl der
vorzüglichste Stoff, woraus die neue verjüngte
Schale verhärtet. Auch der zufällige Verlust
von Füßen, Scheren etc. dieser u.a. Gattungen
von Krebsen, wird durch ihre starke Repro-
ductionskraft leicht wieder ersetzt. Sie schnel-
len so gar Füße und Scheren, wenn sie ihnen
(nur nicht zu nahe am Leibe) gequetscht oder
mit einem glühenden Eisen berührt werden, von
selbst von sich. (So wie es der Hummer zu-
weilen bey heftigen Donnerschlägen thun soll.)
10. †. Squilla. (Palaemon S. F.) die Granate,
Garneele. (Fr. la cheuvrette, crevette, sa-
licoque, le barbot. Engl. the shrimp.) C.
macrourus, thorace laeui, rostro supra
serrato, subtus tridentato, manuum digitis
aequalibus.
Mém de l'ac. des sc. de Paris. 1772. P. II.
tab. 1. fig. 1. 2.
11. †. Crangon. (Crangon vulgaris F.) die
Garneele. C. macrourus, thorace laeui,
rostro integerrimo, manuum pollice
longiore.
Rösel vol. III. tab. 63. fig. 1. 2.
[Seite 418]So wie die vorige häufig an den Küsten von
Europa, zumahl in der Nordsee.
12. Arctus. (Scyllarus A. F.) C. macrourus,
thorace antrorsum aculateo, fronte di-
phylla, manibus subadactylis.
Gesner hist. aquatil. pag. 1097.
13. Mantis. (Squilla M. F.) C. macrourus
articularis, manibus adactylis compressis
falcatis serrato-dentatis.
Sulzers Gesch. tab. 32. fig. 2.
Im mittländischen n. a. Meeren der wärmern
Erdstriche.
14. †. Pulex. (Gammarus P. F.) die Fluß-
Garneele. C. macrourus articularis, mani-
bus 4 adactylis, pedibus 10.
Zumahl häufig in der Brunnenkresse. Schwimmt
im Wasser zuweilen auf dem Rücken.
15. †. Stagnalis. (Gammarus St. F.) C. ma-
crourus articularis, manibus adactylis, pe-
dibus patentibus, cauda cylindrica bifida.
Schäffer's fischförmiger Kiefenfuß. 1754. 4.
In stehenden Wassern.
84. Monocvlvs. Kiefenfuß. Pedes na-
tatorii. Corpus crusta tectum. Oculi
approximati, testae innati.
Alle bis jetzt bekannte Gattungen dieses Ge-
schlechts finden sich bloß im Wasser.
1. Polyphemus. (Limulus P. F.) der molucki-
sche Krebs (Engl. the horse-shoe, helmed-
fish.) M. testa plana conuexa sutura lunata,
postica dentata, cauda subulata longissima.
Das allergrößte Insect, das wohl eine Länge
von 4 Fuß erreichen kann. Daß es Einäugig ge-
nannt worden, ist lächerlich da es über 2000
Augen hat. Auch findet es sich nicht allein in
Ostindien, sondern auch an den Küsten des nord-
östlichen America, zumahl häufig in der bahami-
schen Meerenge.
2. †. Apus. M. testa subcompressa, antice
retusa, postice truncata, cauda biseta.
Schäffer's krebsartiger Kiefenfuß tab. 1.
Nur in wenigen Gegenden von Deutschland.
Aber daselbst in nassen Jahren, nach Ueberschwem-
mungen etc. in auffalender Menge. Wie es
scheint ein wahrer Zwitter*), dem Schäffer über
2 Millionen Gelenke angerechnet hat.
3. †. Pulex. der Wasserfloh. M. antennis di-
chotomis, cauda inflexa.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 10.
In Flüssen und Deichen, auch im Brunnen-
wasser: an theils Orten so häufig, daß er bey
seiner röthlichen Farbe wohl eher die Sage von
Wasser, das in Blut verwandelt sey, veran-
laßt hat.
4. †. Quadricornis. M. antennis quaternis,
cauda recta bifida.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 9.
Beyde, diese und die vorige Gattung, sind
eine gewöhnliche Speise der Armpolypen.
85. Oniscvs. Pedes 14. Antennae se-
taceae. Corpus ouale.
1. Ceti. (Cymothoa C. F.)die Wallfischlaus.
O. oualis segmentis distinctis, pedibus tertii
quartique paris linearibus ouaticis.
Pallas spicileg. zoolog. Fasc. IX. tab. 4.
fig. 14.
Eine Plage der Wallfische, bey welchen dieses
Insect, zumahl an den Finnen und Zeugungsthei-
len, aufs festeste sich einnistelt.
2. †. Asellus der Kelleresel. (millepeda. Fr.
la cloporte. Engl. the wood-louse.) O. oua-
lis, canda obtusa, stylis simplicibus.
86. Scolopendra. Assel. Pedes nu-
merosi, totidem vtrinque quot corporis
segmenta. Antennae setaceae. Palpi 2
articulati. Corpus depressum.
1. Morsitans. S. pedibus vtrinque 20.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 14.
In den heißen Zonen: und selbst schon in Spa-
nien. Ihr Biß verursacht gefährliche Ent-
zündung.
2. †. Lagura. S. pedibus vtrinque 24, cor-
pore ouali, cauda penicillo albo.
Mém. présentés à l'ac. des sc. T. I. tab. 17.
Unter alten Baumrinden, Moos, Pilzen etc.
Merkwürdig ist, daß verschiedene Gattungen die-
ses und des folgenden Geschlechts ihre zahlreichen
Füße erst nach und nach erhalten, und nur we-
nige Paare derselben mit aus dem Ey bringen.
3. †. Electrica. die Feuerassel, der Feuerwurm.
S. pedibus vtrinque 70.
Frisch P. XI. tab. 2. 8. fig. 1.
Phosphorescirt stark, und sogar der Fleck wo
sie gelegen, leuchtet noch geraume Zeit nachher.
[Seite 421] Lebt vorzüglich in feuchtem Erdreich, kriecht aber
auch zuweilen auf Blumen, und dadurch lassen
sich wohl die gar nicht seltenen Fälle erklären,
wo sich dieses Thiel in die Stirnhöhlen bey
Menschen eingenistelt und wohl Jahre lang un-
erträgliches Kopfweh etc. verursacht hat.
87. Ivlvs. Vielfuß. Pedes numerosi:
duplo vtrinque plures quam corporis
segmenta. Antennae moniliformes. Palpi
2 articulati. Corpus semicylindricum.
1. †. Terrester. (Engl. the hundred-legs).
S. pedibus vtrinque 100.
Sulzers Gesch. tab. 30. fig. 16.
Meist unter der Erde in fettem Boden oder
im Miste; besonders schädlich für die Kohlarten.
Die Insecten haben so bestimmte und faß-
liche, die Würmer hingegen so wenig allge-
mein passende positive Charactere, daß man
die letztern vielleicht am kürzesten durch die-
jenigen weißblütigen Thiere definiren könnte,
die keine Insecten sind; als von welchen sie sich
sowohl durch den Mangel der Fühlhörner als
der eingelenkten Bewegungswerkzeuge unter-
scheiden. (§. 40. 122.)
Sie haben mehrentheils einen weichen,
theils gleichsam gallertartigen Körper: nur
wenige sind, wie die Aphroditen, mit Haaren,
einige, wie die See-Igel, mit einer kalkarti-
gen Schale bedeckt. Manche Amphitriten
verfertigen sich eine kunstreiche Hülse von Sand-
körnchen etc. viele andere Thiere dieser Classe
aber (die Conchylien nähmlich und manche Po-
lypen) bewohnen ein ihnen angebornes festes,
fast porzellan- oder steinartiges Gehäuse, das
ihnen zum Schutz und Aufenthalt dienet: und
[Seite 423] theils von dem Thiere umher getragen wird,
theils aber unbeweglich fest sitzt.
Kein einziges Thier dieser Classe ist wirk-
lich geflügelt (denn daß der Tintenfisch ziemlich
große Sätze aus dem Wasser heraus thun kann,
ist kein Flug zu nennen), auch kann man ihnen
keine eigentliche Füße zum Aufstützen des Kör-
pers und zum Fortschreiten zugestehen. Doch
haben die Regenwürmer, See-Igel, See-
sterne etc. besondere Organe, die gewisser Maßen
eine ähnliche Bestimmung haben. Und dann
wird auch der Mangel dieser äußern Bewe-
gungswerkzeuge bey vielen Würmern durch
die bey ihnen ausnehmende Kraft, ihren
Körper wechselsweise enge zusammen zu ziehen,
und wieder weit auszustrecken, ersetzt.
Statt der Fühlhörner haben viele Würmer
so genannte Fühlfaden (tentacula), oder
biegsame ungegliederte, meist weiche flei-
schige Faden am Kopfe, die bey einigen von
ansehnlicher Länge, überhaupt aber von man-
nigfaltiger Bestimmung sind. Vielen nutzen
sie zum Tasten; manchen zum Fang: u.s.w.
Uebrigens läßt sich über die Sinne dieser
Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Be-
[Seite 424] stimmtes, als über der Insecten ihre, sagen.
Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wie die Tintenfische etc.), und andere, wie z.B.
die Polypen, haben ohne Augen doch das
feinste Gefühl von Licht und Hellung.
Im innern Körperbau weichen die
mehresten Gewürme wieder eben so sehr von
der Insecten ihrem, als diese von dem der
rothblütigen Thiere ab.
Auch unterscheidet sich diese Classe im Gan-
zen schon dadurch von der vorigen, daß meines
Wissens kein einziges Thier derselben sich (so
wie hingegen die allermehresten Insecten) einer
Verwandlung unterzieht.
Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im
Wasser: und zwar der bey weiten allermehr-
sten ihrer im Ocean. Einige leben bloß unter
der Erde: und viele ausschließlich im leben-
digen Körper anderer Thiere, wie die Darm-
würmer, Samenthierchen u.s.w.
Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren
dieser Classe die ganz ausnehmende Stärke
ihrer Reproductionskraft, und einige, wie z.B.
der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen
[Seite 425] eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge-
wisser Maßen unzerstörbar scheinen.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Tintenfische etc. ausgenommen, sind
wohl die allermehresten Würmer wahre Herm-
aphroditen, von denen jedes Individuum
sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen
Weisen (§. 20. S. 32.) fortzupflanzen im
Stande ist.*)
Die unübersehliche Menge von Seege-
schöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumahl die
Conchylien und Corallen, werden in der großen
Haushaltung der Natur vorzüglichst dadurch
äußerst wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die
Insecten auf und in der Erde (§. 143.) –]
[Seite 426] unendlich mannigfaltigen überflüssigen oder nach-
theiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleich-
sam umwandeln u.s.w. – Dem Menschen
insbesondere werden sie dadurch nutzbar,
daß Viele derselben, zumahl unter den Mol-
lusken und Conchylien, eßbar sind, und vor-
züglich einige (wie z.B. nahmentlich venus
mercenaria und mytilus bidens) manchen
Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer
Hauptnahrung dienen. Von einigen Schnecken
wurde ehedem mehr als jetzt die Purpur-
Farbe genommen*). Aus dem den Blackfi-
schen eigenen Saft kann Tinte und Tusche
bereitet werden. Der Bart der Steckmuschel
gibt eine Art brauner Seide, die verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen Per-
len**). Das rothe Corall gibt einen
[Seite 427] wichtigen Handelsartikel, zumahl nach Ostin-
dien. – Verschiedene Schneckchen oder Mu-
scheln etc. cursiren ganz oder in Stückchen ge-
schnitten bey einigen wilden Völkern statt
Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschel-
stückchen von verschiedenen Farben machen die
Irokesen u.a. nordamericanische Indianer
ihre Denkschnüre (wampum) etc. die ihnen
statt Urkunden dienen*). Viele Wilde
brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-
Insulaner machen daraus ihre sinnreichen
Angeln und mancherley anderes Fischergeräthe
(§. 118.). Die nordwestlichen Americaner
schäften ihre Harpunen mit scharfgeschliffenen
Stücken von Muschelschalen. – Zu Kunst-
arbeiten dienen vorzüglich manche Archen-
Muscheln und Kinkhornschnecken, die auf
Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden:
auch Perlenmutter. Die große beinartige
Schuppe des Blackfische (os sepiae) wird von
Künstlern und Handwerkern benutzt. Der
Badeschwamm dient zu mancherley häusli-
chem Gebrauche. Unzählige Conchylien
und Corallen werden zu Kalk gebrannt; ei-
nige große dünne Muschelschalen im südlichen
Schina und der Indischen Halbinsel statt
Fensterscheiben gebraucht u.s.w. Auch die-
[Seite 428] nen die Conchylien zum allgemeinsten Putz der
wilden Völker*). Die Blutegel endlich sind
ein überaus wichtiges chirurgisches Genes-
mittel.
Zu den schädlichen Thieren dieser Classe
gehören vorzüglich alle die furchtbaren Wür-
mer des menschlichen Körpers, die sich
entweder wie die Mastwürmer, Spuhlwür-
mer, Trichuriden und Bandwürmer im Darm-
canal, oder wie der Nervenwurm nahe unter
der Haut aufhalten**). Sodann auch die
Egelschnecken, die sich bey den Schafen etc.,
die Finnen bey den Schweinen, die Blasen-
würmer und so viele andere Würmer, zu-
mahl bey den vierfüßigen Hausthieren und bey
[Seite 429] Fischen finden, und sie krank machen. Die
Regenwürmer und Schnecken schaden Ge-
wächsen. Der Pfahlwurm, die Bohr-Pho-
lade etc. durchbohren Schiffe und Dämme.
Ich habe auch bey dieser Classe bis auf
einige wenige Abänderungen im Ganzen die
Ordnung des linneischen Systems befolgt:
I. Intestina. längliche Würmer, ohne merk-
lich sichtbare äußere Gliedmaßen.
II. Mollusca. Nakte welche Würmer, mit
deutlichen, theils sehr zahlreichen Glied-
maßen; viele derselben haben große
Aehnlichkeit mit den Bewohnern der
Schneckenhäuser und Muschelschalen in
der folgenden Ordnung.
III. Testacea. Die den Würmern der vori-
gen Ordnung ähnlichen Bewohner der
Conchylien.
IV. Crustacea. Mit einem beynahe knor-
peligen Körper, und theils mit einer
festen (gleichsam kalkartigen) Cruste.
See-Igel, Seesterne, Seepalme.
V. Corallia. Die Polypen und andere
Pflanzenthiere, die einen Corallenstamm
oder andere ähnliche Gehäuse bewohnen.
VI. Zoophyta. Die nakten Pflanzenthiere
ohne Gehäuse. Nebst den Infusions-
thierchen.
Die mehrsten haben theils einen cylindri-
schen, theils einen bandförmigen Körper. Die
Eingeweidewürmer des menschlichen Körpers
sind (die Samenthierchen ausgenommen) alle
aus dieser Ordnung.*)
1. Gordivs. Fadenwurm. (Engl. hair-
worm.) Corpus filiforme, teres, aequale,
laeue.
1. †. Aquaticus. das Wasserkalb. G. pallidus
extremitatibus nigris.
Spannenlang, von der Dicke eines starken
Zwirnfaden. In lettigem Boden und im Wasser.
Zuweilen aber auch wie der folgende tropische
Nervenwurm bey Menschen in Geschwüren etc.
2. Medinensis. der Nervenwurm, Farenteit.
(dracunculus, vena Medinensis. Fr. le ver
de Guinée.) G. totus pallidus.
Sloane nat. hist. of Jamaica. vol. II.
tab. 134. fig. 1.
Am persischen Meerbusen, in Aegypten, Ost-
und West-Indien, auf Guinea etc. Wohl 2
Ellen lang. Zeigt sich unter der Haut, zumahl
an den Knöcheln, Knieen, Armen etc. wo er
schmerzhafte Beulen, Entzündung u.s.w. verur-
sacht, und äußerst vorsichtig (damit er nicht ab-
reiße) ausgewunden werden muß; eine langwie-
rige oft mehrere dauernde Operation*).
2. Ascaris. Corpus aequale teres ore
trinodo, intestinis conspicuis.
1. †. Vermicularis. der Mastwurm, Maden-
wurm, Springwurm. A. cauda subulata,
cute ad latera corporis subtilissime crenata.
Hält sich im Mastdarm bey Menschen auf,
saugt mit dem stumpfern Ende.
2. †. Lumbricoides. der Spuhlwurm, Herz-
wurm. (lumbricus teres. Fr. le strongle.
Engl. the round worm.) A. cauda obtusa,
ani rima transuersa intestino aurantio.
Der allergemeinste Darmwurm im mensch-
lichen Körper, zumahl in den dünnen Därmen;
zuweilen in unsäglicher Menge.
3. Trichocephalvs. Corpus inae-
quale, teres; antice capillare, postice
incrassatum.
1. †. Dispar. die Trichuride. T. supra sub-
crenatus, subtus laeuis, anterius subtilis-
sime striatus.
Beym Menschen in den dicken Därmen; saugt
mit dem dünnen haarförmigen Ende.
4. Echinorhynchvs. Kratzerwurm.
Corpus teres, proboscide cylindrica re-
tractili echinata.
1. †. Gigas. E. candidus, collo nullo, pro-
boscide vaginata: aculeorum vncinatorum
ordinibus pluribus, papillis suctoriis senis.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 10. fig. 1-6.
In den Därmen des Hausschweins.
5. Lvmbricvs. Corpus teres annula-
tum, longitudinaliter exasperatum acu-
leis conditis.
1. †. Terrester. der Regenwurm. (Fr. le ver
de terre. Engl. the earth-worm, dew-worm.)
L. ephippio circulari, 8 seriebus aculeorum
abdominalium.
Das bekannte, den jungen Küchengewächsen
schädliche Thier: ein wahres animal subterra-
neum, unter dessen Haut selbst wieder eine Gat-
tung kleiner Intestinalwürmer (ascaris minutis-
sima) nistet.
2. †. Variegatus. L. rufus, fusco-maculatus,
sexfariam aculeatus.
Bonnet Tr. d'Insectol. II. (oeuvr. vol. I.)
tab. 1. fig. 1-4.
Ein überaus schönfarbiges etwa 1 1/2 Zoll langes
Thier. In Teichen, Gräben etc. Hat, so wie
der gemeine Regenwurm auch, ausnehmende
Reproductionskraft. Sogar ein abgeschnittenes
1/26 des Thieres kann binnen einigen Monathen
wieder zu einem ganzen Thiere von vollkommener
Länge reproducirt werden. Seine natürliche Fort-
pflanzung geschieht sowohl indem er lebendige
Junge gebiert, als auch durch junge Brut, die
er wie Sprossen austreibt.
6. Fasciola. Corpus gelatinosum, pla-
niusculum, poro ventrali duplici.
1. †. Hepatica. die Egelschnecke. (Fr. la douve.
Engl. the fluke.) F. depressa, ouata fusca,
antice tubulo instructa.
J. C. Schäffers Egelschnecken etc. fig. 1-8.
2. †. Intestinalis. der Riemenwurm, Fisch-
rieme, Fick. F. corpore taeniolari margi-
nibus vndulatis.
Journal des savans 1726, p. 102.
Wie ein schmaler Rieme; ungegliedert: in
der Bauchhöhle bey manchen Fischen. Ist selbst,
nachdem diese gesotten waren, noch lebendig in
ihnen gefunden worden.
7. Taenia. Bandwurm, Nestelwurm,
Kettenwurm (lumbricus latus. Fr. ver
solitaire. Engl. tape-worm, jointed worm)
[Seite 435] Corpus planiusculum, geniculatum. Os
quadrilobum.
Ein weitläuftiges, sowohl wegen der ausneh-
mend sonderbaren Einrichtung seines Baues, als
wegen der hartnäckigen und mannigfaltigen Zu-
fälle, die durch die nachgenannten Gattungen
im menschlichen Körper verursacht werden, über-
aus merkwürdiges Thiergeschlecht. Der geglie-
derte Wurm saugt sich mittelst des aus seinem
vierkolbigen Kopfe (tab. 1. fig. 4) heraus ra-
genden zugespitzten Saugerüssels im Darmcanal
fest*). Zunächst aus den Kopf folgt (wenigstens
bey den nachbenannten Gattungen) ein überaus
schmaler fast fadenförmiger Hals (tab. 1. fig. 4.),
der allgemach mit immer deutlichern und größern
Gliedern in den übrigen Körper des Wurms
übergeht. In jedem der größern Glieder, die
dann bey weiten den längsten Theil des Thiers
ausmachen (tab. 1. fig. 5. 6.), zeigt sich ein be-
sonderer Eyerstock, meist von einer sehr eleganten
Form, wie Laubwerk etc. der seine Eyerchen durch
eine am Rande oder auf der breiten Seite be-
findliche einfache oder doppelte Oeffnung von sich
geben kann. Uebrigens ist der Bandwurm nichts
weniger als solitaire, sondern man hat gar oft
bey Einem Menschen oder Einem Thiere viele
ganze Bandwürmer zugleich gefunden.
1. †. Solium. der langgliedrige Bandwurm.
(T. curcurbitina.) T. humana articulis ob-
longis, orificio marginali solitario, ouario
pinnato.
Diese Gattung ist in Deutschland die gemeinste.
Findet sich, so wie der folgende, im dünnen Darme
beym Menschen.
Die so genannten Kürbskernwürmer (ver-
mes curcurbitini , ascarides Couleti) sind ab-
gesetzte Hinterglieder dieses Wurm.
2. †. Vulgaris. der kurzgliedrige Bandwurm.
T. humana articulis abbreuiatis transuersis,
orificio laterali duplici, ouario stellato.
In andern Gegenden von Europa, zumahl
häufig in der Schweiz und in Frankreich.
8. Hydatis. Blasenwurm. Corpus
taeniforme desinens in vesicam lympha-
ticam. Os quadrilobum.
Kopf und Vordertheil dieser ebenfalls überaus
sonderbaren Thiere, die sich meist an und in ver-
schiednen Eingeweiden vielerley Säugethiere fin-
den, hat bey den mehresten Gattungen viele Aehn-
lichkeit mit denen vom Bandwurm. Der Hinter-
theil aber endigt sich in eine eyförmige Wasser-
blase von verschiedener Größe.
1. †. Finna. die Finne. H. conica, vesicae
duplici inclusa, interiori basi sua adhaerens,
capite versus collum vesicae directo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 39.
Im Schweinefleisch. Ihre thierische Natur hat
schon Malpighi außer Zweifel gesetzt. Da sie
sich bloß bey dem vom Menschen unterjochten
[Seite 437] Hausschwein, aber nicht bey der wilden Sau fin-
det, so gibt sie ein Beyspiel von organisirten
Körpern, die erst lange nach der ersten Schöpfung
gleichsam nacherschaffen zu seyn scheinen.
2. †. Globosa. H. simplex ouata, corpore di-
stincte articulato, rugoso, imbricato.
Goeze Eingeweidewürmer tab. 17.
Die Blase oft größer als ein Hühnerey. Am
häufigsten am Bauchfell und in der Leber der
Schweine.
3. †. Cerebralis. die Queese. H. multiplex,
corpusculis pluribus, cauda biseta vesicae
communi adnatis.
Leske vom Drehen der Schafe. Leipz. 1780. 8.
Im Gehirn der drehenden Schafe (Queesen-
köpfe. Engl. staggers).
4. T. Erratica. H. multiplex. corpusculis plu-
ribus, ouatis, vesicae communi innatantibus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 79.
So habe ich sie z.B. in den strotzenden Hyda-
tiden gefunden, womit viele Eingeweide eines
Macacco (Simia cynomolgus) besetzt waren.
9. Sipvncvlvs. Corpus teres elonga-
tum. Os anticum, attenuatum, cylin-
dricum. Apertura lateralis corporis ver-
ruciformis.
1. Saccatus. (vermis microrhynchoterus .) S.
corpore tunica laxa induto.
C. Gesner hist. aquatil. pag. 1226.
10. Hirvdo. Blutigel. (Fr. sangsue.
Engl. leech.) Corpus oblongum, pro-
[Seite 438] mouens se ore caudaque in orbiculum
dilatandis*).
1. †. Medicinalis. H. depressa nigricans, supra
lineis flauis 6: intermediis nigro-arcuatis,
subtus cinerea nigro maculata.
Dillenius, in Eph. N. C. Cent. VII.
tab. 5.
Die brauchbarste Gattung zum Blutsaugen**).
2. †. Octoculata. H. depressa fusca, punctis 8
nigris supra os.
Schwed. Abhandl. 1757. tab. 6. fig. 5-8.
Legt nur ein einziges Ey, das anfangs bloße
Lymphe enthält, aus welchem aber nachher, 8 bis
10, und mehr Junge heraus kommen.
Nakte Würmer, die sich durch einen mehr
schleimigen Körper und deutlichere äußere Glied-
maßen von denen in der vorigen Ordnung aus-
zeichnen***). Manche haben große Aehnlich-
[Seite 439] keit mit den Bewohnern der Schneckenhäuser
und Muschelschalen.
11. Limax. Weg-Schnecke (Fr. limace.
Engl. slug.) Corpus oblongum, repens:
supra clypeo carnoso: subtus disco lon-
gitudinali plano: foramen laterale dex-
trum pro genitalibus et excrementis.
Tentacula 4 supra os.
Diese nakten Schnecken haben die starke Re-
productionskraft mit den ihnen ähnlichen Schnek-
en mit dem Haus, aus dem Helix-Geschlechte,
gemein.
Lister. ex edit. Huddesfordi. tab. 101.
fig. 102.
3. †. Maximus. L. cinereus maculatus.
4. †. Agrestis. L. cinereus immaculatus.
12. Aplysia. Corpus repens. Clypeo
dorsali membranaceo, Foramen laterale
[Seite 440] dextrum pro genitalibus. Anus supra
extremitatem dorsi.
1. Depilans. die Giftkuttel. (lepus marinus
der Alten.) A. tentaculis 4.
Pennant's Brit. zool. IV. tab. 21. fig. 21.
Wie das folgende Their im mittländischen Meere.
13. Doris. Corpus repens, oblongum,
subtus planum. Os antice subtus. Anus
postice, supra cinctus ciliis. Tentacula
duo, supra corpus antice, intra foramina
retractilia.
1. Argo. (lepus marinus minor Columnae.)
D. oualis, corpore laeui, tentaculis 2 ad
os, ano ciliato phrygio.
Pennant l. c. tab. 22. fig. 22.
14. Glavcvs. Corpus oblongum, per-
tusum foraminulis lateralibus duobus,
Tentacula 4. Brachia 8 palmata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 48.
Im atlantischen und indischen Ocean.
15. Aphrodita. Seeraupe. Corpus
repens, oblongum subdepressum, articu-
latum: articuli utrinque fasciculati, feti-
feri, pilosi. Os retractile, Tentacula
(siphunculi) 2 annulata.
1. Aculeata. der Goldwurm (Fr. la taupe de
mer, la grosse scolopendre de mer.) A. oua-
lis hirsuta aculeata, pedibus vtrinque 32.
Swammerdam bibl. nat. tab. 10. fig. 8.
[Seite 441]Unter andern in der Nordsee. – Die Stacheln
und Haare, womit er an beyden Seiten besetzt
ist, schillern, zumahl im Sonnenschein, mit feu-
rigen Farben: theils wie blaue Schwefelflam-
men u.s.w.
16. Amphitrite. Corpus protensum
in tubulo, annulatum. Pedunculi
verrucosi. Tentacula acuminata ap-
proximata; plumosa.
1. Auricoma. der Sandköcher. A cirris
binis vtrinque, anterius tentaculis pectin-
formibus auratis rigidis.
Pallas miscell. zoolog. tab. 9. fig. 3.
In der Nordsee etc. Diese und verschiedene
andere Gattungen dieses Geschlechts bewohnen
überaus zarte, etwas conische Gehäuse, die meist
aus einer einzigen Schicht unzähliger dicht an-
einander liegender kleiner Körnchen auf eine be-
wundernswürdige Weise zusammengesetzt sind.
17. Nereis. Corpus repens oblongum
lineare. Pedunculi laterales penicil-
lati. Tentacula simplicia.
1. Noctiluca. N. segmentis 23, corpore vix
conspicuo.
Im Seewasser, zu dessen nächtlichem Leuchten
es in manchen Gegenden etwas beytragen mag.
18. Nais. Wasserschlängelchen. (Fr.
Millepied d'eau.) Corpus lineare pelluci-
dum, depressum, setis pedunculacum.
Tentacula nulla.
Diese Würmer pflanzen sich auf eine eigene
Weise fort:*) das letzte Gelenk des gegliederten
Wurms dehnt sich nähmlich allmählig aus, und
erwächst zu einem ganzen Thiere, das sich nach
einiger Zeit vom übrigen Körper der alten Naide
absondert, oder auch selbst noch vorher wieder
andere Junge auf gleiche Weise durch die Aus-
dehnung seines letzen Gelenkes hinten austreibt:
doch können sich wenigstens manche Gattungen,
wie z.B. die nachstehende, auch außerdem durch
Eyerstöcke, die durch eine wahre Paarung be-
fruchtet werden, fortpflanzen.
1. †. Proboscidea. (Nereis laeustris Linn.) N.
setis lateralibus solitariis, proboscide longa.
Rösel Hist. der Polypen tab. 78. fig. 16. 17.
19. Ascidia. Corpus fixum teretiuscu-
lum, vaginans. Aperturae binae ad
summitatem: altera humiliore.
Sie sitzen an Uferfelsen, und vermögen das
Wasser in langen Strahlen von sich zu spritzen.
1. Intestinalis. A. laeuis alba membranacea.
So wie das folgende Their im Nordlichen
Weltmeere.
20. Actinia. Seeanemone, Meernessel,
Klipprose. (vrtica marina, Fr. cul d'ane.)
Corpus se affigens basi, oblongum, teres,
apicis margine dilatabili intus tentacu-
lato, os terminale centrale ambiente.
Hat ausnehmende Reproductionskraft.
1. Senilis. A. subcylindrica transuerse rugosa.
Philos. Transact. vol. LXIII tab. 16 sq.
fig. 10 sq.
21. Tethys. Corpus liberum, oblon-
giusculum, carnosum, apodum. Os
proboscide terminali, cylindrico, sub
labio explicato. Foramina 2 ad latus
colli sinistrum.
1. Leporina. (lepus marinus maior Colvm-
nar.) T. labro ciliato.
22. Holothvria. Seeblase. Corpus
liberum, vesicam oblongam aëream re-
ferens, dorso cristato velificans. Ten-
tacula abdominalia numerosa filiformia,
pendula, caua, ore terminali peltato
instructa.*)
1. Physalis. (Fr. la fregatte, galère, velette.
Engl. the Portuguese man of war.) H. cor-
pore pyriformi, rostro conico, tentaculis
longissimis.
v. Krusenstern's Atlas tab. 23.
Im atlantischen Ocean etc. Von dem Faust-
großen mit Luft gefüllten zarthäutigen blau und
roth spielenden Körper des wundersamen Thieres
hängen lange ausnehmend dehnbare Fäden herab,
die die Magenstelle vertreten, aber wenn man
sie berührt, empfindlicher als Nesseln brennen.
Längs des Rückens der Blase läuft eine Segel-
haut, die das Thier im Schwimmen nach dem
Winde richtet.
23. Terebella. Steinbohrer. Corpus
filiforme. Os anticum, praeputio glan-
dem pedunculatam tubulosam exserente.
Tentacula circum os, capillaria, plura.
1. Lapidaria. T. cirris ad anteriora corpo-
ris 8. circa os 4.
Schwed. Abh. 1754. tab. III. fig. A-E.
24. Lernaea. Corpus se affigens tenta-
culis, oblongum teretiusculum. Ouaria
bina. Tentacula brachiformia.
Schädliches Ungeziefer für Fische, in deren
Kiefern es vorzüglich nistet.
1. †. Cyprinacea. L. corpore obclauato, tho-
race cylindrico bifurco, tentaculis apice
lunatis.
Linnaei fauna suec. tab. 2. fig. 2100.
25. Scyllaea. Corpus se affigens, com-
pressum, dorso canaliculato. Os fora-
mine edentulo, terminali. Tentacula
s. brachia subtus trium parium.
Seba thesaur. vol. I. tab. 74. fig. 7.
Zumahl am Sargasso (fucus natans.)
26. Clio. Corpus natans, oblongum.
Pinnis duabus membranaceis, oppositis.
1. Limacina. C. nuda corpore obconico.
Ellis et Solander tab. 15. fig. 9. 10.
Bey Spitzbergen, Neufundland etc. Diese und
ähnliche Gattungen im nördlichsten Ocean sollen
[Seite 445] fast die einzige Nahrung des Wallfisches (Ba-
laena mysticetus.) ausmachen.
27. Sepia. Tintenfisch Blackfisch.
(Engl. Ink. fish. squid.) Brachia 8 inte-
rius adspersa cotyledonibus. Rostrum
inter brachia terminale, corneum. Venter
(plerisque) vesica atramentifera instructus, in-
structus, infra scissura transuersa ad ba-
sin apertus, supra quam fistula excreto-
ria eminet.
Die Tintenfische, die sich meist in allen Welt-
meeren finden*), weichen in sehr vielen
Stücken, zumahl in Rücksicht ihres innern
Baues, der so vollkommen ausgebildeten Ein-
geweide, PaarungsWerkzeuge, besonders aber
auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge
(die ihnen J. Hunter u.a. zuschreibt) gänz-
lich von andern Thieren dieser Classe ab.
Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen
wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt
dann bey manchen Gattungen über 1000. Sie
haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpf-
kopfen. Die Arme, die diesen Thieren oft von
Muscheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen
werden, haben, wie schon die Alten wußten,
Reproductionsvermögen. Die mehresten Gattun-
gen werden auch durch den schwarzbraunen Saft
merkwürdig, den sie in einem besondern Behäl-
ter im Leibe führen, und willkürlich von sich las-
sen, und dadurch das Wasser zunächst um sich
[Seite 446] verdunkeln können*). Herr Prof. Schneider
hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende
zwey Familien abgetheilt:
1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze.
(Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato
vndique pinna cincto, offe dorsali maximo.
Swammerdam Biblia nat. tab. 50. fig. 1.
Besonders von dieser Gattung kommt das häu-
figste os sepiae (das so genannte weiße Fisch-
bein, das auch in manchen Gegenden Meer-
schaum heißt) eine breite knochichte Schulpe von
sehr sonderbarer Textur, im Rücken des Thiers.
Manche Arten der so genannten Seetrauben
(vuae marinae) sind die Eyerstöcke dieser und
verwandter Gattungen.
2. Loligo der Calmar. (Fr. le casseron.) S.
ventre stricto subulato, pinna angulari me-
dia, osse dorsali penniformi.
3. Octopodia. (polypus. Fr. le poupe.) S. ace-
tabulorum in interna pedum superficie or-
dine duplici, in basi singulis acetabulis,
paullatim increscentibus.
Pennant l. c. tab. 28. fig. 44.
Diese wegen ihres schmackhaften Fleisches be-
liebte Gattung, findet sich in manchen Gegenden,
besonders in Ostindien und im mexicanischen
Meerbusen theils von ausnehmender Größe.
28. Medvsa. Qualle, Meernessel. See-
lunge, Seeflagge. (Engl. blubber.)
Corpus gelatinosum, orbiculatum, supra
conuexum, subtus cauum. Os inferum,
centrale, labiatum. Tentacula ple-
risque marginalia, saepius retractilia*).
Manche Gattungen tragen auch zum Leuchten
des Meeres bey**).
1. Aequorea M. orbicularis planiuscula, mar-
gine inflexo villoso tentaculato.
Baster op. subsec. II. tab. 5. fig. 2. 3.
2. Vetella. (vrtica marina Columnae.) M.
oualis concentrice striata, margine ciliato,
supra velo membranaceo.
3. Octostyla. M. hemisphaerica, marginis ten-
taculis nullis, subtus columna, quadriplica:
apice lobis 8 multifidis, laterumque appen-
dicibus 16.
Im rothen Meer. Spannengroß. Vom schön-
sten Veilchenblau.
Man unterscheidet bey diesen äußerst zahl-
reichen Geschöpfen zwey Haupttheile, nähmlich
die Schalen und die darin befindlichen Thiere.
Die letztern sind von sehr mannigfaltiger Bil-
dung: doch großentheils den Würmern der
vorigen Ordnung ähnlich. Die Schalen be-
stehen anfänglich aus einer häutigen, theils
fast hornartigen Grundlage, die ihre nachherige
Festigkeit durch die allgemach in sie abgesetzte
Kalkerde erhält. Die neugebornen Schnecken-
häuser haben aber (nach Reaumur's Kämme-
rer u.a. Beobachtungen) noch nicht ihre
vollzähligen Windungen, sondern diese werden
mit zunehmendem Wachsthume des Thieres
allgemach nacherzeugt und an dem Mündungs-
saume der Schale abgesetzt. (– Bey weiten
nicht etwa aus der jugendlichen Schale als
Keime entwickelt. –) Und bey den Muscheln
ist ceteris paribus die gleiche Einrichtung.
Viele dieser Schalen sind wegen ihres wun-
derbaren Baues*), andere wegen ihres por-
[Seite 449] zellanartigen glänzenden Schmelzes, wegen
ihrer vortrefflichen Farben*), regelmäßigen,
saubern Zeichnung u.a. dergl. Schönheiten,
merkwürdig.**)
Man vertheilt die weitläuftige Ordnung
am füglichsten nach der Anzahl und Bildung
der Schalen in folgende vier Familien:
B) Zweyschalige oder Muscheln,
C) Einschalige mit bestimmten Windungen,
nähmlich die Schnecken, und
D) Einschalige ohne dergleichen Windungen.
29. Chiton. Käfermuschel. Testae
plures, longitudinaliter digestae, dorso
incumbentes.
1. Tuberculatus. Oscabrion. C. testa septem-
valui, corpore tuberculato.
30. Lepas (Engl. acron-shell.) Animal
rostro inuoluto spirali, tentaculis crista-
tis. Testa multiualuis, inaequiualuis.
Manche Gattungen, wie z.B. hier die beyden
erstell, sitzen mit der Schale selbst unbeweglich
fest; bey andern hingegen, wie bey den zwey letz-
tern, hängt die vielschalige Muschel an einem
darmähnlichen Eingeweide, das irgendwo fest
sitzt. – Eine Verschiedenheit die so auffallend
ist, daß man wohl zwey besondere Geschlechter
darnach bestimmen sollte*).
1. Balanus. die Meertulpe, See-Eichel. L.
testa conica solcata fixa, operculis acumi-
natis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 97. fig. 820.
In vielen Weltgegenden an Klippen, am Kiel
der Schiffe, oder auch an Thieren, auf Muscheln,
Krebsen etc.
2. Ceti (diadema). die Wallfisch-Pocke. L.
testa subrotunda sexlobata sulcata fixa.
Chemnitz vol. VIII. tab. 99. fig. 843. sq.
So wie einige andere Gattungen dieses Ge-
schlechts, auf der Haut des Nordkapers u.a.
Wallfische.
3. Polliceps. die Fußzehe. (Fr. le pousse-pied.
Engl. the horn of plenty.) L. testa valuis
20 (aut pluribus) polymorphis, intestino
squamulis granulato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 100. fig. 351.
[Seite 452]Das überaus sonderbar gebaute Geschöpf ist
besonders an den Küsten der Barbarey zu Hause.
4. Anatifera. die Entenmuschel. (Engl. Bar-
nacle.) L. testa compressa quinquenalui, in-
testino insidente laeui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 68.
Sie ist vorzüglich durch die fabelhaften Sagen
berüchtigt worden, deren schon bey der Baum-
gans (S. 224.) gedacht worden. Die fünffache
Muschelschale hängt mit dem darin wohnenden
Thiere an einer fleischigen darmähnlichen Röhre,
auch wohl ihrer mehrere wie Zweige eines Stam-
mes an einem gemeinschaftlichen solchen Darme,
der gewöhnlich an faulen Weiden, allem Schiff-
wrack etc. fest sitzt.
31. Pholas. Bohrmuschel. (Fr. dail.
Engl. pierce stone) Testa binaluis, diua-
ricata, cum minoribus accessoriis diffor-
mibus ad cardinem. Cardo recuruatus,
connexus cartilagine.
Sie bohren sich Gänge in die Uferfelsen, selbst
in den härtesten Marmor, auch in starke Corallen-
stämme, Austerschalen, Schiffskiele etc. und höhlen
sich am Ende des Ganges ihre Wohnung aus.
1. Dactylus. die Dattelmuschel. Ph. testa ob-
longa hinc reticulato-striata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 101. fig. 859.
Das Thier selbst leuchtet im Dunkeln mit
hellen Scheine.
2. Pusilla. die Bohr-Pholade. Ph. testa ob-
longa rotundata arcuato-striata.
Spengler in den Schriften der Berl. Naturf.
Gesellsch. IV. B. tab. V. fig. 1-5.
Die Hauptverschiedenheit der Geschlechter
beruht auf der Gleichheit oder Ungleichheit der
beyden Schalen und ihrer Ränder, und der
Beschaffenheit des Schlosses (cardo).
32. Mya. Klaffmuschel. (Fr. moule. Engl.
muscle, gaper.) Testa biualuis, hians
altera extremitate. Cardo dente (ple-
risque) solido, crasso, patulo, vacuo,
nec inserto testae oppositae.
1. †. Pictorum. die Flußmuschel, Mahler-
muschel. M. testa ouata, cardinis dente
primario crenulato: laterali longitudinali:
alterius duplicato.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 6.
2. †. Margaritifera. die Perlenmuschel. M.
testa ouata antice coarctata, cardinis dente
primario conico, natibus decorticatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 1. fig. 5.
33. Solen. Messerscheide. (Fr. manche
de couteau coutelier. Engl. razor-shell.)
Testa biualuis, oblonga, vtroque la-
tere hians. Cardo dens subulatus, re-
flexus, saepe duplex, non insertus testae
oppositae: margo lateralis obsoletior.
1. Siliqua. S. testa lineari recta, cardine
altero bidentato.
Chemnitz vol. VI. tab. 4. fig. 29.
[Seite 454]34. Tellina. Sonne. Testa biualuis,
antice hinc ad alterum latus flexa.
Cardo dentibus ternis; lateralibus planis
alterius testae.
1. Radiata. T. testa oblonga longitudinaliter
subtilissime substriata nitida, sutura anali
canaliculata.
Chemnitz vol. VI. tab. II. fig. 102.
2. †. Cornea. T. globosa, transuersim striata,
costa fusca transuersali.
Eine gemeine kleine Flußmuschel.
35. Cardivm. (Fr. coeur. Engl. cockle)
Testa biualuis, subaequilatera, aequi-
valuis. Cardo dentibus mediis binis
alternatis; lateralibus remotis insertis.
1. Costatum. C. testa gibba aequiualui; costis
eleuatis carinatis concauis tenuissimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 151. qq.
2. Echinatum. C. testa subcordata, sulcis ex-
aratis linea ciliata aculeis inflexis plurimis.
Chemnitz vol. VI. tab. 15. fig. 158.
3. †. Edule. C. testa antiquata, sulcis 26 ob-
solete recuruato-imbricatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 19. fig. 194.
Häufigst an den Küsten des mildern Europa.
36. Mactra. Backtrog. Testa biualuis
inaequilatera, aequiualuis. Cardo dente
medio complicato cum adiecta foueola;
lateralibus remotis insertis.
1. Solida. die Strandmuschel. M. testa opaca
laeuiuscula subantiquata.
Chemnitz vol. VI. tab. 23. fig. 229. sq.
37. Donax. (Fr. came tronquée) Testa
biualuis, margine antico obtusissimo.
Cardo dentibus duobus: marginalique
solitario, subremoto sub ano.
1. Scripta. die Letter-Schulpe. D. testa ouata
compressa laeui, scripta lineis purpureis
vndatis, rima acuta, marginibus crenulatis.
Chemnitz vol. VI. tab. 26. fig. 261. sq.
38. Venvs. Testa biualuis, labiis mar-
gine antice incumbentibus. Cardo den-
tibus 3 omnibus approximatis, latera-
libus apice diuergentibus.
1. Dione. die echte Venusmuschel. V. testa
succordata, transuerse sulcata, antrorsum
spinosa.
Chemnitz vol. VI. tab. 27. fig. 271. sq.
2. Mercenaria. (Engl. the clam.) V. testa cer-
data solida transuerse substriata laeui, mar-
gine crenulato, intus violacea, ano ouato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 69.
Hat sehr dicke schwere Schalen, woraus die
Irokesen u.a. nordamericanische Wilde die Co-
rallen zu ihren Denkschnüren, Putz etc. schleifen,
(– s. oben S. 405. –) und das dann befind-
liche Thier auf ihren weiten Fußreisen im Munde
führen, auskauen etc.
3. Tigerina. die Tigerzunge. V. testa lenti-
formi: striis crenatis decussatis, ano im-
presso ouato.
Chemnitz vol. VI. tab. 37. fig. 390 sq.
39. Spondylvs. (Fr. huitre epineuse.)
Testa inaequiualuis, rigida. Cardo den-
tibus 2 recuruis, cum foraminulo in-
termedio.
1. Gaederopus. die Lazarusklappe. (Fr. le
claquet de Lazare.) S. testa subaurita spinosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 44. fig. 459.
Die eine Schale läuft hinten beym Gewinde
weit über die andere hinaus, und ist wie abgesägt.
Eben so merkwürdig ist auch die Einlenkung des
Gewindes selbst, dessen Zähne so sonderbar in ein-
ander gefügt sind, daß sich die Muschel zwar öff-
nen, aber die Schalen nicht ohne Zerbrechen des
Schlosses von einander ablösen lassen.
40. Chama.Gienmuschel. (Engl. cockle.)
Testa biualuis, grossior. Cardo callo
gibbo, oblique inserto fossulae obliquae.
1. Cor. das Ochsenherz. C. testa subrotunda
laeui, processibus retrorsum recuruatis, rima
hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 48. fig. 483.
2. Gigas. die Hohlziegel, Nagelschulpe, Kie-
senmuschel, Vater-Noah Schulpe. (Kima.
Fr. le grand benitier.) C. testa plicata, for-
nicata, squamosa.
Chemnitz vol. VII. tab. 49. fig. 492 sq.
Die größte bekannte Conchylie, deren Schalen
wohl gegen 6 Centner und das Fleisch 30 Pfund
[Seite 457] wiegen. Letzteres wird von den ostindischen Insu-
lanern, so wie von den Küstenbewohnern am ro-
then Meere etc. häufig gegessen.
3. Gryphoides. die Felsenmuschel. (Fr. l'huitre
de la mer rouge.) C. testa orbiculata, mu-
ricata; valuula altera planiore; altera nate
productiore subspirali.
Chemnitz vol. VII. tab. 51. fig. 110 sq.
4. Bicornis. C. testa vuluulis conicis, natibus
cuneiformibus obliquis tubulosis valuula
longioribus.
Chemnitz vol. VII. tab. 52. fig. 516 sq.
41. Arca. Testa biualuis, aequiualuis.
Cardo dentibus numerosis, acutis, al-
ternis, insertis.
1. Noae. die Arche. A. testa oblonga striata,
apice emarginata, processibus incuruis re-
motissimis, margine integerrimo hiante.
Chemnitz vol. VII. tab. 53. fig. 529 sq.
2. Pilosa. (Fr. la noix de mer). A. testa sub-
orbiculata aequilatera pilosa, natibus incur-
vis: margine crenato.
Poli T. II. tab. 26. fig. 1–4.
Im mitteländischen Meere. Die Schalen, zu-
mahl am Außenrande wie mit einem braunen
sammtartigen Ueberzuge bekleifet.
42. Ostrea. (Fr. huitre. Engl.
oyster, scallop.) Testa biualuis, inae-
quiualuis, (plerisque), subaurita. Cardo
edentulous fossula caua ouata, striisque
lateralibus transuersis.
Auch die so sehr verschiedenen Gattungen die-
ses Geschlechts könnten füglicher in zwey andere
vertheilt werden, deren eins die Kamm-Mu-
scheln (wohin die ersten beyden Gattungen ge-
hören), das andere aber die Austern begreifen
müßte.
1. Pleuronectes. die Compaßmuschel. (Fr.
l'evantail.) O. testa aequiualui radiis 12. du-
plicatis, extus laeui.
Chemnitz vol. VII. tab. 61. fig. 595.
2. Pallium. der Königsmantel, die Jacobs-
muschel. O. testa aequiualui radiis 12 con-
vexis, striata scabra squamis imbricata.
Chemnitz vol. VII. tab. 64. fig. 607.
3. Malleus. der polnische Hammer, das Cru-
cifix. (Fr. le marteau noir.) O. testa aequi-
valui triloba, lobis transuersis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 70. fig. 655 sq.
4. Folium. das Lorbeerblatt. O. testa inae-
quiualui ouata, lateribus obtuse plicata pa-
rasitica.
Chemnitz vol. VIII. tab. 71. fig. 662 sq.
5. Edulis. die gemeine Auster. O. testa inae-
quiualui semiorbiculata, membranis imbri-
catis vndulatis, valuula altera plana inte-
gerrima.
Wird zumahl an den Küsten des nordwestlichen
Europa auch am mittländischen und adriatischen
Meere etc. auf Austerbänken gehegt*), und be-
sonders in Rücksicht auf diese, und die davon ab-
[Seite 459] hängende Verschiedenheit des Geschmacks in Berg-
Sand- und Thon-Austern eingetheilt.
6. Ephippium. der polnische Sattel. O. testa
aequiualui orbiculata compressa membra-
nacea.
Chemnitz vol. VII. tab. 59. fig. 576 sq.
Im indischen Ocean. Hält zuweilen Perlen,
aber meist mißfarbige, und ungestaltete.
7. Crista galli. der Hahnenkamm, das
Schweinsohr. O. testa aequiualui plicata,
spinosa, labro vtroqoe scabro.
Chemnitz vol. VIII. tab. 75. fig. 683 sq.
43. Anomia. Bastardmuschel. Testa in-
aequiualuis; valuula altera planiuscula
(saepe basi perforata), altera basi magis
gibba. Cardo edentulus cicatricula li-
neari prominente, introrsum dente late-
rali. Radii 2 ossei pro basi animalis.
1. Ephippium. das Fensterduplet, die weiße
Zwiebelschale, der Sattel. A. testa subor-
biculata rugoso-plicata: planiore perforata.
Chemnitz vol. VIII. tab. 76. fig. 692 sq.
2. Cepa. die Zwiebelschale. A. testa obouata
inaequali violacea: superiore conuexa, in-
feriore perforata.
3. Vitrea. die Glas-Bohrmuschel. (Fr. le
coq et la poule.) A. testa ouata, ventri-
cosa, alba, tenerrima, valuula altera rostro
incuruata, perforata. Margine acuto inte-
gerrimo, vndique clauso.
Chemnitz l. c. tab. 78. fig. 707 sq.
[Seite 460]Im mittländischen Meere, atlantischen O-
cean etc. – Eins von den wenigen Seethieren der
jetzigen Schöpfung, das als ein Original zu einem
wirklich ähnlichen Petrefact der Vorwelt in den
Kalk-Flötzgebirgen angesehen werden kann.
44. Mytilvs. Miesmuschel. (Fr. moule.
Engl. sea-muscle, mussel .) Testa biualuis
rudis, saepius affixa bysso. Cardo eden-
tulus, distinctus linea subulata exca-
vata longitudinali.
1. Margaritifer. die Perlenmuttermuschel.
(Fr. la coquille de nacre.) M. testa compresso-
plana suborbiculata, basi transuersa imbri-
cata tunicis dentatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 80. fig. 717 sq.
Theils wegen der ausnehmend schönen Perlen,
die sich in diesem Thiere finden, und theils der
Schale wegen merkwürdig, die das gemeinste
Perlenmutter gibt, so wie aus dem sehnigen
Schloßbande derselben der wie Labradorstein schil-
lerude so genannte Pfauenstein (gemma penna
pauonis s. helmintholithus androdamas Linn.)
geschnitten wird.
2. Lithophagus. der Steinbohrer, Steindat-
tel. (Fr. la moule pholade, la datte.) M.
testa cylindrica vtrinque extremitatibus ro-
tundatis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 82. fig. 729 sq.
Bohren sich in Uferklippen, Corallenstämme
u.s.w.*).
3. Edulis. der Blaubart. M. testa laeuiuscula
violacea, valuulis antice subcarinatis, po-
stice retusis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 84. fig. 750 sp.
Eine zweydeutige Speise, deren Genuß zuwei-
len tödtlich gewesen ist.
4. Bidens. die gestreifte magellanische Mies-
muschel. M. testa striata subcuruata, mar-
gine posteriore inflexo, cardine terminali
bidentato.
Chemnitz vol. VIII. tab. 83. fig. 742 sq.
5. Modiolus. die Papusmuschel. M. testa laeui,
margine anteriore carinato, natibus gibbis,
cardine sublaterali.
Chemnitz vol. VIII. tab. 85. fig. 757.
Vorzüglich schön bey Neuguinea. Sonst aber
auch an den nordischen europäischen Küsten.
45. Pinna. Steckmuschel, Schinke, Sei-
denmuschel (Fr. jambon, coquille por-
tesoie.) Testa subbiualuis, fragilis, erecta,
emittens barbam byssinam. Cardo eden-
tulus, coalitis in vnam valuulis.
Diese Muscheln sind wegen ihres Barts be-
rühmt, womit sie sich befestigen können, und der
eine braune Seide (lana penna) gibt, die in
Smyrna, Messina, Palermo etc. zu Handschuhen
u. dergl. verarbeitet wird.
1. Rudis. P. testa sulcata: squamis fornicatis
per series digestis.
Chemnitz vol. VIII. tab. 88. fig. 773 sq.
2. Nobilis. P. testa striata: squamis canali-
culato-tubulosis subimbricatis.
Die Richtung der Schneckenwindungen ist fast
durchgehends gleichförmig; so nähmlich, daß
wenn man die Spitze unterwärts und die Mün-
dung nach oben gerichtet hält, diese letztere ei-
nem alsdann links zugekehrt ist, und die Win-
dungen von oben nach unten rechts, (der schein-
baren Bewegung der Sonne gleich laufen.
Einige wenige Gattungen haben von Natur eine
gegenseitige Windung; (– s. Abbild. n. h. Ge-
genst. tab. 20. –) und dann finden sich auch,
obschon äußerst selten, unter andern Schnecken
zuweilen völlig linksgewundne Mißgeburten
(anfractibus sinistris s. contrariis)*).
Einige Schnecken vermögen ihr Gehäuse mit-
telst eines besondern Deckels (operculum) zu zu-
schließen, und andere ziehen bey Annäherung des
Winters eine Kaltscheibe vor die Mündung ihres
Hauses.
46. Argonavta. Testa vniualuis spi-
ralis, inuoluta, membranacea, vnilo-
cularis.
1. Argo. der Papiernautilus, Reißbrey. (nau-
tilus papyraceus. Engl. t he paper-sailor.)
A. carina subdentata. (Animal sepia.?)
Martini vol. I. tab. 17. fig. 156. sq.
Eine milchweiße, überaus dünne, leichte, aber
große Schale, die von einem blackfischähnlichen
Thier bewohnt wird, das darin mittelst einer
ausgespannten Haut sehr geschickt auf der Ober-
fläche des Meers zu segeln, aber auch unterzu-
tauchen etc. versteht.
47. Navtilvs. Testa vniualuis, isthmis
perforatis concamerata, polythalamia.
Die Gehäuse sind in Kammern abgetheilt, in
deren vorderen das Thier wohnt, und durch
Wasser, das es in die übrigen ein- und aus-
pumpt, sich nach Willkür leichter oder schwerer
machen kann.
1. Pompilius. das Schiffboot, die Schiffkut-
tel, Perlenmutterschnecke. (Fr. le burgau.
Engl. the sailor.) N. testa spirali aper-
tura cordata, anfractibus contiguis obtusis
laeuibus.
2. Calcar. N. testa spirali, apertura lineari
anfractibus contiguis: geniculis eleuatis.
Martini vol. I. tab. 19. fig. 168. sq.
Eins von den sehr kleinen Schneckchen im Sand
von Rimini.
48. Convs. Tute. Testa vniualuis, con-
voluta, turbinata. Apertura effusa lon-
gitudinalis, linearis edentula, basi in-
tegra. Columella laeuis.
1. Marmoreus. das Herzhorn, der Contre-
admiral, Schout by Nacht. C. testa co-
nica fusca, maculis ouatis albis, spirae an-
fractibus canaliculatis.
Martini vol. II. tab. 62. fig. 685-88.
2. Ammiralis summus. der Oberadmiral. C.
testa ferruginea maculis albis squamatis
sparsis; fasciisque 3 flauis tenuissime reti-
culatis; media cingulo ferrugineo itidem
squamulis albis interrupto.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 634.
3. Locumtenens. der Viceadmiral. C. testa
ferruginea maculis albis squamatis tota re-
ticulata.
Besonders häufig im rothen Meere.
4. Aurisiacus. der Orange-Admiral. C. testa
pallide aurantia, fasciis fuscis catenulatis;
lineisque punctatis.
Martini vol. II. tab. 57. fig. 636.
5. Textile. das Haselhuhn. (Fr. le drap d'or.)
C. testa venis reticulatis luteis, maculis
luteis fuscisque.
Martini vol. II. tab. 54. fig. 598. sq.
49. Cypraea. Porcellane (Concha ve-
neris, s. cytheriaca, s. paphia. Fr. le
pucelage.) Testa vniualuis, inuoluta,
subouata, obtusa, laeuis. Apertura
vtrinque effusa, linearis, vtrinque den-
tata, longitudinalis.
Die Thiere dieses Geschlechts werfen ihr
Schneckenhaus zu gewissen Zeiten ab und erhalten
dafür ein neues, das bey manchen Gattunen mit
[Seite 465] zunehmenden Alter dem jugendlichen so unähnlich
wird, daß dadurch manche Irrung ln die Conchy-
liensysteme gekommen*).
1. Arabica. der Bastard-Harlekin. C. testa
subturbinata characteribus inscripta, macula
longitudinali simplici.
Martini vol. I. tab. 31. fig. 328. sq.
2. Mauritiana. der große Schlangenkopf. C.
testa obtusa triquetro-gibba, postice de-
presso-acuta; subtus nigra.
Martini vol. I. tab. 30. fig. 317. sq.
3. Tigris. (Engl. the Leopard cowry-shell.)
C. testa obtusa ouata, postice obtusa, antice
rotundata, linea longitudinali testacea.
Martini vol. I. tab. 24. fig. 232. sq.
In Ost- und Westindien, auch auf der Süd-
see, namentlich bey Utaheiti, wo sie den Ein-
wohnern zur Trinkschale dient.
4. Moneta. das Schlangenköpfchen, Kauri,
Simbipuri. (Fr. le pucelage. Engl. the
cowry, trussed fowl, blackmoor's teeth.)
C. testa marginato-nodosa albida.
Zumahl an den Philippinen und Maldiven,
aber auch an der guineischen Küste und an manchen
Südseeinseln. Ist bekanntlich die Scheidemünze
mancher ostindischen Völker**), so wie der Ne-
[Seite 466] ger in einem großen von Africa und West-
indien. Und die Braminen bedienen sich ihrer
statt Rechenpfennige u.s.w.
50. Bvlla. Blasenschnecke. (Engl. Dip-
per.) Testa vniualuis, conuoluta, iner-
mis. Apertura subcoarctata, oblonga,
longitudinalis, basi integerrima. Colu-
mella obliqua, laeuis.
1. Ouum. das Hühnerey. B. testa ouata ob-
tuse subbirostri, labro dentato.
Martini vol. I. tab. 22. fig. 205. sq.
2. Physus. die Prinzenflagge, Orangenflagge.
B. testa rotundata glaberrima pellucida li-
neis crispata, spina retusa.
Martini vol. I. tab. 21. fig. 196.
3. Ficus. die Feige. B. testa obouato-clauata,
reticulato-striata, cauda exferta, spira ob-
literata.
Martini vol. III. tab. 66. fig. 733. sq.
51. Volvta. Walze. (Engl. Rhomb-
shell.) Testa vnilocularis, spiralis. Aper-
tura ecaudata subeffusa. Columella pli-
cata: labio vmbilicoue nullo.
1. Auris Midae. V. testa coarctata, ouali-
oblonga, spina rugosa columella bidentata.
Martini vol. II. tab. 43. fig. 436. sq.
2. Oliua. die Mohrin, das Prinzenbegräb-
niß. V. testa emarginata cylindroide laeui,
spirae basi reflexae, columella oblique striata.
Martini vol. II. tab. 45. fig. 472. sq.
[Seite 467]In Ostindien; auch in Nordamerica etc.
3. Mitra. die Bischofsmünze. V. testa emar-
ginata fusiformi laeui, labro denticulato, co-
lumella quadriplicata.
Martini vol. IV. tab. 147. fig. 1360.
4. Musica. die Notenschnecke. V. testa mar-
ginata fusiformi, anfractibus spinis obtusis,
columella octoplicata, labro laeui cras-
siuscolo.
Martini vol. III. tab. 96. fig. 926. sq.
5. Pyrum. die Tsjanko-Schnecke, das Opfer-
horn. V. testa obouata subcaudata: spirae
anfractibus striatis; apice producto glaber-
rimo, columella triplicata.
Martini vol. III. tab. 95. fig. 916. 917.
Chemnitz vol. IX. tab. 104. fig. 884. sq.
linksgewungen.)
Besonders an der Küste von Caromandel. Wird
hauptsächlich zu Arm- und Fingerringen verar-
beitet, die von den ärmern Hindus durch ganz
Indien getragen und nach deren Tode von ihren
Verwandten in einen heiligen Fluß geworfen und
von Niemanden dieses Volks der sie wieder findet
aufgehoben werden. Daher der große Absatz die-
ser Ringe und die Wichitgkeit der Fischerey der
Schnecke woraus sie verfertigt werden.
6. Vexillum, die Orange-Flagge. V. testa ven-
tricosa flauicante aurantio striata; anfractu
primo reliquis triplo maiore tuberculato.
Chemnitz vol. X. Vign. 20. A. B.
Im indischen Ocean. Ein durch die Sammler-
liebhaberey sehr vertheuertes Schneckenhaus.
52. Bvccinvm. Sturmhaube, Kink-
horn. (Engl. whelk.) Testa vniualuis,
spiralis, gibbosa. Apertura ouata, desi-
nens in canaliculum dextrum, cauda re-
tusum. Labium interius explanatum.
Manche Gattungen legen ihre Eyer als so ge-
nannte Seetrauben, andere als Seehopfen,
noch andere aber in einer langen Reihe hornartiger
flacher Kapseln, die mit dem einen Rande an
einer gemeinschaftlichen wohl Fuß langen Rippe
befestigt an einander liegen.
1. Harpa. Die Davidsharfe. B. testa varici-
bus aequalibus longitudinalibus distinctis
mucronatis, columella laeuigata.
Martini vol. III. tab. 119. fig. 1090.
2. Lapillus. B. testa ouata acuta striata laeui,
columella planiuscula.
Martini vol. III. tab. 127. fig. 1111. sq.
Das Thier gibt eine Purpurfarbe, deren sich
die Normänner noch jetzt bedienen.
3. Vndatum. das Wellenhorn, Bartmänn-
chen. B. testa oblonga rudi transuersim
striata: anfractibus curuato-multangulis.
Martini vol. IV. tab. 126. fig. 1206. sq.
4. Maculatum. das große Tigerbein, die
Pfrieme. B. testa turrita subfusiformi, an-
fractibus laeuibus indiuisis integerrimis.
Martini vol. IV. tab. 153. fig. 1440.
53. Strombvs. Flügelschnecke. (Engl.
screw.) Testa vniualuis, spiralis, latere
ampliata. Apertura labro saepius dila-
tato, desinens in canalem sinistrum.
1. Fusus. die Sternspindel, Zahnspindel.
S. testa turrita laeui, cauda subulata, labio
dentato.
Martini vol. IV. tab. 158. fig. 1493. sq.
2. Chiragra. die Teufelsklaue, der Boths-
hake. S. testa labro hexadactylo, digitis
curuis, cauda recuruata.
Martini vol. 3. tab. 86 sq. fig. 853 sq.
3. Lentiginosus. der Kickfrosch. S. testae labro
antice trilobo incraffato, dorso verrucoso
coronato, cauda obtusa.
Martini vol. III. tab. 78. fig. 800.
Der Deckel dieser u.a. verwandten Schnecken
(die so genannte Räucherklaue, vnguis odora-
tus oder blatta byzantina), war ehedem officinell.
54. Mvrex. Stachelschnecke. (Engl.
caltrop, rock-shell.) Testa vniualuis,
spiralis, exasperata suturis membrana-
ceis. Apertura desinens in canalem
integrum, rectum s. subascendentem.
1. Tribulus. der Spinnenkopf. M. testa ouata
spinis setaceis trifariis, cauda elongata sub-
ulata recta silmiliter spinosa.
Martini vol. III. tab. 113. fig. 1053 sq.
2. Brandaris. der dornige Schnepfenkopf.
M. testa subouata spinis rectis cincta, cauda
mediocri subulata recta spinisque oblique
circumdata.
Martini vol. III. tab. 114. fig. 1058 sq.
So wie die folgende im mittländischen Meere.
3. Trunculus. M. testa ouata nodosa anterius
spinis cincta, cauda breuiore truncata per-
forata.
Nebst der vorigen eine der Purpurschnecken
der Alten*).
4. Antiquus. das nordische Kinkhorn. M.
testa patulo-caudata oblonga, anfractibus 8
teretibus.
Martini vol. IV. tab. 138. fig. 1292 sq.
An den Küsten von Großbritannien, Island etc.
5. Vertagus. der Entenschnabel; die Schnau-
zennadel. M. testa turrita, anfractibus su-
perne plicatis, cauda adscendente, columella
intus plicata.
Martini vol. IV. tab. 156 sq. fig. 1479 sq.
55. Trochvs. Kräuselschnecke (Engl.
top-shell, button-shell.) Testa vniual-
vis, spiralis, subconica. Apertura sub-
tetragono-angulata s. rotundata, supe-
rius transuersa, coarctata: columella
obliquata.
1. Perspectiuus. die Perspectivschnecke, das
Wirbelhorn. (Engl. the stair case.) T. testa
conuexa obtusa marginata, vmbilico peruio
crenulato.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1691 sq.
Eine sonderbare Schnecke mit ausnehmend
saubern Windungen, die in der Mitte einen
trichterförmigen Raum zwischen sich lassen etc.**).
2. Magus. T. testa oblique vmbilicata con-
vexa: anfractibus supra obtuse nodulosis.
Chemnitz vol. V. tab. 171. fig. 1656 sq.
3. Telescopium. die Seetonne. T. testa imper-
forata turrita striata, columella exserta spirali.
Chemnitz vol. V. tab. 160. fig. 1507 sq.
4. Iridis. (Fr. la cantharide. Engl. the beauty.)
T. testa imperforata ouata, subcaerulea,
laeui, oblique striata.
Martyn's South-Sea shells. tab. 21.
(24) m.
Wenn der blauliche Ueberzug von dieser schö-
nen neuseeländischen Schnecke abgebeitzt ist, spielt
sie in die lebhaftesten Goldfarben, zumahl vom
höchsten Grün.
5. Lithophorus. die Trödelschecke. (Fr. la
fripiere, maçonne.) T. testa imperforata
rugosa, quisquiliarum impressionibus scabra.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1688. sq.
An den westindischen Inseln. Hat ihren Nah-
men daher, weil ihre Schale mit einer Menge
Steinchen, Stückchen von andern Schneckenhäu-
sern etc. dicht belegt ist, die unebene Eindrücke
auf die Oberfläche derselben (fast wie Hammer-
schläge oder Pockennarben) verursachen.
56. Tvrbo. Mondschnecke. (Engl.
whirl, wreath.) Testa vuiualuis, spira-
lis, solida. Apertura coarctata, orbicu-
lata, integra.
1. Cochlus. die Schlangenhaut. T. testa im-
perforata ouata striata: stria vnica dorsali
crassiore.
Chemnitz vol. V. tab. 172. fig. 1805. sq.
[Seite 472]Der Deckel dieser und einiger verwandten
Gattungen ist die sogenannte Meer-Bohne.
(vmbilicus veneris.)
2. Scalaris. die echte Wendeltreppe. (Scalata.)
T. testa cancellata conica anfractibus di-
stantibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1426. sq.
Vorzüglich an der Küste von Coromandel.
Zeichnet sich durch die von einander abstehenden
gleichsam durchbrochnen Windungen aus.
3. Clathrus. die unechte Wendeltreppe. T.
testa cancellata turrita exumbilicata, an-
fractibus contiguis laeuibus.
Martini vol. IV. tab. 152. fig. 1434. sq.
4. Terebra. die Trommelschraube. T. testa
turrita: anfractibus carinis 6 acutis.
Daß Titelkupfer zu Martyn's South-Sea
shells.
5. †. Peruersus. das Linkshörnchen. T. testa
turrita pellucida; anfractibus contrariis,
apertura edentula.
Chemnitz vol. IX. tab. 112. fig. 959.
Diese kleine linksgewundene Schnecke (die
übrigens dem immer rechtsgewundenen Turbo
muscorum sehr ähnlich ist) findet sich häufig an
alten Weiden und andern Baumstämmen.
6. †. Nautileus. T. testa planiuscula anfracti-
bus annulatis, dorso cristatis.
Rösel Polypen-Historie tab. 97. fig. 7.
57. Helix. Schnirkelschnecke. (Fr.
escargot Engl. snail, periwincle.) Testa
vniualuis, spiralis subdiaphana, fragilis.
[Seite 473] Apertura coarctata, intus lunata s. sub-
rotunda: segmento circulari demto.
Meist Land- und Süßwasser-Schencken.
1. †. Hispida. T. testa vmbilicata conuexa
hispida diaphana, anfractibus quinis, aper-
tura subrotundo-lunata.
2. †. Pomatia. die Weinbergschnecke. (Fr.
le vigneron.) H. testa vmbilicata subouata,
obtusa decolore, apertura subrotundo-
lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 128. fig. 1138.
In manchen Gegenden, zumahl in der Schweitz,
wird gegen die Fastenzeit ein beträchtlicher Han-
del mit diesen Schnecken getrieben. Auch hat
man da besondere Schneckengärten, worin sie
zu vielen tausenden gefüttert werden etc. Ihrer
starken Reproductionskraft ist schon oben gedacht
worden.
3. †. Arbustorum. H. testa vmbilicata con-
vexa acuminata, apertura suborbiculari bi-
marginata, antice elongata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1102.
4. Ianthina. die Purpurschnecke, der blaue
Kräusel, das Qualle-Bootchen. H. testa
subimperforata subrotunda obtusa diaphana
fragilissima, apertura postice dilatata, labro
emarginato.
Im mittländischen so wie im atlantischen Meere,
auch auf der Südsee. Das Thier gibt, so wie
manche andere Schnecken, Purpursaft von sich.
Die Schale selbst ist purpurblau.
5. †. Viuipara. H. imperforata subouata ob-
tusa cornea: cingulis fuscatis; apertura
suborbiculari.
Frisch Insecten. P. XIII. tab. 1.
6. †. Nemoralis. die Waldschnecke. (Fr. la
livrée.) H. testa imperforata subrotunda
laeui diaphana fasciata, apertura subrotun-
do-lunata.
Chemnitz vol. IX. tab. 133. fig. 1196 sq.
7. Decollata. H. testa imperforata turrita:
spira mutilato-truncata, apertura ouata.
Chemnitz vol. IX. tab. 136. fig. 1254 sq.
8. Haliotoidea. der Milchnapf, die weiße
Ohrschulpe. H. testa imperforata depresso-
planiuscula striis vndatis; apertura ouali
dilatata vsque in apicem.
Martini vol. I. tab. 16. fig. 151 sq.
58. Nerita. Schwimmschnecke. Testa
vniualuis spiralis, gibba, subtus pla-
niuscula. Apertura semiorbicularis:
labio columellae transuerso, truncato
planiusculo.
1. Canrena. der Knotennabel. (Fr. l'aile de
papillon.) N. testa vmbilicata laeui, spira
submucronata, vmbilico gibbo bifido.
Chemnitz vol. V. tab. 186. fig. 1860 sq.
2. †. Fluuiatilis. N. testa purpurascente, ma-
culis albis tesselata.
Ein überaus sauber gezeichnetes Schneckchen,
das so, wie die folgende Gattung, seine Brut
außen auf der Schale mit sich herum tragen
soll.*)
3. Pulligera. N. testa laeui rudi, spirula ex-
cauato oculata, labio interiore laeui cre-
nulato.
Eine ostindische Fluß-Schnecke.
59. Haliotis. Seeohr. (Engl. sea-ear,
Venus's ear.) Testa auriformis, patens:
spira occultata laterali; disco longitu-
dinaliter poris pertuso.
1. Tuberculata. H. testa subouata dorso trans-
versim rugoso tuberculato.
Martini vol. I. tab. 15 sq. fig. 145 sq.
2. Iris. das neuseeländische Seeohr. (hipaiia.)
H. testa onata, dorso gibbo, spira alte pro-
minula.
Martyn's South-Sea shells. tab. 61. a. a.
Dieses über alle Beschreibung prachtvoll schil-
lernde Seeohr ist an Neuseeland zu Hause.
Bloß im Wasser; und zwar die bey weiten
allermehresten in der See.
60. Patella. Napfschnecke, Klippkle-
ber. (Engl. limpet.) Testa vniualuis sub-
conica absque spira externa.
1. Neritoidea. P. testa integra ouata apice
subspirali, labio laterali.
2. Vulgata. P. testa subangulata: angulis 14
obsoletis: margine dilatato acuto.
Martini vol. I. tab. 5. fig. 38.
3. †. Lacustris. P. testa integerrima ouali,
vertice mucronato reflexo.
4. Fissura. P. testa ouali striato-reticulata,
vertice recuruo, antice fissa.
Martini vol. I. tab. 12. fig. 109.
5. Graeca. das Ziegenauge. P. testa ouata
conuexa: margine introrsum crenulato,
vertice perforato.
Tournefort voy. du Levant. vol. I. p. 294.
Wird häufig auf den Inseln des Archipela-
gus gegessen.
61. Dentalivm. Meerzahn, Meer-
röhre. (Engl. tooth-shell.) Testa vni-
ualuis, tubulosa, recta, vtraque ex-
tremitate peruia.
1. Entalis. D. testa tereti subarcuata conti-
nua laeni.
Martini vol. I. tab. 1. fig. 1 sq.
2. Minutum. D. testa tereti erectiuscula laeui
minuta.
62. Serpvla. Wurmröhre. (Engl. worm-
shell.) Testa vniualuis, tubulosa, ad-
haerens.
1. Filigrana. die geflochtene Fadenröhre.
S. testis capillaribus fasciculatis ramoso-
glomeratis cancellatisque.
Seba vol. III. tab. 100. fig. 8.
2.Contorplicata. der Fischdarm. S. testa
semitereti rugosa glomerata carinata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 59.
Das kleine Thier, das ich zu untersuchen Ge-
legenheit gehabt habe, hat eine überaus artige
Bildung, mit sieben langen in Bogen gekrümmten
[Seite 477] und convergirenden Armen, die an der Wurzel
mit 60 kurzen geraden Fäden besetzt sind.
3. Perforata. der Venusschacht, Neptunus-
schacht, die Gießkanne. (Engl. the water-
ing pot.) S. testa tereti recta, extremitatis disco
poris pertuso, margine reflexo, tubuloso.
Eine sonderbare Art von Wurmröhren, (die
dach auch manche Aehnlichkeit mit dem Tubiporem
hat) deren Mündung dem Ende einer Gießkanne
ähnelt, und die am Rande wie mit einem Kranze
von kurzen Röhrchen eingefaßt ist. Das hintere
Ende ist fast immer abgebrochen.
4. Gigantea. Testa subflexuosa lente atte-
nuata violacea, intus laeui lutea; apertura
alba vndulatim striata dente conico munita.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 9.
In Westindien. Das Thier selbst ähnelt den
Steinbohrern. Bewohnt ausgehöhlte Gänge in
großen Madreporen.
63. Teredo. Darmröhre. Testa teres,
flexuosa, lignum penetrans.
1. Naualis. der Schiffwurm, Pfahlwurm,
Bohrwurm. (Fr. le taret.) T. corpore
tereti elongato, ore attenuato, extremitate
postica pholadiformi, quadriualui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 89.
Das gefährliche Thier wird ungefähr Fußlang.
Wohnt in Eichen- Ellern- Tannen- u.a. Holz,
worin es sich fingersdicke Gänge bohrt, die es
mit einer zarten Kalkschale auskleidet. Hat, zu-
mahl 1730, für Holland groß Unglück gedroht,
da es die Dämme in Seeland und Frießland so
aushöhlte, daß sie der Gewalt der Wellen nicht
[Seite 478] widerstehen konnten: richtet auch noch jetzt, zu-
mahl im Westkappler Damm, zuweilen arge
Verwüstungen an.
Ich habe die nachstehenden Thiere unter
eine besondere Ordnung gebracht, da sie zu
sehr von andern Würmern abweichen, und im
Ganzen hingegen viel Uebereinstimmendes un-
ter einander zeigen.
Sie halten sich bloß in der See auf: – so wie
überhaupt kein Thier der noch übrigen drey Ordnun-
gen im Trocknen zu leben bestimmt ist.
64. Echinvs.*) See-Igel. (Engl. sea
hedgehog.) Corpus subrotundum, crusta
spatacea tectum, spinis mobilibus sae-
pius aculeatum. Os quinqueualue subtus.
Die Schale der See-Igel (deren Textur bey
manchen den Krebsschalen ähnelt) ist meist mit
beweglichen Stacheln besetzt, die aber nicht mit
den eigentlichen Bewegungswerkzeugen des Thiers
vermengt werden dürfen. Diese sind um ein
Drittel länger als die Stacheln, aber nur so lange
sichtbar, als das Thier unter Wasser ist; es
zieht sie ein, wenn es aus seinem Elemente ge-
nommen wird. Ein See-Igel, der etwa 2000
Stacheln hat, hat ungefähr 1400 solcher Bewe-
gungswerkzeuge. Die hochgewölbten See-Igel
[Seite 479] haben in ihrem Innern ein sonderbares, knöcher-
nes Gestelle, das unter dem seltsamen Nahmen
der Laterne des Aristoteles bekannt ist. Ueber-
haupt variiren aber die zahlreichen Gattungen
dieses weitläuftigen Geschlechts gar sehr, sowohl
in der Bildung ihrer Schale als der so genann-
ten Stacheln, womit dieselbe besetzt ist.
1. Esculentus. (Engl. the sea-egg.) E. he-
misphaerico-globosus; areis obsolete ver-
rucosis.
2. Cidaris. E. haemisphaerico-depressus; am-
bulacris 5 repandis linearibus: areis alter-
natim bifariis.
Klein tab. 7. A. et 39. fig. 2.
3. Orbiculus. E. planus suborbiculatus; am-
bulacris 5 oualibus, ano subremoto.
65. Asterias*) See-Stern. Corpus
depressum, crusta subcoriacea, tenta-
culis muricata. Os centrale, quin-
queualue.
Die Bewegungswerkzeuge der See-Sterne
sind der See-Igel ihren ähnlich. Doch können
sie nicht so schnell wie diese, sondern nur lang-
sam wie die Schnecken fortkommen. Manche
Gattungen thun den Dorschen u.a. Fischen,
andere den Austern Schaden.
1. Rubens. A. stellata, radiis lanceolatis gib-
bis, vndique aculeata.
Vorzüglich bey dieser Gattung ist die ausneh-
mende Reproductionskraft dieser Thiere auffal-
lend. Unter einer ganzen Folge solcher in der
Reproduction stehenden See-Sterne dieser Gat-
tung besitze ich einen, der von seinen fünf
Strahlen viere völlig verloren hatte, und die
alle viere schon wieder ergänzt zu werden anfingen.
2. Glacialis. A. stellata, radiis angulatis, an-
gulis verrucoso-aculeatis.
3. Ophiura. A. radiata radiis 5 simplicibus,
stella orbiculata quinqueloba.
4. Caput Medusae. A. radiata, radiis dicho-
tomis.
In vielen Meeren der alten Welt, auch im
Caspischen. – Doch scheint das in nordischen
Ocean von dem Südindischen etc. specifisch ver-
schieden zu seyn. Ein überaus träges und son-
derbar gebildetes Thier, an dessen Umfang man
auf 82000 Endzweige gezählt hat*).
66. Encrinvs. Stirps elongata, cor-
pore terminali radiato.
1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E stirpe spatacea articulata pentagona, ra-
mis verticillatis: stella terminali sexfida ad
basin, tum dichotoma.
Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.
Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene
Thiere soll sich an der Küste von Barbados fin-
den. Es ähnelt zwar den versteinten Pentacri-
niten oder Medusen-Palmen, aber ohne ihnen
specifisch zu gleichen. Sein so genannter Kopf
hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt genannten
Medusenhaupt.
2. Radiatus. (vorticella encrinus Linn.) E.
stirpe cartilaginea continua, stella termi-
nali octoradiata.
Die gegenwärtige Ordnung verhält sich zu
der folgenden letzten, beynahe wie die Conchy-
lien zu den Molluscis. Die Thiere selbst ha-
ben wenigstens in manchen Geschlechtern bey-
der Ordnungen viel Uebereinstimmendes. Nur
sind sie in der letzten nakt, unbedeckt und kön-
nen sich von der Stelle bewegen: da sie hinge-
gen in dieser besondere festsitzende Gehäuse
bewohnen, die bey den mehresten Arten von
steinartiger Substanz sind, und Corallen*)
[Seite 483] heißen. Doch muß man sich diese Gehäuse
nicht so wohl als von ihren Bewohnern erbaut,
sondern vielmehr als eine ihnen angeborne
Hülse vorstellen, und sie daher nicht etwa mit
Bienen-Zellen, sondern eher mit Schnecken-
Schalen vergleichen, nur daß bey ihrer Fort-
pflanzung das junge Thier zugleich mit seinem
kalkigen Gehäuse vom alten wie ein Zweig
aus dem Stamme hervor getrieben wird; und
sich daher beym schnellen Wachsthum*) und
Vermehrung dieser merkwürdigen Geschöpfe
die ungeheuer Größe und Umfang derselben**)
erklären läßt.
67. Tvbipora. Röhren-Corall. Co-
rallium tubis, cylindricis, cauis, erectis,
parallelis.
1. Musica. das Orgelwerk. T. tubis fascicu-
latis combinatis: dissepimentis transuersis
distantibus.
68. Madrepora. Stern-Corall. Co-
rallium cauitatibus lamelloso-stellatis.
1. Fungites. M. simplex acaulis orbiculata,
stella conuexa: lamellis simplicibus longi-
tudinalibus, subtus concaua.
2. Muricata. M. ramosa composita subimbri-
cata, stellis oblique truncatis prominenti-
bus adscententibus.
3. Oculata. das weiße Corall. M. caulescens
tubulosa glabra flexuosa oblique substriata,
ramis alternis, stellis immersis bifariis.
Seba vol. III. tab. 116. fig. 1. 2.
69. Millepora. Punct-Corall. Coral-
lium poris turbinatis teretibus.
1. Lichenoides. M. caulescens decumbens bi-
farie dichotoma, ramis denticulatis binis
porosis scabris.
2. Cellulosa. die Neptunus-Manschette. M.
membranacea reticulata vmbilicata, turbi-
nato-vndulata, hinc porosa pubescens.
70. Cellepora. Corallium foraminu-
lis vrceolatis, membranaceis.
1. Spongites. der Schwammstein. (Adarce.
Lapis spongiae offic.) C. lamellis simplici-
bus vndulato-turbinatis cumulatis; cellulis
seriatis: osculo marginato.
71. Isis. Stauden-Corall. Stirps ra-
dicata solida, cortice molli habitabili
obducta.
1. Hippuris. das Königs-Corall. I. stirpe
articulata, geniculis attenuatis.
Solander tab. 3. fig. 1. sq. tab. 9. fig. 3. 4.
2. Nobilis. das rothe Corall. I. stirpe con-
tinua, aequali, striis obsoletis obliquis, ra-
mis vagis.
Wird vorzüglich an den Küsten des mitländi-
schen Meeres gefischt, und in Marseille etc. zu
kostbaren Kunstsachen verarbeitet, die nach Ostin-
dien verführt, und zumahl in Japan und Schina
fast den Edelsteinen gleich geschätzt werden.
72. Gorgonia. Crusta calcarea coral-
lina stirpem vegetabilem obducens.
Die Stämme selbst scheinen wahre Vegetabi-
lien (deren holzige Natur, zumahl an den starken
[Seite 486] Wurzelstämmen nicht zu verkennen ist), die bloß
mit Corallenkruste überzogen sind. Man findet
den so genannten Venusfliegenwedel gar häufig
ohne den thierischen Ueberzug, und da zeigt er
schlechterdings nichts ausschließlich Animalisches*).
1. Antipathes. das schwarze Corall. G. pani-
culato-ramosa ligno extus flexuose striato.
Seba thesaur. T. III. tab. 104. fig. 2.
2. Flabellum. der Venusfliegenwedel. G. re-
ticulata, ramis interne compressis, cortice
flauo.
73. Alcyonivm. See-Kork. Stirps
radicata, stuposa, tunicato-corticata.
Animal hydra.
1. Exos. die Diebshand. (manus marina. Fr.
la main de ladre.) A. stirpe arborescente
coriacea coccinea superne ramosa, papillis
stellatis.
Gesner de aquatilib. pag. 619.
2. Epipetrum. A. stirpe cauata carnosa ru-
fescente.
74. Spongia. Sauge-Schwamm. (Fr.
Eponge) Stirps radicata, flexilis, spon-
giosa, bibula.
Ob dieses Geschlecht wirklich ins Thierreich ge-
hört, wird mir immer zweifelhafter.
1. Officinalis. der Badeschwamm. S. forami-
nulata subramosa difformis tenax tomentosa.
2. †. Fluuiatilis. (Ruß. Badiäga.) S. con-
formis polymorpha, fragilis, granulis repleta.
Diese hieländische Gattung verbreitet einen sehr
starken specifischen Geruch; und ist oft, aber nur
zufällig, mit Stämmen von Federbusch-Polypen
durchwirkt. Wenn sie jung ist, liegt sie meist
nur flach am Ufer, an Dämmen etc. an. Mit
der Zeit aber treibt sie Aeste wie Finger oder
Geweihe. Getrocknet ist sie ganz mürbe und zer-
reiblich – Ich habe diese Gattung im hiesigen
Stadtgraben gefunden, und seitdem oft allerhand
Versuche mit ihr angestellt, ohne bis jetzt irgend
ein entscheidendes Zeichen einer wirklich anima-
lischen Natur an ihr gewahr zu werden.
75. Flvstra. Stirps radicata foliacea,
vndique poris cellulosis tecta.
1. Foliacea. F. foliacea ramosa, laciniis cu-
neiformibus rotundatis.
76. Tvbvlaria. Stirps radicata, fili-
formis, tubulosa.
Dieses Geschlecht begreift unter andern die
Corallen des süßen Wassers, nähmlich die Feder-
busch-Polypen (Fr. polypes à panache), an
welchen man, so wie bey denen im Meere, die
Hülse und das darin wohnende Thierchen unter-
scheidet, das sich durch einen ungemein saubern
weißen Federbusch auszeichnet, den es aber bey
der mindesten Erschütterung oder im Tode ein-
zieht. Die Hülse ist anfangs gallertartig, ver-
härtet aber mit der Zeit, und zeigt sich oft bey
der gleichen Gattung unter sehr verschiedenen Ge-
stalten. Ich habe einzelne dergleichen Röhrchen,
[Seite 488] wie kleine Därme an Wasserpflanzen, umher-
ranken sehen: andere, die wie Bäumchen mit
Zweigen zwischen der obigen Badiäga in die
Höhe gewachsen waren: andere die sich zu Tau-
senden flach neben einander an Dämme etc. an-
gelegt hatten: andere, die in dichten Klumpen
in unzähliger Menge neben einander empor stan-
den, u.s.w.
1. Indiusia. T. culmis simplicissimis, geni-
culis contoris.
2. Acetabulum. T. culmis filiformibus, pelta
terminali striata radiata calcarea.
3. †. Campanulata. T. crista lunata, orifi-
ciis vaginae annulatis, corpore intra vagi-
nam abscondito.
Rösel Hist. der Ployppen. Taf. 73. 75.
So wie die folgende Gattung im Flußwasser.
Hat gegen 60 Arme oder Faden im Federbusche.
4. †. Sultana. T. crista infundibuliformi,
ad basin ciliata.
Ein überaus niedliches Geschöpf, das ich im
hiesigen Stadtgraben gefunden habe. Es hat
20 Arme, die äußerst regelmäßig wie ein klei-
ner Federbusch gestellt sind*).
77. Corallina. Stirps radicata, ge-
niculata, filamentosa, calcarea.
1. Opuntia. C. trichotoma: articulis com-
pressis subreniformibus.
2. Officinalis. C. subbipinnata, articulis sub-
turbinatis.
3. Rubens. C. dichotoma capillaris fastigiata:
articulis superioribus eleuatis.
78. Sertvlaria. Stirps radicata, tu-
bulosa, cornea, nuda, articulata: den-
ticulis calyciformibus obsita.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich man-
cherley Arten auf der gewölbten Schale der ge-
meinen Austern finden. Die Stämme sind meist
ausnehmend fein, und alle ihre Schönheit kaum
dem bloßen Auge sichtbar. Sie pflanzen sich
durch Blasen fort, die man mit Eyerstöcken
vergleichen kann.
1. Abietina. S. denticulis suboppositis tubu-
losis, ouariis oualibus, ramis pinnato-al-
ternis.
2. Falcata. S. denticulis secundis imbricatis
truncatis, ouariis ouatis, ramis pinnatis
alternis.
3. Polyzonias. S. denticulis alternis sub-
denticulatis, ouariis obouatis polyzoniis,
stirpe ramosa.
Trembley hat die Bewohner dieser Sertularie
(ihre ungleich kleinere Statur abgerechnet) sei-
nen Armpolypen der süßen Wasser sehr ähnlich
gefunden.
79. Cellvlaria. Strips crustacea,
lapidescens, e cellulis seriatis compo-
sita, plerumque ramosa et articulata,
tubulis adhaerens.
1. Fastigiata. (Sertularia fastigiata. Linn. )
C. denticulis alternis acutis, ramis dicho-
tomis erectis fastigiatis.
2. Cirrata. C. lapidea articulata ramosa di-
chotoma, articulis subciliatis, ouato-trun-
catis, vno latere planis celliferis.
Man hat den Nahmen Zoophyt oder
Thierpflanze den Geschöpfen dieser und der
vorigen Ordnung gemeinschaftlich beygelegt.
Und in der That sehen auch, wie schon erinnert
worden, manche Polypen dieser Ordnung den
Bewohnern mancher Corallen in der vorigen
gar sehr ähnlich. Nur haben sie in der gegen-
wärtigen einen unbedeckten Körper, und nie ein
solches Corallengehäuse als in der vorigen.
Auch können wenigstens die bey weiten aller-
mehresten (wo nicht alle) ihren Standpunct
verändern (haben stirpem liberam wie man
es nennt). Einige sind doch dabey in einen
gemeinschaftlichen Stamm verbunden, andere
hingegen einzeln. Außerdem werdem aber auch
[Seite 491] die Infusionsthierchen u.a. dergl. Geschöpfe
mit in dieser Ordnung begriffen.
80. Pennatvla. Seefeder. Stirps li-
bera, penniformis.
Man unterscheidet an diesen merkwürdigen
Seegeschöpfen, wie an einer Vogelfeder, zwey
Haupttheile, den Kiel nähmlich und die Fahne.
Letztere besteht aus 40, 60 oder noch mehr bo-
genförmigen Armen, womit die obere Hälfte
des Kiels zu beyden Seiten besetzt ist. Auf
jedem dieser Arme stehen nun wieder 10, 12 und
mehr überaus saubere kleine am Rande zackige
Hülsen, in deren jeder ein gallertartiger zarter
Polype mit acht Fangarmen fest sitzt; so daß
an einer Spannen langen Seefeder wenigstens
über 500 solche kleine Armpolypen gezählt
werden.
1. Grisea. P. stirpe carnosa, rachi laeui,
pinnis imbricatis plicatis spinosis.
B. S. Albini annot. acad. L. I. tab. 4.
fig. 1. 2.
2. Phosphorea. P. stirpe carnosa, rachi sca-
bra, pinnis imbricatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 90.
81. Hydra. Armpolype, Vielarm. (Fr.
polype à bras en forme des cornes.)
Corpus gelatinosum conicum. Os ter-
minale cinctum cirris filiformibus.
Diese so allgemein berühmten Thiere*) sind
gallertartig, halbdurchsichtig, und daher von
ungeübten Augen nicht immer gleich zu erkennen.
In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme
ausgestreckt: bey einer gewaltsamen Berührung
aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in
ein unförmliches Klümpchen zusammen. Sie sind
von den ersten warmen Frühlingstagen an bis
in den Herbst in sanft fließenden Wassern und
Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern
Ende an Wasserpflanzen, Schnecken etc. fest.
Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein mit
Fangarmen versehener Masten. Den Sommer
hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben-
digen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper
treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon
wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mut-
ter losreissen. Bey Annäherung des Winters
aber mögen sie wohl Eyer legen**), aus denen
im Frühjahr die junge Brut hervor bricht. Man
kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden,
und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wie-
der zu ganzen Polypen erwachsen. Man kann
ihnen den Kopf oder den Hintertheil der Länge
nach spalten, und sich vielköpfige oder vielge-
schwänzte Polypen schaffen. Man kann mehrere
[Seite 493] in einander stecken, und so oder auf andere
Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu-
sammen heilen. Man kann sie durch einen,
freylich Uebung und Geduld erfordernden, Hand-
griff wie einen Handschuh umkehren. Man kann
sie der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stück-
chen Band ausbreiten, und doch können auch
dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere
auf eine schwer zu begreifende Weise einander
verzehren, oder eigentlich in einander schmelzen.
Man kann sie, nach den merkwürdigen Versuchen
des sel. Hofr. Lichtenberg*), mit Schlingen von
Haaren durchschnüren, und während daß die
Schlinge allmählich durchschneidet, werden die
derweil getrennten Theile doch schon wieder an
einander wachsen u.s.w.
1. †. Viridis. der grüne Armpolype. H. vi-
ridis tentaculis breuioribus.
Diese Gattung scheint mehr als die übrigen
in Rücksicht der Stärke und Länge des Körpers
und der Arme zu variiren. Die hier abgebil-
dete Art findet sich in unserer Nachbarschaft;
und die Beobachtung ihrer Reproduction hat
mich zuerst auf die Untersuchungen über den
Bildungstrieb geführt.
2. †. Fusca. der braune Armpolype. H. fusca,
corpore longiore, cirris longissimis.
3. †. Grisea. der oragegelbe Armpolype. H.
aurantia, corpore longiore, cirris longio-
ribus.
82. Brachionvs. Blumenpolype. (Fr.
polype à bouquet,) Stirps ramosa, poly-
pis terminalibus ore contractili (pleris-
que ciliato).
Die Blumenpolypen leben an einem gemein-
schaftlichen Stamme als Aeste, da eine solche
Colonie dem bloßen Auge wie ein Kügelchen
Schimmel vorkömmt, das aber bey der minde-
sten Erschütterung für einen Augenblick ganz zu-
sammen fährt, und zu verschwinden scheint.
1. †. Anastatica. B. stirpe multifida, floribus
campanulatis.
Diese überaus zarten kleinen Thierchen pflan-
zen sich auf die einfachste Weise durch Theilung
fort (§. 20. S. 32).
83. Vorticella. Afterpolype. Cor-
pus nudum, simplex, vagum.
Die mehresten Afterpolypen leben gesellig, so
daß oft tausende derselben beysammen sind, und
dann fast das Ansehen von Schimmel haben.
Ich habe selbst lebendige Wassermolche längs
dem Rücken mit unzähligen dieser Thiere dicht
überzogen gesehen.
1. †. Stentorea. (hydra stentorea Linn.) V.
corpore infundibuliformi, tentaculis cilia-
ribus.
2. †. Rotatoria. das Räderthier. (Engl. the
wheel-animal.) V. corpore pellucido, ten-
taculis rotatoriis ciliatis.
Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und mancher-
ley Infusionen, schwimmt überaus behende, ver-
ändert dabey fast alle Augenblicke seine Gestalt;
soll Jahre lang im Trockenen für todt liegen kön-
nen, und doch nachher in jedem Tropfen Wasser
wieder aufleben etc. Der dunkle Körper in sei-
ner willkürlichen Bewegung ungeachtet fürs Herz
gehalten haben, ist, wie ich mich genau über-
zeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal
gehöriges Organ, und kein Herz.
84. Vibrio. Corpus liberum, teres,
elongatum.
1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.
Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.
Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung in
altem Buchbinderkleister*).
85. Thalia. Corpus liberum, oblon-
gum, gelatinosum, diaphanum. Tubus
alimentarius distinctus. Tentacula nulla.
1. Lingulata. Th. corpore oblongo, depresso,
antice in apicem acutum desinente.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.
[Seite 496]Im atlantischen Ocean. Der sel. Dr. Förster,
der diese u.a. Gattungen von Thalien lebendig
gesehen und untersucht hat, hielt sich überzeugt,
daß sie nicht zu den molluscis, sondern als
ein eignes Geschlecht hierher zu den Zoophyten
gehören.
86. Volvox. Corpus liberum, rotun-
datum, gelatinosum, gyratile. Tubus
alimentarius vix vllus..
1. †. Globator. das Kugelthier. V. globosus,
superficie granulata.
Ein kleines Kügelchen, von gelber, grüner,
oder anderer Farbe, das sich ohne alle sichtbare
Bewegungswerkzeuge doch im Wasser fortwälzt
und umher dreht. Man kann die Nachkommen-
schaft schon im Leibe der Erwachsenen bis ins
vierte Glied erkennen.
87. Chaos. Corpus liberum . . . . . . . . . . .
(generi polymorphon, speciebus uniforme.)
Wir fassen der Kürze wegen mit Linné, zum
Beschluß der ganzen Thiergeschichte unter diesem
Geschlechtsnahmen die unzählbaren*), dem
bloßen Auge unsichtbaren Geschöpfe zusammen,
wovon sich manche Gattungen schon im See- und
süßen Wasser, andere erst im Aufguß von aller-
hand thierischen und vegetabilischen Substanzen
(daher diese dann Infusionsthierchen heißen),
und noch andere im reifen Samen männlicher
Thiere finden.
Hiernach lassen sie sich füglich in drey Fami-
milien abtheilen, deren jede aber zahlreiche Gat-
tungen begreift:
Die im See- und stagnirenden süßen Wasser.
[– zumahl in solchem, worin die Priestleysche
so genannte grüne Materie*) vegetirt –].
Die eigentlich so genannten Infusions-
thierchen.
Die Samenthierchen, wovon die im männ-
lichen Samen des Menschengeschlechts befindliche
Gattung tab. 1. fig. 13. stark vergrößert abge-
bildet ist**).
Wir kommen zum zweyten Reiche belebter
oder organisirter Körper, nähmlich zu den Ge-
wächsen, die sich nach den oben (§. 3 und 4.)
festgesetzten Begriffen schon dadurch von den
Thieren auffallend unterscheiden, daß sie ihren
sehr homogenen Nahrungssaft ohne irgend
merkliche, willkürliche Bewegung, und zwar
hauptsächlich durch die Wurzel einsaugen, die
daher auch unter allen äußern Theilen der
Pflanzen der bey weiten der allgemeinste ist, worin
sie (höchstens bis auf einige äußerst wenige
Ausnahmen des Nostocks, der Trüffeln etc.)
sämmtlich mit einander überein kommen.
Uebrigens ist die Bildung der Gewächse
überhaupt auch darin von der der allermehresten
Thiere ihrer verschieden, daß ihr Wuchs, be-
sonders aber die Anzahl ihrer einzelnen Theile,
der Aeste, Blätter, Blüthen etc. nicht so be-
stimmt, sondern im Ganzen ungleich verän-
derlicher ist.*)
Um so einförmiger scheint hingegen ihr in-
nerer Bau, als welcher nichts von alle dem
zeigt, was man mit den, für die thierische
Oekonomie so wichtigen, eigentlich so genannten
Eingeweiden, noch auch mit Nerven oder mit
wahren Muskeln, mit Knochen etc. vergleichen
könnte: sondern es reducirt sich ihre Organi-
sation am Ende nur auf einige so genannten
Gefäßen (Adern) und auf das dazwischen
liegende Zellgewebe*).
Dieses, das Zellgewebe, hat seinen Nah-
men mit mehrerem Rechte als das ihm übri-
gens ziemlich analoge Schleimgewebe der
Thiere, da es, wenigstens in vielen Theilen
der Gewächse, ein wirklich zelluloses theils
Luft theils Säfte haltendes Gefüge zeigt. Es
[Seite 500] ist zumahl in der Borke und im so genannten
Mark mancher Gewächse deutlich zu erkennen,
und enthält häufig einzelne dazwischen ver-
theilte größere Bläschen (vtriculi), und bil-
der auch theils lange Röhrenförmige Höhlen.
Die eigentlich sogenannten Gefäße (die
übrigen manchen Familien und Geschlechtern
von cryptogamischen Gewächsen – so wie
im Thierreich den Zoophyten und auch wohl
manchen Mollusken – gänzlich abzugehn
scheinen), zeichnen sich (wenigstens bey weiten
größtentheils) besonders dadurch aus daß
ihre Wände aus spiralförmig gewundenen Fä-
den (oder Röhrchen?) bestehen, und so gleich-
sam das Ansehn von besponnenen Saiten haben.
So vielartig aber die Netzförmigen u.a.
Verbindungen (Anastomosen) dieser Gefäße
unter einander sind, so zeigt sich doch kein
solches Verhältniß zwischen denselben, daß ein
wahrer Kreislauf der Säfte, wie bey allen
rothblütigen und so vielen weißblütigen Thie-
ren, dadurch unterhalten werden könnte.
Aus der einförmigen Identität jener weni-
gen organischen Bestandtheile der Ge-
wächse (ihrer so genannten partium simila-
[Seite 501] rium) erklärt sich die leichte Umwandlung der
daraus zusammengesetzten Theile (der par-
tium dissimilarium) in einander; der Blät-
ter z.B. in den Kelch oder in die Krone der
Blüthe, zumahl bey gefüllten Blumen etc.*);
auch daß man Bäume umgekehrt in die Erde
pflanzen und dadurch ihre Aeste in Wurzeln
und diese hingegen in belaubte Aeste umwan-
deln kann.**)
Die aus jenen organischen Bestandtheilen
zusammengesetzten besondern Theile der Pflan-
zen, und ihre Geschäfte lassen sich am füg-
lichsten in die zur Selbsterhaltung, und in die
zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von
jenen zuerst.
Die Pflanzen ziehen die zu ihrer Selbster-
haltung nöthigen Stoffe theils aus der Atmo-
sphäre, theils aus dem Wasser oder dem damit
getränkten Boden. – Aus jener saugen sie
[Seite 502] Nahrung mittelst der unter ihrer Oberhaut,
zumahl auf den Blättern, in unsäglicher Menge
verbreiteten absorbirenden Gefäße: aus
dem Wasser aber mittelst der alljährlich neu-
reproducirten Wurzelzasern, womit die aller-
mehrsten unmittelbar in der Erde; manche aber
wie z.B. der Mistel, die Flachsseide, die
Vanille etc.) als so genannte Schmarotzer-
Pflanzen (plantae parasiticae) an andern
Gewächsen*) festsitzen; da hingegen noch
andere, wie die Wasserlinsen (s. §. 3. Anm.)
bloß auf dem Wasser schwimmen.
Uebrigens kommt es bey aller dieser Ver-
schiedenheit des Aufenthalts der Gewächse
im Grunde doch immer darauf hinaus zu
kommen, daß ihnen das Wasser, sey es nun
in tropfbar flüssiger Form oder in Dünste
aufgelöst, als Vehikel dient, wodurch ihnen
die Kohlensäure zugeführt wird, welche nach
Ingen-Housz's Untersuchungen**) wahr-
scheinlich einen Hauptnahrungsstoff der Pflan-
[Seite 503] zen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie
sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel-
zasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie
Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andere, wie das Hauslauch
auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle
Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche,
z.B. die Agaven, Aloën, Cactusgattungen etc.
auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo-
sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung
erhalten können.*)
Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder
eigentlich Ingestions Organe der Pflanzen,
die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen
gleich über der Erde die Blätter aus; bey
andern aber treten sie vorher erst in einen Wur-
zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in
einen Stamm oder Stängel, Halm (wie
man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän-
gert, der aber im Grunde meist die gleiche
Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.
Der Stamm der Bäume und Stauden
ist zu äußerst mit einer feinen Oberhaut
bedeckt, unter welcher die Rinde und der
Bast (liber) liegt, welcher letztere fast ganz
aus den thätigsten Saftgefäßen besteht, und
daher für die Erhaltung der Pflanze einer der
allerwichtigsten Theile ist. Weiter hinein
folgt der Splint und hierauf die eigentlich
holzige Substanz, und dann theils zwischen
dieser, theils aber auch besonders längs der
Mitte des Stammes, das so genannte Mark,
welches letztere aber mit zunehmendem Alter
an Menge abzunehmen und gleichsam zu
schwinden pflegt. Auch wird bey diesen Ge-
wächsen da, wo das Holz außen an den
Bast stößt, alljährlich eine oder eigentlich
zwey neue Holzlagen aus dem gedachten
Splint (alburnum) erzeugt, daher man
bekanntlich aus der Anzahl dieser concentri-
schen Lagen (pectines) ungefähr das Alter
der Stämme schätzen kann.
Anm. Von dieser Einrichtung sind doch die Hölzer
der Palmen ausgenommen, als welche keine
solche concentrische Lagen bilden, sondern durch-
aus gleichförmig dicht, sehr hart und mit auf-
fallend starken Gefäßen durchzogen sind. Eine
Bemerkung die auch für die Bestimmung der ver-
steinten Hölzer von Wichtigkeit ist.
Der Stamm theilt sich mehrentheils in
Aeste, dieser wieder in Zweige, an welchen
endlich die Blätter ansitzen, die doch im
Grunde aus den gleichen Theilen, wie die
Wurzel oder der Stamm, zusammengesetzt
sind: indem man auch an ihnen Oberhaut,
Rinde, holzige Substanz und markiges Zell-
gewebe unterscheiden kann. Letzteres liegt in
der Mitte des Blattes, zwischen dem (meist
doppelten) holzigen Netze, von welchem man
durch Einbeitzen u.a. Handgriffe die übrigen
Theile absondern und dadurch die so genannten
Blätter-Skelete verfertigen kann. Dieses
holzige Netz ist auf beyden Seiten des Blattes
mit einer besondern Haut überzogen, die man
insgemein die Cutikel nennt, die aber noch
von dem eigentlichen Oberhäutchen, was
endlich zu alleräußerst die Blätter überzieht,
gar sehr verschieden, und vorzüglich mit
absorbirenden Gefäßen (§. 166.) durchzogen ist.
Diese Organisation der Blätter wird um
so merkwürdiger, je größer und wichtiger die
Functionen derselben für die damit versehenen
Gewächse sind. Sie dienen ihnen nämlich
wohl vorzüglichst zur Unterhaltung des so
genannten phlogistischen Prozesses, der
bey den Thieren hauptsächlich durchs Einath-
[Seite 506] men des respirabeln Theils der Luft oder seiner
Grundlage, des Sauerstoffs, vollzogen, bey
den Pflanzen aber wohl hauptsächlich eben
durch die Blätter bewirkt wird.
Denn auch den Gewächsen ist dieses respi-
rable Gas oder seine Grundlage zum Lebensun-
terhalte unentbehrlich; besonders um (wie es
Ingen-Housz's Untersuchungen wahrscheinlich
machen) sich dadurch in ihrem belebten Labora-
torium ihren Hauptnahrungsstoff, die Kohlen-
säure (§. 167.) zu bereiten; wovon sie hernach
den Ueberfluß als kohlengesäuertes Gas wie-
der ausdunsten*).
Dieser wichtige Prozeß wird, zumahl in
der Dunkelheit, in seiner größten Stärke be-
trieben. Bey Tage hingegen, und vollends
im Sonnenscheine gehet er langsamer von
Statten; daher die Pflanzen alsdann weniger
Kohlensäure bereiten und verbrauchen; und
dagegen, während der Zeit aus ihren Blättern
Sauerstoffgas, den respirabeln Theil der at-
mosphärischen Lust, entbinden**).
Inzwischen sind doch die Blätter, diese so
wichtigen Organe bey den mehresten Gewäch-
sen der kältern Himmelsstriche, ein vergäng-
licher Schmuck, womit sie bloß den Sommer
hindurch versehen sind, der hingegen mit An-
näherung des Winters vertrocknet, welkt und
theils abfällt. Daß dieses Entblättern
hauptsächlich durch den Frost bewirkt werde,
der die Gewächse in ihren Winterschlaf ver-
senkt, und so wie bey den Thieren den Lauf
ihrer Säfte verzögert, die Gefäße zusammen
zieht, so daß die Blätter nun an ihrer sonsti-
gen Verrichtung gehindert werden und abster-
ben, wird dadurch wahrscheinlich, weil die
Gewächse der heißen Zonen (bis auf wenige
Ausnahmen) diesem Abfallen des Laubes nicht
so ausgesetzt sind: und weil auch selbst in den
kältern diejenigen Pflanzen, die ein sehr festes
harzreiches Blatt haben, wie z.B. die meh-
resten Tangel- oder Nadelhölzer, der Epheu,
die Preußel- oder Mehlbeeren (vaccinium
vitis idaea), das Heidekraut, der Buxbaum
u.s.w. dasselbe den Winter über grün behalten.
Anm. So wie es aber hinwiederum Thiere gibt, die
gerade im Winter am lebhaftesten sind, sich da
paaren etc. so gibt es auch manche Pflanzen, die
dann am stärksten vegetiren, wie die schwarze
Nieswurzel, die Zeitlosen, Schneeglöckchen etc.
Bey vielen Gewächsen ist es auffallend,
wie sich ihre Blätter und bey manchen die
Blüthen des Abends zusammen legen oder doch
niedersenken, und sich gleichsam zur Ruhe be-
geben, und fast woe om eine Art von Schlaf fallen;
der übrigens nicht etwa bloß von der
kühlen Abendluft herrührt, da er im Treib-
hause eben so gut wie im Freyen erfolgt: auch
nicht bloß von der Dunkelheit, denn
manche Pflanzen schlafen schon im Sommer
des Nachmittags ein: ja, so wie die anima-
lia nocturna (§. 31.) den Tag zum Schlaf
verwenden, so ist dieß auch der Fall mit den
Blüthen einiger Pflanzen, z.B. des cactus
grandiflorus , mesembryanthemum nocti-
florum, der hesperis tristis etc.
Außerdem zeigen auch noch viele Pflanzen
verschiedene andere Arten von eigenthümlicher
Bewegung; wohin z.B. meist bey allen ihr
Zug nach dem ihnen aus so vielfache Weise so
äußerst wohlthätigen Lichte*) gehört, als welcher
Zug bey weiten nicht bloß an den Sonnen-
blumen, sondern fast an allen Gewächsen zu
merken ist: zumahl in Treibhäusern, wo sich
[Seite 509] oft die Blüthen so sehr nach der Hellung an
die Glasfenster drängen, als ob sie dawider
gepreßt wären.*) Ferner bewegen sich
manche Theile gewisser Gewächse sehr lebhaft,
wenn sie berührt werden; wie z.B. die
Blätter und Zweige des Fühlkrauts (mimosa
pudica), oder der auerrhoa carambola, oder
die vordern Blatt-Ansätze der Venus-Flie-
genfalle (dionaea muscipula), welche, wenn
sich auch nur eine Mücke darauf setzt, augen-
blicklich zusammenklappen und das Insect
zerdrücken.
Besonders merkwürdig ist aber die theils
ausnehmend lebhafte Bewegung, die zur Be-
fruchtungszeit an den Geschlechtstheilen in vie-
len Zwitterblüthen bemerkt wird; da z.B. die
[Seite 510] Staubfäden der gemeinen Berberis, wenn sie
auf ihrer innern Seite (wo sie nach den Frucht-
knoten hingerichtet sind) berührt werden, (wenn
sich z.B. ein Insect auf die Blüthe setzt, um
den Honigsaft aus dem Boden derselben zu
ziehen) einwärts schnellen und ihre männlichen
Staubbeutel gegen die weibliche Narbe trei-
ben, und dadurch ihre Befruchtung bewirken.
So auffallend inzwischen alle diese Bewe-
gungen sind, und so sinnliche Beweise sie von
der Thätigkeit der Lebenskräfte in den Ge-
wächsen abgeben, so unterscheiden sie sich doch
bey genauer physiologischer Prüfung aufs deut-
lichste von dem ausschließlichen Eigenthume
der Thiere, nämlich der willkürlichen Be-
wegung, als von welcher auch bey den, wegen
ihrer Bewegung, berufensten Pflanzen (wie
z.B. beym hedysarum gyrans) keine echte
Spur zu erkennen ist.
Anm. – Wenigstens kenne ich kein einziges Thier,
das seine Nahrung ohne willkürliche Bewegung,
und hingegen keine einzige Pflanze, die die ihrige
mittelst derselben zu sich nähme!
Aus den gedachter Maßen von den Ge-
wächsen eingesogenen und assimilirten Nah-
rungsstoffen werden nun die ihnen eigenen
specifiken Säfte abgeschieden, da z.B.
[Seite 511] manche einen milchigen, theils ätzenden Saft
enthalten; andere Gummi geben; verschiedene
Bäume, zumahl unter den Nadelhölzern, im
höhern Alter Harz bereiten. Andere Pflan-
zentheile enthalten Mehl, Zucker, Manna, Wachs,
fette und ätherische Oele, Kampher etc. Einige
wenige das so genannte Federharz (cahutchuc)
u.s.w.*)
Anm. Hierher gehören auch die specifiken Ausdünstun-
gen gewisser Pflanzen, wie z.B. die harzigen
entzündbaren des weißen Diptams etc. –
Daß aber diese verschiedenen Säfte durch
mancherley Abscheidungen (secretiones) und
Veränderungen der eingesogenen Nahrungs-
säfte in den Gewächsen selbst bereitet wer-
den müssen, erhellet schon daraus, weil im
gleichen Erdreich und auf demselben Garten-
beete die Raute ihre bittern, der Sauerampfer
[Seite 512] seine sauren und der Lattich seine kühlenden
Säfte erhält; und weil selbst die Säfte in den
verschiedenen Theilen ein und eben derselben
Pflanze, ja in einer und eben derselben Frucht,
dennoch so äußerst verschieden seyn können.
Freylich aber trägt auch allerdings die Ver-
schiedenheit des Bodens*) und des Climas
zur verschiedenen Beschaffenheit der Säfte in
den Pflanzen vieles bey: daher denn eines
Theils manche in fremden Boden verpflanzte
Gewächse so wie in ihrer Bildung, so auch in
der Beschaffenheit ihrer Säfte, verändert wer-
den, dadurch von ihren Kräften verlieren etc.
andere hingegen eben dadurch noch gewinnen
und veredelt werden.
Ueberhaupt nährt fast jeder Boden seine
bestimmten, ihm angemessenen Pflanzen**),
so daß man zuweilen schon aus den einheimi-
schen Gewächsen einer Gegend die Beschaffen-
heit ihres Bodens errathen kann; doch hat
die Vorsehung manchen, für das Menschenge-
schlecht allerwichtigsten Gewächsen den großen
[Seite 513] Vorzug verliehen, sich entweder leicht an jedes
fremde Clima zu gewöhnen, so daß z.B. die
schwächlich scheinenden Getreidearten etc. besser
als Eichen u.a. noch so robust aussehende
Bäume in ganz verschiedenen Himmelsstrichen;
die aus Chili abstammenden Kartoffeln nun in
allen fünf Welttheilen fortkommen etc.; oder
wenn sie auch an ein bestimmtes Clima gebun-
den sind, doch daselbst in jeder Art von Bo-
den gedeihen, wie z.B. die Cocospalme, die
eben so üppig im steinigen und Sandland als
im fetten Erdreich vegetirt.
Anderseits ist aber auch auffallend, daß
gewisse Länder (wie z.B. das Cap und Neu-
Holland) eine so große Mannigfaltigkeit von
recht ausgezeichneten Pflanzen-Geschlechtern
ausschließlich hervorbringen, und dagegen an-
sehnliche Ordnungen von Gewächsen großen
Erdstrichen gänzlich abgehen. So hat der
heiße Erdgürtel fast keine Kohl- und Rüben-
arten. So finden sich aus den westindischen
Inseln vergleichungsweise wenige Laub-Moose
(musci frondosi) und hingegen desto man-
nigfaltigere Farnkräuter etc.
Endlich ist auch noch die Verschiedenheit
in Rücksicht der Vegetation der Gewächse an-
[Seite 514] merkenswerth, die ebenfalls im Thierreich, zu-
mahl bey den Insecten, Statt hat, daß nähm-
lich manche nur isolirt und einsam leben, da
hingegen andere dicht beysammen bleiben und
theils (wie die gemeine Heide) große Erdstriche,
oder (wie das Sargasso) weite Meeresstrecken
überziehen.
Wir kommen zur Fortpflanzung der Ge-
wächse, deren mannigfaltige Arten sich im
Ganzen doch auf drey Hauptwege zurückbrin-
gen lassen. Auf die Fortpflanzung durch
Wurzeln oder Zweige; zweytens durch Augen;
und endlich durch Samen.
Die erste Art der Propagation, nähmlich
durch Zweige, von der wir auch schon im
Thierreiche bey den Polypen und sonst einige
Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreiche
desto gewöhnlicher. Manche Gewächse nähm-
lich vermehren sich von selbst auf diese Weise.
Bey vielen andern hat es die Kunst durch
Absenken oder Ablegen nachgeahmt. Es
gibt z.B. eine Art Feigenbaum (der Banian-
baum, ficus indica) dessen Zweige herab
hangen, und sobald sie den Boden berühren,
von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einzi-
ger solcher Baum mit der Zeit ein kleines
[Seite 515] Wäldchen, dessen Stämme oben durch Bogen
verbunden sind, vorstellen könnte.
Anm. Einige Meilen von Patna in Bengalen steht
ein solcher Banianbaum von 50 bis 60 zusam-
menhängenden Stämmen, der, nach einer vor zwölf
Jahren vorgenommenen Messung, auf 370 Fuß im
Durchschnitt, und sein Schatten den er Mittags
wirft, über 1100 Fuß im Umfang hält.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man
nähmlich die kleinen Knöspchen, die im Herbste
an den Bäumen, da wo die Blattstiele an-
sitzen, zum Vorschein kommen, aber bey den
mehresten erst im folgenden Frühjahr sich
öffnen und ausschlagen. Sie finden sich meist
nur an den Bäumen der kältern Erdstriche,
und fallen bey einigen von selbst ab: sollen
auch theils , wenn man sie vorsichtig säet, wie
ein Same auf. Man kann bekannt-
lich diese Augen andern Stämmen inoculiren,
oder auch das davon ausgeschossene Reis
einpfropfen.
Viel Aehnliches mit den Augen haben die
Zwiebeln, nur daß die Augen am Stamm
der Bäume und also über der Erde, die
eigentlichen an lilienartigen Gewächsen befind-
lichen Zwiebeln aber unter der Erde unmit-
telbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der
Stamm fortlebt und den Augen Nahrung
[Seite 516] gibt; bey diesen hingegen das Uebrige der
alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel
im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungs-
weise mit welcher hinwiederum die der Knol-
lengewächse (Cartoffeln etc.) manche Aehnlich-
keit zeigt.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach
zum Theil zur Frucht oder auf andere Weise,
zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag
übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag
einzeln stehen oder mehrere zusammen in
einer Traube oder Aehre oder Kätzchen etc. ver-
bunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem
so genannten Fruchtboden (receptaculum),
verschiedene ausgezeichnet gebildete Theile,
von welchen einige männlich, andere weiblich
sind; und diese müssen, wenn die Zeit der
Fortpflanzung herbey gekommen ist, von jenen
befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Be-
stimmung und Verrichtung haben also diese
vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit
den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch
unterscheiden sie sich schon dadurch sehr auffal-
lend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den
Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind,
[Seite 517] sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch
jedes Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man
das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paa-
rung verlängern könne, findet gewisser Maßen
auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt. Die
Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z.B. halten
sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube
des männlichen befruchtet werden. Sobald dieß
geschehen, welken sie dahin.
Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum)
genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten
(germen), dem Griffel (stylus), und der
Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt
entweder mit den übrigen Theilen innerhalb
der Blumenblätter (germen superum), oder
wie bey der Rose, bey den Aepfeln etc. unten
außerhalb derselben (germen inferum): und
enthält immer die Samenkörner der Pflanze,
daher man diesen Behälter gewisser Maßen
mit dem Eyerstock der Thiere vergleichen kann.
Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbe-
hälter, und bis Narbe endlich zu oberst auf
dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit
dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey
eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.
Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina)
[Seite 518] herum: und bestehen aus dem Faden (fila-
mentum), und dem darauf ruhenden Staub-
beutel (anthera). Dieser letztere ist mit
einem mehligen häufigst gelben Staub (pol-
len) überzogen, der aber (wie man unter ei-
ner starken Vergrößerung sieht) eigentlich aus
zarten Bläschen bestehe, die bey vielen Pflan-
zen eine überaus sonderbare Bildung haben,
und ein unendlich feineres, duftiges Pulver
enthalten, welches seiner Bestimmung nach
mit dem männlichen Samen der Thiere ver-
glichen zu werden pflegt*).
Bey der Befruchtung fällt jener Blu-
menstaub auf die weibliche Narbe: scheint
da sich zu öffnen, und sein duftiges Pulver
zu verschütten, welches dann vermuthlich
durch den Griffel in den Fruchtknoten dringt
und die daselbst vorräthig liegenden, bis dahin
aber unfruchtbar gewesene Samenkörner fecun-
dirt. Wenn man die Blüthe vor der Be-
fruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile
beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein
verschnittenes Thier, unfruchtbar.
Bey den mehresten Gewächsen sind diese
beyderley Geschlechtstheile in der gleichen
Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20.
S. 33.), verbunden. Bey einigen hingegen
in verschiedenen Blüthen, wovon die einen
bloß männlichen, die andern bloß weiblichen Ge-
schlechts, aber doch am gleichen Stamme
befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.),
wie z.B. bey der Haselstaude, Wallnußbaum,
Gurken, Brotbaum etc. Andere Gewächse,
wie z.B. der Ahorn, die Esche etc. haben gar
dreyerley Blüthen, bloß männliche, bloß
weibliche, und überdem auch Zwitterblüthen
(Polygamia). Bey noch andern aber,
wie z.E. bey den Palmen, dem Hanf,
Hopfen u.s.w. sind die beyden Geschlech-
ter in den Pflanzen selbst, so wie bey allen
rothblüthigen und vielen andern Thieren ab-
gesondert: so daß die eine Pflanze bloß
männliche, eine andere aber, die übrigens von
der gleichen Art ist, bloß weibliche Blumen
trägt: und die Blüthen des weiblichen Stam-
mes nicht anders befruchtet werden, als wenn
der Blumenstaub von der männlichen Pflanze
durch den Wind oder durch Insecten oder auch
durch die Kunst ihnen zugeführt worden ist
(Dioecia Linn.)
Unter den übrigen, nicht ganz so allge-
meinen, Theilen der Blüthe ist besonders der
doch bey den mehresten befindliche Blumen-
Kelch (calyx), und die so genannten necta-
ria, u.a.m. zu merken. Ueberhaupt aber
theilt man die Blüthen nach ihrer Bildung
und nach der Lage ihrer Theile in regelmäßige
und irreguläre. Bey jenen nähmlich sind
alle einzelnen Theile derselben Art, z.B. die
Blumenblätter etc. von gleicher Gestalt, Größe
und Verhältniß; bey diesen hingegen von un-
gleicher Proportion.
Bey den eigentlich so genannten oder
Laub-Moosen (musci frondosi etc.) ist,
nach Hedwig's Entdeckungen die Aehnlichkeit
der Befruchtungswerkzeuge mit denen bey an-
dern Gewächsen weit größer, als man vorher
geglaubt hatte. Das saubere, fast becherför-
mige Köpfchen (capitulum) derselben, ent-
hält gleichsam als Fruchtknote (§. 190.) die
kleinen Samenkörnchen; die mittelst des kleinen
spitzigen Hutes (calyptra), der die Stelle
des Griffels und der Narbe vertritt, von dem
männlichen Blumenstaube besonderer, theils
rosen- oder sternförmiger Theile befruchtet, und
nachher ausgeschüttet werden.
Von denjenigen einfachsten Aftermoosen
hingegen, die bloß im Wasser leben, wie bey
den Tremellen, Ulven, Conferven, und beym
See-Tang (fucus) ist die Fortpflanzungsart
wohl sehr verschieden, obschon bey den wenig-
sten noch genau genug untersucht; bey
manchen aber, wie z.B. bey der oben erwähn-
ten Brunnen-Conferve (– s. oben S. 19
und 33. –), zur Bewunderung einfach.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49. –)
Noch weniger aufgeklärt ist bis jetzt die
Fortpflanzungsweise der Pilze, Pfifferlinge,
der Trüffeln etc. und des Schimmels, deren
ganze Naturgeschichte annoch viel räthselhaf-
tes Dunkles hat*).
Bey den vollkommenen, im eigentlichen
Sinne blühenden Gewächsen fallen nach der
Befruchtung die übrigen nun überflüssigen,
Theile der Blüthe ab (§. 189.): der beschwän-
gerte Fruchtknote aber fängt an aufzuschwellen,
[Seite 522] und seinen theils erstaunlich zahlreichen Samen
nach und nach zur Reise zu bringen*).
Die Bildung sowohl der verschiedenen
Samenkörner selbst**), als auch der Gehäuse,
worin sie eingeschlossen sind, ist eben so man-
nigfaltig als der Blüthen ihre, und in Rücksicht
auf ihre weite Verbreitung***) und auf ihr
weiteres Bekleiben etc. der Erhaltung der Gat-
tungen aufs weiseste angemessen. Auch ist der
bekannte Trieb merkwürdig, womit die Samen
bey jeder Lage, die sie im Boden erhalten,
dennoch, wenn sie aufkeimen, alle Mahl die
ersten Wurzelzäserchen oder das so genannte
Schnäbelchen (rostellum) unter sich, und
hingegen den Blattkeim (plumula) über sich
treiben†). Zur allerersten Ernährung des
neuen Pflänzchens dienen ihm dann die Samen-
lappen oder Kernstücke (cotyledones), die
[Seite 523] vorher die Hauptmasse des Samenkerns aus-
machten.
Viele Samen sind in eine holzartige, aber
theils noch weit härtere Schale eingeschlossen,
die, wenn sie von beträchtlicher Größe und
Härte ist, eine Nuß genannt wird: und wenn
die bloßen Samenkörner unmittelbar mit einem
saftreichen Zellgewebe oder so genannten Flei-
sche überzogen sind, so heißt dieß eine Beere
(– sey sie übrigens noch so groß und an einem
großen Baume, wie z.B. die Brotfrucht –).
Zuweilen liegen auch die bloßen Samenkörner
von außen auf dem großgewachsenen fleischigen
Fruchtboden auf, wie bey den Erdbeeren, die
folglich, nach der Kunstsprache nicht sollten
Beere genannt werden.
Besonders machen die Obstbäume eine
eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge-
wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey
den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern-
haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern-
früchte (und die Bäume dieser ganzen Ord-
nung pomaceae) heißen; oder aber, wie bey
den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfir-
schen, eine Nuß enthält, die dann Stein-
früchte (die Bäume drupaceae) genannt
werden.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15.
16.) scheinen bey den Gewächsen leichter als
bey den Thieren auf den Bildungstrieb wir-
ken, und ihm eine abweichende veränderliche
Richtung geben zu können: daher viele theils
in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in
Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so
zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So
zählt man z.B. jetzt auf drey tausend Varie-
täten von Tulipanen, wovon doch vor 200
Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa
bekannt war. – So ist der Stängel
(§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge
der Degeneration, den sie erst im cultivirten
Zustande treiben, da sie hingegen im wilden
Naturzustande acaules sind (z. B carlina
acaulis u.a.m.). Andererseits verlieren
manche Gewächse durch die Cultur gewisse
Theile, die sie im Naturzustande hatten.
So wird z.B. die indische wilde Lawsonia
spinosa in Syrien durch die Cultur inermis.
– Ueberhaupt sind auch die Gewächse
manchen Arten von Degeneration ausgesetzt,
die bey den Thieren gar nicht statt haben
können, wie z.B. die Ausartung der männ-
lichen Befruchtungstheile in den gefüllten
Blumen u. dergl. m.
Vorzüglich merkwürdig ist die Abartung
der Gewächse durch Bastardzeugung (§. 14.),
worüber bekanntlich Herr Kölreuter die scharf-
sinnigsten Versuche angestellt, und sogar durch
wiederhohlte Erzeugung fruchtbarer Bastard-
pflanzen die Eine Gattung von Toback (nico-
tiana rustica) endlich vollkommen in eine an-
dere (nicotiana paniculata) verwandelt und
umgeschaffen*): welches sich freylich mit
der Lehre von vermeinten präformirten Keimen
schlechterdings nicht, aber, wo ich nicht irre,
ganz wohl mit der vom Bildungstriebe (§. 9.)
reimen läßt.
Anm. So können auch durch Zufall Bestardpflanzen
in Gärten entstehen; wenn zwey verschiedene, aber
doch verwandte Gattungen zur Blühzeit nahe
beysammen waren.
Auch die Mißgeburten (§. 12.) sind im
Gewächsreiche ungleich zahlreicher, als unter
den Thieren und zwar bekanntlich bey den
cultivirten Gewächsen ohne Vergleich häufiger
als bey den wild wachsenden. (– s. oben §. 12.
Anm. –) Es ist kein Theil der Pflanze, an
welchem man nicht zuweilen, an einigen aber
sehr häufig, Monstrositäten bemerkte. Am
meisten sind es überzählige, wuchernde Theile
[Seite 526] (monstra per excessum S. 22.); doppelte
an einander gewachsene Stämme, doppelte
oder vielfache Früchte etc. vielfache Kornähren,
Rosen, aus deren Mitte andere kleine Rosen
hervor schießen u.s.w.
Das Alter der Gewächse ist so verschieden,
daß es sich bey manchen kaum über eine
Stunde, und bey andern hingegen auf lange
Jahrhunderte erstreckt*). Ueberhaupt aber
theilt man die Pflanzen in perennirende und
Sommergewächse, welche letztere nähmlich
schon mit dem Ende ihres eisten Sommers
absterben.
Anm. Auch von dem Wiederaufleben nach einem lan-
gen Vertrockenen, das im Thierreich vom Räder-
thier (S. 424. 495.) und vom Kleisteraal behaup-
tet worden, finden sich unter den Gewächsen
ähnliche Beyspiele: besonders an der deßhalb längst
berufenen Himmelsblume oder Sternschnuppe (tre-
mella nostoc). Ich habe von dieser merkwür-
digen Erscheinung in der Abhandl. de vi vitali
sanguini deneganda etc. Gotting. 1795. 4.
pag. 8. gehandelt.
Vom Nutzen des Gewächsreichs gestattet
der Raum hier nur etwas Weniges kurz zu
erwähnen.
Der unermeßlich große Einfluß ist schon
oben (§. 172 u. f.) berührt, den die Pflanzen
durch ihren phlogistischen Proceß auf die
atmosphärische Luft äußern, indem sie derselben
einerseits das aus dem Thierreich unablässig
zufließende irrespirable kohlengesäuerte Gas
eben so unaufhörlich wieder entziehen und zu
ihrerSelbsterhaltung verwenden; und ander-
seits derselben durch ihre Blätter in der Hel-
lung Sauerstoffgas liefern.
Für gewisse Weltgegenden, besonders für
niedre Inseln der heißen Zonen, wird die
Vegetation, zumahl der Waldungen, dadurch
von wohlthätigster Wichtigkeit, daß durch die-
selben die Regenwolken angezogen und der
Boden gewässert wird.*)
Die mancherley Futterkräuter (und theils
auch Wurzeln, Früchte etc.) dienen zur Nahrung
der dem Menschen wichtigsten, eigentlich so ge-
nannten Hausthiere; und der beyden nützlichen
Insecten-Gattungen die er sich zieht, der Bie-
nen nähmlich und der Seidenwürmer.
Was aber die unmittelbare Benutzung
der Gewächse für den Menschen selbst betrifft,
so giebt es erstens einige derselben, mit welchen
ganze Nationen die mannigfaltigen Bedürf-
nisse des Lebens fast eben so zu befriedigen im
Stande sind, als andere mit gewissen Säuge-
thieren (den Seehunden, dem Renthier etc.).
Von der Art ist z. B die Cocospalme, zu-
mahl für die malayische Menschen-Rasse
(– S. 69. –) und gewisser Maßen auch die
Dattel Palme für manche Völker von der cau-
casischen, so wie gemeine Birke für manche
von der mongolischen (– S. 68. –).
Zu den vegetabilischen Nahrungsmitteln
des Menschengeschlechts gehören zuvörderst die
sogleich ohne weitere Bereitung genießbaren
mancherley Früchte. Zumahl in den heißen
Erdstrichen die Feigen, die Datteln (von
phoenix dactylifera); die verschiedenen
Gattungen Pisang (zumahl die Plantanen
von musa paradisiaca und die Bananes
oder Bacoves von der musa sapientum).
Für die malayische Menschen-Rasse die Brot-
frucht [von artocarpus incisa*)], die nur bloß
[Seite 529] vorher geschält und geröstet zu werden braucht.
In Hindostan, Ceilon etc. Die Jacca, eben-
falls eine Art Brotfrucht von artocarpus
integrifolia.
So die vielen andern Gattungen von
Beeren, (denn die Brotfrucht ist nach dem
obigen Begriff auch eine Beere), die eben-
falls für manche Völker (wie z.B. für die
Lappen) eins der wichtigsten Nahrungsmittel
abgeben.
Ferner die schon einige Zubereitung erfor-
dernden Wurzeln, Rüben, Möhren, Kar-
toffeln, Erdäpfel (helianthus tuberosus), in
beyden Indien die Bataten (convolvulus
batatas). Im wärmern America die Yams-
Wurzeln (dioscorea alata, sativa etc.),
Caßawi-Wurzel (iatropha manihot) und
dergl. m.; so mancherley Hülsenfrüchte und
Gemüse.
Dann die sich nirgend mehr wild findenden,
eigentlichen Getreidearten, nebst dem Mais
(zea mays); Buchweizen oder Heidekorn
[Seite 530] (polygonum fagopyrum ); Reis (oryza
sativa und montana), zumahl für die Mor-
genländer; so wie die Moorhirse (holcus sorghum,
Engl. Barbadoes millet), besonders für viele
africanische Völkerschaften und für die Schi-
nesen etc.; das Teff (poa abyssinica) für die
Habessinier etc.
So auch die berühmten Lotus-Beeren
(von rhamnus lotus) der Lotophagen.*)
Und einige andere besondere Pflanzen-
theile, die von manchen Völkern als gewöhn-
liches Nahrungsmittel verspeißt werden, wie
das Sagumark (von cycas circinalis etc.);
das Senegal-Gummi (von mimosa sene-
gal) u.s.w.
Hierzu die mancherley Arten von Gewür-
zen. Auch der Zucker; der eigentliche nähm-
lich aus dem Zuckerrohr; außerdem aber auch
aus manchen andern Gewächsen, z.B. aus
der Runkelrübe u.a.m. So in Nord-Ame-
rica aus acer saccharinum (der Maple-
zucker); auf Sumatra etc. aus der Anu-Palme;
auf Island aus dem fucus saccharinus; in
[Seite 531] Kamtschatka aus dem heracleum sibiri-
cum u.s.w.
Dann ebenfalls als Zusatz zu den Spei-
sen, Oehl, Essig etc.
Die vortreffliche Butter (shea-toulou) aus
dem Butterbaume im Innern von Africa.*)
Als Getränk erst die natürliche Pflanzen-
milch in der unreifen Cocosnuß, die mancher-
ley Biere, (unter andern das Spruce-Bier
aus der pinus canadensis etc.).
Dann die verschiedenen weinigen Getränke:
der Rebensaft; der Palmwein von der weiblichen
Weinpalme (borassus flabellifer) oder auch
von der weiblichen Cocospalme. Andere be-
rauschende Getränke, Branntwein, Arak,
Rum, Kirschwasser etc. etc.
Die gegohrenen Getränke aus gekauten
Wurzeln, wie z.B. bey den Brasilianern etc.
aus ihrem Caßawi-Brot; bey den Insulanern
der Südsee aus piper latifolium etc.
Und der Rauchtaback: und der auf gleiche
Weise genossene Hanf etc.
Endlich unsere dreyerley warmen Getränke.
Und dann in Süd-America der Paraguay-
Thee (von einigen Gattungen des Cassine-
Geschlechts), und bey den Mongolen der schine-
sische Ziegel-Thee (von vogelkirschähnlichen
Blättern eines noch nicht genau bestimmten
wilden Strauchs).
Zur Kleidung vorzüglich Baumwolle (die
wollichten Fäden womit die Samenhaut in den
Fruchtcapseln bewachsen ist) von den verschie-
denen Gattungen gossypium und bombax;
die zu Leinewand präparirten Saftgefäße des
Flaches, Hanf, mehrere Gattungen von
Nesseln etc. Der treffliche neu-seeländische
Seidenflachs vom phormium tenax; die
südländischen Zeuge vom Baste der morus
papyrifera und des Brotbaums etc.
Zur Feuerung außer dem vielerley gemei-
nen Brennholze in manchen Gegenden beson-
dere Arten; wie z.B. auf den Alpen rhodo-
dendron ferrugineum, auf den Heiden
erica vulgaris etc.
Der Torf (großentheils von conferua
rivulgaris, sphagnum palustre, carex caes-
pitosa, myriophyllum spicatum etc.).
Zum Bau der Häuser und Schiffe das
mancherley Bauholz (in Ostindien auch bam-
bos arundinacea.)
Zum Dachdecken und vielfachen andern
Gebrauch, Schilf, Stroh, – bey den Südsee-
Insulanern die Palmetto-Blätter (von pan-
danus tectorius).
Vielerley Gesträuche zu Befriedigungen,
Hecken, Lauben, Hütten etc.
Zur Verwahrung der Dämme gegen Pfahl-
würmer etc. der Seewier (zostera marina).
Zu dem mannigfaltigsten Gebrauche für
Künstler und Handwerker alle das ver-
schiedene Nutzholz*) für Tischler, Ebenisten,
Wagner, Drechsler, Faßbinder etc. – So
auch die mancherley Rohre**). Beydes auch
bey vielen Völkern zu ihren Waffen (so z.B.
das schöne Holz des Keulenbaumes, casua-
rina equisetifolia, zu den kunstreichen Lanzen
u.a. Gewehren der Südsee-Insulaner).
Cocosnußschalen, Calabassen-Kürbisse (von
der crescentia cujete) und mehr dergleichen
zu Trinkgeschirren.
Rohre, Weiden, Bast der Cocosnuß u. dgl.
zum Korbflechten etc. – Kork etc.
Mancherley vegetabilische Substanzen zur
Färberey (wie zu Einem Beyspiel statt aller
der Indig –), zum Gärben, Waschen etc.
andre zu Packpapier, Pappen, Papierta-
peten u. dergl.
Gummi zu so vielfachem Gebrauch.
Harz, Pech, Theer, Kienruß etc.
Wachs (von myrica cerifera etc.)
Talg (z.B. vom croton sebiferum).
Oehle, Firnisse etc. (der allerköstlichste Ja-
panische Lack-Firniß von demjenigen rhus
vérnix welcher bey Jassino gezogen wird.)
Auch die mehresten Schreibmaterialien
sind aus dem Gewächsreich genommen.
Schreibrohr, Papierschilf (cyperus papyrus),
malabarische Oltjes von Palmblättern der
Weinpalme etc.
Endlich gehören auch die so zahlreichen und
so wohlthätigen Arzneykräuter hierher, deren
[Seite 535] Kenntniß die ganze Arzneywissenschaft der älte-
sten und vieler jetzigen Völker des Erdbodens
ausmacht.
Schädlich sind dagegen hauptsächlich alles
Unkraut im weitläuftigsten Sinne (– also
z.B. mit Einschluß der verwüstenden Holz-
schwämme, merulius destruens und vasta-
tor etc. so wie der microscopischen Schwämme
uredo segetum etc. welche den Brand, und
Krebs und Rost am Getreide verursachen und
dergl. m. –) und die giftigen Gewächse.
Unter den zahlreichen Pflanzensystemen,
die man seit Cäsalpins Zeiten zu entwerfen ver-
sucht hat, sind neuerlich zumahl das linneische
Sexualsystem und das Jussieusche am
allgemeinsten adoptirt und befolgt worden.
Jenes ist bekanntlich den oben angezeigten Be-
fruchtungswerkzeugen nach deren verschiedener
Anzahl und Verhältniß angepaßt. – Das
Jussieusche hingegen gründet sich zuförderst
auf den Mangel oder Daseyn und Beschaffen-
heit der Samenlappen, dann auf die re-
spective Stellung der Staubfäden, und auf
den Mangel oder Daseyn und Form der Blu-
menkrone.
Mineralien oder Fossilien sind die unor-
ganischen Naturkörper (§. 2. 4.), die nähmlich
nach den bloß-physischen und chemischen Ge-
setzen, auf und in der Erde gebildet werden.
Außer einigen wenigen tropfbar flüssigen
Mineralien, wie Quecksilber und Erdöl, sind
die übrigen fest; aber doch sämmtlich erst im
flüssigen Zustande gewesen.
Denn es ist erweißlich, daß wenigstens die
jetzige feste Felsenrinde unsers Planeten, so tief
wir sie kennen (und das ist freylich noch nicht
1/6000 des Halbdurchmessers der Erde), anfangs
selbst flüssig gewesen seyn muß*).
Und mehr als bloß wahrscheinlich ist es,
daß jenes Primordialfluidum auch als Univer-
salsolution die Stoffe der nachher daraus nie-
dergeschlagenen Fossilien in sich aufgelöst ent-
halten hat.
Durch die successiven Niederschläge und
andere chemische Processe, die dann allgemach
in jenem Fluidum erfolgt sind, haben folglich
die verschiedenen Arten von Gebirgs- und Erd-
lagern ihre Entstehung erhalten, die sich im
Ganzen aus chronologischer Rücksicht unter
zwey Hauptabtheilungen bringen lassen:
nähmlich
A) die primitiven, so vor der organisirten
Schöpfung gebildet worden: und
B) die secundären, so erst seit der Zeit, da
Thiere und Pflanzen existirt, entstanden
sind.
Jede von beyden zerfällt wieder in zwey
Classen:
Die der primitiven nähmlich in
d) die aufgeschwemmten Erdlager.
[Seite 541]Der erste große und allgemeine Niederschlag,
von welchem wir die unverkennbarsten Spuren
finden, gab wohl dem echten Granit seine
Entstehung; als welcher nun die selbstständige,
uranfängliche, feste Rinde unsers Planeten
auszumachen, und den später gebildeten Gebir-
gen und Erdschichten gleichsam zur Unterlage
zu dienen scheint; zwischen welchen er auch hin
und wieder, zumahl in den größten und
höchsten Gebirgsketten zu Tage hervorragt.
Deßhalb werden denn die Granitgebirge
auch in der Geologie Urgebirge oder Grund-
gebirge genannt.
Die zunächst auf jenen ersten Niederschlag
abgesetzten Arten von Gebirgslagen, mußten,
so wie das Mischungsverhältniß im Primordial-
fluidum (§. 224.) durch die jedesmaligen Prä-
cipitationen verändert ward, sowohl von dem
Granit der Urgebirge als untereinander selbst,
verschieden ausfallen. Diese Gebirgsarten der
zweyten Classe sind größtentheils von schieferi-
gem Gefüge (wie z.B. der Gneis, Glimmer-
schiefer, Thonschiefer etc.), und in mächtigen
Lagen stratificirt; welche Lagen sich überdem
[Seite 542] mehrentheils durch eine sehr abhängende, ge-
gestürzte Richtung auszeichen.
In diesen, an die Urgebirge gleichsam an-
gelehnten Lagen, zeigen sich auch häufig ehe-
mahlige Risse und Spalten, die allgemach
mit fremdartigen Gestein späterer Entstehung
(das sich nach der Hand darin abgesetzt) wie-
derum mehr oder weniger ausgefüllt worden.*)
Und in eben diesen spätern Ausfüllungen oder
so genannten Gängen (Fr. filons, Engl.
veins) hat sich auch das allermehrste Erz
erzeugt, daher sie den wichtigsten Hauptgegen-
stand des practischen Bergbaues ausmachen.
Von ihnen haben auch diese Gebirge der
zweyten Classe selbst den Nahmen, Gang-
Gebirge, (Fr. montagnes à filons) weil
sich in ihnen, zwar nicht ausschließlich, aber
doch die mehresten und ergiebigsten Erzgänge
finden.
Durch diese beyden Classen von primiti-
ven Gebirgen ist, wie gesagt, die feste Rinde
unsers Planeten gegründet worden, ehe er
durch Vegetation belebt und mit thierischer
Schöpfung, beseelt worden. Denn in
keiner von beyden findet sich irgend eine
[Seite 543] Spur von versteinten, vormahls organischen
Körpern.
Anders verhält es sich hingegen mit den
beyden übrigen Classen der secundären Ge-
birge und Erdlager.
Die Flözgebirge (Fr. montagnes à
couches) nähmlich sind zwar mehrentheils auch
stratificirt, aber meist in flächeren Lagen, als
die Ganggebirge, und von mehr abwechselnder
Mannigfaltigkeit der Bestandtheile. Auch
machen sie insgemein*) nur die niedern Berg-
rücken, gleichsam die Vorgebirge aus. Be-
sonders aber unterscheiden sie sich dadurch von
den Primordial-Gebirgen der vorigen beyden
Classen, daß sie großentheils von versteinten
Resten organisirter Körper gleichsam wimmeln.
Die mehresten dieser Petrefacten sind so ge-
nannte Incognita, zu welchen sich nähmlich
in der jetzigen organisirten Schöpfung keine
Originale mehr finden; so z.B. die Belemni-
ten, ein Paar hundert verschiedene Gattungen
von Ammoniten u.s.w. Diese Incognita
[Seite 544] sind aber, wie alle Analogie lehrt, größten-
theils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden
sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhi-
ger, ungestörter Lage (die Conchyliolithen gleich-
sam wie in ihrer Austerbank, die Corallioli-
then wie in einem Corallenrief etc.), so daß man
aus allem diesen schließen muß, unser jetziges
festes Land sey einst der Meeresboden der Vor-
welt gewesen, und durch gewaltsame plötzliche
Revolutionen aufs Trockene versetzt worden.
Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen
mannigfaltig abwechselnden Lagen, werden von
den deutschen Bergleuten Flöze genannt, und
daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Nahmen erhalten.
Von diesen drey Hauptclassen von eigent-
lichen Gebirgen, die sämmtlich, – aber in
sehr verschiedenen Zeiträumen, – durch Nie-
derschlag aus dem Wasser gebildet worden, und
zusammen die feste Rinde unseres Planeten aus-
machen, unterscheidet man nun viertens auch
die so genannten aufgeschwemmten Erdla-
ger (Fr. montagnes et terreins de transport,
couches meubles), die sich hin und wieder,
zumahl im niedern Lande, aber theils in mäch-
tigen Schichten und weit verbreiteten Strecken
finden. Es gehören dahin z.B. die sogenann-
ten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager
[Seite 545] von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergel-
tuff etc. welche letztere gar häufig auch calcinirte
und doch theils zum Bewundern gut erhaltene
Reste von Seeconchylien, und zwar an manchen
Orten in unübersehlicher Menge*) enthalten.
Außer diesen vier Hauptclassen von Gebir-
gen und Erdlagern, die sämmtlich durch Nie-
derschlag aus dem Wasser, oder wie man zu
sagen pflegt, auf dem nassen Wege entstanden
sind, zeigen sich aber auch fünftens hin und
wieder theils ganze Berge, theils flache Fossi-
lien-Lager, die, seit sie auf jene Weise entstan-
den waren, nun durch Einwirkung unterirdi-
schen Feuers, oder, wie man es zu nennen
pflegt, auf dem trockenen Wege, große Ver-
änderung erlitten, gleichsam umgewandelt wor-
den, und dadurch ihren jetzigen Habitus erhal-
ten haben.
Die Berge jener Art heißen bekanntlich
Vulcane.
Die flachen Lagen aber nennt man durch
Erdbrände verschlacktes Land, und die
ihm eigenen Fossilien (zum Unterschied von de-
[Seite 546] nen der wirklich feuerspeyenden Berge) pseudo-
vulcanische Producte.
So leicht und deutlich aber diese fünf Classen
von Geburts- und Lager-Stätten*) der Fossi-
lien im Ganzen von einander zu unterscheiden
sind; so begreift sich doch aus dem, was über
ihre Entstehung gesagt worden, von selbst,
daß sie an den Gränzen, wo die einen an die
andern stoßen, zuweilen durch unmerkliche Ue-
bergänge gleichsam zusammen fließen müssen**).
Ueberhaupt aber ergibt sich aus dem geneti-
schen Character von der Entstehungsweise der
unorganischen Körpern oder Fossilien, im Ge-
gensatz der durch Zeugung fortgepflanzten orga-
nisirten, von selbst, daß, wenn man etwa die
einfachsten Fossilien ausnimmt (wie z.B. Dia-
mant, Schwefel, gediegene Metalle etc.) bey
den übrigen keine so scharf bestimmbare Cha-
rakteristik der Gattungen (species)*) als bey
den organisirten Körpern; mithin aber weit
mehr Willkürliches in der Vertheilung dersel-
ben unter ihre Geschlechter (genera) ja sogar
unter ihre Classen Statt hat, so daß z.B.
Chlorit, Röthel etc. von manchen Minera-
logen unter die Erze, von andern unter die
Steinarten gebracht werden können.
Denn da erstens sowohl das ursprüngliche
Mischungsverhältniß der Bestandtheile, als
auch die Verbindungsart etc., vieler einan-
der übrigens sehr ähnlichen Fossilien in den
mannigfaltigsten Abstufungen variirt, so ent-
stehen schon dadurch eben so mannigfaltige und
theils durch fast unmerkliche Nüancen gleich-
sam zusammenfließende Uebergänge, in deren
Stufenfolge zwar die Extreme auffallend genug
sich auszeichnen, aber zwischen den Mittelglie-
dern, zumahl in einzelnen Exemplaren, bey
weitem keine so bestimmten Grenzen als bey den
organisirten Körpern sich ziehen lassen. Be-
sonders ist dieß der Fall bey den vererzten Me-
tallen, doch auch bey sehr vielen Steinarten
gemischten Gehalts*).
Zweytens aber werden diese Uebergänge
auch durch die Decomposition und Auflösung
vieler schon gebildeten Fossilien vervielfältigt,
[Seite 549] da manche Steinarten durch den Verlust ihres
so genannten Crystallisationswassers, manche
Erze durch die Einwirkung von Säuren etc.
allmählich verwittern, und so z.B. Feldspath
in Porcellanerde, Kupferkies in Kupferschwärze
gleichsam umgewandelt wird.
Um so einleuchtender wird daher das drin-
gende Bedürfnis zur gründlichen Kenntniß der
Mineralien die genaue Bestimmung ihrer äuße-
ren Kennzeichen, mit der Untersuchung ihrer
(ohnehin mit diesen Kennzeichen in sehr con-
stanten Bezug stehenden*)) Bestandtheile
durch die chemische Analyse zu verbinden.
Unter den äußeren Kennzeichen**) sind
für die mineralogische Diagnostik die allerwich-
tigsten und sichersten: das specifische Ge-
[Seite 550] wicht*), die Härte, und zumahl, wo sie
Statt hat, die Crystallisation**), d.h. eine
bestimmte Form aus einer bestimmten Anzahl
und eben so bestimmten Verbindungsart von
Faßetten***), und der so genannte Durchgang
[Seite 551] der Blätter (oder die Richtung der natürlichen
Trennungsflächen), der sich bey vielen Arten
von Crystallisationen nach dem Verhältniß der
Außenflächen derselben zu ihrer Grundgestalt
(Forme primitive) oder so genannten Kerne
richtet*). Minder allgemein constant und
zuverlässig sind hingegen Farbe, Grad der
Durchsichtigkeit, Art des Glanzes und Bruchs,
der Strich den manche Fossilien geben, wenn
sie gekratzt werden, u. dergl. m.
Auch helfen zur Bestimmung vieler Fossilien
ihre so genannten physikalischen Kennzeichen, die nähmlich
erst einen physikalischen Versuch voraussetzen,
[Seite 552] wie z.B. nächst der Schmelzbarkeit im Feuer
und Auflösbarkeit im Wasser, die Phospho-
rescenz, Elektrizität, das Verhalten zum Mag-
net etc., und bey den durchsichtigen, ob sie eine
einsacke Brechung machen, oder aber das Bild
der dadurch angesehenen Gegenstände verdop-
peln. – Und mitunter sind auch für den ersten
Anlauf die sogenannten empirischen Kenn-
zeichen brauchbar, die von beygemengten be-
kannten Fossilien, oder von dem Fundorte ab-
strahirt werden.
Zur chemischen Untersuchung ihrer Bestand-
theile aber (§. 237.) dient theils des weitere
Verhalten derselben im Feuer, das auf dem so
genannten trockenen Wege, besonders mit-
telst des Löthrohrs*), erkannt wird; vorzüg-
lich aber die Zerlegung derselben auf dem nas-
sen Wege mittelst der Reagentien etc.**).
Anm. Daß die Resultate der von verschiedenen Chemi-
kern angestellten Analysen eines und eben des-
[Seite 553] selben Fossils zuweilen so sehr von einander ab-
weichend ausgefallen sind, zeigt nur, wie viel
Vorsicht, Behutsamkeit und vor allem öftre Wie-
derhohlung der Versuche dazu gehört, um da-
bey gegen Selbsttäuschung und Irthum gesichert
zu seyn.
Nur das muß man selbst bey den unübertreff-
lich genauesten Analysen nie vergessen, daß sie
durchaus nichts weiter zeigen können und sollen,
als Art und Menge (Qualität und Quantität)
der Stoffe worin sie sich zerlegen lassen. – Aber
nichts von dem was doch gerade den wahren ei-
genthümlichen Character so vieler Fossilien aus-
macht, nähmlich die bewundernswürdige Zusam-
mensetzung und specifische Verbindungsart jener
Stoffe, wodurch z.B. die Thonerde zum Saphir,
und in Verbindung mit ein Paar andern eben
so gemeinen Stoffen, zum Turmalin wird! oder
wodurch die Natur aus Kieselerde in Verbindung
mit Thonerde den Bildstein und hingegen in
Verbindung mit Talkerde den demselben übrigens
so täuschend ähnlichen Speckstein hervorbringt, und
dergl. m. – s. Lichtenberg im göttingischen
Taschenbuch v. J. 1794. S. 134 u. f. – und de Lüc in
Voigts Magazin IX. Band, 1. St. S. 74. u. f.
und Klaproth im I. B. seiner Beyträge S. 89.
Ueberhaupt aber lassen sich alle Mineralien
nach der alten (– meines Wissens zuerst von
Avicenna beobachteten –) Eintheilung unter
folgende vier Classen bringen; deren Unter-
schiede und Eigenschaften zu Anfange der folgen-
den vier Abschnitte näher bestimmt werden.
I. Steine und erdige Fossilien.
[Seite 554]III. Eigentlich so genannte brennliche
Mineralien.
Da im Studium der Mineralogie die Autopsie noch
weil unentbehrlicher ist, als bey der Zoologie und
Botanik (wo doch getreue Abbildungen noch aus-
helfen können und in hundert Fällen schlechter-
dings aushelfen müssen), und doch das Selbst-
sammeln für die mehrsten Anfänger eine schwierige
Sache seyn muß; so ist es für diese eine große
Erleichterung, daß man nun bey der Mineralien-
Niederlage zu Freyberg, und beym Mineralien-
Tausch- und Handlungscomtoir zu Hanau, kleine
Mineralien-Sammlungen in ausgefuchten in-
instructiven Stücken, zu verschiedenen sehr billigen
bestimmten Preisen zu Kauf haben kann.
Steine und erdige Fossilien heißen die-
jenigen trockenen Mineralien, die sich, wenn sie
rein sind, für sich*), nicht wie die Salze
im Wasser oder wie die eigentlich so genannten
Erdharze im Oehl auflösen lassen; noch auch
wie diese letztern, schon im bloßen Glühfeuer
verbrennen; noch sich wie Metalle hämmern
und breitschlagen lassen.**) Ueberhaupt sind
sie sehr feuerbeständig und strengflüssig; wenn
sie aber schmelzen, so sind sie dabey durchsichtig.
Ihre specifische Schwere übersteigt des Wassers
seine höchstens vier bis fünf Mahl.
Gegenwärtig kennt man neun primitive oder
Grund-Erden, wornach die sämmtlichen Fossi-
lien dieser Classe unter folgende, davon benannte
Geschlechter geordnet werden:
Die Kieselerde (terra silicea) wovon
dieses Geschlecht den Nahmen hat, ist für sich
im Feuer nicht schmelzbar, und bleibt an der
Luft und im Wasser unveränderlich: auch wird
sie von keiner andern als der Spathsäure ange-
griffen: schmilzt aber mit beyderley feuerfestem
Laugensalz (der Sode und Pottasche) zu Glas,
daher sie auch glasartige oder vitrescible Erde
genannt wird.
Der crystallisirte, eigentlich als doppelt sechs-
seitige Pyramide, mit längerer oder kürzerer
Zwischensäule, deren Flächen meist in die Quere
feingestreift sind. (– tab. II. fig. 19. –). Er
ist hart, und gibt meist ein phosphorisches Licht,
wenn man zwey Stücken im Finstern aneinan-
der reibt.
Er begreifft zwey Hauptarten; nähmlich 1) den
edlen und 2) den gemeinen Quarz.
1) Edler Quarz, Bergcrystall. (Fr. crystal
de roche).
Eigentlich farbenlos und wasserhell; von Glas-
glanz; flachmuschelichem Bruche; die Crystallen
meist mit dem einen Ende im Mutter-Quarz fest-
gewachsen; und dann theils in centnerschweren
Crystallen (so zumahl in der Schweiz und auf
Madagascar); oft aber auch lose, und rein aus-
crystallisirt, d.h. mit beyderseitigen End-
spitzen; darunter besonders die kleinen, aber
ausnehmend wasserhellen mit sehr kurzer Mittel-
säule zu merken (z.B. die ungarschen aus der
marmorschen Gespanschaft). Endlich auch häu-
fig als Gerölle, theils von vorzüglicher Härte
und Klarheit (so z.B. die ceilanischen Keys oder
Kiesel.) – Sein specifisches Gewicht = 2653.
Gehalt (nach Bergmann) = 93 Kieselerde, 6
Thonerde, 1 Kalkerde. – Nicht selten hält er
fremdartige Fossilien eingeschlossen, z.B. Chlo-
rit-Erde, Asbest, Strahlstein, Glimmer, Grau-
braunsteinerz, Titanschörl etc.: zuweilen Wasser-
tropfen. Selten findet er sich mit sechskantigen
geraden hohlen Röhrchen durchzogen (so nahment-
lich am St. Gotthardt).
Zu den ausgezeichnet farbigen Abarten des
edlen Quarzes gehören vorzüglich:
Meist von weingelbes Farbe, selten crystalli-
sirt.Von der Art sind die vorgeblichen pfund-
schweren Topase.
b. Rauchkrystall, vulgo Rauchtopas.
Rauchbraun durch alle Abstufungen. Der
schwärzeste wird auch Morio genannt.
Meist violet in mancherley Abstufungen; zu-
weilen von stänglig zusammengehäuften Gefüge,
theils mit festungsförmigen Ablosungen. Die
schönstfarbigen in Ostindien und Persien.
Eins der uranfänglichsten und allgemeinst ver-
breiteten Fossilien. Meist milchweiß: aber auch
in mancherley andern Farben; mehr oder weniger
durchscheinend. Meist von Glasglanz, theils
aber fettglänzend; häufigst ungeformt; theils
aber crystallisirt; zuweilen als Aftercrystall
[(S. 550. not. *)]; bin und wieder in besonderer
äußerer Gestalt, wie gehackt, zellig etc. Der
Bruch meist muschelig; theils ins Splitterige,
Körnige etc. Zuweilen kriegt er durch dicht einge-
mengte feine Glimmerblättchen oder durch eine eine
Art von schuppigem Gefüge ein besonders
schimmerndes Ansehen; so vorzüglich der zimmt-
braune spanische Advanturinquarz vom Cabo de
Gates (das natürliche Avanturino wie es nach
der Aehnlichkeit mit dem Avanturinfluß, – der
bakannten Glascomposition – genannt wird.).
Ein paar besonders merkwürdige Abarten sind
Hat den Nahmen von seiner blaßrothen Farbe
und diese vom Braunstein. Bricht meist unge-
formt, und theils mit schaligen Ablosungen; be-
sonders in Baiern und am Altai, in starken Lagern.
Hat den Nahmen von seiner lauchgrünen Farbe,
und diese vom innig beygemengten Strahlstein.
Meist ungeformt; bricht besonders bey Breiten-
brunn im Erzgebirge.
2. Kieselsinter, Quarzsinter, Kieseltuff.
Tofus siliceus thermalis.
Kieselerde in heißen Quellen, durch die er-
höhte Temperatur und vermuthlich auch durch
die Verbindung mit Sode aufgelöst [§. 242.
not. *)] und dann als Sinter abgesetzt. Er ist
weiß, theils ins Milchblaue, anderseits ins Wachs-
gelbe. Meist durchscheinend. Wie der Kalk-
sinter von mancherley besonderer Gestalt und
Bruch; theils wie über einander getropft oder
geflossen; traubig etc. Meist von lockerem Ge-
füge, theils blätterig etc. Gewicht = 1917.
Gehalt eines isländischen (nach Klaproth) = 98
Kieselerde. 1,50 Thonerde, 0,50 Eisenkalk. In
vorzüglicher Menge und Mannigfaltigkeit an den
heißen Quellen in Island und Kamtschatka.
3. Gummistein, Hyalit, Glasopal, mül-
lerisches Glas.
Weißlich, in mancherley Abstufungen: mehr
oder weniger durchscheinend; Glasglanz; theils
wie getropft oder geflossen, traubig etc. An
[Seite 563] Farbe und Form zuweilen einem Baumharz oder
Gummi ähnelnd; meist als Ueberzug auf Tuff-
wacke. Gehalt (nach Bucholz) = 0,2 Kieselerde,
6,33 Wasser, mit einer Spur von Thon. Fund-
ort zumahl bey Frankfurt am Mayn.
Mit Inbegriff des Onyx, des Carneols und
des Achats. Denn die ersten beyden differiren
fast bloß in der Farbe vom gemeinen Chalcedon,
und Achat ist nur aus mehreren von diesen und
einigen andern Steinarten zusammen gemengt
oder gemischt.
Meist milchblau; theils bis ins Himmelblaue;
aber auch ins Honiggelbe und Rothe des Car-
neols, ins Rauchbraune des Onyx etc. Oft ist
der Chalcedon auch streifig, wolkicht etc. In
manchen Gegenden häufig mit dendritischen*)
Zeichnungen (Moosachat, Dendrachat, Moch-
hastein). Ueberhaupt mehr oder weniger durch-
scheinend; von Fettglanz; meist ebenem Bruch;
oft von mancherley besonderer Gestalt, zumahl
stalactitisch, oder in ursprünglicher Nierenform,
in Mandeln, Kugeln etc. Letztere (im Vicenti-
nischen) nicht selten mit eingeschlossenen Höhlun-
gen, und in diesen zuweilen Wassertropfen (Fr.
[Seite 564] Hydrocalcedoine); anderwärts auch theils wie
gebackt, zellig etc. auch mit Crystallisations-Ein-
drücken [S. 550. not. *) theils auch in eigen-
thümlicher, sowohl cubischer Crystallisation Ge-
wicht = 2615. Auch viele Chalcedone phospho-
resciren, wenn sie an einander gerieben werden.
Gehalt eines Färöer (nach Bergmann) = 84
Kieselerde, 16 Thonerde. Oft macht er Ueber-
gänge in Quarz, Hornstein, Opal. Bricht häu-
fig im Trapp.
Rauchbraun, theils ins Schwarzblaue: oft
mit scharf abwechselnden Schichten von milch-
blauen gemeinen Chalcedon (arabischer oder so
genannter blinder Sardonyx; ital. Niccolo.)
Hauptgebrauch bey den Römern zu Siegel-
steinen.
Incarnatroth, einerseits bis ins Wachsgelbe
oder Hornbraune, anderseits ins dunkelste Gra-
natroth. Von letzterer Art vor allen die köst-
liche antike Corniola nobile (Fr. cornaline de
la vieille roche), die mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit durchfallendem Lichte aber blut-
roth, wie ein böhmischer Granat oder Pyrop
und fast eben so durchsichtig, ihr Fundort aber
jetzt unbekannt ist, und worin die bey weiten
größten Meisterwerke von alten griechischen und
etruskischen Siegelsteinen oder Omtaglios gegra-
ben sind.
Der indische Sardonyx woraus hingegen die köst-
lichsten antiken Cameen gearbeitet sind, ist meist
hornbrauner Carneol mit Chalcedonschichten.
Achat, ist, wie gesagt, ein Gemengsel von
mehreren der vorigen Arten, außerdem aber
auch zuweilen von Quarz (zumahl Amethyst),
Heliotrop, Jaspis etc. in endloser Mannigfaltig-
keit der Zusammensetzung, Farben und Zeich-
nung. Daher die mancherley Benennungen,
von Achatonyx, Jaspachat, Bandachat,
Kreisachat, Punctachat, Festungsachat etc. –
Trümmerachat, der Bruchstücke von jenen
Steinarten enthält, die durch Quarzcement zu-
sammen verbunden sind. Regenbogenachat,
mit buntem Farbenspiel bey durchfallendem Lichte.
Ueberhaupt häufig in Kugelform; oft hohl. In
größter Menge und Mannigfaltigkeit in Deutsch-
land, zumahl in der Pfalz.
Die Farbe ist in den nachbenannten Abarten
verschieden: alle sind mehr oder weniger durch-
scheinend; haben meist Fettglanz, theils stärker
theils matter: ihr Bruch ist muschelich; sie fin-
den sich bloß derb; und sind meist nur halb-
hart. – Die beyden Hauptarten sind: 1) der
eigentliche Opal, und 2) der Wachsopal.
mit folgenden Abarten: nähmlich
Bey durchfallendem Lichte mehrentheils gelb;
bey auffallendem milchblau, mit einem eigenen
feurigen Spiel von Regenbogenfalben: Gewicht
= 2114. Gehalt (nach Klaproth) = 90 Kie-
selerde, 10 Wasser. Fundort zumahl Ober-
Ungarn.
Minder durchscheinend; und ohne jenes Far-
benspiel. Eine rahmgelbe Abart hat den mongo-
lischen Nahmen Kascholong (d.h. schöner Stein).
Gehalt eines Kosemitzer (nach Klaproth) =
98,75 Kieselerde, 1 Thonerde, 1 Eisenkalk.
Fundort im Erzgebirge, Schlesien, den Färöern
etc. Uebergang in Chalcedon, Chysopras etc.
c. Hydrophan, Weltauge, oculus mundi,
lapis mutabilis.
Meist rahmgelb; wohl durch Verwitterung
aus der vorigen Abart entstanden; daher gleicher
Fundort, und ähnlicher Gehalt; weicher als
diese; klebt an der Zunge; saugt Wasser ein;
wird dabey durchsichtig; theils mit Regenbogen-
farben*).
a. Pechopal, Telkobanjerstein.
Gemeiniglich wachsgelb (Wachsopal); aber
auch theils braunroth, olivengrün etc.; mehr oder
weniger durchscheinend; theils Glasglanz, theils
Fettglanz; muscheliger Bruch. Uebergang in
gelben Chalcedon und in Pechstein. Vorzüglich
in großer Mannigfaltigkeit bey Telkobanja in
Ober-Ungarn. Gehalt eines solchen (nach Klap-
roth) = 93,50 Kieselerde, 1 Eisenkalk, 5 Wasser.
In eine Art Wachsopal versteintes Nadelholz;
gelblich, bräunlich etc. Der Längenbruch theils
noch faserig; und zuweilen mit schaligen Ablo-
[Seite 567] sungen der Holz-Jahre. Fundort zumahl in
Ungarn bey Schemnitz.
6. Katzenauge, Schillerquarz. Quarz.
agathe chatoyant.
Meist gelblich oder grünlich, theils ins Rauch-
graue; mit einem eigenen Widerschein, daher
der Nahme; wenig durchscheinend; Fettglanz;
meist als Gerölle auf Ceilan und Malabar, von
wannen er meist schon in so genannte Talgtropfen
(en goutte de suif) oder muglich zu Ringsteinen
geschliffen kommt. Gewicht = 2657. Gehalt
(nach Klaproth) = 95 Kieselerde, 1,75 Thon-
erde, 1,50 Kalkerde, 0,25 Eisenkalk.
7. Pechstein. Petrosilex résinite.
In mancherley Farben; doch meist ins Braune;
meist wenig durchscheinend; Fettglanz; musche-
liger Bruch; meist derb; theils in Nieren; halb-
hart. Gewicht eines sächsischen = 2314. Ue-
bergang in Wachsopal: theils mit eingemeng-
ten Feldspath- und Quarz-Körnern (Pechstein-
Porphyr).
8. Menilit, Knollenstein, Leberopal.
vulgo blauer Pechstein.
Haarbraun, fettglänzend; nur an den dünne-
sten Kanten durchscheinend; der Bruch aus dem
Flachmuschligen ins Grobschlittrige; ritzt in
Glas. Gehalt (nach Klaproth) = 85,50 Kie-
selerde, 1 Thonerde, 0,50 Kalkerde, 0,50 Ei-
senkalk, 11 Wasser und kohlenartiger Stoff.
In Nieren und knolligen Stücken, im Polir-
Schiefer zu Menil-Montant bey Paris.
9. Polirschiefer, Saugkiesel, Kleb-
schiefer.
Meist gelblich weiß, theils ins Bräunliche,
oft gestreift; ein wenig abfärbend; von schiefri-
gem Bruch; feinerdig; mager anzufühlen; hängt
nicht an der Zunge; sehr weich; leicht. Gehalt
(nach Klaproth) = 66,50 Kieselerde, 7 Thon-
erde, 1,50 Talkerde, 1,25 Kalkerde, 2,50
Eisenkalk, 19 Wasser. Fundort zumahl bey
Menil-Montant.
Meist gelblichgrau; erdig; mager; weich.
Gehalt (nach Haase) = 90 Kieselerde, 7 Thon-
Erde, 3 Eisenkalk. Fundort unter andern bey
Ronnenburg im Altenburgischen.
11. Schwimmstein. Quarz nectique.
Gelblichgrau; matt; undurchsichtig; erdiger
Bruch; sehr weich; milde. Gewicht = 0,800.
Gehalt (nach Vauquelin) = 98 Kieselerde, 2
kohlensaure Kalkerde. Fundort bey Paris, meist
in kuglichten Stücken oder Knollen.
12. Bimsstein. Pumex. (Fr. pierre ponce.
Engl. pumice-stone.)
Meist weißlichgrau; von Seidenglanz; schwam-
micht; meist krummfaseriges Gefüge; spröde;
scharfes Korn; sehr leicht. Gehalt des lipari-
schen (nach Klaproth) = 77,50 Kieselerde, 17,
50 Thonerde, 1,75 Eisenkalk. Fundort zumahl
in vielen vulcanischen Gegenden*), wie bey
Lipari, Santorini, Veracrux in Mexico etc.
13. Porcellan-Jaspis. Thermantide por-
cellanite.
Meist perlgrau oder lavendelblau, aber auch
theils strohgelb, ziegelroth etc. Rissig; fettglän-
zend; muscheliger Bruch. Ein pseudovulcani-
sches Product, vermuthlich aus Schieferthon
entstanden. Fundort unter andern bey Stracke
in Böhmen. Gehalt desselben (nach Rose) = 60,
75 Kieselerde, 27,25 Thonerde, 3 Talkerde,
2,50 Eisenkalk, 3,36 Kali.
14. Obsidian, isländischer Achat, tockayer
Lux-Saphir, Lavaglas. Lave vitreuse
obsidienne.
Aus dem Rauchgrauen bis ins Kohlschwarze;
mehr oder weniger, theils aber nur an den dünn-
sten Kanten durchscheinend; glasglänzend; mu-
scheliger Bruch; ungeformt; Gehält (nach Abild-
gaard) = 74 Kieselerde, 14 Eisenkalk, 2 Thon-
erde. Hält theils Quarz- und Feldspath-Körner
eingemengt (Obsidian-Porphyx). Fundort
zumahl bey Vulcanen, z.B. auf Island, Insel
Ascension, Oster-Insel etc.
15. Feuerstein, Kreide-Kiesel. Pyrrho-
machus. (Fr. pierre à feu, pierre à fusil.
Engl. flint.)
Meist grau, ins Schwärzliche, Gelbliche etc.
wenig durchscheinend; muscheliger, scharfkantiger
Bruch; theils in dichten Knollen theils in hohlen
Kugeln (zu letztern gehören die so genannten Me-
lonen vom Berge Carmel); härter als Quarz.
[Seite 570] Giebt wenn er geschlagen wird, einen eigenen
Geruch. Gewicht = 2595. Gehalt (nach Klap-
roth) = 98 Kieselerde, 0,50 Kalkerde, 0,29
Thonerde, 0, 25 Eisenkalk. Uebergang in Horn-
stein, Halbopal etc.*). Häufig in Kreide-La-
gern. Enthält oft Versteinerungen, zumahl von
See-Igeln und zarten Corallen (Cellularien etc.).
als Gerölle im Puddingstein von Hertfordshire.
Ein Hauptgebrauch zu Flintensteinen.**)
16. Hornstein, Felskiesel. Petrosilex, cor-
neus. (Fr. pierre de corne. Engl. chert.)
Meist grau, in allerhand andere meist auch
unansehnliche Farben übergehend. Am Altai
milchweiß mit saubern dendritischen Zeichnungen
(so genannter weißer Jaspis). Höchstens nur
an den Kanten durchscheinend. Meist splitteri-
ger Bruch; ungeformt; doch theils in Aftercry-
stallen [S. 550. not. *)] nach Kalkspath gemo-
delt; minder hart als Quarz. Gewicht = 2708.
Gehalt (nach Kirwan) = 72 Kieselerde, 22
Thonerde, 6 Kalkerde. Uebergang in Feuer-
stein, Chalcedon, Jaspis etc. Macht die Grund-
masse mancher Porphyre aus.
Sinopel (Ferrum jaspideum Bornii) ist ein
braunrother, sehr eisenschüssiger, Hornstein, der
bey Schemnitz eine Hauptgangart ausmacht.
Holzstein oder Kieselholz ist in eine Art von
Hornstein petrificirtes Holz; von mancherley
Farben; unter andern zuweilen coschenillroth,
[Seite 571] selten apfelgrün. Fundort zumahl im aufge-
schwemmten Lande; theils aber auch in Flözge-
birgen (im rothen todten liegenden).
17. Kieselschiefer, Hornschiefer.
Schwarz, rauchgrau, theils auch von andern
doch meist matten Farben; nur an der Kanten
durchscheinend; matter schimmernder Fettglanz;
meist grobsplitteriger, theils schuppiger Bruch;
schiefriges Gefüge; ungeformt; hart; oft mit
Quarzadern durchzogen. Uebergang in Thon-
schiefer.
Eine jaspisähnliche Abart des Kieselschiefers,
die Hr. Werner lydischen Stein nennt, ist zu-
mahl schwarzgrau, bis ins Kohlschwarze, mit
mehr ebnem Bruch, und findet sich häufig als
Gerölle.
18. Eisenkiesel, Quarz hématoïde.
Meist leberbraun; undurchsichtig; Fettglanz;
meist ungeformt; zuweilen in kleinen Crystallen,
von sechsseitigen Säulen sowohl mit sechs- als
dreyseitigen Endspitzen; hart. Gehalt eines
Leberbraunen (nach Buchholz) = 92 Kieselerde,
5,75 Eisenkalk, 1 Braunsteinkalk, 1 flüchtige Theile.
Fundort zumahl Böhmen und das sächsische Erz-
gebirge.
Von allen Farben und Zeichnungen; daher die
Beynahmen Bandjaspis etc.; undurchsichtig;
matter muscheliger Bruch; meist ungeformt:
selten in ursprünglicher Nierenform; sehr hart.
Gewicht = 2691. Gehalt (nach Kirwan) = 75
Kieselerde, 20 Thonerde, 5 Eisenkalk. Ueber-
gang in Hornstein, Eisenkiesel etc.
Eine besondere merkwürdige Abart ist der Ae-
gyptische Jaspis, Aegypten-Kiesel, silex Ni-
loticus. (Fr. Caillou d'Egypte.) – Braun in
allerhand Abstufungen; theils streifig oder gea-
dert; auch mit dendritischen Zeichnungen; in ur-
sprünglicher Kieselform; trefflich polirbar. Ge-
wicht = 2564. Fundort zumahl in Ober-Ae-
gypten.
Dunkel lauchgrün, meist mit blutrothen Punc-
ten; wenigstens an den Kanten durchscheinend;
Fettglanz; muscheliger Bruch; ungeformt. Ge-
wicht = 2633. Fundort vorzüglich in Aegypten.
Häufig unter den antiken Intaglios.
Vermuthlich gehört auch zu dieser Gattung das
Plasma, oder der Smaragd-praser. (Fr.
prime d'Emeraude. Ital. plasma di smeraldo
gemmario.) – Licht lauchgrün, meist mit
weißen oder gelblichen kleinen Flecken; durch-
scheinend. Fundort jetzt unbekannt, doch ver-
muthlich Aegypten; häufig von den alten Römi-
schen Künstlern zu Petschirsteinen etc. verarbeitet*)
Von der Art sind auch die mehrsten antiken so
genannten Smaragde.
Meist apfelgrün, theils ins Blauliche spie-
lend; hat seine schöne aber im Feuer sehr ver-
gängliche Farbe vom Nickelkalk; ist durchschei-
nend; ungeformt. Gehalt (nach Klaproth) =
[Seite 573] 96,16 Kieselerde, 1 Nickelkalk. Fundort vor-
züglich bey Kosemitz in Schlesien.
Dunkel lauchgrün; undurchsichtig; theils derb,
theils crystallisirt, und das in breiten sechsseiti-
gen Säulen, die Enden mit zwey oder vier
Fläcken zugeschärft oder auch zugespitzt. Die
Crystalle glasglänzend; der Bruch fettglänzend;
Längenbruch blätterig; Querbruch muschelig. Ge-
wicht = 3640. Gehalt (nach Vauquelin)
= 37 Kieselerde, 21 Thonerde, 15 Kalkerde, 24
Eisenkalk, 1,5 Braunsteinkalk. Funvort in den
Eisengruben zu Arendal in Norwegen.
Ihm ähnelt der Epidot oder Thallit oder so-
genannte grüne Schörl von Dauphine; daher
auch H. Werner beide Fossilien unter den gemein-
schaftlichen Nahmen des Pistacits vereinigt.
23. Axinit, Thumerstein, Glasstein.
Nelkenbraun; durchscheinend; Glasglanz;
kleinmuscheliger Bruch; sowohl ungeformt, als
auch in flachen Rauten crystallisirt. Gewicht
= 3166. Gehalt (nach Klaproth) = 50,5
Kieselerde, 17 Thonerde, 17 Kalkerde, 9,5
Eisenkalk, 5,25 Braunsteinkalk, 0,25 Kali.
Fundort zumahl Dauphine und Thum im Erz-
gebirge
24. Kreuzstein, Kreuzcrystall. Har-
motome.
Meist milchweiß, und nur durchscheinend;
selten wasserhell; der Längenbruch blätterig, der
[Seite 574] Querbruch muschelig; immer crystallisirt*),
und zwar ursprünglich als schmale, dicke, recht-
winkelige, vierseitige Tafel oder Säule, an den
Enden zugeschärft und zugespitzt; aber fast im-
mer als Zwillingscrystall so, daß ihrer zwey und
zwey einander der Lange nach gleichsam durch-
schneiden ( – tab. II. fig. 15 –) und sie dann
zusammen auf dem Querbruch ein Kreuz vorstel-
len, Gewicht = 2355. Gehalt (nach Klaproth)
= 49 Kieselerde, 18 Schwererde, 16 Thonerde,
15 Wasser. Fundort zumahl Andreasberg am Harz.
25. Ichtyophthalmit, Fischaugenstein.
Apophyllite.
Meist graulichweiß; durchscheinend, theils
durchsichtig; blätteriger Bruch, von dreyfachem
rechtwinklichlen Durchgang; ritzt schwach ins
Glas. Gewicht = 2467. Gehalt (nach Rose)
= 52 Kieselerde, 24,5 Kalkerde, 8 Kali, 15
Wasser, nebst einer Spur von Ammoniak. Fund-
ort besonders zu Uton in Roslagen in Schweden,
mit ziegelrothem Kalkspath und gemeiner Horn-
blende.
Meist apfelgrün; durchscheinend; mit schwa-
chem Perlmutterglanz; theils ungeformt; theils
in kurzen vierseitigen Säulen stänglich zusam-
mengehäuft. Gewicht = 2942. Gehalt (nach
Klaproth) = 43,83 Kieselerde, 30,33 Thon-
erde, 18,33 Kalkerde, 5,66 Eisenkalk, 1, 83
Wasser. Fundort zumahl am Cap und in
Dauphine.
Isabell- und orangegelb; fast undurchsichtig;
schwachschimmernder Bruch; nierenförmig und
mamellonnirt, von divergirend strahlichtem Ge-
füge. Gewicht = 2160. Gehalt (nach Klap-
roth) = 48 Kieselerde, 24,25 Thonerde, 1,75,
Eisenkalk, 16,50 Soda, 9 Wasser. Auf dem Por-
phyrschiefer von Hohentwyl im Würtenbergischen.
Hat den Nahmen (Brausestein) von seiner
Haupteigenschaft, daß er sich auf der Kohle vor
dem Löthröhre zweigartig aufbläht, ohne zu
einer Perle zu fließen. Ist weiß in mancherley
Schattirungen, auch theils ziegelroth, grün;
der frische ist mehr oder weniger durchscheinend;
meist perlmutterglänzend, so zumahl der Stil-
bit; (der verwitterte hingegen undurchsichtig,
erdig, oder mehlicht;) sein Gefüge meist diver-
girend strahlicht; theils blätterig; (Stilbite); häu-
fig ungeformt; oft nierenförmig; oft crystallisirt,
und dieß meist in sechsseitigen Tafeln oder Säu-
len, seltner cubisch (Würfelzeolith, Cubicit,
Analcime) und rhomboidal (Chabasie) etc. theils
nadelförmig (so der seltene wasserhelle Isländi-
sche Glaszeolith oder Nadelstein), theils fase-
rig (Haarzeolith); meist halbhart. Gewicht
= 2134. Gehalt eines Färöer (nach Smithson)
= 49 Kieselerde, 27 Thonerde, 17 Natron,
9 Wasser. Fundort unter andern zumahl auf
Island und den Färöern im Trapp. Sonst auch
in manchen Basalt etc.
Meist rauchgrau, theils wolkicht; mehr oder
weniger durchscheinend; selten wasserhell und
[Seite 576] durchsichtig; glasglänzend; in runden und
stumpfeckigen Körnern; meist ungefähr von Erb-
sengröße, doch theils auch so groß als Haselnüsse
und drüber. Gewicht = 2365. Gehalt (nach
Lowitz) = 74 Kieselerde, 12 Thonerde, 7 Kalk-
Erde, 3 Bittererde, 1 Eisenkalk. Fundort zu-
mahl beym Ausfluß der Marekanka ins ochotski-
sche Meer; liegen als Kerne in einer blätterigen
Rinde von Perlstein; beydes Kern und Rinde
blähen sich vor dem Löthrohre wie Zeolith.
30. Perlstein. Lave vitreuse perlée.
Meist aschgrau, theils ziegelroth, beydes in
mancherley Schattirungen; wenig durchschei-
nend; theils von Seiden-theils von Perlmutter-
glanze; besteht theils aus körnigen abgesonder-
ten, theils aus krummschaligen blätterigen bröck-
ligen und zerreiblichen Stücken, welche letztere die
eben gedachte Rinde der Marekanitkörner bilden.
31. Lasurstein. Lazylite. Lapis lazuli.
Sapphirus der Alten. (Fr. pierre d'azur.)
Hat den Nahmen aus dem Persischen von sei-
ner vortrefflichen blauen Farbe; ist undurchsich-
tig; von mattem fast erdigen Bruch; oft mit
eingesprengten Schwefelkies-Puncten; unge-
formt. Gewicht = 2771. Gehalt (nach Klap-
roth) = 46 Kieselerde, 14,50 Thonerde, 28
kohlensaure Kalkerde, 6,50 schwefelsaure Kalk-
erde (Gyps), 3 Eisenkalk, 2 Wasser. Fundort
unter andern in ausnehmender Schönheit und
großen Blöcken am Baikal. Gebrauch zu mancher-
ley Kunstarbeiten und nahmentlich zur Ultrama-
rin-Farbe.
Aus dem Dunkel-lauchgrünen und Colopho-
niumbraunen ins Schwarze; wenig durchschei-
nend; starkglänzend; blätteriger Längenbruch;
muscheliger Querbruch; theils derb; theils aber
crystallisirt in flachen, kurzen sechsseitigen Säu-
len mit vierseitigen Spitzen. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 52 Kieselerde, 13,20 Kalkerde, 10
Talkerde, 3,33 Thonerde, 14,66 Eisenkalk, 2
Braunsteinkalk. Meist eingewachsen in Basalt,
Tuffwacke, und vorzüglich in den Laven vom
Vesuv und Aetna.
Hat den Nahmen von der ausgezeichnet kör-
nichten Form seiner abgesonderten Stücke. Meist
lauchgrün; durchscheinend; glasglänzend; hart.
Gewicht = 3316. Gehalt (nach Vauquelin) =
50 Kieselerde, 24 Kalkerde, 10,3 Talkerde, 7
Eisenkalk, 3 Braunsteinkalk. Hauptfundort bey
Arendal in Norwegen.
Meist pechbraun, theils ins Dunkel-oliven-
grüne; wenig durchscheinend; von außen meist
Fettglanz; inwendig Glasglanz; immer crystal-
lisirt; besonders in vierseitigen kurzen Säulen
mit abgestumpften Kauten und sehr stumpfen
Endspitzen. Gehalt (nach Klaproth) = 35,50
Kieselerde, 33 Kalkerde, 22,25 Thonerde, 7,50
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk. Fundort unter
den Primordial-Fossilien des Vesuvs; vorzüglich
aber (in rein auscrystallisirten theils daumens-
dicken Crystallen) an der Mündung des in den
Wiluj fallenden Achtaragdas.
35. Leucit, weißer Granat, vulcanischer
Granat. Amphigène.
Graulich weiß, milchicht; durchscheinend; aber
meist rissig, und daher trübe; von außen rauh;
inwendig glasglänzend, zeigt auf dem Bruche
concentrische Textur. Gemeiniglich crystallisirt,
weist als doppelt achtseitige Pyramide mit vier
Flächen an jeder Endspitze (– tab. II. fig. 14. –);
sehr spröde. Gewicht = 2468. Gehalt (nach
Klaproth) = 54 Kieselerde, 23 Thonerde, 22
Kali. Fundort vorzüglich in Unter-Italien, in
mancherley Laven und Tuffwacken.
Blutroth; mehr oder weniger durchsichtig;
glasglänzend; muscheliger Bruch; nie crystallisirt,
sondern in rundlichen Körnern, lose oder eing-
wachsen in Serpentin etc. Gewicht = 3491.
Gehalt (nach Klaproth) = 40 Kieselerde, 28,50
Thonerde, 10 Talkerde, 3,50 Kalkerde, 16,50
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk. Fundort zu-
mahl Böhmen und Sachsen.
37. Granat. Carbunculus. (Fr. Grenat,
Engl. Garnet.)
Aus dem Colombin- und Karmesinrothen
durchs Pechbraune ins Olivengrüne; eben so
verschiedene Grade der vollkommnern oder min-
dern Durchsichtigkeit; meist Glasglanz; musche-
liger Bruch; sowohl ungeformt als crystallisirt;
letzteres in mancherley Form; doch meist als Do-
decaëder mit rautenförmigen Flächen (– tab. II.
fig. 13 –); auch wie der Leucit (– tab. II.
fig. 14. –).
Nach den Hauptfarben unterscheidet man fol-
gende drey Arten des Granats; wovon ersterer
edler, die andern beyden aber gemeiner Granat
genannt werden.
1) Rother Granat, orientalischer Granat,
Almandin.
Meist von der gedachten rothen Farbe. Ge-
wicht = 4188. Gehalt (nach Klaproth) =
35,75 Kieselerde, 27,25 Thonerde, 36 Eisen-
kalk, 0,25 Braunsteinkalk. Findet sich vorzüg-
lich in Pegu; wird gemeiniglich als Zweckenkopf
(en cobochon) geschliffen.
2) Brauner Granat, Eisengranat.
Pechbraun, theils ins Zimmtbraune etc. Unter
andern vorzüglich schön am St. Gotthard; auch
beym Vesuvian vom Vesuv.
3) Grüner Granat, grüner Eisenstein.
Lauchgrün, olivengrün etc. Gewicht = 3754.
Gehalt (nach Wiegleb) = 36,45 Kieselerde,
30,83 Kalkerde, 28,75 Eisenkalk. Unter an-
dern als sogenannter Großular rein auscrystal-
lisirt in der Leucit-Form (– tab. II. fig. 14 –)
beym Vesuvian vom Wiluf. Gemeine Abarten
häufig in Thüringen und Meisen, auch nebst dem
braunen am Spitzenberg, am Harz.
38. Stavrolith, Granatit, Stavrotide.
Rothbraun ins Schwarzbraune; wenig durch-
scheinend; immer crystallisirt, meist in flachen
sechsseitigen Säulen; zuweilen als Zwillingscry-
stall, theils in rechten Winkeln, theils wie ein
Andreaskreuz (dieß der sogenannte Basler Tauf-
stein*)). Gehalt (nach Vauquelin) = 30,59
[Seite 580] Kieselerde, 47 Thonerde, 3 Kalkerde, 15,30
Eisenkalk. Fundort in Bretagne und am St.
Gotthard, in Glimmerschiefer, theils mit crystal-
lisirtem Cyanit.
39. Cyanit, blauer Schörl. Disthène.
Meist himmelblau, theils ins Graue, Silber-
weiße; durchscheinend; fast perlmutterglänzend;
der Bruch langsplitterig, strahlig und blätterig;
meist ungeformt; theils crystallisirt, meist in
flachen sechsseitigen Säulen; auf dem Querbruch
theils so hart, daß er am Stahl Funken giebt;
dagegen er sich im Längenbruch mit dem Nagel
zerreiben läßt. Gehalt (nach Klaproth) = 43
Kieselerde, 55,5 Thonerde, 0,5 Elsenkalk, nebst
einer Spur von Kali. Fundort zumahl am St.
Golthard, im Zillerthal im Salzburgischen etc.
Die von Hrn. Klaproth entdeckte Zircon-
erde, von welcher dieß Fossilien-Geschlecht
den Nahmen hat, wird in Schwefelsäure und
im concentrirten Essig, aber nicht in Laugen-
salzen aufgelöst. Sie gibt vor dem Löthrohre
mit Borax eine wasserhelle Perle, und findet
sich in zwey so genannten Edelsteinen, dem
Zircon und dem Hyacinth.
1. Hyacinth. Lyncurium veterum?
Meist orangegelb, feuerfarben; durchsichtig;
gewöhnlich rein auscrystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Säulen, die mit vier auf den
[Seite 581] Kanten aufsitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab.
II. fig. 20. –). Gewicht = 3687. Gehalt (nach
Klaproth) = 70 Zirconerde, 25 Kieselerde.
Fundort vorzüglich Ceilan*).
Meist gelblichbraun; theils in allerhand blas-
sen Farben, zumahl ins Gelbliche, Blauliche etc.;
durchsichtig; von einem eigenen, fast metallischen,
doch etwas fettigen Glanze; crystallisirt in vier-
seitgen Säulen, die mit vier auf den Seiten auf-
sitzenden Flächen zugespitzt sind (– tab. IIl. fig.
7. –); sehr hart. Gewicht = 4475 L. Manche
werden stark vom Magnet angezogen. Gehalt
(nach Klaproth) = 69 Zirconerde, 26,50 Kie-
selerde, 0,50 Eisenkalt. Fundort Ceilan und
Norwegen; hier nähmlich bey Friedrichswärn, in
einem aus opalisirenden Feldspath und Hornblende
gemengten Halbgranit.
Die nach ihrem Entdecker Hrn. Prof.
Gadolin benannte Erde unterscheidet sich
von der Glücin- und Thonerde, mit welchen
[Seite 582] sie sonst in manchen Eigenschaften überein
kommt, unter andern durch ihre Unauflösbar-
keit in den ätzenden festen Laugensalzen, und
daß ihre salzsaure Auflösung sowohl durch
blausaure Neutralsalze als auch durch Gerbe-
stoff gefällt wird.
Schwarz; undurchsichtig; glänzend; kleinmu-
scheliger Bruch; halbhart; wirkt lebhaft auf den
Magnet. Gewicht = 4237. Gehalt (nach
Ekeberg) = 55,5 Gadolinerde, 23 Kieselerde, 4,5
Glücinerde, 16,5 Eisenkalk. Bricht bis jetzt
nur in sehr geringer Menge in rothen Feldspath
zu Ytterby in Roslagen in Schweden, von wel-
chem Fundorte das Fossil auch seinen einen Nah-
men erhalten.
Die von Hrn. Vauquelin entdeckte Glü-
cinerde (Süßerde) unterscheidet sich von der
Thonerde, mit welcher sie manche Eigenschaf-
ten gemein hat, schon dadurch, daß sie mit der
Schwefelsäure nicht wie diese Alaun macht;
und hat ihren Nahmen von der Eigenheit, daß
sie mit Säuren süße und leicht zusammenzie-
hende Salze bildet.
1. Berzyll, Aquamarin. (Fr. Aigue marine.)
Meergrün in mancherley Schattirungen, einer-
seits bis ins Himmelblaue, anderseits bis ins
[Seite 583] Honiggelbe; durchsichtig; Längenbruch wusche-
lig; Querbruch blätterig; in sechsseitigen Säulen
von mancherley Varietät crystallisirt. Gewicht
= 2683. Gehalt (nach Vauquelin) = 16 Glü-
cinerde, 69 Kieselerde, 13 Thonerde, 0,5 Kalk-
erde, 1 Eisenkalk. Fundort vorzüglichst auf dem
Adonschelo zwischen Nertschinsk und dem Baikal,
und eine gemeine grünlichgraue etc. fast undurch-
sichtige Abart in großen Säulen bey Chante-
loupe in Haute-Vienne.
2. Smaragd. (Fr. Emeraude, Engl.
Emerald).
Seine Hauptfarbe hat von ihm selbst den Nah-
men: seine Crystallisation ist eine sechsseitige
Säule (– tab. II. fig. 10 –) in mancherley Ab-
änderungen. Gewicht = 2775. Gehalt (nach
Vauquelin) = 13 Glücinerde, 46,60 Kieselerde,
14 Thonerde, 2,56 Kalkerde, 3,50 Chromium-
kalk. Fundort vorzüglichst in Peru.
Meist grünlich weiß; durchsichtig; glasglän-
zend; Längenbruch blätterig; mit zweyfachem
Durchgang der Blätter; leicht darnach zu spal-
ten. Querbruch muschelig; crystallisirt als ge-
schobene vielseitige Säule; hart. Gewicht = 3062.
Gehalt (nach Vauquelin) = 12 Glücinerde, 35
Kieselerde, 22 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fund-
ort Brasilien.
Die Thonerde (terra argillosa) heißt auch
Alaunerde (terra aluminosa, Fr. alumine),
[Seite 584] weil sie mit der Schwefelsäure den Alaun bil-
det. Sie wird außerdem auch in der Salpe-
tersäure und Salzsäure aufgelöst, und aus der
Auflösung durch Pottasche wieder gefällt. Für
sich ist sie im Feuer unschmelzbar, verhärtet
aber darin; und wird dabey (und zwar nach
Verhältniß des Grades der Hitze) in einen klei-
nern Raum zusammen gezogen. – Viele
thonartige Fossilien geben, wenn sie angehaucht
werden, den eigenen Thongeruch von sich. Die
weichen kleben meist an der Zunge, und manche
derselben saugen das Wasser ein, und werden
darin zähe.
In dieses Geschlecht gehören zuförderst –
so auffallend es auch auf den ersten Blick schei-
nen muß – manche farbige Edelsteine
(Argilo-gemmes), deren einige, wie ihre ge-
naueste Analyse gelehrt hat, fast aus bloßem
Thone bestehen, der auf eine unbegreifliche
Weise zu so ausnehmend harten, durchsichti-
gen, feurigen, edlen Steinalten verbunden
ist (§. 240. S. 553).
Meist aus dem Citrongelben ins Spargel-
grüne opalisirt ins Blaue; durchsichtig glas-
glänzend; muscheliger Bruch; meist ungeformt
in Körnern. selten crystallisirt als achtseitige
Säule mit dergleichen Endspitze. Gewicht = 3710.
Gehalt (nach Klaproth) = 71,50 Thonerde, 18
[Seite 585] Kieselerde, 6 Kalkerde, 1,50 Eisenkalk. Fund-
ort Brasilien.
Gelb in mancherley Abstufungen; theils aber
auch einerseits ins Rosenrothe, anderseits ins
Meergrüne, Blauliche etc.; der Längenbruch mu-
schelig; der Querbruch blätterig. Meist crystal-
lisirt, und zwar gewöhnlich als vier- oder acht-
seitige Säule, die beym brasilischen mit vier,
acht oder auch sechs Flächen zugespitzt (– tab. II.
fig. 16. –), beym Sächsischen aber mehrentheils
mit einer sechsseitigen Fläche abgestumpft ist
(tab. II. fig.9. –). Gewicht des brasilischen
= 3515 L. Dieser zeigt auch die Elektricität
des Turmalins. Gehalt des Sächsischen (nach
Vauquelin) = 49 Thonerde, 29 Kieselerde, 20
Flußsäure. Fundort, in Europa zumahl bey
Auerbach im Voigtlande auf dem Schneckenstein,
in einem eigenen, merkwürdigen Muttergestein
(dem Topasfels); in Asien vorzüglich bey Mukla
in Natolien und am Ural in Sibirien; in Ame-
rica in Brasilien.
2) gemeiner Topas, Leucolith, Stangen-
stein, weißer Stangenschörl, schörlarti-
ger Beryll, Pyrophysalith. Pycnite.
Gelblich und grünlich-weiß, theils auch röth-
lich; wenig durchscheinend; blätteriger Quer-
bruch; in stänglich zusammengehäuften Säulen,
theils in sechsseitigen Crystallen. Gewicht =
3530. Gehalt (nach Klaproth) = 49,50 Thon-
erde, 43 Kieselerde, 4 Flußsäure, 1 Eisentalk,
1 Wasser. Fundort vorzüglich im Stockwerk bey
[Seite 586] Altenberge im Erzgebirge, in einem gemengten
Muttergesteln von Glimmer und Quarz.
Roth in mancherley Abstufungen; daher die
besondern Benennungen, da der ponceaurothe
Spinell genannt wird, der rosenrothe Balais,
der ins Hyacinthenrothe fallende Rubicell etc.,
zuweilen geht er aber auch ins Blauliche, ins
Weiße etc.; seine Crystallisation mannigfaltig;
doch meist als doppelt vielseitige Pyramide
(– tab. II. fig. 5. –) oder als sechsseitige Säule
oder Tafel, in mancherley Abänderungen. Mit-
tel-Gewicht = 3700. Gehalt (nach Klaproth )
= 74,50 Thonerde, 15,50 Kieselerde, 8,25
Talkerde, 0,75 Kalkerde, 1,50 Eisenkalk*).
Fundort Ceilan, Pegu etc.
Meist blau in mancherley Abstufungen; bis
ins Weiße (Luxsaphir) und zuweilen gar wein-
gelb**), wozu vielleicht mancher so genannte
ostindische Topas gehört; eigentlich durchsich-
tig; zuweilen in etwas opalisirend; seine Cry-
stallisation als sechsseitige einfache oder doppelte
Pyramide (– tab. II fig. 18. –); Ist der här-
teste Stein dieses Geschlechts. Mittel-Gewicht
= 4000. Gehalt (nach Klaproth) = 98,50
[Seite 587] Thonerde, 1 EisenKalk, 0,50 Kalkerde. Findet
sich wohl bloß als Gerölle; zumahl auf Ceilan.
5. Demantspath und Corund*).
Ersterer rauchgrau, letzterer meist apfelgrün,
selten ins Haarbraune; beyde wenig durchschei-
nend; von so genanntem Demant-Glanz, und
spathartigem Gefüge; crystallisirt in sechsseitigen
(zuweilen etwas conisch zulaufenden) kurzen
Säulen. Mittel-Gewicht, sowohl des schinesi-
schen als hindostanischen, = 3911 L. Gehalt
des letztern (nach Klaproth) = 89,50 Thonerde,
5,50 Kieselerde, 1,25 Eisentalk. Fundort Co-
romandel und Schina, im Granit. Gebrauch
in jenen Ländern zum Schneiden und Poliren der
Edelsteine und des Stahls**).
Unter dem Nahmen von edlen Corund kann
man die schönfarbigen, zumahl Rubinrothen und
Saphirblauen Abarten begreifen, die sich eben-
falls in Ostindien finden und wovon die erstern
Salamrubine, die letztern aber vulgo Stern-
saphire genannt werden, weil sie, zumahl wenn
sie an den Enden der Säule rundlich angeschliffen
werden, bey auffallendem Lichte mit einem be-
weglichen sechsstrahligen Sterne spielen.
6. Smirgel. Smiris. (Fr. emeril. Engl.
emery.)
Schwarzgrau, theils ins Indigblaue etc.; an
den Kanten durchscheinend; schimmernd, theils
[Seite 588] fast metallisch glänzend; kleinkörniger theils split-
teriger Bruch. Sehr hart. Gewicht ungleich.
Z.B = 3922. Auch der Gehalt ungleich; doch
(nach Tennant) immer sehr viel Thonerde, mit
weniger Kieselerde und Eisenkalk. Fundort des
wahren Smirgels*) unter andern Naxos, Estre-
madura und Eibenstock im Erzgebirge.
7. Türkis, Agaphit, dichter Thon-
hydrat.
Aus dem Himmelblauen ins Spangrüne; jene
die kostbaren; (verwittert ins Berggrüne;) un-
durchsichtig; in kleintraubigen knospigen Nierchen.
Gewicht = 2900. Gehalt (nach John) = 73
Thonerde, 18 Wasser, 4,5 Kupferkalk, 4 Ei-
senkalk. Kommt vorzüglich von Nischabur in Ost-
persien. Bricht im Thonlagern zwischen Gang-
schiefer. Ward vulgo, aber irrig, für ein Pe-
trefact, nemlich für versteinte Fischzähne gehalten.
In den nachbenannten Farben: theils Glas-
glanz, theils Fettglanz; meist muscheliger Bruch.
Theils als Gerolle, meist aber in drey - oder
sechs- oder neunseitigen der Länge nach gestreif-
ten Säulen, mit dreyseitiger kurzer Endspitze
(– tab. II. fig. 12. –). Manche Abarten zei-
gen die sonderbare Elektricität, daß sie, wenn
sie nur bis zu einer gewissen Temperatur erwärmt
[Seite 589] sind, Asche etc. anziehen und abstoßen, und diese
heißen Turmaline*).
1) Schwarzer gemeiner Schörl und Tur-
malin.
Meist kohlschwarz, undurchsichtig; doch theils
in dünnen Splittern braun oder grün durchschei-
nend. Hat glasartigen Bruch. Meist in lan-
gen Säulen (Stangenschörl), theils nadelför-
mig; theils in kurzen dicken Säulen (Graupen-
schörl). Bricht sowohl im Granit, als in
manchen Ganggebirgsarten, zumahl im Gneis,
Schneidestein, Topasfels etc. Fast in allen Welt-
theilen; nahmentlich in Tyrol, Grönland, auf
Madagascar etc.
Bey auffallendem Lichte schwarzbraun, bey
durchfallendem fast colophoniumbraun, durchsich-
tig; auch wie der schwarze theils in langen Säu-
len (so z.B. auf den Pyrenäen), theils in Grau-
pen (z.B. auf Ceilan). Gehalt (nach Berg-
mann) = 39 Thonerde, 37 Kieselerde, 15 Kalk-
erde, 9 Eisenkalk.
3) Rother Schörl, Sibirit, Daürit, Rubellit.
Meist carmoisinroth; halbdurchsichtig; die Säu-
len in die Länge gestreift, theils stänglicht zusam-
mengehäuft. Gewicht 3043. Gehalt (nach
Vauquelin) = 40 Thonerde, 42 Kieselerde, 10
Soda, 7 Braunsteinkalk. Fundort Permien. Es
[Seite 590] gehört aber auch dazu der sonst so genannte cry-
stallisirte Lepidolith von Rozena in Mähren.
Meist dunkel indigblau; nur an den Kanten
durchscheinend; Glasglanz, dem metallischen sich
nähernd; hart; meist in nadelförmigen, zusam-
mengehäuften, der Länge nach gestreiften Säu-
len. Fundort Uton in Südermanland.
Meist lauchgrün; theils ins Stahlblaue; durch-
sichtig; die Säulen meist tief gefurcht. Gewicht
= 3600. Gehalt (nach Bergmann) = 50 Thon-
erde, 34 Kieselerde, 11 Kalkerde, 5 Eisenkalk.
Fundort Brasilien.
Schwarz und grün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen. Undurchsichtig oder wenig
durchscheinend; meist blätteriger Bruch; gibt
grünlichgrauen Strich. Gewicht = von 3600
bis 3900. Gibt, wenn sie angehaucht wird,
den eigenen Thongeruch von sich.
Als besondere Arten verdienen angemerkt zu
werden:
1) gemeine Hornblende (Fr. roche de corne
striée).
Theils stralig, büschelförmig etc. Eins der
weitest verbreiteten ältesten Fossilien auf unserem
Planeten; das einen der gemeinsten Gemengtheile
vielen Aftergranits ausmacht.
Meist mit kurzen durcheinander laufenden strah-
ligen Fasern; in scheibenförmigen Bruchstücken.
Meist in kurzen sechs- oder achtseitigen Säu-
len, die theils tafelartig, und mit zwey oder drey
Endflächen zugeschärft oder zugespitzt sind.
Meist eingewachsen in Basalt und Tuffwacke;
auch eingemengt in Laven.
10. Schillerstein, Schillerspath*).
Messinggelb, ins Grünliche; kaum merklich
durchscheinend; von metallischem, schillerndem
Glanze; geradblätterig; weich. Gehalt (nach
Gmelin) = 17,9 Thonerde, 43,7 Kieselerde,
11,2 Talkerde, 23,7 Eisenkalk. Fundort im
harzburger Forst am Harz, in einem grünlich
schwarzen, dem Serpentin und Asbest durchzo-
genen Urgrünstein
Meist rauchgrau in mancherley Abstufungen,
theils mit Silber- oder Messing-Glanz, oder
tombackbraun bis ins Schwarze; mehr oder we-
niger durchscheinend; meist geradeblätterig, selten,
krummblätterig (wie z.B. Mica hemisphaerica
Linn.) Jene theils in Bogengröße; so z.B.
das russische Frauenglas oder Fensterglimmer
[Engl. Isinglaß. Russ. Sliuda**)]; die Blätter
[Seite 592] elastisch biegsam; meist ungeformt, theils aber
crystallisirt und dieß gewöhnlich in sechsseitigen
Tafeln. Gewicht = 2934. Gehalt des russischen
Frauenglas (nach Klaproth) = 34,25 Thon-
erde, 48 Kieselerde, 8,75 Kali, 4,50 Eisen-
kalk, 0,5 Talkerde und Braunsteinkalk. Auch
eins der primitivsten und allgemeinst verbreiteten
Fossilien in unserer Erdrinde; in allen dreyen
Hauptarten von Gebirgen (§. 227-230).
12. Lepidolith, Lillalit. (Fr. Mica grenu.)
Lillaroth, theils ins Graue, Bräunliche etc.;
an den Kanten durchscheinend; schimmernd, von
fast metallischem Glanze; unebnem, kleinschup-
pichtem, fast glimmerigem Bruche; halbhart.
Gehalt (nach Klaproth) = 38,25 Thonerde,
54,50 Kieselerde, 4 Kali, 2,50 Wasser,
0,75 Braunstein- und Eisenkalk. Fundort bey
Rozena in Mähren, in einer gemengten Gebirgs-
art von Feldspath und großen Quarzbrocken.
13. Kryolith, flußsaurer Thon.
Fast milchweiß; durchscheinend; glasglänzend;
von dickschaligem Gefüge; weich. Gewicht =
2957. Schmilzt sehr leicht vor dem Löthrohre
zu milchweißen Kügelchen. Gehalt (nach Klap-
roth) = 24 Thonerde, 40 Flußsäure, 36 Natron.
Fundort Grönland.
14. Feldspath (Fr. Spath étincelant, Engl.
Field spar.)
Von mancherley, doch meist blassern Farben;
weist nur wenig durchscheinend; weist wahren
Spathgefüge; theils ungeformt, theils verschie-
dentlich crystallisirt; häufigst als Bestandtheil
gemengter Gebirgsarten; theils mit andern Fos-
[Seite 593] silien (z.B. mit Quarz oder Hornblende) innig
gemengt.
Man unterscheidet folgende fünf Arten desselben:
D.h. ohne merkliches Spathgefüge: von der
Art ist z.B. der blaßlauchgrüne im ägyptischen
Serpentino verde antico.
Meist weißlich, gelblich, röthlich etc. doch
theils auch in andern und selbst hohen Farben,
z.B. smaragdgrün mit mattem Perlenmutterglanz
im so genannten Amazonenstein aus dem Catharin-
burgischen; mit deutlichen Spathgefüge; häufig
crystallisirt, zumahl in sechsseitigen (einfachen
oder zu Zwillingscrystallen verbundenen) Tafeln
mit zugeschärften oder zugespitzten Enden, oder
in Rhomben, in vierseitigen Säulen etc. Manche
Abarten verwittern leicht (zu Porcellanthon).
Gewicht des smaragdgrünen sibirischen = 2573 L.
Und der Gehalt des nähmlichen (nach Vauque-
lin) = 65 Kieselerde, 17 Thonerde, 3 Kalkerde,
13 Pottasche. Ueberhaupt aber ist der gemeine
Feldspath wiederum eine der uranfänglichsten Fos-
silienarten unsers Erdkörpers, als Hauptgemeng-
theil des Granits, wo er in manchen Abarten
den bey welten vorwaltenden Theil ausmacht*).
Theils farbenlos, und wasserhell; theils weiß;
glasglänzend; theils ungeformt (so z.B. einge-
wachsen in manchen hieländischen Basalt); theils
säulen- oder tafelförmig crystallisirt (so z.B. in
ersterer Form im Granti vom Drachsen am
Rhein, in letzterer am Vesuv).
Meist weiß; durchscheinend; perlmutterglän-
zend; opalisirend; seine Crystallisation meist wie
am gemeinen Feldspath. Gewicht = 2561.
Fundort zumahl auf der Adula am St. Gotthard
(theils in großen Crystallen), und der eigentliche
Mondstein als Gerölle auf Ceilan**).
Seine Grundfarbe meist schwärzlichgrau, aber
bey auffallendem Lichte in mancherley, theils
hohe Farben schillernd, theils mit Messing- oder
Tombackglanz; durchscheinend. Gewicht = 2692.
Fundort vorzüglich auf Labrador (als Gerölle)
und in Ingermanland.
Auch zum Feldspath rechnet Hr. Werner 6) den
Hohlspath, Chiastolith, Macle, ein sonder-
bares Fossil von weißer oder gelblichgrauer Farbe,
in langen dünnen vierseitigen Säulen die im
Querbruch in der Mitte einen schwarzen ebenfalls
viereckten Kern zeigen der von seinen Ecken nach
den Kanten der Säule ausläuft. Es hat Fett-
[Seite 595] glanz, feinsplitterigen Bruch, und ritzt ins Glas.
Gewicht = 2944. Es ist in Tonschiefer einge-
wachsen. Fundort zumahl Bretagne, und Ge-
frees im Bayreuthschen.
15. Aluminit, (so genannte) reine Thonerde.
Kreideweiß; erdiger Bruch; mürbe; abfär-
bend; mager anzufühlen; meist in kleinen Nie-
ren. Gewicht = 1669. Gehalt (nach Simon)
= 32,5 Thonerde, 47 Wasser, 10,25 Schwe-
felsäure, 0,45 Kieselerde, 0,35 Kalkerde, 0,45
Eisenkalk. Fundort zumahl bey Halle.
16. Porcellanerde, Kaolin der Schineser.
Weißlich, in allerhand blasse Farben überge-
hend; mager; sanft anzufühlen; von verschiede-
nem Zusammenhange. Gehalt verschieden; doch
gewöhnlich nur ungefähr 1/4 Thonerde zu 3/4 Kiesel-
erde. Fundort in vielen Ländern von Europa
und Asien. Ist wenigstens großentheils aus ver-
wittertem Feldspath entstanden.
Meist von grauer Farbe, und aus derselben
durch mancherley Uebergänge in andere; matt;
weich; fettig anzufühlen; der Bruch häufig ins
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin
1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique.)
Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich
im Feuer mehrentheils Ziegelroth; variirt man-
nigfaltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der
davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit,
z.B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut,
[Seite 596] vielartiger anderer Töpferwaare*), Tabackspfei-
fen, türkischen Pfeifenköpfen (u.a. vulgo so ge-
nannten terrae sigillatae-Waaren), Schmelz-
tiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlechter
Tücher, zum Raffiniren des Zuckers etc. Findet
sich meist in aufgeschwemmtem Lande, nahe unter
der Dammerde.
2) Verhärteter Thon, Thonstein.
Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Ge-
genden als Baustein.
Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hän-
gen stark an der Zunge**); oft mit Kräuterab-
[Seite 597] drücken (Kräuterschiefer). Ein gewöhnlicher
Gefährte der eigentlichen Steinkohlen. Ueber-
gänge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.
Wenn er mit Erdharz durchdrungen ist,
heißt er Brandschiefer, Kohlenschiefer, Schi-
ftus carbonarius, (Engl. the slag, the cleft);
dieser brennt mit Harzgeruch und wird dabey hel-
ler. Kann auch sehr gut zu mancher Art von
Feuerung gebraucht werden, weßhalb er denn
auch von manchen Mineralogen den Steinkohlen
selbst beygezählt wird.
18. Lehmen, Leimen. Limus. (Engl. Loam.)
Meist leberbraun; groberdig; im Wasser er-
weichbar; innig gemengt mit Sand und Kalk,
daher er mit Säuern braußt, und theils leicht im
Feuer schmilzt; meist eisenhaltig. Fundort in
aufgeschlemmtem Lande.
19. Bolus [der Mineralogen*)], lemnische
Erde, Siegelerde. Terra Lemnia s.
sigillata.
Meist leberbraun, theils ins Fleischrothe;
fettig; muscheliger Bruch; glänzender Strich;
weich; hängt stark an der Zunge; zerfällt im
Wasser mit Aufstoßen von Luftblasen und Ge-
[Seite 598] räusch, gibt angehaucht den Thongeruch. Fund-
ort vorzüglich auf der Insel Stalimene (Lemnos).
20. Walkererde. Argilla fullonum. (Engl.
fuller's earth.)
Meist leberbraun, aber auch in andern Far-
ben; theils streifig, oder fleckig; matter, erdiger
Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden Strich,
und Thongeruch; saugt leicht Fett ein; daher
ihre wichtige Benutzung. Gehalt (nach Berg-
mann) = 25 Thonerde, 51,8 Kieselerde, 3,3
Kalkerde, nur 0,7 Talkerde, 3,7 Eisenkalk, 15,5
Wasser. Fundort der vorzüglichsten in Hampshire.
Theils bräunlich schwarz, theils gelblich weiß
mit grauen und leberbraunen Adern; seifenarti-
ger Bruch; sehr fettig anzufühlen; hängt stark
an der Zunge, und läßt sich spähneln. Fundort
zumahl bey Medziana Gera in Polen.
22. Steinmark. Lithomarga. (Engl. stone-
marrow.)
Weißlich, aber in allerband Uebergängen zu
allen drey Grundfarben; theils streifig, oder
marmorirt (so z.B. die meist veilchenblaue so
genannte Wundererde von Planitz bey Zwickau)
von sehr verschiedener Festigkeit; vom Zerreibli-
chen bis zum Halbharten*); letzteres mit mu-
scheligem Bruche
Auch der officinelle ziegelrothe meist weißlich
gesprenkelte armenische Bolus gehört hierher.
Besonders merkwürdig ist das vom H. Ober-
berghauptmann von Trebra im tiefen Georgstollen
bey Clausthal auf Grauwacke entdeckte milchweiße
Steinmark, welches mittelst eines Federkiels ei-
nen phosphorescirenden Strich gibt.
23. Bildstein, schinesischer Speckstein.
Agalmatolithe.
Aus dem Weißen ins Gelbliche, Grünliche,
Rothe; mehr oder weniger durchscheinend; Ge-
wicht = 2600; ähnelt überhaupt im Aeußern dem
eigentlichen Specksteine; hält aber keine Talk-
erde, sondern (nach Klaproth) = 36 Thonerde,
54 Kieselerde, 0,75 Eisenkalk, 5,50 Wasser.
Fundort in Schina, wo er bekanntlich zu mancher-
ley kleinen Kunstfachen verarbeitet wird.
24. Röthel Rubrica. (Fr. crayon rouge,
Eng. red-chalk.)
Blutroth, ziegelroth etc.; erdig; abfärbend;
meist schieferiger Bruch. Gewicht = 3931. In-
nig gemengt mit rothem Eisenocker (doch nur in
wenigen pro Centen).
Ochergelb; theils ziegelroth; erdig; abfär-
bend; weich; gibt starken Thongeruch. Fundort
zumahl in der Oberlausitz, in ganzen Flözen.
Berggrün in verschiedenen Abstufungen; erdi-
ger Bruch; etwas fettig; theils derb (so bey Ve-
rona); theils als Ueberzug in Drusenlöchern im
Trapp (Mandelstein) und auf den darin liegen-
den Chalcedon- und Zeolieth-Nieren (so z.E. bey
Ilfeld und auf den Färöern).
Ganz in den nähmlichen drey Abarten
wie der gmeine Thon, von dem er sich aber
unter andern auch meist schon durch einen süß-
lich zusammenziehenden Alaungeschmack aus-
zeichnet.
Meist schwarzbraun; erdiger Bruch; glänzen-
der Strich; theils in ganzen Flözen. Ueber-
gang in Braunkohle.
Weiß, ins Gelbliche, Grauliche etc. (Im Feuer
brennt er sich röthlich); theils an den Kanten
etwas durchscheinend (mehr noch wenn er im
Wasser liegt); halbhart; theils abfärbend. Ge-
halt (nach Vauquelin) = 43,92 Thonerde, 24
Kieselerde, 25 Schwefelsäure, 3,80 schwefel-
saure Pottasche, 4 Wasser. In ganzen Flözen
bey Tolfa im Kirchenstaat.
Graulich, lheils ins Schwarze; bricht sche-
benförmig; theils gerade-theils krumm-blätte-
rig; theils in Kugeln; der Bruch theils matt,
theils glänzend; hält häufig Schwefelkies einge-
mengt; bricht theils (– aber bey weiten nicht
ausschließlich –) in Ganagebirgen als Thon–
schiefer, von dem er im Aeußern oft kaum zu
unterscheiden ist; und theils hingegen unläugbar
in Flötzgebirgen mit Abdrücken von Versteinerun-
gen aus beyden organisirten Reichen; so z.B. als
Krauterschiefer im Saarbrückischen; und als
Trilobitenschiefen bey Andrarum.
28. Thonschiefer, Layenstein, Wacke.
Schistus. (Fr. Ardoise. Engl. Slate.)
Grau, in mancherley andere Farben überge-
hend, bis ins Schwarze; theils gestreift, oder
fleckig etc.; schimmernd, theils mit Seidenglanz;
von sehr verschiedener Feinheit des Korns; der
Bruch theils gerade theils wellenförmig; die
Bruchstücke meist scheibenförmig; doch theils
auch nur in dicken und undeutlichen Ablosungen;
selten trapezoidisch; weich oder halthart. Gibt
graulich-weißen Strich (scriptura). Ueberhaupt
aber in endloser Mannigfaltigkeit von Abarten,
die theils von ihrem Gebrauch den Nahmen ha-
ben, z.B. Prodirstein (Ital. pietra paragone,
die ein wahrer Thonschiefer ist –), Tafelschie-
fer, Dachschiefer etc. Auch mancherley Ueber-
gänge in Kieselschiefer, Glimmerschiefer etc.
Hauptsächlich in Ganggebirgen. Doch auch
theils in Flözgebirgen (– so z.B. der glarner
Tafelschiefer vom Blattenberge –).
Eine besondere Abart ist der Zeichenschiefer
oder die schwarze Kreide, ampelites; sehr
weich; abfärbend.
29. Wetzschiefer. (Fr. pierre à rasoir, Engl.
whet-stone.)
Meist grünlich- oder gelblich-grau; nur an
den Kanten wenig durchscheinend; schwachschim-
mernd; schieferiger Bruch; theils splitterig;
halbhart; bricht in Ganggebirgen; vorzüglich in
der Levante, in Deutschland unter andern im
Bayreuthschen.
30. Klingstein. (Fr. Phonolithe.)
Grau in mancherley Schattirungen, zumahl
ins Grünliche; mattschimmernd; an den Kanten
[Seite 602] durchscheinend; von dickschieferigem Gefüge; der
Bruch grobsplitterig; halbhart; zähe; Gewicht
= 2575. Gehalt (nach Klaproth) = 23,50
Thonerde, 57,25 Kieselerde, 2,75 Kälkerde, 3,25
Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 8,10 Soda, 3
Wasser. Hat den Nahmen vom Klange den
dünne Scheiben beym Anschlagen von sich geben;
macht die gewöhnliche Grundmasse des Porphyr-
schiefers. Fundort unter andern in Böhmen
und Lausitz.
31. Trapp, Wacke. Saxum trapezium
Linn. Corneus trapezius Waller.
(Engl. Whinstone.)
Meist gräulichschwarz, aber auch ins Grün-
liche und ins Rothbraune; undurchsichtig; mat-
ter feinkörniger Bruch, theils ins Erdige; unge-
formt; Härte und Gewicht verschieden. Macht
oft die Grundmasse einer porphyrähnlichen ge-
mengten Gebirgsart aus, da er andere Fossilien
eingemengt enthält, z.B. basaltische Hornblende,
Glimmer, Zeolith, Chalcedon, Kalkspathnie-
ren etc. Dahin gehört also z.B. der Man-
delsteine, wie z.B. die von Ilfeld; der Blat-
terstein (Perlstein) von Lerbach am Harz, der
Toadstone von Derbyshire*). Uebergang in
[Seite 603] Grünstein, Basalt etc. Eine durch die entfern-
testen Weltgegenden verbreitete Gebirgsart; fin-
det sich z.B. nördlich bis Island, Kamtschatka etc.
und so auch fast im äußersten von Europäern be-
suchten Süden auf Kerguelen-Land.
a. Manche vulgo so genannte dichte Lava vom
Vesuv.
Meist braunroth; mit eingemengter schwarzer
oder grüner basaltischer Hornblende und kleinen
Kalkspathkörnern. Scheint das Urgestein zu vie-
len vesuvischen Laven, denen sie insgemein (aber
irrig) selbst beygezählt wird.
und auch wohl b. der so genannte Variolit.
Dunkellauchgrün, mit eingesprengten blaß-
berggrünen Nierchen, die dem Stein ein pocken-
artiges Ansehen geben. Fundort zumahl im
Bayreuthischen und als Gerölle in der Durance
bey Briançon.
Aus dem Schwarzen ins Grauliche, Blau-
liche und theils auch ins Grünliche; von sehr
ungleichem Korn; mehr oder weniger dicht;
theils in unebenen schieferigen Ablosungen, theils
wie aus runden Körnern zusammengebacken etc.
Ueberhaupt aber entweder ungeformt, oder säu-
lenförmig [– aber nicht crystallisirt – s. oben
S. 550. not. *)]. Diese Säulen, von drey bis
[Seite 604] neun Seiten, stehen theils zu tausenden dicht
aneinander; meist schräg, wie angelehnt, theils
aber auch aufrecht; theils gebogen; theils gar
aufs regelmäßigste gegliedert*); und diese Glie-
der zuweilen durch Verwitterung kugelicht abge-
rundet. Ueberhaupt von sehr verschiedener Härte
specifischem Gewicht etc., wirkt theils sehr stark
auf den Magnet. Gehalt eines Böhmischen
Säulenbasalts (nach Klaproth) – 16,75 Thon-
erde, 44,50 Kieselerde, 9,50 Kalkerde, 2,25
Talkerde, 20 Eisenkalk, 0,12 Braunsteinkalk,
2,60 Soda, 2 Wasser. Hält gemeiniglich eine
oder mehrere Gattungen von mancherley andern
Fossilien eingemengt, zumahl Olivin, Augit,
Speckstein, Feldspath, Zeolith, basaltische Horn-
blende etc. Uebergänge zumahl in Trapp, Tuff-
wacke und Lava; auch theils in den eigentlichen
Grunstein eine aus Hornblende und Feldspath
innig gemengte Gebirgsart (Fr. Roche amphi-
bolique)**). Gemeiniglich in einzelnen Bergen
[Seite 605] (Kuppen); die aber in theils Gegenden ganze
Züge machen.
Beydes Basalt und Trapp, die zu den weitest
verbreiteten Flözgebirgsarten der Urwelt gehören,
werden leicht vom Feuer angegriffen; und da sich
nun seit der Schöpfung unsers Planeten so
mancherley unterirdische Selbstentzündungen in
seiner Rinde ereignet, so, begreift sich wohl, wie
dieselben an manchen Orten, vorzüglich auf jene
beyden so leichtflüssigen Steinarten, gewirkt, und
diese dadurch hin und wieder die unverkennbarsten
Spuren dieser im Feuer erlittenen Veränderung
erhalten haben
33. Tuffwacke, Basalttuff, (Ital. Tufa).
Meist aschgrau, ins Gelbliche, theils
Rothbraune etc.; erdiger Bruch; verschiedene Fe-
stigkeit; leicht; großentheils vulkanischen Ur-
sprungs. Daher auch ihr gewöhnlicher Fundort
bey Vulcanen und ehemahligen Erdbränden.
Ueberhaupt lassen sich die mancherley Verschie-
denheiten derselben unter folgende zwey, freylich
theils in einander übergehende, Hauptarten
bringen;
Von löcherigem, bläserigem, lockerem oder
dichterem Gefüge, und mehrerer oder minderer
Festigkeit.
Zu der lockerern Abart gehört z.B. die roth-
braune mit Leucit durchmengte, woraus Pompeii
[Seite 606] großentheils erbaut war; und die mit basaltischer
Hornblende, welche in der Gegend von Andernach
die Mittellage zwischen dem Traß und dem so
genannten Rheinländischen Mühlstein ausmacht.
Zur dichtern hingegen das aschgraue vielen
Feldspath haltende Piperno der Phlegräischen
Felder, und die mehreste der besonders mit Oli-
vin gemengten Tuffwacke vom Habichtswalde ohn-
weit Cassel.
Dahin gehören nahmentlich folgende zwey, we-
gen ihrer Brauchbarkeit zum Wasserbau, beson-
ders merkwürdige Abarten:
a. Pozzolana. Puluis puteolanus Vitruv.
Thermantide cimentaire.
Aschgrau; theils staubartig, theils aber in
Brocken. Fundort zumahl bey Pozzuolo. Scheint
auch das Haupt-Ingrediens zu H. Faxe's Stein-
papier zu seyn.
Gelblichgrau; hält häufig Bimssteinbrocken;
auch zuweilen Aeste oder kleine Stämme von ver-
kohltem Holze*). Fundort zumahl bey Ander-
nach am Rhein.
34. Lava und Erdschlacke. Scoria Vulcani.
Versteht sich bloß die durch unterirdische Selbst-
entzündungen mehr oder weniger vom Feuer an-
gegriffenen, theils geschmolzenen, theils verglaß-
ten Fossilen, zumahl basaltischen Ursprungs;
[Seite 607] wodurch in den Vulcanen die Laven, in andern
Erdbränden aber die Erdschlacken entstehen*).
Meist sind sie schwarz, doch auch theils ins
Graue, Rothbraune etc.; höchstens nur in zarten
Splittern durchscheinend; von sehr verschiedenem
Gewicht und Gehalt, nach Verschiedenheit der
Primordialfossilien, woraus sie gebildet – und
des Grades und der anhaltenden Dauer des
Feuers, dem sie ausgesetzt worden. Die Laven
enthalten, so wie der Basalt und die Tufwacke,
oft basaltische Hornblende, Olivin, Leucit etc.
eingeschlossen.
Im Ganzen lassen sie sich unter folgende zwey
Hauptarten bringen:
Die gemeinsten; meist eisenschwarz; auf dem
Bruche mattglänzend; schwer; auf mancherley
Weise geflossen, getropft, ästig**).
Unter den hierher gehörigen Erdschlacken ist
nahmentlich der so genannte Rheinländische
Mühlstein aus der Gegend von Andernach zu
merken.
Rauchgrau, schwarz, braun etc.; meist glas-
glänzend; mit muscheligem Bruch; manche äh-
[Seite 608] neln dem Obsidian, andere dem Pechstein. Fund-
ort zumahl auf den liparischen Inseln, auf den
neu entstandenen vulkanischen bey Santorini, auf
der Insel Ascension im atlantischen Ocean, auf
der Oster-Insel in der Süd-See etc.
Die Talkerde, deren auszeichnende Ei-
genschaften zuerst vom Prof. Black genau be-
stimmt worden, heißt auch Bittererde (terra
magnesialis), weil aus ihrer Verbindung mit
der Schwefelsäure das Bittersalz entsteht; und
terra muriatica, weil sie häufig aus der
Muttersole (muria) gewonnen wird, die nach
der Crystallisation des Kochsalzes zurück bleibt.
Sie schlägt alle andere Erden aus ihren Auf-
lösungen in Säuren nieder, löst sich selbst leicht
in Säuren auf, und theilt denselben einen bit-
teren Geschmack mit. Blaue Pflanzensäfte
färbt sie grün. Ihr Verhalten im Feuer
kommt großentheils mit der Thonerde ihrem
überein.
Sonderbar, daß bey den unter dieses Ge-
schlecht gehörigen Fossilien mehrentheils die
grüne Farbe vorwaltet. Meist fühlen sie sich
fettig an. Die mehresten finden sich ungeformt,
und bloß in Ganggebirgen, daher sie nie Ver-
steinerungen enthalten.
Berggrün, lauchgrün etc.; undurchsichtig;
mattschimmernd; theils schuppig; weich; gibt
angehaucht den Thongeruch von sich.
Diese Gattung begreift folgende drey Arten:
Locker zusammen gebacken, oder staubig;
schimmernd; nicht abfärbend; mager anzufüh-
len. Gehalt (nach Vauquelin) = 8 Talkerde,
26 Kieselerde, 18,50 Thonerde, 43 Eisenkalk.
Findet sich zumahl zwischen und im Bergcrystall,
vorzüglich auf Madagascar und dem St. Gotthard.
2) Gemeiner Chlorit, verhärtete Chloriterde.
Fettglänzend; mit feinerdigem theils blätte-
rigem oder krummschieferigem Bruch. Meist als
Ueberzug über mancherley crystallisirte Fossilien,
z.B. über Granaten, Bitterspath, Bergcrystall,
magnetischem Eisenstein etc.
Theils schwarzgrün; fettglänzend; schieferig;
gibt grünlichgrauen Strich; hält oft Granaten,
Stangenschörl etc. eingewachsen. Uebergang in
Thonschiefer, Talkschiefer etc. Fundort zumahl
in Tyrol, Norwegen und auf Corsica.
Mancher so genannte Schneidestein gehört
hieher, mancher hingegen zur nächstfolgenden
Gattung, und wiederum mancher zum Talk-
Schiefer.
2. Topfstein, Lavezzstein, Weichstein.
Lapis ollaris, s. lebetum, s. Comensis.
Meist grünlichgrau; undurchsichtig; erdiger
Bruch, theils wenig schimmernd; fettig anzufüh-
len; fast blätteriges Gefüge; weich. Gewicht
[Seite 610] (eines von Neu-Caledonien auf der Süd-See)
= 2622 L. Gehalt (nach Wiegleb) = 38,54
Talkerde, 38,12 Kieselerde, 6,66 Thonerde,
12,2 Eisenkalk. Fundort zumahl Graubänden
und Grönland. Gebrauch vorzüglichst zu Kesseln,
Töpfen, Lampen; auf Neu-Caledonien zu
Schleudersteinen; wo auch eine weichere zerreib-
liche Abart von den dasigen Insulanern häufig
und zu ganzen Pfunden gegessen wird.
Der Giltstein am St. Gotthard hat ein grö-
beres Korn, und mehr splitterigen Bruch; ist
spröder, und wird in dicke Platten zu unver-
gänglichen Stubenöfen gehauen.
Meist silberweiß ins blaß Apfelgrüne; wenig
durchscheinend; glänzend; fettig anzufühlen.
Wie in kleinen Schuppen; lose oder zusam-
mengebacken, und dann leicht zerreiblich; abfär-
bend. Fundort unter andern in Grönland.
2) Gemeiner Talk. Talcum Venetum.
In mancherley Abstufungen der grünen Farbe;
meist Perlmutterglänzend; krummblätterig; bieg-
sam. Gewicht = 2780. Gehalt des Gotthar-
der (nach Klaproth) = 30,5 Talkerde, 62 Kie-
selerde, 2,5 Thonerde Eisenkalk, 2,75 Kali, 0,5 Wasser.
Uebergang in Topfstein etc.
Meist grünlichgrau; fettglänzend; schieferig;
oft nur eingesprengten Schwefelkies. Uebergang
in Chloritschiefer.
4. a) Magnesit, so genannte reine Talkerde.
Aus dem Kreideweißen ins Grauliche und
Gelbliche; undurchsichtig; meist flachmuschlicher
Bruch; halbhart; mager; abfärbend; klebt an der
Zunge; in kugelichen Stücken. Gehalt (nach
Klaproth ) = 48 Talkerde, 49 Kohlensäure, 3
Wasser. Fundort unter andern in Steiermark.
4. b) Meerschaum. Spuma marina. Leuc-
aphrum. (Fr. Ecume de mer. Türk. Kefekil
oder Killkeffi, d.h. Schaumthon oder leich-
ter Thon.)
Meist blast Isabellgelb; matter feinerdiger
Bruch; fettig anzufühlen; gibt glänzenden
Strich; ist sehr weich; und sehr leicht. Gehalt
(nach Klaproth) = 17,25 Talkerde, 50,50 Kie-
selerde, 25 Wasser, 5 Kohlensäure. Haupt-
fundort Kiltschik (d.h. Thonort) bey Konie in
Anatolien.*)
5. Speckstein. Steatites. (Fr. pierre de lard.)
In mancherley, meist blassen Farben: theils
marmorirt oder mit dendritischen Zeichnungen;
an den Kanten wenig durchscheinend; von mat-
tem Fettglanz; fettig anzufühlen; stumpfsplitte-
riger Bruch; meist ungeformt; der bayreuther
selten in kleinen Crystalle, und dann meist in
sechsseitiger Säule mit dergleichen Spitze (–
tab. 11. fig. 19. –); weich
[Seite 612] in verschiedenem Grade, verhärtet aber im
Feuer so, daß er dann am Stahl Funken gibt*).
Gewicht eines bayreuther = 2614. Gehalt
(nach Klaproth) = 30,50 Talkerde, 59,50 Kie-
selerde, 2,50 Eisenkalk, 5,50 Wasser.
Zu den weichern Abarten gehört die spanische
und Briançoner-Kreide.
6. Seifenstein. Smectis. (Engl. soap-rock).
Theils milchweiß und an den Kanten durch-
scheinend, theils gelblich, schwärzlichgrau etc.,
seifenartig anzufühlen; theils blätterig; leicht
mit dem Nagel zu schaben; läßt sich spähneln
wie Seife. Gehalt ( nach Klaproth ) – 24,75
Talkerde, 45 Kieselerde, 9,25 Thonerde, 1 Ei-
senkalk, 0,75 Kali, 18 Wasser. Fundort in
Cornwall. Gebrauch besonders zum Englischen
Steingut (Staffordshire-ware).
7. Serpentinstein. (Ital. Gabbro.)
In mancherley meist schwarz- oder graulich-
grünen Farben, theils ins Dunkelrothe etc.;
geadert, marmorirt, fleckig etc.; meist nur an
den Kanten durchscheinend; kleinsplitterig; fettig
anzufühlen; theils politurfähig. Mittel-Ge-
wicht = 2700. Gehalt (nach Kirwan) = 23
Talkerde, 45 Kieselerde, 18 Thonerde, 3 Eisen-
kalk, 12 Wasser**). Hält zuweilen Pyrop ein-
gemengt Fundort zumahl Zöblitz im Erzgebirge,
Bayreuth, Sörmeland etc.
Besonders merkwürdig ist der von Hrn. Alex.
von Humboldt bey Ebendorf am Fichtel-
berg entdeckte Serpentinfels, wovon manche
Stücke selbst in kleinen Fragmenten auffallende
Polarität zeigt.
Edlen Serpentin nennt Hr. Werner eine
(dem Nephrit ähnelnde) meist dunkel lauchgrüne
Abart, die durchscheinend und etwas härter ist
als der gemeine, und sich auch in manchen
italiänischen Marmorarten eingemengt findet,
nahmentlich in einer Art von so genanntem verde
antico und im Polzevera.
8. Nephrit, Nierenstein. (Fr. jade.)
Meist lauchgrün in mancherley Abstufungen.
einerseits ins Lichtberggrüne, anderseits ins
Schwarzgrüne so besonders der unter dem Nah-
men der pietra d'Egitto bekannte schöne antike
ägyptische, dessen Gewicht = 2655 L.); mehr
oder weniger durchscheinend; fettglänzend; split-
teriger Bruch; Härte verschieden; meist polirbar.
Eine besonders merkwürdige Abart ist der
Punammustein, Beilstein. Lauchgrün in man-
cherley Abstufungen; mancher gibt am Stahl
Funken. Gewicht = 3007 L. Fundort zumahl
auf Tavai-Punamma (der südlichen von den
beyden neu-seeländischen Inseln) woselbst unsere
dasigen Antipoden ihre Hacken, Meisel, Ohr-
gehänge etc. (aber keine Beile) daraus verfertigen.
Auch gehört zum Nephrit der berühmte Schi-
nesische Stein Yü. Er ist molkenfarbig; folglich
wenig durchscheinend; fettglänzend; ritzt ins
Glas. Gebrauch zu Kunstsachen, nahmentlich
zu Petschirsteinen.
Meist pistaziengrün; durchsichtig; glasglän-
zend; muscheliger Bruch; die Außenfläche längs-
gestreift; crystallisirt in breiten viereckigen Säu-
len, mit abgestumpften Seitenkanten und meist
sechsseitigen Endspitzen. Mittel-Gewicht =
3375. Gehalt (nach Klaproth) = 43,50 Talk-
erde, 39 Kieselerde, 19 Eisenkalk. Fundort nicht
genau bekannt; vermuthlich in den türkischen
Morgenländern.
10. Olivin, basaltischer Chrysolith.
Olivengrün, in mancherley Abstufungen (ver-
wittert wird er ochergelb); durchscheinend; glas-
glänzend; muscheliger, theils blätteriger Bruch;
rissig; eingesprengt in Trapp; Basalt und Tuff-
wacke. Gewicht = 3225. Gehalt (nach Klap-
roth) = 38,50 Talkerde, 50 Kieselerde, 0,25
Kalkerde, 12,50 Eisenkalk.
Ihm ähnelt, sowohl den äußern Kennzeichen
als dem Gehalte nach, das merkwürdige Fossil,
welches die Blasenräume der berühmten von
Hrn. Pallas 1772 am Jenisei wiedergefundenen
großen Eisenmasse füllt*), und (nach Howard)
= 27 Talkerde, 54 Kieselerde, 17 Eisenkalk und
1 Nickelkalk hält**).
Weißlich, gelblich, grünlich etc.; ungeformt;
von faserigem oder blätterigem Gefüge.
Man unterscheidet folgende vier Arten:
1) Amianth, Bergflachs, vulgo reifer Asbest.
Meist grünlich weiß; wenig durchscheinend;
starkschimmerd, theils mit Seidenglanz; in zar-
ten theils spannenlangen Fasern; elastisch bieg-
sam. Gehalt eines schwedischen (nach Berg-
mann) = 17,2 Talkerde, 64 Kieselerde, 13,9
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 1,2 Eisenkalk. Fund-
ort unter andern in Graubünden, auf Corsica,
und besonders häufig in Schina, wo man sich
seiner gewöhnlich zu Lampendochten bedient.
2) Gemeiner Asbest, vulgo unreifer.
Meist ins Lauchgrüne; wenig durchschneinend;
glasglänzend; in langsplitterigen Bruchstücken;
unbiegsam. Gehalt (nach Wiegleb) = 48,45
Talkerde, 46,66 Kieselerde, 4,79 Eisenkalk,
Bricht oft in und bey Serpentinstein.
3) Bergkork, Bergleder. Suber montanum,
aluta montana. (Fr. liége fossile, cuir fossile.)
Meist ins Isabellgelbe; undurchsichtig; theils
blätterig, theils dicht; der Bruch theils verwor-
ren faserig; sehr weich; elastisch biegsam. Mit-
telgewicht = 0,836. Gehalt (nach Bergmann)
= 26,1 Talkerde, 56,2 Kieselerde, 12,7 Kalk-
erde. 2 Thonerde, 3 Eisenkalk. Fundort unter
andern in sehr großen Stücken im Olonezkischen.*)
Holzbraun ins Graue etc.; undurchsichtig; matt
schimmernd; von völlig holzähnlichem Gefüge;
weich; hängt an der Zunge; etwas biegsam; gibt
glänzenden Strich. Das aus mancher Rück-
sicht noch sehr räthselhafte Fossil bricht bey Ster-
zingen in Tyrol.
12. Strahlstein. Actinote. (Rayonnante).
Meist berg- oder olivengrün, theils ins Graue;
mehr oder weniger durchscheinend; faserig oder
strahlig.
1) Gemeiner Strahlstein, (Schwed. Horn-
blenda.)
Von mancherley Grün; durchscheinend, glän-
zend; der Länge nach gestreift; das Gefüge theils
gleichlaufend, theils divergirend strahlig; meist
crystallisirt in langen, breitgedruckten, theils
nadelförmigen vier- oder sechsseitigen Säulen;
halbhart. Gewicht = 3250. Gehalt (nach
[Seite 617] Bergmann) = 20 Talkerde, 64 Kieselerde, 9,3
Kalkerde, 2,7 Thonerde, 4 Eisenkalk.
Daß der Prasem ein mit diesem Strahlstein
innig gemengter Quarz sey, ist schon oben er-
innert. (S. 502).
Grünlich; graulich etc. sehr wenig durchschei-
nend; mattschimmernd; meist divergirend fase-
rig; ungeformt; weich; etwas fettig anzufühlen.
Uebergang in Asbest. Fundort unter andern am
Fichtelberge.
3) Glasartiger Strahlstein, Glasamiant.
Meist grünlichweiß; durchscheinend; glasglän-
zend; meist von faserigem Gefüge; sehr spröde.
Gehalt (nach Bergmann) = 12,7 Talkerde, 72
Kieselerde, 2 Thonerde, 6 Kalkerde, 7,3 Eisen-
kalk. Fundort unter andern im Zillerthal.
4) Körniger Strahlstein, Smaragdit, Bit-
terstein. Diallage.
Smaragdgrün und theils auch blaulichgrau;
nur an den Kanten wenig durchscheinend; Atlas-
glanz; splitteriger Bruch; hart; ausnehmend
zähe. Gewicht = 3146. Gehalt (nach Vau-
quelin) = 6 Talkerde, 50 Kieselerde, 13 Kalk-
erde, 11 Thonerde, 5,5 Eisenkalk, 7,5 Chrom-
kalk, 1,1 Kupferkalk. Fundort zumahl in den
Berneralpen und in Corsica (verde di Cor-
sica duro.)
Grünlichgrau ins Lichtlauchgrüne; an den
Kanten durchscheinend; fast von Wachsglanz;
theils ungeformt, theils crystallisirt; auch meist
in vierseitigen Säulen mit abgestumpften Kan-
ten. Gewicht = 3236. Gehalt (nach Vauque-
[Seite 618] lin) = 19 Talkerde, 53 Kieselerde, 20 Kalk-
erde, 3 Thonerde, 4 Eisen- und Braunstein-
kalk. Fundort Arendal.
Ihm ähnelt der Baikalit, olivengrün in
mancherley Abstufungen; wenig durchscheinend;
glasglänzend; der Längenbruch blätterig mit
einfachem Durchgang; der Querbruch musche-
lig; meist crystallisirt als vierseitige Säule mit
abgeschärften Kanten; theils in sehr großen
Cryssallen. Gewicht = 2200. Gehalt ( nach
Lowitz) = 30 Talkerde, 44 Kieselerde, 20 Kalk-
erde, 6 Eisenkalk. Bricht zwischen Kalkspath
und großblätterigem Glimmer an den Quellen
der Sljudenka im S. W. des Baikals.
Weiß in allerhand Schattirungen; mehr oder
weniger durchscheinend; strahliges oder faseriges
theils blätteriges Gefüge; meist divergirend;
bricht meist in einem Muttergestein von weißem,
körnigem, theils sandartigem kohlensauern Kalk.
(Dolomit.)
In folgenden drey Arten (fast wie beym
Strahlstein):
Meist graulichweiß, theils schneeweiß; wenig
durchscheinend; meist mit Seidenglanz; theils
krummfaserig; meist ungeformt, theils aber cry-
stallisirt in sehr geschobenen vier- oder sechsseiti-
gen Säulen, meist mit Querrissen; selten stern-
förmig. Gehalt (nach Lowitz) = 14 Talkerde,
60,50 Kieselerde, 23,25 Kalkerde. Mit der
Nadel im Finstern gekritzelt gibt er einen leuch-
tenden Strich. Fundort zumahl das Levantiner-
thal am St. Gotthard.
Ins Silberweiße; perlmuttergänzend; fast
undurchsichtig, theils blätterig; fettig anzufüh-
len; silberweiß abfärbend; weich; phosphorescirt
nicht wie die vorige Art (aus deren Verwitterung
sie aber entstanden seyn mag). Fundort eben-
falls am St. Gotthardsberge.
Ins Graulich- und Gelblichweiße; durchschei-
nend; glasglänzend; blätterig; der Längenbruch
aus dem Faserigen ins Splitterige; sehr spröde;
hart; phosphorescirt stark auf die gedachte Weise.
Fundort unter andern auf Ceilan.*)
Dieses aus jeder Rücksicht so äußerst sonder-
bare Fossil, ist bis jetzt ein ausschließlich eigenes
Product der hannöverischen Lande; und findet sich
selten farbenlos und wasserhell; meist weiß,
theils rauchgrau, und mehr oder weniger durch-
scheinend; frisch ist es glasglänzend; verwitternd
aber rauh und matt; bricht muschelig; immer
rein auscrystallisirt, eigentlich als Würfel mit
abgestumpften Kanten und Ecken, so daß die
Flächen der letztern abwechselnd Sechsecke und
Dreyecke bilden, und so der ganze Crystall ge-
wöhnlich 26 Flächen hat. (– tab. II. fig. 3. –).
Frisch ist er hart. Gewicht = 2566. Gehalt
(nach Westrumb) = 13,50 Talkerde, 68 Borax-
säure, 11 Kalkerde**), 1 Thonerde, 2 Kiesel-
[Seite 620] erde, 0,75 Eisenkalk. Bey erhöheter Tempera-
tur zeigt er die Elektricität des Turmalins, aber
mit vier Axen, deren jede von einer der sechssei-
tigen stark abgestumpften Eckflächen nach der ge-
genüberstehenden schwach abgestumpten dreyseiti-
gen der gleichen Fläche liegt, und wovon jenes
Ende der Axe positive, und hingegen das letztere
negative Elektricität zeigt. Dieses in seiner Art
so einzige Fossil findet sich (zuweilen nebst sehr
kleinen ebenfalls reinauscrystallisirten Rauchcry-
stallen) im schuppigen Gypsstein des so genann-
ten Kalkbergs bey Lüneburg.
Die Kalk-Erde (der so genannte leben-
dige, caustische, gebrannte oder ungelöschte
Kalk) hat brennenden Geschmack, erhitzt sich
mit Wasser; ist für sich nicht schmelzbar (aber
sehr leicht mit andern, zumahl mit Thon- und
Kieselerde); hat starke Anziehungskraft zur
Kohlensäure; verbindet sich mit der Schwefel-
säure zu Gyps, mit der Spathsäure zu Fluß etc.;
und färbt blaue Pflanzensäfte grün.
Die hierher gehörigen Fossilien sind meist
nur halbhart, theils gar weich*); sie werden
[Seite 621] im Feuer mürbe gebrannt; sind großentheils
animalischen Ursprungs; und machen eins der
allgemeinst verbreiteten Steingeschlechter aus.
Die mancherley Gattungen dieses Ge-
schlechts werden am natürlichsten nach ihrer
Verbindung mit den verschiedenen Säuren
eingetheilt:
Theils farbenlos uns wasserhell, meist aber
weiß; selten farbig; mehr oder weniger durch-
sichtig; starkglänzend; hat rhomboidale Textur,
und größere klare Stücken davon zeigen ausfallend
starke doppelte Stralenbrechung*); daher denn
der Nahme Doppelspath, Spatum disdiacla-
sticum (ehedem irrig so genannter isländischer
Crystall, Androdamas etc.); bricht theils un-
geformt, theils stalaktitisch; theils wie stängelich
zusammengehäuft; häufigst aber auch crystallisirt;
zumahl in sechsseitigen Säulen als so genannte
Canondrusen etc. (– tab. II. fig. 10. –); theils
verschiedentlich zugespitzt, zumahl mit dreyseitiger
stumpfwinkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –);
oder in sechsseitigen Tafeln, die dann theils in
die Säule übergehen, oder in einfachen oder
doppelten dreyseitigen Pyramiden (– tab. II.
[Seite 622] fig. 1. –), letztere theils so platt niedrig, daß
sie Linsen bilden, als so genannter Nagelkopf-
spath etc., theils in Rhomben; theils in sechs-
seitigen Pyramiden, als so genannte Schweins-
zähne etc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach
Stromeyer) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlen-
säure. Uebergang in körnigen Kalkstein, in
Braunspath etc.
Hierher gehört auch der irrig so genannte cry-
stallisirte Sandstein Fr. grès crystallisé) von
Fontainebleau, Gelblichgrau; nur in Splittern
durchscheinend; inwendig mattschimmernd; ohne
deutliches Spathgefüge; sondern mit splittrigem
Bruche; rhomboidal crystallisirt mit rauher
Außenfläche. Gewicht = 2611.
Meist graulichweiß, ins Blauliche; durch-
scheinend; von Glasglanz und blätterigem Bruch;
crystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II.
fig. 10.) häufig als Zwillingscrystal (Fr.
macle); theils wie aus mehreren kleinen stän-
gelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge
nach concentrisch Gewicht = 2778. Gehalt (nach
Stromeyer*)) = 53,62 Kalkerde, 2,31 Stron-
tianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat
den Nahmen von seinem Fundort, wo er nester-
weise in ziegelrothem Gyps bricht.
Meist schneeweiß; an den Kanten durchschei-
nend; von mattem Perlmutterglanz; der Bruch
[Seite 623] blätterig ins schieferige; bloß ungeformt; weich;
braust stark mit Säuren. Gewicht = 2474.
Gehalt (nach Buchholz) = 55 Kalkerde, 3 Braun-
steinkalk, 41,66 Kohlensäure. Fundort beson-
ders Schwarzenberg im Erzgebirge.
4. Braunspath. (Fr. Spath perlé).
Weiß, in mancherley Farben übergehend, zu-
mahl ins Rahmgelbe, Braune, meist nur an den
Kanten durchscheinend; glasglänzend; mit blät-
terigem Bruch; und rhomboidalen meist sehr ge-
schobenen Bruchstücken; häufig ungeformt; theils
aber crystallisirt, in kleinen Linsen oder Rhom-
ben etc.; etwas härter als Kalkspath; braust
auch schwächer mit Säuren. Gewicht 2880 L.
Rauchgrau, honiggelb, tombackbraun etc.;
durchscheinend; glasglänzend; in Rhomben cry-
stallisirt; mit einem kalkartigen Ueberzug.
Gewicht = 2480. Gehalt (nach Klaproth) =
52 kohlensaure Kalkerde, 45 kohlensaure Talk-
erde, 3 Eisenkalk. Fundort zumahl im Salz-
burgischen und Steyermärkischen; meist im talk-
artigen Schneidestein.
Eine besondere Abart ist der spargelgrüne,
stängelichte Bitterspath, auf der Außenfläche
in fast rechtwinkeligen Tetraëdern mit abge-
stumpften Seitenkanten drusig crystallisirt. Ge
wicht = 2880 L. Gehalt (nach Klaproth) =
33 Kalkerde, 14,50, Talkerde, 2,50 Eisenkalk,
47,25 Kohlensäure, 2,75 Wasser etc. Fundort
bey Glücksbrunn im Meiningischen.
6. Kalksinter. Tofus calcareus.
Von mancherley Farben; doch an den mehre-
sten Orten nur weißlich; mehr oder weniger
[Seite 624] durchscheinend; theils undurchsichtig; aus kalki-
gem Wasser regenerirt*); der Bruch dicht, oder
faserig oder schalig; und hiernach also drey Arten:
die sich nahmentlich im Carlsbad in zahllosen
Spielarten der Farben, Zeichnungen etc. finden;
die ersten beyden unter dem gemeinschaftlichen
Nahmen des dasigen Sprudelsteins, die dritte
als Erbsenstein.
Von sehr ungleichem Korn und Festigkeit;
theils marmorartig**) polirbar; theils aber auch
erdig, zerreiblich; auch sehr verschieden in Rück-
sicht seines Gehalts. Meist als Rindenstein,
da er an die Wände der in Kalkgebirgen befind-
lichen Sinterhöhlen, oder auch solcher Cisternen etc.
die kalkiges Wasser enthalten***), abgesetzt wird;
sich sonst in mancherley zufälligen Gestalten (wie
z.B. unter dem mancherley Travertino das so-
genannte Consetto di Tivoli) anlegt; oder auch
Klüfte und andere Zwischenräume dicht ausfüllt,
wie z.B. im Knochenfels von Gibraltar, wo
er die Osteolithen und Steintrümmer zusammen-
cämentirt.
Häufig honiggelb, ins Braune; von faserigem
Gefüge; gleichlaufend oder divergirend; der fri-
sche Bruch meist schimmernd; häufig stalactitisch
als Tropfstein; theils in mancherley zufälliger
Gestalt, als so genannte Naturspiele. Fundort
zumahl in den gedachten Berghöhlen: z.B. in
der auf Antiparos, in der Baumannshöhle am
Unternharz etc.
Dahin gehört auch der theils ausnehmend
schöne feinkörnige, polirbare alabastrites der
Alten. (Ital. alabastro antico, Fr. albâtre
calcaire oder oriental.)
Eine besonders merkwürdige Abart aber ist die
so genannte Eisenblüthe, ein corallenförmiger
Kalksinter, von schneeweißer Farbe, seideglän-
zendem Bruche mit krummlaufenden, theils wie
durcheinander gewirrten Fasern; und krummästi-
ger zackiger Gestalt. Fundort zumahl an den
Seitenwänden der Schatzkammer des Arzberges
zu Eisenerz in Steyermark, beym Spatheisenstein.
Meist kreidenweiß; in blätterigen Schalen;
theils als eine Art Rindenstein, meist krumm-
schalig oder wellenförmig; meist aber als Ueber-
zug über Sandkörner; so z.B. die so genannten
Drageen von Radicofani.
Von der Art ist vorzüglich der gedachte carls-
bader Erbsenstein, pisolithus, der sich großen-
theils in Masse zusammengebacken findet, theils
polirbar ist, und nicht mit dem unten anzufüh-
renden Rogenstein verwechselt werden darf.
7. Mondmilch, Mehlkreide, Bergguhr,
Bergziger. Lac lunae, Morochthus.
Weiß; feinerdig, wie eine stärkenartige Kreide;
stark abfärbend; mager; sehr leicht. Fundort
unter andern nahmentlich im Mondloch am lu-
cerner Pilatusberge.
Eine besondere Abart ist die lockere Glanz-
erde oder Schaumerde von Rubitz bey Gera,
die sich durch ein fast talkähnliches Ansehen und
einen eigenen matten Silberglanz auszeichnet.
Lippert bedienete sich ihrer zu seinen Abdrücken
von geschnittenen Steinen.
8. Kreide. Creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)
Feinerdig, weich, doch fester als die Mond-
milch: stark abfärbend; hängt stark an der Zunge.
Mittelgewicht = 2525. Hält auf 40 p. C. Kohlen-
säure. In ihr findet sich oft Feuerstein (s. oben
S. 570.) und Versteinerungen von Seethieren
der Vorwelt; bildet theils ganze Flözgebirge, zu-
mahl an Seeküsten (daher Albion und Creta oder
Candia ihren Nahmen haben).
In mancherley Farben und Zeichnungen; meist
wenig oder gar nicht durchscheinend; immer un-
geformt; meist polirbar, da dann die feineren
Sorten Marmor genannt werden.
Begreift besonders nach Verschiedenheit des
Korns folgende zwey Hauptarten:
1) Körniger Kalkstein, salinischer Marmor,
Glanzmarmor. (Fr. marbre saccaroide.)
Meist weiß (theils blendend schneeweiß) oder
doch nur in blassern Farben; und einfärbig (nicht
marmorirt); wenigstens an den Kanten durch-
[Seite 627] scheinend; auf dem Bruche schimmernd, theils
wie geschlagener Zucker, das Korn verschieden,
theils schuppig etc. Daher Uebergänge einerseits
in den umgeformten Kalkspath, anderseits in den
dichten Kalkstein. Hält nur sehr selten Verstei-
nerungen; aber der carrarische (marmor Lunen-
se) zuweilen wasserhelle Bergcrystalle. Gebrauch
zu Bildhauerey und Baukunst; zumahl die herr-
lichen Sorten von bianco antico und unter diesen
vor allen der berühmte Parische, durchscheinend
wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben
= 2837.
2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbona-
tée fibreuse et soyeuse).
Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils
mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal
und Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schön-
heit aber bey Alstonmore in Northumberland,
wo er zu Ohrgehängen u.a. dergl. Schmuck ver-
arbeitet wird.
3) Dichter Kalkstein (und Marmor).
Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger,
polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfa-
chen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt,
marmorirt, geadert etc. in endloses Mannigfal-
tigkeit. So z.B. vom einfarbigen die vorzüg-
lichen antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.;
vom zweyfarbigen, pavonazzo, weiß mit ro-
then Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß,
roth und gelb geflammt; mit vieren, brocca-
tello, weiß, roth, gelb und grau; u.s.w. So
unter denen mit besondern Zeichnungen, z.B.
Dendriten-Marmor (alberino); Ruinen-
Marmor (cittadino ruderato, paësino, Ri-
[Seite 628] maggio etc.) der schon in Mergelstein übergeht etc.
So unter denen, die fremde Körper enthalten,
besonders die Petrefacten-Marmor, und unter
diesen wieder nahmentlich der Muschel-Mar-
mor (lumacchella); und der Corallen-Marmor,
wohin die pietra stellaria gehört etc. Mancher
besteht als Breschen-Marmor als zusammen-
cämentirten Trümmern von andern Marmorar-
ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durch-
zogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera
(S. 613.), oder geflammt, wie der ausnehmend
schöne lauchgrüne Cipollino antico u.s.w. –
Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor
meist splitterigen Bruch; theils in schieferiges Ge-
füge (– so z.B. der neuerlich zur Lithographik
oder Steindrückerey angewandte Pappenheimer
Kalkschiefer, in welchem sich auch die merkwür-
digen Abdrücke von tropischen Seegeschöpfen der
Vorwelt finden –). Mittelgewicht = 2675.
Uebergang in Mergelstein. (So z.B. der ältere
Flözkalkstein heißt). Bildet große durch alle Welt-
theile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemei-
niglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträcht-
licher Teufe) mit dem gemeinen Petrefactenstein
überzogen sind, welcher die allgemeinste Grab-
stätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt
ausmacht.
Zu den besonders merkwürdigen Abarten des
gemeinen Kalksteins gehört nahmentlich:
a) der so genannte Rogenstein, Hammites, der
nicht mit dem Erbsenstein verwechselt werden
darf, sondern aus mächtigen, theils ganze
Flözlagen bildenden Massen von gleichgroßen
Körnern, dichten (selten concentrisch schali-
[Seite 629] gen Kalksteins besteht, die durch ein kalkiges
oder mergelartiges Cäment zu einem festen Ge-
stein zusammen verbunden sind. (Wohin denn
auch die berühmten Sorten von englischem
Baustein, Portlandstone, Purbeckstone etc.
gehören).
b) Die dem Korne nach gleichsam Sandsteinähn-
lichen Kalksteinarten; wie z B. die wegen ih-
rer Versteinerungen von vielartigen Seethieren
so berühmte Gebirgsart des Petersberges bey
Maestricht; der so genannte marmo arenaceo
vom Vesuv; der Dolomit im Levantinerthal
am St. Gotthard, wo er das Muttergestein
des dasigen Tremolits ausmacht, und in dün-
nen Tafeln biegsam ist.
10. Mergel. Marga. (Fr. marne, Engl.
marl.)
Ein inniges Gemenge von Kalk, Thon, Sand etc.
Meist grau in andere unansehnliche Farben; un-
durchsichtig; von verschiedenem Zusammenhang
und Festigkeit. Daher besonders drey Hauptar-
ten desselben zu unterscheiden sind:
1) Erdiger Mergel, Düngmergel.
Mehr oder weniger los oder zusammengebacken;
mager; meist rauh anzufühlen; läßt sich durch
Rühren im Wasser zertheilen; zieht an der Luft
Feuchtigkeit an und zerfällt früher oder später.
Nach dem vorwaltenden Bestandtheile werden die
Abarten benannt (Kalkmergel, Thonmergel*) etc.),
und auch ihr Gebrauch zur Verbesserung ver-
schiedener Arten von Boden bestimmt.
Von lockerem, durchlöchertem, theils gleichsam
schwammichtem Gefüge; meist erdigem Bruch.
zerfällt nicht an der Luft, sondern verhärtet viel-
mehr. Fast immer voller Reste und Spuren vege-
tabilischer Körper die davon incrustirt worden;
besonders Blätterabdrücke, Wurzelgestrüppe und
Schilf (letzteres zumahl im so ge-
nannten Beinwell oder Beinbrech, osteo-
colla); aber auch in manchen Gegenden kleine
Flußschnecken; in andern calcinirte See-Conchy-
lien (s. oben S. 545 u. f.) etc. Bildet hin und
wieder große Lager von niederem aufgeschlemm-
ten Lande; in welchem, sich häufig die Reste der
fossilen Elephanten, Rhinocere, u.a. tropischen
Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in
so großer Menge ausgegraben werden.
3) Mergelstein, Hammerkalk etc.
Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig;
zumahl letzterer oft dendritisch; auch in mancher-
ley besonderer Gestalt, als Mergelgüsse, so ge-
nannte Ingwersteine etc. hat erdigen Bruch. Ue-
bergang in dichten Kalkstein.
Besonderer Erwähnung verdient der bey Jena
brechende, durch Reiben phosphorscirende
Sandmergelstein*): und der wegen seiner ei-
genen Gestaltung allerdings merkwürdige Ludus
Helmontii (Fr. Dés de van-Helmont,
Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen
Gegenden, wie z.B. um Antwerpen und im
Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leber-
braunen Mergelsteins besteht, die durch Schei-
dewände von grauem dichten Kalksinter von ein-
ander abgesondert sind, und im Ganzen theils
[Seite 631] kopfgroße, etwas plattgedruckte kugeliche Mas-
sen bilden.
11. Bituminoser Mergelschiefer.
Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulichschwarz; undurchsichtig; schim-
mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von
Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle-
ber etc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver-
schieden sind; selten enthält er hingegen unbe-
kannte Seegeschöpfe, wie z.B. der bey Boll in
Schwaben die colossalische Medusen-Palme (hel-
mintholithus portentosus Linn.). Oft ist er
stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardaise cuivreuse, Engl. slaty cop-
perore); und theils ansehnliche Flöze bildet, die
einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues aus-
machen.
12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)
Meist grau; einerseits ins Gelbliche, ander-
seits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr
selten durchscheinend; meist erdiger, theils split-
teriger Bruch; theils marmorartig, polirbar;
meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schie-
ferig; selten spathartig [wie z.B. der Stinkspath
oder Leberspath von Liffabon*)]. Wenn er ge-
schabt oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Ge-
ruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Ver-
steinerungen, und zwar sowohl Incognita der
Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch organi-
[Seite 632] sirte Körper beyder Reiche aus der jetzigen Schö-
pfung, wie z.B. im Oeninger Stinkschiefer*)
Die verschiedenen Gattungen dieser Abtheilung
des Kalkgeschlechts sind den vorigen im Ganzen
genommen, analog; nur sind sie ceteris paribus
weit weicher.
13. Gypsspath, Selenit, Fraueneis,
Marienglas. (Ital. scagliola)
Theils farbenlos, wasserhell; meist aber weiß-
lich, ins Rauchgraue, Honiggelbe etc. und mehr
oder weniger durchsichtig; theils mit Perlmutter-
glanz; blätteriges Gefüge; ein wenig biegsam,
doch ohne merkliche Schnellkraft; läßt sich leicht
mit dem Messer spalten; häufig ungeformt; theils
aber auch crystallisirt**); zumahl Linsenform,
oder in rautenförmigen Tafeln mit zugeschärften
Kanten (– tab. II. fig. 17. –) oft auf mancher-
ley Weise als Zwillingscrystall; selten in acht-
seitiger Säule mit achtseitiger Spitze u.s.w.
Gehalt = 32 Kalkerde, 46 Schwefelsäure, 22
Wasser.
So wie der Kalksinter regenerirt als Tropf-
stein, oder Rindenstein, oder sonst als Ueberzug
über andere Körper etc.; theils faserig, theils
dicht. Letzterer theils alabasterartig.
15. Gypsmehl, Gypsguhr, Himmels-
mehl. Farina fossilis.
Aehnelt der Mondmilch; theils schneeweiß;
theils ins Grauliche etc.; staubartig. Fundort,
in den Klüften der Gypsberge.
Meist weißlich oder graulich, doch auch in an-
dere, meist unansehnliche Farben; mehr oder
weniger durchscheinend; immer ungeformt.
1) Schuppiger Gypstein, auch schlechtweg
Gyps, und in manchen Gegenden Kalk ge-
nannt. Gypsum lamellosum.
Meist rauchgrau, theils ziegelroth etc.; wenig
durchscheinend; schuppig, theils ins Blätterige.
Gewicht = 2167. Gehalt (nach Kirwan) =
32 Kalkerde, 30 Schwefelsäure, 38 Wasser.
Theils mit anderen Fossilien inniger oder gröber
gemengt, z.B. mit Quarz (bey Wisbaden), mit
Hornstein [bey Montmartre*)]. Oft hält er
andere Fossilien, theils ausschließlich in sich ein-
gewachsen; so z.B. bey Lüneburg den Boracit,
[Seite 634] in Arragonien den Arragonit; in Gallizien zimmt-
braune kleine Quarzcrystalle (die irrig so genannten
Hyacinthen von Compostella) etc.
2) Faseriger Gypststein, Strahlgyps, Katzen-
stein. Gypsum fibrosum, lapis inolithus,
stirium.
Meist weiß; durchscheinend; auf dem Quer-
bruch theils gerade-, theils krumm-faserig;
meist schimmernd; theils mit Perlmutterglanz;
theils zerreiblich: meist in dünnen Lagen. Ge-
wicht = 2305.
3) Dichter Gypsstein, Alabaster. Gypsum
densum.
Theils blendendweiß; aber auch in mancherley
andere, doch meist trübe Farben, bis ins Schwarze;
theils streifig, oder geadert, marmorirt etc.; der
weiße theils stark durchscheinend; matt; der
Bruch aus dem Splitterigen ins Erdige.
Begreift zwey neuerlich entdeckte schwefelsaure
Kalkarten, die sich außer ihrem äußern Habitus
vorzüglich durch den Mangel des Crystallisalions-
wassers von den übrigen auszeichnen.
1) Späthiger Anhydrit, Würfelspath.
Meist milchweiß: sehr durchscheinend; perlmut-
terglänzend: dreyfacher rechtwinklichter Durch-
gang der Blätter; sehr leicht zersprengbar; Ge-
wicht = 2964. Gehalt (nach Vauquelin) = 40
Kalkerde, 60 Schwefelsäure. Fundort beym
Steinsalz im Salzburgischen und im C. Bern.
2) Dichter Anhydrit, blauer Gyps.
Meist himmelblau, ins Graue etc.; wenig durch-
scheinend; spröde; Gewicht = 2940. Gehalt
[Seite 635] (nach Klaproth) = 42 Kalkerde, 57 Schwefel-
säure mit etwas Kieselerde und Eisenkalt. Fund-
ort zumahl Sulz am Neckar.
Begreift die dem Stinkstein (S. 631.) analo-
gen, mit Erdharz durchzogenen Gypse und Sele-
nite, die, wenn sie geschabt werden, wie Schwe-
felleber riechen; sind meist von rauchgrauer Farbe.
19. Flußspath. (Fr. Spath fluor).
Hat den Nahmen von dem Gebrauche, den
man beym Hüttenwesen davon macht. Findet
sich von den mehrsten Farben der Edelsteine; sel-
ten ungefärbt; mehr oder weniger durchsichtig;
glasglänzend; mit spathartigem Gefüge; theils
ungeformt; selten stänglich zusammengehäuft
(so der honey-comb spar von Derbyshire);
häufig crystallisirt, zumahl cubisch; selten in
doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. II. fig.
5. –); meist polirbar. Gewicht eines smaragd-
grünen = 3481. Gehalt (nach Kirwan) = 57
Kalkerde, 16 Spathsäure, 27 Wasser. Auf glü-
hende Kohlen gebröckelt phosphorescirt er meist
mit grünem Lichte; vorzüglich thut dieß (auch
schon in größern Stücken und ohne dadurch zu
zerspringen) ein violetter und grünlichweißer von
Nertschinsk (der deßhalb so genannte Chloro-
phan oder Pyrosmaragd).
Der dichte Fluß unterscheidet sich durch den
Mangel des Spathgefüges; findet sich meist
grünlich- oder blaulich-weiß; schwach durch-
scheinend; mit schimmerndem Bruche; ungeformt.
[Seite 636] Fundort zumahl Derbyshire, und Strasberg
am Harz.
Meist graulichweiß; theils von kreidiger Con-
sistenz; mager; etwas abfärbend; auf heißer
Asche gibt sie das grüne Licht wie der Flußspath,
woraus sie vermuthlich durch Verwitterung ent-
standen; Fundort unter andern bey Freyberg im
Erzgebirge, bey Kongsberg in Norwegen etc.
In mancherley Farben, fast wie der Flußspath,
nur blasser; meist durchsichtig; glasglänzend;
der Querbruch blätterig, der Längenbruch ins
Muschelige. Gewöhnlich crystallisirt, meist in
sechsseitigen Säulen von mancherley Abartung.
Gewicht = 3218. Gehalt (nach Klaproth) =
55 Kalkerde, 45 Phosphorsäure und etwas
Braunsteinkalk; auf Kohlen gebröckelt phospho-
rescirt er ebenfalls mit grünem Lichte. Fundort
zumahl die Zinnwerke bey Ehrenfriedersdorf und
Schlackenwalde.
Auch der Spanische Spargelstein und der
Norwegische Moroxit gehören zu dieser Gattung.
22. Phosphorit, erdiger Apatit.
Gelblich-weiß; undurchsichtig; von magerm
Korn; erdigem auch splitterigem Bruche, der
theils auch ins Faserige übergeht; halbhart;
schwer; im Dunkeln mit scharfen Eisen gekratzt
gibt er leuchtenden Strich, und auf Kohlen ge-
bröckelt, so wie der Apatit, grünes Licht. Fund-
[Seite 637] ort bey Truxilla in Estremadura in abwechselnden
Schichten von gemeinem Quarz; und lose staub-
artig bey Sigeth in Ungarn.
Die Strontianerde ist zuerst von Hrn. Hofr.
Sulzer in Ronneburg und Dr. Crawford für
eine besondere Grunderde anerkannt worden.
Zu den Haupteigenschaften derselben gehört,
daß sie mit Salzsäure nadelförmige Crystallen
bildet, und daß eine Auflösung derselben in
Weingeist carminroth brennt, wenn Papier,
Baumwolle etc. damit eingetränkt und ange-
zündet worden. Die salpetersaure Auflösung
derselben gibt sechsseitige, dicke, tafelförmige
Crystallen.
Diese Erde findet sich mit zweyerley Säu-
ren, mit der Kohlen- und Schwefelsäure ver-
bunden. Also
Meist blaß spargelgrün, theils weißlich; durch-
scheinend; schimmernd; theils glasglänzend; fa-
serig; theils stänglich zusammengehäuft; meist
in keilförmigen Bruchstücken; meist ungeformt;
äußerst selten in nadelförmigen abgesonderten
Crystallen. Gewicht = 3591 L. Gehalt (nach
Klaproth) = 69,50 Strontianerde, 30 Kohlen-
säure, 0,50 Wasser. Halbhart. Fundort im
Bleygange des Granitgebirges bey Strontian
in Schottland, meist in Schwerspath einge-
wachsen.*)
Nicht bloß, wie der erste Nahme andeutet,
blau, sondern auch weiß, gelblich, graulich etc.:
mehr oder weniger durchscheinend und auch un-
[Seite 639] durchsichtig; sowohl von dichtem, als faserigem
und blätterigem Gefüge; theils derb, theils in
geschobenen vierseitigen Tafeln crystallirt. Ge-
wicht des faserigen aus Pensylvanien = 3714 L.
Gehalt desselben (nach Klaproth) = 58 Stron-
tianerde, 42 Schwefelsäure. Andre Fundorte
(zumahl der blätterigen Abart) Münder im
Hannöverschen, Bristol in Sommersetshire und
Mazzara in Sicilien: und der derben erdigen bey
Montmartre.
Die dieses Geschlecht charakterisirende
Schwererde (terra ponderosa, barytes)
ist zuerst von Bergmann für eine eigene
Grunderde erkannt worden, und hat den Nah-
men von ihrem ansehnlichen specifischen Ge-
wichte = 4000. Sie wird, so wie die Kalk-
erde, nach dem Brennen caustisch; schmilzt in
hoher Temperatur für sich zu Glas; verbindet
sich mit der Schwefelsäure zu Schwerspath;
und wird aus ihren Auflösungen in der
Salpeter- und Salzsäure durch die Blut-
lauge gefällt.
Auch sie findet sich, wie die Strontianerde,
sowohl mit der Kohlen- als mit der Schwefel-
säure verbunden.
Weiß, ins Grauliche, theils ins Röthlichgelbe;
durchscheinend; ähnelt im äußern Totalhabitus
fast dem Alaun; ist fettglänzend; meist unge-
formt, springt in keilförmige Bruchflüche, auf
dem Längenbruch schwachdivergirend gestreift;
sehr selten crystallisirt; und dann meist in sechs-
seitiger Säule mit sechsseitiger Spitze (– tab. II.
fig. 19. –). Gewicht = 4271 L. Gehalt
(nach Kirwan) = 78 Schwererde, 20 Kohlen-
säure. Fundort vorzüglich in den Bleywerken
zu Anglezark bey Chorley in Lancashire, und zu
Steinbauer in Obersteiermark. Innerlich genossen
ist er warmblütigen Thieren ein Gift, aber auch,
wie so viele andere Gifte, zweckmäßig versetzt
und in kleinen Gaben, ein kräftiges Heilmittel.
2. Schwerspath (Fr. spat pésant, Engl.
cawk, ponderous spar.)
Gemeiniglich von Spathgefüge; außerdem
aber auch wie mancher Gypsspath, faserig; und
wie mancher Flußspath, dicht; daher dann fol-
gende drey Arten:
1) Gemeiner Schwerspath, schaliger Schwer-
spath.
Meist weiß, aber auch in mancherley andere,
doch nur unansehnliche, Farben; selten farbenlos
und wasserhell; meist mehr oder weniger durch-
scheinend; theils undurchsichtig; häufig unge-
formt; theils in dickschaligen Ablosungen; aber
[Seite 641] auch in sehr vielartigen Crystallisationen; sowohl
in Säulen als Tafeln meist von vier oder sechs
Seiten und mancherley Zuschärfung und Zu-
spitzung; auch als doppelt vierseitige Pyramide
(– tab. II. fig. 5. –) etc. Die Säulen theils
nadelförmig, wohin z.B. der so genannte Stan-
genspath von Freyberg gehört. Die Tafeln
häufig sechsseitig mit zugeschärften Enden, die
theils wieder mit kleinen Flächen zugespitzt sind
(– tab. II. fig. 8 –); theils in sehr kleinen,
wie an Fäden angereihten, tafelförmigen Kry-
stallen als Haardrusen; oder sonst in mannig-
faltiger besondern Gestalt zusammengehäuft,
z.B. als Hahnenkammdrusen etc. Gewicht =
4430. Gehalt eines Freyberger (nach Klaproth)
= 97,50 Schwefelsaure Schwererde, 0,35
Schwefelsäure Strontianerde, 0,80 Kieselerde,
0,70 Eisenkalk, 0,7 Wasser. Häufig auf Gän-
gen, wo er eine der gemeinsten Gangarten vieler
Erze macht; aber auch hin und wieder in Flözen.
Eine besonders anzuführende Abart ist der so
genannte Aehrenstein oder fälschlich so genannte
Strausasbest (Lapis acerosus), ein weißer
Schwerspath, blumicht wie Aehrenbüschel, wo-
mit sein aschgraues, thonartiges Muttergestein
gleichsam durchwachsen ist. Fundort, ehedem
bey Osterode.
2) Faseriger Schwerspath, Bologneserspath.
Von faserigem Gefüge auf dem Querbruch;
rauchgrau, wenig durchscheinend, in rundlichen,
gleichsam plattgedruckten Nieren (von Größe und
Form meist wie getrocknete Felgen). Gewicht =
= 4440. Gehalt (nach Arvidson) = 62 schwefel-
saure Schwererde, 16 Kieselerde, 14,75 Thon-
erde, 6 schwefelsaure Kalkerde, 0,25 Eisenkalk
[Seite 642] 2 Wasser. Findet sich bloß am Berge Paterno
bey Bologna; auch hat man aus dieser Abart
des Schwerspaths zuerst die so genannten Licht-
magnete verfertigt.
Rauchgrau, gelblich, ziegelroth etc. meist nur
an den Kanten oder in Splittern durchscheinend;
matter meist splitteriger Bruch; ungeformt. Ge-
halt des Rammelsberger (nach Westrumb) =
83,5 schwefelsaure Schwer- und Strontianerde,
6,5 Kieselerde, 1,5 Thonerde, 2 schwefelsaurer
Kalk, 2 Wasser und Erdharz. Fundort wie ge-
sagt der Rammelsberg, aber auch Derbyshire etc.
3. Erdiger Baryt, mulmichter Schwer-
spath.
Meist gelblichgrau; erdig; mager, rauh.
Besonders bey und auf gemeinem Schwerspath.
4. Hepatit, Schwerleberstein. Baryte sul-
fatée fétide. Lapis hepaticus Cronst.
Theils bräunlichschwarz, theils graulichgelb;
nur an den Kanten durchscheinend, oder undurch-
sichtig; glänzend; in Nieren oder stumpfeckigen
ungeformten Stücken. Gibt, wenn er mit Ei-
sen geschabt oder gekratzt wird, einen Geruch
nach Schwefelleber. Fundort besonders Kongs-
berg in Norwegen. Gehalt (nach John) =
92,75 schwefelsaurer Kalk, 1,50 Eisenkalk,
1,25 Wasser.
Wir haben bisher die Erden und Steine
als homogene (mechanisch einfache) Fossilien
betrachtet. Häufigst aber finden sich auch Fos-
silien verschiedener Gattungen und selbst aus
verschiedenen Geschlechtern auf mannigfaltige,
aber bestimmte Weise und meist in ansehnli-
chen Massen und Gebirgslagern unter einander
gemengt, daher es, besonders für den geogno-
stischen Theil der Mineralogie, überaus wich-
tig ist, auch diese aus heterogenen Gattungen
von Fossilien gemengten Gebirgsarten (saxa
s. petrae heterogeneae) unter eine systema-
tische Uebersicht zu bringen*).
Doch schränken wir uns hier bloß auf die-
jenigen ein, die in ihren bestimmten Mengungs-
verhältnissen ganze Gebirgslager bilden, mit
[Seite 644] Ausschluß derer, wo sich nur selten oder einzeln
ein Fossil in einem andern gleichsam eingewach-
sen findet, wie z.B. zuweilen Bergcrystall im
carrarischen Marmor (S. 627) etc., oder wo ir-
gend in Höhlen und Drusenlöchern eines ältern
Gesteins andere Fossilien von weit neuerer Ent-
stehung abgesetzt worden, wie z.B. Kalksinter
in alten Erdschlacken oder Laven etc.
Jene eigentlich so genannten gemengten Ge-
birgsarten lassen sich nach der verschiedenen
Verbindungsart ihrer Gemengstoffe unter fol-
gende drey Hauptclassen bringen:
A) Wo die verschiedenen Gemengtheile bey
gleichzeitigem Niederschlag aus ihrem
Primordialfluidum (§. 227 u. f.) ohne
alles fremde Cäment oder Grundteig ur-
sprünglich in einander verwachsen sind, wie beym
Granit; daher angeschliffene Stücke des-
selben gleichsam einem Mosaik ähneln.
B) Wo bloß einzelne Brocken von Fossilien
in einen Grundteig oder Hauptmasse von
anderer Steinart gleichsam eingeknetet
sind, wie beym Porphyr.
C) Endlich, wo dicht zusammengehäufte
Körner und Gerölle durch ein Cäment
gleichsam zusammengekittet sind, wie in
den Breschen und im Sandstein.
Bey den beyden ersten Claffen sind wohl
alle Gemengstoffe von gleichzeitiger Ent-
stehung.
Bey der dritten hingegen müssen, wenig-
stens bey den Breschen, die Körner und
Gerölle früher gebildet gewesen seyn, ehe
sie durch ein Cäment unter einander ver-
bunden worden.
Ich habe versucht, wo es sich thun ließ,
die Hauptarten wieder in folgende Unterarten
abzutheilen:
a) Die eigentliche Art, die aus denen ihr
eigentlich zukommenden Stoffen rein ge-
mengt ist, wie z.B. eigentlicher Granit
aus Feldspath, Quarz und Glimmer.
b) Afterarten, die, statt eines oder des
andern der ihr eigentlich zukommenden
Stoffe, einen oder den andern fremden
enthalten.
c) Uebermengte Arten, denen außer ihren
eigentlichen Stoffen überdieß noch fremde
überzähliche beygemengt sind.
d) Halbarten, denen einer oder der andere
ihrer eigentlichen Stoffe mangelt, ohne
daß dafür ein fremder eingemengt wäre.
In derben Gebirgsmassen, oder doch nur in
mächtigen Bänken geschichtet; aber von mannig-
faltiger Verschiedenheit des grob- oder feinkör-
nigen Gemenges; oder des ungleichen Verhält-
nisses der Gemengstoffe; oder des mehr oder
minder festen und frischen Korns u.s.w.
a. Eigentlicher Granit. Syenites*) Plin.
Wie gesagt, bloß aus Feldspath, Quarz und
Glimmer. So z.B. der antike Granito rosso.
So auch das berühmte ungeheuree Geschiebe aus
einem Sumpfe am finnischen Meerbusen, das
seines Gewichtes von drey Millionen Pfund un-
[Seite 647] geachtet nach St. Petersburg transportirt worden,
um der Statüe Czaar Peters des großen zur
Basis zu dienen*).
Das berühmte Pe-tun-tse der Schinesen, ein
Haupt-Ingrediens ihres Porcellans, ist ebenfalls
ein eigentlicher Granit, dessen Feldspath in Ver-
witterung steht.
So z.B. der statt des Glimmers Hornblende
enthält, wohin auch manche antike Arten gehören
(nur nicht der wahre Syenit).
Der z.B. außer dem Feldspath, Quarz und
Glimmer auch noch Hornblende oder Stangen-
schörl, Granaten, Demantspath, Zinnstein,
magnetischen Eisenstein**) etc. enthält.
Der z.B. bloß aus Hornblende und Feldspath
besteht, wohin dann, wenn er innig gemengt
ist, nach oryctognostischer Ansicht in den Grün-
stein (S. 604.) übergeht; oder aus Feldspath und
Glimmer, wohin man das Feldspath Avantu-
[Seite 648] rino vom weißen Meere [S. 594 not. *)] rech-
nen kann etc.
2. Gneis. (Fr. Granit feuilleté.)
Die Gemengstoffe wie beym Granit, an wel-
chen er auch meist angrenzt, und daher theils in
ihn übergeht (zumahl durch den von Saussüre
so genannten Granit veiné); insgemein aber ge-
schichtet, dickflaserich, theils gar schieferig; bricht
in Ganggebirgen. Seine Unterarten übrigens
wie beym Granit:
Die Gemengstoffe dieser Ganggebirgsart sind
eigentlich bloß Quarz mit vorwaltendem Glim-
mer in schieferigem Gefüge. Häufig erzführend;
theils alaunhaltig. Es gehört dazu:
a. Eigentlicher Glimmerschiefer.
Mancher wird wegen seines Gebrauchs für hohe
Oefen Gestellstein (saxum fornacum) genannt.
Eine vorzühlich schöne zimmtbraune, und avan-
turinartig Goldschimmernde Art bricht bey Catharin-
burg in Sibirien.
Die Grundmasse ist vielartig; z.B. häufig
Hornstein; aber auch verhärteter Thon; oder
Trapp; oder Pechstein etc.; gehört mehrentheils,
[Seite 649] wie die beyden vorigen, zu den Ganggebirgsar-
ten, und bricht meist in derben Massen: doch
theils auch kugelich.
Feldspath und Hornblende, in eine der gedach-
ten Grundmassen eingemengt.
Der wegen seiner Schönheit, ausnehmenden
Härte etc. vorzüglich und eigentlich so genannte an-
tike Porphyr, ist, wie schon der Nahme anzeigt,
von rothbrauner Farbe und Grundmasse, die aus
einem eigenen hornsteinartigen, dem Jaspis sich
nähernden Gestein besteht, und kleine Brocken
eines von dieser Grundmasse röthlich tingirten,
dichten Feldspaths und schwarzer Hornblende ent-
hält. Fundort vorzüglichst Nieder-Aegypten und
das steinige Arabien.
Wo z.B. außer der Hornblende statt des Feld-
spaths Kalkspath eingemengt ist, wie in manchen
irrig so genannten alten Laven des Vesuvs
(S. 603.)
Mit mehr als zweyerley Gemengstoffen in der
Grundmasse.
Von der Art ist z.B. der ungarische Graustein
(Saxum metalliferum Born.), der aus einer
Grundmasse von verhärtetem Thon mit einge-
mengter Hornblende, Feldspath, Glimmer und
zuweilen Quarz, besteht. Fundort in Nieder-
Ungarn, wo er das Hauptganggebirge und das
Muttergestein der mehresten dasigen reichen Gold-
und Silbererze ausmacht*).
Mit einem einzigen Gemengstoff in der
Grundmasse.
So der schöne antike ägyptische grüne Porphyr
(das fälschlich so genannte Serpentino verde an-
tico), mit lauchgrüner, hornsteinähnlicher, (zu-
weilen auch grünsteinartiger) Grundmasse und
darein gemengten mittelmäßig großen Feldspath-
brocken, die davon blaßgrün gefärbt sind.
5. Porphyrschiefer, Hornschiefer.
Die Grundmasse des eigentlichen Porphyr-
schiefers ist meist der obgedachte Klingstein (S.
601.). Eingemengt ist meist in sehr kleinen Körnern
Feldspath, Quarz etc. Das Gefüge, wie schon
der Nahme zeigt, schieferig.
Hingegen beym Weißstein oder (wie er von
seinem Fundort in Mähren, genannt wird) Na-
miesterstein der auch meist schieferige Textur
hat, macht weißer dichter Feldspath die Grund-
[Seite 651] masse, in welcher kleine Granaten, theils auch
Glimmer etc. Porphyrartig eingemengt liegen.
6. Bresche, Trümmerstein, Conglomerat.
(Ital. Breccia).
Ungleichförmige Gerölle und Brocken in eine
gemengte, meist sandsteinartige Hauptmasse ein-
gebacken. Von großer Mannigfaltigkeit des Cä-
ments sowohl als der inliegenden Gemengstoffe.
Jenes ist aber immer derb, nicht von schieferich-
gem Gefüge.
Zu den besonders merkwürdigen Arten gehören:
Der Puddingstein. – Eine Grundmasse von
einem meist graulichgelben, durch Quarz-Cä-
ment verbundenen Sandstein, in welchem Ge-
rölle von Feuerstein, Kieselschiefer etc. fest einge-
wachsen sind*). Fundort vorzüglich in England;
der schönste bey St. Albans in Hertfordshire.
Das so genannte Rothe todte liegende der
deutschen Bergleute. – Meist eine Grundmasse
von stark eisenschüssigem durch Thon-Cäment ver-
bundenem Sandstein, in welchem Quarz, Kiesel-
schiefer etc. in ungleichförmigen Körnern fester
oder lockerer eingemengt liegen. Es macht häu-
fig die unterste Flözlage in Bergwerken; bildet
aber auch theils ganze weite Berglagerungen;
[Seite 652] zumahl in der Schweiz, denn die dasige Nagel-
fluhe*) ist von dieser Art.
Die Grauwacke (Fr. grès gris). – Eine
Grundmasse von meist grauem, durch Thon-
Cäment verbundenem Sandstein, in welchem
Quarz von ungleichförmigen Geröllen oder Kör-
nern und theils sehr verschiedener Größe, fester
oder lockerer eingemengt liegt. Uebergang in
Sandstein, und zwar nahmenflich in denjenigen,
welcher bey den Steinkohlenflözen bricht, und
deßhalb (zum Unterschied vom gemeinen neuern
Flözsandstein) Kohlensandstein genannt wird.
Macht eine Hauptgebirgsart des Oberharzes,
wo sie reiche Erzgänge führt, und ins Flözge-
brige übergeht.
Die Gemengtheile, wie bey den letzgedachten
Arten der Breschen, aber mit schieferigem
Gefüge.
So z.B. Grauwacken-Schiefer, der in
manchen Gegenden des Oberharzes, z.B. am
Burgstetterzug bey Clausthal, schilfähnliche Ab-
drücke enthält, die für die Geogenie um so merk-
würdiger werden, da es wahrscheinlicher Weise
die allerältesten Spuren von organisirter Schö-
pfung auf unserm Planeten sind.
Quarz in meist gleichförmigen Körnern dicht
zusammen gekittet. Das Cäment ist von ver-
schiedener Art; z.B. kalkartig; oder thonartig;
oder eisenschüssig; zuweilen aber auch selbst quarz-
artig, da dann solcher Sandstein in körnigen ge-
meinen Quarz (S. 561.) übergeht.
Theils in mächtigen Lagern; theils mit cry-
stallinischem Kron; theils mit Abdrücken von Pe-
trefacten der Vorwelt und zwar aus beyden Rei-
chen organisirter Körper.
Zum Sandstein von besonderer Gestalt gehört
vorzüglich der, so sich bey Clausenburg in Ku-
geln der verschiedensten Größe findet.
Des so genannten crystallisirten Sandsteins
von Fontainebleau ist oben gehörigen Orts beym
Kalkspath (S. 622.) Erwähnung geschehen. Eher
verdient derjenige hier seine Stelle, der im Wir-
tembergischen bey Stuttgart und Tübingen bricht.
Am allergemeinsten mit Glimmer.
Aber auch mit manchen andern Fossilien, z.B.
außer dem Glimmer mit kleinen Brauneisenstein-
Würfelchen in dem sonderbaren Muttergestein
des rothen Bleyerzes von Beresofsk im Catha-
rinburgischen.
Und so findet auch wohl der Topasfels des
Schneckensteins im Voigtlande (S. 585) hier
füglich seine Stelle, der aus einem in körnigen
Quarz übergebenden Sandstein zu bestehen scheint,
welcher mit nadelförmigem schwarzem Stangen-
schörl, gemeinem dichtem Quarz, theils auch mit
ungeformtem Topas und gelbem Steinmark
durchzogen ist.
Der sich also wegen seines Gefüges zum der-
ben Sandstein verhält, wie der Porphyrschiefer
zum Porphyr, oder wie der Grauwackenschiefer
zur Grauwacke etc.
Besonders merkwürdig ist der seit etwa 24 Jah-
ren von neuem*) berühmt gewordene biegsame
Sandstein von villa rica in der brasilischen Pro-
vinz minas geraes. Zwischen seinem sonderbaren
meist flachsplitterigen Korn ist kein merkliches
Cäment zu unterscheiden.
Der eigentliche Sandsteinschiefer ist gemeinig-
lich ist er mit Glimmer übermengt und meist damit
im schieferigen Bruche durchzogen (so z.B. nah-
mentlich im englischen Yorkstone, Breming-
stone etc.) Nur variirt dabey das Verhältniß
des Quarzes zum Glimmer sowohl in Rücksicht
der Menge als der Vertheilung gar vielartig.
Die Salze überhaupt unterscheiden sich von
andern Körpern vorzüglich durch ihre leichte
Auflösbarkeit im Wasser; durch ihren specifiken
Geschmack; und durch ihr großes Aneignungs-
und Mischungsvermögen, d.h. ihren starken
Hang sich mit andern Stoffen, innig zu ver-
binden.*)
Alle mineralische Salze (d.h. die, so sich
von Natur sossil finden) gehören zu den so-
genannten Mittel-Salzen (Salia media, neu-
tra, composita), die nähmlich aus einer
Säure bestehen, verbunden, entweder A) mit
einem Laugensalze, oder B) mit einer wegen
dieses Verbindungsvermögens so genannten al-
kalischen Erde, oder C) mit metallischen Kalken.
Anm. Im Grunde gehören also auch der Gyps u.a.
aus einer alkalischen Erde mit einer Säure ver-
bundene Fossilien zu den Salzen; sie werden aber
wegen ihrer Geschmacklosigkeit und mindern Auf-
[Seite 656] lösbarkeit, wenigstens in der Mineralogie, füg-
licher wie oben geschehen, den Erden und Steinen
beygezählt.
Die mineralischen Salze werden am natür-
lichsten nach den verschiedenen Säuren, die
sie enthalten, unter folgende fünf Geschlechter
gebracht:
II. Schwefelsaure Mittel-Salze.
III. Salpetersaures Mittel-Salz.
IV. Boraxsaures Mittel-Salz; und
1. Steinsalz, natürliche salzsaure Soda.
Sal gemmae, muria montana. Sal am-
moniacum veter. Soude muriatée.
Theils farbenlos und wasserhell; häufiger aber
graulich; selten ziegelroth, oder saphirblau etc.;
meist mehr oder weniger durchscheinend; theils
nur schimmernd, theils aber glänzend; der
Bruch theils dicht, theils blätterig, theils fa-
serig, theils körnig; meist ungeformt; selten
crystallisirt, und dann cubisch; zuweilen mit ein-
geschlossenen Wassertropfen etc. Gewicht = 2143.
Gehalt = 33 Salzsäure, 50 Soda, 17 Wasser.
Zerspringt im Feuer mit Knistern. Bildet theils
[Seite 657] mächtige Flöze und Lager*) (Salz-Stöcke),
wie z.B. zu Bochuia und Wieliczka bey Kra-
kau etc. Theils aber wird es auch (als Seesalz)
an den Ufern salziger Landseen durch die Sonne
als eine feste Rinde gradirt, wie z. E. bey
Alexandria in Aegypten und am Baikal.
2. Natürliches Salmiak, salzsaures Am-
moniak. Sal ammoniacum. Ammonia-
que muriaté.
Weiß, graulich etc. theils gelb von beygemisch-
tem Schwefel etc. Meist nur mattschimmernd;
theils mehlicht; theils in undeutlichen kleinen
Crystallen; zeigt einige Ductilität und Schnell-
kraft. Gewicht = 1420. Geschmack kühlend-
stechend, laugenhaft; geht auf Kohlen als weißer
Rauch in die Höhe. Fundort zumahl in vulca-
nischen Gegenden.
A) in Verbindung mit Laugensalz.
1. Natürliches Glaubersalz, schwefel-
saure Soda. Sal mirabile Glaub. Soude
sulfatée.
Weißlich, theils durchscheinend, theils erdig
Gehalt = 27 Schwefelsäure, 15 Soda, 58
Wasser. Geschmack bittersalzig, kühlend. Fund-
[Seite 658] ort unter andern bey der natürlichen Soda von
Debrezin
B) In Verbindung mit alkalischen Erden.
2. Natürliches Bittersalz, schwefelsaure
Talkerde. Magnesia vitriolata. Magnesie
sulfatée.
Meist weißlich; durchscheinend; meist in nadel-
förmigen zusammengehäuften Crystallen. Gehalt
= 33 Schwefelsäure, 19 Talkerde, 48 Wasser.
Geschmack sehr bitter. Fundort unter andern
bey Jena.
Eine besondere Abart ist das so genannte Haar-
salz (Halotrichum) von Idria, das sich durch
seine langen haarförmigen Crystallen, silberweiße
Farbe und Seidenglanz auszeichnet.
3. Natürlicher Alaun, schwefelsaure
Thonerde. Alumen, argilla vitriolata.
Alumine sulfatée.
Meist graulich; theils durchscheinend; meist
nur schimmernd; theils seideglänzend; theils er-
dig. Gewicht = 2071. Gehalt ungleich: z.B.
= 24 Schwefelsäure, 18 Thonerde, 58 Wasser.
Geschmack zusammenziehend, herbe, hintennach
süßlich. Fundort vorzüglich im Neapolitanischen.
Zuweilen auch auf den so genannten Alaunerzen.
Gebrauch hauptsächlichst zur Färberey etc.
C) In Verbindung mit metallischen
Kalken.
Schwefelsaure Metallkalke, zumahl von Kupfer,
Eisen, Zink und Kobalt; und zwar meist mehrere
[Seite 659] dieser verschiedenen Metallkalke zusammen verbun-
den; doch werden sie auch dann a potiori benannt.
1) Kupfervitriol, blauer Vitriol, schwefel-
saures Kupfer. Cuivre sulfaté. (coupe-
rose bleue.)
Blau, ins spangrüne; durchscheinend; glas-
glänzend; meist stalactitisch. Gewicht = 2230.
Gibt im Feuer grüne Flamme; seine Auflösung
färbt das damit geriebene Eisen kupferroth. Her-
ber, zusammenziehender, ekelhafter Kupferge-
schmack. Fundort z. E. bey Herrengrund in
Ungarn etc.
2) Eisenvitriol, grüner Vitriol, Kupfer-
wasser, schwefelsaures Eisen, Fer. sulfaté
(couperose verte.)
Meist spangrün etc. verwittert aber ochergelb;
theils auch als weißer Beschlag auf Schwefel-
kies etc.; meist durchscheinend; herber zusammen-
ziehender Tintengeschmack. Fundort z.B. im
Rammelsberge bey Goslar, aber auch bey Vul-
canen, Steinkohlen etc.*).
Als eine besondere Abart verdient die Berg-
butter, Steinbutter (Russ. Kamenoemaslo)
genannt zu werden; die gelb, durchscheinend,
wachsglänzend, blätterig, fettig anzufühlen ist
[Seite 660] und sich besonders häufig in Sibirien, auf dem
Altai, Ural etc. findet.
3) Zinkvitriol, weißer Vitriol, schwefelsau-
rer Zink. Zinc sulfaté (couperose blanche)
Gelblicht weiß; schimmernd; meist faseriger
Bruch; theils als mehlichter Beschlag; theils
haarförmig (als mancher so genannte Feder-
Alaun); theils stalactitisch etc. Fundort z.B.
ebenfalls im Rammelsberge.
4) Kobaltvitriol, schwefelsaurer Kobalt.
Cobalt sulfaté.)
Blaß rosenroth; glasglänzend; durchscheinend;
stalactitisch. Fundort bey Herrengrund in Ungarn.
1. Natürlicher Salpeter, salpetersaure
Pottasche. Nitrum prismaticum. Potasse
nitratée.
Weißlich; meist durchsichtig; theils glänzend,
theils schimmernd; meist in zarten Nadeln, oder
wollicht; theils stalactitisch. Gewicht = 1920.
Geschmack bitterlich und kältend. Im Feuer
schmilzt er und auf glühenden Kohlen verpufft er;
mehrentheils ist er nur Kalkerde gemischt (als so-
genannte Salpetererde). Fundort vorzüglichst in
Ludamar (im Innern von Africa), in Hindustan,
außerdem auch hin und wieder in Europa, z.B.
in Ungarn, Apulien etc., ey Homburg im Würz-
burgischen, und auch bey Göttingen am Reinhau-
ser Sandstein etc.*). Hauptgebrauch bekanntlich
zu Schießpulver, zu Scheidenwasser etc.
1. Tinkal, roher Borax, boraxsaure
Soda. Swaga der Tibetaner. Soude
boratée.
Meist grünlichgrau; durchscheinend; wachs-
glänzend; krummblätteriger Bruch; crystallirt
in sechssenigen platten Säulen mit schräg zuge-
schärften Enden. Geschmack anfangs süßlich,
hintennach brennend; schmilzt leicht im Feuer.
Fundort an einigen alpinischen Seen in den
Schneegebirgen von Tibbet und Nepal. Ge-
brauch besonders zum Löthen etc.
2. Sassolin, natürliches Sedativsalz.
In gelblich weißen fast silberglänzenden schup-
pigen oder glimmerähnlichen Blättchen. Gehalt
(nach Klaproth) = 86 Boraxsaure, 11 schwefel-
saurer Braunstein, 3 Gyps. Fundort an den
heißen Quellen (Lagoni) bey Saffo im Floren-
tinischen.
1. Natürliche Soda, kohlensaure Soda,
vulgo natürliches mineralisches Lau-
gensalz, Natrum. Borech der Persianer.
Trona in der Barbarey. Nitrum der Alten.
Soude carbonatée.
Weißlich; ins Gelbliche, Grauliche etc.; meist
erdig; doch theils derb, durchscheinend, matt-
glänzend; theils auf dem Bruche stänglich zu-
[Seite 662] sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar;
Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure
ungleich; theils 38 pro Cent etc. Fundort be-
sonders an den Natron-Seen in Aegypten etc.
Außerdem auch auf den Heiden um Debrezin,
bey Erzen unweit Hameln etc. – Die alten Ae-
gyptier beizten ihre Leichen einen Monath lang
in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien
bereiteten*); und den schiffbrüchigen Kaufleuten
am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfin-
dung des Glasmachens Anlaß gegeben haben.
Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig
zu diesem letztem Zweck, so wie zur Seife, zum
Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten
zum Brotteig und sonst an die Speisen verwandt.
Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali
calcareum, das aus feuchten Mauren wie wol-
lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder,
aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit
Kalkerde vermischte, unreine natürliche Soda.
Brennlich oder combustibel heißen im
Grunde alle diejenigen Fossilien, die sich so
schnell mit dem Sauerstoff verbinden, daß da-
bey Wärmestoff und Lichtstoff frey werden.
Folglich gehören, genau genommen, auch die
Metalle darunter. Allein, da sich diese außer-
dem noch durch manche andere auffallende und
ihnen ausschließlich eigene Charaktere von allen
übrigen mineralischen Körpern auszeichnen, so
werden sie nach der alten einmahl allgemein an-
genommenen Eintheilung (§. 241.) unter eine
besondere Classe gebracht, und nur nachstehende
vier Geschlechter zu den eigentlich so genanten
brennlichen Mineralien gerechnet:
Die erste dieser Geschlechter und die mehr-
sten Gattungen des zweyten haben das mit ein-
ander gemein und hingegen von den übrigen
beyden verschiedene, daß sie sich, wenn sie rein
sind, in Oehl auflösen lassen, und schon im
Glühefeuer mit Rauch und Flamme und eige-
nem Geruch brennen oder wenigstens glimmen,
und zur Unterhaltung des Feuers dienen kön-
nen. Vom Erdharz ist eine Gattung, nähm-
lich das Erdöhl, flüssig. Die übrigen trocke-
nen sind stark idioelektrisch.
1. Natürlicher Schwefel. Sulphur. (Fr.
Soufre. Engl. Brimstone)
In mancherley Abstufungen seiner bekannten
Farbe; mehr oder weniger durchscheinend; Fett-
glanz; muscheliger Bruch; spröde; meist unge-
formt und zwar sowohl locker als derb; theils
stalactitisch; theils crystallisirt, in dreyseitigen
oder doppelt vierseitigen Pyramiden. Gewicht
= 2033. Schmilzt bey 244° Fahrenh. und
bricht den 414° in Flamme aus. Oft unrein,
als Schwefelerde etc. Fundort zumahl in Gyps-
flözen, z.E. bey Lauenstein im Hannoverischen;
und dann auf und bey Vulcanen etc.
Dieses vor der Hand immer noch ziemlich pro-
blemalische Fossil, ist meist Honiggelb; durch-
scheinend; glasglänzend; sehr spröde, von klein-
muscheligem Bruch; immer crystallisirt, häufigst
als doppelt-vierseitige Pyramide, und zeigt
beym Reiben Harzelectricität. Gewicht = 1666.
Gehalt (nach Klaproth) = 16 Thonerde, 46 eine
eigene Säure die den vegetabilischen ähnelt, 39
Wasser. Fundort (theils zwischen natürlichem
Schwefel) in bituminösem Holz und dergl. Holz-
erde; bey Artern im Mansfeldischen.
2. Bernstein Agtstein. Succinum, ele-
ctrum, lyncurium, glessum Tacit. (Fr.
succin, ambre jaune, carabé.)
Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe;
und vom durchsichtigen bis ins vollig undurch-
sichtige; selten wasserhell, meist öhlklar*),
theils Glasglanz, theils Wachsglanz; musche-
liger Bruch; theils in besonderer Gestalt als
birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich
drehen, poliren etc. Gewicht eines durchsichtigen
Weingelben = 1083. Enthält eine eigene Säure
(Fr. acide succinique); ist vermuthlich als Folge
[Seite 666] einer der frühern Erdrevolutionen*) aus Baum-
harz entstanden; hält nicht selten fremde Körper
eingeschlossen; zumahl Wald-Insecten etc. Fund-
ort vorzüglichst Samland in Ostpreußen; theils
in Flözen von bituminösem Holz**) und Braun-
kohle, theils am Seestrande.
3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petro-
leum. Bitume liquide. (Engl. fossile Tar.)
Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich
vollkommen tropfbar (so die Naphtha); theils
hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer
(so der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden
in Farbe und Durchsichtigkeit; jenes z.B. von man-
cherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins
Schwarzbraune (der echte Barbados-Theer grün-
lich-braun); jenes durchsichtig; dieser hingegen
kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Fundort,
zumahl die Naphtha auf den brennenden Feldern
am caspischen Meer, das Bergtheer besonders
auf Barbados, aber auch hier zu Lande z.E. bey
Edemißen im Amte Meinersen. Gebrauch der
[Seite 667] Naphtha zum Brennen, selbst zur Feuerung etc.
des Berghteers zu Arzney etc.*)
1) Gemeines Erdpech, Asphalt, Judenpech.
Meist schwarz und nur in Splittern braun
durchscheinend; theils Fettglanz, theils Glas-
glanz; meist muscheliger Bruch; sehr spröde,
brüchig; gibt leberbraunen Strich; hat meist einen
eigenen bitterlichen Geruch; brennt mit
dickem Dampf. Gewicht = 1104. Fundort
zumahl auf dem todten Meere, das davon seinen
griechischen Nahmen hat. Ward von den alten
Aegyptiern zu ihren Compositionen zur Mumien-
bereitung genommen. Jetzt brauchen es die Tür-
ken, Araber etc. häufigst in Oel aufgelöst zum
Bestreichen ihres Pferdegeschirres, um die Stech-
fliegen etc. abzuhalten – Unter den Abarten
verdient der berühmte kostbare, wohlriechende
feste Bergbalsam, oder die mineralische Mu-
mie [Pers. Muminahi**)] aus den Bergklüften
in Khorassan am Fuß des Caucasus, Erwähnung.
2) Elastisches Erdpech, fossiles Federharz.
Dieses sonderbare Fossil ist braun, glanzlos,
und auffallend elastisch, so, daß es sich zwar
nicht, wie das vegetabilische Federharz, ohne zu
zerreißen, dehnen, aber doch fast wie weicher
Kork zusammendrucken läßt und dann in feine
[Seite 668] vorige Gestalt zurückschnellt. Fundort bey Cast-
letown in Derbyshire, zumahl in folgenden bei-
den Abarten.
Schwarzbraun, theils ins Olivengrüne; wird
in der Wärme weich; und ähnelt überhaupt in
dem äußern Habitus mehr noch als das folgende
dem vegetabilischen Cahutschuk.
Haarbraun: von einem schwammichten, theils
in Faserige übergehenden Gefüge; ist zäher als
die dichte Abart.
5. Bituminoses Holz. Oryctodendron,
lignum fossile bituminosum.
Haarbraun; theils ins Schwarzbraune (wie
z.B. das isländische Surtar-brandr oder Schwarz-
holz); mit mehr oder minder deutlicher Holz-
textur. Uebergang in Braunkohle und in Pechkohle;
theils in mächtigen Flözen*); theils alaunhaltig.
Die bituminöse Holzerde, wohin auch manche
Umber (nahmentlich die Cölnische) gehört, ist
durch Verwitterung dieses Holzes entstanden und
findet sich theils bey demselben in Flözen, theils
[Seite 669] aber auch in aufgeschwemmten Lande, Torf-
mooren*) etc.
6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille,
charbon de terre. Engl. coal.)
Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit
Eindrücken fremdartiger Gewächse**); theils
auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt
mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz und
Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abarten in
eben so verschiedenem Verhältniß, variirt aber
gar sehr in Farbe, Glanz, Gefüge etc. besonders
in folgende sechs Abarten: die sich aus geogno-
stischer Rücksicht unter zwey Hauptarten bringen
lassen; da die vier erstern sich mehr oder weniger
dem bituminösen Holze nähern, in mächtigern
Lagern vorkommen, meist auf gemeinen Flöz-
[Seite 670] sandstein oder dichtem Kalkstein aufliegen und
gewöhnlich von Basalt bedeckt sind: die beyden
letztern aber in weit schwächern Flözen, meist
nur von wenigen Fuß Mächtigkeit vorkommen,
deren aber dagegen mehrere übereinander mit
Schichten von Schieferthon oder Kohlensandstein
(S. 652.) abwechseln. Auch findet sich diese letz-
tere Hauptart mehr in der Nähe der Ganggebirge,
und ist fast immer mit Kohlensandstein oder mit
Schieferthon (zumahl mit Pflanzenabdrücken)
und Brandschiefer (S. 597.) bedeckt*).
1) Braunkohle, Erdkohle (Engl. Boveycoal.)
Dunkelbraun; mattglänzend; Uebergang in
Alaunerde so wie ins bituminöse Holz, von wel-
chem sie sich doch durch das minder kenntliche
Holzgefüge unterscheidet.
2) Pechkohle, Fettkohle, Harzkohle, Glas-
kohle.
Kohlschwarz (so wie auch die folgenden Abar-
ten); starkglänzend; mit kleinmuschelichtem Bruch.
In stängelich abgesonderten Stücken; meist
fettglänzend; weich; spröde. Fundort vorzüglich
am Meißner in Hessen.
4) Gagatkohle, schwarzer Bernstein. (Fr.
jayet, jais, Engl. jet.)
Kohlschwarz; mattglänzend; flachmuscheliger
Bruch; fest, so daß sie sich drehen und poli-
ren läßt.
Ihr ähnelt die cannel- oder kennel-coal aus
Lancashire. Dieser ihr Gewicht = 1275.
5) Schieferkohle, Blätterkohle.
Von schieferigem Gefüge; wachsglanz; weich,
und sehr spröde. Uebergang in Brandschiefer.
Eisenschwarz; von fast metallischem Glanze;
großmuscheligem Bruche; würfliger Gestalt der
Bruchstücke; zur Feuerung die vorzüglichste, zu-
mahl häufigst in Großbritannien.
Gebrauch der letzgedachten beyden Artem (außer
dem allgemein bekannten der Steinkohlen über-
haupt), unter andern auch zum Theerschwelen
und zur Gewinnung des Salmiaks.
1. Kohlenblende, (schiefrige Glanz-
kohle). Anthracolithus. (Fr. Anthra-
cite, plombagine charbonneuse.
Aehnelt im Aeußern der Glanzkohle, wofür sie
auch ehedem oft angesehen worden; sie färbt stark
ab; ist sehr, spröde; ihr Bruch theils schieferig,
theils stänglich in kleinen vierseitigen Säulen.
Gewicht = 1468. Gehalt (nach Guyton Mor-
veau) = Kohlenstoff mit wenigem Sauerstoff
und etwa 4 pro Cent Thonerde. Bricht meist
bey und mit Quarz; unter andern bey Gera,
Schemnitz, Kongsberg (hier theils mit gediege-
nem Silber) etc.
2. Graphit, Reißbley. Plumbago. (Fr.
fer carburé, plombagine, crayon noir,
crayon d'Angleterre. Engl. black lead,
Keswick lead, wad.)
Meist bleygrau; theils eisengrau; mehr oder
weniger metallischglänzend; abfärbend; fettig an-
zufühlen; theils dicht, theils körnig, theils
schuppig, oder krummblätterig, oder dünnschie-
ferig; weich. Mittelgewicht = 2089. Gehalt
(nach Vauquelin) = Kohle mit 8 pro Cent
Eisen. Im starken offenen Feuer verfliegt er
großentheils, und hinterläßt bloß etwas Eisen-
und Kieselerde*). Fundort zumahl in der größ-
ten Menge und Feinheit bey Keswick in Cumber-
land**). Gebrauch des feinern, festen vorzüg-
lich zu Bleystiften (auch zur Spitze auf die Stange
der Gewitterableiter), das gemeinste aber zu
Ipser Schmelztiegeln, Ofenschwärze etc. Auch
zum Einschmieren hölzerner Schrauben und Rä-
derwerks.
1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)
Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 5. –), deren Flächen
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der
Mitte zugespitzt sind, so daß dadurch der
octoëdrische Crystall in das Dodecaëder mit rau-
tenförmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) um-
gewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und
der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl
und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen
Grundcrystallisation; daher sich auch der Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven
läßt*). Er ist der härteste aller bekannten Kör-
per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin-
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord.
[Seite 674] geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er
ist stark idioelektrisch; und manche saugen beson-
ders leicht Lichtstoff ein. Was Newton aus der
ausnehmend starken Strahlenbrechnung des De-
manten a priori geahnet*), daß er eine brenn-
bare Substanz sey, ist nun durch Erfahrung aufs
vollkommenste bestätigt, und dadurch erwiesen,
daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist,
so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbren-
nen von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht
hat. – Fundort Ostindien (zumahl Hindustan
und Borneo**)) und Brasilien.
Daß auch die Metalle im Grunde unter die
brennlichen Fossilien gehören, ist schon oben
erwähnt (§. 251). Sie unterscheiden sich aber
durch folgende Eigenheiten gar sehr von denen
im vorigen Abschnitte abgehandelten sowohl,
als von den übrigen Mineralien der andern
beyden Classen.
Sie sind die schwersten Körper in der Natur;
und unter den Fossilien die allerundurchsichtig-
sten; sie haben alle den deßhalb so genannten
metallischen Glanz; meist hakigen Bruch; und
viele auch eine dreyfache Art von geschmeidiger
Ductilität. Sie sind nähmlich erstens bieg-
sam (so besonders Bley und Zinn); zweytens
dehnbar oder malleabel, daß sie sich in dünne
Blättchen treiben lassen (so zumahl Gold und
Silber); und drittens zähe, daß sie sich nach
ihrer verschiedenen Tenacität im Drahtzug
mehr oder weniger strecken lassen, und gleich-
starke Drahte aus den verschiedenen Metallen
größere oder geringere Lasten tragen können,
ehe sie davon gerissen werden (so vorzüglichst
Platin, Gold und Eisen).
Sie werden vom Wärmestoff aufgelöst,
d.h. sie schmelzen; und zwar das Quecksilber
schon in einer sehr niedrigen Temperatur, daher
es gewöhnlich flüssig erscheint; die übrigen
Metelle hingegen erfordern erhöhte Tempera-
tur, und manche derselben (z.B. Platin,
Eisen, Braunstein, Wolfram etc.) eine sehr
große Hitze, ehe sie in Fluß kommen. – Alle
schmelzen undurchsichtig und mit gewölbter
Oberfläche.
Bis auf eine oder die andre Ausnahme un-
ter den neuerlich entdeckten Metallen lassen sich
die übrigen entweder in Salpetersäure oder in
Salzsäure (oder dem aus beyden zusammen-
gesetzten Königswasser) auflösen; und sind die
vollkommensten elektrischen Leiter.
So verschieden und mannigfaltig auch das
Ansehen ist, unter welchen sich die mehresten
Metalle in der Natur zu finden pflegen, so
lassen sich doch alle diese Verschiedenheiten auf
zwey Hauptarten zurück bringen:
Entweder nähmlich finden sich die Metalle
gediegen (metallum nativum, Fr. metal
vierge) in ihrer wahren vollkommen metallischen
Gestalt: – oder aber vererzt im weitläufti-
gern Sinn (metallum mineralisatum), so daß
ihnen mehr oder weniger von ihrem reinen metalli-
schen Habitus benommen ist.
Doch hat auch beym gediegenen Zustande
eines Metalls mancherley besondere Verschieden-
heit Statt. – Es findet sich z.B. dasselbe
entweder sichtbar, oder aber in unmerklich
kleinen Partikeln zwischen andern Fossilien ver-
steckt und durch dieselben verlarvt. – Ferner
findet sich entweder Ein gediegenes Metall
(z.B. Quecksilber) rein, für sich; oder aber
mehrere im gediegenen Zustande zusammen ge-
mischt (z.B. natürliches Amalgama).
Die Vererzung, im weitläuftigen Sinne
(§. 254.), erfolgt gleichfalls auf verschiedene
Weise:
Erstens nähmlich bloß durch Verbindung
eines Metalls mit einem andern verbrennlichen
Stoffe, dem Schwefel; da sie dann geschwefelt
oder vererzt im engern Sinne genannt werden;
und bey dieser Verbindung mehrentheils noch
einen metallischen Glanz behalten.
Zweytens hingegen durch eine weit wesent-
lichere Veränderung, nähmlich durch Verbin-
dung des Metalls mit Säuren; da sie ihres
metallischen Glanzes beraubt, und gesäuert
oder verkalkt genannt werden.
Und zwar erfolgt diese Verkalkung wieder-
um, entweder durch den unmittelbären Bey-
tritt des reinen Sauerstoffs – oder so,
daß derselbe schon mit einer Grundlage verbun-
den ist, und dadurch eine eigentlich so genannte
Säure bildet.
Nur zehn Metalle (nähmlich Silber, Queck-
silber, Kupfer, Eisen, Wismuth, Spießglas,
Nickel, Arsenik, Tellurium und Palladium) hat
man bis jetzt in beyderley Hauptgestalt gefunden;
nähmlich so wohl gediegen als vererzt. Von
den übrigen hingegen die mehrsten bloß vererzt.
Daß die ehemahlige Eintheilung der Me-
talle, in Ganze- und Halb-Metalle, aus bloß
relativen, unbestimmten Verhältnissen abstra-
hirt und nicht in der Natur gegründet war, be-
darf jetzt kaum noch einer Erwägung.
Bis jetzt kennt man nun folgende Metalle:
[Seite 679]Diese achte hießen vor Alters ganze Me-
talle: von den folgenden hingegen die vor-
mahls schon bekannten, Halb-Metalle:
Da sich aber letztre beide vor der Hand bloß mit der
rohen Platina und dem Iridium und Palladium
verbunden finden, so werden sie hier in der Mi-
neralogie nur beyläufig angeführt. Ein mehreres
von denselben s. in Gilbert's Annalen XXIV. B.
1806. S. 209 u. f.
Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich
bey schwerste aller bekannten Körper in der
Natur*)); so gereinigt ist er auch ausnehmend
dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird in Kö-
nigswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit
siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste
Metall; und nächst dem Eisen das härteste;
läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-
brauch vorzüglich zu Maasstäben, Microme-
terfäden, Schmelztiegeln, Pendelkugeln, Py-
rometern, Räderwerk in Taschenuhren, mit Ku-
pfer und Aresnik versetzt zu Telescopspiegeln etc.
Unter dem Nahmen von Platina (dem Spa-
nischen Diminutiv von plata, Silber) seit 1736
bekannt. Gewöhnlich nur in kleinen, fast stahl-
[Seite 681] grauen, theils rundlichen, theils eckigen, meist
aber platten Körnern; die aber außer der Platina
noch achterley andere Metalle (– nämlich: Kupfer,
Eisen, Titanium, Chromium, Iridium, Os-
mium, Rhodium und Palladium) halten; und in
einem mit magnetischem Eisensande, Waschgold,
Quecksilberkügelchen, und kleinen Hyacintöen etc.
vermengten Sande, vorzüglich bey Carthagena
und Santa Fé in Peru gefunden werden.
Das Gold ist ausnehmend ductil in aller
dreyfachen Rücksicht (von Biegsamkeit, Dehn-
barkeit und Zähigkeit), weich, doch daß es sich
durch anhaltendes Hämmern selbst zu Uhrfe-
dern stählen läßt. Gewicht = 19257. Wird
in Königswasser aufgelöst; und aus der Solu-
tion durch Salmiak als Knallgold, und durch
Zinnauflösung als mineralischer Purpur, ge-
fällt. Amalgamirt sich sehr leicht mit Queck-
silber. Ist nächst dem Eisen und Braun-
stein wahrscheinlich das allgemeinst verbrei-
tete Metall.
Dunkler oder heller, nach Verschiedenheit der
ihm in größerer oder geringerer Menge beyge-
mischten andern Metalle, Kupfer, Silber, Eisen,
oder Tellurium. In mancherley besonderer Ge-
stalt z.B. blätterig, gestrickt etc. Theils crystal-
lisirt, in mancherley Formen, z.B. cubisch,
octoëdrisch etc.; theils dendritisch etc.
Zuweilen in Seifenwerken (davon unten beym
Zinngeschlecht), wie z.E. das bey Wicklow in
Irland.
Häufig als Waschgold im Sande vieler Flüsse.
Sehr oft ist es aber auch bloß versteckt oder
verlarvt (§. 255.), wie z.B. im Brauneisenstein
von Beresofsk, im rammelsberger Braunerz, in
vielem Schwefelkies, Bleyglanz, Zinkblende etc.
Besonders auch in der goldhaltigen Kohle (dem
so genannten Brandstein) von Verespatak in Sie-
benbürgen.
Das Silber läuft von Schwefeldämpfen
gelbschwarz an. Gewicht = 10474. Ausneh-
mend dehnbar; auch sehr zähe; hat nächst dem
Kupfer den stärksten Klang; wird in Salpe-
tersäure aufgelöst, und aus der Solution durch
Salzsäure als Hornsilber, und durch Queck-
silber als so genannter Dianenbaum gefällt.
In mancherley besonderer Gestalt; blätterig,
zähnicht, haarförmig, gestrickt etc. theils crystalli-
sirt, und zwar auch meist als doppelt vierseitige
Pyramide; theils dendritisch; theils bey metal-
lisirten Petrefacten, wie z.B. bey den franken-
berger Kornähren etc.
Findet sich auch nie ganz rein, sondern mit
andern Metallen gemischt.
So z.B. mit Gold bey Kongsberg und am
Schlangenberg (das Electrum des Grafen von
Veltheim).
Mittelfarbe zwischen zinnweiß und siberweiß;
blätteriger Bruch; theils crystallisirt in sechssei-
tigen Säulen und Pyramiden; weich. Gehalt
sehr ungleich z.B. in einem andreasberger (nach
Klaproth) = 12,75 Silber, 35 Arsenik, 44,25
Eisen, 4 Spießglas.
Zinnweiß; theils derb; theils crystallisirt in
vier- und sechs-seitigen Säulen und sechsseitigen
Tafeln. Gehalt (nach Klaproth) = 76 Silber,
24 Spießglas. Fundort ebenfalls bey Andreas-
berg am Harz und bey Alt-Wolfach im Fürsten-
bergischen.
4. Glaserz, Glanzerz, Weichgewächs,
Sliberkies. Argent sulfuré.
Schwärzlich bleygrau; mattschimmernd; gibt
glänzenden Strich; theils crystallisirt; meist in
doppelt vierseitigen Pyramiden; auch cubisch etc.;
weich; sehr geschmeidig; läßt sich spähneln; ist
theils so dehnbar, daß es sich prägen läßt. Ge-
wicht = 7215. Mittel-Gehalt (nach Berg-
mann) = 75 Silber, 25 Schwefel. Fundort
vorzüglich im Erzgebirge.
5. Sprödes Glaserz, Röschgewächs,
Silberkies.
Meist eisenschwarz, theis rußig, theils cry-
stallisirt, und das meist in sehr kleinen sechsei-
tigen Säulen oder Tafeln; theils zellig; spröde.
Gewicht = 7208. Gehalt (nach Klaproth) =
[Seite 684] 66,50 Silber, 12 Schwefel, 10 Spießglas,
5 Eisen. Fundort zumahl in Ungarn.
6. Silberschwärze, erdiges Glaserz.
Argent noir.
Blaulich schwarz; abfärbend; feinerdig; sehr
weich; scheint aus einer Auflösung des Schwarz-
gülden und Glaserzes entstanden zu seyn. Fin-
det sich meist in der Nachbarschaft dieser beyden.
Perlgrau; theils ins Braune, theils ins Pi-
staziengrüne, an den Kanten durchscheinend; fast
wachsglänzend, theils knospig; theils cubisch
crystallisirt; theils dendritisch (so vorzüglichst das
sibirische vom Schlangenberg); weich; geschmei-
dig; läßt sich späneln. Gewicht = 4840. Ge-
halt (nach Klaproth) = 67,75 Silber, 21 con-
centrirte Salzsäure, 6 Eisenkalk, 1,75 Thon-
erde. Fundort, außer dem eben gedachten, Jo-
hanngeorgenstadt im Erzgebirge, Cornwall etc.
8. Rothgülden, Silberblende. (Fr.
argent rouge, rosiclair.)
Von verschiedener Röthe, vom lichten Blutroth
bis ins dunkel Coschenillrothe, und dieß selbst ins
Bleygraue und Eisenschwarze; mehr oder weniger
durchscheinend; theils mit auffallendem Lichte
schwarzroth, mit durchfallendem aber blutroth,
(Engl. ruby ore); fast metallisch glänzend;
theils crystallisirt, meist in sechsseitigen Säulen
mit stumpfer sechsseitiger oder dreyseitiger Spitze;
theils dendritisch; gibt rothen Strich. Mittelge-
wicht = 5563. Gehalt eines dunkelen von An-
dreasberg (nach Klaproth) = 60 Silber, 19
Spießglas, 17 Schwefel, 4 Sauerstoff. Andre
[Seite 685] sind auch arsenikhaltig. – Fundort, vorzüglich
am gedachten Orte.
Eisenschwarz, theils ins Stahlgraue; metal-
lischglänzend; kleinmuscheliger Bruch; hart;
spröde; theils derb, zumahl bey Schemniz und
Kapnick; theils crystallisirt in dreyseitigen Pyra-
miden (tab. II. fig. I.) bey Clausthal. Ueber-
gang in Fahlerz.
Das Quecksilber, hydrargyrum (Fr.
mercure, vif-argent, Engl. quicksilver) be-
hält seinen Silberglanz an der Luft unverän-
dert; ist flüssig ohne zu netzen; und wird erst
bey 39° unter 0 Fahr. fest und malleabel.
Gewicht des flüssigen = 13568*). Wird
am vollkommensten von der Salpetersäure auf-
gelöst; phosphorescirt im so genannten luft-
leeren Raume; amalgamirt sich am leichtesten
mit Gold, Silber, Zinn und Bley; daher
sein Gebrauch zum Anquicken der Erze, zum
Vergolden, zur Spiegelfolie etc. Außerdem
bekanntlich auch zu meteorologischen Werkzeu-
gen, Vertreibung und Tödtung mancher In-
secten, und als wichtiges Heilmittel.
1. Gediegen, Jungfern-Quecksilber.
Meist in kugelichten Tropfen in Klüften und
Zwischenräumen von Quecksilbererzen. Fundort,
in Europa zumahl Idria und das Zweybrückische.
2. Natürliches Amalgama. Mercure ar-
gental.
Jungfern-Quecksilber mit gediegenem Silber
amalgamirt. Meist nur als Ueberzug; doch
theils derb, knospig etc.; weich. Gehalt sehr un-
gleich; z.B. (nach Klaproth) 64 Quecksilber, 36
Silber. Fundort zumahl im Zweybrückischen.
3. Zinnober, Quecksilberblende. Cinna-
baris. Mercure sulfuré.
Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenill-
rothe etc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder
weniger durchscheinend; theils erdig, theils derb;
und dann theils von einem fast metallischen Glanze;
theils faserig; theils crystallisirt, und zwar meist
in vierseitigen Pyramiden etc.; gibt scharlachro-
then Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich.
Ersterer z.B. (nach Kirwan) = 80 Quecksilber,
20 Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das
Zweybrückische, Almaden, Schina und Mexico.
Das so genannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter
Brandschiefer.
Das eben daselbst brechende, seltene Stink-
zinnober (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth;
durchscheinend; von spathartigem Gefüge; und
gibt, wenn es gerieben wird, Schwefellebergeruch.
4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilber-
blende. Mercure sulfuré bituminifére.
Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze;
undurchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze;
[Seite 687] gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Ge-
füge nach von zwey Hauptarten: nähmlich a) dicht,
und b) schalig, mit concentrischen Ablosungen,
wie mancher Glaskopf*). Gewicht = 7937.
Hält bis 70 pro Cent Quecksilber. Fundort zu-
mahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste Queck-
silbererz ausmacht.
5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches
Turpeth, natürlicher Sublimat. Mer-
cure muriaté.
Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend;
von fast metallischem Glanze; meist als Drusen-
häutchen in Klüften anderer Quecksilbererze;
theils in sehr kleinen cubischen oder säulenförmi-
gen Crystallen; weich. Hält (nach Kirwan) =
70 pro Cent Quecksilber durch Salzsäure und
Schwefelsäure verkalkt, Fundort zumahl im
Zweybrückischen.
Das Kupfer ist sehr hart und elastisch,
und hat unter allen Metallen den stärksten
Klang. Gewicht = 7788. Wird von allen
Säuren aufgelöst; brennt mit grüner und
[Seite 688] blauer Flamme: verbindet sich leicht mit an-
dern Metallen, und gibt dadurch die mancher-
ley vorzüglichen Compositionen; wie z.B. mit
Gold, das Similor und das malayische
Suasso; mit Zink, das Messing und Tom-
back (von Tombago, dem malayischen Worte
für Kupfer); mit Zinn das Glockengut und
Stückgut; mit Arsenik das argent haché und
die Composition zu Telescopspiegeln; mit Nickel,
das schinesische Packfong u.s.w. Dient daher
auch beym Münzwesen zur Karatirung und
Legirung des Goldes und Silbers etc.
Theils güldisch, oder silberhaltig etc.; daher
Abstufungen der Röthe; in mancherley besonderer
Gestalt; theils crystallisirt; und dann meist als
doppelt vierseitige Pyramide. Fundort, in Eu-
ropa besonders Cornwall und Ungarn, außerdem
aber vorzüglichst Sibirien, die Küsten der Kupfer-
Insel (Mednoi ostrow) im kamtschatkischen Meere,
die Ufer des Kupferflusses im N. W. der Hud-
sonsbay, Brasilien etc.*).
2. Kupferglas, Kupferglanz, Lecherz.
(Fr. cuivre sulfuré, mine de cuivre vitreuse.)
Bleygrau, ins Eisenschwarze, theils ins Vio-
lette, dunkel Leberbraune etc.; theils metallischer
Glanz; der Bruch theils ins Blätterige; meist
[Seite 689] ungeformt; theils aber crystallisirt, z.B. in sechs-
seitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –); weich;
milde, schneidbar; gibt glänzenden Strich;
schmilzt leicht. Mittel-Gewicht = 5074. Ge-
halt (nach Klaproth) = 50 bis 80 pro Cent Kupfer,
mit Eisen, so wie die nächstfolgenden Gattungen
durch Schwefel vererzt. Fundort, in Europa
zumahl Cornwall und der Bannat.
3. Bunt-Kupfer-Erz (Kupferlasur).
Cuivre pyriteux hepatique.
Tombackbraun, theils ins Kupferrothe; meist
taubenhälsig angelaufen; metallisch glänzend;
spröder als das Kupferglas; gibt braunrothen
Strich; findet sich wohl nur ungeformt. Gehalt
(nach Kirwan und Klaproth) = 40 bis 70 pro
Cent Kupfer mit mehr Eisengehalt als beym
Kupferglas; geht aber sowohl in dieses als in
den Kupferkies über. Fundort, unter andern
Lauterberg am Harz, und der Schlangenberg in
Sibirien.
4. Kupferkies, gelb Kupfer-Erz, Gelf.
(Fr. cuivre pyriteux, mine de cuivre jaune.)
Goldgelb in mancherley Abstufungen; theils
grünlichgelb; auch oft taubenhälsig angelaufen;
meist ungeformt; theils mit Spiegelfläche; oder
geflossen, nierenförmig, traubig etc.; zuweilen
crystallisirt, z.B. als dreyseitige Pyramide (–
tab. II. fig. 1. –). Mittel-Gewicht = 3980.
Gehalt (nach Kirwan) = 20 pro Cent Kupfer,
mit noch mehr Eisengehalt als bey der vorigen
Gattung: ist das allergemeinste Kupfererz; findet
sich, so wie auch theils die beyden vorigen Gat-
tungen, oft im bituminösen Mergelschiefer, der
[Seite 690] dann Kupferschiefer genannt wird. (s. oben
S. 631.)
5. Weiß Kupfererz. (Fr. mine de cuivre
blanche.)
Aus dem Zinnweißen ins Speisgelbe; matt-
glänzend; spröde; gibt theils am Stahl Funken;
hält (nach Henkel) 40 pro Cent Kupfer und
außerdem Eisen und Arsenik. Uebergang in
Kupferkies und in Fahlerz. Findet sich über-
haupt selten; unter andern bey Freyberg.
6. Fahlerz, Graugültigerz, auf dem Harz
so genanntes Weißgülden. (Fr. mine de
cuivre grise, Engl. grey copper-ore.)
Stahlgrau, ins Eisenschwarze; gibt einen grau-
röthlichen Strich; meist ungeformt; theils cry-
stallisirt; z.B. in dreyseitigen Pyramiden, sechs-
seitigen Säulen u.a.m.; hält außer dem Kupfer
auch Spiesglas und Silber, beydes in sehr ver-
schiedenem Verhältniß, auch theils Bley, Eisen etc.
Findet sich sehr häufig in vielen Ländern von Eu-
ropa und Asien.
Bräunlichschwarz; erdig; zerreiblich; mager;
meist als Ueberzug auf Kupferkies und Fahlerz;
wohl bloß aus Verwitterung derselben entstan-
den. Fundort unter andern bey Freyberg.
8. Roth Kupfererz, roth Kupfer-Glas,
Kupfer-Lebererz. (Fr. cuivre oxydé
rouge mine de cuivre rouge.)
Vom Leberbraunen durchs lichte Coschenillroth
bis ins Bleygraue; das Coschenillrothe theils
[Seite 691] durchscheinend; selten durchsichtig; theils fast
metallischglänzend; theils dicht; theils blätterig;
theils crystallisirt und dann meist in doppelt vier-
seitigen Pyramiden; theils haarförmig, faserig,
seideglänzend, als Kupferblüthe (Fr. fleurs de
cuivre). Gehalt, Kupfer durch Kohlensäure ver-
kalkt. Fundort vorzüglich Cornwall und Catha-
rinburg; die Kupferblüthe aber besonders bey
Rheinbreidenbach im Cölnischen.
9. Ziegelerz. (Fr. ochre de cuivre rouge.)
Aus dem Hyacinthrothen ins Pechbraune und
Gelbe; matt oder mit Pechglanz; theils erdig;
theils verhärtet als Kupfer-Pecherz; letzteres
mit kleinmuscheligem Bruche. Eigentlich aus der
vorigen Gattung mit braunem Eisenocher innig
gemengt. Fundort, unter andern der Bannat,
Lauterberg am Harz etc.
10. Kupferlasur, Kupferblau, Berg-
blau. (Fr. cuivre carbonaté bleu, azur
de cuivre, bleu de montagné.)
Vom Himmelblauen bis ins Indigblaue; theils
matt, erdig, zusammengebacken, abfärbend;
theils aber glänzend, zuweilen durchscheinend;
theils strahlig; theils nierenförmig traubig etc.;
theils crystallisirt, zumahl in kurzen vierseitigen
Säulen. Hält (nach Kirwan) auf 69 pro Cent
Kupfer, wie in den drey nächstfolgenden Gattun-
gen, durch Kohlensäure verkalkt. Fundort vor-
züglich im Bannat und am Ural.
11. Malachit. Cuivre carbonaté vert.
Vorzüglich in zwey Hauptarten:
Erstens nähmlich als Atlaserz (Fr. mine de
cuivre soyeuse); smaragdgrün; seldenglänzend;
[Seite 692] faserig; theils in abgesonderten, haarförmigen
Crystallen, büschelförmig divergirend etc. Fundort
zumahl Lauterberg am Harz und der Bannat.
Zweytens als eigentlich so genannter Malachit,
dicht, polirbar, meist nierenförmig, mammelo-
nirt in concentrischen Schalen, theils traubig,
stalactitisch, röhrenförmig etc. Gewicht = 3641.
Gehalt eines sibirischen (nach Klaproth) = 58
Kupfer, 18 Kohlensäure, 12,50 Sauerstoff,
11,50 Wasser. Fundort zumahl Catharinburg
in Sibirien.
12. Kupfergrün, Kieselmalachit. Aerugo
nativa, chrysocolla, lapis armenus. (Fr.
cuivre carbonaté vert, verd de montagne.)
Spangrün, theils ins Blauliche; nur selten
an den Kanten durchscheinend; theils erdig, zer-
reiblich; theils dicht mit muscheligem Bruche;
meist nur in kleinen Partien bey andern Kupfer-
erzen; hält außer dem kohlensauren Kupfer meist
noch Thonerde. Fundort unter andern Saalfeld,
Dillenburg und Catharinburg.
13. Eisenschüssiges Kupfergrün.
Meist olivengrün ins Pistaziengrüne; theils
erdig, zerreiblich; theils fest, fettglänzend, mit
muscheligem Bruche, theils knospiger Oberfläche etc.
Gehalt vermuthlich Kupfergrün und Eisen-
ocher innig gemengt. Findet sich überhaupt nicht
häufig; z.B. bey Saalfeld und auf der Insel Elba.
14. Phosphorsaures Kupfererz, Pseu-
domalachit. (Fr. Cuivre phospaté.)
Aus dem Spangrünen ins Smaragdgrüne; un-
durchsichtig, meist seidenglänzend, schimmernd;
zartfaseriger Bruch; meist traubig, nierenför-
[Seite 693] mig; selten in sehr kleinen sechsseitigen Crystal-
len; weich. Gehalt (nach Klaproth) = 68,13
Kupferkalk, 30,95 Phosphorsäure. Fundort
Virneberg bey Rheinbreidbach im Cölnischen.
15. Olivenerz, Pharmacochalcit, arse-
niksaures Kupfererz. Cuivre arseniaté.
Meist olivengrün, aber auch einerseits ins
dunkel Lauchgrüne und anderseits ins Spangrüne;
durchscheinend oder durchsichtig; fettglänzend;
meist crystallisirt, theils in spangrünen sechsseiti-
gen Tafeln (Kupferglimmer oder blätteriges
Olivenerz), theils in sehr flachen Octoëdren
(Linsenerz), theils in kleinen sechsseitigen Säu-
len etc. und diese theils büschelförmig divergirend,
theils in kleinen kugelichten Nieren mit büschel-
förmig, faserig seidenglänzendem Bruch (faseri-
ger Olivenerz Engl. wood copper). Gehalt =
Kupfer, mit etwas Eisen durch Arseniksäure ver-
kalkt. Fundort zumahl Carrarach in Cornwall.
16. Salzskupfererz, Smaragochalcit.
(Fr. cuivre muriaté, muriate de cuivre
oxygené.).
Von mancherley grüner Farbe; vom Undurch-
sichtigen bis zum Durchsichtigen; theils matt, er-
dig; theils verschiedenartiger Glanz. So der
Atacamit, als smaragdgrüner Sand, von sehr
kleinen doch ungleichförmigen Körnern; durch-
scheinend; glasglänzend; gibt auf Kohlen eine
schöne blaue und grüne Flamme. Gehalt (nach
Proust) = 70,50 Kupferkalk, 11 Salzsäure,
18 Wasser. Fundort im westlichen Süd-America,
in einem kleinen Flusse in der Sandwüste Atacama
zwischen Peru und Chili.
Reines oder so genanntes Frisch-Eisen,
hat eine aus dem Stahlgrauen ins Silber-
weiße fallende Farbe und ist äußerst zähe. Ge-
wicht = 7807. Es wird vom Magnet gezo-
gen, und selbst leicht attractorisch; läßt sich
schweißen; wird von allen Säuren angegriffen
und gibt ihnen einen Tintengeschmack; wird
aus diesen Solutionen durch die Galläpfel-
säure schwarz, und durch die Blausäure blau
gefällt. Ist unter allen Metallen am allge-
meinsten in der Erde und selbst in der organi-
sirten Schöpfung verbreitet; auch wird kein
anderes Metall von den cultivirten Völkern in
so unsäglicher Menge verarbeitet; sowohl als
eigentlich so genanntes Eisen in seinen beyden
Hauptverschiedenheiten (Guß-Eisen nähm-
lich und Stab-Eisen), als auch nachdem
beyde zu Stahl geschmolzen oder gebrannt
worden.*)
Zu den berühmtesten, ungeheueren Massen ge-
diegenen Eisens, die neuerlich bekannt worden
[Seite 695] und von denen schon oben die Rede gewesen [S. 546.
not.*) und S. 614.], gehört besonders die 1772
von Pallas zwischen Krasnojarsk und Abekanks
auf dem Rücken eines Schiefergebirgs wieder ge-
funden. Sie hat ein sonderbares, theils ästiges,
theils gleichsam zelliges Gefüge, und enthält in
ihren bläserigen Zwischenräumen das obgedachte
grüngelbe, glasartiges, dem Olivin ähnelnde
Fossil (S. 614.). Das Eisen selbst in dieser
auf 1600 Pfund schweren Masse hält (nach Ho-
ward) = 17 pro Cent Nickel.
Eine andere noch ungleich größere findet sich
unweit des Paranastroms in Chaco, im spani-
schen Süd-America, wo sie 1782 durch Don
Mich Rubin de Celis untersucht und ihr Ge-
wicht auf 30000 Pfund angeschlagen worden*),
und dieses Eisen hält 10 pro Cent Nickel.
2. Schwefelkies, Eisenkies, Marcasit.
Pyrites. Fer. sulfuré. (Engl. mundick.)
Speisgelb, in mancherley Abstufungen; einer-
seits ins Goldgelbe, anderseits fast ins Stahl-
graue; oft taubenhälsig oder tombackbraun ange-
laufen; metallischglänzend; meist so hart, daß
[Seite 696] er am Stahle Funken gibt, mit Schwefelgeruch;
hält, außer dem durch Schwefel vererzten Eisen
zuweilen auch Gold, Silber, Arsenik etc.
Man unterscheidet drey Hauptarten desselben:
In mancherley besonderer Gestalt, z.B. als
Kiesnieren, Kiesbälle etc. oder traubig, pilz-
förmig etc. häufig crystallisirt in mancherley Form,
z.B. als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II.
fig. 5. –); oder als Dodecaëder mit fünfseitigen
Flächen und zwanzig Ecken (– tab. II. fig. 4. –)
oder in einer der seltensten crystallinischen Formen
der Fossilien, als Icosaëder mit gleichen dreyseiti-
gen Flächen und zwölf Ecken (– tab. II. fig. 6.
–); häufig hingegen cubisch mit gestreiften
Flächen, und das so sonderbar, daß immer nur
die Streifen von zwey einander gerade entgegen-
stehenden Flächen einerley Richtung haben, hin-
gegen die von den dreyen in eine Ecke des Wür-
fels zusammenstoßenden Flächen in conträrer
Richtung widereinander laufen (– tab. II. fig.
2. –). Mittel-Gewicht = 4700. Uebergang
in dichten Braunsteinstein. Fundort in aller Welt
als die gemeinste aller Erzarten.
Meist heller von Farbe als der vorige; häufig
in Nierenform; crystallisirt meist als doppelt vier-
seitige Pyramide, und zwar in mancherley Ab-
arten zusammengrupirt, z.B. als Hahnenkamm-
kies etc.*); hat strahligen Bruch; und als man-
[Seite 697] cher Haarkies (z.E. bey St. Andreasberg auf
dem Harz) abgesonderte haarförmige Nadeln.
Auch heller als der gemeine; oft tombackbraun
angelaufen; in mancherley besonderer Gestalt,
z.B. als Nieren, oder stalactitisch, röhrenförmig,
gestrickt, zellig etc.; zuweilen crystallisirt, in sechs-
seitigen kleinen Säulen etc. Theils als metallisirte
Petrefacten der Vorwelt, zumahl als Ammoniten.
Gebrauch, zumahl des gemeinen, zur Gewin-
nung des Schwefels, Alauns und Eisenvitriols;
ehedem statt Feuerstein an deutschen Büchsen etc.
Aus dem Tombackbraunen ins Speisgelbe; me-
tallischglänzend; doch meist angelaufen; meist un-
geformt; sehr selten (am Harz) crystallisirt, in
sechseitigen Tafeln und Säulen die zuweilen an
den Endkanten abgestumpft sind*). Ist wie so
manche andere Eisenerze retractorisch, d.h. er
wird vom Magnet gezogen. Uebergang in Schwe-
felkies. Bricht auf Ganggebirgen, z.B. zu
Breitenbrunn im Erzgebirge.
4. Magnet-Eisenstein, natürlicher Mag-
net, attractorisches Eisenerz. (Fr. Ai-
mant, fer oxydule, Engl. Load-stone.)
Eisenschwarz; meist ungeformt; theils aber in
kleinen Crystallen als doppelt vierseitige Pyrami-
den; hart; spröde; zeichnet sich durch die beyden
großen physicalischen Eigenschaften aus, daß er
das Eisen zieht, und sich in freyschwebender Lage
nach den Polen richtet; auch beyderley Kraft dem
[Seite 698] Eisen selbst mittheilt. Gewicht = 4243. Sein
Eisengehalt ungleich, theils 80 pro Cent. Fund-
ort vorzüglichst der Magnetenberg in Werchoturien;
außerdem unter andern auch in unserer Nachbar-
schaft der Spitzenberg am Harz.*)
Der Magnet-Eisensand, magnes glareosus,
findet sich in kleinen stumpfeckigen Körnern, ent-
weder in Gebirgsarten eingesprengt (so z.B. in
manchem Granit (s. oben S. 647), Porphyr,
Basalt etc.); oder aber, und zwar häufiger in
manchem Sande des Meeres oder der Seen und
Flüsse.
5. Titaneisen. (Fr. Fer titanié.)
Theils bräunlich- theils eisenschwarz; jenes
wenigglänzend; dieses von Eisenglanz; der Bruch
theils ins Muschlige, theils ins Blättrige, theils
vieleckigkörnig; hart; spröde; Gewicht = 4667.
Gehalt (nach Klaproth) = 78 Eisenkalk, 22 Ti-
tankalk. Fundort am Spessart und bey Egger-
sund, Krageröe etc. in Norwegen.
6. Eisenglanz, Spiegeleisen. (Fr. Fer
oligiste, fer speculaire, fer noir.)
Stahlgrau; theils taubenhälsig angelaufen;
von starkem metallischem Glanze; sowohl unge-
formt als crystallisirt; letzteres z.B. in doppelt
dreyseitigen Pyramiden, die dann in Linsenform
übergehen; oder in sechsseitigen Tafeln etc. Ge-
wicht = 5158. Eisengehalt (nach Kirwan) =
60-80 pro Cent; ist meist retractorisch. Fund-
ort vorzüglichst in großer Mannigfaltigkeit und
Schönheit der Cristallisationen auf der Insel Elba.
Der Eisenglimmer ist mehr eisenschwarz; von
blätterigem Gefüge; sowohl ungeformt als cry-
stallisirt in kleinen sechsseitigen Tafeln, die theils
zellig zusammengehäuft sind. Fundort unter an-
dern zuweilen im Holzstein vom Kiefhäuserberg,
und in manchen vesuvischen Laven.
7. Roth-Eisenstein. Fer oxydé rouge.
Meist bräunlichroth, einerseits bis ins Kirsch-
rothe, anderseits bis fast ins Strahlgraue.
Mulmig, zerreiblich; fettig anzufühlen; stark
abfärbend; theils derb; theils als Ueberzug über
andere Eisenerze dieser Gattung; sehr leicht.
Meist ungeformt; theils crystallisirt, cubisch;
(so z.B. am Cap) meist abfärbend; gibt blut-
rothen Strich.
Erdig und zerreiblich wird er Roth-Eisen-
ocher genannt.
3) Rother Glaskopf, Blutstein. Haematites.
Meist nierenförmig, mit mammelonirter Außen-
fläche und schaligen Ablosungen; theils stalacti-
tisch; keilförmige Bruchstücke von strahligem Ge-
füge. Eisengehalt bis 80 pro Cent. Gebrauch
unter andern als Pulver zum Poliren der
Stahlwaaren.
8. Braun-Eisenstein. Fer oxydé rubigineux.
Meist nelkenbraun oder haarbraun, einerseits
ins Gelbe, anderseits ins Schwarzbraune. Hält
mehrentheils auch Braunsteinkalk.
Meist ungeformt; theils stalactitisch etc., theils
crystallisirt in zweyen der beym Schwefelkies
(S. 696) gedachten Formen, nähmlich als Do-
decaëder mit den fünfseitigen Flächen (– tab. II.
fig. 4. –) und als Würfel mit der sonderbaren
Richtung der Streifen auf seinen sechs Flächen
(– tab. II. fig. 2. –). Theils auch als Petre-
fact von Incognitis der Vorwelt; so z.B. bey
Rübeland am Harz als Schraubenstein, Fun-
git etc. Uebergang des ungeformten in Spath-
Eisenstein, Thon-Eisenstein etc.
Auch Braun-Eisenocher wie bey der vorigen
Gattung, wohin denn auch die eigentliche oder
so genannte türkische Umber gehört.
Die Farbe abgerechnet, übrigens meist wie der
rothe. Der Bruch theils seidenglänzend, faserig.
9. Spath-Eisenstein, Eisenspath, Stahl-
stein, Flinz. Chaux carbonatée ferrifère.
Vom Gelblichgrauen bis ins Bräunlichschwarze;
theils an den Kanten durchscheinend; häufig cry-
stallisirt, und zwar meist in Rhomben oder Lin-
sen. Meist rhomboidale Gestalt der Bruchstücke;
spröde. Gewicht = 3784. Gehalt verschieden.
Z.B. eines Dankeröder (nach Klaproth) = 57,50
Eisenkalk, 30,50 Braunsteinkalk, 1,25 Kalkerde,
36 Kohlensäure. Uebergang in Braun-Eisenstein.
Aus den Gelblichen durchs Rothbraune ins
Schwarzbraune; aber auch theils rauchgrau;
meist erdig; weich; mager; theils ungeformt;
aber auch in mancherley, besonderer Gestalt; theils
[Seite 701] mit Petrefacten der Vorwelt; z.B. mit Conchy-
lien oder mit Kräuterabdrücken (so z.B. die be-
rühmten so genannten Katzenköpfe von Colbrook-
dale, deren jeder inwendig ein kleines Farnkraut
einschließt). Ueberhaupt meist reich an Eisenge-
halt bis 40 pro Cent.
Als besondere Abarten verdienen bemerkt zu
werden:
a. Stängelicher Thon-Eisenstein, Nagelerz,
Schindelnägel.
Rothbraun; in stängelich abgesonderten Stük-
ken; theils wie Miniaturen von Säulenbasalt.
Vermuthlich pseudovulcanischen Ursprungs. Fund-
ort zumahl bey Hoschenitz in Böhmen.
b. Eisen-Niere, schaaliger Thoneisenstein,
Adlerstein, Klapperstein. Aëties (Fr.
Géode).
Meist gelbbraun; nierenförmig; theils mit
schaligen Ablosungen; meist hohl; theils mit ein-
geschlossenen losen und daher klappernden Brocken
und Körnern; theils dicht, kugelicht*).
c. Bohnenerz, kuglicher Thoneisenstein.
Meist dunkelbraun; fettglänzend; in großen
meist stumpfeckigen Körnern; theils plattgedruckt,
abgerundet; so z.B. wie in großen runden Boh-
nen ausnehmend sauber am Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung.
d. Linsenerz, Körniger Thoneisenstein.
In kleinen zusammengebackenen Körnern, theils
fast wie ein lockerer Rogenstein.
Des Röthels ist schon oben S. 599. gedacht.
11. Rasen-Eisenstein, Ortstein. Tofus
Tubalcaini Linn. Minera ferri subaquosa
Waller. (Fr. mine de fer limoneuse.)
Gelblichbraun, theils ins Schwärzliche; matt
oder fettglänzend; meist in löcherigen Brocken
zusammengebacken, knollig; erdig; theils in aller-
hand besonderer Gestalt, röhrenförmig etc., theils
allerhand Vegetabilien von neuerem Datum, Moos,
Wurzelgestrüppe etc. darein umgewandelt. Gehalt
bis 35 pro Cent Eisen, wahrscheinlich durch
Phosphorsäure verkalkt. Findet sich meist nahe
unter der Damm-Erde, im aufgeschwemmten Lande
und in Moorgrunde.
12. Blau-Eisenerde, natürliches Berli-
nerblau. (Fr. Fer azuré, Prussiate de
fer natif.)
Unter der Erde meist weißlich; wird aber an
der Luft blau in mancherley Abstufungen; ist
erdig, staubartig oder zusammengebacken; ab-
färbend; mager. Gehalt der Eckardsberger (nach
Klaproth) = 47,5 Eisenkalk, 32 Phosphorsäure,
20 Wasser. Fundort unter andern im Churbraun-
schweigischen am Ufer der Stecknitz, und so auch
im Treibholz bey Stade (s. oben S. 668. not. *).
Meist zeisiggrün; erdig; meist zerreiblich, ab-
färbend; selten verhärtet. Das Vererzungsmit-
[Seite 703] tel noch nicht zuverlässig bekannt. Fundort zu-
mahl bey Schneeberg im Erzgebirge.
14. Würfelerz, arseniksaures Eisen.
Olivengrün; durchsichtig; fellglänzend; weich;
in kleinen cubischen Crystallen von mancherley Ab-
änderung. Meist auf Brauneisenstein zu Carra-
rach in Cornwall.
15. Chromsaures Eisen. (Fr. Fer. chromaté.)
Aus dem Stahlgrauen ins Schwärzlichbraune;
mattschimmernd: aschgrauer Strich; rauher un-
ebner Bruch; hart; spröde; ungeformt; für sich
unschmelzbar, schmilzt aber mit Borax, den es
grün färbt. Gewicht = 4032. Gehalt (nach
Vauquelin) = 34,7 Eisenkalk, 43 Chromium-
säure, 20,3 Thonerde, 2 Kieselerde. Fundort
besonders im Departement Dü Var, in einem
Serpentinartigen Gestein.
Das Bley, läuft an der Luft schwarz an,
und färbt, stark gerieben, mit einem eigenen
Geruche ab. Ist das weichste der festen Me-
talle; leicht biegsam, aber nicht sehr dehnbar,
und gar wenig zähe (§. 253.). Gewicht =
11,352. Schmilzt ehe es glüht; brennt leicht
zu Kalk; wird in stark erhöhter Temperatur
allgemach verglast; und von allen Säuren auf-
gelöst, die davon einen süßlichen Geschmack
erhalten. Gebrauch (außer dem allgemein be-
[Seite 704] kannten zu Kugeln und Schrot, Dachdecken,
Wasserröhren, Schriftgießen etc.) besonders
beym Hüttenwesen und in der Probirkunst;
auch zu mancherley Farbe etc.
1. Bleyglanz. Galena. Plomb sulfuré.
(Engl. blue lead-ore.)
Bleygrau, theils taubenhälsig angelaufen;
meist mit starkem metallischem Glanze; meist un-
geformt; theils mit Spiegelfläche; theils wie
geflossen, zellig etc.; theils dendritisch oder ge-
strickt*); häufig crystallisirt; und zwar meist
cubisch; selten in doppelt vierseitigen Pyramiden,
oder sechsseigen Säulen etc.; sämmtliche Crystal-
lisationen wieder in mancherley Abarten; bricht
in cubische Stücken; hat meist blätteriges Ge-
füge; gröberes oder feineres Korn. Mittelge-
wicht = 7290. Gehalt sehr verschieden: z.B.
77 Bley durch 20 Schwefel vererzt, außerdem
mehr oder weniger Silber, und im
Strip- oder Sproterz (Fr. mine de plomb
striée) auch Spießglas. Ueberhaupt eins der
gemeinsten Erze.
Der Bleyschweif, plumbago (Fr. mine de
plomb compacte) ist mehr stahlgrau, schimmernd,
weicher als der Bleyglanz, mehr abfärbend; im-
mer ungeformt. Fundort unter andern bey Claus-
thal, und in Derbyshire**).
Graulich schwarz; theils durchscheinend; gibt
graulich weißen Strich; hat einen eigenen fast dem
metallischen sich nähernden Glanz; meist crystal-
lisirt, in kleinen sechsseitigen Säulen. Fundort
unter andern bey Freyberg, wo es auf 60 pro
Cent Bley hält.
3. Weiß Bleyerz, weißer Bleyspath.
Plomb carbonaté.
Aus dem Schneeweißen ins Gelblichgraue;
mehr oder weniger durchscheinend; meist gleich-
sam demantglänzend; sowohl derb, als crystalli-
sirt in Nadeln oder vier- und sechsseitigen Säu-
len. Gehalt (nach Westrumb) = 80,25 Bley,
16 Kohlensäure, 0,18 Eisen, 0,75 Thonerde,
0,50 Kalkerde. Fundort vorzüglich bey Zeller-
feld am Harz.
4. Bleyerde, Bleyocher. Plomb carbo-
naté terreux.
Theils staubartig, theils zusammengebacken,
doch zerreiblich; in dreyerley Farben, nähmlich
a) schwefelgelb (Fr. massicot natif); so z.B. bey
Leadhills in Schotland; b) weißlich grau, so
z.B. bey Zellerfeld am Harz; c) bräunlich roth, z.E.
im Jülichschen.
5. Grün Bleyerz, grüner Bleyspath.
Plomb phosphaté.
Meist zeisiggrün, in mancherley Abstufungen
und Uebergängen; theils ins Nelkenbraune etc.
durchscheinend; fettglänzend; meist crystallisirt,
zumahl in sechsseitigen Säulen. Gewicht =
6270. Gehalt des von Tschopau (nach Klap-
roth) = 78,40 Bleykalk, 18,37 Phosphorsäure,
1,70 Salzsäure, 0,10 Eisenkalk. Fundort außer
dem eben genannten auch bey Clausthal, bey
Wanlockhead in Schotland, und bey Beresofsk
im Catharinburgischen (letzterer hält nach Vau-
quelin auch Chromiumkalk.)
6. Roth Bleyerz, rother Bleyspath,
Kallochrom. Plomb chromaté.
Morgenroth,, ins Hyacinthrothe; durchschei-
nend; glänzend; meist crystallisirt, zumahl als
vierseitige Säule in mancherley Abartung; giebt
gelben Strich. Gewicht = 6026. Gehalt (nach
Vauquelin) = 63,96 Bleykalk, 36,40 Chromium-
säure. Fundort Beresofsk im Catharinburgischen
meist in der obgedachten eigenen Art von über-
mengten Sandstein (S. 653.)
7. Gelb Bleyerz, Bleygelb. Plomb mo-
lybdaté.
Meist Wachsgelb; wenig durchscheinend; fett-
glänzend; meist crystallisirt, zumahl in vierseiti-
gen Tafeln etc. Hält (nach Klaproth) = 64,
42 Bleykalk, 34,25 Molybdänkalk. Fundort
zumahl Bleyberg in Kärnthen.
8.Vitriolbleyerz, Bleyvitriol, Bley-
glas. Plomb sulfaté.
Selten Farbenlos und durchsichtig; gemeiniglich
durchscheinend ins Gelbliche oder Apfelgrüne etc.;
[Seite 707] Glasglanz, theils Demantglanz; muschliger
Bruch; meist crystallisirt, zumahl als doppelt
vierseitige Pyramide theils in mancherley Ab-
änderungen, als Rhomboëder etc. Gewicht =
6300. Gehalt (nach Stromeyer) = 73 Bley-
kalk, 26 Schwefelsäure und etwas Eisen- und
Braunsteinkalk. Fundort Zellerfeld und Anglesey
bey Wales.
Das Zinn ist sehr biegsam, sehr dehnbar,
aber wenig zähe; er knirscht zwischen den
Zähnen und knarrt, wenn es gebogen wird*)
(le cri d'étain); gibt erwärmt oder gerieben
einen eigenen Geruch; Gewicht = 7857; ver-
kalkt sehr leicht zu Zinnasche; wird in Königs-
wasser aufgelöst; und findet sich nur in weni-
gen Weltgegenden; aber daselbst meist in aus-
nehmender Menge. Gebrauch unter andern
zu Silberpapier, Glockengut, Stückgut, zur
Scharlachfärberey etc.
1. Zinnkies. (Fr. étain sulfureux, or mussif
natif. Engl. bellmetal ore.)
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; me-
tallischglänzend; spröde; bloß ungeformt. Ge-
wicht = 4350. Gehalt (nach Klaproth) = 26,5
Zinn, 30 Kupfer, 12 Eisen, 30,5 Schwefel.
Fundort bis jetzt bloß St. Agnes in Cornwall.
2. Zinnstein (Fr. étain oxide, étain vitreux.)
Braun, einerseits ins Schwarze, anderseits
ins Hyacinthgelbe und gelblichgraue; theils durch-
scheinend, zuweilen fast durchsichtig (so z.B. das
rosin-tin aus Cornwall); theils ungeformt;
theils als Gerölle in Seifenwerken*) (Engl.
stream-tin), oder als Zinnsand; häufig aber
crystallisirt (sogenannte Zinngraupen), zumahl
als sehr kurze vierseitige Säule an beyden Enden
vierseitig zugespitzt; oft als Zwillingscrystalle
(Visirgraupen). Mittel-Gewicht = 6900.
Zinn-Gehalt wohl bis 80 pro Cent. Fundort
zumahl das sächsische und böhmische Erzgebirge,
Cornwall, Malacka, die Insel Banca bey Su-
matra etc.
3. Holz-Zinn, cornisches Zinnerz. (Fr.
étain limoneux, hématite d'étain. Engl.
wood-tin.)
Holzbraun, haarbraun etc. undurchsichtig; auf
dem Bruche divergirend faserig; in kleinen Nie-
ren mit concentrischen deutlich absetzenden Schich-
ten; keilförmige Bruchstücke; hart, daß es am
Stahl Funken gibt. Gewicht = 6450. Zinn-
[Seite 709] Gehalt (nach Klaproth) = 63,3. Fundort
Gavrigan in Cornwall.
Der Zink (Engl. spelter) hat eine Mittel-
farbe zwischen Bley und Zinn, einen breit-
strahligen zackigen Bruch, und beträchtliche
Dehnbarkeit. Gewicht = 7190. Er schmilzt
ehe er glüht, und entzündet sich im offenen
Feuer mit einer blaulichgrünen Flamme.
Wird von allen Säuren aufgelöst, ohne sie
zu färben. Wichtigster Gebrauch zum Mes-
singmachen.
1. Blende. Pseudogalena. Fr. Zinc sulfuré.
(Engl. black jack.)
Braun; einerseits ins Schwarzbraune, ander-
seits ins Gelbe; auch theils ins Rothe und Grüne;
daher die Benennungen von Pechblende, Colo-
phoniumblende, Rubinblende etc.; mehr oder we-
niger durchscheinend; von verschiedener Art des
Glanzes; meist ungeformt; doch auch häufig cry-
stallisirt, z.B. als dreyseitige, oder als doppelt
vierseitig Pyramide etc.; spathähnlicher Bruch;
manche Abarten geben, wenn sie gerieben wer-
den, Schwefellebergeruch; manche phosphoresci-
ren, wenn sie im Finstern mit Eisen gekratzt wer-
den. Mittel-Gewicht = 4000. Zink-Gehalt
von 44 bis 64 pro Cent; durch Schwefel vererzt;
mit mehr oder weniger Eisen; theils auch gold-
und silberhaltig mit innig eingemengtem Bley-
glanze (so z.B. das so genannte Braunerz vom
[Seite 710] Rammelsberge). Ueberhaupt ein sehr allgemein
verbreitetes Erz.
2. Galmey. Lapis calaminaris. (Fr. zinc
oxydé, calamine.)
Meist aus dem Bleygrauen ins Gelblichbraune
durch mancherley Abstufungen; theils undurch-
sichtig; theils mehr oder weniger durchscheinend;
meist ungeformt, und zwar sowohl erdig als derb;
theils wie gefloßen, traubig, nierenförmig, oder
auch wie durchlöchert, zerfressen etc.; theils cry-
stallisirt als Zinkspath, meist in vierseitigen Ta-
feln; so zumahl in Kärnthen und am Altai;
theils als Aftercrystall (z.B. in Flintshire); der
ungeformte aber theils in ganzen Flözen z.E.
bey Olkutschk in Pohlen.
Der Wismuth, marcasita officinalis (Fr.
étain de glace, Engl. tin-glass), hat eine
aus dem Silberweißen ins Röthliche fallende
Farbe; blätteriges Gefüge; ist sehr spröde;
Gewicht = 9822; schmilzt ehe er glüht*);
wird aus seiner Auflösung in Salpetersäure
durch reines Wasser als weißer Kalk (blanc
d'Espagne) gefällt. Ueberhaupt ein nicht
häufiges Erz. Gebrauch unter andern zum
Schnell- oder Zinn-Loth.
Meist taubenhälsig angelaufen; meist unge-
formt; theils gestrickt; selten crystallisirt in klei-
nen Würfeln etc.; blätteriger Bruch. Findet sich
doch häufiger als die beyden folgenden Gattun-
gen, und nebst denselben zumahl im sächsischen
und böhmischen Erzgebirge.
2. Wismuthglanz, grau Wismutherz.
Bismuth sulfuré.
Bleygrau; meist gelblich angelaufen; blätte-
riger, theils strahliger Bruch; meist ungeformt;
selten in spießigen der Länge nach eingewachsenen
Crystallen oder in haarförmigen Nadeln; sehr
weich, schneidbar; brennt auf Kohlen gebröckelt
mit Schwefelflamme. Gehalt (nach Sage) =
60 pro Cent Wismuth, durch Schwefel vererzt,
theils mit etwas Eisen und Arsenik etc.
3. Wismuthocher. Bismuth oxydé.
Gelblich ins Grünliche oder Graue; meist er-
dig; angeflogen oder eingesprengt.
Das Spießglas oder der Spießglanz,
antimonium, stibium, hat eine Mittelfarbe
zwischen Zinnweiß und Silberweiß; blätteri-
ges, strahliges Gefüge; ist spröde; Gewicht
= 6702; schmilzt leicht; verdampft in an-
haltendem Feuer; wird von den Säuren nur
unvollkommen aufgelöst; und aus der Solu-
[Seite 712] tion in Königswasser durch Laugensalze weiß
gefällt. Gebrauch unter andern um weichen
Metallen mehr Härte zu geben; also z.B.
zum Schriftgießen.
Meist zinnweiß; der Bruch theils körnig, theils
blätterig, theils schalig. Fundort unter andern
bey Andreasberg. Gehalt desselben (nach Klap-
roth) = 98 Spießglasmetall, 1 Silber, 0,25
Eisen.
2. Grau Spießglaserz, Spießglanzkies.
Antimoine sulfuré.
Bleygrau, stahlgrau etc.; theils ungeformt;
und zwar sowohl dicht als blätterig; häufiger
aber strahlig und zwar meist in nadelförmigen
Crystallen; theils aber auch in stärkern vier- oder
sechsseitigen Säulen. Schmiltz und brennt am
Lichte mit blauer Flamme. Gewicht = 4200.
Gehalt = 70 bis 80 Spiesglas, 30 bis 20
Schwefel. Fundort vorzüglich in Ungern und
Siebenbürgen.
Das Federerz, von graulichschwarzer oder
bleygrauer Farbe, ist ein zartfaseriges oder haa-
riges (theils silberhaltiges), hierher gehöriges
Spießglaserz, das sich unter andern zu St.
Andreasberg und bey Nagybanya in Siebenbür-
gen findet.
3. Roth Spießglaserz, Spießglanz-
blende. Antimoine hydrosulfuré.
Mordoreroth; mit einer Art metallischen Glan-
zes; theils ungeformt, theils in nadelförmigen,
strahligen Crystallen, die theils sternförmig zu-
[Seite 713] sammengehäuft sind. Gewicht = 4000. Gehalt
des Bräunsdorfer (nach Klaproth) = 67,50
Spießglasmetall, 10,80 Sauerstoff, 19,70
Schwefel. Fundort wie gedacht Bräunsdorf bey
Freyberg und Ungarn.
Eine besondre blättrige Abart ist das sogenannte
Fundererz das sich in Drusenhölen und als Ue-
berzug auf Quarz, Bleyglanz etc. bey Claus-
thal findet.
4. Weiß Spießglaserz. Antimoine oxydé.
Aus dem Weißen ins Gelbliche oder Graue;
meist perlmutterglänzend; meist in sternförmig
zusammengehäuften nadelförmigen Crystallen;
ähnelt im Aeußern so wie (nach Klaproth) im
Gehalt den präparirten weißen Spießglasblumen
(Nix antimonii). Fundort bey Malaczka in
Siebenbürgen und Przibram in Böhmen.
5. Spießglasocher. (Fr. Kermes mineral)
Meist zitrongelb; erdig; zerreiblich. Fundort
bey Freyberg und in Ungarn, meist auf und zwi-
schen strahligem Grausspießglaserz.
Das Kobalt-Metall*), oder die so ge-
nannte Kobalt-Speise ist fast eisenfarbig
ins Stahlgraue und ein wenig ins Rothe zie-
hend; gibt in Königswasser aufgelöst die sym-
pathetische Tinte. Gewicht = 7811. Ist
[Seite 714] sehr strengflüssig, und wenn es völlig rein ist,
magnetisch. Durchs Rösten verkalkt es zu
schwarzem Pulver, welches mit Glasfritten
das für die Blaufarbenwerke wichtige Smalte-
glas gibt.
1. Weißer Speiskobalt. Galena cobalti.
Cobalt gris.
Zinnweiß; theils ungeformt; auch zuweilen
als Spiegel; auch theils gestrickt; theils baum-
förmig; nicht selten crystallisirt, und zwar meist
cubisch in mancherley Abartungen als Kobalt-
graupen; minder hart als die vorige Gattung;
hält auch Arsenik und etwas Eisen. Fundort
unter andern Glücksbrunnen im Meiningischen,
Riegelsdorf in Hessen etc. Eins der häufigsten
Kobalterze.
2. Grauer Speiskobalt, stahlderber
Kobalt. Cobalt arsenical.
Lichtstahlgrau; meist ungeformt; zuweilen mit
glatter Spiegelfläche; theils gestrickt; sein Bruch
ähnelt dem vom englischen Stahl; sehr hart;
hält außer dem Kobalt auch Arsenik und
Eisen. Fundort unter andern im sächsischen und
böhmischen Erzgebirge.
Zinnweiß ins blaßröthliche; meist ungeformt
theils nierenförmig, und in kleinen undeutlichen
Crystallen. Findet sich an wenigen Orten, z.B.
im Stiftkamte Christiania in Norwegen.
4. Schwarzer Erdkobalt, Kobalt-
schwärze. Cobalt oxydé noir.
Schwarz ins Schieferblauliche, oder theils ins
Braunliche; theils staubartig oder doch zerreiblich,
als Kußkobalt; theils verhärtet als Schlacken-
kobalt; theils traubig, nierenförmig, schalig etc.;
matt oder schimmernd; wird durch den Strich
glänzend; leicht; vermuthlich durch Kohlensäure
verkalkt. Findet sich unter andern auch an den
bey der ersten Gattung angegebenen Orten.
Vom Leberbraun in mancherley Abstufun-
gen ins Gelblichgraue (gelber Erdkobalt, Le-
derkobalt.) Ungeformt; erdig; weich; gibt
fettglänzenden Strich. Fundort unter andern zu-
mahl im Saalfeldischen.
6. Rother Erdkobalt. Cobalt arseniaté.
Pfirschblüthroth, das aber an der Luft ver-
schießt; entweder ungeformt, erdig, matt, als
Kobaltbeschlag; oder in nadelförmigen, theils
sammetartigen, theils sternförmig zusammenge-
häuften, glänzenden, durchscheinenden Crystallen,
als Kobaltblüthe. Gehalt der letztern, von
Riegelsdorf (nach Buchholz) = 39 Kobaltkalk,
38 Arseniksäure, 23 Wasser. Fundort unter
andern bey Schneeberg im Erzgebirge.
Der Nickel hat eine aus dem Graulich-
weißen ins Blaßrothe fallende Farbe; ist sehr
hart; sehr strengflüssig; und wenn er völlig
[Seite 716] rein ist, allerdings magnetisch, löst sich vor-
züglich in Salpetersäure auf, und färbt die
Auflösung grün; sein Kalk aber den Salmiak-
geist blau. Gewicht = 7807. Gebrauch
zum schinesischen Packfong (S. 688).
1. Gediegen (?), Haarkies*).
Aus dem Stahlgrauen ins Speisgelbe; in ab-
gesonderten haarförmigen Nadeln (wie der oben
S. 697. genannte haarförmige Strahlkies); hält
(nach Klaproth) außer dem Nickel sehr wenig
Kobalt und Arsenik. Fundort in den Drusen-
löchern des Hornsteins zu Johanngeorgenstadt im
Erzgebirge.
2. Kupfernickel. Nickel arsenical.
Meist blaßkupferroth; ungeformt; stumpfecki-
ger, gleichsam facettirter Bruch, selten strahlig,
(so bey Riegelsdorf in Hessen). Gewicht = 7560.
Gehalt = Nickel, Arsenik, Kobalt, Eisen und
Schwefel. Fundort gemeiniglich bey Glanzkobalt.
3. Nickelocher, Nickelblüthe. Nickel
oxydé.
Apfelgrün; meist zerreiblich; selten verhärtet
(so bey Riegelsdorf); mager; abfärbend; meist
als Ueberzug; gewöhnlich beym Kupfernickel.
Nach Hausmanns Untersuchung durch Arsenik-
säure verkalkt. Daß der Chrysopras seine Farbe
von ihm habe, ist oben erwähnt (S. 572), so
[Seite 717] wie auch, daß sich Nickelkalk in dem olivinähn-
lichen Fossil des Pallasischen gediegenen Eisens,
und in den Aërolithen findet (S. 614.).
Das Braunstein- oder Mangan-Me-
tall, magnesium (Fr. manganèse), ist stahl-
grau, sehr hart, spröde, und strengflüssig.
Gewicht = 6850. Verbindet sich leicht mit
dem Eisen; hat unter allen Metallen das stärk-
ste Anziehungsvermögen zum Sauerstoff; so
daß es an der Luft sehr bald zu schwarzem Pul-
ver verkalkt; ist sehr allgemein in der Erde
verbreitet; selbst in der vegetabilischen Schö-
pfung. Gebrauch vorzüglich zur Verfertigung
des weißen Glases, zur Bereitung der Lebens-
luft, der übersauren Salzsäure etc.
1. Braunsteinblende Schwarzerz, Man-
ganglanz.
Eisenschwarz, theils ins Rußbraune; undurch-
sichtig; glänzend; unebner, kleinkörniger, matt-
schimmernder Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 3950. Gehalt des Siebenbürgischen
(nach Klaproth) = 82 Braunstein, 11 Schwefel,
5 Kohlensäure. Fundorr zumahl beym Sieben-
bürgischen Rothbraunsteinerz.
2. Grau Braunsteinerz. Manganèse oxydé
metalloide etc.
Stahlgrau ins Eisenschwarze; mit hellerem
oder matterem, metallischem Glanze; theils un-
[Seite 718] geformt, häufig aber strahlig, und zwar meist
büschelförmig, oder sternförmig; theils in nadel-
förmigen Crystallen, oder in vierseitigen Säulen
mit zugeschärften oder zugespitzten Enden. Fund-
ort des strahligen zumahl bey Ilfeld am Harz.
Gehalt desselben (nach Klaproth ) = 90,50
schwarzer Braunsteinkalk (verbunden mit dem
Maximum an Sauerstoff, den es im Feuer figirt
an sich halten kann), 2,25 Sauerstoffgas, 7
Wasser.
3. Schwarz Braunsteinerz. Manganèse
oxydé noir etc.
Bräunlichschwarz, eisenschwarz etc.; feinerdig;
sehr weich; abfärbend; theils staubartig, rußig;
(so z.B. das black wad von Winster in Der-
byshire, das mit Leinöhl angerieben in Selbst
entzündung geräth; und häufig zur schwarzen
Oehlfarbe gebraucht wird); theils verhärtet, nie-
ren- oder staudenförmig etc.; theils von schlacken-
förmigem Ansehen (so das von Saska im Ban-
nat). Gehalt eines von Clausthal am Harze
(nach Klaproth = 68 Braunsteinkalk, 6,50, Ei-
senkalk, 8 Kieselerde, 1 Schwererde, 1 Kohle,
17,50 Wasser.
Die mehresten schwarzen dendritischen Zeich-
nungen in mancherley Steinarten rühren von
dieser Gattung des Braunsteingeschlechts her.
4. Roth Braunsteinerz. Manganèse
oxydé rose.
Rosenroth in mancherley Abstufungen; theils
dichter, theils blätteriger Bruch; theils matt,
theils glänzend, mehr oder weniger hart. Ge-
halt (nach Klaproth) = Braunsteinkalk mit einer
Spur von Kieselerde. Fundort zumahl bey Nagyag
[Seite 719] und Kapnif in Siebenbürgen (als Gangart der
dasigen Gold- und Tellurerze) und zu Catharin-
burg in Sibirien.
Das Arsenik-Metall hat eine Mittelfarbe
zwischen zinnweiß und bleygrau; einen schup-
pig blätterigen, Bruch. Gewicht = 8308. Ist
das flüchtigste aller Metalle. Wird im Feuer
in einen dicken weißen Dampf ausgelöst, der
wie Knoblauch riecht, süßlich schmeckt und das
Kupfer weiß färbt; so wie überhaupt die far-
bigen Metalle durch Versetzung mit Arsenik
weiß werden. Sein Kalk, der eine eigene
Säure enthält, läßt sich im Wasser auflösen.
Lichtbleygrau; lauft aber an der Luft gelblich,
dann tombackbraun, und endlich schwarz an;
häufig in Nierenform, oft mit krummschaligen
Ablosungen als irrig so genannter Scherbenko-
balt oder Näpfchenkobalt (Fr. arsenic testacé);
sehr selten abstrickt, dendritisch etc.; in dünnen
Schalen klingend; meist eisenhaltig. Fundort
unter andern zu St. Andreasberg am Harz.
2. Arsenikkies, Giftkies, Mißpickel. Fer
arsenical. (Engl. arsenical mundick.)
Aus dem Silberweißen ins Zinnweiße; oft an-
gelaufen; meist ungeformt, sowohl derb als ein-
gesprengt; theils crystallisirt, zumahl viersei-
[Seite 720] tigen Säulen; hart; gibt gerieben oder zerschla-
gen starken Knoblauchsgeruch. Gehalt des cry-
stallisirten von Freyberg (nach Stromeyer*)) =
42,88 Arsenik, 36,04 Eisen, 21,08 Schwefel.
3. Rauschgelb, Arsenikblende. Arsenic
sulfure.
Nach seinen Hauptfarben in zwey Arten:
1) Gelbes Rauschgelb, Operment. Auripig-
mentum. (Fr. orpiment.)
Meist zitrongelb; durchscheinend; theils von
einem fast talkartigen Ansehen und fast metalli-
schen Glanze; blätterig; weich; biegsam; meist
ungeformt theils crystallisirt, zumahl in viersei-
tigen, aber meist undeutlichen kleinen zusammen
verwachsenen Säulen. Gewicht = 3313. Ge-
halt (nach Klaproth) = 62 Arsenik, 38 Schwe-
fel. Fundort zumahl in Siebenbürgen und im
Bannat.
2) Rothes Rauschgelb, Rubinschwefel, San-
darac, Realgar.
Meist morgenroth; durchscheinend; glasglän-
zend; gibt gelben Strich; häufig crystallirt in
kleinen vier- oder sechsseitigen Säulen; theils
aber auch nur angeflogen über andere Fossilien
(so z.B. auf St. Andreasberg über Kalkspath-
und Zeolithdrusen etc.). Gewicht = 3225. Ge-
halt (nach Klaproth) = 69 Arsenik, 34 Schwe-
fel. Fundort, vorzüglich auf dem Vesuv und
ist Siebenbürgen.
4. Arsenikblüthe, arsenichte Säure. Ar-
senic oxydé.
Meist milchweiß; theils mulmig; kleintraubig,
theils haarförmig, buschelig zusammenge-
häuften, seidenglänzenden, durchscheinenden Cry-
stallen. Im Wasser auflösbar. Besteht bloß
aus Arsenik und Sauerstoff. Hingegen ist der
Gehalt des ihr im äußern sehr ähnlichen und
daher sonst mit ihr verwechselten Pharmaco-
liths (nach John) = 45,68 Arseniksäure, 23,86
Wasser und 27,28 Kalkerde; folglich nicht im
Wasser aber wohl in Salpetersäure auflösbar.
Fundort von beiden Arten St. Andreaeberg am
Harz, und von der letztern vorzüglich Riegels-
dorf in Hessen und Wittichen im Fürstenbergischen.
Das Molybdän-Metall ist fast stahl-
grau; und sehr spröde; nicht sonderlich hart.
Gewicht = 6963. Sein Kalk hält ebenfalls
eine eigene Säure.
1. Wasserbley, Molybdänkies. Molyb-
dène sulfuré.
Dieses oft mit dem Graphit verwechselte Erz
ist bleygrau von metallischem Glanze; und meist
krummblätterigem Gefüge; fertig anzufühlen;
weich; abfärbend; in dünnen Blättchen biegsam.
Gewicht = 4738. Gehalt (nach Klaproth) =
60 Molybdänsäure, 40 Schwefel. Finder sich an
nicht vielen Orten; aber einzeln in sehr verschie-
[Seite 722] denen Weltgegenden. Zumahl bey Altenberg im
Erzgebirge und bey Kolywan in Sibirien.
Das Scheel- oder Wolfram-Metall
(Fr. Tungstène), ist erst neuerlich aus seinen
Erzen als König, reducirt worden; dessen Farbe
aber sowohl als sein Gewicht sehr verschieden
angegeben werden. Ist sehr strengflüssig; sein
Kalk enthält eine eigene Säure und bildet mit
Ammoniac (dem flüchtigen Alkali) ein eigenes
Mittelsalz.
1. Tungstein, Schwerstein, irrig so ge-
nannte weiße Zinngraupen. Schéelin
calcaire.
Meist milchweiß oder gelblichweiß; durchschei-
nend; fettglänzend; fast muscheliger Brück; un-
geformt; oder in doppelt vierseitigen Pyramiden
crystallisirt. Gewicht = 6066. Gehalt des
Schlackenwalder (nach Klaproth) = 77,75
Scheelkalk, 17,60 Kalkerde, 3 Kieselerde,
Scheelsäure und Kalkerde. Fundort vorzüglich
an gedachtem Orte in Böhmen.
2. Wolfram. Spuma lupi. Schéelin fer-
ruginé.
Bräunlichschwarz; gibt rostfarbenen Strich;
mattglänzend; blätteriger Bruch, meist schalig;
ungeformt; oder crystallisirt, zumahl in platten
sechsseitigen Säulen und vielseitigen Tafeln. Ge
[Seite 723] wicht = 7130. Gehalt = Scheelsäure mit Ei-
sen und etwas Braunstein. Fundort zumahl im
Erzgebirge und in größter Menge auf Dolcoath
in Cornwall. Ueberhaupt (so wie auch der Tung-
stein) meist bey Zinnstein.
Das Urangeschlecht, das 1789 vom Hrn.
Klaproth entdeckt worden, ist dunkelgrau, von
mattem, metallischem Glanze; weich; spröde;
Gewicht = 6440, äußerst strengflüssig; wird
in Salpetersäure und in Königswasser aufge-
löst, und durch Laugensalz daraus als ein
gelber Kalk gefällt, der dem Glase eine hell-
braune Farbe gibt.
1. Pecherz, Pechblende. Vranium sul-
phuratum. Urane oxydulé.
Bräunlichschwarz; undurchsichtig; fettglän-
zend; spröde. Gewicht = 7500. Gehalt =
Uranium und Schwefel. Fundort nebst den fol-
genden Gattungen zumahl im sächsischen und böh-
mischen Erzgebirge.
2. Uranglimmer, Uranspath, Chalcolith.
Vranium spathosum. Urane oxydé.
Aus dem Grasgrünen ins Spangrüne, Zeisig-
grüne etc.; durchscheinend; theils erdig, zerreib-
lich, matt; theils glänzend, fest, crystallisirt,
zumahl in vierseitigen Tafeln. Gehalt = Ura-
nium durch Kohlensäure verkalkt mit etwas Kupfer.
3. Uranocher. Vranium ochraceum. Urane
oxydé.
Meist citrongelb; undurchsichtig; erdig; weich;
mager; löst sich in Salpetersäure ganz auf. Meist
auf und zwischen dem Pecherz.
Das Titan-Metall hat zwar Hr. Gre-
gor schon 1791 im Manacanit zu finden ge-
glaubt, aber Hr. Prof. Klaproth 1795 erst ganz
außer Zweifel gesetzt. Es zeigt in seiner me-
tallischen Gestalt eine dunkle Kupferfarbe;
nimmt gute Politur an; ist spröde; äußerst
strengflüssig; hat starkes Anziehungsvermögen
zum Sauerstoffe; wird leicht von der Salpe-
tersäure, Salzsäure und Schwefelsäure aufge-
löst; und durch Laugensalze aus diesen Auflö-
sungen weiß – hingegen durch Galläpfelauf-
guß kermesbraun – niedergeschlagen; mit
Salpeter verpufft es lebhaft; die Laugensalze
aber scheinen weder auf dem trocknen noch
nassen Wege etwas davon aufzulösen.
1. Titan-Sand, Manacanit. Titane
oxydé ferrifère.
Schwarz; undurchsichtig; mattglänzend; in
kleinen ungleichförmigen eckigen Körnern; auf dem
ersten, Blick grobem, körnichtem Schießpulver ähnelnd;
wird theils vom Magnet gezogen. Gewicht =
4427. Gehalt (nach Klaproth) = 45,25 Titan-
[Seite 725] kalk, 51 Eisenkalk, 0,25 Braunsteinkalk, 3,50
Kieselerde. Fundort besonders als Flußsand im
Kirchspiel Manacan in Cornwall und an der Pro-
videnz-Insel bey Botanybay.
Der Iserin, ein ähnlicher Titansand aus dem
Isergrund im Böhmen hält (nach Klaproth) =
28 Titankalk, 72 Eisenkalk.
2. Titan-Spath, Titanit, Brunon.
Sphène.
Nelkenbraun, etwas durchscheinend; fettglän-
zend: crystallisirt in kurzen, gleichsam linsenför-
mig zusammengedruckten, vierseitigen an beyden
Enden mit zwey Flächen zugeschärften Säulen.
Gehalt des norwegischen (nach Abildgaard) =
58 Titankalk, 22 Kieselerde, 20 Kalkerde. Fund-
ort im Passauischen in einer gemengten Gebirgs-
art aus vorwaltendem Feldspath mit Quarz,
Hornblende etc. und bey Arendal in Norwegen
in Quarz.
3. Titan-Schörl, Rutil. Titane oxydé.
Braunroth; theils mit einem dem Metallischen
sich nähernden Glanze; meist nadelförmig; zu-
mahl in und auf Bergcrystall und gemeinem
Quarz; theils aber in stärkern, vierseitigen, der
Länge nach gestreiften, stangenförmigen Crystal-
len; so vorzüglich bey Boinik in Ungern in einem
aus Glimmerschiefer und milchichtem Quarz ge-
schichteten Lager.
Der ihm nahe verwandte Nigrin findet sich
in stumpfkantigen Körnern und kleinen Geschieben
in den Goldseifenwerken bey Olahpian in Sieben-
bürgen, und hält (nach Klaproth) = 84 Titan-
kalk, 14 Eisenkalk, 2 Braunsteinkalk.
Das Tellurium (Sylvanium), dessen ei-
genthümliche Metallität zuerst vom Hrn. Mül-
ler von Reichenstein entdeckt, und nachher
von Hrn. Klaproth vollkommen bestätigt
worden, hat eine aus dem Zinnweißen ins
Bleygraue fallende Farbe; ist starkglänzend;
hat blätterigen Bruch; ist sehr spröde; und
leicht flüssig. Gewicht nur = 6115. Also
das leichteste von allen Metallen.
1. Gediegen (aurum problematicum s. para-
doxum). Tellure natif ferrifère.
Von der angegebenen Farbe, Glanz und Bruch.
Gehalt (nach Klaproth) = 92 Tellurium, 7 Ei-
sen, und ein weniges Gold. Meist eingesprengt
in grauen, hornsteinähnlichen Quarz von Fatzebay
in Siebenbürgen.
2. Schrifterz (das so genannte aurum gra-
phicum). Tellure natif aurifère et ar-
gentifère.
Zinnweiß; abfärbend, in dünnen säulen- oder
tafelförmigen Crystallen, die meist mit einer Sei-
tenfläche auf- und gewöhnlich ihrer mehrere durch
einander gewachsen sind. Gehalt (nach Klaproth)
= 60 Tellurium, 30 Gold, 10 Silber. Fund-
ort bey Offenbanja in Siebenbürgen, in Quarz
und Graustein.
3. Blättererz, Nagyagererz. Tellure
natif aurifère et plombifère.
Ins Bleygraue; meist blätteriges Gefüge;
weich; etwas abfärbend; in etwas biegsam. Ge-
halt (nach Klaproth) = 32,2 Tellurium, 54
Bley, 9 Gold, 1,8 Silber und Kupfer, 3 Schwe-
fel. Fundort bey Nagyag in Siebenbürgen, in
Quarz und Roth-Braunsteinerz.
Das Chromium-Metall, das 1779 von
Hrn. Klaproth und fast um gleiche Zeit auch
von Hrn. Vauquelin entdeckt worden, ist fast
bleygrau, spröde, sehr hart und strengflüssig.
Sein Kalk enthält eine eigene Säure.
1. Chromocher. Chrome oxydé natif.
Meist apfelgrün; erdig; giebt grünlichgrauen
Strich; innig mit Quarz gemengt. Fundort im
Departement der Sarne und Loire; meist in ei-
nem breschenartigen Gestein.
Dieses Metall ward van Hrn. Ekeberg
1802 entdeckt und ist von schwärzlichgrauer
Farbe; in den Säuren unauflöslich; aber
auflösbar in den Alkalien.
Eisenschwarz; fast metallischglänzend; von dich-
tem Bruch; hart; in undeutlichen, wie er scheint
getoëdrischen Crystallen meist von Haselnußgröße.
Gewicht = 7953. Hält (nach Ekeberg und Wol-
laston außer dem Tantalkalk auch Eisen- und
Braunsteinkalk. Fundort in Finnland in einem
granitartigen Gemenge, und in Nordamerica
(als vordem sogenannter Columbit), vermuth-
lich in Massachusetsbay.
Von den Herren Hisinger und Berzelius
1804 entdeckt. Dieses Metall ist von grau-
lichweißer Farbe, blättrigem Bruch, sehr
spröde; wird in Königswasser aufgelöst und in
starkem Feuer verflüchtigt.
Rothbraun, theils ins Gelbe; mattschimmernd;
von splittrigem Bruch; halbhart; spröde. Ge-
wicht = 4733. Gehalt (nach Vauquelin) = 67
Ceriumkalt, 17,5 Kieselerde, 2 Kalkerde, 2 E-
senkalk, 12 Wasser und Kohlensäure. Fundort
bey der Ritterhütte in Westmanland.
Dieses von Hrn. Tennant 1803 entdeckte
(in Frankreich auch Ptène genannte) Metall
[Seite 729] ist silberweiß, sehr hart, spröde und streng-
flüssig; wird von einfachen Säuren gar nicht
und selbst vom Königswasser nur schwach an-
gegriffen; aber durch die festen Alkalien läßt
sichs auflösen und giebt ihnen eine rothe und
blaue Farbe.
Nähmlich bloß mit Osmium (S. 679.) ver-
bunden, in einzelnen Körnern unter der rohen
Platina, außerdem aber auch in Verbindung mit
den (S. 681.) gedachten sieben andern Metallen.
Ebenfalls 1803 von den Herren Chenevix
und Wollaston entdeckt. Das Metall ist
lichtstahlgrau ins Silberweiße, von faserigen
Gefüge. Gewicht = 11,300. Giebt mit
Salpetersäure eine rothe Auflösung.
Mit Iridium verbunden; ebenfalls wie dieses
in einzelnen Körnern unter ver gediegnen Platina.
Die Petrefactenkunde, oder so genannte
Oryctologie im engern Sinn, ist – wenn sie
anders aus dem rechten Gesichtspuncte ange-
sehen und benutzt wird – ein sehr wichtiger
und fruchtbarer Theil der Mineralogie, da sie
mannigfaltiges, aufklärendes Licht über Geo-
genie, über die verschiedenen successiven, mehr
oder weniger allgemeinen Catastrophen*), die
mit unserer Erde vorgegangen, folglich über
das relative Alter der Gebirgsarten überhaupt,
über die Entstehungsart mancher Arten von
Flözgebirgen insbesondere u.s.w. verbreitet,
ohne welches alles kein philosophisches Stu-
dium des mineralogischen Theils der Naturge-
schichte gedacht werden kann.
Man nennt aber Petrefacten oder Ver-
steinerungen (Engl. extraneous fossils) im
[Seite 731] weitläuftigen Sinn alle abgestorbene Thiere
und Gewächse, die entweder ihren Tod in ei-
ner solchen Erdcatastrophe gefunden, oder doch
nachher durch eine dergleichen in eine so gün-
stige Lage gekommen, daß dadurch ihr Körper
öder einzelne Theile desselben, statt zu ver-
wesen, seine Bildung mehr oder minder voll-
kommen erhalten, und mehrentheils noch über-
dem mit fremden steinartigen oder metallischen
Stoffen, oder aber mit Erdharzen durchzogen
worden.
Anm. Also muß eine Menge Zeugs streng davon ab-
gesondert werden, was weiland damit vermengt
ward. Vor allen die bloßen so genannten Natur-
spiele, lusus naturae, an denen sich ehedem die
Einbildungskraft übte und die Unwissenheit und
der Aberglaube sich weideten. Z.B. der leibhafte
Dr. Luther im mansfelder Kupferschiefer den Val.
Alberti 1675 beschrieben; des alten Dr. Nic.
Lange zu Luzern lapicidina sacra u. dergl. m.
Ferner offenbare Artefacten, wie z.B. die badner
Würfelchen; oder vollends absichtliche Betrüge-
reyen, wie die so genannten würzburger Verstei-
nerungen, womit einst der ehrliche Beringer an-
geführt worden, s. Dess. lithographia Wirce-
burgensis 1726. Fol. zumahl S. 5.
Von der verschiedenheit Weise dieser Con-
servation, pflegt man folgende viererley Arten
zu unterscheiden. Die Versteinerungen finden
sich nähmlich:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con-
chylien etc. ihren thierischen Leim und mit dem-
[Seite 732] selben einen großen Theil ihrer sonstigen Fe-
stigkeit verloren haben*), da sie statt dessel-
ben nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff
u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig-
lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich
gemeiniglich im aufgeschwemmten Lande (S. 545.
630) und zwischen dem Kalksinter der Berg-
höhlen und Klüfte (S. 624.).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so
genannte Versteinerungen oder Petrefacte im
engern Sinne, die in den festern Steinlagen
der Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher
großentheils selbst Steinhärte erlangt haben.
Dahin gehören zuvörderst die unbekannten
Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl die
Kalkflözgebirge auf dem jetzigen festen Lande,
das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte,
so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch
die in Hornstein oder Wachsopal versteinten
Hölzer etc.
Bey den endlos mannigfaltigen Conchylien,
die sich auf diese Weise wirklich versteinert fin-
den, ist selten die Schale selbst noch erhalten
(– wie dieß z. E. bey dem feurig opalisiren-
den Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall
ist –), sondern bey den mehrsten zeigt sich
bloß der innere Abguß von dem versteinerten
Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte
Schale ausgefüllt hat. So z. E. bey den
allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen etc.
Man nennt dergleichen Petrefacten zum Unter-
schied Steinkerne, nucleos (Fr. pierres
moulées). – Spurensteine hingegen, ty-
polithi (Fr. pierres imprimées) heißen die,
von welchen bloß der Abdruck der äußern
Oberfläche übrig ist; wie bey den allermehrsten
Kräuterschiefern.
3) metallisirt (Fr. petrifications pyriteu-
ses, bronzées), wenn die Versteinerungen mit
metallischen Stoffen durchzogen sind; beson-
ders mit Schwefelkies, oder mit Fahlerz,
Thon-Eisenstein etc.
Und 4) verharzt, nähmlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminöse Holz etc. –
Und dahin gehören auch allerdings die im
Bernstein eingeschlossenen Insecten etc. da es
ebenfalls nach dem Tode erhaltene organisirte
Körper sind, die bey irgend einer partiellen Erd-
catastrophe dieses ihr köstliches Grab gefunden
haben müssen.
Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher
ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct,
da man die Versteinerungen einerseits nach dem
Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich ge-
genwärtig finden, und anderseits nach der Gleich-
heit, oder bloßen Aehnlichkeit, oder aber völli-
gen Verschiedenheit mit den organisirten Kör-
pern der jetzigen Schöpfung, betrachtet.
Aus dem ersten dieser beyden Gesichtspuncte
ist es zu bewundern, und in Bezug auf die
Größe der Revolutionen, die einst mit unserm
Planeten vorgegangen seyn müssen, von wich-
tiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher
Höhe über der jetzigen Meeresfläche, und in
welcher Tiefe unter derselben sich noch Ver-
steinerungen finden. Nur ein paar Beyspiele
von denen in Europa zu geben, so hat Hr. de
Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe
von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte
Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden*),
und in Whitehaven in Cumberland gräbt man
hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter der-
selben die Abdrücke von Waldgewächsen
[Seite 735] (Farnkräuter) aus! Außerdem gehören zu den
besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der
Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen
vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden
sich nähmlich
1) im aufgeschwemmten Lande, meist
lose liegend. So z.B. die mehrsten fossilien
Elephanten, Rhinozere etc. und so auch das
Nordamericanische Mammut.
Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen,
meist in Trümmern, durch Kalktofus gleichsam
breschenartig zusammengesintert. So die
prodigiosen Knochenfelsen an einigen Küsten,
des mitländischen und adriatischen Meeres,
an Cerigo, Dalmatien, und Gibraltar.
Oder 3) in Berghöhlen, wie z.B. am
Harz, amThüringer Wald, am Fichtelberge*)
und an den Carpathen.
Oder endlich 4) in den Flözlagern von
Kalkstein, Stinkschiefer, bituminösen Mer-
gelschiefer, Gyps, Schieferthon, Grauwacken-
schiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.
In Vergleichung aber zu den organisirten
Körpern der jetzigen Schöpfung scheint es
mir am zweckmäßigsten und sichersten, die
[Seite 736] Versteinerungen überhaupt unter folgende drey-
fache Hauptabtheilungen zu bringen:
Die mit Zuverlässigkeit bestimmbaren
Versteinerungen, d.h. denen jetzt existirende
Geschöpfe völlig gleichen. Von der Art sind
z.B. die Flußschneckchen und Reste von Ve-
getabilien im hieländischen Mergeltuff*), auch
wie es scheint wohl die mehrsten der verstein-
ten Thiere und Pflanzen in den merkwürdigen
Stinkschiefer-Flözen bey Oeningen am Bo-
densee.
Die zweifelhaften Versteinerungen, d.h.
die andern jetzt existirenden Geschöpfen bloß
ähneln; aber sich von denselben theils durch
ihre ungeheure Größe, theils durch mancherley
kleine aber doch constante Abweichungen in der
Bildung einzelner Theile auszeichnen. Dieß
ist zumahl der Fall mit vielen fossilen Knochen
großer Säugethiere, der fossilen Hirsche, Bä-
ren etc. so auch mit mancherley Seegeschöpfen
im Pappenheimer Kalkschiefer, deren ähnliche
Urbilder jetzt bloß zwischen den Wendecirkeln
leben etc.
Die Versteinerungen von völlig unbe-
kannten Geschöpfen der Vorwelt, d.h. zu
welchen sich bis jetzt nicht einmahl nur ein
ähnelndes, geschweige ein völlig gleiches Ur-
bild gefunden. So z.B. die Phaciten,
Belemniten u.a.m.
Dem zu Folge sind also hier die Versteine-
rungen erst nach den beyden Reichen organisir-
ter Körper, und die Zoolithen nach den sechs
Classen des Thierreichs geordnet, die Unter-
abtheilungen aber, so weit es sich thun läßt,
nach dem eben angegebenen Gesichtspuncte
bestimmt.
So z.B. die theils fast completen Menschen-
gerippe an der Küste von Guadeloupe (von den
dasigen Indianern Galibi genannt) in einer kalk-
artigen Bresche, mit Milleporen und Schnecken
aus der jetzigen Schöpfung zusammengesintert*)
[Seite 740] und so die Knochen von Füchsen, Schweinen etc.
im hieländischen Mergeltuff.
So z.B. 1) von einer Gattung von Bären
(Ursus, spelaeus) und zwar in unsägliches Menge
in den (§ 265.) genannten Berghöhlen*).
2) Von einer eigenen Gattung des Hirschge-
schlechts, dem sogenannten Riesen-Elenn, Cer-
vus giganteus, die zumahl in Irland ausgegra-
ben wird, und sich durch ihre mächtige Größe
auszeichnet. Von manchen ist der Schedel fast
eine Elle lang und stehen die Enden der beyden
(zuweilen etliche Centner wiegenden) Geweihe
auf 14 Fuß aus einander**).
3) Von einem schon gedachten (S. 732. Note*)
Mammut der alteb Welt, einer Elephanten-
gattung (Elephas primigenius) [die vermeinten
Riesenknochen***) unserer ehrlichen Alten];
unter andern auch in Menge in Deutschland†).
Das Eifenhein der Sibirischen die zumahl am
Eismeere ausgegraben werden (das sogenannte
(Mammontovaiakost, ähnelt demfrischesten von den
beiden jetz existirenden Elephantengattungen, und
[Seite 741] wird in Archangel und von den Schinesischen
Künstlern in Canton u.s.w. auch eben so ver-
arbeitet.
4) Von einer Gattung Nashorn (Rhinoceros
antiquitatis?). Häufig in Sibirien; aber auch in
Deutschland z.E. bey Herzberg am Harz*),
(a. 1750 fünf Individua im Umfang einer Meile);
bey Burg-Tonna**) uim Gothaischen u.a.
So 1) das colossale Land-Ungeheuer der Vor-
welt, das Nordamercanische Mammut (Mam-
mut ohioticum, – Mastodonte Cuv.), dessen
Gebeine besonders am Ohio etc. in Menge ausge-
graben werden; und das sich unter andern schon
durch die eigene auffallende Form seiner enormen
Backzähne (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. –)
von der übrigen thierischen Schöpfung der Vor-
welt auszeichnet***).
2) Das besonders durch die abenteuerliche Miß-
gestalt des Kopfs, Beckens, der Beine und
Krallen auffallende Megatherium americanum,
[Seite 742] dessen Gebeine hin und wieder ln Südamerica
ausgegraben werden*).
3) Das ganze Geschlecht der Paläotherien
wovon Hr. Cüvier im Gypsflöz von Montmartre
schon mehrere Gattungen entdeckt hat; unbekannte
Mittelgeschöpfe zwischen den Nashorn- Tapir-
und Schweinegeschlechlern**).
4) Der wundersame vom Hrn. Geh. R. von
Sömmerring genau beschriebene***) und in diese
Thierclasse gesetzte Ornithocephalus im Pappen-
heimer Kalkschiefer.
Ueberhaupt nur wenige, doch z.B. im öninger
Stinkschiefer Knochen von Sumpfvögeln, und
von mancherley andern im eben gedachten Gyps
von Montmartre.
Z.B. Frösche und Kröten im öninger Stink-
schiefer.††)
Z.B. Schildkrötenschalen, dergleichen ich
aus der gleichen Gegend von Burg-Tenna besitze,
wo auch Elephanten- und Rhinocer-Gebeine der
gedachten zweifelhaften Gattungen gefunden wer-
den*).
Z.B. von einem ungeheueren, crocodillartigen
Geschöpf; denn einem solchen gehören doch wahr-
scheinlichst die mächtigen Gebisse, und andere
Knochen, die im Petersberge bey Mastricht ge-
funden werden**).
Ungeachtet die Versteinerungen aus dieser
Classe, die Ichthyolithen, in größter Menge
und Mannigfaltigkeit (sowohl der Fischgattungen
die sie vorstellen, als der Steinarten worin sie
brechen) gefunden werden, so bedarf es doch bey
den mehresten erst noch einer strengvergleichenden
präjudizlosen Revision, ehe sich mit Sicherheit
bestimmen läßt, zu welcher von unseren drey
Hauptabtheilungen (– in bestimmbare oder zwei-
felhafte oder unbekannte –) sie gehören mögen.
Denn nur mit wenigen, wie z.B. mit denen im
öninger Stinkschiefer oder mit den einzelnen so
sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam
mumisirten Angmarsets (Salmo arcticus S. 297)
[Seite 744] von Zuckertop ans der Westküste von Grönland*),
läßt sich dieß vor der Hand mit Gewißheit thun.
Die meist sehr gut erhaltnen Fischgerippe in
Stinkschiefer vom Bolcaberg im Veronesischen**)
werden zwar insgemein sehr bestimmt auf be-
kannte Urbilder referirt. Aber schon das scheint
dabey bedenklich, daß dem zu Felge jener Berg
die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von
Flußfischen sowohl als von Seefischen, sondern
unter den letztern zumahl, zugleich von Thieren
aus den weitst von einander entfernten Oceanen
seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem
mitländischen Meer, und von den Küsten von
Japan, Brasilien, dem nordöstlichen America,
Africa etc. Die im Tafelschiefer vom Blatten-
berg im Canton Glaris und die im Mannsfeldi-
schen und Hessischen bituminösen Mergelschiefer
haben selten die zur specifischen Characteristik
wichtigsten Theile deutlich genug erhalten, daß
man die Gattungen mit Zuversicht bestimmen
könnte.
Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von
versteinten Fischen findet, sind meist nur einzelne
Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zu-
mahl die so genannten Schlangenzungen (glos-
sopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die
Bufoniten oder so genannten Schlangenaugen,
(Fr. crapaudines), wovon manche mit den stum-
pfen Zähnen des Klippfisches (Anarrhichas lu-
pus) Aehnlichkeit haben.
Dahin gehören wohl vor der Hand noch die
meisten von den im Bernstein eingeschlossenen
(s. oben S. 666. not.*), so wie auch die mehr-
stein versteinten Krebse (Camarrolithen).
So die berühmten Trilobiten oder fälschlich
so genannten Käsermuscheln oder Cacadumuscheln
(entomolithus paradoxus Linn. Engl. Dud-
ley-fossil) die hin und wieder (s. z.B. oben
S. 600.), aber nirgend schöner als bey Dudley
in Worcestershire und zwar theils noch mit der
natürlichen krebsartigen Schale gefunden werden.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 50. –)
Fast ohne Ausnahme aus den drey Ordnungen
Testacea, Crustacea und Corallia. Doch schei-
nen die fossilen Schnäbel die sich auf dem Hein-
berg bey Göttingen, so wie im Petersberge bey
Mastricht und bey Bath finden, einem Mol-
lusken-Geschlechte, nähmlich den Sepien zu-
gehört zu haben*).
In zahllosen Gattungen; und was dabey be-
sonders merkwürdig, mitunter auch Lagen von
Flußconchylien abwechselnd zwischen solchen die nach
aller Analogie im Meere gelebt haben müssen†).
So wie es scheint, z.B. unter den Muscheln
diejenige gemeine Gattung von wirtlich petrificir-
ten Terebratuliten im Flöz-Kalkstein, die der
Glas-Bohrmuschel (Anomia vitrea S. 459 u.f.)
gleicht, und nach dem alten Typus in der Vor-
welt nun auch in der nachwärtigen jetzigen Schö-
pfung regenerirt worden.
Und unter den Schnecken die calcinirte Trö-
delschnecke (Trochus lithophorus S. 471.),
die sich in Piemont im aufgeschwemmten Lande
findet.
Z.B. Von vielschaligen Couchylien der schöne
Balanites porosus aus dem Osnabrückischen*)
der besonders durch den merkwürdigen Umstand
für die Archäologie unsers Planelen lehrreich
wird, daß er nicht selten in aller seiner Integri-
tät auf einzelnen glatt abgerundeten Geröllen
aufsitzt**).
Unter den Muscheln die sehr großen Terebra-
tuliten im Osnabrückischen***).
Und unter den Schnecken die fast fußlangen
calcinirten Strombiten aus dem aufgeschwemm-
ten Lande in Champagne.
Nun davon die Fülle in den Kalkflözgebirgen.
So z.B. um nur einige der sonderbarsten an-
zuführen, unter den Muscheln:
1) Der feurig opalisirende Ostracit im kärnth-
ner Muschelmarmor.
2) Der dickschalige ostracites pinnigenus den
der jungere Hr. de Lüc nebst dem folgenden auf
dem Saleveberg bey Genf entdeckt hat.*)
3) Der große fast herzförmige Anomit.**)
6) Die so genannte Langue fourrée aus
Saint-Onges.***)
7) Die Pantoffelmuschel des Hrn. von
Hüpsch†)
8) Die sogenannten versteinten Ziegenklauen
aus dem Blattensee in Ungarn††) u.a.m.
Von einschaligen Conchylien aber erst die so
genannten polythalamiae, deren Schale nähm-
lich inwendig durch Scheidewände in Kammern
oder Fächer abgetheilt ist:
So z.B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfen-
nigsteine, Kümmelsteine und Fruchtsteine ge-
nannt, porpites, lapis numularis, helicites
einiger Schriftsteller (Fr. camérine, pierre len-
ticulaire oder numismale, monnoie du diable),
die außen mit flachgewölbten blätterigen Schalen
belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte
vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher
Länge enthalten (– Abbild. nat. hist. Gegenst.
tab. 40. –). Sind meist von Linsengröße,
theils aber auch wohl wie ein halber Gulden.
Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in
mächtigen Lagen; nahmentlich in Nieder-Aegyp-
ten, wo die Pyramiden großentheils daraus er-
bauet sind.
2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones).
3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Or-
thoceratiten, die sich theils fußlang, und vor-
züglich im Meklenburgischen finden.
4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei (Engl. thunder-stones, fairies-fingers),
unter welchen es aber auch Gattungen ohne
Scheidewände oder Alveolen gibt. Uebrigens
eine der allgemeinsten Versteinerungen der Kalk-
flözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stink-
stein durchzogen sind (S. 631.); aber auch in
andern Flözlagen, wie z.B. in den Kreitebergen
von Kent brechen.
5) Des Dr. W. Thomson's cornu copiae
von Capo Passaro an Sicilien*).
Von solchen einschaligen Conchylien, die nie-
mahls innere Scheidewände haben, z.B.
1) Die merkwürdigen lingsgewundenen Mu-
riciten am Ufer von Harwich. (– Abbild. n. h.
Gegenst. tab. 20. –)
2) Der überaus sonderbare kleine Muricites
deformis Soland., dessen Spitze sich immer
wie in eine irreguläre Wurmröhre verläuft*).
3) Die ansehnlichen sonderbaren Dentaliten
aus dem Lucerner Gebiet, die dort in unsäg-
licher Menge und unvermischt im dichten Kalk-
fels liegen**).
4) Der kleine Serpulites coarcevatus der am
Deister im Hannöverschen in ganzen Flözlagen
von Stinkstein zufammengehäuft ist***).
1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl
diejenigen, so statt der Stacheln mit den ehedem
so räthselhaften Judensteinen besetzt sind†).
Dann 2) die Encriniten und 3) die Pentacri-
niten zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der
Seepalme aus der jetzigen Schöpfung (S. 469.)
zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem
vielarmigen Körper bestehen, der auf einem lan-
gen gegliederten Stängel sitzt.
Bey den Encriniten oder Seelilien*), (– Ab-
bild. n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich meist in
dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Kör-
pers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann
einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder ei-
ner noch unaufgeblühten Lilie hat, und deßhalb
Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel
muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresbo-
den der Vorwelt festgesessen haben. Seine wir-
belartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner
Mühlsteine mit sonnenförmiger Zeichnung haben,
sind unter dem Nahmen der Entrochiten, Räder-
steinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen,
Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads)
allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher
Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Der Pentacrinit oder die Medusenpalme**)
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70. –) besteht
aus einem großen, vielarmigen, quastenförmigen
Körper, der auf einem gegliederten einfachen
Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über
8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefact
fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mer-
gelschiefer bey Boll im Würtenbergischen (S. 631).
Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel
vom gegliederten und dabey ästigen Stängel eines
[Seite 751] ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Pe-
trefacts.
Zumahl 1) Madreporiten in theils Gegen-
den als in wahren Corallenriefen der Vorwelt,
in unermeßlicher Menge und großer Mannigfal-
tigkeit. So z.B. im dichten Kalkstein und
Marmor (S. 628.) auf dem Saleveberge bey
Genf, auf dem Harz bey Blankenburg und bey
Grund etc. Von letzterm Orte verdient nahment-
lich der ansehnliche schön geformte Madreporites
cristatus*) Erwähnung; so wie von der be-
rühmten Perte du Rhône der sonderbare kleine
Madreporites lenticularis (– Abbild. n. h. Ge-
genst. tab. 80. –) der zu mancherley mineralo-
gischen Irrthümern Anlaß gegeben. – Madre-
poriten in sandartigen Kalkstein im Petersberge
bey Mastricht. – In Kreide als so genannte
Fungiten in Kent. – In Brauneisenstein und
eisenschüssigem Quarz, auch als Fungilen und
Schraubensteine (– eine Art Tubiporirten? –)
bey Rübeland am Harz. Letztere auch im Ca-
tharinburgischen in Sibirien. –
2) Milleporiten und andere zarte Corallen-
arten vorzüglich im eben gedachten sandigen Kalk-
stein des Petersbergs bey Mastricht. – In
Feuerstein (S. 570.) bey Celle im Hannöver-
schen, und im Puddingstein in Hertfortshire
(S. 651. not. *) etc.
Ueberhaupt sind diese zwar selten so vollstän-
dig und deutlich erhalten, daß mau ihre specifi-
schen Charaktere daran erkennen, könnte, was zu-
mahl bey gewissen einzelnen Theilen der Gewächse,
wie z.E. bey den fossilen Hölzern kaum möglich
ist; indeß findet doch im Ganzen der nähmliche
dreyfache Unterschied Statt, den ich bey der
Eintheilung der thierischen Versteinerungen zum
Grunde gelegt habe.
Dahin scheinen z.B. vor der Hand wohl noch
die mehrsten Farrenkräuter etc. im Schieferthon und
Thoneisenstein (S. 701.) zu gehören.
Von diesen nur zu Einem Beyspiele statt aller,
die äußerst merkwürdigen, ganz räthselhaften,
[Seite 753] theils ästigen oft ungeheuer großen schuppigen
Abdrücke, die hin und wieder, zumahl aus Stein-
kohlengruben, in Schieferthon (Kohlenschiefer);
aber auch bey Edinburgh in Kohlensandstein
(S. 652.), und bey Clausthal in Grauwacke und
Thonschiefer*) gefunden werden.
Z.B. in dem oft genannten öninger Stinkschie-
fer, wo sich sogar unverkennbare Abdrücke von
Blüthen (eines Ranunculus) gefunden haben.
Dahin gehören die so genannten frankenberger
Kornähren, Sterngraupen u a. daselbst bre-
chende in Silber- und Kupfererze metallisirte
Fruchttheile.
Z.B. die mandelförmigen Fruchtcapseln, die
sich zuweilen zwischen dem fossilen Holze in den
preußischen Bernsteingruben finden [s. oben S. 656.
not. **)]; so wie die kleinen Palmnüsse aus den
Cölnischen Umbergruben**) u.a.m.
Bey den mehresten derselben hält es, wie ge-
sagt, sehr schwer, sie mit Gewißheit unter die
[Seite 754] hier zum Grunde gelegte Haupteintheilung zu
bringen.
Manche sind freylich leicht bestimmbar, wie
z.B. das (zwar kaum hieber zu rechende)
saubere in Raseneisenstein umgewandelte Birken-
holz von Kontschosero im Olonezkischen.
Und andere hingegen sind vor der Hand völlig
unbekannt, wie z.B. das in Holzstein petrificirte
so genannte Staarholz von Hilbersdorf bey Chem-
nitz, das sich durch seine gleichförmige dichte Tex-
tur ohne Spur concentrischer Lagen (S. 504.
Anm.) auszeichnet, und überdem gleichsam, wie
mit parallellaufenden Röhren (meist von der Dicke
einer Gänsespuhle) durchzogen gewesen scheint.
Die übrigen mehr zweifelhaften sind überhaupt
entweder wirklich versteint, z.B. in Kalkstein,
Sandstein, besonders aber in Holzstein (S. 570)
und in Holzopal (S. 566); – oder aber noch
brennbar, wohin vor allen das bituminöse Holz
(S. 668.) in den mächtigen Flözlagen so vieler
Gegengen der nordlichen Erde gehört. Doch
ist auch dieses zuweilen an manchen Stellen mit
Quarz durchzogen, so daß es da am Stahl Funken
schlägt.
Ueberhaupt aber stehen manche Arten von fossi-
lem Holz zwischen dem wirklich petrificirten und
dem bituminösen in sofern gleichsam in der Mitte,
daß sie mit kohlensauren Kalk durchzogen sind
und daher mit Säuren brausen, und doch auch
auf Kohlen mit Harzgeruch brennen; wie z.B.
das merkwürdige so genannte Sündfluthholz,
das im Trapp zu Joachimsthal in einer Teufe
von 150 Lachter bricht.
S. 74. Z. 15 von unten lies Bantagan Affe.
S. 111. Z. 3 v. u. l. Kulan**). S. 161. Z 11 v. u. l
Scheerschwänzel. S. 170. Z. 16. l. Rothhahn.
S. 277. Z. 14. l. lièvre. S. 449. Z. 8. v. u. l. XI B.
S. 460. Z. 12. v. u. l. helmintholitus. S. 564. Z. 15.
l. Niccolo. S. 571. Z. 17. l. Quarz. S. 639. Z. 7. st.
Münden l. Münder. S. 648. Z. 13. v. u. l. Goldschim-
mernde. Art.
Ins Französische, Englische, Holländische,
Dänische, Russische, und der größte Theil des-
selben, nemlich die allgemeine Naturgeschichte und
Zoologie, auch ins Ungrische.
Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsere
Sprache zu vernachlässigenden Regel:
„Man muß alle Worte – und wie vielmehr
noch die Eigennahmen – so schreiben, als die
Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt.“
s. Hrn. Legat. R. Hennicke im allg. Anzeiger der
Deutschen 1809. N. 16.
Nur bleiben einige Naturproducte, wie z.B. das
Wasser, von den einmahl angenommenen Gränzen
der eigentlichen Naturgeschichte deßhalb ausge-
schlossen, weil sie passender in andern Naturwis-
senschaften abgehandelt werden.
‘„Ars , siue edditus rebus homo.”’ Bacon de-
Verulam. de augm. scient. L. II.
‘„L'art en général est l'industrie de l'homme
appliquée par ses besoins, ou par son luxe,
aux productions de la Nature.”’ Diderot
Syst. figuré des connoiss. humaines.
Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl-
tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile
meiner Beyträge zur Naturgeschichte, Facta an-
geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich
machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung
neue Gattungen von organisirten Körpern entste-
hen, und gleichsam nacherschaffen werden; wo-
hin namentlich auch die erste Entstehungsweise
mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen
organisirten Körper, wie z.B. der mehrsten soge-
nannten Infusionsthierchen zu gehören scheind.
Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden.
Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich
nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf
wohl keiner Erinnerung. Videmus enim, omnes
rationes, quibus natura explicari solet, modos
esse tantummodo imaginandi, nec vllius rei
naturam, sed tantum imaginationis constitu-
tionem indicare. Spinoza.
‘„Facilius plerumque est rem praesentem discer-
nere, quam verbis exacte definire”’. Gaubius.
‘„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, son-
dern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen
Fällen zu finden.”’ J. Aug. Unzer.
Mehreres hierüber habe ich in den zweyten Ausg.
der Beyträge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106
u. f. gesagt.
„Denn“ (so sagt Haller, das Haupt der neue-
ren Evolutionisten –) ‘„alle Eingeweide und die
Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim
vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem
fast flüssigen Zustande.”’
Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.
Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen
Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei-
nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent-
halte, der dennoch was anders sey, als ungeform-
ter Zeugungsstoff etc. so sind das unbestimmte,
leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit
solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem
quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon
er sagt: ‘„corpus quid sit, intelligo: quasi cor-
pus quid sit, nullo prorsus modo intelligo.”’
‘„Causas rerum naturalium non plures ad-
mitti debere, quam quae et verae sint et
earum phaenomenis explicandis sufficiant:”’
ist ja die erste von Newton's güldenen regulis
philosophandi.
Denn wenn z.B. Mazini meinte, daß die Kin-
der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß
anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so
war das auch eine Art Epigenese.
Aber das schlechterdings Unstatthafte aller sol-
chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all-
mählichen Ausbildung organisirter Körper durch
[Seite 17] eine so genannte vis plastica (wie es unsere ehr-
lichen Alten nannten), als welche eben so gut im
Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus
dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher
durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. –
s. Kant a. a. O. S. 292.
Die Crystallisationen unterscheiden sich von den
organisirten Körpern selbst schon durch die geome-
trische Regularität ihrer fast immer geradlinichten
Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen redu-
cirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der
Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unüber-
sehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten
Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige
Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebil-
det werden mußten.
Von dieser Verbindung der beyden Principien, –
des mechanischen mit dem teleologischen, –
die man sonst bey Erklärung der Enstehungsart or-
ganisirter Körper für unvereibar gehalten, und
worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von
Bildungstrieb liegt, davon gibt zumahl die ver-
gleichende Anatomie auffallend einleuchtende Bey-
spiele in Menge, deren ich manche in meinem
Handbuch derselben S. 65. und anderw., auch in
Hrn. Hofr. Voigt's neuem Magazin B. 11. S. 213.
angeführt habe.
Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der
Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen,
1791. 8., weiter ausgeführt.
‘„Il fallait respecter les qualités occultes; car
depuis le brin d'herbe que l'ambre attira,
jusqu' à la route que tant d'astres suivent dans
l'espace; depuis la formation d'une mite dans
un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous
considériez une pierre qui tombe, soit que vous
suiviez le cours d'une comète traversant les
cieux, tout est qualité occulte.”’ Voltaire.
Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen
gehandelt in einer Commentatio de anomalis et
vitiosis quibusdam nisus formatiui aberrationi-
bus. Gott. 1813. 4. Mit Kupf.
Widernatürliche versteht sich wieder nach dem
allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man
[Seite 21] hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen
als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr
verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst
zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür-
lich ist.
Einen abentheuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus
meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier
Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in
den Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 61.
Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen
Magazin v. J. 1787. S. 753 u. f. gehandelt.
Mehr hierüber s. in meinem Specimen historiae
naturalis antiquae artis operibus illustratae ea-
que vieissim illustrantis. Gott. 1808. 4. Mit
Kupf. S. 14 u. f.
Blendlinge hingegen heißen zwar ebenfalls ba-
stardartige Geschöpfe, die nur nicht aus der Ver-
mischung von zweyerley specifisch verschiedenen
Aeltern, sondern nur aus den von verschiedenen
Kassen der nähmlichen Gattung, erzeugt werden;
wie z.B. selbst im Menschen-Geschlechte die
Mulatten etc. (S. 15.)
Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten
hat zuerst Kant genau bestimmt, im deutschen
Mercur 1788. 1. B. S. 48. S. hiervon ausführ-
lich Girtanner über das Kantische Princip für
die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.
S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen –
in Voigt's Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f.
A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 47.s.
S. 175 u. f. und vol. XLIV. N. 484. S. 138 u. f.
Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn.
Geh. R. Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi
encephali p. 17.
Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe
der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8.
Dupont de Nemours in seinen Mémoires sur
différens sujets etc. Par. 1807. 8. S. 147-373.
Ch. G. Le Roy Lettres philosophiques sur l'in-
telligence et la perfectibilité des animaux,
Par. 1802. 8.
Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungs-
werkzeuge hergenommene Charakter dünkt mich
minder unbestimmt, als die, wodurch man sonst
Insecten und Gewürme von einander zu unter-
scheiden gesucht hat.
Ueberhaupt sind die Brüste von allen Organen
der Säugethiere die einzigen, der nach Verschie-
denheit der Gattungen sowohl in ver Anzahl als
Lage so vielartig variiren.
An manchen, wie meines Wissens am Sta-
chelschwein, waren sie gar noch nicht aufgefun-
den. Ich sehe aber an zwey ungebornen der ge-
nannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie
vier Zitzen haben, die paarweise an einer freylich
unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht
hinter dem Schultergelenk sitzen. Und so findet
[Seite 50] man sie vielleicht auch noch an irgend einer un-
gewöhnlichen Stelle beym Schnabelthier, an wel-
chem wunderlichen anomalischen Geschöpf sie bis-
her ebenfalls noch nicht bemerkt worden.
Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und
wieder, an den Lippen etc. dünn behaart, auch
hat er Augenwimpern etc.
Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne
in einem besondern (– einfachen oder gepaar-
ten –) Knochen, der das intermaxillare ge-
nannt wird; von dessen merkwürdigen Besonder-
heiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift de ge-
neri humani varietate natiua, S. 34. u. f. und
im Handbuche der vergleichenden Anatomie
S. 22. u. f. der 2ten Ausg. ausführlich gehandelt habe.
– In den Abbild. nat. hist. Gegenst. ist er Tab. 52
am Schedel des Orangutans zu sehen.
Auch das, daß bey Manchen schon das einzelne
Individuum von so bedeutendem Werth ist; wie
z.B. große Wallfische oder Pottfische; edler
Hausthiere zu geschweigen, bey welchen Schön-
heit, Feinheit der Wolle, Dressirung etc., den
Preis so mächtig steigert.
Nahmentlich auch das durch die Kunst aus dem
macerirten Fleisch von Pferden u.a. Quadrupe-
den bereitete. S. Voigt's neues Magazin II.B.
S. 772 u. f.
‘ „Non enim methodicorum scholis se adstrin-
gere voluit natura – systemata artificialia
nostra flocci faciens”’. Pallas.
‘„Cetacea quadrupedum modo pulmonibus re-
spirant, coëunt, viuos foetus pariunt, eos-
demque lacte alunt, partium denique omnium
internarum structura et vsu cum iis conne-
niunt.”’ Raius.
Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift
de generis humani varietate natiua weiter aus-
geführt.
„Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens
wieder ein und das andere Volk, das sich durch
seine Bildung mehr oder minder auffallend von
den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und
so könnten z.B. die Hindus von der Caucasi-
schen; die Schinesen und Japaner von der
Mongolischen; die Hottentotten von der Aethio-
pischen: so wie die Nord-Americaner von de-
nen in der südlichen Hälfte der neuen Welt;
und die schwarzen Papus auf Neuholland etc. von
den braunen Utaheiten u.a. Insulanern des
stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert
werden.“ Beytr. zur Naturgesch. 1. Th. S. 72.
der 2ten Ausg.
Versteht sich nämlich dieß alles so – das die in
den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völker-
schaften nach der stärkern und längern Einwirkung
der verschiedenen Climate und anderer obgedach-
ten Ursachen der Degeneration, entweder um
desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse
ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hin-
wiederum mehr genähert haben. So sind z.B.
die Jakuten, Koräken, Eskimos u.a. dergl. Po-
larvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend
von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da
hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen
meist mildern Erdstrich bewohnende) americanische
Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und
nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähm-
lich an dem beeisten Feuerlande nochmals in die
mongolische Gestaltung, zurückfällt – Eben so
ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennend-
heißen Africa zum andern Extrem in der Stu-
fenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die
hingegen in dem schon mildern Neu-Holland und
auf den neuen Hebriden etc. zur malayischen Rasse
übergeht.
Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver-
mischung fremdartiger durch Völkerwanderung
zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst
einer Erwähnung.
Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres
blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger
genau unterschieden werden, deren einer, den ich
in London gesehen und eine Probe von seinem
weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe,
in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem
Leben vorgestellt ist.
Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II.
Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13-44.
Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar-
wuchs ist oben bey der mongolischen und malayi-
schen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bart-
losigkeit mancher Americaner, die ist Werk der
Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen
der schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopodes
des Eudoxus beym Plinius –).
Histoire naturelle des Singes, peints d'après
nature par J. D. Audebert. Par. seit 1797. gr. Fol.
Folglich eine sehr kleine Species von Säugethie-
ren; so wie hingegen das Menschengeschlecht,
von circ. tausend Millionen Köpfen, wohl die
größte.
Denn der furchtbar große Pavian auf Borneo
(Papio pongo), ist gänzlich ungeschwänzt;
und der Mandril hingegen kann wohl langge-
schwänzt heißen.
Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich-
sam kettenartig an einander hängen sollen, um
sich von einem Baume, am dießseitigen Ufer eines
[Seite 77] Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu
schleudern, ist abgebildet in der Original-Aus-
gabe von ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol.
vol. I. p. 44. vergl. mit p. 149.
Meine Zweifel gegen die Aechteit derselben habe
ich im Handbuche der vergleichenden Anato-
mie S. 34 u. f. angegeben.
‘„Cerrum est, Balearicos aduersus prouentum
cuniculorum auxilium militare a diuo Augusto
petiisse.”’ Plinius.
Der weiland als Panazee berufene köstliche Gal-
lenstein (piedra del porco) soll sich in einer noch
nicht genau bekannten ostindischen Gattung von
Stachelschweinen finden.
Schwerlich nur 2, wie Linné meinte. Denn
obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im
Os intermaxillare (– S. 52. Not. * –) sitzen;
und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf
welche jene obern passen.
Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen
Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo
T. II. p. 419.
Beobachtungen an einem Beutelthiere, das ich le-
bendig besessen, habe ich in Voigt's neuem Ma-
gazin mitgetheilt, im III. B. S. 683. u. f.
Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere
auf Labrador findet sich in G. Cartwright's
Journal during a Residence of nearly 16 years
on the Coast of Labrador. Newark 1792.
III. vol. 4.
Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich
Jahre lang lebendig besessen; und eben so sahen
es Ol. Worm, Linne, Rolof, Büffön, J.
Dom. Schulze, Götze, Bechstein u.a.m.
So nannten Ray, Linné u.a. das eigentliche
Windspiel, das aber die alten Griechen gar
nicht gekannt zu haben scheinen.
Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silber-
fuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern
und darüber bezahlt worden.
Eine zehnjährige Löwin, die ich im vorigen Früh-
jahr zergliedert, maß von der Schnauze bis zum
Anfang des Schwanzes 4 Fuß 10 Zoll; und eine
noch nicht völlig erwachsene Crocuta die in Ld.
Valentia's Reisen beschrieben wird, eben so ge-
messen 4 Fuß 3 Zoll.
Ein vortrefflicher Schedel einer solchen gestreif-
[Seite 105] ten Hyäne, womit der Hr. Forstconservateur von
Wildungen meine Sammlung bereichert hat, ist
wenigstens vollkommen so groß als der von mei-
ner Löwin.
Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren
dieses Geschlechts, die geringelte Flecken haben,
Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ring-
form, Tiger.
Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd,
Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück:
bedeckte nämlich bey der größten Streckung 25
Fuß, und wiederhohlte diese Action 2 1/3 mal in
einer Secunde. – s. an Essay on the Propor-
tions of Eclipse; in den Works of Ch. Vial-
de Sainbel, London 1795. 4.
Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird
hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome-
dar genannt.
Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges
dergleichen Horn im academischen Museum wiegt
volle 9 Pfund.
Ich habe von dieser wunderschönen Shawlziegs
im Göttingischen Taschenbuch für das J. 1813
Nachricht gegeben.
So habe ich z.B. a. 1784. bey der Zergliederung
eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Einrich-
tung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande
sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlän-
gern oder zu verkürzen, um durch zweyerley me-
dium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. s. Handbuch der ver-
gleichend. Anatomie. §. 274. tab. 6.
G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren
Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Com-
ment. Petropolit.)
Denn die Organe die Hr. Ever. Home für
Backenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, kön-
nen doch, da sie weder substantia vitrea noch
ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und
er sie ihrer Structur nack vielmehr mit der von
der innern Haut des Hühnermagens vergleicht,
wohl weder nach dem gemeinen Sprachgebrauch,
noch nach der wissenschaftlichen anatomischen und
naturhistorischen Terminologie für wirkliche Zähne
eines warmblutigen Quadruped's gehalten werden.
Die fälschlich so genannten Lapides manati sind
gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich
ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke
des Wallfisches.
S. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl.
zur Aufklärung der Zoologie etc. Berlin, 1784. 8.
S. 175-304.
Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen von
den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Ge-
schlechts belegt werden, die eine Rückenfinne
haben, wie physalus u.a. –) den ich frischge-
strandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit
gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche
mehr als Daumensbreite und eben so tiefe Brust-
furchen.
Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues
der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen
physiologiae comparatae inter animantia calidi
sanguinis vivipara et ovipara gehandelt, das
im IX. B. der commentation societ. reg. scien-
tiar. Gottingens. p. 108-128. befindlich ist.
Die Kunstnahmen dieser verschiedenen Bildung
der Vogelfüße sind in Forsieri anchiridion p.
[Seite 142] 15. und in Illigers Terminologie S. 187. er-
klärt, und im 111ten Th. von Bechsteins orni-
tholog. Taschenbuch durch treffliche Abbildungen
erläutert.
Ueber den Zweck und Nutzen weßhalb diese Vö-
gel solche Steinchen schleichen müssen, sind die
Meinungen der Physiologen sehr verschieden. –
Manche haben gar gewährt, es geschehe aus
Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist
es ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die ein-
geschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer
Lebenskraft zu belauben, die sonst der Di-
gestionskraft widersteht.
Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo
so genannten Sternschnuppen, nämlich die
graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig
gewundenen Klumpen die man oft haufenweise
auf Wiesen etc. antrifft, und halbverdaute Ein-
geweide von Fröschen sind, die von Krähen
und Sumpf- und Wasservögeln wieder ausgebrochen
worden – s. Hrn. Dr. Persoon in Hrn. Hofr.
Voigts neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.
Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und
Eyern verschiedener Vögel, beschrieben von Fr.
Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine
willkürliche Handlung, wodurch es sich folglich
vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säu-
gethiere auffallend auszeichnet.
Plin L.X. cap. 55. ‘„Linia Augusta, prima
sua iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida,
cum parere virillem sexum admodum cuperet,
hoc vsa est puellari augurio, ouum in sinu
fouendo, atque cum deponendum haberet, nu-
trici per sinum tradendo, ne intermitteretur
tepor”’
Aristot. hist. animal. L.VI. c. 2.
L'art de faire éclerre des oiseaux domesti-
ques, par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.
(des Abbé Copineau) Ornithotrophie arti-
ficielle. Par. 1780. 12.
Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar
nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus-
nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung
gewährt, s. in Hrn. Prof. Hollmanns Unterricht
von Barometern und Thermometern. Göttingen,
1783. 8. S. 206. u. f. 271. u. f.
Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen,
und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen
des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb.
der vergleichend. Anatomie.
Viele unserer neuen Naturforscher, z.B. Buffon,
Fortis und andere, auch Bomare, Molina etc.
hielten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem
Condor.
Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge-
höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber
ein trefflich ausgestopftes Exemplar im akademi-
schen Museum vor mir, und bade den Vogel in
London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus
seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart,
daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im
Systeme gebührt.
Histoire naturelle des Perroquets, par. F. Le-
vaillant. Par. 1801. u. fg. gr. Fol.
Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mou-
ches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800. fol.
Histoire naturelle des Grimpereaux sucriers,
des Promerops, et des Oiseaux de Paradis. par
L. P. Vieillot. J. B. Audebert et C. Sauva-
oes. Par. seit 1801. fol.
Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis,
des Rolliers et des Promerops, suivis de celle
[Seite 177] des Toucans et des Barbus, par F. Le-Vail-
lant, eben das. seit 1801. fol.
J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem
Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795.
Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f.
Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben
nach wärmern Gegenden hat zumahl Buffon's
Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig
zusammengestellt und geprüft, in der hist. des
oiseaux. vol. VI. p. 557.
Einer der eifrigsten Vertheidiger des Win-
terschlafs der Schwalben ist Daines Bar-
rington; in s. miscellanies. p. 225.
Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der
gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of
the American Academy of arts and sciences zu
Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94.
Sogar, daß bey den so genannten Hollen- oder
Hauben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch
auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale
zu einer monströsen das große oder eigentlich
so genannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben
wird. Eine in ihrer Art einzige erbliche Abwei-
chung des Bildungstriebes, die och in der Com-
mentatio de nisus formatiui aberrationibus ge-
nauer beschrieben und durch anatomische Abbil-
dungen erläutert habe.
Von der bekannten, aber doch immer physiologisch-
merkwürdigen Künsteley, einem Hahn seinen
Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel
in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr
1746. S. 349 u. f.
Ich habe von dieser u.a. Beweisen der Verän-
derlichkeit in der Schöpfung im ersten Theile
der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f.
gehandelt.
Treffliche Bemerkungen über die Lebensweise der
Störche s. im hannoverschen Magazin 1809.
96 St.
Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Le-
vante gesehen habe, das war bloß in der schönern
Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den
Nackenfedern des hieländischen Reihers verschieden.
Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich
davon verschiedenen weißen, kommen hingegen
wie gesagt von der Gazetta.
Weil die Ankunft, Brützeit und Rückzug dieses
Vogels gerade mit dem Eintritt, Steigen und
der nachherigen Abnahme der jenem Wunderlande
so wohlthätigen Ueberschwemmung zusammentrifft.
s. Jul. Ces. Savigny histoire naturelle et my-
thologique de l'Ibis. Par. 1805. 8. mit Kupf.
Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien,
die ich in London zu untersuchen Gelegenheit ge-
habt, in den philosophical Transactions vom
J. 1794 Nachricht gegeben.
Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mumiis
auium in labyrintho aoud Sacaram repertis
Viteb. 1803. 4. mit Kupf.
Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlich-
sten Africa, von woher ich ihn durch die Güte
des Hrn. Past. Hesse in der Capstadt erhalten habe.
s. Mart. Martin's voyage to St. Kilda, the
remotest of all the Hebrides. Lond. 1698. 8.
Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von einer
verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer
Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die
daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen
Bernicla oder Barnacle führt.
J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Commen-
tat. Soc. Sc. Gött. 1780. Vol. III. p. 121. sqq.
Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im
specimen physiologiae comparatae inter animan-
tia calidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der
commentation. Soc. reg. scientiar. Gottingens.
Ein Paar noch immer räthselhafte, im Ganzen
Eidechsenähnliche Amphibien, der Proteus angui-
nus in dem unterirdischen Sittichersee in Crain,
und die Siren lacertina in den Gewässern von Ca-
rolina, haben ganz anomalischer weise zugleich an-
sehnliche Lungen und doch auch solche Kiemen
wie sie sich sonst nur im Larvenzustande der oben
gedachten Reptilien zeigen.
Vom Proteus s. Hrn. von Schreibers (dem
ich selbst ein treffliches Exemplar des eben so wun-
dersamen als seltnen Thiers verdanke) in den
Philosophical Transactions v. J. 1801. – Von
der Sirene Ellis und J. Hunter im LVIten B.
eben dieser Societätsschriften – und von beyden
Hrn. Cüvier in dess. Recherches anatomiques
sur les reptiles regardés encore comme douteux
etc. Par. 1807. 4.
S. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schild-
kröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.
J. D. Schoepff historia testudinum iconibus
illustrata. Erlang. seit 1792. 4.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge-
schlechts s. Rösels natürl. Historie der Frösche
hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol.
S. Camper im IX. Bande der commentat. soc.
reg. scientiar. Gottingens. p. 129 u. f.
Von den verschiedenen Gattungen der sogenannten
Crocodile s. Hrn. Cüvier in den annales du Mu-
seum d'histoire naturelle. T. X. 1807.
und ebendas. Hrn. Geoffroy St. Hilaire
über zweyerley Gattungen von Nil-Crocodilen.
S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der
Amphibien. Duisb. 2. Hefte 4.
Patr. Rusell's Account of Indian Ser-
pents. – together with experiments on their
several poisons. Lond. 1796 gr. Fol.
Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen
Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr
wie 1 zu 6 zu verhalten.
Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen,
doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen-
den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan-
gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam
herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen
statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige
Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rücken);
und 3) ein kurzer Schwanz, der nähmlich weniger
als 1/5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray
in den philosophical Transact. Vol. LXXIX. P. I.
Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe
sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so
ist Mead's Vermuthung nicht unwahrschein-
lich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene
sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die
dadurch aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter
zu bringen. – (– so wie nach der alten, we-
nigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Ce-
rasten seine so genannten Hörnchen auch dazu die-
nen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –)
Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer
Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange
in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß-
halb die dasigen jungen Indianer um Eichhörn-
chen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapper-
schlangen nachahmen.
Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr.
Voigts neuen Magazin gehandelt; I. B. 2. St.
S. 37 u. f. ‘„über die Zauberkraft der Klapper
schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift
des Hrn. Dr. Barton.”’
Ueber den Mechanismus des Schwimmens der
Fische, (so wie auch des Flugs der Vögel,) s.
vorzüglich Aug. W. Zachariä's Elemente der
Luftschwimmkunst. Wittenb. 1807. 8. S. 34 u. f.
89 u. f.
Und über den Antheil den besonders ihr Aus-
nahmen durch die Kiemen (§. 11) daran hat,
S. J. Brugmans over de Middelen, door welks
de Visschen zich bewegen etc. (Amst. 1813.) 4.
S. Sonnerat in Rozier Journal de physique.
Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplement
Vol. V. pag. 540 u. f.
S. Gilpin's Karte in den Transactions of the
American philos. Soc. at Philadelphia Vol. II.
tab. 5. B.
S. z.B. des Capuciner Cavazzi pesce donna;
in seiner Descrizione di Congo etc. pag. 52.
S. Sammlung seltener und merkwürdiger
Reisegeschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8.
S. 220.
Eine malerische Schilderung der wundersamen
Weise, wie idie Indianer Maulthiere und Pferde
in die von Zitteraalen wimmelnde Sümpfe trei-
ben, damit diese sich erst ihrer erschütternden Kraft
entladen und bald darauf ohne Gefahr gefangen
werden können, s. in Alex, von Humboldt's An-
sichten der Natur I. B. S. 37. u. f.
s. Hrn. Hofr. Osiander's Denkwürdigkeiten für
die Heilkunde u. Geburtshülfe. I. B. S. 417. u. f.
s. Hrn. Geoffroy-Saint-Hilaire sur l'af-
fection mutuelle de quelques animaux, in sei-
nen Mémoires d'histoire naturelle S. 5. u. f.
Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage
pittoresque de Sicile. etc. Par. 1782. fol. vol I.
tab. XXVIII – XXX.
s. z.B. Jul. H. Gottl. Schlegels Materialien
für die Staats-A. W. IIte Samml. S. 150 u. f.
M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis
animalium exsanguium: commentario praemio
regio ornata. Goetting. 1798. 4. – F. Jos.
Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der
Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Wür-
mern. ebendas. 1798. 8.
Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol.
Lyonet traité anatomique de la chenille qui
ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4.
Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der
fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige
Wasserthiere: und nahmentlich finden sich ihrer
nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey
weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und
nächst folgenden Thierclasse zum Aufenthalt an-
gewiesen ist.
Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's
lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5.
und vol. II. tab. 99.
Sollte der Schmetterling schon in der Raupe
präformirt gewesen seyn, so müßte man doch
wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen
Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-
ten. – So aber kommen z.B. aus manchen
americanischen Raupen, die manchen Europäi-
schen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz an-
ders gestaltete Schmetterlinge: und anderseits
entstehen manche einander auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beyden Welttheile aus ganz
verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed.
Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5.
Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der
Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen.
Berlin 1793. 4.
Jo. Eus Voet catalogue systematique des co-
leopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.
Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit
1789. 4.
Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von
K. Illiger. Braunschw. seit 1800. 4.
J. Ch. Fabricii systema Eleutheratorum.
Kil. 1801. II. vol. 8.
Wie z.B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des-
halb in einem weitläuftigen Monitorio vors geistliche
Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen
zwar einen Defensor von Freyburg zugestand,
sie selbst aber nach genauer Abhörung beyder
Parteyen, und reiflicher Ueberlegung ganz ernst-
lich in den Bann that. S. Mich. Stettlers
Schweitzer-Chronick. S. 278. u. f.
J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera etc.
Brunsy. 1802. 8. Ej. monographia coleopte-
rorum micropterorum. Gotting. 1806. 8.
Ein schreckliches Beyspiel gibt Maurelle's Süd-
seereise im voyage de la Pérouse autour du
monde vol. I. p. 279. u. f.
Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der
Spooken, wandelende Bladen etc. door Casp.
Stoll. Amst. 1787. 4.
S. außer den allgemein bekannten Quellen zur
Geschichte dieses furchtbaren Insects
Joel neu übersetzt und erläutert von C. W.
Justi. Leipzig 1792. 8.
und Jac. Bryant's observations upon the
plagues inflicted upon the Egyptians. Lond.
1794. 8. p. 137.
Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech-
tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschry-
vingen der Cicaden en Wantzen, door Casp.
Stoll. Amst. 1780 sq. 4.
Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyn-
gotorum. Brunsvigae 1803. 8.
Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de
Paris, v. J. 1769.
Theod. Holmskiold beata ruris otia fun-
gis Danicis impensa. Havn. 1790. fol.
Könnten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten
Keulenschwämme seyn, die vorher auf der Larve
oder Puppe des Thiers gewachsen sind?
Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.
Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon
Swammerdam bey dem hieländischen grauen
Wasserscorpion gemacht. S. dess. Bibl. naturae.
T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
Als einige der bewährtesten Mittel werden empfohlen
B) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Ei-
senvitriol, von jedem am Gewicht gleich viel,
untereinander gemischt.
[Seite 358] C) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1/2
Quentchen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist.
Dieß zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und
bey jedesmahligem Gebrauche stark umgeschüttelt.
Mit diesen beyden Mitteln werden die Fugen etc. be-
strichen.
D) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe-
fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschlosse-
nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten
Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun-
den verschlossen gehalten.
Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronsaft
oder Weinessig auf die Bettücher etc. gesprengt.
Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien
ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wo-
von die Proben, die ich besitze, aus einzelnen
Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffee-
bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienen-
wachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.
Zur Geschichte dieser Ordnung vergleiche man
außer den schon obengenannten, vorzüglich noch
folgende Werke:
Eug. Joh. Chph. Esper's Schmetterlinge.
Erlangen, seit 1776. gr. 4.
Systematische Beschreibung der europäischen
Schmetterlinge. 1. Th. Rostock, 1785. 8.
M. B. Borkhausen's Naturgesch. der euro-
päischen Schmetterlinge. Frkf. 1788 u. f. 8.
(Denis und Schiffermüller) Systematisches
Verzeichniß der Schmetterlinge der Wiener Gegend.
Wien, 1776. gr. 4. 2te verm. Ausg. (von Illiger
und Häfeli). Braunschw. 1800. sq. II. B. 8.
Chr. Sepp Nederlandsche Insecten. Amst.
seit 1762. 4.
C. Clerk icones insectorum rariorum. Holm.
1759. sq. II. vol. 4.
P. Cramer uitlandsche Kapellen. Amst.
seit 1775. 4.
The natural history of the rarer lepidopte-
rous insects of Georgia, collected from Abbot's
observations by Jam. E. Smith. Lond. 1797.
II. vol. Fol.
Joh. Maders Raupenkalender, Herausgegeben
von C. F. C. Kleemann. ed. 2. Nürnb. 1785. 8.
Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10.
S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. L. S. 111. und
tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.
Das Gespinste der kleinern Gattung dieses Na-
mens (der sogenannten Ph. pauonia minor oder
Bombyx carpini) hat neuerlich Hr. Heeger zu
Berchtolsdorf bey Wien im Großen und fabriken-
mäßig auf vielfache Weise zu benutzen gesucht.
Die Seide, woraus hingegen in Japan die
äußerst zarten, leichten und doch ganz festen
Zeuge verfertigt werden, kommt von einer ganz
eigenen Gattung Seidenwürmer, nämlich von
der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in
den schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. V.
fig. 1. 2.
Gegenmittel hat Hr. Obercommiß. Westfeld im
Hannoverschen Magaz. 1806. 37. St. mitgetheilt.
Von mancherley andern in Brasilien einheimischen
Arten von Honigbienen s. W. Piso de Indiae
vtriusque re naturali p. 111 u. f. und J. Stanes
in des jüngern Sam. Purchas's Theatre of
politicall Flying-Insects. Lond. 1657. 4. pag.
203 u. f.
Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte
der Bienen abgehandelt worden, führe ich nur
fünfe statt aller an:
Swammerdam bibl. nat. pag. 369.
Reaumur mém. etc. vol. V. p. 207.
J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. pag. 128.
Huber nouvelles observations sur les abeil-
les. Genève 1792. 8.
und, besonders in Rücksicht der neuern Bemer-
kungen über die künstliche Vermehrung der Stöcke
durch Ableger, Bonnet oeuvr. vol. V. P. I. p. 61.
Eine genaue Beschreibung und Abbildung der
vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur
Beobachtung der Oekonomie dieser bewunderns-
würdigen Thiere, die mit Bonner schriftlich mit-
getheilt, habe ich in Voigts Magazin III. B.
bekannt gemacht.
P. A. Latreille Essai sur l'histoire des fourmis
de la France. Brive. 1798. 8. und Dess. histoire
naturelle des fourmis. Paris 1802. 8.
P. Huber Recherches sur les moeurs des
fourmis indigenes. ebendas. 1810. 8
Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine
Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht
aus einem in der bewundernswürdigen Zuge von vielen
tausend dicht an einander kriechenden, kaum
[Seite 399] einen halben Zoll langen Maden, und zwar, wie
es scheint, von Insecten dieser Ordnung (– etwa
von Tipulis oder Asylis –). Ein solcher Zug ist
zuweilen wohl 12 Ellen lang, Hande breit
und Daumens hoch, und zieht so in Wäldern an
feuchten Gegenden im Sommer in größter, regel-
mäßigster Ordnung umher.
Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses
merkwürdigen Geschlechts, ist nun durch den vor-
trefflichen Veterinararzt, Hrn. Bracy Clark auf-
gehellt. – S. dess. meisterhafte observations on
the genus oestrus; im III. B. der Transactions
of the Linnean Society, p. 289. u. f.
Zu den wirksamsten, und doch zugleich gefahrlo-
sesten Mitteln, die Fliegen in einem Zimmer zu
tödten, gehört ein halb Quentchen Quaßia-Extract
mit einem Stückchen Zucker in ein Paar Unzen
Wasser aufgelöst.
Und daß fie nicht immer aus der Erde durch den
Schnee herausgekrochen seyn können, wird da-
[Seite 407] durch erwiesen, daß man sie manchmal auch nach
heftigem Winde auf frischen Schnee gefunden, der
eine hartgefrorene See bedeckte. s. de Geer
in der Hist. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr
1760. S. 40.
S. F. Redi experimenta circa generationem in-
sectorum. Opusculor. ed. Amst. 1686. 12. P. I.
tab. 1-24.
Die Kleiderlaus soll von der Kopflaus specifisch
verschieden und schwerer zu vertreiben seyn. Ein
Mittel finde ich als ganz bewährt in einem seltenen
Buche angegeben, wo man es nicht eben suchen
wurde; in Fr. v. d. Mye de morbis populari-
bus Bredanis tempore obsidionis. Antverp. 1627.
4. p. 30. Eine Salbe von 2 Loth grüner Seife
mit 2 Quenten Kochsalz.
J. Fr. Hermann mémoire aptérologique publié
par Fr. L. Hammer. Strasb. 1804. fol. mit
ausgemalten Kupfern.
Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts
f. C. Clerk aranei Suecici. Holm. 1757. 4.
S. die trefflichen eigenen Beobachtungen des Hrn.
Dr. Reimarus in der Einleit. zur IVten Ausg.
von seines Vaters classischem Wetke über die Triebe
der Thiere S. 8 u. f.
Die Fabel von ihrem vorgeblichen Gelbstmord hat
unter andern schon unser votrefflicher Reyßler
durch eigene Versuche widerlegt. Reisen II. Theil.
S. 231.
J. Fr. W. Herbst Versuch über die Naturgeschichte
der Krabben und Krebse. Zürich, 1782. u. f. 4.
Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z.B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst-
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist
und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-
zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes-
pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-
nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey
einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-
nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf
diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und
dadurch verursachte Anreitzung erfolgt die wahre
Paarung.
S. Hrn. Prof. Schneiders Abhandl. hierüber im
II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America. Leipz.
1781. 8. S. 377-431.
Zumahl beym mytilus margaritifer, mya mar-
garitifera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere
selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schale
fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht
aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich
auf Ceilan und im persischen Meerbusen gefischt.
Die westindischen, californischen, so auch die von
Utaheiti etc. sind schon weniger schön: vollends
die meisten von denen aus europäischen Flüssen etc.
Doch finden sich unter letztern und nahmentlich
unter den hieländischen Cellischen so wie unter
den Lievländischen auch welche von ungemeiner
Schönheit.
In der großen südländischen Sammlung, die S.-
Maj. der König an das hiesige academische Mu-
seum geschenkt haben, findet sich unter vielen an-
dern dergleichen Putzstücken, sogar ein Halsbald
von niedlichen, mühsam polirten, durchbohrten,
und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen
Schneckenhäuschen von demjenigen Volke, das
vulgo für den kümmerlichsten Auswurf des Men-
schengeschlechts verschrieen wird, nämlich von den
Pesserähs auf dem Feuerlande.
Hingegen kann ich den abenteuerlichen Erzählun-
gen von der höllischen Furie, einem von niemand
zuversichtlich gesehenen, und doch sehr genau be-
schriebenen, und wie es heißt, mit Widerhäkchen
bewaffneten, und ohne Flügel in der Luft herum
fliegenden Würmchen, was auf Menschen und
Vieh herabstürzen, und fie durchbohren soll u.s.w.,
keinen Glauben beymessen.
Joh. Aug. Ephr. Goeze Versuch einer Natur-
geschichte der Eingeweidewürmer thierischer Kör-
per. Blankenburg, 1782. 4.
Nachträge dazu, von J. G. H. Feder. Leipz.
seit 1800. 4.
Vermium intestinalium praesertim taeniae
humanae breuis expositio, auctore P. Chr.
Wernero. Lips. 1782. 8. nebst der dazu gehöri-
gen dreyfachen continuatio. ib. 1782. u. f. 8.
J. G. H. Feder's Naturgeschichte der Einge-
weidewürmer. Bamberg. 1803. 8.
Aber nun vor allen: C. Asm. Rudolphi
antozoorum s. vermium instestinalium historia
naturalis. Amst. 1808. II. vol. 8. mit Kupf.
s. von diesem berühmten Thiere, (dessen eigen-
thümliche Animalität schon alte griechische Aerzte
ohne Grund haben bezweifeln wollen,) die beiden
vorzüglich classischen Werke:
Kämperer amoenitat. exotic. p. 526.
und Winterbottom on the native Africans
in the Neighbourhood of Sierra Leone, vol.
II. p. 82.
Allerdings scheint aber, daß fich auch bey abge-
rissenen Stücken von Bandwürmern aus ihrem
Vorderende wieder ein neuer Kopf bildet. S.
Hrn. Carlisle's treffliche Beobachtungen über
diese Thiere im II. B. der Transactions of the
Linnean Society. p. 256.
Ein Paar Hauptwerke zur Kenntniß dieser sonst
noch wenig bearbeiteten Ordnung des Thier-
reichs sind:
Jo. Bapt. Bohadsch de quibusdam animali-
bus marinis. Dresd. 1761. 4. Deutsch mit An-
merk. von Nath. Gottfr. Leske. Ebend. 1776. 4.
[Seite 439] Petr. Forskål icones rerum naturalium, quas
in itinere orientali depingi curanit. edidit
Carst. Niebuhr. Havn. 1776. fol.
Oth. Fr. Müller icones zoologiae Danicae
ibid. 1777. sq. fol.
Und L. A. G. Bosc histoire naturelle des vers.
Par. 1801. III. vol. 8.
s. des verdienstvollen Weltumseeglers Tilesius
Monographie über die Seeblasen in A. J. von
Krusenstern Reise um die Welt. III. Th. p. 1.
J. G. Schneider Samml. vermischter Abhandl.
zur Zoologie und Handlungsgeschichte. Berlin,
1784. 4. S. 7-134.
Die Dinte der alten Römer, und wahrscheinlich
auch das Hauptingrediens zur Schinesischen Tusche.
Viele zeigen auch, wenn sie angeschliffen werden,
eine ganz andere Farbe, als die von ihrer sonstigen
natürlichen Oberfläche.
Zu den vorzüglichern Werken über diesen (– nach
der gemeinen bisherigen Behandlungsweise freylich
nicht eben allerfruchtbarsten –) Theil der N. G.
gehören unter andern:
Mart. Lister synopsis methodica conchy-
liorum. Lond. 1685 sq. Fol.
Ed. 2. (recensuit et indicibus auxit Gu.
Huddesford.) Oxon. 1770. Fol.
Index testarum conchyliorum, quae adser-
vantur in museo Nic. Gualtieri. Florent.
1742. Fol.
Desall. d'Argenville conchyliologie. Pa-
ris. 1757. 4.
Ed. 3. par de Favanne de Montcervelle. ib.
1780. 4.
F. Mich. Regenfuß Sammlung von Muscheln,
Schnecken etc. Kopenhagen 1758. gr. Fol.
Fr. H. W. Martini systematisches Conchylien-
cabinet (fortgesetzt durch J. H. Chemnitz). Nürnb.
1768 sq. IX. B. 4.
Ion. a Born testacea musei Caesarei Vin-
dobonensis. Vindob. 1780. fol.
L. A. G. Bosc histoire naturelle des Coquil-
les. Par. 1802. V. vol. 8.
Adolph. Murray fundamenta testaceolo-
giae. Vpsal. 1771. 4. (it. in Linné amoenitat.
acad. vol. VIII.
[Seite 450] C. L. Kaemmerer Conchylien im Cabinette
des H. Erbpr. von Schwarzburg-Rudolstadt.
Rudolst. 1786. 8.
Jacq. Ph. Raym. Draparnaud histoire
naturelle des mollusques terrestres et fluuiati-
les de la France. Par. 1806.4.
Th. Martyn's Figures of Shells collected
in the different voyages to the South-Seas
Lond. 1784. gr. Fol.
Joh. Xav. Poli testacea vtriusque Siciliae
eorumque historia et anatome. Parmae. 1791.
II. vol. Fol.
Nachricht von den vorzüglicheren Austerbänken an
den eurpäischen Küften s. in Beckmanns Vor-
bereit. zur Waarenkunde 1. B. S. 93-111.
Selbst in den härtesten Marmor, wie z.B. das
berühmte, immer noch räthselhafte und schwer
zu begreifende Phänomen an den drey großen Säu-
[Seite 461] len von Cipollino antico im Serapis Tempel
zu Pozzuolo zeigt, die in einer Höhe von 27 Fuß
über dem Spiegel des benachbarten mittländischen
Meeres Ringsherum von diesen Steindatteln
angebohrt sind. s. P. Ant. Paoli Antichità di
Pozzuoli tab. 15.
z.B. Bulla cipraea Linn. ist die junge Schale
(so zu sagen die Larve) von Cipraea tigris.
In Bengalen gelten ihrer 2500 ohngefähr einen
halben Gulden, und doch giebts dort Waaren die
man für ein einziges Kauri auf dem Markte kau-
fen kann. s. Rennell's geographical Illustra-
tions of M. Park's Journey. p. 86.
Linné nennt dieses Nabelloch (vmbilicus) „siu-
pendum naturae artificium“ und neurere Archäo-
logen halten die schöne Schnecke für das Urbild
der Volute an den Ionischen Säulen.
Jac. Theod. Kleinii naturalis dispositia
echinodermatum ex ed. Nath. God. Leske,
Lips. 1778. 4.
Unter den Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen
Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G.
von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt
hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll
nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber
zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der
Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be-
fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende In-
sel angesehn worden sey u.s.w.
Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-
sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß
[Seite 481] sehr verschiedene und zugleich sehr mißverstandene
Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.
Manches darunter paßt auf den Wallfisch
(– s. z.B. einen neuerlichen Unglücksfall, der sich
durchs Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem
bemannten Fahrzeug ereigenet in Watk. Tench's
account of the settlement at Pt. Jackson
pag. 52. –) Manches hingegen auf dicke, niedrig-
stehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr
erfahrnen Seeleuten für Küsten etc. angesehen wor-
den: (– einen merkwürdigen Fall der Art s. im
vogage de La Pérouse autour du monde vol. III.
pag. 10 –) Und so löst sich das auf, was vorlängst
der alte Thormod Torfelen in s. Groenlandia
antiqua p. 100 vom Kraken sagt: ‘„Tracta
haec fabula videtur ex insula – aliquando
conspicus, sapius tamen inconspicua.”’
Zur Geschichte der Corallen vergl.
P. S. Pallas elenchus zoophytorum. Hag.
1766. 8. Deutsch mit Zusätzen von Chr. Fr.
Wilkens. Nürnb. 1787. 4.
J. Ellis's natural history of the coralli-
nes etc. Lond. 1755. 4. Deutsch mit Zusätzen
von J. G. Krünitz. Nürnb. 1767. 4.
Ej. natural history of many curious and
uncommon zoophytes etc. – systematically ar-
ranged and described by D. Solander. Lond.
1786. 4. (– Ich citire hier dieses vortreffliche
Werk, um es von dem vorigen zu unterscheiden,
unter Solander's Nahmen. –)
Vital. Donati della storia naturale marina
dell' Adriatico. Ven. 1750. 4.
Fil. Cavolini memoria per servire alla
storia de polipi marini. Nap. seit 1785. 4. Deutsch
durch W. Sprengel, Nürnb. 1813. 4.
[Seite 483] E. J. Chr. Espers Pflanzenthiere etc. Nürnb.
seit 1788. 4.
Und als brauchbares Handbuch: J. E. Ro-
ques de Maumont sur les polypiers de mer.
Zelle, 1782. 8.
J. Alb. H. Reimarus von der Natur der
Pflanzenthiere (als Anhang an Herm. Sam. Rei-
marus Betr. über die besondern Arten der thieri-
schen Kunsttriebe). Hamburg, 1773. 8.
Ich weiß von Augenzeugen, daß man oft in West-
indien etc. Schiffwrack auffischt, das binnen 3/4
Jahren über und über mit Madreporen u.a.
Corallen dicht bepflanzt ist. So ist auch der sonst
so treffliche Hafen von Bantam nun großentheils
von Corallen eingenommen.
Viele vulkanische Inseln der Südsee auch west-
indische, wie z.B. Barbados, sind wie mit einer
Corallen-Rinde überzogen; und wie furchtbar die
zu einer unermeßlichen Höhe aus dem Boden des
[Seite 484] Meeres emporrankenden Corallen-Stämme den
Seefahrenden in unkundigen Gegenden werden
können, und Capit. Cook auf seiner ersten Reise
um die Welt an der von ihm entdeckten Ost-Küste
von Neu-Holland lange genug erfahren.
Ellis's Gründe für die gegenseitige Meinung s.
in den philos. Transact. vol. LXVI. P. I. p. 1.
S. Abr. Trembley Mémoires pour servir à
l'hist. d'un genre de polypes d'eau douce à bras
en forme de cornes. Leid. 1744. 4.
H. Baker's natural history of the polype.
Lond. 1743. 8.
Rösel's Histoire der Polypen etc. Nürnb. 1754. 4.
(am III. B. seiner Insecten. Belustigungen.)
Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den
süßen Wassern um Regensburg. 1754. 4.
Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange
nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam
nacherschaffen worden. Denn sie finden sich so
viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und
beydes sind späte Kunftproducte des cultivirten
Menschengeschlechts.
Schon in den 70er Jahren des vorigen Sec. kannte
O. Fr. Müller auf 400 Gattungen von Infu-
sionsthierchen.
Die ohngefähr so für die unterste erste Staffel von
Vegetation, wie das dabey befindliche Chaos
aquatile für die unterste erste Staffel von eigen-
thümlicher Animalität angesehen werden kann.
Unser sel. Hollmann hat berechnet daß die Milch
eines zweypfündigen Karpen über 253000, Millio-
nen Samenthierchen halten kann.
S. hierüber vorzüglich die beyden Göttingischen
Preisschriften von Rudolphi (Berlin 1807. 8.,
und Link (Götting 1807, mit Nachträgen 1809.
8.). So wie auch L. C. T. 5.Treviranus vom
inwendigen Bau der Gewächse. Götting. 1806. 8.
welche Schrift das Accessit erhalten; und von
frühern Abhandlungen J. J. Bernhardi's Beob-
achtungen über die Pflanzengefaße. Erf. 1805. 8.
Von Hrn. Hofr. Osiander's glücklichen Ver-
suchen Pflanzen mit Quecksilber einzuspritzen s.
Commentat. Societat. Reg. scientiar. Gottin-
gens. vol. XVI. pag. 100. u. f.
S. Hrn. Geh. Rath von Goethe Versuch
die Metamorphose der Pflanzen zu erklären.
Gotha, 1790. 8.
Und besonders über die Identität der Knollen
(z.B. der Cartoffeln) und ihrer Stängel Hrn.
Obercommiß. Westfeld in Voigt's neuem Ma-
gazin VI. B. 371 u. f.
Herr Marcellis hat auf seinem Landgute, Vogel-
sang, am leidner Kanal den Harlem, eine ganze
Linden-Allee auf diese Weise gepflanzt.
Auch gibt es Pflanzen, die in der Erde eingewur-
zelt zu seyn scheinen, und doch mit ihren Wurzel-
zasern immer an den Wurzeln gewisser anderer
benachbarten Pflanzen ansitzen, und sich durch
dieselbe nähren. So z.B. die hyduora afri-
cana an der euphorbia mauritanica u.a. –
S. schwed. Abhandl. XXXIX. B. S. 132.
So z.B. das Epidendrum flos aëris in Cochin-
china. s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens.
T. II. pag. 525. ‘„mirabilis huius plantae proprie-
tas est, quod ex syluis domum delata, et in
aere libero suspensa, in multos annos duret,
crescat, floreat, et germinet. Vix crederem,
nisi diuturna experientia comprobassem.”’
Die wichtigen Folgerungen, die dieser scharfsin-
nige Naturforscher daraus für practische Land-
wirthschaft gezogen, s. in Voigts neuem Maga-
zin a. a. O.
s. Placid. Heinrich's Petersburgische Preisschrift
von der Natur und den Eigenschaften des Lichts
1806. 4.
Ein Beyspiel statt vieler von der Stärke dieses
Zugs nach dem Lichte: – In einem Keller, in
welchem Wurzelwerk über Winter aufbewahrt wor-
den, und der nur oben an einer Seite ein klei-
nes Lichtloch hatte, war beym Ausräumen im
Frühjahr unten in einem entgegengesetzten Winkel
eine Kartoffel liegen geblieben, die nun einen
Auslaufer getrieben hatte, der erst 20 Fuß weit
auf dem Boden hin, dann an der Wand in die
Höhe und so gerade nach dem Lichtloche fortge-
rankt war. – S. die Mémoirs of the American
Academy of arts and sciences zu Boston,
Vol. II. P. I. pag. 147.
Zu den allerauffallendsten Producten des Secre-
tionsgeschäfts der Gewächse gehört wohl das
längst berühmte, aber erst neuerlich recht unter-
suchte Tabaschir, eine meist milchblaue, an den
Kanten durchscheinende, halbharte, spröde Sub-
stanz, die sich zuweilen in einzelnen Absätzen des
Bambusrohrs findet, und sowohl im äußern An-
sehen, und daß sie im Wasser durchsichtig wird,
als auch sogar in Rücksicht ihrer Bestandtheile,
dem mineralischen Hydrophan oder Weltauge
ähnelt. – S. Dr. Patr. Russel und Jac. L.
Macie in den philosoph. Transact. Vol. LXXX.
und LXXXI.
Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewäch-
sen; von G. Fr. W. Crome. Hannov. 1812. 8.
Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird
zuweilen zur Blüthenzeit und zwar zumahl bey
Gewitterregen in Menge abgeweht und abge-
schwemmt, wo er sich dann besonders auf stehen-
den Wassern, Gossen etc. zeigt, und wohl ehe zur
Sage von vermeintem Schwefelregen Anlaß
gegeben.
Hr. Dr. Persoon ist geneigt, dieselben für Pflan-
zen zu halten, die sich bloß als nackte Fructifica-
tionstheile darstellen. – s. Voigts Magazin VIII. B.
4. St. S. 80 u. f.
L. Cl. Richard Analyse der Frucht- und des
Samenkorns, übers, mit Zusätzen des Verf. etc.
von F. S. Voigt. Leipz. 1811. 8.
Jos. Gaertner de fructibus et seminibus plan-
tarum. Stutg. 1788-91. II. vol. 4. und vol. III.
s. t. C. Fr. Gaertner carpologia. Lips. 1805. 4.
S. Rösels Insecten-Belustigungen II. B. Vor-
rede zu den Wasser-Insecten der zweyten Classe.
S. merkwürdige Versuche hierüber bey Jo. Hun-
ter on the blood, inflammation, and gun-shot
wounds, pag. 237.
S. J. R. Forsters Stoff zur künftigen Entwer-
fung einer Theorie der Erde S. 14. – vergl. mit
dem voyage de la Pérouse autour du monde.
vol. II. pag. 81.
Dieser so wichtige Baum ist nun seit a. 1792.
durch den großen Seefahrer, Cptn. Bligh, glück-
[Seite 529] lich nach den westindischen Inseln verpflanzt wor-
den. – Von seinem trefflichen Gedeihen daselbst
habe ich in Voigts neuen Magazin I. B. 2. St.
S. 110. u. f. einige Nachricht gegeben.
Noch jetzt bereiten sich die Neger im Innern von
Africa eine schmackhafte Art von Pfefferkuchen und
ein sehr beliebtes Getränke daraus. – s. Mungo
Park's Travels in the interior Districts of
Africa. Lond. 1799. 4. p. 100. tab. 1.
Und hierzu auch nahmentlich für die Küstenbewoh-
ner der Nordischen Polarländel das wundersame
Treibholz (von Pappeln, Lärchen etc.) ohne
welches jene Eisgegenden, wo kein Baum wächst,
ganz unbewohnbar bleiben müßten.
Von der vielartigen Benutzung des Bambusrohres
bey den Schinesen s. van Braam voyage de
l'Ambassade etc. Philad. 1797. 4. T. I. p. 314. sq.
Ueber diese zum philosophischen Studium der
Mineralogie unentbehrliche geognostische Prämissen,
s. Hrn. Prof. de Lüc's Lettres sur l'histoire phy-
sique de la terre, Par. 1798. 8., die in Voigts
Magazin (VIII. und folg. B.) aus der französi-
schen Handschrift übersetzt sind, und Hrn. Hofr.
Mayer's Lehrbuch über die physische Astronomie,
Theorie der Erde etc. Gött. 1805. 8.
Insgemein: – denn hin und wieder finden sich
auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z.B. selbst
in Europa auf den Pyrenäen und manchen savoyi-
schen und Schweizer Alpen) weit über 1000 Klaf-
ter doch über der Meeresfläche; und anderer Seits
weit niedrigere Urgebirge, wie z.B. unser Brocken
auf dem Harze, dessen oberste Fläche nur 573
Klafter über des Meeres seiner erhaben ist.
So z.B. in der Falüniere in Touraine; einem
Lager solcher calcinirten Seeconchylien, das nach
Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic-
Klaftern halten soll.
Geburtsstätte bedeutet hier metaphorisch so viel als
wirklicher Entstehungsort; und Lagerstätte hin-
gegen so viel als bloßer Fundort. Beyde müssen
in der Mineralogie sorgfältig von einander unter-
schieden werden. Denn so ist z.B. von den ge-
diegenen Eisen-Massen und von den Aërolithen
die in so genannten Steinregen herabgefallen, der
Fundort hienieden – ihr Entstehungsort aber
außerhalb unserer Erde.
Von den mancherley Gebirgsarten und ihrer Clas-
sification s. mit mehreren
J. C. W. Voigts Briefe über die Gebirgs-
lehre. Zweyte Ausgabe. Weimar 1786. 8.
C. Haidingers Entwurf einer systematischen
Eintheilung der Gebirgsarten. 1785. 4.
A. G. Werners kurze Classification und Be-
schreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dres-
den 1787. 8.
C. A. S. Hoffmanns kurzer Entwurf einer
Gebirgslehre in A. W. Köhler's bergmännischem
Kalender für das Jahr 1790. S. 163 u. f.;
[Seite 547] und besonders den orologischen Theil der syste-
matisch tabellarischen Uebersicht der Mineralkorper
von Leonhard, Merz und Kopp. Frkf. 1806. Fol.
Vergl. auch G. S. O. Lasius's Beobachtun-
gen über die Harzgebirge. Hannover 1789. 8.
nebst der dazu gehörigen petrographischen Charte
des Harzgebirgs, und dem Cabinet der har-
zischen Gebirgsarten.
Aehnliche Sammlungen von deutschen Ge-
birgsarten sind z.B. die voigtischen, die char-
pentierische, und die des Hrn. Past. Heim zu
Gumpelstadt im Meiningischen.
Deod. Dolomieu sur la philosophie minéralogi-
que, et sur l'espèce minéralogique. Par. 1801. 8.
Dieses gilt sogar zuweilen von der mechanischen
Verbindungart der Fossilien; so daß es in ein-
zelnen Fällen nichts weniger als leicht ist, die
Gränzen zwischen mechanisch-einfachen und ge-
mengten Steinarten zu ziehen. So z.E. bey
den Uebergängen des reinsten Basalts von nach
so homogen-scheinenden Korn zum Halbgranit
der aus Hornblende und Feldspath gemengt ist;
oder des körnigen Quarzes zu manchem Sand-
stein etc.
J. Fr. L. Hausmann de relatione inter corpo-
rum naturalium anorganicorum indoles chemicas
etque externas im 11ten B. der Commentat.
Societ. Regiae scientiar. Gottingens. recentior.
1813.
Abr. Gottl. Werner von den äußerlichen Kenn-
zeichen der Fossilien. Leipz 1774. 8.
J. Fr. L. Hausmann Versuch eines Ent-
wurfs zu einer Einleitung in die Oryktognoste.
Braunschw. 1805. 8.
Pesanteur specifique des corps. – par M. Bris-
son. Par. 1787. 4. Deutsch durch Blumhof.
Leipz. 1796. 8.
Anm. Die specifischen Gewichte, die ich in der Folge
anführe, sind nach Tausendtheilen angegeben,
das Gewicht des Wassers zu 1000 in einer Tem-
peratur von ungefähr 64° Fahrenh. angenom-
men. – Wo ein L. dabey steht, bedeutet es
des. sel. Hofr. Lichtenberg's Wägung.
Die aus Holz geschnittenen Modelle der wich-
tigsten Crystallisationen, die in der hiesigen Indu-
strie-Schule unter der Aufsicht des Mathematikus,
Hrn. List, verfertigt werden, sind nebst der dazu
gehörigen gedruckten Beschreibung daselbst für
anderthalb Rthlr. zu haben.
Eine große Mannigfaltigkeit derselben s. in der
Crystallographie par M. de Romé de l'Isle.
2de Edit. Par. 1783. IV. Bände. 8. Dieser hat
sich mehr an die äußern Crystallisationsformen ge-
halten. Weit tiefer ist hingegen H. Haüy in den
unten anzuführenden Werken mittelst der Stereo-
tomie der Fossilien in das innere Gefüge (Struc-
tur) der Crystalle und in die Bestimmung der
Formen ihrer Kerne oder Grundgestalten, und
dieser ihrer Maßentheilchen (molecules integran-
tes) eingedrungen.
Folglich versteht sich von selbst, daß man nach
diesem Begriffe von wahrem Crystall, nicht etwa
die zwar säulenförmigen, aber nicht so determi-
nirten Gestalten manches Basalts, thonartigen
Eisensteins, Stangenkohle etc. damit verwechseln
dürfe.
[Seite 551] Eben so genau müssen auch ursprüngliche
Crystallen von so genannten After-Crystallen
unterschieden werden, da nähmlich ein Fossil die
Stelle und Form eines vorher da befindlich ge-
wesenen, aber allgemach aufgelösten verwitterten
oder ausgefallenen Crystalls anderer Art einge-
nommen hat. So z.B. die so genannten crystal-
lisirten Hornsteine von Schneeberg etc.
Noch eine dritte Warnung ist doch für Anfän-
ger auch nicht überflüssig, daß man nähmlich nicht
etwa bloße äußere (fremde) Eindrücke auf ein
Fossil für dessen eigne Crystallisation halte. So
z.E. bey manchem Chalcedon.
S. Théorie sur la structure des crystaux, par
R. J. Haüy im Journal de physique. T. XLIII.
p. 103. u.f.
J. Fr. L. Hausmann's krystallogische Bey-
träge. Braunschw. 1803. 4. – s. auch Dess.
Handbuch 1. S. 13 u. f.
Gust. von Engeström Beschreibung eines mine-
ralogischen Taschen. Laboratoriums und ins beson-
dere des Nutzens des Löthrohrs in der Mineralogie.
Mit Anmerk. von C. E. Weigel. Zweyte Auflage.
Greifsw. 1782. 8.
S. J. F. Westrumb im zweyten Heft des II. B.
und ersten Heft des III. B. seiner kleinen physica-
lisch-chemischen Abhandlungen; und
J. F. A. Göttlings chemisches Probir-Cabi-
net zum Handgebrauche Jena 1790. 8. nebst der
dazu gehörigen kleinen Kiste mit Regentibus etc.
Aber wohl durch Beytritt von Säuren oder Alka-
lien, besonders in erhöheter Temperatur – Denn
daß sich z.B. selbst die Kieselerde in Verbindung
mit Sode in manchen heißen Quellen aufgelöst
finde, zeigt der an manchen derselben (– zumahl
in Kamtschatka und Island –) sich ansetzende
Rieselsinter, von welchem unten die Rede seyn
wird, so wie auch die Analyse dieser Wasser selbst.
s. Black in den Transact. of the Roy. Soc. of
Edinburgh. Vol. III. S. 119. u. f.
Diese dendritischen Zeichnungen sind (besonders
bey manchen orientalischen) zuweilen carneol- und
onyxfarbig; häufigst scheinen sie hingegen vom
Braunstein herzurühren; – manche isländische
enthalten aber auch ein grünes Gewebe, das
selbst unter dem Vergrößerungsglase vollkommen
das Ansehen vom Wasserfaden-Moos (Confer-
ven) zu haben scheint.
Schon Agricola sagt, de natura fossilium
pag. 614: ‘„in locis autem, qui olim arserunt
[Seite 569] aut etiam nunc ardent, pumex reperitur. Sic-
ut in Vesuvio, Aetna, insulis Aeolicis. –
Ad Coblenz, et in inferiore Germania.”’
Aus feinem Feuerstein mit reinen Schichten von
rahmgelben Halbopal werden in Rom nette Cameen
gearbeitet.
S. B. Hacquets physische und technische Beschrei-
bung der Flintensteine. Wien, 1792. 8.
Ausführlicher habe ich von dieser merkwürdigen
von neuern Schriftstellern oft verkannten und
mit andern verwechselten Steinart gehandelt im
Specimen historiae naturalis antiquae artis
operibus illustratae p. 30. u.f.
S. Leop. von Buch über den Kreuzstein. Leipz.
1794. 8.: und J. Fr. L. Hausmann in Weber's
und Mohr's Archiv für die Naturg. I. B. S. 111.
Aus Africa ist bis jetzt überhaupt wenig von ei-
gentlich so genannten Edelsteinen bekannt, doch
habe ich von Hrn Baronet Banks einen grob-
körnigen Sand erhalten den der Botaniker W.
Braß am Cape Coast auf Guinea gesammelt,
und worin sich besonders eine Menge Körner
finden die dem Hyacinth vollkommen gleichen.
Außerdem auch unter andern kleine dem Spinell
ähnelnde Gerölle.
Manchmahl sogar gelb und blau am gleichen
Stücke: s. z.B. im Inventaire des diamans de la
couronne etc. imprimé par ordre de l'Assemblée
nationale. Par. 1791. 8. T. I. p. 200. n. 4. ‘„Un
saphir d'orient – couleur saphir des deux
bouts, et topaze au milieu.”’
S. Ch. Greville on the Corundumstone from
Asia; in den Philos. Transact. 1798. P. I.
Ich finde dieses merkwurdige Fossil schon in den
voyages de Thevenot. T. III. Par. 1684. 4.
p. 292.
Denn sonst werden auch manche ganz heterogene
Fossilien (z. E. in einigen Gegenden von Thüringen
der Holzstein) wegen des ähnlichen Gebrauchs zum
Schleifen harter Steine, des Glases, Stahls etc.
Smirgel genannt.
S. Curiöse Speculationes bey schlaflosen Nächten
– zu eigener nächtlicher Zeit-verkürzung, aufge-
zeichnet von einem Liebhaber der immer Gern Spe-
culirt. Chemnitz, 1707. 8. S. 269 u. f. wo der
Verf. Dr. Garmann (lange vor L. Lemery) die
erste genaue Nachricht vom ceilanischen Tur-
malin gibt.
S. J. C. Freiesleben über das schillernde Fossil
von der Baste bey Harzburg. Leipz. 1794. 8.; und
J. Fr. L. Hausmann in den Norddeutschen Bey-
trägen zur Berg- und Hüttenkunde 1.St. S. 1.
Von der merkwürdigen Eigenschaft des russischen
Frauenglases, daß es den Lichtstrahl ungebrochen
und vollkommen parallel durchgehen läßt, und
dem nützlichen Gebrauch den man folglich davon
bey astronomischen Instrumenten machen kann,
s. des Hrn. B. von Zach monatl. Corresp. III. B.
p. 239. u. f.
So z.B. in dem merkwürdigen Portsoy-Granit
aus Aberdeenshire, wo die Feldspathmasse nur wie
mit Quarzblättchen und Splittern so sonderbar
durchzogen ist, daß das Fossil, nach bestimmter
Richtung angeschliffen, gleichsam das Ansehen
einer cufischen Steinschrift enthält, daher es auch
den Nahmen, pierre graphique, erhalten hat. –
s. Voigts Magazin VI. B. 4. St. S. 21.
Ihm ähnelt das seltene Feldspath-Avanturino
(Avanturinspath) vom weißen Meere. Ein
blaßfleischrother Feldspath, der mit zarten, gold-
glänzenden Glimmerblättchen durchmengt ist, und
dessen geschliffene Oberfläche mit einem schönen
blauen Wiederscheine opalisirt.
Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Tö-
pferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten
der daraus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehö-
ren vorzüglich
1) Die, woraus die bewundernswürdigen anti-
ken griechischen und so genannten etruski-
schen Vasen gearbeitet worden, die sich be-
sonders durch ihre so ausnehmende Leichtogkeit
unterscheiden.
2) Die, aus welcher die Portugiesischen Buca-
ros de Estremoz gedreht werden, welche einen
angenehmen adstringirenden Geschmack haben,
und selbigen auch dem daraus genossenen Ge-
tränk mittheilen.
3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Sie-
benbürgen die sonderbaren Blasentöpfe mit
großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wän-
den verfertigt.
Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß
der vom jüngern Lowitz 1772 bey Dmitriewsk an
[Seite 597] der Mündung der Kamyschinka in die Wolga ent-
deckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrome-
ter-Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen
Anwendung den Nahmen hat, die dieser treffliche
Chemiker davon gemacht, und in Lichtenberg's
göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück,
S. 401 u. f. genau beschrieben hat.
Von der Art besitze ich ein rahmgelbes, ausneh-
mend feinkörniges Steinmark von der Insel St.
Helena, das selbst seine schärfsten Kanten in einer
Hitze die Eisen schmilzt, unverändert erhält.
Viele dieser Mandelsteine sind zur Zeit da der
so genannte Vulcanismus sehr im Schwange war,
für Laven angesehen worden. So z.B. nahment-
lich die vom Kaiserstuhl einem Gebirgszug im
Breisgau, die wegen ihrer mancherley Abartung
der Wacke sowohl als der darin eingemengten Fos-
silien merkwürdig sind. S. Bar de Dietrich
Descript. des Volcans, decouverts en 1774.
dans le Brisgau im Xten B. der Mém. presentes
à l'Ac. des sc. p. 435 u. f. Ich habe mich aber
[Seite 603] vom Ungrund ihrer vermeynten Vulcanität durch
eine zahlreiche Suite derselben in meiner Samm-
lung überzeugt als worunter sich auch nicht ein
einziges Stück befindet das man mit Schein des
Rechtens für eine würkliche Lave ansprechen dürfte.
So vor allen die unzähligen mächtig großen Basalt-
säulen, die eins der prodigiosesten Phänomene in
der physischen Erdkunde, nähmlich den Riesen-
damm (Giant's Causeway) an der Nordküste von
Island ausmachen. – Ich besitze von diesem be-
rühmtesten aller Basalte vier zusammenpassende
Glieder, die zusammen auf 400 Pfund wiegen,
und wovon ich eine genaue Zeichnung im zweyten
Hefte der Abbildungen naturhist. Gegenstände
tab. 18 geliefert habe. – Immer bleibt die äu-
ßerst regelmäßige Articulation dieser Säulen eines
der räthselhaftesten und merkwürdigsten Phänomene
der Geogenie.
Dahin scheinen die mehresten antiken ägyptischen
Basalte zu gehören. In manchen Adarten dersel-
ben, zumahl unter den schwarzen, sind die Gemeng-
stoffe noch von einander zu unterscheiden, und diese
[Seite 605] gehen dann in den aus Hornblende und Feldspath
bestehenden Halbgranit über. Mehr davon habe
ich in dem Specimen historiae naturalis antiquae
artis operibus illustratae. p. 29. gesagt.
So wie sich dergleichen auch zuweilen im Peperno
findet. S. Sr. Will. Hamilton's Campi phle-
graei tab. 40. nr. 3.
S. K. W. Nose's Beyträge zu den Vorstellungen
über vulcanische Gegenstände. Frankf. 1792-94.
III. Th. 8.
Unter denen vom Vesuv verdient die seilförmige,
spiralartig gedrehte vom Atrio di Cavallo und die
eyförmigen Bombe, die zumahl bey der großen
Eruption von 1790 ausgeworfen worden, beson-
dere Erwähnung. Von jener s. die Campi phle-
graei tab. 13 und 33, und von dieser das Sup-
plement dazu tab. 4.
S. Beckmann in den Commentat. Soc. Reg.
scient. Gotting. Vol. IV. 1791. pag. 46 sq. und
des Colleg. R. Reineggs Brief aus Persien an
Hrn. Baron von Asch in Voigts Magazin IV. B.
3. St. S. 13 u. f.
S. Ueber die Brauchbarkeit des Steatits zu Kunst-
werken der Steinschneider. Von C. von Dalberg.
Erf. 1800. 8.
Das hiesige akademische Museum besitzt in der
alten Schlüterschen Sammlung zwey kleine
Stücken gediegen Eisen von Johanngeorgenstadt,
die unvollkommen ästig, wie an manchen Stellen
das Sibirische, und ebenfalls mit einem fast Oli-
vinähnlichen Fossil gemengt sind.
Nun und hiermit kommt nieder der Gehalt der
so wunderbaren Aërolithen oder Meteorsteine,
nähmlich dn Steinmassen überein, die schon so
[Seite 615] manchmahl zu ganz verschiedenen Zeiten, in ganz
verschiedenen Weltgegenden, aber meist unter glei-
chen Umständen, bey Explosion eines Meteors,
vom Himmel gefallen sind; und wovon diejenigen,
welche man bis jetzt genauer untersucht, sowohl
im äußern als in ihrem Gehalt einander auffallend
ähneln, hingegen sich von allen bekannten telluri-
schen Fossilien schlechterdings auszeichnen. –
Von diesen so merkwürdigen Massen s. mit meh-
rern den Freyh. von Ende über Massen und
Steine die aus dem Monde auf fie Erde gefallen
sind. Braunschw. 1804. 4. und in Voigts
neuem Magazin. II. B. S. 629. u. f. IV. B.
S. 515 u. f. VII. B. S. 233. u. f. VIII. B. S. 3.
7. 133. 178 und 434 u. f. und X. B. S. 220. u. f.
Das hiesige akademische Museum besitzt dergleichen
unter den Aschischen Geschenken, als Saalband zu
großen dendritischen gediegenen Kupferschollen.
Ein Stück, so ich davon besitze, hat mir Herr
Baronet Banks aus dem Nachlasse des sel. Dr.
König in Trankebar mitgetheilt, welcher es selbst
bey Gale auf Ceilan gebrochen hatte.
Nach H. Vauquelin findet sich aber die Kalk-
erde nur in den opaken, nie in den durchsichti-
gen Boraciten.
So wie aber die Thonerde in den gefärbten
Edelsteinen etc. ausnehmend hart verbunden ist
so kann allerdings auch der Kalk zu einer Härte
verbunden werden, daß er am Stahl Funken
gibt. s. Loquez in den Mém. de l'Acad. de Turin
[Seite 621] T. V. p. 870. (Es thut dieß selbst zuweilen
der thierische phosphorhaltige Kalk im Schmelz
der Zähne.)
Fr. Stromeyer de Arragonite eiusque different-
tia a Spatho calcareo rhomboidali chemica im
II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar.
Gottingens. recentior. 1813.
Daher man den feinkörnigen aus den Bagni di
San Filippo im Florentinischen sich absetzenden
Kalksinter (albâtre factice) zum Abformen mar-
morähnlicher Basreliefs und Medaillons benutzt;
s. von dieser Sinter-Plastik die deutschen Schrif-
ten der göttingischen königl. Soc. der Wiss.
I. Th. S. 94 und Hrn. Prof. Fiorillo's Gesch.
der zeichnenden Künste I. B. S. 463.
Im hiesigen akademischen Museum ist eine Sproße
von einer Bergleiter befindlich, die man beym
Aufräumen einer, höchstens 100 Jahre lang ver-
lassen gewesenen Grube im Rammelsberge am
Harze vorgefunden, um welche sich während dieser
Zeit eine Gypsspath-Druse von 7 Zoll im Durch-
messer und von einer ausnehmenden Schönheit
angesetzt hat.
Unter einer lehrreichen Sammlung von Gyps- und
Selenit-Arten aus der Gegend von Paris, die
ich der vom sel. Girtanner erhalten, befindet sich
Gyps mit ganzen Lagen und Adern von Hornstein
durchzogen, und anderseits Hornstein voll einge-
wachsener Selenitblättchen.
Der Strontianit, der oft mit dem Witherit ver-
wechselt worden, unterscheidet sich besonders auch
dadurch von demselben, daß er, nach den Ver-
suchen, die ich damit an warmblütigen Thieren
angestellt, von denselben ohne allen merklichen
Nachtheil genossen wird, da hingegen der Wit-
herit bekanntlich denselben ein tödtliches Gift
ist. – Ich habe diese Versuche im III. B. der
medicinischen Bibliothek S. 730 beschrieben. Auch
gibt nach der Bemerkung des Hrn. Dr. Ash, ein
mit der salpetersauren Auflösung der Strontianerde
getränktes Papier, wenn es getrocknet und ange-
zündet wird, eine schön purpurrothe Flamme,
da hingegen die vom Witherit uuter gleichen Um-
ständen gelblichweiß brennt.
Vergleiche hiermit Karstens tabellarische Ueber-
sicht der gebirgsarten, einen vorzüglich lehrreichen
Abschnitt seiner oben (S. 554.) angeführten mi-
neralogischen Tabellen.
Diesen Nahmen hat derjenige Granit, aus welchem
die bewundernswürdigsten Denkmahle der altä-
gyptischen Kunst, die Obelisken, gehauen wor-
den, von seinem Fundort bey der Sadt Syene
am Nil in Ober-Aegypten erhalten. s. das Ga-
binetto del collegio Nazareno 1792. T. II. p. 238
‘„I graniti delle nostre guglie Egiziane hanno
per base un selspato rossigno con quarzo fragile
semitrasparente, e mica nero.”’ – Vollkommen
so sind die Proben von rothen antiken Granit in
meiner Sammlung; nahmentlich eine vom Obe-
lisk des Rameses, und eine von der Säule Kais.
Antonin's – Und Hr. Prof. Wad, der die
echten frischen Bruchstücke, die sich von den be-
rühmtesten römischen Obelisken in der Sammlung
des Cardinal Borgia befinden, aufs genaueste
geprüft, sagt ausdrücklich: ‘„Ex his specimini-
bus clare patet Syeniten Plinii esse granitem
nostrum stricte sic dictum (ex quarzo, feld-
spato, et mica)”’ S. Dess. Fossilia Aegyptiaca
musei Borgiani, Velitris 1794. 4. pag. 1. u. f. –
Vergl. auch H. Petrini bey Zoega de origine
obeliscorum. Rom. 1797. fol. pag. 648.
Die schwerste Last, die je durch Menschenkunst be-
wegt worden. – Der große vaticanische Obelisk,
den Fontana aufgerichtet, hält kaum den dritten
Theil; nur 973537 Pfund. – S. des Grafen
Carbury monument élévé à la gloire de Pierre
le grand. Par. 1777. Fol.
So nahmentlich, obschon nur in geringer Menge,
in einigen magnetischen Granitfelsen am Brocken
auf dem Harz, die an gewissen Stellen, und selbst
in kleinen Stücken, so wie der obgedachte vom
Hrn. von Humboldt entdeckte polarische Serpen-
tinfels die Richtung der Magnetnadel invertiren.
S. J. Fr. L. Hausmann im Hannöverischen
Magazin 1801. St. 84. u. f.
Auch zum übermengten Porphyr gehört wohl die
ganz eigene merkwürdige Gebirgsart worin ihrer
[Seite 650] ausnehmenden Härte ohngeachtet die prodigiosesten
und vermuthlich ältesten aller bekannten Denkmahle
menschlicher Kunst, nemlich die wunderbaren
mächtig großen Felsenpagoden auf Elephanta bey
Bombay mit ihren abentheuerlichen theils colossa-
len Idolen nicht erbaut, sondern in den lebendi-
gen Felsen selbst aus dem Ganzen gehauen sind.
Die Probe die ich davon besitze die mir Chs.
Townley von der berühmten Gruppe in seinem
Museum von Alterthümern absägen lassen, besteht
so wie andre aus diesem Felsentempel ausgeschlag-
nen Idole die ich in London gesehen, aus einer
Grundmasse von überaus hartem leberbraunen eisen-
schüssigen Thon, worin vieler Feldspath, weniger
Quarz und noch weniger Hornblende eingemengt ist.
– Mehr davon habe ich in dem Specimen histo-
riae naturalis archaeologicum p. 28. u. f. gesägt.
Er scheint von ziemlich neuer Entstehung; wenig-
stens besitze ich Stücke davon, wo die eingewachsenen
Feuersteingerölle versteinte Cellularien enthalten.
Die Lagerung der Nagelfluh-Gebirgsstrecken ist
mehr oder weniger horizontal oder gesenkt; und
ihre Grundmasse von sehr ungleicher Härte. Die
Mergelatcige allgemach erweichte des schräggeleg-
nen dergleichen Schuttgebirges am Roßberge im
C. Schwyz hat den schrecklichen Absturz desselben
am 2. Sept. 1806 verursacht, der das Goldauer-
that überschüttete.
Denn man kannte ihn schon in der ersten Hälfte
des 17ten Jahrhunderts in Europa. s. Gassendi
vit. Peireskii ad a. 1630. pag. 150.
Vergl. Hrn. Hofr. Hildebrandt über die Bestim-
mung des Begriffes von Salzen; in Hrn. v. Crells
chemischen Annalen. 1795. 11. B. S. 6 u. f.
Von der Entstehung derselben s. Hrn. Prof. de
Luc's geologische Briefe; im Voigtischen Maga-
zin IX. B. 4. St. S. 37.
Der so genannte Atramentstein oder Kupfer-
rauch ist ein aus fremdartigen, zum Ausfüllen
leerer Räume in den Gruben gebrauchten, zusam-
mengebackenes Gestein, so mit Vitriolwasser durch-
zogen worden, und woraus dann (z.B. in Goslar)
der mehreste Vitriol gesotten wird.
Daß dieser Atramentstein wahrscheinlich das
alumen der Alten sey, zeigt Beckmann in den
Beyträgen zur Geschichte der Erfindungen, II. Th.
S. 92.
s. C. F. Becker's Anleitung zur künstlichen Erzeu-
gung des Salpeters. Braunschw. 1814. 8. S. 8.
Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini-
ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich
den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu öff-
nen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Trans-
actions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.
und Beytr. zur Naturgesch. II. Th. S. 53.
Hingegen ist der oft damit verwechselte Coval im-
mer wasserhell, nie öhlklar: fließt in Tropfen
wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht
thut; dagegen springen brennende Stückchen von
diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was
hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht.
In einer überaus instructiven Suite zur Naturge-
schichte des Bernsteins, womit der Herr Graf von
Finkenstein Schönburg meine Sammlung be-
reichert hat, finden sich unter andern manche voll-
kommen deutliche, aber theils unbekannte – theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl
Staphylini, Blattae, etc.
Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr
selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte
mandelförmige Samenkapsel des ehemahligen
Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte
des Hrn. Medicinalraths Hagen zu Königsberg
besitze.
Der von Barbados wird als ein bewährtes Heil-
mittel bey hartnäckigen Hautkrankheiten und so-
gar bey krebsartigen Uebeln gebraucht.
Diese persische Benennung des Bergbalsams ist
erst im 13ten Jahrhundert von den alten ägypti-
schen balsamirten Leichen gebraucht, und diese
seitdem allgemein Mumien genannt worden.
Mann hat die bituminösen Holzflöze – diese großen
für die Geogenie so merkwürdigen Denkmahle ei-
ner catastrophirten Vorwelt – für eine Art Treib-
holz halten wollen, das, so wie das frische an den
Küsten der jetzigen nordischen Erde (davon oben
S. 533. not.*)) durch Strömungen etc. in solche
mächtige Lagen zusammen geschwemmt worden sey.
Mir scheint es hingegen manches Treibholz, wie z.B.
dasjenige so hier zu Lande bey Stade angeschwemmt
wird, dessen Risse und Spalten ich oft mit Blau-
Eisen-Erde gefüllt gefunden habe, selbst erst aus
Flözlagen von bituminösem fossilen Holze losge-
rissen und an die Küsten getrieben zu seyn.
Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durchzo-
genen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Gräsern
(S. 532); in theils Gegenden auch von Heide-
kraut etc. und diese Torfarten sind freylich großen-
theils von neuerer Entstehung, wodurch denn ma-
nche Naturforscher bewogen worden, den Torf über-
haupt gar nicht zu den Mineralien zu zählen. In-
deß, da doch mancher inländische Torf auch aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von
einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück-
führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch
ganz deutlich in Braunkohle übergebt, so scheint
hier doch immer für denselben die passendste Stelle
in der Naturgeschichte zu bleiben.
Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in
Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die
Güte des Hrn. Prof. D'Annone besitze.
S. E. F. Rettberg's Erfahrungen über die La-
gerstätte der Steinkohlen, Braunkohlen und des
Torfes. Hannover 1801. 8.; und J. C. W.
Voigt's Versuch einer Geschichte der Sleinkoh-
len etc. Weimar 1802. 8.
Ich habe bey den Versuchen, die ich über die so
genannte Galvanismus angestellt, im Herbst 92
gefunden, daß der Graphit denselben eben so gut
als Metalle oder Holzkohle erregt, er mag nun zur
Belegung der entblößten Nerven, oder als Con-
ductor gebraucht werden.
Doch besitze ich auch durch die Güte des sel. Ba-
ron von Asch, als eine exotische Seltenheit, aus-
nehmend feinen Graphit vom äußersten Ende des
nordöstlichen Asiens, dem Tschukotskoinoß, dessen
sich die Tschuktschen und andere benachbarte Po-
larmenschen, auch auf der gegenüberliegenden Küste
des nordwestlichsten America, zur Schminke und
statt Farbe an ihren Geräthen und Kleidungs-
stücken bedienen.
Die Identität des Durchgangs der Blätter in den
beyderley Crystallisationen dieses Edelsteins, der
octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut-
lich in einer Folge von Demanten in meiner
Sammlung die ich dem berühmten Demantschlei-
fer Bemelmann in Amsterdam verdanke, der sie
noch den verschiednen Richtungen geklovt hat.
S. Hrn. Hofr. Osiander's Nachricht in den
Götting gel. Anzeigen vom J. 1805. S. 1777. u. f.
Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt
das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Me-
talls sogar auf = 23286.
So besitze ich z.B. vom Hrn. Dr. Wollaston
Platindrahte von der bewundernswerthen Fein-
heit von 1/3260, 1/6200, und sogar 1/8100 Zoll
Dicke. Azcg vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern
mit Platina platirt etc. (alle drey Lagen dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines Blattes Papier); auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.
Zu den sonderbaren mineralogischen Irthümern,
die aus Vernachlässigung der solidern Petrefacten-
Studiums entstanden sind, gehört unter andern,
daß manche der neuesten und übrigens sehr ver-
dienstvollen Mineralogen diese concentrischen Ab-
losungen so des schaligen Quecksiber-Leber-Erzes,
oder fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für
wirkliche Versteinerungen gehalten haben.
Cämentkupfer, oder gediegen Kupfer von der
zweyten Formation, heißt das so auf vitrioli-
schen Kupferwassern (z.B. bey Neusohl in Ungarn,
im Rammelsberge bey Goslar etc.) mittelst des
Eisens gefällt wird.
S. Dr. Pearson's Remarks on the properties and
composition of the different states of Iron; in den
philosoph. Transactions v. J. 1795. S. 337 u. f.
bey Gelegenheit seiner Untersuchung des Wootz,
des merkwürdigen Guß-Stahls der Hindus bey
Bombay. – s. Voigts neues Magazin 1. B.
1. St. S. 64 u. f. und 2. St. S. 109.
Eine Probe von diesem berühmten süd-amerika-
nischen Eisenblock, die ich als eine ausnehmende
Seltenheit der Güte des Hrn. Baronet Banks
verdanke, unterscheidet sich von dem sibirischen
besonders durch eine hellere dem Zinnweißen sich
nähernde Farbe.
Jo. Fr. L. Hausmann de pyrite giluo (hepa-
tico ac radiato auctor.) im IIIten B. der Com-
mentat. recentior. Societ. Reg. scientiar. Got-
tingens.
s. Hausmann de relatione inter corpor. natur.
anorganic. indol. chemicas atque externas pag. 34.
So die sonderbaren kopfsgroßen mit Scheidewän-
den von Braunspath durchzogenen Kugeln von
Aberlady in Lothian, die durch Dr. Hutton's
Theorie der Erde berühmt worden. S. Hrn. Fau-
jas-Saint-Fond in s. Voyage en Angleterre etc.
T. I. p. 124 und Girtanners Darstellung des
Darwinschen Systems. II. B. S. 324. u. f.
Ein solcher gestrickter Bleyglanz von der Insel Ila,
den ich von der Güte des Hrn. Dr. Crichton aus
London erhalten, übertrifft an ausnehmender Ele-
ganz alles was ich von noch so netten Fossilien in
dergl. besondern Gestalt gesehen habe.
Die berühmten Slickensides in den derbyshirer
Gruben sind spiegelglatte Saalhandflächen des da-
[Seite 705] sigen dichten Flusses (S. 635.), die wie mit einem
dünnen bleyfarbigen Anstrich überzogen sind, der
aus Bleyglanz mit gephosphortem Wasserstoff be-
stehen soll. Beym Brechen desselben entstehen
durch Beytritt der atmosphärischen Luft oft ge-
waltsame, den Arbeitern leicht tödtliche Explosio-
nen. – S. W. Jones's physiological disquisi-
tions. Lond. 1781. 4. p. 5. 11 u. f.
Seifenwerke (Engl. stream-works), sind eine
eigene Art von Bergbau in Thälern zwischen erz-
führenden Ganggebirgen, die theils zu mehrern
Lachtern hoch mit abgerissenen Geschieden und
theils abgerundeten Geröllen dieser Gebirge und
ihrer Gänge gefüllt sind; und wovon z.B. die
bey Eibenstock im Erzgebirge, und die bey St.
Austel etc. in Cornwall sehr ergiebig an Zinnerzen
sind. Von jenen s. Charpentier's mineralog.
Geogr. der Chursächs. Lande S. 270. Von diesen
aber das bergmänn. Journal III. Jahrg. 2. B.
S. 143.
Den Wismuth mit halb so viel Zinn und halb so
viel Bley zusammengeschmolzen gibt das so ge-
nannte rosensche Metall, das schon im kochenden
Wasser schmilzt.
Gediegen ist der Nickel auch, aber nur in gerin-
gen Procenten dem oben (S. 694 u.f.) gedachten
gediegenen Eiscn beygemischt; und zwar (nach
Howard) dem Sibirischen zu 17, dem Südameri-
canischen aber zu 10 pro Cent.
Ausführlicher habe ich davon gehandelt im Specimen
archaeologiae telluris etc. Götting. 1803. 4.
mit Kupf. und im XV. B. der Commentat. Soc.
Reg. Scient. Gottingens.
Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an thierischen Stücken erhalten,
die dessen ungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine-
rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden
müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das
1806 am Ausfluß der Lena ins Eismeer noch mit
Haut und Haar ausgegrabene Mammut der alten
Welt (Elephas primigenius), dessen ausgestopftes
Fell so wie sein Skelet im Museum der Acad. der
Wiss. zu St. Petersburg aufgestellt ist.
Der Güte des Hrn. Prof. Stromeyer verdanke
ich blaulichschwarze Ostraciten in bräunlichgrauen
splittrigen Flözkalk die am Taillon auf den Py-
renäen in einer noch beträchtlichern Höhe, näm-
lich von 8400 Fuß brechen.
s. die Umgebungen von Muggendorf; ein Taschen-
buch von G. Aug. Goldfuß. Erlang. 1810. 12.
Hr. Obercommiss. Westfeld über die letzte Aus-
bildung der oberstey Erdrinde der Gegend um
Göttingen. s. die hiesigen gel. Anzeigen 1809.
106. Stück.
Ch. König on a fossil human Skeleton from
Guadaloupe in den Philos. Transactions for
1814. tab. 3.
Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's ver-
meynter homo diluuii testis und die Pfoten von
Palmatis in bituminösen Mergelschiefer, die der
sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen,
jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat
Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Behauptung (im
III. B. der Memorie della Società italiana
S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Kno-
chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim-
meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund-
schaft des besondere durch seine gelehrten Reisen
nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw-
kins einen Vorrath von diesen famosen Knochen-
breschen erhalten, und nach aller streng osteologi-
schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men-
schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen
oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen,
die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma-
tien besitze.
Joh. Chr. Rosenmüller Beyträge zur Geschichte
fossiler Knochen, 1. St. Leipz. 1795. 8.
L. C. F. H. F. von Wildungen Taschenbuch für
Forst- und Jagdfreunde, für 1800. S. 159 u. f.
und J. Weib. Neergaard Beyträge zur ver-
gleich. Anatomie. Gött. 1807. 8. S. 127 u. f.
(Kriegsr. Merk) lettres sur les os fossiles d'ele-
phans et de rhinoceros qui se trouvent en Alle-
magne etc. I-III. St. Darmst. 1785 u. f. 4.;
und Hr. Staatsrath Cüvier in dem angeführten
elastischen Werke.
Hollmann in comment. Societ. scient. Gottin-
gens. T. II. pag. 215-280. und Cuvier
a. a. O. – s. Voigts neues Magazin. XII. B.
S. 97. u. f.
Rembr. Peale's Account of the Skeleton of
the Mammoth Lond. 1802. 4. Cuvier.
a.a.O. und A. C. Bonn in den natuurlyke Ver-
handel. der Maatsch. der Wesensch. to Haar-
lem. IV. B. 2. St.
D. Jos. Garriga Descripcion del Esqueleto de
un quadrupedo muy corpulento y raro. Madr.
In den Denkschriften der königl. Acad. der
Wissensch. zu München, für die Jahre 1811 und
12. S. 89. tab. 5.
S. Hrn. Geh. Assist. Rath von Hoff in s. Magaz.
über die gesammte Mineralogie. I. B. S. 283. und
Hrn. Cüvier a. a. O.
B. Faujas – St. – Fond histoire naturelle de
la Montagne de St. Pierre de Maestricht. Par.
an VII. 4.
S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia
Veronese 1794. gr. Fol. und G. Graydon in den
Transactions of the Royal Irish Academy.
Vol. V. 1794. p. 281.
vergl. G. Cuvier et Alex. Brogniart Essai sur
la Geographie mineralogique des Einvirons de
Paris. 1811. 4.
Eine Art des Vorkommens das der gelehrte Mi-
neraloge Guettard bey fossilen Conchylien ganz
bezweifelte. s. Mém. de l'Acad. des scienc. de
Paris v. J. 1759. S. 204. 206.
S. Hrn. Prof. de Lüc's Briefe über die Geschichte
der Erde und des Menschen, I. B. S. 262 u. f.
S. Dess. neue in der N. G. des Nieder-Deutsch-
lands gemachten Entdeckungen. Frankf. 1768. 8.
tab. 1.
S. Wiedemanns Archiv für Zoologie etc. IV. B.
S. 1. tab. 1. und Karsten im Magaz. der Berlin,
naturforsch. Gesellsch. 3ter Jahrg. 19Quart. S 95.
Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac
lithophytis prodromus. Hamb. 1719. 4.
Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacri-
norum. Goett. 1784. 4.
Act. acad. Palatina T. III. P. phys. – Die
Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchi-
schen Petrefactenwerke T. I. tab. II. b. abgebildet
ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.
J. Jac. Scheuchzer herbarium diluuianum.
Lugd. Batay. 1723. Fol.
E. F. von Schlotheim Beschreibung merk-
würdiger Kräuterabdrücke und Pflanzenversteine-
rungen. 1ste Abthl. Gotha. 1804. 4.
Von einem überaus lehrreichen Stücke der Art, das
auf der Grube Dorothea zu Clausthal mitten im
Gange in 160 Lachter Teufe gebrochen und sich jetzt
in meiner Sammlung befindet, s. das Mineralien-
Cabinet, gesammelt und beschrieben von dem Ver-
fasser der Erfahrungen vom Innern der Gebirge.
S. 41 u. f.